Die Zecken Südafrikas
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© Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Die Zecken Südafrikas von W. Dönitz. Mit Tafel XV, XVI a, XVI b u. XVII. 4* 51« © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at \_J\e Ausbeute an Zecken, welche Herr Prof. L. Schultze aus Südwestafrika heimgebracht hat, bot schon bei der ersten Durchsicht manches Interessante, so daß ich die Bearbeitung des Materials gern übernahm. Da war zunächst Ornithodorus pavimentosus, eine Argaside, die E. Neumann erst kurz zuvor nach einem einzigen Stück aus dem Berliner Zoologischen Museum beschrieben hatte. Die eigentümliche Lebensweise dieser Art, welche nach Herrn Schultzes Aussage mit derjenigen des berüchtigten Ornithodorus moubata übereinstimmt, läßt vermuten, daß das Tier sich wird als Verbreiter des Rückfallfiebers betätigen können. — Da war ferner eine andere Argaside, Ornithodorus talaje, welche zeigt, wie weit manche Zecken- arten durch Vögel, und im besonderen durch Wasservögel, verschleppt werden können, denn diese Art ist bekannt aus Amerika, vom Aralsee, von Italien, von Hawaii usw. L. Schultze hat sie in Unzahl in Pinguinnestern angetroffen, und es ist schwer, die Vermutung zu unterdrücken, daß sie diesen Vögeln eine Spirillenkrankheit einimpft, die wir noch nicht kennen. — Ein neuer Bhipicephalus, den ich bald als J B. tricuspis beschrieb ), war deshalb bemerkenswert, weil er zu den wenigen Arten gehört, die sich durch besondere Bewaffnung der Analschilder auszeichnen. Bei alledem kann die ScHULTZESche Ausbeute nicht gerade reichhaltig genannt werden, was darin begründet ist, daß die von dem Forscher bereisten Gegenden nicht nur sehr spärlich bevölkert, sondern auch sehr arm an Wild sind, und daß er deshalb auf das Sammeln im Freien angewiesen war. Die mit- gebrachten Arten sind also bald aufgezählt ; indessen geben mir neuere Versuche, das jetzt gebräuchliche System der Zecken umzugestalten, Veranlassung, an der Hand der vorliegenden und verwandter Arten diese Bestrebungen zu beleuchten und vor allen Dingen diejenigen Merkmale zu besprechen, welche für eine brauchbare Beschreibung der Zecken herangezogen werden müssen und in welcher Weise sie für die Systematik zu verwerten sind. Die alten Beschreibungen und Diagnosen von L. Koch aus den Jahren 1844 und 1847 sind längst nicht mehr ausreichend, weil darin viele spezifische Merkmale nicht berücksichtigt sind, deren Wichtigkeit sich erst allmählich herausgestellt hat, in dem Maße, als sich das Untersuchungs- material häufte. Von neueren Arbeiten sind aber sehr viele unbrauchbar, weil die Autoren mit ganz un- genügender Sachkenntnis an die Aufstellung und Beschreibung neuer Arten herangegangen sind. In ihren oft langatmigen Beschreibungen findet man meist nichts anderes als die Genusmerkmale, und diese häufig auch nicht mit der nötigen Sorgfalt behandelt, so daß man oft, trotz beigegebener Abbildungen, mit dem besten Willen kaum zu einer Vermutung kommen kann, was der Autor vor sich gehabt haben mag. Deshalb kann es auch E. Neumann in Toulouse nicht hoch genug angerechnet werden, daß er sich der Mühe unterzogen hat, das Material der großen Museen, denen viele der neuen Arten zugeflossen sind, nach und nach durchzuarbeiten und so viel wie möglich Ordnung zu schaffen. Dabei darf man sich aber nicht verhehlen, daß es doch sehr mißlich ist, sich auf Typen zu verlassen. Mir sind Beispiele bekannt, wo von den Autoren selber Typen verschickt wurden, welche ganz und gar nicht mit der Originalbeschreibung 1) DÖNITZ, Sitzungsber. Ges. naturf. Freunde, Berlin, 1906, Mai. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at W. DÖNITZ, 400 ß übereinstimmten, die also gar keine Typen waren. Solche Vorkommnisse lehren, daß man sich in zweifel- haften Fällen nur auf die Beschreibung verlassen darf. Genügt diese nicht, so gebe man die Art der Ver- gessenheit anheim, ohne sie zu betrauern ; damit wird die Literatur nur von unnützem Ballast befreit. Neumann hat die sehr zutreffende Bemerkung gemacht, daß man erst wissen müsse, welche Genera aufzustellen sind, ehe man an eine sachgemäße Einteilung der Zecken gehen könne. Als Aus- gangspunkt für eine derartige Untersuchung nimmt man wohl am füglichsten die von G. Neumann 1901 in seinem 4. Memoire, p. 323 aufgestellte Liste. Darin fehlt schon das Genus Haemalastor Koch, das Neumann selber noch 1899 abgehandelt und zwischen Ixodes und Aponomma gestellt hatte. Die bisher unter dem Namen Haemalastor geführten Arten verweist der Autor zu Eschatoceplialus Frauenfeld, stellt aber die typische Art, den amerikanischen H. longirostris K. zu Hyalomma, doch nur vorübergehend, denn 1905 reiht er ihn bei Amblyomma ein, wohin er auch wirklich