Einzelhandels- und Zentrenkonzept für die Ortsgemeinde Daaden

Einzelhandels- und Zentrenkonzept für die Ortsgemeinde Daaden

Beschlussfassung Ausarbeitungsstand vom 28.09.2016 03. November 2016

______(Ortsbürgermeister Walter Strunk)

ISU Immissionsschutz, Städtebau, Umweltplanung Am Tower 14 54634 Bitburg / Flugplatz

Telefon 06561/9449-01 Telefax 06561/9449-02

E-Mail [email protected] Internet www.i-s-u.de

INHALTSVERZEICHNIS

EINFÜHRUNG ...... 3 1.1 Ausgangssituation ...... 3 1.2 Aufgabenstellung und Zielsetzung der Untersuchung ...... 3 1.3 Nutzen eines Einzelhandels- und Zentrenkonzeptes ...... 4 1.4 Methodische Vorgehensweise ...... 5 Grundlagendaten ...... 5 Weiteres Vorgehen ...... 6

ÜBERGEORDNETE STANDORTRELEVANTE RAHMENBEDINGUNGEN ...... 7 2.1 Allgemeine Entwicklung des Einzelhandels in den zurückliegenden Jahren ...... 7 2.2 Aktuelle Entwicklungstrends im Einzelhandel ...... 8 Allgemeine Entwicklung ...... 8 Faktor Online Einzelhandel ...... 10 2.3 Vorgaben der Landesplanung ...... 12 2.4 Vorgaben der Regionalplanung ...... 14 2.5 Sonstige Vorgaben ...... 16

DAADEN ALS EINZELHANDELSSTANDORT IN DER REGION ...... 21 3.1 Einwohnerzahlen ...... 22 3.2 Siedlungsstruktur und verkehrliche Anbindung ...... 22 3.3 Einzugsbereiche ...... 23

ANGEBOTSSITUATION DES EINZELHANDELS ...... 31 4.1 Allgemeine Angebotssituation ...... 31 4.2 Struktur des Einzelhandelsangebotes ...... 32 Räumliche Verteilung des Einzelhandelsangebotes im Nahbereich ...... 32 Nahversorgungsrelevantes Einzelhandelsangebot im Nahbereich...... 33 Mittelbereichsrelevantes Einzelhandelsangebot im Einzugsbereich...... 35 Mittelbereichsrelevantes Einzelhandelsangebot in der Umgebung ...... 37 Haupt- und Nebenhandelsstandorte ...... 38 Ergänzungsbereiche ...... 41 4.3 Fazit der Angebotsanalyse ...... 41

NACHFRAGESITUATION DES EINZELHANDELS ...... 43 5.1 Allgemeines ...... 43 5.2 Kaufkraftpotenzial ...... 44 5.3 Kaufkraftbindung ...... 45 5.4 Bewertung des Einzelhandelsstandortes ...... 48 5.5 Weitere Rahmenbedingungen für die Entwicklung des Einzelhandels in Daaden .... 50

STÄDTEBAULICHE SITUATION DES EINZELHANDELS ...... 51 6.1 Städtebauliche Rahmenbedingungen der Ortsgemeinde Daaden ...... 51 Allgemeines ...... 51 Städtebauliche Situation in Hauptgeschäftsbereichen ...... 52

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Städtebauliche Situation in Streulagen ...... 54 6.2 Planungsrechtliche Vorgaben für die vorgenannten Bereiche ...... 55 Flächennutzungsplan ...... 55 Bebauungspläne ...... 56 Sonstige Vorgaben ...... 58 6.3 Fazit der städtebaulichen Analyse ...... 59

GUTACHTERLICHE AUSWERTUNG...... 61 7.1 Zahlenwerk ...... 61 7.2 Absatzwirtschaftliche Entwicklungsspielräume, Potenziale und Restriktionen ...... 61 Nahversorgung ...... 63 Mittel- bis langfristige Versorgung ...... 65 7.3 Räumlich-funktionale Entwicklungsspielräume ...... 73 7.4 Fazit ...... 75

MODELLE DER EINZELHANDELSENTWICKLUNG ...... 76 8.1 Bevölkerungs- und Kaufkraftentwicklung...... 76 8.2 Steuerungsmodelle der Einzelhandelsentwicklung ...... 78 8.3 Fazit ...... 80

EINZELHANDELS- UND ZENTRENKONZEPT ...... 81 9.1 Ziele und Grundsätze der Einzelhandels- und Zentrenentwicklung ...... 81 Übergeordnete Ziele ...... 81 Grundsätze zur räumlichen Entwicklung und Steuerung des Einzelhandels ...... 82 9.2 Ausweisung der zukünftigen zentralen Versorgungsbereiche ...... 83 Verteilung der Einzelhandelsangebote ...... 83 Zentrale Versorgungsbereiche in der Ortsgemeinde Daaden ...... 84 9.3 Lokalspezifische Sortimentsliste ...... 88 System der Zentrenrelevanz ...... 88 Sortimentslisten des Verflechtungsbereiches Daaden ...... 89 9.4 Handlungsempfehlungen ...... 92 9.5 Zentrenübergreifende Empfehlungen ...... 93

PLANUNGSRECHTLICHE EMPFEHLUNGEN ...... 95 10.1 Änderungserfordernis des Flächennutzungsplans ...... 96 10.2 Änderungserfordernis bestehender Bebauungspläne ...... 97 10.3 Empfehlung zur Neuaufstellung von Bebauungsplänen sowie Erweiterung bestehender Baurechte (planungsrechtliche ‚Pull-Maßnahmen‘) ...... 98 10.4 Ergänzende Planungsrechtliche Empfehlungen ...... 99

SCHLUSSWORT ...... 100

ANHANG ...... 101

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EINFÜHRUNG

1.1 Ausgangssituation Seit dem 25. November 2008 ist nach den Vorgaben des zu jenem Zeitpunkt in Kraft getretenen Landesentwicklungsprogramms (LEP IV) die Ansiedlung und die Erweiterung großflächiger Einzelhandelsbetriebe mit innenstadtrelevanten Sortimenten nur noch in städtebaulich integrierten Bereichen zulässig. Hierzu zählen insbesondere die Kernbereiche von Städten und Gemeinden, d.h. deren Ortskerne (Städtebauliches Integrationsgebot). Diese städtebaulich integrierten Bereiche werden auch „Zentrale Versorgungsbereiche“ genannt. Sie sind von der Gemeinde (Hier Ortsgemeinde) in Abstimmung mit der Regionalplanung verbindlich festzulegen und zu begründen. In diesem Zusammenhang ist auch eine Liste der für den jeweiligen Ort spezifischen innenstadtrelevanten und nicht innenstadtrelevanten Sortimente zu erstellen. Die Ansiedlung und Erweiterung großflächiger Einzelhandelsbetriebe mit nicht-innenstadtrelevanten Sortimenten ist dabei – ebenfalls in Abstimmung mit der Regionalplanung – auch an Ergänzungsstandorten der zentralen Orte zulässig. Ziel der vorgenannten Regelungen ist der Schutz der zentralen Versorgungsbereiche vor Beein- trächtigungen durch die Ansiedlung entsprechender Nutzungen an städtebaulich nicht integrierten Standorten. Diese Regelungen des LEP IV zielen sowohl auf die Standortgemeinde selbst, als auch auf deren Verflechtungsbereiche (Nah- und Mittelbereiche) ab (Nichtbeeinträchtigungsgebot). Die Zielaussagen des LEP IV sind bei der Bauleitplanung als „Ziele der Raumordnung“ von den Kommunen verbindlich zu beachten.

1.2 Aufgabenstellung und Zielsetzung der Untersuchung Um den Anforderungen aus dem LEP IV gerecht zu werden, ist ein Einzelhandels- und Zentrenkonzept zu erarbeiten. Hierrüber kann die Einzelhandelsentwicklung in der Ortsgemeinde Daaden, am Fuße des Westerwaldes, entsprechend gesteuert und ein Rahmen für die künftige Eigenentwicklung gesetzt werden. Da die Thematik „Einzelhandel“ aktuell sowohl in der Ortsgemeinde Daaden als auch im regionalen Umfeld diskutiert wird, ist dabei mit dem vorliegenden Einzelhandels- und Zentrenkonzept für Daaden primär angestrebt die künftige Entwicklung innerhalb der Ortsgemeinde gezielt zu steuern und damit einhergehend die Gefahr eines Wildwuchses zu minimieren. Wie in vielen Gemeinden sind wechselnde Bedarfe vorhandener Betriebe sowie die bis dato allgemeine Einzelhandelssteuerung in den für die Versorgung der Bevölkerung maßgeblichen Bereichen eine der Ursachen. Vor allem die Versorgung mit Waren des kurzfristigen Bedarfs sowie die Mindestbereitstellung und Sicherung von Angeboten des mittelfristigen Bedarfs spielen für das Grundzentrum hierbei eine herausragende Rolle. Bestandteil des Konzeptes ist auch die Überprüfung des Einzelhandelsbesatzes der Ortsgemeinde sowie darauf aufbauende Entwicklungsempfehlungen unter Berücksichtigung bereits bekannter aktuell angestrebter Entwicklungsabsichten. Dabei wird auch die Versorgungssituation innerhalb der dem Einzugsbereich der Ortsgemeinde zugewiesenen Ortsgemeinden untersucht und in gutachterlichen Berechnungen eingestellt. Zur Abgrenzung der zentralen Versorgungsbereiche wird nunmehr, in Abstimmung mit der Verbandsgemeindeverwaltung, ein solches Konzept aufgestellt, welches auf Grundlage einer differenzierten Bestandserfassung jene Bereiche definiert, in denen schon heute

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innenstadtrelevanter Einzelhandel existiert. Darüber hinaus werden Flächen identifiziert und festgelegt, auf denen noch bestimmte nutzbare und städtebaulich verträgliche Entwicklungspotenziale vorhanden sind.

1.3 Nutzen eines Einzelhandels- und Zentrenkonzeptes Ein Einzelhandels- und Zentrenkonzept ist nach § 1 Abs. 6 Nr. 11 BauGB als städtebauliches Entwicklungskonzept bei der Aufstellung von Bebauungsplänen zu berücksichtigen. Insofern dient ein Einzelhandels- und Zentrenkonzept der geordneten Entwicklung des Einzelhandels sowohl zur gezielten Einzelhandelsansiedlungssteuerung als auch zur geordneten Entwicklung des Einzelhandelsbestandes. Dabei kann es ungeordneten Ansiedlungen von Einzelhandelsbetrieben entgegenwirken, welche langfristige negative Folgen für die städtebauliche Qualität einer Gemeinde und insbesondere eines Gemeindezentrums mit sich bringen könnten. Gründe dafür könnten z.B. der innergemeindliche Kaufkraftverlust durch Kundenstromverlagerungen zu einem neuen Standort sein. An dieser Stelle greift das Einzelhandels- und Zentrenkonzept durch die Festlegung zentraler Versorgungsbereiche sowie daran gekoppelter Sortimentslisten in Kombination mit als Obergrenze zu verstehenden noch für eine Entwicklung möglichen Flächenpotenzialen für die auf dem Markt vertretenen Warengruppen und regelt so eine städtebaulich verträgliche Einzelhandelsentwicklung. Dies erfolgt dabei immer unter Berücksichtigung und Wahrung der städtebaulichen Qualität und einer langfristigen positiven Gemeindeentwicklung. Infolgedessen kann ein Einzelhandels- und Zentrenkonzept eine positive Anstoßwirkung mit sich bringen und eine Sicherung oder Wiederbelebung (z.B. durch Wiedernutzung von Leerständen im Stadt- oder Gemeindekern) der städtebaulichen Qualität eines Stadt- oder Gemeindezentrums unterstützen. Erfahrungswerte auf Basis zahlreicher weiterer erstellter und aufgrund von Positiventwicklungen fortschreibungsbedürftiger Einzelhandels- und Zentrenkonzepte bestätigen diesen Effekt. Des Weiteren dient das Konzept dazu, schädliche Auswirkungen im Sinne des § 34 Abs. 3 Baugesetzbuch (BauGB) bzw. § 11 Abs. 3 Baunutzungsverordnung (BauNVO) auf die abgegrenzten Versorgungsbereiche zukünftig ausschließen zu können. Diese könnten u.a. durch ungeordnete Einzelhandelsansiedlungen innerhalb des Ortsgemeindegebietes erfolgen, sind jedoch auch durch Einzelhandelsansiedlungen in anderen umliegenden Gemeinden möglich. Durch das Einzelhandels- und Zentrenkonzept und den darin festgelegten Inhalten steht der Ortsgemeinde Daaden diesbezüglich zukünftig die Möglichkeit offen, auf die ausgewiesenen schutzwürdigen und durch Planungen anderer Städte und Gemeinden zu berücksichtigenden Versorgungsbereiche hinzuweisen und einen Verträglichkeitsnachweis zu fordern. Die wichtigsten konzeptionellen Darstellungen für eine funktionsgerechte Zentrenstruktur sind dabei1:  Beschreibung und Festlegung der potenziellen zentralen Versorgungsbereiche (exakte räumliche Lage und Ausdehnung, Konkrete Versorgungsfunktion, mögliche Weiterentwicklungen)

 Entwicklung eines räumlichen Zentrenmodells (Hierarchische Darstellung, Entsprechende Funktionszuweisungen)

 Darstellung sonstiger Einzelhandelsagglomerationen ohne umfassende Versorgungsfunktion

 Ermittlungen und Vorschläge für ortstypische Sortimentslisten Das vorliegende Konzept entspricht diesen Empfehlungen.

1 vgl. Kuschnerus, Ulrich; 2007: Der standortgerechte Einzelhandel, S.239

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1.4 Methodische Vorgehensweise

Grundlagendaten Grundsätzlich werden bei der Datenerhebung zwei Methoden unterschieden:

 die statistische Erhebung von Primärdaten und

 die Auswertung von vorhandenen Informationen aus Sekundärdaten. Bei der Primärdatenerhebung handelt es sich um eigens für die Untersuchung erhobene oder zu erhebende Daten, deren Auswertung speziell auf das jeweilige Konzept – hier also auf das Einzel- handels- und Zentrenkonzept der Ortsgemeinde Daaden – bezogen sind. Die Erhebung der Daten kann durch verschiedene Methoden erfolgen. Im vorliegenden Fall wurde als erster Baustein eine Analyse der aktuellen Situation, welche die Berechnungsbasis für die Beurteilung derzeit aktueller und zukünftig anstehender Einzelhandelsansiedlungen ermöglicht, durchgeführt. Hierzu wurde zunächst mittels einer Vollerhebung aller Einzelhandelsunternehmen in der Ortsgemeinde sowie der ehemaligen Verbandsgemeinde (inkl. Leerstände) durch Bestandsaufnahme vor Ort,– der sogenannten Angebotsanalyse – eine Datengrundlage zur Beurteilung des vorhandenen Einzelhandelsangebots im gesamten Einzugsbereich der Ortsgemeinde Daaden zusammengestellt. Im Zuge der Einzelhandelskartierung wurden die jeweils geführten Sortimente einzelner Warengruppen und die Verkaufsflächen ermittelt. Da die Notwendigkeit besteht die Einzelhandelssituation städtebaulich zu erklären und zu begründen, wurden ergänzend die Dienstleistungsangebote sowie die baulichen Strukturen der zentralen Bereiche (zentrale Versorgungsbereiche) erfasst und abgegrenzt. Dieser planungsrechtlich zwingend erforderliche Schritt muss dabei die wesentlichen Kriterien zur Abgrenzung zentraler Versorgungsbereiche im Sinne der §§ 1 Abs. 6 Nr. 4, 2 Abs. 2, 9 Abs. 2a und 34 Abs. 3 BauGB sowie § 11 Abs. 3 BauNVO erfüllen. Darauf aufbauend lassen sich wiederrum Rückschlüsse auf die Angebotssituation und den Leistungsstand des Einzelhandels ziehen. Neben den primär erhobenen Daten wird auf sekundärstatistische Daten (Statistiken, Pläne, Programme, Veröffentlichungen) zurückgegriffen, die basierend auf bestehenden Untersuchungen und Erhebungen weitere Aussagen zu den Themen Bevölkerung, Einzelhandelsstruktur und Kaufkraft, sowie Einzugsbereich und Angebotskonzentration bzw. -lücken ermöglichen. Die einzelhandelsrelevanten Kaufkraftkennziffern ermöglichen darüber hinaus einen kommunalen bzw. regionalen Vergleich, da hierfür stets die Zahlen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) aus dem aktuell verfügbaren Betrachtungszeitraum (hier: 2014) zu Grunde gelegt werden, die bundesweit ermittelt werden und daher verifiziert und vergleichbar sind. So lassen sich Verflechtungsbereiche erkennen und charakterisieren. Dies bedeutet, dass sich die Untersuchungen nicht nur auf die Ortsgemeinde selbst als zentralen Ort beschränken lassen. Die Einbeziehung der Ortsgemeinden innerhalb des Nahbereiches sowie der benachbarten zentralen Orte und evtl. anderer Konkurrenzstandorte erlaubt einerseits negative Auswirkungen auf deren Verflechtungsbereiche zu beurteilen, andererseits aber auch Rückschlüsse auf Beeinträchtigungen des Handelsstandortes Daaden durch diese Orte zu ziehen und negative Folgen künftig wirksam verhindern zu können. Um die Nachfragesituation in Daaden realistisch abzubilden ist es zudem nötig, vorhandene Statistiken auf das Kaufverhalten sowie die Kaufkraftbindung hin zu untersuchen. Entsprechende Daten bedürfen hierzu einer exakten Auswertung und einer Abgrenzung des Bezugsraumes, welcher im Prinzip aber bereits durch den festgelegten maßgeblichen Einzugsbereich des zentralen Ortes festgelegt ist. Die Kombination quantitativstatistischer

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Bausteine mit qualitativstädtebaulichen Aussagen ergibt in der Synthese ein detailliertes Bild der Einkaufssituation in Daaden.

Weiteres Vorgehen Die erhobenen Daten werden zunächst zielgerichtet ausgewertet. Im Rahmen der städtebaulichen Analyse sollen dazu die einzelhandelsrelevanten Funktionen des gesamten Siedlungsraumes bezüglich ihrer räumlichen Lage untersucht werden. Neben der Lagekategorie ist vor allem die funktionale Vernetzung der Standorte von Bedeutung. Die unterschiedlichen Bereiche werden auf folgende Punkte hin untersucht:

 Lage im Stadt- / Gemeindegebiet

 Struktur und Ausdehnung

 Verkehrliche Erreichbarkeit und ruhender Verkehr

 Bebauungsstruktur

 Gestaltung des öffentlichen Raumes / der Stadt- / Ortseingangssituation sowie

 Räumliche / synergetische Effekte und Erweiterungsmöglichkeiten In Kombination mit den vorangegangenen Daten erfolgt eine Analyse der gesamten Situation in der ehemaligen Verbandsgemeinde mit Schwerpunktsetzung auf das Gebiet des Grundzentrums Daaden. Diese Stärken-Schwächen-Analyse ist Voraussetzung um die Abgrenzung der zentralen Versorgungsbereiche und ggf. weiterer Versorgungsbereiche vornehmen zu können, räumliche Entwicklungsmöglichkeiten des Einzelhandels zu identifizieren und städtebaulich-funktionale Maßnahmenvorschläge und Handlungsempfehlungen für die Ortsgemeinde auszuarbeiten. Die Abgrenzung von Zentren, sowohl hinsichtlich der räumlichen Ausdehnung als auch der Sortimentsbeschränkungen, soll für die zukünftige kommunale Einzelhandelsentwicklung die rechtssicheren Grundlagen liefern. Daher sollen im Anschluss an die Datenauswertung und aufbauend auf der Ist-Situation – innerhalb der Ortsgemeinde Daaden – bezüglich aller Branchen Aussagen zu einer wünschenswerten Entwicklung getroffen werden. Diese werden konzeptionell in Form künftiger zentraler Versorgungsbereiche, möglicher Nahversorgungsstandorte sowie möglicher Ergänzungsstandorte (z.B. für nicht-innenstadtrelevanten Einzelhandel) in der Ortsgemeinde Daaden festgelegt und zusammengefasst. Dabei sind neben der Ausmaße des zukünftigen zusätzlichen Verkaufsflächenpotenzials vor allen Dingen realistische räumliche Entwicklungsmöglichkeiten im Siedlungsgebiet zu beachten. Außerdem werden spezifische Sortimentslisten mit innenstadtrelevanten und nicht-innenstadtrelevanten Sortimenten erarbeitet, damit das Konzept den Anforderungen des LEP IV gerecht wird. Im letzten Schritt wird auf Grundlage der vorangegangen Untersuchungen ein Maßnahmenpro- gramm erstellt, welches zum einen aus dem eigentlichen Einzelhandels- und Zentrenkonzept und zum anderen aus überschlägigen planungsrechtlichen Empfehlungen besteht. Das Konzept zur räumlichen Lenkung des Einzelhandels umfasst einen systematischen Katalog für die funktionale Entwicklung im Ortsgemeindegebiet Daaden.

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ÜBERGEORDNETE STANDORTRELEVANTE RAHMENBEDINGUNGEN

2.1 Allgemeine Entwicklung des Einzelhandels in den zurückliegenden Jahren Der Strukturwandel im Einzelhandel hält nach wie vor an, auch wenn bestimmte Entwicklungen zwischenzeitlich bereits mehrfach für beendet erklärt worden sind. Insbesondere während der ver- gangenen dreieinhalb Jahrzehnte haben sich dabei massive Veränderungen der Einzelhandelslandschaft ergeben, die das Gesicht unserer Städte und Gemeinden nachhaltig prägen. Während in den 80er und 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts insbesondere Lebensmitteldiscounter und bestimmte Fachmärkte (z.B. aus dem Bereich „Bekleidung / Textilien“, „Schuhe / Lederwaren“ u.ä.) auf die „grüne“ oder „graue Wiese“ drängten, ist immer noch eine weitergehende Diversifizierung der Sortimente und Betriebskonzepte festzustellen. Sie führt seit einigen Jahren dazu, dass sich mittlerweile auch Geschäfte, die früher ausschließlich in den Ortskernen zu finden waren, gerne neben „Magnetbetrieben“ des Lebensmitteleinzelhandels oder anderer Branchen ansiedeln. Dieser Trend führte zu einer immer stärker ausschließlich autokundenorientierten Standortwahl, die regelmäßig eine sehr große Anzahl an Stellplätzen forderte und damit zu einem erhöhten Flächenverbrauch führte. Außerdem wurden preisaggressive Kernsortimente immer stärker durch gezielte, wöchentlich ein- oder zweimal wechselnde „Angebotsware“ ergänzt, die so günstig verkauft wurde, dass dadurch der eingesessene Einzelhandel der jeweils betroffenen Branche massiv unter Druck geriet. Lebens- mitteldiscounter erreichten durch solche Sortimentsergänzungen mit Non-Food-Artikeln nicht selten Marktanteile von bis zu 50 % für den Angebotszeitraum und stellten somit eine erhebliche Konkurrenz zu den anderen Anbietern in den jeweiligen Warengruppen dar. Dieser Trend hält bis heute unvermindert an. 500 439,7 450 428,6 433,2 411,9 415,6 413,7 416,2 415,7 421,3 406,9 401,2 410 411,2 402,8 411 400

350

300

250

200

150

100

50

0

Abbildung 1: Einzelhandelsumsätze in Deutschland in Mrd. € seit 2000 (Quelle: statista.com)

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2.2 Aktuelle Entwicklungstrends im Einzelhandel

Allgemeine Entwicklung Viele Städte und Gemeinden haben erkannt, dass eine gezielte Steuerung des Einzelhandels notwendig ist, um den aktuellen Entwicklungen entgegen zu wirken und die Anziehungskraft der Innenstädte zu erhalten oder zu attraktivieren. Auch anhand der Nachfragen durch Investoren, welche häufig im Zuge einer Wiederbelebung vorhandener Strukturen die innerstädtischen Potenziale nutzen möchten, lässt sich eine Rückbesinnung des Einzelhandels in die Städte erkennen.2 Zwar ist diese Entwicklung grundsätzlich als positiv zu erachten, dennoch gilt es natürlich die damit einhergehenden Faktoren – zum Beispiel evtl. steigende Lärm- oder Abgasimmissionen durch ein erhöhtes Verkehrsaufkommen – zu berücksichtigen und in die Abwägung einzustellen, um nicht nur eine zentrale und bewohnerfreundliche Nahversorgungs-struktur zu fördern, sondern auch die weiteren öffentlichen Belange zu sichern und zu erhalten. Zudem ist auch die Entwicklung von größeren Einzelhandelsstandorten außerhalb der gewachsenen Zentrenstrukturen, die in vielen Fällen zu einer Schwächung der Ortskerne führen können, noch nicht abgeschlossen. Zwar entstehen nur noch in den wenigsten Fällen Neuansiedlungen einzelner Discounter oder Vollsortimenter – es handelt sich häufig eher um Betriebserweiterungen oder agglomerationsfördernde Ansiedlungen in Nebenzentren oder in City-Randlagen – jedoch können die hier gegebenenfalls entstehenden, größeren „Fachmarktzentren“ mit einer Kombination von Märkten verschiedener Branchen3 häufig städtebauliche Risiken bergen. Die Gefahr des Attraktivitätsverlustes gewachsener Zentren besteht demzufolge nach wie vor. So werden Geschäfte aufgegeben und durch zunehmende Leerstände beginnt ein „Teufelskreis“ an dessen Ende oft der „Tod“ der Ortskerne/ der Innenstadt steht. Problematisch ist neben diesen städtebaulichen Auswirkungen auch die unter anderem daraus resultierende Verschlechterung der wohnungsnahen Grundversorgung in vielen Gemeinden. Während in den 60er und 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in nahezu jeder noch so kleinen Gemeinde ein „Tante-Emma-Laden“ existierte und auch Vollsortimenter mit Verkaufsflächen um 400 m² zur Versorgung eines Stadt- oder Ortsteils keine Seltenheit waren, ist diese Kategorie heute nahezu gänzlich ausgestorben. Dies ist insbesondere für ältere, weniger mobile Menschen ein Problem und hinsichtlich des demografischen Wandels in Zukunft noch kritischer zu bewerten. Da der Versorgungseinkauf fast nur noch mit dem Pkw erledigt wird, drängen immer noch Betriebe, die sich durch Kopplungskäufe eine Steigerung ihres Umsatzes versprechen (z.B. Blumen- oder Tabak- und Zeitschriftenläden, Apotheken, Optiker, …), an die entsprechenden Standorte. Diese „Fachmarktzentren“ sind mit immer breiter gestreuten Angeboten ausgestattet, die oft durch zahlreiche kleine Läden und Dienstleister (z.B. Reinigung, Änderungsschneiderei, …) in unmittelbarer Zuordnung „schleichend“ ergänzt werden. So können zahlreiche Erledigungen des täglichen Bedarfs „nebenher“ über das für die Kundschaft attraktive und von ihr erwünschte „One- Stop-Shopping“ erfolgen, was einen Besuch des Ortskerns zunehmend erübrigt.

2 vgl. HWWI 2013: Handel im Wandel 3 In den meisten Fällen werden heute ein Vollsortimenter (z.B. EDEKA oder REWE) mit einem Lebensmitteldiscountmarkt (z.B. ALDI oder LIDL), einem Drogeriemarkt (z.B. DM oder ROSSMANN) und weiteren Discountmärkten verschiedener Branchen (z.B. KIK oder TAKKO aus dem Textilbereich, DEICHMANN oder SCHUHMARKE aus dem Bereich Schuhe / Lederwaren) und einigen kleineren Läden (Bäcker, Metzger, Tabak / Zeitschriften, …) kombiniert. Vielfach tritt zur Abrundung des Sortiments noch ein Getränkemarkt hinzu. In größeren Städten wird nicht selten zusätzlich ein Elektrofachmarkt angesiedelt.

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Zugleich spielt andererseits die ÖPNV-Anbindung sowie die fahrrad- oder fußläufige Erreichbarkeit eines Standortes auch in Folge eines ökologischen Umdenkens in der Gesellschaft eine immer größere Rolle im Einkaufsentscheidungsverhalten, sodass hier voraussichtlich Einzelhandels- standorte in Innenstadtlagen oder Ortskernlagen wieder eine größere Rolle spielen können. Ein aktueller Trend betrifft auch die Vergrößerung der Verkaufsflächen, die sich früher oft am seinerzeit geltenden Maßstab der Großflächigkeit orientierten und damit häufig unter 700 m² lagen.4 In Folge der Kundeninteressen hinsichtlich der Übersichtlichkeit der Warenpräsentation, höherem Einkaufskomfort (z.B. breitere Gänge, Vermeidung hoher Regale, Erhöhung der Anzahl der Kassen u.Ä.) sowie immer strengeren gesetzlichen Anforderungen (z.B. Pfandrücknahmepflicht, Entsorgung von Batterien und Leuchtmitteln, Entsorgung von Verpackungsmaterial u.ä.), beantragen heute selbst klassische Lebensmitteldiscounter (ALDI, LIDL, PENNY etc.) zunehmend Verkaufsflächen von 1.000 m² bis zu 1.300 m² oder darüber hinaus. Sie nähern sich so zunehmend den Vollsortimentern wie EDEKA, REWE, WASGAU u.a. an.

Abbildung 2: Entwicklung der Verkaufsflächen im Einzelhandel in Mio. m² (Quelle: einzelhandel.de | Eigene Darstellung) Diese Betriebe benötigen teilweise sogar noch deutlich größere Flächen, da die hier angebotene Warenpallette erheblich breiter ist als bei den Discountern und meist noch Frischeprodukte u.ä. hinzukommen. Die Ansiedlungen solcher großflächiger Betriebe auf der „Grünen Wiese“ (dies betrifft Lebensmittelläden, Fachmärkte und Einkaufszentren) bedürfen großer Parkplätze und generieren somit eine erhöhte Flächenversiegelung. Zudem schwächt diese Ansiedlung am Stadt- oder Ortsrand den zentral angesiedelten, gewachsenen Einzelhandel in den Innenstädten. Erschwerend für die in zentraler Lage gelegenen Betriebe kommt außerdem hinzu, dass „das Einkaufsverhalten relevanter Bevölkerungsteile […] seit geraumer Zeit [...] durch eine Konsumzurückhaltung geprägt“5 ist. Neben einer größeren Arbeitsplatzverunsicherung sowie

4 Im Jahr 2005 hatte sich das BVerwG mit der Fragestellung zu beschäftigen, ab welcher Größe ein Einzelhandelsbetrieb als „großflächig“ gilt. Bis dahin wurde meist davon ausgegangen, dass – obwohl eine feste Grenze nicht existierte – ein Schwellenwert von 700 m² nicht überschritten werden darf. Mit den Entscheidungen vom 24. November 2005 - 4 C 10/04 und 4 C 14/04 – wurde erstmalig eine verbindliche Grenze definiert, die seitdem bei 800 m² Verkaufsfläche liegt. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass heute auch verschiedene Flächenanteile (z.B. Kassenvorzone) zur Verkaufsfläche hinzuzurechnen sind, die früher bei deren Bestimmung gerne außen vor gelassen wurden. 5 HWWI 2013: Handel im Wandel

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Ungewissheit bezüglich der finanziellen Situation im Ruhestand sind auch gestiegene Kosten in vielen weiteren unumgänglichen Bereichen wie Energie, Gesundheit, Telekommunikation oder auch Dienstleistungen ein wesentlicher Faktor hierfür.6 Aus diesen Gründen sind Lebensmittelgeschäfte in den Orts- oder Stadtkernen heute vielerorts nicht mehr oder nur noch vereinzelt zu finden. Auch Standorte, die erst vor wenigen Jahren eröffnet wurden aber keine Erweiterungsmöglichkeiten mehr bieten, um den aktuellen Trends Rechnung zu tragen, werden aufgegeben. Dies betrifft sowohl Lagen im Ortszentrum als auch Ansiedlungen in den Randbereichen, welche oft genug nur wenige Jahre betrieben werden. Viele inhabergeführte oder alteingesessene Betriebe müssen dem Wettbewerb nachgeben, sodass Leerstände entstehen können. Die Problematik eines damit eventuell einhergehenden „Trading-Down-Effektes“ gilt es zwingend zu vermeiden. Hierbei ist allerdings zu beachten, dass eine pauschale Beurteilung über die Innenstadtverträglichkeit eines Einkaufszentrums zu verneinen ist7 und einer Einzelfallprüfung bedarf. Die Schnelllebigkeit der Handelswelt zeigt sich auch in umgekehrter Sache. In Folge der allgemeinen Entwicklung und dem damit ansteigenden Konkurrenzdruck nachgebenden fehlgeschlagenen Versuches über XL Märkte den Konkurrenten Paroli zu bieten, hat 2012 die bekannte und bis dato standortstärkste Drogeriemarktkette SCHLECKER durch ihre Insolvenz und den damit verbundenen Ladenschließungen für eine Dynamik am Markt gesorgt, die vielfach zu Veränderungen in der Grundversorgung im ländlichen Raum geführt hat. Nachdem in 2011 noch ca. 10.250 Drogerien am Markt waren, wurden 2012 nur noch 3.855 Standorte verzeichnet8. Kleinere Orte, in denen SCHLECKER-Filialen schlossen, konnten häufig keine Drogeriewaren mehr vorhalten. Nach der Insolvenz musste der Markt in der Warengruppe neu aufgeteilt werden, was insbesondere für die bereits existierenden Konkurrenzunternehmen interessant wurde. Vor allem DM und Rossmann haben hier profitiert und ihr Standortnetz ausgebaut. Ein weiterer Profiteur ist die Kette Müller. Mit häufig kaufhausähnlichen Marktgrößen hat sich das Ulmer Unternehmen an dritter Stelle des bundesweiten Marktes etabliert. Jedoch zeigt das Beispiel des mittlerweile als viertem Player am Markt etablierten Unternehmens Budnikowsky, dass eine Rückbesinnung auf kleinere Standorte ebenfalls sinnvoll ist, um die durch die Schlecker Insolvenz entstandenen Versorgungslücken flächendeckend zu füllen9. Insgesamt betrachtet besteht jedoch nach wie vor Bedarf, um die ehemals als nahezu ideal zu bewertende Versorgungssituation in dieser nahversorgungsrelevanten Branche wieder herzustellen.

Faktor Online Einzelhandel Weitere Dynamik erhält der Einzelhandelsmarkt durch das rasante Wachstum des Einzelhandels im Online-Segment. So nimmt der Anteil des Online-Handels weiter zu. In 2012 mit einem Umsatz von etwa 33 Mrd. € noch bei ca. 8% des Gesamtumsatzes in Deutschland, wurde für 2014 ein zusätzlicher Anstieg des Umsatzes im Online-Handel auf ca. 37,5 Mrd. € (ca. 8,5 %) erwartet10, während für die stationären Umsätze erstmalig ein leichter Rückgang (Umsatzvolumen ca. 408 Mrd. €) proklamiert wurde. Eine Unterscheidung zwischen den Anteilen der Non-Food-

6 vgl. Ebd. 7 vgl. BMVBS 2013: Weißbuch Innenstadt – Umsetzung gestalten, S.10 8 Handelsdaten.de 9 Hahn Gruppe Research 2014 – Retail Real Estate Report 10 vgl. IHK Niedersachsen – Leere Ortskerne – Mit Konzepten gegen Belanglosigkeit

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Segmente (ca. 10 %) und der Food-Segmente (deutlich <1 %) am Gesamtanteil des Online- Umsatzes ist hier allerdings dringend zu beachten. In Folge der Gesamtstrukturentwicklung, welche stark durch den Wandel hin zum Online-Handel geprägt wird, ist vor allem der Fachhandel von rückläufigen Kundenzahlen betroffen. So schätzen 40 % der an einer im Frühjahr 2014 durchgeführten Konjunkturumfrage teilnehmenden Einzelhändler11 die Kundenfrequenzen als sinkend ein, 17 % bewerten die Kundenfrequenzen sogar als deutlich sinkend. Die Folgen für die jeweiligen Branchen sowie die aus dieser Entwicklung resultierenden Umsatzverteilungen sind teilweise dramatisch.

