Kulturhistorische und ökologische Die neue Maximilianseiche ist eine Stieleiche 4. Die Eiche als Lebensraum: (Quercus robur). Die Eiche ist in Europa diejenige Baumart, die als Lebens- Aufwertung des Grundstücks Die Eiche als Baum der Götter – und der Menschen. raum für Tiere, Pflanzen und Pilze die größte Bedeutung hat: Flurnummer 1203/1 der Gemarkung an ihr sind bis zu 1000 Insektenarten heimisch und 300 - 500 1. Allgemeines: Arten sind auf die Eiche als Lebensgrundlage angewiesen durch Neuerrichtung des Wir wissen, dass Stieleichen 20 - 40 m hoch und bis über (z.B. der Hirschkäfer, der totes Eichenholz bevorzugt). Naturdenkmals „Maximilians- oder 1000 Jahre alt werden können, wenn Mensch und Natur sie lassen. Der Stammdurchmesser des „Baumes des Jahres 5. Die Eiche in der Mythologie: Königseiche beim Schartlhof, 1989“ kann in Ausnahmefällen bis zu 3 m und mehr betra- Kaum eine Baumart übte auf unsere Vorfahren eine so Gemeinde Moosach“ gefördert durch: gen. In ihrer Jugend besitzt sie grau-grünliche Rinde, mit große Anziehungskraft aus wie die Eiche. In zahlreichen zunehmendem Alter entwickelt sie eine dicke, tief längs- Kulturen wie den Hethitern, Persern, Griechen und Römern rissige, graubraune Borke. wurden Eichen zu heiligen Bäumen erklärt und auch die Germanen schätzten Eichenwälder, weil sie alles Notwen- dige für ihre Existenz enthielten. Es wurden Gottesdienste im Wald abgehalten und in den geheiligten Eichenhainen Liebe Naturfreunde, frequentiert gewesenen Ruhebänke am Baum sowie der Opfergaben für die Götter dargebracht. seien Sie willkommen auf einem besonders Halte- oder Parkstreifen auf der anderen Seite der vorbei- führenden Straße. „denkwürdigen“ Grundstück! 6. Vom Wert alter Bäume für die Allgemeinheit: Die Maximilianseiche hatte bis zu ihrem endgültigen Zu- Eine etwa Hier auf diesem Platz, der „Breiten Wiese“, stand einstmals 100 Jahre alte Eiche sollten sammenbruch im Jahr 1988 im wahrsten Sinne des Wortes Sie sich etwa 20 m hoch und mit etwa 12 m Kronen- viele Jahrhunderte lang in freier Landschaft die „Maximili- „Geschichte“ geschrieben. Schließlich war es kein Gerin- durchmesser und 120 m² Standfläche vorstellen. Aus ihren ans- oder Königseiche“, im Volksmund auch „1000jährige gerer als der kunst- und natursinnige Monarch und Bayeri- 600.000 Blättern resultiert eine Blattfläche von 1.200 m² und eine Zelloberfläche für den Gasaustausch von 15.000 m² (das entspricht zwei Eiche“ genannt. Über sehr lange Zeiträume hinweg hat sie sche König Ludwig I., der die Eiche 1846 – beeindruckt von Fußballfeldern). An einem Sonnentag verarbeitet die Eiche ca. das Landschaftsbild zwischen Buch und Moosach maßgeb- deren Gestalt – kaufte, um sie unter staatliche Obhut zu 18 kg Kohlenstoffdioxid. Der Baum verrichtet wertvolle Arbeit zur Erhaltung der Luftqualität: die Luft strömt durch die Blätter und die darin lich geprägt und mitbestimmt. Vielen Moosachern und stellen und somit für nachfolgende Generationen zu erhal- enthaltenen Schadstoffe wie Bakterien, Pilzsporen und Staub bleiben an Bürgern des Landkreises war sie seit Generationen be- ten. Aber leider hatten es die königlich-bayrischen Beam- ihnen hängen. Gleichzeitig wird die Luft angefeuchtet, denn der Baum kannt. Eine Wanderung zu dem im 19. Jahrhundert be- ten damals übersehen, auch das dazu notwendige Stück- Die ca. 3 cm großen Eicheln sitzen an 1,5 - 4 cm langen verbraucht etwa 400 Liter Wasser an demselben Tag. Das dabei von der Fotosynthese gebildete „Abfallprodukt“, nämlich 13 kg Sauerstoff, deckt