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Heimspiel für Klaus Ranzenberger

Am Mittwoch, 28.Juli 2021 machen wir uns auf den Weg nach Braunau. Klaus Ranzenberger liest im Kulturhaus Gugg aus seinem neuesten „Onkel Franz“ Buch, “Mostkost – Ein Fall für den Onkel Franz, eine Innviertler Krimödie” untermalt und begleitet von Josef Kili.

Von Rebecca Schönleitner

Eine lange Schlange wartet bereits vor dem Kulturhaus, das mich unglaublich begeistert. Da sind die Braunauer wirklich zu beneiden um ein Kulturzentrum, das ansprechend, gut konzipiert einladet, unterstützt von einem eingespielten Team der angrenzenden Gastronomie. Super!

Gerald Klonner, Leiter des Anton Pustet Verlag begrüßt uns mit warmherzigen Worten. Den Besuchern und allen Beteiligten der Lesung ist die Freude ins Gesicht geschrieben endlich wieder in Präsenz einer Lesung lauschen zu dürfen und auch selbst sprechen, musizieren und lesen zu können.

Klaus Ranzenberger begeistert mit seinem neuen Buch. Er ist unglaublich sympathisch und authentisch, liest mit einem Lacher in den Mundwinkeln und verzaubert das Publikum.

Zwischen jeder Sequenz zeigt Josef Kili sein Können, sei es auf der Trompete, der Zugin, Klarinette, Saxofon usw., sein Repertoire ist anscheinend unendlich und vor allem spontan. Viel bekannte Melodien begleiten die Lesung.

Auf der Bühne das altbekannte Moped und eine Statue des Onkel Franz, in der gewellten Schnürlsamthose, Janker und natürlich dem obligaten Hut. Klaus Ranzenberger liest mit einer Begeisterung, der Funke springt sofort über, das Publikum ist lacht, grinst und ist dabei. Kurze Leseproben, die unglaublichen Guster auf das Buch machen. Onkel Franz als Detektiv, das sollten wir schon alle gelesen haben. (Ich habs schon zu Hause, die Rezension folgt in Kürze!!!)

Der Abend gestaltet sich kurzweilig und soll nicht enden. Denn als abschließende Gustostückerl liest uns der Autor noch zwei Geschichten aus seinem Buch, das letztes Jahr Corona zum Opfer gefallen ist: Alles Gute vom Onkel Franz, oder der Innviertler auf Reisen. (Ich darf auf die Sendung 26 des Dorfradios verweisen, in der wir dieses Buch bereits vorgestellt haben).

Mit fröhlichen, zufriedenen Gesichtern und unter tosendem Applaus endet der vergnügliche Abend. Vielen Dank an Klaus Ranzenberger, Josef Kili und den ganzen guten Geistern, die den Abend möglich gemacht haben.

Klaus Ranzenberger in der Dorfzeitung >

Wien sollte die Provinz nicht länger unterschätzen In diesem Fall die Bezirkshauptstadt Braunau am und die Lokalzeitungen und ihre Chefredakteure, konkret Erich Marschall und Reinhold Klika von der Braunauer Rundschau. Von

Marschall hatte 1986 die Braunauer Zeitgeschichte-Tage vorgeschlagen und Klika wollte bereits im Februar 2000 mit seiner Initiative “Braunau setzt ein Zeichen” das Hitler-Geburtshaus zu einem Ort der weltweiten Begegnung und Verständigung machen.

Die Braunauer Zeitgeschichte-Tage sorgen seit 1992 jährlich für positiven Gesprächsstoff über die im Bewusstsein vieler ausschließlich mit Hitler verbundenen schönen Stadt. Ermöglicht wird diese breite Geschichtsaufarbeitung seit 1993 durch den von Hofrat Florian Kotanko geleiteten Verein für Zeitgeschichte Braunau.

Vorbildlich war auch die einstimmige Unterstützung des Projektes Haus der Verantwortung durch alle Gemeinderatsfraktionen und über tausend Braunauerinnen und Braunauer. Wien sollte über dieses Projekt nicht einfach “drüberfahren”.

Das Hitlerhaus in der Dorfzeitung >

Polizei im Geburtshaus von

Ein offener Brief an den für das Hitlerhaus zuständingen Innenminister Karl Nehammer, MSc.

Sehr geehrter Herr Bundesminister Nehammer, bitte fassen Sie die folgenden Zeilen nicht als persönliche Attacke auf – ich weiß sehr wohl, dass die Entscheidung, im Geburthaus Hitlers eine Polizeistation einzurichten, nicht von Ihnen ausgeht, sondern von Ihrem Vorgänger Wolfgang Peschorn entschieden wurde. Ich kann mir gut vorstellen, dass auch Sie von dieser Lösung nicht besonders angetan sind. Erlauben Sie mir deshalb bitte die folgenden Anmerkungen. Der Abriss oder die unpassende Umnutzung geschichtlich betroffener Architektur oder Gebäude löscht die Geschichte nicht aus, sondern verunklärt die notwendige Erinnerung.

Es gibt gute Beispiele, wie solche Monumente eine neue, aber auf die Geschichte bezogene Deutung erhalten können – ohne das Hitlerhaus als Monument zu bezeichnen, eher als Gedächtnisstütze – sind etwa folgende Architekturen, die durch geschichtsbezogene Umdeutung zu wahren Denkmälern geworden sind, Denkmäler in dem Sinne, dass der vorangegangenen unguten Geschehnisse gedacht wird:

Da ist einmal das Siegestor auf der Ludwigstraße in München. Es wurde aus militärischem Hochmut vor dem Ersten Weltkrieg zu “Ehren” des Bayerischen Heeres – also der siegesbewussten kriegerischen Auseinandersetzung – geweiht. Während der Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg wurde dieses “Siegestor” schwer beschädigt. Im Zuge des Wiederaufbaus wurde eine architektonische Lösung gefunden, welche die Beschädigungen durch einfache Ausbesserungen kenntlich ließen. Entscheidend war aber die geänderte Inschrift über dem Torbogen: “Dem Siege geweiht, im Kriege zerstört, zum Frieden mahnend“. Eine hervorragende gedankliche Umdeutung der Katastrophe militärischen Hochmuts statt friedlicher Lösungen.

Zum anderen zeigt das Siegestor in Bozen, dass es grundfalsch ist, die Erinnerungen an das geschichtliche Unrecht zu löschen und so zu tun, als sei nichts geschehen. Gegen den Wunsch vieler durch dieses Bauwerk mit der beleidigenden Inschrift “Hic siste signa…(weiter auf Deutsch) von hier aus haben wird den anderen (Südtirolern) Sitte und Kultur beigebracht” in ihrer Würde getroffenen Südtiroler ist es nicht abgesrissen worden, sondern man hat in ihm ein Informationszentrum über den Nationalsozialismus und den Faschismus eingerichtet (sehr zum Ärger mancher Italiener, die sich immer noch als Herrenmenschen in Südtirol fühlen und durch ein Referendum verhinderten, dass der Siegesplatz in Friedensplatz umbenannt werden konnte).

Man kann Geschichte nicht einfach auslöschen. Man muss sie umwandeln in ein Verständnis für das schreckliche Geschehen, auf das spätere Generationen daraus lernen. Leider wollen die wenigsten etwas lernen, sondern lieber Unliebsames verdrängen. Das sollte übrigens mit den Nazibauten in Berlin zum Umzug der Bundesregierung aus Bonn auch geschehen: Ursprünglich war der Abriss dieser Architekturen (z.B. des Reichsluftfahrtministeriums) geplant. In meiner Zeit als Präsident des Bundes Deutscher Architekten BDA konnte ich bei Gesprächen mit dem damaligen Bundesbauminister mitwirken, dass die Bauten erhalten und einer neuen demokratischen Nutzung zugeführt werden konnten.

Der Sinn dieser Erwähnung guter Beispiele soll dazu beitragen, sich eine geschichtsbewusste Nutzung für das Geburtshaus Hitlers zu überlegen, etwa als Haus der Versöhnung und der Verantwortung dafür, dass sich solche dämonischen Entgleisungen, die Hitler bewirkt hat, nicht wiederholen können. Dafür könnten Sie sich als Innenminister einsetzen und sich als moralische Instanz würdevoll profilieren.

Das wünsche ich mir als 1941 geborenes Kriegskind, traumatisiert in Bombennächten und im Gedenken an in KZs umgekommene Familienmitglieder.

Ich wünsche Ihnen aber auch Erfolg in Ihrer Arbeit, vor allem nach den tragischen Geschehnissen islamistischen Terrors in Wien.

