Vereinszeitschrift des Husumer Segler-Vereins Ausgabe 52

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Husumer Segler – Verein von 1928 e. V. Rödemishallig, Postfach 1246, 25802 Husum Telefon: 04846 – 3052. E-Mail: [email protected]. Internet: HSrV-Husum.de. Eingetragen beim AG Flensburg unter VR37HU Unser Vorstand: 1.Vorsitzender: 2.Vorsitzender: Kassenwart: Hargen Johannsen Heiko Cunze Christian Melzer Tel.:0171545793 Tel.:04841-81399 Tel.:04841- 772270 Jugendwart: Christian Stender Tel.:04841- 663400 Takelmeister: Platzwart: Gebäudewart: Jörgen Bruhn Helmut Adam Frank Petersen Tel.:01719900079 Tel.:01632870159 Tel.:01776128316 Unser Ältestenrat: Heinzi Bruhn, Dr. Elisabeth Harder, Heike Krüger, Jens Arnold Pe- tersen, Sönke Tönnies. Impressum: „Tröte“ Vereinszeitschrift des Husumer Segler – Vereins von 1928 e.V. Postfach 1246, 25802 Husum E-Mail: [email protected] Redaktionsteam: Mareike Oestergaard und Jörgen Bruhn. Anzeigen: Broder Iben. Gedruckt bei esf-print.de Sämtliche Texte, Fotos und Grafiken in dieser Website unterliegen dem Copyright des jeweili- gen Urhebers. Jegliche Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung und Weitergabe ohne schriftli- che Genehmigung durch den Urheber/in ist ausdrücklich untersagt. Titelbild: „Tiira“ beim Absegeln 2020. Foto: Jörgen Bruhn

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HUSUMER SEGLER-VEREIN von 1928 e.V. Liebe Segelkameradinnen und Segelkameraden,

das Vereinsleben unter „Corona“-Bedingungen war und ist eine Heraus- forderung … Das erste Auftreten des Corona-Virus mit dem Schreckensszenarium der Folgen und der erste „Lockdown“ in Deutschland hatten uns derart verunsi- chert, dass auch einzelne Mitglieder nicht damit rechneten, dass wir über- haupt unsere Boote zu Wasser bringen können. Absagen und Verbote aller Aktivitäten des Vereins wie Jugendtraining, Monatsversammlungen und so- gar Treffen von Privatpersonen auf dem Vereinsgelände wurden entspre- chend reglementiert. An ein Vereinsleben in gewohnter Form mit Segeln der Jugendboote oder der privaten Bootsflotte war nicht zu denken. Wöchentlich oder sogar täglich erfolgte Nachfragen beim Gesundheitsamt zum Stand des Erlaubten oder Nichterlaubten. Resignation auf ganzer Linie! Aber es sollte doch anders kommen. Das Öffnen der ersten Häfen erfolgte Anfang Mai und kurz darauf konnten die Brücken und auch die Boote unter Einhaltung der Auflagen und Hygieneregeln ins Wasser gebracht werden. Törnplanungen für den Sommer wurden jedoch eingedampft und einige Bootseigner ließen ihre Boote das ganze Jahr in der Halle. Ab September konnten wir wieder Monatsversammlungen unter Einhal- tung der Abstandsregeln durchführen. Aber nach den Herbstferien brach dann die 2. Welle der Virusausbreitung über uns herein. Wieder mussten alle Aktivitäten abgesagt werden. Keine vorgesehene Hauptversammlung und auch kein Grünkohlessen, da- bei konnte man den Kohl schon fast riechen … Etwas Erfreuliches könnt Ihr jedoch in Händen halten – die Tröte 2020! Allen Beteiligten sei dafür Dank, dass wir zumindest diese verteilen konn- ten. Und da die Hoffnung angeblich erst zuletzt stirbt, hoffen wir auf ein erfreulicheres neues Jahr. In diesem Sinne wünsche ich uns eine frohe Weihnachtszeit, einen guten Rutsch ins neue Jahr mit bester Gesundheit und eine schöne und erfolgreiche Segelsaison 2021.

Herzliche Grüße Euer

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Inhalt Impressum 2 Grußwort 3 Entwicklungskonzept für den HSrV 6 Vierzig Jahre Husumer Shanty-Chor 11 In der Not hilft Kurt 23 Sperrwerksanierung 24 Bremerhaven – Bell Rock 26 Das neue Floß 37 Mit der „Japsand“ nach Danzig 40 Ein neues Boot kommt nach Husum 62 Standuppaddling 69 Hafentag auf 71 Absegeln 2020 74 Neulich in der Schleuse 81 „Take 5“ und „Lotte“ unterwegs 82 Jugendarbeit 2020 94 Vereinsstatistik 100 Segeln in Coronazeiten 103 Gemeinsam arbeiten für den Verein 105 1953 – Mit der Cimber II nach 109 Boote gehen und kommen 116 1974 auf Angeltour 118 Neues aus dem Archiv 121 Nachruf 122 Lose Enden/ In eigener Sache 123

Mit Gooding erhält der Verein in den letzten fünf Jahren jährlich 240,- Euro.

Mitmachen ist ganz einfach.

5 Ideen für Entscheidungen

Entwicklungskonzept für den HSrV Von Hargen Johannsen

Eine Vergrößerung der Pacht- Stimmen laut, die den Zustand flächen für weitere, tiefgehende des in die Jahre gekommenen Boote verfolgt der Verein bereits Vereinshauses und der sanitären seit Jahren. Gleiches gilt auch für Anlagen bemängelten. Zudem zusätzliche Hallenflächen. Eine fehle es an ausreichend Umklei- Abhängigkeit von weiteren Was- deräumlichkeiten für die stark serliegeplätzen zu erforderlichen angewachsene Jungendabtei- Hallenplätzen lässt sich leicht er- lung. Schnell wurden Gedanken klären. zu einem Neubau von Clubhaus Für eine Hallenerweiterung gab und Sanitäranlagen gesponnen es bereits auf der Hauptver- mit dem Vorteil, die dann frei- sammlung 2016 eine Mehrheit werdende Fläche als zusätzliche um Raum für Jugendboote und Hallenfläche für Boote und Tre- die Zugmaschinen des Vereins zu cker zu bekommen. schaffen. Eine eigens für die Er- Damit die Visionen in realisier- arbeitung möglicher Standorte bare Größenordnungen geplant einer Hallenerweiterung und ei- werden könnten, wurde der Vor- nes Aufstellplatzes für einen Au- stand gebeten, für den Verein ein tokran auf dem Vereinsgelände Entwicklungskonzept zu erstel- gebildete Arbeitsgruppe wollte len. zur Hauptversammlung 2017 Er- Zu dem derzeitigen Stand des gebnisse vorlegen. Vereines einschließlich der Mit- Zu diesem Zeitpunkt schien gliederentwicklung können Aus- auch das Ziel, die Vergrößerung sagen getroffen werden, die be- der Wasserpachtflächen zu erwir- reits in den Hauptversammlun- ken, zum Greifen nah, jedoch gen der letzten Jahre deutlich scheiterte dieses an der fehlen- wurden. den Zustimmung durch die Fi- Bei leicht steigender Mitglie- scher. derzahl können wir eine Zu- Auf der Bootseignerversamm- nahme der Gruppe der unter 20- lung im Januar 2020 wurden jährigen und ebenso der über 60 6 -jährigen feststellen. Dagegen Vereinsmitglieder ging hervor, schrumpft die Gruppe der 41- bis dass es bei Maßnahmen des Ver- 60-jährigen erheblich. Wenn wir eins nicht ausschließlich um eine daneben die Altersverteilung der Vergrößerung von Wasser- und Bootseigner betrachten, wird er- Hallenflächen gehen sollte, son- kennbar, dass weit mehr als die dern dass die Attraktivität des Hälfte über 60 Jahre ist. Hieraus Vereins ebenfalls in der Verbesse- kann der Schluss gezogen wer- rung und zeitgemäßen Anpas- den, dass wir mittelfristig mit sung der bestehenden Anlagen weniger Booten rechnen müssen, gesehen wird. wenn es uns nicht gelingt, jün- Der Vorstand hat aus den vor- gere Mitglieder mit Booten für gebrachten Mängelpunkten und unseren Verein zu gewinnen. Das Ideen nachfolgende Maßnahmen Interesse dieser Bootseigner- betrachtet und Vorschläge zu ei- gruppe hängt sicher auch von ner Realisierung erarbeitet: dem Angebot des Vereins hin- 1.Vergrößerung Wasserliege- sichtlich Liegeplätzen und zeit- fläche: gemäßer sonstiger Einrichtungen In diesem Jahr wurde die An- ab. frage auf der Hauptversammlung Aus den Wortmeldungen der des Husumer Fischereivereins

Ansicht und Grundriss Hallenanbau. Zeichnung: TSBW 7 erneuert. Entgegen einer grund- wurde der Vorschlag eines An- sätzlichen Ablehnung für unse- baus in Leichtbauweise an Süd- ren Vorschlag einer Doppelnut- westseite zur Neuen Halle weiter zung Winter/Sommer für einen untersucht und zeichnerisch dar- Teilbereich der Fischerkaje zeich- gestellt. nete sich ab, dass die Fischer für Die Kosten für diese Hallener- dieses Jahr einer Testphase zu- weiterung wurden auf ca. stimmen wollten. 40.000,00 € abgeschätzt. Deshalb wurde der Antrag 3. Umkleidemöglichkeiten für beim LKN erneut vorgebracht. die Jugendabteilung: Ein persönliches Gespräch kam Zusammen mit Jugendwart dann zunächst wegen der Kon- und Jugendtrainern wurde eine takteinschränkungen durch die Lösung für Umkleideräumlich- Corona-Pandemie nicht zu- keiten auf der Hochebene in der stande. Telefonisch wurde er- Jugendecke gefunden. Hier kön- klärt, dass es keine Zusage des nen 2 Räume entstehen. Die Kos- LKN gegeben hat, wenn eine Zu- ten hierfür würden aus dem jähr- stimmung der Fischer vorliegen lichen Verfügungsposten bestrit- würde. ten werden können. In einem erneuten Antrag 4. Verbesserung der Sanitä- wurde Ende Juni auf die Situa- ren Anlagen: tion des Vereins noch ausführli- Nach über 40-jähriger Nutzung cher hingewiesen. Darauf folgte der WC-Räume und der Wasch- Anfang Oktober eine Absage mit und Duschräume erscheinen der Begründung, dass die wid- diese rein räumlich ausreichend, mungsgemäße hafenwirtschaftli- jedoch im Gesamtzustand nicht che Nutzung derzeit keine andere zeitgemäß und ansprechend. Möglichkeit zulässt. Auch würde sich eine Erneue- 2. Erweiterung Hallenflä- rung des Leitungsnetzes mit der chen: Neuinstallation beispielsweise Aus dem Beschluss zum Bau wandhängender Objekte an In- von Unterstellmöglichkeiten als stallationswänden zusammen Erweiterung der Hallenflächen mit einer Erneuerung von Flie- ergibt sich der Handlungsbedarf, sen, Türen und Trennwänden an- der jedoch in einer Abhängigkeit bieten. zu den Wasserliegeplätzen und Eine Abschätzung der Kosten der Auslastung der Hallen stehen hierfür erfolgte zusammen mit könnte. Unabhängig davon dem Clubraum.

8 5. Modernisierung Vereins- sich langjährige Vereinsmitglie- haus mit Clubraum: der anscheinend mit dem guten Der Blick auf den Clubhaus- alten Clubraum besser identifi- Neubau beim Sylter Yacht Club in zieren können als neue und jün- Hörnum verlieh den Gedanken zu gere Mitglieder. Düster, ver- einer Erneuerung unseres Ver- staubt, unfreundlich, veraltet … einsheimes Flügel und Raum für das waren die Aussagen.

Grundriss Clubhaus nach Sanierung. Zeichnung: H. Johannsen die Vision eines Neubaus. Platz Hinsichtlich der Technik unse- auf unserem Grundstück wäre rer Pantry und der Heizung ist ausreichend da, jedoch bei der das mehr als zutreffend, aber Betrachtung von möglichen Kos- auch die sonstige Ausgestaltung ten erschien es dem Vorstand kann man nicht als zeitgemäßes besser, die Bodenhaftung nicht Outfit betrachten. Auch wird eine zu verlieren. Bewirtschaftung der Pantry in Interessant ist allerdings, dass der bisherigen Form nicht mehr zu realisieren sein oder besser

9 gesagt, wird sich kaum lang- Summe von ca. 135.000 € zu- fristig jemand finden lassen mit sammen. Diese Maßnahmen soll- dem Einsatz, den Günter über ten eigentlich auf einer außeror- Jahre aufgebracht hat. dentlichen Hauptversammlung In Kurzform lässt sich die Ver- im November vorgestellt und ein- jüngungskur für den Clubraum zeln zur Umsetzung beschlossen zusammenfassen in Änderung werden. Noch offen sind auch die Pantry als offene Küche mit Aus- Vorstellungen zur Finanzierung. gabetresen ohne Zapfanlage, Er- Es sind bereits Anfragen zu För- neuerung Heizung, Erneuerung derungen gestellt worden. der Fenster, des Bodenbelages … Wegen der Einschränkungen und heller, heller … und zur Ha- aufgrund neuerlichen Lock- fenkante mit einem Wintergar- downs können wir erst auf der ten. Nach vorsichtigen Abschät- Hauptversammlung in 2021 dar- zungen kommt mit der Erneue- über beschließen. rung der Sanitären Anlagen eine

10 Ein Husumer Chor reist durch die Welt 40 Jahre Husumer Shanty-Chor

Von Heinz Bruhn und Dieter Pilz. Heinz Bruhn, ein Mann der ersten Stunde, und Dieter Pilz, der schon viele Jahre dem Chor vorsteht, wer- fen im Folgenden Schlaglichter auf die vergangenen vierzig Jahre. Sie berichten über die vielen, außergewöhnlichen Reisen und über beson- dere Auftritte.

Nach man- chen Woche- nend-Segel- törns und sonstigen gesellschaft- lichen Zusammen- künften in unserem Clubhaus versuchte unser inzwi- Erster oder zweiter Auftritt (Foto: Voss) schen verstorbener Segelkamerad Erich Textkundigen baten wir Segelka- Blatt immer, gemeinsam Shantys merad Anton Johannsen, doch und Seemannslieder zu singen. einmal seine „Quetsche“ mitzu- Wir saßen mit unseren Frauen an bringen. Dies geschah in unse- einem großen Tisch und Erich, rem Gründungsjahr 1979/1980. der begnadete Vorsänger, brachte Bald entwickelte sich eine uns dieses Liedgut näher. Der Gruppe, die sich ernsthaft be- Wille, gemeinsam zu singen, mühte, einige Shantys nach alten kann zwar angeblich Berge ver- Unterlagen einzuüben. Ein Seg- setzen, reichte jedoch allein nicht lerball stand vor der Tür und der aus, denn kaum jemand kannte Festausschuss bat uns, hier ein die Texte. Bei der Suche nach

11 Seglerball 1982 paar Lieder zu singen. Wir waren Es kamen zunehmend Interes- damals schon eine gemischte sierte von außerhalb des Segler- Gruppe (Damen und Herren) Vereins auf uns zu, so beispiels- von zwölf bis fünfzehn Aktiven. weise von der befreundeten Der Auftritt war ein großer Erfolg Husumer Sportbootvereinigung und beflügelte uns, in diesem Nordsee (SVN). Nachdem ein Ar- Rahmen weiterzumachen. Segel- tikel über uns in den Husumer kamerad Anton Johannsen, der Nachrichten erschienen war, ba- leider 2020 verstarb, war von ten gleich mehrere Damen und nun an unser offizieller Chorlei- Herren um Aufnahme. Der Shan- ter. Wir ahnten noch nicht, dass tychor wuchs auf 48 Mitglieder damit die Karriere des Husumer und unsere Aktivitäten nahmen Shantychors begann; eine Karri- an Fahrt auf. Wöchentliche ere, auf die nur wenige Chöre in Übungsabende hielten wir auf Deutschland zurückblicken kön- der „Nordertor“ ab. Wir traten nen. immer öfter auf öffentlichen Ver- Es sprach sich schon bald in anstaltungen oder zu privaten Husum herum, dass die singen- Anlässen auf. Anton Johannsen den Seglerinnen und Segler sich war nun Chorleiter, erster Vorsit- inzwischen fest formiert hatten. zender und Kassenwart in einer 12 Person. Wir durften erleben, dass Aufenthalt gemietet hatten, Anton durchaus größere Pläne brachte uns nach Milwaukee, das mit „seinem“ Shantychor hatte. wie Chicago schön am Michigan- Da wir schon lange für unsere See liegt. Nach der Ankunft im Auftritte entlohnt wurden, Hotel, nach 19,5 Stunden Reise- machte er 1992 einen, für uns zeit, hatten wir eine Stunde Zeit überraschenden Vorschlag: Wie um uns auf den ersten Auftritt wäre es mit einer Konzertreise vorzubereiten; so war unser An- nach Amerika? Durch einen Spar- ton eben. Nach einigen kleineren plan und Zuschüsse aus der Auftritten, die stets mit einem Chorkasse konnten fast alle Chormit- glieder dieses hochgesteckte Ziel erreichen. Am 6. Mai 1994 begann unsere Reise etwas holprig: Der Busfahrer hatte verschla- fen und wir ka- men zu spät am Flughafen Hamburg- Fuhlsbüttel an. Raddampfer auf dem Mississippi Unser Flug-zeug startete daher freien Essen verbunden waren, mit von uns verursachter Ver- und einmal sogar mit dem Be- spätung Richtung Amsterdam. such einer indianischen „pow- Auf dem Weiterflug nach Chicago wow“-Veranstaltung, fuhren wir konnten wir Grönland und Labra- zum D.A.N.K. (Deutsch-Amerika- dor im dichten Eis- und nisches National-Komitee). Un- Schneemantel bewundern. Nach ser Konzert vor voll besetztem der Landung begrüßten uns Fa- Haus war ein großartiger Erfolg. milie Berndt und Antons Ver- Wir fuhren dann weiter nach wandte Eileen Johannsen. Der Clinton/Iowa. In der Zion-Church Bus, den wir für den gesamten gaben wir vor 500 meist 13 deutschstämmigen Zuschauern uns in den letzten Tagen unserer ein Konzert. Es wurde eine Kol- Reise. Natürlich durfte der Sears- lekte für uns eingesammelt und Tower, dass damals höchste Bü- wir wurden zum Essen eingela- rogebäude, auf der Liste unserer den. Bei jeder Veranstaltung wur- Besichtigungen nicht fehlen. Im den wir gefragt: “Do you have ta- D.A.N.K.-Haus traten wir zum pes?“ So stand für uns bald fest, letzten Mal in Amerika auf. Es die Produktion eines kosten- war ein toller Abschluss unserer trächtigen Tonträgers zu Hause Konzerte. in Angriff zu nehmen. Kaum zu Hause angekommen, Die nächsten Tage verbrachten plante Anton schon unsere wir am Mississippi. In Davenport nächste Reise. Da wir in Amerika unternahmen wir eine eindrucks- nach Tonträgern gefragt wurden, volle, vierstün- dige River- boat-Fahrt. Hier betreute uns Glenn Sie- vers, ein deutschstäm- miger Farmer, der uns viele Sehenswürdig- keiten seiner Heimat zeigte. Wir lernten sehr viele Nachkommen deutscher Aus- Im Tonstudio auf Pellworm. wanderer ken- V.l.:Dieter Rudat, Peter Weber, Anton Johannsen. nen, die mit uns ausschließlich plattdeutsch machten wir uns auf nach Pell- sprechen wollten. Nach all den worm. Im Studio von Sönke Bro- Auftritten und Konzerten war ders nahmen wir dann unsere Chicago unsere letzte Station, wo erste CD auf. Nach getaner Arbeit uns Hans Berndt mit seinem Mer- folgte dann ein freier Abend. Im cedes mit dem Nummernschild Verlauf des Abends zeigten sich „Husum 1“ erwartete. Er betreute bei Manchen ungeahnte Talente; 14 aus dem Stehgreif formierte sich allein auf den Weg, um mit einem eine Band, die mit heißen und Leihwagen in nur einer Woche auch schrägen Rhythmen das die ganze Route abzufahren. Da- Hotel fast auf den Kopf stellte. bei buchte er Busse und Unter- Der Wirt konstatierte: “So wat künfte, organisierte Konzerte heff ick noch nich beleevt!“. und entwickelte ein komplettes