rühmt gewordenen Baumriesen war über Jahrzehnte chen Land mit zu erwerben, um das Geschehen rund um Stielen (daher der Name Stieleiche) – sie dienen verschie- den Bedarf von 10 Menschen. Für den Eigenbedarf produziert die Eiche obligatorischer Bestandteil des Heimatkundeunterrichts die Eiche stets unter staatlicher Kontrolle zu halten. denen Tieren als Nahrung und sie werden auch von ihnen pro Tag 12 kg Glucose, aus dem sie ihre organischen Stoffe aufbaut. sämtlicher Volksschulen im Landkreis. verbreitet (z.B. Eichelhäher). Die Eicheln werden erst ab ei- Einen Teil speichert sie als Stärke, aus einem anderen Teil entwickelt sie Das Landratsamt ließ daher seit vielen Jahren nichts un- ihr neues Holz. Wussten Sie übrigens? Die Eiche ist in Europa in nem Alter von etwa 60 Jahren gebildet. Die ledrigen Blätter Bezug auf die biologische versucht, den Standort der alten Eiche durch Grunderwerb der Stieleiche sind auf der Oberseite tiefgrün, unten heller Vielfalt diejenige Baumart, die als Lebensraum für Tiere und Pflanzen die öffentlich zu sichern und dem Platz – soweit möglich – größte Bedeutung hat – an ihr sind bis zu 1.000 Insektenarten und besitzen 5-6 „Lappen“. heimisch; knapp die Hälfte davon ist auf die Eiche als Lebensgrundlage durch verschiedene Aufwertungsmaßnahmen seine alte angewiesen (z.B. Hirschkäfer, Eremit und Heldbock). Die Eiche ist auch natur- und kulturhistorische Bedeutung wieder zu verlei- Habitat für Tiere wie Specht, Eichhörnchen, Baummarder und 2. Verbreitung: Eichelhäher. Zudem besitzt diese Baumart hartes, hen. Erst im Jahr 2011 gelang der Grunderwerb für dieses Die Stieleiche ist die häufigste Eichenart in Mitteleuropa, gut zu bearbeitendes Stück „Breite Wiese“, um sie ganz in der Tradition der edlen sie fehlt nur ganz im Süden und im Norden. Ihr Verbrei- und daher sehr Absichten von König Ludwig I. zum Natur- und Kulturge- vielseitig ver- tungsgebiet reicht in den Alpen in eine Höhe von bis zu wendbares Holz. nuss und als „Lernort“ der Nutzung durch die interessierte 1000 m ü.N.N. hinauf. Der lichtbedürftige Baum kommt ei- Wenn nun der Öffentlichkeit zu widmen. Sie ist freie Natur im Sinne des Baum gefällt wird, gentlich nur auf Sonderstandorten vor, denn auf normalen weil er zu viel § 59 BNatSchG und der Art. 26 und 27 BayNatSchG und Standorten wird er von der schattentoleranten Rotbuche Schatten wirft oder darf im Rahmen des verfassungsrechtlich geschützten verdrängt. aufgrund einer Bau- Rechts auf Naturgenuss von jedermann unter dem Vor- maßnahme, so müsste man 2.000 junge Bäume mit einem behalt des pfleglichen Umgangs und auf eigene Gefahr Kronenvolumen von 1 m³ pflanzen, um ihn vollwertig zu betreten werden. ersetzen. Die Kosten dafür dürften mindestens 250.000 € betragen. Genießen Sie also diesen geschichtsträchtigen Ort mit al- Bäume sind uns Menschen mit auf den Lebensweg gege- len Sinnen. Bitte leisten Sie aber auch Ihren Beitrag zu des- ben - Sie tun uns gut und sind unsere Freunde. Wir sollten sen würdiger Erhaltung und respektieren Sie Bewuchs und achtsam mit ihnen umgehen in unserem eigenen Inter- Natur -„Denkmal“. Danke auch, dass Sie Ihren Abfall wieder esse. Denn Baumschutz ist zugleich immer auch Lebens- mit nach Hause nehmen! schutz. Wir bitten um Verständnis, dass Feuermachen und Grillen, Vom bekannten Dichter und Lyriker Eugen Roth (1895 -1976) das Lagern oder Campieren auf dem Naturschutzgrund- stammt folgendes Zitat: stück nicht gestattet sind und wir Zuwiderhandlungen im Interesse der Allgemeinheit rechtlich verfolgen