108 Cabot Trail – Panoramastraße Fast Am Ende Der Welt
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108 Nova Scotia • Atlantik-Kanada Cabot Trail – Panoramastraße fast am Ende der Welt Hierher zum nördlichen Zipfel der Kanada-Provinz weitergehen sollen, da man damals vor lauter Bäu- Nova Scotia reisen wir wegen der Natur, der rauen men den Wald nicht sah. Sie trafen auf freundliche Schönheit der Landschaft, den bewaldeten Bergen Menschen, die sie dabei unterstützen, hier hei- und Tälern. Wir kommen aber auch, weil der Cabot misch zu werden. Trail einer der schönsten Küstenstraßen dieser Er- Mittlerweile fällt die Orientierung deutlich leich- de sein soll. ter. Es gibt den ausgeschilderten Cabot Trail, Orte, Wir waren vor drei Jahren schon einmal hier. kleine Gemeinden, Campgrounds, Motels, Restau- Dieser Teil Kanadas hatte es uns damals angetan: rants. Eine wenig besiedelte Gegend, in der es sich wild die Küste, wenig Menschen, viele Tiere und aushalten lässt. Und eine Landschaft, für die man eine unendliche Natur. Wir sind vor der Fahrt sehr sich als Besucher Zeit nehmen sollte. gespannt wie uns diese Landschaft und dieser Teil Der Trail ist nur 300 Kilometer lang. Mit dem Kanadas gefallen wird. Auto oder Wohnmobil kann man das als bequeme Tagestour betrachten – sollte man aber nicht. Man John Cabot muss sich Zeit lassen für diese Tour – drei Tage Benannt ist der Trail nach John Cabot, der 1497 sind unserer Meinung nach das Mindeste für diese als erster Europäer die Insel erkundete. Als er am Landschaft, wenn man sie sich etwas erwandern 24. Juni 1497 irgendwo hier das erste Mal dieses möchte. Oder Wale und andere Tiere beobachten, Land betreten hatte und 1773 die ersten Siedler aus die hier im Nationalpark zu finden sind – wenn man Schottland am Cape Breton Fuß fassten, dürften viel Glück hat oder einen kundigen Scout, der einen sich diese gefragt haben, wohin sie nun eigentlich zu den richtigen Plätzen führen kann. Blick auf die Küste von einem der höchsten Aussichtspunkte auf dem Cabot Trail (North Mountain) Wohnmobilreise 2016 109 Man darf hier nicht vergessen, dass Giovanni Caboto man sich abseits der offiziellen Trails mit- englisch John Cabot, venezianisch Zuan Caboto ten im Naturschutzgebiet mit Wildtieren * um 1450 in Genua, † 1498 auf See befindet. Informationen über das richtige Italienischer Seefahrer und Entdecker in englischen Diens- Verhalten sind hier Lebenswichtig. Man ten. Er gilt nach den Wikingern im 11. Jahrhundert als ers- bekommt sie an den Informationsstellen ter europäischer Entdecker, der das nordamerikanische der Parkverwaltung. Man sollte dort unbe- Festland 1497 hier erreichte (Kolumbus entdeckte 1492 Mit- dingt einen Halt einlegen. telamerika – die Bahamas und Antillen). 110 Nova Scotia • Atlantik-Kanada Am Beginn des Cabot Trail nach der Einfahrt zum Cape Breton Highland Nationalpark Ein Stück der Küstenstraße Wohnmobilreise 2016 111 Cabot Trail – die Strecke Der Highway ist als Ringstraße angelegt kommt hier eine tolle Aussicht auf Meer Cabot Trail – etwa und läuft auf einer Länge von 300 Kilome- und Berge. 