Writer – Creator – Producer. Bryan Fuller: Von Dead Like Me Bis Pushing Daisies“
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DIPLOMARBEIT Titel der Diplomarbeit „Writer – Creator – Producer. Bryan Fuller: Von Dead Like Me bis Pushing Daisies“ Verfasserin Melanie Leitner angestrebter akademischer Grad Magistra der Philosophie (Mag.phil.) Wien, 2014 Studienkennzahl lt. Studienblatt: A 317 Studienrichtung lt. Studienblatt: Theater-, Film- und Medienwissenschaft Betreuer: Ao. Univ.-Prof. Dr. Rainer Maria Köppl Inhaltsverzeichnis 1) Vorwort 4 2) Bryan Fuller – Aus dem Weltall an die Highschool 6 3) „I want my life back!“ – Dead Like Me I. Inhalt und Figurencharakterisierung 11 II. Bye Bye, Dead Girl – Kritiken, Ausstrahlung, Einschaltquoten, Abschied 18 III. Das Besondere an Dead Like Me a) Märchenhafte Elemente und skurrile Todesfälle 26 b) Szenenwechsel, Split Screen, das Spiel mit der Kamera und Brüche der vierten Wand 31 c) Popkultur-Anspielungen 35 4) „Fate’s Bitch“ – Wonderfalls I. Inhalt und Figurencharakterisierung 38 II. Kritiken, Ausstrahlung, Einschaltquoten, Absetzung, DVD-Erscheinung 52 III. Das Besondere an Wonderfalls a) Einleitung: Märchenhaftes, Comic-Elemente, Brüche der vierten Wand, besondere Kamerafahrten und Schnitte 60 b) Sprechende Tiere und andere märchenhafte Elemente 63 c) Szenenwechsel, Split Screen, das Spiel mit der Kamera und Brüche der vierten Wand 67 d) Popkultur-Anspielungen 76 5) Exkurs: Heroes I. Noch kein Heldentum – The Assistants und The Amazing Screw-On-Head 79 II. „Save the Cheerleader, save the world!“ – Heroes 80 6) „Do they touch much?“ – Pushing Daisies I. Inhalt und Figurencharakterisierung 93 II. Kritiken, Ausstrahlung, Einschaltquoten, Abschied 112 III. Das Besondere an Pushing Daisies 119 a) Märchenhaftes: Der Erzähler und die Zeit 120 2 b) Figuren und Dialoge 121 c) Zauberhafte Berührungen 122 d) Das Setting: Coeur d’Coeurs, Daisies, das Haus der Tanten, die Longborough School for Boys, The Pie Hole, und Fenster, Jalousien und Zäune 124 e) Skurrile Mordfälle in märchenhafter Umgebung, Deus ex machine, Lifeline 126 f) Schnitte, Kamerafahrten, Trickblenden, Überblendungen, Match Dissolves, Großaufnahmen 129 g) Aufsicht und Untersicht, Overhead Shots, Over-the-Shoulder-Shots, Symmetrie 135 h) Besondere Sequenzen 140 i) Popkultur-Anspielungen 142 j) Die Regeln: Berührungsängste 144 7) Persönliches Nachwort 147 8) Quellenverzeichnis 148 9) Anhang I. Zusammenfassung 157 II. Abstract 158 III. Lebenslauf 159 3 1) Vorwort Eine störrische Jugendliche, die von einem Toilettensitz aus dem Weltall erschlagen wird, und fortan als Grim Reaper arbeitet. Eine desinteressierte Mitarbeiterin eines Souvenirshops, die von sprechenden Wachslöwen aus ihrer Lethargie gerissen wird. Und ein Kuchenbäcker, der das tote Mädchen, das er liebt, wiedererweckt, und es fortan nie wieder berühren kann. Drei Serienplots, die besonderer kaum sein könnten, und aus der Feder jenes Mannes stammen, den ich als Thema für die hier vorliegende Arbeit gewählt habe: Bryan Fuller. Auf wissenschaftlicher Ebene interessierte mich vorab vor allem die Frage, wieso die hier behandelten Serien, die allesamt von Kritikern in den Himmel gelobt worden waren, nach kurzer Zeit wieder