Mit hochachtungsvollen Grüßen

Ihr Andreas Gottlieb Hempel

Das Hitlerhaus in der Dorfzeitung >

Info zum Autor: Prof. Dr. arch. Andreas Gottlieb Hempel Publizist, Architekt und Buchautor Präsident des BDA 1995-1999 Dipl.-Sommelier AIS Bierexperte Genussbotschafter Südtirol Natur- und Landschaftsführer

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INSERT_STEADY_CHECKOUT_HERE Hitlers Geburtshaus: “Neutralisierung muss scheitern”

Initiative Denkmalschutz: Erhaltung und Kontextualisierung ‘State of the Art’

Wien (OTS) – Nach der letztwöchigen Allparteien-Entscheidung der Stadtgemeinde Braunau, den Mahnstein vor Hitlers Geburtshaus zu belassen, ist das Konzept der “Neutralisierung” wohl endgültig gescheitert. Es war aber ohnehin zum Scheitern verurteilt, denn ExpertInnen und Wissenschafter geben der “Kontextualisierung” ganz klar den Vorrang (Abteilungsleiter im Bundesdenkmalamt Friedrich Dahm im ‘Journal Panorama’, Ö1 Radio am 7.7. zu Denkmalschutz: “Bewahrung und Kontextualisierung”), zuletzt Ljiljana Radonić (Österr. Akademie der Wissenschaften) im Radio auf Ö1 gestern um 13 Uhr, Expertin für Erinnerungspolitik und Gedächtnistheorie zu Hitlers Geburtshaus: “Der Versuch einer Neutralisierung dieses Ortes, der muss scheitern”. Neutralisierung: Politisches, nicht wissenschaftliches Konzept!

Das Konzept der “Neutralisierung” war von Anfang an ein rein politischer Wunsch, die Wissenschaft wurde nur als Feigenblatt vorgeschoben. Denn wenn man den Kommissionsbericht “Zum historisch korrekten Umgang mit dem Geburtshaus Adolf Hitlers” aufmerksam liest, war quasi die “Neutralisierung” – keine “Assoziierung mit der Person Hitlers” – die wesentliche Vorgabe an die WissenschafterInnen.

Transparenz? Fehlanzeige! Ministerium hüllt sich in Schweigen

Sektionschef Hermann Feiner (BMI) spricht in der Pressekonferenz am 2. Juni von “größtmöglicher Transparenz” und sagt, ein weiterer Kommissionsbericht zum Thema “Umgang mit historisch belasteten Örtlichkeiten” sei “veröffentlicht”(!) worden. Auf Nachfrage bleibt dieser Bericht unter Verschluss und wird als “internes Dokument” des Bundesministerium für Inneres (BMI) bezeichnet, “welches nicht zur Veröffentlichung bestimmt ist”! Keine Chance die Wissenschaftlichkeit dieses Neutralisierungs-Konzepts also irgendwoher ableiten zu können!

Bundesdenkmalamt “begeistert”? – Eine reine Chimäre!

Juryvorsitzender Robert Wimmer bei der Pressekonferenz am 2. Juni: “Der Denkmalschutz war begeistert”. Doch diese Behauptung entbehrt jeglicher Grundlage, denn das Denkmalamt wurde im Enteignungsgesetz eiskalt ausgeschaltet. Unter dem Vorwand der Verhinderung des NS- Gedenkens wurde dem Denkmalamt jegliche Behördenfunktion entzogen, nur ein Beraterstatus blieb im Wettbewerbsverfahren zur Umgestaltung.

Beitrag übernommen von der Website: Initiative Denkmalschutz > Ranzenberger & Kili im Konventgarten

Am Freitag, dem 17. Juli 2020 startete im wunderschönen Konventgarten im Schloss Ranshofen der “Kleine Braunauer Kultursommer”, eine Veranstaltungsreihe vom Verein “bauhoftheater braunau”. Von Karl Traintinger

Die Freiluftveranstaltung erfüllte alle notwendigen Covid-Auflagen, es gab keine Pause und anstelle eines Verkaufsstandes für Getränke war eine Dame mit Bauchladen unterwegs. Ein Bücherstand der Buchhandlung Lauf in Brauau mit den Büchern von Klaus Ranzenberger ergänzte das Angebot.

Der Wettergott meinte es gut, die Regenwolken verzogen sich und einem schönen Abend mit den Geschichten rund um den legendären “Onkel Franz” stand nichts mehr im Weg. "bauhoftheater braunau" Obmann Robert Ortner Nach dem ersten Musikstück, dargeboten von Josef Kili am Sopran-Saxophon, fuhr Klaus Ranzenberger mit dem “Henastauba”, einem Puch MS50 Moped, vor und betrat die Bühne.

Ranzenberger präsentierte die kurzweiligen Geschichten aus dem Jahreslauf abwechselnd mit zumeist jazzigen Musikstücken. Das Publikum zeigte sich begeistert. Lokalmatador Klaus Ranzenberger konnte mit seinen Texten ebenso überzeugen wie Josef Kili mit der mitgebrachten Auswahl an Holzblasinstrumenten und seinem virtuosen Spiel.

Klaus Ranzenberger in der Dorfzeitung > Josef Kili – Jazz am Bahnhof >

Friedensbezirk Braunau erinnert an Friedensstaat DDR Auch in der DDR haben sich die Kommunisten als “Friedensstaat” definiert. Darauf habe ich ohne Erfolg versucht, Georg Wojak anzusprechen. Aber wie in einer Einparteienherrschaft war bei ihm kein Meinungsaustausch erlaubt. Von Andreas Maislinger Es musste alles so geschehen, wie von ihm angeordnet. Der Friedensbezirk wurde nicht in einer Versammlung der 46 BürgermeisterInnen gemeinsam beschlossen, sondern durch die Aufstellung der Tafeln an den Grenzen des politischen Bezirks von ihm als Bezirkshauptmann dekretiert.

Immer wieder wurde seit 2008 über die von Georg Wojak initiierten Friedenssymbole berichtet und der Bezirkshauptmann hat auch immer wieder behauptet, dass dadurch das Hitler-Image beseitigt worden wäre. Leider ist jedoch geradezu das Gegenteil der Fall! Die Stigmatisierung der Stadt Braunau am Inn hat weltweit sogar noch zugenommen. Dafür kann ich auf Wunsch eine Reihe von Belegen liefern.

Der von Georg Wojak ausgerufene Friedensbezirk Braunau kann weltweit gegen das Hitler-Image auch keine Wirkung erzielen, weil es nicht einmal eine englische Übersetzung dafür gibt. Von Französisch, Russisch, Spanisch und anderen Weltsprachen gar nicht zu reden. Die Wirkung seines von oben dekretierten Projektes war immer auf seinen und einige Nachbargemeinden beschränkt.

Seine Aussage “Der Hitler hat hier maximal seine Windeln gefüllt” vom September 2012 hat jedoch seither auch überregional Aufsehen erregt und zum Negativimage der Stadt Braunau am Inn beigetragen. Der Bezirkshauptmann wurde wegen seines unüberlegten Sagers immer wieder als “unsensibel” bezeichnet

Braunau´s “ of Peace” reminiscent of the GDR´s “State of Peace”

The GDR (German Democratic Republic) the communists, back in the day, used to define themselves also as a “State of Peace”. I tried to talk to Georg Wojak about this but without much success. But as in a single-party dictatorship, any exchanges of opinion were not permitted nor granted by him. By Andreas Maislinger

Everything had to happen as he commanded. The project “Friedensbezirk” (District of Peace) was not decided in a meeting together with the 46 mayors. It was instead, decreed by him as district commissioner, by installing panels and road signs at the borders of the political district of Braunau am Inn.

Time and again since 2008, there have been several reports about the “symbols of peace” initiated by Georg Wojak. Moreover, the district commissioner has repeatedly claimed that this would eliminate the “Hitler-image”. Unfortunately, this is not the case. In fact, it is quite the opposite! The stigmatisation of the town of Braunau am Inn has escalated worldwide. I can, upon request, provide a number of documents supporting this.

The Braunau “District of Peace”, as proclaimed by Georg Wojak can not have any impact on overturning the “Hitler-image”, so prevalent the world over, because there is not even an English translation for it, not to mention French, Russian, Spanish or other world languages. The effect of his decreed project has always been limited to the confines of his district and some neighbouring local communities. His statement of September 2012 “Der Hitler hat hier maximal seine Windeln gefüllt” (“The most Hitler did here, was fill his diapers”) caused a stir nationwide and since then has contributed to the negative image of the town of Braunau am Inn. The district commissioner has been referred to several times as “insensitive” because of this imprudent remark.

Dieser Artikel wird von einen Stillen Gönner gesponsert und kommt daher nicht hinter die Paywall! > Ludwig Laher: Wo nur die Wiege stand

Autor: Ludwig Laher Titel: Wo nur die Wiege stand – Über die Anziehungskraft früh verlassener Geburtsorte ISBN: 978-3-7013-1265-8 Verlag: Otto Müller Verlag Erschienen: 2019

Klappentext:

Was verbindet Benedikt XVI. und Hitler, Einstein und Musil, Luther und Brecht, jean Paul und Dollfuß, Rosa Luxemburg und Paul Klee?

Sie alle verzogen mit der Familie innerhalb der ersten Jahre nach ihrer Geburt. Wie geht man am Windel- und Wiegenort um damit? Was hat es mit seiner vielbeschworenen, aber kaum je erläuterten Aura auf sich? Und was bedeutet den nachmals Berühmten und Berüchtigten ihr erstes Zuhause?

Ludwig Lahers ebenso nachdenklicher wie unterhaltsamer Essay schaut sich um, geht diesen und anderen Fragen auf den Grund, fördert Erstaunliches, ja Unglaubliches zutage. Rezension von Anni Lemberger

15 km liegen zwischen Braunau in Österreich und Marktl in Bayern. Beides sind die Geburtsstätten von Prominenten, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Zwei Tage nachdem der weiße Rauch in Rom signalisierte, dass ein neuer Papst gewählt wurde, war Marktl als Geburtsort von Josef Ratzinger, der als der 16. Benedikt gewählt wurde, bereit mit ihrem großen Sohn Werbung zu machen. Es gab Papstbier und dazu eine Benediktschnitte, in Erinnerung an ihren berühmten Sohn, der noch vor dem 2. Lebensjahr mit seinen Eltern wegzog.

