Diplomarbeit
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DIPLOMARBEIT Titel der Diplomarbeit „Spielarten des Scheiterns in Christian Krachts Romanen“ verfasst von Mario Wurmitzer angestrebter akademischer Grad Magister der Philosophie (Mag.phil.) Wien, 2015 Studienkennzahl lt. Studienblatt: A 190 333 313 Studienrichtung lt. Studienblatt: Lehramtsstudium UF Deutsch UF Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung Betreut von: Univ.-Prof. Dr. Eva Horn 1 Eidesstattliche Erklärung Ich erkläre hiermit an Eides statt, dass ich die vorliegende Diplomarbeit selbständig und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Quellen verfasst habe. Alle Gedanken und Ausführungen, die ich wörtlich oder sinngemäß aus veröffentlichten oder unveröffentlichten Quellen entnommen habe, sind als solche gekennzeichnet. Die Arbeit wurde bisher weder im In- noch im Ausland einer anderen Prüfungskommission vorgelegt und auch nicht veröffentlicht. Wien, Juli 2015 2 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung ........................................................................................................................................ 4 2. Forschungsstand .............................................................................................................................. 6 3. Das Scheitern in Faserland ........................................................................................................... 12 3.1. Beste Voraussetzungen .......................................................................................................... 12 3.2. Ironie und Intertextualität ...................................................................................................... 17 3.3. Literaturgeschichte und Vergangenheitsdarstellung ............................................................. 24 3.4. Das Ende der Reise ................................................................................................................ 29 4. Die Revolution hinter den Kulissen: Der Roman 1979 ................................................................. 33 4.1. Exzess und Umsturz .............................................................................................................. 33 4.2. Figurentypen und Gesellschaftsordnungen ........................................................................... 36 4.3. Besserung und Selbstaufgabe ................................................................................................ 41 4.4. Das Scheitern der Bezugssysteme ......................................................................................... 44 5. Die Welt im Dauerkrieg: Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten ......................... 47 5.1. Individuelles und kollektives Scheitern ................................................................................. 47 5.2. Parahistorisches Erzählen ...................................................................................................... 49 5.3. Menschen, Cyborgs und Maschinen ...................................................................................... 60 5.4. Das Scheitern als alltägliche Erfahrung................................................................................. 65 6. Das Scheitern in allen Lebensbereichen: Imperium ...................................................................... 68 6.1. Die Ziele August Engelhardts ............................................................................................... 68 6.2. Körperliches und soziales Scheitern ...................................................................................... 71 6.3. Politisches und wirtschaftliches Scheitern ............................................................................ 84 6.4. Gescheiterte Utopien ............................................................................................................. 88 7. Fazit ............................................................................................................................................... 92 8. Literaturverzeichnis ....................................................................................................................... 97 8.1. Siglenverzeichnis ................................................................................................................... 97 8.2. Primärliteratur ....................................................................................................................... 97 8.3. Sekundärliteratur ................................................................................................................... 98 9. Anhang ........................................................................................................................................ 