Jahrbuch Stiftung Preußische Schlösser und Gärten -Brandenburg

Band 7

2005

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1943 In der Nacht vom 22. zum 23. November werden bei einem Bombenangriff auf Berlin Schloss und Park Charlottenburg von Brand- und Sprengbomben schwer getroffen. Der Neringbau des Alten Schlosses, der Mittelbau und die Osthälfte der Großen Orangerie, der größte Teil des Neuen Flügels bis auf wenige Räume am westlichen Ende, der Neue Pavillon und das Belvedere brennen aus. Das bewegliche Inventar war bereits zuvor größtenteils ausgelagert worden.

1945 Bei einem Bombenangriff auf Berlin am 20. Februar wird auch die bis dahin weniger be- schädigte Schlosskapelle bis auf die Außenmauern und geringe Reste der Dekoration zer- stört. Durch Beschuss bei der Besetzung entstehen weitere Schäden. Am 22. Juli stellt Stadtbaurat Hans Scharoun beim Magistrat von Berlin den Antrag auf Mit- tel für die Sicherung des Berliner und Charlottenburger Schlosses, der jedoch abgelehnt und auf den Weg begründeter Einzelanträge verwiesen wird. Ein konkreter Antrag vom 20. August wird ebenfalls vom Magistrat abgelehnt. Im Oktober wird der ehemalige preußische Grundbesitz, und damit auch die Schlösser, dem Finanzamt für Liegenschaften Berlins zugeschlagen.

1946 Am 17. Mai wird erneut ein Antrag auf Instandsetzungsmittel für vom Magistrat abgelehnt; Margarete Kühn (1929–1969 für die Staatlichen Schlösser und Gärten tätig) war es jedoch gelungen, über den britischen Kunstschutzoffizier Christopher Norris dem Schloss den Status eines so genannten Befehlsbaus zu geben. Im Februar Beginn der Arbeiten zur Sicherung/Winterfestmachung der Substanz bis Sep- tember des Jahres: vier Räume der westlichen Enfilade, von der Porzellankammer bis zur Roten Damastkammer (Raum 95, 96, 99, 100)2, das Schlafzimmer der Zweiten Wohnung Sophie Charlottes (Raum 111), die Porzellangalerie/Chinesische Galerie (Raum 88), die Ja- panische Kammer (Raum 86); die Toilettekammer (Raum 136), das Schlafzimmer (Raum 133) und das Kabinett (Raum 132) der Mecklenburgischen Wohnung, das Audienzzimmer

31 Burkhardt Göres der Königin (Raum 119), die Alte Galerie (Eichengalerie, Raum 120), das Tafelzimmer (Raum 121), das Paradeschlafzimmer/Antikenkammer (Raum 122), Raum am Neuen Flügel (Raum 123), den Eingang (Raum 124) und die Treppe (Raum 125); im Obergeschoss waren es die Silberne Vorkammer der ersten Wohnung Friedrichs II. im Neuen Flügel (Raum 353) sowie die an den Neuen Flügel angrenzenden Räume (Raum 227–230). Schaffung eines Durchgangs (Durchbruch) für den Museumsrundgang vom Schlafzimmer der Mecklenburgischen Wohnung (Raum 133) zum Audienzzimmer (Raum 119). Bis 1956 werden alle Arbeiten mit Mitteln des Berliner Haushaltes ausgeführt. Instandsetzung der Särge des Mausoleums.

1947 Instandsetzung der im Vorjahr winterfest gemachten Räume von der Großen Eichengalerie bis ins Erdgeschoss des Neuen Flügels (Raum 120–123, 309–312) für Ausstellungszwecke. Reparatur der Dächer des östlichen Hofflügels; es entstehen umfangreiche Mehrkosten ge- genüber dem Kostenanschlag, deren Gründe sind Schwammsanierung und Abbruch gefähr- deter Bauteile, wobei es sich wohl um Sicherungsarbeiten im westlichen Bereich des Alten Schlosses gehandelt haben wird. Am „Eosandersaal“ (?) hatte man mit einer Wettersiche- rung begonnen. Beginn der Reparaturarbeiten am Mausoleum. 25 Räume im östlichen und 11 Räume im westlichen (Ehrenhof?)-Flügel werden der Abtei- lung Volksbildung kostenlos für Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen zugewiesen, wo auch „Stilräume“ mit vorhandenem Inventar gezeigt werden sollen. Im Schloss werden die von der britischen Militärregierung organisierten Ausstellungen „Das neue Buch“ und „Baustoffe im Britischen Sektor Berlins“ gezeigt.

1948 Sicherungsarbeiten in der Zweiten Wohnung Sophie Charlottes (Raum 109, 110, 112), an der Decke der Porzellankammer (Raum 95) und an zwei Decken in der Mecklenburgischen Woh- nung (wohl Raum 133, 136) durch W. Reiche. Arbeiten in Räumen der Wohnung Friedrich Wilhelms III. (Raum 309–311), dem Zimmer am Neuen Flügel (Raum 123) und der Sommerwohnung Friedrich Wilhelms II. (Raum 318, 319). Restaurierungsarbeiten an Räumen im Obergeschoss des Neuen Flügels (wohl Raum 346, 347). Paul Weinert (freiberuflicher Holzbildhauer) beginnt mit Schnitzarbeiten in der Großen Eichen- galerie (Raum 120). Beginn der Restaurierung der Chinesischen Galerie der 1788 eingerichteten Sommerwoh- nung Friedrich Wilhelms II. (Raum 319). Für diesen Raum werden drei Kopien des in Raum 320 erhaltenen Konsoltischs der Originalausstattung angefertigt. Am 3. Dezember wurde während der Blockade die Weihnachtsausstellung Berliner Künstler, zusammen mit den Entwürfen für ein Luftbrückendenkmal eröffnet und 25 restaurierte Räu- me der Öffentlichkeit übergeben. Im Zusammenhang mit der noch während der Blockade angestrebten Rückführung von in die Westzonen verlagerten Museumsgutes nach Berlin (West) wird vorgesehen, Schloss Charlottenburg als Kunstmuseum auszubauen.

