Evangelische Publizistik Und NS-Diktatur 1933 Bis 1941. Am
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Evangelische Publizistik und NS-Diktatur 1933 bis 1941. Am Beispiel des Hannoverschen Sonntagsblattes, des Stuttgarter Evangelischen Sonntagsblattes und der Jungen Kirche. Von der Gemeinsamen Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften der Universität Hannover zur Erlangung des Grades einer Doktorin der Philosophie (Dr. phil.) genehmigte Dissertation von Beate Albrecht (M.A.), geboren am 16. August 1965, in Ludwigshafen am Rhein. 2002 Referent: Prof. Dr. Joachim Perels Korreferent: Prof. Dr. Herbert Obenaus Tag der Promotion: 11. Dezember 2001 Abstract Die Arbeit „Evangelische Publizistik und NS-Diktatur 1933-1941. Am Bei- spiel des hannoverschen Sonntagsblattes (HSB), des Stuttgarter Evangeli- schen Sonntagsblattes (StESB) und der Jungen Kirche (JK)“ untersuchte mit einer qualitativen Analyse die Inhalte und Richtungsunterschiede dieser Zeitungen in der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus (Koope- ration, Abgrenzung, Opposition erstens zur politischen Diktatur, zweitens im innerkirchlichen Bereich und drittens zu den Juden) vom Beginn der Machtergreifung bis zur zwangsweisen Einstellung der gesamten evangelischen Presse im Juni 1941. Die Zeitungen hatten als „opinion leader“ eine herausragende Bedeutung für die Bewusstseinsbildung ihrer kirchenverbundenen Leserschaft. Das HSB folgt als landeskirchliches Linienblatt durchgängig der Haltung seines Landesbischof August Marahrens: Eine bekenntniskirchliche Bindung lässt sich nicht erkennen, dafür die Preisgabe des kirchlichen Binnenbe- reichs für die Einwirkung des Staates (Stützung der Reichskirchenaus- schussarbeit). Die Innen- und Außenpolitik des Regimes wird durchgängig gutgeheißen. Die Kooperationsbereitschaft im HSB setzt sich aus dem theologisch begründeten Gehorsamserweis gegenüber dem Unrechtsregime und politischer Zustimmung mit Maßnahmen des Hitler-Staates, die auch im StESB und der JK formuliert wird, zusammen. Das StESB beschränkt seine Bindung an die Bekennende Kirche, indem es für eine evangeliumsgebundene bekenntnisorientierte Verkündigung plädiert ohne Distanz zur Nazi-Politik zu formulieren und binnenkirchlichen Eingrif- fen über die Jahre jenseits oppositioneller Predigten nicht begegnet. Die JK als Organ der Bekennenden Kirche ermöglicht offene, plurale kir- chenpolitische Diskurse: Bekenntnistheologisch begründete Distanzen zur staatlichen Kirchenpolitik, sowie Stimmen zu Grenzen der Gehorsamspflicht stehen neben glaubensbegründeten Positionen eines affirmativen Kurses, der die Spaltung der Bekennenden Kirche einschließt. Die Zeitungen zeigen einen konservativen Antisemitismus als Normalität. Die Haltungen zur Sterilisationspraxis im Zuge der „Arisierung“ reichen von Bejahung bis glaubensbegründeter Negation. Drei Schlagworte: Evangelische Publizistik Bekennende Kirche Evangelische Sonntagszeitungen Abstract The thesis called “Protestant publishing and the Nazi dictatorship 1933- 1941. Based on three examples of Protestant journals, The Hanover Sunday Paper (Hannoversches Sonntagsblatt, HSB), the Stuttgart Protestant Sunday Paper (Stuttgarter Evangelisches Sonntagsblatt, StESB) and the Young Church (Junge Kirche, JK)”, examines the contents and political perspectives of these journals during their confrontation with the National Socialist regime (cooperation; delimitation; opposition first, to the Nazi dictatorship, secondly, within the Church and thirdly, to the Jews), starting with the Nazis´ seizure of power and up to the forced cessation of all Protestant publications in June 1941. As opinion leaders the journals were of major importance concerning the shaping of political ideas of their church-loyal readerships. The HSB generally goes along with the views of August Marahrens as the Bishop of the Hanover Protestant Church: A tie to the Confessional Church cannot be found, but instead the relinquishment of church-internal affairs to the influence of the state (supporting the church committee of the Third Reich). The domestic and foreign policies of the regime are generally approved of. The readiness of the HSB to cooperate is based on the theologically caused obedience to the Nazi regime and the political consent to the measures of the Hitler state, which is expressed in the StESB and by the JK as well. The StESB restricts its commitment to the confessional church by acknowledging Gospel-based confession-orientated preaching without expressing any distance from Nazi policies and by tolerating church- internal interventions. The JK as an organ of the Confessional Church makes an open, pluralistic church-political discourse possible: Distances from the state´s church policies because of confessional theology as well as thoughts about the limits of the duty to obey stand next to religion based positions of an affirmative attitude that includes the split of the Confessional Church. The journals present a conservative anti-Semitism as normality. The attitudes to the sterilization practice in the course of “Aryanization” reach from affirmation to religion-based negation. Three catchwords Protestant publishing Confessional Church Protestant Sunday Papers 2 Inhalt I. Einleitung 7 Die Halbmonatszeitschrift „Junge Kirche“, das „Stuttgarter Evangelische Sonntagsblatt“ und das „Hannoversche Sonntagsblatt“ 1933 bis 1941 II. Das Jahr 1933: Das Selbstbestimmungsrecht der Kirche gegen staatliche Führungsansprüche in dem kirchlichen Binnenbereich 17 1. Hitler erlangt die Macht. 