10 6 9

8 9,2 5 7 4

6 4 4,2

5 3 3,6 3,6 4

3 2 2,6 2,3 3,3 3,3 2 3,1 1 3,9 3,9 4,8 2,2 2,9 0,9 2,3 0,3 0,6 4 1 3,1 2,8 9,2 3,3 0 0

Real Nominal Abbildung 3: Prozentuale Umsatzveränderung im Einzelhandel in Deutschland im Juli 2015 gegenüber dem Vorjahresmonat nach Wirtschaftszweigen (Allgemeinposten sowie sortimentsspezifischere Darstellung) (Quelle: EHI Retail Institut GmbH | Eigene Darstellung) Bei einer „Real-Stagnation“ des Einzelhandelsumsatzes von + 2,6 % seit 2009 (Tiefstwert der letzten 13 Jahre) ist eine Realprofitsteigerung um 6,6 %12 in 2014 sowie seitdem einer weiteren Umsatzver- änderung um + 9,2 %13 im Versand- und Internethandel bei gleichzeitigen starken Verlusten in den weiteren Branchen mehr als bedenklich und bedarf gezielter Gegensteuerung. Die Sortimente Bücher, Spielwaren und Unterhaltungselektronik sind im Online-Handel dabei mittlerweile als etabliert zu bezeichnen.14 Die Auswirkungen dieser Entwicklung machen sich bereits seit längerem in den Innenstädten sowohl durch die Schließung kleinerer privater Händler aber auch aktuell von Filialen großer Buchhandlungen bemerkbar. Obgleich sich das rasante Wachstum etwas gelegt hat, ist der Boom des E-Commerce nicht vorbei. Dabei werden ca. 37 % des Umsatzes lediglich von zehn Unternehmen erwirtschaftet. Hier liegen Bekleidung, Textilien und Schuhe (ca. 18,6 %) an vorderster Stelle und werden gefolgt von Computer, Unterhaltungselektronik, Handys und Zubehör

11 vgl. GFK 2014: Einzelhandel wächst 2014 nur durch Online. 12 vgl. HDE Handelsverband Deutschland: Jahrespressekonferenz 2014 13 vgl. EHI Retail Institut GmbH – Prozentuale Umsatzveränderung im Einzelhandel in Deutschland im Juli 2015 gegenüber dem Vorjahresmonat nach Wirtschaftszweigen [www.handelsdaten.de, Zugriff: 25.09.2015] 14 vgl. IHK Frankfurt 2014: Neue Trends im Einzelhandel

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(ca. 12,8 %).15 Setzt sich dieser Trend auch in den anderen Branchen fort, so ist die weitere Zunahme der Leerstände in den Innenstädten nur noch eine Frage der Zeit. In Kombination mit den Auswirkungen des demografischen Wandels wächst der bereits jetzt vorhandene Druck auf den stationären innerstädtischen Handel daher weiter an. Die Auswirkungen des demografischen Wandels können hier jedoch auch zielgerichtet genutzt werden. So werden für die zukünftig wachsende Zielgruppe älterer Menschen in Zukunft eine gute fußläufige Erreichbarkeit, die Erreichbarkeit des ÖPNV sowie bequeme Parkmöglichkeiten eine wichtige Rolle bei der Einkaufsentscheidung spielen und diese Aspekte folglich zu einem wichtigen Faktor im Wettbewerb um diese Zielgruppe im stationären Einzelhandel werden.16 Betrachtet man die generellen Auswirkungen der Dynamiken des Einzelhandels, bedarf es einer gezielten Steuerung der Ansiedlungsprozesse in einer Stadt oder Gemeinde.

2.3 Vorgaben der Landesplanung Durch das im LEP IV verankerte Ziel Z°40 werden den Städten und Gemeinden innerhalb von Rheinland-Pfalz die zentralen Funktionen zugewiesen. Die Zuweisung der Grundzentren erfolgt jedoch über die regionalen Raumordnungspläne. Die Ortsgemeinde Daaden liegt dabei gemäß LEP IV innerhalb des mittelzentralen Verbundes der kooperierenden Mittelzentren Betzdorf, Wissen und Kirchen (). Aussagen zu Grundzentren werden jedoch auch hier getroffen. So sollen Grundzentren gemäß Erläuterung zu Z 4217 in besonderem Maße zur Sicherung der Nahversorgung beitragen. Dabei ist nicht nur die Bestandssituation der Daseinsvorsorge innerhalb des Nahbereiches zu manifestieren. Zudem ist neben der Aufrechterhaltung einer besiedelten Kulturlandschaft auch die Bereitstellung einer dauerhaft wohnortnahen Versorgung der Bevölkerung unter Berücksichtigung der vorhandenen Erfordernisse zu erbringen. Zudem stellen Grundzentren gemäß LEP IV den Sitz der Verbandsgemeindeverwaltung, sollten eine Haupt- oder Grundschule haben, ein ärztliches Versorgungsangebot, Finanzdienstleistungen und Einzelhandel sowie eine substanzielle Anbindung im Bus- oder Schienenpersonennahverkehr.18 Hinsichtlich der Daseinsvorsorge sind dem LEP IV unter Kapitel 3.2.3 Öffentliche Einrichtungen und Dienstleistungen (großflächiger Einzelhandel) folgende Zielaussagen zu entnehmen, die über die Bestimmungen des § 1 Abs. 4 Baugesetzbuch (BauGB) als „Ziele der Raumordnung“ bei der Aufstellung von Bauleitplänen verbindlich zu beachten sind:

Z 57 Die Errichtung und Erweiterung von Vorhaben des großflächigen Einzelhandels ist nur in zentralen Orten zulässig (Zentralitätsgebot). Betriebe mit mehr als 2.000 m² Verkaufsfläche kommen nur in Mittel- und Oberzentren in Betracht. Ausnahmsweise sind in Gemeinden ohne zentralörtliche Funktion mit mehr als 3.000 Einwohnerinnen und Einwohnern großflächige Einzelhandelsvorhaben bis zu insgesamt 1.600 m² Verkaufsfläche zulässig, wenn dies zur Sicherung der Grundversorgung der Bevölkerung erforderlich ist.

15 vgl. EHI Retail Institut GmbH: E-Commerce in Deutschland wird erwachsen [www.handelsdaten.de, Zugriff: 25.09.2015] 16 vgl. HWWI 2013: Handel im Wandel 17 „Die Zuordnung von grundzentralen Funktionen in Grundzentren und die Abgrenzung Ihrer Nahbereiche (monozentrale Nahbereiche) wird durch die Regionalplanung vorgenommen.“ [Rheinland Pfalz – Ministerium des Innern und für Sport: Landesentwicklungsprogramm (LEP) IV, S.88, 2008] 18 Vgl. Ebd. Erläuterungen zu Z 42, S.91

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Z 58 Die Ansiedlung und Erweiterung von großflächigen Einzelhandelsbetrieben mit innenstadtrelevanten Sortimenten ist nur in städtebaulich integrierten Bereichen, das heißt in Innenstädten und Stadt- sowie Stadtteilzentren, zulässig (städtebauliches Integrationsgebot). Die städtebaulich integrierten Bereiche (zentrale Versorgungsbereiche im Sinne des BauGB) sind von den zentralen Orten in Abstimmung mit der Regionalplanung verbindlich festzulegen und zu begründen. Diese Regelungen müssen auch eine Liste innenstadtrelevanter und nicht innenstadtrelevanter Sortimente umfassen.

Z 59 Die Ansiedlung und Erweiterung großflächiger Einzelhandelsbetriebe mit nicht innenstadtrelevanten Sortimenten ist auch an Ergänzungsstandorten der zentralen Orte zulässig. Diese sind ebenfalls von den Gemeinden in Abstimmung mit der Regionalplanung festzulegen und zu begründen. Innenstadtrelevante Sortimente sind als Randsortimente auf eine innenstadtverträgliche Größenordnung zu begrenzen.

Z 60 Durch die Ansiedlung und Erweiterung von großflächigen Einzelhandelsbetrieben dürfen weder die Versorgungsfunktion der städtebaulich integrierten Bereiche der Standortgemeinde noch die der Versorgungsbereiche (Nah- und Mittelbereiche) benachbarter zentraler Orte wesentlich beeinträchtigt werden (Nichtbeeinträchtigungsgebot). Dabei sind auch die Auswirkungen auf Stadtteile von Ober- und Mittelzentren zu beachten.

Z 61 Agglomerationen nicht großflächiger Einzelhandelsbetriebe, deren Verkaufsfläche in der Summe die Grenze der Großflächigkeit überschreitet, sind wie großflächige Einzelhandelsbetriebe zu behandeln. Der Bildung von Agglomerationen nicht großflächiger Einzelhandelsbetriebe mit innenstadtrelevanten Sortimenten außerhalb der städtebaulich integrierten Bereiche ist durch Verkaufsflächenbegrenzungen in der Bauleitplanung entgegenzuwirken (Agglomerationsverbot). Haben sich bereits Agglomerationsbereiche außerhalb der städtebaulich integrierten Bereiche gebildet, so sind diese als Sondergebiete des großflächigen Einzelhandels in der Bauleitplanung auszuweisen und in ihrem Bestand festzuschreiben.

Z 57 definiert eine absolute Obergrenze der Verkaufsflächen bzw. eine bindende Orientierung für großflächige Einzelhandelsbetriebe an der zentralörtlichen Funktion der Gemeinde. Für die Ortsgemeinde Daaden ist diese Vorgabe demnach insofern relevant, als dass Betriebe mit mehr als 2.000 m² Verkaufsfläche (VK) im „Grundzentrum“ nicht angesiedelt werden dürfen. Z 58, das sogenannte „städtebauliche Integrationsgebot“, fordert bei Ansiedlungen großflächiger Betriebe mit innenstadtrelevanten Sortimenten – und hierum handelt es sich bei Betrieben aus den Bereichen „Nahrungs- und Genussmittel“, „Gesundheits- und Körperpflege“19 u.ä. mittlerweile regelmäßig – eine Lage innerhalb eines „zentralen Versorgungsbereiches“. Diese Bereiche sind insofern im Zuge der vorliegenden Aufstellung des Konzeptes entsprechend abzugrenzen und verbindlich festzulegen. Zu den diesbezüglichen Anforderungen wird auch auf die Ausführungen in den nachfolgenden Kapiteln verwiesen. Z 59 definiert Vorgaben für die Ansiedlung von Betrieben mit nicht innenstadtrelevanten Sortimenten (z.B. Baustoffmärkte u.ä.), die auf Grund ihres Angebotes innenstadtrelevante Sortimente als Randsortimente in einem verträglichen Maße führen dürfen. Dieses Maß ist im Konzept ebenfalls zu bestimmen. Auch hier ist zu beachten das Betriebe mit einer VK von über 2.000 m² in Grundzentren nicht zulässig sind.

19 Darüber hinaus sind auch sonstige Warengruppen, für deren Transport in der Regel kein Fahrzeug benötigt wird, als innenstadtrelevant gemäß LEP IV zu erachten. Dazu gehören unter anderem auch: Bekleidung, Schuhe, Elektronik, Uhren/ Schmuck, Spielwaren, Sportartikel, Bücher usw.

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Z 60, das sogenannte „Nichtbeeinträchtigungsgebot“, bekräftigt, dass durch geplante Ansiedlungen großflächiger Betriebe weder die zentralen Versorgungsbereiche der Standortgemeinde selbst, noch die benachbarter Kommunen – entsprechend dem jeweiligen Versorgungsauftrag, der sich aus der zentralörtlichen Funktionszuweisung ergibt – wesentlich beeinträchtigt werden dürfen, was insofern ebenfalls nachzuweisen sein wird. Hier werden die Erreichbarkeiten der einzelnen Standorte zu untersuchen sein. Z 61 sieht vor, dass auch bei nicht innenstadtrelevanten Einzelhandelsbetrieben außerhalb eines zentralen Versorgungsbereiches räumliche Häufungen, also sog. Agglomerationen, nicht auftreten sollen. Dem ist durch entsprechende Flächenbeschränkungen Rechnung zu tragen. Bei bereits bestehenden Agglomerationen ist dieser Zustand als maximale Ausdehnung bauleitplanerisch zu sichern. Entsprechende Empfehlungen sollen Teil dieses Konzeptes sein. Dabei sind gemäß Änderung des LEP IV vom 22.08.2015 nunmehr auch Agglomerationen nicht großflächiger Einzelhandelsbetriebe, deren Verkaufsfläche in der Summe die Grenze der Großflächigkeit überschreiten wie großflächige Einzelhandelsbetriebe zu behandeln. Für die Bewertung als Agglomeration ist unter anderem ein räumlicher und funktionaler Zusammenhang erforderlich, welcher z.B. auch anhand der Luftliniendistanz zwischen den Eingängen der einzelnen Betriebe - unter 150 m – bewertet wird.

D

Abbildung 4: Leitbild Daseinsvorsorge – Zentrale Orte, Mittelbereiche und mittelzentrale Verbünde (Quelle: LEP IV, Karte 6 (Ausschnitt))

2.4 Vorgaben der Regionalplanung Der Regionale Raumordnungsplan (RROP) Mittelrhein- 2006 trifft in Kapitel 2.2.5 dezidierte Aussagen zum Einzelhandel in der räumlichen Planung. Dabei wird Bezug genommen auf das zentralörtliche System der Region, welches maßgeblich die Funktion der Gemeinden auch im Hinblick auf den Versorgungsauftrag gegenüber der Bevölkerung regelt. Wichtige zu beachtende Aussagen enthält das Ziel Z 1 aus Kapitel 2.1. Es gibt vor, dass die Ortsgemeinde Daaden als Grundzentrum im Grundnetz im gemeinsamen Mittelbereich der

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Mittelzentren Betzdorf/Kirchen sowie Wissen eingestuft wird.20 Weitere Grundzentren im Grundnetz in diesem Mittelbereich sind Gebhardshain, Hamm (Sieg) sowie Herdorf. Als Grundzentrum im Ergänzungsnetz ist Niederfischbach ebenfalls dem Mittelbereich zugeordnet. In Folge der direkten Zuordnungen der Nahbereiche, die sich aus den Zielen Z 1 bis Z 4 aus Kapitel 2.1 ergeben, wird unterschieden zwischen den Versorgungsaufträgen zur Nahversorgung und der Versorgung mit mittel- bis langfristigen Bedarfswaren in den Mittelbereichszuweisungen. Die exakte Zuordnung der Mittelbereiche selbst ist dabei den Aussagen des LEP IV zu entnehmen (vgl. Abb. 4).

LK Altenkirchen

LK Neuwied

Abbildung 5: Zentrale Orte, Versorgungsbereiche und Nahversorgungsbereich Daaden sowie Mittelbereich Betzdorf/ Kirchen, Wissen (Quelle: Regionaler Raumordnungsplan Mittelrhein-Westerwald, 2006) Die für Daaden daraus resultierenden Rahmenbedingungen geben auch im Hinblick auf den Einzelhandel einen Versorgungsauftrag vor, der von der Ortsgemeinde zu erfüllen ist. Als Grundzentrum wird Daaden über Kapitel 2.1 Z 1 des RROP Mittelrhein-Westerwald 2006 als Sitz der Verbandsgemeindeverwaltung eine Versorgungsfunktion hinsichtlich der Grundversorgung für den zugeordneten Nahbereich zugewiesen. Dies bedeutet Daaden hat für den abgegrenzten Nahbereich den Nahversorgungsauftrag für die hier wohnhafte Bevölkerung inne und hat hier die Aufgabe „das erreichte Niveau der öffentlichen Versorgung zu sichern und zu einer dauerhaften wohnortnahen Grundversorgung der Bevölkerung beizutragen. Die Sicherung der hierfür notwendigen Einrichtungen hat Vorrang vor der wirtschaftlichen Tragfähigkeit bei der Schaffung und

20 Sofern lediglich ein Grundzentrum innerhalb eines Nahbereiches liegt, ist die Abgrenzung der Verbandsgemeinde üblicherweise kongruent mit dem im Regionalen Raumordnungsplan zugewiesenen Nahbereich eines Grundzentrums. Aufgrund des Einbezugs der Stadt Herford und der Bildung der nunmehr als Verbandsgemeinde Herdorf-Daaden titulierten Verbandsgemeinde ist Daaden nicht mehr alleiniges Grundzentrum innerhalb der VG. Es ist jedoch weiterhin ein alleiniger Nahbereich für das Grundzentrum Daaden zugewiesen. Daher werden für das vorliegende Einzelhandels- und Zentrenkonzept lediglich jene Ortsgemeinden in die Betrachtung eingestellt, welche bereits der ehemaligen VG Daaden zugehörig waren und nun dem weiterhin den Nahbereich bilden.

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Erhaltung öffentlicher Infrastruktur.“21. Die Versorgung mit Gütern des mittel- bis langfristigen Bedarfes obliegt jedoch den Mittelzentren des Mittelbereiches im kooperierenden mittelzentralen Verbund. Dies gilt es bei der Ermittlung der Bedarfe sowie der Ausweisung der Flächenpotenziale zu berücksichtigen. Durch die Vorgaben des LEP IV sind dabei spezifische Sortimentslisten mit innenstadtrelevanten sowie nicht-innenstadtrelevanten22 Sortimenten für jede Gemeinde individuell zu erstellen und den örtlichen Bedürfnissen und Gegebenheiten anzupassen, sowie Abweichungen zu begründen. Dabei ist nach innenstadtrelevanten und nicht-innenstadtrelevanten Sortimenten zu differenzieren. Das vorliegende Konzept berücksichtigt diese Vorgaben und erstellt auf Basis einer detaillierten Bestandserhebung Sortimentslisten im Kontext der jeweiligen ausgewiesenen zentralen Versorgungsbereiche, welche den Bedarfen Rechnung tragen. An dieser Stelle wird darauf hingewiesen, dass der aktuelle Entwurf des neuen Raumordnungsplans23 keine Ziele zum großflächigen Einzelhandel mehr enthält. Es ist also davon auszugehen, dass ohne regionalplanerische Nachregelung die Ziele des LEP IV unmittelbar auf die kommunale Planung durchschlagen und die Regionalplanung hier nur noch eine ergänzende Rolle spielt, indem sie Grundsätze definiert. Diese sind jedoch nicht zwingend einzuhalten, da sie der Abwägung unterliegen. Darüber hinaus sind hier keine signifikanten Neuerungen zu verzeichnen, lediglich G 42 des Entwurfes konkretisiert G 8 des aktuellen RROP Mittelrhein-Westerwald und fordert nicht mehr den Ausschluss von Einzelhandelsbetrieben im allgemeinen sondern lediglich den Ausschluss von Einzelhandelsbetrieben mit innenstadtrelevanten Sortimenten. Die Ausnahme bezüglich des mit einem Produktions- oder Handwerksbetrieb verbundenen Einzelhandels findet sich in beiden RROP-Varianten.

2.5 Sonstige Vorgaben Aus den o.g. Anforderungen der Landesplanung ergibt sich das Erfordernis, im Rahmen der Aufstellung des Einzelhandels- und Zentrenkonzeptes den oder die zentralen Versorgungsbereich(e) in der Ortsgemeinde Daaden festzulegen und ggf. auch Ergänzungsstandorte zu definieren, an denen sich die Einzelhandelsentwicklung künftig konzentrieren soll. Darüber hinaus ist eine Sortimentsliste mit den für die Ortsgemeinde innenstadtrelevanten und nicht innenstadtrelevanten Sortimenten aufzustellen. Diese ist als zukünftiger Maßstab für die Beurteilung der Zulässigkeit oder Unzulässigkeit bestimmter Ansiedlungen von Einzelhandelsbetrieben heranzuziehen. Nachfolgend sollen zunächst der Begriff des zentralen Versorgungsbereichs definiert und die sich aus der Rechtsprechung ergebenden Anforderungen an seine Abgrenzungen benannt werden, da sich die Aufstellung des Konzeptes hieran zu orientieren hat.

21 Planungsgemeinschaft Mittelrhein-Westerwald: Regionaler Raumordnungsplan Mittelrhein-Westerwald, 2006, S.9, Z 4 22 Die Begrifflichkeiten „Innenstadtrelevante Sortimente“ sowie „Nicht innenstadtrelevante Sortimente“ sind im Kontext der Einzelhandelsplanung allgemeingebräuchlich und werden somit auch im Zusammenhang mit den hier behandelten Gemeinden verwendet - „innenstadtrelevant“ ist somit im vorliegenden Fall gleichzusetzen mit „ortskernrelevant“. 23 vgl.: Regionaler Raumordnungsplan Mittelrhein-Westerwald, Entwurfsfassung zum Anhörungs- und Beteiligungsverfahren gemäß Beschluss der Regionalvertretung vom 12.09.2011

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 Der Begriff des zentralen Versorgungsbereichs Aus der Rechtsprechung ergibt sich folgende Definition: „Zentrale Versorgungsbereiche sind räumlich abgrenzbare Bereiche einer Gemeinde, denen aufgrund vorhandener Einzelhandelsnutzungen eine Versorgungsfunktion über den unmittel- baren Nahbereich hinaus zukommt. Sie können sich sowohl aus planerischen Festlegungen als auch aus den tatsächlichen Verhältnissen ergeben.“24 Diese Formulierung bezieht sich einerseits auf den faktischen Bestand (nämlich Bereiche, denen bereits eine bestimmte Versorgungsfunktion zukommt), als auch auf die planerische Steuerungsmöglichkeit einer Kommune, einen solchen Bereich auch erstmalig oder in Ergänzung und Erweiterung eines bereits vorhandenen Gebiets festzulegen. Ein geplanter zentraler Versorgungsbereich kann daher durchaus größer sein, als der momentan vorhandene, sofern andere Zielvorgaben (z.B. das „Nichtbeeinträchtigungsgebot“) nicht verletzt werden. Darüber hinaus sollte ein zentraler Versorgungsbereich nicht nur Einzelhandelsbetriebe vorweisen, sondern auch Dienstleistungsbetriebe beinhalten, welche nicht nur unschädlich für den Bereich selbst, sondern sogar häufig erforderlich für die Identifizierung oder Festlegung eines Versorgungsbereiches sind. Dabei ist eine zwingende Mindestgröße des abzudeckenden Bereiches nicht festgelegt, obgleich eine Flächenabdeckung von < 1.000m² einen zentralen Versorgungsbereich eher unwahrscheinlich macht. Vielmehr ist die Funktion des abzugrenzenden spezifischen räumlichen Gebietes für die Versorgung durch Einzelhandel und Dienstleistungen ausschlaggebend bei der Bewertung.25

 Die Schwelle der schädlichen Auswirkungen Was möglicherweise – bezogen auf das Ortsgemeindezentrum von Daaden oder die umliegenden Orte sowie insbesondere auch die benachbarten zentralen Orte – „schädlich“ ist, ergibt sich ebenfalls aus der Rechtsprechung, die hierzu Folgendes ausführt: „‘Schädlich‘ im Sinne des § 34 Abs. 3 BauGB sind Auswirkungen erst dann, wenn sie gravierender sind als solche, welche erst die interkommunale Abstimmungspflicht nach § 2 Abs. 2 Satz 1 BauGB auslösen.“26 Insofern ist – bezogen auf den konkreten Fall – zu untersuchen, ob die Ansiedlung neuer Betriebe oder eine Erweiterung eines Betriebes zu Auswirkungen führt, welche eine interkommunale Abstimmungspflicht auslösen. Bei Vergrößerungen von Betrieben wird dies regelmäßig nicht der Fall sein, sofern sie sich im Rahmen der Vorgaben des LEP IV sowie des Regionalen Raumordnungsplans bewegen. Aus städtebaulicher Sicht ist dennoch Vorsicht geboten, denn nicht nur Betriebe, die sich auch auf die Versorgungssituation der benachbarten zentralen Orte auswirken, können im Einzelfall „schädlich“ im kleinräumigen Sinne sein. Schädlich sind sie im Einzelfall auch dann, wenn sie die Nahversorgungsfunktion eines bestimmten Ortsteils nachhaltig schwächen.

24 BVerwG: Urteil vom 11. Oktober 2007, Aktenzeichen 4 C 7/07 – Leitsatz 25 Kuschnerus, Ulrich; 2007: Der standortgerechte Einzelhandel, S. 79ff 26 OVG Niedersachsen: Urteil vom 17. Januar 2008, Aktenzeichen 1 LB 154/07

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Zwar gibt es keine exakt definierte Grenze, was die Schädlichkeit anbelangt, jedoch hat das Bundesverwaltungsgericht (BVerwG) in diesem Zusammenhang geurteilt: „Ein Vorhaben lässt schädliche Auswirkungen auf zentrale Versorgungsbereiche einer Standortgemeinde jeden- falls dann erwarten, wenn es deren Funktionsfähigkeit so nachhaltig stört, dass sie ihren Versorgungsauftrag generell oder hinsichtlich einzelner Branchen nicht mehr substantiell wahrnehmen können.“27 Übertragen auf Daaden bedeutet dies z.B., dass im Falle von Neuansiedlungen bestimmter Betriebe (z.B. großflächiger Nahversorger) „auf der grünen Wiese“, im Randbereich der Ortsgemeinde oder einem Ortsgemeindeteil in der Folge eine Schwächung des Ortskernes resultieren könnte. Zum Beispiel dann, wenn dadurch ein im Ortsgemeindezentrum befindlicher kleinerer Betrieb so in seiner Existenz bedroht wäre, dass er aufgeben müsste. In Folge dieser Geschäftsaufgabe würde der Kernbereich geschwächt und daran anknüpfend gegebenenfalls zusätzliche negative Effekte –auch Trading-Down-Effekte genannt – generiert. Eine solche Eventualität gilt es deshalb im Folgenden ebenfalls zu untersuchen. Weiter urteilt das OVG Niedersachsen: „Bei der Beurteilung der Schädlichkeit der Auswirkungen auf benachbarte Gemeinden kann in Anlehnung an § 2 Abs. 2 Satz 2 BauGB auch berücksichtigt werden, ob sich die ,Vorhabengemeinde‘ (Mittelzentrum) damit nur das an Umsatz ,zurückholt‘, was ihr im Vergleich zu Umlandgemeinden, die ,nur‘ Grundzentren darstellen, raumordnungsrechtlich an sich zusteht.“28 Folglich ist im Detail die Einzelhandelsentwicklung einer Gemeinde – und damit auch die Steuerung innerhalb eines Nahbereiches – differenziert zu betrachten. Aufgrund der aktuellen ermittelten Kaufkraftdaten ist bereits jetzt zu erwähnen, dass hier von einem hohen Kaufkraftabzug durch umliegende Gemeinden auszugehen ist. Die Prüfung von Ansiedlungen auf ihre Tragfähigkeit und Verträglichkeit unterliegt somit einer gewissen Abwägung. Hier spielt das Verhältnis zwischen den unterschiedlichen Versorgungsaufträgen der Gemeinden eine große Rolle. Einzelfallabstimmungen sind daher im Vorfeld von raumbedeutsamen Ansiedlungen voraussichtlich unumgänglich. Weiter lässt die Rechtsprechung keinen Zweifel daran, dass schädliche Auswirkungen nicht auf den Umsatz einzelner Betriebe bezogen werden dürfen, sondern, sofern die Maßnahme städtebaulich motiviert ist, auch nur schädliche Auswirkungen im städtebaulichen Sinne gemeint sein dürfen. Dies gilt auch dann, wenn zwar Auswirkungen auf andere Zentren festgestellt werden, deren Funktionsfähigkeit generell jedoch nicht unter der Konkurrenz einzelner Ladenlokale zum Vorhaben leidet. Damit sind nicht nur branchenspezifische Auswirkungen sondern auch gesamtregionale Kaufkraftumlenkungseffekte für die Beurteilung eben dieser Auswirkungen darzustellen.29 Die schädlichen Auswirkungen eines Vorhabens beziehen sich jedoch nicht in jedem Fall auf die gleiche Schwellenbetrachtung, nämlich die des einschlägigen 10 %-Kriteriums, sondern sind im Falle der Prüfung für den zentralen Versorgungsbereich der eigenen Gemeinde selbst danach zu unterscheiden, ob das Vorhaben in einem integrierten Bereich angesiedelt werden soll. Hierzu sagt das OVG Rheinland-Pfalz:

27 BVerwG: Urteil vom 11. Oktober 2007, Aktenzeichen 4 C 7/07 – Leitsatz 28 OVG Niedersachsen: Urteil vom 17. Januar 2008, Aktenzeichen 1 LB 154/07 – Leitsatz 29 vgl. OVG Rheinland-Pfalz: Urteil vom 15. November 2010, Aktenzeichen 1 C 10320/09.OVG

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„Die Beurteilung von innerkommunalen Umsatzumverteilungen als Folge der Bauleitplanung eines Einkaufszentrums sind grundsätzlich dem planerischen Ermessen der Gemeinde innerhalb der Ziele der Raumordnung und der Grenzen der abwägungserheblichen Belange überlassen. Eine 10 %-Grenze‘ für Umsatzverluste könnte allenfalls dann angenommen werden, wenn es sich bei der Neuplanung um einen nicht integrierten Standort handeln würde, der zulasten der Innenstadt Einzelhandelsumsatz absorbiert.“30

Diese Aussage ist vom BVerwG in dieser Form bestätigt worden.31 Zudem muss bei der Beurteilung von schädlichen Auswirkungen auch keine Berücksichtigung lediglich geplanter, auch großflächiger Vorhaben, stattfinden: „Bei der Beantwortung der Frage, ob von einem großflächigen Markt (gut 4.000 qm Verkaufsfläche, je zur Hälfte Lebensmittel und Non-Food-Produkte) schädliche Auswirkungen im Sinne des § 34 Abs. 3 BauGB ausgehen, sind bislang nur geplante (großflächige) Vorhaben nicht in die Betrachtung einzubeziehen.“32 Daraus resultiert, dass bei der Bestandserfassung, die durch ein lediglich geplantes Vorhaben potenziell resultierende Verkaufsfläche nicht in die Erfassung eingestellt werden muss. Die genannten Vorgaben sind natürlich auch im Hinblick auf die Ausarbeitung gesamtstädtischer Entwicklungspotenziale zu beachten.

 Die Anforderungen an die Abgrenzung zentraler Versorgungsbereiche Für die räumliche Beschreibung und Abgrenzung eines zentralen Versorgungsbereiches, bestehen nach höchstrichterlicher Auffassung keine exakten Maßstäbe. Jedenfalls ist es nicht unbedingt erforderlich, eine parzellenscharfe Abgrenzung vorzunehmen. So bestätigt ein Urteil des BVerwG, dass bestimmte Unschärfen, speziell an den Rändern eines solchen Bereichs, nach gängiger Rechtsauffassung hinzunehmen sind. „Das im Rechtsstaatprinzip (Art. 20 Abs. 3 GG) begründete Gebot hinreichender Bestimmtheit von Gesetzen zwingt den Gesetzgeber nicht, den Tatbestand mit Maßstäben zu umschreiben, die so genau sind, dass es bei deren Auslegung und Anwendung keine Zweifelsfragen gibt.“33 Kuschnerus hingegen schließt sich dieser Haltung nicht an, sobald es sich um planerisch erfasste zentrale Versorgungsbereiche handelt. Hier fordert er eine exakte Festlegung der Flächen die für Einzelhandelsnutzungen und sonstige dem Versorgungsbereich zuzuschreibende Nutzungen angedacht sind. Mit einer exakten Festlegung ist dabei in diesem Fall tatsächlich eine möglichst parzellenscharfe Abgrenzung gemeint.34 Somit ist es rechtlich nicht zwingend auferlegt eine parzellenscharfe Abgrenzung vorzunehmen, aus planerischer Sicht aber empfehlenswert, um etwaige Ungenauigkeiten und infolgedessen Konfliktszenarien zu vermeiden. Zudem ist festzuhalten, dass die Rechtsprechung bereits den Entwicklungen jüngster Zeit Rechnung trägt und auch in den gewachsenen Strukturen größerer Städte mehrere Zentrale

30 OVG Rheinland-Pfalz: Urteil vom 20. Januar 2011, Aktenzeichen 1 C 11082/09 31 vgl. BVerwG: Beschluss vom 03. August 2011, Aktenzeichen 4 BN 15.11 32 OVG Niedersachsen: Urteil vom 17. Januar 2008, Aktenzeichen 1 LB 154/07 – Leitsatz 33 BVerwG: Urteil vom 11. Oktober 2007, Aktenzeichen 4 C 7.07 34 vgl. Kuschnerus, Ulrich: Der standortgerechte Einzelhandel, S.81f RdNr.:151, S.241,RdNr.:482

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Versorgungsbereiche zulässt. Hierzu heißt es etwa in einem Leitsatz des BVerwG: „In einer entsprechend großen Gemeinde können auch mehrere zentrale Versorgungsbereiche im Sinne von § 34 Abs. 3 BauGB bestehen. Diese können gegebenenfalls auch in (ein oder mehrere) Hauptzentren und Nebenzentren unterteilt werden.“35 Geeignet für die Festlegung erscheint z.B. die Ebene des Flächennutzungsplans einer (Ver- bands-) Gemeinde. In diesem Zusammenhang können neben den zentralen Versorgungs- bereichen auch bestimmte Nahversorgungszentren, Ergänzungsstandorte u.ä. dargestellt werden. Zur konkreten und damit verbindlichen (Fein-) Steuerung kommt natürlich auch die Ebene des Bebauungsplanes in Betracht. Ebenso ist die Abgrenzung in einem „Einzelhandels- und Zentrenkonzept“ möglich, das als informelles städtebauliches Konzept im Sinne des § 1 Abs. 6 Nr. 11 BauGB gilt, sofern es vom zuständigen Gremium mit Selbstbindung beschlossen wird. Neben der Abgrenzung der zentralen Versorgungsbereiche und deren Abstimmung mit der Regio- nalplanung sind auch die auf den Ort bezogenen zentrenrelevanten und nicht zentrenrelevanten Sortimente zu definieren und abzustimmen. Diese ortsspezifischen Sortimentslisten sind wichtig, um einerseits eine auf die konkrete Situation bezogene Grundlage für die Beurteilung dessen zu erhalten, was tatsächlich negative Auswirkungen auf das jeweilige Zentrum haben kann. Andererseits lassen sich so im Bedarfsfall auch Ergänzungsstandorte definieren, in denen nicht zentrenrelevante Sortimente angeboten werden dürfen. Dabei ist jedoch stets auch der Anteil zentrenrelevanter Randsortimente zu beachten, die bei entsprechend großen Ansiedlungen durchaus dazu führen können, dass an sich (bezogen auf den Ortskern) „unschädliche“ Ansiedlungen negative Auswirkungen auf die Innenstadt/ das Gemeindezentrum oder die sonstigen zentralen Versorgungsbereiche haben können. Eine gerade noch verträgliche Grenze wird im Allgemeinen bei 10 % der Verkaufsfläche – bezogen auf das nicht zentrenrelevante Kernsortiment – gesehen. Das bestätigt sich auch in der Begründung des LEP IV zu Z 59, wo eine Grenze von 10 % als angemessen angegeben wird. Das Grundzentrum Daaden bildet mit den der ehemaligen Verbandsgemeinde zugehörigen Gemeinden mit insgesamt 11.611 Einwohnern einen von neun Nahbereichen im Mittelbereich der kooperierenden Mittelzentren. Als ehemaliger Verwaltungssitz der alten sowie aktueller Verwaltungssitz der neuen Verbandsgemeinde übernimmt Daaden dabei mit ca. 4.22836 Einwohnern die grundzentrale Versorgungsfunktion für den eigenen durch die Regionalplanung zugewiesenen Verflechtungsbereich. Im mittelzentralen Verbund ist den Mittelzentren der Versorgungsauftrag für die mittel- und langfristigen Warengruppen zugewiesen. Nach den Vorgaben der Regionalplanung übernimmt die Ortsgemeinde Daaden somit die maßgebliche Nahversorgungsfunktion für das Grundzentrum selbst sowie für die Gemeinden der ehemaligen Verbandsgemeinde und somit gleichbedeutend dem zugewiesenen Nahbereich.

