HESSEN SCHIENE Nr. 116 Juli - September 2019

• Straßenbahn wieder nach Offenbach? • Mehr Güterverkehr im Lahntal • Zahlreiche innovative Brückenbaustellen 4:mrZKZ 04032 D: 3,00 Euro Seite 2

Karikatur: Jürgen Janson

Impressum Herausgeber Pro Bahn & Bus e.V. Erhältlich bei den Bahnhofsbuchhandlungen Bad Redaktionell Friedrich Lang Kreuznach, Bad Nauheim, Darmstadt Hbf, verantwortlich [email protected] (M) Hbf, Frankfurt (M) Süd, Frankfurt (M) Höchst, Friedberg (Hessen), , Gießen, Göttingen, Layout Jürgen Lerch Hbf, Kassel Hbf, Kassel-Wilhelmshöhe, Koblenz Hbf, Kontakt Bahnhofstraße 102 Mainz Hbf, Marburg, Rüsselsheim, Wiesbaden Hbf 36341 Lauterbach Abonnement: Acht Ausgaben 20,00 Euro Tel. & Fax (06641) 6 27 27 (Deutschland); 32,00 Euro (Ausland / Luftpost). [email protected] Der Bezug ist für Mitglieder von Pro Bahn & Bus www.probahn-bus.org kostenfrei. AG Gießen VR 3732 Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 8 vom 1. Dez. 2010 Druck Druckhaus Gratzfeld, Butzbach Auflage 1400 Exemplare Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmi- gung des Herausgebers. Der Herausgeber ist Mitarbeiter dieser Ausgabe: Friedrich Lang, Jürgen berechtigt, veröffentlichte Beiträge in eigenen Lerch, Hans-Peter Günther, Jürgen Schmied, Lars gedruckten und elektronischen Produkten zu Kühnemund, Sören-Helge Zaschke, Horst Lorenz, verwenden und eine Nutzung Dritten zu gestatten. Stefan Sitzmann, Andreas Christopher Eine Verwertung urheberrechtlich geschützter Bei- Redaktionsschluss nächste Ausgabe: 24.08.2019 träge, Abbildungen etc. ist unzulässig, soweit sich aus dem Urheberrechtsgesetz nichts anderes ergibt. Erscheinungsweise: vierteljährlich

2 HS Nr. 116 Vorwort

Liebe Leserinnen, liebe Leser, viele Stadtväter und Stadtmütter wollen angesichts verschärfter Umweltprobleme etwas für den öffentlichen Nahverkehr tun. Soweit herrscht Konsens, sogar weitge- hend parteien- und generationenübergreifend. Der Streit beginnt häufig an der Stelle, an der es um das Zurückdrängen des motorisierten Individualverkehrs geht. An der Einrichtung von Bus- und Radspuren und innerstädtischen Schienen- strecken scheiden sich die Geister. Wiesbaden will die Citybahn und betreibt einen erfreulich hohen Aufwand, um die Bürgerinnen und Bürger von der Idee zu überzeugen. Andere schienenlose hessische Städte folgen dem Beispiel bislang noch nicht, allenfalls Offenbach beginnt mit einer Ideensammlung. Die Einrichtung von Busspuren, eigentlich ein sehr wirksames Instrument zur Beschleunigung und Leistungssteigerung des Busverkehrs, ist hessenweit fast zum Erliegen gekommen. Was vielfach bleibt, ist die Einigung auf die baldmöglichste Elektrifizierung des Busverkehrs, natürlich mit Energiespeicher an Bord der Fahrzeuge und ohne die angeblich störenden Oberleitungen in der Stadt. Die Stadtoberen setzen in diesem Bereich ehrgeizige Ziele – am Akkubus stört sich zum Glück weder die örtliche Bürgerinitiative noch die Oppositionsfraktion – und die Verkehrsbetriebe haben zu liefern, koste es was es wolle. Doch wie effizient in Sachen Umweltschutz ist die Serienbeschaffung von Elektrobussen derzeit eigentlich? Ist dem Klima mit gut frequentierten Euro-6-Dieselbussen in dichtem Takt und mit verbilligten Tickets nicht mehr geholfen als mit Akkubussen im althergebrach- ten Fahrplan- und Preisgefüge? Beides zusammen ist derzeit kaum zu haben, denn die E-Busflotten können schnell zum finanziellen Abenteuer werden. Die Reichwei- te ist begrenzt, so dass kaum ein nachts geladener Bus einen kompletten Betriebs- tag durchhält. Um die gleiche Kapazität bereitzustellen, wird beim reinen Akku- betrieb fast die doppelte Anzahl an Fahrzeugen benötigt, und das bei rund andert- halbfachen Investitionskosten pro Bus. Etwas anders sieht es aus, wenn unterwegs unter einer Oberleitung nachgeladen werden kann, aber daran trauen sich konfliktscheue Verantwortliche vielfach nicht heran. Marburg könnte die hessische Ausnahme von der Regel werden. Schnell und konfliktfrei realisierbar ist das Nachladen an der Wendestelle, doch auch hier gilt: Nur der fahrende Bus verdient Geld und holt Menschen aus den Autos, nicht der stehende. Die Stimmen mehren sich deshalb, die meinen, der verordnete Boom an E-Bussen schade dem ÖPNV derzeit eher als dass er ihm nutze.

Wolfgang Klapdor, Vorsitzender Pro Bahn & Bus e.V.

HS Nr. 116 3 Buchfahrplan

Pinwand...... 4 Tipps und Infos ...... 6

KVG: Elektrobusse werden ab 2022 beschafft ...... 7

Prämienmarkt-Nachtbusse ein Dauerbrenner ...... 9

Lumda- und Horlofftalbahn: Verkehrsleistungen ausgeschrieben ...... 10 Limburg - Koblenz: Untere Lahntalbahn erneut für 23 Tage gesperrt ...... 12 Neuer Kalkzug im Lahntal unterwegs ...... 14 „Deutschlandtakt“ nennt erste Fahrplandaten für die Lumdatalbahn...... 16 Stadt Gießen meldet Bedarf für zwei weitere Stationen beim RMV an ...... 17 Modernisierung des Bahnhofs Grünberg fast abgeschlossen...... 19 Großen-Buseck: Kleine Änderungen an gefährlichem Bahnübergang ...... 20

Bekommt Offenbach die Tram zurück? ...... 22 Anrufsammeltaxi wird im Ostkreis Offenbach durch den „Hopper“ ersetzt...... 26 RMV und starten Intensivprogramm ...... 28 Wallauer Spange kommt voran ...... 32 Ginnheim-Bockenheimer U-Stadtbahn: Weitere Variante wird geprüft ...... 35 Seniorenticket Hessen kommt 2020 ...... 25 Allianz pro Schiene und VDV bringen weitere Bahnreaktivierungen ins Gespräch 37 Brücken: Innovative Technik sorgt für kurze Sperrpausen ...... 40 Historische Bahn: Parkbahn auf der Bundesgartenschau 1989 in Frankfurt ...... 42

Streckentelegramm ...... 45 Schlusslicht ...... 50

Titelbild: Von Neuwied bringt die Brohltalbahn die Leerwagen nach Kerkerbach. Die Zuführung ins Kalkwerk Steeden übernimmt die Werklok von Schaefer Kalk. Foto: Hans-Peter Günther

Rückseite: In Bad Homburgs Partnerstadt Marianské Láznev (Marienbad) gehört die Elektromobilität seit 1902 zum Stadtbild. Im Kurviertel tragen die abgasfreien und extrem leisen O-Busse wesentlich zur Aufenthaltsqualität bei. Die Fahrleitung hängt dort überwiegend an Masten, die dem historischen Ambiente der Stadt angepasst sind. Foto: Friedrich Lang Alle Fotos ohne Namensnennung: Jürgen Lerch

4 HS Nr. 116 Pinwand

Pro Bahn & Bus e.V. ist Mitglied Unsere Treffen vor Ort: im Deutschen Bahnkunden-Verband e.V.

Regionalverband Mittelhessen Unsere Aktiven vor Ort: Regionalleiter Jürgen Lerch Bismarckstraße 3, 35510 Butzbach Telefon (0 60 33) 1 60 47 Regionalverband Nordhessen [email protected] Regionalleiter Hermann Hoffmann Am Juliusstein 18, 34130 Kassel Regionalverband Rhein-Main Telefon und Telefax (05 61) 67 17 9 Regionalleiter Gernot Hornik [email protected] Feldgasse 5, 65510 Hünstetten Telefon und Telefax (0 61 26) 5 76 60 Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des [email protected] Schienenverkehrs im Raum Marburg e.V. (AFS) 1. Vorsitzender Michael Marinc Bereich Südhessen und Rheinhessen Stadtgasse 27, 35216 Biedenkopf Ansprechpartner: Wolfgang Klapdor Telefon: ( 0 64 61) 51 01, Fax: (0 64 61) - 92 39 71 Zeppelinstraße 16, 67578 Gimbsheim [email protected] Telefon 0177 788 118 2 [email protected] Regionalverband Osthessen e.V. Regionalleiter Stefan Sitzmann Zentrale, Geschäftsstelle Lauterbach Bahnhofstraße 102, 36341 Lauterbach Bahnhofstraße 102, 36341 Lauterbach Telefon und Telefax (0 66 41) 6 27 27 Telefon und Telefax (0 66 41) 6 27 27 [email protected] [email protected]

HS Nr.116 5 Tipps und Infos

RMV-Sommerfahrplan bringt mehr Platz und neue Verbindungen (jl) Zum kleinen Fahrplanwechsel am 09.06.2019 gab es auf mehreren Linien im RMV Verbesserungen. Die wichtigs- ten Fahrplanänderungen:

S-Bahnlinien und RE50 „Kinzigtalbahn“ Die S-Bahnlinien S8 und S9 (Hanau – (Fulda – Hanau – Frankfurt) Offenbach – Frankfurt – Frankfurt Flug- Zusätzlich zu den bereits im Dezem- hafen – Wiesbaden) fahren montags bis ber 2016 eingeführten schnellen Verbin- freitags tagsüber durchgängig mit drei dungen, die montags bis freitags um 06:58 Wageneinheiten. Damit stehen den Fahr- Uhr ab Fulda und um 18:18 Uhr ab Frank- gästen statt nur im Berufsverkehr nun furt Hauptbahnhof fahren, gibt es zwei den ganzen Tag 552 Sitzplätze pro Fahrt neue Sprinter-RE-Verbindungen pro Rich- zur Verfügung. tung zwischen Fulda und Frankfurt: Los RB67/68 "Main-Neckar-Express” geht es in Fulda um 07:28 Uhr sowie 17:28 Uhr und ab Frankfurt Hauptbahnhof um Frankfurt – Darmstadt – Mannheim/ 14:15 Uhr sowie 20:15 Uhr. Die Züge sind Heidelberg mit Zwischenhalten in Schlüchtern, Bad Umsteigefrei geht es ab 17. Juni stünd- Soden-Salmünster, Hanau Hauptbahnhof lich von Frankfurt über Darmstadt nach sowie Frankfurt Süd etwa 1 ¼ Stunden Mannheim. Dies war bereits im Dezem- unterwegs und damit gut eine Viertelstunde ber 2017 geplant, verzögerte sich aber schneller als die üblichen RE-Züge. wegen notwendiger Anpassungen an der RB49 (Gießen – Friedberg – Hanau) Infrastruktur. Aufgrund von Brückenbau- arbeiten der Deutschen Bahn kommt es Damit der Zug ab Gießen montags bis bis zum 01. Juli jedoch an einigen Tagen freitags um 06:58 Uhr pünktlich in Butz- zu Einschränkungen zwischen Weinheim bach eintrifft, wo Anschluss Richtung und Heidelberg/Mannheim. Ab Frank- Frankfurt besteht, entfällt das vorherige furt bis Edingen/Friedrichsfeld fahren Ankoppeln eines zweiten Fahrzeugs. Au- zwei gekoppelte Züge. Der vordere Zug- ßerdem endet die Fahrt nun in Friedberg. teil fährt als RB68 wie bislang weiter Weiter zum bisherigen Zielbahnhof Hanau Richtung Heidelberg. Der hintere nach geht es mit einer zusätzlichen Fahrt ab Mannheim als RB67. Für eine höhere Gießen um 07:13 Uhr. Damit gibt es im Betriebsqualität fahren die Züge in Rich- morgendlichen Berufsverkehr von Gro- tung Frankfurt in Darmstadt-Eberstadt ßen-Linden, Langgöns und Kirch-Göns und Darmstadt Süd vier Minuten früher eine weitere Verbindungsmöglichkeit mit ab. Umstieg in Butzbach nach Frankfurt.

6 HS Nr. 116 Nordhessen aktuell

Kasseler Verkehrs-Gesellschaft: Elektrobusse werden ab 2022 beschafft (jl) Die Kasseler Verkehrs-Gesellschaft (KVG) erneuert ihre Busflotte und plant die Neubeschaffung von zwölf Elektrobussen. Zugleich wird die für den Betrieb notwendige Infrastruktur mit Ladestationen aufgebaut. Außerdem wird die Kasseler Verkehrsgesellschaft 31 moderne Dieselbusse der neuesten Norm Euro VI mit extrem geringem Schadstoffausstoß beschaffen. Der Aufsichtsrat der KVG hat beschlos- Kassels Oberbür- sen, dass sich die KVG auf entsprechen- germeister Christian de Förderprogramme des Bundes und des Geselle, Aufsichts- Landes Hessen bewirbt. Die ersten neuen ratsvorsitzender der Dieselbusse sollen Anfang 2021 ihren Be- KVG, freut sich über trieb aufnehmen, für die Elektrobusse ist die Entscheidung: das Jahr 2022 geplant. Damit steige der „Wenn wir die klima- Anteil der emissionsfrei fahrenden Elek- politischen Ziele er- trofahrzeuge der KVG noch einmal an, reichen möchten, geht kein Weg an E- schließlich verkehren die Straßenbahnen Mobilität vorbei. Sie ist wichtig für die der KVG auch mit sauberem Naturstrom Umwelt und der richtige Weg. Eines un- der Städtischen Werke. serer strategischen Ziele ist es, die Mobi- Auch wenn in Kassel heute schon Busse unter der Oberleitung fahren, wird es noch bis 2022 dauern, bevor die ersten echten Elektrobuss im Einsatz stehen Foto: Friedrich Lang

HS Nr. 116 7 Nordhessen aktuell

Noch stellen sich die Dieselbusse quer, wenn es um die Elektrifizierung der KVG- Busflotte geht. Aber in drei Jahren sollen die ersten Elektrobusse in Kassel fahren

trobusse. Ob es gelingt, eine Förder- zusage zu erhalten, wird sich gegen Ende 2019 entscheiden. Maxelon zeig- te sich zuversichtlich, da die KVG bereits einige wesentliche Vorausset- zungen erfülle. litätswende in Kassel zu gestalten. Um Bei den Investitionen müsse aber nicht einen langfristigen Systemwechsel mit nur die Anschaffung der Fahrzeuge be- Augenmaß vorzubereiten, ist es deshalb trachtet werden. Vielmehr müsse auch in richtig, dass die KVG bei ihrem Er- die notwendige Ladeinfrastruktur inves- neuerungsprogramm auch Elektrobusse tiert, die Werkstattausstattung angepasst, beschafft.“ Seit 2015 erneuert die KVG die Lagerhaltung erweitert und das Per- ihre komplette Busflotte, da die durch- sonal geschult werden. „Aber das ist eine schnittliche Betriebsdauer eines Busses Investition in die Zukunft und eine In- bei rund zwölf Jahren liegt und ein Groß- vestition für unsere Kunden. Denn wir teil des Fuhrparks in den kommenden Jah- sichern langfristig nicht nur den Bestand ren dieses Alter erreicht. Aktuell fahren des ÖPNV, sondern vor allem die hohe im KVG-Netz 80 Busse, 78 Trams und Qualität, die wir in Kassel und Nord- acht Beiwagen. Vorbildlich sei, betonte hessen unseren Fahrgästen bieten“, so Oberbürgermeister Geselle, dass die KVG-Vorstand Dr. Thorsten Ebert. KVG auch auf Ökostrom des Schwester- unternehmens Städtische Werke AG set- Die Entwicklung der Elektromobilität ze. sei heute vor allem vom Individualver- kehr, also vom Auto getrieben. Und KVG-Vorstandsvorsitzender Dr. Mi- derzeit könnten Innovationsschübe in im- chael Maxelon erläutert die Idee: „Aus mer kürzeren Abständen beobachtet wer- betrieblichen Gründen können wir nur den. Auch andere Antriebstechnologien schrittweise auf E-Mobilität umstellen. So wie Brennstoffzellen würden sich ständig ist die Reichweite der verfügbaren Fahr- weiterentwickeln. Doch alle Zeichen zeuge noch immer relativ gering, aber stünden auf Elektromobilität. „Wir freu- inzwischen ausreichend. Erfreulicherweise en uns, dass die KVG zukünftig auf E- haben Bund und Land attraktive För- Busse setzen wird. Aber wir werden auch derprogramme für die notwendigen In- die weitere Entwicklung anderer Techni- vestitionen aufgelegt.“ Für eine mögliche ken und neuer Mobilitätsangebote ver- Förderung erarbeite die KVG gerade eine folgen“, erklärt Verkehrsdezernent Dirk Projektskizze zur Beschaffung der Elek- Stochla das Vorgehen.