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1949 Fertigstellung der Ausstellungsräume im Obergeschoss und im Erdgeschoss des östlichen Ehrenhofflügels und im Obergeschoss des Eosanderschen Erweiterungsbaus (hier wohl die Räume 220–224, 232–236). Fortsetzung von Bildhauerarbeiten in den „Kunst- und Museumsräumen“; dazu gehört auch das Audienzzimmer (Raum 119). Weiterführung der Instandsetzungsarbeiten in der Zweiten Wohnung Sophie Charlottes (Raum 109–111). Abtrennung der Verwaltung des Schlossgartens von der Verwaltung der Staatlichen Schlös- ser und Gärten und Übernahme durch das Gartenbauamt des Bezirkes.

1950 Planung der Eindeckung des zerstörten Mittelbaus des Alten Schlosses, für die Kuppel und den Ovalen Saal zunächst nur mit einem Notdach. Die Notdächer auf dem Nordteil des Westflügels und über dem Neuen Flügel sollen durch stabile Dächer ersetzt werden. In der Schlosskapelle werden originale Fragmente geborgen. Restaurierung der Decke und der gefassten Boiserie des Speisezimmers (Raum 320); damit sind die Chinesische Galerie (Raum 319) und die beiden angrenzenden Räume der Som- merwohnung Friedrich Wilhelms II. (Raum 318, 320) wiederhergestellt. Dabei wurde das erhaltene Paneel aus dem Schlafzimmer Friedrich Wilhelms II. (Raum 321), das nicht wieder in den Museumsrundgang einbezogen wird, in das „etruskische Vorzimmer“ (Raum 318) übertragen. Ab August 1950 sind alle bis zu diesem Zeitpunkt wiederhergerichteten Räume für die Öffent- lichkeit zugänglich (Inventar 1970). Ihre Restaurierung wird in den folgenden Jahren – je nach gegebenen Möglichkeiten – beharrlich fortgeführt. Dabei handelt es sich – außer den vorgenannten Räumen der Sommerwohnung Friedrich Wilhelms II. – wohl um die Alte Gale- rie/Eichengalerie mit den angrenzenden Räumen (Raum 119–123) und die Zimmerflucht der Wohnung Friedrich Wilhelms III. (Raum 309–312). In dem nur beschädigten Schlafzimmer der Königin Luise werden die Wiederherstellungsar- beiten an Wänden und Paneelen abgeschlossen. Am 22. Oktober eröffnet Ernst Reuter eine Ausstellung von 76 Gemälden der Berliner Natio­ nalgalerie aus dem Kunstgutlager Celle im Schloss. Bau- und Restaurierungsarbeiten am Mausoleum.

1951 Einzug des Staatlichen Instituts für Musikforschung mit der Musikinstrumentensammlung in das Obergeschoss des östlichen Hofflügels.

1952 Einbringung von Massivdecken im Alten Schloss. Restaurierung und Rekonstruktion der Stuckdecke, der östlichen Supraporte sowie des Ge- mäldes über dem Pfeilerspiegel in der versilberten Kammer neben der Bibliothek im Neuen Flügel (Raum 353).

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Am 30. Juli wird das Reiterdenkmal des Großen Kurfürsten von Andreas Schlüter auf einer Kopie des originalen Sockels im Ehrenhof aufgestellt (es stand bereits seit 1951 auf einem provisorischen Sockel). Neueinteilung des nach dem Krieg neu angelegten Gartenparterres in rabattengesäumte Rasenfelder und Pflanzung der vierreihigen Lindenalleen. Am 1. September wird das Mausoleum wieder für das Publikum geöffnet.

1953 Bis 1953 wurde das Alte Schloss mit einem neuen Dach ausgestattet. Der Kuppelturm hat ein Notdach. Richtfest für das neue Dach des Neuen Flügels. Eröffnung der Gedächtnisschau „Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff. 17. Februar 1699 bis 16. September 1753“ in zwei Räumen des Eosanderbaus (Raum 122, 123) und sieben Räu- men des Neuen Flügels (Raum 309–312 Wohnung Friedrich Wilhelms III., Raum 318–320 Sommerwohnung Friedrich Wilhelms II.). Die nach der Zerstörung 1943 wiederentdeckte Rokoko-Täfelung des von Friedrich Wilhelm Höder ausgemalten Zimmers (Raum 313 „Japa- nische Kammer“) war zu diesem Zeitpunkt schon aus Raum 313 nach Raum 312 übertragen und das fehlende Paneel ergänzt worden.

1954 Restaurierung der Schilderhäuser der Einfahrt des Ehrenhofes, wobei sie um 15 cm angeho- ben wurden.

1955 Konstruktive Wiederherstellung des großen Treppenhauses des Alten Schlosses. Der Orangengarten vor der Großen Orangerie erhält eine freie Barockfassung.

1956 Ab 1956 erfolgt die Finanzierung der Wiederherstellung des Schlosses im Rahmen des Wie- deraufbauplanes für Berlin aus Bundesmitteln. Abschluss des Wiederaufbaus des Vestibüls des Neuen Flügels (Raum 325) und wohl auch der neutralen Ausstellungsräume in der Osthälfte des Erdgeschosses des Neuen Flügels, die unter Beseitigung der alten Raumstrukturen angelegt werden (hier werden seitdem Son- derausstellungen gezeigt, bis 1963 das Kunstgewerbemuseum einzieht). Wiederaufbau des 1788/89 von errichteten Belvederes 1956–1961; die Skulptur auf der Kuppel, drei Putten tragen einen Blumenkorb, die von Karl Bobeck nachgeschaffen wurden. Beginn des Wiederaufbaus und der Restaurierung der Großen Orangerie. Der äußere Wiederaufbau des Schlosses, einschließlich Kuppel, ist im Wesentlichen abge- schlossen, wozu auch die Neuschöpfung der Fortuna als Wetterfahne durch Richard Schei- be gehört; Aufstellung 30. April 1956.

