„...der Zukunft ein Stück voraus“

Begleitbroschüre zur Wanderausstellung des Frauenbeirats Pankow

Pankower Pionierinnen in Politik und Wissenschaft Frauen und Politik „Männer und Frauen haben grundsätzlich die gleichen Rechte und Pflichten.“ Weimarer Verfassung 1919

„Ich möchte hier feststellen, und zwar ganz objektiv, dass es die Re- volution gewesen ist, die auch in Deutschland die alten Vorurteile überwunden hat“, erklärte Marie Ju­ In der Revolution 1848 forderten Frauen zum chacz am 19.2.1919. „Durch die poli- ersten Mal das Wahlrecht. Doch nach dem tische Gleichberechtigung ist nun Scheitern dieser Revolution wurde Frauen in meinem Geschlecht die Möglich- Preußen selbst die Mitwirkung in politischen keit zur vollen Entfaltung Vereinen untersagt und alle Frauenorganisa­ seiner Kräfte gege- tionen verboten. Dieses Politikverbot behin­ ben.“ (a) derte die Entwicklung der Frauenbewegung erheblich, verhindern konnte es sie nicht.

Während Männer 1871 das allgemeine gleiche Wahlrecht für den Reichstag bekamen, durf­ ten Frauen erst ab 1908 in politische Parteien eintreten. Das Wahlrecht für Frauen wurde erst am 12. November 1918 nach einer weite­ ren Revolution durchgesetzt. Aus Wahltaktik nahmen nun auch die bürgerlichen Parteien Frauen als Mitglieder auf.

Marie Juchacz auf einer Kundgebung 1919 (1) Demonstration für die Wahl von Luise Zietz in (4)

Diese Broschüre entstand auf der Grundlage der 2009 über LSK-Mittel des Bezirks Pankow finanzierten gleich- Am 19.1.1919 fanden Wahlen zu Reichstag und National­ namigen Wanderausstellung des Frauenbeirates Pan- versammlung, am 26.1.1919 zum Preußischen Landtag kow. In Kooperation mit dem Humanistischen Verband und am 23.2.1919 Gemeindewahlen statt. Alle Parteien Deutschland, LV Berlin e.V., wurde die Broschüre durch Der nördliche Vorortbote 9.1.1919 (3) führten auch in den Pankower Ortsteilen Versammlun­ die Landeszentrale für polische Bildungsarbeit Berlin fi- gen für die neuen Wählerinnen durch. Zwei Frauen wur­ nanziert. Während der Novemberrevolution wurden den in die 21­köpfige Gemeindevertretung von Nieder­ Arbeiter­ und Soldatenräte als neue basisde­ schönhausen gewählt: Martha Tietz (MSPD) und Clara Autorinnen und Recherche: Claudia von Geliéu, Sabine mokratische Gremien zur Selbstverwaltung Metschke (USPD). Krusen und Esther Stenkamp. Grafik: Hanne Sommer. gebildet. Dem Arbeiterrat der Gemeinde Nie­ Projektleitung: Dr. Ines P. Scheibe. 2. Auflage Juni 2012. derschönhausen gehörte neben vier Män­ In Niederschönhausen hatten die bürgerlichen Parteien angeblich erfolglos nach Kandidatinnen gesucht. Unter Bezirksamt Pankow von Berlin. Druck: Druckerei Bunter Warten vor dem Wahllokal (2) nern auch eine Frau an: Clara Metschke. ihren Kontaktadressen waren allerdings bei allen auch Hund. mehrere Frauen aufgeführt. Offensichtlich waren Frau­ en nur als Hilfsarbeiterinnen gefragt. „Eine Dame be- Pankow gehörte zum Wahlkreis von , die schwert sich, wie sie selbst am 19. Februar 1919 als erste Frau in der Nationalver­ sagt, zu spät, dass die Bürger- sammlung in Weimar sprach. Sie gehörte zu den 37 ge­ lichen keine Frau aufgestellt hät- wählten Frauen, die über die Verfassung mitbestimmen ten. Wenn es zu spät dafür war, dann durften. Da Frauen nur „grundsätzlich“ den Männern konnte sie sich den Artikel auch für die gleichgestellt wurden, waren Diskriminierungen wie Tage nach den Wahlen sparen. So hat sie z.B. die Entlassung von verheirateten Frauen weiter zu­ nur erreicht, dass manche Frau verärgert lässig. der Wahlurne fernblieb.“ Kommentar des „Nördlichen Vorortboten“ vom 27.2.1919 zur Wahlniederlage der bürgerlichen Parteien bei der Gemeindewahl in Nieder­ schönhausen

2 Frauen und Politik „Männer und Frauen haben grundsätzlich die gleichen Rechte und Pflichten.“ Weimarer Verfassung 1919

„Ich möchte hier feststellen, und zwar ganz objektiv, dass es die Re- volution gewesen ist, die auch in Deutschland die alten Vorurteile überwunden hat“, erklärte Marie Ju­ In der Revolution 1848 forderten Frauen zum chacz am 19.2.1919. „Durch die poli- ersten Mal das Wahlrecht. Doch nach dem tische Gleichberechtigung ist nun Scheitern dieser Revolution wurde Frauen in meinem Geschlecht die Möglich- Preußen selbst die Mitwirkung in politischen keit zur vollen Entfaltung Vereinen untersagt und alle Frauenorganisa­ seiner Kräfte gege- tionen verboten. Dieses Politikverbot behin­ ben.“ (a) derte die Entwicklung der Frauenbewegung erheblich, verhindern konnte es sie nicht.

Während Männer 1871 das allgemeine gleiche Wahlrecht für den Reichstag bekamen, durf­ ten Frauen erst ab 1908 in politische Parteien eintreten. Das Wahlrecht für Frauen wurde erst am 12. November 1918 nach einer weite­ ren Revolution durchgesetzt. Aus Wahltaktik nahmen nun auch die bürgerlichen Parteien Frauen als Mitglieder auf.

Marie Juchacz auf einer Kundgebung 1919 (1) Demonstration für die Wahl von Luise Zietz in Berlin (4)

Diese Broschüre entstand auf der Grundlage der 2009 über LSK-Mittel des Bezirks Pankow finanzierten gleich- Am 19.1.1919 fanden Wahlen zu Reichstag und National­ namigen Wanderausstellung des Frauenbeirates Pan- versammlung, am 26.1.1919 zum Preußischen Landtag kow. In Kooperation mit dem Humanistischen Verband und am 23.2.1919 Gemeindewahlen statt. Alle Parteien Deutschland, LV Berlin e.V., wurde die Broschüre durch Der nördliche Vorortbote 9.1.1919 (3) führten auch in den Pankower Ortsteilen Versammlun­ die Landeszentrale für polische Bildungsarbeit Berlin fi- gen für die neuen Wählerinnen durch. Zwei Frauen wur­ nanziert. Während der Novemberrevolution wurden den in die 21­köpfige Gemeindevertretung von Nieder­ Arbeiter­ und Soldatenräte als neue basisde­ schönhausen gewählt: Martha Tietz (MSPD) und Clara Autorinnen und Recherche: Claudia von Geliéu, Sabine mokratische Gremien zur Selbstverwaltung Metschke (USPD). Krusen und Esther Stenkamp. Grafik: Hanne Sommer. gebildet. Dem Arbeiterrat der Gemeinde Nie­ Projektleitung: Dr. Ines P. Scheibe. 2. Auflage Juni 2012. derschönhausen gehörte neben vier Män­ In Niederschönhausen hatten die bürgerlichen Parteien angeblich erfolglos nach Kandidatinnen gesucht. Unter Bezirksamt Pankow von Berlin. Druck: Druckerei Bunter Warten vor dem Wahllokal (2) nern auch eine Frau an: Clara Metschke. ihren Kontaktadressen waren allerdings bei allen auch Hund. mehrere Frauen aufgeführt. Offensichtlich waren Frau­ en nur als Hilfsarbeiterinnen gefragt. „Eine Dame be- Pankow gehörte zum Wahlkreis von Marie Juchacz, die schwert sich, wie sie selbst am 19. Februar 1919 als erste Frau in der Nationalver­ sagt, zu spät, dass die Bürger- sammlung in Weimar sprach. Sie gehörte zu den 37 ge­ lichen keine Frau aufgestellt hät- wählten Frauen, die über die Verfassung mitbestimmen ten. Wenn es zu spät dafür war, dann durften. Da Frauen nur „grundsätzlich“ den Männern konnte sie sich den Artikel auch für die gleichgestellt wurden, waren Diskriminierungen wie Tage nach den Wahlen sparen. So hat sie z.B. die Entlassung von verheirateten Frauen weiter zu­ nur erreicht, dass manche Frau verärgert lässig. der Wahlurne fernblieb.“ Kommentar des „Nördlichen Vorortboten“ vom 27.2.1919 zur Wahlniederlage der bürgerlichen Parteien bei der Gemeindewahl in Nieder­ schönhausen

3 Agnes Wabnitz Emma Ihrer „80 Kränze mehr als der Kaiser“(b) „Sie lebte der Zukunft ein Stück voraus.“(g)

er 1841 – 28. Aug Januar 1911 zemb ust 18 7 – 8. . De 94 185 10 uar „Jede ge- an scheite Frau hat Mil- . J lionen geborene Feinde „Das „Was Du mitschufest, 3 – alle dummen Männer.“ Gesetz verbie- wird am Leben bleiben, Marie von Ebner­Eschen­ tet Frauen, Kindern, Was Du mitsätest, bach, Kalendereintrag Lehrlingen – man merke, hoch und höher treiben.“ im Nachlass von Carl wie man uns unter den Un- Kranzschleife des Legien (h) mündigen einreiht! – jede Betei- SPD­Parteivorstandes (d) Emma Ihrer zog 1894 mit ihrem Ehemann ligung an politischen Versamm- nach Pankow. Emanuel Ihrer hatte seine lungen. Wir müssen uns aber mit Apotheke in Velten aufgeben müssen, weil Politik beschäftigen. In unse- er seiner Frau ihre „sozialistische Agitation“ rem eigenen Interesse.“ nicht untersagt hatte. Ab 1902 wohnte das Agnes Wabnitz (c) Ehepaar in einem Haus in der Marthastra­ ße 10 in Niederschönhausen zusammen mit Carl Legien, dem Vorsitzenden der General­ kommission der Gewerkschaften und Ge­ liebten von Emma Ihrer. Die beiden Männer 1894 drohte Agnes Wabnitz außer der Haftstra­ setzten ihre Wohngemeinschaft auch nach fe ein Entmündigungsverfahren. Weil sie nicht ihrem Tod fort. Freireligiöser Friedhof, Pappelallee, Emma Ihrer hatte Legien 1890 in der Vorbe­ (1) den Rest ihres Lebens in einer Nervenheilanstalt verbringen wollte, wählte sie den Freitod. Am 28. Emma Ihrer (1) reitungskommission für den Zusammen­ Mehr als 60.000 Menschen sollen am 1. Sep­ August 1894 vergiftete sie sich auf dem Friedhof schluss der Gewerkschaften kennengelernt, tember 1894 am Begräbnis von Agnes Wab­ der Märzgefallenen mitten unter den Opfern der der sie als einzige Frau angehörte. Weil sie sich, um die Arbeiterinnenbewegung zu nitz auf dem Freireligiösen Friedhof in der Revolution von 1848. Carl Legien mit Clara Zetkin und Emma Ihrer in London 1896 Pappelallee teilgenommen haben. Sie blo­ stärken, für eine zentrale Frauengewerk­ Anlass: Internationale Sozialistische Tagung (3) ckierten mehrere Stunden die Straßen am Agnes Wabnitz gehörte der Freireligiösen Ge­ schaft einsetzte, wurde sie nicht mehr wie­ Prenzlauer Berg, bis sie am Grab vorbei de­ meinde an. Diese im Vormärz entstandene Op­ dergewählt. Wegen ihres großen Einflusses filiert waren. 630 Kränze legten sie nieder, position gegen das enge Bündnis von Thron und auf Legien als „Nebenregierung“ diffamiert, Wie sie selbst von der Frauenrechtlerin Gertrud Guillaume­ das waren 80 mehr als bei der Beerdigung Altar war die erste Organisation, in der Frauen konnte sie 1902 ein zentrales Arbeiterinnen­ Schack ermutigt worden war, als Rednerin aufzutreten, half von Kaiser Wilhelm I., wie ein Beobachter gleichberechtigte Mitglieder waren, passives und sekretariat und 1905 die Einstellung einer sie anderen Frauen bei deren ersten politischen Schritten. an die Polizei schrieb. aktives Wahlrecht besaßen. Aus ihr ging die erste hauptamtlichen Arbeiterinnensekretärin Unermüdlich war auch ihr Erfindungsgeist bei der Suche deutschlandweite Frauenbewegung hervor und durchsetzen. nach immer neuen Organisationsmöglichkeiten, wenn wie­ Zwei Tage vorher hatte Agnes Wabnitz eine viele Sozialistinnen machten hier ihre ersten po­ der einmal ein Arbeiterinnenverein verboten worden war. 10­monatige Gefängnisstrafe antreten sol­ litischen Erfahrungen. Mit einer Audienz beim preußischen Innenminister erreich­ len. Sie war wegen Majestätsbeleidigung Reliefbüste (3) te sie zumindest die Zulassung von Versammlungen. Mit der Wahl von Vertrauensfrauen gelang es den Genossinnen, das verurteilt worden. Immer wieder war die „Ihrem wie- im preußischen Vereinsrecht festgeschriebene Politikverbot Mantelnäherin als engagierte Vertreterin derholten Auftreten für Frauen 1908 zu Fall zu bringen. der Arbeiterinneninteressen mit dem Ge­ hierselbst ist es zuzuschrei- „Eines abends Weil die SPD­Zeitungen zu wenig über die Arbeiterinnenbe­ setz in Konflikt geraten. 1888 war sie we­ ben, dass sich mehrere hundert machte ein Student ihr lange schrieben und Emma Ihrer wusste, wie wichtig eine gen Verstoßes gegen das Vereinsrecht, das Frauen und Mädchen zum Eintritt auf der Straße einen zynischen Zeitung für die Ausbreitung und den Zusammenhalt einer Frauen politische Organisation untersagte, in den gegründeten Verein der ar- Antrag. Schnell entschlossen lässt Bewegung ist, begründete sie 1890 eine Arbeiterinnenzei­ zum ersten Mal verurteilt worden. Als sie beitenden Frauen und Mädchen sie ihn arretieren. Auf der Wache be- tung, nachdem ihr Anliegen auf dem SPD­Parteitag keine 1892 aus Protest gegen die politische Haft in von Dresden und Umgebung hauptet der junge Gentleman kühn, die Mehrheit gefunden hatte. den Hungerstreik trat, war sie für „geistes­ gemeldet haben.“ Polizei­ Dame habe ihn zuerst angesprochen. Emma Ihrer begründet 1890 ‚Die Arbeiterin“ und Sie hat ein eigenes Grab in der „Gedenkstätte der Sozialis­ krank“ erklärt und in die Irrenanstalt über­ war Herausgeberin der Nachfolgerin ‚Die Gleichheit’ (2) Verwundert und fassungslos steht sie bericht 1886 (i) führt worden. ten“ in Friedrichsfelde, weil sie mit Carl Legien, der dort ne­ da – denn sie gewahrt, dass die Poli- ben ihr ruht, nicht verheiratet war. zei ohne Weiteres dem Mann mehr Glauben schenkt als dem Mäd- chen.“ (e) B. Glogau, Agnes Wabnitz, 1894

„Es ist das un- vergängliche Verdienst „Das erste Emma Ihrers, als erste Vor- Mal wurde ich herun- kämpferin der gewerkschaftlichen tergezischt. ... ich machte Organisation der Arbeiterinnen den Neubaugebiet ehem. Schlachthofgelände, 2000 benannt (2) zu lange Pausen zwischen Polizeiakte über „die Schneiderin Agnes Wabnitz“ Grundsatz der gemeinsamen Organi- den Sätzen, war befangen und 1889­1895 (4) Emma Ihrer Briefmarke 1989 (4) seit 2001 in Lichtenberg (5) sation der Frauen und Männer in den musste schließlich vom Podi- deutschen Gewerkschaften zur all- um.“ Agnes Wabnitz über gemeinen Anerkennung gebracht ihren ersten Auftritt als zu haben.“ Rednerin (f) Gertrud Hanna 1912 (j)

Initiatorin der Arbeiterinnenbewegung Arbeiterinnenbewegung Begründerin und Herausgeberin 4 Opfer der politischen Verfolgung von Frauen von „Die Gleichheit“ Agnes Wabnitz Emma Ihrer „80 Kränze mehr als der Kaiser“(b) „Sie lebte der Zukunft ein Stück voraus.“(g)

er 1841 – 28. Aug Januar 1911 zemb ust 18 7 – 8. . De 94 185 10 uar „Jede ge- an scheite Frau hat Mil- . J lionen geborene Feinde „Das „Was Du mitschufest, 3 – alle dummen Männer.“ Gesetz verbie- wird am Leben bleiben, Marie von Ebner­Eschen­ tet Frauen, Kindern, Was Du mitsätest, bach, Kalendereintrag Lehrlingen – man merke, hoch und höher treiben.“ im Nachlass von Carl wie man uns unter den Un- Kranzschleife des Legien (h) mündigen einreiht! – jede Betei- SPD­Parteivorstandes (d) Emma Ihrer zog 1894 mit ihrem Ehemann ligung an politischen Versamm- nach Pankow. Emanuel Ihrer hatte seine lungen. Wir müssen uns aber mit Apotheke in Velten aufgeben müssen, weil Politik beschäftigen. In unse- er seiner Frau ihre „sozialistische Agitation“ rem eigenen Interesse.“ nicht untersagt hatte. Ab 1902 wohnte das Agnes Wabnitz (c) Ehepaar in einem Haus in der Marthastra­ ße 10 in Niederschönhausen zusammen mit Carl Legien, dem Vorsitzenden der General­ kommission der Gewerkschaften und Ge­ liebten von Emma Ihrer. Die beiden Männer 1894 drohte Agnes Wabnitz außer der Haftstra­ setzten ihre Wohngemeinschaft auch nach fe ein Entmündigungsverfahren. Weil sie nicht ihrem Tod fort. Freireligiöser Friedhof, Pappelallee, Emma Ihrer hatte Legien 1890 in der Vorbe­ Prenzlauer Berg (1) den Rest ihres Lebens in einer Nervenheilanstalt verbringen wollte, wählte sie den Freitod. Am 28. Emma Ihrer (1) reitungskommission für den Zusammen­ Mehr als 60.000 Menschen sollen am 1. Sep­ August 1894 vergiftete sie sich auf dem Friedhof schluss der Gewerkschaften kennengelernt, tember 1894 am Begräbnis von Agnes Wab­ der Märzgefallenen mitten unter den Opfern der der sie als einzige Frau angehörte. Weil sie sich, um die Arbeiterinnenbewegung zu nitz auf dem Freireligiösen Friedhof in der Revolution von 1848. Carl Legien mit Clara Zetkin und Emma Ihrer in London 1896 Pappelallee teilgenommen haben. Sie blo­ stärken, für eine zentrale Frauengewerk­ Anlass: Internationale Sozialistische Tagung (3) ckierten mehrere Stunden die Straßen am Agnes Wabnitz gehörte der Freireligiösen Ge­ schaft einsetzte, wurde sie nicht mehr wie­ Prenzlauer Berg, bis sie am Grab vorbei de­ meinde an. Diese im Vormärz entstandene Op­ dergewählt. Wegen ihres großen Einflusses filiert waren. 630 Kränze legten sie nieder, position gegen das enge Bündnis von Thron und auf Legien als „Nebenregierung“ diffamiert, Wie sie selbst von der Frauenrechtlerin Gertrud Guillaume­ das waren 80 mehr als bei der Beerdigung Altar war die erste Organisation, in der Frauen konnte sie 1902 ein zentrales Arbeiterinnen­ Schack ermutigt worden war, als Rednerin aufzutreten, half von Kaiser Wilhelm I., wie ein Beobachter gleichberechtigte Mitglieder waren, passives und sekretariat und 1905 die Einstellung einer sie anderen Frauen bei deren ersten politischen Schritten. an die Polizei schrieb. aktives Wahlrecht besaßen. Aus ihr ging die erste hauptamtlichen Arbeiterinnensekretärin Unermüdlich war auch ihr Erfindungsgeist bei der Suche deutschlandweite Frauenbewegung hervor und durchsetzen. nach immer neuen Organisationsmöglichkeiten, wenn wie­ Zwei Tage vorher hatte Agnes Wabnitz eine viele Sozialistinnen machten hier ihre ersten po­ der einmal ein Arbeiterinnenverein verboten worden war. 10­monatige Gefängnisstrafe antreten sol­ litischen Erfahrungen. Mit einer Audienz beim preußischen Innenminister erreich­ len. Sie war wegen Majestätsbeleidigung Reliefbüste (3) te sie zumindest die Zulassung von Versammlungen. Mit der Wahl von Vertrauensfrauen gelang es den Genossinnen, das verurteilt worden. Immer wieder war die „Ihrem wie- im preußischen Vereinsrecht festgeschriebene Politikverbot Mantelnäherin als engagierte Vertreterin derholten Auftreten für Frauen 1908 zu Fall zu bringen. der Arbeiterinneninteressen mit dem Ge­ hierselbst ist es zuzuschrei- „Eines abends Weil die SPD­Zeitungen zu wenig über die Arbeiterinnenbe­ setz in Konflikt geraten. 1888 war sie we­ ben, dass sich mehrere hundert machte ein Student ihr lange schrieben und Emma Ihrer wusste, wie wichtig eine gen Verstoßes gegen das Vereinsrecht, das Frauen und Mädchen zum Eintritt auf der Straße einen zynischen Zeitung für die Ausbreitung und den Zusammenhalt einer Frauen politische Organisation untersagte, in den gegründeten Verein der ar- Antrag. Schnell entschlossen lässt Bewegung ist, begründete sie 1890 eine Arbeiterinnenzei­ zum ersten Mal verurteilt worden. Als sie beitenden Frauen und Mädchen sie ihn arretieren. Auf der Wache be- tung, nachdem ihr Anliegen auf dem SPD­Parteitag keine 1892 aus Protest gegen die politische Haft in von Dresden und Umgebung hauptet der junge Gentleman kühn, die Mehrheit gefunden hatte. den Hungerstreik trat, war sie für „geistes­ gemeldet haben.“ Polizei­ Dame habe ihn zuerst angesprochen. Emma Ihrer begründet 1890 ‚Die Arbeiterin“ und Sie hat ein eigenes Grab in der „Gedenkstätte der Sozialis­ krank“ erklärt und in die Irrenanstalt über­ war Herausgeberin der Nachfolgerin ‚Die Gleichheit’ (2) Verwundert und fassungslos steht sie bericht 1886 (i) führt worden. ten“ in Friedrichsfelde, weil sie mit Carl Legien, der dort ne­ da – denn sie gewahrt, dass die Poli- ben ihr ruht, nicht verheiratet war. zei ohne Weiteres dem Mann mehr Glauben schenkt als dem Mäd- chen.“ (e) B. Glogau, Agnes Wabnitz, 1894