35 BVerwG: Beschluss vom 20.November 2006, Aktenzeichen 4 B 50/06 – Leitsatz 36 Einwohnerzahlen: Website: www.rlp-direkt.de (Zugriff: 11.01.2016): Stand: 31.12.2015 | Verweis durch EWOIS hierzu: „Die Daten wurden am 06.01.2015 aus dem zentralen Integrationssystem EWOISneu ermittelt und basieren auf dem von der zuständigen Meldebehörde gepflegten Datenbestand.“

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DAADEN ALS EINZELHANDELSSTANDORT IN DER REGION Auf Grund der zugewiesenen grundzentralen Funktion im und den bereits zuvor beschriebenen Zielaussagen zum Einzelhandel steht der Ortsgemeinde Daaden eine sinnvolle Entwicklung und Stärkung des Einzelhandels insbesondere in der Nahversorgung zu. Das hier zu entwickelnde Konzept soll diese Funktion manifestieren und als Grundstein für die zukünftige Entwicklung dienen. Dabei ist die Rolle der Ortsgemeinde in dem ihr zugehörigen Einzugsbereich zu prüfen. Es gilt hier negative Einflüsse bei der zukünftigen Entwicklung auf umliegende Versorgungsbereiche zu vermeiden und gleichzeitig Einflüsse umliegender Zentren auf Daaden zu minimieren und somit den eigenen Standort unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der zugewiesenen Ortsgemeinden im Gebiet der ehemaligen Verbandsgemeinde Daaden zu stärken. Um diese Anforderungen zu erfüllen werden im Folgenden die Lage der Ortsgemeinde Daaden und der Ortsgemeinden in der Region und ihre Einflussnahme auf die umliegenden Gemeinden dargestellt. Dabei wird berücksichtigt, dass sowohl die verkehrliche Anbindung der Ortsgemeinde als auch die eigene Siedlungsstruktur und Bevölkerungsverteilung Einfluss auf die Rolle in der Region ausüben können. Neben diesen internen Faktoren werden auch die externen Faktoren in Form der Einflüsse umliegender Zentren anhand der gleichen Fragestellungen untersucht und bewertet.

Region

Abbildung 6: Lage der Gemeinde und des zugehörigen Nahbereiches der Gemeinde Daaden im Raum (Quelle: TK 75 | eigene Darstellung)

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3.1 Einwohnerzahlen Die Ortsgemeinden innerhalb des Nahbereiches des Grundzentrums Daaden haben insgesamt 11.611 Einwohner bei einer Größe von 61,01 km²37, die Ortsgemeinde Daaden dabei 4.228 Einwohner mit Hauptwohnsitz bei einer Fläche von 19,56 km².38 Im Raumordnungsplan ist der Ortsgemeinde Daaden die Funktion eines Grundzentrums im Grundnetz im Mittelbereich der freiwillig kooperierenden Mittelzentren Betzdorf/ Kirchen und Wissen zugewiesen. Weitere Zentren im Mittelbereich – gemäß rechtsgültigem Raumordnungsplan aus 2006 – sind das Grundzentrum im Ergänzungsnetz Niederfischbach sowie die Grundzentren Hamm (Sieg), Gebhardshain, und Herdorf. Nach dem Entwurf zur Fortschreibung des Regionalen Raumordnungsplanes aus 2011 wird darüber hinaus Mudersbach zum Grundzentrum im grundzentralen Verbund in Verbindung mit Niederfischbach erhoben. Beide Grundzentren kooperieren gemäß Entwurf jeweils auch mit dem Mittelzentrum Kirchen. Der Nahbereich des Grundzentrums Daaden wird dabei als verdichteter Bereich mit disperser Siedlungsstruktur visualisiert. 39

3.2 Siedlungsstruktur und verkehrliche Anbindung Die Ortsgemeinde Daaden ist Verwaltungssitz der neu gebildeten Verbandsgemeinde (VG) Herdorf- Daaden und gehört zum Landkreis Altenkirchen. Das neue Verbandsgemeindegebiet beinhaltet neben den bereits der ehemaligen Verbandsgemeinde Daaden zugewiesenen Ortsgemeinden nunmehr auch die Stadt Herdorf sowie den hier regionalplanerisch zugewiesenen Nahbereich. In der vorliegenden Konzeption wird jedoch lediglich der durch den Regionalen Raumordnungsplan zugewiesene Nahbereich des Grundzentrums Daadens in die gutachterliche Bewertung eingestellt. Verkehrsmäßig ist Daaden an die Bahnstrecke Daaden - Betzdorf (Daaden ist Endstation) angebunden und mit der Region , Siegen, Herdorf, Burbach außerdem an Buslinien angeschlossen.40 Der Ortskern von Daaden ist als geschlossener Siedlungskörper zu betrachten, welcher sich jedoch insbesondere in Richtung Osten sowie Westen linear ausdehnt. In Westen verstärkt sich dieser Eindruck durch die Siedlungsstrukturell lineare Fortführung des Ortsteiles Biersdorf, welcher obgleich keine bauliche Lücke vorliegt entlang der Betzdorfer Straße einen eigenständigen Eindruck vermittelt. Insgesamt finden sich innerhalb des Ortsgemeindegebietes Daaden daher auch zwei als zentrale Versorgungsbereiche zu identifizierende Areale. Zuvorderst der zentrale Versorgungsbereich im Daadener Ortskern sowie als zweites der insbesondere auf die Nahversorgung ausgerichtete Versorgungsbereich in Daaden-Biersdorf.

37 Da über das statistische Landesamt keine Flächenwerte zur ehemaligen Verbandsgemeinde Daaden abzugreifen sind, wurde für den Flächenwert der ehemaligen VG auf die Angabe von Wikipedia.de zurückgegriffen. Diese bezieht sich auf die Katasterfläche. 38 Quelle Einwohnerzahlen: RLP Direkt | Flächengröße Gemeinde Daaden: Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz 39 vgl.: Regionaler Raumordnungsplan Mittelrhein-Westerwald, Entwurfsfassung zum Anhörungs- und Beteiligungsverfahren gemäß Beschluss der Regionalvertretung vom 12.09.2011, Karten 1&2 – S.6,7; Tabelle 1 – S.12

40 vgl. Website: www.daaden.de

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Das Grundzentrum ist dabei mit einer Vielzahl an Dienstleistungsangeboten ausgestattet, welche sich über das gesamte Ortsgemeindegebiet verteilen sowie den Einzelhandelsbesatz im Ortskern ergänzen. Eine fußläufige Erreichbarkeit zwischen den beiden als zentrale Versorgungsbereiche identifizierten Arealen ist aufgrund der ausgebauten Fußwegebeziehung zwar gegeben. Tatsächlich ist hier jedoch kein funktioneller Zusammenhang zu erkennen. Die tatsächliche strukturelle Wegeverbindung führt daher tendenziell eher zur Nutzung vorhandener Kraftfahrzeuge. Der Ballungsraum Köln liegt mit dem PKW etwa 125 km und 90 Fahrtminuten, Bonn hingegen lediglich ca. 80 km und etwas weniger als 80 Minuten Fahrtzeit entfernt. Nur unwesentlich geringer ist die Entfernung zum Oberzentrum Koblenz, welches von Daaden aus im Südwesten rund 75 km Fahrtstrecke entfernt ist und eine Fahrtzeit von etwas mehr als einer Stunde beansprucht. Auch die Fahrbeziehungen in den Ballungsraum Ruhrgebiet entsprechen in etwa diesen Rahmenbedingungen. So ist im Norden ebenfalls in ca. 90 Minuten Fahrzeit bei einer Distanz von 133 km zu erreichen. Gleiches gilt für Frankfurt am Main. Das nächstgelegene Zentrum außerhalb der Region Mittelrhein-Westerwald befindet sich mit der Stadt Siegen bei nur ca. 27 km Fahrtdistanz dennoch ca. 40 Minuten Fahrtzeit entfernt. Hier wird erneut die Auswirkung der topografischen Gegebenheiten und der daraus resultierenden eingeschränkten Fahrwegebeziehungen deutlich. Die umliegenden Mittelzentren Wissen (31 Min./ 28 km), Kirchen (17 Min./ 14 km) und Betzdorf (14 Min./ 11 km) sowie Bad Marienberg (16 Min./ 14 km) sind hingegen in deutlich kürzerer Zeit zu erreichen und werden daher potenziell wesentlich häufiger angefahren. Der Schwerpunkt der Verkehrsverbindungen zielt dabei ebenfalls eindeutig auf die eben benannten Mittelzentren. Somit sind diese als Konkurrenzstandorte für den Einzelhandel gegenüber Koblenz, Köln und Bonn Frankfurt am Main aufgrund der geringeren Distanz und Fahrtzeit in einer Vorteilsposition. 41 Wichtigste Verkehrsadern für die Anbindung der Ortsgemeinde sind die umliegenden Bundesstraßen welche eine gute regionale sowie im Anschluss daran über die Autobahnverbindungen auch überregionale Verbindung ermöglichen. Hierüber bestehen großräumige Verbindungen auch über die umliegenden Mittelzentren hinaus.

3.3 Einzugsbereiche Die Einzugsbereiche der Ortsgemeinde Daaden lassen sich generell nach zwei Methoden ermitteln. Die erste zeigt auf, wie die verkehrliche Anbindung an einen Standort die Erreichbarkeit für Kunden ermöglicht. Dabei sind die verkehrliche Anbindung und die topografischen Verhältnisse von Bedeutung. Zudem muss auf einen hohen Motorisierungsgrad geschlossen werden. Die zweite Möglichkeit ergibt sich aus den Vorgaben der Regional- und Landesplanung. Zur Ermittlung des Einzugsbereichs für den Einzelhandel muss beachtet werden, dass hier zwischen zwei unterschiedlichen Versorgungsaufträgen der zentralen Orte unterschieden werden muss. So gibt es die Güter und Waren des kurzfristigen Bedarfs, welche durch Nahbereichsstandorte bereitgehalten werden sollen – hierzu gehört als Grundzentrum auch Daaden für den Bereich der ehemaligen Verbandsgemeinde.

41 vgl. Routenplaner: www.google.de/maps

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Zudem gibt es die Güter und Waren des mittel- bis langfristigen Bedarfs. Diese sollen vorwiegend in den Mittel- und Oberzentren angeboten werden. Hieraus ergibt sich die Notwendigkeit den Versorgungsauftrag des Grundzentrums Daaden in die beiden Gruppen nach den Versorgungsaufträgen für den

 kurzfristigen Bedarf sowie den

 mittel- bis langfristiger Bedarf zu unterteilen. Die Versorgung im Nahbereich sollte dabei im Hinblick auf die Angebote in den anderen Ortsgemeinden der ehemaligen VG Daaden ohne zugewiesene Versorgungsfunktion Rücksicht nehmen und auch hier Angebote zulassen. Die Bedarfsdeckung mit Sortimenten des mittel- bis langfristigen Bedarfs liegt jedoch bei den freiwillig kooperierenden Mittelzentren im übergeordneten Mittelbereich. Hierfür kann der Ortsgemeinde Daaden maximal eine ergänzende Rolle zugeschrieben werden. Über die tatsächliche Rolle insbesondere der Ortsgemeinde für die Versorgung in der Region wird im weiteren Konzeptverlauf eingegangen.

 Ermittlungsansatz 1 (Fahrtzeiten) Aufgrund der Lage der Ortsgemeinde ist es nötig für die Bestimmung des tatsächlichen Einzugsgebiets zunächst die Entfernungen in Kilometern und damit den tatsächlichen Aufwand zum Erreichen eines Versorgungsstandortes zu betrachten. Dabei spielen direkte Verbindungen zwischen einzelnen Orten und damit die Qualität von Verkehrswegen eine wichtige Rolle. Häufig ist hier die topografische Ausprägung der Landschaft ein wesentlicher Faktor für das Verhältnis zwischen tatsächlicher Distanz sowie der benötigten Fahrzeit. Dies spiegelt sich auch in der Fahreinzugsbereichsbetrachtung für Daaden wieder. Die Verwaltungseinheiten tragen diesem Problem nur selten Rechnung. So kann eine pauschale Annahme, der faktische Einzugsbereich einer Versorgungsgemeinde stimme mit dem Gebiet der Verbandsgemeinde oder dem regionalplanerisch zugewiesenen Nahbereich überein, lediglich für wenige Gemeinden ohne verkehrliche Barrieren sowie einer singulären zentralen Funktion bei gleichzeitiger nahezu zentralen Lage innerhalb der eigenen Verbandsgemeinde als wahrscheinlich erachtet werden. Unter Berücksichtigung der Lage der Ortsgemeinde Daaden und ihrer Anbindung an das Umland ergibt sich auf der Basis des Einzugsbereichs nach PKW-Fahrminuten, gerechnet ab dem Ortsgemeindezentrum (Saynstraße 2) folgendes Bild:

5 min 10 min 15 min 20 min

Bevölkerung 3.862 14.849 26.768 64.150 Fläche in km2 8,50 52,07 131,89 274,02 Bevölkerungsdichte (EW/km2) 454,09 285,18 202,96 234,11

Tabelle 1: Bevölkerung im Fahr-Einzugsbereich der Ortsgemeinde Daaden (Quelle: on-geo GmbH) Im 5-Minuten-Bereich liegt danach in lediglich die Ortsgemeinde Daaden mit dem Ortsgemeindeteil Biersdorf. Innerhalb dieser Zone leben etwa 3.862 Personen. Im 10-Minuten Fahrradius befinden sich hingegen mit Herdorf und Langenbach bei erste Gemeinden von außerhalb des dem Grundzentrum Daaden zugeordneten Nahbereiches. Die

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weiteren Gemeinden Niederdreisbach, Schutzbach, Weitefeld, Friedewald, Derschen, Mauden und Emmerzhausen sind jedoch allesamt dem Daaden zugeordneten Nahbereich angehörig. Mit Herdorf42 wird hier somit bereits ein weiteres Grundzentrum erreicht, welches einen eigenen Nahbereich zugewiesen hat. Dies ist zu berücksichtigen. Insgesamt sind im 10 Minuten Fahreinzugsbereich ca. 14.849 Personen wohnhaft und können vice versa das Zentrum von Daaden innerhalb dieses Zeitraumes erreichen. Hier wird somit bereits die im ehemaligen Verbandsgemeindegebiet vorliegende Bevölkerungszahl von ca. 11.611 Einwohnern um ein Vielfaches überschritten. Innerhalb des 15 Minuten Radius sind bis auf die Gemeinde Nisterberg somit nur noch Gemeinden von außerhalb des Nahbereiches Daaden vorzufinden. Hierzu gehören im Nordwesten und Westen Alsdorf, Grünebach, Elkenroth, und Nauroth, im Südwesten und Kirburg und im Süden Lautzenbrücken, im Südosten bei ca. 10 km Luftlinienentfernung . Im Osten sind keine Gemeinden im 15 Minuten Radius erreichbar. Abbildung 7 (Folgeseite) visualisiert hier ein deutliches Missverhältnis der Erreichbarkeiten nach Fahrminuten. Dies resultiert hier aus den topografischen Gegebenheiten östlich der Ortsgemeinde. Insgesamt erreichen somit ca. 26.768 Personen das Grundzentrum Daaden innerhalb einer Fahrtzeit von 15 Minuten. Dies entspricht einem Vielfachen von ca. 6,3 im Vergleich zur Einwohnerzahl der Ortsgemeinde und von 2,3 im Vergleich zur innerhalb der ehemaligen VG wohnhaften Bevölkerung. Eine Vielzahl von Gemeinden ist hier bereits umliegenden Nahbereichen zuzuordnen. Somit ist ein Großteil der in diesem Einzugsbereich ermittelten Personen nicht mehr dem Nahversorgungsauftrag der Ortsgemeinde Daaden zuzurechnen. Im 20 Minütigen Fahreinzugsbereich sind nunmehr lediglich Städte und Gemeinden außerhalb des Nahbereichs Daaden vorzufinden. Hierunter fallen auch die freiwillig kooperierenden Mittelzentren Betzdorf und Kirchen (Sieg), welchen gemeinsam mit dem Mittelzentrum Wissen der Versorgungsauftrag für die mittel- bis langfristigen Warengruppen zuzuordnen ist. Weitere Gemeinden im westlichen Randbereich dieses Einzugsbereiches sind Steineroth, Molzhain, Dickendorf, Kausen, Mörlen, ganz im Südwesten gar und in Teilen das freiwillig kooperierende, allerdings einen anderen Mittelbereich bedienende . Südlich gelegen sind innerhalb von 20 Minuten außerdem , das freiwillig kooperierende Grundzentrum Bad- Marienberg sowie die Gemeinden , Hof, Stein-Neukirch, Salzburg, Oberroßbach Zehnhausen bei Rennerodt, Niederroßbach, , Nister-Möhrendorf und Willingen. Im Osten und Nordosten sind zudem sowie Burbach und Neukirchen zu erreichen. Burbach und Neukirchen fallen hierbei bereits auf Nordrhein-Westfälisches Gebiet. Dieser Bereich zählt ca. 64.100 Personen innerhalb von 20 Minuten Fahrzeit. Dies entspricht einem Vielfachen von ca. 15,2 im Vergleich zur Einwohnerzahl der Ortsgemeinde Daaden und 5,5 im Vergleich zu allen in der ehemaligen Verbandsgemeinde wohnhaften Personen. Die hier betroffenen Orte können insofern allenfalls zu einem geringen Anteil dem nahversorgungsrelevanten Verflechtungsbereich der Ortsgemeinde Daaden zugerechnet werden, sind jedoch hinsichtlich der mittel- bis langfristen Warengruppen als irrelevant zu bewerten. Dieser Versorgungsauftrag steht den benannten Mittelzentren zu. Die hier abgedeckte Fläche reicht somit in den grund- und mittelzentralen Verflechtungsbereich dieser und weiterer Standorte hinein und ist für die Abgrenzung des

42 Seit Mitte 2014 bilden Daaden und Herdorf gemeinsam die Verbandsgemeinde Herdorf-Daaden. Dennoch ist beiden Grundzentren weiterhin ein eigener Nahbereich zugewiesen.

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Einzugsbereichs von Daaden lediglich insofern maßgeblich, als das die Ortsgemeinde die Versorgungsaufträge der umliegenden Zentren berücksichtigen muss. Während in Richtung Westen und Süden bereits innerhalb von 15 Minuten mehr als 10 km entfernte Ortschaften erreicht werden – auch dies ist keine optimale Erreichbarkeit – so ist in Fahrtrichtung Nordosten/ Osten selbst in 20 Minuten Fahrtzeit lediglich eine Distanz von maximal ca. 10 km zu überbrücken. Selbst im 20 Minütigen Fahreinzugsbereich sind darüber hinaus lediglich 3 Gemeinden in östlicher Richtung zu erreichen. Dies resultiert jedoch vermutlich aus der gegebenen Topographie sowie der damit einhergehenden verkehrsstrukturellen Ausstattung und ist insofern hinzunehmen.

Legende: 5 min 10 min 15 min 20 min Abbildung 7: Potenzielle Einzugsbereiche in 5, 10, 15 und 20 Pkw-Fahrminuten Ausgangspunkt: Ortsgemeinde Daaden, Zentrum: Saynstraße 2 (Quelle: on-geo GmbH43) Unter Berücksichtigung der Einkaufsaffinitäten der Einwohner und der Unterteilung der Warengruppen kurzfristiger Sortimente in ca. 10 minütiger Fahrtzeit sowie mittel- bis langfristiger Sortimente in ca. 20 min. Fahrtzeit Entfernung lässt sich die Einwohnerzahl im so ermittelten Fahreinzugsbereich definieren. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Überschneidungsbereiche mit nach gleicher Weise betrachteten anderen Zentren und Unterdeckungsbereiche, die von keiner

43 Sekundärquellen: Regionalkarte: TomTom Deutschland GmbH, Harsum März 2013 | Potenzialdaten, Acxiom Deutschland GmbH, Neu-Isenburg, 1. Quartal 2015

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zentralörtlichen Gemeinde nach dieser Definition versorgt werden, hier als Korrekturfaktor einzubringen sind. Versucht man nun, aus den vorgenannten Zahlen einen realistischen Einzugsbereich für Daaden abzugrenzen, ist ein Bezug auf das eigene ehemalige Verbandsgemeindegebiet (11.611 Einwohner) ein geringfügig zu niedrig angesetzter Ansatz. Jedoch sind hier auch die Versorgungsaufträge umgebender Zentren zu berücksichtigen, sodass auch ein erhöhter Ansatz zu vermeiden ist um keine Doppelversorgung zu generieren. Bereits im 10-Minuten-Fahrradius um die Ortsgemeinde – als eigentlichem Versorger des Nahbereiches – finden sich erste Ortsgemeinden, die einem anderen Nahbereich angehören. Die OGs der ehemaligen VG Daaden befinden sich – bis auf Nisterberg – innerhalb des eigenen Einzugsbereiches gemäß RROP in einer Fahrentfernung von maximal 10 min. zur Ortsgemeinde. Für die Nahversorgungsfunktion gilt dabei aber auch die Beachtung der ortsgemeindeeigenen Angebote. Dies führt in Konsequenz dazu, dass der Einzugsbereich für die Nahversorgung anders zu beurteilen sein wird, als der Einzugsbereich für die mittel- bis langfristigen Waren, die derzeit bereits vor Ort angeboten werden, oder für deren Lückenschließung Potenziale aufgedeckt werden können. Für die mittel- bis langfristigen Waren besteht darüber hinaus kein Versorgungsauftrag. Ausgehend von einer durchschnittlich 10-minütigen Entfernung zum nächstgelegenen Nahversorgungszentrum wird für die Ortsgemeinde Daaden unter Berücksichtigung einer weitreichenden Versorgung in nördlicher Richtung bei Berücksichtigung der Ermittlung des Einzugsbereiches über Fahrtzeiten ein Ansatz von ca. 14.000 Personen für die Nahversorgung angenommen. Die hierbei nicht abgedeckten Gemeinden in der Umgebung werden der Fahrtzeit nach den umliegenden grundzentralen Orten zugeordnet. Dies entspricht etwa dem typischen Einkaufsverhalten bei der Versorgung mit Gütern des kurzfristigen Bedarfs. Abhängig vom Angebot sollen hier zumeist die Fahrtzeiten minimiert werden. Es werden demnach Korrekturen vorgenommen, welche die noch unversorgten Bereiche zwischen den Zentren berücksichtigen, was eine teilweise Hinzurechnung der Orte im 15-Minuten-Radius bedeuten kann. Gleichzeitig sind zudem die Angebote in den nicht zentralen Orten zu beachten, da sie ebenfalls in die Grundversorgungsstruktur des Nahbereiches der Ortsgemeinde Daaden eingebunden sind. Insbesondere die südwestlich von Daaden gelegene Ortsgemeinde Weitefeld, eine von der Einzelhandelsstruktur her innerhalb des zugewiesenen Nahbereiches etwas besser aufgestellte Gemeinde, bindet tendenziell Teile der potentiellen Kaufkraft aus dem Nahbereich des Grundzentrums Daaden. Hier ist demnach eine Korrektur der Daaden zuzuordnenden Einwohner durchzuführen. Dadurch verringert sich die Zahl der Einwohner, welche der Ortsgemeinde gemäß des Ansatzes über den Fahreinzugsbereich direkt zuzuordnen sind. Im Mittel bleibt es daher hier bei ca. 14.000 Einwohnern. Die Ermittlung des mittelzentralen Fahreinzugsbereiches ist quasi obsolet, da für mittel- bis langfristige Warengruppen kein Versorgungsauftrag gemäß RROP sowie LEP IV vorliegt. Die Versorgung mit mittel- bis langfristigen Warengruppen ist durch die Mittel-/ Oberzentren zu erbringen. Daaden kann hier allenfalls eine Entwicklung zur Bestandssicherung sowie zur Mindestbedarfsversorgung zugestanden werden. Eine Zuordnung von Gemeinden außerhalb des Nahbereiches ist somit nicht zulässig. Insgesamt ist zudem die Bereitstellung von Verwaltungsaufgaben und bestehende Dienstleistungsangebote zu berücksichtigen, welche die reine Einkaufsfunktion eines Standortes unterstützen oder schwächen können (Kombinationseffekte).

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Rein rechnerisch ist somit auch im mittel- bis langfristigen Bereich von einem der Ortsgemeinde Daaden für mittel- bis längerfristige Waren zuzuordnenden Einwohnerpotenzial von ca. 14.000 auszugehen – der Wert entspricht somit dem Wert für den Nahversorgungsauftrag. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass faktisch kein Versorgungsauftrag für mittel- bis langfristige Warengruppen im Grundzentrum Daaden vorliegt. Nach dieser Herangehensweise ergibt sich für den Standort Daaden für die Versorgung im Nahbereich sowohl mit Waren des kurzfristigen Bedarfs ein Einzugsbereich von ca. 14.000 Einwohnern. Für die Versorgung mit mittelbereichsrelevanten Sortimenten wird hier ebenfalls ein maximaler Einzugsbereich von 14.000 Einwohnern angenommen, obgleich sich dieser lediglich auf Mindestbedarfssicherung und Bestandssicherung beschränken kann.

 Ermittlungsansatz 2 (administrative Zuordnung)

Legende: Daaden (GZ) Betzdorf (MZ) Kirchen (MZ) Wissen (MZ Niederfischbach (GZ) Hamm (Sieg) (GZ) Gebhardshain (GZ) Herdorf(GZ) Abbildung 8: Mittelbereich Betzdorf/Kirchen, Wissen sowie zugewiesene Versorgungsbereiche (Quelle: TK 120 | Raumordnungsplan Mittelrhein-Westerwald 2006 | eigene Darstellung)

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Für das Grundzentrum Daaden wird durch die Regional- und Landesplanung im Regionalen Raumordnungsplan ein Nahversorgungsbereich vorgegeben. Dies bedeutet, dass Daaden hier im für die Versorgung mit Gütern des kurzfristigen Bedarfes zuständig ist und einen Schwerpunkt zur Nahversorgung innerhalb des zugeordneten Versorgungsbereiches bilden muss. Damit lässt sich eine klare Abgrenzung anhand des zentralörtlichen Systems erkennen. Für die mittel- bis langfristigen Warengruppen sind die freiwillig kooperierenden Mittelzentren verantwortlich. Die Aufgabe des Grundzentrums im Grundnetz Daaden ist es, die Versorgung des eigenen Nahbereiches, respektive der ehemaligen Verbandsgemeinde Daaden, zu decken. Nach dieser Herangehensweise ergibt sich für Daaden für die Versorgung des Nahbereiches ein Einzugsbereich von 11.611 Einwohnern gemäß regionalen Raumordnungsplanes. Im Folgenden werden die Einzugsbereiche nach Vorgabe des RROP und des LEP IV für die Erarbeitung des Konzeptes im Kontext der Nahversorgung zugrunde gelegt. Es wird dabei berücksichtigt, welche Bedeutung die Ortsgemeinde in der Realität für die Versorgung der Bevölkerung in der Umgebung hat. Für die Ermittlung der Bedarfe und Potenziale hinsichtlich mittel- bis langfristiger Warengruppen wird hier auf die über die Einzugsbereiche und die städtebaulich argumentativ angenommene Einwohneranzahl von 14.000 zurückgegriffen. Aufgrund der verkehrsstrukturellen Anbindungen ist davon auszugehen, dass sich die historisch gewachsenen Einkaufsbeziehungen der Einwohner sich eher in nördlicher Richtung (Herdorf) sowie in westlicher und südwestlicher Richtung hin zu den Mittelzentren orientieren. Kundenzuflüsse aus den das ehemalige Verbandsgemeindegebiet umgebenden Ortsteilen sind für die Nahversorgung eher in untergeordneter Anzahl zu vermuten. Die aktuelle einzelhandelsspezifische Bedeutung von Daaden ist hinsichtlich des grundzentralen Status ausbaufähig. Potenziell in den weiteren Gemeinden des Nahbereiches stattfindende Einkäufe sind dabei jedoch eher auf den normalen Austausch der Standorte zurück zu führen. Dies gilt es jedoch im weiteren Verlauf des Konzeptes zu prüfen. Exkurs: Die Rolle der Ortsgemeinde Daaden in der Region und ihr Verhältnis zum Zentrale- Orte-System Rheinland-Pfalz Neben der einzelhandelsspezifischen Ausstattung ist für eine Abschätzung der potenziellen zukünftigen Gesamtentwicklung Daadens auch die Berücksichtigung der sonstigen Ausstattung einer Gemeinde von Belang. Hieraus lassen sich zumindest überschlägig Rückschlüsse auf die Attraktivität einer Gemeinde für potenzielle Bewohnerinnen und Bewohner ableiten. So ist z.B. eine gute bildungsinfrastrukturelle Ausstattung attraktiv für junge Familien. Auch sonstige Faktoren spielen darüber hinaus eine Rolle. Daher wird im Folgenden kurz auf die Ausstattung der Ortsgemeinde Daaden eingegangen. Neben dem Bürgersaal und dem Bürgerhaus findet sich mit dem Heimatmuseum Daaden auch ein kulturelles Angebot in der Ortsgemeinde. In der bildungsspezifischen Infrastruktur ist Daaden gut aufgestellt. So findet sich hier die Kreisvolkshochschule-Außenstelle Daaden, die Hermann- Gmeiner-Schule Daaden, die Daadetal-Grundschule und die Grundschule Biersdorf. Zudem sind mit dem Ev. Kindergarten Daaden, der Ev. Kindertagesstätte „Sonnenstrahl“ Biersdorf sowie dem Kindergarten Daaden auch für die jüngsten Bewohnerinnen und Bewohner Daadens Kapazitäten vorhanden. Hinsichtlich sportlicher Angebote finden sich ebenfalls zahlreiche Angebote in Daaden. Neben der Arthur-Knautz-Turnhalle, der Turnhalle Biersdorf, der Turnhalle des Daadener Turnvereins, einer

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Tennissportanlage Daaden, dem Bolzplatz, zwei Sportplätzen und dem Freibad findet sich außerdem ein Hallenbad. Darüber hinaus sind eine Minigolf-Freizeitanlage sowie eine Skihütte mit Skilift in Daaden vorhanden. Auch ein Jugendtreff steht für die jugendlichen Bewohnerinnen und Bewohner bereit. Mit dem Hof-Silberberg, einer Pferdepension steht darüber hinaus auch ein familienfreundliches Ferienangebot bereit. Mit der „Wilhelm-Fischbach Hütte“ sowie der Schutzhütte „Derscher Fichten“ können auch zwei Veranstaltungshütten angemietet werden. Daneben verfügt Daaden über ein lebhaftes Vereinsangebot. So finden sich hier ca. 32 Vereine unterschiedlichster Ausprägung. Mehrere Sportvereine, politische Vereine, KFZ-spezifische Vereine, Gesangsvereine sowie ein Verein der freiwilligen Feuerwehr sind hier zu finden. Daaden ist ergänzend auch Sitz der Verbandsgemeindefeuerwehr Herdorf-Daaden – Löschzug 1, der neu gebildeten Verbandsgemeinde.44 Die medizinische innerhalb von Daaden ist als gut zu bezeichnen. Mehrere Zahnarztpraxen, Allgemeinmediziner sowie Apotheken ermöglichen ein gutes medizinisches Versorgungsangebot. Zudem verfügt Daaden über zwei Friedhöfe, den Friedhof Biersdorf sowie den Friedhof Daaden. Daaden ist dabei auch in naturerholungstechnischer Hinsicht gut aufgestellt. Eine Vielzahl an Wandermöglichkeiten (Druidensteig, Hauptwanderweg Westerwald-Verein, Grubenwanderweg, Panoramaweg), ein Radwanderweg sowie Daaden als Abschnitt der Hauptstrecke (Abschnitt Herdorf-Daaden) des Mountainbikewegenetzes Altenkirchen sind hier zu als attraktive Faktoren zu benennen.45 Bezüglich der verkehrlichen Anbindung des Grundzentrums aber auch der übrigen Ortsgemeinden in der ehemaligen VG ist eine eindeutige Ausrichtung auf die Ortsgemeinde Daaden – aber auch das benachbarte Grundzentrum Herdorf zu erkennen. Die Ortsgemeinden innerhalb des Verflechtungsbereiches verfügen dabei über eine gute Vernetzung zur Ortsgemeinde und eine zentral auf den Verwaltungssitz (auch der neuen Verbandsgemeinde Herdorf-Daaden) ausgerichtete Verkehrslenkung. Umliegende überregionale Ziele wie Köln, Bonn oder Koblenz können über die umliegenden Autobahnen A4, A3, A45 sowie die A48 in Richtung Koblenz angesteuert werden. Zudem liegt über die zahlreichen Bundesstraßen auch regional eine gute Erreichbarkeit vor. Dabei muss jedoch aufgrund der topografischen Gegebenheiten in Richtung Osten zur A45 ein Umweg über Herdorf/ Neunkirchen in Kauf genommen werden. Unter Berücksichtigung der zuvor genannten sowie weiterer Faktoren nimmt Daaden insbesondere über die gute Ausstattung der Ortsgemeinde als Verbandsgemeindeverwaltungssitz (auch der neuen VG Herdorf-Daaden) bereits heute eine breitgefächerte Funktion wahr, die bei der Konzeption zur weiteren Entwicklung Berücksichtigung finden muss. Das Verhältnis der Einpendler zu den Auspendlern – in etwa 1,26:1 (1.437 Einpendler gegenüber 1.136 Auspendlern)46 – ist in etwa ausgeglichen. Daher sind die Entwicklungsabsichten des Grundzentrums Daaden unterstützenswert. Insbesondere hinsichtlich der Konzeptinhalte sind die Ergebnisse sonstiger städtebaulicher Entwicklungskonzepte für Daaden oder mit Aussagen zu Daaden von Relevanz und demzufolge vor allem hinsichtlich Einzelhandelsspezifischer Inhalte zu berücksichtigen.

44 vgl. gesamtes vorheriges Kapitel: Website: www.daaden.de Zugriff: 21.01.2016 und eigene Erhebung vom 28.01.2016

45 vgl. Websites: http://www.wanderwegweiser.de/cms2/index.php/home-drl http://www.outdooractive.com/de/mountainbike/westerwald/mountainbikenetz-altenkirchen-bergmannspfad/3234466/ http://www.westerwaldverein-daaden.de/blog/wanderplan/ 46 vgl. Statistisches Landesamt Rheinland Pfalz – Meine Heimat – Gemeindeebene sowie Verbandsgemeindeebene – Daaden

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ANGEBOTSSITUATION DES EINZELHANDELS Insgesamt ist die Ortsgemeinde Daaden hinsichtlich ihrer sozialen und weiteren Infrastruktur gut aufgestellt. Als Verwaltungssitz sowohl der ehemaligen Verbandsgemeinde Daaden sowie der neuen Verbandsgemeinde Herford-Daaden kommt dem Grundzentrum eine besondere Rolle zu. Als Grundzentrum stellt sie in vielen Bereichen den Großteil der angebotenen Strukturen. Hierbei wird Daaden hinsichtlich der sozialen Infrastruktur und den weiteren durch das LEP IV gestellten Anforderungen an Grundzentren gerecht. Hinsichtlich des grundzentralen Versorgungsauftrages besteht jedoch hinsichtlich der Nahversorgung deutliches Entwicklungspotenzial.

