Stadt Flächennutzungsplan

Begründung gem. § 5 Abs. 5 BauGB (Entwurf)

Stand: Mai 2018

Die Begründung zum Flächennutzungsplan der Stadt Moers besteht aus zwei Teilen:  TEIL A (allgemeiner Teil der Begründung gem. § 5 Abs. 5 BauGB)  TEIL B (Umweltbericht gemäß § 2a Satz 2 Nr. 2 BauGB)

Auftraggeber:

Stadt Moers Der Bürgermeister Fachbereich 6 Stadt- und Umweltplanung, Bauaufsicht Postfach 102120 47411 Moers

Bearbeitung: Dipl.-Ing. Monika Convent Dipl.-Ing. Gregor Wynhoff

Auftragnehmer:

Bearbeitung: Dipl.-Ing. B. Niedermeier / Dipl.-Ing. J. Hero / Dipl.-Ing. (FH) S. Wennmacher / Frau K. Barrow

Projektleitung: J. Hero / S. Wennmacher

Flächennutzungsplan der Stadt Moers III

Inhaltsverzeichnis 1. VORBEMERKUNGEN 5 1.1 Anlass der Neuaufstellung ...... 5 1.2 Aufgabe des FNP ...... 5 1.3 Verfahrensablauf ...... 6 1.4 Aus dem Flächennutzungsplan ausgenommene Flächen – „weiße Flächen“ ...... 9 1.5 Bisherige Flächennutzungspläne und wirksame Änderungen ...... 10 1.6 Gesetzliche Grundlagen ...... 11 2. KURZCHARAKTERISTIK DER STADT MOERS 12 2.1 Einleitung / Allgemeine Informationen zum Stadtgebiet ...... 12 2.2 Geschichtliche Entwicklung ...... 12 2.3 Naturraum und Landschaft ...... 13 2.4 Klima ...... 14 2.5 Böden ...... 14 2.6 Wasser ...... 15 2.7 Sozialräumliche Gliederung der Stadt ...... 16 2.8 Flächennutzung nach der tatsächlichen Art der Nutzung ...... 18 3. PLANUNGSVORGABEN 19 3.1 Überörtliche Planungsebenen ...... 19 3.2 Kommunale Planungen ...... 25 3.3 Weitere Planungsvorgaben ...... 30 4. ENTWICKLUNGSZIELE STADT MOERS GEMÄSS STADTENTWICKLUNGSKONZEPT MOERS 2030 37 4.1 Entwicklungsziele Wohnen / Soziale Infrastruktur ...... 37 4.2 Entwicklungsziele Arbeiten / Handel / Wirtschaft ...... 38 4.3 Entwicklungsziele Umwelt / Freiraum ...... 38 4.4 Entwicklungsziele Verkehr / Technische Infrastruktur ...... 40 5. WOHNBAUFLÄCHEN / GEMISCHTE BAUFLÄCHEN 42 5.1 Bevölkerungsstruktur und Bevölkerungsentwicklung...... 42 5.2 Haushaltsstruktur ...... 50 5.3 Wohnsiedlungswesen ...... 54 5.4 Siedlungsstruktur und Siedlungsentwicklung ...... 54 5.5 Reserveflächen ...... 55 5.6 Modellrechnung zur Bevölkerungsentwicklung ...... 57 5.7 Bedarf an Wohn- und gemischten Bauflächen ...... 64 5.8 Neudarstellungen ...... 67 5.9 Rücknahmen und Anpassungen ...... 86 5.10 Bilanz der Neudarstellungen ...... 93 5.11 Sonstige Wohnbauflächen und gemischte Bauflächen ...... 94

Flächennutzungsplan der Stadt Moers I 6. GEWERBLICHE BAUFLÄCHEN 102 6.1 Wirtschaftscharakteristik, Betriebsstruktur ...... 102 6.2 Wirtschaftsstruktur in Moers ...... 105 6.3 Pendlerbewegungen ...... 106 6.4 Schwerpunkte aktueller Gewerbe- / Industrieansiedlung ...... 109 6.5 Reserveflächen ...... 113 6.6 Flächenbedarfsberechnung ...... 113 6.7 Neudarstellungen...... 118 6.8 Bilanz der Neudarstellungen ...... 124 6.9 Rücknahmen und Anpassungen ...... 124 7. SONDERGEBIETE / ZENTRALE VERSORGUNGSBEREICHE 128 7.1 Sondergebiete für Erholung ...... 128 7.2 Sonstige Sondergebiete ...... 129 7.3 Sondergebiete für den Einzelhandel / Zentrale Versorgungsbereiche ...... 131 7.4 Neudarstellungen...... 142 8. GEMEINBEDARFSFLÄCHEN 148 8.1 Öffentliche Verwaltungen ...... 148 8.2 Schulen ...... 148 8.3 Sonstige Bildungseinrichtungen...... 152 8.4 Kirchen ...... 152 8.5 Soziale Einrichtungen ...... 153 8.6 Gesundheitlichen Zwecken dienende Einrichtungen ...... 156 8.7 Kulturelle Einrichtungen ...... 157 8.8 Sportlichen Zwecken dienende Einrichtungen ...... 157 8.9 Post ...... 158 8.10 Katastrophenschutz ...... 158 8.11 Feuerwehren...... 158 8.12 Neudarstellungen...... 158 8.13 Rücknahmen und Anpassungen ...... 160 9. FLÄCHEN FÜR SPORT- UND SPIELANLAGEN 162 10. FLÄCHEN FÜR DEN ÜBERÖRTLICHEN VERKEHR UND DIE ÖRTLICHEN HAUPTVERKEHRSZÜGE; FLÄCHEN FÜR VERSORGUNGSANLAGEN, ABFALLENTSORGUNG, ABWASSERBESEITIGUNG UND ABLAGERUNGEN 163 10.1 Flächen für den überörtlichen Verkehr und die örtlichen Hauptverkehrszüge .... 163 10.2 Flächen für Versorgungsanlagen, Abfallentsorgung, Abwasserbeseitigung und Ablagerungen ...... 167 11. GRÜNFLÄCHEN 173 11.1 Parkanlagen...... 173 11.2 Dauerkleingärten...... 175 11.3 Friedhöfe ...... 177

II Flächennutzungsplan der Stadt Moers

11.4 Sportanlagen ...... 178 11.5 Hundedressurplätze ...... 178 11.6 Spielplätze ...... 178 11.7 Gartengrünland ...... 179 11.8 Sonstige Grünflächen ...... 179 12. WASSERFLÄCHEN, FLÄCHEN FÜR LANDWIRTSCHAFT UND WALD SOWIE MASSNAHMENFLÄCHEN 180 12.1 Wasserflächen ...... 180 12.2 Landwirtschaft und Wald ...... 181 12.3 Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft...... 183 13. KENNZEICHNUNGEN, NACHRICHTLICHE ÜBERNAHMEN UND VERMERKE 184 13.1 Kennzeichnungen ...... 184 13.2 Nachrichtliche Übernahmen ...... 185 13.3 Vermerke ...... 191 14. FLÄCHENBILANZ 193

Tabellen Tabelle 1: Flächennutzung nach der tatsächlichen Art der Nutzung ...... 18 Tabelle 2: Verteilung der wohnberechtigten Bevölkerung in Moers, Stand: 31.12.2013 ... 49 Tabelle 3: Entwicklung der wohnberechtigten Bevölkerung in den Stadtbezirken ...... 50 Tabelle 4: Wohnflächenentwicklung 2011 – 2013 ...... 54 Tabelle 5: Flächenreserven ...... 56 Tabelle 6: Bevölkerungsprognose 2007, Variante 0-4 ...... 58 Tabelle 7: Variante 0, Entwicklung Altersgruppe 0 bis 21 J. auf Sozialatlasebene ...... 59 Tabelle 8: Variante 0, Entwicklung Altersgruppe > 55 J. auf Sozialatlasebene ...... 59 Tabelle 9: Bevölkerungsvorausberechnung 2011 – 2030, Stadt Moers / Kreis Wesel ...... 61 Tabelle 10: Bevölkerungsvorausberechnung 2014 – 2030, Stadt Moers / Kreis Wesel ...... 62 Tabelle 11: Gemeindemodellrechnung Stadt Moers 2014 – 2040, Entwicklung der Altersgruppen bis 2030 ...... 63 Tabelle 12: Neudarstellungen und Rücknahmen der Wohnbauflächen und gemischten Bauflächen ...... 93 Tabelle 13: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Wirtschaftsabschnitten (WZ 2008) ...... 103 Tabelle 14: Vergleich Beschäftigungszahlen (WZ 2008) Land, Kreis, Stadt 2008 - 2013 . 103 Tabelle 15: Nettoreserveflächen Gewerbe nach ruhrFIS 2014 ...... 113 Tabelle 16: Bedarfsprognose Gewerbe- und Industrieflächen ...... 115 Tabelle 17: Neudarstellungen und Rücknahmen der Gewerbeflächen...... 124 Tabelle 18: Grundschulen in Moers ...... 149

Flächennutzungsplan der Stadt Moers III Abbildungen Abbildung 1: Übersichtsplan mit Gliederung nach Sozialatlasbezirken ...... 17 Abbildung 2: Flächen nach Nutzungsarten in Vergleich Moers / Kreis Wesel / Reg.-Bez. Düsseldorf am 31.12.2013 ...... 19 Abbildung 3: Ausschnitt LandesentwicklungsplanNRW, Verordnung vom 15.12.2016, Planzeichnung ...... 20 Abbildung 4: Ausschnitt Regionalplan Düsseldorf, Stadtgebiet Moers ...... 24 Abbildung 5: Karte mit angemessenem Abstand ...... 33 Abbildung 6: wohnberechtigte Bevölkerung am 31.12.2013 nach Sozialatlasbezirken ...... 43 Abbildung 7: Vergleich Altersstruktur Stadt / Kreis / Land, 31.12.2013 ...... 43 Abbildung 8: Entwicklung Altersgruppen 2004-2013 der wohnberechtigten Bevölkerung .....44 Abbildung 9: Entwicklung der wohnberechtigten Bevölkerung in Moers 31.12.2004 bis 31.12.2013 ...... 45 Abbildung 10: Entwicklung der Geburten und Sterbefälle 2004 – 2013 ...... 46 Abbildung 11: Wanderungssaldo 2004 - 2013 ...... 47 Abbildung 12: Verteilung und Entwicklung der wohnberechtigten Bevölkerung 2004 – 2013 ..48 Abbildung 13: Verhältnis zwischen Flächengröße und Bevölkerungszahl (wohnberechtigte Bevölkerung) der Sozialatlasbezirke (EW / ha) Stand: 31.12.2013 ...... 49 Abbildung 14: Entwicklung der Haushalte 2004-2013 ...... 52 Abbildung 15: Entwicklung der Haushaltsgröße 2004-2013 ...... 52 Abbildung 16: Entwicklung der Anzahl der Haushalte nach Haushaltstypen 2004 - 2013 ...... 53 Abbildung 17: Bevölkerungsvorausberechnung Moers, 2011 – 2025; Basisjahr 2011 ...... 60 Abbildung 18: Entwicklung der Altersgruppen bis 2030 ...... 63 Abbildung 19: Wohnsiedlungsflächenbedarfsprognose 2025 für die Stadt Moers...... 66 Abbildung 20: Vergleich Hauptbranchen in % Land – Kreis – Stadt ...... 104 Abbildung 21: Entwicklung Arbeitslosenzahlen Dezember 2005 – 2013 ...... 105 Abbildung 22: Entwicklung der Wirtschaftsbranchen (WZ 2008) in Moers 2008 und 2013 .... 106 Abbildung 23: Entwicklung Pendlerzahlen der Stadt Moers von 2010 - 2013 ...... 107 Abbildung 24: Pendlerbewegungen 2013 ...... 108 Abbildung 25: Lage der Gewerbegebiete im Stadtgebiet Moers...... 110

Beipläne (im Anhang DIN A3) Beiplan 1: Verbandsgrün Beiplan 2: Hochwasserschutz

Erläuterungspläne (im Anhang DIN A3) Erläuterungsplan 1: Wohnreserveflächen Erläuterungsplan 2: Gewerbereserveflächen Erläuterungsplan 3: Neudarstellungen Erläuterungsplan 4: Soziale Infrastruktur

Begründung Teil B - Umweltbericht IV Flächennutzungsplan der Stadt Moers

1. VORBEMERKUNGEN Gemäß dem Leitfaden zur sprachlichen Gleichstellung von Frauen und Männern der Stadt Moers1 werden in der folgenden Begründung soweit möglich geschlechtsneutrale Personenbe- zeichnungen verwendet. Konnte eine solche Form nicht gefunden werden, ist sowohl die weibli- che als auch die männliche Sprachform genannt. In der Begründung werden Zahlen verwendet aus dem Meldewesen der Stadt Moers (Statistik- stelle – Informationsmanagementsystem der Stadt Moers) und Daten des Landesamtes für Da- tenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW). Die städtischen Daten bilden die wohnberechtigte Bevölkerung (Haupt- und Nebenwohnsitz) ab, die amtliche Einwohnerzahl (IT. NRW) beinhalten nur Angaben zum Hauptwohnsitz. Die jeweilige Datengrundlage ist in den fol- genden Kapiteln eindeutig angegeben.

1.1 Anlass der Neuaufstellung

Der derzeit gültige Flächennutzungsplan (FNP) wurde am 11.09.1979 durch den Rat der Stadt Moers beschlossen und dient seitdem als Grundlage für die städtebauliche Entwicklung des Stadtgebietes. Die im Flächennutzungsplan dargestellten Bauflächen wurden fast vollständig in Anspruch ge- nommen oder sie stehen für eine Entwicklung nicht zur Verfügung. Seine vorbereitende Funkti- on hinsichtlich eines zukünftigen Bodennutzungskonzeptes kann der Flächennutzungsplan da- her nicht mehr erfüllen. Diese Situation spiegelt sich auch in den über 76 Änderungsverfahren und Anpassungen wider, die den bisher gültigen FNP bereits stark modifiziert haben. Seit dieser Zeit haben sich wichtige Fachplanungen überholt sowie grundlegende soziale, wirtschaftliche und gesellschaftliche Rahmenbedingungen geändert. Eine wesentliche Neuerung ist die durch die Novellierung des Baugesetzbuches (BauGB) ein- geführte Umweltprüfung. Das bedeutet, dass Umweltauswirkungen der Flächennutzungspla- nung bereits parallel zur Planerstellung untersucht werden. Die Belange des Umweltschutzes einschließlich des Naturschutzes und der Landschaftspflege haben in der Zwischenzeit stark an Bedeutung gewonnen und sind Gegenstand der Umweltprüfung, in der die voraussichtlichen erheblichen Umweltauswirkungen ermittelt, beschrieben und bewertet werden (gemäß § 2 (4) BauGB). Die Siedlungsflächenentwicklung ist eng gekoppelt an eine differenzierte, ökologische Ausei- nandersetzung mit der Frei- und Grünflächenstruktur. Auch dies erfolgt auf Basis des FNP. Gleichzeitig ist neben einer genauen Überprüfung der Infrastruktureinrichtungen auch eine Be- trachtung möglicher Gewerbeflächenentwicklungen und weiterer wichtiger Themenkomplexe notwendig. Die Gemeinden haben gemäß § 1 (3) BauGB die Pflicht, Bauleitpläne wie den FNP aufzustel- len, sobald und soweit es für die städtebauliche Entwicklung und Ordnung erforderlich ist. Die- ser Vorschrift entspricht die Stadt Moers mit der Neuaufstellung des FNP und ergreift gleichzei- tig die Chance, die eigene Stadtentwicklung unter Berücksichtigung der als Grundlage erarbei- teten Konzepte und Planungen Stadtentwicklungskonzept (STEK)2, Umweltleitplan (ULP)3 und Verkehrsentwicklungsplan (VEP)4 vorausschauend zu steuern.

1.2 Aufgabe des FNP

Der derzeitige Flächennutzungsplan entbehrt eines aktuellen übergreifenden, zusammenführen- den Entwicklungskonzeptes auf der Grundlage eines nachhaltigen und zukunftsfähigen Leitbildes. Das Leitbild Moers 20205 gibt einen groben Rahmen für die Entwicklung der Stadt vor. Dieser

1 Sprachliche Gleichstellung von Frauen und Männern –Hinweise, Anwendungsmöglichkeiten und Beispiele -, Stadt Moers, Gleichstellungsstelle 2 Stadtentwicklungskonzept für Moers, Planungsgruppe MWM, Abschlussbericht Januar 2012 3 Umweltleitplan Moers, BKR Aachen, Endbericht 06.07.2010 4 Verkehrsentwicklungsplan Stadt Moers, Planersocietät Dortmund, in Bearbeitung 5 Stadt Moers, Leitbild Moers 2020, 2006 Flächennutzungsplan der Stadt Moers 5 Rahmen muss mit „Unterzielen“ und Maßnahmen gefüllt werden. Das Stadtentwicklungskonzept greift dieses Leitbild auf. Es enthält konkrete Maßnahmen, verdeutlicht die Ziele der Stadtentwick- lung und dient als „Richtschnur“ für das zukünftige Planen und Handeln der Stadt Moers (siehe hierzu auch Kapitel 3.2.2). Die Entwicklungsziele mit Auswirkungen auf die grundsätzliche Bo- dennutzung (FNP-Relevanz) fließen ein in den Flächennutzungsplan, der den planerischen Wil- len der Stadt bezüglich der Nutzungen im Stadtgebiet für die nächsten 15-20 Jahre dokumen- tiert. Er stellt raumrelevante Maßnahmen und Vorhaben in zeichnerischer und textlicher Form dar. Er übernimmt gleichzeitig auch eine koordinierende Funktion. Private und öffentliche Be- lange (relevante Fachbelange sowie ökologische, soziale und wirtschaftliche Belange) sind ge- geneinander und untereinander gerecht abzuwägen. Es handelt sich beim FNP um das Instrument der vorbereitenden Bauleitplanung für das ge- samte Stadtgebiet. Verbindlichkeit für Behörden und andere Träger bekommt der Flächennut- zungsplan zum einen durch die im deutschen Planungsrecht verankerte Abstimmungspflicht mit den Landes- und Regionalplanerischen Zielsetzungen gem. § 1 Abs. 4 BauGB (Anpassung der Bauleitpläne an die Ziele der Raumordnung). Zum anderen regelt § 7 BauGB (Anpassung an den Flächennutzungsplan), dass alle weiteren bauleitplanerischen und sonstigen fachplaneri- schen Entwicklungen innerhalb des Stadtgebietes aus dem Flächennutzungsplan zu entwickeln und mit ihm in Übereinstimmung zu bringen sind, sofern während des Aufstellungsverfahrens kein Widerspruch erfolgt ist. Der Flächennutzungsplan schafft jedoch keine unmittelbaren Rechte oder Pflichten für den Ein- zelnen und besitzt damit grundsätzlich keine unmittelbare Außenwirkung. Er wird nicht als Sat- zung und damit nicht als Rechtsnorm beschlossen. Eine direkte Außenwirkung kommt dem Flächennutzungsplan nur im Außenbereich zu. § 35 Abs.1 BauGB nennt eine abschließende Liste von privilegierten Vorhaben, die zulässig sind, wenn Öffentliche Belange – zu denen auch die Darstellung des FNP zu zählen sind – nicht ent- gegenstehen und die Erschließung gesichert ist. Die Zulässigkeit sonstiger (nicht privilegierter) Vorhaben scheitert gemäß § 35 Abs. 2 BauGB bereits dann, wenn öffentliche Belange beein- trächtigt sind. Zu den privilegierten Vorhaben zählen auch Vorhaben, die der Erforschung, Entwicklung oder Nutzung der Windenergie dienen. Nach § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB stehen Öffentliche Belange einem privilegierten Vorhaben in der Regel auch dann entgegen, wenn durch Darstellungen im Flächennutzungsplan eine Ausweisung an anderer Stelle erfolgt ist. Die Darstellung von Kon- zentrationszonen für Windenergieanlagen steht somit Windenergieanlagen außerhalb der Kon- zentrationszonen in der Regel entgegen (die planungsrechtliche Zulässigkeit von Windenergie- anlagen, die vorwiegend der Eigenversorgung dienen, bleibt dabei unberührt.) Für die Stadt entfaltet der Flächennutzungsplan eine Innenwirkung; sie muss die Bebauungs- pläne aus dem Flächennutzungsplan entwickeln (sogenanntes „Entwicklungsgebot“, § 8 Abs. 2 BauGB) und ist bei der Aufstellung an dessen Darstellungen gebunden, es sei denn, die Ge- meinde ist so klein, dass der Bebauungsplan ausreicht, die städtebauliche Entwicklung zu ord- nen. Sind Bebauungspläne aus dem FNP entwickelt, besteht für diese keine Genehmigungs- oder Anzeigepflicht durch die Bezirksregierung mehr.

1.3 Verfahrensablauf

Für die Neuaufstellung gelten die Verfahrensvorschriften des Baugesetzbuches. Vom Aufstel- lungsbeschluss bis zur Wirksamkeit durchläuft der Flächennutzungsplan eine Vielzahl von Ver- fahrensschritten. In Moers ist das förmliche Verfahren mit dem Aufstellungsbeschluss im März 2009 begonnen worden. Bereits im Jahr 2008 wurden die Grundlagendaten ermittelt und in sogenannten Fach- beiträgen die wesentlichen für den Stadtentwicklungs- und Flächennutzungsplanprozess be- deutsamen Inhalte und Rahmenbedingungen herausgearbeitet. Parallel wurden Verkehrsent- wicklungsplan und Umweltleitplan erarbeitet.

6 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Dabei wurde Wert gelegt auf einen frühzeitigen und engen Austausch mit allen Planungsbetei- ligten. So begleiten den gesamten Planungsprozess Arbeits- und Lenkungskreise. Die Arbeits- kreise bestehen aus Vertreterinnen und Vertretern der Verwaltung, den Lenkungskreisen gehö- ren Mitglieder aller Fraktionen, der Verwaltung sowie themenbezogen externe Fachleute an. Diese tragen zur inhaltlichen Vorbereitung und Begleitung der einzelnen Arbeitsschritte im FNP- Aufstellungsverfahren bei und unterstützen die Beratung im Fachausschuss. Neben diesem intensiven Austausch und transparenten Planungsprozess wurde auch Wert ge- legt auf eine frühzeitige und rege Beteiligung der Öffentlichkeit, die weit über die gesetzlich er- forderlichen Beteiligungsschritte hinausgeht. In der Auftaktveranstaltung (11.05.2009) wurde die Öffentlichkeit erstmals über das Instru- ment des Flächennutzungsplanes, die Ziele und Inhalte des Stadtentwicklungskonzeptes, Um- weltleitplanes und Verkehrsentwicklungsplanes als wichtige Bausteine des FNP sowie über den Ablauf des Verfahrens informiert. Mit den im Rahmen des Stadtentwicklungskonzeptes erarbeiten räumlichen Strukturkonzepten fand frühzeitig eine erste Öffentlichkeitsbeteiligung (1. Runde Stadtteilveranstaltung Herbst 2010) statt. In diesen Stadtteilveranstaltungen wurden wichtige Anregungen zur darstellungsre- levanten Inhalten entgegen genommen und Flächenausweisungen diskutiert. Die vorgetrage- nen Anregungen wurden schließlich in den zuständigen politischen Gremien erörtert und nach Abwägung der zu beachtenden Planungsbelange berücksichtigt oder entsprechend zurückge- stellt. Die Ergebnisse flossen ein in die Erarbeitung des Flächennutzungsplanvorentwurfes, der im Sommer 2012 vom zuständigen Fachausschuss beschlossen wurde. Der Beschluss wurde im September 2012 um die Erweiterungsabsichten im Bereich der Getränkeherstellung Nieder- rheingold ergänzt. Nach Beschluss des Vorentwurfes des Flächennutzungsplanes der Stadt Moers wurde im Rahmen der § 3 Abs. 1 BauGB – Beteiligung der Öffentlichkeit eine 2. Runde von Stadtteil- veranstaltungen durchgeführt (Herbst 2012). Zusätzlich hatten die Bürgerinnen und Bürgern in der Zeit vom 22.10 bis 26.11.2012 die Möglichkeit, Anregungen einzureichen. Die Planunterla- gen hingen in diesem Zeitraum öffentlich aus. Die Landesplanerische Anfrage gem. § 24 (1) LPlG NRW wurde am 06.12.2012 gestellt. Die frühzeitige Beteiligung der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange (TÖB) sowie die Abstimmung mit den Nachbargemeinden fand vom 07.12.2012 bis 25.01.2013 statt. Hierbei äußerten sich 34 von nahezu 70 beteiligten Behörden / TÖB und brachten Anre- gungen, Hinweise oder Informationen vor. Nach dieser ersten formellen Beteiligungsrunde wurde der Entwurf des Flächennutzungspla- nes erarbeitet. Neben kleineren Ergänzungen und Anpassungen sind nach der frühzeitigen Be- teiligung infolge der Konkretisierung der Planungsziele u.a. folgende Änderungen in den Ent- wurf des Flächennutzungsplanes eingestellt worden:

Wohnen • Rücknahme der Wohnbaufläche W 6.2 „An der Cölve“, (Kap. 5.8.2) • Rücknahme der Wohnbaufläche W 6.3 „Zur Schwafheimer Heide“, (Kap. 5.9.1) • Ausnahme der Wohnbaufläche W 6.5 „Schwafheim-Süd“ aus dem FNP – „weiße Fläche“ ,( Kap. 1.4) • Rücknahme der Wohnbaufläche W 6.6 „Seeweg“, (Kap. 5.8.2) • Reduzierung der Wohnbaufläche W 7.2 „Holderberg-Süd“, (Kap. 5.8.2) • Reduzierung der Wohnbaufläche W 7.3 „Nieper Straße“, (Kap. 5.8.2) • Reduzierung der Wohnbaufläche W 7.8 „Neukirchener Straße“, (Kap. 5.8.2)

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 7 • Stärkung der Innenentwicklung durch Ausweisung weiterer Wohn- bauflächen, z.B. im Bereich Meerbeck, Taubenstraße und Römer- straße, Bereich ehem. Union-Getränke (Hoffnungsstraße), Berufskol- leg Mercator (Xantener Straße), Berufskolleg Hermann-Gmeiner (Wilhem-Schroeder-Straße), Friedhof Kapellen (Im Bruckschefeld), (Kap.5.8.2). Arbeiten • Rücknahme der GI-Fläche „Kohlenhuck“, (Kap. 6.6.2) • Ausweisung einer gewerblichen Baufläche in Eick, (Kap. 6.7) • Erweiterung und Ausnahme der gewerblichen Baufläche „Schacht III“ aus dem FNP – „weiße Fläche“, (Kap. 1.4) • Ausweisung eines Sondergebiets und gewerbl. Baufläche östlich der Rheinberger Straße („Edeka“), (Kap. 6.7 und 7.4) • Änderung der Zentralen Versorgungsbereiche, (Kap. 7.3.2) • Ergänzende Darstellungen zu den Sondergebieten Einzelhandel, (Kap. 7.3.3) • Vermerk der Abgrabungsfläche Hochfeld, (Kap. 13.3.3) Soziale Infrastruktur • Änderung der Flächenausweisung im Bereich des Berufskollegs Re- pelener Straße, (Kap. 8.2.4) • Änderung im Bereich Krankenhaus Bethanien, (Kap. 7.2.1 und 8.6) • Rücknahme weiterer Gemeinbedarfsflächen, z.B. in Moers-Mitte und Vennikel, (Kap. 8.13) Technische Infrastruktur: • Rücknahme der Konzentrationszonen für Windenergieanlagen, (Kap. 10.2.2) • Reduzierung der Flächenausweisung „Umspannwerk“, (Kap. 10.2) Grünflächen / Natur und • Reduzierung der Kleingartenanlage Meerbeck, (Kap. 11.2) Landschaft / Landwirt- • Ausweisung weiterer Waldflächen, (Kap. 12.2.2) schaft und Wald • Rücknahme des Grünzuges im Bereich der Gärtnerei Hülsdonk (Kap. 11.1 u. 13.2.3) • Rücknahme der Friedhofserweiterung in Schwafheim, (Kap. 11.3) • Ausweisung von Flächen für Sport und Spielanlagen, (Kap. 9).

Den bisherigen und geplanten Ablauf zeigt folgende Übersicht: Grundlagendaten, Fachbeiträge, Stadtentwicklungskonzept, ab 2008 Umweltleitplan und Verkehrsentwicklungsplan Aufstellungsbeschluss der Stadt 12.03.2009 Auftaktveranstaltung zur Information der Öffentlichkeit über das Instrument 11.05.2009 des FNP und Ablauf des Verfahrens 1. Runde Stadtteilveranstaltungen auf Ebene des STEK Herbst 2010

Vorentwurf des Flächennutzungsplans Frühjahr / Sommer 2011 Beschluss des Vorentwurfs im Ausschuss für Stadtentwicklung, Planung und 14.06.2012 Umwelt Ergänzung zum Beschluss (Sondergebiet Getränkeherstellung 06.09.2012 Niederrheingold) Landesplanerische Anfrage gem. § 34 (1) LPlG NRW 06.12.2012 Frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung, 22.10.2012 - 26.11.2012

8 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

2. Runde Stadtteilveranstaltungen Frühzeitige Beteiligung der Behörden und sonstigen Träger öffentl. Belange 17.12.2012 - 25.01.2013

Entwurf des Flächennutzungsplans Beschluss des Entwurfs im Ausschuss für Stadtentwicklung, Planung und Umwelt Landesplanerische Anfrage gem. § 34 (5) LPlG NRW Öffentliche Auslegung des Planentwurfs, erneute Beteiligung der Öffentlichkeit und der Behörden/Träger öffentl. Belange Einarbeitung evtl. vorliegender Änderungen/Ergänzungen Endfassung Flächennutzungsplan Beschluss des FNP durch den Rat Genehmigung durch Bezirksregierung Wirksamkeit des Flächennutzungsplans durch öffentliche Bekanntmachung

1.4 Aus dem Flächennutzungsplan ausgenommene Flächen – „weiße Flächen“

Zur Vorbereitung der öffentlichen Auslegung des FNP-Entwurfes hat im Februar 2017 ein Ab- stimmungstermin bei der zuständigen Regionalplanungsbehörde (RVR) stattgefunden. Von Sei- ten des RVR wurde hierbei darauf hingewiesen, dass die aktuelle Rechtsprechung zur Regio- nalplan-Unschärferegelung eine Neubewertung verschiedener Standorte erforderlich macht. Dementsprechend kann eine im Bereich einer ehemaligen Schachtanlage vorgesehene Gewer- beflächenentwicklung im Süden des Ortsteils Moers-Kapellen (Fläche G 7.1 – siehe Kap. 6.7), die vor dem Hintergrund der Vorprägung aus Sicht der Regionalplanung grundsätzlich positiv gesehen wird, aktuell nicht mehr mitgetragen werden. Darüber hinaus kann gem. Einschätzung des RVR auch eine vorgesehene Wohnbauliche Entwicklung südlich des Ortsteils Schwafheim (Fläche W 6.5 – sieh Kap. 5.8.2) nicht mehr als an die Ziele der Raumordnung angepasst be- wertet werden. Die beiden Standorte sind Ergebnis einer umfassenden Flächendiskussion und werden vom RVR grundsätzlich als geeignet eingeschätzt. Daher wird auch eine entsprechende Darstellung im Rahmen der Neuaufstellung des Regionalplans angestrebt. Der Erarbeitungsbeschluss für den Regionalplan ist für 2018 vorgesehen. Das Verfahren zur Aufstellung des Regionalplans wird voraussichtlich noch längere Zeit in An- spruch nehmen. Um die Neuaufstellung des Flächennutzungsplans jedoch fortführen zu kön- nen, macht die Stadt Moers von der Möglichkeit des § 5 Abs. 1 Satz 2 BauGB Gebrauch, in be- gründeten Fällen Flächen und sonstige Darstellungen aus dem Flächennutzungsplan auszu- nehmen („weiße Flächen“). Eine Übernahme der Darstellungen aus dem rechtswirksamen FNP kommt nicht in Frage, da sie nicht dem abgestimmten Planungszielen entspricht. Dabei dürfen die Grundzüge der sich aus der beabsichtigten städtebaulichen Entwicklung erge- benden Art der Bodennutzung nicht berührt werden. Die ausgenommenen Teile dürfen sich grundsätzlich nicht auf den übrigen Inhalt des Flächennutzungsplanes auswirken können. Die Fläche G 7.1 hat eine Größe von 10,11 ha, das entspricht einem Anteil von rund 40 % der insgesamt im Rahmen der Neuaufstellung des Flächennutzungsplans dargestellten neuen Ge- werbeflächen. Bei einer angenommenen Laufzeit des Flächennutzungsplanes von 15 Jahren ergibt sich bei ca. 25,21 ha Neudarstellung ein durchschnittlicher Verbrauch von ca. 1,68 ha pro Jahr. Bei diesem durchschnittlichen Verbrauch reichen die neuen Gewerbeflächen nach Abzug der Fläche G 7.1 damit für rund 9 Jahre. Die Wohnbaufläche W 6.5 hat eine Größe von 6,17 ha, was einem Anteil von rund 19 % der insgesamt dargestellten neuen Wohnbauflächen von rund 32,44 ha entspricht. Bei einem

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 9 durchschnittlichen Verbrauch von rund 2,16 ha pro Jahr reichen die neuen Wohnbauflächen nach Abzug der Fläche W 6.5 damit für rund 12 Jahre. Unter Abzug der "weißen Flecken" ist damit durch den neuen FNP für mindestens 9 Jahre (Ge- werbe) bzw. 12 Jahre (Wohnen) ausreichend Flächenvorsorge betrieben. Damit enthält der FNP auch ohne die Darstellung der beiden Flächen ein tragfähiges Bodennutzungskonzept für die geordnete städtebauliche Entwicklung des Gebietes der Stadt Moers als Ganzes. Die Stadt Moers beabsichtigt die Darstellung zu einem späteren Zeitpunkt vorzunehmen. Hierzu muss das Verfahren zur Neuaufstellung des Regionalplans abgeschlossen sein, damit die vor- gesehenen Darstellungen als an die Regionalplanung angepasst gewertet werden können. Mit Inkrafttreten des neuen Regionalplans soll auch das notwendige Änderungsverfahren für die Flächen G 7.1 bzw. W 6.5 abgeschlossen werden.

1.5 Bisherige Flächennutzungspläne und wirksame Änderungen

Moers Leitplan vom 01.09.1956, zugleich Wirtschaftsplan nach dem Wohnsiedlungsge- setz, gem. § 173 BBauG übergeleiteter FNP. Der FNP vom 29.02.1972 – genehmigt am 06.12.1971 – bekanntgemacht am 29.02.1972 – ist wegen Inkrafttretens der Satzung des Planungsverbandes Mo- ers-Rheinkamp vom 18.05.1971 lt. Verfügung der Landesbaubehörde Ruhr vom 25.07.1975 AZ.: I 42-125.110 (Moers) rechtsunwirksam geworden. Kapellen Flächennutzungsplan vom 08.04.1964, seit 31.12.1977 außer Kraft. Rheinkamp Leitplan vom 17.03.1959, zugleich Wirtschaftsplan nach dem Wohnsiedlungsge- setz, gem. § 173 BBauG übergeleiteter FNP, einschließlich seiner Änderungen. Seit 31.12.1977 außer Kraft. Moers Mit der kommunalen Neuordnung 1975 werden die Gemeinden Kapellen und Rheinkamp mit der Stadt Moers zusammengelegt und entsprechend ein Flä- chennutzungsplan aufgestellt. Der FNP ist vom Rat der Stadt in der Fassung vom 11.09.1979 beschlossen worden. Der FNP ist (mit Ausnahme einiger Teilberei- che) gem. § 6 BBauG mit Verfügung des Regierungspräsidenten vom 14.02.1980 AZ.: 35.2-11.27/M unter Auflagen genehmigt worden. Die ausgenommenen Be- reiche sind nachträglich mit Verfügung des Regierungspräsidenten vom 27.04.1981 AZ.: 35.2-11.27/M genehmigt worden. In dem seit 1981 wirksamen Flächennutzungsplan der Stadt Moers sind zwischenzeitlich 76 Änderungen aufgenommen und durch Bekanntmachung im Zeitraum 1984 bis 2007 wirksam geworden. Darüber hinaus sind seit 2007 folgende Änderungen / Anpassungen durchgeführt worden und in der jetzigen Neuaufstellung entsprechend berücksichtigt: 78. FNP Änderung: Bereich Utfort (Friesenstraße / Staufenstraße), Be- kanntmachung der Genehmigung: 06.09.2007 85. FNP Änderung: Bereich Industriegebiet Pattberg, Bekanntmachung der Genehmigung: 19.08.2010 88. FNP Änderung: Bereich Stadtmitte (Dr.-Hermann-Boschheidgen-Str.), Bekanntmachung der Genehmigung: 23.11.2017 89. FNP Änderung: Bereich Moers-Mitte (Moerser Benden / Repelener Straße), Bekanntmachung der Genehmigung: 19.03.2015 1. FNP Anpassung (gem. § 13a BauGB): Bereich Rheinkamp, Am Sportzentrum, Bekanntma- chung: 16.10.2008 2. FNP Anpassung (gem. § 13a BauGB): Bereich Schwafheim, Länglingsweg, Bekanntmachung: 13.10.2011

10 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

3. FNP Anpassung (gem. § 13a BauGB): Bereich Meerbeck, Tannenbergstraße/Ernst-Holla- Straße, Bekanntmachung: 18.06.2015 4. FNP Anpassung (gem. § 13a BauGB): Bereich Innenstadt, Grafengalerie, Bekanntmachung: 02.10.2014 5. FNP Anpassung (gem. § 13a BauGB): Bereich Utfort, Rheinberger Straße/Kampstraße, Be- kanntmachung: 02.10.2014 6. FNP Anpassung (gem. § 13a BauGB): Bereich Moers-Mitte, Klever Straße/Baerler Straße, Bekanntmachung: 23.04.2015 7. FNP Anpassung (gem. § 13a BauGB): Bereich Vinn, Goebenstraße/Reichenbachstraße, Be- kanntmachung: 22.02.2017 8. FNP Anpassung (gem. § 13a BauGB): Bereich Kapellen, Seniorenresidenz Bahnhofstraße, Bekanntmachung: 24.08.2017

1.6 Gesetzliche Grundlagen

Die Neuaufstellung des FNP erfolgt im Wesentlichen auf Grundlage folgender Rechtsvorschrif- ten in der jeweils gültigen Fassung: Baugesetzbuch (BauGB) in der Fassung der Bekanntmachung vom 03.11.2017 (BGBI. I, S. 3634) Baunutzungsverordnung (Verordnung über die bauliche Nutzung der Grundstücke - BauNVO) in der Fassung der Bekanntmachung vom 21.11.2017 (BGBI. I, S. 3786) Planzeichenverordnung (Verordnung über die Ausarbeitung der Bauleitpläne und die Darstel- lung des Planinhalts - PlanzV) vom 18.12.1990 (BGBl. 1991 I, S.58) Bundesnaturschutzgesetz (Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege - BNatSchG) vom 29. Juli 2009 (BGBl. I, S. 2542) Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG) in der Fassung der Bekanntma- chung vom 24.02.2010 (BGBl. I, S. 94) Bundes-Immissionsschutzgesetz (Gesetz zum Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Luftverunreinigungen, Geräusche, Erschütterungen und ähnliche Vorgänge - BImSchG) in der Fassung der Bekanntmachung vom 17.05.2013 (BGBl. I, S. 1274) Landesplanungsgesetz (Gesetz zur Neufassung des Landesplanungsgesetzes NRW) vom 3. Mai 2005, GV. NRW. S. 430 Als kartographische Planungsgrundlage dient die Deutsche Grundkarte im Maßstab 1:10.000. Hierzu liegt die Genehmigung des Kreises Wesel, Kontroll-Nr. 4/2010 vor.

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 11 2. KURZCHARAKTERISTIK DER STADT MOERS

2.1 Einleitung / Allgemeine Informationen zum Stadtgebiet

Moers liegt am Rande des Niederrheins in der westlichen Randzone des Ruhrgebietes, westlich der Stadt Duisburg und nördlich der Stadt . Weitere Nachbargemeinden sind die Städte Neukirchen-Vluyn, Kamp-Lintfort und , die sich mit Moers zur gemeinsamen Wirt- schaftsförderung wir4 zusammengeschlossen haben. Das Stadtgebiet umfasst heute eine Gesamtfläche von rund 67,7 qkm. Das Oberflächenrelief liegt zwischen dem höchsten Punkt von ca. 35 m (Hl. Berg in Schwafheim) und dem tiefsten Punkt von ca. 23 m (Strommörs) bei durchschnittlich 25-30 m über dem Meeresspiegel (NN). Ausnahmen bilden die in den letzten Jahren entstandenen Halden Pattberg (ca. 85 m) und Hal- de Rheinpreußen (ca. 103 m). Mit 106.400 Einwohnerinnen/ Einwohnern6 ist Moers die bevölkerungsreichste Kommune im Kreisgebiet Wesel.

2.2 Geschichtliche Entwicklung

Im 9. Jahrhundert taucht der Name Moers unter „Murse“ erstmals auf. Im 13. Jahrhundert schließlich erhält die Siedlung durch König Albrecht I. die Stadtrechte und 1373 die Münzrechte. In der Vergangenheit steht Moers unter verschiedenen Besatzungen, nach den spanischen Truppen (1586 – 1597) fällt Moers 1601 an die Niederlande, 1702 an Brandenburg-Preußen und 1794 an Frankreich. Ab 1815 gehört Moers dann wieder zu Preußen und wird auch zur Kreisstadt ernannt. Nach dem ersten Weltkrieg steht Moers unter belgischer Besatzung; den zweiten Weltkrieg beenden in Moers amerikanische Truppen. Am 01.01.1906 werden die Gemeinden Hülsdonk, Hochstraß, Vinn, Asberg und Schwafheim der Stadt Moers eingemeindet. Nach der kommunalen Neuordnung 1975 werden die Gemein- den Kapellen und Rheinkamp mit der Stadt Moers zusammengelegt. Der Kreis Moers wird auf- gelöst und mit dem Kreis Wesel verschmolzen, Wesel wird zur Kreisstadt ernannt. Die industrielle und gewerbliche Entwicklung in Moers begann bereits im Mittelalter. Die wirt- schaftliche Entwicklung im 19. Jahrhundert hatte jedoch die stärksten Auswirkungen auf die Stadtentwicklung und die heutige Wirtschaftsstruktur. Viele Jahrzehnte wird die Entwicklung der Stadt Moers vom Bergbau beeinflusst. 1857 wurde Moers Kreisstadt und Franz Haniel, der im Bereich Moers / Homberg auf Kohle gestoßen war, erhielt Abbaurechte. Mit der Anlage der Rheinpreußenschächte I bis III in Homberg wurde im Kreis Moers der Grundstein für die Indust- rialisierung gelegt.7 1903 erreichte mit dem Abteufen des Rheinpreußenschachtes IV in Hoch- straß der Steinkohlebergbau auch das Stadtgebiet. Zwischen 1904 und 1914 wird die Zechen- und Arbeitersiedlung Meerbeck / Hochstraß errichtet, in der 10.000 Menschen leben. In den Jahren 1927 und 1934 gehen die Pattberg-Schächte in Repelen in Betrieb. Mit der Schließung der Schachtanlage Rheinpreußen im Jahr 1990 und der Schachtanlage Pattberg im Jahr 1993 findet die fast 90jährige Ära des Moerser Steinkohlebergbaus ein Ende (vgl. hierzu auch Kap. 5.4.1). Zur verkehrlichen Erschließung in der Wirtschaftsregion wurde 1903 die Eisenbahnteilstrecke zwischen Moers und Rheinhausen in Betrieb genommen, die ein Jahr später mit der Strecke Duisburg-Moers- an das überregionale Schienennetz angeschlossen wurde. Erst in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde Moers dann auch überregional und na- tional mit Autobahnen angebunden. Südlich von Moers in das Ruhrgebiet verlief die damalige A2, die bei DU-Kaiserberg Richtung Norden um die Industrieregion herumführte. 1992 wurde

6 Es handelt sich hierbei um die wohnberechtigte Bevölkerung. Stadt Moers, Statistikstelle - Informationsmanagementsystem, Stichtag 31.12.2013. 7 Ebenda, S. 38 ff 12 Flächennutzungsplan der Stadt Moers diese Teilstrecke mit der Umbenennung der A 430 zur A 40 (Duisburg – Dortmund) zusammen- gelegt. 8 Auch das Kreuz Moers bestand schon in den 60er Jahren und kreuzte die o.g. A 2 mit der da- maligen A 14, ein geringes Teilstück einer , welche von Kapellen bis nach Neukir- chen-Vluyn führte. 1972 waren weitere Abschnitte zwischen Krefeld-Gartenstadt und Moers im Bau oder kurz vor der Fertigstellung. Mit der Neustrukturierung des Netzes der Bundesautob- ahnen, die mit Wirkung ab 1. Januar 1975 eingeführt wurde, erhielt die A 14 die neue Bezeich- nung „Bundesautobahn 57“9. 1965 begann der Bau der A 42, dem „Emscherschnellweg“ im Raum Herne. Es dauerte jedoch bis 1991, bis diese, im nördlichen Stadtgebiet verlaufende Au- tobahn, linksrheinisch mit dem Bau der Rheinbrücke bei DU-Beeckerwerth bis zum Kreuz Mo- ers-Nord und der Anschlussstelle Kamp-Lintfort fertiggestellt und eröffnet wurde.10

2.3 Naturraum und Landschaft11

Moers liegt in der Großlandschaft der 'Mittleren Niederrheinebene', die durch die breite Nieder- terrasse des Rheins geprägt ist. Im Moerser Stadtgebiet ist die Niederrheinebene größtenteils durch die naturräumliche Un- tereinheit des 'Moerser Donkenlandes' geprägt. Im Osten des Stadtgebietes schließen sich die Untereinheiten 'Moerser und Baerler Heide' und 'Östrum-Homberger Niederterrassensporn' an. Das 'Moerser Donkenland' ist gegliedert in eingetiefte 'Kendel' und höher gelegene 'Donken'. Es handelt sich hierbei um ein Mikrorelief, das sich gebildet hat, als der Rhein in der frühen Nach- eiszeit die Niederterrasse mit zahlreichen Flussarmen durchzog. Bei vorherrschender Erosion in den ehemaligen Hochflutrinnen bildeten sich die einige Meter tiefer liegenden 'Kendel'; in Berei- chen, in denen die Akkumulation überwog, verblieben die höher gelegenen 'Donken'– die zwi- schen diesen Niederungen stehen gebliebenen Niederterrassen-Platten. Die Niederterrasse ist daher mit verschiedenen bogenförmigen, überwiegend in nord-südlicher Richtung verlaufenden, flach eingesenkten feuchten Hochflutrinnen durchzogen. Dazwischen liegen inselartig die verbliebenen kleineren und größeren Reste der Terrassenplatte. Die Donken dienen seit langem fast ausschließlich der Ackernutzung. Die feuchteren Niederungen der Kendel sind aktuell überwiegend von Bächen oder Gräben durchflossen (z.B. Moersbach, Aubruchkanal, Ophuelsgraben). An manchen Stellen sind – meist durch Torfstiche in ehemaligen Flachmooren – schmale, wieder in Verlandung befindliche Seen (so genannte 'Meere' oder 'Kuhlen') entstanden. Abgesehen von den die Gewässer be- gleitenden Au- und Bruchwäldern, von denen nur noch wenige Reste erhalten sind, wurden die Kendel lange Zeit überwiegend als Grünland genutzt. Allerdings hat sich durch den Abbau der im Untergrund lagernden Steinkohle, durch die damit verbundenen Steinkohlenabraumhalden und die Nachfolgeindustrie sowie durch großflächigen Kiesabbau in Teilbereichen des Stadtgebietes ein beachtlicher Landschaftswandel vollzogen, der die naturräumlichen Gegebenheiten überprägt. Zwischen dem 'Moerser Donkenland' und der östlich anschließenden Rheinebene verläuft am Rand des Stadtgebietes die 'Moerser und Baerler Heide'. Hier sitzen der Niederterrasse ausge- dehnte Flugsandablagerungen auf, wodurch sich stellenweise ein kleinkuppiges Dünenrelief (meist max. 2 bis 3 m über dem Niederterrassenniveau) ausgebildet hat. Typisch für diese Ein- heit sind naturräumlich Eichen-Birkenwälder und Heiden auf trockenen, nährstoffarmen Sand- und Podsolböden. Die Einheit ist heute überwiegend bebaut. Moers besitzt nur sehr kleine Flächenanteile in der Rheinaue (Uerdinger Aue), die das heutige Hochwasserflutbett des Rheins darstellt. Östlich an die 'Moerser und Baerler Heide' anschlie-

8 http://www.a40.nrw.de/#geschichte, Homepage StraßenNRW, abgerufen am 26. April 2016 9 Struktur und Nummerierung der Bundesautobahnen. Vorgesehenes Gesamtnetz. Bundesminister für Verkehr Abt. Straßen- bau, 15. Juni 1974, abgerufen am 26. April 2016 (Kartenausschnitt) 10 http://www.autobahn-online.de/a42geschichte.html, abgerufen am 26. April 2016 11 Gem. Umweltleitplan Moers, BKR Aachen, Endbericht 06.07.2010 Flächennutzungsplan der Stadt Moers 13 ßend und durch diese vom Moerser Donkenland abgetrennt, ragt der 'Östrumer-Homberger Niederterrassensporn' in die Rheinaue hinein. Auch diese Untereinheit wird im Stadtgebiet auf- grund ihrer vor Hochwassergeschützteren Lage fast vollständig durch Siedlungsbereiche ein- genommen. Zwischen Rheinaue und Niederterrasse verläuft eine 3 bis 4 m hohe Geländekante.

2.4 Klima12

Makroklimatisch ist das Moerser Stadtgebiet dem nordwestdeutschen Klimabereich zuzuord- nen, der durch maritim geprägte Klimaverhältnisse mit relativ kühlen Sommern und milden Win- tern gekennzeichnet ist. Nur gelegentlich setzt sich kontinentaler Einfluss mit längeren Hoch- druckperioden durch. Dann kann es im Sommer zu höheren Temperaturen und trockenen, sommerlichen Wetterlagen bei schwachen östlichen bis südöstlichen Winden kommen; im Win- ter sind solche Wetterlagen mit Kälteperioden verbunden. Mesoklimatisch ist Moers dem Niederrheinischen Tiefland zuzuordnen. Die Jahresmitteltempe- ratur liegt im Stadtgebiet bei 10 bis 10,5 °C mit einem Minimum der Tagesmitteltemperatur von 1-2 °C im Januar, einem Maximum von 17-18 °C im August. Es fallen durchschnittlich 714 mm Niederschlag pro Jahr. Der Hauptanteil der Niederschläge fällt im Sommer, da dann aufgrund erhöhter Einstrahlung vermehrt Schauer und Gewitter auf- treten. Die mittlere Windgeschwindigkeit beträgt 3 bis 3,5 m/s bei einem Schwachwindanteil (<=1,5 m/s) von 15-20 %. Kennzeichnend für das durch den Standort Vinn repräsentierte unveränderte Windfeld sind Südwestwinde, die aufgrund der Großwetterlagen im Westen Deutschlands vor- herrschend sind und vor allem bei Starkwindsituationen auftreten. Schwächere Winde kommen dagegen überwiegend aus östlichen Windrichtungen.

2.5 Böden13

Moers gehört zur Bodengroßlandschaft der Auen und Niederterrassen innerhalb der weiten Niederung des Rheins, dessen ehemals weit ausuferndes Abflusssystem hiermaßgeblich die Landschaft geprägt hat. Das Stadtgebiet liegt außerhalb der eigentlichen Rheinaue auf der höher gelegenen, im Laufe des Oberpleistozäns angelegten Niederterrasse, deren sandig-kiesige Sedimente an der Ober- fläche großflächig mit Hochflutablagerungen überdeckt sind. Die Verbreitung der Ablagerungen geht auf die Lage ehemaliger Stromrinnen zurück. Diese durchziehen das Stadtgebiet bogen- förmig und haben zu einer morphologischen Gliederung in höher gelegene flache Rücken (Donken) und leicht eingesenkte Niederungen (Kendel) geführt. Je nach Lage im ehemaligen Strömungsregime besitzen die insgesamt lehmigen Hochflutablagerungen aufgrund unter- schiedlicher Fließgeschwindigkeiten mehr oder weniger hohe Anteile an Mittel- und Feinsand. So überwiegen am Rande der Hochflutrinnen und in den Uferwällen in der Regel höhere San- danteile, die zum Teil noch flächig von jüngeren Flugsanden bzw. Dünen überdeckt werden. In- nerhalb der Hochflutrinnen überwiegt dagegen toniger Lehm. Diese wechselnden Sedimente wirken sich im Zusammenhang mit der Reliefierung der Don- kenlandschaft und den damit verbundenen unterschiedlichen Grundwasserflurabständen auf die bodentypologische Entwicklung aus. Dies führt zu einer Gliederung des Moerser Stadtge- bietes in drei Bodenlandschaften: Böden aus Hochflutablagerungen der Donken, Böden der Bruchgebiete und Böden der Flugsandgebiete. Die Böden werden detailliert im Umweltbericht beschrieben.

12 Gem. Umweltleitplan Moers, BKR Aachen, Endbericht 06.07.2010 13 Gem. Umweltleitplan Moers, BKR Aachen, Endbericht 06.07.2010 14 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

2.6 Wasser14

Fließgewässer Der westliche Teil des Moerser Stadtgebietes wird durch das Gewässersystem des Moersba- ches entwässert, der das Stadtgebiet innerhalb der ehemaligen Hochflutrinnen des Rheins in mehreren großen Bögen von Süden nach Norden durchzieht und rd. 6 km nördlich der Stadt- grenze in den Rhein mündet. Dem Moersbach fließen im Stadtgebiet mehrere Fließgewässer zu, u.a. der Anrathskanal, Graben Repelen und Hülsdonker Flutgraben, Neukirchener Kanal und Achterathsheidegraben im Westen sowie Winterswicker Abzugsgraben, Lohkanal, Aubruchkanal, Förtgensgraben und Brüggergraben im Osten. Der östliche Teil des Stadtgebietes wird durch den Gerdtbach mit dem Westerbruchgraben so- wie den Essenberger Bruchgraben West mit dem Ballbruchgraben entwässert. Der Gerdtbach mündet 2 km östlich der Stadtgrenze in den Rhein. Die Niederungsgebiete sind zur Landnutzung heute stark entwässert. Hierzu wurden die Bäche begradigt und stark eingetieft, so dass die einstmals besonders intensiv verzahnten Beziehun- gen zwischen Gewässer und Aue entkoppelt sind. Darüber hinaus führte der untertägige Berg- bau im Zuge der Industrialisierung innerhalb des Stadtgebietes weiträumig zu Bodensenkun- gen. Die meisten Gewässer in Moers sind einschließlich eines mindestens 5 m breiten Gewäs- serrandstreifens Eigentum der LINEG (linksniederrheinische Entwässerungsgenossenschaft). Insofern weisen die Gewässer keine natürliche Wasserführung auf. Verschiedene Abschnitte fallen zeitweise oder dauerhaft trocken. Für einzelne Gewässerabschnitte kehrt sich die Fließ- richtung zeitweise sogar um. Dieser vorübergehende Verlust der Durchgängigkeit wird durch die Bewässerung der Rücklaufstrecken wieder hergestellt.

Stehende Gewässer Überwiegend sind die stehenden Gewässer Folge des Kiesabbaus in Moers (vgl. auch 3.3.2). Hier sind einige, auch für die Naherholung genutzte Baggerseen entstanden. Folgende größere Seen befinden sich im Stadtgebiet Moers: ° Baggerseen Kohlenhuck (Repelen) ° Waldsee (Eick) ° Erholungsgebiet Schwafheim mit zwei Baggerseen (Schwafheim) ° Baggersee Lauersforst (Kapellen) ° Hohenforster See (Kapellen) ° Silbersee (Kapellen) sowie ° das Naturfreibad Bettenkamp in Vinn (Fildmeer) und ° das Repelener Meer als eine Verbreiterung des Moersbaches am Jungbornpark in Repelen Darüber hinaus bestehen zahlreiche kleinere Park- und Gartenteiche sowie private Angel- und Fischereigewässer.

Die europäische WRRL (respektive WHG und LWG NW) schreibt für Oberflächengewässer das Erreichen eines guten ökologischen und chemischen Zustandes bis zum Jahr 2015 vor. Die Umsetzung der WRRL wird in Moers seit 2005 betrieben (vgl. auch Kap. 12.1 und Kap. 13.3.2).

14 Gem. Umweltleitplan Moers, BKR Aachen, Endbericht 06.07.2010 Flächennutzungsplan der Stadt Moers 15 2.7 Sozialräumliche Gliederung der Stadt

Zur Abschätzung der Gesamtentwicklungen in der Stadt Moers sowie zur vorausschauenden Erstellung von Prognosen und der damit verbundenen planerischen Vorsorge sind im Rahmen des Flächennutzungsplanverfahrens Planungsdaten unverzichtbar. Die aktuellen Daten allein ermöglichen jedoch noch keine Aussage. Erst die Betrachtung von Vergleichszeiträumen, Zeit- spannen und die Übertragung auf eine raumbezogene Aussage lassen Veränderungen im Stadtgebiet und Entwicklungen erkennen. Trendbeschreibungen können auf diese Art für den zukünftigen Wohnbauland- und Gewerbeflächenbedarf erstellt werden. Hierzu werden Daten z.B. aus der Bevölkerungs-, Beschäftigungsstruktur sowie aus den Flächendaten gewonnen. Um die erfassten Daten und städtebaulichen Zusammenhänge in ihrer räumlichen Auswirkung darstellen zu können, ist eine Gliederung der Gesamtstadtfläche erforderlich. Dies ermöglicht gleichzeitig auch die Schaffung einer Grundlage für teilräumliche Betrachtungen. Das Stadtgebiet Moers wird in die Stadtteile Moers, Rheinkamp und Kapellen differenziert. Zu- sätzlich besteht in der Stadt Moers eine statistische Gliederung in 12 Sozialatlasbezirke15: (1) Repelen (2) Rheinkamp-Mitte (3) Eick (4) Moers-Ost (5) Utfort (6) Meerbeck (7) Hülsdonk (8) Moers-Mitte (9) Vinn (10) Asberg (11) Schwafheim (12) Kapellen

Diese kleinräumige Gliederung erlaubt, spezifische Daten gerade auch im Bereich der Außen- bezirke und der Innenstadt über Bevölkerungsentwicklungen, Kinderzahlen u. Ä. zu erfassen und somit Vergleiche und Planungsrückschlüsse für diese Teilräume zu ziehen. Für das Stadtentwicklungskonzept wurden diese Sozialatlasbezirke in die folgenden sieben Stadtbezirke zusammengefasst: ° Repelen ° Rheinkamp-Mitte, Eick, Utfort ° Meerbeck, Moers-Ost (mit Hochstraß und Scherpenberg) ° Moers-Mitte, Hülsdonk, Vinn ° Asberg ° Schwafheim ° Kapellen (mit Holderberg und Vennikel).

15 Definition: Als Sozialatlasbezirke werden Wohnbereiche bezeichnet, die in Moers nach folgenden Kriterien gebildet sind: die jeweilige Bevölkerungszahl, die geographische Größe verbunden mit topographischen Gegebenheiten und der Erreichbar- keit, die Sozialindikatoren und der Orientierung der Bezirkseinteilungen an den Grenzen der statistischen Bezirke. Sozialin- dikatoren sind statistisch ermittelte Merkmalsbündel zur Kennzeichnung und Differenzierung sozialer Strukturen, z. B. u.a. Bevölkerungsstruktur, Zahl der Menschen mit Migrationshintergrund sowie Daten zur Arbeitslosigkeit, Bildung, Wohnsituati- on und Jugendhilfe (Quelle: Stadt Moers, Statistikstelle). 16 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Abbildung 1: Übersichtsplan mit Gliederung nach Sozialatlasbezirken Quelle: Eigene Darstellung auf deutscher Grundkarte, Kontroll-Nr. 4/10

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 17 2.8 Flächennutzung nach der tatsächlichen Art der Nutzung

Die folgende Tabelle zeigt die Flächengrößen nach der tatsächlichen Nutzung im Stadtgebiet. Dabei wird der hohe Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche deutlich, der im Vergleich zu den übrigen Kommunen des Kreises Wesel weitaus höher liegt.

Flächennutzung Größe in ha Anteil in % Siedlungs- und Verkehrsfläche 3.622 53,5 davon: Gebäude- und Freifläche, Betriebsfläche 2.309 34,1 Erholungsfläche, Friedhofsfläche 405 6,0 Verkehrsfläche 907 13,4 Freifläche außerhalb der Siedlungs- und Verkehrsfläche 3.146 46,5 davon: Landwirtschaftsfläche 2.376 35,1 Waldfläche 459 6,8 Wasserfläche 204 3,0 Moor, Heide, Unland 16 0,2 Abbauland 85 1,3 Flächen anderer Nutzung 8 0,1

Tabelle 1: Flächennutzung nach der tatsächlichen Art der Nutzung Quelle: IT NRW, Stand: 31.12.2013

Anhand des hohen Anteils der Siedlungs- und Verkehrsfläche wird besonders deutlich, dass die Stadt Moers unmittelbar am Rand des Ballungskerns „Ruhrgebiet“ gem. Landesentwicklungs- plan NRW – LEP (vgl. Kap. 2.9.1) liegt. Im Vergleich zu den Anteilen der Flächennutzungen des Kreises Wesel, dem die Stadt angehört, ist der Anteil an Siedlungs- und Verkehrsfläche in Mo- ers um 31,0 %-punkte höher. Das gesamte Kreisgebiet weist lediglich eine Siedlungs- und Ver- kehrsfläche von 22,5 % auf. Grund hierfür u.a. ist, dass die Hälfte der Kommunen im Kreis We- sel gem. LEP den Gebieten mit überwiegend ländlicher Raumstruktur angehören und so ihre gebietsspezifischen Ziele der Raumordnung haben. Im Gegensatz dazu fällt z.B. im Vergleich der geringe Anteil an Waldflächen in der Stadt Moers gegenüber dem Kreis Wesel auf. Während Moers einen Anteil von nur 6,8 % Waldflächen hat, liegt der Anteil des Kreises Wesel bei 17, 5 % (vgl. unten stehende Abbildung: Vergleich der Anteile der Flächennutzungen Moers / Kreis Wesel / Regierungsbezirk Düsseldorf).

18 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

100%

90%

80% Sonstige Flächen

70% Waldfläche 60% Landwirtschaftsfläche 50% Verkehrsfläche 40%

30% Erholungsfläche, Friedhofsfläche

20% Gebäude- und Freifläche, Betriebsfläche 10%

0% Moers Kreis Wesel Reg.-Bez. Düsseldorf

Abbildung 2: Flächen nach Nutzungsarten in Vergleich Moers / Kreis Wesel / Reg.-Bez. Düsseldorf am 31.12.2013 Quelle: IT NRW, Kommunalprofil Moers, Stand 10.12.2014, eigene Darstellung

3. PLANUNGSVORGABEN Das Recht der Kommune, als Gebietskörperschaft des öffentlichen Rechtes die städtebauliche Ordnung und Entwicklung im Stadtgebiet durch den Einsatz des Instrumentariums des allgemei- nen und besonderen Städtebaurechtes zu steuern, wird als Planungshoheit bezeichnet. Sie fußt auf Art. 28 des Grundgesetzes als garantiertes Selbstverwaltungsrecht der Stadt. Die Stadt Moers kann ihre Planungshoheit bei der Aufstellung des neuen Flächennutzungspla- nes jedoch nicht uneingeschränkt wahrnehmen, sondern muss diesen an die Ziele der Raum- ordnung anpassen (§ 1 (4) BauGB). Hierbei geben Raumordnung und Landesplanung mit den Aussagen der Landes- und Regionalpläne den Entwicklungsrahmen vor, während die Pla- nungsvorgaben anderer Planungsträger nachrichtlich zu übernehmen sind (z.B. Landschafts- schutzgebiete, Wasserschutzzonen, klassifiziertes Straßennetz etc.). Die Beteiligung der öffentlichen Planungsträger für Fachplanungen (TÖB) im Verfahren zur Er- stellung des Flächennutzungsplanes führt für deren Planungen zu einer Bindung an diesen Plan, soweit nicht unabsehbare Entwicklungen Änderungen erfordern.

3.1 Überörtliche Planungsebenen

In der Hierarchie der Planungsebenen von der Raumordnung und Landesplanung bis herunter zur einzelnen Fachplanung gibt es entsprechende Vorgaben, die den Planungsspielraum defi- nieren und die Planungshoheit einschränken. Gemäß § 1 (4) BauGB hat sich die Bauleitpla- nung auf kommunaler Ebene an die Ziele der Raumordnung anzupassen.

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 19 3.1.1 Landesplanung

Landesplanungsgesetz (LPlG) Das Landesplanungsgesetz (LPlG) regelt die Landesplanung in Nordrhein-Westfalen. Es wurde zuletzt im Jahr 2013 novelliert. Primär definiert das Landesplanungsgesetz die Organisation und Aufgabe der Landesplanung. Die Landesplanungsbehörde erarbeitet den Landesentwick- lungsplan. Die Organisation hängt vom Ressortzuschnitt des Landes ab. In Nordrhein- Westfalen ist zurzeit das Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes NRW die oberste, die Bezirksregierungen / der Regionalverband Ruhr (RVR) sind die oberen und die Kreise und kreisfreien Städte die unteren Landesplanungsbehörden.

Landesentwicklungsplan Nordrhein-Westfalen Der LEP16 legt die mittel- bis langfristigen strategischen Ziele zur räumlichen Entwicklung des Lan- des Nordrhein – Westfalen fest. Nach § 1 Raumordnungsgesetz muss der Landesentwicklungs- plan NRW das Landesgebiet Nordrhein-Westfalen als zusammenfassender, überörtlicher und fachübergreifender Raumordnungsplan entwickeln, ordnen und sichern. Dabei sind unterschiedli- che Anforderungen an den Raum aufeinander abzustimmen und auftretende Konflikte auszuglei- chen. Der Auszug aus dem Landesentwick- lungsplan (LEP) enthält für Moers Ziele zur zentralörtlichen Bedeutung sowie zum Siedlungs- und Freiraum. Stellte der LEP 1995 bisher noch in zwei Kartenteilen die Raum- und Siedlungs- struktur (Teil A) sowie die natürlichen Le- bensgrundlagen (Teil B) dar, fasst der LEP 2016 die wesentlichen Aussagen in einem Kartenteil Maßstab 1:300.000 zu- sammen. Nicht mehr dargestellt sind die siedlungsräumliche Grundstruktur sowie Entwicklungsachsen. Die Stadt Moers ist als Mittelzentrum dar- gestellt. Das Zeichen für Mittelzentrum ist deutlich auf Moers–Mitte festgelegt. Fol- gende Stadtteile (bezogen auf die Sied- Abbildung 3: Ausschnitt Landesentwicklungsplan NRW, Ver- lungsbereiche) sind im Entwurf als Sied- ordnung vom 15.12.2016, Planzeichnung lungsräume dargestellt: Moers-Mitte mit Moers-Ost, Meerbeck, Asberg. Hülsdonk, Quelle: Staatskanzlei des Landes Nordrhein Westfalen Utfort, Rheinkamp-Mitte und Eick, Kapel- len, Schwafheim und der Siedlungsbereich Repelen weitgehend südlich der BAB 42. Außerhalb dieser Siedlungsbereiche ist nahezu der gesamte Freiraum als Grünzug dargestellt. Der südliche Teil des Stadtgebietes als Gebiet für den Schutz des Wassers ausgewiesen. Zudem sind einzelne kleinere Bereiche entlang der Gewässer (wie z.B. Moersbach / Moerskanal, Anrathskanal) als Überschwemmungsgebiet dargestellt (vergleiche auch Abbildung 3). Für das FNP-Verfahren enthält der Textteil des LEP nachfolgende relevante Ziele und Grundsätze (Auszug):

16 Der bisherige Landesentwicklungsplan Nordrhein-Westfalen (LEP NRW) war seit 1995 in Kraft. Des Weiteren ergänzten der LEP IV 'Schutz vor Fluglärm' und der im Juli 2013 in Kraft getretene LEP Sachlicher Teilplan Großflächiger Einzelhandel den Landesentwicklungsplan 1995. Diese Landesentwicklungspläne stellten bisher die Ziele und Grundsätze der Raumord- nung und Landesplanung in Nordrhein-Westfalen dar. Mit Bekanntmachung des neuen Landesentwicklungsplans (Verord- nung vom 15.12.2016) im Gesetz- und Verordnungsblatt vom 25.01.2017 (GV.NRW. Ausgabe 2017, Nr. 4, S. 121ff) sind der Landesentwicklungsplan 1995 sowie die Teilpläne „Schutz vor Fluglärm“ und „Großflächiger Einzelhandel“ aufgehoben. Die Teilpläne sind in den neuen LEP integriert. 20 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

° Zentralörtliche Gliederung (Ziel 2-1): Die Ausrichtung der räumlichen Entwicklung im Lan- desgebiet ist auf Zentrale Orte mit ihren bestehenden, funktional gegliederten Systemen auszurichten. Neben der Sicherung gleichwertiger Lebensverhältnisse unter Berücksichti- gung der Daseinsvorsorge (Ziel 2-2) ist eine Unterteilung des Landes in Gebiete mit vorran- gigen Siedlungsfunktionen (Siedlungsraum) und vorrangigen Freiraumfunktionen (Freiraum) zu beachten (Ziel 2-3). Dabei ist eine Siedlungsentwicklung der Gemeinden auf die regio- nalplanerisch festgelegten Siedlungsbereiche zu konzentrieren. ° Kulturlandschaften (Ziel 3-1): Eine Erhaltung der Vielfalt der Kulturlandschaften und des raumbedeutsamen kulturellen Erbes im besiedelten und unbesiedelten Raum ist zu beach- ten und im Zusammenhang mit anderen räumlichen Nutzungen und raumbedeutsamen Maßnahmen zu gestalten. Im Stadtgebiet Moers betrifft dies die Landesbedeutsamen Kultur- landschaftsbereiche Nr. 16 Römische Limesstraße, Nr. 18 Krefeld – Grevenbroicher Acker- terrassen und Nr. 19 Rheinschiene. ° Klimaschutz: Die Raumentwicklung soll zum Ressourcenschutz, zur effizienten Nutzung von Ressourcen und Energie, zur Energieeinsparung und zum Ausbau der erneuerbaren Ener- gien dienen (Grundsatz 4-1). Dabei sind erwartende Klimaänderungen und deren Auswir- kungen vorsorgend zu berücksichtigen (Grundsatz 4-2). ° Flächensparende und bedarfsgerechte Siedlungsentwicklung (Ziel 6.1-1): Eine flächenspa- rende und bedarfsgerechte Siedlungsentwicklung ausgerichtet an Bevölkerungs- und Wirt- schaftsentwicklung, vorhandener Infrastrukturen sowie an naturräumlichen und kulturland- schaftlichen Entwicklungspotenzialen ist zu beachten. Planungen und Maßnahmen der In- nenentwicklung haben Vorrang vor der Inanspruchnahme von Flächen im Außenbereich (Grundsatz 6.1-6). Die gezielte Erhaltung und Neuschaffung von Freiflächen im Innenbe- reich aus städtebaulichen Gründen ist hiervon unbenommen. ° Steuernde Rücknahme nicht mehr erforderlicher Siedlungsflächenreserven (Grundsatz 6.2- 3): Eine bedarfsgerechte Rücknahme Allgemeiner Siedlungsbereiche ist vorrangig außer- halb der zentralörtlich bedeutsamen Allgemeinen Siedlungsbereiche zu realisieren. ° Gewerbliche und industrielle Nutzungen: Geeignete Flächenangebote für emittierende Ge- werbe- und Industriebetriebe sind zu sichern (Ziel 6.3-1) und Entwicklungsmöglichkeiten für diese Betriebe durch das Heranrücken anderer Nutzungen nicht zu beeinträchtigen (Grund- satz 6.3-2). ° Großflächiger Einzelhandel: die Ziele 6.5-1 bis 6.5-8 zum Thema Großflächiger Einzelhandel entsprechen im Wesentlichen den Zielen des ehem. LEP NRW – Sachlicher Teilplan Groß- flächiger Einzelhandel: Gem. Ziel 6.5-1 sind Standorte des großflächigen Einzelhandels nur in den im Regionalplan dargestellten Allgemeinen Siedlungsbereichen darzustellen bzw. festzusetzen. Zudem sind großflächige Einzelhandelsvorhaben mit zentrenrelevanten Kern- sortimenten lediglich in den Zentralen Versorgungsbereichen zulässig. Ausnahmen hiervon sind nur begrenzt möglich (Ziel 6.5-2 und Ziel 6.5-3 - Be-einträchtigungsverbot zentraler Versorgungsbereiche). Gem. Ziel 6.5-4 darf bei Sondergebieten mit nicht zentrenrelevanten Kernsortimenten der zu erwartende Gesamtumsatz die Kaufkraft der Einwohner der jeweili- gen Gemeinde für die geplante Sortimentsgruppe nicht überschreiten, Sondergebiete mit nicht zentrenrelevanten Kernsortimenten sind nur dann außerhalb der zentralen Versor- gungsbereiche zulässig, wenn max. 10% der Verkaufsfläche zentrenrelevante Sortimente einnehmen (Ziel 6.5-5). Für die Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes sind des Weite- ren die Festlegungen in Ziel 7 von Bedeutung. Dieser Absatz regelt die Überplanung vor- handener Einzelhandelsstandorte außerhalb zentraler Versorgungsgebiete mit entspre- chender Begrenzung der Sortimente und Verkaufsflächen, in der Regel entsprechend dem baurechtlichen Bestandsschutz. Wenn keine wesentliche Beeinträchtigung der zentralen Versorgungsbereiche der Kommune zu befürchten ist, kann ausnahmsweise auch eine un- erhebliche Erweiterung ermöglicht werden. Ziel 6.5-8 stellt klar, dass die Gemeinden Einzel- handelsagglomerationen außerhalb Allgemeiner Siedlungsbereiche und zentraler Versor- gungsbereiche entgegenzuwirken haben. Abschließend liefern die Ziele 9 und 10 Vorgaben zum Umgang mit Regionalen Einzelhandelskonzepten und Vorhabenbezogenen Bebau- ungsplänen.

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 21 ° Grünzüge (Ziel 7.1-5): Regionale Grünzüge sind aufgrund ihrer freiraum- und siedlungsbe- zogene Funktion vor einer siedlungsräumlichen Inanspruchnahme zu schützen. ° Transport: Nach Möglichkeit ist ein Bestand von mindestens 400 m zu rechtlich gesicherten Trassen von Höchstspannungsfreileitungen mit 220 kV oder mehr bei der bauplanungsrecht- lichen Ausweisung von neuen Baugebieten einzuhalten. Bei der Ausweisung von Außenbe- reichsatzungen nach § 35 Abs. 6 BauGB soll nach Möglichkeit ein Abstand von mindestens 200 m zu rechtlich gesicherten Trassen von Höchstspannungsfreileitungen mit 220 kV oder mehr eingehalten werden.

3.1.2 Regionalplanung Der Regionalplan (ehemals Gebietsentwicklungsplan) des Regierungsbezirks Düsseldorf (GEP 99) legt die regionalen Ziele der Raumordnung und Landesplanung für die Entwicklung des Regierungsbezirks fest und enthält alle raumbedeutsamen Maßnahmen und Planungen für diesen Bereich. Er ist damit eine verbindliche Vorgabe für die Anpassung bzw. Aufstellung der Bauleitpläne der Kommunen an die Ziele der Raumordnung und Landesplanung (§ 1 Abs. 4 BauGB) und nicht Gegenstand der kommunalen Abwägung. Er besteht aus den textlichen Darstellungen, den Erläuterungen einschließlich ergänzender Kar- ten und der zeichnerischen Darstellung. Wesentlich für die kommunale Bauleitplanung sind da- bei die Ausweisungen der Allgemeinen Siedlungsbereiche (ASB) und der Bereiche für gewerb- liche und industrielle Nutzung (GIB) im Stadtgebiet. Die Entwicklung und der Schutz des Frei- raumes werden durch die Ausweisung der Allgemeinen Freiraum- und Agrarbereiche und von Regionalen Grünzügen sichergestellt. Der Regionalplan erfüllt zudem die Funktion eines Landschaftsrahmenplanes und eines forstlichen Rahmenplanes (§10 Bundesnaturschutzgesetz, § 6 Landesnaturschutzgesetz NRW, § 7 Abs. 1 Landesforstgesetz, § 14 Abs. 2 Landesplanungsgesetz) und trägt dazu bei, die Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege sowie die vielfältigen Funktionen des Waldes zu konkretisieren und diese zu sichern. In den ASB sollen Wohnnutzungen, zentralörtliche Einrichtungen und sonstige Dienstleistungen sowie gewerbliche Arbeitsstätten in der Weise zusammengefasst werden, dass sie nach Mög- lichkeit untereinander auf kurzem Weg erreichbar sind. In Moers erstreckt sich ein umfassender Allgemeiner Siedlungsbereich über Rheinkamp-Mitte, Eick, Utfort, Meerbeck, Moers-Ost, Hüls- donk, Moers-Mitte, Vinn und Asberg. Weitere solitäre ASB werden für Schwafheim, Kapellen und Repelen dargestellt. Gewerbliche und industrielle Nutzungen hingegen sind auf die GIB zu konzentrieren. Diese die- nen gem. Regionalplan der Ansiedlung, dem Ausbau und der Bestandssicherung solcher Ge- werbe- oder Industriebetriebe, die wegen ihres großen Flächenbedarfs, ihrer Emissionen oder ihrer besonderen Standortanforderungen nicht in den ASB integriert werden können. In Moers gibt es fünf solcher Standorte: in Repelen den interkommunalen Grafschafter Gewerbepark Ge- nend und den Industriepark Moers (Pattberg), den Technologiepark Eurotec mit angrenzendem Bereich des Industriestandortes Ineos im Sozialatlasbezirk Meerbeck, das Gewerbegebiet Lohmannsheide im Sozialatlasbezirk Eick, das Gewerbegebiet Hülsdonk und das Gewerbege- biet Franz-Haniel-Straße in Scherpenberg (Sozialatlasbezirk Moers-Ost). Zudem sind im Be- reich westlich der Kläranlage Gerdt und um die Mollbergstraße in Eick GIB ausgewiesen, die heute noch nicht entwickelt sind. Die Regionalen Grünzüge sind von Bebauung freizuhalten und dienen insbesondere zur sied- lungsräumlichen Gliederung, zum klimaökologischen Ausgleich, zur Biotopvernetzung sowie zur freiraumorientierten Erholung. Der Großteil des Freiraums einschließlich kleinerer Ortsteile wie z.B. Vennikel und Holderberg sowie Siedlungssplitter ist im GEP als Regionaler Grünzug aus- gewiesen. Im Bereich Hochfeld ist ein Bereich für die Sicherung und den Abbau oberflächennaher Boden- schätze (BSAB) ausgewiesen. Hier ist deren Abbau zu gewährleisten; die Inanspruchnahme für andere Zwecke ist auszuschließen, soweit sie mit der Rohstoffgewinnung nicht vereinbar sind.

22 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Neben den textlich und zeichnerisch dargestellten konkreten Zielen sind im Regionalplan auch abstrakte Ziele formuliert. Dazu gehört beispielsweise das Ziel der Beschränkung der städte- baulichen Entwicklung von nicht als ASB dargestellten Ortschaften allein auf den Bedarf der dort ansässigen Bevölkerung. Umgekehrt heißt das, Entwicklungen sind auf im Regionalplan dargestellte Siedlungsbereiche zu konzentrieren, um Zersiedelungen vorzubeugen. Darüber hinaus enthält der Textteil des Regionalplanes folgende konkrete Ziele:

° Gewerbegebiete ohne besondere Emissionen sollen zunehmend als Bestandteil Allgemei- ner Siedlungsbereiche dargestellt werden. Der Bestandsschutz vorhandener Betriebe inner- halb und außerhalb der dargestellten Siedlungsbereiche wird nicht berührt. Die Zulässigkeit der Ansiedlung von Betrieben wird durch die Darstellung von Bereichen für gewerbliche und industrielle Nutzungen nicht geregelt. ° In den Bereichen für gewerbliche und industrielle Nutzungen (GIB) sollen gewerbliche Be- triebe im Bestand gesichert, ausgebaut und angesiedelt werden. Insbesondere emittierende Betriebe sollen dort untergebracht werden. Eine Ansiedlung oder Erweiterung von großflä- chigen Einzelhandelsbetrieben im Sinne von § 11 Abs. 3 der Baunutzungsverordnung – BauNVO – soll bauleitplanerisch ausgeschlossen werden. ° Grenzen Bereiche für gewerbliche und industrielle Nutzungen und Allgemeine Siedlungsbe- reiche aneinander, so ist durch geeignete Maßnahmen sicherzustellen, dass Belästigungen nicht neu entstehen und vorhandene Belästigungen möglichst verringert werden. ° Der Grafschafter Gewerbepark Genend ist als überregional bedeutsamer und interkommu- nal zu entwickelnder Wirtschaftsstandort zu sichern. Das Gebiet sieht Bereiche für flächenin- tensive Nutzungen von mindestens 80 ha vor. Durch die Gliederung in Teilabschnitte be- steht gleichzeitig die Möglichkeit, nicht benötigte Flächen wieder als Freiraum einzugliedern. ° Um den künftig im Regierungsbezirk stark ansteigenden Güterverkehr so umweltverträglich wie möglich zu betreiben und im internationalen Wettbewerb besser gerüstet zu sein, sind auf Landesebene leistungsfähige dezentrale Güterverkehrszentren (GVZ) festgelegt wor- den, die es zu entwickeln gilt. Wegen der Flächenknappheit kommt im Regierungsbezirk Düsseldorf nur eine dezentrale Lösung in Frage, d.h. mehrere räumlich getrennte Teilflä- chen werden betrieblich und infrastrukturell miteinander vernetzt. Im Regierungsbezirk Düs- seldorf ist landesplanerisches Ziel, das dezentrale Güterverkehrszentrum Duisburg / Nieder- rhein (GVZ-DUNI), entwickelt als Pilotprojekt, zu sichern und mit weiteren geeigneten Standorten organisatorisch, infrastrukturell und telematisch zu vernetzen. Als geplanter aus- zubauender Standort ist u. a. auch Moers-Pattberg mit Recycling- und Logistikfunktionen zu entwickeln. ° Um die weitere Errichtung von Halden zu minimieren, sollen die alternative Verwendung des Bergematerials geprüft und bereits vorhandene Haldenstandorte mehrfach genutzt werden. In Moers ist heute lediglich der Bereich Kohlenhuck als Halde dargestellt, die bestehenden Halden Pattberg und Bergehalde Rheinpreußen sind Bestandteile der regionalen Grünzüge. ° Abgrabungen sind nur innerhalb der Abgrabungsbereiche vorzunehmen. Dies gilt auch für Vorhaben, deren Größe weniger als 10 ha beträgt. Denn auch Abgrabungen geringer Größe führen zu einer planlosen Inanspruchnahme von Landschaft, wenn sie außerhalb der Ab- grabungskonzentrationszonen erfolgen. ° Der Regionale Grünzug sichert die siedlungsräumliche Gliederung, den klimaökologischen Ausgleich, die Biotopvernetzung und die freiraumorientierte Erholung. Beeinträchtigungen dieser Funktionen sind auszuschließen. Ausnahmen bilden z.B. Einrichtungen der Infra- struktur, diese müssen jedoch begründet sein. ° Überwiegende Teile des Regionalen Grünzuges im Stadtgebiet Moers sind auch gleichzeitig als Bereiche für den Schutz der Landschaft und die landschaftsorientierte Erholung darge- stellt. Sie dienen zur Erhaltung und Verbesserung der biologischen Vielfalt und der Erlebniswert der Landschaft und sollen die Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes und das Landschaftsbild erhalten bzw. wiederherstellen.