8 HS Nr. 116 Osthessen aktuell

Lauterbach: Prämienmarkt-Nachtbusse ein Dauerbrenner (si) Zum 32. Mal verkehrte nun am Hauptmarkttag des 249. Lauterbacher Prämienmarktes (19.06.2019) der allseits bewährte und nicht mehr wegzu- denkende Nachtbusverkehr. Sieben Busse, 21 Fahrten, 83 Orte, ca. 1.200 Fahr- gäste, dies sind kurz und knapp die nüchternen Zahlen. Welcher Arbeitsauf- wand allerdings dahintersteckt kann nur der erahnen, der hinter die Organisationskulissen von Pro Bahn & Bus schaut. Detaillierte Vorplanungen wie Aus- allerdings das hervorra- schreibungen, Sicherheitsplanungen, Sit- gende Team von Pro zungen und Pressekonferenzen sowie Öf- Bahn & Bus, in der Re- fentlichkeitsarbeit sind nur ein Bruchteil gel 8 - 10 Personen, die des Arbeitsfeldes, damit dann in der Nacht sich im wahrsten Sinne alles wie am "Schnürchen" funktioniert. des Wortes die Nacht So würde zum Beispiel ohne rechtzeitige um die Ohren schlagen. Absperrmaßnahmen am Lauterbacher Busbahnhof kurz nach 18 Uhr alles zu- Denn erst gegen 4 Uhr in der Frühe geparkt werden, und dann wäre die kom- ist alles soweit erledigt, dass der ehren- plette Nachtbusaktion in Gefahr. amtliche Einsatz beendet und die Nacht- quartiere, welche vor Ort auch bereitge- Da staunten auch die uns unterstützen- stellt wurden, aufgesucht werden können. den Bereitschaftspolizisten nicht schlecht, Nach einer kurzen Nacht gibt es dann für wie dieses "Nachtbus-Uhrwerk" plangenau die Nachtbushelfer gegen 10 Uhr ein aus- funktionierte. Gut und wichtig ist mitt- giebiges Frühstücksbuffet in einem lerweile auch der polizeiliche Schutz der Lauterbacher Traditionscafe. Hier findet Aktion, denn teilweise alkoholisierte der wichtige und notwendige Erfahrungs- Festbesucher reagieren bisweilen etwas austausch statt, und man überlegt jedes unvorhergesehen. Das Wichtigste ist Jahr, was man im kommenden Jahr noch verbessern kann.

Etwas bedauerlich ist allerdings, dass man noch nie in der Nacht einen Ver- treter der Stadt Lauterbach vor Ort hat sichten können, der sich diese außer- gewöhnliche Aktion einmal aus nächs- ter Nähe betrachtet oder vielleicht mal ein kleines Dankeschön an diese her- vorragende und vor allem ehrenamtli- che Tätigkeit des Helferteams gerich- tet hätte. Denn selbstverständlich ist so viel Engagement nicht unbedingt.

HS Nr. 116 9 Mittelhessen aktuell

Lumdatalbahn und Horlofftalbahn: Verkehrsleistungen ausgeschrieben (fl) Noch gibt es keinen endgültigen Beschluss über die Wiederinbetriebnahme der Lumdatalbahn zwischen Lollar und Rabenau-Londorf sowie der Horlofftalbahn zwischen Hungen und Wölfersheim-Södel. Dennoch hat der Rhein-Main-Verkehrsverbund RMV die Zugleistungen auf der Strecke ausge- schrieben, und zwar zusammen mit dem „Teilnetz Wetterau West-Ost“. Das Teilnetz beinhaltet die folgenden Stre- Nicht mehr ent- cken: halten ist die Linie RB 16 Friedberg – - RMV-Linie RB46: Gießen - Geln- Friedrichsdorf. Diese hausen wird in Zukunft dem Taunusbahnnetz zu- - RMV-Linie RB47: Lich / Hungen - geordnet. Hier wer- Wölfersheim-Södel - Friedberg den voraussichtlich Wasserstofftrieb- (- Frankfurt) wagen eingesetzt. - RMV-Linie RB48: Nidda - Friedberg (- Frankfurt) und eben die Interessant ist der Umstand, dass die Züge der Horlofftalbahn teilweise in Lich - Lumdatalbahn: Gießen - Lollar - beginnen bzw. enden sollen, sicher be- Londorf. schränkt auf die Hauptverkehrszeit. Lich

Noch bis 2022 fährt die auf den Strecken in der Wetterau. Im Bild fährt ein GTW2/6 in den Bahnhof Lich ein

10 HS Nr. 116 Mittelhessen aktuell

Der Bahnhof Beienheim soll zu einer modernen Kreu- zungsstation umgebaut werden

erhält dadurch eine schnel- le Pendlerverbindung ins Rhein-Main-Gebiet, unter Umgehung des Bahnhofs Gießen. Außerdem sieht das Betriebskonzept die gemeinsame Führung der Niddaer und Hungen/Licher Züge zwi- 2022/2023 gewinnt. Der Text zur Aus- schen Beienheim und Friedberg vor. Für schreibung lässt darauf schließen, dass ein diese „Flügelung“ wird der Bahnhof Teil der Strecken nicht von Anfang an Beienheim in den nächsten beiden Jah- dabei sein wird. Es ist nämlich eine Stei- ren ertüchtigt. gerung der Zugkilometer in den Jahren 2025 und 2026 vorgesehen. Im Einzel- Heute wird das Teilnetz Wetterau Ost- nen handelt es sich um die folgenden West von der Hessischen Landesbahn Leistungspakete: Ca. 1,595 Millionen (HLB) mit Triebwagen vom Typ GTW Zugkilometer pro Jahr ab Ende 2022, ca. 2/6 betrieben. Diesen etwas eigenwillig 1,834 Millionen Zugkilometer ab Ende konstruierten Fahrzeugen mit dem mit- 2025 und ca. 2,087 Millionen Zugkilo- tig angeordneten Motor dürfte in der meter pro Jahr vom Ende des Jahres 2026 Wetterau keine große Zukunft mehr be- bis zum Laufzeitende des Vertrages 2034. schieden sein, schließlich werden die Triebwagen auch andernorts bereits aus- Sowohl die Lumdatalbahn als auch die gemustert. Möglicherweise kommt das Horlofftalbahn sind mittlerweile im Ziel- Wetteraunetz in den Genuss einer Teil- konzept „Deutschlandtakt“ des Bundes- serie von Brennstoffzellen-Triebwagen, verkehrsministeriums enthalten. Aller- von denen die RMV-eigene Fahrzeug- dings sind für die Horlofftalbahn die dort flottengesellschaft „fahma“ derzeit 27 dargestellten Fahr- und Umsteigezeiten Stück vom Typ „Coradia iLint 54“ beim noch verbesserungswürdig. In den Hersteller Alstom beschafft. Knotenbahnhöfen Nidda, Beienheim und Friedberg müsste in Zukunft zum Teil we- Die HLB fährt noch bis Ende 2022. sentlich länger auf den Anschlusszug ge- Und natürlich auch danach, sofern sie die wartet werden, wenn der heutige Entwurf aktuelle Ausschreibung zum Fahrplanjahr des Deutschlandtakts realisiert würde.

HS Nr. 116 11 Mittelhessen aktuell

Limburg - Koblenz Untere Lahntalbahn erneut für 23 Tage gesperrt (hpg) Bereits zu Beginn des Jahres 2019 mussten Reisende auf der unteren Lahntalbahn an zwölf Wochenenden einen Schienenersatzverkehr nutzen. Mit dem Beginn der Sommerferien hat am Samstag, 29. Juni um 1.05 Uhr eine 23- tägige Sperrung mit Schienenersatzverkehr (SEV) begonnen. Die RE-Züge (RE 25) werden bis zum der Verkehrsstation. Der Hausbahnsteig 22. Juli von SEV-Bussen zwischen wird auf 140 m Länge neu gebaut und Koblenz und Limburg (ohne Zwischen- auf 55 cm angehoben, anstelle des Mittel- halt) ersetzt. Zwischen Gießen und bahnsteigs entsteht ein neuer Außen- Limburg gilt der Regelfahrplan. Die bahnsteig in denselben Abmessungen. RB 23 (Limburg–Mayen Ost) fallen Beide Bahnsteige erhalten barrierefreie zunächst bis zum 14. Juli zwischen Zugänge. Mit dem Wegfall der schienen- Limburg und Niederlahnstein aus, ab gleichen Reisendenquerung hat DB Netz dem 15. Juli reduziert sich die Sperrung den letzten örtlichen Mitarbeiter im Be- auf den Abschnitt von Bad Ems bis reich des „ESTW Untere Lahn“ abgezo- Niederlahnstein. Die Regionalzüge von gen und den seit 2015 in Nievern beste- Mayen wenden in Niederlahnstein, um henden ESTW-Bedienplatz abgebaut. die baubedingten täglichen Staus auf den Bei Nassau hat der aufwändige Umbau Koblenzer Rheinbrücken zu umgehen. eines bereits seit Jahrzehnten mit Licht- Umfangreiche Arbeiten zeichen und Wecker technisch gesicher- ten Bahnübergangs (BÜ) begonnen. Der Während der Sperrung sollen zwischen bislang 2,50 m breite, nur dem Anlieger- Niederlahnstein und Laurenburg ab- verkehr und dem Lahntal-Fernradweg schnittsweise Gleise auf einer Gesamt- dienende Wirtschaftsweg soll im Bereich länge von über 3000 Metern erneuert der eingleisigen Querung für einen sowie die Weiche an der seit dem Krieg „Begegnungsverkehr“ ertüchtigt und mit eingleisigen Lahnbrücke bei Lahnstein- Halbschranken ausgerüstet werden. Dazu Hohenrhein ausgetauscht werden. sind Räumstrecken unmittelbar vor dem

Die Gemeinde Nievern erhält die be- reits für 2015 vorgesehene, aber vom Ei- senbahn-Bundesamt in der beantragten Form nicht genehmigte Modernisierung

Am Haltepunkt Laurenburg hob ein Straßenkran die dort gelagerten Brückensegmente über Bahnsteig und Gleis hinweg auf einen Spezialgüterwagen. Foto: Günther

12 HS Nr. 116 Mittelhessen aktuell

Gegenüber von Kalkofen mündet der Schleusenbach in die Lahn. Die neue Eisenbahn-Über- führung besteht aus acht Beton- Fertigteilen, die mit einem Schie- nenkran in die Baugrube abge- lassen wurden. Foto: Günther

Kleine Brücke, großer Aufwand Innerhalb der 16-tägigen Sperrung wird auf Höhe des durch die Wasserstandsmel- Übergang beiderseits der Bahnlinie auf dungen der Lahn bekannten Pegels Kalk- eine Breite von bis zu 8,30 m und die ofen die kleine Brücke über den Schleu- Fahrbahn im Bereich der Gleisüber- senbach erneuert. Da diese Baustelle nur querung auf eine Breite von sieben Me- auf dem Schienenweg erreichbar ist, müs- tern auszubauen. Für die mehr als dreifa- sen alle Baugeräte und Materialien vom che Verbreiterung des Rad- und Wirt- gut 4,2 Kilometer entfernten Haltepunkt schaftsweges ist außerdem der Bau einer Laurenburg mit Arbeitszügen an- und ab- Stützmauer zur parallel verlaufenden An- transportiert werden. Der Neubau erfolgt liegerstraße erforderlich. Gegen die aus acht vorgefertigten Stahlbetonrahmen, bereits 2011 erstellten Pläne hatte die die zuvor im Straßentransport über rund Eigentümerin eines nahegelegenen Ho- 300 Kilometer von Emsbüren bei Rheine fes für therapeutisches Reiten Klage ein- nach Laurenburg angeliefert wurden. gereicht, die allerdings abgewiesen wur- Vom Lagerplatz hob ein 200 Tonnen de. Straßenkran jedes Teil auf einen Tiefla- dewagen, der dann mit einer Diesellok Während der Verband Deutscher als Lademaß überschreitender Transport Verkehrsunternehmen (VDV) in seiner zur Einbaustelle geschoben wurde. Dort vor wenigen Tagen bereits zum neunten übernahmen zwei Schienenkräne von Mal herausgegebenen „Maßnahmenliste HeringBau die Brückenteile und setzten für den Investitionsbedarf am Schienen- sie in die vorbereitete Baugrube ab. netz des Bundes“ erneut die Beseitigung der eingleisigen Abschnitte auf der Lahn- Eine zweite Eisenbahnüberführung talbahn fordert, schafft DB Netz beim zwischen der ehemaligen Güterstation Neubau des BÜ Nassau II jetzt Fakten, Rupbach und dem Cramberger Tunnel die den eingleisigen Zustand auf Jahre kann DB Netz ohne Ersatz beseitigen. Die hinaus fortschreiben. Die technischen Verbandsgemeinde Diez hatte die Wid- Anlagen entstehen allesamt auf dem Pla- mung des die Bahn unterquerenden We- num des bis in die 1970er Jahre noch lie- ges, trotz der Einwände anliegender Orts- genden 2. Gleises. gemeinden, aufgehoben.