4.1 Allgemeine Angebotssituation Zur Erstellung des vorliegenden Konzeptes wurde zunächst im Januar 2016 im Gebiet der ehemaligen Verbandsgemeinde Daaden eine detaillierte Bestandsaufnahme der Einzelhandelssituation durchgeführt. Hierbei wurde der gesamte Untersuchungsbereich durch eine Begehung inklusive Fotodokumentation aufgenommen. Darüber hinaus wurde aus einer Datenauswertung der Einzelhandelsbestand in der Umgebung des Nahbereiches berücksichtigt. Das Konzept stützt sich auf eine Gliederung der angebotenen Waren in Sortimente und Warengruppen. Letztere sind in die folgenden Kategorien eingeteilt:

Warengruppen

Nahrungs- und Genussmittel Foto / Optik Gesundheits- und Körperpflege Schuhe / Lederwaren Baumarktspezifische Waren Informationstechnologie Bekleidung Sport / Camping Einrichtungsbedarf Glas / Porzellan / Keramik Bücher / Schreibwaren Uhren / Schmuck Unterhaltungselektronik / elektronische Medien Telekommunikation Elektrohaushaltsgeräte / Leuchten Baby- / Kinderartikel Spielwaren / Hobby

Tabelle 2: Warengruppen als Grundlage für die Einzelhandelsuntersuchung (Quelle: Gesellschaft für Konsumforschung GfK) Die gewonnenen Daten wurden nach der Festlegung der Einzugsbereiche für dieses Konzept entsprechend angepasst, in die Warengruppen einsortiert und zur Bewertung der Einzelhandels- situation herangezogen. Im Folgenden wird daher unterschieden zwischen den Angeboten  im Ortsgemeindegebiet und  im Nahbereich. Des Weiteren unterscheidet die Konzeption zwischen den beiden typischen Bedarfsarten, nämlich den Angeboten zur Deckung  des kurzfristigen Bedarfs (für den Nahbereich) und  des mittel- bis langfristigen Bedarfs (für die Grundversorgung und im regionalen Kontext). Die Sortimentsgruppen „Nahrungs- und Genussmittel“ sowie „Gesundheits- und Körperpflege“ sind dabei vollständig dem kurzfristigen Bedarf zuzurechnen. Hinzu kommen einige untergeordnete Einzelsortimente, wie etwa „Blumen“ und „Bücher / Zeitschriften“ aus anderen Warengruppen. Übrige Sortimente gehören zum mittel- bis langfristigen Bedarf.

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4.2 Struktur des Einzelhandelsangebotes

Räumliche Verteilung des Einzelhandelsangebotes im Nahbereich Für das ehemalige Verbandsgemeindegebiet Daaden als zugewiesenem Nahbereich der Ortsgemeinde gilt die Versorgung mit Gütern des täglichen, nahversorgungsrelevanten – also kurzfristigen Bedarfs – als maßgeblich. Aufgrund des grundzentralen Status sind mittel- bis langfristige Warengruppen von geringerer Relevanz, werden jedoch dennoch in die Datengrundlagen eingestellt, um ein Abbild der Gesamtversorgungsleistung des Grundzentrums Daaden kreieren zu können.

Legende: Einzelhandelsbetrieb Leerstand Öffentliche Einrichtung Dienstleistungsbetrieb Sonstige Nutzung

Abbildung 9: Ausschnitt: Bestandskartierung im Ortsgemeindegebiet Daaden (Quelle: Likar | Eigene Erhebung und eigene Darstellung) Die Sortimente des kurzfristigen Bedarfs verteilen sich über das Ortsgemeindegebiet mit deutlichem Schwerpunkt im Ortsgemeindekern - Bereich Mittelstraße, Hachenburger Straße, Im Schützenhof, Fontenay-le-Fleury-Platz - sowie entlang der Betzdorfer Straße in Richtung Westen und der Saynische Straße in Richtung Osten. Dabei ist die Betzdorfer Straße jedoch deutlich ausgeprägter besetzt als die Saynische Straße. Dabei findet sich insbesondere im Ortskern eine gute Durchmischung mit Dienstleistungsangeboten sowie gastronomischen Angeboten. Zudem sind jedoch auch einige Leerstände zu verzeichnen, welche sich im Ortsbild durchaus als präsent darstellen.

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Im Ortsteil Daaden-Biersdorf finden sich ebenfalls ein größerer Nahversorger sowie weitere Einzelhandelsbetriebe. Somit kann sowohl in Daaden als auch im Ortsteil Daaden-Biersdorf von einen zentralen Versorgungsbereich voraussetzenden Bedingungen ausgegangen werden.

Legende: Einzelhandelsbetrieb Leerstand Öffentliche Einrichtung Dienstleistungsbetrieb Sonstige Nutzung

Abbildung 10: Ausschnitt: Bestandskartierung im Ortsteil Daaden-Biersdorf (Quelle: Likar | Eigene Erhebung und eigene Darstellung) Insgesamt handelt es sich beim ermittelten Bestand etwa gleichermaßen um Filialisten und inhabergeführte Geschäfte. Die vorhandenen Dienstleistungsbetriebe, Lokale, Leerstände, öffentliche Einrichtungen und sonstige Einrichtungen wurden ebenfalls kartiert, um zentrumsbildende Strukturen identifizieren zu können. Im weiteren dem Grundzentrum Daaden zugeordneten Nahbereich sind nur vereinzelte relevante Einzelhandelsangebote zu verzeichnen. Lediglich Weitefeld ist besonders hervorzuheben, da hier eine die Versorgung des der Ortsgemeinde Daaden zugewiesenen Nahbereiches unterstützende Ausstattung vorhanden ist. Es ist dadurch jedoch gleichsam davon auszugehen, dass das Angebot in Weitefeld somit Kaufkraft bindet, welche aufgrund des landes- sowie regionalplanerischen Versorgungsauftrages der Ortsgemeinde Daaden zusteht. Dies ist bei der Ermittlung der für die Ortsgemeinde relevanten Entwicklungspotenziale zu berücksichtigen, um eine dem Versorgungsauftrag gerecht werdende Entwicklung zu gewährleisten.

Nahversorgungsrelevantes Einzelhandelsangebot im Nahbereich Details zu den ermittelten Nahversorgungsangeboten im Nahbereich sind den folgenden Tabellen zu entnehmen. Zunächst wird die Angebotssituation im Ortsgemeindegebiet Daaden dargestellt. Ergänzend werden die vorhandenen Angebote im Nahbereich außerhalb des

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Ortsgemeindegebietes aufgezeigt, die für die wohnortnahe Nahversorgung eine wichtige Funktion übernehmen können. 47

Ortsgemeindegebiet Daaden Marktname Adresse VK-Fläche (m²) ca. Adler Apotheke Bahnhofstraße 1, Daaden 20 Konditorei Cafe Rosenthal Betzdorfer Straße 11, Daaden 10 Bäckerei Nagel Mittelstraße 1, Daaden 10 Metzgerei Schmidt Hachenburger Straße 14, Daaden 25 Die Marktapotheke Im Schützenhof 14, Daaden 25 Edeka Kilian Fontenay-le-Fleury-Platz, Daaden 800 Die Mühlenbäcker Fontenay-le-Fleury-Platz, Daaden 15 Neukauf Getränke Fontenay-le-Fleury-Platz, Daaden 450 Bäckerei Hampe Saynische Straße 14, Daaden 10 Norma Markt Saynische Straße 14, Daaden 600 Bäckerei Bauckhage Betzdorfer Straße 19, Daaden 15 Tankstelle Betzdorfer Straße 20, Daaden 30 DoHu Saynische Straße 43/45, Daaden 50 Grünwerk Mittelstraße 1, Daaden 30 Blumen Ermert Im Schützenhof 4, Daaden 40 Gartenmarkt Betzdorfer Straße 173a, Daaden-Biersdorf 100 Getränkemarkt/ Minimarkt Betzdorfer Straße 175a, Daaden-Biersdorf 40 Metzgerei Schmidt Betzdorfer Straße 140, Daaden-Biersdorf 15 Rewe Markt Betzdorfer Straße 91, Daaden-Biersdorf 1.000 Bäckerei Schneider Betzdorfer Straße 91, Daaden-Biersdorf 15 Summe 3.300

Nahversorgungsrelevante Angebote innerhalb des zugewiesenen Nahbereiches Fleischerei Pauschert Friedewald 10 Tankstelle Friedewald 20 Bäckerei Weitefeld 10 Blumenfloh Weitefeld 10 Fleischerei Jung & Sohn Weitefeld 10 Tankstelle Weitefeld 15 Norma Markt Weitefeld 800 Backhaus Pieroth Weitefeld 10 Dursty Weitefeld 600 Fleischerei Weitefeld 20 Summe 1.505

Tabelle 3: Einzelhandelsangebot in Daaden (oben) und den Ortsgemeinden des Nahbereiches mit Bedeutung für die Nahversorgung (Quelle: eigene Erhebung) Zusammenfassend ergibt sich aus den vorangestellten Daten für Waren des kurzfristigen Bedarfs im Ortsgemeindegebiet Daaden eine Verkaufsfläche von 3.300 m2 und im restlichen Nahbereich von

47 Eine genaue Darstellung der ermittelten Einzelhandelsbetriebe aus der Bestandsaufnahme ist der Kartendarstellung im Anhang des Konzeptes zu entnehmen.

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1.505 m². Insgesamt sind im Nahbereich damit 4.805 m² Verkaufsfläche mit nahversorgungsrelevanten Angeboten vorhanden.

Mittelbereichsrelevantes Einzelhandelsangebot im Einzugsbereich Für die über die Nahversorgung hinausgehende Bedarfsdeckung hat die Ortsgemeinde als Grundzentrum keinen Versorgungsauftrag. Nach den Vorgaben der Regional- und Landesplanung ist eine Grundversorgung an weitergehenden Gütern in Grundzentren jedoch nicht nur nicht ausgeschlossen sondern im Sinne der Daseinsvorsorge darüber hinaus zu erbringen. Daher wurden auch alle anderen Sortimente betrachtet und in der örtlichen Bestandserhebung erfasst. Die Vorhandenen Betriebe lassen sich mit den in Tabelle 5 verzeichneten Verkaufsflächensummen den einzelnen Warengruppen dieser Untersuchung zuteilen.

Schutzbach Daaden-Biersdorf

Niederdreisbach

Daaden

Weitefeld

Emmerzhausen Derschen

Mauden

Friedewald

Nisterberg

Legende: Einzelhandelsbetrieb Leerstand Öffentliche Einrichtung Dienstleistungsbetrieb Sonstige Nutzung Abbildung 11: Versorgungsstruktur im zugewiesenen Nahbereich (Quelle: GK der ehemaligen VG Daaden | eigene Erhebung | eigene Darstellung)

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Aufgrund der Grundzentralen Funktion Daadens ist üblicherweise nicht davon auszugehen, dass Angebote mittel- bis langfristiger Warengruppen bereits eine erkennbare Bindung regionaler Kaufkraft erkennen lassen oder gar eine Magnetwirkung gegenüber umliegenden Gemeinden und Zentren entfachen. Die Ergebnisse der Erhebung verdeutlichen jedoch, dass Daaden in einigen mittel- bis langfristigen Warengruppen bereits ein für ein Grundzentrum untypisch hohes Angebot aufweist. In vielen anderen Warengruppen jedoch liegt gar kein Angebot vor, sodass hier von einer deutlichen Diskrepanz hinsichtlich der Kaufkraftbindungsquoten ausgegangen werden kann. Hierauf wird im weiteren Verlauf des Konzeptes noch genauer eingegangen. Eine Sicherung des Bestandes und ein gezielter, jedoch moderater Ausbau in einzelnen Bereichen mit geringen oder gar keinem vorhandenen Angebot sind für das Grundzentrum jedoch nicht nur zu vertreten sondern auch erforderlich, um das vorhandene Angebot zu sichern und in weiteren Warengruppen zumindest eine Mindestversorgung für die hiesige Bevölkerung gewährleisten zu können. In Abhängigkeit zu den landesplanerischen Zielen der Einzelhandelsentwicklung sollte diese Entwicklung in Daaden die Grenzwerte des LEP IV einhalten. Sofern jedoch ein Bedarf ermittelt werden kann, dessen Ausbau sich als lokal und regional verträglich darstellt und der nicht bereits an anderer Stelle durch einen Konkurrenzstandort zur Entwicklung gebracht wird, ist davon auszugehen, dass mittels geeigneter Planverfahren eine Umsetzbarkeit in Daaden hergestellt werden könnte.

Verkaufsfläche in der Verkaufsfläche im Warengruppen Ortsgemeinde Daaden übrigen Nahbereich in m² (ca.) in m² (ca.) Baumarktspezifische Waren 2.260 60 Bekleidung 1.085 0 Einrichtungsbedarf 2.285 0 Bücher / Schreibwaren 110 25 Unterhaltungselektronik / elektronische Medien 0 0 Elektrohaushaltsgeräte / Leuchten 1.600 0 Spielwaren / Hobby 265 0 Foto / Optik 25 0

Schuhe / Lederwaren 540 0 Informationstechnologie 10 10 Sport / Camping 550 0 Glas / Porzellan / Keramik 400 0 Uhren / Schmuck 0 0 Telekommunikation 25 0 Baby- / Kinderartikel 0 0 9.155 95 Summe 9.250

Tabelle 4: Verkaufsflächen mittelbereichsrelevanter Angebote im Grundzentrum sowie im weiteren zugeordneten Nahbereich des Grundzentrums Daaden (Quelle: eigene Erhebung)

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Anhand von Abbildung 11 ist deutlich zu erkennen, dass die Einzelhandelsschwerpunkte auf Nahbereichsebene zum einen die Ortsgemeinde Daaden mit Biersdorf sowie andererseits die südwestlich gelegene Ortsgemeinde Weitefeld sind. In den weiteren Ortsgemeinden finden sich nur vereinzelte bis keine Einzelhandelsbetriebe. Hier sind tendenziell, sofern überhaupt ein Angebot zu verzeichnen ist, eher Dienstleister zu verzeichnen. Vorhandene Einzelhandelsbetriebe sind – außer in Weitefeld - meist ausschließlich der Ortsgemeinde dienende kleine, den notwendigsten Bedarf deckende, also nahversorgungsrelevante Betriebe wie Metzgereien oder Bäckereien. Mittelbereichsrelevante Betriebe finden sich fast ausschließlich in Daaden. Eine detaillierte Aufstellung aller innerhalb des Nahbereiches von Daaden erfassten Einzelhandelsbetriebe ist dem Anhang zu entnehmen. Insgesamt bleibt festzuhalten, dass das Angebot mittel- bis langfristiger Waren in wenigen Warengruppen für ein Grundzentrum als untypisch hoch anzusehen ist. Zusammenfassend ergibt sich aus den vorangestellten Daten eine Verkaufsfläche für Waren des mittel- bis langfristigen Bedarfs mit Bedeutung für den Nahbereich von 9.250 m2.

Mittelbereichsrelevantes Einzelhandelsangebot in der Umgebung Der Standort Daaden ist stets in der Konkurrenz zu seinen umgebenden Handelsstandorten zu sehen. Hinsichtlich der zu identifizierenden Konkurrenzstandorte visualisiert Abb. 12 die Lagebeziehung zu den umliegenden raumbedeutsamen Angeboten, die geeignet sind aufgrund der Angebotsausgestaltung sowie der Angebotspräsenz eine Magnetwirkung gegenüber dem Grundzentrum Daaden auszulösen. Hier sind insbesondere die Einzelhandelsagglomerationen in den naheliegenden Zentren unterschiedlicher Hierarchien zu nennen. Dazu gehören neben den Grundzentren Herdorf sowie Bad-Marienberg insbesondere die Mittelzentren Kirchen (Sieg), Betzdorf, Bad-Marienberg in Rheinland Pfalz sowie Neunkirchen in Nordrhein-Westfalen. Wissen ist aufgrund der räumlichen Distanz voraussichtlich eher untergeordnet einzustufen. Aufgrund der topografischen Gegebenheiten ist darüber hinaus auch der Einfluss der Nordrhein-Westfälischen Gemeinden Neunkirchen sowie Burbach vermutlich eher marginal. Ein geringer Kaufkraftabfluss ist hingegen auch durch die innerhalb des Nahbereiches verortete Gemeinde Weitefeld anzunehmen, da hier ein für eine Ortsgemeinde ohne zentrale Funktion ungewöhnliches Einzelhandelsangebot insbesondere im Nahversorgungsbereich vorliegt.

Abbildung 12: Raumbedeutsames Einzelhandelsangebot in und um die Ortsgemeinde Daaden zur Darstellung vorläufig erkennbarer Konkurrenzstandorte (Quelle: Google Maps, Eigene Bearbeitung)

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Haupt- und Nebenhandelsstandorte Zur Beurteilung der Versorgungssituation im Einzugsbereich werden nachfolgend gesonderte Betrachtungen für Haupthandelsstandorte und Nebenhandelsstandorte durchgeführt. Diese setzen sich typischerweise aus einer Ansammlung verschiedener Einzelhandelsbetriebe zusammen. Haupthandelsstandorte sind die augenscheinlich großen „Agglomerationen“ von Einzelhandels- betrieben, die neben einem räumlichen auch einen funktionalen Zusammenhang erkennen lassen. Nebenhandelsstandorte hingegen, sind eher von speziellen, kleineren Agglomerationen geprägt. Hier sind spezifische, spezialisierte Angebote meist in Ergänzung zu den Angeboten des kurzfristigen Bedarfs angesiedelt. Maßgeblich für eine solche Situation ist das Vorhandensein eines Magnetbetriebs. Dies kann ein Discounter oder Vollsortimenter, in Einzelfällen jedoch auch ein großes Fachgeschäft, sein.  Lokales / Überlokales Umfeld Ausschlaggebend für die Bewertung sind dabei auch die regionale Bedeutung eines Handelsstandortes sowie die faktische Wahrnehmung der Relevanz durch die Nutzer.

Legende: Haupt- und Nebenhandelsstandorte innerhalb des Nahbereiches Haupt- und Nebenhandelsstandorte außerhalb des Nahbereiches

Abbildung 13: Zentrale Handelsstandorte großräumig (Quelle: TK 25 | eigene Darstellung)

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In Konsequenz kann insofern auch eine Gemeinde ohne zentrale Funktion – bei ausreichender Ausstattung mit Einzelhandelsbetrieben – als Haupthandelsstandort wahrgenommen werden. Innerhalb des eigenen Nahbereiches nimmt die Ortsgemeinde Daaden eine überlokale Funktion als Versorgungsstandort wahr. Jedoch ist trotz des nicht zentralen Status insbesondere Weitefeld ein starker Konkurrent um die Kaufkraft. Insbesondere südöstlich sowie südlich sind kaum direkte Konkurrenzstandorte vorzufinden. Erst in weiterer Entfernung sind Bad-Marienberg sowie Hachenburg als Haupthandelsstandorte auszumachen. Im Nordwesen hingegen sind insbesondere Betzdorf und Kirchen (Sieg) als Konkurrenzstandorte zu bezeichnen.  Daaden Die bisherige Entwicklung des Einzelhandels innerhalb von Daaden lässt zwar eine gewisse Ausrichtung auf den Ortskern erkennen. Vermutlich resultierend aus der dichten Bebauung und der vorhandenen Verkehrsstruktur haben sich jedoch vereinzelte Fehlentwicklungen außerhalb des Ortskernes entwickelt, sodass innerhalb von Daaden insgesamt Standorte mit unterschiedlicher Bedeutung vorliegen.

Legende: Haupthandelsstandort im Kernbereich Daaden Nebenhandelsstandort im Kernbereich Daaden Abbildung 14: Handelsstandorte im Ortsgemeindegebiet Daaden (Quelle: Eigen Erhebung | eigene Darstellung) Zwar sind zahlreiche Möglichkeiten kleinflächiger Leerstandspotenziale zur Entwicklung des Einzelhandels insbesondere im Kernbereich von Daaden zu erkennen, jedoch resultieren eben

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diese Leerstände vermutlich aus der ungesteuerten Ansiedlung großflächiger Einzelhandelsbetriebe im gesamten Nahbereich sowie der Konkurrenz umliegender Zentren. Dabei können sowohl die Attraktivität des Einkaufserlebnisses insgesamt eine Rolle spielen als auch lediglich subjektiv zu bewertende betriebsbezogene Gründe – z.B. eine Geschäftsaufgabe aus Altersgründen ohne entsprechende Geschäftsübergabe – die Ursache sein. Die Verortung der Nahversorgung im Ortskern ist sinnvoll und städtebaulich erwünscht. Als Defizit ist hier die fehlende räumliche Verbindung festzuhalten. Auch der Nahversorger in Daaden-Biersdorf birgt seine Rechtfertigung durch die Sicherung der Wohnstandortnahen Versorgung in diesem Ortsteil sowie darüber hinaus, seinem Beitrag zur Nahversorgung sowie fehlenden Alternativflächen im historischen Ortskern von Daaden. Darüber hinaus ist er als Siedlungsstrukturell eingebunden zu bewerten. Der Einzelhandelsbesatz in Daaden ist dabei hinsichtlich der erreichten Versorgungsleistung als nicht ausreichend zu bewerten. Dies gilt insbesondere in Bezug auf die Nahversorgungsrelevanten Warengruppen. Zwar finden sich eine Vielzahl kleinerer Einzelhandelsbetriebe mit differenzierter Angebotsstruktur sowie größere Nahversorgungsbetriebe innerhalb des Ortskernes, dennoch ist insgesamt eine Unterversorgung in einer Vielzahl an Warengruppen zu identifizieren. Dabei beschränken sich die kleinflächigen Handelsstrukturen weitgehend auf inhabergeführte traditionsreiche, meist kleinflächige Betriebe. Dazu gehören auch Betriebe des Lebensmittelhandwerkes. Darüber hinaus finden sich auch gastronomische Angebote (Restaurants, Gasthof, Imbissstuben) sowie zahlreiche Dienstleistungsangebote. Die Versorgungsstruktur in Daaden ist somit im Wesentlichen in die beiden Themenkomplexe Lebensmittel und Sonstiges aufgeteilt. Trotz der Vielzahl an identifizierten Nutzungen insgesamt ist die Möglichkeit des attraktiven „One-stop-Shopping“ in Verbindung mit einem erholsamen „Bummel“ durch einen Einkaufsbereich nicht zu identifizieren. Daaden ist dabei dennoch als starker Handelsstandort für die Versorgung der Bevölkerung in der Fläche zu benennen. Konkurrenzsituationen – Weitefeld ausgenommen – entstehen erst ab einer Entfernung von etwa 15 bis 20 Kfz-Fahrminuten.  Ortsteil Daaden-Biersdorf Zwei weitere – als Haupthandelsstandorte zu identifizierende Areale – befindet sich zudem im Ortsteil Daaden-Biersdorf. Obgleich nicht im Ortskern von Daaden gelegen, ist hier aufgrund des hochfrequentierten Nahversorgers, welcher verkehrstechnisch in optimaler Lage direkt an der Hauptverkehrsachse gelegen ist, ein Handelsstandort mit wesentlicher Bedeutung für das Grundzentrum zu identifizieren. Darüber hinaus ist aufgrund des baustrukturellen Übergangs von Daaden in den Ortsteil Biersdorf eine wohnstandortnahe Versorgungssituation zu proklamieren. Im Westen von Biersdorf ist ein weiteres Areal als Haupthandelsstandort zu identifizieren. Hier findet sich ein prägnantes Angebot an baumarktspezifischen Sortimenten.  Fazit: Insgesamt ist die Versorgungsleistung der Ortsgemeinde Daaden mit nahversorgungsrelevanten Warengruppen stark ausbaufähig. Zwar besteht für die mittel- bis langfristigen Warengruppen regionalplanerisch kein Versorgungsauftrag, jedoch sind zumindest in den aktuell nicht am Ort vorhandenen Warengruppen sowie in den weiteren lediglich geringfügig vorhandenen Warengruppen kleinflächige Ansiedlungen oder Erweiterungen von Bestandsbetrieben zur Nachverdichtung voraussichtlich als verträglich anzunehmen.

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Zudem finden sich im direkten Umkreis mit den vorliegenden Grund- und Mittelzenten weitere Standorte mit unterschiedlichen Versorgungsaufträgen, sodass eine zielgerichtete Entwicklung auch hinsichtlich der Standortsicherung im Wettbewerb angestrebt werden sollte.

Legende: Haupthandelsstandort in Daaden-Biersdorf Abbildung 15: Haupthandelsstandorte in Daaden-Biersdorf (Quelle: Eigen Erhebung | eigene Darstellung)

Ergänzungsbereiche Ergänzungsbereiche umschreiben große vorhandene, nicht zentrenrelevante Angebote, die zwar an der bestehenden Stelle nicht stören, an dessen Standort eine Ausweitung auf zentrenrelevante Sortimente jedoch verhindert werden soll. Als solcher Bereich ist das im Westen des Ortsteils Daaden-Biersdorf ausgemachte Areal um die dort vorhandenen baumarktspezifische Waren vorhaltenden Märkte zu bezeichnen. Zwar sind hier auch geringfügig nahversorgungsrelevante Angebote vorhanden, eine Ausweitung dieser sollte an dieser Stelle jedoch vermieden werden. Die weiteren Bestandsbetriebe sollten jedoch eine Erweiterung erfahren dürfen, darüber hinaus sind gewerbliche Nutzungen typisch für Ergänzungsbereiche und potenzielle Ansiedlungen an dieser Stelle angemessen verortet.

4.3 Fazit der Angebotsanalyse Auf Grund der vorliegenden Informationen kann aktuell davon ausgegangen werden, dass innerhalb des zugewiesenen Nahbereiches- inklusive der Ortsgemeinde Daaden mit Biersdorf – eine Vielzahl an Warengruppen angeboten wird. Dabei sind jedoch nicht die nahversorgungsrelevanten Warengruppen am stärksten ausgeprägt, sondern vereinzelte Warengruppen des mittel- bis langfristigen Bedarfes. Die Versorgung mit Waren des kurzfristigen Bedarfes ist dabei als ausbaufähig zu bewerten. Zwar ist die Lage der größeren nahversorgungsrelevanten Märkte im Ortskern sowohl von der Zentralität

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als auch der verkehrstechnischen Anbindung als gut zu bezeichnen, jedoch ist das Angebot in quantitativer Hinsicht nicht ausreichend, um den identifizierten Bedarf zu decken. Die Versorgungssituation mit mittel- bis langfristigen Sortimenten ist sehr divers zu beurteilen. Während einzelne Warengruppen eine deutliche Überversorgung erfüllen – hierzu gehören vor allem „Elektrohaushaltsgeräte-/ Leuchten“ sowie „Sport/ Camping“ – oder zumindest oberhalb der 100 %-igen Kaufkraftbindung liegen („Einrichtungsbedarf“, „Schuhe/ Lederwaren“) sind andere Warengruppen dieser Bedarfskategorie lediglich sehr geringfügig oder gar nicht am Markt vorhanden. Aus den aufgezeigten Zahlen ergibt sich ein Verkaufsflächenverhältnis zwischen der Ortsgemeinde Daaden und den weiteren Ortsgemeinden innerhalb des Verflechtungsbereiches von rund 7,8: 1. Ein Grund für dieses deutliche Verhältnis ist sicher auch die geringe Zahl der dem Nahbereich zugehörigen Ortsgemeinden. Dabei ist die Nahversorgung in Daaden insbesondere im historischen Ortskern sowie im Osten des Ortsteils Biersdorf verortet. In Weitefeld ist ebenfalls ein Nahversorgungsschwerpunkt auszumachen, welcher voraussichtlich erheblich, der Ortsgemeinde Daaden zustehende, Kaufkraft bindet. Daaden und Weitefeld sorgen somit für die Nahversorgung der auch in den umliegenden Gemeinden wohnhaften Bevölkerung. Die sonstigen Nahversorgungsangebote in den weiteren Ortsgemeinden innerhalb des Nahbereiches sind von unterrangiger Bedeutung und – sofern vorhanden – meist Betriebe des Lebensmittelhandwerks wie Bäckereien oder Metzgereien. Sie dienen somit lediglich der notwendigsten Bedarfsbefriedung innerhalb der Gemeinden selbst. Trotz des punktuell als ausgeprägt wahrnehmbaren Nahversorgungsangebotes innerhalb von Daaden oder Weitefeld ist die Versorgung mit „Nahrungs- und Genussmitteln“ sowie „Gesundheits- und Körperpflege“ innerhalb des gesamten Nahbereiches und in Kontext des Versorgungsauftrages als nicht erfüllt zu bewerten. Hier besteht deutlicher Entwicklungsbedarf, welcher entsprechend der regionalplanerischen Vorgaben in Daaden zu erfüllen ist. Dabei ist im weiteren Konzeptverlauf jedoch nicht nur die Entwicklung sondern vor allem auch der Schutz der bestehenden Versorgungsstruktur in der Ortsgemeinde Daaden als wichtiges Ziel zu verstehen. Die Angebotssituation in Daaden verdeutlicht, dass trotz der vorliegenden grundzentralen Zuweisung noch keine ausreichende Handelsstruktur vorliegt. Diese ist daraus resultierend insbesondere hinsichtlich des Nahversorgungsauftrages vielmehr als dringend ausbaubedürftig zu bezeichnen. Die Ortsgemeinde Daaden muss demnach das vorliegende Entwicklungspotenzial nutzen und sich als Grundzentrum sowohl in der Konkurrenz gegen umliegende Zentren behaupten als auch innerhalb des Nahbereiches eine klare Positionierung gegenüber als Einzelhandelsstandort konkurrierende Gemeinden beziehen. Hier sollte einer weiteren Einzelhandelsentwicklung nur bei Nachweis der Unschädlichkeit gegenüber zentraler Versorgungsbereiche in Daaden zugestimmt werden. Dabei ist auch eine gezielte Erweiterung mittel- bis langfristiger Angebote zu ermöglichen, um jedenfalls eine Mindestbedarfsdeckung in den Warengruppen zu erreichen, welche noch keinerlei oder nur geringe Angebot vorweisen und gleichzeitig den Bestandsbetrieben Erweiterungen zur Anpassung an Marktbedingungen sowie aus betriebstragfähigkeitstechnischen Gründen zu ermöglichen. Somit können auch in diesen Warengruppen identifizierte Versorgungsdefizite zumindest marginal gedeckt und eine insgesamt ausreichende Versorgungsstruktur kreiert werden, welche darüber hinaus auch eine positive städtebauliche Entwicklung mit sich bringen kann.

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NACHFRAGESITUATION DES EINZELHANDELS

5.1 Allgemeines Die im Folgenden dargestellte einzelhandelsspezifische Versorgungsrate der Ortsgemeinde Daaden resultiert unter anderem aus der Betrachtung des Einzugsbereichs sowie statistisch ermittelten Werten zur Kaufkraft. Diese Indikatoren werden unter Berücksichtigung der Berechnungsergebnisse zu Angebot und Umsatz der erfassten Einzelhandelsbetriebe im regionalplanerisch vorgegebenen Einzugsbereich in Kontext gesetzt. Für die Versorgung mit kurzfristigen Gütern ist dies hier die ehemalige Verbandsgemeinde Daaden (gleichbedeutend: regionalplanerisch zugewiesener Nahbereich). Für die mittel- bis langfristigen Warengruppen existiert kein Versorgungsauftrag. Hier kann lediglich auf den Mindestbedarf abgestellt werden. Dennoch findet auch hier eine auf Basis des zugewiesenen Einzugsbereiches durchgeführte Analyse und Bewertung statt. Dies jedoch unter starker Berücksichtigung der den umliegenden Mittelzentren zustehenden Versorgungsaufträge für diese Warengruppen. Das zur Verfügung stehende einzelhandelsrelevante Kaufkraftpotenzial wird aus der – dem regionalplanerisch zugewiesenen Nahbereich entsprechenden – Einwohnerzahl und der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft ermittelt. Die einzelhandelsrelevante Kaufkraft bezieht sich dabei ursprünglich auf den bundesdeutschen Durchschnittswert. Durch die Regionalisierung über den regionalen Kaufkraftindex kann die „einzelhandelsrelevante pro Kopf Kaufkraft“ einer Gemeinde ermittelt werden. Zudem wird, basierend auf dem dann regionalisierten durchschnittlichen Einkommen, die durchschnittliche einzelhandelsspezifische Kaufkraft pro Person je Warengruppe in der Ortsgemeinde Daaden errechnet. Die Kaufkraftbindung (in % bzw. Mio. € Umsatz) beschreibt den Teil des Nachfrage- bzw. Kauf- kraftpotenzials in einer Gemeinde und ihrem Einzugsbereich, der zum Untersuchungszeitpunkt tatsächlich dort gebunden wird. Die Berechnung erfolgt branchenspezifisch oder aggregiert. Basis ist dabei der tatsächlich erzielte Umsatz einer Warengruppe dividiert durch das Nachfragepotenzial derselben Warengruppe. Dabei ist es auch möglich, die Kaufkraftbindung für einen räumlich abgegrenzten Bereich zu ermitteln. Kaufkraftbindung – bzw. Kaufkraftzu- und abfluss – bieten neben dem Zentralitätswert einen weiteren Ansatz um den Einkaufsstandort Daaden – im Hinblick auf seine Leistungsfähigkeit zu beurteilen. Für die Ermittlung der aktuellen vor Ort getätigten Umsätze werden zunächst die vorhandenen Verkaufsflächen je Warengruppe sowie die bundesdurchschnittlichen Umsatzkennwerte (Flächenproduktivitäten je m²) herangezogen. Die durchschnittliche Flächenproduktivität wird im Anschluss daran für die verschiedenen Sortimente unter Berücksichtigung der tatsächlichen Angebotsstrukturen im Einzugsbereich sowie mit Hilfe regionalspezifischer Korrekturwerte (z.B. der Kaufkraftkennziffer) konkretisiert und zudem mit teilweise vorliegenden Angaben aus den ansässigen Betrieben verglichen und verifiziert. Zur allgemeinen Bewertung des Einzelhandelsstandortes wird die Einzelhandelszentralität ermittelt. Diese errechnet sich aus den vor Ort erzielten Umsätzen und der zu erwartenden maximalen Kaufkraft der Bevölkerung am Bezugsort. Bei Bedarf kann dabei zwischen der Zentralität des Einzugsbereichs insgesamt und der Zentralität des Kernstandortes sowie einzelner Gemeindeteile oder Ortsgemeinden unterschieden werden.

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5.2 Kaufkraftpotenzial In der Bundesrepublik Deutschland liegt die Kaufkraft einer Person bei durchschnittlich 5.692 € pro Jahr. Für die Gemeinde Daaden gilt auf Grund der regionalspezifischen Einkommenssituation ein Kaufkraftindex von 95,6 %48. Hieraus ergibt sich eine Kaufkraft von 5.459 € pro Person und Jahr im Nahbereich der Ortsgemeinde Daaden. Hiervon sind ~2.663 € für die Versorgung mit Gütern des kurzfristigen Bedarfs anzusetzen. Die übrigen ~2.796 € pro Person und Jahr sind im zugeordneten Nahbereich für die mittel- bis langfristigen Warengruppen anzusetzen. Gleichwohl steht die Kaufkraft für mittel- bis langfristige Warengruppen gemäß Versorgungsautraf vorrangig den Mittelzentren im zugehörigen Mittelbereich zu. Zur Ermittlung der tatsächlichen Kaufkraftbindung in den Warengruppen wird jedoch die gesamte Kaufkraft inklusive der Kaufkraft für mittel- bis langfristige Sortimente im Gebiet der ehemaligen Verbandsgemeinde in Ansatz gebracht. Diese Angaben werden im Folgenden den Berechnungen zu Grunde gelegt.