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 23 ° Im südlichen Gebiet der Stadt Moers befinden sich Freiraumbereiche mit Grundwasser- und Gewässerschutzfunktionen. Diese sollen auf Dauer vor Nutzungen bewahrt werden, die zu einer Beeinträchtigung oder Gefährdung der Gewässer (Grundwasser und oberirdische Ge- wässer) führen und damit die Nutzbarkeit für die öffentliche Wasserversorgung behindern können. ° Die andauernde und wachsende Gefährdung schutzwürdiger Lebensräume und Objekte sowie ihr ständiger Rückgang, wie er durch die Rote Liste für Pflanzen- und Tierarten und deren Biotope dokumentiert ist, erfordert den Erhalt, den Schutz und die Entwicklung noch vorhandener Restbestände. In Moers wird an der südlichen Plangebietsgrenze unterhalb Schwafheim grenzüberschreitend ein Freiraumbereich mit der Funktion zum Schutz der Na- tur angezeigt.

Abbildung 4: Ausschnitt Regionalplan Düsseldorf, Stadtgebiet Moers Quelle: GEP 99, Bezirksregierung Düsseldorf, Mai 2000 (Aktualisierung November 2011)

83. Änderung des Regionalplanes Im Jahr 2014 wurde die 83. Änderung des Regionalplanes für den Regierungsbezirk Düsseldorf (GEP99) im Gebiet der Städte Kamp-Lintfort, Rheinberg und Moers zur Aufhebung der berg- baulich zweckgebundenen Nutzung eines Freiraumbereichs als „Aufschüttung / Ablagerung und

24 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Halde“ (Halde Kohlenhuck), Vergrößerung von Oberflächengewässern, Reduzierung von Wald- bereichen und Regionaler Grünzug sowie Festlegung eines Allgemeinen Freiraum- und Agrar- bereiches als „Windenergiebereich“ beschlossen. Mit Bekanntmachung im Gesetz- und Verord- nungsblatt des Landes Nordrhein-Westfalen am 5.02.2016 ist die 83. Änderung des Regional- plans rechtswirksam geworden und wird im Verfahren zum FNP der Stadt Moers berücksichtigt.

Regionalplan Ruhr Seit 2009 ist der Regionalverband Ruhr (RVR) wieder als Regionalplanungsbehörde für die Re- gionalplanung in der Metropole Ruhr zuständig. Der Regionalverband Ruhr (RVR) ist ein Zu- sammenschluss der 11 kreisfreien Städte und vier Kreise in der Metropole Ruhr mit Sitz in Es- sen. Es wird derzeit ein neuer Regionalplan Ruhr erarbeitet, der die Ziele der Raumordnung für die künftige Entwicklung der Metropole Ruhr enthält. Sein Geltungsbereich umfasst das gesamte Verbandsgebiet des Regionalverbandes Ruhr. Hierzu gehören die kreisfreien Städte Bochum, Bottrop, Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Hagen, Hamm, Herne, Mülheim an der Ruhr und Oberhausen sowie die Kreise Ennepe-Ruhr-Kreis, Kreis Recklinghausen, Kreis Unna und der Kreis Wesel. Zurzeit wird eine informelle Vorbestimmung mit den Gemeinden und Fachbehörden durchge- führt. Anschließend wird die Entwurfsfassung erarbeitet und eine Umweltprüfung durchgeführt. Die Verbandsversammlung beschließt auf diesen Grundlagen die Einleitung des förmlichen Verfahrens (Erarbeitungsbeschluss). Dieser ist für 2018 vorgesehen. Danach beginnt das Betei- ligungsverfahren. Nach Ende der Beteiligung und deren Auswertung beschließt der Regionalrat die Aufstellung des Regionalplanes (Aufstellungsbeschluss). Der beschlossene Regionalplan wird schließlich der Landesplanungsbehörde angezeigt. Erst mit der Veröffentlichung im Ge- setz- und Verordnungsblatt des Landes NRW tritt der Regionalplan Ruhr dann in Kraft. Ist der Erarbeitungsbeschluss erfolgt, sind die Inhalte des Regionalplans Ruhr als sonstige Er- fordernisse der Raumordnung zu berücksichtigen. Es wird aufgrund der angedachten Zeitachse im Rahmen des Flächennutzungsplanes Moers davon ausgegangen, dass die Offenlage und Genehmigung des Flächennutzungsplanes zeitlich vor dem Aufstellungsbeschluss des Regio- nalplanes liegen. Für die Neuaufstellung des FNP sind daher zum jetzigen Zeitpunkt keine In- halte aus dem Regionalplanungsprozess bindend. Der bisherige Regionalplan der Bezirksregierung Düsseldorf (GEP99) gilt bis zur Aufstellung bzw. bis zum Inkrafttreten eines neuen (einheitlichen) Regionalplans für das Ruhrgebiet weiter fort.

3.2 Kommunale Planungen

Bei der Aufstellung von Bauleitplänen sind die Ergebnisse von Fachplanungen und so genann- ten informellen Planungen zu berücksichtigen. Sie fließen gem. §1 (7) BauGB in den Abwä- gungsprozess ein.

3.2.1 Leitbild Moers 2020 Die Stadt hat 2007 das Leitbild Moers 2020 beschlossen und nutzt dies als Grundlage für die Stadtentwicklung. Als wesentliche Ziele sind festzuhalten:

Wohnen und Soziales ° Generationen und Nationalitäten übergreifendes, bedarfsgerechtes Wohnungsangebot ° Stadtquartiere und Ortsteile als vitale Lebensmittelpunkte -> Erhalt der Nachbarschaften ° Ältere Menschen sollen lange verbleiben können (Barrierefreiheit etc.) ° Behutsame Verjüngung und Altersdurchmischung / Integration von Zugezogenen ° Wohnumfeldqualität durch Ökologie und Naturraumeinbeziehung ° Intaktes Wohnumfeld mit Nahmobilität zu Wohnfolgeeinrichtungen

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 25 ° Leben in sozialer Sicherheit ° Sicherung, Ausbau und Vernetzung sozialer Einrichtungen (nicht kommerziell) ° Ergänzung durch bürgerschaftliche Einrichtungen mit Eigenverantwortlichkeit und Jugendli- chen-Ausrichtung

Bildung ° Vorschulisches, schulisches, außerschulisches, berufliches Erwachsenen- und Seniorenler- nen (Lebenslanges Lernen) ° Förderung Begabungen und Fähigkeiten ohne räumliche und soziale Benachteiligungen ° Familienfreundliche Ganztagsangebote ° Altenbildungsangebote und Erschließung deren Wissens ° Übergänge der Bildungsangebote pflegen ° Quervernetzung durch Träger übergreifende Zusammenarbeit ° Elternzusammenarbeit besonders für bildungsferne Gruppen ° Kognitive, emotionale, handlungsbezogene Fähigkeiten fördern ° Angebote schaffen, die an derzeitigen Lebensstilen anknüpfen

Einkaufen ° Erhaltung und Stärkung räumlich kompakter Innenstadt sowie der Stadtteilzentren ° Neuentwicklung möglichst in gewachsenen Zentrenlagen ° Verträgliche Steuerung großflächiger Einzelhandel ° Kurze Wege, gute Erreichbarkeit durch Fuß- und Radwegestärkung ° Fruchtbare Mischung von großen und kleinteiligen Einheiten (Angebotsvielfalt) ° Historische Besonderheiten verdeutlichen (Identität) ° Abwechslungsreichtum für alle Altersgruppen bieten ° Leerstandsprävention betreiben ° Aktive Wirtschaftsförderung für Zukunftsinvestitionen ° Qualität in Angebot, Service und Beratung bieten ° Kontrastreiche Nähe von Stadtkern und Park steigert Einkaufserlebnis

Wirtschaft ° Stabilität und Krisenfestigkeit durch Betriebsgrößenmischung und starke Branchenspreizung ° Spezielle Mittelstandsförderung betreiben ° Stärkung vorhandener Unternehmen sowie Ansiedlung neuer Betriebe in den wirtschaftli- chen Kompetenzfeldern der Region ° Zukunftsbranchen fördern wie: Drahtlose Kommunikation, Logistik, Agrobusiness, Lebens- mittel, Stadt- / Kultur-Tourismus, Energie, Humandienstleistungen, Haushaltsservice, Ge- sundheitsversorgung, Wissensbranchen ° Familienfreundliche Arbeitsplätze schaffen ° Zukunftswissen aus Lehre und Forschung sowie Partnerschaften ziehen

Kultur ° Baukulturelles Erbe pflegen wie: Wall + Graben, Altstadtgrundriss, Stadt- und Parkverknüp- fung, Schloss etc. ° Ausbau des zentralen historischen Kristallisationspunktes rund ums Schloss ° Vielfalt für Kulturaktive und Kulturinteressierte bieten ° Stadtteilfeste fördern ° Sparten übergreifende kulturelle Nischen entwickeln ° Zusammenspiel öffentlicher und privater Kulturarbeit ermöglichen ° Ehrenamt und vitale bürgerschaftliche Kulturarbeit ausbauen

26 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

° Spielräume ohne Denkblockaden als Basis für kunstfreundliches Flair nutzen

3.2.2 Stadtentwicklungskonzept Moers 2030 (STEK) Als Grundlage für das Flächennutzungsplanverfahren wurden verschiedene Bausteine eines Stadtentwicklungskonzeptes Moers 2030 (STEK)17 erarbeitet, das die angestrebte Entwicklung von Moers in Plan und Text dokumentiert. Damit ist es Steuerungsinstrument für die Zukunft von Moers und Leitlinie für viele Fragen, die sich aufgrund des gesellschaftlichen und wirt- schaftlichen Strukturwandels sowie sich verändernder Rahmenbedingungen und Aufgaben in den nächsten 15-20 Jahren stellen werden. Es ist somit wichtige Zielvorgabe für den Flächen- nutzungsplanprozess (siehe Kap. 4).

3.2.3 Umweltleitplan (ULP) Der Umweltleitplan (ULP)18 ist ein ökologisches Informations- und Planungswerk für das gesam- te Stadtgebiet und beinhaltet alle wichtigen Daten und Informationen zur Umweltsituation. Auf dieser Grundlage sind Ziele und Empfehlungen für die künftige Entwicklung der Umwelt und des Freiraums in Moers abgeleitet. Er ist somit ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur nach- haltigen Entwicklung in Moers und wichtige Zielvorgabe für den FNP. Er ist außerdem Grundla- ge für die erforderliche Umweltprüfung im formellen FNP-Verfahren, die gem. § 2 Abs. 4 BauGB durchgeführt wird. Die Umweltprüfung sowie die Beschreibung der voraussichtlich erheblichen Umweltauswirkungen sind im Umweltbericht zusammengefasst (siehe hierzu Teil B der Planbe- gründung).

3.2.4 Verkehrsentwicklungsplan (VEP) Als dritte Säule der gesamtstädtischen Entwicklungsplanung wurde der Verkehrsentwicklungs- plan (VEP)19 erstellt. Dieser gilt als Rahmenplan für die künftige Verkehrsentwicklung in Moers und stellt Ziele und Maßnahmen für einen möglichst attraktiven und reibungslosen Auto- und Lkw-, Rad- und Fußverkehr sowie für Bus und Bahn vor. Insbesondere werden hierbei die Aus- wirkungen des demographischen Wandels, die Umweltaspekte und die Stärkung der Nahmobili- tät in der Planungskonzeption berücksichtigt (siehe hierzu auch Kap. 4).

3.2.5 Nachhaltiges Kommunales Flächenmanagement20 In den Jahren 2008 und 2009 hat die Stadt Moers gemeinsam mit der Landesarbeitsgemein- schaft Agenda 21 NRW e.V. (LAG 21 NRW) im Rahmen einer Projektförderung des Ministeri- ums für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nord- rhein-Westfalen (MUNLV NRW) das Projekt „Nachhaltiges kommunales Flächenmanagement“ durchgeführt. Ziel war es, das Leitbild einer nachhaltigen Stadtentwicklung im kommunalen Entscheidungsprozess zu verankern. Ein zentraler Baustein dieser Arbeit ist der regelmäßig zu veröffentlichende kommunale Flächenbericht, der Auskunft über den Stand der nachhaltigen Stadtentwicklung und insbesondere des Flächenverbrauchs gibt und Politik und Bürgerschaft zur Diskussion der nächsten Schritte einlädt. Das Flächenmanagementsystem wird dabei als geeignetes Instrument zur Zielverfolgung und -erreichung entsprechend dem Leitbild Moers 2020 gesehen. Der demographische Wandel und der Klimawandel bzw. die Anpassung an die Folgen des Klimawandels stellen die Stadt Moers gleichzeitig vor neue planerische Herausfor- derungen im Hinblick auf eine nachhaltige Stadtentwicklung. Mit dem Schwerpunktthema „An- passung der Flächenentwicklung an den Klimawandel“ soll ein weiterer Baustein geschaffen werden auf dem Weg zu einer zukunftsfähigen Stadt.

17 Stadtentwicklungskonzept für Moers 2030, Planungsgruppe MWM, Abschlussbericht Januar 2012 18 Umweltleitplan Moers, BKR Aachen, Endbericht 06.07.2010 19 Verkehrsentwicklungsplan Stadt Moers, Planersocietät, Dortmund, Februar 2012 20 Siehe Flächenbericht 2009 Stadt Moers im Rahmen des Projektes Nachhaltiges kommunales Flächenmanagement der Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21 NRW e.V, Stadt Moers, Stab Strategie, Steuerung und Projekte (Stab SSP), Fach- bereich Stadtplanung und Grünflächen und Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21 NRW e.V., Dortmund Flächennutzungsplan der Stadt Moers 27 Die allgemeinen strategischen Ziele, die die Kommune mit der Einführung des nachhaltigen Flächenmanagements verfolgt, beschreiben die folgenden - vom Rat der Stadt Moers einstim- mig verabschiedeten - Leitlinien: ° Verminderung des Flächenverbrauchs bzw. erforderlicher Flächenverbrauch nach qualitati- ven Aspekten. ° Eine kompakte ressourcenschonende und sozial verträgliche Siedlungsstruktur. ° Schutz bzw. Ausbau bestehender Grün- und Freiräume. ° Erhalt bzw. Schaffung einer ökonomisch und sozial tragfähigen Infrastruktur.

3.2.6 Schulentwicklungsplanung, Tagesstättenbedarfsplan sowie Kinder- und Jugend- förderung Die Ergebnisse dieser kommunalen Fachplanungen (Schulentwicklungsplan Teilbereich Pri- marstufe und Förderschule 5. Fortschreibung, Schulentwicklungsplanung Entwurf 2011, Tages- stättenbedarfsplan 2017 – 2020 Entwurf, Kinder- und Jugendförderplan 2015 - 2020) liefern wichtige Hinweise und Bedarfsermittlungen für diese sozialen Infrastruktureinrichtungen. Sie sind daher wichtige Vorgaben für die Flächennutzungsplanung und in Kap. 8 berücksichtigt. Der Tagesstättenbedarfsplan 2017 – 2020 (Stadt Moers) beschreibt neben gesetzlichen Grund- lagen und Betreuungsformen den aktuellen Bestand an Betreuungsplätzen für Kinder und ermit- telt darüber hinaus den zukünftigen Bedarf. Die Schulentwicklungsplanung (Stadt Moers) prüft ebenfalls den Bestand und plant anhand der prognostizierten Entwicklung Veränderungen des Schulangebotes in der Stadt Moers. Der Kinder- und Jugendförderplan 2015 – 2020 (Stadt Moers) bildet neben einer Übersicht aller Angebote für Kinder und Jugendliche öffentlicher / privater Träger und Verbände die Grundlage für die kontinuierliche und qualitative Weiterentwicklung in der Kinder- und Jugendarbeit. Er stellt ein zentrales Steuerungsinstrument in der Kinder- und Jugendförderung dar.

3.2.7 Altenhilfeplanung Der Leitfaden „Die Seniorengerechte Stadt“ (Stadt Moers, 2006) zeigt wichtige Maßnahmen für den Umgang mit einer älter werdenden Gesellschaft auf.

3.2.8 Behindertenkoordination und Planung für Menschen mit Behinderung Der Behindertenplan der Stadt Moers (Behinderte Menschen in Moers — Bestandsaufnahme und Perspektiven) aus dem Jahr 2004 in Verbindung mit dem Zwischenbericht 2013/2014 stellt die Lebenssituation von Menschen mit Behinderungen in Moers dar. Er beschreibt Maßnah- men, die zur Verbesserung der Lebensqualität der Menschen mit Behinderungen beigetragen haben bzw. beitragen und stellt dar, wie diese Maßnahmen umgesetzt wurden und weiterhin umgesetzt werden. Der Behindertenplan formuliert Dauerzielsetzungen (z. B. Barrierefreiheit im öffentlichen Raum, barrierefreie Kommunikation und Zugänglichkeit von Informationen, barriere- freie bezahlbare Wohnungen), die aufgrund ihrer Wichtigkeit beibehalten und weiterverfolgt werden müssen. Grundlage für das kommunale Handeln ist die UN-Behinderten- rechtskonvention in Verbindung mit den bundes- und landesrechtlichen Bestimmungen.

3.2.9 Sportentwicklungsplanung und Bäderkonzept 2008/2009 wurde eine kommunale Sportentwicklungsplanung erarbeitet, die detailliert das An- gebot der Vereine und Sport in Schulen und Kindergärten untersucht und eine Stärken- / Schwächenanalyse auch der Organisationsstruktur liefert. Die wesentlichen Ergebnisse sind im Abschlussbericht zur Sportentwicklungsplanung Moers, ikps-Institut für Kooperative Planung und Sportentwicklung, Juli 2009, zusammengefasst und entsprechend im Flächennutzungsplanprozess berücksichtigt (siehe hierzu Kap. 9 und 11.4). Ebenso wird das Ergebnis des Bäderkonzeptes, das im Auftrag der sbm (Städtische Betriebe

28 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Moers), ENNI GmbH (Energie Niederrhein) und sbb (Sport- und Bäderbetriebe Moers GmbH) (heute ENNI Sport und Bäder) im Jahr 2008 erstellt wurde, beachtet. Zudem werden Informationen aus dem Schulentwicklungsplanung Entwurf 201121, Kap. V Turn- und Sporthallen (Sportentwicklungsplanung) zu Grunde gelegt.

3.2.10 moersKonzept Masterplan Innenstadt Das moersKonzept Masterplan Innenstadt aus 2006 dient als Handlungsrahmen für das Zent- rum und beschreibt hier konkrete Maßnahmen für die Handlungsfelder Bebauung, Freiraum und Grün sowie Verkehr.

3.2.11 Einzelhandelskonzept Für die Stadt Moers wurde im Jahr 2006 ein Einzelhandels-Gutachten22 erstellt. Seit 2010 er- folgte eine Fortschreibung durch die CIMA Beratung + Management GmbH, Köln23, welche im August 2011 fertiggestellt wurde. Relevante Erkenntnisse und Ergebnisse der Endfassung Ein- zelhandelskonzept werden auch im FNP-Verfahren berücksichtigt. Im Kontext der Gutachterli- chen Stellungnahme24 zur Realisierung eines EDEKA Verbrauchermarktes erfolgte eine voll- ständige Aktualisierung der Einzelhandelsbestandsdaten der Stadt Moers für die Branchen Le- bensmittel / Reformwaren sowie Drogerieartikel im Februar 2013. Hieraus wesentliche Erkennt- nisse und Ergebnisse werden ebenfalls im FNP-Verfahren beachtet. Vor dem Hintergrund des o.g. Vorhabens und des bestehenden Angebotsdefizits für die Nahversorgung im nordöstlichen Stadtgebiet wurde 2016 durch die BBE Handelsberatung GmbH eine Teilfortschreibung des Einzelhandelskonzeptes erarbeitet. Dabei wurde eine Vollerhebung aller Einzelhandelsbetriebe in den Sozialatlasbezirken Repelen, Eick, Utfort, Rheinkamp-Mitte und Meerbeck durchgeführt. Relevante Ergebnisse wurden im FNP-Verfahren entsprechend berücksichtigt. (vgl. Kap. 7.3 bis 7.4)

3.2.12 Integriertes kommunales Klimakonzept Mit Förderung durch das Bundesumweltministerium wurde in 2011 für die Stadt Moers ein inte- griertes kommunales Klimaschutzkonzept erarbeitet. Das Klimaschutzkonzept hat die Sektoren Allgemeine Maßnahmen, Private Haushalte, Kommunale Gebäude und Anlagen, Industrie und Gewerbe, Verkehr und Energieversorgung betrachtet und insgesamt 42 konkrete Maßnahmen zum kommunalen Klimaschutz aufgelistet. Zum Aufbau eines eigenen Prozess- und Qualitätsmanagements hat sich die Stadt Moers dar- über hinaus entschlossen, auf das bewährte Verfahren des European Energy Awards® zurück zu greifen. Die einzelnen Maßnahmen wurden bzw. werden nun sukzessive nach Finanz- und Personalverfügbarkeit umgesetzt. Eine Stärkung erfährt die Maßnahmenumsetzung seit 2015 durch die befristete Beschäftigung eines Klimaschutzmanagers.

3.2.13 Lärmaktionsplan Die Richtlinie 2002/49/EG über die Bewertung und Bekämpfung von Umgebungslärm hält die EU-Mitgliedstaaten dazu an, den Umgebungslärm durch eine Lärmminderungsplanung zu ver- mindern und soweit möglich zu verhindern. Die Stadt Moers ist als Ballungsraum mit mehr als 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern verpflichtet eine Lärmminderungsplanung aufzustel- len25 Die Ergebnisse zeigen, dass Lärm auch in Moers von großer Bedeutung ist. Zwar sind weniger als 5% der Bevölkerung von einer erhöhten Lärmbelastung betroffen, aber insgesamt

21 Schulentwicklungsplanung (Entwurf), Stadt Moers, Dezernat IV, Stand: 2011 22 Einzelhandels- und Zentrenkonzept für die Stadt Moers, Junker und Kruse, Dortmund, August 2006 23 Einzelhandelskonzept für die Stadt Moers, Fortschreibung 2010 unter Berücksichtigung der Anforderungen des § 24a LEP- ro NRW sowie des Einzelhandelserlasses NRW (2008) (Endfassung), CIMA Beratung + Management GmbH, Köln, August 2011 24 Gutachterliche Stellungnahme zur Ermittlung von stadtverträglichen Standortpotenzialen zur Realisierung eines EDEKA Verbrauchermarktes in Moers, CIMA Beratung + Management GmbH, Köln, August 2013 25 Lärmaktionsplan der Stadt Moers, Planersocietät – Stadtplanung, Verkehrsplanung, Kommunikation, Dortmund und nts In- genieurgesellschaft mbH, Münster, Oktober 2013 Flächennutzungsplan der Stadt Moers 29 70% der Bevölkerung leben in Bereichen, die von einer feststellbaren Lärmbelastung gekenn- zeichnet sind. Im Gesamten stellt sich die Lärmsituation in Moers für eine Großstadt im Bal- lungsrandgebiet aber positiv dar. Im Rahmen des Lärmaktionsplanes werden hier Maßnahmen zur Lärmminderung entwickelt. Auf Ebene der Flächennutzungsplanung sind folgende beispiel- hafte Maßnahmen und Synergieeffekte zur Lärmaktionsplanung aufgezeigt26: ° Zuordnung verträglicher Nutzungen zueinander, Ausschluss störender / lärmverursachender Nutzungen, Definition von Abstandsflächen zu Lärmquellen ° Innenentwicklung, Nutzungsmischungen, Zuordnung von Siedlungsflächen zum Ö(PN)V etc.: Stadt der kurzen Wege ° Darstellung der Nutzungsbeschränkungen für Flächen oder von Vorkehrungen zum Schutz gegen schädliche Umweltauswirkungen

3.3 Weitere Planungsvorgaben

Neben den Vorgaben der übergeordneten Landes- und Regionalplanung sowie der kommuna- len und informellen Fachplanungen sind die folgenden Restriktionen zu berücksichtigen.

3.3.1 Bergbau Die Entwicklung der Stadt Moers ist viele Jahre durch den Bergbau geprägt (vgl. auch Kap. 2.2). Die im gesamten Stadtgebiet Moers liegenden Bergwerksfelder wurden vorrangig auf Steinkohle verliehen. Eigentümerin dieser Bergwerksfelder ist die RAG Aktiengesellschaft.27 Bislang war im nördlichen Stadtgebiet noch kleinräumig mit bergbaulichen Einwirkungen des in Kamp-Lintfort befindlichen Bergwerks West zu rechnen. Der Senkungsnullrand liegt hier etwa 600m südlich und parallel der A 42.28 Ende Dezember 2012 wurde das Bergwerk West in Kamp-Lintfort jedoch stillgelegt.29 Zusammenfassend liegen innerhalb des Stadtgebietes sechs „Tagesöffnungen des Bergbaus“: der Schacht Niederberg 3 des ehemaligen Bergwerks Niederberg, die Schächte Pattberg 1 und Pattberg 2 des ehemaligen Bergwerks Friedrich-Heinrich / Rheinland, der Schacht Rheinpreu- ßen 5 des Bergwerks Walsum und Rheinpreußen 9 des ehem. Verbundbergwerks Rheinland sowie der Schacht 4 des ehem. Bergwerks Rheinland.30 Die Schächte sind mittlerweile verfüllt. Zudem liegt das Plangebiet über den auf Kohlenwasserstoffen erteilten Erlaubnisfeldern „Mevi- ssen-Gas“ und „Norddeutschland-Gas“ sowie über der auf Kohlenwasserstoffe erteilten Erlaub- nis „Ruhr“. Außerdem befindet sich das Gebiet über den auf Erdwärme erteilten Erlaubnisfel- dern „Erdwärme Neukirchen“ und „Salvea – Lust auf grüne Energie“. Inhaberin der auf Kohlen- wasserstoffe erteilten Erlaubnis „Norddeutschland-Gas“ (hier: Grubengas) sowie der auf Erd- wärme erteilten Erlaubnis „Erdwärme Neukirchen“ ist die Minegas-Power GmbH in Essen. In- haberin der auf Kohlenwasserstoffe erteilten Erlaubnis „Mevissen-Gas“ (hier: Grubengas) ist die Minegas Power GmbH in Essen. Inhaber der Erlaubnis „Salvea – Lust auf grüne Energie“ ist Herr Wolfgang K. Hoever in Krefeld. Inhaberin der Erlaubnis „Ruhr“ ist zu 51 % die Wintershall Holding GmbH in Kassel und zu 49 % die Statoil Deutschland Hydrocarbons GmbH in Emden.31 Ferner liegt das Plangebiet über den Bewilligungsfeldern „Rheinpreußen-Gas“, „Neukirchen- Gas“, „Baerl / Binsheim-Gas“ und „Rheinkamp-Gas“. Diese Bewilligungen gewähren das befris- tete Recht zur Aufsuchung und Gewinnung von Kohlenwasserstoffen (hier: Grubengas). Inha- berin der genannten Bewilligungen ist die Minegas-Power GmbH in Essen.32

26 Ebenda, S. 44 27 Bezirksregierung Arnsberg, Schreiben vom 29.08.2008 28 RAG Deutsche Steinkohle, Schreiben vom 03.09.2008 29 LINEG, Schreiben vom 17.03.2013 und Bezirksregierung Arnsberg, Abt. 6 Bergbau und Energie in NRW, Schreiben vom 22.01.2013 30 Bezirksregierung Arnsberg, Schreiben vom 29.08.2008 31 Bezirksregierung Arnsberg, Abt. 6 Bergbau und Energie in NRW, Schreiben vom 22.01.2013 32 Bezirksregierung Arnsberg, Abt. 6 Bergbau und Energie in NRW, Schreiben vom 22.01.2013 30 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

3.3.2 Aufschüttungen / Abgrabungen Verursacht durch den Bergbau sind im Stadtgebiet an mehreren Stellen mächtige Aufschüttun- gen entstanden. Die heute mächtigsten abgeschlossenen Aufschüttungen stellen die Pattberg- halde und die Bergehalde Rheinpreußen dar. Diese wurden in den Jahren 1962 bzw. 1965 be- triebsplanmäßig in der Nähe der jeweiligen Schachtanlage genehmigt. Die Halde Pattberg wur- de dreistufig auf 51 m Höhe, die Halde Rheinpreußen dreistufig auf 60 m Höhe geschüttet.33 Beide Halden dienen heute vorwiegend der Naherholung. Zuletzt fand eine Schüttung lediglich im Bereich der Halde Kohlenhuck statt, bis Ende Januar 2013 wurde hier Bergematerial aus dem Bergwerk West, Kamp-Lintfort, verbracht. Das Berg- werk West in Kamp-Lintfort wurde im Januar 2002 als Verbund aus den beiden linksrheinischen Schachtanlagen Friedrich Heinrich / Rheinland und Niederberg gebildet und im Jahr 2012 still- gelegt.34 Zum 31.03.2013 wurde die bergrechtliche Verantwortlichkeit bzw. Zuständigkeit von der RAG AG auf die RAG Montan Immobilien GmbH übertragen, die einen Abschlussbetriebs- plan für die Endgestaltung der Bergehalde mit Blick auf die spätere Beendigung der Bergauf- sicht vorzulegen hat.35 Zurzeit laufen die Vorbereitungen zu einem Abschlussbetriebsplanver- fahren gemäß BbergG. Mit dem Ausblick auf die Beendigung der Bergaufsicht nach Vorlage des Abschlussbetriebsplanes ist somit der Weg frei für eine umfassende Nutzungsänderung in diesem Bereich, die mit der Aufstellung der 83. Änderung des Regionalplanes (GEP99) am 12.12.2014 durch die Verbandsversammlung des Regionalverbandes Ruhr (RVR) beschlossen wurde. Die 83. Änderung des Regionalplanes ist inzwischen rechtswirksam (vgl. Kap. 3.1.2), Flächen für Aufschüttungen sind daher nicht mehr Bestandteil des Flächennutzungsplanes. Auskiesungen im Stadtgebiet konzentrierten sich auf größere, zusammenhängende Flächen z.B. im Bereich Kohlenhuck, im westlichen Hülsdonk, südlich von Schwafheim und südlich von Kapellen. Die ausgekiesten Flächen sind zum größten Teil wieder verfüllt und zur landwirt- schaftlichen oder sonstigen Nutzung hergerichtet worden. Bereichsweise zeugen heute aber auch Wasserflächen von den damaligen Auskiesungen. Abgrabungen finden derzeit noch in Repelen statt, unmittelbar nördlich und südlich der geplan- ten K33n (Abgrabung Kohlenhuck, Abgrabung Hochfeld, siehe unten). Da bis zum Abschluss des FNP-Verfahrens die Auskiesung im Bereich Kohlenhuck abgeschlossen sein wird, erfolgt keine Darstellung dieser Abgrabungsflächen im Stadtgebiet. Hier wird der Restsee Asdunk 7 als Polder- und Abfanganlage bestehen bleiben und entsprechend als Wasserfläche dargestellt. Der Bereich für die Sicherung und den Abbau oberflächennaher Bodenschätze (BSAB) Hoch- feld ist nach Stellungnahme des Kreises und des Regionalverbands Ruhr bis heute nicht voll- ständig für die Gewinnung von Kies und Sand in Anspruch genommen worden. Die bereits rea- lisierten Abgrabungen sind gemäß der tatsächlichen Nachnutzung als Wasserflächen darge- stellt. Der restliche Bereich wird entsprechend der tatsächlichen Nutzung als landwirtschaftliche Fläche und Wald dargestellt. Die Darstellung Wald erfolgt aufgrund der derzeitigen Bestandsi- tuation in einem waldwarmen Stadtgebiet. Solange noch keine Abgrabung erfolgt, ist es Ziel der Stadt Moers, die Waldfläche in diesem Bereich zu erhalten. Da noch keine rechtsverbindliche Regelung erfolgt ist, wird dieser Bereich im FNP vermerkt 36 (vgl. hierzu auch Kap. 13.3.3).

3.3.3 Seismologie Die Stadt Moers befindet sich aus seismologischer Sicht in der Erdbebenzone 0 gemäß der Karte der Erdbebenzonen und geologischen Untergrundklassen der Bundesrepublik Deutsch- land37 mit der Untergrundklasse T38. Erdbebenzone 0 bedeutet, dass hier normalerweise keine

33 Erläuterungsbericht zum FNP, Stadt Moers, Stand 22.02.2007, S. 71/72 34 83. Änderung des Regionalplans, Erarbeitungsbeschluss, Regionalverband Ruhr, Oktober 2014 35 Bezirksregierung Arnsberg, Abt. 6 Bergbau und Energie in NRW, Schreiben vom 22.01.2013 36 Kreis Wesel / Regionalverband Ruhr, Schreiben vom 04.12.2014 37 Karte der Erdbebenzonen und geologischen Untergrundklassen der Bundesrepublik Deutschland 1:350.000, Bundesland Nordrhein-Westfalen (Juni 2006). Karte zu DIN 4149 (Fassung April 2005), Stellungnahme Geologischer Dienst vom 08.08.2008 38 Untergrundklasse T = Übergangsbereich zwischen den Gebieten der Untergrundklassen R und S sowie Gebiete relativ flachgründiger Sedimentbecken. Untergrundklasse S = Gebiete tiefer Beckenstrukturen mit mächtiger Sedimentfüllung, Un- tergrundklasse R = Gebiete mit felsartigem Untergrund, gem. Stellungnahme Geologischer Dienst vom 08.08.2008 Flächennutzungsplan der Stadt Moers 31 zusätzlichen Baumaßnahmen hinsichtlich Erdbebenlasten erforderlich sind. (vgl. auch Kap. 13.1.1).

3.3.4 Immissionen Flächenbezogene Bauleitplanung kann nur ein Instrument der Vorsorgeplanung sein ohne un- mittelbare Schutzfunktion. Laut § 50 Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) besteht der Grundsatz der räumlichen Trennung. Die Bauleitplanung hat zur planerischen Konfliktbewälti- gung beizutragen und das Gebot der gegenseitigen Rücksichtnahme zu beachten. Dies bedeu- tet bei Neuplanungen und Beplanungen überwiegend bebauter Flächen auch die Vermeidung schädlicher Umwelteinwirkungen durch eine vorbeugende Bauleitplanung. Für den Flächennut- zungsplan heißt dies, dass die Zuordnung von Bauflächen bzw. Flächen für Nutzungsein- schränkungen dargestellt werden können. Detailregelungen werden z.B. auf Ebene der verbind- lichen Bauleitplanung getroffen. Zudem sind gem. § 50 BImSchG im Rahmen der Bauleitplanung die Auswirkungen von schwe- ren Unfällen von Betrieben im Sinne des Artikels 3 Nr. 5 der Richtlinie 96/82/EG – Seveso-II- Richtlinie bzw. Seveso-III-Richtlinie39 auf schutzbedürftige Gebiete (z.B. Wohngebiete, Natur- schutzgebiete, Freizeitgebiete) soweit wie möglich zu vermeiden. Im Stadtgebiet Moers sind dabei zwei sog. Störfallbetriebe zu berücksichtigen und in die planerische Abwägung eingestellt (siehe hierzu nachfolgendes Kapitel sowie Kap. 6.4). Lärmimmissionen umfassen Belastungen aus Straßenverkehr, Schienenverkehr, Industrie und Gewerbe sowie Sport- und Freizeitanlagen. Die Bewertung der Lärmsituation erfolgt anhand der DIN 18005 – Schallschutz im Städtebau. Diese enthält Orientierungswerte für die angemessene Berücksichtigung des Schallschutzes in der städtebaulichen Planung, welche vorrangig Bedeu- tung für die Planung von Neubaugebieten mit schutzbedürftigen Nutzungen und für Neuplanun- gen von Flächen, von denen Schallimmissionen ausgehen und auf schutzbedürftige Nutzungen einwirken können, haben.40 Ebenso sind lufthygienische Belastungen (z.B. auch Gerüche) bei der Steuerung der Flächen- inanspruchnahme zu berücksichtigen. Für den Bereich Verkehr lässt sich festhalten, dass die gem. 23. Verordnung zum Bundes-Immissionsschutzgesetz (Verordnung über die Festlegung von Konzentrationswerten, 23. BImSchV) zulässigen Konzentrationswerte auf keiner Verkehrs- straße in der Stadt Moers überschritten werden. Neben dem Verkehr sind auch Industrie und Gewerbe als Verursacher lufthygienischer Belastungen zu nennen. Emissionen aus niedrigen Schornsteinhöhen haben vor allem Auswirkungen auf das direkte Umfeld und sind insofern von lokaler Bedeutung. Emissionen aus hohen Schornsteinen wirken sich in Bodennähe erst in grö- ßerer Entfernung aus und sind insofern von regionaler Bedeutung. Über lufthygienische Belas- tungen aufgrund gewerblicher bzw. industrieller Nutzungen liegen bislang keine Informationen vor.41 Auch landwirtschaftliche Betriebe sind bei den Immissionen zu berücksichtigen. Aufgrund der zum Teil von landwirtschaftlichen Betrieben ausgehenden Immissionen sind bei der Neuaus- weisung von Wohnbauflächen bzw. bei Ortsrandarrondierungen notwendige Abstandsflächen einzuhalten. Hinweise zur Berücksichtigung des Immissionsschutzes für nachfolgende Bebau- ungsplanverfahren sind in der Begründung aufgenommen (vgl. Kap. 5.8.2). Zudem können sich auch Erschütterungen nachteilig auf die Nutzungen auswirken und sind da- her im Rahmen der Bauleitplanung zu berücksichtigen. Störende Erschütterungen im Stadtge- biet, die sich auf die hier diskutierten Neubauflächen auswirken würden, sind nicht bekannt.

39 Die Seveso-III-Richtlinie (Richtlinie 2012/18/EU) war bis zum 31. Mai 2015 in deutsches Recht umzusetzen, die Umsetzung erfolgte 2017. 40 Umweltleitplan Moers, BKR Aachen, Endbericht 06.07.2010 41 ebenda 32 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Seveso-III- Richtlinie Zur Verhütung von schweren Unfällen mit gefährlichen Stoffen und der Begrenzung der Unfall- folgen hat die Europäische Union die sogenannten „Seveso-Richtlinien“ erlassen. Aktuell anzu- wenden ist die Seveso-III-Richtlinie (Richtlinie 2012/18/EU). Nach dem Grundsatz des § 50 BImSchG zur Umsetzung der Abstandserfordernisse des Artikel 12 der Seveso-III-Richtlinie sind bei raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen die für eine bestimmte Nutzung vorgesehenen Flächen einander so zuzuordnen, dass schädliche Umwelt- einwirkungen und von schweren Unfällen in Betriebsbereichen hervorgerufene Auswirkungen soweit wie möglich vermieden werden. Das Ziel soll erreicht werden, indem zwischen Seveso Betrieben (Betriebsbereichen nach der 12. BImSchV) einerseits und schutzbedürftigen Bereichen und Nutzungen andererseits ein „an- gemessener Abstand“ eingehalten wird. Die Ermittlung der angemessenen Abstände erfolgt auf Basis detaillierter Betriebskenntnisse. Das von einem Betriebsbereich ausgehende stoffliche Gefahrenpotential ist bekannt und beur- teilbar. Die Abstandsermittlung erfolgt unter Berücksichtigung getroffener Vorkehrungen und Maßnahmen zur Verhinderung von Störfällen bzw. zur Begrenzung von Störfallfolgen. Im Rahmen der Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes hat die Stadt Moers im Jahr 2013 die TÜV Rheinland Industrie Service GmbH mit der Erstellung eines Gutachtens zur Ermittlung des angemessenen Abstandes des Betriebsbereiches unter dem Gesichtspunkt des § 50 BIm- SchG beauftragt. Die Bestimmung des angemessenen Abstandes erfolgte in Anlehnung an den Leitfaden „Empfeh- lungen für Abstände zwischen Betriebsbereichen nach der Störfall-Verordnung und schutzbedürfti- gen Gebieten im Rahmen der Bauleitplanung – Umsetzung § 50 BImSchG“ der Kommission für Anlagensicherheit (KAS-18). Die zukünftige Entwicklungsmöglichkeit im Be- triebsbereich wurde nach Angaben des Betreibers berücksichtigt. Unter Beachtung sämtlicher zu betrachtenden As- pekte sehen die Sachverständigen einen Ab- standswert von 160 Metern als – im Wortsinn – an- gemessen an und empfehlen diesen als angemes- senen Abstand für den Betriebsbereich der Sasol Solvents Germany GmbH/Sasol-Huntsman GmbH & Co. KG Werks Moers (siehe auch Kap. 6.4). Außerhalb der Abstandsempfehlung von 160 m be- stehen gegenüber einer Neuplanung aus gut- achterlicher Sicht keine Bedenken. Innerhalb des angemessenen Abstandes von 160 m sind die Abbildung 5: Karte mit angemessenem Abstand Planungen von Bauvorhaben im Einzelfall zu be- Quelle: Gutachten TÜV-Rheinland werten. Der neue Flächennutzungsplan sieht in diesem angemessenen Achtungsabstand keinerlei Neuplanungen vor. Angrenzend an das Stadtgebiet von Moers befindet sich auf Duisburger Stadtgebiet ein Be- triebsbereich nach Störfallverordnung, der theoretisch Einfluss auf Planungen in Moers haben könnte. Durch den Betreiber wurde jedoch ein Gutachten zur Ermittlung des angemessenen Abstandes erstellt und nach Auskunft der Stadt Duisburg liegt gemäß dieses Gutachtens keine Fläche des Moerser Stadtgebietes in diesem angemessenen Abstandsbereich.

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 33 3.3.5 Klimaschutz und klimagerechte Entwicklung Die Bedeutung des Klimaschutzes gewinnt auf allen Planungsebenen eine immer größere Be- deutung. Seit 2011 ist gemäß der BauGB Novelle eine klimagerechte Entwicklung in den Kom- munen zu stärken42. Dies kann nach § 1 a Abs. 5 BauGB sowohl durch Maßnahmen, die dem Klimawandel entgegenwirken, als auch durch solche, die der Anpassung an den Klimawandel dienen, erfolgen. Die Stadt Moers hat sich bereits in der Vergangenheit an Klimaschutzaktivitäten beteiligt oder diese selbst durchgeführt (z.B. Bildung eines Nachhaltigkeitsbeirates, Beteiligung Klimabündnis Kreis Wesel, Erstellung von Klimaschutzteilkonzepten für Liegenschaften der Stadt). Ferner wurde 2011 für die Stadt Moers ein Integriertes kommunales Klimaschutzkonzept43 erarbeitet, welches Wege zur Förderung des Klimaschutzes in der Kommune aufzeigt (vgl. auch Kap. 3.2.12). Außerdem hat sich die Stadt Moers bereits im Jahr 2008 zur Teilnahme an dem Programm „Nachhaltiges kommunales Flächenmanagement“44 entschlossen (vgl. auch Kap. 3.2.5). Im Rahmen der Bearbeitung wurde neben dem Ziel der Flächenschonung auch die Anpassung der Flächenentwicklung an den Klimawandel betrachtet. Im Ergebnis wurden Ziele und Maßnah- men zur Minimierung des Flächenverbrauches und zur Milderung der negativen Folgen des Klimawandels (vor allen Dingen Hitzesommer und Starkregenereignisse) getroffen. Im Rahmen der Aufstellung des Flächennutzungsplanes der Stadt Moers wurden die Erforder- nisse des Klimaschutzes im Planungsprozess entsprechend berücksichtigt durch: ° Beachtung bei der Formulierung der Zielsetzungen im Stadtentwicklungskonzept inkl. Um- weltleitplan, z.B. (vgl. auch Kap. 4): ° Freiraumschutz durch den Erhalt von Freiraumkorridoren und Verzicht des Zusammenwa- chens von Ortsteilen, ° Vermeidung von flächenintensiven Eingriffen im Außenbereich, ° Darstellung einer Siedlungsrandeingrünung zum harmonischen Übergang zur freien Land- schaft vornehmlich an naturräumlich bzw. topografisch vorgegebenen Siedlungsbegrenzun- gen. ° Anrechnung von Nachverdichtungspotenzialen in der Bedarfsermittlung für Bauflächen (vgl. auch Kap. 5.7 und 6.5). ° Beachtung im Rahmen der städtebaulichen Auswahlkriterien in der Standortfindung, z. B. (vgl. auch Kap. 5.8.1): ˛ durch Innenentwicklung vor Außenentwicklung, ˛ Arrondierung bestehender Siedlungsbereiche, soweit Ergebnisse des Klimaschutzkon- zeptes nicht entgegen stehen ˛ Vermeidung von Zersiedelung, ˛ Berücksichtigung der Ergebnisse der Klimaanalyse bei der Baulandentwicklung. Durch die Berücksichtigung des Klimaschutzes und einer klimagerechten Entwicklung in allen Phasen der Planerarbeitung steht der FNP für eine umfassende Betrachtung dieses Quer- schnittthemas.

3.3.6 Inanspruchnahme landwirtschaftlicher Flächen oder Wald Gemäß der BauGB-Novelle 2013 ist die Inanspruchnahme von landwirtschaftlich oder als Wald genutzter Flächen für Siedlungszwecke oder auch zum Ausgleich besonders zu begründen

42 Vor dem Hintergrund des Aufstellungsbeschlusses aus 2009 und der Anwendung der Überleitungsvorschriften ist eine Be- rücksichtigung dieses Sachverhaltes nicht erforderlich. Zur weiteren Qualifizierung der Planung wird die Thematik jedoch ausführlich erarbeitet. 43 Integriertes kommunales Klimaschutzkonzept, Hrsg. Stadt Moers, Durchführung: pro:21 GmbH und B.&S.U. Beratungs- und Service-Gesellschaft Umwelt mbH, Bonn, Dezember 2011 44 Siehe Flächenbericht 2009 Stadt Moers im Rahmen des Projektes Nachhaltiges kommunales Flächenmanagement der Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21 NRW e.V, Stadt Moers, Stab Strategie, Steuerung und Projekte (Stab SSP), Fach- bereich Stadtplanung und Grünflächen und Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21 NRW e.V., Dortmund 34 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

(§ 1a Abs. 2 S. 4 BauGB und § 1a Abs. 3 S. 5 BauGB i.V. m. § 15 Abs. 3 BNatSchG)45. Ermitt- lungen zu Möglichkeiten der Innenentwicklung, Brachflächen, Gebäudeleerständen, Baulücken und anderen Nachverdichtungspotenzialen können hierzu zählen. Ziel ist es, den Bestand an Baulücken zu kartieren, um so eine neue Planung qualitäts- und bedarfsorientiert zu verwirkli- chen und die Inanspruchnahme von Außenbereichsflächen zu minimieren. Auf Grundlage des § 15 Abs. 3 BNatSchG ist bei der Inanspruchnahme von land- oder forst- wirtschaftlich genutzten Flächen für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen auf agrarstrukturelle Belange Rücksicht zu nehmen, insbesondere sind für die landwirtschaftliche Nutzung beson- ders geeignete Böden nur im notwendigen Umfang für diese Zwecke in Anspruch zu nehmen. So ist vorrangig zu prüfen, ob der Ausgleich oder Ersatz auch durch Maßnahmen zur Entsiege- lung, durch Maßnahmen zur Wiedervernetzung von Lebensräumen oder durch Bewirtschaf- tungs- oder Pflegemaßnahmen, die der dauerhaften Aufwertung des Naturhaushalts oder des Landschaftsbildes dienen, erbracht werden kann, um möglichst zu vermeiden, dass Flächen aus der Nutzung genommen werden. Die Stadt Moers hat bereits im Rahmen der Vorbereitung für die Neuaufstellung des Flächen- nutzungsplanes entsprechende Projekte und Planungen betrieben, die das von der Stadt ver- folgte Ziel der Innenentwicklung unterstützen und so die Inanspruchnahme von land- oder forstwirtschaftlich genutzten Flächen auf das unbedingt Erforderliche reduzieren: Innerhalb des Projektes „Nachhaltiges kommunales Flächenmanagement“ im Jahre 2008/2009 wurden folgende Leitlinien für die weitere Stadtentwicklung beschlossen: Verminderung des Flächenverbrauchs / erforderlicher Flächenverbrauch nach qualitativen Aspekten, eine kompak- te ressourcenschonende und sozial verträgliche Siedlungsstruktur, Schutz bzw. Ausbau beste- hender Grün- und Freiräume sowie Erhalt bzw. Schaffung einer ökonomisch und sozial tragfä- higen Infrastruktur (vgl. auch Kap. 3.2.5). Aufbauend auf dem Leitbild Moers 2020 wurde ein Stadtentwicklungskonzept Moers 2030 (STEK) im Jahre 2010 erstellt, in dem Entwicklungsziele erarbeitet wurden, welche primär die Strategie der Innenentwicklung ausdifferenzieren (siehe Kap. 4). So wurden im Themenfeld Wohnen / Soziale Infrastruktur u.a. folgende Entwicklungsziele gefasst:

° Innen wohnen – Außen schonen, ° Starke Innenstadt – Attraktive Stadtbezirke, ° Stadt der kurzen Wege.

Das Themenfeld Freiraumschutz beinhaltet u.a. folgende Ziele: ° Innenentwicklung vor Außenentwicklung, ° Vermeidung von Landschaftszersiedlung, ° Erhalt von Freiraumkorridoren, ° Verhinderung des Zusammenwachsens von Ortsteilen, ° Vermeidung flächenintensiver Eingriffe im Außenbereich.

Der Anspruch einer flächensparenden Siedlungspolitik und somit sparsamer Umgang mit land- und fortwirtschaftlicher Fläche ist auch grundlegender Bestandteil der Flächennutzungsplaner- arbeitung. So wurde bereits in der Vorentwurfserarbeitung der von der zuständigen Regional- planungsbehörde RVR zugestandene Bedarf von ca. 87 ha nicht ausgeschöpft. Unter Berück- sichtigung möglicher Nachverdichtungspotenziale in der Bedarfsberechnung und zugrunde le- gen eines insgesamt moderaten Bevölkerungsrückgangs hat man sich das Ziel gesetzt, max. 30 ha neue Wohnbaufläche auszuweisen (Szenario 3 „Bestandsentwicklung“ – siehe Kap. 5.7.1). Auch im Rahmen der Entwurfserarbeitung bleibt – trotz zugestandenen 38 ha aufgrund der aktualisierten Bedarfsprognose des RVR – die 30 ha Vorgabe als Ziel bestehen und führt z.B. zu einer weiteren Reduzierung von Flächendarstellungen im Außenbereich.

45 Siehe lfd. Nr. 42 Flächennutzungsplan der Stadt Moers 35 Darüber hinaus wurde – um eine Wohnflächenversorgung der Bevölkerung zu gewährleisten – ein Großteil des Flächenbedarfs durch Innenentwicklungspotenziale abgedeckt (z.B. Wohnbau- fläche W 4.6 „ehem. Union Getränke“, siehe auch Kap. 5.8.2). Im Ergebnis ist im Rahmen des Flächennutzungsplanentwurfs in etwa die Hälfte der erforderlichen Neubauflächen durch Innen- entwicklungspotenziale gedeckt. Insgesamt zeigt somit die im Flächennutzungsplan verfolgte Strategie eine Reduzierung der Inanspruchnahme von landwirtschaftlichen Flächen auf das un- bedingt notwendige Maß zur Gewährleistung einer ausreichenden künftigen Wohnflächenver- sorgung. Die verbleibenden Flächen sind ausnahmslos aufgrund mehrerer Faktoren besonders für eine Entwicklung geeignet, so verfügen diese über eine gute Erreichbarkeit von sozialer Infrastruktur und Einkaufsmöglichkeiten, führen so auch zur Sicherung und Stärkung der Bestandsquartiere sowie zur Vermeidung von Verkehr. Damit werden bereits vorhandene Nutzungen / Infrastruktu- ren auch in Zukunft gestärkt bzw. erhalten und eine künftige verkehrs- aber auch ressourcen- schonende Siedlungsstruktur begünstigt. Auch die Inanspruchnahme von land- oder forstwirtschaftlichen Flächen für die angestrebte De- ckung des zugestandenen Gewerbeflächenbedarfs wurde auf das unbedingt notwenige Maß reduziert. Ein Teil des ermittelten Bedarfs wird so im Bereich des ehem. Schachtes 3 des Bergwerks Niederberg in Kapellen gedeckt (siehe G 7.1, Kap. 6.7). Dabei werden auch die nördlich angrenzenden Freiflächen – ehemals Erweiterungsflächen für die bestehende Kleingar- tenanlage - mit in die Gewerbedarstellung einbezogen. Lediglich für die Entwicklungsfläche in Eick sowie für das geplante Sonder- und Gewerbegebiet an der Rheinberger Straße (siehe, G 2.1 und S 2.3/G 2.3, Kap. 6.7) werden landwirtschaftliche Flächen in Anspruch genommen. Waldflächen wurden für die Ausweisung von neuen Bauflächen nur geringfügig in Anspruch ge- nommen (im Bereich W 3.5 und G 3.1, hier besteht allerdings Baurecht mit anderslautenden Festsetzungen). Vielmehr ist es Ziel aufgrund der bestehenden Waldarmut Waldflächen zu si- chern bzw. neu darzustellen (vgl. Kap. 12.2.2). Zudem wurden auch Bauflächen zugunsten von Wald zurückgenommen, z.B. im Bereich Utfort, Schwafheimer Heide und Grenzstraße (vgl. Kap. 5.8.2). Auch die Inanspruchnahme von bedeutsamen landwirtschaftlichen Flächen für Ausgleichsmaß- nahmen wurde weitestgehend begrenzt. So wurde z.B. ein Schwerpunkt der Ausgleichsmaß- nahmen im Bereich der Wasserschutzzone II für die Wassergewinnungsanlage Vinn I / II vorge- sehen. In diesen gesetzlichen Wasserschutzzonen bestehen Einschränkungen für landwirt- schaftliche Nutzungen. Des Weiteren sieht der Flächennutzungsplan umfangreiche Auffors- tungsflächen im Bereich bestehender Waldflächen vor, (z.B. Klingerhuf), so dass eine Zer- schneidung zusammenliegender landwirtschaftlicher Fläche vermieden wird. Ausgleichsflächen am Rand neuer Baugebiete auf heutigen landwirtschaftlichen Flächen sind lediglich unterge- ordnet und im Zuge der kommunalen Abwägung dort erfolgt, wo aus landschaftspflegerischer Sicht eine Siedlungseingrünung unbedingt erforderlich ist.

36 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

4. ENTWICKLUNGSZIELE STADT MOERS GEMÄSS STADTENTWICKLUNGSKONZEPT MOERS 2030 In dem in Kap. 3.2.1 erläuterten Leitbild Moers 2020 sind Leitlinien dargestellt, die als Grundla- ge für die tägliche Arbeit von Politik und Verwaltung dienen. Dieses Leitbild gibt allerdings nur einen groben Rahmen für die Stadtentwicklung vor, der mit Unterzielen und Maßnahmen kon- kretisiert und vor allem auf die räumliche Ebene projiziert werden muss. Vor dem Hintergrund anhaltenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturwandels, sich verändernder Rahmenbedingungen, Werte, Leitbilder und Zielsetzungen einerseits sowie im Hinblick auf neue städtebauliche, wirtschaftliche, ökologische und verkehrliche Aufgabenstel- lungen andererseits wurde daher vorbereitend zum FNP-Verfahren ein STEK erarbeitet, wel- ches die Entwicklung der Stadt Moers in den nächsten 15 bis 20 Jahren lenken soll. Mit Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger und wichtiger lokaler Akteurinnen und Akteure wur- den die Entwicklungspotenziale und -hemmnisse identifiziert und bewertet, neue Ziele entwi- ckelt, die komplexen Auswirkungen verschiedener Entwicklungsstrategien abgeschätzt und ein tragfähiges Handlungskonzept erarbeitet. Dabei wurden aufbauend auf einer umfassenden Bestandsaufnahme und Analyse Ziele und Maßnahmen für die zukünftige Entwicklung der Gesamtstadt und der Stadtbezirke ausgearbei- tet. Sie sind grafisch in sogenannten „Strukturkonzepten“ dargestellt. Diese Ideen wurden im September und Oktober 2010 in öffentlichen Stadtteilveranstaltungen mit den Bürgerinnen und Bürgern von Moers diskutiert. Nach Einarbeitung der vorgetragenen Anregungen wurden die Strukturkonzepte weiter entwickelt, um erneut im Rahmen von öffentlichen Stadtteilveranstal- tungen zusammen mit dem FNP-Vorentwurf vorgestellt zu werden. Folgende Entwicklungsziele sind die Vorgaben für die Strukturkonzepte und – soweit flächenre- levant – auch im FNP-Prozess zu berücksichtigen:

4.1 Entwicklungsziele Wohnen / Soziale Infrastruktur

Aus den allgemeinen Planungsgrundsätzen, dem Leitbild und den Ergebnissen der Fachbeiträ- ge und Analysen ergeben sich für die Stadtentwicklung in Moers folgende Zielvorgaben: ° „Innen wohnen – Außen schonen“: Unterstützt durch das Projekt „Nachhaltiges kommunales Flächenmanagement“ soll die Innenentwicklung Vorrang haben vor einer weiteren Bean- spruchung der freien Landschaft. ° „Starke Innenstadt – Attraktive Stadtbezirke“. Nicht nur die Innenstadt, auch die Stadtbezir- ke sind gut ausgestattet und bieten als vitale Lebensmittelpunkte hohe Wohnqualität, die es zu sichern und bereichsweise zu verbessern gilt. ° „Weniger, älter, bunter“. Schaffung eines Generationen und Nationalitäten übergreifenden Wohnungsangebotes, Integration von Zugezogenen, behutsame Altersdurchmischung. ° „Stadt der kurzen Wege“. Nahmobilität ist nicht nur angesichts der demographischen Ver- änderungen, sondern auch vor dem Hintergrund der städtischen Klimaschutzziele ein we- sentlicher Planungsgrundsatz. ° „Grün = Wohn- und Lebensqualität“. Die Ausstattung des Stadtgebietes mit wertvollen Grün- und Freiräumen ist weiter zu entwickeln, Vernetzungsmöglichkeiten sind zu ergänzen, stark verdichtete Bereiche aufzuwerten. ° Klimagerechte Stadtentwicklung: bei der Konzeption von Neubaugebieten und öffentlichen Gebäuden sind hohe Energiestandards, die Nutzung von regenerativen Energien sowie Dach- und Fassadenbegrünungen vorzusehen.

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 37 4.2 Entwicklungsziele Arbeiten / Handel / Wirtschaft

Als grundsätzliche Zielvorgaben für die Stadtentwicklung in Moers sind festzuhalten: ° Stabilisierung der Wirtschaftsstruktur mit Erhalt und Ausbau einer krisenfesten Branchenmi- schung, bedarfsgerechte Entwicklung von geeigneten Standorten ° Stärkung und Sicherung vorhandener Unternehmen sowie Ansiedlung neuer Betriebe in den wirtschaftlichen Kompetenzfeldern der Region ° Gewährleistung eines attraktiven Arbeitsumfeldes und einer guten ÖPNV-Anbindung, Er- reichbarkeit durch Radwegeausbau ° Sicherung der Versorgung der Bevölkerung: Erhaltung und Stärkung der kompakten Innen- stadt sowie der Stadtteilzentren, verträgliche Steuerung des großflächigen Einzelhandels, Leerstandsprävention betreiben

4.3 Entwicklungsziele Umwelt / Freiraum

Grünordnerisches Zielkonzept „Grüne Adern Moers“ Dem Umweltleitplan46 folgend ist als langfristiges Ziel ein grünordnerischer Verbund der unter- schiedlichen Freiräume wie Grünflächen (Parkanlagen, Dauerkleingartenanlagen, Friedhöfe etc.), Waldflächen, Wasserflächen und Flächen für die Landwirtschaft als vernetztes System ("Grüne Adern Moers") anzustreben, das neben der optimierten Durchgrünung der Siedlungs- bereiche auch die Anbindung an die Außenbereiche mit ihren wichtigen Erholungsräumen ver- folgt. Neben den Grünstrukturen, die über Flächenausweisungen gesichert werden können, gehören zu dem Verbund auch die informellen Strukturen wie Straßenräume und öffentliche Plätze, Frei- flächen öffentlicher Einrichtungen und Brachflächen mit Interimsnutzungen, die als Trittsteine im Gesamtsystem eine wesentliche Bedeutung haben bzw. Potenziale bergen, um Defiziten an Grünstrukturen planerisch zu begegnen. Die Grünzüge in Moers folgen oft den landschaftsprägenden Gewässerläufen. So stellt ein zent- rales Element des Grünzugsystems der Moersbachkorridor dar, der das Stadtgebiet von Nor- den nach Süden über den Jungbornpark, den Schloss und Freizeitpark bis zum Sport- und Bä- derpark Solimare durchzieht. Der Grünzug ist gemäß dem Leitbild 2020 als ein wesentliches Element der Lebens- und Freizeitqualität der Bevölkerung sowie als Ziel für die Niederrhein- Reisenden zu verstehen, das zu bewahren und im Einklang mit den gewässerökologischen Er- fordernissen weiter zu attraktivieren ist. Während die Grünstrukturen in der Nord-Süd-Achse häufig schon durchgängige Strukturen aufweisen, sind in der der Ost-West-Achse deutliche Defizite zu attestieren, denen städtebau- lich zu begegnen ist.

Weitere Entwicklungsziele In den vergangenen Jahren hat das Thema „Klimawandel“ zunehmend an Bedeutung gewon- nen. Temperaturerhöhung, Abnahme der Sommer- und Zunahme der Winterniederschläge, Zu- nahme von Dürreperioden und Stürmen führen u.a. zum Rückgang seltener Arten, zu verstärk- ter Bodenerosion, Eutrophierung und Trockenfallen von Gewässern und Feuchtgebieten, einer Intensivierung stadtklimatischer Effekte, Ertragsrückgängen in der Land- und Forstwirtschaft und Sachschäden durch Überschwemmungen und Stürme. Dadurch erhöht sich die Notwendigkeit, umweltrelevante Zielsetzungen umzusetzen. Dies be- trifft vor allem Ziele zur Minderung stadtklimatischer Effekte, zur Waldentwicklung, zum Bio- topverbund, zum Schutz seltener Tiere und Pflanzen und ihrer Lebensräume, zur Gewässerre- naturierung, zum Bodenschutz sowie zur Entwicklung eines zusammenhängenden Grünzugsys- tems, das die genannten Funktionen erfüllt.

46 Umweltleitplan Moers, BKR Aachen, Endbericht 06.07.2010 38 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Gemäß dem parallel erarbeiteten Umweltleitplan sind in allen Stadtbezirken folgende Entwick- lungsziele zu berücksichtigen: Freiraumschutz ° Innenentwicklung vor Außenentwicklung ° Landschaftszersiedlung vermeiden ° Erhalt von Freiraumkorridoren, Zusammenwachsen von Ortsteilen verhindern ° Flächenintensive Eingriffe im Außenbereich vermeiden ° Abschließende Siedlungsrandgestaltungen mit harmonischem Übergang zur freien Land- schaft vornehmlich an naturräumlich bzw. topografisch vorgegebenen Siedlungsbegrenzun- gen

Erhalt und Aufwertung hochwertiger Bereiche ° Naturnahe Lebensräume für gefährdete Tier- und Pflanzenarten ° Schutz seltener Böden und von Böden mit besonderem Biotopentwicklungspotenzial oder Bodenfruchtbarkeit ° Bachläufe, Kleingewässer und Feuchtgebiete ° Bioklimatische Ausgleichsräume (Grünflächen, Luftleitbahnen, ) ° Typischer Elemente der niederrheinischen Kulturlandschaft, Niederungsbereiche (Kendel) ° Räume mit guter Eignung für die Erholungsnutzung ° Räume mit Funktionen als Träger historischer Zeugnisse und Kulturentwicklung; regionalty- pische Kulturlandschaften, Denkmäler, historische Stadtstrukturen

Entwicklung eines zusammenhängenden Grünzugsystems: Das Grünzugsystem soll: ° Lebensfähige Populationen wild lebender Tiere und Pflanzen und ihre Lebensräume erhal- ten ° Der Isolierung von Lebensräumen entgegenwirken sowie Wanderungen und eine Wieder- besiedelung von Lebensräumen ermöglichen ° Ökologisch durchgängige Gewässer schaffen bzw. erhalten ° Eine Zerschneidung der Landschaft vermeiden ° Stadtklimatisch wirksame Luftaustauschprozesse fördern ° Für den Menschen durchgängige Grünverbindungen schaffen

Waldvermehrung und naturnahe Waldentwicklung ° Erhalt bestehender Waldflächen (auch Pionierwälder und Gehölzbrachen) ° Waldvermehrung durch Arrondierung, Anbindung an bestehende Waldflächen ° Umwandlung nicht standortgerechter Bestände ° Wiederherstellung stark beeinträchtigter bzw. bedrohter Waldgesellschaften (Auwälder, tro- ckene und nasse Eichen-Birken-Wälder, Erlenbruchwälder) ° Waldrekultivierungen von Abbau- / Aufschüttungsflächen

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 39 4.4 Entwicklungsziele Verkehr / Technische Infrastruktur

Verkehr Im Rahmen des als Grundlage erarbeiteten Verkehrsentwicklungsplanes wurde im März 2010 das Energieeffizienzszenario als politisches Leitbild für die zukünftigen Entwicklungsmaßnah- men im Bereich Verkehr beschlossen. Hiermit wurden die Weichen für eine vorausschauende und ökologisch sinnvolle Verkehrsentwicklung gestellt, bei der die Lebensqualität, attraktive Stadt- und Verkehrsräume sowie eine bezahlbare Mobilität im Vordergrund stehen. Der Fokus des Energieeffizienzszenarios liegt in der bewussten und konsequenten Förderung der Nahmobilität, verbunden mit einer Qualitätsoffensive für den sogenannten Umweltverbund (Fußverkehr, Radverkehr, und ÖPNV) bei gleichzeitigem Erhalt und einer Qualitätssteigerung des leistungsfähigen Kfz-Netzes. Die nachfolgend aufgeführten Ziele gem. VEP47 sind dabei Grundlage für künftige planerische Entscheidungen: ° Moers: „Die Stadt der kurzen Wege“ Durch kurze Wege soll der Mobilitätsaufwand und damit auch die Mobilitätskosten der Be- wohner gesenkt werden. Vor allem kompakte Siedlungsstrukturen, Innenwicklung, Nachver- dichtung und kleinräumige Nutzungsmischung tragen zu einer effizienten Abwicklung des Verkehrsaufwandes bei. Folgende Grundsätze sind zu beachten: Erhalt und Förderung der Attraktivität der Innenstadt, Stärkung der Quartiere durch Steige- rung der Lebens-, Aufenthalts- und Wohnumfeldqualität, kompakte Siedlungsstrukturen, In- nenentwicklung und kleinräumige Nutzungsmischung, Stärkung der Nahmobilität und der kleinräumigen sowie ÖPNV-Erreichbarkeit der Versorgungs- und Freizeitschwerpunkte, Ver- knüpfung der Planungen des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) mit den Schwer- punkten der Siedlungsentwicklung. ° Moers: „Die Stadt mit einem starken und effizienten Umweltverbund“ Um die Qualität der Nahmobilität zu verbessern sowie den ÖPNV zu attraktiveren sollen beim Umweltverbund folgende Ziele verfolgt werden: Ausbau des Anteils des Umweltverbundes (ÖPNV, Rad- und Fußverkehr) am Gesamtver- kehr, Förderung des Radverkehrs, Fortentwickelung der barrierefreien Gestaltung, Stärkung des Fußverkehrs, Förderung der integrierten Nahmobilität, Entwicklung des ÖPNVs zu einer Alternative zum MIV durch attraktive ÖPNV-Angebote, Aufbau neuer Bahnangebote zu- sammen mit der Region, Ausbau und Optimierung der Schnittstellen (P+R und B+R) zwi- schen den einzelnen Verkehrsmitteln. ° Moers: „Stadt mit verträglicher Gestaltung des Kfz-Verkehrsaufkommens“ In Zukunft sollen die negativen Verkehrsauswirkungen wie Umweltbelastungen und Ver- kehrsunfälle minimiert werden. Gleichzeitig soll die Verträglichkeit des Verkehrs gesteigert werden. Dazu soll der notwendige Verkehr auf die Hauptverkehrsstraßen gebündelt werden. Folgende Grundsätze sind zu beachten: Erhöhung der Verkehrssicherheit und Verringerung der Unfallzahlen im Sinne einer „Vision Zero“ unter besonderer Berücksichtigung der „schwächeren“ Verkehrsteilnehmer, Reduzie- rung der Verkehrsbelastung in den Stadtteilen durch Konzentration des Kfz- und Lieferver- kehrs auf stadtverträglich gestaltete Hauptverkehrsachsen, Weiterführung der flächenhaften Verkehrsberuhigung in den Wohnquartieren, Förderung von Maßnahmen zur Verringerung von Lärm-, Schadstoff- und CO2-Emissionen, Sicherung der Leistungsfähigkeit des Ver- kehrsnetzes für den motorisierten Verkehr. ° Verkehr der Zukunft unter der Prämisse „Mehr organisieren zu müssen und weniger bauen zu können“

47 Gem. Verkehrsentwicklungsplan Stadt Moers, Planersocietät – Stadtplanung, Verkehrsplanung, Kommunikation, Dortmund/ Moers Juni 2012, S. 103 ff 40 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Durch veränderte Rahmenbedingungen bei der Umsetzung baulicher Infrastrukturmaßnah- men erlangen Mobilitätsmanagementlösungen sowie die Organisation von Prozessen eine immer größere Bedeutung. Teile des Mobilitätsmanagement können dabei zur Bewusst- seinsbildung für eine nachhaltige Nutzung des Umweltverbundes beitragen: Etablierung der Maßnahmen des Mobilitätsmanagements als Form der verkehrspolitischen Steuerung sowie Integration in die Gesamtverkehrskonzeption der Stadt Moers, Berücksich- tigung der einzelnen Verkehrsakteure in Konzepten und Angeboten, Einsatz und Nutzung des Mobilitätsmanagements zur Information, Kommunikation, Organisation und Koordinati- on, Entwicklung von gemeinsamen Aktionen zusammen mit Bürgern und verschiedenen Akteuren (Schulen, Vereine, Einzelhandel, Krankenkassen etc.). ° Wirkungskontrolle: Erfolge messen, Misserfolge rechtzeitig erkennen Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge im Verkehrsbereich gestalten sich als überaus kom- plex. Die Wirkungen von Strategie- und Planungsprozessen wie die des Verkehrsentwick- lungsplans sowie die Wirkung von Einzelprojekten sind zukünftig stärker zu kontrollieren um Erfolge zu messen und Misserfolge rechtzeitig erkennen zu können. Dazu sollen geeignete, leicht und ohne großen Ressourceneinsatz zu messende Indikatoren als Grundlage der Wir- kungskontrolle sowie des Monitorings entwickelt werden.

Technische Infrastruktur ° Sicherung der Versorgungs- und Entsorgungsleitungen und Trassen ° Nutzung und Ausbau von regenerativen Energien (z.B. Windkraft und Solarenergie)

Die in einem Flächennutzungsplan darstellbaren Ziele basieren auf den Vorgaben des Bauge- setzbuches (BauGB) sowie der Planzeichenverordnung (PlanzVO). Die zuvor benannten Ziel- vorstellungen aus dem STEK unterliegen keiner gesetzlichen Vorgabe und übersteigen z.T. den Rahmen dessen, was in den FNP aufgenommen werden kann. In den nachfolgenden Kapiteln werden die für den FNP darstellungsrelevanten Ziele aus den Strukturkonzepten themenbezo- gen aufgeführt und erläutert.

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 41 5. WOHNBAUFLÄCHEN / GEMISCHTE BAUFLÄCHEN Ein wichtiges Ziel im Rahmen der Flächennutzungsplanung ist die Bereitstellung ausreichender Wohnbauflächen bis 2025. Hierfür erfolgt eine Datenanalyse, an die sich eine Bedarfsprognose ggf. mit Standorten für Neubaugebiete anschließen. Die erforderlichen Kriterien für diese Be- darfsermittlung stellen die Daten zur Bevölkerung, zu den Haushalten, zur Siedlungsstruktur und die vorhandenen Reserveflächen dar.

5.1 Bevölkerungsstruktur und Bevölkerungsentwicklung

Die künftigen Planungserfordernisse werden wesentlich durch die Struktur und Entwicklung der Bevölkerung bestimmt.

5.1.1 Datenbasis und Bevölkerungsstruktur Die folgenden Aussagen stützen sich für das Stadtgebiet Moers auf die vorliegenden Daten der städtischen Statistikstelle - Informationsmanagementsystem, Fachbereich 3. Als Vergleichswer- te für Kreis und Land werden die Daten des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW) herangezogen. Diese Daten weichen von den Daten der Stadt Moers ab. Dies ist vor allem methodisch be- gründet. Die amtlichen Einwohnerzahlen von IT.NRW beinhalten lediglich Einwohnerangaben zu Hauptwohnsitzen. Da aber gerade für Planungen des Flächennutzungsplanes die wohnbe- rechtigte Bevölkerung (Haupt- und Nebenwohnung) von Bedeutung ist, wurde überwiegend für eine solche Darstellung auf städtische Angaben zurückgegriffen. Zumal ein weiterer Mehrwert in einer möglichen kleinräumigen Darstellung gegeben ist.

Beim Vergleich mit Kreis- und Landesebene oder bei Auswertungen einzelner Datenreihen, die der Stadt nicht vorliegen, werden alternativ die Daten des IT.NRW herangezogen. Die Daten des IT.NRW stützen sich dabei überwiegend auf den Zensus 2011, daher können Zeitreihen hier nur bis in die Jahre 2011/2010 zurückgeführt werden. Um bei einzelnen Aspekten über län- gere Zeitreihen zu verfügen, welche die Entwicklung über die letzten Jahre aufzeigen, wird auch auf Daten mit Basis der Volkszählung 1987 zurückgegriffen. Dies betrifft vor allem die natürliche Bevölkerungsentwicklung sowie den Aspekt der Wanderungen.

Zum Stichtag 31.12.2013 betrug die Bevölkerungszahl 106.400 (wohnberechtigte Bevölkerung mit Haupt- und Nebenwohnsitz). Die Anteile der Bevölkerung nach Geschlecht sind ca. 51,5 % weiblich und 48,5 % männlich.48 Bevölkerungsstärkster Sozialatlasbezirk ist Asberg, gefolgt von Repelen und Kapellen. Die nach Bevölkerungszahl kleinsten Bezirke sind Utfort und Rheinkamp-Mitte.

48 Stadt Moers, Fachbereich 3, Statistikstelle - Informationsmanagementsystem, Stand: April 2015 42 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Kapellen 11.435 Repelen 12.282 Rheinkamp- Schwafheim 7.428 Mitte 5.028 Eick 5.221

Asberg 13.864 Moers-Ost 10.468

Utfort 5.071 Vinn 8.947

Meerbeck 11.326 Moers-Mitte 9.747 Hülsdonk 5.583

Abbildung 6: wohnberechtigte Bevölkerung am 31.12.2013 nach Sozialatlasbezirken Quelle: Stadt Moers, Statistikstelle, eigene Darstellung

5.1.2 Altersstruktur Die Altersstruktur49 in Moers stimmt mit der Struktur im Kreis Wesel und im Land NRW weitest- gehend überein. Geringe Abweichungen nach unten gibt es in den Altersgruppen der jüngeren Bevölkerung (bis 45 Jahre) in Stadt und Kreis gegenüber dem Anteil im Land NRW. Die Alters- stufe ab 45 ist in Stadt und Kreis stärker vertreten als im Landesdurchschnitt (Stand: 31.12.2013).

35,00

30,00

25,00

20,00

15,00

10,00

5,00

Angaben Angaben inProzent % 0,00 unter 5 Jahre 5 bis unter 20 20 bis unter 30 bis unter 45 bis unter 65 Jahre und Jahre 30 Jahre 45 Jahre 65 Jahre mehr Altersgruppen

Stadt Moers Kreis Wesel Land NRW

Abbildung 7: Vergleich Altersstruktur Stadt / Kreis / Land, 31.12.2013 Quelle: IT.NRW, eigene Darstellung

49 IT.NRW, Stand Mai 2015 (Die Fortschreibung basiert auf den Ergebnissen zum Zensus 2011) Flächennutzungsplan der Stadt Moers 43 Betrachtet man die Entwicklung der Altersgruppen im Zeitraum von 31.12.2004 bis 31.12.2013, zeigt sich folgendes Bild:

40000

35000

30000

25000

20000

15000

10000

5000

Anzahl Anzahl Personen (absolut) 0 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

0 bis unter 27 Jahre 27 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 Jahre und älter

Abbildung 8: Entwicklung Altersgruppen 2004-2013 der wohnberechtigten Bevölkerung Quelle: Stadt Moers, Statistikstelle, eigene Darstellung

Die Altersgruppe der 27-45-Jährigen nimmt im Vergleich zu den sonstigen Altersgruppen relativ stark ab (31.12.2004 = 28.806 Personen / 31.12.2013 = 22.398 Personen). Neben dem natur- gemäßen Wechsel in die nächsthöhere Altersgruppe ist zu vermuten, dass ein Großteil dieser „mobilen“ Altersgruppe Moers verlässt. Bedingt durch den Rückgang der Familien mit Kindern und fehlende Zuzüge bleibt auch ein ausreichendes Nachwachsen aus den unteren Altersgrup- pen aus (Rückgang in der Altersgruppe bis 27 Jahre: 31.12.2004 = 29.791 Personen und 31.12.2013 = 26.625 Personen). Sowohl die Altersgruppe der 45-65-Jährigen als auch die Altersgruppe der über 65-Jährigen steigen hingegen in diesem 10-Jahres-Zeitraum an.

5.1.3 Bevölkerungsentwicklung Im Jahr 2004 (31.12.2004) betrug die Bevölkerungszahl noch 110.116. Absolut hat die Bevölke- rungszahl der Stadt Moers zwischen 2004 und 2013 um 3.716 Personen abgenommen. Dies entspricht einem Bevölkerungsrückgang von -3,37 % über die letzten zehn Jahre.50

50 Stadt Moers, Fachbereich 3, Statistikstelle - Informationsmanagementsystem, Stand: April 2015 50 44 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

111000 110.116 110000 109.840 109.492 109.513 109000 108.697 108000 107.941 107.527 107.166 107000 106.400 106.782 106000

105000

Anzahl Anzahl Personen (absolut) 104000 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

Abbildung 9: Entwicklung der wohnberechtigten Bevölkerung in Moers 31.12.2004 bis 31.12.2013 Quelle: Stadt Moers, Statistikstelle, eigene Darstellung

5.1.4 Bevölkerungsentwicklung Regionalvergleich Moers - Kreis Wesel - NRW Die Stadt Moers ist die bevölkerungsreichste Kommune im Kreisgebiet Wesel51 (Stand 31.12.2013: 106.400 wohnberechtigte Einwohnerinnen / Einwohner, Quelle: Stadt Moers). Lt. amtlichen Hauptwohnsitz leben 103.108 Einwohnerinnen / Einwohner zum genannten Zeit- punkt in Moers, Quelle: IT.NRW, gefolgt von Dinslaken (67.190 Einwohnerinnen / Einwohner Quelle: IT.NRW) und Wesel (60.070 Einwohnerinnen / Einwohner Quelle: IT.NRW). Im Regionalvergleich betrachtet liegt die Bevölkerungsabnahme der Stadt Moers von 2004 bis 2013 bei -3,37 % (Quelle: Stadt Moers). Auf Basis der Fortschreibung zum Zensus 2011 liegt der Bevölkerungsrückgang der Stadt Moers von 2011 bis 2013 bei –0,7 % (Quelle: IT.NRW). Die Bevölkerung im Kreis Wesel ist in dieser Zeit von 459.740 zum 31.12.2011 auf 457.033 Einwohnerinnen / Einwohnern zum 31.12.2013 gesunken, d.h. die Abnahme ist mit -0,59 % auf Kreisebene geringer als auf Ebene der Kommune. Auf Landesebene ist die Zahl der Bevölkerung auf 17.571.856 Einwohnerinnen / Einwohner (31.12.2013, 17.544.938 Einwohnerinnen / Einwohner am 31.12.2011) geringfügig gestiegen, der 2003 erstmals seit fast zwei Jahrzehnten ermittelte Rückgang der Bevölkerungszahl hat sich also aktuell umgekehrt.

5.1.5 Natürliche Bevölkerungsentwicklung Die Bevölkerungsentwicklung setzt sich aus den natürlichen Bevölkerungsbewegungen (lebend Geborene, Gestorbene) und den Wanderungen (Zugezogene und Fortgezogene) zusammen. Um eine genaue Aussage über die Grundlagen des Wachstums in Moers treffen zu können, werden im Folgenden die Daten zur natürlichen bzw. wanderungsbedingten Bevölkerungsent- wicklung separat dargelegt. Die natürliche Bevölkerungsentwicklung wird durch den Vergleich von Geburten zu Sterbefällen als Saldo ermittelt. Um die Zeitreihe 2004 – 2013 bedienen zu können, wurden für die Auswer- tungen der Geburten und Sterbefälle die Daten des IT.NRW52 herangezogen. Bei Gesamtbe-

51 IT.NRW, Stand Mai 2015 (Die Fortschreibung basiert auf den Ergebnissen zum Zensus 2011) 52 IT.NRW, Stand Mai 2015 (Die Fortschreibung basiert auf den Ergebnissen der Volkszählung 1987) Flächennutzungsplan der Stadt Moers 45 trachtung der vorliegenden Daten liegt für den Zeitraum von 2004 bis 2013 ein deutlicher Ster- beüberschuss in Moers vor. Wie der Bundes- und Landesdurchschnitt ist hier der Rückgang der Geburten aufgrund sich ändernder Lebensformen und Gewohnheiten maßgeblich. Insgesamt ist die Geburtenzahl leicht abnehmend, während die Sterbezahl nahezu konstant ist, mit einzel- nen kleinen Spitzen in den Jahren 2005 und 2013.

1400 1200 1000 800 600 400 200 0 -200 -400

Anzahl Anzahl Personen -600 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Geburten 864 829 768 821 774 730 804 763 764 771 Sterbefälle 1093 1155 1058 1061 1082 1133 1133 1153 1135 1189 Saldo -229 -326 -290 -240 -308 -403 -329 -390 -371 -418

Abbildung 10: Entwicklung der Geburten und Sterbefälle 2004 – 2013 Quelle: IT.NRW, eigene Darstellung

5.1.6 Wanderungsbewegung Betrachtet man die Zu- und Fortzüge53 in Moers, so ist innerhalb des Zeitraumes 2004 bis 2013 in den Jahren 2004, 2007 und ab 2012 ein Wanderungsgewinn zu verzeichnen. Die übrigen Jahre zeigen Wanderungsverluste, welche insbesondere im Jahr 2009 mit einem Saldo von -314 deutlich ausgeprägt sind.

53 IT.NRW, Stand Mai 2015 (Die Fortschreibung basiert auf den Ergebnissen der Volkszählung 1987) 46 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

300

200

100

0

-100

-200

-300

Anzahl Anzahl Personen -400 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Saldo 255 -57 -77 171 -159 -314 -91 -16 27 20

Abbildung 11: Wanderungssaldo 2004 - 2013 Quelle: IT.NRW, eigene Darstellung

Die rückläufigen Salden sind vor allem in der Abnahme der Zuzüge begründet (2004 = 4.613 Zuzüge und 2009 = 4.393 Zuzüge, hingegen 2013 wieder ein leichter Anstieg mit 4.796 Zuzü- gen). Die Zu- und Fortzüge sind nur leicht gegenläufig. Einzig 2004 und 2007 überwiegt die Anzahl der Zuzüge deutlich. Bei genauer Betrachtung der Wanderungsverflechtungen im Jahr 2013 zeigt sich, dass die größten Wanderungsbewegungen innerhalb des Landes NRW verbleiben. Gegenüber den deutschlandweiten Wanderungen von 4.138 Zuzügen und 4.285 Fortzügen erfolgen allein 3.670 Zuzüge und 3.721 Fortzüge von oder nach Kommunen innerhalb des Landes NRW. Die stärksten Wanderungsbeziehungen bestehen mit Duisburg (1.307 Zuzüge / 1.072 Fortzüge) und den Nachbargemeinden Kamp-Lintfort (239 Zuzüge / 245 Fortzüge) und Neukirchen-Vluyn (332 Zuzüge / 454 Fortzüge).

