NABU-Streuobst- Rundbrief 3/2017
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NABU-Streuobst- Rundbrief 3/2017 September 2017 Liebe Leserinnen und Leser, interessante, schlechte und gute Nachrichten: Interessant: Franziska Ulm untersuchte in ihrer Bachelorarbeit an der Hochschule Rottenburg die Zusammenhänge zwischen Stammhöhe/unterstem Kronenansatz und Spechthöhlen. Und wie schon vor 15 Jahren bei Untersuchungen der Universität Trier ergab sich: Spechte zimmern ihre Bruthöhlen im Grundsatz nicht in Bäume mit 160 cm Stammhöhe oder gar noch weniger. Die bundesweit verbindliche FLL-Norm für Hochstämme liegt sowieso bei 180 cm. Und Landwirte freuen sich über jede 10 cm höheren Stammansatz. Wer für die Zukunft Spechte und damit Gartenrotschwanz, Wendehals, Siebenschläfer, Fledermäuse und Hornissen in unseren Streuobst- wiesen erleben will, sollte bei Neupflanzungen ganz konsequent auf mindestens 180 cm Stamm- höhe achten und angebliche Hochstamm-Obstbäume mit niedrigerem Kronenansatz zurückgeben – oder bei entsprechenden Kenntnissen selbst auf über 180 cm Stammhöhe entwickeln. Schlecht: Die Streuobsternte in Deutschland wird 2017 die wohl niedrigste seit Jahrzehnten. Spätfröste haben vielfach zum Totalausfall geführt – bei Kirschen wie bei Birnen, Äpfeln, Nüssen und Zwetschgen. Mit rund 250.000 Tonnen Streuobstäpfeln – wenn überhaupt – liegt man unter der Hälfte des Durchschnittswertes, aber wohlgemerkt immer noch über der ebenfalls deutlich geringeren Ernte im Plantagenobstbau. Die Fröste haben auch in Österreich und im nördlichen Balkan zu erheblichen Ausfällen geführt. Die Preise für Apfelsaftkonzentrat ziehen an, am Boden- see lag der Preis für Mostobst zu Beginn der Kampagne bereits bei 17 Euro/dz und wird vielerorts die 20 Euro/dz überschreiten. Leider gibt es übrigens immer wieder Einrichtungen und Medien, die den Eindruck erwecken, „die Apfelernte“ in Deutschland bestünde nur aus der Plantagenernte. Gut: Daß dem nicht so ist, wird das 5. Bundesweite Treffen der Streuobst-Aufpreisvermarkter vom 2.-4. März 2018 im niedersächsischen Lingen auf vielfältige Weise aufzeigen: Ich verspreche, daß sich die innovativen, kreativen, vielfältigen Ideen und neuen Entwicklungen im Rahmen von Vorträgen und Gesprächen am Rande lohnen! Ab Oktober können Sie sich via www.Streuobst.de anmelden und in der Ausgabe 4/2017 des NABU-Streuobst-Rundbriefes wird ein Faltblatt mit Programm beiliegen. Merken Sie sich den Termin schon jetzt vor – ich freue mich schon darauf! NABU-Streuobst-Rundbrief 3/2017 – Seite 2 Inhalt dieser Ausgabe Streuobst international.................................................Seite 2 Streuobst national.........................................................Seite 7 Streuobst aus den Bundesländern................................Seite 12 Personalia.......................................................................Seite 19 Kultur & Gedichte ........................................................Seite 20 Zu guter letzt.................................................................Seite 21 Neuerscheinungen und Rezensionen...........................Seite 21 Termine..........................................................................Seite 24 