gehört. Indessen auch das Genus Eschatoceplialus kann eingezogen und zu Ixodes gestellt werden, da ein haltbarer Unterschied bisher noch nicht aufgefunden wurde. Die Schlankheit und auffallende Länge der Beine dürfte nicht genügen, für diese Tiere ein besonderes Genus zu schaffen, zumal diese Eigentümlichkeit darauf zurückzuführen ist, daß diese Tiere an höhlenbewohnenden Fledermäusen leben, und höhlenbewohnende Arthropoden haben bekanntlich sehr schlanke Glieder. Die KoLENATischen Arten, brevipes, flavidus, flavipes, hispidulus, lcochi> und mit Wahrscheinlichkeit auch exaratus und nodulipes, sind von Neumann schon als zu Ixodes vespertilionis K. gehörig erkannt worden ; und des- gleichen gracilipes Frnfld., frauenfeldi, seidlitzi und flavipes Koch, troglodytes Schmidt, longipes Lucas und siculifer Megnin. Was Haemalastor crassipes Kol. ist, konnte Neumann nicht ermitteln. Während demnach Haemalastor und Eschatocepihalus ausfallen, kommt ein neues Genus, Boopliilus Curtice hinzu, und das Genus Margaropus Karsch muß aus der Vergessenheit hervorgeholt und den anderen anerkannten Ixodidengeschlechtern angereiht werden, auf Grund der folgenden Erwägungen. Neumann hatte sich nur schwer dazu entschließen können, die von den amerikanischen Autoren verlangte Abtrennung der Texasfieberzecke (BoopMlus) vom Genus Rhipicephalus anzuerkennen. Endlich, 1 1904, gab er zu, daß sie ein Subgenus bildet ). Um dies genügend hervorzuheben, nannte er die übrigen Arten dieses Geschlechtes Eurhipicephalus. Diesen Namen hat der Autor indessen nicht mehr angewendet, nachdem er für Boopliilus den Namen Margaropus Karsch ausgegraben hat. Aber Margaropus ist im männ- 2 lichen Geschlecht, wie ich gezeigt habe ), so verschieden von Boopliilus, daß es sich damit nicht vereinigen läßt. Es kommen also zu Rhipicephalus noch die nahestehenden Genera Boopliilus und Margaropus hinzu. Ferner ist von Neumann 1902 (Arch. Parasit., p. 115) für Ixodes putus das Genus Ceratixodes geschaffen, aber schon im nächsten Jahre auf den Wert eines Subgenus herabgesetzt worden. Die als besonders charakteristisch hervorgehobene Verbreiterung am 3. Palpengliede scheint mir aber die Abtrennung von Ixodes nicht zu rechtfertigen. Damit würde dann auch die Umwandlung des Namens Ixodes in Euixodes Nn. fortfallen. 3 Weiterhin hat Lahille das Genus Neumaniella ) für Aponomma transversale Luc. geschaffen, und zwar auf Grund der von Neumann 1899 gemachten Bemerkung, daß diese Art sich insofern von Aponomma entfernt, als die Analfurche fehlt und die Gestalt etwas verschieden ist. Wenn, fügt Neumann hinzu, sich noch eine andere Art dazu fände, könnte man vielleicht ein besonderes Genus daraus machen. Lahille hat das nicht abgewartet und ein neues Genus geschaffen für eine Art, die er selber gar nicht kennt. Daß Neumann jetzt über die Aufstellung besonderer Genera auf Grund so geringfügiger Unterschiede 1) Neumann, Arch. Parasit., 1904, p. 448. 2) Dönitz, Ges. naturf. Freunde, 1907, No. 6. 3) Lahille, Contrib. ä l'ötude des Ixod., Buenos Aires 1905, p. 16, 21 u. 23. : © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at ßl Die Zecken Südafrikas. 401 anders denkt, geht aus dem Voraufgehenden zur Genüge hervor, und deshalb denke ich, können wir Neumanieila einfach aus der Liste der Genera streichen. Mit größerer Berechtigung auf Anerkennung tritt das neuerdings von Nuttall und Warburton geschaffene Genus Rhipicentor auf, welches dadurch charakterisiert ist, daß es einerseits einem Rhipicephalus, andererseits einem Dermacentor gleicht. Von Bhipicentor hat es den breiten Kragen, von Dermacentor die breiten vierten Hüften. Der Kragen dieses Genus hat weit vorspringende seitliche Ecken ; demnach ist er sechseckig, wie der typische Kragen von Rhipicephalus. Es ist aber zu beachten, daß bei Rhipicephalus die Seitenecken fehlen können. Das ist der Fall bei den beiden bunten Arten pulchellus und maculatus, wo auch die Randleiste fehlt, welche von den Hinterecken des Kragens ihren Ausgang nimmt und auf der Unterseite nach kurzem, querem Verlauf plötzlich aufhört. Diese Eigentümlichkeit hat seinerzeit Gerstäcker veranlaßt, seine neue Art pulchellus zum Genus Dermacentor zu stellen. Wenn man nun auf die vom Typus des Dermacentor abweichende Bildung des Kragens ein neues Genus, Rhipicentor, begründet, so liegt es nahe, mit dem Genus Rhipicephalus ebenso zu verfahren, d. h. die Arten pulchellus und maculatus abzutrennen und für sie ein besonderes Genus zu schaffen. Wegen der sonstigen Uebereinstimmung aber, besonders auch in betreff der für Rhipicephalus so charakteristischen Analklappen, halte ich eine solche Trennung nicht für zweckmäßig, und es würde sich fragen, ob man nicht vorläufig noch das Genus Rhipicentor mit Dermacentor