Kaufkraft Warengruppe im übrigen Nahbereich in der Ortsgemeinde in € Index in % der Ortsgemeinde Daaden in € Daaden in € Nahversorgungsrelevante Warengruppen Nahrungs- und Genussmittel 2.324 95,9 9.423.011 16.454.610 Gesundheits- und Körperpflege 453 95,9 1.836.757 3.207.375 Warengruppen des Mittel- bis langfristigen Bedarfs Baumarktspezifische Waren 623 95,9 2.526.048 4.411.025 Bekleidung 446 95,9 1.808.375 3.157.812 Einrichtungsbedarf 458 95,9 1.857.031 3.242.776 Bücher / Schreibwaren 241 95,9 977.171 1.706.352 Unterhaltungselektronik 729.837 1.274.453 180 95,9 und elektronische Medien Elektrohaushaltsgeräte / 762.275 1.331.096 188 95,9 Leuchten Spielwaren / Hobbys 113 95,9 458.176 800.074 Foto / Optik 113 95,9 458.176 800.074 Schuhe / Lederwaren 110 95,9 446.012 778.833 Informationstechnologie 116 95,9 470.340 821.314 Sport / Camping 108 95,9 437.902 764.672 Glas-Porzellan-Keramik 83 95,9 336.536 587.665 Uhren / Schmuck 74 95,9 300.044 523.942 Telekommunikation 46 95,9 186.514 325.694 Baby-/ Kinderartikel 16 95,9 64.874 113.285 23.079.079 40.301.051 63.380.130

Tabelle 5: Kaufkraft im Nahbereich der Ortsgemeinde Daaden (Quelle: eigene Berechnung) Hinsichtlich der Einwohner im Einzugsbereich (Verflechtungsbereich) des Grundzentrums ergibt sich demnach ein Versorgungsauftrag für Daaden, der sich an den Potenzialen von ca. 30,92 Mio. € für die Nahversorgung und ca. 32,46 Mio. € für die Versorgung mit Gütern des mittel- bis

48 Quelle: GfK Konsumforschung GmbH 2015, IHK Koblenz 2015

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langfristigen Bedarfs orientiert. Eine entsprechende Versorgung in diesem Umfang steht Daaden insbesondere hinsichtlich der Nahversorgung zu, um das Potenzial am Ort zu halten und eine adäquate Versorgung der eigenen Bevölkerung sowie der umliegenden Ortsgemeinden sicherzustellen. Aufgrund des grundzentralen Status liegt der Versorgungsauftrag für mittel- bis langfristige Warengruppen jedoch größtenteils bei den umliegenden Mittelzentren. Insofern ist bei der Entwicklung mittel- bis langfristiger Warengruppen der mittelzentrale Status benachbarter Städte mit einer höheren zentralörtlichen Funktion zu beachten. Insgesamt ergibt sich ein Kaufkraftpotenzial von ca. 63,4 Mio. €

5.3 Kaufkraftbindung Zur Ermittlung der Bindung der festgestellten Kaufkraft werden die Verkaufsflächen der erhobenen Einzelhandelsbetriebe herangezogen. Hierbei wird auf die sogenannte Flächenproduktivität zurückgegriffen, die den Umsatz pro Quadratmeter Verkaufsfläche je Jahr angibt. Diese wurde auf Basis vorliegender Daten anhand einer Mittelwertanalyse für die einzelnen Warengruppen bestimmt.49 Aus den gewonnenen Zahlen wird der Umsatz für jede Warengruppe im gesamten Einzugsbereich errechnet. Dieser lässt sich – bezogen auf die vorhandene Kaufkraft je Warengruppe – in eine Kaufkraftbindungsquote umrechnen. Einzeln betrachtet lassen sich so erste Rückschlüsse auf die Versorgungssituation je Warengruppe und in der Gesamtbetrachtung darauf aufbauend Aussagen über die tatsächliche Versorgungssituation sowie die weiteren Potenziale von Daaden treffen. Die Bindungsquoten in der Warengruppe „Nahrungs- und Genussmittel“ liegt mit 61,2 % bei einem für ein Grundzentrum unterdurchschnittlichen Wert. Noch auffälliger ist jedoch die Unterversorgung mit der Warengruppe „Gesundheits- und Körperpflege“ (19,6 %). Hier besteht dringender Entwicklungsbedarf, nicht nur hinsichtlich der Schaffung einer Mindestbedarfsdeckung sondern auch hinsichtlich der Erfüllung des Nahversorgungsauftrages im Verflechtungsbereich. In Daaden ist weiterhin auffällig, dass die Warengruppen „Einrichtungsbedarf“ (115,6 %), „Unterhaltungselektronik/ Leuchten“ (191,1 %), „Schuhe/ Lederwaren“ (114,6 %), „Sport/ Camping“ (150,9 %) Kaufkraftbindungsquoten aufweisen, welche eher der Versorgungsrate von Mittelzentren oder gar Oberzentren entsprechen. Dies ist insbesondere ungewöhnlich, da diese Warengruppen nicht dem grundzentralen Versorgungsauftrag zuzurechnen sind, sondern vielmehr den Mittelzentren bis Oberzentren obliegen. Für die Warengruppen „Baumarktspezifische Waren“ (45,1 %), „Bekleidung“ (62,3 %), „Spielwaren/ Hobbys“ (56,9 %) sowie „Glas-/ Porzellan-/ Keramik“ ist hingegen von einer angemessenen Ausstattung zu sprechen. Bezüglich der deutlichen Überversorgung mit den Warengruppen „Elektrohaushaltsgeräte/ Leuchten“ sowie „Sport/ Camping ist jedoch darauf hinzuweisen, dass die Angebotsschwerpunkte hier deutlich außerhalb des Ortskernes liegen. Bei weiteren Entwicklungen sollte hier darauf geachtet werden, dass eine Verortung innerhalb der zentralen Versorgungsbereiche erfolgt, sofern die vorliegenden Leerstände diese Möglichkeit offerieren. Den Bestandsbetrieben sollte jedoch – dies gilt grundsätzlich für alle vorliegenden Betriebe – die Erweiterung aufgrund betriebswirtschaftlicher Umstände eingestanden werden, um u.a. zur Standortsicherung beizutragen.

49 Die Mittelwertanalyse basiert auf Erfahrungswerten, verschiedenen konkreten Umsatzangaben der Betriebe und Filialisten und branchenspezifischen Angaben der EHI Retail Institute GmbH, Köln, Handel aktuell 2008/2009.

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Kaufkraft im Umsatz nach Kaufkraft- Warengruppe Einzugsbereich Flächenproduktivität bindungsquote in € in Mio. € in % Nahversorgungsrelevante Warengruppen Nahrungs- und Genussmittel 25.877.621 15,82 61,2 Gesundheits- und Körperpflege 5.044.132 0,99 19,6 Warengruppen des mittel- bis langfristigen Bedarfs Baumarktspezifische Waren 6.937.073 3,13 45,1 Bekleidung 4.966.187 3,09 62,3 Einrichtungsbedarf 5.099.807 5,90 115,6 Bücher / Schreibwaren 2.683.523 0,71 26,5 Unterhaltungselektronik und 2.004.291 0,00 0,0 elektronische Medien Elektrohaushaltsgeräte / Leuchten 2.093.370 4,00 191,1 Spielwaren / Hobbys 1.258.249 0,72 56,9 Foto / Optik 1.258.249 0,08 6,4 Schuhe / Lederwaren 1.224.844 1,40 114,6 Informationstechnologie 1.291.654 0,09 7,0 Sport / Camping 1.202.574 1,82 150,9 Glas-Porzellan-Keramik 924.201 0,58 62,8 Uhren / Schmuck 823.986 0,00 0,0 Telekommunikation 512.208 0,06 12,2 Baby-/ Kinderartikel 178.159 0,00 0,0 Summe 63.380.130 38,39 Tabelle 6: Kaufkraftbindung im Einzugsbereich (Verflechtungsbereich des Grundzentrums Daaden) (Quelle: eigene Berechnungen) In den weiteren Warengruppen sind die Kaufkraftbindungsquoten für ein Grundzentrum auch hinsichtlich der Versorgung mit mittel- bis langfristigen Warengruppen als unterdurchschnittlich zu bezeichnen. So ist in den Warengruppen „Unterhaltungselektronik/ Medien“, „Uhren/ Schmuck“ sowie „Baby-/ Kinderartikel“ kein Angebot und somit eine Kaufkraftbindungsquote von 0,0 % vorhanden. Dies führt auch dazu, dass sämtliche für diese Warengruppen vorliegende Kaufkraft aktuell anderweitig – voraussichtlich in den umliegenden zentralen Orten mit entsprechender Angebotsstruktur – ausgegeben wird. Demnach sollte innerhalb dieser Warengruppen zumindest angestrebt werden, ein Mindestangebot zu kreieren. Hierzu eigenen sich insbesondere die kleinflächigen Leerstände im Ortskern sowie entlang der Mittelstraße. Die Kaufkraftbindungsquoten für „Bücher/ Schreibwaren“ (26,5 %), „Foto/ Optik“ (6,4 %), „Informationstechnologie“ (7,0 %) sowie „Telekommunikation“ (12,2 %) sind für diese Warengruppen ebenfalls als angemessen zu bezeichnen. Dies obgleich der Online Handel in diesen Warengruppen starke Konkurrenz ist, der potenziell eine Vielzahl der theoretisch vorhandenen Kaufkraft bindet. Dennoch sollte auch diesen Warengruppen eine Entwicklung zugestanden werden, um die Angebotsvielfalt zu sichern und die Betriebe insbesondere im Wettbewerb mit dem Onlinehandel zu unterstützen und somit auch den Gesamteinkaufsstandort Daaden zu stärken. Bis auf die Warengruppen „Einrichtungsbedarf“, „Elektrohaushaltsgeräte/ Leuchten“, „Schuhe/ Lederwaren“ sowie „Sport/ Camping“ ist somit in allen Warengruppen ein Entwicklungsbedarf auszumachen. Dringender Handlungsbedarf besteht dabei vor allem in der Verbesserung und Nachverdichtung der Nahversorgung sowohl in der Warengruppe „Nahrungs- und Genussmittel“

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sowie in der Warengruppe „Gesundheits- und Körperpflege“. Wesentlich ist dabei ein Augenmerk auf die Entwicklung der Warengruppe „Gesundheits- und Körperpflege“, da diese auch für die Nahversorgung von hoher Relevanz ist. Hier sind größtenteils Betriebe des Apothekengewerbes vorhanden. Ein Drogeriemarkt ist nicht ansässig. Auch bei den mittel- bis langfristigen Warengruppen sollte jenen Warengruppen ohne aktuelles Angebot vor Ort besondere Aufmerksamkeit zuteilwerden. Nach den obigen Zahlen ist davon auszugehen, dass die Unterversorgung innerhalb der benannten Warengruppen für eine starke Abwanderung von Kaufkraft aus dem Einzugsbereich in umliegende Zentren zu vermuten ist. Zwar besteht in wenigen Warengruppen auch eine Überversorgung, es ist jedoch nicht davon auszugehen, dass der Kaufkraftabfluss durch diese Angebote amortisiert wird. Zum anderen muss hier darauf hingewiesen werden, dass die Umsatzzahlen die Umsätze im gesamten Nahbereich zeigen und nicht nur die Angebote innerhalb des Grundzentrums Daaden. Daher ist die Kaufkraftbindung in der Ortsgemeinde selbst – aufgrund des starken Angebotes in Weitefeld insbesondere auch in den nahversorgungsrelevanten Warengruppen – faktisch deutlich niedriger anzusetzen.

30,00

25,00 25,88 20,00 15,82 15,00

10,00 6,94 5,90 5,04 4,97 5,10 4,00 3,13 3,09

5,00 2,68 2,09 2,00 1,82 1,40 1,29 1,26 1,26 1,22 1,20 0,99 0,92 0,82 0,72 0,71 0,58 0,51 0,18 0,09 0,08 0,06 0,00 0,00 0,00 0,00

Abbildung 16: Kaufkraft (blau) und Umsätze (rot) im Nahbereich des Grundzentrums Daaden in Mio. € (Quelle: eigene Darstellung) Obgleich die hier betrachtete Struktur immer in Bezug zum gesamten Einzugsbereich – gemäß regionalplanerischer Vorgaben - zu sehen und zu beurteilen ist, füllt die Ortsgemeinde Daaden auch unter Berücksichtigung der weiteren in diesem Nahbereich vorliegenden Betriebe den grundzentralen Versorgungsauftrag nicht aus. Bezugnehmend auf die einzelnen Warengruppen muss die errechnete Kaufkraftbindungsquote in einigen Fällen für die Ermittlung der sich daraus ergebenden Potenziale gutachterlich korrigiert werden. Dies bezieht sich insbesondere auf erkennbare Mängel oder besondere Stärken des Angebots einiger Läden. Dabei kann eine Strahlkraft über den Einzugsbereich hinaus oder die Abwanderung von Kaufkraft in die umliegenden Standorte nicht zu 100 % am eigenen Standort kompensiert werden. Des Weiteren resultieren die Bindungsquoten teilweise aus speziellen, vor Ort vorhandenen großen Angeboten einzelner Betriebe (Trapp Leuchten, Möbelhaus Haubrich) oder anderer

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Einflussfaktoren. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass nicht alle Sortimente aus einer Warengruppe und in allen Qualitätsstufen auch tatsächlich vor Ort vorhanden sind. Hier gilt es also nachzusteuern und die in den Warengruppen summierten Angebote genauer zu analysieren.

200,0 180,0 191,1 160,0 140,0 150,9 120,0 115,6 114,6 100,0 80,0 62,8 62,3 26,5 60,0 61,2 19,6 56,9 12,2 40,0 45,1 7,0 6,4 0,0 0,0 0,0 20,0 0,0

Abbildung 17: Kaufkraftbindungsquoten in % im Nahbereich des Grundzentrums Daaden (Quelle: eigene Darstellung) Änderungen durch interne Umbaumaßnahmen, andere Gewichtungen innerhalb der angebotenen Waren, die Einrichtung von kurzfristigen Aktionsflächen u.ä. müssen dagegen unberücksichtigt bleiben und bedingen eine gewisse Unschärfe. Diese fällt jedoch – bezogen auf den gesamten Einzugsbereich und alle hier vertretenen Betriebe – voraussichtlich nicht ins Gewicht. Relevant ist hingegen erneut, dass die Flächenproduktivität bei kleinen Läden oder Fachgeschäften in aller Regel leicht über den Durchschnittswerten für diese Branche liegt, welche eher auf Großanbieter (z.B. große Elektrofachmärkte) bezogen sind. Gewisse Abweichungen von tatsächlichen Faktoren sind daher auch hier unvermeidlich, da konkrete Umsatzzahlen pro Fläche nur bedingt zur Verfügung stehen. Diese Unschärfen werden in einem weiteren Schritt gutachterlich korrigiert und infolgedessen zu einer angemessenen Entwicklungsdarstellung führen. Dabei wird auch der zentralörtliche Status von Daaden vor dem Hintergrund der Gesamtversorgungs- und Konkurrenzsituation in der näheren Umgebung berücksichtigt.

5.4 Bewertung des Einzelhandelsstandortes Die Bewertung eines Einzelhandelsstandortes stützt sich auf die bereits genannten Zahlen, aus welchen sich die Einzelhandelszentralität ermitteln lässt. Obgleich diese lediglich einen statistischen Vergleichswert darstellt, Diese gibt die Bedeutung des Standortes für die Versorgung der Bevölkerung an, ermöglicht Sie einen Vergleich verschiedener Standortgemeinden in Abhängigkeit von Einzugsbereich und eigener Bevölkerungszahl. Aus den vorliegenden Daten ergibt sich für den Nahbereich Daaden eine Kennziffer für die Einzelhandelszentralität von 60,6. Diese bezieht sich auf alle Angebote im gesamten zugrunde gelegten Einzugsbereich und die Bevölkerungszahl innerhalb des regionalplanerisch zugewiesenen Nahbereiches des Grundzentrums. Der Einzelhandelsstandort „Daaden“ erfährt mit einer Zentralität von 146,1 eine Anziehungskraft über die Ortsgemeindegrenzen hinaus und ist theoretisch in der Lage, etwas weniger als das 1,5-fache der eigenen Gemeindebevölkerung zu versorgen. Dies ergibt

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zwar hinsichtlich des zugewiesenen Verflechtungsbereiches einen angemessenen Wert, resultiert allerdings insbesondere aus der Überversorgung innerhalb der mittel- bis langfristigen Warengruppen „Einrichtungsbedarf“, „Elektrohaushaltsgeräte/ Leuchten“ sowie „Sport/ Camping“ und ist somit nicht gleich zu stellen mit einer innerhalb des Nahbereiches durch das Grundzentrum Daaden vorgehaltenen flächendeckenden Versorgung der Bevölkerung. Es liegt auch darin begründet, dass bei der Ermittlung der Zentralität alle Warengruppen berücksichtigt werden und keine Differenzierung nach kurz-, mittel- oder langfristigen Warengruppen erfolgt. Unter ausschließlicher Betrachtung des ermittelten Zentralitätswertes von 146,1 für die Ortsgemeinde Daaden (sowie 60,6 im Kontext des gesamten Nahbereiches) mag eine weitere Entwicklung theoretisch unnötig erscheinen. Jedoch ist hier zwingend zu berücksichtigen, dass dieser hohe Zentralitätswert vorrangig durch wenige mittel- bis langfristige Warengruppen mit einem deutlichen Überangebot erreicht wird. Hinsichtlich der Nahversorgung ist – trotz des dargestellten Zentralitätswertes – daher weiterhin ein deutliches Entwicklungspotenzial zu konstatieren und auch in einer Vielzahl der mittel- bis langfristigen Warengruppen sollten Erweiterungsabsichten von Bestandsbetrieben, zwar exakt geprüft, jedoch grundsätzlich positiv bewertet werden. Nur so kann eine dem Versorgungsauftrag des Grundzentrums entsprechende, flächendeckende Versorgung des Nahbereiches gewährleistet werden. Ausschlaggebend für die weitere Bewertung des Einzelhandelsstandortes ist hier demnach die für den Nahbereich von Daaden ermittelte Zentralität.

Kaufkraft im Umsatz nach Ungebundene Kaufkraft und Abfluss Untersuchungsgebiet Flächenproduktivität in andere Zentren in Mio. € in Mio. € 63.380.130 38,39 -25,0 Mio. € 39,4 %

Tabelle 7: Kaufkraftzu- / abfluss (Quelle: eigene Berechnungen) Das wesentliche Angebot im Einzugsbereich ist hauptsächlich in der Ortsgemeinde Daaden sowie in Weitefeld gebündelt. In den sonstigen Gemeinden sind, sofern überhaupt vorhanden, vorrangig Dienstleistungsangebote aller Art (Finanzdienstleistung, Frisöre, Versicherungen etc.) oder seltener Betriebe des Lebensmittelhandwerks vorliegend. Erneut ist darauf hinzuweisen, dass Weitefeld hier hinsichtlich der Nahversorgung als deutlicher Konkurrent bezüglich der Bindung von dem Grundzentrum Daaden zustehender Kaufkraft zu verstehen ist. Eine weitere Entwicklung in diesen Warengruppen sollte daher zumindest kritisch betrachtet und bewertet werden, um einer Schwächung des Einzelhandelsstandortes Daaden sowie einer potenziellen Beeinträchtigung der zukünftigen weiteren Entwicklungsberechtigungen innerhalb des Grundzentrums Daadens vorzugreifen.

Dabei sollten jedoch gleichzeitig die Inhalte des ISEK für Daaden und Weitefeld50 berücksichtigt werden, welches jedoch keine expliziten Aussagen zur Einzelhandelsentwicklung beinhält. Hinsichtlich der angestrebten Kooperation ist jedoch ein enger Abstimmungsprozess auch in der weiteren Einzelhandelsentwicklungsplanung zu empfehlen.

50 Daaden und Weitefeld nehmen am Städtebauförderprogramm „Ländliche Zentren“ teil. In diesem Rahmen wird durch das Büro Stadt-Land-Plus (Boppard) auch ein ISEK-Integriertes Stadtentwicklungskonzept erstellt, deren Inhalte hier Berücksichtigung finden. vgl. auch: http://www.daaden.de/Gemeinden_Rathaus/Ortsgemeinden/Daaden/F%C3%B6rderprogramm_ISEK/

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Der Großteil der Angebote in Daaden lässt sich hauptsächlich im Kernbereich verorten, verteilt sich jedoch in westlicher sowie östlicher Richtung auch entlang der Hauptverkehrsachse Betzdorfer Straße sowie Saynstraße. Größtenteils ist hier jedoch die Nähe zum Ortskern ersichtlich. Insgesamt spielen auch die identifizierten Tankstellen eine zwar unscheinbare, doch wesentliche Rolle in der Bindung der Kaufkraft. Durch ihr Angebot müssen die Daadener Bürgerinnen und Bürger zum Tanken die Gemeinde nicht verlassen. Somit kann einem Einkauf andernorts im Zuge einer tankspezifischen Fahrt entgegengewirkt werden. Durch das Tankangebot vor Ort wird somit eine Abwanderung von Kaufkraft potenzielle unterbunden. Insgesamt ist durch die Angebotsstruktur bereits eine gewisse Ausrichtung auf das Ortsgemeindezentrum erkennbar. Ein weiterer Angebotsschwerpunkt ist in Daaden-Biersdorf vorliegend. Hier sind östlich nahversorgungsrelevante Angebote sowie Dienstleistungen und westlich Angebote mittel- bis langfristiger Warengruppen vorliegend. Darüber hinaus ist – wie bereits erwähnt – in Weitefeld ein relevanter Einzelhandelsschwerpunkt identifiziert worden. Weitere Standorte von erheblicher Relevanz für den Einzelhandel innerhalb des Nahbereiches sind nicht vorliegend.

5.5 Weitere Rahmenbedingungen für die Entwicklung des Einzelhandels in Daaden Für die Entwicklung des Einzelhandels in der Region und in Daaden sind neben den zuvor aufgezeigten Rahmenbedingungen auch andere Aspekte zu beachten. Sie sind zwar nicht in die Berechnungen zu Kaufkraft und Kaufkraftbindung einzubeziehen, machen aber in der Folge einige Entwicklungspotenziale einer kritischeren Betrachtung zugänglich oder können unterstützende Wirkung für die positive Entwicklung des Einzelhandels entfalten. So sind die folgenden Themen und aktuellen Entwicklungen für die Ortsgemeinde Daaden in ihrer Gesamtentwicklung sehr wichtig und prägen das städtische Gefüge und gleichsam die Handelslandschaft im Ortsgemeindegebiet:

 Starker Wirtschaftsstandort

 Positive Pendlerquote 1,351

 gute soziale und medizinische Infrastruktur

 gutes vereinsstrukturelles Angebot52

 gute lokale, regionale und überregionale verkehrliche Anbindung

 Hohes politisches Engagement zur stetigen städtebaulichen Entwicklung Diese vorhandenen Standortmerkmale fließen als wichtige Standortattraktivitätsmerkmale in die weitere Konzeptbetrachtung ein.

51 http://www.infothek.statistik.rlp.de/MeineHeimat/detailInfo.aspx?topic=80&ID=3537&key=0713203018&l=3

52 http://www.daaden.de/media/custom/1911_604_1.PDF?1416471154, Eigene Erhebung

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STÄDTEBAULICHE SITUATION DES EINZELHANDELS Die städtebaulichen Rahmenbedingungen für die Einzelhandelssteuerung und -entwicklung betreffen Daaden als zentralen Ort mit einer für das Versorgungssystem relevanten Einzelhandels- struktur. Zu den städtebaulichen Rahmenbedingungen zählen neben den topografischen und natürlichen Vorgaben und Grenzen auch die durch Planung und Nutzung definierten Realisierungs- möglichkeiten in den einzelnen Entwicklungs- und Bestandslagen des Nahbereiches. Es geht folglich darum, die Ergebnisse aus Berechnungen und Analysen auf die städtebauliche Situation zu projizieren und dadurch Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb des Grundzentrums zu identifizieren, die ausschließlich auf Grundlage des Zahlenwerks nicht erkennbar wären.

6.1 Städtebauliche Rahmenbedingungen der Ortsgemeinde Daaden

Allgemeines Wichtige städtebauliche Rahmenbedingungen für die Einzelhandelsentwicklung können aus der gegebenen Lage der Ortsgemeinde hergeleitet werden. Das Ortsgemeindegebiet sowie die direkte Umgebung – insbesondere in Richtung Osten sowie Norden – ist aufgrund der Topografie sehr bewegt. Dies beeinflusste nicht nur die Ortsgemeindeentwicklung in der Vergangenheit, sondern wird auch zukünftig u.a. für Restriktionen und andere weitere maßgebliche Beeinflussung sorgen. Neu zu erschließende Flächen entwickeln sich meist an den für die vorgesehene Nutzung günstig gelegenen Standorten. Daher ist auch das Sondieren geeigneter Flächen im Ortsgemeindegebiet für größere Ansiedlungen Teil des Konzeptes. Diese Flächen müssen jedoch auch in Abhängigkeit der Sortimente dem städtebaulichen Integrationsgebot für den Einzelhandel nachkommen sowie den Bestand berücksichtigen. Insgesamt finden sich im Nahbereich von Daaden mehrere unterschiedlich zu bewertende Einkaufsbereiche. Dabei ist der Ortskern deutlich mit der höchsten Dichte an Angeboten versehen. Der rein auf die Nahversorgung ausgerichtete singuläre Standort in Daaden-Biersdorf steht dem Angebot von Daaden deutlich nach, ist jedoch aufgrund seiner Größe und verkehrstechnisch günstigen Lage wesentlich für die wohnstandortnahe Versorgung in Daaden-Biersdorf sowie für die westlich und südlich angebundenen Gemeinden innerhalb des Verflechtungsbereiches. Darüber hinaus ist im westlichen Ortsteilbereich von Biersdorf auch ein größeres Angebot mittelfristiger Waren vorliegend. Auch die Betriebshäufung in Weitefeld stellt zwar ein – für eine Ortsgemeinde ohne zentrale Funktion – überdurchschnittliches Nahversorgungsangebot und ist als eigenständiger Versorgungs- bereich zu identifizieren, jedoch räumlich nicht so ausgedehnt wie die Konzentration im Zentrum von Daaden und ist somit insgesamt von geringerer Relevanz. Im Ortskern von Daaden sind jedoch trotz zahlreichen Einzelhandelsbesatzes mehrere Leerstände auszumachen, welche potenziell aus der bis dato teilweise dispersen Einzelhandelsentwicklung resultieren. Dabei wandert voraussichtlich auch eine beträchtliche Summe an Kaufkraft in Richtung Weitefeld sowie die sonstigen umliegenden Städte und Gemeinden – hier insbesondere die Mittelzentren sowie umliegenden Grundzentren – ab. Die bewegte Topografie lässt dabei kaum geeignete Flächenpotenziale für größere Einzelhandels- betriebe im Kernbereich der Gemeinde erkennen. Aktuell konnte im Gemeindegebiet lediglich eine

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Potenzialfläche für großflächige Einzelhandelsentwicklungen identifiziert werden. Diese befindet sich östlich des Vollsortimenters in Daaden-Biersdorf entlang der Betzdorfer Straße. Für dieses Areal liegt dabei das Vorkaufsrecht bereits bei der Gemeinde, sodass für eine Entwicklung an dieser Stelle schon erste Grundlagen geschaffen wurden. Auch die verkehrstechnische Lage ist hier als sehr gut bezeichnen. Dennoch bedarf es umfassender planerischer Umstrukturierungen, um ein den heutigen betriebswirtschaftlichen und logistischen Anforderungen gerecht werdendes größeres Angebot realisieren zu können. Für kleine Einzelhandelsbetriebe eignen sich im Kerngebiet von Daaden einige Leerstände zur Wieder-/ Nachnutzung. Typische Potenzialflächen für großflächige Entwicklungen einzelner Betriebe in Form von größeren Leerständen sind im Zentrum jedoch nicht vorhanden. Die Verkaufsfläche des größten identifizierten Leerstandes liegt hier bei ca. 250 m². Die weiteren Leerstandsflächen liegen deutlich darunter. Größere Flächenpotenziale bieten sich im direkten Ortsgemeindezentrum demnach nicht. Somit ist ein Ausweichen auf Potenzialflächen außerhalb des Ortsgemeindezentrums potenziell alternativlos, um eine rasche Nachverdichtung über die Realisierung größerer Betriebe zu ermöglichen. Im Konzept wird dabei auf die identifizierten Potenziale hingewiesen, welche je nach Grad der städtebaulichen Integration als Potenzialflächen identifiziert wurden und zur Diskussion gestellt werden. Dabei wird im weiteren Verlauf erneut auf die bereits beschriebene identifizierte Potenzialfläche in Daaden-Biersdorf eingegangen, welche jedenfalls flächenbezogen großflächigen Einzelhandel ermöglichen könnte. An dieser Stelle sollte jedoch eine Beschränkung auf nahversorgungsrelevanten Einzelhandel verankert werden, um einer städtebaulichen Schädigung des Ortsgemeindezentrums entgegen zu wirken. Eine bedeutende Versorgungsfunktion innerhalb des Nahbereiches jedoch außerhalb des Ortsgemeindegebietes von Daaden kommt darüber hinaus dem Angebot in der Ortsgemeinde Weitefeld zu. Hier sind im Ortseingangsbereich ein Lebensmittelmarkt, ein Getränkemarkt, ein Betrieb des Lebensmittelhandwerks sowie ein Angebot mittel- bis langfristiger Warengruppen auszumachen. Die Ortsgemeinde hält somit ohne zentrale Funktion einen eigenständigen, die Nahversorgungsfunktion des Grundzentrums unterstützenden Versorgungsbereich vor. Dabei ist davon auszugehen, dass ein Teil der von Daaden abwandernden Kaufkraft in Weitefeld gebunden wird. Eine weitere Entwicklung des Einzelhandels an dieser Stelle sollte durch das Grundzentrum Daaden zumindest kritisch betrachtet werden.

Städtebauliche Situation in Hauptgeschäftsbereichen Die identifizierten Hauptgeschäftsbereiche innerhalb des Nahbereiches bestehen aus den Kernbereichen von Daaden sowie einem Areal im östlichen Bereich des Ortsteiles Daaden- Biersdorf. Eine klassische Fußgängerzone ist in Daaden nicht vorhanden. Zwar ist ein eindeutiger Hauptgeschäftsbereich zu identifizieren, dieser wirkt jedoch eher zusammenhanglos und auch gestalterisch nicht einheitlich. Den im Maßnahmenplan des ISEK vorgeschlagenen Maßnahmen ist dabei ausdrücklich zuzustimmen. Dabei sind insbesondere die Maßnahmen zur funktionalen und

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gestalterischen Aufwertung der Platzstrukturen sowie der verkehrstechnischen Neuordnung zu begrüßen.53 Streulagen sind nur vereinzelt identifiziert worden und befinden sich entlang der Saynischen Straße in Richtung Osten sowie der Betzdorfer Straße in Richtung Westen etwas außerhalb des Ortsgemeindekerns. Die höchste Dichte an Einzelhandelsbetrieben ist im Zentrum von Daaden auszumachen. Hierunter finden sich jedoch keine großflächigen Einzelhandelsbetriebe der Nahversorgung. Erst in Biersdorf ist mit dem Vollsortimenter ein großflächiger Nahversorger festzuhalten. Betriebe mit mittel- bis langfristigem Angebot finden sich darüber hinaus sowohl im Ortskern als auch innerhalb des weiteren Ortsgemeindegebietes – u.a. erneut in Biersdorf – auch als großflächige Betriebe. Zwar ist eine gewisse Magnetwirkung des Ortskernes auszumachen, jedoch wird eine das Zentrum aufsuchende Person nicht zum Verweilen und stöbern innerhalb mehrerer Betriebe animiert, sodass hier voraussichtlich ein Teil des Kaufkraftpotenziales nicht abgeschöpft wird, da lediglich Zieleinkäufe ohne weiteren Einkaufsbummel anzunehmen sind. Dabei sind in erster Linie Dienstleistungen, gastronomische Angebote sowie vereinzelte Fachgeschäfte unterschiedlicher Warengruppen (Blumen, Bekleidung, Bücher und Schreibwaren, Betriebe des Lebensmittelhandwerks u.a.) angesiedelt. Zudem befinden sich hier einige Leerstände, welche das Gemeindebild noch nicht prägen, die jedoch dennoch deutlich wahrnehmbar sind. Eine gezielte Gegensteuerung zur Nachnutzung dieser Immobilien ist auch hier anzustreben. Raum für großflächige Einzelhandelsangebote findet sich innerhalb dieses Areals jedoch nicht. Das vermutlich lediglich auf einen gezielten Einkauf ausgerichtete Kundenverhalten kann an dieser Stelle auch im Zusammenhang mit der städtebaulich als schwierig zu bezeichnenden Gesamtsituation im Kontext zum Einkaufserlebnis gebracht werden. Aufgrund des Fehlens einer klassischen Einkaufssituation ist hier das entspannte Einkaufserlebnis kaum möglich. Stattdessen wird der öffentliche Raum sowohl durch den fließenden als auch den ruhenden Verkehr dominiert. Das One-Stop-Shopping ist zwar tendenziell möglich, jedoch nicht attraktiv da die Betriebe zwar in räumlicher Nähe zueinander liegen, jedoch durch bauliche oder verkehrliche Barrieren physisch voneinander getrennt sind.

