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ARMIDA QUARTETT Beethove n · Shostakovich LUDWIG VAN BEETHOVEN (1770-1828) Streichquartett F-Dur / String Quartet in F Major Op. 59 No. 1 “Rasumowsky Quartet No. 1” (1805/06) 1 Allegro 09:36 2 Allegretto vivace e sempre scherzando 08:30 3 Adagio molto e mesto 12:44 4 Allegro 07:51 DMITRI SHOSTAKOVICH (1906-1975) Streichquartett As-Dur / String Quartet in A Flat Major Op. 118 (1964) 5 Andante 04:22 Recording: XII 2015, Studio No. 2, Bayerischer Rundfunk 6 Allegretto furioso 03:42 Executive Producer: Falk Häfner · Recording Producer & Editing: Sebastian Braun 7 Adagio 04:21 Recording Engineer: Gerhard Wicho · Recording Technician: Ruth-Maria Ostermann 8 Allegretto 09:15 P & g 2016 Bayerischer Rundfunk / Avi-Service for music, Cologne/Germany · All rights reserved LC 15080 · STEREO · DDD · GEMA · Made in Germany · 42 6008553368 8 · www.armidaquartett.com Total Time 60:24 www.avi-music.de · Photos: © Felix Broede · Design: www.BABELgum.de · Translations: Stanley Hanks Johanna Staemmler Violin Teresa Schwamm Viola Peter-Philipp Staemmler Cello Martin Funda Violin STREICHQUARTETTE VON BEETHOVEN UND SCHOSTAKOWITSCH Ratlos schüttelten die Zeitgenossen den Kopf angesichts der Streichquartette, die Ludwig van Beethoven Verarbeitungsprozess; „Zeit und Ziel scheinen vergessen“, wie Gerd Indorf in seiner lesenswerten im Jahre 1806 herausbrachte. Graf Rasumowsky hatte sie in Auftrag gegeben, seinerzeit russischer Monographie „Beethovens Streichquartette“ formuliert. Gesandter in Wien und selbst ein fingerfertiger Geiger. Ob der Graf die Quartette auf Anhieb zu schätzen Der Beginn des Scherzos soll seinerzeit den Cellisten Bernhard Romberg derart erzürnt haben, dass er wusste, ist nicht überliefert, die Öffentlichkeit jedenfalls war irritiert. „Tief gedacht und trefflich gearbeitet, die Noten zu Boden warf und darauf herumtrampelte: ein an Landsknechtstrommeln erinnernder aber nicht allgemeinfasslich“, urteilte die Allgemeine musikalische Zeitung . Als das Schuppanzigh- Rhythmus auf einem einzigen Ton! Zusammen mit der anschließenden Sechzehntelfigur bildet dieses Quartett, mit Beethoven eng vertraut, das F-Dur-Quartett op. 59 Nr. 1 erstmals auf den Pulten hatte, lachten Motiv das Thema des Satzes. 16 Takte lang wandert es durch die Stimmen, dann entzündet Beethoven die Musiker, überzeugt, dass es sich nicht um das angekündigte Streichquartett, sondern um einen ein wahres Feuerwerk motivisch-thematischer Arbeit ein geistreicher musikalischer Spaß. Scherz handle – so erzählt Beethovens Schüler Carl Czerny. Und der Geiger Felix Radicati, den Beethoven Von tiefem Ernst ist hingegen das Adagio . „Einen Trauerweiden- oder Akazien-Baum aufs Grab meines bat, sein Opus 59 mit Fingersätzen zu versehen, entgegnete dem Komponisten verwundert, er betrachte Bruders“ notierte Beethoven auf einem Skizzenblatt; eine rätselhafte Bemerkung, denn beide Brüder dies doch gewiss nicht als Musik, worauf der ihm geantwortet haben soll: „Oh, sie sind nicht für Sie, waren zu dieser Zeit noch am Leben. Mit einer kadenzartigen Passage leitet die erste Violine zum sondern für eine spätere Zeit.“ Finale über. Leichtfüßig tänzelnd taucht das „Thème russe“ im Violoncello auf. Im Original ist es das Die spätere – unsere – Zeit reibt sich verwundert die Ohren angesichts derartigen Unverständnisses, gelten schwermütige Lied einer Mutter, deren Sohn im Krieg vorzeitig gealtert ist; Rasumowsky selbst dürfte die so genannten Rasumowsky-Quartette doch heute als ein Inbegriff des klassischen Streichquartetts. den Komponisten auf die Sammlung von russischen Volksliedern aufmerksam gemacht haben, in der Betrachtet man die Werke indessen genauer, so erweisen sie sich in vielerlei Hinsicht noch immer als es enthalten ist. Die breite Palette an Ausdrucksformen komprimiert Beethoven im Schlussabschnitt herausfordernd für Zuhörer wie Interpreten. wie in einem Brennglas: von der kunstvollen Kontrapunktik des Fugato über den zarten Anklang an die Lyrik des ersten Satzes im Adagio -Abschnitt bis zum übermütigen Kehraus. „Opus 59 ist extrem anspruchsvoll“, meint Martin Funda, Primarius des Armida Quartetts. „Es braucht Derartige Kontraste herauszuarbeiten, liegt dem Armida Quartett besonders am Herzen. Geschult sind einige Zeit, diese Stücke zu erfassen. Man ist auch als Spieler immer wieder überrascht, in welche die Musiker durch ihre Zusammenarbeit mit Reinhard Goebel, einem Spezialisten für historische Welten Beethoven ganz schnell eintaucht. Das F-Dur-Quartett ist ein extrovertiertes Stück, das Aufführungspraxis. „Beim ARD-Musikwettbewerb vor vier Jahren haben wir Beethoven noch ganz anders unglaublich tiefgründige Momente hat und wahnsinnig viele unterschiedliche Charaktere, die man sich interpretiert“, erzählt die Bratschistin Teresa Schwamm. „Mittlerweile gehen wir sehr von der rechten als Interpret erschließen muss.