Impressum.....................................................................Seite 28 Anmerkungen & Ergänzungen der Schriftleitung sind kursiv gedruckt. Streuobst international EU-Bio-Verordnung: Streuobst weiter als der Grünen - hätte dies mit hoher Wahr- Teilbetrieb möglich scheinlichkeit bedeutet, daß große Flächen aus der Bio-Bewirtschaftung herausgenommen Die Europäische Kommission hat die lange worden wären. umstrittene Überarbeitung der EU-Bio-Ver- ordnung „geschafft“. Für Streuobstwiesenbe- wirtschafter von besonderer Bedeutung: Die Kroatien und Bosnien-Herzegowina: sogenannte Teilbetriebsausgliederung von Streuobst ist auch weiterhin möglich. Land- Obstbäume und Obstsorten – nicht alles wirtschaftliche Betriebe können also ihre verloren Streuobstflächen auf Bio-Anbau gemäß EU- In Bosnien-Herzegowina wie in großen Tei- VO (oder natürlich zusätzlich nach den Kri- len Ex-Jugoslawiens wurden Tausende hoch- terien der Anbauverbände wie Bioland, De- stämmiger Obstbäume im Zuge des Jugosla- meter, Gäa, Naturland…) umstellen, den wien-Krieges gerodet: Brennholz war rar Rest ihrer Betriebsfläche aber weiterhin kon- und im Winter gab es in einigen der traditio- ventionell bewirtschaften. nellen Obstbauregionen wie um Sarajewo Von den über 14.000 ha Bio-Streuobstflä- kein anderes Heizmaterial mehr. chen Deutschlands sind nach Schätzungen Dr. Walter Frölich entdeckte nun auf zwei des NABU-Bundesfachausschuss Streuobst Routen zwischen Banja Luka nach Sarajewo über 90% derartig ausgegliedert – überwie- noch Zwetschgenbäume überwiegend im gend für die Mostobstproduktion mit Apfel- Halbstammformat, vereinzelt als Hochstäm- saft als Hauptprodukt. me sowie einige Walnussbäume und – ganz Kontakt: Berichterstatter EU-Bio-VO, Martin vereinzelt - einige Apfel- und Birnbäume. Häusling, c/o Die Grünen/EFA im Europäischen Aus dem Vorhandensein vieler Forstbäume Parlament, Büro Brüssel, Rue Wiertz 60, ASP 05 F167, mit einem Alter von über 30 Jahre lässt sich B-1047 Brüssel, 0032/2/284-5820, schließen, daß die Abholzungen in der dorti- [email protected] gen Region überwiegend im Umfeld der be- lagerten städtischen Zentren stattgefunden Das ist eine gute Nachricht für den Bio-Streu- haben. Neupflanzungen am Wegesrand gibt obstanbau in der EU, insbesondere aber in es wenige, von Hochstämmen gar keine. Deutschland. Denn wenn die Teilbetriebsaus- gliederung verboten geworden wäre – und es Im Norden des jungen Staates, knapp über gab starke Stimmen dafür gerade aus dem der bosnisch-kroatischen Grenze und damit Lager der Bio-Anbauverbände und lange auch bereits in Kroatien gelegen, fand sich ein NABU-Streuobst-Rundbrief 3/2017 – Seite 3 Dorf „mit halbierter Bevölkerung trotz Zu- Für Äpfel der Kategorie Spezial liegen die zug nach dem Bosnien-Krieg, noch etwa 150 Preise bei 31 Fr. (konventionell), 33 Fr. (Suis- Seelen, überwiegend alte Leute.