Der Shanty-Chor im Schifffahrtsmuseum

Die Vorbereitung für die Programm für unsere 16-tägige nächste Reise mit dem Ziel Nami- Reise. Auch klimatische Schwie- bia, war für Anton nicht ganz rigkeiten (Husum -9° C, Wind- einfach. Ohne das Land und des- hoek + 37° C und den Linksver- sen Besonderheiten zu kennen, kehr bewältigte unser Chorleiter eine Reise mit Konzertterminen souverän. und Besichtigungsprogramm zu Wir flogen am 1. April 1996 von organisieren, war auch für ihn Düsseldorf über München nach ein harter Brocken. Anton sparte Windhoek. Nachdem wir unser keine Mühen und Kosten und am Gepäck empfangen hatten, be- 5. Februar 1996 machte er sich stiegen wir die zwei Busse der

15 Firma „Springbok“, die uns für Nachdem wir Swakopmund die ganze Zeit zur Verfügung verlassen hatten, besichtigten standen. Das erste Ziel war Swa- wir den Waterberg-Plateau-Park. kopmund. Wir bezogen Quartier Hier fanden 1904 Kämpfe zwi- in den städtischen Bungalows. schen den Herero und den deut- Am Abend waren wir zu Gast schen Schutztruppen statt. Dann beim Männerge- sangsverein Swakop- mund. Der Chor be- stand aus Nach-kom- men deutscher Aus- wanderer, die das ehemalige Deutsch- Südwestafrika besie- delten. In Namibia lebten etwa 90.000 Deutschstämmige, überwiegend als Far- mer oder Gewerbe- Löwen am Wasserloch treibende. Hinzu ka- men noch circa 3000 Deutsche, ging es weiter in Richtung Nord- die hier wegen des gemäßigten osten über Otavi zum Hoba-Mete- Klimas an der Küste ihren Le- oriten, einem 1920 entdeckten, bensabend verbrachten. An allen drei Meter langen, 54 Tonnen größeren Orten gab es deutsche schweren Himmelskörper, der vor Schulen und Vereine, die die ein- etwa 80.000 Jahren auf die Erde zelnen Volksgruppen zusammen- fiel. Auch die Besichtigung einer hielten. Straußenfarm durfte nicht feh- Wir konnten uns also gut auf len. Deutsch mit unseren Gastgebern Am 9. April begann der wohl in- unterhalten und erfuhren viel teressanteste Teil unserer Route. über Swakopmund. Interessant Wir fuhren zum Etoscha-Natio- war auch die Fahrt zum Kreuz- nalpark. Wir wohnten im Namu- kap, wo wir die Kolonie von toni. Rastlager. Pirschfahrten 100.000 Pelzrobben besichtigten. Wir unternahmen viele weitere Touren, auf denen wir Land und Leute kennenlernten. 16 und Beobachtungen der Tiere an Nachdem wir in Husum die beleuchteten Wasserstellen be- Clubkasse wieder etwas aufge- eindruckten uns sehr. Auf dem füllt hatten, fassten wir die kana- Rest der Reise durften rischen Inseln als Ziel ins Auge. wir viele weitere Eindrücke des Daraus wurde dann im April Landes und seiner Bewohner 1998 eine Bädertournee über sammeln. Auch die zahlreichen Gran Canaria. Konzerte haben uns sehr viel Für den Juni 1998 lud uns Kid- Spaß gemacht. Unsere CDs und derminster, Husums englische Kassetten stießen auf großes In- Patenstadt, zu einem Besuch ein. teresse. Die Gastfreundschaft der Ansprechpartner war dabei Bevölkerung Namibias, insbe- Town-Clerk Charles Talbot, Trä- sondere der deutschstämmigen ger des Ehrenringes der Stadt

Die Niagarafälle

Singen an der „Tine“: Krabbentage 1999. Bevölkerung, hatte unsere Reise Husum. Er sorgte dafür, dass alle zu einem bleibenden Erlebnis ge- Chormitglieder privat unterge- macht. Durch einen Brand im bracht wurden. Gleich am ersten Düsseldorfer Flughafen gestal- Tag erlebten wir in der Town-Hall tete sich unsere Rückreise etwas Kidderminsters die Amtseinfüh- komplizierter als geplant. rung des neugewählten 17 Bürgermeisters. Diese Zeremo- eine Einladung aus Altstätten in nie, ein echtes Stück britischer der Schweiz angenommen. Die Tradition, beeindruckte uns sehr. Mitglieder eines Jodlerclubs woll- Den letzten Abend verbrachten ten gern einmal unser Liedgut wir auf dem Landsitz von Charles kennenlernen. Nachdem wir eine Talbot. Wir sangen Volkslieder Käserei besichtigt hatten, gab es und unser Chorleiter Anton lief am Abend ein typisch schweizeri- zur Höchstform auf. sches Käsefondue und wir ver- Im Jahr 2000 besuchten wir den brachten den Abend mit viel Ge- Indian Summer in Kanada. Un- sang. Wir besuchten auch den sere Rundtour führte uns von kleinen Staat Liechtenstein; die- Toronto über Thousand Islands, ses Land lebt von Finanzdienst- Montreal, Ottawa und Oshawa leistungen, die von den zahlrei- zurück nach Toronto. Ein Höhe- chen Banken angeboten werden. punkt der Reise waren natürlich Im Jahr 2003 verkündete Anton die Niagara-Fälle. Johannsen, dass er den Chor nur Reiselustig, wie wir waren, ha- noch musikalisch leiten möchte. ben wir dann im Jahre 2001 gern Mit der Wahl von Dieter Pilz zum

Live-Auftritt 2004 beim MDR

18 ersten Vorsitzenden begann eine Liveauftritt abläuft. Mit von der neue Ära. Dieter leitet unseren Partie waren sehr bekannte deut- Chor sehr erfolgreich bis zum sche Chöre sowie Künstler wie heutigen Tage. Stefan Mross, Stefanie Hertel, Ebenfalls 2003 fragte Readers Karl Dall, Katja Ebstein, die Wil- Digest an, ob wir an einem Cho- decker Herzbuben sowie Weltstar ralbum mitwirken möchten. Wir Deborah Sasson. Durch die Sen- sagten zu und im Handwerker- dung, die an einem Sonnabend- haus wurden wir von einem pro- abend ausgestrahlt wurde, führ- fessionellen Team aufgenom- ten Norbert Blüm, Gunter Em- men. Hierdurch wurde der MDR merlich sowie Boxweltmeisterin auf uns aufmerksam und fragte Regina Hallmich. Wir waren mit

Der Shanty-Chor vor dem Husumer Binnenhafen an, ob wir bei einer Livesendung allen Mitwirkenden gemeinsam mitwirken wollten. Wir sagten in einem Hotel in Leipzig unter- unsere Teilnahme an der Sen- gebracht. Ein paar Tage waren dung „Deutschland singt“ am wir also hautnah mit den Künst- 20.03.2004 zu. Es war sehr inte- lern zusammen. Nach der Fern- ressant für uns, wie so ein sehausstrahlung verbrachten wir 19 noch einen gemeinsamen Abend eingeladen und Anton gestaltete und hatten Gelegenheit, mit ver- ein Rahmenprogramm. Sowohl schiedenen Stars zu sprechen die Auftritte als auch der gute und zu spaßen. So wurde Karl Pfälzer Wein ließen auch diese Dall animiert, Hans Albers zu Reise zu einem schönen Erlebnis imitieren. Nachdem wir vorher werden. schon an mehreren Fernseh- und Im Januar 2005 stellte sich Igor Rundfunksendungen teilgenom- Vlassow vor, den Anton Johann- men hatten, war der Auftritt in sen uns als neuen Chorleiter ver- Leipzig der absolute Höhepunkt mittelte. Diese gute Zusammen- für unseren Chor. arbeit hält bis heute. Da die Gage sehr anspruchsvoll Im November 2005 fand in war, konnten wir erneut auf Rei- Husum der letzte Musikantenst- sen gehen und zwar diesmal in adel statt. Die Live-Sendung die Pfalz. Das Weingut Siener war wurde zur besten Sendezeit aus-

Der Shanty-Chor am Seglerhafen zwanzig Jahre lang Anton Jo- gestrahlt. Da wir schon einiges hannsens Feriendomizil. Wir an Fernseherfahrung aufweisen wurden also von Arthur Siener konnten, bot man uns einen 20 Der Shanty-Chor mit Lolita bei der Aufzeichnung des Musikantenstadel 2005 in Husum Auftritt an. Wieder lernten wir so viel Alkohol, dass wir vermu- viele Stars kennen, wie Andy teten, die Schwarzbrennerei Borg, Lolita, Gruppe Wind, Speel- würde immer noch betrieben. wark und Weltstar Engelbert. 2011 schlug unser Chorleiter I- Nach der Sendung neben Lolita, gor Vlassow vor, seine Heimat dem großen Star früherer Jahre Rußland zu besuchen. Gesagt – zu sitzen und seine Suppe zu löf- getan: Im Juli fuhren wir mit dem feln, das ist schon ein unvergess- Bus über Dänemark, Schweden liches Erlebnis. und Finnland nach St. Peters- Mittlerweile war unser Be- burg. Da Igor in der Nähe geboren kanntheitsgrad stetig gestiegen. war und in St. Petersburg die Mu- So wurden wir 2006 nach Schwe- sikhochschule absolviert hatte, den zur Mittsommernacht einge- konnte er uns seine Heimatstadt laden. Auch die Schweden kön- selbst zeigen. nen gut singen und feiern! Es gab

21 Eintragen ins Gästebuch der Stadt Husum 2005. V.lks:Igor Vlassow, Dieter Pilz, Anton Johannsen, Bgm. Belker. Erwähnen möchten wir noch die Mitwirkung bei zahlreichen Wohltätigkeitsveranstaltungen sowie die Auftritte in Husumer Altenheimen, die wir immer gerne gemacht haben. Ein wenig stolz sind wir auch auf die Eröff- nungsveranstaltungen der Husu- mer Hafen- oder Krabbentage, die wir stets mitgestalten durf- ten. In diesem Jahr hat uns Corona fest im Griff. Die Hygiene-Vor- schriften lassen keinen Chorge- sang zu. Wir hoffen, dass wir im nächsten Jahr unser vierzigjähri- Dies waren nur einige Höhe- ges Bestehen nachfeiern können. punkte unserer Chorgeschichte.

22 Tückischer Tidenhub In der Not hilft Kurt

Von Karin – Helga Papke Nur ein Platz ist an der rostigen Nun ist mein Problemlöser Ek- Spundwand im Pellwormer Ha- kehard gefragt, der entschlossen fen frei, aller- zum Telefon dings ohne greift und un- Notleiter, um seren Pellwor- an Land zu mer Segelka- kommen. Wir meraden Kurt haben fal- um Hilfe bit- lende Tide, tet. Es dauert aber noch ge- nicht lange nug Wasser und Kurt steht unter dem mit einer Lei- Kiel, um mit ter an der Pier unserer DIEK- und stellt die SAND anzule- Verbindung gen und Ha- zum Deck her. fengeld mit Ein etwas an- Kurtaxe zu derer Land- entrichten. gang für mich Der Ebbstrom — und der entfernt unser Weg in die Pellworm ist immer eine Reise wert. Deck immer City ist frei. weiter von der Ekkehard be- Hafenoberkante und damit auch dankt sich bei Kurt mit einem An- von meiner Absicht für einen ge- legegetränk — und ich sage: planten Landgang. Bis zum Able- „Danke Kurt, für Deine spontane gen morgen in der Frühe sind 16€ Hilfe!“ nur für den Anblick einer dunk- len, bewachsenen Spundwand bezahlt — nein, das kann es nicht sein!

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Wichtige Informationen Sperrwerkssanierung 2021 Text von Hargen Johannsen

Nachdem 2018 das Sperrwerk die Maßnahme erst zu einem im Landeshafen Büsum repariert Zeitpunkt mit niedrigeren Hoch- und saniert wurde, ist das Husu- wasserständen aus Sturm etwa mer Sperrwerk im nächsten Jahr ab April durchgeführt werden. ebenfalls für eine Grundüberho- Erst nach Trockenlegung geht lung vorgesehen. es an die Betonsanierung und Sa- In einer Informationsveran- nierung / Erneuerung von Toren staltung im April 2019 wurde al- oder Teilen. len Hafenanliegern und Verbän- Der bisherige Terminplan für den die Planung zur Sanierung die Maßnahme ist angesetzt auf des Husumer Sperrwerks vorge- den Zeitraum von Mitte April bis stellt. Erfahrungen konnte der Mitte Juni. Auf Nachfragen aus Landesbetrieb für Küstenschutz, der Runde wurde von den Betei- Nationalpark und Meeresschutz ligten des LKN erklärt, dass das Schleswig-Holstein, kurz LKN, bei ähnlich gelagertem Aufwand bei der Maßnahme in Büsum wie in Büsum zu schaffen sei. sammeln. Uneinig waren sich die Anlie- Zur Grundsanierung gehört ger, welcher Wasserstand im Ha- die Substanzuntersuchung aller fen zu halten sei. Die Sielver- beweglichen und festen Elemente bände waren für Niedrigwasser, und der Ausbau der Sperrwerk- der Betreiber der Hafenrundfahrt store. Hierfür ist der gesamte Be- für Hochwasser. reich des Sperrwerks trockenzu- Die größten Beeinträchtigun- legen. Außenseitig wie innensei- gen sind für die Dock- und Repa- tig werden Sperrwände errichtet, raturgesellschaft zu sehen, denn die für den Zeitraum der Sanie- Fischer und ATR könnten auch rung dem Wasserdruck standhal- vor dem Sperrwerk ihre Waren lö- ten müssen. Um den Bemes- schen. sungswasserstand nicht unnötig Für uns bedeutet es, dass wir hoch ansetzen zu müssen, wird für den Zeitraum mit unseren

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Booten in anderen Häfen liegen Bootseigner mit der Winterarbeit müssten oder erst nach den Bau- etwas mehr Zeit lassen können. maßnahmen den Hafen verlassen Für Anfang des nächsten Jah- könnten. res ist eine weitere Informations- Diese Frage wird bereits emsig veranstaltung vorgesehen, auf diskutiert und bedeutet, dass ein der dann der genaue Plan erläu- Teil der Boote vor Mitte April den tert werden soll. Dann hoffen wir Hafen verlassen muss und dass mal, dass die Veranstaltung für den anderen Teil sich die stattfinden kann …

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Ekkehard Papke war wieder auf der Bank.

Viel Abstand und kaum Landgang

Bericht einer ungewöhnlichen Reise mit der „Bank von Bremen“

Bremerhaven – rund Bell Rock – Helgoland – Bremerhaven.

19. – 26. Juni 2020. Text und Fotos von Rainer Persch

Zum Beginn ein Rückblick: Müller war es nicht vergönnt, an Magnus Müller, Vorsitzender diesem Rennen mit seiner Yacht unseres Vereins in den Jahren „Tanja“ teilzunehmen. Er starb 1938/39, gab am Hochseesegler- Ende April 1951 bei einem Auto- abend 1950 bekannt, dass die unfall. Doch kurz darauf mach- SKWB eine Regatta plane, die je- ten sich nach der Kieler Woche weils nach Pfingsten die Umrun- diverse Dickschiffe aus Deutsch- dung des Leuchtturms Bell Rock land auf, um den sagenumwobe- vor der schottischen Ostküste nen Felsen vor der Ansteuerung vorsah. Dieses deutsche Hoch- zur schottischen Stadt Dundee zu seerennen mit einer Gesamtdis- umrunden. Sieger dieses ersten tanz von ca. 800 sm (auch Bell Rock-Rennens wurde unser Schottlandrennen genannt) solle damaliger Vereinspräsident Rolf in Konkurrenz zum englischen Schmidt mit seiner „Senta“. Fastnet Race treten. „Maggi“

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Eigentlich… und meldete bei der Schifferrats- Ich berichte hier von einer sitzung am 23. April seine ge- Reise, die ganz anders geplant plante Reise an – natürlich per war: Egbert Latza wollte eigent- Video-Konferenz. Der Start wurde lich bereits Anfang Mai 2020 auf den 16. Mai verschoben und seine Schifferreise absolvieren. der Schifferrat genehmigte das Lerwick auf den Shetlands sollte Unternehmen unter Vorbehalt. das seit vielen SKWB-Reisen be- Gemeint war damit, dass wir uns kannte Ziel sein. Doch dann kam in Geduld zu üben hatten und Corona und machte uns einen di- das weltweite Treiben der Seuche cken Strich durch die Rechnung. sowie die Schlussfolgerungen Kein britischer Hafen würde uns von Politik und Wissenschaft hereinlassen. Ab Mitte März ging analysieren mussten. Außerdem nichts mehr: „Lock down“ über- war es ja mit Hygienekonzepten all. Eine Schuldzuweisung an und behördlichen Anordnungen das „perfide Albion“ war nicht nicht getan: Der Vorstand disku- wirklich hilfreich. Abstandsre- tierte inzwischen. ob es nicht geln, Maskenpflicht und Ein- besser sei, die „Bank von Bre- schränkungen aller Art bestimm- men“ aus dem Segelbetrieb zu ten unser Leben. Die Angst vor streichen und wieder an Land der Pandemie war immer prä- zu stellen. Nachdem diese Frage sent. Virologen und Politiker vom Verein positiv für uns ent- überbrachten täglich neue Hiobs- schieden worden war, hellte sich botschaften. So war es nur zu der Himmel etwas auf. Vom verständlich, dass auch unsere Starttermin 16. Mai war nicht Vereinsführung große Zweifel mehr die Rede, weil die Bundes- hatte, ob in der Saison 2020 regierung ankündigte, erst am 5. überhaupt noch ein halbwegs ge- Juni über mögliche Lockerungen regelter Segelbetrieb möglich und Einschränkungen zu ent- sein könne - zumal bereits fast scheiden. So konnten wir Zeit ge- alle angemeldeten Reisen von winnen und bekamen auch vom den Schiffern abgesagt worden Vorstand der Segelkamerad- waren. schaft die Erlaubnis, nunmehr Ein Vorbehalt allein den Beginn unserer Reise macht noch keine Reise Egbert als Schiffer-Aspirant setzte auf das Prinzip Hoffnung