“ Hand, vom Bogen, aus. Der Bogen formuliert die Worte, und der Glanz, die Schönheit, wenn sie gewünscht Von nicht leicht fassbarem Charakter ist schon das Hauptthema des Kopfsatzes: eine lyrische sind, kommen dann von der linken Hand. Wir suchen nach möglichst viel Klarheit, wir spielen direkter, Melodie, vom Violoncello vorgestellt, regelmäßig aus zwei viertaktigen Phrasen gebaut, aber mit offen - roher vielleicht sogar, gehen mehr von den Harmonien, den Spannungen und Entspannungen aus.“ em Ende, auch harmonisch uneindeutig. Dieses Material unterwirft Beethoven einem verschlungenen 4 Das wirkt sich auch auf ihre Interpretation von Dmitri Schostakowitsch s zehntem Streichquartett aus Gepflogenheiten wird dieses Thema immer wieder abgewandelt, schließlich wandert es gar aus dem – das erste Werk des Komponisten, das sie in ihr Repertoire aufgenommen haben. Bass in die Stimme der ersten Violine – „ein Ausdruck möglicher Transzendenz“ (Sigrid Neef) in diesem Überrascht bei Beethovens vermeintlich „klassischem“ Opus 59 das herausfordernd Unkonventionelle, so sinnlichen, reich strömenden, weihevollen Satz. wirkt Schostakowitschs Opus 118 auf den ersten Blick erstaunlich unbeschwert – besonders, wenn man Ein prägnanter Rhythmus der Bratsche markiert den Beginn des Finales. Dieses entfaltet sich in kalei - es mit dem berühmten achten Quartett vergleicht, das er „den Opfern von Faschismus und Krieg“ gewidmet doskopischer Vielfalt. Lyrische Passagen wechseln mit motorisch geprägten, Zitate aus den vorange - hatte, oder mit dem fast zeitgleich entstandenen neunten. Das zehnte komponierte Schostakowitsch in henden Sätzen leuchten auf, nun in gänzlich anderes Licht getaucht. Besonders eindrucksvoll wirkt die entspannter Stimmung im Jahre 1964, im armenischen Kurort Dilidschan. Er erlebte zu dieser Zeit Wiederkehr des Themas aus dem Andante , bevor der Satz zart verklingt. einen Höhepunkt seiner Karriere, wurde mit Auszeichnungen überhäuft, eilte zu Proben und Premieren seines einst verfemten Meisterwerks, der Oper Lady Macbeth von Mzensk , die in überarbeiteter Fassung © Eva Blaskewitz auf den Bühnen von Moskau über Mailand bis London bejubelt wurde. Mit leichter Hand scheint das Quartett innerhalb von nur elf Tagen aufs Papier geworfen. Und doch: Brodelt es nicht unter der Oberfläche, zeigt sich nicht auch hier die für Schostakowitsch typische Doppelbödigkeit? Einsamkeit atmet der Beginn des Andante mit der solistischen ersten Violine, erst nach 13 Takten gesellen sich die übrigen Stimmen hinzu. Und auch wenn im Zusammenspiel weitgehend ungetrübter Wohlklang herrscht, wirkt vieles beunruhigend: die unklare Harmonik, die ständigen Taktwechsel, die gespenstischen Klangfarben, die das Spiel auf dem Steg und der Gebrauch des Dämpfers erzeugen. Mit dem Beginn des zweiten Satzes ist jede Melodieseligkeit weggefegt: ein Scherzo unter Starkstrom, im Forte bis Fortefortissimo durchgepeitscht, zunehmend brachial, eine Herausforderung für die Interpreten: „purer Sport“, so formuliert es Teresa Schwamm; eine Tour de force , „bis alles so plötzlich abbricht, als wäre das Ganze mit seiner furchterregenden Kraft an einem unüberwindlichen Hindernis zerbrochen“ (Iwan Martynow). Eine innige Melodie des Violoncellos bildet im Adagio das Thema der Passacaglia nach barockem Vorbild, das Bassfundament, auf dem sich eine Variationenfolge entfaltet. Entgegen den traditionellen 5 STRING QUARTETS BY BEETHOVEN AND SHOSTAKOVICH When the “Razumovsky Quartets” started circulating in 1806, Beethoven ’s contemporaries shook their harmonically ambiguous. Beethoven submits that theme to intricate treatment: “Time is suspended, the heads in disbelief. They were the result of a commission from the Russian ambassador in Vienna, Count ‘goal’ seems to have been forgotten”, writes Gerd Indorf in his worthwhile book on Beethoven’s string Andrey Razumovsky, who was quite agile on the violin himself. We do not know whether the Count was quartets. pleased with the quartets; most music connoisseurs, however, were irritated, to say the least. “The The first bars in the scherzo movement reportedly brought cellist Bernhard Romberg into such a rage that conception is profound and the construction excellent, but they are not easily comprehended”, he threw the score on the ground and stamped on it: imagine, a crude soldier drum rhythm on a single remarked the Allgemeine musikalische Zeitung . When Beethoven’s close allies, the Schuppanzigh quartet, note! With added sixteenth notes, that is the movement’s main theme. After letting it wander through viewed the F Major Quartet op. 59 No. 1 on their music stands for the first time, the musicians laughed all the parts for sixteen bars, Beethoven proceeds to ignite a firework display