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1957 Der 1788–1791 von Carl Gotthard Langhans errichtete Theaterbau ist im Äußeren wieder­ hergestellt. Die Steinmetzarbeiten im Runden Saal (Raum 210) sind in Arbeit. Beginn des Wiederaufbaus des Neuen Pavillons (Schinkelpavillon). Gedächtnisausstellung „ 23. Mai 1683 bis 5. August 1757“ zum 200. Todestag in den Räumen der Knobelsdorff-Ausstellung von 1953 (s. d.). Gliederung und Aufbau der Ausstellung lag in den Händen von Martin Sperlich. Sprengung der Ruine des ehemaligen Königlichen Hausarchivs, das 1894/95 an der West- seite des Schlossvorplatzes errichtet worden war. Der bis dahin mit Rasen begrünte Schlossvorplatz wird nun als Parkplatz genutzt (bis 2005). Martin Sperlich tritt seinen Dienst in der Schlösserverwaltung an.

1958 Wiederherstellung des Audienzzimmers (Raum 101) bis 1959, zunächst ohne Deckenstuck. Das kaum kriegsbeschädigte Ehrenhofgitter erhält einen neuen Sockel, wobei es wie die 1954 restaurierten Schilderhäuser um 15 cm angehoben wurde. Dadurch konnte die Hofer- höhung von 1846 ausgeglichen werden. Die Rasenfelder des Großen Parterres sind durch broderieverzierte Flächen ersetzt. Anlage eines Blumenparterres vor der Westfront des Porzellankabinetts in Anlehnung an den durch Christoph Pitzler überlieferten Grundriss des „jardin secrét“. Dabei nutzt man einen Entwurf von Dézallier d’Argenville von 1709, was zu anderen Maßverhältnissen und damit zur Versetzung der Kaiserbüsten führt. Außerdem fehlt die räumliche Abgrenzung durch eine Heckenwand. 1958–1959 Umsetzung der von Friedrich Wilhelm Höder mit Chinoiserien gemalten „Japani- schen Kammer“ im Erdgeschoss nach Raum 350 im Obergeschoss, siehe 1953.

1959 Im November wird nach Fertigstellung zunächst die weniger beschädigte östliche Hälfte des Erdgeschosses im Alten Schloss (Nering/Eosanderbau, noch ohne Raum 117–118) mit Ves- tibül und Gartensaal eröffnet. Im Gartensaal (Raum 116) wird bei der Wiederherstellung der Säulenkranz mit Pilastern des 19. Jahrhunderts nicht erneuert, der Fußboden – seit 1770/80 mit schwarz-weißen Marmor- platten belegt – dem des Vestibüls angeglichen, das beim Wiederaufbau einen erneuerten Kalksteinfußboden in Form einer Schleuderrosette erhielt. Fertigstellung des Treppenhauses des Neuen Flügels. Nach Abschluss des Wiederaufbaus wird die Große Orangerie ab 1959 von der Nationalga- lerie der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz für ihre ständige Ausstellung genutzt (bis Juli 1968); für das Gitter des oberen Umgangs im Mittelsalon der Großen Orangerie wurden die Balkongitter des Ephraimpalais (1935 abgebrochen) verwendet. 1959/60 ist der Neue Pavillon (Schinkelpavillon) in der äußeren Architektur wiederherge- stellt.

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1960 Einzug des Museums für Ur- und Frühgeschichte der Staatlichen Museen Preußischer Kul- turbesitz in den Theaterbau. Das Vorgartengitter des Neuen Flügels wird nach dem Vorbild der geraden Flächen des 1749 von Knobelsdorff entworfenen Tores des Obelisk-Portals in neu geschaffen. Beginn des Wiederaufbaus der Schlosskapelle (Raum 94). Schnitzarbeiten an barocken Türfüllungen im Alten Schloss. Helmut Börsch-Supan tritt seinen Dienst in der Schlösserverwaltung an. Am 10. Oktober wird im westlichen Stülerbau das Antikenmuseum der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz eröffnet.

1961 Beginn der Wiederherstellung der Goldenen Galerie (Raum 363, Fertigstellung 1973). Rekonstruktion des Oberen Ovalen Saals bis 1962 (Raum 211). Beginn der Restaurierung der im Krieg vergleichsweise geringfügig beschädigten Chinesi- schen Galerie/Porzellangalerie (Raum 88) sowie des Goldenen Kabinetts (Raum 109) und des Toilettezimmers (Raum 110). Auszug des Staatlichen Instituts für Musikforschung und der Musikinstrumentensammlung in den Neubau am Kemperplatz. Ausführung der Wolkenmalerei im großen Treppenhaus des Alten Schlosses (Raum 113/208) durch Herbert Sommerfeld.

1962 Mit der Ausstellung „Meisterwerke aus den Schlössern Friedrichs des Großen“ wird die ge- samte westliche Hälfte des Obergeschosses im Neuen Flügel mit in friderizianischen For- men neu geschaffenen Paneelen, Kaminen und Türen eröffnet (Raum 348–352). Als Ergänzung der Ausstellung zeigt das Kunstgewerbemuseum friderizianische Porzellane der KPM (Königliche Porzellan-Manufaktur) aus seinen Beständen (wohl in den neutralen Ausstellungsräumen des Erdgeschosses?). Abschluss der Wiederherstellung der Schlosskapelle (Raum 94) noch ohne Malerei, Stuck- dekorationen und Orgel als Konzert- und Vortragssaal. Wiederherstellung der Vorkammer (Raum 117) zunächst ohne Deckenstuck und des Gläser- nen Schlafgemachs (Raum 118), ebenfalls ohne Deckenstuck. Die Restaurierung der im Krieg beschädigten Japanischen Kammer im westlichen Ehrenhof- flügel (Raum 86) ist abgeschlossen. Die beiden Jeremias Süßner zugeschriebenen Statuen der Flora und Pomona im Orangen- garten werden durch Kopien von Fritz Becker ersetzt. Übergabe der Turmgeschossräume, der Zwischengeschossräume sowie des Nebentreppen- hauses im Mittelbau. Restaurierung und Rekonstruktion des figürlichen und ornamentalen Stucks im Oberen Ovalen Saal durch Hans Joachim Ihle.

