Newsletter der Glassman-Lassalle-Gruppe

Nummer 12 | Dezember 2012 VIA INTEGRALIS

Liebe Leserinnen und Leser Meisterin wird man

Zu den nachhaltigsten Begebenheiten des Jahres durch die eigenen Schüler gehören für uns die Tage, die wir im Elias-Haus in Lettland verbrachten. Das kleine Meditationshaus, das Pfarrer Juris Rubenis und seine Frau Inga aufge- baut haben und mit grosser Sorgfalt betreuen, ist ein Bijou. Alles ist auf die Praxis der via integralis ausgerichtet. Es ist offensichtlich, dass Juris und seine Frau mit ihrem Angebot die via integralis in Lettland, aber auch in Litauen und bis nach Russland hinein einzupflanzen imstande sind. Unser dreitägiges Seminar konzentrierte sich auf die Themen Begegnung Ost-West, – Stadt des Friedens und Partnerschaft im Dienste der einen Welt. Wir waren tief beeindruckt von der qualifizier- ten Gruppe, die Juris aus seinem grossen Bekannten- kreis offenbar mühelos für diese Tage gewinnen konnte. Juris wird übrigens beim Treffen der Lehre- rinnen und Lehrer der via integralis Anfang Januar im Lassalle-Haus über seine Arbeit berichten. Auch die Zen-Linie konsolidiert sich. Beim letzten Lehrerinnen- und Lehrertreffen Mitte November Am 10. Juni 2012 hat Anna Gamma von Niklaus im Moment lebe. Hänge ich noch an der voran- konnten wir die Leitung der Lehrer-Sangha Anna Brantschen und Inka Shomei erhalten. gegangenen Begegnung, oder denke darüber Gamma übergeben. Ihr Anliegen ist es, unter ande- Im Folgenden geben wir einen Auszug aus ei- nach, worum es im letzten Gespräch ging, so ist rem die Identität und die Beziehungen untereinan- nem Interview von Martin Frischknecht in SPUREN das nicht zu schaffen. der zu stärken und – zunächst durch eine grössere wieder. Die Forderung radikaler Präsenz ist das grösste Konferenz – «Zen im Westen» zum Thema zu ma- Geschenk der Schüler an die Lehrenden. Es geht chen. Wir bleiben für die Weiterarbeit mit zu- Was bedeutet es für Sie, Zen-Meisterin zu sein? darum, mit offenem Herzen gleichsam empfan- ständig und stehen als Gründer und Älteste der Für mich ist es eine Bestätigung des Weges, den gend da zu sein, zu spüren, wo der Mensch ist, Zen- und der via integralis-Gruppe gerne beratend ich gegangen bin, und der Verantwortung, die der einem gegenübersitzt. Was braucht sie jetzt, zur Verfügung. ich seit einiger Zeit trage. Von daher wurde mit was sagt er zwischen den Worten? Dieser Nummer liegt eine Antwortkarte bei. Wir der Ernennung ein natürlicher Schritt vollzogen. möchten von Euch gerne Rückmeldungen zu unse- Nicht von ungefähr heisst die Feier Inka Shomei, Durch das Erlangen der Meisterschaft sind rem Newsletter bekommen, damit wir unsere Ar- was «Siegel der Bestätigung» bedeutet. In der Sie auch in die Selbständigkeit getreten. Nun beit der Koordination, Information und Motivation Vorbereitung auf die Feier ist mir klar geworden: steht niemand mehr über ihnen, an der oder besser wahrnehmen können. Bitte versäumt nicht, Zur Zen-Lehrerin wird man durch die intensive dem Sie sich orientieren könnten. uns Eure Meinung kundzutun. Schulung, die in der Übertragung durch einen Die Orientierung an den grossen Meistern bleibt Und noch etwas: Das Sangha-Treffen am 16. Juni Meister ihren Abschluss findet. Zur Meisterin auch nach der eigenen Ernennung