Johannes Schreck-Terrentius Wissenschaftler Und China-Missionar (1576-1630)
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Erich Zettl Johannes Schreck-Terrentius Wissenschaftler und China-Missionar (1576-1630) Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung Konstanz Studiengang Wirtschaftssprachen Asien und Management Konstanz 2008 Die um 1500 erbaute Kirche Mariae Himmelfahrt in Bingen bei Sigmaringen, Schrecks Gemeinde und Taufkirche Erich Zettl Johannes Schreck - Terrentius Wissenschaftler und Chinamissionar (1576-1630) Herausgeber: Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung Konstanz Studiengang Wirtschaftssprachen Asien und Management Buchgestaltung: Florian Kräuter Buchbestellungen: Tel: 07531 / 206 679 E-Mail: [email protected] Konstanz 2008 Druck: HTWG Konstanz Alle Rechte vorbehalten Die Apsis der Kirche mit spätgotischen Holzfiguren Im Mittelteil des Altars ganz links Johannes der Täufer, Schrecks Namenspatron INHALTSVERZEICHNIS Vorwort Seite 8 Seite 51 Dr. med. Johannes Schreck – medizinische Selbstversuche Woher stammt Johannes Schreck? Seite 10 54 Chinesische Medizin, Autopsien Johannes Schreck Bingensis 11 und eine aktuelle Entdeckung An der Albertina zu Freiburg 12 Aus dem Leben an der Universiität 14 Seite 57 Finsternisse und der chinesische Kalender 60 Der Beginn der Kalenderreform mit Xu Guang-qi Johannes Schreck und Galileo Galilei Seite 17 62 Ende und Würdigung Federico Cesi und die „Akademie der Luchse“ 18 Eine Enzyklopädie mexikanischer Pflanzen 19 Seite 68 Ein Rückblick Ein überraschender Entschluss Seite 21 Seite 70 Anhang Warum? 22 70 Werke Johannes Schrecks in chinesischer Sprache Niklaas Trigaults und Schrecks Werbereisen 24 71 Aus Johannes Schrecks Reisebriefen 82 Aus dem Buch “Die wunderbaren Maschinen Galileis „Nein“ Seite 26 des Fernen Westens in Wort und Bild“ Schrecks Werben um Galilei – War er Kopernikaner? 27 83 Aus dem Buch “Beschreibung der Himmelsvermessung“ Die Höllenfahrt Seite 30 Schreck in Goa – sein Studium indischer Pflanzen 32 Seite 86 Johannes Schall über Johannes Schreck Das verschollene Lebenswerk – der Plinius Indicus 33 90 Athanasius Kirchers Würdigung Johannes Schrecks 92 Annähernde Aussprache chinesischer Wörter Einzug in ein von Krisen erschüttertes Reich Seite 36 Ein Sprachgenie Seite 93 Literaturverzeichnis naturwissenschaftlich-technische Übersetzungen 38 99 Literaturnachweise Ein Altphilologe in China 40 102 Bildnachweise Das erste Lehrbuch des Maschinenbaus in China Seite 42 Das Buch von den wunderbaren Maschinen – eine Brücke zwischen Kulturen 45 Das große Messen 48 Seite 8 Seite 9 Vorwort Vorwort Vorwort IE konnte es nur geschehen, dass Ohne die großzügige Unterstützung, die man einen der bedeutendsten, Anregungen und Hinweise mancher hilfs- W vielseitigsten und interessantes- bereiter Freunde, Kollegen und Fachleute ten Gelehrten und Chinamissionare in wäre die Schrift Stückwerk geblieben. Sie seiner Heimat fast völlig vergessen hat? sind hier in alphabethischer Reihenfolge auf- Ein Zeitgenosse nennt ihn eine Arche der geführt: Dr. Otto-Heinrich Becker, Staatsar- Wissenschaft, ein Schmuckstück der Gelehr- chiv Sigmaringen, Prof. Bernd Jahnke, HTWG samkeit auf allen Gebieten, ein moderner Konstanz, Helga