5.1.7 Bevölkerungsverteilung Für die Flächennutzungs- und Stadtentwicklungsplanung sind insbesondere die Aussagen der Bevölkerungsstatistik auf kleinräumiger Ebene wesentlich, d.h. für Moers auf Ebene der Sozial- atlasbezirke.

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 47

Abbildung 12: Verteilung und Entwicklung der wohnberechtigten Bevölkerung 2004 – 201354 Quelle: Stadt Moers, Statistikstelle, eigene Darstellung

Nach dem Stand 31.12.2013 bilden Asberg (13.864 EW), Repelen (12.282 EW), Kapellen (11.435 EW) und Meerbeck (11.326 EW) die bevölkerungsreichsten Bezirke (vgl. Abbildung 13; Tabelle 1). Fast die Hälfte der Einwohnerinnen und Einwohner (ca. 46 %) bewohnen diese vier

54 Dargestellt sind pro Sozialatlasbezirk: die absolute Differenz der Bevölkerung im Zeitraum 31.12.2004 – 31.12.2013, pro- zentuale Veränderung und Gesamtzahl zum Zeitpunkt 31.12.2013. Die Bevölkerungszahl der bevölkerungsstärksten Bezir- ke ist unterstrichen. 48 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Gebiete. Die übrigen Bezirke haben Anteile an der Gesamtbevölkerungszahl, die im einstelligen Prozentbereich liegen (z.B. Moers-Ost mit 9,84 % und Utfort mit 4,77 %). Betrachtet man das Verhältnis zwischen Flächengröße der Stadtbezirke und Bevölkerungszahl, so weisen folgende Bezirke die höchste Bevölkerungsdichte auf und bilden so den Hauptsied- lungsschwerpunkt: Asberg, Meerbeck, Vinn und Moers-Mitte. Die umliegenden Sozialatlasbe- zirke Kapellen, Repelen und Hülsdonk sind die Bezirke mit den wenigsten Einwohnerin- nen/Einwohnern / Fläche.

45,00 40,49 41,26 40,00 33,65 32,45 35,00 29,66 28,39 30,00 25,00 19,57 20,00 15,91 15,00 7,95 8,58 7,42 10,21 10,00 5,00 0,00 EW/ ha Eick Vinn Utfort Asberg Repelen Kapellen Hülsdonk Meerbeck Moers-Ost Moers-Mitte Schwafheim

Rheinkamp-Mitte Abbildung 13: Verhältnis zwischen Flächengröße und Bevölkerungszahl (wohnberechtigte Bevölke- rung) der Sozialatlasbezirke (EW / ha) Stand: 31.12.2013 Quelle: Stadt Moers, Statistikstelle, eigene Darstellung

Sozialatlasbezirke Bevölkerung gesamt Anteil % Vinn 8.947 8,41 Rheinkamp-Mitte 5.028 4,73 Eick 5.221 4,91 Meerbeck 11.326 10,64 Moers-Ost 10.468 9,84 Repelen 12.282 11,54 Hülsdonk 5.583 5,25 Asberg 13.864 13,03 Moers-Mitte 9.747 9,16 Kapellen 11.435 10,75 Schwafheim 7.428 6,98 Utfort 5.071 4,77 Gesamt 106.400 100,00

Tabelle 2: Verteilung der wohnberechtigten Bevölkerung in Moers, Stand: 31.12.2013 Quelle: Stadt Moers, Statistikstelle, eigene Darstellung

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 49 Bevölkerungsstand Bevölkerungsstand Differenz Differenz in Stadtbezirke 31.12.2004 31.12.2013 2004 - 2013 % Vinn 9.235 8.947 -288 -3,12 Rheinkamp-Mitte 5.478 5.028 -450 -8,21 Eick 5.593 5.221 -372 -6,65 Meerbeck 12.050 11.326 -724 -6,01 Moers-Ost 10.289 10.468 179 1,74 Repelen 12.989 12.282 -707 -5,44 Hülsdonk 5.885 5.583 -302 -5,13 Asberg 14.526 13.864 -662 -4,56 Moers-Mitte 9.732 9.747 15 0,15 Kapellen 11973 11.435 -538 -4,49 Schwafheim 7.439 7.428 -11 -0,15 Utfort 4.927 5.071 144 2,92

Tabelle 3: Entwicklung der wohnberechtigten Bevölkerung in den Stadtbezirken Quelle: Stadt Moers, Statistikstelle, eigene Darstellung

Die Bevölkerungsentwicklung der letzten zehn Jahre (2004-2013) zeigt abweichende Werte für die einzelnen Stadtbezirke. Geringe Zu- oder Abnahmen haben Moers-Ost (+ 1,74 %), Utfort, (+ 2,92 %), Moers-Mitte (+ 0,15 %) sowie Vinn (-3,12 %), Kapellen (- 4,49 %), Schwafheim (- 0,15 %) und Asberg (- 4,56 %) zu verzeichnen (vgl. Abbildung 12 und Tabelle 3). Die übrigen Bezirke weisen überwiegend einen mittleren bis hohen Rückgang in der Bevölke- rung auf. Rheinkamp-Mitte verzeichnet mit - 8,21 % den größten Rückgang in der Bevölke- rungsentwicklung, gefolgt von Eick mit - 6,65 % und Meerbeck mit -6,01 %.

5.1.8 Bevölkerungsdichte Moers Die Bevölkerungsdichte der Stadt Moers erreicht bei einer Fläche von rund 67,7 qkm einen Wert von 1.571,9 Personen je qkm55, bzw. 15,71 Einwohnerinnen/Einwohner / ha. Die Entwick- lung in den vergangenen 10 Jahren zeigt entsprechend der Bevölkerungsabnahme ebenfalls einen Rückgang der Bevölkerungsdichte und spiegelt die vorangehenden Analyseergebnisse zur Bevölkerungsentwicklung wider. Innerhalb des Kreises Wesel zeigt Moers die höchste Bevölkerungsdichte. Dies liegt zum einen daran, dass die Stadt nicht zu den flächengrößten Kommunen des Kreises Wesel gehört. Der Kreis hat eine Dichte von 438,4 Einwohnerinnen und Einwohnern je qkm. Im Vergleich ist Mo- ers also um das Dreifache dichter besiedelt56. Zum anderen spiegeln sich hier auch die unter- schiedlichen Siedlungsstrukturen des Kreises wider: der ländlich geprägten Kreis Wesel und die dicht besiedelte Ballungsrandzone des Ruhrgebietes.

5.2 Haushaltsstruktur

Eine wesentliche Auswirkung der Vielfalt von Lebensstilen zeigt sich in der Veränderung der Struktur privater Haushalte. Private Haushalte sind nach ihrer amtlichen Definition „Gemein- schaften von Personen, die zusammen wohnen und wirtschaften, sowie Personen, die allein wohnen und wirtschaften“57. Die Betrachtung der Bevölkerungszahlen allein reicht nicht aus, um

55 IT.NRW und Stadt Moers, Stand April / Mai 2015 56 https://www.kreis-wesel.de/de/kreisverwaltung/statistik/, Stand: Mai 2015 57 Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR), Raumordnungsprognose 2020/2050, Bonn 2006, S. 40 50 Flächennutzungsplan der Stadt Moers die Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt abzuschätzen, denn speziell die privaten Haushalte er- scheinen als Nachfrager auf dem Wohnungsmarkt. Eine Kernaussage der Raumordnungsprognose 2035 nach dem Zensus des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) für Deutschland ist, dass bei anhaltender Schrump- fung der Bevölkerung die Zahl der Haushalte weiter ansteigt. Zwar wird die Zahl der Bevölke- rung in privaten Haushalten bis 2035 um ca. 3 % leicht abnehmen, hingegen steigt die Zahl der privaten Haushalte dennoch um etwa 2 %. Dabei wird die durchschnittliche Haushaltsgröße in den Jahren 2012 bis 2035 von 2,01 Personen auf 1,91 Personen verkleinern.58 Auch in Moers schreitet die Verkleinerung privater Haushalte durch eine geringere Kinderzahl und die Aufsplit- tung ehemaliger Mehrgenerationen- bzw. Großfamilienhaushalte in kleinere Haushaltseinheiten voran. Sowohl die Alterung der Bevölkerung als auch die Individualisierung der Gesellschaft bewirken eine Tendenz hin zu mehr kleineren Haushalten. Ursachen sind die veränderten Le- bensgewohnheiten, aber auch sich ändernde sozioökonomische Rahmenbedingungen.

5.2.1 Haushaltsstruktur im Regionalvergleich Kreis Wesel - NRW Auch in NRW wird nach der Raumordnungsprognose 2035 nach dem Zensus die Zahl der Haushalte weiter steigen, im Zeitraum 2012 bis 2035 um 1,46 %. Während die Haushalte mit drei- und mehr Personen in diesem Zeitraum abnehmen werden, steigen die Einpersonen- Haushalte um 7,28 % und die Zahl der Zweipersonen-Haushalte um nahezu 9 % an.59 Gemäß der Karte 6 der Raumordnungsprognose 2035 ist auch im Kreis Wesel eine Zunahme der Ein- und Zweipersonenhaushalte bei gleichzeitigem Rücklauf der Mehrpersonenhaushalte zu erwar- ten.

5.2.2 Entwicklung der Haushaltsstrukturen in Moers Bei der Betrachtung der Haushaltsstruktur in Moers ist zu beachten, dass es in der Vergangen- heit einen Verfahrenswechsel im Meldewesen gab. Daher sollten die Zeitreihen 2004 – 2007 sowie 2008 – 2013 getrennt betrachtet werden. Die Entwicklung der Haushalte in Moers ist im Zeitraum 2008 bis 2013 durch einen Anstieg der Haushalte gekennzeichnet, trotz der rückläufigen Bevölkerungszahlen.60

58 Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), Die Raumordnungsprognose 2035 nach dem Zensus, Bonn April 2015, S. 15f 59 Daten zur Raumordnungsprognose 2035 nach dem Zensus, http://www.bbsr.bund.de 60 Auffallend ist der hohe Wert in der Statistik im Jahr 2007. Allerdings kam es im Rahmen der Einführung eines neuen Ein- wohnerverfahrens im Jahr 2008 bei der Verfahrensablösung zu Übernahmeschwierigkeiten. Daher sind die Werte nur unter Vorbehalt zu verwenden. Flächennutzungsplan der Stadt Moers 51 53000

52500 52288

52000 51318 51500 51480

51000 51102 50541 51009 50702 50746 50500 50522 50000

49500 49297 49000

48500

48000 Verfahrenswechsel Meldewesen im

Anzahl Anzahl Haushalte 47500 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

Abbildung 14: Entwicklung der Haushalte 2004-2013 Quelle: Stadt Moers, Statistikstelle, eigene Darstellung Verbunden ist dieser Anstieg mit der rückläufigen Belegungsdichte der Wohnungen von 2,21 Einwohnerinnen und Einwohnern (EW) im Jahr 2004 auf 2,07 Im Jahr 2007 bzw. von 2,13 im Jahr 2008 auf 2,06 im Jahr 2013.

2,25

2,21 2,20

2,15 2,15 2,13 2,12

2,11 2,10 2,10 2,08 2,07 2,07 2,06 2,05

2,00 EW/ Haushalte Verfahrenswechsel Meldewesen im 1,95 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

Abbildung 15: Entwicklung der Haushaltsgröße 2004-2013 Quelle: Stadt Moers, Statistikstelle, eigene Darstellung Betrachtet man die unterschiedlichen Haushaltstypen, so ist insbesondere Anzahl der Einper- sonenhaushalte in diesem Zeitraum gestiegen.

52 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

22.500 21.128 20.342 20.000 18.634 16.924 17.500 15.968

15.000 16.241 16.581 16.830

12.500

10.000 8.155 8.022 7.937 7.507 7.500 7.977 7.255 7.285 5.000 6.639

2.500 Verfahrenswechsel 0 im Meldewesen 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Einpersonenhaushalte Zweipersonenhaushalte

Dreipersonenhaushalte Vierpersonenhaushalte und mehr

Abbildung 16: Entwicklung der Anzahl der Haushalte nach Haushaltstypen 2004 - 2013 Quelle: Stadt Moers, Statistikstelle, eigene Darstellung

Gleichzeitig bleibt die Anzahl der Paare ohne Kinder relativ konstant (i.d.R. Zweipersonenhaus- halte), d.h. die Personengruppe, die für die natürliche Bevölkerungsentwicklung wichtig ist. Zu- gleich nimmt die Zahl der Paare mit einem Kind (i.d.R. Dreipersonenhaushalte) stetig ab, eben- so die Vier- und Mehrpersonenhaushalte (z.B. Familien mit mehreren Kindern, Dreigeneratio- nenwohnen). Gemäß den oben aufgeführten Prognosen auf Landes- und Bundesebene ist auch in Zukunft mit einer Verkleinerung der Haushalte und gleichzeitig Erhöhung der Anzahl der Haushalte zu rechnen.

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 53 5.3 Wohnsiedlungswesen

5.3.1 Wohngebäude- und Wohnungsbestand Im Stadtgebiet Moers gibt es 23.198 Wohngebäude mit 49.408 Wohnungen (Stand 31.12.2013). Dies bedeutet in absoluten Zahlen eine Zunahme von 168 Wohngebäuden und 248 Wohnungen im Vergleich zu 201061. Bei einer Gesamtwohnfläche von 4.336.171 qm be- deutet dies ein Durchschnittswert von 87,76 qm pro Wohnung.62

5.3.2 Pro-Kopf-Wohnflächenentwicklung Als durchschnittliche Wohnfläche je Einwohnerin / Einwohner wird für Moers ein Wert von 42,05 qm63 angegeben. Dies bedeutet eine Zunahme von 0,53 qm im Vergleich zu 2011 (41,53 qm je Einwohnerin oder Einwohner).64 2011 qm/EW. 2013 qm/EW. NRW 43,32 43,70 Kreis Wesel 42,78 43,50 Stadt Moers 41,53 42,05

Tabelle 4: Wohnflächenentwicklung 2011 – 2013 Quelle: IT.NRW, eigene Darstellung Verglichen mit dem Kreis Wesel (2013 = 43,50 qm/EW) liegt die durchschnittliche Wohnfläche pro Einwohnerin bzw. Einwohner der Stadt Moers unter dem Kreiswert.65 Beide liegen unter dem Landesdurchschnitt von 43,70 qm/EW. Kreis und Stadt werden sich diesem Wert aber all- mählich nähern.

5.4 Siedlungsstruktur und Siedlungsentwicklung

5.4.1 Siedlungsentwicklung Ausgehend von den historischen Keimzellen der Innenstadt und der Dörfer wuchs das bebaute Stadtgebiet insbesondere im Zuge der Industrialisierung an. Zu dieser Zeit entstanden die gro- ßen Arbeitersiedlungen in Meerbeck und daran anschließend in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts weitere große zusammenhängende Wohnsiedlungen, z.B. in Repelen, Moers- Mitte, Vinn und Scherpenberg. Ausschlaggebend war hier stets die Nähe zu den Arbeitsstätten, insbesondere zu den Zechen. Ein zweites großes Siedlungswachstum setzte nach dem 2. Weltkrieg in den Zeiten des Wirt- schaftsaufschwungs ein. Auffällig sind die in dieser Zeit entstandenen, teils großflächig zusam- menhängenden Siedlungsbereiche in Repelen, Eick, Hülsdonk, Moers-Ost, Asberg und Kapel- len. Während Repelen, Moers-Ost, Asberg und Kapellen jedoch insgesamt ein heterogenes Siedlungsbild aufweisen, sind in Eick und Hülsdonk die Wohngebiete dieser Entstehungsepo- che dominierend. Kontinuierlich erfolgte dann in den 70er, 80er und 90er Jahren die weitere Siedlungsentwick- lung als Ergänzung und Abrundung der bestehenden Wohnareale.

61 Die Fortschreibung basiert auf den endgültigen Ergebnissen der Gebäude- und Wohnungszählung vom 09. Mai 2011 (Zen- sus 2011, d.h. nur bis 2010). 62 IT.NRW, Stand Mai 2015 (Die Fortschreibung basiert auf den Ergebnissen zum Zensus 2011) 63 IT.NRW 31.12.2013: 4.336.171 qm / 103.108 Einwohner 64 IT.NRW, Stand Mai 2015 (Die Fortschreibung basiert auf den Ergebnissen zum Zensus 2011, d.h. nur bis 2011) 65 IT.NRW, Stand Mai 2015 (Die Fortschreibung basiert auf den Ergebnissen zum Zensus 2011) 54 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

5.4.2 Siedlungsstruktur und Siedlungstypen Die Siedlungsstruktur ist gekennzeichnet durch einen verdichteten Bereich um die historische Innenstadt mit den daran angrenzenden Stadtbezirken Hülsdonk, Meerbeck und Moers-Ost so- wie Asberg. Die bebauten Bereiche von Asberg und Teile von Moers-Ost (Scherpenberg) ge- hen unmittelbar in die Siedlungsstruktur von Duisburg über. Sowohl der Süden als auch der Norden des Stadtgebietes sind weniger dicht besiedelt, wobei im Norden ein Siedlungskonglomerat aus Repelen, Rheinkamp-Mitte, Eick und Utfort unmittel- bar an den Zentralbereich angrenzt. Im äußersten Norden hingegen prägen lediglich Siedlungs- splitter das Bild. Auch die Siedlungsstruktur in den einzelnen Bezirken ist sehr unterschiedlich. Die südlichen Stadtbezirke Kapellen, Holderberg, Vennikel und Schwafheim sind überwiegend durch individu- elle Ein- und Zweifamilienhausbebauung geprägt. Nur vereinzelt sind hier Bereiche mit verdich- teten Bauweisen (Mehrfamilienhausbebauung, Zeilenbebauung und Geschosswohnungsbau) vorhanden, z.B. in Kapellen die Siedlung Achterathsfeld. Ebenso sind die Sozialatlasbezirke Ut- fort, Asberg und Moers-Ost überwiegend durch Einfamilienhausbebauung geprägt. In den sonstigen Stadtbezirken ist eine sehr heterogene Struktur auffallend. Am deutlichsten wird dies in Moers-Mitte und Vinn. Der Sozialatlasbezirk Meerbeck fällt auf durch seine große, zusammenhängende Arbeitersied- lung Meerbeck-Hochstraß, die durch ihre homogene Bauweise und architektonische Ausprä- gung (durchgrünte Bergarbeiter-Wohnsiedlung) eine der wertvollsten Bestandteile des Stadtbil- des und der Siedlungsgeschichte darstellt.

5.5 Reserveflächen

5.5.1 Flächenreserven im Flächennutzungsplan und in Bebauungsplänen Die Stadt Moers verfügt derzeit (Stand: 01.01.201466) über für Wohnen vorgesehene Bauflä- chen im FNP einschl. der bereits genutzten Flächen von insgesamt 1.497 ha Wohn-, Misch- und Sonderbauflächen67. Bis zum Jahr 2009 meldete die Stadt Moers alle drei Jahre ihre Siedlungsflächenreserven an die Bezirksregierung Düsseldorf. Seit 2010 ist der RVR für das Siedlungsmonitoring zuständig und hält die Ergebnisse in einem umfassenden Informationssystem fest (ruhrFIS - Flächenin- formationssystem Ruhr, Erhebung der Siedlungsflächenreserven und Inanspruchnahme 2014, Regionalverband Ruhr, Mai 2015). Die Stadtverwaltung hat dafür das bestehende Wohnbauflä- chenpotenzial, also die noch nicht bebauten, vorhandenen Reserveflächen in Flächennut- zungsplan, Bebauungsplänen und Innenbereichssatzungen sowie Baulücken erhoben und an den RVR weitergeleitet. Insgesamt gibt es mit Stand 01.01.2014 im Stadtgebiet Moers 48,0 ha Flächenreserven für Wohnen. Baulücken (Flächen < 0,2 ha) wurden im Weiteren nicht berück- sichtigt (in Moers Wohnreserven in Höhe von 16,7 ha, siehe auch Kap. 5.5.3). Des Weiteren werden noch einmal 5,9 ha für innere Erschließung abgezogen68, so dass eine anrechenbare Nettoreservefläche Wohnen von 25,4 ha verbleibt. 2014 stehen von dieser Nettoreservefläche Wohnen im noch geltenden Flächennutzungsplan 12,9 ha (51%) in rechtskräftigen Bebauungsplänen 10,4 ha (41%) und nach § 34 BauGB (im Zusammenhang bebauter Ortsteile) 2,0 ha (8%) zur Verfügung.

66 Steckbrief Flächenreserven Moers, Siedlungsflächenreserven Wohnen, Regionalverband Ruhr, Stand 01.01.2014 67 Wohnbauflächen, gemischte Bauflächen (68%, empirisch abgeleiteter Anteil auf Basis der tatsächlichen Flächennutzung), Sonderbauflächen (sofern 'Wohnen' in der Zweckbindung erwähnt wird) 68 auf der Basis individueller Angaben pro Fläche; in der Regel 30% Abzug bei Flächen > 1 ha Flächennutzungsplan der Stadt Moers 55 Die nachfolgende Tabelle zeigt die vorhandenen Reserven in den einzelnen Sozialatlasbezir- ken. Die räumliche Verteilung ist zudem im Erläuterungsplan 1: Wohnreserveflächen ersichtlich. BPlan / Baulücken / Stadtbezirke FNP Gesamt §30 BauGB §34 BauGB Repelen 0,30 0,37 0,00 0,67 Rheinkamp-Mitte 0,00 0,00 0,00 0,00 Eick 0,00 0,00 0,00 0,00 Moers-Ost 1,83 3,31 0,00 5,13 Utfort 1,27 0,00 0,00 1,27 Meerbeck 1,18 0,00 0,00 1,18 Hülsdonk 1,11 0,00 0,43 1,53 Moers-Mitte 0,00 0,00 0,00 0,00 Vinn 1,70 0,75 0,00 2,45 Asberg 1,73 3,59 0,29 5,61 Schwafheim 0,53 0,57 0,00 1,10 Kapellen 3,29 1,86 1,31 6,46 Gesamt 12,93 10,44 2,03 25,40

Tabelle 5: Flächenreserven Quelle: Steckbrief Flächenreserven, Moers Siedlungsflächenreserven Wohnen, Regio- nalverband Ruhr, Stand 01.01.2014

5.5.2 Verfügbarkeiten der Reserveflächen Im Rahmen der Datenerhebung für das Siedlungsmonitoring 2014 wurde auch die zeitliche Ver- fügbarkeit der einzelnen Flächen entsprechend den Vorgaben des RVR erfasst: So sind von der anrechenbaren Nettoreservefläche Wohnen (25,4 ha): sofort bzw. kurzfristig verfügbar 2 Jahre 7,2 ha (28%) mittelfristig verfügbar 2 bis 5 Jahre 11,0 ha (43%) langfristig verfügbar über 5 Jahre 2,2 ha (9%) Verfügbarkeit unklar 5,0 ha (20%)69

Eine kurzfristige zeitliche Verfügbarkeit liegt vor, wenn die entsprechende Fläche innerhalb der nächsten zwei Jahre bebaut werden könnte. Planungsrechtlich sind diese Flächen Teil eines rechtskräftigen Bebauungsplanes gem. § 30 BauGB oder befinden sich innerhalb der im Zu- sammenhang bebauten Ortslage gem. § 34 BauGB. Ist eine Fläche mittelfristig verfügbar (bis zu 5 Jahren), muss häufig noch ein Bebauungsplan aufgestellt werden oder befindet sich bereits in Aufstellung und muss nach Rechtskraft des Pla- nes noch erschlossen werden. Eine langfristige zeitliche Verfügbarkeit sowie eine unklare Verfügbarkeit sind gegeben, wenn die Fläche frühestens in fünf Jahren bebaut werden könnte. Zum Teil lassen sich Aussagen zur zeitlichen Verfügbarkeit nur schwer treffen (z.B. bei eigentumsrechtlichen Restriktionen). In die-

69 Steckbrief Flächenreserven, Moers Siedlungsflächenreserven Wohnen, Regionalverband Ruhr, Stand 01.01.2014, Pkt. 2.6 56 Flächennutzungsplan der Stadt Moers sen Fällen wurden die Flächen der Merkmalsklasse „Unklar“ zugeordnet. Des Weiteren sind dies Flächen, die aufgrund der Entwicklungsperspektive des Flächennutzungsplanes von ca. 15 Jahren in Abhängigkeit von der konkreten zukünftigen Bevölkerungsentwicklung und weiteren Rahmenbedingungen (erschließungstechnische und infrastrukturelle Maßnahmen) als Bauflä- chenpotenziale nur gegebenenfalls in Anspruch genommen werden. Ein Entwicklungszwang wegen einer Darstellung im Flächennutzungsplan besteht nicht. Abzüglich der unklar verfügbaren Flächenreserven werden somit 20,4 ha als verfügbare Reser- veflächen angerechnet.

5.5.3 Flächenreserven < 0,2 ha Neben den Reserven in den rechtskräftigen Bebauungsplänen und im rechtswirksamen Flä- chennutzungsplan stehen auch in den einzelnen Stadtteilen noch Baulücken (Wohnreserven < 0,2 ha70) theoretisch für eine Bebauung zur Verfügung. Diese belaufen sich nach dem Sied- lungsmonitoring 2014 auf 16,7 ha und machen einen Flächenanteil der Bruttoreserveflächen von 35% aus.

5.6 Modellrechnung zur Bevölkerungsentwicklung

Die Modellrechnung zeigt die zukünftige Bevölkerungsentwicklung der Stadt Moers auf und ist ein wichtiges Kriterium für die Ermittlung des Wohnflächenbedarfes. Im Vorfeld des Flächennutzungsplanverfahrens wurden dabei durch das Landesamt für Daten und Statistik (LDS) für die Stadt Moers verschiedene Modellrechnungen erstellt, die u.a. Grund- lage der Wohnflächenbedarfsermittlung im Vorentwurf waren. Aufgrund geänderter Rahmenbe- dingungen wird nunmehr die Bedarfsprognose des RVR zugrunde gelegt (vgl. Kap. 5.7.2), die auf der Bevölkerungsvorausberechnung von IT.NRW mit dem Basisjahr 2011 basiert. Im Fol- genden werden die wesentlichen Ergebnisse der damaligen Modellrechnungen des LDS ver- kürzt aufgezeigt. Sie zeigen gegenüber der aktuellen IT.NRW Prognose eine genauere Diffe- renzierung auf Ebene der Sozialatlasbezirke.

5.6.1 Bisherige Modellrechnungen des LDS für die Stadt Moers

Berechnungsverfahren und Varianten Zur Abschätzung der zukünftigen Entwicklung erstellte das Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen (LDS NRW)71 im Auftrag der Stadt Moers im Oktober 2006 die Modellrechnungen zur Bevölkerungsentwicklung. Es wurden dabei mehrere Entwicklungs- szenarien erarbeitet. Das Berechnungsverfahren stützte sich auf eine nach Altersjahren und Geschlecht gegliederte Basisbevölkerung (109.513 EW, Stand 31.12.2006) mit altersspezifischen Geburten- und Ster- bewahrscheinlichkeiten sowie Annahmen zum zukünftigen Wanderungssaldo bis zum Jahr 2025. Die zukünftige Bevölkerungszahl nach Alter und die Zahlen der lebend Geborenen und Gestorbenen wurden auf der Basis der Ergebnisse der Fortschreibung des Bevölkerungsstan- des 2007 errechnet (Variante 0 – reine natürliche Bevölkerungsentwicklung ohne Wanderungs- einflüsse durch Zu- und Fortzüge). Daneben wurden vier weitere Modellrechnungen der Bevöl- kerungsentwicklung erstellt mit unterschiedlichen Annahmen72 von Wanderungsgewinnen oder Wanderungsverlusten für die Stadt Moers:

70 Ebenda, Pkt. 2.1 71 Das Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik trägt seit dem 01.01.2009 den Namen Landesbetrieb Informatik und Technik (IT.NRW). Da die zugrunde liegenden Modellrechnungen für den Vorentwurf vor der Umbenennung erhoben wur- den, bleibt die Quellenangabe „LDS“ bestehen. 72 Die Annahmen der unterschiedlichen Wanderungssalden der Varianten 1 bis 4 basieren u.a. auf den Wanderungsgewinnen der Jahre 1997-2004 und Wanderungsverlusten in den Jahren 2005 und 2006. Flächennutzungsplan der Stadt Moers 57 Wanderungs- mögliche absolute prozentuale Varianten gewinn / -verlust Zielzahl 2025 Veränderung Veränderung pro Jahr Variante 0 99.931 -9.582 -8,75% 0 Variante 1 97.940 -11.573 -10,57% -100 Variante 2 98.943 -10.570 -9,65% -50 Variante 3 100.920 -8.593 -7,85% +50 Variante 4 101.923 -7.590 -6,93% +100 Tabelle 6: Bevölkerungsprognose 2007, Variante 0-4 Quelle: Stadt Moers

Korridor der künftigen Bevölkerungsentwicklung in Moers bis 2025 auf Grundlage der Modellrechnungen 2007 Da aus den Varianten der LDS-Prognose im Betrachtungsjahr 2025 ein max. Unterschied von 3.983 Einwohnerinnen und Einwohnern resultierte (97.940 Einwohnerinnen / Einwohner (Vari- ante 1) - 101.923 Einwohnerinnen / Einwohner (Variante 4)), musste zumindest für die Wohn- flächenbedarfsprognose und sonstige Themen der Stadtentwicklung wie z.B. die Infrastruktur- planung eine einheitliche Zielzahl 2025 festgelegt werden. Aufgrund der im Rahmen der Vorentwurfserstellung herausgearbeiteten Erkenntnisse bildete zum damaligen Zeitpunkt der Bereich zwischen Variante 0 (99.931 Personen) und Variante 3 (100.920 Personen) einen relativ realistischen Entwicklungskorridor. Für die weiteren Berech- nungen im Vorentwurf wurde deshalb im Lenkungskreis eine Zielzahl von 100.000 Einwohne- rinnen und Einwohnern festgelegt.

Mögliche Veränderungen in den Sozialatlasbezirken auf Grundlage der Modellrechnun- gen 2007 Im Auftrag der Stadt Moers wurden vom LDS auch die Auswirkungen der Prognosevariante 0 auf die einzelnen Sozialatlasbezirke berechnet. Hier weisen alle Sozialatlasbezirke eine rückläufige Entwicklung auf mit Ausnahme von Utfort. Laut Prognose des LDS wächst Utfort von 5.094 Personen im Jahr 2007 auf 5.163 Personen im Jahr 2025 an. Aufgrund der damaligen Bewohnerstruktur (hoher Anteil der Altersgruppe 0-18 Jahre) geht die Prognose für Utfort in den Jahren 2007 bis 2015 noch von einer positiven natür- lichen Bevölkerungsentwicklung aus. Erst ab 2020 werden die Zahlen negativ. Meerbeck weist eine sehr niedrige Abnahme auf. Die Anzahl der Personen in der Altersgruppe 0 bis unter 21 Jahre nimmt in allen Sozialatlasbe- zirken von 2007 zum Prognosejahr 2025 zwischen 1 % (Vinn) und 8,4 % (z.B. Kapellen) ab. Verglichen mit der Abnahme auf Gesamtstadtebene von -4,7 % fallen hierbei insbesondere Ut- fort und Kapellen auf. Während Utfort im Jahr 2025 vergleichsweise immer noch einen hohen Anteil an Einwohnerinnen und Einwohnern dieser Bevölkerungsgruppe aufweisen kann (15,8 %), liegt der Anteil in Kapellen mit 12,8 % unter dem städtischen Durchschnittswert von 15,4 %.

58 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Sozialatlas- 2007 2025 Veränderung bezirk in % Repelen 22,10% 17,90% -4,20% Rheinkamp-Mitte 21,60% 16,60% -5,00% Utfort 24,20% 15,80% -8,40% Hülsdonk 17,80% 14,60% -3,20% Moers-Mitte 15,40% 14,40% -1,00% Kapellen 21,20% 12,80% -8,40% Eick 16,80% 12,40% -4,40% Moers-Ost 19,60% 14,80% -4,80% Meerbeck 25,30% 18,60% -6,70% Vinn 18,20% 17,10% -1,10% Asberg 19,70% 13,80% -5,90% Schwafheim 17,20% 14,10% -3,10% Gesamtstadt 20,10% 15,40% -4,70% Tabelle 7: Variante 0, Entwicklung Altersgruppe 0 bis 21 J. auf Sozialatlasebene Quelle: Stadt Moers, Informationsmanagement, Statistik und Wahlen, eigene Darstellung Die Anzahl der Personen in der Altersgruppe > 55 Jahre nimmt auf Gesamtstadtebene um 13,5 % zu. Betrachtet man auch hier die einzelnen Sozialatlasbezirke, fallen Utfort und Kapellen mit starken Zunahmen in dieser Altersgruppe auf. Eick liegt mit einem Anteil von 52,4 % deut- lich über dem städtischen Durchschnittswert. Über die Hälfte der Einwohnerinnen und Einwoh- ner in Eick wird im Jahr 2025 über 55 Jahre alt sein. Diesen Entwicklungen gilt es im Rahmen der Stadtentwicklungsplanung zu berücksichtigen.

Sozialatlas- 2007 2025 Veränderung bezirk in % Repelen 30,40% 43,40% 13,00% Rheinkamp-Mitte 32,80% 44,30% 11,50% Utfort 24,90% 47,00% 22,10% Hülsdonk 37,60% 48,60% 11,00% Moers-Mitte 34,40% 45,40% 11,00% Kapellen 32,40% 50,10% 17,70% Eick 39,70% 52,40% 12,70% Moers-Ost 33,10% 47,30% 14,20% Meerbeck 27,50% 38,30% 10,80% Vinn 35,10% 44,40% 9,30% Asberg 32,00% 48,50% 16,50% Schwafheim 35,60% 49,40% 13,80% Gesamtstadt 32,60% 46,10% 13,50% Tabelle 8: Variante 0, Entwicklung Altersgruppe > 55 J. auf Sozialatlasebene Quelle: Stadt Moers, Informationsmanagement, Statistik und Wahlen, eigene Darstellung

5.6.2 Gemeindemodellrechnung IT.NRW 2011 - 2030 Um die zukünftige Bevölkerungsentwicklung auf Gemeindeebene abzuschätzen, erstellte der Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW) im Auftrag der Staats- kanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen aktualisierte Modellrechnungen für die einzelnen Ge- meinden73. Diese sind für die weitere Berechnung der Bevölkerungsprognose und für die Erar- beitung des Flächennutzungsplanes maßgeblich. Diese erstellten Modellrechnungen der Bevöl-

73 IT NRW, Pressemitteilung vom 29.11.2012 zu den Ergebnissen der aktuellsten Modellrechnung zur Bevölkerungsentwick- lung (2011 bis 2030) für die Gemeinden in Nordrhein-Westfalen Flächennutzungsplan der Stadt Moers 59 kerungsvorausberechnung sind für den RVR behördenverbindlich und bilden daher auch die Basis für die erstellte Wohnsiedlungsflächenbedarfsprognose (hier allerdings aufgrund der Ge- meindemodellrechnung IT.NRW 2011-2030, zuzüglich geschätzte Nebenwohnsitze und Be- rücksichtigung Bevölkerungsstand nach Zensus 2011, siehe Kap. 5.7.2). Sie wurden zudem be- reinigt mit der realen Bevölkerungszahl zum 31.12.2013 in das Siedlungsmonitoring 201474 ein- gestellt. Nach Aussage des IT.NRW sind die Ergebnisse derartiger Modellrechnungen jedoch nur als „Wenn-Dann-Aussagen“ aufzufassen und daher lediglich Prognosen. Die Entwicklung der Bevölkerung wird unter der Annahme eines bestimmten Verlaufs von Fertilität, Mortalität und Migration beschrieben.75 Das Berechnungsverfahren der Gemeindemodellrechnung IT.NRW 2011 – 2030 stützt sich auf eine nach Altersjahren und Geschlecht gegliederte Basisbevölkerung zum Stichtag 01.01.2011 (in Moers 105.506 Personen) mit altersspezifischen Geburten- und Sterbewahrscheinlichkeiten sowie Annahmen zum zukünftigen Wanderungssaldo bis zum Jahr 2030. Als Grundlage für die Bewegungsdaten dienen die Geburten und Sterbefälle sowie die Zu- und Fortzüge aus der Vo- rausberechnung der Bevölkerung in den kreisfreien Städten und Kreisen in NRW 2011 bis 2030/2050. Die aus dieser Vorausberechnung hervorgehenden jährlichen Komponenten (Ge- burten / Sterbefälle, Zu- / Fortzüge) auf Ebene der Kreise für den Zeitraum 2011 bis 2030 wer- den in einem Top-Down-Verfahren auf die jeweiligen kreisangehörigen Städte und Gemeinden verteilt. Dazu werden gemeindespezifische Anteile von den jeweiligen Kreisergebnissen für alle Komponenten im Zeitraum von 2006 bis 2010 gebildet. Diese Anteile werden über den Berech- nungszeitraum allerdings nicht konstant gehalten, sondern es findet hinsichtlich der Anteilsbil- dung eine Dynamisierung statt (der Referenzzeitraum wird für jedes folgende Vorausberech- nungsjahr um ein Jahr verschoben).76

Gemeindemodellrechnung 2011 – 2025 / 2030 für die Stadt Moers Die Gemeindemodellrechnung auf der Basis 2011 für die Stadt Moers zeigt einen Rückgang der Bevölkerungszahlen um -5,4 % bis 202577 (2011: 105.506 Einwohnerinnen/Einwohner und 2025: 99.847 Einwohnerinnen/Einwohner). Dies bedeutet absolut einen Verlust von 5.659 Per- sonen.

106000 105000 104000 103000 102000 101000 100000 99000 98000 97000 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025

Abbildung 17: Bevölkerungsvorausberechnung Moers, 2011 – 2025; Basisjahr 2011 Quelle: IT NRW; eigene Darstellung

74 ruhrFIS-Flächeninformationssystem Ruhr, Erhebung der Siedlungsflächenreserven und Inanspruchnahmen 2014, Regio- nalverband Ruhr (RVR), Essen, Mai 2015 75 IT.NRW, Geschäftsbereich Statistik, Modellrechnungen zur zukünftigen Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden Nord- rhein-Westfalen 2011 bis 2030, Rahmen und Methodische Beschreibung 76 ebenda 77 Da die für das Flächennutzungsplanverfahren maßgebliche Wohnsiedlungsflächenbedarfsprognose des RVR bis zum Jahr 2025 ausgelegt ist, erfolgt die Auswertung in diesem Kapitel bis zum Jahr 2025. 60 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Bis zum Jahr 2030 liegt der Rückgang bei absolut -8.014 und prozentual bei -7,6 % (2030: 97.492 Einwohnerinnen/Einwohner).78 Die von der Stadt Moers definierte Zielzahl für das Jahr 2025 (vgl. Kap. 5.6.1) liegt somit nur geringfügig über dem prognostizierten Ergebnis der Gemeindemodellrechnung des IT.NRW.

Voraussichtliche Entwicklung der Bevölkerung auf Kreisebene Die Prognose für den Kreis Wesel zeigt im Vergleich einen Bevölkerungsrückgang ab 2011 bis 2025 von nur -5,0 % (2011 ca. 468.600 Einwohnerinnen/Einwohner und 2025 ca. 445.000 Ein- wohnerinnen/Einwohner)79. Bis zum Jahr 2030 liegt der Rückgang prozentual bei -7,2 % (2030: 435.000 Einwohnerinnen/Einwohner).

Veränderung Veränderung Veränderung Veränderung Veränderung 2011 2015 2020 2025 2030 2011 - 2015 in % 2015 - 2020 in % 2020 - 2025 in % 2025 - 2030 in % 2011 - 2030 in % Moers 105.506 103.956 -1,47% 101.942 -1,94% 99.847 -2,06% 97.492 -2,36% -7,60%

Kreis Wesel 468.600 462.300 -1,34% 453.900 -1,82% 445.000 -1,96% 435.000 -2,25% -7,17% Tabelle 9: Bevölkerungsvorausberechnung 2011 – 2030, Stadt Moers / Kreis Wesel Quelle: IT NRW, Stand: 2012; eigene Darstellung

In der oben aufgeführten Tabelle ist zusätzlich die Veränderung der Zwischenwerte ablesbar. Auch hier wird deutlich, dass die Bevölkerungsprognose für den Kreis Wesel im Vergleich zur Stadt Moers in allen Prognosejahren (Teilschritte 5-Jahres-Prognose) mit einem etwas geringe- ren Bevölkerungsrückgang verbunden ist.

5.6.3 Gemeindemodellrechnung IT.NRW 2014-2040 Im Jahr 2015 hat der Geschäftsbereich Statistik des IT.NRW eine neue Modellrechnung zur künftigen Entwicklung der Bevölkerung in den Gemeinden vorgelegt. Diese Modellrechnung stellt eine Anschlussrechnung an die Vorausberechnung der Bevölkerung in den kreisfreien Städten und Kreisen Nordrhein-Westfalens 2014 bis 2040/2060 dar. Bei dieser Vorausberech- nung handelt es sich um die erste auf Basis der Zensusergebnisse 201180. Für die Vorausberechnung 2011 bis 2030 wurde als Annahme zu den Wanderungsbewegungen noch der Referenzzeitraum 2008 bis 2010 angesetzt. Hier wurden somit erstens die hohen Zu- züge aus dem Ausland im Zeitraum 2006 bis 2010 im Rahmen der EU-Osterweiterung zugrun- de gelegt, zweitens jedoch auch das Fortzugsverhalten von Personen deutscher Staatsangehö- rigkeit aus NRW in das Ausland betrachtet. Seit 2003 wurden mehr Fort- als Zuzüge registriert. Der Wanderungsverlust hat sich seit 2009 wieder deutlich verringert, so dass eine Trendwende erkennbar ist, die zum einen aufgrund der aktuellen Daten aus dem Zensus 2011, zum anderen aufgrund des Ansetzens eines aktualisierten Referenzzeitraumes 2011 – 2013 bezüglich der Wanderungsquoten berücksichtigt wird. In diesem Zeitraum ist ein deutliches Binnenwande- rungsvolumen festzustellen81. Die aktualisierte Gemeindemodellrechnung basiert auf den Bevölkerungszahlen zum 01.01.2014, die auf Grundlage des Zensus 2011 und mit den Annahmen aus der Bevölke- rungsvorausberechnung 2014 – 2040 ermittelt worden sind82.

78 IT.NRW, Gemeindemodellrechnung 2011 bis 2030, Stand: Mai 2015 79 IT.NRW, Statische Analysen und Studien NRW, Band 72, Vorausberechnung der Bevölkerung in den kreisfreien Städten und Kreisen Nordrhein-Westfalens 2011 bis 2030/2050, Düsseldorf, 2012, Seite 29 80 IT.NRW, Statistische Analysen und Studien, Band 84, Vorausberechnung der Bevölkerung in den kreisfreien Städten und Kreisen Nordrhein-Westfalens 2014 bis 2040/2060, Düsseldorf 2015 81 ebenda, S. 7 und IT.NRW, Statistische Analysen und Studien Band, 72, Vorausberechnung der Bevölkerung in den kreis- freien Städten und Kreisen Nordrhein-Westfalens 2011 bis 2030/2050, Düsseldorf 2012, S.7 82 Der verwendete Ausgangsbestand zum 01.01.2014 kann geringe Abweichungen gegenüber dem endgültigen Fortschrei- bungsergebnis zum Stichtag 31.12.2013 aufweisen. Flächennutzungsplan der Stadt Moers 61 Die Fortschreibung der Gemeindemodellrechnung zur künftigen Entwicklung der Bevölkerung auf Grundlage des Zensus 2011 ermittelt für die Stadt Moers bis 2030 einen günstigeren Prog- noseverlauf als die Gemeindemodellrechnung 2011 – 2030. Basisjahr ist das Jahr 2014 mit 103.108 Einwohnerinnen/Einwohner zum Stand 01.01.2014. Für das Jahr 2030 werden 98.495 Personen gerechnet, das sind 1.003 EW mehr als in der Modellrechnung 2011-2030. Im Jahr 2025 liegt die Zahl der Einwohnerinnen/Einwohner bei rund 100.000 EW (siehe nachfolgende Tabelle).

Veränderung Veränderung Veränderung Veränderung 2014 2020 2025 2030 2014 - 2010 in % 2015 - 2020 in % 2020 - 2025 in % 2014 - 2030 in % Moers 103.108 101.439 -1,62% 100.077 -1,34% 98.495 -1,58% -4,47%

Kreis Wesel 457.000 451.700 -1,16% 446.900 -1,06% 444.100 -0,63% -2,82% Tabelle 10: Bevölkerungsvorausberechnung 2014 – 2030, Stadt Moers / Kreis Wesel Quelle: IT NRW, Stand: 2015; eigene Darstellung

Auch für den Kreis Wesel ist die neue Bevölkerungsvorausberechnung weitaus günstiger. Sie zeigt im Vergleich zur Vorausberechnung 2011 – 2030 einen reduzierten Bevölkerungsrück- gang ab 2014 bis 2030 von nur -2,8 %.

Die Bevölkerungsvorausberechnung 2014-2040 geht im Vergleich zur Rechnung 2011 – 2030 zusätzlich von einer höheren Lebenserwartung aus. Wurde für die Rechnung 2011 – 2030 ein zukünftiges Ansteigen der Lebenserwartung von 2,2 Jahren für weibliche Neugeborene sowie von 2,3 Jahren für männliche Neugeborene unterstellt, nimmt die Rechnung 2014 – 2040 bei weiblichen Neugeborenen eine Steigerung der Lebenserwartung von 3,2 Jahren, für männliche Neugeborene von 4,2 an83. Betrachtet man die Bevölkerungsentwicklung in der Stadt Moers bezogen auf die Altersgruppen wird auf Grundlage der aktualisierten Gemeindemodellrechnung 2014 – 2040 diese Zunahme besonders in den älteren Altersgruppen deutlich (siehe nachfolgende Abbildung 18 und Tabelle 11). In den Altersgruppen der Personen zwischen 60 – 75 Jahren sowie über 75 Jahren ist die steigende Überalterung klar zu erkennen bei gleichzeitig deutlicher Abnahme der Altersgruppen der 19 bis 40 Jährigen sowie 40 bis 60 Jährigen.

83 IT.NRW, Statistische Analysen und Studien Band, 72, Vorausberechnung der Bevölkerung in den kreisfreien Städten und Kreisen Nordrhein-Westfalens 2011 bis 2030/2050, Düsseldorf 2012, S.5 und IT.NRW, Statistische Analysen und Studien, Band 84, Vorausberechnung der Bevölkerung in den kreisfreien Städten und Kreisen Nordrhein-Westfalens 2014 bis 2040/2060, Düsseldorf 2015, S. 6 62 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

35000

30000

25000

20000

15000

10000

5000

0 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 0-6 J. 6-19 J. 19-40 J. 40-60 J. 60-75 J. >75 J. Abbildung 18: Entwicklung der Altersgruppen bis 2030 Quelle: IT.NRW, Gemeindemodellrechnung 2014-2040 / 2060; eigene Darstellung

Anteil der Altersgruppen an 0-6 J. 6-19 J. 19-40 J. 40-60 J. 60-75 J. > 75 J. der Gesamtbevölkerung

2014 4,60% 11,63% 22,88% 31,56% 18,06% 11,26% 2020 4,69% 11,17% 22,87% 28,90% 19,80% 12,58% 2025 4,68% 11,21% 22,05% 26,58% 22,66% 12,82% 2030 4,50% 11,39% 20,87% 25,11% 23,96% 14,18% Tabelle 11: Gemeindemodellrechnung Stadt Moers 2014 – 2040, Entwicklung der Altersgruppen bis 2030 Quelle: IT.NRW, Gemeindemodellrechnung 2014-2040 / 2060; eigene Darstellung

Auch in dieser aktualisierten Gemeindemodellrechnung macht der auffällige Anstieg der Alters- gruppen der über 60-jährigen Bevölkerung deutlich, dass in Zukunft ein Kernpunkt der Stadt- entwicklung und des städtischen Handelns auf diese Bevölkerungsgruppe gerichtet werden muss.

5.6.4 Fazit zu den Modellrechnungen Der Vergleich der Prognoseergebnisse mit der tatsächlichen Entwicklung der Bevölkerungszah- len und den neueren Modellrechnungen 2011 – 2030 sowie 2014 – 2040 macht deutlich, dass die für die Stadtentwicklungsplanung zugrunde liegende Annahme nur den Korridor einer mög- lichen Entwicklung anzeigen kann und als Zieldefinition wichtig ist. Abweichungen nach oben und unten können immer auftreten.

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 63 5.7 Bedarf an Wohn- und gemischten Bauflächen

Die Überprüfung ausreichender Bauflächenvorsorge ist eine wichtige Aufgabe der vorbereiten- den Bauleitplanung. Die Neudarstellungen im FNP haben dabei künftig weitaus weniger als in der Vergangenheit den Charakter einer Wachstumsvorsorge, sondern folgen vor allem dem qualitativen Erneuerungs- und Anpassungsbedarf. Ein erhöhter Wohnflächenkonsum und deutlich kleinere Haushaltsgrößen verbunden mit einer steigenden Haushaltszahl führen zu mehr Flächenbedarf und wirken gegenläufig zu weniger Flächenbedarf infolge rückläufiger Bevölkerungszahlen. Der zukünftige Wohnbauflächenbedarf ist daher anhand der Haushaltsgrößenentwicklung und Bevölkerungsentwicklung abzuschät- zen.

5.7.1 Prognose des Bedarfs an Wohn- und gemischten Bauflächen im FNP-Vorentwurf Im Rahmen der Vorbereitung zur Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes der Stadt Moers (Fachbeitrag Wohnen und Demographie, Stand 2010 und Begründung zum Vorentwurf FNP Moers, Stand 2012) wurden bei der Bedarfsermittlung der Wohn- und gemischten Bauflächen neben der (künftigen) Bevölkerungsentwicklung auch der Zusatzbedarf aus sinkenden Haus- haltsgrößen sowie der Auflockerungsbedarf aus wachsenden Qualitätsansprüchen berücksich- tigt. Für die Abschätzung des künftigen Baulandbedarfs wurden zunächst die folgenden drei Szena- rien entwickelt: ° Szenario 1: Trendfortschreibung Entwicklung Moers ° Szenario 2: Berücksichtigung der Ergebnisse Raumordnungsprognose 2020/2050 ° Szenario 3: Entwicklung im Bestand Um dem Ziel einer schonenden Flächeninanspruchnahme Rechnung zu tragen, hat die Stadt Moers sich damals bewusst für das Szenario 3 „Bestandsentwicklung“ entschieden und den Neudarstellungsbedarf auf 30 ha beschränkt Die Bauleitpläne sind den Zielen der Raumordnung anzupassen. Im Rahmen der Entwurfspha- se zur Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes wird daher die Wohnflächenbedarfsprogno- se des RVR als Grundlage für die künftige Wohnflächenausweisung zugrunde gelegt.

5.7.2 Wohnsiedlungsflächenbedarfsprognose 2025 gem. RVR Der Regionalverband Ruhr (RVR) ist für 54 Kommunen die zuständige Regionalplanungsbehör- de. Mit dem Ziel einer fairen und vergleichbaren Bewertung der Entwicklungsmöglichkeiten aller zuständigen Kommunen hat der RVR ein einheitliches Rechenmodell eingeführt. Ausgangsgröße ist hier der aktuelle Bevölkerungsstand und Wohnungsbestand nach Zensus 2011. Die zugrunde gelegte Prognose der Bevölkerung basiert auf der Bevölkerungsvorausberechnung von IT.NRW mit dem Basisjahr 201184. Ergebnis der vom RVR für Moers erstellten „Wohnsiedlungsflächenbedarfsprognose 2025“ (siehe Abbildung 19) ist ein Neudarstellungsbedarf an Wohnbauflächen von rund 37,9 ha. In dieser Bedarfsherleitung wurden aufbauend auf der Bevölkerungsprognose IT.NRW unter Berücksich- tigung der sich ändernden Haushaltsgrößen die wohnungsnachfragenden Haushalte ermittelt. Dafür wurden verschiedene Eingangsvariablen für die Wohnsiedlungsflächenbedarfsprognose 2025 angesetzt, die im nachfolgenden erläutert werden85: Die wohnungsnachfragende Bevölkerung 2011 und 2025 ergibt sich aus der realen Bevölke- rung (2011) bzw. prognostizierten Bevölkerung (2025) am Erst- und Nebenwohnsitz. Der Anteil der Bevölkerung mit Nebenwohnsitz wird dabei gemäß den Ergebnissen der Volkszählung 1987 (VZ87) geschätzt. Abgezogen werden Haushalte ohne eigene Wohnung / Untermieterhaushal-

84 Gem. Schreiben RVR an die Stadt Moers, 07.03.2014 85 Gem. dem Beiblatt zur Wohnsiedlungsflächenbedarfsprognose 2025, RVR 64 Flächennutzungsplan der Stadt Moers te. Die wohnungsnachfragende Bevölkerung 2011 wird demnach mit 105.569 Personen ange- geben, 2025 werden voraussichtlich 101.345 Personen eine Wohnung in Moers nachfragen. Die Zahl der wohnungsnachfragenden Haushalte ergibt sich aus der Division der wohnungs- nachfragenden Bevölkerung durch die durchschnittliche Haushaltsgröße. Für Moers erfolgt eine Schätzung auf Basis der Werte des Kreises Wesel, basierend auf Daten von IT.NRW. Im Jahr 2011 wird von einer durchschnittlichen Haushaltsgröße von 2,0 ausgegangen. Bis zum Jahr 2025 wird sich die Haushaltsgröße auf 1,89 Personen pro Haushalt verringern. Zu den verfüg- baren Wohnungen zählen alle Wohnungen in Wohn- und Nichtwohngebäuden auf der Grund- lage der Zensusergebnisse 2011 sowie Zweit- und Freizeitwohnungen. Für die Stadt Moers wird im Jahr 2011 von 51.751 verfügbaren Wohnungen ausgegangen. Für die Wohnsiedlungsflächenbedarfsprognose 2025 wurden daraufhin verschiedene Bedarfs- komponenten errechnet: Der Nachholbedarf ergibt sich aus der Differenz der wohnungsnachfragenden Haushalte und den verfügbaren Wohnungen im Basisjahr 2011. In der Bedarfsprognose wird dabei davon aus- gegangen, dass zum einen bereits heute eine Sättigung auf dem Wohnungsmarkt zu verzeich- nen ist. Zum anderen unterliegt die Anzahl der Haushalte und der Wohnungen statistischen Un- sicherheiten. Aus diesen Gründen werden die Nachholbedarfe nur zu 50% in der Bedarfsprog- nose berücksichtigt. Für Moers wurde ein Nachholbedarf 2011 von 94 Wohneinheiten ermittelt. Der Neubedarf ergibt sich aus der Differenz der wohnungsnachfragenden Haushalte im Basis- jahr 2011 sowie im Zieljahr und umfasst im Jahr 2025 928 Wohneinheiten. Nachholbedarf und Neubedarf werden direkt miteinander verrechnet. In der Summe ergeben sich so bis zum Jahr 2025 1.023 neue benötigte Wohneinheiten. Der Ersatzbedarf belegt die notwendige Bestandserneuerung. Hier wird gemäß des ILS Kom- ponentenmodells86 davon ausgegangen, dass jährlich 0,4% des Bestandes erneuert werden, in Moers also 2.898 Wohneinheiten. Der verbleibende Auflockerungsbedarf ergibt sich aus der Angleichung der Wohnflächenan- teile an die Durchschnittswerte des Landes. Er ist für die Stadt Moers mit dem Wert 0 ange- setzt, da die Vergrößerung der individuellen Wohnfläche pro Einwohnerin/Einwohner bereits durch die Verkleinerung der Haushaltsgrößen berücksichtigt ist. In der Bedarfsberechnung wird davon ausgegangen, dass ein gewisser Anteil der ermittelten Bedarfe als Innenentwicklungspotenziale im Bestand realisiert wird. Somit werden für Nachhol-, Neu- und Auflockerungsbedarfs jeweils 10%, für den Ersatzbedarf 50% in Abzug gebracht. Der somit verbleibende flächenrelevante Gesamtbedarf an Wohneinheiten beträgt für Moers 2.370 Wohneinheiten im Prognosejahr 2025. Mit Hilfe der ortsspezifischen Siedlungsdichte werden die prognostizierten Wohneinheiten in Flächenangaben umgerechnet. In Moers besteht eine Flächendichte von 39,1 WE / ha im Jahr 201187. In die Berechnung des RVR fließen jedoch geringere Dichtewerte ein (33 WE / ha) auf- grund der Annahme, dass Neubauvorhaben nicht gem. den hohen Bestandsdichten ausgeführt werden. Im Ergebnis wurde somit ein Wohnbaulandbedarf von 71,3 ha errechnet. Im nächsten Rechenschritt wird diesem Wohnbaulandbedarf ein Zuschlag für nicht störendes Gewerbe und Dienstleistungen dazugerechnet, da sich nicht störende Gewerbebetriebe oder Büros grundsätzlich auch in Allgemeinen Siedlungsbereichen (ASB) ansiedeln können88. Die im Rahmen des ruhrFIS ermittelten Siedlungsflächenreserven werden abgezogen, diese belaufen sich in Moers 2011 auf 46,7 ha. Zuzüglich eines Erschließungsanteils von 30 % ergibt sich ein zusätzlicher Bruttowohnbauflächenbedarf für Moers von 37,9 ha.

86 Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung und Bauwesen des Landes Nordrhein-Westfalen -ILS NRW-, Fachbe- reich Raumordnung und Landesentwicklung, Dortmund (Herausgeber); Demographischer Wandel und längerfristiger Wohnsiedlungsflächenbedarf in den Gemeinden und Kreisen Nordrhein-Westfalens. Abschlussbericht, Dortmund 2005 87 Die Flächendichte ist errechnet aus den Wohnungen in Wohn- und Nichtwohngebäuden pro ha Katasterfläche Gebäude und Freifläche Wohnen. 88 4,6 ha, Berechnung erfolgt gem. RVR in Anlehnung an GIFPRO-Modell Flächennutzungsplan der Stadt Moers 65 Wohnsiedlungsflächenbedarfsprognose 2025 (Städte und Gemeinden) Name der Kommune: Moers Name des Kreises: Kreis Wesel Eingangsvariablen Wohnungsnachfragende Durchschnittliche Wohnungsnachfragende Verfügbare Wohnungen Bevölkerung 2011: Haushaltsgröße 2011 Haushalte 2011: 2011 (Zensusergebnisse) 105.569 2,00 51.940 51.751

Wohnungsnachfragende Durchschnittliche Wohnungsnachfragende Bevölkerung 2025: Haushaltsgröße 2025 Haushalte 2025: 101.345 1,89 52.868 Bedarfskomponenten

Verbleibender Nachholbedarf Neubaubedarf Ersatzbedarf Auflockerungsbedarf Differenz zwischen Veränderung der Zahl der verfügbaren Wohnungs- Abgänge und Umnutzung Verbleibende steigende wohnungsnachfragenden bestand und von Wohnungen im Wohnflächenansprüche Privathaushalte im nachfragenden Privat- Prognosezeitraum im Prognosezeitraum Prognosezeitraum haushalten im Basisjahr

Wohneinheiten 2011 Wohneinheiten 2025 Wohneinheiten 2025 Wohneinheiten 2025 94 928 2898 0

Verrechnung der Nachhol- und Neubedarfe Wohneinheiten 2025 1023

davon Innenentwicklungspotenziale in WE Nachhol- und Neubedarf Ersatzbedarf Verbleibender Auflockerungsbedarf 102 1449 0

Verbleibender flächenrelevanter Gesamtbedarf an Wohneinheiten im Prognosejahr 2025 2370

Nettowohnbaulandbedarf im FNP in ha Flächenrelevanter Wohneinheitenbedarf 2370 WE Flächendichte Gesamtstadt / Flächendichte Wohnbauland 33 WE / ha 2025 39,1 WE/ha 2011 = 71,3 ha

Zusätzlicher Nettowohnbaulandbedarf im FNP in ha Nettowohnbaulandbedarf 71,3 ha Zuschlag für Gewerbe und Dienstleistungen 4,6 ha Flächenreserven im FNP nach ruhrFIS 46,7 ha Stand: 30.06.11 = 29,2 ha

Zusätzlicher Bruttowohnbaulandbedarf im FNP in ha Zusätzlicher Nettowohnbaulandbedarf 29,2 zuzüglich Erschließungsanteil von 30,0 % = 37,9 ha Abbildung 19: Wohnsiedlungsflächenbedarfsprognose 2025 für die Stadt Moers Quelle: Regionalverband Ruhr (RVR), Stand: März 2014, eigene Darstellung, Planungs- gruppe MWM

66 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

In der zuvor dargelegten Bedarfsermittlung sind die Flächenreserven nach ruhrFIS 2011 (ruhr- FIS-Flächeninformationssystem Ruhr) zugrunde gelegt. Inzwischen liegen die Zahlen des Sied- lungsmonitorings aus 2014 (ruhrFIS 2014) vor (siehe Kap. 5.5 und Erläuterungsplan 1). Dem- nach sind die anrechenbaren Flächenreserven auf 20,4 ha geschrumpft. Auch die aktuelle Flüchtlingsentwicklung wird sich möglicherweise auf die künftigen Bedarfe auswirken. Allerdings liegen derzeit noch keine diese Entwicklungen berücksichtigenden Bevölkerungs- und Haus- haltsvorausberechnungen vor, so dass eine Anpassung im jetzigen Flächennutzungsplanpro- zess nicht vorgenommen wird. Ggf. ist zeitnah eine Aktualisierung der Bedarfsermittlung vorzu- sehen. Die Stadt Moers hat sich entschieden, den vom RVR zugestandenen Bedarf im Rahmen der ak- tuellen Neuaufstellung des FNP auch aufgrund einer angestrebten nachhaltigen und Flächen sparenden Stadtentwicklung nicht voll auszuschöpfen. Hierbei sind insbesondere die im Pla- nungsprozess vom Stadtentwicklungskonzept bis zum Flächennutzungsplan verankerten Ziel- setzungen Innenentwicklung vor Außenentwicklung, Vermeidung von Landschaftszersiedlung, Erhalt von Freiraumkorridoren, Verhinderung des Zusammenwachsens von Ortsteilen und Vermeidung flächenintensiver Eingriffe im Außenbereich sowie der sparsame Umgang mit land- und forstwirtschaftlicher Fläche als Gründe anzuführen. Die im FNP-Vorentwurf zugrunde gelegte Zielzahl von 30 ha ist daher weiterhin im FNP- Prozess zu berücksichtigen.

5.8 Neudarstellungen

Um für den prognostizierten Bedarf an Wohnbauflächen und gemischten Bauflächen die richti- gen Standorte für Neubaugebiete im Stadtgebiet zu finden, ist eine umfangreiche Eignungsbe- wertung aller möglicherweise geeignet erscheinenden Flächen (Suchräume) durchgeführt wor- den. Die Inanspruchnahme von landwirtschaftlich oder als Wald genutzter Flächen für Siedlungs- zwecke oder auch zum Ausgleich ist gemäß der BauGB-Novelle 2013 besonders zu begründen (§ 1a Abs. 2 S. 4 BauGB und § 1a Abs. 3 S. 5 BauGB i.V. m. § 15 Abs. 3 BNatSchG). Die Um- setzung dieses Planungsgrundsatzes wird in Kap. 3.3.6 detailliert beschrieben. Im Rahmen der Beschreibung der neu dargestellten Wohnbauflächen und gemischten Bauflächen (siehe Kap. 5.8.2) erfolgt eine ergänzende Ausführung bei der Inanspruchnahme landwirtschaftlicher Flä- che bzw. von Flächen für Wald

5.8.1 Standortfindungsprozess Der Standortfindungsprozess dient dazu, die Flächen, die sich für eine Neudarstellung im Stadtentwicklungskonzept bzw. im neuen Flächennutzungsplan der Stadt Moers potenziell an- bieten, anhand der erarbeiteten Grundlagen auf ihre Eignung als Baufläche zu bewerten. Auf Grundlage objektiver städtebaulicher und stadtökologischer Kriterien ist der Auswahlprozess dieser Flächen nachvollziehbar und vergleichbar.89 Die Auswahl der zu prüfenden Flächen erfolgte aufgrund fachlicher Überlegungen, zudem wur- den Anregungen aus dem politischen Diskussionsgremium (Lenkungskreis) und der Öffentlich- keitsbeteiligung im Rahmen des STEK-Prozesses aufgegriffen. Die Beurteilung nach den städtebaulichen Kriterien erfolgte in den drei Bewertungskategorien „geeignet“, „vertretbar“ und „bedenklich“. Im Einzelnen wurden folgende Kriterien untersucht: ° Städtebau Ausschlaggebend ist hierbei, inwieweit sich die Standorte in ihre Umgebung einfügen. Während eine Arrondierung des bestehenden Siedlungsbereiches grundsätzlich positiv zu beurteilen ist,

89 Die detaillierten Bewertungen der einzelnen Standorte finden sich in den jeweiligen Standortbewertungen: Standorteig- nungsprüfung, Planungsgruppe MWM, sowie Ergebnis der Umweltprüfung, siehe Teil B der Begründung: Umweltbericht zur Öffentlichen Auslegung gemäß Anlage zu § 2 Abs. 4 und § 2a BauGB, Anlage 1: Standortdossiers der Prüf- und Alternativ- flächen Flächennutzungsplan der Stadt Moers 67 sind nicht integrierte neue Siedlungsansätze kritisch zu bewerten. Des Weiteren wurde geprüft, ob und inwieweit denkmalgeschützte Bereiche von der Planung betroffen sind. ° Infrastrukturausstattung Geprüft wurden die Entfernungen zu den wesentlichen Infrastruktureinrichtungen Kindergarten / -betreuungseinrichtungen, Grundschulen, Einkaufsmöglichkeiten / Nahversorgungszentren, wohnungsnahe Erholung (Parkanlagen, Grünflächen, Landschaftsraum) und Spiel- und Sport- flächen. ° Verkehrserschließung Neben dem notwendigen lokalen Erschließungsaufwand ist die Erreichbarkeit der Standorte durch den MIV (Nähe zum klassifizierten Straßennetz), den ÖPNV und auch mit dem Fahrrad von Relevanz. Zudem wurde geprüft, ob und in welchem Ausmaß Sonderbauwerke (z.B. Neu- bau oder Ausbau von Brücken, Ampelanlagen, Lärmschutz) für eine Erschließung notwendig sind. ° Technische Erschließung Geprüft wurden die Anschlussmöglichkeiten zur Versorgung mit Wasser, Strom, Gas und Fern- wärme sowie die Möglichkeiten zur Entwässerung. Zudem wurde ermittelt, ob und in welchem Ausmaß Sonderbauwerke zur Ver- und Entsorgung notwendig sind. ° Restriktionen Zur Vermeidung schädlicher Umwelteinwirkungen ist es wichtig, potenzielle Emissionsquellen (Lärm, Gerüche etc.) im Umfeld potenzieller Standorte zu kennen. Zudem wurde ermittelt, ob und mit welchem Aufwand zur Inanspruchnahme der Flächen bestehende Gebäude abgebro- chen werden müssten. Die stadtökologischen Kriterien sind durch die Belange des Umweltschutzes, des Natur- schutzes und der Landschaftspflege im Rahmen des Baugesetzbuches vorgegeben (Kriterien nach § 2 Abs. 4 BauGB, Umweltprüfung). Hier waren die Auswirkungen auf die zu untersu- chenden Schutzgüter (z.B. Tiere, Pflanzen, Wasser) für eine Standorteignung ausschlagge- bend. Die einzelnen Kriterien und Schutzgüter sind dem Umweltbericht zu entnehmen. Auf Grundlage der städtebaulichen und umweltfachlichen Eignungsprüfung wurden die Stand- orte anschließend mit Fachleuten und politischen Vertretern diskutiert. Dabei waren vor dem Hintergrund einer nachhaltigen Stadtentwicklung und des demographischen Wandels insbe- sondere die städtebauliche Einfügung, die Nähe zu Infrastruktur- und Versorgungsmöglichkei- ten sowie die Belange des Umwelt- und Klimaschutzes von Bedeutung. Die Entscheidung für oder gegen die Neudarstellung einer Fläche ist somit Ergebnis eines umfassenden Abwä- gungsprozesses. Im Rahmen der Entwurfserarbeitung konnten aufgrund von Nutzungsaufgaben zusätzliche In- nenentwicklungspotenziale berücksichtigt werden. Dabei handelt es sich ausschließlich um in- tegrierte, erschlossene Standorte im Siedlungsgefüge. Auf einen separater Erfassungsbogen mit Abfrage der Abstände zu vorhandenen Versorgungsleitungen etc. wurde daher verzichtet, die städtebauliche Eignungsbewertung erfolgt in den nachfolgenden Kapiteln, in denen auch die wesentlichen Ergebnisse der Bewertung der Umweltauswirkungen gem. Standortdossiers zum Umweltbericht wiedergegeben werden. Durch diese zusätzlichen Innenentwicklungspo- tenziale konnten im Rahmen der Entwurfserarbeitung aufgrund des zugrunde gelegten Ziels einer flächensparenden Siedlungspolitik weitere Neudarstellungen im Außenbereich deutlich reduziert werden (z.B. W 7.8). Im Ergebnis kann im Rahmen des Flächennutzungsplans in et- wa die Hälfte der erforderlichen Neubauflächen durch Innenentwicklungspotenziale gedeckt werden.

5.8.2 Neu dargestellte Wohnbauflächen und gemischte Bauflächen Im Folgenden sind die aus der Eignungsbewertung und Diskussion hervorgehenden Neudar- stellungen von Wohnbauflächen und gemischte Bauflächen nach Stadtbezirken im Einzelnen dokumentiert.

68 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Eine tabellarische Übersicht über die Neudarstellungen (Tabelle 12) findet sich zum Ende des Kapitels 5.9; eine Gesamtübersicht im Erläuterungsplan Nr. 3 Neudarstellungen. Nummerie- rungslücken sind durch in der Eignungsbewertung ausgeschiedene Standorte bedingt. Das Er- gebnis der Umweltprüfung ist nur zusammenfassend dargestellt. Die ausführliche Bewertung ist dem Umweltbericht90 zu entnehmen.

Stadtbezirk Repelen

W 1.1 Friedhof / Hoher Weg 0,62 ha Der Standort liegt am nördlichen Siedlungsrand des Sozialatlasbezirkes Repelen, unmittelbar angrenzend an den Friedhof. Der Siedlungsbereich östlich der Fläche besteht aus individueller Einfamilienhausbebauung, nördlich verlaufen in einem Abstand von über 200 m die Landesstraße L 287 und die BAB 42. Im FNP (Stand 2007) ist der Standort als Grünfläche mit der Zweckbestimmung Friedhof ausgewiesen. Eine Friedhofsnutzung findet allerdings heute nicht statt, der Bereich ist eine Brachfläche. Eine Friedhofserweiterung kann nördlich der Fläche realisiert werden. Die Infrastruktureinrichtungen wie Kindergarten, Einkaufsmöglichkeiten und wohnungsnahe Grünflächen sind in vertretbarer Entfernung zu erreichen, die Grundschule befindet sich in unmittelbarer Nähe. Der Erschließungsaufwand wird als vertretbar eingestuft, die Erschließung kann über die bestehende Zufahrt zum Friedhof in Verlängerung des bestehenden Wohnstiches Hoher Weg erfolgen. Eine Bushaltestelle mit 15 min Takt ist in vertretbarer Entfernung erreichbar, die Erreichbarkeit mit dem Fahrrad ist positiv zu bewerten. Anschlussmöglichkeiten an den vorhandenen Mischwasserkanal und das Wasser-, Strom- und Gasnetz sind gegeben. Standortnachteile bestehen hingegen aufgrund der nahe gelegenen Landesstraße, der Auto- bahn und des daran angrenzenden Gewerbegebietes Pattberg. In der verbindlichen Bauleitpla- nung sind daher gutachterliche Aussagen hinsichtlich Immissionen erforderlich. Nach heutigem Kenntnisstand ist jedoch eine verträgliche bauliche Entwicklung möglich. In der zusammenfassenden Bewertung der Umweltauswirkungen gem. Standortdossiers zur Umweltprüfung ist die Planung insgesamt überwiegend mit geringfügigen Auswirkungen auf die Umwelt verbunden. Bedingt erheblich eingestuft werden die Auswirkungen auf das Schutzgut Tiere, Pflanzen, biologische Vielfalt aufgrund der Inanspruchnahme von Gehölzen. Zudem be- stehen Lärmvorbelastungen durch Verkehr und nahegelegene Schule. Diese sind im nachfol- genden Bebauungsplanverfahren entsprechend zu prüfen. Die Bebauung der Fläche trägt zu einer städtebaulichen Arrondierung in integrierter Lage bei. Aufgrund der städtebaulich hervorragenden Eignung, der vorhandenen Erschließungsmöglich-

90 Ergebnis der Umweltprüfung, siehe Teil B der Begründung: Umweltbericht zur Offenlage gemäß Anlage zu § 2 Abs. 4 und § 2a BauGB, Anlage 1: Standortdossiers der Prüf- und Alternativflächen Flächennutzungsplan der Stadt Moers 69 keiten und fehlender Alternativen in diesem Sozialatlasbezirk ist es daher Ziel, diesen Bereich langfristig als Wohnbaufläche zu entwickeln.

W 1.2 Friedhof / An der Sandkull 2,08 ha Der Standort liegt am nördlichen Siedlungsrand des Sozialatlasbezirkes Repelen, südlich des Friedhofes in unmittelbarer Nähe des Standortes W 1.1 und westlich der Gemeinschaftsgrund- schule Repelen. Derzeit ist die Fläche im FNP als Grünfläche mit der Zweckbestimmung Fried- hof und Spielplatz ausgewiesen. Der Bereich wird jedoch nicht für diese Friedhofserweiterung genutzt, sondern ist eine Brachfläche mit teilweisen Gehölzbeständen. Die Spielplatzfläche von ca. 1.500 m² ist in etwa zur Hälfte ausgebaut. Eine Friedhofserweiterung ist nach heutigem Kenntnisstand in dem Bereich nicht mehr erforderlich. Die Infrastruktureinrichtungen wie Kindergarten, Einkaufsmöglichkeiten und wohnungsnahe Grünflächen sind in vertretbarer Entfernung zu erreichen, die Grundschule befindet sich in unmittelbarer Nähe. Die Fläche rundet den Siedlungskörper zum Friedhof hin ab. Sie kann über den Wohnstich „An der Sandkull“ und die „Johann-Steegmann-Allee“ erschlossen werden. Die Erschließung über den Wohnstich „An der Sandkull“ kann aufgrund des geringen Querschnitts ggf. nur ergänzend in Anspruch genommen werden. Dies ist im Rahmen des verbindlichen Bauleitplanverfahrens zu prüfen. Positiv wurde der Standort auch hinsichtlich „Fahrradfreundlichkeit“ bewertet. Erschließungstechnisch bietet die integrierte Lage gute Voraussetzungen zum Netzanschluss an Wasser, Strom und Gas. Gem. der durchgeführten Umweltprüfung ist die Planung insgesamt überwiegend nur mit ge- ringfügigen Auswirkungen auf die Schutzgüter verbunden. Bedingt erheblich eingestuft werden die Auswirkungen auf das Schutzgut Tiere, Pflanzen, biologische Vielfalt aufgrund der Inan- spruchnahme von Gehölzen. Zudem bestehen Lärmvorbelastungen durch Verkehr und nahege- legene Schule. Diese sind im nachfolgenden Bebauungsplanverfahren entsprechend zu prüfen.

Aufgrund der städtebaulich hervorragenden Eignung dieser Siedlungsarrondierung, der inte- grierten Lage in Repelen und fehlender Alternativen im Sozialatlasbezirk ist es daher Ziel, die- sen Bereich langfristig als Wohnbaufläche zu entwickeln. Aufgrund der Nähe zum Stadtteilzent- rum Repelen sowie der Anbindung an das klassifizierte Straßennetz und der relativ guten Er- reichbarkeit des ÖPNV eignet sich die Fläche besonders zur Unterbringung besonderer Wohn- formen, z.B. seniorengerechtes Wohnen. Hingegen spricht die Nähe zur Grundschule auch für einen Wohnstandort für Familien mit Kindern. Bei der Entwicklung als Wohnbaufläche ist der Spielplatz in seiner Gesamtgröße von 1.500 m² zu erhalten, alternativ ist die Verlegung an den Rand des Plangebietes je nach Konzeption möglich.

Stadtbezirk Rheinkamp-Mitte / Eick / Utfort Im Stadtbezirk Rheinkamp-Mitte / Eick / Utfort wird aufgrund der bestehenden Siedlungsstruktur bzw. stadtökologischen Gegebenheiten auf eine Siedlungserweiterung verzichtet. Größere Be- reiche zur Innenverdichtung im Siedlungsgefüge bestehen nicht. Die Freiflächen nördlich des Siedlungskörpers Rheinkamp-Mitte stellen das einzige Kaltluftsammelgebiet in Moers dar. Auf- grund dieser wichtigen klimatischen Bedeutung kommt der Bereich als Neustandort für Wohn- baufläche nicht in Betracht. Zudem würde durch eine Inanspruchnahme die natürliche Sied- lungsgrenze (Moersbach) überschritten.

70 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Stadtbezirk Meerbeck / Moers-Ost

W 3.5 (M) Franz-Haniel-Straße 0,25 / 0,13 ha91 Der Standort W 3.5 befindet sich an der Franz-Haniel-Straße, zwischen einem Einzelhandels- standort im Norden, einem Wohnhaus im Westen (aktuell als Flüchtlingsunterkunft genutzt), der Verkehrsfläche der Franz-Haniel-Straße im Süden und Waldflächen im Osten. Die Fläche war ebenfalls mit Wald bestanden und ist bereits gerodet. Im FNP (2007) ist der Bereich als Wald- fläche ausgewiesen, es besteht zudem ein rechtswirksamer Bebauungsplan, der in diesem Be- reich eine Brunnenanlage festsetzt. Die Erschließungsvoraussetzungen sind aufgrund der Lage an der Franz-Haniel-Straße gegeben, auch städtebaulich ist eine Flächeninanspruchnahme aufgrund der Lage im gewachsenen Siedlungsgefüge geeignet, Kindergarten und Versor- gungseinrichtungen sind in unmittelbarer Nähe vorhanden, die Grundschule ist in vertretbarer Entfernung gelegen. Aktuell wird der Standort zur Unterbringung von Flüchtlingsunterkünften genutzt. Im Rahmen der nachfolgenden Planungen sind mögliche Beeinträchtigungen durch Lärm (angrenzenden Gewerbeareale, Verkehrslärm) zu berücksichtigen. Im Rahmen der durchgeführten Umweltprüfung ergeben sich gemäß der Gesamtbeurteilung durch den kleinflächigen Teilverlust einer Waldfläche im Siedlungsraum bedingt erhebliche Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere, das Ortsbild, den Boden und das Grundwasser, die insge- samt als mittel bewertet werden. Zudem ergeben sich hohe Einwirkungen durch Lärm auf die geplante Nutzung (angrenzender Einzelhandel, Straße). Aufgrund des vorliegenden Baurechts mit Festsetzung einer Brunnenanlage ist der Ersatz der Waldfläche aus rechtlicher Sicht nicht zwingend erforderlich, wird aufgrund der insgesamt vorherrschenden Waldarmut im Moerser Stadtgebiet und den Entwicklungszielen im Planungsprozess jedoch angestrebt. Angesichts der erschließungstechnischen Voraussetzungen, integrierten Lage und der insge- samt wenigen Entwicklungspotenziale in den Stadtbezirken Meerbeck und Moers-Ost ist eine Ausweisung als Baufläche vertretbar. Der Verlust der Waldfläche wird angesichts der oben dar- gelegten Situation und Gewichtung der Planungsbelange dabei in Kauf genommen (siehe hier- zu auch Kap. 3.3.6.). Aufgrund der angrenzenden gemischten Baustruktur und angedachten gewerblichen Entwicklung im Westen (vgl. Kap. 6.7) erfolgt die Ausweisung im FNP als ge- mischte Baufläche.

W 3.6 Standort Schule Taubenstraße 1,37 ha Der Standort befindet sich westlich der Taubenstraße, zwischen den Straßen Germendonks Kamp und Dieselstraße, und wurde als Schulstandort des TüV genutzt. Neben den Schulge- bäuden ist der Bereich daher mit Parkplatzflächen und Hofflächen sowie insbesondere zur an-

91 Hinweis: aufgrund der Ausweisung als gemischte Baufläche wird die Fläche lediglich zur Hälfte angerechnet. Flächenanga- be in Klammern bedeuten, dass die Neudarstellungen bereits bebaut sind (Standorte für Flüchtlingsunterbringungen) Flächennutzungsplan der Stadt Moers 71 grenzenden westlichen Wohnbebauung üppigen Grünstrukturen geprägt. Die schulische Nut- zung wurde inzwischen aufgegeben. Im FNP (2007) ist der Bereich als Fläche für Gemeinbe- darf ausgewiesen. Die Umgebung ist überwiegend durch Wohnnutzung geprägt, nördlich grenzt die gemischte Struktur um den Germendonks Kamp an. Bei der Fläche handelt es sich um die Nachnutzung einer Gemeinbedarfsfläche in integrierter Lage. Durch die Lage im Siedlungskontext ist die Erreichbarkeit von sozialen Infrastrukturen und wohnungsnaher Erholungsflächen gegeben. Auch Nahversorgungseinrichtungen liegen in vertretbarer Entfernung. Aufgrund der ehemaligen baulichen Nutzung der Fläche ist davon aus- zugehen, dass die erschließungstechnischen Voraussetzungen vorhanden sind. Weitere Rest- riktionen sind auf Ebene der Flächennutzungsplanung nicht erkennbar. Im Rahmen der durchgeführten Umweltprüfung ergeben sich gemäß der Gesamtbeurteilung durch den Verlust einer Grünfläche mit Gehölzen erhebliche Auswirkungen auf den Menschen und bedingt erhebliche Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und das Ortsbild. Die insgesamt mitt- leren Umweltauswirkungen sind bei Beachtung der Empfehlungen (Gehölzerhalt) überwiegend vermeidbar. Aufgrund der Lage und der Nachnutzung einer baulich bereits genutzten Fläche ist der Standort für eine Bebauung aus städtebaulicher Sicht geeignet. Die Ausweisung als Wohnbaufläche führt zudem zu einer Reduzierung von Neudarstellungen bzw. der Inanspruchnahme von Flä- chen im Frei- / Landschaftsraum. Neben einer Vermeidung von Verkehr werden Bestandsquar- tiere gesichert und künftig gestärkt. Der Bereich wird daher FNP als Wohnbaufläche dargestellt, im Rahmen der verbindlichen Bauleitplanung ist jedoch den Empfehlungen gemäß Umweltprü- fung Rechnung zu tragen.

