katharinawerk

ökumenische gemeinschaftmit interreligiöser ausrichtung katharina aktuell

Oktober 2010

Neue Macht

DieVerbindung vonMann und Frau bringt unsereKinder hervor. Familiäreund gesell- schaftliche Beziehungen sichernund gestal- tenunserLeben.Wir erkennenuns alsTeil un- serer Kultur,unseres Staates, vielleichtauch der Menschheitsfamilie,des Universums und der alles umfassenden göttlichen Wirklich- keit. Immer beeinflussen wir einander,obun- bewusst oder vorsätzlich, ob unbedachtoder strategisch.Niemand kann sich der Machtwir- kung unseres LebensinBeziehungen entzie- hen.

Auch dort, wo wir –scheinbar abstrakt –von struktureller Machtsprechen, gehtesumdie Gestaltung menschlicher Beziehungen.Unser Miteinander brauchtStrukturen und wirdge- stützt durch Regeln. Unser machtvoll gestal- tendes Machen ist lebensnotwendig.Das LiebeLeserinnen und Leser Machtlöst unterschiedlichste Erfahrungen «Wie» allerdings entscheidet,obunser Macht- und Gefühle aus.Zahlreich sind ihreSpielar- Mehr Einheit und Frieden auf gebrauch Leben fördertund bereichertoder ten. Beklagenswertfinden wir jene,die mit unserer Erde: dafür brennt Pia einengt,bedrohtund zerstört egoistischen Ansprüchen, rücksichtsloser Gyger,der wir dieses Heftzum Durchsetzung,Gewalt und Unterdrückung siebzigsten Geburtstag widmen. DieMachtJesu einhergehen. Auch vonder Machtder Dinge Wichtige Stationen ihres Lebens Jesus bejahte Strukturen: «Gebt dem Kaiser, ist oftdie Rede.Übt Geld oder ein Spielauto- verbinden wir mit einem Thema, wasdem Kaiser gehört» (Mt 22, 21). Doch mat, das flotteAutooder ein Modekatalog das ihr besonders am Herzen wenn nötig,heilteergegen alle Vorschrift Machtaus? Eher sindsie wohl Instrumente: liegt: die neue Macht. auch am Sabbatund betonte,dass Gebotefür wir wollen uns lebendig und machtvoll füh- den Menschen da seien und nichtdie Men- len.Und das wiederum hatzutun mit unseren schen für das Gebot (Mk2,27). Er wusstesich Beziehungen. eins mit seinem göttlichen Ursprung (Joh 10, 30), den er «Vater» oder liebevoll «Abba» Sibylle Ratsch, Machtund Beziehung nannte.Aus dieser Verbundenheit heraus Gemeinschaftsleiterin Machtist die Begleitmusik aller Beziehung! nahm er Machtwahr:nichtumder Durchset- Ihre schönsteMelodie klingt seit Anbeginn zung und des Rechthabens willen,sondernin der Schöpfung.Wie sonst hätten die «guten Achtsamkeit für den Fluss und die Heiligung Mächte»,die wir mit den Worten Dietrich Bon- des Lebens. hoeffers besingen, wie sonst hätteGottes Machtihren Ausdruck finden können in der Dafür konnte er heftig werden, Händler aus Gestalt der Liebe? Voller Sehnsuchtnach dem dem Tempel jagen oder «Hinweg mit dir,du Du fliesstder göttliche Urgrund über.Alles Le- Satan!» ausrufen. Diegängigen Bilder impe- ben istBeziehung. rialer Machtgestaltung vomalles bezwin- 1 Die neue Macht genden Sieger stellteerallerdings auf den Dazu brauchtesunseren wachsenden Sinn wird geboren Kopf. Sehenden Auges lieferte er sich der für die Erde und das Bewusstsein unserer Ein- in der Stille des Ohnmachtvon Demütigung,Folter und heit in aller Einzigartigkeit und Verschieden- Kreuzestod aus.Bei aller revolutionären Wir- heit. Ihrbegegnen wir in der «Stille,vor allem Herzens kung lehrte er Evolution: die Entfaltung un- Tun» –auf dem Wegder inneren Einkehr,den vor allem Tun. seres Lebens- undLiebespotenzials.ImLicht dieMystikerInnen aller Zeiten und Religionen PiaGyger seiner Auferstehung strahlt Machtauf als kennen. Wenn ich lerne,loszulassen, werde Wandlung durch Hingabe –die Machtradi- ich auf neue Weise machtvoll, «ein Werdewe- kaler Liebe im Sich-Einlassen auch und gera- sen, das vonder Egozentrik befreit,zuganz de auf das Dunkle und Unerlösteunter uns anderen Verhaltensweisen als anhin fähig Menschen. wird». Dann beginne ich «jene Seinsmachtzu entfalten, die immer mehr vonspielerischer Machtdes Herzens Freude und Schöpferkraftgeprägt ist» (PG). «Die neue Machtwirdgeboren in der Stille des Möge sich das Feuer der Liebe ausbreiten und Herzens vorallem Tun». So beschreibt PiaGy- Kraftentwickeln wie der Wasserfall auf unse- ger das,was unsereZeit dringender braucht, remTitelbild.Viele Bäche sind zur Flut gewor- denn je (PG, Maria, Tochterder Erde,Königin den. «Don’t push the river, it flows by itself», desAlls,Kösel 2002). Gemeintist damit weder sagteeinst der Gestalttherapeut Fritz Perls.So Fluchtund Abkehr vonallem Weltlichen,noch will ich mich dem Fluss des Lebensanvertrau- die Leugnung irdischer Macht. Wirsind Mit- en: achtsam in meinen Beziehungen und je schöpfer und Mitschöpferinnen Gottes.Jeder neu bereit zur Hingabe in Verbundenheit. Mensch trägt bei zur Weiterentwicklung von Menschheit und Erde «mit der Kraft, die ihm Sibylle Ratsch,ktw zugemessen ist» (Eph 4,16). Oder wie Teilhard de Chardin es ausdrückt: wir haben teil an der «Vergöttlichung der Welt» und werden uns dessen immer bewusster.

Pia GyGer

1940 geboren in 1991 Konzept zur «Spirituell-politischen 1969 Eintritt ins Katharina-Werk Bewusstseinsentwicklung» und Startder 1972–1976 Studium (Heilpädagogik und Internationalen PeaceCamps Psychologie IAP Zürich) 1992 Gründung einer dreijährigen Aus- 1976–1999 Zen-Ausbildung (Abschluss bildung zur «Spirituell-politischen Be- mit Dharma-Transmission durch Bernhard wusstseinsentwicklung der Jugend» Glassman Roshi; siehe Bild hinten) Gemeinsame Gründungen mit Niklaus 1976–1982 Gründung und Leitung des Brantschen SJ: Therapieheimes Sonnenblick 1995 Lassalle-Institut Zen.Ethik.Leader- 1982–1994 Leitung des Katharina-Werkes ship für Führungskräfte in Politik und und dessen spirituelle Erneuerung Wirtschaft 1986 Konzept zur Begegnung der Welt- 1999 Glassman-Lassalle-Zen-Linie religionen im Katharina-Werk 2003 «, offene Stadt zum 1989 Startdes philippinischen Projektes Erlernen des Friedens in der Welt» mit Gründung der «Green House School» 2003 Kontemplationsschule «Via Inte- (1993) in einem Slum vonManila gralis»

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Dasgrosse Ja

Im Namen unserer ganzen Gemeinschaft: Universaler Christus, herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag,lie- Du,der Du das Leben in mirbist, be Pia! Aufsieben erfüllteLebensjahrzehnte das mich zu Grenzerweiterungen schaust Du zurück. Sicher empfindest Du wie meines Herzens treibt. wir grosse Dankbarkeit für all das Segensrei- Dirübergebe ichmein kleines, che, das Du erfahren und bewirkendurftest, ängstliches und egozentrisches Ich. Die erde sehnt sich in unendlichvielen kleinen Schritten und Be- Verbrenne es in Deiner Liebe, nach dem Menschen gegnungen ebenso wie in den grossen muti- damit ich fähig werde, mit dem erwachten gen Unternehmungen, die nichtnur unsere aus Deinem ICH BIN zu leben. Gemeinschaftgeprägt,sondernauch viele Wandle meine Widerstände in jene Herzen, der weiss, andereMenschen inspirierthaben. totale Hingabe um, in der ich erkenne, dass er das all dass Dein ICH BIN mein ICH BIN ist. Du brennst dafür, dass jede und jeder zum ur- PiaGyger in sich trägt. eigenen Lebensentwurffindet,ihn entfalten PiaGyger lerntund so beiträgt zum Wachstum vonEin- heit und Liebe in der Welt. Anders ausge- lich getroffen habt,gehörtzudem, wasDuin drückt: dass wir erkennen, wasunsereWe- Deinem Leben ofterfährst und die «höhere sensbestimmung auf dem Planeten Erde ist. Choreografie» nennst. Dasgehtnur,wenn wir uns selbst in unserer Tiefefinden und die für uns stimmige Lebens- Spirituell und politisch form entfalten, ganz da sein können und dar- «Jerusalem –Open City forLearning World in unsereEinheit vonAllem mit Allem erfah- Peace» heisst das Unternehmen, dem Du seit renund leben. Wieanderespirituelle Lehrer/ Januar 2003 alle Kraftschenkst. Anfangs innen sprichst Du in diesem Zusammenhang sprachtIhr vom«UNO-Jerusalem-Projekt». vomErwachen –dem Erwachen des Herzens. Weltfrieden brauchtgebündelteKräfte,eine Weltgemeinschaftmit einem handlungsfähi- Grenzen erweitern gen Kopf. Engagiertfür dieses Anliegenbist Vielleichtkommen Dirdie nie enden wollen- Du bereits 1992 miteiner Gruppe unserer Ge- den Grenzerfahrungen in den Sinn.Sie haben meinschaftnach Riogereist,1996 dann erst- Dich je neu zur Grenzerweiterung gedrängt, mals zurUNO nach New York.Dein 2002 emp- Projektpartner in Jerusalem (v.l.): innenwie aussen. Allen Widerständen, Ängs- fangener Text weist nun auf die Schlüsselrolle RamiNasrallah (International tenund aller Mühsal zum Trotz! Nie hättest .Hier verdichtetsich das kon- Peaceand Cooperation Center), Du wohl gedacht, dass Du einmal ein Projekt flikthaftUngelösteunserer Menschheitsge- Shlomo Hasson (FuturaInstitute), auf globaler Ebene anpacken würdest. Zum schichte ebenso wie die Kraftder grossen Anna Gamma, PiaGyger,Niklaus Glück wurden Dirmutige WeggefährtInnen Friedensvisionen, die alle Völker und Religio- Brantschen (Lassalle-Institut) zur Seitegestellt, nen im Haus der Erde vereinen. Einmal mehr Niklaus,Anna und ist Dirklar:Frieden brauchtdie Verbindung später die Koope- vonSpiritualität und Politik. rationspartner in Jerusalem, Shlomo Radikal erschüttertwurdest Du 1990 beim Hasson und Rami Ausbruch des ersten Golfkrieges.Mitten im Nasrallah. Dass die ProgrammDeiner Vorbereitungen zur Ernen- beiden bereits als nung als Zen-Lehrerin durch Robert Aitken Judeund Palästi- Roshi in Hawaii haben Dich amerikanische nenser mit ganz TV-Sender mit dem Grauen eines mit High- ähnlichen Visionen Tech-Faszination dokumentiertenKrieges zusammen unter- konfrontiert.«Nicht für Krieg,sondernfür den wegs warenund Frieden üben»,schrie es in Dir. Daraus ist Dein IhrEuch schliess- Konzept zur spirituell-politischen Bewusst-

3 seinsentwicklung entstanden, dessen zehn Weiterbildungslehrgangs für junge Erwach- evolutivePrinzipien in «Mensch verbinde Er- sene,vorgestellt in Deinem Buch «Die Erde de und Himmel» (1993) veröffentlichtsind. ruft»(1996), sind noch immer hochaktuell.