HS Nr. 116 13 Mittelhessen aktuell

Neuer Kalkzug im Lahntal unterwegs (hpg) Vor neun Jahren, am 24. Juni 2010, übernahm das Werk Steeden der Firma Schaefer Kalk aus Diez die Belieferung der BASF mit Kalk in Silo- wagen. Dafür waren die Gleisanlagen der ehemaligen Kerkerbachbahn er- neuert und ein neuer Werkbahnhof errichtet worden. Bereits seit Anfang 2018 besteht zwischen der Firma Schaefer Kalk und der thyssenkrupp Steel Europe, Duisburg, ein Vertrag über die Lieferung von Branntkalk. Da die für den Bahntransport notwen- kammern errichtet werden, deren Beton- dige Infrastruktur im Kalkwerk Steeden wände in Gleitbauweise entstanden sind. erst gebaut werden musste, erfolgte die Dabei wurden die Schalelemente nicht Belieferung bislang von den Kalkwerken umgesetzt, sondern entsprechend dem Dornap-Hahnenfurt und Rohdenhaus. fortschreitenden Bau kontinuierlich weitergeschoben und auf dem bereits be- Im vergangenen Jahr waren am Stand- tonierten Teil abgestützt. Die Montage ort Steeden die baulichen Vorbereitungen einer neuen Bandbrücke sowie eines Lkw- getroffen worden, um gebrannten Stück- Entladebunkers sorgt für die Beschickung kalk per Bahn verladen zu können. Dazu der Silos. Innerhalb des Werks wurden mussten zwei über 20 Meter hohe Silo- die Gleisanlagen um eine Weiche und ein

Im Bahnhof Kerkerbach werden wieder alle Gleise genutzt. Die Werklok übernimmt die von der Brohltalbahn bereitgestellten Güterwagen zur Beladung im Werk.

Foto: Günther

14 HS Nr. 116 Mittelhessen aktuell

Der Umleitungsverkehr für die Kalkzüge zu thyssenkrupp lief über die Dillstrecke. RheinCargo setzte im Lahntal eine DE18 (rechts) ein. Ab Kerkerbach lief 145 089 am Zugschluss, die den Zug ab Wetzlar unter Fahrdraht weiter beförderte. Foto: Holger Schäfer

Beladegleis ergänzt und im Bahnhof Betriebs-GmbH die Wagengruppen. Kerkerbach zwei Nebengleise sowie eine Entlang der Rheinstrecke bis Oberhau- seit Jahren teildemontierte Weiche wieder sen West als Übergabepunkt zur Werk- instandgesetzt. bahn von thyssenkrupp entfällt die Trak- tion des planmäßig 23 vierachsige gedeck- Seit dem 29. April 2019 erfolgt die te Schüttgutwagen (Bauart Tadns) umfas- Anlieferung von Kalk für das Stahlwerk senden Zuges auf eine E-Lok des Ver- der thyssenkrupp AG in Duisburg ab kehrsunternehmens RheinCargo. Steeden. Betrieblich teilen sich vier Bahn- gesellschaften diese Leistung: Im Gegen- Die aktuelle 23-tägige Vollsperrung satz zu den Transporten nach Ludwigs- der unteren Lahntalbahn bedingt einen hafen, bei denen die Loks der BASF die Umleiterverkehr für die Kalkzüge. Die Waggons im Werk tauschen, fährt bei den auf 17 Wagen verkürzten Züge erreichen Neuleistungen die Werklok D7 des Kalk- Wetzlar mit einer E-Lok über die Sieg- werks erstmals planmäßig in den DB- und Dillstrecke. Auf der Lahnstrecke Bahnhof Kerkerbach ein. Dort hat Schae- kommt eine mitgeführte DE18 von fer Kalk die Gleise 4 bis 6 angemietet. Vossloh Locomotives zum Einsatz. Der erste beladene Zug verließ Kerkerbach Auf dem Abschnitt über die Lahntal- am Abend des 5. Juli 2019 mit DE 501 bahn bis nach Neuwied übernimmt eine und 145 089 von RheinCargo. Lok der Brohltal-Schmalspureisenbahn

HS Nr. 116 15 Mittelhessen aktuell

„Deutschlandtakt“ nennt erste Fahrplandaten für die Lumdatalbahn (fl) Derzeit wird im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruk- tur der „Deutschlandtakt“ geplant. Dabei geht es um einen langfristig gültigen Eisenbahnfahrplan, an dem sich Streckenneu- und Ausbauten ebenso orien- tieren sollen wie die Größe und Leistungsfähigkeit von Eisenbahnknoten. Die Schweiz macht mit diesem „Ausbau nach Maß“ seit Jahrzehnten gute Erfah- rungen. Im Mittelpunkt der Planungen stehen fahrender Züge, die sich dort ungefähr nicht möglichst kurze Fahrzeiten auf ein- zur vollen Stunde begegnen, so wie es zelnen Strecken, sondern gut aufeinander heute bereits die Regionalexpresszüge abgestimmte Verbindungen, sowohl zwi- tun. Künftig wird dieses Grundangebot schen den Metropolen als auch hinein in wohl von Regionalexpress- und IC- oder die Regionen. Anfang Mai hat das Bundes- ICE-Zügen gemeinsam gebildet, was na- verkehrsministerium einen überarbeite- türlich Fragen nach der Anerkennung der ten Entwurf für den „Deutschlandtakt“ RMV-Fahrscheine in den Fernzügen auf- vorgelegt. Darin ist erstmals auch die werfen wird. Lumdatalbahn enthalten. Das Planwerk lässt erste Rückschlüsse auf den Fahrplan Die Lumdatalbahn wird Gießen der Lumdatalbahn zu. Demnach werden ungefähr 15 Minuten vor der vollen Stun- die Züge im Stundentakt fahren, so wie de erreichen und 15 Minuten danach dies auch in der Nutzen- Kosten- wieder verlassen. So sind regelmäßige untersuchung zur Lumdatalbahn vorge- Anschlüsse binnen 15 Minuten zu den sehen ist. Gießen wird für die Main- schnellen Zügen der Main-Weser-Bahn Weser-Bahn ein Knotenpunkt schnell- möglich. Die Fahrzeit der schnellen Züge nach Frankfurt beträgt rund 40 Minuten, die Lumdatalbahn wird etwa 30 Minuten zwi- schen Rabenau-Londorf und Gießen benötigen.

Der Deutschlandtakt sieht stündliche Züge zwischen Londorf und Gießen mit guten Anschlüssen Richtung Frankfurt vor

16 HS Nr. 116 Mittelhessen aktuell

Stadt Gießen meldet Bedarf für zwei neue Stationen an der Vogelsbergbahn beim RMV an (hl) Die Hessenschiene berichtete bereits in der letzten Ausgabe von der An- meldung eines Haltepunktes im Bereich des ehemaligen US Depots. Im Rah- men der Fortschreibung des Nahverkehrsplanes des RMV hat die Stadt Gie- ßen noch einen weiteren Haltepunkt an der Vogelsbergbahn definiert.

Ein weitere neue Station soll nun im zum Beispiel Reiskirchen Lindenstruth, Bereich der Streckentrennung von zulassen. Mit zusätzlichen Halten im Vogelsbergbahn und Lahn-Kinzig-Bahn Stadtgebiet Gießen müssten demnach an zwischen Riegelpfad und Gnauthstraße anderer Stelle Halte eingespart oder der entstehen. Die Forderung zu einem Hal- Laufweg der Verstärkerzüge eingekürzt tepunkt an dieser Stelle, damals unter werden. dem Arbeitstitel Aulweg/Ebelstraße, hatte der Bürgerverband zur Förderung des Der Fahrgastverband Pro Bahn & Bus Schienenverkehrs Hessen (ein Vorläufer- begrüßt die Initiative der Stadt Gießen, verein des heutigen Fahrgastverbands Pro weitere Haltepunkte im Stadtgebiet ein- Bahn & Bus) schon vor 25 Jahren aufge- zurichten. „Mit den neuen Haltepunkten stellt. wird Gießen viel besser mit der Bahn er- schlossen“, so Jürgen Lerch, Vorsitzen- Inzwischen hat sich die Verkehrsdich- der des Regionalverbands Mittelhessen. te auf der Vogelsbergbahn ganz wesent- Allerdings dürfen die neuen Halte nicht lich erhöht. Daher wurde auch seitens des dazu führen, dass andere Stationen weni- RMV immer damit argumentiert, dass die ger oder gar nicht bedient werden. angespannten Fahrzeiten und die beste- henden Kreuzungs- punkte keine zusätzli- chen Haltepunkte, wie

In Großen-Buseck besteht nach dem Gießener Bahnhof die erste Möglichkeit zur Zugkreuzung auf der eingleisigen Strecke. Der lange Abschnitt macht es schwierig, mehr Züge zu fahren oder mehr Halte einzurichten

HS Nr. 116 17 Mittelhessen aktuell

So fahren heute an der Vogelsbergbahn einen längeren Zeitraum pro Tag gefah- schon in Saasen und Göbelnrod Züge in ren wird, hätte man nur zwei Minuten manchen Stunden durch, weil für den Verspätungspuffer, bis der Zug in die Halt an den beiden Stationen die Zeit Gegenrichtung auf die Strecke gehen fehlt. Kritisch wird es bei den Verstärker- muss. Ohne einen Ausbau der Gleis- zügen, die den Stundentakt der Vogels- infrastruktur mit längeren Begegnungs- bergbahn zum Halbstundentakt verdich- abschnitten machen die neuen Haltepunk- ten. Sie verlassen Gießen zur Minute 20 te an der Vogelsbergbahn keinen Sinn.“ und verkehren bis Mücke. In Mücke wen- den die Züge innerhalb von 4 Minuten Der Fahrgastverband empfiehlt allen und fahren zurück nach Gießen. Würden Anrainerkommunen der Vogelsbergbahn die beiden neuen Stationen an der deshalb in einem ersten Schritt, sich Ge- Ebelstraße und am Depot mit bedient, danken über das zukünftige Fahrplanan- wäre in Mücke nicht mehr genug Zeit, gebot zu machen. Darauf aufbauend kann um die Züge dort wenden zu lassen. dann die Infrastruktur mit zusätzlichen Kreuzungsbahnhöfen, zweigleisigen Ab- Die Folge: Die Verstärkerzüge können schnitten und neuen Stationen geplant nur noch bis Grünberg fahren. Der wich- werden. tige Bahnhof Mücke mit dem größten P&R-Parkplatz an der Vogelsbergbahn Wichtig ist dabei für Pro Bahn & Bus, würde vom Halbstundentakt abgehängt. dass die Fahrzeiten weiterhin halbwegs Der Fahrgastverband empfiehlt deshalb, konkurrenzfähig zum Auto bleiben. Je- die Auswirkungen der geplanten Halte- der zusätzliche Stopp verlängert die Rei- punkte auf den Fahrplan genau zu unter- sezeiten und macht die Bahn weniger at- suchen, bevor hier Investitionsentschei- traktiv. Für längere Strecken fordert der dungen getroffen werden, die für andere Fahrgastverband einen Regionalexpress– Kommunen Nachteile mit sich bringen. Stundentakt, wobei die Züge nur an den großen Stationen halten. Einen Regional- Probleme sieht der Fahrgastverband expressverkehr hatte es schon früher auf auch mit der Fahrzeit zwischen Gießen der Vogelsbergbahn gegeben, bis das heu- und Großen Buseck. Diese beträgt heute tige Fahrplankonzept durch den RMV 9 Minuten mit einem Zwischenhalt an der eingeführt wurde. Zwischen Mücke und Licher Straße. Kommen zwei Zusatzhalte Gießen wäre das Angebot mit einem zu- hinzu, verlängert sich die Fahrzeit um 4 sätzlichen Halbstundentakt von Regional- Minuten auf 13 Minuten auf dem einglei- bahnen zu ergänzen, welche alle Statio- sigen Abschnitt. nen S-Bahn-ähnlich bedienen.

„Mit einer so langen eingleisigen Stre- cke besteht die Gefahr, dass sich schon geringe Verspätungen auch auf die Gegen- richtung übertragen“ so Lerch. „Bei vier Zügen pro Stunde, wie heute schon über

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Modernisierung des Bahnhofs Grünberg fast abgeschlossen (hl) Im Juni 2019 näherte sich der Ausbau des Bahnhofs Grünberg zur barriere- freien Verkehrsstation langsam seinem Ende. Anfang Mai konnte wieder die Unterführung zu Gleis 2 genutzt werden; auch die Aufzüge sind inzwischen in Betrieb. Mit der Freigabe der Zugangstreppen und Aufzüge entfällt endlich der seit mehreren Monaten erforderliche, mehrere hundert Meter lange Umweg über den Bahnübergang in der Londorfer Straße zum Richtungsbahnsteig Gießen. Die Treppen zur Unterführung und der Boden der Unterführung sind bereits mit ihrem endgültigen Belag versehen. Im Gegensatz dazu müssen die Wände der Treppenaufgänge und der Unterführung noch gefliest werden. Diese Fliesen- arbeiten sollen „im laufenden Betrieb“ aus- geführt werden. Die Beschilderung der Zuwegungen wurde inzwischen auch er- gänzt. Jeder Bahnsteig besitzt ein kurzes Bahnsteigdach und zusätzlich zwei Wetterschutzhäuschen mit leider nur je zwei Sitzmöglichkeiten. Für die Anzahl Oben: Zugang zum neuen Aufzug der Einsteiger pro Zug und die große Unten: Der neu gestaltete Hausbahnsteig Distanz zwischen dem nächsten Wetter- Fotos: Horst Lorenz schutz ist die Anzahl der Sitzmöglich- keiten viel zu gering bemessen. Auf je- Auf dem Bahnsteig von Gleis 1 wur- dem Bahnsteig ist ein RMV-Fahrkarten- den 15 Bügel zum Anschließen von Fahr- automat vorhanden. rädern aufgestellt. Diese Aufstellfläche ist allerdings nicht überdacht und wettergeschützt. Gegen- überliegend dieser Stellfläche in Richtung Bahnhofsvorplatz befindet sich die ältere, gro- ße und überdachte, aber äu- ßerst sanierungsbedürftige Fahrradabstellfläche. Hier be- steht Handlungsbedarf, um den Bedürfnissen der Rad fah- renden Umsteiger gerecht zu werden.