Ganz anders Braunau. Dort wird alles unternommen, um die Erinnerung an Hitler zu vergessen. Nichts, aber auch gar nichts sollte daran erinnern, dass das unschuldige Kind Adolf dort die Windeln vollgemacht, und mit 3 Jahren mit seinen Eltern Braunau verließ. Als Diktator glorifizierte er, ganz im Sinne der Naziideologie, seinen Geburtsort als Grenzstadt zu Deutschland. Er sah die Grenzstadt Braunau als Verbindungsglied zwischen den zwei großen wiedervereinten Reichen.

Eine interessant, spannend und teilweise auch witzig geschriebenes Büchlein. Lediglich der philosophische Erklärungsansatz, was die Aura der „Windelorte“ ausmache, war schwieriger zu verstehen und machte ein mehrmaliges Lesen notwendig. Trotz allem lesenswert. Ausstellung im Techno-Z Braunau

Am Mittwoch, dem 12. Juni 2019 luden das Techno-Z in Braunau am Inn und das Atelier Nessling aus St. Pantaleon zu einer Vernissage. Von Karl Traintinger

Engagierte Hobbykünstler aus dem Atelier Nessling zeigen insgesamt fast 100 Werke aus ihrem Schaffen. Die einzelnen Teilnehmer der Gruppenausstellung und ihre Arbeiten wurden von Sabine Nessling vorgestellt. Das Atelier Nessling bietet in St. Pantaleon die unterschiedlichsten Seminare und Workshops rund um die Bildende Kunst an.

___STEADY_PAYWALL___ Sabine Nessling

Ausstellungsteilnehmer: Claudia Geiger aus Pocking, Brigitta Frank-Weinelt aus , Ingrid Reiter aus St. Pantaleon, Andrea Keil aus , Sabine Nessling aus St. Pantaleon, Heidi Surrer aus Lamprechtshausen, Jürgen Pernkopf aus Göming, Emanuela Gerstorfer aus Ostermiething, Traude Walder aus Bürmoos, Ingrid Wasner aus Hochburg/Ach, Hans Huber aus Lamprechtshausen und die Kinder vom Kunstlabor!

Norbert Asen am 1947er Selmer Tenorsaxophon und sein Sohn Leon an der Gitarre sorgten mit einfühlsamen Jazz-Standards für eine sehr hörenswerte musikalische Umrahmung.

Karl Traintinger: Das Hitlerhaus in Braunau

Samstagmittag in der Salzburger Vorstadt in Braunau. Mehrere Arbeiter sitzen vor einem Fastfoodlokal, essen einen Dönerkebap und trinken eine Cola dazu. Einige Häuser weiter genießen einige Gäste ihren Prosecco und Kinder stehen beim ital. Eisgeschäft und freuen sich auf eine Kugel Eis. Diskutiert wird über Fußball und das Wetter. Von Karl Traintinger

Einge leere Stadthäuser fallen im Straßenbild ins Auge, das Hitlerhaus ist eines davon. Es ist etwas heruntergekommen, verwaschen gelb und offensichtlich leerstehend. Vor dem Haus steht ein Gedenkstein, der nicht wirklich informativ ist. Das “Adolf-Hitler-Geburtshaus”, er verbrachte hier seine ersten Lebensjahre, also die Zeit, in der er noch Windeln benötigte, sorgt immer wieder für heftige Diskussionen, die eigentlich niemand haben möchte.

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Hört man den Namen Braunau, wird damit für viele Menschen der Name Hitler verbunden, obwohl es nur seine Geburtsstadt ist und er damit weiter nichts zu tun hatte. Niemand macht der schönen Stadt am Inn den Ruf als Hitlerstadt streitig, wie man es sonst so häufig bei bekannten Persönlichkeiten beobachten kann. Es ist kaum zu glauben, wie viele “Stille Nacht” Gemeinden es gibt!

Braunaun ist eine beschauliche Kleinstadt mit knapp 17.000 Einwohnern im oberösterreichischen , liegt am Inn und ist die Nachbarstadt vom bayrischen Simbach. Es verfügt über ein Krankenhaus, eine aufstrebende Wirtschaft und ein buntes kulturelles Leben. Man hat, wenn man durch die Straßen geht nicht den Eindruck, dass das Gedenken an die NS-Zeit allgegenwärtig ist. Braunau ist eine nette Kleinstadt wie viele andere auch.

Der Innsbrucker Politikwissenschaftler Dr. Andreas Maislinger möchte das Hitlerhaus in ein “Haus der Verantwortung” umwandeln. Das ist eine interessante Idee und müsste beispielsweise wohl ähnlich dem am Obersalzberg organisiert werden, damit es zu keiner Pilgerstätte für irgendwelche rostigen Gesinnungsträger von gestern oder heute wird. Der Unterschied ist aber auch der, dass am Obersalzberg NS Politik gemacht wurde und in Braunau war Adolf Hitler ein neugeborenes Kleinkind. Daher stellt sich schon die Frage der Verhältnismäßigkeit bei der historischen Bedeutung der Innstadt.

Ich glaube auch, dass das Hitlerhaus kein Problem der Stadt Braunau ist und wenn die Huthändlerin nebenan meint, Wohnungen wären nicht schlecht, kann ich das auch verstehen. Sollte es ein “Haus der Verantwortung” oder etwas änliches werden, muß das in der Verantwortung der Republik Österreich geschehen. Einer möglichen Enteignung der jetzigen Besitzerin durch die Republik stehe ich äußerst kritisch gegenüber, ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich mit “öffentlichem Interesse” zu rechtfertigen ist. Eigentumsrechte sollten auch von der Republik Österreich akzeptiert werden. Eine informative Gedenktafel könnte meines Erachtens nach ein erster Schritt in der Aufarbeitung der Geschichte sein.

In den etwa 2 Stunden, die ich in der Salzburger Vorstadt verbrachte, hat sich, soweit ich es gesehen habe, nur eine Gruppe von 3 vornehm gekleideten Indern für das Hitlerhaus interessiert und Erinnerungsfotos gemacht. Ob das die typische Frequenz für Interessenten ist, weiß ich nicht.

Infos zum Hitlerhaus in der Dorfzeitung: Andreas Maislinger: Was würden Sie mit dem Geburtshaus von Adolf Hitler in Braunau am Inn machen? Norbert Mappes-Niediek: Entnervt – Debatte um Hitlers Geburtshaus will nicht enden Cathrin Kalweit: Sein Haus Andreas Maislinger: Franz Jägerstätter und die Juden (in der Bibel und während des Nationalsozialismus) Andreas Maislinger: Arbeitserziehungslager und Zigeuneranhaltelager Weyer (Innviertel) Theater Holzhausen: Heinz R. Unger – Zwölfeläuten Theater Holzhausen: Jägerstätter – kritisches Theater in Holzhausen Buchtipp: Ludwig Laher – Herzfleischentartung Fotos: Karl Traintinger dorfbild.com

Was würden Sie mit dem Geburtshaus von Adolf Hitler in Braunau am Inn machen? Darf ich Ihnen eine sehr überraschende Frage stellen? Was würden Sie mit dem Geburtshaus von Adolf Hitler in Braunau am Inn machen? Bereits im Jahr 2000 hatte ich auf Einladung des Vereins für Zeitgeschichte meine Ideen für ein Haus der Verantwortung vorgestellt. Da das Haus seit fast drei Jahren leer steht und das Innenministerium weiter 4.700 Euro Monatsmiete an die Eigentümerin überweist, gäbe es jetzt eine Chance das Projekt zu realisieren.

Von Andreas Maislinger

Grundlage ist das 1979 von Hans Jonas veröffentlichte Buch Prinzip Verantwortung mit seiner Forderung „Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlung verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden“. Was diese Forderung konkret in unserem Verhältnis zu unserer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bedeutet, sollten (vor allem junge) Menschen aus aller Welt im diskutieren, leben und vorzeigen dürfen.

Der aus der Nähe von Braunau am Inn stammende ehemalige Gedenkdiener und Radiojournalist Lothar Bodingbauer hat am österreichischen Nationalfeiertag einen offenen Brief Für ein „Haus der Verantwortung“ in Braunau am Inn an die BraunauerInnen gerichtet.

Efgani Dönmez ist als oberösterreichisches Mitglied des Bundesrates der Meinung, dass die Länderkammer „treibender Motor“ bei der Realisierung dieser Idee sein sollte.

Bischof Manfred Scheuer hat mir am 17. Jänner geschrieben: „Ein wichtiger Auftrag unserer Gesellschaft ist es jungen Menschen die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit zu ermöglichen und Raum für die Entwicklung von Verantwortung für das zukünftige Zusammenleben zu schaffen. Gerne möchte ich Ihr Projekt unterstützen und hoffe, dass das Geburtshaus von Adolf Hitler für dieses Vorhaben der geeignete Ort ist und Ihr Projekt diesen Entwicklungsraum schafft.“

Zu weiteren Unterstützern gehören u.a.