Frieden üben, Zukunft bauen Dieneue erde Der1991 ausgebrochene Krieg auf dem Bal- DieFolgen der vomChristentum vorangetrie- kanmachte Deine Anliegen noch dringlicher. benen Kolonialisierunghaben Dich immer Gemeinsammit Anna Gamma initiiertest Du umgetrieben. Dass Du 1985 im Rahmen Dei- die Internationalen PeaceCamps,die wir seit- ner Zen-Ausbildung in Japan der philippini- her jährlich im Bildungshaus «Fernblick», un- schen Friedensaktivistin Mila Golezbegegnet serem 1986 vonDir eröffneten «Haus der Ver- bist,hatte nachhaltige Folgen. 1993 gründe- söhnung» in Teufen durchführen. Vorallem test Du die «Sister Pia’sGreen House School» jungeMenschen kommen,viele traumatisiert in Ibayo,einem Slum am Rande vonManila. durch Kriege und Krisen in ihrer Heimat. Oft Fast zehn Jahrelang warsie unser zentraler als «Feinde» angereist,lernen sie Schritt für Lernortfür die partnerschaftliche Begegnung Schritt, sich neu und heilsam zu begegnen. vonArm und Reich, Europa und Asien. DieSehnsucht nachFriedenund Gerechtig- Harterrungen warmancher Heilungs- und Kinder in Ibayo/Manila keit verbindet und setzt neue Handlungs- Versöhnungsprozess,den dieses nahe Mitei- möglichkeiten frei. Derbehutsam gestaltete nander herausforderte.Doch derspirituelle interreligiöse Rahmen lässt sie erfahren, dass Boden trug.Gemeinsam fanden wir Schritte, wir uns mit unseren unterschiedlichen Religi- unserer Erde ein neues Angesichtzugeben. onen nichtbekämpfen müssen, sondern Eine eigenständige «Katharina-Gruppe Phil- fruchtbar ergänzen können.Wiebeglückend, ippinen» ist gewachsen. Getragen vonder dass sich Teilnehmende der PeaceCamps vonDir entfalteten Spiritualität haben philip- zum Aufbau eigener Friedensprojektehaben pinische Frauen und Männer eigene spiritu- beflügeln lassen,sodass sich der im «Fern- ell-politische Projekteaufgebaut. Verstärkt blick» gelegteSame immer weiter ausbreitet. wurde dieser Prozess durch das vonDir be- gleitetedreijährige «Co-Creation-Schulungs- Hoffnung für Generationen Projekt» nach dem Todvon Mila Golez(2006). Die BaslerKonvokation der Kirchen Europas «Ich bin wichtig für unsereErde» beginnen für Frieden,Gerechtigkeit und Bewahrung der Kinder und junge Erwachsene nichtnur in Schöpfung (1989), ihreFolgeveranstaltung in Manila, sondernauch in anderen Regionen Seoul und nichtzuletzt die Teilnahme am neu für sich zu buchstabieren. UNO-Umweltgipfel in RiodeJaneiro(1992) Vor jedem steht sind wichtige Stationen Deines und unseres einheit in der Verschiedenheit das Bild des’ gemeinschaftlichenspirituell-politischenWe- AlsDu1977 den Auftragdes Generalkapitels ges.Inder Heimerziehung hatalles begon- was er werden soll; angenommen hast,unsereGemeinschaftspi- nen.Tief verbunden mit den Anliegen unserer solang er das rituell zu erneuern, gehörte es zu den wohl Gründungsgeneration ist es bis heuteDein nicht ist, mutigsten Schritten,uns als katholische Frau- innigstes Ziel, jungen Menschen Hoffnung engemeinschaftfür alle Lebensformenund ist nicht sein Friede und heilsame Perspektiven zu eröffnen. die Ökumene zu öffnen. Dass heuteZölibatä- voll. Unser Therapieheim Sonnenblick hast Du re,Paareund Singles,Frauen und Männer im Angelus Silesius 1976 mit einem neuen bis heutewirksamen Katharina-Werkgemeinsam unterwegs sind, Konzept eröffnet.Bis in den Nahen Osten zog verdanken wir Deiner tiefen Überzeugung, LaboRio21 seine Kreise,das 1992 ins Leben dass es entgegen aller traditionellen Vorstel- gerufene Projekt zur spirituell-politischen Be- lung keinen eigenen geistigen Stand der Voll- wusstseinsentwicklung für junge Menschen. kommenheitgibt. In jeder Lebensformund Die Ziele undArbeitsformen des dreijährigen unabhängig vonunserer konfessionellen und

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Denn von Zion kommt religiösen Beheimatung gilt es,dem Ruf der gehoben –ineiner Sprache,die Psychologie, die Weisung, göttlichen Sehnsuchtinuns zu folgen und zu- Theologie,modernePhysik und Politik auf rückzufinden in die Vollkommenheit,zuder hochspannende Weise miteinander verbindet aus Jerusalem kommt wir vonAnbeginn geschaffen sind.Soentwi- –und mit Deinem selbst gelebten Beispiel – das Wort des Herrn, ckeltest Du aus der klösterlichen Tradition der anregend,aufregend und ansteckend durch er weist die Nationen evangelischen Räteeinen Übungsweg für al- Deine grosse Leidenschaft. Wiebei unserer zurecht. le.DortmeintGehorsam an erster Stelle «We- Patronin Katharina vonSiena nährtsich Dein Dann schmieden sensgehorsam». Ausdem Hören auf unser in- Mut, Dichpolitisch einzumischen,immer wie- nerstes Wesen wächst das Bewusstsein unse- derneu aus innerer Einkehr und Deiner tiefen sie Pflugscharen rerVerbundenheit und aus ihm ein neuer Weg LiebezuChristus. aus ihren Schwertern. des Umgangs mit Macht. Berufenzur Fülle Man zieht nicht mehr DasZusammenleben in Verschiedenheit,die Viele weitereFrüchte Deines siebzigjährigen das Schwert … Einführung in die erneuerte Spiritualität,die Lebensgäbe es noch zu erwähnen, z.B.die Einübung neuer Nähe und kollegialer Formen und übt nicht mehr Deiner Ko-Kreativität mit Niklaus.Eine un- der Machtgestaltung forderte viel Arbeit für den Krieg … glaubliche Vielfalt leuchtetauf,die die nach- nach Innen. Zugleich gestaltetest Du das folgenden Artikel ergänzen und vertiefen alle Völker gehen Neuenach Aussen: Aufbau eines Info-Zent- möchten.Allesamtgeben sie Zeugnis vonder ihren Weg, rums,Offene Katharina-Abende,neue spiritu- grenzenlosen schöpferischen Kraft, die in jedes ruft elle Kursangeboteim«Fernblick» und in un- Dich einfliessen und mit Deinem Wirken Ge- seremHaus in Lucelle.Von Yamada Roshi er- den Namen stalt annehmen durfteund weiterhin darf. mächtigt,begannst Du dort1985 Deinen Weg seines Gottes an. Dies wärenichtmöglich ohne Dein grosses Ja. als Kontemplationslehrerin. Viele vonuns Nichtumsonst ist DirMaria so nahe,die mit Micha 4, 4–5 hast Du seither mitgenommen auf den Weg ihrem «Mir geschehe nach Deinem Wort»zur des Sitzens in der Stille. Wegbereiterin der Gottesgeburtinuns Men- schen geworden ist,zum «Leitbild der Neuen Christus,Herzdes Kosmos Schöpfung», wie Du es in Deinem Buch von Inspiriertund ermutigt haben Dich die evolu- 2002 entfaltest («Maria –Tochterder Erde,Kö- tive Theologie Pierre TeilharddeChardins und nigindes Alls.Vision der neuen Schöpfung».) Dein interreligiöser Erfahrungweg,der durch Dein tiefes Einlassen auf den Zen-Buddhismus Liebe Pia,Du hast uns Frauen und Männer des geprägt ist. Flammend brennst Du für den in- Katharina-Werks,viele Deiner LeserInnen,un- terreligiösen Dialog.Das hatsich in Deinem zählige KursteilnehmerInnen und spirituelle Konzept zur Begegnung der Weltreligionen,in SchülerInnen ermutigt,selbst aufzubrechen vielen Projekten unser Gemeinschaft–auch in in ein Leben derHingabe zur Fülle.Möge Gott Kooperation mit anderen Organisationen – Deinen weiteren Wegsegnen und behüten, niedergeschlagen, bis hin zum Interreligiösen auch und besonders in der mit so vielen neu- Meditationszentrum in Luzern,woDuheute en Herausforderungen verknüpftenEtappe lebst. Du spürtest,dass das,was Teilhardde Deines Älterwerdens.Dank sei Dirund Dank Chardin den Aufbau des Mystischen Leibes seiGott. Christi nennt, nichtmeinen kann, Menschen anderer Religionen zu bekehren,sondernden Sibylle Ratsch,ktw Friedensverheissungen des Propheten Micha in Verbindung mit HildegardSchmittfull,ktw zu trauen. Er schildert, wie alle Nationen ge- meinsam den «Bergdes Herrn»erklimmen: «alle Völker gehen ihren Weg, jedes ruft den Pia Gyger, Hört die Stimme des Namen seines Gottes an.» (Micha 4,5) Herzens, Werdet Priesterinnen und Priester der kosmischen Wandlung, Für Christinnenund Christen hast Du den 160 Seiten, ISBN 3466367263 Schatz unserer abendländischen Mystik neu 5 Gerufenzur Inspiration und Stärkung