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1963 Im Herbst 1963 eröffnet das Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz mit den in den Westteil Berlins zurückgeführten Beständen seine erste ständi- ge Ausstellung im Vestibül, in der östlichen Hälfte des Erdgeschosses des Neuen Flügels und in drei Räumen der Wohnung Friedrich Wilhelms III. (Raum 313, 314, 317), Nutzung bis zum Umzug in den Neubau 1984. Beginn der Rekonstruktion der Gestaltung des großen Treppenhauses im Alten Schloss. Wiederherstellung des ersten Gobelinzimmers (Raum 103) zunächst ohne Deckenstuck so- wie des zweiten Gobelinzimmers (Raum 102), ebenfalls ohne Deckenstuck.

1964 Rekonstruktion der Gestaltung des großen Treppenhauses im Alten Schloss (bis 1966). Günter Anlauf schafft die Gipsmodelle für die Teilergänzungen beziehungsweise die Rekon- struktion der Eck-Bronzeeinsätze mit der Darstellung der Jahreszeiten für das Treppengelän- der des großen Treppenhauses des Alten Schlosses. 1964–1967 werden die Übermalungen von 1907 des Deckengemäldes der Porzellankammer durch Herbert Sommerfeld entfernt und vorerst kaum ergänzt.

1965 Abschluss der Restaurierung der Roten Damastkammer (Raum 100), des Schlafzimmers Friedrich I. (Raum 96), des Goldenen Kabinetts (Raum 109), der Chinesischen Galerie/Por- zellangalerie (Raum 88) und des Toilettezimmers (Raum 110). Die Japanische Kammer (Raum 86) wird mit einer neu erworbenen Serie von Bildteppichen mit Chinesenszenen aus der Berliner Manufaktur von Charles Vigne ausgestattet, wobei die (durch Diebstahl?) verlorene Tür links vom Kamin wegen eines Bildteppichs geschlossen wird. Rekonstruktion der Stuckdekorationen des großen Treppenhauses im Alten Schloss. Die am Unterlauf der Treppe eingesetzten Relieffelder werden von Joachim Dunkel und Michael Schwarze geschaffen. Ergänzung von einigen Teilen des Ehrenhofgitters und neuer Anstrich desselben in türkis und beige. Die Einfahrt in den Ehrenhof erhält zwischen den Schilderhäusern ein neu entworfenes Tor, das den Blick von der Schlossstraße auf das Reiterdenkmal ohne Überschneidung ermög- licht. Das alte Tor gehörte zu den Kriegsverlusten.

1966 21. Mai Eröffnung der historischen Räume der westlichen Hälfte des Erdgeschosses und des Obergeschosses des „Alten Schlosses“ (Nehring/Eosanderbau). Hier wurden der Runde Saal (Raum 210) und der Ovale Saal (Raum 211) in ihrer barocken Fassung restauriert und rekonstruiert, die übrigen als neutrale Museumsräume mit Sandsteinkaminen zur Aufnah- me von Kunstwerken des Barock, im Wesentlichen aus dem Berliner Schloss, wiederherge- stellt, ein Raum war dem Berliner Schloss als Bauwerk gewidmet. Die Räume erhielten alle ein barockes Gesims, wozu das im schwer beschädigten Schreibkabinett der Zweiten Woh- nung (Raum 112) als Vorbild diente. Bei der Wiederherstellung wurde auf die ursprüngliche

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Raumgliederung der Bibliothek der Königin mit den angrenzenden Räumen (Raum 217–219) und der Nebenräume (Raum 215, 216) verzichtet und an ihrer Stelle zwei Ausstellungsräu- me geschaffen (Raum 216, 217). In Raum 216 blieb die Kaminvorlage des alten Raumes 216 erhalten. Im Arbeitszimmer Friedrich Wilhelms IV. (Raum 204) wurde sie dagegen entfernt. Auch im Erdgeschoss darunter wurde auf die ursprüngliche Raumgliederung der ersten Wohnung Sophie Charlottes in diesem Bereich verzichtet und die Räume 137 (kleines Spie- gel porcelain Cabinet), 138 (Schreib-Cabinet bey der Porcelain Cammer), 141 (besaß im ur- sprünglichen Neringbau ein Fenster nach Osten) zu einem einführenden Dokumentations- raum für den Schlossrundgang zusammengezogen (Raum 137). Der daneben liegende Raum 139 wurde Kassenraum des Eingangs. Auch hier war die Kaminachse erhalten geblieben.

1967 Abschluss der Restaurierung der Porzellankammer (Raum 95). Einbau der Orgel in der Schlosskapelle durch die Orgelbauwerkstatt Professor Karl Schuke, Berlin, auf der Grundlage erhaltener Aufzeichnungen von der Restaurierung 1938. In Raum 311 des Neuen Flügels wurde die Kopie einer in den preußischen Schlössern ur- sprünglich verwendeten broschierten Seidentapete von Philippe de Lasalle angebracht, da hier Kunstwerke des Frühklassizismus ausgestellt wurden. Nach 1967 Erneuerung der Schiebefenster an der Gartenseite des Schlosses auf der Grund- lage von Baubefunden und Quellenforschungen. Anlage eines achteckigen Fontänenbeckens im Großen Parterre des Gartens. Im Herbst wird im westlichen Stülerbau das Ägyptische Museum der Stiftung Preußischer Kulturbesitz eröffnet (zuvor war der Bau als Polizeirevier genutzt worden).

1970 Rekonstruktion der Stuckdecke im Audienzzimmer der ersten Wohnung Sophie Charlottes (Raum 102). Eröffnung des Neuen Pavillons (Schinkelpavillon) als Museum, das der Epoche Karl Fried- rich Schinkels in Berlin gewidmet ist. Winfrid Baer tritt seinen Dienst in der Berliner Schlösserverwaltung an.

