FAKULTÄT FÜR TOURISMUS Tourismus Management

Passport€ Fakultät für Tourismus der Hochschule München Tourismus für Fakultät www.tr.fh-muenchen.de | ISSN 1866-3044 2,80 www.tr.fh-muenchen.de

Heft 03 | 10 parole.de MUC: LOW COST

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Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

in diesem Jahr feiert das Tourismus- Einer, der auch immer auf der Spu- amt München sein 50-jähriges Beste- rensuche nach dem wahren Kern und hen, Grund genug, diesem Ereignis ein der tieferen Wahrheit ist, Dieter Hil- Schwerpunktthema im Passport zu debrandt, hat München verstanden. widmen. Natürlich auch, weil es der „Langsam begreife ich, was das denn Standort der Fakultät für Tourismus ist, ein echter Münchner. Ein Glücksfall an der Hochschule München ist. ist es, kein Zufall. Es ist Schicksal, Glück Wir begeben uns auf Spurensuche: und eben doch Verdienst.“ Vermutlich Was macht die Stadt so attraktiv? empfi nden es unsere Gäste auch: Es ist Alle Menschen lieben ihre Hei- ein Glücksfall, ein paar Tage in unserer Prof. Dr. Theo Eberhard, mat, sie hat etwas Vertrautes, ist Teil Stadt verweilen zu können. Und ganz Dekan der Identität, der eigenen Geschichte. bestimmt ist es ein Glücksfall, an un- Doch was lockt Fremde in eine Stadt? serer Fakultät studieren zu können … tät eine lange Tradition, viele Projekte, Warum kommen viele Millionen Men- Aus Sicht unserer Fakultät interes- Fallstudien und Umfragen zu touris- schen nach München, um hier ein siert uns natürlich auch die Tourismus- tischen Themen der Stadt wurden in paar Tage ihres Urlaubs zu verbrin- politik; diesem Thema sind einige der den letzten Jahren gemeinsam erfolg- gen, in einer Stadt, von der schon Er- Beiträge gewidmet. Wir beleuchten die reich durchgeführt. Ein besonderer nest Hemingway sagte, dass nichts Stationen der Stadtentwicklung, das Dank gilt hierbei Frau Dr. Weishäupl über München ginge und alles ande- Marketing, das Image Münchens aus für ihr großes Engagement. Sie feiert re in Deutschland Zeitverschwendung der Sicht der ausländischen Presse und in diesem Jahr ihr 25-jähriges Dienst- sei – und sich der bekennende Italien- natürlich die Geheimnisse des Okto- jubiläum als Chefin des Tourismus- Fan Johann Wolfgang von Goethe drin- berfestes. Eines der wichtigsten The- amtes. Wir gratulieren! gend hingewünscht hat? men für erfolgreichen Tourismus ist Aufgabe unserer Fakultät ist es, zu- Ist es die ewig grantelnde Be- die Kultur; von den etablierten Musen- künftige Entwicklungen zu begleiten dienung in den Wirtshäusern, das tempeln bis zur Szene, auch das wird und zu hinterfragen, daher widmen 50 sich einige Beiträge dem heiß disku- tierten Thema „Winterolympiade 2018“ Du schöne Münchner Stadt, – aus unterschiedlichem Blickwinkel sei tausendmal gegrüßt, und in politischen Statements. wer einmal dich gesehen hat, Fakultät intern: Wir stellen Ihnen dich nimmermehr vergisst. den Fortschritt und aktuellen Stand Immer wieder kommt man gerne hin, unserer Forschungsprojekte vor und zu dir, des Bayernlandes Städtekönigin. beleuchten Themen, die an unserer Fakultät einen wichtigen Raum ein- Und wenn die Sonne und der blaue Himmel lacht nehmen: von der Wirtschaftlichkeit Hoch über dir und deiner Landespracht – im Reisebürovertrieb bis hin zur touri- Rauscht die Isar ihr uraltes Liedlein dazu, stischen Inwertsetzung des immateri- schön wie ein Märchen, mein München, bist du. ellen Kulturerbes in Bayern. Bally Prell (1922-1982), Volkssängerin Am 15. März 2010 starten unsere neuen Master-Studiengänge: Touris- mus Master und Hospitality Master, Oktoberfest (das vermutlich weder in verschiedenen Beiträgen angespro- made in Munich. Wo sonst? Hemingway noch Goethe besucht chen. Doch wo wären die Gäste ohne hatten), ist es die sich ständig neu er- die Gastgeber – hier kann München- fi ndende Authentizität der Stadt, der mit hoher Qualität und langer Traditi- Stolz auf Tradition und Moderne (Lap- on glänzen.Natürlich kommt Dr. Hans- top und Lederhose)? Sicherlich ist es Jochen Vogel zu Wort, hochverdienter auch einfach das „Leben und leben ehemaliger Oberbürgermeister, der lassen“ und die Selbstverständlichkeit, unsere Stadt so erfolgreich in die Olym- Prof. Dr. Theo Eberhard, mit der wir die Gäste empfangen und pischen Spiele 1972 geführt hat. Dekan willkommen heißen, mit ihnen ein Die Zusammenarbeit mit dem Bier im Biergarten trinken. Tourismusamt hat an unserer Fakul-

Ausgabe 03|2010 Tourismus Management Passport 3 Inhalt

Inhalt

Editorial Prof. Dr. Theo Eberhard ...... 3 Kongressstadt München ...... 48 Grußwort 50 Jahre Tourismusamt München – Dieter Reiter, Hoteldirektoren im Gespräch ...... 50 Referent für Arbeit und Wirtschaft der Landeshauptstadt München ...... 5 Münchner Hoteliersfamilien ...... 52 50 Jahre Tourismusamt München

Geschichte des Tourismusamts München Interkulturelles Marketing in der Hotellerie – am Beispiel und seiner Vorgängerinstitutionen ...... 6 der Gäste aus den arabischen Golfstaaten ...... 53

Spurensuche – 50 Jahre Tourismuspolitik Olympia 2018 und die ewige Frage, was denn an München so attraktiv ist ...... 12 „Unser Berg – Berge unser“ ...... 55

Interview mit Dr. Gabriele Weishäupl ...... 16 Olympische Winterspiele München 2018 mit Garmisch-Partenkirchen Als ob München eine Chance für den Wintertourismus oder fehlgeleitete Tourismuspolitik? ...... 58 Kulturmetropole wäre… ...... 20 Olympische Winterspiele in München 2018 ...... 60 50 Meilensteine im München-Tourismus 1960-2010 ...... 24 Forschung 50 Jahre Tourismuswerbung und -förderung in öffentlicher Hand ...... 28 Erste Forschungsergebnisse im EU-Forschungsprojekt „ClimAlpTour“ ...... 64 Das Münchenbild im Spiegel der internationalen touristischen Berichterstattung der letzten 50 Jahre ...... 30 Demografi scher Wandel als Chance für den Tourismus ...... 68

Immaterielles Kulturerbe in Bayern ...... 70 Das Oktoberfest: Ein bayerisches Volksfest wird zum Leuchtturm der touristischen Welt...... 32 Forschungsprojekt „Wirtschaftlichkeit im Reisebürovertrieb“: Das 2008 begonnene DRV-Reisebürobarometer Die Stadtentwicklung geht ins dritte Jahr ...... 74 von der Nachkriegszeit bis heute ...... 34 Studium 1972: Munich goes Olympia – sitzen Sie fest auf ihrem Stuhl Herr Oberbürgermeister? Start der Master-Studiengänge Tourismus Management Einige Gedanken zur Olympiabewerbung...... 36 und Hospitality Management im Sommersemester 2010 ...... 76

München – im Wandel der Zeit Kompetenzfeld „Kultur im Tourismus“ ...... 77 Die letzten 100 Jahre aus Sicht der Reiseführer ...... 38 Carnaval de Negros y Blancos ...... 78 Zur Bedeutung des Englischen Gartens, dem größten Volkspark der Welt ...... 40 Die Insel der Managerinnen ...... 78

Der Kocherlball – die wohl kurioseste Party Münchens ...... 41 Das königliche Ballet von Kambodscha – oder wie sich immaterielles Erbe im materiellen Erbe widerspiegelt ...... 79 München im Reisemagazin Merian...... 42 Internationale StudentInnen untersuchen den Hotelmarkt Ist München kreativ? ...... 44 der bayerischen Landeshauptstadt ...... 80

Die Botschafter Münchens – Gästeführer Ambiente schaffen, Sinne berühren und Gäste begeistern ...... 81 als Repräsentanten der Stadt ...... 45 Fachbeirat Marktplatz der Kommunikation: Die Messe München und ihre Bedeutung für die Landeshauptstadt und den Tourismus ...... 46 Fachbeirat der Fakultät für Tourismus ...... 82

Herausgeber: Prof. Dr. Theo Eberhard, Fakultät für Tourismus, Hochschule für angewandte Wissenschaften – FH München, Am Stadtpark 20, D-81243 München Internet: www.tr.fh-muenchen.de V. i. S. d. P: Prof. Dr. Theo Eberhard Redaktion: Amelie Zimmermann ISSN: 1866-3044 Verlag: vmm wirtschaftsverlag gmbh & co. kg, Maximilianstraße 9, 86150 Augsburg, www.vmm-wirtschaftsverlag.de Media- und Objektleitung: Hans Peter Engel, Tel. (08 21) 44 05-420, [email protected] Objektkoordi- nation: Kathrin Müller, Tel. (08 21) 44 05-432, [email protected] Titelbild: Dieter Hanitzsch Bilder: Hochschule München, Tourismusamt München Grafi k: Anne Gierlich Bildbearbeitung: Peter Besel Druck: Kessler Druck + Medien GmbH & Co. KG, Bobingen Anzeigen: Derzeit ist die Anzeigenpreisliste 2009/ 2010 gültig.

4 Tourismus Management Passport Ausgabe 03|2010 Grußwort

Liebe Leserinnen und Leser,

das Tourismusamt München feiert sein 50-jäh- International riges Bestehen. Dabei blickt das Amt zurück auf Partnerhochschulen der Fakultät für Tourismus ...... 84 ein halbes Jahrhundert mit großen Erfolgen und einer rasanten Entwicklung des Tourismus. Fakultät International ...... 86 Von 1960 bis heute ist die Zahl der Über- International Offi ce ...... 88 nachtungen um 220 Prozent auf gegen- The perspective of our fi rst four Macau wärtig 9,9 Millionen incoming students ...... 90 gestiegen – mit einer bemerkenswerten Eine Reise um die Welt – Drei Outgoing Studierende berichten ...... 91 Entwicklung hin zur Internationalität. Der Vietnam – a hidden charm Tourismus ist heu- Interview with Prof. Tranh Duc Thanh ...... 92 te mit 6,4 Milliar- den Euro Umsatz ein Das Paket ist geschnürt – Doppelbachelor wichtiger Wirtschafts- an einer Partneruniversität der Fakultät für Tourismus ...... 94 faktor. In den 50 Jahren Gäste unserer Fakultät Dieter Reiter, seines Bestehens hat Referent für Arbeit und Wirtschaft Dr. Roland Bernecker – sich auch das Touris- der Landeshauptstadt München Generalsekretär der UNESCO-Kommission ...... 96 musamt beeindru- ckend entwickelt: Von einer Gästeinformation Dieter Semmelroth: „Die Tourismusbranche im Lichte der Finanzkrise“ ...... 96 mit Zimmernachweis zu einer international agie- renden Marketing- und PR-Organisation, die mit Johannes Zurnieden: derzeit neun eigenen Auslandsrepräsentanzen „Wie werde ich erfolgreicher Seereiseveranstalter?“ ...... 98 die wichtigsten Quellmärkte für den Tourismus nach München intensiv bearbeitet. Alumni München ist traditionell ein attraktives Karrieren – Ehemalige stellen sich vor! ...... 100 Reiseziel. Als europäische Kulturmetropole mit einer reichen Architektur, als dynamischer Wirt- Die Fakultät schaftsstandort, als Gastgeber renommierter ProfessorInnen der Fakultät für Tourismus ...... 104 Sportveranstaltungen mit weltweiter Aufmerk- samkeit und nicht zuletzt als Heimat des Okto- Unsere MitarbeiterInnen ...... 106 berfests hat München einen natürlichen Vorteil als Tourismusdestination. Der Erfolg im interna- Lehrbeauftragte an unserer Fakultät ...... 107 tionalen Wettbewerb stellt sich jedoch nicht von selbst ein. Es ist der Verdienst des Tourismus- International visiting professors ...... 109 amts, des engagierten und kreativen Teams um die Tourismusdirektorin Frau Dr. Gabriele Weis- Campus Pasing häupl, dass sich München auf diesem Wachs- f.a.s.t e.V. – Die Studierendenvertretung ...... 110 tumsmarkt behauptet. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle bedanken und wünsche dem ge- f.a.s.t e.V. – The students‘ council ...... 110 samten Tourismusamt, dass seine Arbeit auch in den nächsten 50 Jahren so erfolgreich bleibt. PAOSO ...... 110

Dieter Reiter Referent für Arbeit und Wirtschaft der Landeshauptstadt München

Ausgabe 03|2010 Tourismus Management Passport 5 50 Jahre Tourismusamt München

Geschichte des Tourismusamtes München und seiner Vorgängerinstitutionen

Kordula Kranzbühler Lebensgefühl als Attraktion für den Stadt auch die Aufenthaltsdauer von Fremdenverkehr waren die Argu- Fremden statistisch. ieses Jahr feiert das Tourismus- mente, um die Anzahl der Gäste zu Zum Servicebereich des Vereins Damt seinen 50. Geburtstag – An- vergrößern und deren Aufenthalts- gehörten die Unterstützung zur Ein- lass, einen Blick auf die wechselvolle dauer zu verlängern. richtung eines Droschkenstandes am Geschichte des Amtes zu werfen, das Der 1894 gegründete „Verein zur Isartalbahnhof 1 (1904), die Verlänge- die Tourismuserfolge und das welt- Förderung des Fremdenverkehrs in rung des Trambahnbetriebes bis Mit- weite Image Münchens so nachhaltig München und im bayerischen Hoch- ternacht (1904), das Aufstellen von beeinfl usste. land e.V.“, der aus einer vier Jahre Hinweistafeln mit Besichtigungs- zuvor entstandenen Privatinitiative zeiten der Sehenswürdigkeiten (1907), Grundlagen des hervorging, widmete sich dem Gäste- Oktoberfest- die Errichtung eines „Nachtcafés“ für München-Tourismus Broschüre aus service und der Tourismuswerbung dem Jahr 1952 Durchreisende, die auf Anschlusszüge Die Grundlagen für Tourismus in und wurde von der Stadt mit Zuschüs- warteten (1904), sowie die Eröffnung Tourismusamt München wurden im Laufe des sen unterstützt. Seit 1912 erfasste die München einer ersten Auskunftsstelle im Neu- 19. Jahrhunderts gelegt, als das Ei- en Rathaus (1906). In den ersten sie- senbahnzeitalter und die indus- ben Monaten des Jahres 1906 wurden trielle Entwicklung auch breiteren dort bereits 8.977 Auskunftssuchende Bevölkerungsschichten das Reisen er- registriert. Am 1. Juli 1907 verlegte der möglichten: „Freie Zeit“ und „Urlaub“ Verein die Auskunftsstelle vom Mari- wurden als notwendige Gegenpole enplatz in den Hauptbahnhof. Dort zur Arbeit gesehen und implemen- wurden Fremdenverkehrsauskünfte tiert; das Verkehrsmittel Eisenbahn über München und Oberbayern, aber ermöglichte die schnelle und be- auch kommunalpolitische Auskünfte queme Überwindung größerer Dis- und Informationen zur dauerhaften tanzen. Mit dem Baubeginn des Niederlassung in München gegeben. Münchner Hauptbahnhofs ab 1839 Es wurden jedoch keine Unterkünfte legte die Eisenbahn ihr Netz um Mün- vermittelt. chen und machte die Stadt zu einem Die Werbemaßnahmen des Ver- der bedeutendsten Verkehrsknoten- eins umfassten die Herausgabe des punkte in Süddeutschland. München, „Bayerischen Verkehrsbuches“ zur das nicht erst seit den ehrgeizigen Orientierung des Fremden über Un- Stadtbauplänen König Ludwigs I. ein terkunft und Verpfl egung in Bayern. Ziel der klassischen Bildungsreise war, Es erschien erstmals 1904 in einer zog seit Mitte des 19. Jahrhunderts Aufl age von 45.000 Exemplaren und immer mehr Vergnügungs- und Er- war schon kurz nach Erscheinen ver- holungsreisende an. Auf der Reise ins griffen. Die im selben Jahr heraus- bayerische Oberland und die Alpen gegebene Werbebroschüre „Winter in zur Sommerfrische wurde München Bayern“ war die erste groß angelegte meist einbezogen. Werbeaktion für München und die Als man gegen Ende des 19. Jahr- Berge. Sie erschien in einer deutsch- hunderts den Fremdenverkehr als sprachigen Aufl age von 70.000 so- wirtschaftlichen Faktor für die Stadt wie in englischer und französischer erkannte, wurde mit dessen gezielter Fassung mit je 20.000 Exemplaren Förderung begonnen. Ein schönes und wurde sowohl dem bayerischen Stadtbild und bayerisch-barockes November-Kursbuch der Bahn beige-

1 Nähe Großhesseloher Brücke (Bahnstrecke nach Wolfratshausen)

6 Tourismus Management Passport Ausgabe 03|2010 50 Jahre Tourismusamt München

geben als auch im Ausland verteilt. Kulturelle Veranstaltungen, Feste und der Münchner Fasching standen ebenfalls auf der Liste der geförderten und international beworbenen Aktivi- täten. Allein die Veranstaltungen zum Thema Fasching wurden in deutscher, englischer und französischer Spra- che zusammengestellt und in etwa 900 Zeitungen und Zeitschriften in ganz Europa verbreitet. 1910 erschienen erstmals ein Stadtplan sowie ein Faltblatt der Se- henswürdigkeiten Münchens (darun- ter auch Großmarkthalle, Schlacht- und Viehhof). Die Durchführung von Stadt- gleichen Zeitraum von 128.000 auf Englischsprachige terbringung, sorgfältige Betreuung rundfahrten gewann seit Anfang des 16.000 im Jahr 1941 2 rapide abnahm. Werbebroschüre für und eingehende Beratung“ der Gäste das Shopping-Para- 19. Jahrhunderts durch die Eigenregie Im Mai 1933 wurde unter Führung dies München aus über die „Schönheiten und Schätze privater Verkehrsunternehmen an des Oberbürgermeisters Karl Fiehler dem Jahr 1966 der Stadt der deutschen Kunst“ und Bedeutung. Elektromobile ersetzten der „Verkehrsverein für München“ als Tourismusamt Einführung in den „Geist der Haupt- München nach und nach die mit Pferden be- privater, bürgerlicher Zusammen- stadt der Bewegung“ 6. Mit dem für spannten Stellwagen mit 20 Sitzen, schluss, der von der Stadt Zuschüs- die Fremdenverkehrswerbung neu bis sich nach dem Ersten Weltkrieg se erhielt 3, gegründet. Fiehler führte entdeckten Rundfunk konnte ein we- die Motorisierung durchsetzte. 1923 auch den Vorsitz im „Landesverkehrs- sentlich größeres Publikum erreicht bildete sich die „Arbeitsgemeinschaft verband München und Südbayern“. werden. Mit dem Verkehrsverein ar- zum gemeinsamen Betrieb der Stadt- Bei der Organisation des Frem- beitete das Fremdenverkehrsamt in rundfahrten“ unter Beteiligung vom denverkehrs verfuhr man in Mün- Büro- und Personalgemeinschaft. Amtlichen Bayerischen Reisebüro chen zweigleisig: Während der Ver- Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges (abr) sowie zweier Automobilgesell- kehrsverein für die Werbung und war die Organisation des bayerischen schaften und der Droschkengenos- die Auskunftsstellen zuständig war, Fremdenverkehrs jedoch – wie überall senschaft. sorgte das am 30. April 1937 gegrün- in Deutschland – völlig zusammenge- Am 8. Juli 1923 wurde der Ver- dete städtische „Fremdenverkehrsamt brochen. kehrsverein aufgelöst und bis 1933 der Hauptstadt der Bewegung“ 4 für ersetzt durch den „Verkehrsverband die Hotelkontrolle. Außerdem führte Schwieriger Neubeginn München und Südbayern“. Die Stadt es die von der Stadt München ausge- nach Kriegsende förderte ihn unter anderem durch richteten Veranstaltungen durch, wie Nach dem Krieg entwickelte sich der Zuschüsse, durch Werbung des Wirt- die Internationale Riemer Woche 1936 Fremdenverkehr nur zögerlich. schaftsreferates, durch Ausstellungen als pferdesportlicher Vorläufer für die Das 1944 im Zuge der Verwaltungs- und künstlerische Darbietungen. Olympischen Spiele in Berlin. Ober- vereinfachung vorübergehend aufge- bürgermeister Fiehler schrieb dazu hobene und am 28. September 1945 Staatliche Kontrolle der in der Festschrift: „Pferdesportliche, wieder gegründete Verkehrsamt 7 Fremdenverkehrsorganisation gesellschaftliche und künstlerische musste sich nach dem Krieg „zu- im Dritten Reich Großveranstaltungen (...) werden den nächst darauf beschränken, die Or- Mit dem Aufkommen des Nationalso- Ruf Münchens als festliche Stadt, als ganisation für die Förderung und Be- zialismus entwickelte sich innerhalb Mittelpunkt der Kunst und der Le- treuung des Fremdenverkehrs neu der Grenzen des großdeutschen Rei- bensfreude weiter festigen. (...) Alle zu schaffen und das Beherbergungs- ches eine enorme Reiseaktivität. Im Welt heiße ich in der Hauptstadt der gewerbe bei seiner Wiederaufbau- Zeitraum von 1934 bis 1941 stieg die Bewegung herzlich willkommen!“ 5 arbeit zu unterstützen.“ 8 In den ers- Zahl der Ankünfte von über 790.000 Der Verwaltungsbericht von 1936/37 ten Nachkriegsjahren wurden fast auf über 1,3 Millionen, wobei der Aus- nennt als Aufgaben des Fremden- alle touristischen Einrichtungen und länderanteil unter den Besuchern im verkehrsamtes die „vorbildliche Un- Beherbergungsunternehmen zweck-

2 Vorläufi ger Anstieg der ausländischen Gäste bis 1937, die man auf die positive Wirtschaftssitua- 7 Helmuth Stahleder, Münchner Stadtarchiv, sowie Leistungsbericht des Referates 10, tion und eine gelungene Außenpolitik zurückführte (Verwaltungsbericht 1936/37) – dann rapider Abt. Wirtschaft und Verkehr, für 1945 Rückgang der Ausländerzahlen. 8 Leistungsbericht des Referates 10, Abt. Wirtschaft und Verkehr, für 1945 3 Karin Baedeker, Tourismusamt München 4 Geschaffen aufgrund des Gesetzes des Reichsfremdenverkehrsverbandes vom 26. März 1936 (Verwaltungsbericht 1636/37) 5 Brigitte Huber in: Oberbayerisches Archiv, 133. Band, München 2009, S. 61 6 Verwaltungsbericht von 1936/37, S. 149

Ausgabe 03|2010 Tourismus Management Passport 7 50 Jahre Tourismusamt München

entfremdet genutzt als Quartiere für her für die kommenden zwei bis Besatzungstruppen und Flüchtlinge, drei Jahre die Schaffung einer „Pros- die in großer Zahl aus den besetzten pektfamilie“ vor. Bislang existierte Ostgebieten nach Bayern kamen. Die als einziger Werbeprospekt ein be- Auskunftsstellen übernahmen den bilderter Stadtplan von 1958, der künf- Suchdienst des Roten Kreuzes. tig den Grundprospekt bilden sollte. Erst 1953 9 wurde in München wie- Zusätzlich ging Anfang März 1960 der mit gezielter amtlicher Fremden- ein neu entwickelter Bildprospekt mit verkehrsarbeit begonnen. Die Aufga- einer Aufl age von 400.000 Stück in ben für den Fremdenverkehr waren zehn Sprachen in Druck. 13 aufgeteilt: Die Werbung wurde auf Zur besseren Koordinierung der das neu gebildete Referat für Wirt- Fremdenverkehrsaufgaben beschloss schaft und Verkehr übertragen und der Wirtschaftsausschuss im Sep- die Besucherbetreuung auf den Ver- tember 1960 die Zusammenführung kehrsverein München e.V. 10 des Verkehrsamtes mit der Abteilung Der Verwaltungsbericht von 1954 Fremdenverkehr des Wirtschaftsre- zeigt die Schwerpunkte der Münch- ferates. Ein Grund für die Zusam- ner Tourismuswerbung aus dieser menlegung war eine Besichtigung Zeit: Kongresswesen, Campingurlaub des als vorbildlich geltenden Kölner (Thalkirchen) 11 und Fasching sind be- Verkehrsamtes durch den Münchner sonders hervorgehoben. Erstmals Oberbürgermeister mit Vertretern überstieg die Übernachtungszahl die der Münchner Stadtverwaltung 14, bei Zwei-Millionen-Grenze. dem die Münchner „die Bestrebungen erkannten, Touristen über Düsseldorf, Neustrukturierung der Fremden- Köln und Basel (nach Italien) und verkehrsorganisation – Gründung nicht in Richtung Stuttgart–München des Fremdenverkehrsamtes 1960 (über den Brenner) weiterzuleiten.“ 15 Zu einer kompletten Neuordnung der Die Lenkung der Reisenden von West- Münchner Fremdenverkehrsorgani- deutschland in Richtung Salzburg sation kam es im Jahre 1960. Da der und der Ausbau der Brennerroute Verkehrsverein aus fi nanziellen Grün- sei daher gemäß Beschluss des Wirt- den die Betreuung des Gastes nicht schaftsausschusses für das Fremden- mehr wahrnehmen konnte, beschloss verkehrszentrum München von we- man im Wirtschaftsausschuss am 24. Werbebroschüre und Tagungen, die Vermittlung von sentlicher Bedeutung. 16 Gemessen an Februar 1960 die Gründung eines für den Münchner Ausflugsfahrten, die Fachbesucher- den 60 Mitarbeitern des Kölner Ver- Fasching aus dem städtischen Verkehrsamtes. Das neue Jahr 1974 betreuung und die Kontaktpfl ege zu kehrsamtes hätten die 32 Dienstkräf- Verkehrsamt wurde dem Wirtschafts- Tourismusamt Touristikunternehmen in München te des bisherigen Münchner Verkehrs- referat unterstellt und nahm seine Tä- München (Hotels, Reisebüros, Autobusunter- amtes Hervorragendes geleistet. 17 Die tigkeit am 1. April 1960 auf. 12 nehmen, Lotsendienst, Bundesbahn, ersten Monate des Verkehrsamtes Während vorerst die Aufgaben Bundespost und Luftverkehrsgesell- waren beherrscht von Großveranstal- der Fremdenverkehrsorganisation schaften). tungen ungewöhnlichen Ausmaßes (allgemeine Fremdenverkehrswer- „Das Ziel der Werbepolitik auf wie der Sudetendeutsche Tag, der Eu- bung, Kongresse und Tagungen) bei dem Sektor Fremdenverkehr muss für charistische Weltkongress und das der Abteilung Fremdenverkehr des die Stadt München als internationales 150-jährige Oktoberfest-Jubiläum. Wirtschaftsreferates verblieben, küm- Fremdenverkehrszentrum sein, die rei- Dem Beschluss des Wirtschafts- merte sich das neue städtische Ver- che Fülle an Möglichkeiten, die Mün- ausschusses folgte die Vollversamm- kehrsamt am Hauptbahnhof um die chen auf allen Gebieten vorzuweisen lung des Stadtrates am 28. September Betreuung des Gastes vor Ort. Dazu ge- hat, mit einschlägigem Prospektmate- 1960 mit ihrem Beschluss. Das bishe- hörten die Erteilung von Auskünften, rial zu belegen und dafür zu werben“, rige Wirtschaftsreferat wurde künf- die Abgabe von Prospekten, die Quar- so der Beschluss des Wirtschafts- tig auf zwei gleichberechtigte Ämter tiervermittlung, die Vorbereitung ausschusses vom 24. Februar 1960. – Wirtschaftsamt und Amt für Frem- und Durchführung von Veranstal- Als Aufgabe für die Werbeplanung denverkehr – aufgeteilt. Während tungen im Rahmen von Kongressen sah der Wirtschaftsausschuss da- Oktoberfest, Dulten und Christkindl-

9 Stadtratsbeschluss vom 17. Februar 1953 über die Neuorganisation auf dem Gebiet des 14 Heinz Strobl: Denkschrift zur Neuordnung der amtlichen Münchner Fremdenverkehrs- Fremdenverkehrswesens organisation, Blatt 3 10 Verwaltungsbericht für das Jahr 1954 15 Beschluss des Wirtschaftsausschusses vom 19. September 1960 11 Das Fremdenverkehrsamt war bis 1987 Verpächter des Campingplatzes Thalkirchen. 16 Ebenda 12 Beschluss des Wirtschaftsausschusses vom 24. Februar 1960 17 Ebenda 13 Verwaltungsbericht für 1960

8 Tourismus Management Passport Ausgabe 03|2010 50 Jahre Tourismusamt München

markt bis 1975 dem Wirtschaftsamt unterstellt waren, erhielt das Frem- denverkehrsamt die Abteilungen Werbung, Kongresse und Tagungen sowie die Auskunftsstelle Hauptbahn- hof. Darüber hinaus wurde die Stelle eines Fremdenverkehrsdirektors ge- schaffen. Nach einer Interimslösung wurde Otto Hiebel im Juni 1961 ers- ter offi zieller Amtsleiter. 18 Ab sofort wurde das Amt einem Bürgermeister unterstellt: Albert Bayerle, Eckhart Müller-Heydenreich, Winfried Zehet- meier und Oberbürgermeister Georg Kronawitter 19. Zur Anhörung bei wichtigen Fra- gen des Fremdenverkehrs war am 8. Dezember 1959 aus sieben Mitglie- dern des ehemaligen Verkehrsvereins ein Fremdenverkehrsbeirat gebildet worden. Im April 1964 kam mit dem Werbebroschüre Schalter im Flughafen München-Riem für die Münchner Schlüssel-Arrange- eine zweite Informationsstelle des ments aus dem Jahr Fremdenverkehrsamtes hinzu. 1978 Bereits 1960 war die bayerische Tourismusamt München Landeshauptstadt die führende Fremdenverkehrsmetropole Deutsch- lands. 20 Im Stadtratsbeschluss wird men werden, den Ausbau der Bren- tenboom aus – Anlass zur Schaffung jedoch darauf hingewiesen, „dass in nerroute weiterhin zu fördern ... Der eines neuen Aufgabengebietes „Ver- den statistisch erfassbaren Fremden- Fremdenverkehrsaußenwerbung kaufsförderung“, dessen Bedeutung verkehrs- und Kongressziffern auch muss infolgedessen erhöhtes Augen- seither immer weiter gestiegen ist. 23 durch ein bedeutend besser ausge- merk geschenkt werden.“ 21 Die Olympiakommission hatte die stattetes Fremdenverkehrsamt keine Um München ein zugkräftiges Bettenverteilung und deren Organisa- wesentlichen Steigerungen mehr er- Image zu verleihen, führte das Frem- tion an die Stadt übertragen. 24 Um die zielt werden können ...“ „Wir (…) müs- denverkehrsamt zusammen mit der Auslastung im Hotelgewerbe auch vor sen uns im Klaren sein, dass unsere Abendzeitung, der Süddeutschen Zei- und nach den Spielen zu unterstüt- künftigen Bestrebungen auf dem Sek- tung und dem Münchner Merkur 1962 zen, wurde das „Münchner Wochen- tor Fremdenverkehr sich viel weniger einen Slogan-Wettbewerb für Mün- end-Arrangement“ entwickelt. 25 auf die Ausweitung als auf eine Be- chen durch. Aus über 40.000 Vor- Das gestiegene Interesse der standserhaltung ausrichten müssen. schlägen von über 14.000 Lesern wur- Weltöffentlichkeit an der Stadt der Es ist (…) keine Selbstverständlichkeit, de der Slogan „München, Weltstadt nächsten Olympischen Spiele und dass die Fremden in so großer Anzahl mit Herz“ ausgewählt, mit der Mün- die damit verbundenen weltweiten nach München kommen und es darf chen bis zur FIFA WM 2006 offi ziell München-Veranstaltungen aller Art keinesfalls der Fehler gemacht werden warb. 22 verursachten eine gesteigerte Nach- zu glauben, dass dies immer so blei- frage nach Werbe- und Informations- ben muss. Allenthalben ist festzustel- Tourismuswerbung im Zeichen der material über München, der durch er- len, dass von vielen Städten und vor Olympischen Sommerspiele 1972 höhte Aufl agen und Neuschaffungen allem von unseren Nachbarländern Parallel zur Entwicklung des interna- von Prospekten (wie neuer Streu-, große Anstrengungen gemacht wer- tionalen Tourismus wuchsen die Auf- Stadtplan- und Aufenthaltsprospekt), den, den alljährlichen Fremdenstrom gaben des Amtes. Dekomaterial und kleine Werbege- auf Routen zu leiten, die München Die bevorstehenden Olympischen schenke nachgekommen wurde. So nicht mehr berühren.(Es müssen) da- Spiele lösten Ende der 60er-Jahre ei- warb die Stadt zum Beispiel bei der her zielbewusst Schritte unternom- nen bis dahin nicht gekannten Bet- Olympiade 1968 in Mexiko an einem

18 Verwaltungsbericht für das Jahr 1973. Davor führte Franz Mottner vom Wirtschaftsreferat 23 Pressemitteilung des FVA zum 25-jährigen Jubiläum 1985 interimistisch das Amt. 24 Sitzung der Olympiakommission am 20. Februar 1968 19 1990 wurde das Amt Teil des neu gebildeten Referates für Arbeit und Wirtschaft. 25 Bekanntgabe des Werbeplans 1970 im Wirtschaftsausschuss vom 30. September 1969 20 Beschluss der Vollversammlung des Stadtrates vom 28. September 1960, S. 4f 21 Ebenda 22 AZ vom 13. Mai 1997. Seit 2006 neuer Slogan: „München mag Dich – Munich loves you“

Ausgabe 03|2010 Tourismus Management Passport 9 50 Jahre Tourismusamt München

Pressestand mit Informationsmate- derung des Amtes in die drei Abtei- rial über München. 26 Auch die Deut- lungen Geschäftsleitung, Werbung sche Zentrale für Fremdenverkehr und Verkaufsförderung sowie Kon- unterstützte München mit Schwer- gress- und Besucherdienst. 1975 wur- punktthemen und fi nanziell bei der de das Amt um die Abteilung „Veran- Verkaufsförderung. 27 staltungen“ (Oktoberfest, Auer Dulten, Der Zuschlag für die Olympischen Christkindlmarkt und Flohmärkte) er- Spiele machte die Errichtung einer weitert, das vom Wirtschaftsamt dem zentralen Informationsstelle in der Fremdenverkehrsamt zugeführt wur- Innenstadt notwendig, die in die Lä- de. 32 Von Juni 1978 bis Februar 1985 den des Stadtmuseums Einzug hielt. 28 war Heinz Strobl Direktor des Frem- Aufgaben der Infostelle waren neben denverkehrsamtes, nachdem er zuvor den üblichen München-Auskünften, bereits die Stelle des Stellvertreters in- Quartiervermittlung und Gästebera- nehatte. tung für 1972 explizit die Auskunftser- teilung über die Olympischen Spiele „München ist mehr ...“ sowie Fremdenverkehrsauskünfte – Imageverlagerung seit 1985 über die Bundesrepublik Deutsch- Seit Beginn der Tourismusförderung land und den Alpenraum. Darüber ist das Image Münchens eng verbun- hinaus bildete das Fremdenverkehrs- den mit den Begriffen Oktoberfest, amt ab April 1971 insgesamt 42 Olym- Hofbräuhaus und Blasmusik. Dieses pia-Stadthostessen aus, die vor allem in vielen Jahren gewachsene Mün- für die Betreuung der Ehrengäste der chen-Bild, das Reisende aus Amerika Stadt während der Spiele eingesetzt wie aus Japan oder Australien glei- waren. 29 chermaßen schätzen, ist selbstver- ständlich ein nicht hoch genug einzu- Aufgaben nach den schätzender „Unique Selling Point“. Olympischen Spielen Bei ihrem Amtsantritt als Frem- Kampagne „Freund- „Museumsmetropole München“ ins Schon vor den Spielen wurden die denverkehrsdirektorin 1985 beschloss liches München – Leben. Dieses Thema wird sich fort- Munich Smiles“ Weichen für die Aufgaben des Amtes Dr. Gabriele Weishäupl, das Produkt setzen bis ins Jubiläumsjahr König Tourismusamt für die Zeit nach 1972 gestellt. Um den München unter dem Leitbild „Mün- München Ludwigs II. im Jahr 2011, in dem sich erreichten Rang als Fremdenverkehrs- chen ist mehr ...“ zu diversifi zieren: Im auch die Gründung der Künstlergrup- destination zu halten, sah die frem- Mittelpunkt der PR- und Marketingak- pe des Blauen Reiters zum 100. Mal denverkehrspolitische Konzeption tivitäten stehen seither kulturelle The- jährt. Als sogenanntes „Blaues Jahr“ des Amtes eine Fortsetzung der um- men wie Musik, Museen, Schlösser, wird es im Mittelpunkt der Werbeak- fangreichen Verkaufsförderung, die aber auch Sport, Shopping und Life- tionen stehen. Aufrechterhaltung des Betreuungs- style. Seit den 80er-Jahren begleiten Das Bild Münchens als Stadt der dienstes sowie die Quartier-, Bus- und beispielsweise junge Opernsänger der Weltoffenheit, der Volksfeste und der Fremdenführervermittlung durch die Bayerischen Staatsoper immer wieder Traditionen und als Kulturmetropole Schalterdienste am Hauptbahnhof Veranstaltungen des Tourismusamtes wird vom Tourismusamt beworben und am Flughafen vor. Neu wurde und verzauberten die Gäste zum Bei- und nach außen getragen. das Fremdenverkehrsamt 1973 vom spiel bei den Rosenkavalier-Abenden Wirtschaftsausschuss beauftragt, sei- in Brüssel, Chicago, Mailand und Bar- „Freundliches München ne Einnahmen durch die Erhebung celona. Seit 1999 bewirbt das Tou- – Munich smiles“ einer Vermittlungsgebühr von den rismusamt in Zusammenarbeit mit Mitte der 80er-Jahre begann eine Auf- Beherbergungsbetrieben zu verbes- den drei weltberühmten Spitzenor- bruchphase mit zahlreichen Pionier- sern. 30 Für die Informationsstelle am chestern, den Münchner Philharmo- leistungen: Als eine der ersten Hand- Hauptbahnhof hatte die Stadt 1973 nikern, der Bayerischen Staatsoper lungen nach dem Amtsantritt von Dr. durch die Verlegung in einen Laden und dem Symphonieorchester des Weishäupl startete das Tourismusamt mit ausgebautem Untergeschoss die Bayerischen Rundfunks die „Musik- 1985 die Kampagne „Freundliches seit Jahren notwendige Verbesserung metropole München“. München – Munich Smiles“. Erstmals des Platzangebotes erreicht. 31 Gemeinsam mit den staatlichen wandte sich eine Stadt mit einer In- Der Organisationsplan des Amtes und städtischen Museen rief das house-Aktion an das Dienstleistungs- vom August 1974 zeigt eine Neuglie- Tourismusamt 2001 die Kampagne gewerbe innerhalb der eigenen Stadt.

26 Sitzung der Olympiakommission vom 20. Februar 1968 30 Verwaltungsbericht für das Jahr 1973 27 Bekanntgabe des Werbeplans 1970 im Wirtschaftsausschuss vom 30. September 1969 31 Ebenda 28 Rosental 16 32 Pressemitteilung des FVA zum 25-jährigen Jubiläum 1985 29 Verwaltungsbericht für das Jahr 1972

10 Tourismus Management Passport Ausgabe 03|2010 50 Jahre Tourismusamt München

Die Aktion war an die Partner gerich- nikation nutzte München: Erstmals tet, die eng mit der Tourismusbran- warb 1995 eine Tourismusbehörde che verbunden sind. Neben Polizei im Internet für ihre Stadt. und Bedienungen sollten vor allem Zum Austausch mit der touris- Taxifahrer ermuntert werden, durch musrelevanten Branche lädt das Tou- ihr Verhalten München für Touristen rismusamt einmal jährlich seit 1986 noch attraktiver zu machen. zum Incoming-Tag als Kontaktbörse Darüber hinaus positionierte sich mit der Münchner Incoming-Branche München als erste Stadt mit nachhal- und seit 1990 zum Prof-Treff als Wer- tigem und sozialverträglichem Tou- beforum für zukünftige Kongresse. rismus: Seit der Entwicklung eines Um der Internationalisierung Radl-Sightseeing-Konzepts 1987 wirbt Rechnung zu tragen, kam es in 2005 das Tourismusamt für umweltfreund- zu einer Umbenennung von Frem- liche Stadterkundungen per Fahrrad, denverkehrsamt in Tourismusamt zu Fuß oder mit öffentlichen Ver- München. 2009 arbeiteten 110 Mitar- kehrsmitteln. Das erfolgreiche Um- beiter und Mitarbeiterinnen für das welt-Konzept des Oktoberfestes wur- Tourismusamt, davon ca. die Hälfte in de 1997 mit dem „Bundesprojektpreis Teilzeitmodellen. Das Tourismusamt für die umweltschonende Organisati- war 1986 die erste Stadt, die Reisever- on von Großveranstaltungen“ ausge- kehrskaufl eute ausbildete. zeichnet. Radl-Werbe- stimmen auch künftig das Image Bei der Internationalisierung der Blick in die Zukunft broschüre aus dem Münchens. Falls die Entscheidung Jahr 1986 Marketingstrategien war das Touris- Die Eingangsprognose des Stadtrates 33 für die Olympischen Spiele 2018 auf Tourismusamt musamt ebenfalls Vorreiter: Mit der bei der Gründung des Fremdenver- München München fällt, wird eine neue Phase seit 1986 in den USA begonnenen kehrsamtes im Jahr 1960 hat sich bis in der Stadtwerbung beginnen. und bis 2005 auf neun Auslandsver- heute vollkommen überholt. Der Tou- Das allgemeine Ziel der Arbeit tretungen in Asien und Amerika an- rismus gehört zu den tragenden Säu- des Tourismusamtes jedoch – die gewachsenen Repräsentanzen verfügt len der wirtschaftlichen Entwicklung Vergrößerung der Gästezahl und die das Tourismusamt heutzutage über Münchens. So lag der touristisch be- Verlängerung der Aufenthaltsdauer – ein effi zientes Netzwerk, um konti- dingte Umsatz 2008 bei rund 6,4 Mil- besteht seit Beginn der Münchner nuierlich touristisches Marketing in liarden Euro pro Jahr. 34 Tourismusorganisation im 19. Jahr- den jeweiligen Märkten zu betreiben. Der Ökumenische Kirchentag und hundert unverändert fort. Der Ehrgeiz Das Tourismusamt ist Mitglied in das 200-jährige Jubiläum des Okto- des Amtes ist es, auch 50 Jahre nach 23 Organisationen. Gemeinsam mit berfestes sowie die Passionsspiele in seiner Gründung einen Spitzenplatz seinen Partnern wirbt das Amt welt- Oberammergau werden 2010 wieder unter den führenden Tourismusdesti- weit für die Destination München. verstärkt Gäste aus aller Welt nach nationen Europas zu behaupten und Auch ganz neue Kanäle der Kommu- München führen. Kulturthemen be- weiter auszubauen. 35

33 „...auch durch ein (...) Fremdenverkehrsamt (können) keine wesentlichen Steigerungen 35 Verwaltungsbericht für das Kalenderjahr 1960: „... hielt München auch 1960 die Spitze aller Frem- mehr erzielt werden ...“ denverkehrsorte des Bundesgebietes.“ Das galt bis zur Wiedervereinigung 1989. 34 Untersuchungen des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr an der Universität München (DWIF) und aktuelle Berechnungen des Tourismusamtes.

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Ausgabe 03|2010 Tourismus Management Passport 11 50 Jahre Tourismusamt München

Spurensuche – 50 Jahre Tourismuspolitik und die ewige Frage, was denn an München so attraktiv ist

Theo Eberhard Tram inmitten der Wohlstandsblech- Ob das nun überhaupt tourismusrele- lawine Auto. Der Käfer hatte starke vant ist, kann man nicht sagen! Jahre, eigentlich keine lange 34 PS, und der Ford17 M war der ulti- Keine Frage, der Kommerz hat 50Zeit – blickt man zurück, er- mative Aerodynamik-Kick! über die Revolution gesiegt, 1970 scheint es einem fast wie eine kleine Reisen war in! Das war die Zeit, wurde das Stachus-Untergeschoss er- Ewigkeit. als sich die Münchner zwecks Ur- öffnet (Keller-Shopping). Und einen Für München begann damals, laubs noch über die alte Brennerstra- kleinen Sieg hat der Mensch gegen 1960, eine neue Zeit: Nach zwölf ße quälten, nach Jesolo vielleicht oder das Automobil davongetragen: Die Jahren endete die Ära von Thomas Lignano Pineta. Es kamen aber auch Kaufinger Straße zwischen Stachus Wimmer, der die Stadt als Oberbür- immer mehr „Fremde“ in die heim- und wurde zur Fußgän- germeister durch die Wirren der liche Hauptstadt, 1960 waren es be- gerzone. Und die Touristen mögen es Nachkriegszeit führte. Mit seinem reits 1.508.525. auch! Rama dama hat er unsere Stadt auf- Auf die Wiesn ging man früher Während der Regentschaft Vo- geräumt, sonst wäre wohl kaum ein eher in Anzug und Krawatte, nix Le- gels katapultierte sich München er- Tourist gekommen, und dass wir heu- derhose; das war eine feierliche Ange- neut ins Rampenlicht der Welt: 1966 te eine so attraktive Innenstadt haben, legenheit. Auch die Studenten in den bekam die Stadt den Zuschlag für die ist auch ihm zu verdanken. Den auto- Hörsälen trugen Anzug – das hat sich Olympischen Spiele 1972. Die Münch- mobilgläubigen Stadtmodernisierern vermutlich erst so um 1968 geändert. ner haben den Umbau der Stadt mit und Adepten der autofreundlichen Und überhaupt sind die wilden 68er- Gelassenheit ertragen, und den Tou- Stadt beschied er: „Wenn's gar nicht Jahre an München relativ glimpfl ich risten wurde bestes Baustellen-Sight- mehr durchkommen, dann bleiben's vorübergegangen. Vielleicht lag’s ja seeing geboten. einfach stehen mit ihren Stinkkarren daran, dass die Münchner die Welt- Und dann 1972, heitere Spiele und dann werden's auch vernünftig!“ revolution schon mit den Schwabin- sollten es werden. Und das waren sie Und dass ausgerechnet ein Teil un- ger Krawallen 1963 vorexerziert hat- auch. Bis zu dem grauenhaften Über- serer Stadtautobahn (Mittlerer Ring) ten. Wie dem auch sei, in Erinnerung fall auf die israelische Mannschaft. Oktoberfest in den seinen Namen trägt, wird ihm nicht geblieben sind uns Uschi Obermei- 60er Jahren Alle Kameras der Welt waren in die- gerecht – vermutlich hat er sich dabei er und Rainer Langhans als alterna- sem Augenblick auf München gerich- Tourismusamt im Grab rumgedreht. Wir sollten ihm tive Schickeria und die Kommune 1. München tet, Bilder von Zynismus und Brutali- ein anständiges Denkmal setzen! „Dammerl“ Wimmer, 73, ging und der junge Hans-Jochen Vogel, 34, kam. Geerbt hat er das neue Fremdenver- kehrsamt noch von seinem Vorgänger. Am 1. April 1960 begann das Fremden- verkehrsamt München mit seiner Ar- beit (Vogel hat seine Amtsgeschäfte am 1. Mai 1960 übernommen). Dieses Amt war auch dringend nötig, denn ein Megaereignis stand ins Haus. Vom 31. Juli bis 7. August 1960 fand der Eucharistische Weltkongress statt: Eine Million Besucher (Touristen!) auf der Theresienwiese! Wo die alle untergekommen sind? Viele werden sich aber eine der Hauptattraktionen Münchens angesehen haben: Der Stachus war der verkehrsreichste Platz in ganz Europa! Kann man es sich heute noch vorstellen: Am Marienplatz wurde der Verkehr von Polizisten geregelt, durch die Kaufi ngerstraße fuhr die

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Gibt’s da noch was? Genau, das Hofbräuhaus, das bekannteste Wirts- haus der Welt, wo die Kellner nicht alle Bayerisch können. Und überhaupt die Wirtshauskultur. Bier hat man früher hauptsächlich aus Maßkrügen getrun- ken, Kronfl eisch und Innereien geges- sen. Muss heute nicht mehr sein, die Touristen trinken Prosecco oder ei- nen Montepulciano, essen Sushi oder gehen zum Italiener. Die Traditions- häuser gibt’s schon auch noch, Paula- ner, Augustiner, Pschorr, Löwenbräu- Biergarten am Chinesischen Turm keller und das bodenständige Weiße Bräuhaus. Man sieht schon, die Wirts- Tourismusamt München hauskultur in München ist ums Bier herum entstanden, wie auch die Bier- tät schockten die Weltgemeinschaft. gärten in München. Verdanken tun Und es war ein kleines Wunder; die Glyptothek … muss ich noch weiter- wir das einem hoheitlichen Akt. Als Gemeinschaft hat uns nicht ausge- machen? Klein, aber fein, wir haben sich seinerzeit die Brauer anschickten, schlossen, vielmehr uns in die solida- das Alpine Museum, die anthropolo- das Bier aus ihren Kellern im Sommer rischen Arme genommen. München gische Sammlung, das Jüdische Mu- direkt an die Kunden zu verkaufen, war immer noch eine Reise wert. Und seum, das Münchner Stadtmuseum; brach unter den Wirten ein Sturm was ist uns von der Olympiade ge- nicht zu vergessen die Osterhasen- der Entrüstung los! Um einen mörde- blieben? Nein, die U-Bahn ist es nicht, sammlung und das Kartoffelmuseum. rischen Bierkrieg zu vermeiden, ver- und auch Wohnraum wäre ohnehin Von den Wolpertingern im Jagdmuse- fügte Ludwig I., dass die Brauer wohl geschaffen worden. Geblieben ist uns um und dem Valentin-Museum ganz ihr Bier verkaufen, aber keine Speisen ein bauliches Highlight eines sonst zu schweigen – eine Hommage an den feilbieten durften. Der Friede war ge- architektonisch armen Jahrhunderts, Münchner Künstler, der eigentlich auf rettet und die Münchner Biergarten- das Olympiastadion. gleicher Augenhöhe mit Charly Chap- kultur geboren. Heute kann man auch War da noch was? Kunst und Kul- lin und Buster Keaton stehen sollte. im Biergarten was zu Essen kaufen, tur – das sind die Attraktionen für München hat 40 Museen, das ist doch der echte Biergartler bringt aber seine erfolgreichen Städtetourismus und eine Reise wert! Natürlich, wir haben Brotzeit selber mit. Am chinesischen wenn eine Stadt klug ist, dann inves- auch noch das Deutsche Museum, ab- Turm, im Hirschgarten, im Augustiner tiert sie in dieses Potenzial. München solute Weltklasse. Und wenn wir schon oder im Taxisgarten sitzen sie alle nun hat das erkannt, 1963 wurde das Na- bei der Technik sind, das BMW-Muse- friedlich zusammen, die Einheimi- tionaltheater wieder eröffnet und hat um, die BMW-Welt mit zwei Millionen schen, die Zugroasten und vor allem sich im Laufe der Jahre einen der ers- Besuchern jährlich. Einige nehmen die Touristen. ten Plätze der Welt erspielt. Mit der dann gleich ihr neues Auto mit. Auch die fünfte Jahreszeit wird bei „Hochzeit des Figaro“ wurde bereits Nicht nur wegen der Museen, im- uns in München besonders zelebriert: 1958 das Cuvilliés-Theater wieder mer mehr Besucher kamen nach Mün- die Starkbierzeit! Um die Fastenzeit eröffnet, was für den damaligen Fi- chen. Riem war klein und eng gewor- nach dem Ende des Faschings erträg- nanzminister Rudolf Eberhard eine den, ein neuer Flughafen musste her. licher zu machen, ersannen fi ndige Herzensangelegenheit war. Und na- 1992 wurden die Koffer gepackt, die Mönche den Doppelbock, der nicht türlich die bildende Kunst! 1981 wur- Gäste wurden nun in Erding empfan- nur stark ist, sondern auch die Zunge de die Neue Pinakothek eröffnet. Da gen und abgefertigt. Rund zwölf Milli- löst. Auch das ist München und eini- lag die Museumsinsel in Berlin noch onen Passagiere waren es damals, heu- gen Reisenden wird ein Maß Salva- in Ruinen und im Osten. Tempel der te sind es schon rund 34,5 Millionen. tor, Maximator oder Triumphator auf europäischen Malerei und Skulptur Was suchen sie alle, die Fremden, dem Nockherberg in feucht-seeliger des 18. und 19. Jahrhunderts sollte die die nach München kommen, wo es Erinnerung bleiben. Neue Pinakothek werden. Was für ein im Stadtbild kaum Authentisches Bier ist nicht alles. Auch die an- Schatz. München hatte verstanden – gibt, das alte Rathaus vielleicht? Aber dere Gastronomie ist ein Beispiel für dann kam es noch besser: Pinakothek schon die Feldherrnhalle, eine Kopie die Dynamik dieser Stadt. Die Szene der Moderne 2002, Brandhorst Muse- aus Florenz (dort heißt sie dei häutet sich und erfi ndet sich fast im um 2009. „München leuchtet“ – Schät- Lanzi); das neue Rathaus, in Brüssel Monatsrhythmus neu. Kleine Cafés, ze unserer städtischen Kulturland- abgekupfert. Der Königsplatz, der In-Kneipen und Fresstempel kom- schaft. Hier stehen wir im direkten seine Existenz der Griechennostalgie men und gehen, der Wanderzirkus Wettbewerb mit Berlin. Lenbachhaus, von König Ludwig I und dem Zeitgeist der Nachtschwärmer frönt dem Stadt- Haus der Kunst, Antikensammlung, verdankt. teilhopping: Schwabing, Haidhausen,

14 Tourismus Management Passport Ausgabe 03|2010 50 Jahre Tourismusamt München

Lehel und Glockenbach. Ein bunter Es ist schon wahr, die Tracht 50 Wettkampf um die Spitze des Zeit- ziehen wir in München nicht geists und der Befi ndlichkeit. wegen der Touristen an und un- Vom Ernst des Lebens halb verschont, Was die Attraktivität Münchens ser Bier lassen wir uns auf un- Ist der schon, der in München wohnt, betrifft, muss man sich auch das Jahr serer Wiesn auch nicht von den Wo man mit Fasching, Starkbier, Dulten, 1985 im Kalender anstreichen. Der fremden Besuchern vermiesen. Und andern fröhlichfeuchten Kulten Gasteig, das neue Kultur- und Bil- Vielleicht ist es ja gerade die Das Jahr noch immer weiß zu feiern. dungszentrum, wird eröffnet und das „mir san mir“-Mentalität, die die Eugen Roth (1895-1970), Schriftsteller Fremdenverkehrsamt München be- Münchner Identität erzeugt und kommt eine neue Leiterin. Im Kriegs- eine ganz besondere Kraft aus- jahr 1944 wurden das Odeon und die strahlt in einer Welt, die immer glei- Die Kicken zwar nicht in Lederho- Tonhalle, die beiden größten Konzert- cher wird. Es ist schon ein Trend, welt- sen, sind aber weltweit ein Markenarti- säle Münchens, in Schutt und Asche weit suchen Touristen immer mehr kel für die Stadt der Welt: die Stars des gelegt – die Stadt brauchte ein neues nach dem Authentischen. Wie auf FC Bayern München. Selbst im letzten großes Haus. Es sollte aber nicht nur dem Viktualienmarkt. Ein paar feste Dorf in China kennen die Menschen ein Konzertsaal werden, sondern ein Verkaufsbuden, die gibt’s seit 1870, ein unsere bayerischen Kicker besser als multifunktioneller Kulturpalast. 1985 paar kleine Statuen, die an Münchner ich. Und seit 2005 haben die Bayern war es so weit: Die Münchner Philhar- Originale erinnern wie Lisl Karlstadt, und die 60er ein neues Zuhause: die moniker unter Maestro Sergiu Celibi- Karl Valentin und Weiß Ferdl. Nicht Allianz-Arena. Ein architektonisches dache eröffneten den neuen Musen- auszudenken, hätte man auf diesem Highlight der Extraklasse – ob aber tempel. Die Münchner Philharmoniker Filetgrundstück Hochhäuser errichtet eine aufblasbare Plastikhülle ein paar sind nach wie vor ein Klangkörper von – wie es mal angedacht war. Man hät- Jahrhunderte halten wird? Egal, fürs Weltrang, deren Hülle, der Gasteig, in te dem Teufel die Seele der Stadt ver- hier und heute ist es gut. die Jahre gekommen zu sein scheint. kauft. München ohne den Viktualien- Und die nächsten 50 Jahre? Wer- Man redet davon, den hässlichen Ka- markt – nicht auszudenken; das wäre den die Bayern in die dritte Liga ab- sten abzureißen. Aber vielleicht ist es wie Paris ohne Montmartre, schlim- steigen, wird die Arena aus der Kon- ja auch die Chance, einmal was wirk- mer noch! Eigentlich ist es ja nur ein kursmasse von russischen Oligarchen lich Großes zu bauen, etwas, das Tou- Lebensmittelmarkt, Gemüse, Obst, ersteigert werden? Hotels machen risten anzieht, die nur wegen dieser Käse, Fleisch und Wurst. Und damit dicht, weil die Banken nur noch Pro- Architektur nach München kommen. die Touristen auch etwas zum Umsatz visionen zahlen und keine Kredite Wie unser Olympiastadion, die Oper beitragen (wer braucht schon Gemüse, mehr vergeben? Wenn sich in Dubai in Sydney vielleicht oder das Guggen- wenn man im Hotel wohnt), werden schon wieder der Sand über den Inves- heim Museum in Bilbao. Und damit Obstsäfte und leckere Fischgerichte titionswahnsinn legt, Tuvalu einen könnte man sich noch mal einen klei- beim Poseidon angeboten. Überhaupt Meter unter dem Meer liegt, wird nen Schritt vom Lederhosen- und Bier- sind es die kleinen Gemütlichkeiten, man in München noch immer auf zelt-Image entfernen. die München neben allem Weltstäd- dem Oktoberfest mit den Touristen Halt, eine ganz besonders gelun- tischen auszeichnen, das Bummeln anstoßen, seine Maß gemütlich gene Architektur fällt mir schon noch über den Markt, der Plausch im Bier- trinken, im neuen Gasteig erlesener ein: das neue jüdische Zentrum mit Sy- garten und die Tretbootfahrt auf dem Synagoge auf dem klassischer Musik lauschen, den lie- Jakobsplatz nagoge, Museum und Gemeindehaus Kleinhesseloher See mitten im Eng- ben Gott einen guten Mann sein las- S. Müller, am Jakobsplatz. Jahrzehnte diente die- lischen Garten. Da fi ndet man sie: die Tourismusamt sen und den feschen Dirndln nach- ser Platz zum Aufstellen von Müllton- Weltstadt mit Herz! München schauen. nen und als Parkplatz für Busse. Jetzt ist er neu gegliedert, strukturiert die Innenstadt neu, gibt dem Viertel ei- nen Halt. Seit 2006 ist die Wunde im Stadtbild nun endgültig verheilt. Ir- gendwie erinnert mich der Anblick der Hauptsynagoge immer an die Kaaba in Mekka und die Klagemauer in Jerusa- lem. Auch das ist eine Reise wert! Kultur und Geschichte, Musik so- wie Museen waren und sind ab 1985 die Themen der neuen Leiterin des Fremdenverkehrsamtes, Dr. Gabriele Weishäupl, ohne die Kraft der Traditi- on zu vernachlässigen. Aber als Wiesn- Chefi n ist sie noch immer die Dirndl- königin.