Weihnachten1972. Der tisch, gleichberechtigt und partnerschaftlich junge Jesuit Niklaus Brant- zusammenzuarbeitenund so auf ein Modell schen feiertinRichterswil füreine institutionelle Gleichberechtigung in Gottesdienst mit den Mäd- Gesellschaft, Politik und Religionen hinzuwir- chen und Schwesternim ken. DieFrüchte unserer zölibatären Partner- Heimdes Katharina-Werks. schaftbleiben nichtaus.Miteinander wagen WasPia Gyger anschlies- wirinProjektehineinzugehen, die wir allein send sagt,ist ihm unver- nichtwagen würden.» gesslich: «Dusolltest weni- Zu den Früchtenzählt das 1995 gegründete ger über Gott und die Welt Lassalle-Institut für «Zen, Ethik, Leadership» predigen und mehr über unddie Glassman-Lassalle-Zen-Linie,inder Christus!» Christus ist der beide alsZen-Meister wirken. Einbesonderer Anfangs- und der Mittel- Schulungsweg für die Gestaltung des Lebens punkt ihrer Freundschaft in Kirche und Welt entstand in der Kontemp- und sie entdecken: Mann lationsschule ViaIntegralis.Das aktuellstege- und Frau sind da zur «ge- meinsame Projekt begann Ende 2002 mit ei- genseitigen Inspiration, nem inspiriertenTextvon PiaGyger:«…Jeru- Heilung undFreude». Ver- salem, du bist der Ort, an dem sich die alte wurzelt in ihrer zölibatären und die neueSicht, die alteund die neue Berufung und in der Zuge- Machtbekämpfen …Andir soll die Mensch- hörigkeit zu ihrer jeweiligen Gemeinschaft heit die alten Muster erkennen, um sie loszu- erfahren sie das auf besondereWeise.Sie lassen …» bringen geistige «Kinder» hervor. Gestützt vonder Professionalität des Lassalle- Niklaus erinnertsich: «Weisst Du noch, wie Instituts unterder Leitung vonAnna Gamma wir in den 1980er Jahren unsereVerschieden- Das neue Jerusalem undvernetzt mit der jüdischen und der paläs- heit und gegenseitige Ergänzung zu benen- braucht die Verbindung tinensischen Partnerorganisation vorOrt hat nen gelernt haben? Du bist ein ausgespro- sich das Jerusalemprojekt zu einem kraftvol- der männlich-weib- chen intuitiver, visionärer Typ; ich ein Empfin- len Netzwerkentfaltet. Ob es die politische lichen energie für dungsmensch. Du bist mir gegeben zu mei- Lobbyarbeit an der UNO ist oder eine weg- ner Inspiration und Weisung; ich bin Dirge- die Überwindung der weisende Konferenz,wie sie gerade in Jerusa- geben zu Deiner Stärke und Formung.Und planetaren Kriegs- lemstattfindet: den tragenden Boden bildet miteinander haben wir gelernt,uns nichtnur das,was und PiaGyger kultur… in unseren Schwächen und Grenzen anzu- «spirituelle Feldbildung» nennen. und neben dem einsatz nehmen, sondernauch in den Stärken. Es ist von vielen einzelnen ja leichtfür einen Mann, eine schwache Frau Sie wissen, dass sich die Vision voneiner ge- auch die tägliche zu akzeptieren. Du hast mich befähigt,Dich einten Menschheit nur im neuen Miteinander in Deiner Stärke zu lieben, und damit habe erfüllt,imgewandelten Umgang mit Macht, Hingabe von Paaren für ich Dir, wie Du sagst,«das grössteGeschenk» im Zulassen-Können vonEinheit,Einzigartig- den aufbau einer gemacht.» keit und Verschiedenheit. Es gehtumeine planetaren Friedens- neue Kultur der Ergänzung vonVölkernund «Weisst Du noch? Am Sonntag, 23. November Religionen und vonMann und Frau.Aufge- kultur. 1997 haben wir im Fernblick –inAnwesenheit wachsen in den patriarchalen Musternihrer PiaGyger vonAnna Gamma als Zeugin –die «Teufener Zeit sind sie Pionieregeworden für ein Pro- Vereinbarung» verabschiedet. Wirwollten jekt auf Weltebene,wissend,dass nur das,was nichtbei der personellen Partnerschaftste- Menschen unmittelbarerfassenund einüben, henbleiben,sondernuns auch auf eine Kultur global wirksam werden kann. der Partnerschaft und Gleichberechtigung vonMann und Frau verpflichten. Deshalb ei- Sibylle Ratsch,ktw nigten wiruns darauf,vermehrtund systema- in Verbindung mit Niklaus Brantschen SJ 6 katharinaaktuell

Hochzeit zwischen Ostund West

An einem heissen Sommernachmittag im Ju- rium offenbart, das allen Religionen zu Grun- ni 1996. RobertAitken Roshi sitzt würdevoll de liegt. Sie trägt dieses Lichtinsich… Sie ist inmitten der erwartungsvollen Sangha im an der Reihe,Täuschungen in Brand zu setz- Zendo des Lassalle-Hauses.Welche Worte tenund die alten Lehrer beiderTraditionen zu wirderwohl finden, wenn er PiaGyger nun verbinden. Sie ist an der Reihe,sich zu enga- nach längerem Ringen offiziell die Zen- gieren, mitten in den Geburtswehen der Lehrerlaubnis überträgt? Auch für ihn ist die Welt.» Ernennung ein mutiger Akt, denn bis anhin P. Lassalle,Yamada, Aitken und später auch warBedingung,dass seine Nachfolgerinnen Glassman Roshi warenüberzeugt,dass im Di- und Nachfolger erst einmal offiziell Buddhis- alog der Erfahrung der beiden grossen Tradi- tenwurden. Diesen Schritt hatsie,wie auch tionen, Buddhismus und Christentum, Neues, Niklaus Brantschen in Verantwortlichkeit für für die Welt Not-Wendendes entstehen wird. ihre Gemeinschaften,Katharina-Werkund Je- Glassman Roshi sprichtvon neuen Erdformen, suiten, nie vollzogen. Aitken Roshi beginnt: Yamada Roshi (hier mit Ehefrau) die durch diese Begegnungen gebaut wer- «Wodas Lichtherkommt, weiss niemand.» Es warein Wegbereiter für Zenim den. Diese mutigen Persönlichkeiten gingen folgt eine Zusammenfassung der Ahnenreihe Westen. Er ordinierte zahlreiche über die Grenzen der offiziellen Doktrin hin- in der Zen-Tradition, angefangen vonShaky- westliche Lehrer,u.a. P. Hugo E. aus und eröffneten neue,ungeahnte Möglich- amuni Buddha, den indischen, chinesischen Lassalle und P. Niklaus Brantschen. keiten. und japanischen Nachfolgernbis zu ihm,dem AltenLaien RobertAitken vonHawaii. Dann Wie hatPia Gyger den Auftrag, «die alten Leh- fährtermit erstaunlichen Worten fort und rerbeider Traditionen zu verbinden» umge- fasst zusammen, wasdie visionären Lehrer setzt? Zusammen mit Niklaus Brantschen ent- Yamada Roshi und PaterLassalle gesehen und wickeltesie Neues und liess die Hochzeit zwi- Der Meister erscheint, eingeleitet haben: schen Ost und West Wirklichkeit werden. Ge- meinsam gründeten sie z.B.die ViaIntegralis, wenn der Schüler «Hier erscheintjetzt PiaGyger,eine Braut eine kontemplativeSchule.Der Wegist Zazen, bereit ist. Christi, aus der Familie des Apostels Paulus, das Sitzen in Versunkenheit,wie er seit vielen Zen-Sprichwort der Hildegardvon Bingen und des Meister JahrhundertenimOsten geübt wird. DerKon- Eckeharts.Gefestigt in ihrer eigenenTradition text,Lehreund Studium, jedoch wirdbe- öffnetesie sich dem Licht, das über Koanstu- stimmtvon christlicher Mystik, vonTheresa v. dium und Erleuchtung der alten buddhisti- Avila, Johannes vonKreuz, Meister Eckehart, schen Lehrer überliefertwurde,ein Licht, das Johannes Tauler u.a. Und diese Schule blüht. ihrem christlichen Verstehen und Lehren Tie- Bereits sind über 20 Lehrerinnen und Lehrer fe und Perspektivegibt,indem es das Myste- ernanntund ein zweiter Ausbildungsgang begonnen. In derVia Integralis herrschtkein Synkretismus.Ganz im Gegenteil. DieUnter- schiedezwischen Buddhismus und Christen- tumwerden nichtaufgelöst,sondernklar und entschiedenhervorgehoben. Dort,woinder Verschiedenheit Berührung möglich ist,jadie Verschiedenheit sogar gefeiertwird, liegt das Ergänzungspotenzial, woraus das neue Be- wusstsein geboren wird.

Anna Gamma,ktw

2009: Zen-Lehrerin Anna Gamma (Mitte) mit PiaGyger Roshi und Niklaus Brantschen Roshi 7 Auferstehung aus der Ohnmacht