Zu einer Verbesserung der Gesamtsituation können hier potenziell die im Rahmenplan54 des ISEK verzeichneten Maßnahmen insbesondere im Kernbereich beitragen. Sowohl die gewässerbezogenen Maßnahmenvorschläge (Renaturierung/ Sitzen am Wasser) und somit die Öffnung des Fontenay-le-Fleury Platzes – auch für Aufenthaltszwecke – kann hier zu einer deutlichen Aufwertung des Areals beitragen. Hinzukommend kann durch Querungshilfen sowie die Neuordnung einzelner Areale und verbesserten Wegebeziehungen auch eine funktionelle Verbesserung realisiert werden. Diese Maßnahmen sind ebenfalls zu begrüßen. Im Zusammenhang mit den Aussagen des Einzelhandels- und Zentrenkonzeptes kann hier somit eine sinnvolle gesamträumliche städtebauliche Entwicklung durch synergetische Effekte erzielt werden. Zudem sind auch die weiteren Aufwertungsmaßnahmen als sinnvoll für die gesamtstädtebauliche

53 Ortsgemeinde Daaden, VG Daaden, Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept – Maßnahmenkonzept, Erstellt durch: Büro Stadt-Land-Plus – bearbeitet im Auftrag der Ortsgemeinde Daaden, Boppard-Buchholz, Juli 2014

54 Ortsgemeinde Daaden, VG Daaden, Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept – Rahmenplan, Erstellt durch: Büro Stadt- Land-Plus – bearbeitet im Auftrag der Ortsgemeinde Daaden, Boppard-Buchholz, Juli 2014

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Entwicklung sowie für die zukünftige Einzelhandelsentwicklung zu bewerten und stehen den beabsichtigten Inhalten des vorliegenden Konzeptes nicht entgegen. Im Bereich der Hachenburger Straße macht sich der negative Einfluss des motorisierten Individualverkehres deutlich bemerkbar. Der fließende Verkehr ist hier sehr prägnant und dominiert die Wahrnehmung. Entlang der Mittelstraße ist es weniger das Verkehrsaufkommen als vielmehr die Ausgestaltung des Straßenraumes, welche hier die Dominanz der verkehrlichen Situation ergibt. Die Notwendigkeit einer auch verkehrlichen Neugestaltung innerhalb von Daaden zeigt sich auch in den Analyseplänen des ISEK. Auch hier wird eine mangelnde städtebauliche Integration, fehlende Querungshilfen oder auch die Notwendigkeit einer funktionalen und/ oder gestalterischen Aufwertung im Straßenraum festgehalten.55 Eine klassische Fußgänger- und Aufenthaltszone ist im Kernbereich von Daaden dabei nicht zu erkennen. Die Grundvoraussetzungen für die zukünftige Einzelhandelsentwicklung im Kernbereich der Ortsgemeinde ist demnach die Nachnutzung der leerstehenden Ladenlokale durch kleinflächige Einzelhandelsbetriebe sowie die gezielte Nachverdichtung insbesondere der Nahversorgung sowie in kleinerem Umfang auch der deutlich unterversorten mittel- bis langfristigen Warengruppen. Auch die Umnutzung zu Wohnraum ist denkbar und anzustreben, um eine Aufwertung des Ortsbildes zu unterstützen. Eine Verbesserung der verkehrstechnischen Situation ist ebenfalls wünschenswert, jedoch aufgrund der städtebaulichen Struktur, der Verkehrswegebeziehungen sowie der topografischen Gegebenheiten nur schwierig umzusetzen. Insgesamt ist aufgrund der Häufung der Angebote im Kerngebiet ein deutlicher Versorgungsschwerpunkt auszumachen. Trotz der unterschiedlichen Charakteristik der Betriebe, der ungünstigen Lagebeziehungen zueinander, singulär anzusteuernden Stellplatzbereichen trotz räumlicher Nähe sowie einer für den Gesamtbereich auf den MIV ausgerichteten Verkehrsinfrastruktur ist hier der Hauptversorgungsstandort von Daaden zu identifizieren, welcher aufgrund der Edeka-Betriebe sowie des Norma Betriebes auch eine wichtige Rolle für die Nahversorgung der hiesigen Bevölkerung spielt. Die Versorgungsleistung durch den Rewe Markt in Daaden-Biersdorf entlang der Betzdorfer Straße ist dabei jedoch ebenso ein wichtiger Faktor. Jedoch sind auch hier Leerstände zu verzeichnen, welche die städtebauliche Qualität negativ beeinflussen. Nicht zu unterschätzen ist auch die Rolle der Tankstellen, welche „Tankfahrten“ aus der Ortsgemeinde heraus unnötig machen und somit potenziell auch dafür sorgen, dass keine Gelegenheitskäufe auf solchen Fahrten außerhalb von Daaden getätigt werden. Somit unterstützen Sie sowohl direkt als auch indirekt ebenfalls die Nahversorgung und die Ortsgemeinde als Einzelhandelsstandort.

Städtebauliche Situation in Streulagen Als sogenannte Streulagen sind Standorte zu bezeichnen, die eine gewisse Magnetwirkung entfalten können, jedoch keinem durch aktive Steuerung der Ortsgemeinde gehörenden Versorgungsstandort zuzuordnen oder gleichsam zu charakterisieren sind. In Daaden sind keine Bereiche als klassische Streulagen zu identifizieren. Auch in den weiteren Ortgemeinden innerhalb des Verflechtungsbereiches sind keine in direktem, räumlichem

55 Ortsgemeinde Daaden, VG Daaden, Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept – Analyseplan Verkehr, Erstellt durch: Büro Stadt-Land-Plus – bearbeitet im Auftrag der Ortsgemeinde Daaden, Boppard-Buchholz, Juli 2014

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Zusammenhang verortete Einzelhandelsbetriebe zur Versorgung der Bevölkerung mit kurz-, mittel- oder langfristigen Waren vorhanden oder in der Lage eine alleinige Magnetwirkung zu entfalten, welche nicht durch Daaden initiiert sind. Dennoch gilt es natürlich bei der Ausweisung der zentralen Versorgungsbereiche sowie der für die Entwicklung in Daaden sowie Daaden-Biersdorf auszuweisenden Flächenpotenziale auch die einzelnen Einzelhandelsbetriebe in den umgebenden Ortsgemeinden zu berücksichtigen und die Handlungsempfehlungen entsprechend anzupassen.

6.2 Planungsrechtliche Vorgaben für die vorgenannten Bereiche

Flächennutzungsplan Der gültige Flächennutzungsplan für den Bereich der ehemaligen Verbandsgemeinde Daaden stellt die planungsrechtlich festgelegten Bereiche für den großflächigen Einzelhandel dar. Die identifizierten für den Einzelhandel relevanten Bereiche sind als unterschiedliche Bauflächen festgelegt. So ist das Gebiet um den im Kernbereich von Daaden ausgemachten Versorgungsbereich hauptsächlich als Mischbaufläche sowie in einem Teilbereich als Flächen für den Gemeinbedarf ausgewiesen. Lediglich die Flächen um den Rewe-Markt an der Betzdorfer Straße sind als Sonderbauflächen Einzelhandel ausgewiesen.

Abbildung 18: Nutzungsmischung im Gemeindegebiet Daaden und Daaden-Biersdorf (Quelle: Aktuell rechtsgültiger Flächennutzungsplan für Daaden, Stand November 2005, Eigene Bearbeitung) Durch die Sonderbaufläche ist der großflächige Einzelhandel zumindest in diesem Areal planungsrechtlich vorbereitet. Innerhalb der Mischbauflächen sind darüber hinaus potenziell Bebauungspläne mit der Ermöglichung kleinflächiger Einzelhandelsbetriebe bis maximal 800 m² Verkaufsfläche denkbar.

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Insgesamt ist es sinnvoll über die Bauleitplanung eine detaillierte Einzelhandelssteuerung vorzunehmen, welche auf Basis von zentralen Versorgungsbereichen auch zu einem Ausschluss von Einzelhandel in bestimmten Arealen führen kann, um schädlichen Auswirkungen entgegenzuwirken. Hierfür ist vermutlich größtenteils eine bauplanungsrechtliche Änderung hinsichtlich der Gebietstypen vorzunehmen. Zur besseren Identifikation der potenziell zu ändernden Bebauungspläne wird daher auch eine Überprüfung der vorliegenden, den Einzelhandel betreffenden Bebauungspläne im Ortsgemeindegebiet Daaden vorgenommen.

Bebauungspläne Zur Untersuchung der bauplanungsrechtlichen Vorgaben für den Einzelhandel im Ortsgemeindegebiet sind die hierfür eventuell zu beachtenden Bebauungspläne grob zu untersuchen. Dabei wird insbesondere auf die Zulässigkeit von Einzelhandelsbetrieben und eventuelle Einschränkungen geachtet. Wichtige, zu beachtende überplante Gebiete sind Misch-, Kern-, Industrie- und Gewerbegebiete, für welche die Festsetzungen im Hinblick auf die Zulässigkeit von Einzelhandel nach den Vorgaben der BauNVO modifiziert werden können. Im Sinne einer städtebaulichen und gesamtstädtischen Steuerung ist jedoch insbesondere die planungsrechtliche Festsetzung von Sondergebieten für den Einzelhandel von wesentlicher Relevanz. Hierdurch werden regelmäßig Rahmenbedingungen geschaffen, die über eine nachträgliche Steuerung nur deutlich erschwert verbessert oder korrigiert werden können. Für das Ortsgemeindegebiet liegen dabei mehrere Bebauungspläne vor, denen Einzelhandelsrelevanz zugesprochen werden muss. Nur wenige davon treffen jedoch explizite Aussagen zum Einzelhandel. Vielmehr ist der Einzelhandel im Rahmen der ausgewiesenen Baugebietstypologien in den meisten Fällen zulässig, da er nicht aktiv ausgeschlossen wurde. Zur besseren Übersicht stellt die folgende Tabelle die ermittelten einzelhandelsrelevanten Bebauungspläne und die sich aus ihren Festsetzungen ergebenden Zulässigkeiten im Kontext Einzelhandel dar.

Bebauungsplan BauNVO Baugebiet Zulässigkeit EZH Handlungserfordernis Änderung zwecks Ausschluss Kein Ausschluss festgesetzt  des Einzelhandels und Teilgebiet Ströthe 1968 MI / WA bis ≤ 800 m² VK Überführung auf aktuelle BauNVO 1990 Änderung zwecks Ausschluss Kein Ausschluss festgesetzt  des Einzelhandels und Fünf Linden 1968 WA bis ≤ 800 m² VK Überführung auf aktuelle BauNVO 1990 Änderung zwecks Ausschluss Gewerbebetriebe aller Art des Einzelhandels und In der Grummetwies 1962 GI  großflächiger Einzelhandel Überführung auf aktuelle ≥ 800 m² VK somit zulässig BauNVO 1990 Änderung zwecks Ausschluss Gewerbebetriebe aller Art des Einzelhandels und Auf der Au 1962 GI  großflächiger Einzelhandel Überführung auf aktuelle ≥ 800 m² VK somit zulässig BauNVO 1990 Gewerbebetriebe aller Art mit Ausnahme von Einkaufszentren Änderung zwecks Festsetzung und Verbrauchermärkten im der Einzelhandelszulässigkeit Nr.4 Im Kirdorf 1968 GI Sinne des § 11 Abs. 3 BauNVO auf Bestand und Überführung  kein großflächiger EZH/ auf aktuelle BauNVO 1990 Einzelfallprüfung kleinflächiger Läden möglich Die der Versorgung des Änderung zwecks Ausschluss Gebietes dienende Läden des Einzelhandels und Nr. 3 Mühlberg 1968 WA  kein großflächiger EZH/ Überführung auf aktuelle Einzelfallprüfung klein-flächiger BauNVO 1990 Läden möglich Kein Änderungsbedarf da Großflächiger Einzelhandel ist Nr.8 1977 MK Lage in zentralem zulässig Versorgungsbereich Daaden

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Lage im zentralen Versorgungsbereich Daaden- Biersdorf (Nahversorgung)

Textliche Festsetzungen SB Markt bis 950 m² VK bereits detailliert  ggf. Biersdorfer Hütte 1990 SO Getränkemarkt bis 250 m² VK Änderung, Aufnahme der Sortimentsliste Daaden „Nahversorgungsrelevante Sortimente“ in textliche Festsetzung zur dezidierteren Steuerung Biersdorf Flur 5 und 3, Änderung zwecks Ausschluss Gewerbebetriebe aller Art Vor dem Steinbaum, Auf des Einzelhandels und 1962 WA  großflächiger Einzelhandel der Grünenbach, In der Überführung auf aktuelle zulässig Grünenbachsdell BauNVO 1990 Die der Versorgung des Änderung zwecks Ausschluss Gebietes dienenden Läden Teilgebiet Biersdorfer des Einzelhandels und 1977 WA  kein großflächiger EZH/ Feld Überführung auf aktuelle Einzelfallprüfung klein-flächiger BauNVO 1990 Läden möglich Gewerbebetriebe die das Änderung zwecks Ausschluss Wohnen nicht wesentlich stören des Einzelhandels und Vorm Stoß 1977 GE  kein großflächiger EZH/ Überführung auf aktuelle Einzelfallprüfung klein-flächiger BauNVO 1990 Läden möglich Ausnahmsweise: Läden zur Änderung zwecks Ausschluss Deckung des täglichen Bedarfs Oberes des Einzelhandels und 1977 WR   kein großflächiger EZH/ Mühlengründchen Überführung auf aktuelle Einzelfallprüfung klein-flächiger BauNVO 1990 Läden möglich Ausnahmsweise: Läden zur Änderung zwecks Ausschluss Deckung des täglichen Bedarfs des Einzelhandels und Im Mühlengründchen 1962 WR  kein großflächiger EZH/ Überführung auf aktuelle Einzelfallprüfung klein-flächiger BauNVO 1990 Läden möglich Die der Versorgung des Änderung zwecks Ausschluss Gebietes dienende Läden des Einzelhandels und Bergstraße 1990 WA  kein großflächiger EZH/ Überführung auf aktuelle Einzelfallprüfung klein-flächiger BauNVO 1990 Läden möglich

Ausnahmsweise: Läden zur Änderung zwecks Ausschluss Deckung des täglichen Bedarfs des Einzelhandels und Kalkstück 1990 WR  kein großflächiger EZH/ Überführung auf aktuelle Einzelfallprüfung klein-flächiger BauNVO 1990 Läden möglich

Tabelle 8: Bebauungspläne mit Einzelhandelsrelevanz (Quelle: Bebauungspläne der Ortsgemeinde Daaden)

Tabelle 9 verdeutlicht, dass eine Vielzahl von Bebauungsplänen Einzelhandelsnutzungen allgemein – großflächigen Einzelhandel eingeschlossen - zulässt. In den meisten Fällen handelt es sich in Folge der Vorgaben der jeweils zu Grunde liegenden Baunutzungsverordnung dabei um kleinflächigen Einzelhandel (bis max. 800 m² Verkaufsfläche je Betrieb). In einigen der Bebauungspläne welche z.B. auf Basis der BauNVO 1962 Gewerbebetriebe aller Art zulassen ist jedoch auch großflächiger Einzelhandel zulässig.56 Hingegen entspricht eine Zulässigkeit von lediglich der Versorgung des Gebietes dienende Läden auch auf Basis der „älteren“ Baunutzungsverordnungen gemäß Rechtsprechung einer Einschränkung auf nicht großflächige Betriebe.57

56 vgl. VG Sigmaringen, Urteil vom 15.06.2004 – AZ. 1 K 300/03 – RdNr.: 33 – https://openjur.de/u/607208.html (Zugriff: 21.03.2016)

57 vgl. OVG Niedersachsen , Beschluss vom 27.04. 2001 – Az. 1 MB 1190/01 – RdNr.: 12 – http://openjur.de/u/312155.html (Zugriff: 21.03.2016)

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Insgesamt besteht somit aktuell eine hohe Variabilität und nur geringe Handhabe bei der gezielten Steuerung der Einzelhandelsentwicklung. Hier sollte in Folge des Einzelhandelskonzeptes und der an dieser Stelle belegten Planungsabsicht der Ortsgemeinde reagiert werden. Über eine den Einzelhandel exakt steuernde Überarbeitung der vorliegenden Bebauungspläne wird den Inhalten des Konzeptes auch planungsrechtlich eine gute Basis gegeben und eine starke Handhabe durch die Ortsgemeinde gewährleistet. Eine detailliertere Behandlung und Steuerung des Einzelhandels über das Instrument des Bebauungsplanes ist dabei sehr zu begrüßen. So sind Anpassungen in Folge der durch das Konzept formulierten zulässig definierten Sortimente für die jeweiligen Areale im Anschluss an den Beschluss des Einzelhandelskonzeptes potenziell notwendig, um Sortimente für die entsprechenden Bereiche auch planungsrechtlich verbindlich zu verankern oder auszuschließen. Eine Änderung einiger Pläne ist auch dahingehend sinnvoll, um sie auf die heutigen, aktuellen Rechtsgrundlagen zu überführen. So basieren einzelne Pläne noch auf den alten Baunutzungsverordnungen von 1962, 1968 oder auch 1977 und ermöglichen so potenziell der gewollten Einzelhandelsentwicklung zuwiderlaufende und unerwünschte Zulässigkeiten.

Sonstige Vorgaben Neben den planungsrechtlichen Vorgaben des FNP sowie der Bebauungspläne sind bei der Aufstellung des Einzelhandels- und Zentrenkonzeptes weitere rechtliche Vorgaben zu berück- sichtigen. Wie bereits erwähnt befindet sich aktuell das ISEK „Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept“ für den Ortskern Daaden im Entwurf. Es wird bearbeitet durch das Büro Stadt- Land-Plus, Boppard-Buchholz. Die Ergebnisse der hierfür durchgeführten vorbereitenden Untersuchungen nach § 141 BauGB liegen dem Büro ISU im Entwurf vor. Die Inhalte können hier somit bereits berücksichtigt und mit den Grundsätzen und Zielen des Einzelhandels- und Zentrenkonzeptes abgeglichen werden, um hier eine konsistente Entwicklung innerhalb der Ortsgemeinde zu ermöglichen. Dies ist von besonderer Relevanz, da sich die Untersuchungsbereiche innerhalb von Daaden wesentlich mit den Inhalten des Einzelhandels- und Zentrenkonzeptes überschneiden. Wichtigste Aussagen im Kontext der Einzelhandelsentwicklung sind dabei die folgenden:

 Identifizierung des fehlenden Angebotes eines Drogeriemarktes sowie einer Buchhandlung  Steigende Relevanz des „Erlebnisaufkaufes“  Notwendigkeit der Stärkung der Mittelstraße  Aufwertung der Wegebeziehung/ stärkere Berücksichtigung der Belange der Fußgänger  Weiterentwicklung des Einzelhandelsbereiches durch qualitative Aufwertung angrenzender Wohn- und Geschäftsgebäude  Erstellung eines Marketingkonzeptes/ Schaffung von Beratungsangeboten für Einzelhändler/ Handwerk  Strategieentwicklung für Nachnutzung und Umnutzung von Leerständen/ untergenutzter Flächen und Gebäude

Einzelhandels- und Zentrenkonzept für die Ortsgemeinde Daaden Seite

 Implementierung eines City-Managements58 Die hier getroffenen Aussagen und identifizierten Entwicklungsbedarfe können auch für das vorliegende Einzelhandels- und Zentrenkonzept in dieser Form bestätigt werden. Dabei ist insbesondere dem Bedarf eines Drogeriemarktes zuzustimmen, um hier eine sinnvolle Nachverdichtung der Nahversorgung in der Warengruppen „Gesundheits- und Körperpflege“ zu ermöglichen. Zudem ist darauf hinzuweisen, dass eine kombinierte Wirkung der Maßnahmen des ISEK mit den Auswirkungen des Einzelhandels- und Zentrenkonzeptes sehr zu begrüßen ist. Hier kann durch eine Akkumulation der langfristigen positiven Effekte die einzelnen Handlungsempfehlungen und Maßnahmen eine stärkere Anstoßwirkung entfachen und durch Synergieeffekte eine beschleunigte Entwicklung der städtebaulichen Qualität in den identifizierten Konfliktlagen von Daaden entstehen. Das Einzelhandelskonzept wird darüber hinaus in enger Abstimmung mit der Verbandsgemeindeverwaltung erarbeitet, um sonstige planungsrelevante Entwicklungen, welche Auswirkungen auf das Einzelhandelskonzept mit sich bringen ebenfalls berücksichtigen zu können. Dabei ist jedoch klarzustellen, dass kein Einzelhandelskonzept für die Verbandsgemeinde Herdorf- Daaden oder für den gesamten Nahbereich Daaden (ehemalige Verbandsgemeinde Daaden) erstellt wird, sondern ein lediglich auf die Ortsgemeinde Daaden inklusive des Ortsteiles Biersdorf ausgerichtetes Einzelhandels- und Zentrenkonzept zur gesamträumlichen Entwicklung resultiert.

6.3 Fazit der städtebaulichen Analyse Für die Ortsgemeinde Daaden gelten einige städtebauliche Vorgaben, die Einfluss auf künftige Einzelhandelsentwicklungen haben. Dabei spielen neben den planungsrechtlichen Vorgaben auch die sonstigen konzeptionellen Vorgaben eine wichtige Rolle. Die vorliegenden textlichen Festsetzungen in den untersuchten Planwerken sind für eine gezielte Einzelhandelssteuerung als nicht ausreichend detailliert zu bezeichnen. In einer Vielzahl der Bebauungspläne wird dem Einzelhandel ohne weitere Beschränkung gemäß den Vorgaben der jeweils gültigen BauNVO Raum gegeben. Konkrete Sortimentsfestlegungen fehlen in den meisten Fällen ebenso wie Verkaufsflächenbegrenzungen. Lediglich in einem Fall ist ein Einzelhandelsspezifischer Bebauungsplan „Sondergebiet“ vorliegend, welcher dezidierte Vorgaben für die Zulässigkeit des Einzelhandels trifft. Die für eine gezielte Umsetzung des Konzeptes bauleitplanerisch erforderlichen Änderungsnotwendigkeiten wurden bereits angerissen. Im weiteren Verlauf des Konzeptes wird zudem erneut hierauf eingegangen. Sofern weitere, gemäß zugrundeliegender Baunutzungsverordnung potenziell den Einzelhandel ermöglichende Bebauungspläne vorliegen, welche in der Auflistung der Tabelle 9 nicht enthalten sind, sollten diese ebenfalls einer Überprüfung und Abgleichung mit den Vorgaben des Konzeptes unterzogen werden, um zukünftig einer ungeordneten Einzelhandelsentwicklung entgegenzuwirken. Dabei müssen Sie den aktuellen Anforderungen des Planungsrechts und der aktuellen Rechtsprechung entsprechen. So entsprechen die tatsächlichen Ansiedlungen oftmals nicht den Festsetzungen der betreffenden Pläne. Das betrifft insbesondere die Unterscheidung zwischen groß- und kleinflächigen Betrieben.

58 Ortsgemeinde Daaden, ISEK „Daaden Ortskern“, Entwurf November 2015, S. 24,37,52 f.

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Als Grundzentrum hat Daaden in seinem Einzugsbereich und in der Region eine herausgehobene Bedeutung, sodass möglicherweise auch bestimmte, früher getroffene Entscheidungen nochmals hinterfragt werden müssen, wenn die Ortsgemeinde die ihr zugewiesene Funktion wahrnehmen möchte. Dies gilt auch hinsichtlich der vorliegenden Konkurrenzstandorte in der Umgebung und einer sich stetig ändernden Einzelhandelslandschaft mit den damit einhergehenden Geschäftsmodellen. Darüber hinaus spielt auch die im Wandel befindliche Kundennachfrage eine Rolle. Dem Motto „Handel ist Wandel“ muss auf planerischer Ebene begegnet werden, um die Ortsgemeinde als Zentrum innerhalb des Nahbereiches zu stärken und langfristig attraktiv für Kunden zu halten – was eine gewisse offene Entwicklungsmöglichkeit des Marktes bedingt – und gleichzeitig einen Rahmen zu setzen, der die Ortsgemeinde selbst nicht übermäßig belastet, so dass sie ihre als Nahversorgungsträger voll ausfüllen kann. Die Nahversorgung in den weiteren Ortsgemeinden sollte dabei gemäß des identifizierten Bestandes verbleiben und ist als die Nahversorgungsfunktion unterstützender Besatz weitestgehend zu unterstützen. Dabei ist insbesondere die Ortsgemeinde Weitefeld zu beachten.

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GUTACHTERLICHE AUSWERTUNG

7.1 Zahlenwerk Überblick über das bisherige Zahlenwerk:

 Einwohner Ortsgemeinde Daaden 4.228 Nahbereich 11.611

 Kaufkraftindex Ortsgemeinde Daaden 95,9

 Einzelhandelsrelevante Kaufkraft Nahversorgung 2.663 € / Person / a sonstige Versorgung 2.795 € / Person / a

 Kaufkraft für Warengruppen mit Nahversorgungsrelevanz 30,92 Mio. € mittel-/langfristiger Relevanz 32,46 Mio. €

 Verkaufsfläche Ortsgemeindegebiet kurzfristiger Bedarf 3.300 m² mittelfristiger Bedarf 9.155 m²

 Verkaufsfläche Nahbereich kurzfristiger Bedarf 1.505 m² mittelfristiger Bedarf 95 m²

 Verkaufsfläche / Einwohner Ortsgemeinde Daaden 2,95 m² Gesamter Nahbereich 1,21 m²

 Einzelhandelszentralität Ortsgemeinde Daaden 146,1 Gesamter Nahbereich 60,6

7.2 Absatzwirtschaftliche Entwicklungsspielräume, Potenziale und Restriktionen Die erhobenen Zahlen stützen sich auf derzeit bekannte Nutzungen und die hier vorhandenen Sortimente der einzelnen Warengruppen. Um aus diesen Zahlen eine gutachterliche Einschätzung der Situation ableiten zu können, müssen jedoch einige Korrekturen aufgrund der tatsächlichen Anbieterstruktur vorgenommen werden. Diese berücksichtigen – wie bereits erläutert –, aufgrund von Besonderheiten des Warenangebotes und bestimmter örtlicher Faktoren, eine Abweichung des theoretischen Zahlenwerks von der realen Situation. Die folgende Tabelle zeigt zunächst die aus der Kaufkraftbindungsquote ermittelten Werte für den Kaufkraftab- bzw. zufluss in % und in Mio. €. Zu beachtende lokale Besonderheiten werden im Anschluss beschrieben. Zu beachten ist, dass eine 100 %-ige Deckung des Bedarfs im Einzugsbereich nicht in allen Warengruppen erreicht werden kann, da hinsichtlich der Versorgungsfunktion der umliegenden Mittelzentren und des eigenen Status als Grundzentrum die Versorgungsaufträge und zugewiesenen Einzugsbereiche berücksichtigt werden müssen. Auch andere Versorgungsmöglichkeiten und Handelswege wie Online-Shopping oder Tele- Shopping u.Ä., welche gerade im Elektronikbereich einen immer größeren Stellenwert einnehmen, führen dazu, dass eine vollständige Bedarfsdeckung vor Ort in einigen Sortimenten als eher unrealistisch angenommen werden kann und auch nicht angestrebt werden sollte.

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Kaufkraft- Kaufkraftab- und Kaufkraftab- und Warengruppe bindungsquote in % -zufluss in % -zufluss in Mio. €

Nahversorgungsrelevante Warengruppen Nahrungs- und Genussmittel 61,2 -38,8 -10,1 Gesundheits- und Körperpflege 19,6 -80,4 -4,1 Warengruppen des mittel-bis langfristigen Bedarfs Baumarktspezifische Waren 45,1 -54,9 -3,8 Bekleidung 62,3 -37,7 -1,9 Einrichtungsbedarf 115,6 15,6 0,8 Bücher / Schreibwaren 26,5 -73,5 -2,0 Unterhaltungselektronik und 0,0 -100,0 -2,0 elektronische Medien Elektrohaushaltsgeräte / Leuchten 191,1 91,1 1,9 Spielwaren / Hobbys 56,9 -43,1 -0,5 Foto / Optik 6,4 -93,6 -1,2 Schuhe / Lederwaren 114,6 14,6 0,2 Informationstechnologie 7,0 -93,0 -1,2 Sport / Camping 150,9 50,9 0,6 Glas-Porzellan-Keramik 62,8 -37,2 -0,3 Uhren / Schmuck 0,0 -100,0 -0,8 Telekommunikation 12,2 -87,8 -0,4 Baby-/ Kinderartikel 0,0 -100,0 -0,2 -25,0

Tabelle 9: Kaufkraftab- und -zuflüsse im Einzugsbereich (Quelle: eigene Berechnungen) 11,0 10,0 9,0 8,0 10,1 7,0 6,0 5,0 4,0

3,0 4,1 3,8 3,8 1,2 1,2 2,0 1,2 0,8 0,8 0,4 0,4 0,5 0,5 0,3 0,3 0,2 0,2 2,0 2,0

1,0 2,0 0,0 1,9 -1,0 1,9 1,9 - 0,2 0,2 0,6 0,6 -

-2,0 0,8 - -3,0 -

Abbildung 19: Umsatzpotenziale der einzelnen Warengruppen in Mio. € im Vergleich (Quelle: eigene Darstellung)

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Nahversorgung Die Deckung der wohnortnahen Nahversorgung ist Aufgabe der einzelnen Gemeinden, deren Versorgungsnetz ebenfalls zu erhalten ist. Eine weitergehende Schließung von Lücken im Nahversorgungsangebot sowie der maßgebliche Nahversorgungsauftrag obliegen aufgrund der grundzentralen Zuordnung dem Grundzentrum Daaden. Entsprechend des mittelzentralen Status kann eine hohe Versorgungsleistung von bis zu 100 % Kaufkraftbindung und in verträglichen Fällen auch darüber hinaus angestrebt werden.

 Nahrungs- und Genussmittel Der Bereich „Nahrungs- und Genussmittel“ liegt mit einer Kaufkraftbindungsquote von 61,2 % im Bereich der Vollversorgung. Derzeit fließen in dieser Warengruppe somit etwa 10,1 Mio. € Kaufkraft aus der Ortsgemeinde Daaden ab. Das bedeutet, dass die Nahversorgung durch die bestehenden Betriebe im Nahbereich nicht gedeckt ist. Als Grundzentrum muss hier eine deutlich höhere Kaufkraftbindungsquote angestrebt werden, um dem Nahversorgungsauftrag gerecht zu werden. Eine zielstrebige Entwicklung kann und sollte hier demnach zeitnah angestrebt werden, um den notwendigen Ausbau des Versorgungsangebotes zu ermöglichen. Die sich ständig wandelnde Handelswelt ist bei der Betrachtung der Flächenpotenziale immer zu berücksichtigen. Aus verschiedenen Gründen, die nicht stets mit einer Vergrößerung des Warenangebotes und damit mit mehr Umsatz verbunden sind, ist die Erweiterung bestehender Betriebe aus der derzeitigen Versorgungsstruktur der Ortsgemeinde Daaden heraus nicht nur auf Basis des bereits rein rechnerischen Potenziales zu ermöglichen. Durch Erweiterungen wird vielfach keine zusätzliche Kaufkraft in die Zentren gezogen. Vielmehr wird den Wünschen von Verbrauchern, einer geringeren Lagerhaltung oder einer besseren Präsentation der Waren entsprechend eine Erweiterung bestimmter Betriebstypen notwendig werden. Die alleinige Existenz oder das Fehlen bestimmter Betriebe können Einfluss auf die Kaufkraftbindung haben, weniger aber die Verkaufsfläche selbst; dies gilt insbesondere für Betriebserweiterungen. Das errechnete Potenzial für die Verkaufsflächenentwicklung wird trotz des hohen Bedarfes gutachterlich nach unten korrigiert. Die Unterbringung von insgesamt rund 2.500 m² Verkaufsfläche wird dabei als verträglich und tragfähig eingestuft, wobei hier vorrangig Erweiterungen bestehender Angebote ins Auge zu fassen sind. Dabei ist hinsichtlich der wohnortnahen Versorgung auch die Nachnutzung der vorliegenden Leerstände im Ortsgemeindegebiet in Betracht zu ziehen. Dabei ist hinsichtlich der grundzentralen Funktion von Daaden insbesondere darauf hinzuweisen, dass Einzelbetriebe in Grundzentren gemäß LEP IV maximal eine Verkaufsfläche von 2.000 m² realisieren dürfen. Selbst nach einer solchen, eher unwahrscheinlichen Entwicklung, stünden weitere 500 m² Verkaufsfläche auch für kleinflächige Nachverdichtungen im Ortskern oder geringfügige Erweiterung von Bestandsbetrieben zu Verfügung. Nach vollständiger Umsetzung dieses Flächenpotenziales läge die Kaufkraftbindungsquote für „Nahrungs- und Genussmittel“ in Daaden weiterhin im Bereich der Unterversorgung (da < 100 %). Da die maßgebliche Nahversorgung vorrangig im Ortsgemeindegebiet von Daaden stattfindet, muss in erster Linie an dieser Stelle den Marktbedürfnissen in einem ausgewogenen Verhältnis nachgekommen werden, um die Funktion des Grundzentrums Daaden innerhalb des Verflechtungsbereiches sowie in Konkurrenz zu den Mittelzentren in Gänze zu stärken und zu sichern. Dabei können hier auch Umsiedlungen innerhalb der Ortsgemeinde in Richtung zentraler Versorgungsbereiche sowie ergänzend kleinflächige Neuansiedlungen ermöglicht werden.

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 Gesundheits- und Körperpflege Im Hinblick auf das Sortiment „Gesundheits- und Körperpflege“ wurden im Zuge der vorliegenden Untersuchung alle Betriebe berücksichtigt, die Angebote aus dieser Warengruppe führen. Dazu zählen auch die Discounter und Lebensmitteleinzelhändler im Einzugsbereich, die in ihrem Sortiment einen bestimmten Anteil an Produkten aus dieser Warengruppe anbieten. Des Weiteren zählen hierzu auch Apotheken oder Parfümerien, die i.d.R. zwar nur über eine kleine Verkaufsfläche verfügen, dafür aber eine überdurchschnittliche Flächenproduktivität aufweisen. Mit einem Kaufkraftabfluss von derzeit 80,4 % der in dieser Warengruppe vorliegenden Kaufkraft oder monetär ausgedrückt von ca. 4,1 Mio. €, bei einer Bindungsquote von lediglich 19,6 % ist hier von einer deutlichen Unterversorgung der Bevölkerung mit Sortimenten der „Gesundheits- und Körperpflege“ zu sprechen. Daraus resultiert, dass für diese Warengruppe – ausschließlich auf Basis des angesetzten Rechenmodells – ein Verkaufsflächenpotenzial in Höhe von 1.123 m2 zur Entwicklung bereitgestellt werden könnte, um eine 100 %-ige Kaufkraftbindungsquote zu erzielen. Dieser Wert liegt aus gutachterlicher Sicht in einem angemessenen Bereich, kann hier jedoch aufgrund des Nahversorgungsauftrages geringfügig angehoben werden. So ist eine Erweiterung der Gesamtverkaufsfläche um maximal 1.200 m² innerhalb des Grundzentrums als verträglich und realisierbar anzunehmen. Dieses Potenzial ist bei dieser daraus gegebenenfalls resultierenden potenziellen Bindungsquote voraussichtlich nicht geeignet eine negative Auswirkung auf die zentralen Versorgungsbereiche der Ortsgemeinde oder umliegender Zentren auszuüben. Die Realisierung dieser zur Verfügung gestellten Verkaufsfläche kann dabei einer im Zuge der Erhebung identifizierten Notwendig einer Neuansiedlung eines Drogeriemarktes innerhalb zentraler Versorgungsbereiche dienen sowie darüber hinaus zur Erweiterung der Verkaufsflächen vorliegender Bestandsbetriebe genutzt werden. Dadurch kann die wohnortnahe Versorgung durch die gezielte Entwicklung dieser nahversorgungsrelevanten Warengruppe erheblich verbessert und nachverdichtet und ein, einem Grundzentrum entsprechendes – Angebot auch mit „Gesundheits- und Körperpflege“ Artikeln kreiert werden. Dabei sollte das Potenzial maximal für einen größeren Einzelbetrieb dieser Warengruppe und darüber hinaus vor allem für Erweiterungen bestehender Angebote oder die Nachnutzung leer stehender Ladenlokale im Ortsgemeindekern zur Verfügung gestellt werden. Da auch die Erweiterung von Vollsortimentern oder Discountern Verkaufsflächenvergrößerungen im Bereich der Gesundheits- und Körperpflege auslösen kann, ist rechnerisch auch bei einer solchen Erweiterung im Einzelfall die Verträglichkeit der Ausschöpfung eines geringen Potenzials nachzuweisen. Da eine Deckelung von Verkaufsflächen nicht bei einer Bindung der vorhandenen Kaufkraft zu 100 % sondern an dem unterbleibenden Auslösen von negativen Auswirkungen nach Z 60 des LEP IV zu orientieren ist, ist die Zuschreibung der Verkaufsflächenpotenziale insbesondere in der Nahversorgung des Grundzentrums Daaden als Stärkung des Standortes und Sicherung des Nahversorgungsauftrages zu verstehen. Potenzielle Auswirkungen von einzelnen Vorhaben sind dabei für den Einzelfall nachzuweisen.

