Julia Mattes Lagerthas Schwestern

Julia Mattes

Lagerthas Schwestern? Über Kämpferinnen in der (Früh-)Geschichte und Waffengräber von Frauen in Nordeuropa.

Zusammenfassung Während kämpfende Frauen längst fester Bestandteil der westlichen Popkultur und somit für viele jüngere Menschen selbstverständlich sind, finden sie von Seiten der Geschichtswissenschaft keine sonderliche Beachtung. Obwohl die Geschichtsschreibung zahlreiche Beispiele für kämpfende Frauen, Kriegerinnen und Soldatinnen verzeichnete, genießt diese Thematik innerhalb des Faches keine große Aufmerksamkeit. Noch weniger befasst sich die prähistorische Archäologie mit diesem Topos. Obwohl in letzter Zeit eindeutige eisenzeitliche Frauen-Waffengräber in Skandinavien und England zu Tage kamen, scheint die Interpretation "Kriegerin" für viele Wissenschaftler, insbesondere in der Archäologie, ein Problem zu sein. Das Bild von Frauen in Waffen wird trotz vielzähliger historisch belegter Exempel und entsprechender archäologischer Befunde schlichtweg abgelehnt. Oft wird angeführt, es gäbe keine historischen Belege für die Existenz streitender Frauen. Dies ist schlichtweg falsch. Ziel dieses Papers ist es, der Forschung einen kleinen Überblick über die entsprechenden Aktivitäten von Frauen in früheren Jahrhunderten zu geben und sich ferner mit der Frage auseinander zusetzen, weshalb dies für große Teile der rezenten archäologischen Forschung so problematisch zu sein scheint. Dies offenbart auch eine historisch gewachsene, fundamentale methodische Problematik des Faches.

Schlüsselworte: Archäologie; Geschichte; Kunstgeschichte; England; Finnland; Norwegen; Schweden; Skandinavien; Mittelalter; Wikingerzeit; Frauengrab; Methodik; Schwertfunde; Waffengräber; Kriegerin; Schildmaid; ; ; Onna-bugeisha; ; Kreuzzug, Kriegszug; Krieg.

Abstract While for quite some time fighting women have been a fixed part of western pop culture and thus a normal sight for younger people, historical science has so far not been paying any particular attention to them. Although historiography names numerous examples of fighting women, warrioresses and female soldiers, the subject has not received any notable attention within this discipline. Prehistoric Archaeology has been dealing even less with this topos. Despite recent definitive findings of Iron Age weapons graves in Scandinavia and in the , interpreting them as "warrioresses" seems problematic to some scientists, particularly in Archaeology. There seems to be a disinclination towards the image of women at arms, regardless of multiple historical examples and archaeological features. It is often argued that there is no historical evidence for fighting women which, as a matter of fact, is simply not correct. The paper aims at providing researchers with an initial look at women's combatant activities in the past. Furthermore, it asks why this theme seems so problematic to archaeological research. This reveals a fundamental methodological issue of Archaeology which dates back to the 19th century.

Keywords: Archaeology; history; art history; crusade, England; Finland; ; Sweden, Scandinavia; Medieval; Viking-Age; woman‘s grave; method; sword finds; weapon graves; warrioress; shieldmaiden; Japan; ninja; onna-bugeisha; samurai; crusade; raid; campaign; war.

1 Julia Mattes Lagerthas Schwestern

Kämpfende Frauen sind in den Medien mittlerweile allgegenwärtig. Ob im Sport (man denke z.B. an die Fechterin Imke Duplitzer, an die (Kick-)Boxerinnen Laila Ali, Regina Hallmich, Dr. Christine Theiss, die MMA-Fighterinnen Kyra Gracie und Ronda Rousey) oder im Entertainmentbereich. Seit die Cyberikone Lara Croft in den 1990er Jahren ihren Siegeszug als PC- Spiel-Heldin begann, folgten mehrere Hersteller ihrem Beispiel. Nach und nach wurde das Bild der Actionheldin von Hollywood adaptiert und fand so auch seinen Weg in die Fernsehproduktionen. War vor wenigen Dekaden noch das Bild der Damsel in Distress allgegenwärtig, so hat sich dieses deutlich gewandelt; wehrhafte Heroinen agieren Seite an Seite mit ihren männlichen Kollegen.1 Das aktuell wohl bekannteste Beispiel mit historischem Bezug aus diesem Genre ist die Figur der Laghertha aus der TV-Serie VIKINGS. Sie ist Schildmaid und Ehefrau Ragnar Lotbroks. Beide Rollen des erfolgreichen Blockbusters sind an die Vorbilder der von Saxo Grammaticus in der Gesta Danorum beschriebenen Persönlichkeiten angelehnt. Doch gab es diese kämpfenden Frauen wirklich? Die Geschichtsschreibung verzeichnet eine große Zahl an Kämpferinnen und Kriegerinnen zu verschiedensten Zeiten, in verschiedenen geografischen Räumen und aus diversen Kulturen. Für das europäische Mittelalter sind die Beispiele gar nicht so rar, wie man meinen könnte: "There have been a number of recent studies of women' s participation in medieval warfare, which show many examples of women's active, physical involvment in warfare during this period. These examples are scattered across Europe and involve many different women from different classes and social milieus (...)"2 Hier soll eine kurzgehaltene Auflistung verschiedener Exempel folgen. Allen voran natürlich die icenische Königin Boudicca, jene berühmte Keltin, welche ihren Teil Britanniens gegen die römischen Besetzer zu verteidigen suchte und ihre Leute in den Boudicca-Aufstand führte. Die lombardische Prinzessin Sikelgaita (* 1040 – † 16 April 1090) heiratete Robert Guiskard, einen normannischen Herrscher und Herzog von Apulien und Kalabrien. Sie führte 1080 die Belagerung von Trani an, während ihr Mann gegen Taranto ritt. Sie begleitete ihren Gatten regelmäßig bei dessen Feldzügen – wohl auch in voller Rüstung und hatte wohl eine Art Feldherren- bzw. Feldherinnen-Posten inne.3 Mathilde von Tuszien, auch Mathilde von Canossa (* vmtl. 1046; † 24. Juli 1115) genannt, regierte als Markgräfin der Toskana. Sie vertrat die Interessen von Papst Alexander II und leitete die Truppen ihres verstorbenen Stiefvaters Herzog Gottfried persönlich in die Schlacht und führte angeblich mit ihres Vaters Schwert. Sie soll etwa 30 Jahre ihres Lebens mit Kriegführen verbracht haben.4 Ebenfalls im 11. Jh. lebte Isabel de Conches bzw. Isabel de Montfort, welche gerüstet an einem Konflikt in Nordfrankreich teilgenommen haben soll. She "(...) rode armed as a knight among the knights."5 Carpenter meint in diesem Zusammenhang, dass der Status von Frauen in theologischen Schriftstücken während des 11. und 12. Jh. zwar merkbar abnahm, dass viele Geistliche aber frei von derartigen Vorurteilen blieben, insbesondere, wenn sie mit realen Frauen konfrontiert wurden. Sankt Anselm korrespondierte auf Augenhöhe mit vielen Adelsdamen und Orderic Vitalis schrieb enthusiastisch über den Mut und die Taten der kämpfenden Isabelle de Chonces.6

1 Derart veränderte sich auch die Arbeit an den Sets: Wurden Darstellerinnen in Deutschland noch bis in die späten 1980er Jahre von als Frauen verkleideten Stuntmännern gedoubelt, ist der Beruf der Stuntfrau mittlerweile längst etabliert. 2 H. Nicholson, Women on the Third Crusade. In: Journal of Medieval History, 23 (4), 1997, 343. Im Folgenden: Nicholson 1997. 3 V. Eads, Sichelgaita of Salerno. Amazon or Trophy Wife? Journal of Medieval Military History, Vol. III, 2005, 72ff 4 L. Grant de Pauw, Battle Cries and Lullabies: Women in War from Prehistory to the Present. (Norman 2000) 82-92. 5 D. Carpenter The Struggle for Mastery: Britain 1066-1284. (Oxford 2003), 416. Im Folgenden: Carpenter 2003. 6 Carpenter a.a.O., 417.

2 Julia Mattes Lagerthas Schwestern

Carpenter führt ferner einige Beispiele von adeligen Frauen an, die zeitgenössischen Chronisten zu Folge im Waffenhandwerk ausgebildet waren und gekämpft haben sollen, z.B. "Dionisia, who in the troubles of Stephen's reign, had charged a knight and unhorsed him with one blow from her lance."7 "In May 1267 when the widow Desiderata met her friend William de Stangate coming along with a crossbow over his shoulder, she asked him in jest (clearly well informed about national events) whether he was one of those sent by the king to apprehend evildoers. Then declaring she could overcome two or three like him, she grabbed his neck, crocked her leg and threw him to the ground."8 Auf Johanna von Orléans muss auf Grund ihrer Bekanntheit an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden. Johanna von Flandern (* 1295 – September 1374) ist weitaus weniger bekannt als ihre Namensvetterin9 und doch wird diskutiert, ob sie möglicherweise als deren Vorbild fungiert haben könnte. Als Tochter des Grafen von Nervers heiratete sie Johann IV aus dem Hause Montfort und wurde durch diese Verbindung Herzogin der Bretagne. Die Herzogin war in allerlei kriegerische Unternehmungen involviert, an denen sie auch aktiv kämpfend teilnahm. Sie verfolgte ihre Sache mit beträchtlichem Geschick als militärische Anführerin. Als ihr Gatte durch den Bretonischen Erbfolgekrieg in Gefangenschaft geriet, stellte sie umgehend eine Armee auf und nahm Redon ein. Von dort ritt sie nach Hennebont um die Stadt auf die bevorstehende Belagerung durch Karl von Blois vorzubereiten. Sie hielt die Stadt, weigerte sich aufzugeben und führte, gerüstet und bewaffnet, einen Ausfall gegen das feindliche Lager an, bei dem Karls Vorräte zerstört und die Zelte in Brand gesetzt wurden, weshalb man sie fort an "Jeanne la Flamme" nannte. 10 Der zeitgenössische Chronist Jean Le Bel bezeichnete die Gräfin in seinen Schriften durchgängig als die "tapfere Gräfin".11 Johanna kämpfte den größten Teil ihres Lebens um den Herrschaftsanspruch ihrer Linie – ihres Mannes und später ihres Sohnes - zu sichern, der u.a. von Blois herausgefordert wurde. Der Krieg dauerte bis 1364 an bis das Haus Montfort endlich siegreich war und Johannas Sohn Johann V als rechtmäßiger Herzog der Bretagne anerkannt wurde. Auch die Rolle der Frauen in den Kreuzzügen hat die Geschichtswissenschaften bisher vergleichsweise wenig interessiert. Neben den Ordensschwestern und Zivilistinnen welche die Kreuzzüge tatkräftig unterstützten, gab es wohl auch tatsächlich Frauen, die aktiv an den Kampfhandlungen teilnahmen. "The medieval writers who were eyewitnesses of the Baltic crusades in the thirteenth century recorded that the pagan Prussian and Lithuanian women fought against the Christians; but their own Christian women did not fight."12 Diese Aussagen mögen in dem Licht zu sehen sein, dass die Kirche die Teilnahme von Frauen an den Kreuzzügen überhaupt nicht gerne sah (physisch kämpfende Frauen schon gar nicht), explizit fürchtete sie um die 'Reinheit' der männlichen Kreuzfahrer. Aus diesem Grunde ist anzunehmen, dass christliche Chronisten Frauen im Kampf lieber verschwiegen, warf dies doch ein schlechtes Licht auf die gesamte Unternehmung. Genau andersherum scheint es für die muslimische Seite gewesen sein. Herauszustellen, dass Frauen auf dem Schlachtfeld kämpften, diskreditierte den Feind nur um so mehr. Es sollte zeigen mit welchen Barbaren man es zu tun hatte und gleichzeitig deren Ansehen verunglimpfen, da sie ihre Frauen anscheinend so wenig unter Kontrolle hatten, dass diese einfach, Männern gleich, auf dem Schlachtfeld agierten. So gesehen sollte man beachten, dass die eine Seite Grund zur

