Amore Traditore
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»AMORE TRADITORE« Italien | Schütz | Händel | Bach Barocktrio Gotthold Schwarz: Gotthold Schwarz (Leipzig), Bariton Siegfried Pank (Leipzig), Viola da gamba Hans Christoph Becker-Foss (Hameln), Orgel und Cembalo Unter dem Motto „Amore traditore“ – (der Titel der einzigen italienisch-sprachigen Kantate Bachs) erklingen Programm barocke Concerti und Kantaten aus Italien, alsdann die Adaption dieses Stiles in Deutschland. Instrumentalmu- sik der Zeit gliedert das Programm. Grundthema sind Leidenschaft und Liebe: Zu Gott, zu Maria, zu Jesus – I. TEIL ITALIEN aber auch von Mensch zu Mensch. Den Gegensatz „welt- lich-geistlich“ gab es in der Barockzeit noch nicht: Alles Italienische Musik war von Gott gemacht und in seiner Hand. des 17. Jahrhunderts Das Programm bietet einen Überblick über das gewaltige Gebiet des „Concertos“ – eine der wichtigsten Formen der barocken Musik. Viadana ist einer der ersten, der die Musik-Revolution an der Schwelle von der Renaissance Drei Concerti zum Frühbarock in Gang setzte: Anstelle von mehrstim- aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts mig-polyphoner Vokalmusik komponiert er für eine Sing- stimme und einen Instrumentalbass. Die fehlenden LODOVICE DA VIADANA (1564-1645) Harmonien und Affekte müssen von einem Akkordin- „Cantemus Domino“ strument (Laute, Cembalo, Orgel) improvisiert werden. Concerto über 2. Moses 15 1-2 Ob Viadana ahnte, welche musikalischen Inspirationen aus „Cento concerti ecclesiastici” 1602 er damit freisetzte? Monteverdi – einer der bedeutend- sten Musiker seiner Zeit – stürzte sich begierig auf den Lasset uns singen dem Herrn, neuen „konzertanten Stil“ und stellte ihn in seiner be- denn herrlich hat Er seine Größe kundgetan: rühmten „Marienvesper“ dem kontrapunktischen „Stile Ross und Reiter stürzte Er ins Meer, Herr, meine Stärke und mein Ruhm. antico“ gegenüber. Ähnlich inspiriert wie Monteverdi Und Er ward mein Heil, komponierte der heute leider und zu Unrecht gänzlich Er ist mein Gott, Ihn will ich rühmen, unbekannte Cavalli. Ihn, den Gott meines Vaters, will ich preisen. Einen großen Schritt weiter geht die dramatische Mi- chaels-Kantate von Cazzati. Und Brevi lässt schon Stil- CLAUDIO MONTEVERDI (1567-1643) elemente Händels vorausahnen… „Laudate Domino“ Heinrich Schütz studierte in Venedig und erlebte den Concerto über Psalm 117 Umbruch als Ohrenzeuge mit. Sein Anliegen war es, die- Lobet den Herrn, alle Heiden, ses Ereignis mit der deutschen Sprache in Einklang zu Preiset ihn, alle Völker! bringen – eine Tat, die Auswirkungen bis ins 20. Jahr- Denn seine Gnade und Wahrheit hundert hatte. waltet über uns in Ewigkeit. Zwei Kantaten des 18. Jahrhundert beschließen den Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste. Abend: Bachs erwähnte Kantate „Amore traditore“ in Wie es war im Anfang, so auch jetzt und allezeit, der kuriosen, singulären Besetzung von Bariton und und in Ewigkeit. Amen. Cembalo solo und ein hinreißendes Opus von Händel aus der frühen Italienzeit des Meisters. FRANCESCO CAVALLI (1602-1676) Die instrumentalen Intermezzi begleiten diesen Weg der „Cantate Domino“ vokalen Revolution. Cavazzoni schreibt noch im lupen- Concerto über