Keller, ehemals Ostasienab- Historiker bezeichnet ihn als génie universel, teilung der Staatsbibliothek zu Berlin, Studi- und dennoch: keine Schule und keine Bibli- endirektor a.D. Ernst Knobelspieß, Konstanz, othek, kein Platz und kein Gässchen trägt Michael Kuthe und Norbert Fromm, Stadt- irgendwo seinen Namen: Johannes Schreck, archiv Konstanz, Prof. Dr. med. Rainer Lesch, später latinisiert: Terrenz oder Terrentius ehemals Krankenanstalten Konstanz, Mar- (1576-1630).1) lies Rötting, Bausparkasse Schwäbisch Hall, Beijing und Tianjin, Dr. Christoph Schmider, Diesen Gelehrten und Missionar und erzbischöfliches Archiv Freiburg, Prof. Dr. sein Werk vorzustellen und in seiner Hei- Hartmut Walravens, ehemals Ostasienab- mat bekannt zu machen ist das Anliegen des teilung der Preußischen Staatsbibliothek zu Buches. Stil, Gestaltung und Illustrationen Berlin und Freie Universität Berlin, Prof. Yu werden die Leserinnen und Leser an diesen Sanle, Beijing Administrative College und Zweck erinnern und, wie wir hoffen, man- Kurator des Friedhofs Zhalan in Beijing und che zur Lektüre anregen, die an einer streng Alexander Zahoransky, Universitätsarchiv wissenschaftlichen Darstellung vielleicht Freiburg. Ihnen allen gebührt herzlicher keinen Gefallen finden. Natürlich würden Dank. wir uns freuen, wenn Historiker und Sino- logen für dieses Anliegen Verständnis auf- Besonderer Dank gilt Dr. Jean-Pierre bringen oder gar selbst einen Blick in das Voiret, ehemals Dozent am ostasiatischen Büchlein werfen. Sie könnten einiges finden, Seminar der Universität Zürich, für die sehr was ihnen bisher unbekannt war. An Hand sorgfältige Prüfung und Korrektur des Textes der Auszüge aus Schrecks Werken und Brie- und nicht zuletzt Florian Kräuter, Student fen und den Würdigungen seiner Mitbrüder im Studiengang Kommunikationsdesign der erfahren interessierte Leserinnen und Le- HTWG Konstanz, für die Gestaltung des ser mehr über sein Leben, sein Wirken und Buches. seine Zeit. Seite 10 Seite 11 Woher stammt Johannes Schreck ? Johannes Schreck Bingensis Woher stammt Johannes Schreck? Johannes Schreck Bingensis IE Suche nach Schrecks Geburtsort führte zunächst in SCHRECK stammt also aus der Grafschaft Sigmaringen. Doch was die Irre. Der erste eigenhändige Hinweis auf seine Hei- ist sein Heimatort? 2003 löste sich auch dieses Rätsel. In der Matri- D mat stammt vom 3. Mai 1611. Schreck, damals schon als kel der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg aus dem Jahr 1590 ent- Arzt international hoch geachtet, bestätigt seine Aufnahme in die deckte der Verfasser den Eintrag: Johannes Schreck Bingensis dioces. Elite-Akademie dei Lincei (der „scharfsichtigen Luchse“) in Rom und Constant. 19. Dec.6) nennt sich Sohn des Sebastian Constantiensis im 35. Lebensjahr.2) Sein Geburtsjahr ist also 1576, sein Vater hieß Sebastian. Der Beiname Schrecks Geburtsort ist also Bingen, ein Ort etwa sieben Kilo- Constantiensis verweist auf Konstanz, doch Einträge über seine Tau- meter nordöstlich von Sigmaringen, der alten Grafen- und späteren fe oder seine Familie sucht man im Konstanzer Stadtarchiv verge- Fürstenresidenz der Hohenzollern. Der Beiname Constantiensis be- bens. zieht sich also in der Tat nicht auf die Stadt Konstanz, sondern auf