300 km von Chéti- tern zwischen den Orten Chéticamp und Zwischen Pleasant Bay und Neil’s Har- camp nach Ingonish Ingonish. Es empfiehlt sich, von Baddeck bour an der Ostseite von Cape Breton oder umgekehrt. aus die Straße im Uhrzeigersinn zu fah- überwindet der Cabot Trail den 457 hohen ren, nachdem man hier übernachtet und North Mountain. In der Gemeinde Cape das Bell Museum angeschaut hat. Bei North zweigt eine Straße ab, die später zu Chéticamp an der Westküste gelangt man einer unbefestigten Piste wird und in Meat dann auf den ursprünglichen Trail, des- Cove endet. Für Camper welche die Ein- sen Bau 1932 abgeschlossen und seither samkeit mögen, ein hervorragender Platz, mehrfach ausgebaut wurde. um wenigstens eine Nacht an diesem ent- Bei Chéticamp gelangt man in den legenen Ort zu verbringen. Das empfiehlt 1936 zum „Cape Breton Highland Natio- uns ein reisendes Paar aus Deutschland nalpark“ erklärten nördlichen Teil der In- ganz zu Beginn unserer Tour. Wir haben sel. Chéticamp erinnerte wie auch andere diesen Abstecher nicht gemacht, da die Ortsnamen in dieser Region daran, dass Saison noch nicht begonnen hat und es dieser Landstrich ehemals eine Kolonie unklar war, ob wir dort tatsächlich über- der Franzosen gewesen ist. Im 18. Jahr- nachten können. hundert gab es etliche Kämpfe zwischen In Ingonish verlässt man dann auf Engländern und Franzosen um die Vor- dem Cape Breton Trail den Nationalpark. machtsstellung am Golf von St. Lorenz. Danach geht es noch einmal hoch hinauf Die eindrucksvollsten militärischen Bauten auf den Smokey Mountain. Und auch hier in Nova Scotia, die davon zeugen, sind die sollte man reisen statt rasen, denn der Festung Louisbourg hier auf der Insel so- Blick über die Küste während der Abfahrt wie die Zitadelle in Halifax. ist bei klarem Wetter ungemein beeindru- Das Auf und Ab der Straße entlang der ckend. Bei der Abfahrt ist man schon er- Westküste darf getrost als spektakulärster staunt, mit welchem Mut die kanadischen Abschnitt des Cabot Trail gelten, trotz der Straßenbauer solch steile und lange Ab- dort vorhandenen Baustellen. Aber davon fahrten fast ohne Kurven bauen. später mehr. Bevor man Baddeck erreicht, kann man Und wer Lust, Zeit und gut zu Fuß ist, entweder Richtung Englishtown abbiegen, der kann eine Wanderung auf dem Skyline dort in einem alten Bus – wie auf Seite 22 Trail machen, die am French Mountain be- zu sehen – einen Imbiss zu sich nehmen ginnt. Dieser Trail ist spektakulär. Es geht und dann weiter nach Baddeck fahren. auf beiden Seiten steil bergab. Man sollte Oder man umrundet bei schönem Wetter trittsicher und schwindelfrei sein. Man be- noch die malerische St. Anns Bay. Cabot Trail 112 Nova Scotia • Atlantik-Kanada Diese Panorama- Panorama zum Niederknien sind beeindruckender. Das liegt an den straße gilt zurecht Wenn man den „Cabot Trail“ ein Stück dort vorhandenen Regenwäldern und den als eine der schöns- weit gefahren ist, bekommt man das Ge- gewaltigen Bäumen. ten Küstenstraße fühl, er windet sich in gefühlten 1000 Kur- Wir schätzen die Unberührtheit der des nordamerikani- ven durch das Hochland der Insel.. Natur, den wenigen Verkehr und die Ruhe schen Kontinents. Wir halten immer wieder an, weil wir und Schönheit, welche diese Naturland- nicht glauben können, was wir sehen: Die schaft ausstrahlt. Ausnahmen sind da- raue Felsküste, noch weitgehend