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Großen-Buseck: Kleine Änderungen am gefährlichen Bahnübergang (jl) Letztes Jahr fuhr im Großen-Busecker Gewerbegebiet am Bahnübergang in der Edekastraße ein Triebwagen der Hessischen Landesbahn in einen LKW- Anhänger. Dies war nicht der erste schwere Unfall an dem unübersichtlichen Bahnübergang. Geändert hat sich seitdem wenig. Die Strecke der Vogelsbergbahn ist am Dies war nicht der erste Unfall zwi- Bahnübergang im Industriegebiet Gro- schen einem Zug und Straßenfahrzeugen ßen-Buseck mit bis zu 100 km/h befahr- an diesem Bahnübergang. Der Bahnüber- bar. Am 22. Mai 2018 prallte eine gang ist erst ab einer Entfernung von 200 auf einen dort stehenden Metern für den Lokführer einsehbar, so- LKW, der wegen eines Rückstaus den dass zu wenig Zeit bleibt, um den Zug Bahnübergang nicht rechtzeitig räumen noch rechtzeitig zum Stehen zu bekom- konnte. Der Lokführer und die Zugbeg- men. Nach Aussage von Bürgermeister leiterin wurden bei dem Aufprall schwer Dirk Haas ist es das dritte Mal in sechs verletzt. Elf Reisende wurden leicht ver- Jahren, dass ein Zug mit einem LKW letzt. In dem Zug befanden sich 30 Rei- zusammengestoßen sei. 2013 hatte es ei- sende, die evakuiert wurden. Der Fahrer nen Unfall mit 26 Verletzten gegeben. des LKW blieb unverletzt, da er sein Fahr- Nach über einem Jahr hat sich an der zeug noch rechtzeitig verlassen konnte. Unfallstelle wenig geändert. Leidtragen- Blick über den Bahnübergang (BÜ) in die Edekastraße. Obwohl an jedem Laternenpfahl ein Halteverbotsschild hängt, stehen hier oft LKW, was zu Rückstaus auf den BÜ führt

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Blick in die andere Richtung. Am Ende der Edekastraße mündet diese in die L3128. Der Raum zwischen dem Bahnübergang, der Straße links und der L3128 ist begrenzt und führt bei starkem Verkehr zu chaotischen Situationen

de sind vor allem die Fahrgäste der an den Grundstückseigentümern, teils an Vogelsbergbahn, denn am Bahnübergang Naturschutzgebieten, teils an den Kosten. wurde eine Langsamfahrstelle von 40 km/ Auch eine Reduzierung des Verkehrs, h eingerichtet. Damit hat der Lokführer indem mehr Güter per Schiene angelie- eine reelle Chance, den Zug mit einer fert werden, ist nicht realistisch: Viele Fir- Schnellbremsung noch vor dem Bahn- men im Gewerbegebiet haben ihre Gleis- übergang zum Stehen zu bekommen. anschlüsse aufgegeben. Heute wird dort nur noch ein Gashändler mit Kesselwa- Eine schnelle Lösung wird es nicht gen bedient. geben, was mehrere Treffen mit Kommu- ne, Bahn und weiteren Betroffenen gezeigt Pro Bahn & Bus hofft, dass möglichst haben. Bürgermeister Haas präferiert eine bald eine Lösung gefunden wird, damit Lösung analog dem Übergang in der der Bahnübergang sowohl von den Zü- Frankfurter Straße in Gießen, wo mittels gen als auch vom Straßenverkehr jeder- Radar der Raum zwischen den Schran- zeit sicher gequert werden kann. ken abgetastet wird. Die Elektronik er- 40 statt 100 km/h: Zur Unfallvermeidung kennt Hindernisse und verhindert über muss der Zug bummeln Signale, dass ein Zug den Abschnitt be- fahren kann. Allerdings müsste die Sicherungstechnik in das Stellwerk in Reiskirchen integriert werden, was Jahre dauert und Investitionen erfordert. Auch die Möglichkeit, den Verkehr über eine andere Zufahrt zu lenken, lässt sich kurzfristig nicht umsetzen. Zwar hat die Gemeinde Ideen für acht verschiede- ne Varianten – nur scheitern diese teils

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Bekommt Offenbach die Tram zurück? (fl) In und um Frankfurt wird über erstaunlich viele Bahnprojekte diskutiert. Immer mehr Parteien, Persönlichkeiten und Institutionen beteiligen sich daran – auch solche, denen man diese Offenheit gegenüber Schienenprojekten in den vergangenen Jahren nicht zugetraut hätte. Die Regierenden der Stadt Offenbach Dabei hatte die Stadt galten in den vergangenen Jahrzehnten gemeinsam mit Frank- als negativ eingestellt gegenüber Straßen- furt im Jahr 1884 echte bahnen, ließen sie doch noch 1996 – und Pionierarbeit geleistet damit lange nach Beginn der „Trambahn- und eine der ersten elek- Renaissance“ – die Strecke von der Stadt- trischen Straßenbahnen grenze zum Marktplatz stilllegen. Rich- überhaupt auf die Glei- tig „herausgeekelt“ worden sei die Bahn se gebracht. Aus dieser Keimzelle wurde seinerzeit nach Meinung von Verkehrs- ein eigenes Stadtnetz aufgebaut, das bis freunden und Umweltaktivisten, mit ei- 1963 bzw. 1967 mit eigenen Fahrzeugen nem als willkürlich empfundenen Tem- befahren wurde. Die bis 1996 verbliebe- polimit und mit der hartnäckigen Weige- ne Strecke kam dann unter die Regie der rung, sich in der Zeit vor Gründung des Stadtwerke Frankfurt am Main. Bis 1972 RMV auf einen gemeinsamen Tarif zu gehörte Offenbach auch zu den O-Bus- einigen. städten, und zwar zu denjenigen, die Kurz vor der Einstellung der letzten Offenbacher Straßenbahnstrecke hält ein Triebwagen an der Haltestelle Körnerstraße Foto (19.5.1996): Andreas Christopher

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In Offenbach endete die Strecke auf dem Marktplatz vor dem Kaufhaus M. Schneider Foto (19.5.1996): Andreas Christopher besonders aufkommensstarke Linien und einigt, um Offenbach wieder in das damit wesentliche Teile ihres Stadtver- Frankfurter Straßenbahnnetz einzubin- kehrs elektrifiziert hatten. den. Nach Meinung der drei SPD-Politi- Heute repräsentiert alleine die S-Bahn ker wird die Straßenbahn allerdings nicht den Schienen-Personennahverkehr. So wie mehr den Marktplatz erreichen. sich das Offenbacher Stadtbild derzeit an Vielmehr ist ein Viertelring geplant, manchen Stellen wandelt, so wandelt sich der von der Stadtgrenze Offenbach bei offenbar auch die Einstellung zu innova- Oberrad ausgehend zwar zunächst dem tiven Verkehrsprojekten. Wobei die Stadt Traditionsweg der Linie 16 auf der Frank- nach wie vor finanziell nicht auf Rosen furter Straße folgt, dann aber vor Errei- gebettet ist. Die Bevölkerungsentwicklung chen der Fußgängerzone nach Norden in hat sich in den vergangenen Jahren stark die Kaiserstraße abzweigt. An deren nörd- dynamisiert und liegt bei gut 136.000 Ein- lichem Ende beginnt das Hafengebiet, das wohnern. Die Verkehrsprobleme sind heute schon hauptsächlich Wohnzwecken dadurch nicht weniger geworden. dient. Nach Querung des Mains und ei- Die Oberbürgermeister beider Städte, ner weiteren Strecke von ca. einen Kilo- Felix Schwenke (Offenbach) und Peter meter Länge wäre der Frankfurter Stadt- Feldmann sowie der Frankfurter Verkehrs- teil Fechenheim erreicht und damit der dezernent Klaus Oesterling haben sich zweite Anschlusspunkt an die Frankfur- jetzt auf ein gemeinsames Vorgehen ge- ter Tram, diesmal an die Linie 11.

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Vom grünen hessischen Verkehrs- Auf jeden Fall sollten auch andere Zie- minister wird der Vorschlag nicht nur le in der früheren Lederstadt betrachtet begrüßt, er habe einem Bericht in der werden. Nicht umsonst hatten das Offen- „Frankfurter Rundschau“ zufolge auch bacher Straßenbahnnetz und ganz be- schon seine Unterstützung zugesichert. sonders auch das O-Bussystem deutliche Pro Bahn & Bus freut sich ganz besonders Schwerpunkte im Süden und Osten der über die Kehrtwende in Offenbach, ha- Stadt – als Resultat eines Wachstums über ben Aktive des Verbandes sich doch schon Jahrzehnte hinweg. Auch im heutigen in den 1990er Jahren gegen die Stillle- Stadtbussystem spielen die Fahrten über gung der Linie 16 auf Offenbacher Ge- den Main hinweg eine untergeordnete biet gewandt. Die von der SPD und ih- Rolle gegenüber den rein innerstädtischen ren Repräsentanten favorisierte Trasse Linien. dürfte allerdings noch Modifikationen erfahren. Sie würde in der vorgeschlage- Tram-Erweiterungen auch nach nen Form an keiner Stelle direkte Um- Bad Vilbel und Neu-Isenburg? steigemöglichkeiten zum S-Bahnnetz bie- ten, vom ohnehin fast bedeutungslosen In Frankfurt gibt es seit kurzem einen „Hauptbahnhof“ der Stadt ganz zu von der Stadtverordnetenversammlung schweigen. beschlossenen Handlungsauftrag an den Magistrat mit dem Ziel, über Straßenbahn- Sicher ist es richtig, das prosperieren- verlängerungen in die drei Nachbar- de Hafengebiet ans Netz anzuschließen – kommunen Offenbach, Neu-Isenburg und wobei Offenbach auch andere klassische Bad Vilbel zu verhandeln. Gerade die Wohngebiete mit vielleicht noch höhe- Verlängerung der Tramlinie 18 nach Bad rem Verkehrsaufkommen hat. Ob sich Vilbel genießt eine hohe Aufmerksam- aber über den Main hinweg in den stark keit, denn eine Vielzahl von PKW- und industrialisierten und – mit Ausnahme Busfahrten aus der Nachbarstadt ergießt von Fechenheim – eher einwohn- erschwachen Frankfurter Osten eine von Offenbach ausgehende Tramlinie rechnet, wird der Dis- kussions- und Planungsprozess si- cher noch beleuchten.

Heute enden die Straßenbahnen aus Frankfurt an der Stadtgrenze zu Neu- Isenburg. Mit der Fortführung in die Stadtmitte könnte die Straßenbahn mit der Regionaltangente West verknüpft werden Foto (11.7.1981): Andreas Christopher

24 HS Nr. 116 Rhein-Main aktuell sich über die stau- und abgasgeplagte gewann bessere Chancen haben als eine Friedberger Landstraße im Stadtgebiet Führung der am Stadtrand endenden Li- von Frankfurt. Der Verkehr der Buslinie nie 17 durch die Innenstadt. Hier geht es 30 mit Dieselfahrzeugen steht auf der – schon seit Jahrzehnten – um die Frage, Kippe, ein Umsteigezwang könnte wie der Verkehrsraum auf der zentralen wiederum mehr Kunden auf den PKW Frankfurter Straße in Neu-Isenburg ge- umsteigen lassen. Aus der nördlichen nutzt wird. Die Mehrheit der Stadtver- Nachbarstadt gibt es deshalb durchaus ordneten kann sich derzeit den erneuten positive Signale für die Verlängerung der Umbau der Straße und die Priorisierung Linie 18 bis an den Bahnhof, wobei sich einer Straßenbahn gegenüber dem Indi- die konservativen Fraktionen allerdings vidualverkehr nicht vorstellen. Gleich- noch erkennbar schwertun. wohl wird auch die Verlängerung der Li- nie 17 durch das Stadtzentrum sowie de- Dagegen dürfe in Neu-Isenburg eine ren Verknüpfung mit der RTW und sogar Erweiterung der Regionaltangente West eine erweiterte Führung bis nach Buch- (RTW) vom bisher vorgesehenen End- schlag-Sprendlingen im Mobilitäts- punkt am alten Bahnhof der Stadt über konzept 2030 der Stadt geprüft. vier Stationen zum Neubaugebiet Birken-

Seniorenticket Hessen kommt 2020 (jl) Am 13. Mai 2019 verkündeten der hessische Verkehrsminister Tarek Al- Wazir sowie die Aufsichtsratsvorsitzenden und Geschäftsführer der in Hessen tätigen Verbünde NVV, RMV und VRN die Einführung des Seniorentickets Hessen. Die Ankündigung fand im Rahmen einer großen Pressekonferenz statt. Der Aufsichtsrat des RMV hat die Ein- 65 Jahren. Es wird ausschließlich als führung nachträglich am 27. Mai 2019 of- eTicket auf Chipkarte erhältlich sein. Mit fiziell beschlossen. Ab 1. Januar 2020 wird den neuen Fahrkarten sind – wie in das Seniorenticket für Hessen für 365 Verkehrsverbünden üblich – alle Ange- Euro erhältlich sein – ohne Mitnahme- bote des Nahverkehrs, nicht jedoch die möglichkeit und an Werktagen ab 9 Uhr des Fernverkehrs (IC, EC, ICE) nutzbar. gültig. Ferner soll es eine Premium- variante für 625 Euro geben, die die Mit- Beide Fahrkartenvarianten werden nur nahme eines weiteren Erwachsenen, von als Jahreskarte bzw. Jahresabonnement beliebig vielen Kindern unter 15 Jahren, angeboten. Das Angebot der bisherigen die Nutzung der 1. Klasse und die Gül- Jahreskarten für Senioren entfällt. Die An- tigkeit ohne zeitliche Einschränkung be- gebote für Monatskarten werden nicht inhaltet. geändert. Das Land Hessen ist bereit, das wahrscheinlich entstehende Defizit zu tra- Das Angebot gilt für alle Personen ab gen.

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Anrufsammeltaxi wird im Ostkreis Offenbach durch den „Hopper“ ersetzt (pb&b) Am 24. Juni 2019 startete im Ostkreis Offenbach (Hainburg, Mainhausen, Seligenstadt) der „Hopper“. Dabei bestellen Kunden mittels Smartphone und einer App (Android, iOS) ein Fahrzeug für die Fahrt innerhalb dieses Gebiets oder nach Hanau Hbf über Klein-Auheim. Eine Software koordiniert hierbei die günstigsten Routen und befördert, wie beim AST, nach Möglichkeit mehrere Personen zusammen. Es verkehren bis zu drei Mercedes Benz Vito Tourer mit fünf Sitzplätzen und bis zu drei LEVC TC, elektrisch angetriebene Nachfolger des Londoner Taxis mit Platz für einen Roll- Die Fahrten werden täglich zwischen stuhl. 5.30 Uhr und 1.30 Uhr angeboten. Es Das Gebiet beinhaltet einerseits vor- wird angestrebt, dass der Kunde seine handene Haltestellen des ÖPNV und an- Fahrt binnen 15 Minuten antreten kann. dererseits alle etwa 250 m aus Kunden- Die Mitnahme von größeren Gepäckstü- sicht wichtige Punkte, wie z.B. Rathäu- cken, Fahrrädern oder Tieren ist nicht ser, Geschäfte und Arztpraxen. Hierbei vorgesehen. Das Angebot zielt jedoch aus- sollen diese Punkte im Straßenraum gut drücklich auf die Mitnahme eines hand- erkennbar sein, und die Kunden sollen getriebenen Rollstuhls bzw. Rollators. mittels der App dorthin geleitet werden. Eine Haustürbedienung ist nicht vorge- Wenn man keine Zeitkarte des RMV sehen. hat, kostet die Fahrt mindestens 2,60 Euro. Dieser Preis setzt sich aus dem Grundpreis (1,60 Euro) und dem Kom- fortzuschlag (1,— Euro) zu-

Eines der drei elektrischen LEVC TC-Fahrzeuge Foto: Kreis Offenbach

26 HS Nr. 116 Rhein-Main aktuell sammen. Wenn man mehr als 2 km fährt, eine EC- oder Kreditkarte. Die bisher kostet jeder weitere Kilometer 20 Cent. verkehrenden AST-Angebote im Ostkreis Kunden mit einer RMV-Zeitkarte zahlen werden Ende August eingestellt. keinen Grundpreis und erst ab 6 km Ent- fernung für jeden weiteren Kilometer 20 Es ist geplant, bei einem Erfolg des Cent. Die Bezahlung erfolgt über die App neuen Angebots dieses in den nächsten per Kreditkarte. zwei Jahren auf den ganzen Kreis Offen- bach auszudehnen. Das Projekt wird vom Ab Mitte August soll es auch möglich Land Hessen bezuschusst. sein, die Fahrt per Telefon anzumelden. Die Bezahlung erfolgt in diesem Fall über www.kvgof-hopper.de

Kommentar: Erfolg auch in der Region? Es handelt sich um einen ambitionierten Verkehrsversuch, Fahrgästen die flexible Nutzung des ÖPNV zu ermöglichen. In einigen Monaten wird man sehen, ob der Idee auch ein praktischer Erfolg beschieden ist.