W 3.7 (M) Römerstraße 1,57 / 0,78 ha Der ehemalige Berufskolleg-Standort in Meerbeck befindet sich zwischen der Sportanlage (Rheinpreußenstadion) und der Römerstraße, nördlich und südlich grenzen Wohnbereiche an. Östlich der Römerstraße bestehen die gemischten Baustrukturen um den Germendonks Kamp. Auf der Fläche bestehen die inzwischen leerstehenden Schulgebäude mit Frei- und Hofflächen. Im FNP (2007) ist der Bereich als Gemeinbedarfsfläche ausgewiesen. Durch die Lage im Siedlungskontext ist eine sehr gute Erreichbarkeit von sozialen Infrastruktu- ren, Einkaufsmöglichkeiten und wohnungsnaher Erholungsflächen gegeben. Aufgrund der ehemaligen baulichen Nutzung der Fläche ist davon auszugehen, dass die erschließungstech- nischen Voraussetzungen vorhanden sind. Beeinträchtigungen einer angedachten Wohn- oder gemischten Nutzung (geplant ist gem. IHK Meerbeck die Nutzung als Gesundheitszentrum) sind aufgrund der angrenzenden Sportanlagen möglich und auf Ebene der verbindlichen Bau- leitplanung ebenso zu berücksichtigen wie die Auswirkungen des Verkehrslärms. Weitere Rest- riktionen sind auf Ebene der Flächennutzungsplanung nicht erkennbar. Aufgrund der städtebau- lichen Eignung und Lage (Weiterführung der gemischten Baustruktur um den Germendonks Kamp) erfolgt eine Ausweisung als gemischte Baufläche. Da es sich um die Nachnutzung einer bebauten Fläche handelt und die Voraussetzungen einer Bebauung nach § 34 BauGB gegeben sind, wurde eine detaillierte umweltfachliche Bewertung nicht durchgeführt.

72 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Stadtbezirk Moers-Mitte / Vinn / Hülsdonk

W. 4.1 Zum Ueltgesforthof 0,57 ha Der Standort liegt am südlichen Siedlungsrand des Sozialatlasbezirkes Hülsdonk. Der südliche Bereich ist im FNP (2007) als Fläche für die Landwirtschaft, der nördliche als Fläche für Ge- meinbedarf (Schule, Kindergarten und Spielplatz) ausgewiesen. Die Bebauung im Umfeld be- steht aus individuellem Wohnungsbau. Die Fläche ist unbebaut. Der Flächenbedarf für die Ge- meinbedarfseinrichtungen ist in dem im FNP (2007) dargestellten Umfang nicht mehr vorhan- den. Die zunächst im rückwärtigen Bereich vorgesehenen Kindergarten und Spielplatz wurden zwischen Schulgebäude und Rüttgersweg errichtet. Kindergarten, Spielplatz und Grundschule sind somit unmittelbar angrenzend, Freizeit- und Er- holungseinrichtungen liegen in ausreichender Entfernung. Die Entfernung zu den Nahversor- gungseinrichtungen im Zentrum Hülsdonks ist mit ca. 1000 m noch vertretbar. Eine Erschließung ist über die Parsickstraße möglich. Hier bestehen auch Anschlussmöglich- keiten an das Versorgungsnetz (Wasser, Strom und Gas), ein Anschluss an einen Regenwas- ser- und Schmutzwasserkanal ist mit vertretbarem Aufwand möglich. Die Umweltauswirkungen der Flächeninanspruchnahme werden im Rahmen des Umweltberich- tes als insgesamt mittel beurteilt. Die Planung nimmt kleinflächig schutzwürdige Böden sowie Flächen mit Gehölzen und Grünland angrenzend an ein Baudenkmal in Anspruch. Die Bauflä- che verkleinert den Grünzug entlang des Hülsdonker Flutgrabens. Der generelle Erhalt eines unbebauten Korridors entlang des Hülsdonker Flutgrabens wird durch die im FNP dargestellte Grünfläche gewährleistet. Aufgrund des Einfügens in den Siedlungsköper Hülsdonk, der unmittelbaren Nähe zu Kinder- garten und Grundschule und den erschließungstechnischen Voraussetzungen, der angrenzen- den verbleibenden Grünstrukturen sowie mangelnder Alternativen im Stadtbezirk und der de- mographischen Situation in Hülsdonk wird eine Wohnbaufläche ausgewiesen.

W. 4.2 Dr. Hermann-Boschheidgen-Straße 1,51 ha Der Standort liegt im Sozialatlasbezirk Moers-Mitte, unmittelbar südwestlich des Schlossparks im Bereich der ehemaligen Sportanlage des Grafschafter Spielvereins (“Grafschafter Kampf- bahn“). Die Darstellung im FNP (2007) lautet Grünfläche mit Zweckbestimmung Sportanlage. Die Sportanlage wurde an dieser Stelle aufgegeben und im Bereich FilderBenden, südlich des Schwimm- und Freizeitbads Solimare neu errichtet. Das östlich anschließende Wohngebiet be- steht überwiegend aus freistehenden Einfamilienhäusern.

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 73 Die Entfernung zu Kindergarten und Schule ist vertretbar, ebenfalls die Entfernung zu Ein- kaufsmöglichkeiten. Aufgrund der Lage am Freizeitpark sind wohnungsnahe Erholungsflächen und Spielmöglichkeiten ausreichend und fußläufig erreichbar vorhanden. Anschlussmöglichkeiten an das Wasser-, Strom- und Gasnetz sind gegeben, auch ist die Ent- wässerung unproblematisch. Die Erschließung erfolgt über die Dr. Hermann-Boscheidgen- Straße. Eine Bus-Haltestelle mit 30-min-Takt befindet sich in vertretbarer Entfernung. Positiv wurde der Standort auch hinsichtlich „Fahrradfreundlichkeit“ bewertet. Die Umweltauswirkungen der Flächeninanspruchnahme werden im Rahmen des Umweltberich- tes als insgesamt mittel beurteilt. Die Planung ist aufgrund der Lage in der ehemaligen Moers- bachaue mit erheblichen Auswirkungen auf den Freiraumschutz (regionaler Grünzug, Haupt- grünzug Grüne Adern) sowie bedingt erheblichen Auswirkungen auf die Erholungsnutzung, den Biotopverbund und das Grundwasser verbunden. Durch die Nähe zum Freizeitpark und der Innenstadt mit Versorgungs- und Infrastruktureinrich- tungen sowie der erschließungstechnischen Situation bestehen gute Voraussetzungen für eine Inanspruchnahme als Wohnbaufläche. Aufgrund dieser Standortvorteile, der angrenzenden verbleibenden Grünstrukturen und mangelnder Alternativen im Stadtbezirk wird eine Wohnbau- fläche ausgewiesen.92

W 4.6 ehem. Union-Getränke 3,22 ha Der Standort befindet sich südlich der Rheurdter Straße (L 474) und westlich der Rheinberger Straße (L 137). Bisher wurde der Bereich als Gewerbestandort genutzt, die gewerbliche Nut- zung wurde inzwischen aufgegeben. In südlicher Richtung schließt zunächst Wohnnutzung um die Hoffnungsstraße an, entlang der Rheinberger Straße bestehen gemischte Baustrukturen. Im FNP (2007) ist der Bereich als Gewerbliche Baufläche ausgewiesen. Es handelt sich um die Nachnutzung einer gewerblichen Fläche in integrierter Lage in Fortset- zung der bestehenden Wohnbebauung. So sind die Innenstadt mit dem hier bestehenden An- gebot an Kultur- und Versorgungseinrichtungen sowie wohnungsnahe Erholungsflächen gut zu erreichen, die Erreichbarkeit von sozialen Infrastrukturen ist mit Einschränkungen93 gegeben. Es ist davon auszugehen, dass aufgrund der integrierten Lage sowie der ehemaligen baulichen Nutzung die Anschlüsse an die Ver- und Entsorgungsanlagen problemlos möglich ist. Die Er- schließung kann sowohl über die Hoffnungsstraße als auch über die Rheinberger Straße erfol- gen. Aufgrund der ehemaligen gewerblichen Nutzung kann im Rahmen der verbindlichen Bau- leitplanung ggf. eine Überprüfung auf Altlasten erforderlich sein. Außerdem sind Lärmemissio- nen aufgrund der hohen Verkehrsbelastung der Rheinberger und Rheurdter Straße und der Nutzungen an der Rheinberger Straße zu berücksichtigen und in den nachfolgenden Verfahren zu prüfen. Nach heutigem Kenntnisstand ist jedoch eine verträgliche bauliche Entwicklung mög- lich. Weitere Restriktionen sind auf Ebene der Flächennutzungsplanung nicht erkennbar. Gemäß dem Ergebnis der Umweltprüfung ist die Planung aufgrund der Nähe zum Moersbach und der Altgehölze in einem parkartigen Garten ohne Umsetzung der Empfehlungen mit bedingt erheblichen Auswirkungen auf das Ortsbild, Oberflächengewässer, Pflanzen, Tiere und den Biotopverbund verbunden sein. Bei Umsetzung der Empfehlungen (Altgehölze erhalten, Grün- zug entlang des Moersbachs und Teilrücknahme im Bereich des ÜSG) verbessert sich die heu- tige Situation. Aufgrund der Lage im Siedlungszusammenhang und der Nachnutzung einer bereits gewerblich genutzten Fläche ist der Standort für eine Bebauung aus städtebaulicher Sicht geeignet. Die Ausweisung als Wohnbaufläche führt zu einer Reduzierung von Neudarstellungen bzw. der In- anspruchnahme von Flächen im Frei- / Landschaftsraum (Grundsatz: Innen- vor Außenentwick- lung). Neben einer Vermeidung von Verkehr werden Bestandsquartiere gesichert und künftig gestärkt. Aufgrund der städtebaulichen Eignung und dem Ergebnis aus der Umweltprüfung so-

92 Parallel zur Neuaufstellung des Flächennutzungsplans wurde hierzu die 88. FNP-Änderung eingeleitet und ein Bebauungs- plan aufgestellt. Die Verfahren sind inzwischen abgeschlossen und die Änderung rechtswirksam bzw. der Bebauungsplan rechtskräftig. Vor dem Hintergrund wird hier lediglich der vorhandene Stand wiedergegeben. 93 Kindergarten und Grundschule sind jeweils rund 1.700 m entfernt 74 Flächennutzungsplan der Stadt Moers wie der insgesamt geringen Anzahl an Entwicklungsstandorten in Moers-Mitte wird der Bereich daher als Wohnbaufläche dargestellt. Im Rahmen der verbindlichen Bauleitplanung sind dabei den Empfehlungen des Umweltberichts Rechnung zu tragen. Der Notwendigkeit eines Spiel- platzes bei Inanspruchnahme der Fläche wird durch das entsprechende Symbol verdeutlicht.

W 4.7 ehem. Mercator-Berufskolleg 1,79 ha Der Standort des ehemaligen Mercator-Berufskollegs befindet sich unmittelbar an der Xantener Straße, zwischen der Straße An der Berufsschule und dem Grafschafter Rad- und Wanderweg, nordwestlich des St-Josef Krankenhauses. Westlich schließt die Heinrich-Pattberg-Realschule an, östlich, nördlich und südlich unmittelbar angrenzend besteht Wohnnutzung. Die Fläche ist aufgrund der bisherigen Nutzung als Schulstandort mit Schulgebäuden und den dazugehörigen Hof- und Freiflächen bestanden. Im FNP (2007) ist der Bereich als Fläche für Gemeinbedarf ausgewiesen. Nach Beschluss des Kreistages wird am Standort Repelener Straße ein zentrales Berufskolleg errichtet, an welchen auch das Mercator-Kolleg verlagert wird. Der ehemalige Standort des Berufskollegs kann somit einer anderen Nutzung zugeführt werden. Der Standort zeichnet sich durch eine integrierte Lage aus, so dass die Erreichbarkeit von sozi- alen Infrastrukturen gegeben ist. Auch wohnungsnahe Erholungsflächen liegen in vertretbarer Entfernung. Zudem ist die Innenstadt gut zu erreichen. Aufgrund der ehemaligen baulichen Nutzung der Fläche sind die erschließungstechnischen Vorrausetzungen vorhanden. Mögliche Bedarfsflächen für die angrenzende Heinrich-Pattberg-Realschule wurden berücksichtigt. Im Rahmen der nachfolgenden Detailplanung sind die Beeinträchtigungen durch den Verkehrslärm der Xantener Straße zu berücksichtigen. Weitere Restriktionen sind auf Ebene der Flächennut- zungsplanung nicht erkennbar. Gemäß dem Ergebnis der Umweltprüfung ist aufgrund der baulichen Vorbelastung die Planung insgesamt mit geringen Umweltauswirkungen verbunden. Bedingt erhebliche Auswirkungen be- stehen teilflächig für das Grundwasser besonders in der Bauphase, diese sind jedoch durch entsprechende Maßnahmen vermeidbar. Durch die Ausweisung als Wohnbaufläche können Neudarstellungen bzw. die Inanspruchnah- me von Flächen im Frei- / Landschaftsraums reduziert werden. Die Entwicklung als Wohnbau- fläche führt zudem zu einer Sicherung und Stärkung der Bestandsquartiere sowie zur Vermei- dung von Verkehr. Aufgrund der städtebaulichen Eignung und geringen Konflikte aus Umwelt- sicht wird der Bereich daher als Wohnbaufläche dargestellt.

W 4.8 (M) ehem. Hermann-Gmeiner-Berufskolleg 0,96 / 0,48 ha Das Hermann-Gmeiner-Berufskolleg befindet sich im Zentrum von Moers-Mitte, unmittelbar an der Wilhelm-Schroeder-Straße. Der Standort ist westlich und nördlich von Gemeinbedarfsflä- chen (weitere Schulstandorte Hermann-Runge-Gesamtschule, Gymnasium Adolfinum, Gebrü- der-Grimm-Schule, Sporthalle sowie Volkshochschule) umgeben, östlich grenzen gemischte Bauflächen an, südlich der Wilhelm-Schroeder-Straße weitere gemischte Bauflächen sowie ein Kinder- und Jugendzentrum. Entsprechend seiner Nutzung ist die Fläche mit Schulgebäuden, Frei- und Hofflächen bestanden und im FNP (2007) als Gemeinbedarfsfläche mit der Zweckbe- stimmung Schule ausgewiesen. Nach Beschluss des Kreistages wird am Standort Repelener Straße ein zentrales Berufskolleg errichtet, an welchen auch das Hermann-Gmeiner- Berufskolleg verlagert wird. Der ehemalige Standort des Berufskollegs kann somit einer ande- ren Nutzung zugeführt werden. Die Sporthalle soll weiterhin als solche genutzt werden. Aufgrund der zentralen Lage sind sämtliche sozialen Infrastrukturen, Einkaufsmöglichkeiten und Naherholungsflächen in fußläufiger Erreichbarkeit. Ebenso sind die erschließungstechnischen Voraussetzungen vorhanden. Beeinträchtigungen durch den Verkehr der Wilhelm-Schroeder- Straße sind im Rahmen der weiterführenden Planungen zu berücksichtigen. Aufgrund der Lage im Siedlungszusammenhang und der Nachnutzung einer bereits bebauten Fläche ist der Standort für eine Bebauung aus städtebaulicher Sicht geeignet. Angesichts der angrenzenden Nutzungen und der Zentrumslage wird der Bereich als gemischte Baufläche ausgewiesen. Flächennutzungsplan der Stadt Moers 75 Da es sich um die Nachnutzung einer bebauten Fläche handelt und die Voraussetzungen einer Bebauung nach § 34 BauGB gegeben sind, wurde eine detaillierte umweltfachliche Bewertung nicht durchgeführt.

Stadtbezirk Asberg

W 5.1 Moerser Heide 3,53 ha Der Standort liegt im Sozialatlasbezirk Asberg, südlich der Homberger Straße und westlich des so genannten „Wäldchens“ (Waldfläche südlich der Homberger Straße). Im FNP (2007) ist der Bereich als landwirtschaftliche Fläche dargestellt. Die landwirtschaftliche Nutzung war zum Zeitpunkt der Bestandserfassung aufgegeben und der Bereich lag brach. Die südlich angren- zende Bebauung besteht aus individuellem Wohnungsbau. Im Norden und Osten befinden sich Waldflächen und ein Sportplatz, im Westen liegen Kleingärten. Kindergarten und Grundschule sind gut erreichbar, die Entfernung zum Nahversorgungszent- rum Asberg ist mit ca. 1000 m noch vertretbar. Erschließungstechnisch sind alle erforderlichen Anschlüsse in unmittelbarer Nähe vorhanden. Die verkehrliche Erschließung der Fläche ist allerdings als problematisch zu beurteilen, da die erforderliche Anbindung von der Homberger Straße mit höherem wirtschaftlichem Aufwand ver- bunden ist. Ergänzend sollte zumindest eine fußläufige Anbindung von Süden und von Westen zur Greta-Rothe-Straße erfolgen. Eine Haltestelle mit 15-min-Taktung befindet sich in vertretba- rer Entfernung. Positiv wurde der Standort auch hinsichtlich „Fahrradfreundlichkeit“ bewertet. Beeinträchtigungen der geplanten Wohnnutzung ergeben sich möglicherweise durch die Sport- platznutzung, dies ist auf Ebene der verbindlichen Bauleitplanung zu untersuchen und in die Planung einzustellen. Weitere Restriktionen sind auf Ebene der Flächennutzungsplanung nicht erkennbar. Im Rahmen des Umweltberichtes wird die Flächendarstellung wie folgt bewertet: Die Planung führt zur deutlichen Verkleinerung einer Fläche im Siedlungsbereich mit Bedeutung für die Er- holung. Zudem werden schutzwürdige Böden in Anspruch genommen; die Auswirkungen auf Pflanzen und Tiere sowie die Landschaft (Ortsbild) sind bedingt erheblich. Insofern werden die Umweltauswirkungen insgesamt als mittel bis hoch eingestuft. Gem. Stellungnahme des Land- 76 Flächennutzungsplan der Stadt Moers schaftsverbands Rheinland (Amt für Bodendenkmalpflege) ist mit Blick auf eine mögliche Be- funderwartung auf die §§ 15 und 16 Denkmalschutzgesetz zu verweisen. Aufgrund der städtebaulichen Eignung, insbesondere der integrierten Lage im Siedlungsgefüge mit nahegelegenen Infrastruktureinrichtungen, der angrenzenden verbleibenden Grünstrukturen sowie mangelnder Alternativen und der demographischen Situation in Asberg wird eine Wohn- baufläche dargestellt. Bei der Abgrenzung wurde dem Erweiterungsbedarf der angrenzenden Kleingartenanlage Rechnung getragen. Der Notwendigkeit eines Spielplatzes bei Inanspruch- nahme der Fläche wird über das entsprechende Symbol Rechnung getragen.

W 5.9 Trompeter Straße 0,70 ha Der Bereich um Trompeter Straße, Oestrumer Straße und Friemersheimer Straße ist bereits im FNP (2007) als Wohnbaufläche dargestellt, hier besteht der rechtskräftige Bebauungsplan Nr. 16. Eine bauliche Entwicklung hat noch nicht stattgefunden. Nördlich daran angrenzend, nördlich der Trompeter Straße befindet sich eine Brachfläche, die aufgrund der vorhandenen Erschließung ebenfalls als Flächenpotenzial zu bewerten ist. Der Standort ist im Süden von weiteren Wohnbauflächen umgeben, östlich grenzt eine gewerbliche Baufläche an. Nördlich verläuft in einem Abstand von ca. 30 m die Autobahn A 40. Der dazwischenliegende Freibe- reich ist im Flächennutzungsplan als Parkanlage und Spielplatzbereich vorgesehen entspre- chend der Ausweisung des FNP (2007), der diese Nutzung auch für den hier beschriebenen Teilbereich vorsah. Aus städtebaulicher Sicht ist die Flächenausweisung als Siedlungsarrondierung einzuordnen, die den Siedlungskörper von Asberg nach Norden hin abrundet und eine beidseitige Nutzung der Erschließungsanlage ermöglicht. Einkaufsmöglichkeiten, Kindergarten und Schule befinden sich in vertretbarer Entfernung, auch sind Naherholungsflächen fußläufig erreichbar. Erschlie- ßungstechnisch sind erforderliche Anschlüsse in unmittelbarer Nähe vorhanden. Beeinträchti- gungen ergeben sich durch den Verkehrslärm der A 40 sowie möglicherweise durch den Ge- werbelärm des angrenzenden Gewerbegebietes. Beides ist im Rahmen der verbindlichen Bau- leitplanung zu untersuchen und in die Planung einzustellen. Die Planung hat keine erheblichen Auswirkungen auf die Umwelt. Aufgrund erheblicher Einwir- kungen auf die geplante Nutzung durch Lärm und ggf. Luftschadstoffe wird eine Rücknahme der Baufläche empfohlen. Wird die Planung weiter verfolgt, sind in der verbindlichen Bauleitpla- nung Maßnahmen zur Verminderung der Beeinträchtigung durch Immissionen festzusetzen. Bedingt erhebliche Auswirkungen bestehen für Kultur- und Sachgüter (römischen Gräberfeldes im Umfeld; erhöhte Fundwahrscheinlichkeit) sowie für Pflanzen, Tiere und den Boden. Insge- samt bestehen mittlere Auswirkungen. Aufgrund der bestehenden Erschließung wird trotz der Nähe zur Autobahn der Bereich als Wohnbaufläche dargestellt. Auf Ebene des Bebauungsplanes sind entsprechende Imissions- schutzmaßnahmen zu berücksichtigen.

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 77 Stadtbezirk Schwafheim

W 6.5 Schwafheim-Süd 6,17 ha Der Standort liegt im Sozialatlasbezirk Schwafheim, am südlichen Siedlungsrand. Nördlich ver- läuft eine Hochspannungsleitung, daran grenzt nördlich das Wohngebiet um die Spitzwegstraße an. Im FNP (2007) ist der Bereich als landwirtschaftliche Fläche dargestellt, er wird heute auch überwiegend landwirtschaftlich genutzt. In den Randbereichen bestehen einige Einzelgrundstü- cke, die überwiegend durch Wohnnutzung geprägt sind. Gemäß den Darstellungen des Regionalplans liegt der Standort im Allgemeinen Freiraum- und Agrarbereich und im Regionalen Grünzug. Im Rahmen der FNP-Entwurfserstellung wurde die südliche Flächenabgrenzung entsprechend der Vorgabe der Landesplanerischer Stellungnah- me der Regionalplanungsbehörde des Regionalverband Ruhr nach § 34 LPLG (1)94 zurückge- nommen, so dass eine Wohnbauflächenausweisung auch regionalplanerisch mitgetragen wer- den kann. Die Möglichkeit zur Nahversorgung ist in der Nähe gegeben, Kindergarten und Waldschule so- wie wohnungsnahe Erholungs-, Spiel- und Sportflächen sind in vertretbarer Entfernung erreich- bar. Die Standorteignung wird ergänzt durch eine gute Anbindung an das regionale Verkehrs- und ÖPNV-Netz aufgrund der Lage an der Düsseldorfer Straße (L137). Allerdings bedarf es hier noch einer Zustimmung des Landesbetriebes Straßenbau Nordrhein-Westfalen (Straßen.NRW) zur Verlegung der Ortsdurchfahrt. Die gute Lage an der Düsseldorfer Straße bringt hingegen auch gewisse Lärmbelastungen. Positiv wurde der Standort auch hinsichtlich „Fahrradfreund- lichkeit“ bewertet. Der Erschließungsaufwand ist vertretbar. Anschlüsse für Strom liegen bereits im Plangebiet, Anschlüsse für Wasser und Gas sind in geringer Entfernung vorhanden. Auch die Möglichkeit zur Entwässerung ist über einen Regenwasser- und einen Schmutzwasserkanal gegeben. Im Rahmen des Umweltberichtes wird die Flächendarstellung wie folgt bewertet: Die Planung ist aufgrund erheblichen Auswirkungen auf die Landschaft (Freiraumverlust) und bedingt erheb- lichen Auswirkungen auf fast alle Schutzgüter mit insgesamt mittleren Umweltauswirkungen verbunden. Die Erheblichkeit der Auswirkungen auf Kulturgüter ist zurzeit noch nicht abschlie- ßend einschätzbar. Mit Schreiben vom 07.09.2016 hat das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege auf die Ergebnisse der Grunderfassung für den Bereich W 6.5 und die daraus resultierende Notwendigkeit einer Sondage hingewiesen. Anlass ist die Fundkonzentration vorgeschichtlicher

94 Regionalplanungsbehörde, Referat 15, Schreiben vom 13.06.2013 – Stellungnahme gem. § 34 (1) Landesplanungsgesetz 78 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Keramikfragmente, die als Anzeiger für einen jungsteinzeitlichen oder metallzeitlichen Fund- platz gewertet werden muss. Damit soll die Lage, Ausdehnung, Erhalt und damit Denkmalwer- tigkeit gem. § 2 DSchG NW ermittelt werden. Anders als bei vergleichbaren Fällen, bei denen im Rahmen der Aufstellung eines Bebauungsplanes die Sachverhaltsermittlung durchgeführt werden konnte, ist die Fläche W 6.5 eher langfristig für eine wohnbauliche Entwicklung vorge- sehen. Zuvor sollen die größeren „Innenbereichsflächen“ im Stadtgebiet entwickelt werden. Aus diesem Grund kann nach Abstimmung mit dem LVR-Amt für Bodendenkmalpflege (Schreiben vom 28.06.2017) die notwendige Sondage auf Ebene der verbindlichen Bauleitplanung erfol- gen. Gem. § 1 Abs. 3 des Gesetzes zum Schutz und zur Pflege der Denkmäler im Lande Nord- rhein-Westfalen (Denkmalschutzgesetz - DSchG) sind bei öffentlichen Planungen und Maß- nahmen die Belange des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege angemessen zu berück- sichtigen. Die für den Denkmalschutz und die Denkmalpflege zuständigen Behörden sind früh- zeitig einzuschalten und so mit dem Ziel in die Abwägung mit anderen Belangen einzubeziehen, dass die Erhaltung und Nutzung der Denkmäler und Denkmalbereiche sowie eine angemesse- ne Gestaltung ihrer Umgebung möglich sind. Dies sowie die ggf. resultierenden Einschränkun- gen gem. §§ 3, 4, 9, 11 und 29 DschG sind im Weiteren zu berücksichtigen. Aufgrund der Bedarfslage und den Ergebnissen der städtebaulichen und erschließungstechni- schen Bewertung wird der Bereich als Wohnbaufläche dargestellt. Im Rahmen der Abwägung hat man dabei der Flächenausweisung und somit der Inanspruch- nahme der landwirtschaftlichen Flächen Vorrang eingeräumt. Neben dem Ergebnis der städte- baulichen und umweltfachlichen Eignungsbewertung sprechen insbesondere die Bedarfssituati- on und die mangelnden Alternativen im Stadtbezirk als auch im Stadtgebiet für eine Wohnflä- chendarstellung in diesem Bereich (siehe hierzu auch Kap. 3.3.6). Die im Norden verlaufende 110 kV-Leitung wurde bei der Standortwahl bereits berücksichtigt. Hier sind entsprechende Ab- stände eingehalten (Grünfläche als Schutzstreifen von 15 m ab Leitungsmitte). Der Notwendig- keit eines Spielplatzes bei Inanspruchnahme der Fläche wird über das entsprechende Symbol Rechnung getragen. Eine Verortung sollte im Rahmen der verbindlichen Bauleitplanung erfol- gen. Zudem ist bei der Inanspruchnahme der Fläche als Wohnbaufläche nach derzeitigem Stand ein Kindergarten zu berücksichtigen, da der zu erwartende Bedarf an Kindergartenplätzen für Kin- der von einem Jahr bis zur Einschulung durch die vorhandenen Einrichtungen in Schwafheim nicht gedeckt werden kann (vgl auch Kap. 8.5.1). Gemäß aktueller Rechtsprechung (vgl. Kap. 1.4) kann die Fläche nicht mehr als regionalplane- risch abgestimmt gewertet werden. Der RVR beabsichtigt die Fläche im Rahmen der Neuauf- stellung des Regionalplans Ruhr als Teil des Allgemeinen Siedlungsbereiches ASB auszuwei- sen. Damit wäre die Voraussetzung geschaffen, den Standort im FNP als Wohnbaufläche dar- zustellen. Da das Verfahren zur Neuaufstellung des Regionalplans jedoch voraussichtlich noch längere Zeit in Anspruch nehmen wird, muss zum jetzigen Zeitpunkt auf eine Darstellung als Wohnbaufläche verzichtet werden. Daher wird die Fläche von den Darstellungen des Flächen- nutzungsplans ausgenommen und verbleibt als „weiße Fläche“. Mit Rechtskraft des neuen Re- gionalplans soll im Wege einer Änderung eine Wohnbauflächendarstellung angestrebt werden.

W 6.7 Schwarzer Weg 0,80 ha Der Standort liegt im Sozialatlasbezirk Schwafheim, am südwestlichen Siedlungsrand. Östlich grenzt das Wohngebiet um den Martin-Luther-Ring an. Im Norden und Westen liegt das Wohn- gebiet Schwarzer Weg, südlich grenzen landwirtschaftliche Flächen an. Im FNP (2007) ist der Bereich als landwirtschaftliche Fläche ausgewiesen, er wird jedoch zurzeit nicht landwirtschaft- lich genutzt und liegt brach. In dem Bereich sind Bodenbelastungen nachgewiesen. Wichtige Infrastrukturen sind mit vertretbaren Abständen zu erreichen, ein Lebensmitteldiscoun- ter befindet sich in der Nähe, das Nahversorgungszentrum Schwafheim ist ca. 1.500 m entfernt. Der unmittelbar angrenzende Landschaftsraum mit seinen Feld- und Spazierwegen bietet gute Naherholungsmöglichkeiten.

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 79 Der Erschließungsaufwand ist gering. In der Nähe befindet sich eine Bushaltestelle, positiv wurde der Standort auch hinsichtlich „Fahrradfreundlichkeit“ bewertet. Anschlüsse für Strom, Trinkwasser und Gas liegen bereits direkt am Plangebiet. Die Möglichkeit zur Entwässerung über einen Regenwasser- und Schmutzwasserkanal ist ebenfalls bereits in unmittelbarer Nähe vorhanden. Die Planung ist allerdings mit erheblichen Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und die Landschaft (Freiraumschutz) verbunden. Es wird eine Brachfläche mit z. T. ökologischem Wert und mögli- cher Bedeutung für den Artenschutz im LSG in Anspruch genommen. Die Umweltauswirkungen werden insgesamt als mittel eingestuft. Aufgrund der unmittelbaren Einfassung des Gebietes durch die angrenzende Wohnbebauung und der Orientierung der Wohnbauflächenbegrenzung an der vorhandenen Bebauung handelt es sich hier um eine städtebaulich sinnvolle Arrondierung. Auch erschließungstechnisch bietet der Standort Vorteile, so dass im FNP der Bereich als Wohnbaufläche ausgewiesen wird. Im Unterschied zum FNP-Vorentwurf erfolgt eine geringfügige Flächenvergrößerung aufgrund mitt- lerweile vorliegender Bebauungskonzepte. Die vorhandenen Bodenbelastungen wurden auf der Ebene der Bebauungsplanung gutachterlich untersucht. Im Ergebnis ist eine Wohnbebauung möglich. Im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung hat der Kreis Wesel in seiner Stellungnahme Bedenken geäußert aufgrund des in diesem Bereich festgesetzten Landschaftsschutzgebietes L40 "Bag- gersee bei Luit, am Jaspershof und bei Schwafheim mit Brachfläche bei Schwafheim". Aus Sicht des Kreises hat der Bereich qualitativ für die Erreichung der Schutzzwecke des Land- schaftsschutzgebietes eine besondere Bedeutung. Andererseits ist bei der Bewertung hinrei- chend zu berücksichtigen, dass der Bereich bisher ungeschützt war und erst durch die Neuauf- stellung des Landschaftsplans in das Schutzregime integriert worden ist. Laut Stellungnahme ist ein Zurücktreten des Landschaftsschutzes für diesen Bereich daher fachlich nur vertretbar, wenn die Darstellungen des FNP durch qualifizierte Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und Entwicklung sowie zur Erlebbarkeit der Landschaft (u.a. neue Wegeverbindung am Südrand dieser Wohnbaufläche) ergänzt werden. Dieser Anregung ist auf FNP-Ebene durch zeichneri- sche Ausweisung einer entsprechenden Fläche für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft Rechnung getragen worden. Als Vorgabe für die anschließende Bebauungsplanung ist darüber hinaus zu beachten, dass im Bereich dieser Maßnahmenfläche die Erlebbarkeit der Landschaft verbessert wird durch u.a. eine neue Fuß- wegeverbindung in diesem Bereich. Dies ist durch verbindliche Regelungen im Rahmen der nachfolgenden Bauleitplanung sicher zu stellen. Als erforderliche Ausgleichsmaßnahmen ist vorgesehen auf Ebene des Bebauungsplans im Bereich der südlich angrenzenden Flächen im Landschaftsplan vorgesehene Ziele umzusetzen.

Hinweis: Die im FNP-Vorentwurf ausgewiesene Fläche W 6.6 (Seeweg) wird als Ergebnis des Abwägungsprozesses nicht weiter dargestellt. Ebenso wird die Fläche W 6.2 (An der Cölve) aufgrund der nach wie vor vorhandenen, nicht entwidmeten Bahnflächen und der daraus resul- tierenden Immissionsproblematik nicht mehr als Wohnbaufläche dargestellt.

80 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Stadtbezirk Kapellen / Holderberg / Vennikel

W 7.2 Holderberg-Süd 1,53 ha Der Standort liegt im Innenbereich der Wohnbebauung um Bergheideweg, Holderberger Stra- ße, Bruchstraße und Grafschafter Rad- und Wanderweg. Der FNP (2007) stellt landwirtschaftli- che Fläche dar. Der Bereich wird derzeit größtenteils landwirtschaftlich genutzt, kleinere Berei- che sind private Gärten oder liegen brach. Lücken in der umgebenden Bebauung zur verkehrlichen Erschließung der Fläche sind gege- ben. Die Voraussetzungen für den Anschluss an das Versorgungsnetz mit Strom und Wasser sowie die Entwässerungsvoraussetzungen sind gut, auch ein Gasanschluss liegt in vertretbarer Entfernung. Eine Bushaltestellte ist in der Nähe vorhanden und aufgrund der Lage am Grafschafter Rad- und Wanderweg besteht auch eine gute Erreichbarkeit mit dem Fahrrad. Einzig aus siedlungsstruktureller Sicht ist die Entwicklungsfläche negativ zu beurteilen. Dem Standort mangelt es an nahe gelegenen sozialen Infrastrukturen: Der Kindergarten Holderberg wird vermutlich mittelfristig geschlossen werden, die Nahversorgung ist lediglich durch einen Hofladen gewährleistet. Die gute ÖPNV- und Radwegeanbindung kann dies nur teilweise kom- pensieren. Als Ergebnis der Umweltprüfung ist folgendes festzuhalten: Durch den Verlust von Grünland in der Streusiedlung Holderberg ergeben sich bedingt erhebliche Auswirkungen auf den Freiraum- schutz und den Boden. Die Erheblichkeit der Auswirkungen auf Kulturgüter ist zurzeit noch nicht abschließend einschätzbar. Die Umweltauswirkungen werden insgesamt als mittel einge- schätzt. Zur Minderung der Auswirkungen auf das Schutzgut Mensch ist im Rahmen der ver- bindlichen Bauleitplanung ein Grünstreifen entlang des Grafschafter Rad- und Wanderweges zu erhalten. Zudem sind mögliche Geruchsbelastungen im Rahmen der verbindlichen Bauleitpla- nung zu prüfen. Gem. Stellungnahme des Landschaftsverbands Rheinland (Amt für Boden- denkmalpflege) ist mit Blick auf eine mögliche Befunderwartung auf die §§ 15 und 16 Denkmal- schutzgesetz zu verweisen.

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 81 Vor dem Hintergrund eines sparsamen Umgangs mit Grund und Boden und aufgrund der guten Erschließungsmöglichkeiten bietet sich eine Verdichtung in diesem Innenbereich an, auch wenn hierdurch landwirtschaftliche Flächen in Anspruch genommen werden (siehe auch Kap. 3.3.6). Aufgrund der Größe der Fläche ist die landwirtschaftliche Nutzung ohnehin eingeschränkt. Der Notwendigkeit eines Spielplatzes bei Inanspruchnahme der Fläche wird über das entsprechen- de Symbol Rechnung getragen. Im Planungsprozess zur Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes vielfach diskutiert und im FNP-Vorentwurf entsprechend dargestellt wurde eine Flächenausweisung auch südlich des Grafschafter Rad- und Wanderweges bis zur Bebauung am Schwafheimer Weg. Allerdings scheitert die Flächendarstellung an den regionalplanerischen Vorgaben, denn gem. der landes- planerischen Stellungnahme der zuständigen Regionalplanungsbehörde – RVR95 ist in den zeichnerisch nicht dargestellten Ortsteilen (Ortsteile, die nicht im Regionalplan als ASB darge- stellt sind) die städtebauliche Entwicklung vor allem auf den Bedarf der ortsansässigen Bevöl- kerung auszurichten. Der RVR empfiehlt daher, im FNP zunächst nur den nördlichen Teil bis etwa zur Fahrradtrasse als Wohnbaufläche darzustellen. Dieser Teil kann unter Berücksichti- gung eines hohen Grünanteils als noch bedarfsgerecht i.S. des Eigenbedarfs angesehen wer- den. Im Rahmen des Aufstellungsverfahrens des Regionalplans Ruhr wird die Festlegung der gesamten Fläche als Allgemeiner Siedlungsbereich geprüft, so dass ggf. anschließend die bau- leitplanerische Entwicklung des südlichen Teils erfolgen kann.

W 7.3 Nieper Straße 3,50 ha Der Standort liegt unmittelbar nördlich der Nieper Straße, zwischen den beiden Siedlungsteilen Kapellen und Siedlung Achterathsfeld, einer in sich geschlossenen Bergarbeitersiedlung aus den 60er / 70er Jahren. Der Bereich ist im FNP (2007) als landwirtschaftliche Fläche ausgewie- sen und wird heute auch landwirtschaftlich genutzt. Nördlich grenzt eine bereits im FNP darge- stellte unbebaute Wohnbaufläche an, daran schließen Nahversorgungseinrichtungen an. Ge- mäß den Darstellungen des Regionalplans liegt der Standort im Übergang zwischen ASB (All- gemeiner Siedlungsbereich) und Regionalem Grünzug. Gem. Landesplanerischer Stellung- nahme der Regionalplanungsbehörde des Regionalverband Ruhr nach § 34 LPLG (1) bestehen gegen die Darstellung einer Wohnbaufläche in diesem Bereich keine Bedenken. Der Standort bietet positive Voraussetzungen aufgrund der nahe gelegenen Versorgungsein- richtungen, der guten Verkehrsanbindung, insbesondere auch ÖPNV und Fahrrad, und vertret- baren Entfernung zu Schule und Kindergarten. Auch die Erschließungsvoraussetzungen sind gegeben, die Nähe zum der Naherholung dienenden Landschaftsraum bietet weitere Standort- qualitäten. Im Rahmen der Entwurfserarbeitung wurde die Flächenausdehnung aufgrund der Anregung der Landwirtschaftskammer deutlich reduziert. Dabei wird nicht nur der gemäß Immissionsgutach- ten erforderliche Abstand von 304 m zum Schweinemastbetrieb eingehalten, sondern um auch künftig dem landwirtschaftlichen Betrieb noch Entwicklungsspielraum zu gewähren ein Abstand von ca. 400 m eingehalten. Im Rahmen der Umweltprüfung werden die Auswirkungen durch die Flächeninanspruchnahme insgesamt als mittel eingeschätzt: Die Inanspruchnahme von schutzwürdigen Böden im heuti- gen Freiraum ist mit erheblichen Auswirkungen auf den Boden sowie bedingt erheblichen Aus- wirkungen auf die Landschaft und das Klima verbunden. Zudem ist - in Abhängigkeit von der archäologischen Fundsituation - mit bedingt erheblichen möglicherweise auch mit erheblichen Auswirkungen auf das Schutzgut Kulturgüter zu rechnen. Zur Fläche W 7.3 wurde mit Schrei- ben des LVR vom 27.01.2017 bestätigt, dass hier eine Begehung durch die Abteilung Prospek- tion des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege (Grunderfassung) im Rahmen eines nachfolgen- den Bebauungsplanverfahrens ausreichend ist. Hier ist auf die daraus gegebenenfalls resultie- renden Einschränkungen im Sinne der §§ 1 Abs. 3, 3, 4, 9, 11 und 29 DSchG NRW hinzuwei- sen.

95 Regionalplanungsbehörde, Referat 15, Schreiben vom 13.06.2013 82 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Siedlungsstrukturell bietet eine Flächenentwicklung in diesem Bereich die Möglichkeit, die heu- tige räumliche und soziale Trennung zwischen der Siedlung Achterathsfeld und dem Ortskern zu überwinden und insbesondere auch die Wohnsituation in der Siedlung aufzuwerten. Mit ei- nem ergänzenden Wohnangebot für neue Nutzergruppen (u.a. junge Familien) kann der Über- alterung in Achterathsfeld entgegen gewirkt und mit Aufbruch der Monostrukturen insgesamt die Wohnqualität aufgewertet werden. Ein attraktives Wohnangebot ergänzt mit entsprechender Inf- rastruktur im Umfeld der bestehenden Bebauung wird auch positive Auswirkungen auf Be- standsimmobilien nach sich ziehen. Dies und die städtebauliche sowie erschließungstechnische Eignung begründet die Wohnbauflächenausweisung im FNP, auch wenn hierdurch landwirt- schaftliche Flächen in Anspruch genommen werden (siehe auch Kap. 3.3.6). Der Notwendigkeit eines Spielplatzes bei Inanspruchnahme der Fläche wird über das entsprechende Symbol Rechnung getragen. Bei einer angedachten gemeinsamen Flächenentwicklung mit der Fläche W 7.4 (siehe Kap. 5.11) ist aufgrund der Größe davon auszugehen, dass zur Bedarfsdeckung in diesem Gebiet mindestens zwei Spielplätze im Rahmen der Bebauungsplanung verortet wer- den müssen. Erfolgt eine Wohnflächenentwicklung zeitlich vor der Entwicklung der Fläche W 7.8 Neukirche- ner Straße, ist alternativ zur Entwicklung einer Kindertageseinrichtung im Bereich W 7.8 eine entsprechende Einrichtung im Bereich der Fläche W 7.3 zu errichten (vgl. auch Kap. 8.5.1).

W 7.5 Ringstraße 1,14 ha Der Standort 7.5 in Kapellen-Achterathsfeld liegt im südlichen Bereich des Wohnareals um die Ringstraße. Er ist im FNP (2007) als landwirtschaftliche Fläche ausgewiesen und wird heute auch landwirtschaftlich genutzt. Kindergarten, Grundschule und Nahversorgungseinrichtungen liegen in vertretbarer Entfernung, die ÖPNV-Anbindung und die Fahrraderreichbarkeit ist gewährleistet. Die Erschließungsvoraussetzungen sind bereits gegeben, Netzanschlüsse an die Ver- und Ent- sorgung liegen mit Ausnahme des Gasanschlusses unmittelbar am Plangebiet. Mögliche Beeinträchtigungen durch die in der Umgebung bestehenden landwirtschaftlichen Be- triebe können nicht ausgeschlossen werden und müssen auf Ebene der verbindlichen Bauleit- planung ggf. gutachterlich untersucht werden. Die Planung nimmt kleinflächig schutzwürdige Böden in Anspruch. Auf die übrigen Schutzgüter werden nur geringfügige Auswirkungen erwartet. Die Umweltauswirkungen werden insgesamt als gering eingestuft. Aufgrund der bestehenden Erschließung (Ringstraße) und der Lage zwischen der Wohnbebau- ung Ringstraße und den östlich angrenzenden Gemeinbedarfseinrichtungen ist der Standort gut für eine Wohnbauflächenentwicklung geeignet und wird daher als Wohnbaufläche ausgewie- sen. Aufgrund dieser Eignung auch im Vergleich zu sonstigen Standorten und der Bedarfssitua- tion wird an der Flächenausweisung festgehalten, auch wenn hierdurch landwirtschaftliche Flä- chen (siehe hierzu auch Kap. 3.3.6) und kleinflächig schutzwürdige Böden in Anspruch ge- nommen werden. Auch das Gesamtergebnis der Umweltprüfung mit insgesamt geringen Um- weltauswirkungen bekräftigt die Stadt Moers dabei in ihrer Abwägungsentscheidung. Der Not- wendigkeit eines Spielplatzes bei Inanspruchnahme der Fläche und gleichzeitiger Entwicklung der Fläche W 7.10 Schule Achterathsfeld wird über das entsprechende Symbol Rechnung ge- tragen.

W 7.6 Am Eulendyck- West / Wupperstraße 0,22 ha Der Standort befindet sich am südwestlichen Siedlungsrand der Siedlung Achterathsfeld und stellt eine Weiterführung der Bebauung entlang der Wupperstraße in nördliche Richtung dar. Im FNP (2007) ist der Bereich als Fläche für den Gemeinbedarf, Zweckbestimmung Schule und Spielplatz, ausgewiesen. Er ist jedoch heute nicht bebaut und liegt brach. Ein Bedarf für einen Schulstandort / eine Gemeinbedarfsfläche ist nicht mehr gegeben.

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 83 Die Erreichbarkeit von Kindergarten und wohnungsnahen Erholungsflächen ist positiv zu bewer- ten; die Grundschule liegt in vertretbarer Entfernung. Lediglich die Entfernung zu den Nahver- sorgungseinrichtungen ist mit über 1.000 m negativ zu beurteilen. Der lokale Erschließungsaufwand ist durch Weiterführung der Wupperstraße gering, die Entfer- nung zur nächsten Bushaltestelle mit ca. 300 m vertretbar. Die Fahrraderreichbarkeit ist gege- ben. Auch die Anschlüsse an Ver- und Entsorgung sind mit vertretbarem Aufwand herstellbar. Die ursprüngliche Planung war durch Verlust von Gehölzbeständen im nördlichen Teil mit Be- deutung für Pflanzen und Tiere sowie das Landschaftsbild mit insgesamt mittleren Umweltaus- wirkungen verbunden. Da die Baufläche im Norden entsprechend verkleinert und die Gehölze erhalten wurden, verbleiben nur geringfügige Auswirkungen. Städtebaulich ist aufgrund der Lage eine Bebauung in diesem Bereich zu befürworten. Sie stellt eine sinnvolle Ergänzung der bereits im FNP (2007) dargestellten Wohnbaufläche zwischen Orchideenstraße und Wupperstraße (W 7.7, siehe Kap. 5.11) und der bereits bestehenden Be- bauung entlang der Straße Am Eulendyck / Wupperstraße dar. Auch erschließungstechnisch sind durch Parzellierung und Teilherstellung der Erschließung (Baustraße) Vorbereitungen ge- troffen worden.

W 7.8 Neukirchener Straße 6,37 ha Der Standort liegt am westlichen Siedlungsrand von Kapellen, westlich der Neukirchener Straße und ist im FNP (2007) als Fläche für die Landwirtschaft ausgewiesen. Sie wird zurzeit landwirt- schaftlich genutzt. Im Norden und Osten befinden sich die Siedlungsbereiche, im Westen grenzt der Freiraum mit landwirtschaftlichen Flächen an. Der Standort ist im Regionalplan als ASB (Allgemeiner Siedlungsbereich) dargestellt. Kindergarten, Grundschule und Einkaufsmöglichkeiten befinden sich in fußläufig erreichbarer Nähe, durch den angrenzenden Landschaftsraum bietet der Standort auch ausreichend Gele- genheit zur wohnungsnahen Erholung. Der Standort liegt unmittelbar an der Neukirchener Straße (L 398) und ist daher hervorragend an das klassifizierte Straßennetz angebunden. Eine ÖPNV-Haltestelle befindet sich in vertretba- rer Entfernung. Als problematisch ist der fehlende Radweg entlang der Neukirchener Straße zu bewerten. Hier bestehen jedoch bereits Überlegungen, die Straße im Hinblick auf einen verbes- serten Fuß- und Radverkehr umzugestalten. Erschließungstechnisch ist der Aufwand im Ver- hältnis zur Flächengröße vertretbar. Ein Abwasserkanal liegt in vertretbarer Entfernung, Wasser- und Stromanschlüsse grenzen unmittelbar an den Standort. Ein Anschluss an das Gasnetz wird hingegen etwas mehr Auf- wand erfordern (Entfernung ca. 120 m). Beeinträchtigungen aufgrund des nahe gelegenen landwirtschaftlichen Betriebes sind nicht auszuschließen und daher im verbindlichen Bauleitplanverfahren ggf. gutachterlich zu untersu- chen. Die Planung ist aufgrund erheblicher Auswirkungen auf den Boden sowie bedingt erheblicher Auswirkungen auf Pflanzen und Tiere, das Klima, den Menschen (Erholung) und ein denkmal- geschütztes Ehrenmal mit insgesamt mittleren Auswirkungen verbunden. Die möglichen Aus- wirkungen auf das Fledermaus-Winterquartier im Keller des Ehrenmals sind in der verbindlichen Bauleitplanung durch entsprechende Abstände zu berücksichtigen. Ggf. sind vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen für den Steinkauz erforderlich. Gem. Stellungnahme des Landschafts- verbands Rheinland (Amt für Bodendenkmalpflege) ist mit Blick auf eine mögliche Befunderwar- tung auf die §§ 15 und 16 Denkmalschutzgesetz zu verweisen. Eine Wohnflächenentwicklung in diesem Bereich stellt eine Abrundung des Siedlungskörpers zwischen der Siedlung Stockrahmsfeld im Nordosten und der Siedlung um die Ehrenmalstraße im Süden dar. Aus städtebaulicher Sicht ist daher eine Flächeninanspruchnahme vertretbar. Die stark befahrene Neukirchener Straße stellt keine unüberwindbare Barriere dar, durch entspre- chende Umgestaltung / Schaffung einer Querungshilfe ist die Anbindung an den nördlich gele- genen Siedlungsbereich möglich. Der bei Inanspruchnahme notwendige Spielplatz ist durch das

84 Flächennutzungsplan der Stadt Moers entsprechende Symbol in der Grünfläche zwischen Wohnbaufläche und Ehrenmal dargestellt, eine genaue Verortung soll im Rahmen der Bebauungsplanung erfolgen. Möglicherweise sind zur Bedarfsdeckung in diesem Gebiet mindestens zwei Spielplätze im Rahmen der nachfolgen- den Bauleitplanung zu verorten. Ebenso ist bei einer Wohnbauflächenentwicklung in diesem Bereich ein Kindergarten einzuplanen und entsprechend im FNP ausgewiesen, da der mit neu- en Wohnflächen verbundene Bedarf an Kindergarten- und U3-Plätzen durch die vorhanden Ka- pazitäten der umliegenden Kindertagesstätten im Sozialatlasbezirk Kapellen voraussichtlich nicht gedeckt werden kann. Alternativ ist für die Ausweisung einer Kindertagesstätte auch der Bereich W 7.3 in Betracht zu ziehen und zwar in dem Fall, dass zunächst dort eine Wohnflä- chenentwicklung realisiert werden soll (vgl. auch Kap. 8.5.1). Im Rahmen der Entwurfserarbeitung ist die Wohnflächenausweisung u.a. aufgrund von erfolg- ten Nutzungsaufgaben nochmals deutlich zugunsten von Innenbereichspotenzialen reduziert worden. Die verbleibende Fläche stellt eine Abrundung des Siedlungskörpers zwischen der Siedlung Stockrahmsfeld und der Bebauung um den Bereich Ehrenmal dar. Ausschlaggebend für die Eignung der Fläche ist zudem die gute Erreichbarkeit von Sozialer Infrastruktur und Ein- kaufsmöglichkeiten. So werden bereits vorhandene Nutzungen / Infrastrukturen auch in Zukunft gestärkt bzw. erhalten und eine künftige verkehrs- aber auch ressourcenschonende Siedlungs- struktur begünstigt. In der kommunalen Abwägung hat sich die Stadt Moers daher trotz Inan- spruchnahme landwirtschaftlicher Flächen für die Flächenausweisung entschieden (siehe hier- zu auch Kap. 3.3.6).

W 7.996 nördlich Friedhof 0,69 ha Der Standort befindet sich nördlich des Friedhofes Kapellen unmittelbar an der Straße Im Bruckschefeld und war bislang als Friedhofserweiterungsfläche vorgesehen. Der Bereich ist überwiegend von Wohnnutzung geprägt. Im FNP (2007) ist der Bereich als Grünfläche, Zweck- bestimmung Friedhof, ausgewiesen. Aufgrund der aktuellen Bedarfsermittlung ist absehbar, dass die Fläche jedoch künftig nicht als Erweiterungsfläche für den Friedhof vorgehalten wer- den muss. Aufgrund der integrierten Lage ist die Erreichbarkeit von sozialen Infrastrukturen und woh- nungsnahen Erholungsflächen gegeben. Außerdem sind Nahversorgungseinrichtungen sowie das Zentrum Kapellen gut angebunden. Erschließungstechnisch sind aufgrund der Lage im In- nenbereich die erforderlichen Voraussetzungen gegeben. Restriktionen sind auf Ebene der Flä- chennutzungsplanung nicht erkennbar. Die Planung ist mit bedingt erheblichen Auswirkungen auf den Boden und mit geringfügigen Auswirkungen auf die übrigen Umweltschutzgüter verbunden. Die Umweltauswirkungen werden insgesamt als gering bewertet. Städtebaulich ist aufgrund der integrierten Lage eine Bebauung in diesem Bereich zu befürwor- ten. Durch die Ausweisung als Wohnbaufläche können Neudarstellungen bzw. die Inanspruch- nahme von Flächen im Frei- / Landschaftsraums nochmals reduziert werden. Die Entwicklung als Wohnbaufläche führt zudem zu einer Sicherung und Stärkung der Bestandsquartiere sowie zur Vermeidung von Verkehr. Der Bereich wird daher im FNP als Wohnbaufläche dargestellt.

W 7.10 Schule Achterathsfeld (0,74 ha) Der Standort W 7.10 in Kapellen-Achterathsfeld liegt an der Ringstraße. Im FNP (2007) ist die- ser Bereich als Fläche für Gemeinbedarf ausgewiesen. Sie beherbergt die Grundschule Ach- terathsfeld, deren Betrieb jedoch in den kommenden Jahren ausläuft. Im Süden befinden sich landwirtschaftliche Flächen. Ansonsten ist der Standort von Wohnbebauung umgeben, süd- westlich grenzt die Wohnbauflächen-Neudarstellung W 7.5 an. Kindergarten und Nahversorgungseinrichtungen liegen in vertretbarer Entfernung.

96 Im FNP-Vorentwurf wurde die Bezeichnung W 7.9 für den Standort der Kita in Holderberg genutzt. Da die Kita bis auf weite- res erhalten bleibt, ergibt sich hier kein neues Entwicklungspotential. Flächennutzungsplan der Stadt Moers 85 Die verkehrliche Erschließung, die ÖPNV-Anbindung und Fahrraderreichbarkeit sind gewähr- leistet. Netzanschlüsse an die Ver- und Entsorgung liegen unmittelbar am Plangebiet mit Aus- nahme des Gasanschlusses. Da es sich um die Nachnutzung einer bebauten Fläche handelt und die Voraussetzungen einer Bebauung nach § 34 BauGB gegeben sind, wurde eine detaillierte umweltfachliche Bewertung nicht durchgeführt. Aufgrund der bestehenden Erschließung und der Lage zwischen der Wohnbebauung und den Gemeinbedarfseinrichtungen ist der Standort hervorragend für eine Wohnbauflächenentwick- lung geeignet und wird daher als Wohnbaufläche ausgewiesen. Aktuell wird der Standort zur Unterbringung von Flüchtlingsunterkünften genutzt.

W 7.11 Bereich Ölkännchen 1,11 ha Der Standort befindet sich östlich der Bahnhofstraße unmittelbar am Freizeitpark Kapellen und wurde bislang überwiegend als Gewerbestandort genutzt. Nach Aufgabe der gewerblichen Nut- zung im nördlichen Bereich soll dieser Bereich als Wohnbaufläche dargestellt werden. Zur Ab- rundung wird auch ein geringer Teil der Grünfläche einbezogen. Im FNP (2007) ist der Bereich als Gewerbliche Baufläche und als Grünfläche, Zweckbestimmung Park, ausgewiesen. Bei der Fläche handelt es sich überwiegend um die Nachnutzung einer gewerblichen Fläche, welche unmittelbar im Bereich des Siedlungskörpers liegt und als Arrondierung zu betrachten ist. Durch die Lage ist die Erreichbarkeit von sozialen Infrastrukturen und wohnungsnahen Er- holungsflächen gegeben. Auch Nahversorgungseinrichtungen sowie das Zentrum Kapellens sind gut erreichbar. Erschließungstechnisch bieten die integrierte Lage sowie die ehemalige bauliche Nutzung gute Voraussetzungen zum Netzanschluss. Im Rahmen der verbindlichen Bauleitplanung wird ggf. eine Überprüfung auf Altlasten erforderlich sein. Nach jetzigem Kennt- nisstand ist davon auszugehen, dass die Altlastensituation auf Ebene der weiterführenden Pla- nungen regelbar ist. Weitere Restriktionen sind auf Ebene der Flächennutzungsplanung nicht erkennbar. Die Planung ist mit bedingt erheblichen Auswirkungen auf Pflanzen und Tiere und mit höchs- tens geringfügigen Auswirkungen auf die übrigen Schutzgüter verbunden. Die Umweltauswir- kungen werden insgesamt als gering eingestuft. Aufgrund der Lage und der Nachnutzung einer bereits überwiegend genutzten Fläche ist der Standort für eine Bebauung aus städtebaulicher Sicht geeignet. Die Ausweisung als Wohnbau- fläche führt zudem zu einer Reduzierung von Neudarstellungen bzw. der Inanspruchnahme von Flächen im Frei- / Landschaftsraums. Neben einer Vermeidung von Verkehr werden Bestands- quartiere gesichert und künftig gestärkt. Der Bereich wird im FNP daher als Wohnbaufläche dargestellt.

Hinweis: Die im FNP-Vorentwurf ausgewiesenen Fläche W 7.1 (Holderberg, Moerser Straße) und W 7.9 (Kindergarten Holderberg) sind mittlerweile bebaut bzw. als Kindergarten weiter ge- nutzt und werden dementsprechend nicht mehr als Neudarstellung beschrieben.

5.9 Rücknahmen und Anpassungen

5.9.1 Rücknahmen Im Rahmen des Planverfahrens wurden auch Wohnbaupotenziale aus dem FNP (2007), die bisweilen noch nicht entwickelt wurden, auf ihre künftige Eignung als Wohnstandort geprüft. Entspricht die Darstellung im FNP (2007) nicht mehr den aktuellen städtischen oder planeri- schen Zielen bzw. wurde im Abwägungsprozess nach Bewertung der städtebaulichen, erschlie- ßungstechnischen oder umweltplanerischen Kriterien eine geeignetere Fläche ermittelt, erfolgt eine Rücknahme dieser Baufläche. Die Rücknahmen haben Auswirkungen auf die Wohnbauflä-

86 Flächennutzungsplan der Stadt Moers chenbilanz (siehe Tabelle 12) und werden im Folgenden detailliert beschrieben. Sie sind außer- dem im Erläuterungsplan Nr. 3 Neudarstellungen entsprechend gekennzeichnet.

Stadtbezirk Utfort / Moers-Mitte

W 2.3 R Rathausallee / Winkelstraße (Bahndamm) 0,43 ha Der Standort befindet sich im nördlichen Siedlungsbereich des Sozialatlasbezirkes Utforts, un- mittelbar an der Stadtteilgrenze zu Eick gelegen. Der Bereich ist derzeit als Grünfläche genutzt, besonders im östlichen Bereich von dichten Baum- und Strauchwerk bestanden. Erschließungstechnisch bietet sich die bauliche Entwicklung der Fläche an. Problematisch sind allerdings die hier bestehenden Leitungsrestriktionen, insbesondere bedingt durch die beste- hende Mineralöl-Produktenpipeline (Schutzstreifenbreite 10 m). Städtebaulich ist eine bauliche Entwicklung als Weiterführung der Bebauung Rathausallee und Winkelstraße vertretbar, auch Einrichtungen der Sozialen Infrastruktur befinden sich in vertret- barer Entfernung. Allerdings ist siedlungsstrukturell auch eine Grünzäsur zwischen Eick und Ut- fort wohltuend und empfehlenswert (siehe hierzu auch Beschreibung des Standortes W 2.3 un- ter Kap. 5.11). Im Umweltbericht ist die Flächeninanspruchnahme wie folgt bewertet: Teilverlust einer mäßig strukturreichen Freifläche entlang eines ehemaligen Bahndamms im Siedlungsbereich (ein Ab- schnitt des Bahndamms bleibt erhalten) mit Lebensraumbedeutung für Pflanzen und Tiere so- wie Potenzial zur Entwicklung der einzigen durchgehenden Ost-West-Grünverbindung im Stadtgebiet (Biotopverbund, Mensch /Erholung). Insgesamt mittlere Auswirkungen, die bei Be- achtung der Empfehlungen (attraktive Gestaltung einer durchgehenden breiten Ost-West- Grünverbindung über den ehemaligen Bahndamm, möglichst weitgehender Erhalt der Gehölz- bestände im östlichen Teil, Umsetzung der Lärmminderungsmaßnahmen gem. Lärmaktionsplan für den angrenzenden Abschnitt der Rheinberger Straße) vermeidbar sind. Der Empfehlung aus der Umweltprüfung wurde daher Rechnung getragen und ein Teil der Flächendarstellung zu- rückgenommen.

W 2.4 R und W 4.6 R Rheinberger Straße -1,08 ha und -0,62 ha97 Die Fläche liegt am südlichen Siedlungsrand von Utfort in den Sozialatlasbezirken Utfort und Moers-Mitte. Der Bereich ist bewaldet und im Osten und Süden von Rheinberger und Rheurdter Straße begrenzt. Aufgrund besser geeigneter Standorte im Stadtgebiet wurde im Rahmen der planerischen Abwägung eine Wohnbauflächendarstellung in diesem Bereich zugunsten des Er-

97 Die Rücknahme wird aufgrund der Lage sowohl im Sozialatlasbezirk Utfort als auch in Moers-Mitte in der oben aufgeführten Flächenbilanz den jeweiligen Bezirken zugeordnet. Flächennutzungsplan der Stadt Moers 87 halts der Waldfläche zurückgenommen. Dies insbesondere vor dem Hintergrund des geringen Anteils an bewaldeten Bereichen im Stadtgebiet.

Stadtbezirk Asberg

W 5.2 R Essenberger Straße - 1,25 ha Der Standort liegt im Sozialatlasbezirk Asberg unmittelbar an der Bahntrasse zwischen Essen- berger und Asberger Straße. Die Fläche ist derzeit unbebaut und wird teilweise für Gärten ge- nutzt. Die umliegende Bebauung ist von individuellem Wohnungsbau geprägt. Im FNP (2007) ist der Bereich als Wohnbaufläche ausgewiesen. Erschließungstechnisch und städtebaulich ist eine Inanspruchnahme der Fläche vertretbar, allerdings ist aufgrund der Lage unmittelbar an der Haupteisenbahnstrecke mit immissionsschutzrelevanten Beeinträchtigungen zu rechnen. In der Umweltprüfung im Rahmen des FNP-Vorentwurfs wurde der Verlust dieser artenreichen Brache mit erheblichen Auswirkungen auf Pflanzen und Tiere bewertet. Darüber hinaus zerstört die Planung - im Zusammenwirken mit anderen Bauflächen - das Potenzial zur Entwicklung ei- ner klimawirksamen Grünverbindung östlich der Innenstadt. Auf die übrigen Schutzgüter sind nur vergleichsweise geringfügige Auswirkungen zu erwarten. Die Umweltauswirkungen werden insgesamt als mittel bis hoch beurteilt. Aus städtebaulicher Sicht wäre eine Beibehaltung der Flächendarstellung vertretbar, nach heu- tigem Kenntnisstand sind die immissionsschutzrechtlichen Voraussetzungen im Rahmen der nachfolgenden Planungen erfüllbar. Da die Fläche jedoch ein klimawirksamer Trittstein entlang der Bahntrasse im östlichen Innenstadtgebiet ist, erfolgte eine Rücknahme der Wohnbauflä- chendarstellung im Vorentwurf des FNP. Der Standort wurde im Rahmen der Entwurfserarbeitung vor dem Hintergrund der Bewertung von Innenpotenzialen und angemeldeter Bedarfe aus der umgebenden Nachbarschaft noch- mals detailliert betrachtet. Die Biotop- und Nutzungsstruktur der Fläche ist zweigeteilt: der hochwertiger gehölzbestandene Bereich befindet sich im Norden, der südliche Teil der Fläche ist als Brache im Staudenstadium gekennzeichnet. Die Umweltprüfung bei der Inanspruchnah- me der südlichen Teilfläche kommt zu folgendem Ergebnis: Die Planung ist durch den Teilver- lust einer Brachfläche mit bedingt erheblichen Auswirkungen auf das Schutzgut Pflanzen und Tiere verbunden. Weil der wertvollere Teil der Brachfläche erhalten bleibt und auf die übrigen

88 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Schutzgüter nur geringe Auswirkungen zu erwarten sind, ergeben sich insgesamt geringe Um- weltauswirkungen. Es bestehen hohe Lärmvorbelastungen durch die in Hochlage geführte, an- grenzende Bahnlinie. Da die städtebauliche Eignung nach wie vor gegeben ist, wird die Wohnbauflächendarstellung im südlichen Teil des Standortes daher beibehalten und die Rücknahme entsprechend verklei- nert (siehe hierzu auch Beschreibung des Standortes W 5.2 unter Kap. 5.11).

W 5.8 R Ferdinandstraße / Grenzstraße - 0,48 ha Im Sozialatlasbezirk Asberg, unmittelbar an der Grenze zu Duisburg befindet sich diese Fläche, die heute mit Wald bestanden ist. Im FNP (2007) ist der gesamte Bereich als Wohnbaufläche ausgewiesen. Für den unmittelbaren Bereich entlang der Grenz- und Ferdinandstraße besteht Baurecht nach § 34 BauGB, für den Restbereich ist jedoch aufgrund der forstwirtschaftlichen und stadtökologischen Bedeutung im waldarmen Stadtgebiet die Wohnbauflächendarstellung zurückgenommen und der Bereich als Wald dargestellt.

Stadtbezirk Schwafheim

W 6.8 R und W 6.3 R Düsseldorfer Straße / Altenheim Schwafheim - 0,61 ha und 0,39 ha Die Fläche am nördlichen Siedlungsrand von Schwafheim, östlich der Düsseldorfer Straße ist südlich von individuellem Wohnungsbau umgeben, die Fläche selbst ist bewaldet. Auch nördlich schließen weitere Waldflächen an, des Weiteren besteht hier das Seniorenzentrum St. Barbara. Die Fläche ist im FNP (2007) als Wohnbaufläche dargestellt. Im Rahmen der Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes wurde zunächst auf Ebene des Vorentwurfs die Flächendarstellung für einen Teilbereich als vertretbare Fortführung der Be- bauung entlang des Wohnstiches „Zur Schwafheimer Heide“ bestätigt, der östliche Teilbereich der Fläche ist als Gemeinbedarfsfläche ausgewiesen worden (Standort GB 6.1, siehe hierzu Kap. 8.11). Eine Inanspruchnahme der gesamten bis an die Düsseldorfer Straße heranreichen- den Wohnbaufläche wurde aufgrund der Verkehrsbelastungen Düsseldorfer Straße und dem im Vergleich zur Flächengröße unverhältnismäßigem Lärmschutz jedoch abgelehnt. Im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung zur Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes haben die zuständigen Fachbehörden Kreis Wesel und RVR auf die Bedeutung des Standortes als Teil der Waldfläche hingewiesen98. Aufgrund der allgemeinen Waldarmut des Stadtgebietes sollte eine Ausweisung als Baufläche komplett zurück genommen werden insbesondere auch vor dem Hintergrund, dass alternative Wohnbauflächen vorhanden sind. Im Rahmen der kom- munalen Abwägung hat man entschieden, dieser Anregung zur Sicherung des Waldbestandes und aufgrund der vorhandenen besser geeigneteren Alternativen Rechnung zu tragen. Die Flä-

98 Schreiben Kreis Wesel und Schreiben RVR vom 13.06.2013 / 04.12.2014

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 89 che wird bis zur Düsseldorfer Straße vollständig entsprechend der bestehenden Nutzung als Wald dargestellt.

5.9.2 Anpassungen Im Folgenden werden wesentliche Anpassungen der Darstellungen beschrieben. Im Unter- schied zu den oben beschriebenen Rücknahmen handelt es sich hierbei um Anpassungen der Flächendarstellung an den vorhandenen Bestand bzw. das vorhandene Planungsrecht ohne Auswirkungen auf die Wohnbauflächenbilanzierung. Eine Auflistung sämtlicher Veränderungen zwischen dem FNP (2007) und der Neuaufstellung ist der Liste im Anhang des Umweltberichtes zu entnehmen. In den nachfolgenden Abbildungen sind jeweils der FNP (2007) (links) und FNP- Entwurf (rechts) gegenübergestellt.

Bereich Liebrechtstraße / Trakehnenstraße / Grabenstraße

Eine größere Anpassung befindet sich im Bereich Liebrechtstraße / Trakehnenstraße / Graben- straße im Sozialatlasbezirk Utfort. Im FNP (2007) ist in diesem Bereich Gewerbliche Baufläche ausgewiesen. Inzwischen ist hier jedoch überwiegend Wohnbebauung entstanden. Aufgrund der bestehenden Situation wird der Bereich daher als Wohnbaufläche dargestellt.

Bereich Moers-Mitte, Greefstraße / Landwehrstraße Auch im Bereich der Greefstraße / Landwehrstraße in Moers-Mitte wird der Flächennutzungs- plan an die inzwischen entstandene gemischte Bebauung angepasst. Im FNP (2007) ist in die- sem Bereich ein Gewerbegebiet dargestellt.

90 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 91 Bereich Schwafheim-Mitte, Länglingsweg

Der Bereich Schwafheim-Mitte, Länglingsweg wird gemäß dem Bebauungsplan 120 der Stadt Moers dargestellt (2. FNP-Anpassung). Dieser setzt für ehemalige Gemeinbedarfsflächen ent- lang des Länglingsweges nun Mischgebiet fest. Südlich davon sind Gemeinbedarfsfläche (Kin- dergarten), Grünfläche und eine Verkehrsfläche (Parkplatz und Festplatz) festgesetzt (weitere FNP-Anpassungen siehe Kap. 1.4). Darüber hinaus sind im Rahmen der Neuaufstellung des FNP weitere kleine Anpassungen an die Bestandssituation im gesamten Stadtgebiet erfolgt, z.B. in den Bereichen Haldenstraße und Ueltgesforthof. Ferner wurde die Nutzung zahlreicher Gemeinbedarfsstandorte aufgegeben, so dass in städte- baulich integrierten Lagen ohne hohe Umweltbeeinträchtigungen wertvolle Entwicklungspoten- ziale entstanden sind, so z.B. im Bereich um das Alte Bergamt, Utfort, Neues Rathaus und Be- reiche um das ehemalige Landratsamt in Moers-Mitte, Schulstandort Justus-von-Liebig-Schule zwischen Kirschenallee und Ernst-Holla-Straße in Meerbeck (ehem. Standort W 3.3, siehe auch 3. FNP-Anpassung Kap. 1.4) und Schulstandort in Vennikel, evang. Gemeindezentrum Goe- benstraße in Vinn. Im Unterschied zu den aufgegebenen Schulstandorten W 3.6, W 3.7, W 4.7 und W 4.8 weisen diese hier beschriebenen Nutzungsaufgaben kein Wohnbaupotenzial im Sin- ne der vorbereitenden Bauleitplanung aus, da entweder die Vermarktung nach Anpassung des Planungsrechtes schon stattgefunden hat bzw. Planungsrecht nach § 34 BauGB besteht oder die Gemeinbedarfseinrichtungen bestehen bleiben und innerhalb der geänderten Gebietsaus- weisung (gemischte Baufläche oder Wohnbaufläche) auch zulässig sind.

92 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

5.10 Bilanz der Neudarstellungen

Die Gesamtbilanz der neuen Wohnbauflächen sowie der Rücknahmen zeigt die folgende Tabel- le:

neue Entwicklungsflächen Stadtbezirk Rücknahmen Wohnen anzu- anzu- Gesamt- Gesamt- Flächenbezeichnung Größe in ha rechnende Flächenbezeichnung rechnende größe größe Größe in ha Größe in Repelen W 1.1 Repelen, Friedhof / Hoher Weg 0,62 0,62 W 1.2 Repelen, Friedhof / An der Sandkull 2,08 2,08 2,70

Rheinkamp-Mitte / Eick / Utfort W 2.4R Rheinberger Straße -1,08 W 2.3R Rathausallee / Winkelstraße (Bahndamm) -0,43 -1,51

Meerbeck / Moers-Ost W 3.5 (M)* Meerbeck, Franz-Haniel-Straße 0,25 (0,13) W 3.6 Meerbeck, Taubenstraße 1,37 1,37

W 3.7 (M) Meerbeck, Römerstraße 1,57 0,78 2,15

Moers-Mitte / Vinn / Hülsdonk W 4.1 Hülsdonk, Zum Ueltgesforthof 0,57 0,57 W 4.6R Rheinberger Straße -0,62 -0,62 W 4.2 Moers-Mitte, Dr.-Hermann-Boscheidgen-Straße 1,51 1,51

W 4.6 Moers-Mitte, ehem. Union-Getränke 3,22 3,22 W 4.7 Moers-Mitte, ehem. Mercator-Kolleg 1,79 1,79

W 4.8 (M) Moers-Mitte, Hermann-Gmeiner-Berufskolleg 0,96 0,48 7,57

Asberg W 5.1 Asberg, Moeser-Heide 3,53 3,53 W 5.2R Essenberger Str. -1,25 W 5.9 Asberg, Trompeter Straße 0,70 0,70 4,23 W 5.8R Grenzstraße -0,35 -1,6

Schwafheim W 6.5 Schw afheim-Süd 6,17 6,17 GB 6.1 Erweiterung Gemeinbedarf -1,01 W 6.7 Schw afheim, Schw arzer Weg 0,80 0,80 6,97 W 6.8R Waldfläche Düsseldorfer Straße -0,61

W 6.3R Waldfläche Schwafheimer Heide -0,39 -2,01

Kapellen W 7.2 Holderberg 1,53 1,53 W 7.3 Kapellen, Nieper Straße 3,50 3,50

W 7.5 Kapellen, Ringstraße 1,14 1,14

W 7.6 Kapellen, Am Eulendyck-West / Wupperstraße 0,22 0,22

W 7.8 Kapellen, Neukirchener Straße 6,37 6,37

W 7.9 Kapellen, nördlich Friedhof 0,69 0,69

W 7.10* Kapellen, Schule Achterathsfeld 0,74 (0,74)

W 7.11 Kapellen, Bereich Ölkännchen 1,11 1,11 14,56

Summe 38,18 -5,74 Bilanz Neudarstellungen Wohn-/Mischbauflächen 32,44 *) Neudarstellungen sind bereits bebaut (Standorte für Flüchtlingsunterbringungen) Tabelle 12: Neudarstellungen und Rücknahmen der Wohnbauflächen und gemischten Bauflächen99

Im vorliegenden Entwurf sind insgesamt rund 38 ha Neudarstellungen an Wohnbauflächen / gemischten Bauflächen erfolgt. Gemischte Bauflächen werden in der Bilanz zu 50% berücksich- tigt. Demgegenüber stehen rund 6 ha an Rücknahmen, so dass sich in der Bilanz eine geplante Neudarstellung an Wohnbauflächen / gemischten Bauflächen von rund 32,44 ha ergibt. Stand- orte, die zurzeit als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden und längere Zeit nicht als Entwick- lungspotenzial dem Markt zur Verfügung stehen, wirken sich nicht auf die Bilanz aus (W 3.5, W 7.10). Im Ergebnis zeigt sich, dass ein Großteil des Neudarstellungsbedarfs im Bereich aufge- gebener Gemeinbedarfsflächen bzw. innerhalb des Siedlungszusammenhanges ausgewiesen ist und somit dem im Planungsprozess verankerten Grundsatz des sparsamen Umgangs mit Grund und Boden entspricht. Insbesondere im Bereich der heute bebauten Flächen ist aller- dings auch ein erhöhter Aufwand bei der Wohnflächenentwicklung zu erwarten, da diese Flä- chen oftmals mit Restriktionen verbunden sind. Bei größeren Neubaugebieten im „Außenbe- reich“ ist hingegen vielfach eine innere Durchgrünung vorgesehen, die jedoch erst auf Ebene des nachfolgenden Bebauungsplanverfahrens genau verortet werden kann. Die Überschreitung der von der Stadt im Rahmen des Planungsprozesses verankerten Zielzahl von 30 ha ist ange- sichts dieser Gegebenheiten sachgerecht.

99 Hinweis: nicht berücksichtigt in dieser Tabelle sind Anpassungen an die Bestandssituation und kleinere Flächenrücknah- men oder Änderungen < 0,2 ha Flächennutzungsplan der Stadt Moers 93 Da gemäß aktueller Rechtsprechung der geplante Standort W 6.5 nicht mehr als regionalplane- risch angepasst gewertet werden kann, wird er von der Darstellung ausgenommen (vgl. Kap. 1.4 und 5.8.2). Dementsprechend reduziert sich die Bilanz der Neudarstellungen um 6,17 ha auf nunmehr 26,27 ha. Mit Wirksamkeit des neuen Regionalplans Ruhr soll die Flächendarstel- lung im Wege einer Änderung nachgeholt werden.

5.11 Sonstige Wohnbauflächen und gemischte Bauflächen

Bis heute nicht in Anspruch genommene Wohnflächendarstellungen des FNP (2007), die auch weiterhin als Wohn- bzw. gemischte Baufläche dargestellt werden sollen und für die noch kein verbindliches Baurecht besteht, wurden im Zuge der Neuaufstellung ebenfalls einer Bewertung und Abwägung unterzogen100, die wesentlichen Ergebnisse werden hier zusammenfassend wiedergegeben. Das Ergebnis der Umweltprüfung ist ebenfalls zusammenfassend dargestellt. Die ausführliche Bewertung ist dem Umweltbericht101 zu entnehmen.

Stadtbezirk Repelen

W 1.3 An der Sandkull 0,36 ha Der Standort befindet sich am nördlichen Siedlungsrand von Repelen und ist allseits von Ein- familienhausbebauung umgeben und wird aktuell als Gartenland genutzt. Städtebaulich eignet sich die Fläche daher grundsätzlich zur Nachverdichtung. Einkaufsmöglichkeiten sind durch die Nähe zum Stadtteilzentrum Repelen gegeben, auch Kindergarten und Grundschule sind relativ gut erreichbar. Allerdings ist die Fläche nicht erschlossen, da lediglich von Norden zur Kühler- straße eine schmale Straßenparzelle freigehalten wurde. Hinsichtlich der unterbringbaren Wohneinheiten (ca. 5-6 Einfamilienhaus-/Doppelhausgrundstücke) stellt sich die Erschließung daher eher aufwendig dar, auch wenn der Anschluss an die Ver- und Entsorgungsleitungen gut bis vertretbar zu bewerten ist, da in der Kühlerstraße Leitungen und Kanäle vorhanden sind. Gem. der durchgeführten Umweltprüfung ist die Planung nur mit geringfügigen Auswirkungen auf die Schutzgüter verbunden. Aufgrund der integrierten Lage und städtebaulichen Eignung sowie dem Ergebnis der Umwelt- prüfung soll die Darstellung im Rahmen der Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes beibe- halten werden. Da jedoch die Fläche nicht erschlossen ist, ist auch zukünftig lediglich eine Nut- zung als Gartenland möglich.

100 Die detaillierten Bewertungen der städtebaulichen Kriterien finden sich in den jeweiligen Standortbewertungen: Standorteig- nungsprüfung, Planungsgruppe MWM, 30.05.2011 101 Ergebnis der Umweltprüfung, siehe Teil B der Begründung: Umweltbericht zur Offenlage gemäß Anlage zu § 2 Abs. 4 und § 2a BauGB, Anlage 1: Standortdossiers der Prüf- und Alternativflächen 94 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Stadtbezirk Rheinkamp-Mitte / Eick / Utfort

W 2.3 Rathausallee / Winkelstraße 1,84 ha Der Standort befindet sich im nördlichen Siedlungsbereich des Sozialatlasbezirkes Utforts, un- mittelbar an der Stadtteilgrenze zu Eick gelegen. Die Bebauung im Umfeld ist meist dem indivi- duellen Wohnungsbau zuzuschreiben, vereinzelt besteht auch Zeilenbebauung. Der Bereich ist derzeit als Grünfläche genutzt, besonders im östlichen Bereich von dichten Baum- und Strauchwerk bestanden. Erschließungstechnisch bietet sich die bauliche Entwicklung der Fläche an, es bestehen opti- male Voraussetzungen zum Anschluss an Ver- und Entsorgung, auch ist ein Anschluss an das Fernwärmenetz evtl. möglich. Problematisch ist allerdings die hier bestehenden Leitungsrestrik- tion, bedingt durch die bestehende Mineralöl-Produktenpipeline (Schutzstreifenbreite 10 m). Städtebaulich ist eine bauliche Entwicklung als Weiterführung der Bebauung Rathausallee und Winkelstraße sinnvoll, auch Einrichtungen der Sozialen Infrastruktur befinden sich in vertretba- rer Entfernung. Allerdings wird im Umweltbericht auch eine Grünzäsur zwischen Eick und Utfort empfohlen. Im Umweltbericht ist die Flächeninanspruchnahme wie folgt bewertet: Teilverlust einer mäßig strukturreichen Freifläche entlang eines ehemaligen Bahndamms im Siedlungsbereich (ein Ab- schnitt des Bahndamms bleibt erhalten) mit Lebensraumbedeutung für Pflanzen und Tiere so- wie Potenzial zur Entwicklung der einzigen durchgehenden Ost-West-Grünverbindung im Stadtgebiet (Biotopverbund, Mensch /Erholung). Insgesamt mittlere Auswirkungen, die bei Be- achtung der Empfehlungen (attraktive Gestaltung einer durchgehenden breiten Ost-West- Grünverbindung über den ehemaligen Bahndamm, möglichst weitgehender Erhalt der Gehölz- bestände im östlichen Teil, Umsetzung der Lärmminderungsmaßnahmen gem. Lärmaktionsplan für den angrenzenden Abschnitt der Rheinberger Straße) vermeidbar sind. Aufgrund der integrierten Lage und erschließungstechnischen Eignung sowie den Ergebnissen aus der Umweltprüfung wurde die Darstellung daher bestätigt mit der Vorgabe, dass im Rah- men der Detailplanung auf die Anlage eines Grünzuges zu achten ist. Die Darstellung im östli- chen Teilbereich wird entsprechend den Empfehlungen aus der Umweltprüfung zurückgenom- men und entsprechend Waldfläche ausgewiesen (siehe hierzu auch Beschreibung unter Kap. 5.9., Rücknahme W 2.3 R).

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 95 Stadtbezirk Meerbeck / Moers-Ost

W 3.1 Ziegelstraße 1,82 ha Der Standort befindet sich im südlichen Teil des Sozialatlasbezirkes Meerbeck, die Umgebung besteht zum großen Teil aus individueller Ein- und Mehrfamilienhausbebauung, vereinzelt auch Zeilenbebauung. Derzeit wird der Bereich als Fläche für Gärten genutzt. Städtebaulich und siedlungsstrukturell ist die Entwicklung der Fläche zu befürworten, da es sich um einen inte- grierten Standort handelt mit vertretbarer Erreichbarkeit der wichtigen Infrastrukturen. Auch er- schließungstechnisch ist eine bauliche Entwicklung geeignet, über die Ziegelstraße und den Wohnstich Römerstraße kann die Erschließung dieses Standortes erfolgen. Anschlussmöglich- keiten an das Wasser-, Strom- und Gasnetz befinden sich unmittelbar an das Plangebiet an- grenzend. Der Anschluss an das Entwässerungssystem kann mit vertretbarem Aufwand herge- stellt werden. Die Planung ist überwiegend mit geringfügigen Auswirkungen auf die Umwelt verbunden. Be- dingt erheblich ist der Verlust der Brache als potenzieller Erholungsraum und als Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Nach Abwägung und insbesondere der Tatsache, dass es sich um ein Innenentwicklungspoten- tial handelt, soll die Flächendarstellung daher bestätigt werden.