Ausgabe 03|2010 Tourismus Management Passport 15 50 Jahre Tourismusamt München

Interview mit Dr. Gabriele Weishäupl

Passport: Können Sie sich München erste Jahr wie der Morgen eines lan- ohne Touristen vorstellen? Was be- gen Tages, denn in der Rückschau sind deuten Touristen für eine Stadt wie diese 25 Jahre wie ein Tag. Es war aller- München? dings ein Tag, an dem ich viele Inno- Gabriele Weishäupl: München vationen durchsetzen durfte und mit heute geschlossen für die Welt?! einem motivierten Team auf vielen Das ist ja eine valentineske Vorstel- Gebieten des Tourismusmarketings lung. Die Menschen eilen gesenkten und der Öffentlichkeitsarbeit neue Hauptes am einsam tönenden Glo- Wege einschlug. Ein schöner Tag. ckenspiel vorbei – Münchner halt. Der gesamte Handel, Gastrono- Passport: Mit dem neuen Brandhorst mie, Hotellerie, Verkehrsbetriebe, Museum, den Pinakotheken und un- Dienstleistungsbetriebe, Messen, zähligen anderen Museen gehört Mün- Ausstellungen und alle verwandten chen zu den Topadressen der Welt – Bereiche würden ein wirtschaftliches wird so aber kaum wahrgenommen. Desaster erleben. Der touristisch be- Während Berlin die Museumsinsel er- dingte Umsatz liegt in München bei folgreich vermarktet, scheint in Mün- etwa 6,4 Milliarden Euro im Jahr und chen dafür ein Konzept zu fehlen. mehr als 100 Millionen Gäste besu- Weishäupl: An Ihrer Hochschule chen in diesem Zeitraum die baye- dürfte sich eigentlich schon herum- rische Landeshauptstadt als Über- gesprochen haben, dass wir bereits nachtungs- oder Tagesgäste. Dabei seit Jahrzehnten ein ausgefeiltes Kon- halten sich pro Tag 280.000 Per- zept zur Vermarktung der Münchner sonen aus touristischen Gründen bei Museen verfolgen. Ich widerspreche uns auf. Dreistellige Millionenbeträge Ihnen also ganz energisch: Wir ver- fl ießen in das Steueraufkommen der markten München zumindest seit Stadt und 70.000 Arbeitsplätze, bei Mitte der 80er-Jahre weltweit ganz Teilzeit bis zu 100.000 Personen, wer- eindeutig als Kunst- und Kulturmet- den durch den Tourismus gesichert. ropole und als solche wird unsere Der von Touristen aus aller Welt schöne Stadt auch wahrgenommen. verwaiste Marienplatz zurzeit des Kultur ist ein bedeutender Motor im Glockenspiels wäre ein deutliches München-Tourismus und mehr als Signal der dramatischen Verarmung 90 Prozent unserer diversen Aktivi- metropole, Schlösser in München, Dr. Gabriele unserer Stadt. Generell würde vieles täten beziehen sich darauf. Wir wis- Museumsmetropole und entwickeln Weishäupl, Direktorin des vom Charme unserer kosmopolitisch sen aus Studien: Für 60 Prozent der in verschiedenen Kultur-Kooperati- Tourismusamtes weltoffenen Stadt verschwinden und in der Hotellerie übernachtenden onen seit vielen Jahren gemeinsame München, dirigiert die Wiesnkapellen damit einen bedeutenden Verlust der Gäste ist „Kunst und Kultur erleben“ PR- und Marketingaktionen. Wir wer- 2009. Lebensqualität mit sich bringen. Aber das Hauptmotiv für die Reise nach den beispielsweise im Jubiläumsjahr Gebhardt dies ist ja Gott sei Dank nur ein hypo- München. Über 90 Prozent der über- des Blauen Reiters 2011 das Thema thetisches Szenario. nachtenden Gäste und 59 Prozent Museen vermehrt promoten. der Tagesgäste suchen sich bei ihrem Das Tourismusamt versteht sich Passport: Das Tourismusamt wird Besuch eine Aktivität aus dem kultu- ganz klar als PR-Partner der Kultur- dieses Jahr 50 und Sie feiern gleich- rellen Spektrum aus. Während ihres institutionen, die selbstverständlich zeitig Ihr 25-jähriges Dienstjubiläum Aufenthaltes geben sie insgesamt auch selbst professionelle internati- als Tourismusdirektorin von München. rund 500 Millionen Euro für derar- onale PR betreiben. Kulturkommu- Gibt es ein Jahr, das Ihnen besonders in tige Aktivitäten aus. Die Münchner nikation ist praktisch dauerhaft Leit- Erinnerung geblieben ist? Museen und Schlösser, Opern, Or- thema in unserem Programm. Weishäupl: Natürlich ist es das chester und Theater tragen nicht nur Premierenjahr 1985, das seinen Höhe- intensiv zum internationalen Ruf Passport: In welcher Form promoten punkt mit einer Jubiläums-Wiesn „175 Münchens bei, sondern generieren und fi nanzieren Sie diese Themen? Jahre Oktoberfest“ erlebte. Abgesehen eigene Tourismusströme. Wir haben Weishäupl: Wir bespielen das ge- von dem strahlenden Fest war dieses Themen im Portfolio wie die Musik- samte Klavier der PR und des Marke-

16 Tourismus Management Passport Ausgabe 03|2010 50 Jahre Tourismusamt München

tings und fi nanzieren die jeweiligen Jahresleitthemen aus dem laufenden 50 Etat. Dazu haben wir ein Netz von Auslandsvertretungen rund um den Hier bin ich gern! Erdball. In USA, Brasilien, Beijing, Unter all den Städten, wo ich kampieret, Hongkong, Singapur, Bangkok, In- viel musizieret und instrumentieret, dien und Dubai sitzen unsere Reprä- in München ich auch einst logieret, sentanten und nutzen die dortigen am Hofe dort fein konzertieret, Kanäle. Von dort und von München Oper Idomeneo 1780 komponieret, aus werden laufend aktuelle Kultur- wozu in Kurfürst's Brauhaus ich mich restaurieret, themen mit klassischen Werbemit- teln über Mailings und PR-Aktionen, an seinem Bier mich delektieret, Prospektmaterial und Anzeigenschal- mit allen Gästen mich primo amusieret, tungen an die internationalen Medi- drum sei ihnen dieser Spruch auch deduzieret! en und Reiseveranstalter kommuni- Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), Komponist ziert. Unser Team ist das ganze Jahr zusätzlich auf Reisemessen, Touris- mus-Workshops, Roadshows etc. prä- Italiener, alle sind willkommen und oder per öffentlichem Nahverkehr sent. Wir waren als erste Stadt auch erleben keine Banalität, kein Event, promotet. Es gab gerade in unserer im World Wide Web, bereits 1995 be- keine Location, sondern etwas Un- Branche einige, die mich damals gannen wir dieses Medium als Kanal verwechselbares und Ursprüngliches. ausgelacht haben. Die generelle Ent- für unsere Botschaft zu nutzen. Ganz Die Richtung für das Oktoberfest ist wicklung hat uns jedoch Recht gege- wichtig sind in diesem Bereich Koo- klar: Tradition, Sozialverträglich- ben, und so engagieren wir uns weiter perationen, hier seien insbesonde- keit und Nachhaltigkeit. Ohne jetzt für eine Stärkung alternativer Erkun- re die touristischen Netzwerke wie in Einzelheiten zu gehen: Es ist uns dungsformen oder auch in verschie- Deutsche Zentrale für Tourismus in den letzten Jahren gelungen, ei- denen Kooperationen, zum Beispiel (DZT), Deutscher Tourismusverband ner grenzenlosen Vermarktung der mit der Bahn für die schienengebun- (DTV), Bayern Tourismus Marketing Wiesn und einem Missbrauch durch dene Anreise. Im Augenblick beträgt GmbH, Tourismusverband München überzogene Werbemaßnahmen ein- der Tourismusindex 729 mit Schwan- Oberbayern, europäische Kooperati- zelner Interessenten deutliche Gren- kungsbreiten in den einzelnen Mo- onen etc. genannt. Auch Private Pub- zen zu setzen. Ich befi nde mich hier naten und ist der höchste Wert deut- lic Partnership wird betrieben. Sehr im Einklang mit der Stadtspitze und scher Großstädte. Der Anstieg der eng arbeiten wir mit verschiedenen dem Stadtrat und arbeite mit dem Besucherzahlen war in München Gremien des Freistaates Bayern, zum ganzen Behördenapparat auf Basis zwar beständig, aber immer moderat. Beispiel der Bayerischen Schlösser- der Oktoberfestverordnung und der Im Verlauf der letzten 50 Jahre lag er verwaltung, zusammen. Das schafft Betriebsvorschriften zusammen. Was bei rund zwei bis drei Prozent, sodass Synergie nach allen Seiten. nun die Pseudo-Tracht anbelangt, sie wir keine Überhitzungen oder gro- ist ohnehin auf dem Rückzug. Aller- ßen Sprünge feststellen können. Wir Passport: Das Oktoberfest wurde in dings halte ich es auch hier mit der profi tieren von einer langen touris- den letzten Jahren zu einem Hype. Liberalitas Bavariae: „Chacun a son tischen Entwicklung in Bayern, die be- Wie können Sie verhindern, dass es goût.“ reits im 19. Jahrhundert begann, und von der Wirtschaft vereinnahmt wird sehen zurzeit keinen Punkt, der sich und zu einer banalen Eventlocation Passport: Die Besucherzahlen in Mün- negativ auf unsere Stadt auswirkt. Als und einem Laufsteg für Pseudo-Tracht chen steigen in den letzten Jahr- Verfechter eines umweltgerechten verkommt? zehnten beständig an. Ist irgendwann und sozialverträglichen Tourismus, Weishäupl: Das Oktoberfest ist ein Punkt erreicht, wo ein weiterer An- früher „sanfter Tourismus“, mit ent- eine herausragende und einmalige stieg im Sinne der Nachhaltigkeit sich sprechenden Methoden können wir Münchner Institution, die natürlich negativ auf die Stadt und ihre Men- daher optimistisch in die Zukunft die Menschen anzieht. Es ist erfreu- schen auswirken könnte? blicken. lich, dass die Münchner, aber auch Weishäupl: Parallel zu den stei- die ganze Welt, unsere Wiesn lieben genden Besucherzahlen habe ich Passport: Haben Sie vor 25 Jahren Ih- und gerne besuchen. Deshalb ist uns mich mit meinem Team stets für ren Job als Tourismusdirektorin im der Begriff der Tradition und des einen nachhaltigen Tourismus ein- Dirndl angetreten? Das war doch das Schutzes dieses großen Volksfestes gesetzt. Dies ist auch die Linie der wesentliche Image für München? eine besondere Verpflichtung. Die Stadt insgesamt. Bereits 1986 (!) ha- Weishäupl: Damals wie heute be- Wiesn soll ein Volksfest bayerischer ben wir als erste deutsche Großstadt kleide ich mich dem Anlass gemäß Prägung bleiben, auf dem sich alle eine Kampagne für das Radl-Sight- und natürlich trage ich Dirndl, wenn wohlfühlen. Familien, alte und jun- seeing gestartet und damit die Stadt- es passt. Aber begreifl icherweise auch ge Wiesn-Fans, Münchner, Australier, erkundung mit dem Radl, per Pedes Business-Garderobe, denn ich trete

Ausgabe 03|2010 Tourismus Management Passport 17 50 Jahre Tourismusamt München

nicht im Musikantenstadl auf, son- und in der unserer Gäste gab es im Lau- wir erstmals das Thema Spiritualität dern verstehe meine Tätigkeit als Ma- fe der Jahre zahlreiche Themen: Das im Tourismus an. Ein hochaktueller nagementaufgabe. Jedoch damals wie Gärtnerplatzballett tanzt in den Räu- Trend in heutiger Zeit. Wir sind unter heute ist das Bild der Stadt eng ver- men des Klosters Royaument bei Paris anderem dabei, Stadtrundgänge „Auf knüpft mit dem weißblauen Mythos zu den Klängen von Carmina Burana. Glaubenswegen durch München“ zu aus Oktoberfest, Hofbräuhaus und Im Hampton Court Palace in London entwickeln. Blasmusik. Dieses Bild ist in vielen schweben die Schatten der Tänzer an Zentrales Leitthema 2011 wird Jahren gewachsen und deutlicher Be- den Wänden, bei einer Mondnacht im das Blaue Jahr sein. Zum 100. Jubilä- standteil des Images, das die Herzen Schloss rezitieren Professoren Mond- um der Künstlergruppe Blauer Rei- der Amerikaner ebenso erwärmt wie gedichte, der Klang des Rosenkavaliers ter werden wir den München-Bezug die der Asiaten. Übrigens ein nicht begleitet uns in die prächtige Villa zum Blauen Reiter illustrieren und hoch genug zu schätzender „Unique Borromeo in Mailand. Wir verkaufen mit den Museen in München und Selling Point“. Dieses große Allover- Gefühle, Gefühle, die Reiseentschei- im Umland – im Blauen Land – ver- Bild, das rund um den Globus so ge- dungen auslösen sollen. Werbeleitthe- schärft kooperieren, um dieses The- liebt wird, war manchmal Lust, aber men und Präsentationsformen waren ma weltweit zu präsentieren. Hier auch Last für mich. Denn man wird immer mein besonderes Stecken- spielt selbstverständlich die gesamte München nicht gerecht, wenn man es pferd und wurden und werden von Museumslandschaft in München auf die bewährten und beliebten Kli- mir bis ins kleinste Detail ausgearbei- mit, sozusagen im blauen Licht. Auch schees reduziert. Ich habe mit Amts- tet. Ich habe meinem Team besonders in Verbindung mit dem 125. Todestag antritt begonnen, mit aller Kraft und zu danken, dass es mich klaglos und von König Ludwig II. und mit Blick auf mit großem Glauben an die Richtig- perfekt auf diesem Weg begleitet. Üb- die Bayerische Landesausstellung auf keit meines Tuns und gestützt von rigens tun dies gelegentlich auch an- Herrenchiemsee „Götterdämmerung einem großartigen Team, das Produkt dere: Ich erinnere mich an ein Fest König Ludwig II“ werden wir in An- München zu diversifizieren. Unter „Der Kongress tanzt“ anlässlich des spielung auf die Lieblingsfarbe Blau dem Leitbild „München ist mehr ...“ 40-jährigen Bestehens des Münchner des Königs dieses Werbejahr auch auf transportiert das Tourismusamt seit Convention Bureaus, wo der damalige den Märchenkönig ausdehnen. Jahren zusätzliche Imageinhalte. Wirtschaftsreferent als Zar Alexander Kultur, Wiesn und Lebensart wer- Kunst und Kultur der Landeshaupt- mit mir als Handschuhmacherin die den auch in Zukunft die Welt nach stadt stehen im Mittelpunkt vieler Münchner Française tanzte, während München ziehen. Und sollten wir Promotionveranstaltungen im In- der österreichische Generalkonsul den den Zuschlag im Sommer 2011 für die und Ausland, aber auch Service-The- Fürsten Metternich gab und Richard Winterspiele 2018 erhalten, wäre das men wie Shopping. Süßmeier als Napoleon auftrat. das große Los für München. Welche Impulse eine solche Veranstaltung Passport: Ihre phantasievollen und un- Passport: Sind das Oktoberfest und die gibt, durften wir bereits 1972 erleben. gewöhnlichen Präsentationen und Ein- Münchner Kulturlandschaft als Besu- Damit wird auch die Stadtwerbung in ladungen sind in der Branche bekannt chermagnet noch ausreichend oder eine neue Phase kommen. und beliebt. Wo nehmen Sie die Einfäl- muss sich München neu erfi nden, um le her und woran orientieren Sie sich in für die Zukunft gewappnet zu sein? Passport: Sie sind in München eine In- Ihrer Aussage? Zum Beispiel mit Olympia 2018? stitution, ausgezeichnet mit dem Ba- Weishäupl: Ich orientiere mich an Weishäupl: Neu erfinden muss yerischen Verdienstorden und zahl- den Werbeleitthemen des Jahres, zum sich München nicht, aber sich ge- reichen anderen Ehrungen. Ist der Beispiel veranstalte ich in einem Jahr, zielt auf seine Stärken besinnen. Münchner Tourismus ohne Sie über- wo wir besonders Ausstellungen pro- München ist ein Premiumprodukt haupt vorstellbar? moten wie 2009, den beliebten Prof- im Tourismus, das einmalig ist. Wir Weishäupl: Jeder Mensch ist in Treff in den Räumen des Bayerischen müssen unsere Zielgruppenanspra- seiner berufl ichen Funktion ersetz- Nationalmuseums und mit chine- che weiterentwickeln und immer am bar. Ich bin glücklich, wenn ich im sischem Ambiente. Das Thema lautete Puls der Zeit bleiben – nie nachlassen. Rückblick sagen kann: Ich habe einen „Die Wittelsbacher und das Reich der Speziell für die Olympia-Bewerbung Beitrag geleistet. Dieser Beitrag ist Mitte“ gemäß einer laufenden Ausstel- muss die Werbelinie Sportlive, die ein gemeinsamer mit meinem hoch- lung im Nationalmuseum. Das Thema wir bereits in den 90er-Jahren gesetzt engagierten Team und vielen ande- zieht sich durch von der Einladungs- haben, weiterentwickelt werden. Der ren, die den Tourismus in München karte über die Musik bis zur Menüaus- Mut zur Kreativität darf uns nie ver- fördern, auch im Bereich der Hoch- wahl. Bei der Werbeleitlinie „Schlösser lassen. Zum Beispiel in diesem Jahr: schulen wie Ihrer Institution. An die- in München“ bitten wir wie beim Ger- Mit dem Ökumenischen Kirchentag, ser Stelle ein herzliches Vergelt's Gott many Travel Mart 2008 in die Räume den Passionsspielen in Oberammer- an alle diese Wegbegleiter. der Residenz und vermitteln dem Gast gau und einer neuen Ausstellung „Un- in besonderer Weise das Gefühl, König terwegs fürs Seelenheil – Pilgerreisen Dr. Gabriele Weishäupl im Gespräch zu sein. „Was bleibt, ist die Erinnerung“, gestern und heute“ im Verkehrszen- mit Theo Eberhard. sagt man, und in meiner Erinnerung trum des Deutschen Museums fassen

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Als ob München eine Kulturmetropole wäre …

Volker Letzner immaterielle „Übersetzung“, die sechs setzt man den weiteren Kulturbe- Millionen Besucher auf die Wiesn griff, siehe unten, an, steigt der An- ünchen ist eine sehr erfolg- bringen. Immateriell ja; aber auch teil der Reisen mit kulturellem Ziel Mreiche Stadtdestination, die ein immaterielles Kulturgut? Dafür und nähert sich der Zweidrittel-Mar- seit Jahrzehnten beachtliche touris- ist die Wiesn dann doch zu kommer- ke. Das touristische Produkt in einer tische Wachstumsraten aufweisen ziell, aber schön wäre es, denn im Be- Destination setzt sich aus den (nicht kann. Viele in- und ausländische Men- reich Kultur gibt es keine Rekorde zu zwangsläufig attraktiven) Attrakto- schen werden von Kultur, Lebensart, vermelden. Einen Vergleich mit Rom ren und aus der touristischen Infra- Sport und Business in der Stadt ange- oder New York hat natürlich eh noch struktur zusammen. Erstere sind der zogen und mancher fragt sich, ob die keiner gezogen – aber dass nun Berlin eigentliche Grund der Reise, letztere Kultur wirklich an erster Stelle stehen als Kulturhauptstadt der Republik an spielt eine ambivalente Rolle, denn ei- darf oder doch eher das Bier? Letztlich München vorbeizieht, wurmt. Welche nerseits erschließt sie die Attraktoren wird sich die Frage nie eindeutig be- antworten lassen, denn wer will den „wahren“ Besuchsgrund jener Fami- lie angeben, die am Samstagvormit- tag das Deutsche Museum besucht, am Nachmittag zu einem Spiel in die Arena fährt und abends auf der Wiesn oder im Biergarten Brotzeit macht? Waren die nun wegen der Kultur, dem Sport oder dem Flair in München? „Ois keert halt zam in Minga – und so gfallts dene Preissen em“ würde da mancher antworten und Recht haben. Etwas umständlicher ausgedrückt: Das touristische Produkt ist kom- Rolle also spielt die Kultur im Touris- Viktualienmarkt und setzt sie touristisch in Wert, ver- plex und entsteht durch Bündelung mus, insbesondere in Münchens Tou- (links) nichtet aber auch Teile des Attraktors. verschiedener Teilprodukte und der rismus? München vor In einer Stadtdestination verwässert Tourismus verkauft seine Destination Kultur und Tourismus stehen in der Bergkulisse sich dieser Konfl ikt, denn eine weit der Alpen (rechts) (sein Zielgebiet) durch „Übersetzung“ einem asymmetrischen Verhältnis überwiegende nicht-touristische Tourismusamt in eine Erwartungswelt. Stimmt der zueinander: „Kultur braucht keinen München Nutzung in einer Stadt greift positiv Erwartungs-Erlebens-Match einiger- Tourismus, der Tourismus braucht wie negativ, bewusst wie unbewusst maßen, ist der Tourist zufrieden – an- aber die Kultur.“ Natürlich gibt es in die Stadtlandschaft ein und ver- sonsten kommt er eben nicht mehr weltweite gute Beispiele, wo die erste ändert so deren touristische Attrak- wieder und macht vielleicht sogar Hälfte des Satzes widerlegt wird und toren. In einer Stadtlandschaft kann Negativwerbung. München schafft der Tourismus Kulturgüter entdeckt, die (touristische) Infrastruktur selbst aber beides: Bündelung seiner touris- fi nanziert, erhalten oder gerettet hat zum Attraktor werden, wenn man bei- tischen Kompetenzen und – beinahe gegenüber anderen, noch rücksichts- spielsweise an die „cable cars“ in San wie beim Pfi ngstwunder – die „Über- loseren ökonomischen Nutzungen. Francisco oder an das „Hotel Sacher“ setzung“ der Münchner Realität in Dies ist schön und wichtig, muss aus- in Wien denkt. Und „schön“ muss die abertausend verschiedene München- gebaut werden und bleibt letztlich Stadtlandschaft auch nicht unbe- Erwartungen in lokalen, nationalen doch die Ausnahme von der Regel, dingt sein, um, wie beispielsweise die und internationalen Köpfen. Das Ok- dass Kultur ohne Tourismus ganz gut Bronx, attrahierend zu wirken. Übli- toberfest lebt diese Symbiose perfekt: – oder sogar besser? – zurechtkommt. cherweise bestehen die Kulturattrak- ein paar Fahrgeschäfte, ein paar Po- Die zweite Hälfte des Satzes ist unbe- toren in einer Stadt aus folgenden saunen und ein paar Lebensmittel (zu stritten: Neben Naturattraktoren sind Punkten, wovon die ersten beiden als denen in Bayern bekanntlich das Bier die verschiedenen Kulturattraktoren die „klassischen“ Kulturgüter bezeich- gehört) befriedigen ein dionysisches Hauptursache für die Reise. Empi- net werden können: Massenbedürfnis auf einmalige Art rische Schätzungen zeigen, dass ca. a) Das materielle Kulturerbe be- und Weise; natürlich sind es nicht 35 bis 45 Prozent aller Freizeitreisen steht aus dem Stadtbild mit seiner die materiellen Dinge, sondern deren primär zu Kulturstätten stattfi nden; bedeutenden, banalen und/oder

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hässlichen Architektur, aus einzel- tueller“ oder „authentischer Touris- Bedeutung der Münchner Museen, nen Gebäuden oder Ensembles und mus“ sind noch keine überzeugende die zwar nicht zur ersten Liga des aus den Museen als Gebäude und Lösung. Es geht jedenfalls um die grö- Vatikans oder des Louvre' gehören, Sammlungen. ßer werdende Gruppe der LoPaS (Life- die aber in ihrer – nicht hinreichend b) Kulturinstitutionen, Festspiele style of Pleasure and Sustainability); wahrnehmbaren – Gesamtheit Welt- und Events der Hochkultur, also der dies sind gebildete Menschen, die geltung beanspruchen können. Nicht meist staatlich subventionierten En- aber ansonsten eher unterschiedlich zu vergessen das berühmte Stadtbild: sembles in Theater und Musik. sind: von säkularen Konsumverwei- Leopold- und Ludwigstraße, Odeons- c) Das immaterielle Kulturerbe, gerern über Veganer und Neo-Pilger und Marienplatz und die Türme vor das in der gleichnamigen, von bis hin zu Leistungsfetischisten und der Bergkulisse der Alpen. Da es – im Deutschland übrigens nicht ratifi- den üblichen Design-Käufern, die Unterschied zur Erwartungserfüllung zierten 1 UNESCO-Charta 2003 wie sich den jeweiligen Moden hinge- in New York – keine Fähren und Heli- folgt defi niert wird: „Die Praktiken, ben, weil es ihre Lifestyle-Magazine kopter gibt, bleiben der Fernsehturm, Darbietungen, Ausdrucksformen, so vorgeben. Der LoPaS geht „auf Rei- Olympiaberg oder der Alte Peter, um Kenntnisse und Fähigkeiten – sowie sen“ und macht nicht etwa banalen das berühmte Luftbild zu reproduzie- die damit verbundenen Instrumente, Urlaub; vor Ort sucht diese Gruppe ren. Hinzu kommen der Blick auf die Objekte, Artefakte und Kulturräume – substitutiv oder komplementär zum Feldherrenhalle und die Theatinerkir- …, die Gemeinschaften … als Bestand- klassischen Kulturangebot dann das che, auf den Viktualienmarkt und na- teil ihres Kulturerbes ansehen“ – das Authentische, Echte, Seltene und will türlich auf das neue Rathaus, die als

kann Volkskultur sein, aber auch tra- sich nicht mit Klischees abgeben. Pinakothek der typisches und individuell „überprüf- ditionelles Wissen und Handwerk. Wie sieht es nun mit dem Kultur- Moderne und bares“ München-Bild zur Verfügung Alte Pinakothek d) Das Ambiente, Lebensgefühl angebot Münchens in den obigen vier (links) stehen. Trotz aller Einschränkungen oder Flair und dessen Ausprägungen Gruppen aus und welche Bedeutung ist es dieses materielle Kulturerbe, Deutsches Museum im Verhalten, in Festen und in urba- hat es für den Tourismus? Beim ma- auf der Münch- das die Kulturtouristen nach Mün- ner Subkultur. teriellen Kulturerbe ist der Ruf der ner Museumsinsel chen bringt. Zwar gibt es nicht die Die materiellen Kulturgüter und Stadt deutlich besser als das, was sie (rechts) ganz großen Highlights, aber die nach Veranstaltungen der Hochkultur letztlich zu bieten hat, denn Mün- Tourismusamt dem Krieg weitgehend rekonstruier- München sind Objekt der klassischen Studien- chen ist in allererster Linie eine Neo- te Neo-Welt erfüllt offensichtlich alle reise und prägen den wachsenden Stadt. Die klassischen Postkartenmo- Erwartungen: so als ob München eine Markt der Städtereisen. Immateriel- tive zeigen etwas Neo-Romanik, viel große Kulturstadt wäre. les Kulturerbe und Ambiente spie- Neo-Gotik, viel Neo-Renaissance und Im Bereich der großen Häuser len einerseits bei allen Reisen schon ganz viel Neo-Antike, vulgo Klassi- hat München einiges zu bieten und immer eine Rolle, sind aber anderer- zismus. Im Reich der Postkarten gibt die Orchester, das Nationaltheater, seits ein neues, sich erst langsam ar- es neben dem Alten Hof, der Frauen- die Kammerspiele und das Residenz- tikulierendes Segment im Tourismus: kirche und dem bayerischen Spät- theater strahlen überregional und Es heißt unglücklich im Englischen barock der Asamkirche kaum Nicht- verbreiten Münchens kulturellen „existential tourism“ und könnte Neo-Stile zu fi nden; erwähnenswerte Ruf. Das Volkstheater revolutioniert wohl am besten mit „Selbsterfah- wichtige Ausnahmen fi nden sich erst inzwischen erfolgreich die Gattung rungs-Tourismus“ übersetzt werden, wieder in der Moderne mit den bei- „Volkstheater“ und verwirrt klas- wenn der Begriff nicht so sehr nach den Stadien, den jüngsten Museen, sische Theaterabonnenten und Ko- Midlife-Crisis und Töpfern in der einigen Sakralwerken und wenigen mödienstadlfreunde gleichermaßen. Toskana riechen würde; auch „spiri- Industriebauten. Unbestritten ist die Die Festivals boomen und fi nden im-

1 Siehe hierzu den Vortrag auf S. 70-73 dieses Passports.

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mer neue geeignete und ungeeignete Biergartens ist jedenfalls ein philoso- fühl-Mythos – als ob Schwabing noch Orte außerhalb der klassischen Säle. phisch-selbstgenügsames, friedens- immer ein Künstlerviertel wäre. Und gilt noch immer das vernich- stiftendes und unerreichtes Vorbild. Wenn die Eltern in die Oper ge- tende Urteil des schwitzenden Mu- Das Bild von Maß, Brotzeit, Holzbank hen, gehen die Kinder in die Discos sikkritikers aus dem Monaco Franze, und blühenden Kastanien unterm oder, so heißt es inzwischen in der der dem Münchner Opernpublikum Chinesischen Turm sind ein „Muss“ Stadt, in die Clubs. In der Clubszene testiert, dass es jeden Unsinn hoch- für jeden Touristen, das, vorbehalt- tobt der eigentliche Kulturkampf zwi- jubelt? Ein Ja liegt nahe, vergegen- lich des Wetters, auch fast immer den schen Berlin und München, der eigen- wärtigt man sich das Odeonsplatz- Erwartungen entsprechen kann – so artiger Weise dadurch gekennzeich- Open-Air, wo beim „public hearing“ als ob in München die Welt noch in net ist, dass alle jungen Münchner ein klassisches Konzert Tausenden Ordnung ist. und Neu-Münchner seit Jahrzehnten via Lautsprecher und Bildschirm ver- Es ist in der Tat so: In Ergänzung ihrer Szene Langeweile attestieren, kauft wird, als ob es ein großer origi- zur klassischen Kultur werden in den wochenendlichen Einfall ober- naler Kunstgenuss wäre. Da ist „Oper München in allererster Linie das Am- und niederbayerischer Provinzler für alle“ auf jeden Fall ehrlicher, denn biente und das Lebensgefühl als au- beklagen und sehnsüchtig ins bunte es ist gleich klar, dass es sich um eine thentische bayerische Kultur verkauft Berlin schauen, das aber umgekehrt Übertragung aus einem Konzertsaal – so als ob München gemütlich wäre. der coolen Münchner Szene den handelt; hier ist dann auch das ehr- Der Viktualienmarkt hat mit Kul- Vorzug geben würde. Hier wird qua- fürchtige Klassikgehabe des Publi- kums verschwunden und weicht ei- ner lockeren Feier-Atmosphäre, wie es früher war und in Verona noch im- 50 mer ist. Sicher gibt es den ein oder an- deren Musik- oder Theaterliebhaber, Es ist mir noch immer die allerliebste Stadt, die ich kenne, der für eine bestimmte Aufführung und wenn ich wieder auf die Welt komme, dann bitte gleich extra in die Stadt kommt; zahlenmä- in München. ßig ist das aber vernachlässigbar und Eduard Grützner (1846-1925), Maler der Ruf der großen Häuser ist weni- ger direkt als indirekt zu bewerten, weil sie das materielle Kulturerbe mit tur erst mal gar nichts zu tun, han- si mit den Mitteln der Selbstkastei- künstlerischem Leben füllen. delt es sich doch schlicht um einen ung um Aufmerksamkeit geheischt: Beim immateriellen Kulturerbe Markt mit festen Buden. Und doch: schau wie weltgereist ich bin, um die wird es deutlich schwieriger und es Man stelle sich die Übernahme des Rückständigkeit der eigenen Szene muss notgedrungen festgestellt wer- Marktes durch „ALDI“ und die Umge- beurteilen zu können! Letztlich sind den, dass es letztlich kein immateri- staltung als bajuwarische Erlebnisein- die jugendlichen Vergnügungsstät- elles Kulturerbe in München gibt, das kaufswelt vor. Touristisch könnte dies ten jedoch so austauschbar wie es im Sinne der UNESCO für deren Re- sogar positiv wirken (man denke nur laut beschallte dunkle Räume nun präsentative Liste infrage käme. Das an die Cross-Selling-Effekte), aber die mal sein können. Differenzierung ist Oktoberfest und der Viktualienmarkt identitätsstiftende Kraft wäre dahin – deshalb nur über die Zutrittsbarrie- sind zu kommerziell, der Trachten- selbst wenn die Qualität der Lebens- ren erreichbar. Wenn die Münchner umzug zu gestellt, das Tollwood zu mittel unverändert bliebe. Warum Szene einen überregionalen Ruf hat, beliebig, der Kocherlball zu zufällig also sträuben sich bei dem Gedanken dann genau den, die widerwärtig un- und die Fronleichnamsprozession zu jedem Münchner die Nackenhaare? terwürfi ge Zugangsprozedur zu kulti- amtskirchlich. Bleibt die Frage nach Weil der Viktualienmarkt ein imma- vieren: Es geht (übrigens wie auch bei den Biergärten? Eigentlich sind sie terielles Lebensgefühl symbolisiert! den meisten Assessment-Verfahren) ein rein kommerzielles Unterfangen, Weil dieses Lebensgefühl Lockerheit, nicht um Auswahl, sondern um frü- bei dem die Bürger nicht aktiv betei- Qualität, ein italienisches Marktam- he Demütigung und späte Erhöhung. ligt, sondern lediglich passiv konsu- biente, Gemütlichkeit und Authenti- Für junge Touristen jedenfalls ist der mierend sind. Jedoch wäre es durch- zität umfasst und nur mit Symbolen Ruf der Szene überaus wichtig: Wich- aus möglich, die „Biergartenkultur“ fassbar ist. Ähnlich ist es mit dem tig sind nachts die Clubs, abends jene in den Blick zu nehmen, die das bes- verrufenen Ruf Schwabings, der seit Hot Spots, an denen etwas abgeht: te Symbol für das Münchener Le- Beginn des 20. Jahrhunderts gepfl egt manchmal Friedensengel, meistens bensgefühl ist. Selbst im Landkreis, wird, als ob sich 20er-Jahre-Boheme, der Gärtnerplatz. Museen werden, geschweige denn in China, ist es bis- OMG und Uschi O., immer noch im wenn überhaupt, von außen zur her nicht gelungen, einen „echten“ „Alten Simpl“ treffen würden. So wie Kenntnis genommen. Aus Sicht kul- Biergarten zu kopieren, in dem Jung die Gemütlichkeit für München steht, turbefl issener Tourismusmanager ist und Alt quer durch alle Schichten so steht das künstlerisch Verruchte dies natürlich eine frustrierende Er- ihre eigenes Essen mitbringen kön- für Schwabing: beides ein gut ge- kenntnis, aber auch Jugendliche wer- nen; die „melting pot“-Funktion des pfl egter und gut verkaufter Lebensge- den älter und dann kommen sie ger-

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ne an jene Orte zurück, an denen sie quartier in Wien und Museumsvier- das Gefühl hatten, etwas erlebt zu ha- tel oder Kunstareal in München? Die ben. Graumeliert besuchen sie dann Hälfte der Touristen landet auf der die Museen und Theater und erzäh- Suche nach dem Lenbachhaus immer len von den nahe gelegenen Örtlich- noch am Lenbachplatz; ist das zum keiten der früheren Szene, als ob sie Lachen oder eher doch nicht? Wel- damals am Höhepunkt ihrer Freiheit cher Vorschlag zur Namensfi ndung Besuchen Sie uns auf der standen. Eine gute Club- und Feier- des Viertels sich auch durchsetzen Internorga in Halle B3, OG 104 Szene heute ist also eine gute Investi- wird, es muss dreierlei gewährleis- tion in die Incoming-Touristen von tet sein: Der Name muss stark nach Ganz großes morgen. innen und außen kommuniziert Wem bisher die Interpretation des werden, er muss logistisch unterfüt- Kino! Kulturbegriffs etwas zu weit ging, der tert sein und am wichtigsten ist das, sei beruhigt: Wir kommen zur freien was der Kunstminister Dr. Heubisch Kultur- und Künstlerszene zurück, deutlich gesagt hat: In dieses Muse- die an der Schnittstelle von entste- umsviertel muss Leben hinein! Es hender etablierter Kultur, Subkultur braucht nicht einige, sondern viele und Lebensgefühl steht. Der Münch- kreative Spielwiesen, denn was als ner Kulturreferent Hans-Georg Küp- Cluster-Vorteile für die IT- und Bio- pers hatte in einem SZ-Interview vom tech-Branche beschrieben wird, gilt 29. Juni 2009 beim Rückblick auf sei- unvermindert für die freie Kultur- nen Amtsantritt vor zwei Jahren „den szene: Eine Schwalbe macht noch Eindruck, dass die freie Szene zum keinen Sommer. Das kantische freie Beispiel in den Bereichen Tanz, Thea- Spiel von Verstand und Einbildungs- ter oder Bildende Kunst hier in Mün- kraft ist in der Kunst vonnöten und chen nicht so anerkannt war, wie sie es je mehr, desto besser. Und Studenten verdient. Dass sie ebenso wichtig für müssen in dieses Viertel hinein, denn die Profi lierung einer Stadt ist wie die deren Lebendigkeit ist durch keinen großen Institutionen, und zwar eine Immobilien-Entwicklungsplan er- Profi lierung auch in die Stadt hinein.“ setzbar. Aus touristischer Sicht würde Es fehlen: Kunst im öffentlichen ein Museumsviertel zwei Fliegen auf Raum, temporäre Kunst, Atelierraum, einmal erwischen: Erstens würde der Eine Kaffeemaschine Präsentationsmöglichkeiten für Neue touristische Erkennungswert deut- für alle Sinne: Medien und Design, ein Performing lich verbessert werden, der beim glo- Die JURA IMPRESSA X9 Win Arts Center, ein weniger renditeorien- bal aktiven Kulturreisenden immer ist absolut zuverlässig und tierter Umgang mit Brachen und ein wichtiger wird: Es würde zwar kein dank einfacher Wartung und Kreativquartier. Eine blühende freie UNESCO-Welterbe entstehen, aber Bedienung ideal für Selbstbe- Kulturszene wäre München zu wün- etwas, was nahe dran wäre. Und zwei- dienungszonen und Gastrono- schen – befehlen lässt es sich sicher tens liegt das potenzielle Museums- mie-Bereiche wie Bäckereien, Tankstellen oder Kantinen. Ihr nicht. Die touristische Bedeutung viertel in der Maxvorstadt und damit einzigartiges TFT-Display kann derselben wäre jedenfalls größer als an der Grenze zu (West-) Schwabing. für das Abspielen von Filmen die eines neuen Konzertsaales:Wenn Der alte Mythos Schwabing würde und adScreen-Werbung genutzt nämlich die Touristen kommen, um also wieder etwas künstlerische Blut- werden. Die IMPRESSA X9 Win Kreativität zu spüren und zu erle- zufuhr erfahren und hoffentlich neu verfügt über eine umfassende ben und die Orte zu sehen, an denen erblühen. Wenn die Touristen dann Bedienerführung in Bild und die Genies sich entfaltet haben. Eine fälschlicherweise Schwabing zu weit Ton. Den Geschmackssinn schließlich verwöhnt das Mul- große tourismuspolitische Haus- westlich lokalisieren würden … wen titalent mit unterschiedlich- aufgabe gibt es in diesem Zusam- würde es ernsthaft stören? Das Mu- sten Kaffee-Spezialitäten von menhang: das Museumsviertel. Und seumsviertel muss den Geist der Mu- Ristretto bis Latte macchiato. hier schließt sich der Kreis zum klas- seen touristisch noch mehr in Wert sischen materiellen Kulturerbe! In- setzen und mit einer lebendigen frei- Eine Kaffeemaschine für alle haltlich können die Münchner Mu- en Kulturszene vernetzen. Eine große, Sinne – das nennen wir „ganz großes Kino“. seen mit der Berliner Museumsinsel aber machbare Aufgabe, die der Stadt mithalten – im gemeinsamen Auftritt und ihrem Kulturtourismus mehr als Lassen Sie sich jetzt von nach außen, in der kompakten Wahr- gut tun würde. München könnte dann Ihrem JURA Gastro-Partner nehmung jedoch überhaupt nicht. glatt so tun, als ob es eine Kulturmet- überzeugen! Die verstreuten Münchner Museen ropole wäre! www.juragastroworld.de brauchen eine örtliche Identität: Museumsinsel in Berlin, Museums-

Ausgabe 03|2010 Tourismus Management Passport 23 50 Jahre Tourismusamt München

50 Meilensteine im München-Tourismus 1960-2010

1 Gründung des Fremdenverkehrsamtes 1960

2 Schaffung der Stelle eines Fremdenverkehrsdirektors (1961-1978: Otto Hiebel, 1978-1985: Heinz Strobl, seit 1985: Dr. Gabriele Weishäupl)

3 Aus einem Wettbewerb der Abendzeitung, der Süddeut- schen Zeitung und dem Münchner Merkur 1962 geht der Klassiker aller Münchner Werbeslogans hervor: „München , Weltstadt mit Herz“.

4 1964 wird neben dem schon bestehenden Informati- onsschalter am Hauptbahnhof eine Infostelle am Flug- hafen eröffnet.

5 1965 fi ndet die Internationale Verkehrsausstellung (IVA) in München statt. Sie befasst sich mit dem gesamten Spektrum der Verkehrstechnik mit dem Schwerpunkt Schienenverkehr. 1965 steht die DB-Baureihe 103 auf der Strecke München–Augsburg im Mittelpunkt des In- teresses, auf der Reisegeschwindigkeiten von 200 km/h erreicht werden. 20-jähriges Jubiläum lichkeitsarbeit und Verkaufsförderung mit dem ent- der Reiseverkehrs- sprechend erforderlichen Personal infrage. Sie lässt ausbildung des 6 Auf Initiative des Präsidenten des nationalen Olym- Tourismusamtes sich jedoch von Fremdenverkehrsdirektor Otto Hie- pischen Komitees, Willi Daume, reicht München am München 2006 bel überzeugen: „Diese Betten muss man auch voll 31. Dezember 1965 seine Bewerbung für die Olym- Tourismusamt machen.“ Die Bettenzahl war durch die Olympischen München pischen Sommerspiele 1972 ein. Am 26. April 1966 Spiele von 18.000 auf 26.000 gestiegen. kann München die Wahl vor Montreal und Madrid für sich entscheiden. 12 Um die Touristenzahlen nach Ende der Olympiade wieder zu steigern, entwickelte das Fremdenver- 7 Die bevorstehenden Olympischen Spiele lösten Ende kehrsamt das Pauschalangebot „Münchner Schlüs- der 60er-Jahre einen Bettenboom aus. Aus diesem An- sel“ (1969). lass wird die Abteilung „Verkaufsförderung“ im Frem- denverkehrsamt geschaffen. 13 Ab 1971 (bis 2004) wirbt das Fremdenverkehrsamt in den Partnerstädten für München. So bespielt das 8 1971 nimmt das Tourismusamt erstmals an der Interna- Amt in Bordeaux jährlich einen eigenen Pavillon. tionalen Tourismusbörse Berlin ITB, der weltweit größ- 1980 und 1985 promotet das Fremdenverkehrsamt ten Tourismusmesse, teil. München mit einem großen Messestand/einem In- fobus München eine Woche lang vor der Arena direkt 9 Das Fremdenverkehrsamt bewirbt international die auf der Piazza Bra in Verona. Olympischen Sommerspiele und geht mit einem 2 x 2 Meter großen Modell des Olympiageländes auf 14 Seit 1975 gehört die Abteilung Veranstaltungen (Ok- Promotiontour (unter anderem Wien 1971, Lille 1972). toberfest, Auer Dulten, Christkindlmarkt, seit 1989 Stadtgründungsfest), die im Wirtschaftsamt angesie- 10 1971-1972 bildet das Fremdenverkehrsamt die 45 städ- delt war, zum Tourismusamt. tischen Olympiahostessen in drei jeweils viermona- tigen Kursen aus. Sie betreuen Medienvertreter, Fach- 15 Das Fremdenverkehrsamt kann wichtige Veranstal- besucher und die offi ziellen Gäste der Stadt München. tungen bedeutender touristischer Organisationen für München gewinnen, zum Beispiel: „Der Tra- 11 Nach dem Ende der Olympiade stellt die Stadtverwal- vel Markt (GTM)“ der Deutschen Zentrale für Touris- tung die Notwendigkeit einer breit angelegten Öffent- mus fi ndet in den Jahren 1973 (2. GTM überhaupt), 1993

24 Tourismus Management Passport Ausgabe 03|2010 50 Jahre Tourismusamt München

und 2008 (mit Augsburg) in München statt. Zum Welt- 21 Aufbau einer strategischen, internationalen Medien- kongress der ASTA (American Society of Travel Agents) arbeit, Einrichtung einer Pressestelle direkt auf dem kommen über 5.000 Teilnehmer nach München. Das Oktoberfest. Fremdenverkehrsamt veranstaltet unter anderem ei- nen „München-Abend“ in einem Festzelt auf der The- 22 Einführung der Marktforschung: Als erste deutsche resienwiese (1979). Der Deutsche Tourismusverband Tourismusdestination lässt das Tourismusamt 1986 (DTV) kommt 1987 mit dem Deutschen Fremdenver- Studien zur wirtschaftlichen Bedeutung des Touris- kehrstag und 2005 mit dem Städte- und Kulturforum mus sowie des Oktoberfestes durchführen. nach München. 23 Das Tourismusamt entwickelt eine Kampagne zur 16 1983 fi ndet die Internationale Gartenschau (IGA) in stadtinternen Kommunikation: „Munich smiles“ München statt – und stellt damit im Vorfeld das Wer- soll „tourismusrelevante“ Berufsgruppen wie Taxi- beleitthema des Fremdenverkehrsamtes, das bei al- fahrer, Hotelportiers und Bedienungen für die Be- len Promotions im In- und Ausland im Mittelpunkt dürfnisse der Gäste und die Bedeutung des Touris- steht. mus sensibilisieren.

17 1985 wird Dr. Gabriele Weishäupl Tourismusdirek- 24 Schaffung neuer Kommunikationsplattformen: torin und in Personalunion Leiterin des Oktober- Incoming-Tag (1986), Prof-Treff (1990) und Munich festes (175 Jahre Oktoberfest!), als erste Frau in der Destination Mart (1992) Geschichte der Stadt München. 25 Als erste deutsche Fremdenverkehrsorganisation bil- 18 1985 wird im Rathaus der dritte Informationsschalter det das Tourismusamt seit 1986 Reiseverkehrsleute des Tourismusamtes eröffnet. aus. Ebenso bietet das Tourismusamt Studentinnen und Studenten der Universitäten die Möglichkeit, 19 Seit 1985 Imageverlagerung vom Mythos aus Okto- ein Praktikum im Haus zu absolvieren. berfest, Hofbräuhaus und Blasmusik zu „München ist mehr ...“: Im Mittelpunkt der PR- und Marketing- 26 Zusammenführung aller Abteilungen im neuen aktivitäten stehen nun kulturelle Themen wie Musik, Amtssitz, dem Ruffi nihaus (1986) Museen und Schlösser. Neue Präsentationsformen in Anlehnung an die Jahresleitthemen kommen in 27 Positionierung eines nachhaltigen und sozialverträg- Zusammenarbeit unter anderem mit der Staats- lichen Tourismus, unter anderem Entwicklung eines oper und dem Gärtnerplatztheater oder bildenden Radl-Sightseeing Konzepts 1987, eines eigenen Pro- Künstlern zum Einsatz: spekts für Familien mit Kindern, „Hits für Kids 1999“ ■ „Gallery of Beauties“, London und Ausbildung von Gehörlosen-Guides 2000 ■ „Manage frei für München“ mit dem Zirkus Krone, Wien 28 ■ Integration beider Schwerpunkte auch bei der ■ „München unterm Glockenspiel“, London, Konzeption der Volksfeste Zürich, Bonn ■ 1997 zum Beispiel wird das „Umweltkonzept für ■ „Rosenkavalier-Abend“, Chicago, Brüssel, Mailand, Großveranstaltungen – Beispiel Oktoberfest“ vom Barcelona, München Deutschen Fremdenverkehrsverband, dem Bun- ■ „Münchner Moriskentänzer“, Chicago, Stockholm desministerium für Wirtschaft und dem Bundes- ■ „Carmina Burana“, Paris, London, Rom ministerium für Umwelt, Wirtschaft und Reaktor- ■ „Franz von Lenbach“ (Werner Maier), Johannes- sicherheit ausgezeichnet. burg, Kapststadt, Denver, München ■ Umsetzung des Umweltkonzepts auch auf den an- ■ Künstlergruppe „Manna“, ITB, Berlin deren Veranstaltungen des Amtes ■ „Getanzte Miniaturen à la Bustelli“, München ■ Dezibelbegrenzungen und Lautstärkeüberwa- ■ „Schwabinger Boheme“ und „Back to the Fifties“, chungen in den Festzelten auf dem Oktoberfest, Berlin, Potsdam Schloss Sanssouci, München Einführung eines zweiten Familientages, Schaf- ■ „Flower Power“ mit dem Musical Hair zum BUGA- fung einer ruhigen Familienzone , dem „Famili- Jahr, Berlin, München enplatzl“, eigene Broschüre „Wiesn-Hits für Kids“, ■ „München Royal“, Berlin, München Einführung des „Wiesn-Kehraus'“, ein „Danke- schön-Abend“ am letzten Wiesn-Sonntag für alle 20 Internationalisierung unter anderem durch die Beteiligten hinter den Kulissen (wie BRK, Polizei, Einrichtung von zehn Auslandsvertretungen: USA Feuerwehr, Stadtwerke) und den Wiesn-Reportern (1986),Hongkong (1995), Thailand (1995), Singapur ■ Einrichtung der Himmelswerkstatt für Kinder auf (1995), China (als erste deutsche Tourismusmetro- dem Christkindlmarkt pole 2000), Brasilien (2004), Indien (2005), Südko- ■ Einführung eines Familientages auf Dulten und rea (2005) und Arabische Golfstaaten (2005) Dultführungen für Schulklassen

Ausgabe 03|2010 Tourismus Management Passport 25 50 Jahre Tourismusamt München

29 Oberbürgermeister Georg Kronawitter überträgt 42 ■ Nach den Terrorattacken des 11. Septembers 2001 1989 dem Tourismusamt die Organisation des Stadt- richtet München als erste deutsche Stadt sofort gründungsfestes. Zum ersten Mal wird der Odeons- an der Tourist Information am Münchner Haupt- platz vor der Feldherrenhalle bespielt. bahnhof und am Marienplatz Hospitality Desks für amerikanische Gäste ein, die wegen der ak- 30 Die Wiedervereinigung sorgt tuellen Situation nicht in die USA zurückkehren für einen Ansturm an Gästen konnten, um ihnen konkrete Hilfe zu bieten. aus der ehemaligen DDR und ■ Die für den amerikanischen Markt geplanten PR- einer Flut von Anfragen zum und Marketingaktionen wurden nicht storniert, Begrüßungsgeld. sondern als Zeichen der Solidarität durchgeführt, eine Entscheidung, für die die Partner der US-Rei- 31 Wegen der Zusammenführung sebranche sehr dankbar waren. von Ost- und Westberlin ver- liert München seinen statis- 43 2004 Einführung des Leitthemas „Shopping“ in tischen Status als Tourismus- Kooperation mit dem Münchner Handel metropole Nummer eins in Deutschland an die Hauptstadt 44 Nach einjähriger Bauzeit wird das Servicezentrum Berlin (1990). auf der Theresienwiese, entworfen vom Berliner Architekturbüro Volker Staab, nach nur einem Jahr 32 1991 wird das Referat für Ar- Bauzeit und allein fi nanziert vom Betrieb Oktober- beit und Wirtschaft gegrün- fest, eröffnet (2004). Die Veranstaltungsabteilung det. Das Tourismusamt wird des Tourismusamtes und die Stadtwerke arbeiten dem neuen Referat zugeord- ganzjährig im Servicezentrum, alle anderen Service- net. dienstleister wie BRK, Polizei, KVR, Pressestelle bezie- hen zum größten Volksfest der Welt ihre Räume. 33 München reist als erste deut- sche Tourismusmetropole 45 Das Fremdenverkehrsamt wird in Tourismusamt Oktoberfest-Plakat mit einer eigenen Präsentati- umbenannt (2005). 2009 on nach China (1994). Tourismusamt Während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 München 46 34 Das Tourismusamt München stellt seine Angebote nimmt München die Chance wahr, sich als weltof- als erste touristische Großdestination Deutschlands fene, sportliche und kunstsinnige Metropole dar- ins Internet (1995). zustellen. Das Thema Fußball steht im Vorfeld bei allen PR- und Marketingmaßnahmen im Mittel- 35 Mit Dr. Gabriele Weishäupl wird erstmals eine Frau punkt. Ein eigener Prospekt weist den WM-Gästen zur Vize-Präsidentin des Deutschen Fremdenver- den Weg durch die Stadt zu allen fußballrelevanten kehrsverbandes (heute: Deutscher Tourismusver- Orten und Ereignissen. band DTV) gewählt. 47 Das Jahr 2008 und die Arbeit des Tourismusamtes 36 Erneute Einrichtung einer Touristeninformation werden geprägt durch den Festreigen rund um das an zentralster Stelle im Rathaus am Marienplatz Stadtjubiläum „850 Jahre München“. (1996) 48 Erstmals wird in nur einem Monat die Millionen- 37 Einführung des Leitthemas „Sport“ 1999, enge Grenze bei den Übernachtungen überschritten Kooperation mit der Olympiapark GmbH (Juli 2008).

