DDR-Wirtschaftspolitik Und Der Mauerfall – Die Regierung Modrow Im Zeichen Des Systemerhalts”
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View metadata, citation and similar papers at core.ac.uk brought to you by CORE “DDR-Wirtschaftspolitik und der Mauerfall – Die Regierung Modrow im Zeichen des Systemerhalts” Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Rheinischen-Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn vorgelegt von Marcus Overmann aus Gelsenkirchen Bonn 2001 Gedruckt mit Genehmigung der Philosophischen Fakultät der Rheinischen-Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn 1. Berichterstatter: Professor Dr. Hans-Helmut Knütter 2. Berichterstatter: Professor Dr. Heinrich Fisch Tag der mündlichen Prüfung: 27.Juni 2001 Gliederung: Seite I Einleitung - 1 - II Das Scheitern der DDR – Eine Analyse äußerer und innerer Ursachen - 11 - 1. Gorbatschows Reformpolitik- Moskaus neue Blockpolitik - 11 - 1.1. Perestroika und Glasnost - 13 - 1.2. Hintergründe und Anforderungen des „Neuen Kurses“ und seine - 15 - ideologische Rechtfertigung 1.3. DDR und UdSSR - Die sozialistischen Bruderstaaten in Zwietracht - 19 - 1.4. Ablehnung des sowjetischen Reformkurses im Politbüro der SED - 22 - 1.5. Reaktionen der SED, der Parteibasis und des Volkes auf - 27 - die sowjetische Reformpolitik 2. Oppositions- und Bürgerbewegung in der DDR - 30 - 2.1. Erscheinungsformen von Opposition - 33 - 2.2. Innerparteiliche Opposition im SED-Staat - 34 - 2.3. Die Blockparteien - möglicher Ort für Opposition? - 39 - 2.4. Kein rechtlicher Raum für politische Opposition - 40 - 2.5. Die Formierung der politischen Opposition in den 80er Jahren - 42 - 2.6. Die Rolle der Evangelischen Kirche - 51 - 2.7. Die Kommunalwahlen am 7. Mai 1989 - 53 - 2.8. Zuspitzung der Lage zum Herbst ‘89 - Massenflucht aus der DDR - 55 - 2.8.1. Staatliches Bekämpfen „konterrevolutionärer Umtriebe“ - 58 - 2.9. Exkurs: Der Herbst 1989 - Eine Revolution? - 60 - 2.10. Die Erfolge der Bürger- und Oppositions- und Bürgerbewegung - 65 - 3. Der wirtschaftliche Zusammenbruch der DDR - 68 - 3.1. Einführende Überlegungen - 68 - 3.2. Funktionsschwächen der zentralen Planwirtschaft - 71 - 3.3. Wirtschaftliche Schwächen in den 60er und 70er Jahren - 78 - 3.4. Subventionsapparat DDR - 81 - 3.5. Kostenfaktor innere und äußere Sicherheit - 82 - 3.6. Kürzungen sowjetischer Erdöllieferungen – - 83 - Auswirkungen für Wirtschaft und Umwelt der DDR 3.7. Die amtliche Statistik der DDR - 84 - 3.8. Das Schürer – Gutachten - 86 - 3.9. Erich Honecker, Wirtschaftspolitik nach Maßgabe - 87 - 3.10. Das ökonomische Desaster - als selbst erwählter Niedergang? - 90 - 3.11. Der Zusammenbruch der DDR – Resümee und - 94 - abschließende Beurteilung III Exkurs: Die politische Ökonomie des Sozialismus - 103 - IV Neuordnung und Reformen – Die letzte sozialistische Regierung - 107 - der DDR 1. Die Regierung Modrow - 110 - 1.1. Die Person Hans Modrow - 111 - 1.2. Modrow übernimmt Regierungsverantwortung - 116 - 1.3. Ministerpräsident Modrow – eine politische Strategie der SED - 119 - zur Machterhaltung? 