Die Bauten Der Vitra Design Gmbh in Weil Am Rhein 1981-1994 Untersuchungen Zur Architektur- Und Ideengeschichte Eines Industrieunternehmens Am Ende Des 20
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Die Bauten der Vitra Design GmbH in Weil am Rhein 1981-1994 Untersuchungen zur Architektur- und Ideengeschichte eines Industrieunternehmens am Ende des 20. Jahrhunderts Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. vorgelegt von Dietmar Stock-Nieden aus Bad Nauheim WS 2005/06 Erstgutachter: Prof. Dr. Heinfried Wischermann Zweitgutachter: Prof. Dr. Wolfgang Stopfel Vorsitzender des Promotionsausschusses der Gemeinsamen Kommission der Philologischen, Philosophischen und Wirtschafts- und Verhaltenswissenschaftlichen Fakultät: Prof. Dr. Hermann Schwengel Datum der Fachprüfung im Promotionsfach: 26.1.2006 1 VORWORT Diese Dissertation entstand parallel zu meiner Erwerbstätigkeit in der Schweiz, und es bedurf- te für ihre Fertigstellung längerer Zeit, als dies bei einem Vollzeitdoktoranden der Fall gewe- sen wäre. Trotzdem wurde sie unermüdlich und mit viel Geduld von meinem Doktorvater, Herrn Prof. Dr. Heinfried Wischermann, betreut und gefördert, dem an dieser Stelle mein ganz besonderer Dank gilt. Die Anregung für diese Arbeit geht zurück auf meine Magisterarbeit über die Archi- tektur und Ausstellungskonzeption des Deutschen Postmuseums in Frankfurt am Main. Nach deren Abschluß im Jahre 1994 und auf der Suche nach einem Anschlußthema stieß ich auf das damals noch recht neue Vitra Design-Museum in Weil am Rhein. Recht bald festigte sich die Überlegung, daß das nach wie vor unbearbeitete Bautenensemble der Vitra Design GmbH nahe der Schweizer Grenze mit Projekten weltweit bekannter Architekten ein fruchtbares Un- tersuchungsfeld darstellt. Trotz meiner im Sommer 1994 aufgenommenen Berufstätigkeit im schweizerischen Kunsthandel blieb mir das Thema ein stetiger Begleiter. In allen Phasen war mir Herr Prof. Wischermann ein genauer, kritischer und nicht zuletzt auch aufmunternder Be- treuer. Dank gilt auch Herrn Andreas Nutz vom Archiv der Vitra Design GmbH, der mir sel- biges öffnete. Ebenso danke ich Herrn Roman Passarge vom Vitra Design-Museum für die Möglichkeit, der Öffentlichkeit normalerweise verschlossene Bereiche des Betriebsareals in Weil am Rhein in Augenschein zu nehmen, sowie Herrn Hermann Bühler für hilfreiche EDV- technische Hinweise und Unterstützung. Ganz besonders herzlich danke ich meiner Frau, Dr. Daniela Nieden, die meine For- schungen aufmerksam und nicht zuletzt mit viel Geduld verfolgte. Ihr ist diese Arbeit gewid- met. 2 INHALT A Dokumentation I. Literaturbericht und Aufgabenstellung 5 II. Die Unternehmensgeschichte 1. Die Vitra Design GmbH von 1934 bis heute 22 2. Neubauplanung und -ausführung auf dem Firmengelände in Weil nach dem Großbrand von 1981 23 III. Der Unternehmer Rolf Fehlbaum 25 IV. Katalog der Bauten und Projekte ab 1981 (Taf. I-XXIV) 1. Die erste Fabrikationshalle von Nicholas Grimshaw (1981) a) Grundrisse und Schnitte 26 b) Außenbau 27 c) Innenbau 28 d) Erschließungswege 28 e) Lichtführung 29 2. Der Eingangsbereich zum Verwaltungsgebäude „Vitrashop“ von Eva Jiricna (1988) 30 3. Der ‚Laufsteg‘ von Antonio Citterio (1988) 32 4. Die Fabrikationshalle