„Es ist das un- vergängliche Verdienst „Das erste Emma Ihrers, als erste Vor- Mal wurde ich herun- kämpferin der gewerkschaftlichen tergezischt. ... ich machte Organisation der Arbeiterinnen den Neubaugebiet ehem. Schlachthofgelände, 2000 benannt (2) zu lange Pausen zwischen Polizeiakte über „die Schneiderin Agnes Wabnitz“ Grundsatz der gemeinsamen Organi- den Sätzen, war befangen und 1889­1895 (4) Emma Ihrer Briefmarke 1989 (4) seit 2001 in Lichtenberg (5) sation der Frauen und Männer in den musste schließlich vom Podi- deutschen Gewerkschaften zur all- um.“ Agnes Wabnitz über gemeinen Anerkennung gebracht ihren ersten Auftritt als zu haben.“ Rednerin (f) Gertrud Hanna 1912 (j)

Initiatorin der Arbeiterinnenbewegung Arbeiterinnenbewegung Begründerin und Herausgeberin Opfer der politischen Verfolgung von Frauen von „Die Gleichheit“ 5 Gertrud Hanna Maud von Ossietzky „Mehr als bisher müssen wir uns der „Mitunter auch ein wenig bissig.“(o) Interessen der Frauen annehmen.“(k) „Ich hatte an mehre- 6. Februar 1 ren Protestdemonstrati- Dezembe 76 – 2 944 onen teilgenommen, auch an 11. r 1884 i 18 einem dreitägigen Hungerstreik – 1 n 2. . Ju im Gefängnis bei Scotland Yard we- M 2 „Das Bestre- ai 2 gen ‚Unruhestiftung’. ... Die Arbeit für 19 ben, die Erwerbsar- den Frauenverband begeisterte mich 74 beit der verheirateten sehr; auch ich bin auf eine Seifenkiste 1922 wohnte Gertrud Hanna, Abgeordnete Frauen zu unterbinden, im Hyde-Park gestiegen und habe des Preußischen Landtages und einzige Frau nannte sie ‚undurchdacht, eine schwungvolle Rede gehal- im Vorstand des Allgemeinen Deutschen unzweckmäßig und unso- ten: für das Wahlrecht der Gewerkschaftsbundes, in der Berliner Stra­ zial’.“ Frauen.“ (p) ße 24 in Pankow. Marie Juchacz (m) „So verbesserte ich unseren Etat beträchtlich“, Visitenkarte, Anfang der 1920er Jahre (2) Schon mit 21 Jahren war die aus einfachen In Indien als Tochter eines britischen Kolonialoffiziers Verhältnissen stammende Arbeiterin in und einer einheimischen Prinzessin geboren, wuchs sie den Vorstand des „Verband der Hilfsarbei­ „Klar und sachlich beleuchte- nach dem frühen Tod der Eltern bei einer Tante in Eng­ terinnen und Hilfsarbeiter im Druckgewer­ land auf. Statt zu Heiraten entschied sich Maud, Kran­ be“ gewählt worden. Es war die einzige ge­ te sie das ganze Problem und fürchtete sich auch kenschwester zu werden und schloss sich den engli­ mischte Gewerkschaft, die von einer Frau, schen Frauenrechtlerinnen an, die mit allen Mitteln Paula Thiede, geleitet wurde, in der Frauen nicht, Dinge zu sagen, die der eine oder andere nicht für das Wahlrecht der Frauen stritten. Sie gehörte zum gleichberechtigt behandelt und besonders inneren Kreis der Suffragetten und war mit Christabel gefördert wurden. so gern hörte.“ Marie Juchacz (l) Pankhurst befreundet. 1909 wurde Gertrud Hanna die Leitung des Als Gouvernante der Kinder des Oberbürgermeisters Arbeiterinnensekretariats der Generalkom­ kam sie nach Hamburg, wo sie Carl von Ossietzky ken­ mission der Freien Gewerkschaften, Vorläu­ nen lernte. Nach der Heirat 1913 ermutigte sie den Hilfs­ fer des DGB, übertragen. Ihre Vorgängerin schreiber beim Amtsgericht zum freien Schreiben, or­ Ida Altmann hatte nach vier Jahren ange­ ganisierte Vortragszirkel für ihn und sorgte, wenn er sichts der Frauenfeindlichkeit vieler Ge­ keine Aufträge hatte, für den Lebensunterhalt, indem werkschafter aufgegeben. Hanna war Prag­ sie Englisch­ und Bridgeunterricht gab. Gemeinsam en­ matikerin, sie setzte auf kleine Schritte zur gagierten sie sich gegen den Krieg. Von 1946 bis 1974 war Maud von Ossietzky Friedenskundgebung 1921 im Berliner Lustgarten, im Auto stehend Maud von Ossietzky, in der Verbesserung der Lage der Arbeiterinnen. Mitherausgeberin von „Die Weltbühne“ (3) Mitte sitzend Elsa Einstein, links davon Francis Neillson, eine amerikanische Pazifistin (5) Sie lebten unkonventionell, auch nach der Geburt der 1916 übernahm sie auch die Chefredaktion Tochter Rosalinde 1919. Die erste eigene Wohnung be­ 1933 wurde Ossietzky von den Nazis ver­ der neugegründeten „Gewerkschaftliche zogen sie im Januar 1933. Maud war depressiv und al­ haftet und Maud gezwungen, wieder ihren Frauenzeitung“, die „Die Gleichheit“ ab­ koholkrank geworden, nachdem Ossietzky 1927 die „Freunde! Am Mädchennamen Lichfield­Woods zu tra­ lösen sollte, weil deren sozialistische Aus­ Leitung der „Weltbühne“ übernommen hatte und sie Anfang ein Versprechen. gen. Nachdem Carl von Ossietzky 1936 den Gertrud Hanna, Zeichnung: Gerhard Röseler (1) richtung und Clara Zetkins Antikriegshal­ erstmals völlig von seiner Arbeit ausgeschlossen war. Solange ich lebe, soll dieses Friedensnobelpreis erhalten hatte, wurde tung den Gewerkschaftsführern ein Dorn Blättchen ein Versuch sein, das Le- er todkrank aus dem KZ in eine Klinik über­ im Auge waren. Hanna arbeitete gemein­ benswerk meines Mannes, des Demo- wiesen. Maud lebte bei ihm im Nordend­ sam mit Kriegsbefürworterinnen der bür­ kraten und Pazifisten Carl von Ossietzky Krankenhaus, bis er dort am 4. Mai 1938 gerlichen Frauenbewegung im „Nationalen fortzusetzen. ... Ich heiße alle seine alten starb. Zur Untermiete bei Frau Lietzsche in Frauendienst“ und gehörte dem „Ausschuss Mitarbeiter, die der ‚Weltbühne’ ihr pazi- Pankow, Schonensche Str. 36, wohnend, „Leider besitzt für Frauenarbeit“ des Kriegsministeriums SPD­Wahlkundgebung 1928, Gertrud Hanna auf dem Stuhl links (2) fistisches und demokratisches Gesicht wartete sie auf die Befreiung. auch die Arbeiterschaft an. nicht immer genügend Ver- gaben, willkommen ...“ Leitartikel von Maud von Ossietzky in der ersten Bereits im August 1945 bemühte sie sich bei ständnis für die Sorgen der Frau, Gertrud Hannas Lebenswerk und Existenz­ Nachkriegsausgabe der „Welt­ der britischen Besatzung um eine Lizenz und bei dem Kampf um den Arbeits- grundlage wurde 1933 durch die Nazis ver­ bühne“ 1946 für „Die Weltbühne“. Weil sie deren Aufla­ platz wird oft sehr wenig Rücksicht auf nichtet. Die entlassene Gewerkschaftsse­ die berechtigten Interessen der Frau gen nicht akzeptabel fand, verlegte sie die kretärin zog sich mit einer Schwester nach Zeitschrift von Wilmersdorf nach Pankow, genommen. Die unterschiedliche Ent- Berlin­Haselhorst zurück, wo sie von Heim­ lohnung wird meist als selbstver- wo am 4. Juni 1946 die erste Ausgabe er­ arbeit lebten. Nach wiederholten Verhören scheinen konnte. Auch sie selbst zog nach ständlich hingenommen.“ und zur Mitarbeit in der NS­Volkswohlfahrt Gertrud Hanna (n) Ostberlin, zunächst in die Wisbyer Straße gezwungen, setzten die beiden im Febru­ 45a, 1964 in die Ossietzkystraße 24. Für die ar 1944 ihrem Leben ein Ende. Ihr Grab in Benennung hatte sie selbst gesorgt. Beige­ Spandau wurde eingeebnet. setzt ist sie im Grab ihres Mannes auf dem Friedhof Pankow IV.

Carl und Maud von Ossietzky (1)

SPD­Parteitag 1921, Gertrud Hanna 2. Reihe links (3)

Leiterin des zentralen gewerkschaftlichen Autobiografie, erschienen 1966 in der DDR (4) 1948 in Pankow nach Carl von Ossietzky benannt (6) Arbeiterinnensekretariats SPD­Abgeordnete des Preußischen Landtages Suffragette und Pazifistin 6 Opfer von NS­Verfolgung Herausgeberin von „Die Weltbühne“ Gertrud Hanna Maud von Ossietzky „Mehr als bisher müssen wir uns der „Mitunter auch ein wenig bissig.“(o) Interessen der Frauen annehmen.“(k) „Ich hatte an mehre- 6. Februar 1 ren Protestdemonstrati- Dezembe 76 – 2 944 onen teilgenommen, auch an 11. r 1884 i 18 einem dreitägigen Hungerstreik – 1 n 2. . Ju im Gefängnis bei Scotland Yard we- M 2 „Das Bestre- ai 2 gen ‚Unruhestiftung’. ... Die Arbeit für 19 ben, die Erwerbsar- den Frauenverband begeisterte mich 74 beit der verheirateten sehr; auch ich bin auf eine Seifenkiste 1922 wohnte Gertrud Hanna, Abgeordnete Frauen zu unterbinden, im Hyde-Park gestiegen und habe des Preußischen Landtages und einzige Frau nannte sie ‚undurchdacht, eine schwungvolle Rede gehal- im Vorstand des Allgemeinen Deutschen unzweckmäßig und unso- ten: für das Wahlrecht der Gewerkschaftsbundes, in der Berliner Stra­ zial’.“ Frauen.“ (p) ße 24 in Pankow. Marie Juchacz (m) „So verbesserte ich unseren Etat beträchtlich“, Visitenkarte, Anfang der 1920er Jahre (2) Schon mit 21 Jahren war die aus einfachen In Indien als Tochter eines britischen Kolonialoffiziers Verhältnissen stammende Arbeiterin in und einer einheimischen Prinzessin geboren, wuchs sie den Vorstand des „Verband der Hilfsarbei­ „Klar und sachlich beleuchte- nach dem frühen Tod der Eltern bei einer Tante in Eng­ terinnen und Hilfsarbeiter im Druckgewer­ land auf. Statt zu Heiraten entschied sich Maud, Kran­ be“ gewählt worden. Es war die einzige ge­ te sie das ganze Problem und fürchtete sich auch kenschwester zu werden und schloss sich den engli­ mischte Gewerkschaft, die von einer Frau, schen Frauenrechtlerinnen an, die mit allen Mitteln Paula Thiede, geleitet wurde, in der Frauen nicht, Dinge zu sagen, die der eine oder andere nicht für das Wahlrecht der Frauen stritten. Sie gehörte zum gleichberechtigt behandelt und besonders inneren Kreis der Suffragetten und war mit Christabel gefördert wurden. so gern hörte.“ Marie Juchacz (l) Pankhurst befreundet. 1909 wurde Gertrud Hanna die Leitung des Als Gouvernante der Kinder des Oberbürgermeisters Arbeiterinnensekretariats der Generalkom­ kam sie nach Hamburg, wo sie Carl von Ossietzky ken­ mission der Freien Gewerkschaften, Vorläu­ nen lernte. Nach der Heirat 1913 ermutigte sie den Hilfs­ fer des DGB, übertragen. Ihre Vorgängerin schreiber beim Amtsgericht zum freien Schreiben, or­ Ida Altmann hatte nach vier Jahren ange­ ganisierte Vortragszirkel für ihn und sorgte, wenn er sichts der Frauenfeindlichkeit vieler Ge­ keine Aufträge hatte, für den Lebensunterhalt, indem werkschafter aufgegeben. Hanna war Prag­ sie Englisch­ und Bridgeunterricht gab. Gemeinsam en­ matikerin, sie setzte auf kleine Schritte zur gagierten sie sich gegen den Krieg. Von 1946 bis 1974 war Maud von Ossietzky Friedenskundgebung 1921 im Berliner Lustgarten, im Auto stehend Maud von Ossietzky, in der Verbesserung der Lage der Arbeiterinnen. Mitherausgeberin von „Die Weltbühne“ (3) Mitte sitzend Elsa Einstein, links davon Francis Neillson, eine amerikanische Pazifistin (5) Sie lebten unkonventionell, auch nach der Geburt der 1916 übernahm sie auch die Chefredaktion Tochter Rosalinde 1919. Die erste eigene Wohnung be­ 1933 wurde Ossietzky von den Nazis ver­ der neugegründeten „Gewerkschaftliche zogen sie im Januar 1933. Maud war depressiv und al­ haftet und Maud gezwungen, wieder ihren Frauenzeitung“, die „Die Gleichheit“ ab­ koholkrank geworden, nachdem Ossietzky 1927 die „Freunde! Am Mädchennamen Lichfield­Woods zu tra­ lösen sollte, weil deren sozialistische Aus­ Leitung der „Weltbühne“ übernommen hatte und sie Anfang ein Versprechen. gen. Nachdem Carl von Ossietzky 1936 den Gertrud Hanna, Zeichnung: Gerhard Röseler (1) richtung und Clara Zetkins Antikriegshal­ erstmals völlig von seiner Arbeit ausgeschlossen war. Solange ich lebe, soll dieses Friedensnobelpreis erhalten hatte, wurde tung den Gewerkschaftsführern ein Dorn Blättchen ein Versuch sein, das Le- er todkrank aus dem KZ in eine Klinik über­ im Auge waren. Hanna arbeitete gemein­ benswerk meines Mannes, des Demo- wiesen. Maud lebte bei ihm im Nordend­ sam mit Kriegsbefürworterinnen der bür­ kraten und Pazifisten Carl von Ossietzky Krankenhaus, bis er dort am 4. Mai 1938 gerlichen Frauenbewegung im „Nationalen fortzusetzen. ... Ich heiße alle seine alten starb. Zur Untermiete bei Frau Lietzsche in Frauendienst“ und gehörte dem „Ausschuss Mitarbeiter, die der ‚Weltbühne’ ihr pazi- Pankow, Schonensche Str. 36, wohnend, „Leider besitzt für Frauenarbeit“ des Kriegsministeriums SPD­Wahlkundgebung 1928, Gertrud Hanna auf dem Stuhl links (2) fistisches und demokratisches Gesicht wartete sie auf die Befreiung. auch die Arbeiterschaft an. nicht immer genügend Ver- gaben, willkommen ...“ Leitartikel von Maud von Ossietzky in der ersten Bereits im August 1945 bemühte sie sich bei ständnis für die Sorgen der Frau, Gertrud Hannas Lebenswerk und Existenz­ Nachkriegsausgabe der „Welt­ der britischen Besatzung um eine Lizenz und bei dem Kampf um den Arbeits- grundlage wurde 1933 durch die Nazis ver­ bühne“ 1946 für „Die Weltbühne“. Weil sie deren Aufla­ platz wird oft sehr wenig Rücksicht auf nichtet. Die entlassene Gewerkschaftsse­ die berechtigten Interessen der Frau gen nicht akzeptabel fand, verlegte sie die kretärin zog sich mit einer Schwester nach Zeitschrift von Wilmersdorf nach Pankow, genommen. Die unterschiedliche Ent- Berlin­Haselhorst zurück, wo sie von Heim­ lohnung wird meist als selbstver- wo am 4. Juni 1946 die erste Ausgabe er­ arbeit lebten. Nach wiederholten Verhören scheinen konnte. Auch sie selbst zog nach ständlich hingenommen.“ und zur Mitarbeit in der NS­Volkswohlfahrt Gertrud Hanna (n) Ostberlin, zunächst in die Wisbyer Straße gezwungen, setzten die beiden im Febru­ 45a, 1964 in die Ossietzkystraße 24. Für die ar 1944 ihrem Leben ein Ende. Ihr Grab in Benennung hatte sie selbst gesorgt. Beige­ Spandau wurde eingeebnet. setzt ist sie im Grab ihres Mannes auf dem Friedhof Pankow IV.