1.4. Modrows politische Strategien für die DDR - Die erste - 123 - Regierungserklärung 1.5. Wege wirtschaftlicher Neukonzeptionen - 127 - 2. Soziale Marktwirtschaft vs. Sozialistische Planwirtschaft - 133 - 3. Die Reformdiskussion zur DDR-Wirtschaft - 135 - 4. Der „Dritte Weg“ - Die DDR zwischen Plan- und Marktwirtschaft - 139 - 5. Das offene Bekenntnis zur Marktwirtschaft – - 142 - Wirtschaftspolitische Reformmaßnahmen 6. Das geteilte Deutschland - Bericht des Bundeskanzlers - 144 - zur Lage der Nation 7. Der Zehn-Punkte-Plan - 146 - 8. Wirtschaftspolitische Aussagen seitens der - 149 - Bundesrepublik Deutschland 9. Die „deutschlandpolitische Wende“ - 152 - V Von Seilschaften, dubiosen Geschäften und alten Kadern - 155 - 1. „Neue-Alte“ Seilschaften in der DDR - 155 - 2. Die Treuhandanstalt - 158 - 2. Die Verordnung zur Umwandlung von volkseigenen - 160 - Kombinaten, Betrieben und Einrichtungen in Kapitalgesellschaften 4. Das Parteivermögen der SED/PDS - 162 - 5. Dubiose Darlehen, Kredite und Transaktionen - 169 - 6. Maßnahmen, Gesetze und Verordnungen der Modrow-Regierung - 173 - 7. Das Amt für Nationale Sicherheit – Instrument staatlicher - 177 - Interessenvertretung mit neuem Namen? 7.1. Aktenvernichtungen mit und ohne Zustimmung des Runden Tisches - 179 - 8. Das „Modrow-Gesetz“ über den Verkauf volkseigener Gebäude und - 183 - Grundstücke – Ein Dankeschön an alte Genossen? 8.1. Rechtliche Voraussetzungen - 184 - 8.2. Nutznießer des Modrow-Gesetzes - 187 - 8.3. Eigentumsfrage von Grundstücken und Gebäuden bis -190 - heute Streitthema 9. Der Bereich Kommerzielle-Koordinierung - 194 - 10. Privatisierung Landwirtschaftlicher Produktionsgenossenschaften – - 197 - Untreue, Betrug und alte Kader IV Schlußbetrachtung - 204 - Interviews: 1. Alexander Rahr „Der größte Auslöser für den Untergang der - 212 - DDR waren die Reformen Gorbatschows“ 2. Ehrhart Neubert „Wenn es keine Opposition in der DDR - 222 - gegeben hätte,dann hätte der politische Wille der Mehrheit keine Artikulation gehabt.“ 3. Gerhard Schürer „Wir waren latent auf dem Weg in den Bankrott in - 240 - den letzten Jahren, aber wir waren nie pleite.“ 4. Christa Luft „Ich habe immer bestritten, daß die DDR kurz - 268 - vor der Zahlungsunfähigkeit stand.“ 5. Edelgard Jeske „Seilschaften - ...wirtschaftliche Macht ist Basis - 280 - der politischen Macht.“ Literaturverzeichnis - 288 - Abkürzungsverzeichnis - 319 - Biographie Hans Modrow - 321 - DDR Zeitchronik 1988 - Dezember 1990 - 325 - Dokumente 1 I. Einleitung 1989 war ein außerordentliches Jahr, das in der deutschen Geschichte einen besonderen Stellenwert eingenommen hat. Das Jahr, in dem die Macht der SED zerbrach, die sich über 40 Jahre lang das alleinige Recht zur Herrschaft über die Bürger der DDR angemaßt hatte; ein Jahr, in dem die Weichen der europapolitischen Nachkriegsgeschichte grundlegend neu gestellt wurden. Diese außerordentliche Zäsur führte dazu, daß manch Wissenschaftler bereits das Ende der Geschichte als gekommen sah.1 Zweifelsohne brachten die politischen Ereignisse des Jahres 1989 die weltpolitische Geschichte an eine ungeahnte Wendemarke. Der Zerfall Osteuropas ließ in kürzester Zeit Regierungen und Systeme einstürzen, in dessen Verlauf auch das Ende der SED-Herrschaft und der Fall der Mauer eingebettet ist. Auslöser für diese Lage war die sich verschärfende ökonomische, ideologische und politische Krise der Sowjetunion, die letztlich bis in die DDR hinein strahlte. Doch es war nicht allein der Sog des „großen Bruders“, der die DDR mitriß, nein, es waren hausgemachte, ungelöste Spannungen und Konflikte innerhalb der DDR, die das Ende des zweiten deutschen Staates besiegelten. Die SED-Führung schaffte es nicht, den Spagat zwischen ökonomischen Zwängen und ideologischer Gefolgschaft länger aufrecht zu erhalten, den sie so lange mit allen Mitteln zu erzwingen versuchte. 