W 3.2 Cecilienstraße 2,37 ha Der Standort liegt im Bezirk Moers-Ost und grenzt unmittelbar an den Grünzug im Bereich der ehemaligen Bahntrasse an. Östlich befinden sich bebaute Bereiche mit Einfamilien- und Zwei- familienhäusern. Der Planbereich ist überwiegend als Gartenfläche dieser Wohnbebauung ge- nutzt. Der Standort ist als Abrundung der Bebauung um Cecilien-, Korn- und Eichenstraße für eine Entwicklung städtebaulich gut geeignet, der bestehende Grünzug muss dabei weitestgehend erhalten bleiben. Insbesondere die integrierte Lage mit ausreichend guter Erreichbarkeit der wichtigsten Infrastruktureinrichtungen sowie die Lage am Grünzug und die hierüber zu errei- chenden Naherholungsmöglichkeiten sind gute Voraussetzungen für eine hohe Wohnqualität an diesem Standort. Erschließungstechnisch befinden sich in unmittelbarer Nähe alle Ver- und Entsorgungstrassen, auch besteht voraussichtlich die Möglichkeit zum Anschluss an das Fern- wärmenetz. Allerdings ist eine Erschließung aktuell nur unter Inanspruchnahme eines Teils des Grünzugs möglich.

96 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Die Planung ist nur mit geringfügigen Auswirkungen auf die Umwelt verbunden. Die Darstellung ist daher zu erhalten. In der nachfolgenden Detailplanung ist die Erschließung unter weitestge- hender Wahrung des Grünzuges zu konzipieren.

Stadtbezirk Hülsdonk / Moers-Mitte / Vinn

W 4.3 Teutonenstraße 2,46 ha Der Standort liegt im Sozialatlasbezirk Vinn, nördlich der Fläche befinden sich gewerbliche Baustrukturen, das übrige direkte Umfeld besteht aus individuellem Wohnungsbau, in südlicher und westlicher Richtung auch z.T. Geschosswohnungsbau. Die Fläche kann als brach gefallene Grünfläche bezeichnet werden, vereinzelt gibt es noch gestaltete Gartenbereiche. Städtebaulich und siedlungsstrukturell ist eine Entwicklung als Wohnbaufläche sinnvoll. Eine Erschließung der Fläche ist über die Teutonenstraße möglich. Die Möglichkeit zur Entwäs- serung in einen Schmutzwasserkanal ist am Standort unmittelbar gegeben. Der Umgang mit dem Regenwasser muss in der Detailplanung geprüft werden, da ein Anschluss an den Re- genwasserkanal nicht unmittelbar vorhanden ist und die Versickerungseignung eventuell auf- grund einer Altlastenproblematik nicht gegeben ist. Der Anschluss an Wasser-, Strom- und Gasnetz ist ohne Probleme möglich. Die Planung ist aufgrund ihrer Lage in einem stark verdichteten Siedlungsbereich mit erhebli- chen Auswirkungen auf das Erholungspotenzial sowie bedingt erheblichen Auswirkungen auf das Stadtklima und auf Pflanzen und Tiere verbunden. Insgesamt ergeben sich mittlere Um- weltauswirkungen. Aufgrund der Auswirkungen auf das Stadtklima wird die Berücksichtigung klimawirksamer Maßnahmen in der verbindlichen Bauleitplanung empfohlen (z.B. Fassaden-, Dachbegrünung, aufgelockerte Bebauung, ausreichende Durchgrünung). Bei Berücksichtigung dieser Empfehlungen sind die Auswirkungen teilweise vermeidbar. In den Randbereichen wurde die Darstellung der gemischten Baufläche an die Abgrenzung des zentralen Versorgungsbereichs angepasst (siehe Kap. 7.3.2). Darüber hinaus wurde eine ent- sprechend dem städtebaulichen Konzept eine Grünfläche mit der Zweckbestimmung Parkanla- ge und Spielplatz (siehe Kap. 11.1 und 11.6) sowie eine Gemeinbedarfsfläche für den notwen- digen Kindergarten dargestellt (siehe Kap. 8.5.1). Insgesamt wird die Darstellung der überwiegenden Fläche als Wohnbaufläche bzw. Gemeinbe- darfsfläche beibehalten bzw. weiterhin angestrebt.

W 4.5 Weyerstraße 1,92 ha Der Standort liegt im Sozialatlasbezirk Hülsdonk, westlich der Repelener Straße, nördlich grenzt das Gewerbegebiet Hülsdonk an. Die Brachfläche weist heute vereinzelt Grünbestände und Gebäude auf. Städtebaulich ist eine Innenverdichtung in diesem Bereich sinnvoll, allerdings ist

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 97 aufgrund der Nähe zum Gewerbeareal mit immissionsschutzrechtlichen Beeinträchtigungen zu rechnen, die durch Gliederung der Fläche und weitere Maßnahmen im Rahmen der verbindli- chen Bauleitplanung nach heutigem Kenntnisstand beherrschbar sind. Aus siedlungsstrukturel- ler Sicht eignet sich dieser Standort insbesondere aufgrund der Nähe zur Innenstadt mit dem hier vorhandenen Versorgungsangebot und sozialen und kulturellen Einrichtungen. Auch aus erschließungstechnischer Sicht bestehen keine Bedenken oder Restriktionen. Die Planung ist aufgrund bedingt erheblicher Auswirkungen auf mehrere Schutzgüter (Tiere, Pflanzen, biologische Vielfalt; Wasser; Klima / Luft) mit mittleren Umweltauswirkungen verbun- den. Angesichts der städtebaulichen Eignung soll die Flächendarstellung gemischte Baufläche bei- behalten werden.

Stadtbezirk Asberg

W 5.2 Essenberger Straße 0,83 ha Der Standort liegt im Sozialatlasbezirk Asberg unmittelbar an der Bahntrasse zwischen Essen- berger und Asberger Straße. Die Fläche ist derzeit unbebaut und wird teilweise für Gärten ge- nutzt. Die umliegende Bebauung ist von individuellem Wohnungsbau geprägt. Im FNP (2007) ist der Bereich als Wohnbaufläche ausgewiesen. Erschließungstechnisch und städtebaulich ist eine Inanspruchnahme der Fläche sinnvoll, allerdings ist aufgrund der Lage unmittelbar an der Haupteisenbahnstrecke mit immissionsschutzrelevanten Beeinträchtigungen zu rechnen. Der Standort wurde im Rahmen der Entwurfserarbeitung vor dem Hintergrund der Bewertung von Innenpotenzialen und vorgebrachten Anregungen nochmals detailliert betrachtet. Die Bio- top- und Nutzungsstruktur der Fläche ist zweigeteilt: der hochwertige gehölzbestandene Be- reich befindet sich im Norden, der südliche Teil der Fläche ist als Brache im Staudenstadium gekennzeichnet. Die Umweltprüfung kommt für den Fall einer Inanspruchnahme der südlichen Teilfläche zu folgendem Ergebnis: Die Planung ist durch den Teilverlust einer Brachfläche mit bedingt erheblichen Auswirkungen auf das Schutzgut Pflanzen und Tiere verbunden. Weil der wertvollere Teil der Brachfläche erhalten bleibt und auf die übrigen Schutzgüter nur geringe Auswirkungen zu erwarten sind, ergeben sich insgesamt geringe Umweltauswirkungen. Es be- stehen hohe Lärmvorbelastungen durch die in Hochlage geführte angrenzende Bahnlinie. Aufgrund der städtebaulichen Eignung und dem Ergebnis aus der Umweltprüfung soll die Wohnbauflächendarstellung im südlichen Teil des Standortes daher beibehalten werden (siehe hierzu auch Beschreibung unter Kap. 5.9., Rücknahme W 5.2 R).

98 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

W 5.4 Friemersheimer Straße 1,30 ha Der Standort liegt im Sozialatlasbezirk Asberg, südlich der A 40 und ist im FNP (2007) als Wohnbaufläche dargestellt. Es handelt sich um einen unbebauten Innenbereich, der heute als Gartenfläche der angrenzen- den Wohngrundstücke genutzt wird. Aus städtebaulicher Sicht ist die Flächenentwicklung somit gut geeignet, auch erschließungstechnisch bietet sich der Standort an, Anschlüsse an Ver- und Entsorgungsleitungen sind in unmittelbarer Nähe vorhanden. Allerdings bestehen Nachteile aufgrund der fehlenden Nahversorgung und Entfernung zu den Infrastruktureinrichtungen. Auch die Vorbelastungen durch die nahe gelegene Autobahn und L 237 wirken sich negativ auf die Eignung als Wohnstandort aus. Die Leitungstrasse (110 KV) schränkt die bauliche Nutzung weiter ein. Die Planung ist aufgrund bedingt erheblicher, ggf. auch erheblicher Auswirkung auf Kultur- und Sachgüter (römischer Siedlungsbereich) sowie bedingt erheblicher Auswirkungen auf weitere Schutzgüter insgesamt mit mittleren Umweltauswirkungen verbunden. Aus diesem Grund fand bereits im Jahr 2012 eine Beteiligung des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege statt. Es wurde aufgrund der Bedeutung der Fläche für die archäologische Denkmalpflege zwar mit Schreiben vom 07.09.2016 eine Klärung der archäologischen Situation mittels qualifizierter Prospektion gefordert. Allerdings kann diese auf Ebene der verbindlichen Bauleitplanung erfolgen, wie mit Schreiben des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege vom 28.06.2017 bestätigt wurde. Gem. § 1 Abs. 3 des Gesetzes zum Schutz und zur Pflege der Denkmäler im Lande Nordrhein-Westfalen (Denkmalschutzgesetz - DSchG) sind bei öffentlichen Planungen und Maßnahmen die Belange des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege angemessen zu berücksichtigen. Die für den Denkmalschutz und die Denkmalpflege zuständigen Behörden sind frühzeitig einzuschalten und so mit dem Ziel in die Abwägung mit anderen Belangen einzubeziehen, dass die Erhaltung und Nutzung der Denkmäler und Denkmalbereiche sowie eine angemessene Gestaltung ihrer Um- gebung möglich sind. Dies sowie die ggf. resultierenden Einschränkungen gem. §§ 3, 4, 9, 11 und 29 DschG sind im Weiteren zu berücksichtigen.

Aufgrund der Lage im Siedlungsgefüge und der städtebaulichen und erschließungstechnischen Eignung wird die Darstellung beibehalten.

W 5.5 Essenberger Straße / Bergstraße 1,13 ha Der Wohnstandort W 5.5 ist im heutigen Flächennutzungsplan bereits als Wohnbaufläche aus- gewiesen und befindet sich im rückwärtigen Bereich einer Wohnbebauung. Heute ist die Fläche überwiegend unbebaut und wird als Gartenland genutzt. Erschließungstechnisch steht einer Flächeninanspruchnahme nichts entgegen, auch städtebaulich ist eine Innenentwicklung sinn- voll. Im Vergleich mit den anderen Standorten ist die Erreichbarkeit wichtiger Infrastrukturein- richtungen und Nahversorgungsangebote jedoch nur mittelmäßig. Die Planung ist nur mit geringfügigen Auswirkungen auf die Umwelt verbunden. Im Ergebnis der städtebaulichen und umweltfachlichen Bewertung soll die Darstellung daher erhalten bleiben.

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 99 Stadtbezirk Kapellen / Holderberg / Vennikel

W 7.4 Nieper Straße - Nord 1,96 ha Der Standort 7.4 ist im heutigen Flächennutzungsplan als Wohnbaufläche dargestellt. Derzeit befinden sich hier landwirtschaftliche Flächen. Aufgrund der vorhandenen und in den letzten Jahren ausgebauten Nahversorgung in diesem Bereich ist siedlungsstrukturell eine Wohnbau- flächenentwicklung zu befürworten, eine Entwicklung dieser nur rund 1 ha großen Fläche ist städtebaulich jedoch aufgrund des fehlenden Siedlungszusammenhanges nicht sinnvoll. Daher ist die Flächenentwicklung im Zusammenhang mit der Neubaufläche W 7.3 zu bewerten (siehe Kap. 5.8.2). Beide Flächen stellen gemeinsam betrachtet eine städtebaulich und erschließungs- technisch geeignete sowie siedlungsstrukturell besonders wünschenswerte Entwicklung dar. Dies vor allem aufgrund der Lage unmittelbar an der Nieper Straße, zwischen den beiden Sied- lungsteilen Kapellen – Dorf und Siedlung Achterathsfeld, einer in sich geschlossenen Bergar- beitersiedlung aus den 60er/70er Jahren. Siedlungsstrukturell bietet eine Flächenentwicklung in diesem Bereich die Möglichkeit, die heutige räumliche und soziale Trennung zwischen der Sied- lung und dem Hauptort zu reduzieren. Mit einem ergänzenden Wohnangebot kann der Überal- terung in Achterathsfeld entgegen gewirkt und mit Aufbruch der Monostrukturen insgesamt die Wohnqualität aufgewertet werden (siehe hierzu Ausführungen im Kap. 5.8.2, W 7.3). Darüber hinaus bietet der Standort positive Voraussetzungen aufgrund der nahe gelegenen Versorgungseinrichtungen, der guten Verkehrsanbindung, insbesondere auch ÖPNV und Fahr- rad, und vertretbarer Entfernung zu Schule und Kindergarten. Auch die Erschließungsvoraus- setzungen sind gegeben, die Nähe zum der Naherholung dienenden Landschaftsraum bietet weitere Standortqualitäten. Aufgrund der Nähe zum Stadtteilzentrum ist die Fläche besonders auch für nicht mobile Bevölkerungsgruppen, z.B. für Senioren geeignet. Die Belange des in der Nähe befindlichen landwirtschaftlichen Betriebes wurden im Rahmen der Neuausweisung der Fläche W 7.3 (Kap. 5.8.2) detailliert betrachtet und entsprechend be- rücksichtigt, so dass Immissionsbeeinträchtigungen im Bereich der hier beschriebenen Fläche nicht zu erwarten sind. Die Planung nimmt schutzwürdige Böden in Anspruch und ist mit bedingt erheblichen Auswir- kungen auf den Achterathsheidegraben verbunden. Die Umweltauswirkungen werden insge- samt als mittel eingestuft. Im Ergebnis soll die Wohnbauflächendarstellung erhalten bleiben. Im Rahmen der weiterfüh- renden Planung sind Maßnahmen zur Vermeidung von Auswirkungen auf den Achterathshei- degraben (Entwässerung, Bauphase) zu berücksichtigen.

W 7.7 Wupperstraße 1,33 ha Der Standort befindet sich am südwestlichen Siedlungsrand der Siedlung Achterathsfeld und stellt eine Weiterführung der Bebauung entlang des Wohngebietes „Am Eulendyck“ in nördliche

100 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Richtung dar. Städtebaulich ist daher eine Bebauung in diesem Bereich als Arrondierung zwi- schen dem bestehenden Wohngebiet und der Siedlung Achterathsfeld zu befürworten. Auch er- schließungstechnisch sind durch Teilherstellung der Erschließung Wupperstraße (Baustraße) und Lage an der Orchideenstraße und Geranienstraße die Voraussetzungen gegeben. Die Planung ist aufgrund erheblicher Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und den Boden sowie bedingt erheblicher Auswirkungen auf die Landschaft insgesamt mit mittleren Umweltauswir- kungen verbunden. Aufgrund der städtebaulichen und erschließungstechnischen Eignung und den Ergebnissen der Umweltprüfung soll die Wohnbauflächendarstellung erhalten werden.

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 101 6. GEWERBLICHE BAUFLÄCHEN Die wirtschaftlichen Belange einer Stadt hängen primär von den strukturellen Entwicklungen und Veränderungen der ansässigen Betriebe, aber auch den externen Faktoren wie allgemeine wirtschaftliche Trends und konjunkturelle Rahmenbedingungen ab. Wichtig ist in diesem Zu- sammenhang auch die Betrachtung der regionalen Entwicklungen im Umfeld von Moers, insbe- sondere im Zusammenhang mit den Nachbarstädten Kamp-Lintfort, Neukirchen-Vluyn und Rheinberg, die sich zur gemeinsamen Wirtschaftsförderung wir4 zusammengeschlossen haben. Für den Wirtschaftsstandort Moers ist die Flächenvorsorge eine wichtige Ausgangsgröße einer möglichen und notwendigen wirtschaftlichen Entwicklung der Kommune. Hierzu gehören auch ausreichende und geeignete Standorte für die Ansiedlung, aber auch für eventuell notwendige Umsiedlungen von Gewerbebetrieben im Stadtgebiet. Wesentliches Ziel im Rahmen der Flächennutzungsplanung ist daher die Bereitstellung ausrei- chender Gewerbe- und Industriestandorte zur Stärkung der Wirtschaftsstruktur in der Region und Sicherung von Arbeitsplätzen. Hierfür erfolgt eine Datenanalyse, an die sich eine Bedarfs- prognose und die Erläuterung der Standorte für Neudarstellungen anschließen.

6.1 Wirtschaftscharakteristik, Betriebsstruktur

Die künftigen Planungserfordernisse werden wesentlich durch die Beschäftigungsstruktur, die Arbeitszahlen und die vorhandenen Reserveflächen bestimmt.

6.1.1 Datenbasis Die Analysen wurden auf Datenbasis der Beschäftigungszahlen des IT.NRW (Landesdaten- bank), der Bundesanstalt für Arbeit und der Stadt Moers erstellt. Als Auswertungszeitraum wer- den hier die Jahre 2004 bis 2013 herangezogen. Da sich die Daten des IT.NRW überwiegend auf den Zensus 2011 stützen, können Zeitreihen hier jedoch nur bis in die Jahre 2010/2011 zu- rückgeführt werden. Um die erfassten Daten und städtebaulichen Zusammenhänge in ihrer räumlichen Auswirkung darstellen und Vergleiche sowie Planungsrückschlüsse für Teilräume ziehen zu können, wird die kleinräumige Gliederung der Sozialatlasbezirke zugrunde gelegt. Zudem werden einige Da- ten dem Kreis Wesel und dem Land Nordrhein-Westfalen gegenübergestellt, um abweichende Entwicklungen in Moers zu erfassen. Dieser Vergleich basiert allerdings auf Daten des IT.NRW mit dem Stichtag 30.06. des jeweiligen Jahres und weist zudem eine differenziertere Branchen- aufteilung nach der Klassifikation der Wirtschaftszweige gemäß der Ausgabe 2008 (WZ 2008) auf.

6.1.2 Wirtschaftliche Rahmenbedingungen Die Stadt Moers ist geprägt durch eine heterogene Wirtschaftsstruktur aus mittelständigen Be- trieben, Großgewerbe und Industrie. Zusätzlich sind im Stadtgebiet Moers viele Verwaltungen und Dienstleistungen angesiedelt als Folge der Funktion als Mittelzentrum und einwohner- stärkster Kommune im Kreis Wesel. Als Gewerbe- und Verwaltungsstandort übernimmt die Stadt neben der Versorgung der eigenen Bevölkerung auch Versorgungsfunktionen für benachbarte Kommunen.

102 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

6.1.3 Beschäftigungsstruktur in Moers Die Beschäftigungszahl liegt absolut im Jahr 2013 bei 29.187102 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten103 im Stadtgebiet Moers, hiervon sind 51,83 % männliche Beschäftigte und 48,17 % weibliche Beschäftigte. Zwischen 2008 und 2013 ist eine Steigerung um 462 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (28.725 im Jahr 2008, 29.187 im Jahr 2013 = 1,61 %) festzustellen104. Nach Klassifikation der Wirtschaftszweige gemäß der Ausgabe 2008 (WZ 2008) gibt es die ge- ringsten Beschäftigungszahlen von 2013 in den Branchen Land- und Forstwirtschaft (23). Die höchsten Zahlen zeigen die Branchen Handel, Gastgewerbe (7.389) und sonstige Dienstleis- tungen (15.414).105

2008 2009 2010 2011 2012 2013 A Land- und Forstwirtschaft, 25 23 24 22 21 23 Fischerei B-F Produzierendes 5.988 5.961 5.986 6.242 6.305 6.237 Gewerbe G-I Handel, Gastgewerbe, 8.341 7.793 7.802 8.180 8.226 7.389 Verkehr

J-U Sonstige 14.362 14.326 15.035 15.278 14.384 15.414 Dienstleistungen Wirtschaftsbereiche WZ 2008 der ohne Angabe 9 2 1 0 120 124 Insgesamt 28.725 28.105 28.848 29.722 29.056 29.187

Tabelle 13: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Wirtschaftsabschnitten (WZ 2008) Quelle: IT.NRW, Stichtag: 30.06, eigene Darstellung

6.1.4 Beschäftigungsstruktur Vergleich Kreis Wesel - NRW Im Vergleich zum Kreis Wesel und Land NRW, deren Zahlen deutlich zunehmen, steigen die Beschäftigungszahlen in der Stadt Moers im Zeitraum 2008 bis 2013 nur geringfügig um 1,61 % an. Die Zunahmen im Kreis Wesel betragen 7,83 % und im Land NRW 5,34 %.

2008 2013 Differenz Differenz in % Land NRW 5.798.424 6.108.033 309.609 5,34 Kreis Wesel 114.276 123.229 8.953 7,83 Stadt Moers 28.725 29.187 462 1,61

Tabelle 14: Vergleich Beschäftigungszahlen (WZ 2008) Land, Kreis, Stadt 2008 - 2013 Quelle: IT.NRW, Stichtag: 30.06, eigene Darstellung

Der Vergleich der Branchenstruktur auf Stadt-, Kreis- und Landesebene (siehe nachfolgende Abbildung) bezieht sich auf den Stichtag 30.06. des Jahres 2013.

102 IT.NRW, Stichtag: 30.06.2013 103 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte: Arbeitnehmer einschließlich der zu ihrer Berufsausbildung Beschäftigten (Auszu- bildende u.a.), die kranken-, rentenversicherungspflichtig und/oder beitragspflichtig sind zur Arbeitslosenversicherung. Die Gruppe der Beamten, Selbstständigen und geringfügig Beschäftigten ist hierin nicht erfasst. 104 IT.NRW, Stichtag: 30.06.2013 und der 30.06.2008 105 IT.NRW, Stichtag: 30.06.2013 Flächennutzungsplan der Stadt Moers 103 0,08

Stadt Moers 21,37 25,32 52,81

0,78

Kreis Wesel 30,48 24,98 43,63

0,49

Land NRW 28,95 22,71 47,83

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Anteil in %

A Land- und Forstwirtschaft, Fischerei B-F Produzierendes Gewerbe G-I Handel, Gastgewerbe, Verkehr J-U Sonstige Dienstleistungen

Abbildung 20: Vergleich Hauptbranchen in % Land – Kreis – Stadt Quelle: IT.NRW, Stand: 30.06.2013

Die Branchen Land- und Forstwirtschaft, Fischerei und Produzierendes Gewerbe sind in der Stadt Moers verglichen mit dem Kreis Wesel weniger stark ausgeprägt. Dagegen sind die Be- reiche Handel, Gastgewerbe, Verkehr und Sonstige Dienstleistungen in Moers stärker ausge- bildet als im Kreis Wesel. Dies belegt die bereits oben erläuterte Funktion von Moers im regio- nalen Kontext.

6.1.5 Arbeitslose Arbeitslosenquoten werden von der Agentur für Arbeit nur für Kreise und kreisfreie Städte ermit- telt. Für kreisangehörige Städte wie Moers liegt diese Vergleichszahl nicht vor. Für einen Ver- gleich im Kreis Wesel sind außerdem nur die aktuellsten Zahlen Januar 2015 greifbar. Die Geschäftsstelle Moers der Agentur für Arbeit Wesel liefert eine Arbeitslosenquote lediglich gemeinsam für die Städte Moers und Neukirchen-Vluyn . Im Januar 2015 lag diese bei 8,9 %, die Arbeitslosenquote für den Kreis Wesel lag zum gleichen Zeitpunkt bei 7,8 %.106 Für das Jahr 2013 waren im Gebiet der Geschäftsstelle 5.486 Personen arbeitslos gemeldet. Dies bedeutet gegenüber dem Dezember 2005 ein Rückgang von 498 Arbeitslosen (2005: 5.984 Personen ohne Beschäftigung). Auch die Wirtschaftsstruktur in Moers profitierte somit von der in Deutschland in den vergangenen Jahren zu verzeichnenden leicht ansteigenden Konjunktur. In den Jahren von 2008 und 2011 lag die Zahl der arbeitslos gemeldeten Personen zeitweise sogar unter dem Wert 5.000107.

106 Internetseite Kreis Wesel; www.Kreis-Wesel.de; Arbeitslosenstatistik, Stand: Januar 2015; 06.05.2015, Geschäftsstelle Dinslaken: Dinslaken, Hünxe, Voerde (7,6%), Geschäftsstelle Kamp-Lintfort: Kamp-Lintfort, Rheinberg, Alpen (7,3%), Hauptagentur Wesel: Wesel, Hamminkeln, Schermbeck, , Xanten (7,3%) 107 Statistik der Bundesagentur für Arbeit; Arbeitsmarktreport Agentur für Arbeit Wesel, Stand: jeweils Dezember 2005 - 2013 104 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

7000

6000 5.482 5.984 5.327 5.285 5.168 5.486 5000 5.026 4.865 4.280 4000

3000

2000

1000

Anzahl Anzahl Arbeitslose 0 Dezember Dezember Dezember Dezember Dezember Dezember Dezember Dezember Dezember 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

Abbildung 21: Entwicklung Arbeitslosenzahlen Dezember 2005 – 2013 Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit; Arbeitsmarktreport Agentur für Arbeit We- sel, eigene Darstellung

6.2 Wirtschaftsstruktur in Moers

Die Wirtschaftsstruktur in Moers wird maßgeblich von dem Dienstleistungssektor, dem Handel und dem Verarbeitenden / Produzierenden Gewerbe geprägt. Heute sind vor allem mittelständi- sche Unternehmen und Einrichtungen der öffentlichen Hand im Stadtgebiet Moers angesiedelt (vgl. hierzu auch Abbildung 20). Nach Schließung der Schachtanlagen Rheinpreußen (1990) und Pattberg (1993) ist die ehemals stark dominierende Branche Bergbau vollständig aufgege- ben worden. Als zugehörige Verwaltungseinrichtung bestand bis Ende 2008 noch das Bergamt Moers108.

Die Entwicklung der einzelnen Branchen auf Basis der WZ 2008 in den vergangenen Jahren ist folgender Grafik zu entnehmen:

108 Bergamt Moers ist eine von 5 Außenstellen der Abteilung 6 Bergbau und Energie in NRW. Die Abteilung Bergbau und Energie ist als Bergbehörde landesweit für den Bergbau in NRW zuständig und nimmt Aufgaben im Bereich der Energie- wirtschaft wahr. Hauptaufgaben sind die Grubensicherung sowie der Arbeits- und Gesundheitsschutz in den Bergbaugebie- ten. Flächennutzungsplan der Stadt Moers 105 18000

16000

14000

12000

10000

8000

6000

4000

2000

0 2008 2009 2010 2011 2012 2013

A Land- und Forstwirtschaft, Fischerei B-F Produzierendes Gewerbe G-I Handel, Gastgewerbe, Verkehr J-U Sonstige Dienstleistungen

Abbildung 22: Entwicklung der Wirtschaftsbranchen (WZ 2008) in Moers 2008 und 2013 Quelle: IT.NRW, Stichtag: 30.06, eigene Darstellung

Mit Ausnahme des Dienstleistungssektors zeigen alle Branchen eine eher konstante oder ab- nehmende Tendenz. Die Gründe für die positive Entwicklung des Dienstleistungssektors in Mo- ers liegen in der starken Stellung der Stadt als Mittelzentrum und den damit verbundenen Ver- sorgungsfunktionen, die Moers teilweise auch für die umliegenden Kommunen übernimmt. Im Handelssektor zeigt sich zusammenfassend für die Stadt Moers mit einer Abnahme von ca. 952 Beschäftigten in 6 Jahren ein eher negativer Trend. Das Produzierende Gewerbe zeigt in Moers einen eher konstanten Trend. Die Rückgänge der Beschäftigten in einzelnen Branchen stehen mit den allgemeinen konjunkturellen Entwicklungen in direktem Zusammenhang.

6.3 Pendlerbewegungen

Daten zu den Pendlerbewegungen sind nur eingeschränkt verfügbar109. Die Auswertung der bestehenden Statistiken zeigt jedoch, dass die Pendlerbewegungen in den letzten Jahren stetig gestiegen sind. Diese Entwicklung geht auf mehrere Faktoren zurück. Insbesondere auf die Veränderungen der Raumstrukturen und Suburbanisierung von Wohnen, Gewerbe und Handel, auf das Wirt- schaftswachstum, den steigenden Wohlstand und die zunehmenden Flächenansprüche für alle wesentlichen Nutzungsarten, auf die Massenmotorisierung und die gestiegene PKW- Verfügbarkeit sowie die Veränderungen der Produktions- und Distributionsstrukturen.110 Moers zählt am 30.06.2013 insgesamt 55.798 Ein-/Auspendler, 25.777 Personen pendeln nach Moers ein, 30.021 Personen zählen zu den Auspendlern. Es ist also ein negatives Pendlersaldo

109 Die Grundlagenermittlung im Rahmen des FNP-Vorentwurfs stütze sich auf die städtischen Daten 1997 – 2007, die aktuell nicht weiter verfügbar sind. Daher erfolgt im Rahmen der Entwurfserstellung der Rückgriff auf die Daten von IT.NRW, die al- lerdings nur für die Jahre 2006-2008 und ab 2010 verfügbar sind. 110 aus: Demographische Entwicklung – Schrumpfende Stadt, Bericht für die Sitzung des IlS-Beirates am 13. Februar 2002, Hrsg. Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung des Landes Nordrhein-Westfalen (ILS), Dortmund 106 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

(-4.244) vorhanden. Es wohnen mehr Menschen in Moers und arbeiten außerhalb, als Men- schen, die außerhalb wohnen und in Moers arbeiten.111

30000

28000

26000

24000

22000

20000 30.06.2010 30.06.2011 30.06.2012 30.06.2013

Berufseinpendler (Tagespendler) Berufsauspendler (Tagespendler)

Abbildung 23: Entwicklung Pendlerzahlen der Stadt Moers von 2010 - 2013 Quelle: IT.NRW, Stichtag: 30.06, eigene Darstellung

Viele der Pendlerbewegungen 2013 finden zwischen Moers und den umliegenden größeren kreisfreien Städten bzw. den Kommunen innerhalb des Kreises Wesel statt. Die stärksten Ver- flechtungen bestehen mit Duisburg (6.394 Einpendler / 9.195 Auspendler), gefolgt von den Nachbarkommunen Kamp-Lintfort (2.614 Einpendler / 1.760 Auspendler), Neukirchen-Vluyn (2.494 Einpendler / 1.504 Auspendler) und Rheinberg (2.093 Einpendler / 1.508 Auspendler), siehe auch Abbildung 24.

111 IT.NRW, Stichtag: 30.06.2013 Flächennutzungsplan der Stadt Moers 107

Abbildung 24: Pendlerbewegungen 2013 Quelle: IT.NRW, Stichtag: 30.06, eigene Darstellung

Betrachtet man nur die kreisangehörigen Kommunen, ist die Zahl der Einpendler nach Moers in der Regel höher als die der Auspendler von Moers in die kreisangehörigen Nachbarstädte.112 Vor Stilllegung der Zeche Bergwerk West, welche auch Arbeitsstätte für viele Moerser war, hat- te Kamp-Lintfort ebenfalls diese Sonderstellung inne. Mit der Zechenschließung sind neben den Auswirkungen auf die Pendlerbeziehungen insbesondere auch wegfallende Arbeitsplätze für die Moerser verbunden. Umso wichtiger ist für die Region, Ersatzarbeitsplätze anbieten zu können. Nun sind es v.a. die kreisfreien Städte im Umkreis wie Duisburg, Düsseldorf und Krefeld, die für die Moerser Bürger interessante Arbeitsplätze bieten. Insbesondere zur Nachbarkommune Du- isburg besteht eine starke Arbeitsplatzorientierung mit deutlichem negativen Pendlersaldo. Betrachtet man die Entwicklung der Pendlerbewegungen über die letzten Jahre 2010 bis 2013, steigen sowohl die Zahl der Auspendler (in Moers wohnen – außerhalb arbeiten) und die Zahl der Einpendler (in Moers arbeiten – außerhalb wohnen) über den Zeitraum. Das vorhandene negative Pendlersaldo ist aber über denselben Zeitraum geringer geworden, da die Zahl der Einpendler stärker steigt als die der Auspendler. Dies bedeutet, dass Moers verstärkt als Ar-

112 IT.NRW, Stichtag: 30.06.2013 108 Flächennutzungsplan der Stadt Moers beitsstandort aufgesucht wird und dass innerhalb des Kreises Wesel mehr Menschen nach Mo- ers einpendeln als auspendeln.113

6.4 Schwerpunkte aktueller Gewerbe- / Industrieansiedlung

Mit Ende des Steinkohlebergbaus in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde der Schwerpunkt auf die Förderung des Dienstleistungssektors und die Ansiedlung von Klein- und Mittelstandsunternehmen gelegt, um die wegfallenden Arbeitsplätze aus der Montanindustrie zu kompensieren.114 Den Strukturwandel verträglich zu vollziehen, ist auch heute noch Ziel der Wirtschaftsförderung in Moers. Die Stadt Moers verfügt heute über mehrere Gewerbeareale. Als letztes großes Gewerbegebiet entstand 1997 der Grafschafter Gewerbepark Genend, ein gemeinschaftliches Modellprojekt der Städte Kamp-Lintfort, Moers, Neukirchen-Vluyn und Rheinberg. Mit dem interkommunalen Gewerbepark wurde Ende 2000 auch die gemeinsame Wirtschaftsförderung wir4 der vier Kommunen gegründet. Ziel der wir4 Wirtschaftsförderung ist, die Region über ihre Grenzen hinaus bekannt zu machen und durch neue Ansiedlungen zu stärken. Aufgaben wie die Entwicklung neuer Gewerbeflä- chen, Akquisition, Vermittlung/Verkauf der Gewerbeflächen, Informationen / Hilfe bei Fördermit- teln sowie Werbung und Regionalmarketing werden seit Gründung der wir4 nun grenzüber- schreitend bearbeitet. Wir4 beschränkt sich hierbei nicht nur auf die kommunalen Flächen, son- dern bezieht die Möglichkeiten der großen Flächenanbieter der Region in die Vermarktung mit ein.115 Im Folgenden werden die einzelnen Gewerbe- und Industriestandorte der Stadt Moers kurz be- schrieben.

Gewerbestandort Grafschafter Gewerbepark Genend (BP Nr. 400) Dieser Standort, ein interkommunaler Gewerbepark der Städte Kamp-Lintfort, Moers, Neukir- chen-Vluyn und Rheinberg (Modellcharakter für NRW), liegt unmittelbar an der A 57. Auf einer Gesamtfläche von ca. 110 ha gliedern 50 ha als Grünfläche das Gebiet. Die Fläche dieses in- terkommunalen Gewerbeparks liegt hauptsächlich auf Moerser und teilweise auf Neukirchen- Vluyner Stadtgebiet und stellt die Erweiterung des Gewerbegebietes Genend (siehe unten) in westliche Richtung dar. Die Ansiedlung erfolgte ab dem Jahr 1998. Auf dem modernen Gelände sind Bürogebäude und Betriebe angesiedelt. Freie Gewerbeflä- chen im Stadtgebiet sind heute fast ausschließlich im Grafschafter Gewerbepark Genend vor- handen. Die im Grafschafter Gewerbepark Genend bestehenden noch nicht in Anspruch ge- nommenen Gewerbeflächen werden vom RVR aufgrund der Sondersituation des mit der massi- ven Zechenschließung Ende der 1980er Jahre einhergehenden Arbeitsplatzverlustes und des daraus resultierenden kurzfristigen Ersatzbedarfes nicht als Reserveflächen angerechnet. Dementsprechend werden die hier erfolgten Flächenverbräuche jedoch auch im Rahmen der Neuaufstellung des Regionalplans bei der Ermittlung des Bedarfs nicht berücksichtigt. Heute sind noch ca. 18,9 ha116 verfügbar. Im FNP (2007) ist der Bereich als Gewerbegebiet (GE) mit einem hohen Anteil an Grünflächen ausgewiesen.

113 IT.NRW, Stichtag: jeweils der 30.06. 114 Thorsten Kamp, Leitlinien für die städtebauliche Entwicklung von Moers, Diplomarbeit, Universität Dortmund, Fakultät Raumplanung, Dezember 1997, S. 62 ff 115 Wir4, Städtekooperation zur Stärkung der Wirtschaftsregion, erhalten am 03.11.2008 116 Siedlungsflächenreserven Gewerbe im Rahmen des ruhrFis - Flächeninformationssystem Ruhr, Erhebung der Siedlungsflä- chenreserven und Inanspruchnahme 2014 Flächennutzungsplan der Stadt Moers 109

Abbildung 25: Lage der Gewerbegebiete im Stadtgebiet Moers

110 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Technologiepark Eurotec Der Technologiepark Eurotec entstand seit 1991 auf dem Gelände der 1990 geschlossenen Schachtanlage Rheinpreußen in Meerbeck. Im FNP (2007) ist das Gebiet als Industriegebiet (GI) dargestellt. Der Bereich (ca. 28 ha) gliedert sich in die Bereiche Eurotec-Center (die ehe- maligen Bergwerksgebäude) und den Eurotec-Park und war als Standort für Dienstleistungs-, Forschungs- und Serviceunternehmen geplant. Die Labor- und Büroflächen des Eurotec- Centers sind vor allem Existenzgründern, jungen Unternehmen und Einrichtungen mit dem Schwerpunkt Aus- und Weiterbildung vorbehalten. 117 Seit 2008 sind nach Aussagen der Wirt- schaftsförderung wir4 keine freien Flächen mehr verfügbar.

Industriepark Moers / Pattberg Die Entwicklung des Gebietes erfolgte im Bereich der ehemaligen Schachtanlage Pattberg. 1995 sind die meisten Gebäude der Schachtanlage beseitigt worden.118 Das Gebiet ist im FNP (2007) als Industriegebiet (GI) ausgewiesen. Das ca. 53 ha große Industriegebiet befindet sich unmittelbar am Autobahnkreuz Kamp-Lintfort, nördlich der BAB 42 innerhalb des Stadtbezirkes Repelen und verfügt über einen eigenen Gleisanschluss mit einer direkten Verbindung an das DB-Netz und den Rheinhafen Duisburg- Homberg. Gem. ruhrFIS119 stehen heute noch 5,8 ha Reserveflächen zur Verfügung.

Gewerbegebiet Hülsdonk (teilweise BP Nr. 140 und Nr. 104 b) Das Gewerbegebiet Hülsdonk im nördlichen Teil des Stadtbezirks ist planungsrechtlich in den Bebauungsplan Nr. 140 (Gewerbegebiet Hülsdonk-Nord) und Bebauungsplan Nr. 104b (Ge- werbegebiet Am Schürmannshütt) unterteilt. Das Areal weist entsprechend der planungsrechtlichen Vorgaben Bereiche auf, die eher ge- werblich geprägt sind als auch Bereiche, die vorwiegend industrielle Nutzungen aufweisen. Der nördliche Bereich ist im FNP (2007) als Gewerbliche Baufläche (G) ausgewiesen, im südlichen Teil ist überwiegend Gewerbegebiet (GE) dargestellt, einige wenige Flächen sind als Industrie- gebiet (GI) dargestellt.

Gewerbegebiet Franz-Haniel-Straße / Hochstraß / Scherpenberg (BP Nr. 37) Das 27 ha große Gewerbegebiet Hochstraß in Meerbeck, das sich im Bereich der Schachtanla- ge Rheinpreußen IV befindet, ist heute fast vollständig bebaut. Der Besatz ist durch gewerbli- che Betriebe unterschiedlicher Art, aber auch durch zahlreiche Einzelhandelsbetriebe, insbe- sondere großflächigen Einzelhandel charakterisiert. Die unter Industriedenkmalschutz gestellten sanierten Gebäude der Zeche Rheinpreußen verleihen dem Gebiet ein besonderes Ambien- te.120 Im FNP (2007) ist dieser Bereich als Gewerbegebiet (GE) dargestellt, es erfolgt im Rah- men der Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes eine Anpassung an den bestehenden Ein- zelhandelsbesatz durch Ausweisung von Sondergebieten (siehe hierzu Kap. 0).

Gewerbegebiet Genend (BP Nr. R9) und Genend-Süd (BP Nr. 399) Das Gewerbegebiet Genend, unmittelbar angrenzend an den Grafschafter Gewerbepark Gen- end, stellt ein typisches Gewerbegebiet dar. Der Bestand ist geprägt durch Kleingewerbe und Autohäuser. Die Betriebe sind beidseits der Kamper Straße angeordnet, über die zügig das Au- tobahnkreuz Kamp-Lintfort erreichbar ist. Es bestehen zwei Bebauungspläne in diesem Bereich (Bebauungsplan Nr. R 9 Rheinkamp und Bebauungsplan Nr. 399).

117 Thorsten Kamp, Leitlinien für die städtebauliche Entwicklung von Moers, Diplomarbeit, Universität Dortmund, Fakultät Raumplanung, Dezember 1997, S. 86 118 Ebenda, S. 95 119 ruhrFis - Flächeninformationssystem Ruhr, Erhebung der Siedlungsflächenreserven und Inanspruchnahme 2014, Regional- verband Ruhr, Mai 2015 120 Stadt Moers, Wirtschaftsförderung, Standort Moers Wirtschaft & Tourismus Flächennutzungsplan der Stadt Moers 111 Chemiewerk Meerbeck im Bereich des ehem. Sasol- Werkes Unmittelbar an den Technologiepark Eurotec grenzt das Industriegebiet um den ehem. Indust- riekonzern Sasol an, der seit 1936 im Stadtgebiet Moers existiert und mittlerweile Sitz eines Chemieunternehmens ist, das zu den führenden Herstellern sauerstoffhaltiger Lösemittel in Eu- ropa zählt. Dieser Bereich ist im FNP (2007) als Industriegebiet (GI) ausgewiesen. Es handelt sich um einen sog. „Seveso-Betrieb“ (Betriebsbereich nach der 12. BImSchV), so dass zu schutzbedürftigen Bereichen und Nutzungen ein entsprechender Abstand einzuhalten ist (siehe hierzu Kap. 3.3.4). Östlich des Betriebes besteht bereits im FNP (2007) eine betriebsgebundene Reservefläche, die auch weiterhin – wie auch kleinere Teilflächen nördlich der Bahnanlangen – zur Gewährleis- tung künftiger Entwicklungsmöglichkeiten im Rahmen der Neuaufstellung bestätigt werden. Die Flächen zeichnen sich durch eine gute Verkehrserschließung bei gleichzeitig geringem Konflikt- potential mit angrenzenden immissionsempfindlichen Nutzungen aus. Da für eine Betriebser- weiterung nur Flächen unmittelbar an das Werksgelände angrenzend in Frage kommen, stehen Alternativen zur Schaffung der erforderlichen Entwicklungsmöglichkeiten im Stadtgebiet nicht zur Verfügung. An der Flächendarstellung der Reserveflächen wird daher auch weiterhin fest- gehalten. Der überwiegende Teil der östlichen Erweiterungsfläche ist mit Forstpflanzen bestockt und gem. Schreiben der zuständigen Behörde Landesbetrieb Wald und Holz NRW im Rahmen der früh- zeitigen Beteiligung als Wald im Sinne des Bundeswaldgesetzes einzustufen. Bei Inanspruch- nahme dieser Fläche sind Ersatzaufforstungen anzulegen.121 Der Nachweis erfolgt im nachfol- genden Planverfahren.

Gewerbegebiet Lohmannsheide (BP R 11) Das Gewerbegebiet Lohmannsheide grenzt unmittelbar an die Stadt Duisburg an und liegt in di- rekter Nachbarschaft zum Industriegebiet Meerbeck im Bereich des ehem. Sasol-Werkes. Durch die schnelle Anbindung an die A42 ergeben sich insbesondere für Zulieferer und Logisti- ker optimale Standortbedingungen.122 Es handelt sich um ein Gewerbegebiet mit kleinen und mittelgroßen Betrieben. Im FNP (2007) ist dieser Bereich als Gewerbegebiet (GE) dargestellt. Der Bebauungsplan R 11 (1. Änderung) setzt ebenfalls Gewerbegebiet (GE) fest.

Sonstige Gewerbegebiete im Stadtgebiet Auch im sonstigen Stadtgebiet sind vereinzelt Anhäufungen größerer Gewerbeeinheiten anzu- treffen wie z. B. im Bereich Moers-Mitte um die Rheinberger, Klever, Baerler und Bismarckstra- ße oder auch in Kapellen im Bereich der Industriestraße. Im südlichen Bereich zwischen Vinn und Asberg konzentrieren sich einige Gewerbebetriebe um den Güterbahnhof Moers (BP 55). Das Gewerbegebiet Altenbruchstraße / An der Cölve liegt im südlichen Stadtgebiet im Sozialat- lasbezirk Schwafheim. Das Stadtgebiet Duisburg grenzt unmittelbar an, ein geringer Bereich entlang der Straße An der Cölve befindet sich auf Duisburger Stadtgebiet. Hier sind überwie- gend kleine und mittelgroße Betriebe vorhanden. Im FNP (2007) ist dieser Bereich als Gewer- begebiet (GE) ausgewiesen mit einem entsprechenden Hinweis zur Wahrung gesunder Wohn- und Arbeitsverhältnisse aufgrund angrenzender Wohnnutzungen im Rahmen des verbindlichen Bauleitplanverfahrens. Die Darstellung als Gewerbegebiet wird beibehalten. Der noch im FNP (2007) erfolgte Hinweis auf das Erfordernis von entsprechenden Festsetzungen oder Gliede- rungen auf Ebene der verbindlichen Bauleitplanung wird im Rahmen der Neuaufstellung nicht mehr verfolgt. Die Gebiete sind bereits vollständig bebaut oder es bestehen Bebauungspläne mit entsprechenden Festsetzungen. Für Neuausweisungen erfolgt eine entsprechende Ein- schätzung der Immissionssituation im Kap. 6.7.

121 Landesbetrieb Wald und Holz NRW, Regionalforstamt Niederrhein, Schreiben vom 11.01.2013 122 Internetseite der Stadt Moers, www.moers.de, 29.05.2008 112 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

6.5 Reserveflächen

Die Voraussetzungen für wirtschaftliche Aktivitäten im Stadtgebiet werden maßgeblich von der Verfügbarkeit von Flächen bzw. ihrer Nutzbarkeit für Gewerbe- und Industrieunternehmen be- stimmt. Die aktuelle Situation in Moers zeigt, dass lediglich ca. 10 ha123 kurzfristig verfügbare und planungsrechtlich gesicherte Gewerbeflächen vorhanden sind. Für die zukünftige wirt- schaftliche Entwicklung sind die verfügbaren Flächenpotenziale somit nicht ausreichend. Auch im Industrie- und Gewerbeflächenkonzept124 für den Kreis Wesel wird bestätigt, dass ausrei- chende Potenziale für den Erhalt eines gesunden Branchenmixes und der Expansionsmöglich- keit bereits bestehender, vor allem mittelständisch geprägter Unternehmen vorgehalten werden müssen. Dies auch vor dem Hintergrund, dass die Möglichkeit des Ausbaus sozialversiche- rungspflichtiger Beschäftigung in den Innenstadtbereichen und auf Mischflächen, anders als in den Ballungszentren, am Ballungsrand nicht in gleicher Weise gegeben ist125. Insgesamt be- steht in Moers mit Stand 01.01.2014 ein Anteil von 15,6 ha anrechenbaren Nettoreserveflächen Gewerbe, die sich wie folgt verteilen: Repelen Industriegebiet Moers / Pattbergstraße (§34 ca. 5,84 ha BauGB) Genend-Süd (BP) ca. 8,00 ha Genend-Ost (BP) ca. 0,90 ha Hülsdonk Gewerbegebiet Hülsdonk (BP) ca. 0,35 ha Kapellen Gewerbegebiet Kapellen-Mitte (BP) ca. 0,50 ha

Gesamt Nettoreserveflächen Gewerbe ca. 15,6 ha

Tabelle 15: Nettoreserveflächen Gewerbe nach ruhrFIS 2014

Von diesen 15,6 ha sind 10,3 ha sofort verfügbar (bis zu 2 Jahren), 0,3 ha mittelfristig verfügbar (bis 5 Jahre) und 4,9 ha langfristig verfügbar.

6.6 Flächenbedarfsberechnung

Die Diskussion über den Gewerbeflächenbedarf auf Ebene der vorbereitenden Bauleitplanung stellt sich oft als komplexes Thema dar. Anders als die Entwicklung der Wohnbevölkerung lässt sich die Gewerbeentwicklung nur schwer prognostizieren. Im Flächennutzungsplanverfahren soll die zukünftige gewerbliche Entwicklung für Moers so abgeschätzt werden, dass zukünftige Flächenengpässe vermieden und auf der anderen Seite der Landschaftsverbrauch durch zu große Flächenausweisungen vermieden werden. Die vom Regionalverband Ruhr (RVR) vorgegebene Methodik zur Ermittlung der künftigen Bedar- fe an gewerblichen Bauflächen basiert auf dem Gewerbe- und Industrieflächen-Prognose-Modell GIFPRO126.

6.6.1 Gewerbeflächenbedarfsprognose nach GIFPRO Die Basis für die Ermittlung des künftigen Bedarfs an Gewerbeflächen ist die GIFPRO- Berechnungsmethode. Dabei wird das Berechnungsmodell des Instituts für Landes- und Stadt- entwicklungsforschung NRW (ILS) aus dem Jahr 1987 an aktuelle Rahmenbedingungen ange- passt. Die Regionalplanungsbehörde RVR wendet eine hinsichtlich der Zahl der Gewerbeflä-

123 Gem. Steckbrief Flächenreserven Moers, Siedlungsflächenreserven Gewerbe, Regionalverband Ruhr, Stand 01.01.2014 124 Industrie- und Gewerbeflächenkonzept für den Kreis Wesel, Dezember 2014, Kreis Wesel – Der Landrat, 18.02.2016 125 vgl. Industrie- und Gewerbeflächenkonzept für den Kreis Wesel, Dezember 2014, Kreis Wesel – Der Landrat, 18.02.2016, S. 39 126 Bauer M., Bonny, H.-W.: Flächenbedarf von Industrie und Gewerbe – Bedarfsberechnungen nach GIFPRO-; Schriftenreihe Landes- und Stadtentwicklungsforschung des Landes NRW, Bd. 4.035; Dortmund 1987 Flächennutzungsplan der Stadt Moers 113 chenbeanspruchenden Beschäftigten und Mobilitätsquoten angepasste Berechnungsmethode an. Die einzelnen Parameter (siehe Tabelle 16) werden im Folgenden erläutert127: Die Ausgangsgröße für die Prognose des zukünftigen Gewerbeflächenbedarfs ist die Zahl der gewerbeflächennachfragende Beschäftigten. Darunter fallen alle sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der Wirtschaftsabteilungen Verarbeitendes Gewerbe und des Baugewerbes. An- teilig werden Beschäftigte der folgenden Wirtschaftsabteilungen berücksichtigt: Handel (50 %), Verkehr- und Nachrichten (40 %) sowie die 10 % der restlichen Dienstleistungsbeschäftigten. Zusätzlich werden die Arbeitslosen (AL) in den betreffenden Wirtschaftsabteilungen anteilig be- rücksichtigt. Eine Reduzierung der Arbeitslosigkeit um 50 % im Planungszeitraum wird ange- nommen. Die gewerbeflächennachfragende Beschäftigten werden in der Berechnung mit 13.735 Personen angegeben. Der Bedarf an zusätzlichen gewerblichen Bauflächen resultiert vor allem aus den Bedarfskom- ponenten Neuansiedlungsbedarf und Verlagerungsbedarf. Im Rahmen von empirischen Un- tersuchungen wurde analysiert, wieviel qm Gewerbefläche in den vergangenen Jahren durch gewerbeflächenbeanspruchende Beschäftigte benötigt wurden. Der durchschnittliche Neuan- siedlungsbedarf wird dabei auf der Basis des Landesdurchschnitts auf 0,3 % pro Jahr und der Verlagerungsbedarf auf 0,7 % pro Jahr festgelegt. Mit Hilfe der Flächenkennziffer, die dem Raumtyp angepasst wird und zwischen 200 und 275 qm pro Beschäftigten schwankt, wird der landesplanerische Grundbedarf ermittelt. Bei der Ermittlung der Raumtypen wird davon ausge- gangen, dass die Flächenkennziffern durch die intensive Flächennutzung im hochverdichteten Ballungskern am geringsten und bedingt durch eine extensivere Flächennutzung in den ländlich strukturierten Städten und Gemeinden am höchsten ist. Für die Stadt Moers wird eine Flächen- kennziffer von 225 qm angenommen. Aus diesen Daten wird der Neuansiedlungsbedarf berechnet. Dieser beträgt für Moers 139.062 qm. Der Verlagerungsbedarf berücksichtigt, dass durch die Verlagerung von Betrieben innerhalb des Gemeindegebietes Flächen freiwerden, die von anderen Betrieben nachgenutzt werden. Daher wird ein Anteil von 25 % vom Verlagerungsbedarf abgezogen. Der Verlagerungsbedarf für Moers beträgt 243.359 qm. Der Nettogrundbedarf wird ermittelt aus der Summe von Neuansiedlungs- und Verlagerungs- bedarf abzgl. eines Erschließungsanteils. Für Moers liegt dieser bei 31,9 ha. Der zusätzliche Nettogewerbe- und Industrieflächenbedarf ergibt sich wie folgt: Auf den Nettogrundbedarf werden zum einen Flächenbedarfe für nicht störendes Gewerbe und Dienst- leistungen zugeschlagen. Zum anderen erhalten Mittelzentren einen Zuschlag von 20 % auf den Nettogrundbedarf zur Unterstützung der gewerblich industriellen Schwerpunktbildung. Die- ser Summe werden die über ruhrFIS ermittelten Reserveflächen gegenüber gestellt. Der Saldo ergibt den zusätzlichen Nettogewerbe- und Industrieflächenbedarf. Für Moers ergibt sich so ein zusätzlicher Nettogewerbe- und Industrieflächenbedarf im Planungszeitraum von 34,1 ha. zu- züglich eines Aufschlags für Erschließungs- und Ausgleichsflächen in Höhe von 20% ergibt sich eine zusätzlicher Bruttogewerbe- und Industrieflächenbedarf im FNP von ca. 40,9 ha.

Zuschlag für nicht störendes Gewerbe und Dienstleistungen Aufgrund einer immer stärkeren Entwicklung des tertiären Sektors und einer entsprechenden Gewerbeflächennachfrage wird auch für diese Branchen der Flächenbedarf ermittelt und antei- lig in der Gesamtbedarfsermittlung berücksichtigt128. Die Flächenermittlung erfolgt analog zu dem o.g. Berechnungsverfahren, jedoch wird als Aus- gangsgröße die Zahl der Beschäftigten im tertiären Sektor und in nicht störenden Gewerbebe- trieben herangezogen. Zu den nachfragenden Beschäftigten zählen 50 % der Beschäftigten der

127 Siehe Anmerkungen zur Bedarfsprognose Gewerbe- und Industrieflächen, Regionalverband Ruhr, Referat Regionalentwick- lung, Stand: 10.05.2012 128 Im Zuge der Harmonisierung der Rechenmodelle verschiedener Regionalplanungsbehörden wurde das Rechenmodell vom RVR um diesen Baustein erweitert und für die Stadt Moers erstmals im Rahmen der aktualisierten Bedarfsprognose von August 2011 berücksichtigt. 114 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Wirtschaftsabteilung Handel, 60 % der Beschäftigten im Bereich Verkehr und Nachrichten so- wie 90 % der restlichen Dienstleistungsbeschäftigten. Hinzu kommen entsprechende Anteile der Arbeitslosen dieser Wirtschaftszweige. Die Parameter Neuansiedlungsquote wurde mit 0,5 % pro Jahr, die Flächenkennziffer mit 125 qm / Beschäftigten und der wieder nutzbare Anteil der Altflächen mit 50 % angesetzt. Es wird davon ausgegangen, dass der Bedarf anteilig auf den Bedarf an Gewerbe- und Industrie- flächen (75 %) sowie den Wohnbauflächen und gemischten Bauflächen (25 %) zugeschlagen wird.

In der nachfolgenden Tabelle ist das Rechenmodell des RVR einschließlich des ermittelten Zu- schlags für nicht störendes Gewerbe und Dienstleistungen aufgeführt.

Tabelle 16: Bedarfsprognose Gewerbe- und Industrieflächen Quelle: Regionalverband Ruhr, Referat Regionalentwicklung, Mai 2012

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 115 6.6.2 Neudarstellungsbedarf gewerbliche Bauflächen Gem. oben erläuterter Berechnung entsteht ein Bedarf an gewerblichen Brutto-Bauflächen bis 2025 von 40,9 ha. Hierbei wurden allerdings Flächenreserven in Höhe von 22,1 ha in die Be- rechnung eingestellt (siehe lfd. Nr. 19 der Tabelle 16) unter Auswertung des Flächenmonito- rings ruhrFIS 2012129. Dabei wird die Fläche Schacht III in Kapellen (siehe hierzu Ausführungen unter 6.7) in einer Größenordnung von 6,2 ha netto bzw. incl. 20% Zuschlag für Erschließung 7,4 ha brutto als Reserve mitgezählt, obwohl sie mittlerweile regionalplanerisch nicht mehr als Reservefläche anerkannt wird. Rein rechnerisch erhöht sich somit der Brutto-Bedarf auf 48,3 ha. Um auch mittel- bis langfristig der Nachfrage entsprechen zu können und Moers als Wirt- schaftsstandort zu sichern und zu stärken, ist eine Neudarstellung von gewerblichen Bauflä- chen im FNP erforderlich. Dies insbesondere vor dem Hintergrund, dass auch für die ansässi- gen Betriebe und Betriebserweiterungen ausreichend Flächen im kurz- bis mittelfristigen Zeitho- rizont zur Verfügung stehen müssen. Seit längerer Zeit ist erkennbar, dass insbesondere ein dringender Bedarf an Industrieflächen besteht, die größer sind als 3 ha. Gem. Angaben der Wirtschaftsförderung wir4 konnten in den letzten Jahren eine Vielzahl von Unternehmensanfragen am Standort Moers nicht bedient wer- den. Diese Anfragen scheiterten zumeist an der Größe der erforderlichen Flächen und den im Stadtgebiet bestehenden Restriktionen. Insbesondere wirtschaftlich interessanten Logistikun- ternehmen, die einen besonderen Flächenzuschnitt von ca. 140 m Grundstückstiefe benötigen, konnte in der gesamten wir4-Region kein entsprechendes Angebot unterbreitet werden. Auch die Wirtschaftsförderung Metropolregion Ruhr weist in der Untersuchung „Wirtschaftsflächen Ruhr 2009 – Verfügbare Gewerbe- und Industrieflächen in der Metropole Ruhr“ darauf hin, dass in „den wir4-Kommunen – Kamp-Lintfort, Moers-Neukirchen-Vluyn und Rheinberg – im südli- chen Teil des Kreises () der Mangel an GI-Flächen besonders eklatant ist.“130 Gegenwärtig wird angestrebt auf regionaler Ebene ein entsprechendes Flächenangebot zu schaffen, wie im Industrie- und Gewerbeflächenkonzept für den Kreis Wesel131 dokumentiert: Aufgrund der wirt- schaftsgeografischen Lage und der daraus abgeleiteten Funktion als Logistikstandort ist der Kreis Wesel als Standort für regional bedeutsame Kooperationsstandorte prädestiniert. Gemäß dem Entwurf für die Siedlungsflächenberechnung des Regionalverbandes Ruhr soll für das Ge- biet des RVR eine Aufteilung in kommunale Standorte (insgesamt ca. 2.750 ha) und in sog. Ko- operationsstandorte (insgesamt ca. 950 ha) vorgenommen werden. Diese 950 ha sind im neuen Regionalplan zu sichern, über die Verteilung und Inanspruchnahme ist in einem zusätzlichen Verfahren Konsens herzustellen.132

GI-Potenzialflächen in der wir4-Region Die Nachfrage an Industrieflächen und größeren Logistikflächen in der wir4-Region kann nur durch Neuausweisungen befriedigt werden, da die bestehenden Reserven in den wir4- Kommunen lediglich Gewerbegebiete mit höheren immissionsrechtlichen Vorgaben sind. Um eine geeignete GI-Fläche innerhalb der wir4-Region zu finden, wurden im Rahmen eines interkommunalen workshops insgesamt 6 Einzelflächen einer detaillierten Prüfung hinsichtlich Umweltmerkmalen, Nutzbarkeit, Realisierbarkeit und Erschließung unterzogen und verglei- chend gegenüber gestellt. Wesentliche Standortvoraussetzungen sind große zusammenhän- gende Flächen und Kommunen mit einer gut ausgebauten Verkehrsinfrastruktur, insbesondere einem Autobahnanschluss. Als Ergebnis waren sowohl der Kohlenlagerplatz Norddeutschland in Kamp-Lintfort als auch der Bereich Kohlenhuck in Moers für eine Industrieausweisung und insbesondere für eine Logistikansiedlung sehr gut geeignet.133

129 Steckbrief Flächenreserven Moers, Siedlungsflächenreserven Gewerbe, 08.05.2012 130 Wirtschaftsförderung Metropolregion Ruhr, Band 2, S. 168 131 Industrie- und Gewerbeflächenkonzept für den Kreis Wesel, Dezember 2014, Kreis Wesel – Der Landrat, 18.02.2016 132 Vgl. Industrie- und Gewerbeflächenkonzept für den Kreis Wesel, Dezember 2014, Kreis Wesel – Der Landrat, 18.02.2016, S. 39 133 Vgl. GI-Potenzialflächen, Gemeinsames Diskussionspapier zur Bewertung von Suchräumen in der wir4-Region (Ergebnis der Workshops), Stadt Kamp-Lintfort, Amt für Wirtschaftsförderung und Planungsamt, Stadt Moers, Fachbereich Stadtpla- 116 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Am 12.09.2011 hat beim RVR ein Abstimmungstermin mit den Bürgermeistern der wir4-Städte zum Thema interkommunales Industriegebiet stattgefunden. Im Ergebnisprotokoll wurden vom RVR folgende für den Prozess der Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes der Stadt Moers rahmengebende Aspekte mitgeteilt: ° Im Rahmen einer Standortalternativenprüfung ist der Kohlenlagerplatz in Kamp-Lintfort der geeignetere Standort. Aus regionalplanerischer Sicht kann die planerische Entscheidung nicht für Kohlenhuck ausfallen. ° Sobald die Fläche Kohlenlagerplatz baulich soweit in Anspruch genommen wäre, dass wei- terer Bedarf entstünde, kann die Fläche Kohlenhuck erneut ergebnisoffen in eine Standortal- ternativenprüfung einbezogen werden. Eine Darstellung im Flächennutzungsplan zum jetzi- gen Zeitpunkt würde den Zielen der Raumordnung widersprechen. Um die Kohlenlagerfläche als interkommunales Industriegebiet in der angestrebten Größe reali- sieren zu können, war insgesamt ein Potenzial von 30 ha einzubringen. Für das interkommunale Gewerbegebiet Genend wurde entsprechend den Anteilen an der bis- herigen Partnerschaft ein Flächenschlüssel von ½ für Moers und je 1/6 für die drei weiteren Mitgliedskommunen von wir4 angesetzt. Legt man diesen Flächenschlüssel auch für die inter- kommunal zu entwickelnde Kohlenlagerfläche im Kamp-Lintfort zugrunde, so beträgt der von Moers einzubringende Anteil 15 ha. Da weder Rheinberg noch Neukirchen-Vluyn von Seiten des RVR ein weiteres Entwicklungspotenzial zugestanden bekommen hatten und Kamp-Lintfort lediglich einen Bedarf von 6,7 ha einbringen konnte, verblieb ein abzudeckender Anteil von 23,3 ha. Aufgrund des in der Region vorhandenen Industrieflächenbedarfs erschien es aus planerischer Sicht sinnvoll, von dem der Stadt Moers zugestandenen Neudarstellungspotenzial zum Wohle der gesamten Region den fehlenden Anteil von 23,3 ha in die Realisierung eines gemeinsamen interkommunalen Industriegebietes am Standort Kohlenlagerplatz in Kamp-Lintfort einzubrin- gen.134 Auf Ebene der FNP-Neuaufstellung verbleibt nach Abzug des o.g. Moerser Flächenanteils für die Entwicklung der Kohlenlagerfläche in Kamp-Lintfort ein bislang nicht zugeordneter Neudar- stellungsbedarf an gewerblichen Bauflächen von rund 25 ha (48,3 ha abzüglich 23,3 ha). Der noch im FNP-Vorentwurf vorgesehene Standort Kohlenhuck kann aufgrund der fehlenden Darstellung als GIB (Bereich für gewerbliche und industrielle Nutzung) im zugrunde zu legen- den Gebietsentwicklungsplan (GEP 99) aktuell nicht als Gewerbestandort entwickelt werden. Gemäß Ziel 6.3.3 des am 25.01.2017 rechtswirksam gewordenen LEP-NRW sind neue Berei- che für gewerbliche und industrielle Nutzungen (GIB) unmittelbar anschließend an die vorhan- denen Allgemeinen Siedlungsbereiche oder GIB festzulegen. Aufgrund seiner Lage abseits der bestehenden Siedlungsflächen kann Kohlenhuck daher aktuell nicht als Gewerbestandort ent- wickelt werden. Auch die Möglichkeit einer Ausnahmeregelung wird aktuell vom RVR nicht ge- sehen. Daher soll im FNP-Entwurf auf eine Darstellung dieser Fläche verzichtet werden. Der Bereich ist im Erläuterungsplan Nr. 3 „Neudarstellungen“ eingetragen und mit der Erläuterung „langfristiges Entwicklungsziel“ versehen.

Veränderte Rahmenbedingungen für den lokalen Bedarf Wie in Kap. 6.5 beschrieben, werden die Voraussetzungen für wirtschaftliche Aktivitäten im Stadtgebiet maßgeblich von der Verfügbarkeit von Flächen bzw. ihrer Nutzbarkeit für Gewerbe- und Industrieunternehmen bestimmt. Die aktuelle Situation in Moers zeigt, dass lediglich ca. 10 ha135 kurzfristig verfügbare und planungsrechtlich gesicherte Gewerbeflächen vorhanden sind. Für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung sind die verfügbaren Flächenpotenziale somit nicht ausreichend. Auch im Industrie- und Gewerbeflächenkonzept136 für den Kreis Wesel wird

nung und Grünflächen, Stadt Neukirchen-Vluyn, Dezernat III, Stadt Rheinberg, Fachbereich Stadtentwicklung und Bauord- nung und wir4-Wirtschaftsförderung, Dezember 2010 134 Beschlussfassung im Rat der Stadt Moers am 04.07.2012 135 Gem. Steckbrief Flächenreserven Moers, Siedlungsflächenreserven Gewerbe, Regionalverband Ruhr, Stand 01.01.2014 136 Industrie- und Gewerbeflächenkonzept für den Kreis Wesel, Dezember 2014, Kreis Wesel – Der Landrat, 18.02.2016 Flächennutzungsplan der Stadt Moers 117 bestätigt, dass ausreichende Potenziale für den Erhalt eines gesunden Branchenmixes und der Expansionsmöglichkeit bereits bestehender, vor allem mittelständisch geprägter Unternehmen vorgehalten werden müssen. Diese Einschätzung wird auch von der städtischen Wirtschaftsför- derung gestützt, die eine geänderte Bedarfssituation hinsichtlich der Nachfrage an gewerbli- chen Bauflächen bestätigt. Ursache hierfür ist unter anderem auch, das verschiedene Gewer- bebetriebe im Stadtgebiet geschlossen wurden (z.B. Union Getränke, Reilang Ölkännchen) und hier eine wohnbauliche Nachfolgenutzung angestrebt wird. Somit wird auch der Bestand an Gewerbeflächen im Stadtgebiet weiter reduziert. Im Flächennutzungsplan der Stadt Moers wir daher ein Neudarstellungsbedarf von ca. 25 ha im Bereich der folgenden Flächen berücksichtigt.

6.7 Neudarstellungen

Stadtbezirk Rheinkamp-Mitte, Eick, Utfort

Standort G 2.1 Mollbergstraße Nord 10,44 ha Der Standort liegt im Sozialatlasbezirk Eick, westlich der Halde Rheinpreußen und wird be- grenzt durch Römerstraße, Mollbergstraße und Orsoyer Allee. Die Fläche bildet eine Erweite- rung heute bereits im FNP dargestellter Gewerbeflächen (südlich der Mollbergstraße). Nördlich grenzt unmittelbar an die Orsoyer Allee der Siedlungskörper Eick-Ost mit nahezu reiner Wohn- nutzung an. Weiter südlich befinden sich das Gewerbegebiet Technologiepark Eurotec sowie ein Chemiewerk (ehem. Sasol). Der Bereich wird heute überwiegend landwirtschaftlich genutzt und mittig durch die Eisenbahntrasse mit Grünstrukturen geteilt. Auch entlang der drei angren- zenden Straßen sind zum Teil raumwirksame Grünstrukturen vorhanden. Im FNP (2007) ist der westliche Teil der Fläche als Grünfläche Zweckbestimmung Sportanlage dargestellt, der östliche Bereich als Fläche für die Landwirtschaft mit der überlagernden Darstel- lung Parkplatz. Im nördlichen Bereich dieser östlichen Teilfläche ist eine Parkanlage ausgewie- sen. Die Eisenbahntrasse ist entsprechend als Bahnanlage übernommen. Im Regionalplan ist die Fläche dargestellt als Bereich für gewerbliche und industrielle Nutzung (GIB). Eine direkte Anbindung an das überregionale Straßennetz ist über die Römerstraße (L237) ge- geben, über die nach ca. 2,8 km die Anschlussstelle Moers-Nord der BAB 42 erreichbar ist. Die erschließungstechnischen Voraussetzungen sind mit vertretbarem Aufwand gegeben. Der be- stehende Gleisanschluss birgt weitere Standortvorteile, teilt den Bereich jedoch auch in ungüns- tige Flächenzuschnitte.

118 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Gemäß Umweltbericht ist die Planung aufgrund großflächiger Inanspruchnahme schutzwürdiger Böden sowie bedingt erheblicher Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere, Landschaft, Wasser und Klima mit insgesamt mittleren bis hohen Umweltauswirkungen verbunden. Die Entwicklung des Standortes stellt eine vertretbare Siedlungserweiterung zwischen bereits bebauten Bereichen dar, die Römerstraße bildet hier den Siedlungsabschluss. Synergieeffekte zu den benachbarten Gewerbegebieten sind möglich. Durch die Darstellung im Regionalplan sind die landesplanerischen Voraussetzungen gegeben. Auch die Nähe des Standortes zur bereits erwähnten Wohnbebauung führt dazu, dass durch eine Gliederung nach Immissionsschutzvorgaben die gewerbliche Nutzbarkeit eingeschränkt wird. Unter Berücksichtigung der erforderlichen Abstände können lediglich untergeordnet im südlichen Teilabschnitt Grundstücke für emissionsintensive Betriebe entstehen. Um dem Vor- sorgegrundsatz gerecht zu werden, wird bereits auf Ebene der vorbereitenden Bauleitplanung ein entsprechender Grünpuffer durch Ausweisung einer Grünfläche entlang der Orsoyer Allee berücksichtigt. Im Rahmen der verbindlichen Bauleitplanung ist ein entsprechendes Immissi- onsgutachten zu erstellen und in die Planung einzustellen. Dabei ist auch zu untersuchen, wel- che Auswirkungen die zusätzliche Verkehrsbelastung auf die empfindlichen Wohnbereiche (Eick-Ost) haben wird. Aufgrund der regionalplanerischen, städtebaulichen und erschließungs- technischen Voraussetzungen und fehlender Alternativen im Stadtgebiet sowie der derzeitigen Bedarfssituation soll eine Ausweisung als Gewerbliche Baufläche im Flächennutzungsplan er- folgen.

Standort G 2.3 Rheinberger Straße 2,68 ha Der Standort liegt am östlichen Rand des Siedlungskörpers Utfort innerhalb des Stadtbezirkes Rheinkamp-Mitte/ Eick/ Utfort. Westlich und südlich der Fläche grenzen Wohnnutzungen an, in östlicher Richtung zunächst die Bahntrasse und dann die Gewerbeflächen des Technologie- parks Eurotec sowie das Gelände eines Chemiewerkes (ehem. Sasol). Nördlich besteht die gemischte Bebauung um die Steigerstraße. Der Bereich ist derzeit unbebaut und wird landwirt- schaftlich genutzt. U.a. Entlang der Rheinberger Straße, aber auch innerhalb der Fläche und entlang der Bahntrasse, bestehen raumwirksame Grünstrukturen. Im FNP (2007) ist die Fläche überwiegend als landwirtschaftliche Fläche dargestellt, entlang der Rheinberger Straße und Steigerstraße ist Fläche für Wald dargestellt. Innerhalb dieser Waldflä- chen der Rheinberger Straße befinden sich darüber hinaus drei Bereiche mit der Darstellung Versorgungsfläche / Wasserschutzzone137 und Pumpwerk. Zwei Hochspannungsleitungen durchqueren den Bereich. Im Regionalplan ist die Fläche als Allgemeiner Siedlungsbereich dargestellt. Über die Rheinberger Straße (L137) ist der Standort gut an das überregionale Verkehrsnetz angebunden, in ca. 2,6 km ist die Autobahn A 42 (AS Moers-Nord) erreichbar. Die Erschlie- ßungs- und Entwässerungsvoraussetzungen sind mit vertretbarem Aufwand gegeben. Der An- schluss an das Fernwärmenetz ist günstig zu bewerten. Aufgrund der Wohnbereiche im Westen, Süden sowie vereinzelt auch im Norden ist eine ge- werbliche Flächenentwicklung mit Restriktionen verbunden (siehe auch Kap. 7.4, geplantes Sondergebiet). Als Ergebnis der Umweltprüfung ist festzuhalten, dass die Planung großflächig schutzwürdige Böden in Anspruch nimmt und mit bedingt erheblichen Auswirkungen auf Pflanzen und Tiere, das Ortsbild und das Grundwasser verbunden ist. Bei einer Überplanung der gesamten Fläche wird – im Zusammenwirken mit weiteren Bauflächen - zudem das Potenzial zur Entwicklung ei- ner klimawirksamen Grünverbindung östlich der Innenstadt deutlich eingeschränkt, somit sind die Umweltauswirkungen insgesamt als mittel bis hoch zu beurteilen. Über die Flächenausweisung östlich der Rheinberger Straße wurde im Planungsprozess zur Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes vielfach diskutiert. Bereits im STEK wurde der Be-

137 Wasserschutzzone existiert nicht. Flächennutzungsplan der Stadt Moers 119 reich als möglicher Standort für ein Sondergebiet zur Nahversorgung diskutiert, da im Bereich Utfort aus Sicht des Einzelhandelsgutachters ein Bedarf beschrieben wurde. Angesichts der westlich der Rheinberger Straße besser geeigneten Alternative für eine Nahversorgung und den Ergebnissen der Umweltprüfung, den Bereich als klimawirksame Grünverbindung freizuhalten, wurde sowohl im STEK als auch im Vorentwurf von einer Flächenausweisung abgesehen und der Bereich teilweise als Fläche für Landwirtschaft und teilweise als Fläche für Wald dargestellt. Im Rahmen der Entwurfserstellung wurde die Flächendiskussion um diesen Standort erneut entfacht. Die Firma Edeka Handelsgesellschaft Rhein-Ruhr mbH beabsichtigt am Standort Rheinberger Straße einen „Mustermarkt“ mit einem baulichen Konzept zu realisieren, das die Erprobung zukünftiger Konzern-Standards in Ladenbau und Warenpräsentation auf großzügiger Fläche zulässt und die Möglichkeit eröffnet, die Produktpalette des Edeka- Lebensmittelsortiments vollständig aufzunehmen. Durch die Cima Beratung + Management GmbH erfolgte im Jahr 2013 eine Standortalternativenprüfung für ein solches Bauvorhaben. Es wurden zwölf mögliche Standorte im Moerser Stadtgebiet (unter anderem auch der Standort an der Rheinberger Straße in Utfort) hinsichtlich ihrer Eignung geprüft und bewertet. Die zwölf Po- tenzialstandorte wurden in einem zweistufigen Verfahren analysiert. Der Standort an der Rhein- berger Straße wurde durch die Cima im Rahmen der Standortalternativenprüfung als grundsätz- lich geeignet bewertet. Die Stärken des Standortes liegen in der hervorragenden verkehrlichen Erreichbarkeit mit der Lage an der Hauptverkehrsachse Rheinberger Straße, in der Chance der Realisierung eines solitären Baukörpers ohne Nutzungskonflikte zu angrenzenden Wohnnut- zungen, in der akzeptablen fußläufigen Anbindung aus den benachbarten Wohnsiedlungsberei- chen und in der Möglichkeit, aufgrund der Grundstücksgröße weitere Unternehmensfunktionen auf das Standortareal zu verlagern. Eine weitere Stärke des Potenzialstandortes besteht darin, dass er in erheblichem Umfang Kaufkraft aus den nicht integrierten Lagen (z. B. den Fachmark- tagglomerationen Hülsdonk und Franz-Haniel-Straße) bindet. Darüber soll innerhalb des Ge- werbegebietes die Hauptverwaltung der Edeka zusammengeführt und konzentriert werden. Zur Umsetzung der oben beschriebenen Nutzungen erfolgt daher im Bereich des Standortes an der Rheinberger Straße eine Darstellung als Sondergebiet Einzelhandel und Gewerbegebiet. Der Teilbereich, in dem großflächige Einzelhandelsbetriebe angesiedelt werden sollen, ist ge- mäß den Vorgaben der Regionalplanung zukünftig im Flächennutzungsplan als Sondergebiet darzustellen. Für die ergänzenden, nicht großflächigen Einzelhandelsnutzungen und Dienstleis- tungsbetriebe sowie die dazugehörigen Stellplätze sind ebenfalls die Darstellung eines Sonder- gebietes vorgesehen (siehe hierzu Kap. 7.4). Die Abgrenzung der Sondergebietsnutzung ent- spricht dem neuen zentralen Versorgungsbereich (siehe hierzu Kap. 7.3.2). Für den Bereich des geplanten Bürogebäudes mit den erforderlichen Stellplätzen ist die Darstellung eines Ge- werbegebietes erforderlich. Auf den Flächen nördlich der Hochspannungsfreileitung wird das Planungsziel Wald verfolgt, die Flächen im Süden und Osten des Plangebietes sollen als Grün- flächen mit der Zweckbestimmung Parkanlage entwickelt werden. Parallel zur Neuaufstellung des Flächennutzungsplans wurde hierzu die 91. FNP-Änderung eingeleitet und die frühzeitige Beteiligung nach §§ 3 (1) u. 4 (1) BauGB ebenso wie bereits die Öffentliche Auslegung nach §§ 3 (2) u. 4 (2) durchgeführt. Dementsprechend werden die aktuellen Ziele in das Verfahren der FNP-Neuaufstellung eingebracht. Es ist davon auszugehen, dass die Änderung vor Abschluss der Neuaufstellung rechtswirksam wird. Eine Ausweisung als Gewerbegebiet erweitert die östlich vorhandenen Gewerbestrukturen im Bereich des Technologieparks Eurotec und stellt somit eine vertretbare Siedlungserweiterung eines vorgeprägten Bereichs dar. Im verbindlichen Bauleitplanverfahren sind immissionsschutz- rechtliche Maßnahmen zum Schutz der angrenzenden Wohnbebauung erforderlich (z.B. Fest- setzung von Emissionskontingenten, Gliederung des Gebietes). Aufgrund der städtebaulichen, erschließungstechnischen und landesplanerischen Voraussetzungen wird daher die Fläche ausgewiesen. Mit Darstellung ausreichender Grünbereiche und weiterer Maßnahmen, wie z.B. Dachbegrünung, kann auch den landschaftsökologischen und umweltplanerischen Vorgaben ausreichend Rechnung getragen werden.

120 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Stadtbezirk Meerbeck / Moers-Ost

Standort G 3.1, Franz-Haniel-Straße 0,98 ha Der Standort G 3.1 befindet sich an der Franz-Haniel-Straße, zwischen einem Einzelhandels- standort im Norden, einem Wohnhaus und angrenzender Waldfläche (potentieller Wohnstandort W 3.5, siehe Kap. 5.8.2) im Westen, der Verkehrsfläche der Franz-Haniel-Straße im Süden und gewerblichen Bauflächen im Osten. Die Fläche ist mit Wald bestanden. Im FNP (2007) ist der Bereich als Waldfläche ausgewiesen. Der rechtskräftige Bebauungsplan (M) 37 setzt für diesen Bereich jedoch überwiegend „Versorgungsfläche Wasserwerk“, die jedoch nicht mehr benötigt wird, und in einem 19 m breiten Streifen entlang der nordöstlich gelegenen Franz-Haniel-Straße bereits Gewerbegebiet fest. Die Erschließungsvoraussetzungen sind aufgrund der Lage an der Franz-Haniel-Straße gegeben, auch städtebaulich ist eine Flächeninanspruchnahme aufgrund der Lage im gewachsenen Siedlungsgefüge geeignet, Versorgungseinrichtungen sind in unmit- telbarer Nähe vorhanden. Im Rahmen der nachfolgenden Planungen ist die unmittelbar angren- zende geplante gemischte Nutzung zu berücksichtigen. Im Rahmen der durchgeführten Umweltprüfung ergeben sich gemäß der Gesamtbeurteilung durch den Teilverlust einer Waldfläche im Siedlungsraum bedingt erhebliche Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere, das Ortsbild, den Boden und das Grundwasser, die insgesamt als mittel bewer- tet werden. Aufgrund des vorliegenden Baurechts mit Festsetzung einer Brunnenanlage ist der Ersatz der Waldfläche aus rechtlicher Sicht nicht zwingend erforderlich, wird aufgrund der ins- gesamt vorherrschenden Waldarmut im Moerser Stadtgebiet und den Entwicklungszielen im Planungsprozess jedoch angestrebt. Angesichts der erschließungstechnischen Voraussetzungen, integrierten Lage und dem Bedarf an gewerblichen Bauflächen gerade auch für Kleingewerbe und z.B. Handwerk ist eine Auswei- sung als Baufläche sinnvoll. Im Bereich entlang der nordöstlich gelegenen Franz-Haniel-Str. wird dabei bestehendes Planungsrecht lediglich im FNP nachvollzogen. Vor dem Hintergrund der angestrebten Ersatzaufforstung erfolgt eine ausreichende Berücksichtigung der Waldfläche (siehe hierzu auch Kap. 3.3.6.).