38 Als erste europäische Destination ist das Tourismus- 49 September 2009 übertraf mit über einer Million amt seit 2001 in der International Gay and Lesbian Übernachtungen alle vorangegangenen Septem- Travel Association (IGLTA) organisiert. bermonate.

Das Tourismusamt bringt 50 2010: Jubiläums-Wiesn: 39 1994 alle Anbieter von Stadtrundfahrten und -rund- 200 Jahre Oktoberfest gängen, Zusammenstellung: Susanne Mühlbauer 40 1999 die drei großen Orchester und

41 2001 die staatlichen und städtischen Museen an ei- nen Tisch, um Prospekte und weitere Angebote, die sich an den Touristen wenden, zu entwickeln.

26 Tourismus Management Passport Ausgabe 03|2010 REINRADELN, WOHLFÜHLEN, DABLEIBEN.

Wenn der Sommer Urlaub macht, dann kommt er ins wohl schönste Hochtal Europas. Weil da Sport und Spaß, Genuss und Gaudi, Entspannung und Erlebnis so nah beieinander liegen. Da lacht das Herz und da freut sich die Seele. Bis bald im Tannheimer Tal.

Tel. +43-5675-6220-0 www.tannheimertal.com 50 Jahre Tourismusamt München

50 Jahre Tourismuswerbung und -förderung in öffent- licher Hand – Das Erfolgsmodell des Tourismusamtes

Ausgaben der Touristen in der Stadt dann die Basis für Analysen und Prog- Rainer Gerstner und unzählige Arbeitsplätze werden nosen der zukünftigen touristischen damit gesichert. Entwicklung und für die jährlich an- Tourismuszahlen als Spiegel In Europa liegt München mit gepassten Werbe- und Marketingplä- der Entwicklung einem Tourismusindex von über ne des Münchner Tourismusamtes. Die Entwicklung des Tourismus in 720 (Zahl der Übernachtungen pro München zeigt sehr beeindruckend, 100 Einwohner) im Spitzenfeld der 50 Jahre Münchner Tourismus dass sich diese Organisationsform für touristischen Destinationen. in Zahlen die touristische Werbung und Förde- Die amtliche Statistik erfasst die Von 1960 bis 2010 konnte die baye- rung für die Destination München in Gästezahlen und deren Übernach- rische Landeshauptstadt insgesamt den letzten 50 Jahren sehr bewährt tungen in den gewerblichen Betrie- rund 140 Millionen übernachtende hat und auch heute noch eine effek- ben schon regelmäßig seit 1912 (ge- Gäste mit rund 280 Millionen Über- tive und schlagkräftige Institution regelt im „Gesetz über die Statistik nachtungen in den gewerblichen darstellt. der Beherbergung im Reiseverkehr Betrieben verzeichnen. Die Zahl der Am eindrucksvollsten lässt sich – Beherbergungsstatistikgesetz Be- Gästeankünfte stieg von 1.508.525 diese 50-jährige Entwicklung nach- herbStatG“). in 1960 um rund 225 Prozent auf vollziehen mit der näheren Betrach- Ergänzend zur amtlichen Statis- rund 4,9 Millionen in 2010. Ana- tung der Entwicklung der Zahl der tik werden auch regelmäßig Studien log hierzu stieg die Zahl der Über- Gäste und der daraus resultierenden durchgeführt und in Auftrag gegeben, nachtungen von 3.093.795 um rund Übernachtungen in der Stadt. Und um auch weitere Aspekte des Touris- 220 Prozent auf ca. 9,9 Millionen. nicht zu vergessen, die wirtschaft- mus, wie zum Beispiel die Reisemo- Der Anteil der ausländischen Gäste liche Bedeutung, die der Tourismus tive, die Aktivitäten der Gäste vor Ort bei den Ankünften stieg von 32 Pro- Entwicklung für die Stadt hatte und hat. Viele Wirt- und auch das Ausgabeverhalten zu zent im Gründungsjahr des Amtes des Tourismus schaftszweige profitieren von den eruieren. Diese Informationen bilden auf rund 43 Prozent im Jahr 2010. in München

10.000.000

8.000.000

6.000.000

Übernachtungen 4.000.000

Ankünfte 2.000.000

0 1960 1963 1966 1969 1972 1975 1978 1981 1984 1987 1990 1993 1996 1999 2002 2005 2008

28 Tourismus Management Passport Ausgabe 03|2010 50 Jahre Tourismusamt München

Der Tourismus in München wies da- mit eine bemerkenswerte Entwick- lung hin zur Internationalität auf. Eine ähnliche Entwicklung zeigte sich wohl auch im Bereich des Tagestou- rismus, also bei den Besuchern, die ohne zu übernachten die Stadt be- suchen, entweder von ihrem Wohn- ort aus oder auch vom Urlaubsort in Bayern oder dem angrenzenden Ausland. Heute liegt das Aufkom- men der Tagesbesucher bei rund 95 Millionen pro Jahr, in 1960 dürf- te es schätzungsweise bei knapp 40 Millionen gelegen haben. (Die wissenschaftliche Ermittlung des Tagestourismus begann erst in der ersten Hälfte der 90er-Jahre). Der aus dem Tourismus mit Übernachtungen in gewerblichen Betrieben resultierende Wirtschafts- wert stieg von ca. 58 Millionen Euro (114 Millionen DM) auf rund 1,9 Milli- lass zur Schaffung des neuen Aufga- Imagebroschüre intensiv bearbeitet. Enge Koopera- arden Euro in 2010. Der Gesamtwirt- bengebietes „Verkaufsförderung“. Im für China aus dem tionen mit die wichtigsten Playern Jahr 2007 schaftswert des Tourismus inklusive Jahr 1975 kam dann die Abteilung im Tourismusgewerbe, zum Beispiel Tagestourismus liegt derzeit bei rund „Veranstaltungen“ (Oktoberfest, Auer Werbebroschüre dem Flughafen München, der Bayern für das Stadtgrün- 6,4 Milliarden Euro pro Jahr. Der größ- Dulten, Christkindlmarkt) vom Wirt- dungsfest aus dem Tourismus Marketing GmbH, der te Anteil mit 45 Prozent fl ießt dabei schaftsamt zum Tourismusamt. Jahr 2009 Deutschen Zentrale für Tourismus, in den Einzelhandel der Stadt, weitere Heute gliedert sich das Amt ent- Tourismusamt europäischen Städten im Europe- 39 Prozent in das Gastgewerbe für sprechend der gewachsenen Auf- München an Cities Marketing und vielen wei- Beherbergung sowie Essen und Trin- gabenstellungen in teren einschlägigen nationalen und ken in Restaurants. Das Dienstleis- ■ Öffentlichkeitsarbeit (Pressestel- internationalen Organisationen und tungsgewerbe profi tiert mit 16 Pro- le, Medien- und Fachbesucherbe- Verbänden, sichern nachhaltig die zent an den touristisch bedingten treuung, Film- und Fotoservice, werblichen Erfolge für die Tourismus- Umsätzen. Diese Ausgaben erfolgen Informations- und Beschwerdema- destination München. Die enge Ver- für Ausstellungen und sonstige Ver- nagement, Gästeführungen, Event- zahnung mit der lokalen Tourismus- anstaltungen, öffentliche und private management) industrie und Wirtschaft, zum Beispiel Verkehrsbetriebe und sonstige touris- ■ Marketing (Verkaufsförderung, dem BHG, dem Munich-ICCA-Kommi- tische Dienstleistungen. Der Touris- Werbung, Business Travel) tee und dem City Partner München mus sichert damit rund 70.000 Ar- ■ Kongressbüro (Management & Con- e.V., aber auch das Engagement in re- beitsplätze und trägt mit einem drei- sulting, Marketing & Akquisition) gionalen und überregionalen Verbän- stelligen Millionenbetrag auch einen ■ Gäste und Hotelservice (Tourist- den und Werbegemeinschaften, zum nicht unerheblichen Teil zu den Steu- Informationen, Tourist-Callcenter, Beispiel Tourismusverband Mün- ereinnahmen der Stadt bei. Hotel-Service) chen-Oberbayern, Bavarian Promo- ■ Veranstaltungen (Oktoberfest, Auer tion Pool oder Magic Cities, schaffen Organisation und Aufgaben Dulten, Christkindlmarkt, Stadt- Synergieeffekte, die sich äußerst po- Bei seiner Gründung gliederte sich gründungsfest, Verwaltung der sitiv auf die Entwicklung des Touris- das Tourismusamt entsprechend Theresienwiese) mus in München ausgewirkt haben seiner damaligen Aufgabenstellung ■ Geschäftsstelle und auch für die Zukunft die Stabili- in Geschäftsleitung, Werbeabteilung tät der Entwicklung sichern werden. mit Versandstelle, Kongressabteilung Das Tourismusamt nach 50 Jahren und die Abteilung Information und Die Rolle des Tourismusamtes hat sich Betreuung. sehr stark gewandelt, von der Gäste- Die Aufgaben des Amtes sind information mit Zimmernachweis zu parallel zur Entwicklung des inter- einer international agierenden Mar- nationalen Tourismus gewachsen. keting- und PR-Organisation, die mit Die Olympischen Spiele lösten Ende derzeit neun eigenen Auslandsreprä- der 60er-Jahre einen bis dahin nicht sentanzen die wichtigsten Quellmärkte gekannten Bettenboom aus – An- für den Tourismus nach München

Ausgabe 03|2010 Tourismus Management Passport 29 50 Jahre Tourismusamt München

Das München-Bild im Spiegel der internationalen touristischen Berichterstattung der letzten 50 Jahre

Sophia Walter Artikel zu recherchieren, ist maß- se und Neugier auf bestimmte Des- geblich der Abteilung für Öffentlich- tinationen zu wecken. Im Idealfall ie Betreuung von internationa- keitsarbeit zu verdanken. Als beson- bleibt das Interesse der Medien auch Dlen Fachmedienbesuchern ist derer Service werden Journalisten nach dem Großereignis bestehen, heute ein wichtiger Teil der Arbeit beispielsweise so weit wie möglich und es wird so eine nachhaltig posi- des Tourismusamtes. Doch das war immer in ihrer Muttersprache be- tive Imagewirkung erzielt. nicht immer so. Als das Städtische treut. Hierfür steht eine Gruppe aus- Der Schwerpunkt bei den Län- Verkehrsamt 1960 gegründet wurde, gesuchter Gästeführer bereit, die ins- dern, in denen eine touristische Be- war zunächst einmal keine eigene Ab- gesamt 27 Sprachen sprechen. Dieser richterstattung über München statt- teilung für Öffentlichkeitsarbeit vor- Service schafft Vertrauen bei den findet, hat sich seit Gründung der gesehen. Erst im Vorfeld der Olym- Medienvertretern und zeugt von ei- Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit pischen Spiele 1972 begann man, sich ner großen Professionalität der Arbeit parallel zur Veränderung der Besu- bewusst mit intensiver Pressebetreu- des Tourismusamtes. Die meisten cherstrukturen verlagert. Waren es ung zu beschäftigen. 1971, also ein Journalisten kommen über Presse- zu Beginn hauptsächlich europäische Jahr vor Beginn der Olympiade, wur- reisen nach München, die häufi g von Medien, so zeigt sich heute ein weit- de mit der Ausbildung von Hostessen den jeweiligen DZT-Niederlassungen aus exotischeres Bild. Chinesische, begonnen, die während der Spiele Re- im Heimatland organisiert werden. japanische, brasilianische, indische präsentationsaufgaben und Begleit- Das Tourismusamt spricht die Jour- und arabische Zeitungen und Zeit- funktionen übernehmen sollten. Un- nalisten im Regelfall nicht direkt an, schriften haben München als Thema ter ihre Aufgaben fi el außerdem die sondern arbeitet hierbei mit anderen für sich entdeckt. Betreuung von nationalen und inter- touristischen Partnern zusammen. Doch ein Begriff wird überall nationalen Journalisten. Die wohl bis Auch andere Marketinggesellschaften auf der Welt mit München in Ver- heute bekannteste Hostess von da- in Bayern und Unternehmen wie die bindung gebracht: das Oktoberfest. mals ist Sylvia Sommerlath, die spä- Lufthansa oder die Flugha- tere Königin Sylvia von Schweden. fen München GmbH sind 50 Doch auch Hedda Manhard, bis Juni Partner bei der Organisati- 2009 Leiterin der Abteilung für Öf- on und Durchführung von Ja, München gefällt mir ganz ausnehmend. fentlichkeitsarbeit, war damals eine Pressereisen. Die Luft soll sehr nervenstärkend sein. Ich von ihnen. Für die Olympiade war Doch welches Bild trinke mit großem Vergnügen sehr viel Bier. der Bestand an Hotelbetten im Raum von München wird in den Thomas Mann München stark erhöht worden. Und internationalen touris- (1875-1955), Literatur-Nobelpreisträger 1929 diese Hotelbetten sollten weiterhin tischen Medien gezeich- gefüllt werden. Deshalb entschloss net? Welches Image wird transpor- Das größte Volksfest der Welt weckt man sich, einige der Hostessen wei- tiert? Welche Veränderungen sind jedes Jahr von Neuem das Interesse terzubeschäftigen und sie mit der Öf- seit Beginn der Pressearbeit 1971 zu von Millionen Menschen, was sich fentlichkeitsarbeit zu betrauen. Von beobachten? natürlich auch in der touristischen der Pressebetreuung versprach man Der berühmte rote Faden, der Berichterstattung widerspiegelt. Die sich Präsenz in internationalen Zeit- sich durch alle Jahre von 1972 bis Wiesn war schon immer ein beliebter schriften, Magazinen, im Rundfunk 2009 zieht, ist das Aufgreifen großer Aufhänger für touristische Artikel und auch im Fernsehen. Damit wür- Events als Aufhänger für Artikel über über die Stadt München. Ein weiteres de man das Interesse und die Neugier die Stadt München in touristischen Thema, das sich großer Beliebtheit von ausländischen Besuchern wecken Medien. Begonnen mit den Olym- erfreut, ist der Christkindlmarkt. Bis und diese so nach München locken. pischen Spielen 1972 über hochkarä- in die 1970er-Jahre war der Dezem- Und die Rechnung ist aufgegan- tige Kunstausstellungen bis hin zum ber in München touristisch gesehen gen. Heutzutage verzeichnet Mün- WM-„Sommermärchen“ 2006 mit ein Flaute-Monat. Im Jahr 1973 zog chen phantastische Besucherzahlen, dem Eröffnungsspiel in der Allianz- der Christkindlmarkt von der unat- und die Isarmetropole ist nicht zu- Arena – München gab immer genug traktiven Blumenstraße schließlich letzt durch den FC Bayern und das Anlass zur touristischen Berichter- auf den Marienplatz um, was seine Oktoberfest fast überall auf der Welt stattung. Es geht hierbei nicht nur Beliebtheit bei den Besuchern um bekannt. Dass auch Fachmedienbe- um eine Information der Leserschaft ein Vielfaches steigerte. Heute reiht sucher aus dem Ausland oft und ger- über aktuelle Geschehnisse, sondern sich der Münchner Christkindlmarkt ne nach München kommen, um für vielmehr darum, Lust auf eine Rei- in die Topliga der deutschen Weih-

30 Tourismus Management Passport Ausgabe 03|2010 50 Jahre Tourismusamt München

nachtsmärkte ein und wird von vie- len ausländischen Medien genutzt, um München auch während der Wintermonate als Reisedestination zu thematisieren. Der Münchner Fasching hinge- gen ist Beispiel für ein Thema, das im Laufe der Jahre stark an Interesse bei den ausländischen Journalisten ein- gebüßt hat. Noch bis in die 1970er- Jahre war der Fasching in München eine wilde Zeit rauschender Bälle und legendärer Partys in Schwabin- ger Kneipen. Auch ausländische Pres- seberichte versuchten, dieses Flair einzufangen, vor allem, da es sich so wunderbar mit dem Schickeria-Image Münchens verbinden ließ. Heute hat sich das Bild gewandelt. Der deutsche Karneval wird vornehmlich mit Städ- ten wie Köln oder Mainz in Verbin- dung gebracht. Höchstens der Tanz der Marktweiber findet in auslän- dischen Medien noch Anklang. Die Beiträge in ausländischen Medien zum Thema „Tourismus“ zeigen also sehr deutlich die aktu- ellen Trends und Entwicklungen in einer Destination auf. Die Journa- listen spielen bei der Imagebildung einer Stadt eine entscheidende Rolle. Viele wichtige Ereignisse, in jüngster Zeit die Eröffnung der BMW-Welt, die 850-Jahr-Feier oder die Bewerbung um die Olympischen Spiele 2018, werden über die Medien im Ausland verbreitet und tragen maßgeblich zu dem Bild Münchens im Ausland bei. zierteren Artikeln zu beobachten, die Olympia-Hostessen Die Verbindung von Tradition Die Schattenseite dieses Bildes sind sich weniger auf überholte Klischees 1972 in München und Moderne wird in einem Großteil Berichte über weniger positive Ereig- und Vorurteile stützen oder diese zu- Stadtarchiv der Artikel betont und als der beson- München nisse wie das Olympia-Attentat von mindest kritischer beleuchten. dere Reiz von München dargestellt. 1972 oder die Terror-Drohungen ge- Im Marketing des Tourismus- Das moderne, kulturbewusste und gen das Oktoberfest 2009. Negative amtes spielen Kunst und Kultur eine weltoffene München hat Einzug ge- Schlagzeilen verunsichern Touristen entscheidende Rolle. Seit 1996 be- halten in die internationale touris- und können das Image einer Stadt müht sich das Tourismusamt, durch tische Presse. Oktoberfest, Blasmusik nachhaltig schädigen. Leitthemen wie „Museumsmetropo- und Weißwürste dürfen dennoch in Das Münchner Stadtimage ist le“, „Musikmetropole“ und „Schlösser- keinem der Berichte fehlen. Letzten gefestigt, und das touristische Mün- stadt München“ die Aspekte Kunst, Endes sind es genau diese Attribute, chen genießt einen hervorragenden Kultur und Musik stärker in die touris- die München von anderen Städten in Ruf im Ausland. Noch Anfang der tische Berichterstattung über Mün- Deutschland unterscheiden. Das urig- 1990er-Jahre schwang in vielen Ar- chen einfl ießen zu lassen. Den Erfolg gemütliche München, verbunden mit tikeln ein Belächeln der Münchner dieser Kampagne dokumentiert die dem Flair der Reichen und Schönen, „Mir-san-mir“-Mentalität mit. Die Sammlung von Zeitungsartikeln, die ist das, was Touristen suchen. Des- Journalisten tendierten dazu, die diesem Bericht zugrunde liegt. Der halb lohnt es sich auch noch nach bayerische Hauptstadt auf die Ste- Slogan „Mit Laptop und Lederhos’n“ 50 Jahren, auf dieses Image zu setzen. reotypen Bier, Lederhosen, Weiß- beschreibt vielleicht am besten das Ein Prosit! wurst und grantelnde Ur-Bayern mit Bild, das gegenwärtig in auslän- Schnauzbart zu reduzieren. Hier ist dischen Medien von München ge- Sophia Walter ist Studentin der eine Entwicklung hin zu differen- zeichnet wird. Fakultät für Tourismus.

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Das Oktoberfest: Ein bayerisches Volksfest wird zum Leuchtturm der touristischen Welt.

Gabriele Papke Agrarwirtschaft“ veranstaltet und zog Besucher aus dem ganzen ünchen und Oktoberfest – diese Land an. Hiermit begann die welt- Mbeiden Begriffe sind untrennbar weite Erfolgsgeschichte des größten miteinander verbunden. Eine Umfrage VVolksfestes der Welt. über Akzeptanz und Bekanntheit deut- Wenige Jahrzehnte später, mit scher Begriffe im Ausland, die im Auf- dder Eröffnung der Bahnlinien Augs- trag der Deutschen Zentrale für Tou- bburg–München (1840) und Nürnberg– rismus weltweit durchgeführt wurde, MMünchen (1849), war es für Auswärti- ergab, dass 91 Prozent der Befragten gge ein Leichtes, auf die Theresienwie- den Begriff „Oktoberfest“ kannten. se zu kommen. Mit dem Aufkommen Das Münchner Oktoberfest ist durch deder Bildpostkarte Ende des 19. Jahrhun- seinen internationalen Bekanntheits- dederts wurde das Fest auch durch posta- grad ein touristischer Magnet und lilisches Grüße von der Wiesn bekannt Exportartikel par excellence. Rund gegemacht. Im Jubiläumsjahr 1910 warb 2.000 „Oktoberfeste“ nach Münch- ererstmalss ein Oktoberfestplakat in allen ner Manier werden rund um den Erd- ddeutschsprachigene Ländern mit durch- ball veranstaltet. Naturgemäß hat die sschlagendemch Erfolg. Wiesn – mit durchschnittlich rund In den 1950er-Jahren begann die sechs Millionen Besuchern das größ- SStadtta München, weltweit für das Ok- te Volksfest der Welt – Auswirkungen totoberfestb zu werben. Lufthansa und auf den Tourismus, die kommunale BuBundesbahn wurden als Partner ge- Wirtschaft und letztlich das Image wowonnen. Sonderzüge zum Fest und der Landeshauptstadt. WeWerbung in Interkontinentalflügen Das Oktoberfest mit seiner wawaren das Ergebnis. 1952 wurde der 200-jährigen Geschichte ist nach wie OkOktoberfest-Plakatwettbewerb ins Le- vor das traditionelle Münchner Volks- geordnete Bayern insgesamt als beben gerufen, zu dem seither renom- fest geblieben und wird authentisch „Heimat“ darzustellen. 1811 wurde mierte Grafi kdesigner und seit 2006 als „bayerisches Fest“ wahrgenommen. zeitgleich mit dem Oktoberfest und zur Nachwuchsförderung auf Initia- Das Besondere an der Wiesn ist, dass ebenfalls auf der Theresienwiese das tive des Tourismusamtes Münchner sie den Spagat zwischen einem Fest erste Landwirtschaftsfest als „Fachaus- Design-Fachschulen und -Akademien, für die Münchner und einer interna- stellung zur Hebung der bayerischen eingeladen werden. Die Stadtväter tionalen Großveranstaltung spielend hatten damals schon erkannt, „so schafft; dass sie an ihre Wurzeln erin- wie jeder Markenartikel dem Pub- nert und offen ist für neue Entwick- lungen. Die typische Mischung aus Hightech-Entertainment und traditi- onellem Brauchtum prägt heute das Fest der Feste und macht seine große Attraktivität aus. In seiner Entstehungszeit war das Oktoberfest, das auf der Hochzeit von Kronprinz Ludwig, dem späteren Kö- nig Ludwig I., mit Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen im Jah- re 1810 gründet, von dem damals re- gierenden bayerischen Königshaus der Wittelsbacher politisch gewünscht. Es wurde in den ersten Jahren von die- ser Dynastie außerordentlich geför- dert und als gemeinschaftsbilden- des Instrument benützt, um das neu

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(geschlossene) Plakatwettbe- wwerb fi nanziert, der Druck von Oktoberfest-Plakate PProspekten, Plakaten und Pres- aus den Jahren 1954, ssetexten bezahlt. Die Öffent- 1968, 1972, 1980 und 1993 lilichkeitsarbeit ist hauptsächlich Tourismusamt rreaktive und dient in erster Linie München sserviceorientierte der Besucherin- foformation. Trotzdem wirbt die Wiesn alals weltbekanntes Ereignis nach wiwie vor für die Landeshauptstadt MüMünchen. Allein das Interesse der MeMedien, die rund um den Glo- bbusus vom Oktoberfest berichten, Festgästestgäste kommen wäcwächst stetig. So zählte die Pres- aus dem Ausland, insbesondere aus sestelle des Tourismusamtes al- Italien (17 Prozent), den USA (14 Pro- lein während der Wiesn 2009 rund likum immer wieder mit den moder- zent), England (12 Prozent), Australi- 3.657 Journalistenkontakte aus dem nen Mitteln der Werbung lebendig im en (11 Prozent) Österreich (9 Prozent), In- und Ausland, erteilte 333 Dreh- Bewusstsein gehalten werden muss, der Schweiz (7 Prozent), Frankreich und Fotogenehmigungen an ver- so auch das Oktoberfest“. Der Magis- (4 Prozent), Kanada (3 Prozent), Irland (2 schiedene Film- und TV-Teams sowie trat versprach sich gerade durch Pla- Prozent) und Neuseeland (2 Prozent). Onlinedienste und gab 62 Pressemit- katwerbung in Bahnhöfen vermehrten Die Anziehungskraft der Wiesn ist Besuch von ausländischen Gästen enorm, was sich auch im Wirtschafts- aus anderen Fremdenverkehrsorten. wert dieser Großveranstaltung zeigt. Schon 1954 bemerkten Chronisten Nach Berechnungen des Tourismus- „einen noch nie da gewesenen Mas- amtes beträgt dieser Wirtschaftswert senandrang an Besuchern, die von 830 Millionen Euro, der sich wie folgt 70 Sonderzügen und 1.000 Reisebus- zusammensetzt: sen nach München gebracht wur- ■ Die durchschnittlich rund sechs Mil- den. 1955 wurden über fünf Millionen lionen Festbesucher geben in den Wiesn-Gäste geschätzt. Der Ruf des Ok- 16 Tagen insgesamt etwa 324 Millio- toberfestes ging um die Welt. nen Euro (pro Person durchschnitt- Als 1975 das Fremdenverkehrsamt lich 54 Euro) auf dem Oktoberfest der Landeshauptstadt München den direkt aus. Auftrag bekam, das Münchner Okto- ■ Die auswärtigen Besucher lassen für berfest zu organisieren und zu ver- Verpfl egung, Einkäufe, Taxifahrten anstalten, war – touristisch gesehen – oder die Benutzung der öffent- das Feld schon gut bestellt. 6,5 Millio- lichen Verkehrsmittel weitere rund nen Gäste besuchten das Volksfest in 205 Millionen Euro in der Stadt. diesem Jahr. Am größten war der An- ■ Allein für Übernachtungen geben drang zur Jubiläumswiesn 1985, als mit die auswärtigen Festgäste nochmals 7,1 Millionen Besuchern die überfüllte insgesamt rund 301 Millionen Eu- Theresienwiese kurz vor dem Kollaps ro aus. stand. Seither wird das Oktoberfest ■ Von den auswärtigen Gästen über- nicht mehr aktiv beworben und ist nachten zur Wiesnzeit 65 Prozent heute zum „Selbstläufer“ geworden. während des Oktoberfestes in Mün- Für den Tourismus ist das Münch- chen. Von diesen Besucher wiede- ner Oktoberfest ein Leuchtturm in der rum wählen 65 Prozent kommer- teilungen mit einer Aufl age von rund Oktoberfest- Volksfestlandschaft in der ganzen Welt. zielle Unterkunftsarten (Hotels, 9.000 Stück im Vorfeld und während Plakat aus dem Jahr 2006, Dennoch blieb die Wiesn bis heute ein Pensionen, Campingplätze, Jugend- der Wiesn aus. Der Werbe- und PR-Wert entworfen von „bayerisches“ Fest: Die überwiegende herbergen und bezahlte Unterkünf- der Wiesn für München ist zwar nicht Elisabeth Friedrich, die an der Hoch- Mehrheit der Oktoberfestbesucher te), 35 Prozent nächtigen bei Freun- messbar, doch der Ruf, den die Stadt schule München kommt mit 72 Prozent aus Bayern, da- den, Verwandten und Bekannten. durch das Oktoberfest national und in- Kommunikations- von 60 Prozent direkt aus München Heute gibt das Tourismusamt für ternational genießt, schlägt sich in den design studierte und zwölf Prozent aus dem übrigen das Oktoberfest keine Werbegelder Besucherzahlen nieder. Nicht zuletzt Tourismusamt München Bayern. Neun Prozent aller Wiesn-Gäs- mehr aus. Für Public Relations steht dank dieses einmaligen Volksfestes ge- te reisen aus den übrigen deutschen ein Etat von 30.000 Euro zur Ver- hört München zu den führenden Tou- Bundesländern an. Nur 19 Prozent der fügung. Davon wird der jährliche rismusmetropolen Deutschlands.

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Die Stadtentwicklung von der Nachkriegszeit bis heute

Gerhard Gross und Michael Hardi für die Modernisierung der Stadt. Mitte der 1980er-Jahre anhielt. Infolge Zentrale Elemente dieses Stadtent- der Vergabe der Olympischen Spiele Wiederaufbau: Die für den Tourismus wicklungsplanes waren das S- und U- nach München im Jahr 1966 konnten wesentlichste stadtplanerische Ent- Bahnsystem und die Einrichtung der jedoch wesentliche Ziele des Stadtent- scheidung betraf den Wiederaufbau Fußgängerzone, die die Münchner In- wicklungsplanes von 1963 in sehr kur- der Stadt nach dem II. Weltkrieg: Nach nenstadt für Touristen besser erreich- zer Zeit verwirklicht werden. Mit der Vorschlägen von Stadtbaurat Karl bar und attraktiver gemacht haben. fi nanziellen Hilfe von Bund und Land Meitinger wurde München im Kern Neuer Flughafen: Der neue Flug- für das prestigeträchtige Vorhaben ge- so weit wie möglich wieder in der ver- hafen im Erdinger Moos, der 1992 sei- lang es München, die Modernisierung trauten Gestalt des alten Münchens nen Betrieb aufnahm, hat Münchens im „Zeitrafferverfahren“ durchzufüh- aufgebaut: „Wir müssen unter allen Erreichbarkeit für den internationa- ren und die infrastrukturelle Basis für Umständen trachten, die Erschei- len Tourismus verbessert. Im Jahr eine besucherfreundliche Innenstadt nungsform und das Bild der Altstadt 1991 wurden knapp elf Millionen Pas- und den Ausbau des Öffentlichen Ver- zu retten (...), damit wir in einigen Jahr- sagiere befördert. 2008 wurden am kehrssystems mit S- und U-Bahn zu zehnten unser liebes München wieder Flughafen Erding knapp 34,5 Millio- legen. Die Olympischen Spiele waren haben, wie es war.“ München hat sich nen Passagiere gezählt. somit der Katalysator für die aus heu- damit die für den Tourismus wich- tiger Sicht nachhaltigsten Strategien tigste Attraktion – die historische Alt- Nachhaltige Wirkung von Großver- der Stadtplanung der 1960er-Jahre. stadt – erhalten bzw. neu geschaffen. anstaltungen auf die touristische Der Olympiapark und die Sportstät- Modernisierung der Stadt: 1960 Attraktivität Münchens ten wurden zu Meilensteinen der mo- begann eine neue Phase der Stadtpla- Olympische Sommerspiele 1972: Die dernen Architektur und Stadtplanung nung. Der 1960 gewählte Oberbürger- Olympischen Spiele von 1972 bil- und waren für Jahrzehnte neben dem meister Hans-Jochen Vogel erkannte deten den Gipfel, zugleich aber auch Schloss Nymphenburg die wichtigste die Notwendigkeit einer umfassenden das vorläufi ge Ende eines seit 25 Jah- Touristenattraktion außerhalb der Planung für die künftige Entwicklung ren ungebrochenen Wachstums der Innenstadt. Auch heute noch gehört der Stadt, an der sich alle kommu- Stadt. Die weltweite Wirtschaftskri- ein Besuch des Olympiaparks mit sei- nalen Aktivitäten zu orientieren hat- se von 1973 hat auch in München die nen eindrucksvollen Bauten zu jedem ten. Der Stadtentwicklungsplan von Entwicklung abrupt in eine Phase der München-Aufenthalt. 1963 bot ein städtebauliches Leitbild Stagnation umschlagen lassen, die bis Internationale Gartenbauausstel- lung 1983 und Bundesgartenschau 2005: Auch bei den beiden Gartenbauaus- stellungen 1983 und 2005 konnte die Stadt temporäre Veranstaltungen für dauerhafte Verbesserungen der städtebaulichen und freiraumpla- nerischen Qualität in der Stadt be- nutzen. Sie trugen ganz wesentlich dazu bei, zwei neue Stadtparks, den Westpark und den Riemer Park, zu gestalten und zu Orten zu machen, die sowohl für die Anwohner als auch für die Besucher der Stadt in hohem Maße attraktiv sind. Fußball-WM 2006: Die Austragung der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in München war der Anlass für den Bau eines neuen Fussballstadions im Norden Münchens (Architekturbüro

Der Olympiapark Tourismusamt München

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Herzog & de Meuron). Mit seiner Ge- Bereitstellung städtischer Flächen Die Allianz-Arena optimieren, soll eine gemeinsame Pro- staltung als „Leuchtkörper“ und mit für das neue Jüdische Zentrum am jektgruppe des Freistaates Bayern und Museum einer großzügigen Esplanade als wei- St.-Jakobs-Platz. Auf vorher kaum ge- Brandhorst der Stadt München eingesetzt werden. tem, offenen Zugangsfeld ist die Alli- nutzten Flächen entstanden öffent- Tourismusamt Dabei werden neben staatlichen und anz-Arena seither nicht nur Magnet liche Einrichtungen, die das Leben München städtischen Stellen auch die Universi- für Fußballfans, sondern auch fester in der Stadt deutlich bereichern und täten und die Hochschule als bedeut- Bestandteil im Besuchsprogramm das Areal rund um den Jakobs-Platz same Nachbarn einbezogen. Impulse sport- und architekturbegeisterter zu einem touristischen Highlight ma- aus dem Symposium „Kunstareal Besucher Münchens geworden. chen. Das Jüdische Zentrum (Archi- München“, das im April 2009 von der tekten: Wandel Hoefer Lorch) gewann Stiftung Pinakothek der Moderne ver- Herausragende Innenstadt- 2008 den Deutschen Städtebaupreis. anstaltet wurde, sollen aufgegriffen Projekte als Attraktionspunkte Die Neugestaltung des öffentlichen werden. Der Bayerische Kunstminister für den Tourismus Raumes führte zu attraktiven neuen Wolfgang Heubisch und Oberbürger- Fünf Höfe: Seit den 1990er-Jahren wur- Platzfolgen und Wegeverbindungen meister Christian Ude sind sich einig, den durch moderne Neubauten neue mit hoher Aufenthaltsqualität. Das dass die herausragenden Qualitäten Attraktionspunkte in der Innenstadt Angerviertel rückt damit wieder sehr des Quartiers mit zukünftig 15 Museen geschaffen. Mit den seit 2003 eröff- viel mehr in das öffentliche Bewusst- und Sammlungen sowie mehreren neten „Fünf Höfen“ (Gesamtkonzept: sein der Stadt. Hochschulen noch besser zur Geltung Architekturbüro Herzog & de Meu- Museumsquartier: Der Bau der kommen wird und damit Münchens ron) ist aus dem ehemaligen, fast ge- Pinakothek der Moderne (Architekt: Ruf als ein kulturelles Zentrum in Ba- schlossenen Bankenviertel ein öffent- Stephan Braunfels) und des Museums yern, Deutschland und Europa weiter licher Raum geworden. Die fünf Höfe für die Sammlung Brandhorst (Archi- steigern wird. Davon wird auch der bieten eine Mischung aus Handel, tekten: Sauerbruch Hutton) haben Tourismus profi tieren. Schon heute Gastronomie und Kunst; gleichsam das historische Museumsquartier in ist für 60 Prozent der übernachten- eine Stadt in der Stadt. Es gelang, at- der Maxvorstadt enorm aufgewertet. den Gäste das Erleben von Kunst und traktive, moderne Innenhöfe mit der Die Generalsanierung des Lenbach- Kultur das Hauptmotiv bei ihrer Wahl bestehenden, gewachsenen Struktur hauses (Architekt: Sir Norman Foster) für das Reiseziel München. zu verbinden. Die „Fünf Höfe“ stellen und der Neubau des Ägyptischen Mu- ein Gegenstück zu den historischen seums mit der Hochschule für Fernse- Höfen der Residenz dar und können hen und Film (Architekt: Peter Böhm) 50 als europäische Antwort auf die ame- sowie das geplante NS-Dokumenta- rikanische Shopping Mall verstanden tionszentrum (Architekten: Georg Wohlan, so mach dich auf die Füße werden. Scheel Wetzel) werden seine Attrak- Und trag die allerschönsten Grüße Die städtebauliche Aufwertung tivität weiter steigern. Bereits heute Nach München, der berühmten Stadt, des Angerviertels: Das Angerviertel, haben die Pinakotheken und das Len- Die mir so gut gefallen hat. ein bereits auf die erste Stadterwei- bachhaus insgesamt über eine Million terung des 14. Jahrhunderts zurück- Besucher pro Jahr. Damit bietet das Dass ich seit längst vergang'nen Tagen gehender Teil der Münchner Altstadt, Viertel eine einzigartige Chance für Bis heute noch mit Wohlbehagen hat in den vergangenen Jahren deut- die bayerische Landeshauptstadt und Und sicher bis zum Lebensschluss liche stadtgestalterische Impulse er- den Freistaat Bayern, sich als heraus- getreu an sie gedenken muss. halten. Die Anschubwirkung ging ragendes kulturelles Zentrum zu prä- Wilhelm Busch (1832-1908), von zwei städtischen Entscheidungen sentieren. Um die Zusammenarbeit Maler, Zeichner und Dichter aus: für den Wiederaufbau der histo- der Institute, das städtebauliche Um- rischen Schrannenhalle und für die feld und die Verkehrserschließung zu

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1972: Munich goes Olympia – „Sitzen Sie fest auf ihrem Stuhl, Herr Oberbürgermeister?“ Einige Gedanken zur Olympiabewerbung

ertreter der Fakultät für Tourismus, VDekan Prof. Dr. Theo Eberhard, Prof. Dr. Thomas Bausch, Prof. Dr. Erwin Seitz und Markus Bayrle, waren als Gäste zu einem Gespräch in Sachen Olympia- bewerbung 1972 und Tourismus bei Münchens Alt-OB Dr. Hans-Jochen Vogel eingeladen. Die Frage von IOC Mitglied Willy Daume „Sitzen Sie fest auf Ihrem Stuhl, (v.l.n.r.) Herr Oberbürgermeister?“ irritierte Prof. Dr. Erwin Seitz, Dr. Hans-Jochen Dr. Vogel ein wenig, dieser Moment Vogel und Prof. Dr. sollte jedoch wegweisend für die Thomas Bausch Geschichte Münchens sein: Dau- Klaus Becker me ermutigte im Oktober 1965 den OB, München solle sich um die renz anberaumt – mit erstaunlich po- den DM. Da galt es, auf innovative Fi- Olympischen Sommerspiele 1972 be- sitivem Echo und somit war auch die nanzierungsinstrumente zu setzen: werben. große Zustimmung der Münchner ge- Die extra eingeführte Zehn-DM-Son- Das IOC habe schließlich der wiss. Niemals wurde die Bewerbung in dermünze brachte eine Rekordein- DDR die Gunst erwiesen, eine eigene Zweifel gezogen. nahme von 750 Millionen DM. Mannschaft zu stellen, da solle auch Wie überzeugte der OB nun das Doch welche Wirkung hatten die der Bundesrepublik Deutschland ent- IOC, den Zuschlag nicht an die Mitbe- Olympischen Sommerspiele für die gegengekommen werden. Da das IOC werber Detroit, Montreal oder Madrid Weltstadt mit Herz? Die Eröffnungs- den Blick auf die im Zweiten Weltkrieg zu geben? Die Positionierung lautete: veranstaltung hat Vogel in klarer Er- unterlegenen Länder lenken wollte – Spiele der kurzen Wege, ergänzende innerung: Herrliches Sonnenlicht und bekanntlich erhielt Sapporo 1972 die Kulturangebote und schönes Umfeld die faszinierende Schönheit des Stadi- Winterspiele –, dürfte München gute in der Landeshauptstadt. ons bringen ihm noch heute ein Fun- Chancen für den Zuschlag haben, die Diese Argumente überzeugten keln in die Augen: „Es waren heitere, nächsten Spiele auszutragen, ver- offensichtlich, im zweiten Wahlgang fröhliche Spiele“, erinnert sich Vogel. traute Willi Daume dem Münchner erkor das IOC die Landeshauptstadt Bis dann am 5. September 1972 der OB an. Nach kurzer Bedenkzeit ent- München als Standort für die Olym- Anschlag auf die israelische Mann- schied sich Dr. Vogel, das Wagnis ein- pischen Spiele im Jahre 1972. Als USP, schaft seine Schatten warf. Zwar lag zugehen. um es in „Marketingdeutsch“ zu sa- ein abgestimmtes Sicherheitskon- Allerdings drängte die Zeit: In zwei gen, wird sich später der Entwurf für zept vor, die Sicherheitsfrage war Monaten und zwei Wochen galt es, ein einzigartiges Bauwerk des Archi- damals jedoch nicht so ausgeprägt. eine vollständige Bewerbung in Lau- tekten Günter Behnisch zeigen. Die- Völlig überrascht wurde daher auch sanne abzuliefern. Verglichen mit ser setzte sich gegen 110 Wettbewerber die Polizei, man fragte sich auch, wie dem heutigen Bewerbungsmarathon mit seinem einzigartigen Zeltdachge- zu reagieren sei. Die Überlegung lag über drei Jahre hinweg waren dies äu- danken durch. nahe, die Spiele abzubrechen. Doch ßerst knappe Zeitvorgaben. Nachdem Die Planungen selbst wurden dann hätte der Terrorismus gesiegt. Ministerpräsident Alfons Goppel sei- zweigeteilt: zum einen das klassische Mit einem Tag Unterbrechung ging ne Zustimmung gab, galt es noch, Organisationskomitee, zum ande- es deshalb weiter, „The games must go Kanzler Ludwig Erhard und die Bun- ren die Olympia-Baugesellschaft un- on“, formulierte IOC-Präsident Brun- desregierung zu gewinnen – auch hier ter Miteinbeziehung des damaligen dage in seinem Statement. gab es schließlich Zuspruch. Bundesfinanzministers Franz-Josef Alles in allem gelang es sowohl Von all den Vorgesprächen er- Strauß, der dem Aufsichtsrat vorsaß. München als auch Bayern und der Bun- fuhren die Medien nichts. Als die Die Investitionssumme belief sich desrepublik Deutschland, sich weltof- Münchner Delegation aus Bonn zu- auf das 3,5-fache des ursprünglichen fen zu präsentieren. Auch trugen die rückkam, wurde eine Pressekonfe- Budgets auf schließlich 1,972 Milliar- Spiele dazu bei, die harte Ost-West-

36 Tourismus Management Passport Ausgabe 03|2010 50 AX_i\Kfli`jdljXdkD•eZ_\e

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München – im Wandel der Zeit: die letzten 100 Jahre aus Sicht der Reiseführer

Norbert Klassen 25 bis 30 m und geht dann erst in Wie keine andere Stadt versteht es große Torfmoore über. Das Hochge- ausgerechnet das grantlerische Mün- birge ist südlich etwa 40 km entfernt, chen, die Zugereisten an sein sprich- 1. „München, die Landeshaupt- in schärferen Umrissen besonders vor wörtliches Herz zu drücken. Und die stadt Bayerns, 520 m.ü.M., mit rund Eintritt von schlechtem Wetter sowie meisten nehmen die bierselige Einla- 700.000 Einwohnern. Die hohe Lage nach starken Gewitterregen sichtbar. dung bedenkenlos an, werden dicker der Stadt, die Nähe des Gebirges und Plötzliche Temperaturwechsel sind und glücklicher im Lauf der Jahre. (…) Welche Jahreszahl gehört wohl zu welchem Text? 1903, 1925 (2x), 1951, 2003 (2x)

die luftreinigende Tätigkeit des rasch bei der hohen Lage der Stadt und der Das Liebenswerteste an München ist, fl ießenden Gebirgswassers der Isar Nähe der Alpen nicht selten und dem dass die Münchner München so sehr bewirken jenes charakteristische kör- Fremden ist besonders abends Vor- lieben.“ perliche Wohlbefi nden, das insbeson- sicht anzuraten.“ dere alle jene Gäste Münchens schon 6. „München, die größte Stadt des nach einem Aufenthalt von wenigen 4. „München (520 m), die baye- deutschen Südens, ist eine der gesün- Tagen an sich festzustellen vermö- rische Landeshauptstadt, ist mit desten Großstädte, eine alte Kultur- gen, deren Nerven Anregung und 831.000 Einwohnern (...) die zweit- stätte auf noch älterem Kulturboden, Stärkung bedürfen.“ größte Stadt der Bundesrepublik zugleich aber auch eine Stadt mit mo- Deutschland, die größte süddeutsche dernen, den höchsten Ansprüchen ge- 2. „München ist die schönste Stadt und nach Madrid die höchst gele- recht werdenden Einrichtungen und Deutschlands, das ist sowieso klar. gene Stadt Europas. Die Eigenart und Lebensformen. (...) Dass die bayerische Aber was München so besonders Schönheit der Stadt, die umgängliche Landeshauptstadt eine anerkannte schön macht, ist seine Umgebung. heitere und allem gezwungenen We- Pfl egestätte der Wissenschaften ist, Läge München zum Beispiel zwischen sen abholde Lebensart ihrer Bewoh- braucht bei dem Blühen seiner Hoch- Dortmund und Essen, würde es kaum ner, ihre bedeutenden kulturellen schulen und wissenschaftlichen Insti- regelmäßig zur beliebtesten Groß- Einrichtungen (…) machen München tute nicht besonders betont zu wer- stadt der Nation gewählt – sondern ir- zu einem aus der ganzen Welt aufge- den. Das Münchner Leben, in seiner gendeine mittelschöne Stadt, so eine suchten Reiseziel und zu einer Frem- einzigartigen Ursprünglichkeit, ist wie Hamburg. Aber zum Glück liegt denstadt von internationalem Rang weit über Deutschlands Grenzen hi- München ja nicht an der Ruhr, son- (…) Der Flugplatz Riem ist der größte naus als ein überaus gemütliches dern im Alpenvorland …“ Flughafen Westdeutschlands und gilt und behagliches bekannt – und ge- wegen seiner Ausstattung und Tech- schätzt. Der Münchner Humor, der 3. „München (519 m), die Haupt- nik als der modernste. Zwölf Flugge- trifft ohne zu verletzen, das warme stadt des Königreichs Bayern, mit sellschaften beschicken ihn.“ goldene Münchner Herz, stets hilfs- 499.932 Einwohnern, liegt in der baye- bereit schlagend: Wer hätte von die- rischen Hochebene, zum größten 5. „Jeder Mensch ist ein Münchner. sen beiden Münchner Vorzügen noch Teil auf dem linken Ufer der Isar, die Die meisten wissen es nur nicht. Bis nicht gehört …“ 7 km oberhalb der Stadt aus einer tie- sie das Leben in Bayerns Hauptstadt fen, ca. 15 km langen Schlucht hervor- treibt. Dann lassen sie allen schmal- bricht. Das rechte Ufer behält noch lippigen Ehrgeiz. Und sind froh,

bis weit unterhalb eine Höhe von endlich angekommen zu sein. (…)

Verlag von Karl Baedeker, Leipzig Baedeker, Karl von Verlag München und das bayerische Hochland, München Hochland, bayerische das und München

6. berg, Bayern und die angrenzenden Teile Österreichs, Handbuch für Reisende, Reisende, für Handbuch Österreichs, Teile angrenzenden die und Bayern berg, Fremdenverkehrsverein München und Bayerisches Hochland e.V. (1925): (1925): e.V. Hochland Bayerisches und München Fremdenverkehrsverein

3. Baedeker, Karl, Hrsg. (1903): Süddeutschland – Oberrhein, Baden, Wuerttem- Baden, Oberrhein, – Süddeutschland (1903): Hrsg. Karl, Baedeker, Verlag Gruner + Jahr, Hamburg Jahr, + Gruner Verlag

5. 2. Klotzek, Timm (2003): „Passt scho!“ in GEO Special München 2003, 2003, München Special GEO in scho!“ „Passt (2003): Timm Klotzek, Hamburg Jahr, + Gruner Verlag (2003), München Special GEO

Johannes Asmus Verlag, Konstanz und Stuttgart und Konstanz Verlag, Asmus Johannes München Hochland, bayerische das und chen

4. 1. Grieben Reiseführer (1951): Bayerisches Hochland mit München, München, mit Hochland Bayerisches (1951): Reiseführer Grieben Mün- (1925): e.V. Hochland Bayerisches und München Fremdenverkehrsverein

ösung und Quellennachweis und ösung Aufl

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Zur Bedeutung des Englischen Gartens, dem größten Volkspark der Welt

Burkhard von Freyberg größte innerstädtische Volkspark der Welt, weitläufi ger als der Central Park A ch, nicht dem Liebesglück allein in New York oder der Hyde Park in Darf unser Garten Heimat sein: London. Das Wegenetz mit einer Län- Hier rinnt auch der Verlass´nen Träne, L ustwandler Steh! Dank ge von 75 km, 186 ha Wiesenfl äche, Hier reifen wilde Rachepläne, staerket den Genuss. Ein etwa 9 km fl ießende Gewässer mit Hier überhaupt und nicht vergebens schoepferischer Wink Carl Theodors, über 100 Brücken und Stegen, der Bekämpft der Mensch den Ernst des Lebens. vom Menschenfreunde Rumford mit Kleinhesseloher See, das Amphithea- Hier ringt in langen Wanderungen Geist, Gefühl und Lieb´ gefasst, hat ter sowie die zahlreichen Biergärten der Mann, bis er sich durchgerungen, diese ehemals oede Gegend in das, machen den Park zu einem besonde- Sei es zu einer guten Sache, was Du nun um Dich siehst, veredelt. ren Naherholungsparadies. Wie der, dass Geld nicht glücklich mache, Inschrift Rumford-Denkmal Doch wie entstand die grüne Lun- Sei´s zu dem praktischen Entschluss, ge, die manch anderes Tourismusamt Dass er sich eins erwerben muss. Auch nach über 220 Jahren ist der so gerne vermarkten würde? Initi- Hier sitzt zur letzten Alterswonne Englische Garten ein grünes Paradies, iert durch den in Massachusetts ge- Der Greis noch in der Frühlingssonne, welches das Tourismusamt zu Recht borenen bayerischen Generalmajor Lebt nur noch in Erinnerung - stolz zu den großen Aushängeschil- Sir Benjamin Thompson, Graf von Der Garten aber, der bleibt jung. dern Münchens zählen kann. Rumford, beauftragte Kurfürst Karl Auszug aus der Lobrede Ganz nach dem bayerischen Theodor im Juni 1789 die Anlage von auf den Englischen Garten (E. Roth) Grundsatz „leben und leben lassen“ Militärgärten auf der heutigen Schön- war und ist der Englische Garten ein Benjamin Thompson plante der Hof- Ort der Begegnung. Treffpunkt der gärtner Friedrich Ludwig von Sckell Generationen und Nationen, der Na- Ich saß im Gras und las. einen klassischen Landschaftsgarten, ckerten am Schwabinger Bach, der Was? der mit geschwungenen Wasserläu- Wellenreiter vom Eisbach, aber auch Von Pocci Doktor Sassafras fen und Wegen den „Wald-Hirschan- der Spaziergänger, Jogger, Freizeitki- P. Montelibero (1988) ger durch eine neue Pfl anzung mit cker, Reiter, Kastenläufer, Blütenring- dem Hofgarten, der Residenz und ler, Vogelhorcher, Bärlauchsammler, feldwiese. Dort sollten Soldaten land- der Stadt München“ verbinden sollte. Stauwehrangler und Lustwandler jeg- wirtschaftliche Fähigkeiten erwer- Damals „Theodors Park“ benannt, war Der Englische licherlicher Art. bben.en. Bereits im AugustAugust ddesselbenesselben Garten derder EngEnglischelische Garten im FrüFrühjahrhjahr 1792 MMitit einer Gesamt-Gesamt- JahresJahres entschied Karl Theodor, Tourismusamt erstmalserstmals ffürür ddieie ÖÖffentlich-ffentlich- fl äche von 373 ha istist dasdas GebietGebiet östlichöstlich derder Mi-Mi- München keitkeit zugängzugänglich.lich. BisBis heuteheute derder Garten alsalss gge-e- litärgärtenlitärgärten in den eer-r- pflanztepflanzte „Liberali„Liberali-- sten VolksparkVolkspark Euro-Euro- tas Bavariae“ der paspas umzuwandeln.umzuwandeln. Unter LeitungLeitung von

4040 TourismusToToururiissmumus MaMManagementannaaggeemementnt PPassportasasspsporort AAuAusgabeusgsgababe 03003|20103|2|201010 50 Jahre Tourismusamt München

konnte er weitgehend in seiner histo- Spider Murphy Gang 1982 in dem Lied 200. Geburtstages mit dem größ- rischen Form bewahrt werden, einen „Sommer in der Stadt“ von ihren Lieb- ten kulturellen Volksfest geehrt, das Einschnitt brachte einzig der Isarring lingsbeschäftigungen im Englischen München je erlebt hat. ab 1935. Garten; und Werner Enke und Uschi Tourismusamt, Du kannst Dich Auch auf Tonträger und Lein- Glas fl üchteten in „Zur Sache Schätz- Parkbankschilder im glücklich schätzen! wände hat es der E-Garten, wie die chen“ 1968 durch den Garten. Englischen Garten Melanie Münchner Jugend ihn nennt, vielfach Im Jahre 1989 wurde der Eng- Schamberger, geschafft. So erzählte die Münchner lische Garten anlässlich seines Karin Steffens

Der Kocherlball – die wohl kurioseste Party Münchens

Burkhard von Freyberg wurde er noch ausschließlich für ein- fache Bedienstete wie Hausdiener, er Chinesische Turm im Eng- Laufburschen, Dienstboten und Kü- Dlischen Garten in München um chenpersonal veranstaltet. Letztere, 4:30 Uhr morgens: Wo sonst nacht- die Köche und Köchinnen, fungierten aktive Tiere die Ruhe und Dunkelheit schließlich auch als Namensgeber des zur Jagd nutzen, herrscht jährlich am Koch(erl) Balls, der zu dieser Zeit an dritten Julisonntag reger Andrang. jedem Sonntag im Sommer stattfand. Wer beim Kocherlball nicht meh- Dass die Teilnehmer direkt nach dem rere Monate im Voraus reserviert Ball wieder bei ihren Herrschaften und trotzdem einen guten Sitzplatz antreten mussten, erklärt die frühe ergattern möchte, muss besonders Uhrzeit – an schönen Sommertagen früh aufstehen. Bei Kerzenlicht wird tanzten so wenige Jahre nach dem der gerade besetzte Biertisch liebevoll ersten Ball bereits rund 5.000 Men- gedeckt und mitgebrachte Schman- schen in den Sonnenaufgang, wäh- gen Veranstaltungen möglich ist. Ob Auf dem Weg zum kerl zur ersten frischen Maß gefrüh- rend sich die elegantere bürgerliche alteingesessene Münchner in Tracht, Kocherlball stückt. Kraft tanken für die vierstün- Gesellschaft erst am Nachmittag traf. modisches Szenevolk oder junge Par- Volker Letzner dige Tanzveranstaltung! Von 6:00 bis Etwa ein Vierteljahrhundert später, tymaus – der Kocherball wird auch 10:00 Uhr wird zur Musik zweier Ka- im Jahr 1904, führten der „Mangel an 2010 Gegensätze vereinen und Gene- pellen getanzt, gelacht, gesungen und Sittlichkeit“ und zunehmende „Aus- rationen verbinden. gefl irtet. Ob Walzer, Polka, Zwiefacher schweifungen“ zur Abschaffung des Gäste sind dabei nicht mehr nur oder Münchner Française – längst ist Kocherlballs. Erst am 16. Juli 1989 Münchner. Auch aus dem Umland der Kocherlball vom Geheimtipp un- feierte der Kocherlball seine Renais- und sogar aus dem Ausland, ange- ter Volksmusik- und Volkstanz-Lieb- sance. Im Rahmen der Feiern zum lockt durch das Tourismusamt, rei- habern zum jährlichen Ereignis mit 200-jährigen Bestehen des Eng- sen die Menschen an, um gemein- bis zu 15.000 Besuchern geworden. lischen Gartens wurde der Kocherl- sam ein Teil der traditionsreichsten So viele werden es beim ersten ball wiedereingeführt. und zeitgleich kuriosesten Party der Kocherlball, laut Überlieferungen im Mittlerweile schafft der Kocherl- bayerischen Landeshauptstadt Mün- Jahr 1880, größter Wahrscheinlich- ball insbesondere seit der Jahrtau- chen zu sein. keit nach nicht gewesen sein. Damals sendwende etwas, was nur auf weni-