Wie bei jedem AST-Angebot ergibt sich auch hier die Frage, ob bestehen- de fahrplanmäßige Busleistungen durch zuschlagpflichtige, einzeln anzufor- dernde Fahrten ersetzt werden oder ob es sich ausschließlich um eine Ver- besserung des Angebots handelt?

Ähnliche Angebote in Großstädten (z.B. Hamburg: moia, Berlin: Berl- König) erfreuen sich großer Beliebtheit. Besonders dann, wenn die ge- wünschte Strecke mit dem normalen Linienverkehr nur mit längeren Fahr- zeiten oder Umsteigen verbunden ist. Ob dieses Konzept auch außerhalb von Großstädten funktioniert, wird der Versuch zeigen.

Ein Mangel ist in jedem Fall, dass die Kunden zur bargeldlosen Zahlung mittels Kredit- oder EC-Karte gezwungen sind. Die Bargeldzahlung sollte kurzfristig diskriminierungsfrei, also ohne Zusatzkosten im Vergleich zum unbaren Zahlen, ermöglicht werden.

Jürgen Lerch

HESSENSCHIENE-ABO für 20 Euro 2 Jahre druckfrisch nach Hause!

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RMV und DB starten Intensivprogramm (lk/rmv) Der RMV und die Deutsche Bahn packen zusammen an: Um die Betriebsqualität zu verbessern und für die wachsenden Fahrgastströme der Zukunft gewappnet zu sein, haben die Partner ein umfangreiches Intensiv- programm gestartet. Dieses soll die Voraussetzungen dafür schaffen, um ge- meinsam mit dem Land Hessen den Eisenbahnverkehr in Hessen insgesamt fit für die Zukunft zu machen. In einer Pressekonferenz stellten das Land Hessen, die Deutsche Bahn und der RMV das Programm am 11. April 2019 in Frank- furt vor. „Durch den Knoten Frankfurt fließen müssen wir besser werden: Bei der Pünkt- zwei Drittel des deutschen Eisenbahn- lichkeit der Verbindungen und der Infor- verkehrs. Das macht ihn zu einem der mation, wenn es doch zu Verspätungen am stärksten belasteten Schienendreh- kommt. Bei der Barrierefreiheit der Bahn- kreuze der Bundesrepublik und in den höfe und der Sauberkeit der Stationen. kommenden Jahren wird der Verkehr Deshalb unterstützen wir die Qualitäts- weiter zunehmen“, sagte Wirtschafts- und offensive von Bahn und RMV mit einem Verkehrsminister Tarek Al-Wazir bei der dreistelligen Millionenbetrag.“ Präsentation in Frankfurt. „Für Bahn und Im Rahmen des Programms S-Bahn- RMV bedeutet das erhebliche Anstren- plus investiert das Land beispielsweise gungen, denn schon heute läuft es an et- mehr als 70 Millionen Euro unter ande- lichen Stellen nicht richtig rund. Deshalb rem in zusätzliche Weichen und Signale. Das Gleisvorfeld des Frankfurter Hauptbahnhofs und die Zulaufstrecken sind überlastet. Mit einem Intensivprogramm wollen RMV und Deutsche Bahn den Verkehr pünktlicher, sicherer, sauberer und zuverlässiger machen

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Die wesentlichen Maßnahmen des Intensivprogramms im Überblick: - Neue DB-Information und innovati- Qualität und mehr Leistung: zusätzli- ve Formate für bessere Kunden- che S-Bahnen der Baureihe ET 425 information am Bahnhof - Mehr Lokführer für Hessen – Ausbil- - Konsistente Fahrgastinformation dungs- und Qualifizierungsoffensive über alle Kanäle durch neue Reisen- - Mehr Verlässlichkeit im Knoten deninformations-Plattform Frankfurt und auf stark belasteten - 116 Millionen Euro Gesamtinvesti- Zulaufstrecken durch PlanStart und tionen in 2019 für modernisierte PlanKorridor Mitte und barrierefreie Bahnhöfe in Hessen - Mehr Stabilität im Netz durch präven- tive Instandhaltung - Bessere Fahrzeugverfügbarkeit im Regionalverkehr durch zusätzliche - Reibungsloser Bahnbetrieb durch Mitarbeiter und mehr Werkstatt- moderne Stellwerke kapazitäten - S-Bahnplus-Programm für schnelle - Mehr Fahrzeuge für eine stabilere Qualitätseffekte

Das soll dazu beitragen, Stabilität und offensive gehört natürlich auch zusätzli- Betriebsqualität der S-Bahn zu verbessern. che Infrastruktur. Wir arbeiten gemein- Gut 35 Millionen stellt das Land alleine sam und erfolgreich an der Umsetzung in diesem Jahr für die Modernisierung der Projekte von FrankfurtRheinMain- von Bahnhöfen zur Verfügung. Und den Plus, deren Umsetzung unabdingbar ist. Betrieb von Bussen und Bahnen des RMV Und wir setzen darauf, dass perspekti- finanziert das Land 2019 mit 600 Millio- visch auch ein Schienenring um Frank- nen Euro. furt und ein Fernbahntunnel am Haupt- bahnhof die Kapazität und die Qualität „Wir wollen Hessen zum Vorreiter der des Bahnverkehrs weiter steigern werden.“ Verkehrswende machen. Dazu brauchen wir Busse und Bahnen, mit denen die Das Intensivprogramm bündelt ge- Pendlerinnen und Pendler gerne fahren“, schäftsfeldübergreifend Maßnahmen der so Al-Wazir. „Wir brauchen Fahrpläne mit DB-Sparten Netz, Regio und Station & engen Takten und pünktlichen Zügen. Service zu einem umfassenden Katalog, Und wir brauchen Bahnhöfe möglichst der Verbesserungen von A wie Abfahrts- ohne dunkle Ecken. Die heute eröffnete zeiten bis Z wie Zuverlässigkeit vorsieht. Qualitätsoffensive ist ein weiterer Schritt „Pünktlich, sicher, sauber, zuverlässig dahin. Ich freue mich insbesondere, dass und gut informiert – das sind die Kriteri- die Bahn damit die besondere Bedeutung en, an denen unsere Fahrgäste uns zu Hessens im bundesweiten Schienennetz Recht messen und die wir als RMV von anerkennt und stärkt. Zur Qualitäts- unseren Partnern einfordern“, sagt Prof.

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Knut Ringat, Geschäftsführer des RMV. voller Zusammenarbeit auf Augenhöhe „Unser Ziel ist es, dass im Jahr 2030 30 gestemmt werden kann. Prozent mehr Menschen mit dem RMV fahren, doch das geht nur, wenn die Qua- Im Bereich Pünktlichkeit und Zuver- lität stimmt. Deshalb haben wir das lässigkeit setzt die DB insbesondere auf Intensivprogramm zur nachhaltigen Ver- eine stärkere Personaldecke, verbesserte besserung der Qualität auf den Weg ge- Fahrzeuginstandhaltung und -bereitstel- bracht. Doch eines ist klar: All diese Maß- lung, eine noch flexiblere Steuerung der nahmen zusammen sind ein Mammutvor- Züge zwischen Fulda und Mannheim so- haben, das nur in guter und vertrauens- wie Infrastrukturmaßnahmen, wie die schrittweise Digitalisierung der Schiene.

Mit mehr Fahrgastinformationen, wie hier der Ein weiterer Schwerpunkt ist die Fahr- neuen Abfahrtstafel im Bahnhof Gießen, will gastinformation und das Erscheinungsbild die Bahn besser informieren der Bahnhöfe. „Wir wollen, dass sich un- sere Gäste an den Bahnhöfen wohlfühlen. Darum investieren wir 2019 rund 116 Mil- lionen Euro in Hessens Bahnhöfe – ge- meinsam mit Bund, Land und Kommu- nen. Dabei haben wir nicht nur ein Bal- lungszentrum wie das Rhein-Main-Gebiet im Blick, sondern auch die dünner besie- delten Regionen“, so Bernd Koch, Vor- standsvorsitzender der DB Station&Ser- vice AG. „Wir stellen uns zudem dem zentralen Bedürfnis unserer Kunden nach einer besseren und zuverlässigeren Rei- sendeninformation. Wir schaffen nicht nur einen zentralen Datentopf für alle Kommunikationskanäle, sondern sorgen auch für verständlichere und umfassen- dere Informationen am Bahnhof, zum Beispiel durch neue Layouts, Monitore und Tafeln für die Bahnhöfe. In Hessen starten wir den Rollout der neuen Rei- sendeninformation im ersten Halbjahr 2020. Schon heute profitieren Reisende in Hessen von besseren Informationen an kleinen Bahnhöfen, von innovativen Pro- jekten wie verständlichere Durchsagen und in Kürze von der neuen DB Infor- mation im Frankfurter Hauptbahnhof.“

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Ausbildungs- und Züge dürfen keine pünktlichen Züge be- Qualifizierungsoffensive einträchtigen“, sagt Frank Sennhenn, Vor- standsvorsitzender der DB Netz AG. „Al- „Über unsere Ausbildungs- und Quali- lein zehn Millionen Euro investieren wir fizierungsoffensive haben wir seit 2016 dieses Jahr zusätzlich in dem Plan- in Hessen für den Regional- und S-Bahn- Korridor, um die Qualität der Infrastruk- Verkehr 300 neue Lokführer und Lok- tur auf diesem Engpass-Abschnitt zu stei- führerinnen ausgebildet. 2019 werden wir gern. Und wir bauen unser Präventions- dies mit 170 Neueinstellungen noch ein- programm weiter aus. Sechs Millionen mal steigern. Das sind beachtliche Zah- Euro investieren wir kurzfristig in Stell- len, und das wollen wir beibehalten“, sagt werke, Weichen, Signale, Bahnübergän- Dr. Jörg Sandvoß, Vorstandsvorsitzender ge und Brücken, damit wir Störungen der DB Regio AG. „Um der steigenden beheben können, bevor sie überhaupt Nachfrage gerecht zu werden, brauchen entstehen und die Fahrgäste zuverlässig wir auch mehr Fahrzeuge. Deshalb sto- und pünktlich an ihr Ziel kommen.“ cken wir gemeinsam mit dem RMV un- sere S-Bahnflotte auf. Ab Mai gehen die Pro Bahn & Bus verfolgt intensiv die ersten von 14 Bahnen der Baureihe ET genannten Maßnahmen. Papier erweist 425 an den Start. Ein weiteres Top-The- sich bisweilen als geduldig. Alle benann- ma für uns ist die Verfügbarkeit unserer ten Projekte sind sehr erfreulich, aller- Fahrzeuge. Beim Main-Neckar-Ried-Ex- dings sind die dargestellten Probleme press und beim Mittelhessen-Express sind schon lange bekannt. Als wichtig erach- wir schon spürbar besser geworden – mit tet der Fahrgastverband eine konsistente Hilfe von zusätzlichen Mitarbeitern in und verlässliche Information im Störungs- den Werkstätten, aber auch durch mobile fall, Verbesserungen in der ELA (elektri- Instandhaltungsteams.“ sche Lautsprecheranlage) sowie gepfleg- te Fahrzeuge und Bahnhöfe. In diesem „Frankfurt hat für den Bahnverkehr in Zusammenhang sollte auch über eine (fle- Deutschland eine Schlüsselrolle. Damit xible) Präsenz von Personal in der Flä- die Züge verlässlicher fahren, müssen wir che nachgedacht werden. den „Engpass Mitte“ deutlich ent- lasten. Im gerade angelaufenen PlanKorridor Fulda–Mannheim steuert ein Expertenteam künftig den Eisenbahnverkehr auf dieser stark belasteten Strecke noch kon- sequenter. Das Ziel: verspätete

Triebwagen der Baureihe 425 werden jetzt für den S-Bahn-Verkehr aufgearbeitet

HS Nr. 116 31 Rhein-Main aktuell

Wallauer Spange kommt voran (cb) Im Rahmen eines Informationsabends hat die DB am 25.6.2019 in der Wallauer Ländcheshalle den aktuellen Planungsstand zur Wallauer Spange sowie zu der dort geplanten neuen Verkehrsstation Wiesbaden-Delkenheim vorgestellt. Nach längeren Verhandlungen mit dem Letztlich wird die Variante 1 bevor- Bund besteht nunmehr Einigkeit, die zugt, weil diese bis zur neuen Abzweig- Verbindungsspange zwischen den bereits stelle Delkenheim auf der Südseite des vorhandenen Ästen der Schnellfahr- Wiesbadener Astes der Schnellfahrstrecke strecke Köln – Rhein-Main komplett bleibt und somit der südliche Wanders- zweigleisig zu bauen. Untersucht wurden mann-Tunnel nicht gekreuzt werden muss. zwei sich nur geringfügig unterscheiden- Sowohl die Querung der A3 als auch der de Trassierungsvarianten und deren mög- Schnellfahrstrecke erfolgen mit Blick auf liche Kombinationen mit Überführungen Baurisiken (Unterfahrung der Schnell- bzw. Unterfahrungen der Schnellfahr- fahrstrecke mit fester Fahrbahn) und Kos- strecke sowie der Autobahn A3. ten als Überführungen. Schematische Übersicht der zusätzlichen Gleisanlagen für die Wallauer Spange (rot), Quelle: DB

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Computeranimation im Bereich des künftigen Haltes Wiesbaden-Delkenheim in Dammlage (schraffierte Fläche) mit Blickrichtung nach Osten. Links im Bild das Portal des bestehenden Tunnels Wandersmann Süd (Länge 776m) zur Unterfahrung der A66 (links oben im Bild). Quelle: Deutsche Bahn

Die neue, höhenfreie Abzweigstelle die Verkehrsstation ein gemeinsames Diedenbergen kann aus bzw. in Richtung Planfeststellungsverfahren durchgeführt Flughafen mit 160 Stundenkilometern be- werden kann. fahren werden, während die nahe an der Ferner soll ein moderner Verknü- künftigen Station gelegene, höhengleiche pfungspunkt zum künftigen Busnetz, eine Verzweigung bei Delkenheim immerhin P+R- sowie B+R-Anlage sowie eine ver- 130 km/h zulassen wird. besserte Einbindung in das Straßen-, Rad- und Fußwegenetz entstehen, wofür die Die ca. vier Kilometer kurze Neubau- Planungen nun anlaufen. Vorgesehen ist strecke selbst ist Bestandteil des Bundes- ein Baubeginn etwa 2024 und die Fertig- verkehrswegeplans (BVWP) 2030. Ledig- stellung zum Dezember 2026, was als lich die Mehrkosten für die komplette anspruchsvoll, aber unter günstigen Um- Zweigleisigkeit werden wohl oder übel ständen durchaus realistisch angesehen zum Teil durch das Land Hessen getra- wird. gen werden müssen. Demgegenüber ist der neue Halt für Wiesbaden-Delkenheim Das derzeit aktuelle Betriebskonzept und die umliegenden Orte der Stadt Wies- rund um die Wallauer Spange ist dem baden sowie des Rheingau-Taunus-Krei- zweiten Gutachterentwurf zum Deutsch- ses ein Projekt in der Zuständigkeit des land-Takt vom 7. Mai 2019 zu entnehmen, RMV. Bis Jahresende 2019 wird eine ent- der in unterschiedlicher Tiefe auch mit sprechende Planungsvereinbarung ange- den ÖV-Aufgabenträgern abgestimmt strebt, damit für die Spange selbst sowie sein soll.