Menschheit,Erde, Kosmossind Lebensthe- Facetten menschlicher Ohnmacht men, die PiaGyger seit Kindheit in sich trägt Jede Kreuzwegstation bringt eine Facette und die sich fortlaufend in ihr weiterentwi- menschlicher Ohnmachtzum Ausdruck. Das ckeln. Wir, die Menschheit,müssen für unser Schweigen Jesu vorPilatus;Verleumdung; De- Überleben lernen, uns so zu organisieren, mütigung; die Ohnmachtdes versagenden dass wir zu einem geeintenund friedlichen Körpers; die Ohnmacht, Leiden eines gelieb- Organismus werden. Unser Handeln wirkt tenMenschen nichtverhindern zu können: sich auf die Erde und den Kosmos aus.Inden «Maria begleitet ihren Sohn nach Golgata. spirituellen Grundlagen für das Katharina- Nichts kann die Mutter tun,um den Kreuzweg Werk («Mensch, verbinde Erde und Himmel», ihres Sohnes zu verhindern. Nichts kann der Rex-Verlag 1993) scheibt PiaGyger: Sohn tun, um das Leid der Mutter zu lindern» (4. Station). Alldies trägt den Samen der Auf- «Die Menschheit der Gegenwartund der Zu- Maria-Christina Eggers,ktw erstehung in sich, nichterst im Jenseits,son- kunft kommt nicht um die Beantwortung der derntäglich –für den einzelnen Menschen, Frage herum, wasder Sinn des Planeten Erde die Menschheit,den Planeten Erde.Dafür ist im Universum ist,welches ihreBestimmung dreierlei nötig.Grundlegend: Jesus,der die im Plane Gottes ist. Jede kleinereSichtweise Ohnmachtradikal annimmtund in seinem ist am Detail fixiertund kann vondaherkeine Herzenerlöst. Dann: Maria, die einen neuen echtenAntworten auf die uns bedrängenden Umgangmit Machtlehrt. Sie ist Prototyp ei- Probleme geben. –Für Christen wirdsich die ner weiblichen Form der Macht, die sich mit eben genannte Frage noch ausweiten. Was der männlichen ergänzt zu einer Machtder bedeutetes, dass Gott auf der Erde Mensch Liebe.Sie erreichtverhärtete Herzen, bringt wurde? Welche Auswirkungen hatdie Inkar- Verweigerung zum Schmelzen. Und sie kann nation Gottes auf unserem Planeten für das Machtteilen,sie ermächtigt –ermächtigt uns. Jede sinnvolle Deutung ganzeUniversum»? So kommt es,dass die dritteKomponente des gibt Sicherheit. Jahrespäter empfängt sie einen inspirierten Aufstiegs wir selber sind.Anjeder Kreuzweg- Text,indem die Erde spricht: «Höremeine Jede sinnvolle Deutung station erscheintdie BitteanMaria, «Auge, Stimme,Sohn der Erde.Höremein Rufen, der Krise und des Ohr, Mund,Hand und Herzdes Friedens»: Tochterder Erde.Aus meinem Leib bist du «Durch deine Weihe ermächtige uns,Fürspre- Chaos, in dem geboren. (…) DasWortder Liebe,indem al- chende dieser Welt zu werden.» DieFürspra- Menschheit und erde le Milchstrassen,Galaxien und leeren Räume che ist weit gefasst. Maria, Königin des Frie- schwingen, in dem alle Ätherreiche atmen, sich befinden, dens,sprichtjedem die Machtzu, individuell, in dem alle Wohnungen der Lichtwesen gibt ermutigung zum aus der eigenen Lebensgeschichteheraus existieren,dieses Wort der Liebe ward durch grossen Ja, und mit der eigenen Begabung Wandlung zu mich, die Erde,Fleisch. In Jesus bin ich ge- bewirken. auch wenn wir nicht tauft.In seiner Liebe bin ich gesegnet.In sei- genau wissen, nem Geist werdeich zum Herzdes Univer- im Tiefpunkt die Wende sums.Wisse,alle Feindschaftist in seiner wohin der WeG Werden wir aktiv,kommtschnell die Frage auf Taufeaufgelöst!» uns führt. nach dem«Tropfen auf den heissen Stein.» So PiaGyger Wiefinden wir die Brückezwischen einer so schleichtsich das Ohnmachtsgefühl durch hohenBerufung und unserer Welt heute, vol- die Hintertür wieder ein. Hier berühren sich ler Krisen, Kriege,Ohnmachtund Machtmiss- der individuelle Wegund der Aufstieg der brauch? Welchen Wegkönnen wir gehen? Ei- Menschheit. Wasich als allzu kleinen Beitrag ne Antwort heisst:«Den Kreuzweg –gedeutet odergar als Scheiternerfahren mag,kann als Auferstehungsweg.» So formtsich in Pia dennoch dem Aufstieg der Menschheit die- Gygerder «Kreuzweg des Aufstiegs ins neue nen. DerKreuzweg des Aufstiegs ins Licht Licht» (Pia Gyger,Maria, Tochterder Erde,Kö- spiegelt vonder ersten bis zur letzten Station nigin des Alls,Kösel 2005). die Menschheitsentwicklung.Inder Mitte

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spitzt sich der Wegdramatisch zu.Ander kehr bringt uns in die Tiefeunseres Herzens, 7.Station erreichtOhnmachtihren Tiefst- in die zeitlose Zeit,das EWIGE JETZT.» punkt. Nichtnur die Ohnmachteines Kindes wirdhier genannt, sondernauch die Ohn- Unkehr in achtsamkeit machtGottes.Er, der der Menschheit den frei- Dasfeine Horchen auf die innereStimme,das en Willen gab,bindet sich so radikal an unse- Ernstnehmen unserer inneren Impulse lässt re Entscheidung für oder gegen das Leben, uns einschwingen auf die Tiefeunseres Her- dass er unser Schicksal teilt. Mituns steigt er zens.Damitwächst uns Machtzu. Nichtdie Vertrauen, Mut, Demut auf,oder er scheitertmit uns. Machteiner Funktion oder Rolle,sonderndie Macht, die sich aus der Stille nährt, aus der und Freude sind die EinBlick in die Welt lässt ahnen, dass es viel- Verbindung zum göttlichen Urgrund.Eine besten Orientierungs- leichtgerade diese Kreuzwegstation ist,an Macht, in der wir uns selber und unsereMit- hilfen beim Betreten der wir heuteals Menschheit stehen.«Jesus welt in Liebe erkennen und weise handeln. wirdzur OhnmachtGottes.Ererlöst in seinem des Neulandes. Sie istnichtdurch Haben definiert, sondern Herzenalle Ohnmachtdieser Welt».DieTür ist PiaGyger durch unser Sein.Sie verleihtnatürlicheAuto- offen.Wird uns eine tief genug greifende Be- rität. DieSeinsmachtkann auch Situationen wusstseinsveränderung,eine geistiger derOhnmachtertragen und verwandeln, so «Quantensprung» gelingen, der uns aus der wie Jesus in der OhnmachtamKreuz sein Krise führt? wirk-mächtiges Wort spricht: «Vergib ihnen, denn sie wissen nicht, wassie tun». DasHan- Vonder Ohnmachtzur Seinsmacht deln entspringt dann aus der Stille,dem Hor- DerKreuzweg endet nichtinder Ohnmacht. chen auf das Herzaller Herzen. Die8.Station verweist auf die Kraftdes freud- vollen Aufstiegs durch Umkehr.Esist die DerKreuzweg verbindet die grosse Vision mit Station der Bewegung und Bewegungsfrei- kleinen und alltäglichenSchritten und ver- heit. Sie lässt uns wissen: wir sind nichtfest- leihtihnen Würde.Ich horche nach innen und gelegt,niemals.Nichtauf Bilder,die wir von korrigieremeinen Kurs,wenn ich einen Miss- uns selber haben, nichtauf eingefahrene Ge- klang entdecke. Ich nehme meine Impulse auf wohnheiten und nichtauf unsereFehler.Le- und prüfesie,ohne sie mit einem «Das geht bensverneinende Verweigerung wirderlöst, nicht», «Dafür ist kein Geld da», «Das ist ge- auf persönlicher- und auf Menschheitsebene. sponnen» abzuwerten. Ich setzeKraft und In jedem Momentkönnen wir uns neu aus- Energie ein, das,was ich als zu mir gehörend richten. erkenne,zuentwickeln und zu entfalten.

Aber wonach richtenwir uns aus? Am Ende Wenn Umkehr gelingt,wirdOhnmachtüber- jeder Station begegnet uns Mariaals «Leitbild wunden. DieEvolution bekommtFlügel. Die des neuen Menschen». In dieser Eigenschaft neue Schöpfung,Geburtdes neuen Men- bitten wir sie: «Mit den Augen des Herzens schen in einer geeintenMenschheit bahnt lass uns erkennen…». Unser Herzkenntden sich ihren Weg. Davonzeugt der Kreuzweg Weg. des Aufstiegs ins neue Licht.

An der 8.Station heisst es:«Gewandelt in Mut Maria Christina Eggers,ktw zu JA und Aufbruch ist im Herzendeines Soh- nes jede Verweigerung zur Umkehr.Leben in Fülleheisst immerwährende Umkehr:Umkehr vonder Zerstreutheit zur Sammlung.Umkehr Maria-Christina Eggers,Pia Gyger, vomAbgespaltensein zur Einheit. Umkehr Aufstiegins Licht.Der Kreuzweg vonder Verweigerung zur Bejahung.Durch als Wegmeiner Verwandlung, Umkehrentstehtder neue Mensch. Durch Kösel 2009, ISBN 9783 466368235 Umkehrentstehtdie neue Zeit,denn:die Um-

9 Grünkraft:Symbol der neuen Macht

Gäbe es ein Symbol, das die «neue Macht» endlich zeigt,nenntHildegardvon Bingen vi- veranschaulicht? Wiekönnte es aussehen, riditas: Grünkraft! wassollteesauszeichnen,woranmüssteman Grünkraft ist das schönsteSymbol, in dem es erkennen? «Machtzuhaben ohne Gewalt- sich dieMachtder neuen Schöpfung zeigt. anwendung –das ist das Wichtigste, aber Grünkraft sorgt für Wachstum, lebendigen auch das Schwierigsteauf der Welt», formu- Austausch und Heilung.Sie ist die Schöp- O heilsamer Weg, lierte einmal die schwedische DichterinAstrid fungskraft,die alles durchströmt.Sie baut Ver- Lindgren. Die neue Machtrichtetihr Bestre- der kraftvoll sich bindungund Beziehung auf.Sie wirkt in der ben voller Entschiedenheit und Kraftdarauf, Bahn bricht! liebenden Vereinigung vonMann und Frau, nichtdie eigenen Interessen und den eigenen im werdenden Kind,inder Keimkraft des alles durchdringst Du: Willen durchzusetzen,sonderndarauf,andere Frühlings und im Herbst,der zur Reifeführt. die Höhen, die Tiefen, zu ermächtigen und gemeinsam Machtzu Istesdaein Zufall, dass diese Grünkraft von leben.PiaGyger schreibt:«‹Dein Wille gesche- den abgrund – Hildegardangerufen wirdwie eine Gottheit? he› ist ihreNahrung.Die Stärke der neuen Du fügest und bindest Für Hildegardist sie das Bild für die Kraftdes Machtentsprichteurem Durst zu dienen.» alles in eins ... Heiligen Geistes. Durch dich quillt Fliessendes Miteinander GeburtGottes in uns Dieneue Macht, die am Reich Gottes,amLeib aus der erde Ohne Mühe können wir die Grünkraft als Christi mitbaut,setzt auf Wachstum, auf Hin- das erfrischende Grün! Symbol für das trinitarische Geheimnis der gabe und Verbundenheit und nimmtsogarei- Hildegardvon Bingen Schöpfung begreifen.Alles stehtmiteinander gene OhnmachtinKauf,umdas Ganzeweiter in liebender Beziehung.Neil Douglas-Klotz zu bringen. Sie erscheintnichtimBild der Hi- schreibt: «Gesund sind diejenigen, die mit erarchie,sonderneher im Bild des Netzes Hingabe am Geist des Lebensfesthalten; was oderSchwarmes oder auch des Wurzelwer- sie hält,ist das kosmische Gesetz in allem,was kes, in dem sich Wärme,Energie und Lebens- leuchtetund emporsteigt.» säfte ausbreiten. Hingabe und fliessendes Miteinander zeichnen die Strukturen aus,in DasNeue will geboren werden und die Grün- der die neue Machtwirkenkann.Diese Macht, krafttreibt uns zur GeburtGottes in uns.So die sich verströmtund Wege sucht, bis sie sich kann PiaGyger sagen: «Übertragen in unsere Zeit heisst das: DieEvolution gehtimMen- schenweiter in dem Masse,wie wir unsere Angst vorden Mitmenschen, vordem Ande- renund Fremden verlieren,in dem Masse,wie wir unsereVerschmelzungsängsteüberwin- den und erkennen, dass jede echte Vereini- gung nichtzur Auflösung unserer Identität, sondernzugrösserem Bei-Sich-Sein führt. In dem Masse also,wie wir beziehungsfähiger werden, bewegt sich die Evolution der Erde durch uns in eine neue Stufehinein.»

