Weltreligionen Und Säkulare Psychotherapie - Einflüsse Und Parallelen
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Aus der Psychiatrischen Klinik mit Poliklinik der Universität Erlangen-Nürnberg Direktor: Prof. Dr. med. Johannes Kornhuber Weltreligionen und säkulare Psychotherapie - Einflüsse und Parallelen Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg vorgelegt von Alexander Koch aus Aschaffenburg Gedruckt mit Erlaubnis der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Dekan: Prof. Dr. med. Dr. h.c. J. Schüttler Referent: Prof. Dr. med. J. H. Demling Korreferent: Prof. Dr. med. W. Sperling Tag der mündlichen Prüfung: 14.03.2012 Meinen Eltern Inhaltsverzeichnis: Seite: Zusammenfassung deutsch/englisch 1/3 1. Einleitung 5 1.1 Die Bedeutung des Religiösen 5 1.2 Verhältnis von Religion und Psychotherapie 8 2. Methodik und Struktur der Arbeit 10 3. Religionen und ihre psychotherapeutischen Elemente 12 3.1 Hinduismus 12 -Glaubensstruktur 12 -Lehre 13 3.1.1 Yoga 15 -Hintergrund 15 -Stufensystem 16 -Effekte 17 3.1.2 Autogenes Training als Parallele zum Yoga 20 -Herkunft und Prinzip 20 -Fremdsuggestion vs. Selbstsuggestion 21 -Körperhaltung 22 -Indikationen 23 -Die Grundstufe 24 -Höhere Stufen 25 -Details der Oberstufe 26 -Autogene Meditation 28 -Einordnung des AT 29 -Bekanntheit und Studienlage 31 -Methodische Analogien 31 3.2 Buddhismus 33 -Der Religionsgründer 33 -Lehre 34 -Buddhismus und Meditation 35 3.2.1 Zen-Meditation 37 -Geschichte und Überlieferung 37 -Meditation und Koan 39 -Zen und Psychoanalyse 40 -Zen in verschiedenen Lebensbereichen 41 -Kern und Proprium 43 3.2.2 Morita-Therapie 45 -Morita und die Psychoanalyse 45 -Indikation 46 -Behandlungstechnik 47 -Effektivität 48 3.2.3 Dialektisch-behaviorale Therapie (DBT) nach Linehan 49 -Zen in der DBT 49 -Religiöse Bezüge 50 -Prinzipien 51 3.2.4 Humanistische und Transpersonale Psychologie, Initiatische Therapie nach Dürckheim 53 -Integrative Bestrebungen und „neue Therapien“ 53 -Initiatische Therapie: Anspruch 54 -Indikationen 55 -Religiöse Anleihen und Bezüge 56 3.3 Judentum 59 -Erwähltheitsidee und Geschichte 59 -Die Schrift und ihre Lehrer 60 -Die Kabbalah 62 3.3.1 Das therapeutische Bündnis als Analogie der Gottesbeziehung 64 -Die Rollenverteilung in der Therapie 64 3.3.2 Die Psychoanalyse und ihr spiritueller Hintergrund 67 -Die Entstehung der Psychoanalyse 67 -Die Erben Freuds 68 3.4 Christentum 72 -Voraussetzungen und Geschichte 72 -Jesus als Psychotherapeut 74 -Schrift und Lehre 76 3.4.1 Der Beichtstuhl und die Couch 78 -Religiöse Nosologie 78 -Methodische Überschneidungen 80 3.4.2 Hiob und die Herausforderung der Psychotherapie 82 -Rechtfertigung Gottes und Umgang mit dem Leid 82 -Botschaft 83 3.4.3 Gebet, Exerzitium und kognitive Selbststeuerung 86 -Mindfulness 86 -Exerzitien und Erleuchtung 88 -Utilisierung des Zen als „säkulare Technik“ 90 -Protestantische Alternative 91 -Angrenzendes 92 -Gebet und Autosuggestion 93 -Kognitive Aspekte des Gebets 94 -Heilungsgebet und Charisma 95 -Wirksamkeit des Gebets 96 3.4.4 Gottesdienst und Gruppentherapie 98 -Psychologische Kategorisierung 98 -Zeugnis geben 100 -Teilhabe und Stellvertretung 102 -Menschenbild und Krankheitsmodell 104 -Predigt und geistliche Leitung 105 -Fest, Inszenierung und Dialog 106 3.4.5 Selbsthilfegruppen auf christlicher Grundlage: Anonyme Alkoholiker 108 3.5 Islam 110 -Geschichte 111 -Mohammed und der Koran 111 -Lehre und Ritus 113 -Praktische Religiosität und Seelsorge 114 3.5.1 Islamische Gelehrte und ihr Einfluss auf die Psychologie 117 -Mohammeds Ansichten als Grundlage 117 -Rhazes (ca. 864-932) 118 -Avicenna (ca. 980-1037) 119 -Al-Ghazali (ca. 1058-1111) 121 -Averroes (ca. 1126-1198) 122 3.5.2 Der Sufismus 125 -Tariqa, Derwische, der Sheik und die Initiation 126 -Analogien und Wirksamkeitsgrundlagen 127 -Botschaft und Sprache 128 4. Diskussion und Ergebnisse 131 4.1 Die untersuchten Religionen 131 4.2 Die gemeinsamen therapeutischen Elemente 134 -Versenkungsmethoden 134 -Andere Faktoren 135 -Zur religiösen Bezugnahme von Begründern psychotherapeutischer Methoden und „Schulen“ 135 -Religiöse Werte und Tugenden 137 -Tabelle „Religiöse Praktiken und psychotherapeutische Entsprechungen“ 140 4.3 Fazit und Ausblick 141 5. Literaturverzeichnis 143 6. Danksagung 157 1 Zusammenfassung Hintergrund und Ziele: Religionen und Psychotherapien in ihren verschiedenen Richtungen fußen zum einen auf verbindlichen geistig-theoretischen Lehrinhalten (z.B. Dogmen, Menschenbilder), zum anderen werden auf der Basis dieser Lehren praktische Anleitungen gegeben, wie dem Leid entgegenzuwirken, es ggf. zu ertragen, aber auch, wie das Leben „erfolgreich“ zu führen sei (Lebenshilfe). In „praktischer“ Hinsicht gibt es zwangsläufig vielfältige Überschneidungen, die bislang noch selten systematisch