Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein

Jahresbericht 2008 Jagd und Artenschutz Herausgeber: Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein Mercatorstraße 3 24106 Kiel

Titelfoto: „Kampfläufer“ und „Küchenschelle“ von Frank Hecker

Tierspuren: „Wildtiere im Stadtgebiet“, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Berlin

Zeichnungen: Dr. Winfried Daunicht und Kenneth-Vincent Daunicht

Druck: Pirwitz Druck & Design,

November 2008

Auflage: 3.500

Diese Broschüre wurde auf 100% chlorfrei gebleichtem Papier (tcf) gedruckt.

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Schleswig-Holsteinischen Landesregierung herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Personen, die Wahlwerbung oder Wahlhilfe betreiben, im Wahlkampf zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Landesregierung zugunsten einzelner Gruppen verstanden werden könnte. Den Parteien ist es gestattet, die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden.

Die Landesregierung im Internet: http://www.schleswig-holstein.de/landsh Inhalt

Vorwort ...... 5

1 Jagd

1.1 Schalenwild...... 6 1.1.1 Gesamtsituation ...... 6 1.1.2 Streckenergebnisse und deren Erläuterung ...... 7 1.2 Niederwild ...... 10 1.2.1 Gesamtentwicklung...... 10 1.2.2 Streckenergebnisse und deren Erläuterung ...... 10 1.3 Jagdstrecken 2007/2008 ...... 17

2 Beispielhafte Biotop- und Artenschutzmaßnahmen

2.1 Nasswiesenpflege BUND Lübeck ...... 19 2.2 Reaktivierung des Küchenschellenstandortes Obere Treene ...... 21 2.3 Artenschutzprojekt Amphibien ...... 24 2.4 Projektstudie Saumbiotope ...... 25 2.5 Artenhilfsprogramm ...... 31 2.6 Projekt der Aukruger Landfrauen...... 33 2.7 Stiftung Naturschutz ...... 36 2.8 Vertragsnaturschutz ...... 38

3 Bestandsentwicklungen

3.1 Marderhund...... 41 3.2 Feldhase ...... 44 3.3 Zwergschwan ...... 47 3.4 Kormoran...... 49 3.5 Graureiher...... 52 3.6 Schwarzstorch ...... 55 3.7 Weißstorch ...... 57 3.8 Seeadler ...... 59 3.9 Wiesenweihe...... 61 3.10 Rebhuhn ...... 64 3.11 Kampfläufer ...... 67 3.12 Möwen ...... 69 3.13 Schleiereule ...... 71 3.14 Uhu ...... 74 3.15 Sumpfohreule ...... 76 3.16 Sperlingskauz ...... 78 3.17 Steinkauz ...... 80 3.18 Rauhfußkauz...... 82 3.19 Sperbergrasmücke...... 84 3.20 Aaskrähe...... 86 3.21 Schlingnatter...... 88 3.22 Stängellose Schlüsselblume...... 90

3 4 Naturräumliche Gliederung und Flächennutzung in Schleswig-Holstein

4.1 Nutzung der Bodenflächen in Schleswig-Holstein...... 93 4.2 Struktur der Jagdfläche...... 94 4.3 Struktur der landwirtschaftlich genutzten Fläche...... 95 4.4 Kreise Schleswig-Holsteins ...... 96 4.5 Naturräumliche Gliederung ...... 97

5 Jagdwesen

5.1 Jägerprüfungen und Jagdscheine ...... 98 5.2 Jagdabgabe...... 100 5.3 Jagd- und Schonzeiten in Schleswig-Holstein...... 101 5.3.1 Haarwild...... 101 5.3.2 Federwild...... 102 5.4 Anerkannte Nachsuchengespanne in Schleswig-Holstein...... 103

Anhang

Tabellen...... 104 Jagd- und Naturschutzbehörden ...... 114 Anerkannte Vereine...... 115 Rechts- und Verwaltungsvorschriften...... 117 Fachbegriffe...... 119

4 „ Vorwort

Der alljährlich erscheinende Jagd- und Arten- schutzbericht meines Hauses kann neben sei- ner Funktion als wichtige Informationsquelle für den Bereich der Jagd und des Artenschutzes als Spiegel der im Lande stattfindenden Aktivi- täten in dieser Richtung aufgefasst werden.

Dementsprechend finden sich Informationen zu den Themenbereichen Jagd und Artenschutz, hier ist vor allem der Bereich des Monitoring zu nennen, auf die die interessierte Leserschaft schon fast traditionell wartet, um den Gang des Jagdjahres und der damit verbundenen Ereig- nisse ebenso verfolgen zu können, wie die Be- standsentwicklung zahlreicher für das Land be- schutz- und Jagdverbände, realisiert. Sie alle ge- deutsamer Arten. In der täglichen Naturschutz- meinsam garantieren, dass der Naturschutz in arbeit hat der Bericht schon lange eine nicht Schleswig-Holstein auch mittel- und langfristig mehr wegzudenkende Bedeutung als verlässli- seiner Rolle bei der Lösung unserer Umwelt- che Informationsquelle erlangt. probleme gerecht werden kann.