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coronabedingt auf Freitag, den Den zuständigen Bremer Behör- 19. Juni 2020 zu verschieben. den wurde ein Hygienekonzept Am 2. Juni genehmigte unser für unsere Seekreuzer vorgelegt, Vorstand die Ausrüstung der BvB dem die Fachleute mit einer Aus- für unser „Vorbehalt-Projekt“. nahme zustimmten: Mit einer Crew von zehn Perso- nen seien die weiterhin gültigen Abstandsre- geln nicht einzuhalten. Dass nun lediglich sie- ben Segelkameraden mit von der Partie sein durften, war natürlich ein Wermutstropfen bei unserer Planung. Wir fanden jedoch ein- vernehmliche Lösun- gen in aller Freund- Für das obligatorische Mannschaftsfoto schaft. In den folgen- bauen wir uns auf wie eine Bankräuber- den Wochen und Tagen Gang: alle vorschriftsmäßig maskiert 28

wurde die „Bank“ von der von uns geplante Route zum Mannschaft und unter großer Leuchtturm „Bell Rock“ werden Mithilfe des Bootswarts Torben erörtert, bevor das Mittagessen Cramer segelfertig ausgerüstet. serviert wird. Um 12:30 Uhr er- Von uns aus konnte es jetzt los- scheint in Begleitung einer Dame gehen – vorbehaltlos! ein gutgelaunter Herr und über- Wie man beim Segeln aus der reicht uns eine Flasche Champag- Not eine Tugend macht ner. Unser Vereinspräsident Freitag, 19. Juni 2020 wünscht uns eine besonders gute Gegen 11:00 Uhr ist die Crew Reise in besonderen Zeiten und vollzählig an Bord. Unser Schif- bittet seine Frau Tarrinn, ein fer in spé weist uns die Kojen zu Crewfoto zu machen. und gibt den Wachplan bekannt. In Michael Rapps Gefolge se- Wir werden in einem Dreiwa- hen wir auch unseren Schatz- chen-System segeln: tagsüber 3 x meister Winne Stoess, Christian 4 Stunden und in der Nacht 4 x 3 Hetzer (Segelmeister) und Jörg Stunden. Dieser Wachrhythmus Peter Berendsen (Koordinator hat sich wegen der längeren Ru Schifferrat und Kapitän auf dem hephasen für die Crew bei Lang- Großsegler „Alexander von Hum- fahrten immer wieder bewährt. boldt“). Fürwahr eine fröhliche Egbert teilt ein: Schar (Corona)!. Punkt 13:00 Uhr heißt es „Leinen los!“ in der Marina Jaich. Der Schleusenwär- ter wartet schon auf uns und schon bald befinden wir uns auf der Weser. Bei NW-Winden zwi- schen 3 und 4 nehmen wir bis Hoheweg zunächst Maschinen- kraft zu Hilfe. Als die Segel ge- setzt sind, kommt unsere Flasche Whisky zum Einsatz. Poseidon Zu allererst sprechen wir über erhält von Egbert einen nicht zu die für uns geltenden Hygiene- knappen Schluck, damit er uns und Abstandsregeln an Bord. An- gewogen bleibt. Gegen 16:00 Uhr schließend erfolgen eine ausführ- liche Sicherheitseinweisung und ein gemeinsamer Gang über das Schiff. Der Wetterbericht und die 29

uns vom Roten Felsen freizuse- geln, müssen wir zwei Wenden fahren. Jetzt können wir den Kurs auf unseren schottischen Ziel- turm absetzen- zumal der Wind ab Samstagmorgen weiter auf Südwest drehen wird. Samstag, 20. Juni 2020 Bei Winden um 4 Bft. und leich- tem Seegang freut sich die Crew über den angenehmen Einstieg in die neue Segelsaison – wenn es diese überhaupt geben wird. Das Wachsystem funktioniert rei- bungslos. Andrés hält belegte Leuchtturm Roter Sand. Brote mit Wurst und Käse für uns Zeichnung von Magnus Müller bereit. Seine mit Senf veredelten 1936 Schnittchen finden reißenden Ab- passieren wir bei ruhigem Wetter satz. und leicht bedecktem Himmel Elegant zerteilt der Bug unseres den Leuchtturm Roter Sand und Schiffs bei klarem Himmel das segeln bei nordwestlichen Win- türkis schimmernde Wasser der den weiter gen Norden in Rich- Nordsee. Die nur vereinzelt auf- tung Helgoland. Im Laufe des tauchende Berufsschifffahrt stört Abends dreht der Wind langsam unseren Kurs kaum. Nur mit auf westliche Richtungen. Um Großsegel und Genua IV haben wir heute 174 sm zurückge- legt. Sonntag, 21. Juni 2020 Die Ausläufer der Dog- gerbank haben wir bereits passiert. Da uns das um- fangreiche Hochdruckgebiet über Mitteleuropa noch ein wenig erhalten bleiben wird, können wir also für die nächsten Tage mit

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moderaten Winden aus südli- nach Mitternacht in angemesse- chen Richtungen rechnen. Das nem Abstand den „Glockenfel- vor Irland liegende Tiefdruckge- sen“ (Bell Rock) umrunden kön- biet bedeutet für uns keine Ge- nen. fahr. Also weiter mit Rausche- In der Ferne können wir die fahrt gen Schottland! Lichterkette der schottischen Inzwischen hat der Wind auf Küstenorte ausmachen. SSE gedreht und auf bis zu sechs Der Name Bell Rock bezieht Windstärken zugenommen. Wir sich auf einen untermeerischen haben die Genua 5 gesetzt und Felsen, an dem in alten Zeiten zwei Reffs in das Großsegel ein- zahlreiche Schiffe auf dem Weg gebunden. Am frühen Abend än- nach Dundee zerschellten. Mön- dert sich die Windrichtung von che des nahegelegenen Klosters SSE schlagartig auf SW und wird Arbroath installierten deshalb böig. Der Wind kommt direkt aus eine Glocke auf diesem tücki- dem Firth of Forth. Wir segeln schen Felsen, um die Schiffe zu jetzt hoch am Wind bei unruhiger warnen. Doch in der stürmischen See und müssen einsehen, dass Nordsee überdauerte dieser Pro- totyp einer Alarmanlage nur ein Jahr. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstand ein Leuchtturm, der bereits mit rotierenden Lichtsigna- len ausgerüstet wurde. Die Dunkelheit und der abwesende Mond machen es unseren Fotografen nicht leicht, das Ziel unserer Reise angemessen zu foto- wir es nicht schaffen werden, Bell grafieren. Deshalb empfeh- Rock Lighthouse noch vor Ein- len wir einen Blick auf unsere Ti- bruch der Dunkelheit zu errei- telseite: So sieht Bell Rock bei Ta- chen. Es folgen diverse Kreuz- geslicht aus. Trotzdem machen schläge zu unserem angestrebten wir uns zufrieden auf den Weg in Ziel. Immerhin lassen Wind und Richtung Helgoland. Tagesetmal: Seegang nach, so dass wir mit 195 sm. vergrößerter Segelfläche kurz

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Montag, 22. Juni 2020 liegende Boje nicht rechtzeitig er- Ganz unbehelligt verlassen wir kannt und deshalb überfahren. das Ziel unserer Reise aber nicht: Kurz darauf hören wir unter uns Um etwa 00:45:Uhr bemerkt die Schleifgeräusche. Demnach ha- diensthabende Wache in der ben wir ein Verbindungsseil mit einem daran befestig- ten Hummerkasten im Schlepp. Sofort wird das Vorsegel geborgen und die Fahrt aus dem Schiff genommen. Die Geräusche unter dem Rumpf sind inzwi- schen verstummt. Jetzt halten wir Aus- schau nach den zwei Bojen und der Fahnen- Dunkelheit diverse Fischerbojen stange. Wenig später hören wir mit den dazugehörigen Markie- unter unserem Schiff ein schar- rungsflaggen, die unserem Kurs rendes Geräusch: An Steuerbord im Wege sind. Gekonnt umschifft erkennen wir auf der Wasser- der Rudergänger Torsten die ge- oberfläche die lästigen Gerät- sichteten Hindernisse. Ein Aus- schaften, die in der Dunkelheit guck im Bugbereich weist den zurückbleiben. An unserer Weg. Trotzdem wird eine vor uns „Bank“ können wir keinen sicht- baren Schaden fest- stellen und nehmen wieder Fahrt auf. Etwa eine Stunde später erinnert uns nur noch das ferne Blinksignal des Leuchtfeuers an un- sere Umrundung des „Glockenfelsens“ und das eben geschilderte Intermezzo

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Die Wettervorhersage meldet ausgerefft, die Genua IV als un- ein Sturmtief südlich von Island ser Standardvorsegel wird uns mit einem Ausläufer bei Irland. hoffentlich weiterhin gut voran- Es wird nach Osten schwenken bringen. Doch gegen Abend und über die nördliche Nordsee nimmt der Wind weiter ab. Kurz weiter abschwächend in Rich- darauf, etwa auf der Höhe von tung Deutsche Bucht ziehen. Wir Westerland/ , drehen wir uns können also von zunehmenden behäbig im Kreis. Immerhin be- südlichen Winden um 5 Bft. aus- trägt unser Tagesetmal 150 sm. gehen. Bei bedecktem Himmel Insgesamt haben wir bisher in und mäßigem Seegang bewegen viereinhalb Tagen etwas mehr wir uns mit gerefftem Großsegel als 800 sm zurückgelegt. An der und Genua IV in sehr hoher Ge- Marke von 1000 sm, die wir für schwindigkeit durch die See. unsere Reise geplant haben, feh- Die Mannschaft hat sich inzwi- len uns also noch etwa 200 sm. schen sehr gut an die Segeleigen- Wir sind daher noch gut in der schaften der „Bank“ gewöhnt. Zeit. Das aufrechte Segeln erleichtert Mittwoch, 24. Juni 2020 das Leben an Bord sehr. Wir las- Heute soll der Wind auf Nord- sen uns die gefriergetrockneten ost drehen. Da das Hochdruck- Mahlzeiten der Firma Simpert zentrum direkt über der Deut- Reiter schmecken. Ein Tageset- schen Bucht liegt, wird uns wei- mal von 198 sm hebt zusätzlich terhin Schwachwind begleiten. die Stimmung an Bord. Da wir Im Laufe des Tages beginnen wir uns südlich der großen Ölförde- mit einer sehr weitläufigen Um- rungsanlagen von Ekofisk und rundung Helgolands und passie- gut nördlich der vielen Schiff- ren drei große Fahrgastschiffe fahrtswege und Windkraftanla- von TUI, die vor Anker liegend gen bewegen, können wir weiter- auf bessere Zeiten warten. In hin unbesorgt unseren Kurs nach Höhe der Tonne Düne Süd beäu- Helgoland beibehalten. gen uns einige Seehunde. Auf- Dienstag, 23. Juni 2020 merksam verfolgen sie unser Ma- Das Barometer fängt kontinu- növer „Mann über Bord“, das ierlich an zu steigen. Sonnen- Christoph für den Erwerb seines schutzmittel sind im Dauerein- satz, denn die Sonne lacht vom Himmel. Das Großsegel ist längst

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Wachführerpatents benötigt. Helgoland viele Schiffe in Fahrt Gleichzeitig nimmt Torsten die und auch vor Anker liegend zu Gelegenheit wahr, Jan in der Na- erkennen. Zudem verwandeln vigation mit unseren elektroni- auch diverse Leucht- und Mess-

schen Instrumenten vertraut zu tonnen die Deutsche Bucht in ein machen. Nachmittags legt der Lichtermeer. Wind endlich an Tempo zu. Eg- Donnerstag, 25. Juni 2020 bert berechnet die von uns noch Bei östlichen Winden beginnt zurückzulegende Distanz, damit gegen 02:00 Uhr unsere Ansteu- wir nach der Rückkehr in Bremer- erung von „“. Wir las- haven auf 1000 sm kommen. Das sen die Insel an Backbord und Ergebnis seiner Überlegungen: nähern uns in schneller Fahrt der Es geht wieder zurück, an den Ansteuerungstonne von Helgo- Windfeldern nördlich von Helgo- land. Noch ein Wendemanöver, land vorbei bis auf Höhe Amrum- dann können wir die Hafenein- Bank. Anschließend geht es wie- fahrt der Insel problemlos an- der zurück in Richtung Helgo- steuern. Im Vorhafen bergen wir land. Unter zweifach gerefftem die Segel und bereiten das Anle- Großsegel und der Genua IV rau- gemanöver vor. Egbert über- schen wir mit 9 kn Fahrt durch nimmt das Ruder und legt unsere die See. Bei zunehmender Dun- „Bank“ kurz nach 03:00 Uhr rou- kelheit, aber sehr guter Sicht sind tiniert an einem Päckchen von neben dem Leuchtfeuer von drei Schiffen an der Ostmole des 34

Südhafens fest. Zur Sicherheit an der schottischen Küste wegen werden noch Landleinen ausge- Covid-19 verboten war, genießen bracht. wir nun den Rundgang über das Seit dem Start in Bremerhaven Oberland der Insel umso mehr. haben wir 955 sm zurückgelegt: Das Freibad ist leider geschlos- Grund genug, nach dem Aufkla- sen. ren noch einen Drink zu nehmen. Abends bereitet Egbert für uns Es ist der Tanja-Cocktail, den wir ein leckeres Garnelengericht zu. im Gedenken an Magnus Müller, Der intensive Geruch der Knob- den Initiator des Bell Rock-Ren- lauchsauce bleibt nicht lange an nens, zu uns nehmen wollen. uns haften, denn er wird schnell Diesen Cocktail lernte Magnus vom Ostwind davongeblasen. 1940 als Marinesoldat in der Noch einmal gibt es einen französischen Hafenstadt Calais Schluck vom restlichen Tanja- beim Besuch der „Tanja-Bar“ Cocktail. Sehr früh ruft uns die kennen. Jan, unser Jüngster an Koje. Freizeit macht auch müde. Bord, übernimmt die Zubereitung und mixt die von „Maggi“ über- Freitag, 26. Juni 2020 lieferten Zutaten: 80 % Sekt, 10 % Punkt 10 Uhr legen wir im Süd- Whisky und 10 % „gutes“ Bier. hafen von Helgoland ab. Der (Damals gab es wohl auch noch Wind hat auf SE gedreht und schlechtes Bier.) Beim Zuprosten weht mit etwa 5 Bft. – für uns wird an die glorreichen Zeiten kein Problem: Mit einem Reff im der Segelkameradschaft erinnert. Groß und Genua IV segeln wir Auch angesichts dieser extrem hoch am Wind in Richtung We- frühen Morgenstunde danken sermündung. Der Leuchtturm wir Egbert noch herzlich für un- Roter Sand liegt Backbord vor sere bisher glückhafte Reise und uns. Von dort aus müssen wir verziehen uns gegen 05:00 Uhr den Weg nach Bremerhaven auf- ziemlich müde in die Kojen. kreuzen. Bei abnehmendem Der Rest ist schnell erzählt: Wind und längst ausgerefftem Nach dem Aufwachen Frühstück Großsegel kreuzen wir bei wun- und Aufklaren des Schiffs. Da- derbarem Wetter entspannt bis nach Freizeit wie z. B. Besuch der zum Container-Terminal. Dort Düne, Kaffee und Kuchen oder werden die Segel geborgen und Bier in der „Bunten Kuh“ und wir laufen mit Maschine in Rich- Shopping. Da uns der Landgang tung Schleuse „Neuer Hafen“.

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Als sich langsam das Schleu- sentor öffnet, sehen wir zu unse- rer Freude, dass auch für unser Flaggschiff „Wappen von Bre- men“ die Segelsaison 2020 be- gonnen hat. Ein Helgoland-Törn soll die Ouvertüre sein. Wir be- grüßen die Crew mit einem fröh- lichen Hallo und biegen in die Schleuse ein. An unserem Liege- Supercargo Rainer und platz beginnen wir gleich mit Schiffer Egbert dem Aufklaren. Unser „getreuer verdient und Egbert meisterte die Ekkehard“ wird noch bis Montag Herausforderungen seiner Schif- an Bord bleiben. Er hat sich be- ferreise in allen Belangen beson- reit erklärt, die „Bank“ gründlich nen und souverän. Last but not zu reinigen, damit auch der aller- least: Für mich als Supercargo letzte Krümel aus den Schapps waren es wunderschöne und ent- verschwunden ist. Schließlich spannte Tage auf See. Auch im soll das Schiff ordentlich an die Namen der Crew möchte ich mich nachfolgende Crew übergeben noch einmal ausdrücklich beim werden. Vorstand sowie dem Schifferrat Insgesamt haben wir in den sie- unserer Segelkameradschaft da- ben Tagen 1004 sm zurückge- für bedanken, dass wir so viel legt, darunter 51 mit Maschine. Unterstützung und Rückenwind Das Schiff hat auf unserer Reise für unser Projekt „Segeln in keine Schäden erlitten und uns Corona-Zeiten“ erhielten. sicher durch die Nordsee geführt. Bremen, im Juli 2020 Auch die Crew bewährte sich bes- Rainer Persch tens. Christoph hat sich sein Wachführer-Patent redlich

Danken möchte ich besonders unserem Supercargo Rainer Persch, Schiffer Egbert Latza und Allen, die dazu beigetragen haben, dass ich diese außergewöhnliche Segelreise miterleben durfte. Ekkehard Papke

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Erfolgreiche Eigeninitiative Wenn aus Langeweile ein Floß entsteht von Pekka Gienapp, Fotos: Pekka Gienapp, Jesko Oestergaard Als Jan Oestergaard, Juha Gien- Daraus versuchten wir erstmal, app, Finn Oestergaard und mir im das Beste zu machen und bauten Frühjahr zu Coronazeiten lang- ein Floß, dass zwei Tonnen im sam langweilig wurde, beschlos- Heck und eine Tonne im Bug sen wir, ein Floß zu bauen: an- fangs nur aus Holz und mit so- fortiger Sinkge- fahr, dann mit zwei großen Fen- dern als Auf- triebskörper. Schließlich wurde es zu ei- nem zwei mal zwei Meter gro- Die ersten drei Tonnen ßen Floß mit vier großen Tonnen und insgesamt hatte. Wir fanden diese Art ein 800 Litern Auftrieb ... und mit bisschen komisch, also warteten großen Transport-Schwierigkei- wir zwei Tage. Dann sind wir ten. zum zweiten Mal zu Thomas Be- ton gefahren und haben eine wei- Auf die großen Tonnen kamen tere Tonne bekommen. wir durch Janni Mextorf, der uns den Tipp gab, einmal bei Thomas Damit konnte die Arbeit losge- Beton nachzufragen, ob sie noch hen: altes Floß auseinander- große 200 Liter Tonnen übrig ha- schrauben, neues Gestell bauen, ben, in denen sie ein Betonzu- Tonnen mit Lochband darauf be- satzmittel lagern. Also sind wir festigen, das Ganze umdrehen, zu Thomas Beton gefahren und Stabilisierungen einziehen. Am haben drei Tonnen bekommen. nächsten Tag bauten wir mit Schalbrettern, die wir auf dem 37

Dachboden der Gienapps gefun- Hand fiel uns auf, dass das Floß den haben, das Deck. Wir ließen sehr schwer ist, wir schätzen das Platz für einen Motor und eine Gewicht auf 150-200 kg. Da kam Rinne in der Mitte des Decks, die mir die Idee, die Tonnen wieder dafür sorgt, dass das Regen- und abzuschrauben und die Tonnen Badewasser ablaufen kann. und das Deck getrennt durch die Nächster Tag: Wir bauten die Ba- Schneise zu transportieren. Wir legten das Floß umgedreht auf meinen Gokart Anhänger und transportier- ten es so zum Segelverein. Am nächsten Wochenende fand die Jung- fernfahrt statt. Wir nahmen Phillip Gien- apps Elektro- Die Jungfernfahrt Außenbordmo- tor und kamen deleiter - die auch als Gangway damit so lala voran, also war und zum Festhalten benutzt wer- Paddeln angesagt. Mit ein biss- den kann - an. Dann bereiteten chen Taschengeld und einer Ver- wir den Transport zum Verein am stärkung der Crew durch Hannes nächsten Tag vor. Dabei fiel uns Stender, ging es zum Eis essen in auf, dass man den Bauplatz mit den Innenhafen..In den Sommer- Bedacht wählen sollte. Am ferien kam uns die Idee, dass das nächsten Tag überlegten wir, wie Floß eine Kiste und das Deck ei- wir das Floß aus unserem Garten nen Anstrich bekommen könnte. durch eine ein Meter breite und Also bauten wir aus dem Ver- zwei Meter hohe Schneise auf die schnitt des Decks eine Kiste mit Straße bekommen sollten. Nach Deckel und das Deck bekam eine vielen fehlgeschlagenen Versu- zweischichtige Holzschutzlasur chen mit Brettern, Seilen, Gokart- verpasst. Anhängern und auch mit der 38

hebel in der Senkrechten verbaut ist, kam uns die Idee, einen Gashebel an die Kiste zu bauen und mit alten Fahrrad- bautenzügen den Gashebel zu bedienen zu können. Wir schafften es noch vor dem Ende der Som- merferien, die Kiste auf dem Floß zu befesti- gen und dem Floß noch ei- nen Wasserlie- Das fertige Floß geplatz zu ver- passen. Aber Da wir uns an den langsamen die Motorhalterung zu bauen Vortrieb des Elektro-Außenbor- schafften wir nicht mehr. Als ders erinnerten, hatten wir die dann die Brücken raus kamen Idee, meinen zwei PS Außenbor- haben wir das Floß aus dem Was- der an das Floß zu hängen. Da ser geholt und uns gewundert, dieser aber ein Kurzschaft ist, dass wir, ohne Antifouling, kein müssten wir aber noch eine Mo- Bewuchs an den Tonnen hatten. torhalterung bauen. Da der Gas Vielen Dank an die Firma Thomas Beton für die tollen Ton- nen.