“ Dort, in ei- se Garantie) und 39 Fr. (Bio). nem Seitental der oberen Una fanden sich Bei Birnen wurden die Richtpreise bei 21 „pflanzengenetische Ressourcen vom Feins- Fr./100 kg (konventionell), 23 Fr./100 kg ten“: Äpfel, Birnen, Pflaumen, Walnüsse, (Suisse Garantie) und 28 Fr./100 kg (Bio) Edelkastanien, Pfirsiche. Bei den Birnen gibt festgesetzt. es auffallend schlanke Hochstämme mit 3-4 m lichter Stammhöhe, eine soll noch aus der Kontakt: Schweizer Obstverband, Georg Bregy, Zeit Napoleons stammen. Ein 70jähriger Baarerstrasse 88, CH - 6300 Zug, 0041 / (0)728 / 68 Mann, der in jungen Jahren in seinem Obst- 10, [email protected] garten gezielt durch Pfropfung eine Sorten- sammlung angelegt hat, wirkt noch dort und eine junge Bürgermeisterin veranstaltet Saatgut-Tauschbörsen. Die Spätfröste 2017 haben aber nicht nur in Deutschland, son- dern auch in den dortigen Regionen einen Großteil der Obsternte vernichtet, sofern es sich nicht um späte Obstsorten handelt. Die regionalen Obstsorten sind aber zumin- dest teilweise gesichert an der 1975 gegrün- dete Universität von Banja Luka, die seit 2009 über ein Institut für Genetische Res- sourcen verfügt. Kontakte: Universität Banja Luka, Agrarcultural Institute, Dr. Milos Nozinic, 78000 Banja Luka, Bosnia & Hercegovina, [email protected] Dr. Walter Froelich, Marktplatz 10, D-74343 Sachsenheim, 07147 / 271969, 00387 / (0)65 / 729687, [email protected] Schweiz: Kleine Ernte - kein Rückbehalt Die frostigen Aprilnächte und der Juni-Fall wirken sich auch auf die Schweizer Most- obsternte aus. Da mit einer kleinen Ernte ge- rechnet wird, wird kein Rückbehalt eingezo- gen. Die Richtpreise bleiben unverändert. Der frühzeitige Entscheid soll maßgeblich dazu beitragen, daß die gesamte inländische Österreich: Nationalrat stimmt für An- Mostobsternte verarbeitet wird und keine passung des Pflanzgutgesetzes zusätzlichen Importe getätigt werden müs- Im Mai 2017 erfolgte im Nationalrat eine sen, so der Schweizer Obstverband. Die einstimmige Zustimmung zur Anpassung Mostereien seien darauf angewiesen, daß ih- des Pflanzgutgesetzes mit der Umsetzung nen die Landwirte das Mostobst lieferten. verschiedener EU-Richtlinien zum Pflanz- Die Richtpreise für das Mostobst bleiben im gut. Vergleich zum Vorjahr unverändert. Für ge- Konkret wird beim Inverkehrbringen von wöhnliche Äpfel liegen die Preise bei 24 Pflanzengut nun eine Etikettierung erforder- Fr./100 kg (konventionell), 26 Fr./100 kg lich, weitere Regelungen betreffen u.a. die (Suisse Garantie) und 33 Fr./100 kg (Bio). Registrierung von Sorten, insbesondere Obstpflanzgut. Behörden erhalten neue Vor- gaben bei der Registrierung von Versorgern. NABU-Streuobst-Rundbrief 3/2017 – Seite 4 So sollen Versorger, die kein Pflanzgut mehr schulen Gießhübl und Hohenlehen, haben erzeugen oder die gesetzlichen Vorschriften sich im Verein zusammengeschlossen. nicht mehr erfüllen, aus dem Register ent- Da im Mostviertel die mächtigen Birnbäume fernt werden können. Die Zuständigkeiten eine für die Verarbeitung und den Touris- bei der Registrierung von Sorten werden mus sehr wesentliche Rolle spielen, ist es ne- zwischen dem Bundesamt für Wein- und ben der Neuauspflanzung besonders wichtig, Obstbau sowie dem Bundesamt für Ernäh- die bestehenden Baumriesen zu pflegen und rungssicherheit neu geregelt, ein gemeinsa- bei Gesundheit zu erhalten. mes Sortenverzeichnis ist geplant. Aus diesem Grund hat sich diese Vereini- Nach Angaben von Landwirtschaftsminister gung mit Obmann Hans Hiebl, Haag sowie Andrä Rupprechter wurde bei der Umset- dem Obmann