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 121 Stadtbezirk Kapellen / Holderberg / Vennikel

Standort G 7.1, Schacht III einschl. Erweiterung Nord 10,11 ha Der Bereich befindet sich südlich des Siedlungskörpers Kapellen. Nördlich schließen eine Kleingartensiedlung, nördlich daran Wohngrundstücke an. Die Fläche besteht aus dem eigentli- chen Standort der ehem. Außenschachtanlage der Zeche Niederberg sowie einer nördlich da- ran angrenzenden Erweiterungsfläche. Der Bereich wurde 2004 aus der Bergaufsicht entlas- sen, die Gebäude und baulichen Anlagen sind weitgehend, mit Ausnahme des Lüftungsschach- tes abgebaut. Auf der teilweise noch versiegelten Fläche hat sich heute eine strukturreiche Ze- chenbrache mit Gebüschen und Einzelgehölzen entwickelt. Der nördliche Erweiterungsbereich wird landwirtschaftlich genutzt. Im FNP (2007) ist der Bereich als Industriegebiet mit der Nutzungsbeschränkung Bergbau dar- gestellt, der Erweiterungsbereich als Grünfläche mit der Zweckbestimmung Parkanlage. In der Landesplanerischen Stellungnahme der Regionalplanungsbehörde RVR im Rahmen des Flä- chennutzungsplanvorentwurfes wurde eine gewerbliche Entwicklung im Bereich des ehemali- gen Bergbaustandortes Schacht Niederberg III in Kapellen vor dem Hintergrund der Vorprägung aus Sicht der Regionalplanung grundsätzlich positiv gesehen. Aufgrund der Lage im Allgemei- nen Frei- und Agrarbereich kann eine Darstellung allerdings nicht isoliert, sondern nur im Sied- lungszusammenhang erfolgen. Das Gebiet ist über die Luiter Straße und die L398 / Bahnhofstraße auf kurzem Weg an die BAB57 (Anschlussstelle Moers-Kapellen, ca. 1 km) angebunden, so dass eine optimale Anbin- dung an das überregionale Verkehrsnetz gegeben ist. Durch diese direkte Verkehrsführung werden keine Wohngebiete durchfahren oder beeinträchtigt. Ebenso ist eine Erreichbarkeit des ÖPNV-Netzes gegeben, auch mit dem Fahrrad ist der Standort gut erreichbar. Im gesamten Gebiet sind Anschlussmöglichkeiten an das Wasser-, Strom- und Gasnetz vorhanden. Aller- dings stellt sich die Entwässerungssituation schwierig dar, vermutlich sind neue Druckrohrlei- tungen und Pumpstationen erforderlich. Als Ergebnis der Umweltprüfung für die Fläche ist festzuhalten: Die Planung ist durch sehr er- hebliche Auswirkungen auf die Landschaft (Freiraumverlust, neuer Gewerbestandort im Frei- raum), erhebliche Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere (Artenschutz) und das Klima und teilflächig auch den Boden sowie bedingt erhebliche Auswirkungen auf Wasser und den Menschen (Be- einträchtigung von Erholungsräumen) mit hohen Umweltauswirkungen verbunden. Aus Grün- den des Freiraumschutzes sollte die Bauflächendarstellung zurückgenommen werden; wird die Planung weiter verfolgt, ist eine Begrenzung der Höhenentwicklung und eine dichte Eingrünung zu empfehlen

122 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Im Rahmen der Artenschutzvorprüfung138 wurde der planungsrelevante Fitis nachgewiesen. Weitere planungsrelevante Arten (Mäusebussard, Rotmilan, Spechtarten, Turteltaube, Wo- chenstuben oder Sommerquartiere von Fledermausarten, Zauneidechse, Kreuzkröte) sind po- tenziell möglich. Auf FNP-Ebene besteht kein weiteres Untersuchungserfordernis. In der ver- bindlichen Bauleitplanung sind eine Artenschutzprüfung sowie voraussichtlich vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen erforderlich. Aufgrund der idealen Verkehrsanbindung bietet sich der Standort für eine gewerbliche Nutzung an. Neben den umweltfachlichen und artenschutzrechtlichen Aspekten ergeben sich weitere Einschränkungen durch die umliegenden vereinzelten Wohnnutzungen sowie die Kleingarten- anlage. Auch hier sind im Rahmen der verbindlichen Bauleitplanung gutachterliche Aussagen erforderlich. Voraussichtlich muss eine Gliederung der zulässigen Betriebe erfolgen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass stark emittierende Nutzungen nicht angesiedelt werden können. Wie im Rahmen der landesplanerischen Stellungnahme gefordert, ist bei einer gewerblichen Entwick- lung der Fläche die Anbindung an den Siedlungsraum zu gewährleisten. Zum einen ist dies durch Berücksichtigung der nördlich gelegenen Erweiterungsfläche erfolgt. Das geplante Ge- werbegebiet grenzt damit unmittelbar an den vorhandenen Siedlungsbereich. Zum anderen ist im Rahmen des nachfolgenden verbindlichen Bauleitplanverfahrens dies durch Herstellung ei- ner erschließungstechnischen Anbindung sicher zu stellen. Gemäß aktueller Rechtsprechung (vgl. Kap. 1.4) kann die Fläche nicht mehr als regionalplane- risch abgestimmt gewertet werden. Der RVR beabsichtigt die Fläche im Rahmen der Neuauf- stellung des Regionalplans Ruhr als Bereich für gewerbliche und industrielle Nutzungen GIB auszuweisen. Damit wäre die grundsätzliche regionalplanerische Voraussetzung geschaffen, den Standort im FNP als Gewerbegebiet darzustellen. Da das Verfahren zur Neuaufstellung des Regionalplans jedoch voraussichtlich noch längere Zeit in Anspruch nehmen wird, muss zum jetzigen Zeitpunkt auf eine Darstellung als Gewerbegebiet verzichtet werden. Daher wird die Fläche von den Darstellungen des Flächennutzungsplans ausgenommen und verbleibt als „weiße Fläche“. Mit Rechtskraft des neuen Regionalplans soll im Wege einer Änderung eine Gewerbegebietsdarstellung angestrebt werden.

138 BKR Aachen, 2011 Flächennutzungsplan der Stadt Moers 123 6.8 Bilanz der Neudarstellungen

Eine Übersicht über die neuen Entwicklungsflächen gibt die folgende Tabelle:

neue Entwicklungs- Stadtbezirk flächen Gewerbe

anzurechnende Gesamt- Flächenbezeichnung Größe in ha Größe in ha größe Repelen

Rheinkamp-Mitte / Eick / Utfort G 2.1 Eick, Mollbergstraße Nord 10,44 10,44

G 2.3 Utfort, Rheinberger Straße 2,68 2,68 13,12

Meerbeck / Moers-Ost G 3.1 Franz-Haniel-Straße 0,98 0,98

W 3.5 (M)* Meerbeck, Franz-Haniel-Straße 0,25 (0,13)

W 3.7 (M) Meerbeck, Römerstraße 1,57 0,78 1,76

Moers-Mitte / Vinn / Hülsdonk W 4.8 (M) Moers-Mitte, Hermann-Gmeiner-Berufskolleg 0,96 0,48 0,48 Asberg Schwafheim

Kapellen, Schacht III einschl. Erw eiterung Kapellen G 7.1 10,11 10,11 Nord 10,11 25,48 Bilanz Neudarstellungen Gewerbeflächen *) Neudarstellungen sind bereits bebaut (Standorte für Flüchtlingsunterbringungen) Tabelle 17: Neudarstellungen und Rücknahmen der Gewerbeflächen139

Da gemäß aktueller Rechtsprechung der geplante Standort G 7.1 nicht mehr als regionalplane- risch angepasst gewertet werden kann, wird er von der Darstellung ausgenommen (vgl. Kap. 1.4 und 6.7). Dementsprechend reduziert sich die Bilanz der Neudarstellungen um 10,11 ha auf nunmehr 15,37 ha. Mit Wirksamkeit des neuen Regionalplans Ruhr soll die Flächendarstellung im Wege einer Änderung umgesetzt werden.

6.9 Rücknahmen und Anpassungen

6.9.1 Rücknahmen Im Rahmen des Planungsprozesses wurden auch gewerbliche Bauflächen aus dem FNP (2007), die bisweilen noch nicht entwickelt wurden, auf ihre künftige Eignung als Gewerbe- standort geprüft. Entspricht die Darstellung im FNP (2007) nicht mehr den aktuellen städtischen oder planerischen Zielen bzw. wurde sich im Abwägungsprozess nach Bewertung der städte- baulichen, erschließungstechnischen oder umweltplanerischen Kriterien gegen die Beibehal- tung der Darstellung entschieden, erfolgt eine Rücknahme dieser Baufläche. Die wesentlichen Rücknahmen sowie die Gründe, die hierzu führten, sind im Folgenden beschrieben. Sie bleiben jedoch ohne Auswirkung auf die Bedarfsbilanzierung, da sie in den fortlaufenden Erhebungen nach ruhrFIS bereits berücksichtigt sind und somit nicht mehr als Reservefläche eingestuft sind. Sie sind daher auch nicht in dem Erläuterungsplan 3: Neudarstellungen als Rücknahme ausge- wiesen. In den nachfolgenden Abbildungen sind jeweils der FNP (2007) (links) und FNP- Entwurf (rechts) gegenübergestellt.

139 Hinweis: nicht berücksichtigt in dieser Tabelle sind Anpassungen an die Bestandssituation 124 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Genend, Galmesweg

Die Flächen liegen im südlichen Teil des Stadtbezirkes Repelen, südwestlich der Ortslage Re- pelen. Im FNP (2007) ist hier gewerbliche Baufläche ausgewiesen, die Fläche ist unbebaut und mit Obstbäumen bestanden. Die Umgebung ist vorwiegend von gewerblichen Strukturen ge- prägt. Westlich des Standortes schließt das interkommunale Gewerbegebiet „Grafschafter Ge- werbepark Genend“ an. Allerdings ist der unmittelbar östlich angrenzende Bereich um die Dongstraße durch nahezu reine Wohnnutzung geprägt. Die Häuser sind erst in den letzten Jah- ren errichtet worden. Die gewerbliche Inanspruchnahme würde daher zwar die vorhandenen gewerblichen Nutzungen ergänzen, allerdings würde aufgrund der nahegelegenen Wohnbe- bauung die gewerbliche Nutzung durch immissionsschutzrechtliche Vorgaben stark einge- schränkt. Anschlussmöglichkeiten an Wasser, Strom und Gas sind unmittelbar oder unter vertretbarem Aufwand vorhanden. Auch die Entwässerung ist durch einen Mischwasserkanal mit ebenfalls vertretbarem Aufwand möglich. Die Fahrerschließung könnte über den Galmesweg und über den südlich des Bahndamms ver- laufenden Genender Weg erfolgen. Hierdurch wäre jedoch ein Ausbau des Genender Wegs er- forderlich, der zudem nur einseitig angebaut werden kann und somit hohe Kosten verursacht. Zudem führt der Genender Weg unmittelbar an der Wohnbebauung vorbei. Insgesamt ist die Fläche aus städtebaulicher Sicht nur bedingt geeignet. Im südlichen Bereich besteht eine Leitungstrasse, die eine bauliche Nutzung einschränkt. Durch den vorhandenen Bewuchs mit Obstbäumen hat sich eine hochwertige Biotopstruktur entwickelt. Daher und auf- grund der nahe gelegenen Wohnbebauung und der nicht optimalen Erschließung ist die Flä- chendarstellung bis auf eine Grundstückstiefe im Bereich Galmesweg zurück genommen wor- den. Der Bereich wird gemäß seiner derzeitigen Nutzung als Fläche für die Landwirtschaft bzw. im südlichen Teil als Fläche für Maßnahmen zur Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft dargestellt. Außerdem bestehen weitere Rücknahmen im Bereich Moers-Mitte, Rheurdter Straße / Rhein- berger Straße (W 4.6, ehem. Union-Getränke) und in Kapellen, Bahnhofstraße (W 7.11, Bereich Ölkännchen). Die Standorte werden in Kap. 5.8.2 detailliert beschrieben. Die Rücknahmen zu- gunsten der Wohnbauflächen erfolgen aufgrund von Betriebsaufgaben, die gewerbliche Folge- nutzung ist bei beiden Standorten aufgrund der angrenzenden Nutzung problematisch. Zudem sind beide Gebiete aufgrund ihrer Lage im Siedlungsgefüge besser für eine Wohnbebauung geeignet.

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 125 6.9.2 Anpassungen Im Folgenden werden wesentliche Anpassungen der Darstellungen beschrieben. Im Unter- schied zu den oben beschriebenen Rücknahmen handelt es sich hierbei um Anpassungen der Flächendarstellung an den vorhandenen Bestand bzw. das vorhandene Planungsrecht. Eine Auflistung sämtlicher Veränderungen zwischen dem FNP (2007) und der Neuaufstellung ist der Liste im Anhang des Umweltberichtes zu entnehmen.

Industriepark Moers / Pattberg

Im Nordosten des Industrieparks Moers / Pattberg befindet sich eine Abwasserpumpanlage, die im Flächennutzungsplan nun als Versorgungsfläche dargestellt werden soll. Um den östlich an- grenzenden Teich hat sich Waldbestand entwickelt, der durch die entsprechende Darstellung gesichert wird. Aufgrund der im Norden angrenzenden Wohnbebauung wird der übrige nördli- che, bereits bebaute Bereich des Industrieparks als GE dargestellt. Die hier vorhandene Wald- fläche soll ebenfalls dargestellt werden. Im südlichen Teil des Industrieparks liegt ein Landschaftsbauwerk, das als baumbestandene Grünfläche zur Naherholung dient. Auch hier wurde die Gewerbeflächendarstellung zurückge- nommen, der Bereich ist seiner Nutzung entsprechend als Grünfläche „Parkanlage“ bzw. Wald- fläche dargestellt. Ebenso soll ein Bereich mit Wohnhaus im Osten zurückgenommen und als Fläche für die Landwirtschaft dargestellt werden.

Lohmannsheide

Ebenfalls zu einer Rücknahme gewerblicher Baufläche führt eine Waldfläche im Gewerbegebiet Lohmannsheide, die aufgrund der insgesamt geringen Waldanteile im Moerser Stadtgebiet und der ökologischen Bedeutung gesichert wird. Zudem wird ein Streifen zwischen Gutenbergstraße und Bahntrasse zurückgenommen, die angesichts des Grundstückszuschnittes für eine gewerb- liche Nutzung nicht geeignet ist.

126 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Genend, Galmesweg / Dongstraße

Der Bereich Genend entlang der Dongstraße (östlich der oben beschriebenen Rücknahmeflä- che) besteht aus Wohnbebauung und einzelnen Gewerbebetrieben. Entsprechend der beste- henden Nutzungen soll er als gemischte Baufläche dargestellt werden.

Eick-Süd

In der nördlichen Spitze des Bereiches zwischen Bahnhaupttrasse und dem alten Bahndamm erfolgt eine Anpassung an den bestehenden Zustand: Für diesen Bereich stellt der FNP (2007) Waldfläche dar, das Gebiet ist jedoch nicht bewaldet und wird gewerblich genutzt. Die gewerbli- che Nutzung erfolgt im unmittelbaren Zusammenhang mit der südlich angrenzenden Nutzung und ist daher an den Standort gebunden, Alternativflächen stehen in diesem Bereich nicht zur Verfügung. Der Verzicht auf die Darstellung einer Waldfläche zugunsten der Bauflächendarstel- lung ist daher in diesem Fall zur Sicherung des Betriebes gerechtfertigt.

Die Anpassung des im FNP 2007 dargestellten Gewerbegebietes an die heutige Bebauung (gemischte Baufläche) im Bereich Greefstraße / Landwehrstraße ist in Kap. 5.9.2 beschrieben.

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 127 7. SONDERGEBIETE / ZENTRALE VERSORGUNGSBEREICHE Die Sondergebiete nehmen in der Stadt Moers hauptsächlich zwei Typen von Nutzungen auf: die Sondergebiete zur Aufnahme großflächigen Einzelhandels und die Sondergebiete für Erho- lung. Daneben gibt es weitere spezifische Nutzungen, die als Sondergebiete dargestellt wer- den.

7.1 Sondergebiete für Erholung

7.1.1 Wochenendhausgebiete Entsprechend der bestehenden Situation werden die Wochenendhausgebiete in der reizvollen landschaftlichen Lage um Silbersee, Hohenforster See und Tirgrathshof als Sondergebiete, die der Erholung dienen, hier Wochenendhausgebiete nach § 10 BauNVO dargestellt. Wegen des hohen Freizeit- und Naherholungswertes ist es auch weiterhin Ziel der Stadt, diese zu erhalten. Darüber hinaus sind keine weiteren Flächen erforderlich, im Rahmen der Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes erfolgt daher keine Neuausweisung von Wochenendhausgebieten.

7.1.2 Wochenendplatzgebiete Entsprechend der 38. FNP-Änderung aus dem Jahr 1993 wird für den Bereich westlich der A57 in Hülsdonk ein Sondergebiet Wochenendplatzgebiet dargestellt. Hier befinden sich einige we- nige Grundstücke, die mit kleineren Wochenendhäusern und Kleingärten bestanden sind und über eine Mindestausstattung verfügen. Folgende Planungsüberlegungen führten im Jahr 1993 zu dieser Flächendarstellung: Es gab einen gestiegenen Bedarf an Erholungsflächen aufgrund des im Stadtbezirk Hülsdonk vorhan- denen großen Anteil an Geschosswohnungen und dementsprechend ebenfalls einen hohen Bedarf an Kleingärten. Da in unmittelbarer Nähe keine entsprechenden Flächen mehr verfügbar waren, hat die Stadt die Sicherung der in diesem Bereich entstandenen Kleingärten mit Garten- lauben beschlossen. Da das Gebiet weder den Charakter eines Kleingartengebietes oder Wo- chenendhausgebietes aufweist, noch es Ziel ist, diese Gebietskategorien an diesem Standort zu entwickeln, wurde die Flächendarstellung Sondergebiet Wochenendplatzgebiet gewählt. Der Standort wurde, da er auch Entwicklungspotenzial bietet, auch im Rahmen der Umweltprü- fung mit folgendem Ergebnis geprüft: Die Planung ist aufgrund der mittleren Empfindlichkeit des Grundwassers und der anstehenden Böden mit bedingt erheblichen Auswirkungen auf Boden und Grundwasser verbunden. Für die übrigen Schutzgüter bestehen überwiegend geringe Auswirkungen. Die Umweltauswirkungen werden insgesamt als gering eingestuft. Durch die angrenzende Autobahn ergeben sich hohe Einwirkungen durch Lärm auf die geplante Nutzung. Auch heute besteht das Ziel, die Fläche als Standort für kleinere Wochenendhäuser bzw. Klein- gärten mit Gartenlauben zu sichern. Mit der Bestätigung der Ausweisung Sondergebiet Wo- chenendplatzgebiet wird dabei im Unterschied zu den im südlichen Stadtgebiet bestehenden Wochenendhausgebieten die Absicht verfolgt, den Bestand zu sichern und lediglich eine maß- volle Erweiterung auf den bisher nicht genutzten Flächen zu ermöglichen. Im Gegensatz zu den Wochenendhausgebieten sind auf dem Wochenendplatzgebiet lediglich Kleinwochenendhäuser mit einer Grundfläche bis max. 40 m² zulässig. Darüberhinausgehende Entwicklungen sind hier aufgrund der Lage an der Autobahn A 57 nicht gewünscht. Hierzu bestehen im Süden des Stadtgebietes um die Seen weitaus geeignetere Alternativen in Form der beschriebenen Wo- chenendhausgebiete.

128 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

7.2 Sonstige Sondergebiete

Neben den Sondergebieten für Erholung gemäß § 10 BauNVO (Baunutzungsverordnung) wer- den gemäß § 11 BauNVO „Sonstige Sondergebiete“ dargestellt, die sich von den Baugebieten nach den §§ 2 bis 10 wesentlich unterscheiden.

7.2.1 Sondergebiete Klinikum und Seniorenstift Vor dem Hintergrund der mittlerweile vorhandenen bzw. geplanten Nutzungen (z.B. Ärztehaus, Catering, Seniorenstift) werden die Krankenhäuser Bethanien und St. Josef künftig als Sonder- gebiete Klinikum und Seniorenstift dargestellt und gesichert (vgl. auch Kap. 8.6). Für den Bereich Krankenhaus Bethanien wurde die 87. FNP-Änderung durchgeführt (vgl. auch Kap. 1.5). Folgende Ziele führten zur geänderten Flächendarstellung, die auch für den Bereich St. Josef übertragbar sind: Das Bethanien Krankenhaus Moers-Mitte verfügt mit seinem innen- stadtnahen Sitz über eine lange Tradition im Stadtteil. Es liegt verkehrsgünstig und bildet eine wesentliche Säule der medizinischen Versorgung in Moers. Damit der Medizinstandort Moers- Mitte im Wettbewerb auch in Zukunft bestehen kann, ist eine Vergrößerung sowie eine bauliche Weiterentwicklung der Flächen des Krankenhauses unter Berücksichtigung der umliegenden bestehenden Bebauung beabsichtigt. Der vorgesehene Bebauungsplan kann gemäß § 8 Abs. 2 BauGB nur in untergeordneten Teilen aus den Darstellungen des Flächennutzungsplans entwi- ckelt werden. Wesentliches Ziel der Flächennutzungsplanänderung ist es daher, den planungs- rechtlichen Rahmen für eine bauliche Entwicklung, Modernisierung und Neustrukturierung des Krankenhauses Bethanien zu schaffen. Aufgrund der gewerblichen Entwicklung im Gesundheitsbereich ist geplant, die heutigen Klinik- flächen im Flächennutzungsplan als Sondergebiet (SO KlS) „Klinikum und Seniorenstift“ darzu- stellen. Durch geänderte politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen sind Krankenhäu- ser oder Einrichtungen der Altenpflege heute zunehmend auf die Kooperation mit freien Berufen angewiesen. Die Ausweisung als Sondergebiet soll daher eine höhere Flexibilität hinsichtlich der Art der baulichen Nutzung ermöglichen, sodass neben der Krankenhaus- und Altenkran- kenheimnutzung auch ergänzende Nutzungen und Gesundheitsdienstleistungen wie z. B. Ärz- tehäuser, Physiotherapie, Tageskliniken, Arztpraxen und Apotheken möglich sind. Nach der geltenden Rechtslage wären die geplanten freiberuflichen Nutzungen planungsrecht- lich unzulässig, wenn das entsprechende Baugebiet als Gemeinbedarfsfläche festgesetzt ist. Gerade solche freiberuflichen Nutzungen sind zukünftig jedoch erforderlich und sollen daher möglich sein. Vor diesem Hintergrund ist auch die Entwicklung eines Sondergebietes auf Ebene der vorbereitenden Bauleitplanung erforderlich. Eine Darstellung für den ruhenden Verkehr „Stellplatz“ ist vorgesehen. Die im Bestand gegebe- nen Stellplätze sollen bestandsorientiert gesichert werden. Daneben soll auch die Entwicklung von neuen Stellplatzflächen ermöglicht werden. Im Südosten wird bestandsorientiert eine Wohnbaufläche dargestellt. Im derzeit gültigen Flächennutzungsplan werden neben den benannten Flächen für den Ge- meinbedarf, Flächen für die Landwirtschaft, die die Umgrenzung einer Wasserschutzzone, die Signatur für ein Pumpwerk und Flächen für Versorgungsanlagen, für die Verwertung oder Be- seitigung von Abwasser und festen Abfallstoffen sowie Hauptversorgungs- und Hauptwasseran- lagen dargestellt. Die genannte Wasserschutzzone und das Pumpwerk sind nicht umgesetzt worden. Mit dem Schreiben vom 14.03.2013 bestätigt der Kreis Wesel, dass der Planbereich heute weder in einer festgesetzten noch in einer zur Festsetzung beabsichtigten Wasserschutz- zone liegt sowie dass kein Reservegebiet für die öffentliche Wasserversorgung betroffen ist. Die Flächennutzungsplanänderung sieht daher keine Wasserschutzzone sowie auch keine Flächen für Versorgungsanlagen, für die Verwertung oder Beseitigung von Abwasser und festen Abfall- stoffen sowie für Hauptversorgungs- und Hauptwasseranlagen mehr vor. Die im derzeit gültigen Flächennutzungsplan dargestellte Umformerstation kann ebenfalls ent- fallen.

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 129 7.2.2 Sondergebiet Bodenlagerplatz Westlich des Gewerbegebietes Hülsdonk bestehen im Bereich ehemaliger Auskiesungsflächen zwei Bodenlagerplätze, die von Tiefbauunternehmen genutzt sind und deren Erhalt aufgrund fehlender Alternativen in den Gewerbegebieten auch weiterhin Ziel der Stadt Moers ist.140

7.2.3 Sondergebiet Bahnhof Entsprechend der bestehenden Situation und den Entwicklungsabsichten der Stadt wird der Be- reich um den Bahnhof als Sondergebiet Bahnhof dargestellt.141 Gemäß dem rechtskräftigen Bebauungsplan Nr. 311 – Bahnhof Moers – sollen hier bahnhofspezifische Nutzungen wie z.B. Fahrradstation, Dienstleistungsbetriebe, Büro und Verwaltungseinrichtungen, Einrichtungen für Seminarveranstaltungen oder kulturelle Zwecke, Gastronomiebetriebe, Läden und Einzelhandel abgesichert werden. Die Nutzungen sind bereits zum größten Teil realisiert. Das auf die Bahn- hofsfunktion abgestimmte Nutzungsprofil unterscheidet sich somit wesentlich von den Bauge- bieten nach § 2 bis § 10 BauNVO.

7.2.4 Sondergebiet Hotel Unmittelbar an der Krefelder Straße, südlich des Freizeitparks und der Venloer Straße besteht ein Hotel außerhalb des Siedlungszusammenhanges, das aufgrund seiner Bedeutung für die Stadt Moers zur Sicherung der Tourismusfunktion insbesondere für Naherholung und Ge- schäftsreisende auch künftig erhalten werden soll. Im FNP (2007) ist der Bereich als Fläche für den Gemeinbedarf mit Zweckbestimmung Motel und Verkehrsfläche - Parkplatz dargestellt. Die Darstellung wird an die heutige Situation angepasst, der Bereich wird als Sondergebiet Hotel dargestellt.

7.2.5 Sondergebiet Kultur Im Bereich ehemaliger Fabrikhallen am südwestlichen Ufer des Silbersees in Kapellen hat sich ein Kunstzentrum etabliert („Seewerk“), das mittlerweile Bedeutung für die gesamte Kulturland- schaft am Niederrhein erlangt hat. Im FNP (2007) ist der Bereich als Sondergebiet Wochen- endhausgebiet dargestellt. Durch Anpassung der Darstellung in diesem Bereich als Sonderge- biet Kultur soll der Standort langfristig für kulturelle Zwecke gesichert werden.

7.2.6 Sondergebiet Lebensmittelherstellung (wasserbasiert) Im Süden von Kapellen, westlich von Vennikel gelegen, befindet sich ein Großbetrieb zur Ge- tränkeherstellung. Zur planungsrechtlichen Sicherung des Bestandes und von Erweiterungs- möglichkeiten wurde dieser Betrieb im Zuge der 71. FNP-Änderung als Sondergebiet mit der Zweckbestimmung „Getränkeherstellung“ dargestellt. Die dadurch erreichten Erweiterungsmög- lichkeiten sind mittlerweile weitgehend ausgeschöpft. Um dauerhaft eine effiziente Produktion zu gewährleisten und flexibel auf Änderungen des Marktes reagieren zu können, sind zusätzli- che Betriebserweiterungen notwendig. Hierzu erfolgen nähere Erläuterungen in Kapitel 7.4.

7.2.7 Sondergebiet Solarpark Im Bereich der A40 im Stadtbezirk Vinn ist die Entwicklung eines Solarparks zum Bau von Frei- flächen-Photovoltaikanlagen geplant. Die Fläche befindet sich nördlich der Autobahn A 40, zwi- schen Venloer Straße und Autobahnabfahrt Moers-Zentrum. Eine Beschreibung der Bestands- situation und Planungsziele ist im Kapitel Neudarstellungen (Kap. 7.4) enthalten.

140 Entsprechend der 74. Änderung des Flächennutzungsplanes 141 Entsprechend der 73. Änderung des Flächennutzungsplanes 130 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

7.2.8 Sondergebiet Büro und Verwaltung Entsprechend der bestehenden Situation und den Entwicklungsabsichten um den Bahnhof wird der Bereich zwischen Bahnhofsgebäude und P+R-Parkplatz als Sondergebiet Büro und Verwal- tung dargestellt. Ziel ist die räumliche Fassung mit entsprechend bahnhofspezifischen Nutzun- gen und Büro und Verwaltungseinrichtungen gem. den Festsetzungen des Bebauungsplanes Nr. 311, 1. Änderung (siehe hierzu auch Kap. 7.2.3).

7.2.9 Sondergebiet Drive In Schnellrestaurant Im Bereich Klever Straße / Baerler Straße wird entsprechend der bestehenden Situation und den Planungszielen des abgeschlossenen vorhabenbezogenen Bebauungsplanes – der FNP wurde bereits im Wege Berichtigung angepasst - für diesen Bereich ein Sondergebiet Drive In Schnellrestaurant dargestellt.

7.3 Sondergebiete für den Einzelhandel / Zentrale Versorgungsbereiche

Der Einzelhandel nimmt in der Stadtentwicklung aufgrund seiner Versorgungsfunktion für die Bevölkerung, den städtebaulichen Auswirkungen und den Arbeitsplätzen eine bedeutende Stel- lung ein. Im Jahr 2006 wurde ein Einzelhandels- und Zentrenkonzept (EZK) für die Stadt Moers142 er- stellt. 2010 erfolgte eine Fortschreibung durch die CIMA Beratung + Management GmbH, Köln143, welche im August 2011 fertiggestellt wurde. Moers wird eine insgesamt gute Versor- gungslage bescheinigt, jedoch bestehen punktuell Nahversorgungsdefizite im nordöstlichen Stadtgebiet. Überlegungen zur Optimierung führten 2015 zur Beauftragung der BBE Handelsgesellschaft mbH für eine ergänzende Teilfortschreibung des Einzelhandelskonzepts speziell für das nord- östliche Stadtgebiet. Im Juli 2015 führte die BBE eine Vollerhebung aller Einzelhandelsbetriebe in den Sozialatlasbezirken Repelen, Eick, Utfort, Rheinkamp-Mitte und Meerbeck und damit ei- ne Bewertung der Versorgungssituation durch. Die Teilfortschreibung des Einzelhandelskon- zepts für das nordöstliche Stadtgebiet wurde im Juli 2017 vom Rat der Stadt Moers verabschie- det und mit der Bezirksregierung Düsseldorf abgestimmt. Die für die Flächennutzungsplanung relevanten Erkenntnisse und Ergebnisse dieser Gutachten werden nachfolgend zusammengefasst dargelegt.

7.3.1 Struktur des Einzelhandels in Moers Moers ist als Mittelzentrum eingestuft und übernimmt auch über die Stadtgrenzen hinaus v.a. für die umliegenden Städte Neukirchen-Vluyn, Kamp-Lintfort und Rheinberg sowie die linksrhei- nischen Stadtteile von Duisburg eine wichtige Versorgungsfunktion für insgesamt rund 200.000 Menschen. Deutlicher Wettbewerbsdruck besteht allerdings durch die nahegelegenen Oberzen- tren Duisburg und Krefeld, deren Einzugsbereiche sich mit dem der Stadt Moers überschnei- den. Die einzelhandelsrelevante Kaufkraftkennziffer für die Stadt Moers liegt gemäß des Einzelhan- delskonzepts von 2011 bei 100,3. Das bedeutet, dass die Moerser Bevölkerung über ein bun- desdurchschnittliches Kaufkraftniveau verfügt. Die Handelszentralität144 bzw. Umsatz-Kaufkraft- Relation von 110 zeigt zudem, dass die Stadt Moers insgesamt Kaufkraftzuflüsse aus dem oben genannten Einzugsbereich erzielt und der Moerser Einzelhandel somit im Wettbewerb der Region gut aufgestellt ist.

142 Einzelhandels- und Zentrenkonzept für die Stadt Moers, Junker und Kruse, Dortmund, August 2006 143 Einzelhandelskonzept für die Stadt Moers, Fortschreibung 2010 unter Berücksichtigung der Anforderungen des § 24a LEP- ro NRW sowie des Einzelhandelserlasses NRW (2008) (Endfassung), CIMA Beratung + Management GmbH, Köln, August 2011 144 Handelszentralität beschreibt die Relation zwischen dem bestehenden Einzelhandelsumsatz und dem verfügbaren Nach- fragevolumen in der gleichen Raumeinheit. Handelszentralitäten über 100 signalisieren Kaufkraftzuflüsse, Handelszentrali- täten unter 100 Kaufkraftabflüsse aus der Raumeinheit. Flächennutzungsplan der Stadt Moers 131 Herausragende Kaufkraftzuflüsse bestehen insbesondere im Segment Bekleidung/Wäsche. Die Handelszentralität von 239 in diesem Segment dokumentiert die hohe Attraktivität des Moerser Angebots. Der deutlichste Entwicklungsspielraum besteht dagegen in der Warengruppe Elekt- roartikel/Unterhaltungselektronik/Foto/PC mit einer Handelszentralität von 71. Die Mehrzahl der Moerser Einzelhandelsunternehmen befindet sich im Zentrum der Stadt. Die räumliche Dichte und der vorhandene Betriebsformenmix schaffen hier einen attraktiven Einzel- handelsstandort. Zusätzlich besteht in den einzelnen Stadtteilen ein engmaschiges Nahversor- gungsnetz u.a. mit Frische- und Verbrauchermärkten sowie Lebensmitteldiscountern. In den meisten Stadtteilen belegen die Handelszentralitäten im Segment Lebensmittel und Reformwa- ren ein angemessenes und zufriedenstellendes Nahversorgungsangebot. Allerdings zeigen sich in einzelnen Stadtteilen, allen voran Utfort und Meerbeck mit Handelszentralitäten von 23 bzw. 42 durchaus qualitative und quantitative Versorgungslücken - auch wenn man berücksichtigt, dass Berufspendler v.a. Lebensmittel oft nicht vollumfänglich an ihrem Wohnort einkaufen. Hier wird seitens der Stadt mit der aktuellen Teilfortschreibung des Einzelhandelskonzepts für das nordöstliche Stadtgebiet eine Optimierung angestrebt. Ziel ist die Stärkung der wohnortnahen Versorgung durch Unterbindung übermäßiger Kaufkraftabflüsse an dezentrale autogerechte Sonderstandorte. Insgesamt lässt sich festhalten, dass in der Stadt Moers eine gute Versorgungslage für die Be- völkerung besteht und die Innenstadt zudem eine hohe Attraktivität auch für Kunden aus dem näheren Umland aufweist. Eine Ausweitung der vorhandenen Einzelhandelsflächen ist in Moers nur für ausgewählte Branchen und Raumeinheiten sinnvoll. Ziel muss es somit sein, dem Ein- zelhandel marktgerechte Entwicklungsmöglichkeiten zu eröffnen und gleichzeitig Funktionsver- luste gewachsener Versorgungsstrukturen und schädlichen Verdrängungswettbewerb zu ver- meiden.

7.3.2 Zentrale Versorgungsbereiche Das Einzelhandelskonzept der Stadt Moers legt Zentrale Versorgungsbereiche (ZVB) sowie ei- ne Liste mit nahversorgungs- und zentrenrelevanten Sortimenten fest. Ziel des Konzepts ist die flächendeckende Sicherung und Entwicklung bedarfsgerechter (Nah-) Versorgungsstrukturen im Stadtgebiet. Ein Einzelhandelskonzept ist ein städtebauliches Entwicklungskonzept, das nach § 1 Abs. 6 Nr. 11 BauGB bei der Aufstellung von Bauleitplänen zu berücksichtigen ist. Die im Konzept definierten ZVB sind im FNP dargestellt. Zentrale Versorgungsbereiche sind städtebaulich integriert gelegene räumlich abgegrenzte Be- reiche, denen aufgrund vorhandener Einzelhandelsnutzungen - häufig ergänzt durch Dienstleis- tungen und gastronomische Angebote aber auch Bildungs- oder Verwaltungseinrichtungen - ei- ne Versorgungsfunktion für die Bevölkerung über den unmittelbaren Nahbereich hinaus zu- kommt. Nach dem Umfang der Versorgungsfunktion und dem räumlichen Einzugsbereich las- sen sich Haupt-, Neben- und Nahversorgungszentren unterscheiden. Alle ZVB genießen aufgrund ihrer wichtigen Funktion für die Versorgung der Bevölkerung einen besonderen städtebaulichen Schutz. Rechtliche Grundlage dafür sind § 1 Abs. 6 BauGB i.V.m. § 34 Abs. 3 BauGB und der Landesentwicklungsplan NRW. So dürfen großflächige Einzelhan- delsvorhaben im Sinne von § 11 (3) BauNVO mit einer Geschoßfläche von über 1.200 m² und nahversorgungs- bzw. zentrenrelevanten Sortimenten i.d.R. nur noch in Zentralen Versor- gungsbereichen angesiedelt werden, um Bedeutung und Funktion der ZVB zu wahren und die Etablierung neuer autogerechter, nicht integrierter Versorgungsstandorte zu vermeiden. Dar- über hinaus muss bei der Ansiedlung solcher Einzelhandelsvorhaben nachgewiesen werden, dass andere Zentrale Versorgungsbereiche auch in Nachbarkommunen nicht erheblich in ihrer Funktion durch übermäßige Kaufkraftabflüsse städtebaulich beeinträchtigt werden. Aufgrund der Vorgaben aus dem Moerser Einzelhandelskonzept von 2011 und der Teilfort- schreibung für das nord-östliche Stadtgebiet von 2017 werden die folgenden 9 Zentralen Ver- sorgungsbereiche in den Flächennutzungsplan übernommen: - Zentraler Versorgungsbereich „Moers Innenstadt“ in der Funktion des Hauptzentrums - Zentraler Versorgungsbereich „Repelen“ in der Funktion eines Nebenzentrums

132 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

- Zentraler Versorgungsbereich „Kapellen“ in der Funktion eines Nebenzentrums - Zentraler Versorgungsbereich „Rheinkamp-Mitte“ in der Funktion eines Nahversor- gungszentrums - Zentraler Versorgungsbereich „Utfort“ in der Funktion eines Nahversorgungszentrums - Zentraler Versorgungsbereich „Meerbeck“ in der Funktion eines Nahversorgungszent- rums - Zentraler Versorgungsbereich „Vinn“ in der Funktion eines Nahversorgungszentrums - Zentraler Versorgungsbereich „Asberg“ in der Funktion eines Nahversorgungszentrums - Zentraler Versorgungsbereich „Schwafheim“ in der Funktion eines Nahversorgungszent- rums Das Nahversorgungszentrum Utfort ist dabei als Ergebnis der Teilfortschreibung des Einzel- handelskonzeptes von 2017 als neuer zentraler Versorgungsbereich lediglich in Teilen vorhan- den und dementsprechend weiter zu entwickeln.

7.3.3 Sondergebiete großflächiger Einzelhandel Neben dem Einzelhandel in den Zentralen Versorgungsbereichen gibt es in Moers auch Solitär- standorte für großflächigen Einzelhandel, die außerhalb der ZVB liegen. Diese Standorte gren- zen zwar auf der einen Seite die Gestaltungsspielräume für die zentralen Ortskernlagen ein, si- chern auf der anderen Seite aber teilweise auch die wohnungsnahe Versorgung in den nicht von ZVB nahversorgten städtischen Bereichen bzw. sind aufgrund ihrer Größe nicht innerhalb der ZVB unterzubringen. Im Sinne der Zielsetzung des Landesentwicklungsplans NRW sowie den im EZK formulierten Grundsätzen zur Stärkung der Zentralen Versorgungsbereiche werden auf Ebene des Flächennutzungsplans limitierende Regelungen für den großflächigen Einzel- handel getroffen. Die Steuerung im FNP erfolgt durch die Darstellung von Sondergebieten für großflächigen Ein- zelhandel mit der allgemeinen Zweckbestimmung ‚Sondergebiete für Nahversorgung‘ und ‚Son- dergebiete für nicht zentrenrelevanten Einzelhandel‘ mit Benennung maximaler Verkaufsflä- chenzahlen. Die Zweckbestimmung für den nicht zentrenrelevanten Einzelhandel ist durch die Benennung als z.B. SO-Möbel, SO-Gartenmarkt konkretisiert, weitere detailliertere Aussagen sind jedoch der verbindlichen Bauleitplanung vorbehalten. Kleinflächiger Einzelhandel ist inner- halb der Sondergebiete unter Berücksichtigung der sonstigen gesetzlichen Rahmenbedingun- gen sowie der festgelegten Verkaufsflächenobergrenzen zulässig.

Sondergebiete Nahversorgung Einzelhandelsbetrieben mit nahversorgungs- und zentrenrelevanten Kernsortimenten wird au- ßerhalb von ZVB grundsätzlich Bestandsschutz eingeräumt. Durch die Festschreibung der Be- standsverkaufsflächen im FNP wird aber eine Weiterentwicklung ausgeschlossen. Potentiell marktnotwendige geringfügige Flächenanpassungen werden jedoch mit einem Entwicklungszu- schlag von bis zu 10 % berücksichtigt. Aufgrund der Maßstabsebene des Flächennutzungs- plans werden die maximalen Verkaufsflächen auf ganze 100 m² gerundet. Der Flächennut- zungsplan gibt hier lediglich einen groben Rahmen vor, auf Ebene des Bebauungsplans ist die Vorgabe hinsichtlich des Entwicklungsspielraums zu überprüfen und ggf. zu konkretisieren. Nahversorgungsrelevant sind gemäß der Moerser Liste im EZK folgende Sortimente: - Lebensmittel - Getränke - Reformwaren - Tabakwaren - Drogerieartikel - Hygieneartikel einschließlich haushaltsüblicher Putz- und Reinigungsmittel - Apotheken - Schnittblumen - Zeitschriften, Zeitungen - Tierfutter

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 133 SO Nahversorgung „Baustraße/Landwehrstraße“ Der Standort Baustraße/Landwehrstraße zählt seit der Fortschreibung des Moerser EZK von 2011 zur Nahversorgungsagglomeration Klever Straße und befindet sich außerhalb eines ZVB. Das mit der Darstellung des Sondergebiets im FNP verbundene Ziel ist somit die Bestandssi- cherung und keine Weiterentwicklung im Segment der nahversorgungs- und zentrenrelevanten Kernsortimente. Am Standort befinden sich ein Supermarkt, ein Lebensmitteldiscounter, ein Drogeriemarkt, ein Bekleidungsgeschäft sowie eine Bäckerei. Ein rechtskräftiger Bebauungs- plan existiert nicht.

Verkaufsfläche laut EHK: ca. 3.600 m² maximale Verkaufsfläche im FNP inkl. ca. 10 % Entwicklungszuschlag: 4.000 m²

SO Nahversorgung „Römerstraße/Franz-Haniel-Straße“ Die Fachmarktagglomeration „Franz-Haniel-Straße“ ist gemäß des Moerser EZK vor allem für großflächige Einzelhandelsbetriebe mit nicht-zentrenrelevanten Kernsortimenten vorgesehen. Sie besteht aus mehreren Teilflächen entlang der Franz-Haniel-Straße, die z.T. durch gemisch- te bzw. gewerblich genutzte Bereiche mit partiell kleinflächigem Einzelhandel getrennt sind. Nahversorgungs- und zentrenrelevante Angebote sollen nicht ausgebaut werden, um die ZVB zu schützen. Es ist jedoch anzuerkennen, dass die heute bereits ansässigen großflächigen Nahversorger eine wichtige Versorgungsfunktion für die umliegenden Wohnstandorte überneh- men. So auch der in diesem Sondergebiet liegende Super- und Getränkemarkt, der in diesem Sinne in seinem Bestand gesichert werden soll. Der rechtskräftige Bebauungsplan setzt hier ein Misch- und ein Gewerbegebiet fest. Weitere bauliche Entwicklungen dürfen unabhängig von dessen Festsetzungen zu maximal 10 % Verkaufsflächenzuwachs führen. Verkaufsfläche laut EHK: ca. 7.300m² maximale Verkaufsfläche im FNP inkl. ca. 10 % Entwicklungszuschlag: 8.000 m²

134 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

SO Nahversorgung „Franz-Haniel-Straße“ Die Fachmarktagglomeration „Franz-Haniel-Straße“ ist gemäß des Moerser EZK vor allem für großflächige Einzelhandelsbetriebe mit nicht-zentrenrelevanten Kernsortimenten vorgesehen. Nahversorgungs- und zentrenrelevante Angebote sollen nicht ausgebaut werden, um die ZVB zu schützen. Es ist jedoch auch hier anzuerkennen, dass der heute dort ansässige großflächige Discounter eine wichtige Versorgungsfunktion für die umliegenden Wohngebiete übernimmt. In diesem Sinne soll der vorhandene nahversorgungsrelevanten Einzelhandelsbetrieb in seinem Bestand durch die Darstellung eines Sondergebietes im FNP gesichert werden. Der hier vor- handene, nicht großflächige Sonderpostenmarkt ist nicht Gegenstand der Regelungen und dementsprechend unter Berücksichtigung der sonstigen gesetzlichen Rahmenbedingungen so- wie der festgelegten Verkaufsflächenobergrenzen zulässig. Der rechtskräftige Bebauungsplan setzt für diesen Bereich ein Gewerbegebiet fest. Weitere bauliche Entwicklungen dürfen unab- hängig von dessen Festsetzungen zu maximal 10 % Verkaufsflächenzuwachs führen. Verkaufsfläche: ca. 2.000 m² maximale Verkaufsfläche im FNP inkl. ca. 10 % Entwicklungszuschlag: 2.200 m²

SO Nahversorgung „Franz-Haniel-Straße/Kornstraße“ Ein weiterer „Standort“ der Fachmarktagglomeration „Franz-Haniel-Straße“ liegt unmittelbar im Kreuzungsbereich zur Kornstraße. Auch hier sollen Nahversorgungs- und zentrenrelevante An- gebote nicht ausgebaut werden, um die ZVB zu schützen. Es ist jedoch auch hier weiterhin an- zuerkennen, dass heute bereits ansässige großflächige Nahversorger eine wichtige Versor- gungsfunktion für die umliegenden Wohnstandorte übernehmen. So auch der vorhandene Su- per- und Drogeriemarkt. Diese Betriebe sollen daher durch die Darstellung eines Sondergebie- tes im FNP in ihrem Bestand gesichert werden. Der rechtskräftige Bebauungsplan für dieses Gebiet setzt ein Gewerbegebiet fest. Weitere bauliche Entwicklungen dürfen unabhängig von dessen Festsetzungen zu maximal 10 % Verkaufsflächenzuwachs führen. Verkaufsfläche: ca. 1.700 m² maximale Verkaufsfläche im FNP inkl. ca. 10 % Entwicklungszuschlag: 1.900 m²

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 135 SO Nahversorgung „Franz-Haniel-Straße/westlich Baumarkt“ Ein kleinerer Teilstandort der Fachmarktagglomeration „Franz-Haniel-Straße“ liegt westlich ei- nes größeren Baumarktes, unmittelbar im Kreuzungsbereich der Abzweigung der Franz-Haniel- Straße. Auch der hier vorhandene großflächige Getränkemarkt hat eine wichtige Versorgungs- funktion für die umliegenden Wohnstandorte. Der Betrieb soll daher durch die Darstellung eines Sondergebietes im FNP im Bestand gesichert werden. Der rechtskräftige Bebauungsplan für dieses Gebiet setzt ein Gewerbegebiet fest. Weitere bauliche Entwicklungen dürfen unabhängig von dessen Festsetzungen zu maximal 10 % Verkaufsflächenzuwachs führen. Verkaufsfläche: ca. 1.100 m² maximale Verkaufsfläche im FNP inkl. ca. 10 % Entwicklungszuschlag: 1.200 m²

SO Nahversorgung „Hülsdonker Straße“ In der Fachmarktagglomeration im Bereich des Gewerbegebiets Hülsdonk soll gemäß des Mo- erser EZK eine weitere Etablierung von großflächigen Einzelhandelsbetrieben mit nahversor- gungs- und zentrenrelevanten Sortimenten unterbunden werden. Da die an der Hülsdonker Straße bereits ansässigen großflächigen Einzelhandelsbetriebe (zwei Supermärkte, ein Geträn- kemarkt und ein Bekleidungsdiscounter) jedoch für den Ortsteil Hülsdonk eine wichtige Nahver- sorgungsfunktion erfüllen, sollen sie in ihrem Bestand gesichert werden. Es existiert kein rechtsverbindlicher Bebauungsplan. Verkaufsfläche laut EHK: ca. 7.300 m² maximale Verkaufsfläche im FNP inkl. ca. 10 % Entwick- lungszuschlag: 8.000 m²

136 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

SO Nahversorgung „Nieper Straße“ Das Sondergebiet Nahversorgung „Nieper Straße“ liegt innerhalb des Nebenzentrums Kapellen, das im Moerser EZK als zentraler Versorgungsbereich ausgewiesen ist. Es beinhaltet zwei großflächige Supermärkte, die den zentralen Versorgungsbereich stärken und deshalb auch planungsrechtlich weiter gesichert werden sollen. Der Bebauungsplan setzt ein Sondergebiet fest, die maximale Verkaufsfläche wird unter Berücksichtigung der im Bebauungsplan noch vor- handenen Erweiterungspotentiale abgeleitet. Verkaufsfläche laut EHK: 3.000 m² Verkaufsfläche gemäß Bebauungs- plan: 3.500 m² maximale Verkaufsfläche im FNP unter Berücksichtigung des B- Plans: 3.500 m²

SO Nahversorgung „Rheinberger Straße“ Das Sondergebiet Nahversorgung „Rheinberger Straße“ liegt innerhalb des Ortsteils Utfort in einem Bereich, der im Moerser EZK als neuer zentraler Versorgungsbereich ausgewiesen ist. Es beinhalt einen großflächigen Supermarkt, der den zentralen Versorgungsbereich stärken und deshalb auch planungsrechtlich weiter gesichert werden soll. Der Bebauungsplan setzt ein Sondergebiet fest, die maximale Verkaufsfläche entspricht der im Bebauungsplan festgesetzten Obergrenze. Verkaufsfläche gemäß Bebau- ungsplan: 1.100 m² maximale Verkaufsfläche im FNP unter Berücksichtigung des B- Plans: 1.100 m²

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 137 Sondergebiete für nicht zentrenrelevanten Einzelhandel Großflächiger Einzelhandel mit nicht-zentrenrelevantem Kernsortiment sollte gemäß EZK priori- tär auf die Standortareale „Gewerbegebiet Hülsdonk“ und die „Fachmarktagglomeration Franz- Haniel-Straße“ gelenkt werden. Zusätzliche Sonderstandorte sollen nach Möglichkeit nicht aus- gewiesen bzw. weiter etabliert werden. Zu Einzelhandelsbetrieben mit nicht-zentrenrelevanten Kernsortimenten zählen im Wesentli- chen: - Baumärkte (Bau- und Heimwerkermärkte, Baustoffhandel, Sanitär, Fliesen, Installati- onsbedarf, Teppichboden, Holzmärkte, etc.) - Gartenmärkte (Gartencenter, Grünmärkte, Landschaftsbau, Gartenbedarf inkl. Garten- möbel und -häuschen, Pflanzen, Bäume, Sträucher, Tierhaltungsbedarf, Zooartikel, Tiernahrung, lebende Tiere) - Möbelmärkte (Möbelvollsortimente, Büroeinrichtung, Antikmöbel, Möbelabholmärkte, Möbelausstellungen, Küchen- und Matratzenstudios) - Kfz-Handel (Autohäuser, Gebrauchtwagenhandel, Autozubehör, Reifenhandel, Cam- pingfahrzeug- und Motorradhandel). Ferner zählen auch Campingartikel, Boote und Bootszubehör, Reitsportartikel und Sportgroßge- räte zu den nicht-zentrenrelevanten Sortimenten. Großflächige Einzelhandelsbetriebe mit nicht-zentrenrelevanten Kernsortimenten sollen gemäß des Landesentwicklungsplans (LEP) NRW sowie des Moerser Einzelhandelskonzepts auf höchstens 10% ihrer Gesamtverkaufsfläche bzw. maximal 2.500 m² Verkaufsfläche nahversor- gungs- und zentrenrelevante Sortimente anbieten. Gemäß Ziel 6.5-1 des LEP dürfen Standorte des großflächigen Einzelhandels nur in regional- planerische festgelegten Allgemeinen Siedlungsbereichen dargestellt werden. Abweichend da- von ist gem. Ziel 6.5-7 jedoch der Bestandsschutz möglich. Zudem sollen sowohl der überwie- gende Teil des o.g. Gewerbegebietes Hülsdonk als auch der Bereich „Franz-Haniel-Straße“ im Rahmen der Neuaufstellung des Regionalplanes als Allgemeiner Siedlungsbereich festgelegt werden.

SO Möbel „Am Schürmannshütt“ Das Sondergebiet liegt innerhalb des Gewerbegebiets Hülsdonk, welches gemäß des Moerser EZK für die Ansiedlung großflächiger Einzelhandelsbetriebe mit nicht-zentrenrelevanten Sorti- menten vorgesehen ist. Im Bereich des Sondergebietes existiert kein Bebauungsplan. Aufgrund der relativ beengten Grundstücksverhältnisse hat der hier ansässige Möbelmarkt nur geringfü- gige Erweiterungsmöglichkeiten, weshalb die Darstellung des SO im FNP nur der Bestandssi- cherung dienen kann. Verkaufsfläche laut EHK: ca. 3.300m² Zentrenrelevantes Flächenpotential: max. ca. 330m² Maximale Verkaufsfläche im FNP inkl. ca. 10 % Entwicklungszu- schlag: 3.600 m² Zentrenrelevantes Flächenpotential: max. ca. 360 m²

138 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

SO Baumarkt „Franz-Haniel-Straße“ Das Sondergebiet „Franz-Haniel-Straße“ liegt innerhalb der Fachmarktagglomeration „Franz- Haniel-Straße“, die gemäß des Moerser EZK explizit für großflächige Einzelhandelsbetriebe mit nicht-zentrenrelevanten Kernsortimenten vorgesehen ist. Dem im Sondergebiet ansässigen Baumarkt sollen daher auch weitere Entwicklungsmöglichkeiten eingeräumt werden. Diese werden vom bestehenden rechtskräftigen Bebauungsplan reglementiert. Der Baumarkt wird ak- tuell um die nördlich gelegene Gewerbegebietsfläche auf rund 14.800 m² erweitert. Hier soll je- doch lediglich ein überdachter Drive-in-Bereich errichtet werden. Die Abgrenzung des Sonder- gebietes wird um diese Fläche ergänzt. aktuelle Verkaufsfläche: ca. 12.400 m² Zentrenrelevantes Flächenpotential: max. ca. 1.250 m² Maximale Verkaufsfläche im FNP unter Berücksich- tigung des Drive-In-Bereiches inkl. 10 % Entwicklungspotential: 15.500 m² Zentrenrelevantes Flächenpotential: max. 1.550 m²

SO Möbel „Ruhrorter Straße / Düsseldorfer Straße“ Das Sondergebiet liegt außerhalb von ZVB oder sonstigen Sonderstandorten, die für großflä- chige nicht-zentrenrelevante Einzelhandelsbetriebe im Moerser EZK vorgesehen sind. Aus die- sem Grund dient die Darstellung des SO im FNP ausschließlich der Bestandssicherung des hier ansässigen Küchenstudios mit einem geringen Entwicklungszuschlag. Es besteht ein rechts- kräftiger Bebauungsplan für diesen Bereich, dessen Festsetzungen jedoch auch keine darüber hinausgehende Entwicklung der Verkaufsfläche ermögli- chen würde. Verkaufsfläche laut EHK: ca. 4.500 m² Zentrenrelevantes Flächenpo- tential: max. ca. 450 m² Maximale Verkaufsfläche im FNP inkl. 10 % Entwicklungs- zuschlag: 5.000 m² Zentrenrelevantes Flächenpo- tential: max. 500 m²

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 139 SO Möbel „Holderberger Straße“ Das Sondergebiet liegt im ländlich geprägten Umfeld des Moerser Ortsteils Holderberg und damit außerhalb eines ZVB oder sonstigen Schwerpunktstandorten für großflächige Einzelhan- delsbetriebe mit nicht-zentrenrelevanten Kernsortimenten. Ziel der Sondergebietsdarstellung im FNP ist daher die Bestandssicherung des alt eingesessenen Möbelhauses. Es sollen im FNP geringfügige ggf. marktnotwendige Erweiterungen zugelassen werden. Im Bereich des Sonder- gebiets existiert kein Bebauungsplan.

Verkaufsfläche laut EHK: ca. 4.900 m² Zentrenrelevantes Flächenpo- tential: max. ca. 490 m² Maximale Verkaufsfläche im FNP inkl. 10 % Entwicklungs- zuschlag: 5.400 m² Zentrenrelevantes Flächenpo- tential: max. 540 m²

SO Baumarkt „Franz-Haniel-Straße“ Die Fachmarktagglomeration „Franz-Haniel-Straße“ ist gemäß des Moerser EZK schwerpunkt- mäßig vor allem für großflächige Einzelhandelsbetriebe mit nicht-zentrenrelevanten Kernsorti- menten vorgesehen. Nahversorgungs- und zentrenrelevante Angebote sollen dort nicht weiter ausgebaut werden, um die ZVB zu schützen. In diesem Sinne soll der vorhandene Einrich- tungs-/Baumarkt planungsrechtlich gesichert werden. Der dort ebenfalls ansässige noch nicht großflächige Getränkemarkt wird als Bestandteil des Sondergebietes für nicht zentrenrelevante Sortimente überplant. Damit soll die Entwicklung eines weiteren großflächigen Nahversor- gungsbetriebes entsprechend den Zielen des EZK hier verhindert werden. Nicht großflächiger Einzelhandel ist nicht Gegenstand der Regelung und dementsprechend unter Berücksichtigung der sonstigen gesetzlichen Rahmenbedingungen sowie der festgelegten Verkaufsflächenober- grenze zulässig. Der rechtskräftige Bebauungsplan für dieses Gebiet setzt ein Gewerbegebiet fest. Verkaufsfläche: ca. 4.000 m² Verkaufsfläche im FNP inkl. 10 % Entwicklungszuschlag: 4.400 m² Zentrenrelevantes Flächenpotential: max. 440 m²

140 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

SO Gartencenter „Düsseldorfer Straße“ Im Süden des Ortsteils Schwafheim soll das hier ansässige Gartencenter wie im rechtswirksa- men Flächennutzungsplan weiterhin durch ein Sondergebiet gesichert werden. Entsprechend der Empfehlungen des Moerser EZK soll an dieser Stelle eine Ausweitung zu einem Schwer- punkt für anderweitigen großflächigen Einzelhandel vermieden werden. Es besteht ein rechts- verbindlicher Bebauungsplan, der bereits ein Sondergebiet mit Zweckbestimmung Gartencenter und genauen Verkaufsflächen festsetzt. Diese werden im Flächennutzungsplan übernommen.

Verkaufsfläche laut Bebauungsplan: 11.000 m² Zentrenrelevantes Flächenpotential: max. 700 m² Verkaufsfläche im FNP unter Berücksichtigung des B-Plans: 11.000 m² Zentrenrelevantes Flächenpotential laut Be- bauungsplan: max. 700 m²

SO Landhandel „Düsseldorfer Straße“ Gegenüber von dem SO Gartencenter an der Düsseldorfer Straße wird der dort ansässige Landhandel planungsrechtlich durch ein Sondergebiet in seinem Bestand abgesichert. Es be- steht ein rechtsverbindlicher Bebauungsplan, der bereits ein Sondergebiet mit Zweckbestim- mung Landhandel festsetzt. Aus diesem Grund wird auch im Flächennutzungsplan die konkrete Zweckbestimmung beibehalten. Im Bebauungsplan ist eine genaue Verkaufsfläche festgesetzt, die in den Flächennutzungsplan übernommen wird. Verkaufsfläche laut Bebauungsplan: 800 m² Zentrenrelevantes Flächenpotential: max. 80 m² Verkaufsfläche im FNP unter Berücksich- tigung des B-Plans: 800 m² Zentrenrelevantes Flächenpotential: max. 80 m²

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 141 7.4 Neudarstellungen

Stadtbezirk Rheinkamp-Mitte, Eick, Utfort

S 2.3 Rheinberger Straße 4,57 ha Die Standortbewertung ist in Kap. 6.7 unter G 2.3 detailliert dargelegt. Für den Bereich wurde im Vorgriff auf die Neuaufstellung des Flächennutzungsplans die 91. FNP-Änderung mit Darstellung eines Sondergebietes (S 2.3) sowie eines Gewerbegebietes (G 2.3) vorbereitet. Hierzu fand bereits die frühzeitige Beteiligung nach §§ 3 (1) u. 4 (1) BauGB, die öffentliche Auslegung nach §§ 3 (2) u. 4 (2) sowie die erneute öffentliche Auslegung statt. Dementsprechend werden die aktuellen, regionalplanerisch abgestimmten Ziele in das Verfah- ren der FNP-Neuaufstellung eingebracht. Die wesentlichen Ziele und Inhalte dieser 91. FNP- Änderung, werden hier zusammenfassend wiedergegeben: Im Plangebiet sollen zwei großflächige Einzelhandelsbetriebe errichtet werden. Der großflächi- ge Vollsortimenter soll eine Verkaufsfläche von 3.400 qm mit zusätzlichem Shop / Mall-Bereich mit einer Verkaufsfläche von 500 qm erhalten. Zudem sind angrenzend ein Getränkemarkt mit einer Verkaufsfläche von etwa 1.000 qm sowie zusätzliche nicht-großflächige Shops mit gerin- geren Verkaufsflächen (ca. jeweils 300 qm) geplant. Daneben sind im Plangebiet die Errichtung von Gastronomiebetrieben, Dienstleistern, Freizeiteinrichtungen sowie im Gewerbegebiet G 2.3 (siehe Kap. 6.7) eines Bürostandortes geplant. Im geänderten Flächennutzungsplan werden die Fläche des Vollsortimenters, die Fläche des Getränkemarktes sowie die Fläche der ergänzen- den Handels- und Freizeitnutzungen als „Sondergebiet Nahversorgungszentrum“ dargestellt. Da sich zentrale Versorgungsbereiche gemäß der Rechtsprechung (vgl. bspw. Urteil des BVerwG vom 17.12.2009 - 4 C 2.08 und Urteil des BVerwG vom 11.10.2007 - 4 C 7.07) durch Einzelhandelsnutzungen, häufig ergänzt durch diverse Dienstleistungen einschließlich gastro- nomischer Angebote auszeichnen, wird mit der Zweckbestimmung „Nahversorgungszentrum“ eine vergleichsweise offene Zweckbestimmung gewählt. Das Sondergebiet soll der Unterbrin- gung von großflächigen Einzelhandelsbetrieben mit nahversorgungsrelevantem Kernsortiment dienen. Textliche Darstellungen beschränken die max. Verkaufsfläche auf 5.900 m², wobei der Anteil der nahversorgungsrelevanten Verkaufsfläche max. 4.900 m² und der Anteil der zentrenrele- vanten Verkaufsfläche (ohne nahversorgungsrelevante Verkaufsfläche) max. 1.500 m² betragen darf. Des Weiteren sollen im Sondergebiet ergänzende, nicht großflächige Einzelhandelsbetrie- be sowie ergänzende Einrichtungen, die keine Verkaufsstätten, aber geeignet sind, die Funktion des geplanten Nahversorgungszentrums zu stärken, angesiedelt werden können. Sie sind na- mentlich Nutzungen, die mit einer hohen Besucherfrequenz verbunden sind, wie Anlagen für sportliche Zwecke sowie Gastronomie- und Dienstleistungsbetriebe.

142 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Im Süden des Plangebietes ist die Ansiedlung der Hauptverwaltung der Edeka Handelsgesell- schaft Rhein-Ruhr mbH geplant. Der Teilbereich der Hauptverwaltung inklusive der erforderli- chen Stellplätze wird im Flächennutzungsplan als Gewerbegebiet dargestellt. Im Norden des Plangebietes ist bereits heute eine kleinere Waldfläche vorhanden. Zukünftig soll der gesamte Bereich nördlich des Sondergebietes als Wald genutzt werden, so dass eine entsprechende Darstellung im Flächennutzungsplan erfolgt. Mittig im Plangebiet liegen derzeit Waldflächen, die zur Umsetzung der Planung entfallen müssen. Hier wird der Belang der Schaf- fung eines Nahversorgungszentrums stärker gewichtet als der Erhalt der Waldflächen. Die im Süden und Osten des Plangebietes zu entwickelnden Freiflächen werden als Grünflä- chen mit der Zweckbestimmung Parkanlagen dargestellt. Diese Grünflächen sollen in ange- messenem Maße durch Fuß- und Radwege erschlossen werden, so dass sie der Erholung die- nen können.

Stadtbezirk Moers-Mitte / Vinn / Hülsdonk

S 4.2 Rheinberger Straße / Bethanien 2,37 ha Der Standort liegt südöstlich des Siedlungskörpers Utfort. Nordwestlich der Fläche liegen die Wohnbauflächen der Siedlung Utfort, östlich und südlich grenzen Gemeinbedarfsflächen des Krankenhauses Bethanien an, nördlich befindet sich das Berufsbildungswerk. Der Standort ist daher stadträumlich und städtebaulich für eine Gemeinbedarfsflächenentwicklung gut geeignet. Der Bereich ist derzeit im FNP (2007) als landwirtschaftliche Fläche dargestellt, ein kleiner Be- reich als Versorgungsfläche. Der Standort ist heute überwiegend durch Gehölzstrukturen ge- prägt. Das Gebiet ist über die Rheinberger Straße (L137) optimal an das regionale Verkehrsnetz an- gebunden. Ebenfalls sehr gut ist die besonders für Gemeinbedarfsflächen wichtige Anbindung an das ÖPNV-Netz, ca. 270 m entfernt liegt die nächste Haltestelle mit 15-Minuten-Taktung. Positiv wurde der Standort auch hinsichtlich „Fahrradfreundlichkeit“ bewertet. Eine Möglichkeit zur Entwässerung ist mit vertretbarem Aufwand über einen Schmutzwasser- kanal gegeben. Evtl. ist der Anschluss an einen Regenwasserkanal möglich. Anschlussmög- lichkeiten an das Wasser-, Strom- und Gasnetz sind vorhanden. Naherholungs- und Spielmög- lichkeiten sind in vertretbarer Entfernung zu erreichen. Die Planung ist mit erheblichen Auswirkungen auf Pflanzen und Tiere verbunden. Darüber hin- aus zerstört sie – im Zusammenwirken mit anderen Bauflächen - das Potenzial zur Entwicklung einer klimawirksamen Grünverbindung östlich der Innenstadt. Auf die übrigen Schutzgüter sind nur vergleichsweise geringfügige Auswirkungen zu erwarten. Einwirkungen auf die geplante Krankenhausnutzung bestehen durch Lärmvorbelastungen. Insgesamt werden die Umweltaus- wirkungen als mittel beurteilt. Um zukünftigen Entwicklungen der Einrichtungen - vor dem Hintergrund einer älter werdenden Bevölkerung insbesondere der bestehenden Senioreneinrichtung - Rechnung zu tragen, wird der Bereich als Erweiterungsfläche dargestellt. Aufgrund der stadträumlichen und städtebauli- chen Eignung sowie der erschließungstechnischen Voraussetzung ist diese Flächenauswei- sung zu befürworten. Vor dem Hintergrund der mittlerweile vorhandenen bzw. geplanten Nut- zungen (z.B. Ärztehaus, Catering, Seniorenstift) werden das Krankenhaus Bethanien und die Erweiterungsfläche als Sondergebiet Klinikum und Seniorenstift dargestellt und gesichert (vgl. auch Kap. 7.2.1 und 8.6). Parallel zur FNP-Neuaufstellung wurde hierzu das Verfahren zur 87. FNP-Änderung durchgeführt.

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 143 S 4.3 Solarpark Vinn 4,74 ha

Im Bereich der A40 im Stadtbezirk Vinn ist die Entwicklung eines Solarparks zum Bau von Frei- flächen-Photovoltaikanlagen geplant. Die Fläche befindet sich nördlich der Autobahn A 40, zwi- schen Venloer Straße und Autobahnabfahrt Moers-Zentrum. Im FNP (2007) ist der Bereich als Fläche für Dauerkleingärten ausgewiesen, die Fläche befindet sich in der Wasserschutzzone IIIa der Wassergewinnungsanlage Vinn und innerhalb des Landschaftsschutzgebietes (LSG). Aktuell wird noch ca. 1,3 ha der Fläche ackerbaulich genutzt, der Rest der Fläche ist Teil der angelegten ökologischen Ausgleichsfläche (Ökokonto Vinn, siehe Kap. 12.3). Das Areal ist für eine solare Stromerzeugung aufgrund der Lage und Topographie gut geeignet, die erschließungstechnischen Voraussetzungen sind am Standort gegeben. Um die Auswirkun- gen auf das Landschaftsbild zu minimieren, sind Maßnahmen geplant, die im Flächennutzungs- plan durch Ausweisung von Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft gesichert sind: Neugestaltung der Heckenstrukturen sowie Anpflanzung von Bäumen und weiteren Hecken im nördlichen Teil des Geländes. Der Standort ist im Regionalplan GEP99 als Allgemeiner Freiraum- und Agrarbereich mit den überlagernden Freiraumfunktionen Bereich zum Schutz der Landschaft und landschaftsorien- tierten Erholung, Regionaler Grünzug und Bereich zum Grundwasser- und Gewässerschutz überlagert wird. Insbesondere das Vorranggebiet des Regionalen Grünzuges ist vor siedlungs- räumlicher Inanspruchnahme zu schützen. Ausnahmsweise kann ein Regionaler Grünzug in begründeten Ausnahmefällen Nutzungen beinhalten, die von der Sache her ihren Standort im Freiraum haben und nicht außerhalb der Regionalen Grünzüge verwirklicht werden können (GEP99) bzw. wenn keine Alternativen außerhalb des Grünzuges bestehen und die Funktions- fähigkeit des Grünzuges erhalten bleibt (LEP NRW 2017). Im Hinblick auf das Ziel der ausnahmsweise möglichen Inanspruchnahme eines Regionalen Grünzuges wird daher mit dem vorliegenden Bewertungskonzept dargelegt, dass es außerhalb der Regionalen Grünzüge keine geeigneten Standorte für Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen im Stadtgebiet Moers gibt. Mit den Regionalen Grünzügen soll der Freiraum vor weiterer siedlungsräumlicher Inanspruch- nahme geschützt werden, um den Freiraum insbesondere vor weiterer Zersiedlung zu schüt- zen. Dies ist auch im LEP NRW 2017 ähnlich zum Umgang mit Freiflächen-Solaranlagen erläu- tert, indem darauf hingewiesen wird, dass die Standortanforderungen den Belangen des Frei- raumschutzes und des Landschaftsbildes Rechnung tragen und einen Beitrag zu einer nach- haltigen Freirauminanspruchnahme leisten. Gerade neue, isoliert im Freiraum liegende Standorte werden kritisch gesehen. Mögliche Standorte sind wieder zu nutzende gewerbliche, bergbauliche, verkehrliche oder wohnungsbau- liche Brachflächen, baulich geprägte Konversionsflächen, Aufschüttungen oder aber Standorte entlang von Bundesfernstraßen mit überregionaler Bedeutung. Um letzteres handelt es sich bei dem vorliegenden Standort. Der Standort schließt direkt an der Anschlussstelle „Moers-Zentrum“ an. Nördlich und nordöst- lich der Autobahn-Anschlussstelle ist im GEP 99 ein Allgemeiner Siedlungsbereich festgelegt.

144 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Insofern ist die Freiflächen-Photovoltaik-Fläche siedlungsnah verortet und liegt nicht vollständig verinselt im Freiraum. Der vorgeschlagene Standort ragt zwar in den Regionalen Grünzug hinein, aufgrund der weit- bemessenen Festlegung des Regionalen Grünzuges ist dieser in seiner Durchgängigkeit je- doch nicht beeinträchtigt. Auch wird der nördliche Bereich des Regionalen Grünzuges nicht ab- getrennt. Eine Verbindung ist weiterhin gegeben. Die Planung wiederspricht derzeit den Festsetzungen des Landschaftsplans und ist mit dem Verlust von Ausgleichsflächen verbunden. Die Auswirkungen auf die Schutzgüter Pflanzen, Tie- re und das Landschaftsbild werden aufgrund der vorbelasteten Lage nur als bedingt erheblich bewertet. Auf die anderen Schutzgüter entstehen höchstens geringe Auswirkungen. Eine Rück- nahme des LSG wurde vom Kreis Wesel in Aussicht gestellt. Insgesamt wurden im Umweltbe- richt die bei einer Inanspruchnahme zu erwartenden Umweltauswirkungen als mittel bewertet. Aufgrund der Lage an der Autobahn mit den hier bereits bestehenden Vorbelastungen des Landschaftsbildes, den geplanten Maßnahmen zur Einbindung der Fläche und den erschlie- ßungstechnischen Voraussetzungen am Standort sowie dem Ziel, mit regenerativen Projekten einen Beitrag zur Energiewende zu leisten, ist die Flächenausweisung zu befürworten. Ver- gleichbar geeignete Alternativen stehen im Stadtgebiet nicht zur Verfügung.145 Die Beeinträchti- gungen auf das Landschaftsbild können auf ein Mindestmaß reduziert werden: Durch die Lage unmittelbar nördlich der A 40 und deren ca. 6 m hohe Lärmschutzwand sind Wirkungen auf das Landschaftsbild nach Süden ausgeschlossen, analog begrenzt nach Westen die Erddammlage und Begrünung der Dorotheenstraße die Einsicht vollständig. Nach Norden verhindert die ge- plante Bepflanzung parallel zur Venloer Straße den Blick auf die Vorhabenfläche.

Stadtbezirk Kapellen / Holderberg / Vennikel

S 7.1 Erweiterung Sondergebiet Lebensmittelherstellung (wasserbasiert) 3,3 ha

Auf den bereits bestehenden Standort eines Großbetriebs zur Getränkeherstellung wird in Kapi- tel 7.2.6 eingegangen. Um dauerhaft eine effiziente Produktion zu gewährleisten und flexibel auf Änderungen des Marktes reagieren zu können, sind zusätzliche Betriebserweiterungen notwendig: Erweiterung des bestehenden, nach § 11 Abs. 2 BauNVO sonstigen Sondergebiets

145 Zur Ermittlung möglicher Standorte für einen Solarpark wurden auf Basis des energy-FIS vom RVR eine Vielzahl von Flächen bewertet. Der ausgewählte Standort ist gemäß den Ergebnissen der am besten geeignete (siehe hierzu Anlage). Flächennutzungsplan der Stadt Moers 145 von ca. 12,64 ha (derzeitige Darstellung) auf ca. 15,72 ha mit Änderung bzw. Erweiterung der Zweckbestimmung von „Getränkeherstellung“ in „Lebensmittelherstellung, wasserbasiert“ (kurz LeHe wasserbasiert). Mit der Erweiterung des Sondergebiets sowie Änderung der Zweckbestimmung soll einerseits der betriebsbezogenen marktrechtlichen Situation sowie andererseits der Möglichkeit zur Erwei- terung des Produktsortiments Rechnung getragen werden. Das in der Zweckbestimmung hin- terlegte Stichwort – „wasserbasiert“- soll den Bezug zur Standortgebundenheit des Betriebes aufgrund seiner eigenen Wasserrechte gewährleisten und auf den stark wasserbasierten Her- stellungsprozess seiner Produkte abstellen. Dabei wird darauf hingewiesen, dass Getränke nach Auflistung der Lebensmittelgruppen ebenfalls unter dem Oberbegriff „Lebensmittel“ einzu- stufen sind. Grundsätzlich sollen nicht beliebige Lebensmittel produziert werden, sondern nur die, die in Bezug zu den am Standort vorhandenen eigenen Wasserrechten des Betriebes und in Verknüpfung zu den Produkten der Getränkeherstellung stehen. Im Zuge der verbindlichen Bauleitplanung wird die Zweckbestimmung des Sondergebiets näher konkretisiert. Im Regionalplan für den Regierungsbezirk Düsseldorf (GEP99) liegt das Plangebiet im All- gemeinen Freiraum- und Agrarbereich mit der überlagernden Freiraumfunktion Regionaler Grünzug. Im Sinne des Freiraumschutzes soll der Freiraum gemäß Ziel 1 (Kap. 2.1 GEP 99) und gemäß Grundsatz 7.1-1 LEP NRW erhalten werden. Ein zusammenhängendes Frei- raumsystem ist gemäß GEP 99 zu sichern und in seinen Funktionen aufzuwerten. Seine Nutz-, Schutz-, Erholungs- und Ausgleichsfunktionen sollen gemäß LEP gesichert und entwi- ckelt werden. Weiterhin ist der Erhalt der Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Freiraums bei allen raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen zu berücksichtigen. Angesichts der ge- ringfügigen Erweiterung eines bestehenden Betriebes können die Funktionsverluste an Ort und Stelle durch geeignete Maßnahmenflächen ausgeglichen werden. Gemäß Ziel 7.1-5 LEP und Ziel 2 (Kap. 2.1 ) des GEP 99 sind Regionale Grünzüge im Hin- blick auf ihre freiraum- und siedlungsbezogenen Funktionen vor einer siedlungsräumlichen In- anspruchnahme zu schützen. Weiterhin dürfen sie für siedlungsräumliche Entwicklungen ausnahmsweise in Anspruch genommen werden, wenn für die siedlungsräumliche Entwick- lung keine Alternativen außerhalb des betroffenen Grünzuges bestehen und die Funktionsfä- higkeit des Grünzuges erhalten bleibt. Aufgrund der erforderlichen Wassergewinnung und Wasseraufbereitung ist der Betrieb am Standort zwingend gebunden. Durch die vorgesehene Betriebserweiterung wird nicht von einer Gefährdung der Funktionsfähigkeit des Regionalen Grünzuges ausgegangen, da hier keine Engstelle des Regionalen Grünzuges betroffen ist und das bestehende Betriebsgelände bereits deutlich vorprägt. Eine Standortverlagerung des Unternehmens scheidet aus, da der Betrieb zur Getränkeherstel- lung Wasser in ausreichender Menge und Qualität benötigt, das aus eigenen Brunnen und mit- tels eigener Wasserrechte standörtlich gefördert und eingesetzt wird. Für den Erhalt des Stan- dortes spricht des Weiteren die optimale verkehrliche Anbindung Richtung Süden über die Hol- derberger Straße (L9) mit unmittelbarem Anschluss an die A57. Eine Erweiterung des Sondergebietes war aufgrund dieser Rahmenbedingungen bereits Be- standteil des Vorentwurfs. Gegen die großflächige Darstellung, die auch Teile eines Land- schaftsschutzgebietes und eines Überschwemmungsgebietes in Anspruch genommen hatte, wurden von den Behörden im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung Bedenken geäußert. Aus diesen Gründen war eine Reduzierung des Erweiterungskonzeptes erforderlich. Im Nordwesten werden das bestehende technisch ausgebaute Regenklärbecken (RKB) sowie eine bestehende betrieblich genutzte Gastankstelle in Gänze in das Sondergebiet einbezogen. Aktuell liegt der westliche Teil des RKBs innerhalb des Landschaftsschutzgebietes L 31. Sofern der Kreis Wesel als Träger der Landschaftsplanung der Anpassung nicht widerspricht, wie es fachlich vorabgestimmt wurde, kommt § 20 Abs. 4 Landesnaturschutzgesetz NRW (LNatSchG NRW) bei Rechtskraft des Bebauungsplanes zum Tragen. Langfristig wird weiterhin eine großflächige Erweiterung angestrebt. Hierfür sind allerdings noch wasserrechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen (Umlegung eines Fließgewässers, Anpas- sung eines Überschwemmungsgebietes), deren Verfahren einen längeren Zeitraum in An- spruch nehmen werden.

146 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Daher werden zunächst in einer ersten Stufe eine Erweiterung der betrieblich nutzbaren Flä- chen um einen Bereich im Südwesten mit einer Breite von ca. 50 m zur heutigen Nutzungs- grenze und die Hinzunahme der Flächen bis zum Brüggergraben südlich des Hochregallagers (in Summe ca. 2,47 ha) vorgesehen. Südlich bzw. westlich dieser Erweiterungsflächen wird die Eingrünung analog zu den bisherigen Darstellungen fortgeführt. Die vorgesehenen Maßnahmenflächen dienen sowohl der Einbindung des Betriebsgeländes in die Landschaft als auch der Sicherung eines ausreichend breiten Frei- raumkorridors zur Niederung des Moerskanals sowie zur westlich liegenden Hoflage. Weiterer Bestandteil des Planungskonzeptes ist die Verlegung des Brüggergrabens, der derzeit die überbauten betrieblichen Flächen diagonal verrohrt unterquert. Das Gewässer soll in einem neuen Gewässerkorridor an den südlichen Rand des Betriebsgeländes verlegt werden. Damit können diverse Nutzungskonflikte entspannt und die Nutzungen sowohl im Hinblick auf das Sondergebiet als auch auf das Gewässer optimiert werden. Es ist ein eigenständiges wasser- rechtliches Verfahren erforderlich. Das planerische Ziel wird im FNP jedoch bereits dargestellt – Fläche für die Wasserwirtschaft (VHR „Vorhalteraum für die Verlegung des Brüggergrabens sowie Renaturierung/Durchgängigkeit Moersbach“). Die Umweltauswirkungen der Flächeninanspruchnahme werden im Rahmen des Umweltberich- tes146 aufgrund der erheblichen Auswirkungen auf Oberflächengewässer (Brüggergraben, Inan- spruchnahme von Retentionsraum) und den Boden als insgesamt mittel bis hoch beurteilt. Den empfohlenen Maßnahmen zum Gewässerschutz und zur Eingrünung wird im FNP insofern Rechnung getragen, dass der vorhandene Gehölzbestand entlang des Brüggergrabens durch die Sicherung eines Gewässerrandstreifens erhalten werden soll und die langfristige Zielvorstel- lung der Gewässerverlagerung sowie einer Eingrünung im Süden und Westen in die Darstel- lung aufgenommen werden.

146 Im Rahmen der Erstellung des Umweltleitplans wurde die Fläche irrtümlich als G 7.2 bezeichnet. Flächennutzungsplan der Stadt Moers 147 8. GEMEINBEDARFSFLÄCHEN Im Flächennutzungsplan sind Anlagen und Einrichtungen des Gemeinbedarfs gemäß § 5 (2) Nr. 2 BauGB darzustellen. Hierbei ist entscheidend, dass die Einrichtungen einer öffentlichen Auf- gabe dienen. Der FNP zeigt die infrastrukturelle Gesamtausstattung der Kommune auf. Die konkrete Planung der notwendigen infrastrukturellen Versorgung ist Aufgabe der entsprechenden Fachplanungen. Folgende Infrastruktureinrichtungen sind mit Symbolen im Flächennutzungsplan dargestellt: ° Größere öffentliche Verwaltungen ° Schulen ° Kirchen und kirchlichen Zwecken dienende Gebäude und Einrichtungen ° Größere sozialen Zwecken dienende Gebäude und Einrichtungen ° Größere gesundheitlichen Zwecken dienende Gebäude und Einrichtungen ° Kulturellen Zwecken dienende Gebäude und Einrichtungen ° Sportlichen Zwecken dienende Gebäude und Einrichtungen ° Post ° Einrichtungen des Katastrophenschutz ° Feuerwehren Dargestellt wird lediglich die infrastrukturelle Grundausstattung, d.h. insbesondere kleine Anla- gen und Einrichtungen werden im FNP nicht dargestellt. Sind den Einrichtungen eigene Grundstücke zugeordnet, werden diese bei einer entsprechen- den Größe zusätzlich als Fläche für den Gemeinbedarf ausgewiesen. Eine Vorhaltung von Gemeinbedarfsflächen ist nur dann sinnvoll, wenn sowohl Bedarf als auch Flächenverfügbarkeit absehbar sind. Soziale Einrichtungen wie z.B. besondere Wohnformen und Einrichtungen für Senioren müssen zudem nicht unbedingt in einer Gemeinbedarfsfläche liegen, sondern sind auch innerhalb von Wohnbauflächen möglich. Eine detaillierte Darstellung der einzelnen sozialen Einrichtungen erfolgt im Erläuterungsplan Nr. 4 Soziale Infrastruktur.