Besonders in diesem Jahr wird der Bericht aber Im Oktober dieses Jahres habe ich das neue zudem seiner Rolle als Spiegel der Naturschutz- Artenhilfsprogramm des Landes vorgestellt, arbeit im Lande besonders gerecht, indem er das in meinem Hause erarbeitet und mit einer verschiedene Naturschutzprojekte ausführlicher breiten Unterstützung aller Beteiligten und Be- vorstellt. Damit wird nicht nur das ehrenamtli- troffenen gestartet wurde. Das Artenhilfspro- che Engagement zahlreicher, aus den verschie- gramm 2008 setzt ganz gezielt auf die Zusam- densten Bereichen stammender Akteure im Na- menarbeit aller nur denkbaren Akteure mit dem turschutz gewürdigt, es wird hiermit deutlich Ziel die Biodiversität im Lande zu sichern. Es gemacht, in welche Richtung der Naturschutz in umfasst alle Bereiche des Artenschutzes und Schleswig-Holstein meiner Auffassung nach berücksichtigt die europarechtlich relevanten entwickelt werden muss. Arten ebenso wie die national und landesweit bedeutsamen. Das Programm setzt wie kein Die umfassenden Anforderungen, die unter an- anderes Artenhilfsprogramm zuvor, auf die Ko- derem durch Regelungen aus dem europäi- operation mit Akteuren vor Ort und das Prinzip schen Bereich an den Naturschutz auch in unse- der Freiwilligkeit. Maßnahmen des behördlichen rem Lande gestellt werden, können nicht mehr Naturschutzes werden sich besonders auf Flä- allein durch Aktivitäten der Naturschutzverwal- chen des Naturschutzes, deren Erhalt und de- tung beziehungsweise mittels ordnungsrechtli- ren Entwicklung konzentrieren. Das schleswig- cher Instrumente erfüllt werden. Mittel- und holsteinische Landwirtschafts- und Umweltmi- langfristig können beständige Erfolge im Natur- nisterium wird seine Fördermöglichkeiten zu- schutz nur erzielt werden, wenn die notwendi- künftig verstärkt auf die Umsetzung dieser Ziele gen Maßnahmen in der Fläche akzeptiert oder konzentrieren. am besten im Rahmen von Eigeninitiativen die- se selbst durchführt werden. Die in der diesjäh- Ich bin davon überzeugt, dass wir in Schleswig- rigen Ausgabe des Jagd- und Artenschutzbe- Holstein damit ein neues Kapitel im Buch des richts vorgestellten Projekte zeigen beispielhaft, Natur- und Artenschutzes öffnen und, dass die- welch breites Spektrum wir im Lande finden. ses Kapitel uns dem Erreichen unseres Zieles, Initiatoren dieser Aktivitäten sind unterschiedli- der langfristigen Sicherung der Biodiversität, nä- che gesellschaftliche Gruppierungen. Auf der her bringen wird. einen Seite finden sich die teilweise hauptamt- lich geführten so genannten „Lokale Aktionen“, die das Land bei der Umsetzung gesetzlicher Verpflichtungen unterstützen. Auf der anderen Seite finden sich hoch motivierte Einzelperso- nen, die sich den Erhalt oder die Wiederansied- lung einzelner Pflanzenarten auf die Fahnen ge- Dr. Chris ti an von Bo etti cher schrieben haben. Zwischen diesen beiden Kon- Mi nis ter für Landwirt schaft, struktionen sind nahezu alle denkbaren sonsti- Umwelt und länd li che Räu me gen Lösungen, wie z.B. Initiativen der Natur- des Lan des Schles wig-Holstein

5 1 Jagd

1.1 Schalenwild

1.1.1 Gesamtsituation Im Vergleich der Bundesländer sind die Scha- anders dar. Die Populationen der Schalenwil- lenwildstrecken in Schleswig-Holstein in ihrer darten verteilen sich nicht etwa statistisch Gesamthöhe unbedeutend. Lediglich 1,2 Pro- gleichmäßig über das Land. Sie konzentrieren zent der Rotwildstrecke, 2,8 Prozent der sich in zum Teil beachtlichen Dichten auf Schwarzwildstrecke und 4,7 Prozent der Reh- Schwerpunkträume, wozu insbesondere in wildstrecke in Deutschland stammten im den deckungslosen Jahresabschnitten die nur Jagdjahr 2006/07 aus Schleswig-Holstein. Nur mit zehn Prozent der Landesfläche vertretenen beim Damwild liegt Schleswig-Holstein bei ei- Wälder gehören. Dies macht es erforderlich, nem Streckenanteil von 15 Prozent hinter den die Wildschadensentwicklung laufend im Auge Ländern Brandenburg und Niedersachsen an zu behalten, um bei übermäßigen Schäden so- dritter Stelle. Berücksichtigt man bei der bun- fort eingreifen zu können. Die Beobachtung desweiten Einordnung jedoch die zur Verfü- der Jahresstrecken liefert hierbei – auch regio- gung stehenden Einstandsflächen (Landesflä- nal – wichtige zusätzliche Erkenntnisse. che, Waldflächenanteil), stellt sich die Situation

Ein Blick auf die Trophäenschauen im zurücklie- tionen und geringer Bestandesgröße. Die Tro- genden Jagdjahr hat gezeigt, dass Schleswig- phäenqualität ist ein Ausdruck für die Vitalität Holstein bei allen Schalenwildarten Spitzentro- der Bestände, die Qualität der Lebensräume phäen hervorbringt. Besonders erstaunlich ist und die erfolgreiche Hege in den Hochwildhe- dies beim Rotwild mit seinen acht Inselpopula- gegemeinschaften.

6 1.1.2 Streckenergebnisse und deren Seit 2007 läuft ein auf vier Jahre konzipiertes Erläuterung Folgeprojekt als Verbundvorhaben des Instituts Die Strecken von Rot-, Dam- und Rehwild ha- für Wildbiologie, des Ministeriums für Land- ben sich nach starkem Anstieg in den 70er wirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des und 80er Jahren in den zurückliegenden fünf Landes Schleswig-Holstein, des Zoologischen bis sieben Jahren auf hohem Niveau stabili- Instituts der CAU, des Instituts für Forstzoolo- siert. Die Schwarzwildstrecke wies die für die- gie und Waldschutz der Universität Göttingen se Wildart typischen Schwankungen auf. Sika- sowie der Dozentur für Wildökologie und Jagd- wild und Muffelwild spielen insgesamt eine kunde der TU Dresden. Das Projekt wird durch untergeordnete Rolle. die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Er- nährung finanziert. Neu dabei ist die im Jahre 2007 begonnene Satellitentelemetrie einzelner Rotwild Stücke, die weitere Hinweise über das Verhal- Die größte heimische Schalenwildart besitzt ten im Raum und damit die Möglichkeiten des nicht nur jagdliche Reize. Sie ist aufgrund ihrer genetischen Austausches liefern wird. Lebensraumansprüche zu einer Symbolart für unzerschnittene Lebensräume geworden. Das Die Jahresstrecke 2007/08 ging um sieben Land Schleswig-Holstein hat diesen Trend auf- Prozent zurück. Sie hat sich seit Jahren um ei- gegriffen und seit 2004 eine umfassende wis- nen Wert von 700 Stück eingependelt. Im Jah- senschaftliche Lebensraumanalyse durch das re 2007 waren, ausgehend von Populations- Institut für Wildbiologie Göttingen und Dres- entwicklungen in Dänemark, Ausbreitungsten- den durchführen lassen. Dabei wurden die Teil- denzen im nördlichen Landesteil festzustellen. lebensräume und die bestehenden und poten- Mit Ausnahme der Rotwildhegegemeinschaft tiellen Wanderkorridore erfasst. Als Ergebnis Jardelunder Moor gibt es in diesem Raum je- wurden und werden Wildquerungshilfen (Grün- doch keine einheitliche Meinung der Akteure brücken) bei allen größeren Straßenbauprojek- in der Landschaft zum Thema Neubesiedlung. ten eingeplant, so an den Autobahnen A 20, A Deshalb kommt hier eine Ausweitung des Rot- 21 und A 7. Die Lebensraumanalyse wurde wildverbreitungsgebietes zurzeit nicht in Fra- durch genetische Untersuchungen des Zoolo- ge. Gleichwohl sollen Wanderbewegungen gischen Instituts der Christian-Albrechts-Uni- einzelner, vornehmlich männlicher Stücke zu- versität (CAU) Kiel ergänzt. gelassen werden, so wie es der Erlass des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Hol- stein vom 24.11.2005 vorsieht.