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Auf den Spuren Störtebekers Sommertour 2020 mit ‚Japsand‘ Text und Fotos von Brita Ketels-Paulsen

Die komplette Tour Wie häufig habe ich dieses stetiger Westwind blies, ent- Jahr gedacht, dass wir doch einer schlossen wir uns, Richtung Po- wunderbaren Passion folgen. Wir len zu segeln. Da meine Groß- waren nicht sehr abhängig von mutter viel von den herrlichen Re-striktionen, sondern konnten Urlauben ihrer Kindheit auf der uns ab dem 4. Mai auf dem Was- Kurischen Nehrung erzählt hat, ser in Deutschland frei bewegen. war ich gespannt und neugierig. Als dann der Sommer kam, ha- Allerdings hatte ich gedacht, na ben wir wieder Glück gehabt, ja, wir haben St.-Peter vor der keine vollen Strände, die wir uns Tür, das ist wohl alles etwas mit anderen sonnenhungrigen übertrieben und verklärt; mit ei- Urlaubern teilen mussten, wir ner gewissen Arroganz meinte konnten einfach aufs Boot und ich, solche weißen Strände natür- los ging es.Die komplette lich schon gesehen zu haben, Tour.Die Tourenplanung war in aber dazu später mehr. diesem Jahr eher spontan. Da ein

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Details der Reise Am 25.7.20 bringt Sven das Meeresgrund versenkt um gegen Boot nach Strande, wo Nele, Luca die Schleppnetzfischerei zu pro- und ich zusteigen. Am nächsten tes-tieren. Das Schiff wird von ei- Tag starten wir morgens bei Re- nem ordentlichen Polizeiaufge- gen. Später hört dieser auf und bot beobachtet. Bei einem Gang die Sonne blinzelt vorsichtig aus durch Altsassnitz sind wir zwie- den Wolken heraus. Und das ist gespalten: Einerseits die schöne der Beginn einer wunderbar son- Bäderarchitektur, andererseits nigen vierwöchigen Sommertour, ist die Insel voller Menschen. Das von der ich nun berichten wer- ist wahrscheinlich dem Coronavi- deUnsere erste Reise geht über rus geschuldet, da viele Leute im Gedser nach Kloster auf Hidden- Land geblieben sind. Den nächs- see. Da die Sommerferien sich ten Tag verbringen wir mit einer dem Ende neigen, sind die Häfen Radtour. Wir radeln an dem un- recht leer. Der Wetterbericht sagt endlich langen „Koloss von für den nächsten Tag Starkwind Prora“ entlang voraus. So entscheiden wir uns Mit meinem gemieteten E- für einen Hafentag in Sassnitz. Bike bin ich flott und lege bei Be- Dort treffen wir die ‚Beluga‘, die darf auch mal den Turbo ein. Da mächtige Granitblöcke auf dem 41 staunen meine Mitsegler auf un- immer aus Spaß gesagt, dass ich seren flinken Bordklapprädern. einen Führer über guten Kuchen Leider gibt mein E-Bike auf dem und Cafés an der Ostsee schrei- Rückweg seinen Geist auf, so ben möchte. Eindeutig werden dass ich von dem netten Verlei- polnische Kuchen in meinem her abgeborgen werden muss. Buch positive Erwähnung finden. Nichtsdestotrotz war es eine Sie sehen zwar fürchterlich süß schöne Tour! aus, aber das sind sie gar nicht! Am 30.7. fliegen wir bei west- Sehr sehr lecker, so futtern wir lichen Winden 5-6 nach Swin- uns an der polnischen Küste vor- emünde. Der Himmel ist blau und bei und ziehen sicherlich eine

„Japsand“ in Swinemünde es wird immer wärmer. Swin- kleine Kekskrümelspur hinter emünde ist eine interessante uns her. Das unsere Töchter sich Stadt. Unser erster Eindruck von beide vegan ernähren, stellt hier Polen ist sehr gut und so soll es gar kein Pro-blem dar. auch bleiben. Ich hatte schon

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Die Auswahl an veganen und ve- Gründen (wieviel Male hat uns getarischen Lebensmitteln ist rie- der Windschutz nach St.-Peter sig. begleitet, mit dem dazugehörigen Am nächsten Tag geht es bei Gewicht zum einschlagen in den NW 5 weiter nach Dzinów. Nach Boden, hartgekochten Eiern und dem obligatorischen Cappuccino gebratenem Kotelett - aber nun und der Doppelkopfrunde gehen schweife ich ab... ) legen wir uns wir an den endlosen weißen ebenfalls einen dieser bunten Sandstrand, der sich an der ge- Stoffstreifen zu. Sie sind toll! samten polnischen Küste ent- Das Wasser ist wunderbar, langzieht. Lustigerweise benut- das Wetter auch, was wollen wir zen die Strandbesucher nicht die mehr! Auf dem Rückweg zum bei uns doch recht üblichen Boot kaufen wir uns frisch geräu- Strandmuscheln, sondern den cherten Käse und Fisch. Auf das über alles geliebten und in unse- Thema Essen werde ich immer rer Kindheit doch allgegenwärti- wieder zurückkommen. Polen ist gen, treuen Strandbegleiter: den für Fleisch- und Fischesser ein Windschutz, in den allerbuntes- Paradies und einfach lecker, ten Farben. Aus nostalgischen dazu noch sehr günstig! Am nächsten Morgen verlas- sen wir nach dem obligatorischen Morgenbad gegen 11 Uhr bei N 2 Dzinów. Wir segeln mit Code Zero, bergen das Segel und kreu- zen bei einer fürchterlichen Welle W 2 und stampfen uns immer wieder fest. Die Navigation an der Küste ist nicht sehr an- spruchsvoll. Untiefen, außer di- rekt unter der Küste, gibt es nicht. Allerdings steht hier auch bei wenig Wind immer eine Welle. Mit Respekt sind die Ha- feneinfahrten zu nehmen. Zwi- schen den Molenköpfen können ein starker Strom und unange- Der beliebte Windschutz nehme Grundseen stehen.

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Das liegt an den Flüssen, die aus Am nächsten Morgen bringen dem Hinterland in die Ostsee flie- wir Nele und Luca zum Zug, die ßen. beiden reisen, wie geplant, nach Am Abend sind wir gegen 19 Hause. Da ein Crewwechsel an- Uhr in Kolberg. Nele tauft die steht, ist heute Waschtag. In je- Stadt Playmocity, sieht auch ein dem Hafen kann man wunderbar bisschen so aus. Viele „Piraten- waschen. Uns fällt auf, dass es schiffe“ liegen im Hafen. Diese an den Brücken keine Wasser- gibt es in jedem noch so kleinen schläuche zum Auffüllen der Wassertanks an Bord gibt. Viel später stellen wir fest, dass ei- nige Segler Schläuche dabeiha- ben oder man sich diese manch- mal auch vom Hafenmeister lei- hen kann. Gegen 12 Uhr starten wir aus Kolberg, die gesamte ge- waschene Wäsche baumelt an Deck. Etwas später kommt Wind Kuchenbüffet an Bord auf. Bei NW 1-3 ziehen wir Codi Ort. Touristen können die Frei- (Code Zero) hoch. Gegen 18 Uhr beuter gegen ein Entgelt auf Ka- laufen wir in Darlowo (Rügen- perfahrt begleiten. Zu überhören walde) ein und können gleich die sind diese nicht, da sie laut mit Fußgängerbrücke, die den Fluss Musik und Animation beschallt Wiprza quert, passieren. Der Ha- werden. Der späte Spaziergang fen von Darlowo ist klein. Wir fällt etwas enttäuschend aus, werden sehr nett empfangen und Kolberg ist ein Badeort mit viel eingewiesen. Das Hafengeld ist Trubel und Menschen. Natürlich wie immer gering. Ein polnischer gibt es auch in Kolberg, wie in al- Nachbarlieger, der viele Jahre in len anderen Städten, die wir be- Deutschland gelebt hat, erklärt sucht haben, einen Jahrmarkt uns viel über das Land. Die und gigantische Hüpfburgen am sprachliche Verständigung ist . Maskenpflicht gibt es in sehr interessant. Außer in den Polen zwar, jedoch wird diese großen Städten wird kaum eng- sehr unterschiedlich gehand- lisch gesprochen, ab und zu ein habt. wenig deutsch. Aber mit Händen 44 und Füßen klappt es beiderseitig der etwas im Landesinneren und macht Spaß. Auch hier im liegt. Die Stadt ist sehr schön und Hafen fehlen natürlich nicht die hat, außer der in Deutschland Piratenschiffe und der Jahrmarkt. viel gepriesenen Teewurst, viel Am Abend gehen wir Essen, es zu bieten. Wir genießen wieder gibt leckeren Fisch mit gestampf- leckeren Kuchen, sehr leckere ten Kartoffeln und Schnitzel, Hartwürste und andere Wurst- dazu feines, gezapftes Bier und waren. Außer einem Wochen- Livemusik. markt und einem Supermarkt

Piratenschiffe Da eins unserer Fahrräder ka- gibt es viele kleine Läden mit fri- putt gegangen ist, leihen wir uns schem Obst und Gemüse, mit ein- eins der dreirädrigen Lastenräder gelegten Gurken und Sauerkraut des Hafenmeisters. Dieses Ge- in jeder Geschmacksrichtung. fährt ist wirklich spannend zu Man bekommt eigentlich alles, handhaben, aber so kommen wir was das Herz begehrt. Zum ers- auf jeden Fall in den Ort Darlowo, ten Mal werden wir hier mit der 45

Darlowo (Rügenwalde) deutschen Vergangenheit kon- das Land jedoch bleibt und un- frontiert. Die Post, die Schule, der vergänglich ist. Bahnhof, die Bürgerhäuser rund In der Nacht wache ich vom um den Marktplatz, die Kirche, Regen auf, der in meine Koje die ganze Architektur - es könnte tropft. Diesmal ist es nicht das ebenso eine deutsche Kleinstadt Luk über der Koje, welches leider sein, alles sieht sehr vertraut nicht ganz dicht ist, sondern der aus. Um die Kirche herum sind Regen der durch das offene Grabsteine und -kreuze unter- Fenster hereintröpfelt... schiedlicher Religionen der Nach- 3. August 2020: Heute kom- bargemeinden aufgestellt. Die men wir erst mit der 14 Uhr - Brü- dort verzeichneten Namen sind cke aus dem Hafen, da das vorge- deutsch und erzählen von der Ge- lagerte Schießgebiet erst ab 14 schichte des Landes. An der Kir- Uhr wieder frei befahrbar ist. Bei che ist sinngemäß ein schöner W 3 segeln wir nach Utska Spruch vermerkt, dass die Ge- (Stolpmünde). Hier wollen wir ei- schlechter, die auf einem Land le- gentlich unsere jüngste Tochter ben, sich ändern und vergehen, Tjarde abholen, nur fiel leider

46 heute Morgen der Zug wegen ei- herum und sobald ich mit den nes Unfalls aus. Da die Zugan- Augen blinzele, springt Sven bindungen hier eher mäßig sind, quietschvergnügt auf. Später ei- muss sie nun ein paar Häfen war- nigen wir uns darauf, dass er ein- ten, bis wir sie einsammeln kön- fach lossegelt, wenn er wach ist. nen. Das Liegen in Utska längs- So kann ich wenigstens aus- seits der Kaimauer im Fluss ist schlafen. Der Nebeneffekt ist, sehr unruhig, deshalb wollen wir dass wir früh in den Häfen sind

Dünenlandschaft nicht bleiben. Utska ist ein grö- und noch viel am Tag unterneh- ßerer Badeort mit Piratenschiffen men können. und einem wunderbaren Strand. 4. August: Wir starten gegen Sven wacht wegen der Schauke- 6.30 Uhr aus dem Hafen und pas- lei noch früher auf als gewöhn- sieren die Brücke. NW 4-5, es lich. Zu Hause stehe ich immer steht eine irre Welle und wir se- weit vor ihm auf. Wenn wir auf geln unter Großsegel. Im Log- dem Boot sind, dreht sich das buch hatte ich am Vortag 47 eingetragen, dass Utska nicht zu unproblematisches Anlegemanö- empfehlen ist, aber es sollte an- ver. An diesem Ort ist es ruhig, so ders kommen. Die Ruderanlage dass Sven in sengender Sonne fällt aus, wir finden einen Scher- die Ruderanlage auseinander- bolzen in der Plicht. Glücklicher- baut, repariert und wieder zu- weise funktioniert die Selbst- sammensetzt. In seinem Repara- steuerung, so dass wir manöv- turwahn wird auch gleich das kleine Bordfahrrad wieder fahr- tüchtig gemacht. Den Rest des Tages verbringen wir dann mit Baden und einer Radtour, trinken ein Bier vor Bismarcks Sommer- residenz, grillen an Bord und ge- nießen den Sonnenuntergang. Den Hafen von Utska haben wir nun doch noch von einer anderen Sei-te kennengelernt, er ist gar nicht schlecht. Allerdings ist das Liegen im Fluss dort fürchterlich, es ähnelt durchaus einer Achter- bahnfahrt. 5. August: Start aus Utska 6.30 Uhr, das Groß wird im Hafen gesetzt, Codi davor. SSE 3, es ist Piroggen schön auf dem Wasser zu sein bei rierfähig bleiben. Aber wohin dem herrlichen Wetter und der jetzt? Es gibt nicht so viele Häfen Sonne. Es steht immer noch eine an der Küste. So entscheiden wir ordentliche Dünung. Der ewig uns, wieder zurück nach Utska weiße Sandstrand verändert sich, zu gehen. Wir rufen das Hafen- es kommen hohe weiße Dünen büro an und haben Glück, wir dazu. 12 Uhr: Einlaufen in Be- dürfen in einem kleinen Hafenbe- gleitung von Piratenschiffen in cken längsseits eines alten Kut- Leba. Es gibt in der Umgebung ters festmachen. Hier angekom- von Leba ein riesiges Natur- men, werden wir schon von hilfs- schutzgebiet mit hohen Wander- bereiten Menschen empfangen. dünen. Mit der Notpinne gelingt uns ein 48

wir uns noch das Städtchen an, kehren aber bald wieder um, da es uns zu voll und eng im Men- schengewühl ist. 6. August: Leba - Wladyslawowo Sven startet um 6 Uhr bei S 2, Se- gel hoch. Gegen 11 Uhr Motor an, der Wind ist weg. Später dann NE Sonnenuntergang 2, wir segeln wie- Wir machen uns mit dem Rad auf der mit Codi, wie- dorthin. Der Weg ist recht weit, der später E 3. Codi wird ver- viele Menschen gehen diesen staut, die Fock muss arbeiten. auch zu Fuß mit Kleinkindern auf 14.15 Uhr Leinen fest den Schultern oder der Oma an Wladyslawowo. Im Fischereiha- der Hand. Es ist unglaublich fen gibt es eine kleine Brücke für warm. Oben auf den Dünen ist es Gastlieger mit Strom und Was- herrlich, der wunderbare Blick ser, sonst nichts. Statt Piraten auf die Ostsee und diese schöne fahren hier Ribboats. Wir erkun- Natur. Die polnische Ostseeküste den mit dem Rad die doch etwas ist nicht sehr stark bebaut, kein größere Stadt, gehen mit unse- Vergleich zu den Seebädern auf rem neuen Windschutz an den der deutschen Seite. So ist es Strand. Nach dem Baden wollen möglich, die Natur hier anzuse- wir einkaufen und gehen in einen hen und in vollen Zügen zu ge- Supermarkt. Das ist ein echtes nießen. Diese Küste ist durchaus Erlebnis mit viel Menschenge- faszinierend und empfehlens- drängel und Geschubse, leerem wert. Von den Dünen aus gelan- Verpackungsmüll auf dem Boden gen wir an den Strand, gehen und meterlangen Regalen mit dort baden und halten ein Mit- Wodkaflaschen gefüllt. Am tagsschläfchen. Am Abend sehen 49

sieht sehr schön aus. Später brist es etwas auf. ESE 2, wir segeln unter Codi und Groß. In der Ferne können wir Russland se- hen und dann schwimmt da noch etwas Blaues auf dem Wasser: Es ist ein Badetier, ein Delfin! Diesen ber- gen wir und binden Der Delfin ist an Bord ihn an Deck fest. Er Abend holen wir Tjarde vom Zug wird uns nun auf der Reise be- ab, die nach der über 12 stündi- gleiten und später dem kleinen gen Anreise hungrig und kaputt Rasmus geschenkt, der gerade ist. Wir grillen an Bord mit dem schwimmen lernt. Die Einfahrt wunderbaren Lotus Grill, spielen nach Danzig ist sehr spannend. Skat und gehen in die Koje. Am Vorbei an riesigen Schiffen jeder nächsten Tag startet unser Skip- Art, an Werft- und Hafenanlagen. per um 6 Uhr, wir wollen nach Ebenso führt sie an historischen Danzig. Eigentlich war es nicht Kriegsschauplätzen vorbei. Die geplant und wir hätten auch Reise in die Stadt durch den Ha- nicht gedacht, dass wir so weit fen dauert unter Motor eine kommen, aber wie schön, dass es knappe Stunde. Glücklicherweise sich nun doch so ergeben hat und ist in dem Hafen im Stadtzent- wir nach Danzig segeln. rum noch ein Plätzchen mit Blick Wind E 2, setzen Segel, neh- auf das Krantor für uns frei. Der men sie aber bald wieder herun- Hafenmeister weist uns darauf ter, da kein Wind weht. Um 10 hin, dass er es gerne hätte, wenn Uhr passieren wir den östlichsten die Bootslieger reservieren wür- Punkt unserer Reise, 18° 50,5‘ E, den. 14.15 Uhr: Leinen fest Dan- die Halbinsel Hel. Hel ist ge- zig, anschließend Gang durch die schichtlich durchaus interessant, Stadt. ihre Küste mit dem langen Strand

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planlos sind. Wir gehen unter anderem auf die Marienkirche und genießen von dort aus die wunderschöne Stadt. Die Vor- stellung, dass Danzig komplett zerstört gewe- sen ist, ist äu- ßerst irritierend, wenn wir die Stadt heute be- Das Krantor trachten. Sie 8. August 2020: Danzig - Hel. ist liebevoll und mit Bedacht res- Mit Tjarde haben wir nun jeman- tauriert worden und wird es teil- den an Bord, die sich vorbereitet weise heute noch. Ursprüngliche und die ein Programm für uns er- Fassadenelemente wurden re- stellt, so dass wir nicht immer so konstruiert. Viel Mobiliar, Brun- nen, Gestal- tungselemente und Ähnliches wurde ausgela- gert und später wieder an seinen Platz gebracht. Ursprünglich reich ge- schmückte Fas- saden wurden wiederherge- stellt oder die

Japsand in Danzig. 51

Verzierungen durch Malereien er- setzt. Über Danzig könnte ich sei- tenweise schreiben, aber dies soll sich jeder selber ansehen. Wir ha- ben festgestellt, dass es eine der schönsten Städte ist, die wir je gesehen haben und ein Besuch sich sehr lohnt. Zudem ist die In- nenstadt recht überschaubar und zu Fuß sehr gut zu erkunden. Gegen 13 Uhr laufen wir wie- der aus. Bei NE 2-3 setzen wir Se- gel und machen uns auf die Rückreise. 17.15 Uhr: Leinen fest Hel. Das Baden in der Ostsee tut Blick von der Marienkirche gut, es ist aber auch einfach warm - es ist Sommer! 9. August: Hela - Leba. Da wir Tjarde so viele Bilder geschickt und geschwärmt haben, ent- schließen wir uns, mit ihr nach Leba zu gehen. 6 Uhr: Leinen los, NE 3-4, setzen Code Zero, später Motor an. 14.15 Uhr Leinen fest Leba. Wir radeln wieder zu den Dünen, gehen baden und genie- ßen abends ein frisches Bier am Hafen, ich trinke sonst nie Bier 10. August: Leba – Darlowo. Da wir wieder auf das Schiessgebiet Rücksicht nehmen müssen, kön- nen wir ausschlafen, baden ge- hen, laufen und das Boot klarie- Spaziergang durch Danzig ren. 10 Uhr: Leinen los. NE 2 zu- nehmend, unter Gennaker rasen wir mit 10-11 kn, später nehmen wir diesen bei NE 4-5 herunter.