fruchtbar, wie 2013 – die Versammlung aller, die im Zen und in der aber wird man durch die eigenen Schüler. Dieser auch wahre Freiheit erst in der Bindung gewon- via integralis unterwegs sind – ist eine gute Gelegen- Prozess findet insbesondere in den Einzelgesprä- nen wird. Pia Gyger und ha- heit, einander zu begegnen, sich auszutauschen und chen während der Zen-Retreats statt. Vertrauen ben im Lassalle-Haus im Auftrag ihrer Meister sich Gedanken zu machen über Ethik, das heisst wächst. Das Üben macht Fortschritte. So entsteht eine Linie begründet, um damit die Inkulturati- «Rechtes Tun und Lassen». Herzlich willkommen! ein heiliger Raum, in dem die Lehrenden zwar on des Zen im Westen voranzubringen. In die- ihre Schülerinnen und Schüler prüfen, selbst aber ser Linie sind wir bereits mehrere Lehrerinnen Eine gesegnete Zeit wünschen Euch von Herzen in der Meisterschaft geformt werden. und Lehrer. Der Rahmen der Zen-Retreats bezie- hungsweise die Rituale, die wir praktizieren, sind Können Sie mir dafür ein Beispiel geben? für alle gleich. In den Vorträgen unterscheiden Bei einem gut besuchten Sesshin kommen pro wir uns ganz wesentlich, weil wir verschiedene Pia Gyger Niklaus Brantschen Tag rund 45 Teilnehmende zum Einzelgespräch. Menschen sind. Das finde ich enorm spannend. Diese Menschen erwarten, dass ich ihnen exis- Wir leben die Verschiedenheit in der Einheit tenziell begegne. Das ist nur möglich, wenn ich ganz konkret. Auf den Spuren von Pater Lassalle – Studienreise nach Japan «Es ist nicht wichtig, ob ich lebe oder gestorben bin» Zur Erinnerung an Heidi Brauen (20. März 1945 – 14. Oktober 2012) Vom 6. bis 20. Oktober 2012 reisten dreissig Frauen und Männer unter der Leitung von Zen- «Unser Fotofundus ist et- Halle in Bad Schönbrunn. Im Lassalle-Haus gehörte frei, von einer lichten Kraft in meiner Mitte ge- Meister Niklaus Brantschen, Zen-Meisterin was mager! Heidi stand ja sie zur ersten Gruppe der Langzeitgäste und prägte tragen und geborgen. Zugleich sehe ich, wie ich Anna Gamma und Zen-Lehrer Dieter Warten- beim Fotografieren auch diese Tradition mit. Sie war gefragt als Assistentin an Menschen und Dingen festhalte, die mir über- weiler durch Japan. Die Reise führte in Tokyo, nicht gerade zuvorderst», und vermochte den Gong meisterlich zum Klingen haupt keinen Halt geben können. Völlig aufge- Kyoto, Hiroshima, Eiheiji, Obama, Kamakura schrieb uns Heidis Lieb- zu bringen. rüttelt und beglückt gehe ich zur Arbeit.» und Shinmeikutsu an Orte des Wirkens von lingsschwester Silvia, als «Der Weg der vergangenen Jahre erinnert mich an Hugo Enomiya-Lassalle und zu Tempeln und wir sie um ein Foto der 1995 schrieb Heidi in einem Bericht mit dem Titel ein Labyrinth, wo man sich immer wieder der Mit- Klöstern verschiedener Zen-Schulen. Die Begeg- Verstorbenen baten. Meine Erfahrung mit Zen unter anderem: te nähert, dann weggeführt wird zur Peripherie, nung mit Leben und Engagement Pater Lassalles Heidi stand nie im Rampenlicht, war aber stets prä- um von neuem die Reise nach innen zu beginnen.» und mit der reichen Kultur eines faszinierenden sent. Sie wählte «ledig» als Lebensform und arbei- «Seit Jahren bin ich auf dem Zen-Weg. Mein da- «Ebenfalls auf der Strasse nehme ich plötzlich Landes hat starke Eindrücke hinterlassen. Karin