Ausgabe 03|2010 Tourismus Management Passport 41 50 Jahre Tourismusamt München

München im Reisemagazin Merian

Katharina Mayr ist, nicht nur als Stadt, sondern auch te mit einer alphabetischen Liste der als Lebensgefühl. Die Zweifel, wie es wichtigsten Sehenswürdigkeiten ver- Jahre Tourismusamt Mün- weitergehen soll und weitergehen sehen war. Mit der Seite „München 50chen sind ein Grund zum wird, ziehen sich von hier aus durch auf einen Blick“ wurden in Kurzform Feiern – und ein guter Grund, Bezug die 96 Seiten des Heftes. Ansonsten Informationen präsentiert – ein Kon- zu nehmen auf ein anderes Jubiläum, gleicht der Inhalt einem Kunst- und zept, das auch in den Ausgaben von das allerdings schon 2008 begangen Geschichtsbuch. In Essayform reihen 1982, 1990, 1999 und auch 2006 in wurde: 60 Jahre Reisemagazin Meri- sich in literarisch anspruchsvoller leicht veränderter Form beibehalten an. Form die Geschichte der Stadt Mün- wurde. „München auf einen Blick“, als Zwischen 1948 und 2008 war chen, die Asamkirche, Argonauten, Serviceteil die Funktionen eines Rei- München allein siebenmal Thema historische Textausschnitte über seführers übernehmend, wuchs da- des bekannten Magazins. Wie verän- die Stadt, Musik und Kunst aneinan- bei unter verschiedenen Namen von dert sich die Gestaltung eines Rei- der, immer wieder ergänzt durch einer Seite zu über 30 Seiten an. semagazins über so viele Jahre? Wie Gedichte, kurze Episoden und Ge- Mit diesem Wandel eines an- wird die Stadt in diesem Medium dar- schichten über München und die spruchsvollen und sehr intellektu- gestellt? Was erschien den Autoren Münchner. Schon das Inhaltsver- ellen Magazins hin zu dem Heft von und Herausgebern früher und heute zeichnis liest sich wie das Programm heute, dass der Tourist es mit seinen als das Wichtigste, als das, was man einer Autorenlesung: Eugen Roth, konkreten Tipps tatsächlich zur Vor- dem gebildeten Leser nicht vorent- Weiss Ferdl, Karl Valentin, Joseph Ma- bereitung auf einen München-Auf- halten darf? Der Versuch einer An- näherung. Zunächst ein- mal war Merian ursprünglich gar nicht als Reisema- gazin konzipiert. Das „Monatsheft der Städte und Landschaften“, ursprünglich als Monografi enreihe angelegt zu einer Zeit, in der kaum jemand ans Verreisen dachte, ver- ria Lutz und Hans Carossa – um nur Merian-Hefte aus enthalt und als Hilfsmittel vor Ort folgte vielmehr das Ziel aufzuklären, einige zu nennen – geben sich hier ein den Jahren 1949, verwenden kann, geht auch ein Wan- 1957, 1971, 1982, um zu schützen, was von den deut- illustres Stelldichein. 1990, 1999 und del der Themen und ihrer Aufberei- schen Städten nach dem Krieg noch Stärker könnte der Gegensatz 2006 tung einher. Dies in der Tiefe und übrig war. Pate für den Namen stand zum zuletzt erschienen Merian Mün- Jahreszeiten ausschöpfend auch in Bezug zum Verlag GmbH der Kupferstecher Matthaeus Merian, chen aus dem Jahre 2006 nicht sein, historischen und gesellschaftlichen der während des 30-jährigen Krieges der mehr einem Reiseführer in Maga- Kontext zu erörtern, würde hier den Städte auf Kupferplatten festhielt und zinform gleicht. Dies ist aber keines- Rahmen bei Weitem sprengen, eine so für die Nachwelt bewahren wollte, wegs das Ergebnis eines plötzlichen kurze Übersicht über die Entwicklung was zerstört wurde. Bruchs mit dem ursprünglichen Kon- kann jedoch gegeben werden. Bereits Gemäß dieser Zielsetzung muss zept, sondern vielmehr das Resultat im zweiten Merian über München auch der erste Merian über München einer langjährigen Entwicklung. Wäh- von 1957 treten Kunst und Literatur von 1949 verstanden werden. Das Vor- rend die ersten beiden Ausgaben von zurück, um anlässlich der 800-Jahr- wort unter dem Titel „München Ge- 1949 und 1957 zu München nur auf Feier Münchens mehr Raum für die stern.Heute.Morgen“ bringt vor allem den Umschlagsinnenseiten über ei- Stadtgeschichte und einen amüsier- die Unsicherheit zum Ausdruck, was nen kleinen Stadtplan verfügten, gab ten Blick auf ihre Bewohner zu lassen. von München denn nach dem Zwei- es 1971 erstmals einen Stadtplan zum Aber auch ein erster Wirtschaftsspie- ten Weltkrieg überhaupt noch übrig Herausnehmen, der auf der Rücksei- gel fi ndet hier Platz. Der nächste Me-

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rian von 1971 geht diesen Weg weiter hin zu aktuellen Themen, die Mün- chen bewegen, vorrangig beschrieben durch Bauprojekte: Die Stadt soll und muss wachsen, fehlende oder falsche 50 Ansätze werden angeprangert und so- wohl die „Entlastungsstadt“ Perlach, München leuchtete. Über den festlichen Plätzen die 80.000 Bewohner fassen soll, als und weißen Säulentempelchen, den antikisierenden auch das im Bau befi ndliche Olym- Monumenten und Barockkirchen, den springenden piagelände wie auch die Olympiade Brunnen, Palästen und Gartenanlagen der Residenz an sich werden in kritischen Artikeln spannte sich strahlend ein Himmel von blauer Seide, gewürdigt und München wird auf und ihre breiten und lichten, umgrünten und wohl- zahlreichen Seiten als Industriestadt dargestellt – der 71er Merian ist der berechneten Perspektiven lagen in dem Sonnendunst bisher dickste und wohl auch in Tei- eines ersten, schönen Junitages. len ernsteste Merian zur Stadt. 1982 Thomas Mann (1875-1955), dagegen wird der Olympiapark als Er- Literatur-Nobelpreisträger 1929 folg gefeiert, Perlach zwar nicht direkt als solcher, aber auch nicht als totale Katastrophe dargestellt, der sprich- wörtliche Bayrische Grant bekommt einen eigenen Artikel und mit Haid- hausen wird erstmals ein anderes Viertel als Schwabing detailliert be- leuchtet (das natürlich trotzdem er- wähnt wird). 1990 nimmt diese Stelle das Viertel um den Viktualienmarkt ein und ein Who-is-Who der Münch- ner Schickeria gibt sozusagen seinen Senf zur Stadt ab. Diesen Part dürfen 1999, quasi zurück zu den Wurzeln, Münchner Literaten übernehmen und München wird wieder stärker als Museumsstadt dargestellt, aufl ockern darf das Ganze der Münchner Fußball und die Bayerische Küche. 2006 ist der Wandel zum Reiseführer für Le- bensart dann aber doch gänzlich voll- zogen: Der Tod der Schickeria wird zwar besungen, der Darstellung der Fröhlichkeit im Biergarten, auf dem Oktoberfest, an der Isar und in den traße war) prangt auf dem Titelblatt dem Tourismusamt München zu sei- Hausbergen und der gesamten Dar- Münchens neue Pilgerstätte, die Alli- nem 50. Geburtstag nur wünschen, stellung der Stadt tut dies aber kei- anz Arena. dass auch in den nächsten 50 Jahren, nen Abbruch. Und sogar Schwabing, So unterschiedlich die Themen genau wie in den letzten, kein Merian dessen Untergang sich schon in den und die Darstellung in all den Jahren über München auskommt, ohne Tho- Titeln der Essays über das Viertel ab- waren, so gibt es doch auch rote Fä- mas Mann zu verfremden: „München gezeichnet hat (1949: Sterbliches, den, die sich durch die Hefte ziehen: leuchtet.“ unsterbliches Schwabing, 1957: Die Frauenkirche und Schwabing Schwabing gestern und heute, 1971: wurden schon erwähnt. Bier, Ok- Katharina Mayr ist Studentin der Schwabing: kein Zustand mehr, 1982: toberfest und Föhn fehlen nie und Fakultät für Tourismus. Abgesang auf Schwabing, 1990 und auch die Darstellung Münchens als 1999: bezeichnenderweise dann kein behäbige, gemütliche und lieber zu- groß aufgemachter Artikel) ist 2006 nächst abwartende Dame und die wieder die „Leichtigkeit des Scheins“. seiner Bewohner als Inbegriff barock- Und anstatt den Frauentürmen, die katholischer Lebensfreude, mal mehr, sonst jedes München Merian-Cover mal weniger augenzwinkernd, aber seit 1949 zieren (mit Ausnahme von immer liebevoll dargestellt, gehören 1990, als es die nächtliche Ludwigs- auch dazu. In diesem Sinne kann man

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Ist München kreativ?

Isabell Bittner und Nathalie Kaup wie steht es um das Ergebnis? Auch stützung sind die Quadratmeterkosten Künstler haben seit jeher Standortan- für Ateliers in der Innenstadt dreimal reativität. Was ist das eigentlich? forderungen. Sie lassen sich zumeist so hoch wie in Berlin. In München KWas ist die kreative oder nicht krea- in dynamischen Stadtvierteln nieder, muss man für mindestens 25.000 Eu- tive Szene einer Stadt? Was hat München weil dort Platz für Flexibilität gegeben ro Kunst verkaufen, um mit einem im Hintergrund der bekannten Kulisse zu ist. Nicht selten sind diese Stadtviertel kleinen Atelier die Gewinnschwelle zu bieten? Gibt es eine Kunstszene, die indi- heruntergekommene Wohnareale oder erreichen. Da wundert es nicht, dass viduell ist, vielseitig, kritisch und anderen brachliegende Industriegelände. Und „nur drei Prozent von ihrer Kunst leben Städten ihr so charmantes Gesicht gibt? an diesem Punkt folgt die andere Seite können“, so Gotlind Timmermanns. Aus Statistiken geht hervor, dass der glatt polierten Medaille: Orte die- Auch der Galerist Michael Heufelder fast 30 Prozent der Unternehmen in ser Art sind in München mit der Lupe – Vorstandsmitglied der Galerienini- der Region München zu den „kreativen zu suchen. Auf jeder Freifl äche lastet tiative in München – sagt: „Die Szene und wissensintensiven Branchen“ zäh- ein starker Verwertungsdruck. Schnell speist sich selbst.“ Künstler und Käufer len. Dazu gehören allerdings auch Wirt- müssen, wo nur irgend möglich, neue seien überwiegend elitär und kaufkräf- schaftsberater und Ingenieure. Und was Büros und Wohnungen geschaffen tig. Beide Branchenkenner scheinen ist mit den Vertretern der Kunstszene? werden. Diese geringe Gegebenheit sich darin einig zu sein, dass die Krea- an freiem, günstigem Raum schränkt tiven Münchens einst kämpferischer die Entfaltungsmöglichkeit Münchens und freier waren, wobei sicher die Frei- 50 Kreativszene ein und erhöht den Druck heit den Kampfgeist erlaubte oder der und die Erfordernis, ihre Arbeit zu kom- Kampfgeist mehr Freiheit einforderte. München ist der große Tragpfeiler merzialisieren. Rebellion scheint dem- Wie man es auch dreht, Fakt ist, so wie- jener Beziehungsbrücke, die sich zufolge kaum möglich. derum Frau Timmermanns, dass es vom deutschen Norden nach dem Ortsbesuch in den DomagkAteliers. gilt, sich mit dem Hochpolierten zu italienischen Süden schwingt. Die ehemalige Funkkaserne bietet, ver- profi lieren. Der Münchner Alles-muss- Heinrich Heine (1797-1856), Dichter teilt auf sechs Häuser, etwa 160 multi- innovativ-sein-Komplex wird bedient. kulturellen Malern, Bildhauern, Foto- Und das muss nicht zwingend schlecht Betrachtet man alleine die Gruppe der grafen, Musikern und Artisten Raum sein, denn viele, Anbieter wie Nachfra- Hochkreativen in Deutschland, also zum kreativen Wirken. Auch Gotlind ger, stehen genau darauf. der Bildenden Künstler, Musiker, Ar- Timmermanns – freischaffende Künst- Auf rebellische Kunst stößt man in chitekten, Fotografen, Werber, Pub. lerin – hat seit 1993 ein Atelier in der Do- München jedenfalls selten. Doch es gibt lizisten etc., so liegen München und magkstraße. Lange und intensiv haben Projekte, die faszinieren. Dazu gehört Berlin mit einem Anteil von je drei Pro- wir uns mit ihr über die Kunst, die Szene die alljährliche Ausstellung „Zimmer zent der sozialversicherungspfl ichtigen und die Stadt unterhalten. Sie selbst hat Frei“ im Hotel Mariandl. Für eine Woche Beschäftigten ziemlich gleichauf. Und an der Akademie der Bildenden Künste werden zwei Etagen von Künstlern ge- dazu kommen noch die Freiberufl er, die in München abgeschlossen und kennt staltet, während in den übrigen Stock- „das Salz“ in der Branchensuppe sind. die Verhältnisse der Kreativszene und werken der Hotelbetrieb weiterläuft. Der Trend „Kreativität und Wissen deren Veränderungen seit Jahren. Die Voraussetzung für Fortschritt in der als die neuen Rohstoffe unserer Zeit“ heutige Kunst sei eine „Spekulations- Kunstszene Münchens ist sowohl die wird in München durch zahlreiche Bil- kunst“, so ihre Aussage. Diese setze den Unterstützung durch die Stadt als auch dungseinrichtungen für Talente unter- Fokus auf die Vermarktung und gehe ein Klima der Offenheit, Toleranz und strichen. Dazu zählen die Hochschule den Fragen nach: Wo besteht die Nach- des Dialogs untereinander; beides ist da für Musik und Theater, die Akademie frage? Welche Nische ist die beste? Wie und so könnte die Zukunft recht span- der Bildenden Künste, die Hochschule decke ich die Marktlücke ab? Perfekt nend werden. Man stolpert in Mün- für Fernsehen und Film und Studien- aufgemöbelte Lebensläufe stünden chen nicht über die Kunstszene; aber gänge wie Architektur, Neue Medien im Vordergrund der Münchner Kunst- es lohnt sich, sich mit ihr zu beschäfti- und Kommunikations- oder Produktge- Studenten, „das eigene Ding“ dahinter gen. Die Kunstszene in München – um staltung sowie Grafi k- oder Industrie- fehle. Daran seien allerdings nur be- die Ausgangsfrage zu beantworten – ist design. Auch Berufsschulen bieten mit dingt die Studierenden schuld, sondern kreativ. Lehrzweigen wie Druck und Grafik, diese Tendenz sei ein allgemeines Re- Bau und Kunsthandwerk oder Mode sultat der Produktentwicklung und der Isabell Bittner und Nathalie Kaup entsprechende Ausbildungen. Das Bil- hohen Preise für Ausbildung, Material sind Studentinnen der Fakultät für dungsangebot erscheint reichlich, aber und Ateliers – trotz städtischer Unter- Tourismus.

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Die Botschafter Münchens – Gästeführer als Repräsentanten der Stadt

Kordula Kranzbühler Seit 1962 führte das Tourismus- der Gästeführer (BVGD), der die beruf- und Georg Reichlmayr (BVGD) amt 29 Ausbildungen mit 633 Teilneh- lichen Interessen von inzwischen über mern zum „Offi ziellen Gästeführer der 4.000 Guides in ganz Deutschland ver- ann regierten die Wittelsbacher? Landeshauptstadt München“ durch tritt: „Gästeführer sind Repräsentan- WWie heißt diese Kirche? Warum und es wurden bisher über 140.000 ten der Städte, Regionen und Länder, fi ndet das Oktoberfest im September Führungen vermittelt. für die sie qualifi ziert sind. Es hängt statt? – Die offi ziellen Gästeführer der Um auch dem eiligen Gast die in hohem Maße von ihnen ab, ob sich Stadt München vermitteln nicht nur Möglichkeit zu einer individuellen Besucher willkommen fühlen, länger Geschichte und Aktuelles unterhalt- Führung zu geben, gibt es seit 1999 bleiben möchten oder die Entschei- sam und spannend – sie verkörpern die „Geprüften Taxi-Guides der dung treffen wiederzukehren“, so das als Botschafter, Sympathieträger und Landeshauptstadt München“. Veran- Credo des BVGD. Der Verein setzt sich Multiplikatoren das Bild der Stadt. Der stalter der Kurse ist der Verein „Taxi- seit Jahren dafür ein, eine bundesweit Gästeführer vermittelt nicht nur die Guide München e.V.“, die Abschluss- einheitliche und vergleichbare Ausbil- Besonderheiten Münchner Lebens und prüfung wird vom Tourismusamt ab- dung der Gästeführer auf hohem Ni- Kultur, sondern er steht als Vermittler genommen. veau zu etablieren. Alle Bemühungen zwischen den Kulturen. Eine Weltpremiere war im Jahr verfolgen das Ziel, Reiseveranstaltern Einer der Leitgedanken bei der 2000 die vom Tourismusamt durch- und Gästen einen kompetenten und Aufnahme der Gästeführerausbil- geführte Ausbildung zum „Geprüften fl exiblen Experten für sein jeweiliges dung durch das Tourismusamt im Gehörlosen-Guide der Landeshaupt- Reiseziel zur Verfügung zu stellen. Jahr 1962 war die Schaffung eines ein- stadt München“. 2008 wurde in der EU ein einheitlicher heitlichen Qualitätsstandards für die Die Mehrzahl der offiziellen Standard für Gästeführerausbildungen offi ziellen Münchner Gästeführer. Die Münchner Gästeführer ist im Münch- entwickelt. Seither entsprechen die Gästeführerkurs hohe Qualität der Ausbildung hat da- im Jahr 2009 ner Gästeführer Verein (MGV) organi- Ausbildungsrichtlinien des BVGD mals wie heute für das Tourismusamt siert. Seit 15 Jahren ist der MGV Mit- diesem Standard (EN 15565). In Mün- Tourismusamt oberste Priorität! München glied im bundesweiten Dachverband chen beschlossen schon wenige Mo- Beim strengen Aufnahmever- nate nach Inkrafttreten dieser neuen fahren werden das Interesse der Be- Gästeführerqualifi zierung der Gäste- werber an der Münchner Geschichte führer Verein und das Tourismusamt, und Kultur sowie die sichere Beherr- gemeinsam die umfangreiche Ausbil- schung von Fremdsprachen getestet. dung zu gewährleisten. Großer Vorteil Darüber hinaus sind Faktoren wie per- der neuen BVGD-Ausbildungsrichtli- sönliches Auftreten, Erscheinungsbild nien: Bereits absolvierte Schulungen und Flexibilität entscheidend für die und Fortbildungen der Gästeführer, Zulassung zur Ausbildung. Während die seit Jahren tätig sind, können an- des dreimonatigen Intensivkurses, gerechnet werden. Durch das ergän- der mit einer offi ziellen Prüfung ab- zende Angebot spezifi scher Seminare schließt, werden fundierte historische und Schulungen gelang es dem MGV Zusammenhänge geschult, sowie die rasch, die ersten Guides mit dem neu- geschichtlichen Hintergründe der Se- en „BVGD-Zertifi kat DIN EN“ und den henswürdigkeiten, angereichert mit entsprechenden Urkunden auszu- Anekdoten und Geschichten vermit- zeichnen. Ab April 2010 sind in Mün- telt. Einen wichtigen Teil der Ausbil- chen die ersten Gästeführer nach eu- dung nehmen die Methodik- und ropäischer Ausbildung im Einsatz und Didaktik-Schulung sowie ein Rheto- viele weitere werden diesen Anspruch rik- und Kommunikationstraining bald erreichen. ein. Denn: Der Gast wünscht nicht Auch künftig sollen die kontinu- eine trockene Vermittlung von Fak- ierliche Aus- und Fortbildung gewähr- ten, sondern er will sich in einer frem- leisten, dass Münchens Besucher von den Stadt wohlfühlen, neue Eindrücke Gästeführern begleitet werden, die gewinnen und sucht das individuelle den höchsten Ausbildungsstandards Erlebnis, das er mit dieser Stadt ver- genügen und auch weiterhin die „Bot- bindet. schafter unserer Stadt“ sind.

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Marktplatz der Kommunikation: die Messe München und ihre Bedeutung für die Landeshauptstadt und den Tourismus

stellungen in Deutschland und stellt fest, dass neben den direkt der Mes- se zuzuordnenden Ausgaben, die Be- sucherausgaben (3,83 Milliarden Eu- ro im Zeitraum von 2005 bis 2008 für Gesamtdeutschland) die Ausgaben- positionen für An- und Abreise, Über- nachtung und Verpfl egung dominie- ren. Messen haben somit auch einen starken positiven Einfl uss auf den Tou- rismus in Deutschland. In München wurde bereits 1904 der Verein Ausstellungspark gegrün- det, der oberhalb der Theresienhö- he erste Messehallen baute. Vorher diente der Marienplatz als lokales Handelszentrum und Messeplatz. 1908 wurde der Ausstellungspark auf der Theresienhöhe anlässlich des 750. Stadtgründungstages eröffnet. Anne Uekermann, Anna-Lena Frick Der Münchner stellt werden. Nicht nur werden hier Auch nach der Gründung der Münch- und Daniel Gundelach Marienplatz war Geschäfte gemacht und vorbereitet, ner Messe- und Ausstellungsgesell- schon zu Zeiten Napoleons ein be- es werden auch Kontakte geknüpft, schaft im Jahr 1964 – der heutigen arktplätze waren schon immer lebter Marktplatz. Netzwerke gepfl egt und die Konkur- Messe München International – wur- MZentren der Kommunikation: Stadtarchiv renz beobachtet. Eine Messe konzen- den Münchner Ausstellungen und München Orte, an denen Händler und Kunden triert das Tagesgeschäft eines ganzen Messen weiterhin hier abgehalten. Bis zusammenkommen, um Waren zu Jahres auf einen kurzen Zeitraum we- 1998 spielte sich das Münchner Mes- tauschen, zu kaufen und zu verkaufen. niger Tage. Messen sind effektiv und segeschehen an der Theresienhöhe ab, Zwangsläufi g führte der Handel dazu, bringen Ausstellern wie Teilnehmern bis der Platz, trotz zahlreicher Erweite- dass Kaufmänner reisen mussten, um einen hohen Nutzen. Daher sind Mes- rungen über die Jahre, nicht mehr aus- ihre Waren unters Volk zu bringen. Mit sen ein häufig und gern genutztes reichte, um den Anforderungen der diesen Handlungsreisenden entstand Marketinginstrument. Münchner Messe- und Ausstellungs- sozusagen der erste Geschäftstouris- Primär fi nden Messen statt, um Be- gesellschaft zu genügen. Seit 1998 fi n- mus: Händler mussten an fremden suchern und Ausstellern eine gemein- det Münchens umfangreiches Messe- Orten in Gasthäuser einkehren. Dieses same kommunikative Plattform an- programm nun auf dem Gelände der Prinzip aus dem Mittelalter hat sich zubieten, auf der Informationen über Neuen Messe München in Riem statt. bis heute nur wenig verändert. Immer Produkte und Dienstleistungen aus- Ausstellern und Besuchern steht hier noch reisen Geschäftsleute durch die getauscht werden können. Zusätzlich ein hochfunktionales Messegelände Welt, um Waren anzupreisen, zu ver- haben sie aber einen weiteren Nutzen: mit 180.000 qm Hallenfläche und kaufen oder Kunden zu beraten. Man Sie fördern gesamtwirtschaftliche Pro- weiteren 360.000 qm Freigelände geht dorthin, wo sich ein Markt für die duktions- und Beschäftigungseffekte zur Verfügung. Mit rund 40 Fachmes- eigenen Waren oder auch Dienstleis- und steigern das Steueraufkommen sen für Investitionsgüter, Konsumgü- tungen befi ndet. durch die Gesamtaktivitäten. Messen ter und Neue Technologien, darunter Messen sind seit dem 12. Jahrhun- geben erhebliche Impulse für Produk- zahlreiche internationale Leitmessen, dert Zentren dieser Geschäftsaktivi- tion und Beschäftigung auf regionaler hat sich die Messe München Interna- täten und der Handelskommunikati- und nationaler Ebene. Der AUMA (Aus- tional (MMI) damit zu einer der welt- on. Messen bieten einen „Marktplatz“, stellungs- und Messe-Ausschuss der weit führenden Messegesellschaften auf dem sich Anbieter und Nachfra- Deutschen Wirtschaft e.V.) prüft re- entwickelt. Über 30.000 Aussteller ger fi nden, wo es Neuigkeiten zu be- gelmäßig die gesamtwirtschaftliche aus mehr als 100 Ländern und mehr staunen gibt und Erfi ndungen vorge- Bedeutung von Messen und Aus- als zwei Millionen Besucher aus über

46 Tourismus Management Passport Ausgabe 03|2010 50 Jahre Tourismusamt München

200 Ländern nehmen jährlich an den Studie gezeigt, dass inzwischen mehr Veranstaltungen in München teil. In als 21.900 Arbeitsplätze direkt und direkter Anbindung an die Neue Mes- indirekt durch das Messe- und Kon- se München befi ndet sich das ICM, gresswesen fi nanziert werden. Im Jahr das Internationale Congress Center 2001 lag diese Zahl bei ca. 20.200 – ein München, eines der modernsten und Wachstum von acht Prozent. erfolgreichsten Kongresszentren welt- Die Steigerung der Ausstellerbe- weit. Ergänzt wird das Angebot der teiligung um 35 Prozent im Zeitraum Messe München International durch von zehn Jahren (1997 bis 2007) sowie das Münchner Veranstaltungs- und der Anstieg der Besucherzahlen um Ordercenter M,O,C,-Veranstaltungs- 31 Prozent im gleichen Zeitraum center im Norden der Stadt. tragen maßgeblich dazu bei, dass Natürlich wirken sich die Popu- Münchner Hoteliers mehr Zimmer larität und die starke Reputation der zu gesteigerten Konditionen vermie- schaftliche Bedeutung für die Touris- Der Ausstellungs- MMI auch positiv auf den Tourismus ten können, wenn „Messezeit“ ist. musentwicklung der Stadt München park auf der The- resienhöhe wurde in der Landeshauptstadt aus: Auch das Gaststättengewerbe, der besonders in den letzten Jahrzehnten 1908 eröffnet. München gehört zu den be- Einzelhandel, Biergärten und Kunst- hatte, die auch in der folgenden Zeit Stadtarchiv liebtesten Kongress-, Geschäfts- und und Kultureinrichtungen profitie- stetig wachsen wird. Neben dem wirt- München Messedestinationen, nicht nur in ren von dem Zuwachs der Messeteil- schaftlichen Aspekt generiert der gute Deutschland, sondern weltweit. Im nehmer. Insgesamt generierte der Ruf der Messe München zusätzlich Jahr 2008 kamen rund 2,5 Millionen Kongress- und Tagungsmarkt 990.000 positive Reputation für den Standort Gäste in die Landeshauptstadt, um Übernachtungen im Jahr 2008 – das München in den Medien. Zusätzlich an einer geschäftlichen Veranstal- sind zehn Prozent aller gewerblichen wird durch positive Erfahrungen der tung teilzunehmen und generierten Übernachtungen. Messeteilnehmer die Werbetrommel 5,1 Millionen Übernachtungen. Hierzu Inzwischen reist jeder siebte An- für unsere Landeshauptstadt gerührt. kamen 17 Millionen Tagesgeschäfts- kömmling, der auf dem Flughafen reisende. München landet, zur Teilnahme an ei- Eine Studie des Ifo Instituts für ner Messe, einem Kongress oder einer Der Artikel entstand im Rahmen des Wirtschaftsforschung aus dem Jahr Veranstaltung an. Dies führt zu zusätz- Kompetenzfeldes „Internationales Mes- 2008 bezifferte die von Ausstellern lichen Einnahmen am Flughafen Mün- semanagement“ von Prof. Dr. Erwin und Besuchern der Messe München chen, die genutzt werden, um den Flug- Seitz. Kooperationspartner des Kom- ausgelösten Ausgaben auf 1,53 Mil- hafen auszubauen und zu verbessern, petenzfeldes sind dabei Meplan GmbH liarden Euro für ein durchschnitt- was positive Auswirkungen für den (ein Unternehmen der Messe München liches Messejahr. Dies zieht ein Steu- restlichen Tourismus nach sich zieht. International) und der AUMA (Ausstel- eraufkommen von 363 Millionen Euro Übergreifend lässt sich feststellen, lungs- und Messe-Ausschuss der Deut- nach sich. Weiterhin wurde in der Ifo dass das Thema Messe eine starke wirt- schen Wirtschaft e.V.).

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Ausgabe 03|2010 Tourismus Management Passport 47 50 Jahre Tourismusamt München

Kongressstadt München

Jörg Bauler und das kulturelle Angebot und den ho- Susanne Mühlbauer hen Freizeitwert, zu dem auch das at- traktive Umland beiträgt. s ist kein Zufall, dass in den Wer- Dass München eine erfolgreiche Ebelinien Münchens immer wieder Kongress-, Geschäfts- und Messe- das Herz auftaucht – „München, Welt- destinationen ist, zeigt sich auch in stadt mit Herz“ in den 1960er-Jahren den Buchungszahlen und der Anzahl oder heute „München mag Dich, Mu- an Tagesgästen. Über 2,27 Millionen nich loves you“ mit dem Herz-Logo Übernachtungsgäste kamen 2009 in – verweist es doch auf das, was die die Landeshauptstadt, um an einer Gäste an München lieben: Weltof- geschäftlichen Veranstaltung teilzu- fenheit und Professionalität, gepaart nehmen. So profi tierte die Münch- mit Herzlichkeit und der sprichwört- ner Hotellerie mit ca. 4,6 Millionen lichen bayerischen Gemütlichkeit. Als geschäftlich bedingter Übernach- drittgrößte Stadt Deutschlands und tungen. Hinzu kamen ca. 17 Millionen führende Wirtschafts- und Wissen- Tagesgeschäftsreisende. Der Wirt- Kongressbroschüre stättenverband und City Partner schaftsmetropole verfügt München schaftswert des gesamten Kongress- aus dem Jahr 1959 München e.V. Seit Langem besteht über eine leistungsstarke Infrastruk- und Veranstaltungsaufkommens, an Tourismusamt in München unter der Federführung München tur, die Voraussetzung ist für eine er- dem etwa 20 Gewerbezweige in Mün- des Tourismusamtes eine Koopera- folgreiche Kongressdestination. chen partizipieren, lag 2009 bei rund tion der Münchner ICCA-Mitglieder Ein Meeting über den Dächern 360 Millionen Euro. (International Congress and Conven- von München? Ein Symposium in München ist seit vielen Jahren tion Association), um gemeinsam das historischem Ambiente? Ein Busi- Veranstaltungsort von großen na- Kongress- Tagungs- und Eventwesen nessessen in exklusivem Rahmen? tionalen und internationalen Kon- gezielt zu fördern und auszubauen. Ein kompletter Großkongress? gressen. Zu nennen sind hier unter an- Bereits 1955 kam der erste Kon- 280 Veranstaltungsstätten vom Olym- derem der 9. Deutsche Evangelische gressprospekt zur gezielten Kongress- piastadion über Brauereifesthallen Kirchentag 1959 mit 350.000 Teil- werbung zum Einsatz. Seit Gründung bis zu Räumen in der Residenz bie- nehmern, der 37. Eucharist Weltkon- des Fremdenverkehrsamtes 1960 ist ten einen jeweils sehr individuellen gress 1960 mit 250.000 Teilnehmern, das Kongressbüro in das Amt integ- Rahmen für Kongresse, Symposien, der 88. Deutsche Katholiken-Tag 1984 riert. Das Kongressbüro arbeitet Incentives und Events. mit 150.000 Teilnehmern, der Deut- also schon seit über 50 Jahren in der Münchens Kongresszentrum, das sche Fremdenverkehrstag 1987 mit Kongress- und Tagungsförderung, Internationale Congress Center Mün- 100.000 Teilnehmern, der Münchner vermarktet München national und chen ICM, die modernste Tagungsein- Wirtschaftsgipfel 1992 mit 6.500 Teil- international als Destination für Kon- richtung Europas, ist mit einer Ge- nehmern, der Kongress der Europe- gresse, Tagungen und Events und ist samtkapazität von 6.500 Sitzplätzen an Society of Cardiology 2004 und erster Ansprechpartner für alle, die in für Großveranstaltungen die erste 2008 mit je 30.000 Teilnehmern so- München Veranstaltungen planen. Wahl. Das ICM ist in die Neue Messe wie der Kongress der European Respi- Die Kongressmetropole Mün- München integriert, ebenso wie das ratory Society 2006 mit 18.000 Teil- chen kann auch optimistisch in die in München-Freimann angesiedelte nehmern und der XXIII. International Zukunft blicken, wie der erneute Zu- Veranstaltungscenter M,O,C. FIG Congress 2006 mit 20.000 Teil- schlag für den Kongress der Europe- Durch die zentrale Lage innerhalb nehmern. an Society of Cardiology beweist, der Europas und die gute Verkehrsanbin- Die Stadt München setzt hohe 2012 bereits zum dritten Mal nach dung ist München aus allen Teilen der Prioritäten in den Kongress- und Ta- München kommen wird. Ein High- Welt problemlos zu erreichen. Mit ca. gungsmarkt und betreibt deshalb mit light im Kongressbusiness 2010 wird 29.000 Zimmern in über 380 Hotels dem Kongressbüro im Tourismusamt der Ökumenische Kirchentag sein, zu und Pensionen sowie etwa 5.000 Res- strategische Kongresswerbung – in dem über 100.000 Teilnehmer in der taurants und Bars bietet München ein den letzten Jahren zunehmend in en- Bayerischen Landeshauptstadt erwar- breit gefächertes Angebot. München ger Zusammenarbeit mit Kongress- tet werden. überzeugt Veranstaltungsmacher wie partnern wie Flughafen München, Veranstaltungsbesucher auch durch Munich Hotel Alliance, Munich Fair seine „weichen“ Standortfaktoren: Hotels, Bayerischer Hotel- und Gast-

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50 Jahre Tourismusamt München – Hoteldirektoren im Gespräch

Axel Gruner schönem Leben abseits des Alltags Passport: Würden Sie die Zusammen- hervor, wie der des Hotelmanagers. arbeit mit dem Tourismusamt eher als chon im Altertum war es Sitte, Rei- Zugleich ist das Hotel als Zuhause auf Partnerschaft oder „Partner schafft“ Ssende, die Schutz und Versorgung Zeit oftmals das ausschlaggebende bezeichnen? suchten, als Freunde und Gäste zu be- Kriterium für die Beurteilung einer Schaffer: Die Zusammenarbeit trachten und ihnen anzubieten, was Destination. zwischen dem Tourismusamt Mün- der Haushalt hergab. chen und unserem noch recht jungen Hotel „Motel One München-City-Ost“ darf man als Partnerschaft bezeich- nen. Seit Kurzem besteht eine ak- tive Zusammenarbeit zwischen dem Tourismusamt München und dem Münchner Motel One im Bereich der Presse- und Journalistenreisen. Mayer: Auch wenn ich seit Lan- gem (vergeblich) von der Stadt Mün- chen eine langfristige, fundierte und umfassende Marketingstrategie für Denis Schaffer Conrad Mayer Folker Müller Frank Heller den Tourismus fordere, beruht unse- Motel One CONRAD-HOTEL de Ville Platzl Hotel The Charles Hotel re Partnerschaft zum Tourismusamt München-City-Ost München operativ auf einem hervorragenden Verhältnis zu vielen Mitarbeitern im Bei den Griechen wurden Fremde Grund genug, Münchner Gastge- Amt, die sich über das normale Maß als Schützlinge des Zeus angesehen, ber nach ihren Erfahrungen mit dem hinaus mit vollem Herzen für den der den Beinamen „der Gastliche“ Tourismusamt der Stadt zu befragen. Tourismus unserer Stadt engagieren. führte. Ganze Stämme und Völker si- Müller: Die 30-jährige partner- cherten sich durch Bündnisse Gast- Passport: 50 Jahre Tourismusamt schaftliche Zusammenarbeit unseres freundschaft zu. Einzelne Familien München, woran denken Sie? Hauses mit dem Tourismusamt auf und Personen taten dies durch Ver- Denis Schaffer: Mit dem Touris- der ITB hat uns viele neue Kontakte träge. Zur Begrüßung wurden Ge- musamt verbinde ich persönlich im- und Partner verschafft. Dabei haben schenke ausgetauscht und damit der mer ganz konkret die Einrichtung am wir von der langfristigen Strategie Gastgeber „entlohnt“. Münchner Hauptbahnhof als erste des Tourismusamtes sehr profi tiert. Als sich der Verkehr zwischen den Anlaufstelle für Touristen und Städ- Bestes Beispiel: der Monat Dezember, Städten ausweitete, reichte die Sitte tebesucher. Ich selbst habe dort be- der früher als Nebensaison betrach- der Gastfreundschaft nicht mehr aus. obachten können, dass es stets um- tet wurde und heute – nicht zuletzt Der Naturaltausch wurde zugunsten fassende Info und Hilfe in wirklich durch die Christkindlmärkte – zur des Geldverkehrs aufgegeben und die jede Richtung von freundlichem und Hauptsaison zählt. ersten gewerblichen Beherbergungs- geduldigem Personal gibt. Heller: Ich bezeichne die Zusam- betriebe entstanden. Gastrecht wur- Conrad Mayer: An die dynamische menarbeit als Partnerschaft. Wir ver- de erstmals verkauft und gekauft. Mit Entwicklung unserer schönen Stadt folgen ein gemeinsames Ziel, unseren zunehmender Konkurrenz der Gast- und viele fl eißige Mitarbeiter im Tou- Bekanntheitsgrad national sowie in- häuser und -höfe wurde die Macht rismusamt, mit denen ich persönlich ternational stetig zu steigern. Da- der Gäste größer. Spezielle Dienstleis- schon seit einem Vierteljahrhundert für treten wir nicht nur auf diversen tungen und Herbergsausstattungen hervorragend zusammenarbeite! Messen zusammen auf, sondern ar- wurden in Abhängigkeit des Standes, Folker Müller: An das erfolgreiche beiten Hand in Hand, um uns in den der fi nanziellen Möglichkeiten sowie Bemühen, eine Brücke zwischen Blas- Köpfen der potenziellen Kunden zu der individuellen Bedürfnisse nach- musik und Hochkultur zu schlagen. verankern. gefragt; unterschiedliche Beherber- Frank Heller: München ist Welt- gungsbetriebe und -kategorien ent- stadt von Rang und hat aufgrund der Passport: 50 Jahre Tourismusamt Mün- standen. guten Arbeit des Tourismusamtes chen – was bringt die Zukunft? Kaum ein Beruf ruft so viele As- weltweit einen hohen Bekanntheits- Schaffer: Für München und auch soziationen von unterwegs sein und grad erreicht. für Motel One wird es durch die Ar-

50 Tourismus Management Passport Ausgabe 03|2010 50 Jahre Tourismusamt München

beit des Tourismusamtes hoffent- Motel One München-City-Ost lich in der Zukunft wieder viele be- geisterte Gäste in die Stadt ziehen. Das Motel One München-City-Ost, 2 Sterne, hat im November 2007 Mayer: Hoffentlich endlich eine eröffnet und bietet viel Design für wenig Geld. Die One Lounge mit langfristige, mit allen Leistungsträ- viel Platz, Licht und hochwertigem Interieur sowie die komfortablen gern erarbeitete Marketingstrategie Zimmer lassen den Gast den Aufenthalt genießen. Zentral gelegen, nur 500 m vom Ostbahnhof entfernt. Fußläufi g zum Kulturzentrum der Landeshauptstadt, die dem hohen Gasteig sowie den Sehenswürdigkeiten in der Innenstadt. Ideale An- Stellenwert des München-Tourismus bindung zum Flughafen sowie dem Schienenfernverkehr. Kostenfreies mit zehn Millionen Übernachtungen W-LAN sowie kalte und warme Snacks und Drinks rund um die Uhr in und den (über sämtliche Branchen der One Lounge. Alle Zimmer sind individuell klimatisiert, Granitbäder hinweg) 6,4 Milliarden Euro Umsatz mit entspannender Regendusche. pro Jahr entspricht – basierend auf der Erkenntnis, dass die touristische Entwicklung einer Millionenstadt so- Münchnern das immer wieder be- CONRAD-HOTEL de Ville München wohl quantitativ als auch qualitativ wusst zu machen. Ich bin dabei auch nachhaltig gestaltet und koordiniert als Hotelier und Vorsitzender des Das CONRAD-HOTEL werden muss. Bayerischen Hotel- und Gaststätten- de Ville München, Müller: Städtereisetourismus in verbandes für die Region München 3 Sterne, ist ein direkt Verbindung mit Kultur hat Zukunft. immer an Ihrer Seite. am Hauptbahnhof gelegenes und trotz- Darüber hinaus sind Kulturstädte Müller: Vielen Dank für die bis- dem ruhiges 89 Zim- beliebte Destinationen für den Kon- her geleistete gute Arbeit! Wie kann mer-Boutique-Hotel, gressmarkt. München hat bereits man weltweit bekannte Marken wie das laut des Magazins viel in dieser Richtung zu bieten und BMW und den FC Bayern kostenlos Focus vom Juli 2009 wird sich in diesem Bereich noch wei- ins Stadtmarketing integrieren? zu den 25 beliebtesten Stadthotels in Deutschland zählt. terentwickeln. Das Tourismusamt tut Heller: Das oberste Ziel der Hotel- Unsere langfristige Strategie des „Total Loyalty Marke- gut daran, diese beiden Segmente lerie ist die erfolgreiche Vermarktung ting“ kommt von Herzen und basiert auf unserer Un- auch künftig zu bewerben. Eine wei- des Hotels in Verbindung mit der je- ternehmensphilosophie, unsere Gäste mit echter, liebe- tere große Chance und Herausforde- weiligen Destination. Somit verfolgen voller Gastfreundschaft und („ServiceQ“-klassifi zierter) rung für das Stadtmarketing stellt die wir ein gemeinsames Ziel, welches Servicequalität nicht nur zufriedenzustellen, sondern zu Olympiabewerbung 2018 dar. künftig noch weiter ausgebaut wer- begeistern. Der Leitspruch unseres in mediterranem Stil eingerichteten Hauses lautet: „Münchnerisch. Mediter- Heller: Künftige Messen und Ak- den sollte, auch indem wir die Kräfte ran. Mittendrin.“ tionen sollen die Stellung Münchens entsprechend vertieft bündeln. als Top-Destination weiter stärken. Um dies gewährleisten zu können, besteht unsere gemeinsame Aufgabe Hotel Platzl darin, uns weiterhin intensiv um den Das im Privatbesitz befi ndliche 4 Sterne Platzl Hotel liegt in Münchens Ganzjahrestourismus Münchens zu historischer Altstadt und bietet wie kaum ein anderes Haus in München kümmern. Dies wird ein Garant für internationale Servicestandards verbunden mit Münchner Charme. Tradi- eine stetige Steigerung in Sachen tionelle bayerische Stilelemente sowie regionale Produkte werden in den Image und Attraktivität der baye- Zimmern, den Veranstaltungsräumen, dem Erholungsbereich, im Restau- rischen Landeshauptstadt sein. rant und im Wirtshaus sowie in allen anderen Bereichen des Hauses konse- quent um- und eingesetzt. Das Haus verweist erfolgreich auf eine mehr als Passport: Was wollten Sie den Verant- 50-jährige Tradition in Hotellerie und Gastronomie. wortlichen des Tourismusamtes schon immer sagen? Schaffer: Weiter so …! Mayer: Vielen Dank für Ihren The Charles Hotel großen Einsatz für die Gastfreund- Im Herzen Münchens, direkt am Alten Botanischen Garten und in un- schaft! Lassen Sie sich in Ihrem Be- mittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof, liegt The Charles Hotel der Rocco streben, den Tourismus für unse- Forte Collection (5 Sterne), welches erst im Jahre 2007 seine Pforten re Stadt voranzubringen, auch von öffnete. Die Touristenattraktionen und exklusiven Einkaufsmeilen in manchen lokalen Widrigkeiten nicht der Innenstadt sind fußläufi g zu erreichen. Das Haus bietet eleganten abbringen. Es leben nicht nur Zehn- Komfort, individuelles Design, persönlichen Service, modernste Konfe- tausende Menschen von dieser Ent- renzräume sowie 800 m² Spa mit modernem Fitnessbereich. Warme wicklung, sondern jeder Münchner Farben, dunkles Holz, bayerischer Kalksandstein sowie zeitlose Acces- ist stolz darauf, dass sich seine Stadt soires vermitteln bayerisches Flair mit modernem Touch. Stilvoll einge- in den glücklichen Augen von Milli- richtete 160 komfortable Zimmer mit mindestens 40 m² Wohnfl äche, davon 27 Suiten sowie eine onen Besuchern widerspiegelt. Unse- 200 m² große Präsidentensuite, stehen dem Gast zur Verfügung. Mit mediterranen Gaumenfreu- den besticht das Restaurant Davvero, während die Bar zum Cocktail-Trinken einlädt. re Arbeit muss darauf abzielen, den

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Münchner Hoteliersfamilien

Burkhard von Freyberg Im Jahr 1839 von Ludwig I. von Ba- yern als erstrangiges Hotel für vor- ie Landeshauptstadt München nehme Reisende beauftragt und 1897 Dzieht jedes Jahr Millionen von Be- von Herrmann Volkhardt erworben, suchern an. Eine Vielzahl von Hoteliers blickt das Haus auf eine wechselhafte und Gastronomen greifen als Gast- Geschichte zurück. In inzwischen vier geber Münchens Merkmale der Herz- Generationen erlebte das Hotel ne- lich- und Gemütlichkeit, Tradition und ben der Hyperinfl ation und den „Gol- Moderne auf. denen 20er-Jahren“ auch die Machter- Über die letzten Jahre haben sich greifung der NSDAP und die nahezu auf dem deutschlandweit erfolg- vollständige Zerstörung bei der Bom- reichsten Hotelmarkt Konzerne wie bardierung Münchens in der Nacht de von einem Wiederaufbau abge- Hotel Bayerischer Accor, Mandarin Oriental, Marriott vom 24. auf den 25. April 1944. sehen. Auch der Königshof wurde Hof um 1915 oder Motel One mit diversen Häu- Doch Hermann Volkhardt, der nahezu vollständig zerbombt. Das www.baye- rischerhof.de/de/ sern etabliert. Es sind jedoch gerade den Bayerischen Hof damals in zwei- Hotel Excelsior fi el in die Hände der hotel/geschichte/ die zahlreichen familiengeführten ter Generation führte, glaubte weiter- Besatzungsmacht, die es zum neuen index.php Hotels, die die besondere Rolle Mün- hin an die Zukunft des Hauses und Hauptquartier erklärte. Die Familie chens als liebenswürdige Gastgeberin sagte: „Wir werden den Bayerischen Geisel ließ sich jedoch nicht die Lei- prägen. Häuser, die unverwechselbar Hof wieder aufbauen. Schöner, als er denschaft für ihre Hotels nehmen sind, eine Geschichte haben und er- je war.“ Bereits im Oktober 1945 eröff- und so erstrahlen beide Häuser nach zählen und die mit großer Hingabe nete sein Sohn Falk Volkhardt im Spie- Wiederaufbau und mehreren Moder- geführt sind. gelsaal das erste Speiserestaurant im nisierungen heute in neuem Glanz. Zwei herausragende Familien, Zentrum Münchens. Nach dem Wie- Seit 1995 führt die Familie zudem das beide als „Hoteliers des Jahres“ aus- deraufbau folgte in den Jahren 1959 Cosmopolitan Hotel in Schwabing. gezeichnet, werden als Prototyp der bis 1962 eine Erweiterung des Hotels. Mit dem 2002 eröffneten Design- „Hoteliersfamilien“ hier häufig ge- Heute gehört der Bayerische Hof zu nannt. Und auf die das Tourismusamt „The Leading Hotels of the World“ und in den letzen 50 Jahre besonders stolz wird von Innegrit Volkhardt in vierter 50 sein konnte: die Volkhardts und die Generation geführt, die ihn seit 1994 Geisels! kontinuierlich renoviert und die un- Es geht nichts über München! Sie ter anderem mit der „Falk´s Bar“ und waren nie dort? Fahren Sie gar nicht dem „Blue Spa“ auf dem Dach neue woanders hin ... es geht nichts über spektakuläre Akzente setzte. München! Alles andere in Deutschland Was Anna und Karl Geisel im Jahr ist Zeitverschwendung! 1900 mit der Bewirtschaftung des Lö- Ernest Hemingway (1899-1961), Literatur-Nobelpreisträger 1952 wenbräuzeltes auf dem Münchner Oktoberfest begannen, führen die Brüder Carl, Michael und Stephan hotel am Münchner Stachus, das zu Geisel mit der Leitung von inzwi- Ehren der Urgroßmutter „anna hotel“ schen vier Hotels, den sogenannten benannt wird, lassen die drei Brüder Die Geisel-Brüder Geisel Privat Hotels, und drei Res- eines der „100 besten Designhotels www.koenigshof-hotel.de/uber-uns/ taurants fort. Bereits das erste Ho- Europas“ entstehen. geschichte tel der Familie, das Hotel Rheinhof, Neben den Häusern der Volkhardts zählte bei seiner Eröffnung im Jahr und der Geisels sind es aber – wie Im vermutlich weltweit be- 1935 zu einem der modernsten Häu- bereits eingangs erwähnt – auch die kanntesten familiengeführten Hotel, ser in München, das Hotel Excelsior kleineren Betriebe, die den Hotelmarkt dem Bayerischen Hof der Familie Volk- und der Hotel Königshof wurden in München einzigartig machen, so zum hardt am Promenadeplatz, nächtigten den beiden darauf folgenden Jahren Beispiel das Conrad Hotel de Ville Persönlichkeiten wie Adenauer, Papst übernommen. Doch auch für diese Fa- der Familie Mayer, das Platzl Hotel Benedikt XVI, Kaiserin Sissi, Franz Kaf- milie hatten die Bombenangriffe im der Familie Inselkammer und das ka, Henry Ford sen., Neil Armstrong, Zweiten Weltkrieg Folgen. Das Ho- Hotel Torbräu der Familien Mayr & Michael Jackson und Ingrid Bergman. tel Rheinhof wurde zerstört, es wur- Kirchlechner.