7 Carpenter 2003, 416. 8 Ebd. 9 In der Forschung wird diskutiert ob Johanna von Flandern möglicherweise Vorbild für Johanna von Orlèans gewesen sei. 10 N. Bryant, The True Chronicles of Jean le Bel, 1290 – 1360. (Woodbridge 2011), 129-134. - P. Butler, Women of Medieval . (London 1907) - M. Jones, The Creation of Brittany. (Worcester 1988), 210. 11 Bryant a.a.O. 12 H. Nicholson, Women and the Crusades (2008),11. https://www.academia.edu/7608599/Women_and_the_Crusades, 20.05.2018. Im Folgenden: Nicholson 2008.

3 Julia Mattes Lagerthas Schwestern

Negierung und Untertreibung, die Gegenseite Grund zur Übertreibung hatte. "However, Muslim writers did record that crusading women fought against them. The contemporary Muslim historians ‘Imād al-D ī n and ‘Bahā’ al-D ī n ibn Shaddad agreed that women took an active role in the fighting during the Christian siege of Acre in the Third Crusade, 1189-91. ‘Imād al-D ī n recorded that a woman of high rank arrived by sea in late autumn 1189, with an escort of 500 knights with their forces, squires, pages and valets. She paid all their expenses and also led them in raids on the Muslims. He went on to say that there were many female knights among the Christians, who wore armour like the men and fought like men in battle, and could not be told apart from the men until they were killed and the armour was stripped from their bodies.13 Muslimische Chronisten verzeichneten in der Schlacht gefallene Frauen, explizit liest man hier und da von fränkischen Frauen, die zu Pferd stritten. Eine Bogenschützin wird erwähnt, die 1191 bei Acre fiel. Auch die Tochter eines fränkischen Ritters, welche mit ihrem Vater in die Schlacht ritt, ist beschrieben.14 Militärische Orden zeigten, den Zugang für Frauen betreffend, verschiedene Haltungen. Der Deutsche Orden lehnte weibliche Mitglieder ab, da sie die Brüder 'zu weich' machen würden; andere Orden waren indifferent und wieder andere nahmen Frauen von Beginn an als "full sisters" auf.15 Dies gilt z.B. für den Orden Hospital of St John und den Order of Santiago. Allerdings gibt es auch einen militärischen Orden, der eigens für Frauen gegründet wurde. Im 12. Jh. wurde der militärische Ritterorden für 'die Damen von der Axt' durch Graf Ramón Berenguer IV gestiftet. Die Stadt Tortosa war von den Mauren erobert worden. Graf Berenguers IV Truppen entrissen 1148 den Mauren die Kontrolle und zogen weiter, was die Stadt ungeschützt für eine Gegenattacke ließ. Am 31. Dezember 1149 belagerten die Mauren Tortosa erneut, um es zurückzugewinnen. Die stark dezimierte Bevölkerung begehrte Hilfe vom Grafen, der hierzu nicht in der Lage war, also überlegte man, sich dem Feind zu ergeben. Als die Frauen davon hörten, zogen sie, um das drohende Unheil von der Stadt abzuwenden, in Männerkleidung gewandet gegen den Feind und machten einen Ausfall, der die Mauren zwang, die Belagerung aufzugeben. Deshalb wurde diesen Frauen zu Ehren anno 1149 der Ordre de la Hache gestiftet. In den Quellen heißt es: "(...) Diese Frauen, die diese Ehre durch ihren persönlichen Heldenmut erhalten hatten, benahmen sich in der Art der Militärischen Ritter jener Tage."16 So schreibt Ashmole: "The example is of the Noble Women of Tortosa in Aragon, and recorded by Josef Micheli Marquez, who plainly calls them Cavalleros or Knights, or may I not rather say Cavalleras, seeing I observe the words Equitissae and Militissae (formed from the Latin Equites and Milites) heretofore applied to Women, and sometimes used to express Madams or Ladies, though now these Titles are not known. Don Raymond, last Earl of Barcellona (who by intermarriage with Petronilla, only Daughter and Heir of King Ramiro the Monk, united that principality to the Kingdom of Aragon) having in the year 1149, gained the City of Tortosa from the Moors, they on the 31 of December following, laid a new Siege to that place, for the recovery of it out of the Earls hands. The Inhabitants being a length reduced to gread streights, desired relief of the Earl, but he, being not in a condition to give them any, they entertained some thoughts of making a surrender. Which the Women hearing of, to prevent the disaster threatening their City, themselves, and Children, put on mens Clothes, and by a resolute sally, forced the Moors to raise the Siege. The Earl, finding himself obliged, by the gallentry of the action, thought fit to make his acknowlegements thereof, by granting them several Privileges and Immunities, and to perpetuate

13 Nicholson 2008, 11 f. 14 Dies. 1997, 339. 15 Dies. The Role of women in the Military Orders. In: Militiae Christi: Handelingen van de Vereniging voor de Studie over de Tempeliers en de Hospitaalridders vzw, Jaargang 1, 2010, 211. 16 E. Ashmole, The Institution, Laws and Ceremonies, of the most Noble Order of the Garter collected and digested into one body. (London 1672), 126. Im Folgenden: Ashmole 1672.

4 Julia Mattes Lagerthas Schwestern the memory of so signal an attempt, instituted an Order, somewhat like a Military Order, into which were admitted only those Brave Women, deriving the honor to their Descendants, and assigned them for a Dadge, a thing like a Fryars Capouche, sharp at the top, after the form of a Torch, and of a crimson colour, to be worn upon their Head-clothes. He also ordained, that at all publick meetings, the women should have precedence of the Men. That they should be exempted from all Taxes, and that all the Apparel and Jewels, though of never so great value, left by their dead Husbands, should be their own. These Women (saith our Author) having thus aquired this Honor by their personal Valour, carried themselves after the Military Knights of those days."17

Diverse mittelalterliche Bildquellen der Buchmalerei aus der Zeit von 1300 - 1500 zeigen streitende Frauen. Häufig werden sie als Frauengruppen (seltener als Einzelpersonen) zu Pferde mit Speeren, Lanzen oder Schwertern dargestellt, die gegen bewaffnete Männergruppen bzw. Ritter reiten. Es gibt auch Buchmalereien, die Frauengruppen zu Fuß mit Schwertern bzw. mit Pfeil und Bögen schießend, zeigen. Jedoch sind viele dieser Beispiele als Darstellung der mythologischen Amazonen zu verstehen. So wird die Figur der Königin Penthesileia gerne während der Ausführung von Kampfhandlungen abgebildet, respektive beritten in Vollharnisch mit Schwert. Ein in die Zeit zwischen 1450 - 1475 zu datierendes Buch von unbekannter Provinienz, vermutlich aus Burgund stammend, enthält 98 Miniaturmalerien.18 Eine davon zeigt ein Heer berittener Frauen im Vollharnisch. Angeführt werden sie von einer bekrönten Dame, die, ebenfalls in voller Rüstung, ein aufrechtes Schwert in ihrer Rechten führt. Bei dieser Figur soll es sich um die Penthesileia handeln. Es könnte m.E. aber (zudem) auch eine Anspielung auf die Schriftstellerin und Philosophin Christine de Pizan (* 1364 in Venedig † nach 1429) beinhalten. Ich vermute, dass diese Abbildung auf ihre Schrift Le Livre de la Cité des dames (Das Buch von der Stadt der Frauen) Bezug nehmen könnte, in dem de Pizan am Exempel bedeutsamer Frauengestalten, profaner Geschichten sowie biblischer Erzählungen die verkannten Fähigkeiten der Frau verdeutlicht und das Bild einer utopischen Gesellschaft entwickelt, in der den Frauen gleiche Rechte gewährt werden. Möglich ist auch, dass Abb. 1 Steinrelief mit Wappen des Orden der das Bildnis auf de Pizans Lobpreisung über Damen von der Axt auf dem Grundstein des Johanna von Orléans anspielt bzw. auf beide hier Klosters der Kathedrale von Tortosa. Emblem genannten Werke. Vgl. Abb. 5. of the Order of the Hatchet in the stone of the cloister of the Cathedral of Tortosa. Wikimedia commons.

17 Ashmole 1672, Chpt. 3, sec. 3. 18 The Hague, KB, 74 G 27 fol. 18r.

5 Julia Mattes Lagerthas Schwestern

Zu den wichtigsten und einflussreichsten literarischen Werken welche in mittelalterlichem Französisch geschrieben wurden ist der Roman de la Rose. Verfasst wurde er von zwei Autoren. Guillaume de Lorris schrieb um ca. 1230 den ersten Teil und ab etwa 1275 fügte Jean de Meun die andere Hälfte hinzu. Das Werk ist ein Gedicht welches die Form eines allegorischen Traumberichtes annimmt in welchem der Verliebte eine beschwerliche Reise auf sich nimmt, um seine Liebste "la Rose" zu treffen. Dabei begegnet er vielerlei allegorischen Figuren, unter anderen dem 'freundlichen Empfang', der sich ihm zu helfen erbietet, der 'Vernunft', die ihn warnt, dem Bösewicht 'Verleumdung', 'Furcht', 'Scham' und vor allem dem 'Herrschaftsanspruch', jenem bösartigen Unhold, dessen Figur anschließend in der französischen Literatur immer wieder auftritt. Er ist die Verkörperung aller Mächte, die das Zusammenkommen von Liebenden zu verhindern und zu erschweren sucht. In den zweiten Teil fließen mythologische, astrologische und naturkundliche Kenntnisse ein und philosophische sowie theologische Probleme werden erörtert.19 Heute gibt es noch etwa 300 Manuskripte und Fragmente des Rosenromans, welche aus dem 13. bis 16. Jh. stammen. Diese sind mit Buchmalereien bzw. Miniaturen illustriert. Auch unter diesen findet man Abbildungen von kämpfenden Frauen: Frauen die (mit und ohne Rüstung) mit Schwertern kämpfen20 sowie eine Frau zu Pferd beim Lanzenstechen21 und eine Schützin mit Pfeil und Bogen.22 Der Natur des Werkes entsprechend sind diese als Allegorien zu verstehen, bzw. auf antike Stücke bezugnehmend.