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Der Wind ist dabei nicht das Tjarde kocht am Abend ein lecke- Problem, aber mal wieder die res Curry für uns. ewige Welle. Im Hafenbecken vor 12. August: Darlowo - Nexœ, der Brücke von Darlowo setzt ein Bornholm. Wir hatten überlegt, gewaltiger Strom. Wir warten mit am Abend zu starten, damit wir den Piratenschiffen auf die den Sternenhimmel und die an- Durchfahrt der Brücke. Um 18 gekündigten Kometen beobach- Uhr passieren wir diese, die 53 ten können. sm haben wir flott geschafft. Am Da tags zuvor jedoch viel Abend stürzen wir uns ins Ge- Wind blies, steht nun wieder eine tümmel, Corona ..? ordentliche Welle. So fällt die 11. August: Hafentag, wir ver- Entscheidung, früh am Morgen bringen diesen mit Wäsche wa- zu starten. Um 6 Uhr motoren schen und gehen noch einmal or- wir aus dem Hafen bei E2-3, set- dentlich einkaufen, da nun der zen Codi und Groß. Der Wind Abschied von Polen ansteht.

Bornholm

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Untermalung eines Chores, der die Ab- fahrt der Fähre nach Christiansø begleitet. Un- sere Pro- grammleite- rin hat heute die Rundkir- che in Øster- lars ausge- wählt. Dazu mieten wir Rundkirche von Østerlars ein Fahrrad meint es gut mit uns, da er immer für sie und in die für uns richtige Richtung starten bei sehr sommerlichen bläst. Blauer Himmel, es ist Temperaturen die sehr hügelige warm. Gegen 11 Uhr setzen wir Radtour. Mir war gar nicht be- den Gennaker und flitzen los. 15 wusst, wie bergig Bornholm ist, Uhr: Leinen fest Nexœ, 58 sm im ich bin total erschöpft. Glückli- Sauseschritt. Auf Bornholm ist cherweise gibt es ein nettes Café nichts mehr los, die Saison ist in einem alten Bauernhof neben vorbei und wir können die Insel der Kirche. Der Rückweg führt an in Ruhe genießen. In einem Lop- einem Wasserfall, dessen Fluss- pemarked am Hafen erwerben bett wegen der Trockenheit leider wir allerlei Kleinigkeiten und ge- ausgetrocknet ist, vorbei. Der hen nach dem Essen und Skat Weg ist dennoch sehr hübsch spielen müde in die Koje. und vor allem spendet er Schat- 13. August: Neksœ. - Gudhjem ten zwischen den Bäumen. Um 7 Uhr starten Sven und 14. August: Gudjhem – Al- Tjarde bei NE 2-3. Es herrscht linge. blauer Himmel und die Sonne Heute schlafen wir aus und scheint. 9.15 Uhr Leinen fest gehen anschließend in die Glas- Gudhjem. Wir frühstücken im bläserei. Am Hafen hat eine Cockpit mit musikalischer 54

fest. Von hier aus wollen wir mit dem Bus nach Hammerhuset fah- ren. Da Nebensaison ist, fahren die Busse leider nicht mehr so häufig. Stattdessen wandern wir zu den Spots, die Tjarde ausge- wählt hat. Wir laufen zum Opalsee, einem alten Steinbruch, der heute mit Wasser gefüllt ist und in dem ordentlich gebadet Sven auf Hammerhuset und von den hohen Klippen in die junge Töpferin sehr schöne Scha- Tiefe gesprungen wird. Eine Rie- len und Becher zum Verkauf auf- sen - Gaudi mitten im Wald in der gestellt, auch hier wandern ein Natur. Anschließend wandern paar Dinge in unsere Taschen. Es wir nach Hammerhuset, der für gibt in Gudjhem eine kleine Bä- Bornholm bekannten Burgruine. ckerei, die Vollwertbrote und Ku- Sven und Tjarde gehen hinauf, chen herstellt, hier decken wir ich bleibe am Fuße der Burg im uns ein für die Reise. Um 11.30 Gras liegen und halte „Mittags- Uhr starten wir mit NE 3. Bei stunde“. Zwischendurch wehen Sonne und blauem Himmel se- immer wieder Musikfetzen zu geln wir kuchenessenderweise uns herüber. Nachdem wir uns nach Allinge. 13.15 Uhr: Leinen auf den Rückweg gemacht

Der Opalsee 55

stehen wir vor einem kleinen Fes- tivalgelände: Das „Wonderfesti- wall“, welches in diesem Jahr we- gen Corona stark verringert wor- den ist. Ein paar Mädels geben uns ihre Eintrittsarmbändchen und so können wir auf das Ge- lände. Es ist sehr schön, wir kön- nen Musik hören und uns stär- ken. An Bord angekommen gibt es nur noch Nudeln mit Toma- tensauce. Nach dem 15-km Marsch in gleißender Sonne bin ich platt. 15. August: Allinge - Vang - Kåseberga, Schweden. Da die Busse nicht fahren, konn- Auf dem Weg zu Johns Kapell ten wir das am Vortag geplante haben, hören wir nach einiger Programm nicht komplett absol- Zeit, dass wir der Musik immer vieren. Also werden wir nun ei- näherkommen und schließlich nen Teil der Strecke mit dem Boot zurücklegen. Sven startet um 6 Uhr. Thermik von Land, die erste Stunde se- gelt er, anschlie- ßend wird motort, es ist etwas diesig. Gegen 8 Uhr: Lei- nen fest Vang. Vang ist ein sehr kleiner, niedlicher Hafen. Hier treffen sich die Menschen morgens zum Frühbaden im Hafenvorbecken. Vang Nach dem

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Frühstück wandern wir zu einem Sonnenuntergang hierher. Da alten Steinbruch und gehen ober- Schwell in den Hafen steht, ver- halb der Steilküste zu Johns Ka- holen wir noch einmal. pell. Nach der 8 km langen Wan- 16. August: Kåseberga - derung gehen wir Baden und ma- Skanør - Dragør,Dänemark chen Yoga auf dem „Sup“, es ist 4.30 Uhr Leinen los, Tjardi urkomisch und macht Spaß! Bei und Sven segeln bei ENE 1-2 un- blauem Himmel und Hitze Leinen ter Code Zero und Groß. Ein herr- los 14 Uhr; wir motoren bei 0 licher Sonnenaufgang begrüßt Wind nach Schweden. 17.30 Uhr: diesen Tag. Die beiden wechseln Leinen fest Kåseberga. Kleiner Fi- auf Gennaker und starten scherhafen mit einer Schiffsle- schließlich den Motor, da der gung, die schön oberhalb der Wind ausbleibt. Ab 9 Uhr wird Steilküste gelegen ist. Viele Men- dann doch wieder Gennaker ge- schen kommen abends zum segelt.

Fischer in der Abendsonne 57

Hafen von Nyord 15.45 Uhr: Ankunft Skanør. Kopenhagen zum Zug. Die Heim- Dieser südliche Zipfel Schwedens reise von hieraus ist für Tjarde ist ganz interessant,da er einen viel unkomplizierter und schnel- für die schwedische Küste unty- ler als über Malmö. Es geht kein pischen großen weißen Sand- Wind, also motoren wir auf die strand hat. Er kam mir immer un- andere Seite des Sunds nach Dä- glaublich groß vor, nachdem wir nemark. 22 Uhr: Leinen fest nun die polnischen Strände gese- Dragør. hen haben, relativiert sich alles 17. August: Dragør - Nyord ein wenig. Tjarde möchte von Wir werden von einem Riesen- hieraus über Malmö nach Hause spektakel geweckt. Eine mäch- fahren. Da der Abend so schön tige Anzahl von Schwalben hat ist, beschließen wir, nach dem die Boote gekapert. Wären diese gegrillten Fisch nach Dragør zu Vögel nicht so niedlich, könnte segeln. Von hier aus gibt es eine man glatt Angst bekommen und gute Busverbindung nach an das Szenario im Hitchcock - 58

Film denken. Tjardes Bus fährt Hafenkiosk. Wir freuen uns sehr um 10 Uhr. Da sie keine Fahr- darüber, da wir beim letzten Be- karte hat und die Busfahrerin such den Eindruck hatten, dass wegen Corona nicht kassieren die Einwohnerzahl auf der Insel darf, erlaubt sie Tjarde freund- sich immer weiter dezimiert und lich ohne Fahrschein einzustei- immer mehr Gebäude verlassen gen. Nach dem Einkauf und dem dastehen. Es ist wohl ein generel- Aufräumen starten Sven und ich les Problem in diesem Teil Däne- um 11.25 Uhr, wir segeln bis marks, auch Städte wie Stub- zum Smålandsfahrwasser. Da es bekøbing sind immer mehr von aufbrist, rollen wir die Fock ein. der Landflucht betroffen. Umso Mit unseren 2 Metern Tiefgang erfreulicher ist es, wenn enga- ist es ohnehin aufregend genug, gierte Menschen ihren Inseln durch das flache Fahrwasser zu wieder zum Leben verhelfen! gehen. Aber ich bin gerne in 19. August: Fejø – Langø. Nyord, und es führt nun mal kein Wie in Dragør gibt es auch hier anderer Weg dorthin. 18.30 Uhr: viele Schwalben, also auch wie- Leinen fest Nyord. Nach dem Es- der einiges zu putzen. Um 9 Uhr sen gehen wir spazieren. Tjarde starten wir unter Motor. 13.30 fehlt uns. Kaum hat sie das Anti Uhr: Ankunft Langø. Wir haben - Brumm mitgenommen, werden einen herrlichen Liegeplatz wir wieder von Mücken zerfres- längsseits der Brücke mit freier sen. Aussicht auf die Ostsee. Nach der 18. August: Nyord – Fejø. 10 Brotzeit radeln wir nach Albuen, Uhr: Wir motoren durch den die Landzunge ist ein Natur- Bøgestrom, warm, blauer Him- schutzgebiet. An der Spitze liegt mel, setzen später Segel und eine Ankerbucht. Den Fußweg kreuzen. 17 Uhr: Leinen fest von 4,7 km auf der Landzunge Fejø. Wir fahren Rad und kaufen unterbrechen wir immer wieder an den Straßenständen Obst und mit einem Bad in der Ostsee, da Gemüse ein. Es gibt eine neue, es sehr warm ist. Der Weg führt sehr nette Hafenmeisterin. Sie er- entweder am Strand entlang oder zählt uns, dass es nun wieder in einer Fahrspur durch eine viele Kinder auf der Insel gibt, so- Kuhherde hindurch. Es ist wun- gar einen kleinen Kindergarten derschön hier, auch gefällt uns und ein Krankenhaus. Am Abend der Hafen Langø sehr gut. essen wir sehr gute Pizza am

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finden aber noch eine Ecke in die wir uns mit der Notpinne hinein- manövrieren kön- nen. Sven beginnt sofort mit der Re- paratur, leider hat es angefangen zu regnen. Nun schon ganz Profi in derlei Repara- turen geht es recht flott, so dass wir abends noch ein Bier auf der alten Werft trinken kön- nen. Das Wetter soll sich nun än- dern, Gewitter, Wind und Regen werden vorherge- Ganz frisch: Räucherei am Hafen sagt. Warten wir es 20. August: Langø – Svend- mal ab, die Wetter- borg. vorhersagen waren nicht so zu- Nach dem Baden starten wir bei verlässig in der letzten Zeit.21. SE 4, setzen Gennaker. Gegen 13 August: Svendborg – Dyvig. Uhr wieder Ausfall des Ruders. Wir werden vom Regen geweckt, Unter Selbststeuerung geht es starten um 10 Uhr nach dem weiter. Sven möchte nach Lohals, Frühstück mit leckeren Brötchen um das Ruder zu reparieren. Wir vom französischen Bäcker. Set- entscheiden uns dann aber doch zen Groß und Fock bei S 5, es für Svendborg. Falls wir speziel- brist auf 7-8 auf. Legen vor les Werkzeug oder Hilfe benöti- Faaborg zwei Reffs ein und neh- gen, sind wir in Svendborg besser men die Fock weg. Bei diesem aufgehoben. Ca 16.45 Uhr Svend- Manöver bricht der Block des La- borg, der Hafen ist voll, wir zyjacks. Ab und zu blinzelt die 60

Sonne durch. Um 16.15 Uhr sind konnten, weil diese im Winterla- wir in der Dyvig, die Sonne lacht ger in Dänemark liegen. Wir hat- und wir können auf der Badein- ten das Glück, im Winterlager bei sel rutschen gehen. Tatsächlich Steckmest an der Schlei zu liegen ändert sich das Wetter, was ha- und sofort im Mai aufs Wasser zu ben wir für ein Glück gehabt! dürfen. In der Dyvig wird nun ge- 22. August: Hafentag Dyvig. meinsam die Ruderanlage mit Am Morgen fahren wir mit dem mitgebrachtem Spezialwerkzeug Rad nach Nordborg. Kurioser- auseinandergebaut, fest ver- weise unterhalten wir uns mit je- schraubt und fixiert; das soll nun mandem vor dem „Brugsen“ auf halten! Anschließend wird or- Englisch, um dann später festzu- dentlich auf den „Sups“ gepad- stellen, dass er aus Flensburg delt und Wettrennen gefahren. kommt. Am Nachmittag kommen 23. August: Dyvig -Høruphav. unsere Freunde, die wir alle Nach dem gemeinsamen Bad und lange nicht gesehen haben. Tra- Frühstück starten wir um 11.30 ditionellerweise treffen wir uns Uhr. SW 5-6, Schauerböen, lau- immer spätestens, wenn jemand fen unter Fock und zwei Reffs in Urlaub geht oder aus dem Ur- den Alsensund ab. Nach knapp laub kommt. In diesem Jahr ist 1000 gesegelten Seemeilen ma- aber irgendwie alles anders, da chen wir am Nachmittag in einige nicht zu ihren Booten Høruphav fest.

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Überführung der „Tiira“ Ein neues Boot kommt nach Husum Von Phillip Gienapp.

Endlich, das Schleusentor öff- einen in gefun- nete sich und es ging los! Nach den und gekauft und nun musste einer kurzen Nacht und einem et- er nach Husum. Nachdem die

Jade-Weser Port (Foto: P.Gienapp) was überstürztem Aufbruch wa- Corona-Beschränkungen nach ren wir gerade noch durch die und nach aufgehoben wurden Schleuse Madesiel gekommen und über Pfingsten auch passab- und jetzt glücklich bei ablaufend les Wetter angesagt war, hatte ich Wasser auf der Jade unterwegs mich am Freitag auf den Weg Richtung Husum. nach Schlicktown gemacht. Da ein Zugvogel für „län- Da die Corona-Beschränkungen gere“ Touren mit zwei Erwachse- in Niedersachsen strikter waren nen und zwei Kindern nicht wirk- als hier, konnte der Jollenkreuzer lich groß genug ist, hatten wir erst direkt am Freitag zu Bach (bzw. ich, denn ich habe entschie- und ich konnte / durfte / musste den, was es werden soll) uns die- noch zusammen mit dem ses Frühjahr einen 30er Jollen- kreuzer gekauft. Nach gar nicht so langer Suche hatte ich dann

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Vorbesitzer und dessen Vater den Nun segelten wir also bei Mast stellen, Segel anschlagen blauem Himmel und schönem usw. Zwischendurch holte ich Wind -leider aus Ost- unter Voll- zeug die Jade runter. Nach dem hektischen Los- kommen und durch die Be- schäftigung mit lauter kleinen Details wie Navi- gation oder dem Einstellen des richtigen Genua- schot-Hole- punkts blieb für Abendstimmung vor (Foto: P.Gienapp) mich gar keine dann noch meinen Schwager Vol- Zeit, mir richtig ker, Katjas Bruder, vom Bahnhof darüber klar zu werden, dass dies ab, der die Überführungstour nun der erste Törn mit einem ei- mitsegeln wollte. genen „richtigen“ (obwohl dies Nachdem Tank und Reserveka- später von Juha und Pekka wegen nister aufgetankt waren und wir fehlender Stehhöhe und Kiel be- uns an der Tankstelle noch ein stritten werden sollte) Boot frugales Abendbrot besorgt hat- war.Vorbei geht es am Jade-We- ten, ging es dann ziemlich spät in ser-Port und bis wir die Koje. Da wir mit ablaufend querab Minsener Oog das Haupt- Wasser loswollten und daher die fahrwasser verlassen, dem wir frühe Schleusenzeit bekommen bis jetzt einfachheitshalber ge- mussten, ging es dann morgens folgt waren, und ins Nebenfahr- schon früh los. wasser abbogen. Zwischen einem Leider ließ der Vorbesitzer, mit Windpark und dem Leuchtturm dem noch ein paar Details (wie Alte Weser geht es dann Pi-mal- die Bezahlung) zu klären waren, Daumen bzw. nach dem Plotter etwas auf sich warten, so dass schön außen an den Hohenhörn- die endgültige Bootsübergabe Sänden vorbei, um uns das ziemlich hektisch verlief. Schicksal von Davies' Dulcibella

63 zu ersparen. Mit der Tide und zwei Gläsern Rotwein in die Ko- halben Wind ging es dann (sehr) jen fielen. schnell den Nordertill rauf Rich- Mit einem fast unmerklichen tung Neuwerk, unserem Ziel für Ruck schwammen wir dann am heute. Da am Westanleger schon nächsten Morgen wieder auf, viele Boote im Päckchen lagen, aber bevor genug Wasser da war, der Bauernhafen an der Südseite um Anker auf zu gehen, war noch sehr hoch liegt und das Wetter genug Zeit für ein ordentliches ruhig bleiben sollte, entschlossen wir uns, an der SW-Ecke zu An- kern bzw. uns tro- ckenfallen zu las- sen. Ein kleiner Jol- lenkreuzer ankerte dort schon, so dass die Einsamkeits- Romantik trotz gut 100 m Abstand schon etwas einge- schränkt war. Für ihn und für uns. Dass später noch ein Jollenkreuzer dazu kam, war dann schon egal. Volker haderte et- was damit, dass das Ankern ihn um seinen ersten Landgang auf Neu- werk brachte und machte dann noch einen „Land- gang“ auf dem Neuwerker Watt, bevor wir nach ei- Vor Neuwerk (Foto: V.Heubel) nem vollen Tag und

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Vor Neuwerk (Foto: V.Heubel) Frühstück. Unter Motor ging es eine kleinere Genua (es gehörten dann am Westanleger vorbei vier Genuas, zwei Focks und eine durch den sehr ordentlich mar- Sturmfock zum Boot) austau- kierten (im Gegensatz zur Ein- schen wollten. Leider sprang da- fahrt von SW, die wir gestern ge- bei das Fall aus der Scheibe im nommen hatten) Prickenweg zur Topp und klemmte so, dass es Elbe. Nachdem Volker den Revier- weder vor noch zurück ging. Also funk abgehört hatte und wir ei- rollten wir die halb-runtergeholte nen Frachter voller Rotorflügel Genua so gut es ging auf und ver- (aus China(?) statt wie früher suchten, nur unter Groß nach Husum...) vorbeigelassen hatten, Büsum zu gelangen. Das war al- ging es dann unter Motor quer lerdings hoffnungslos. Also Mo- durch's Fahrwasser über den Lu- tor an und nach einiger Zeit echtergrund und dann unter Se- konnten wir dann im Büsumer geln durch das Luechterfahrwas- Yachthafen festmachen. Wir hat- ser in die Süderpiep. Inzwischen ten allerdings immer noch die Ge- hatte der Wind so aufgefrischt, nua halb eingerollt auf Halbmast dass wir die große Genua gegen und das Fall klemmte immer 65 noch. Inzwischen war Katja an- Etappe der Überführung war ge- gekommen, um uns abzuholen, schafft. da für den nächsten Tag mehr Am Mittwoch darauf wollten Wind angesagt war und Volker ei- Christian Stender und ich dann gentlich auch schon vormittags die letzte Etappe in Angriff neh- aufbrechen musste, um rechtzei- men, mussten aber erst noch das tig zuhause anzukommen. Nach Fockfall klarieren. Das Segel hat- einigem Hin-und-Her ob wir den ten wir ja herunterbekommen, Mast legen, um das Fall zu kla- aber das Fall steckte noch auf