Friedrich Achleitner, Wilhelm Achleitner, Evelyn Adunka, Tobias Aigner, Rusen Timur Aksak, Amer Albayati, Frank Albrecht, Andreas Altmann, Gerhard Amendt, Nancy Amendt-Lyon, Christian Angerer, Thomas Angerer, Erna Appelt, Sabine Aschauer-Smolik, Seyran Ates, Hannes Augustin, Christian Autengruber, Ursula Baatz, Eva Maria Bachinger, Pfarrerin Ingrid Bachler, Christoph Badelt, Tarafa Baghajati, Dieter Bandhauer, Alexander F. Baratsits-Altempergen, Rainer Bartel, Wladyslaw Bartoszewski, Christoph W. Bauer, Franz C. Bauer, Kurt Bauer, David Baum, Edwin Baumgartner, Christine Baur, Peter Bause, Peter Becher, Siegfried Beer, Wolfgang Benedek, Peter H. Berczeller, Anne Betten, Josef Bichler, Maxi Blaha, Harry Blank, Uwe Bolius, Klaus Brandstätter, Peter Brandt, Andreas Braun, Thomas Brechenmacher, Andreas Breinbauer, Hannelore Brenner-Wonschick, Botschafter Emil Brix, Evamaria Brockhoff, Micha Brumlik, Camilla Brunelli, Karl Brunner, Anton A. Bucher, Erwin Buchinger, Bischof Michael Bünker, Werner Bundschuh, Rosemarie Burgstaller, Christian Burtscher, Erhard Busek, Peter Bußjäger, Gernot Candolini, Gabriele zu Castell, Thomas Chorherr, Cecily Corti, Michel Cullin, Burgl Czeitschner, Claudia Dabringer, Gisela Dachs, Peter Danich, Volkmar Deile, Roland Deiser, , Elena Denisova, Waltraud Dennhardt-Herzog, Oskar Deutsch, Doris Dialer, Wolfgang Dietrich, Johannes Dines, Susanne Dobesch, Efgani Dönmez, Christine Dollhofer, Martin Donat, Werner Doralt, Alfred Dorfer, Wolfram Dornik, Karl A. Duffek, Felix Dvorak, Beata Dzon, Christian Joseph Ebner, Hans Eder, Jacob S. Eder, Beate Eder-Jordan, Joanna Egger, Roland Ehmeir, Oberrabiner Paul Chaim Eisenberg, Klaus Eisterer, Robert Eiter, Maria Embacher, Daniel Ender, Gertrude Enderle-Burcel, Martin Engelberg, Heinz W. Engl, Rolf-Joachim Erler, Clemens Ettenauer, Andrea Euler, Valie Export, Hans Heinz Fabris, Raimund Fastenbauer, Hilde Fehr, Marko Feingold, Lisa Fischer, Pater Udo Fischer, Franz Fischler, Irmgard Forster, Werner Forster, Abraham Foxman, Thomas Frankl, Franzobel, Harald Friedl, Tomas Friedmann, Friedhelm Frischenschlager, Esther Fritsch, Wolfgang Fritz, Franz Fürndraht, Leo Furtlehner, Helmut P. Gaisbauer, Siegwald Ganglmair, Christoph Gansinger, Herbert Gantschacher, Karl Markus Gauß, Michael Gehler, Vanessa Gerritsen, Roland Girtler, Horst Göbbel, Rüdiger Görner, Christian Goeschel, Hans Göttler, Maximilian Gottschlich, Georg Grabherr, Wolfgang Maria Gran, Hans Peter Graß, Günther Greindl, Oliver Grimm, Roman Grinberg, Brigitte Groder, Franz Gruber, Primavera Gruber, Anselm Grün, Christian Gsöllradl-Samhaber, Egyd Gstättner, Peter Gstettner, Johann Gstir, Hakan Gürses, Walter Guggenberger, Bundeskanzler a.D. Alfred Gusenbauer, Gottfried Gusenbauer, Claus Guth, David Guttner, Reinhart von Gutzeit, Gernot Haas, Ulrich Habsburg-Lothringen, Walburga Habsburg Douglas, Wolfgang Hafer, Robert Hagen, Peter Haider, Armin Haiderer, Amina Handke, Iris Hanika, Reinhard Hannesschläger, Elisabeth Harasser, Gottfried Hattinger, Friedrich Hausjell, Hans Hautmann, Hannes Heer, Brigitte Heilingbrunner, Hage Hein, Cornelius Hell, Thomas Hellmuth, Clemens Hellsberg, Michael Heltau, Abt Gregor Henckel-Donnersmarck, Miguel Herz-Kestranek, Markwart Herzog, Ewald Hiebl, Adi Hirschal, Brigitte Höfert, Otto Höfl, Otmar Höll, Hans Höller, Andreas Hörtnagl, Simon Hofbauer, Christoph Hofinger, Tessa Hofmann, Lina Hofstädter, Alexander Horwath, Klaus Huber, Martin Huber, Heinrich Huemer, Hans Peter Hurka, Agnes Husslein, Michal Hvorecky, Susanne Jalka, Ernst Jani, Peter Jankowitsch, Peter Jarolin, Hans-Ulrich Jörges, Michael John, Hans Peter Jonas, Peter Stephan Jungk, Günter Kaindlstorfer, Landeshauptmann Peter Kaiser, Vea Kaiser, Gerd Kaminski, Ulrike Kammerhofer-Aggermann, Bischof Egon Kapellari, Elisabeth Kapferer, Othmar Karas MEP, Sabrina Kaselitz, Verena Kaselitz, Adelheid Kastner, Magdalena Kauz, Franz Kehrer, Martha Keil, Sven Keller, Michael Kerbler, Gert Kerschbaumer, Ian Kershaw, Manfred Kienpointner, Paul Kimberger, Josef Kirchberger, Birgit Kirchmayr, Kurt Kister, Freya Klier, Walter Klier, Reinhold Klika, Karin Klocker, Jakob Knab, Veronika Knapp, Günter Knebel, Ulrich Körtner, Walter Kohl, Werner Kopacka, Margaretha Kopeinig, Johannes Kostenzer, Helmut Korherr, Peter Kostner, Kurt Kotrschal, Ilko-Sascha Kowalczuk, Monika Krahwinkler, Daniel Krainer, Michael Kramer, Martin Krauß, Walter Krenn, Richard Kriesche, Dietmar Krug, Dudu Kücükgöl, Nikolaus Kunrath, Sabine Ladstätter, René J. Laglstorfer, Ludwig Laher, Andreas Lampl, Daniel Landau, Michael Landau, Wolfgang Langenbucher, Ernst Langthaler, Eleonore Lappin-Eppel, Margarethe Lasinger, Jörg Leichtfried MEP, Martin Leidenfrost, Kurt Leininger, Eric Leitner, Joachim Leitner, Paul Lendvai, Rudolf Leo, Michael Ley, Maximilian Liebmann, Sophie Lillie, Peter Michael Lingens, Christoph Links, Thomas Lipschütz, Traude Litzka, Ladislaus Löb, Ernst Löschner, Ulrike Lunacek, Oscarpreisträger , Barbara Mader, Rektor Tilmann Märk, Birgit Mahnkopf, Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny, Anton Mair, Dominique Mair, Walter Manoschek, Bernd Marin, Dinah Marin-Surkes, Gitta Martl, Olga Martynova, Ondrej Matejka, Siegfried Mattl, Bruno Max, Karl Mayr, Andreas Meckel, Dominika Meindl, Rainer Mennicken, Tarik Mete, Markus Metz, Chin Meyer, Kurt Mitterndorfer, Abgeordnete Angelika Mlinar, Samy Molcho, Dieter Monitzer, Johannes Moser, Gudrun Mosler-Törnström, Eva Mückstein, Karl Müller, Ludwig Müller, Wolfgang Müller-Funk, Edgar Nama, Andreas Neeser, Heinrich Neisser, Rudi Nemeczek, Rudolf Nerl, Georg Neuhauser, Josef Neumayr, Alexander Neunherz, Olga Neuwirth, Jozef Niewiadomski, Gerald Kurdoglu Nitsche, Andreas Nohl, Alfred Noll, Manfred Nowak, Eva Nowotny, Heinz Nußbaumer, Salvador Oberhaus, Cornelius Obonya, Karl Öllinger, Walter Ötsch, Helmut Ortner, Wolfgang Palaver, Günther Pallaver, Kurt Palm, Michael Parak, David Pasek, Werner J. Patzelt, Franz Pauer, Willi Pechtl, Alexander Peer, Anton Pelinka, Elisabeth Penz, Erwin Peterseil, Wolfgang Petritsch, Erik Petry, Karl Pfeifer, Eva Pfisterer, Meinrad Pichler, Heide Pils, Monika Pinterits, Thomas Plankensteiner, Stefan Pleger, Susanne Plietzsch, Othmar Plöckinger, Erika Pluhar, Dieter Pohl, Martin Pollack, Alexander Pollak, Gerald Praschl, Max Preglau, Dina Prettner, Harald Preuner, Michael Prochazka, Ursula Prutsch, Josef Pumberger, Klaus Pumberger, Thomas Rabe, Doron Rabinovici, Wolfgang Radlegger, Joana Radzyner, Edith Raim, Christian Rainer, Karl Ramsmaier, Karin Rase, Milo Rau, Herbert Rauch, Bernhard Rebernik, Hermann Rechberger, Gilles Reckinger, Marcel Reif, Helmut Reinalter, Johannes Reiss, Sebastian Reißig, Jörg Reitmaier, Paul Reitter, Stephan Renner, Herbert Renz- Polster, Johannes Riedl, Eleonora Ries, Erwin Riess, Susanne Riess, Edith Riether, Christian Riml, Romana Ring, Martin Ringer, Michael Ritsch, David Röthler, Markus Rogan, Albert Rohan, Barbara Rohrhofer, Christine Roilo, Thomas Roithner, Clemens Ronnefeldt, Peter Rosei, Anna Rosmus, Eva Rossmann, Karlheinz Ruhstorfer, Gabriele Rupnik, Gerhard Ruiss, Andrä Rupprechter, Oscarpreisträger Stefan Ruzowitzky, Ulrich W. Sahm, Uwe Sailer, Paul Sailer-Wlasits, Wolfgang Salomon, Monika Salzer, Rolf Sauer, Lampros Savvadis, Adel El Sayed, Christine Schacht, Martha Schad, Richard Schadauer, Bettina Schaefer, Matthias Scharer, Georg Schärmer, Wilfried Scharf, Weihbischof Franz Scharl, Hans- Henning Scharsach, Franz Schausberger, Josef Schelling, Beatrix Scherb, Peter Schernhuber, Florian Scheuba, Bischof Manfred Scheuer, Robert Schindel, Franz Schmidjell, Martina Schmidt, Rektor Heinrich Schmiedinger, Heribert Schmitz, Walter Schmögner, August Schmölzer, Gisela Schneeberger, Tatjana Schnell, Helmut Schnitzer, Thomas Schönherr, Hans-Martin Schönherr-Mann, Heinz Schoibl, Susanne Scholl, Friedrich Schreiber, Abt Raimund Schreier OPraem, Peter Schröcksnadel, Petra Schuiki, Armin Schusterbauer, Florian Sedmak, Lu Seegers, Milli Segal, Ben Segenreich, Dieter Segert, Ulrich Seidl, Charlotte Sengthaler, Clemens Setz, Nicole Sevik, Hubert Sickinger, Roman Siebenrock, Gerhard Siegl, Renate Silberer, Caroline Sommeregger, Christian Spaemann, Roland Spendlingwimmer, Danielle Spera, Gerfried Sperl, Bernhard Spindler, Karin Spitzenberger, Pater Georg Sporschill SJ, Leopold Stadler, Peter Stamm, Michael Stavaric, Peter Steinbach, Federico Steinhaus, Rolf Steininger, Raphael Sternfeld, Peter Stiegnitz, Andrea Stift, Altbürgermeister Alfred Stingl, Heinz Stockinger, Stefan Stoev, Harri Stojka, Christopher Straberger, Franz Strasser, Johano Strasser, Michael Strasser, Matthias Strolz, Walter Sturm, Martin Sturmer, Irene Suchy, Andreas Sulzer, Sibylle Summer, Walter Suntinger, Heinrich Taitl, Emmerich Talos, Judith W. Taschler, Klaus Taschwer, Arno Tausch, Walter Thaler, Roland Teichmann, Klaus Theweleit, Feri Thierry, Karl Traintinger, Richard Trappl, Botschafter Ferdinand Trauttmansdorff, Günter Traxler, Monika Triebl, Ilja Trojanow, Georg Stefan Troller, Gunther Trübswasser, Arno Truger, Peter Truschner, Jan-Heiner Tück, Helma Türk, Lukas Uitz, Volker Ullrich, Barbara Unterkofler, Mariann Unterluggauer, Hellwig Valentin, Sabine Veits-Falk, Jens-Jürgen Ventzki, Andreas Vitasek, Oliver Vitouch, Vladimir Vlajic, Stefan Waghubinger, Anselm Wagner, Bernd Wagner, Jochen Wagner, Johannes Walderdorff, Tassilo Wallentin, Martin Wallner, Günter Wallraff, Martin Wassermair, Thomas Weber, Konstantin Wecker, Peter Weibel, Hans Weichselbaum, Werner Weidenfeld, Richard Weihs, Sidney Weill, Andreas Weinek, Hermann Weiskopf, Robert R. Weiss, Gerhard Weißgrab, Renate Welsh, Fritz Wendl, Wolfram Wette, Harald Wildfellner, Philipp Wilhelmer, Georg Willi, Adi Wimmer, Stefan Windberger, Beate Winkler, Max Winkler, Ulrich Winkler, Robert Wistrich, Ruth Wodak, Hubert Wolf, Barbara Wolf-Wicha, Werner Wüthrich, Ruth Yu-Szammer, Georg Zanger, Klaus Zeyringer, Günther Zgubic, Moshe Zimmermann, Wolfgang Zinggl und Tilman Zülch.