8.1 Öffentliche Verwaltungen

Die Ausweisung der Gemeinbedarfsflächen für öffentliche Verwaltungen beschränkt sich im Wesentlichen auf folgende Bereiche: ° Stadtverwaltung Moers im Rathaus, Rathausplatz ° Finanzamt nördlich der Unterwallstraße147 ° Amtsgericht, Haagstraße ° Autobahnpolizeiwache Moers, Venloer Straße und Polizeihauptwache, Asberger Straße ° Straßenverkehrsamt des Kreises Wesel, Mühlenstraße ° Gesundheitsamt des Kreises Wesel, Dienststelle Moers, Mühlenstraße

8.2 Schulen

Gemäß § 80 SchulG NRW ist die Stadt Moers verpflichtet, für ihren Bereich eine mit den Pla- nungen benachbarter Schulträger abgestimmte Schulentwicklungsplanung zu betreiben. Die

147 Gem. aktueller Entwicklung beabsichtigt das Finanzamt den Standort aufzugeben. Da sich der Bereich jedoch weiterhin als Verwaltungsstandort eignet, wird die Darstellung beibehalten. 148 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Schulentwicklungsplanung dient der Sicherung eines gleichmäßigen, inklusiven und alle Schul- formen und Schularten umfassenden Bildungs- und Abschlussangebots in allen Landesteilen. Dabei berücksichtigt die Schulentwicklungsplanung a) das gegenwärtige und zukünftige Schulangebot nach Schulformen, Schularten, Orten des gemeinsamen Lernens, Schulgrößen und Schulstandorte b) die mittelfristige Entwicklung des Schüleraufkommens, das ermittelte Schulwahlverhal- ten der Eltern und die daraus abzuleitenden Schülerzahlen nach Schulformen, Schular- ten, Orten des Gemeinsamen Lernens und Jahrgangsstufen c) die mittelfristige Entwicklung des Schulraumbestandes nach Schulformen, Schularten, Orten des Gemeinsamen Lernens und Schulstandorten.

Der Bedarf wird im Rahmen der Schulentwicklungsplanung der Stadt Moers ermittelt. Der Schulstandort Moers verfügt über 13 Grundschulen. Die Grundschulen Eschenburg, Repe- len und Eick werden als Grundschulverbünde geführt. Insgesamt ergeben sich dadurch 16 Grundschulstandorte, die eine wohnortnahe Beschulung absichern. Darüber hinaus ist die Stadt Moers Trägerin von einer Hauptschule, einer Realschule, drei Gesamtschulen und vier Gymna- sien (Sekundarstufe I und II). 148 Drei Förderschulen befinden sich in Trägerschaft des Kreises Wesel. Eine zusätzliche Förder- schule des Neukirchener Erziehungsvereins besteht in Repelen (ehem. Grundschule Rheim). Außerdem bestehen drei Berufskollegs (berufsbildende Schulen). Die aktuellen Entwicklungs- absichten diesbezüglich sind in Kap. 8.2.2 beschrieben. Nicht nur der innerstädtische Bedarf wird am Schulstandort gedeckt, Moers hält durch das viel- fältige Angebot und seine Mittelzentrumsfunktion auch ein überörtliches Angebot als Schul- standort vor. Ungefähr 16,6 % der Schüler zum Schuljahr 2010/2011 sind Einpendler von Nachbarkommunen. Seit dem Schuljahr 1999/2000 hat sich diese Zahl nahezu verdoppelt.149

8.2.1 Grundschulen In der Stadt Moers bestehen 12 Gemeinschaftsgrundschulen (GGS) und eine katholische Grundschule (Grundschule St. Marien).

Stadtbezirk Name Repelen GGS Moers-Repelen 2 Standorte Rheinkamp-Mitte GGS Regenbogenschule Eick GGS Eick-West 2 Standorte Moers-Ost GGS Eichendorffschule Meerbeck Kath. Grundschule St. Marien GGS Uhrschule Hülsdonk GGS Moers-Hülsdonk Moers-Mitte GGS Gebrüder-Grimm-Schule Vinn GGS Adolf-Reichwein-Schule Asberg GGS Astrid-Lindgren-Schule GGS Eschenburgschule 2 Standorte Schwafheim GGS Waldschule Kapellen GGS Dorsterfeldschule

Tabelle 18: Grundschulen in Moers

148 Angaben Fachbereich 9 – Schule und Sport, Stadt Moers, 27.02.2017 149 Schulentwicklungsplanung (Entwurf), Stadt Moers, Dezernat IV, Stand: 2011 Flächennutzungsplan der Stadt Moers 149 Die Achterathsfeldgrundschule in Kapellen wurde zum 01.08.2011 geschlossen, der Schulbe- trieb lief sukzessiv aus wurde zum Schuljahr 2013/2014 eingestellt. Aufgrund zu geringer An- meldezahlen wurde die Willi-Fährmann-Schule mit Beginn des Schuljahres 2013/2014 sukzes- sive aufgelöst. Zum Schuljahr 2013/2014 wurde zwischen der GGS Eschenburgschule und der GGS Annastraße ein Grundschulverbund gegründet. Hauptstandort ist die GGS Eschenburg- schule, die GGS Annastraße bildet einen unselbstständigen Teilstandort. Auch zwischen der GGS Eick-West und der GGS Eick-Ost (Robinsonschule) wurde ein Grundschulverbund ge- gründet. Hauptstandort ist hier die GGS Eick-West (umbenannt in GGS Eick). Zwischen den beiden Grundschulen in Repelen besteht seit dem 01.08.2016 ebenfalls ein Verbund. Haupt- standort ist die Grundschule Repelen. Bis auf Utfort befinden sich in jedem der Sozialatlasbezirke Grundschulstandorte. Das Fehlen eines Schulstandortes in Utfort wird durch die unmittelbar umliegenden Grundschulstandorte kompensiert. In mehreren Bezirken sind sogar zwei Grundschulen vorhanden. Moers verfügt al- so über eine gute infrastrukturelle Ausstattung im Stadtgebiet. Im Rahmen der Flächennutzungsplanung gilt es, diese Standorte zu sichern und die Entwick- lung von Neubaugebieten dort vorzusehen, wo die Nähe zu den Schulen und die sonstige infra- strukturelle Versorgung gewährleistet sind.150

8.2.2 Schulen der Sekundarstufe In Moers werden heute folgende Schulformen der Sekundarstufe I und II angeboten: Haupt- schule, Realschule, Gesamtschule und Gymnasium. Das angebotene System entspricht dem Elternwahlverhalten, ist mit der Bezirksregierung abgestimmt und kann nach wie vor als stabil bezeichnet werden. Im Ergebnis sind auf Ebene des Flächennutzungsplanes daher folgende Schulstandorte darge- stellt:

Hauptschulen Moers verfügt heute noch über eine Hauptschule, die Justus-von-Liebig-Schule in Meerbeck, am Standort Römerstraße / Westerbruchgraben. Hier wurde eine neue Schule mit Ganztagsein- richtung errichtet. Zudem hat die Schule die Bestätigung der Bezirksregierung zur Einrichtung einer integrativen Lerngruppe in der Jahrgangsstufe 5 erhalten. Die Gemeinschaftshauptschule Repelen wurde zum Schuljahr 2008/2009 aufgelöst und die verbliebenen Klassen in den Schul- betrieb der Justus-von-Liebig-Schule integriert. Das Gebäude der ehemaligen Hauptschule diente noch bis Mitte 2011 als Ausweichstandort für die in Sanierung befindliche GGS Emanuel- Felde und wird für den schulischen Betrieb aktuell nicht mehr benötigt. Zurzeit werden Teile der Schulgebäude als Flüchtlingsunterkunft genutzt.151

Realschulen Mit auslaufendem Schuljahr 2015/2016 ist der Schulbetrieb in der Realschule im Schulzentrum am Jungbornpark eingestellt worden, es besteht somit einzig die Heinrich-Pattberg-Realschule in Moers-Mitte. Das Schulzentrum am Jungbornpark (ehemalige Realschule) ist nun Standort der SCI:Schule (vgl. Kap. 8.2.5).152

Gesamtschulen Es gibt drei Gesamtschulen im Stadtgebiet Moers, die Anne-Frank-Gesamtschule in Rhein- kamp, die Geschwister-Scholl-Gesamtschule in Asberg und die Hermann-Runge-Gesamtschule in Moers-Mitte.153

150 Angaben Fachbereich 9 – Schule und Sport, Stadt Moers, 27.02.2017 151 ebenda 152 ebenda 153 ebenda 150 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Gymnasien Es existieren vier Gymnasien in Moers – das Grafschafter Gymnasium in Moers-Mitte, das Gymnasium Adolfinum in Moers-Mitte, das Gymnasium Rheinkamp und das Gymnasium in den Filder Benden ebenfalls in Moers-Mitte.154

Inklusive Bildung in Regelschulen Nach dem 9. Schulrechtsänderungsgesetz NRW haben Eltern von Kindern mit Förderbedarf seit dem Schuljahr 2014/2015 einen Rechtsanspruch darauf, dass ihnen ab dem Schuljahr 2014/2015 eine allgemeine Schule für ihr Kind als Lernort vorgeschlagen wird. Die Regenbo- gengrundschule und die Uhrschule sind seit dem Schuljahr 2016/2017 Schwerpunktschulen im Sinne des § 20 Abs. (6) SchulG NRW. Über die Förderschwerpunkt Lernen und Sprache sowie emotionale und soziale Entwicklung hinaus umfassen sie die Förderschwerpunkte geistige Ent- wicklung sowie Autismus-Spektrum-Störung. Der Rat der Stadt hat in seiner Sitzung am 11.02.2015 einen Fahrplan der baulichen Umset- zung der Inklusion im vorhandenen Schulraumbestand im Rahmen der seitens des Landes zur Verfügung gestellten Finanzmittel beschlossen. Maßnahmen wurden bereits umgesetzt an der Grundschule Eschenburg (Teilstandort Annastraße) sowie an der Eichendorfschule.155

8.2.3 SCI – integrative Ganztagsschule Moers Am Standort der ehemaligen Realschule in Repelen besteht die SCI:Schule, eine integrative Ganztagsschule auf waldorfpädagogischer Grundlage für die Jahrgangsstufen 1 bis 12. In jeder Klasse werden in der Regel 25 Kinder, davon vier bis sechs Kinder mit Förderbedarf betreut.156

8.2.4 Berufsbildende Schulen In der Trägerschaft des Kreises Wesel befinden sich die Berufskollegs in Moers-Mitte. Ur- sprünglich bestanden das Berufskolleg für Technik an der Repelener Straße, das Hermann- Gmeiner-Berufskolleg an der Wilhelm-Schroeder-Straße sowie das Mercator Berufskolleg (kaufmännische Schule) an der Xantener Straße. Es ist jedoch beabsichtigt, die drei Schulen am Standort Repelener Straße zu bündeln. Die ehemaligen Standorte des Hermann-Gmeiner- Berufskollegs und Mercator Berufskolleg stehen daher zukünftig für eine Nachfolgennutzung zur Verfügung (siehe hierzu Kap. 5.8.2, Standorte W 4.7 u. W 4.8). Ebenso sind die Schulstandorte der TÜV NORD College GmbH (Berufskolleg West) an der Römerstraße in Meerbeck und an der Taubenstraße in Moers-Ost aufgegeben, auch hier ist ei- ne Nachfolgenutzung als gemischte Baufläche bzw. Wohnbaufläche vorgesehen, (siehe hierzu Kap. 5.8.2, Standorte W 3.6 u. W 3.7).

8.2.5 Förderschulen Im Stadtgebiet existieren zurzeit drei Förderschulen in der Schulträgerschaft des Kreises Am Standort Königsberger Straße (ehemalige Albert-Schweitzer-Schule in der Schulträger- schaft der Stadt Moers) sind untergebracht die Erich-Kästner-Schule (Förderschwerpunkte, Sprache, Hören und Kommunikation) sowie die Janusz-Korczak-Schule (Förderschwerpunkte Lernen, Emotionale und soziale Entwicklung; auslaufend). Zudem besteht das Angebot der Hilda-Heinemann-Schule in Moers-Mitte, eine Förderschule mit dem Förderschwerpunkt geisti- ge Entwicklung. Das Einzugsgebiet der Hilda-Heinemann-Schule erstreckt sich über die Städte Moers und Neukirchen-Vluyn.157 Seit 2009 besteht in Repelen in der ehemaligen Gemeinschaftsgrundschule Rheim die Hans- Lenhard-Schule, eine Förderschule mit den Schwerpunkten „emotionale und soziale Entwick-

154 ebenda 155 ebenda 156 Internetseite sci:moers, Stand: 18.04.2016 157 Internetseite der Hilda-Heinemann-Schule, www.hhs-moers.de, Stand: 18.04.2016 Flächennutzungsplan der Stadt Moers 151 lung“ und Lernen im Bildungsbereich der Grund- und Hauptschule des Neukirchener Erzie- hungsvereins. Alle Schulstandorte sind im Flächennutzungsplan als Fläche für den Gemeinbedarf, Zweckbe- stimmung Schulen ausgewiesen.

8.3 Sonstige Bildungseinrichtungen

Berufsbildungswerk Zwischen Pestalozzi- und Wittfeldstraße liegt das Jugenddorf des Berufsbildungswerks Nieder- rhein, eine Einrichtung des Christlichen Jugenddorfwerks Deutschlands gemeinnütziger e. V. (CJD). Es dient lernbehinderten jungen Menschen als Berufsvorbereitung und Berufsausbildung in zahlreichen Berufen des Handwerks, der Industrie und der Dienstleistungen. So sind am Standort Gastronomie, Handwerksausbildungsbetriebe und Wohnmöglichkeiten untergebracht.

Musikschule Die Musikschule in Moers-Vinn erteilt praktischen und theoretischen Musikunterricht für rund 2000 Schülerinnen und Schüler158 schwerpunktmäßig im Alter zwischen 3 und 20 Jahren. Da- neben ist sie als Veranstaltungsort ein bedeutsamer Bestandteil der kulturellen Einrichtungen in Moers (s.a. Kap. 0).

8.4 Kirchen

Katholische Kirche Im Stadtgebiet bestehen folgende katholische Pfarreien159: ° Katholische Kirchengemeinde St. Martinus mit den katholischen Pfarreien St. Martinus, Re- pelen, St. Ida in Eick, St. Barbara in Meerbeck, St. Marien in Hochstraß, St. Konrad in Scherpenberg ° Katholische Pfarrgemeinde St. Josef in Moers-Mitte ° Katholische Pfarrgemeinde St. Bonifatius in Asberg ° Katholische Pfarrgemeinde St. Ludger in Kapellen

Evangelische Kirche Im Stadtgebiet bestehen folgende evangelische Kirchengemeinden:160 ° Evangelische Kirchengemeinde Repelen (die älteste Kirche am Niederrhein161) ° Evangelische Kirchengemeinde Meerbeck ° Evangelische Kirchengemeinde Eick ° Evangelische Kirchengemeinde Utfort ° Evangelische Kirchengemeinde Moers-Hochstraß ° Evangelische Kirchengemeinde Moers-Scherpenberg ° Evangelische Kirchengemeinde Moers-Asberg ° Evangelische Kirchengemeinde Moers ° Evangelische Kirchengemeinde Schwafheim

158 Musikschule Moers, VDM-Liste, Stand: 31.08.2011 159 Internetseite Stadt Moers, Kirchen in Moers – online, Stand: 21.04.2011 160 Internetseite Stadt Moers, Kirchen in Moers – online, Stand: 21.04.2011 161 Internetseite Stadt Moers, Kirchen in Moers – online, Stand: 21.04.2011 152 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

° Evangelische Kirchengemeinde Kapellen Das Gemeindezentrum am Standort Goebenstraße wird aufgegeben, die Fläche steht künftig für eine Wohnbebauung zur Verfügung (siehe Kap. 5.9, Anpassungen). Zusätzlich sind drei evangelisch freikirchliche Gemeinden, eine freie evangelische Gemeinde und eine evangelisch freikirchliche Gemeinde der Baptisten in Moers vertreten.

8.4.1 Sonstige Kirchen / religiöse Gemeinschaften Im Stadtgebiet Moers befinden sich vier Einrichtungen der Neuapostolischen Kirche, zwei Ein- richtungen der Christus-Gemeinde, mehrere Islamische Zentren und weitere religiöse Einrich- tungen.

8.5 Soziale Einrichtungen

Um flexibel auf künftige Anforderungen und sich wandelnde gesellschaftliche Rahmenbedin- gungen reagieren zu können, werden die Einrichtungen für soziale Zwecke durch das Symbol „Soziale Einrichtung“ gesichert, aber nicht weiter nach Zweck oder Zielgruppe konkretisiert.

8.5.1 Tageseinrichtungen für Kinder Im Flächennutzungsplan sind der Bestand und zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten der Ein- richtungen für Kinder im Stadtgebiet dargestellt. Die Grundlage der Darstellung bildet der Ta- gesstättenbedarfsplan 2013–2016162 sowie der Fachbeitrag Soziale Infrastruktur163. Auf die Auf- listung der einzelnen Einrichtungen wird hier verzichtet, sie sind im Erläuterungsplan 4 gekenn- zeichnet. In Moers bieten mit Stand 15.03.2013 46 Einrichtungen die Betreuung für Kinder bis zum Be- ginn der Schulpflicht an. Hiervon stehen 16 in städtischer Trägerschaft, 11 in Trägerschaft der katholischen Kirche, 8 in Trägerschaft der evangelischen Kirche und 11 in sonstiger Träger- schaft (AWO, sci:moers e.V.164, Elterninitiativen etc.).165 Die Einrichtungen sind unabhängig von der Trägerschaft – soweit sie räumlich separiert sind - aufgrund ihrer Bedeutung für die Kinder- betreuung im FNP durch das Symbol „Soziale Einrichtung“ gesichert. Größere Standorte sind zudem als flächig dargestellt.

U3-Betreuung Immer mehr Moerser Kindertageseinrichtungen bieten auch Plätze für Kinder unter drei Jahren (U3) an. Im Jahr 2004 waren lediglich 42 Plätze für Kinder unter drei Jahren vorhanden.166 Im Januar 2009 bestanden bereits 94 Plätze, bis 2013 wurde diese Zahl auf 333 Plätze167 erhöht. Hintergrund sind die gesetzlichen Neuerungen im Kinderförderungsgesetz (KiföG) und der Ver- waltungsvereinbarung NRW, bis 2013 eine Versorgungsquote von bundesweit durchschnittlich 35% bei Kindern unter drei Jahren zu erreichen. Bis zum Kindergartenjahr 2015 / 2016 steigt die Zahl, durch weitere bereits in der Umsetzung oder geplante Maßnahmen auf ca. 393 Plätze. Parallel wurde auch das Angebot an Kindertagespflege (Betreuung von bis zu fünf gleichzeitig anwesenden Kindern durch Tagesmütter oder –väter) kontinuierlich ausgebaut, die Zahl der

162 Tagesstättenbedarfsplan 2013 – 2016 (Entwurf), Stadt Moers 163 Fachbeitrag Soziale Infrastruktur, Planungsgruppe MWM, Januar 2010 164 Die sci:moers GmbH, eine Gesellschaft für Einrichtungen und Betriebe sozialer Arbeit, ist ein gemeinnütziger anerkannter Träger und Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband. Die Gesellschaft ist hervorgegangen aus der Arbeit des Service Civil International Moers e.V., der als organisatorisch und rechtlich eigenständiger Lokalverein des weltweit arbeitenden Service Civil International 1979 in Moers gegründet wurde (Quelle: Internetseite www.sci-moers.de, 15.04.09) 165 Realnutzung MWM, Stand: Oktober 2008; Homepage Stadt Moers, Tageseinrichtungen für Kinder, Stand: 03.07.2008, ak- tuelle Informationen der Stadt Moers, Januar 2009 und Tagesstättenbedarfsplan 2013 – 2016 (Entwurf) mit Stand 15.03.2013, Stadt Moers 166 Tagesstättenbedarfsplan 2004 – 2007 der Stadt Moers 167 Tagesstättenbedarfsplan 2013 – 2016 (Entwurf) der Stadt Moers Flächennutzungsplan der Stadt Moers 153 U3-Betreuungsplätze lag im Kindergartenjahr 2013 / 2014 bei ca. 235 Plätzen und soll mittelfris- tig auf ca. 300 Plätze anwachsen168.

Kindergartenplätze (3-6 Jahre) Im Rahmen der Tagesstättenbedarfsplanung 2016/2017 und der Fortschreibung des Tagesstät- tenbedarfsplans zeichnet sich deutlich ab, dass die Anzahl der Kinder über drei Jahren, die gem. § 24 Abs. 3 SGB VIII einen Anspruch auf Förderung in einer Kindertageseinrichtung ha- ben, im gesamten Stadtgebiet stark angestiegen ist. Neben der gesamtgesellschaftlichen Ent- wicklung (Anstieg der Geburtenrate, Flüchtlingssituation) scheint auch ein verstärkter Zuzug von auswärtigen Familien nach Moers ein Grund für diesen Anstieg zu sein. Da jedoch der U3-Ausbau oft auch eine Reduzierung des Angebotes für Kinder über drei Jahre nach sich zog, führte dies in Moers-Ost aufgrund des dortigen Neubaugebietes zu einer deutli- chen Verknappung des Angebotes. Dies erfordert die kurzfristige Schaffung von zwei zusätzli- chen Gruppen für Kinder über drei Jahren im Bereich Moers-Ost / Meerbeck. Vor diesem Hin- tergrund wurde auf dem Grundstück der ev. KG Meerbeck an der Galgenbergsheide eine neue 5-gruppige Kindertageseinrichtung erbaut. Auch in Moers-Mitte ist das Angebot unzureichend, vor allem da die Schließung des Standortes Kleine Allee erfolgen soll. Dies würde einen Verlust von 75 Ü3-Plätzen und eine Versorgungs- quote von lediglich 22 % bedeuten. In diesem Fall ist eine Ersatzlösung zu finden und der Bau einer 5-6 gruppigen Einrichtung (U3, Ü3, integrative Plätze) wird empfohlen. Ein Ersatzstandort steht noch nicht abschließend fest, hier finden Standortprüfungen statt. Hier beabsichtigt die evangelische Kirchengemeinde als Träger des o.g. Kindergartens zudem eine Aufstockung ei- nes bestehenden Kindergartens. Auch wird aufgrund der aktuellen Bedarfssituation geraten, die städtische Einrichtung an der Holderberger Straße in Kapellen über das Kindergartenjahr 2016 / 2017 hinaus weiter zu be- treiben. Im B-Plan 161 Teutonenstraße ist als unmittelbare Folge der Neubaumaßnahme im Plangebiet aufgrund der dort zu erwartenden Bevölkerungsstruktur die Herstellung und Errichtung einer voll ausgestatteten zweigruppigen Kindertageseinrichtung mit Außenanlagen einschließlich Au- ßenspielgeräten notwendig. Wegen des darüber hinausgehenden weiteren Bedarfs in den So- zialatlasbezirken Vinn und Mitte ist im Plangebiet insgesamt jedoch die Errichtung einer drei- gruppigen Kindertageseinrichtung vorzusehen. Auch im Gebiet des B-Plans 154 Kronprinzenstr./Essenberger Str. ist aufgrund des mit dem dortigen Neubaugebiets einhergehenden Bevölkerungszuwachses die Herstellung und Errich- tung einer voll ausgestatteten Kindertageseinrichtung mit Außenanlagen einschließlich Außen- spielgeräten ggf. notwendig.169

Inklusion im Elementarbereich Mit § 8 Kinderbildungsgesetz (KiBiz) wird herausgestellt, dass die Integration von Kindern mit Behinderungen in den Kindergärten besonders zu fördern ist. In Moers werden in vier Tages- stätten acht integrative Gruppen für insgesamt 40 Kinder vorgehalten im Kath. Kindergarten St. Martinus in Repelen, in der Einrichtung sci:moers e.V. in Meerbeck, Städt. Kindergarten in As- berg, Lockertstraße sowie im Ev. Kindergarten in Kapellen, Bendmannstraße. Außerdem wer- den in weiteren Einrichtungen Kinder mit Behinderungen bzw. mit besonderem Betreuungsbe- darf betreut. Aktuell sind so im Stadtgebiet Moers ca. 54 Plätze für Kinder über drei Jahre und ein U3-Platz vorhanden. Laut der Bedarfsermittlung des Tagesstättenbedarfsplans 2013 – 2016 (Entwurf) fehlen jedoch insgesamt nahezu 20 Plätze für Kinder mit Behinderungen.170 Neudar- stellungen im Flächennutzungsplan sind hieraus jedoch nicht begründet, vielmehr ist zu prüfen, wie die erforderlichen Plätze in Bestandseinrichtungen zu integrieren sind.

168 ebenda 169 Gem. Informationen des FD 10.1 – Jugend, 21.04.2016 170 ebenda 154 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Betreuung schulpflichtiger Kinder Gegenläufig zu dem Ausbau der U3-Betreuung nehmen die Betreuungseinrichtungen für schul- pflichtige Kinder mehr und mehr ab. Hintergrund ist hier die Einrichtung der offenen Ganztags- schulen (OGATA). Langfristig werden im gesamten Stadtgebiet keine separaten Betreuungsan- gebote mehr vorhanden sein. Lediglich das Schulkinderhaus in Vinn innerhalb des Soziale- Stadt-Gebietes „Mattheck / Josefsviertel“ bleibt erhalten. Hier werden schulpflichtige Kinder bis 17 Uhr betreut. Die Einrichtung ist im Flächennutzungsplan entsprechend durch ein Symbol ge- sichert.

Neue Kindertageseinrichtungen im Bereich künftiger Wohnbauflächen Die Nachfrage nach Plätzen in Kindertageseinrichtungen ist durch die gesamtgesellschaftliche Entwicklung in Verbindung mit der zunehmenden Etablierung des Betreuungsangebotes für Kinder unter drei Jahren in Moers deutlich angestiegen. Der mit der Entwicklung neuer Wohn- bauflächen ab einer gewissen Größe wie bei den vorgesehenen Wohnbauflächen W 6.5 Schwafheim-Süd bzw. W 7.8 Neukirchener Straße zu erwartende Bedarf an Kindergartenplät- zen für Kinder von einem Jahr bis zur Einschulung kann durch die vorhandenen Einrichtungen in Schwafheim und Kapellen nicht gedeckt werden. Nach derzeitigem Stand sind somit zusätzli- che Einrichtungen notwendig und werden von daher im FNP durch ein Symbol ausgewiesen. Erfolgt eine bauliche Entwicklung der Fläche W 7.3 Nieper Straße vor der Inanspruchnahme der Fläche W 7.8, ist die Einrichtung alternativ im Bereich W 7.3 zu realisieren. Im Bereich Moers Vinn ist bei Realisierung der Wohnbaufläche W 4.3 ebenfalls eine Kindertagesstätte erforder- lich. Da hier der städtebauliche Entwurf mittlerweile vorliegt und die Fläche nunmehr abge- grenzt werden kann, wird hier eine neue Fläche für den Gemeinbedarf dargestellt (siehe Kap. 10.12). Auch in Moers-Mitte ist vor dem Hintergrund der Aufgabe einer Kindertagesstätte (Kita) an der „Kleinen Allee“ dringend ein Ersatzstandort für den Bereich „Innenstadt“ erforderlich. Gemäß dem Ergebnis einer umfangreichen Flächendiskussion verbleibt der Standort Mühlenstraße als möglicher neuer Standort. Um dem zukünftigen Bedarf Rechnung zu tragen, wird auch in die- sem Bereich eine Kindertageseinrichtung durch das Symbol „Sozialen Zwecken dienende Ge- bäude und Einrichtungen“ gesichert. Im Rahmen der verbindlichen Bauleitplanung sind die Ver- ortung und die notwendige Größe zu prüfen.

8.5.2 Kinder- und Jugendeinrichtungen In der Stadt Moers bestehen zahlreiche Einrichtungen für Kinder und Jugendliche wie z.B. ver- schiedene Jugendzentren in den Stadtbezirken, Spielhäuser und Jugendtreffs. Träger sind un- ter anderem die Stadt, die evangelische Kirche und die katholische Kirche sowie sonstige Sozi- alträger. Die Einrichtungen sind durch entsprechende Symbole und / oder durch Flächendar- stellung gesichert und sind auch im Erläuterungsplan 4 vermerkt. Neudarstellungen oder Ände- rungen in diesem Bereich sind nicht geplant.

8.5.3 Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen Neben den oben aufgeführten inklusiven Einrichtungen in Kindertageseinrichtungen und Schu- len bestehen weitere Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen im Stadtgebiet, wie z.B. Ausbildungs- und Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung, Begegnungsstätten und Wohn- heime. Diese sind entweder als Fläche für den Gemeinbedarf mit der Zweckbestimmung Sozia- len Zwecken dienende Gebäude und Einrichtungen dargestellt oder lediglich mit einem Symbol versehen. Die Einrichtungen sind außerdem im Erläuterungsplan 4 vermerkt. Neudarstellungen oder Änderungen in diesem Bereich sind nicht geplant.

8.5.4 Seniorenbetreuung Wie die Einwohnerprognosen der Stadt Moers zeigen, werden Betreuungs- und Pflegeeinrich- tungen für Senioren an Bedeutung zunehmen. Heute bieten die ansässigen Wohn- und Pflege-

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 155 heime im Stadtgebiet Betreuungsplätze einschließlich Plätzen für Kurzzeitpflege an. Sie vertei- len sich im Stadtgebiet wie folgt171: ° Willy-Brandt-Haus ( Rheinkamp-Mitte) ° Altenkrankenheim Bethanien (Moers-Mitte) ° Privates Altenheim Muhsal (Moers-Ost) ° AWO Seniorenzentrum (Moers-Mitte) ° Rudolf-Schloer-Stift (Hülsdonk) ° AWO Seniorenzentrum (Schwafheim) ° Pflegezentrum Am Silbersee (Kapellen) ° Haus Mariengarten Tagespflege St. Josef Pflege GmbH (Vinn) Diese Einrichtungen sind im Flächennutzungsplan unterschiedlich durch Symbol und / oder Flä- chendarstellung gesichert. Neben diesen klassischen Wohnheimen werden vermehrt besonde- re Wohnformen für Senioren - sog. Service-Wohnen172 und Betreutes Wohnen173 - angeboten, die hier nicht im Einzelnen aufgeführt sind und in den jeweiligen Baugebieten planungsrechtlich zulässig sind. Ergänzt wird das Angebot für Senioren durch Begegnungsstätten und Senioren- büros in den einzelnen Stadtbezirken.

8.5.5 Einrichtungen für Asylbewerber Zur Unterbringung und Betreuung von Aussiedlern und Asylbewerbern gibt es in Moers mehre- re Übergangswohnheime. Diese befinden sich an der Stormstraße (Teile der ehem. Hauptschu- le), Niephauser Straße, Essenberger Straße, Bismarckstraße, Rathausallee (ehem. Bergamt in Utfort), Franz-Haniel-Straße (vgl. auch W 3.5, Kap. 5.8.2) und Schule Achterathsfeld (vgl. auch W 7.10, Kap. Kap. 5.8.2).174 Aufgrund der aktuellen Bedarfslage werden zurzeit weitere Stand- orte auf ihre Eignung und Verfügbarkeit geprüft. Die Darstellung erfolgt nicht als Gemeinbe- darfseinrichtung, sondern entsprechend der umgebenden Gebietskategorie.

8.5.6 Justizvollzugsanstalt Entsprechend der bestehenden Situation wird der Bereich der Justizvollzugsanstalt Kapellen als Gemeinbedarfsfläche mit der Zweckbestimmung sozialen Zwecken dienende Einrichtungen dargestellt. Die Darstellung dient der Standortsicherung und zur Gewährleistung potentiell ge- ringfügiger Entwicklungsmöglichkeiten über den Bestandsschutz hinaus (siehe hierzu auch Kap 8.13.2).

8.6 Gesundheitlichen Zwecken dienende Einrichtungen

Die medizinische Versorgung ist im Stadtgebiet Moers neben zahlreichen Arztpraxen und sons- tigen Einrichtungen u.a. durch das Krankenhaus Bethanien und das Krankenhaus St. Josef ge- währleistet. Vor dem Hintergrund der mittlerweile vorhandenen bzw. geplanten Nutzungen (z.B. Ärztehaus, Catering, Seniorenstift) werden die Bereiche der Krankenhäuser künftig als Sonder- gebiete Klinikum und Seniorenstift dargestellt und gesichert (vgl. auch Kap. 7.2.1). Zur Darstel- lung weitere Flächen oder Standorte für den Gemeinbedarf mit der Zweckbestimmung Gesund- heitlichen Zwecken dienende Gebäude und Einrichtungen besteht keine planerische Erforder- nis.

171 Internetseite Stadt Moers, Leben in Moers, Adressen, Alten- und Pflegeheime, Stand: 22.05.2015 und Homepage St. Josef Moers, http://www.st-josef-moers.de/tagespflege-haus-mariengarten.aspx, Stand: 22.05.2015 172 Service-Wohnen: Wohnangebote ergänzt durch Haustechnischen Service; Notrufsicherung; Betreuungsleistungen; Bera- tungstätigkeit; Regelmäßige Informationstätigkeit; Vermittlungs- und Organisationstätigkeit; Soziale und kulturelle Betreu- ung. 173 Betreutes Wohnen: Wohnangebote, oftmals nur ergänzt durch haustechnischen Service und Beratung, ohne Pflege- und Betreuungsmöglichkeiten. 174 Internetseite Stadt Moers, Unterbringung und Betreuung von Aussiedlern und Asylbewerbern, Stand: 05.11.2008 156 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

8.7 Kulturelle Einrichtungen

Neben den schulischen Angeboten gibt es weitere zahlreiche Bildungsangebote und kulturelle Einrichtungen, die Moers als Wohn- und Arbeitsstandort qualifizieren. Die wesentlichen öffentli- chen Einrichtungen werden hier kurz aufgeführt und sind entsprechend dargestellt: ° Kultur- und Bildungszentrum inklusive Zentralbibliothek, Volkshochschule, Stadtarchiv und Kulturbüro im Bereich des ehemaligen Hallenbades an der Wilhelm-Schroeder-Straße ° Schlosstheater und Grafschafter Museum im Schloss Moers ° Kulturzentrum Rheinkamp, Kopernikusstraße ° Musikschule ° Theaterhalle am Solimare ° Büchereien in Moers-Mitte und Kapellen

8.8 Sportlichen Zwecken dienende Einrichtungen

Für die Moerser Sportvereine und Schulen werden im Stadtgebiet Turn- und Sportstätten ange- boten. Die Grundlage bildet hier die in den Jahren 2008 und 2009 erarbeitete Sportentwicklungspla- nung Moers, ikps-Institut für Kooperative Planung und Sportentwicklung, Juli 2009 (s.a. Kap.3.2.9). Zudem werden Informationen aus dem Schulentwicklungsplanung Entwurf 2011175, Kap. V Turn- und Sporthallen (Sportentwicklungsplanung) zu Grunde gelegt. In Moers gibt es derzeit sieben städtische Allgemeinsporthallen. Nachdem das Sportzentrum in Rheinkamp im Frühjahr 2008 aus brandschutztechnischen Gründen geschlossen wurde176, konnte Anfang 2013 der Neubau unter dem Namen Enni Sportpark Rheinkamp eröffnet wer- den.177 Der Neubau der Dreifachturnhalle an der Geschwister-Scholl-Gesamtschule wurde Mitte 2011 fertiggestellt. Die Sporthalle Adolfinum ist als Dreifachsporthalle neben der Sportnutzung auch für die Nutzung anderer gesellschaftlicher oder kultureller Veranstaltungen ausgebaut. Die anderen Hallen (Mindestmaß 21x42 m) sind ausschließlich für Sportveranstaltungen ausgelegt. Dargestellt sind folgende Angebote: ° Sporthalle Enni Sportpark Rheinkamp (mit 2 Dreifachsporthallen) ° Sporthalle Römerstraße / Moers-Ost ° Sporthalle Kirschenallee ° Sporthalle Berufsbildungszentrum ° Sporthalle Adolfinum ° Sporthalle Bergberufsschule ° Sporthalle Heinrich-Pattberg-Realschule ° Sporthalle Henri-Guidet-Zentrum ° Sporthalle Vennikel ° Lehrschwimmbecken Dorsterfeldschule ° Eissporthalle an der Venloer Straße Daneben bestehen mehrere Turn- und Sporthallen in den Schulen. Neben dem Freibad Solimare sind auch im Neubau des Enni Sportparks Rheinkamp 2 Schwimmhallen vorhanden.178 Zudem ist die Eissporthalle an der Venloer Straße entsprechend bauleitplanerisch gesichert.

175 Schulentwicklungsplanung (Entwurf), Stadt Moers, Dezernat IV, Stand: 2011 176 Internetseite Stadt Moers, Pressemitteilung 02.05.2008 177 Homepage ENNI Sport & Bäder GmbH, http://www.enni.de/sport-baeder/start.html, Stand: 22.05.2015 178 Homepage ENNI Sport & Bäder GmbH, http://www.enni.de/sport-baeder/baeder/ennisolimare/, Stand: 22.05.2015 Flächennutzungsplan der Stadt Moers 157 8.9 Post

An der Hopfenstraße befindet sich die Hauptpost, die durch das entsprechende Symbol gesi- chert ist.

8.10 Katastrophenschutz

Südlich der Homberger Straße, im Bereich der bestehenden Waldfläche, existiert eine ehemali- ge Panzerreparaturwerkstatt, die durch das Technische Hilfswerk (THW) genutzt und als Ge- meinbedarfsfläche Katastrophenschutz dargestellt wird.

8.11 Feuerwehren

Zum Schutz ihrer Bürger und um Gefahren von Personen und Gegenständen abzuwenden, gibt es eine Hauptwache und sieben freiwillige Feuerwehren. Die Hauptwache der Feuerwehr in Moers befindet sich seit 1985 an der Straße „Am Jostenhof“ in Hülsdonk. Pro Jahr werden rund 900 Einsätze gefahren. Die Standorte sind als Gemeinbe- darfsflächen mit dem entsprechenden Symbol (Feuerwehr) dargestellt.

8.12 Neudarstellungen

Die Stadt Moers verfügt über ein umfassendes und überwiegend ausreichendes Angebot an Einrichtungen für den Gemeinbedarf. Ziel der Flächennutzungsplanung ist es, die bestehenden Standorte zu sichern, die auch künftig erforderlich sein werden und dort Ausweitungen vorzunehmen, wo entsprechender Erweite- rungsbedarf zu erwarten ist. Die Standortbewertung der Neudarstellung erfolgte nach den in Kapitel 5.8.1 dargelegten Eignungskriterien.

Stadtbezirk Schwafheim

GB 6.1 Erweiterung Seniorenzentrum Schwafheim 1,01 ha Der Standort befindet sich am nördlichen Siedlungsrand von Schwafheim, zwischen der Wohn- bebauung um den Siedweg und dem Seniorenzentrum. Südlich und östlich der Fläche grenzen Wohngebiete an, nördlich neben dem Seniorenzentrum großflächige Waldbestände. Der Be- reich ist im Alt-Flächennutzungsplan als Wohnbaufläche dargestellt und heute bewaldet. Die Erschließung der Fläche kann über den Siedweg unter Berücksichtigung der bestehenden Stellplätze erfolgen. Jedoch ist das Gebiet nicht optimal an das regionale Verkehrsnetz ange- bunden, auch die Anbindung an das ÖPNV-Netz ist ungünstig. Die Fahrraderreichbarkeit ist gewährleistet. Eine Möglichkeit zur Entwässerung ist mit vertretbarem Aufwand über einen Schmutzwasser- kanal gegeben. Anschlussmöglichkeiten an das Gas-, Strom- und Wassernetz sind vorhanden.

158 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Die Planung führt zum Verlust parkartiger Laubgehölzbestände und ist dadurch mit erheblichen Auswirkungen auf Pflanzen und Tiere sowie mit bedingt erheblichen Auswirkungen auf die Landschaft und den Boden verbunden. Die Umweltauswirkungen werden insgesamt als mittel eingestuft. Der Standort eignet sich aus städtebaulicher und erschließungstechnischer Sicht als Ergänzung des bestehenden Seniorenzentrums und wird daher als Gemeinbedarfsfläche dargestellt. Auch eine Nutzung durch andere soziale Einrichtungen ist vorstellbar. Insbesondere vor dem Hinter- grund, dass aufgrund des demographischen Wandels davon auszugehen ist, dass im gesamten Stadtgebiet der Bedarf an Einrichtungen jeglicher Art für Senioren steigen wird. Schwafheim zeigt heute bereits einen hohen Anteil in der Altersgruppe der 45 bis unter 65-Jährigen. Im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung zur Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes haben die zuständigen Fachbehörden Kreis Wesel und RVR auf die Bedeutung des Standortes als Teil der Waldfläche vor dem Hintergrund der bestehenden Waldarmut im Stadtgebiet hingewie- sen.179. Angesichts des besonderen Bedarfs aufgrund der sich ändernden demographischen Gegebenheiten wird auch von Seiten der Behörden die Inanspruchnahme der Waldfläche ak- zeptiert.

Stadtbezirk Vinn

Neue Kindertagesstätte im Bereich W 4.3 0,2 ha Der Standort liegt im Sozialatlasbezirk Vinn im Bereich der Wohnbaufläche W 4.3 Teutonen- straße. Standorteignungsbewertung und grundsätzliche Beschreibung erfolgten als Bestandteil der Ausführungen zu der Fläche W 4.3 in Kapitel 5.11. Die Erforderlichkeit einer Kindertages- stätte ist Ergebnis der Tagesstättenbedarfsplanung und in Kap. 8.5.1. ausgeführt. Der Bereich ist im Alt-Flächennutzungsplan bereits als Wohnbaufläche dargestellt und wird jetzt als Fläche für Gemeinbedarf mit der Zweckbestimmung „Sozialen Zwecken dienende Gebäude und Einrichtungen“ dargestellt.

Darüber hinaus sind folgende Tageseinrichtungen für Kinder – dargestellt als Symbol Sozialen Zwecken dienende Gebäude und Einrichtungen – im Flächennutzungsplan neu ausgewiesen worden (siehe hierzu auch Kap. 8.5.1): ° Kindertagesseinrichtung Kronprinzenstraße / Essenbergerstraße im Bereich des Bebau- ungsplanes Nr. 154 in Asberg ° Kindertageseinrichtung im Bereich der Wohnbaufläche W 6.5 Schwafheim-Süd

179 Schreiben Kreis Wesel und Schreiben RVR vom 13.06.2013 / 04.12.2014

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 159 ° Kindertageseinrichtung im Bereich der Wohnbaufläche W 7.8 Neukirchener Straße in Kapel- len und ° Kindertageseinrichtung im Bereich Mühlenstraße, Moers-Mitte.

8.13 Rücknahmen und Anpassungen

8.13.1 Rücknahmen Gerade im Bereich der Gemeinbedarfsflächen haben sich im Laufe des Planungsprozesses bzw. seit der Erstellung des FNP (2007) eine Vielzahl von Veränderungen ergeben bedingt durch sich ändernde Bedarfe angesichts der demographischen Entwicklung oder aufgrund wirt- schaftlicher Rahmenbedingungen (z.B. Erfordernis von Zusammenlegung, Verlagerungen). Die Rücknahmen erfolgen zumeist zugunsten von neuen Wohn- oder gemischten Bauflächen. Sie sind – soweit sie Potenzial für eine künftige städtebauliche Entwicklung darstellen – im Kapitel 5.8.2 detailliert beschrieben, so der ehemalige Berufsschulstandorte Taubenstraße und Römer- straße / Meerbeck (W 3.6 und W 3.7), ehemalige Berufsschulstandorte Herman-Gemeiner und Mercator (W 4.7 und W 4.8), ehem. Schulstandort Achterathsfeld in Kapellen (W 7.10). Der ursprünglich angedachte im FNP (2007) dargestellte Schulstandort an Wupperstraße ist angesichts der Bedarfslage und dem bestehenden Schulangebot nicht mehr erforderlich und wurde daher als Wohnbaufläche dargestellt (W 7.6). Ferner wurde die Nutzung folgender Gemeinbedarfsstandorte aufgeben: z.B. im Bereich um das Alte Bergamt, Utfort, Neues Rathaus und Bereiche um das ehemalige Landratsamt in Mo- ers-Mitte, Schulstandort Justus-von-Liebig-Schule zwischen Kirschenallee und Ernst-Holla- Straße in Meerbeck (ehem. Standort W 3.3, siehe auch 3. FNP-Anpassung Kap. 1.4) und Schulstandort in Vennikel, evang. Gemeindezentrum Goebenstraße in Vinn und Kindergarten Kleine Allee in Moers-Mitte, Kindergarten Holderberg. Im Unterschied zu den aufgegebenen Schulstandorten W 3.6, W 3.7, W 4.7 und W 4.8 weisen diese hier beschriebenen Nutzungs- aufgaben kein Wohnbaupotenzial im Sinne der vorbereitenden Bauleitplanung aus, da entwe- der die Vermarktung nach Anpassung des Planungsrechtes schon stattgefunden hat bzw. Pla- nungsrecht nach § 34 BauGB besteht oder die Gemeinbedarfseinrichtungen bestehen bleiben und innerhalb der geänderten Gebietsausweisung (gemischte Baufläche oder Wohnbaufläche) auch zulässig sind. Im Bereich der Regenbogenschule in Rheinkamp-Mitte erfolgt die Rücknahme der Baufläche aufgrund der Reduzierung der ursprünglichen Erweiterungsabsichten durch Ausweitung der Grünfläche sowie der landwirtschaftlichen Fläche. Der Bereich Schwafheim-Mitte, Länglingsweg wird gemäß dem Bebauungsplan 120 der Stadt Moers dargestellt (2. FNP-Anpassung). Dieser setzt für ehemalige Gemeinbedarfsflächen ent- lang des Länglingsweges nun Mischgebiet fest. Der ehemalige Verwaltungsstandort an der Mühlenstraße ist aufgrund der geänderten Bedarfs- lage zugunsten einer gemischten Baufläche und Parkplatzfläche zurückgenommen worden. Eine Auflistung sämtlicher Veränderungen zwischen dem FNP (2007) und der Neuaufstellung ist der Liste im Anhang des Umweltberichtes zu entnehmen.

8.13.2 Anpassungen Im Folgenden werden wesentliche Anpassungen der Darstellungen beschrieben. Im Unter- schied zu den oben beschriebenen Rücknahmen handelt es sich hierbei um Anpassungen der Flächendarstellung an den vorhandenen Bestand bzw. das vorhandene Planungsrecht. Die Gemeinflächendarstellung wurde hier nicht aufgeben, sondern vergrößert. In den nachfolgen- den Abbildungen sind jeweils der FNP (2007) (links) und FNP-Entwurf (rechts) gegenüberge- stellt. Eine Auflistung sämtlicher Veränderungen zwischen dem FNP (2007) und der Neuaufstel- lung ist der Liste im Anhang des Umweltberichtes zu entnehmen.

160 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Utfort, Wittfeldstraße / Eurotec-Ring (sci-Jugenddorf)

Der bislang als öffentliche Verkehrsfläche dargestellte Parkplatz im Bereich Wittfeldstraße / Eu- rotec-Ring ist der angrenzenden Gemeinbedarfseinrichtung (Jugenddorf) zugehörig. Aufgrund dessen und für eventuelle zukünftige Erweiterungs- oder Umstrukturierungsabsichten der Ein- richtung wird der Bereich nun als Gemeinbedarfsfläche dargestellt.

Justizvollzugsanstalt Im Unterschied zum FNP (2007) wird entsprechend der bestehenden Situation die Justizvoll- zugsanstalt Kapellen als Gemeinbedarfsfläche mit der Zweckbestimmung sozialen Zwecken dienende Einrichtungen dargestellt (siehe Kap. 8.5.6).

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 161 9. FLÄCHEN FÜR SPORT- UND SPIELANLAGEN Im Flächennutzungsplan können insbesondere dargestellt werden die Ausstattung des Ge- meindegebietes mit Flächen für Sport- und Spielanlagen (gem. § 5 Abs. 2, 2. a) BauGB). Sie ergänzen das in Kap. 8 beschriebene Angebot der öffentlichen Zwecken dienenden Einrichtun- gen und Anlagen und der in Kap. 11 beschriebenen Grünflächen und sind wichtige Bestandteile der Ausstattung des Gemeindegebietes mit öffentlicher und privater Infrastruktur. Im Flächennutzungsplan der Stadt Moers werden dabei die Sportanlagen als Fläche für Sport dargestellt, die in ihrer Ausprägung ohne oder mit einem geringeren Grünanteil ausgestattet sind und somit nicht den Grünflächen zuzuordnen sind180. Hierzu zählen: ° Glück-Auf Kampfbahn, Stormstraße, Repelen ° Tennishalle und Tennisplätze Straße Am Jungbornpark, Repelen ° Sportplatz Sportzentrum Rheinkamp ° Sportplatz Orsoyer Allee, Eick ° Rheinpreußenstadion, Meerbeck ° Sportplatz "Am Jostenhof", Hülsdonk ° Tennisanlage und Tennishalle, Venloer Straße in Vinn ° Großsportanlage Am Solimare, Filder Straße in Vinn ° Sportplatz und Tennisanlage Asberger Straße, Asberg ° Sportplatz "Im Wäldchen" Scherpenberg, Asberg ° Sportplatz Altdorfer Straße, Schwafheim ° Tennisanlage Düsseldorfer Straße, Schwafheim ° Tennisanlage Fritz-Peters-Straße, Kapellen ° Fritz-Peters-Sportplatz, Kapellen ° Tennisanlage Vennikel

Die Darstellung entspricht auch den Ergebnissen der Sportentwicklungsplanung, die folgen- dermaßen zusammengefasst werden: Trotz des derzeitigen rechnerischen Bedarfs an ca. sechs Anlageneinheiten Groß- und Klein- spielfelder wird kein Ausbau der Kapazitäten an Sportaußenanlagen empfohlen. Vielmehr ist eine qualitative Verbesserung der bestehenden Anlagen anzustreben. Zudem ist die Auslastung der vorhandenen Flächen unterschiedlich. Daher empfiehlt die Sportentwicklungsplanung den Ausbau bestimmter Sportanlagen zu Zentren, die dann gemeinsam von mehreren Vereinen ge- nutzt werden. Angesichts des zu erwartenden Rückgangs des Bedarfs an Spielfeldern, bedingt durch den demographischen Wandel, könnten diese Zentren qualitativ hochwertig ausgestattet sein und mittel- bis langfristig den Bedarf an Sportaußenanlagen in bestimmten Leistungsberei- chen decken. Als zentrale Sport- und Freizeitanlagen kommen demnach das Rheinpreussen- stadion in Meerbeck sowie die Großsportanlage Filder Benden (jetzt Großsportanlage Am So- limare) in Betracht. Perspektivisch kann auch der Sportplatz Asberg eine Zentralitätsfunktion übernehmen. Darüber hinaus stellt sich die Versorgung mit Freizeitspielfeldern / Bolzplätzen im gesamten Stadtgebiet als ergänzungsbedürftig dar. Da in der Regel die Flächen für zusätzliche Freizeit- spielfelder begrenzt sind und dabei auch baurechtliche Aspekte berücksichtigt werden müssen, wird eine Teilöffnung von Vereinssportanlagen bzw. eine teilweise Umgestaltung einiger mono- funktionaler Sportaußenanlagen zu generationsübergreifenden, familienfreundlichen und multi- funktionalen Sportanlagen empfohlen. Dabei sind die veränderten Sportbedürfnisse der Bevöl- kerung zu berücksichtigen. Darüber hinaus sollen die Sportanlagen enger mit den angrenzen- den Grünflächen verknüpft und somit stärker in das Grünflächensystem der „Grünen Adern“ eingebunden werden.

180 Die Änderung erfolgte nach der frühzeitigen Beteiligung aufgrund eines Gerichtsurteils des OVG Nordrhein-Westfalen vom 04.12.2012 (Az. 10 D 29/11.NE) 162 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Aus Sicht der Sportentwicklungsplanung sind die Sportanlagen Fritz-Peters-Sportplatz, Kapel- len, Sportplatz „Im Wäldchen“, Scherpenberg / Asberg sowie Sportplatz Altdorfer Straße, Schwafheim zu generationsübergreifenden Sport- und Bewegungsräumen umzugestalten. Insgesamt wird empfohlen, die vorhandenen Standorte der Sportaußenanlagen, die damit ver- bundenen Infrastruktureinrichtungen (z.B. Vereinsheime) und damit auch die Heimat vieler Sportvereine zu erhalten und zu stärken.

10. FLÄCHEN FÜR DEN ÜBERÖRTLICHEN VERKEHR UND DIE ÖRTLICHEN HAUPT- VERKEHRSZÜGE; FLÄCHEN FÜR VERSORGUNGSANLAGEN, ABFALLENTSOR- GUNG, ABWASSERBESEITIGUNG UND ABLAGERUNGEN Das Thema 'Technische Infrastrukturausstattung' ist ein wichtiger Bestandteil für die Flächen- nutzungsplanung. Hier werden wesentliche Vorgaben durch raumwirksame Vorinvestitionen der Stadt Moers und anderer Träger gestellt. Dabei sind vorhandene und geplante Anlagen der technischen Infrastruktur wie das Straßen- oder Leitungsnetz im Stadtgebiet nur teilweise dar- stellungsrelevant und genießen sozusagen „Bestandsschutz“ im FNP, zum anderen definieren sie den vorhandenen oder erforderlichen Erschließungs- und Ausstattungsgrad und sind ein wesentliches Kriterium von Standortbewertungen für potentielle Neubaugebiete.

10.1 Flächen für den überörtlichen Verkehr und die örtlichen Hauptverkehrszüge

Parallel zum Stadtentwicklungskonzept und zur Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes wurde ein Verkehrsentwicklungsplan erarbeitet (vgl. Kap. 3.2.4). Eine integrierte Betrachtung von Städtebau und Verkehrsplanung ist in der Flächennutzungsplanung unerlässlich. Besonde- re Bedeutung kommt dabei der Siedlungsstruktur in der Kommune zu. Sie ist eine wesentliche Ursache für Ausmaß und Struktur des Verkehrs und Ansatzpunkt für Verkehrsminimierung durch bauliche Dichte bzw. Arrondierung. Geplante siedlungsstrukturelle Veränderungen und stadtplanerische Absichten sind auf ihre verkehrlichen Folgen hin zu prüfen und zu beurteilen und an den Zielen der Verkehrsentwick- lungsplanung zu messen und umgekehrt. Zusätzlich sollten von vorhandenen Verkehrsachsen ausgehende Immissionen bei Neuplanungen von Siedlungsbereichen berücksichtigt werden und entsprechende Maßnahmen getroffen werden, die zur Minderung oder Vermeidung von Beeinträchtigungen führen. Ziel in der Bauleitplanung ist eine verkehrsvermeidende Siedlungs- und Wirtschaftsstruktur (Städtebauliche Konzeption der kurzen Wege und Siedlungsverdichtung) und verstärkte Be- rücksichtigung der bestehenden Verkehrsinfrastruktur bei der Entwicklung neuer Siedlungs- oder Gewerbeflächen (Ausnutzung/ Stärkung der Verkehrsmittel des Umweltverbundes). Im Flächennutzungsplan werden gem. § 5 (2) Nr. 3 BauGB die Flächen für die örtlichen Haupt- verkehrszüge dargestellt gem. den Vorgaben aus dem VEP, die überörtlichen Straßen und Au- tobahnen im Stadtgebiet Moers werden nachrichtlich übernommen. Böschungsflächen und sonstige Nebenanlagen, die aus der Kartengrundlage ersichtlich sind und eine darstellungsrele- vante Größe besitzen, werden als Grünfläche mit der Zweckbestimmung Verkehrsflächenbe- gleitgrün dargestellt bzw. ebenso nachrichtlich übernommen.

10.1.1 Motorisierter Individualverkehr (MIV)

Lage im Raum Moers liegt in der westlichen Ballungsrandzone des Ruhrgebietes direkt an den Schnittstellen der Autobahnen BAB40, BAB42 und BAB57. Östlich des Stadtgebietes verläuft der Rhein. Auf- grund dieser zentralen Lage und schnellen Verbindung zu den Nachbarländern, den Städten Krefeld und Duisburg mit dem Duisburger Hafen und dem Düsseldorfer Flughafen besitzt Moers eine große Bedeutung und gilt als starker Standort in der Region.

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 163 Klassifiziertes Straßennetz Auffallend in Moers ist die optimale Verkehrsanbindung und überdurchschnittlich hohe Erreich- barkeit durch drei Autobahnen, ergänzt durch zahlreiche Landesstraßen, Kreisstraßen und kommunale Hauptverkehrs- und Haupterschließungsstraßen. In Nord-Süd-Richtung verläuft die BAB57 (Köln-Niederlande), die in den nächsten Jahren bis zum Autobahnkreuz Kamp-Lintfort sechsspurig ausgebaut wird (vgl. Kap. 13.3.1) . Die BAB40 (Ruhrschnellweg Venlo – Dortmund) und BAB42 (Kamp-Lintfort – Dortmund) verlaufen in Richtung Ost-West und verbinden Moers mit dem Ruhrgebiet. Eine dichte Abfolge von 5 Autobahnanschlussstellen und zwei Autobahn- kreuze im Stadtgebiet komplettieren diese Standortvorteile. Die vorhandenen Landesstraßen verlaufen in weiten Teilen anbaufrei an den Rändern der Sied- lungsgebiete und sind größtenteils auf die Innenstadt ausgerichtet. Sie verbinden Moers mit den umgebenden Nachbarstätten Kamp-Lintfort (L399, L287), Rheinberg (L137, L10), Duisburg (L287, L475, L140, L237, L137 und L398), Krefeld (L9, L475, L137) und Neukirchen-Vluyn (L474, L140, L398, L475) sowie weiteren anliegenden Kommunen der Region. Ebenso stellen sie die Verbindungen zwischen den Moerser Stadtteilen und den Autobahnanschlussstellen her. Darüber hinaus übernehmen die L140 (Venloer Straße) und L287 (Verbandsstraße) wichtige Funktionen einer Ortsumgehung. Die Römerstraße (L237) stellt die Verbindung zur BAB40 bzw. zur BAB42 her und schafft eine Entlastungsfunktion für die Nord-Süd-Achsen Kamper Straße und Rheinberger Straße (L137). Gleichzeitig bindet sie wichtige Gewerbeareale an das regiona- le Netz an. Gleiches gilt für die L474 (Rheurdter Straße) und L399 (Kamper Straße), die die westlich gelegenen Gewerbeareale (Hülsdonk und Genend) an die BAB57 anbinden. Die Kreisstraßen K1, K3, K15 und K30 sowie die kommunalen Hauptverkehrs- und Haupter- schließungsstraßen ergänzen diese Verkehrsanbindungen und schließen die Siedlungsberei- che an das regionale Netz an181.

Anbauverbots- und Anbaubeschränkungszonen Bei Maßnahmen und Planungen entlang der klassifizierten Straßen (Bundes-, Landes- und Kreisstraßen) sind gem. § 9 Abs. 1 und 2 Bundesfernstraßengesetz (FStrG) bzw. § 25 Abs. 1 und 2 Straßen- und Wegegesetz NRW (StrWG NRW) anbaurechtliche Verbots- und Beschrän- kungszonen einzuhalten, die hier verkürzt wiedergegeben sind: ° In einer Entfernung bis zu 40 m, gemessen vom äußeren Rand der befestigten Fahrbahn der Bundesautobahn (Anbauverbotszone § 9 (1) FStrG) dürfen Hochbauten jeder Art nicht errichtet werden und Aufschüttungen und Abgrabungen größeren Umfangs nicht durchge- führt werden. Ebenfalls unzulässig sind Anlagen der Außenwerbung sowie Einrichtungen, die für die rechtliche oder gewerbliche Nutzung der Hochbauten erforderlich sind (z.B. Pflichtstellplätze, Feuerwehrumfahrten, Lagerflächen o. Ä.). Sicht- und Lärmschutzwälle be- dürfen der Genehmigung der Straßenbauverwaltung. ° In einer Entfernung bis zu 100 m, gemessen vom äußeren Rand der befestigten Fahrbahn der BAB (Anbaubeschränkungszone § 9 (2) FStrG ) ˛ dürfen nur solche Bauanlagen errichtet, erheblich geändert oder anders genutzt werden, die die Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs auf der Autobahn weder durch Licht- einwirkung, Dämpfe, Gase, Rauch, Geräusche, Erschütterungen und dgl. gefährden o- der beeinträchtigen. Anlagen der Außenwerbung stehen den baulichen Anlagen gleich. ˛ sind alle Beleuchtungsanlagen innerhalb und außerhalb von Grundstücken und Gebäu- den so zu gestalten oder abzuschirmen, dass die Sicherheit und Leichtigkeit des Ver- kehrs auf der BAB nicht durch Blendung oder in sonstiger Weise beeinträchtigt wird. ˛ bedürfen Werbeanlagen, etc. oder sonstige Hinweise mit Wirkung zur Autobahn einer straßenrechtlichen Prüfung und Zustimmung.

181 Siehe auch Verkehrsentwicklungsplan Stadt Moers, Planersocietät – Stadtplanung, Verkehrsplanung, Kommunikation, Dortmund/ Moers Juni 2012, S. 15 ff 164 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

° Bei Kreuzungen der BAB durch Versorgungsleitungen und nachrichtlicher Übernahme der Leitungen innerhalb der Schutzzonen gemäß § 9 (1 + 2) FStrG ist die Abstimmung mit der Straßenbauverwaltung außerhalb des Planverfahrens erforderlich.

Ruhender Verkehr Im Rahmen des Verkehrsentwicklungsplans wurden auch die Anlagen des ruhenden Verkehrs in der Innenstadt (aufbauend auf der im Jahr 2008 erstellten Untersuchung des Büros BVS Rö- del & Pachan) sowie in den Stadtteil- und Nahversorgungszentren analysiert und bewertet. So- wohl in der Innenstadt als auch in den Stadtteil- und Nahversorgungszentren sind ausreichend öffentliche Parkplätze vorhanden. Das Parkraumangebot soll auch zukünftig erhalten bleiben. Die öffentlichen Parkplätze und P+R-Anlage am Bahnhof sind entsprechend gesichert182.

10.1.2 Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV)

Schienenverkehr Durch das Stadtgebiet führt die Deutsche-Bahn-Strecke 498 des Regionalverkehrs Duisburg – Moers – Xanten, auf der die Regionalbahn RB 31 „Der Niederrheiner“ Moers an den Haupt- bahnhof Duisburg und somit an das (Fern-)Bahnnetz anbindet. Der Bahnhof der Stadt Moers liegt ca. 1 km vom Zentrum entfernt. Zusätzlich werden auf dieser Strecke auch die Haltepunkte Alpen, Millingen, Rheinberg, Trompet, Rumeln und Rheinhausen angefahren. Im Dezember 2009 hat die NordWestBahn den Betrieb auf dieser Regionalbahnstrecke übernommen. Des Weiteren befinden sich zwei Strecken der ehemaligen Moerser Kreisbahn im Gebiet der Stadt Moers, Moers Kreisbahnhof – Hülsdonk – Neukirchen-Vluyn und Meerbeck – Duisburg- Baerl – Rheinberg. Die ehemalige Moerser Kreisbahn wird seit 1967 durch die NIAG (Nieder- rheinische Verkehrsbetriebe Aktiengesellschaft) betrieben. Auf Teilstrecken finden Gütertrans- porte statt, z.B. werden zweimal wöchentlich Betriebe im Gewerbegebiet Hülsdonk angefahren. Weitere Eisenbahnstrecken liegen in Repelen bzw. Meerbeck – Moers-Ost – Eick und werden nur noch eingeschränkt durch den Güterverkehr genutzt. Die Eisenbahnstrecke in Repelen wird derzeit nicht mehr genutzt, soll jedoch zukünftig die Anbindung nach Kamp-Lintfort sicherstel- len. Eine weitere Güterbahnstrecke besteht zwischen dem Betriebsstandort Ineos und dem Rheinhafen Orsoy. Die bestehenden Trassen und Bereiche sind als Flächen für Bahnanlagen nachrichtlich über- nommen, ebenso der Hauptbahnhof mit einem entsprechenden Symbol. Die Städte Duisburg, Kamp-Lintfort, Moers, und Neukirchen-Vluyn sowie der Kreis Wesel beab- sichtigen im Rahmen eines Gemeinschaftsprojektes, die sogenannte NiederrheinBahn zu reak- tivieren, d.h. den Schienenpersonennahverkehr Duisburg – Moers über Moers hinaus bis nach Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn zu verlängern.183 Formell hat jedoch noch kein Planverfah- ren begonnen, so dass die hierfür erforderlichen Flächen nicht im Flächennutzungsplan darge- stellt oder vermerkt werden. In den zeichnerischen Festsetzungen des Regionalplans für den Regierungsbezirk Düsseldorf (GEP 99) ist die Stadtbahntrasse von Düsseldorf nach Moers dargestellt. Aufgrund der städte- baulichen Situation und der Wirtschaftlichkeit wird jedoch eine mittelfristige Realisierung in Fra- ge gestellt. Aus regionalplanerischer Sicht ist eine Nichtdarstellung im FNP aufgrund der aktuel- len Realisierungsaussichten nachvollziehbar. Sollte entgegen dieser Einschätzung eine Ent- wicklungsperspektive für die Stadtbahntrasse entstehen, ist der FNP entsprechend anzupas- sen.184 Insgesamt wurde die nachrichtlich übernommene Fläche für Bahnanlagen von ca. 107 ha auf ca. 93 ha deutlich reduziert. Dies resultiert im Wesentlichen daraus, dass eine große Fläche im

182 Stadt Moers, FD 8.2, August 2011 183 Betriebsuntersuchung der Niederrhein Bahn, DE-Consult, 2003 184 Stellungnahem des Regionalverbands Ruhr, Regionalplanungsbehörde Referat 15, 13.06.2013 Flächennutzungsplan der Stadt Moers 165 Nordosten des Stadtgebietes entsprechend ihrer tatsächlichen Nutzung als landwirtschaftliche Nutzfläche dargestellt wird. Eine Nutzung als Bahnanlage hat hier nie stattgefunden und der Bereich ist auch gem. Stellungnahme der zuständigen Betreiber (Deutsche Bahn AG, RAG und NIAG) nicht Bestandteil ihrer gewidmeten Bahnanlagen.

Regional- und Stadtbus Aufgabenträger des ÖPNV ist der Kreis Wesel. Der Zentrale Haltepunkt (ZOB) befindet sich in der Stadtmitte im Bereich Königlicher Hof, eine weitere Hauptumsteigemöglichkeit ist im Be- reich Bahnhof gegeben. Die ÖPNV-Anbindung zum (Fern-)Bahnnetz ist für Reisende aus den Stadtbezirken relativ schlecht aufgrund der fehlenden direkten Anbindung an das Schnellbusnetz. Sonst kann auf- grund des radial auf das Moerser Stadtzentrum ausgerichteten Busnetzes das Zentrum selbst meist zügig erreicht werden. Soweit die Stadtteile nicht entlang eines Linienkorridors zum Zent- rum liegen, ist die ÖPNV-Erreichbarkeit durch den Umweg über das Zentrum mit Umsteige- zwang jedoch negativ zu bewerten. Auch bestehen Direktverbindungen in Duisburger Stadtteile aus allen angrenzenden Stadtteilen.185 Die Stadt Moers verfügt mit der Linie SB 10 (Neukirchen-Vluyn - Duisburg), der SB 30 ( – Kamp-Lintfort – Moers – Duisburg) und der SB 80 (Moers – Duisburg – Krefeld-Uerdingen) über mehrere Schnellbusanbindungen. Schnellbusse fahren überwiegend über übergeordnete Straßen und verbinden so auf direktem Wege Stadt- und Gemeindezentren miteinander. Dar- über hinaus stellen sie weitere Anschlussmöglichkeiten für Reisende der Bahn dar.186 Im Rahmen der VEP-Erarbeitung wurde das ÖPNV-Netz auch hinsichtlich der Erschließungs- qualität der Siedlungsbereiche untersucht. Als Erschließungsstandard wurde hierbei gemäß den Festlegungen im Nahverkehrsplan des Kreises Wesel eine Haltestellenentfernung von 300 m Luftlinie angesetzt. Weitere Kriterien sind ein 30-min-Takt sowie die direkte Anbindung an das Stadtzentrum.187 In Moers fallen als bestehende Erschließungslücken insbesondere die Gewer- begebiete auf. Des Weiteren gibt es Erschließungslücken in den Randbereichen der Wohnge- biete: im Westen von Kapellen, im Westen von Schwafheim, im Westen von Utfort und im Sü- den von Eick. Auffällig ist insbesondere die geringe Erschließung des Gebiets an der Klever Straße (westlich der Klever Straße bzw. nördlich der Wilhelm-Schroeder-Straße) sowie des Wohngebiets Meerbeck-Ost, da diese Gebiete sehr zentral liegen (Klever Straße) bzw. recht neu entstanden sind (Meerbeck-Ost).188 Die Bedienungsqualität der Buslinien zeichnet sich nur räumlich begrenzt mit einem attraktiven 15-Minuten-Takt aus (Linien 911, 921 nach Duisburg, Repelen und Kamp-Lintfort). Die übrigen Linien sind durch einen Stunden- oder Halbstundentakt geprägt. Insgesamt führt die geringe Taktdichte dazu, dass die Netzwirkung im Busnetz verloren geht. Die Nutzung einzelner Busli- nien bleibt attraktiv, Umsteigen und das Nutzen mehrerer Linien ist jedoch aufgrund der langen Übergangszeiten unattraktiv.189

10.1.3 Neudarstellungen und Anpassungen Veränderungen im Verkehrsnetz oder Straßenbaumaßnahme in Trägerschaft der Stadt, die flä- chennutzungsplanrelevant sind, sind nicht vorgesehen und daher auch nicht Inhalt der FNP- Neuaufstellung. Zur Erweiterung der BAB 57 siehe Kap. 13.3.1, zur planfestgestellten K 33n siehe Kap. 13.2.1. Allerdings ist die Verlängerung der Baerler Straße zur Mühlenstraße geplant und im Flächen- nutzungsplan entsprechend berücksichtigt.

185 Vgl. Verkehrsentwicklungsplan Stadt Moers, Planersocietät – Stadtplanung, Verkehrsplanung, Kommunikation, Dortmund/ Moers Juni 2012, S. 55 und Stadt Moers, FD 8.2, August 2011 186 Stadt Moers, FD 8.2, August 2011 187 Stadt Moers, FD 8.2, August 2011 188 Vgl. Verkehrsentwicklungsplan Stadt Moers, Planersocietät – Stadtplanung, Verkehrsplanung, Kommunikation, Dortmund/ Moers Juni 2012, S. 57 189 Ebenda, S. 62 166 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Für die noch im VEP 1992 und im FNP 2007 enthaltene Verlängerung der L474 über die Rheinberger und die Römerstraße hinaus besteht keine verkehrliche Notwendigkeit mehr. Die- ser Abschnitt wurde daher ebenfalls herausgenommen. Ebenso sind einige Straßenabschnitte aufgrund ihrer verkehrlichen Bedeutung nicht mehr als örtliche Hauptverkehrsstraße dargestellt, wie z.B. Straßen im Gewerbegebiet Hülsdonk oder die Straße Am Jungbornpark in Repelen. Andere Straßenabschnitte, wie z.B. die Straße Wilhelm-Anlahr-Straße, eine wichtige Verbin- dung zwischen Kapellen und Holderberg. Darüber hinaus sind in einigen Bereichen die Parkplatzflächen angepasst worden, so z.B. im Bereich Mühlenstraße. Hier ist im Unterschied zum FNP (2007) die Flächendarstellung entspre- chend der heutigen Situation dieses wichtigen innerstädtischen Parkplatzes vergrößert worden, ebenso ist der Parkplatz zwischen Kastell und Kleine Allee dargestellt sowie der Parkplatz im Nahversorgungszentrum Schwafheim Am Länglingsweg. Eine Auflistung sämtlicher Veränderungen zwischen dem FNP (2007) und der Neuaufstellung ist der Liste im Anhang des Umweltberichtes zu entnehmen.

10.2 Flächen für Versorgungsanlagen, Abfallentsorgung, Abwasserbeseitigung und Ab- lagerungen

10.2.1 Energie

Stromversorgung Das Hoch- und Höchstspannungsnetz (220 kV – 380 kV) wird von der Amprion GmbH betrie- ben. Das 110 kV – Netz ist Eigentum der RWE Deutschland AG und wird unterhalten von der Westnetz GmbH.190 Strom wird im nördlichen Stadtgebiet über die 220-/380-kV Leitung Utfort – Walsum und im wei- teren Verlauf über die 220-/380-kV Leitung Utfort – St. Tönis und die 220 kV Leitung Osterath – Wesel/Niederrhein geliefert. An diese Leitungen schließen drei 110 kV Leitungen an. Im südlichen Stadtgebiet wird der Strom über die 220-/380-kV Leitung Pkt. Neukirchen – Pkt. Uerdingen und den 220 kV Anschluss Duisburg / Hochfeld geliefert. Die Hochspannungsfreilei- tung (110 kV) Anschluss Uerdingen im Süden von Schwafheim wurde innerhalb der bestehen- den Trasse erneuert. Für die 110-kV-Hochspannungsfreileitung Anschluss Uerdingen ist auf gleicher Trasse eine neue Hochspannungsleitung geplant.191 In Utfort besteht ein Umspannwerk, weitere Umspannanlagen befinden sich in Schwafheim und Meerbeck. Hauptlieferant der Stromversorgung in Moers ist die ENergie Wasser NIederrhein GmbH (EN- NI). Sie ist Eigentümerin des Niedrig- und Mittelspannungsnetzes sowie zahlreicher Transfor- mationsstationen. Das Unternehmen ENNI ist 1994 aus den kommunalen Stadtwerken Moers und Neukirchen- Vluyn gemeinsam mit den beiden privaten Gesellschaften rhenag (Rheinische Energie AG, Köln) und RWE Rhein Ruhr AG entstanden. Das Versorgungsgebiet der ENNI erstreckt sich neben Moers auch über die Stadt Neukirchen-Vluyn. Die FNP-relevanten Leitungstrassen (ab 110 kV), Umspannwerk und Umspannanlagen sind im Flächennutzungsplan nachrichtlich übernommen. In Leitungs- und Anlagennähe bestehen Rest- riktionen für bauliche Nutzungen (Schutzstreifen und Schutzabstand), die je nach Spannungs- feld und Lage variieren, so dass diese im Rahmen der verbindlichen Bauleitplanung oder De- tailplanung abzufragen sind.192

190 Westnetz GmbH, Schreiben vom 21.01.2013 191 Westnetz GmbH, Schreiben vom 21.01.2013 192 Gem. Telefonat mit RWE Westfalen-Weser-Ems Netzservice GmbH, 30.09.2009 Flächennutzungsplan der Stadt Moers 167 Die Fläche des Umspannwerkes in Utfort wird im Zuge der Neuaufstellung an die geänderten Entwicklungsziele angepasst: Der Bereich für das Umspannwerk weist im Westen und Süden noch im FNP (2007) dargestellte und heute ungenutzten Erweiterungsflächen aus, die noch nicht überplant sind und heute landwirtschaftliche Flächen bzw. Grünbereiche aufweisen. Im Westen der Flächenausweisung grenzt mit wenig Abstand schutzbedürftige Nutzung in Form von Wohnbebauung an. Um dieser angrenzenden Nutzung ausreichend Rechnung zu tragen und da weiterhin Erweiterungsflächen im Süden erhalten bleiben, erfolgt eine Rücknahme der Flächenausweisung im Westen. Gemäß der tatsächlichen Nutzung wird der Bereich im FNP als landwirtschaftliche Fläche ausgewiesen. Das Entwicklungspotential im Süden weist in der näheren Umgebung keine vergleichbaren schutzbedürftigen Nutzungen auf. Zur Gewährleistung einer auch künftig ausreichenden Ener- gieversorgung wird der Bereich daher weiterhin als Fläche für die Versorgung erhalten.

Ferngasleitungen Bis an die jeweiligen Übergabestationen versorgt die Open Grid Europe GmbH das Stadtgebiet mit den im FNP nachrichtlich übernommenen Ferngasleitungen. Die Gasfernleitungen stellen Restriktionen für bauliche Anlagen und Neubaugebiete, Windener- gieanlagen und Abgrabungsflächen dar und werden im Flächennutzungsplan nachrichtlich übernommen. Bei der nachrichtlichen Übernahme der Leitungen mit Schutzstreifen wird auf- grund der schlechten Lesbarkeit im Maßstab 1:10.000 auf die zeichnerische Darstellung des Schutzstreifens verzichtet. Der grundbuchlich gesicherte Schutzstreifen der Gasfernleitungen (Breite 8 m) schafft die räumlichen Voraussetzungen zur Überwachung und untersagt auf Grundlage technischer Vorschriften bestimmte Nutzungen und Tätigkeiten innerhalb dieses Streifens. Im Bereich der Leitungen bzw. im Schutzstreifen sind Vorgaben des Leitungsträgers zu berück- sichtigen, die im Merkblatt „Berücksichtigung von unterirdischen Ferngasleitungen bei der Auf- stellung von Flächennutzungsplänen, E.ON Ruhrgas AG, Essen, Mai 2006“ zusammengefasst sind, Zustimmungsvoraussetzungen bei besonderen baulichen Anlagen etc. sind in den nach- folgenden Planverfahren zu berücksichtigen. Im Zuge einer Überarbeitung und Erneuerung des Ferngasleitungsnetzes sind in den nächsten Jahren einige Maßnahmen, z.B. der Bau neuer Gasleitungen und Stilllegung vorhandener Lei- tungsabschnitte) geplant. Im Flächennutzungsplan werden auch Leitungen, welche künftig still- gelegt werden nachrichtlich übernommen, da diese aktuell noch in Betrieb sind. Leitungen / Lei- tungsabschnitte, die künftig das Gasnetz ergänzen und in den nächsten Jahren neu gebaut werden, sind ebenfalls nachrichtlich übernommen (Planfeststellungsverfahren bereits erfolgt).

Örtliche Gasversorgung Die ENNI ist alleiniger Gaslieferant und betreibt im gesamten Stadtgebiet das Gasleitungsnetz. Das Gasleitungsnetz besteht aus einem Versorgungsnetz Niederdruck von 199,7 km Länge und dem Transportnetz Niederdruck von 32,2 km Länge sowie einem Versorgungsnetz Mitteldruck von 25,2 km und einem Transportnetz Mitteldruck von 46,1 km Länge. Für die Einspeisung in das Endverteilungsnetz der ENNI bestehen an mehreren Stellen Gas-Übergabestationen.193 Das örtliche Gasversorgungsnetz ist aufgrund der Lesbarkeit und Bedeutung für die Flächen- nutzungsplanung nicht nachrichtlich übernommen.

Propylen Im nördlichen Bereich der Sozialatlasbezirke Meerbeck und Moers-Ost verläuft eine Propylen- fernleitung FG 50A der Propylenpipeline Ruhr GmbH & Co.KG (PRG). Seit Mitte 2009 verbindet diese mit einer Gesamtlänge von 60 km die petrochemische Industrie in Marl, Gelsenkirchen, Oberhausen, Duisburg und Moers.

193 Schreiben der ENNI, 12.01.2009, Stand: 31.12.2007 168 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Die Fernleitungstrasse samt Schutzstreifen ist von jeglicher Bebauung sowie Anpflanzungen tiefwurzelnder Bäume und Sträucher freizuhalten. Bei Maßnahmen, die den Schutzstreifen tan- gieren, ist eine Abstimmung erforderlich.194 Die Propylenfernleitung (Bezeichnung PRG) wird nachrichtlich in den FNP übernommen. Der Schutzstreifen hat eine Breite von 6,00 m, der aufgrund der schlechten Lesbarkeit im Maßstab 1:10.000 zeichnerisch nicht dargestellt wird. In der Legende wird auf den Schutzstreifen mit der Breitenangabe von 6,00 m hingewiesen.195

Mineralöl Quer durch das Stadtgebiet im Bereich einer ehemaligen Bahntrasse nördlich von Utfort verläuft eine Mineralöltransportleitung der Rhein-Main-Rohrleitungstransportgesellschaft mbH (RMR). Die RMR ist zuständig für den Transport von Mineralöl zwischen dem Raffineriestandort Köln- Godorf und den Verbraucherzentren Frankfurt und Ludwigshafen sowie über Dinslaken bis zur Übergabestation an die RRP-Pipeline in Venlo. Dort erfolgt die Übernahme von Mineralöl aus dem Rotterdamer Raum. Diese Mineralöl-Produktenpipeline mit Fernwirkkabel verläuft nördlich von Utfort in Ost-West- Richtung. Westlich der A57 befindet sich eine der Fernleitung zugehörige Schieberstation. Der Schutzstreifen hat eine Breite von 10,00 m, der aufgrund der schlechten Lesbarkeit im Maßstab 1:10.000 zeichnerisch nicht dargestellt wird. Im Merkblatt 3250 über die Berücksichtigung von RMR-Mineralöl-Fertigproduktenfernleitungen sind für Bauleitpläne Vorgaben für den Schutzstreifen enthalten196. Die Mineralölfernleitung (Bezeichnung FÖ/RMR) wird nachrichtlich in den FNP übernommen. In der Legende wird auf den Schutzstreifen mit der Breitenangabe von 10,00 m hingewiesen.197

Fernwärme Träger der Fernwärmeversorgung sind die Fernwärmeversorgung Niederrhein GmbH und ENNI Energie & Umwelt Niederrhein. Die Fernwärmeversorgung Niederrhein GmbH nutzt Industrie- abwärme und Wärme aus der Kraft-Wärme-Kopplung von Kraftwerken zu Heizzwecken. Ur- sprung und Zentrum der Aktivitäten ist die Fernwärmeschiene Niederrhein. Der Fernwärmever- bund Niederrhein FVN – eine Gesellschaft der Fernwärmeversorgung Niederrhein GmbH – verwertet im großen Maßstab Abwärme aus Industrieprozessen zur Versorgung der Kunden der Fernwärmeversorgung Niederrhein und der Stadtwerke Duisburg mit umweltfreundlicher, nahe- zu emissionsfreier Heizwärme. An sieben Übernahmestationen wird die Wärme von der Ab- wärmequelle in das 29 km lange Leitungsnetz zugeführt. Von fünfzehn Übergabestationen er- folgt dann die Übergabe in die Sekundärnetze der Fernwärmeversorgung Niederrhein und der Stadtwerke Duisburg. In Moers bestehen im Stadtgebiet drei Übergabestationen: Rheinkamp- Mitte, Moers-Bethanien und Franz-Haniel-Straße. Hier befindet sich auch ein Spitzenheiz- werk198, das entsprechend flächig gesichert ist. Ebenso ist die Hauptversorgungstrasse im FNP nachrichtlich übernommen. Die ENNI-Fernwärmeversorgung erfolgt über das Fernwärmekraftwerk in Repelen, Stormstraße und das neue Blockheizkraftwerk im Gewerbegebiet Eurotec. Beide Standorte sind im Flächen- nutzungsplan gesichert. Folgende Bezirke sind an das Fernwärmenetz angeschlossen: Teilbereiche von Repelen, Rheinkamp-Mitte, Eick, Meerbeck, Moers-Ost, Moers-Mitte, Vinn und Asberg.