untersucht worden sind. Es erschien deshalb der Versuch lohnend, die fünf Weltreligionen (Hinduismus, Buddhismus, Judentum, Christentum, Islam) und moderne psychotherapeutische Verfahren daraufhin zu vergleichen, inwieweit Religionen „säkulare“ Psychotherapien beeinflusst haben, aber auch, welche Grundannahmen und Praktiken der Religionen sich ohne unmittelbare Beeinflussung in den Psychotherapien wiederfinden. Methoden: Die vorliegende Arbeit basiert auf Angaben relevanter Literatur, wobei angesichts der Fülle des Stoffgebietes eine - wenngleich umfangreiche - Auswahl im Sinne der Themenstellung getroffen werden musste. Die fünf Weltreligionen werden in Lehre und Praxis ausführlich vorgestellt und jeweils anschließend psychotherapeutische Methoden und Techniken beschrieben, die entweder explizit religiöse Inhalte in säkularer Form übernommen haben oder die religiösen Lehren oder Praktiken in auffallender Weise ähnlich sind, so dass von einer parallel-konvergenten Entwicklung hin zu „funktionierenden Prinzipien“ gesprochen werden kann. Ergebnisse: Einflüsse von religiösen Praktiken und Lehren auf neuzeitliche Psychotherapie bzw. Parallelen zwischen beiden, z.T. mit regionalen Schwerpunkten, finden sich in suggestiven Vorgehensweisen, kontemplativ-entspannenden Verfahren, der Erzeugung von Trance oder (selten) Ekstase, aber auch in kognitiv-behavioralen Techniken (z.B. „Umkehren, „anders denken“; Selbsthilfeorganisationen wie „Anonyme Alkoholiker“; Prinzip der Eigenverantwortung im Judentum). Besonders häufig und unmittelbar werden Anleihen aus dem Zen-Buddhismus entnommen (Dialektisch-behaviorale Therapie, Initiatische Therapie, Achtsamkeitstherapie). Die Analytische Psychologie von C.G. Jung 2 versucht, seelische Vorgänge mit Hilfe religiöser Symbolik (westliche und östliche Religionen) verständlich zu machen (z.B. „Amplifikation“ in der Traumdeutung). Individuelle und soziale Werte, die in allen Religionen eine zentrale Stellung einnehmen, spielen besonders in den sog. „Humanistischen“ Verfahren (Gesprächspsychotherapie nach Rogers, Logotherapie nach Frankl u.a.) eine tragende Rolle, halten aber generell vermehrt in die Psychotherapie Einzug. Begründer psychotherapeutischer Richtungen haben sich, unabhängig von ihrer eigenen Einstellung, immer wieder mit dem Phänomen „Religion“ auseinandergesetzt, auch Sigmund Freud, der Religion als „Illusion“ und „kollektive Neurose“ betrachtete. Praktische Schlussfolgerungen: Die Weltreligionen enthalten in Lehre und praktischer Ausübung eine Vielzahl von Inhalten und Techniken, die sich in psychotherapeutischen Grundprinzipien und Vorgehensweisen wieder finden. Dies legt den Schluss nahe, dass der therapeutische „Fundus“ der Religionen größer ist als es sich in den aktuell gängigen Psychotherapieformen darstellt. Die Beschäftigung mit Religionen (evtl. nicht nur den „Welt“-Religionen), etwa das Schriftenstudium der Buchreligionen (Judentum, Christentum, Islam) und das Studium religiöser Praktiken (Yoga, Meditation u.a.) lässt deshalb gängige Psychotherapieformen in größerem Zusammenhang sehen und erscheint geeignet, Psychotherapie um wertvolle, praktisch umsetzbare Einsichten und Wirkprinzipien zu bereichern. Zwar ist die spirituelle Botschaft der jeweiligen Religion vom psychotherapeutischen Auftrag klar zu trennen, jedoch ist eine „religiöse Anamnese“, unter dem Aspekt der individuellen Bedeutung des Religiösen für jeden Menschen, stets wünschenswert. Glaube und Religion können im therapeutischen Diskurs in geeigneter Form als Ressource utilisiert werden, jedoch bleibt dies in jedem Fall der Einstellung und Erfahrung des Therapeuten überlassen. 3 Summary Background: Religions as well as the various schools of psychotherapy are founded on agreed upon spiritual and theoretical contents (e.g. dogmas, images of humanity). Based on those teachings practical instructions are given to alleviate suffering, to cope with it and to lead a “successful” life. Such “practical aspects” are bound to be overlapping in some way, which has not been investigated yet. It seemed worthwhile to compare the five major world religions (Hinduism, Buddhism, Judaism, Christianity, Islam) to modern psychotherapeutic methods, asking if religions have influenced “secular” psychotherapies and if religious assumptions and practices can be found in the psychotherapies without explicit influence. Methods: The paper at hand is based on the relevant literature. However, considering the sheer abundance of works in the given area, a – still extensive - selection had to be picked. The teachings and practices of the five world religions are introduced in detail, whereupon psychotherapeutic methods and techniques are described that either have utilized explicitly religious contents in a secular form or that bear a striking