von Frank O. Gehry (1987-1989) a) Grundrisse und Schnitte 33 b) Außenbau 34 c) Innenbau 36 d) Erschließungswege 36 e) Lichtführung 37 5. Das Vitra Design-Museum von Frank O. Gehry (1987-1989) a) Grundrisse und Schnitte 38 b) Außenbau 39 c) Innenbau 40 d) Erschließungswege 41 e) Lichtführung 42 6. Das Pförtnerhaus von Frank O. Gehry (1987-1989) a) Grundriß und Schnitte 44 b) Außenbau 44 c) Innenbau 44 d) Erschließungswege 44 e) Lichtführung 45 3 7. Die Feuerwache von Zaha Hadid (1989-1993) a) Grundrisse und Schnitte 46 b) Außenbau 47 c) Innenbau 48 d) Erschließungswege 50 e) Lichtführung 50 8. Der Konferenzpavillon von Tadao Ando (1989-1993) a) Grundrisse und Schnitte 52 b) Außenbau 54 c) Innenbau 56 d) Erschließungswege 57 e) Lichtführung 58 9. Die Fabrikationshalle „Vitrashop“ von Alvaro Siza (1991-1994) a) Grundriß und Schnitt 59 b) Außenbau 59 c) Innenbau 60 d) Erschließungswege 61 e) Lichtführung 61 B Architekturgeschichtliche Fragen I. Einzelanalyse der Neubauten 1. Die erste Fabrikhalle von Nicolas Grimshaw (Taf. XXV-XXXVI) a) Flachbauten der Industrie mit flexiblen Grundrissen 62 b) Fabrikhallen mit außenliegenden Servicetürmen 65 c) Das versprosste Fensterband als Motiv in der Industriearchitektur 68 d) Das Rundfenster als Motiv in der Industriearchitektur 71 e) Metall als Fassadenmaterial in der Industriearchitektur 74 f) Die Grimshaw-Hallen als Multifunktionsbauten 76 g) Die Grimshaw-Hallen als ‚dynamische’ Raumkörper 81 2. Die Fabrikhalle von Frank Gehry (Taf. XXXVII-XLIII) a) Die symmetrische Schaufassade 85 b) Weißer Verputz und Metall als Fassadenmaterialien 88 c) Die Schaufront als repräsentative Inszenierung der Arbeit 89 d) Die Vitra-Halle als ‚Maschine’ 92 3. Das Vitra Design-Museum von Frank Gehry (Taf. XLIV-XLIX) a) Das Vitra Design-Museum als Collage aus gerundeten und geradkantigen Raumkörpern 96 b) Das Vitra Design-Museum als Oberlichtbau 98 c) Das Vitra Design-Museum als Firmenmuseum 101 d) Das Vitra Design-Museum als kulturgeschichtliches Spezialmuseum 105 e) Das Vitra Design-Museum als Architektur-Skulptur 110 4 4. Das Feuerwehrhaus von Zaha Hadid (Taf. L-LVI) a) Die Feuerwache als schiefwinklige Raumkörperkollision 117 b) Die Feuerwache als dynamischer Raumkörper 120 c) Die firmeneigene Feuerwache 124 d) Die Feuerwache als Bauaufgabe des Berufsfeuerwehrwesens 125 e) Die Feuerwache als ‚Anti-Gebäude’ 130 5. Der Konferenzpavillon von Tadao Ando (Taf. LVII-LXIV) a) Die Kombination von orthogonalen Raumkörpern und Zylinder 135 b) Samtig-glatte Sichtbetonwände als Materialverfremdung 139 c) Das versenkte Bauwerk 142 d) Der Konferenzpavillon als firmeneigene Tagungsstätte 147 e) Der Konferenzpavillon als Meditationsbau 149 6. Die „Vitrashop“-Produktionshalle von Alvaro Siza (Taf. LXV-LXXIII) a) Die Halle als Produktionsbau mit zentraler Kontrolleinheit 153 b) Die „Vitrashop“-Halle als Flachbau mit dominierendem Oberlicht 155 c) Die „Vitrashop“-Halle als Ziegelbau 158 d) Die Fassaden der „Vitrashop“-Halle als Träger architekturgeschichtlicher Chiffren 163 II. Analyse des Bautenensembles 1. Der Masterplan von Nicolas Grimshaw: Planungsinstrument für Industrieparks (Taf. LXXIV-LXXV) 172 2. Die stilgeschichtliche ‚Heterogenität’ als inszenierte Baugeschichte 178 (Taf. LXXVI-LXXIX) C Ideengeschichtliche Fragen I. Stararchitekten als Werbeträger – Die Vitra-Bauten als Mittel zur Positionsbestimmung im Konkurrenzkampf 188 II. Architektonische Heterogenität als Ausdruck für gesellschaftliche Pluralität 195 III. Das Vitra-Ensemble als Ausdruck für Identitätsstiftung durch ein „Gesamtkunstwerk“ 200 IV. Rolf Fehlbaum als moderner Industriebaron 207 D Literaturverzeichnis 210 5 TEIL A: DOKUMENTATION I. Literaturbericht und Aufgabenstellung Die Vitra Design GmbH in Weil am Rhein (Abb. 1) ist ein schweizerisches Unternehmen, das Büromöbel und Ladeneinrichtungen herstellt. Es ist spätestens seit den ausgehenden achtziger Jahren einem breiten Publikum bekannt. Die Popularität des Familienbetriebes ist vor allem das Resultat eines ungewöhnlichen Bauprogramms, das eine Reihe von Gebäuden namhafter Architekten hervorgebracht hat. Entsprechend umfangreich ist die Anzahl der Publikationen zu den Bauwerken, die sich jedoch meistens der Pressetexte des Unternehmens bedienen, handelt es sich doch zum großen Teil um Kritiken in nicht ausschließlich kunst- bzw. archi- tekturorientierten Periodika oder in Tageszeitungen. Ich greife daher nur die ergiebigsten Analysen heraus. Internationale Bekanntheit erlangte die Vitra Design GmbH im Jahr 1989 mit der Einweihung des Museums, der Fabrikhalle und des Pförtnerhauses von Frank Owen Gehry.1 Seither gilt vor allem das vergleichsweise kleine Museumsgebäude als Inkunabel des Dekon- struktivismus und charakteristisches Beispiel für die Architektur der späten achtziger und der neunziger Jahre.2 Bereits vor der Fertigstellung von Gehrys Bauten forderte der Direktor der Vitra De- sign GmbH, Rolf Fehlbaum, in einem Statement für die Zeitschrift Baumeister vom Dezem- ber 1988, daß bei jedem noch so kleinen Bauprojekt über die spezifische Aufgabe, den „Ge- nius loci” und den „Zeitgeist” nachzudenken sei. 3 Er benannte damit einige zentrale Gründe für das heterogene Erscheinungsbild seines Produktionsgeländes, auf dem ursprünglich nur Bauten von Nicholas Grimshaw mit einem einheitlichen Äußeren auf der Basis eines Master- plans errichtet werden sollten. Die beiden nach Grimshaws Plänen realisierten und an sich un- spektakulären Fabrikgebäude erfuhren kurze Würdigungen, in denen ihr technoider Charakter besonders herausgestellt, eine architekturhistorische Einordnung jedoch erwartungsgemäß nicht geleistet wurde.4 An den Gehry-Bauten entzündete sich hingegen eine vielschichtige Diskussion, und auch die Architekten späterer, nicht minder prominenter Projekte auf dem Vitra-Areal orientierten sich an Gehrys Vorgaben. Ich befasse mich daher zunächst mit Tex- ten zu den Gebäuden des Kaliforniers. Die früheste, ausschließlich den Vitra-Bauten Gehrys gewidmete Publikation ist ein kleiner Katalog der Galerie Aedes in Berlin aus dem Jahr 1989.5 Er besteht in der Hauptsache aus Plänen, Zeichnungen und Modellphotos des Museums und der Produktionshalle. Er bein- haltet außerdem neben kurzen Texten von Kristin Feireiss über eine persönliche Begegnung mit Gehry und Kurt W. Forster über den Stil von Gehrys Zeichnungen den Versuch einer komprimierten Charakterisierung der Gehry-Bauten in Weil von Ulrike Jehle-Schulte- Strathaus.6 Letztere hebt zunächst