52 Tourismus Management Passport Ausgabe 03|2010 50 Jahre Tourismusamt München

Interkulturelles Marketing in der Hotellerie – am Beispiel der Gäste aus den arabischen Golfstaaten

Astrid Vetter keting eine besondere Bedeutung. Es auch im Arbeitsleben bevorzugt be- dient als Instrument, das zunächst handelt werden. Die beziehungsori- äste aus den arabischen Golf- die kulturellen Besonderheiten, Hin- entierte arabische Kultur erfordert Gstaaten haben sehr hohe Erwar- tergründe und Gemeinsamkeiten des innovative Marketingstrategien, die tungen an den Gastgeber. Neben hoch- arabischen Gästekreises mithilfe von den persönlichen Kontakt zu Gäs- wertig ausgestatteten Hotels wird ein Kulturstudien transparent macht (in- ten in den Mittelpunkt stellen. Maß- erstklassiger, zuvorkommender und terkulturelle Marktsegmentierung), nahmen, die die persönliche Bin- persönlicher Service erwartet, der um anschließend Optimierungs- dung des arabischen Gastes an das ihre Gewohnheiten sowie kulturellen möglichkeiten sowie Strategien für Hotel gewährleisten, werden mit und religiösen Verhaltensweisen be- die kultur- und zielgruppenspezi- Loyalität und Kundentreue belohnt. rücksichtigt. Toleranz und Respekt fi sche Gestaltung der Marketingin- gegenüber der arabisch islamischen strumente in der Hotellerie zu de- Lebensform wird somit bei einem Ho- duzieren (operatives interkulturelles Arabische Gäste entdecken München telaufenthalt vorausgesetzt. Marketing). Ziel der interkulturellen Infolgedessen steht die Hotellerie Marktsegmentierung ist die Bildung In Deutschland ist von 1998 bis 2007 das Übernach- vor der Herausforderung, für diese von homogenen Kulturclustern, die tungsvolumen aus den arabischen Golfstaaten um 134 Prozent gestiegen. Das entspricht einer durch- Gästegruppe ein auf ihre kulturellen Länder mit vergleichbaren Wahrneh- schnittlichen Wachstumsrate von 11,4 Prozent pro und religiösen Besonderheiten, Be- mungs-, Emotions-, Denk- und Ver- Jahr. In München wurden im Jahr 2008 rund 253.000 dürfnisse und Erwartungen zuge- haltensmustern zusammenfasst. Am Übernachtungen aus arabischen Staaten gezählt, davon schnittenes Dienstleistungsangebot Beispiel der arabischen Golfstaaten etwa 170.000 im Juli und August. Die Gäste aus den mithilfe von Marketinginstrumenten kann dies mithilfe der kulturverglei- Golfstaaten sind für die Hotellerie im Hinblick auf die zu gestalten. Marketing muss hier die chenden Studien von G. Hofstede überdurchschnittlich hohen Reiseausgaben, die lange Unterschiede zwischen fremdkultu- und Hall/Hall sowie anhand der isla- Aufenthaltsdauer und die große Anzahl der Mitreisen- rellen Gewohnheiten und Befi ndlich- mischen Religion erfolgen: den eine überaus attraktive Zielgruppe. Dieser Wachs- keiten der Gäste und der Bedeutung Die arabische Kultur ist gemäß tumstrend wird sich gemäß der Deutschen Zentrale für lokaler Kultureinfl üsse im Kontext G. Hofstede vom Kollektivismus ge- Tourismus auch zukünftig fortsetzen. Voraussetzung ist interkultureller Begegnungen trans- prägt und zeichnet sich durch eine jedoch, dass die Hotelprodukte und Dienstleistungen auf die Ansprüche der arabischen Gäste zugeschnit- parent machen und die Produkte hohe Beziehungsorientierung aus. ten werden. An der Fakultät für Tourismus wurde diese und Dienstleistungen international Ein Merkmal dieser Kulturdimensi- „relevante Problemstellung“ aufgegriffen und in einer tätiger Hotelunternehmen an die on ist die Unterscheidung zwischen Diplomarbeit von Astrid Vetter zum Thema „Interkul- länderspezifi schen Besonderheiten Mitgliedern der Wir-Gruppe und der turelles Marketing in der Hotellerie – am Beispiel der anpassen. Fremd-Gruppe. Zur Wir-Gruppe ge- Gäste aus den arabischen Golfstaaten“ bearbeitet. Im Hinblick auf diese Problem- hören die Großfamilie und Freunde, Alfred Merl stellung hat das interkulturelle Mar- die nicht nur im Privatleben, sondern

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personenorientiert. Zudem ist das beraten, sich mit den zentralen Be- Raumkonzept zu beachten (extra- griffen des Islams und den daraus verbale Kommunikation). Arabische resultierenden Handlungsmaximen Länder sind laut Hall/Hall auch poly- für Muslime vertraut zu machen. Die chrone Kulturen, die sich in der Zeit- Kernwerte des Islams sollten deshalb auffassung von Deutschland (mono- auch bei der Gestaltung der Marke- chrome Kultur) unterscheiden. Die tinginstrumente berücksichtigt wer- polychronistische Zeitauffassung be- den. So sind religiöse und soziale einfl usst unter anderem das Pünkt- Ge- und Verbote im Zusammenhang lichkeitsempfi nden, die Flexibilität mit der Hoteldienstleistung zu re- in der Zeitplanung sowie die Tendenz spektieren (zum Beispiel Beachtung zur multiplen Arbeitsweise (mehre- der islamischen Besonderheiten im re Aufgaben gleichzeitig). Die unter- geschlechtsspezifischen Verhalten, schiedlichen Kommunikationsstile vor allem bei der Begrüßung). An zwischen Deutschen und Arabern religiösen Feiertagen könnten zum können zu interkulturellen Missver- Beispiel besondere Aufmerksam- ständnissen führen. Deshalb sollen keiten und Angebote für arabische die Besonderheiten der arabischen Gäste vorbereitet werden (zum Bei- Kommunikation bei interkulturellen spiel Beduinenzelt, Shisha Lounge, Interaktionen in der Hotellerie be- Gebetsraum, Räumlichkeiten für rücksichtigt werden, zum Beispiel: das Fest des Fastenbrechens). In der ■ im Bereich des Beschwerde- und Kommunikationspolitik ist das Wis- Beziehungsmanagements: Auf- sen über religiöse Symbole und Far- grund des indirekten Kommunika- ben bei der Gestaltung von Werbema- tionsstils ist reaktives Beschwerde- terialien vorteilhaft. Zwischen den management für diesen Gästekreis arabischen Golfstaaten gibt es aber Diese Kulturdimension wirkt sich un- Werbebroschüre eher ungeeignet. Antizipation von auch kulturelle Unterschiede, die ter anderem auf folgende Marketing- für arabische Gäste Reibungspunkten sollte durch den unter anderem die Rolle der Frau in bereiche aus: Tourismusamt Aufbau eines vertrauensvollen Ver- der Gesellschaft und die Ausübungs- München ■ Beziehungsorientiertes Marketing/ hältnisses (Beziehungsmanage- intensität des islamischen Glaubens Customer Relationship Manage- ment) erfolgen, zum Beispiel durch in den jeweiligen Ländern betreffen. ment: zum Beispiel persönlicher die Anwendung der Strategie der Bei der Gestaltung der Marketingin- Ansprechpartner, arabisch spre- indirekten Vermittlung über Drit- strumente müssen deshalb auch die chender Guest Relation Manager te (neutrale Vermittler); kulturell-religiösen Besonderheiten ■ persönliche und zeitaufwendige ■ Bei interkulturellen Verhand- in den jeweiligen arabischen Ländern Gästebetreuung und Kundenan- lungen, wenn Vertriebsnetze (im untersucht werden. sprache, zum Beispiel durch den arabischen Raum) aufgebaut wer- Die vorangehenden Ausfüh- General Manager den spielen Beziehungsnetze eine rungen sind nur ein kleiner Auszug ■ Kundenbindungsprogramme, wichtige Rolle. Den Zugang zum zu der Diplomarbeit, sie verdeutli- die die arabische Kultur berück- Netzwerk fi ndet man nur über ei- chen jedoch, dass ein adäquates Ver- sichtigen nen arabischen Mittelsmann; ständnis des kulturellen Kontextes, ■ Bei der Gestaltung von Werbemaß- insbesondere bei der Gestaltung von Auch die Kulturstudie von Hall/Hall nahmen muss zum Beispiel der Marketinginstrumenten, von ent- ermöglicht die interkulturelle Markt- indirekte Kommunikationsstil be- scheidender Bedeutung ist. segmentierung. Die arabischen Golf- achtet werden. staaten werden demnach der „High- Context“ Kultur zugeordnet. Diese Auch die islamische Religion ist ein Kulturdimension kennzeichnet das interkulturelles Segmentierungs- Kommunikationsverhalten der Ara- kriterium, weil die Kultur der ara- ber. Es wird implizit und kontext- bischen Golfstaaten sehr stark von bezogen kommuniziert, die Sach- dieser geprägt ist. Da der Islam nicht verhalte werden umschrieben und nur Religion, sondern auch Gesell- ein Großteil der Informationen wird schaftsordnung und Wirtschafts- erst durch den begleitenden Kon- faktor ist, prägt und durchdringt text der nonverbalen, paraverbalen die Religion sämtliche Bereiche des und extraverbalen Kommunikation menschlichen Lebens. Deshalb ist verständlich. Die paraverbale Kom- jeder, der muslimische Hotelgäste Kontakt für Interessenten: munikation im arabischen Raum ist beherbergt oder mit muslimischen [email protected] expressiv, affektiv, emotional und Geschäftspartnern kooperiert, gut

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„Unser Berg – Berge Unser“

Thomas Bausch meinheit zugehörigen Besitztum, hat Sehr viele Postkartenmotive Mün- lange Tradition. Sie hat in den Wirt- chens zeigen eine Stadtsilhouette mit ie Münchner haben eine besonde- schaftswissenschaften die Rechtsform einem Alpenpanorama im Hinter- Dre Beziehung zu „ihren“ Bergen. Je- des gemeinschaftlichen Eigentums in grund. Das Lebensgefühl in München der Münchner hat so seinen Hausberg, Verbindung mit einer traditionellen wird oft auch mit Bezug auf „die nörd- die Münchner Bevölkerung spricht bei Wirtschaftsform hervorgebracht. Der lichste Stadt Italiens“ umschrieben. Föhn von „unseren Bergen“. Doch wem Fachbegriff „Allmende“ stammt aus Die Münchner spüren die Berge durch gehören denn nun die bayerischen Ber- dem Mittelhochdeutschen und be- Einfl üsse des Wetters wie den Föhn, ge? Und wer bestimmt darüber, was sitzt denselben Wortstamm wie das im Winter den Schnee und die Isar dort passieren darf? Diese Diskussion Wort „Alm“. Es gibt daher einen tra- mit dem klaren Gebirgswasser. Der bewegt anlässlich der Olympia-Bewer- ditionellen Konsens des allgemeinen Filmtitel des Luis Trenker Alpenepos bung München 2018 die Gemüter. 1 Nutzungsrechts der Berge. „Der Berg ruft“ ist vielen Münchnern Der Mensch hat im Laufe der Evo- zum Motto geworden. Der Münchner 1. „Unser Berg“ lution zur Sicherung von in Besitz ge- spürt und sieht die Berge nicht nur, Ein Blick in den Duden, die Bibel nommenen Flächen vor Eindringlin- nein, er hört sie sogar rufen! der deutschen Sprache, offenbart: gen ein in allen Lebensbereichen zu Der Besitzanspruch als Ergebnis Das Wort „uns“ ist ein Possessivpro- beobachtendes Revierverhalten ent- des Gewohnheitsrechts hat mit der nomen oder in Deutsch: ein besitz- wickelt. Nach Inbesitznahme wird ein Häufi gkeit des Besuches eines Zieles anzeigendes Fürwort, mit dem ein Revier sofort mit einem Namen verse- zu tun. Hier spielt es nun keine Rol- Autor oder Referent die Besitzverhält- hen, oft mit dem des vermeintlichen le mehr, ob man Ur-Einheimischer, nisse eines Objektes klärt. Etwas naiv Eroberers. So fi nden sich im Alpinis- zugezogener Einheimischer, Tages- könnte man nun im Sinne einer rein mus unzählige Erstbegehungsrouten ausfl ügler aus München oder auch juristischen Klärung vorgehen. Teile oder Schlüsselstellen, die nach dem nur Stammgast ist. Die Identifi kati- von Bergen sind in verbrieftem, das Erstbezwinger benannt sind, etwa der on des Bergbesuchers wächst mit je- heißt, in Grundbüchern erfasstem Hillary Step auf der Standard Südrou- dem Besuch, mit jedem Erlebnis. So Privatbesitz. Große Teile fallen auf öf- te zum Mount Everest. wird der Gast oft selbst Teil von Ge- fentlichen Besitz, sei es eine Gemein- Ob in der Eisenbahn ein leeres schichten eines Berges, oft gerade de, ein Landkreis, in manchen Staaten Abteil oder am Berg eine Route oder durch besonders eindrückliche Erleb- ein Bundesland oder gar in wenigen der Gipfel: Ist ein Mensch der Erste, nisse, seien es Glücksmomente oder Ausnahmen auf den Nationalstaat. der sich eines räumlichen Objektes der Blick in den Abgrund. Der Besitz ist also geklärt. Warum bemächtigt, so empfindet er jeden Diese persönlichen Erlebnisse gibt es dann immer wieder lebhafte weiteren nachrückenden Menschen verändern die Wertigkeit des Berges Diskussionen von unterschiedlichen potenziell als Eindringling, der ihm oder im Laufe der Jahre auch die Sum- Interessensgruppen? Hier kommen sein gerade gewonnenes Revier strei- me der Berge, die man bestiegen oder das Nutzungsrecht und damit der tig machen will. Und dies auch heu- auch nur besucht hat. Der Einzelne Nutzungsanspruch ins Spiel. In vielen te noch, wo die Besitzverhältnisse de fühlt sich mit diesen in besonderer Verfassungen ist verankert, dass in jure klar sind: Der Berg mit der Sum- Weise verbunden. Er tendiert dazu, der Regel dem Bürger der Zugang zu me seiner Routen, Plätze und Gipfel den Berg, in genau dem Zustand, in Flächen, die sich im öffentlichen Be- gehört auf öffentlicher Fläche allen. dem er ihn in Erinnerung hat, der die- sitz befi nden, zusteht. Die bayerische Dennoch gibt es ein durchaus auch sen für ihn besonders gemacht hat, Verfassung war hier in Deutschland gesellschaftlich in seinen Grundele- erhalten zu wollen. Das Anbringen beispielgebend. Nur wenige Ausnah- menten meist akzeptiertes Gewohn- fester Haken und Stahlseile in seiner men, zum Beispiel die Kernzone eines heitsrecht. Das Wort „Hausberg“ ist ganz persönlichen Route empfi ndet Biosphärenreservates, führen zu Ein- das begriffl iche Sinnbild für den Berg er genauso als ein Sakrileg, als Entwei- schränkungen. Somit stehen die meis- der Einheimischen, quasi als Gegen- hung seines heiligen Bodens wie den ten Berge in den Alpen der Öffentlich- stück zum „Stammtisch“. Bau einer Bergbahn auf einen sonst keit zur Nutzung zur Verfügung. Die Beziehung der Münchner zu schwer zugänglichen Gipfel. Diese er- Dieses Verständnis der Berge als den Bergen wie auch ihre Südorien- möglicht ja nur Massen anderer Men- Gemeingut, also einem der Allge- tierung manifestieren sich vielfältig. schen, in sein Revier einzudringen.

1 Das vorliegende Essay basiert auf einem Impulsstatement auf dem International Mountain Summit 2009, Brixen, für eine Podiumsdiskussion mit Reinhold Messner.

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technisches Wissen in die Produkti- onsfunktion ein. Deren Output be- schreibt die Summe der erzeugten Güter und Dienstleistungen. In der Theorie geht man davon aus, dass diese Funktion linear homogen ist, das heißt, eine Verdoppelung des In- puts führt auch zur Verdoppelung des Outputs. Zudem geht man davon aus, dass jeder Faktor erforderlich ist. Ein Mehr an Kapital, das heißt, an Inves- titionen, erfordert auch infolge ein Mehr an Boden, Arbeit und Techno- logie. Auch im Alpenraum bedurfte und bedarf es einer zunehmenden Inan- spruchnahme von Boden, das heißt, Flächen der Berglandschaft, um Zu- wächse beim Output zu erzielen. Nur durch Zuwächse kommt es langfristig Skywalks, neue Bergstationen, ihrer einzigartigen Kulisse, aber auch Zugspitze auch zu einer weiteren Wohlstands- Modernisierungen von Hütten, Ver- mit ihrer intakten Kultur- und Natur- mehrung. Die Theorie impliziert auch breiterungen von Skipisten, Flying landschaft waren nun für die Men- Anne Gierlich den vorprogrammierten Konfl ikt bei Fox, Flutlichtanlagen, die den Berg schen aus den wachsenden urbanen knappen und damit wertvollen Flä- auch noch nachts für jeden erlebbar Zentren erreichbar. Die Eisenbahn- chen: „Berge Unser“ steht damit als macht, Geheimtipp-Routen und Plät- linie München–Partenkirchen wur- Synonym für den Natur-Kapitalstock, ze als GPS-Tracks im Internet weltweit de 1892 fertiggestellt. Der Tourismus auch Ökorealkapital genannt, der für verfügbar: Die Liste ließe sich beliebig und die Münchner Sommerfrischler die menschliche Produktion unerläss- fortsetzen. Unser Berg – mein Berg oder auch die ersten Wintersport- lich ist. Die immerwährende Abwä- darf so nicht enden – es wäre nicht pioniere boten erheblich bessere Ein- gung, was ein verantwortungsvoller, mehr derselbe Berg. kommenschancen mit geringeren nachhaltiger Umgang damit ist, ob- Risiken als das Handwerk. Die Berge liegt den für einen Raum verantwort- 2. „Berge Unser“ wurden Gegenstand von Produkten, lichen und legitimierten Menschen. Alpine Landschaften haben gleich zum einzigartigen Verkaufsverspre- Dies sind an erster Stelle die Eigen- mehrere Benachteiligungen gegen- chen, dem USP alpiner Orte. tümer und Kommunalparlamente, über dem Flachland. Zunächst sind sie Die „Berge Unser“ der einheimi- aber auch Unternehmer, Vertreter für produzierendes und verarbeiten- schen Bevölkerung wandelten sich von Verbänden oder übergeordneten des Gewerbe wegen der peripheren vom kargen, arbeitsreichen und oft Aufsichtsbehörden. Da es aber keinen Lage wie auch der Flächenknappheit auch lebensbedrohenden Produkti- normierten Entscheidungsraum gibt, in den Tälern wenig geeignet. Dies gilt onsstandort zum Produktkern des das heißt, nicht jeder Mensch kommt insbesondere für alle Güter, die große Tourismus- und Freizeitproduktes. bei derselben Fragestellung zur sel- Transportkapazität und viel Produk- Dabei folgte die Entwicklung in den ben Entscheidung, ergeben sich auto- tionsfl äche benötigen. Die Landwirt- Orten letztlich ökonomischen Ge- matisch unterschiedliche Positionen, schaft hat durch das Klima und die setzen, wenn diese sich auch je nach oft auch Konfl ikte. Struktur der zu bewirtschaftenden Ausgangssituation am Ende unter- Diese gehen vor allem auf unter- Flächen erhebliche Produktions- schiedlich manifestierten. Mal war schiedliche Zielsysteme zurück. Ein nachteile. Trotz erheblichem Mehr- der eigentliche Ausgangspunkt der Bergbahnunternehmen hat das Ziel, aufwand bleibt die Produktivität Gesundheitssektor (zum Beispiel Da- erkannte unternehmerische Chan- deutlich hinter der von Regionen im vos, Meran, Bad Hofgastein), in ande- cen zu nutzen. Eine für Fragen des Flachland zurück. Die Berge als Wirt- ren Fällen der Wintersport und Alpi- Umweltschutzes zuständige Behör- schaftsraum waren abseits der gro- nismus (zum Beispiel Arlbergregion, de hat das Ziel, dass die bestehen- ßen Flusstäler und der Randbereiche Dolomiten, Chamonix) oder in an- den Gesetze eingehalten werden und des Alpenraums vor allem im Dienst- deren wiederum die Sommerfrische so Rechtssicherheit für alle an einer leistungssektor entwickelbar. und die Wintererholung (viele baye- Entwicklung Beteiligten entsteht. Ein Schon Ende des vorletzten Jahr- rische Alpenorte, oberitalienische Naturschutzverband hat das legitime hunderts mit der Anbindung der Seen, Salzkammergut). Anliegen, seine Schutzziele einzubrin- Bergregionen an die entstehenden In der klassischen Volkswirt- gen. Die vielfältigen Diskussionen um Eisenbahnnetze ergaben sich neue schaftslehre fließen die Inputfak- die richtige Entwicklung „unserer Chancen im Tourismus. Die Berge mit toren Boden, Arbeit, Kapital und Berge“ und die Nutzung der „Berge

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Unser“ sind damit nichts anderes, als jahrsskispringen oder Umweltminis- Polarität von Anschauungen, Inte- die unvermeidliche Austragung von ter Söder auf der Zuspitze. ressen, aber auch von Machtverhält- Konfl ikten im öffentlichen Raum. Hinzu kommt, dass die Alpen auf nissen zur Durchsetzung von diesen. der Ebene der Anrainerstaaten als Die großen Herausforderungen wie 3. „Unser Berg – Berge Unser“ einzigartiger Teil des europäischen Klimawandel oder demografischer Der Drang nach Selbstbestimmung Natur- und Kulturerbes gesehen wer- Wandel erfordern ständige Anpas- lokaler Gemeinschaften hat sich his- den. Die 1992 unterzeichnete Alpen- sungen. Diese können aber nur durch torisch vor allem dort stark heraus- konvention soll dieses Erbe erhalten die Menschen vor Ort erfolgreich ent- gebildet, wo das Nutzenpotenzial für helfen. Beamten aus Paris, Berlin oder wickelt und umgesetzt werden. Daher übergeordnete Ebenen gering und Rom, meist fernab jeglicher Einsicht steht an erster Stelle das „Berge Un- der Aufwand der Kontrolle sowie das in die realen Probleme und Gegeben- ser“ und die Verantwortung für einen Durchsetzen der Staatsraison hoch heiten der Berge, arbeiten an Akti- nachhaltigen Umgang mit dem über- waren. Viele Berggebiete zeichnen onsplänen und der Umsetzung der tragenen Ökorealkapital, der Kultur- sich gerade durch diese Eigenschaften Fachprotokolle der Konvention. Dies und Naturlandschaften. Dieser nach- aus. München war weit weg von den wird von den „Älplern“ als Fremdbe- haltige Umgang ermöglicht erst das bayerischen Alpenorten, die „groß- stimmung empfunden und stößt da- „Unser Berg“, an dem die Einheimi- kopferten“ Münchner den „Bergbau- her vielfach auf Ablehnung. Dennoch schen auch gerne die Münchner teil- erntrampeln“ wesensfremd. Daher ist die Alpenkonvention Ausdruck haben lassen. hat sich bis heute in diesen Regionen der Besorgnis der Staaten, dass die Die laufende Olympia-Bewer- der Anspruch auf umfassende Selbst- ökonomischen Gesetze sich letztlich bung München 2018 und der in bestimmung lebendig erhalten. Die immer durchsetzen würden, sofern Garmisch- Partenkirchen aufkom- Menschen berufen sich darauf, dass nicht gesetzliche sie Teile der umgebenden Berge der Bestimmungen 50 Natur mit großem Aufwand und un- dagegenstehen. So ter schwierigsten Bedingungen abge- gesehen entspricht München glich einer gefeierten Frau, lächelnd rungen haben. Die „Berge Unser“ im dies einer Art Ent- ihrem Triumph hingegeben, eine köstliche kleine Sinne des Naturkapitals sehen sie da- mündigung der lo- Weltstadt, feiertäglich und international wie keine her auch als ihr uneingeschränktes kalen Bevölkerung, zweite ... Beschaulich, schönäugig, verträumt, ein Eigentum, über das sie und nur sie da man dieser kein entscheiden dürfen. Einmischung nachhaltiges Han- wenig verspielt, im Blau der Isar und der südlichen aus München wird bis heute als ei- deln zutraut. Tönung des Himmels versponnen ließ München gentlich unzulässig erachtet. Die Ber- Doch finden sich leben und die Dinge konnten so bleiben. ge gehören de jure bezüglich der Nut- sich vielfältige Annette Kolb (1870-1967) Erzählerin, Essayistin, Publizistin zung meist allen. Daher sehen sich Beispiele, bei de- viele Münchner, die außerhalb des nen Einheimische Alpenraums leben, wegen ihrer emo- oder aus dem Alpenraum stammen- mende Widerstand sind in diesem tionalen Bindung an „ihren Berg“ be- de prominente Persönlichkeiten in Licht auch anders zu sehen. Es geht rechtigt, an der Diskussion über die ihren Augen offensichtliche Fehlent- in der örtlichen Debatte nicht nur um Entwicklung in den Bergen zu parti- wicklungen anprangern und an der die Frage der objektiven Abwägung zipieren. Der Alpenverein mit Haupt- Vernunft und Ethik ihrer Landsleute von Vor-und Nachteilen. Es geht viel- sitz in München sei hierfür stellver- zweifeln. Der wohl bekannteste leben- mehr um das alte Thema „Unser Berg tretend genannt: Der Verein, dessen de Alpinist, Reinhold Messner, zählt – Berge Unser“ und damit das grund- Mitglieder meist in urbanen Räumen hierzu. Immer wieder hat er Thesen sätzliche Aufbegehren gegen eine er- leben, bringt sich in die Diskussionen zu Projekten in alpinen Räumen bei- neute Fremdbestimmung durch IOC, um Projekte und Entwicklungen ein. getragen, die nicht immer die Touris- Bund, Staatsregierung, Planer und Andere Organisationen wie etwa die musverantwortlichen der Regionen Sportfunktionäre: „Die Experten in Internationale Alpenschutzkommis- erfreut haben. Andererseits adelt München planen und die Bergbevöl- sion CIPRA sehen alleine in ihrer Be- Kritik aus prominentem Mund auch kerung sollte darüber glücklich sein, sorgnis um die Entwicklung in den manches Projekt und bringt es so erst dass mal wieder etwas vorangeht.“ Al- Bergen ihre Legitimation, an der Dis- in die Medien und damit zu öffent- lerdings hat sich die bayerische Berg- kussion umfassend und öffentlich lichem Interesse. bevölkerung von jeher durch eine ge- zu partizipieren. Diese verstehen es Die aufgezeigte Polarität „Unser wisse Renitenz und Bauernschläue zudem, sich bei den Behörden und Berg – Berge Unser“ ist damit nicht auch gegen die „Großkopferten“ zu in der Politik auf nationaler Ebene nur eine Polarität von den Einwoh- wehren verstanden. Ludwig Thoma mehr Gehör zu verschaffen wie die nern des Alpenraums und den au- hat dies wie folgt ausgedrückt: „Man alpine Bevölkerung selbst. Die Spit- ßeralpinen Nutzern. Dabei sind die muss die Leute an ihren Einfl uss glau- zenpolitik zeigt sich gerne fotogen Münchner aus der Sicht der Einhei- ben lassen – Hauptsache ist, dass sie mit alpiner Hintergrundkulisse, etwa mischen fast genauso außeralpin keinen haben“. der Münchner OB Ude beim Neu- wie ein Berliner „Preiß“. Es ist eine

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Olympische Winterspiele München 2018 mit Garmisch-Partenkirchen Chance für den Wintertourismus oder fehlgeleitete Tourismuspolitik?

Thomas Bausch zunächst Wintersporttourismus ver- betroffen sind bereits heute Familien standen. Es geht damit um die „weißen“ mit zwei und mehr Kindern 5. Zwei Fol- inisterpräsident Horst Seehofer Monate in „weißen“ Ferienregionen Ba- gen werden zu beobachten sein: Die Mverwies vor Kurzem darauf, „dass yerns. „Wintertourismus“ in München Gesamtzahl an Zweit- und Drittreisen die Austragung Olympischer Winter- selbst ist nicht Gegenstand der Debatte. wird eher zurückgehen, deren Dauer spiele 2018 für den Freistaat erhebliche Die Lokalpolitik sowie die Sportfunktio- noch kürzer werden. Durch fehlenden Potenziale für Wachstum und Beschäf- näre der traditionellen Wintersportor- Nachwuchs (Wintersport ist zu teuer tigung bietet und gerade dem Winter- te versprechen sich von Olympischen für Familien mit mehreren Kindern) tourismus neue Impulse gibt“ 1. Winterspielen Prestige und öffentliche und die Alterung der Gesellschaft wird In diesem Kontext gilt es, zunächst Anerkennung. das Gesamtvolumen des Marktes zu- den Begriff Wintertourismus genauer Bevor die Frage des Wachstums- dem weiter schrumpfen. zu fassen. Die statistische Wintersai- potenzials und anschließend die Frage son umfasst die Monate November bis der Potenzialabschöpfung beantwor- Skigebiet Pistenkilometer einschließlich April, Tourismus die ge- tet werden können, muss die zu erwar- Garmisch-Partenkirchen zählten Gästeübernachtungen 2 ohne tende Entwicklung des Gesamtmarktes classic 42 Unterscheidung von Anlass und Dau- für den schneebasierten Wintertouris- er. Somit fällt unter den allgemeinen mus in den kommenden zehn bis 15 Garmisch-Partenkirchen Begriff Wintertourismus fachlich alles Jahren in der EU mit Schweiz betrachtet Zugspitze 20 im Winterhalbjahr. Jeder Geschäfts- werden. Diese räumliche Abgrenzung Fellhorn/ Kanzelwand 24 reisende wird ebenso mitgezählt wie EU mit Schweiz ist zulässig, da davon Sudelfeld 25 Kur- und Reha-Aufenthalte, Städte- auszugehen ist, dass bei steigenden reisen oder Verwandtenbesuche mit Energiekosten und hinzukommenden Spitzing 24 Übernachtung. So finden in Mün- Wettbewerbsregionen in Osteuro- Sölden 299 chen zwischen November 2009 und pa (Karpaten), Südosteuropa (Kauka- April 2010 14 große Messen statt, da- sus) und Asien (Korea, China, Iran) die Ischgl 230 runter Ispo, Internationale Handwerks- Marktzuwächse von außerhalb der EU Ischgl 159 messe oder BAUMA. gering sein werden. Vielmehr steht zu Lech/ Zürs 117 Der Begriff Wintertourismus ist in befürchten, dass die neuen osteuropä- Zusammenhang mit München 2018 si- ischen Destinationen an die Alpen ver- Davos Parsenn 111 cher anders gemeint, nämlich als Frei- lorene Kunden zurückgewinnen und Flims/ Laax 220 zeit- und Urlaubstourismus in enger zudem innerhalb der EU auch Traditi- Verbindung mit Winteratmosphäre. onskunden abwerben. Gröden 500 Ob auch Tagesausfl ügler, die statistisch Das schwache gesamteuropäische Dolomiti Superski gesamt 1.120 nichts mit Tourismus zu tun haben, ge- Wirtschaftswachstum (vgl. OECD 4) danklich enthalten sind, kann nur aus in Verbindung mit der Alterung der Val d´Isere/ Tignes 300 der Erfahrung vermutet werden. Bevölkerung werden zu einem stei- Allerdings liegt es auch nahe, dass genden Aufkommen an Abgaben und In einem schrumpfenden Gesamt- der Begriff „Winter“ sehr viel enger als Steuern der Bürger in allen EU-Staaten markt für die eigene Region absolutes die Halbjahressaison gesehen wird. führen. Die frei verfügbaren Einkom- Wachstum erzielen zu wollen, bedeutet Auch Bayerns Wirtschaftsminister Zeil men der Bürger werden sinken. Die zugleich, den Wettbewerbern erheb- spricht von der Förderung des Winter- bereits zu beobachtende Polarisierung liche Marktanteile abzunehmen, da tourismus in direkter Verbindung mit der Gesellschaft in eher wenige ein- einerseits die Schrumpfung dadurch neuen Seilbahnen und Wintersport 3. kommensstarke und eher mehr ein- kompensiert und andererseits das Unter Wintertourismus wird somit kommensschwache Schichten wird Wachstum realisiert werden muss. Das schneebasierter Tourismus und damit sich dynamisieren. Davon besonders eigene Produkt muss sich damit gegen-

1 Pressemitteilung der Bayerischen Staatsregierung vom 20. November 2009: Ministerpräsident Horst 3 Pressemitteilung der Bayerischen Staatsregierung vom 11. Dezember 2009: Zeil: „Neue Seilbahn Seehofer: „Bayern steht ohne Wenn und Aber hinter Olympia 2018 in München. Wir wollen nationale fördert Wintertourismus und Umweltschutz.“ und internationale Begeisterung für ein olympisches Wintermärchen 2018 in München wecken.“ 4 OECD Economic Outlook No. 86 – Euro Area 2 Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, GENESIS online 5 Der 3. Armutsbericht der Bundesregierung als offi zielle Bundestagsdrucksache 16/9915

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über den Wettbewerbern deutlich nach Pistenpräparierung zu sehen. Diese oben abheben, zumal der Großteil der kommen aber nur dem Austragungs- Kunden bereits umfassende Produkter- ort Garmisch-Partenkirchen zugute fahrung hat. Zentrale Produkteigen- und können daher keineswegs das ge- schaften, die hier ins Spiel kommen, samte Wintersportangebot Bayerns sind Beherbergungsqualität, Qualität abdecken. Dasselbe gilt für die Erreich- des Wintersportgebietes, Schneesicher- barkeit durch neue Umgehungstunnel heit, Erreichbarkeit, Preislage sowie Ein- und verbesserte Bahnanbindungen. zigartigkeit. Die Beherbergungsqualität Bleibt das traditionelle Argument, der im Vergleich mit Wettbewerbsregionen enormen Bekanntheit durch die Olym- wird dabei für Bayern derzeit als unter- pischen Winterspiele. Dabei wird aller- durchschnittlich eingestuft. Die Quali- dings davon ausgegangen, dass aus- tät der Wintersportgebiete muss im schließlich positive Berichterstattung Kontext der Aufenthaltsdauer und des erfolgt. Das aktuelle Beispiel Vancou- Anspruchsniveaus der Gäste gesehen ver, „Spiele im Regen“, zeigt auch die werden. Für anspruchsvolle Ski- und Risiken auf. Snowboardfahrer hat Bayern schon Alle Erfahrungen mit Großsport- wegen der Größe und Höhenlage der veranstaltungen der Vergangenheit Skifahrer vor dem deutliche Aufstockung dieser Mittel in Skigebiete einen deutlichen Nachteil zeigen zudem, dass Bekanntheit we- Olympiastadion Verbindung mit Qualitätssteigerungs- München (vgl. Tabelle Pistenkilometer). Trotz zu- der fehlende Produktqualität (zum programmen und einer ausgebauten nehmender Beschneiung der Pisten Beispiel Oberstdorf) noch schlechte Peter Hutzler Innovationsförderung in den Des- ist die Schneequalität im Talbereich Erreichbarkeit (zum Beispiel Lilleham- tinationen sowie der Unterstützung wie auch die Saisondauer geringer als mer) ersetzen kann. Zudem werden bei der Ansiedelung neuer Hotelinfra- bei den Wettbewerbern. Der Anfänger- vor allem die internationalen Effekte struktur würde Produkt und Präsenz markt wiederum ist deutlich rückläu- grundsätzlich massiv überschätzt (vgl. Bayerns dauerhaft und kontinuierlich fi g und wird von den Wettbewerbern hierzu Turin 2006 6), da bei der oft re- verbessern. Zudem käme dies dem schon heute massiv umworben. Man- lativ kurzen Aufenthaltsdauer für den Ganzjahrestourismus, ganz Bayern che Skigebiete Bayerns sind zudem für zweiten und dritten Urlaub das Ver- und allen Produktlinien zugute. Anfänger nur eingeschränkt geeignet, hältnis von Anreisedauer zu Gesamt- Erneut wird der Tourismus argu- da sie zu steil und zu schattig sind. Im aufenthaltsdauer für die Wahl des mentativ für ein politisch medial mo- Bereich der Erreichbarkeit sind baye- Reisezieles sehr stark entscheidungs- tiviertes Vorhaben eingesetzt. Es wäre rische Skigebiete in einem gewissen relevant ist. Insofern führen Groß- ehrlicher und dann auch den Bürgern Vorteil, der vor allem bei Kurzaufent- veranstaltungen am ehesten zu einer besser vermittelbar 8, wenn man Olym- halten zum Tragen kommt. Bezüglich Verschiebung der Inlandsnachfrage pische Winterspiele als gemeinsamen der Einzigartigkeit muss man anerken- zwischen den inländischen Wettbewer- Wunsch und gemeinsame Aufgabe nen, dass diese für die meisten baye- bern, da das Gesamtreiseaufkommen präsentierte. Olympia wirtschaftlich rischen Wintersportorte gerade nicht und Reiseverhalten sich auch nicht zu legitimieren, ist die falsche Argu- im Bereich des Wintersports, als viel- durch einmalige Olympische Winter- mentation, da diese einer genauen mehr im regionalen Flair begründet spiele dauerhaft verändert 7. Überprüfung nicht standhält. Olym- liegt. Wenn allerdings das Primärmo- Zusammenfassend muss festge- pia muss man als internationale Ehre tiv des Reisenden im Wintersport liegt, stellt werden, dass sich die aus Mün- und gesamtgesellschaftlichen Beitrag kommen diese Entscheidungsaspekte chen 2018 potenziell ergebenden verstehen und hierfür die Bevölkerung nur dann zum Tragen, wenn zwei Al- Chancen für den Wintersporttouris- und Wirtschaft gewinnen. Hieraus kön- ternativen beim Skigebiet sonst nahe- mus angesichts des Aufwandes sehr nen psychologische Effekte erzielt wer- zu ebenbürtig sind. bescheiden ausnehmen. Betrachtet den, wie es bei der Fußball WM 2006 Welche Impulse können also von man das Gesamtbudget von derzeit eindrucksvoll erlebbar wurde. Diese Olympischen Winterspielen 2018 geschätzten 3,3 Milliarden Euro, so liegen in einer hohen Identifikation für den Wintertourismus ausgehen? stellt sich die Frage, ob nicht mit er- mit dem eigenen Land und einer posi- An erster Stelle sind Verbesserungen heblich geringerem Aufwand diesel- tiven Zukunftshaltung. Dies löst Bereit- beim Beherbergungsangebot zu se- ben, wenn nicht gar erheblich stärkere schaft zu Investitionen und Unterneh- hen, sowohl im Bestand als auch durch Impulse erzielt werden können. Die mertum in allen Bereichen aus, deren Neuinvestitionen. An zweiter Stelle Bayern Tourismus Marketing erhält Effekte kausal der Veranstaltung kaum sind Verbesserungen der Aufstiegsan- jährlich zwischen 3,5 und 4 Millionen messbar zugeordnet werden können, lagen, der Schneesicherheit und der Euro Zuschüsse vom Freistaat. Eine dennoch aber existieren.

6 http://www.regione.piemonte.it/turismo/osservatorio/dwd/2008/all17.pdf 8 München 2018 und Wettbewerbe in Garmisch-Partenkirchen: von Euphorie noch keine Spur; Son- 7 Urlaubsreisetrends 2020: FUR Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen, Kiel 2009 derpublikation der Fakultät für Tourismus als Ergebnis eines studentischen Marktforschungspro- jektes, München 2010

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Olympische Winterspiele in München 2018

ehn Fragen an Adi Sprinkart, Stöttner: „Greater Munich“ ist für ZGrünen-Abgeordneter und Klaus mich in diesem Zusammenhang das Stöttner, CSU-Abgeordneter im Baye- Schlagwort. Wir müssen hier in größe- rischen Landtag. ren Maßstäben denken. Von München ausgehend sind innerhalb einer Stun- Passport: Herr Stöttner, Herr Sprinkart, de tolle Wintersportorte zu erreichen. machen Sie Winterurlaub? Wie sieht Die bayerische Landeshauptstadt dieser aus und wo fahren Sie am liebs- ist ein wichtiger Knotenpunkt – mit ten hin? sehr guter Anbindung an die Alpen. Klaus Stöttner: Ja, ich fahre jedes Zudem bildet sie wegen ihres vielfäl- Jahr mit meiner Familie und Freun- Adi Sprinkart, Klaus Stöttner, tigen und hochwertigen Kulturange- den für ein verlängertes Wochenende Grünen-Abgeordneter CSU-Abgeordneter botes eine ideale Ergänzung zu den zum Skifahren nach Ratsching/Südti- anderen Sportaustragungsstätten in rol und dies seit meinem 15. Lebens- Student in Südtirol gemacht. Da ich den Alpen. jahr – damals mit der Katholischen im Allgäu wohne und nicht zum Lif- Landjugend. Das zeigt mir, dass Schul- teln gehe, brauche ich keinen Winter- Passport: Welche Effekte erwarten Sie Skilager in der Jugend und Familien- urlaub. für die Landeshauptstadt München skiurlaube sehr prägend sind und eine durch Olympia 2018? starke emotionale Bindung zu einer Passport: Ist München eine Winter- Stöttner: Bei einer gelungenen Region bzw. einem Tourismusort her- sportmetropole? Olympiade ist der Werbeeffekt für stellen können. Wichtig ist für mich, Sprinkart: Mit Sicherheit nicht. die Landeshauptstadt sowie für Ba- bei den wenigen Tagen Urlaub, dass Auch im Falle Olympischer Winter- yern insgesamt enorm! Die Bilder das Skigebiet schneesicher und der spiele 2018 werden die meisten Wett- und Eindrücke, die in dieser Zeit in Service rund um das Skigebiet am Lift, bewerbe und alle Outdoor-Sportarten die Welt hinausgetragen werden, sind in der Gastronomie sowie beim Einzel- außerhalb Münchens stattfi nden. Au- unbezahlbar. Und München als baye- handel professionell und freundlich ßer einem Eishockeyzweitligisten und rische Hauptstadt bildet das sympa- sind. Ich möchte mich am Urlaubsort einer Olympia-Eissporthalle weist thische Zentrum. wie zu Hause fühlen. Der Skiurlaubs- München keine professionelle Infra- Sprinkart: München würde sich, ort muss nicht luxuriös sein, sondern struktur für Wintersportarten auf, und im Falle eines Zuschlags für die Win-

qualitäts- und stilvoll. selbst diese kann kaum mit den mo- Zugspitze terspiele 2018, weiter verschulden Adi Sprinkart: Den letzten Winter- derneren Anlagen in anderen Städten müssen. Die Gelder der Sponsoren

urlaub habe ich vor über 30 Jahren als mithalten. Christian Stadler für die Bewerbungsgesellschaft ste- hen bereits jetzt nicht mehr für so- ziale Programme oder Breitensport- förderung im kommunalen Bereich zur Verfügung. Der teilweise Rückbau der einzig für die Winterspiele ausge- bauten Anlagen wie der Eissporthalle am Oberwiesenfeld wird zusätzliche Kosten ohne nachhaltige Effekte er- zeugen.

Passport: In welchen Bereichen und wodurch kann München 2018 den Win- tertourismus in den bayerischen Alpen beleben? Sprinkart: Wenn es überhaupt eine Belebung gibt, wird sie sehr be- scheiden ausfallen, nur von kurzer Dauer sein und in keinem Verhältnis zu den Kosten der Spiele stehen. Die Nordische Ski-WM in Oberstdorf im

60 Tourismus Management Passport Ausgabe 03|2010 Olympia 2018

Jahr 2005 hat gezeigt, dass es dort in tragungsorte auszumachen. Dies ist den vor allem die alpinen Austra- den Jahren danach keinen nennens- eine Frage des Gesamtkonzepts. gungsorte Garmisch-Partenkirchen, werten Zuwachs im Tourismus gab Sprinkart: Das ist sicherlich ein Schönau und Oberammergau zu tra- und die Entwicklung der Gästezahlen besonders auffälliger Widerspruch, gen haben, die durch die Knebelver- deutlich hinter dem Allgäu insgesamt denn wir können nicht von nachhal- träge des IOC auch das finanzielle zurückblieb. tigen Spielen reden, wenn durch den Risiko schultern und die hohen Kos- Stöttner: Besonders im Bereich Bau neuer Sportstätten teure Paral- ten für die Instandhaltung oder den Infrastruktur ist eine deutliche Ver- lelstrukturen aufgebaut werden. Al- Abbau der neuen Anlagen bezahlen besserung durch die Vorbereitungen lenfalls mit einer Bewerbung, die be- müssen. Eine Nachnutzung der Anla- zur Olympiade 2018 zu erwarten. Stra- stehende Sportstätten in Ruhpolding gen wird nicht kostenneutral möglich ßenbau, Hotellerie und Gastronomie und Oberstdorf einbezieht, könnten sein. Auch dafür gibt Oberstdorf ein ebenso wie die Wintersportstätten vorhandene Investitionen und Struk- Beispiel: Nach der Nordischen Ski-WM selbst – zahlreiche Modernisierungs- turen sinnvoll genutzt und ökolo- im Jahr 2005 ist die ohnehin schon und Ausbaumaßnahmen wären mit gische Folgeschäden minimiert wer- hohe Verschuldung der Gemeinde den Olympischen Winterspielen ver- den. Hier sind die Investitionen bereits noch einmal deutlich gestiegen. bunden. Damit Bayern auch langfris- tig von diesem sportlichen Großereig- nis profi tiert, ist es unerlässlich, das Gesamtprojekt unter den Aspekt der Nachhaltigkeit zu stellen. Ich plädiere beispielsweise dafür, dass wir uns auf wenige Wintersportorte konzentrie- ren und diese dafür energiesparend, ökologisch und sicher modernisie- ren, damit sich diese nach 2018 getreu dem Motto „Familienland Bayern“ als Ski- und Erholungsgebiete für Fami- lien etablieren können.

Passport: „München plus zwei“ wird von der Bewerbungsgesellschaft als be- fest eingeplant, während ein paar Kilo- Stöttner: Die Kosten für die Aus- sonders umweltfreundlich hervorgeho- meter östlich erst neu gebaut werden tragung der Winterspiele lassen sich ben, obwohl in Inzell, Ruhpolding und müsste. Die Errichtung temporärer grob in die Bereiche Sportstätten- Oberstdorf bereits international an- Anlagen in und um Garmisch-Parten- baumaßnahmen, die Errichtung der erkannte Einrichtungen bestehen, die kirchen schafft nur volkswirtschaft- Olympischen Dörfer, die Verkehrs- mit Landesmitteln gefördert wurden. lich und ökologisch desaströse Pa- infrastrukturmaßnahmen und den Ist dies nicht ein Widerspruch? rallelstrukturen, die einzig und allein Organisationsetat untergliedern. Die Stöttner: Damit unsere Bewer- dem Gewinnstreben des IOC nutzen. Unterkünfte für Athleten etc. dürften bung überhaupt Aussicht auf Erfolg dabei weitgehend privatwirtschaft- hat, mussten die Anforderungen des Passport: Das derzeit angenommene lich zu fi nanzieren sein, da in Mün- IOC erfüllt sein. Dieser fordert zwei Budget für München 2018 beläuft sich chen ein enormer Bedarf an Wohn- große Austragungsorte plus maximal auf 3,3 Milliarden Euro. Kollidieren Win- raum besteht und dieser nach 2018 einen dritten Austragungsort mittle- terspiele nicht automatisch mit der ab dauerhaft nutzbar wäre. Die Sport- rer Größe und ein möglichst sport- 2011 durch das Grundgesetz vorgege- stätten in Garmisch-Patenkirchen artübergreifendes, konzentriertes benen Schuldenbremse? stehen bereits weitgehend zur Verfü- Konzept. Die letzten drei deutschen Sprinkart: Sie würden dann kolli- gung, sodass lediglich zwei Eishallen Olympia-Bewerbungen sind nicht dieren, wenn der Anteil des Bundes in München gebaut werden müssten zuletzt an diesen Anforderungen des an den 3,3 Milliarden Euro zusätz- – die ebenfalls langfristig genutzt wer- IOC gescheitert. Daher fiel die Ent- lich ausgegeben würde. Das wird aber den könnten und zu deren Finanzie- scheidung dieses Mal auf das Kon- nicht oder nur in geringem Umfang rung neben Stadt- und Landesebene zept „München plus zwei“. Alles ande- der Fall sein. Das heißt, die Mittel für auch der Bund herangezogen würde. re wäre von vornherein zum Scheitern Straßenbau, den Bau neuer Sportstät- Rauszurechnen aus den genannten verurteilt gewesen. Außerdem verfügt ten und für Modellprojekte energe- 3,3 Milliarden Euro ist zudem der Or- die Landeshauptstadt über eine her- tischen Bauens werden nach Ober- ganisationsetat von ca. 1,2 Milliarden vorragende Infrastruktur und kurze bayern umverteilt. Dadurch werden Euro, da sich dieser durch Fernseh- Wege zu den beiden anderen Sport- andere Vorhaben in Bayern bluten lizenzen, Sponsoring und Eintritts- stätten. Wie umweltfreundlich die und Jahre, wenn nicht Jahrzehnte auf erlöse finanzieren lässt, sodass die Olympischen Winterspiele 2018 sind, die Realisierung warten müssen. Staatsfi nanzen letztlich nur durch die ist nicht allein beim Blick auf die Aus- Die Hauptlast der Schulden wer- Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen

Ausgabe 03|2010 Tourismus Management Passport 61 Olympia 2018

belastet würden. Diese Maßnahmen behoben werden könnten. Vor allem schaft immer älter wird. Gleichzeitig dürfen wir jedoch nicht als Mehraus- in den beiden Jahren vor den Spielen sind die Menschen aber auch im Alter gaben, sondern als vorgezogene Inves- sowie im Sommer 2018 werden die immer sportlicher. Egal ob Skifahren, titionen begreifen. Es handelt sich da- temporären Anlagen die Landschaft Langlaufen oder Skitouren – Winter- bei um Verkehrsprojekte, die langfris- verschandeln. sport ist bis ins hohe Alter möglich tig ohnehin erforderlich wären (zum und gerade bei Kindern, Eltern und Beispiel die Ortsumfahrung zwischen Passport: Der Klimawandel wird nach Großeltern gleichermaßen beliebt. Eschenlohe und Garmisch-Partenkir- bestehenden Prognosen ab 2025 im Zudem werden in Bayern die Auswir- chen). Bezieht man die Wachstumsef- Winter auch in Bayern sehr deutlich zu kungen des demografi schen Wandels fekte, die sich aus diesem sportlichen spüren sein. Was empfehlen Sie den durch eine starke Zuzugsquote aus Großereignis für Bayern ergeben, mit Betreibern von Skigebieten? anderen Bundesländern gut abgefe- in die Rechnung ein, so wäre Winter- Sprinkart: Soweit es private Be- dert. Der demografi sche Wandel wird Olympia 2018 in jeder Hinsicht ein treiber sind, müssen sie selber wis- aus heutiger Sicht bei uns noch nicht Glücksfall für den Freistaat. sen, was sie mit ihrem Geld machen. so deutlich spürbar. Überall dort, wo Kommunen mit Sprinkart: Bereits heute machen Passport: Schaden oder nutzen Win- Steuergeldern beteiligt sind – was lei- die 60- bis 70-Jährigen mit 26 Pro- terspiele dem Sommerurlaubsimage der in zunehmendem Maße der Fall zent die stärkste Gästegruppe aus. Bayerns? ist – empfehle ich: umsteuern. Inves- Es kann davon ausgegangen werden, Stöttner: Ich glaube, wir sollten titionen in den Wintersportgebie- dass bei dieser in den nächsten Jah- uns von der künstlich herbeige- ten sind nicht zukunftsorientiert. Sie ren rapide wachsenden Zielgruppe führten Unterscheidung zwischen stürzen die betroffenen Kommunen das alpine Skifahren noch weniger Winter- und Sommerurlaubsland ver- nicht nur in eine Schuldenfalle, son- im Mittelpunkt steht als bei der Ge- abschieden und das Urlaubsland Ba- dern behindern auch die notwendige samtheit der Urlaubsgäste. Das heißt, yern in Zukunft als Gesamtmarke be- Ausrichtung der Tourismusorte hin mit teuren Investitionen in den alpi- trachten. Für Bayern insgesamt kann zu einem nachhaltigen Sommertou- nen Wintertourismus wird die im- die Olympia-Bewerbung 2018 nur rismus. mer wichtigere Gästegruppe der über vorteilhaft sein. Es ist die einmalige Stöttner: Bis 2025 haben wir noch 60-Jährigen weder zu halten noch zu Chance, der ganzen Welt unser großes 15 Jahre. Das ist eine lange Zeit. Sollen gewinnen sein. Kulturangebot, unsere einmalige wir uns bis dahin zurücklehnen und Landschaft und die urtümliche baye- warten, bis die prognostizierten Fol- Passport: Wo sehen Sie die Zukunfts- rische Gastfreundschaft näherzubrin- gen des Klimawandels eintreffen? Ich chancen des Wintertourismus gen. Bayern profi tiert von Olympia beantworte diese Frage mit einem kla- Bayerns nach 2018? 2018 als Winter- und Sommerdesti- ren Nein! Stattdessen schlage ich vor, Sprinkart: Der klassische Skitou- nation gleichermaßen. dass wir schnellstmöglich anfangen, rismus wird in Bayern aufgrund des Sprinkart: Winterspiele würden unsere Skigebiete zu modernisieren, Klimawandels nur noch an wenigen, dem Sommerurlaubsimage Bayerns um den Skifahrern auch weiterhin hochgelegenen Standorten eine Rolle eher schaden. Bayern würde dabei in ein attraktives Wintersportangebot spielen. Angesichts der Tatsache, dass ein Bild gerückt (Eis, Schnee, Kälte), in Bayern zu bieten. Gleichzeitig ist über 80 Prozent unserer Urlaubsgäs- das Urlaubsentscheidungen für den es aber natürlich unabdingbar, dass te keinen besonderen Wert auf al- Sommer nicht gerade unterstützt. sich Liftbetreiber, aber auch die Po- pines Skifahren legen, wird es weiter- Zudem stünden die für die Winter- litik, auf den Klimawandel einstellen hin Wintertourismus geben, dessen spiele getätigten Ausgaben für eine und dementsprechend reagieren. Wir Attraktivität davon abhängt, ob wir Weiterentwicklung eines nachhal- müssen mit Weitblick handeln. Dazu den Gästen das bieten, was sie im Ur- tigen Sommertourismus nicht mehr gehört zum Beispiel, dass die Skige- laub suchen: Entspannung, Auftan- zur Verfügung. Dabei liegt im Som- biete so modernisiert werden, dass ken und Abstand zum Alltag gewin- mertourismus eine große Chance. die Umwelt möglichst unbeschadet nen – alles in schönster Natur! Angesichts der durch den Klimawan- bleibt und die Naturlandschaft im Stöttner: Bedenken Sie, dass uns del zu erwartenden extrem hohen Sommer auch Wanderer oder Moun- ab 2055 (laut Prognose eines rus- Temperaturen im Mittelmeerraum tainbiker anzieht. Ich empfehle also sischen Forschungsinstituts) wieder werden sich vermutlich viele in- und dringend, vorausschauend und nach- eine kleine Eiszeit bevorsteht ... ausländische Gäste für einen Urlaub haltig zu planen und zu handeln. im Alpenraum entscheiden. Die alte Adi Sprinkart und Klaus Stöttner im Sommerfrische könnte durchaus eine Passport: Der demografi sche Wandel Gespräch mit Thomas Bausch. Renaissance erleben. ist schon in vollem Gange. Wie wirkt In den Austragungsorten wird sich das auf den bayerischen Winter- sich negativ auswirken, dass die Ein- tourismus aus? griffe vor allem in die Berg- und Na- Stöttner: Der demografische turlandschaft auch im Sommer sicht- Wandel macht mir keine Sorgen. Es bar werden und zum Teil nicht mehr stimmt zwar, dass unsere Gesell-

62 Tourismus Management Passport Ausgabe 03|2010 FA KULTÄT FÜR TOURISMUS Fakultät für Tourismus Forschung

Erste Forschungsergebnisse im EU-Forschungsprojekt „ClimAlpTour“

Ilka Cremer Analysis“ und 6 „Adaptation Strate- gies“ stellen das inhaltliche Kernstück er Einfl uss des Klimawandels auf dar und bauen aufeinander auf. Die Dden Tourismus im Alpenraum. Fakultät für Tourismus der Hoch- schule München ist verantwortlich Forschung an der Fakultät für das Arbeitspaket 5 „Impact Ana- für Tourismus lysis“. Dabei werden, basierend auf Das transnationale EU-Forschungs- den im Arbeitspaket 4 generierten projekt „ClimAlpTour“ ist nach empirischen Daten sowie Resultaten Alpshealthcomp (2005–2008) bereits aus früheren Forschungsprojekten, das zweite EU-Projekt, an dem sich die Auswirkungen des Klimawandels die Fakultät für Tourismus der Hoch- auf Ökonomie, Ökologie und Gesell- schule München beteiligt. Das Projekt schaft in den jeweiligen Pilotregionen ist Bestandteil des Alpenraumpro- untersucht. Die Ergebnisse bilden die gramms „European Territorial Coope- Grundlage für die Entwicklung von ration – Alpine Space 2007–2013“ und geeigneten Anpassungsstrategien im untersucht die Auswirkungen des 6. Arbeitspaket. Klimawandels auf den Sommer- und Wintertourismus im Alpenraum. Experten-Hearing Versicherung von touristischer Infra- Im Tourismus, für den Natur und struktur (Hotellerie, Verkehrswege, Das Projekt Klima wichtige Basisressourcen Skipisten, Wanderwege etc.) waren Der Alpenraum ist eine der touris- darstellen, ist die gesamte Wert- dabei von zentraler Bedeutung. Über tisch intensivst genutzten Regionen schöpfungskette stark vom Klima- diese Themenfelder wurde mit rund weltweit.1 Gleichzeitig sind die Alpen wandel betroffen. Dies macht eine 70 Experten und Stakeholdern aus auch eine Region, die aufgrund ihrer differenzierte Vorgehensweise bei der Tourismusindustrie und -wissen- Heterogenität besonders anfällig ist der Untersuchung und Analyse der schaft, mit Vertretern aus der Politik, für die Auswirkungen des Klimawan- Auswirkungen des Klimawandels mit NGOs, aber auch mit Vertretern dels. Im ClimAlpTour-Projekt haben erforderlich, bei der die Perspekti- der Finanzwirtschaft und Versiche- sich daher insgesamt 18 Projektpart- ven unterschiedlicher Stakeholder rungsunternehmen diskutiert. Den ner aus sechs Alpenanrainerstaaten zu berücksichtigen sind. Zu diesem Rahmen dafür lieferten drei Keynote- unter der Federführung des Lead Zweck wurde im Mai 2009 ein Ex- Vorträge und drei moderierte Work- Partners, der Region Veneto (Italien), perten-Hearing an der Hochschule shops zu den Themen „Natur und zusammengefunden, um über einen München veranstaltet, bei dem die Nachhaltigkeit“, „Finanzierung, Risi- Zeitraum von drei Jahren (von 2008 ökonomischen Auswirkungen des komanagement und Versicherung“ bis 2011) und mit einem Gesamtbud- Klimawandels im Vordergrund des sowie „Regionale und überregionale get von 2,8 Millionen Euro die Aus- Dialogs standen. Produktentwicklung“. wirkungen des Klimawandels auf den In einem ganzheitlichen An- Tourismus im Alpenraum zu unter- satz wurden Unternehmen entlang Zentrale Ergebnisse suchen. Das ClimAlpTour-Projekt ist der gesamten touristischen Wert- des Experten-Hearings ausgesprochen anwendungsorien- schöpfungskette adressiert. Fragen Im ersten Workshop zum Thema „Na- tiert und hat zum Ziel, geeignete An- nach dem Einfluss des Klimawan- tur und Nachhaltigkeit“ wurden von passungsstrategien für ausgewählte dels auf die zukünftigen Potenziale den anwesenden Experten Ressourcen Pilotregionen zu entwickeln. des Alpenraums als touristische Des- identifi ziert, die im Nordalpenraum Das Projekt ist in insgesamt sie- tination, auf Entwicklungs- und Ver- besonders stark vom Klimawandel ben Arbeitspakete unterteilt. Die Ar- marktungschancen neuer Produkte betroffen sein werden und kritische beitspakete 4 „Data Survey“, 5 „Impact und auf die Finanzierung und (Rück-) Punkte für die Regionalentwicklung