abgesetzt wurden. „Something never attempted on television“1 war in den Vorberichten zu Pushing Daisies die Grundaussage – in einer Zeit, in der im TV längst schon Mafiabosse zum Psychiater geschickt worden waren2, man munter überm Cosmopolitan über Oralsex geplaudert hatte3 und sogar blutgeile Serienkiller zu Publikumslieblingen avanciert waren4. Doch trotz ihrer Besonderheit war sowohl Dead Like Me, als auch Wonderfalls und Pushing Daisies kein langes Leben auf den TV-Bildschirmen beschienen. In meiner Auseinandersetzung mit der Andersartigkeit des Fuller’schen Serienuniversums möchte ich einerseits herausarbeiten, was die Besonderheiten dieser Serien ausmacht, und in weiterer Folge auf die Mechanismen eingehen, die zu deren jeweiligem Scheitern geführt haben. Was mich persönlich an Bryan Fuller fasziniert ist einerseits die Art und Weise, in der er düster behaftete Themen wie den Tod so verpackt, dass der Zuschauer mit einem guten Gefühl zurückbleibt. Seine Serien sind nicht an die Grenzen der Realität gebunden, sondern holen den Zuschauer aus seinem Wohnzimmer und ziehen in hinein in fantastische Welten, die dennoch weit entfernt von Science Fiction sind. Die Figuren sehen sich mit übernatürlichen Dingen konfrontiert, die ihre Leben durcheinanderbringen – und dennoch sind es die alltäglichen Probleme, von der Liebe bis zum Lebensunterhalt, die ihnen weitaus größere Probleme bereiten. Einer Identifikation, die weit über Mitgefühl hinausgeht und in ein Sich-Selbst-Wiedererkennen mündet, können die meisten Zuschauer sich nicht entziehen. Die 1 www.popmatters.com. Stand: 24.12.2008 2 The Sopranos, 1999–2007 auf HBO, 6 Staffeln, 86 Episoden. In der Serie von David Chase findet der Mafioso Tony Soprano sich nach einer Panikattacke bei einer Psychotherapeutin wieder. www.tv.com 3 Sex and the City, 1998–2004 auf HBO, 6 Staffeln, 59 Episoden, 2 darauffolgende Kinofilme. Jedes nur erdenkliche Thema rund um Männer und Sex wird von vier New Yorker Freudinnen ausführlich besprochen. www.tv.com 4 Dexter, 2006–2013 auf Showtime, 8 Staffeln, 96 Episoden. Dexter Morgan ist „Bloodstain Splatter Analyst“ – und kann in seiner Freizeit das Morden nicht lassen. www.tv.com 4 bewusste „Gemachtheit“ der Geschichten führt dabei keineswegs zu einer Entfremdung, fügen sich die Alltagsprobleme der Figuren doch völlig homogen in diese zauberhaften Welten, die somit zur Realität werden und nicht hinterfragt werden müssen. Andererseits ist es vor allem sein Umgang mit der Sprache, der Bryan Fuller für mich zum interessantesten Series Creator der heutigen Zeit macht – und dies sowohl in den Geschichten, die er fürs Fernsehen verfasst, als auch in seinen Interviews. Diese Erfahrung durfte ich selbst machen, als ich Bryan Fuller 2012 bei der Comic Con in San Diego5 kennenlernte, und er mich zum Interview nach Los Angeles einlud. Im 45-minütigen Gespräch 6 in seinem Bungalow auf dem Gelände der Universal Studios (jener Bungalow, den vormals Alfred Hitchcock bewohnt hatte), erhielt ich nicht nur einen tiefen Einblick in seine Herangehensweise und den Arbeitsprozess, der hinter einer jeden Serie steckt, sondern ich lernte auch einen Menschen kennen, dem vorgefertigte Floskeln ein Fremdwort sind, und der jede Frage auf eine