HS Nr. 116 33 Rhein-Main aktuell

Zweigleisige Einfädelung der Wallauer Spange auf die Schnellfahrstrecke Köln - Rhein-Main Quelle: Deutsche Bahn

Seitens des Fernverkehrs würde die hafen (Fernbahnhof) – Darmstadt Hbf und Spange stündlich durch zwei sich dort zweistündlich minutengenau überlagern- HeEx7 (eine Fahrt pro Stunde in zwei- den Linien genutzt: stündlich wechselnden Zeitlagen) Wies- baden Hbf – Wiesbaden-Delkenheim – FV12 (zweistündlich) Berlin Gesundbrun- Frankfurt Flughafen (Fernbahnhof) – nen – Berlin Hbf – Berlin Südkreuz – Frankfurt Hbf (Fernbahntunnel) – Offen- Bitterfeld – Leipzig Hbf – Erfurt – Eisen- bach Hbf – Hanau Hbf. ach – Bad Hersfeld – Fulda – Frankfurt am Main (Fernbahntunnel) – Frankfurt Die Fahrzeit zwischen Wiesbaden Hbf Flughafen (Fernbahnhof) – Wiesbaden und dem Flughafen-Fernbahnhof ist mit Hbf und 16 Minuten einschließlich des Zwischen- haltes in Delkenheim angesetzt. Von FV13 (zweistündlich) Dresden Hbf – Delkenheim zum Wiesbadener Hbf in ca. Dresden Neustadt – Riesa – Leipzig Hbf 7 Minuten sowie zum Flughafen-Fern- – Gotha – Eisenach – Fulda – Frankfurt bahnhof in ca. 8 Minuten in einem später am Main (Fernbahntunnel) – Frankfurt hoffentlich dichten Takt – das ist ein kon- Flughafen (Fernbahnhof) – Wiesbaden kurrenzlos attraktives Schienenangebot in Hbf. unmittelbarer Nähe zur Landeshauptstadt und zum Flughafen. Im Regionalverkehr des RMV sind derzeit folgende Linien vorgesehen: Die Projektseite der DB zur Wallauer Spange ist im Internet leicht zu finden: HeEx2 (halbstündlich) Wiesbaden Hbf – Wiesbaden-Delkenheim – Frankfurt Flug- www.wallauer-spange.de

34 HS Nr. 116 Rhein-Main aktuell

Ginnheim-Bockenheimer U-Stadtbahn – weitere Variante wird geprüft (fl) Im Frankfurter U-Stadtbahnnetz klafft seit Jahrzehnten eine gravierende Lücke, nämlich die Verbindung zwischen dem Endpunkt Ginnheim der U1 bzw. U9 einerseits und dem Endpunkt Bockenheimer Warte der U4 andererseits. Mit dem Lückenschluss würde sich die Verbindung der nördlichen Stadtteile an den Hauptbahnhof und an die Arbeitsplatzschwerpunkte im Westen der Stadt deutlich verbessern. Der naheliegenden direkten Verbin- stelle. Die derzeit nächste Schnellbahn- dung der beiden Stationen entlang der station „Holzhausenstraße“ liegt rund Franz-Rücker-Allee wurde im Jahr 2006 700 Meter vom Uni-Campus entfernt. Sie eine endgültige Absage erteil. Hier wird ist stark ausgelastet, obwohl die Fahrt vom auch langfristig die Straßenbahn fahren. Hauptbahnhof her mit einem Umstieg an Stattdessen soll der Lückenschluss eine der Hauptwache oder am Willy-Brandt- weiter östlich verlaufende Trasse erhal- Platz verbunden ist. ten, die mittels weiterer neuer Stationen vor Ort eine besse- re Erschließungswirkung ent- falten kann. Um die genaue Lage dieser Bahnhöfe, vor al- lem der Station am Uni-Cam- pus Westend, ist jetzt eine er- neute Diskussion entbrannt. Zur Diskussion standen bis- lang im Wesentlichen zwei Varianten: Die geradlinige Version „Europaturm“ ohne direkten Anschluss der Uni- versität und die etwas längere „Ginnheimer Kurve“ mit pe- ripher gelegener Uni-Halte-

Die möglichen Trassenvarianten der geplanten U4-Verlängerung von Bockenheim nach Ginnheim

Grafik: OpenStreetMap, Ergänzungen:Jürgen Lerch

HS Nr. 116 35 Rhein-Main aktuell

Mit der bisher verfolgten Variante fe sind laut dem Ende 2018 abgeschlos- „Ginnheimer Kurve“ der Ginnheim- senen Gutachten 170 Mio. Euro kalkuliert, Bockenheimer U-Stadtbahn würde eine für die bislang seitens der Stadtregierung Haltestelle am nordwestlichen Eck des favorisierte „Ginnheimer Kurve“ 220 Uni-Areals entstehen, von der aus noch Mio. Euro. Mit der zentralen Campus- 300 bis 400 Meter zum zentralen Haltestelle würden die Projektkosten auf Theodor-Adorno-Platz zurückzulegen deutlich über 300 Mio. Euro klettern. wären. Durch die jetzt ins Gespräch ge- brachte noch weiter östliche Führung des Das Thema beschäftigt die Stadtpolitik, Tunnels ließe sich eine Haltestelle im und zwar ausgerechnet in einer Phase, in Herzen des Campus errichten. Kombi- der bald über den Lückenschluss abge- niert werden soll die zentrale Unischleife stimmt werden sollte. Deutliche Verzö- mit der Variante „Europaturm“, so dass gerungen sind vorprogrammiert, öffent- nach der Schleifenfahrt wieder der direk- liche Diskussionen über die Frage „was te Weg nach Ginnheim erreicht würde, darf eine einzelne Haltestelle in optima- verbunden mit Stationen an der Bundes- ler Lage kosten“ natürlich auch. Die Uni- bank und an der Platenstraße. versität, die Studentenvertretung und die CDU sprechen sich für die zentrale Hal- Das Problem sind die Mehrkosten in testelle aus. Verkehrsdezernent Klaus Höhe von 150 Mio. Euro. Denn während Oesterling (SPD) steht ihr ebenfalls of- die Station am nordwestlichen Campus- fen gegenüber. Auch aus anderen Partei- rand als nach oben offene „Troghaltestelle“ en ist Sympathie für den Vorschlag er- entstehen könnte, wäre unter dem kennbar, gleichzeitig aber auch Sorge um Theodor-Adorno-Platz eine klassische U- die Mehrkosten und die weiteren Verzö- Bahnstation zu errichten. Außerdem ver- gerungen. Oesterling hofft trotz der er- längert sich die gesamte Strecke. Für die neuten Diskussion auf eine Beschluss- Variante „Europaturm“ ohne Uni-Schlei- fassung bis Ende 2019.

Weiter gekommen als beim U4-Lückenschluss ist die Stadt Frankfurt mit dem Anschluss des Europa- viertels an die U5. Ende Juni 2019 wurde das Schneidrad der Tunnel- bohrmaschine in die Baugrube gehoben.

Foto: Stadtbahn Europaviertel Projektbaugesellschaft mbH

36 HS Nr. 116 Hessen aktuell

Allianz pro Schiene und der VDV bringen weitere Bahnreaktivierungen ins Gespräch (fl) Der Interessenverband Allianz pro Schiene und der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) nahmen Ende Mai 2019 gemeinsam Stellung zum Thema „Reaktivierung von Bahnstrecken“. Von beiden Verbänden wur- de umfangreiches Material vorgelegt, in dem es um die Gründe für den frühe- ren Rückzug der Bahn aus der Fläche geht, vor allem aber um erfolgreich abgeschlossene Reaktivierungen – und um Vorschläge für weitere „neue“ Stre- cken auf „alten“ Trassen. Denn die Reaktivierung von Bahnstre- Bundesregierung eine Verdopplung der cken bedeutet heute vielfach den Wieder- Fahrgastzahlen vorgenommen. Wenn wir aufbau bereits abgerissener Schienensträn- das erreichen wollen, müssen wir den ge. Das war in den vergangenen 25 Jah- langjährigen Rückzug der Schiene aus der ren – dem Betrachtungszeitraum der Fläche stoppen und ihn an geeigneten VDV- und Allianz-pro-Schiene-Veröffent- Stellen rückgängig machen. Eine von der lichung – anders. Da gab es noch zahl- Bundesregierung beauftragte Studie be- reiche Strecken, die bis dahin dem Gü- legt zudem, dass die Reaktivierung von terverkehr dienten oder erst kurz zuvor Schienenstrecken aus Umweltgründen den Gesamtverkehr verloren. Ungeach- sinnvoll ist.“ tet des heute erhöhten Aufwandes für die Wiederinbetriebnahme von Bahnstrecken Laut Deutschland-Karte der Allianz steigen die Chancen, weil sich die politi- pro Schiene wurden zwischen 1994 und schen Rahmenbedingungen ändern. Dazu 2019 insgesamt 827 Kilometer an Verbin- äußerte sich VDV-Präsident Ingo Wort- dungen für den Personenverkehr und 359 mann: „Im Koalitionsvertrag hat sich die Kilometer für den Güterverkehr wieder in Betrieb genommen. Allerdings wurden in diesem Zeitraum mit über 3.600 Kilometern deutlich mehr Strecken

Bahnhof Hungen: Während die Lahn- Kinzig-Bahn weiterhin in Betrieb ist (Gleis links), wurde die Horlofftalbahn nach Wölfersheim-Södel 2002 stillgelegt (rechts). Jetzt soll die Strecke wieder reaktiviert werden

HS Nr. 116 37 Hessen aktuell

Allianz pro Schiene – auch mit hessischer Beteiligung

Die Allianz pro Schiene ist ein breites Euro Umsatz im Schienenverkehr dau- Bündnis von Unternehmen und Um- erhaft zusammen. An Verbänden sind weltverbänden, Gewerkschaften, unter anderem auch der Verkehrsclub Hochschulen und Verbraucherorga- Deutschland (VCD) sowie PRO BAHN nisationen mit dem gemeinsamen In- vertreten. teresse an einer Stärkung des Schienen- Im Verband Deutscher Verkehrs- verkehrs. Der Deutsche Bahnkunden- unternehmen (VDV), dem Branchen- verband als Dachverband von Pro verband des Öffentlichen Personen- und Bahn & Bus gehört dazu, die Techni- Schienengüterverkehrs, sind über 600 sche Hochschule Mittelhessen eben- Unternehmen, Verbünde und Aufgaben- falls. Insgesamt arbeiten 23 Non-Pro- träger organisiert. Täglich ersetzen die fit-Verbände und über 150 Unterneh- Busse und Bahnen der VDV-Mitglieder men aus der gesamten Eisenbahn- rund 20 Millionen Autofahrten und branche mit insgesamt 30 Milliarden 77.000 voll beladene Lkw. im Personenverkehr abbestellt als reakti- Eisenbahnstrecken im Nahverkehr nicht viert. Beim Güterverkehr fällt der Saldo gegen den Bus gerichtet ist. Und es gibt ebenfalls klar negativ aus. Insgesamt hat auch keine Bevorzugung von Personen- das Schienennetz derzeit eine Strecken- gegenüber Güterverkehr. Wir haben länge von rund 38.500 km – im Bahn- Reaktivierungsvorschläge abgelehnt, reform-Jahr 1994 waren es noch 44.600 wenn damit attraktive Busverkehrs- km. systeme gestört würden und der Gesamt- nutzen für das System infrage stand“, so Der VDV hat eine umfangreiche Liste Wortmann. mit Reaktivierungsvorschlägen erarbei- tet. Insgesamt kommt der Branchen- Elf hessische Strecken verband dabei auf 186 Strecken mit 3.072 in der Diskussion Kilometern Länge. Auf einer entspre- chenden Deutschland-Karte wird deut- Die Allianz pro Schiene und der Ver- lich, dass nahezu überall in der Republik band Deutscher Verkehrsunternehmen Reaktivierungspotenzial im Schienennetz halten elf Eisenbahnstrecken oder frühe- vorhanden ist. re Kleinbahnstrecken in Hessen für reaktivierungswürdig. Es ist davon aus- Dabei hat der VDV nicht nur Reakti- zugehen, dass die Veröffentlichung der vierungen von Schienenpersonennah- beiden Interessenverbände keinen An- verkehr, sondern auch solche für den spruch auf Vollständigkeit erhebt. Die Güterverkehr oder Personenfernverkehr Aufnahme der Kasseler Herkulesbahn in untersucht. „Ich möchte ausdrücklich den Forderungskatalog erweckt den Ein- betonen, dass die Reaktivierung von druck, die Papiere der Interessenverbände

38 HS Nr. 116 Hessen aktuell setzten sich auch mit dem Thema - (Marburg -) Niederwalgern – Bad End- reaktivierbarer Straßenbahnen ausein- bach-Hartenrod (Wiederaufbau) ander. Die Herkulesbahn war aber als - (Gießen -) Lollar – Rabenau-Londorf Kleinbahn konzessioniert und somit eher (auf vorhandenen Gleisen) dem System Eisenbahn zuzuordnen. Für - Wölfersheim-Södel – Hungen (auf vor- alle genannten Strecken wird die Aufnah- handenen Gleisen) me des täglichen Personenverkehrs vor- geschlagen. Die Liste der hessischen Stre- - Wiesbaden – Bad Schwalbach (auf vor- cken: handenen Gleisen, Diskussion um Umspurung und Aufnahme ins Netz der - (Kassel-Wilhelmshöhe -) Baunatal – Citybahn Wiesbaden läuft) Schauenburg (auf den Gleisen der - Neu Isenburg – Neu Isenburg Stadt (auf Museumsbahn Hessencourrier) vorhandenen Gleisen, Teil der Regional- - Kassel-Wilhelmshöhe – Kaufungen (als tangente West) Ergänzung der Lossetalbahn im Netz - Darmstadt Ost – Groß Zimmern (über- der Kasseler Straßenbahn und auf vor- wiegender Wiederaufbau) handenen Gleisen) - Dieburg – Groß Zimmern – Reinheim - (Kassel-Wilhelmshöhe -) Druseltal – (Wiederaufbau) Herkules (Wiederaufbau als Straßen- - Reinheim – Groß Bieberau (auf vor- bahn) handenen Gleisen)

Kommentar Einige Strecken sind nicht genannt, obwohl es vor Ort einige politische Unterstützung für die Wiederinbetriebnahme gibt, beispielsweise die Solmstal- bahn zwischen Waldsolms-Brandoberndorf und Waldsolms-Kraftsolms oder die Überwaldbahn Mörlenbach – Wald Michelbach, auf der ein touristisches Angebot mit Elektrodraisinen existiert. Für die Aartalbahn schlagen die Allianz pro Schiene und der VDV auf rheinland-pfälzischer Seite nur die Stichstrecke (Limburg -) Diez – Hahnstätten vor. Hier orientieren sich die beiden Verbände stark an den offiziellen Planungen der Länder bzw. der Gebietskörperschaften vor Ort und offenbar weniger am Aufbau eines Ge- samtnetzes. Immerhin ist die Aartalbahn auf voller Länge vorhanden und aktuellen Deutschlandtakt zwischen Limburg und Bad Schwalbach enthalten. Dagegen stellt die Nennung der bereits 1965 stillgelegten Strecke Dieburg – Reinheim eine sehr weitreichende und mutige Forderung dar. Gleichwohl ist sie richtig, denn 1965 wurde auch in den damals schon existierenden Ballungs- raum-Randlagen „ohne Sinn und Verstand“ stillgelegt. Die lesenswerten Veröffentlichungen von Allianz pro Schiene und VDV arbeitet diese histori- schen Fehlentwicklungen sehr gut heraus. Friedrich Lang