Carl und Maud von Ossietzky (1)

SPD­Parteitag 1921, Gertrud Hanna 2. Reihe links (3)

Leiterin des zentralen gewerkschaftlichen Autobiografie, erschienen 1966 in der DDR (4) 1948 in Pankow nach Carl von Ossietzky benannt (6) Arbeiterinnensekretariats SPD­Abgeordnete des Preußischen Landtages Suffragette und Pazifistin Opfer von NS­Verfolgung Herausgeberin von „Die Weltbühne“ 7 Ruth Fischer Minna Flake „Die Frauenarbeit von ihrem „Schulamt Prenzlauer Berg unter ihrer Leitung

Spezialcharakter lösen.“(q) beispielgebend“(v)

er 1895 – 13. März 1 r 1886 – 12. Febru emb 961 embe ar 19 Dez ov 58 11. 7. N „Als sich Renate „Genossen, 2 nicht erpressen liess, ge- gegen die nackten gen ihre Mutter auszusagen, Tatsachen, die hier die diese habe illegale Abtreibungen vorgenommen, und eine treue Mit- Als Vorsitzende der KPD war sie 1924 die ers­ Genossin Ruth vorgebracht Minna Flake gehörte zu der Ärztinnengeneration, die arbeiterin vom Gesundheitsamt Prenz- te Frau in einer solchen Parteifunktion. Zu­ hat, bin ich machtlos und bereits in Deutschland studieren konnte. Ab 1920 war lauer Berg mit entlastenden Aussagen nächst von führenden Männern gefördert verzichte auf weitere Aus- sie niedergelassene Ärztin in Berlin. für Minna Flake eintrat, gelang es ih- und von der Komintern ins Amt gehievt, führungen.“ Adolph Hoff­ rem Bruder Ernst Mai am 27.4.1933 wurde sie 1926 zum Sündenbock ver­ mann, linker Sozial­ Ab 1925 war sie im Vorstand des Vereins Sozialistischer die Entlassung beider aus der fehlter kommunistischer Politik ge­ „Ruth Fischer demokrat (t) Ärzte, schrieb Artikel für dessen Organ ­ im Verlag Dr. ‚Schutzhaft‘ zu erwirken.“ macht und ausgeschlossen, weil will unumschränkt M. Flake ­ und für Schriften der Arbeiterwohlfahrt, hielt Julie Boghardt (w) sie nicht bereit war, sich Stalin kommandieren und Referate und war ehrenamtlich in den neuen Ambula­ unterzuordnen. Von den einen will ... angebetet werden torien, Sexualberatungsstellen und der Schwangeren­ bei ihren verbalradikalen Auftrit­ wie der Dalai Lama.“ fürsorge aktiv. ten gefeiert, sahen andere in ihr Die Weltbühne die Femme Fatale der Politik. 1924 (s) Ab Oktober 1927 wurde Minna Flake Stadtschul­ ärztin am Gesundheitsamt Prenzlauer Berg, auf Emp­ fehlung des SPD­Bürgermeisters . Als Verwaltungsärztin konnte sie einige beispielgebende Als Studentin in Wien war sie Mitglied des „Akademi­ Neuerungen im Schulamt Prenzlauer Berg durchsetzen. schen Frauenvereins, Gruppe zum Studium der Frauen­ Das von ihr eingeführte unentgeltliche Obstfrühstück frage“ und trat in ihrer Schrift „Sexualethik des Kommu­ wurde selbst 1933 durch die Nazis nicht angetastet. nismus“ für freie Liebe, Scheidung auf Wunsch eines Plakat gegen § 218 (1) Ehegatten, Verteilung von Verhütungsmitteln sowie Mit Machtantritt der Nationalsozialisten wurde Minna Unterrichtskurs für werdende Mütter in der Zentrale die Straffreiheit von Abtreibung und Homosexualität der Schwangerenfürsorge am Alexanderplatz, Vortra­ Flakes 1929 erfolgte Ernennung zur „Stadtoberschul­ gende: Minna Flake, 1929 (3) ein. In der von ihr mitbegründeten KPÖ war sie verant­ „Und dann ärztin auf Lebenszeit“ gegenstandslos. Die Ärztin wur­ wortliche Redakteurin der Frauenbeilage der Parteizei­ kommen politische de verhaftet. Nach ihrer Haftentlassung aus dem Frau­ tung. Ihr erstes Arbeitsfeld in der KPD war das Frauen­ Reaktionäre, bewusste engefängnis Barnimstraße und der Entlassung ihrer sekretariat. Doch als frisch gekürte Parteivorsitzende und unbewusste, und er- politisch aktiven 16­jährigen Tochter Renate aus dem verlangte sie auf der KPD­Frauenkonferenz im Mai 1924 finden alle möglichen ‚na- Jugendgefängnis Alexanderplatz flohen beide Anfang die Unterstützung der Arbeiterkämpfe statt eigenstän­ turgemäßen’, ‚einfachen’, Mai 1933 aus Deutschland. diger Frauenkampagnen. Als die Genossinnen sich über ‚sparsamen’ Diäten.“ den geringen Anteil der Frauen in den Parlamenten be­ Deutsche Kinderfi­ schwerten, warf sie ihnen vor, eine „Vorzugsstellung“ bel 1932 (u) Ruth Fischer spricht im Berliner Lustgarten, 1.1.1925 (1) zu verlangen, „weil man Röcke an hat“. „Sie musste Entlassungsschein April 1933 aus der Gestapohaft, Frauengefängnis Barnimstrasse (2) froh sein, überhaupt gelegentlich etwas zu Auch wenn der Reichstag für sie ein „Mario­ verdienen, und vegetierte nettentheater des Kapitals“ war, nutzte sie Wie bei vielen anderen Exilanten zählten „Meine Mutter am Lebensminimum dahin. ihr 1924 für die KPD errungenes Mandat als Minna Flakes Berufsabschlüsse nicht und Ar­ ... hat meistens gearbei- Sie war bis auf 83 Pfund politische Bühne und zur materiellen Absi­ beitserlaubnisse fehlten. Zeitweise konnte tet, weil sie ‚die Brötchen’ für abgemagert.“ Julie cherung für ihre Familie. Als sie durch Neu­ die erfahrene Ärztin dennoch eine halblegale uns verdienen musste. Max [der Boghardt (x) wahlen 1928 aus dem Reichstag ausschied, Arztpraxis in Paris betreiben. Ihr Leben fristete sie Lebensgefährte Arkadij Maslow] ließ sie sich zur Fürsorgerin umschulen und mit Gelegenheitsarbeiten als Nachtschwester, Privat­ ... hat häufig gekocht, und ich habe übernahm eine Stelle im Wohlfahrtsamt Deutschlehrerin, Masseuse oder mit Naturalien für durch ihn Kochen gelernt. Wir wa- Prenzlauer Berg. Ihre Erfahrungen als Leite­ Arztleistungen. ren ein sozialistischer Haushalt, rin der Kindernothilfe publizierte sie 1932 in in dem man die Arbeit teilt.“ der „Deutschen Kinderfibel“. Gerhard Friedländer, Nach Exil in mehreren Ländern gelangte Minna Flake 1941 an Bord eines völlig überfüllten Frachtschiffes mit Sohn (r) Paßbild 1920er Jahre (4) 1933 musste sie vor den Nazis aus Deutsch­ Tochter, Enkelin und Schwiegersohn nach New York. land fliehen. 1936 wurde sie bei den Mos­ Ihr ehemaliger „Chef aus dem Prenz­ kauer Schauprozessen in Abwesenheit zum lauer Berg“ ­ Walter Friedländer ­ Erst 1946 gelang es Minna Flake, Einwanderungsvisum Über einen Tode verurteilt. Die Abrechnung mit dem hatte ihr bei der Flucht und den und amerikanisches Äquivalent zum deutschen medi­ Zwischenstop in Mar­ Stalinismus wurde im Exil zu ihrem Haupt­ Einreiseformalitäten für die USA zinischen Staatsexamen zu erhalten ­ in ihrem 60. Le­ tinique berichteten Zeugen: betätigungsfeld. 1954 wurde ihre Entschä­ geholfen. bensjahr. Stundenweise arbeitete sie wieder in ihrem digung wegen „kommunistischer Auffas­ „Täglich ging die Ärztin Minna Beruf. 1952 erhielt sie die amerikanische Staatsbürger­ sung“ abgelehnt. Flake, mit einer Kinderschaufel schaft. bewaffnet, am Strand entlang und Die „Entschädigung“ aus Deutschland zog sich hin, „Ru­ bedeckte die menschlichen Ex- hegehaltszahlungen“ reichten nicht zum Leben. Noch kremente mit Sand, um keinen zweimal reiste Minna Flake nach Deutschland. Ella Kay Ruth Fischer, Franz Heimann, Deutsche Kinderfibel, Seuchenherd entstehen zu ­ frühere Kollegin aus dem Jugendamt Prenzlauer Berg Berlin, Ausgabe 1933 (2) lassen.“ (y) und nun Bürgermeisterin dieses Bezirks ­ lud sie zur Einweihung eines Kinderheims ein.

Parteiführerin und Reichstagsabgeordnete Lehraufträge an der Harvard Universität Sexualberaterin 8 und Sorbonne Stadtoberschulärztin in Prenzlauer Berg Ruth Fischer Minna Flake „Die Frauenarbeit von ihrem „Schulamt Prenzlauer Berg unter ihrer Leitung

Spezialcharakter lösen.“(q) beispielgebend“(v) er 1895 – 13. März 1 r 1886 – 12. Febru emb 961 embe ar 19 Dez ov 58 11. 7. N „Als sich Renate „Genossen, 2 nicht erpressen liess, ge- gegen die nackten gen ihre Mutter auszusagen, Tatsachen, die hier die diese habe illegale Abtreibungen vorgenommen, und eine treue Mit- Als Vorsitzende der KPD war sie 1924 die ers­ Genossin Ruth vorgebracht Minna Flake gehörte zu der Ärztinnengeneration, die arbeiterin vom Gesundheitsamt Prenz- te Frau in einer solchen Parteifunktion. Zu­ hat, bin ich machtlos und bereits in Deutschland studieren konnte. Ab 1920 war lauer Berg mit entlastenden Aussagen nächst von führenden Männern gefördert verzichte auf weitere Aus- sie niedergelassene Ärztin in Berlin. für Minna Flake eintrat, gelang es ih- und von der Komintern ins Amt gehievt, führungen.“ Adolph Hoff­ rem Bruder Ernst Mai am 27.4.1933 wurde sie 1926 zum Sündenbock ver­ mann, linker Sozial­ Ab 1925 war sie im Vorstand des Vereins Sozialistischer die Entlassung beider aus der fehlter kommunistischer Politik ge­ „Ruth Fischer demokrat (t) Ärzte, schrieb Artikel für dessen Organ ­ im Verlag Dr. ‚Schutzhaft‘ zu erwirken.“ macht und ausgeschlossen, weil will unumschränkt M. Flake ­ und für Schriften der Arbeiterwohlfahrt, hielt Julie Boghardt (w) sie nicht bereit war, sich Stalin kommandieren und Referate und war ehrenamtlich in den neuen Ambula­ unterzuordnen. Von den einen will ... angebetet werden torien, Sexualberatungsstellen und der Schwangeren­ bei ihren verbalradikalen Auftrit­ wie der Dalai Lama.“ fürsorge aktiv. ten gefeiert, sahen andere in ihr Die Weltbühne die Femme Fatale der Politik. 1924 (s) Ab Oktober 1927 wurde Minna Flake Stadtschul­ ärztin am Gesundheitsamt Prenzlauer Berg, auf Emp­ fehlung des SPD­Bürgermeisters Otto Ostrowski. Als Verwaltungsärztin konnte sie einige beispielgebende Als Studentin in Wien war sie Mitglied des „Akademi­ Neuerungen im Schulamt Prenzlauer Berg durchsetzen. schen Frauenvereins, Gruppe zum Studium der Frauen­ Das von ihr eingeführte unentgeltliche Obstfrühstück frage“ und trat in ihrer Schrift „Sexualethik des Kommu­ wurde selbst 1933 durch die Nazis nicht angetastet. nismus“ für freie Liebe, Scheidung auf Wunsch eines Plakat gegen § 218 (1) Ehegatten, Verteilung von Verhütungsmitteln sowie Mit Machtantritt der Nationalsozialisten wurde Minna Unterrichtskurs für werdende Mütter in der Zentrale die Straffreiheit von Abtreibung und Homosexualität der Schwangerenfürsorge am Alexanderplatz, Vortra­ Flakes 1929 erfolgte Ernennung zur „Stadtoberschul­ gende: Minna Flake, 1929 (3) ein. In der von ihr mitbegründeten KPÖ war sie verant­ „Und dann ärztin auf Lebenszeit“ gegenstandslos. Die Ärztin wur­ wortliche Redakteurin der Frauenbeilage der Parteizei­ kommen politische de verhaftet. Nach ihrer Haftentlassung aus dem Frau­ tung. Ihr erstes Arbeitsfeld in der KPD war das Frauen­ Reaktionäre, bewusste engefängnis Barnimstraße und der Entlassung ihrer sekretariat. Doch als frisch gekürte Parteivorsitzende und unbewusste, und er- politisch aktiven 16­jährigen Tochter Renate aus dem verlangte sie auf der KPD­Frauenkonferenz im Mai 1924 finden alle möglichen ‚na- Jugendgefängnis Alexanderplatz flohen beide Anfang die Unterstützung der Arbeiterkämpfe statt eigenstän­ turgemäßen’, ‚einfachen’, Mai 1933 aus Deutschland. diger Frauenkampagnen. Als die Genossinnen sich über ‚sparsamen’ Diäten.“ den geringen Anteil der Frauen in den Parlamenten be­ Deutsche Kinderfi­ schwerten, warf sie ihnen vor, eine „Vorzugsstellung“ bel 1932 (u) Ruth Fischer spricht im Berliner Lustgarten, 1.1.1925 (1) zu verlangen, „weil man Röcke an hat“. „Sie musste Entlassungsschein April 1933 aus der Gestapohaft, Frauengefängnis Barnimstrasse (2) froh sein, überhaupt gelegentlich etwas zu Auch wenn der Reichstag für sie ein „Mario­ verdienen, und vegetierte nettentheater des Kapitals“ war, nutzte sie Wie bei vielen anderen Exilanten zählten „Meine Mutter am Lebensminimum dahin. ihr 1924 für die KPD errungenes Mandat als Minna Flakes Berufsabschlüsse nicht und Ar­ ... hat meistens gearbei- Sie war bis auf 83 Pfund politische Bühne und zur materiellen Absi­ beitserlaubnisse fehlten. Zeitweise konnte tet, weil sie ‚die Brötchen’ für abgemagert.“ Julie cherung für ihre Familie. Als sie durch Neu­ die erfahrene Ärztin dennoch eine halblegale uns verdienen musste. Max [der Boghardt (x) wahlen 1928 aus dem Reichstag ausschied, Arztpraxis in Paris betreiben. Ihr Leben fristete sie Lebensgefährte Arkadij Maslow] ließ sie sich zur Fürsorgerin umschulen und mit Gelegenheitsarbeiten als Nachtschwester, Privat­ ... hat häufig gekocht, und ich habe übernahm eine Stelle im Wohlfahrtsamt Deutschlehrerin, Masseuse oder mit Naturalien für durch ihn Kochen gelernt. Wir wa- Prenzlauer Berg. Ihre Erfahrungen als Leite­ Arztleistungen. ren ein sozialistischer Haushalt, rin der Kindernothilfe publizierte sie 1932 in in dem man die Arbeit teilt.“ der „Deutschen Kinderfibel“. Gerhard Friedländer, Nach Exil in mehreren Ländern gelangte Minna Flake 1941 an Bord eines völlig überfüllten Frachtschiffes mit Sohn (r) Paßbild 1920er Jahre (4) 1933 musste sie vor den Nazis aus Deutsch­ Tochter, Enkelin und Schwiegersohn nach New York. land fliehen. 1936 wurde sie bei den Mos­ Ihr ehemaliger „Chef aus dem Prenz­ kauer Schauprozessen in Abwesenheit zum lauer Berg“ ­ Walter Friedländer ­ Erst 1946 gelang es Minna Flake, Einwanderungsvisum Über einen Tode verurteilt. Die Abrechnung mit dem hatte ihr bei der Flucht und den und amerikanisches Äquivalent zum deutschen medi­ Zwischenstop in Mar­ Stalinismus wurde im Exil zu ihrem Haupt­ Einreiseformalitäten für die USA zinischen Staatsexamen zu erhalten ­ in ihrem 60. Le­ tinique berichteten Zeugen: betätigungsfeld. 1954 wurde ihre Entschä­ geholfen. bensjahr. Stundenweise arbeitete sie wieder in ihrem digung wegen „kommunistischer Auffas­ „Täglich ging die Ärztin Minna Beruf. 1952 erhielt sie die amerikanische Staatsbürger­ sung“ abgelehnt. Flake, mit einer Kinderschaufel schaft. bewaffnet, am Strand entlang und Die „Entschädigung“ aus Deutschland zog sich hin, „Ru­ bedeckte die menschlichen Ex- hegehaltszahlungen“ reichten nicht zum Leben. Noch kremente mit Sand, um keinen zweimal reiste Minna Flake nach Deutschland. Ella Kay Ruth Fischer, Franz Heimann, Deutsche Kinderfibel, Seuchenherd entstehen zu ­ frühere Kollegin aus dem Jugendamt Prenzlauer Berg Berlin, Ausgabe 1933 (2) lassen.“ (y) und nun Bürgermeisterin dieses Bezirks ­ lud sie zur Einweihung eines Kinderheims ein.

Parteiführerin und Reichstagsabgeordnete Lehraufträge an der Harvard Universität Sexualberaterin und Sorbonne Stadtoberschulärztin in Prenzlauer Berg 9 Ella Kay Aenne Saefkow „„Alles . . . haben wir im Prenzlauer Berg „Sich durchzusetzen, verlangte

probiert.“(z) Härte und Nerven.“(ae)

95 – 3. Februa er 18 r 1988 emb ez „Ein weibli- . August 1962 . D 2 – 4 16 cher Bezirksbürger- 190 meister. Im Bezirk Prenz- ber lauer Berg wurde Frau Ella m „Die Frauen ... Ella Kay war 1946 die erste und einzige Be­ ze zirksbürgermeisterin, obwohl die Frauen in Kay (SPD) zum obersten e Die Saefkow­Jacob­Bästlein­Gruppe, die knüpften im Auftrag der Bürgermeister gewählt.“ D Leitung Verbindungen, be- dieser Nachkriegszeit die Mehrheit der Ber­ 2. eine demokratische Volksregierung anstreb­ liner Bevölkerung stellten, als Trümmerfrau­ Der Kurier 18.12.1946 1 te, war eines der größten illegalen kommu­ sorgten Wohnungen für illegale en und mit den Frauenausschüssen maß­ nistischen Widerstandsnetze während der Zusammenkünfte und Beratungen, geblich den Wiederaufbau leisteten. Die NS­Zeit. Aennes Verbindungen zu führen­ halfen bei der Anfertigung und Verbrei- sozialen Alltagsprobleme zu lösen, wurde den KPD­Funktionären waren dabei äußerst tung illegaler Flugblätter und Schriften, zur wichtigsten Aufgabe der Politik. wichtig. Als gelernte Stenotypistin war sie beschafften Quartiere, Lebensmittel, vor 1933 bei Sitzungen der Parteizentrale Geld und Kleidung für illegal leben- Die moderne Sozialarbeit ging auf die Frau­ und der Kommunistischen Internationa­ de Genossen.“ Bericht über die enbewegung zurück und war eine Domäne le eingesetzt worden. Nun stenographier­ Arbeit der Saefkow­Jacob­ der Frauen. Auch Ella Kay kam aus diesem te sie ausländische Nachrichtensendungen Bästlein­Gruppe (ag) Betätigungsfeld. Sie hatte bereits von 1927 mit, die als Informationsquelle und Basis für bis 1933 im Jugendamt Prenzlauer Berg ge­ Flugblätter dienten. arbeitet und wichtige Erfahrungen gesam­ melt. Ausgehend von ihrem Engagement in Im Juli 1944 wurden Aenne und Anton Saef­ der AWO qualifizierte sich die ungelernte kow, die 1939 geheiratet hatten, verhaftet. Ella Kay als Senatorin für Jugend und Sport, 1955 (1) Plätterin bis zur staatlich anerkannten Ju­ Die 16­jährige Edith aus Aennes geschie­ gendfürsorgerin. dener erster Ehe musste sich um die 1943 geborene Bärbel kümmern. Anton Saefkow 1925 war Ella Kay in die Bezirksverordne­ wurde zum Tode verurteilt und hingerich­ „Da fuhren sie tenversammlung Prenzlauer Berg gewählt tet, Aenne wurde ins Frauenkonzentrati­ die Straßen durch mit Winterausflug mit illegalem Treffen zu worden und 1929 in die Stadtverordneten­ onslager Ravensbrück eingeliefert. Im Mai Weihnachten 1941, Aenne und Anton wehenden roten Fahnen, versammlung. 1933 wegen „staatsgefähr­ 1945 auf dem Todesmarsch befreit, fühlte Saefkow, stehend 3. und 4. von rechts (4) das war eine schöne Sache. Ich lichem Verhalten“ entlassen, hatte sie sich Aenne Saefkow, Stadträtin für Sozialwesen im sich Aenne Saefkow ein Leben lang den er­ dachte, nun kommt das Paradies auf und andere Verfolgte in ihrem Häuschen in Bezirksamt Berlin­Pankow, 1945/46, gezeichnet mordeten Genossen und Frauen aus dem KZ von KZ­Haft und Nachkriegszeit (1) Erden und war natürlich in den Jahren Müggelheim versteckt und war nur knapp verpflichtet und engagierte sich in der VVN Bereits im Sommer 1945 übernahm sie das darauf sehr enttäuscht. Aber ich bin dem KZ entgangen. und im Ravensbrück­Komitee. 1918 mit einer solchen Freude in die Ressort Sozialwesen im Bezirk Pankow. Da­ mit war sie zuständig für alle Notleidenden Partei gegangen und habe sofort „Ellas Verbindungen und Aktivitäten in der der Nachkriegszeit, für die zahlreichen Wai­ angefangen zu arbeiten.“ Ella Illegalität jener Jahre galten ganz besonders Kay über die November­ Ella Kay, 1947, gezeichnet von NS­Zeit, sen, Witwen, Flüchtlinge usw. der Hilfe für Familienangehörige von Verfolg- Krieg und Nachkriegszeit (3) revolution (aa) ten, Verhafteten und Flüchtlingen ... Im Som- Bei den Wahlen im Herbst 1946 nominier­ mer trafen sich fast ganze Frauengruppen, te sie die SED als Sozialstadträtin für Ber­ so dass der stets als ‚Kaffeebesuch’ getarnte lin, doch sie scheiterte an den Mehrheiten. Aenne Saefkow spricht zum 10. Jahrestag der Kreis oft eine beängstigende Größe erhielt.“ „Ihr Arbeitsstil Zur stellvertretenden Bezirksbürgermeis­ Befreiung von Ravensbrück auf dem Marktplatz Herbert Dewald (ab) in Fürstenberg/Havel, 1955 (5) begeisterte nicht immer, terin in Pankow gewählt, übernahm sie im die ersten Besprechungen be- Herbst 1948, als der SPD­Bürgermeister im Die stellvertretende Bürger­ Die Vorsitzende des Rates des Stadtbezirks Ber­ gannen gelegentlich morgens um meisterin von Berlin­Pankow lin­Prenzlauer Berg, Aenne Saefkow, begrüßt Zuge der Stadtspaltung nach West­Berlin fünf Uhr, vorher hatte sie die ersten Aenne Saefkow (2) junge Pioniere zu den Ferienspielen 1953 (3) ging, für ein Jahr dieses Amt. Von 1953 Am 9.12.1947 wurde die ein Jahr zuvor als Be­ Mitstreiterinnen schon telefonisch behel- bis 1957 war sie Bürgermeisterin zirksbürgermeisterin von Prenzlauer Berg „Ich bezahl- ligt. Sie mischte sich ein, oft bis ins Detail, von Prenzlauer Berg, bis sie diese gewählte Ella Kay von der sowjetischen Be­ te aber das letzte Jahr, war ebenso geduldig wie unerbittlich, Funktion aus gesundheitlichen satzungsmacht wegen „Sabotage“ ihres Herbst 1948 bis Herbst 1949, wenn sie etwas durchsetzen wollte.“ „Sie war die Gründen aufgeben musste. Amtes enthoben. Ihr Nachfolger wurde mit vielen gesundheitlichen Ilse Reichel­Koß, Ella Kay und das erste Amtsleiterin in der da- der als anpassungsfähiger geltende Einbußen und musste daher im „Jugend Jugendamt neuer Prägung, maligen Zeit und ihre männ- li- Sozialdemokrat Kurt Exner. Herbst 1949 das Verlangen stel- will nicht befür- 1992 (ad) chen Kollegen, alle Demokraten und len, mich von der Funktion zu sorgt werden, Ju- Sozialisten, waren von einer weiblichen befreien, aber mir die Mög- Ab 1955 setzte sie als Senatorin für gend will anerkannt Vorgesetzten nicht begeistert. Es bedurfte lichkeit einer Qualifikation Jugend und Sport in West­Berlin – werden.“ (ac) doppelter Kraft, um die schwierige Auf- gabe 1993 wurde eine Straße im Prenzlauer Berg anknüpfend an ihre Erfahrung aus zu geben.“ (ah) nach Ella Kay benannt (2) zu lösen. Im Nebenberuf war sie der Jugendarbeit im Prenzlauer Berg – Mutter von zwei Kindern und hatte noch bahnbrechende Reformen durch. ein Pflegekind einer im Konzentra- ti- onslager verstorbenen Genossin.“ Ohne eigene Familie verbrachte sie ihre Bericht über Aenne Saefkow (af) letzten Lebensjahre „bitter und depressiv“ in einem Pflegeheim.