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Mittel- bis langfristige Versorgung Die weitergehende Versorgung der Bevölkerung obliegt der Ortsgemeinde als Grundzentrum für den zugewiesenen Verflechtungsbereich gemäß Regionalen Raumordnungsplanes Mittelrhein- Westerwald. Angebote mittel- bis langfristiger Warengruppen sind grundsätzlich den Mittelzentren vorbehalten. Zwar sind für konkrete Vorhaben und begründete Einzelfälle auch Entwicklungen in Grundzentren denkbar, die Erforderlichkeit entsprechender Planverfahren ist für diese jedoch zu beachten. In einzelnen Warengruppen ist für Daaden dabei bereits eine beachtliche Kaufkraftbindungsquote, weit über die üblichen Werte für Grundzentren hinaus, festzuhalten. Dennoch ist in anderen Warengruppen, obgleich hier ein Grundzentrum vorliegt, eine Unterversorgung zu postulieren. Somit muss insbesondere bei der gutachterlichen Korrektur der berechneten Flächenpotenziale eine ausgewogene Abwägung stattfinden, welche Flächenpotenziale in welchen Warengruppen tatsächlich einer realistischen Entwicklung entsprechen und welche Potenziale rein rechnerisch wesentlich zu hoch sind. Dadurch kann und soll auch einer ungerechtfertigten Nutzung von den Mittelzentren zustehender Kaufkraft entgegengewirkt sowie eine Schädigung umliegender zentraler Orte und Gemeinden vermieden werden.

 Baumarktspezifische Waren In diesem Bereich fließt derzeit eine Summe von etwa 3,8 Mio. € vom Standort Daaden ab. Die Bindungsquote liegt bei ca. 45,1 %. Hieraus ergibt sich ein Verkaufsflächenpotenzial von rechnerisch 2.819 m² für Neuansiedlungen oder Erweiterungen, um eine 100 %-ige Versorgung in dieser Warengruppe zu gewährleisten. Da Daaden Grundzentrum ist, sollte einer übermäßigen Erweiterung von mittelbereichsrelevanten Sortimenten entgegengewirkt und lediglich der Erweiterung von Bestandsbetrieben zugestimmt werden. Eine Ausweisung der Potenzialfläche bis maximal 1.000 m² wird daher als angemessen erachtet. Dadurch wird sowohl den identifizierten Bestandsbetrieben Rechnung getragen, als auch kleineren Sortimentsanteilen in sonstigen Betriebe die Möglichkeit zur geringfügigen Erweiterung gegeben. Die Nutzung der ausgewiesenen Potenzialfläche von 1.000 m² sollte dabei auf Nutzungskonzept und Sortimentsstruktur abgestimmt sein. Anzumerken ist hierbei, dass vor allem die Sortimentsstruktur von Baumärkten hinsichtlich der Größe der Betriebe von kleineren Anbietern zu großen Märkten stark wechselt. Ursache hierfür ist, dass betriebswirtschaftliche Zwänge und die Nachfrage einer großen Auswahl durch die Kundschaft einen höheren Flächenbedarf voraussetzen. Eine geeignete Struktur entsprechender Angebote ist insofern nicht nur an den Einzugsbereichen der Regional- und Landesplanung sondern auch an der Erreichbarkeit einzelner Standorte zu orientieren. Für konkrete Vorhaben ist also eine regionale Verträglichkeit nachzuweisen. Es genügt nicht alleine auf die freien Potenziale des Einzelhandels- und Zentrenkonzeptes abzustellen.

 Bekleidung In der Warengruppe „Bekleidung“ sind im Untersuchungsgebiet bereits einige Betriebe vorhanden. Es ist aber dennoch eine Unterdeckung des Bedarfs festzustellen. Die Kaufkraftbindungsquote beträgt derzeit 62,3 %, sodass sich für den Standort ein rechnerischer Kaufkraftabfluss von

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umgerechnet etwa 1,9 Mio. € (-37,7 %) ergibt. Dies entspricht einem rechnerischen Verkaufs- flächenpotenzial von 658 m2. Aus gutachtlicher Sicht sind Ansiedlungen insbesondere kleinerer Anbieter mit hochwertigen Bekleidungsartikeln beziehungsweise Markenkleidung im unmittelbaren Ortskern sowie die weitere Deckung des Bedarfs an Bekleidungsartikeln aus unterschiedlichen Preissegmenten aktiv zu fördern, um eine ausgewogene Angebotsvielfalt vorhalten zu können. In Daaden existieren in dieser Warengruppe überwiegend inhabergeführte Betriebe im Kerngebiet der Ortsgemeinde oder nahe des Ortskernes. Mit KiK ist lediglich ein größerer, auch überregional bekannter Bekleidungsbetrieb angesiedelt. Die sonstige vorliegende, inhabergeführte Struktur gilt es zu fördern und gleichzeitig die Ansiedlung neuer Angebote oder den Ausbau bestehender Angebote zu steuern, um den Kundenwünschen entsprechend nachkommen zu können. Obgleich mit 62,3 % Kaufkraftbindungsquote bereits ein für ein Grundzentrum angemessener Wert vorliegt, sollte Daaden auch in den Mittel- bis langfristigen Sortimenten eine geringfügige Entwicklung, insbesondere hinsichtlich der Bestandssicherung der Einzelbetriebe, jedoch auch der Standortsicherung als Einzelhandelsstandort ermöglichen. Eine solche zu realisierende Stärkung und Sicherung kann dabei auch durch die Warengruppe Bekleidung unterstützt werden. Es sollte daher eine potenzielle Entwicklung berücksichtigt werden, die unter der Voraussetzung der städtebaulichen Verträglichkeit im Rahmen von rund 500 m² Verkaufsfläche insgesamt zu prüfen wäre. Dabei sollte das Potenzial für alle Bestandsbetriebe sowie zur Nachnutzung der Leerstände als prioritäre Entwicklungsareale genutzt werden. Dabei ist auch hier stets zu beachten, dass durch eine Entwicklung keine schädlichen Auswirkungen zu erwarten sind. Eine Verpflichtung zum Nachweis ist hier jedoch im Einzelfall festzulegen.

 Einrichtungsbedarf Im Bereich der Warengruppe „Einrichtungsbedarf“ wird mit einer Kaufkraftbindungsquote von 115,6 % zusätzliche Kaufkraft am Standort gebunden, sodass hier ein Kaufkraftzufluss von rund 0,8 Mio. € vorhanden ist. Dies ergibt bei der zugrunde gelegten Flächenproduktivität ein negatives Verkaufsflächenpotenzial von minus 308 m2. Die für diese Warengruppe identifizierte geringfügige Überversorgung ergibt sich dabei vermutlich aus den einzelnen größeren Angeboten innerhalb der Ortsgemeinde im Ortskern, entlang der Betzdorfer Straße im Ortsteil Biersdorf sowie im südlich des Ortsgemeindezentrums gelegenen Gewerbegebiet. Unter Berücksichtigung des grundzentralen Status sowie der Bestandssituation ist hier eine Korrektur des Flächenpotenziales durchzuführen, welche den Bestandsbetrieben geringfügige Erweiterungen oder aber kleinflächige Angebote (z.B. für Dekorationsbetriebe o.ä.) zur Nachnutzung identifizierter Leerstandspotenziale ermöglicht. Hierdurch kann nicht nur die betriebsbedingte Erweiterung bestehender Betriebe ermöglicht, sondern auch eine nachhaltige Stärkung des Einzelhandelsstandortes und der kleinteiligen Struktur im Ortskern erreicht werden. Durch die Herabstufung des errechneten Potenzials auf lediglich 200 m² Verkaufsflächenpotenzial wird auch der Rolle der umliegenden Mittelzentren Rechnung getragen.

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 Bücher / Schreibwaren Bücher und Schreibwaren können als eigenständige Warengruppe nur unter Berücksichtigung der tatsächlichen Angebotsstrukturen realistisch erfasst und bewertet werden. So werden ent- sprechende (Teil-)Sortimente auch in allen Supermärkten, Warenhäusern, Discountern, Kiosken, Tankstellen und in weiteren Betrieben als Randsortiment angeboten, was tatsächlich zu einer deutlich höheren Kaufkraftabschöpfung führt, als es die rechnerisch ermittelten Werte vermuten lassen. Die Werte der Kaufkraftbindungsquote von 26,5 % und das sich hieraus ergebende endogene Potenzial von 2,0 Mio. €, bzw. ein rechnerisches Flächenpotenzial von 458 m2 Verkaufsfläche kann daher nicht als absolute Kenngröße herangezogen werden. Das vorhandene Angebot resultiert dabei jedoch weniger aus einem klassischen Bücherangebot, denn vielmehr aus Schreibwaren (Zeitschriften) Angeboten innerhalb der Vollsortimenter oder aber als Teilsortiment in sonstigen Betriebsformen (z.B. Lotto Shop). Geht man von einem tatsächlichen zusätzlichen Bedarf von maximal 200 m2 aus, so lässt sich hieraus durchaus die Erweiterung bestehender Angebote im Ortsgemeindezentrum ableiten. Da in dieser Warengruppe der Vertrieb und das Bestellen über das Internet ein wichtiger zu beachtender Faktor ist, kann der Ausbau dieses Sortimentes nur unter gleichzeitiger Bewerbung des örtlichen Angebotes funktionieren. Hier ist beispielsweise Marketing über eine eigene Internetseite der Betriebe hilfreich. Zu berücksichtigen ist auch die Angebotsvielfalt in der Warengruppe. Um exaktere Aussagen tätigen zu können, ist hier eine differenziertere Nachfrageanalyse notwendig, um genauere Aussagen machen zu können. Diese Analyse ziele allerdings eher auf die Tragfähigkeit eines zusätzlichen Betriebes und weniger auf dessen Verträglichkeit ab.

 Unterhaltungselektronik und elektronische Medien Die Warengruppe „Unterhaltungselektronik und elektronische Medien“ weist eine besondere Charakteristik auf, denn neben den elektronischen Geräten zählen hierzu auch Zubehörartikel und Medien. Diese werden jedoch auch in den unterschiedlichsten Einzelhandelsbetrieben als Teil des dortigen Sortiments angeboten. So ist beispielsweise der Verkauf von DVDs und CDs bei Discountern und Lebensmitteleinzelhändlern, Warenhäusern und Drogeriemärkten heute bereits Standard, wenn auch nur als Randsortiment. Insofern muss zwischen den Medien und den eigentlichen Geräten genauer unterschieden werden, um ein realistisches Gesamtbild der tatsächlichen Angebotsstruktur zu erhalten. Die Kaufkraftbindungsquote liegt hier bei 0 %. Es ist somit kein Angebot dieser Warengruppe in Daaden zu identifizieren. Daraus resultiert ein Kaufkraftabfluss von 2,0 Mio. €. Rein rechnerisch liegt hier ein Verkaufsflächenpotenzial von 542 m² vor. Da eine Versorgung mit diesen Sortimenten aktuell immer stärker über das Internet sowie größere Betriebe in Mittel- und Oberzentren stattfindet, ist es betriebstragfähigkeitsspezifisch sinnvoll dieses Potenzial gutachterlich nach unten zu korrigieren. Schwieriger ist die Beurteilung des Angebotes von Waren der reinen Unterhaltungselektronik. Diese Geräte werden außer im Fachhandel auch in jedem Discounter und Vollsortimenter als Aktionsware in regelmäßigen Abständen gehandelt. Dadurch entsteht eine durchaus nennenswerte Konkurrenz zu Fachgeschäften, die kaum quantifiziert werden kann, aber dennoch nicht unterschätzt werden darf. Zu berücksichtigen ist auch der grundzentrale Status von Daaden und der damit einhergehende Nahversorgungsauftrag zwar über das Ortsgemeindegebiet hinaus, jedoch lediglich für den zugewiesenen Nahbereich geltend. Eine 100 % Kaufkraftbindung ist hier daher nicht anzustreben,

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auch aufgrund dessen, dass Angebote in den umliegenden Zentren eine starke Konkurrenz darstellen können, die eine tragfähige Ansiedlung in Daaden erschweren. Ein als potenziell verträglich zu bewertendes Flächenpotenzial von maximal 200 m2 kann jedoch als voraussichtlich tragfähig sowie für weitere Betriebe verträglich bewertet und demnach empfohlen werden. Kombinierte Angebote mit Sortimenten aus anderen Warengruppen stellen hier dabei eine gute Möglichkeit dar, aus mehreren Warengruppen einen angemessenen Anteil der Kaufkraft vor Ort zu binden. Bestehenden Betrieben sollte zudem die Möglichkeit eingeräumt werden Erweiterungen vorzunehmen.

 Elektrohaushaltsgeräte / Leuchten In dieser Warengruppe ist mit einer Kaufkraftbindung von 191,1 % die größte Auffälligkeit festzustellen. Hier ist eine deutliche Überversorgung festzustellen, welche jedoch insbesondere durch den Betrieb Trapp Leuchten hervorgerufen wird, welcher deutlich außerhalb des Ortskernes in einem Gewerbegebiet liegt. Dadurch entsteht hier ein monetärer Kaufkraftzufluss von ca. 1,9 Mio. € und daraus resultierend ein rein rechnerisch negatives Verkaufsflächenpotenzial von 763 m². Demnach ist auch hier lediglich eine moderate Entwicklung im Zuge von kleinflächigen innerörtlichen Leerstandsnachnutzungen oder aber Bestandserweiterungen als sinnvoll zu erachten. Darüber hinaus sind größere Ansiedlungen oder Erweiterungen in diesem Sortiment nicht sinnvoll und entsprächen auch nicht dem zugewiesenen Versorgungsauftrag. Zusätzlich ist dabei die starke Konkurrenz durch Online-Handel sowie die benachbarten Mittelzentren zu berücksichtigen. Empfohlen wird hier daher lediglich ein zu realisierendes Potenzial von maximal 150 m² Verkaufsfläche. Damit lässt sich innerhalb des Ortskernes eine sinnvolle Nachverdichtung der Angebotsstruktur erreichen, welche voraussichtlich keine schädlichen Auswirkungen auf die umliegenden Gemeinden und Zentren mit sich bringt und auch innerörtlich als verträglich zu erachten ist. Alternativ ist in Kombination mit weiteren Angeboten auch die Implementierung in eine größere Gesamtverkaufsfläche denkbar (z.B. Elektrofachmarkt in einem Fachmarktzentrum).

 Spielwaren / Hobby Das Angebot der Warengruppe „Spielwaren / Hobby“ ist innerhalb des Einzugsgebietes mit einer Bindungsquote von 56,9 % und einem rechnerischen Kaufkraftabfluss von 0,5 Mio. € als durchschnittliches Angebot zu bewerten. Dennoch ist bei einem rein rechnerischen Verkaufsflächenpotenzial von 201 m² an dieser Stelle gutachterlich eine Erweiterungsmöglichkeit zu empfehlen. Eine zusätzliche Ausweisung ist insbesondere vertretbar, da vorhandenen Betriebe teilweise ein nur sehr spezifisches Angebot vorweisen. Durch Erweiterungen bestehender Betriebe (auch im Zuge von Umsiedlungen) oder kleinflächige Neuansiedlungen (Stichwort Leerstandsnutzung), vorrangig im Kernbereich der Ortsgemeinde, wird demzufolge auch eine weitere Diversifikation der Angebotsstruktur ermöglicht. Dabei sollte ein zusätzliches Verkaufsflächenangebot von 150 m² hier jedoch nicht überschritten und gleichzeitig aktiv eine Sortimentserweiterung in der Angebotsstruktur gefördert werden.

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 Foto / Optik In dieser Warengruppe wird ein, auch für ein Grundzentrum, als unterdurchschnittlich zu bezeichnender Wert mit einer Bindungsquote von 6,4 % und damit einem Kaufkraftabfluss von 1,2 Mio. € erzielt. Das entspricht im Umkehrschluss einem rechnerischen Verkaufsflächenpotenzial von 368 m². Diese Warengruppe beinhaltet dabei auch alle Optiker-Leistungen und Hörgeräte-Akustiker, wodurch die Bilanz hier leicht verschoben wird. Allerdings enthält diese Warengruppe auch Angebote, die größere Elektronikmärkte bedienen. Solche Angebote sind somit vielfach in Oberzentren vorhanden oder werden Online vermarktet und verkauft. Da es auf Grund der Konkurrenz mit dem Internethandel, den Angeboten in benachbarten Zentren – hier insbesondere in den Mittelzentren – nicht erstrebenswert erscheint das gesamte Potenzial innerhalb von Daaden zu binden, wird eine gutachterliche Korrektur vorgenommen welche potenziell zu einer für ein Grundzentrum dieser Größe angemessenen Kaufkraftbindung führen kann. Daher wird ein als verträglich zu betrachtendes maximales Flächenpotenzial auf ca. 200 m² Verkaufsfläche beschränkt. Damit könnte die Ansiedlung von kleineren Geschäften in den Kernbereichen (z.B. zur Nachnutzung von Leerständen) sowie die Erweiterung des bestehenden Standortes realisiert werden. Alternativ sind diese Angebote auch als Teil von kombinierten Betrieben mit Elektronik und Medien vorstellbar.

 Schuhe / Lederwaren Das Angebot in dieser Warengruppe liegt mit einer Bindungsquote von 114,6 % ebenfalls im Bereich der Überversorgung und erzeugt somit einen rechnerischen Kaufkraftzufluss von 0,2 Mio. €. Das rechnerische Verkaufsflächenpotenzial liegt hier dementsprechend im negativen Bereich bei -69 m². Aus gutachterlicher Sicht kann in dieser Warengruppe insgesamt ein Potenzial von etwa 150 m² eingeräumt werden. Der Ortsgemeinde steht als Grundzentrum die flächendeckende Versorgung in dieser Warengruppe nicht zu. Dennoch sollte den Bestandsbetrieben eine Erweiterung zustehen, um auf marktbedingte Notwendigkeiten entsprechend reagieren zu können. Anzusetzen ist dieses Potenzial in erster Linie für die Bestandserweiterung sowie potenzielle Ansiedlung in kleinflächigen Leerständen innerhalb des Kernbereiches der Ortsgemeinde. Durch dieses geringe Potenzial wird auch der mittelzentrale Status der umliegenden Zentren berücksichtigt.

 Informationstechnologie In der Warengruppe „Informationstechnologie“ liegt in der Verbandsgemeinde Daaden ein geringfügiges Angebot vor. Demnach beträgt die Kaufkraftbindungsquote hier 7,0 %. Daraus resultierend fließen derzeit ca. 1,2 Mio. € der für diese Warengruppe zur Verfügung stehenden Kaufkraft vom Standort Daaden ab. Hieraus ergibt sich rechnerisch ein Verkaufsflächenpotenzial in dieser Warengruppe von 267 m². Dabei ist zu beachten, dass in dieser Warengruppe für den stationären Einzelhandel eine starke Konkurrenz durch den Online-Handel besteht. Eine Bindung von 100 % Kaufkraft sollte daher nicht zwingend angestrebt werden. Es ist zu erwarten, dass bei entsprechenden Angeboten in der Ortsgemeinde Daaden auch weiterhin Einkäufe über das Internet und in den umliegenden Grund- und Mittelzentren getätigt werden. Trotz des rechnerisch ermittelten Flächenpotenzials ist daher aus gutachterlicher Sicht eine zusätzliche

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Verkaufsfläche von lediglich maximal 150 m² zu empfehlen. Auch hier handelt es sich um Angebote, die vorrangig in Kombination mit Sortimenten anderer Warengruppen angeboten oder als kleinflächige Neuansiedlungen im Sinne der Leerstandsnachnutzung realisiert werden können. Dies kann aus gutachterlicher Sicht regelmäßig empfohlen werden, um den Standort in Gänze zu stärken und marktfähige Betriebe am Handelsstandort zu entwickeln.

 Sport / Camping Die Bindungsquote von 150,9 % wird insbesondere über eine an der Betzdorfer Straße nahe des Ortskernes liegende Betriebsanhäufung erreicht. Darüber hinaus gibt es in der Mittelstraße ein weiteres auf Zweiräder ausgerichtetes Angebot. Rechnerisch ergibt sich in dieser Warengruppe ein Kaufkraftzufluss von 0,6 Mio. € und darauf aufbauend ein negatives Verkaufsflächenpotenzial von minus 186 m². Aufgrund der bereits deutlich als Überversorgung festzustellenden Angebotssituation ist hier lediglich eine behutsame, der Erweiterung von Bestandsbetrieben oder der kleinflächigen Ansiedlung förderliche Verkaufsfläche von maximal 100 m² empfehlenswert. Aufgrund keiner weiteren dieses Sortiment vorhaltenden Betriebe innerhalb des Nahbereiches von Daaden ist eine Erweiterung der Bestandsbetriebe oder auch kleinflächige Neuansiedlung in den Kernbereichen der Ortsgemeinde Daaden als unbedenklich zu bewerten.

 Glas / Porzellan / Keramik Eine tendenziell in vielen Städten und Gemeinden eher schwach aufgestellte Warengruppe ist „Glas / Porzellan / Keramik“. In Daaden jedoch ist ein angemessenes Angebot zu verzeichnen. Daraus resultiert eine Kaufkraftbindungsquote von 62,8 %. Dies entspricht einem Kaufkraftabfluss von 0,3 Mio. €. Rechnerisch ergibt sich demnach ein Verkaufsflächenpotenzial von 237 m². Aufgrund des nicht vorhandenen Angebotes kann hier ein Verkaufsflächenpotenzial von 150 m² als verträglich angesehen werden. Mit einer daraus resultierenden auf die Nachnutzung von Leerständen im Kernbereich abzielenden jedoch als geringfügig anzusehenden ermöglichten Verkaufsfläche wird dem Versorgungsauftrag der umliegenden Mittelzentren sowie den Vorgaben der Regionalplanung Rechnung getragen.

 Uhren / Schmuck Die Warengruppe „Uhren / Schmuck“ weist ebenfalls eine Bindungsquote von derzeit 0 % auf. Hieraus resultiert erneut ein Kaufkraftabfluss, welcher bei ca. minus 0,8 Mio. € liegt. Daraus resultiert ein Verkaufsflächenpotenzial von 158 m². Somit ist auch hier eine Unterversorgung festzustellen. Trotz des lediglich grundzentralen Status sollte auch in dieser Warengruppe eine Mindestversorgung vorliegen, um den Bedarfen der Bevölkerung gerecht werden zu können. Hinsichtlich des Versorgungsauftrages ist jedoch auch an dieser Stelle eine 100 % Kaufkraftbindungsquote nicht zielführend. Daher sollte hier lediglich ein für diese Warengruppe mittleres zusätzliches Potenzial zur Entwicklung eines Mindestangebotes freigestellt werden. Dabei ist eine Potenzialflächensumme von maximal 100 m² als potenziell verträglich zu erachten. Dabei können die Flächenpotenziale für Teilsortimente oder aber kleinflächige Neuansiedlungen im Kernbereich genutzt werden. Aufgrund der Geringfügigkeit sind diese insbesondere in der Ortsmitte regelmäßig als verträglich zu erachten.

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 Telekommunikation In der Warengruppe „Telekommunikation“ ist in Daaden ebenfalls lediglich ein geringes Angebot vorhanden. Darauf abstellend, dass dieses Angebot üblicherweise eher in Mittelzentren vorliegt, ist hier bereits das geringfügige Vorliegen als positiv zu bewerten. Insgesamt resultiert eine Kaufkraftbindungsquote von 12,2 %. Das entspricht einem Kaufkraftabfluss von etwa 0,4 Mio. € und einem rechnerischen Verkaufsflächenpotenzial von 180 m². Entsprechende Angebote sind in dieser Warengruppe vorrangig auf kleinem Raum zu realisieren. Bekannt hierfür sind kleine Geschäfte von Mobilfunkanbietern (wie vorliegend) oder Service- Betriebe, die neben dem Verkauf auch den gesamten Kundenservice für einen zugewiesenen Bereich abwickeln. Typischerweise können die Angebote dieser Warengruppe auch als integrierte Bestandteile von Elektronikmärkten und Fachgeschäften wahrgenommen werden. Zudem werden viele Käufe und Erledigungen im Hinblick auf die Telekommunikation auch über das Internet abgewickelt. Discounter und Supermärkte haben SIM-Karten und Guthaben für Prepaid-Programme als Randsortimente in ihrem Warenangebot. Es besteht also eine große Konkurrenz zwischen spezialisierten Fachgeschäften und den sonstigen Vertriebswegen. Daher kann gutachterlich zu einer Realisierung des offenen Potenzials in Höhe von etwa 100 m² geraten werden, wobei verschiedene Angebotsformen hierunter zu verstehen sind. Auch für diese Warengruppe kommt wieder die Kombination mit anderen Warengruppen in Frage, so z.B. in einem Elektrofachgeschäft.

 Baby- / Kinderartikel Die Warengruppe „Baby- / Kinderartikel“ ist in der gesamten Ortsgemeinde Daaden nicht vertreten. Dementsprechend liegt die Kaufkraftbindungsquote hier bei 0,0 %. Der Kaufkraftabfluss in dieser Warengruppe beträgt demzufolge 0,2 Mio. €, was zu einem Verkaufsflächenpotenzial von 89 m² führt. Fachgeschäfte in dieser Warengruppe sind allgemein eher in Oberzentren sowie in einzelnen Fällen in gut aufgestellten Mittezentren angesiedelt. Für ein Grundzentrum ist es insofern nicht zwingend anzustreben einen eigenständigen Anbieter dieser Warengruppe zu akquirieren. Teilweise kann hier durch ergänzende Warengruppenangebote in vorhandenen Betrieben gegebenenfalls eine Verbindung dieser Warengruppe mit anderen Angeboten (z.B. aus dem Bereich Bekleidung) zu einer geringfügigen Mindestbedarfsdeckung ermöglicht werden. Durch ein solches Angebot kann zudem auch ein positiver Ansiedlungsfaktor für junge Familien resultieren. Insofern ist eine Reduzierung der potenziellen Verkaufsfläche und somit eine Realisierung von rund 50 m² Verkaufsfläche als sinnvolle Entwicklung festzuhalten. Dieses Maß lässt nicht auf schädliche Auswirkungen in umliegenden Zentren schließen. Zugleich sollte die Realisierung innerhalb des Ortskernes erfolgen.

 Zusammenfassung Zusammengefasst ergeben sich aus den vorgenannten Betrachtungen die dargestellten und gutachterlich bereinigten Flächenpotenziale für die einzelnen Warengruppen. Diese sind jedoch nicht als absolute „Grenzwerte“, sondern eher als aus aktueller Sicht heranzuziehendes Bewertungsszenario für Neuansiedlungen und Erweiterungen zu verstehen. Zudem wird eine schrittweise Entwicklung dieser Potenziale empfohlen, um eine behutsame und verträgliche Nach- verdichtung und Potenzialflächennutzung zu gewährleisten.

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Zugleich sollte die Ortsgemeinde aber langfristig versuchen, die noch offenen Potenziale komplett in den Markt einzustellen, um eine bedarfsgerechte Deckung und eine Stärkung des Standortes und nicht zuletzt die Erfüllung des grundzentralen Versorgungsauftrages im grundzentralen Verbund herbeizuführen. Dabei muss klargestellt sein, dass die aufgezeigten Potenziale eine auf dem Ansatz des Einzugsbereichs basierende Betrachtung darstellen. Sie sind für konkrete Vorhaben im Einzelfall zu prüfen. Auswirkungen von bestimmten Betriebsstrukturen können durchaus anders ausfallen, als es sich aus der Berechnung mit linearer Fortführung der Flächenproduktivitäten ergibt.

Flächenpotenzial Flächenpotenzial Warengruppe Warengruppe in m2 (ca.) in m2 (ca.) Nahrungs- und Genussmittel 2.784 2.500 Foto / Optik 368 200 Gesundheits- und Körperpflege 1.123 1.200 Schuhe / Lederwaren -69 150 Baumarktspezifische Waren 2.819 1.000 Informationstechnologie 267 150 Bekleidung 658 500 Sport / Camping -186 100 Einrichtungsbedarf -308 200 Glas / Porzellan / Keramik 237 150 Bücher / Schreibwaren 458 200 Uhren / Schmuck 158 100 Unterhaltungselektronik / Medien 542 200 Telekommunikation 180 100 Elektrohaushaltsgeräte / Leuchten -763 150 Baby- / Kinderartikel 89 50 Spielwaren / Hobbys 201 150 8.559 7.100

Tabelle 10: Flächenpotenziale nach Warengruppen (errechnet und korrigiert) (Quelle: eigene Ermittlungen) Die Potenziale sollen in der Umsetzung einem hierarchischen System zentraler Versorgungs- bereiche in der Ortsgemeinde Daaden folgen, welches nachfolgend ausformuliert wird. Dabei ist innerstädtischen Strukturen im Sinne des Zentralitätsgebotes gemäß LEP IV die höchste Priorität einzuräumen.

3.000 2.500 2.000 2.500

1.500 1.200 1.000 1.000 500 368 200 200 200 200 150 150 150 150 150

500 267 100 100 100 237 201 50 2.784 1.123 2.819 158 180 89 658 542 0 458 69 -500 - 186 763 - 308 - - -1.000

Abbildung 20: Verkaufsflächenpotenziale in m² errechnet (rot) und korrigiert (grün) (Quelle: eigene Darstellung) Insgesamt ergibt sich ein empfohlenes zu entwickelndes Verkaufsflächenpotenzial von 7.100 m² bei einem mittleren Ansatz für die Flächenproduktivität der jeweiligen Warengruppen.

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7.3 Räumlich-funktionale Entwicklungsspielräume Ziel der Untersuchung ist neben dem Aufzeigen von Potenzialen und der Steuerung von Ansiedlungen auch die Darstellung von Entwicklungsspielräumen. Aus der Sicht von Investoren werden diese bei der Standortsuche oftmals nicht berücksichtigt, da hier stets spezielle Anforderungen zu berücksichtigen sind. Es ist demnach sinnvoll den gesamten zugrunde zu legenden Einzugsbereich (Ortsgemeindegebiet Daaden und alle Ortsgemeinden innerhalb des Nahbereiches) und im speziellen den Ortskern von Daaden sowie den Ortsteil Biersdorf auf geeignete Entwicklungsräume hin zu untersuchen. Damit kann die Ortsgemeinde die proaktive Steuerung von Ansiedlungen stützen und Vorhabenanfragen zielgerichtet auswerten.

 Innerörtliche Potenziale Daaden Zu den innerörtlichen Potenzialen zählen vor allem Flächen und Leerstände59 im Kernbereich von Daaden. Im Folgenden werden die identifizierten potenziellen Entwicklungsareale vorgestellt. Darauf aufbauend werden Empfehlungen zum planerischen Umgang mit den Flächen bezüglich einer möglichen Einzelhandelsentwicklung gegeben. Potenzialflächen für den großräumigen Einzelhandel finden sich dabei innerhalb des Ortsgemeindezentrums von Daaden nicht.

1

Abbildung 21: Entwicklungspotenzialfläche Daaden Zentrum (Quelle: Bestandskartierung | eigene Darstellung) 1. Als vorrangige Potentialflächen sind die Leerstände im Kernbereich von Daaden zu nennen. Eine Stärkung dieses Areals basiert auf dem bereits jetzt klar zu erkennendem Schwerpunkt sowie der hier identifizierten, teilweise auch größeren Leerstandspotenziale. Kleinere Ansiedlungen fügen sich hier demnach harmonisch in den Einzelhandelsbesatz ein. Daher

59 Eine Verortung der Leerstände ist der Kartendarstellung der Bestandsaufnahme im Anhang des Konzeptes zu entnehmen.

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sollte die Ansiedlung von kleinflächigen Einzelhandelsbetrieben zielstrebig in diese Richtung gelenkt werden. Auch eine Umsiedlung von aktuell außerhalb des Kernbereiches liegender Betriebe in dieses Areal ist dabei als mögliche Alternative zu bedenken. Aus der obigen Aufstellung der innerstädtischen Flächenpotenziale wird deutlich, dass ein weiterer Ausbau des Einzelhandels in den Kernbereichen in eingeschränkterem Umfang möglich ist. Flächen für eine größere Ansiedlung finden sich im Kernbereich der Ortsgemeinde Daaden nicht. Bezüglich der Realisierung der Verkaufsflächenpotenziale in den einzelnen Warengruppen sollte daher insbesondere hinsichtlich größerer Entwicklungen zur Nachverdichtung der Angebotsstruktur auch über die Nutzung alternativer Standorte nachgedacht werden, sodass hier eine dem Status eines Grundzentrums gerecht werdende Versorgung erbracht werden kann. Vor dem Hintergrund der zur Verfügung stehenden nachnutzbaren Leerstände sind in diesem Bereich vor allem kleinflächige Einzelhandelsbetriebe mit Warengruppen zu berücksichtigen, welche aktuell eher geringfügige Potenziale ausweisen, um hier eine Nachverdichtung und Attraktivierung des Kernbereiches zu ermöglichen.

 Gesamtörtliche Potenziale Daaden Als gesamtörtliche Potenziale können all die Flächen bezeichnet werden, die zwar entwickelbar wären, jedoch nicht mehr zum direkten Kernbereich gezählt werden können. Dabei ist es unerheblich, ob sie im Ortskern oder einem Ortsteil liegen. Ihre Eignung für Einzelhandelsnutzungen ist vor dem städtebaulichen Ziel der Integration allerdings genauer zu untersuchen und zu bewerten.

2. Eine der identifizierten gesamtörtlichen Potenzialflächen befindet sich im Südosten des Ortsteiles Biersdorf östlich des bereits bestehenden Nahversorgers. An dieser Stelle ist die Realisierung eines oder mehrerer größerer Einzelhandelsbetriebe denkbar. Weitere flächen mit einem ähnlichen Entwicklungspotenzial konnten innerhalb des gesamten weiteren Ortsgemeindegebietes nicht ausgemacht werden. Dies liegt auch daran, dass die Ortsgemeinde sich hier bereits Ende 2015 ein Vorkaufsrecht für hier verortete Grundstücke sicherte, sodass eine Planung im Sinne der Ortsgemeinde hier zeitnah und voraussichtlich unproblematisch umgesetzt werden könnte. Durch die Realisierung und Nachverdichtung in diesem Bereich könnte aus städtebaulicher Sicht eine baustrukturelle Verbesserung durch die Schaffung einer geschlossenen Raumkante hergestellt werden. Darüber hinaus wäre auch eine sinnvolle Verdichtung der Nahversorgungsstrukturen in wohnstandortnaher Lage einhergehend. Dadurch könnte potenziell Kaufkraft von außerhalb zurückgewonnen werden und Daaden eine dem Status als Mittelzentrum gerechter werdende Magnetwirkung und Standortstärkung einhergehend mit einer Verbesserung der Kaufkraftbindung erfahren. Demnach würde eine Nutzung dieser Potenzialfläche eine Vielzahl von hier vorliegenden Defiziten ermöglichen und sollte für die weitere Entwicklung prioritär behandelt werden. 3. Eine weitere gesamtörtliche Potenzialfläche findet sich zudem im westlichen Ortsausgangsbereich des Ortsteiles Biersdorf. Hier liegen bereits zwei größere Betriebe mit mittel- bis langfristigem Warenangebot vor. Darüber hinaus ist auch ein kleiner nahversorgungsrelevanter Betrieb zu Verzeichnen. Diese Fläche eignet sich für die potenzielle Entwicklung mittel- bis langfristiger Warengruppen zur Sicherung des Bestandes sowie kleinerer Betriebe zur Nachverdichtung der Angebotsstruktur und somit potenzieller Lückenschließung in den bisherigen Warengruppen ohne Angebot. Nahversorgungsrelevante Entwicklungen sollten hier jedoch nur im Zuge der Betriebserweiterung des Bestandsbetriebes ermöglicht werden, sofern dies aus betriebstragfähigkeitstechnischen Gründen notwendig ist.