Psalm 146 reinen Vocal-Stil, Frescobaldi überträgt das „Concerto“ Singet dem Herrn und jubelt, auf die Instrumentalmusik, Pachelbel verbindet Italieni- Denn zuschanden werden, die mir nachstellen. sches mit französischem Stil, und Händels (oder Leff- Lobe den Herrn, meine Seele, loths?) Sonate treibt den Concerto-Gedanken im Dialog Den Herrn will ich loben, solange ich lebe. zwischen Gambe und obligatem Cembalo auf die Spitze. Alleluja. GIROLAMO CAVAZZONI (um 1510-1577) I Pfingst-Hymnus „Veni Creator Spiritus” „Catenae terrenae“ („Komm Gott Schöpfer, Heiliger Geist”) für Orgel Irdische Fesseln, bindet mich nicht länger, trügerische Hoffnungen, lasst ab, mich zu betören. II „In profundo pelagi” Ihr Verführerinnen in des Meeres Tiefen, Drei Kantaten im Abgrund der Fluten, weichet von dannen! aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts Vergängliche Lüste, versuchet mich nicht mehr, Freuden voll Bitterkeit, bleibet weit von mir! III MAURIZIO CAZZATI (um 1620-1677) „Succurre nobis, virgo“ „Factum est praelium magnum“ Eile uns zu Hilfe, Jungfrau! Caduta di Lucifero dal Cielo Wirf nieder, was in uns in der Welt immer wieder mit Kantate über den Kampf Michaels mit dem Drachen Macht bedrängen will! nach der Offenbarung des Johannes 12,7 ff O liebwerte Mutter Maria! I IV RECITATIVO „Factum est praelium“ „Sic hostem fugabo“ Es erhob sich ein großer Streit im Himmel: Dann werde ich das Böse vertreiben, In zwei Heeren standen sich die furchterregenden dann werde ich in Liebe stets leben, Schlachtreihen der Engel kämpfend gegenüber. und werde mich voll Freude zu der Gestirne Glanz emporschwingen. II Dann werde ich das Böse vertreiben, ARIA „Stetere hinc inde armati“ dann werde ich in Liebe stets leben. Hier wie dort standen bewaffnete, geflügelte Heere, V Alleluja. wo sonst Ruhe herrscht. III ARIA „Tubae hinc inde ferales“ NORDITALIENISCHER MEISTER UM 1700 Auf beiden Seiten riefen todbringende Trompeten „Ad festa, fidelis“ die unsterblichen Engel zu den Waffen. Kantate über einen anonymen Text, IV um 1725 überliefert durch Antonio Rosetti RECITATIVO „Sed ecce Michael“ I Doch siehe, Michael, mit einem blitzenden Schild RECITATIVO „Ad festa, fidelis“ bewaffnet, stand gegen Luzifer und sprach: Kommt, ihr Gläubigen, eilt ihr Völker, voll Freude zum Fest! V Eilet mit Frohlocken, singet und klatschet in die Hände! ARIA CON FURIA „Tu contra tonantem rebellis” II Du lehnst dich mit Waffengewalt gegen Gott auf, ARIA „Jesu care, spes amata“ in der Hoffnung, den Herrscher vom Throne zu stürzen! Liebster Jesus, geliebte Hoffnung, Verhasster Verräter! du bist der Welt wahres Geschick. VI Auf deinen Wink flieht in Verzweiflung Dunkel und Tod. RECITATIVO „Haec dicens fulminea manu“ III Während er dies rief, RECITATIVO „Quis ergo non gaudebit“ traf er mit blitzender Hand die aufrührerischen Engel Wer möchte sich nicht freuen, und zersprengte ihr Heer. wer möchte nicht Jesus verehren, Jene aber stürzten vom Himmel herab Hymnen und Lob darbringen? und klagten verwirrt unter Stöhnen und Heulen: IV VII ARIA „Eja, vos plaudite, coelestes spiritus“ ARIA „Ah, misereri percussi sumus“ Auf, Himmelsgeister, klatschet in die Hände, Ach, wir Elenden sind getroffen, freuet euch alle in Herrlichkeit! einen Blitz schleuderte