7 Damwild Das Damwild ist eine Charakterwildart Schles- Punkten. Sorgen bereiten einzelne Regionen wig-Holsteins. Nahezu das gesamte Land wur- im Lande mit überhöhten Wilddichten, wo es de inzwischen als Lebensraum erschlossen. bis heute nicht gelungen ist, wirkungsvolle Re- Die Hege gestaltet sich im Vergleich zum Rot- duktionsabschüsse durchzusetzen. wild einfacher, sehr zur Freude der Jäger. Im Gegensatz zu anderen Regionen Deutschlands Im Jahre 2001 wurde bei der Jahresstrecke stimmt überwiegend die Altersstruktur bei bei- erstmalig die 7.000er-Grenze überschritten. Die den Geschlechtern. Das Ergebnis sind regel- Strecke 2007/08 war mit 7.503 Stück das mäßig kapitale Trophäen jenseits von 190 zweithöchste jemals erzielte Ergebnis.

8 Muffelwild vor, hat dort stabile und gesunde Bestände Die Muffelwildstrecke stammt im Wesentlichen und wird von den Jägern sehr geschätzt und aus einem Jagdgatter im Kreis Steinburg. sorgfältig gehegt.

Die Jahresstrecke schwankte in den letzten Sikawild zehn Jahren zwischen 100 und 160 Stück. Im Das Sikawild kommt in den Kreisen Rends- Jagdjahr 2007/08 betrug sie 145 Stück und lag burg-Eckernförde und Schleswig-Flensburg 41 Prozent über der Strecke des Vorjahres.

Schwarzwild Das Schwarzwild ist in Schleswig-Holstein wei- Die Bemühungen der Jägerschaft sind ein- terhin auf dem Vormarsch. Der Lebensraum er- dringlich auf eine Stabilisierung des Schwarz- weiterte sich weiter nach Norden. Der verstärkte wildbestandes auszurichten. Damit wird nicht Anbau von Mais begünstigte diese Tendenz. der „Bekämpfung“ das Wort geredet. Leider waren auch im Jahre 2007 wieder Fälle zu ver- Die Strecke stieg gegenüber dem Vorjahr um 42 zeichnen, bei denen führende Elterntiere wi- Prozent von 8.170 auf 11.576 Stück! Damit wurde derrechtlich erlegt wurden. das bisherige Rekordjahr 2003 übertroffen.

9 1.2 Niederwild

1.2.1 Gesamtentwicklung wie auch die Zählergebnisse des Wildtierka- Mehr als beim Schalenwild gibt es beim Nieder- tasters zeigen, stabil und kann in den meis- wild eindeutige Gewinner und Verlierer, bei de- ten Regionen nachhaltig bejagt werden. Die nen der Zu- bzw. Abnahmetrend der Jahresstre- Jagdstrecke von 50.270 Hasen lag geringfü- cken mittelfristig signifikant ist. Hier ist der Jäger gig unter der des Vorjahres. Der Jägerschaft mit seinem Handeln gefordert – nicht nur mit ist ein Lob dafür auszusprechen, dass größe- Waffe und Falle – sondern mit einem offenen re Treibjagden nur dort stattfinden, wo vorher Herzen für biotopgestaltende Maßnahmen und die Besatzdichte als hinreichend beurteilt Aufwertungen der Agrarlandschaft. Beispiele, wurde. etwa aus dem Kreis -Eckernförde, wo Blühstreifen als Schlagunterbrechungen angelegt wurden, regen zur Nachahmung an. Kaninchen Wenn nicht alsbald eine Resistenz gegen die China-Seuche aufgebaut wird, entwickelt sich 1.2.2 Streckenergebnisse und deren das Kaninchen allmählich zur bedrohten Art. Erläuterung Kaninchen kommen in Schleswig-Holstein le- diglich als „Inselpopulationen“ in wenigen Rückzugsräumen vor. Die Strecke sank aber- Hasen mals um 14 Prozent auf noch nie da gewese- Der Hasenbesatz in Schleswig-Holstein ist, ne 11.649 Stück.

10 Füchse Die Fuchsstrecke stieg um 20 Prozent auf mit Schwerpunktvorkommen von Bodenbrü- 14.807 Stück. Das Räudegeschehen hat offen- tern, aufgefordert, die Fuchsbejagung intensiv bar an Bedeutung als Regulationsfaktor verlo- zu betreiben. ren. Die Jäger sind, insbesondere in Regionen

11 Dachse jagd, die in Schleswig-Holstein durch die Fang- Dachse kommen in Schleswig-Holstein flä- jagdverordnung streng reglementiert ist. chendeckend vor. Ihr Bestand ist ungefährdet. Die Rekordstrecke des Vorjahres von 2.004 Auffällig ist allenfalls der Anstieg der Strecken Stück wurde mit 1.866 Stück nicht ganz er- von Hermelin und Mauswiesel, die erst seit reicht. 2005 wieder eine Jagdzeit erhalten haben. Die Jahresstrecke von 1.027 Wieseln ist jedoch deutlich entfernt von jenen Werten, die in den Marder, Iltis, Wiesel 70er und 80er Jahren erzielt wurden und in Die Jagdstrecken des kleinen Raubwildes zei- Bereichen zwischen 10.000 und 37.000 Wie- gen keine auffälligen Tendenzen. Die Strecken seln je Jahr lagen. sind abhängig von der Intensität der Fallen-