Die erste Bezirksbürgermeisterin von Widerstandskämpferin, Ravensbrückerin Prenzlauer Berg Bezirksbürgermeisterin in Pankow und 10 Die erste Senatorin von West­Berlin Prenzlauer Berg Ella Kay Aenne Saefkow „„Alles . . . haben wir im Prenzlauer Berg „Sich durchzusetzen, verlangte probiert.“(z) Härte und Nerven.“(ae)

95 – 3. Februa er 18 r 1988 emb ez „Ein weibli- . August 1962 . D 2 – 4 16 cher Bezirksbürger- 190 meister. Im Bezirk Prenz- ber lauer Berg wurde Frau Ella m „Die Frauen ... Ella Kay war 1946 die erste und einzige Be­ ze zirksbürgermeisterin, obwohl die Frauen in Kay (SPD) zum obersten e Die Saefkow­Jacob­Bästlein­Gruppe, die knüpften im Auftrag der Bürgermeister gewählt.“ D Leitung Verbindungen, be- dieser Nachkriegszeit die Mehrheit der Ber­ 2. eine demokratische Volksregierung anstreb­ liner Bevölkerung stellten, als Trümmerfrau­ Der Kurier 18.12.1946 1 te, war eines der größten illegalen kommu­ sorgten Wohnungen für illegale en und mit den Frauenausschüssen maß­ nistischen Widerstandsnetze während der Zusammenkünfte und Beratungen, geblich den Wiederaufbau leisteten. Die NS­Zeit. Aennes Verbindungen zu führen­ halfen bei der Anfertigung und Verbrei- sozialen Alltagsprobleme zu lösen, wurde den KPD­Funktionären waren dabei äußerst tung illegaler Flugblätter und Schriften, zur wichtigsten Aufgabe der Politik. wichtig. Als gelernte Stenotypistin war sie beschafften Quartiere, Lebensmittel, vor 1933 bei Sitzungen der Parteizentrale Geld und Kleidung für illegal leben- Die moderne Sozialarbeit ging auf die Frau­ und der Kommunistischen Internationa­ de Genossen.“ Bericht über die enbewegung zurück und war eine Domäne le eingesetzt worden. Nun stenographier­ Arbeit der Saefkow­Jacob­ der Frauen. Auch Ella Kay kam aus diesem te sie ausländische Nachrichtensendungen Bästlein­Gruppe (ag) Betätigungsfeld. Sie hatte bereits von 1927 mit, die als Informationsquelle und Basis für bis 1933 im Jugendamt Prenzlauer Berg ge­ Flugblätter dienten. arbeitet und wichtige Erfahrungen gesam­ melt. Ausgehend von ihrem Engagement in Im Juli 1944 wurden Aenne und Anton Saef­ der AWO qualifizierte sich die ungelernte kow, die 1939 geheiratet hatten, verhaftet. Ella Kay als Senatorin für Jugend und Sport, 1955 (1) Plätterin bis zur staatlich anerkannten Ju­ Die 16­jährige Edith aus Aennes geschie­ gendfürsorgerin. dener erster Ehe musste sich um die 1943 geborene Bärbel kümmern. Anton Saefkow 1925 war Ella Kay in die Bezirksverordne­ wurde zum Tode verurteilt und hingerich­ „Da fuhren sie tenversammlung Prenzlauer Berg gewählt tet, Aenne wurde ins Frauenkonzentrati­ die Straßen durch mit Winterausflug mit illegalem Treffen zu worden und 1929 in die Stadtverordneten­ onslager Ravensbrück eingeliefert. Im Mai Weihnachten 1941, Aenne und Anton wehenden roten Fahnen, versammlung. 1933 wegen „staatsgefähr­ 1945 auf dem Todesmarsch befreit, fühlte Saefkow, stehend 3. und 4. von rechts (4) das war eine schöne Sache. Ich lichem Verhalten“ entlassen, hatte sie sich Aenne Saefkow, Stadträtin für Sozialwesen im sich Aenne Saefkow ein Leben lang den er­ dachte, nun kommt das Paradies auf und andere Verfolgte in ihrem Häuschen in Bezirksamt Berlin­Pankow, 1945/46, gezeichnet mordeten Genossen und Frauen aus dem KZ von KZ­Haft und Nachkriegszeit (1) Erden und war natürlich in den Jahren Müggelheim versteckt und war nur knapp verpflichtet und engagierte sich in der VVN Bereits im Sommer 1945 übernahm sie das darauf sehr enttäuscht. Aber ich bin dem KZ entgangen. und im Ravensbrück­Komitee. 1918 mit einer solchen Freude in die Ressort Sozialwesen im Bezirk Pankow. Da­ mit war sie zuständig für alle Notleidenden Partei gegangen und habe sofort „Ellas Verbindungen und Aktivitäten in der der Nachkriegszeit, für die zahlreichen Wai­ angefangen zu arbeiten.“ Ella Illegalität jener Jahre galten ganz besonders Kay über die November­ Ella Kay, 1947, gezeichnet von NS­Zeit, sen, Witwen, Flüchtlinge usw. der Hilfe für Familienangehörige von Verfolg- Krieg und Nachkriegszeit (3) revolution (aa) ten, Verhafteten und Flüchtlingen ... Im Som- Bei den Wahlen im Herbst 1946 nominier­ mer trafen sich fast ganze Frauengruppen, te sie die SED als Sozialstadträtin für Ber­ so dass der stets als ‚Kaffeebesuch’ getarnte lin, doch sie scheiterte an den Mehrheiten. Aenne Saefkow spricht zum 10. Jahrestag der Kreis oft eine beängstigende Größe erhielt.“ „Ihr Arbeitsstil Zur stellvertretenden Bezirksbürgermeis­ Befreiung von Ravensbrück auf dem Marktplatz Herbert Dewald (ab) in Fürstenberg/Havel, 1955 (5) begeisterte nicht immer, terin in Pankow gewählt, übernahm sie im die ersten Besprechungen be- Herbst 1948, als der SPD­Bürgermeister im Die stellvertretende Bürger­ Die Vorsitzende des Rates des Stadtbezirks Ber­ gannen gelegentlich morgens um meisterin von Berlin­Pankow lin­Prenzlauer Berg, Aenne Saefkow, begrüßt Zuge der Stadtspaltung nach West­Berlin fünf Uhr, vorher hatte sie die ersten Aenne Saefkow (2) junge Pioniere zu den Ferienspielen 1953 (3) ging, für ein Jahr dieses Amt. Von 1953 Am 9.12.1947 wurde die ein Jahr zuvor als Be­ Mitstreiterinnen schon telefonisch behel- bis 1957 war sie Bürgermeisterin zirksbürgermeisterin von Prenzlauer Berg „Ich bezahl- ligt. Sie mischte sich ein, oft bis ins Detail, von Prenzlauer Berg, bis sie diese gewählte Ella Kay von der sowjetischen Be­ te aber das letzte Jahr, war ebenso geduldig wie unerbittlich, Funktion aus gesundheitlichen satzungsmacht wegen „Sabotage“ ihres Herbst 1948 bis Herbst 1949, wenn sie etwas durchsetzen wollte.“ „Sie war die Gründen aufgeben musste. Amtes enthoben. Ihr Nachfolger wurde mit vielen gesundheitlichen Ilse Reichel­Koß, Ella Kay und das erste Amtsleiterin in der da- der als anpassungsfähiger geltende Einbußen und musste daher im „Jugend Jugendamt neuer Prägung, maligen Zeit und ihre männ- li- Sozialdemokrat Kurt Exner. Herbst 1949 das Verlangen stel- will nicht befür- 1992 (ad) chen Kollegen, alle Demokraten und len, mich von der Funktion zu sorgt werden, Ju- Sozialisten, waren von einer weiblichen befreien, aber mir die Mög- Ab 1955 setzte sie als Senatorin für gend will anerkannt Vorgesetzten nicht begeistert. Es bedurfte lichkeit einer Qualifikation Jugend und Sport in West­Berlin – werden.“ (ac) doppelter Kraft, um die schwierige Auf- gabe 1993 wurde eine Straße im Prenzlauer Berg anknüpfend an ihre Erfahrung aus zu geben.“ (ah) nach Ella Kay benannt (2) zu lösen. Im Nebenberuf war sie der Jugendarbeit im Prenzlauer Berg – Mutter von zwei Kindern und hatte noch bahnbrechende Reformen durch. ein Pflegekind einer im Konzentra- ti- onslager verstorbenen Genossin.“ Ohne eigene Familie verbrachte sie ihre Bericht über Aenne Saefkow (af) letzten Lebensjahre „bitter und depressiv“ in einem Pflegeheim.

Die erste Bezirksbürgermeisterin von Widerstandskämpferin, Ravensbrückerin Prenzlauer Berg Bezirksbürgermeisterin in Pankow und Die erste Senatorin von West­Berlin Prenzlauer Berg 11 Frauen und Wissenschaft Elsbeth, Margarete und „Gibt man den Frauen ... das Wort, so erklärt man die Revolution in Permanenz.“(ai) Agathe Lasch i 1879 – 18. Aug 4. Jul ust 19 „Das the 42 deutsche Volk ga gust 1942 A 18. Au hat anderes zu tun, als 77 – gewagte Versuche mit Frau- 18 „Man weiß enstudium anzustellen. ... Es war er ob Die Schwestern Lasch, Töchter einer jüdischen Kauf­ heute nichts mehr stets ein Zeichen des Verfalles, wenn kt mannsfamilie mit insgesamt fünf Kindern, absolvier­ von den Schwierigkei- die Männlichkeit den Männern ab- . O ten im ausgehenden 19. Jahrhundert jeweils eine unter ten, die noch vor gar nicht handen kam und ihre Zuflucht zu 3 bürgerlichen Gesichtspunkten standesgemäße Ausbil­ 2 einmal sehr langer Zeit für den Frauen nahm!“ Prof. Dr. jur. h dung zur Lehrerin. Gut vier Jahrzehnte waren Elsbeth die Frau zu überwinden Otto Gierke, Berliner Univer­ t als Zeichen­ und Kunstgewerbelehrerin und Margare­ waren, die an Studium sität zum Frauenstudium e sb te vor allem als Hilfsschullehrerin u. a. in den Schulen dachte.“ Agathe 1895/96 (aj) l Rykestraße, Choriner Straße und Große Hamburger Lasch (ak) E Straße tätig.

Agathe unterrichtete bis 1907 an höheren Mädchen­ Preußen war das vorletzte Land in Deutsch­ schulen in Berlin und studierte anschließend in Hal­ land, das 1908 Frauen zum Studium zuließ. le und Heidelberg Germanistik. Nach ihrer Promotion Bis dahin gab es auch keine staatlichen 1909 ­ sie hatte eine bahnbrechende Forschungsarbeit Schulen, auf denen Mädchen Abitur ma­ zur „Geschichte der Schriftsprache in Berlin bis zur Mit­ chen konnten. Dabei war höhere Schulbil­ te des 16. Jahrhunderts“ vorgelegt ­ lehrte sie sechs Jah­ dung eine wichtige Voraussetzung für bür­ re an dem berühmten amerikanischen Frauencollege in gerliche Frauen, um einen standesgemäßen Bryn Mawr. Während dieser Zeit verfasste sie u. a. eine Beruf ergreifen zu können. „Mittelniederdeutsche Grammatik“, die innerhalb der Abiturklasse des Oberlyzeums Pankow ca. 1927 (1) Germanistik mit großem Enthusiasmus aufgenommen Bereits 1887 hatte Helene Lange im Auf­ wurde. Als eine der ersten Frauen überhaupt in Deutsch­ trag der bürgerlichen Frauenbewegung land habilitierte sich Agathe Lasch 1919 an der Hambur­ In Pankow wurde 1872 die erste höhere Mäd­ in der „Gelben Broschüre“ die Misere der ger Universität. 1923 wurde sie dort zur Professorin er­ chenschule von einem Fräulein Schäfer und Mädchenbildung angeprangert. Vergeblich nannt, 1926 auf das Extraordinariat für niederdeutsche einem Herrn von Lepel im Schloss Schönholz wurde diese zusammen mit einer Petition, Philologie berufen. Ende 1927 erschien ihre Monogra­ begründet. 1910 ging sie auf in dem Groß­ die die Hochschulzulassung für Frauen for­ phie „Berlinisch. Eine berlinische Sprachgeschichte“, mit Das Lehrerkollegium der Schule Rykestraße 1932, Elsbeth Lasch 4. stehend von rechts (1) Die junge Agathe Lasch (2) schulprojekt an der Görschstraße, der heu­ derte und 51.696 Unterschriften trug, bei der sie sich als Pionierin der Stadtsprachenforschung tigen Carl­von­Ossietzky­Schule. Es war das Ministerien und Reichstag eingereicht. Den Mädchenoberlyzeum Pankow, heute: Carl­von­Ossietzky­Schule, ca. 1920 (3) etablierte. 1934 wurde sie auf der Grundlage des „Ge­ erste Mädchenoberlyzeum in Pankow. Frauen blieb nur Selbsthilfe. setzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ „Mit der Erzie- zwangsemeritiert und kehrte 1937 nach Berlin zurück. Pankower Abiturientinnen 1911: 1889 eröffnete Helene Lange in Berlin priva­ An der Berliner Universität durften Frauen ab 1895/96 hung und dem Unterricht Käthe Bautz, Vater: Steuersekretär te Realschulkurse für Frauen, 1893 wurden mit Einverständnis der Professoren als Gasthörerin an geistesarmer Kinder ist eine Ab 1939 lebten die drei Schwestern gemeinsam in Aga­ Charlotte Globig, Vater: Brauereibesitzer sie um Gymnasialkurse erweitert. 1895 be­ Lehrveranstaltungen teilnehmen. 1899 promovierte große und schwere Verantwortung thes Wohnung in Halensee. Margarete leitete die Jüdi­ Martha Ide, Vater: Polizeiwachtmeister6 stand Hildegard Ziegler als Externe die Abi­ die Physikerin Else Neumann als erste Frau. Auch Lise in unsere Hände gelegt, aber wie be- sche Hilfsschule in der Choriner Straße 74 bis zur end­ Marie Lange, Vater: Kanzleisekretär turprüfung an einem Jungengymnasium Meitner, die 1913 die erste Assistentinnenstelle erhielt glückend ist es, solch arme, von der Na- gültigen Schließung aller jüdischen Schulen Ende Juni Hilde Matsche, Vater: Bankbeamter mit Bravour. Dies zwang den Kultusminis­ und 1926 zur ersten außerordentlichen Professorin er­ tur stiefmütterlich behandelte Geschöpfe 1942. Auch Elsbeth arbeitete noch bis dahin als Lehre­ Helene Moritz, Vater: Rentner ter, der mit dieser Sondergenehmigung die nannt wurde, war Physikerin. geistig so weit wie möglich zu fördern, rin. Agathe Lasch dagegen konnte seit ihrer erzwunge­ Frieda Müller, Vater: Baumeister Antragsflut der Frauen hatte stoppen wol­ ihnen Sonne und Liebe zu geben, dass nen Emeritierung nur noch privatissime forschen. Mit Käte Napp, Vater: Königlicher len, allen dieses Recht einzuräumen. sie davon zehren, wenn sie in den dem 18. Osttransport vom 15. August 1942 wurden die Polizeihauptkassenbuchhalter Kampf des Lebens hinausge- drei Frauen nach Riga verschleppt. Es war einer der be­ Else Ohm, Vater: Apotheker „Dass Fräulein schickt werden!“ rüchtigten „Endlösungstransporte“: Alle Deportierten Seit 2004 in Charlottenburg (3) Margarete Sasse, Vater: Lehrer an der Jenrich eine Frau von Format Margarete Lasch (al) dieses Transports wurden nach der Ankunft in Riga­ Vorschule der Oberrealschule und recht erheblicher Initiative war, Skirotova am 18. August sofort ermordet. Käte Schütz, Vater: Bürovorsteher geht daraus hervor, dass sie im Jahre 1901 Hertha Sieg, Vater: Königlicher Forstmeister auf eigenem Grund und Boden, Neue Schön- Am 9. Juli 1942 verfügte die den Ein­ „Das Elisabeth Stock, Vater: Königlicher holzer Straße 10, eine neue größeren Ansprüchen zug der ca. 4000 Bände umfassenden Pri­ Berlinische ist Geheimer Baurat genügende Schule errichten ließ, die Urzelle unse- vatbibliothek „der Jüdin Agathe Sara Lasch“ nicht, wie man immer Antja Tschemerinsky, Vater: Rentner res heutigen prachtvollen Oberlyzeums. Fünf Jahre und ließ die Bücher abtransportieren. Wei­ wieder lesen kann, ein regel- Anna Winter, Vater: Generalagent widmete sie sich hier der Erziehung des weiblichen tere ca. 500 Bücher, die in den am 13. August loses Gemisch in verwahrloster Herta Wolf, Vater: Gymnasiallehrer Pankower Nachwuchses. Erst mit ihrem Tode, am 1942 ausgefüllten Vermögenserklärungen Form ... [wir finden] im Gegenteil 26.3.1906, schied die unternehmungslustige und ihrer Schwestern Elsbeth und Margarete Quelle: Jahresbericht des Oberlyzeums Unterricht am Oberlyzeum Pankow ca. 1935 (2) eine in ihrer Schichtung besonders für die Gemeinde so wertvolle Pädagogin aus ausgewiesen sind, tauchen in einer Inven­ interessante Bildung, und so dür- ihrem Wirkungskreis.“ tarliste der Wohnung vom 30.10.1942 nicht fen wir auch hier wieder einmal Großstadt aus kleinen Steinen. Ein Beitrag mehr auf. feststellen, daß Berlin besser zur Geschichte des 19. Berliner Ver­ ist als sein Ruf.“ Exlibris von Elsbeth Lasch waltungsbezirkes (Pankow) Agathe Lasch (am) für Agathe Lasch (4)

42 Ma 19 rga ust rete Aug 17. August 1880 – 18. Lehrerin Schulleiterin 12 Die erste Germanistikprofessorin Deutschlands Frauen und Wissenschaft Elsbeth, Margarete und „Gibt man den Frauen ... das Wort, so erklärt man die Revolution in Permanenz.“(ai) Agathe Lasch i 1879 – 18. Aug 4. Jul ust 19 „Das the 42 deutsche Volk ga gust 1942 A 18. Au hat anderes zu tun, als 77 – gewagte Versuche mit Frau- 18 „Man weiß enstudium anzustellen. ... Es war er ob Die Schwestern Lasch, Töchter einer jüdischen Kauf­ heute nichts mehr stets ein Zeichen des Verfalles, wenn kt mannsfamilie mit insgesamt fünf Kindern, absolvier­ von den Schwierigkei- die Männlichkeit den Männern ab- . O ten im ausgehenden 19. Jahrhundert jeweils eine unter ten, die noch vor gar nicht handen kam und ihre Zuflucht zu 3 bürgerlichen Gesichtspunkten standesgemäße Ausbil­ 2 einmal sehr langer Zeit für den Frauen nahm!“ Prof. Dr. jur. h dung zur Lehrerin. Gut vier Jahrzehnte waren Elsbeth die Frau zu überwinden Otto Gierke, Berliner Univer­ t als Zeichen­ und Kunstgewerbelehrerin und Margare­ waren, die an Studium sität zum Frauenstudium e sb te vor allem als Hilfsschullehrerin u. a. in den Schulen dachte.“ Agathe 1895/96 (aj) l Rykestraße, Choriner Straße und Große Hamburger Lasch (ak) E Straße tätig.