tete seit Jahren in ihrem Beruf als Ergotherapeutin maliger Entschluss war sehr spontan, von Krib- wahr, dass es überhaupt nicht wichtig ist, ob ich Grütter redigierte die Berichte von sechs Teil- nur so viel, dass ihr genug Zeit blieb für ihre Ver- beln und Herzklopfen begleitet, aber auch klar lebe oder gestorben bin. Eine tiefe Ruhe durch- nehmenden. wandten, für die Neffen und Nichten, die Grossnef- und ohne Zweifel.» dringt mich und bestätigt es. Ähnlich habe ich fen und Grossnichten. Und sie hatte die Musse, in «Während einer Morgenmeditation wird mir beim Tod von P. Lassalle empfunden. In einem Bild Es begann am Flughafen in Zürich, wo Niklaus der den vergangenen Jahrzehnten so regelmässig und klar, dass die Kraft der Meditation weiterwirkt in habe ich gesehen, wie er sanften Schrittes in eine Gruppe als Impuls das Leitbild gab: «Die Alltags- intensiv Zen zu praktizieren, wie wenige sonst. In der Welt, nicht nur für mich. Diese Gewissheit, andere Welt gegangen ist.» reise endet, der Weg beginnt.» Auf diesem Weg In der Kapelle von Shinmeikutsu, dem Zentrum von P. Hugo M. Enomiya-Lassalle. der Folge hat sie viel zur Entwicklung des Zen-Pro- dass auch ich etwas beitragen kann, erfüllt mich Niklauf Brantschen durch Japan habe ich «leibhaftig» erfahren, was gramms im Lassalle-Haus beigetragen. Sie enga- mit grosser Dankbarkeit und Zufriedenheit.» Friedensarbeit bedeutet: Eingebettet in die Ge- gierte sich bereits beim Aufbau des Zendo an der «Eines Tages öffnet sich auf meinem Arbeitsweg Traueradresse: meinschaft unserer Reisegruppe war es mir in ei- Leonhardstrasse in Zürich, dem Vorläufer der Zen- aus heiterem Himmel etwas in mir. Ich bin völlig Silvia Hadorn, Talackerstrasse 9, 8156 Oberhasli nem ungewöhnlichen Ausmass möglich, mich dem Neuen, Fremden in der japanischen Kultur zu öff- nen, den Menschen vorurteilsfrei zu begegnen, Wie ich mich als Zen Lehrer verstehe oder: Zen kennt kein Alter auf sie zuzugehen und Kontakte zu wagen jenseits von Worten, mit Gesten, Mimik, Zeichen. Ich fühlte Neun Jahre ist es her, seit Niklaus Brantschen Roshi sem Punkt in den Teisho und in den Einzelgesprä- mich manchmal wie ein Kind, das sicher aufgeho- mir die Lehrbefugnis übertragen hat. Es war schon chen im Dokusan besondere Beachtung. ben in der familiären Beziehung die Welt entdeckt ein wenig speziell, mit 74 Jahren diese anspruchs- Dabei kann auch ich als alter Mann von den frühen und das Gute anzieht. volle Aufgabe anzutreten. Zu jenem Zeitpunkt war Meistern noch viel lernen. Wenn ich mich zum Bei- Sylvia von Wallenberg Pachaly ich 47 Jahre verheiratet, und zu meiner Familie ge- spiel den ethischen Fragen von Meister Dogen stel- hörten fünf Kinder und sieben Enkelkinder. Glückli- le – «Ist dein Tun echt und schlicht, ohne Gier, ohne Auf einer intensiv erlebten Reise durch ein faszi- cherweise durfte ich von Anfang an auf die Unter- Anhaften? Tut es dir selber gut? Ist es auch gut für nierendes Land der Gegensätze führte uns die Das Leitungsteam (Niklaus Brantschen, Dieter War- Kubota Roshi, erster Nachfolger von stützung meiner Frau Alice zählen, die ebenfalls die andern?» –, bedeutet das stets aufs Neue eine Spurensuche nach Hiroshima. Die Stadt ist ein be- tenweiler, Anna Gamma) vor dem Kloster Hosshinji, Roshi, erläutert