1 Vgl. Klima-Wandel-Alpen. Tourismus und Raumplanung im Wetterstress. CIPRA (2006), S. 100

64 Tourismus Management Passport Ausgabe 03|2010 Forschung

darstellen. An erster Stelle werden gelt es jedoch noch an fehlendem seinsänderung beschleunigen. Bei der Anstieg der Schneefallgrenze und Risikobewusstsein. So sind laut Ex- den Verkehrsträgern werden heute der damit verbundene Rückgang der pertenmeinung die heutigen Anpas- ausschließlich technologische Ent- Schneesicherheit genannt. Dies führt, sungsmaßnahmen bei den Kommu- wicklungen vorangetrieben, zukünf- besonders in mittleren Höhenlagen, nen (noch) mehr „Schein als Sein“ tig wird jedoch die „bedarfsorientierte zu einem Rückgang des Skitourismus. und die Erstellung und Implemen- Optimierung“ zur Vermeidung von Darüber hinaus werden Bodenerosi- tierung eines Leitbildes zur nachhal- Überkapazitäten, die „Bündelung“ on und Hanginstabilitäten das Bild tigen Kommunalentwicklung drin- von Mobilitätsaufkommen sowie die der Alpendestinationen negativ be- gend erforderlich. Ebenfalls muss Optimierung der Schnittstellen an einfl ussen. Durch die Veränderungen eine Verbesserung bei der Koordinati- Wichtigkeit gewinnen. Während die des Landschaftsbildes, der biolo- on der Entwicklungsplanung erreicht lokale Bevölkerung zurzeit lediglich gischen Vielfalt und des Wasserhaus- werden. Bei Tourismusunternehmen mittels der klassischen politischen haltes wird es in Zukunft verstärkt ist zum heutigen Zeitpunkt lediglich Instrumente (zum Beispiel Bürger- zu Flächennutzungskonfl ikten kom- das Marketing angepasst und es wird entscheid) auf Kommunalebene in men. Daraus erwächst für die Raum- geraten, zukünftig substanziell nach- die Entscheidung über Anpassungs- planung die Herausforderung, den haltige Produkte zu entwickeln, ohne maßnahmen involviert ist, gilt es in einzelnen Stakeholdergruppen (wie dabei bereits vom Klimawandel be- Zukunft, Governance-Strukturen zu beispielsweise Landwirtschaft, Na- troffene Produkte auszugrenzen. Im etablieren, die der lokalen Bevölke- turschutz und Tourismus) gerecht zu Hinblick auf die Touristen herrscht rung ein weiter reichendes Mitbe- werden. Als Chance kann die Verlän- die Meinung, dass diese im Urlaub stimmungsrecht verleihen. gerung der Sommersaison gewertet nicht auf Annehmlichkeiten verzich- Der zweite Workshop „Finanzie- werden. Durch das Wiederaufl eben ten wollen, auch nicht zugunsten des rung, Risikomanagement und Versi- der „Sommerfrische“ gewinnt die- Klimawandels. Der anstehende bzw. cherung“ beleuchtete die Perspektive se Saison an Attraktivität und muss bereits stattfi ndende Generationen- von Experten der Fachthemen Geori- durch neue Produktentwicklungen wechsel könnte eine Chance sein und siken, Erst- und Rückversicherung, Fi- unterstützt werden. die Bewusstseinsänderung positiv be- nanzierung und Hotelprojektierung. Aus der Perspektive von Natur- einfl ussen. Auch könnten verstärkte Eine klimainduzierte Verände- schutzorganisationen und Befürwor- und „fühlbare“ Änderungen der Rah- rung wird in der Einschränkung der tern von Nachhaltigkeitskonzepten Stakeholder entlang menbedingungen (zum Beispiel Er- Versicherbarkeit gesehen. Die Versi- bestehen zwar bereits gute Ansätze der touristischen höhung der Mitteltemperatur) durch cherbarkeit einzelner Risiken steht Wertschöpfungs- zur Anpassung an den Klimawandel kette am Beispiel den Klimawandel eine Katalysator- dabei der Versicherbarkeit „aller“ im Nordalpenraum, vielerorts man- eines Hotelprojektes funktion ausüben und die Bewusst- Risiken aus dem Klimawandel gegen-

• Renditen • Risiken Kapitalmärkte Politik Regulierung

Banken Investoren Gäste Verhaltens- • Natur- beeinflussung schutz EK Pull FK Reiseveranstalter Verbriefung, Koop. Koop. CatBonds Projekt-/ Verkehrsträger • Daseins- Besitz- Regulierung vorsorge gesellschaft Gewinn

Betreiber- Reisever- gesellschaft sicherung Rück- • Nach- Push haltig- Mgmt. cash flow ver- keit sicher- Hotel Versicherung ung lokaler Risiken, z.B. Gebäude Förderung Destination • Vulnerabilität • Lokale Bevölkerung

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über. Einzelne Risiken sind nach wie Abwälzung über den Preis stattfi n- vor versicherbar. Eine Absicherung den. Dabei wird ein möglicherweise gegenüber allen Risiken ist jedoch notwendiger Rückbau aufgrund des mittelfristig nicht mehr möglich, da Klimawandels von vornherein ein- mit dem Fortschreiten des Klima- kalkuliert. Um die Identifizierung wandels und der Erhöhung der Mit- von Risiken zu verbessern, arbeitet teltemperatur das Schadenpotenzial die Finanzbranche bereits heute mit für jedes Extremereignis ansteigt.2 den Verantwortlichen vor Ort und der Dies bezieht sich kurzfristig auf gege- öffentlichen Hand zusammen. bene Strukturen, langfristig auf neue Während sich die Finanzbranche Gefahrenzonen und die Anpassung bereits differenziert mit den Folgen bei der Raumplanung. Als weitere des Klimawandels auseinandersetzt, Veränderung wird das Auftauen der beklagen die Experten eine fehlende Permafrostböden und Gletscherrück- Bereitschaft der Tourismusindustrie, gänge angeführt. Insgesamt sehen Themen zum Klimawandel aktiv zu Kurpark mit Waxen- nale und überregionale Produktent- die Experten die kurzfristigen Ver- behandeln 3. Viele Unternehmen der steinen, Grainau wicklung“ diskutierten Interessens- (Pilotregion) änderungen als bedeutender an als Branche schweigen lieber still, wol- vertreter aus dem Kreise regionaler die langfristigen, da bei letzteren Zeit len den Gast nicht verunsichern, In- Tourist-Information touristischer Anbieter und Touris- zum Gegensteuern bleibt. vestoren nicht abschrecken und Wert- Grainau musmarketingorganisationen über Für die Finanzbranche ergeben minderungen vermeiden. Im Rahmen die Veränderungen der Rahmenbe- sich sowohl Chancen als auch Risiken einer strategischen Anpassung an dingungen, des Verbraucherverhal- aus dem Klimawandel. Grundsätzlich die Folgen des Klimawandels ist es tens und notwendige Anpassungs- sind Investitionen in ökonomisch und jedoch wichtig, den Nachhaltigkeits- maßnahmen. ökologisch nachhaltige Projekte zu aspekt in der Entwicklung neuer Tou- Die Experten prognostizieren, favorisieren. Aus strategischer Sicht rismuskonzepte fest zu verankern. Im dass aufgrund geänderter Rahmenbe- empfi ehlt es sich, bereits heute mit Hinblick auf die Produktentwicklung dingungen Produkte nicht mehr wie dem Ausbau themenbezogener Bera- würde es sich lohnen, diese in Teilen gewohnt angeboten werden können. Watzmann, tung zu beginnen, da der Klimawan- gemeinsam mit der Finanzbranche Dies führt dazu, dass das heutige Pro- Berchtesgadener del bei Investitionsentscheidungen durchzuführen. Dabei könnte die Land (Datensamm- duktportfolio in vielen Destinationen einen Risikofaktor darstellt, der zu Tourismusindustrie stark von dem lungsregion) bald überholt sein wird. Als zentrale großer Unsicherheit führt. Um die betriebswirtschaftlichen Know-how Veränderungen, die sich auf die zu- Berchtesgadener wachsenden Risiken durch den Kli- der Branche profi tieren. Land Tourismus künftige Produktentwicklung im Al- mawandel zu verringern, muss eine Im dritten Workshop „Regio- GmbH penraum auswirken werden, wurden

2 Vgl. Münchener Rück (2007), S. 4 3 Als ein Indiz für die noch fehlende Bereitschaft, nicht nur in der Tourismusindustrie, sondern allgemein in Deutschland, sich aktiv mit den Folgen des Klimawandels auseinanderzusetzen, kann hier angeführt werden, dass beispielsweise auch die Versicherungsdichte für Elementargefahren sehr gering ist (10,0 Prozent und weniger). Vgl. Münchener Rück (2007), S. 34

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die geringere Planungssicherheit dem Einfluss des Klimawandels si- regionaler Effekte noch die naturwis- im Wintertourismus, das Erforder- cherstellen. Während Hotels die Ex- senschaftlich orientierte Grundlagen- nis erhöhter Schutzmaßnahmen, pansion von wetterunabhängigen forschung. Das ClimAlpTour-Projekt die Überlastung des Alpenraums zu Indoor-Angeboten ausweiten müs- setzt auf diese Grundlagenforschung Stoßzeiten und die Änderung der sen, wird Bergbahnunternehmen ge- auf und beleuchtet speziell die Tou- Wahrnehmung des Alpenraums als raten, Ersatzinvestitionen nicht nur rismusindustrie im Alpenraum. Das Urlaubsdestination identifi ziert. Des auf den Wintersport auszurichten. Experten-Hearing diente in diesem Weiteren machten die Experten auf Die Destinationen müssen die Diver- Zusammenhang zur Klärung der Fra- das geänderte Verbraucherverhalten sifizierung der Winterprodukte vo- gen, welche Akteursgruppen betroffen aufmerksam. Galt der Alpenraum rantreiben und das Wiedererwachen sein werden und wie diese Regionen/ lange Zeit und gerade auch im Win- der „Sommerfrische“ durch zusätz- Unternehmen/Menschen reagieren ter als „Sportarena“, wird er in Zukunft liche Produktinnovationen im Som- können. Im weiteren Projektverlauf als authentischer und sanfter Erho- mer unterstützen. Als zweites Stand- werden die Ergebnisse des Experten- lungs- und Naturraum neue Anzie- bein sollte der Ausbau des Tourismus Hearings Eingang fi nden in die Stra- hungskraft gewinnen. Dabei wird die im Frühjahr und Herbst forciert wer- tegieentwicklungen in den Pilotre- Wahl des Urlaubsziels jedoch häufi g den. Die Landwirtschaft muss stärker gionen. Parallel dazu wird erforscht, von der medialen Berichterstattung in die regionale Wirtschaft integriert wie die „Anpassungsflexibilität“ in beeinfl usst. So wurden im sogenann- und in das Bewusstsein von Akteuren, den Pilotregionen einzuschätzen ist. ten „Katastrophenwinter“ in vielen Einheimischen und Gästen gerückt Was treibt Veränderungsprozesse vo- Destinationen trotz guter Schneever- werden. Langfristig sollte eine nahe ran und was bremst sie? Was kann ge- hältnisse weniger Gäste verzeichnet. und regionale Versorgung mit Ener- tan werden, um Veränderungen zu Mittelfristig wird eine Zunahme der gie (zum Beispiel Biomasse) ange- forcieren? Gäste im Alpenraum erwartet und strebt werden, um somit unabhän- Wenn es der alpine Tourismus prognostiziert, dass Verbraucher, die giger am Markt agieren zu können. langfristig schafft, seine Entwicklung vorher mediterrane Urlaubsregionen Für Veranstaltungsagenturen ist ein insgesamt unabhängiger vom Skitou- bevorzugt haben, im Laufe der Zeit effizientes Risikomanagement zur rismus zu gestalten und in Ganzjah- den Alpenraum als Urlaubsregion Abschätzung der Gefahren durch Ex- ressicht Erholung und Erlebnisse für wiederentdecken. Gründe dafür sind tremwetterereignisse für alle Out- verschiedene Zielgruppen zu bieten, unter anderem die Temperaturzu- door-Veranstaltungen erforderlich. Im dann wird das Potenzial des Alpen- nahme und der Wassermangel in den Verkehrssektor sind nachhaltige und raums als „naheliegende“ Urlaubsdes- südlicheren Urlaubsdestinationen. effi ziente Systeme zu schaffen, um tination eher zu- als abnehmen. Basierend auf den Einschätzungen das Verkehrsaufkommen kontrollie- der Experten wurden Empfehlungen ren zu können. Alternative Angebote Informationen: zu strategischen Anpassungsmaß- zur Anreise mit dem Pkw müssen ge- Für Fragen und Anregungen stehen zur Verfügung: nahmen für die sechs wichtigsten schaffen werden, um einen Verkehrs- Akteursgruppen (Hotels, Bergbahn- kollaps in den Alpen zu verhindern. Prof. Dr. Felix Kolbeck unternehmen, Destinationen, Land- [email protected] wirtschaft, Veranstaltungsagenturen Ausblick und Verkehrsunternehmen) formu- In den vergangenen Jahren dominierte Dipl.-Betriebswirtin (FH) Ilka Cremer liert. Diese sollen eine nachhaltige im Bereich der Klimaforschung allge- [email protected] Entwicklung im Alpenraum unter mein und auch bei der Betrachtung

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Ausgabe 03|2010 Tourismus Management Passport 67 Forschung

Demografi scher Wandel als Chance für den Tourismus

Susanne Forster treter ausgewählter Landkreise und sumentenverhaltens und des Bedarfs Regionen zählen, werden sich wäh- an öffentlichen Einrichtungen (Schu- as EU-Forschungsprojekt „DEMO- rend der Projektlaufzeit mit den heu- len, Verkehr, Gesundheitswesen). DCHANGE“ entwickelt Anpassungs- tigen wie zukünftigen Auswirkungen Die alpenländischen Regionen, strategien am Beispiel von Modell- des demografi schen Wandels im Al- für die die Tourismusbranche von regionen im Alpenraum. penraum beschäftigen. hoher wirtschaftlicher Relevanz ist, Unter dem Begriff „demogra- kämpfen mit zum Teil stark gesät- Forschung mit EU-Unterstützung fi scher Wandel“ wird gemeinhin die tigten Märkten und einem wach- Bereits zum dritten Mal wird die Fa- Veränderung der Altersstruktur ei- senden Wettbewerbsdruck. Während kultät für Tourismus von dem aus ner Gesellschaft verstanden (siehe deutschland- und auch weltweit der EU-Fördermitteln finanzierten Al- Abb. unten). Für den Alpenraum im Tourismus weiterhin positive Wachs- Unter dem Begriff pine Space Programme bei einem Speziellen sind dabei Faktoren zu be- tumszahlen aufweisen kann, stag- „demografi scher Wandel“ wird Forschungsvorhaben unterstützt. Der rücksichtigen, die auf regionaler Ebe- nieren die Übernachtungszahlen in gemeinhin die Hochschule München fällt dabei erst- ne sehr unterschiedlichen Einfluss alpinen Destinationen1. Die Frage Veränderung der Altersstruktur einer malig die Rolle des Konsortialführers haben: Ab- und Zuwanderung, Pen- nach notwendigen Veränderungen in Gesellschaft ver- zu. Sie übernimmt als Lead-Partner delverkehr, Veränderungen des Kon- Bezug auf die angebotenen Produkte standen. den Verantwortungsbereich des Pro- jektmanagements. In den nächsten drei Jahren wird gemeinsam mit zwölf weiteren Pro- jektpartnern aus fünf Alpenländern – Italien, Österreich, Schweiz, Slowe- nien, Deutschland – über das Thema „Demographic change in the : adaption strategies to spatial plan- ning and regional development“ geforscht und es werden Anpas- sungsstrategien anhand von Modell- regionen entwickelt. Aus Frankreich und Slowenien werden zudem die Region Rhonê-Alpes und der Bezirk Kranjska-Gora als sogenannte Obser- ver zum Projekt beitragen. Es handelt sich um das bisher ein- zige Projekt im Alpenraum, das sich derzeit mit dieser Problematik be- schäftigt. Deshalb wird das EU-Pro- grammkomitee den Ergebnissen von DEMOCHANGE wohl besonderes Au- genmerk schenken und die Entwick- lung des Projektes aufmerksam beob- achten.

Projektintention Die Projektpartner, zu denen wissen- schaftliche Institutionen sowie Ver-

1 Vgl. Innovationen im Tourismus, S. 223

68 Tourismus Management Passport Ausgabe 03|2010 Forschung

und Dienstleistungen drängt sich so- mit auf. Dazu wurden im Vorfeld Modell- regionen in verschiedenen Alpen- ländern ausgewählt. Anhand dieser Modellregionen will DEMOCHANGE aufzeigen, wie sich der demografi sche Wandel in der Raumentwicklung und in Schlüsselwirtschaftssektoren vo- raussichtlich auswirken wird. Die Fa- kultät für Tourismus wird dabei die touristisch stark geprägten Regionen um Garmisch-Partenkirchen und das Allgäu untersuchen. Der demografi sche Wandel, eine der größten Herausforderungen un- serer Zeit, stellt in diesem Zusam- menhang auch eine Chance dar. Ziel von DEMOCHANGE ist es, Wege auf- zuzeigen, wie vor dem Hintergrund des demografi schen Wandels nach- haltige Regionalentwicklung betrie- ben werden kann. Dabei sollen die unvermeidbaren Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur zur besse- ren Positionierung am Markt genutzt werden und mögliche negative Aus- wirkungen, zum Beispiel im Arbeits- Raumplanern in den jeweiligen Mo- ferenzen stattfinden. Damit wird markt, vermieden werden. dellregionen angestrebt. Dies erlaubt, gezielt versucht, Kooperationen ins gezielter auf die spezifi schen Kern- Leben zu rufen und den Wissens- Projektarbeit problematiken der Modellregionen transfer voranzutreiben. Die erste Aufgabe der Projektpartner eingehen zu können. Die strukturelle Zur Unterstützung des Projekt- ist es, die wesentlichen Daten, zum Zusammensetzung der Projektpart- leiters Prof. Dr. Thomas Bausch sind Beispiel zur Bevölkerungs- und Wirt- ner aus wissenschaftlichen Institu- der Fakultät für Tourismus eigens schaftsstruktur, zusammenzutragen tionen und Regionalverwaltungen zwei Mitarbeiterstellen genehmigt und zu analysieren. Auf deren Basis ermöglicht dabei eine optimale Nut- worden. Susanne Forster übernimmt wird man mit den Stakeholdern der zung von Synergieeffekten. dabei primär die Aufgabe des Projekt- verschiedenen (Modell-) Regionen in Die Ergebnisse der Auswertungen managements, und Alexander Veser Diskussion treten. Zu diesem Zweck dienen schließlich dazu, generell an- obliegt die wissenschaftliche Projekt- wird auch ein Leitfaden erstellt. Die- wendbare Anpassungsstrategien arbeit. ser soll Hilfestellung dabei leisten, und Aktionspläne für weitere Regi- die relevanten Stakeholder in den onen im Alpenraum zu entwerfen, Regionen zu identifi zieren und the- die ebenfalls von den Konsequenzen menbezogene Lenkungsausschüsse des demografi schen Wandels betrof- auf lokaler Ebene ins Leben zu rufen fen sind. Wichtig dabei ist vor allem und zu etablieren. die Übertragbarkeit und Anpassungs- Darauf aufbauend wird DEMO- fähigkeit der entwickelten Strategien Informationen: CHANGE mit der Entwicklung und an deren regionale Besonderheiten. anschließenden Implementierung Da es sich bei DEMOCHANGE Für Fragen und Anregungen stehen von Adaptionsstrategien in den Mo- um ein Projekt der angewandten For- zur Verfügung: dellregionen beginnen. Die Auswir- schung und Entwicklung handelt, ist kungen der demografi schen Verände- es ein besonderes Anliegen der Pro- Prof. Dr. Thomas Bausch [email protected] rungen (zum Beispiel Abwanderung, jektpartner, die neu gewonnenen Er- Überalterung, Gesundheitswesen, kenntnisse in einen praktischen Kon- Dipl.-Geograf Alexander Veser Arbeitsmarkt) können von Region zu text zu stellen. Deshalb werden auch [email protected] Region sehr unterschiedlich sein. Da- in diesem Projekt, wie schon in den her wird eine enge Zusammenarbeit anderen Projekten des Alpine Space Dipl.-Betriebswirtin (FH) Susanne Forster mit den politischen Entscheidungs- Programme, Workshops, Experten- [email protected] trägern und den verantwortlichen Hearings und internationale Kon-

Ausgabe 03|2010 Tourismus Management Passport 69 Forschung

Immaterielles Kulturerbe in Bayern

Volker Letzner Welterbe- und Weltnaturstätten. Zum erbe) nicht ist: Es ist nicht Volkskultur immateriellen Kulturerbe gehören oder Folklore versus Hochkultur, es ist ortrag vor dem Ausschuss für Tou- die vielfältigen Traditionen des Kul- nicht Amateurliga versus Profi liga, es Vrismus des Wirtschaftsbeirates Ba- turlandes Bayern, die von den frän- ist nicht unsichtbar versus sichtbar yern am 24. Juni 2009 in der Pinakothek kischen Osterbrunnen zu den ober- und es ist nicht „Kultur von unten“ der Moderne zum Thema „Kulturtouris- bayerischen Passionsspielen reichen. versus „Kultur von oben“. Obwohl es mus in Bayern am Beispiel München“ 1 Zum Schutz dieses Erbes verlangt die von allen Annäherungsversuchen ge- Sehr geehrter Herr Staatsminis- UNESCO nationale Inventarlisten, aus wisse Elemente beinhaltet, ist imma- ter Dr. Heubisch, sehr geehrter Herr denen herausragende Objekte für die terielles Kulturerbe von immateriel- Prof. Dr. Schrenk, sehr geehrte Frau Repräsentative Liste des UNESCO- len (touristischen) Attraktoren und, Dr. Weishäupl, sehr geehrte Damen Immateriellen Weltkulturerbes no- noch allgemeiner, von immateriellen und Herren, miniert werden können. Leider hat Produktionsfaktoren einer Kultur- […] Deutschland als einziges Land un- und Kreativwirtschaft abzugrenzen. … hier in der Pinakothek der Mo- ter fast allen Nachbarländern bisher Jahrzehntelange Fachdiskussionen derne fi nden wir faszinierende Meis- nicht ratifi ziert, sodass das Kulturland haben eine befriedigende positive De- terwerke als Beispiele für materiel- Deutschland und Bayern hier bereits fi nition wie folgt hervorgebracht: le Kulturgüter, für die typischerwei- deutlich ins Hintertreffen geraten sind; Die UNESCO-Konvention 2003 se ein Echtheitskriterium gilt: Etwas ist so und so alt und von diesem oder jenen Künstler hergestellt und des- halb so und so viel „wert“. Bei imma- teriellen Kulturgütern hingegen tritt die Lebendigkeit an die Stelle der his- torischen Echtheit und folgendes faszinierendes Beispiel, das weit weg in Japan steht, illustriert den Unter- schied: Dort gibt es in Ise den gleich- namigen Schrein, den man sich als einen hausgroßen, hölzernen Tempel vorstellen kann. Der Ise-Schrein wur- de im 7. Jahrhundert n. Chr. erbaut – und wird seitdem alle 20 Jahre ab- 2009 wird die erste Repräsentative zum Schutz des immateriellen Welt- Bilder linke Seite: gerissen, abgebrannt und nach alter Liste veröffentlicht werden – ohne kulturerbes versteht „unter ‚imma- Landshuter Hochzeit heiliger Handwerkstradition wieder deutsche oder bayerische Objekte! teriellem Kulturerbe’ die Praktiken, Volker Letzner aufgebaut! Der heute dort stehende Die bayerische Politik sollte Darbietungen, Ausdrucksformen, Schrein ist also 1.300 Jahre alt – ob- daher Kenntnisse und Fähigkeiten – sowie wohl er materiell-physisch doch nur 1. den Bund zur Ratifi zierung drängen die damit verbundenen Instrumente, 17 Jahre alt ist! Dieses Beispiel zeigt und Objekte, Artefakte und Kulturräume – auf beeindruckende Weise die leben- 2. auf eine (bereits vor der Ratifi zie- …, die Gemeinschaften, Gruppen und dige Interdependenz von materiel- rung mögliche) nationale Inventa- gegebenenfalls Individuen als Be- lem und immateriellem Kulturerbe. risierung drängen. standteil ihres Kulturerbes ansehen.“ Dieser Zusammenhang und seine Be- […] Es „manifestiert sich unter anderem deutung für und in Bayern soll in den in folgenden Bereichen: nächsten Minuten erläutert werden. 1. Immaterielles Weltkulturerbe a) mündlich überlieferte Traditionen Die UNESCO-Konvention 2003 Vor einer positiven Defi nition sei er- und Ausdrucksformen, einschließ- zum Schutz des immateriellen Welt- wähnt, was immaterielles Kulturerbe lich der Sprache als Träger immate- kulturerbes ergänzt die bekannten (im Vergleich zum materiellen Kultur- riellen Kulturerbes

1 Gekürzte und systematisierte Version. Weitere Vorträge auf der Ausschusssitzung waren: Dr. W. Heubisch, MdL, Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst: „Die Bedeutung der kulturellen Güter für den Tourismus in Bayern – insbesondere das Projekt Kunstareal“; Dr. G. Weishäupl, Direktorin des Tourismusamtes München: „Kultur als Ressource für den Städtetourismus“; Prof. Dr. K. Schrenk, Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlung: „Einführung in das Kunstareal München.“

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b) darstellende Künste Vorteilen zu richten und sich auf beispielhaft genannt, die teilweise c) gesellschaftliche Praktiken, Rituale diese zu spezialisieren. Im Fall Ba- schon lange gepfl egt werden, teil- und Feste yerns, umgeben von hochattrak- weise wieder aufgelebt sind: d) Wissen und Praktiken im Umgang tiven alpinen Destinationen, kann ■ Fränkische Osterbrunnen mit der Natur und dem Univer- dies nicht (weiterhin) der Alpinski ■ Wasservogelsingen in Freyung sum sein, sondern der Fokus muss (wieder ■ Wilde Mändle in Oberstdorf e) Fachwissen über traditionelle Hand- mehr) auf die Kulturlandschaft ge- ■ Remlinger Eierlauf werkstechniken richtet werden, die sich aus Naturat- ■ Sonthofener Egga-Spiel Gegenüber der Konvention 1972 traktoren, materiellem und immate- ■ Agnes-Bernauer-Spiele in Strau- (Weltkultur- und -naturerbe) wurde riellem Kulturerbe zusammensetzt bing auf die Kriterien „outstanding univer- und immer wieder neu geschaffen ■ Waaler Passion sal value“ und „authenticity“ verzich- wird. Im Bereich des Kulturtourismus ■ Münchner Kocherlball tet zugunsten von Repräsentativität setzt sich als nachhaltige Entwicklung ■ Perchten- und Klausen-Tradition, und Tradierung und die Erbenge- des oberen Segments ein „existen- Sonnwend-, Oster- und Funkenfeu- meinschaft wurde um die „commu- tial tourism“ durch, der spirituelle, er etc. nities and groups“ erweitert. Somit magische, allgemeiner: sich selbst- ■ gegebenenfalls nicht-kommerzielle sind insbesondere das zivilgesell- verwirklichende Aspekte beinhaltet. Mittelalter- und Christkindlmärkte schaftliche Engagement und das ge- Teilhabe, Mitmachen, Tradieren, ma- ■ und vieles mehr nerationenübergreifende Tradieren terielle und immaterielle Nachhaltig- Darüber hinaus gibt es weitere zentrale Elemente des immateriellen keit und Authentizität anstelle eines bekannte und unbekannte Ereig- Kulturerbes, das sich immer in einem bloßen Kultur-Konsums sind hierfür nisse, die ebenfalls über vielfältige Bilder rechte Seite: dialektischen Dreiklang des „Aufhe- kennzeichnend. immaterielle Elemente verfügen, aber Oberammergauer Passionsspiele bens“ befi ndet: aufheben (lat. tollere) Bayern hat durch seine wunder- meines Erachtens aufgrund eines zu Oberammergau als beseitigen, aufheben (lat. conser- schöne Landschaft und sein vielfäl- kommerziellen Charakters, aufgrund und DER Reisebüro oHG

vare) als bewahren und aufheben (lat. tiges und reichhaltiges kulturelles levare) als hochheben. Erbe eine Menge als Kulturlandschaft zu bieten und kann insbesondere sein 2. Immaterielles Kulturerbe in der riesiges immaterielles Kulturerbe ein- Destination Bayern bringen. Die größeren, bereits überre- Tourismus ist in der Tat kein gewöhn- gional bekannten bayerischen imma- liches handelbares Gut, das in China teriellen Kulturerbeattraktoren (die hergestellt und zu uns transportiert – subjektive Einschätzung des Vortra- werden kann. Aus dieser Tatsache al- genden – unter Umständen für eine lerdings zu schließen, dass eine tou- Aufnahme in die Repräsentative Liste ristische Destination sich nicht dem geeignet wären) sind: internationalen Wettbewerb stel- ■ Oberammergauer Passion len muss, wäre ein sträfl icher Fehler. ■ Drachenstich Furth i. W. Nicht die Güter, sondern die Konsu- ■ Landshuter Hochzeit menten bewegen sich hin zu den je ■ Dinkelsbühler Kinderzeche attraktivsten touristischen Angebo- ■ Alphorntradition und Almabtriebe ten, die sich aus den touristischen (Gegebenenfalls länderübergrei- des fehlenden zivilgesellschaftlichen Attraktoren und der touristischen fend in Verbindung mit anderen al- Engagements oder eines nicht hin- Infrastruktur zusammensetzen. Und pinen Destinationen). Aus den regi- reichenden kulturellen Inhalts nicht im globalen Wettbewerb gilt die alte onalen immateriellen Traditionen in den engeren Kreis des immateri- Regel, sich nach den komparativen sei nur eine ganz kleine Anzahl ellen Kulturerbes gemäß der UNES-

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3. Umsetzungsstand CO-Definition gehören: Münchner steht, wird das Thema als „interessant, der UNESCO-Konvention Oktoberfest und andere Volksfeste, aber eindeutig nicht prioritär“ einge- Feuerwehr- und sonstige Dorffeste, 2003: UNESCO-„Konvention/Überein- stuft. Allerdings wurde auch deutlich, Nürnberger und andere Christkindl- kommen zum Schutz des immateriel- dass das Interesse an einer Ratifi zie- märkte, professionelle Ritterspiele, len Kulturerbes“ rung zunimmt, je informierter die Bierkultur, Weinkultur und regionale 2005: UNESCO-„Übereinkommen Gesprächspartner sind und je näher Lebensmittelspezialitäten etc. Religi- über den Schutz und die Förderung sie an den lokalen Gegebenheiten in- öse Zeremonien der verschiedenen der Vielfalt kultureller Ausdrucks- teressiert sind. Religionen fallen ebenfalls nicht un- formen“ oder kurz „Konvention kultu- Unabhängig vom professionellen ter die UNESCO-Defi nition. relle Vielfalt“, die ganz generell die kul- Interesse an der Konvention durch Mittels Deklarationen in 2001, turelle Vielfalt als gemeinsames Erbe (Kultur- und Sozial-) Wissenschaftler 2003 und 2005 wurden bisher der Menschheit deklariert und zu des- und Museums- und Kulturschaffen- 90 immaterielle Kulturerbeobjekte sen Achtung und Erhalt aufruft de ist das breite Interesse an der Basis (masterpieces oder Meisterwerke tra- 2006: Inkrafttreten der 03er-Konven- gering. Ein gewisses Interesse am im- ditioneller Weltkultur) in 70 Ländern tion, die inzwischen über 100 Staaten materiellen Kulturerbe scheint von- (ohne Deutschland) defi niert; diese ratifi ziert haben, darunter 30 europä- seiten des Handwerks und seitens Liste ist seit 2006 geschlossen und ische Staaten ohne Deutschland der Kultur- und Brauchtumspfl eger wird durch die Repräsentative Liste 2007: Inkrafttreten der 05er-Konven- zu kommen; von touristischer Seite (s. unten) ersetzt werden. Ziel der Kon- tion kulturelle Vielfalt und Ratifi zie- ist weder in Deutschland noch in Ba- vention ist es unter anderem, natio- rung durch die Bundesrepublik yern ein merkbares Interesse an einer nale Inventarlisten anzustoßen und 2008: Die Vollversammlung verab- Forcierung der Konvention festzu- eine Repräsentative Liste des immate- schiedet die „Operational Directives stellen. Kurz: Es gibt keine (kulturelle riellen Erbes zu erstellen; im empfi nd- for the Implementation of the Con- und/oder wirtschaftliche) Lobby, um lichen Bewegen zwischen Musealisie- vention for the Safeguarding of the die Ratifi zierung voranzutreiben; die rung einerseits und folkloristischer Intangible Cultural Heritage“ (= Um- Ratifi zierung scheint nur mit Proble- Verramschung andererseits, zeigen setzungsrichtlinien), die unter ande- men und Kosten in Verbindung ge- sich aus unserer Sicht als übergeord- rem Dreierlei regeln: bracht zu werden. Der Nutzen, näm- nete Ziele: ■ Nur Vertragsstaaten können ihre lich direkt der Schutz des vielfältigen ■ Kenntnis und Stolz auf das immate- immateriellen Kulturgüter nomi- immateriellen Kulturerbes für spä- rielle Kulturerbe und dessen Schutz nieren! tere Generationen und abgeleitet ihr („nur was man kennt, kann man ■ Ohne die Existenz nationaler In- touristisch-wirtschaftlicher Nutzen, auch erhalten“) ventarlisten (die es in Deutschland erscheint in der Wahrnehmung dage- ■ Pfl ege des damit verbundenen um- nicht gibt) kommt kein Objekt auf gen eher null zu sein. fassenden Heimat-Begriffs die UNESCO-Listen! Im März 2009 fand im Ausschuss ■ Erhalt einer vielfältigen und nach- ■ Die Umsetzungsrichtlinien regeln für Kultur und Medien des Bundes- haltigen Kulturlandschaft nicht, wie die nationalen Inventar- tages ein internationales Fachgespräch ■ Erhalt und Ausbau eines dem Subsi- listen auszusehen haben und die statt, dem im Mai 2009 eine Kleine diaritäts- und Regionalprinzip ver- nationale Inventarisierung könnte Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion pfl ichteten Bürger- und Demokra- beginnen, auch bevor Deutschland folgte, die am 11. Juni 2009 vom Aus- tieverständnisses die Konvention ratifi ziert hat. wärtigen Amt beantwortet wurde. Un- ■ nachhaltige und bewusste Zusam- Ende 2009: Bekanntgabe der ersten ter anderem wird mehrmals auf die menarbeit mit dem Tourismus, Repräsentativen Liste Notwendigkeit einer weiteren Analyse um das immaterielle Kulturerbe der Thematik verwiesen und betont, nicht zu „verramschen“, sondern 4. Ratifi zierungsdiskussion dass es keinen Handlungsbedarf für zum gegenseitigen Vorteil beizu- in Deutschland eine schnelle Ratifi zierung gäbe. tragen (siehe hierzu die Beschluss- Das „Immaterielle Kulturerbe“ ist nur Zusammenfassend heißt dies, empfehlung des Ausschusses Kul- wenigen genauer bekannt und die dass es momentan keinen (großen) tur und Medien des Bundestages 03er und die 05er-Konvention werden politischen Druck zur Ratifi zierung vom 12. Oktober 2007 zur Krea- schnell verwechselt und manchmal gibt; trotzdem sieht die überwie- tiv- und Kulturwirtschaft mit dem sogar mit dem materiellen UNESCO- gende Anzahl der Gesprächspartner deutlichen Hinweis „Mit Kultur Erbe vertauscht. Außerdem wird eine mittelfristige Ratifi zierung (das lässt sich Geld verdienen, und mit meist fälschlicherweise unterstellt, heißt nicht vor fünf Jahren), da sich, Geld lässt sich Kultur machen“ und dass eine Ratifi zierung einer Inventa- so das Hauptargument, „Deutsch- dass hierbei zu den „Vermarktern risierung vorausgehen muss. land dauerhaft nicht isolieren und künstlerischer und kultureller Gü- Bei denjenigen, die über das im- von den Nachbarländern abkoppeln ter ... die Tourismuswirtschaft“ ge- materielle Kulturerbe genau infor- kann“. Kurz: hört) (Deutscher Bundestag, Druck- miert sind, überwiegen die Bedenken a) Ja, es besteht ein politischer Wil- sache 16/6742). zur praktikablen Umsetzung und da le zur Ratifi zierung, der allerdings kein politischer Handlungsdruck be- sehr schwach ausgeprägt ist.

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b) Nein, es gibt keine systematischen ■ Nationale Handlungsmöglichkeiten und institutionalisierten Ansätze rund um das immaterielle Kultur- zur Inventarisierung immateriel- erbe benötigen nicht die Ratifi zie- ler Kulturgüter in Deutschland und rung, sondern können bereits vor- Bayern. her begonnen werden! ■ Die Bayerische Staatsregierung 5. Umsetzungsmaßnahmen der sollte alle Möglichkeiten prüfen, bayerischen Anrainerstaaten sowohl die Ratifi zierung durch den Im Sommer 2008 hat die Schweiz rati- Bund voranzutreiben als auch pa- fi ziert; bereits vor einigen Jahren wur- rallel dazu den Inventarisierungs- de durch die Schweizerische UNESCO- prozess, gegebenenfalls im Zuge Kommission in Partnerschaft mit der eines Piloten, zu beginnen. Nichtregierungsorganisation „Tradi- tions pour Demain“, dem „Internatio- Des Weiteren hat der Vortragende nalen Rat der Volkskunst“ (CIOFF) und weitere Vorschläge bzw. Anregungen der „Schweizer Koalition für die kultu- in diesem Zusammenhang: relle Vielfalt“ das Forum für das imma- ■ Nach dem sehr schönen aviso-Ex- terielle Kulturerbe gegründet. traheft zu den materiellen Welter- Österreich hat bereits Anfang bestätten in Bayern sei ein weiteres 2006 vor der Ratifi zierung die Natio- Sonderheft zu den immateriellen nalagentur für das immaterielle Kul- Kulturgütern Bayerns angeregt. turerbe in Österreich eingerichtet. In- ■ Bei der Diskussion zum Masterplan teressant und bemerkenswert ist, dass Kunstareal München mögen nicht 6. Schlussfolgerungen für eine Österreichs Werbung bereits in 2007 Oberammergauer nur umfangreiche architektonische weitere Vorgehensweise „alle aufstrebenden Destinationen und Passionsspiele Wettbewerbe ausgeschrieben wer- Oberammergau Gemeinden in Österreich“ aufgerufen Trotz vieler und eindeutiger Voten den, sondern auch solche, die die und DER Reisebüro hat, sich am Award „Tourismus und oHG für eine Umsetzung der Konvention Einbindung und Stärkung imma- immaterielles Kulturerbe“ der Europä- sind momentan die politischen Vor- terieller Attraktoren kreativen und ischen Kommission zu beteiligen, mit behalte in der Bundesrepublik noch zivilgesellschaftlichen Charakters der jene Destinationen gesucht wer- so groß, dass mit einer Ratifi zierung zum Gegenstand haben. den, „die ihr immaterielles Kulturerbe der Konvention und mit einer (auch ■ Die Fakultät für Tourismus der bestmöglich für nachhaltige und erleb- vorher möglichen) Inventarisierung Hochschule München als größte bare touristische Projekte nutzen.“ der immateriellen Kulturgüter kurz- akademische Tourismusausbildung Tschechien hat im Sommer 2008 fristig nicht zu rechnen ist. im deutschsprachigem Raum setzt ratifi ziert und bereits davor mit der Im schlechtesten Fall werden auf Effizienzmaßstäbe: Gegenwärtig nationalen Bestandsaufnahme begon- die Repräsentative Liste in den nächs- betreuen 20 ProfessorInnen ohne nen. In Straznice fi ndet jeden Juni der ten Jahren einige nicht-deutsche im- Mittelbau 1.000 Studierende (gra- „Tanz der Rekruten“ statt, der 2005 als materielle Kulturgüter gesetzt, sodass vierende Ausbauplanung möglich UNESCO-Meisterwerk des immateriel- bayerische Nominierungen „zu spät“ und realistisch) im fl exiblen, erfolg- len Kulturerbes bestätigt wurde; es ist kommen; rund um Bayern gibt es reichen und akkreditierten Bache- das einzige Meisterwerk im näheren dann UNESCO-nominierte immateri- lor-Studiengang; zwei akkreditierte Umkreis Bayerns und wird laut den elle Kulturerbestätten und das reiche Master-Studiengänge ab 2010 kom- Umsetzungsrichtlinien vermutlich im bayerische immaterielle Kulturerbe men hinzu, ein vorbildlich hoher Herbst 2009 automatisch auf die Re- wird übersehen, wenig gepfl egt oder Internationalisierungsgrad wurde präsentative Liste gesetzt werden. verschwindet ganz. von der Akkreditierungsagentur Alle nicht-deutschen Tourismus- Gerade der Blick auf die wich- positiv hervorgehoben, und nahezu nationen rund um Bayern, also Frank- tigsten Nachbarländer – Österreich, vier Millionen Euro EU-Forschungs- reich, Schweiz, Österreich, Ungarn, Schweiz, Tschechien, Frankreich und Drittmittel in den letzten fünf Jah- Tschechien, Slowakei, Slowenien und Italien – zeigt: ren wurden von Kollegen einge- Italien haben die Konvention ratifi- ■ Inhaltliche und politische Hinder- worben. Der Herr Staatsminister ist ziert. Die Anrainerstaaten bemühen nisse rund um die Ratifi zierung sind ganz herzlich zu einem Besuch der sich schon seit Jahren um ihr imma- offenbar lösbar, wenn man nur will! jungen und engagierten Fakultät in terielles Kulturerbe, haben die Ratifi - Die immer wieder genannten sach- Pasing (bzw. in der Schachenmeier- zierungsbemühungen beschleunigt, lichen Gründe, die eine deutsche straße ab 2010) eingeladen! haben nationale Institutionen im Zu- Ratifizierung angeblich erschwe- sammenhang mit dem immateriellen ren, halten letztlich keiner sach- Herzlichen Dank für Ihre Aufmerk- Kulturerbe errichtet und teilweise mit lichen Prüfung stand und könnten samkeit. einer Inventarisierung ihres Erbes be- bei hinreichendem politischen Wil- gonnen. len gelöst werden.

Ausgabe 03|2010 Tourismus Management Passport 73 Forschung

Forschungsprojekt „Wirtschaftlichkeit im Reisebürovertrieb“: Das 2008 begonnene DRV-Reisebürobarometer geht ins dritte Jahr

Peter Voigt 0,0% -5,0% ie Deutschen sind nicht nur Welt- Dmeister im Reisen. Deutschland -10,0% ist auch das Land mit der höchsten -15,0% Reisebürodichte auf der Welt. Aller- -20,0% -16,90% dings hat sich der Reisebüromarkt in -25,0% -21,98% Umsatzverände- den letzten fünf Jahren so stark ver- -24,90% -30,0% rung Flug von ändert wie nie zuvor. Rund ein Drit- 2008 auf 2009 -35,0% -31,89% (Mediane) tel aller Reisebüros musste seit 2003 -37,31% sein Geschäft aufgeben. Allein im Jahr -40,0% 2008 hat die Zahl der Reisebüros um bis bis bis bis > 10Mio. 800 abgenommen, wobei allerdings 2Mio. 4Mio. 6Mio. 10Mio. in € auch wieder 300 neue Reisebüros eröffnet haben. Nach Erhebungen einer neutralen Stelle zu sammeln ber 2009 auf der DRV Jahrestagung in des DRV Deutscher Reiseverband e.V. und auswerten zu lassen. Ägypten vorgestellt. Erstmalig wurde und des Deutschen Reisebüros (DER) Unter der Leitung von Prof. Dr. mit den Daten 2008 und 2009 ein gibt es in Deutschland derzeit rund Peter Voigt und in enger Abstim- Vergleich der ersten Halbjahre durch- 10.000 gewerbliche Reisebüros. mung mit dem DRV-Ausschuss Be- geführt, um zu sehen, wie sich die Fi- Der Reisebürovertrieb ist für die triebswirtschaft werden derzeit die nanz- und Wirtschaftskrise auf die sechs deutschen Großveranstalter Rechnungswesendaten von 340 Rei- Geschäftsentwicklung der Reisebüros – und diese haben rund 80 Prozent sebürounternehmen mit rund ausgewirkt hat. des Pauschalreisegeschäfts in der 1.600 Betriebsstellen ausgewertet. Besonders gravierend waren bei Hand – ebenso unverzichtbar wie für Die von den Datenhäuser gelieferten der Betrachtung der Geschäftssparten viele mittlere Reiseveranstalter und Daten repräsentieren ein Umsatzvo- die Rückgänge des Fluggeschäfts, was für zahlreiche Leistungsträger. Rund lumen von 2,3 Milliarden Euro. Der auf das stark gesunkene Geschäftsrei- 90 Prozent aller von Veranstaltern 100% verkauften Urlaubsreisen werden 3,57% 4,09% 5,17% 4,77% 5,08% nach wie vor über den stationären 90% 19,92% 17,20% 17,44% 16,85% 16,25% Reisehandel gebucht. Im boomenden 80% 3,56% 3,49% 3,91% 2,87% Kreuzfahrtgeschäft setzen die Anbie- 3,88% 7,13% 70% 9,27% 9,61% 8,78% ter klar auf den stationären Vertrieb. 11,06% Kommunikation Die hohe Reisebürodichte belas- 60% Sonstiger Aufwand tet allerdings nicht nur die Vertriebs- 50% Werbung kosten der Reiseveranstalter; sie führt 40% Raumkosten auch – neben anderen Faktoren – zu 68,40% 64,25% 63,63% 62,99% 30% 58,93% Personalkosten roten Zahlen bei einer großen Zahl von Reisebüros – insbesondere in den 20% Kostenstruktur unteren Größenklassen bis zwei Milli- 10% 6/2008 (Mediane) onen und bis vier Millionen Euro Um- 0% satz. Daher sieht es der DRV als seine bis 2Mio. bis 4Mio. bis 6Mio. bis 10Mio. > 10Mio. in € Aufgabe, Reisebüroinhaber bei der Analyse der Wirtschaftlichkeit zu un- Kreis der einbezogenen Datenhäuser sevolumen zurückzuführen ist. Die terstützen. Eine Kooperation mit der wird ständig erweitert. So beteiligt sich Flug-Umsätze der Reisebüros sanken Fakultät für Tourismus der Hochschu- zum Beispiel auch die Vertriebstoch- im Halbjahresvergleich 2008–2009 le München ermöglicht es dem DRV, ter TVG des Münchner Großveranstal- zwischen 16,9 und 37,1 Prozent, je die von den großen Buchhaltungszen- ters FTI an der Analyse. nach Größenklasse. Besonders die tralen (im Fachjargon „Datenhäuser“) Die neuesten Daten des Reise- kleinen Büros haben viel Flugumsatz gelieferten Daten von Reisebüros an bürobarometers wurden im Dezem- verloren.

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Das DRV-Reisebürobarometer 1,09% 1,50% 0,87% untersucht außer der Umsatzent- wicklung auch die Umsatzstruktur 1,00% und die Erlösstruktur der Reisebüros. 0,50% 0,15% Hier zeigt sich wiederum, dass mit 0,00% zunehmender Größe der Reisebüros der Touristikanteil abnimmt und der -0,50% -0,57% Fluganteil zunimmt. Die Umsatz- und -1,00% Erlösstrukturen zeigen naturgemäß -1,50% Umsatzrendite ein ähnliches Bild. In einem Punkt -1,52% 6/2009 (Mediane) unterscheiden sich die Kleinen und -2,00% € die Großen jedoch: Die größten Bü- bis 2Mio. bis 4Mio. bis 6Mio. bis 10Mio. > 10Mio. in ros (über zehn Millionen Euro Jahres- umsatz) können rund 7,6 Prozent Su- im Halbjahresvergleich 2008–2009 fallen als für das erste Halbjahr. Dies perprovisionen verbuchen, während verändert. Lag die Umsatzrendite der liegt vor allem daran, dass insbeson- die Kleinsten hier so gut wie leer aus- kleinen Büros bis zwei Millionen Euro dere die Büros mit hohem Touristik- gehen. Gleichwohl rettet das die gro- Jahresumsatz schon zur Jahresmit- anteil einen wesentlichen Teil ihrer ßen Büros nicht wirklich. Sie haben te 2008 bei - 1,15 Prozent, so sank sie Provisionserlöse im Sommer – also in durch Geschäftsleitung, Abteilungs- bis Juni 2009 auf - 1,52 Prozent. Auch der zweiten Jahreshälfte – verbuchen. gliederung usw. höhere Personalkos- die Büros bis vier Millionen Euro Um- Die negative Entwicklung der Halb- ten als die kleinen Büros, was dazu satz lagen in den roten Zahlen. Ein jahresdaten von 2008 auf 2009 ist führt, dass die Umsatzrendite bei den schwacher Lichtblick war 2009 nur jedoch beunruhigend und zeigt, wie großen Büros den Wert von 1,0 Pro- bei den größten Büros zu sehen, die stark die Krise gerade die kleineren zent kaum erreicht und nur in sel- knapp über der 1,0 Prozent-Marke lan- und in der Regel mittelständischen tenen Fällen übersteigt. deten. Reisebüros gebeutelt hat. Geradezu dramatisch hat sich die Vermutlich werden die Zahlen für Rentabilität der kleinen Reisebüros das ganze Jahr 2009 etwas besser aus-

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Start der Master-Studiengänge Tourismus Management und Hospitality Management im Sommersemester 2010

Marion Schulz

er Bachelor war der erste Streich, Ddoch der zweite folgt sogleich: Ich möchte den Tourismus in meinem Hei- Mit dem Start der beiden Master- matland voranbringen. Dafür benötige ich Studiengänge Tourismus Manage- eine umfassend angelegte Ausbildung im ment und Hospitality Management touristischen und ökonomischen Bereich. hat die Fakultät für Tourismus die Vorgabe aus dem Bologna-Prozess, ein zweistufi ges System mit Bachelor- und Master-Abschlüssen zu schaffen, Endlich ein Master für die nicht nur zügig umgesetzt. Darüber Hospitality Branche, ein hinaus wurde mit dem generali- ausgewogener Mix aus fun- stisch angelegten Studiengang auch dierter Theorie und geballter eine in Deutschland beachtenswerte Praxis – damit ist München in Ausbildung geschaffen. Denn es wer- Europa für mich die absolut richtige Wahl. den keine eng fokussierten, spezia- lisierten Fachkenntnisse vermittelt, sondern zukünf- tige Führungs- Ich will mich fachlich und persönlich weiterentwickeln, ein tie- persönlichkeiten feres Verständnis für die Tourismuswirtschaft bekommen und ausgebildet, die später Führungsaufgaben übernehmen. Das ist mein Ziel! sich mit breit an- gelegten Kompe- tenzen und Wissen für alle Bereiche der Tourismus- und Hospitality-Bran- So lauteten nur einige der Mo- che qualifizieren. Das überzeugte tive, welche die Master-Bewerber zu auch die Master-Interessenten: ihrer Entscheidung für die Münchner Fakultät für Tourismus bewegten. Unter den zahlreichen Bewerbern konnte nun eine Gruppe an herausra- genden Studierenden gewonnen wer- HOSPITALITY den, mit der wir uns freuen, ab dem MANAGEMENT Sommersemester 2010 spannende TOURISMUS Themen aus der Tourismus- und MANAGEMENT MASTER Hospitality-Branche zu refl ektieren MASTER und kritisch zu diskutieren. „Also“,

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76 Tourismus Management Passport Ausgabe 03|2010 Studium

Kompetenzfeld „Kultur im Tourismus“

Volker Letzner ■ Zwei oder drei ProfessorInnen bün- deln ihre Kompetenzen, um ein in- m Bachelor-Studiengang sind Kom- haltlich und didaktisch anspruchs- Ipetenzfelder defi niert, von denen der volles Feld anzubieten. Studierende im sechsten und siebten ■ Seminaristischer Unterricht, Lek- Semester je eines auswählt und mit türekurse sowie Fallstudien- und sechs Semesterwochenstunden be- Projektarbeit garantieren eine enge legt. Die Vorteile der Kompetenzfelder Verknüpfung theoretischen Wis- sind folgende: sens mit der praktischen Anwen- ■ Die Kompetenzfelder können dung des Gelernten. schnell und flexibel auf aktuelle Themen und Herausforderungen Neben anderen wichtigen Kompe- reagieren. tenzfeldern gibt es zurzeit auch ein ■ Die Begrenzung auf 25 Teilneh- Kompetenzfeld „Kultur im Touris- merInnen ermöglicht ein inten- mus“, dessen Inhalt kurz vorgestellt sives Arbeiten im kleinen Kreis. werden soll:

Kompetenzfeld „Kultur im Tourismus“

Ziel: Kulturelle Attraktoren stehen im Mit- 2. Kultur im Original das Kulturangebot der Stadt untersucht und telpunkt einer unübersehbaren Anzahl von ■ Gemeinsamer Lektürekurs bedeutender gefragt, wie es auf Touristen wirkt und wie Destinationen; einerseits ziehen sie im güns- Originaldokumente zum Kulturbegriff es mit deren Erwartungen korrespondiert. tigen Fall viele Reisende an, andererseits ist von Platon über Kant bis zu Adorno, In den nächsten Semestern sollen diese Fra- aber auch mit negativen Rückwirkungen Schnädelbach ... gen zur Bedeutung des Kultur- und Kreati- des Tourismus auf die materiellen und im- vitätspotenzials für Münchens Tourismus materiellen Kulturattraktoren zu rechnen. 3. Kulturattraktoren im Tourismus weiter untersucht werden; vorläufi ge the- Das Kompetenzfeld soll die Studierenden ■ Touristisches Angebot und Ansätze einer senhafte Ergebnisse einiger Studierender mit grundlegenden historischen und syste- Attraktorentheorie sind vorne im München-Teil abgedruckt. matischen kulturellen Fakten bekannt ma- ■ Materielle und immaterielle Kulturattrak- chen, es soll sie für die unterschiedlichen toren, systematisch und an Beispielen. 5. Berufl iche Bedeutung Kulturbegriffe und -probleme sensibilisie- Drei Beispiele zur immateriellen Kultur ■ Die klassischen Kulturdestinationen be- ren und es soll ihnen zeigen, wo und wie werden auf den Seiten 78-79 von Studie- nötigen Touristiker, die nicht nur Roma- eine gegenseitig befruchtende Beziehung renden skizziert. nik und Romantik auseinanderhalten zwischen Kultur und Tourismus hergestellt ■ Kulturlandschaft, Stadtlandschaft und In- können, sondern Menschen, die – ohne werden kann. dustrielandschaft Kunsthistoriker oder Denkmalschützer Inhalt: ■ Kulturerbe im touristischen Wertschöp- zu sein – mit Kunsthistorikern und Denk- 1. Kulturtheorie und -geschichte: fungsprozess: Möglichkeiten einer quan- malschützern reden können. Kultur in Raum und Zeit titativen Abschätzung und deren Gren- ■ Viele Destinationen, hier insbesondere ■ Einführung in den Kulturbegriff und die zen Bayern, bieten einen ungehobenen Schatz Kulturtheorie, Interdependenzen des Kul- ■ UNESCO-Weltkulturerbe und die natio- an kulturellen, auch immateriellen kultu- turbegriffs, Kulturen im Kontrast und im nale Politik (insbesondere die 03er-Prob- rellen Ressourcen, der verantwortungs- Konfl ikt, wichtige außereuropäische Kul- lematik, siehe Artikel S. 70-73) voll touristisch genutzt werden kann. turen und Kulturphänomene ■ Im Zeichen einer Dualisierung des Tou- ■ Geistes- und Kulturgeschichte Europas, 4. Kulturelle Vielfalt am Beispiel München rismusmarktes entwickelt sich ein ge- materielle und immaterielle Manifes- und dessen touristisches Potenzial hobenes Segment, das Authentizität, Ur- tationen europäischer Kultur, aktuelle Ist München Kulturmetropole oder Provinz- sprünglichkeit und Sinnhaftigkeit sucht Probleme/Herausforderungen/Diskus- nest mit zufällig ein paar bedeutenden Mu- und die entsprechende geistes- und sozi- sionen europäischer Kultur und Kultur- seen? Rund um diese provokante These wur- alwissenschaftliche Kompetenz der Tou- politik de mit einem weit gefassten Kulturbegriff ristiker voraussetzt.