Und dieGrünkraft?Sie machtalles lebendig und wirkt im Geheimnis der Auferstehung.Sie hatsich uns längst einverleibt. Sie wartet da- rauf,dass wir lernen wahr zu nehmen, wie sie in uns und der ganzen Schöpfung DA ist,um alles Leben aufAuferstehung auszurichten.

Lisa Wortberg-Lepping und NorbertLepping,ktw 10 katharinaaktuell

Hoffnung braucht neue Wege

Text vorstellte–voller Liebe zur Kirche und voller Hoffnung! Sofort spürte ich den ganz persönlichen Anruf: «Erneuerung vonKirche! Da musst Du mitarbeiten!» In der Gewissheit meiner priesterlichen Berufung hatteich be- reits Jahrezuvor eine Gruppe katharinischer Theologinnen und Theologen initiiertzur Fra- ge,wie Partnerschaftzwischen Frauen und Männerninunseren Kirchen gelebt werden kann. Jetzt brannte in mir der Impuls,nach Aussen zu arbeiten.

Im Jahre2000 waressoweit. Ich konnte mein Leitungsamtinder Gemeinschaftabgeben und konzentrierte mich nach einer Sabbatzeit aufdas Konzept «Hoffnung brauchtneue We- ge», einem dreijährigen Ausbildungszyklus mit dem Untertitel «Spiritualität und Kirche». Es sollteein Kurs sein, in dem die Schätzeun- sererchristlichen Tradition über Zugänge in derMystik,Theologie,Naturwissenschaftund Psychologie neu gehoben werden. Abschlusswochenende von «Hoffnung braucht neue Wege» «ErneuertMEINE Kirche im GeisteMarias!» Spiritualität und Kirche im September 2010 Welch eine Aufforderung hatPia Gyger da Inzwischenhaben wir das dritteMal die Wei- 1998 zusammen mit vielen anderen Sätzen terbildung im ökumenischen Team geleitet – innerlich empfangen! «EINS UND ALLES» BeatrixJessberger und Regula Tanner als nannte sie schliesslich den inspiriertenText, evangelische Theologinnen, BarbaraWalser der 2002 im Buch «Maria.Tochterder Erde,Kö- und ich als katholische Theologinnen. In un- nigin des Alls.Vision der neuen Schöpfung» serer Arbeiterfüllt sich etwasvon meiner veröffentlichtwurde. tiefsten Sehnsucht: Kopf,Herzund Körper sind angesprochen und aufgerufen, selbst Konzentriertund umfassend kommtdarin ei- Kirche zu sein und sich ganzheitlich mit unse- ne zeitgemässe mystische Spiritualität und renGlaubensgeheimnissen auseinanderzu- Theologie zum Ausdruck, traditionsgebun- setzen. den und postmodernzugleich. EINS UND AL- LES bestätigt einerseits das,woran PiaGyger Wirdurften erleben,wie der Kursprozess,in- schon seit Jahrzehntengearbeitet hat: die Er- spiriertdurch die Anstösse aus EINS UND SPiriTUaliTäT neuerung und Öffnung unserer Gemeinschaft ALLES, die Teilnehmenden verändert. Wir UND KirCHe als Teil der Kirche.Andererseits spornt der sind HüterInnender Glut. AlsGottes Mit-

4.–6.2.2011: Einführungswochen- Text nochmals ganz neu an. «Kirche» ist nicht schöpferInnen sind wir fähig,mitten in der ende zur dreijährigen ökumeni- das vielseits beklagteAuslaufmodell,sondern Krise das Wirken der Geistkraft Gottes zu er- schen Weiterbildung «Hoffnung strahlt auf als Institution, die ein Potential zur kennen, die uns sowohl in Sterbe- als auch brauchtneue Wege». Erneuerung in sich trägt,als Leib Christi mit in Geburtsprozesse hineinführt und uns zu Leitung: BeatrixJessberger, seinem grossen Schatz an mystischer Spiritu- Neuem beflügelt.Inder Raupe schon den Regula Tanner,NorbertLepping. alität. Schmetterling sehen! Diese Perspektiveha- Referentin: HildegardSchmittfull. be ichvon PiaGyger gelernt,die in jeder Kri- Ort: Fernblick in Teufen bei inspiriertdurch «eins und alles» se den Samen für das Neue erkennen konn- St.Gallen, 0041(0)71 335 09 19, Ich war1998 dabei, als PiaGyger in einer klei- te und sich für die neue Gestalt schenken www.fernblick.ch nen Gruppe katharinischer Mitglieder den liess. 11 Trotz all der Hörtdie Stimme des Herzens Integralis ist für mich selbst zur kostbarsten irrtümer, Fehler, Eine wichtige Ergänzung finden unsereKurse Perlegeworden, um an der Erneuerung von trotz aller Schuld in den jährlichen Exerzitienwochen, die Pia Kirche mitzuarbeiten. Nach dem ersten Aus- Gyger, Theres Bleisch und ich mittlerweile bildungsgang haben PiaGyger und Niklaus der Kirche: seit zehn Jahren durchführen. «Seid Prieste- Brantschen dieVerantwortung für die Ausbil- ich liebe sie! rInnen der kosmischen Wandlung» ist in An- dung an BernhardStappel und mich übertra- Sie ist für mich die lehnung an den Untertitel des vonPia Gyger gen.Mit vielLust und Freudeführen wir gera- sichtbare Gestalt 2006 veröffentlichtenBuches «Hörtdie Stim- de den zweiten Dreijahres-Zyklus durch. me des Herzens» zu einem tiefen Anruffür der Wirklichkeit Alle drei Projektehaben sich aus Samen ent- viele Menschen geworden. Aufder Basis des faltet,die PiaGyger gelegt hat. Sie haben auf Christi. allgemeinen Priestertums öffnen sie sich als je eigene Weise das verbindende Ziel, unser PiaGyger «Priester/in der kosmischen Wandlung» in ih- menschliches Potential zu entfalten und zu remLebensalltag nichtnur für Vertiefung der entdecken, wie wir beitragen zum Aufbau ei- eigenen Transformationsprozesse,sondern ner neuen Kirche und Welt. Dasdurfteauch auch dafür,mitzuhelfen, dass unser kollekti- ich erfahren. Meine Kompetenzen haben in verÜbergang aufeine möglichst humane Art den Projekten ihr Gefäss gefunden. In ihnen weitergeht. erfülltsich meine Berufung. Dievon PiaGyger und Niklaus Brantschen 2003 gegründeteKontemplationsschule «Via HildegardSchmittfull,ktw

Strahlender Herzensglauben

BeiNiklaus Brantschen begann Hildegard DenDharma-Namen hatihr PiaGyger zuge- Schmittfull 1987 ihren Wegals Kontemp- sprochen und bei der Transmissionfeier erläu- lations- und Zenschülerin. 1989 setztesie tert:«Cho-Shin …Das Wort Shin stehtim ihn bei PiaGyger fort.2005 wurde sie von Herzsutra für Herz…Inder Kombination mit beidenMeisternzur Kontemplationsleh- Chosteht der Name für strahlenden Herz- rerinder ViaIntegralis ordiniertund im Ju- glauben.» Wiepassend für HildegardSchmitt- ni 2010 erhielt sie die Transmission zur full, die mit ihrer Herzensleidenschaftschon Zen-Lehrerin in der Glassman-Lassalle- so viel in undüber unsere Gemeinschafthin- Zen-Linie.Damit ist HildegardSchmittfull aus bewegt hatund bewegt. autorisiert, andereMenschen in der zen- Auch Dieter Wartenweiler wurde im Juni buddhistischen Koan-Schulung zu beglei- frisch ordiniert, so dass die Glassman-Lassal- ten. Und sie kann vertiefen, wasihr als le-Zen-Linie mit PiaGyger Roshi und Niklaus Mitleiterinder KontemplationsschuleVia Brantschen Roshi nun neun Lehrerinnen und Integralis im Zusammenspiel mit den Lehrer umfasst. Herzlichen Glückwunsch den beidenGründernbesonders am Herzen beidenfrisch Ordinierten, ihren Dharma-El- liegt: die Entwicklung eines christlichen tern und der ganzen Zen-Familie! Einweihungsweges mit biblischen Schlüs- selsätzen. Sibylle Ratsch,ktw 12 katharinaaktuell

Inspiration, Heilung und Freude

weder durch Verleugnen noch durch Schuld- zuschreibung vorder Auseinandersetzung mit unseren eigenen dunklen und verletzten Seiten bewahren können.

Manche Schwierigkeiten in unserer Bezie- hung sind nichtnur auf unserem «Mist» ge- wachsen, sonderngehen zurück auf «alteGe- schichten» und kollektive Traumata (z.B.Ge- schichte der Familie,des eigenen Landes,der patriarchalen Matrix unserer Kultur), die buchstäblich «in unseren Knochen stecken». Sie sind wieeingraviertinunsereZellen und Organe.Wir tun gut daran, sie zu erkennen und daran zu arbeiten,wenn nötig auch in ei- ner Therapie.