12 13 Waschbär, Marderhund Mit jagdlichen Mitteln allein ist das Problem Bereits im Vorjahr zeichnete sich für beide der Gänseschäden in der Landwirtschaft kaum Neubürger in Schleswig-Holstein ein exponen- zu lösen. Die Spielräume hinsichtlich der Jagd- tieller Anstieg der Jahresstrecken ab. Die Stre- zeitengestaltung und der Ausnahmeanordnun- cke der Waschbären stieg nun abermals um gen für Abschüsse zur Schadensabwehr in der 81 Prozent auf 29 Stück und die der Marder- Schonzeit werden ausgeschöpft. hunde um unglaubliche 95 Prozent von 276 auf 538 Stück. Die Schwerpunkte des Vorkom- Deshalb hat das Ministerium für Landwirt- mens liegen dabei in den südöstlichen Kreisen schaft, Umwelt und ländliche Räume Anfang Herzogtum Lauenburg und Stormarn. Die Ent- 2008 einen Gesprächskreis „Wildgänse in der wicklung gibt zu denken. Man mag nicht glau- Landwirtschaft – Populationsentwicklung, ben, dass ein derartig massives Vordringen Schadenswirkungen und Management“ ins dieser beiden Raubwildarten für die übrige Leben gerufen, dem Fachleute des Bauernver- Fauna ohne Folgen bleiben soll. Die Jäger dür- bandes, der Naturschutzverbände und des fen hier nicht müde werden, den Trend zur Landesjagdverbandes angehören. Diskutiert Ausbreitung durch Bejagung wenigstens zu und teilweise bereits umgesetzt wird ein Bün- verlangsamen. del von Maßnahmen wie z. B. Vertragsnatur- schutz, Flächenmanagement unter Einsatz lan- deseigener Ländereien, Optimierung von Wie- Fasane senvogel-/Gänse-Lebensräumen in Natur- Die Fasane befinden sich auch ohne künstliche schutzgebieten an der Westküste und Unterel- Aussetzaktionen glücklicherweise im Aufwind. be sowie die Erprobung der Ablenkungsfütte- Erstmalig seit 1990 wurde bei der Jagdstrecke rung. wieder die Marke von 20.000 Stück überschrit- ten. Die Jahresstrecke aller Gänsearten stieg 2007/08 abermals auf einen Rekordwert von 8.878 Stück. An der Spitze liegen dabei die Rebhühner Graugänse mit 7.069 Stück vor den Kanada- Rebhühner werden nur in einigen wenigen Re- gänsen mit 675 Stück und den Nonnengänsen vieren auf der Geest nachhaltig bejagt. An - mit 570 Stück. sonsten wird diese Wildart in freiwilliger Selbstbeschränkung von der Jagd verschont. Die aktuelle Jahresstrecke lag wiederum bei Enten ca. 400 Stück. Die Entenstrecke schwankte in den letzten zehn Jahren zwischen 60.000 und 70.000 Stück und lag 2007/08 gegenüber dem Ringeltauben Vorjahr nahezu unverändert bei 61.111 Stück. Obwohl eine Bejagung von Ringeltauben zur Schadensabwehr in Schleswig-Holstein seit 2005 auch außerhalb der durch die Bundes- Aaskrähen, Elstern jagdzeitenverordnung festgesetzten Jagdzeit Im Jahre 2005 wurden Aaskrähen und Elstern vom 01.11. bis 20.02. möglich ist, hat sich dies wieder in den Katalog der jagdbaren Arten auf- nicht wesentlich auf die Jagdstrecke ausge- genommen. Seitdem steigen die Jahresstre- wirkt, die 2007/08 um acht Prozent auf 15.712 cken. Sie lagen 2007/08 sogar über den zu Be- Stück anstieg. ginn der 80er Jahre erreichten Werten.

Nach der Unterschutzstellung ab dem Jahr Wildgänse 1987 war ein deutlicher Anstieg der Brutpopu- Die Besätze sind bei fast allen Gänsearten in lationen beider Arten zu beobachten. Es liegt Norddeutschland angestiegen. Dies bereitet nahe nunmehr wissenschaftlich zu untersu- auch Probleme vor allem bei den ziehenden chen, wie sich die starken jagdlichen Eingriffe Gänsearten, insbesondere den Nonnengän- auswirken. Nach früheren Erfahrungen ist al- sen, die Schleswig-Holstein als Rast- und Nah- lerdings davon auszugehen, dass es nicht zu rungsgebiet aufsuchen. einer Gefährdung der beiden Arten durch die Jagd kommen wird.

14 15 16 1.3 Jagdstrecken 2007/2008 (einschließlich Fallwild)

7 27 806 wildernde Katzen 244 616 156 7.406 1.290

1 156 2 585 3 394 1 652 2 1.277 1 1.156 2 24 wildernde Hunde 12

1 Nutrias 13

23 23 8 8 4

Marderhunde 538

1 15 12 1 7 4 16 3 4 18 3 18 1 4 2 100 1 1 Waschbären 29

1 6 341 1 6 Minke 27

Mauswiesel 289

Hermeline 838

Iltisse 1.869

Steinmarder 39 6 13 2 4.450

Baummarder 524

Dachse 1.866

Füchse 14807

Kaninchen 11.649

74 4 16 1 13 9 2 1 74 4 1 16 92 132 42 4 Hasen 50.270 11.168 2.380 1.712 148 33 434 343 122 40 122 343 434 33 1 148 1.712 11.168 2.380 1 6

Schwarzwild 11.576

111 9 117 65 37 183 14 37 4 3 1 683 307 12 98 147 154 166 Rehwild 1 1 1 338 87 47 42 21 3.304 17 12.076 1.700 877 84 47 399 168 315 36 315 168 399 47 84 877 1.700 12.076 3.304 17 9 43 5.193 3.741 203 737 38 183 175 1.635 95 23 3.537 30 2 41 504 1.718 57 1.646 41 8 11 49 241 5.398 1.299 2.042 157 369 42 15 211 226 1.252 6 104 1.021 1.124 151 3.366 873 5.233 1.789 5.158 4.744 1.454 190 74 587 111 587 74 5.233 1.789 190 5.158 4.744 1.454 46 3.739 2.068 1.247 308 35 232 190 1.085 79 17 16 48.681

6 2.556 507 171 704 158 11 4 5 12 3 2.998 102 64 7.666 45 981 4.524 113 322 703 96 377 788 2.199 76 5.550 119 25 2 4.618 147 418 596 50 1 182 781 2.019 1 18 11.140 569

Sikawild 145

Muffelwild 21

1 9 3 1 96

Damwild 143 7.503 1.305 4 2.604

2 243 35 251 32 787 321 183 108 1.676 108 442 Rotwild 671

Städte kreisfreie Kreise und Steinburg 52 96 17 5 2.906 444 5.477 109 800 88 55 417 135 49 12 49 135 417 55 88 800 Flensburg Kiel 109 Lübeck 5.477 Neumünster Dithmarschen 2 444 Herzogtum Lauenburg Nordfriesland 2.906 Ostholstein 5 Pinneberg Plön 17 1.070 Rendsburg- Eckernförde Schleswig- 96 Flensburg 167 169 Steinburg 52 Stormarn 17 insgesamt davon Landes- liegenschaften davon Bundes- liegenschaften davon Fallwild- Verkehr davon Fallwild- allgemein Fortsetzung nächste Seite