Auf der Elbe (Foto: P.Gienapp) rieren oder jemanden in Mast halber Höhe fest... Die einzig heißen, um den Kopf der Genua sinnvolle Lösung war, den Mast vom Fall zu lösen, wurde Volker zu legen, denn jemanden ganz in vorgeheißt und konnte das Fall den Masttopp zu heißen hielt kei- lösen. Dann verstauten wir alle ner für eine gute Idee. Zum Glück Vorsegel (Volker hat Segelmacher gibt es einen Jüttbaum zum Boot gelernt und wollte sie bei uns zu- und so war Mast legen, Fall kla- hause in Ruhe begutachten) und rieren und Mast stellen relativ uns in unser Auto und die erste zügig erledigt. Da wir rückwärts 66 in der Box lagen, kam man ganz hätten unternehmen können. In- bequem vom Steg aus an den zwischen traute ich den Scheiben Masttopp ran. Also Segel an- aber gar nicht mehr und so haben

Fast Flaute in der Norderpiep (Foto: P.Gienapp) schlagen, Motor an und los. wir dann ersatzweise das Spi-Fall Bei wenig Wind ging es gemüt- genommen. Schön ist das nicht, lich bis zum Ausgang der Norder- aber es funktionierte ganz gut. piep, wo wir dann bei langsam Vor allem, da ich beim Mastset- zunehmendem Wind das Vorse- zen in Wilhelmshaven das Spi- gel wechseln wollten. Die Genua Fall falsch durch einen Bügel im bekamen wir problemlos herun- Topp geschoren hatte und es so ter, aber beim Setzen der Fock erst recht gut als Ersatz-Fockfall sprang das Fall wieder im Topp funktionierte. aus der Scheibe! Zum Glück be- Inzwischen hatte der Wind im- kamen wir die Fock wieder ganz mer mehr zugenommen und die herunter, so dass wir einen neuen dunklen Wolken, die wir schon Versuch mit dem zweiten Fockfall vor längerer Zeit ganz im Süden 67 am Horizont gesehen hatten, ent- anfing nachzulassen, gingen wir puppten sich als Gewitter. Das Ankerauf und konnten bei noch Zentrum zog zum Glück über mehr abgelaufenen Wasser er- Land nach Norden, so dass wir, kennen, warum wir aufgelaufen nun ohne Fock mit gerefftem waren: Die Pricken standen z.T. Groß und unter Motor, immer vor hoch und trocken auf dem Sand, der Front des Gewitterausläufers während der Priel einige Meter her an S.P.O. und Westerhever weiter längs war. entlanglaufen konnten, ohne Nach Gefühl (und Echolot) mo- richtige Probleme zu bekommen. torten wir dann den Rest durch Als wir bei Westerhever „um die Meyers Loch und wegen fehlen- Ecke“ waren und in Meyers Loch dem Wind auch den ganzen Weg einliefen, hatte uns die Front nach Husum. Inzwischen hatte dann überholt, das Gewitter und das Wetter aufgeklart, so dass der Wind waren vorbei, aber es wir bei schöner Abendstimmung fing richtig an zu schütten. Als in Husum ankamen. Da sich wir dann noch kurz aufgelaufen Tanja netterweise Weise um Sekt waren, hatten wir erst einmal gekümmert hatte, konnten wir keine Lust mehr. Also Anker raus auch noch auf das neue Boot an- und gemütlich Kaffee und „Ku- stoßen. chen“ unter Deck, während der Die richtige Taufe mussten wir Regen auf's Kajütdach trom- wegen Corona leider in ganz klei- melte. Als der Regen langsam ner Runde begehen.

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Wenn das nur keine Ente ist…. Im Hafen Vitte auf Hiddensee

Von Karin- Helga Papke

Stand–Up–Paddling erfreut sich auch in dieser Saison großer Beliebtheit!

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Hat Amrum tatsächlich mehr zu bieten als die „Maus“? Hafentag auf Amrum Text und Fotos von Hargen JohannsenAuf unserer viel zu kurzen Som- mertour waren wir gleich als erstes auf Amrum gelandet.

Pandemie dann doch noch ge- Nach wunderschöner Über- schafft. Abends konnten wir eben- fahrt außenrum durch die Alte falls unter Corona-Einschränkun- Hever und Schmaltief kam der er- gen im Klabautermann bestens sehnte Blick auf den größer wer- essen und freuten uns, dass es die denden Leuchtturm und die Insel. Gastronomen nach dem Lock- Der Kniepsand hatte nach mehre- down wieder geschafft hatten, ren sturmarmen Wintern im Sü- schmackhaftes Essen auf die Ti- den durch Dünenbildung an Höhe sche zu bringen ohne, dass ein gewonnen und zeigte deutlich den Gast Bedenken hinsichtlich mögli- grünen Bewuchs von Pionier- cher Infektionen zu haben pflanzen wie Strandhafer und brauchte. weiteren Gräsern. Der zweite Tag bescherte uns Vertrauter dann der Anblick von wunderschönes Wetter bei fri- Wittdün und vorbei ging es am schen Winden aus West. Gestärkt spazierten wir nach dem Früh- stück über Steenodde und Steenodder Kliff an der Wattseite gen Norden. In Nebel interessierte uns dasprivate Heimatmuseum „Öömrang-Hüs“ und der Friedhof der St. Clemens-Kirche mit den sprechenden oder erzählenden Grabsteinen.Ins Museum konnte Wegweiser in Wittdün immer nur eine Besuchergruppe aus einer Familie Einlass bekom- Fähranleger zum Tonnenhafen, in men und somit erhielten wir eine dem wir am Schwimmponton kleine Privatführung durch das längsseits festmachten. Soweit fast originalgetreu überlieferte haben wir es nach den Einschrän- Gebäude aus dem 18. Jahrhun- kungen durch die Corona- dert. In der „Dörnsk“ deutet ein 71

Öömrang-Hüs in Nebel Fliesentableau mit Darstellung Widerwertigkeit, vontürkischen eines „Schmackschiffes“ auf den Seeräubern gefangen und an den früheren Besitzer hin. Die Friesen Bay von Algier verkauft zu wer- der nordfriesischen Inseln waren den. Nach drei Jahren konnte er gute Seefahrer und so brachten freigekauft werden und wurde viele Kapitäne Wohlstand auf die später von Kopenhagen aus Kapi- sonst ärmlichen Inseln. Zur Kapi- tän eines Schiffes im Dreieckshan- tänsstube gehörten auch ein Bi- del auf der Route Guinea über legger-Ofen von 1681 und die Westindien nach Kopenhagen. Bei zwei Alkoven-Betten. Ebenso ori- diesem fragwürdigen Handel mit ginal eingerichtet war die Küche Sklaven konnte es Hark Nickelsen des HausesIm ehemaligen Stall zu beträchtlichem Reichtum als wurde durch die Ausstellung „Un- reichster Mann Amrums bringen. ter Sklaven und Piraten“ die aben- 1770 verstarb er im Alter von 63 teuerliche Geschichte des Amru- JahrenAuf dem Friedhof von St. mer Kapitäns Hark Nickelsen Clemens war unter der Vielzahl nachgezeichnet. 1706 geboren der sprechenden Grabsteine auch suchte er im 12. Jahr seines Alters seiner zu finden, wo die Ge- sein Glück bei der Schifffahrt. schichte des Hark Nickelsen in 1724 erlitt er die Kurzfassung zu entziffern ist 72

Nach Besuch von Mu- seum, Kirche und Fried- hof führte uns der Weg weiter nach Norddorf ins Cafe Bäckerei Schult,bekannt für beste Torten und Kuchen. Ge- stärkt traten wir dann den Rückweg durch Wald und Dünen an und landeten zum erfri- schenden Bad auf dem Kniepsand auf Höhe des „Lange Anna“ auf der Wattseite Leuchtturmes und nach gut 20 km wieder an Bord

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Gute Beteiligung: Dreizehn Boote am Start Absegeln 2020

Von Anke Breum. Fotos: Jörgen Bruhn.

Wie so viele Veranstaltungen getrunken war, ging es auf die in diesem Jahr wurde auch der Boote. Bei reger Beteiligung machten wir uns auf Richtung Tetenbüll. Die Jugendgruppe belebte das bunte Bild auf der Hever mit ei- nigen Jollen. Als die ersten Rauchschwaden vom Grill über den Hafen zo- gen, wurde es Gleich geht’s los. Zeit, zum Verein Ablauf des diesjährigen Abse- zurück zu kehren. gelns begleitet von coronabe- Hier hatten fleißige Hände in dingten Einschränkungen. der Zwischenzeit Tische und Zum Glück meinte das Wetter Bänke aufgestellt und alles vor- es gut mit uns und so konnte bereitet. Bei reichlich Grillfleisch Heiko zahlreiche Vereinsmitglie- und leckeren Salaten konnten der zur Flaggenparade begrüßen. wir es uns schmecken lassen. Das Fehlen einiger Flaggen tat In geselliger Runde saßen wir der guten Stimmung keinen Ab- bis zum Dunkelwerden zusam- bruch. Nachdem Vereinsstander men. und Nationale heruntergeholt Dank an alle, die mit ihrer tat- waren und das "obligatorische kräftigen Unterstützung dieses Schnäpschen" Absegeln zu so einem netten Mit- einander werden ließ.

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Juha wartet Oke ist gespannt

Wo hat der Takelmeister die Stander?

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Die Husumer Au, belebt wie selten.

„Lea“ und „Freja“ bei Flaute.

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Da hatten wir es gemütlicher.

Beste Stimmung auf der „Mina“

Die „Windwanderer“ 77

„Take 5“, „Tiira“ und ein 420er

Pekka und Finn auf der „Spice“

Juha und „Smiley“ Jan auf dem 420er 78

Anke und Anke versorgen die Jugend mit Kuchen.

„Lea“ in der Abendsonne

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Neulich in der Schleuse… Das hätten wir genau so gemacht!

Text und Foto von Jörgen Bruhn. Dieses Jahr gab es ja kaum ich ganz sutje und fragte, ob ich seglerische Veranstaltungen auf sie mitnehmen sollte. Die Ant- dem Wasser. Umso schöner war wort kam prompt und freundlich: für mich das Absegeln: Damit „Nein danke, das können wir al- Motobootfahren überhaupt einen lein!“ Diese Antwort hatte ich ei- Sinn macht, nutze ich es zum Fo- gentlich erhofft. Denn beim Hin- tografieren. Mit meiner kleinen terhertuckern hatte ich mich an Motorquatze kann ich mir immer meine Kutter- und Jollenzeit erin- einen schönen Blick oder ein gu- nert; wie oft hatten wir durch die tes Licht zum Fotografieren aus- Schleuse verholt, gepullt oder ge- suchen und damit dem Zufall des paddelt. Das war aber egal, gelungenen Bildes etwas auf die Hauptsache wir hatten das ohne Sprünge helfen. fremde Hilfe geschafft. Auf der Rücktour vom Absegeln Es ist doch wunderbar, dass die hielt ich mich hinter der „Spice“- Jugendlichen ganz ähnlich den- Jolle auf, um sie gegebenenfalls ken, oder? schleppen zu können. Als Herr über 90 Pfer- destärken, der noch nicht ver- lernt hat, sich auch mit wei- ßen Tüchern fortzubewe- gen, macht man das so. Als Finn und Pekka in der Schleuse An- stalten zum Paddeln mach- ten, überholte Finn und Pekka in der Schleuse 80

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Der Schrecken der Nordsee „Take 5“ und „Lotte” unterwegs Text von Swantje Boyens und Mareike Oestergaard, Fotos: Familie Boyens und Familie Oestergaard

Trotz Corona war es unseren bei- Doch es hat geklappt und wir den Familien dieses Jahr mög- wählten Helgoland als erste Sta- lich, zusammen Segeln zu gehen. tion unseres gemeinsamen Nord- Man könnte uns als Schrecken see Törns. Auf der „Take 5“ war der Nordsee bezeichnen. So man- bisher nur Skipper und Familien- cher Einhandsegler hat es sicher- vater Jesko zu Deutschlands ein- lich so empfunden. Denn zusam- ziger „Hochseeinsel“ gesegelt. men waren wir zu zehnt. Sechs Entsprechend groß war die Aufre- Kinder, vier Eltern, ein Hund und gung beim Rest der Familie. zwei Schiffe. Nach langem Ban- gen waren wir so froh, dass die Die „Take 5“ startete in Husum Schiffe des Husumer Segelver- am 18. Juli 2020. Die Windver- eins dieses Jahr überhaupt zu hältnisse waren gut (Nordwest 3- Wasser gelassen werden durften. 4 Bft.), so dass Familie Oester- Und dann war es gar nicht so ein- gaard, nach schönen Amwind- fach eine Lücke zu finden, in der und Halbwindkursen, um 18 Uhr unsere Ziel-Häfen geöffnet waren ohne Probleme in den Hafen von und man als Tourist innerhalb Helgoland einlaufen konnte. von Deutschland verreisen durfte. Natürlich stand gleich nach dem Anlegen- die „Take 5“ machte als Neunte (!) im Päck- chen fest – ein Landgang an. Oke und Jonna entdeckten am Stadt- strand ein Robbenbaby und woll- ten es am liebsten zum Kuscheln mitnehmen! Blauer Himmel über Helgoland

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erreichte die Crew der „Lotte“ den Helgoländer Hafen gegen 17 Uhr und machte als Vierte im Päck- chen, eine Reihe neben der „Take 5“, fest. Die Wiedersehens Freude war groß und der gemeinsame Urlaub konnte beginnen. Der dreitägige Aufenthalt auf Helgoland war erfüllt von vielen familienfreundlichen Aktivitä-

Suchbild: Wo ist das Robbenbaby? Am nächsten Tag legten um sie- ben Uhr die ersten Boote aus dem neuner Päckchen ab und dan- kenswerterweise durfte die „Take 5“ sich an Position eins, direkt an Große Wiedersehensfreude bei den Steg legen. Den Kindern sei den kleinen Meerjungfrauen Dank... Vermutlich waren den ten: wir waren öfter am Strand anderen Bootseignern die beim und im Wasser, haben das Rob- Landgang ständig über ihre benbaby beobachtet, im Ober- Boote hopsenden Kinder etwas land gebummelt, waren Shoppen zu laut! bei „Engel“ (leider gab es zu Jans Leidwesen nicht mehr den 3 kg Familie Boyens konnte mit der Eimer Nutella) und haben einen „Lotte“ erst einen Tag später, am langen Spaziergang zu den Bass- 19. Juli 2020, von Hooge aus tölpel-Felsen gemacht. Die Bass- Richtung Helgoland starten. Um tölpel Kolonie war beeindruckend 11.11 Uhr ging es los. Amwind- und deren sehr intensiver Geruch kurs bei WestSüdWest. Um 14.35 veranlasste die Kinder, trotz Er- Uhr tauchte Helgoland Steuer- schöpfung nach dem langen Fuß- bord voraus am Horizont auf. Bei marsch, wieder schneller zu lau- durchschnittlich 5 bis 6 Knoten fen. 83

sich Bordhund Balu, der auch gerne mit ins Wasser sprang. Ein weiterer Höhepunkt war der

Am Lummenfelsen Abends war der Hafen erfüllt von Kinderlachen. Während die Kleinen mit ihren Keschern den Steg unsicher machten, waren die Größeren mit Motorbootac- tion und SUP Boarding im Hel- goländer Hafenbecken unter- wegs. Zu den mittlerweile acht Stand Up Paddling mit Balu Kindern (!), denn wir haben eine Familie von Föhr mit einer Moto- gemeinsame Ausflug zur Hel- ryacht kennen-gelernt, gesellte goländer Düne: Die Kegelrobben und Seehunde sonnten sich dort direkt am Strand und teilweise „verirrten“ sie sich auch in den Badebereich.

Die flotten Jungs

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überall um die „Lotte“ herum Container Schiffe aufgetaucht.

„Take 5“ startete erst um 7.30 Uhr, da noch Wasser gebunkert werden mussten. Nach dem Se- gelsetzen, kurz hinter dem Hel- goländer Hafen, machte sich dann die vielbeschriebene Dü- nung von Helgoland bemerkbar. Leider bekam sie der Hälfte der Besatzung nicht so gut. Da half nur, lauthals Seemannslieder zu singen.

Thore im Börteboot gs Familie Boyens startete mit der „Lotte“ am 22. Juli um 7 Uhr morgens von Helgoland Richtung Ostfriesland. Bei gutem Wetter mit herrlichem Sonnenschein und unter Vollzeug, konnte nach kurzer Zeit der Motor ausge- schaltet werden. Kurs lag an, bei Raumwind Kurs und 2-3 Windstärken.

Um halb neun passierte die „Lotte“ eine Heultonne und Bord- hund Balu wurde ganz nervös und antwortet ihr mit Hundege- heul. Gegen 10.30 Uhr flaute der Lotte: Ansteuerung Spiekeroog Wind weiter ab, so dass die Ma- schine wieder mitschieben musste. Mittlerweile waren

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Hafenidylle Spiekeroog sprangen an dem kleinen Strand am Hafen ins Wasser. Wir genossen zwei Tage auf der wunderschönen, sehr naturbe- lassenen ostfriesischen Insel mit Take 5: Ansteuerung Spiekeroog Strandgängen und Sandburgen Um 12.00 Uhr hatte die „Lotte“ bauen, Spazieren gehen und dem kurz Grundberührung im Pri- ein oder anderen Bummel ent- ckenweg in den Watten südöst- lang der Geschäfte im nahegele- lich von Spiekeroog („Hohe genen Dorf. Besonders das Bank“), kam dann aber gut wei- selbstgemachte Eis des hiesigen ter vorwärts. Gegen 13 Uhr Eisladens musste mehrfach ge- konnte Familie Boyens im Hafen kostet werden. Vor dem Yachtha- von Spiekeroog festmachen und fen entdeckten wir auch die einen zweiten Liegeplatz für Fa- „Hans“, das Schwesterschiff des milie Oestergaard sichern. Die Hooger Frachtschiffs „Annema- Crew der „Take 5“ steuerte Spie- rie“. keroog von Westen aus an und erreichte den Hafen etwa eine halbe Stunde später. Wir verholten anschließend noch einmal beide Schiffe auf ei- nen besseren Liegeplatz und machten nebeneinander fest. Die Kinder und Balu mussten erst einmal ausgelüftet werden und In der Strandbar „Old Laramie“ 86

Entspannung auf Spiekeroog Am 24. Juli ging es weiter und wir starteten gemeinsam um 11.42 Uhr, wieder bei wunderba- rem Sonnenschein, Richtung Bre- merhaven. Bei 3-4 Windstärken aus südwestlicher Richtung ent- standen unter vollen Segeln bei Amwind-/Halbwindkurs großar- Lotte und Take 5 tige Segelfotos, während wir so nebeneinander hersegelten. Bis Dann mussten wir allerdings die 14.30 Uhr genossen wir das herr- Motoren anwerfen, da der Gegen- liche gemeinsame Segeln bei sie- strom zu stark wurde und wir ben Knoten und sandten uns rechtzeitig in Bremerhaven an- ständig Bild- und Video-Nach- kommen wollten. Außerdem richten von Schiff zu Schiff. wurde bei den zunehmend rollen- den Wellen das Schmetterlings- segeln bei achterlichem Wind 87

immer ungemütlicher. Beeindru- erst einmal durchatmen, nach ckend war die Begegnung mit diesem langen Törn. dem Kreuzfahrtschiff „Mein Was man hier alles unterneh- Schiff“, dass nachmittags ganz men konnte?! Das Angebot direkt vor dem Steg war überwältigend: Überall Ausstellungen, Museen, ein Zoo direkt am Hafen und und und.