«Decktauf,aberverlierteuch nichtin alten Verletzungen!» WasPia Gyger in den 80er und 90er Jahren Gabriele Geiger-Stappel (Ärztin spürte und ahnte,ist in den letzten 10 Jahren und Psychotherapeutin) und Wirgreifen im folgenden Beitrag einige Wor- durch die Neurowissenschaftenbestätigt BernhardStappel (Theologe und te vonPia Gyger zum Thema «Mann und Frau» worden (vgl. Karl-K. Madert, Trauma und Spi- Spitalseelsorger) mit ihren beiden auf,die für unsereBeziehung wichtig gewor- ritualität,Neuropsychotherapie und die trans- Töchtern. den sind. personale Dimension. Kösel2007). Kurz ge- sagt:DieErfahrungen,die wir vonklein auf im «Mann und Frau –zur gegenseitigen Verlauf des Lebensmachen, sind in unserem inspiration, Heilung und Freude berufen» Körper gespeichert. Dasgilt für Freude und Dieser Satz ist ein Mitbringsel voneiner Be- Glück ebenso wie für Verlusteund Verletzun- gegnungs-Reise im Januar 1999 nach Ibayo, gen. DieKörperzellen und Nervenbahnen einem Slum im philippinischen Manila. Pia «wissen» sie auf ihreArt und beeinflussen von Gygerund Niklaus Brantschen hielten dort daher unsereVerhaltensmuster.Aber auch ein interkulturelles Seminar zum Thema dies: unsereZellprogramme und Reaktions- Mann-Frau. Über Monate warenwir vondrei muster sind überformbar und können neue Worten wie elektrisiertund konnten nicht Erfahrungen aufnehmen. Sie sind in der Lage aufhören,darüber zu sprechen: Inspiration, zu «lernen»,bis ins Alterhinein. Dabei spielt Heilung und Freude! Ja, das wares, wonach die tragende Liebes-Beziehung eine zentrale wir suchten; wir durften es schon in unserer Rolle.Sie wirkt nichtnur auf unsereSeele hei- Beziehung erfahren und wollten es auch in lend,sondernauch auf die neurobiologische Zukunftmiteinander LEBEN! Seither ist dieser Struktur unseres Körpers.Leib und Seele sind eiNFaCHGöTTliCH: Satz für uns zum Leitbild für unsereBezie- eins.Und genau darin liegt für unserepersön- DreiMaleiNS hung geworden. liche Entwicklung als Mann und als Frau die FÜr’S leBeN Chance, dass wir ein Leben lang miteinander Jedoch, es warnichtsoeinfach. Wirmachten und aneinander wachsen und reifen. Jahreskurs mit fünf Wochenenden wie anderePaareauch die Erfahrung,dass die zur Einübung ganzheitlicher zwischenmenschliche Nähe in einer Bezie- Wiekönnen wir dem gerechtwerden? Wenn Spiritualität im Umgang mit hung die seelischen Schatten zum Vorschein wir dabei stehen bleiben, uns als Opfer zu se- Macht, Besitz und Sexualität. bringt.Wir kamen nichtdarum herum,die un- hen, kann Neues nichtwirklich wachsen. Das Beginn: 25.–27.2.2011. ausweichlichen Konflikte und schweren Tage gehtnur,wenn wir die alten Gedanken von Katharina-Werk, siehe Impressum. durchzustehen und zu lernen, dass wir uns Konkurrenz und Machtstreben,Besser-Wissen 13 undGehabe ablegen und durch «neues» mit tung und Erwachen gehtweit über das phy- dem Herzenverbundenes Denken ersetzen, sikalisch-optische Phänomen hinaus: Es geht gerade in der eigenen Partnerschaft. um die Erleuchtung unserer Herzenund um das Sichtbarwerden und Durchscheinen der Oftkorrigieren wir uns gegenseitig,wenn Christus-Wirklichkeit in unserer Beziehung als eine(r) vonuns noch die «alteSprache» be- Mann und Frau.Dann beginnen wir gemein- nützt und «Altes», das uns belastet,oder De- sam aus dem grossen ICH-BIN zu leben. fizite,unter denen wir leiden und stöhnen, beschwörenwill. Der«Sprung in der Platte»– Wirdürfendas «LumenChristi» in die Zellen welches Paar kenntihn nicht? In solchen Mo- unseres Körpers «hineinatmen», vorallem da, Wir müssen unsere mentenkönnen wir uns gegenseitig uner- wo sie verwundet sind und krank. Wirsind sexuelle energie müdlich und liebevoll darauf aufmerksam überzeugt,dass «Auferstehungdes Fleisches» steigern und nicht machen, die Spuren des «Neuen» zu entde- schon in diesem «Leib» an uns geschehen will. cken, sie konkretanzusprechen und durch Nichtso, als ob wir es «machen» könnten. Sie unterdrücken, das Aussprechen in unserem Leib zu veran- kann beginnen, wo wir uns auf das Lichtdes doch wir müssen kern. Auferstandenen einlassen. DerKörper und darauf achten, seine Bedürfnisse verändernsich. Er wird in welche Kanäle «Freut euch, der Menschheit durch zwar älter,aber auch sensibler, durchlässiger wir sie lenken. euregeheilten Verletzungen zu dienen!» undimmer mehr zum Resonanzkörper für die Dann rückt Heilung in den Bereich des Mög- geistigen Prozesse,indenen wir stehen. Wir H.K. Iranschär lichen. UnsereKreativität kommtneu ins erleben es als Mann, als Frau verschieden, Fliessen! Und da jeder vonuns nichtnur Indi- aber auch gemeinsam. Dasschliesst Krank- viduum,sondernauch Teil der Menschheit ist, heit undSchmerzennichtaus sondernein! bedeutetunsereHeilung ein Beitrag zur Hei- Zeitweise stösst uns ja der Körper mit hefti- lung desGanzen.DieHeilung der Menschheit gen Symptomen ins «Neue»! und der Erde geht nur mit,nichtohne uns. Atme und sei Lumen Christi! Seit wir das bes- Dashaben wir vonPia Gyger gelernt.Sie ser verstehen, gehörtdas Gebet zumAufer- nenntes: Feldbildung! standenen Christus zu unserem Morgenritual, Eine entscheidende Hilfeund Unterstützung jeden Tag. Gibt es eine vornehmere«Beru- erfahren wir durch den Zen-Weg und die ge- fung» für uns als Paar? Wirbrauchen einander meinsame Kontemplation, die wir seit Jahren undhalten uns in dieser täglichen «Arbeit». Begegnung – praktizieren. Das«Alte»übergeben wirjeden Skulpturvon Eugène Renggli Morgen beim Sitzen dem anwesend verbor- «Die neueForm der anziehung zwischen genen Christus; es wirdinder Stille gleichsam den Geschlechtern wird vonlust und kompostiert, im Körper geläutertund «durch- Freude an der entfaltung des menschli- gearbeitet». Das«Neue» zeigt sich mit der chen Potentials geleitet sein.» Zeit,vielleichtleise und unscheinbar,aber Es wärezukurzgegriffen,würde sich das,was spürbar in dem Masse,wie wir liebesfähiger unsgegenseitig lockt und «anzieht», auf die werden. körperliche Begegnung in der Sexualität be- schränken.Immerhin,die Kommunikation un- «atme lumen Christi! serer Körper ist Nahrung für den Beziehungs- Seilumen Christi!» alltag,und wir durften leibhafterfahren, wie DasLichtChristi wirdinjeder Osternachtbe- auf diesem Wegder Vereinigung auch phy- sungen,wenn die neu entzündeteOsterkerze sisch neues Leben entsteht.Die beiden Kin- sinnenhaftvermittelt,wie das Dunkle erhellt der,die uns geschenkt wurden,sind heuteer- werden kann –esist Ausdruck der ganz neu- wachsen und gehen ihreeigenen Wege.Dies en Qualität vonLeben,die der Auferstandene miterleben zu dürfen, machtuns glücklich. Jesus am Ostermorgen der Menschheit ge- Wirsind uns bewusst,dass dies nichtallen schenkt hat. LICHT als Ausdruck vonErleuch- Paaren geschenkt ist.Umso wichtiger ist es zu 14 katharinaaktuell

liebt einander, wie ich euch geliebt habe. Joh13,34

sehen, dass unsereBeteiligung an der schöp- Gebet ferischen Kreativität Gottes viel weiter ge- Auferstandener Christus,Herzder Welt,dir spanntist,und noch manche «Inkarnation» weihe ich an diesem Tag, meinen Körper,mei- auf uns wartet. ne Seele,meinen Geist. aUFBaU DeS Das, wasuns heuteaneinander attraktiv er- NeUeN JerUSaleM Lass Ursache,Wirkung und Ausrichtung all scheint, sind neben den äusseren Attributen meines Denkens,Fühlens und Tuns in dir sei- vonMännlichkeit und Weiblichkeit neue Ei- Es ist Zeit! nen Anfang nehmen und in dir seine Vollen- genschaften, die uns in den gemeinsamen Wirlösen die alten Muster und dung finden. Verletzungen auf,die den Kampf Jahren geistig und seelisch zugewachsen der Geschlechterbestimmt sind,durch die wir uns als einzigartig erfahren AveMaria, Gebärmutter der Lichtmaterie, in haben.Wirfinden neue Wege der und ergänzen dürfen. Z.B.wenn wir uns in deinem Schutz begrüsse ich heutealle für Partnerschaftvon Mann und Frau. Momentender Not aufeinander verlassen mich notwendigen Kräfte der Transformation Es ist Zeit! können; wenn wir uns gegenseitig zu Schrit- und der Erweckung aus der Illusion der Ge- Wirwandeln die Sprache der Ri- ten«ermächtigen», zu denen wir alleine nie trenntheit. den Mutgehabt hätten; wenn die Reibung valität und Unterdrückung in eine Wandle die vielen luziferischen Neins,die sich Sprache des Respekts und der Er- unsererVerschiedenheit in spielerischer Er- während Äonen in der Materiemeines Kör- mutigung.Wir heilen alle Verlet- gänzungEnergie erzeugt; und wenn im ge- pers gebildet haben,in dein Grosses Ja. zungen, die im langen Neben- meinsamen Tunfast wie vonselbst Neues und Gegeneinander der Ge- entsteht, das es zuvor nichtgegeben hat. Lass die Wandlung und Reinigung meines schlechterentstanden sind. Körpers,des Körpers der Menschheit und des Wirerfahren etwasinunserem Leben von– Es ist Zeit! Planeten Erde schonend geschehen. wie könntenwir es besser ausdrücken –«Neu- Wirbeenden das patriarchale Verhalten der abrahamitischen er Schöpfung» (vgl.2Kor 5,17).Unddas macht Lass alle Unreinheit und Verletzung im Zell- Religionen und bitten: wesentlich heuteunser Glück aus.Ein kurzer gedächtnis meines Körpers,imZellgedächt- gegenseitiger Blick mag genügen,um die Re- nis der Menschheit und der Mutter Erde in Gott Abrahams,Isaaks und sonanz zu diesem Erfahrungsweg «in all un- bejahende,heilende und freudige Kraftge- Jakobs,der Du den Menschen nach Deinem Bild erschaffen hast, serenZellen» zu spüren. wandelt werden. ermächtige uns zur Partnerschaft Maria,Gebärmutter der Lichtmaterie, schütze Gabriele Geiger-Stappel,ktw im Dienstedes Neuen Jerusalem deine Menschheit und deinen Planeten bei und der Welt. … BernhardStappel,ktw neuen Hochzeit zwischen Geist und Materie. PiaGyger und Niklaus Brantschen PiaGyger 15 Entdeckungen im Keller