106 9.1. Abstract ............................................................................................................................... 106 9.2. Lebenslauf ........................................................................................................................... 107 3 1. Einleitung In dem Roman Imperium1 von Christian Kracht begibt sich der Protagonist August Engelhardt Anfang des 20. Jahrhunderts nach Afrika, um dort seine Vorstellungen von einem naturverbundenen Leben in der Gemeinschaft des Sonnenordens zu verwirklichen. Nun könnte man sagen, dieses Vorhaben misslingt, aber damit wird man dem grandiosen Scheitern Engelhardts kaum gerecht. Gabriele Dürbeck wird deutlicher und bringt ein Wesensmerkmal des Romans auf den Punkt: „Der Fokus des Romans liegt auf dem Scheitern der Hauptfigur in ökonomischer, ideologischer, menschlich-sozialer und körperlicher Hinsicht.“2 Auch in jenen drei Romanen, die Kracht vor Imperium veröffentlichte, versagen die Hauptfiguren in privaten Belangen sowie bei den Versuchen, die politischen Prozesse und Umbrüche, in welche sie verwickelt werden, zu durchschauen oder auch nur wahrzunehmen. Mit scheinbar traumwandlerischem Schritt nähern sie sich den unterschiedlichsten Misserfolgen. Ausgehend von der Beobachtung, dass das Scheitern der Protagonisten in Christian Krachts Romanen ein wiederkehrendes Motiv bildet, soll die Frage gestellt werden, in welchem Verhältnis individuelles und kollektives Scheitern in Krachts Texten stehen. Außerdem gilt es zu klären, welche Konsequenzen sich für die Figuren ergeben, wenn ihnen etwas misslingt. Halten sie an altbekannten Handlungsmustern fest oder verändern sie ihr Verhalten und falls ja, auf welche Weise? Zudem soll danach gefragt werden, wie die spezifische Wahrnehmung der Figuren Konflikte heraufbeschwört und prägt. Christian Krachts Romane nehmen auf unzählige politisch brisante Ereignisse und Themen Bezug. Die Art, wie die Figuren politische und gesellschaftliche Situationen wahrnehmen, ist häufig von einer – bewussten oder unbewussten – Abwendung von konventionellen Deutungsmustern geprägt. Die Figuren taumeln durch eine Art Minenfeld aus zeithistorischen und literarischen Verweisen. Für die Analyse dieses Bezugssystems werden die Theorien der Intertextualität von Julia Kristeva und Renate Lachmann herangezogen. Untersucht werden die Romane Faserland3, 19794, Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten5 und Imperium. In Krachts Debütroman Faserland durchquert der namenlose Ich-Erzähler Deutschland und erlebt dabei verschiedenste Alkohol- und Drogenexzesse, welche weder ihn noch die Personen in seinem Umfeld zufriedenzustellen scheinen. Das Besuchen von Luxuspartys und 1 Christian Kracht: Imperium. Köln: Kiepenheuer & Witsch 2012. 2 Gabriele Dürbeck: Ozeanismus im postkolonialen Roman. Christian Krachts Imperium. In: Saeculum 64/1 (2014), S. 109-123, S. 110. 3 Christian Kracht: Faserland. Köln: Kiepenheuer & Witsch 1995. 4 Christian Kracht: 1979. Köln: Kiepenheuer & Witsch 2001. 5 Christian Kracht: Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten. Köln: Kiepenheuer & Witsch 2008. 4 das Konsumverhalten wirken geradezu zwanghaft. Ob man das Ende des Romans als Ausdruck der Reflexion des Ich-Erzählers über seine dekadente Lebensweise verstehen will, ist Interpretationssache. Der Text ist ebenso offen für Lesarten, die letztlich nur einen jungen, wohlhabenden Mann sehen, der sein Leben als hoffnungs- und ausweglos begreift. In dem 2001 erschienen Roman 1979 gelingt es dem Ich-Erzähler zunächst nicht, sich gegen seinen Freund, mit dem er nach Teheran reist und der ihn wiederholt beschimpft und demütigt, durchzusetzen. Nach dem Tod seines Freundes begibt er sich aufgrund des Ratschlags eines Fremden zum Berg Kailash nach Tibet, um diesen zu umrunden. Aber dieser Plan scheitert. Er wird verhaftet und in ein kommunistisches Umerziehungslager gebracht, in dem er sich anscheinend durchaus wohlfühlt. Er freut sich, im Lager endlich abnehmen zu können und seine Wunschfigur zu erreichen, und verinnerlicht die Anweisungen, die man ihm erteilt. In Krachts drittem Roman Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten ist nicht mehr das Scheitern eines Einzelnen wesentlich, sondern der Niedergang der gesamten Zivilisation. Inmitten der feindlichen, kargen, im Dauerkrieg versinkenden Welt begibt sich der Protagonist auf eine Reise, um einen beim staatlichen System in Ungnade gefallenen Oberst zu verhaften. In Imperium verkörpert August Engelhardt das Konzept eines Scheiternden, der sehr spezielle Vorstellungen zu verwirklichen sucht und dem alles misslingt, was er beginnt, geradezu idealtypisch. Zunächst wird in einem Kapitel der Forschungsstand erörtert, wobei besonders darauf wert gelegt wird herauszuarbeiten, mit welchen literaturtheoretischen Themenfeldern Krachts Texte bisher in Verbindung gebracht wurden.