so ehrliche Art und Weise beantwortet, dass man sein Dasein als „Promi“ schnell vergisst. Seine Wortwahl ist eine so präzise und gleichermaßen „wortreiche“, dass er selbst oft nicht sicher ist, ob das Gegenüber ihn nun auch verstanden hat. Der von ihm dementsprechend oft verwendete Nachsatz „If that makes sense“ machte ihn mir umso sympathischer. Bryan Fuller sieht sich selbst nicht als Star. Ein Umstand, durch den die von ihm erdachten Figuren sich besonders nah am Zuschauer befinden, und eine Identifikation mit ihnen (gewollt oder nicht) ein leichtes ist. Für unser Interview in Los Angeles (dem noch viele Gespräche folgten) unterbrach Fuller die Arbeit an Mockingbird Lane7, dessen Pilot sich gerade in der Postproduktion befand, und an Hannibal8, an dessen erster Staffel er zu dieser Zeit schrieb – und nahm sich im Anschluss daran die Zeit, mich mit seinem Golfcart übers Studiogelände zu fahren und mir jene Orte zu zeigen, an denen die zu diesem Zeitpunkt geplante Serie gedreht wurde. Meine wissenschaftliche Objektivität habe ich dennoch versucht beizubehalten. 5 Die San Diego Comic Con ist die größte Entertainment-Messe der Welt, die seit 1970 jährlich in San Diego stattfindet. Standen anfangs Comics im Mittelpunkt, so sind es heute vor allem TV-Serien und Filme, meist mit übernatürlichem Inhalt von Horror über Science Fiction bis hin zu Fantasy, die dort beworben werden. www.comic-con.org. Stand: 17.9.2014 6 Mein im Juli 2012 geführtes Interview mit Bryan Fuller wurde weder veröffentlicht noch transkribiert. Der Mitschnitt befindet sich in meinem Archiv. 7 Der Pilot zu Mockingbird Lane wurde 2012 von NBC produziert. Die Serie sollte ein Remake der 1960er Sitcom The Munsters darstellen, und war mit Stars bespickt: Jerry O’Connel als Hermann Munster, Portia de Rossi als Lily und Eddie Izzard als Grandpa. Die Folge wurde am 26. Oktober 2012 als Halloween-Special auf NBC ausgestrahlt, jedoch nicht zur Serie verlängert. www.imdb.com 8 Die Serie Hannibal wird seit April 2013 auf NBC ausgestrahlt und konzentriert sich auf die Beziehung zwischen Hannibal Lecter (Mads Mikkelsen) und Profiler Will Graham (Hugh Dancy). www.imdb.com Die Serie wurde im Mai 2014 offiziell um eine dritte Staffel verlängert. http://deadline.com/2014/05/hannibal- renewed-season-3-nbc-727555/. Stand: 17.9.2014 5 2) Bryan Fuller – Aus dem Weltall an die Highschool Bryan Fuller, geboren am 27. Juli 1969 in Clarkston, Washington, macht 1987 seinen Abschluss an der Clarkston Highschool und beginnt anschließend ein Studium am Lewis- Clark State College in Lewiston, Idaho. Von dort wechselt er an die USC School of Cinematic Arts in Los Angeles. Zu diesem Zeitpunkt sieht Bryan Fuller sich noch nicht in der Rolle des TV Writers, sondern als Regisseur, sieht sich der Aufgabe jedoch nicht gewachsen: „[…] I originally fancied myself as a director. And when I got there, it was just so technical. […] it was more than my delicate little brain could handle”9. Zum ersten Mal kommt Fuller dort mit seinem späteren Beruf als Autor in Kontakt: “[…] there came a time when we all had to pitch a 20-minute short film, so that was the first time I actually sat down and wrote something with dialogue and I thought it was a lot of fun. I didn't