194 Infracor GmbH, Schreiben vom 21.12.2012 195 Bezirksregierung Düsseldorf, Dezernat 53, Schreiben vom 31.01.2013 und http://www.prgruhr.de/html/prg-projekt_01.html, Stand: 12.05.2015 196 Merkblatt, Berücksichtigung von unterirdischen Ferngasleitungen bei der Aufstellung von Flächennutzungsplänen, E.ON Ruhrgas AG, Essen, Mai 2006 197 Merkblatt 3250 der Rhein-Main-Rohrleitungstransportgesellschaft m.b.H., Stand: 27.07.2010 198 Internetseite www.fernwaerme-niederrhein.de, 15.12.2009 Flächennutzungsplan der Stadt Moers 169 10.2.2 Regenerative Energien

Windenergienutzung Die Ausweisung einer Konzentrationszone für Windenergieanlagen (WEA) im Flächennut- zungsplan hat das Gewicht eines öffentlichen Belangs, der in der Regel Windenergieanlagen an anderer Stelle entgegensteht (§ 35 (3) Nr. 3 BauGB).199 Voraussetzung für das Ausweisen einer oder auch mehrerer Konzentrationszonen ist, dass das ganze Gemeindegebiet auf geeignete Areale untersucht wurde. Es ist zu begründen, welche Zielsetzungen und Kriterien für die Ab- grenzung der WEA-Konzentrationszone(n) ausschlaggebend waren. Im Zuge der Neuaufstellung des Flächennutzungsplans hat die Stadt Moers auf Grundlage des Windenergieerlasses NRW 2011 eine Überprüfung des Stadtgebiets vorgenommen.200 Im Er- gebnis wurden vier Teilflächen als empfehlenswert bzw. bedingt empfehlenswert eingestuft und entsprechen im FNP –Vorentwurf als Konzentrationszone für Windenergieanlagen dargestellt (Fläche Nr. 1, a + b im Bereich Kohlenhuck, Flächen Nr. 3 und 4 um die BAB 42 im Osten Re- pelens). Allerdings ist die zugrundeliegende Restriktionsanalyse an die neusten Rechtsgrundla- gen anzupassen und der Windenergie-Erlass 2015 zugrunde zu legen. Daher wird die Darstel- lung der Konzentrationszonen aus dem FNP zurückgenommen und das Thema Windenergie soll künftig in einem sachlichen Teilflächennutzungsplan „Wind“ gem. § 5 (2b) BauGB behandelt werden. Die regionalplanerischen Voraussetzungen hierfür sind mit dem 83.-GEP- Änderungsverfahren bereits geschaffen. (vgl. Kap. 3.1.2).

Sonstige alternative Energien Im Jahr 2008 ist im Gewerbegebiet Eurotec ein Biokraftwerk entstanden, das mit Holz von Na- tur belassenen Frischhölzern aus Straßenschnitt und Waldpflegearbeiten befeuert wird. Über eine 2,5 Megawatt-Turbine wird Strom erzeugt; gleichzeitig kann die Wärme zur Einspeisung in das Fernwärmenetz genutzt werden.201 Sonstige Anlagen zur Nutzung von regenerativen Energien (z.B. Biogasanlagen) sind - neben vereinzelten Photovoltaikanlagen im privaten Bereich – nicht vorhanden. Anlagen im privaten Bereich sind der Hauptnutzung des Standortes i.d.R. untergeordnet und dementsprechend nicht darstellungsrelevant. Zur Nutzung von Sonnenenergie ist im Bereich der A 40 ein Solarpark geplant, der auf Ebene des Flächennutzungsplanes als Sondergebiet Solarpark dargestellt wird, siehe hierzu insbe- sondere Kap. 0).

10.2.3 Nachrichtentechnik

Fernmeldetechnik, Richtfunk Der Richtfunk ist gegenwärtig eine technische und wirtschaftlich sehr gefragte Kommunikations- lösung, zu den Betreibern von Richtfunkstrecken gehören z.B. große Mobilfunkunternehmen. Im Stadtgebiet von Moers besteht daher eine Vielzahl an Richtfunkstrecken, die sich auch ständig durch z.B. das Hinzukommen neuer Trassen ändert. Eine Ausweisung von Richtfunkstrecken im Flächennutzungsplan ist nicht zwingend vorgeschrieben und aufgrund der oben erläuterten Situation auch wenig zielführend, zumal die Veröffentlichungen zu den Netzstrukturen zu den Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen der Betreiber gehören. Zudem sind Beeinflussungen von Richtfunkstrecken erst ab einer Bauhöhe von ca. 20 m wahrscheinlich (so z.B. bei Windkraftan-

199 Anlagen, die überwiegend zur Eigenversorgung eines landwirtschaftlichen Betriebs Strom erzeugen, dürfen im Außenbe- reich ungeachtet bestehender WEA-Konzentrationszonen errichtet werden. 200 „Mögliche Konzentrationszonen für Windenergieanlagen im neuen Flächennutzungsplan Moers - Untersuchung des Stadt- gebiets auf geeignete Flächen, aktualisierte Fassung Oktober 2011“; Stadt Moers, 2011 201 Zeitungsartikel NRZ, Moers 07.12.2007 170 Flächennutzungsplan der Stadt Moers lagen). 202 Auf die nachrichtliche Übernahme der Richtfunkstrecken wird daher verzichtet. Eine Beteiligung der betroffenen Betreiber erfolgt im nachfolgenden Planverfahren.

Mobilfunk Im Stadtgebiet Moers sind Mobilfunkstationen verschiedener Anbieter auf Gebäuden oder als Maste vorhanden. Diese sind der Hauptnutzung des Standortes i.d.R. untergeordnet und dem- entsprechend nicht darstellungsrelevant.

10.2.4 Wasserversorgung

Trinkwasserversorgung Heute erfolgt im gesamten Stadtgebiet die Wasserversorgung durch die ENNI Energie & Um- welt Niederrhein GmbH. Das Versorgungsnetz der ENNI für die Trinkwasserversorgung hat in Moers eine Länge von 490,4 km, zusätzlich besteht ein Transportnetz von 11,0 km und ein Rohwassernetz von 2,0 km Länge. Die Anzahl der Hausanschlüsse im Versorgungsgebiet Moers beträgt 23.812. 203 ENNI betreibt im Stadtgebiet 2 Wassergewinnungsanlagen in Vinn (Vinn I und Vinn II). Auch das aus der Wassergewinnungsanlage Niep-Süsselsheide in der Stadt Neukirchen-Vluyn ge- förderte Grundwasser dient teilweise der Trinkwasserversorgung in Moers. Darüber hinaus er- folgt die Wasserversorgung über das Wasserwerk Moers-Gerdt, das zum Wasserverbund Nie- derrhein GmbH gehört und Wasser aus dem Binsheimer Feld fördert. In Abstimmung mit dem Leitungsträger werden die Hauptwasserleitungen (u. a. zwei Wasserleitungen DN 600) im Stadtgebiet Moers aus Sicherheitsgründen nicht veröffentlicht.

Wasserschutzgebiete und -zonen Zum Schutz der öffentlichen Wasserversorgung sind im südlichen Stadtgebiet mehrere Was- serschutzgebiete festgesetzt. Wasserschutzgebiete gliedern sich generell in die Weitere Schutzzone (Zone III) - diese unter- teilt sich in zwei Bereiche (Zone IIIA und IIIB) - die Engere Schutzzone (Zone II) und die Fas- sungsbereiche (Zone I), mit jeweils unterschiedlich strengen Festsetzungen gemäß der Was- serschutzzonenverordnung. Vorhaben und Nutzungen sind in den Schutzzonen z. T. genehmi- gungspflichtig oder sogar völlig verboten. Um die Wassergewinnungsanlagen Vinn I und Vinn II bestehen die Wasserschutzzonen I, II, II- IA und IIIB gemäß der ordnungsbehördlichen Verordnung vom 24.05.2016.204 Westlich von Ka- pellen ragt des Weiteren die Zone IIIB des Wasserschutzgebietes für das Einzugsgebiet der Wassergewinnungsanlage Niep-Süsselsheide in Neukirchen-Vluyn in das Stadtgebiet. Südlich von Kapellen, Holderberg und Schwafheim bestehen die Wasserschutzzonen IIIA und IIIB des Wasserschutzgebietes für das Einzugsgebiet der Wassergewinnungsanlagen Rumeln / Kalden- hausen205. Die Abgrenzungen der Wasserschutzzonen werden nachrichtlich übernommen.

10.2.5 Abwasserbeseitigung Träger der Abwasserbehandlung ist in Moers die linksniederrheinische Entwässerungsgenos- senschaft (LINEG).

202 Gem. Schreiben der Bundesnetzagentur vom 10.07.2015. Die Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen (BNetzA) teilt gemäß §55 des Telekommunikationsgesetzes (TKG) die Frequenzen für das Betrei- ben ziviler Richtfunkstrecken zu und kann bei vorgesehenen Baumaßnahmen und Flächenplanungen eventuell betroffene Richtfunkbetreiber identifizieren 203 Angaben der ENNI, Email, 01.06.2017 204 Ordnungsbehördliche Verordnung zur Festsetzung des Wasserschutzgebietes für das Einzugsgebiet der Wassergewin- nungsanlagen Moers Vinn I / II – Wasserschutzgebietsverordnung Moers Vinn I / II – vom 24.05.2016 205 Gemäß ordnungsbehördlicher Verordnung zur Festsetzung eines Wasserschutzgebietes für das Einzugsgebiet der Was- sergewinnungsanlage Rumeln WGIII der Stadtwerke Duisburg AG Flächennutzungsplan der Stadt Moers 171 Überwiegend wird das anfallende Abwasser im Stadtgebiet in der Kläranlage Moers-Gerdt be- handelt. Teile von Asberg, Schwafheim und Kapellen leiten ihre Abwässer zur Kläranlage Duis- burg-Rheinhausen. Vennikel ist an die Kläranlage Krefeld angeschlossen und die Abwässer des Gewerbegebietes Lohmannsheide werden ebenfalls an das Kanalnetz Duisburg übergeben. Das Klärwerk Moers-Gerdt befindet sich im Sozialatlasbezirk Moers-Ost, unmittelbar an der L 475 und ist heute die einzige Kläranlage im Stadtgebiet. Das Klärwerk Moers-Gerdt besitzt ei- ne Ausbaugröße für 250.000 Einwohner, im Jahr 2011 waren bereits 190.000206 Einwohner an diese Kläranlage angeschlossen. Die Abwasserbehandlung richtet sich nach den Vorgaben des Abwasserbeseitigungskonzeptes (Abwasserbeseitigungskonzept207 der Stadt Moers für die Jahre 2005-2020, beschlossen vom Rat der Stadt Moers am 24.11.2015). Große Teile des Stadtgebietes werden im Trennsystem entwässert. Lediglich Teilbereiche von Repelen, Meerbeck, Moers-Ost, Asberg und Vennikel entwässern im Mischsystem. Die FNP-relevanten größeren Anlagen sind als Flächen für Versorgungsanlagen und dem der jeweiligen Anlage entsprechenden Planzeichen dargestellt.

10.2.6 Abfallwirtschaft Im Landesabfallgesetz in NRW wird die Abfallentsorgungspflicht des öffentlich-rechtlichen Ver- sorgungsträgers geregelt, indem die Organisation der Beseitigung vor Ort durch die Kreise als öffentliche Entsorgungsträger erfolgt (§ 5 Landesabfallgesetz LAbfG). Die kreisangehörigen Gemeinden haben die Aufgabe, die in ihrem Gebiet anfallenden Abfälle einzusammeln und zu den Abfallbeseitigungs- bzw. Wertstoffbehandlungs- und Aufbereitungsanlagen zu befördern (Bereitstellen, Überlassen, Einsammeln und Befördern). Dem Kreis als entsorgungspflichtiger Körperschaft obliegt die Behandlung, Lagerung und Ablagerung der Abfälle zur Beseitigung. Der im Stadtgebiet anfallende Abfall wird seit 1997 im Abfallentsorgungszentrum Asdonkshof der Kreis Weseler Abfallgesellschaft mbH & Co. KG in Kamp-Lintfort entsorgt. Es handelt sich hierbei um eine moderne Verbrennungsanlage mit Bio-Kompostwerk, Sortier- und Aufberei- tungsanlage für Sperrmüll etc. und einer Deponie.208 Für die Abfallentsorgung im Stadtgebiet Moers ist seit 2011 die ENNI Stadt und Service zustän- dig.

206 LINEG, Schreiben vom 17.01.2013 207 Abwasserbeseitigungskonzept; Stadt Moers, Fachbereich Verkehr und Tiefbau, Fachdienst Kanal / Bau 208 Internet: www.aez-asdonkshof.de, 30.09.2009 172 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

11. GRÜNFLÄCHEN Im stadträumlichen Zusammenhang erfüllen die innerörtlichen Grünflächen vielfältige Funktio- nen. Neben einer städtebaulich gliedernden Funktion tragen sie wesentlich zur Aufwertung des Stadtbildes bei und haben große Bedeutung für die Freizeit- und Erholungsnutzung und damit auch für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bevölkerung. Daher werden eine ausrei- chende Grünversorgung und attraktive Angebote für die Freizeitgestaltung zunehmend als wichtiger Standortfaktor bei der Ansiedlung von Firmen und der Wohnortsuche gesehen. Darüber hinaus wirken sich Grünflächen positiv auf die stadtklimatischen Verhältnisse aus und besitzen ökologische Bedeutung als Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Im lokalen Biotopver- bund stellen sie wichtige Bindeglieder zu dem überregionalen Ausgleichs- und Biotopverbund- system dar. Die im Rahmen des Umweltleitplans durchgeführte Versorgungsanalyse kommt zu dem Ergeb- nis, dass in Moers grundsätzlich von einer guten Gesamtversorgung mit Grünflächen ausge- gangen werden kann. Bei der Verteilung der Grünflächen auf die Stadtteile sind lokal jedoch auch Defizite festzustellen. Zur Entwicklung und Aufwertung von Grünwegeverbindungen innerhalb der „Grünen Adern“ (vgl. Kap. 4) sowie zur Anbindung des Außenbereichs werden im Flächennutzungsplan zahlrei- che Grünflächen neu dargestellt. Diese werden im Folgenden näher erläutert.

11.1 Parkanlagen

Zentrale Bedeutung für die Freizeit- und Erholungsnutzung und die Grünvernetzung insgesamt haben im Stadtgebiet die großen Parkanlagen: ° Schloss- und angrenzender Freizeitpark in Moers-Mitte ° Jungbornpark in Repelen ° Erholungsgebiet Schwafheim mit Bergsee ° Freizeitpark Kapellen Darüber hinaus haben auch die bestehenden kleineren Parkanlagen eine wichtige Funktion für die wohnungsnahe Versorgung mit Grünflächen und machen als Aufenthaltsbereiche die Attrak- tivität der Wohnquartiere aus. Die Darstellungen des gültigen FNPs werden bei bestehenden Anlagen beibehalten und die Parkanlagen dementsprechend gesichert. Zusätzlich werden Parkanlagen neu dargestellt, um die im Zielkonzept der „Grünen Adern“ (sie- he auch Kap. 4) angestrebte Vernetzung der Grünflächen zu verbessern bzw. bereits existie- rende Grünflächen in diesem Zusammenhang planungsrechtlich zu sichern. Der Stärkung des Moersbach-Grünzuges dient die Ausweisung von Erweiterungsflächen für den Freizeitpark im Bereich zwischen Moersbach und Dr.-Hermann-Boschheidgen-Straße. Auf- grund der Zielsetzungen aus der Sportentwicklungsplanung wurden die dort bestehenden Sportanlagen auf eine Fläche zwischen Venloer Straße und BAB 40 verlagert. Ein großer Flä- chenanteil der alten Anlagen ist zukünftig als Parkanlage dargestellt. Ein insbesondere aus Klimaschutzgründen bedeutender Grünzug verläuft parallel zur Haupt- bahnstrecke Rheinhausen-Moers-Xanten in Nord-Süd-Richtung vom Schwafheimer Bergsee über die Grünflächen am Baggerloch in Asberg, dem Friedhof Moers und Freiflächen entlang der Rheinberger Straße bis zum Friedhof Utfort. Entsprechend den Empfehlungen aus der Klimaanalyse wurde zwischen Essenberger Straße, Asberger Straße, Heinrichstraße und Bahn- linie im inneren Bereich die Wohnbauflächendarstellung aus dem FNP 2007 zugunsten von Grünflächen größtenteils zurückgenommen, um die klimatische Ausgleichsfunktion der Fläche zu sichern (W 5.2 R vgl. Kap. 5.9). Der Entwicklung des Hülsdonker Flutgrabens kommt im Zusammenhang mit der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie ein besonderer Stellenwert zu. Ein Korridor entlang des Grabens am Ueltgesforthof (siehe Standort W 4.1, Kap. 5.8.2) wird als Parkanlage dargestellt. Durch die Ausweisung als Parkanlage wird die Fläche in den Grünzug eingebettet und soll gemäß den

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 173 gewässerökologischen und wasserwirtschaftlichen Zielen unter Berücksichtigung der Erho- lungsfunktion umgestaltet werden. Im Kreuzungsbereich der Römerstraße mit der Kirschenallee wurde eine Parkanlage im Zu- sammenhang mit dem Grünzug des Westerbruchgrabens neu ausgewiesen. Im Zuge eines für diesen Bereich erstellten Raum- und Strukturkonzeptes wurde hier eine Neugliederung der Flä- chen vorgenommen. Der Umsetzung einer wichtigen West-Ost-Verbindung dient der Grünzug „Im Utforter Feld“, der bereits realisiert ist. Die Fortsetzung dieser Achse östlich der Rathausallee ist für diesen Be- reich zu konkretisieren (vgl. STEK). Als weitere Grünflächendarstellungen auf der Grundlage der „Grünen Adern“ sind das Landschaftsbauwerk im Industriegebiet Pattberg oder der Grünzug zwischen Gewerbepark Eurotec und dem Ineos-Betriebsgelände zu nennen. An der Winkelhauser Straße sollen Teilflächen des Bodendenkmals zukünftig von Bebauung freigehalten und eine Parkanlage angelegt werden, um die Strukturen des alten Römerlagers zu verdeutlichen. Die Bedeutung der Halden Pattberg und Rheinpreußen für die Erholungsnutzung soll weiter ge- stärkt und die Halden sollen auch als Veranstaltungsorte etabliert werden. Daher werden die derzeit auch in der Realität unbewaldeten oberen Plateaus als Grünflächen dargestellt. Da im Bereich der Halde Kohlenhuck die Aufforstungsabsichten aus dem Rahmenbetriebsplan nicht mehr unverändert weiter bestehen (vgl. Kap. 12.2), erfolgt die Darstellung als Parkanlage. Auch hier soll zukünftig eine Entwicklung zur Stärkung der Freizeit- und Erholungsnutzung in Kombination mit der Nutzung regenerativer Energien verfolgt werden. Ein Abschlussbetriebs- plan ist noch zu erstellen. Südlich der Westerbruchstraße sowie nördlich des Tucheler Weges sollen bisher dargestellte Kleingartenflächen aufgrund von Bodenbelastungen bzw. querenden Hochspannungsleitungen nicht mehr realisiert werden, so dass hier nun Parkanlagen dargestellt werden. Die Neuentwicklung einer Parkanlage ist im Bereich des Nahversorgungszentrums Utfort süd- östlich des Gewerbegebietes G 2.3 geplant. Eine weitere kleiner Parkanlage, die auch zur Errichtung eines Spielplatzes vorgesehen ist, ent- steht im Bereich der Wohnbaufläche 4.3 an der Teutonenstraße (vgl. Kap. 5.11 und 13.6). Eine Rücknahme der Darstellung als Parkanlage hat bei einzelnen Flächen stattgefunden, wo die Grünflächen noch nicht realisiert wurden und die planerischen Zielsetzungen im räumlichen Zusammenhang nicht weiter verfolgt werden. So werden z. B. eine Fläche nördlich des Sportparks Rheinkamp sowie eine Fläche in Kapellen westlich der Orchideenstraße entsprechend der realen Nutzung wieder als Fläche für die Land- wirtschaft dargestellt. Dies gilt ebenso für Flächen im Bereich des Ökokontos in Vinn westlich der Reichweinstraße. In einzelnen Bereichen steht auch die Sicherung der Waldfunktion im Vordergrund insbesonde- re aufgrund der Waldarmut im Stadtgebiet Moers. Zu nennen sind hier z.B. Eick, südl. der Or- soyer Allee, Eick-Ost, südlich der Schillerstraße, zwischen Bahnlinie und bestehenden Waldflä- chen oder auch Meerbeck, südlich der Bismarckstraße. Zudem wurden im Rahmen der Neuausweisung von Bauflächen bisher nicht realisierte Parkflä- chen zurückgenommen, so im Bereich des Gewerbegebietes in Eick (G 2.1, siehe Kap. 6.7), in Asberg (W 5.9, siehe Kap. 5.8.2) sowie in Kapellen (W 7.11 und G 7.1). Neben der Neudarstellung bzw. Rücknahme von Parkanlagen auf Grundlage planerischer Ziel- setzungen wurden in verschiedenen Bereichen noch Anpassungen an die bestehende Nutzung vorgenommen, so wurden z. B. die Parkanlagen am Schloss Lauersfort bzw. am Peterhof dar- gestellt. Eine Auflistung sämtlicher Veränderungen zwischen dem FNP (2007) und der Neuauf- stellung ist der Liste im Anhang des Umweltberichtes zu entnehmen.

174 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

11.2 Dauerkleingärten

11.2.1 Bestandssituation Derzeit existieren in Moers zehn Dauerkleingartenanlagen, die insgesamt rund 450 Parzellen auf einer Fläche von etwa 205.000 qm umfassen. Es handelt sich um folgende Anlagen: ° Repelen-Rheim e. V. in Repelen ° Im Wiesengrund e. V.in Rheinkamp ° Am Frankenfeld e. V. in Rheinkamp ° Grafschafter Kleingartenverein e. V. (Am Schürmannshütt) in Hülsdonk ° Stadt Moers e. V. in Meerbeck ° Moerser Heide e. V. in Asberg ° Am Geldermannshof e. V. in Asberg ° Am Eulendyck e. V. in Kapellen ° Achterathsheide e. V. in Kapellen ° NIAG in Asberg Die Kleingartenanlagen verteilen sich gleichmäßig über das Stadtgebiet, um eine dezentrale Versorgung sicher zu stellen. Darüber hinaus sind im derzeit gültigen FNP weitere rund 665.000 qm als Potenzialflächen dar- gestellt.

11.2.2 Bedarfsermittlung Bei der damaligen FNP-Aufstellung (Rechtskraft 1980) war für die Bedarfsermittlung der Rund- erlass des Ministers für Landesplanung, Wohnungsbau und öffentliche Arbeiten NW vom 11.05.1964 zugrunde gelegt worden. Darin wurde gefordert, dass in städtischen Wohngebieten im Durchschnitt für 10-15 % der Geschosswohnungen wohnungsnahe Kleingärten vorgesehen werden sollten. Dies entspricht 1 Kleingartenparzelle pro 7-10 Wohneinheiten im Geschoss- wohnungsbau. Aus dem geringen Anteil der Kleingartenanlagen, die in der Zwischenzeit realisiert worden sind, wird deutlich, dass die o. g. Richtwerte nicht den tatsächlichen Bedarfen entsprechen. Auch der Arbeitskreis Kleingartenwesen der Ständigen Konferenz der Gartenamtsleiter beim Deutschen Städtetag (Fachbericht Kleingärten im Städtebau, 2005) empfiehlt nicht die alleinige Orientie- rung an allgemeinen Richtwerten. Zur Bedarfsermittlung und der Erstellung von Prognosen sind die örtlichen Bedürfnisse und Strukturen zu berücksichtigen. Wartelisten von an Kleingärten interessierten Bürgern werden allerdings von den lokalen Kleingartenvereinen nicht geführt. Grundsätzlich ist im Umweltleitplan für Moers eine gute Gesamtversorgung mit Grünflächen festgestellt worden und häufig ist eine gute Anbindung an den Außenbereich gegeben. Eine wachsende Bedeutung haben die seit einigen Jahren in der Fachliteratur diskutierten neu- en Trends im Kleingartenwesen, die u. a. mit dem demographischen Wandel und veränderten Lebens- und Arbeitsverhältnissen zusammenhängen. So sollten insbesondere auch kleinere Parzellen bereit gehalten werden, die aufgrund des ge- ringeren Pflegeaufwands auch durch ältere Menschen bewirtschaftet werden können, die oft- mals nicht mehr in der Lage sind, das Gartenarbeitspensum zu bewältigen. Kleinere Gärten können aber auch für junge Leute interessant sein, die ihn als reinen Freizeit- und Erholungsort nutzen möchten und möglichst wenig Zeit für die Pflege investieren möchten oder können (Be- hörde für Stadtentwicklung und Umwelt Hamburg, 2008). Somit könnte innerhalb einer be- stimmten Fläche eine höhere Anzahl an Kleingartenparzellen realisiert werden als bei Zugrun- delegung der „klassischen“ Parzellengröße. Als weiterer Aspekt werden unter den Begriffen „urban gardening“ oder „urban farming“ ver- stärkt Ansätze verfolgt, natürliches Pflanzenwachstum und Lebensmittelerzeugung auch in

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 175 städtisch geprägten Bereichen wieder mehr in eigenes Erleben und eigene Verantwortung zu- rückzuholen. Solche Konzepte können einerseits in bestehende Kleingartenanlagen integriert werden, sie können aber auch völlig unabhängig davon auf Klein- und Kleinstflächen innerhalb von öffentlichen Parkanlagen oder im Wohnumfeld realisiert werden, da Flächengrößen von ei- nigen hundert Quadratmetern hierfür häufig ausreichen. Im FNP sind solche Flächen daher nicht darstellungsrelevant. Darüber hinaus gibt es Angebote in Kooperation mit Landwirten, bei denen z. T. vorbereitete und bepflanzte Beete zum Gemüseanbau für die Dauer einer Saison gemietet werden können. Solche Parzellen liegen häufig innerhalb von landwirtschaftlichen Flächen. Die Gesamtbetrachtung der genannten Aspekte führt zu dem Schluss, dass der tatsächliche Flächenbedarf für Kleingärten im FNP deutlich geringer ist als die im gültigen FNP dargestellten Potenziale. Aufgrund der stark differierenden Flächenansprüche der verschiedenen Formen des „urbanen Gärtnerns“ ist eine genaue Quantifizierung der erforderlichen Flächengrößen nicht möglich. Daher wird der Ansatz verfolgt, weiterhin eine gleichmäßige Verteilung von Kleingärten im Stadtgebiet zu sichern und insbesondere in der Nähe des Innenstadtbereiches zusätzliche Flä- chen für Kleingärten anzubieten, da hier in Abstimmung mit dem Kleingartenverband von aktu- ellen Bedarfen ausgegangen werden kann.

11.2.3 Entwicklungskonzept Für die Auswahl der darzustellenden Potentialflächen wurden zunächst die bestehenden Aus- weisungen des rechtswirksamen FNP (Stand 2007) auf ihre Eignung hin überprüft. Bei einigen Flächen wurde aufgrund ungünstiger Rahmenbedingungen wie Bodenbelastungen (südlich Westerbruchstraße) oder querenden Hochspannungsfreileitungen (Bereich Tucheler Weg) das Ziel Dauerkleingartenanlage aufgegeben. Ein weiterer großflächiger Bereich unmittelbar südlich der A40 im Bereich Dorotheenstraße ist in den letzten Jahren bereits für die Anlage von Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Natur und Landschaft im Rahmen des Ökokontos der ENNI (siehe Kap. 12.3) genutzt worden, da sich die Flächen aufgrund der Nähe zur Autobahn nicht für eine erholungs- orientierte Nutzung mehr eignen. Aktuell ist hier die Anlage eines Solarparks geplant. Die bestehende Kleingartenausweisung zwischen dem östlichen Siedlungsrand von Meerbeck und der Stadtgrenze ist grundsätzlich hinsichtlich der städtebaulichen und grünordnerischen Einbindung als optimal anzusehen, da sie sich unmittelbar an die Siedlung anschließt und auch in das Konzept der „Grünen Adern“ einfügt. Sie kann außerdem auch noch Versorgungsfunktio- nen für den Bereich der Innenstadt übernehmen. Es sind jedoch keine ausreichenden Bedarfe zu erkennen, um die Flächenausweisung in vollem Umfang (ca. 122.000 m²) zu übernehmen, so dass eine Verkleinerung erfolgt. Die nunmehr dargestellte Fläche umfasst rund 58.000 m² und ist ausreichend, um dort sowohl Kleingartenanlagen nach dem „klassischen“ Prinzip zu entwickeln als auch Flächen für neue Formen der gärtnerischen Nutzung zur Verfügung zu stel- len. Der rechtswirksame FNP (Stand 2007) sieht Erweiterungsflächen in einer Größe von 13.000 m² für die Kleingartenanlage Moerser Heide vor, die beibehalten und deren räumliche Abgrenzung arrondiert werden soll, um einen optimierten Flächenzuschnitt zu erzielen. Im Bereich Moers-Mitte / Vinn / Hülsdonk, in dem aufgrund der hohen Bebauungsdichte eine weitere Kleingartenanlage wünschenswert wäre, sind im bestehenden FNP (Stand 2007) keine Potentialflächen dargestellt. Es konnte auch keine neue Fläche ermittelt werden, die hinsichtlich der Flächengröße und der städtebaulichen Einbindung geeignet wäre. Gegenüber dem Vorentwurf wird die Potentialfläche südlich der bestehenden Kleingartenanla- gen Achterathsheide und Eulendyck nicht mehr dargestellt, da gemäß Stellungnahme des Mo- erser Stadtverbandes der Kleingärtner ein entsprechender Bedarf aus dem Ortsteil Kapellen nicht erkennbar ist.

176 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Insgesamt sieht der FNP Erweiterungspotenziale von rund 71.000 m² vor, was gegenüber dem tatsächlich vorhandenen Bestand einer Vergrößerung der Flächen um etwa 35 % entspricht.

11.3 Friedhöfe

11.3.1 Bestandssituation ENNI Stadt & Service betreibt derzeit in Moers neun Friedhöfe, auf denen heute noch bestattet wird: ° Friedhof Repelen ° Friedhof Lohmannsheide ° Friedhof Meerbeck ° Friedhof Utfort ° Friedhof Moers mit Ehrenfriedhof ° Hauptfriedhof Hülsdonk ° Alter Friedhof Hülsdonk ° Friedhof Schwafheim ° Friedhof Kapellen Der Friedhof Vinn ist gemäß Ratsbeschluss vom 14.12.1976 außer Dienst gestellt, wird jedoch aufgrund noch bestehender Nutzungsrechte weiterhin als Friedhof vorgehalten.

11.3.2 Bedarfsermittlung Im Zuge der Neuaufstellung des FNP war der Fragestellung nachzugehen, welcher Flächenbe- darf an Friedhofsflächen zu erwarten ist und ob die Zielausrichtung einer dezentralen Versor- gung in den Ortsteilen beizubehalten ist. Seitens des Friedhofsträgers wurde als Grundlage für das aktuelle aufgestellte Friedhofskonzept eine Abschätzung des Bedarfs vorgenommen, die sich an folgenden Parametern orientiert: ° Prognosen zur Entwicklung der Sterbezahlen ° Freie Grabstellen ° Noch nicht belegte Potenzialflächen innerhalb der bestehenden Friedhöfe ° Ruhezeiten Als Ergebnis ist festzuhalten, dass in Moers eine gute dezentrale Versorgung besteht und die zukünftig benötigten Grabstellen innerhalb der bestehenden Friedhofsflächen zur Verfügung gestellt werden können. Ziel des Friedhofsträgers ist es, die Belegungsintensität zu steigern und Abwanderungstenden- zen entgegen zu wirken, die nach der Liberalisierung des Bestattungsrechts zunehmend fest- zustellen sind. Einen Eckpfeiler der Strategie bildet dabei auch zukünftig eine dezentrale und ortsnahe Versorgung. Sie stellt eine besondere Qualität des Moerser Friedhofswesens dar und ist ein wichtiger Aspekt für die Attraktivität und Akzeptanz der Moerser Friedhöfe bei der Bevöl- kerung. Im derzeit gültigen FNP sind außerhalb der bestehenden Friedhofsflächen Erweiterungsflächen für die Friedhöfe Repelen, Hülsdonk und Lohmannsheide dargestellt. Da die bestehenden Friedhofsflächen im Stadtgebiet grundsätzlich ausreichen, um die künfti- gen Bedarfe abzudecken, werden vorgehaltene Erweiterungsflächen überwiegend nicht benö- tigt. Vielmehr wird seitens des Friedhofsträgers das Ziel verfolgt, die Bestattungsflächen konti- nuierlich in den jeweiligen zentralen Lagen der Friedhöfe zu verdichten.

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 177 11.3.3 Entwicklungskonzept Anpassungen, die in der Gesamtbilanz eine Reduzierung der Flächenausweisungen bewirken, erfolgen in folgenden Bereichen: Da für den Friedhof Lohmannsheide keine Erweiterungsflächen mehr benötigt werden, können in diesem Bereich Flächen zurückgenommen werden. Als Ergänzung der bestehenden angren- zenden Waldgebiete wird der Bereich als Fläche für Wald dargestellt. Am Friedhof Hülsdonk werden zwei Teilflächen zurückgenommen: es handelt sich hierbei ei- nerseits um eine isoliert liegende Erweiterungsfläche, die keine Anbindung an die übrigen Friedhofsflächen besitzt. Auch hier ist es Ziel, durch die Darstellung von Fläche für Wald das umgebende Waldgebiet zu arrondieren. Eine zweite Fläche am westlichen Rand zwischen Wald und Friedhofsfläche wird als Fläche für die Landwirtschaft dargestellt. Sie ist Teil des rechtskräf- tigen Landschaftsschutzgebietes. Im Bereich des Friedhofs Repelen erfolgt die Rücknahme von Flächenausweisungen zugunsten einer Wohnflächenausweisung (siehe W 1.1 und W 1.2, Kap. 5.8.2), da die dann noch verfüg- baren Potenziale für die dezentrale Bedarfsdeckung ausreichen. Der nördliche Bereich des Friedhofes in Kapellen wird aufgrund aktueller Bedarfsermittlungen zurückgenommen und als Wohnbaufläche dargestellt (siehe W 7.9, Kap. 5.8.2). Für die noch im Vorentwurf dargestellte Erweiterung des Friedhofes Schwafheim wird aktuell kein Bedarf mehr gesehen, die Flächenerweiterung wird daher zurückgenommen.209 In der Bilanz sind somit rund 19 ha Friedhofsflächen gegenüber dem FNP (2007) zurückge- nommen worden.

11.4 Sportanlagen

Die wesentlichen Ergebnisse zum Sportstättenbedarf zum Thema Außen-/Freianlagen aus der Sportentwicklungsplanung sind bereits im Kap. 9 beschrieben. Die Mehrzahl der Sportanlagen ist aufgrund ihrer Ausprägung als Fläche für Sportanlagen gesichert. Lediglich für die im FNP (2007) noch dargestellte Sportanlage nördlich der Mollbergstraße besteht kein Bedarf mehr, hier ist die Ausweisung einer gewerblichen Baufläche vorgesehen (G 2.1, vgl. Kap. 6.7). Darüber hinaus werden die Sportplätze im Moerser Stadtgebiet, die einen höheren Anteil an Grünflächen aufweisen, als Grünflächen dargestellt und über das entsprechende Symbol „Sportanlage“ im FNP gesichert. Es handelt sich hierbei um folgende Anlagen: ° Sportplatz Berufsbildungszentrum, Moers-Mitte ° Schulsportanlage "In den Filder Benden", Moers-Mitte ° Rasenfläche zum Bogenschießen an der Fritz-Peters-Straße, Kapellen Als Freibäder sind das Freibad Solimare und das Naturbad Bettenkamp in Vinn als Grünfläche dargestellt und ergänzend durch ein Symbol gesichert.

11.5 Hundedressurplätze

Im Stadtgebiet befinden sich zwei Hundedressurplätze, zum einen im Bereich „Am Anger“ im Sozialatlasbezirk Utfort, zum anderen „Am Neukirchener Kanal“ am westlichen Rand des Sozi- alatlasbezirkes Hülsdonk. Beide Standorte sind mit einem Symbol gesichert.

11.6 Spielplätze

Spielplätze werden gemäß Runderlass des Innenministeriums NW v. 31.07.74 i.d.F. v. 29.03.78 (Hinweise für die Planung von Spielflächen) in die Kategorien A, B und C unterteilt: Spielplätze der Kategorie A dienen der Versorgung eines Stadtteils und gehören daher zu den flächenmä-

209 Gem. Schreiben Enni vom 14.04.2016 178 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

ßig größten Spielflächen. In ihrem Ausbau berücksichtigen diese Flächen alle Altersgruppen. B- Spielplätze versorgen einzelne Wohnbezirke und bieten insbesondere Spielangebote für Kin- der. C-Spielplätze gehören zu den flächenmäßig kleinsten Spielflächen und sollen lediglich dem unmittelbaren Wohnumfeld dienen. Die Geräteausstattung ist gezielt auf Kleinkinder abge- stimmt. Im Stadtgebiet Moers sind insgesamt ca. 140 Spielplätze im direkten Wohn- und Lebensumfeld bzw. an Schulen/Kindergärten vorhanden. Sie verteilen sich so über das Stadtgebiet, dass in allen Sozialatlasbezirken eine hohe Dichte an Spielplätzen und gute räumliche Zuordnung zu den Wohngebieten gegeben ist (siehe Erläuterungsplan Nr. 5). Auch ein Teil der Schulhöfe steht nach den Schulzeiten der Öffentlichkeit zur Verfügung. Zusätzlich sind in den neu dargestellten Baugebieten in Abhängigkeit der Größe Spielplatz- standorte erforderlich und somit durch ein Symbol gesichert: in Moers-Mitte, Fläche W 4.6, in Asberg, Fläche W 5.1, in Holderberg, Fläche W 7.2 und in Kapellen, Fläche W 7.3, W 7.5 und 7.8. Darüber hinaus ist in Vinn, im Bereich der Fläche W 4.3. eine kleinere Grünfläche mit der Zweckbestimmung „Parkanlage und Spielplatz“ neu dargestellt. Somit ist flächendeckend eine wohnungsnahe Versorgung mit Spielflächen und ein ausreichen- des Angebot für alle Altersgruppen gewährleistet und wird durch Darstellung im FNP planungs- rechtlich gesichert. Spielplätze, die keiner der oben genannten Kategorien zuzuordnen sind, sind als sonstige Spielplätze dargestellt.

11.7 Gartengrünland

Auch größere, zusammenhängende Gartenflächen sind wichtige Bestandteile des städtischen Grünsystems, wirken sich positiv auf die stadtklimatischen Verhältnisse aus und besitzen öko- logische Bedeutung als Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Am westlichen Siedlungsrand von Utfort ist eine Fläche aus dem FNP (2007) übernommen, auch heute besteht hier das Ziel, Frei- flächen zu erhalten und die Siedlungsflächen Richtung Moersbach nicht auszudehnen.

11.8 Sonstige Grünflächen

Im FNP sind zudem weitere Grünflächen dargestellt, die nicht den zuvor aufgeführten Zweck- bestimmungen entsprechen. Es handelt sich dabei im Wesentlichen um Begleitgrün an Ver- kehrstrassen (siehe hierzu auch Kap. 10). Außerdem sind Grünflächen ohne Planzeichen (sonstige Grünflächen) dargestellt, es handelt sich hierbei um Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Natur und Landschaft. Neben der ökologischen Funktion dienen diese zur stadträumlichen Gliederung bzw. Eingrünung von Siedlungsbereichen (siehe hierzu Kap. 12.3).

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 179 12. WASSERFLÄCHEN, FLÄCHEN FÜR LANDWIRTSCHAFT UND WALD SOWIE MASS- NAHMENFLÄCHEN

12.1 Wasserflächen

Das Stadtgebiet ist von etlichen Fließgewässern geprägt, die größtenteils durch den Menschen erheblich verändert wurden. Einige entstanden erst durch die Landentwässerung, andere wur- den durch die Land- und Stadtnutzung eingefasst und begradigt.210 Einer der wichtigsten Vorflu- ter am linken Niederrhein und auch prägendes Element des Siedlungs- und Landschaftsbildes in Moers ist der Moersbach. Im südlichen Stadtgebiet noch als Moerskanal bezeichnet und aus Krefeld-Traar kommend durchzieht er in Nord-Süd-Richtung das Stadtgebiet und mündet im Norden in den Rheinberger Altarm. Die gesamte Stadtgrabenanlage ist mit Moersbachwasser gespeist. Südlich der Stadtmitte besteht eine Aufweitung, die als „Bettenkamper Meer“ heute als Naturfreibad genutzt wird. Das Repelener Meer stellt eine weitere Aufweitung im gleichna- migen Sozialatlasbezirk Repelen dar. Die LINEG hat ein Konzept zur naturnahen Entwicklung des Moersbaches zwischen Moers und Rheinberg in Verbindung mit dem Staatlichen Umwelt- amt Duisburg und der Unteren Wasserbehörde des Kreises Wesel erarbeitet, das Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen aufzeigt, die über einen längeren Zeitraum eine naturnahe Entfaltung des Moersbaches vorsehen. Teile des Moersbachkonzeptes sind bereits umgesetzt. Mit den Renaturierungsmaßnahmen wird die LINEG auch der Umsetzung der europäischen Wasser- rahmenrichtlinie gerecht (siehe hierzu Kap. 12.1.1). Daneben gibt es eine Vielzahl weiterer Gräben, Kanäle und Bäche, die so genannten Kendel, die das Landschafts- und Siedlungsbild in Moers prägen. Von Süden nach Norden handelt es sich im Wesentlichen um folgende Fließgewässer: Achterathsheidegraben, Ophülsgraben, Ha- genscher Graben, Sitterdsbruchgraben, Aubruchkanal, Schwafheimer Bruchkendel, Ballbruch- graben, Neukirchener Kanal, Weyergraben, Peschkensgraben, Horstmannsgraben, Balderbruchgraben, Westerbruchgraben, Gerdtbach und Anrathskanal. Aufgrund der durch den Bergbau bedingten Senkungen ist der natürliche Wasserfluss dieser Bachläufe stark beeinträchtigt. Durch Vorflutpumpanlagen muss das Wasser aus den Tiefpunk- ten hochgepumpt werden. So betreibt die LINEG eine Vielzahl solcher Pumpanlagen im Mo- erser Stadtgebiet. Auf diese Weise bekommt auch der Stadtgraben künstlich sein Wasser. Stehende Gewässer sind in Moers in Form von Baggerseen ehemaliger Auskiesung entstan- den. Sie sind heute charakteristische Bestandteile des Landschaftsbildes und der Erholungs- funktion, wie z.B. der Waldsee in Eick, der Schwafheimer Bergsee und der Silbersee in Kapel- len. Die größeren Fließ- und stehenden Gewässer sind im FNP dargestellt. Im Bereich Sondergebiet Lebensmittelherstellung (wasserbasiert) in Kapellen ist eine Fläche als „Umgrenzung der wasserwirtschaftlichen Zweckbestimmung Vorhalteraum“ dargestellt. Pla- nungsziele sind in Kap. 7.4, Standort S 7.1 beschrieben.

Gewässerrandstreifen Zur Entwicklung der Fließgewässer, zur Wasserspeicherung und Sicherung des Wasserabflus- ses sowie um den Eintrag aus diffusen Quellen zu mindern, ist gem. § 38 WHG ein Gewässer- randstreifen einzuhalten. Der Gewässerrandstreifen umfasst das Ufer und Bereich, der an das Gewässer landseits der Linie des Mittelwasserstandes angrenzt, bei Gewässern mit ausgeprägter Böschungsoberkante bemisst sich der Gewässerrandstreifen ab der Böschungsoberkante. Im Außenbereich nach § 35 BauGB ist der Gewässerrandstreifen 5 m breit. Gemäß § 31 (1) LWG kann das für Umwelt zuständige Ministerium unter bestimmten Voraussetzungen durch Rechtsverordnung Gewässerrandstreifen in einer Breite von 10 m festsetzen.

210 Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.), Wo Wasser auch mal andersherum fließt, Düsseldorf, September 2008 180 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

§ 31 (4) LWG setzt außerdem für den Innenbereich nach §§ 30, 34 des BauGB einen Gewäs- serrandstreifen in einer Breite von 5 m fest. Aufgrund des Darstellungsmaßstabes des Flächennutzungsplanes 1:10.000 wird auf die zeich- nerische Übernahme dieser Gewässerrandstreifen verzichtet. Im Rahmen der verbindlichen Bauleitplanung und sonstigen Genehmigungsplanungen sind diese als gesetzliche Vorgabe einzuhalten.

12.1.1 Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) Gemäß den Vorgaben der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) soll bis 2015 bzw. nach Verlän- gerung bis 2027 der gute ökologische Zustand bzw. das gute ökologische Potenzial sowie der gute chemische Zustand der Gewässer erreicht werden. Zur Erreichung der Ziele wurden in NRW Bewirtschaftungspläne sowie Maßnahmenprogramme aufgestellt und in Form von Umsetzungsfahrplänen räumlich und inhaltlich weiter konkretisiert. Die Umsetzungsfahrpläne für die Rheinzuflüsse im Bereich der LINEG wurden im Rahmen von regionalen Kooperationen unter Federführung der LINEG mit Beteiligung der Behörden und Träger öffentlicher Belange erarbeitet. Die Umsetzungsfahrpläne stützen sich auf das sogenannte „Strahlwirkungs- und Trittsteinkon- zept“ (LANUV-Arbeitsblatt Nr. 16, Recklinghausen 2011), das besagt, dass naturnahe Abschnit- te („Strahlursprünge“) eines Gewässers eine Strahlwirkung in angrenzende Gewässerstrecken haben, indem gewässertypische Organismen in diese Bereiche wandern oder eingetragen wer- den. Diese strukturell beeinträchtigten Gewässerabschnitte, die zwischen Strahlursprüngen lie- gen und von diesen positiv beeinflusst sind, werden als Strahlwege bezeichnet. Um längere de- fizitäre Strecken zu überwinden, können innerhalb eines Strahlweges sogenannte Trittsteine liegen. Trittsteine stellen hochwertige Strukturen innerhalb des Gewässers dar. In den Maßnahmenkarten zum Umsetzungsfahrplan sind für neu anzulegende Strahlursprünge bzw. Trittsteine zunächst „Suchräume“ abgegrenzt, innerhalb derer eine detaillierte Planung noch erfolgen muss. Die vorgesehenen Maßnahmen werden überwiegend symbolhaft mittels Piktogrammen dargestellt und auf bestimmte Gewässerabschnitte bezogen. Eine flächenmäßi- ge Darstellung erfolgt in der Regel nicht, da die Maßnahmen vielfach noch nicht ausreichend konkretisiert sind. Gemäß der Stellungnahme der Bezirksregierung Düsseldorf211 sind die an den Gewässern lie- genden vorgesehenen Flächen zur Schaffung von Strahlursprüngen und Trittsteinen nicht an- derweitig zu überplanen. Eine Kennzeichnung in der zeichnerischen Darstellung des Flächen- nutzungsplans ist aus o. g. Gründen jedoch nicht möglich. Die für einzelne Gewässerabschnitte (Anrathskanal südlich von Kohlenhuck, der Hülsdonker Flutgraben südlich von Hülsdonk und der Horstmanngraben in Genend) vorgesehene Neutras- sierung wird im FNP vermerkt (vgl. auch Kap.13.3.3).

12.2 Landwirtschaft und Wald

12.2.1 Landwirtschaft Landwirtschaft im Sinne des Baugesetzbuches ist nach § 201 BauGB insbesondere der Acker- bau, die Wiesen- und Weidewirtschaft einschl. Pensionstierhaltung auf überwiegend eigener Futtergrundlage, die gartenbauliche Erzeugung, der Erwerbsobstbau, der Weinanbau, die be- rufsmäßige Imkerei und die Binnenfischerei. Einen Hauptschwerpunkt bildet in Moers der Ackerbau, das günstige Klima und die fruchtbaren Böden begünstigen diese Nutzung. Die Darstellung und Erweiterung von Bauflächen, Verkehrsflächen und anderer Nutzungen ge- hen häufig zu Lasten landwirtschaftlicher Nutzflächen. Für Siedlungszwecke sind landwirt-

211 Bezirksregierung Düsseldorf, Dezernat 53, Schreiben vom 31.01.2013 Flächennutzungsplan der Stadt Moers 181 schaftliche Flächen nur so weit in Anspruch genommen worden, wie es zur städtebaulichen Ab- rundung der vorhandenen Siedlungsstruktur und Deckung des Bauflächenbedarfs unbedingt er- forderlich ist. Das gilt insbesondere für die Inanspruchnahme der landwirtschaftlichen Flächen für Wohnbauflächen und gewerbliche Bauflächen (vgl. auch Kap. 3.3.6). Die Inanspruchnahme landwirtschaftlicher Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft sowie Ausgleichsmaßnahmen im Sinne von § 1a Abs. 3 BauGB sind nur in Abstimmung und in Zusammenarbeit mit den Eigentümern, Pächtern und Bewirtschaftern der landwirtschaftlichen Flächen als gemeinsames Entwicklungs- ziel zu realisieren. Demgegenüber wurden im Rahmen der Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes jedoch auch landwirtschaftliche Flächen neu ausgewiesen aufgrund geänderter Zielvorstellungen und Bedarfslagen. Als größere Anpassungen sind die Flächen nördlich des Sportparks Rheinkamp (vorher Grünfläche „Parkanlage“), der Bereich zwischen der BAB40 und der Venloer Straße, das Gebiet nördlich des Moersbaches / südlich der Verbandsstraße (L287) und die Flächen nördlich der Straße An der Schneckull / westlich der Rathausallee (jew. vorher Grünfläche „Dauerkleingärten“) zu nennen. Eine Auflistung sämtlicher Veränderungen zwischen dem FNP (2007) und der Neuaufstellung ist der Liste im Anhang des Umweltberichtes zu entnehmen.

12.2.2 Wald-, Forstflächen Waldflächen erfüllen vielfältige Funktionen u. a. für den Biotopverbund, das Klima und die Erho- lungseignung sowie als bedeutender Teil der Kulturlandschaft. Daher sind die heute bestehen- den Waldflächen weitestgehend in den Flächennutzungsplan aufgenommen und für die Zukunft gesichert. Die größeren zusammenhängenden Waldflächen befinden sich am Waldsee und der Halde Rheinpreußen östlich von Eick, am westlichen Stadtrand im Erholungswaldgebiet Klingerhuf sowie im südlichen Stadtgebiet im Lauersforter Wald. Darüber hinaus ist für das niederrheini- sche Tiefland eine eher kleinteilige Waldverbreitung typisch. Die bestehenden Flächen umfassen nur ca. 7 % des Stadtgebietes, so dass Moers wie auch das gesamte Gebiet des Niederrheins als waldarm zu bezeichnen ist. Im Vergleich weist Nord- rhein-Westfalen gemäß Landeswaldbericht 2012 (Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Land- wirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz NRW) einen Anteil von knapp 27 % auf. Ein wesentliches Ziel der Stadtentwicklungsplanung ist somit die Vermehrung der Waldflächen auf dem Stadtgebiet Moers. Daher sind über die bestehenden Waldflächen hinaus Flächen dar- gestellt, für die mittel- bis langfristig eine Aufforstung vorgesehen ist. Gemäß den Empfehlungen im Umweltleitplan wurden dabei bevorzugt Flächen in Anbindung an bestehende Wälder ausgewiesen, um durch die Ergänzung und Erweiterung der Bestände eine Optimierung der dortigen Waldfunktionen zu erreichen. Die größten geplanten Waldarrondie- rungen befinden sich am Moersbach östlich des Industriegebiets Pattberg, am Friedhof Loh- mannsheide, im Umfeld des Waldgebietes Klingerhuf, des Lauersforter Waldes sowie des Egelsbergs. Zudem sind im Siedlungsbereich nach Detailprüfung Waldflächen entsprechend dem heutigen Bestand dargestellt worden und somit die Bauflächendarstellung zurückgenommen worden (W 2.3 R, W 2.4 R / W 4.6 R, W 5.8 R und W 6.3 R / W 6.8 R, Kap. 5.9). Demgegenüber wurden noch nicht umgesetzte Darstellungen in solchen Bereichen zurückge- nommen, in denen sich die Entwicklungsziele seit der letzten FNP-Aufstellung geändert haben: Im Bereich der Halde Kohlenhuck können die Aufforstungsabsichten aus dem Rahmenbe- triebsplan aufgrund geänderter Zielvorstellungen nicht mehr unverändert weiterverfolgt werden. Hier wurden mittlerweile 4 Windenergieanlagen errichtet. Ein Abschlussbetriebsplan ist unter Berücksichtigung der o.g. Anlagen noch zu erstellen.

182 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Die oberen Plateaus der Halden Pattberg und Rheinpreußen sollen u. a. aus Gründen der Frei- zeit- und Erholungsnutzung entsprechend dem aktuellen Bestand auch weiterhin freigehalten werden. Die Flächenausweisung im Bereich der Wassergewinnungsanlage Vinn wird im Rahmen des FNP-Entwurfes an das aktuelle Ausgleichsflächenkonzept angepasst. Dieses sieht zwar ge- genüber dem gültigen FNP hier nicht so umfangreichen Waldflächen vor, im Vergleich zum FNP-Vorentwurf wurden jedoch aufgrund einer Überarbeitung des Ökokontokonzeptes zusätzli- che Waldflächen ergänzt. Im Bereich der Neubaufläche W 3.5 / G 3.1 (vgl. Kap. 5.8.2 und Kap. 6.7) ist Waldfläche in An- spruch genommen worden. Hier besteht allerdings Baurecht mit anderslautenden Festsetzun- gen. Angesichts der erschließungstechnischen Voraussetzungen, integrierten Lage und dem Bedarf an insbesondere gewerblichen Bauflächen gerade auch für Kleingewerbe und z.B. Handwerk ist eine Ausweisung als Baufläche sinnvoll. Im Teilbereich entlang der nordöstlich ge- legenen Franz-Haniel-Str. wird dabei bestehendes Planungsrecht lediglich im FNP nachvollzo- gen. Aus forstfachlicher Sicht und aufgrund der Waldarmut im Stadtgebiet sollte unabhängig von der planungsrechtlichen Situation eine Ersatzaufforstung stattfinden. Daher wird ange- strebt, eine der neu dargestellten Aufforstungsflächen für eine Ersatzaufforstung in Anspruch zu nehmen. Vor diesem Hintergrund erfolgt eine ausreichende Berücksichtigung der Waldfläche. Eine Inanspruchnahme von Waldflächen ist im Bereich des geplanten Nahversorgungszent- rums an der Rheinberger Straße (SO 2.3) vorgesehen. Hier soll jedoch im Bereich der angren- zenden Flächen sowie südlich von Kapellen eine Aufforstung erfolgen, so dass der Bestand an Waldflächen im Stadtgebiet nicht weiter reduziert wird. Insgesamt stellt der rechtswirksame FNP 2007 Waldflächen im Umfang von 524,06 ha dar, was einem Anteil von ca. 7,74 % der Fläche des Stadtgebietes entspricht. Der aktuelle FNP stellt Waldflächen in einem Umfang von 637,72 ha dar. Dies entspricht einem Anteil von 9,37 % und verdeutlicht das grundsätzliche Ziel der Waldvermehrung im Stadtgebiet. Gemäß der Stellungnahme des Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen, Regional- forstamt Niederrhein212 ergibt sich die Definition der „Waldeigenschaft“ in erster Linie aus § 2 Bundeswaldgesetz. Als Wald gelten gemäß § 1 Abs. 1 Landesforstgesetz NRW darüber hinaus Wallhecken, Windschutzstreifen und Windschutzanlagen. Es ist daher nicht auszuschließen, dass über die dargestellten Waldflächen hinaus, weitere Flächen mit Waldeigenschaft im Stadt- gebiet existieren. Soweit im Einzelfall kleinere, nicht darstellungsrelevante Flächen mit Waldeigenschaft im FNP nicht als Wald, sondern als Baufläche etc. dargestellt werden, sind im Rahmen der Aufstellung der Bebauungspläne ausgleichende Ersatzaufforstungen nachzuweisen.

12.3 Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft

Im Rahmen der Flächennutzungsplanung sind die Vermeidung und der Ausgleich voraussicht- lich erheblicher Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes sowie der Leistungs- und Funktions- fähigkeit des Naturhaushalts gemäß § 1a BauGB berücksichtigt worden. Bereits bei der Aufstellung des Stadtentwicklungskonzeptes wurde der sparsame Umgang mit Grund und Boden beachtet und verstärkt die Innenentwicklung vor der Inanspruchnahme von Flächen im Außenbereich angestrebt. Insbesondere wurde ein Schwerpunkt darauf gelegt, die Inanspruchnahme von Flächen mit großer Bedeutung für die Umwelt so weit wie möglich zu vermeiden. Dennoch werden durch die Neuausweisungen von Bauflächen Eingriffe vorbereitet, die einen Kompensationsbedarf auslösen. Es ist davon auszugehen, dass ein Teil der Kompensations- maßnahmen gebietsintern umgesetzt werden kann, z. B. durch Ortsrandeingrünungen oder in- nerstädtische Grünzüge. Darüber hinaus ist jedoch auch mit zusätzlichem Bedarf an Kompen-

212 Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen, Regionalforstamt Niederrhein, Schreiben vom 21.01.2013 Flächennutzungsplan der Stadt Moers 183 sationsflächen zu rechnen. Eine entsprechende Bilanzierung ist Bestandteil des Umweltberich- tes. Als Grundlage für die Ausweisung von Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft liegen verschiedene Konzepte vor. Zum einen wird durch ENNI seit einigen Jahren ein Ökokonto geführt. Um die Wassergewin- nungsanlage Vinn wurde hier ein Konzept entwickelt, mit dem über bestehende und geplante “Trittsteine“ von den bewaldeten Flächen nördlich der A40 über den Bereich der Brunnenanlage südlich der Autobahn bis hin zum Ausbruchkanal ein zusammenhängendes Grünsystem ge- schaffen werden soll. Die Maßnahmenflächen nördlich der A40 wurden bereits hergestellt und sind im FNP entsprechend dargestellt. Die konzeptionellen Planungen des Ökokontos umfas- sen jedoch auch Flächen südlich der A40, im Bereich der südlich der Vinngrabenstraße vor- handenen Brunnenanlage. Auch diese Flächen, die teilweise inzwischen umgesetzt wurden und teilweise noch ein erhebliches Aufwertungspotenzial aufweisen, wurden als Maßnahmenflächen dargestellt. Eine Ausweitung des Konzeptes über die dargestellten Flächen hinaus ist zukünftig vorgesehen. Bereits rechtskräftige Kompensationsflächen z. B. aus Bebauungsplänen und Planfeststel- lungsverfahren wurden, soweit sie darstellungsrelevant sind, in den FNP übernommen. Die Flä- chen für Maßnahmen sind dabei je nach Planungsziel oder Bestandssituation entsprechend der Randsignatur nach Planzeichenverordnung überlagernd dargestellt auf Grünflächen, Flächen für die Landwirtschaft oder Wald.

13. KENNZEICHNUNGEN, NACHRICHTLICHE ÜBERNAHMEN UND VERMERKE Neben Darstellungen enthält der Flächennutzungsplan auch Kennzeichnungen nach § 5 Abs. 3 BauGB, nachrichtliche Übernahmen sowie Vermerke gem. § 5 Abs. 4 und 4a BauGB. Diese geben nicht den planerischen Willen der Stadt wieder, sondern erfüllen eine Informations- und Hinweisfunktion.

13.1 Kennzeichnungen

Der Flächennutzungsplan kennzeichnet nach § 5 Abs. 3 BauGB bestimmte Nutzungen und Planungen, die negative Auswirkungen auf städtebauliche Entwicklungsflächen haben könnten.

13.1.1 Flächen, bei deren Bebauung besondere bauliche Vorkehrungen erforderlich sind Das Stadtgebiet Moers liegt in der Erdbebenzone 0 mit der Untergrundklasse T (siehe Kap. 3.3.3). Erdbebenzone 0 bedeutet, dass hier normalerweise keine zusätzlichen Baumaßnahmen hinsichtlich Erdbebenlasten erforderlich sind. Bei der Errichtung von Gebäuden mit einem höhe- ren Bedeutungsbeiwert nach DIN 4149 (z.B. Krankenhäuser, Schulen, Feuerwehrgebäude) wird jedoch empfohlen, davon abzuweichen und die Bemessungswerte der Zone 1 zugrunde zu le- gen.213

13.1.2 Flächen, unter denen der Bergbau umgeht Unter nahezu dem gesamten Stadtgebiet von Moers ist Bergbau umgegangen. Bislang war im nördlichen Stadtgebiet noch kleinräumig mit bergbaulichen Einwirkungen des in Kamp-Lintfort befindlichen Bergwerks West zu rechnen. Ende Dezember 2012 wurde das Bergwerk West in Kamp-Lintfort jedoch stillgelegt.214 Innerhalb des Stadtgebietes liegen sechs „Tagesöffnungen des Bergbaus“215, diese sind mittlerweile verfüllt. Im Flächennutzungsplan werden das gesamte Stadtgebiet und zusätzlich die einzelnen Schachtanlagen entsprechend gekennzeichnet (vgl. auch Kap 3.3.1).

213 Gem. Stellungnahme Geologischer Dienst vom 08.08.2008 214 LINEG, Schreiben vom 17.03.2013 und Bezirksregierung Arnsberg, Abt. 6 Bergbau und Energie in NRW, Schreiben vom 22.01.2013 215 Bezirksregierung Arnsberg, Schreiben vom 29.08.2008 184 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Weitere Kennzeichnungen erfolgen nicht. Gemäß der Stellungnahme der Bezirksregierung Arnsberg Abteilung Bergbau und Energie NRW sowie der RAG kann auf eine detaillierte Dar- stellung von bergbaulichen Verhältnissen im Flächennutzungsplan der Stadt Moers verzichtet werden, da diese im nachgeordneten Verfahren der verbindlichen Bauleitplanung erfolgt.

13.1.3 Altlasten / Altlastenverdachtsflächen Für bauliche Nutzungen vorgesehene Flächen, deren Böden erheblich mit umweltgefährdenden Stoffen belastet sind, sind im FNP zu kennzeichnen. Wesentliche Grundlage für die Erkenntnis- se über Bodenbelastungen bildet das Altlastenkataster des Kreises Wesel als Untere Boden- schutzbehörde. Auf die entsprechende Themenkarte im Umweltbericht mit der Darstellung sämtlicher dort geführter Altlasten- und Verdachtsflächen wird verwiesen. Um der Warnfunktion für nachfolgende Verfahren gerecht zu werden, sind im FNP diejenigen Flächen gekennzeich- net, auf denen nach derzeitigem Kenntnisstand eine Belastung nachgewiesen wurde und bei denen für die angestrebte Nutzung entsprechende Sicherungsmaßnahmen erforderlich sind. Auf der Ebene der Bebauungsplanung oder bei relevanten Zulassungsverfahren ist einzelfall- bezogen zu prüfen, welche Erkenntnisse vorliegen und welche Maßnahmen zu treffen sind.

13.2 Nachrichtliche Übernahmen

Im Flächennutzungsplan sind auch Planungen oder sonstige Nutzungsregelungen, die nach anderen gesetzlichen Vorschriften festgesetzt sind, nachrichtlich dargestellt.

13.2.1 Flächen für den überörtlichen Verkehr Die überörtlichen Straßen und Autobahnen im Stadtgebiet Moers werden nachrichtlich über- nommen. Ebenso die bestehenden Bahnanlagen und der Hauptbahnhof. Südlich des Haldenbereichs in Kohlenhuck ist die Kreisstraße 33N (K33N) als geplante Verbin- dung zwischen der A57 und der L137 (Rheinberger Straße) nachrichtlich übernommen. Es handelt sich um eine bereits planfestgestellte Straße (Planfeststellungsbeschluss am 14.08.1999 bestandskräftig), die als Teilstück auf dem Stadtgebiet von Kamp-Lintfort bereits re- alisiert wurde.

13.2.2 Hauptversorgungsleitungen Die bestehenden Hauptversorgungsleitungen Strom, Gas, Propylen-Gas, Fernwärme und Mine- ralöl werden gem. den Angaben der Versorgungsträger nachrichtlich übernommen (vgl. Kap. 10.2). Auf die Darstellung des Schutzstreifens entlang der Trassen wird aus Gründen der Les- barkeit des Darstellungsmaßstabes verzichtet, die einzuhaltenden Schutzstreifen sind jedoch in der Legende vermerkt bzw. in Kap. 10.2 beschrieben.

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 185 13.2.3 Flächen für Wasser und die Wasserwirtschaft

Wasserschutzzonen Die Abgrenzung der auf Moerser Stadtgebiet liegenden Wasserschutzzonen der Wasser- schutzgebiete für das Einzugsgebiet der Wassergewinnungsanlage Vinn (Zonen I bis III), das Einzugsgebiet der Wassergewinnungsanlage Niep-Süsselsheide in Neukirchen-Vluyn (Zone IIIB) und das Einzugsgebiet der Wassergewinnungsanlagen Rumeln / Kaldenhausen (Zonen IIIA und IIIB) (siehe Kapitel 10.2.4) sind im FNP nachrichtlich übernommen.

Überschwemmungsgebiete Die Überschwemmungsgebiete um den Moersbach (Verordnung in Kraft getreten am 02.02.2012) und Fossa Eugeniana / Niepkanal, Anrathskanal / Plankendickskendel und Neben- gewässer (Verordnung in Kraft getreten am 29.01.2015) werden nachrichtlich übernommen. Dabei handelt es sich um rechnerisch ermittelte Flächen, die durch Hochwasser gefährdet sind. Berechnungsgrundlage für die Überschwemmungsgebiete ist ein Hochwasserereignis, wie es statistisch einmal in 100 Jahren zu erwarten ist. In den festgesetzten Überschwemmungsgebie- ten gelten die besonderen Schutzvorschriften des § 78 Wasserhaushaltsgesetz (WHG). Zur Vermeidung späterer Hochwasserschäden sind dort die Ausweisung neuer Baugebiete in der Regel ebenso untersagt wie die Errichtung oder Erweiterung baulicher Anlagen nach den §§ 30, 33, 34 und 35 BauGB. Weiterhin ist es im Allgemeinen nicht zulässig Grünland in Acker umzu- wandeln oder Baum- und Strauchpflanzungen anzulegen. Von den genannten Verboten kann die zuständige Behörde unter eng. definierten Voraussetzungen Ausnahmen zulassen (vgl. § 78 Abs. 2 und 3 WHG). In einigen Bereichen überlagern die nachrichtlich übernommenen Überschwemmungsgebiete im Flächennutzungsplan dargestellte Bauflächen. Allerdings handelt es sich ausnahmslos um Bereiche mit rechtskräftigen Bebauungsplänen oder Gebiete, die bereits vor Inkrafttreten der Verordnung bebaut oder baulich genutzt waren und entsprechend Bestandsschutz genießen. Teilweise sind auch Gartenflächen der als Wohnbaufläche dargestellten Bereiche betroffen. Aufgrund des Darstellungscharakters des FNP mit Darlegung der beabsichtigten städtebauli- chen Entwicklung in den Grundzügen ist die Rücknahme der Bauflächendarstellung hier nicht Planungsabsicht, zumal die Belange des Hochwasserschutzes in nachgeschalteten Bauge- nehmigungsverfahren zu berücksichtigen sind. Neuausweisungen von Bauflächen innerhalb der Überschwemmungsgebiete wurden nicht vorgenommen. Folgende Planausschnitte zeigen die wesentlichen im Stadtgebiet bestehenden Überlagerungen:

Repelen: Die Darstellung des Flächennut- zungsplanes entspricht den Festsetzungen des rechtskräftigen Bebauungsplanes. Der Bereich ist bereits überwiegend bebaut bzw. als Gartenfläche genutzt. Ggf. mögliche Er- weiterungen/Ergänzungen sind entsprechend den Regelungen des WHG lediglich aus- nahmsweise zulässig und im Einzelfall abzu- stimmen. Entsprechend der bestehenden Nutzung wird die Darstellung als Wohnbau- fläche beibehalten.

186 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Rheinkamp: Am Sportzentrum Rheinkamp entspricht die Darstellung ebenfalls den Festsetzungen des rechtsverbindlichen Be- bauungsplans. Da das Sportzentrum bereits besteht und die Fläche lediglich in den Randbereichen durch das festgesetzte Über- schwemmungsgebiet überlagert wird, sind hier ebenfalls keine Konflikte zu erwarten. Im Übrigen ist auch hier auf die Regelungen des Wasserhaushaltsgesetzes zu verweisen. Vor dem Hintergrund kann die Darstellung als Gemeinbedarfsfläche beibehalten werden.

Rheinkamp: Der Bereich wird von der Links- niederrheinische Entwässerungs-Genossen- schaft (LINEG) als Betriebshof genutzt und ist bereits vollständig bebaut. Vor dem Hin- tergrund werden durch die Beibehaltung der Darstellung als Fläche für Versorgungsanla- gen keine neuen Konflikte geschaffen.

Hülsdonk: Das Gewerbegebiet Hülsdonk ist bereits im FNP (2007) dargestellt und heute fast vollständig bebaut. Die heutigen Nutzun- gen genießen daher Bestandsschutz. Im Rahmen künftiger Nachverdichtungen be- steht die Planungsabsicht, den aktuell in großen Teilen verrohrten Hülsdonker Flut- graben offen zu legen und Versickerungsbe- cken zu errichten. Langfristig soll hier dem- entsprechend eine Neuberechnung der von einer Überschwemmung betroffenen Fläche erfolgen. Daher kann auf Ebene der nachfol- genden Planungen eine Vereinbarkeit mit dem Hochwasserschutz gewährleistet wer- den.

Der Bereich ist im FNP entsprechend den Festsetzungen des rechtsverbindlichen Be- bauungsplanes als Gewerbliche Baufläche dargestellt. Die Parzelle ist bereits vollständig bebaut. Entsprechend der bestehenden Nut- zung soll die Darstellung beibehalten wer- den. Darüber hinaus lässt der Darstellungs- maßstabs des Flächennutzungsplans eine Reduzierung der Bauflächendarstellung im Bereich der kleinteiligen Überlagerung kaum zu.

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 187 Hülsdonk: Hier sind Teile rückwärtiger Gar- tenflächen durch eine Überschwemmungs- fläche des Hülsdonker Flutgrabens überla- gert. Da hier jedoch keine bauliche Entwick- lung und dementsprechend keine neuen Konflikte mehr zu erwarten sind, soll die Dar- stellung als Wohnbaufläche beibehalten wer- den. Darüber hinaus sind die rückwärtigen Gartenbereiche grundsätzlich Bestandteil der Wohnbaufläche und können auch vor dem Hintergrund des Flächennutzungsplanmaß- stabes nicht separiert dargestellt werden. Utfort: Hier finden sich größere Über- schwemmungsgebiete im Siedlungsbereich. Die östliche Teilfläche ist nahezu vollständig bebaut. Die Darstellung des Flächennut- zungsplanes entspricht den Festsetzungen des rechtskräftigen Bebauungsplanes. Im östlichen Teil sind überwiegend ausgedehnte Gartenflächen betroffen. Ggf. mögliche Er- weiterungen/Ergänzungen sind entsprechend den Regelungen des WHG lediglich aus- nahmsweise zulässig und im Einzelfall abzu- stimmen. Entsprechend der bestehenden Nutzung wird die Darstellung als Wohnbau- fläche beibehalten.

Moers-Mitte: Der bisher als Gewerbegebiet dargestellte ehemalige Getränkehandel soll zukünftig wohnbaulich genutzt werden. Hier ist lediglich im Randbereich eine kleinere Fläche durch das festgesetzte Über- schwemmungsgebiet überlagert. Unter Be- rücksichtigung des Darstellungsmaßstabs des Flächennutzungsplanes soll hier die vor- gesehene Darstellung beibehalten werden. Entsprechend den Vorgaben des WHG kann in nachfolgenden Planungen eine Vereinbar- keit mit dem Hochwasserschutz gewährleis- tet werden. Moers-Mitte: Die Darstellung des Flächen- nutzungsplanes entspricht den Festsetzun- gen des rechtskräftigen Bebauungsplanes. Der Bereich ist vollständig als Parkplatz be- festigt. Entsprechend der bestehenden Nut- zung wird die Darstellung als Parkplatz bei- behalten.

188 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Vinn: Hier überlagert das Überschwem- mungsgebiet die Gartenflächen des Wohn- gebietes. Da fast vollständig im Bebauungs- plan als nicht überbaubare Grundstücksflä- chen festgesetzte Bereiche betroffen sind, ist ein Konflikt nicht zu erwarten. Entsprechend der bestehenden Nutzung wird die Darstel- lung als Wohnbaufläche beibehalten.

Kapellen: In diesen Bereichen überlagert das festgesetzte Überschwemmungsgebiet die heutigen rückwärtigen Gartenflächen der Wohngebiete. Da hier jedoch keine bauliche Entwicklung und dementsprechend keine neuen Konflikte mehr zu erwarten sind, soll die Darstellung als Wohnbaufläche beibehal- ten werden. Darüber hinaus sind die rück- wärtigen Gartenbereiche grundsätzlich Be- standteil der Wohnbaufläche und können auch vor dem Hintergrund des Flächennut- zungsplanmaßstabes nicht separiert darge- stellt werden Kapellen: In zentraler Ortslage in Kapellen ist ein größerer Bereich durch ein Über- schwemmungsgebiet überlagert. Die Flächen sind überwiegend bebaut, lediglich im Nord- osten des Überschwemmungsgebietes be- findet sich eine größere Freifläche. Die Dar- stellung des Flächennutzungsplanes ent- spricht den Festsetzungen des hier beste- henden rechtskräftigen Bebauungsplanes. Eine Bebauung ist hier entsprechend den Regelungen des WHG lediglich ausnahms- weise zulässig und im Einzelfall abzustim- men. Aufgrund der zentralen Lage im Orts- kern soll dennoch an dem grundsätzlichen Ziel einer wohnbaulichen Entwicklung fest- gehalten werden. Hier ist im Rahmen nach- folgender Planungen eine Abstimmung ent- sprechend dem WHG erforderlich. Rheinkamp: Nördlich der A 42 liegt ein grö- ßeres Waldgebiet, welches in Teilen im Überschwemmungsgebiet liegt. Hier ist in- nerhalb des Überschwemmungsgebietes ei- ne Arrondierung der Waldfläche vorgesehen. Die Realisierung kann entsprechend den Vorgaben des WHG nur ausnahmsweise und in Abstimmung mit den Fachbehörden erfol- gen. Da hier die Anlage eines lichten Auwal- des vorgesehen ist, für den die Lage an Flussläufen und in Überschwemmungsgebie- ten charakteristisch ist, soll die Darstellung beibehalten werden.

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 189 Kapellen: Am Lauersforter Wald ist eine Waldarrondierung vorgesehen, die Teilweise in ein ausgedehntes Überschwemmungsge- biet hineinragt. Die Realisierung kann ent- sprechend den Vorgaben des WHG nur aus- nahmsweise und in Abstimmung mit den Fachbehörden erfolgen. Da das Über- schwemmungsbiet jedoch nur in geringem Maße betroffen ist und auch eine abgestimm- te lockere Aufforstung erfolgen kann, soll die Darstellung beibehalten werden.

13.2.4 Schutzgebiete im Sinne des Naturschutzrechtes Als Schutzgebiete im Sinne des Naturschutzrechtes sind Landschaftsschutzgebiete, Natur- schutzgebiete und das bestehende FFH-Gebiet216 Egelsberg im Süden des Stadtgebietes im Flächennutzungsplan nachrichtlich übernommen (siehe auch Umweltbericht zum FNP, Kap. 3.1.2). In dem seit dem 14.08.2013 rechtskräftigen Landschaftsplan des Kreises Wesel „Raum Kamp- Lintfort / Moers / Neukirchen-Vluyn“ wird u. a. das Landschaftsschutzgebiet L 23 "Balderbruch-, Horstmanns-, Peschken-, Hülsdonker Flutgraben" festgesetzt. Die Grenzen des Landschafts- schutzgebietes zeichnen den Niederungs- und Auenbereich nach. An mehreren Stellen wurde die Grenze des Landschaftsschutzgebietes so gezogen, dass geringfügig im FNP als Bauflä- chen dargestellte Bereiche überlagert werden. Für diese Bereiche liegt bereits ein rechtskräfti- ger Bebauungsplan vor (z.B. BP Nr. 400 Gemeinschaftsprojekt Grafschafter Gewerbepark Ge- nend). In Abstimmung mit dem Kreis Wesel wird darauf hingewiesen, dass der Landschaftsplan für diese Überlagerungen keine Wirksamkeit entfaltet. Im Zuge eines späteren LP- Änderungsverfahrens erfolgt eine entsprechende Berichtigung.

13.2.5 Verbandsgrünflächen Verbandsgrünflächen sind Grün- und Freiflächen, die der Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk (SVR) aufgrund seiner Verbandsordnung nach regionalplanerischen Gesichtspunkten betreute. Heute wird diese Aufgabe vom Regionalverband Ruhr (RVR) wahrgenommen. Nach der Ziel- setzung der Verbandsordnung sollen die Verbandsgrünflächen der Naherholung der Bevölke- rung dienen und stadtklimatisch wirksame regionale Grünzüge bilden, die das Zusammenwach- sen der Bebauungen in den Randzonen der Städte verhindern. Im Beiplan Nr. 1 sind die Ver- bandsgrünflächen nachrichtlich dargestellt. Verschiedene Flächendarstellungen des vorliegenden Flächennutzungsplanentwurfes berühren den überörtlich bedeutsamen Freiraum der Metropole Ruhr, der in der o.g. Verbandsgrünfläche des Regionalverbandes Ruhr auf der Grundlage von § 4 (1) Nr. 3 u. §5 (1) RVRG erfasst ist. Neben einer Anzahl von kleinteiligen Überplanungen der Verbandsgrünfläche sind insbesonde- re folgende Flächendarstellungen größeren Umfanges zu nennen: • Gewerbliche Baufläche G 2.1 Mollbergstraße • Wohnbaufläche W 7.3 Nieper Straße • Wohnbaufläche W 7.8 Neukirchener Straße • Sondergebiet Getränkeherstellung in Kapellen • Sondergebiet Solarpark in Vinn

216 Schutzgebiete nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie 190 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

Die Darstellung von Wohn-, Gewerbe-, Sonder- und sonstigen Bauflächen erfordert eine Ände- rung des Verbandsverzeichnisses Grünflächen. Für diese Bereiche ist eine Löschung der jewei- ligen Teilfläche aus der Verbandsgrünfläche erforderlich. In anderen Teilbereichen ist eine Auf- nahme von überörtlich bedeutsamen Freiflächen in das Verbandsverzeichnis Grünflächen sinn- voll. Der Teil der Verbandsgrünfläche im Bereich der neu dargestellten Bauflächen wird im Rahmen der Neuabgrenzung der Verbandsgrünflächen in Abstimmung mit dem RVR voraussichtlich herausgenommen. Die Abgrenzungsänderung erfolgt durch den Regionalverband Ruhr im An- schluss an die Rechtskraft des neuen Flächennutzungsplanes.

13.2.6 Denkmalgeschützte Mehrheiten von baulichen Anlagen und Bodendenkmäler Bei der Aufstellung von Bauleitplänen und anderen öffentlichen Planungen und Maßnahmen sind gemäß § 1 Abs. 6 Nr. 5 BauGB die Belange der Baukultur, des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege, die erhaltenswerten Ortsteile, Straßen und Plätze von geschichtlicher, künstle- rischer oder städtebaulicher Bedeutung zu berücksichtigen. Aktuell sind 115 Baudenkmäler, 3 Denkmalbereiche (Wall- und Grabenanlage, Altmarkt in der Innenstadt und der Bereich “An der Linde“ in Repelen) sowie sieben Bodendenkmäler (Land- wehr im Lauersforter Wald, Burgwüstung Strommörs, Römerlager Asciburgium, 2 Römische Gräberfelder, Lagerdorf des römischen Kastells Vicus Asciburgium und Kloster- und Gräberfeld an der evangelischen Stadtkirche) in der seitens der Stadt bei der Unteren Denkmalbehörde ge- führten Denkmalliste eingetragen217. Lediglich Gesamtanlagen, die dem Denkmalschutz unterliegen (Denkmalbereiche) und Boden- denkmäler werden nachrichtlich in den Flächennutzungsplan übernommen.

13.3 Vermerke

Gem. § 5 Abs. 4 und 4a BauGB sind Planungen und sonstige Nutzungsregelungen, die nach anderen gesetzlichen Vorschriften festgesetzt sind, (...) sowie festgesetzte Überschwem- mungsgebiete nachrichtlich zu übernehmen. Sind derartige Festsetzungen in Aussicht genom- men, sollen sie im Flächennutzungsplan vermerkt werden.

13.3.1 Ausbau der BAB 57 Die BAB 57 (Köln-Niederlande) soll in den nächsten Jahren bis zum Autobahnkreuz Kamp- Lintfort sechsspurig ausgebaut werden. Die aktuelle Planung des Landesbetriebes Straßenbau Nordrhein-Westfalen wird als Grundlage für den neuen Verlauf der BAB 57 im FNP vermerkt.

13.3.2 Wasserrahmenrichtlinie Für einzelne Gewässerabschnitte (Anrathskanal südlich von Kohlenhuck, der Hülsdonker Flut- graben südlich von Hülsdonk und der Horstmanngraben in Genend) ist im Rahmen der EU- Wasserrahmenrichtlinie eine Neutrassierung vorgesehen. Der Verlauf der Neutrassierung wird im FNP vermerkt (siehe auch Kap. 12.1.1).

13.3.3 Hochwasserrisikogebiete Der Rhein und der Moersbach sind im Rahmen der vorläufigen Bewertung des Hochwasserrisi- kos nach Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie (HWRM-RL) als Risikogebiete bestimmt worden. Nach § 5 Abs. 4a BauGB sind entsprechende Risikogebiete im Flächennutzungsplan nachrichtlich zu übernehmen. Die Abgrenzungen der Hochwasserrisikobereiche Rhein und Mo- ersbach gemäß der Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie (HWRM-RL) sind aus Gründen der Lesbarkeit in einem separaten Beiplan Nr. 2 nachrichtlich übernommen.

217 Homepage der Stadt Moers, Denkmalliste, 10.02.2016 Flächennutzungsplan der Stadt Moers 191 13.3.4 Bereiche für die Sicherung und den Abbau oberflächennaher Bodenschätze (BSAB) Der Bereich für die Sicherung und den Abbau oberflächennaher Bodenschätze (BSAB) Hoch- feld wird als Vermerk gem. § 5 Abs. 4 S. 2 BauGB in die Planzeichnung übernommen. Der Bereich ist nach Stellungnahme des Kreises und des Regionalverbands Ruhr bis heute nicht vollständig für die Gewinnung von Kies und Sand in Anspruch genommen worden. Die be- reits realisierten Abgrabungen sind gemäß der tatsächlichen Nachnutzung als Wasserflächen dargestellt. Der restliche Bereich wird entsprechend der tatsächlichen Nutzung als landwirt- schaftliche Fläche und Wald dargestellt. Die Darstellung Wald erfolgt aufgrund der derzeitigen Bestandsituation in einem waldwarmen Stadtgebiet. Solange noch keine Abgrabung erfolgt, ist es Ziel der Stadt Moers, die Waldfläche in diesem Bereich zu erhalten. Da noch keine rechts- verbindliche Regelung erfolgt ist, wird dieser Bereich im FNP vermerkt218.

218 Kreis Wesel / Regionalverband Ruhr, Schreiben vom 04.12.2014 192 Flächennutzungsplan der Stadt Moers

14. FLÄCHENBILANZ

Moers und Aachen, im Mai 2018

Flächennutzungsplan der Stadt Moers 193 Anhang

Beipläne DIN A3 Beiplan 1: Verbandsgrün Beiplan 2: Hochwasserschutz

Erläuterungspläne DIN A3 Erläuterungsplan 1: Wohnreserveflächen Erläuterungsplan 2: Gewerbereserveflächen Erläuterungsplan 3: Neudarstellungen Erläuterungsplan 4: Soziale Infrastruktur Erläuterungsplan 5: Spielplätze

194 Flächennutzungsplan der Stadt Moers