Letztes Jahr waresauch bei uns soweit: das Fremdheit so leichtinEnttäuschung,Angst BerufslebengingzuEnde,der Umzuginein odersogarHass umschlagen kann. kleineres Haus stand bevor,und meinem Mann und mir warklar:wir müssen uns tren- VomSpiel zum Kampf nen vonvielen alten Dingen.Schwierig wurde Und so entstehen all die Beziehungskriege es,als ich begann, eifrig alles in den Keller zu und Machtkämpfe, in denen die Methoden transportieren, wasich für entbehrlich hielt, und Waffen reichhaltig sind,von kleinen und mein Mann entdeckte, wie gut und schön Scharmützeln über messerscharfe Wortehin und unentbehrlich das und jenes doch sei. zu lautemStreit,Erpressung,Druck, Guerilla- und Rosenkrieg in unzähligen Varianten. Wirstaunten: nach 40 Jahren Ehezeigtesich, Manchmal bleibt es beim humorvollen Spiel wie verschieden unsereVorstellungvom mit der Macht, manchmal müssen wir einse- schönen Wohnen war. Anfangs nahmen wir es hen,dass dahintertiefereDifferenzen stehen. mit Humor;ich malteden Kramladen aus,in dem mein Mann am liebsten wohnen würde, Seit jeher begegnet uns Machtkampf als vor- weil er nichts loslassen könne,erschilderte herrschendes Mittel zur Lösung vonKonflik- das kahle Zimmer,indem ich auf dem Boden ten. Daszeigt sich bereits im 1. Buch Mose (3, Gott schuf die sitzen würde,weil man weder Sofas noch Bü- 15.16), wo der Mann zum Herrn über die Frau Menschen nach cher noch Bilder zum Leben wirklich brauche. erklärtwird. Doch funktionierthat das nie. Auch die Frauen haben ihreWaffen perfekti- seinem Bilde; Diekleine list am anfang oniert, und der Krieg ging auf vielen Ebenen als Mann und Frau Doch dann ertappteich mich dabei, wie ich weiter.Insofernliegt in der grossen Verunsi- schuf er sie. begann, mitList heimlich Dinge verschwin- cherung über die Rollen vonMännernund Genesis den zu lassen, wie ich Verbündetesuchte für Frauen in unserer Zeit auch eine grosse Chan- meine Vorstellungen, kurz,wie ich die ersten ce:zum Einen wirddas Problem bewusst,und Waffen zum Kampf aus dem Arsenal holte. zum Anderen kann jedes Paar auf der Suche Und mir wurde plötzlich bewusst, dass wir an nach angemessenen Konfliktlösungen etwas einem harmlosen Beispiel gerade durchspiel- beitragen zu denneuen Musterndes Zusam- ten, wie rasch aus einer ungelösten Frage ein menlebens,die auch auf globaler Ebene nötig Machtkampf werden kann. Reflexartig und sind. unbewusst geschiehtdas meist und zunächst nichteinmal bösartig. abrüstung und Verwandlung DerersteSchritt dazu ist,dass wir wahrneh- Es ist ja auch nichteinfach,damit umzugehen, men lernen, waswir tun und warumwir es dass zwei Menschen gegensätzliche Lebens- tun. Dann gilt es,Wege zur Lösung zu finden. muster und Bedürfnisse haben. Zugleich Und dasheisst vorallem: verstehen lernen, kommenwir in jeder Beziehung an den Punkt, immer neu.Dabei lernen wir auch uns selbst wo wir entdecken, dass wir in wesentlichen neu verstehen, unserePrägungen, Grenzen, Dingenverschieden fühlen und Ängste, aber auch unsereGaben.Dann ahnen handeln, und dass es Bereiche wir, wasLiebe bedeuten kann: annehmen der gibt,indenen wir uns fremd Realität,auch des Fremden und Dunklen; bleiben,ein Rätsel uns selbst nichts fordern, auch keine Wandlung; zurück- und dem Anderen,vielleichtso- stecken können,ohne es als Opfer zu empfin- gar unheimlich. Und je mehr den, weil man nichtmehr Angst haben muss, wir uns nach Einheit und Har- seine Identität zu verlieren. Mein Mann und monie sehnen, destoschmerz- ich haben unser neues Haus inzwischen be- licher oder kränkender trifft zogen und ein wertvolles neues Land ent- uns diese Einsicht. Dasgilt be- deckt im Umgang mit unseren Unterschieden. sonders für die Beziehung zwi- schen Mann und Frau,inder die AngelikaSylla, ktw 16 katharinaaktuell

Organisationsstrukturen im Dienst der Evolution Vereinigung differenziert

grösserem Bei-sich-Sein. Diesen Grundsatz wolltesie in der Therapiestation überprüfen.

Ihre Hauptfrage war, welche Strukturen schaf- fendie besten Bedingungen,damit unterden Mitarbeitenden grössereNähe und damit mehr psychisch-geistige Vereinigungen mög- lich werden.DieStrukturen und entsprechen- de pädagogischeElemente sollten den Wand- lungs- und Entwicklungsprozess der Mitar- beitenden unterstützen. Zunächst wurde die hierarchische LeitungsformzuGunsten einer kollegialen Leitung aufgegeben. DasAr- beitsteam,das bis anhin vorwiegend aus Mit- schwesterndes Katharina-Werks bestand, stelltesie möglichst pluralistisch zusammen, 3Millionen Lichtjahrevon der d.h. Menschen mit verschiedensten Weltan- Erde entfernt entstehen aus der PiaGyger hatteverschiedene herausragende schauungen trugen gemeinsam die Leitungs- MolekülwolkeNGC 604 neue Lehrer.Einer der wohl prägendsten für ihr Le- verantwortung.Der leitende Psychiaterpro- Sterne (Bild: NASA). ben und Arbeiten warbereits tot, als sie ihn phezeite, dass das visionäreKonzept bald ein- über eine Veranstaltung der Universität Basel mal auch das Katharina-Werktransformieren kennen lernte.Drei Professoren,namhafte Na- würde.Wie Rechtsollteerbekommen! Aus tur- und Geisteswissenschaftler,luden in den der katholischen Frauengemeinschaftist in- frühen 70er Jahren zum Thema «Das Welt- zwischen eine ökumenische Gemeinschaft undMenschenbild Pierre TeilharddeChar- geworden. dins» ein.Teilhards evolutiveSichtder Entste- Diekollegiale Leitung liess sich damals von hung des Universums und der Entwicklung folgenden Grundhaltungen leiten: des Menschen faszinierte die junge Zuhöre- · «Erlernen vonTransparenz, d.h. Erlernen ei- rin. Seine mystische Schau des Universalen nes Kommunikationsstils,indem die persön- Christus traf sie ins Herz.Hier warein Mensch, lichen EinstellungenzuWertenund Normen vondem sich PiaGyger im Tiefsten verstan- transparentwerden. den und inspirierterlebte. Es solltenichtal- · Erlernen vonToleranz, d.h. Einüben der Be- lein bei dieser Betroffenheit bleiben.In diesen reitschaft, trotz Verschiedenheit um eines ge- Vorlesungsstunden wurde ein Same gelegt, meinsamen Zieles willen echte Kompromisse der aufgeblühtVieles und Viele in Bewegung Unser aller Haus, die zu schliessen bringen sollte. erde, muss ganz neu · Erlernen vonkonstruktiver Konfliktlösung gestaltet, die räume PiaGyger sprach öfters davon, dass der Auf- d.h. Erlernen der Fähigkeit,Spannungen und müssen neu eingeteilt trag des eidgenössischen Justiz- und Polizei- Konflikte auf konstruktiveWeise auszutra- departements,den Sonnenblick in Kastanien- gen.» und bewohnt werden. baum als eine Therapiestation aufzubauen, DieLeitlinien, die damals die Zusammenar- PiaGyger ein Glücksfall für sie war. Ihrwurde so mög- beitimSonneblick prägten, sind heutenoch lich, das Konzept einer Institution ganz auf hochaktuell. Überall, wo Menschen das Zu- die Grundlage vonevolutiven Prinzipien zu sammenleben nach solchen Prinzipien aus- stellen. Teilhardbeschrieb die Grundtriftder richtenund dabei Erde und Menschheit im Evolution als differenzierende Vereinigung. Blick undimHerzenhaben, tragen sie zur po- Waseinst in Atomen und Molekülen begann, sitiven Entwicklung des evolutiven Prozesses gehe heuteinund durch den Menschen wei- auf unserem Planeten bei. ter. EchteVereinigung,soTeilhard, führenicht zur Auflösung des Personseins,sondernzu Anna Gamma, ktw 17 Nicht gegen den Fehler kämpfen

«Nichtgegen den Fehler, Alsich im Therapieheim Sonnenblick mit Ju- sondernfür das Fehlen- gendlichen arbeitete, habe ich den Satz oft de». Diese «Grundregel» ergänzt,indem ich formulierte:«...für das Feh- des vonihr hoch geachte- lende und für dasVorhandene da sein!» Dazu tenHeilpädagogen Paul Paul Moor:«Und wirerkennen,dass wir offen- Moor (1899–1977) kon- bar nichtnur danach fragen dürfen, wie die kretisierte PiaGyger in «Entwicklungshemmung» zu verstehen sei, vielen Formen, u.a. im sonderndass wir auch und erst rechtverste- Konzept des vonihr 1976 hen müssten, wasrechtund in Ordnung ist, gegründeten Therapie- wasangesundem und senkrechteminneren heims Sonnenblick in Kas- Aufbau vorhanden ist und wie dieses Gute zu tanienbaum. unterstützen wäre, damit es nichtmehr stö- rende Formen annimmtund Meister wird «Für das Fehlendeda über das Versagende.» sein»: In der Erziehung, gerade in einem Thera- Paul Moor gehtesumeine –heutewürde pieheim,gehtesdarum, man sagen –«ressourcenorientierte»Haltung, «Fehlendes» im Innern wenn er betont, dass die «Bekämpfung der oderÄusserneines jun- Ursachen» vonVersagen nichtgenügt,son- gen Menschen zu stärken. derndass «...der Erzieher vonder inneren Si- Dieser Aspektwirdvon tuation des Kindes und vorallem vonseinen Therapieheim Sonnenblick Paul Moor betont, wo er positiven Möglichkeitenergriffen sein muss, vomAufbau des «Inneren Haltes» sprichtund wenn er Aufgabe und Verheissung soll zeigen dem zentralen Anliegen, diesen zu unterstüt- können.» (Paul Moor,Heilpädagogik, Bern, zen. «Dasein» für das Fehlende können wir 1965). selber auch in unsermeigenen Innernbzw.in den äussernBedingungen unseres Lebens. Maja Pfaendler,ktw