Abb. 2 Mittelalterliche Buchmalerei von ca. 1285. Königin Penthesileia führt die Amazonen in der Schlacht gegen Achilles und die Griechen an. 13th century miniature depicting queen Penthesilea leading her army of Amazons into battle against Achilles. 19 J. V. Fleming, The Roman De La Rose – a Study in Allegory and Iconography. (Princeton 1969). 20 Vgl. MS. Douce 195, fol. 046r, 044 und fol. 047R, 045 und fol. 049r, 047. 21 Vgl. MS. Douce 195, fol. 060v, 157A, 050. 22 Vgl. MS. Douce 195, fol. 004v, 157A, 014.

6 Julia Mattes Lagerthas Schwestern

Abb. 3 Mittelalterliche Buchmalerei ca. 1410 – 1414. Königin Penthesileia und ihr Amazonenheer. Miniature from ca. 1414. Queen Penthesilea leading her army of Amazons. Harley 4431.

7 Julia Mattes Lagerthas Schwestern

Abb. 4 Mittelalterliche Buchmalerei. Kämpfende Amazonen. Medieval illuminated manuscript showing fighting Amazons. St. Gallen, Stiftsarchiv, Handschriften der Abtei Pfäfers Cod. Fab. XVI f 53r.

Abb. 5 Mittelalterliche Buchmalerei. Penthesilea und ihre Amazonen reiten durch einen Wald, um den Trojanern zu helfen. Evtl. spielt es auf Christine de Pizan und ihre Werke an. Medieval illumination showing Penthesilea leading her army of Amazons through a wood to aid the Trojans. This picture might refer to Christine de Pizan and her works. Ca. 1450, The Hague, KB, 74, G 27, fo.l 18.

8 Julia Mattes Lagerthas Schwestern

Abb. 6

Abb. 6 – 10 Roman de la Rose. Mittelalterliche Buchmalerei. Frauen kämpfend. Medieval illuminated manuscript, women fighting. Ca. second half of 1500, MS. Douce 195, fol.046r, fol. 047r, 045 und fol.049r, 047, 044, 060v, 050, 014.

Abb. 6.1

9 Julia Mattes Lagerthas Schwestern

Abb. 7

Abb. 8

10 Julia Mattes Lagerthas Schwestern

Abb. 9

Abb. 10

11 Julia Mattes Lagerthas Schwestern

Aber auch in der mittelalterlichen Buchmalerei gibt es Beschreibungen und Abbildungen von kämpfenden Frauen, die nicht in die Mythologie (der Antike) einzuordnen sind. Zum Einen gibt es Chroniken und Buchillustrationen, welche das tägliche Leben darstellen. Das als The Smithfield Decretals bekannte Werk von ca. 1340 beinhaltet Miniaturen, die das Alltagsleben der Landbevölkerung aufzeigen: “(...) these images teach us much about rural life in the Middle Ages.”23 Darin ist eine Frau zu sehen, die ihre Burg mit dem Schwert gegen einen Leiter erklimmenden Angreifer verteidigt und ihm den Schädel spaltet. Vgl. Abb. 11. Eine andere Buchmalerei von 1326 zeigt Frauen, die eine Burg mit Pfeil und Bogen verteidigen. Eine Frau schießt mit einer Armbrust vom Bergfried bzw. vom höchsten Turm. Vgl. Abb. 12. Der Codice Capodilista, zwischen 1434 und 1440 von Giovanni Francesco Capodilista verfasst, beschreibt in kurzen Medaillons das Leben der Hauptvertreter der Familie, welche zu den ältesten und edelsten Familien Paduas zählte. Auf 26 farbenprächtig illustrierten Seiten werden die Ritter, Waffenmänner und Prälaten der Familie dargestellt24, darunter befindet sich eine bewaffnete Frau in Ritterrüstung zu Pferd. Vgl. Abb. 14. Die sogenannte Spiezer Chronik, im 15. Jh. von Diebold Schilling verfasst, behandelt die Stadtgeschichte des schweizerischen Bern. Sie enthält einen Zweikampf von Mann und Frau. Der Mann liegt, einen Vollharnisch tragend, auf dem Boden, neben ihm sein herabgefallener Helm. Bewaffnet ist er mit einer Stangenwaffe, mit der er sich gegen den Hieb der Frau zu verteidigen versucht. Die Frau ist in ein spätmittelalterliches rotes Kleid gewandet, an ihrem Gürtel hängt im Schwertgehänk ein Anderthalbhänder. Nicht nur das Schwert, auch Kleidung, Schmuck und Hut ordnen sie dem Adel zu. Die Figur attackiert den am Boden liegenden Mann mit dem Hieb einer Hellebarde. Mann und Frau führen identische Stangenwaffen. Vgl. Abb. 16. Die im folgenden behandelten Schriftwerke zählt man heute zur Kategorie der "Sachbücher". In den wenigen uns überlieferten mittelalterlichen Schriftquellen, welche die europäischen Kampfesweisen behandeln, gibt es deutliche Beispiele für kämpfende Frauen. Das älteste Werk ist das vmtl. um 1320 von einem Mönch, möglicherweise einem namens Liutger, in lateinischer Sprache verfasste Manuscript I.33 oder auch bekannt als das "Tower Fechtbuch" bzw. auch als "Walpurgis Fechtbuch (MS I.33)”. Es ist ein Schwertkampf-Lehrbuch welches verschiedene Techniken des Führens von Schwert und Schild (in diesem Falle Einhänder und Buckler) beschreibt. Wie für diese sogenannten Fechtbücher üblich, werden gezeichnete bzw. gemalte Menschen abgebildet, welche im Augenblick der Ausführung der jeweiligen, beschriebenen Technik dargestellt sind. Thematisch behandeln diese Manuskripte oder Buchdrucke den Kampf mit Blankwaffen (mit oder ohne Harnisch), sowie das Ringen (auch Leibringen genannt). Typischerweise enthalten die frühen Fechtbücher sehr wenig Text, zumeist nur den Namen der jeweiligen Kampfstellung bzw. -technik und manchmal wenige Sätze zu deren Erklärung. Im o.g. Tower Fechtbuch wird die Frau Walpurgis erwähnt und abgebildet, der eine eigene eponyme Kampftechnik zugeschrieben wird, die "Walpurgis ward" bzw. die "Walpurgis Hut". (Die 'Hut' ist eine Schwertkampftechnik. Das Sprichwort 'Auf der Hut sein' stammt aus dem Fechten. Anm. d. Verf.). Vgl. Abb. 17. Berücksichtigt man, dass der Mönch von verschiedenen Schülern und zahlenden, bei ihm den Schwertkampf lernenden Kunden berichtet und den Umstand, dass auf keiner Seite ein geharnischter Mensch zu finden ist, richtet sich dieses Lehrbuch vermutlich eher an Lernende der 'mittleren Schicht', als an solche des vermögenden Adels. Es ist daher möglich, dass auch die Frau Walpurgis zum Kreise seiner Schüler gehört haben könnte. Im europäischen Schwertkampf ist ferner eine Technik überliefert, die 'Hut der Frau' heißt. Zudem sind in den Fechtbüchern Gerichtskämpfe von Männern versus Frauen erwähnt und abgebildet. Diese finden sich z.B. in Thalhoffers Fechtbuch, welcher explizit verschiedene Arten und Techniken

23 https://www.bl.uk/collection-items/the-smithfield-decretals 23.05.2018. 24 Codice Capodilista, BP 945, Biblioteca Civica, Padua.

12 Julia Mattes Lagerthas Schwestern des spätmittelalterlichen Gerichtskampfes beschreibt.25 Hans Thalhoffer (* um 1420; † um 1490) war ein deutscher Lohnkämpfer und Fechtmeister, welcher bekannte Manuskripte zur spätmittelalterlichen Kampfkunst und zu Gerichtskämpfen verfasste. Vgl. Abb. 18-20. Manche dieser Ring- und Würgetechniken sind so ähnlich auch im japanischen Judō zu finden. Da der gerichtliche Zweikampf als Rechtsinstitut des Mittelalters für Ritter und Freie belegt ist, werden Thalhoffers Darstellungen auf seinen bzw. den tatsächlichen Erfahrungen seiner Zeitgenossen beruhen. Der Gerichtskampf diente zur Klärung von nicht anders lösbaren Streitigkeiten. Dessen Ausgang wurde oft mit einem Gottesurteil gleichgesetzt. Seine Wurzeln hat diese Art des Zweikampfes vermutlich im germanischen Holmgang. Er stellt die legale Grundlage zur Entwicklung der Duelle im 17. bis 19. Jahrhundert dar.

Abb. 11 Mittelalterliche Buchmalerei. Frau verteidigt ihre Burg gegen Angreifer. Medieval illuminated manuscript, woman defends her castle against invader. Ca.1340. The Smithfield Decretals, Royal MS 10 E IV.

25 Vgl. Hans Thalhoffer, Thalhoffers Fechtbuch. 1467, Tafeln 242 – 250.

13 Julia Mattes Lagerthas Schwestern

Abb. 11.1 Detail. Frau mit Schwert, Kopf des Angreifers spaltend. Detail woman with sword splitting the head of an assaulter. Smithfield Decretals, Royal MS 10 E IV.

14 Julia Mattes Lagerthas Schwestern

Abb. 12 Mittelalterliche Buchmalerei. Frauen verteidigen eine Burg mit Armbrust und Pfeil und Bogen. Medieval illuminated manuscript, women defending a castle with crossbow, bow and arrow. Ca. 1326-1327, Walter de Milemete.

15 Julia Mattes Lagerthas Schwestern

Abb. 12.1 Detail. Frau mit Armbrust. Detail. Woman with crossbow. Ca. 1326-1327, Walter de Milemete.

Abb. 13 Mittelalterliche Buchmalerei. Bewaffnete Frauen töten einen Mann. Medieval illuminated manuscript, armed women killing a man. Anno 1405. 16 Julia Mattes Lagerthas Schwestern

Abb. 14 Mittelalterliche Buchmalerei. Ritterin. Medieval illuminated manuscript, female knight. Ca. 1435. Codex Capodilista, BP 945, Biblioteca Civica, Padua.

Abb. 15 Ritterinnen. Female Knights.1555, Olaus Magnus, Historia de Gentibus Septentrionalibus, Book 5 - Chapter 28 - About women' s militant exercises.

