Ornithologisches Fachgutachten zur Erweite- rung der Eignungsgebiete Neuengörs und Weede

Erfassung der lokalen Flugaktivität von Groß- und Greifvögeln im Planungsraum (April 2012 – September 2012)

Dr. Bodo Grajetzky Stefan Wolff Janina Spalke Dr. Georg Nehls

Husum, April 2013

Im Auftrag der Gruppe Windprojekt Neuengörs Dorfstr. 13 23813 Neuengörs

BioConsult SH GmbH & Co. KG Brinckmannstr. 31 25813 Husum www.bioconsult-sh.de

Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

INHALTSVERZEICHNIS

1 EINLEITUNG...... 1

1.1 Vorhaben/Anlass und Aufgabenstellung ...... 1

1.2 Untersuchungskonzept...... 1

2 MATERIAL UND METHODEN...... 3

2.1 Planungsraum und Umgebung ...... 3

2.2 Erfassungsmethodik / Untersuchungsumfang...... 4

2.2.1 Erfassung von Groß- und Greifvögeln...... 5

2.2.2 Datenerhebung...... 6

2.3 Zugbestände...... 7

2.4 Rastbestände ...... 7

2.5 Brutbestände ...... 7

3 WIRKUNGEN ...... 8

3.1 Barriere/ Scheuchwirkung ...... 8

3.2 Kollisionsrisiko...... 9

4 BESTANDSBESCHREIBUNG UND -BEWERTUNG...... 11

4.1 Groß- und Greifvögel ...... 11

4.1.1 Brutstandorte...... 11

4.1.2 Potenzieller Beeinträchtigungsbereich der Brutplätze...... 12

4.1.3 Prüfbereich für Nahrungsgebiete und Flugkorridore ...... 13

4.1.4 Lokale Flugaktivität und Prüfbereich für Nahrungsgebiete / Flugkorridore...... 13

4.1.5 Schwarzstorch (Ciconia nigra)...... 14

4.1.6 Weißstorch (Ciconia ciconia) ...... 15

4.1.7 Seeadler (Haliaeetus albicilla)...... 16

4.1.8 Schwarzmilan (Milvus migrans) ...... 18

i Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

4.1.9 Rotmilan (Milvus milvus)...... 19

4.1.10 Wespenbussard (Pernis apivorus)...... 22

4.1.11 Kornweihe (Circus cyaneus) ...... 23

4.1.12 Rohrweihe (Circus aeruginosus)...... 23

4.1.13 Wiesenweihe (Circus pygargus)...... 25

4.1.14 Weitere Greifvogelarten ...... 28

4.2 Brutvögel der Knicklandschaft – Kleinvögel -(Potenzialabschätzung) ...... 29

4.2.1 Artenspektrum und Brutbestände...... 29

4.2.2 Streng geschützte Arten...... 30

4.3 Tagvogelzug (Potenzialabschätzung) ...... 30

4.4 Rastvögel (Potenzialabschätzung)...... 31

5 EMPFINDLICHKEIT...... 32

5.1 Groß- und Greifvögel ...... 32

5.1.1 Schwarzstorch (Ciconia nigra)...... 32

5.1.2 Weißstorch (Ciconia ciconia)...... 33

5.1.3 Seeadler (Haliaeetus albicilla)...... 33

5.1.4 Schwarzmilan (Milvus migrans) ...... 34

5.1.5 Rotmilan (Milvus milvus)...... 34

5.1.6 Wespenbussard (Pernis apivorus)...... 35

5.1.7 Kornweihe (Circus cyaneus) ...... 36

5.1.8 Rohrweihe (Circus aeruginosus)...... 36

5.1.9 Wiesenweihe (Circus pygargus)...... 37

5.1.10 Weitere Arten ...... 37

5.2 Brutvögel...... 38

5.3 Tagvogelzug...... 39

5.4 Rastvögel...... 39

ii Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

6 AUSWIRKUNGSPROGNOSE ...... 41

6.1 Groß- und Greifvögel ...... 41

6.1.1 Schwarzstorch (Ciconia nigra)...... 41

6.1.2 Weißstorch (Ciconia ciconia) ...... 41

6.1.3 Seeadler (Haliaeetus albicilla)...... 41

6.1.4 Schwarzmilan (Milvus migrans) ...... 42

6.1.5 Rotmilan (Milvus milvus)...... 42

6.1.6 Wespenbussard (Pernis apivorus)...... 43

6.1.7 Kornweihe (Circus cyaneus)...... 43

6.1.8 Rohrweihe (Circus aeruginosus) ...... 43

6.1.9 Wiesenweihe (Circus pygargus)...... 44

6.1.10 Zusammenfassung Groß- und Greifvögel ...... 44

6.2 Brutvögel...... 44

6.3 Tagvogelzug ...... 45

6.4 Rastvögel...... 45

7 LITERATUR...... 46

iii

Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

1 EINLEITUNG

1.1 Vorhaben/Anlass und Aufgabenstellung

Im Bereich der bestehenden Eignungsgebiete für Windenergie Neuengörs (Nr. 313 Neuengörs, Nr. 184 Weede, nach Regionalplan-Fortschreibung vom April 2012) ist eine Gebietserweiterung beantragt worden mit dem Ziel, auf diesen Flächen weitere WEA zu errichten. Die beantragten Erweiterungsflächen wurden im Rahmen der Teilfortschreibung zum zweiten Anhörungsverfah- ren vom 06.11.2012 im Regionalplan vollständig, aber mit Vorbehalten berücksichtigt. Die Teil- fläche im Westen (Nr. 184, Weede) wurde mit einem artenschutzrechtlichen Vorbehalt belegt („potenzieller Beeinträchtigungsbereich eines Weißstorchbrutplatzes“), der im Rahmen eines avifaunistischen Fachgutachtens sowie eines Artenschutzberichts zu der geplanten Errichtung von WEA zu prüfen und zu bewerten ist.

Eine Planung zur Anlagenkonfiguration von WEA lag bei Fertigstellung dieses Fachgutachtens noch nicht vor. Das vorliegende Fachgutachten zur Avifauna umfasst die Bestandsbeschreibung und Bewertung der bestehenden und der vorbehaltlich genehmigten Erweiterungsflächen hin- sichtlich ihrer Funktion als Vogelhabitat sowie der voraussichtlich zu erwartenden Auswirkungen durch Windenergieplanungen.

BioConsult SH GmbH & Co. KG wurde im März 2012 beauftragt, die für ein Fachgutachten Vögel relevanten Daten zu erheben, auszuwerten und zu beschreiben und im Hinblick auf mögliche Konflikte mit der Errichtung und dem Umbau von Windkraftanlagen zu bewerten.

1.2 Untersuchungskonzept

Das Konzept zur Untersuchung von Vögeln folgt den Vorgaben des LLUR und orientiert sich an dem mit der UNB abgestimmten Untersuchungsrahmen für Windkraftvorhaben in die- ser Region. Dabei wurden die im Folgenden aufgeführten naturschutzfachlichen Anforderungen berücksichtigt.

Der Planungsraum befindet sich außerhalb bedeutsamer Bereiche für den Vogelzug. Aufgrund dieser Lage sind keine eigenen Erfassungen des Land- und Wasservogelzugs erforderlich (LANU 2008), die Bewertung erfolgt auf der Basis von Literaturdaten.

Die Gebiete befinden sich nicht im Bereich landesweit bedeutsamer Rastgebiete. Eine Erfassung der Rastbestände ist auch aufgrund der Landschafts- und Nutzungsstruktur der Gebiete (intensiv genutzte Agrarlandschaft mit Knicknetz) nicht erforderlich.

Im Umgebungsraum des Planungsraums ist mit Brutansiedlungen der nach Anh. I EG VSchRL ge- schützten und nach BNatSchG streng geschützten Vogelarten zu rechnen. Dazu zählen Seeadler, Rotmilan, Rohrweihe, Uhu, Schwarzstorch und Kranich (LANU 2008). Die Brutplätze dieser Arten sind aufgrund der landesweiten Monitoring-Programme weitgehend bekannt, die Neststandorte werden jedoch nach dem Empfehlungen des LLUR (LANU 2008) in einem Radius von ca. 3 km um den Planungsraum nachkartiert, um die artbezogenen Abstandskriterien zu überprüfen und die

1 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

erfassten Flugaktivitäten dieser Arten innerhalb der Gebiete zu bewerten. Zur Bewertung des Kollisionsrisikos dieser Arten werden innerhalb des Planungsraums standardisierte Erfassungen von Flugbewegungen an 20 Tagen durchgeführt (LANU 2008).

Der Planungsraum befindet sich nicht innerhalb bzw. in der Umgebung von bedeutsamen Brut- gebieten für Wiesenvögel (LANU 2008). Der Landschaftsraum ist durch sein ausgedünntes Knick- netz und die relativ großen und intensiv genutzten Ackerschläge gekennzeichnet. Die Brutvogel- fauna dieses in Schleswig-Holstein weit verbreiteten Lebensraumtyps ist mit der vorliegenden umfangreichen Datengrundlage und entsprechender Literatur relativ sicher prognostizierbar (z. B. FLADE 1994, BERNDT et al. 2003). Dabei sind potenzielle Vorkommen von besonders bzw. streng geschützten Brutvogelarten in Einzelfällen möglich (z. B. Rebhuhn, Neuntöter). Eine zu- sätzliche Brutvogelkartierung brächte jedoch keinen Erkenntnisgewinn, da von den vorkommen- den Arten keine Meidungsreaktionen gegenüber WEA bekannt sind und das Kollisionsrisiko durch die Erfassung der Flugaktivität der Brutvögel erfasst wird (s. o.). Die Bewertung des Brut- vogelbestands (außer der nach Anh. I EG VSchRL sowie BNatSchG geschützten Vogelarten; s. o.) erfolgt auf der Basis von Literaturdaten.

2 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

2 MATERIAL UND METHODEN

Das Untersuchungsprogramm orientierte sich an den „Empfehlungen zur Berücksichtigung tier- ökologischer Belange bei Windkraftplanungen in Schleswig-Holstein“ (LANU 2008) und umfasste die in Kap. 2.2 beschriebenen Erfassungen.

2.1 Planungsraum und Umgebung

Das Untersuchungsgebiet liegt im Kreis Segeberg im Naturraum „Östliches Hügelland“. Es um- fasst das Eignungsgebiet für Windkraftnutzung nordöstlich von Neuengörs (s. Abb. 4-1). Für die Suche nach Neststandorten von Groß-und Greifvögeln wurde der Raum um eine 3 km breite Puf- ferzone ausgeweitet.

Die im Eignungsgebiet liegenden Flächen werden vorwiegend landwirtschaftlich genutzt. In der Hauptsache werden Wintergetreide, Raps und Mais angebaut. Im nördlichen Bereich fließt teil- weise die Steinbek durch den Planungsraum. Zwischen Steinbek und der Autobahn A20 liegen Ausgleichsflächen, die nicht landwirtschaftlich genutzt werden. Klassisches Grünland kommt nicht vor. Innerhalb des Eignungsgebiets bestehen bereits 6 WEA.

Abb.2-1 Umriss des Planungsgebiets nordöstlich von Neuengörs mit Positionen der bestehenden Windenergieanlagen.

3 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

Abb. 2-2 Blick nach Westen innerhalb des Planungsraums in Richtung Beobachtungspunkt am Weg auf Höhe der WEA.

Abb.2-3 Blick vom Beobachtungspunkt nach Osten, im Hintergrund das FFH-Waldgebiet mit Brut- standorten von Wespenbussard, Rotmilan und Mäusebussard.

2.2 Erfassungsmethodik / Untersuchungsumfang

Das Untersuchungsprogramm erfolgte in Anlehnung an die Empfehlungen zur Berücksichtigung tierökologischer Belange bei Windkraftplanungen in Schleswig-Holstein (LANU2008). Dabei wur- den die Untersuchungszeiträume und der Aufwand an das gebietsspezifische Artenspektrum

4 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

bzw. deren Phänologie und Erfassbarkeit angepasst. Die folgenden Arbeiten wurden durchge- führt:

 Kartierung der Neststandorte von Groß- und Greifvögeln in einem Radius von ca. 3 km um die Eignungsgebiete (am 26.04.2012)

 Erfassung der lokalen Flugaktivität von Groß- und Greifvögel an insgesamt 20 Beobachtungsblöcken mit einer gesamten Beobachtungszeit von 98 Stunden (in der Re- gel je fünf Stunden pro Beobachtungsblock), die im Zeitraum 11.04.2012 bis 03.10.2012 stattgefunden haben.  Potenzialabschätzung der Zug-, Rast- und Brutvögel im Planungsraum anhand von vorhan- denen Daten und Literaturrecherche.

2.2.1 Erfassung von Groß- und Greifvögeln

Brutstandorte

Im zeitigen Frühjahr, bevor die Belaubung der Bäume eingesetzt hat, ist es durch Begehung von Waldstücken und Knicks möglich, die in den Bäumen befindlichen Nester von Groß- und Greifvö- geln gut zu entdecken. Neben der optischen Suche ist oftmals das Verhalten der Revierpaare beim Auffinden der Neststandorte hilfreich. So sind Warnrufe bei Annäherung an den Horst oder auffälliges Kreisen über dem Beobachter Indizien, die Kontrollen im Umkreis zu verstärken. Be- sonders bei bodennah brütenden Greifen, wie den Weihenarten, ist das Verhalten der Altvögel besonders wichtig, da die Nester gut in der Vegetation verborgen und von weitem nicht einseh- bar sind, wie es bei Baumnester leichter der Fall ist. Das Zuordnen einer Art zu einem Nest kann am sichersten durch die direkte Sichtung von Vögeln bei Verlassen oder Anfliegen des Nests be- stimmt werden, aber auch die Bauart des Nests und das Vorhandensein oder Fehlen von weite- ren Spuren wie Kotspritzer können bei der Bestimmung helfen (MEBS & SCHMIDT 2006).

Die Kontrollgänge wurden am 26.04.2012 durchgeführt. Am 22.07.2012 wurde außerdem eine gezielte Suche nach dem Brutstandort eines Wiesenweihenpaares erfolgreich durchgeführt.