Ausgabe 03|2010 Tourismus Management Passport 77 Studium

Carnaval de Negros y Blancos

Astrid Maurer Der Karneval ist eine schöne Art, das neue Jahr zu begrüßen und das mit der Geschichte des Rassismus in ie Geschichte des Karnevals ent- alte zu verabschieden. Der 2. Januar Lateinamerika umzugehen und sie Dstand 1607, dem Jahr, in dem die wird damit verbracht, sich in seinen dabei auch nicht zu vergessen. Er ist schwarzen Sklaven Lateinamerikas den feinsten Kleidern zu zeigen und dem eine große Stütze zur Bewahrung der König von Spanien um einen freien Tag Schutzpatron der Stadt „Virgin de las Kultur der Pastos und ein wichtiges baten. Dieser Tag wurde ihnen gewährt Mercedes“ Tribut zu zollen. Am 3. Ja- Mittel der sozialen Integration. Der und von da an hatten die Sklaven seit nuar wird der Karneval der Kinder ge- soziale Zusammenhalt wird beson- 1608 am 5. Januar ihren ersten und feiert, der „Carnevalito“. Der Tag ent- Carnaval de Negros ders bei der Anfertigung der Kostüme einzigen Urlaubstag im Jahr. stand, weil die Kinder den „Tag der y Blancos und Figuren gesteigert, da diese in Der offi zielle Karneval entstand Weißen“, den letzten Tag des Karne- Autor: Ferchoyela. Privathäusern in gemeinschaftlichen Lizenziert unter aber erst drei Jahrhunderte später. Er vals, nachahmten. Dieses Schauspiel Creative Commons Werkstätten hergestellt werden. Auf wurde 1927 in San Juan de Pasto, der hat mit den Jahren eine so eigene Dy- wikipedia.de diese Weise kommen die verschie- Hauptstadt der Nariño Provinz, im namik und Identität entwickelt, dass densten Menschen südlichen Kolumbien zum ersten Mal es selbst ein Teil des Karnevals wurde. aller Generationen gefeiert. Er ist nach dem Karneval von Die letzten zwei Tage sind die wich- und sozialen Schich- Baranquilla der zweitgrößte Karneval tigsten Tage des Karnevals. Der 5. Ja- ten zusammen, die Kolumbiens. Die Paraden ziehen sich nuar wurde zum Gedenken an die das Wissen über die über acht Tage hin und gehen vom schwarzen Sklaven Lateinamerikas Handwerkskunst 28. Dezember bis zum 6. Januar. gewidmet und dementsprechend von einer Genera- Am ersten Tag wird der „Karneval „Tag der Schwarzen“ genannt. Jeder, tion an die nächste des Wassers“ zelebriert. Dieses Spek- egal welcher Religion oder Rasse er weitergeben. Der takel kann man sich wie eine riesige, angehört, malt sich an diesem Tag das Karneval animiert offi ziell genehmigte Wasserschlacht Gesicht schwarz an. Der 6. Januar ist und mahnt zudem vorstellen, bei der Jung und Alt vol- der „Tag der Weißen“. Es bemalen sich zu gegenseitigem ler Enthusiasmus mitmachen. Am wieder alle Bürger Pastos das Gesicht, Respekt zwischen 31. Dezember findet die „Alte-Jahr- diesmal aber mit weißen Talkumpu- den verschiedenen Parade“ statt, die „Desfile del año der, welches die Gleichheit aller Bür- Kulturen, Religionen viejo“. An diesem Tag werden Pup- ger symbolisieren soll. Der Karneval und Rassen. So wird pen aus alten Kleidern, Papier und endet mit der großen Parade, in der an die sozialen Ungerechtigkeiten, Sägemehl angefertigt und um Punkt nochmals alle kostümierten Artisten- die im Land herrschten und auch Mitternacht angezündet, um so gruppen auftreten. noch immer herrschen, erinnert.

Die Insel der Managerinnen

Jasmin Mayer ährend in Deutschland The- Aufgaben der Frauen wie Haushalt Wmen wie Geschlechterkampf, und Kindererziehung. Die Isolation Gleichberechtigung und Emanzipa- der Insel brachte noch eine zweite tion immer noch heiß diskutiert wer- Entwicklung mit sich: Da Kontakt zur den, haben auf der kleinen estnischen Außenwelt nur über die Männer wäh- Insel Kihnu in der Ostsee die Frauen rend des Fischfangs zustande kam, schon seit Jahrhunderten das Sagen. brachten nur sie äußere Einfl üsse mit, Da die Bevölkerung traditionell vom diese wurden auf der Insel behutsam Fischfang lebt, waren die Männer an die eigene Kultur angepasst und ständig auf See und das Inselleben zahlreiche Traditionen und Rituale wurde währenddessen von Frauen- sind bis in die heutige Zeit erhalten hand gestaltet. Viehzucht und Acker- geblieben. Eine davon ist die dreitä- bau gehörten somit genauso zu den gige Hochzeit, bei der das Hochzeit-

78 Tourismus Management Passport Ausgabe 03|2010 Studium

spaar zunächst getrennt feiert und Nöte, unkontrollierter Hausbau und das gemeinsame Fest erst nach der unsensible Touristen, die in die Tra- Abschiedszeremonie der Braut aus ditionen und das natürliche Umfeld ihrem Elternhause und dem Will- eindringen, gefährden die Beibehal- kommensritual im Haus ihres Zu- tung ihrer Lebensweise. Im Vorder- künftigen beginnen kann. Das wohl grund stehen die Gemeinschaft, das prächtigste Symbol der Kihnu-Kultur Leben im Einklang mit der Natur und sind die farbenfrohen Kostüme, die die Bewahrung ursprünglicher Tradi- die Frauen nach wie vor in Handar- tionen. Diese Werte, auf die man sich beit herstellen. Bei gemeinsamen auch in Deutschland zurückbesinnen Treffen wird gewebt und gestrickt will, machen den Kulturraum Kihnu und so entstehen Socken, Strümpfe, schützenswert und so wurde er 2003 Röcke und Blusen. Jedes Muster hat in die Liste der immateriellen Kultur- seine eigene Symbolik. Leider hat güter der UNESCO aufgenommen. Kirche von Kihnu die Gemeinschaft in den letzten Jah- Autor: Siim Sepp. Lizenziert unter ren immer mehr mit fremden Ein- Creative Commons fl üssen zu kämpfen. Wirtschaftliche wikipedia.de

Das königliche Ballet von Kambodscha – oder wie sich immaterielles Erbe im materiellen Erbe widerspiegelt

net“ hatten wir uns weder historisch ten erzählen Ge- Roman Wollinsky noch kulturell mit Angkor beschäftigt. schichten aus der Uns war das damals egal oder besser Mythologie und gesagt: Wir konnten nicht einschät- sind in schier un- zen, was uns dabei alles entgeht. Ein endlichen Reliefs paar Jahre später, als Student und im auf den Tempel- Rahmen meines Kompetenzfeldes mauern überall „Kultur“, sollte mich die Vergangen- in Angkor doku- heit einholen, als ich als Beispiel für mentiert. Um den ein immaterielles Kulturerbe der Tanz zu verste- UNESCO das Königliche Ballet von hen, war es erfor- Kambodscha, auch Klassischer Tanz derlich, sich in die der Khmer genannt, vorstellte. Geschichte dieses In dem Tanz spiegelt sich das Kambodschanische leidgeplagten Landes hineinzulesen. it Anfang 20 reiste ich mit zwei religiös-höfische Element der alten Tempeltänzerin im Und so erfuhr ich, dass dieses Ballet Apsara-Kostüm MFreunden durch Thailand. Wir Khmer- Hochkultur wider, in der die und die gesamten steinernen Über- wikipedia.de entschlossen uns, am Ende noch einen Apsara-Tänze seit 1.500 Jahren ihren reste Angkors nur sehr knapp das Ter- Abstecher nach Siam Reap in Kambo- Platz haben. Apsaras waren nymphen- Autor: Markus rorregime Pol Pots überlebten. Heute Kranch. Lizenziert dscha zu machen, um die größte Tem- ähnliche Halbgöttinnen von verfüh- unter Creative ist der Tanz ein unglaublich wichtiger pelanlage der Welt, Angkor, mit dem rerischer Schönheit und dienen den Commons Teil der kambodschanischen Identi- berühmten Angkor Wat zu besuchen. heutigen Tänzerinnen als Vorbild, tätsfi ndung und völlig zu Recht als Trotz teilweise unerträglicher Hitze die mittlerweile wieder an der Kö- wertvolles Kulturerbe der Menschheit und gefühlten 1.000 Moskitostich- niglichen Universität in Phnom Penh anerkannt. en (natürlich ohne Malaria Prophyla- diesen Tanz lernen. Die verschiedenen xe) wanderten wir voller Faszination Tänze sind sehr komplex und nur von Astrid Maurer, Jasmin Mayer und durch die einst größte Stadt der Welt. einem jahrelang trainierten Körper Roman Wollinsky sind Studierende der Wir waren nicht vorbereitet. Au- zu meistern. Die enorme Vielfältig- Fakultät für Tourismus. ßer ein paar Zeilen im „Lonely Pla- keit an Bewegungsabläufen und Ges-

Ausgabe 03|2010 Tourismus Management Passport 79 Studium

Internationale StudentInnen untersuchen den Hotelmarkt der bayerischen Landeshauptstadt

Alexander Pesch und Spannend Franziska Kirschner fanden die Teil- nehmerInnen m Rahmen eines Seminars in eng- vor allem die Ilischer Sprache untersuchten 17 in- Besuche in den ternationale Studierende aus elf Nati- Hotels. Mit we- onen der Fakultät für Tourismus unter nigen Ausnah- Leitung von Alexander Pesch anhand men begegneten einer Stärken- und Schwächenanalyse die Mitarbeite- den Münchner Hotelmarkt. rInnen den Stu- Die Studierenden durften in klei- dierenden mit nen Teams verschiedene Hotels der ce, durch eine private Führung das Courses in English Offenheit, Ehrlichkeit, großer Freude 3 Sterne-, 4 Sterne- und 5 Sterne-Ka- Unternehmen genauer kennenzuler- (CiE): Teilnehmer- und Neugier. Neben den gewünschten Innen des Seminars tegorie bewerten. Dadurch sollten nen. Auf Basis dieser Checkliste und „SWOT-Analysis of Recherchedaten wurden gelegentlich sie Kenntnisse über die Struktur und der gegebenen Antworten bewerteten 3 -, 4- and 5 star auch Anekdoten zum Besten gege- hotels in Munich” die regionalen Besonderheiten des die einzelnen Gruppen die von ihnen ben. Besonders erfreulich ist, dass die Hotelmarktes Münchens kennenler- untersuchten Hotels und verglichen HotelmitarbeiterInnen ihren eige- nen. Zudem war das Seminar darauf diese untereinander. Dabei konnten nen Leistungen und Angebote recht ausgerichtet, den Studierenden die klare Stärken- und Schwächenprofi le selbstkritisch gegenüberstehen und SWOT- und die Portfolio-Analyse als herausgearbeitet und Empfehlungen an den Verbesserungsmöglichkeiten Bewertungsinstrumente näherzu- zur Verbesserung gegeben werden. und Empfehlungen der Studierenden bringen, um diese vornehmlich in Konkret setzte sich beispielswei- sehr interessiert sind. der Praxis anzuwenden. se das Team mit dem selbst gewähl- Dieses englische Seminar war ten Namen „Sunshining“ mit fünf für alle TeilnehmerInnen nicht nur SWOT ANALYSIS Hotels der 5 Sterne-Kategorie ausei- aus fachlicher Sicht eine wertvolle

Helpful Harmful nander. Das Sofi tel Bayerstraße, das Erfahrung, sondern förderte das Zu- to achieving the objective to achieving the objective Rocco Forte Charles Hotel, das Hilton sammenarbeiten und das Ausein- Park Hotel, das Le Méridien und The andersetzen in kleinen und großen

Strengths Weaknesses Westin Grand Munich Arabella Park Gruppen, wobei die kulturellen Be- S W wurden hierbei unter die Lupe ge- sonderheiten der einzelnen inter-

Internal origin Internal nommen. Auf Grundlage der bei den nationalen Studierenden ein hohes attributes of the environment attributes Hotelbesuchen gesammelten Da- Maß an Einfühlungsvermögen und ten und Informationen erstellte die Respekt den anderen gegenüber ver- Opportunities Threats O T Gruppe für jedes Hotel ein Stärken- langten. Zudem haben die Münch- Schwächen-Chancen-Risiken-Profil. Team „Sunshining“ ner Hoteliers wieder bewiesen, in der External origin External attributes of the environment attributes – Portfolio: Zudem wurden die Hotels im Rah- The Westin Grand „Stadt mit Herz“ ein Vorbild für Gast- Im Rahmen der SWOT-Analyse men der Portfolio-Analyse bewertet. Munich Arabella Park freundschaft zu sein. wurden die einzelnen Unternehmen Jedes Einzelkriterium der Portofolio- auf ihre internen Erfolgsfaktoren, das Analyse wurde mit einer bestimmten heißt, ihre Stärken und Schwächen Punktezahl gewichtet. Die Gewich- sowie auf ihr externes Unterneh- tung spiegelt dabei die Wichtigkeit mensumfeld, Chancen und Risiken, aus Sicht des Gastes wider. Je nach untersucht. Bewertung des Hotels ließ sich die Er- Bei der Portfolio-Analyse entwar- füllung der Gästeerwartungen (Level fen die Seminarteilnehmer Check- of Fulfi llment) ableiten. Spitzenreiter listen, wonach die einzelnen Hotels der Gruppe „Sunshining“ war mit Ab- nach verschiedenen Kriterien, wie stand The Westin Grand Munich Ara- beispielsweise Service, Ambiente, bella Park mit 635 von 762 maximal Komfort, Sauberkeit, bewertet wur- zu erreichenden Punkten. Die ande- den. Grundlage der Bewertung war ren Teams gingen bei ihren Analysen der Besuch der jeweiligen Hotels. nach denselben wissenschaftlichen Vor Ort hatten die Teams die Chan- Methoden vor.

80 Tourismus Management Passport Ausgabe 03|2010

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Ambiente schaffen, Sinne berühren und Gäste begeistern

Veronika Leichtle zu präsentieren und sich somit von ansprache durch den Einsatz von Gestaltungselementen, seiner Konkurrenz abzusetzen. Inno- wie zum Beispiel Design, Farbe, Licht, Duft, Akustik und ereits in der Belle Époque um die vative Gestaltung und ein gelungenes Materialien, wird eine Atmosphäre inszeniert, die ein Me- BJahrhundertwende vom 19. zum Ambiente werden zu einem Manage- dium zur Produktdifferenzierung darstellt; dadurch kann 20. Jahrhundert und der damit ein- menttool, die den Hotelgästen Identi- ein Alleinstellungsmerkmal aufgebaut werden. Die Berüh- hergehenden Blütezeit der Grand Ho- tät, Geborgenheit und ein Gefühl von rung der Sinne trägt zu einer speziell empfundenen At- tellerie haben Begriffe wie Atmosphä- „zu Hause sein“ vermitteln sollen, um mosphäre im Hotel bei und dies fördert das „Wohl-Gefühl“ re und Flair das besondere Etwas in damit den langfristigen unternehme- sowie das Vertrauen der Gäste an sogenannten „Dritten Or- einem Hotel thematisiert. Doch was rischen Erfolg zu sichern. ten“. Der Aufenthalt wird somit zu einer Erfahrung, welche ist Atmosphäre? Atmosphäre – jeder Für die touristische Angebots- in nachhaltiger Erinnerung bleibt. Das Motto der Zukunft spürt sie, aber beschreiben kann sie gestaltung heißt dies, dass ein spe- heißt also: „Ambiente schaffen – Sinne berühren – Gäste keiner. zifischer Schauplatz (= Setting) ge- begeistern“. Die atmosphärische Gestaltung schaffen werden muss, welcher ein Die Publikation „Handbuch für atmosphärische Gestaltung im in einem Hotel gewinnt heute wieder (inneres) Erleben der Hotelgäste er- Hotel“ von Veronika Leichtle entstand aus ihrer Diplomarbeit an Bedeutung. Es wird zunehmend zu möglicht, ein Atmosphäre-Setting. an der Fakultät für Tourismus. Die Diplomarbeit wurde von einer Überlebensstrategie, sich mit Die Umsetzung des Konzeptes erfolgt einer Jury der Deutschen Gesellschaft für Tourismus als die einem stimmigen Konzept und der mit dem Instrument der Inszenie- beste praxisorientierte Arbeit ausgewählt und wird auch auf der dazugehörigen Atmosphäre am Markt rung. Mittels ganzheitlicher Sinnes- ITB 2010 präsentiert.

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Handbuch für atmosphärische Gestaltung im Hotel Ambiente schaffen – Sinne berühren – Gäste begeistern Von Veronika A. Leichtle 2009, XXVI, 379 Seiten, mit Abbildungen und Beispielen, Euro (D) 59,95. ISBN 978 3 503 11487 0 Mehr unter www.ESV.info/978 3 503 11487 0

Wie Atmosphäre wirklich wirkt

Dieses Buch bietet Ihnen sowohl fachliche Grundlagen als auch Praxislösungen für die Gestaltung von Atmosphäre in Hotels: Sie erfahren die Trends, die den Tourismus künftig prägen, welche Anforderungen der Gast der Zukunft hat und wie Sie ein bleibendes Erlebnis für die Kunden schaffen. ITB Science Veronika A. Leichtle zeigt Ihnen den optimalen Einsatz von Award 2010 Instrumenten der Inszenierung wie Düfte, Farben und Licht.

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Leichtle_Anzeige_210x148_4c.indd1 1 09.02.2010 08:38:27 Fachbeirat

Fachbeirat der Fakultät für Tourismus

ine der wichtigsten Aufgaben ei- tät, in Lehre und Forschung, muss Ener Hochschule für angewandte auf Veränderungen reagieren und Wissenschaften ist der enge Schul- wirtschaftliche und gesellschaftliche terschluss mit der Branche, den Ver- Prozesse refl ektieren; nur so können bänden, den Akteuren und der Politik. wir die Studierenden optimal auf die Unsere Fakultät ist stolz, einen gro- Arbeitswelt vorbereiten. ßen und aktiven Beirat zu haben, der Ich möchte an dieser Stelle un- uns mit großem Engagement durch serem Beirat ausführlich danken und eine sich immer schneller verän- alle weiterhin zu einem kritischen dernde politische und ökonomische und engagierten Dialog ermuntern. Landschaft begleitet. Unsere Fakul- Theo Eberhard

Peter Bauer Norbert H. Bargmann Studiosus Reisen München Hans R. Baumgärtel Messe München GmbH, GmbH, Geschäftsführer Abteilungsleiter Personal Rechtsanwalt

MR Dr. Andreas Baur Prof. Dr. Franz Josef Brenneis Bayerisches Staatsminis- terium für Wissenschaft, Gründungsdekan der Forschung und Kunst, Fakultät für Tourismus Adolf Dinglreiter Leiter des Referates für an der Hochschule München, Denkmalschutz und Ehrenvorsitzender Mitglied des Bayerischen Denkmalpfl ege des Fachbeirates Landtags a.D.

Ludwig Hagn Gunnar Heipp Petra Hedorfer Unionsbräu Haidhausen, Stadtwerke München Ehrenpräsident des Baye- Deutsche Zentrale GmbH, rischen Hotel- und Gast- für Tourismus, Leiter des Bereichs Strate- stättenverbandes e.V. Vorsitzende des Vorstands gische Planungsprojekte

Jochen Holdmann Ernst Hinsken Bayerische Verwaltung Mitglied des Sylvia Hladky der staatlichen Schlösser, Deutschen Bundestages, Gärten und Seen, Beauftragter der Bundes- Deutsches Museum München, Leiter der Zentral- und regierung für Tourismus Leiterin des Verkehrszentrums Liegenschaftsabteilung

82 Tourismus Management Passport Ausgabe 03|2010 Fachbeirat

Klaus Laepple

Walter Krombach Deutscher ReiseVerband (DRV), Präsident; Dr. August Markl Willy Scharnow-Stiftung Bundesverband der für Touristik, Deutschen Tourismus- ADAC Südbayern e.V., Geschäftsführer wirtschaft (BTW), Präsident Vorsitzender

Prof. Günther Pichler Hans-Peter Niedermeier Gabriele Neff DB Station&Service AG, Hanns-Seidel-Stiftung e.V., Leiter Regionalbereich Stadträtin München Leiter des Förderungswerkes Bayern

Prof. Wolfgang Richter Ulrich Rüter Robert Salzl

DRS Deutscher Reisepreis International University of Schörghuber Stiftung Sicherungsverein VVaG, Cooperative Education (IUCE), & Co. Holding KG, Vorstand Geschäftsführer Mitglied des Stiftungsrates

Klaus Stöttner Johann Stadler Ralf Schell Mitglied des Europäische Bayerischen Landtags, Bayerischer Hotel- und Reiseversicherung AG, Tourismuspolitischer Gaststättenverband e.V., Direktor/Bereichsleiter Sprecher der CSU- Hauptgeschäftsführer Vertriebsdirektion Touristik Landtagsfraktion

Prof. Dr. Andreas von Puttkammer Dr. Gabriele Weishäupl Fritz Wickenhäuser

Flughafen München GmbH, Landeshauptstadt Bund der Selbstständigen – Leiter Geschäftsbereich München – Tourismusamt, Gewerbeverband Bayern e.V., Aviation Direktorin Präsident

MR Dr. Otto Ziegler Sybille Wiedenmann Bayerisches Staatsministerium Bayern Tourismus für Wirtschaft, Infrastruktur, Marketing GmbH, Verkehr und Technologie, Geschäftsführerin Leiter des Tourismusreferates

Ausgabe 03|2010 Tourismus Management Passport 83 International

Partnerhochschulen der Fakultät für Tourismus

1 Australien 5 Ecuador

University of the Sunshine Coast, Sippy Downs, Queensland Universidad de Cuenca, Cuenca Æ www.usc.edu.au Æ www.ucuenca.edu.ec Southern Cross University, Lismore, NSW Æ www.scu.edu.au 6 England University of Greenwich, London-Greenwich 2 Belgien Æ www.gre.ac.uk Haute Ecole Lucia de Brouckère, Brüssel London Metropolitan University, London Æ www.heldb.be Æ www.londonmet.ac.uk University of Lincoln, Lincoln 3 Chile Æ www.lincoln.ac.uk University of La Serena, La Serena Æ www.userena.cl 7 Finnland Jyväskylä University of Applied Sciences, Jyväskylä 4 Dänemark Æ www.jamk.fi University of Southern Denmark, Esbjerg University of Applied Science Haaga-Helia, Porvoo Æ www.sdu.dk Æ www.haaga-helia.fi

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84 Tourismus Management Passport Ausgabe 03|2010 International

8 Frankreich 11 Macau Université Savoie de Chambéry, Chambéry Macau University of Science and Technology, Macau Æ www.univ-savoie.fr Æ www.must.edu.mo Université Blaise Pascal, Clermont-Ferrand Æ www.univ-bpclermont.fr 12 Niederlande Groupe Sup de Co, La Rochelle NHTV internationale hogeschool Breda, Breda Æ www.esc-larochelle.fr Æ www.nhtv.nl Groupe ESC Troyes, Troyes Stenden hogeschool, Leeuwarden Æ www.group-esc-troyes.com Æ www.chn.nl

9 Irland 13 Peru Cork Institute of Technology, Cork Pontifi cia Universidad de Católica del Perú, Lima Æ www.cit.ie Æ www.pucp.edu.pe Dublin Institute of Technology, Dublin Æ www.dit.ie 14 Rumänien Athlone Institute of Technology, Athlone Universitatea Lucian Blaga, Sibiu Æ www.ait.ie Æ www.ulbsibiu.ro/ro

10 Italien 15 Schottland Universitá Degli Studi di Bologna, Bologna/Rimini Napier University, Edinburgh Æ www.unibo.it Æ www.napier.ac.uk

16 Slowenien University of Ljubljana, Ljubljana Æ www.uni-lj.si

17 Spanien Universidad de Alcalá, Alcalá/Guadalajana Æ www.uah.es Universidad de Alicante, Alicante Æ www.ua.es Universidad de Almería, Almería Æ www.ual.es Universidad de Deusto, Bilbao Æ www.deusto.es Universidad de Deusto, San Sebastian Æ www.deusto.es Universidad de Cádiz, Cádiz/Jerez d.l.Frontera Æ www.uca.es Universidad de Las Palmas de Gran Canaria, Las Palmas Æ www.ulpgc.es Universidad de Málaga, Málaga

Æ www.uma.es 11 Universidad Rey Juan Carlos, Madrid Æ www.urjc.es 19 Universidad Complutense de Madrid, Madrid/Aranjuez Æ www.cesfelipesegundo.com Universidad de Murcia, Murcia Æ www.um.es Universidad de Oviedo, Oviedo Æ www.uniovi.de Universidad de La Laguna, Tenerife, La Laguna Æ www.ull.es Universidad de Zaragoza, Zaragoza Æ www.unizar.es 1 18 Ungarn University of Pannonia, Veszprém Æ www.vein.es

19 Vietnam National University Hanoi, Hanoi Æ www.vnu.edu.vn

Ausgabe 03|2010 Tourismus Management Passport 85 International

Fakultät International

Birgit Dittrich aus sechs Ländern und internationa- len Dozenten statt. Hierzu wird auf Vorlesungsangebot antiken Motorseglern entlang der und Summerschools kroatischen Küste oder auf der Do- Studierende an unserer Fakultät sol- nau eine „schwimmende Akademie“ len sich in der Welt zu Hause fühlen, eingerichtet. Jedes Jahr steht ITHAS Menschen und Kulturen in ihren un- unter einem anderen Schwerpunkt, terschiedlichen Ausprägungen ken- wie beispielsweise „Managing Tou- nen und verstehen lernen, die ganze rism in National Parks“, „Cruise Tou- Welt als ihren Arbeitsplatz begreifen. rism“ usw., der von den Dozenten im Von unseren Studierenden er- Rahmen von Vorträgen, Workshops warten wir nach dem Ende des Stu- und Exkursionen mit örtlichen Tou- diums die Beherrschung von min- rismusexperten tiefer gehend behan- destens zwei Fremdsprachen. Neben delt wird. Englisch können sich die Studieren- den zwischen den Sprachen Spanisch Internationale Gastprofessoren, und Französisch entscheiden. Allen Teaching Staff Mobility und Anfängern in diesen Sprachen bietet Staff Training Mobility die Fakultät im ersten Semester neben Unser internationaler Anspruch dem Studium kostenlos einen vier- zeigt sich aber auch bei Lehrveran- stündigen Sprachkurs pro Woche an. staltungen an unserer Fakultät. Die Darüber hinaus können die Studie- Sprachveranstaltungen werden über- renden weitere Sprachen wie Chine- wiegend von muttersprachlichen Do- sisch, Portugiesisch, Italienisch usw. zenten gehalten, und im Bereich der an unserer Fakultät Studium Genera- interkulturellen Kompetenz wird in le und Interdisziplinäre Studien bele- den entsprechenden Fremdsprachen gen und sich so für das spätere Berufs- gelehrt. Darüber hinaus bieten in je- leben qualifi zieren. dem Semester Gastprofessoren aus Interkulturelle Kompetenz ist verschiedenen Ländern der Welt Vor- aber viel mehr, als nur eine Sprache lesungen und Seminare in Englisch zu beherrschen. Es geht dabei auch oder einer anderen Fremdsprache an um das Verständnis anderer Kulturen und bringen somit internationales und Wirtschaftssysteme, welches in Flair an die Fakultät. den höheren Semestern in entspre- Auch für die Dozenten, Profes- chenden Vorlesungen zur Interkul- soren und Mitarbeiter der Fakultät Mini-Messe Semester an einer Partnerhochschule turellen Kompetenz gelehrt wird. besteht die Möglichkeit, innerhalb „Go Abroad“ im europäischen Ausland zu absolvie- Aber auch das Eintauchen in fremde der sogenannten „Teaching Staff Mo- Birgit Dittrich ren. Das Lifelong Learning Programm Welten, der Spaß am Reisen und das bility“ bzw. „Staff Training Mobili- wurde von der EU ins Leben gerufen, Entdecken sowie die Arbeit an kon- ty“ für eine kurze Zeit an einer der um den Informations- und Erfah- kreten Projekten in anderen Ländern Partnerhochschulen Vorlesungen zu rungsaustausch auf europäischer werden an der Fakultät gezielt geför- halten bzw. in entsprechenden Ab- Ebene voranzutreiben, den Gedan- dert. Beispielsweise werden innerhalb teilungen mitzuarbeiten, was für die ken der Unionsbürgerschaft zu stär- von Vorlesungen und Seminaren re- hiesigen Professoren und Mitarbeiter ken und die Vielfalt der europäischen gelmäßig Exkursionen in andere Län- eine gute Gelegenheit darstellt, über Bildungssysteme zu einer Quelle der der wie nach Österreich, in die osteu- eine kurze Zeit selbst internationales gegenseitigen Bereicherung und An- ropäischen Nachbarländer, sogar nach Flair zu schnuppern. regung werden zu lassen. Vietnam, die Vereinigten Arabischen Den Studierenden an der Fa- Emirate sowie Tunesien etc. angebo- Erasmus-Auslandssemester kultät für Tourismus steht ein um- ten. Jährlich fi ndet auch eine so ge- Erasmus ist ein Teil des Lifelong Lear- fangreiches Angebot an Austausch- nannte „Summerschool“ – ITHAS In- ning Programms (bisher SOKRATES), möglichkeiten mit derzeit über ternational Tourism and Hospitality das den Studierenden der Hochschule 30 Partnerhochschulen in ganz Euro- Academy at Sea – mit Studierenden München die Möglichkeit bietet, ein pa zur Verfügung. Falls die Studie-

86 Tourismus Management Passport Ausgabe 03|2010 International

renden ihre gewünschte Hochschule ihres Studiums zumindest ein Semes- mester oder das siebte und achte Se- nicht unter den Partnerhochschulen ter im Ausland verbringen. In Europa mester an der Partneruniversität zu der Fakultät fi nden, können sie als so- bestehen mittlerweile schon mit über verbringen. Im Rahmen des Doppelba- genannte „Freemover-Studierende“ 30 Universitäten Verträge auf Basis chelors sind die zu belegenden Fächer ein Semester im europäischen Aus- des „Erasmus“-Programms, die den im Ausland genau vorgeschrieben land an ihrer Wunschhochschule ver- Austausch von Studierenden erleich- und werden nach Rückkehr und be- bringen. tern sollen. Außerhalb Europas wur- standenen Prüfungen vor Ort für das Für das Auslandssemester bie- den mittlerweile Verträge mit acht deutsche Fach angerechnet. Die Stu- tet sich in der Regel das dritte, vierte Partnerhochschulen geschlossen. Je- dierenden erhalten nach diesem Jahr oder fünfte Semester an, um an einer doch ist die Internationalisierung der im Ausland den Abschluss der Part- ausländischen Hochschule zu stu- Fakultät noch nicht abgeschlossen, neruniversität sowie den Bachelor- dieren. Den teilnehmenden Studie- sondern wird weiter vorangetrieben. Abschluss in Tourismus Management renden werden maximal 30 ECTS im Die abgeschlossenen Verträge beru- der Hochschule München. Momen- Rahmen des European Credit Transfer hen immer auf Gegenseitigkeit, das tan bestehen im englischsprachigen System (ECTS) – das Leistungspunkte- heißt, für jeden Studierenden, der an Raum Abkommen mit der London system an Hochschulen – anerkannt. eine Partnerhochschule geht, kommt Metropolitan University, University of Demnach ist das Auslandssemester ein Studierender aus dem Ausland – Lincoln, Napier University Edinburgh kein verlorenes Semester, welches das auch so holen wir internationales und Athlone Institue of Technology. In Studium unnötig hinauszögert, son- Flair an unsere Hochschule. Frankreich besteht eine Partnerschaft dern eine wertvolle Bereicherung mit In Vietnam plant die Fakultät für mit der Université de Savoie in Cham- vollständiger Anerkennung der im Tourismus, federführend an der sich béry und in Spanien mit der Universi- Ausland erbrachten Leistungen im gerade in Gründung befindenden dad de Deusto in Bilbao. Rahmen des EU-weiten „Bologna-Pro- Vietnamesisch-Deutschen Universi- zesses“, der für Vergleichbarkeit und tät einen Master-Studiengang aufzu- Informationsveranstaltungen zum Transparenz von Studienleistungen bauen. Dort können in Kürze nicht nur Auslandssemester an der Fakultät sorgt. die Münchner Bachelor-Absolventen Um möglichst viele Studierende der Ehemalige Teilnehmer berichten ihren Master-Abschluss machen, son- Fakultät für Tourismus für ein Aus- von einer einmaligen Erfahrung. Es dern es soll auch ein Austausch auf landssemester zu gewinnen, werden werden nicht nur die Sprachkenntnis- Professoren- und Mitarbeiterebene regelmäßig Informationsveranstal- se für das weitere Studium und den stattfi nden. tungen angeboten. Auch Gastpro- späteren Beruf verbessert, sondern es fessoren oder Besucher der Partner- bietet sich die Möglichkeit, eine an- Praxissemester im Ausland universitäten halten regelmäßig dere Kultur kennenzulernen und ein Natürlich fördern wir auch, dass das Vorträge über ihre Universitäten. Den weltweites Netzwerk aufzubauen. praktische Studiensemester im Aus- Höhepunkt eines jeden Semesters bil- land absolviert wird. Hierzu erhalten det die Mini-Messe „Go Abroad“. Hier Auslandssemester die Studierenden Angebote aus un- können sich interessierte deutsche außerhalb Europas serer Praktikantendatenbank oder ak- Studierende aus erster Hand bei den Neben den europäischen Partneruni- quirieren selbstständig Praktikums- momentanen Austauschstudieren- versitäten baut die Fakultät für Tou- stellen in der gesamten Welt. Hier den der Fakultät informieren, sich rismus das Angebot an weltweiten reichen die Angebote von namhaften mit Informationsmaterial versorgen Partnern kontinuierlich aus. Momen- Unternehmen in großen Metropolen und kulinarische Besonderheiten der tan bestehen Partnerschaften mit der bis hin zu weniger bekannten Unter- Partnerländer probieren. University of the Sunshine Coast und nehmen in exotischen Ländern. Die Die Fakultät für Tourismus unter- Southern Cross University/Australi- Studierenden nutzen das Praxisse- hält ein eigenes „International Offi ce“, en, Universidad de La Serena/Chile, mester im Ausland nicht nur für ihre um den Studierenden die optimale Universidad de Cuenca/Ecuador, Pon- Sprachkenntnisse, sondern auch da- Unterstützung bei ihren internationa- tifi cia Universidad Católica del Perú/ für, erste Kontakte für den Start in das len Ambitionen bieten zu können. Es Peru; National University Hanoi/Viet- spätere internationale Berufsleben zu wird von Birgit Dittrich geleitet. nam und Macau University of Science knüpfen. and Technology/China. Unter den Studierenden ist ein deutlicher An- Doppelbachelor stieg der Nachfrage an Studienplät- Neben dem theoretischen Auslands- zen in Australien, Lateinamerika und semester und dem praktischen Stu- Asien zu bemerken. diensemester im Ausland, gibt es für Informationen: die Studierenden darüber hinaus die Alle Interessierten erhalten ausführliche Informationen Partneruniversitäten der Möglichkeit des sogenannten „Dop- auf der Webpage der Fakultät für Tourismus bzw. direkt Fakultät für Tourismus pelbachelors“. Hierzu werden den Stu- beim International Offi ce der Fakultät bei Birgit Dittrich Die Fakultät begrüßt es, dass mög- dierenden zwei Modelle angeboten, ([email protected]). lichst alle Studierenden während entweder das fünfte und sechste Se-

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International Offi ce

Birgit Dittrich “Managing Tourism in National With currently over 30 partner Parks”, “Cruise Tourism” etc., which is universities throughout Europe, the treated by the lecturers in detail in lec- Department of Tourism offers its Lecture Programme tures and workshops and excursions students a wide range of exchange and Summer Schools with local tourism experts. options. If the students cannot find We want students in our faculty to feel their preferred university among the at home anywhere in the world, to get International Guest Professors, Department’s partner universities, they to know and understand different Teaching Staff Mobility and can as so-called free movers spend a se- peoples and cultures, and to look on Staff Training Mobility mester at the university of their choice the whole world as their workplace. Our claim to internationality is how- in another European country. We expect them to master at least ever also refl ected in the courses of- As a rule, the 3rd, 4th or 5th seme- two foreign languages by the time fered in our department. The langua- ster is a good one to spend at a foreign they have completed their studies. In ge courses are delivered in the main by university. Participating students are addition to English, students can deci- native-speaker lecturers and lectures awarded a maximum of 30 ECTS cre- de between Spanish and French. In the on intercultural competence are deli- dits under the European Credit Trans- fi rst semester we offer all beginners, vered in the language of the country fer System (ECTS) – the credit points sy- free of charge and in addition to their concerned. Moreover, every semester stem at universities. A semester spent studies, a four-hour language course guest professors from different coun- abroad is therefore not a lost seme- in French or Spanish. Moreover, the tries hold lectures or seminars in Eng- ster which unnecessarily prolongs students can study other languages lish or another foreign language, thus your studies, but a valuable enrich- such as Chinese, Portuguese or Italian giving the department an internatio- ment with complete recognition of etc. in our General Studies department nal touch. the assessed performances abroad un- and thus gain qualifi cations for their The professors and employees in der the terms of the EU-wide “Bolog- future career. the department also have an oppor- na Process” to ensure comparability There is a lot more to intercultu- tunity under the so-called Teaching and transparency of assessed student ral competence however than merely Staff Mobility or Staff Training Mobi- performances. mastering a foreign language. It also lity programme to lecture or work for Former participants have descri- involves an understanding of other a short period at one of our partner bed it as a unique experience. Not only cultures and economic systems, some- universities. This is a good opportu- do students improve their foreign lan- thing which is taught in later seme- nity for the professors and employees guage competency for the rest of their sters in lectures on intercultural com- to enjoy an international atmosphere studies and their later career, they also petence. In our department we also themselves for a short while. have the opportunity to get to know specifically encourage students to a foreign culture and to build up a immerse themselves in foreign worlds, Erasmus Semester Abroad worldwide network. enjoy travelling and discovering and As part of the Lifelong Learning Pro- work on concrete projects in other gramme (previously SOCRATES) stu- Semester Abroad Outside Europe countries. For example, the lecture dents at the Munich University of In addition to its European partner and seminar programme regularly Applied Sciences also have the oppor- universities, the Department of Tou- includes excursions to other countries tunity to spend one semester at an uni- rism is continuously expanding the such as Austria, neighbouring Eastern versity in Europe. The Lifelong Learning number of its partners worldwide. European countries, even to Vietnam, Programme was initiated by the EU to Partnerships already exist with the the United Arab Emirates and Tuni- advance the exchange of information University of the Sunshine Coast and sia etc. Every year there is also a so- and experience on an European level, to Southern Cross University/Australia, called “Summer School” – ITHAS In- increase identifi cation with EU citizen- Universidad de La Serena/Chile, Uni- ternational Tourism and Hospitality ship and to make the variety of Europe- versidad de Cuenca/Ecuador, Ponti- Academy at Sea – with students from an educational institutions a source of fi cia Universidad Católica del Perú/ six countries and international lectu- mutual enrichment and stimulation. Peru, National University Hanoi/Viet- rers. A “swimming academy” is set up Erasmus is a part of the Lifelong nam and Macau University of Sci- on antique motorized gliders along Learning Programme and offers ence and Technology/China. Among the Croatian coast or on the Danu- students the opportunity to study for the students there is a noticeable in- be. Every year there is a different fo- a semester at a partner university in crease in demand for places in Austra- cus to the ITHAS, such as for example Europe. lia, Latin America and Asia.

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Hungarian Day of the Department of Tourism Birgit Dittrich

This range of options is above all The names range from well-known the Department of Tourism to spend intended to encourage students to be companies in large cities to lesser- a semester abroad. Guest professors adventurous and spend some time ab- known companies in exotic coun- or visitors from the partner univer- road. Of course it is a challenge – but tries. The students use the practical sities also give regular presentations also an invaluable gain! semester abroad not only to improve of their universities. The highlight of their foreign language skills, but also every semester is the “Go Abroad” mi- Partner Universities of the to make initial contacts to help them ni-fair. At it, interested German stu- Department of Tourism start out on an international career dents can get fi rst-hand information The Department welcomes all students later. from exchange students currently at if possible spending at least one se- the Department, pick up some litera- mester abroad in the course of their Double Bachelor Degree ture and try the culinary specialities studies. In Europe we already have In addition to the theoretical seme- of the partner countries. agreements based on the “Erasmus” ster and the practical semester ab- The Department of Tourism has programme with over 30 universi- road, students also have the possibili- its own International Offi ce to provi- ties. These are intended to facilitate ty to do a so-called “Double Bachelor de students with optimum support student exchanges. Outside Euro- Degree”. For this, they can choose bet- to help them realize their internatio- pe, we have now signed agreements ween two models. Either they spend nal ambitions. It is managed by Birgit with eight partner universities. The semesters fi ve and six at the partner Dittrich. Department’s internationalization university, or semesters seven and process is however not yet completed eight. Under the Double Bachelor and is continuing. The agreements sig- programme, the subjects which must ned are always reciprocal, i.e. for eve- be taken abroad are specifi ed and, ry student of ours going to a partner after the student has passed the exa- university, a foreign student comes to minations there and returned, are us – thus giving our university an in- credited towards the German degree. ternational touch. After their year abroad students are At the Vietnamese-German Uni- awarded the partner university’s deg- versity currently being established in ree as well as the Bachelor Degree in Vietnam, the Department for Tourism Tourism Management from the Uni- is planning to take overall control of versity of Applied Sciences München. setting up a Masters programme. There At present we have agreements with not only will Bachelor graduates from the London Metropolitan University, Munich soon be able to do their Ma- University of Lincoln, Napier Univer- sters, exchange on a professorial and sity Edinburgh und Athlone Institue Information: staff level is also planned. of Technology, Université de Savoie Anyone interested can fi nd detailed information on the in Chambéry/France and the Univer- Department’s home page or can contact Birgit Dittrich Practical Semester Abroad sidad de Deusto in Bilbao/Spain. directly at the International Offi ce of the Department of We also of course encourage students Tourism ([email protected]). to do their practical semester abroad. Briefi ngs on the Semester Abroad They either fi nd offers in our place- in the Department ment students’ database or fi nd place- Regular briefi ngs are held to encou- ments themselves all over the world. rage as many students as possible in

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The perspective of our fi rst four Macau incoming students

Zhang Sue (Sue) teams. My teammates are from Ger- Munich is the place where I first many and Spain, so I must discuss our touched European land. It is fair to team work with them in English. Now say that the city of Munich was foun- I am studying German. Even though ded on beer. To sip a glass of cold beer it is quite diffi cult for me, I will try my while sitting in the shadow of a Chine- best to learn it. I hope when I go back se pagoda surrounded by the English to Macau, I can show my German to garden in the middle of a southern my friends. German city. It may sound unlikely, but that is what I experienced in Mu- Ma Jing nich in this late September 2009. It Until now, I still clearly remember is easy to forget that you are in a big those days when I just set foot on this Jin Lu (Michelle) city as you wander through the Eng- strange city which I did not know at When I am asked about how life is lish Garden, surrounded by happy all. And the most helpless thing for me in Munich, most people are curious people. Munich is a city of fascinating is that I did not understand the langu- about the differences. Here people contrasts. It has terrifi c museums, ar- age. So at fi rst I didn’t feel very good eat a lot of bread and potatoes, not chitectural treasures, open-air shop- about this city. But I still tell myself rice. People like sparkling water more ping as well as space-age factories it will be okay. It will be better when than natural water. People conscious- and world-class markets. It is really I manage it. And after one month, at ly buy tickets for public transportati- a worthy choice to visit and live here. this moment, the truth tells me that I on, even if they will only be checked I feel so lucky that I can be part of this am right. No matter the life, the stu- twice a year on average. People take exchange program! Where does time dies, the people and the environment, their dogs wherever they go (one mis- go? I have already been in Munich one they are so perfect. It is totally diffe- understanding to be cleared: Not all month and a half. rent from Macau. The people here are Chinese eat dogs, we also love them very friendly. When you are lost and as friends). One of the interesting ex- Zhou Wei look at the map, friendly people will periences I have had here is seeing However, the weather in Munich sho- come up to ask you if you need help. a doctor. In China when someone is cked me. In Macau the lowest tempe- And the students from school showed sick, we normally go to a hospital for rature is twelve degrees. In Munich it a big welcome to us. They really take treatment. Thus, when I was sick, I already snowed in October! The last care of us and help us so much. Always went to a Klinikum for a doctor. How- time I saw snow was two years ago invite us to get together and have din- ever, when I stepped into the Klini- when I was in New York City. And I can ners with them. Life in Munich is so co- kum, I told the nurse that I caught a not imagine it snows lorful and good. There is no doubt that cold and wanted to see a doctor. She in Munich, meanwhile it will be the most valuable experience fi rst stepped back and looked at me it is still truly summer in my life. with a scared face. She told me that time in Macau. I needed to fi nd a specialist for treat- Comparing the ment first. Only when the specia- way of teaching cour- list thinks that my disease is serious ses in China and Ger- enough that I need a Klinikum then many, I prefer the lat- I can go there which was very odd ter one. Firstly, there to me. I would like to quote a saying are only around 20 stu- heard from Oktoberfest which I per- dents for each class. sonally like very much – Germany is I think it is better for students to get great, Bavaria is greater! information and obtain knowledge from the lecturers. And it will be ea- sier to ask lecturers directly if there is something not clear. In Macau every class has about 70 students. Lectu- rers may not see me if I sit at the very back of the classroom. For me it is a big challenge to work in international

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Eine Reise um die Welt – Drei Outgoing-Studierende berichten

Matthias Münz Melanie Klose University of the Sunshine Coast, Universidad de La Serena, Chile Australien Am 2. März 2009 ging es für mich ans Studenten aus der ganzen Welt sind andere Ende der Welt. Nach unzähli- sich einig: Die Sunshine Coast am gen Flugstunden und einer ca. sieben- südlichen Ende Queenslands ist eine stündigen Busfahrt war ich endlich da, der schönsten Gegenden Australiens. in meiner Heimat für das kommende Die Universität ist sehr gut auf in- Semester – La Serena, einer Stadt an ternationale Studenten der Pazifi kküste Chiles. Busfahren ist ausgerichtet und bietet in Chile angenehm und zudem auch Unterstützung in jeder noch ziemlich günstig. Zusammen Martina Langenegger Hinsicht. Das Studenten- mit den anderen Austauschstudenten Macau University of Sciences leben ist aufgrund zahl- hatte ich die Möglichkeit, den Süden and Technology reicher Hausarbeiten (das offi zielle Ende der Welt) mit sei- Noch vor einem halben Jahr habe weniger „easy going“ als nen Gletschern per Bus zu bereisen, ich versucht, mir ein Bild von dieser man annehmen möch- die Geysire und Vulkane in der Ata- Stadt zu machen. Google Earth zeigt te, aber dafür geht es camawüste zu sehen und die Anden eine „Macao University of Sciences mit dem Englisch un- Richtung Argentinien zu überqueren and Technology”, umgeben von rie- weigerlich steil bergauf. – diese unglaubliche Vielfalt an Vege- sigen Casinos. Unglaublich, dass ich Strand, Sonne und internationale Be- tation sollte man sich auf keinen Fall direkt auf dem sogenannten Cotai kanntschaften an der Uni versüßen entgehen lassen. Strip Macao‘s studieren und wohnen das anspruchsvolle Studium. An der Die Universidad de La Serena sollte. Wenige Wochen nach meiner Sunshine Coast spielt sich das Leben verteilt sich über mehrere Campi in Ankunft hatte ich dann die Einkaufs- zu einem großen Teil an den wunder- der ganzen Stadt. Wir, die Touristi- meilen, Bars und Restaurants getestet, schönen Stränden ab. Schon morgens ker, haben den Campus direkt neben Fotos der Casinos aus allen Blickwin- wimmelt es von Surfern, Joggern, Ka- dem Busbahnhof und der riesigen keln, zu allen Tageszeiten und in al- jakfahrern und Spaziergängern. Die Einkaufs-Mall, welche die Chilenen len Wetterlagen gemacht, vergeblich „Aussies“ selbst sind überaus freund- gern als Ziel ihres Sonntagsausfl ugs auf eine Gefühlsregung der „Zocker“ lich, herzlich und hilfsbereit. Prob- wählen. Die Chilenen würde ich als gewartet und dabei festgestellt, dass leme werden grundsätzlich mit der Macao noch wesentlich mehr zu bie- australischen Gelassenheit angegan- ten hat. Beispielsweise Coloane, den gen. „No worries mate“ ist eine Le- Inselteil, der als einziger nicht rasant benseinstellung. Thanks for the ex- zu wachsen scheint. Hier gibt es uner- perience! kundete Wälder, Strände zum Grillen und kleine Gassen. Selbst Hongkong ist per Fähre nur ca. 1,5 Stunden ent- fernt. Während meines Auslandsse- mesters habe ich viele interessante Leute kennengelernt, enge Freund- schaften geschlossen, erfahren, was ein gemütliches Volk bezeichnen. Im echte Gastfreundschaft ist, ein Ver- Alltag nehmen sie es meist „tranqui- ständnis für die Kultur entwickelt, la“, auch wenn sie beim Sprechen ein sonderbare Dinge gegessen, verrückte ganz schönes Tempo vorlegen und Karaokenächte erlebt und hatte trotz, viele „Chilenismen“ benützen. Jeder, aber vor allem wegen der großen Un- der die Möglichkeit bekommt, ein terschiede eine tolle Zeit. Semester in Chile oder Lateinameri- ka zu studieren oder eine gewisse Zeit hier zu leben, sollte diese auf alle Fälle nutzen. Bienvenidos!

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Vietnam – a hidden charm

Interview with Prof. Tran Duc Thanh try whose name is Ho Chi Minh. Ho Chi 5 star hotels in Vietnam and now there Minh City is a European style city in are nearly forty 5 star hotels around rof. Tran Duc Thanh is dean of the terms of construction and also about the country. P Faculty of Tourism Studies at Viet- the way of thinking and activeness of nam National University Hanoi which its people. It is also the best economi- Passport: What are the problems of is a partner university of the Faculty of cally developed city in Vietnam. tourism facing Vietnam? Tourism of Munich University of Applied Thanh: The biggest problem is the Sciences since 2007. Passport: What about the development lack of qualitative labour in the tou- of tourism in Vietnam? rism industry. About 30% of the em- Passport: What would you consider as Thanh: Tourism in Vietnam star- ployees in the tourism sector in Viet- top tourism destinations in Vietnam? ted about 1990, 25 years after the end nam have studied tourism, including Prof. Tran Duc Thanh: Firstly Ha- of the Vietnam War. In 1990 there were certifi cates of vocational schools of noi is the of Vietnam which only 250.000 international arrivals, tourism. celebrates its 1.000th anniversary in almost all of them from socialist coun- The second problem is that there 2010. Hanoi wasn’t always called Ha- tries. In 2009 there were 4.253.740 in- is no close and effi cacious cooperation noi like today. Before 1.000 years it ternational arrivals, most of them between the tourism and other econo- was called Thang Long which means were from China, South Korea, Japan, mic sectors. It is just the hotels, travel “dragon fl ies to the sky”. What makes USA, France and Australia. Tourists tra- agencies and tour operators that earn Hanoi so special is the old quarter es- vel individually (also as backpackers) real money with the tourists. The local pecially with its French architecture. or travel on packaged tours. There is community and its residents just earn This derives from its French colony also a development of MICE tourism a very small piece of the cake. They are time until 1945. and ecotourism (there are 30 national more affected by the negative sides of Secondly there is Halong Bay with parks in Vietnam). Vietnam focuses on Prof. Tran Duc tourism such as pollution etc. Thanh in front of about 2.000 islands which make the offering products of high quality (a lot Neuschwanstein Pollution and environmental da- area very special and beautiful. Ha- of 4-5 star resorts are built already). For Castle mage is the third big problem, espe- long Bay belongs to the world natural example in 1990 there were only fi ve Birgit Dittrich cially at Halong Bay and Hanoi. Tou- heritage, elected in 1994 for its beauty and again in the year 2000 for its ge- ological value. Sapa is a town situated at 1.500 m above sea level where seven different ethical groups are located. Besides of the cultural attraction due to the ethi- cal groups it is a good place for tou- rists because in Sapa it is constantly 25 degrees Celsius and always about nine to ten degrees Celsius lower than in Hanoi. Therefore it is especially du- ring the summer time (May-August) a good place to visit (in Hanoi it al- most gets 38 degrees Celsius during that time). Hue is the capital of the last feu- dalism in Vietnam and also world cul- tural heritage because of the construc- tion of the city wall followed by the French Vauban architecture. Ho Chi Minh City was the admini- strative center of the south during the Vietnam War. During that time it was named Saigon. The name changed be- cause of the fi rst president of the coun-

92 Tourismus Management Passport Ausgabe 03|2010 International

rists don’t care about the environment small percentage. According to the and just litter. But from the problems statistics of Vietnam National Admi- Besuchen Sie uns auf der we also learn. For instance caring nistration of Tourism (VNAT) the main Internorga in Halle B3, OG 104 about the capacity of how many tou- source markets for Vietnam tourism rists we allow to visit Halong Bay. We li- are China (15%), South Korea (11%), USA mit the number of boats there because (10%) and Japan. Kaffee muss without a boat it is not possible to visit perfekt sein! it. Another thing is the deculturation Passport: What about marketing Viet- of ethnic groups for example in Sapa. nam throughout the world? The cam- Von der ersten bis Now we know how important it is to paign tells about the hidden charm of zur letzten Tasse. conserve the culture and pass it on the country. What is exactly meant by to the next generation. Without that that? there is no attraction for tourists who Thanh: The Vietnamese Ministry Mit der ZION von MACCHIA- bring money to the country. of Culture, Sport and Tourism in gene- VALLEY profitieren Sie von gleichbleibender Kaffee-Qua- ral and VNAT in particular have done lität auch bei großen Mengen. Passport: What do you think about and are doing many things to promo- Der technisch ausgereifte, the future of tourism in Vietnam, what te Vietnam tourism. Facing the world hochwertige Vollautomat developments do you expect? economic crises the promotion cam- glänzt mit einem sehr guten Thanh: Situated in Asia which is paign was launched in order to at- Preis-Leistungs-Verhältnis becoming very popular in tourism tract more tourists again. Plus all the und kann für 21 Kaffee- und all over the world, Vietnam has good tourism products were reduced in pri- Choco-Spezialitäten program- miert werden. Das neuartige chances to attract more tourists in the ces or sold at the same price but with TFT-Vollgrafik-Display macht future. In addition, Vietnam is rich in more services included. At the end the die Bedienung einfacher denn natural as well as cultural resources. result was an increase of about 9% of je. Zudem kann es für Unter- There are fi ve tangible and six intan- domestic tourism. haltung und Werbung einge- gible world heritages in our country. The slogan of the Vietnamese setzt werden. Therefore Vietnam’s tourism has op- tourism campaign says “Vietnam – a Steigen Sie jetzt um portunities and strengths. I think if we hidden charm”. This means that my auf Perfektion! have a good strategy Vietnam will be country is so charming, but from out- a top destination in Asia. side you can not see it. You have to go MACCHIAVALLEY – Kaffee muss perfekt sein! there and discover what makes Viet- Passport: Did Vietnam feel the world nam so charming. I do really hope to Weitere Informationen economic crises in terms of tourist see many German tourists in Vietnam, unter: www.mv-t.de arrivals? especially next year in Hanoi when we Thanh: Yes, the world economic will be celebrating the anniversary of crisis infl uences the life of everyone in our capital. every country and in every sector of the society. Although we tried our best, 2009 international arrivals decreased 16.3% in comparison to the same peri- Prof. Tran Duc Thanh thanks the od in 2008. Faculty of Tourism for arranging his visit to Munich in November 2009 and Passport: Is there any outgoing tourism really hopes that the cooperation bet- from Vietnam and to which countries? ween the two universities will make Thanh: The preferred destinations new progress. for Vietnamese would be western countries because of their cultural va- Interview taken by Birgit Dittrich, lue. But Vietnamese people frequent- International Office of Faculty of ly travel to China, Thailand, Malaysia Tourism. and Singapore because of low expen- ditures there. ZION

Passport: What is the picture of Ger- man tourists in Vietnam? Are there any stereotypes? How does the Vietname- se tourist industry prepare for German An der Zugspitze 1 · 82491 Grainau tourists? Tel. +49 (0) 88 21 - 9 66 73 - 0 [email protected] · www.mv-t.de Thanh: Until now German tourists coming to Vietnam form just a very

Ausgabe 03|2010 Tourismus Management Passport 93 Internationales

Das Paket ist geschnürt – Doppelbachelor an einer Partneruniversität der Fakultät für Tourismus

Birgit Dittrich Ein zusätzlicher Abschluss zum entweder 120 ECTS nach vier Semes- Münchner Bachelor ist nun an den tern oder 180 ECTS nach sechs Semes- Doppelbachelor folgenden Universitäten möglich: tern erreicht sein. Das heißt, auch die Napier University (Schottland), Ath- beiden PBLV-Blöcke müssen abgeleis- 1. Was ist ein Doppelbachelor? lone Institute of Technology (Irland), tet sein. Ausreichende Sprachkennt- 2. Partnerhochschulen Lincoln University (England), London nisse werden vorausgesetzt. 3. Voraussetzungen Metropolitan University (England), 4. Modelle Université de Chambéry (Frankreich), 4. Modelle 5. Bewerbung Universidad de Deusto Bilbao (Spani- Folgende Modelle sind im Rahmen 6. Anerkennung en) und University of the Sunshine des Doppelbachelor-Programmes 7. Finanzielle Förderung Coast (Australien). möglich. Die farbig markierten Fel- 8. Informationsveranstaltungen der zeigen die Semester im Ausland. 3. Voraussetzungen Zur Teilnahme an diesem Programm 1. Was ist ein Doppelbachelor? müssen nach Modell (siehe Punkt 4) Darunter wird verstanden, dass zu- sätzlich zum Abschluss der Hei- Reguläres Modell mathochschule ein weiterer aus- ländischer Hochschulabschluss Möglich in Athlone, Lincoln, London, Napier, Chambéry und Australien. erworben werden kann, wenn die ent-

sprechenden Semester an ausgewähl- 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. ten Partnerhochschulen der Heimat- Semester Semester Semester Semester Semester Semester Semester hochschule verbracht werden und die dortigen Lehrleistungen erfolgreich Hier verbringen die Studierenden ihr 5. und 6. Semester im Ausland. Im 7. Semester kehren die Stu- absolviert werden. dierenden an die Heimathochschule München zurück und verfassen dort ihre Bachelor-Arbeit und absolvieren die Kurse des 7. Semesters. Nach erfolgreichem Absolvieren aller Semester erhalten die 2. Partnerhochschulen Studierenden den ausländischen sowie den deutschen Bachelor-Abschluss. Im Rahmen des Doppelbachelor-Pro- Dieses Modell ist an der Partneruniversität in Australien und in Lincoln kostenpfl ichtig. grammes konnte die Fakultät für Tou- rismus die bestehenden ehemaligen Ausnahmemodell Doppeldiplom-Partnerschaften ver- stärkt ausbauen. Zu den bisherigen Möglich in London, Athlone, Napier und Bilbao. drei Partneruniversitäten kamen zwischenzeitlich vier neue Partner 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. hinzu. Semester Semester Semester Semester Semester Semester Semester Semester

Der Auslandsaufenthalt fi ndet während des 7. und 8. Semesters statt. Die Studierenden verfassen während dieser Semester auch ihre Bachelor-Arbeit im Ausland. Nach erfolgreichem Absolvieren al- ler Semester erhalten die Studierenden den ausländischen sowie den deutschen Bachelor-Abschluss.