17 Julia Mattes Lagerthas Schwestern

Abb. 16 Mittelalterliche Buchmalerei. Bewaffneter Zweikampf von Mann und Frau. Medieval illuminated manuscript, armed combat between man and woman. Ca. 1485, Spiezer Chronik Mss.h.h.I.16.

18 Julia Mattes Lagerthas Schwestern

Abb. 17 Fechtbuch. Mönch und die Frau Walpurgis beim Schwertfechten. Combat manual depicting monk and the woman Walpurgis sword fighting. Ca. 1270, Tower Fechtbuch/Walpurgis Fechtbuch/ Royal Armouries Ms. I.33 Royal library Museum, No. 14 E iii, No. 20, D. vi.

19 Julia Mattes Lagerthas Schwestern

Abb. 18

Abb. 19

20 Julia Mattes Lagerthas Schwestern

Abb. 20

Abb. 18-20 Thalhoffers Fechtbuch. Verschiedene Kampftechniken für den Gerichtskampf Mann versus Frau. Martial arts manual showing different techniques for juridical duel/trial by combat man versus woman. Ca. 1440, Thalhoffers Fechtbuch, Tafeln 242 – 250.

An diesen Beispielen zeigt sich sehr gut, dass das Waffenhandwerk nicht notwendigerweise Exklusivitäten des männlichen Geschlechts waren, sondern, m. E., auch oft eine Frage des STANDES. So wird manche Adelstochter Fechten, Reiten und Kriegstaktik gelernt haben (musste sie doch in der Lage sein, die heimische Burg zu verteidigen - sei es die eigene oder die des Gatten bzw. die der Sippschaft26) während ein Unfreier bzw. ein Bauer niemals in seinem ganzen Leben ein Schwert oder eine Lanze in der Hand halten durfte. Die niederen Stände mussten sich mit anderen, ihnen erlaubten Mitteln wehren. So wurden die alltäglichen bzw. bäuerlichen Gerätschaften als Waffen benutzt und z. B. während des Mittelalters, Sensen- und Stockkampftechniken entwickelt. Im deutschsprachigen Raum war zudem das sogenannte "lange Messer", auch bekannt als "Bauernwehr", oder "Hauswehr" die Waffe der Gemeinen. Auch hier gibt es keinen logischen Grund, weshalb Frauen nicht auch die Handhabung dieser Kampfgeräte erlernt haben sollten um sich selbst oder ihr Hab und Gut zu verteidigen. Diese Überlegungen mögen auch für das wikingerzeitliche Skandinavien zutreffen können. Auch aus den folgenden Jahrhunderten finden sich Beispiele für Frauen die kämpften. Nachweislich gab es eine lange Reihe von Damen, die im 16. - 19. Jh. Duelle fochten. Angefangen von Julie

26 H. Nicholson, La Damoiselle del Chastel': women's role in the defence and functioning of castles in medieval writing from the twelfth to the fourteenth centuries. In: Crusader Landscapes in the Medieval Levant. The Archaeology and History of the Latin East. M. Sinibaldi et al. (eds). (Cardiff 2016), 387 ff

21 Julia Mattes Lagerthas Schwestern d'Aubigny (1670/1673–1707), Opernsängerin und Meisterfechterin,27 über Elizabeth Wilkinson- Stokes, die eine exzellente Fechterin mit fast allen Blankwaffen war und nachweislich eine professionelle Preisboxerin im bare-knuckle fistfighting. Sie schien aus der Londoner Arbeiterklasse zu stammen; über Geburts- und Sterbedaten ist nichts bekannt. Ihre Kämpfe sind aber für die 1820er- und 1830er Jahre belegt.28 "In addition to being a boxing champion, Wilkinson acted as an instructor."29 Bekannte Duellistinnen des 19. Jahrhunderts sind Olga Zavarova and Ekaterina Polesova sowie Pauline Clementine Marie Walburga Fürstin von Metternich-Winneburg zu Beilstein versus Gräfin Anastasia Kilmannsegg und viele andere. Da viele Duellantinnen anscheinend dem Adel entstammten, legt dies den Schluss nahe, dass Fechten (auch zu Pferde) zum Kanon der Ausbildung höherer Töchter gehörte. Angemerkt sei an dieser Stelle, dass überraschend viele Damen nicht, wie man meinen könnte, das Florett, sondern tatsächlich das Rapier bzw. den Säbel als Duellwaffe wählten und einige Duelle tatsächlich zu Pferd ausgetragen wurden. Doch nicht nur adelige Damen schlugen sich. Mit Anne Bonny, Mary Read und Zheng Yisao ist sogar die Existenz von Piratinnen belegt.30 Aus Ostasien gibt es viele prominente Exempel für Kämpferinnen. Der Kung Fu-Stil Wing Chun (bekannt durch Bruce Lee, welcher in den 1970er Jahren durch Martial-Arts-Filme große Berühmtheit erlangte) wurde von einer Nonne begründet. Ihre eponyme Schülerin entwickelte dieses System maßgeblich weiter. Für Japan ist die Existenz von Kriegerinnen bereits für das 2. Jh. AD und für spätere Jahrhunderte belegt: Weibliche Ninja, die Kunoichi, und weibliche Samurai, die Onna-bugeisha. Die Ninja-Frauen erhielten die gleiche Ausbildung in Kampfesweise und Waffentechnik wie die Männer. Sie verfügten über eigene Ausbildungsstätten. Die Tradition der Kunoichi begann vermutlich im Jahre 1561, als die Witwe Chyome Mochizuki dem Fürsten Takeda Shingen anbot, weibliche Ninja auszubilden. Der Fürst zeigte sich begeistert und daraufhin gründete Chyome Mochizuki ihre Ausbildungsstätte. "Diese Untergrundschule wurde zu einer der wirkungsvollsten Trainingsstätten für Spionage im gesamten Zeitalter der kriegführenden Staaten (Sengokujidai-Periode)."31 Berühmte Japanerinnen des 12. Jh. sind Hōjō Masako und Tomoe Gozen. Ob Hōjō Masako (1156- 1225) persönlich an Schlachten teilnahm ist umstritten, jedoch zählt sie unzweifelhaft zu den größten militärischen Persönlichkeiten der japanischen Geschichte. Sie ist bekannt für ihre Rolle bei der Gründung des Kamakura-Shōgunats. Masako wurde Ehefrau des Hōjō Tokimasa, einem mächtigen japanischen Feudalfürsten und erstem Regent der Kamakura-Shōgune. Nach dem Tod ihres Gatten übernahm Masako erfolgreich dessen Regentschaft und da sie während der Ausübung ihrer mächtigen Position in ein Kloster eintrat, wurde sie fortan ama shōgun ( 尼 将 軍 ), also "Nonnen-Shōgun", genannt.32 Tomoe Gozen kämpfte im Genpei Krieg (1180-1185). Besonderen Ruhm erntete sie für ihren Einsatz in der Schlacht von Awazu, während der sie Honda no Morishige köpfte. Ferner soll sie Uchida Ieyoshi getötet haben. In steht über sie geschrieben: " (...) She was also a remarkably strong archer, and as a swordswoman she was a warrior worth a thousand, ready to confront a demon or a god, mounted or on foot. She handled unbroken horses with superb skill; she rode unscathed down perilous descents. Whenever a battle was imminent, Yoshinaka sent her out as his first captain, equipped with strong armor, an oversized sword, and a mighty bow; and she performed more deeds of valor than any of his other warriors."33

27 G. Letainturier-Fradin, La Maupin, 1670-1707, sa vie, ses duels, ses aventures. (Paris 1904). 28 L. A. Jennings, She' s a Knockout! A History of Women in Fighting Sports. (Langham 2014). 29 M. Smith, A History of Women's Boxing. (Boulder 2014). 30 P. Gosse, The History of Piracy. (Mineola 2007), 202-206. 31 W. Lind, Ostasiatische Kampfkünste. ( 1996), 517. 32 E. Oyler, Swords, Oaths, and Prophetic Visions: Authoring Warrior Rule in Medieval Japan. (Honolulu 2006). 33 The Tale of the Heike (Stanford 1988), 291.

22 Julia Mattes Lagerthas Schwestern

Während der -Periode finden sich zahlreiche Beispiele für weibliche Samurai, die sogenannten Onna-bugeisha ( 女 武 芸 者 ). Osteologische Untersuchungen von Skeletten ergaben, dass eine überraschend große Zahl der im Schlachtengetümmel Gefallenen weiblichen Geschlechts waren.34 Die Naginata war die Waffe der Krieger und Kriegerinnen, der Sōhei, der buddhistischen Kampfmönche und der ashigaru, der Fußsoldaten. Ihr Name bedeutet ursprünglich wörtlich „Niedermähendes Schwert“ bzw. „Langes Schwert“. Sie ist eine Stangenwaffe mit Schlag- und Hiebklinge, der europäischen Glefe ähnlich und entwickelte sich zur typischen Begleiterin der japanischen Kriegerin. Noch heute gilt die Naginata in Japan als die Frauenwaffe schlechthin. Vgl. Abb. 21-24. Onna-bugeisha sind sogar während des Niederganges dieser für Japan so prägenden Kriegerkaste im 19. Jahrhundert noch präsent. Vgl. Abb. 25-27. So ist ihre Teilnahme z.B. während des Boshin- Kriegs historisch belegt. Nakano Takeko führte eine Gruppe Kriegerinnen in die Schlacht von Aizu, die als Jōshitai, als Frauen-Armee ( 娘 子 隊 ) berühmt wurde. Sie fiel 1886 durch eine Schussverletzung auf dem Schlachtfeld und wurde angeblich auf eigenen Wunsch hin von ihrer Schwester Yūko enthauptet, um zu verhindern, dass die imperialen japanischen Truppen ihren Kopf als Trophäe erbeuten konnten35 (Köpfe der Feinde abzuschneiden war sozusagen eine Samurai- Tradition. Viele Krieger hofften auf eine 'pro-Kopf-Bezahlung' von ihrem Herrn, wobei für prominente Köpfe oder als besonders tapfer bekannte Feinde mehr Geld bezahlt wurde, als für das Haupt eines unbekannten Gegners. Anm. d. Verf.).Vgl. Abb. 30.

Abb. 21 Alter japanischer Farbholzschnitt. Gruppe kampfbereiter weiblicher Samurai, Onna- bugeisha. Ancient Japanese colour woodcut depicting group of female samurai, onna-bugeisha, ready for battle.

34 H. Suzuki, The Head-Burial Site in the Numazu City and the Skulls of the Medieval Japanese. In: Journal of the Anthropological Society of Nippon, 1989, Volume 97, Issue 1, 23 ff 35 S. Turnbull, Samurai Women 1184–1877. (London 2010).