der Gruppe, was Zen mit «nicht ge- seit vielen Jahren Zen praktiziert. Herausforderung. wegendes Zeugnis dafür, wie die Bevölkerung Ja- wo P. Hugo M. Enomiya-Lassalle mit der Zen-Praxis boren» meint. Um es vorweg zu sagen: Ich erlebe mein Alter, Eine andere Anforderung hängt mit der Beziehung pans mit Katastrophen umgeht. Heute eine wich- begonnen hat. trotz allen unvermeidbaren körperlichen Ein- zu den Schülerinnen und Schülern zusammen, die tige Wirtschaftsmetropole, einst nur Schutt und schränkungen, als echte Bereicherung meiner Tä- sich meiner Begleitung anvertrauen. Ich weiss, Asche, Leid und Elend. Vor diesem Hintergrund Es sind nicht in erster Linie die Tempel und Anla- onszentrum in den Bergen, wo wir die letzten Tage tigkeit, sowohl für mich selbst als auch für die dass nichts machbar ist, dennoch frage ich mich ergreift mich tiefe Dankbarkeit und Bewunderung gen, die bei mir einen nachhaltigen Eindruck hin- verbringen. Auf der Reise erfahre ich Verbindung Frauen und Männer, die mit mir auf dem Weg stets: Gebe ich genug Ermutigung? Bin ich selber für Hugo Enomiya-Lassalle, der diese Katastrophe terlassen haben. Es sind jene Momente des Stau- zwischen Ost und West, buddhistischen Tempeln, sind. Der Altersdurchschnitt meiner Sangha-Mit- so achtsam, offen und respektvoll, dass auch die erlebt und überlebt hat, und der mit der Friedens- nens über alte Menschen, die Gartenlandschaften christlichen Kirchen und shintoistischen Schreinen; glieder liegt bei rund 55 Jahren, die jüngsten sind Mitübenden es sein können? Dass sie sich selbst kirche ein starkes Zeichen für den Weltfrieden, für ohne Fehl und Tadel mit Kamm und Bürste und zwischen dem eigenen Herzen, dem Herzen der annähernd 40, die ältesten über 80. und andere annehmen und die wahre Natur ihrer Versöhnung und Hoffnung gesetzt hat. Ich danke gebührender Konzentration pflegen. Gebückt käm- Gruppe und dem Herzen Japans. Alterslos fühle ich mich den Menschen verbunden sie über die engen Grenzen des logischen Denkens Existenz immer besser erkennen können? Niklaus Brantschen, dass er uns zu Pater Lassalles men sie Gräser und zupfen Unkraut. Es sind die Karin Grütter durch meinen Lehrernamen Mui no shin-nin «Wah- und Sprechens hinausführt und zusätzliche Fähig- Bei diesen Fragen erfüllt mich Dankbarkeit, weil letzter Ruhestätte führte. Begegnungen mit lachenden japanischen Frauen, rer Mensch ohne Rang». Der Ausdruck geht auf den keiten wie Intuition und transzendente Begabung ich eine Feststellung von Meister Dogen bestätigt Jürg Gautschi mit den Mitreisenden, die herzlich, anregend, be- «Es hört nicht auf, dass ich Sie störe.» Dies ist die grossen chinesischen Zen-Meister Lin-chi (japa- weckt. Und wie, als weitere Früchte des Weges, sehe: rührend und zugleich flüchtig waren. Ohne Anhaf- wörtliche Übersetzung des japanischen Ausdrucks nisch Rinzai) zurück, der jeweils zu sagen pflegte: persönliche Haltungen, die auch im Alltag wichtig «Wenn wir den Zen-Weg gehen, werden wir all- Japan, mon amour. Was diese besondere Reise tungen, würde es in der Sprache des Zen wohl heis- für «Entschuldigung», eines der ersten Worte, die «Erkennt ihr den wahren Menschen ohne Rang? Er sind, gestärkt werden: Die achtsame Wahrneh- mählich der tiefen Bedeutung unserer täglichen nach Japan