Lokale Flugaktivität

Die Beobachtungen erfolgten von einem festgelegten Beobachtungspunkt aus, der einen mög- lichst freien und weiten Überblick über das Gesamtgebiet ermöglichte sowie ein unbeeinflusstes Verhalten der Vögel gewährleisten konnte (violetter Kreis in Abb. 2-4). Die Flugbewegungen und Flugrouten der Vögel wurden kartografisch protokolliert und bewertungsrelevante Daten zum Verhalten aufgezeichnet. Es wurden folgende Daten aufgenommen:

 Flugverhalten (Streckenflug, Kreisflug, Jagdflug, Beuteübergabe, Fütterung)  Uhrzeit  Identität des Vogels (Geschlecht und Alter wenn erkennbar, Zugehörigkeit zum Nest, Art)  Aktivität (fliegend, sitzend, landend)  Flugrichtung

5 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

 Flughöhe  Flugroute (auf präparierter Karte 1: 10.000 eingezeichnet)  evtl. Ausweich-, Meidungsverhalten

Abb. 2-4 Beobachtungsstandort (violett) im Planungsgebiet Neuengörs zur Erfassung der lokalen Flugaktivitäten von Groß- und Greifvögeln.

2.2.2 Datenerhebung

An insgesamt 20 Terminen zwischen dem 11.04.2012 und dem 03.10.2012 wurde in der Regel über 5 Stunden die Flugaktivität von Groß- und Greifvögeln erfasst (s. Tab. 2-1). An 4 Terminen im Frühjahr sowie 5 Terminen im Herbst wurden zusätzlich auftretende lokale Zugaktivitäten mit erfasst. Der Gesamt-Untersuchungsaufwand betrug 98 Stunden.

Tab. 2-1 Termine und Erfassungsaufwand zur Flugaktivität von Groß- und Greifvögeln im Zeitraum von April bis September 2012. Grau unterlegt sind die Erfassungstermine, an denen zusätz- lich lokale Zugaktivitäten erfasst worden sind.

Termine Stunden Termine Stunden 11.04. 3 31.07. 5 24.04. 5 04.08. 5 10.05. 5 13.08. 5 16.05. 5 22.08. 5 25.05. 5 30.08. 5 03.06. 5 04.09. 5 14.06. 5 12.09. 5

6 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

Termine Stunden Termine Stunden 27.06. 5 19.09. 5 04.07. 5 27.09. 5 22.07. 5 03.10. 5 Summe 98

2.3 Zugbestände

Die Zugbestände im Planungsraum wurden – sofern diese innerhalb der Zugperioden lagen - im Rahmen der Erfassung der lokalen Flugaktivität der Groß- und Greifvögel von einem stationären Erfassungsstandort mit erfasst. Die Untersuchungsmethodik entspricht den gängigen Standards nach LANU (2008) und Koop (2012), wobei der Untersuchungsaufwand gegenüber den Erfassun- gen innerhalb des Prüfbereiches für Gebiete mit besonderer Bedeutung für den Vogelzug deut- lich geringer ausfiel. Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung wurden 4 Erfassungstermine im Frühjahr sowie 5 Erfassungstage im Herbst für die Erfassung des Vogelzuges herangezogen (s. Tab. 2-1). Diese Daten wurden unter Einbeziehung von verfügbaren Literaturdaten zum Vogelzug in Schleswig-Holstein (KOOP 2002, 2010, 2012, Meldungen des OAG-SHnet) dargestellt und be- wertet.

2.4 Rastbestände

Der Planungsraum befindet sich außerhalb von landesweit bedeutsamen Rastgebieten (LANU2008). Es wurden daher keine Erfassungen von Rastvögeln durchgeführt. Die Darstellung und Bewertung dieser Gruppe erfolgte, wie bei der Gruppe der Zugbestände, anhand einer Po- tenzialabschätzung, die aus der Lage und Landschaftsstruktur des Gebiets sowie verfügbarer Li- teratur zur regionalen Verbreitung von Vogelarten abgeleitet und bewertet wurden.

2.5 Brutbestände

Der Planungsraum befindet sich außerhalb von landesweit bedeutsamen Brutvogelgebieten (LANU 2008). Es wurden daher außer der Groß- und Greifvögel (s. Kap. 2.2.1) keine Erfassungen der Brutbestände durchgeführt. Die Darstellung und Bewertung der potenziell vorkommenden Brutvogelbestände erfolgte durch den Vergleich des Artenspektrums, der artspezifischen Sied- lungsdichten sowie des Vorkommens von gefährdeten bzw. geschützten Arten mit verfügbaren Literaturdaten für Schleswig-Holstein. Die grundlegenden Vergleichsdaten wurden dem Brutvo- gelatlas Schleswig-Holstein (BERNDT et al. 2003), den Brutvogelgemeinschaften Mittel- und Nord- deutschlands (FLADE 1994) sowie den Bestandsangaben der aktuellen Roten Liste Schleswig- Holsteins (MLUR 2010) entnommen.

7 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

3 WIRKUNGEN

Im folgenden Kapitel werden kurz die grundsätzlichen Wirkungen beschrieben, die durch das Vorhaben auf Vögel entstehen. Vögel können zum einen mit WEA kollidieren, zum anderen kann durch die WEA jedoch auch eine Barrierewirkung auftreten, bzw. können WEA auch eine Scheuchwirkung auf Vögel haben, die zu Meidungsreaktionen führen. Auf dieser Grundlage wer- den die Empfindlichkeiten und die zu erwartenden Auswirkungen auf die vorkommenden Arten bewertet.

3.1 Barriere/ Scheuchwirkung

Vögel reagieren auf vertikale Strukturen (einzelne WEA) oder Strukturkomplexe (Windpark) durch horizontales oder vertikales Ausweichen, was eine Barriere- oder Scheuchwirkung dar- stellt. Im vorliegenden Gutachten werden Barriere- und Scheuchwirkung zusammen erörtert, weil die Wirkung betrachtet wird, welche unabhängig von der Ursache ist.

Barrieren wie z. B. die Lage mehrere Windparks zueinander können zu Zerschneidungseffekten bzw. Habitatfragmentierung führen.

Die Empfindlichkeit gegenüber einer Barriere- oder Scheuchwirkung hängt von der Vogelart ab. Darüber hinaus ist der Status im Jahreszyklus entscheidend; Brutvögel zeigen ein anderes Mei- dungsverhalten als Rastvögel; innerhalb einer Art ist bekannt, dass ziehende Individuen Meidung zeigen, während rastende Individuen eine geringe Meidung zeigen. Umweltfaktoren wie Wetter und Sicht beeinflussen die Barriere-/Scheuchwirkung. Barrieren können vollständig sein, vor al- lem im Fall von großflächigen Vorhaben, die – abhängig von der umgebenden Landschaftsstruk- tur – eine Riegelwirkung entfalten können, haben in der Regel aber nur eine lokale Wirkung. Im Fall einer Barriere-/Scheuchwirkung können zusätzliche Flugwege und Ausweichbewegungen zu zusätzlichem Energieverbrauch führen.

Eine Barriere-/Scheuchwirkung ist hoch, wenn eine Art die Nähe zur WEA stark meidet bzw. sich nicht/nie in einem Windpark aufhält oder diesen durchfliegt. Dieses gilt für tagaktive Arten mit bekannter Meidung und niedrigen Flughöhen.

Eine Barriere-/Scheuchwirkung ist mittel, wenn für eine Art eine Meidung bekannt ist, diese aber auch von anderen Faktoren bestimmt wird. So bestimmt in der Regel Habitat und Nah- rungsverfügbarkeit die Aufenthaltsorte von Goldregenpfeifern, Gänsen oder anderen Rastvö- geln; wenn Windparks keine dieser Ressourcen zur Verfügung stellen, werden sie eher gemie- den, als wenn sie durch diese Ressourcen für die betreffenden Arten attraktiv werden.

Eine Barriere-/Scheuchwirkung ist gering, wenn eine Art keine Meidung zeigt; dies gilt für die meisten Arten, darüber hinaus für die Nachtzieher.

Eine hohe Barriere-/Scheuchwirkung legt in der Regel ein geringes Kollisionsrisiko nahe; diese Schlussfolgerung gilt aber nicht uneingeschränkt, weil eine Barrierewirkung z. B. bei schlechter Sicht nicht zutreffen kann.

8 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

3.2 Kollisionsrisiko

Vögel kollidieren mit unterschiedlichen beweglichen und auch unbeweglichen Strukturen. Schät- zungen der Anzahl von Kollision mit z. B. Gebäuden, Funkmessmasten oder Windenergieanlagen sind zum Teil bekannt, beinhalten aber eine große Ungenauigkeit (e.g. ERICKSON et al. 2005, MANVILLE 2005). Untersuchungen zum Kollisionsrisiko an landbasierten WEA liegen vor (GRÜNKORN et al. 2005), aber die Ermittlung und auch Schätzung / Modellierung von Kollisions- zahlen oder Kollisionsrisiken unterliegt ebenfalls Ungenauigkeiten und können nur eingeschränkt validiert werden (e. g. BAND et al. 2007, BELLEBAUM et al. 2010, MAY &BEVANGER 2011).

Faktoren, welche das Kollisionsrisiko beeinflussen, werden drei Kategorien zugeordnet: der be- treffenden Vogelart, der Umwelt und dem Standort bzw. der Konfiguration der Strukturen, hier WEA (JENKINS et al. 2010).

Die artspezifischen Faktoren beinhalten Habitatnutzung, Flugverhalten, Alter, Körpergröße, und Truppgrößen. Schwere große Arten sowie Arten, welche gerne Thermik nutzen, haben ein relativ hohes Kollisionsrisiko; auch Arten, welche in großen Schwärmen fliegen, laufen Gefahr, Hinder- nisse nicht wahrzunehmen. Innerhalb einer Art ist das Risiko auch vom Verhalten der Vögel ab- hängig; so sind Greifvögel in Nestnähe (Balz, Futterübergabe) generell einem größeren Kollisi- onsrisiko aufgrund größerer Flughöhen ausgesetzt, als z. B. während der Flüge zu anderen Gebieten oder während der Nahrungssuche (z. B. GRAJETZKY &NEHLS 2012 [Weihen], DREWITT & LANGSTON 2008, BARRIOS &RODRIGUEZ 2004, DE LUCAS et al. 2008.

Umweltfaktoren wie z. B. Wetter oder auch Sicht (Tag, nachts), Anlockung durch Beleuchtung und andere können das Kollisionsrisiko beeinflussen (z. B. AUMÜLLER et al. 2011, MAY &BEVANGER 2011).

Der Standort beeinflusst das Kollisionsrisiko; so ist bekannt, dass WEA auf Anhöhen ein Kollisi- onsrisiko für thermik-nutzende Arten darstellen (BARRIOS &RODRIGUEZ 2004, DE LUCAS et al. 2008). Rastgebiete, die von hohen Anzahlen von Vögeln, häufig Wasservögeln, genutzt werden, führen zu einem größeren Kollisionsrisiko als z. B. Landschaften mit geringen Anzahlen rastender Vögel; gleichermaßen besitzen Gebiete mit bekannt hohen Zahlen an ziehenden Wasservögeln ein er- höhtes Kollisionsrisiko.

Eine Einschätzung der Empfindlichkeit bzgl. des Kollisionsrisikos berücksichtigt bekannte Kollisi- onszahlen und spezifische Eigenschaften der Vogelarten. Arten, welche eine geringe Scheu bzw. kein Vermeidungsverhalten bzgl. Windkraftanlagen zeigen, haben häufig eine hohe Empfindlich- keit bzgl. des Kollisionsrisikos.

Die Empfindlichkeit ist hoch, wenn angenommen wird, dass Arten regelmäßig mit WEA kollidie- ren, wenn auch in geringen Zahlen; das gilt für Greifvögel in nahem Umkreis des Neststandorts und für Rastvögel in ihren regelmäßigen Rastgebieten.

Die Empfindlichkeit ist mittel, wenn angenommen wird, dass Arten keine Meidung von Wind- parks zeigen und ihre Flugaktivität regelmäßig in Höhe der Rotoren im Vorhabensgebiet stattfin- det.

9 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

Die Empfindlichkeit ist gering für tagaktive Arten, welche eine starke Meidung von Windparks zeigen (Scheuchwirkung, Barriere), und für nachtaktive Arten (Zugvögel), welche Breitfronten- zieher sind und somit bevorzugt in Höhen oberhalb der WEA ziehen.

10 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

4 BESTANDSBESCHREIBUNG UND -BEWERTUNG

4.1 Groß- und Greifvögel

4.1.1 Brutstandorte

Am 26.04.2012 wurden die relevanten Strukturen um und im Eignungsgebiet nach Nestern von Groß- und Greifvögeln abgesucht. Dabei wurden Nester bzw. Reviere von Kranich, Weißstorch, Rotmilan, Mäusebussard, Habicht, Rohrweihe, Uhu und Kolkrabe registriert. Ende Juli wurde zu- sätzlich durch gezielte Nachsuche ein Brutstandort der Wiesenweihe gefunden. Für den Wes- penbussard kann aufgrund des Flugverhaltens ein begründeter Verdacht für Brutaktivitäten fest- gestellt werden. Die Art wurde beutetragend beobachtet und hielt sich auffallend oft in für sie typischen Habitaten der Landschaft auf (Waldfläche östlich des Eignungsgebietes).

Von den erfassten Brutvogelarten wurden bei späteren Beobachtungsintervallen nur Rotmilan, Wespenbussard, Wiesenweihe, Rohrweihe, Mäusebussard und Kolkrabe registriert. Die übrigen Arten sind entweder nachtaktiv (Uhu) oder haben ihren Aktionsraum außerhalb des Eignungsge- biets.

Für den Kranich sind vermutlich zwei Revierpaare zu werten, da in der Nähe des verlassenen Standorts eine Familie gesichtet wurde. Zur Zeit des Kontrollgangs war bei den Kranichen der Brutverlauf schon weit fortgeschritten. Verlassene Nester sind allerdings aufgrund ihrer Beschaf- fenheit nur innerhalb derselben Saison als Brutstandorte erkennbar und sind daher ebenfalls als Brutnachweis zu werten (z. B. SÜDBECK et al. 2005).

11 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

Abb. 4-1 Ergebnisse der Neststandortsuche im Umkreis von 3 km um das Planungsgebiet.

4.1.2 Potenzieller Beeinträchtigungsbereich der Brutplätze

Im direkten Planungsraum/Windeignungsgebiet kommen keine Bruten von Groß- oder Greifvö- geln vor. Die Empfehlungen des LLUR bezüglich einer Abstandsregelung sind je nach Art unter- schiedlich (LANU 2008).