Gott gegen uns. Schlaget die Zither, lasst die Opferbecken erklingen, Seht, wir haben das himmlische Licht verloren, singet und rufet: Alleluja. lasst uns fliehen in die ewige Finsternis! JOHANN PACHELBEL (1653-1706) GIOVANNA BATTISTA BREVI (ca. 1670 – ca. 1725) Pfingst-Hymnus „Veni, Creator Spiritus” „Catenae terrenae“ per la Beata Vergine Maria („Komm Gott Schöpfer, Heiliger Geist”) Kantate über einen anonymen Text für Orgel Brevis Wirken ist von 1691-1725 in Bergamo und Mailand nachgewiesen; die Kantate wurde 1692 in Venedig gedruckt) II. TEIL DEUTSCHLAND II RECITATIVO „Voglio provar” Nun will ich sehn, ob's möglich, Heinrich Schütz mein Herz wieder zu heilen von dem tödlichen Schlage. Dein Pfeil soll nimmermehr mein Herz verwunden. Johann Sebastian Bach Nicht sei die Hoffnung länger mein Trost in bitter‘n Schmerzen, Georg Friedrich Händel Und nicht bringt dein zärtliches Kosen, dein bezaubernder Reiz meinen Entschluss zum Wanken. und sein Kreis III ARIA „Chi in amore ha nemica la sorte” Lass dich nimmer von der Liebe berücken, Drei Concerti Wenn das Glück dir Gewährung nicht gibt; aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts Brich die Fesseln, die eng dich umstricken, Wirst nicht endlich du wiedergeliebt. GEORG FRIEDRICH HÄNDEL (1685-1759) HEINRICH SCHÜTZ (1585-1672) auch MATTHIAS LEFFLOTH (1705-1731) zugeschrieben Drei Concerti für Bass, Gambe und b.c. Sonata C-Dur aus den „Kleinen Geistlichen Konzerten“ 1636/39 für Viola da Gamba und Cembalo concertato Larghetto – Allegro – Adagio – Allegro „Die Furcht des Herrn“ (über Psalm 111,10) SWV 318 Die Furcht des Herren ist der Weisheit Anfang, das ist eine feine Klugheit – GEORG FRIEDRICH HÄNDEL (1685-1759) wer darnach tut, des Lob bleibet ewiglich. „Dalla guerra morosa“ Italienische Kantate, komponiert um 1708 I „Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet“ RECITATIVO „Dalla guerra amorosa“ (über Lukas 5,5) SWV 317 Aus dem Kampf mit der Liebe hat mir Vernunft geraten, o Meister wir haben die ganze Nacht gearbeitet meine Sinne, entflieht nur, vor der Liebe zu fliehen, bringt und nichts gefangen, euch keine Schande. Den Kampf mit Amor endet das Herz aber auf dein Wort will ich das Netz auswerfen. doch nur, wenn es zur Flucht sich wendet. II „Fürchte dich nicht“ ARIA „Non v’aleti un occhio nero“ Hüte dich vor dem Entzücken, wenn mit schmeichelhaften (über Jesaja 41,10) SWV 296 Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; Blicken Augen je um Liebe flehen. weiche nicht, denn ich bin dein Gott; Denn um Rache gleich zu nehmen ich stärke dich, ich helfe dir auch, wird mit Pfeil und straffer Sehne Amor schon verborgen stehen. ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit. III Alleluja. RECITATIVO „Fugite, si fugite, ahi!“ Entflieht nur! Ach! Gefährliche Gifte hat Amor den Lüsten beigegeben, viel Weinen und Leiden bracht‘ er immer dem, der ihm diente und sein Gesetz befolgte. Wenn euch ein Antlitz fesselt, bedenkt ihr Sinne wohl: Drei Werke Was euch gefallen, wird ja bald schon erbleichen aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts und euch missfallen. IV JOHANN SEBASTIAN BACH (1685-1750) ARIA „La belleza è com‘ un fiore“ Kantate „Amore traditore“ (um 1730) BWV 203 Alle Schönheit gleicht der