die Diözese. Die Grafen und späteren Fürsten von Hohenzollern- Mit Constantiensis kann auch die gesamte Diözese gemeint sein. Sigmaringen waren Lehensträger der Habsburger Kaiser, sie dienten Diese aber erstreckte sich vom Breisgau bis zur Iller; sie umfasste ihnen als Diplomaten, Offiziere, Kämmerer und Berater und nicht die deutschsprachige Schweiz und reichte bis weit über Stuttgart zuletzt als energische Verteidiger des alten Glaubens. Während im hinaus. War seine Heimat vielleicht die Schweiz? Das war die Mei- benachbarten Württemberg unter Herzog Ulrich (1498-1550) die nung des Missionshistorikers Daniele Bartoli aus dem 17. Jahrhun- Reformation eingeführt wurde, blieben die Zollernschen Grafen dert. Viele Nachfolger, selbst bedeutende Sinologen, haben diese Stützen der Gegenreformation.7) Dass Schreck aus einer katho- Ansicht ungeprüft übernommen.3) Der italienische Sinologe Giu- lischen Familie stammt, beweist sein Herkunftsort und sein späterer seppe Gabrieli war wohl der erste, der erkannte, dass diese Angabe Lebenslauf. nicht stimmen kann. In überlieferten Dokumenten wird Schreck als germanus bezeichnet, ja sogar als suevus.4) Sollte man wirklich Die Regesten zu Bingen liegen im Staatsarchiv Sigmaringen. Dem annehmen, dass ein Schweizer sich suevus nennt - der lateinische erstaunten Besucher öffnet sich hier eine Fundgrube für die Bin- Name für Schwabe? gener Sippe Schreck. Am 17. Oktober 1555 – so erfahren wir zum Beispiel – erwirbt Bastian Schreck von seiner Stiefmutter (?), seinem 1967 gelang es Johannes Beckmann, den Herkunftsbereich wei- Bruder und seinen beiden Schwägern das Erbgut des verstorbenen ter einzuengen. Aus dem Jahr 1617 besitzen wir den Brief eines Kaspar Schreck mit seinen zugehörigen Stücken und Gütern.8) Bastian Freundes und Reisegefährten von Schreck über den herzlichen Schreck hat also seine Miterben ausgezahlt und Haus und Hof mit Empfang, den dieser Freund beim Domprobst von Köln, dem spä- den Grundstücken übernommen. War er ein wohlhabender Bauer teren Bischof von Osnabrück und Kardinal, erhalten hat, und gibt oder Handwerker? Dieser Sebastian war vermutlich kein anderer auch den Grund der Herzlichkeit an: (…) weil er (der Geistliche) von als Johannes Schrecks Vater. früher her meinen Begleiter kannte, einen Untertanen seines erstgebo- renen Bruders. Dieser erstgeborene Bruder war Graf Johann von 1606 erscheint abermals ein Basti Schröckh. War er der älteste, Hohenzollern-Sigmaringen (1578-1638), und der Begleiter kein daher gleichnamige Sohn des oben genannten Bastian Schreck und anderer als Johannes Schreck.5) Wir werden auf die denkwürdige damit der Bruder des Johannes? Familien Schreck, Schröck oder Reise der beiden Gefährten zurückkommen. Seite 12 Seite 13 An der Albertina zu Freiburg An der Albertina zu Freiburg Schrök tauchen im 17. Jahrhundert in Bingen immer wieder auf und Aus Schrecks Immatrikulation lässt sich nicht erkennen, was er leben dort bis auf den heutigen Tag.9) studierte. Es gibt jedoch keinen Zweifel daran, dass er zunächst in der Artistenfakultät eingeschrieben war. Ein Baccalaureat, also ein Dass Söhne von Bauern oder Handwerkern studierten, war vierjähriges Grundstudium in dieser Fakultät, war praktisch die im 16. und 17. Jahrhundert