HS Nr. 116 39 Hessen aktuell

Frischekur für 875 Brücken Innovative Technik sorgt für kurze Sperrpausen (hpg) Derzeit setzt die Deutsche Bahn AG nach eigenen Angaben das größte Modernisierungsprogramm ihrer Geschichte um. Gemäß der sogenannten Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung II (LuFV II) zwischen Bahn und Bund werden zwischen 2015 und 2019 rund 28 Milliarden Euro in die Schienen- infrastruktur investiert. Bis 2019 sollten aus diesen Mitteln heraus insgesamt 875 Brücken modernisiert werden. Laut DB sind zwischen 2015 und 2018 ten Main-Lahn-Bahn. Die als Backstein- im gesamten Bundesgebiet schon über Gewölbebrücke errichtete und beim zwei- 770 Brücken erneuert worden. In einer gleisigen Streckenausbau um 1912 auf Vergabeübersicht des 875-Brücken-Pro- 8,50 Meter verbreiterte Unterführung war gramms werden zahlreiche Ausschreibun- aufgrund von Bauwerksschäden aus tech- gen jedoch noch bis ins Jahr 2024 ange- nischer Sicht dringend erneuerungs- kündigt. In der Regel dauert es anschlie- bedürftig. Vorgesehen war zunächst eine ßend bis zu einem Baubeginn noch aufwendige Erneuerung als Stahltrog- mindestens ein weiteres Jahr. Über bereits brücke im laufenden Betrieb. Im Rahmen modernisierte Brücken im Verlauf der der Planung schlug das beauftragte Un- Unterwesterwaldbahn (Limburg–Monta- ternehmen KAF Falkenhahn Bau AG ei- baur) hatten wir bereits 2017 berichtet. nen alternativen Entwurf vor, der sowohl In diesem Jahr sind auch an der Main- zu Kosteneinsparungen, als auch zu er- Lahn-Bahn (Frankfurt–Limburg) zwei heblich geringeren betrieblichen Ein- Brücken innerhalb kurzer Sperrpausen schränkungen im Zugverkehr führte. eingefügt worden. Daraufhin wurde die neue Stahlbeton- Rund 100 Meter unterhalb der im brücke als offenes Rahmenbauwerk ne- Oktober 2001 eröffneten S-Bahn-Halte- ben der Bahnstrecke fertiggestellt und stelle Bremthal unterquert ein Waldweg während einer viertägigen Sperrpause die Trasse der im Oktober 1877 eröffne- über Ostern 2019 in den Bahndamm ein- gefügt. Da die Brücke für den Einbau um 90 Grad gedreht und etliche Meter verschoben werden musste, war das gesamte Bauwerk auf zwei mitein-

Die neue Eisenbahnbrücke bei Bremthal wiegt rund 500 Tonnen. Um das neben der Bahnlinie errichtete Bauwerk um 90 Grad zu drehen und in den Bahndamm einzufügen, waren zwei Schwerlast- Plattformen der Firma Riga im Einsatz. Foto: Günther

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Frei schwebend auf einem dünnen Film aus Stickstoff gelangte die 504 Tonnen schwere Eisenbahnbrücke an ihren vorgesehenen Platz im Bahndamm bei Eschhofen. Foto: Günther ander verbundene Schwerlast-Plattformen system erforderlich. Das 1986 von der der Firma Riga aus Mainz gelagert wor- Bauakademie der DDR im sächsischen den. Die als SPMT (Self Propelled Mo- Erdmannsdorf zum Verschub von Kränen dular Transporter) bezeichneten Fahrzeu- für den Bau von Plattensiedlungen ent- ge verfügen über je 20 drehbare Doppel- wickelte und als „Luftfilmgleiter für Hori- räder und eine leistungsstarke Motor- zontaltransporte“ patentierte Fluidts-Sys- einheit, die für den hydraulischen Antrieb tem ist seit 2014 ein Geschäftsfeld der Fir- sorgt. Für eine ausreichende Bodenfrei- ma Multilift Transportsysteme Deutsch- heit beim Transport und das Ablassen der land. rund 500 Tonnen schweren Brücke auf Die 504 t schwere Brücke stand auf die Fundamente sorgten vier, auf den vier hydraulischen Lastmodulen, die das beiden Plattformen installierte Schwer- Bauwerk anhoben. Auf jeder Seite sorg- last-Hubeinrichtungen. ten zwei weitere hydraulische Zylinder Eine zweite Feldwegüberführung wur- für die horizontale Verschiebung auf ei- de kurz vor der Einmündung der Strecke nem aus Stickstoff gebildeten Luftfilm. in die Lahntalbahn bei Eschhofen wäh- Bereits eine Dreiviertelstunde später war rend einer Sperrpause ab dem Fronleich- die vorberechnete Lage erreicht. Als wei- namstag eingeschoben. Für den Querver- tere Schritte folgten bei beiden Baustel- schub der neuen Brücke in den Bahn- len die Verfüllung des Bahndamms, die damm waren zwei massive Stahlgleit- seitlichen Hangsicherungen sowie die bahnen für das Schwerlast-Transport- Verlegung und Ausrichtung der Gleise.

HS Nr. 116 41 Bahngeschichte

Parkbahn auf der Bundesgartenschau 1989 in Frankfurt (ac) Bundesgartenschauen finden alle zwei Jahre in deutschen Großstädten statt. Nach Berlin (1985) und Düsseldorf (1987) gab es im Jahre 1989 in Frank- furt/M eine Bundesgartenschau. Von Mai bis Mitte Oktober hatte die BUGA ihre Tore geöffnet. Es wurde Wert darauf gelegt, dass Haltestelle „Volkspark Niddatal“ einge- möglichst viele der Besucher wegen der richtet, an der seit Eröffnung der Garten- ohnehin starken Verkehrsbelastung Frank- schau alle Züge der U-Bahn-Linie Süd- furts mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur bahnhof–Ginnheim halten. Diese Halte- Gartenschau kommen sollten. Das wur- stelle, schon in den siebziger Jahren beim de dadurch erreicht, dass in der Nähe des U-Bahn-Bau mit eingeplant, blieb danach BUGA-GeIändes, außer für Busse, kein bestehen. Großparkplatz zur Verfügung gestellt wurde. Auswärtige Besucher wurden mit Provisorisch nur während der Zeit der ihrem Pkw auf den Messeparkplatz Reb- Gartenschau hingegen wurde ein S-Bahn- stock gelotst und mit Pendelbussen zur Haltepunkt „Bundesgartenschau“ an der Gartenschau gefahren. Schließlich wur- in dieser Zeit verstärkten Linie S6 (Frank- de auf der U-Bahn-Linie U1 eine neue furt–Friedberg) eingerichtet. Im gesam- Eine Akku-Lok mit ihrem Vier-Wagen-Zug auf dem Bugagelände in Frankfurt. Im Hintergrund der Frankfurter Fernsehturm Foto (22.8.1989): Andreas Christopher

42 HS Nr. 116 Bahngeschichte

Gleisplan der BUGA-Parkbahn ten Tarifgebiet des Frankfurter Ver- kehrs- und Tarifverbundes (also auch beispielsweise in Mainz oder Darm- stadt) konnte man am Automaten die BUGA-Taste drücken und eine Eintritts- karte zu 12 DM lösen; die Hin- und Rückfahrt war dann kostenlos. Im Zuge des viergleisigen Ausbaus der Main- Weser-Bahn entsteht heute an fast glei- cher Stelle der neue S-Bahn-Haltepunkt „Ginnheim“.

Diese Bevorzugung des Öffentlichen Verkehrs wurde im Nachhinein als Feh- ler angesehen. Man sieht sie als einen der Gründe an, warum bei der Garten- schau statt der erwarteten 7–8 Mio. nur insgesamt 4,1 Mio. Besucher gezählt werden konnten. Weitere Gründe sind sicher die Tatsache, dass ein großer Teil Parkbahnen zählen zu den Randgebie- des Gartenschaugeländes als Wildbiotop ten des Eisenbahnhobbys, sind deshalb belassen wurde, um Umweltaspekte zu be- aber nicht weniger reizvoll. Auf dem rücksichtigen, was bei den Besuchern BUGA-Gelände in Berlin beispielsweise nicht so gut ankam, sowie die damals ist heute ein gut gehender Museums- recht negative Pressekritik über die bahnbetrieb eingerichtet, der neben his- BUGA in den Tageszeitungen. torischen Feldbahn-Dieselloks und Wag- gons sogar den Besu- chern aus nah und fern einen mit einer rekon- struierten Feldbahn- Dampflok bespannten Zug bietet!

In der Nähe des Eingangs Ginnheim wartet der Zug auf neue Fahrgäste, im Hintergrund ein Zug der Linie U1 Foto (22.8.1989): Andreas Christopher

HS Nr. 116 43 Bahngeschichte

Der Rundkurs war abwechslungsreich angelegt und führte über große Teile des Ausstellungsgeländes Foto (22.8.1989): Andreas Christopher Wie zu jeder Bundesgartenschau er- fünf passenden Personenwagen, davon richtete auch diesmal wieder die in einer rollstuhlgeeignet, bestanden. Die Rüscheid (bei Neuwied) ansässige Firma Grundfarbe der Fahrzeuge war weiß, auf- Intamin eine Bahnanlage mit 600 mm gelockert durch Seitenwandreklame. Die Spurweite und einer Streckenlänge von Strecke wurde nach Bedarf etwa alle 5 6,2 Kilometern. Die Gleisanlage war sehr bis 10 Minuten von 9 bis ca. 19 Uhr be- solide ausgeführt und durchweg auf Holz- fahren, wobei ein Zug knapp 45 Minuten schwellen verlegt. Die Bahn verließ auf für eine Runde benötigte. ihrem Rundkurs auch auf ca. zwei Kilo- metern das Gartenschaugelände. Nach dem Ende der Bundesgartenschau am 15.10.1989 wurde gleich mit dem Die innerhalb des Geländes verlaufen- Streckenrückbau begonnen. Auch die de Abkürzung wurde nur für Betriebs- Lokomotiven wurden schon bald abtrans- fahrten benutzt. Die Strecke war einglei- portiert, während die Personenwagen sig und ohne Ausweichen verlegt, und die noch bis Anfang Dezember im Betriebs- Züge verkehrten nur in einer Richtung hof zu sehen waren und erst dann ver- entgegen dem Uhrzeigersinn. Auch die schwanden. Wagenhallen mit Werkstatt befanden sich außerhalb des eigentlichen Gartenschau- Etwa 600.000 Fahrgäste fuhren in den geländes. knapp sechs Betriebsmonaten mit dem BUGA-Bähnchen, das entspricht etwa der Insgesamt waren zehn Züge vorhan- Einwohnerzahl Frankfurts – eine ganz den, die jeweils aus einer Akkulok und schöne Leistung für eine 600 mm-Bahn.

44 HS Nr. 116 ++Streckentelegramm+++stop+++Streckentelegramm+++stop+++Str

Kassel – Korbach Der nächste Schienenersatzverkehr der Linie RB 42 ist dann während der NVV-Linie RB4 hessischen Herbstferien vom 28. Septem- Streckensperrungen wegen ber bis zum 13. Oktober angekündigt. Von Bauarbeiten dieser Streckensperrung ist die gesamte Strecke von Marburg bis Korbach betrof- (js) In den hessischen Sommerferien hat fen. Als Gründe werden „verschiedene die Kurhessenbahn einen Schienenersatz- Arbeiten“, wie Gleiserneuerung an einem verkehr zwischen Zierenberg und Wolf- Bahnübergang in Herzhausen, zwei hagen auf der Linie RB4 angekündigt. Die Brückenerneuerungen sowie Kabelar- Busse sollen vom 29. Juni bis zum 11. beiten zwischen Sarnau und Korbach ge- August eingesetzt werden, voraussichtlich nannt. nur in Tagesrandlagen. Als Grund wer- den Bauarbeiten an drei Brücken sowie Damit werden inzwischen die jährli- ein Austausch von Schwellen genannt. chen Streckensperrungen der Edertalbahn Korbach – Frankenberg zur Routine. Seit Während den hessischen Herbstferien der Streckeneröffnung gab es noch kein sind Oberbauarbeiten zwischen Korbach Jahr ohne mehrwöchige Strecken- und Bad Arolsen geplant. Daher soll es sperrungen. Diese unbeliebte Tradition in diesem Zeitraum zu Schienenersatz- wird voraussichtlich auch im Jahr 2020 verkehren in den Tagesrandlagen kom- beibehalten. men. Nähere Angaben zu den betroffe- nen Zügen machte die Kurhessenbahn Marburg – Bad Laasphe – bislang nicht. Erndtebrück Marburg – Korbach – RMV-Linie RB 94 Brilon/Stadt Bauarbeiten in den Herbstferien NVV-Linie RB42 (js) Vom 12. bis 27. Oktober, während der Streckensperrungen wegen Herbstferien in Nordrhein-Westfalen, wird Bauarbeiten auch die RB 94 mit einer Strecken- sperrung belegt. Der genannte Zeitraum (js) Eine Streckensperrung mit Schienen- wird genutzt, um zwei Brückensanie- ersatzverkehr kündigt die Kurhessenbahn rungen zwischen Biedenkopf und Erndte- für den Zeitraum vom 12. bis 15. August brück vorzunehmen. Zusätzlich sollen in an. Die Linie RB 42 soll dann voraus- der ersten Woche der Bauzeit weitere sichtlich zwischen Korbach und Usseln Bauarbeiten im Bahnhof Biedenkopf statt- wegen Brückenbauarbeiten (Einbau einer finden, wodurch sich der Schienenersatz- Hilfsbrücke) unterbrochen werden. Zu verkehr auf den Streckenabschnitt von einer weiteren Unterbrechung der Linie Friedensdorf (Lahn) bis Erndtebrück aus- an gleicher Stelle soll es zwischen dem weitet. Hier sind Bauarbeiten am Haus- 21. und 24. Oktober kommen, wobei die bahnsteig und am Ausfahrsignal des Glei- Hilfsbrücke wieder ausgebaut wird. ses 2 geplant.