Für Mäuse- und Wespenbussard, Rohrweihe, Wiesenweihe und Habichtliegen keine Abstands- empfehlungen für Windparks bzw. WEA vor. Für Weißstorch, Rotmilan, Uhu und Kranich gilt je- weils ein Beeinträchtigungsbereich von 1 km um den Neststandort. Für Seeadler sowie Schwarz- storch wurde eine Beeinträchtigungszone von jeweils 3 km festgelegt. Beide Arten brüten jedoch in deutlich größeren Abständen zum Eignungsgebiet.

Die Minimal-Abstände der Nester der Arten mit Beeinträchtigungszonen zur Eignungsgebiets- grenze betragen nach dem aktuellen Untersuchungsstand:

 Seeadler: 6,2 km

• Rotmilan: 2,1 km

• Uhu: 2,4 km

 Weißstorch: 0,9 km

 Kranich: 2,2 km

12 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

Mit Ausnahme des Weißstorches liegt das Eignungsgebiet außerhalb der potenziellen Beein- trächtigungsbereiche um die Brutstandorte der genannten Arten. Das Weißstorchnest in Stein- bek liegt in einer Entfernung von etwa 900 m zur nordöstlichen Grenze des Windeignungsgebiets (Abb. 4-1). Hier besteht eine potenzielle Beeinträchtigung nach den Empfehlungen des LLUR (LANU 2008), die anhand der Erfassungen der Flugaktivität zu prüfen ist (s. Kap. 4.1.4).

4.1.3 Prüfbereich für Nahrungsgebiete und Flugkorridore

Viele Arten (z. B. Seeadler, Rotmilan, Schwarzstorch usw.) besitzen teilweise sehr große Aktions- räume; wichtige Nahrungsgebiete können auch mehrere Kilometer vom Brutplatz entfernt lie- gen. Beim Seeadler sind z. B. Flugstrecken zu Nahrungshabitaten von mehr als 10 km ermittelt worden, die Kernzonen der Aktivität dieser Art liegen innerhalb von 5 bis 6 km (STRUWE-JUHL 1996, BIOCONSULT SH 2012a). Aufgrund der vorliegenden Erkenntnisse zur Aktionsraumgröße der besonders zu berücksichtigenden Arten sind durch das LLUR Prüfbereiche festgelegt worden, in- nerhalb derer die mögliche Funktion von Windeignungsflächen als mögliches Nahrungshabitat und/oder als Flugkorridor zu untersuchen und zu bewerten ist.

Das Eignungsgebiet liegt innerhalb der potenziellen Aktionsradien von Neststandorten des Rot- milans (6 km nach LANU 2008), des Uhus (4 km) und des Weißstorches (4 km; s. Kap. 4.1.1). Der nächste Seeadlerhorst befindet sich mit 6,2 km Entfernung, außerhalb des Prüfbereiches, eine Bewertung des Eignungsgebietes erfolgte aber dennoch anhand der ermittelten Flugaktivität im Gebiet (Kap. 4.1.7). Für die Arten Kranich und Rohrweihe existieren keine Prüfbereiche für Nah- rungsgebiete (LANU 2008). Die Bedeutung des Eignungsgebietes als Nahrungsgebiet und als Flugkorridor wird anhand der Erfassungen der Flugaktivität untersucht und bewertet (s. Kap. 4.1.4).

4.1.4 Lokale Flugaktivität und Prüfbereich für Nahrungsgebiete / Flugkorridore

Insgesamt konnten im Planungsraum Neuengörs 13 verschiedene Groß- und Greifvögel erfasst werden. Der Mäusebussard wies mit 71 Flugsequenzen die meisten Registrierungen auf und war damit der Greifvogel mit der deutlichsten Präsenz von 39,6 %. Als weitere dominierende Greif- vogelart zeigte sich die Rohrweihe mit 50 Flugsequenzen und einer Präsenz von 18,7 %. Der Rotmilan folgt als dritthäufigste Art mit 47 Flugsequenzen und einem Anteil an der Gesamtzahl von 17,5 %. Auf den Turmfalken entfielen 8,2 % der Sichtungen, auf die die Wiesenweihe 4,5 %, den Wespenbussard 3,4 %, den Seeadler 3,0 % und auf die Kornweihe 2,2 %. Alle anderen Groß- und Greifvögel hatten einen Anteil von weniger als 2 % (s. Tab. 4-1). In den folgenden Kapiteln (Kap. 4.1.5ff) werden die nach den Vorgaben des LLUR (LANU 2008) hinsichtlich Windenergie- planungen besonders zu berücksichtigenden Arten behandelt.^

13 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

Tab. 4-1 Erfasste Greifvogelarten mit Anzahl der aufgenommenen Flugsequenzen und prozentualer Verteilung sowie Angabe der Stetigkeit.

Anzahl Anwesenheitsta- Aufenthaltsdauer Art Flugsequenz [n] Anteil [%] ge [min] Mäusebussard 106 39,6 15 546 Rohrweihe 50 18,7 16 238 Rotmilan 47 17,5 9 153 Turmfalke 22 8,2 7 48 Wiesenweihe 12 4,5 6 55 Wespenbussard 9 3,4 7 16 Seeadler 8 3,0 6 21 Kornweihe 6 2,2 2 13 Sperber 3 1,1 2 3 Schwarzmilan 3 1,1 2 7 Graureiher 2 0,8 1 2 Weißstorch 1 0,4 1 2 Schwarzstorch 1 0,4 1 7 268 100 % 966

4.1.5 Schwarzstorch (Ciconia nigra)

Der Schwarzstorch gehört zu den sehr seltenen Brutvögeln in Schleswig-Holstein. Er ist beson- ders anspruchsvoll bei der Auswahl seines Lebensraums und benötigt störungsfreie feuchte Laubaltholzbestände. Aufgrund seiner geringen Bestandsgröße von 5 bis 8 Paaren im Zeitraum 2006 bis 2011 wird der Schwarzstorch in der Roten Liste Schleswig-Holsteins als vom Aussterben bedroht eingestuft (MLUR 2010).

Flugaktivität im Planungsraum

Die einzige Beobachtung eines immaturen Schwarzstorchs erfolgte am 22.07. Ob es sich um ei- nen diesjährigen oder vorjährigen Jungvogel handelte, war nicht zweifelsfrei festzustellen. Der Vogel kreiste zunächst im Sichtbereich bei etwa 100 m Höhe, um aufzusteigen und zog dann zielgerichteter nach Südwesten ab, wobei die Flughöhe 200 m betrug. Der nächste bekannte Brutstandort befindet sich in einer Entfernung von 20 km und liegt damit außerhalb des potenzi- ellen nestgebundenen Aktionsraumes.

14 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

Abb. 4-2 Flugaktivitätskarte des Schwarzstorchs im Untersuchungszeitraum April bis September 2012. Die Sichtung eines Exemplars erfolgte am 22.07.2012.

Bewertung

Da sich keine bekannten Brutvorkommen in der Nähe des Eignungsgebiets befinden und ledig- lich ein Überflug eines nicht adulten Schwarzstorchs beobachtet wurde, wird die Bedeutung des Eignungsgebiets als Nahrungsgebiet als auch als Flugkorridor für den Schwarzstorch jeweils als gering eingestuft.

4.1.6 Weißstorch (Ciconia ciconia)

Weißstörche sind nach der aktuellen Roten Liste in Schleswig-Holstein stark gefährdet. Der Brut- bestand wird für 2009 mit 204 Brutpaaren angegeben (MLUR 2010). Sie bevorzugen eine struk- turreiche Landschaft mit einem hohen Anteil an Feuchtgrünland und Gewässern. Der Weißstorch nistet in Schleswig-Holstein überwiegend auf Nisthilfen an Gebäuden oder präparierten Masten. Der Niststandort wird so gewählt, dass sich die Hauptnahrungsgebiete in einem Umkreis von drei bis maximal fünf Kilometer erreichbar sind. Die nächsten aktuellen Neststandorte befinden sich in etwa 1,5 km Entfernung in Steinbek und in 3 km Entfernung in vom Zentrum des Planungsraums entfernt, der damit im potentiellen Aktionsbereich beider Brutpaare liegt.

Flugaktivität im Planungsraum

Im Eignungsgebiet konnten zu keinem Termin Weißstörche fliegend gesichtet werden. Die einzi- ge Beobachtung dieser Art erfolgte bei der Anfahrt zum Beobachtungspunkt am 13.08.2012. Eine

15 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

Familie von vier Störchen (2 Altvögel, 2 Jungvögel) wurde an diesem Tag bei der Nahrungssuche auf einem Acker beobachtet. Diese Beobachtung wurde dennoch als eine Flugbewegung in die Statistik mit aufgenommen.

Die im Bereich des Planungsraums liegenden Flächen haben offenbar keine attraktive Wirkung auf Weißstörche. Es fehlen geeignete Feuchtgrünlandbereiche oder Gewässer in der vom Acker- bau dominierten Landschaft. Zur Nahrungssuche kommen sowohl Grünlandflächen östlich von Geschendorf und nördlich der A20 zwischen Steinbek und Geschendorf sowie Ausgleichsflächen an der A20 und die Steinbeck als Fließgewässer in Frage. Das passt auch zur Lage der Nester in den nord- bzw. nordöstlich des Eignungsgebiets liegenden Dörfern Geschendorf und Steinbek.

Bewertung

Einer der beiden, in der Umgebung des Eignungsgebiets festgestellten Brutplätze des Weiß- storchs, liegt zur nordöstlichen Grenze des Eignungsgebiets nur 900 m entfernt und damit im po- tenziellen Beeinträchtigungsbereich dieser Art (LANU 2008). Dennoch konnten bei den Beobach- tungen im Eignungsgebiet nur einmal Weißstörche bei der Nahrungssuche erfasst werden. Durch das aktuelle Nutzungsregime auf den überwiegenden Ackerflächen ist die Habitatqualität deut- lich eingeschränkt, so dass regelmäßige Einflüge und Nutzungen durch den Weißstorch nicht zu erwarten sind. Das Vorhabensgebiet befindet sich demnach nicht im Beeinträchtigungsbereich dieses Brutpaares (s. artenschutzrechtlicher Vorbehalt Regionalplan). Daher wird die Bedeutung des Eignungsgebiets für den Weißstorch als gering eingestuft.

4.1.7 Seeadler (Haliaeetus albicilla)

Der Seeadler ist in Schleswig-Holstein mit aktuell 67 Revierpaaren verbreitet (STRUWE-JUHL & LATENDORF 2011) und in der aktuellen Roten Liste als ungefährdet geführt (MLUR 2010). Seit den 90er Jahren hat sich der Bestand von damals 16 Brutpaaren in einem rasanten Anstieg auf das heutige Maximum erhöht. Im Zuge der anhaltenden Bestandszunahme besiedelt der Seeadler zunehmend auch die halboffenen Agrarlandschaften und gerät somit auch vermehrt in Kontakt mit Windparks.

Flugaktivität im Planungsraum

Seeadler wurden mit insgesamt 7 Flugsequenzen registriert. An 6 Tagen wurde jeweils ein Vogel bzw. ein Flug erfasst, nur am 04.09. wurde zweimal ein Vogel gesichtet. Die Adler flogen in den meisten Fällen in größerer Höhe über das Planungsgebiet (150 bis 300 m) oder in einiger Entfer- nung daran vorbei. Bei allen Beobachtungen wurden adulte Seeadler registriert. Die Flugbewe- gungen in Abb. 4-3 dokumentieren das typische Verhalten der Vögel: Entweder flogen diese in gerichtetem, schnellem Streckenflug vorbei (4 Flüge bzw. Flugsequenzen)oder aber sie nutzten die thermischen Strömungen, um kreisend an Höhe zu gewinnen. Dabei wurden die Adler oft- mals von anderen Greifvogelarten (Rohrweihe, Mäusebussard) attackiert. Mit einer weiten Spannbreite der Flughöhen zwischen 60 und 300 m bewegten sich die Tiere auch im Einflussbe- reich der Rotoren der bestehenden WEA, gelangten aber nicht in den Nahbereich von WEA (Abb. 4-4). Es wurden keine gebietsgebundenen Nahrungsflüge festgestellt. Da ein Meidungsverhalten

16 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

gegenüber den WEA im Gebiet unwahrscheinlich ist (s. Kap. 5.1.3), ist von einer geringen Attrak- tivität des Planungsraums als Nahrungsfläche auszugehen.

Abb. 4-3 Flugaktivitätskarte des Seeadlers im Untersuchungszeitraum April bis September 2012.

> 150 14

101-150 29

51-100 57

21-50

0-20

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Anteil Flughöhe [%]

Abb.4-4 Verteilung der Flughöhen von Flugsequenzen des Seeadlers über den gesamten Untersu- chungszeitraum (n = 7).

17 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

Bewertung

Der nächstgelegene Seeadlerhorst befindet sich mit 6,2 km Entfernung nicht mehr im Prüfbe- reich für Nahrungsgebiete dieser Art (6 km nach LANU 2008), regelmäßige Flüge zum Eignungs- gebiet wären jedoch auch bei dieser Distanz noch theoretisch möglich. Mit insgesamt 7 Flugse- quenzen in 20 Beobachtungstagen wies der Seeadler eine relativ geringe Frequenz innerhalb des Eignungsgebietes auf. Da zudem keine gebietsgebundenen Flüge bzw. Aufenthalte innerhalb des Windparareals gesichtet worden sind, ist nicht von einer regelmäßigen Nutzung und damit von einer geringen Bedeutung als Nahrungsgebiet auszugehen. Innerhalb des Areals befinden sich keine für Seeadler besonders attraktive Habitate und bzw. Strukturen, die zu einer Konzentration der Flugaktivität führen könnten.

Die Bedeutung des Eignungsgebiets als Nahrungsgebiet für den Seeadler wird als gering einge- stuft. Ein Flugkorridor existiert nach der ermittelten Flugaktivität im Bereich des Eignungsgebie- tes nicht (geringe Bedeutung).