auf den Spuren von Hugo Enomiya- sen. Die Erinnerung an die Sitzeinheiten mit ich auf unserer Japanreise kennenlernte. Diese Me- geht beständig durch die Pforten eures Antlitzes mung des gegenwärtigen Augenblicks und Quali- Handlungen gewahr. Die Zeit vergeht, aber das Lassalle bei mir ausgelöst hat, lässt sich auch Wo- Niklaus, Anna, Dieter und allen Mitsitzenden ist tapher steht für mich für japanische Höflichkeit und ein und aus. Er ist fisch-munter und quicklebendig, täten wie Selbsterkenntnis, Ausdauer, Konzentrati- Leben ist verwandelt…» chen nach der Rückkehr kaum mit Worten ausdrü- eine nachhaltige Quelle der Kraft. Wertschätzung, die ich an verschiedenen Stellen ohne Wurzeln und Stamm.» Es lohnt sich, darüber on, Entscheidungsfähigkeit, Gelassenheit. Und dann geht es uns gut. Ganz selbstverständ- cken. Vielleicht so: Es ist eine tiefe Faszination für Manuela Morson im öffentlichen Leben sowie in den Klöstern und zu meditieren, was Lin-chi so munter findet – und lich sind Alltag und göttlicher Urgrund nicht mehr das Land und die Menschen entstanden. Eine Art Tempeln wahrnehmen durfte. Beobachten konnte wo man es jederzeit antreffen kann. Es versteht sich von selbst, dass das Geschehen in Zweierlei. Das bringt einen besonderen Reichtum Liebe, die da ist, die verzaubert und die Seele strei- Es ist ein Lied, das mich auf der Reise sehr berührt ich aber auch eine ausgeprägte, hohe Disziplin im der Meditationshalle und im Einzelgespräch ele- in unser Leben – ohne dass wir ständig daran chelt. Eine Liebe, die sich nicht wirklich greifen lässt hat und das mich zuhause weiter begleitet: «Erd’ japanischen Miteinander. In einem Park fiel mir ein Als ich 1988 Zen-Schüler von Niklaus Brantschen mentare Teile der Übung sind. Zudem ist es mir ein denken müssten. und auch nicht fragt. Und gleichzeitig ist es kein und Himmel zu verbinden, bist gerufen du, oh Obdachloser auf, der sich auf eine Parkbank gelegt wurde, war ich von der Ganzheitlichkeit der Übung grosses Anliegen, dass die Erkenntnisse aus der «Die Zeit vergeht, aber das Leben ist verwan- Träumen und Schwärmen; der Blick ist wach, klar Mensch.» Wir singen es vor der Friedenskirche No- hatte. Seine Schuhe hatte er schön ausgerichtet vor fasziniert: Stille, Schweigen, Sitzen, Hören (Teisho), Stille-Übung in alle Bereiche des Lebens einflies- delt.» Diese Erfahrung wünsche ich allen Leserin- und präsent. Ankommen, staunen und aufgehoben bori-cho und im Peace Memorial Park in Hiroshima, der Bank platziert. Ähnlich ordentlich, wie wir un- konkretes Tun (Samu), Koan-Schulung und Alltag. sen. Zen soll sich im Alltag wohltuend und förder- nen und Lesern. sein im vertrauten Unvertrauten. Japan, ich komme auf der Schrein-Insel Miyajima und in Shinmeikutsu, sere Schuhe vor dem Zendo abstellen. Diese Elemente sind mir als Lehrer wichtig und lieb lich auf unsere Beziehungen, unsere Arbeit und Erwin Egloff wieder. der «Höhle des göttlichen Dunkels». Diesen Namen Klaus-Peter Wichmann geworden. Bei meinen Schülerinnen und Schülern Musse auswirken. Weil die Umsetzung in den All- Helen Maria Lehmann trägt das von Pater Lassalle gegründete Meditati- kann ich feststellen, wie der Weg des Erwachens tag aber nicht immer einfach ist, schenke ich die- Wie «integral» ist die via integralis?