1971 Eröffnung der Sammlung Berliner Porzellan des Landes Berlin im Belvedere. Rekonstruktion der Stuckdecke in der Grünen Vorkammer der ersten Wohnung Sophie Char- lottes (Raum 117). Von Mai 1971 bis Januar 1972 Auftragsvergabe an die fünf Bildhauer Günter Anlauf, Harald Haacke, Joachim Dunkel, Hans Joachim Ihle und Karl Bobeck zur Schaffung von jeweils vier Bozzetti als Entwurf für Balustradenfiguren auf der Gartenseite des Schlosses.

1972 Fertigstellung der Bozzetti für die Balustradenfiguren im März 1972. 1972/73 malt Hann Trier anstelle des verlorenen Deckengemäldes von Antoine Pesne im Weißen Saal seine Paraphrase (Raum 362).

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1973 Fertigstellung der Rekonstruktion der Goldenen Galerie. Die Spiegelrahmen wurden von Emanuel Scharfenberg, Paul Bujok, und Robert Schlenther geschnitzt, die Marmorkamine von Katharina Singer geschlagen. Die Polimentvergoldungen lagen in der Hand von Helmut Wolff. Die Wandbranchen, von denen zwei Prototypen erhalten geblieben sind, formte, zi- selierte und vergoldete Wilfried Matthias. Fertigstellung des anstoßenden Konzertzimmers der Zweiten Wohnung Friedrichs des Großen, Neuschöpfung der frei anzutragenden Stuck- ornamente der Wände und der Decke auf der Grundlage einer einzigartigen Fotodokumen- tation von Farbdias, erhaltenen Stuckfragmenten und Umrisslinien der Ornamente durch Hans Joachim Ihle und Mitarbeiter. Nachschöpfung des plastischen Stucks der Decke des Treppenhauses und des Neuen Flügels von Herbert Haacke; Rekonstruktion des Treppenge- länders. Eröffnung des Weißen Saals, der Goldenen Galerie und des Konzertzimmers der Zweiten Wohnung Friedrichs des Großen für das Publikum (Raum 362–364). Rekonstruktion der Stuckdecke im Gläsernen Schlafgemach der ersten Wohnung Sophie Charlottes (Raum 118). Die Berliner Schlösserverwaltung zeigt vom 16. September bis 11. November die Ausstel- lung „China und Europa. Chinaverständnis und Chinamode im 17. und 18. Jahrhundert“ mit dem Schloss als Mittelpunkt der Ausstellung, die sich auf das Obergeschoss des Alten Schlosses, dessen Erdgeschoss und den Neuen Flügel erstreckt.

1974 Hann Trier malt sein Deckengemälde im Treppenhaus des Neuen Flügels anstelle einer dort zunächst ausgeführten Wolkenmalerei, die bei der Rekonstruktion des Raumes das zerstör- te Gemälde „Raub des himmlischen Feuers durch Prometheus“ von Antoine Pesne ersetzte; Wiederherstellung des Stuckmarmors an den Wänden des Obergeschosses der Treppe. Rekonstruktion der textilen Wandbehänge in dem von Schinkel 1810 gestalteten Schlafzim- mer der Königin Luise (Raum 347).

1975 1975/77 Rekonstruktion der Deckenmalerei der Schlosskapelle (Raum 94) durch Manfred Blessmann mit gemalten Kartuschen von Gunnar Voigt. 1975/78 Wiederherstellung der reich dekorierten Decke mit Stuckskulpturen der Allegorien der Künste und Wissenschaften und Malerei im Audienzzimmer des Königs (Raum 101), Ausführende Katharina Singer, Fritz Becker und Günter Anlauf sowie Manfred Blessmann für die Malerei. Frühjahr 1975 Auszug der Verkehrsstaffel der Berliner Polizei aus dem Marstallgebäude am östlichen Stülerbau.

1976 Übergabe des Marstalls an das Ägyptische Museum der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz.

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1977 Manfred Schubert ersetzt die zerstörte Deckenmalerei des Mittelsaals der Großen Orange- rie durch eine abstrakte Neuschöpfung. Aufstellung der ersten fertigen Balustradenfiguren auf der Dachbalustrade der Gartenseite des Schlosses im November. Tilo Eggeling tritt nach Volontariat (1971–1973) und Zeitverträgen seinen Dienst in der Ber- liner Schlösserverwaltung an.

1978 Die Aufstellung von zwanzig großen, in Aluminium gegossenen, Skulpturen auf der nach dem Zweiten Weltkrieg rekonstruierten Dachbalustrade der Gartenseite des Alten Schlos- ses wird abgeschlossen; fünf Vierergruppen (Ost nach West) von Günter Anlauf, Hans Joa- chim Ihle, Harald Haacke, Joachim Dunkel und Karl Bobeck (siehe auch 1977). Rekonstruktion der Eichenholztäfelung im erhaltenen Marmorbad König Friedrichs I. (Raum 98). Aufstellung von Kunstwerken aus dem Dohna-Schloss Schlobitten in Ostpreußen, dessen Ausstattung engste Beziehungen zu Charlottenburg aufwies, im Obergeschoss des Alten Schlosses (erworben 1977).

1979 Aufstellung eines von dem jugoslawischen Bildhauer Braco Dimitrijevic geschaffenen wei- ßen Marmorobelisken als Blickpunkt über das nach dem Zweiten Weltkrieg neu angelegte barocke Gartenpaterre, da der Achsenfernblick durch den Bahndammbau des 19. Jahrhun- derts unterbrochen wurde. Rekonstruktion des Deckenbildes im Schreibkabinett Friedrichs des Großen (Raum 355) nach Antoine Pesne durch Manfred Blessmann.

1981 Das Ehrenhofgitter erhält einen neuen Anstrich in einem „Grünspanton“, die Ornamente werden vergoldet. Das im Tausch gegen die Schlossbrückenfiguren nach Berlin (West) zurückgeführte KPM- Archiv kommt in die Obhut der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Berlin und wird im Schloss untergebracht.