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3

2

Abbildung 22: Entwicklungspotenzialflächen Daaden-Biersdorf (Quelle: Bestandskartierung | eigene Darstellung)

7.4 Fazit Generell ist davon auszugehen, dass die Einzelhandelsentwicklung im Kernbereich der Ortsgemeinde Daaden stattfinden soll. Jedoch sind großflächige Ansiedlungen zur Nachverdichtung der Nahversorgung hier nicht möglich. Demnach ist ein Ausweichen auf sonstige Potenzialflächen diesbezüglich alternativlos. Bei Nutzung der Flächenpotenziale sollte darauf geachtet werden, dass die weitere gewachsene Versorgungsstruktur der sonstigen Ortsgemeinden innerhalb des Nahbereiches von Daaden nicht geschädigt wird und bestehen bleibt. Das Hauptaugenmerkt ist jedoch auf die Stärkung des Einzelhandels im Grundzentrum Daaden – als Hauptversorgungsträger innerhalb des Nahbereiches – zu richten. Dies zielt auch darauf ab, dass Daaden seine Versorgungsleistung in Anbetracht der grundzentralen Funktion gezielt und deutlich ausbauen kann. Für die exakte Zuordnung und Definition der zulässigen Sortimente ist ein System zentraler Versorgungsbereiche zu entwickeln, welches die Bedürfnisse der einzelnen Sortimente berücksichtigt und den Schutz der Nahversorgung, der weiteren Versorgungsstrukturen sowie ein funktionierendes Ortsgemeindezentrum zum Ziel hat. Die Entwicklung einzelner, nicht zentrenrelevanter Sortimente in Ergänzungsstandorten kann vor dem Hintergrund der Bestandssicherung in die weitere Entwicklung eingestellt werden. So kann eine Mindestversorgungsstruktur auch in diesen Sortimenten gewährleistet oder aber erstmalig hergestellt werden. So kann Daaden innerhalb des Nahbereiches sowohl als Nahversorgungsträger fungieren als auch eine die Mittelzentren geringfügig unterstützende Funktion für die Versorgung der südlich und östlich im Mittelbereich der übergeordneten Mittelzentren liegenden Gemeinden mit mittel- bis langfristigen Sortimenten übernehmen.

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MODELLE DER EINZELHANDELSENTWICKLUNG

8.1 Bevölkerungs- und Kaufkraftentwicklung Indikatoren für zukünftige Bedarfe und Realisierungschancen von Einzelhandelsbetrieben und Angeboten sind die Bevölkerungsentwicklung und eine daraus abzuleitende Prognose sowie eine Abschätzung der sich entwickelnden Kaufkraft pro Person und Jahr. Diese Aussagen können Grundlage für eine Herleitung von Steuerungsmodellen für die Gemeinde Daaden sein.

 Bevölkerungsentwicklung Die Einwohnerentwicklungen innerhalb der ehemaligen Verbandsgemeinde Daaden sowie der Ortsgemeinde Daaden ist seit einigen Jahren leicht rückläufig. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken ist eine stetige Attraktivierung auch hinsichtlich der Versorgungsstruktur notwendig. Hierdurch können Anreize entstehen, welche den weiteren Bevölkerungsverlust entweder stoppen oder sogar umkehren könnten. Dabei wurde innerhalb der ehemaligen Verbandsgemeinde im Jahre 1999 der letzte Höchststand erreicht. In der Ortsgemeinde Daaden hingegen ist die Bevölkerungsanzahl bereits seit 1993 nicht mehr über den dortigen Höchststand hinaus gekommen. Zwischen 1990 bis 2014 wurde hier ein Bevölkerungsverlust von ca. 9 % verzeichnet. Da die Versorgung im ländlichen Raum stetig schwieriger wird und Versorgungsstandorte zunehmend konzentriert in Klein- und Mittelstädten vorzufinden sein werden, ist von einer weiteren Konzentration der Wohnbevölkerung in den Städten der ländlichen Regionen auszugehen.

14.000

13.000 12.245 12.000

11.000

10.000

9.000

8.000

7.000

6.000 4.772 5.000

4.000 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Abbildung 23: Bevölkerungsentwicklung: Verflechtungsbereich und Ortsgemeinde Daaden (Quelle: Statistisches Landesamt RLP60 | eigene Darstellung)

60 Die hier verwendeten Daten dienen lediglich der vergleichenden Visualisierung der Gesamtbevölkerungsentwicklung. Dieser Datenbesatz ist der einzige vorliegende Besatz, welcher eine lineare Betrachtung der Einwohnerentwicklung erlaubt. Für 2015 liegen durch das statistische Landesamt noch keine Daten vor. Auf Verbandsgemeindeebene stehen lediglich die Werte der neuen VG Herdorf-Daaden zur Verfügung. Zur Visualisierung der Bevölkerungsentwicklung der ehemaligen VG Daaden wurden die zur Verfügung stehenden Einwohnerzahlen der Stadt Herdorf von der für die neue VG Herdorf-Daaden angegebene Einwohnerzahl subtrahiert. Dadurch lassen sich zumindest Entwicklungstendenzen für das Gebiet der ehemaligen VG Daaden erkennen. Für die kaufkraftspezifischen Berechnungen wurde aus Validitätsgründen auf die Daten von www.rlp-direkt.de (Stand: 31.12.2015) zurückgegriffen.

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Daher ist durch eine vielseitige Attraktivierung der Ortsgemeinde einem weiteren Wanderungsverlust entgegenzuwirken. Hierzu kann auch die Verbesserung versorgungsstruktureller Aspekte gehören. Die Daseinsvorsorge ist ein wesentliches Merkmal hiervon, sodass eine zielgerichtete Entwicklung der Einzelhandelsstruktur angestrebt werden muss, um die städtebauliche Entwicklung auch in diesem Bereich voranzutreiben.

 Entwicklung der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft Die Ermittlung der lokalen und regionalen Kaufkraft erfolgt in der Regel durch deutschlandweit tätige Unternehmen oder Gutachter. Diese können auf Basis von Vergleichswerten des bundesdeutschen Durchschnitts sowie der einzelnen Regionen Aussagen hierzu treffen. Dazu werden Daten ausgewertet, die auf die Kaufkraft pro Person und Jahr schließen lassen. Hierbei ist wichtig, dass eine hohe Kaufkraft nicht automatisch auch einen hohen Anteil dieser Kaufkraft für den Einzelhandel bedeutet. Vielmehr sind in den einzelnen Regionen neben den Einkommensverhältnissen auch Mietpreisspiegel und Grundstückspreise, Nebenkosten und Arbeitslosenquoten sowie Einkommensverhältnisse von Relevanz. In der vorliegenden Untersuchung wird auf die Zahlen der GfK GeoMarketing GmbH (Stand 2015) zurückgegriffen, da diese für ganz Deutschland zur Verfügung stehen, somit verifiziert und infolgedessen vergleichbar sind. Diese Zahlen wurden bis einschließlich 2014 auch von der IHK für vergleichende Betrachtungen und Prognosen in der Wirtschaftlichkeitsberatung als Grundlage genutzt. Demnach wird neben der ermittelten Kaufkraft für den Einzelhandel auch die Aufteilung in die 17 Warengruppen der GfK für alle Berechnungen zu Grunde gelegt. Ausgehend von den durchschnittlichen Werten für die Einzelhandelskaufkraft in Deutschland wird unter Zuhilfenahme des regionalen oder lokalen Kaufkraftindexes die tatsächlich theoretisch vorhandene Kaufkraft im zu untersuchenden Gebiet errechnet. Sie dient als Grundlage für eine Anpassung der Beurteilung zur Unter- oder Überdeckung in den einzelnen Warengruppen an die realen Verhältnisse.

5.800 5.692 5.657 5.602 ???

5.600 5.500 5.474 5.413 5.400 5.329 5.212 5.164 5.201 5.200

5.118 5.088 5.000

4.800 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Abbildung 24: Entwicklung der Einzelhandelskaufkraft pro Person / Jahr im bundesdeutschen Durchschnitt (Quelle: GfK | IHK Koblenz | eigene Darstellung) Da die Ermittlung der deutschlandweiten Kaufkraft jährlich starken Schwankungen unterliegen kann, ist eine direkte Vergleichbarkeit über mehrere Jahre hinweg jedoch nicht unmittelbar gegeben. So sank die Einzelhandelskaufkraft im bundesdeutschen Durchschnitt von 2008 bis 2010 und stieg seit 2011 wieder deutlich an. Diese Schwankung ließ sich aber nicht immer im gleichen Verhältnis in den

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einzelnen Warengruppen erkennen. Vielmehr gab es hier teilweise weniger starke oder auch stärkere Schwankungen, die sich teils wieder umkehrten.

 Fazit Sowohl innerhalb der Ortsgemeinde Daaden als auch innerhalb des Nahbereiches ist innerhalb der Jahre ein steter Bevölkerungsverlust zu verzeichnen. In Kombination mit der als eher steigend zu proklamierenden Kaufkraft pro Kopf, kann jedoch davon ausgegangen werden, dass die Kaufkraft zumindest auf einem gleichbleibenden Level verweilt oder langfristig sogar geringfügig ansteigt. Daher sind die zuvor ermittelten Potenziale für neue Ansiedlungen auch kurz- bis mittelfristig als empfohlene Obergrenze für den Ausbau der Einzelhandelsstruktur zu erachten. Eine diesen Werten entsprechende Realisierung ist jedoch anzuraten, damit auch zukünftig die Deckung des Bedarfs in der Bevölkerung sichergestellt ist. Es ist daher zu unterscheiden zwischen generellen Erstversorgungen und dem Ausbau bereits bestehender Angebote. Zudem ist das zentralörtliche System zu beachten. Langfristig betrachtet sind bei einem zumindest anzustrebenden Stopp des Bevölkerungsverlustes und einem gegebenenfalls aufgrund einer Attraktivierung der Ortsgemeinde einsetzenden Bevölkerungswachstums eine erneute Überprüfung der Versorgungsleistung und eine Anpassung der Flächenpotenziale in Betracht zu ziehen, soweit die dann potenziell vorliegende Situation dies erfordert.

8.2 Steuerungsmodelle der Einzelhandelsentwicklung Zur gezielten Steuerung der künftigen Einzelhandelsentwicklung in der Ortsgemeinde müssen verschiedene Szenarien mit unterschiedlichen politischen und planerischen Vorgaben betrachtet, analysiert und hinsichtlich ihrer planerischen, wirtschaftlichen und städtebaulichen Folgewirkungen bewertet werden. Aussagen zur Entwicklung innerhalb der dem Nahbereich zugeordneten Gemeinden sind nicht möglich, da das vorliegende Konzept lediglich durch die Ortsgemeinde Daaden aufgestellt wird. Durch die unterschiedlichen Ansätze werden die Zusammenhänge der Zentren- und Versorgungsstruktur kenntlich gemacht und die Auswirkungen von Ansiedlung, Aus- oder Rückbau von Einzelhandelsstandorten beschrieben. In den dargestellten Szenarien werden zentrale Versorgungsbereiche sowie die städtebaulich integrierten und nicht integrierten Einzelhandelsstandorte vereinfacht beschrieben, um unter idealtypischen Entwicklungsszenarien die Folgewirkungen der Standortentwicklung aufzuzeigen.

 Szenario 1 | Freies Spiel der Kräfte Diese, auch „Laissez-faire-Szenario“ genannte, Untersuchung basiert auf der Annahme, dass bei Einzelhandelsansiedlungen keine politischen und planerischen Restriktionen seitens der Kommune greifen. Dem meist auf nicht integrierte Standorte ausgerichteten Ansiedlungsdruck, wird daher nicht mit städtebaulich-funktionaler Steuerung begegnet. Stattdessen entscheiden Investoren und Unternehmer über Ansiedlungsvorhaben, Verlagerungen oder Erweiterungen ohne an ein (obligatorisches) übergeordnetes Steuerungsleitbild gebunden zu sein. Infolgedessen ist die wahrscheinlichste Entwicklung eine Ansiedlung von autokundenorientierten Einzelhandelsbetrieben auf preisgünstigen Grundstücken, meist in bestehenden oder neuen städtebaulich nicht integrierten Lagen. Dies führt zu einer Belastung der bestehenden hierarchischen Zentrenstruktur. Dabei werden die innerhalb des Ortskernes liegenden,

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integrierten Betriebe durch den Kaufkraftabfluss geschwächt, was eine Reduzierung des Versorgungsangebotes nach sich zieht. Dies führt potenziell zu Geschäftsaufgaben und demzufolge zu vermehrten Leerständen von Ladenlokalen im Ortskern.

 Szenario 2 | Schwerpunkt Innenstadt/ Ortskern Hierbei wird die Einzelhandelsstruktur so gesteuert, dass die kleinteilige Geschäftsstruktur gefördert und ein attraktiver Angebotsmix erhalten bzw. entwickelt wird. Es gilt innerhalb der kompakten Zentren Leerstände zu vermeiden und diese Räumlichkeiten zu nutzen. Das übergeordnete Ziel dieses Szenarios ist die Sicherung und der Schutz der zentralen Versorgungsbereiche in der Innenstadt/ im Ortsgemeindezentrum. Daher wird eine Verbesserung der Service-Leistungen („König Kunde“), eine Attraktivierung der zentralen Bereiche und eine Verbesserung der Infrastruktur angestrebt. Daneben gilt das Ziel, durch eine gezielte Steuerung die Sicherstellung der Nahversorgung in den unterschiedlichen Ortsteilen oder -quartieren zu erreichen. Kernpunkt ist somit die städtebaulich-funktionale Gliederung und Entwicklung mit einer hierarchischen Abstufung. Die Konzentration gilt dabei dem Ortszentrum und weiteren ausgewählten Standorten. Dabei wird dem Ortskern die größte Bedeutung beigemessen. Sie zu entwickeln ist das maßgebliche Ziel bei der stetigen Optimierung des Einzelhandels. Es wird dabei stets angestrebt alle Sortimente – entsprechend der Nachfrage – zu 100 % vorzuhalten. Eine völlige Deckung des Bedarfs nach Abstufung der Zentrenrelevanz gilt als optimale Einzelhandelsstruktur. Eine Neuentwicklung von Standorten wird nicht restriktiv untersagt, muss aber mit den Entwicklungen der derzeitigen Zentrenstruktur abgestimmt sein und sich zeitlich dieser Vollentwicklung unterwerfen. Eine Einzelhandelssteuerung unter diesen Voraussetzungen schafft einen klaren räumlichen und funktionalen Rahmen für derartige Entwicklungen. Basierend auf Sortiments- und Größenstrukturen sowie der funktionalen hierarchischen Eingliederung wird die Einzelhandelsentwicklung dabei jedoch an bestimmte Standorte gebunden.

 Szenario 3 | Gezielte Einzelhandelssteuerung Im Gegensatz zum vorherigen Szenario werden bei der gezielten Einzelhandelssteuerung keine starren Prioritäten bei der Einzelhandelsansiedlung festgelegt. Vielmehr wird auch hier die Einzelhandelsentwicklung grundsätzlich gezielt nach klaren räumlich-funktionalen Vorgaben gesteuert. Dies bedeutet die Konzentration des Einzelhandels auf ausgewählte Schwerpunktflächen unter Berücksichtigung der Sortiments- und Größenstrukturen sowie der funktionalen Rahmenbedingungen. Darüber hinaus bestimmen die absatzwirtschaftlichen Potenziale die Marktentwicklung. Somit legen die sortimentsspezifischen Rahmenbedingungen Art und Umfang von Neuansiedlungen und Erweiterungen fest. In Folge dessen kann hier „gezielt“ auf Entwicklungen reagiert und gesteuert werden. Unterrepräsentierte Sortimente werden bevorzugt, während über eine Ansiedlung von Sortimenten, deren Kaufkraft nahezu ausgeschöpft ist, im Einzelfall zu entscheiden ist. Im Zuge bestimmter Um- und Ansiedlungsvorhaben gibt eine Einzelfallbeurteilung jeweils Aufschluss über die Tragfähigkeit des Vorhabens und die Verträglichkeit am gewünschten Standort. Auch die Risiken und Gefahren, den vorherrschenden Sortimentsbestand und die derzeitige Zentrenstruktur betreffend, können eingeschätzt und gezielt untersucht werden.

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Einerseits wird versucht, die Vorgaben einer stringenten Steuerung umzusetzen, um eine zukunftsfähige räumlich-funktionale Entwicklung zu garantieren, andererseits wird mit Einzelfällen gerechnet, die von der Steuerungspolitik abweichen und die postulierten Leit- und Grundsätze nicht erfüllen können. Derartige Tatbestände werden nicht von vornherein ausgeschlossen, sondern durchlaufen einen Prozess der Abwägung und Entscheidungsfindung, um herauszufinden, ob sie – dem Zeitgeist entsprechend – das vorhandene Konzept aufwerten und unterstützen können. So kann es hier, im Gegensatz zum „Schwerpunkt-Szenario“, zu einer einmaligen Ansiedlung eines Einzelhandelsbetriebes (mit politischer Präferenz für einen integrierten Standort) an einem durch Gutachten als unschädlich belegten sonstigen Standort kommen. Der Ortsgemeinde werden damit Möglichkeiten eröffnet, welche sich den aktuellen Gegebenheiten des Marktes anpassen.

8.3 Fazit Die aufgeführten Szenarien machen deutlich, dass die Entwicklung des Einzelhandels in Daaden durch eine spezifisch gewählte Steuerungspolitik massiv gelenkt werden kann. Insgesamt ist für eine gezielte Steuerung der Einzelhandelsentwicklung unter Berücksichtigung eines im Handel immerwährenden Anpassungserfordernisses der bestehenden Struktur aufgrund von Marktschwankungen oder kundenspezifischen Handlungserfordernissen lediglich Szenario 3: Gezielte Einzelhandelssteuerung als langfristig erfolgreiche Handlungsstrategie geeignet. Dieses Szenario verdeutlicht die Relevanz eines Rahmenkonzeptes für die Einzelhandelsentwicklung im Grundzentrum. Mit der vorliegenden qualitativen und quantitativen Analyse können sich zukünftige Projekte an formulierten Leitbildern orientieren. Den Entscheidungsträgern wird dadurch ein gezielter Eingriff in die Einzelhandelsentwicklung ermöglicht. Die identifizierten Flächenpotenziale für die unterschiedlichen Warengruppen wurden bereits vorgestellt. Eine gezielte Einzelhandelssteuerung würde Flächen in der genannten Größenordnung zulassen. Abweichungen und Überschreitungen könnten dabei nach speziellen Untersuchungen zur Unschädlichkeit des Vorhabens (z.B. Verträglichkeitsgutachten, vereinfachte raumordnerische Prüfung) ermöglicht werden. Demzufolge sind die Empfehlungen nur als Orientierungswerte anzusehen, die sich im Einzelfall – auch nach Veränderungen am Markt – stützen oder widerlegen lassen. Die Verfolgung dieses Szenarios sorgt für eine bedarfsgerechte Entwicklung der Ortsgemeinde sowie für die Sicherung des Versorgungsauftrags. Dabei werden sowohl die Rahmenbedingungen der Betriebe als auch die politischen Steuerungsmöglichkeiten gleichermaßen gewichtet. Eine ausgewogene Entwicklung im Sinne der Versorgung der Bevölkerung ist langfristig betrachtet möglich. Weder eine zu strenge Regelung für Ansiedlungen – insbesondere aufgrund der hier vorliegenden baustrukturellen Enge innerhalb der Ortskerne – noch eine ungesteuerte Entwicklung ist wünschenswert. Daher ist eine gezielte Steuerung gemäß Szenario 3: Gezielte Einzelhandels- steuerung geeignet, um auf Entwicklungen des Marktes zu reagieren und neben der Stärkung des Zentrums und bestehender Betriebe auch Vorhaben mit Platzbedarf, nach Ausschluss schädlicher Auswirkungen, an sonstigen Standorten zuzulassen. Die Aufstellung eines Gesamtkonzeptes ermöglicht dabei, unter der Prämisse auf veränderte Rahmenbedingungen flexibel reagieren zu können, eine weitere Beobachtung des Marktes.

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EINZELHANDELS- UND ZENTRENKONZEPT

9.1 Ziele und Grundsätze der Einzelhandels- und Zentrenentwicklung Bei der Aufstellung eines Einzelhandels- und Zentrenkonzeptes ist es erforderlich, die Angebotsstrukturen quantitativ und räumlich darzustellen sowie die absatzwirtschaftlichen Spielräume zu ermitteln. Des Weiteren ist zu untersuchen, ob und wenn ja, welche Areale innerhalb der Ortsgemeinde zukünftig für die Fortführung von Einzelhandelsnutzungen bzw. für zusätzliche Einzelhandelsansiedlungen geeignet erscheinen (potenzielle Entwicklungsbereiche) und welche übergeordneten Ziele diesen Entwicklungen zu Grunde gelegt werden. Darüber hinaus sind potenzielle planungsrechtliche Restriktionen ebenfalls von Relevanz.

Übergeordnete Ziele Die übergeordneten Leitlinien ergeben sich aus der zuvor zusammengefassten einzelhandels- und zentrenspezifischen Situation der Ortsgemeinde und des zugehörigen Nahbereiches, den daraus resultierenden Bewertungen sowie den weiteren allgemein formulierten Rahmenbedingungen. Für die zukünftige Einzelhandelsentwicklung des Grundzentrums Daaden ist es daher – in quantitativer, qualitativer sowie in räumlich-funktionaler Hinsicht – erforderlich, verbindliche Ziele zugrunde zu legen. Als vorrangige Ziele der Einzelhandelsentwicklung in der Ortsgemeinde Daaden ist aus gutachterlicher Sicht vorrangig die Sicherung und Stärkung des Standortes Daaden, welches als Grundzentrum den Nahversorgungsauftrag für den zugewiesenen Verflechtungsbereich erfüllen muss, festzuhalten. Dabei wird jedoch auch eine Fortentwicklung der zentrenunschädlichen Standorte zur weiteren Deckung des – auch des mittel- bis langfristigen Bedarfs – angestrebt, wobei unter anderem darauf zu achten ist, die Randsortimente auf ein verträgliches Maß zu beschränken. Zusammenfassend betrachtet ergibt sich aus den vorherigen Arbeitsschritten folgender übergeordneter Zielkatalog zur Einzelhandelsentwicklung in Daaden; als Grundzentrum und Hauptversorgungsträger des zugewiesenen Nahbereiches.

 Sicherung und Stärkung der identifizierten Hauptgeschäftsbereiche sowie Entwicklung und Stärkung seiner Randbereiche (insbesondere bei Angebotslücken)

 Sicherung des Besatzes sowie Reduzierung und Vermeidung von Leerständen in zentralen Versorgungsbereichen von Daaden

 Erhaltung und Stärkung des identifizierten Nahversorgungsnetzes und der Schwerpunkte

 Sicherung und Ausbau eines attraktiven und vielschichtigen Einzelhandelsangebotes sowie der Einzelhandels- und Funktionsvielfalt

 Sicherung von Gewerbegebieten für Handwerk, Dienstleistungen und produzierendes Gewerbe

 Sicherung und Ausbau der grundzentralen Funktion unter Berücksichtigung der Nahversorgungsstrukturen innerhalb der Nah- und Grundversorgungssortimente anbietenden Ortsgemeinden als Unterstützer des Hauptversorgungsträgers Ortsgemeinde Daaden innerhalb des Nahbereiches

 Sicherung, Berücksichtigung sowie auch besonderes Augenmerkt auf die bereits herausgehobene Funktion des Einzelhandels in der Ortsgemeinde Weitefeld

Einzelhandels- und Zentrenkonzept für die Ortsgemeinde Daaden Seite

Grundsätze zur räumlichen Entwicklung und Steuerung des Einzelhandels Hinsichtlich einer den aufgeführten, übergeordneten Zielen entsprechenden Einzelhandels- und Zentrenentwicklung in der Ortsgemeinde Daaden sind für die zukünftige räumliche Steuerung grundsätzliche Strategien zu entwickeln. Vor dem Hintergrund der o.g. Ziele und unter Berücksichtigung der Bewertung der Ausgangssituation einerseits sowie den zukünftigen entwicklungsbestimmenden Faktoren andererseits, sollen für Daaden folgende Leitsätze zur räumlichen Einzelhandels- und Zentrenstruktur gelten und durch entsprechende politische Beschlüsse festgelegt werden. Erst durch Beschlussfassung kann es gelingen, allen beteiligten Akteuren Planungs-, Investitions- und Rechtssicherheit zu geben und vor dem Hintergrund einer weiteren Attraktivierung der Ortsgemeinde als Einzelhandelsstandort innerhalb des Nahbereiches die erstrebenswerte Magnetwirkung zu entfalten. Dabei soll im Hinblick auf die zukünftige bauleitplanerische Umsetzung darauf hingewiesen werden, dass das Einzelhandels- und Zentrenkonzept als abwägungsrelevantes, städtebauliches Konzept nach § 1 Abs. 6 Nr. 11 BauGB zwar eine wichtige Entscheidungsgrundlage darstellt, allerdings keine Rechtsverbindlichkeit im Hinblick auf die Steuerung von Einzelhandelsnutzungen entfaltet. Vielmehr gibt das Konzept Leitvorstellungen und Grundsätze vor, die mittels bauleitplanerischer Entscheidungen umgesetzt werden müssen. Somit wird die Ortsgemeinde nicht von ihrer Pflicht entbunden, in jedem Einzelfall zu prüfen, welche bauleitplanerischen Festsetzungen städtebaulich gerechtfertigt und mit dem Abwägungsgebot vereinbar sind.  Grundsatz 1: Einzelhandelsbetriebe mit zentrenrelevanten Sortimenten nur noch in den zentralen Versorgungsbereichen

Einzelhandelsbetriebe mit einem zentrenrelevanten Hauptsortiment sind grundsätzlich nur noch in den abgegrenzten zentralen Versorgungsbereichen zulässig. Diese Direktive soll dabei auch für alle kleineren Betreibe gelten, die in ihrer Sortimentsstruktur eine gewisse „Systemrelevanz“ erkennen lassen. Ausgelöst wird eine solche Relevanz durch das Verhältnis einer Angebotsfläche des zu bewertenden Betriebs zu einer bereits vorhandenen Fläche in der Innenstadt/ dem Ortskern und dem gesamten Ortsgemeindegebiet. Dies gilt generell für strukturprägende Betriebsgrößenordnungen, von denen an anderer Stelle Negativauswirkungen auf den Ortsgemeindekern zu erwarten sind.  Grundsatz 2: Einzelhandelsbetriebe mit nahversorgungsrelevantem Hauptsortiment Nahversorgungsrelevante Einzelhandelsbetriebe spielen bei der wohnortnahen Grundversorgung eine wichtige Rolle. Sind diese großflächig, so sind sie nach den Vorgaben des LEP IV nur in zentralen Versorgungsbereichen zulässig. Diese Regelung soll grundsätzlich auch auf kleinere Betriebe ausgeweitet werden. In der Ortsgemeinde würde somit die flächendeckende Nahversorgung gezielt gesichert und gestärkt. So können an solitären Standorten – innerhalb des Ortsgemeindegebietes aber außerhalb der zentralen Versorgungsbereiche – Einzelhandelsbetriebe mit nahversorgungsrelevantem Kernsortiment zulässig und sinnvoll sein, wenn sie der Nahversorgung der im unmittelbaren Umfeld vorhandenen Wohnbevölkerung dienen und keine negativen Auswirkungen auf die zentralen Versorgungsbereiche erwarten lassen. Auch eine Verlagerung von bereits bestehenden Nahversorgern zu diesem Zweck ist dabei denkbar. Demnach sind hier im Wesentlichen Betriebe des Lebensmittelhandwerks (Bäckereien, Metzgereien) sowie kleinere Lebensmittelläden

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(Nachbarschaftsläden unterhalb der Schwelle der Großflächigkeit) zulässig, die zur Deckung des täglichen Bedarfs dienen. Die Ausweisung der zentralen Versorgungsbereiche ist an diesem Grundsatz zu orientieren.  Grundsatz 3: Randsortimente an nicht integrierten Standorten Einzelhandelsbetriebe mit nicht zentrenrelevanten Hauptsortimenten führen regelmäßig sogenannte Randsortimente. Während von nicht zentrenrelevanten Randsortimenten definitionsgemäß keine Gefährdung für die Entwicklung des Hauptgeschäftsbereiches ausgeht, sind bei zentrenrelevanten Randsortimenten außerhalb der städtebaulich festgelegten Zentren Auswirkungen auf den Hauptgeschäftsbereich zumindest möglich. Obwohl das Anbieten von zentrenrelevanten Randsortimenten den städtebaulichen Zielen dieses Einzelhandels- und Zentrenkonzeptes grundsätzlich widersprechen würde, ist ein völliger Ausschluss unrealistisch, da sich diese Angebotsform bereits in vielen Branchen etabliert hat. Randsortimente sollten jedoch nur in begrenztem Umfang und insbesondere dann, wenn ein direkter Bezug zum Hauptsortiment vorliegt, zulässig sein. Bisher hat sich eine Begrenzung auf rund 10 % der gesamten Verkaufsfläche als praktikabel erwiesen. Es wird jedoch empfohlen, eine maximale Fläche von 800 m² – sofern ≤ 10% der Gesamtverkaufsfläche – für Randsortimente nicht zu überschreiten. Eine Koppelung dieser beiden Beschränkungen (max. 10 % und max. 800 m²) macht eine gezielte Steuerung der maximalen Flächengrößen von Randsortimenten möglich. Die exakte Beschränkung ist jedoch im Einzelfall in der Bauleitplanung zu verankern. Eine deutlich geringere Fläche für Randsortimente wäre zwar wünschenswert, unterliegt aber der jeweiligen Abwägung im Bauleitplanverfahren. Hierzu ist unter Umständen im Einzelfall die Verträglichkeit der Randsortimente zu prüfen.  Grundsatz 4: Ansiedlungsperspektiven von Verkaufsstellen der Handwerks-, produzierenden und weiterverarbeitenden Gewerbebetriebe (Handwerkerprivileg)

Ausnahmsweise sollen Verkaufsstellen von Handwerks-, produzierenden und weiterverarbeitenden Gewerbebetrieben, sogenannter Annex-Handel, in Ergänzungsstandorten zugelassen werden, sofern

 eine räumliche Zuordnung zum Hauptbetrieb besteht,

 die Errichtung im betrieblichen Zusammenhang erfolgt,

 eine deutliche flächen- und umsatzmäßige Unterordnung zum Hauptbetrieb gegeben ist und

 die Schwelle der Großflächigkeit nach § 11 Abs. 3 BauNVO nicht überschritten wird.

9.2 Ausweisung der zukünftigen zentralen Versorgungsbereiche Ein zentraler Punkt des Einzelhandels- und Zentrenkonzeptes ist die Abgrenzung zentraler Versorgungsbereiche, die für die Ortsgemeinde Daaden vorzunehmen ist. Diese basiert auf dem aktuellen Bestand der Einzelhandelsangebote und der beschriebenen Steuerungsabsicht der Ortsgemeinde für die weitere Entwicklung des Einzelhandels.

Verteilung der Einzelhandelsangebote Als Grundlage für die Abgrenzung der Versorgungsbereiche dient die Darstellung der aktuellen Standorte des lokalen Einzelhandels (Bestandsanalyseergebnis). Dabei können verschiedene

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Kategorien von Angebotsclustern unterschieden werden, je nachdem wie sie vom Verbraucher vor Ort wahrgenommen werden. Auch die voraussichtliche Eignung gewisser Areale zur Eignung durch Einzelhandelsnutzungen wird hier berücksichtigt. Damit stellt die folgende Betrachtung auch unter Berücksichtigung der Lage auf eine Magnetwirkung von Standorten ab, die für die Abgrenzung der Versorgungsbereiche gesondert untersucht und bewertet werden muss.

Zentrale Versorgungsbereiche in der Ortsgemeinde Daaden Aus der Darstellung der Geschäftsbereiche in der Ortsgemeinde Daaden lässt sich die genaue Abgrenzung der zentralen Versorgungsbereiche ableiten. Die hier abgebildeten Einheiten sind dabei nicht als parzellenscharf zu verstehen. Sie dienen der Verortung der Entwicklung des Einzelhandels im Ortsgemeindegebiet und lassen geringe Unschärfen bei der späteren Entwicklung zu. Aus Gründen der Eindeutigkeit sind sie dennoch nahezu parzellenscharf abgebildet. Klar erkennbar ist der Zentrale Versorgungsbereich Daaden als Haupteinkaufsbereich der gesamten Ortsgemeinde sowie des Nahbereiches. Weitere Versorgungsbereiche sind der Zentrale Versorgungsbereich Daaden-Biersdorf (Nahversorgung) sowie der Ergänzungsstandort Daaden-Biersdorf West.

 Zentraler Versorgungsbereich Daaden

Der Zentrale Versorgungsbereich Daaden umfasst dabei den engeren Ortskern und lässt einen Teilbereich der Saynischen Straße außen vor. Er ist vorrangig hinsichtlich der Einzelhandelsentwicklung sowie der Nachnutzung der Leerstände zu behandeln. Dieser Bereich beinhaltet den identifizierten bereits aktuell vorhandenen Nutzungsschwerpunkt entlang der Saynstraße, Mittelstraße, der Hachenburger Straße, der Betzdorfer Straße sowie um „Im Schützenhof“ herum im gewachsenen Kern von Daaden.

Zentraler Versorgungsbereich Daaden

Abbildung 25: Zentraler Versorgungsbereich Daaden (Quelle: Likar mit Bestandskartierung | eigene Darstellung) Hier enthalten sind die maßgeblichen nah- und mittelbereichsrelevanten Angebote in zentraler Ortslage und die dort in Form von bestehendem Leerstand gebundenen, vorhandenen Potenziale.

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Die Einzelhandelsstruktur und der ergänzende Besatz sind in dem hier identifizierten Zentrale Versorgungsbereich Daaden als verdichtet zu bezeichnen. Die starke Eingrenzung des Zentralen Versorgungsbereiches auf den eigentlichen Ortskern erfolgt dabei, um eine zielgerichtete und städtebaulich sinnvolle Nachnutzung von Leerständen vorzubereiten. So wird empfohlen die Leerstände entlang der Saynischen Straße sowie der Betzdorfer Straße außerhalb des zentralen Versorgungsbereiches einer alternativen Folgenutzung – gegebenenfalls durch Umwidmung zu Wohnraum – hinzu zu führen und die Konzentration der Nachnutzung durch Einzelhandelsbetriebe auf das Areal des zentralen Versorgungsbereiches auszurichten. Der Bereich ist trotz seiner integrierten Lage und dem theoretischen räumlichen Bezug in sich nicht homogen. Obgleich eine hohe räumliche Dichte und eine eindeutige Funktion als Haupteinkaufsbereich zu erkennen sind, ist eine dabei Vielzahl an Leerständen erfasst worden.

Zentraler Versorgungsbereich Daaden

Legende: Wahrnehmungsräume Überschneidung zweier Wahrnehmungsräume Zentraler Versorgungsbereich Daaden

Abbildung 26: Zentraler Versorgungsbereich Daaden mit Darstellung der Wahrnehmungsräume61 (Quelle: Likar mit