Dieser Text beruht auf einem Vortrag zum Thema Der Ausdruck «integral» führt zu Jean Gebser 3. Bewusstsein – es ist inter-dimensional und hat «Die Bedeutung des integralen Bewusstseins für die (1905–1973), mit dem sich Hugo Lassalle und Pia ein Gespür für die Gleichzeitigkeit innerer und via integralis», den Hildegard Schmittfull beim letzten Gyger jeweils auseinandersetzten: «Integrales Be- äusserer Impulse (Synchronizität) – das die Gren- Lehrertreffen gehalten hat. wusstsein initiiert eine neue Epoche in der kultur- zen von Raum und Zeit überschreitet und die Spirituelle Ausrichtung setzt die Kenntnis spirituel- geschichtlichen Entwicklung der Menschheit. Es Wirklichkeit bereits mehr-dimensional wahr- ler und evolutiver Gesetzmässigkeiten voraus, so steht für eine im Geistigen verankerte Lebenshal- nimmt. dass wir verstehen, wohin wir uns entwickeln, und tung, welche physische, emotionale, mentale und 4. Bewusstsein, das mit der Wirkmächtigkeit geis- was unsere spezifische Aufgabe im grösseren Gan- spirituelle Aspekte des Menschen als gleichwertig tiger Welten (Feld-Bewusstsein) rechnet und das zen ist. Nach Teilhard de Chardin (1881–1955) anerkennt und integriert.» explizit spirituell ist. trägt das Leben in sich die Sehnsucht, sich selbst Die Zuspitzung der gegenwärtigen globalen Krise immer neu zu übersteigen. Es ist der göttliche zeigt, wie dringend die Überwindung des herrschen- Die via integralis will nicht einfach Wissen vermit- Geist, der alle Materie beseelt und zum Wachsen den egozentrischen und ethnozentrischen Denkens teln sondern ist der Weisheit verpflichtet: «Alles lockt. Teilhard formuliert drei Gesetze der Vereini- ist. Es gilt, den Sinn für die Menschheit, die Erde, Verborgene und alles Offenbarte habe ich erkannt, gung: den Kosmos zu entwickeln. Nach Ken Wilber sind denn die Weisheit lehrte es mich… Sie durchdringt 1. Vereinigung erschafft. Dort wo immer nur Vor- wir als «Ich eine Ganzheit und gleichzeitig ein Teil und erfüllt alles» (Weish 7,21ff). Weisheit möchte handenes bewahrt wird, kann nichts Neues ent- eines grösseren Ganzen. Wir stehen in Wechselwir- von innen her unser Leben erfüllen. Damit der Geist stehen. Jede Entwicklung ist an Vereinigung ge- kung von innen und aussen, von Ich, Du und Wir». erwacht, braucht es einen Verdichtungsprozess, bunden. In diesem Sinne bedeutet «integrales Bewusstsein» der den Sprung in eine neue Dimension erst er- 2. Vereinigung differenziert. Jedes Neue in der unter anderem: möglicht, und zwar als Intuition, Inspiration oder Evolution organisiert sich auf einer höheren Ebe- 1. Universales Denken, das eine tiefe Zusammen- Erleuchtung. ne: es ist komplexer und schafft grössere Komple- gehörigkeit von allem mit allem, von Mensch- Ziel der via integralis ist es, christliche Mystik in xität. heit, Erde, Kosmos empfindet und erfährt. Es ist Verbindung mit der Zen-Meditation zu einem 3. Vereinigung personalisiert. «Personal» meint gepaart mit einem grossen Mitgefühl und einer Schulungsweg für die Gestaltung modernen Le- hier die Entstehung eines Selbst-Bewusstseins, Liebe zur Vielfalt und zum Einen zugleich. bens werden zu lassen. Für Pia Gyger und Niklaus das in Beziehung(en) steht und sich selbst als Ein- 2. Bewusste Selbstentwicklung, die Körper, Seele, Brantschen