17

Elstern 5.859

3 38 12 71 40 34 5 84 96 489 211 738 500 Rabenkrähen 477 168 2.886 803 2.770 915 1.385 301 3.195 738 2.515 472 20.060

8 1 630 198 1 630 Heringsmöwen

5 Mantelmöwen 26

7 3 2 43 22 50

Silbermöwen 535

Sturmmöwen 90

1 3 6 13

Lachmöwen 315

3

Bläßhühner 928

2 1 1 1 1 3 84 151 20 3 22 4 3 1.726 636 1.726 3 22 4 20 3 151 84 Waldschnepfen 68 18 2.293

1

Reiherenten 232

7 3 57 104 3 57 Krickenten 1.247

Pfeifenten 3.799

12 46 58 101 15 7 7 293 6 8 1 4 15 7 101 Stockenten 401 3.152 8 33 101 24 8 14 2.636 2 34 5 32 58 6 7.800 600 100 1.269 55.833

5 3.618 105 14 22 45 44 26 2 229 2 2.894 10 12 31 19 38 7 2 36 6.188 18 101 10 155 73 50 32 49 101 10 18 6.188 36 26 7.299 25 83 284 199 44 66 106 2 3 Nilgänse 26 5.007 38 73 164

Nonnengänse 570

3 5 12 21 86 1 44 188 256 Kanadagänse 675

3 12 Saatgänse 97

Blässgänse 303

1 6 18 14 Graugänse 36 13 7.069

Höckerschwäne 404

7

Ringeltauben 132 368 305 48 908 4 1.400 16 287 29 15.712

Rebhühner 402

8 13 Fasane 174 28 9 404 6 49 232 7 2.005 39 1.560 64 2.005 39 1.560 398 5 1.971 128 1.358 14 422 20.133

Städte kreisfreie Kreise und genschaften Flensburg 24 4 24 4 Flensburg 24 19 43 Kiel 64 10 1.008 Lübeck 85 573 24 14 12 30 14 210 19 2 148 648 Neumünster 17 7.617 23 805 72 32 11 3 65 Dithmarschen 6 3.560 11 233 2.449 8.672 Herzogtum 50 Lauenburg 7 Nordfriesland 2.258 11 77 67 49 454 2.436 486 1.870 190 7 35 994 133 44 7.619 1.449 Ostholstein 1.569 11 504 87 36 223 14 4 764 3.022 Pinneberg 803 8 6 467 Plön 336 1.018 Rendsburg- 5 950 Eckernförde Schleswig- 1 Segeberg 570 1 Steinburg 1.741 Stormarn 423 Davon Bundeslie- Flensburg Davon Landeslie- genschaften insgesamt

18 2 Biotop- und Artenschutzmaßnahmen

2.1 Artenschutzprojekt „Nasswiesen im Kastorfer Mühlenbach-Tal bei Bliestorf“ Vor etwa 20 Jahren hat die BUND-Kreisgruppe mehr als hundert Einsatzstunden von bis zu Lübeck die Betreuung von Nasswiesen von acht ehrenamtlichen Helfern waren anfangs ca. einem Hektar Größe im Kastorfer Mühlen- pro Jahr erforderlich, um das ganze Mähgut in bach-Tal bei Bliestorf, Kreis Herzogtum Lauen- großen Haufen zu sammeln. Mit der allmähli- burg, mit der Gemeinde Bliestorf als Eigentü- chen Schwächung und dem Rückgang des merin vereinbart. Damit war es zwar gelun- Schilfwuchses bei gleichzeitiger Zunahme des gen, den hier geplanten Bau einer Kläranlage Seggenbestandes reduzierten sich auch die zu verhindern, aber die ehemals artenreichen Einsatzstunden in den letzten Jahren. Mähen bäuerlichen Streuwiesen hatten sich in mehre- und Abräumen erfordern aber noch immer ca. ren Jahren der Brache zu einem einförmig 90 Arbeitsstunden jährlich. dichten Schilfbestand entwickelt. Als schwieriges Problem erwies sich der wei- Der Kastorfer Mühlenbach verläuft bei Blies- tere Verbleib des abgeräumten Mähgutes. torf einige Kilometer vor seiner Mündung in Die Entsorgungskosten überstiegen die finan- die ehemalige Stecknitz (heute Elbe-Lübeck- ziellen Möglichkeiten der BUND-Kreisgruppe. Kanal) in einer sich allmählich verbreiternden Eigentlich wollte die Gemeinde für den Ab- und vertiefenden Talmulde. Weiter bachab- transport sorgen. Doch das klappte zuneh- wärts, auf Lübecker Gebiet, wurde sie schon mend weniger. Über mehrere Jahre häuften im 18. Jahrhundert zum Anstau von Fischtei- sich die Berge an. Dass sich schließlich eine chen und zum Betrieb einer Wassermühle ge- befriedigende Lösung des Problems ergab, nutzt. Wasserführende Bodenschichten, die in war zwei Dingen zu verdanken. Zum einen der Talmulde ausstreichen, bilden zahlreiche Si- fand sich ein ortsansässiger Landwirt, der auf ckerquellen. Sie lassen selbst in kalten Win- Dauer bereit war, das Mähgut gegen Entgelt tern den Boden nicht gefrieren. Den Bauern abzufahren, zu kompostieren und auf seine blieb trotz der Anlage von Entwässerungsgrä- Äcker zu streuen. Zum anderen gelang es, aus ben nur die Möglichkeit der Nutzung als nasse dem Artenhilfsprogramm des Landes die er- Streuwiesen mit mühevoller Handarbeit, denn forderlichen finanziellen Mittel zu erhalten. Seit mit Fahrzeugen sind sie bis heute nicht befahr- nunmehr acht Jahren funktioniert dieses Lö- bar. So ist es nicht verwunderlich, dass die sungsmodell. Die jährliche Antragstellung ist Landwirte nach dem Verzicht auf den Kläranla- inzwischen zur Routine geworden. Es bleibt zu genbau kein Interesse an einer erneuten Nut- hoffen, dass im Landeshaushalt auch in Zu- zung zeigten. kunft Mittel für den Artenschutz bereitgestellt werden. Erste Untersuchungen des Artenbestandes vor Aufnahme der Pflegemahd ergaben, dass Nach 20 Jahren beharrlicher Nasswiesenpfle- von dem früher nachgewiesenen reichen Be- ge durch Aktive der BUND-Kreisgruppe Lübeck stand an Knabenkräutern nur ein Restbestand sind die meisten der typischen Arten dieses von wenigen Exemplaren übrig geblieben war. Lebensraumtyps zurückgekehrt oder ihr Be- Andere Arten, wie z.B. der Große Klappertopf stand hat sich wieder erholt. Direkt verbunden (Rhinanthus serotinus), waren völlig ver- ist diese Entwicklung mit der Schwächung und schwunden. Mit Zustimmung der unteren Na- der Auflichtung der dichten Schilfbestände, die turschutzbehörde des Kreises wurde der größ- allerdings bis heute noch nicht abgeschlossen te Teil der Wiesen nun wieder ab Juli eines je- sind. Bereichsweise ist noch immer eine zwei- den Jahres vom BUND gemäht. Zum Einsatz te Mahd im Jahr erforderlich. kam ein mit Spendenmitteln finanzierter Bal- kenmäher, der sich in den ersten Jahren müh- Die derzeitige Situation und die Entwicklungs- sam durch das über zwei Meter hohe Schilf tendenzen gibt der Abschlussbericht für das quälen musste. Die Hauptarbeit lag und liegt Jahr 2007 wie folgt wieder: jedoch im Abräumen des Mähgutes von der Fläche: Zusammenharken, Aufladen auf große Im April 2007 wurden zur Hauptblütezeit Be- Kunststoffplanen, bis zu 70 Meter weites Zie- standskontrollen des Pflanzenbestandes hen der beladenen Planen und Abkippen am durchgeführt. Für die Hauptzielarten Ablagerungsplatz am festen Wegrand. Weit