4.1.8 Schwarzmilan (Milvus migrans)

Der Schwarzmilanbestand wird für Schleswig-Holstein mit 3-5 Paaren angegeben, damit gehört diese Art zu den besonders seltenen Brutvogelarten. Der Schwarzmilan wird als vom Aussterben bedroht kategorisiert (MLUR 2010). Traditionelle Brutplätze, die über einen längeren Zeitraum genutzt wurden, sind nicht bekannt. Schwarzmilane brüten bevorzugt an bewaldeten Seeufern und in Auwäldern von Flüssen und kamen in Schleswig-Holstein bisher z. B. in Nähe des Nord- Ostsee-Kanals, in der Störniederung und am Elbe-Lübeck-Kanal vor (BERNDT et al. 2003).

Flugaktivität im Planungsraum

Schwarzmilane wurden an nur zwei Beobachtungsterminen mit insgesamt 3 Flugsequenzen zwi- schen dem 31.07. und 22.08. registriert. Am 31.07. konnte ein Vogel nach erfolgreicher Jagd mit Beute in den Fängen beobachtet werden, der in südliche Richtung abflog. Ob es sich bei dem später in nordöstliche Richtung fliegenden Vogel um dasselbe Exemplar handelte, konnte nicht geklärt werden. Auch am 22.08. wurde ein Tier gesichtet, das sich dem Verhalten nach auf Nah- rungssuche befand und dann östlich des Beobachtungspunkts nach Nordosten aus dem Sichtbe- reich entfernte. Ob das Tier dabei in nordöstlicher Richtung den Flug fortgesetzt hat oder außer- halb des Sichtbereichs weiter mit der Jagd beschäftigt war, kann nicht gesagt werden, da der Vogel nicht wieder zu sehen war.

18 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

Abb. 4-5 Flugaktivitätskarte des Schwarzmilans über den gesamten Untersuchungszeitraum April 2012 bis September 2012.

Bewertung

Bei den drei vorliegenden Beobachtungen des Schwarzmilans handelte es sich jeweils um Nah- rungssuchflüge. Es ist keine Schwarzmilanbrut in der Nähe des Eignungsgebiets dokumentiert. Da die Schwarzmilan-Sichtungen jeweils im Spätsommer stattfanden, wird davon ausgegangen, dass es sich bei den gesichteten Exemplaren um ziehende Vögel gehandelt hat. Daher wird die Bedeutung des Untersuchungsgebiets als gering eingestuft.

4.1.9 Rotmilan (Milvus milvus)

Der Bestand des Rotmilans in Schleswig-Holstein gilt mit aktuell etwa 120 Brutpaaren als stabil, er wird in der Neufassung der Roten Liste in der Vorwarnliste geführt (MLUR 2010). Rotmilane nutzen im Allgemeinen das Offenland als Nahrungshabitat und suchen dieses großflächig nach Nahrung ab, zum Brüten oder Nächtigen suchen sie kleine Wälder oder Baumreihen auf (WALZ 2005, LOOFT &BUSCHE 1981, MEBS & Schmidt 2006). Der nächste aktuelle Brutplatz liegt im Staats- forst zwischen Söhren und Stubben in einer Entfernung von etwa 2.300 m von der nächstgelege- nen, bestehenden WEA im Planungsraum.

Flugaktivität im Planungsraum

Der Rotmilan wurde mit insgesamt 47 Flugsequenzen an 9 der 20 Erfassungstage registriert. Die Anzahl der Flugsequenzen pro Erfassungstag schwankte zwischen Null und zehn. Rotmilane wur-

19 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

den in der ersten Hälfte des Erfassungszeitraums (in der Brutperiode bis zum Ausfliegen der Jungvögel) nicht im Gebiet gesichtet. Erst am 27.06. erfolgte die erste Beobachtung. Bis zum En- de der Erfassungen am 03.10.2012 wurden kontinuierlich Rotmilane im Gebiet festgestellt. Im September kamen auch gleichzeitige Beobachtungen von bis zu 5 Exemplaren vor. Die gleichzei- tige Anwesenheit von Jung- und Altvögeln im Verband lassen vermuten, dass es sich um die Brutvögel aus dem östlich an das Eignungsgebiet angrenzenden Waldgebiet handelt. Die Zunah- me der Flugsequenzen ergibt sich durch gleichzeitige Präsenz des Familienverbands. Der Anstieg der Frequentierung korreliert mit dem Abernten der Wintergetreideflächen, die im Gebiet vom Winterweizen dominiert werden. Auf den abgeernteten Äckern waren potenzielle Beutetiere (v. a. Kleinsäuger) wieder erreichbar, was durch die hohe Vegetation vor der Ernte sichtbedingt nicht möglich war.

Das Areal des Eignungsgebietes wurde von den Rotmilanen nicht selektiv genutzt. Die Flugse- quenzen außerhalb der Gebietsgrenzen weisen auf eine gleichmäßige Nutzung des Gesamtrau- mes hin, die von der großräumigen Verteilung der Ernteaktivität der Flächen abhängt. Sonder- strukturen, die von den Milanen als attraktive Jagdstrukturen bevorzugt genutzt werden könnten, sind innerhalb des Eignungsgebietes nicht vorhanden. Dazu zählen z. B. auch die Grassockel der WEA, die allerdings im Rahmen dieser Untersuchung von den Vögeln nicht ange- flogen worden sind (teilweise „versiegelt“ durch Aufwuchs von Ruderal- und Strauchvegetation).

Es kamen wenig zielgerichtete Flugbewegungen (Streckenflüge) vor, meistens waren die Vögel auf der Nahrungssuche.

Abb. 4-6 Flugaktivitätskarte des Rotmilans über den gesamten Untersuchungszeitraum April 2012 bis September 2012.

20 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

Die Flughöhen der Milane lagen zwischen 20 und 80 m. Fast 60 % der Rotmilane nutzten Flughö- hen zwischen 21 und 50 m, 28 % der Flugsequenzen fanden unter 20 m statt (s. Abb. 4-7). Diese Bevorzugung relativ geringer Flughöhen unterstreicht die beobachtete Nutzung der Agrarflächen zur Nahrungssuche.

Der Anteil der Flugsequenzen zwischen 30 und 100 m, also im potenziellen Gefahrenbereich der Rotoren der bestehenden WEA, beträgt 73 %. Allerdings wurde im Rahmen dieser Untersuchung keine Annäherung an den Gefährdungsbereich der drehenden Rotoren der bestehenden WEA festgestellt.

> 150

101-150

51-100 13

21-50 60

0-20 28

0 10 20 30 40 50 60 70 Anteil Flughöhe [%] Abb. 4-7 Verteilung der Flughöhen von Rotmilanen im Planungsraum Neuengörs während der gesam- ten Untersuchungsperiode (n = 47).

Bewertung

Rotmilane wurden erst ab Ende Juni regelmäßig im Bereich des Eignungsgebiets beobachtet. In dieser Periode wurde u.a. regelmäßig eine Familie auf Nahrungssuche im Eignungsgebiet erfasst. Das Eignungsgebiet besitzt in der Periode der Nestlingsaufzucht des benachbarten Brutpaares keine Bedeutung als Nahrungshabitat. Das Areal wurde erst mit Einsetzen der Ernte der Raps- und Wintergetreideflächen überwiegend als Nahrungsraum genutzt. Die beobachtete intensive Nutzung von abgeernteten Getreideflächen ist typisch für den Rotmilan (MAMMEN et al. 2012, WALZ 2005). Die Frequentierung des Eignungsgebiets ist damit temporär zwar hoch, erfolgt aber nicht selektiv aufgrund besonders attraktiver Strukturen. Die Flugaktivitäten innerhalb und au- ßerhalb des Windeignungsareals zeigen vielmehr, dass von einer gleichmäßigen, großräumigen Nutzung des gesamten Agrarraums um den Brutplatz auszugehen ist.

Die Funktion des Eignungsgebiets als Nahrungsgebiet wird insgesamt als mittel bewertet (gerin- ge Bedeutung in der Nestlingsperiode, durchschnittliche Bedeutung in der Phase der flüggen Jungvögel). Eine Funktion als Flugkorridor zu oder zwischen bedeutsamen Habitaten ist für das Eignungsgebiet nicht festgestellt worden, daher wird diese Bedeutung als gering eingestuft.

21 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

4.1.10 Wespenbussard (Pernis apivorus)

Der Bestand des Wespenbussards in Schleswig-Holstein gilt mit aktuell 400 Brutpaaren als selten und wird in der aktuellen Roten Liste als nicht gefährdet geführt (MLUR 2010).

Flugaktivität im Planungsraum Insgesamt wurden neun Flugsequenzen im Planungsraum an sieben Beobachtungsterminen er- fasst. Aufgrund der geringen Anzahl der Sichtungen kann keine eindeutig bevorzugte Flugrich- tung beschrieben werden. Auffällig war aber die Konzentration der Flüge über dem Waldgebiet im Osten des Eignungsgebiets. Zusammen mit der Beobachtung eines futtertragenden Alttieres, das am 31.07.2012 in den Wald fliegend gesichtet wurde, ist von einem Brutvorkommen auszu- gehen. Es wurden insgesamt 4 geradlinige Streckenflüge im Bereich der Eignungsflächen erfasst, die als Flüge zum bzw. vom Neststandort einzustufen sind. Die Vögel bewegten sich dabei in Hö- hen von 20 bis 40 m durch das Windparkareal bzw. an diesem vorbei. Ein Meidungsverhalten kann aufgrund der geringen Anzahl an Flugsequenzen nicht erkannt werden.

Die Größe des Aktionsraums des Wespenbussards ist mit der Hauptnahrung (Dichte und Vertei- lung von Wespennestern) korreliert; in Schleswig-Holstein waren die Aktionsräume von vier be- 2 senderten Brutvögeln zwischen 1.700 und 4.500 m groß (ZIESEMER 1997, MEBS & SCHMIDT 2006).

Abb. 4-8 Flugaktivitätskarte des Wespenbussards über den gesamten Untersuchungszeitraum April 2012 bis September 2012.

22 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

Bewertung

Die Gesamtzahl von 4 Nahrungsflügen bei einer Beobachtungsintensität von 98 h lässt auf eine geringe Bedeutung des Eignungsgebiets als Flugkorridor bzw. Flugroute der Brutvögel aus dem naheliegenden Staatsforst schließen. Die Nutzung eines Flugkorridors durch das Planungsgebiet hätte spätestens zur Jungenaufzuchtzeit im Juli/August auffallen müssen, da die An- und Abflug- frequenz während der Nahrungsbeschaffung hoch ist und die Sichtungsraten entsprechend hät- ten steigen müssen. Als Nahrungsgebiet ist das Eignungsgebiet aufgrund seiner intensiven Nut- zung als Ackerland von geringer Bedeutung.

4.1.11 Kornweihe (Circus cyaneus)

Kornweihen sind als Brutvogel in Schleswig-Holstein mit einem Bestand von 6-7 Paaren sehr sel- ten. Der Nachweis von Brutvorkommen beschränkt sich auf die nordfriesischen Inseln Sylt und Amrum. Der Durchzug von skandinavischen Brutvögeln kann allerdings bis in das späte Frühjahr beobachtet werden (BERNDT et al. 2003). Die Kornweihe ist als Anhang-I-Art der Vogelschutzricht- linie gelistet und ist in Schleswig-Holstein und bundesweit nach den aktuellen Roten Listen den Status stark gefährdet (MLUR 2010, SÜDBECK et al. 2007).

Flugaktivität im Planungsraum

Eine Flugaktivität von Kornweihen konnte nur zwischen dem 20.04. und 10.05. festgestellt wer- den. Die 6 registrierten Flugsequenzen fanden jeweils in niedriger Höhe von 5 bis 10 m statt und könnten als ungerichtete Suchflüge auf der Nahrungssuche bezeichnet werden. Die Aufenthalts- dauer im Planungsraum betrug dabei nie mehr als drei Minuten.

Bewertung

Da alle Kornweihen-Sichtungen im Frühjahr lagen und keine Bruten der Kornweihe in der Nähe des Eignungsgebiets bekannt sind, wird davon ausgegangen, dass es sich bei den erfassten Exemplaren um Durchzügler auf Nahrungssuche handelt. Daher wird die Bedeutung des Eig- nungsgebiets für die Kornweihe als gering bewertet.

4.1.12 Rohrweihe (Circus aeruginosus)

Die Verbreitung der Rohrweihe konzentriert sich in Schleswig-Holstein auf stehende Gewässer und Feuchtgebiete (Sümpfe, Hoch-und Niedermoore, BERNDT et al. 2003). Aufgrund des geringen Raumbedarfs für den Nistbereich besiedelt die Rohrweihe auch weite Teile der Agrarlandschaf- ten des Östlichen Hügellandes, sofern dort röhrichtbestandene Tümpel oder Feldsölle vorhan- den sind. Seit den 1970er Jahren haben auch Feldbruten deutlich zugenommen. Die Rohrweihe ist in der Lage, die intensiv genutzte Agrarlandschaft als Nahrungsraum zu nutzen, wo sie sich von Kleinsäugern und Vögeln ernährt. Der Brutbestand von 880 Brutpaaren ist z. Zt. als stabil an- zusehen, in der aktuellen Roten Liste ist die Rohrweihe als ungefährdet eingestuft (MLUR 2010).

23 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

Flugaktivität im Planungsraum

Rohrweihen nutzen das Eignungsgebiet regelmäßig zur Nahrungssuche. Mit großer Stetigkeit wurden Rohrweihen an 16 der 20 Erfassungstermine beobachtet. Die Vögel flogen zu über 90 % in niedriger Höhe bis 20 m und patrouillierten dabei auch wiederholt an den Knicks und Gehölz- rändern entlang (Abb. 4-9, Abb. 4-10). Diese regelmäßig wiederkehrenden Flugmuster führten zu einer relativ hohen Anzahl an registrierten Flugbewegungen mit einem Anteil von 18,7 % an den gesamten Flugsequenzen. Nach Ende der Brutzeit konnten auch Jungvögel gesichtet werden, die möglicherweise aus der Brut in der Umgebung des Eignungsgebiets stammten.

Abb. 4-9 Flugaktivitätskarte der Rohrweihe über den gesamten Untersuchungszeitraum April 2012 bis September 2012.

24 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

> 150

101-150

51-100

21-50 1

0-20 99

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Anteil Flughöhe [%]

Abb. 4-10 Verteilung der Flughöhen von Rohrweihen im Planungsraum Neuengörs während der gesam- ten Untersuchungsperiode (n = 50).