Bin auf Ihre Antwort sehr gespannt! Und natürlich würde ich mich über Ihre Unterstützung für das Projekt House of Responsibility freuen. Am 23. Jänner habe ich in mit Georg Stefan Troller gesprochen. Als US-Soldat kam er nur bis München, aber später hat er Braunau am Inn besucht und er würde gerne mitmachen.

Im Polnischen Institut in Wien hat am 3. April 2014 um 19 Uhr ein Gespräch über Braunau am Inn, Mauthausen und Oswiecim stattgefunden: http://www.polnisches-institut.at/4,3,771,de,Kleine_Stadte_schwere_Geschichte_Oswiecim_Auschwitz_Mauthausen_Braunau?m=2014-04

Österreichischer Auslandsdienst / Gedenkdienst – Sozialdienst – Friedensdienst Prof. Dr. Andreas Maislinger, Gründer und Vorsitzender Dieser Artikel wird von einen Stillen Gönner gesponsert und kommt daher nicht hinter die Paywall! >

Cathrin Kahlweit: Sein Haus Adolf Hitler kam aus Braunau am Inn. Die kleine Stadt in Österreich würde das gern vergessen. Erst recht jetzt, wo es neue Gerüchte gibt: über einen Russen, der die Geburtsstätte des Diktators kaufen möchte.

Von Cathrin Kahlweit

Braunau – Vieles wäre leichter gewesen, wenn Braunau nicht Braunau hieße. Schöntal vielleicht oder Sonnenberg, irgendetwas Heiteres im Namen hätte sicher geholfen, davon ist man in der Stadt überzeugt.

Aber Städte können sich nun mal nicht so leicht umbenennen, und so trägt der kleine Ort am Inn nicht nur die Farbe der Nationalsozialisten in seiner ersten Silbe und etwas Düsteres dazu, sondern auch einen zweiten Makel. Eine „Punze“ nennen sie das in Braunau: Adolf Hitler ist hier geboren. Salzburger Vorstadt Nummer 15, einen Katzensprung vom Zentrum.

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Die Einheimischen kennen das zur Genüge. Und natürlich fragen die Fremden, die Touristen nach der heimlichen Sehenswürdigkeit. Manchmal lässig: „Ey, wo ist denn hier die Hütte vom Führer?“ Andere politisch: „Wo steht das Haus, in dem der größte Verbrecher der Menschheitsgeschichte zur Welt kam?“ Manchen sieht man an, dass sie gern eine Kerze anzünden würden, andere bummeln nur schnell vorbei und schauen eilig, verschämt an der gelben, leicht vergammelten Fassade hinauf. Vergitterte Fenster unten, bröckelndes Mauerwerk im ersten und zweiten Stock, hinter dem Haus ein überquellender Mülleimer und ein Parkplatz, ein unbeschriftetes Klingelschild. Neben dem Haus eine hölzerne Imbissbude. Offenbar setzt der Betreiber auf Passanten, die nicht demonstrativ stehen bleiben wollen und deshalb bei einem Glühwein und Keksen starren: auf den verblassten Schriftzug „Volksbücherei Braunau“ und das verschlungene MB im Schmiedeeisen über dem Tor. MB – für , Reichsminister und Privatsekretär Hitlers. Er hatte hier während des Dritten Reichs ein Museum für regionale Künstler einrichten lassen – eine gewisse Pikanterie, wenn man bedenkt, dass der Diktator selbst es mit dem Malen nicht sehr weit gebracht hat.

Aber für Ironisches hat man in Braunau keinen Sinn. Muss man auch nicht. Dazu ist die Sache zu lästig, und auch irgendwie zu ernst. Eigentlich geht es nur um ein Haus. Aber dieses vermaledeite Gemäuer prägt das Image der Stadt. Es ist, als spuke ein Geist mit bösem Blick, und Geister sterben bekanntlich nie. Wenn namhafte Gäste in die Stadt kommen, dann „schauen sie sich manchmal suchend um, als glaubten sie, der kleine, böse Mann mit dem akkuraten Schnauzer und dem wilden Blick käme gleich um die Ecke“, sagt Andreas Maislinger. Er muss es wissen, er ist der Erfinder und der wissenschaftliche Leiter der Braunauer Zeitgeschichte-Tage, die sich auch mit der Geschichte des Orts befassen. Er hat Pläne, ja Visionen für das Hitler-Haus, er lebt quasi für die Aufarbeitung dieser Punze, aber dazu später, denn das ist Zukunftsmusik. Manchmal begleitet er Tagungsteilnehmer durch die Straßen auf dem Weg zu ihrem Vortrag. Und fast jeder von ihnen fragt nach dem Geburtshaus Hitlers. Nur die, die nicht sensationslüstern wirken wollen, die machen sich später allein auf die Suche.