19 (1) Dactylorhiza majalis (Breitblättriges Kna- - Dactylorhiza fuchsii (Fuchsknabenkraut, in benkraut) und 2006 erstmals einzelne Exemplare), RL (2) Caltha palustris (Sumpfdotterblume) SH 3 - Galium palustre (Sumpflabkraut) wurden folgende Entwicklungen im Vergleich - Geum rivale (Bachnelkenwurz) zu den Vorjahren festgestellt: - Iris pseudacorus (Wasserschwertlilie) - Lathyrus pratense (Wiesenplatterbse) Zu (1) - Lotus pedunculatus (Sumpf-Hornklee), RL Der Bestand blühender Pflanzen hat sich in SH V den Bereichen, in denen das Schilf bereits - Lychnis flos-cuculi (Kuckuckslichtnelke) weitgehend verdrängt ist, von 2005 auf 2007 - Lysimachia nummularia (Pfenniggilbweide- ungefähr verdoppelt. Es konnten nunmehr ca. rich) 500 blühende Exemplare gezählt werden. - Lytrum salicaria (Blutweiderich) Deutlich geringer ist der Bestand in den noch - Menyanthes trifoliata (Fieberklee), RL SH 3 stärker schilfwüchsigen Bereichen. Auch die - Primula elatior (Hohe Schlüsselblume) lichtbedürftigen Begleitarten des Breitblättri- - Ranunculus sceleratus (Gifthahnenfuß) gen Knabenkrauts sind hier weniger vertreten. - Saxifraga granulata (Knöllchensteinbrech), RL SH 3 Zu (2) - Scirpus sylvaticus (Waldsimse), RL SH V Die jahreszeitlich vor den Knabenkräutern ab - Scrophularia umbrosa (Geflügelte Braun- April blühende Sumpfdotterblume weist insbe- wurz) sondere in den feuchtesten Wiesenbereichen - Scutellaria galericulata (Sumpfhelmkraut) starke, teilweise flächendeckende Bestände - Valeriana dioica (Kleiner Baldrian), RL SH 2 auf. Auf eine Zählung wurde deshalb verzich- - Veronica beccabunga (Bachbungen-Ehren- tet. preis)

Der Zusammenhang zwischen Schilfdichte und (Die Liste gibt nicht den vollständigen Artenbe- dem Vorkommen der Sumpfdotterblume ist stand wider) nicht so stark negativ korreliert wie bei (1). Die Ursachen liegen mutmaßlich in der etwas grö- Als bemerkenswerte Insektenart sei das Vor- ßeren Schattenverträglichkeit der Art, vor allem kommen der Sumpfheuschrecke aufgeführt. aber darin, dass das Schilf zur Blüte- und Fruchtungszeit noch nicht voll aufgewachsen Im Hinblick auf die zukünftige Pflege der Wie- ist. senflächen hat sich die bisherige Vorgehens- weise als zielgerecht erwiesen. Insbesondere An weiteren, festgestellten bemerkenswerten sollen die Teilflächen mit stärkerem Schilfauf- Pflanzenarten seien genannt: wuchs (Pflanzen dichter und höher) zur weite- - Ajuga reptans (Kriechender Günsel) ren Zurückdrängung des Schilfes weiterhin - Berula erecta (Berle) zweimal jährlich möglichst ab Juni gemäht - Cardamine amara (Bitteres Schaumkraut), werden. Auf den schilfarmen Restflächen (zur RL SH V Zeit ca. 60 Prozent) ist eine einmalige Mahd - Cardamine pratensis (Wiesenschaumkraut), ab August ausreichend. RL SH V - Carex nigra (Wiesensegge), RL SH V Die BUND-Kreisgruppe Lübeck bedankt sich - Carex rostrata (Schnabelsegge), RL SH V für die finanzielle Förderung durch das Land - Crepis paludosa (Sumpfpippau) Schleswig-Holstein. - Chrysoplenium alternifilium (Wechselblättri- ges Milzkraut) - Cuscuta europaea (Brennnesselseide), RL Reinhard Degener SH 3, in ungemähten Randbereichen BUND-Kreisgruppe Lübeck