1982 Eröffnung der letzten drei Räume der Zweiten Wohnung Friedrichs des Großen nach Rekon- struktion der wandfesten Ausstattung (Raum 365–367) unter Einbeziehung von vier Wand- gemälden von Antoine Pesne, Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, Johann Harper und Charles Sylva Dubois von 1747 aus dem (Leihgaben, 2005 erworben) im Schreibkabinett des Königs (Raum 366). Beginn der Planung der Rekonstruktion der 1796/97 geschaffenen Winterkammern Fried- rich Wilhelms II., deren bewegliche Ausstattung zu großen Teilen erhalten blieb.

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1983 Entdeckung von vier originalen Bleiplatten der Mittelfelder der Ordenssterne am Ehrenhof- gitter unter den Baufragmenten im Schloss.

1984 Auszug des Kunstgewerbemuseums der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz in den Neubau am . Aufstellung von in Aluminium gegossenen Puttenfiguren der vier Jahreszeiten und der vier Elemente auf den Pfeilern der als Abschluss des rekonstruierten Barockpaterres nach ei- nem Vorbild am Schloss Weilburg neu geschaffenen Balustrade; modelliert von Günter An- lauf, Fritz Becker, Heinrich Kube und Dietrich Starke nach KPM-Vorbildern. Gleichzeitig wer- den vier Eisenvasen von Harald Haacke nach einer Vorlage im so genannten Knobelsdorff- Skizzenbuch geschaffen (SPSG). Martin Sperlich tritt in den Ruhestand; der Denkmalpfleger/Kunsthistoriker Jürgen Julier wird zum Direktor der Berliner Schlösserverwaltung berufen (bis zu seinem frühen Tode 1994). 1985 In diesem Jahr begann die Rekonstruktion der 1796/97 geschaffenen Winterkammern Fried- rich Wilhelms II., da die Hauptwerke der französischen Malerei des 18. Jahrhunderts inzwi- schen in der rekonstruierten Zweiten Wohnung Friedrichs des Großen ausgestellt waren und der große Teil der erhaltenen Möbel und Gobelins dies sinnvoll erscheinen ließ.

1986 Einrichtung der „Galerie der Romantik“ der Nationalgalerie der Staatlichen Museen Preußi- scher Kulturbesitz im Erdgeschoss des Neuen Flügels, in Räumen, die bis 1984 vom Kunst- gewerbemuseum genutzt wurden (Nutzung bis 2001).

1989 Beginn der Restaurierung der im Zweiten Weltkrieg beschädigten Bibliothek Friedrich Wil- helms IV. im Alten Schloss (Raum 203).

1990 Rekonstruktion der Kaminachse im Audienzzimmer der ersten Wohnung Sophie Charlottes mit Stuck und Konsolen durch Harald Haacke (Raum 102). 1990–1993 Restaurierung und Wiedereinbau am originalen Standort Raum 313 der mehr- fach translozierenden Boiserien mit Chinoiserien von Friedrich Wilhelm Höder, siehe 1953, 1958.

1991 Während der Sanierung und Restaurierung von Huis Doorn zeigt die Berliner Schlösserver- waltung in der Großen Orangerie die Ausstellung „Kaiserlicher Kunstbesitz aus dem hollän- dischen Exil Haus Doorn“ mit bedeutenden Werken der bildenden und angewandten Kunst. Es gelingt der Berliner Schlösserverwaltung, einen kleinen aber gewichtigen Teil der Bestän- de, vor allem Porzellan und Silber, als langfristige Leihgabe für Schloss Charlottenburg zu gewinnen. Dies gab den Schlossräumen vielfach den ursprünglich, 1705, so hervorstechen-

41 Burkhardt Göres den Charakter eines „Porzellanschlosses“ zurück. Das Silber bot die Grundlage für die Pla- nung einer Hoftafel- und Silberkammer als Museumsreinrichtung im Schloss.

1993 Eröffnung der im Jahr zuvor abgeschlossenen Restaurierung der Bibliothek Friedrich Wil- helms IV. mit dem gesamten aus zurückgekehrten Mobiliar (Raum 203). Aus Anlass des 50. Jahrestages der Zerstörung des Schlosses Charlottenburg wird die Aus- stellung „Ein Schloss in Trümmern – Charlottenburg im November 1943“ gezeigt.

1994 Abschluss der Rekonstruktion der Winterkammern Friedrich Wilhelms II. (Raum 348–352), ohne die Wandbespannungen im Schreibzimmer (Raum 349) und im Zitzzimmer (Raum 348). Einrichtung eines neuen, dem Berliner Schloss gewidmeten Raumes im Erdgeschoss des Alten Schlosses mit dem Modell des Schlosses und historischen Ansichten vom 17. bis zum 19. Jahrhundert von Jan Ruijscher, Carl Traugott Fechhelm, Eduard Gaertner, Johann Heinrich Hintze, Albert Schwendy, Maximilian Roch (Raum 123).

1995 Eröffnung einer ersten preußischen Hoftafel- und Silberkammer mit großzügigen Leihgaben der Stichting Huis Doorn und des Senats von Berlin (Kronprinzensilber) und dem Kronkabi- nett mit den preußischen Kroninsignien (zuvor seit 1966 in einer Spiegelwand des Oberen Ovalen Saals ausgestellt) für das Publikum (Raum 224, 235, 234, 232, 236). Eröffnung der rekonstruierten Winterkammern Friedrich Wilhelms II. (Raum 348–352) mit großen Teilen des Originalmobiliars, den Wandteppichen und allen aus Potsdam zurückge- kehrten Kronleuchtern (1958 aus der Sowjetunion nach Potsdam zurückgegeben). Beginn der Restaurierung der Großen Eichengalerie (Raum 120).