Seit dem vergangenen Donnerstag allerdings fragt die ganze Welt. Um halb acht Uhr am Morgen ging das los, Bürgermeister Johannes Waidbacher war gerade in sein Büro am Stadtplatz gekommen, da hieß es: Hast du gehört?

Er hatte nicht, und doch brach sofort eine Lawine über ihn herein, Journalisten aus aller Welt riefen an, Rundfunkstationen schalteten ihn gleich live auf Sendung, und er wusste doch gar nicht so recht, was passiert war. Und weiß bis heute nicht viel mehr. Im fernen Russland, in Moskau, hatte nämlich der Duma-Abgeordnete Franz Klinzewitsch von der Partei Einiges Russland der Iswestija ein Interview gegeben, in dem er sagte, er würde das Hitler-Haus in Braunau sofort kaufen, wenn er das Geld hätte, um es dann „demonstrativ“ dem Erdboden gleichzumachen. Ein kommunistischer Abgeordneter war ihm beigesprungen und hatte gesagt, man könnte Geld sammeln für einen Kauf, er würde persönlich spenden, um dieses schreckliche Relikt des Faschismus zu eliminieren. Nun ist Klinzewitsch nicht irgendwer. Der Offizier und Abgeordnete ist stellvertretender Vorsitzender des Verteidigungsausschusses, er spricht für Soldaten und Veteranen – auch Jahrzehnte nach dem Krieg eine einflussreiche Gruppe in Russland. Klinzewitsch ist zudem ein wortgewaltiger Reaktionär. Er fordert die Wiedereinführung der Todesstrafe für Saboteure und findet, dass Wehrdienstverweigerer nicht ohne Weiteres in den Staatsdienst aufgenommen werden dürften.

Wie kommt so einer dazu, sich Gedanken über ein leer stehendes Haus in Braunau zu machen? Das zudem gar nicht abgerissen werden kann, weil es als Teil eines historischen Ensembles unter Denkmalschutz steht. War seine Aussage ein politisches Statement, oder gibt es Sponsoren für den antifaschistischen Plan?

Es ist nicht zu erfahren. Medien aus aller Welt drucken die Geschichte nach, Braunau ist in Aufruhr, überall heißt es, russische Investoren wollten die Immobilie kaufen. Aber eine Nachfrage der SZ in der Duma sowie beim Veteranenverband verhallt unbeantwortet. Andererseits: Irgendwann hatte sie ja wieder aufflammen müssen, die Debatte über dieses Haus und über den Umgang des Orts mit seiner Geschichte. Regelmäßig müssen sich die Stadtpolitiker fragen lassen: Warum geht ihr nicht konsequenter gegen das Stigma an, dass der Diktator, der Weltverheerer, hier geboren ist, warum münzt ihr dieses schreckliche Imageproblem der Stadt nicht in aktive Aufarbeitung um? Ach, sagen dann nicht nur die Politiker, sondern fast alle Braunauer: Nur, weil Hitler hier die ersten drei Jahre seines Lebens verbracht hat, sind wir doch nicht schuld daran, dass er wurde, was er ist. Bezirkshauptmann Georg Wojak wiederholt dann gern seinen Satz: „Hitler hat hier maximal seine Windeln gefüllt und sicher nicht die Schlachtfelder mit Toten.“ Braunau sei keine Täterstadt.

Und tatsächlich: Hitler selbst hat seinen Geburtsort nie sonderlich wichtig genommen. Das hundert Kilometer entfernte , in dem er zwischen seinem 16. und 18. Lebensjahr lebte, bezeichnete er als seine „Heimatstadt“. Nicht Fischlham, nicht Lambach, nicht Leonding, wo er auch zur Schule ging. Die Historikerin Brigitte Hamann, die mit ihrem Buch über „Hitlers Wien“ und die prägenden Jahre des Braunauers ihren Ruhm begründet hat, beschreibt das eindrucksvoll: Wie Hitler 1945 in Berlin zwischen Ruinen, den nahen Untergang verdrängend, vor seinen gigantomanischen Bau-Modellen für Linz sitzt und darüber deliriert, dass sein geliebtes Linz die „Patenstadt des Führers“, die „Kulturhauptstadt des Großdeutschen Reiches“, die „schönste Stadt an der Donau“ werden solle. Braunau, wo er am 20. April 1889 als Sohn des jähzornigen, trunksüchtigen Zollbeamten und dessen sehr viel jüngerer Frau Klara zur Welt kommt, ist ihm nichts. Einzig eine politische Bedeutung misst er der Sache bei: Es sei eine „glückliche Bestimmung“, dass er dort geboren sei, „liegt doch dieses Städtchen an der Grenze jener zwei deutschen Staaten, deren Wiedervereinigung mindestens uns Jüngeren als eine mit allen Mitteln durchzuführende Lebensaufgabe erscheint“, schrieb er in „“.

Braunau und Hitler – dass diese Verbindung in Vergessenheit geraten möge, hat man in der Stadt lange gewünscht. Vergeblich. Es ist ein bisschen so, als halte ein Kind sich die Augen zu und glaube, es werde nicht gesehen. Braunau hat sich jahrzehntelang die Augen zugehalten, und wurde doch immer mit Hitler in Verbindung gebracht. Man kann sich als Stadt eben nicht aussuchen, ob ein Massenmörder oder ein Genie dort geboren wird, so wie das nahe Salzburg, dass sich als Mozart-Stadt feiert, ja auch nicht unbedingt aktiv daran beteiligt war, dass aus dem kleinen Wolfgang Amadeus ein Musikgott wurde.

Bis heute gibt es also in Braunau, was den schrecklichsten aller Söhne der Stadt angeht, nicht viel mehr als die gelbe, vergammelnde Immobilie, die vor sehr langer Zeit ein Gasthaus war, nach dem Krieg dann eine Bank, eine Schule, eine Stadtbücherei beherbergte, zuletzt eine Behinderteneinrichtung. Aber keinen Stadtschreiber, der sich der Salzburger Vorstadt Nr. 15 angenommen hätte, kein spezielles Archiv, das Unterlagen aus jener Zeit sammeln würde, keine kommunale Gedenkstätte. Der Bürgermeister mutmaßt, dass alte Dokumente noch im Grundbuchamt liegen, vielleicht. Immerhin war die Immobilie nach dem „“ 1938 von Privatbesitzern, der Familie Pommer, an die Partei verkauft worden, was den Eigentümern sehr viel Geld einbrachte. In den Akten der NSDAP aus jener Zeit liegt die Notiz eines SS-Brigadeführers, der Ankauf des Hauses sei an den Geldforderungen der Eigentümer gescheitert, man erwäge „die Übernahme des Geburtszimmers“ durch „energische Maßnahmen“. Man einigte sich gleichwohl auf einen hohen Preis, und nicht nur das: Anfang der 5oer-Jahre wurde das Haus an dieselbe Familie für eine eher lächerliche Summe zurückgegeben.

Heute versammeln sich dort im April, in den Tagen um Hitlers Geburtstag, immer ein paar versprengte Ewiggestrige, aber dann ist auch immer gleich die Polizei da. Die Stadt wiederum gedenkt demonstrativ jedes Jahr des Kriegsendes: nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg. Der Bezirkshauptmann hat sogar einen „Friedensbezirk Braunau“ ausgerufen, damit ein „sympathisches, wertschätzendes Image“ geschaffen werde. Man habe sich nicht ausgesucht, heißt es trotzig, wo Hitler zur Welt kommt und wolle einen „Gegenpol“ bilden. Seither gibt es in der Gegend Friedenskapellen und Friedenskreuze, Friedenspanoramen und Friedenswege. Das ist sehr schön und ein bisschen so, als wenn sich Gemeinden, in denen es maximal eine aufgelassene Kaserne gibt, zur atomwaffenfreien Zone ausrufen. Ehrenhaft, symbolisch. Aber nicht weiterführend.

Der Politikwissenschaftler Andreas Maislinger, der in der Nähe von Braunau geboren wurde und der einen Zivildienst für junge Österreicher an Holocaust-Gedenkstätten im Ausland initiiert hat, würde das Haus gern herzeigen. Nicht nur von außen, sondern auch von innen. Würde gern sagen können: Hier links ist das kleine Dokumentationszentrum über Familie Hitler in Braunau, rechts vielleicht ein Dank an die amerikanischen Befreier. Oben im ersten Stock eventuell Büros, in denen junge Menschen an Friedensprojekten arbeiten, „Volunteers“ aus aller Welt über Völkerverständigung reden. Das Hitler-Haus als „Haus der Verantwortung“ ist sein Konzept, er habe Unterstützer in aller Welt gefunden, sagt er, ein Netzwerk stehe für die Umsetzung bereit, das Konzept sei fertig in seinem Kopf. Maislinger bietet es seit zwölf Jahren an, wie ein Handlungsreisender in Sachen Geschichtspolitik. Aber er gibt die Hoffnung nicht auf, dass zum Schluss alles so kommt, wie er findet, dass es richtig ist.