Agathe unterrichtete bis 1907 an höheren Mädchen­ Preußen war das vorletzte Land in Deutsch­ schulen in Berlin und studierte anschließend in Hal­ land, das 1908 Frauen zum Studium zuließ. le und Heidelberg Germanistik. Nach ihrer Promotion Bis dahin gab es auch keine staatlichen 1909 ­ sie hatte eine bahnbrechende Forschungsarbeit Schulen, auf denen Mädchen Abitur ma­ zur „Geschichte der Schriftsprache in Berlin bis zur Mit­ chen konnten. Dabei war höhere Schulbil­ te des 16. Jahrhunderts“ vorgelegt ­ lehrte sie sechs Jah­ dung eine wichtige Voraussetzung für bür­ re an dem berühmten amerikanischen Frauencollege in gerliche Frauen, um einen standesgemäßen Bryn Mawr. Während dieser Zeit verfasste sie u. a. eine Beruf ergreifen zu können. „Mittelniederdeutsche Grammatik“, die innerhalb der Abiturklasse des Oberlyzeums Pankow ca. 1927 (1) Germanistik mit großem Enthusiasmus aufgenommen Bereits 1887 hatte Helene Lange im Auf­ wurde. Als eine der ersten Frauen überhaupt in Deutsch­ trag der bürgerlichen Frauenbewegung land habilitierte sich Agathe Lasch 1919 an der Hambur­ In Pankow wurde 1872 die erste höhere Mäd­ in der „Gelben Broschüre“ die Misere der ger Universität. 1923 wurde sie dort zur Professorin er­ chenschule von einem Fräulein Schäfer und Mädchenbildung angeprangert. Vergeblich nannt, 1926 auf das Extraordinariat für niederdeutsche einem Herrn von Lepel im Schloss Schönholz wurde diese zusammen mit einer Petition, Philologie berufen. Ende 1927 erschien ihre Monogra­ begründet. 1910 ging sie auf in dem Groß­ die die Hochschulzulassung für Frauen for­ phie „Berlinisch. Eine berlinische Sprachgeschichte“, mit Das Lehrerkollegium der Schule Rykestraße 1932, Elsbeth Lasch 4. stehend von rechts (1) Die junge Agathe Lasch (2) schulprojekt an der Görschstraße, der heu­ derte und 51.696 Unterschriften trug, bei der sie sich als Pionierin der Stadtsprachenforschung tigen Carl­von­Ossietzky­Schule. Es war das Ministerien und Reichstag eingereicht. Den Mädchenoberlyzeum Pankow, heute: Carl­von­Ossietzky­Schule, ca. 1920 (3) etablierte. 1934 wurde sie auf der Grundlage des „Ge­ erste Mädchenoberlyzeum in Pankow. Frauen blieb nur Selbsthilfe. setzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ „Mit der Erzie- zwangsemeritiert und kehrte 1937 nach Berlin zurück. Pankower Abiturientinnen 1911: 1889 eröffnete Helene Lange in Berlin priva­ An der Berliner Universität durften Frauen ab 1895/96 hung und dem Unterricht Käthe Bautz, Vater: Steuersekretär te Realschulkurse für Frauen, 1893 wurden mit Einverständnis der Professoren als Gasthörerin an geistesarmer Kinder ist eine Ab 1939 lebten die drei Schwestern gemeinsam in Aga­ Charlotte Globig, Vater: Brauereibesitzer sie um Gymnasialkurse erweitert. 1895 be­ Lehrveranstaltungen teilnehmen. 1899 promovierte große und schwere Verantwortung thes Wohnung in Halensee. Margarete leitete die Jüdi­ Martha Ide, Vater: Polizeiwachtmeister stand Hildegard Ziegler als Externe die Abi­ die Physikerin Else Neumann als erste Frau. Auch Lise in unsere Hände gelegt, aber wie be- sche Hilfsschule in der Choriner Straße 74 bis zur end­ Marie Lange, Vater: Kanzleisekretär turprüfung an einem Jungengymnasium Meitner, die 1913 die erste Assistentinnenstelle erhielt glückend ist es, solch arme, von der Na- gültigen Schließung aller jüdischen Schulen Ende Juni Hilde Matsche, Vater: Bankbeamter mit Bravour. Dies zwang den Kultusminis­ und 1926 zur ersten außerordentlichen Professorin er­ tur stiefmütterlich behandelte Geschöpfe 1942. Auch Elsbeth arbeitete noch bis dahin als Lehre­ Helene Moritz, Vater: Rentner ter, der mit dieser Sondergenehmigung die nannt wurde, war Physikerin. geistig so weit wie möglich zu fördern, rin. Agathe Lasch dagegen konnte seit ihrer erzwunge­ Frieda Müller, Vater: Baumeister Antragsflut der Frauen hatte stoppen wol­ ihnen Sonne und Liebe zu geben, dass nen Emeritierung nur noch privatissime forschen. Mit Käte Napp, Vater: Königlicher len, allen dieses Recht einzuräumen. sie davon zehren, wenn sie in den dem 18. Osttransport vom 15. August 1942 wurden die Polizeihauptkassenbuchhalter Kampf des Lebens hinausge- drei Frauen nach Riga verschleppt. Es war einer der be­ Else Ohm, Vater: Apotheker „Dass Fräulein schickt werden!“ rüchtigten „Endlösungstransporte“: Alle Deportierten Seit 2004 in Charlottenburg (3) Margarete Sasse, Vater: Lehrer an der Jenrich eine Frau von Format Margarete Lasch (al) dieses Transports wurden nach der Ankunft in Riga­ Vorschule der Oberrealschule und recht erheblicher Initiative war, Skirotova am 18. August sofort ermordet. Käte Schütz, Vater: Bürovorsteher geht daraus hervor, dass sie im Jahre 1901 Hertha Sieg, Vater: Königlicher Forstmeister auf eigenem Grund und Boden, Neue Schön- Am 9. Juli 1942 verfügte die Gestapo den Ein­ „Das Elisabeth Stock, Vater: Königlicher holzer Straße 10, eine neue größeren Ansprüchen zug der ca. 4000 Bände umfassenden Pri­ Berlinische ist Geheimer Baurat genügende Schule errichten ließ, die Urzelle unse- vatbibliothek „der Jüdin Agathe Sara Lasch“ nicht, wie man immer Antja Tschemerinsky, Vater: Rentner res heutigen prachtvollen Oberlyzeums. Fünf Jahre und ließ die Bücher abtransportieren. Wei­ wieder lesen kann, ein regel- Anna Winter, Vater: Generalagent widmete sie sich hier der Erziehung des weiblichen tere ca. 500 Bücher, die in den am 13. August loses Gemisch in verwahrloster Herta Wolf, Vater: Gymnasiallehrer Pankower Nachwuchses. Erst mit ihrem Tode, am 1942 ausgefüllten Vermögenserklärungen Form ... [wir finden] im Gegenteil 26.3.1906, schied die unternehmungslustige und ihrer Schwestern Elsbeth und Margarete Quelle: Jahresbericht des Oberlyzeums Unterricht am Oberlyzeum Pankow ca. 1935 (2) eine in ihrer Schichtung besonders für die Gemeinde so wertvolle Pädagogin aus ausgewiesen sind, tauchen in einer Inven­ interessante Bildung, und so dür- ihrem Wirkungskreis.“ tarliste der Wohnung vom 30.10.1942 nicht fen wir auch hier wieder einmal Großstadt aus kleinen Steinen. Ein Beitrag mehr auf. feststellen, daß Berlin besser zur Geschichte des 19. Berliner Ver­ ist als sein Ruf.“ Exlibris von Elsbeth Lasch waltungsbezirkes (Pankow) Agathe Lasch (am) für Agathe Lasch (4)

42 Ma 19 rga ust rete Aug 17. August 1880 – 18. Lehrerin Schulleiterin Die erste Germanistikprofessorin Deutschlands 13 Käthe Kollwitz Martha Wygodzinski „Ich bin einverstanden, dass meine Kunst „Es gibt nur eine Moral, sie ist die gleiche

Zwecke hat.“(an) für beide Geschlechter.“(aq)

uli 1867 ­ 22. April 1 7. Februar 1943 8. J 945 9 – 2 186 uli „Da sie von . J Hause aus sehr reich 2 war, wandte sie sich der Nach ihrer Heirat im Juni 1891 zogen Käthe und Karl ärmeren Bevölkerung zu und Kollwitz in die Weißenburger Straße 25 am Prenzlau­ weil sie nie Geld für ihre Hil- er Berg. Mehr als fünfzig Jahre wohnte die Künstlerin fe verlangte und sich mit ihrer dort, bis sie im August 1943 vor den Bombenangriffen ganzen Kraft einsetzte, wurde aus Berlin floh. Wenige Monate darauf wurde das Haus Um 1900 war Martha Wygodzinski eine von sie ‚der Engel des Nordens‘ von Bomben zerstört. Heute steht an seiner Stelle ein acht Berliner Ärztinnen. Sie wuchs als eine von genannt“. (ar) Neubau. 1947 wurde anlässlich des 80. Geburtstag von vier Töchtern in einer wohlhabenden, sozial enga­ Käthe Kollwitz die Weißenburger Straße nach dem Ehe­ gierten jüdischen Familie auf. Die junge Ärztin hatte paar Kollwitz benannt. Auch der Wörtherplatz, der ih­ 1893­1898 in Zürich studiert und musste ihr Examen rer Wohnung gegenüber lag, erhielt ihren Namen. Und 1901 in Deutschland wiederholen. seit 1959 sitzt sie selbst mitten auf dem Kollwitzplatz, 1947 in Prenzlauer Berg benannt nach Käthe und Karl Kollwitz (1) in Bronze gegossen von ihrem Bildhauerkollegen Gus­ Die Mitgliedschaft in medizinischen Vereinen war Frau­ tav Seitz. Zu ihrem 60. Todestag im April 2005 wurde en lange verwehrt. Martha Wygodzinski wurde im Fe­ eine Gedenktafel am Nachfolgebau angebracht. bruar 1902 als erste Frau in die „Berliner Medizinische Gesellschaft“ aufgenommen, gehörte gemeinsam mit Breite Str. 46 in Pankow, heute Caritas­Kliniken, wo Martha Wygodzinski als Ärztin in „ihrem“ Heim für Mütter und Kin­ zwei anderen Frauen zu den ersten weiblichen Mitglie­ Ihr Vater hatte Käthe Kollwitz als Künstlerin der wirkte (1) dern im Berliner „Verein der frei gewählten Kassenärz­ ausbilden lassen, obwohl sie ein Mädchen te“, war u.a. beim „Kaufmännischen und gewerblichen war. Sie setzte ihr künstlerisches Schaffen Hilfsverein für weibliche Angestellte“ zuständig. auch nach der Heirat und Geburt von zwei Söhnen fort. Beides war im ausgehenden Als Ärztin engagierte sich Martha Wygodzinski beson­ 19. Jahrhundert außergewöhnlich. ders für die arbeitenden Frauen. Nach kurzer Tätigkeit als „Volontärärztin“ am Kreuzberger Krankenhaus am Karl Kollwitz betrieb in der Wohnung seine Urban betrieb sie eigene Arztpraxen, so am Rande des kassenärztliche Praxis, der Flur diente als „Scheunenviertels“ ­ in der Schönhauser Allee, dann Wartezimmer. Von der Arztgattin wurde au­ bis zum Herbst 1931 am Monbijouplatz 10. In Pankow, ßerdem erwartet, dass sie Besuche bei Pati­ in der Neuen Schönholzer Straße 13, unterhielt sie ein eigenes Heim für obdachlose ledige Mütter und ihre Gedenktafel am ehemaligen Wohnhaus in der Kollwitzstr. 56A, entinnen und Patienten machte. Hier fand 2005 angebracht (2) Käthe Kollwitz (4) sie Motive und Modelle für ihr künstleri­ Stadtverordnete 1919, vorne rechts Martha Wygodzinski (2) Neugeborenen und „betreute“ ein anderes „Mütter­ Martha Wygodzinski (vorne links) 1931 auf dem sozialdemokratischen Ärztetag sches Schaffen, das von der sozialen Umwelt hospiz“ in der Breiten Straße 46. in Leipzig (4) Prenzlauer Berg stark beeinflusst wurde. Martha Wygodzinski war Mitglied der Nach der Machtübernahme der Nationalsozialis­ „U n - SPD und 1919 eine der ersten weibli­ ten konnte Martha Wygodzinski noch bis 1936 als Sie entwickelte ein vielfältiges gelöste Prob- chen Stadtverordneten. „Frauen und Kassenärztin arbeiten. 1938 wurde ihr die Appro­ frauenpolitisches Engage­ leme wie Prostitution, Gesundheit“ waren ihr Thema. Als So­ bation entzogen. Sie musste ihre Wohnung auf­ ment. Sie unterrichtete an Arbeitslosigkeit, quälten und zialistin und als Frauenrechtlerin setz­ geben und lebte als Untermieterin bei und mit der Schule des „Vereins der beunruhigten mich und wirkten te sie sich für die Abschaffung des § 218 Verwandten. Am 9. Juli 1942, eine Woche nach Berliner Künstlerinnen“, mit als Ursache dieser meiner Ge- ein. Dabei wandte sie sich gegen die ihrem 73. Geburtstag, wurde engagierte sich als Jury­ bundenheit an die Darstellung des bedingungslose Freigabe der Abtrei­ Martha Wygodzinski mit „Mit der Zeit mitglied der „Berliner niederen Volkes und ihre immer bung, engagierte sich aber für die me­ dem 18. Alterstransport wurde Martha selbst Sezession“ für andere wiederholte Darstellung eröff- dizinische Indikation und forderte ein nach Theresienstadt schwach und unterernährt. Künstlerinnen, war Ehren­ nete mir ein Ventil oder eine „Netz von Sexual­ deportiert. Sie starb präsidentin des „Bundes Als sie einmal mit zur Entlau- Möglichkeit, das Leben zu Käthe Kollwitz ‚Alkoholgegnerwoche’, beratungsstel­ am 27. Februar 1943 1922 (3) „... jede zu sung musste, wurde sie bett- für Mutterschutz und Sexu­ ertragen.“ (ao) len“. im Ghetto Theresi­ alreform“, zeichnete Plakate befürchtende Ge- enstadt. lägerig und durch die unge- für Heimarbeiterinnen und gegen sundheitsschädigung der heure Schwäche verlöschte den § 218. Mutter muß einen Grund sie eines Tages wie ein zur Unterbrechung bilden Licht.“ (au) „Ich lernte die- dürfen...... Die Mutter soll Als erste Frau wurde Käthe Kollwitz 1919 se damals 73 Jahre alte, in die Akademie der Künste aufgenom­ unter allen Umständen „Solch eine nunmehr verhutzelte kleine men und erhielt einen Professorentitel. Ihre straffrei sein...“ Martha Arbeiterfrau zeigt mir Frau am ersten Tag meines The- Lehrtätigkeit an der Hochschule der Künste Wygodzinski (as) von ihrer Gestalt und ihrem resienstädter Aufenthaltes kennen, machte sie erstmals ökonomisch unabhän­ Wesen viel mehr als die durch Käthe Kollwitz, Junges Paar, 1893 (5) sie hatte gehört, dass ich als Schwes- gig. Vom Verkauf ihrer Bilder hätte sie nicht Konvention in ihrem Tun und Las- ter in dem Haus, in dem wir wohn- leben können. sen eingeengte Dame. Sie zeigt mir ten, arbeiten wollte. So bemühten ihre Hände, ihre Füße, ihre Haare, wir uns gemeinsam um die In- sie lässt mich durch das Kleid den sassen.“ Edith Schlesinger­ Im Mai 1947 wurde im New Yorker „Aufbau“ über Martha Wygod­ Körper sehen; sie gibt sich auch zinskis letzte Lebensmonate im Lager Theresienstadt berichtet (3) Ahlfeld (at) in ihren Gefühlsäußerungen viel unverhüllter.“ (ap)

Professorin Frühe Berliner Ärztin und Gesundheitspolitikerin 14 Mitglied der Akademie der Künste SPD­Stadtverordnete Käthe Kollwitz Martha Wygodzinski „Ich bin einverstanden, dass meine Kunst „Es gibt nur eine Moral, sie ist die gleiche

Zwecke hat.“(an) für beide Geschlechter.“(aq) uli 1867 ­ 22. April 1 7. Februar 1943 8. J 945 9 – 2 186 uli „Da sie von . J Hause aus sehr reich 2 war, wandte sie sich der Nach ihrer Heirat im Juni 1891 zogen Käthe und Karl ärmeren Bevölkerung zu und Kollwitz in die Weißenburger Straße 25 am Prenzlau­ weil sie nie Geld für ihre Hil- er Berg. Mehr als fünfzig Jahre wohnte die Künstlerin fe verlangte und sich mit ihrer dort, bis sie im August 1943 vor den Bombenangriffen ganzen Kraft einsetzte, wurde aus Berlin floh. Wenige Monate darauf wurde das Haus Um 1900 war Martha Wygodzinski eine von sie ‚der Engel des Nordens‘ von Bomben zerstört. Heute steht an seiner Stelle ein acht Berliner Ärztinnen. Sie wuchs als eine von genannt“. (ar) Neubau. 1947 wurde anlässlich des 80. Geburtstag von vier Töchtern in einer wohlhabenden, sozial enga­ Käthe Kollwitz die Weißenburger Straße nach dem Ehe­ gierten jüdischen Familie auf. Die junge Ärztin hatte paar Kollwitz benannt. Auch der Wörtherplatz, der ih­ 1893­1898 in Zürich studiert und musste ihr Examen rer Wohnung gegenüber lag, erhielt ihren Namen. Und 1901 in Deutschland wiederholen. seit 1959 sitzt sie selbst mitten auf dem Kollwitzplatz, 1947 in Prenzlauer Berg benannt nach Käthe und Karl Kollwitz (1) in Bronze gegossen von ihrem Bildhauerkollegen Gus­ Die Mitgliedschaft in medizinischen Vereinen war Frau­ tav Seitz. Zu ihrem 60. Todestag im April 2005 wurde en lange verwehrt. Martha Wygodzinski wurde im Fe­ eine Gedenktafel am Nachfolgebau angebracht. bruar 1902 als erste Frau in die „Berliner Medizinische Gesellschaft“ aufgenommen, gehörte gemeinsam mit Breite Str. 46 in Pankow, heute Caritas­Kliniken, wo Martha Wygodzinski als Ärztin in „ihrem“ Heim für Mütter und Kin­ zwei anderen Frauen zu den ersten weiblichen Mitglie­ Ihr Vater hatte Käthe Kollwitz als Künstlerin der wirkte (1) dern im Berliner „Verein der frei gewählten Kassenärz­ ausbilden lassen, obwohl sie ein Mädchen te“, war u.a. beim „Kaufmännischen und gewerblichen war. Sie setzte ihr künstlerisches Schaffen Hilfsverein für weibliche Angestellte“ zuständig. auch nach der Heirat und Geburt von zwei Söhnen fort. Beides war im ausgehenden Als Ärztin engagierte sich Martha Wygodzinski beson­ 19. Jahrhundert außergewöhnlich. ders für die arbeitenden Frauen. Nach kurzer Tätigkeit als „Volontärärztin“ am Kreuzberger Krankenhaus am Karl Kollwitz betrieb in der Wohnung seine Urban betrieb sie eigene Arztpraxen, so am Rande des kassenärztliche Praxis, der Flur diente als „Scheunenviertels“ ­ in der Schönhauser Allee, dann Wartezimmer. Von der Arztgattin wurde au­ bis zum Herbst 1931 am Monbijouplatz 10. In Pankow, ßerdem erwartet, dass sie Besuche bei Pati­ in der Neuen Schönholzer Straße 13, unterhielt sie ein eigenes Heim für obdachlose ledige Mütter und ihre Gedenktafel am ehemaligen Wohnhaus in der Kollwitzstr. 56A, entinnen und Patienten machte. Hier fand 2005 angebracht (2) Käthe Kollwitz (4) sie Motive und Modelle für ihr künstleri­ Stadtverordnete 1919, vorne rechts Martha Wygodzinski (2) Neugeborenen und „betreute“ ein anderes „Mütter­ Martha Wygodzinski (vorne links) 1931 auf dem sozialdemokratischen Ärztetag sches Schaffen, das von der sozialen Umwelt hospiz“ in der Breiten Straße 46. in Leipzig (4) Prenzlauer Berg stark beeinflusst wurde. Martha Wygodzinski war Mitglied der Nach der Machtübernahme der Nationalsozialis­ „U n - SPD und 1919 eine der ersten weibli­ ten konnte Martha Wygodzinski noch bis 1936 als Sie entwickelte ein vielfältiges gelöste Prob- chen Stadtverordneten. „Frauen und Kassenärztin arbeiten. 1938 wurde ihr die Appro­ frauenpolitisches Engage­ leme wie Prostitution, Gesundheit“ waren ihr Thema. Als So­ bation entzogen. Sie musste ihre Wohnung auf­ ment. Sie unterrichtete an Arbeitslosigkeit, quälten und zialistin und als Frauenrechtlerin setz­ geben und lebte als Untermieterin bei und mit der Schule des „Vereins der beunruhigten mich und wirkten te sie sich für die Abschaffung des § 218 Verwandten. Am 9. Juli 1942, eine Woche nach Berliner Künstlerinnen“, mit als Ursache dieser meiner Ge- ein. Dabei wandte sie sich gegen die ihrem 73. Geburtstag, wurde engagierte sich als Jury­ bundenheit an die Darstellung des bedingungslose Freigabe der Abtrei­ Martha Wygodzinski mit „Mit der Zeit mitglied der „Berliner niederen Volkes und ihre immer bung, engagierte sich aber für die me­ dem 18. Alterstransport wurde Martha selbst Sezession“ für andere wiederholte Darstellung eröff- dizinische Indikation und forderte ein nach Theresienstadt schwach und unterernährt. Künstlerinnen, war Ehren­ nete mir ein Ventil oder eine „Netz von Sexual­ deportiert. Sie starb präsidentin des „Bundes Als sie einmal mit zur Entlau- Möglichkeit, das Leben zu Käthe Kollwitz ‚Alkoholgegnerwoche’, beratungsstel­ am 27. Februar 1943 1922 (3) „... jede zu sung musste, wurde sie bett- für Mutterschutz und Sexu­ ertragen.“ (ao) len“. im Ghetto Theresi­ alreform“, zeichnete Plakate befürchtende Ge- enstadt. lägerig und durch die unge- für Heimarbeiterinnen und gegen sundheitsschädigung der heure Schwäche verlöschte den § 218. Mutter muß einen Grund sie eines Tages wie ein zur Unterbrechung bilden Licht.“ (au) „Ich lernte die- dürfen...... Die Mutter soll Als erste Frau wurde Käthe Kollwitz 1919 se damals 73 Jahre alte, in die Akademie der Künste aufgenom­ unter allen Umständen „Solch eine nunmehr verhutzelte kleine men und erhielt einen Professorentitel. Ihre straffrei sein...“ Martha Arbeiterfrau zeigt mir Frau am ersten Tag meines The- Lehrtätigkeit an der Hochschule der Künste Wygodzinski (as) von ihrer Gestalt und ihrem resienstädter Aufenthaltes kennen, machte sie erstmals ökonomisch unabhän­ Wesen viel mehr als die durch Käthe Kollwitz, Junges Paar, 1893 (5) sie hatte gehört, dass ich als Schwes- gig. Vom Verkauf ihrer Bilder hätte sie nicht Konvention in ihrem Tun und Las- ter in dem Haus, in dem wir wohn- leben können. sen eingeengte Dame. Sie zeigt mir ten, arbeiten wollte. So bemühten ihre Hände, ihre Füße, ihre Haare, wir uns gemeinsam um die In- sie lässt mich durch das Kleid den sassen.“ Edith Schlesinger­ Im Mai 1947 wurde im New Yorker „Aufbau“ über Martha Wygod­ Körper sehen; sie gibt sich auch zinskis letzte Lebensmonate im Lager Theresienstadt berichtet (3) Ahlfeld (at) in ihren Gefühlsäußerungen viel unverhüllter.“ (ap)