1996 Abnahme der zwanzig Dachbalustradenfiguren auf der Gartenseite des Schlosses wegen Sanierung der Balustrade und des Daches. In Vorbereitung der Neuordnung der Kunstwerke in der am 1. Janaur 1995 gegründeten Stif- tung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg wird ein unabhängig von den Zufällen der Kriegsverlagerungen der Kunstwerke und der politischen Spaltung Deutsch- lands mögliches neues Konzept für die Präsentation der Kunstwerke in den Schlössern der Stiftung erarbeitet. Die Kunstschätze sollen so weit als möglich an ihren originalen Stand- orten gezeigt werden. Die schmerzlichen Einbußen durch Kriegszerstörungen und die Beutenahme der Sowjetarmee 1945/46 lassen dies nur noch bedingt zu. Wo möglich wer- den adäquate Kunstwerke aus zerstörten Schlössern aufgestellt, ein Prinzip das die Schlös- serverwaltung seit ihrer Gründung angewendet hat. In den Jahrzehnten zuvor waren viele Ankäufe zur Ergänzung oder Rückkäufe gelungen. Eine Fülle von Kunstwerken aus dem Schloss Charlottenburg kehren dorthin zurück, andere, seit dem Zweiten Weltkrieg dort hei- misch gewordene, verlassen das Haus, um in Rheinsberg, Sanssouci, der Bildergalerie von Sanssouci, dem Neuen Palais von Sanssouci, im in Potsdam, in Caputh, Ora- nienburg, Königs Wusterhausen präsentiert zu werden.

42 Schloss Charlottenburg – Geschichte des Wiederaufbaus und der Restaurierung

1997 Beginn der Sanierung der Dachbalustrade und des Daches am Alten Schloss, wo sich gra- vierende Materialschäden zeigen. Abschluss der Restaurierung der Großen Eichengalerie (Raum 120), bei der auch drei aus Potsdam zurückgekehrte Spiegelsupraporten (sechs Supraporten in der Großen Eichenga- lerie, je zwei in den Annexräumen östlich und westlich) restauriert und wieder eingebaut werden konnten. Im Haupttreppenhaus des Alten Schlosses werden vier große Allegorien der Weltteile von Augustin Terwesten aus dem Berliner Schloss, die 1958 aus der Sowjetunion nach Potsdam zurückkehrten, nach ihrer Restaurierung aufgehangen. Die bisher dort ausgestellten Neuer- werbungen für Schloss Charlottenburg, vier Gemälde aus einem Aeneas-Zuklus von Matt- heus Terwesten, zu dem 2001 ein weiteres Bild erworben werden konnte, bilden nun die Gemäldeausstattung des Schlafzimmers Friedrichs I. im Erdgeschoss des Alten Schlosses (Raum 96). Eröffnung der musealen Neugestaltung der Wohnung Friedrich Wilhelms IV. und der Königin Elisabeth im Obergeschoss des Neringbaus des Alten Schlosses, in der zuvor seit 1966 Kunstwerke des Barock, vor allem aus dem Berliner Schloss, gezeigt wurden (Raum 203– 206, 210–213); zum Teil mit aus Potsdam zurückgekehrten Originalstücken und Kunstwer- ken aus anderen Wohnungen des Königspaares beziehungsweise aus seinem Besitz (u. a. Werke von Andrea di Cione Orcagna, Hans Müelich, Franz Krüger, Wilhelm Wach, Carl Begas, Theodor Hildebrandt, Wilhelm Schirmer, Carl Ludwig Rundt, Ferdinand Bellermann, Joseph Karl Stieler, Johann Moritz Rugendas; Möbel nach Entwürfen von ). 1998 kommen noch die Räume 216 und 217 hinzu (mit Hauptwerken von Franz Krüger, Edu- ard Gaertner sowie den Bildnissen der Galerie der Ordensträger des „Pour le merite“ (Frie- densklasse).

1998 Neueinrichtung eines Tabatierenkabinetts im ehemaligen Schlafzimmer der ersten Woh- nung Friedrichs des Großen (Raum 355), das nach dem Zweiten Weltkrieg als Museums- raum wiederhergestellt wurde, mit Spezialvitrinen und Gemälden. In den Räumen der barocken Enfilade im Erdgeschoss des Alten Schlosses wird die Ausstat- tung schrittweise nach Möglichkeit dem Inventar von 1705 angepasst (Raum 102, 103, 109– 112, 116–118). In den übrigen Räumen werden weiterhin zeitgenössische Kunstwerke der Epoche aus dem Schloss Charlottenburg oder anderen preußischen Schlössern präsentiert, die durch Rückkäufe und Restaurierungen von aus Potsdam zurückgekehrten Kunstwerken ergänzt werden. Im Festsaal Sophie Charlottes, dem Oberen Ovalen Saal, werden wieder wie 1705 zehn lackierte Stühle der Originalausstattung von Charlottenburg aufgestellt.

1999 Die Sanierungsarbeiten an der Gartenseite des Schlosses sind für den Mittelbau abge- schlossen. Eröffnung der Ausstellung „Das Flora Danica – Service 1790–1802. Höhepunkt der botani- schen Porzellanmalerei“ im Weißen Saal des Neuen Flügels am 21. Oktober.

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2000 In der Gelben Atlaskammer der Ersten Wohnung Friedrichs II. (Raum 346) wird die nach dem Wiederaufbau wegen des erhaltenen friderizianischen Paneels eingebrachte orangefarbene Damasttapete durch einen rekonstruierten gelben Atlas mit lediglich rahmenden Silbertres- sen ersetzt und hier ein Ausstattungsensemble (Gemälde, Möbel) aus dem 1744 von Johann August Nahl geschaffenen Speisezimmer Friedrichs des Großen im Stadtschloss Potsdam zusammengeführt (bedeutende Gemälderahmen und Möbel, die seit der Rückführung aus der Sowjetunion in den Potsdamer Schlössern ausgestellt waren, diese friderizianischen Wohnräume in Charlottenburg hatten schon Ende des 18. Jahrhunderts ihre Möbelausstat- tung des Rokoko verloren), ergänzt durch einen friderizianischen Kronleuchter von 1746. Die Erwerbung des Hauptstücks einer hochbedeutenden Berliner Bildteppichfolge von Jean Barraband d. J., „Die Audienz beim Kaiser von China“ 1999, von der im Schloss ein bereits 1962 erworbener Behang „Die Teetrinker“ vorhanden war, führt zu einer Neuausstattung des als Paradeschlafzimmer der Königin Sophie Luise geplanten, von Friedrich dem Großen als „Antikenkammer“ genutzten Raumes mit original erhaltener reich bemalter Decke, wo außer den beiden Bildteppichen auch einzelne Skulpturen der Ausstattung des 18. Jahrhun- derts Aufstellung finden. Dank der Unterstützung der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin konnte ein einzigarti- ger großer Silberspiegel mit Allegorie der Minerva von Albrecht Biller, Augsburg um 1700, für das Schloss erworben werden, der als Beispiel derartiger Silbermöbel das 1713 reich mit derartigen Prunkstücken ausgestattete ehemalige „Gläserne Schlafgemach“ anstelle der bisher nicht rekonstruierten Kaminachse schmückt.