Nur: Es gibt kein Nutzungskonzept. Noch nicht. Neuerdings gibt es immerhin einen Arbeitskreis der Stadt, der sich über eine künftige Nutzung Gedanken machen will; alle Parteien nehmen teil, Experten von außen sollen hinzugeholt werden. Bürgermeister Waidbacher mag noch nicht sagen, in welche Richtung das gehen könnte. Nur dass es vielleicht Wohnungen und ganz normale Mieter in der Salzburger Vorstadt 15 geben könnte, wie er das vor sechs Wochen mal laut angedacht hatte, das wagt er nicht zu wiederholen. Die Idee sei vom Tisch, sagt er. Er hatte Prügel dafür bekommen – man könne nicht ausschließen, dass dann Neonazis einziehen. Was sonst dort passieren könnte, im Hitler-Haus?

Waidbacher windet sich etwas verlegen in seinem Stuhl. Er ist noch nicht lange im Amt, war vorher Filialleiter einer Bank. Der frühere SPÖ- Bürgermeister musste wegen Spielsucht seinen Hut nehmen, er wartet auf seinen Prozess. Da brauchte man ein neues Stadtoberhaupt. Waidbacher, in der traditionell sozialdemokratischen Stadt als Konservativer ein Überraschungssieger, will jetzt nicht noch mehr falsch machen nach der Sache mit den Wohnungen, das hat ihm geschadet.

Außerdem ist die Lage kompliziert. Sehr kompliziert. Denn egal, was der Arbeitskreis der Stadt entscheidet – es kann nur ein Vorschlag sein. Entscheiden werden der Hauptmieter, das ist der Staat, und die Eigentümerin. Jede gute oder auch nur gut gemeinte Idee für eine Nutzung der problematischen Immobilie scheitert bislang an dieser sehr unübersichtlichen Gefechtslage – wenn man mal die Diktion des Armee-Freundes Franz Klinzewitsch aus Moskau benutzen wollte. Egal wie naiv sich die Stadtoberen anstellen mögen: Die ganze Angelegenheit steht und fällt mit der Eigentümerin, denn das Hitler-Haus ist nach wie vor in Privatbesitz.

Gerlinde Pommer, eine ältere Dame aus Braunau, hat das Haus 1972 an das österreichische Innenministerium vermietet; der Staat Österreich wollte verhindern, dass sich dort Nazis einnisten. Sie bekommt derzeit, dem Hörensagen nach, 4700 Euro Miete. Das ist sehr viel für Braunau. Es heißt auch, sie wolle das Haus eventuell verkaufen – für etwa 2,2 Millionen Euro. Das ist wahnsinnig viel für Braunau, wo größere, neuere Häuser, die nicht unter Denkmalschutz stehen, für 250 000 Euro angeboten werden. Das Ministerium würde, wenn es das Haus kaufen wollte, quasi einer Kriegsgewinnlerin die Taschen füllen. Es heißt auch, Frau Pommer wolle nichts investieren, was eine Umnutzung des Hauses schwermacht.

All das ist nicht zu überprüfen. Eine Anfrage der SZ wird von einem ihrer Anwälte nach Rücksprache mit der Eigentümerinabschlägig beschieden. Ja, sagt der Rechtsanwalt, er kenne Frau Pommer, gerade heute habe er mit ihr zu Mittag gegessen. „Es ist nicht so, dass ich sie nicht erreichen kann.“ Er erreicht sie wenig später und lässt ausrichten, die Dame gebe kein Interview und habe auch ihren Anwälten jede Einlassung untersagt.

Das geht offenbar auch der Stadt so. Bürgermeister Waidbacher, der sich redlich quält, sich diplomatisch richtig zu verhalten, hat die Besitzerin nur einmal kurz kennengelernt und keinen großen Erkenntnisgewinn daraus gezogen. Er wisse nicht, was Gerlinde Pommer mit dem Haus vorhabe. Ehrlich nicht. Will sie mehr Geld? Ihre Ruhe wolle sie, heißt es, aber sie tut wenig dafür. Der örtliche Nationalratsabgeordnete, Harry Buchmayr von der SPÖ, sagt, er kenne Frau Pommer auch nicht persönlich. Aber er frage sich beständig: „Was reitet diese Frau?“ Als der frühere Bürgermeister eine Mahntafel am Hitler-Haus anbringen wollte, habe sie das unterbunden, heißt es. Die Kommune musste auf öffentlichen Grund ausweichen, auf den Bürgersteig. Jetzt steht dort ein Mahnmal, ein Stein aus dem KZ Mauthausen.

Zuletzt hatte die Lebenshilfe das Haus genutzt für eine Behindertenwerkstatt. Der Stadt, dem Innenministerium, kritischen Beobachtern war das als wunderbares Symbol erschienen. Menschen mit Down-Syndrom in einem Haus, wo einer geboren wurde, der solche Menschen ermorden ließ. Aber die Lebenshilfe wollte umbauen, man brauchte barrierefreie Zugänge. Die Besitzerin habe sich verweigert, heißt es. Im Innenministerium in Wien, das ja als Hauptmieter fungiert, hält man sich bedeckt. Es gebe keine Bestätigung, dass die Eigentümerin verkaufen wolle. Es müsse eine sinnvolle Lösung geben. Man sei im Gespräch. Was man halt so sagt, wenn man nichts sagen will. Und vielleicht auch nicht weiter weiß.

Dieser Artikel von Cathrin Kahlweit wurde erstmals am 16. November 2012 in der Süddeutschen Zeitung publiziert und uns in dankenswerter Weise von der Autorin zur Publikation in der Dorfzeitung.com freigegeben. Cathrin Kahlweit schreibt für die Süddeutsche Zeitung GmbH und ist Korrespondentin für Mittelosteuropa. Foto:Alessandra Schellnegger.

Weiterführende Links: Norbert Mappes-Niediek: Entnervt – Debatte um Hitlers Geburtshaus will nicht enden Neue Mieter in Hitlers Geburtshaus, Kurier, 05.12.2011 Verein Österreichischer Auslandsdienst Entnervt – Debatte um Hitlers Geburtshaus will nicht enden

Manchen geht es auf die Nerven, immer nach dem Hitler-Haus gefragt zu werden, und sie schicken die Touristen dann irgendwohin, zum Krankenhaus zum Beispiel.

Von Norbert Mappes-Niediek

Besonders oft gefragt wird der Verkäufer im Textilgeschäft gegenüber. Er deutet dann immer auf das gelbe Gebäude. Wenn der Hafer ihn juckt, schaut er auch auf die Uhr und sagt: »Kommen Sie um halb eins wieder, da schaut er gern zum Fenster raus!«

Österreichs problematischste Immobilie

Beste Lage und dennoch steht es leer: Hitlers Geburtshaus (im Vordergrund) in Braunau am Inn, für das die Eigentümerin vom Staat Miete kassiert. Jetzt berät in dem 16 000-Einwohner-Städtchen ein Arbeitskreis darüber, wie das Haus künftig genutzt werden soll.

Wenn man hier geboren ist, hat man für das Haus in der Salzburger Vorstadt Nr. 15 meistens einen Satz auf Lager – nicht immer so einen lustigen, manchmal auch einen weisen, kecken oder auch einen banalen. Für den Umgang aber mit einem solchen Gebäude gibt es nicht einmal außerhalb von Braunau eine Regel.

Aus einem KZ macht man eine Gedenkstätte, eine Kultstätte für Neonazis würde man einfach entfernen. Was aber tun mit einem zweistöckigen Haus in bester Stadtlage, in dem zufällig der Lebensweg des größten Verbrechers der Weltgeschichte begann? Weil alle nur Sätze haben, niemand aber eine überzeugende Formel, steht das Haus schon seit über einem Jahr leer. Für seine Zukunft will niemand die Verantwortung übernehmen.

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Georg Wojak, dem munteren Bezirkshauptmann von Braunau am Inn, könnte man einen Vorschlag zutrauen. Weil er aber nicht zuständig ist, lässt er sich auch nur markante Sätze einfallen. Zum Beispiel: »Wir haben uns nicht ausgesucht, dass die Dienstmagd Klara Pölzl hier am 20. April 1889 einen Sohn geboren hat.« Einmal hat Wojak auch gesagt, der Hitler habe hier »bloß die Windeln gefüllt« – was aber prompt die Grünen auf den Plan rief.

Der schon etwas zuständigere Bürgermeister von Braunau diktierte im September einem Redakteur des Wiener »Standard« den teils entnervten, teils frechen Satz, er persönlich stelle sich »schon auch die Frage, wofür ich Verantwortung übernehmen soll«. Er zum Beispiel sei 21 Jahre nach Kriegsende auf die Welt gekommen. Und, schloss er, »so geht es vielen Menschen in Braunau.« Seit die Sätze gefallen sind, ist die Stadt wieder im Gespräch.

NSDAP kaufte das Haus 1938

Braunau am Inn, 16 000 Einwohner, direkt an der Grenze zu Bayern gelegen, ist und war weder ein Schreckensort noch ein besonderes Nazi- Nest. Kriegsverbrechen wurden von hier nicht berichtet. Schon zu dessen Lebzeiten hatte die Geburtsstätte des Führers keine große Bedeutung. Als Adolf drei Jahre alt war, zogen die Eltern nach . Nach dem »Anschluss« 1938 kaufte die NSDAP das Gebäude, nicht um es zum Wallfahrtsort zu machen, sondern eher um zu verhindern, dass andere das Symbol besetzten. Eine Galerie mit den Bildern regionaler Künstler wurde hier untergebracht.