Professorin Frühe Berliner Ärztin und Gesundheitspolitikerin Mitglied der Akademie der Künste SPD­Stadtverordnete 15 Cécile Vogt Regina Jonas „Wenn wir Oskar Vogt ehren, meinen wir „Kann eine Frau das rabbinische Amt

auch seine Frau.“(av) bekleiden?“(ay)

27. März 1875 – 4. rmordet in A „Jeden- M 44 e usc „Wenn du ai 1 – 19 hwit falls kann man 96 902 z schön lernst, wirst auf Grund des heuti- 2 st 1 du vielleicht auch einmal gen Standes der Hirnfor- gu eine Rabbinerin wie Regina schung die Frau als solche Au Jonas“, damit ermutigten von keinem Beruf aus- 3. Schülerinnen von Regina schließen.“ Cécile Jonas ihre Töchter und Vogt 1927 (aw) Enkelinnen. (az)

Nach dem Tod des Vaters 1913 zog Sara Jo­ Ab 1919 leitete Cécile Vogt die Abteilung nas 1916 mit ihrer Tochter Regina und de­ für Hirnarchitektonik am Institut für Hirn­ ren Bruder Alexander in die Heinersdorfer forschung der Kaiser­Wilhelm­Gesellschaft Straße 14 (ab 1925: Heinrich­Roller­Straße) (KWG). Geleitet wurde es von ihrem Mann im Prenzlauer Berg. Hier lebten sie bis 1932 Oskar Vogt, mit dem sie diese Einrichtung in einer kleinen Wohnung auf dem zweiten gemeinsam aufgebaut hatte. In Buch erin­ Hof. „Aufgeopfert“ haben soll sich die Mut­ nern das Oskar­ und Cécile­Vogt­Haus und ter, um ihrer Tochter den Besuch des Oberly­ die Cécile­Vogt­Klinik für Neurologie an die zeums in Weißensee zu ermöglichen. Dort Hirnforscherin. legte Regina Jonas 1923 die Reifeprüfung ab und erwarb 1924 die Lehrbefähigung für Nach Lise Meitner war Cécile Vogt die zwei­ KWI­Hirnforschung: Cécile Vogt, 1. Reihe 3. von links (4) Lyzeen. Mit Hebräisch­ und Religionsunter­ te Frau in einer Leitungsfunktion an einem richt finanzierte sie sich das folgende Stu­ „Bescheinigung. Institut der KWG und eine von drei Frauen, dium. die zum Wissenschaftlichen Frau Regina Jonas, wohn- Mitglied einer der renom­ „Ohne Am 17.9.1920 erhielt Cécile Vogt zusammen haft in Berlin C.2, an der Span- „Erste sein, dauer Brücke 15, ist bei uns von 7 miertesten Forschungs­ Cécile hätte mit ihrem Mann den Paul­Möbius­Preis, der Die Familie war streng jüdisch religiös Regina Jonas als Rabbinerin, ca. 1935 (1) Pionierin und Kämp- bis 17 Uhr beschäftigt. Sie kann da- einrichtungen weltweit Oskar Vogts Leis- von der gleichnamigen Stiftung vergeben und besuchte regelmäßig die Synagoge ferin sein, erfordert immer her ihre Einkäufe in der für Juden vor- Cécile Vogt (1) ernannt wurde. tung zwangsläufig wurde. Initiiert war beides von dem 1908 in der Rykestraße. Der Rabbiner Max einen ganzen Menschen, geschriebenen Zeit nicht besorgen. weniger Bedeu- verstorbenen Nervenarzt Paul Möbius, Ver­ Weyl ermutigte die „ungemein streb­ der zähe und energisch seine Berlin, am 5. Mai 1942. tung.“ (ax) fasser des ab 1900 in vielen Auflagen ­er same Dame“, Rabbinerin zu werden. Sache führt.“ Frauen­Zei­ Epeco. Fabrik für Kartonagen Er- schienenen Bestsellers „Über den physiolo­ 1924 immatrikulierte sich Regina Jo­ gischen Schwachsinn des Weibes“. Hätte es tung „Berna“ 10.2.1939 win Krick & Co.“ (ba) über Regina Jonas nas an der Berliner „Hochschule für die eines Gegenbeweises bedurft, einen bes­ Wissenschaft des Judentums“ und wies seren als die Auszeichnung von Cécile Vogt 1930 in ihrer Abschlussarbeit „Kann eine für ihre Verdienste um die Gehirnanatomie Frau das rabbinische Amt bekleiden?“ nach, hätte es nicht geben können. dass „außer Vorurteil und Ungewohntsein Weil sie Mitmenschen, vor allem aber ihre fast nichts“ dem entgegen steht. Mutter nicht zurücklassen wollte, entschied Am KWI für Hirnforschung in Buch waren sich Regina Jonas, trotz der zunehmenden überproportional viele Wissenschaftlerin­ 1935 von Dr. Max Dienemann zur Rabbinerin Verfolgung der jüdischen Bevölkerung in Cécile Vogt Briefmarke 1989 (3) nen tätig, darunter auch verheiratete Frau­ ordiniert, wurde sie 1937 von der Jüdischen Nazi­Deutschland zu bleiben. Ab 1941 muss­ en mit Kindern. Die Vogt­Töchter Marthe Gemeinde Berlin als Religionslehrerin ein­ te sie wie alle Juden Zwangsarbeit leisten Louise und Marguerite wurden ebenfalls gestellt und ihr „die rabbinisch­seelsorgeri­ und im November 1942 wurde sie zu­ Cécile Mugnier stammte aus Frankreich, wo Naturwissenschaftlerinnen. Marthe Vogt sche Betreuung in den Sozialstationen der sammen mit ihrer Mutter ins KZ The­ „Fähigkeiten sie Medizin studiert und mit einem neuro­ übernahm 1931 die Leitung der pharmako­ Gemeinde“ übertragen. Durfte sie zunächst resienstadt deportiert. Auch hier und Berufung hat Gott Cécile Vogt (2) logischen Thema promoviert hatte. Nach logisch­chemischen Abteilung im elterli­ nur Vorträge, aber keine Predigten in den beteiligte sie sich am Widerstand in unsere Brust gesenkt und ihrer Heirat mit dem Kollegen Oskar Vogt chen Institut, Marguerite arbeitete dort als Synagogen halten, wurde sie, nachdem im­ und half anderen Verfolgten. Am nicht nach dem Geschlecht ge- 1899 war sie diesem nach Berlin gefolgt, wo Genetikerin. mer mehr Rabbiner verhaftet worden bzw. 12.10.1944 wurden Sara und Re­ fragt. So hat ein jeder die Pflicht, sie wegen ihres Geschlechts zwanzig Jahre emigriert waren, von der „Reichsvereini­ gina Jonas ins Massenvernich­ ob Mann oder Frau ... zu wirken und „Gelehrte lang nur als seine private Mitarbeiterin wis­ 1937 mussten die Vogts das Institut für Hirn­ gung der Juden in Deutschland“ beauftragt, tungslager Auschwitz­Birkenau zu schaffen. - Wenn man die Dinge und künstlerische senschaftlich tätig sein konnte. Sie erforsch­ forschung verlassen, das bereits 1933 von jüdische Gemeinden in ganz Deutschland überführt und dort wenige Tage so betrachtet, nimmt man Weib Frauen sind Ergebnisse ten den Aufbau des Gehirns und versuchten, der SA überfallen worden war. Mit Unter­ zu betreuen. später ermordet. und Mann als das, was sie sind: der Entartung.“ Hirnregionen Funktionen zuzuordnen mit stützung der Familie Krupp setzten sie ihr als Menschen.“ Paul Möbius, Über dem Ziel, Krankheiten und „abweichendes Forschungswerk in Neustadt im Schwarz­ Regina Jonas (bb) den physiologischen Verhalten“ therapierbar zu machen. wald fort. Schwachsinn des Weibes, 1900

Mitbegründerin der modernen Hirnforschung Abteilungsleiterin und Wissenschaftliches Mitglied am 16 Kaiser­Wilhelm­Institut für Hirnforschung Die erste Rabbinerin der Welt Cécile Vogt Regina Jonas „Wenn wir Oskar Vogt ehren, meinen wir „Kann eine Frau das rabbinische Amt auch seine Frau.“(av) bekleiden?“(ay)

27. März 1875 – 4. rmordet in A „Jeden- M 44 e usc „Wenn du ai 1 – 19 hwit falls kann man 96 902 z schön lernst, wirst auf Grund des heuti- 2 st 1 du vielleicht auch einmal gen Standes der Hirnfor- gu eine Rabbinerin wie Regina schung die Frau als solche Au Jonas“, damit ermutigten von keinem Beruf aus- 3. Schülerinnen von Regina schließen.“ Cécile Jonas ihre Töchter und Vogt 1927 (aw) Enkelinnen. (az)

Nach dem Tod des Vaters 1913 zog Sara Jo­ Ab 1919 leitete Cécile Vogt die Abteilung nas 1916 mit ihrer Tochter Regina und de­ für Hirnarchitektonik am Institut für Hirn­ ren Bruder Alexander in die Heinersdorfer forschung der Kaiser­Wilhelm­Gesellschaft Straße 14 (ab 1925: Heinrich­Roller­Straße) (KWG). Geleitet wurde es von ihrem Mann im Prenzlauer Berg. Hier lebten sie bis 1932 Oskar Vogt, mit dem sie diese Einrichtung in einer kleinen Wohnung auf dem zweiten gemeinsam aufgebaut hatte. In Buch erin­ Hof. „Aufgeopfert“ haben soll sich die Mut­ nern das Oskar­ und Cécile­Vogt­Haus und ter, um ihrer Tochter den Besuch des Oberly­ die Cécile­Vogt­Klinik für Neurologie an die zeums in Weißensee zu ermöglichen. Dort Hirnforscherin. legte Regina Jonas 1923 die Reifeprüfung ab und erwarb 1924 die Lehrbefähigung für Nach Lise Meitner war Cécile Vogt die zwei­ KWI­Hirnforschung: Cécile Vogt, 1. Reihe 3. von links (4) Lyzeen. Mit Hebräisch­ und Religionsunter­ te Frau in einer Leitungsfunktion an einem richt finanzierte sie sich das folgende Stu­ „Bescheinigung. Institut der KWG und eine von drei Frauen, dium. die zum Wissenschaftlichen Frau Regina Jonas, wohn- Mitglied einer der renom­ „Ohne Am 17.9.1920 erhielt Cécile Vogt zusammen haft in Berlin C.2, an der Span- „Erste sein, dauer Brücke 15, ist bei uns von 7 miertesten Forschungs­ Cécile hätte mit ihrem Mann den Paul­Möbius­Preis, der Die Familie war streng jüdisch religiös Regina Jonas als Rabbinerin, ca. 1935 (1) Pionierin und Kämp- bis 17 Uhr beschäftigt. Sie kann da- einrichtungen weltweit Oskar Vogts Leis- von der gleichnamigen Stiftung vergeben und besuchte regelmäßig die Synagoge ferin sein, erfordert immer her ihre Einkäufe in der für Juden vor- Cécile Vogt (1) ernannt wurde. tung zwangsläufig wurde. Initiiert war beides von dem 1908 in der Rykestraße. Der Rabbiner Max einen ganzen Menschen, geschriebenen Zeit nicht besorgen. weniger Bedeu- verstorbenen Nervenarzt Paul Möbius, Ver­ Weyl ermutigte die „ungemein streb­ der zähe und energisch seine Berlin, am 5. Mai 1942. tung.“ (ax) fasser des ab 1900 in vielen Auflagen ­er same Dame“, Rabbinerin zu werden. Sache führt.“ Frauen­Zei­ Epeco. Fabrik für Kartonagen Er- schienenen Bestsellers „Über den physiolo­ 1924 immatrikulierte sich Regina Jo­ gischen Schwachsinn des Weibes“. Hätte es tung „Berna“ 10.2.1939 win Krick & Co.“ (ba) über Regina Jonas nas an der Berliner „Hochschule für die eines Gegenbeweises bedurft, einen bes­ Wissenschaft des Judentums“ und wies seren als die Auszeichnung von Cécile Vogt 1930 in ihrer Abschlussarbeit „Kann eine für ihre Verdienste um die Gehirnanatomie Frau das rabbinische Amt bekleiden?“ nach, hätte es nicht geben können. dass „außer Vorurteil und Ungewohntsein Weil sie Mitmenschen, vor allem aber ihre fast nichts“ dem entgegen steht. Mutter nicht zurücklassen wollte, entschied Am KWI für Hirnforschung in Buch waren sich Regina Jonas, trotz der zunehmenden überproportional viele Wissenschaftlerin­ 1935 von Dr. Max Dienemann zur Rabbinerin Verfolgung der jüdischen Bevölkerung in Cécile Vogt Briefmarke 1989 (3) nen tätig, darunter auch verheiratete Frau­ ordiniert, wurde sie 1937 von der Jüdischen Nazi­Deutschland zu bleiben. Ab 1941 muss­ en mit Kindern. Die Vogt­Töchter Marthe Gemeinde Berlin als Religionslehrerin ein­ te sie wie alle Juden Zwangsarbeit leisten Louise und Marguerite wurden ebenfalls gestellt und ihr „die rabbinisch­seelsorgeri­ und im November 1942 wurde sie zu­ Cécile Mugnier stammte aus Frankreich, wo Naturwissenschaftlerinnen. Marthe Vogt sche Betreuung in den Sozialstationen der sammen mit ihrer Mutter ins KZ The­ „Fähigkeiten sie Medizin studiert und mit einem neuro­ übernahm 1931 die Leitung der pharmako­ Gemeinde“ übertragen. Durfte sie zunächst resienstadt deportiert. Auch hier und Berufung hat Gott Cécile Vogt (2) logischen Thema promoviert hatte. Nach logisch­chemischen Abteilung im elterli­ nur Vorträge, aber keine Predigten in den beteiligte sie sich am Widerstand in unsere Brust gesenkt und ihrer Heirat mit dem Kollegen Oskar Vogt chen Institut, Marguerite arbeitete dort als Synagogen halten, wurde sie, nachdem im­ und half anderen Verfolgten. Am nicht nach dem Geschlecht ge- 1899 war sie diesem nach Berlin gefolgt, wo Genetikerin. mer mehr Rabbiner verhaftet worden bzw. 12.10.1944 wurden Sara und Re­ fragt. So hat ein jeder die Pflicht, sie wegen ihres Geschlechts zwanzig Jahre emigriert waren, von der „Reichsvereini­ gina Jonas ins Massenvernich­ ob Mann oder Frau ... zu wirken und „Gelehrte lang nur als seine private Mitarbeiterin wis­ 1937 mussten die Vogts das Institut für Hirn­ gung der Juden in Deutschland“ beauftragt, tungslager Auschwitz­Birkenau zu schaffen. - Wenn man die Dinge und künstlerische senschaftlich tätig sein konnte. Sie erforsch­ forschung verlassen, das bereits 1933 von jüdische Gemeinden in ganz Deutschland überführt und dort wenige Tage so betrachtet, nimmt man Weib Frauen sind Ergebnisse ten den Aufbau des Gehirns und versuchten, der SA überfallen worden war. Mit Unter­ zu betreuen. später ermordet. und Mann als das, was sie sind: der Entartung.“ Hirnregionen Funktionen zuzuordnen mit stützung der Familie Krupp setzten sie ihr als Menschen.“ Paul Möbius, Über dem Ziel, Krankheiten und „abweichendes Forschungswerk in Neustadt im Schwarz­ Regina Jonas (bb) den physiologischen Verhalten“ therapierbar zu machen. wald fort. Schwachsinn des Weibes, 1900

Mitbegründerin der modernen Hirnforschung Abteilungsleiterin und Wissenschaftliches Mitglied am Kaiser­Wilhelm­Institut für Hirnforschung Die erste Rabbinerin der Welt 17 Gertrud Dorka Greta Kuckhoff „Sie und die Vorgeschichte sind „Im Weltmaßstab gesehen die erste Frau

miteinander verheiratet.“(bc) auf solchem Posten“(bg)