Am 25. Juli 2020 wurden die Boote ein bisschen klariert und dank des Brötchenservices des Hafenmeisters ohne großen Auf- Lotte vor „Mein Schiff“ wand gut gefrühstückt. Danach teilten wir uns auf: nah an uns vorbeifuhr. Die Boyens Bande besuchte erst Um 19 Uhr liefen wir gemein- einmal den Zoo, die Oester- sam in Bremerhaven ein. Wir wa- gaards besorgten in einem gut- ren völlig „geflasht“ vom Stadt- ausgestatteten Seglergeschäft hafen, all den Schiffen und Ge- bäuden, denn wir machten mit- ten in der Stadt fest. Da lud ein kleiner Erkundungs- spaziergang geradezu ein, schließlich mussten Hund, Kin- der und auch wir Erwachsenen

Aquarium im Klimahaus Auf der Weser vor Bremerhaven 88

ein paar Ersatzteile und bestaun- Nasenbedeckung, nach einiger ten die Playmobil-Ausstellung Zeit sehr anstrengend und alle des Schifffahrtsmuseums. waren froh, draußen wieder frei durchatmen zu können. Zum Mittagessen bekam Swantje Besuch, denn ihr Cousin und seine Frau wohnen ganz in der Nähe. Wir trafen uns in einer Gaststätte am Hafen an zwei gro- ßen Tischen im Biergarten. Anschließend gab es noch einen gemeinsamen Absacker für die Erwachsenen an Bord und nach- dem der Besuch sich verabschie- det hatte planten wir den weite- ren Törn, denn der Wind sollte in den kommenden Tagen stark zu- Ausstellung Hansekogge trifft nehmen. Playmobil Am nächsten Tag hatten wir uns glücklicherweise Karten für das Klimahaus vorbestellt und konn- ten so an der meterlangen Schlange von Wartenden vorbei, direkt in die Ausstellung gehen. Neben diversen Klimazonen war dort sogar eine Ausstellung und eine Filmreportage über Langen- ess mit vielen bekannten Gesich- zu sehen („Nordsee, Südsee – zwei Welten im Wandel“). Da fühlte man sich fast wie zu Hause. Allerdings war es gerade für die Kinder in der Ausstellung, „Der Schrecken der Nordsee“ vor aufgrund der doch hohen Besu- dem Simon-Loschen-Leuchtturm cherzahlen und mit Mund- in Bremerhaven 89

Am 27.07.2020 haben wir uns 11.40 Uhr auch den Kurs Rich- entschieden, Bremerhaven zu tung Büsum. verlassen, bevor wir eingeweht Mit 9 Knoten flogen wir bis zur werden. Unsere Wahl fiel auf Einfahrt von Büsum, wo beide Büsum, da auch unsere Urlaubs- Schiffe gegen 15 Uhr anlegten. zeit langsam dem Ende entgegen Mittlerweile hatte der Wind or- ging. Gemeinsam starteten wir dentlich zugenommen und wir um 8 Uhr morgens, setzten direkt mussten noch einmal verholen, nach der Schleuse in der Weser da die ersten Boxen direkt in der die Segel, ließen aber den Motor Windschneise lagen und Sturm trotz ablaufendem Wasser mit- angesagt war. Als der Sturm schieben, um es schneller nach kam, klatschten die Wellen or- Büsum zu schaffen. Vor uns la- dentlich gegen die Schiffe. gen circa 52 Seemeilen. An den Außendocks konnten wir aus nächster Nähe das 344 Meter lange britische Kreuzfahrt- schiff „Iona“ bestaunen.

Fahrradtour in Büsum Am nächsten Tag suchten wir Erwachsenen uns ein Fahrrad Kreuzfahrtschiff „Iona“ aus dem kostenlosen Angebot des Hafens aus und unternah- Gegen 11 Uhr passierten wir den men mit der Kindermeute und Windpark und machten mit Un- Hund Balu eine Tour in die City. terstützung des Motors etwa 9 Dabei müssen wir Eltern ein gro- Knoten mit dem Strom. Der Wind ßes Lob an die vier Kleinsten un- frischte auf, dadurch konnten wir serer Gruppe aussprechen, die bis 11.40 Uhr Schmetterling se- den ganzen Weg mit ihren Rol- geln. Die „Take 5“ bog in Höhe lern hinter sich brachten! Das von schon Richtung wurde natürlich mit einem Eis Büsum ab. Die „Lotte“ fuhr noch belohnt. weiter raus und wechselte gegen

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Zusammengedrängt, unter der Markise des Eisgeschäftes vor dem Regen geschützt, schauten wir auf die überfüllte Innenstadt Büsums. Da wünschte man sich die Einsamkeit des Meeres fast wieder herbei. Nebenher mussten noch heim- lich ein paar Geburtstagssachen eingekauft werden, da Thore am nächsten Tag 6 Jahre alt wurde. Da weiterhin Sturm gemeldet war und bei den Kleinen, so dicht an Husum, langsam Heimweh aufkam, entschloss Familie Oestergaard, die „Take 5“ in Büsum liegen zu lassen, um sie später bei weniger Wind nach Husum zu überführen. Fred war so lieb und holte die sechs in Büsum mit dem Auto ab, so dass sie nicht mit vier Kindern, Ge- päck und Mundschutz Zug fah- ren mussten. Familie Boyens blieb in Büsum an Bord, hielt Sturmwache und dekorierte das schaukelnde Ge- burtstagsschiff. Am 29. Juli 2020 war der langersehnte Tag: Thore hatte Geburtstag und wir hatten uns gemeinsam eine tolle Über- Happy Birthday Thore! raschung für ihn ausgedacht: ein Fischersiedlung in Husum, bra- Besuch in der Tolkschau. chen wir alle gemeinsam auf in Familie Boyens besorgte sich ei- Richtung Tolkschau und hatten nen Mietwagen und nach einem viel Spaß in den vielen Sehens- kurzen Zwischenstopp in der würdigkeiten und Fahrgeschäf- ten. 91

Abends ließen wir mit einem ge- Reff im Groß und Fock segeln und meinsamen Grillen im Oester- machte 5 bis 6 Knoten bei Halb- gaard‘schen Garten den wunder- windkurs. Zu viel Kuchen und schönen Tag ausklingen, bevor schaukelnde See bekamen Thore sich Familie Boyens wieder zur und Neele eine Weile nicht so „Lotte“ nach Büsum aufmachte. gut... Doch gegen 15 Uhr wurde es bes- ser, die „Lotte“ passierte den Westerhever Leuchtturm und Fa- milie Boyens konnte den letzten Segeltag in vollen Zügen genie- ßen, bis sie um 20 Uhr den Hoo- ger Hafen erreichte.

Die „Take 5“ rauschte so schnell durch die Hever, dass die Crew vor dem Husumer Sperrwerk warten musste. Um 17 Uhr machte die „Take 5“ dann im Heimathafen fest. Es war ein toller Urlaub und ein Dinospaß in der Tolkschau 30. Juli 2020: Der letzte Tag un- serer Segeltour brach an. Die neue Crew der „Take 5“ beste- hend aus Jesko, Jan, Finn, Phillip, Juha und Pekka, reiste morgens in Büsum an. „Lotte“ und die „Take 5“ waren bereit zum Auf- bruch und um 11.38 Uhr ging es los Richtung Norden. Unsere Schiffe trennten sich schon bald: Kinderkoje die „Take 5“ kreuzte unter Reff wunderschöner Segeltörn! vor Büsum, die „Lotte“ machte In den Häfen konnte nach der unter Motor und Segel Strecke, Heimkehr des „Schreckens der mit Ziel Heimathafen Hooge. Ab Nordsee“ wieder Ruhe einkehren 13.30 Uhr konnte die „Lotte“ mit . 92

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Wichtig wie nie: Segelsport in frischem Wind Jugendarbeit 2020

Text und Fotos von Phillip Gienapp.

Alles ist bereit Gerade bevor es wieder richtig gut einhalten lassen. Da wir mit der Jugendarbeit losgehen beim Dienstags-Training mehrere sollte kam im März der Lock- Trainer (Jesko, Christian, ich und down. Erst Anfang Juni konnte es zeitweise auch Paul) waren, war wieder langsam in kleinen Grup- eine Gruppen-Aufteilung kein pen losgehen. Problem. Sie bot sich auch wegen Segeln findet ja draußen statt der Unterschiede in Erfahrung und im Opti sogar alleine, so und Alter an. So haben wir die 25 dass sich Abstandsregeln usw.

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Raus vor den Dockkoog!

Draußen vorm Dockkoog Kinder bis zum Herbst in Opti- als Ausweich-Termin dazu ge- Anfänger, Opti-Fortgeschrittene nommen, um die Gruppengröße und neuerdings auch Jollenseg- im Training klein zu halten. Uns ler, da einige für den Opti einfach Trainern hat es viel Spaß ge- zu groß geworden sind, einge- macht mit den kleineren Gruppen teilt. Den Donnerstag haben wir zu arbeiten, da

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Ideale Bedingungen in der Au.

Läuft super! Uups! wir dadurch mehr Zeit für den/die meistens alle Optis und zeitweise Einzelne/n hatten und die Kinder zwei 420er und die Speedbreeder dadurch auch größere Fort- auf dem Wasser. Ich denke, die schritte gemacht haben (denken Kinder haben die Kontakte mit wir wenigstens). Kurz vor den anderen Kindern sehr genossen. Sommerferien konnten wir dann Schule war ja für viele bis zu den auch wieder in größeren Gruppen Sommerferien mehr „virtuell“. In trainieren, so dass immer alle da- den Sommerferien war für viele bei sein konnten. So waren Kinder dann leider wieder 96

ordentlich Wind drau- ßen vor dem Dockkoog gewesen. Wie so man- ches Mal hätte uns fast das Sperrwerk ei- nen Strich durch die Rechnung gemacht, aber dank mehrmali- gem Nachfragen hat er uns noch im letzten Moment durchgelas- Mehr geht nicht. sen. Das Segeln bei mehr Wind - und vor allem Welle - als sonst hat allen richtig viel Spaß gemacht, ob- wohl natürlich min- destens einer umge- kippt ist. Da aber auch bei viel Spaß Pausen sein müssen, hatten Jesko und ich auch die Gelegenheit, Opti zu segeln, was aber -ehr- lich gesagt- auch bei Homeward bound. etwas mehr Wind nicht weniger Segeln möglich, da „Se- soo sehr spektulär ist. Direkt gelcamps“ wegen Corona-Aufla- nach den Sommerferien ging es gen nicht möglich waren. So ha- weiter wie vorher, außer dass wir ben auch wir unser Frühlings- versucht haben, wenn irgend- Trainingslager in Friedrichstadt, möglich, nach draußen vor den das nach kürzester Zeit schon Dockkoog zu kommen, da das al- voll belegt war, absagen müssen, len soviel Spaß gemacht hat. Lei- was sehr schade war. Kurzfristig der hat das nur ein-, zweimal ge- sind wir dann in den Sommerfe- klappt, da dann die rien noch mit den Fortgeschritte- nen Opti-Seglern einmal bei

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Jollentraining bzw. sie nicht zum Vereins- Absegeln ein- zuladen. Auch wenn diese Entscheidung uns in der Seele wehge- tan hat, da sol- che Veranstal- tungen für die Kinder immer besonders schön sind. Im- merhin waren Einer der Teenys. Jeskos und Tide wirklich gut mitspielen meine Jungs beim Absegeln mit muss. Eigentlich viel zu schnell Jollen dabei. So haben wir dieses war dann die Segelsaison auch Jahr auch den Kutter -wegen zu wieder vorbei. Wegen der Corona- großer Gruppen- nicht für die Ju- Einschränkungen hatten wir uns gendarbeit nutzen können, was auch entschieden, das Absegeln fürchterlich schade war. Wir für die Kinder ausfallen zu lassen 98

Speedbreeder.

Das muss alles trainiert werden. (Anke, Jesko, ich und unsere Nun liegen die Boote hoch und Jungs) haben ihn dann noch in trocken in der Halle und wir einer abenteuerlichen Tour bei or- schauen auf eine -trotz Corona- dentlich Wind und Welle zurück gar nicht so schlechte Saison der nach Amrum gebracht. Vielleicht Jugendabteilung zurück und hof- können wir ihn ja nochmal aus- fen auf ein viel besseres nächstes leihen... Jahr!

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Entscheidungshilfe für die Zukunft: Vereinsstatistik Von Jörgen Bruhn In den vergangenen Jahren hat Zunächst betrachten wir die Si- eine große Fluktuation im Boots- tuation in den Hallen. Die erste bestand unseres Vereins stattge- Abbildung zeigt die Hallenbele- funden. Diese kleine Statistik soll gung der letzten sechs Winter. eine Hilfe für zukünftige Ent- Die Hallen sind momentan also scheidungen sein. gut belegt. Auch in den letzten Seit mehreren Jahren dokumen- Jahren gab es eigentlich keine tiere ich die Liegeplatz- und großen Abweichungen. Im Wand- Bootsentwicklung im HSrV. Das bereich der Hallen haben wir ist erforderlich, um Hallen- und Fluchtwege durchsetzen können, Wasserliegeplätze möglichst op- etwas Kopfzerbrechen machen timal zu belegen. Andererseits uns einige übergroße Trailer. können wir auch nur so kompe- Aber, Probleme sind da um gelöst tent auf Anfragen nach Liege- zu werden. plätzen eingehen.

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kommen noch fünf Außenlieger Die nächste Abbildung zeigt das sowie zwei Boote, die den Winter Verhältnis von Hallen- zu Brü- woanders verbringen. ckenliegeplätzen. Zurzeit gibt es Was die Grafiken nicht aussa- bei uns 49 Boote, die regelmäßig gen können, ist die Qualität der in Husum liegen. Für diese Boote Liegeplätze. Hier sind wir näm- stehen 42 Brückenliegeplätze zur lich deutlich an der Grenze. Es Verfügung. Das funktioniert nur, fehlen vor allem ausreichend da vier Boote ständig in der Halle breite Liegeplätze. Das ist das Er- liegen und drei Boote ihren Som- gebnis der Entwicklung von merliegeplatz auf den Inseln ha- Bootsgrößen in den letzten Jah- ben. Wir können also nicht für ren. alle Boote, die zum Verein gehö- Alles in allem passen die Hal- ren, einen Wasserliegeplatz an- lenplätze zu den Wasserliege- bieten. plätzen, wobei der Engpass ein- Andererseits liegen in den deutig bei den Brückenplätzen Hallen 42 Boote im Winter; hinzu liegt.

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In einer dritten Grafik ist das Zahlen sollten wir bei zukünfti- Alter der Bootseigner aufgeführt. gen Entscheidungen immer vor Unser Durchschnittsalter liegt Augen haben. bei über 61 Jahren. Auch diese

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Ein Zeitungsartikel aus der Klassenzeitung der 8 a der TSS aus Juni 2020 Segeln in Corona Zeiten Text von Finn Oestergaard Ab 11.05.2020 ist Segeln wie- Bootseigner durften nur in frem- der erlaubt! den Häfen anlegen, wenn ihr Während der Corona-Zeit wa- Boot eine Toilette besaß. ren die Sportboothäfen gesperrt Ab dem 15.06.2020 wurden und selbst Bootsarbeiten in den die Maßnahmen gelockert und Vereinen war untersagt. Nun die sanitären Anlagen wieder ge- wurden zum 11.05.2020 die öffnet. Auch unser Nachbarland Sportboothäfen unter strengen durfte man als schleswig-holstei- Auflagen wieder geöffnet. Z.B. nischer Segler wieder bereisen. waren die sanitären Anlagen im- Darüber freuten sich beson- mer noch geschlossen und ders die Segler der Flensburger

Pekka Gienapp und Finn Oestergaard auf der „Spice“ (Foto: J.Bruhn) 103

Förde, da sich dort die Grenze zu Der Deutsche Segler Verband Dänemark mitten in der Förde be- (DSV) hatte wegen der Corona findet und sie deshalb vorher auf Pandemie alle Regatten bis zum der deutschen Küstenseite blei- 30.06.2020 abgesagt. Ranglis- ben mussten. tenregatten, die wegen offiziel- Um das dänische Segelrevier ler Anordnung zur Eindämmung bereisen zu dürfen, musste man der COVID-19 Pandemie nicht zu mindestens 6 Tage nachweisbar ihrem geplanten Termin stattfin- in dänischen Gewässern verbrin- den konnten, durften nach Ab- gen. Dafür musste man zumin- sprache zwischen der Klassen- dest den ersten und letzten Tag vereinigung und dem ausrichten- einen Hafenplatz in einem Hafen den Verein auf einen späteren gebucht haben. Da in diesem Jahr Termin verschoben werden. Die viele Deutsche hauptsächlich in Jugend- und Jüngstenmeister- Deutschland ihren Urlaub ver- schaften waren bis Herbst ausge- bringen wollten, waren viele setzt. Ob damit die Landesjüngs- Yachten gechartert worden. Nach tenmeisterschaft (LJM), die in Aussage von Yachtcharter Fir- diesem Jahr vom Flensburger Se- men waren sie in diesem Sommer gelclub (FSC) ausgerichtet Ende komplett ausgebucht. Dies hätte August ausgerichtet werden zur Folge, dass es auf Nord- und sollte, stattfindet, war noch un- Ostsee in den Häfen sehr voll klar. werden könnte.

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Ohne Eigenleistung geht es nicht: Praktische Vereinsarbeit Text und Fotos von Jörgen Bruhn

Am Anfang stand die Reparatur der Brü- cken. Unter Berück- sichtigung der Aufla- gen klappte das ganz hervorragend. Auch der nächste Termin im März wurde von vielen Helfern wahrgenommen. Wir

Ingo und Anke malen die Brücken Auch unsere ge- meinsamen Arbeits- stunden ließen sich in diesem Jahr nur mit Schwierigkeiten durchführen. Wir sind gewohnt, auf das Wetter und auch auf die Teilnehmerzahl flexibel zu reagieren. Das gehört zur Rou- tine. In diesem Jahr kam aber noch jede Menge Schriftverkehr Frank Petersen vor seiner „Beute“ und Aktenstudium hinzu. 105

Brücken ins Wasser zu bringen. An- dere Sport- bootvereine im Kreisge- biet waren da schon weiter, die hatten einfach los- gelegt. Trotz- dem halte ich unseren et- was mühsa- meren Weg Die Sachensucher Fred, Jürgen und Ingo für besser. haben, unter Federführung von Frank Pe- tersen und Hel- mut Adam, un- ser Gelände und besonders den Priel von Unrat befreit. Das Zuwas- serlassen der Brücken muss- ten wir ver- schieben. Nach mehreren Schreiben mit Peter und Walter bergen Unrat der etwas über- Wir haben es immer so gehalten, forderten Rechtsabteilung des dass wir rechtssicher handeln. Kreises bekamen wir für den 9. Enttäuschend war für mich, dass Mai die Genehmigung, die uns weder DSV noch der 106

„All Hands“ beim Brückenslippen

Jeder Handgriff sitzt Landesseglerverband oder gar Ölwechsel an unseren Fahrzeu- der Kreisseglerverband eine Hilfe gen, Reparatur des Rasentrak- waren. tors, Herstellen des Windenfun- Erwähnen möchte ich auch die daments für die Jugendgruppe, vielen kleinen Arbeiten, die mehr ständige Reparaturen der Ju- oder weniger im Hintergrund ab- gendboote, Einbau einer neuen, laufen. Das Rasenmähen, das internetbasierten Heizungssteue- Malen der neuen Brückenholme, rung, Verkabelung und Montage 107

Danke, Brigitte und Heike! eines zweiten WLAN-Ac- ces- spoints, ständige Wartung der Elekt- roanlage, Fenster- putzen im Clubhaus, Begießen der Blu- menkübel. Dies alles Eingespielt: Anke, Fred und Jens Arnold ist für uns selbstverständlich Segelaktivitäten haben wir die und das macht wohl gerade un- Boote wieder ausgekrant und die seren Segler-Verein aus. Brücken an Land gebracht. Nach einer Saison mit viel zu wenig Geselligkeit und 108

Dat harr noch leeger warrn kunnt! Auf nach Pellworm 1953 Von Jörgen Bruhn, Fotos: Hella Bruhn

Ein Archiv ist ja ganz nett, aber nur wenn man es auch nutzt. Beim Blättern in einem Logbuch meines Vaters kam mir die Aufzeichnung eines Wochenendes in die Hand. Ein Segelwochenende, das schon zwei Generationen her ist und einen ungeschminkten Einblick in das Segeln und den Verein vor 67 Jahren gibt.