1989 veränderte die deutsche Geschichte, was zu diesem Zeitpunkt geschah wurde noch kurze Zeit zuvor kaum für möglich gehalten. Eher glaubte man den Worten Erich Honeckers, daß die Mauer noch in 100 Jahren stehen würde, als daß das so greifbar nahe Ende des SED-Staates gesehen wurde. Doch trotz der rasanten politischen Entwicklungen innerhalb der DDR gab es eindeutige Anzeichen, die auf die Krise hindeuteten, in der sich die DDR befand. Der Mehrheit blieb es jedoch 1 Der amerikanische Politikwissenschaftler Francis Fukuyama erklärte das Ende der Geschichte für gekommen, schließlich fehle es an fortschreitenden Entwicklungsideen. Es fehlen nach dem Zerfall des Sozialismus Alternativen zu Demokratie, Marktwirtschaft und Rechtsstaat. Über alles habe sich die Freiheit als zentrale Idee des Politischen durchgesetzt, mit dem Ergebnis, daß die 2 zunächst verborgen, zu sicher und unerschütterlich schien das totalitäre Herrschaftssystem zu sein, das sich äußerlich durch hohe Mauern vor dem „Klassenfeind“ abschirmte und seine innere Sicherheit mit einem enormen Staats- und Überwachungsapparat gewährleistete. Abgesehen von einigen Funktionären, wie z.B. dem Vorsitzenden der Plankommission Gerhard Schürer, sowie den Wirtschaftsfunktionären Günter Mittag und Alexander Schalck-Golodkowski, die, wie sich später herausstellte, bereits länger schon Kenntnis über die Schwierigkeiten der DDR-Volkswirtschaft hatten, schienen viele der an der „Wende“ Beteiligten völlig überrascht über den plötzlichen Exodus der DDR gewesen zu sein. Der selbe Zustand bestand auch auf westdeutscher Seite; hier gelang es einer seriösen DDR-Forschung nicht, die innere Befindlichkeit des SED- Staates richtig einzuschätzen und zu analysieren. Die aus heutiger Sicht doch eindeutigen Zeichen innenpolitischer und wirtschaftlicher Schwierigkeiten wurden schlicht nicht wahrgenommen. Besonders bedeutend aber ist die Tatsache, daß trotz Wahrnehmung und Kenntnisnahme miserabler Wirtschaftsdaten selbst im Kreise des Politbüros kaum jemand die jahrelange Gratwanderung nah am Abgrund wahrgenommen haben will. Negative Wirtschaftsdaten wurden verleugnet und nach außen erfolgreich als Positivum dargestellt, womit das größte „Täuschungsmanöver aller Zeiten“ gelingen konnte, wie Rainer Eppelmann, Vorsitzender der Enquete-Kommission „Überwindung der Folgen der SED- Diktatur im Prozeß der deutschen Einheit“ des Deutschen Bundestags, der SED bescheinigt.2 Die Fehleinschätzung der wirtschaftlichen Leistungskraft der DDR aus westlicher Sicht ist seiner Einschätzung nach auf Propagandalügen und Desinformationsstrategien der SED und des MfS zurückzuführen.3 Weltgeschichte, so Fukuyama, als Entwicklungsidee beendet sei, vgl. Fukuyama, Francis: Das Ende der Geschichte. Wo stehen wir?, München 1992, S. 34ff.