Bewertung

Aufgrund des ca. 500 m entfernten Neststandortes der Rohrweihe ergaben sich regelmäßige Flugaktivitäten im Eignungsgebiet durch Nahrungsflüge der Altvögel und gegen Ende der Brutpe- riode der Jungvögel. Das Flugverhalten adulter und juveniler Vögel zeigt, dass sich Flughöhen von > 20 m weitgehend auf den Nestbereich beschränkt bleiben und die Weihen bei der Nah- rungssuche im Umgebungsraum überwiegend in geringen Flughöhen von 5 – 10 m aktiv sind. Die jagenden Weihen nutzen die Ackerflächen, die Saumbereiche und bewegen sich auch entlang der Knicks des Gebietes. Eine besondere Präferenz von Strukturen innerhalb des Eignungsgebie- tes konnte nicht festgestellt werden, außerhalb des Eignungsgebietes befinden sich ähnlich strukturierte Flächen (überwiegend intensiv genutzte Ackerflächen mit Wintergetreide), die die Rohrweihen regelmäßig nutzten.

Dem Eignungsgebiet Neuengörs wird als Nahrungsgebiet der Rohrweihe eine mittlere Bedeu- tung zugeordnet. Diese Bewertung resultiert aus der Tatsache, dass Rohrweihen in der Auf- zuchtphase den gesamten Agrarraum in mehreren Kilometern um den Brutstandort nutzen und sich die Struktur und Qualität der Nahrungsflächen innerhalb des Eignungsgebietes nicht von der der Umgebungsflächen unterscheidet.

Eine Funktion des Gebietes als regelmäßig genutzter Flugkorridor für die Rohrweihe ist nicht ge- geben (geringe Bedeutung).

4.1.13 Wiesenweihe (Circus pygargus)

Wiesenweihen sind nach der aktuellen Roten Liste in Schleswig-Holstein als stark gefährdet ein- gestuft. Als Anhang I-Art der Europäischen Vogelschutzrichtlinie genießen sie internationalen Schutz. Der landesweite Bestand wird für 2010 mit 58 Paaren, davon 51 sicher brütend angege- ben. Nach GAHRAU &SCHMÜSER (2011) schreitet die Besiedlung des Kreises Segeberg weiter fort.

25 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

Flugaktivität im Planungsraum

Die Flughöhen der zwölf registrierten Flugsequenzen lagen überwiegend unter 20 m. Nur ein Flug fand in der Höhenklasse 21-50 m und ein weiterer in der Höhenklasse 51-100 m statt. Die- ser relativ bodennahe Aufenthalt wurde aufgrund der Art der Nahrungssuche der Vögel erwar- tet. Bei den Ausnahmen handelte es sich jeweils nicht um Jagdflüge, sondern einmal um die Rückkehr des Männchens mit Beute in Richtung des Neststandorts und beim anderen Mal kreis- ten Männchen und Weibchen ebenfalls in relativer Nähe zum Neststandort (evtl. Beuteüberga- be).

Die Flugaktivität von Wiesenweihen im Eignungsgebiet bezieht sich aber im Wesentlichen auf die Aktivität von nahrungssuchenden Männchen. Am 22.08. hielten sich zeitgleich zwei Männchen in unmittelbarer Nähe des Beobachtungsstandorts auf den abgeernteten Ackerflächen auf. Die Vö- gel flogen in geringer Höhe nahrungssuchend umher oder rasteten über längere Zeit am Boden. Der zielstrebige Flug eines beutetragenden Männchens am 27.06.2012 und die Sichtung eines Weibchens am Ortsrand von Stubben am selben Tag, führten zu einer gezielten Suche nach ei- nem möglichen Brutstandort. Am 22.07.2012 konnte nach weiteren Beobachtungen bei Stubben das Nest mit einem toten und drei lebenden Jungvögeln gefunden werden. Da diese Flugsequen- zen außerhalb des Beobachtungsblocks und nicht im Untersuchungsbereich lagen, sind sie nicht in Abb. 4-11 dargestellt.

Abb. 4-11 Flugaktivitätskarte der Wiesenweihe über den Untersuchungszeitraum April bis September 2012.

26 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

Abb. 4-12 Drei der vier entdeckten Jungvögel der Wiesenweihen bei Stubben. Das Nesthäkchen saß ge- trennt von den Geschwistern. Ein Jungvogel wurde offenbar an die Geschwister verfüttert.

Abb. 4-13 Männchen der Wiesenweihe auf Stoppelfeld nahe dem Beobachtungstandort.

Bewertung

Die festgestellte Wiesenweihen-Brut bei Stubben liegt etwa 1.500 m vom Eignungsgebiet ent- fernt. Es konnten nahrungssuchende und überfliegende Exemplare im Eignungsgebiet festge- stellt werden. Die festgestellten vereinzelten Flugsequenzen sowie der relativ weite Abstand zum Neststandort bestätigen die Erwartung, dass die Lage und die Ausstattung des Gebietes für

27 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

eine regelmäßige Nutzung als Nahrungsgebiet nicht ausreichend sind. Die Einflüge beschränken sich weitgehend auf die Phase der Ernte, wenn die Weihen analog zum Rotmilan die Stoppelfel- der gezielt aufsuchen. Ansonsten verfügt das Eignungsgebiet keine für Wiesenweihen besonders attraktive Habitate (Extensiv genutztes Grünland, Brachen etc.), die eine Konzentration von ja- genden Vögeln im Gebiet erwarten ließen. Dazu zählen wie beim Rotmilan auch die Grassockel der WEA, die im Rahmen dieser Untersuchung von den Vögeln nicht angeflogen worden sind (teilweise „versiegelt“ durch Aufwuchs von Ruderal- und Strauchvegetation).

Die Bedeutung des Eignungsgebiets als Nahrungsgebiet für die Wiesenweihe wird als mittel be- wertet. Ein regelmäßig genutzter Flugkorridor ist im Bereich des Eignungsgebietes nicht vorhan- den (geringe Bedeutung).

4.1.14 Weitere Greifvogelarten

Außer den in den vorherigen Kapiteln behandelten besonders zu berücksichtigten Arten bei Windkraftplanungen (LANU 2008) wurden mit Mäusebussard, Turmfalke und Sperber drei wei- tere Greifvogelarten im Planungsraum festgestellt.

Mäusebussard

Der Mäusebussard ist mit dem Turmfalken die häufigste Greifvogelart Deutschlands. Der Mäu- sebussard ist in Schleswig-Holstein mit 5.000 Brutpaaren mäßig häufig verbreitet und in der ak- tuellen Roten Liste als ungefährdet geführt (MLUR 2010). Mäusebussarde wurden regelmäßig im Planungsraum gesichtet, an 15 von 19 Beobachtungsterminen konnten diese beobachtet wer- den. Windparks stellen offenbar keinen wesentlichen Einfluss auf die räumliche Verteilung und Siedlungsdichte der Mäusebussarde dar. Gut ein Drittel (39,26%) und damit der Großteil aller re- gistrierten Flugsequenzen entfallen auf diese Art. 97 % der Flüge fanden in Höhen bis 100 m statt, am häufigsten kamen mit 42 % Flüge zwischen 21 und 50 m vor

Turmfalke

Turmfalken sind mit 1.700 Brutpaaren in Schleswig-Holstein als mäßig häufig anzusehen und werden in der aktuellen Roten Liste als ungefährdet geführt (MLUR 2010)

An weniger als der Hälfte aller Beobachtungstermine wurden Turmfalken im Planungsraum ge- sichtet (an 9 Terminen). 60 % dieser Sichtungen zeigten keine eindeutige Flugrichtung auf. Die Vögel kreisten und rüttelten auf Nahrungssuche im Planungsraum. Es wurden nur Altvögel und keine Jungvögel registriert.

Die gesichteten Turmfalken flogen im Eignungsgebiet zu 95 % in einer niedrigen Höhenklasse von 0 bis 20 m und befanden sich somit nicht im direkten Gefahrenbereich der Rotoren. Nur 5 % der Flugsequenzen fanden über 20 m statt, wobei es sich um einen Flug bei 30 m Höhe handelte.

28 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

Sperber

Sperber sind mit 1.000 Brutpaaren in Schleswig-Holstein als mäßig häufig anzusehen und werden in der aktuellen Roten Liste als nicht gefährdet eingestuft (MLUR 2010).

Lediglich an zwei Terminen (am 04.07. und 27.09.) wurden Sperber im Planungsraum protokol- liert. Insgesamt wurden 3 Flugsequenzen erfasst. Während es sich bei der Beobachtung Anfang Juli evtl. um einen jagenden Brutvogel gehandelt haben könnte, werden die Flugsequenzen im September durchziehenden Vögeln zuzuordnen sein.

4.2 Brutvögel der Knicklandschaft – Kleinvögel -(Potenzialabschätzung)

4.2.1 Artenspektrum und Brutbestände

Die Brutvogelfauna des Planungsraums Neuengörs wird maßgeblich durch die aktuelle landwirt- schaftliche Nutzung und der resultierenden Strukturausstattung geprägt. Es handelt sich um ei- nen intensiv genutzten Agrarraum mit einzelnen eingestreuten Feldgehölzen und Kleingewäs- sern, wie er für weite Teile der ostholsteinischen Landschaft typisch ist. Ackerflächen nehmen den überwiegenden Anteil der Nutzflächen ein. Die Flächen werden überwiegend mit Raps, Ge- treide und Mais kultiviert. Klassisches Grünland kommt nicht vor, ebenso fehlen Gebäude oder Höfe im Windeignungsgebiet.

Aufgrund der Strukturausstattung wird die Brutvogelfauna höchstwahrscheinlich von strauch- brütenden Vogelarten der Knicks und Waldränder dominiert, aber auch Offenlandarten werden im Planungsraum vorkommen. Bei entsprechender Ausprägung des Strauchraums treten He- ckenbraunelle, Zaunkönig, Zilpzalp und vereinzelt Rotkehlchen, Garten-, Dorn- und Klapper- grasmücke auf. Eventuell könnten einzelne Bruten des Neuntöters im Planungsraum vorkom- men. Außer der letztgenannten Art (Neuntöter) gehören alle anderen Arten mit jeweils mehr als 50.000 Brutpaaren zu den häufigsten und weit verbreiteten Singvogelarten Schleswig-Holsteins.

An Offenlandarten könnten Feldlerche (RL S-H 3) und die Schafstelze im Planungsraum vorkom- men. Mit Kiebitz und Wiesenpieper (beide RL S-H 3) sind weitere Offenlandarten zu erwarten, die allerdings aufgrund des geringen Grünlandanteils des Gebiets nur in Einzelrevieren vorkom- men können. Kiebitze brüten mittlerweile auch regelmäßig in Ackerschlägen (z. B. Maisfeldern), der Bruterfolg ist hier jedoch unterdurchschnittlich gering (KOOIKER&BUCKOW1997). Der Pla- nungsraum Neuengörs ist für Kiebitz und Wiesenpieper aufgrund der intensiven Agrarnutzung und den wenigen potenziellen Bruthabitaten als Brutgebiet geringerer Wertigkeit einzustufen.

Weitere Arten, die im Gebiet vorhandene Kleingewässer wie erweiterte Gräben, Tümpel und Teiche besiedeln sind die allgemein häufigen Arten Stock- und Reiherente sowie Blessralle.

Bestandsbewertung

Der im Bereich des Planungsraums vorkommende Landschaftstyp beherbergt eine in Schleswig- Holstein weit verbreitete Brutvogelgemeinschaft aus überwiegend allgemein häufigen und unge-

29 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

fährdeten Arten. Bedeutende Vorkommen gefährdeter und seltener Arten sind aufgrund der ak- tuellen Strukturausstattung und des Nutzungsregimes nicht zu erwarten.

Der Brutvogelbestand wird aufgrund der Struktur des Planungsraums (intensiv genutzte Agrar- landschaft mit ausgedünntem Knicknetz) als durchschnittlich bewertet.

4.2.2 Streng geschützte Arten

Turmfalken sind mit etwa 1.200 Brutpaaren mit dem Mäusebussard die häufigste Greifvogelart in Schleswig-Holstein. Ein Großteil der Turmfalken brütet in Brutkästen an Gehöften. Die Schlei- ereule ist im Gegensatz zum Turmfalken nachtaktiv, die Habitatnutzung und die Nahrungswahl sind jedoch der des Turmfalken weitestgehend identisch. Demzufolge muss auch bei beiden Ar- ten mit gelegentlichen Jagdausflügen in den Einflussbereich von WEA gerechnet werden. Die Strukturarmut des Gebiets, die intensive Agrarnutzung und das weitgehende Fehlen von Brache- flächen lassen auf einen für diese Arten in geringen Dichten besiedelten Lebensraum schließen.

Die Brutbestände und die Habitatnutzung aller hier genannten Greifvogel- und Eulenarten wer- den durch das Auftreten von Feldmaus-Gradationen, ihrer Hauptbeute, beeinflusst. Im Agrarbe- reich jagen die Arten bevorzugt an Randsäumen und Grabenrändern der Ackerflächen. Hochwer- tige Jagdhabitate mit hohen Wühlmausdichten liegen im Bereich von kurzrasigen Wiesen, Weiden und Bracheflächen, die im Planungsraum weitgehend fehlen.

4.3 Tagvogelzug (Potenzialabschätzung)

Das Eignungsgebiet Neuengörs liegt außerhalb der küstennahen und binnenländischen Vogel- zugrouten (3 km-Prüfbereich für Gebiete mit besonderer Bedeutung für den Vogelzug Schleswig- Holsteins (LANU 2008). Während der Erfassungen der Flugaktivität im Eignungsgebiet, die teil- weise innerhalb der Zugperioden lagen, ergaben sich aus den wenigen Einzelbeobachtungen kaum Hinweise auf Zugaktivitäten in diesem Raum. Ende Juni wurden mehrere kleine Trupps von Großen Brachvögeln nach Südwesten bis Westen fliegend registriert, Anfang Juli zog ein Trupp von 80 Kiebitzen nach Südwesten und ein rufender Regenbrachvogel wurde gehört. Mitte Sep- tember flogen zwei Gruppen von Graugänsen in einer Höhe von etwa 200 m nach Nordosten. Auch der Kleinvogelzug trat mit vereinzelten Trupps von Feldlerchen, Bachstelzen, Rauchschwal- ben und Buchfinken kaum in Erscheinung.