Mastermodell

Möglich in Lincoln und Bilbao.

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. Semester Semester Semester Semester Semester Semester Semester Semester

Die Studierenden verbringen ihr 7. und 8. Semester im Ausland. Dort belegen sie die Kurse des Master-Programmes und verfassen dort auch ihre Master-Arbeit. Nach erfolgreichem Absolvieren aller Semester erhalten die Studierenden den ausländischen Master-Abschluss sowie den deut- schen Bachelor-Abschluss. Dieses Modell ist an den Partnerhochschulen kostenpfl ichtig.

94 Tourismus Management Passport Ausgabe 03|2010 Internationales

5. Bewerbung 7. Finanzielle Förderung Ausnahme- und Mastermodell an Bewerbungen können bis zum Die Auslandssemester können seitens den Partneruniversitäten Lincoln, 31. März eines jeden Jahres beim In- der Hochschule durch eine sogenannte Napier und Bilbao möglich. ternational Office der Fakultät für „Erasmus- bzw. Freemover-Förde- Tourismus eingereicht werden. Das rung“ fi nanziell unterstützt werden. 8. Informationsveranstaltungen Programm startet jeweils zum Win- Die Fakultät für Tourismus hat Diese fi nden immer zu Beginn eines tersemester an der Partneruniversi- sich an einer Ausschreibung des jeden Semesters statt (Termine wer- tät, um dort das 5./6. bzw. 7./8. Semes- Deutschen Akademischen Aus- den im Infoscreen der Fakultät be- ter zu verbringen. Die Vergabe der tauschdienstes DAAD beteiligt, wel- kannt gegeben). Plätze erfolgt nach dem bisherigen che vierjährige Bachelor-Programme Notendurchschnitt. mit einjährigen Auslandsaufenthal- ten und Doppelabschlüssen fi nanzi- 6. Anerkennung ell fördert. Hierbei hat aus insgesamt Vor Antritt des Auslandsjahres erhalten 34 Anträgen verschiedenster Hoch- die Studierenden einen genauen Kurs- schulen auch die Fakultät für Tou- plan zur Belegung der dortigen Fächer, rismus den Zuschlag erhalten. Im die das Äquivalent zu den Münchner Rahmen dieses Zuschlags können Fächern im jeweiligen Semester bilden. die finanziellen Zuwendungen des Nach erfolgreichem Bestehen dieser DAAD ab dem WS 2010/11 als Stipen- Informationen: Kurse werden die ausländischen No- dien an die Studierenden weiterge- ten für die entsprechenden deutschen geben werden. Durch diese hohen Alle Interessierten erhalten ausführ- Fächer übernommen. fi nanziellen Anreize soll es den Stu- liche Informationen auf der Webpa- ge der Fakultät für Tourismus bzw. Die Anerkennung der bisherigen dierenden ermöglicht werden, diese direkt beim International Offi ce der Studienleistungen aus den früheren einmalige Chance des Doppelbache- Fakultät bei Birgit Dittrich, Semestern erfolgt durch gegensei- lor-Programms vermehrt wahrneh- Tel.: 089 1265-2137 oder per E-Mail: tige Anerkennung der Partnerhoch- men zu können. Die Stipendien des [email protected]. schulen. DAAD sind allerdings nur für das

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Dr. Roland Bernecker – Generalsekretär der UNESCO-Kommission

m Mai 2009 erhielt die Fakultät ho- reicht hat: Die Menschen verwenden Ihen Besuch durch den Generalsek- ihr kulturelles Erbe nicht mehr zur na- machte deutlich, retär der Deutschen UNESCO-Kom- tionalistischen Aus- und Abgrenzung, dass die Tourismus- mission; Dr. Roland Bernecker sprach sondern sie vertrauen es freiwillig der wirtschaft die Kultur über die Rolle der UNESCO und ih- ganzen Welt an und sind stolz, „dass nicht nur als zu ver- ren friedensstiftenden Auftrag, Völ- es nun in ideeller Hinsicht nicht mehr wendendes Konsum- kerverständigung im Geiste, durch ihnen allein gehört“. Neben dem be- gut in ihren Arrange- Bildung und Kultur herbeizufüh- kannten Welterbeprogramm berich- ments missbrauchen ren. Der Kulturauftrag, die Rolle der tete Dr. Bernecker vom immateriellen dürfe, sondern dass UNESCO und die Auswir- Kulturerbe, das in einer die touristische He- kungen von und auf den UNESCO-Konvention rausforderung darin Tourismus waren Kern- von 2003 behandelt liege, mit dem Touris- bereiche seiner Rede. wird, die von Deutsch- mus kulturelle Identität Bernecker bezeichnete land noch nicht ratifi - Dr. Roland Bernecker, und sinnhafte Erfahrung zu fördern. das Welterbeprogramm ziert wurde. Der Gene- Generalsekretär Der Besuch des Generalsekretärs und der Deutschen als die „vielleicht erfolg- ralsekretär warb dafür UNESCO-Kommission sein Vortrag machten deutlich, dass reichste internationa- mit den Worten, dass es die Themen, die im neuen Kompe- le Kooperation aller Zeiten“, die das eine große Chance gerade für die Län- tenzfeld „Kultur im Tourismus“ be- Ziel, das Kultur- und Naturerbe als der der westlichen Welt sei, neben der arbeitet werden, zunehmend Be- Instrument der Völkerverständigung „Hochleistungskultur“ auch verstärkt deutung gewinnen und im Sinne zu nutzen, dauerhaft zu erhalten und jene Bereiche wiederzuentdecken, die einer nachhaltigen Tourismusent- einem allgemeinen Zugang zu öffnen, den Körper, die Sinne und die sozi- wicklung beachtet werden müssen. durch einen wirkungsvollen Hebel er- alen Rituale berühren. Dr. Bernecker Volker Letzner

Dieter Semmelroth: „Die Tourismusbranche im Lichte der Finanzkrise“

m Jahr 2009 war die Finanz- und der der vergangenen Jahre ziehen zu Auswirkungen auf das Reisesegment waren zwar sowohl IWirtschaftskrise auch in der Tou- können, startete Herr Semmelroth positiver als auch negativer Natur. „Insgesamt hat der rismusindustrie angekommen. Dies mit einem kurzen Rückblick über die Pauschaltourismus jedoch Anteile verloren, was auch die nahm sich Dieter Semmelroth, Leiter Entwicklung des Pauschaltourismus. großen Reiseveranstalter nicht kompensieren konnten“, des Bereichs Hotelfi nanzierung der Bis zum Jahr 2000 erwies sich dieser sagte Semmelroth. In der Folge kam es zur Marktkonsoli- TUI AG, zum Thema, als er im Rah- als dauerhaft wachstumsstarkes Seg- dierung: Thomas Cook schloss sich mit MyTravel zusam- men eines Gastvortrages an unserer ment. Das kontinuierliche Wachstum men. Fast zeitgleich zog die TUI durch die Fusion mit First Fakultät im Dezember 2009 zur Fra- wurde jedoch im Jahr 2001 durch die Choice Holidays nach, bei der die an der Londoner Bör- ge „Pauschaltourismus in der Krise – Geschehnisse des 11. Septembers jäh se notierte TUI Travel PLC entstand. Die Krise der Finanz- Krise des Pauschaltourismus?“ refe- unterbrochen, und auch in der Fol- märkte im Jahr 2008 weitete sich später auch auf die Real- rierte. Dieter Semmelroth blickt auf gezeit erreichte die Pauschalreise- wirtschaft aus und traf letzten Endes, etwas zeitverzögert langjährige internationale Erfahrung branche nicht mehr das beständige zu den anderen Branchen, auch die Tourismusindustrie. unter anderem in den Bereichen der Wachstumsniveau wie zuvor. Bedingt Bereits Anfang 2009 war klar, dass sich die an der touri- Projektentwicklung und -finanzie- durch externe Schocks wie Terror- stischen Wertschöpfungskette beteiligten Unternehmen rung, der Flugzeug- und Hotelfi nan- anschläge, Naturkatastrophen oder auf die systemische Krise einstellen mussten. Wie sind die zierung und der Kooperation mit Epidemien und durch neue Entwick- einzelnen Leistungsträger den drohenden Geschäftsein- internationalen Finanzierungsorgani- lungen wie das Internet oder die Ver- bruch nun angegangen? sationen zurück. Um einen Vergleich breitung der Low-Cost-Carrier, wurde Kosteneinsparungen waren das Mittel der Wahl der zwischen der aktuellen Situation und der Markt immer wieder irritiert. Die Reiseveranstalter. Neben den üblichen Maßnahmen wie

96 Tourismus Management Passport Ausgabe 03|2010 Gäste unserer Fakultät

Kurzarbeit oder Kapazitätsanpas- währleistete eine höhere lung der Reisenden. Zweitens wies er sungen griffen sie insbesondere auf Auslastung. Dennoch hat auf die Multipolarität weltweiter Des- Asset-Light-Modelle zurück. Flug- die Krise deutliche Spuren tinationen hin. Die Branche müsse zeuge und Hotelanlagen wechsel- im Flugverkehr hinterlas- sich darauf einstellen, dass es zu- ten also den Eigentümer und die sen, was auch die Tatsache künftig kein uniformes Konzept entsprechenden Produkte wurden zeigt, dass im Low-Cost- „Pauschaltourismus“ mehr geben von den Veranstaltern nur noch sai- Carrier-Bereich eine star- könne. Drittens komme die Notwen- sonweise eingekauft. Im Verlauf des tende Konsolidierung zu digkeit der Verbesserung nachhal- Jahres zeichnete sich allerdings kein beobachten ist. tiger Konzepte hinzu. Wenngleich tief greifender oder nachhaltiger Das Bild, das sich in der die Branche in diesem Bereich be- Einbruch der Reisenachfrage ab, wie Hotellerie abzeichnete, ist reits diverse Schritte unternom- Herr Semmelroth anmerkte, sondern ein differenziertes. Während men habe – hier sei das Stichwort die Kunden verzögerten nur ihre Bu- sich der 3 Sterne-Bereich gut „Ecolabel“ genannt –, sei dies noch chungsentscheidung. Auch hierauf behaupten konnte, gingen die Über- Dieter Semmelroth, lange nicht genug. Die Konzepte stün- stellten sich die Veranstalter ein, in- nachten im 4 Sterne-Bereich, vor Leiter des Bereiches den noch zu sehr an der Oberfl äche Hotelfi nanzierung dem der Zeitraum für Frühbucher- allem aber im 5 Sterne-Bereich stark der TUI AG und verlangten noch einen viel wei- rabatte stark verlängert wurde. „Teil- zurück. Der Bedarf an Hotelbetten tergehenden Handlungsbedarf von- weise konnten Frühbücherrabatte für war insgesamt also nach wie vor vor- seiten der Industrie. „Auf diese struk- die Sommersaison bis weit in den Mai handen, Reisende zeigten aber einen turellen Herausforderungen hat sich hinein beobachtet werden“, scherzte reduzierten Qualitätsanspruch. Semmelroth. Die flexiblen Reakti- Dieser Trend übertrug sich auch onen zahlten sich aus, denn die gro- auf die Destinationen: Touristen kon- ßen Reiseveranstalter haben die Kri- trollierten ihr Reisebudget sehr viel se bis heute einigermaßen glimpfl ich intensiver als zuvor. Daher wurden überstanden. Umsätze sind entweder im Jahr 2009 vor allem Destinationen gar nicht oder in nur geringem Aus- mit All-Inklusive-Angeboten nachge- maß gesunken und auch die Gewinne fragt. Profi tieren konnten diese Des- verblieben auf einem verhältnismä- tinationen dennoch nicht von der ßig stabilen Niveau. Entwicklung angesichts eines mas- die Pauschalreisebranche bisher nur Bei den Fluglinien stellte sich die siven Preiskampfes, der zwischen ih- unzureichend vorbereitet“, warnte Situation deutlich schwieriger dar. nen ausbrach. Semmelroth, und zukünftig müsse Im Frachtverkehr mussten die Air- Nach diesem Industrieüberblick mit Nachdruck daran gearbeitet wer- lines Einbußen von bis zu 20 Prozent versäumte es Herr Semmelroth nicht, den, um wettbewerbsfähig zu bleiben. hinnehmen. Und auch der Passagier- noch einen mahnenden Ausblick auf In der anschließenden anregenden verkehr verzeichnete beachtliche die Zukunft zu geben. Es sei äußerst Diskussion wurde auch von der Zu- Einbrüche. Entsprechende Kapazi- problematisch, wie er anmerkte, dass hörerschaft die Bedeutung dieser tätskürzungen trugen jedoch dazu die kurzfristigen krisenbedingten Auffassung nochmals ausdrücklich bei, den Sitzladefaktor relativ stabil Maßnahmen der Reiseindustrie lang- unterstützt. Es bleibt im Tourismus zu halten. Auch die Entscheidung, fristig notwendige Anpassungen an also auch bzw. gerade in der Zukunft mehr Dreiecksfl üge anstatt Point-to- Megatrends überlagerten. Hierzu zäh- noch viel zu tun. Marion Schulz Point-Verbindungen anzubieten, ge- le erstens die demografi sche Entwick-

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Ausgabe 03|2010 Tourismus Management Passport 97 Gäste unserer Fakultät

Johannes Zurnieden: „Wie werde ich erfolgreicher Seereiseveranstalter?“

m 17. Dezember 2009 besuchte (davon 100 in der Zentrale) beschäf- AJohannes Zurnieden die Fakul- tigt, mit fl achen Strukturen und le- tät für Tourismus zu einem Gast- gerem Betriebklima geführt wird, vortrag mit dem Titel „Wie werde ich 160.000 Gäste pro Jahr befördert und erfolgreicher Seereiseveranstalter, einen Umsatz von 280 Millionen Eu- und warum sollte ich das überhaupt ro generiert. Es werden vier Hoch- werden?“ Johannes Zurnieden ist ge- see-Kreuzfahrtschiffe sowie weitere schäftsführender Gesellschafter des Flussschiffe eingesetzt. Seit 1998 ist Kreuzfahrtreiseveranstalters Phoe- Johannes Zurnieden auch Gesell- nix Reisen, Aufsichtsratsvorsitzender schafter der Air Berlin. der Air Berlin und einer der Vizepräsi- Der Referent berichtete, dass der denten des DRV Deutscher ReiseVer- Vertrieb seines Veranstalters – wie bei band e.V. den meisten Kreuzfahrtveranstaltern – In einer kurzen Einführung zum zum allergrößten Teil über Reisebü- Vortrag betonte Prof. Dr. Peter Voigt, ros laufe. Den Internetanteil bezeich- Johannes Zurnieden, dass Johannes Zurnieden einer der nete Zurnieden als „sehr gering“. Dies Geschäftsführer von Phoenix Reisen erfolgreichsten mittelständischen liege nicht zuletzt an den Rabatten, deutschen Reiseveranstalter sei. Eine die den Kunden in den Reisebüros Vita wie die von Johannes Zurnieden gewährt würden. sei insofern besonders interessant für unsere Studierenden, als der Rei- severanstaltermarkt in zahlreichen Nischen auch heute noch eine Fülle von Chancen für Einsteiger und Neu- gründer biete. Der Referent erzählte, wie er vor 36 Jahren im Alter von 23 den heu- tigen Veranstalter Phoenix Reisen gegründet und damit sein Studium Der Gast gab den studentischen abgebrochen habe. Sogleich riet er Zuhörern eine Reihe von Ratschlä- aber den anwesenden Studierenden, gen mit auf den Weg. Er riet zu Flexi- ihr Studium doch lieber zu vollenden, bilität hinsichtlich zeitlicher und ört- denn viele Positionen, die früher mit licher Bindung, gleichzeitig aber auch gelernten Reiseverkehrskaufleuten dazu, den eigenen Weg zu gehen, Din- besetzt wurden, würden heute von ge auszuprobieren, zu allem infrage Akademikern mit touristischer Aus- Kommenden bereit zu sein und sich bildung eingenommen. nicht zu früh in die Karriereplanung Johannes Zurnieden berichtete eines Konzerns integrieren zu lassen. von der durchaus schwierigen Grün- Für eine Bewerbung nach dem Studi- dungs- und Aufbauphase seines Un- um riet Johannes Zurnieden den Stu- ternehmens, in der es ihm nicht an dierenden, nicht mit allzu wohlklin- Risikobereitschaft mangelte. Eine genden Bewerbungen (die vielleicht besonders heikle Situation trat ein, ein anderer verfasst hat) zu „blenden“, als das 1988 gecharterte russische da die Gefahr bestehe, dann beim Kreuzfahrtschiff Maxim Gorki im Wort genommen zu werden und zu Jahr 1989 auf einen Eisberg lief. Durch versagen. Allerdings solle man sich sehr schnelle Reaktion und geeignete durchaus etwas zutrauen und sich Kommunikation gelang es damals, „reinhängen“. den Schaden für die Passagiere wie Nach einer lebhaften Diskussi- auch für das Unternehmen in Gren- on und vielen Fragen verabschie- zen zu halten. Heute ist Johannes deten die Zuhörer den Gast mit be- Zurnieden Alleingesellschafter eines geistertem Applaus. Peter Voigt Unternehmens, das 180 Mitarbeiter

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Alumni

Karrieren – Ehemalige stellen sich vor!

Anke Schreier Praxissemester, ebenfalls in Kapstadt, kam für die Branche am 11. September Inhaberin des Spezial-Reiseveran- diesmal in einer Incoming Agentur. 2001, als noch am gleichen Nachmit- stalters MAKALALI – Southern Afri- Das Zielgebiet mit all seiner Schön- tag der Geschäftsreisebereich still- can Exclusive Tours heit und Herausforderungen fessel- stand. Die Branche war angeschlagen te mich und somit und stärker denn je merkte ich, dass Nach einer Ausbildung zur Chemie- war der Grund- ich eben doch „sehr Produkt-verliebt“ Biologie-Laborantin war schnell sstein für mein bin. Südafrika ließ mich nicht mehr klar, dass dies nicht die Endstation DDoppeldiplom los. Jeden Urlaub verbrachte ich im meiner beruflichen Karriere sein iin einem angel- Land am Kap und der Schritt, einen würde. Zu groß war das Interesse an ssächsischen Land Spezial-Reiseveranstalter für Südafri- anderen Ländern, Kulturen, Spra- ggelegt. Ich absol- ka zu gründen, war die Folge der Katas- chen und dem Funktionieren der vvierte das letz- trophe vom 11. September 2001. Unternehmen. Zu Beginn meines tte Jahr meines Sehr klein fi ng ich damals an. Mein BWL-Tourismusstudiums an der SStudiums an der Credo: ein Schritt nach dem anderen FH München war ich offen für al- University of und alles auf solide Säulen stellen. Zu- les, was mir die Branche ermögli- North London, erst arbeitete ich nur mit Südafrika, chen könnte, nur eines war klar, denn die Ausbil- zwischenzeitlich auch mit Namibia, dass es nicht der lokale Tourismus dung sollte so in- Botswana, Zimbabwe, Mauritius und sein sollte. Vielmehr interessierte ternational wie Mosambik. Gewisse schlaue Sätze von mich der interkulturelle Austausch möglich verlau- Professoren scheinen einen interes- in Verbindung mit der Wirtschaft. fen. santerweise das ganze Leben zu be- Der Wunsch, Grenzen zu überschrei- gleiten: „Mit dem Vertrieb steht und ten, Neues zu entdecken und mein fällt alles.“ Damals spielte ich schon inneres Gefühl brachten mich gleich Golf und somit stand auch die erste im ersten Praxissemester nach Süd- Zielgruppe fest. Es folgten viele PR- afrika. Kurz nach Ende der Apartheid und Marketingaktivitäten, um gezielt war dies damals ein großer Schritt. und punktgenau bei den potenziellen Südafrika stand am Anfang einer zer- Der Satz von Prof. Schulte, „seid Kunden bekannt zu werden. Vertrieb brechlichen Demokratie und keiner nicht zu sehr Produkt-verliebt“, lässt mache ich gerne und meine großen wusste, wo das Land hinsteuert. mich direkt nach dem Studium ein Produktkenntnisse haben mir gehol- Zurück in München merkte ich, Angebot aus Südafrika ablehnen. Ich fen, erfolgreich zu sein. Heute, fast wie groß die Unterschiede waren. nahm meine erste Stelle im Business acht Jahre später, sitzt MAKALALI in Der Kulturschock saß tief und gleich- Travel für den regionalen Bereich in einem schönen Altbaubüro in Mün- zeitig stieg das Interesse, mehr darü- München an. Innerhalb kurzer Zeit chen-Schwabing und ermöglicht es ber zu erfahren. Die Motivation, das bekam ich die Gelegenheit, in den jährlich Hunderten von Kunden, mit Studium so intensiv und abwechs- Multinational Sales Bereich von TQ3 sicherem Gefühl und gut vorbereitet lungsreich wie möglich zu gestalten, Travel Solutions (heute BCD) zu wech- die Faszination des südlichen Afrikas wuchs. Lehrveranstaltungen, Semi- seln, wo ich die Strukturen eines mul- zu erleben. nare und freiwillige Projekte folgten, tinational agierenden Unternehmens www.makalali.de um vorbereitet zu sein für das zweite kennenlernen durfte. Der große Knall

Auch Karriere gemacht?

Dann meldet Euch bei der Redaktion: [email protected]

100 Tourismus Management Passport Ausgabe 03|2010 Alumni

Ingrid Herrmann gut einem Jahr an und erzählte mir, Marithres Weßling Inhaberin des Reiseveranstalters set dass eine passende Stelle für mich frei Senior Relationship Manager Meeting geo-aktiv reisen, Spezialist für Island, geworden sei und sie mich ganz gerne & Congress bei der Pfi zer Pharma GmbH Grönland, Spitzbergen und die Färöer für den Job haben wollte. Inseln Die Chance konnte ich mir nicht Networking und verschiedene Praktika entgehen lassen. Seit Mai 2001 habe sind im Tourismusstudium ein Muss! Sag niemals nie! Wer hätte gedacht, ich tagtäglich mit Island zu tun und Dieses Motto würde Marithres Weßling, dass ein „Verlegenheitspraktikum“ bereise das Land nun nicht nur zu eine Alumna der Hochschule München, während des Tourismusstudiums in Urlaubszwecken, viele Male habe ich gerne an die heutigen einer Selbstständigkeit als Reiseveran- zwischenzeitlich auch Reisegruppen Studierenden des Stu- stalterin enden würde. Eigentlich hatte durch Island geführt. Nach ein paar diengangs Tourismus ich ein Praktikum bei Siemens in der Jahren stand fest, dass meine Chefi n Management weiter- Tasche, als ich mich für ein Semster in den nächsten Jahren gerne in den geben. „Nur durch nach Island aufmachte, um dort mein Ruhestand gehen würde und ich ihre verschiedene Prak- ganz individuelles Erasmus-Semester erste Wahl für die Firmenfortführung tika und Netzwerk- zu absolvieren. Ich wollte unbedingt war. Nach reiflichen Überlegungen kontakte“, betont sie, die Chance nutzen, endlich mal für ein war dann im Herbst 2008 auch bei „lässt sich im vielfäl- paar Monate in Island wohnen zu kön- mir der Entschluss gefasst, es zu wa- tigen Arbeitsbereich nen. Nach meiner Rückkehr im Januar gen und ich machte mich selbststän- des Tourismus der bekam ich die Nachricht, dass die Prak- dig. Obwohl gerade die Bankenkrise richtige Bereich und tikantenstellen bei Siemens reduziert die Welt erschütterte und das kleine Arbeitplatz für den wurden und mein Praktikumsplatz Land Island groß in den Schlagzeilen Einzelnen fi nden.“ leider weggefallen sei. Was tun, das war. Könnte ein Start in die berufl iche Beispielhaft hat Marithres Weßling Praktikum sollte Anfang März begin- Selbstständigkeit dramatischer sein? auf ihrem Lebensweg verschiedene tou- nen? Ich nahm kurzerhand die Gelben Wohl kaum. Aber Island und ich ha- ristische Unternehmensbereiche ken- Seiten von München und telefonierte ben der Krise getrotzt (ich vor allem nengelernt: als Reiseverkehrskauffrau das viele Veranstalter durch. Platz gefun- deshalb, weil ich nicht von Null an- klassische Reisebüro, einen Busreisever- den habe ich bei SET Reisen GmbH, fangen und mich auf dem Markt po- anstalter, nach dem Tourismusstudium einem Spezialreiseveranstalter für die sitionieren musste, sondern auf ein einen Skat-Reiseveranstalter sowie den Länder Island, Grönland und Färöer solides Fundament aufbauen konnte). Messe- und Kongressbereich bis hin zur Inseln. Und das auch nur, weil kurz Durch den günstigeren Wechselkurs heutigen Position beim internationalen vorher die ursprüngliche der isländischen Kro- Pharmakonzern Pfi zer als Senior Relati- Praktikantin abgesagt ne ist es zum ers- onship Manager Meeting & Congress. hatte. Glücklicher Ne- tenten Mal seit 20 Jah- Am Tourismusstudium haben Mari- beneffekt für mich: Ich renren möglich gewor- thres Weßling die Vorlesungen Personal- hatte weiterhin viel mit den,de die Reisepreise führung, Arbeitsrecht und Statistik sehr Island zu tun und lernte gut gefallen – sie sind noch heute für ih- das Land nun auch aus ren Arbeitsbereich relevant. Sie schätzte Sicht eines Reiseveran- zudem die Möglichkeit zur Projektarbeit stalters kennen. und die allgemeinen Einführungen in die Nach Praktikumsen- BWL und VWL. Der Austausch mit exter- de konnte ich dort neben nen Dozenten aus der Tourismusbranche dem Studium weiter job- war exzellent. ben, allerdings gab es kei- Zum Stichwort „lebenslanges Ler- ne Aussicht, nach Ende des Studiums zu senken. Bis letzten Herbst war dies nen“ fallen Frau Weßling ihr tägliches eine Stelle dort zu bekommen. Durch undenkbar. Die Unterkunftsbetriebe Arbeitsumfeld und ihre vielfältigen Ar- Zufall erfuhr ich von einer freien Stel- in Island hatten im letzten Sommer beitsaufgaben ein, die ihr Kreativität, le bei travelsafe in Passau, meiner die beste Auslastung überhaupt. Viele Flexibilität, aber auch interkulturelle Heimat. travelsafe vermittelt die ge- Branchen liegen quasi am Boden, doch Kenntnisse im Umgang mit den multi- setzlich vorgeschriebene Insolvenz- der Tourismus hat Zuwächse. Ein po- nationalen Mitarbeitern und Vertrags- absicherung für Reiseveranstalter. sitives Zeichen für die Zukunft des partnern abverlangen. „Ein internationa- Das Reiseveranstalter-Geschäft lernte Landes und auch ein positives Zeichen ler Konzern hält geistig rege, wechselnde ich nun von einer weiteren, sehr inte- für mich. Nach dem ersten Jahr kann Aufgaben durch Umstrukturierungen ressanten Seite kennen. Bald merkte ich sagen, dass meine Entscheidung, und Fusionen erfordern eine kontinu- ich allerdings, dass mir das Bilanzen- in die Selbstständigkeit zu gehen, gut ierliche Neuausrichtung der Mitarbeiter, Prüfen und Versicherungen-Verkau- war. Ich wünsche mir, dass ich das ständiges Lernen und ein sich Einarbeiten fen nicht im Blut lag. Und wieder hat- auch in fünf Jahren sagen kann. Ich in neue Arbeitsbereiche.“ te ich Glück: Meine ehemalige Chefi n freue mich auf die kommenden Jahre! von SET Reisen GmbH rief mich nach www.set-geo-aktiv.de

Ausgabe 03|2010 Tourismus Management Passport 101 Alumni

Sandra Heuler Luftverkehr“ entschieden, um auch lungen und Arbeitspositionen meine Studienkenntnisse Lufthansa, Teamleiterin Kabinen- hier einen damals immer stärker wer- einbringen, mir auch darauf aufbauend immer mehr Wis- führung denden Wunsch zu realisieren: den sen aneignen und in verschiedene Berufsfelder Einblick Wechsel in eine Luftverkehrsgesell- erhalten. So habe ich über den Wechsel von der Sachbear- Eigentlich wollte ich nie studieren. schaft, allen voran zu Lufthansa. beiterin Verkauf Sonderfl üge zur Referentin des Bereichs- Nach 13 Jahren bis zum Abitur wollte Eines meiner beiden Praktika leiters Operations auch meine erste leitende Stelle über- ich unbedingt etwas Praktisches während des Studiums habe ich in nommen: die Leitung der Ausbildung des Cockpit- und lernen und habe mir deshalb mei- Kalifornien bei einem Reiseveran- Kabinenpersonals der CLH in den Bereichen Flight Safe- nen Berufstraum er- stalter absolviert; eine ty, CRM und First Aid. Um fundierte Kenntnisse im Ar- füllt und eine Lehre ZeZeit, die ich nicht mis- beitsalltag der Crews zu erhalten und so deren Ausbildung zur Hotelfachfrau im ssene möchte und die für auch wirklich bestmöglich darstellen zu können, absol- Schwarzwald begon- mmich noch heute einer vierte ich nebenher meine Ausbildung zur Flugbegleiterin nen. In den folgenden derd schönsten Erleb- und bin während 21 Monaten neben meiner Bürotätigkeit drei Jahren habe ich nissen ist. Das zweite auch gefl ogen. Auch das ist eine Zeit, die ich auf keinen allerdings durch viele PraktikumP wurde mir Fall missen möchte, hat sie mir doch viele neue Eindrü- meiner Arbeitskolle- beib Lufthansa CityLine cke und Einblicke in ein anderes Berufsbild ermöglicht. gen, die den zweiten Bil- (CLH)( ermöglicht, ei- Dank all dieser verschiedenen Etappen in den acht Jahren dungsweg eingeschla- nern Tochtergesell- CLH sowie der zusätzlichen Flugbegleitertätigkeit konnte gen hatten, Lust auf schafts der Lufthansa ich dann 2007 innerhalb des Lufthansakonzerns zurück mehr, auf ein Studium, imi Regionalverkehr. nach München wechseln und meine derzeitige, herausfor- bekommen. Und so begann ich 1995 Sowohl das Aufgabengebiet in der dernde Stelle annehmen: Teamleiterin Kabinenführung das Studium der Betriebswirtschafts- Abteilung „Verkauf Sonderfl üge“ als in der Leitung der in München stationierten Flugbeglei- lehre mit Schwerpunkt Tourismus an auch die Kollegen und das Arbeits- ter und Purser. der Fachhochschule München. Um klima bei Lufthansa CityLine haben Momentan befi nde ich mich in der Elternzeit für mei- meine Ausbildung im Hotelfach wei- mir großen Spaß gemacht, und so ist nen kleinen Sohn Nicolas; eine Aufgabe, der ich mich zu ter zu vertiefen, hätte ich eigentlich es nicht verwunderlich, dass ich das 100 Prozent widme und auf die ich mich jeden Tag neu den Studienschwerpunkt „Hotelle- Angebot einer Festanstellung 1999 freue. Ich denke aber auch heute schon an die berufl iche rie“ wählen sollen. Stattdessen habe bei CLH in Köln angenommen habe. Zukunft in zwei Jahren, die mich, aufbauend auf mein ich mich im Hauptstudium für den In den folgenden Jahren konnte Studium, weiterentwickeln und prägen wird. Ich bin ge- Schwerpunkt „Reiseveranstalter/ ich in vielen verschiedenen Abtei- spannt, was das Leben noch alles für mich bereithält …

Ralf Ostendorf Verkaufsdirektor der Berlin Tourismus Marketing GmbH

Soft Skills, Eigeninitiative und Praxiserfahrung sind BerlinB Tourismus Marketing GmbH das A und O! Dies sind für Ralf Ostendorf, einen Alumnus undu zuständig für die Regionen Asien, der Hochschule München, die besten Voraussetzungen NNordamerika, UK und Mittlerer Osten. für einen erfolgreichen Berufseinstieg im Tourismus. EEr kooperiert international mit Rei- Er rät den heutigen Studierenden, das Studium ernst zu sseveranstaltern, Fluggesellschaften, nehmen und so viel Praxiserfahrung wie möglich „auf- WWirtschaftsunternehmen, Außenhan- zusaugen“, sei es durch Fallstudien oder Praxissemester. ddelskammern oder der Deutschen Zen- Darüber hinaus empfi ehlt er jedem Studierenden, an den ttrale für Tourismus, um Berlin im Aus- Soft Skills zu arbeiten und, wenn möglich, Kurse im Be- lland zu vermarkten. reich Persönlichkeitstraining, Networking, Präsentations- Zurückblickend schätzt Ralf techniken und interkulturelles Management zu belegen. OOstendorf am Tourismusstudium den Schließlich lebt die Tourismusbranche vom Management PPraxisbezug und die Praxissemester globaler Netzwerke. sowie den Erwerb der Problemlösungskompetenz anhand In den Praxissemestern des Studiums hat Ralf Osten- von Fallstudien. dorf selbst verschiedene Bereiche des Tourismus – ein Zum Stichwort „lebenslanges Lernen“ meint Ralf Osten- Reisebüro in München und ein Hotel in Berlin – kennen- dorf abschließend: „Ich sehe mich seit meinem Berufsein- gelernt, um sich dann für den Fremdenverkehr bzw. das stieg in einem kontinuierlichen Prozess des Lernens, der ge- Städtemarketing zu entscheiden. In diesem Bereich ar- prägt ist durch mein internationales Arbeitsumfeld. Insofern beitete er zunächst als Assistent der Geschäftsführung in lerne ich enorm durch meine täglichen Berufserfahrungen. der Tourismusförderungsgesellschaft in Bremerhaven, Für zusätzliche Seminare bleibt leider aufgrund der Arbeits- danach als stellvertretender Geschäftsführer im Frem- dichte und der vielen Dienstreisen sowie meiner familiären denverkehrsverband Nordsee-Niedersachsen-Bremen. In Verpfl ichtung als Papa eines dreijährigen Sohnes momentan seiner heutigen Position ist er Verkaufsdirektor bei der keine Zeit mehr.“

102 Tourismus Management Passport Ausgabe 03|2010 Alumni

Thomas Bauer Australian citizens. Employment was consultancy work for the UNWTO, Assistant Professor at Hong Kong diffi cult to fi nd and in 1988 I joined and the governments of China, Hong Polytechnic University the Master of Business in Tourism De- Kong SAR, Vietnam, East Timor and velopment programme at Footscray the Maldives. I am a popular speaker I joined the Munich University of Ap- Institute of Technology (FIT) in Mel- on issues ranging from polar tourism plied Sciences in September 1979 to bourne, the fi rst such programme in to sustainability and climate change. study the hotel and tourism subjects Australia. Based on my tourism qua- I am a Fellow of the Royal Geogra- of the business studies degree pro- lifi cation from Munich University of phical Society and a Rainforest Guar- gramme. At fi rst the Dean was sur- Applied Sciences and my work and dian of the Australian Rainforest prised that I had not enrolled in the travel experiences I was offered Foundation. My family has purchased compulsory business subjects but a tutorship while still studying. a piece of low land was appeased when it was explained After completion of the ma- tropical rainfo- that I already was a graduate in busi- ster programme in early 1989 rest that is now ness administration, a qualifi cation I I was offered the position of a pprotected from had obtained earlier in the year from lecturer in tourism at the re- ddevelopment University of Applied Sciences Lands- named Victoria University of uunder a covenant hut. I graduated in 1980 with another Technology. I remained at the tthush making a degree of business administration institution for ten years and smsmall contributi- with the intention to use my degrees ended my time there as a te- on to mitigate the to see the world. This I did and at last nured Associate Professor and efeffects of climate count have been to some 65 countries course coordinator for the chchange. My latest on all continents. tourism programme. During veventuren is my fami- After narrowly avoiding being that time I also completed llyy property “Dun- hired as a hotel and restaurant con- my PhD in Antarctic Tourism ddeeee Park” in Missi- sultant in Kiel I left Germany in ear- at Monash University in Mel- on Beach, Tropical ly 1981 and travelled across Russia on bourne. NoNorthr Queensland, the Trans Siberian Railway and on In early 1999 I joined the wwherehe the family is to Japan where I spent six months staff of the School of Hotel and ddevelopingeve an envi- working in Hokkaido. I subsequently Tourism Management at the Hong ronmental education facility with ac- spent a year in Australia and another Kong Polytechnic University as Assi- commodation in a beautiful tropical year in Fiji before temporarily settling stant Professor, a position I still hold setting. in California for a few years working to date. Over the last ten years I have I can be contacted by email as the business manager of a German had the opportunity to visit Antarc- [email protected] but please real estate developer. tica on numerous occasions as a lec- don’t ask me to join Facebook. In 1986 my family and I migrated turer, guide, naturalist, photographer to Australia and subsequently became and Zodiac driver and to undertake

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Prof. Dr. Antonie Bauer Prof. Dr. Djamal Benhacine Praktikantenbeauftragte, Prof. Dr. Auslandsbeauftragte Thomas Bausch Studienfachberater Bachelor

Englisch, Intercultural Marketing, Französisch im Tourismus, Touris- Competence and Business Destinationsmanagement, mus in Nordafrika, Interkulturelle Communication Tourismuspolitik Kommunikation

Prof. Dr. Prof. Dr. Patricia East Burkhard von Freyberg

Doppel-Bachelor, Alumni, Sponsoring, Studiengangs- Prof. Dr. Auslandsbeauftragte leiter Hospitality Master Ralph Berchtenbreiter Englisch, Intercultural Hotel Operations Management, E-Business im Tourismus, Competence and Hotelprojektentwicklung, Tourismusmarketing Business Communication Hospitality Consulting

Prof. Dr. Prof. Dr. Axel Gruner Peter Greischel Prof. Dr. Studienfachberater Bachelor Robert Goecke Prüfungskommission Master Betriebswirtschaftslehre IT-Beauftragter Unternehmensführung, Hotellerie und Gastronomie, Marketing, Organisation, Hotel Operations Management, IT im Tourismus Internationales Management F & B Management

104 Tourismus Management Passport Ausgabe 03|2010 Die Fakultät

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Ausgabe 03|2010 Tourismus Management Passport 105 Die Fakultät

Unsere MitarbeiterInnen

Ilka Cremer Birgit Dittrich Susanne Forster Wissenschaftliche Mitarbeiterin/ Koordinatorin Student Projektmanagement / Forschungsprojekt Affairs, International Forschungsprojekt „ClimAlpTour“ Offi ce FK14 „Demochange“

Heike Schilling Andrea Schönberger Helga Nassif Projektreferentin / Forschungs-Campus Bereich Prüfung Dekanat Ecuador und Praktikum

Melanie Sturm Bodo Reich Evelyn Veltmann

Studierendensekretariat IT Studierendensekretariat

Alexander Veser

Wissenschaftlicher Amelie Zimmermann Mitarbeiter/ Forschungs- projekt „Demochange“ Fakultätsreferentin

Zum Wintersemester 2010 zieht die Fakultät für Tourismus in ein eigenes Gebäude in die Schachenmeierstr. 35 in der Münchner Innenstadt um. Amelie Zimmermann

106 Tourismus Management Passport Ausgabe 03|2010 Externe Lehrbeauftragte

Lehrbeauftragte an unserer Fakultät (eine Auswahl …)

Martin Bauer Frank-Ulrich John Andrea Schmölzer Übersetzer, Redakteur Bayerischer Hotel-& peak pr Grundlagen der Volkswirt- Gaststättenverband e.V. Freizeit-Soziologie und -Psychologie schaftslehre Touristische Geografi e, Seminar Dr. Siegfried Schneider Guadalupe Bedregal Dr. Renate Link Wissenschaftlicher Direktor a.D. Intercultural Training: Spanisch Intercultural Training: Englisch Personalmanagement Uwe Benteler Johann Logins Cornelia Schröttenhammer Reiseveranstalter-Produkte Logins & Partner Kongressmanagement Gastronomieconsulting Astrid Blechschmidt EDV, Projektmanagement Bernhard Schulz MaibornWolff et al GmbH Kur- und Verkehrsamt Bernau Projektmanagement Wolfgang Meier Fallstudie Kosten- und Leistungsrechnung Nieves Carbó Bacaicoa Hans Simon Intercultural Training: Spanisch Dr. Norbert Moschall Onlineweg.de Marketing Wirtschaftsprivatrecht Agostino Cisco GmbH & Co. KGaA Accor Hotellerie Deutschland GmbH Georg Overs E-Tourism Innovationen Personalentwicklung Tegernseer Tal Tourismus GmbH John Susser Management Gesundheits- und Wirtschaftsmathematik Susan Craig Freizeitbereich Intercultural Training: Englisch Axel Student Günther Pichler Tourismus Management Hector del Valle Deutsche Bahn AG Intercultural Training: Spanisch Seminar Michael Toedt Dr. Alfons Fischer Toedt, Dr. Selk & Coll Michael Pöllmann Steuern CRM in der Hotellerie Messe München GmbH Maximilian Frank Messemanagement Werner Voll Wirtschaftsprivatrecht Gymnasiallehrer Wirtschaftsmathematik Cecilia Prusa Wirtschaftsmathematik Patrick Frost Intercultural Training: Spanisch Intercultural Training: Englisch Dr. Gabriel Weber Willy Ratzinger BMW Group Dieter Gauf BWR GmbH RDA Internationaler Seminar Rhetorik Bustouristik Verband e.V. Prof. Dr. Fritz Wickenhäuser Seminar Prof. Wolfgang Richter Präsident des Bundes der Selbstständigen, Reise- und Touristikrecht Gewerbeverband Bayern e.V. Susanne Gruber Wirtschaftsprivatrecht Bayerischer Hotel- Dienstleistungsmanagement, und Gaststättenverband e.V. Marketing, Seminar Ralph M. Rixner Hospitality Law Computacenter AG & Co. oHG Cyrilla Wolf Projektmanagement Steuerberaterin Dr. Hanno A. Haiber Steuern Flughafen München GmbH Prof. Dr. Klaus Sailer Seminar Strascheg Center for Dr. Peter C. Wolf Entrepreneurship GmbH Grundlagen der Volkswirtschaftslehre Manfred Hanrieder Existenzgründung Freier Marketingberater und -trainer Yan-Dong Xu Marketing Cord Sielemann Intercultural Training: Englisch Deutsche Bahn AG Liam Hogan Seminar, Fallstudie Günther Zappe Intercultural Training: Englisch Kosten- und Leistungsrechnung

Ausgabe 03|2010 Tourismus Management Passport 107 Anzeige Professorinnen und Professoren im Tourismus gesucht!

Die Hochschule München ist die größte Hochschule für angewandte Wissenschaften in Bayern und eine der größ- ten ihrer Art in Deutschland. Ihre Fakultät für Tourismus ist die größte akademische Ausbildungseinrichtung für Tourismus im deutschsprachigen Raum. Über 23 ProfessorInnen, mehr als 45 Lehrbeauftragte und Gastprofes- sorInnen aus aller Welt arbeiten in Lehre und angewandter Forschung der Tourismuswirtschaft. Aufgrund dieser Größe können wir die faszinierende Bandbreite der ganzen Tourismuswirtschaft anbieten und nehmen mit akade- mischem Gewicht an der Gestaltung des regionalen, nationalen und internationalen Tourismus teil. Unsere Fakul- tät wird in Zukunft deutlich wachsen und neue spannende Themenfelder im Tourismus Management besetzen. Wenn Sie … → über einen hervorragenden akademischen Werdegang und fundiertes Methodenwissen verfügen, → an verantwortungsvoller Stelle in der Tourismus- oder Dienstleistungsbranche praktische Erfahrungen außerhalb einer Hochschule gesammelt haben, → Bildung und angewandte Forschung als die zentrale Zukunftsaufgabe unserer Gesellschaft begreifen, → sich als Professorin oder Professor berufen fühlen und wenn Sie deshalb … → in der projektorientierten Lehre ihre Erfahrungen weitergeben wollen, → unsere Studierenden engagiert in Bachelor und Master begleiten wollen, → intensiv und innovativ mit vielen jungen Menschen aus aller Welt arbeiten wollen und wenn Sie auch … → Kontakte zu strategischen internationalen Kooperationen ausbauen wollen, → mit angewandter Tourismusforschung die Branche nachhaltig prägen wollen,

dann informieren Sie sich detailliert über unsere aktuellen Professurprofi le, die zurzeit und/ oder in den nächsten Monaten ausgeschrieben werden:

W2-Professur für Regionalentwicklung und Tourismuspolitik • Regionalplanung und Raumordnungssysteme • Europäische und internationale Regionalpolitik • Tourismuspolitik auf unterschiedlichen räumlichen Maßstabsebenen • Fallstudien zu touristischen Großprojekten/ zur touristischen Inwertsetzung von Großschutzprojekten W2-Professur für Touristik • Planungs- und Produktionsverfahren im internationalen Reiseveranstaltermanagement • Management des Reisevertriebs • Management von Touristikunternehmen • Internationales Business Travel Management Professur für Verkehrsträgermanagement • Strategische und operative Führung von Verkehrsträgerunternehmen • Grundlagen des Luftverkehrs, des Netzmanagements oder integrierter Verkehrssysteme • Entwicklung der relevanten internationalen Märkte der Mobilitätskette in der Touristik und im Business Travel • Betriebswirtschaftliche Steuerung, insbesondere Planung, Produktion, Controlling, Yield-Management und Vertrieb Professur für Hospitality Management für mindestens zwei der folgenden Themengebiete: • Management in der internationalen Kettenhotellerie • Hotel Operations Management, insbesondere in der internationalen Resorthotellerie • Management von Freizeitwelten • Hotelimmobilienwirtschaft und Hotel Asset Management Professur für Personalmanagement Professur für Marketing im Tourismus

Sind Sie an einer Karriere an der Hochschule München interessiert und verfügen Sie über die entsprechenden akade- mischen und berufl ichen Voraussetzungen? Dann bleiben Sie am Ball! Änderungen und Präzisierungen der Stellenaus- schreibungen sind kurzfristig zu erwarten, sodass alle potenziellen InteressentInnen gebeten werden, die konkreten

STELLENAUSSCHREIBUNG und offi ziellen Ausschreibungen in der Presse und auf der Homepage der Hochschule München (http://hm.edu/allgemein/job_karriere/professuren.de.html) zu beachten. Externe Lehrende

International visiting professors

Prof. Dr. Prof. Dr. Desiderio Meredith Lawley Garcia Almeida Associate Professor Profesor de la (Marketing) at the Universidad de University of the Las Palmas de Sunshine Coast (USC) Gran Canaria in Australia

work at the University of Las Palmas de Gran Canaria. er main teaching areas are Research Methods and IIn the Munich University of Applied Sciences I have HServices Marketing. Meredith Lawley has taught taught courses on Strategic management, Management at Munich University of Applied Sciences for periods skills and Organisation, as well as a Case Study in Gran Ca- of time ranging from one week to one month. Her fi rst naria, obviously applied to the tourism industry. I have teaching visit was arranged as part of the ongoing relati- been teaching courses in Munich since 2004 and this year onship between USC and Munich. She enjoyed this visit so I completed my fi fth semester as a Visiting professor there. much she has been happy to return on three further oc- Thus, I have spent the summer semester of 2004, 2006, casions and looks forward to continuing the relationship and 2007, 2008, 2009 in the Faculty of Tourism of the Uni- in the future. We look forward to welcoming her again in versity of Applied Sciences. I chose the Faculty of Tourism October 2010. because I met one of their professors as part of the ongoing collaboration between my university and yours, and con- sequently we had the chance to talk about synergies in the teaching and research fi elds.

Prof. Dr. Prof. William C. Gartner, Ph. D. David A. Fennell, Ph. D.

Professor of Applied Department of Tourism Economics, University and Environment of Minnesota, USA Brock University, Canada

y main topic is tourism development with spe- avid Fennell teaches and researches mainly in the Mcializations in image formation and destination Dareas of ecotourism and tourism ethics. He has branding. I started to teach here in Munich in 2006. I published widely in these areas, including sole authored teach one intensive course for Munich University of Ap- books on ecotourism programme planning, a general text plied Sciences each semester. I usually teach the course on ecotourism, tourism ethics and a title focusing on codes over a one or two week period. Actually the Dean of the of ethics in tourism (he has edited two other books). Fen- Tourism Faculty asked me. I was delighted to accept the nell is the founding Editor-in-Chief of the Journal of Eco- offer and was pleasantly surprised at how nice the Univer- tourism and is an active member on the editorial boards sity and Munich are, so it makes me very happy to return of many academic journals. each semester.

Ausgabe 03|2010 Tourismus Management Passport 109 Campus Pasing

f.a.s.t. e.V. – Die Studierendenvertretung f.a.s.t e.V. – The students’ council

ie f.a.s.t. e.V. („federation of active students of tourism D management“) ist die offi zielle Studierendenvertre- tung an der Fakultät für Tourismus. Spricht man von der f.a.s.t. e.V., meint man die aktiven Studierenden, welche .a.s.t. e.V. f.a.s.t. e.V. (“federation of active students of tourism management”) sich in zahlreichen Projekten und Initiativen engagieren. f is the offi cial students’ council of the Department of Tourism. If you are tal- Wir sehen unsere Aufgaben vor allem in zwei Be- king about f.a.s.t. e.V., you mean the active students – the ones who are engaged reichen: Zum einen vertreten wir im Rahmen unserer in various projects and initiatives. Fachschaftsaufgaben die Wünsche und Anliegen der Stu- Our tasks fall into two main categories: On the one hand we represent the dierenden gegenüber der Fakultät sowie der Hochschule. students vis-à-vis the Department and the central administration of the Uni- Durch das traditionell gute Verhältnis zwischen f.a.s.t. e.V. versity of Applied Sciences. Due to the excellent rapport maintained at all times und unseren Professoren haben wir beste Vorausset- between f.a.s.t. e.V. and our professors, we have a very good basis for active par- zungen, um eine aktive Mitgestaltung der Studienbedin- ticipation in decisions concerning our study conditions. gungen zu ermöglichen. On the other hand it is also our task to offer certain services to our students. Auf der anderen Seite sehen wir es ebenso als unse- The main part of our team organises cultural and study-related events and re Aufgabe, den Studierenden gewisse Dienstleistungen supports student initiatives. Freshman-welcoming events, tourism-parties, anzubieten. Ein Großteil unseres Teams organisiert kul- excursions to tourism service turelle und universitäre Veranstaltungen und unterstützt providers, hikes, winter-cot- Kontakt/ Contact: studentische Initiativen. tage-trips, support for chari- f.a.s.t. e. V. – federation of active students Erstsemester-Begrüßung, Tourismuspartys, Exkursi- table projects. All this – and of tourism management onen zu touristischen Leistungsträgern, Wanderungen, Ski- still much more – is offered Am Stadtpark 20, 81243 München hüttenfahrten, Unterstützung von karitativen Projekten. by f.a.s.t. e.V. Tel.: 089 8205487, Fax: 089 8205908 All dies – und noch viel mehr – wird von der f.a.s.t. e.V. [email protected], www.fast-muenchen.de angeboten.

PAOSO

AOSO – die Hochschul- Highlights im PAOSO P gemeinde in München- Pasing. PAOSO – ein Ort für Kontakt, Gemeinschaft 18. März 2010, ab 20 Uhr: und Orientierung. Party zum Semesteranfang Leute kennenlernen: 27. April 2010, 19:00 – 20:30 Uhr (3x) im gemütlichen Café, bei Change – we can! Eine Gruppe für Noch- und kultigen Festen und aben- Gerade-Nicht-Mehr-Studierende. Dienstags. teuerlichen Freizeitakti- onen. Profil entwickeln 17. Mai 2010, 17:30 – 19:30 Uhr: und Potenziale entdecken: STRESS? Muss nicht sein. Seminare und Workshops geben die Möglichkeit, kommunikative 27. Mai 2010, ab 19 Uhr und emotionale Kompetenzen zu trainie- Sommerfest mit der Big Band der HM ren. Meinungsbildung und Engagement: Aktuelle Diskussionen mit interessanten Gästen fördern gesellschaftliches und 31. Juli – 7. August 2010: Alpenüberquerung. soziales Bewusstsein. Sinn und Orientierung: Begleitung bei Entscheidungen Von Oberstdorf nach Meran. oder spiritueller Suche. Beratung und Coaching: Leben und Studium warten manchmal mit besonderen Prüfungen auf. Im PAOSO gibt es ein vertrauliches Das ist eine kleine Auswahl des PAOSO-Programms und hilfreiches Gesprächsangebot. Für Lerngruppen oder studentische Initia- im Sommersemester 2010. Mehr auf unserer Homepage: tiven stehen unsere Räume bereit. www.paoso.de

110 Tourismus Management Passport Ausgabe 03|2010 München leuchtet.

Die Millionenstadt München ist einer der attraktivsten Wirtschafts-

standorte Europas – und berühmt für ihre hohe Lebensqualität. Mit

ihren M-Produkten tragen die Stadtwerke München maßgeblich dazu

bei: M-Strom steht für höchste Versorgungssicherheit und wird umwelt-

schonend in Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen und regenerativ erzeugt.

M-Wasser ist eines der besten Trinkwasser Europas. Mit 18 M-Bädern

besitzt München eine der modernsten Bäder- und Saunalandschaften

Deutschlands. Die MVG betreibt mit U-Bahn, Bus und Tram eines der

besten Nahverkehrssysteme der Welt. Darüber hinaus verwirklichen die

SWM bedeutende Zukunftsaufgaben für München, wie den Ausbau der

erneuerbaren Energien, der umweltschonenden Fernwärme und des

modernen Glasfasernetzes. München leuchtet. Weitere Infos: swm.de

M-Wasser M-Bäder M-Strom M-Wärme M-Erdgas Besser leben mit M. *UBILÛUMSJAHR å*AHREå/KTOBERFEST å*AHREå4OURISMUSAMTå-ÓNCHEN-ÓNCHENåLEUCHTET *EDESå*AHRåSTÛRKER

-EHRå)NFOSåFÓRå)HREå+UNDENå UNDåIMå"" "EREICHåUNTER

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