23 Julia Mattes Lagerthas Schwestern

Abb. 22 Japanischer Farbholzschnitt. Onna- Abb. 23 Japanischer Farbholzschnitt. Onna- bugeisha beim Ausführen einer waffenlosen bugeisha mit der typischen Naginata. Japanese Kampftechnik, vmtl. Jiu Jitsu bzw. Taijitsu. colour woodcut. Onna-bugeisha with typical Japanese colour woodcut, depicting onna- weapon, the naginata. By Utagawa Kuniyoshi. bugeisha executing unarmed combat technique, probably jujutsu or taijutsu. Ca. 1600.

24 Julia Mattes Lagerthas Schwestern

Abb. 24 Japanischer Farbholzschnitt. Detail zeigt Onna-bugeisha während Kampfhandlungen. Detail from Japanese colour woodcut depicting onna-bugeisha during battle. 1847-1852, "Horikawa youchi no zu. A Night Attack on the Horikawa” by . 25 Julia Mattes Lagerthas Schwestern

Abb. 25 Japanische Zeichnung. Tomoe Gozen darstellend. Japanese drawing depicting Tomoe Gozen. Ca. 18th century, by Kikuchi Yōsai.

26 Julia Mattes Lagerthas Schwestern

Abb. 26 Japanischer Farbholzschnitt. Tomoe Gozen, Uchida Ieyoshi besiegend. Japanese colour woodcut depicting Tomoe Gozen defeating Uchida Ieyoshi. By Tsukioka .

Abb. 27 Japanischer Blockdruck. Tomoe Gozen im Kampf mit Uchida Ieyoshi und Hatakeyama no Shigetada in der Schlacht Awazu 1184. Japanese . Tomoe Gozen in combat with Uchida Ieyoshi and Hatakeyama no Shigetada in the battle of Awazu in 1184. 1899, by Yōshū Chikanobu.

27 Julia Mattes Lagerthas Schwestern

Abb. 29 Zeitgenössische Fotografie einer Onna- bugeisha. Contemporary photograph of an onna- bugeisha. Japan 19th century, anonymous.

Abb. 28 Zeitgenössische, kolorierte Fotografie einer Onna-bugeisha. Contemporary photograph, coloured, of an onna-bugeisha. Japan 19th century, anonymous.

Abb. 30 Zeitgenössische Portraitfotografie von Nakano Takekeo. Contemporary portraiture of Nakano Takeko. Japan 19th century, anonymous.

28 Julia Mattes Lagerthas Schwestern

Die Geschichtsschreibung verzeichnet auch Fälle von Frauen, die sich als Männer verkleidet zum Militär schmuggelten. Eines der prägnantesten Exempel hierfür ist wohl sicherlich Sophie Dorothea Friederike Krüger (verh. Köhler), die sich unter dem Pseudonym August Lübeck durch Tapferkeit in den Schlachten der napoleonischen Kriege hervortat und deshalb nicht von ihren Kameraden verraten wurde. Als Jahre später ihre Identität entschleiert wurde, erhielt sie von König Friedrich Wilhelm III von Preußen eine Sondererlaubnis, als Frau seiner Truppe dienen zu dürfen. Krüger bekleidete einen Offiziersrang, war Trägerin des preußischen eisernen Kreuzes und des russischen Ordens des hl. Georg.36 Auch Eleonore Prochaska, die als August Renz im preußischen Heer kämpfte, wurde erst im Herbst 1813 in Folge einer im Gefecht erlittenen Verwundung als Frau enttarnt. Sie erlag wenig später ihren Verletzungen. Ludwig van Beethoven komponierte ihr zu Ehren 1815 ein heute verschollenes Stück.37 Auf die Aufzählung von Beispielen kämpfender Frauen aus den Weltkriegen bis in die heutige Zeit soll hier aus Platzgründen verzichtet werden.

Kämpferinnen und Kriegerinnen gab und gibt es also. Was sagt die Archäologie dazu? Erstaunlich wenig. Bisher. Abgesehen von den Forschungen Davis-Kimbells und Jablonskijs, welche auf skythische und sarmatische Kriegerinnen fokussieren, sieht es, vor allem in der europäischen Archäologie auf diesem Gebiet recht dürftig aus.38 Doch warum ist die Thematik der Kriegerinnen in der Ur- und Frühgeschichte so gut wie nicht präsent? Das Problem ist ein methodisches. Als die Archäologie sich im 19. Jh. als Wissenschaft herausbildete, mangelte es nicht nur an geeigneten Untersuchungsmethoden, sondern es herrschte auch ein striktes Geschlechterbild, welches die Forschung maßgeblich beeinflusst(e). Bildung, Geschäftswesen, Reisen und Abenteuer waren eine rein männliche Domäne, während die Sphäre der Frauen die häusliche war. Viele (Be)Funde, die heute noch zentrale Bedeutung haben, stammen aus dem 19. Jh. Sie wurden im Geiste dieser Zeit gedeutet. Es war undenkbar, jenseits des herrschenden Rollenbildes zu interpretieren, sodass die Geschlechtsbestimmung von archäologischem Material durch die als jeweils typisch 'männlich' oder 'weiblich' erachteten Grabbeigaben erfolgte. Waffen = Männer; Haushaltsgeräte und gewisse Trachtbestandteile = Frauen. Diese Vorgehensweise zieht sich als roter Faden durch bis in die heutige Zeit. Osteologische Bestimmungsmethoden waren damals rudimentär, von DNA-Analysen ganz zu schweigen. Genauso sehr verbot es der 'viktorianische Zeitgeist' sich auch nur vorzustellen, dass ein Waffengrab auch ebenso gut die Ruhestätte einer Kriegerin gewesen sein könnte. Dies stellt ein enormes Problem für die heutige Archäologie dar. Im Grunde müsste das gesamte Material aus Altgrabungen modernen Methoden der Geschlechtsdetermination unterzogen werden, um nicht zu völlig verfälschten Ergebnissen zu kommen.39 Doch nicht nur der viktorianische Zeitgeist trägt dazu bei, dass die Forschung auf diesem Gebiet ins Hintertreffen geraten ist. Wie Nicholson richtig bemerkt, tendieren Strömungen innerhalb des populären Feminismus dazu, Krieg bzw. bewaffnete Konflikte als Manifestation des Patriarchats zu

36 H. A. Riemann, Der Unteroffizier im Regiment Colberg Sophia Dorothea Friederike Krüger, Ritter des eisernen Kreuzes und des russischen Georgen-Ordens, aus Friedland in Mecklenburg-Strelitz. Keine Novelle, sondern ein Lebensbild nach Urkunden gezeichnet. (Berlin 1865). 37 F. Arndt, Die deutschen Frauen in den Befreiungskriegen. (Halle 1867) 173–192. - M. Bastet,; S. Götting-Nilius, Eleonore Prochaska, gestorben 1813 in Dannenberg, (Gifkendorf 2014). 38 Sollte doch einmal Frauengrab mit Waffenbeigaben auftauchen, so lautet die geläufige Interpretation, dass es sich dabei entweder um 'Haushaltsgegenstände' oder bestenfalls um 'rituelle Waffen' handele. Der Gedanke, dass eine Frau Waffen zu Lebzeiten auch als solche benutzt haben könnte, scheint vielen Archäologen fern zu sein. 39 J. Mattes, Drei außergewöhnliche spätwikingerzeitliche Schwertfunde aus Skandinavien. Praehistorische Zeitschrift; Vol. 92, 1/2017, 233. Im Folgenden: Mattes 2017.

29 Julia Mattes Lagerthas Schwestern betrachten und lehnen die Thematik entsprechend ab. "Serious scholarly study of women's participation in warfare in medieval Europe has not received wide publicity. Study has also been hampered by the prohibition in the modern western world on women' s participation in active warfare; it seems to have been assumed that as women do not fight now, they did not fight in the past."40 Das Letztgenannte ist tatsächlich in auffälliger Weise zu beobachten. Anzumerken ist hier, dass die englischsprachige wissenschaftliche Literatur noch vergleichsweise viel zu dieser Thematik hervorgebracht hat – übrigens von Autoren beiderlei Geschlechts – während man entsprechende deutschsprachige Werke nahezu mit der Lupe suchen muss. Entsprechend dem o.g. sind auch die nordischen Waffengräber der Eisenzeit aus archäologischer Sicht in neuem Lichte zu betrachten. Gab es zu dieser Periode kämpfende Frauen bzw. Kriegerinnen? In den altnordischen Schriftquellen, die hier nur kurz Erwähnung finden sollen (sie sind mit der Problematik der Quellenkritik behaftet) gibt es sowohl Darstellungen von valkyrjur, gerüsteten Walküren (typischerweise als mit Speeren, Helmen und Kettenhemden ausgestattet beschrieben) die die Gefallenen vom Schlachtfeld auflesen, um sie nach Walhalla zu führen und auch die Darstellung von Kriegerheldinnen, der skjaldmær (Schildmaiden). Menschliche Kriegerinnen in den Sagas kämpfen mit Äxten oder Schwertern. Auch sie ‚gehen auf Viking‘. Allseits bekannt ist die Brynhild aus der Völsunga-Saga und auch Hervor beispielsweise ist eine berühmte Kriegerin aus der Hervara-Saga, welche in Männerkleider gewandet eine Gruppe Wikinger anführte. Über diese Heldin ist in der Lieder-Edda zu lesen. Doch nicht nur die literarische Dichtung und die Heldensagen, sondern auch Chronisten verzeichneten aktive Wikinger-Kriegerinnen.41 Saxo Grammaticus berichtete von dänischen Frauen, die sich wie Männer kleideten und ihre Zeit damit verbrachten, ihre kriegerischen Fähigkeiten zu trainieren. Tatsächlich gibt es in der überlieferten Kampfkunst der Wikinger eine Wurftechnik, die als 'Frauenwurf' überliefert ist und sich besonders dazu eignet, deutlich kräftigere und viel schwerere Gegner relativ leicht zu Boden zu bringen.42 Das Klischeebild der Wikinger ist im Wandel: Rohe, bärtige Kerle, die plündernd über See und Land zogen, während ihre Frauen daheim Haus und Hof versorgten. Dies ist in den letzten Jahren deutlich variantenreicher geworden. Es gab nicht nur Gattinnen und Sklavinnen, sondern auch unabhängige und mächtige Nordfrauen: 'Königinnen', Weitreisende, (erfolg)reiche Händlerinnen, Herrinnen von großen Höfen und Ländereien. Dass Frauen bei der Besiedlung Islands eine wichtige Rolle spielten, ist ebenso bekannt. Lange Zeit galt die Kombination von Waffenfunden in Gräbern weiblicher Individuen für die skandinavische Eisenzeit als eine sehr seltene Ausnahme. Die Beigabe von Schwertern in Frauengräbern gar als nicht existent. Doch neue Ergebnisse der rezenten Forschung zeichnen ein anderes Bild. Neue Erkenntnisse aus England zeigen Überraschendes: Die an der Küste von East Anglia anlegenden Wikinger waren mitnichten allesamt Männer. Bereits während der frühesten Kampagnen waren Frauen mit an Bord. Untersuchungen der skandinavischen Gräber in England (ca. 865-950) belegen dies. Überreste von 14 Bestatteten wurden mittels DNA-Analysen geschlechtsbestimmt. Davon waren fünf Individuen weiblich; drei von diesen hatten Waffenbeigaben, was hingegen nicht auf alle männlichen Toten zutraf.43

40 Nicholson 2008, 342. 41 Davidson 1971, 26. - Kershaw 1921, 79 ff - Mattes 2017, 323 ff - Præstgaard Andersen 2002, 291–318. 42 Mattes 2017, 235. 43 S. McLeod, Warriors and women: the sex ratio of Norse migrants to England up to 900 AD. Early Medieval Europe 19/3, 2011, 332–352.