Es ist Spätsommer 1953. Der mit 53 Gästen in Obsens Hotel Husumer Segler-Verein wird im begehen. Die Wyker und Fried- Herbst sein 25-jähriges Bestehen richstädter Segler gehören noch zum HSrV. Zur Orientierung wer- fen wir zunächst einen Blick in das Protokoll der Mo- natsversammlung vom 7.August 1953. 19 Mitglie- der nehmen teil. Der Schriftführer Hans-Werner Carstens hält un- ter Punkt 2 des Protokolls fest:

„Cimber II“ am Thordsen-Silo 109

„Schmierfinken“ ist die Be- nächsten Versammlung): der zeichnung für Leutchen,die so 1.Vorsitzende drückt sein Miß- unverschämt waren, unseren fallen darüber aus, dass der be- Bootsschuppen mit roter Farbe treffende Arbeitsdienst weder zu bemalen. Falls der Name be- ordnungsgemäß angekündigt

„Cimber II“ bei Flaute. Von links: Erich Blatt, Willy Winkler, Hans Bruhn, NN. kannt wird, soll sofortiger Aus- noch ausgeführt worden ist schluß aus dem Verein erfol- und gemäß Beschluß der Ver- gen. sammlung schriftlich einzube- Punkt 3: Arbeitsdienst, nähere rufen ist. Bekanntmachung erfolgt an Fraglich bleibt, wer für den Ar- der Wohnungstür bei Kamerad beitsdienst verantwortlich war, Winkler. Willi Winkler, Grün- ob Takelmeister Hans Bruhn oder dungsmitglied des HSrV, war ers- Platzwart Erich Blatt. ter Vorsitzender. Das Protokoll erhält dazu einen Nachtrag (wohl beim Verlesen während der 110

Unter Punkt 4 schreibt Cars- einem unzuverlässigen tens: Pellwormer Fischerre- Hanomag-Einbaumotor. gatta. Wir sind herzlich einge- Da der Sonnabend zumindest laden. Sonnabendnachmittag ein halber Arbeitstag war, ging den 14. 8 14.30 Uhr Geschwa- die Wochenendtour erst nachmit- derfahrt nach Pellworm. Sonn- tags los. Lassen wir das Logbuch tagnacht schleppt der „Heim- erzählen; ich gebe es wortwört- bringer“ uns zurück. [Der lich wieder, auch wenn es etwas „Heimbringer“ war ein Marine-V- albern erscheint: Boot, dass der Firma Nachtigall 15.8.1953 gehörte]. Soweit also die Planung Zur Fischerregatta von Pell- durch die Monatsversammlung. worm! Das Boot meines Vaters, die Auslaufen: 15.15 Uhr. „Cimber II“ lag an den Vereins- Wind: OSO 2 – 3 stegen nahe dem Thordsen-Silo. Sicht: leicht diesig. Es war in etwa ein 30er Jollen- An Bord; Kaptein [Hans] kreuzer mit Gaffeltakelung und Bruhn Klüverbaum, ausgerüstet mit Vorschot: [Erich] Blatt Decksmann: [Harald] Kemlein Decksmann: [Willy] Winkler 2 halbe Kielschweine: Frl. [Hella] Bock, Frl. [Hilde] Jo- hannsen. Bier und Rumlieferant: Ha- rald Jürgensen [eigentlich: Jürgens]. Zwiebacklieferant: Ferdinand Petersen. [Frl.Bock schreibt:] Auf der Back ist alles wohl, obgleich die Laternen noch nicht bren- Blick in die Kajüte der „Cimber nen. Es gibt Gewitter, aber kei- II“. Unter der Holzkiste wohnt ner glaubt an meine Geschichte der Hanomag. Rechts: Willy vom Blitz, der durch den Winkler.

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Regenschirm der Krankenschwester von Diana von Re- ventlow in die Hose des Kutschers ging. Ihr habt selbst Schuld. Ich schreib nichts mehr (Gott sei Dank). 18.45 Dwarsloch „A“ Fiede Jürgensen lief So ähnlich könnte es auch auf Pell- uns bei raumem Wind worm ausgesehen haben: Hans Bruhn, da- mit Motorkraft vorbei. neben „Frl. Bock“. Hier wohl bei W.Wegner (Junge! Junge!) auf Nordstrand. 19.00 Wind NO 2-3, Soweit zur offenbar sehr lusti- bedeckt, regen, Bar. 994, Strom gen Hinfahrt. „Edlefsen“ war der SW 3 sm. Name der Gastwirtschaft am Pell- 19.10 Auf der Back ist alles wormer Hafen. wohl, bloß ein bißchen naß; nur An die Fischerregatta am Hilde sitzt trocken, mehr aber nächsten Tag erinnert sich übri- nicht, weil Erich nicht dicker gens unser lieber Pellwormer Se- ist. Außerdem: Pellworm Feuer gelkamerad Kurt Kossatz, da- dwars. mals im zarten Alter von 8 Jah- 19.40 Hoffentlich zählt die ren, lebhaft. Wasserschutzpolizei die Pri- Am Sonntagabend geht es also cken nicht nach. Herr Kemlein auf den Heimweg nach Husum. hat sie mit Hilfe von Herrn Die „Heimbringer“ ist scheinbar Winkler gegen den Protest der nicht zum Schleppen erschienen. übrigen „Mitsegler“ son bü- Lassen wir das Logbuch wieder schen abgefiert. sprechen: Glückliche Landung 7.40 [ge- 16.8.53: meint ist: 19.40] Hafen Pell- 18.40 Pellworm Hafen abge- worm. legt. Abendbrot gut bekommen. Wind: Südwest 5 – 6, in den Auf geht’s zu Edlefsen. Böen 7. Bedeckt. 112

Barometerstand 998mb. Hol- Schaden ist jedoch durch Re- gerson in Schlepp. Sturmfock servepinne in 20 sec. behoben. und Groß 8 Ringe gerefft. 20.25 Halsen. Gehen über das In der Norderhever verhältnis- Fahrwasser in ruhigeres auf mäßig ruhige See. der Ostseite. Können trotz des 19.45 Dwarsloch Ansteue- Sturmes Strom kaum ausse- rung Südfall in Böen bis 8. In geln. Holgerson wird durch der Hever grobe See, so dass Leine bei uns angeseilt. befürchtet wird, dass „Teddy“ 20.40 Werden durch Strö- unterschneidet [„Teddy“ ist die mung kurz vor „10“ nach SW in Schlepp befindliche Jolle von versetzt und kommen in grobe Holgerson]. See. Sehr harter Ebbstrom. 21.02 Durch gewaltige See 20.20 Rote „H“ backbord schneidet „Teddy“ unter. Hol- querab. Ruderpinne bricht. gerson wird an Bord geholt.

„Cimber II“, 5 Ringe Reff im Groß. 113

21.07 Wir müssen Schlepp- Schreiben von Harald Kemlein, leine kappen. Anker befindet der Rechtsanwalt war und sich sich nicht mehr bei „Teddy“ an um die Regulierung der Schäden Bord. durch eine Kaskoversicherung 21.10 Rote „K“ steuerbord bemühte. Er beschreibt, dass querab. Halsen. Gaffel bricht. nach dem Gaffelbruch das Groß- Segel bleibt jedoch stehen. Ge- segel weggenommen wurde und hen nach NO, um in ruhigeres eine ältere Fock als Stagsegel Waaer zu kommen. notdürftig gesetzt wurde. Diese 21.15 Motor angeworfen. flog aber bald aus den Lieken 21.30 Bei Tonne „11“ gean- und der Jollenkreuzer trieb auf kert. das Nordstrander Watt, wo er mehrfach durchsetzte. Der Anker Hier endet das Logbuch. Alle wurde geworfen und die Ma- sind wohlbehalten nach Hause schine gestartet. Dann motorte gekommen. Erhalten ist zu die- man ins Fahrwasser, und ankerte sem Wochenende noch ein langes auf 1,5 m Wassertiefe, da man mit Notsegel und Maschine nicht gegen den Strom an- kam. Nach dem Kentern der Tide flaute der Wind ab und man lief nachts in Husum ein. Die Versiche- rung zahlte übrigens eine neue Gaffel, die Ferdinand Petersen, seines Zeichens Tischlermeister, anfertigte. Auch eine neue, eichene Ruderpinne für 15,- DM so- wie eine 25 m lange Grast- rosse mit Auge und Spleiss und zwei großen Schäkeln gab es für 25,- DM neu. Erich Blatt arbeitet, Hans Bruhn Scheinbar bekam man die hält Kurs. Gut zu sehen sind der Schalt- „Cimber II“ sehr schnell hebel für die Maschine und eine „han- wieder flott, denn am dige“ Grasleine 114

29. August fand die Jubiläums- Honoratioren keinesfalls immer regatta statt und an der Lampi- so honorig waren, sondern auch onfahrt am 19. September woll- mal über die Stränge geschlagen ten schließlich auch alle teilneh- haben. Und ich stelle mir vor, wie men. die acht mehr oder weniger er- Wie schön, dass das Logbuch fahrenen Segler die Nacht auf der nicht geändert oder entsorgt schaukelnden „Cimber II“ ver- wurde. Nun weiß ich genau, wes- bringen. Trotzdem oder vielleicht halb mein Vater immer so stolz deswegen sind sie alle miteinan- darauf war, dass er in weiser Vo- der verbunden geblieben. Fräu- raussicht eine Ersatzpinne in der lein Bock heiratete meinen Vater Backskiste obenauf liegen hatte. wenig später. Wie beruhigend auch, dass die

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Ein ständiges Kommen und Gehen: Bootsbestand in Bewegung Von Jörgen Bruhn

Jann-Erich (besser bekannt als ideales Boot gefunden: Die „Ei- Janni) Mextorf und Lebensge- lun Feer“, eine sehr reviergeeig- fährtin Gudrun Franz haben ihr nete LM 27, hat bei uns festge- macht. Mit der „Tiira“ brachten Phillip Gienapp und Katja Heubel einen waschechten 30er Jollenkreuzer in unser Revier. In meiner Jugend wa- ren das die „Stars“ in unserem Revier. Uli und Christine Kliem liegen jetzt mit ihrer „Rum- melpott“ in Husum. Die Beiden passen mit ihrer wattengerechten Feeling 36 gut zu uns. Ein besonde- rer Leckerbissen ist der durchdachte Trailer.

Anna und Lea Franz taufen die „Eilun Feer“ (Foto: Gudrun Franz) 116

Szymon Malszycki, der uns aus Hoffnung, dass die „Freja“ uns der Jollengruppe lange bekannt trotzdem im Verein erhalten ist, hat sich die „Kit Kat“ zuge- bleibt. legt. Der Katamaran vom Typ F2 Jens Arnold und Christa Peter- Topcat trägt bei 4,80 m Länge sen haben sich von ihrer schönen fast 15 m² Segelfläche. Damit „Rubin“ getrennt. Obwohl nicht muss Szymon einfach schnell mehr Bootseigner, hilft Jensi sein. nach wie vor überall wo er kann. Heiko und Sonja Cunze haben Auch die „Sandokan“ von Hel- sich eine Adler 34 angeschafft. mut Adam und Frau hat den Eig- Dieses formschöne Motorboot ner und das Revier gewechselt. wird von Heiko fachmännisch in- Glücklicherweise bleibt uns auch standgesetzt und soll den Beiden Helmut als nimmermüder Gelän- schöne Reisen, auch auf Binnen- dewart erhalten. revieren, ermöglichen. Wir haben

Die „Rubin“ begegnet uns zukünftig auf der Flensbur- ger Förde (Foto: J.Bruhn) 117

Wat den een sien Uhl is den annern sien Nachtigall. Die Makrelen sind da! Von Jörgen Bruhn. Die Fotos hat Ove Ketels 1983 auf der „Cimber IV“ aufgenommen.

Sobald die Sonne etwas höher 2–3 unter Groß und Genua die stieg, ging ein Raunen die Küste Hever herunter. Hinter der auf und ab: „Sünd se all door?“ „Enge“ nahmen wir die Genua Gemeint waren natürlich die weg und starteten die Maschine. Makrelen, die im Sommer an die Jetzt kamen die Angeln raus. Das Küste kommen und auch in grö- waren sogenannte Paravane, auf ßerer Zahl zu fangen sind. Wenn die mein alter Herr schwor. Die man denn einen Schwarm findet. kleinen Aluminium-Scherbretter Vorreiter der Makrelenfischens wurden mit ca. 3 kn geschleppt. im HSrV war ohne Zweifel Fritz Dabei schnitten sie unter und er- Paulsen. Mit seinem 30er Jollen- reichten eine bestimmte, einstell- kreuzer „Albatros“ stellte er in je- bare Tiefe. Hinten am Paravan der freien Minute den Makrelen wurde ein Vorfach mit mehreren nach; erst in Husum und später Makrelenhaken angebracht. Biss von Amrum aus. jetzt eine Makrele an, stieg der Auch mein Vater Hans Bruhn Paravan an die Oberfläche und war dem Angelfieber verfallen. So erinnere ich eine Angeltour im August 1974 mit der „Cimber III“, einem Kiel- schwerter vom Typ Snapdragon 23. Wir wa- ren zu viert. Außer mei- nem Vater und meinem Bruder Kai war auch Helmut Liley, ein Nach- bar, als Gast dabei. Und Hurra! Eckehard Radü (l) und Hans Bruhn so segelten wir bei WNW 118

man sah ihn im Heckwasser tan- Stützsegel bis Mittelhever-An- zen. Es konnten zwei Angeln steuerung. Zwei Makrelen fingen gleichzeitig geschleppt werden. wir dabei in sechs Stunden. Wir Die „Cimber III“ verfügte über gingen dann zurück und da es einen 8 PS „starken“ Yamaha ein ruhiger Abend war, entschied Aussenborder. Der luftgekühlte sich der alte Herr, Nahe Süderoog Zweitakter zog zwar gut, aber er im „Mistloch“ vor Anker zu ge- war laut und stank. Es stand eine hen. Wir aßen Abendbrot und ekelhafte alte Dünung und der tranken noch ein Bier. Allmäh- Wind war eingeschlafen, so dass lich wurden die Kopfschmerzen wir in einer Abgaswolke fuhren. von Abgas und Motorgedröhne Mir war schon sehr schwummrig, weniger und wir gingen zur Koje. aber aufgegeben wurde nicht. Am nächsten Morgen um fünf Wir suchten krampfhaft nach Uhr gab es dann einen Alarm- Möwen. Anzeichen für einen start. „Wir müssen hier weg“ rief Schwarm sogenannter „Spitzen“ mein Vater. Zur morgendlichen (kleine Fische, die auf der Flucht Begrüßung. Es wehte mit 4-5 aus vor Makrelen an die Oberfläche Nordost, dadurch stand grobe kommen) sind Möwen, die stän- See und das Wasser lief schnell dig ins Wasser stürzen. Wenn ab.Das Boot setzte schon durch man mit dem Fernglas lange ge- und der Anker ging nicht raus, so nug intensiv sucht, sieht man dass mein Vater überlegte, den überall Möwenschwärme. Also Anker zu Slippen. Dabei fluchte dampften wir mit schlagendem er wie ein Rohrspatz: „Datt heff ick mi all dacht. Dat verfluchte Mistloch. Hier heff ick allmohl een Anker tosett. Hier legg ick mi mien Lee- vdag nie wedder henn!“ Es vergingen bange Mi- nuten Irgendwie schaffte Kai es, den An- ker hochzureissen und wir liefen in tieferes Volle Konzentration auf „Cimber IV“ Wasser. Zunächst 119

kreuzten wir mit Groß und Ma- war: Mein Vater und Nachbar schine gegen Strom und Wind an. Helmut hatten es nämlich vorge- Dabei erzählte Vater die Ge- zogen, nach einem dürftigen schichte , als sie an gleicher Frühstück der Jugend das Ruder Stelle vor rund zwanzig Jahren in die Hand zu geben. Mit den mit dem hölzernen 30er Jollen- Worten des alten Herrn: „Ihr kreuzer die Ankerleine kappen wisst ja, wo es langgeht.“ verab- mussten, um nicht leck zu schla- schiedeten die zwei sich und gen. packten sich auf die Kojen, um An Angeln war bei dem Wind den versäumten Schlaf nachzu- nicht zu denken und so kreuzten holen. wir gegen den strammen Ostwind nach Hause. Wobei „wir“ relativ

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„Tradition ist Weiterreichen der Glut, nicht der kalten Asche.“ Neues aus dem Archiv. von Jörgen Bruhn

Auch im vergangenen Jahr „Kutterdienstvorschriften“) un- habe ich interessante Dinge für ter seine Fittiche genommen das Archiv sichern und komplet- hatte. tieren können. Besonders dank- Leider fehlen allerdings fast bar bin ich unserem Pellwormer alle Aufzeichnungen und Fotos Segelkameraden Heinz Clausen, von vor dem Krieg. Auch die der am 01.06.1962 in den HSrV 70er und 80er Jahre sind kaum eintrat und auf dem Kutter se- vorhanden beziehungsweise ei- gelte. Heinz lieh mir sein Foto- ner „Säuberungsaktion“ zum album und beschrieb, soweit er Opfer gefallen. sich erinnerte, Situation und Ich bitte um Zeitungsaus- vor allem Namen der Abgebilde- schnitte, Fotos, Logbücher oder ten. Vielen Dank auch an Peter Filme, von denen ich eine Kopie Kruse, der die Logbücher des anfertigen darf. Kutters (und eine Sammlung

Der Kutter vor der alten Schleuse; Wally Jacob- sen am Ruder (Foto: Slg. Heinz Clausen) 121

Unsere Segelkameradin Karin Hirschbeck verstarb am 15. Juli 2020 im Alter von 79 Jahren.

Karin trat am 01.April 1982 in den Husumer Segler - Verein ein. Mit Günter und ihren Kindern unternahmen sie mit der kleinen „Shanty“ viele Reisen in Nord- und Ostsee. Oft waren wir, Bärbel und Heinzi mit der „Sayonara“, im Schlepptau. Wir waren fast an jedem Wochenende gemeinsam unterwegs, nur Sturm konnte uns bremsen. Karin liebte das Reisen in Gemeinschaft ins In- und Aus- land. Später wurde Karin dann noch Wirtin in unserem Clubhaus. Ihre ganz eigene liebevolle Art machte das Vereinsheim zum be- liebten Treffpunkt aller Mitglieder. Die vorweihnachtlichen Ba- sare, die Karin so gern organisierte, werden uns immer in Erinne- rung bleiben. Auch das Singen in unserem Husumer Shanty-Chor hat ihr sehr viel Freude bereitet. Karin verlor nie den Lebensmut, sie strahlte immer Hoffnung aus, auch als eine schwere Krankheit ihren Alltag immer mehr einschränkte.

Du fehlst uns, Karin. Heinzi Bruhn

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Lose Enden

„Corona-bedingt“ hat sich das hingewiesen und auch auf die Virus für uns als Killervirus er- 25-jährige Mitgliedschaft von wiesen. Das Jahr 2020 konnte Jürgen Ernst und Reinald Seiffert hinsichtlich der Traditionen un- hingewiesen. seres Vereins erstmalig nicht Für Eure Treue hier schon ein- durchgeführt werden. Auch die mal Herzlichen Dank. Das Über- Grünkohlversammlung im De- reichen der Ehrennadeln erfolgt zember musste ausfallen und da- dann wahrscheinlich auf der mit auch die Ehrung langjähriger Hauptversammlung. Mitglieder. Ebenso können die Auszeich- Dennoch sei an dieser Stelle auf nungen der Fahrtensegler und die 50-jährige Mitgliedschaft von Vorschoter erst nächstes Jahr Jörgen und Kai Bruhn, Jürgen Ke- vorgenommen werden. tels und Fred Lorenzen

In eigener Sache

In diesem Jahr hatten wir uns und „versorgt“ uns wieder mit gedanklich schon mit einer klei- Berichten und Fotos, egal, ob Rei- nen „Notausgabe“ abgefunden. sebeschreibung oder „Zweizei- Aber im Laufe der Entstehung ler“. Es ist Eure Vereinszeitung, durften wir erkennen, dass uns Ihr könnt sie gestalten. viele lesenswerte Artikel erreich- Danke für die schönen Beiträge, ten. Das freut und motiviert uns! und Dank an unsere Inserenten! Bitte denkt schon jetzt an die Wir wünschen euch frohe Weih- kommende Ausgabe. Haltet fest, nachten und ein glückliches, ge- was Euch wichtig erscheint sundes Jahr 2021.

Eure Tröte-Redaktion Mareike, Broder und Jörgen

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