war die «via integralis» ein zündendes heit erfährt. Geist zu einem Ganzen zusammenzufügen und Schlüsselwort, das sie auf ihrem persönlichen, in- Die via integralis ist aufgefordert, ihre eigene Weiter- zugleich das Unbewusste im Menschen aufzu- terreligiösen Weg realisierten. Dies ist auch für uns entwicklung immer wieder anhand dieser Dynamik decken (Schattenarbeit), zu transformieren und Herausforderung und Massstab. von Vereinigung und Differenzierung zu überprüfen. zu integrieren vermag. Hildegard Schmittfull

Der dritte via integralis-Lehrgang formiert sich Mehr als alles Denkanstöße aus Zen und Christentum Anfang November 2012 trafen sich zwanzig am Sitzen im Tagesverlauf und Lernpartnerschaften zwi- von Niklaus Brantschen SJ Lehrgang Interessierte zu einem Informationswo- schen den Einheiten erfuhren die Teilnehmenden chenende im «Fernblick». Dabei wurde ausführlich bereits etwas von der Art und Weise unserer Lern- Augenzwinkernd, aber über den Hintergrund der via integralis sowie über Kultur. Die Kursleitung (Hildegard Schmittfull, Bern- stets mit philosophischem Aufbau und Inhalt des Curriculums informiert. Im- hard Stappel und Regula Tanner) ist zuversichtlich, Tiefgang sind die pulse zu einem biblischen Schlüsselwort (Joh. 6) und dass auch im dritten Lehrgang eine gute und kraft- Betrachtungen des zu den Drei Kostbarkeiten Buddha–Dharma–Sangha volle Kursgruppe am Entstehen ist. Jesuiten und Zen-Meisters ergänzten das Programm. Durch das regelmässige Bernhard Stappel Niklaus Brantschen. Ein heiter-besinnliches Buch über Feste, Essen und Neuer Internet-Auftritt Trinken, Geld und Gott, Alter und Jugend, Hören Im Sommer 2012 wurde die Homepage der via in- Engagement in den vergangenen Monaten. Und und Sehen. Kösel -Verlag tegralis auf allen Ebenen «runderneuert»: inhalt- wir danken an dieser Stelle sehr herzlich Sylvia Lau- lich, technisch und gestalterisch. Die Erneuerung men vom Katharinawerk, die mit grosser Geduld war überfällig, da die Technik veraltet war und kei- und viel Sachverstand unsere Homepage aufge- ne Weiterentwicklung mehr zuliess. Weitere Verän- baut und all die Jahre betreut hat. Impressum derungen im vergangenen Jahr kamen hinzu: die Inhaltlich ist die Umstellung noch nicht ganz per- Erscheint im Mai und Dezember neue Leitung der Schule, die Aufnahme neuer Kon- fekt; ein paar Seiten warten noch auf ihre Überar- Herausgeber: Lassalle-Haus Bad Schön­brunn templationslehrer bzw. -Lehrerinnen, der Lehrgang beitung. Aber technisch ist der Probelauf bereits [email protected] und der Start des spirituellen Weges der Schlüssel- erfolgreich bestanden. Und es gibt bereits weitere www.lassalle-haus.org worte. All dies verlangt danach, nach innen und Ideen, die Internetpräsenz interaktiv und aktuell zu Redaktion: Niklaus Brantschen, Pia Gyger, aussen kommuniziert zu werden. gestalten. Es lohnt sich also, nachzuschauen unter Bernhard Stappel Die Homepage kann dank neuer Software künftig www.viaintegralis.ch. Für Rückmeldungen und Layout&Satz: Manuela Burkart von uns selbst gepflegt werden. Wir danken Harry Verbesserungsvorschläge sind wir sehr dankbar! Nachdruck mit Quellenangabe ­gestattet. Emmenegger und Erich Schlumpf für ihr grosses Bernhard Stappel © 2012 | Lassalle-Haus Bad Schönbrunn