20 2.2 Rettung und Wiederausbreitung des um die Pflanzen herum entfernt. Eine vollstän- letzten natürlichen Vorkommens der dige Mahd der Fläche wurde, um eine Beschä- Kuhschelle Pulsatilla vulgaris in Schleswig- digung vielleicht noch nicht entdeckter Kuh- Holstein schellen zu vermeiden, erst im folgenden Im „Atlas der Flora Schleswig-Holsteins und Spätherbst durchgeführt. Gespannt wurde Hamburgs“ (Wachholtz Verlag 1987) wurden dann das Frühjahr 1998 erwartet. bereits 1987 alle früheren Vorkommen der Ge- meinen Kuhschelle in Schleswig-Holstein als Es war, als hätten diese letzten Kuhschellen erloschen gemeldet, außer dem Standort Tarp kurz vor ihrem endgültigen Aus auf ihre Erlö- an der oberen Treene. Aber auch dieser wurde sung gewartet. Bereits im Mai 1998 wurden als vom Aussterben bedroht bezeichnet. Bei drei blühende Pulsatilla vulgaris „Treene“ ge- einer Besichtigung des Standortes während zählt. Außerdem wurden nach dem Blattaus- der Blütezeit von Pulsatilla im Frühjahr 1997 trieb (die Kuhschelle blüht vor dem Austrieb wurde das ganze Ausmaß der Gefahr eines der Blätter) einige weitere nicht blühende, zum völligen Erlöschens auch dieses letzten Stand- Teil noch sehr kleine Pflanzen gefunden. ortes in Schleswig-Holstein klar. Es wurde kei- ne blühende Kuhschellenpflanze mehr gefun- den. Auch spätere Untersuchungen, nach dem Vermehrung der Originalpflanzen Pulsatilla Blattaustrieb, waren zunächst erfolglos. Erst vulgaris „Treene“ durch Befragung der einheimischen Bevölke- Bereits 1998 konnten von den drei fertilen rung konnte die Suche auf ein enges Gebiet Kuhschellen Samen gewonnen und Vermeh- konzentriert werden und hatten dann auch, al- rungsversuche durchgeführt werden. lerdings erschreckend mageren Erfolg. Auf ei- ner von zwei Knickwällen abgeschirmten Flä- Durch umfangreiche Bodenuntersuchungen che von nur wenigen Quadratmetern bei Kee- am Keelbeker Originalstandort, aber auch an bek (Ortsteil von Tarp) wurden im hohen Gras anderen Kuhschellenstandorten außerhalb ganze vier sterile, nur noch kleinere Kuhschel- Schleswig-Holsteins (Mecklenburg-Vorpom- lenpflanzen entdeckt. Auch bei diesen war mern und Sachsen-Anhalt) wurden wichtige nicht zu erwarten, dass sie ohne Sofortmaß- Hinweise erhalten für ein optimales Aussaat- nahmen noch die nächsten Jahre überleben substrat sowie für die spätere Auswahl der würden. Schnelles Handeln war also Gebot Ansiedlungsstellen im Treenegebiet. der Stunde. Nach einer Reihe von Vorversuchen ergaben Das Projekt wurde vom Land Schleswig-Hol- sich folgende günstige Aussaatbedingungen: stein gefördert und in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Natur und Umwelt, dem ț Nach der Ernte eine Tageslichtbehandlung Naturschutzamt des Kreises Schleswig-Flens- von mindestens mehreren Tagen burg und den Gemeinden Tarp/Amt Oeversee und Eggebek durchgeführt. Der Verfasser ț Vor Aussaat eine gründliche Durchfeuch- dankt für die Unterstützung. tung von etwa vier bis sechs Stunden in Wasser In Absprache mit den Umweltschutzbehörden des Landes wurden folgende Sofortmaßnah- ț Aussaatsubstrat: men festgelegt: drei Teile basischer Sand ein Teil Torf ț Intensivpflege der Restpflanzen am Stand- zwei Teile lehmhaltige Gartenerde ort Aussaat etwa ein bis zwei Wochen nach der Ernte ț Vermehrung durch Aussaat von Samen der standortechten Pflanzen Pulsatilla vulgaris Unter diesen Bedingungen keimten die Kuh- „Treene“ schellensamen etwa nach 20 Tagen (Mitte Juli) mit einer Keimrate von 80-100 Prozent. ț Maßnahmen zur Wiederansiedlung und Wiederausbreitung Die weitere Entwicklung der Kuhschellen bis zu ansiedlungsfähigen Jungpflanzen dauerte dann zwei bis drei Jahre. Erste Rettungsmaßnahmen durch Intensivpflege Damit konnten ab etwa 2001 systematische Noch im Frühjahr 1997 wurde die gezielte Pfle- Wiederansiedlungsmaßnahmen von Pusatilla ge der einzelnen Kuhschellenpflanzen begon- vulgaris „Treene“ in ihrem früheren Vorkom- nen. Der hohe Gräserbewuchs wurde direkt mensareal an der oberen Treene beginnen.

21 Ansiedlungsmaßnahmen Für die Wiederansiedlung der Kuhschelle wur- ausreichender Feuchtigkeit versorgen kann. den ausschließlich standortechte Pflanzen aus Die frisch angesiedelten Kuhschellen benöti- dem beschriebenen Originalvorkommen bei gen zur Bildung eines solchen tief reichenden Keelbek an der oberen Treene Pulsatilla vulga- Wurzelsystems einige Jahre. In dieser Zeit ris „Treene“ verwendet. sind sie vor allem bei längeren Trockenzeiten gefährdet. Nach zwei bis drei Jahren zeigen Ab etwa 2000 standen die ersten Kuhschellen die Pflanzen dann durch ihre regelmäßige Blü- für Versuchsansiedlungen zur Verfügung, 2001 te und Samenbildung sowie durch einen fri- begannen dann die systematischen Wiederan- schen Blattaustrieb, dass sie den Übergang in siedlungsmaßnahmen. Zur Vermeidung von zu die neuen Lebensbedingungen gut überstan- großen Verlusten an Kuhschellenpflanzen wur- den haben. den vorher gründliche Vegetations- und analyti- sche Bodenuntersuchungen durchgeführt. Auf Grund dieser Untersuchungen wurden die ge- Derzeitiger Stand des Kuhschellenprojektes eigneten Ansiedlungsstellen ausgewählt: In der beigefügten Tabelle ist die akute Situati- on des Kuhschellenbestandes im Ansiedlungs- ț das Areal westlich von Keelbek gebiet obere Treene zusammen gefasst. Nach etwa acht Jahren Arbeiten zur Wiederausbrei- ț der Angelboweg und umgebende Flächen tung von Pulsatilla vulgaris „Treene“ kann der Standort als mittelfristig gesichert bezeichnet ț das Gebiet um Tüdal (Gemeinde Eggebek) werden. Für eine langfristige und nachhaltige westlich der Treene. Absicherung ist eine Vermehrungsquote durch Selbstaussaat erforderlich, die wenigstens die Die Eingewöhnung der angesiedelten Pflanzen natürlichen Verluste (z.B. natürliche Lebens- dauerte zwei bis drei Jahre. Die Kuhschelle be- dauer, Wildschäden) ausgleicht. Das ist bisher nötigt eine niedrige Begleitvegetation, ihr na- aber noch nicht der Fall. Aus diesem Grunde türlicher Standort ist eine sonnige bis halb- werden zurzeit gezielte Verdichtungsansiedlun- schattige Lage mit niedriger Trockenrasen- gen an solchen Wuchsorten durchgeführt, die oder Heidevegetation Durch den hohen Sand- sich im Laufe der Jahre als besonders geeig- anteil ist vor allem in längeren Trockenzeiten net erwiesen haben. Zum Zweiten werden in die Wasserversorgung der Pflanzen gefährdet. einem besonderen Versuchsfeld die spezifi- Die Kuhschelle ist daher auf ein tiefgehendes schen Bedingungen für die Selbstaussaat von Wurzelsystem angewiesen, mit dem sie sich Pulsatilla untersucht. aus den tiefer gelegenen Bodenschichten mit