2001 Neue Gestaltung der Ausstellungsräume über das Dohna-Schloss Schlobitten mit neuen Vitrinen und unter Einbeziehung von in den 1990er Jahren erworbenen weiteren bedeuten- den Kunstwerken aus dem Besitz dieser Familie (Raum 220, 221, 223). Im Konzertzimmer der Zweiten Wohnung Friedrichs des Großen werden, so weit dies mög- lich ist, alle in der Stiftung noch vorhandenen Gemälde wieder zusammengeführt. Einbau einer Klimaanlage in der Großen Orangerie.

2002 Unter den aus Charlottenburg während des Zweiten Weltkrieges nach Potsdam ausgelager- ten Messingkronleuchtern wird der älteste in den Schlössern erhaltene Kronleuchter von 1647 wiederentdeckt, restauriert und im Oberen Ovalen Saal aufgehängt, wo er eine 1705 im Inventar erwähnte hölzerne versilberte Krone ersetzt.

2003 Renovierung des Eingangsbereiches der Schlosskapelle mit Garderobe und Sanitärräumen in Zusammenhang mit der bevorstehenden Nutzung des Schlosses durch den Bundesprä- sidenten während der Sanierung von Schloss Bellevue.

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2004 Renovierung und teilweise Neuausstattung der Wohnung Friedrich Wilhelms III. im Erdge- schoss des Neuen Flügels (Raum 309–314, 317) mit Kunstwerken aus dem Besitz des Kö- nigs oder aus Schlössern seiner Epoche, vor allem aus dem Schloss Charlottenburg. Die Räume 313, 314 und 317 wurden bis 1984 vom Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Mu- seen Preußischer Kulturbesitz, ab 1986 nur noch Raum 314 und 317 für die Galerie der Ro- mantik genutzt (bis 2001). Raum 312 erhält nach der Entfernung einer nach dem Vorbild der Winterkammern für das erhaltene und nach dem Zweiten Weltkrieg hier aufgestellte Mobi- liar gefertigten bemalten Seidenbespannung, nach dem Inventar von 1810, eine neutrale gelbe Papiertapete und mit dem Schreibschrank und den Stühlen originale Ausstattungs- stücke zurück. In den Räumen 309–311 und 314 und 317 werden die Anstriche ebenfalls nach den Angaben im Inventar von 1810 erneuert. Dafür wird die 1967 in Raum 311 für die Aufstellung von frühklassizistischen Möbeln der Winterkammern angebrachte Seidentape- te von Philippe de Lasalle entfernt, siehe 1967. In den letzten beiden Räumen bleibt der Ausbau der fünfziger Jahre für eine neutrale Museumsnutzung erhalten (Raum 314, 317). Schaffung eines Museumsrundgangs von der Schlosskapelle (Raum 94) durch die nicht wieder hergestellte Porzellanküche (Raum 92, heute Garderobe/Vorraum zur Schlosskapel- le) und Nebenräume, die Chinesische- oder Porzellangalerie (Raum 88) und Raum 108 in die Zweite Wohnung der Königin Sophie Charlotte (Raum 109–112), die am großen Treppen- haus (Raum 113) endet. Eröffnung der sanierten und mit modernster Technik ausgestatteten Ausstellungsräume in der Osthälfte des Erdgeschosses des Neuen Flügels (bis 2001 Galerie der Romantik) mit der vom 18. Oktober 2004 – bis April 2005 laufenden Ausstellung „Die Kaiser und die Macht der Medien“.

2007 Wiederaufstellung der Balustradenfiguren auf der Dachbalustrade der Gartenseite nach Ab- schluss der Sanierung von Balustrade und Dach am 23. und 24. Januar.

(Farbabb. 4, 7–12)

Anmerkungen 1 Die Angaben wurden aus vielen Quellen zusammengetragen: u. a. aus der von Jürgen Julier initiierten Publikation zur Ausstellung „Ein Schloss in Trümmern – Charlottenburg im November 1943“; Egge- ling, Tilo/Hannemann, Regina/Julier, Jürgen: Berliner Schlösser – Kleine Schriften XIII, Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Berlin 1993; aus der 1992–1995 erfolgten Erfassung/Sichtung der „Wiederaufbauakten“ (Rechnungen, Protokolle, Briefe) aus den Jahren 1945 bis 1980 durch Ursula Rüter und Gerhild Komander; aus der Masterarbeit von Katharina Steudtner, Wiederaufbau als Denk- malpflege? Bauliche und dekorative Wiederherstellung des Alten Schlosses unter Margarete Kühn, Schloss Charlottenburg 1946–1967 (BTU Cottbus), und für die Gärten vor allem aus: Wimmer, Clemens Alexander: Die Gärten des Charlottenburger Schlosses, Berlin 1985. – Jede Ergänzung und Berichti- gung ist der Vollständigkeit halber sehr willkommen.

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2 Die Raumnummern beziehen sich auf den Grundrissplan von Charlottenburg, Abbildung Rudolf Schar- mann.

Abbildungsnachweis: Farbabb. 7 bis 12: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

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