4. Februar 1976 11. November „Ich 3 – 2 – 198 habe nichts ge- 189 r 190 1 ärz be tan, um einen Hitler M „Lächelnd m zu verhüten – um so mehr 9. eze 1 hat sich Frau Dr. . D 1973 erschienen Greta Kuckhoffs Memoiren muss ich jetzt tun, um das Dorka selbst oft als ‚Scher- 4 unter dem Titel „Vom Rosenkranz zur Roten Ende des Nationalsozialismus 1 herbeiführen zu helfen“, meinte Während ihre beiden Brüder studieren durften, wurde Gertrud ben - Anna‘ bezeichnet. Das Kapelle“. Für ihre kleinbürgerliche katholi­ Greta Kuckhoff 1933. Es„ ging Dorka nach dem Besuch einer privaten höheren Töchterschule Leh­ Museum, das ihr 1947 zunächst sche Herkunft war ihre Karriere keineswegs darum, alle Kräfte für den rerin. Von 1914 bis 1947 unterrichtete sie an Schulen in Pankow, wo kommissarisch übertragen wur- selbstverständlich. Das Schulgeld verdiente Sturz der Hitlerdiktatur zu sie auch wohnte, zuletzt in der Idastraße. de, stand nämlich nur auf dem sie sich mit Schuhputzen und Nachhilfeun­ Papier: Es war ein Scher- terricht. Während sie Volkswirtschaft und gewinnen!“ (bk) benhaufen.“ ­ Die Welt Als sie für den Realschulunterricht Fortbildungskurse besuchte, Soziologie studierte, war sie in einem Kin­ 19.3.1958 entdeckte sie in den prähistorischen Seminaren von Prof. Kieke­ derheim tätig. „Es lagen busch ihr Interesse für Archäologie und beteiligte sich an Ausgra­ viele ungelöste Fra- bungen. Bei der Wanderausstellung des Märkischen Museums zur „Die Welt durch wissenschaftliches Arbei­ gen vor uns, für die wir Berliner Vor­ und Frühgeschichte war sie für Pankow verantwort­ ten besser zu machen“, war ihr Ziel. „Dass die Antwort noch nicht lich. ich als Wissenschaftlerin eine Zukunft habe, wussten.“ Greta Kuck­ sei es in Amerika oder in Europa“, meinten hoff über die Zeit Mit Unterstützung des Bezirksamtes Pankow waren vom 19. Ok­ die Professoren in den USA, wo sie 1927 bis nach 1945 (bh) tober 1925 bis zum 26. März 1926 in der 2. Gemeindeschule 128 1929 ihre wissenschaftliche Ausbildung prähistorische Fundstücke zu sehen. Sie sollten insbesondere Kin­ fortsetzte. (bi) Gertrud Dorka als Direktorin des Museums dern einen Einblick in frühere menschliche Lebensweisen vermit­ für Vor­ und Frühgeschichte (1) teln. Gertrud Dorka führte 275 Schulklassen aus Pankow mit mehr Sie trug mit ihren zahlreichen Beziehungen als 8.000 Schülerinnen und Schülern durch die Ausstellung. zum Aufbau des größten Berliner Wider­ standsnetzes bei, das von der Gestapo „Rote Kapelle“ genannt wurde. Sie war beteiligt Um Archäologie studieren zu können, an einer englischen Übersetzung von Hit­ „Um meinen musste sie das Große Latinum und lers „Mein Kampf“, um auch die Menschen Kenntnissen in der das Graecum nachholen. Aufgrund im Ausland über die Ziele des NS­Regimes Vorgeschichte einen politischer Schwierigkeiten mit dem aufzuklären. Im Herbst 1942 wurde sie ver­ äußeren Abschluss zu ge- Thema ihrer Doktorarbeit durch den haftet, ihr Todesurteil wurde in zehn Jah­ ben, beschloss ich, nun in Machtantritt der Nazis 1933, konnte re Zuchthaus umgewandelt. Ihr Ehemann diesem Fache zu pro- sie erst 1936 in Kiel promovieren. Eine Adam Kuckhoff wurde wie viele andere Mit­ movieren.“ (bd) Stelle am dortigen Museum lehnte sie glieder der „Roten Kapelle“ hingerichtet. Gertrud­Dorka­Weg im Frauenviertel, ab, weil sie in die NSDAP hätte eintre­ Greta Kuckhoff als Rednerin bei einer Veranstaltung der Autobiografie, 1973 (3) Berlin­Neukölln seit 1996 (2) Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes in der „Neuen ten müssen. Sie setzte statt dessen Welt“ in Berlin­Neukölln am 12.9.1959 (1) ihre Lehrerinnentätigkeit fort, die sie Als Überlebende fühlte sie sich verpflichtet, zur Sicherung ihres Lebensunterhalts an die Ermordeten und den Widerstand zu „Durch sie auch während des Studiums beibe­ „Sie kontrolliert erinnern, sich für den Frieden einzusetzen wurde zum zweiten halten hatte, bis sie 1947 zur Direkto­ schlechthin alles. Der und am Aufbau einer neuen Gesellschaft Male ausgegraben, diesmal rin des Museums für Vor­ und Frühge­ Fünf- Jahres-Plan ist sowohl mitzuwirken. Sie engagierte sich auch für unter den gefährlichen Trüm- schichte berufen wurde. Gertrud Dorka nach ihrer Pensionierung (3) finanztechnisch als auch wirt- Chancengleichheit der Frauen und begrün­ mern eines zerstörten Gebäudes, schaftlich von ihrer Regie abhängig. dete 1947 den Demokratischen Frauenbund was vor ihr zahlreiche und nam- Sie überwacht die Banken, die Haus- mit. hafte Wissenschaftler freigelegt Das Museum für Vor­ und Frühgeschichte halt- und Steuerkassen, den Geldum- und dem Berliner Museum zu- war stark kriegszerstört, der Wiederaufbau lauf, die Produktion und die gesam- Als stellvertretende Leiterin der Abteilung geführt hatten.“ Adrian ungewiss und die männlichen Kollegen NS­ ten volkseigenen und sonstigen für Ernährung beim Magistrat war sie im von Müller (bf) belastet. In dieser schwierigen Lage wurde wirtschaftlichen Betriebe.“ Sommer 1946 die erste Frau in der Berliner erstmals in Deutschland einer Frau die Lei­ Die Zeit 24.1.1952 Stadtregierung und als Präsidentin der No­ tung eines staatlichen Museums übertra­ tenbank 1950 die erste Frau im Ministerrat gen. der DDR. „Ich hörte von der Der „prähistorischen Trümmerfrau“ Sie wohnte in der bedrohten Lage der gelang es „aus dem Nichts“ das Mu­ Homeyerstr. 21 in „Informatio- vorgeschichtlichen Berli- seum für Vor­ und Frühgeschich­ Pankow. Die Notenbankpräsidentin Greta Kuckhoff an ihrem Schreibtisch (4) ner Sammlungen und stell- te wieder aufzubauen und ihm im nen ... deuten darauf hin, te meine Fachkenntnisse Schloss Charlottenburg einen neu­ dass die Ende April wegen an- auf diesem Gebiet im Au- en Standort zu sichern. 1958 ging geblichen Gesundheitsgründen von gust 1947 der Stadt Ber- Gertrud Dorka in Rente. Seitdem lei­ ihrem Amt zurückgetretene Präsiden- lin zur Verfügung.“ ten wieder Männer die Einrichtung. Gertrud Dorka mit ihrer Volksschulklasse, ca. 1936 (4) tin der ‚Deutschen Notenbank’, Greta (be) Kuckhoff (SED), politisch gemaßregelt worden oder gegen sie ausgeübtem Druck gewichen ist.“ Untersuchungs­

Die Straße in Berlin­Niederschönhausen erinnert an ausschuss Freiheitlicher Juristen Greta und Adam Kuckhoff (2) 8. bis 14.5.1958 (bj)

Widerstand gegen das NS­Regime 18 Die erste staatliche Museumsdirektorin Notenbankpräsidentin der DDR Gertrud Dorka Greta Kuckhoff „Sie und die Vorgeschichte sind „Im Weltmaßstab gesehen die erste Frau miteinander verheiratet.“(bc) auf solchem Posten“(bg)

4. Februar 1976 11. November „Ich 3 – 2 – 198 habe nichts ge- 189 r 190 1 ärz be tan, um einen Hitler M „Lächelnd m zu verhüten – um so mehr 9. eze 1 hat sich Frau Dr. . D 1973 erschienen Greta Kuckhoffs Memoiren muss ich jetzt tun, um das Dorka selbst oft als ‚Scher- 4 unter dem Titel „Vom Rosenkranz zur Roten Ende des Nationalsozialismus 1 herbeiführen zu helfen“, meinte Während ihre beiden Brüder studieren durften, wurde Gertrud ben - Anna‘ bezeichnet. Das Kapelle“. Für ihre kleinbürgerliche katholi­ Greta Kuckhoff 1933. Es„ ging Dorka nach dem Besuch einer privaten höheren Töchterschule Leh­ Museum, das ihr 1947 zunächst sche Herkunft war ihre Karriere keineswegs darum, alle Kräfte für den rerin. Von 1914 bis 1947 unterrichtete sie an Schulen in Pankow, wo kommissarisch übertragen wur- selbstverständlich. Das Schulgeld verdiente Sturz der Hitlerdiktatur zu sie auch wohnte, zuletzt in der Idastraße. de, stand nämlich nur auf dem sie sich mit Schuhputzen und Nachhilfeun­ Papier: Es war ein Scher- terricht. Während sie Volkswirtschaft und gewinnen!“ (bk) benhaufen.“ ­ Die Welt Als sie für den Realschulunterricht Fortbildungskurse besuchte, Soziologie studierte, war sie in einem Kin­ 19.3.1958 entdeckte sie in den prähistorischen Seminaren von Prof. Kieke­ derheim tätig. „Es lagen busch ihr Interesse für Archäologie und beteiligte sich an Ausgra­ viele ungelöste Fra- bungen. Bei der Wanderausstellung des Märkischen Museums zur „Die Welt durch wissenschaftliches Arbei­ gen vor uns, für die wir Berliner Vor­ und Frühgeschichte war sie für Pankow verantwort­ ten besser zu machen“, war ihr Ziel. „Dass die Antwort noch nicht lich. ich als Wissenschaftlerin eine Zukunft habe, wussten.“ Greta Kuck­ sei es in Amerika oder in Europa“, meinten hoff über die Zeit Mit Unterstützung des Bezirksamtes Pankow waren vom 19. Ok­ die Professoren in den USA, wo sie 1927 bis nach 1945 (bh) tober 1925 bis zum 26. März 1926 in der 2. Gemeindeschule 128 1929 ihre wissenschaftliche Ausbildung prähistorische Fundstücke zu sehen. Sie sollten insbesondere Kin­ fortsetzte. (bi) Gertrud Dorka als Direktorin des Museums dern einen Einblick in frühere menschliche Lebensweisen vermit­ für Vor­ und Frühgeschichte (1) teln. Gertrud Dorka führte 275 Schulklassen aus Pankow mit mehr Sie trug mit ihren zahlreichen Beziehungen als 8.000 Schülerinnen und Schülern durch die Ausstellung. zum Aufbau des größten Berliner Wider­ standsnetzes bei, das von der Gestapo „Rote Kapelle“ genannt wurde. Sie war beteiligt Um Archäologie studieren zu können, an einer englischen Übersetzung von Hit­ „Um meinen musste sie das Große Latinum und lers „Mein Kampf“, um auch die Menschen Kenntnissen in der das Graecum nachholen. Aufgrund im Ausland über die Ziele des NS­Regimes Vorgeschichte einen politischer Schwierigkeiten mit dem aufzuklären. Im Herbst 1942 wurde sie ver­ äußeren Abschluss zu ge- Thema ihrer Doktorarbeit durch den haftet, ihr Todesurteil wurde in zehn Jah­ ben, beschloss ich, nun in Machtantritt der Nazis 1933, konnte re Zuchthaus umgewandelt. Ihr Ehemann diesem Fache zu pro- sie erst 1936 in Kiel promovieren. Eine Adam Kuckhoff wurde wie viele andere Mit­ movieren.“ (bd) Stelle am dortigen Museum lehnte sie glieder der „Roten Kapelle“ hingerichtet. Gertrud­Dorka­Weg im Frauenviertel, ab, weil sie in die NSDAP hätte eintre­ Greta Kuckhoff als Rednerin bei einer Veranstaltung der Autobiografie, 1973 (3) Berlin­Neukölln seit 1996 (2) Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes in der „Neuen ten müssen. Sie setzte statt dessen Welt“ in Berlin­Neukölln am 12.9.1959 (1) ihre Lehrerinnentätigkeit fort, die sie Als Überlebende fühlte sie sich verpflichtet, zur Sicherung ihres Lebensunterhalts an die Ermordeten und den Widerstand zu „Durch sie auch während des Studiums beibe­ „Sie kontrolliert erinnern, sich für den Frieden einzusetzen wurde zum zweiten halten hatte, bis sie 1947 zur Direkto­ schlechthin alles. Der und am Aufbau einer neuen Gesellschaft Male ausgegraben, diesmal rin des Museums für Vor­ und Frühge­ Fünf- Jahres-Plan ist sowohl mitzuwirken. Sie engagierte sich auch für unter den gefährlichen Trüm- schichte berufen wurde. Gertrud Dorka nach ihrer Pensionierung (3) finanztechnisch als auch wirt- Chancengleichheit der Frauen und begrün­ mern eines zerstörten Gebäudes, schaftlich von ihrer Regie abhängig. dete 1947 den Demokratischen Frauenbund was vor ihr zahlreiche und nam- Sie überwacht die Banken, die Haus- mit. hafte Wissenschaftler freigelegt Das Museum für Vor­ und Frühgeschichte halt- und Steuerkassen, den Geldum- und dem Berliner Museum zu- war stark kriegszerstört, der Wiederaufbau lauf, die Produktion und die gesam- Als stellvertretende Leiterin der Abteilung geführt hatten.“ Adrian ungewiss und die männlichen Kollegen NS­ ten volkseigenen und sonstigen für Ernährung beim Magistrat war sie im von Müller (bf) belastet. In dieser schwierigen Lage wurde wirtschaftlichen Betriebe.“ Sommer 1946 die erste Frau in der Berliner erstmals in Deutschland einer Frau die Lei­ Die Zeit 24.1.1952 Stadtregierung und als Präsidentin der No­ tung eines staatlichen Museums übertra­ tenbank 1950 die erste Frau im Ministerrat gen. der DDR. „Ich hörte von der Der „prähistorischen Trümmerfrau“ Sie wohnte in der bedrohten Lage der gelang es „aus dem Nichts“ das Mu­ Homeyerstr. 21 in „Informatio- vorgeschichtlichen Berli- seum für Vor­ und Frühgeschich­ Pankow. Die Notenbankpräsidentin Greta Kuckhoff an ihrem Schreibtisch (4) ner Sammlungen und stell- te wieder aufzubauen und ihm im nen ... deuten darauf hin, te meine Fachkenntnisse Schloss Charlottenburg einen neu­ dass die Ende April wegen an- auf diesem Gebiet im Au- en Standort zu sichern. 1958 ging geblichen Gesundheitsgründen von gust 1947 der Stadt Ber- Gertrud Dorka in Rente. Seitdem lei­ ihrem Amt zurückgetretene Präsiden- lin zur Verfügung.“ ten wieder Männer die Einrichtung. Gertrud Dorka mit ihrer Volksschulklasse, ca. 1936 (4) tin der ‚Deutschen Notenbank’, Greta (be) Kuckhoff (SED), politisch gemaßregelt worden oder gegen sie ausgeübtem Druck gewichen ist.“ Untersuchungs­

Die Straße in Berlin­Niederschönhausen erinnert an ausschuss Freiheitlicher Juristen Greta und Adam Kuckhoff (2) 8. bis 14.5.1958 (bj)

Widerstand gegen das NS­Regime Die erste staatliche Museumsdirektorin Notenbankpräsidentin der DDR 19 Quellenhinweise

(a) Reichstagsprotokolle, Legislaturperiode 1919/20, S. 177 der Arbeiterbewegung, Zentrales Parteiarchiv, EA 1082 (b) Claudia v. Gélieu, Agnes Wabnitz. Achtzig Kränze mehr als (ai) Jacob Caro, Historiker an der Berliner Universität zum Frau der Kaiser, in: SpurenSuche. Frauen in Pankow, Prenzlauer enstudium 1895/96, in: Arthur Kirchhoff, Die akademische Berg und Weißensee, Berlin 2002, S. 29 Frau. Gutachten hervorragender Universitätsprofessoren, (c) Anne Dessau, Spurensuche. Sechs Biografien ungewöhnli- Berlin 1897, S. 187 cher Frauen, Frankfurt am Main, 1996, S. 18 (aj) Sein ist das Weib, Denken der Mann. Ansichten und (d) Vorwärts 4.9.1894 Äußerungen für und wider gelehrte Frauen gesammelt von (e) B. Glogau, Agnes Wabnitz – eine Frauenstimme aus der Renate Feyl, Berlin 1984, S. 83 Bourgeoisie, Berlin 1894, S. 19f (ak) – (am) Christine M. Kaiser, Agathe Lasch. Erste Germanistik- (f) B. Glogau, Agnes Wabnitz – eine Frauenstimme aus der professorin Deutschlands, Berlin 2007 Bourgeoisie, Berlin 1894, S. 21 (an) Käthe Kollwitz, Die Tagebücher, Hrsg. Jutta Bohnke-Koll- (g) Sozialistischen Monatshefte 1/1911, S. 116 witz, Berlin 1989, S. 542 (h) Bundesarchiv Abt. Potsdam, Nachlass von Carl Legien, (ao) Käthe Kollwitz, Die Tagebücher, Hrsg. Jutta Bohnke-Koll- 90 Le 6 witz, Berlin 1989, S. 741 (i) Brandenburgisches Landeshauptarchiv Pr. Br. Rep. 30 (ap) Zit. n.: Gisela Schrimer, Käthe Kollwitz und die Kunst ihrer Berlin C 14966 Bl. 94 RS Zeit. Positionen zur Geburtenpolitik, Diss., (j) Vorwärts vom 3.9.1912 Weimar 1998, S. 86 (k) Quellen zur Geschichte der deutschen Gewerkschaftsbe- (aq)- (au) Dietlinde Peter, Dr. Martha Wygodzinski (1869-1943). wegung im 20. Jahrhundert, Köln 1985, Bd. 2, S. 790 „Der Engel der Armen“. Berliner Ärztin – engagierte (l) Marie Juchacz, Sie lebten für eine bessere Welt, Berlin, Gesundheitspolitikerin, Berlin 2008 Hannover 1955, S. 119 (av) Ulla Jung, Cecile Vogt. Wenn wir Oskar Vogt ehren, meinen (m) Marie Juchacz, Sie lebten für eine bessere Welt, Berlin, wir auch seine Frau, in: in: SpurenSuche. Frauen in Pankow, Hannover 1955, S. 119 Berlin 1996, S. 15 (n) Quellen zur Geschichte der deutschen Gewerkschaftsbe- (aw) in einem Brief an Agnes Zahn-Harnack 15.1.1927, zit. n.: wegung im 20. Jahrhundert, Köln 1985, Bd. 2, S. 790 Annette Vogt, Vom Hintereingang zum Hauptportal. Lise (o) Sybille Bludau-Ebelt, Maud von Ossietzky. Ich habe mein Meitner und ihre Kolleginnen an der Berliner Universität ganzes Leben lang Angst gehabt, in: SpurenSuche. Frauen und in der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, in Pankow, Berlin 1996, S. 34 Stuttgart 2007, S. 220 (p) Maud von Ossietzky erzählt, 2. Auflage, Berlin 1988, S. 9 (ax) Ulla Jung, Cecile Vogt. Wenn wir Oskar Vogt ehren, meinen (q) Bundesarchiv SAPMO RY 1/I2/701/3 wir auch seine Frau, in: in: SpurenSuche. Frauen in Pankow, (r) Sabine Hering, Kurt Schilde, Kampfname Ruth Fischer. Berlin 1996, S. 18 Wandlungen einer deutschen Kommunistin, Frankfurt am (ay) Titel der Abschlussarbeit von Regina Jonas an der Hoch- Main 1995, S. 79 schule für die Wissenschaft des Judentums, Berlin 1930, (s) Johannes Fischart, Ruth Fischer, in: Die Weltbühne, 8.5.1924 abgedruckt in: Fräulein Rabbiner Jonas. Kann die Frau das (t) Walter Kiaulehn, Berlin. Schicksal einer Weltstadt, rabbinische Amt bekleiden? Ediert – kommentiert – einge- München 1976, S. 171 leitet von Elisa Klapheck, Teetz 1999 (u) Ruth Fischer, Deutsche Kinderfibel, Berlin 1932 (az) Fräulein Rabbiner Jonas. Kann die Frau das rabbinische (v) – (y) Julie Boghard, Minna Flake. Macht und Ohnmacht der Amt bekleiden? Ediert – kommentiert – eingeleitet von roten Frau. Von der Dichtermuse zur Sozialistin. Elisa Klapheck, Teetz 1999, S. 57 Frankfurt a.M., New York 1997 (ba) Bescheinigung über die Zwangsarbeit von Regina Jonas, (z) Bettina Michalski, Louise Schroeders Schwestern, zit. n.: Fräulein Rabbiner Jonas. Kann die Frau das rabbi- Stuttgart 1996, S. 136 nische Amt bekleiden? Ediert – kommentiert – eingeleitet (aa) Bettina Michalski, Louise Schroeders Schwestern, von Elisa Klapheck, Teetz 1999, S. 73 Stuttgart 1996, S. 136 (bb) zit.n.: Elisa Klapheck, Regina Jonas. Die weltweit erste (ab) Ella Kay und das Jugendamt neuer Prägung, Weinheim/ Rabbinerin, Berlin 2003, S. 40 München 1991, S. 48 (bc) Welt am Sonntag, 30.3.1958 (ac) Bettina Michalski, Louise Schroeders Schwestern, (bd), (be) Personalunterlagen zu Gertrud Dorka, Archiv des Stuttgart 1996, S. 140 Museums für Vor- und Frühgeschichte (ad) Bettina Michalski, Louise Schroeders Schwestern, (bf) Adrian von Müller, Gertrud Dorka. 80 Jahre, Ausgrabungen Stuttgart 1996, S. 139 in Berlin 3/72 (ae) Aenne Saefkow, Erinnerungen. Institut für die Geschichte (bg) Die Tat, 3.4.1965, S. 8 der Arbeiterbewegung, Zentrales Parteiarchiv, EA 1082 (bh) Greta Kuckhoff, Vom Rosenkranz zur Roten Kapelle. Ein (af) unveröffentliches Manuskript Lebensbericht, 7. Auflage, Berlin 1986, S. 405 f (ag) Rita Pawlowski, Anna Saefkow. “Und dann war doch das (bi) Greta Kuckhoff, Vom Rosenkranz zur Roten Kapelle. Ein Schönste und Beglückendste für mich das Wiedersehen mit Lebensbericht, 7. Auflage, Berlin 1986, S. 37 u. 57 Euch ...”, in: SpurenSuche. Frauen in Pankow, Prenzlauer (bj) Archiv Gedenkstätte Deutscher Widerstand Berg und Weißensee, Berlin 2002, S. 100f (ax) Greta Kuckhoff, Vom Rosenkranz zur Roten Kapelle. Ein (ah) Aenne Saefkow, Erinnerungen. Institut für die Geschichte Lebensbericht, 7. Auflage, Berlin 1986, S. 108 Bildnachweise