30 Julia Mattes Lagerthas Schwestern

Abb. 31 Der Befund Bj 581 aus Birka, Schweden, galt bislang als Paradebeispiel für das Grab eines Wikinger-Kriegers, bis jüngste naturwissenschaftliche Untersuchungen ergaben, dass es sich um eine Frau handelt. Feature Bj 581 from Birka, Sweden was for a long time regarded as the prime example of a male Viking warrior grave until recent scientific analysis revealed the deceased was in fact a woman. 1889, by Hjalmar Stolpe.

Abb. 32 Wikingerzeitliche Walkürenfibel aus Abb. 33 Wikingerzeitliche Fibel in Form einer Dänemark. Viking Age Valkyrie brooch from berittenen Frau mit Schwert, Dänemark. Es gibt Denmark. Evtl. 9. Jh. Maybe 9th century. Fund viele dieser wikingerzeitlichen Artefakte, welche und Foto: Henrik Brinch Christiansen. zumeist in Skandinavien, Polen und England gefunden wurden. Viking Age brooch formed as a mounted woman with sword, Denmark. Many of these Viking Age artefacts were found in Scandinavia, Poland and England. Foto: Museum Vestsjælland.

31 Julia Mattes Lagerthas Schwestern

Abb. 34 Diese Walküren-Fibel aus Dänemark zeigt eine reitende Frau mit Schwert und Speer sowie eine Figur mit Rundschild. Sie ähnelt stark dem Fund von Tissø. This Viking Age Valkyrie brooch from Denmark depicts a mounted woman with sword and spear. It is similar to the artefact from Tissø. Foto & Fund by Ejner Sørensen.

Ein Paradebeispiel hierfür ist das Grab Bj 581, das in den 1880er Jahren von Hjalmar Stolpe auf dem berühmten, ost-mittelschwedischen Fundplatz Birka ausgegraben wurde. Das grabgelegte Individuum wurde mit zwei Pferden, einem Hengst und einer Stute, sowie Blankwaffen, darunter eine Streitaxt, ein Speer, ein Schwert, Rüstungsdurchschlagende Pfeile, zwei Schilden und einem als "battle-knife" bezeichneten Messer, bestattet. "A full set of gaming pieces indicates knowledge of tactics and strategy stressing the buried individual's role as a high-ranking officer. (...) the male sex has been associated with the gender of a warrior identity. Hence, the individual in Bj 581 was considered a male based on the assemblage of grave goods (...)"44 In den 1970er Jahren unterzog man das Skelett einer osteologischen Untersuchung, die ergab, dass es sich um eine Frau handelte. Das Ergebnis wurde angezweifelt und nicht weiter beachtet, passte es doch nicht zu den althergebrachten Interpretationsstrukturen. Selbst nach den Ergebnissen jüngster DNA-Analysen, welche das Individuum eindeutig als weiblich bestimmten und die Strontium-Isotopen-Analysen zudem zeigten, dass die Frau sozusagen weit herum gekommen war und genetische Ähnlichkeiten zur heutigen Bevölkerung aller geographischer Regionen der ‚Viking World‘45 bestehen, mochte das Ergebnis einfach nicht akzeptiert werden. Die Reaktionen werden von Martin Rundkvist recht treffend nachvollzogen: "In 2014 osteologist Anna Kjellström identified the bones as belonging to Bj 581, the famous weapon burial, and agreed that the skeleton is female. Certain archaeologists have replied that they don’t believe this because of the weapons.[sic] Others have suggested more diplomatically that maybe the bones represent two individuals, or that a male 44 C. Hedenstierna-Jonson et al. A female Viking warrior confirmed by genomics. In: Am J Phys Anthropol. 2017 Dec;164(4):853-860. doi: 10.1002/ajpa.23308. Epub 2017 Sep 8. PMID: 28884802; PMCID: PMC5724682. 854 f. 45 Im Detail handelt es sich hierbei um die britischen Inseln, (England und Schottland), die Nordatlantischen Inseln (Island und die Orkneyinseln), Skandinavien (Dänemark, Schweden und Norwegen) und zu einem geringeren Grad das Ostbaltikum (Litauen und Lettland).

32 Julia Mattes Lagerthas Schwestern body was removed while still articulated. Others again have simply dismissed the whole issue with reference to 19th century sloppiness in keeping the Birka bones correctly labelled grave by grave."46 Selbstverständlich ist Bj 581 mit der Altgrabungsproblematik belastet und es ist auch nicht zu 100% auszuschließen, dass in dem Grab noch ein männliches Individuum gelegen haben mag, welches aus irgendwelchen Gründen auf irgendwelchen Wegen verschwunden sein könnte. Und natürlich ist es möglich, dass jemand im Laufe der Dekaden die Knochen vertauscht hat. Aber WESHALB wird die Interpretation einer Wikingerkriegerin so kategorisch abgelehnt, während ein und derselbe Befund, fälschlicherweise davon ausgehend, dass es sich bei dem grabgelegten Individuum um einen Mann handelte, als Paradebeispiel eines Wikingerkriegergrabes gefeiert wird, ohne die og. Bedenken anzuführen? Weshalb werden alte Interpertationsstrukturen, die auf methodischen Fehlern beruhen, unangefochten bar jeder Faktenlage weiterverfolgt, anstatt neue Fakten in das bereits vorhandene Wissen einzubauen? Weshalb reichen in der gängigen archäologischen Praxis einige Knochen- und (teils winzige) Metallfragmente, die nicht immer näher bestimmt werden (können) für das Label "Kriegergrab" aus, während für die Interpretation "Kriegerin" selbst die Kombination von Ergebnissen aus DNA- und osteologischen Untersuchungen plus gut erhaltenen Waffen noch nicht genug sind, um von einem "Kriegerinnengrab" zu sprechen? Abb. 35 Frühwikingerzeitliches Schmuckstück in An dieser Stelle ist anzumerken, dass von Form einer gewappneten Frau mit Rundschild und knapp 400 bekannten Waffengräbern erhobenem Schwert, aus Høje Hyld, Dänemark. Schwedens übrigens bislang nur ein Sehr ähnliche Exemplare wurden in Vrejlev, verschwindend geringer Teil überhaupt ebenfalls Dänemark und Suffolk in England osteologisch bestimmt worden ist. gefunden. Jewellery from early Viking Age found at Høje Hyld, Denmark, depicting an armed woman Doch zurück zu den Bildquellen. In letzter with shield and sword. Similar artefacts were Zeit sind im geografischen found in Vrejlev, Denmark and Suffolk, England. Verbreitungsgebiet der Wikinger mehr und Foto: Østfyns Museum by Claus Feveile. mehr Artefakte bekannt geworden, welche Frauen in Waffen darstellen: Zahlreiche Bildwerke in Form von Silberfigürchen, Schmuckanhängern und hauptsächlich Fibeln stammen aus Dänemark, England und Polen. Diese stellen mit Speeren oder Schwertern und Rundschilden bewaffnete Frauen dar. Besonders viele dieser sogenannten Walküren-Fibeln wurden in Dänemark gefunden. Darunter befinden sich auch Darstellungen berittener Kriegerinnen. Vgl. Abb. 32-37.

46 https://aardvarchaeology.wordpress.com/2017/09/12/a-female-viking-warrior-interred-at-birka/10.05.2018

33 Julia Mattes Lagerthas Schwestern

Abb. 36 Wikingerzeitliches Artefakt aus Gammel Hviding in Dänemark, Frau mit Rundschild und erhobenem Schwert. This artefact from Gammel Hviding, Denmark also depicts an armed woman with a sword in upright and battle ready position. Viking Age. Foto by Henrik Brinch Christiansen. Zeichnung by Claus Feveile.

Abb. 37 Die sogenannte Hårbyvalkyrie aus Dänemark ist aus massiven, vergoldeten Silber. Sie trägt einen für Wikinger typischen Rundschild und ein erhobenes Schwert. The so called Hårbyvalkyrie found in Denmark is made of massive, gilded silver. The woman is armed with a typical Viking round shield and a sword in battle ready position. Viking Age. Foto: Odense Bys Museer by Asger Kjærgaard.

34 Julia Mattes Lagerthas Schwestern

Die 'Valkyrjor' von Frejlev und Gammel Hviding halten Schwert und Rundschild in gleicher Weise. Vier 'Walküre-Fibeln' und ein Silberanhänger zeigen gerüstete Frauen (Tissø und Stentinget, DK; Truso, PL; Wickham Market, Suffolk, GB). Ferner gibt es auch textile Funde. Auf dem Oseberg- Teppich findet sich die Abbildung einer Frau, die ein Schwert hält, sowie eine Figur mit Speer, die vmtl. eine Frau darstellt. Ein ebenfalls in Dänemark gefundenes Artefakt, die Figur von Hårby, wurde auf 800 AD datiert. Diese 9,2 Gramm schwere und knapp 3 Zentimeter große Plastik aus vergoldetem Silber, mit typischer Frauentracht und -Frisur47, hält aufrecht ein Schwert in der Rechten und einen wikingertypischen Rundschild in der linken Hand. Vgl. Abb. 37. Bei all diesen Darstellungen ist m.E. auffällig, dass die Figürchen die Schwerter nicht nur mit sich führen, sondern sie aufrecht mit der Spitze nach oben halten. Das Bemerkenswerte hierbei ist also die Position der Waffen. Diese bezeichnet nicht nur eine wehrhafte Geste, sondern signalisiert in der Fechtkunst die Bereitschaft zum Kampf. Ob es sich dabei um Sagengestalten oder reale Personen handelt, ist wie bei aller ikonographischen Interpretation ohne zusätzliche Quellen unklar. Jedoch eines zeigen sie sicher: Die Wikinger hatten ein Geschlechterbild, das kämpfende Frauen in Waffen beinhaltete. Dank moderner Geschlechtsdetermination mittels DNA-Analyse sowie erheblich verbesserter Methoden zur Skelettbestimmung in der Osteologie tauchen in letzter Zeit mehr und mehr eisenzeitliche bzw. wikingerzeitliche Frauengräber mit Waffenbeigaben auf. Diese sind für Skandinavien, England und den Ostseeraum belegt und überschneiden sich somit chronologisch und geografisch mit den o.g. Bildwerken. In den knapp zwei Dutzend Gräbern sind die häufigsten Beigaben (Kombinationen) Äxte und Speerspitzen, seltener Pfeilspitzen. Manchmal enthalten die Gräber auch Skelette von Pferden. Vgl. Abb. 38-39. Sechs osteologisch bestimmte Waffengräber aus einem eisenzeitlichen Gräberfeld im schwedischen Halland zeigten, dass dort drei Frauen und drei Männer sowie ein Individuum mit unbestimmbarem Geschlecht mit Waffen bestattet wurden.48 Auch hiervon wurde bislang nicht weiter Notiz genommen. Bislang hieß es, dass noch kein Frauengrab mit einem Schwert gefunden wurde. Das Schwert gilt in der europäischen Prähistorie als die Männerwaffe schlechthin. Doch nach akribischer Suche gelang es der Autorin ein Frauengrab mit Schwertfunden ausfindig zu machen: Das Grab von Tyrväntö in Finnland. Ein als weiblich identifiziertes Skelett wurde mit einem Messer mit Scheide, einer Sichel, einem Paar Ovalfibeln (typischer Bestandteil der Frauentracht), einer hufeisenförmigen Bronzefibel sowie Textilresten und zwei zweischneidigen Schwertern bestattet.49 Eines davon ist herausragend. Vgl. Abb. 40-42.