unbe- bei die großen Baustellen an der Straße, laubte Wälder, die sich wie grauer Samt die aber nach dem langen Winter wohl an die Hügel schmiegen, Leuchttürme und einfach notwendig sind. Der Winter hatte einsame Buchten mit weißen Sandsträn- dieses Jahr mit bis zu drei Meter Schnee den. Und alles stets begleitet vom Schim- seine deutlichen Spuren in Form von ge- mern des stets tiefblauen Atlantiks. waltigen Schlaglöchern hinterlassen. Wir hatten Glück mit dem Wetter. Ein Wir übernachten mitten im Park am strahlend blauer Himmel an beiden Tagen „Big Intervale Campingplatz“. Ein Paar mit begleitet unsere Fahrt über diesen Trail. vier Hunden und ein junges Paar mit Zelt Diese Panoramastraße gilt zurecht als sind unsere Nachbarn für diese Nacht. die schönste Küstenstraße des ganzen Der Cabot Trail wird zumeist als Küs- nordamerikanischen Kontinents. Wir ken- tenstraße beschrieben. Das stimmt so nur nen einige der herausragenden Straßen zum Teil. Lange Teilstrecken führen über hier in Kanada und den USA. Dieser Trail alpines Gelände, das dann immer wieder reiht sich nahtlos in diese Reihe der gro- einen Blick auf das Wasser des Atlantiks ßen Straßen ein. Wobei die Trails in den zulässt. Oft hat man das Gefühl, eine Fahrt Rocky Mountains spektakulärer sind und im Hochgebirge durchzuführen und ist die Landschaften deutlich gewaltiger. dann verblüfft, wenn sich der Atlantik nach Auch die Küstenlandschaften am Pazifik einer Kurve wieder grandios darstellt. Wohnmobilreise 2016 113 Cabot Trail Fench Lake – Bergsee am Cabot Trail 114 Nova Scotia • Atlantik-Kanada Immer wieder: Elche Ostküste erreicht Baustellen auf der Trailstraße Wohnmobilreise 2016 115 Ein „Follow me“ Auto für uns An heiklen und engen Stellen wurde der Verkehr mit Hilfe von Funk und FOLLOW ME Fahrzeugen geregelt. Der Fahrer fuhr vor einem her und brachte uns sicher durch die Baustelle. Das ging alles ziemlich zügig zu. Mit Hupe und Lichtsignalen wurden Baufahr- zeuge dirigiert, damit man schnell die en- gen Stellen passieren konnte. Mitten im Park haben wir dann auf dem kleinen „Big Intervale Campground“ übernachtet. Von unserem einsamen Stell- platz mitten im Nationalpark waren es dann noch 60 km bis zum ersten Blick auf den Atlantik im Osten. Wir sind hier schon sehr früh zur Küste aufgebrochen. „Big Intervale Campground“ mitten im Park Cabot Trail 116 Nova Scotia • Atlantik-Kanada Cabot Trail – Ostküste In einigen Reiseführern und auch beruhigend. Die Straße ist durch- angehalten und die Aussicht auf im Internet wird diskutiert, ob gängig in einem guten Zustand den Atlantik genossen. Ab dem man im Uhrzeigersinn oder ent- bzw. wurde gerade nach dem „Big Intervale Campground“ ha- gegengesetzt fahren soll, um bei Winter ausgebessert. An keiner ben wir am zweiten Tag relativ den manchmal durchaus spekta- Stelle der Strecke fühlten wir uns früh die Ostküste bei Neils Har- kulären Auf- oder Abfahrten nicht unsicher, allenfalls hat der Blick bour erreicht. Über Ingonish, Kel- an der „gefährlichen“ Küstenseite direkt auf den unten liegenden At- tic Lodge haben wir bei Ingonish fahren zu müssen. Dieses Prob- lantik ein Kribbeln ausgelöst. Beach den Nationalpark verlassen lem ist für den einen oder ande- Wir sind von Chéticamp