Der »Führer« selbst liebte es, seine Biografie in mystisches Dunkel zu tauchen, und verband wenig mit Braunau. Als er am Nachmittag des 12. März 1938 den Soldaten seiner Wehrmacht folgte und im offenen Wagen in sein Heimatland Österreich einfuhr, wählte er zwar seinen Geburtsort Braunau als Grenzübergang. Die Kolonne blieb dort aber nicht einmal stehen. Ältere Braunauer erzählten über Jahrzehnte die folgende Geschichte:

An der Brücke über den Inn hatte sich zum Willkommensgruß auch die örtliche NS-Frauenschaftsführerin aufgestellt. Weil sie 14 Tage zuvor ihren Mann verloren hatte, trug sie schwarz und einen Schleier. Der abergläubische Hitler soll so erschrocken sein vor der unheimlichen Schicksalsgöttin, dass er wortlos und erstarrten Blicks an seinem Geburtshaus vorbei gefahren sei. Bis zu seinem Ende hat er Braunau nicht wieder gesehen.

1912, zwanzig Jahre nachdem die Hitlers dort ausgezogen waren und ihr Sohn Adolf noch völlig unbekannt, kaufte das Braunauer Gastwirtspaar Josef und Maria Pommer das Haus. Sie ahnten nicht, dass es für sie und ihre Nachkommen zur Goldader werden würde.

Als die Nazis es dann kaufen wollten, pokerten die Pommers so hoch, dass Reichsleiter Martin Bormann die Geduld verlor und brieflich drohte, man werde notfalls »andere Maßnahmen« ergreifen. Immerhin zahlte Hitlers Privatsekretär noch 150 000 Reichsmark, mindestens das Doppelte, nach anderen Angaben das Vierfache des damaligen Werts.

Nach dem Krieg kam ihre Erbin und Tochter Kreszenzia Pommer um Rückgabe des Hauses an, das als »deutsches Eigentum« jetzt der Republik zugefallen war, und zeigte als Argument den Bormann-Brief vor. Nach sechs Jahren schließlich, 1954, wurde ihr das Haus förmlich rückübertragen – für 150.000 Schilling, kaum mehr als ein Zwanzigstel des Preises, den ihre Eltern dafür bekommen hatten.

Enteignung steht nicht zur Debatte

Die Republik mietete das Haus dann aber sogleich wieder an und überließ es der Stadt zur Nutzung. »Primäres Ziel« dieser Konstruktion, so ein Sprecher des Innenministeriums, sei damals wie heute, dass das Haus nicht »zu bedenklichen Zwecken« genützt würde. Wie viel die heutige Eigentümerin, Zenzis Tochter Gerlinde, im Monat vom Staat bekommt, mag der Sprecher nicht sagen; in Braunau will man von 4700 Euro wissen. Sicher ist, dass die »Pommer Gerli«, wie man sie hier nennt, für Erhaltung und Renovierung keinen Cent bezahlt und sich um die Nutzung des Hauses nicht scheren muss.

Eine Enteignung stehe »nicht zur Diskussion«, so das Ministerium, obwohl sie auch in Österreich möglich wäre, »wenn es das allgemeine Beste erheischt«. So wie die Verantwortlichen das »allgemeine Beste« auslegen, ist die gegenwärtige, wiewohl teure Konstruktion allerdings wirklich die bessere.

Gedanken könne man sich ja viele machen, sagt der Ortshistoriker Florian Kotanko, Geschichts- und Lateinlehrer am Gymnasium: »Aber es hängt alles an Frau Pommer.« Wenn immer es um die Zukunft des Hauses geht, können Republik, Land und alle anderen auf die unscheinbare Dame in den Sechzigern verweisen, die allem zustimmen muss und ansonsten kassiert und schweigt.

Seit den 50er Jahren beherbergte das große Haus teils gleichzeitig, teils nacheinander ein Gasthaus, eine Bank, die Bücherei, eine technische Lehranstalt und einige Klassen der Hauptschule. 1977 schließlich gab die Stadt das ganze Haus der Lebenshilfe, die eine Tagesförderstätte hier einrichtete. Eine ideale Lösung:

Man musste nichts sagen, und doch verstand es jeder spontan als den stillen Triumph von Menschen, die unter Hitler ermordet worden wären. Im September vorigen Jahres allerdings zogen die Behinderten aus. »Wir hätten einen Lift gebraucht und eine Rampe, um das Haus barrierefrei zu machen«, sagt Andreas Wimmer von der Lebenshilfe. »Aber die Eigentümerin wollte das nicht.« Warum, hat Frau Pommer wieder mal nicht verraten.

Trotz der scheinbaren Beiläufigkeit im Umgang mit seinem Hitler-Haus ist Braunau ein magischer Ort geblieben. Unheimlich wird es jedes Jahr am 20. April, wenn die Polizei einrückt, die Einheimischen in den Häusern bleiben und Bürger und Polizei – vergeblich – auf die Neonazis warten.

Wer im Ausland gefragt wird, wo er herkommt, sagt meistens »aus Oberösterreich« oder »aus der Nähe von Salzburg«. Manchmal tauchen fragwürdige Figuren auf.

Ein Ostdeutscher mit dem sprechenden Namen Thoralf Meinl machte zum Entsetzen der Stadtväter hier einen »Thor-Steinar-Laden« auf, der allerlei Tand mit Wotan, Wikingern und Runen verkaufte, bis er mangels Kundschaft aufgab. Auch eine kleine, aber organisierte Neonazi-Szene gibt es in Braunau, sagt Raffael Schöberl vom »Bündnis Braunau gegen rechts«.

Dass die düstere Magie auch bei noch so lautem Schweigen nie ganz vergehen würde, begriff als Erster 1989 der damalige Bürgermeister Gerhard Skiba, ein linker Sozialdemokrat, und ließ vor dem Haus einen Gedenkstein aufstellen: »Für Frieden, Freiheit und Demokratie / Nie wieder Faschismus / Millionen Tote mahnen.« Heute gibt es hier ein Bündnis »Braunau gegen rechts« und seit 1992 die »Braunauer Zeitgeschichte-Tage«, die sich gründlich mit dem »unerwünschten Erbe« auseinandergesetzt haben.

Ideen gibt eine Menge. Der Innsbrucker Historiker Andreas Maislinger, in Österreich einer der wenigen Spezialisten in Fragen des Gedenkens, hat ein »Haus der Verantwortung« vorgeschlagen: Zivildienstleistende aus Österreich und junge Freiwillige aus EU-Ländern sollen hier zeitweise gemeinsam leben und sich mit der Vergangenheit auseinandersetzen.

Der ÖVP-Bürgermeister Johannes Waidbacher hätte dagegen am liebsten Wohnungen hier, wie er dem »Standard« sagte, wohl mit dem naiven Hintergedanken, die Geschichte des Hauses werde dann irgendwann in Vergessenheit geraten. Als sein Vorschlag in der Weltpresse mit Kopfschütteln aufgenommen wurde, ist er abgetaucht.

Arbeitskreis soll Lösung finden

Der Braunauer SPÖ-Abgeordnete Harry Buchmayr kann sich ein Museum von Biografien aus der Zeit von 1920 bis 1938 vorstellen, »als in Österreich große Armut herrschte und viele darüber zu Nazis wurden«. Er hat nun durchgesetzt, dass es immerhin einen Arbeitskreis gibt: Interessierte Gemeinderäte und einige sattelfeste Historiker sollen sich gemeinsam eine Lösung ausdenken. »Wenn alle sich einig sind«, sagt Buchmayr, »wird sich wohl auch die Eigentümerin einer Lösung nicht verschließen.«

»Als glückliche Bestimmung gilt es mir heute«, so beginnt Hitler sein programmatisches Opus »Mein Kampf«, »dass das Schicksal mir zum Geburtsort gerade Braunau am Inn zuwies.« Nach dem Tod wurde aus dem Glück ein Fluch, und der Arbeitskreis, der am 20. November das erste Mal tagen soll, muss ihn nun bannen.

Wie Österreich und sein abtrünniger Sohn sich zueinander verhalten, ist immer noch nicht ganz klar. In der Schule haben die Älteren noch gelernt, die Nazis seien Deutsche und Österreich das »erste Opfer Hitlers« gewesen. Von den Jüngeren haben viele von ihrem Lehrer gehört, dass die Anzahl der NSDAP-Mitglieder in Österreich nach dem Anschluss noch höher war als im Altreich. Wer die gültige Formel formuliert, ist ebenfalls noch unklar. Frau Pommer macht keine Anstalten dazu.

Info:

Norbert Mappes-Niediek ist seit 1992 Österreich- und Südosteuropa-Korrespondent für deutsche und niederländische Tageszeitungen. Dieser Artikel wurde erstmals am 3. November 2012 im Main-Echo publiziert und wurde uns vom Autor zur Veröffentlichung freigegeben.

Weitere Infos zu Norbert Mappes-Niediek und seiner publizierten Bücher finden Sie hier: http://www.perlentaucher.de/autor/norbert-mappes-niediek.html

Links: Norbert Mappes-Niediek: Entnervt – Debatte um Hitlers Geburtshaus will nicht enden Cathrin Kahlweit: Sein Haus Neue Mieter in Hitlers Geburtshaus, Kurier, 05.12.2011