47 Anhand jenes spezifischen Haarknotens identifiziert die Forschung dargestellte Figuren als weiblich. Gerade bei Goldbrakteaten mit anthropomorphen Abbildungen ist dieses Unterscheidungskriterium zur Geschlechterbestimmung sehr hilfreich, da bartlose männliche Figuren oft kaum von den weiblichen zu unterscheiden sind. Dies gilt insbesondere für die guldgubbar mit vendel- und wikingerzeitlicher Formensprache. 48 Mattes (Anm. 42) 332. 49 J. Mattes, Drei außergewöhnliche spätwikingerzeitliche Schwertfunde aus Skandinavien. DOI 10.1515/pz-2016- 0030. DOI: https://doi.org/10.1515/pz-2016-0030. Im Folgenden: Mattes 2016.

35 Julia Mattes Lagerthas Schwestern

Abb. 38 Rekonstruktion eines wikingerzeitlichen Frauen-Waffengrabes aus Hedmark, Norwegen. Artistic reconstruction of Viking warrior women grave from Hedmark, Norway. By Mirosław Kuźma.

36 Julia Mattes Lagerthas Schwestern

Abb. 39 Rekonstruktion des wikingerzeitlichen Frauen-Waffengrabes von Trekroner- Grydehøj, Dänemark. Artistic reconstruction of Viking warrior women grave from Trekroner-Grydehøj, Denmark. By Mirosław Kuźma.

37 Julia Mattes Lagerthas Schwestern

Abb. 40 Das wikingerzeitliche Schwert von Tyrväntö, Finnland. Gefäß und Ornamentik sind bislang einzigartig. This Viking Age sword from Tyrväntö, Finland has a unique hilt and ornamentation. Zeichnung by Julia Mattes.

38 Julia Mattes Lagerthas Schwestern

Abb. 41 Bronze-Heft des Tyrväntö Schwertes. Bronze hilt of the Tyrväntö sword. Foto by Tuuli und Jukka Salmi.

39 Julia Mattes Lagerthas Schwestern

Abb. 42 Das Schwert wurde gemeinsam mit einem anderen in einem Frauengrab gefunden. This sword was accompanied by one other, both were found in a woman's grave. Zeichnung by Julia Mattes. 40 Julia Mattes Lagerthas Schwestern

Abb. 43 Das wikingerzeitliche Schwert von Langeid, Norwegen mit Silber- und Goldeinlagen. The Viking Age sword of Langeid, Norway has silver and gold inlay. Aus Julia Mattes 2017; Kollage by Morten Hegewisch. Foto by Vegard Vike für KHM/UiO.

Das Gefäß des Schwertes besteht aus Bronze. Knauf und Parierstange sind eindeutig mit Ornamenten des nordischen Tierstils verziert. Das Dekor hat eine stark wikingerzeitliche Formensprache. Anhand der Funde wurde das Grab auf die Zeit um ca. 1030 n. Chr. datiert, also in die ausgehende Wikingerzeit. Nach der Ausgrabung im Jahre 1968 verschwand der Grabungsbericht in der Versenkung und die darin enthaltenen Informationen wurden erstmals 2016 durch die Autorin veröffentlicht.50 Erstaunlicherweise wurde 2011 in Langeid, Norwegen, ein sehr ähnliches Schwert gefunden.51 Knauf und Parierstange sind mit Gold und Silber verziert. Auf dem Schwertknauf ist eine kleine Hand abgebildet die ein Kreuz hält. Das gesamte Griffstück ist mit fein geflochtenen Silberdrähten umwickelt. Vgl. Abb. 43. Die Ornamentik (Buchstabenkombinationen, Kreuze und Spiralformen) hat eine andere Formensprache als das finnische Pendant und im Gegensatz zu diesem, eine 50 Mattes 2016. 51 Schriftliche Mitteilung von A. Z. T. Glørstad, Kulturhistorisk Museum, Oslo, 07.03.2016.

41 Julia Mattes Lagerthas Schwestern christliche Ikonographie. Einst gehörte es wohl einem sehr hochgestellten Individuum und wurde vermutlich außerhalb Norwegens angefertigt. Dieses Schwert wird ebenfalls um 1030 datiert. Die Gesamtform der Waffen ist sehr ungewöhnlich. Tatsächlich entspricht nur die Form der Parierstangen dem Typ Æ nach Petersen. Diese in Kombination mit einem flachen Knauf ist bis auf die hier genannten Exemplare, meines Wissens, bislang noch nicht bekannt. Wegen der starken Ähnlichkeit der Schwerter möchte man fast von 'Geschwistern' sprechen: Einem Heidnischen und einem Christlichen. Zusammenfassend kann man hier resümieren, dass die Schrift- und Bildquellen belegen, dass das Konzept von Kämpferinnen wenigstens in der Gedankenwelt der Wikinger existierte. Ob sich die Resultate der bisherigen Forschung jedoch mit den Schildmaid-Legenden synthetisieren lassen, sei dahin gestellt. Jedoch, was die Frauen-Waffengräber angeht: Von absoluten Einzelfällen kann man hier wohl schon zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr sprechen. Derzeit verdichten sich die Hinweise darauf, dass zukünftig noch mehr Funde von Frauengräbern mit Waffen zu erwarten sein dürften. Auch die dringend notwendige Neuüberprüfung von Skelettmaterial aus Altgrabungen wird höchstwahrscheinlich zeigen, dass der ein oder andere "Krieger" eigentlich eine "Kriegerin" gewesen ist. Die rezente prähistorische Archäologie muss sich daher mit der Frage auseinandersetzen, weshalb sie mit zweierlei Maß misst und die Interpretation "Kriegerin" heute wie auch seit 140 Jahren so vehement ablehnt.

Acknowledgements I owe my gratitude to several international colleagues and organisations for their numerous help and hints of various kinds as well as the important and time-consuming provision of images: Till Adloff; Henrik Brinch Christiansen, Sydvestjyske Museer; Claus Feveile, Østfyns Museer; Wayan Finkenstædt; Gerhard Borho; Jan Hein; Mogens Bo Henriksen, Odense Bys Museer; Eija Kontio; Shane McLeod, University of Tasmania; Museum Vestsjælland; David Müller; Jan-Peter Isward Naujoks; Leonard Peters; Jukka Salmi; Tuuli Salmi; Ejner Sørensen, detectingpeople Denmark; Elisabeth J. Vogt and Zanette T. Glørstad, Kulturhistorisk Museum Universitetet i Oslo for a very nice and flowing collaboration. Thank you all so very much.

42 Julia Mattes Lagerthas Schwestern

Literatur Arndt, Fanny. Die deutschen Frauen in den Befreiungskriegen. (Halle 1867) 173–192. Ashmole, Elias. The Institution, Laws and Ceremonies, of the most Noble Order of the Garter collected and digested into one body by Elias Ashmole. (London 1672). af Hällström, Olof. Lisiā suomalaisten soikeiden kupurasolkien syntyhistoriaan. Suomen Museo 54 (Helsinki 1948) 1947-1948. Bastet, Marc & Götting-Nilius, Susanne. Eleonore Prochaska, gestorben 1813 in Dannenberg, Fakten, Mythos, Rezeptionsgeschichte. (Gifkendorf 2014). Blythe, James. Women In the Military: Scholastic Arguments and Medieval Images of Female Warriors. In: History of Political Thought, Volume 22, No. 2, 242-269. Bottomley, Ian. Japanese arms and armour. Trustees of the Royal Armouries (ed.), (Leeds 2017). Ders./Hopson, Anthony. Arms and Armour of the Samurai. The history of weaponry in ancient Japan. (New York 1988). Bryant, Nigel. The True Chronicles of Jean le Bel, 1290 – 1360. (Woodbridge 2011). Butler, Pierce, Women of Medieval France. (London 1907). Carpenter, David. The Struggle for Mastery: Britain 1066-1284. (Oxford 2003). Caspi-Riesfeld, Keren. Women Warriors during the Crusades, 1095-1254. In: Gendering the Crusades. Edgington Susan/Lambert Sara (eds.) (New York 2002) 94-107. Davidson, Hilda Roderick Ellis. The Battle God of the Vikings. (York 1971). Davies-Kimball, Jeannine. With contributions of Yablonsky, Leonid & Teodorovic/Demkin, Vitaliĭ Aleksandrovich. Kurgans on the Left Bank of the Ilek Excavations at Pokrovka 1990-1992: Excavations at Pokrovka, 1990-1992. (Berkeley 1995). Eads, Valerie. Sichelgaita of Salerno: Amazon or Trophy Wife? In: Journal of Medieval Military History, De Vries, Kelly & Rogers Clifford (eds.), Vol. III (Woodbridge 2005) 72-87. Edgington, Susan & Lambert, Sahra (eds.). Gendering the Crusades. (Cardiff 2001). Evans, Michael R. Unfit to bear arms. The Gendering of Arms and Armour in Accounts of Women on Crusade. In: Gendering the crusades. Edgington, Susan/Lambert, Sarah (eds.). (Cardiff 2001) 45-57. Fleming, John V. The Roman De La Rose - a Study in Allegory and Iconography. (Princeton, New Jersey 1969). Geibig, Alfred. Beiträge Zur Morphologischen Entwicklung Des Schwertes Im Mittelalter: Eine Analyse Des Fundmaterials Vom Ausgehenden 8. Bis Zum 12. Jahrhundert. Aus Sammlungen der Bundesrepublik Deutschland. (Neumünster Wachholtz 1991). Gosse, Philip. The History of Piracy. (Mineola 2007). Grant De Pauw. Linda. Battle Cries and Lullabies: Women in War from Prehistory to the Present. University of Oklahoma Press. (Norman 2000). Jennings, Laura A. She' s a Knockout! A History of Women in Fighting Sports. (Lanham, Boulder, New York, London 2014). Jones, Michael, The Creation of Brittany. (Worcester 1988).