Aufgrund der vorliegenden Kenntnisse des Vogelzuges über Schleswig-Holstein (KOOP 2002, 2010, 2011) und eigenen Zugplanerfassungen in Rahmen von weiteren Windkraftplanungen ist davon auszugehen, dass sich der Tagzug der Landvögel in dieser Region abseits der Küstenlinien über dem Binnenland stark auffächert und verteilt, sofern nicht bestimmte Leitlinienstrukturen vorhanden sind (z. B. Flusssysteme). Im Bereich des Eignungsgebietes Neuengörs sind derartige Leitlinien nicht vorhanden. Es ist demnach während der Frühjahrs – und der Herbstzugperiode von geringen bis maximal mittleren Zugintensitäten auszugehen, wobei im gesamten Binnenland durchaus einzelne Tage mit erhöhtem Zugaufkommen auftreten können (z.B. Buchfinkenzug im Binnenland Herbst 2012, OAG-SH.net).

30 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

Bewertung

Die Funktion des Eignungsgebietes als Zugkorridor für Land- und Wasservögel wird aufgrund der Lage abseits der Küstenlinien sowie weiterer Leitlinien des Vogelzuges als gering bewertet.

4.4 Rastvögel (Potenzialabschätzung)

Das Areal des Eignungsgebietes liegt außerhalb der Rastgebiete von landesweiter bzw. überregi- onaler Bedeutung und befindet sich nicht in einem Verbindungskorridor von Rastgebieten (LANU 2008). Aufgrund der großen Entfernung zur Ostseeküste und zu bedeutsamen Rastplätzen ist für das Gebiet von einer geringen Bedeutung als Rastvogelhabitat auszugehen. Als dominante Arten sind Star, Kiebitz und Lachmöwe zu erwarten, die in weiten Teilen des Landes die häufigsten Rastvogelarten stellen und im Gebiet temporär in Abhängigkeit der Landnutzung (Geerntete, umgebrochene Ackerflächen) auftreten. Dabei ist von Truppgrößen auszugehen, die die Rastbe- stand-Schwellenwerte für landesweite Bedeutung deutlich unterschreiten (2 % Kriterium der landesweiten Rastbestandsgrößen, LANU 2008, LLUR 2010).

Innerhalb des Eignungsgebietes wurde im August 2012 lediglich ein Trupp von 84 rastenden Sil- ber- und einer Heringsmöwe registriert, die sich räumlich entsprechend der Ernteaktivitäten be- wegten.

Bestandsbewertung

Die Bedeutung des Eignungsgebietes als Rastvogelhabitat wird aufgrund der Lage abseits der Küstenlinien und bedeutsamer binnenländischen Rastplätze sowie der fehlenden Beobachtun- gen von größeren Rastbeständen als gering bewertet.

31 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

5 EMPFINDLICHKEIT

Im folgenden Kapitel wird die artspezifische Empfindlichkeit gegenüber den projektbedingten Wirkungen (s. Kap. 3) beschrieben.

5.1 Groß- und Greifvögel

Für die meisten Greifvögel kann kein Meidungsverhalten gegenüber WEA festgestellt werden, daher sind sie grundsätzlich einem relativ hohen Kollisionsrisiko ausgesetzt. Die artspezifische Empfindlichkeit für die vorkommenden Arten wird in den folgenden Kapiteln beschrieben.

5.1.1 Schwarzstorch (Ciconia nigra)

Empfindlichkeit gegenüber Kollisionen

Der Schwarzstorch ist in der zentralen Fundkartei bundesdeutscher Kollisionsopfer an WEA mit bislang einer Kollision in Hessen gemeldet (Stand 10.05.2012; DÜRR 2012). Damit wurden Schwarzstörche in Deutschland im Vergleich zu anderen Großvogelarten (z. B. Weißstorch 22, Uhu 11 Opfer) relativ selten als Windkraftopfer festgestellt. Vermutlich besteht ein Zusammen- hang zwischen der Lebensweise in deckungsreichen Waldhabitaten und dem Kollisionsrisiko. Auch andere „Waldarten“ wie der Habicht (3 registrierte Funde) oder der Waldkauz (1 Fund) werden selten als Kollisionsopfer festgestellt, gegenüber typischen Offenlandarten wie dem Mäusebussard (bislang 198 Funde) oder dem Turmfalken (46 Funde). Die gefundenen Anzahlen erlauben jedoch keine quantitativen Vergleiche und sind auch in Beziehung zu den jeweiligen Brutbeständen zu gewichten. Aufgrund des geringen Brutbestands des Schwarzstorchs (BRD ca. 500 BP, SÜDBECK et al. 2007, S-H 6-9 BP, MLUR 2010) und den daraus resultierenden seltenen Kontakten bzw. Kollisionsereignissen mit Windkraftanlagen ist eine abschließende Aussage über die Relevanz des Kollisionsrisikos für diese Art noch nicht möglich. Nach bisherigem Kenntnis- stand wird jedoch der Tod durch Rotorschlag hinsichtlich der Gesamtmortalität und im Vergleich mit anderen Verlustursachen beim Schwarzstorch als populationsbiologisch nicht relevant einge- stuft (STEFFEN et al. 2002). Weitaus höhere Risiken scheinen von Freiland-Stromleitungen auszu- gehen, die als wichtigste Gefahrenquelle für den Schwarzstorch in seinen Bruthabitaten angese- hen werden (JANSSEN et al. 2006).

Aufgrund der geringen Anzahl an Brutpaaren in Schleswig-Holstein und der großen Entfernung zum nächsten bekannten Brutvorkommen wird die Empfindlichkeit gegenüber Kollisionen als ge- ring eingeschätzt.

Empfindlichkeit gegenüber Scheuch- und Barrierewirkungen

Aufgrund der belegten hohen Empfindlichkeit des Schwarzstorchs gegenüber Störungen am Brutplatz sind Scheuch- und Störwirkungen durch Windkraftanlagen bei einer Anlage von WEA in unmittelbarer Nähe zu Brutplätzen möglich. Diese werden allerdings durch die bestehenden Ab- standsregelungen bereits weitgehend eliminiert. Auch die Nahrungsgebiete des Schwarzstorchs

32 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

liegen bevorzugt in deckungsreichem Waldhabitat und sind daher von WEA-Planungen i. d. R. nicht betroffen.

Die Empfindlichkeit dieser Art gegenüber Scheuch- und Barrierewirkungen wird als mittel einge- stuft.

5.1.2 Weißstorch (Ciconia ciconia)

Empfindlichkeit gegenüber Kollision

Der Weißstorch ist in der zentralen Fundkartei bundesdeutscher Kollisionsopfer an WEA mit bis- lang 22 gemeldeten Totfunden vertreten (DÜRR 2012, Stand Mai 2012). Auf das Bundesland Brandenburg entfallen 13 Funde, in Schleswig-Holstein wurden bislang 2 Opfer gefunden. Die Kollisionsopfer traten überwiegend außerhalb der Brutzeit im Spätsommer auf, in einer Periode erhöhter Mobilität im Raum. Im Zeitraum Ende Juli/Anfang August schließen sich Jungstörche und Nichtbrüter bis zum Abzug zu umherstreifenden Verbänden zusammen. In Spanien gibt es Fundmeldungen während der Zugperiode. Aufgrund der Fundumstände der Kollisionsopfer wird vermutet, dass Weißstörche auch von den Wirbelströmen der WEA verletzt werden und abstür- zen können (MUGV 2012). Insgesamt sind demnach Brutvögel von einem geringeren Kollisionsri- siko betroffen.

Die Empfindlichkeit dieser Art gegenüber dem Kollisionsrisiko wird als mitteleingestuft.

Empfindlichkeit gegenüber Kollision

Es gibt keine Hinweise auf Scheuch- oder Barrierewirkungen von WEA auf den Weißstorch, vor allem Nahrungsflächen werden wohl vorrangig aufgrund des Habitatangebots gewählt (z. B: DÖRFEL 2008). Nahrungsflächen liegen in der Regel nicht weiter als 2 bis 3 km und maximal 5 km vom Brutplatz entfernt (MUGV 2012).

Die Empfindlichkeit dieser Art gegenüber Scheuch- und Barrierewirkungen wird als gering einge- stuft.

5.1.3 Seeadler (Haliaeetus albicilla)

Empfindlichkeit gegenüber Kollision

Der Seeadler ist nach der zentralen Fundkartei bundesdeutscher Kollisionsopfer an WEA mit bis- lang 69 gemeldeten Totfunden (Stand 10.05.2012; DÜRR unveröff.) nach dem Mäusebussard und dem Rotmilan der dritthäufigste an WEA verunglückte Vogel. Warum Kollisionen von Seeadlern gemessen an ihrer relativ geringen Bestandsgröße (Deutschland ca. 600 BP; HAUFF 2010) über- proportional häufig registriert werden, ist nach wie vor nicht eindeutig geklärt (KRONE & SCHARNWEBER 2003; KRONE et al. 2010). Es wurde jedoch festgestellt, dass Seeadler bei der Nah- rungssuche kein erkennbares Meidungsverhalten gegenüber WEA zeigen und diese bei entspre- chendem Angebot von Umgebungsflächen oder Strukturen auch gezielt anfliegen. Insbesondere in ausgeräumten Agrarlandschaften können die Begleitstrukturen von Windparks (Zuwegungen,

33 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

Sockel der Anlagen) ein zusätzliches Strukturangebot und möglicherweise auch Nahrungsquellen bieten. In Schleswig-Holstein wurden im Zeitraum März 2003 bis September 2012 insgesamt 26 Unfallopfer an WEA registriert, also gut ein Drittel der gesamtdeutschen Opfer. Nach der Vertei- lung der Opfer über diesen Zeitraum sind demnach im Mittel pro Jahr etwa 2 Kollisionen von Seeadlern zu erwarten.

Die Empfindlichkeit dieser Art gegenüber dem Kollisionsrisiko wird als hoch eingestuft.

Empfindlichkeit gegenüber Kollision

Barriere- und Scheuchwirkungen von Windparks auf Seeadler sind nur für Brutvögel bei entspre- chend geringen Horstabständen zu Windparks von Bedeutung. Bei nahrungssuchenden Vögeln ist davon auszugehen, dass diese keinerlei Meidungsverhalten gegenüber WEA zeigen.

Die Empfindlichkeit dieser Art gegenüber Scheuch- und Barrierewirkungen wird als geringeinge- stuft.

5.1.4 Schwarzmilan (Milvus migrans)

Empfindlichkeit gegenüber Kollision

Die Kollision von Schwarzmilanen mit WEA ist in Schleswig-Holstein bisher nicht dokumentiert. In der zentralen Fundkartei bundesdeutscher Kollisionsopfer an WEA sind bisher 20 Fälle aus Bran- denburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gemeldet (DÜRR 2012, Stand 10.05.2012). Auf- grund des geringen Brutbestands des Schwarzmilans (S-H 3-5 BP, MLUR 2010) und den daraus resultierenden seltenen Kontakten bzw. Kollisionsereignissen mit Windkraftanlagen ist eine ab- schließende Aussage über die Relevanz des Kollisionsrisikos für diese Art noch nicht möglich.

Da der Schwarzmilan kaum Meidungsverhalten gegenüber WEA zeigt und der Brutbestand in Schleswig-Holstein nur sehr gering ist, wird das Kollisionsrisiko als mittel eingeschätzt.

Empfindlichkeit gegenüber Scheuch- und Barrierewirkung

Über die Wirkung von WEA auf Schwarzmilane in Schleswig-Holstein liegen aufgrund des selte- nen Vorkommens keine detaillierten Erkenntnisse vor.

Die Empfindlichkeit dieser Art gegenüber Scheuch- und Barrierewirkungen wird wie bei den meisten anderen Greifvögeln als gering eingeschätzt.

5.1.5 Rotmilan (Milvus milvus)

Empfindlichkeit gegenüber Kollision

Der Rotmilan ist in hohem Maße kollisionsgefährdet, bundesweit sind 168 Totfunde an WEA do- kumentiert und damit ist derzeit der Rotmilan nach dem Mäusebussard die zweithäufigste kolli- sionsgefährdete Vogelart (Stand 10.05.2012; DÜRR 2012). Die saisonale Verteilung der Unfälle in

34 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

Schleswig-Holstein und den anderen Bundesländern zeigt, dass grundsätzlich im gesamten Jahr Kollisionen auftreten können, als Schwerpunkt-Zeiträume zeichnen sich aber das Frühjahr (April bis Mai; 45 Kollisionen) sowie der Herbst ab (August bis September, 44 Kollisionen).

Nach Verhaltensstudien an telemetrierten Brutvögeln zeigt der Rotmilan keinerlei erkennbares Meidungsverhalten gegenüber WEA und nähert sich dabei regelmäßig dem Gefährdungsbereich der drehenden Rotoren an. Das wurde auch durch Sichtbeobachtungen bestätigt (LOSKE 2012). In der Telemetriestudie des BMU lagen im Mittel 23 % der gesamten erfassten Flugminuten im Hö- henbereich der Rotoren, woraus ein erhöhtes Kollisionsrisiko abzuleiten ist (MAMMEN et al. 2010). Aufgrund der hohen Flugaktivität im Nestbereich und der dort häufig vorkommenden konfliktträchtigen Flughöhen (Balzflüge, Beuteübergaben, Territorialflüge etc.) besteht beson- ders in Nestnähe ein erhöhtes Kollisionsrisiko. Nach den aktuellen Verhaltensstudien an besen- derten Brutvögeln reicht die Kernzone erhöhter Aktivität und erhöhten Kollisionsrisikos bis in 1.000 bis 1.250 m Entfernung vom Nest (MAMMEN et al. 2010a und b).

Die Empfindlichkeit dieser Art gegenüber Kollisionen wird als hoch eingestuft.

Empfindlichkeit gegenüber Scheuch- und Barrierewirkung

Für den Rotmilan konnten bislang keine Verdrängungseffekte durch WEA nachgewiesen werden. In der ausgeräumten Agrarlandschaft können entstandene Begleitstrukturen von Windparks (Zuwege, Wendeplätze, Sockel oder Türme) attraktive Wirkungen auf Milane entfalten, da sich an ihren Rändern Kleinsäugerpopulationen und damit wichtige Nahrungsquellen entwickeln können (MAMMEN et al. 2010b). Rotmilane nutzen somit Windparks ohne erkennbares Mei- dungsverhalten, so dass Barrierewirkungen auf diese Art keine erkennbare Bedeutung haben.