Frauen und Politik Maud von Ossietzky (1884-1974) 1. Marie Juchacz auf einer Kundgebung in Weimar, Juni 1919. 1. Maud und Carl von Ossietzky im Hochzeitsjahr, 1913. Aus Archiv der sozialen Demokratie in der dem Nachlass von Carl von Ossietzky, Universitätsbibliothek Stiftung Oldenburg 2. Wartende Frauen vor dem Wahllokal anlässlich der Reichs 2. Visitenkarte Maud von Ossietzkys. Aus dem Nachlass von tagswahl am 19.01.1919. Archiv der sozialen Demokratie in Carl von Ossietzky, Universitätsbibliothek Oldenburg der Friedrich Ebert Stiftung, Rechteinhaber nicht 3. Titelblatt „Die Weltbühne. Wochenschrift für Kultur, Kunst, ermittelbar Wirtschaft“, neu herausgegeben von Maud von Ossietzky 3. Ankündigung der Rede von Marie Juchacz „Die Frauen und Hans Leonard, 1948. Rechtsnachfolger nicht und die Nationalversammlung“ im Nördlichen Vorortboten, ermittelbar. 09.11.1919. Staatsbibliothek zu Berlin, bpk-Bildagentur für 4. Autobiografie „Maud von Ossietzky erzählt. Ein Lebensbild“, Kunst, Kultur und Geschichte Berlin 1966. Mit freundlicher Genehmigung des Wissen- 4. Demonstration für die USPD und Luise Zietz, 1919. Archiv schaftsverlags Volker Spiess GmbH der sozialen Demokratie der Friedrich Ebert Stiftung 5. Maud von Ossietzky, Elsa Einstein und Francis Neillson bei einer Kundgebung im Berliner Lustgarten, 31.07.1921. Aus Agnes Wabnitz (1842-1894) dem Nachlass von Carl von Ossietzky, Universitätsbibliothek 1. Grabstein von Agnes Wabnitz, Freireligiöser Friedhof, Pap- Oldenburg pelallee, Prenzlauer Berg, 1991. Privatbesitz 6. Ossietzkystraße in Pankow, Ortsteil Niederschönhausen, 2. Agnes-Wabnitz-Straße in Friedrichshain, Foto: E. Stenkamp, Foto: E. Stenkamp, 2009, Archiv Spurensuche. 2009. Archiv Spurensuche 3. Reliefbüste von Agnes Wabnitz, modelliert von Otto Köhn, Ruth Fischer (1895-1961) entnommen aus: B. Glogau: Agnes Wabnitz. Eine Frauen 1. Ruth Fischer bei einer Kundgebung im Berliner Lustgarten, stimme aus der Bourgeoisie, Berlin 1894, Repro: Dietmar 01.01.1925. Ullstein Bild Katz. Staatsbibliothek zu Berlin, bpk-Bildagentur für Kunst, 2. Einband „Deutsche Kinderfibel“, herausgegeben von Ruth Kultur und Geschichte Fischer und Franz Heimann, Berlin 1933, Foto: U. Eckertz- 4. Titelblatt der Polizeiakte von Agnes Wabnitz, 1889-1995. Popp. Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin/ Landesarchiv Berlin (A Pr Br Rep 030 Tit 94 Nr 14127) Fotostelle (18 D 703), © by Rowohlt Verlag

Emma Ihrer (1857-1911) Minna Flake (1886-1958) 1. Emma Ihrer, ca. 1900. Archiv der sozialen Demokratie in der 1. „Frauen in Not“, Plakat gegen den Paragraph 218, 1931. Friedrich Ebert Stiftung, Rechteinhaber nicht ermittelbar Archiv Brunnhilde e.V. 2. Ausschnitte der Zeitungen „Die Arbeiterin“ (1, 1891)und ab 2. Entlassungsschein Minna Flakes aus der Gestapohaft, Frau- 1892 ihre Nachfolgerin „Die Gleichheit“ (2. 1892,1), begrün- engefängnis Barnimstraße, April 1933. Archiv Brunnhilde e.V. det und herausgegeben von Emma Ihrer, 1890-1923. Archiv 3. Minna Flake als Vortragende während eines Kurses für der sozialen Demokratie in der Friedrich Ebert Stiftung werdende Mütter in der Zentrale der Schwangerenfürsorge 3. Emma Ihrer, Carl Legien und Clara Zetkin in London, am Alexanderplatz, 1929. Archiv Bibliographia Judaica e. V. 27.07.1896. Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich 4. Minna Flake, um 1938. Archiv Bibliographia Judaica e. V. Ebert Stiftung, Rechteinhaber nicht ermittelbar 4. Briefmarke mit dem Porträt Emma Ihrers, gestaltet von Ella Kay (1895-1988) Gerd Aretz, herausgegeben im Rahmen der Dauermar 1. Ella Kay, Senatorin für Jugend und Sport, 1955. Archiv der kenserie „Frauen der deutschen Geschichte“, 1989-2003. sozialen Demokratie in der Friedrich Ebert Stiftung Archiv Spurensuche 2. Ella-Kay-Straße im Prenzlauer Berg, Foto: E. Stenkamp, 5. Emma-Ihrer-Straße in Lichtenberg, Ortsteil Rummelsburg, 2008. Archiv Spurensuche Foto: E. Stenkamp, 2009. Archiv Spurensuche 3. Ella Kay, 1947. Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich Ebert Stiftung Gertrud Hanna (1874-1944) 1. Gertrud Hanna, Aquarell von Gerhard Röseler, entnommen Aenne Saefkow (1902-1962) aus: Marie Juchacz: Sie lebten für eine bessere Welt. 1. Aenne Saefkow, Stadträtin für Sozialwesen im Bezirksamt Lebensbilder führender Frauen des 19. und 20. Jahrhunderts, Pankow, 1945/46. Privatbesitz B. Schindler-Saefkow Berlin/Hannover 1955. Verlag J. H. W. Dietz Nachfahren in 2. Aenne Saefkow, stellvertretende Bürgermeisterin von der Friedrich Ebert Stiftung Pankow, 1948/49. Privatbesitz B. Schindler-Saefkow 2. Gertrud Hanna auf der Wahlkundgebung der Berliner SPD 3. Aenne Saefkow begrüßt als Vorsitzende des Rates des im Sportpalast, 1928. Archiv der sozialen Demokratie der Stadtbezirks Prenzlauer Berg junge Pioniere zu den Ferien- Friedrich Ebert Stiftung spielen, 1953. Privatbesitz B. Schindler-Saefkow 3. Gertrud Hanna, Otto Braun, Eduard Bernstein und Marie 4. Aenne und Anton Saefkow während eines Winterausflugs, Juchacz auf dem SPD-Parteitag in Görlitz, 1921. Archiv der der als illegales Treffen diente, 1941. sozialen Demokratie der Friedrich Ebert Stiftung, Privatbesitz B. Schindler-Saefkow Rechtsinhaber nicht ermittelbar 5. Aenne Saefkow spricht zum 10. Jahrestag der Befreiung von Ravensbrück auf dem Marktplatz in Fürstenberg/Havel, Cécile Vogt (1875-1962) 1955. Privatbesitz B. Schindler-Saefkow 1. Cécile Vogt, o. J. (vor 1935). Archiv der Max-Planck-Gesell- schaft, Berlin-Dahlem Frauen und Wissenschaft 2. Cécile Vogt am Mikroskop mit Hirnschnitt, o. J. (vor 1935). 1. Abiturklasse mit Lehrern der höheren Mädchenschule Archiv der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin-Dahlem Pankow, um 1927. Museumsverbund Pankow 3. Briefmarke mit dem Porträt von Cécile Vogt, gestaltet 2. Naturwissenschaftlicher Unterricht am Mädchenoberly- von Gerd Aretz, herausgegeben im Rahmen der Dauermar- zeum Pankow, um 1935. Archiv des Carl-von-Ossietzky-Gym- kenserie „Frauen der deutschen Geschichte“, 1989-2003. nasiums, Rechtsnachfolger nicht ermittelbar Archiv Spurensuche 3. Ansicht der Höheren Mädchenschule und Lehrerinnensemi- 4. Cécile Vogt mit ihren Kollegen: 1. Reihe: Oskar Vogt, L. Minor, nar Pankow, um 1920, heute: Carl-von-Ossietzky-Gymnasi- Cécile Vogt, Elena Aleksandrovna Timoféeff-Ressovsky, um. Museumsverbund Pankow Nikolaj T.-Ressovsky, Zimmermann; 2. Reihe: Tönnies, Zwirner, Tenenbaum, Kaldewey, Popoff, M. Vogt, Gutenberg; Elsbeth (1877-1942), Margarete (1880-1942) und 3. Reihe: Ngowyang, Leux, o. J. (vor 1935). Archiv der Max- Agathe Lasch (1879-1942) Planck-Gesellschaft, Berlin-Dahlem 1. Lehrerkollegium der Jüdischen Schule Rykestraße: I. Schreiber, R. Goldschmidt, T. Grünbaum, C. Gabriel, Regina Jonas (1901-1944) J. Stern, S. Schiratzki, M. Gutmann, E. Samuel, E. Lasch, 1. Regina Jonas im Ornat. © Archiv der Stiftung »Neue Syna- C. Schneid, S. Neuma, 1932. Museumsverbund Pankow/ goge Berlin - Centrum Judaicum« Holzer 2. Porträt von Agathe Lasch in jungen Jahren. © Universität Gertrud Dorka (1893-1976) Hamburg 1. Gertrud Dorka an ihrem Schreibtisch im Souterrain der 3. Agathe-Lasch-Platz in Charlottenburg-Wilmersdorf, Foto: E. Ruine des Völkerkundemuseums, um 1947. Privatbesitz, Stenkamp, 2009. Archiv Spurensuche © SMB-PK/MVF 4. Exlibris Agathe Lasch, gestaltet von Elsbeth Lasch, Archiv 2. Gertrud-Dorka-Weg im Frauenviertel Berlin-Neukölln, Danielle Vaudenay, Palaiseau/Frankreich Ortsteil Rudow. Privatbesitz 3. Gertrud Dorka, o. J. (nach ihrer Pensionierung). Staatliche Käthe Kollwitz (1867-1945) Museen zu Berlin, Kunstbibliothek. 1. Kollwitzstraße im Prenzlauer Berg, Foto: E. Stenkamp, 2009. 4. Gertrud Dorka inmitten ihrer Schülerinnen der Mädchen Archiv Spurensuche mittelschule Pankow, Neue Schönholzer Str. 10, um 1936, 2. Gedenktafel für Käthe und Karl Kollwitz in der Kollwitz- heute: Carl-von-Ossietzky-Gymnasium. Privatbesitz straße 56AFoto: E. Stenkamp, 2008. Archiv Spurensuche 3. Käthe Kollwitz „Alkoholgegnerwoche“, Kreidelithografie, Greta Kuckhoff (1902-1981) 1922. © Käthe-Kollwitz-Museum Berlin, © VG-Bildkunst, 1. Greta Kuckhoff als Rednerin bei einer Veranstaltung der Ver- 2010 einigung der Verfolgten des Naziregimes in der „Neuen 4. Käthe Kollwitz, o. J., Fotograf: unbekannt. Käthe Kollwitz Welt“ in Neukölln, 12.09.1959. Archiv der VVN/VdA Berlin Museum Köln, Schenkung Jutta Bohnke-Kollwitz, © Erben- 2. Kuckhoffstraße in Berlin-Pankow, Ortsteil Niederschönhau- gemeinschaft Kollwitz sen, Foto: E. Stenkamp, 2009. Archiv Spurensuche 5. Käthe Kollwitz „Junges Paar“, Strichätzung, 1893, Foto: Jörg 3. Autobiografie Greta Kuckhoffs „Vom Rosenkranz zur Roten P. Anders. bpk-Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Kapelle. Ein Lebensbericht“, 2. Aufl., Berlin 1973. Mit freundli- © VG-Bildkunst, Bonn 2010 cher Genehmigung des Verlages Neues Leben 4. Greta Kuckhoff in ihrer Funktion als Notenbankpräsidentin, Martha Wygodzinski (1869-1943) 1966. Gedenkstätte deutscher Widerstand 1. Caritas-Kliniken in der Breite Str. 46 in Pankow. Archiv Dr. Dietlinde Peter 2. Gruppenbild der Berliner Stadtverordneten: Martha Hoppe, Helene Schmitz, Dr. Martha Wygodzinski, Martha Shiroa, Liesbeth Riedger, Anna Kulicke, 1919. Bundesarchiv Bild Für Anregungen und Informationen wenden Sie sich bitte an: (183-1983-1205-508) 3. Artikel von Edith Schlesinger-Ahlfeld in der New Yorker Claudia von Geliéu Sabine Krusen Zeitschrift „Aufbau“ mit dem Titel “Martha Wygodzinski. 030.6261651 030.4425542 Erinnerung an die erste deutsche Ärztin“, 02.05.1947. Archiv [email protected] [email protected] Brunnhilde e.V. 4. Sozialdemokratischer Ärztetag in Leipzig, 31.05.1931, Foto: Pinkau. Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich Ebert Stiftung

22 Literaturhinweise Inhaltsverzeichnis

SpurenSuche. Frauen in Pankow, Berlin 1996 Pankower Frauen in der Politik 3

SpurenSuche. Frauen in Pankow, Prenzlauer Berg und Weißen- Agnes Wabnitz 4 see, Berlin 2002 (1841-1894) Opfer der politischen Verfolgung von Frauen

Annette Vogt, Vom Hintereingang zum Hauptportal. Lise Meit- Emma Ihrer 5 ner und ihre Kolleginnen an der Berliner Universität und in der (1857-1911) Initiatorin von „Die Gleichheit“ Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, Stuttgart 2007 Gertrud Hanna Maud von Ossietzky erzählt, 2. Auflage, Berlin 1988 (1876-1944) Leiterin des gewerkschaftlichen 6 Arbeiterinnensekretariats Greta Kuckhoff, Vom Rosenkranz zur Roten Kapelle. Ein Lebens- bericht, 7. Auflage, Berlin 1986 Maud von Ossietzky 7 (1884-1974) Suffragette und Pazifistin Elisa Klapheck, Regina Jonas. Die weltweit erste Rabbinerin, Berlin 2003 Ruth Fischer 8 (1895-1961) Parteiführerin Fräulein Rabbiner Jonas. Kann die Frau das rabbinische Amt be- kleiden? Ediert – kommentiert – eingeleitet von Elisa Klapheck, Minna Flake 9 Teetz 1999 (1886-1958) Stadtoberschulärztin

Käthe Kollwitz, Die Tagebücher, Hrsg. Jutta Bohnke-Kollwitz, Ella Kay 10 Berlin 1989 (1895-1988) Bürgermeisterin von Prenzlauer Berg

Ella Kay und das Jugendamt neuer Prägung, Weinheim/Mün- Aenne Saefkow 11 chen 1991 (1902-1962) Bürgermeisterin von Pankow

Sabine Hering, Kurt Schilde, Kampfname Ruth Fischer. Wand- Pankower Frauen in der Wissenschaft 12 lungen einer deutschen Kommunistin, Frankfurt am Main 1995 Elsbeth, Margarete und Agathe Lasch 13 Weitere Literatur: Lehrerin, Schulleiterin und Professorin für Germanistik Claudia v. Gélieu, Vom Politikverbot ins Kanzleramt. Ein hürden- reicher Weg für Frauen, Berlin 2008 Käthe Kollwitz 14 (1867-1945) erste Frau in der Akademie der Künste

Martha Wygodzinski 15 (1869-1894) Ärztin und Gesundheitspolitikerin

Cécile Vogt 16 (1875-1962) Mitbegründerin der modernen Hirnforschung

Regina Jonas 17 (1902-1944) erste Rabbinerin der Welt

Gertrud Dorka 18 (1893-1976) erste staatliche Museumsdirektorin

Greta Kuckhoff 19 (1902-1981) erste Notenbankpräsidentin

Quellenhinweise 20

Bildnachweise 21

23 Frauen, die in Pankow lebten und wirkten, haben wich- tige Beiträge zur Gleichberechtigung geleistet. Dabei ließen sie sich ebenso wenig wie andere Frauen durch Verbote und Ausschlüsse noch durch Rückschläge und persönliche Verfolgung abschrecken. Erst 1908 wurden Frauen in Preußen zu politischen Or- ganisationen und zum Studium zugelassen. Wahl- und Habilitationsrecht erhielten die Frauen erst nach der Novemberrevolution 1918 bzw. in der Weimarer Repu- blik. All dies waren Erfolge des unermüdlichen Einsat- zes und der Selbsthilfe der Frauenbewegung. Die Arbeiterinnenbewegung hatte durch die Entwick- lung eines Vertrauensfrauensystems das Politikverbot unterlaufen und schließlich zu Fall gebracht. Die bür- gerlichen Frauen hatten private höhere Mädchenschu- len initiiert, solange Petitionen und Einzelanträge auf Zulassung zum Abitur und Studium gestellt, bis die zu- ständigen Behörden und Institutionen nachgaben.

Dass Frauen vor hundert Jahren ihren Zugang zu Poli- tik und Wissenschaften durchsetzten, gab den Anlass für den Frauenbeirat Pankow, Pionierinnen aus dem Bezirk in Erinnerung zu rufen. Mit der Präsentation der außergewöhnlichen Leistungen von 17 Pankowerinnen soll beispielgebend gezeigt werden, dass erst durch ihre Mitwirkung und Einsatz überall vor Ort neue Rechte und Chancen wirksam wurden. Damit sollen Frauen er- mutigt werden, ihre Vorstellungen von Gleichberechti- gung und Emanzipation heute ebenso selbstverständ- lich zu leben, wie es die Pionierinnen unter wesentlich schwierigeren Bedingungen taten.

Die Karrieren, die einige Pankowerinnen machten, wa- ren außergewöhnlich. In vielen Bereichen waren sie die Ersten: als Parteivorsitzende und Bürgermeisterinnen, Professorinnen oder Museumsleiterin, als Rabbinerin und Notenbankpräsidentin sogar weltweit. Dabei stellten sie ihre eigene Karriere keineswegs in den Vordergrund. Sie engagierten sich für ihre Mitmen- schen, für den Frieden und gesellschaftliche Verbesse- rungen. Als das faschistische Regime in Deutschland die Frauen erneut entrechtete, leisteten sie Wider- stand, wurden verfolgt, ermordet und in den Tod ge- trieben. Groß waren ihre Hoffnungen und ihr Einsatz für den Neuaufbau nach 1945. Sie konnten nicht alles Agnes Wabnitz erreichen, wovon sie träumten. Ihre Utopien von einem anderen Leben bleiben nicht nur für Frauen aktuell. Agathe Lasch Elsbeth Lasch Margarete Lasch Emma Ihrer Käthe Kollwitz Gertrud Hanna Martha Wygod- zinski Maud von Ossietzky Cécile Vogt Ruth Fischer Regina Jonas Minna Flake Gertrud Dorka Ella Kay Greta Kuckhoff Aenne Saefkow Agathe Lasch Agnes Wabnitz Margarete Lasch Emma Ihrer Käthe Kollwitz Gertrud Hanna Martha Wygodzinski Maud von Ossietzky Cécile Vogt Ruth Fischer Regina Jonas Minna Flake Gertrud Dorka Ella Kay Greta Kuck- hoff Agnes Wabnitz Agathe Lasch Elsbeth Lasch Mar- garete Lasch Emma Ihrer Käthe Kollwitz Gertrud Hanna Martha Wygodzinski Maud von Ossietzky Cécile Vogt Ruth Fischer Regina Jonas Minna Flake Gertrud Dorka Ella Kay Greta Kuck- hoff Aenne Saefkow Gertrud Dor- ka Ella Kay Greta Kuckhoff Aenne Saefkow