43 Julia Mattes Lagerthas Schwestern

Johns, Susan M. Noblewomen, aristocracy and power in the twelfth-century Anglo-Norman realm. (Manchester 2003). Kaliff, Anders & Mattes, Julia. Tempel och Kulthus i det Forna Skandinavien. Myter och arkeologiska Fakter. (Tallin 2017). Kershaw, Nora. Stories and Ballads of the Far Past. Translated from the Norse (Icelandic and Faroese) with Introductions and Notes. (Cambridge 1921). Letainturier-Fradin, Gabriel. La Maupin, 1670-1707, sa vie, ses duels, ses aventures. (Paris 1904). Lind, Werner. Ostasiatische Kampfkünste. Das Lexikon. Unter Mitarbeit von Arnold, Ursel & Lind, Gabi & Veit, Dominik, Lind, Monika, Budo Studien Kreis. (Berlin 1996). Magnus, Olaus. Historia de gentibus septentrionalibus 1555. Footie, Peter (ed.), Transl. by Fisher, Peter and Higgens, Humphrey. (London 1996). Mattes, Julia. Drei außergewöhnliche spätwikingerzeitliche Schwertfunde aus Skandinavien. Praehistorische Zeitschrift; Vol. 92, 1/2017, 219–341. May, Werner. Mädchen im Soldatenrock. Die Geschichte des Unteroffiziers Friederike Auguste Krüger. (Reutlingen 1940/41). McCullough, Helen Craig. The Tale of the Heike, translated with introduction by ~ (Stanford 1988). McLeod, Shane. Know Thine Enemy: Scandinavian Identity in the Viking Age. In: Burge, K. L. (ed.), Vikings and their Enemies. Proc. Symp. Melbourne 24. November 2007 (Melbourne 2008) 3-16. Ders. Warriors and women: the sex ratio of Norse migrants to England up to 900 AD. Early Medieval Europe 19/3, 2011, 332–352. Nicholson, Helen. Women on the Third Crusade. In: Journal of Medieval History, 23 (4) 1997, 335–349. Dies. The role of women in the Military Orders. In: Militiae Christi: Handelingen van de Vereniging voor de Studie over de Tempeliers en de Hospitaalridders vzw, Jaargang 1, 2010, 210–129. Dies. La Damoiselle del Chastel': women's role in the defence and functioning of castles in medieval writing from the twelfth to the fourteenth centuries. In: Crusader Landscapes in the Medieval Levant. The Archaeology and History of the Latin East. Sinibaldi, Micaela & Lewis, Keviin J. & Major, Balázs & Thompson, Jennifer A. (Cardiff 2016) 387–401. Oakenshot, Ewart. Records of the Medieval Sword. (Suffolk 1991). Oyler, Elizabeth. Swords, Oaths, and Prophetic Visions: Authoring Warrior Rule in Medieval Japan. University of Hawaii Press. (Honululu 2006). Pastore, Franco. Sichelgaita: La Sposa die Guiscardo. (A. I. T. W. o.O. 2014). Pedersen, Jan. De norske Vikingesverd. En kronologiskt-typologiskt Studie over Vikingetidens vaaben. (Kristiania 1919). Pennington, Reina & Higham, Robin (eds.) Amazons to Fighter Pilots: A Biographical Dictionary of Military Women. (Westport 2003). Præstgaard Andersen, Lise. On Valkyries, Shield-Maidens and Other Armed Women – in Old Norse Sources and Saxo Grammaticus. In: Simek, R./Heizmann, W. (Hrsg.), Mythological Women: Studies in Memory of Lotte Motz, 1922–1997 (Wien 2002) 291–318. Riemann, Heinrich Aminius. Der Unteroffizier im Regiment Colberg Sophia Dorothea Friederike Krüger, Ritter des eisernen Kreuzes und des russischen Georgen-Ordens, aus Friedland in

44 Julia Mattes Lagerthas Schwestern

Mecklenburg-Strelitz. Keine Novelle, sondern ein Lebensbild nach Urkunden gezeichnet. (Berlin 1865). Roskoschinski, Phillip. Von Schild, Schwert, Speer und Axt. Kampfesweise und Waffengebrauch im germanischen Barbaricum und nordeuropäischen Frühmittelalter. In: Exar Bilanz. Experimentelle Archäologie (2011) 96-108. Skinner, Patricia. 'Halt! Be Men!': Sikelgaita of Salerno, Gender, and the Norman Conquest of . Gender and History, 12:3 (2000). Smith, Malissa. A History of Women's Boxing. (Lanham, Boulder, New York, London 2014). Stjerna, Niklas. Steppe nomadic armour from Birka. Fornvännen 99, (Stockholm 2004). Thalhoffer, Hans. Thalhoffers Fechtbuch. 1467. (Reprint Singapur 2006). The Tale of the Heike. Translated with introduction by Helen Craig McCullough. (Stanford 1988). The True Chronicles of Jean le Bel, 1290 – 1360. Translated by Nigel Bryant. (Woodbridge 2011). Turnbull, Stephen R. The Samurai. A Military History. Routledge Curzon. (Abingdon 1996). Ders. Samurai Women 1184–1877. Osprey Warriors. (London 2010). Truax, Jean, A. Anglo-Norman Women at War: Valiant Soldiers, Prudent Strategists or Charismatic Leaders. In: The Circle of War in the Middle Ages: Essays on Medieval Military and Naval History. Kagay Donald J/Andrew Villalon, A. J. (eds.). (Woodbridge, Boydell, 1999) 111- 125. Verbruggen, J. F. Women in Medieval Armies. In: Journal of Medieval Military History 4 (2006) 119-136. Wanatabe-O’Kelly, Helen. Beauty or Beast? The Woman Warrior in the German Imagination from the Renaissance to the Present. (Oxford 2010). Suzuki, Hisashi, The Head-Burial Site in the Numazu City and the Skulls of the Medieval Japanese. In: Journal of the Anthropological Society of Nippon, 1989, Volume 97, Issue 1, 23-37.

Schriftliche Mitteilungen Schriftliche Mitteilung von Ann Zanette Tsigaridas Glørstad, Kulturhistorisk Museum, Oslo. 07.03.2016 Schriftliche Mitteilung von Leena Ruonavaara, Intendant Archaeological Collections, Finish Board of National Antiquities. 28.01.2016

Elektronische Quellen Evans, John Karl & Grant De Pauw. Linda. Battle Cries and Lullabies: Women in War from Prehistory to the Present. Norman: University of Oklahoma Press. 1998. Pp. Xvii, 395. The American Historical Review, Volume 105, Issue 3, June 2000, Pages 899– 900, https://doi.org/10.1086/ahr/105.3.899.. 5.12.2017 Hedenstierna-Jonson, Charlotte & Kjellström, Anna & Zachrisson, Torun & Krzewinska, Maja & Sobrado, Veronica & Price, Neil & Günther, Torsten & Jakobsson, Mattias & Götherström.

45 Julia Mattes Lagerthas Schwestern

Anders & Storå, Jan. A female Viking warrior confirmed by genomics. In: American Journal of Physical Anthropology, 2017 Dec;164(4):853-860. doi: 10.1002/ajpa.23308. Epub 2017 Sep 8. PMID: 28884802; PMCID: PMC5724682. 8.09.2017 Mattes, Julia. Drei außergewöhnliche spätwikingerzeitliche Schwertfunde aus Skandinavien. DOI 10.1515/pz-2016-0030. DOI: https://doi.org/10.1515/pz-2016-0030 Nicholson, Helen J. Women and the Crusades. https://www.academia.edu/7608599/Women_and_the_Crusades 20.05.2018 https://manuscripts.kb.nl/search/simple/sword 7.05.2018 http://manuscripts.kb.nl/ 5.05.2018 https://onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1002/ajpa.23308 01.10.2017 https://aardvarchaeology.wordpress.com/2017/09/12/a-female-viking-warrior-interred-at-birka/ 01.05.2018 https://aardvarchaeology.wordpress.com/2017/09/12/a-female-viking-warrior-interred-at-birka/ 10.05.2018 https://www.bl.uk/collection-items/the-smithfield-decretals 23.05.2018

Unpublizierte Quellen Keskitalo, Oiva. Kertomus myöhaisrautakaustisen uumishaudan tutkimisesta suontaan kartanon Vestitorni-mäaessa Tyrvännön pitäjässä. 25.10.1968/26.02.1969, 1–21. Mattes, Julia. Female Warriors. Manuskript. Unveröffentlicht. Mattes, Julia. Onna-Bugeisha. Manuskript. Unveröffentlicht. Räty, Jan. Karolingimiekoista romaanisiin miekkoihin: viikinkiajan miekat Suomessa. Pro Gradu- tutkielma Suomen ja Skandinavian arkeologiassa. Helsingin yliopiston arkeologian laitos (Helsinki 1983. Desgl. Magisterarbeit Univ. Helsinki).

Bildquellen Fotos: Anonymus; Henrik Brinch Christiansen; Museum Vestsjælland, Odense Bys Museer by Asger Kjærgaard; Ejner Sørensen; Vegard Vike für KHM/Ui; Wikimedia Commons. Zeichnungen/Illustrationen: Claus Feveile; Mirosław Kuźma; Julia Mattes; Hjalmar Stolpe, 1889; Wikimedia Commons. Japanische Holzschnitte/Blockdrucke: Anonymus; Yōshū Chikanobu; Utagawa Kuniyoshi, Utagawa Yoshitora, Kikuchi Yōsai, Tsukioka Yoshitoshi; Wikimedia Commons. Mittelalterliche Buchmalereien: Anonymus; Tower Fechtbuch/Walpurgis Fechtbuch/ Royal Armouries Ms. I.33 Royal library Museum, British Museum No. 14 E iii, No. 20, D. Vi; Thalhoffers Fechtbuch; Spiezer Chronik Mss.h.h.I.16; Olaus Magnus, Historia de Gentibus Septentrionalibus; Codex Capodilista, BP 945, Biblioteca Civica, Padua; Harley 4431; The Hague, KB, 74, G 27, fo.l 18; The Smithfield Decretals, Royal MS 10 E IV; MS. Douce 195, fol. 046r, fol. 047r, 045 und fol. 049r, 047, 044, 060v, 050, 014; St. Gallen, Stiftsarchiv, Handschriften der Abtei Pfäfers Cod. Fab. XVI f 53r.

46