Die Empfindlichkeit dieser Art gegenüber einer Scheuch- und Barrierewirkung wird als gering eingeschätzt.

5.1.6 Wespenbussard (Pernis apivorus)

Empfindlichkeit gegenüber Kollision

Der Wespenbussard ist bislang kaum von Kollisionen mit WEA betroffen, bundesweit wurden erst zwei Totfunde an einer WEA dokumentiert (DÜRR 2012). KOOP &JEROMIN 2006 schätzen den Wespenbussardbestand in Schleswig-Holstein im Jahr 2005 auf 250 Paare mit einer steigenden Tendenz. Aufgrund der relativ geringen Brutbestände und der kurzen Anwesenheitsperiode in den Brutgebieten (Mai bis August) ist die Fundwahrscheinlichkeit bei dieser Art relativ gering. Da der Wespenbussard überwiegend waldgebunden ist und eine bodennahe Lebensweise bevor- zugt ist für diese Art von einem geringen Kollisionsrisiko auszugehen.

Die Empfindlichkeit dieser Art bezüglich des Kollisionsrisikos wird insgesamt als gering einge- stuft.

35 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

Empfindlichkeit gegenüber Scheuch- und Barrierewirkung

Die Störungsempfindlichkeit des Wespenbussards bzw. mögliche Meidungsabstände gegenüber WEA sind nur unzureichend bekannt. Ein vorsorglicher Abstand von WEA zu Brutplätzen des Wespenbussards sollte eingehalten werden (STEVERDING 2011). Für ziehende Vögel können WEA möglicherweise eine Barriere darstellen.

Die Empfindlichkeit dieser Art gegenüber Scheuch- und Barrierewirkungen wird als gering einge- stuft.

5.1.7 Kornweihe (Circus cyaneus)

Empfindlichkeit gegenüber Kollision

Kollisionen von Kornweihen mit WEA sind bisher nicht dokumentiert (DÜRR 2012). Wie auch die beiden anderen Weihenarten Rohr- und Wiesenweihe (s.u.) hält sie sich vorwiegend in relativer Bodennähe und damit außerhalb der Rotorenbereiche der WEA auf.

Die Empfindlichkeit dieser Art bzgl. des Kollisionsrisikos wird insgesamt als gering eingestuft.

Empfindlichkeit gegenüber Scheuch- und Barrierewirkungen

Die meisten der in Schleswig-Holstein vorkommenden Kornweihen werden auf dem Durchzug gesichtet und halten sich daher nur relativ kurze Zeit auf den Flächen auf. Ähnlich wie bei ande- ren Greifvogelarten ist ein Meidungsverhalten kaum oder gar nicht zu erwarten.

Die Empfindlichkeit dieser Art gegenüber Scheuch- und Barrierewirkungen wird als gering einge- stuft.

5.1.8 Rohrweihe (Circus aeruginosus)

Empfindlichkeit gegenüber Kollision

Die Rohrweihe ist in der zentralen Fundkartei bundesdeutscher Kollisionsopfer an WEA mit bis- lang 11 gemeldeten Totfunden registriert (DÜRR 2012, Stand Mai 2012), was angesichts der Häu- figkeit dieser Art eine relativ kleine Zahl ist (MUGV 2012). Verhaltensstudien an telemetrierten Wiesenweihen, die nach Verhaltensbeobachtungen gut auf die Rohrweihe übertragbar sind, zei- gen, dass sich das Kollisionsrisiko in der Umgebung des Nestbereichs konzentriert, wo hohe Flugaktivitäten sowie konfliktträchtige Flughöhen gehäuft auftreten. In den Nahrungsgebieten fliegen Weihen in geringen Höhen deutlich unterhalb des Rotorenbereichs von WEA, das Kollisi- onsrisiko ist hier als gering anzusehen (GRAJETZKY& NEHLS 2012).

Die Empfindlichkeit dieser Art bzgl. des Kollisionsrisikos wird insgesamt als gering eingestuft.

36 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

Empfindlichkeit gegenüber Scheuch- und Barrierewirkungen

Rohrweihenbrutplätze wurden in Abständen bis minimal 175 m zu WEA gefunden, eine Beein- flussung der Brutplatzwahl durch WEA ist ab 200 m nicht mehr statistisch nachweisbar (SCHELLER & VÖKLER 2007). Es ist bekannt, dass die im Verhalten sehr ähnlichen Wiesenweihen bei der Nah- rungssuchen kein erkennbares Meidungsverhalten gegenüber WEA zeigen (GRAJETZKY et al. 2010). Eine Vielzahl von Verhaltensbeobachtungen im Rahmen von Windkraftvorhaben bestätigt die Einschätzung, dass Windparkareale von Rohrweihen offenbar unbeeinflusst von den beste- henden WEA zur Nahrungssuche genutzt werden.

Die Empfindlichkeit dieser Art gegenüber Scheuch- und Barrierewirkungen wird als gering einge- stuft.

5.1.9 Wiesenweihe (Circus pygargus)

Empfindlichkeit gegenüber Kollision Bisher werden zwei Kollisionsopfer der Wiesenweihe in der bundesdeutschen Fundkartei geführt (DÜRR 2012). Die Fundumstände bisher nachweislich und vermutlich kollidierter Vögel sowie Verhaltensstudien besenderter Vögel lassen folgern, dass im Bereich des Brutplatzes ein erhöh- tes Kollisionsrisiko besteht (GRAJETZKY et al. 2011): In der Telemetriestudie lagen 50 % der gesam- ten Flüge über 20 m Höhe innerhalb von Entfernungsradien von 182 bis 497 m (Median bei 9 Vö- geln: 342 m) um den Nestbereich (GRAJETZKY et al. 2011). Das betrifft Männchen wie Weibchen gleichermaßen. Außerhalb der Brutplätze fliegen Wiesenweihen ganz überwiegend in geringen Höhen meist unter 10 m (Beutesuchflüge), so dass sie in den Jagdgebieten einem geringen Kolli- sionsrisiko ausgesetzt sind (GRAJETZKY & NEHLS 2012).Die Empfindlichkeit hinsichtlich des Kollisi- onsrisikos ist im Nestbereich als hoch, in den umgebenden Nahrungsgebieten als gering einzu- stufen.

Empfindlichkeit gegenüber Scheuch- und Barrierewirkungen

Wiesenweihen zeigen nach Telemetriestudien in Schleswig-Holstein weder bei der Brutplatzwahl noch bei der Nahrungssuche erkennbares Meidungsverhalten gegenüber WEA(GRAJETZKY &NEHLS 2012).Die Empfindlichkeit hinsichtlich Scheuchwirkungen ist demnach als gering zu bewerten.

5.1.10 Weitere Arten

Empfindlichkeit gegenüber Kollision

In der zentralen Fundkartei für Kollisionsopfer steht der Mäusebussard bundesweit mit 198 Fun- den an erster Stelle (DÜRR 2012). Hohe Abundanzen und eine flächendeckende Verteilung dieser Art erklären diesen Spitzenplatz in der Betrachtung der absoluten Werte. Jagende, kreisende Mäusebussarde halten sich regelmäßig in Rotorhöhe der WEA auf.

Für die Art Mäusebussard wird die Empfindlichkeit gegenüber dem Kollisionsrisiko als hoch ein- geschätzt.

37 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

Der Turmfalke wird in der zentralen Fundkartei mit Stand vom 10.05.2012 (DÜRR 2012)mit 46 Kollisionsopfern angegeben. Das führt zu einer Einschätzung einer mittleren Empfindlichkeit ge- genüber dem Kollisionsrisiko.

Der Sperber ist mit einer bislang relativ geringen Anzahl von acht Todesopfern in der zentralen Fundkartei bundesdeutscher Kollisionsopfer an WEA geführt (DÜRR 2012) und gilt nur im gerin- gen Maß als kollisionsgefährdet (STEVERDING 2011). Für den Sperber wird die Empfindlichkeit ge- genüber dem Kollisionsrisiko als gering eingestuft.

Empfindlichkeit gegenüber Scheuch- und Barrierewirkung

Die Empfindlichkeit der Arten Mäusebussard, Turmfalke und Sperber gegenüber Scheuch- und Barrierewirkungen werden wie bei den anderen Greif- und Großvogelarten auch als gering ein- gestuft.

Horststandorte des Mäusebussards zeigen mit 250 m häufig einen relativ geringen Meidungsab- stand zu WEA auf (HOLZHÜTER &GRÜNKORN 2006).

5.2 Brutvögel

Empfindlichkeit gegenüber Scheuch- und Barrierewirkungen

Die meisten vorkommenden Brutvögel zeigen nur geringe Meidungsabstände zu WEA und bei keiner Art sind bislang negative Einflüsse auf die lokalen Bestände festgestellt worden (HÖTKER et al. 2004). Von den hier vorkommenden Arten gilt jedoch der Kiebitz als empfindlich und reagiert als Brutvogel mit Meidungsabständen zu WEA (HÖTKER 2006). Kiebitzbruten sind im Planungs- raum nur in Ausnahmefällen (z. B. auf Flächen mit Maisanbau) zu erwarten. Unter den Singvo- gelarten des Offenlands reagiert offenbar keine mit Meidungsabständen, die einen messbar ne- gativen Einfluss auf die Siedlungsdichten haben. Die im Gebiet als Brutvogel potentiell auftretenden streng geschützten Greifvogelarten zeigen nach bisherigem Kenntnisstand eben- falls kaum Meidungsverhalten gegenüber WEA.

Über das Verhalten der nachtaktiven Schleiereule gegenüber WEA gibt es zurzeit keine Erkennt- nisse. Meidungsverhalten bzw. eine Beeinträchtigung der Jagdhabitate (z. B. durch Betriebslärm) ist bei dieser nachtaktiven Art allenfalls im unmittelbaren Nahbereich der Anlagen zu erwarten, der resultierende potenzielle Habitatverlust fällt daher gering aus. Der Höhenbereich unterhalb der Rotorspitzen beträgt bei den aktuell gängigen Anlagentypen in der Regel mindestens 30 m, so dass der Großteil der Flugbewegungen der ortsansässigen Brutvögel unterhalb des gefährli- chen Rotorbereichs stattfinden wird.

Eine Empfindlichkeit der zu erwartenden Brutvogelarten gegenüber Scheuch- und Barrierewir- kungen wird als gering bewertet.

38 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

Empfindlichkeit gegenüber Kollision

Für Arten mit geringem oder sogar fehlendem Meidungsverhalten gegenüber WEA besteht ge- nerell eine hohe Empfindlichkeit gegenüber Kollisionen.

5.3 Tagvogelzug

Empfindlichkeit gegenüber Scheuch- und Barrierewirkungen

Der Planungsraum liegt außerhalb des Prüfbereichs für Gebiete mit besonderer Bedeutung für den Vogelzug Schleswig-Holstein (LANU 2008). Während der Erfassungen der Flugaktivität der Greifvögel, die teilweise innerhalb der Zugperioden lag ergaben sich keine Hinweise auf Zugakti- vitäten in diesem Gebiet. Aufgrund der vorliegenden Kenntnisse des Vogelzugs über Schleswig- Holstein (KOOP 2002, 2010) und eigene Zugplanerfassungen im Rahmen von Windkraftplanungen in Ostholstein ist davon auszugehen, dass sich der Tagzug der Landvögel in dieser Region abseits der Küstenlinien über dem Binnenland stark auffächert und verteilt, so dass innerhalb der küs- tenfernen Agrarlandschaften allgemein mit geringen Zugintensitäten zu rechnen ist.

Es liegen keine Hinweise von bedeutsamen Barrierewirkungen auf ziehende Arten des Tagzugs vor. Einzelne Gänsearten reagieren auf Windparks mit Ausweichverhalten (z. B. BIOCONSULT SH & ARSU 2010). Neuengörs liegt jedoch abseits der Zugrouten dieser Arten und es konnten während der Flugaktivitätsbeobachtungen der Greifvögel keine dieser Gänsearten nachgewiesen werden.

Aufgrund der zu erwartenden geringen Zugintensitäten und dem beteiligten Artenspektrum im Bereich des Planungsraums wird die Empfindlichkeit der Zugvögel gegenüber Scheuch- und Bar- rierewirkungen durch WEA als gering eingestuft.

Empfindlichkeit gegenüber Kollision

Es liegen bislang keinerlei Hinweise über eine besondere Gefährdung von Zugvogelarten durch Kollisionsrisiken an WEA vor (HÖTKER 2006). Die Empfindlichkeit von den potenziellen Zugvogel- arten bezüglich des Kollisionsrisikos innerhalb des Planungsraums Neuengörs wird als gering bewertet.

5.4 Rastvögel

Empfindlichkeit gegenüber Scheuch-und Barrierewirkungen

Der Planungsraum Neuengörs liegt außerhalb der Rastgebiete von landesweiter bzw. überregio- naler Bedeutung und befindet sich nicht in einem Verbindungskorridor von Rastgebieten (LANU 2008). Für das Gebiet ist von einer geringen Bedeutung als Rastvogelhabitat auszugehen.

Aufgrund der geringen zu erwartenden Rastbestände im Planungsraum Neuengörs wird die Emp- findlichkeit gegenüber Scheuch- und Barrierewirkungen als gering eingestuft.

39 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

Empfindlichkeit gegenüber Kollision

Aufgrund der geringen zu erwartenden Rastbestände im Planungsraum Neuengörs wird die Emp- findlichkeit gegenüber Kollisionen als gering eingestuft.

40 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

6 AUSWIRKUNGSPROGNOSE

Im folgenden Kapitel wird aus den Ergebnissen der Bestandserfassung in Kombination mit der artspezifischen Empfindlichkeit abgeleitet, welche Auswirkungen das Vorhaben auf die festge- stellten Arten haben wird.

6.1 Groß- und Greifvögel

6.1.1 Schwarzstorch (Ciconia nigra)

Die Bedeutung des Eignungsgebiets für den Schwarzstorch wurde als gering bewertet (s. Kap. 4.1.5). Ein Brutplatz ist in der Nähe des Eignungsgebiets nicht vorhanden. Gegenüber Scheuch- und Barrierewirkungen sind Schwarzstörche als mittel empfindlich eingestuft, das Kollisionsrisiko wird als gering eingeschätzt (s. Kap. 5.1.1). Eine regelmäßige Nutzung des Planungsraums wird aufgrund der fehlenden naturräumlichen Ausstattung des Gebiets nicht erwartet. Gelegentliche Durchzügler können aber auch zukünftig auftreten. Sowohl das gebietsspezifische Kollisionsrisiko als auch die zu erwartenden Auswirkungen auf diese Art werden insgesamt als gering einge- schätzt.