Heile,wandle

Wasfür ein Perspektivenwechsel? Alsich Pia Heiliger erzengel Michael, Gygers Variation des Michaelsgebets kennen- beschirme uns im Kampfe, lernte, ist es mir eingefahren: NichtVernich- beschützeuns gegen die Bosheit ten, Zertretendes Bösen (wie im alten Gebet) und die Versuchungen des Feindes. ist Ausdruck der MachtGottes,sondernHei- ihmmöge Gott gebieten, lenund Verwandeln! Jetzt «verstehe» ich das so bitten wir –Duaber, Hinabsteigen Jesu in das Reich des Todes als Fürst der Himmlischen Heerscharen, Wegder Heilung des kältesten Bösen und des wollest den Satan tiefsten Dunkels.Dortbrenntnichtdas Feuer und alle anderen bösen Geister, der Rache,sonderndas Feuer der ohnmächti- die zum Verderben der Menschen gen Liebe Gottes,die die kalteMachtdurch- und der erde umhergehen, liebt. Und ich? Manchmal, wenn angesichts mit Gottes Kraftumwandeln zynischer Gewalt in mir der Hass aufwallt,be- und zur anbetung führen. tetesinmir:Heile,Wandle! Variation im Michaelsgebet Hans-Jakob Weinz,ktw vonPia Gyger 18 katharinaaktuell

Kompetenz durch Scheitern

Ich erinneremich mit ein bisschen Beschä- zu begegnen.So konnteich mit der Überwin- mung,wie schlagfertig ich als junge Frau war. dung der eigenen Angst und ihrer Abwehr all- Manchmal wardas witzig,oft aber überwog mählich ein besonderes Gespür für die Ängs- der aggressiveTon. Mirwar damals nichtbe- te und Abwehrformen anderer Menschen wusst,dass ich mit meiner Wortgewalt andere entwickeln. ich glaube, dass sehr verletzen konnte und auch verletzt habe. auch unsere Fehler In mirwar eher das Gefühl, ich müsse aufpas- DieMachtzudienen und irrtümer nicht sen, dass mirniemand zu nah käme.Erst die Auch Paulus kann uns viele Einsichtenschen- vergeblich sind, direkteKonfrontation eines Kollegen: «Was kenfür den Umgang mit Machtund das Los- du gerade gesagt hast,tut mir weh» –er- lassen eigener Machtansprüche (mit denen er und dass es Gott nicht schrecktemich und wecktemich auf.Ich hat- selbst lebenslang zu ringen hatte). Schon die schwerer ist, mit ihnen te ihm nichtwehtun wollen, warmir meiner Initialgeschichte demonstriert, dass er regel- fertig zu werden als mit Aggressivität nichtbewusst. Langsam ent- rechtvom hohen Ross fallen musste, um unseren vermeintlichen deckteich, dass sie meiner Angst vordem Va- Christus mit seinem Auftraganihn zu erken- terentsprungen warund dass ich diese Angst nen (Apg 9).Immer wieder kreist sein Denken Guttaten. auf alle Männer übertragen hatte. In dem darum, wie Christus mit seiner Botschaftvon Dietrich Bonhoeffer Mass,wie ich die Angst vormeinem Vaterver- derlebendig machenden Liebe Eingang fin- lor, verwandeltesich auch meine Einstellung den könnte in das Leben derGemeinden,–al- zu Männern. so in unser Leben – und wie Neuorientierung und Ausrichtung auf Christi Geist möglich VomKernschatten zur Kernkompetenz wird,»denn das Trachtendes Fleisches ist DiedirekteKonfrontation mit dieser Seitein Feindschaftgegen Gott…..Ihraber seid nicht mir warzuerst sehr schmerzlich, denn sie vomFleisch, sondernvom Geist bestimmt, da passtesogar nichtinmein Selbstbild.Mir ja der Geist Gottes in euch wohnt» (Röm 8, wurde dabei aber auch klar,wie gernwir uns 8+9). Ich möchte hier «Fleisch» übersetzen «schöner»machen,als wir sind,weil wir unan- mit «alteMuster» wie im obigen Beispiel ge- genehme Eigenschaftenanuns gar nichtaus- zeigt. halten und erst rechtnichtjenem Schmerz Jesus selbst lebteimBewusstsein der Voll- begegnenwollen, der hinterdiesem Schutz- machtund einer absoluten inneren Freiheit, gebäude liegt. PiaGy- wenn er sich als den geliebten Sohn des Va- ger nenntdiese Ab- ters bezeichnet.Er zeigt uns,worin die höchs- wehr den Kernschatten, te,die eigentliche Machtbesteht: In der Frei- der –gewandelt –zur heit zu dienen, wie etwa im Beispiel der Fuss- Kernkompetenz wird, waschung oder im Annehmen der Liebe einer vorausgesetzt,wir fin- Freundin,die kostbares Nardenöl an ihn «ver- den einen Weg, uns mit schwendet» (Joh12,3). der dahinterliegenden Wunde zu konfrontie- Wirmüssen hie und da an unsereGrenzen renund auszusöhnen. stossen,um zulassen zu können,dass Christus Gerade das Scheitern– in uns wirksam wirdmit seiner alles umfas- oftverbunden mit Ge- senden Liebe,die auch Vergebung ermög- fühlen vonScham und licht. Wenn Gottes Geist in uns wohnt, oder Ohnmacht–enthält die anders ausgedrückt,wenn Christus unser Le- Chance, bisher nichter- ben beflügelt,lernen wir die neue Macht, die kannte Seiten in uns zu Machtder Liebe,die uns ermöglicht, uns erkennen, sie zu integ- selbst und anderen grosszügig,humorvoll rieren und damit uns und liebevoll zu begegnen. und anderen mit mehr Verständnis und Liebe Katharina Burgdörfer,ktw 19 Spiritueller Impuls für den Alltag

ihrseid das Salz der erde «Wenn das Salz seine Kraftverliert, womit kann man dann noch salzen? Es taugt zu nichts anderem mehr,als weggeworfenund zertretenzuwerden» (Mt 5,13).Oftumkreiste ich dieses Bildwort. Dazu drängten sich zwei andereSalzworte auf:«Jeder wirdmit Feuer gesalzen werden» und «Habt Salz in euch und haltet Frieden untereinander» (MK 9,49 f).Das Bedenkenswerte am Salz ist,dass es nicht salz- oder kraftlos werden kann. Es sei denn, es handelte sich um das verunreinigteMisch- salz der armen Leute. Dies wurde durch Fäul- nis ungeniessbar und wurde weggeworfen.

reinigung und Würze MitSalz wirdgewürzt,gereinigt,konserviert. Es peppt jede Suppe auf.Ohne Salz in der Für unserechristliche Lebenspraxis finden wir Suppe unseres LebenswirdManches schal.Im ermutigende Impulse in der Bergpredigt. Salzwortwerden die Anwesenden direkt an- Grundsätzlich ist sie eine Botschaft, die von gesprochen: sie sind Salz der Erde! Zwei Be- der umfassenden Liebe Gottes zu uns durch- deutungen sind möglich:Salz aus/von der Er- drungen ist. Eine unglaublich einfache,je- de und: Ihrseid das Salz für die Erde,das die doch universale Anweisung zeigt einen «gol- Erde braucht. Kraftund Energie gehen verlo- denen Lebensweg»auf:«Behandelt eureMit- ren, wenn die «Bodenhaftung» fehlt. iMPreSSUM menschen in allem so,wie ihr selbst vonih- nen behandeltwerden wollt» (Mt 5,12). Für ich bin Salz mich erschliesst sich dieser Satz im Tiefsten Herausgeber: Ebenso gilt,dass Kraftund Energie nie nur für im Dreiklang der Liebe: die Liebe zu sich Katharina-Werk sich selbst ist, sondernimmer für andereoder Holeestr.123, CH-4015 Basel selbst,die zum Nächsten –die explizit und das andere:Denn Menschheit und Schöpfung Telefon: 0041-(0)61-307-23-23 nachdrücklich die Feindesliebe einschliesst www.katharina-werk.org sind «Erde». Alle sind Salz mit der je eigenen (Mt 5,43) –und die Liebe zu Gott. Redaktionsausschuss: zugemessenen Kraftder Erde. Sibylle Ratsch (Leitung, [email protected]), Wegweiser fürs alle ich bin Salz vonder erde, Katharina Burgdörfer,Norbert Eine machtvolle und aufmunternde Lehre. Sie ich bin Salz für die erde. Lepping,Heidi Rudolf,Hans-Jakob ging zu allen Zeiten den Christen mitten ins Weinz, Lisa Wortberg-Lepping Mantra-ähnlich übend bin ich mit diesem Herz. Auch mir,jelänger und je mehr ich sie Fotos: Satz unterwegs: Zunehmend spüreich, wie zu leben versuche. Jaap van’t Veen, flickr(S.1), Kraft, Feuer undMachtinmir gestärkt werden NASA und R.Tuellmann/CfA (S. 17), Mich berührtimmer wieder,wenn ich lese, und mir Energie geben, das «Kraftlose,Scha- Skulptur E. Renggli (S.18), frizztext, flickr(S.19) und privat. dass Menschen aus dem weiten galiläischen le» zu wandeln. Ich fühle mich geerdet und Layout und Druck: Umland zu Jesus herbei gelaufen kamen, um neu ausgerichtet. Eine Ermutigung! Vielleicht Cavelti AG,Druckund Media, ihn zu hören,denn er hatteeine Botschaft,die auch für Sie. CH-9201 Gossau ins Herztraf: den frommen und nichtfrom- RenatePut,ktw Spendenkonten: men Juden, Samaritern, Heiden, Frauen, Män- CHF:PostcheckkontoKatharina- nenr,Kindernund seinen nächsten Jüngerin- Werk Basel, PC 40-714142-2 EUR: Katharina-Werk Deutschland nen und Jüngern. Er sprach alle an. Denn sei- e.V. ne Botschaftwar und ist eine Alle umfassen- Bank für Sozialwirtschaft, Karlsruhe de.Ansie alle –auch an uns –richtete er auch BLZ66020500, Konto: Nr.1708503 das Wort: 20