müssen. Zu fällen einen schönen Baum, Zur Lektüre der nachfolgend beschriebenen und anschaulich braucht´s eine halbe Stunde kaum. illustrierten Informationen laden wir Sie sehr herzlich ein. 3. Nutzung: Zu wachsen bis man ihn bewundert, Von nicht wenigen, vor allem älteren Mitbürgern ist über- Das Holz der Stieleiche ist hart, zäh, sehr dauerhaft und braucht er, bedenk´ es, ein Jahrhundert. liefert, dass der Ort, wo die Maximilianseiche stand, als per- Ihr Landratsamt , 10. Juli 2014 gut zu bearbeiten – und daher sehr vielseitig verwendbar sönlicher „Kraftplatz“ empfunden wurde, an dem man nach (Bauholz, Wasserholz, Eisenbahnschwellen, Masten...); Das Landratsamt hat derzeit außer der Maximilianseiche allen Mühen des Alltags oder auf dem Heimweg wieder außerdem gibt es auch gutes Parkett, Möbel- und Brenn- weitere 37 Eichen, z. T. auch als Baumgruppen oder Alleen Energie auftanken und sich erholen konnte. Ein Beleg da- holz ab. Früher dienten Eichenwälder durch deren Früchte als Naturdenkmal oder Landschaftsbestandteil unter staat- für waren sicherlich auch die nach Erzählungen immer gut Robert Niedergesäß, Landrat auch zum Mästen von Schweinen. lichem Schutz. Fortsetzung auf der Rückseite Fortsetzung Die Eiche als Totholz lebt – das ist kein Gegensatz ! 3. Alte Bäume bieten unverzichtbare Habitatstrukturen: wahrte, so wird die Erinnerung ihn mit ihren schönsten Auch alte Bäume sind für die Artenvielfalt im Wald wich- Blüthen umschlingen, und wenn die letzten Reste des tig, da zahlreiche Tierarten, z.B. höhlenbrütende Vögel, auf Stammes nach ewig waltendem Naturgesetze dem Bo- Baumhöhlen angewiesen sind. Wenn solche „Habitatbäu- den, dem er entsprossen, wieder zurückgegeben sein me“ fehlen, finden die Höhlenbrüter keine geeignete Kin- werden, so wird die Sage noch in dem Fleckchen Erde, derstube für ihren Nachwuchs mehr. Viele weitere Tier- und das die Königseiche trug, das Andenken an sie und ihre Pflanzenarten wie beispielsweise der Hirschkäfer oder die königlichen Beschützer bis in die fernsten Zeiten wach Lungenflechte leben von und auf alten, absterbenden und erhalten.“ toten Bäumen.

Zum Natur - „Denkmal„ aus der Beschreibung der Eiche im Buch von Friedrich Stützer „Die größten, ältesten oder sonst merkwürdigen Diese uralte Eiche mit ihren knorrigen Ästen, Moosbewuchs und Baumhöhlen ist ein Bäume Bayerns in Wort und Bild“, Habitatbaum wie er im Buche steht! Foto: Ulrich Wasem (WSL) aus dem Jahr 1900.

Friedrich Stützer schreibt unter Bezugnahme auf Aufzeich- 1. Allgemeines: nungen des königlichen Forstamts Ebersberg, dass es nicht Alte Bäume und totes Holz sind Lebensgrundlagen für tau- König Maximilian II., sondern dessen Vater, „...Ludwig I. sende Tier- und Pflanzenarten, daher bedroht ein Mangel gewesen ist, der im Jahre 1846 die auf der sogenann- an Alt- und Totholz die Biodiversität und beeinträchtigt die ten Breitwiese des Schartlbauern stehende Eiche samt Regulationsmechanismen im Ökosystem Wald. Neben sei- einem Stück Grund und Boden von dem damaligen Be- ner Bedeutung für die Artenvielfalt dient Totholz den Bäu- sitzer des Schartlhofes, Kaspar Maier, angekauft und men als Keimbett (Moderholz-Verjüngung) und es kann in sie mit der Bedingung stets offener Zugänglichkeit der den Bergen auch vor Steinschlag und Lawinen schützen. Obhut der königlichen Forstbehörde unterstellt hat.