6.1.2 Weißstorch (Ciconia ciconia)

Auch für den Weißstorch ist die Bedeutung des Eignungsgebiets als gering bewertet worden, obwohl ein Brutplatz vom nordöstlichen Teil des Eignungsgebiets weniger als 1.000 m entfernt liegt. Es konnte jedoch keine regelmäßige Nutzung des Eignungsgebiets durch Weißstörche nachgewiesen werden (s. Kap. 4.1.6). Auch wenn die allgemeine Empfindlichkeit gegenüber Kol- lisionen für den Weißstorch als mittel eingestuft wurde (s. Kap. 5.1.2), wird im Eignungsgebiet aufgrund der geringen Nutzung bzw. Flugaktivität nur ein geringes gebietsspezifisches Kollisions- risiko erwartet. Scheuch- bzw. Barrierewirkungen durch die geplanten WEA sind angesichts der geringen Frequentierung der Gebiete für den Weißstorch nicht von Bedeutung. Daher werden die zu erwartenden Auswirkungen auf den Weißstorch als gering bewertet.

6.1.3 Seeadler (Haliaeetus albicilla)

Die Bedeutung des Eignungsgebiets Neuengörs für den Seeadler wurde als gering bewertet (s. Kap. 4.1.7). Brutplätze befinden sich deutlich außerhalb des potenziellen Beeinträchtigungsbe- reiches von 3 km für diese Art nach LANU (2008). Die allgemeine Empfindlichkeit gegenüber Kol- lisionen ist für den Seeadler aufgrund der hohen Zahl registrierter Kollisionsopfer in Schleswig- Holstein als hoch zu bewerten (s. Kap. 5.1.3). Im Bereich des Planungsraums Neuengörs sind je- doch anhand des beobachteten Flugverhaltens und der geringen Nutzung dieses Areals keine Hinweise auf eine regelmäßige Nutzung und ein resultierendes erhöhtes gebietsspezifisches Kol- lisionsrisiko gegeben. Dieses wird daher als gering eingestuft. Scheuch- und Barrierewirkungen sind für den Seeadler nicht zu erwarten (s. Kap. 5.1.3). Die durch Umsetzung geplanter Wind-

41 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

energievorhaben zu erwartenden Auswirkungen auf den Seeadler im Eignungsgebiet Neuengörs werden insgesamt als gering eingeschätzt.

6.1.4 Schwarzmilan (Milvus migrans)

Das Eignungsgebiet wurde als nur von geringer Bedeutung für den Schwarzmilan bewertet (s. Kap. 4.1.8). Die gesichteten Exemplare wurden alle als Durchzügler eingestuft. Die Empfindlich- keit gegenüber Scheuch- und Barrierewirkungen ist lediglich als gering bewertet, die Empfind- lichkeit gegenüber Kollisionen als mittel (s. Kap. 5.1.4). Dennoch wird das gebietsspezifische Kol- lisionsrisiko als gering eingestuft, da nur sehr wenige Sichtungen von Schwarzmilanen vorlagen. Daher werden auch die Auswirkungen von WEA im Eignungsgebiet Neuengörs als gering einge- stuft.

6.1.5 Rotmilan (Milvus milvus)

Im Bereich des Eignungsgebietes wurde ein Brutstandort im Abstand von 2,1 km zu den Eig- nungsflächen nachgewiesen und eine erfolgreiche Brut über die Anwesenheit der Jungvögel be- stätigt. Der Brutstandort liegt außerhalb des potenziellen Beeinträchtigungsbereiches von 1 km nach LANU (2008). Die Bedeutung des Eignungsgebiets wurde für den Rotmilan in der Funktion als Nahrungsgebiet insgesamt mit mittel bewertet (geringe Bedeutung in der Nestlingsperiode, mittlere Bedeutung in der Phase der flüggen Jungvögel). Eine Funktion als Flugkorridor zu oder zwischen bedeutsamen Habitaten ist für das Eignungsgebiet nicht festgestellt worden, daher wurde die Bedeutung als Flugkorridor als gering eingestuft (s. Kap. 4.1.9).Der Rotmilan ist eine der Greifvogelarten, die allgemein eine hohe Empfindlichkeit gegenüber Kollisionen besitzt, ge- genüber Scheuch- und Barrierewirkungen wird er hingegen als nur gering empfindlich eingestuft (s. Kap. 5.1.5).

Rotmilane kamen nur in der zweiten Hälfte des Untersuchungszeitraums vor, das Auftreten wur- de durch das in diesem Zeitraum erfolgte sukzessive Abernten der Agrarflächen hervorgerufen. Die Verteilung der Flugsequenzen zeigt, dass das Eignungsgebiet gegenüber dem Umgebungs- raum nicht bevorzugt genutzt wird, vielmehr erfolgt eine großräumig gleichmäßige Nutzung des gesamten Agrarraums um den Brutbereich. Das Verhalten der Milane gegenüber den bestehen- den WEA lassen keine Hinweise auf ein besonderes Kollisionsrisiko erkennen, die Jagd erfolgt fo- kussiert auf die Agrarflächen, die WEA-Bereiche wurden nicht angeflogen. Besondere attraktive Strukturen für die Jagd, die zu einer Annäherung an WEA führen könnten, sind im Gebiet nicht vorhanden. Es ist daher nicht davon auszugehen, dass sich das Tötungsrisiko durch die Errich- tung neuer WEA im erweiterten Eignungsgebiet signifikant erhöht. Aufgrund des hohen allge- meinen Kollisionsrisikos dieser Art an WEA sind allerdings Vermeidungsmaßnamen zu berück- sichtigen, die das Eintreten dieses Verbotstatbestands verhindern (Auflagen zur Mahd in der Umgebung des WEA-Sockels, s. Artenschutzbericht, BIOCONSULT SH 2012b). Die zu erwartenden Auswirkungen geplanter WEA-Vorhaben in diesem Gebiet auf diese Art werden unter der Be- rücksichtigung von Vermeidungsmaßnahmen als mittel bewertet.

42 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

6.1.6 Wespenbussard (Pernis apivorus)

Die Bedeutung des Eignungsgebiets für den Wespenbussard wurde als gering bewertet, nur we- nige An- und Abflüge vom/zum Brutstandort im Wald östlich des Eignungsgebiets konnten er- fasst werden (s. Kap. 4.1.10). Sowohl die Empfindlichkeit gegenüber Kollisionen als auch gegen- über Scheuch- und Barrierewirkungen ist als gering eingestuft (s. Kap. 5.1.6). Die Aktivität der Vögel ist stark an Wälder und Waldrandbereiche gebunden. Als Zugvögel sind sie nur einen Teil des Jahres in Schleswig-Holstein zu Gast, von Mitte April bis Ende September ist mit dem Groß- teil der Brut- und /oder Zugvögel aus anderen Gebieten zu rechnen. Daher sind die Auswirkun- gen von WEA im Eignungsgebiet Neuengörs als gering bewertet.

6.1.7 Kornweihe (Circus cyaneus)

Die wenigen Sichtungen durchziehender Kornweihen lassen darauf schließen, dass das Eig- nungsgebiet Neuengörs nur von geringer Bedeutung für die Kornweihe ist (s. Kap. 4.1.11). Auch die Empfindlichkeit dieser Art ist sowohl gegenüber Scheuch- und Barrierewirkungen als auch gegenüber Kollisionen als gering bewertet (s. Kap. 5.1.7). Aufgrund der geringen Nutzungsfre- quenz und der Seltenheit dieser Art wird das gebietsspezifische Kollisionsrisiko als gering einge- schätzt. Die zu erwartenden Auswirkungen werden daher ebenfalls als geringbewertet.

6.1.8 Rohrweihe (Circus aeruginosus)

Die Rohrweihe wurde im Areal des Eignungsgebietes mit hoher Stetigkeit festgestellt. Es wurde in ca. 500 m Entfernung vom Eignungsgebiet ein Brutplatz ermittelt. Eine besondere Präferenz bzw. Qualität von Strukturen innerhalb des Eignungsgebietes konnte nicht festgestellt werden, außerhalb des Eignungsgebietes befanden sich ähnlich strukturierte Flächen (überwiegend in- tensiv genutzte Ackerflächen, Knicks), die die Rohrweihen regelmäßig nutzten. Dem Eignungsge- biet wurde eine mittlere Bedeutung als Nahrungsgebiet für die Rohrweihe zugeordnet. Ein re- gelmäßig genutzter Flugkorridor wurde nicht festgestellt.

Scheuch- bzw. Barrierewirkungen durch die geplanten WEA sind auch angesichts einer Gesamt- höhe von 150 m für die Rohrweihe nicht von Bedeutung. Das Kollisionsrisiko ist bei der Rohrwei- he differenziert nach Brutstandort und Nahrungsgebiet zu bewerten. Ein erhöhtes Kollisionsrisi- ko ergibt sich im Nestbereich, in den Nahrungsgebieten ist aufgrund der geringen Flughöhen (i. d. R. < 20 m, untere Rotorspitze der geplanten WEA ca. 35 m) von einem geringen Risiko auszu- gehen. Insgesamt wird die Empfindlichkeit der Rohrweihe bzgl. des Kollisionsrisikos mit mittel bewertet. Das gebietsspezifische Kollisionsrisiko bzgl. des geplanten Vorhabens wird innerhalb des Eignungsgebietes insgesamt als mittel bewertet, da der Abstand des Nestes zum Eignungs- gebiet als ausreichend angesehen wird, um ein erhöhtes Kollisionsrisiko im Nestbereich auszu- schließen.

Aufgrund der mittleren Bedeutung als Nahrungshabitat sowie eines gleichfalls mit mittel zu be- wertenden Kollisionsrisikos werden die zu erwartenden Auswirkungen durch das geplante Vor- haben auf die Rohrweihe insgesamt als mittel bewertet.

43 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

6.1.9 Wiesenweihe (Circus pygargus)

Die Bedeutung des Eignungsgebiets als Nahrungshabitat für die Wiesenweihe wurde als mittel bewertet, die Bedeutung als Flugkorridor als gering (s. Kap.4.1.13). Regelmäßige Einflüge, die zu einer Konzentration innerhalb des Windparks und zu erhöhten Kollisionsrisiken führen könnten, sind im Gebiet nicht zu erwarten. Gegenüber Scheuch- und Barrierewirkungen sind Wiesenwei- hen als gering empfindlich eingestuft (s. Kap. 5.1.9). Brutstandorte der Wiesenweihe, in deren Umgebung bis ca. 300 m ein hohes Kollisionsrisiko gilt, sind im Areal des Eignungsgebiets nicht erfasst worden, der Brutplatz liegt 1,5 km vom Eignungsgebiet entfernt (s. Kap. 4.1.1). Vögel, die als Nahrungsgäste im Gebiet auftreten, sind einem geringen Kollisionsrisiko ausgesetzt, da sie überwiegend in niedrigen Flughöhen aktiv sind. Attraktionswirkungen, die durch die Mahd der Anlagensockel und der Stellflächen an WEA hervorgerufen werden könnten, sind während der Brutperiode zu vermeiden (s. Rotmilan).

Die durch WEA-Planungen innerhalb des Eignungsgebiets zu erwartenden Auswirkungen auf die Wiesenweihe sind unter Berücksichtigung von Mahdauflagen als gering einzustufen

6.1.10 Zusammenfassung Groß- und Greifvögel

Regelmäßig genutzte Flugkorridore wurden für keine der untersuchten Arten festgestellt.

Für alle auftretenden besonders zu berücksichtigenden Groß- und Greifvogelarten wurden ge- ringe bis maximal durchschnittliche Bedeutungen als Nahrungshabitat festgestellt. Die Nutzun- gen lagen innerhalb der Flugaktivitäten, wie sie für weite Teile der Agrarlandschaften dieses Pla- nungsraums zu erwarten sind. Das gilt auch für die Arten, die den Planungsraum als Nahrungshabitat nutzten.

Unter den vorkommenden Arten gelten Seeadler und Rotmilan als besonders kollisionsgefähr- det. Beim Seeadler werden aufgrund der großen Entfernung des nächsten Brutstandortes und der überwiegend geringen Flugaktivitäten im Windparkareal nur geringe Auswirkungen prognos- tiziert, für den Rotmilan wird aufgrund der erhöhten Nutzungsfrequenz während der Erntephase im Spätsommer im Planungsraum Neuengörs von mittleren Auswirkungen ausgegangen.

Der artenschutzrechtliche Vorbehalt zum Weißstorch im Regionalplan („potenzieller Beeinträch- tigungsbereich eines Weißstorchbrutplatzes“) wurde geprüft. Es ergaben sich aufgrund geringer Flugaktivität und Nutzungsfrequenzen keine Hinweise auf erhöhte Beeinträchtigungen bzw. er- höhte Kollisionsrisiken des ansässigen Brutpaares.

Barriere- und Scheuchwirkungen durch die Errichtung weiterer WEA haben für die untersuchten Arten geringe Bedeutung.

6.2 Brutvögel

Die zu erwartenden Beeinträchtigungen von Brutvögeln durch das geplante Windkraftvorhaben im Planungsraum Neuengörs durch mögliche Barrierewirkungen bzw. Scheucheffekte oder Kolli- sionsrisiken von Vögeln an WEA werden als gering eingestuft, da aufgrund der geringen auftre-

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tenden Brutbestände und der geringen Empfindlichkeit der vorkommenden bzw. zu erwarten- den Arten keine bedeutsamen, populationsrelevanten Auswirkungen zu erwarten sind.

6.3 Tagvogelzug

Die zu erwartenden Auswirkungen des Windpark-Vorhabens auf den Tagzug der Vögel werden angesichts der zu erwartenden geringen Zugintensitäten und der weitgehenden Unempfindlich- keit der beteiligten Arten gegenüber Windenergieplanungen allgemein als gering eingestuft.

6.4 Rastvögel

Die zu erwartenden Auswirkungen des Windpark-Vorhabens auf Rastvogelarten werden ange- sichts der geringen Bedeutung des Gebiets und der zu erwartenden geringen Rastbestände ge- genüber Windenergieplanungen allgemein als gering eingestuft.

45 Erweiterung Eignungsgebiet Neuengörs – Fachgutachten Vögel

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