18 Die Sonntagsblätter stützen die neue Regierung in vielfältiger Weise 1.1. Aufbruchsstimmung: Hitler gilt als Hoffnungsträger für Volk und Nation 21 1.2. Die Sonntagsblätter begrüßen die Kommunistenverfolgung und betrachten die Verhängung des zivilen Ausnahmezustandes als adäquates Mittel für dieses Ziel 26 1.3. Konzentrationslager als vertretbare Bestrafungs- und Erziehungsform 30 1.4. Die Zerstörung der Länderhoheit und die Zerschlagung der Parteien als legitimes Instrument der politischen Führung 34 1.5. Der Boykott jüdischer Geschäfte, die Bücherverbrennung und erste Ausweisungen von Intellektuellen, Literaten und Politikern 37 1.6. Der Ausschluss von Juden aus dem gesellschaftlichen Leben wird rechtlich sanktioniert. Die Diskussion um den Arierparagraphen des staatlichen Berufsbeamtengesetzes zeigt offenen Antisemitismus in den Sonntagsblättern 45 1.7. Außen- und Wirtschaftspolitik in den Sonntagsblättern 52 1.8. Die Haltung der Sonntagsblätter zur Zwangssterilisation 54 3 2. Kirchenpolitik und die beginnende Bekenntnisdiskussion in der JK und den Sonntagsblättern 57 2.1. Die JK tritt für das Selbstbestimmungsrecht der Kirche ein und versichert der politischen Führung die Treue 57 2.2. Die Wahl von Friedrich v. Bodelschwingh zum Reichsbischof wird vom HSB und der JK favorisiert 60 2.3. Die bekenntniskirchliche Diskussion 63 2.4. Die innerkirchliche Diskussion um den Arierparagraphen im Bereich der Kirche intensiviert sich 67 2.5. Die neue Gestalt der Deutschen Evangelischen Kirche 72 2.6. Zur Situation in der hannoverschen Landeskirche 72 2.7. Zur Situation in der württembergischen ev.-luth. Landeskirche 77 2.8. Die Diskussion um die Reichskirche und den Arierparagraphen auf der Generalsynode der DEK in Wittenberg 79 2.9. Berichte in den Zeitungen über den Berliner Sportpalastskandal trotz Nachrichtensperre 82 2.10. Die Pfarrernotbundaktivitäten in den Zeitungen 85 3. Zusammenfassung 86 III. Das Jahr 1934: Die Bekennende Kirche gründet sich 89 1. Bekenntniskirchliche Positionen in der JK und dem StESB 90 1.1. Staatlichen Eingriffen in kirchliche Gesetze und Organisationen wird widersprochen 95 1.2. Die JK und das StESB stützen die bekenntniskirchliche Notbundargumentation und kritisieren die Loyalitätserklärung der lutherischen Bischöfe gegenüber Hitler und dem Reichsbischof 95 1.3. Der Weg zur Barmer Theologischen Erklärung wird argumentativ in der JK entwickelt 99 1.4. Freie Bekenntnissynoden 100 2. Behinderungen der kritischen Publizistik durch Zensur in der JK und dem StESB und Reaktionen der beiden Zeitungen 101 3. In Ulm gründet sich die Bekennende Kirche 110 4. Die Barmer Theologische Erklärung 113 4.1. Die Barmer Theologische Erklärung in den Sonntagsblättern und der Jungen Kirche 116 4 5. Innenpolitik in den Zeitungen 119 6. Der kirchliche Kampf hat 1934 in den Zeitungen nichts gemein mit einem Kampf gegen das Regime 121 7. Opposition gegen die Entschließungen der 2. Nationalsynode und deren Folgen in der JK und dem StESB 130 8. Die zweite Reichsbekenntnissynode von Dahlem führt auf hoch politisches Terrain 135 8.1. Staatliche Reaktionen auf den kirchlichen Widerstand 138 9. Das StESB zur Situation seiner Landeskirche 140 10. Das StESB spricht gegen die Menschenzüchtung 142 11. Bilanz 143 IV. Das Jahr 1935: Die intakten Landeskirchen kämpfen nicht mehr um den kirchlichen Binnenraum und sind zur Mitarbeit in den Kirchenausschüssen bereit 146 1. Behinderungen der Pressearbeit in den Zeitungen 147 2. Innen- und Außenpolitik in den Sonntagsblättern 150 3. Die Diskussion um den schuldigen Gehorsam des Christenmenschen gegen die Obrigkeit 160 3.1. Kirchenkampf und Akzeptanz der Staatsführung als legitime Obrigkeit in den Zeitungen am Beispiel von Karl Barth 160 3.2. Die intakten lutherischen Landeskirchen reklamieren eine Führungsrolle im Kirchenkampf 163 3.3. Die Diskussion um den Gehorsam des Christen gegen die Obrigkeit 165 3.4. Die Augsburger Bekenntnissynode 167 3.5. Die Diskussion der Kirchenpolitik Kerrls, die u. a. die Phase der Kirchenausschüsse einleitet 172 3.5.1. Der Osnabrücker Kreis widerspricht Marahrens Kirchenpolitik der Annäherung an die nationalsozialistische