“ Das im Sinne des Vermächtnisses von König Ludwig der Be- völkerung jederzeit offen zugängliche Landkreisgrundstück ist entsprechend seiner kulturhistorischen Bedeutung als 2. Wieviel Totholz braucht der Wald? Naturschutz- und Erholungsfläche der Allgemeinheit ge- Diese Frage lässt sich nicht genau beantworten, da sich die widmet. Dem wird auch durch die 5 im Natur – „Denkmal“ Totholzansprüche der einzelnen Arten stark unterscheiden. integrierten Sitzsteine aus heimischem Nagelfluh Rechnung Allgemein kann man sagen, dass für die Erhaltung der getragen. Sie sollen zum Ausruhen und Innehalten einladen. Artenvielfalt, v. a. der bedrohten Totholz-Arten, mehr totes Text, Bilder und Grafiken: Johann Taschner und Kreisheimatpfleger Markus Krammer Holz nötig ist, als in den meisten Wirtschaftswäldern vor- kommt (als Zielwert gelten 20-40 m³/ha). Eine Erhöhung Infos auch unter: www.maximilianseiche.de des Totholzanteils hat allerdings auch Nachteile, wie z.B. das erhöhte Unfallrisiko durch herabstürzende Äste und Die untere Naturschutzbehörde bedankt sich sehr herzlich bei den nachfol- Wipfel, die Behinderung der Waldarbeit und bei Trocken- genden Personen, Institutionen und Firmen, ohne deren freundliche heit die erhöhte Waldbrandgefahr. Das hier am Originalstandplatz des Baumes dargestellte Unterstützung das Projekt nicht möglich gewesen wäre: Natur-„Denkmal“, bestehend aus unterschiedlich hohen Landkreis Ebersberg, Herrn Landrat a. D. Gottlieb Fauth Eichenpfählen und den darin integrierten, letzten Stamm- Frau Marianne und Herrn Bartholomäus Mäusl, Schartlhof resten der ehemaligen Maximilians-Eiche symbolisiert den Bayerischer Naturschutzfonds, Herrn Ministerialrat Georg Schlapp mächtigen, 13 m umfassenden Stamm - Ring der 1988 endgültig verfallenen Maximilianseiche sowie den durch Bayerische Staatsforsten, Forstbetrieb München, Herrn Forstdirektor Alfred Strauch Astausbrüche und Fäulnis entstandenen westlichen „Zugang“ ins Innere des Baumes. Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg, Herrn Wolfgang Vogt Mit dem Natur – „Denkmal“ und der am 25.04.2012 ge- Gemeinde Moosach, Herrn 1. Bürgermeister Eugen Gillhuber Stützer schreibt hierzu: „Durch ihn (gemeint ist der Astaus- pflanzten, etwa 24 Jahre alten Nachfolge-Eiche soll das Herrn Notar Walter Hilscher, Ebersberg bruch, Anm. d.V.) kann man bequem in das Innere des Gedächtnis an den dereinst mächtigen, etwa 1000jährigen Fa. Franz Wensauer, Tuntenhausen Baumes gelangen. Dort lagert wohl einen Meter hoch Baum, an seine Geschichte und die unzähligen, ganz per- Fa. Siegfried Eisenschmid, Moosach die im Laufe der Jahrhunderte zur Mulle verwandelte sönlich mit ihm verbundenen Erinnerungen vieler Land- Garten- Landschaftsbau Stefan Ruoff, Kernholzmasse. Der Stamm ist derart ausgehöhlt, dass kreisbürger aufrechterhalten bleiben. Baumschule Georg Ganslmaier, Rott a. Inn ein Tisch mit Stühlen darinnen aufgestellt werden könn- Herrn Kreisheimatpfleger Markus Krammer, te. Eine etwa 30 – 40 Zentimeter starke Holzwand um- Auch hierzu sei nochmals Friedrich Stützer zitiert: Ebersberg schließt diese Höhlung; die tiefrissige Borke ist ringsum „Unser Bild, im Spätsommer aufgenommen, zeigt deut- Herrn German Larasser, Ebersberg erhalten, so dass beim ersten Blicke auf das Vorhanden- lich die Spuren unaufhaltsamen Verfalles; doch selbst sein einer gewaltigen Holzmasse geschlossen werden wenn kein grünes Blatt den Eichenriesen mehr schmü- Herrn Marinus Steyrer, Schattenhofen könnte. In Wirklichkeit würde die Ausbeute an Holz eine cken wird, den eines Königs Fürsorge zu Staunen und Frau Martha Bucher, Ebersberg kaum nennenswerte sein.“ Bewunderung den kommenden Geschlechtern aufbe- Bäckerei Martin Freundl, Ebersberg