HS Nr. 116 45 stop+++Streckentelegramm+++stop+++Streckentelegramm+++stop+

Biedenkopf: Neuer Name Dies führte in beiden Richtungen zu grö- für Haltepunkt ßeren Verspätungen. Außerdem mussten durch die Kreuzungsverlegungen alle (za) Der Haltepunkt am Schulzentrum in Verstärkerzüge Gießen-Grünberg/Mücke Biedenkopf heißt ab jetzt Biedenkopf in diesem Zeitraum ausfallen. Die Halte Campus. Seit dem Jahr 2012 ist Bieden- Saasen, Göbelnrod und Lehnheim, die kopf ein Standort der Technischen Hoch- in der Hauptverkehrszeit ausschließlich schule Mittelhessen. von diesen Zügen bedient werden, wur- den durch zusätzliche Halte der jeweils Vogelsbergbahn nachfolgenden Züge übernommen. Selbst Gießen – Alsfeld – Fulda am dritten Tag waren durch die noch nicht vollständig behobenen Signal- RMV-Linie 45 störungen noch große Verspätungen zu Blitzeinschlag legt Kreuzungs- verzeichnen. bahnhof Reiskirchen lahm Mücke: Fehlender Hinweis an der (hl) Am 5. Juni 2019 führte ein Blitzein- Bundesstraße 49 auf die größte schlag im Kreuzungsbahnhof Reiskirchen zu einer größeren Weichen- und Signal- P&R-Anlage an der Vogelsbergbahn störung. Die hier stattfindenden fahrplan- (hl) Zur Anhörung zum Nahverkehrsplan mäßigen Zugkreuzungen werden vom für das ZOV-Gebiet 2020 hatte Pro Bahn Bahnhof Mücke ferngesteuert. Durch den & Bus am 19.08.2018 u.a. schriftlich den Blitzeinschlag war dies nun nicht mehr fehlenden Hinweis zu P&R-Anlage am möglich. Für zwei Tage mussten die Zug- Bahnhof Mücke auf einem Vorwegweiser kreuzungen in den benachbarten Bahn- an der B 49 hingewiesen. Die B 49, Ein- höfen Großen-Buseck und Grünberg fallstraße aus den Vogelsberggemeinden durchgeführt werden. nach Gießen, verläuft durch den Mücker Ortsteil Flensungen. Der Bahnhof Mücke liegt in der Nähe der B 49 (ca. 150 m Luftlinie), ist von dort aus leicht erreichbar

Am Bahnhof Reiskirchen fiel durch einen Blitzeinschlag am 5. Juni 2019 das Stellwerk aus.

Archivbild vom 30.11.2014

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Gießen: Neues Otto-Logistikzentrum ohne Gleisanschluss (jl) Der Versandhändler Otto will in Gie- ßen auf dem Gelände des ehemaligen US- Depots ein Logistikzentrum bauen. Das Unternehmen investiert 300 Millionen Euro und wird bis 2022 eine Halle mit 90.000 Quadratmetern errichten. Wegen der Lage in der Mitte Deutschlands und der guten Verkehrsanbindung sei Gießen Das große Hinweisschild an der Bundesstraße ein idealer Logistikstandort, um Beklei- 49 in Mücke weist nicht auf den Bahnhof und dungs- und Lifestyle-Produkte innerhalb den großen P&R-Parkplatz in der Nähe hin von 24 Stunden auszuliefern. Foto: Horst Lorenz Das US-Depot Gießen war bis Mitte und weist seit Jahren die größte P&R- 2007 das zentrale Warenverteilzentrum Anlage an der Vogelsbergbahn auf. Ob- der amerikanischen Streitkräfte in Europa. wohl am Ortseingang ein großer Vor- Neben der Autobahn A485 führt auch die wegweiser die Verkehrsteilnehmer infor- Strecke der Vogelsbergbahn direkt am miert, fehlt darauf jeglicher Hinweis auf Betriebsgelände vorbei. Obwohl das Ge- diese verkehrswichtige Umsteigestation. lände durch zahlreiche Gleise erschlos- sen und an insgesamt drei Stellen früher Nachdem fast ein Jahr ohne jegliche mit der Vogelsbergbahn verknüpft war, Rückmeldung vergangen war, wurde Pro wird das neue Logistikzentrum nur über Bahn & Bus im Mai mitgeteilt, dass dies die Straße angebunden. nicht in den Zuständigkeitsbereich der Verkehrsgesellschaft fällt. Für solche Laut Gießener Allgemeine hat die Otto Maßnahmen sei Hessen Mobil zuständig, Gruppe bestätigt, dass das firmeneigene die jeweilige Gemeinde muss diesbezüg- lich dort vorstellig werden. Ehemalige Einfahrt zum Gießener US-Depot. Links das Streckengleis der Vogelsbergbahn Diesem Hinweis waren nun die Frak- tionen von Freien Wählern und SPD in der Mücker Gemeindevertretung ge- folgt, um einen gleichlautenden Antrag in der nächsten Sitzung einzubringen. Dieser Antrag wurde am 12.06.19 von dem Gemeindeparlament einstimmig beschlossen und der Gemeindevorstand beauftragt, bei Hessenmobil die Ergän- zung auf dem Vorwegweiser zu bean- tragen.

HS Nr. 116 47 stop+++Streckentelegramm+++stop+++Streckentelegramm+++stop+

Die Fahrgastzahlen bei den Spätzügen der Rhönbahn und der Vogelsbergbahn entwickeln sich positiv

Foto: Stefan Sitzmann

Logistikunternehmen Hermes generell wird sich dagegen nichts ändern: Bei bei- Waren nicht über die Schiene verteilt. den Halten soll es keine Kürzungen im Daher werde die vorhandene Schienen- Fernzugangebot geben, wie die Oberhes- infrastruktur des früheren US-Depots sische Presse aus Marburg berichtete. auch nicht benötigt. Gießens Planungs- ICE-Züge enden in Kassel dezernent Peter Neidel kündigte gleich- wohl an, dass der Magistrat, wie im Be- (jl) Die ICE-Züge der Linie 26 enden bis bauungsplan festgehalten, die Schienen- zum Fahrplanwechsel in Kassel-Wilhelms- infrastruktur als Option für die ferne Zu- höhe. Reisende Richtung Norden müssen kunft erhalten will. dort in andere Fernzüge umsteigen. Grund sind Bauarbeiten an der Schnellfahrstrecke Kassel - Gießen - Frankfurt nach Hannover. Die Strecke ist zwischen Main-Weser-Bahn Göttingen und Hannover komplett ge- sperrt, der Fernverkehr wird über die alte ICE-Halte in Stadtallendorf entfallen Strecke durch das Leinetal umgeleitet. Da (jl) Mit dem nächsten Fahrplanwechsel im die Streckenkapazität dort begrenzt ist, Dezember 2019 entfallen alle Fernzughalte werden nur die langen ICE-Züge umge- im Bahnhof Stadtallendorf. Die Bahn hat- leitet. te die Fernzughalte seinerzeit probeweise Region Fulda eingerichtet. Diese Probezeit dauerte zunächst zwei Jahre und wurde dann 2018 Abendzüge immer stärker noch einmal um ein Jahr verlängert. nachgefragt Die erhoffte Änderung bei den Fahr- (si) Lange hat der Fahrgastverband Pro gastzahlen trat aber nicht ein. Für eine Bahn & Bus Abendzüge auch auf den Re- Beibehaltung der Halte wären im Schnitt gionalbahnen in die Rhön und Richtung 10 Ein-/Aussteiger je Zug im Durchschnitt Vogelsberg gefordert. Seit geraumer Zeit nötig gewesen. Für Treysa und Wabern ist dies, auch im osthessischen Raum, Re-

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Die alten Bahnsteige im Bahnhof Messel sind viel zu niedrig und werden durch höhere ersetzt Foto: Friedrich Lang

alität. Nachdem auf der Vogelsberg- bahn nun täglich der letzte Zug um 23.08 Uhr Fulda in Richtung Vogels- berg verläßt, fährt nun an Freitag- und Samstagabenden um 23.23 Uhr ein Spätzug auf der Rhönbahn von Fulda nach onen Euro teure Modernisierung der Gersfeld und wieder retour. Bahnsteige über das Zukunftsinvestitions- programms (ZIP), ein „Förderprogramm Anläßlich der 1275-Jahrfeier der Stadt zur Modernisierung kleiner Bahnhöfe, die Fulda Ende Juni konnte man eindrucks- sonst häufig zugunsten von Großpro- voll sehen, wie die Bevölkerung dieses jekten hintenangestellt werden“, wie es in abendliche ÖPNV-Angebot stark nach- der offiziellen RMV-Mitteilung heißt. fragt. Leider vermisst man von Seiten des Dass ausgerechnet Messel in den Genuss Verkehrsverbundes RMV entsprechende einer durchgreifenden Modernisierung Werbung für das Abendangebot. Dies ist kommt, liegt allerdings auch an der lau- für Pro Bahn & Bus immer wieder An- fenden Errichtung eines elektronischen sporn, durch gezielte Öffentlichkeitsar- Stellwerks für den Streckenabschnitt beit auf die Abendverkehre hinzuweisen. Darmstadt-Kranichstein – Babenhausen. Mit diesen Massnahmen baut sich zusehends ein neuer ÖV-Kundenkreis in Neben der Erhöhung des Haus- und der osthessischen Region auf. Mehr Fahr- Außenbahnsteigs auf 76 Zentimeter, um- gäste lassen auf weitere Fahrplanergän- fasst der Umbau auch die barrierefreie zungen hoffen, da durch zahlreiche Ver- Erschließung beider Bahnsteige mithilfe anstaltungen in Fulda ein stetiger Bedarf von Zugangsrampen, den Einbau taktiler an Abendverkehren vorhanden ist. Leitstreifen für Menschen mit Sehbe- hinderung und den Neubau der Beleuch- Aschaffenburg - tungsanlage. Zusätzlich sollen bis zum nächsten Frühjahr Fahrradboxen, eine Darmstadt - Mainz Park&Ride sowie eine Bike&Ride-Anla- RMV-Linie RB75 ge entstehen. Darüber hinaus ist der Bahnhof Messel wird erneuert barrierefreie Ausbau der Bushaltestellen geplant. Die Station Messel bietet regel- (fl) Seit Juni laufen umfangreiche Moder- mäßig Umsteigemöglichkeiten zur Bus- nisierungsarbeiten am Bahnhof Messel der linie F/U der Darmstädter HEAG. Auch Regionalbahnlinie 75 Darmstadt – Asch- das UNESCO Welterbe Grube Messel ist affenburg. Finanziert wird die 2,79 Milli- über den Bahnhof erreichbar.

HS Nr. 116 49 Schlusslicht

Ade SWT DM konnten fünfzig Reisende, für 160 DM (fl) Anfang Juni 2019 hat sich das „Schö- sogar einhundert Rei- nes Wochenende Ticket“ in seinem 25. sende unterwegs sein. Da Lebensjahr aus dem Tarifsortiment der die Großgruppenkarten Deutschen Bahn verabschieden müssen. für tumultartige Szenen Sein Dahinscheiden war weitaus unspek- in einigen Zügen sorg- takulärer als seine Einführung, denn letz- ten, wurden sie bereits nach wenigen Mo- tere hat nicht weniger als eine Revolution naten wieder abgeschafft. Eng genug ging im Nahverkehr der damals noch sehr jun- es auch mit dem Fünferticket in den Zü- gen Deutschen Bahn AG ausgelöst. gen zu, denn das neue Tarifangebot ging Blicken wir zurück: Anfang der 1990er weg wie warme Semmeln. Jahre galt auf vielen deutschen Bahnstre- Einige Pro Bahn & Bus-Mitglieder ha- cken „Verkehr von Montag bis Freitag“. ben mit ihren selbst organisierten Probe- Allenfalls am Samstagvormittag gab es angeboten Verbandsgeschichte geschrie- noch akzeptable Angebote, dann wurde es ben. Sie haben auf mehreren Strecken, äußerst dünn in den Fahrplanspalten der unter anderem auf der Vogelsbergbahn, damals noch flächendeckend existierenden den Kunden angeboten, auf die vom Ver- Kursbücher. Die Fahrpläne waren ein Ab- ein gekauften 100-Personen-Fahrkarten bild des Selbstverständnisses deutscher mitzufahren. Die Aktion stieß bei den Eisenbahnen, nämlich Verkehrsmittel für Reisenden auf Anklang, bei den Schaffnern Arbeitnehmer, Schüler und Geschäfts- nicht immer, und auch die Pressestelle der reisende zu sein. Vielleicht gehörten noch DB war nicht begeistert. Man formulierte Urlaubsreisende zur Zielgruppe, aber die dort: „Wir werden das rechtlich prüfen zog es in Scharen weder nach Rosbach vor lassen“. Immerhin konnte man fürs Le- der Höhe noch nach Büches-Düdelsheim. ben lernen, dass dies der Ausdruck ist für Und wenn samstags und sonntags Züge „stinkt uns zwar gewaltig, aber rechtlich fuhren, dann waren sie vielfach gähnend ist da nichts zu wollen.“ leer. Ein Familienausflug zum Kilometer- Rückblickend war die Einführung des tarif ohne jegliche Gruppenermäßigung? „SWT“ ohnehin ein Riesen-Lernprozess. Zu teuer, zu unattraktiv! Die Vorzüge und Probleme, die ein sol- Ab Februar 1995 wurden die Preise ches Pauschalangebot mit sich bringt, lie- schlagartig gesenkt, und zwar in einer bis ßen sich hier musterhaft studieren. „Ein- dahin völlig unbekannten Art und Weise: fachste Kommunikation“, „unkomplizier- Eine Gruppenkarte für 15 D-Mark, bun- ter Verkauf“, „fehlende Steuerungsmög- desweit gültig für bis zu fünf Personen. Für lichkeit“ und „Möglichkeit der Mehrfach- 3,00 DM pro Person von Flensburg nach nutzung und des Weiterverkaufs“ – an die- Berchtesgaden zu kommen war theoretisch sen Vor- und Nachteilen eines super- möglich – und für manche hartgesottenen günstigen Pauschalangebotes kommen Fahrgäste auch praktisch. Für kurze Zeit auch heutige Tarif- und Marketing- ging es sogar noch doller, denn für 120 strategen nicht vorbei.

50 HS Nr. 116 Broschüren und Schriften

Damals auf Linie (Peter F. Linhart) Linienbusse der fünfziger und sechziger Jahre. Band 6 aus der Reihe „Stadtverkehr-Bildarchiv“. 96 Seiten, 125 Abbildungen, Festeinband. EK-Verlag, 2015. 19,80 Euro Damals auf Linie - 2 (Peter F. Linhart) Linienbusse der sechziger und siebziger Jahre. Band 7 aus der Reihe „Stadtverkehr-Bildarchiv“. 96 Seiten, ca. 100 Abbildungen, Festeinband. EK-Verlag, 2017. 19,80 Euro Büssing auf ganzer Linie (Peter F. Linhart) Die Linienbusse Senator, Präfekt und Präsident. Band 3 aus der Reihe „Stadtverkehr-Bildarchiv“. 96 Seiten, sehr viele Abbildungen in s/w und Farbe, Festeinband. EK-Verlag, 2013. 19,80 Euro

Alle Preise zuzüglich Versandkosten. Folgende Listen können gegen Einsendung von 1,45 Euro Rückporto angefordert werden: Hauptliste mit Eisenbahnliteratur, Veröffentlichungen von Pro Bahn & Bus, Streckenlisten und La’s, sonstige Dienstvorschriften, Kursbücher, Fahrplanhefte (In- und Ausland) Pro Bahn & Bus Schriftenversand, Feldgasse 5, 65510 Hünstetten

Absender Bitte

ausreichend

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Straße, Hausnummer

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Pro Bahn & Bus e.V. Telefon (bei Rückfragen) Bahnhofstraße 102

36341 Lauterbach HS 116

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jährlich

ich

Auszubildende,

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Studierende, Studierende,

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Einzelmitglied

Schüler, Schüler, Freiwilligendienstleistende - Freiwilligendienstleistende Nachweis für Ermäßigung liegt bei

Kommunen, Verbände, Firmen - Ermäßigung auf Firmen - Ermäßigung Kommunen, Verbände,

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139 Anfrage Ich möchte die Hessenschiene abonnieren. Das Zweijahresabonnemont 32 Euro (Ausland) und endet kostet 20 Euro (Deutschland) bzw. automatisch. Nach 2 Jahren erhalte ich ein Schreiben, mit dem den Bezug verlängern kann. Bitte senden Sie mir unverbindlich Informationsmaterial zu

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