22 Tab. 1: Entwicklung von Pulsatilla vulgaris Treene-West (Tüdal)

Wuchsort Jahr der Jahr der Jahre seit Erfolgsquotient Wertzahl Ansiedlung Zählung Ansiedlung (x 100=Überle- (Jahre seit Ansiedlung x Erfolgs- bensrate in %) quotient=Maßzahl für die Eignung des Standortes)

Wiese Eggebek 2002 2007 5 0,77 3,85 2003 2007 4 0,00 0,00¹ 2004 2007 3 0,44 1,32

Wiese Tydal 2003 2007 4 0,38 1,52 2005 2007 2 0,43 0,86

Feldweg 2003 2007 4 0,83 3,32 (Hauptweg) 2004 2007 3 0,00 0,00 2005 2007 2 1,00 2,00 2006 2007 1 0,46 0,46

Heideweg 2005 2007 2 0,60 1,20 ¹ Wildschäden

Tab. 2: Entwicklung von Pulsatilla vulgaris Treene-Ost (Keelbek, Angelboweg)

Wuchsort Jahr der Jahr der Jahre seit Erfolgsquotient Wertzahl Ansiedlung Zählung Ansiedlung (x 100=Überle- (Jahre seit Ansiedlung x Erfolgs- bensrate in %) quotient=Maßzahl für die Eignung des Standortes)

Reststandort 2004 2007 3 0,91 2,73 2006 2007 1 0,33 0,33

Keelbek-Nord 2000 2007 7 0,59 4,13 2002 2007 5 0,50 2,50 2003 2007 4 0,00 0,00 2004 2007 3 0,00 0,00

Wall zum 2002 2007 5 0,67 3,35 Hügelgrab 2005 2007 2 1,00 2,00

Keelbek-Süd 2000 2007 7 0,67 4,69 2001 2007 6 0,88 5,28

Feldweg 2002 2007 5 1,00 5,00 Abschnitt Mitte

Angelboweg 2000 2007 7 0,62 4,34 2001 2007 6 0,89 5,33 2002 2007 5 1,00 5,00 2003 2007 4 0,67 2,68 2004 2007 3 0,57 1,71 2005 2007 2 0,54 1,08 2006 2007 1 1,00 1,00

Treenehänge 2001 2007 6 0,33 2,00

Wilhelm Uphoff Dorfstraße 60 24109

23 2.3 Artenschutzprojekt „Amphibien“ Die ökologische Fischzucht Grambek liegt im cher Sicht völlig inakzeptabel geworden, da ex- südöstlichen Schleswig-Holstein im Naturpark treme Jungfischverluste mit 90 Prozent Lauenburgische Seen. Schwund pro Jahr, hervorgerufen durch fisch- fressende Vögel wie Kormoran, Fisch- und Sil- Neben der umweltschonenden, tierschutzge- berreiher, dazu geführt haben, dass die zuvor rechten Fischproduktion stehen Schutz und Er- erfolgreiche Satzfischerzeugung nicht mehr kos- halt der natürlichen Lebensgrundlagen Boden, tendeckend, geschweige denn profitabel ist. Wasser und Luft sowie die Pflege und Förde- rung von Flora und Fauna im Vordergrund der In 2006 stand der Betrieb auf Grund der da- Arbeit des Betriebes. durch entstandenen finanziellen Verluste vor der dringenden Entscheidung , die bislang Es werden 44 Teiche mit zusammen 32 Hektar praktizierte Bewirtschaftungsform aufzugeben Wasserfläche nach den strengen Richtlinien und neue Erwerbschancen zu suchen, mögli- des Bioland-Verbandes bewirtschaftet. In den che Alternativen waren z. B. die Schaffung Teichen werden Spiegel-, Schuppen- und Farb- hoch-frequentierter Angelgewässer, die riskan- karpfen, Schleie, Rotaugen, Barsche, Hechte te intensive Mast von zugekauften, ausrei- und Krebse in Polykultur gehalten, wobei der chend großen (= kormoransicheren) Satzfi- Spiegelkarpfen der Brotfisch ist. schen oder ggf. die Anlage von Weihnachts- baumkulturen. Alle erwogenen Varianten oder Sämtliche Arten werden jährlich aus eigenem die gänzliche Einstellung der teichwirtschaftli- Laichfischbestand im Frühjahr bis Frühsommer chen Nutzung hätten sich in drastischer Weise selbst gezüchtet. Ein Zukauf fremder Fische negativ auf den Amphibienbestand ausge- findet aus seuchenbiologischen Gründen wirkt. (Stichwort: Koi-Herpes-Virus) grundsätzlich nicht statt. Die Vermehrung der Fische erfolgt Diese für die Amphibien dramatische Nut- in zahlreichen speziellen Laichteichen („über- zungsänderung konnte erfolgreich verhindert schwemmte Wiesen“) ohne Zugabe von Hy- werden. In gemeinsamen, konstruktiven Be- pophysen auf natürliche Weise. mühungen entwickelte der Fischzuchtbetrieb mit dem Landesamt für Natur und Umwelt In extensiven Besatzdichten wachsen die Fi- und dem Umweltministerium Schleswig-Hol- sche in zwei bis drei Hektar großen naturnah stein das Artenschutzprojekt „Amphibien“. Das belassenen Teichen innerhalb von drei bis vier auch finanziell geförderte Projekt berücksich- Jahren zum echten Holsteiner Speisefisch he- tigt die betriebswirtschaftlichen Interessen der ran. Die Futtergrundlage ist die Eigenprodukti- Teichwirtschaft und die speziellen Anforderun- on von zahlreichen Fischnährtieren im Gewäs- gen des Amphibienschutzes in gleichem Um- ser, ergänzend wird im geringen Umfang Bio- fang. getreide zugefüttert. Die seit Jahrzehnten praktizierte naturnahe, Das Artenschutzprojekt sieht vor, die für die seit 1999 bio-zertifizierte Bewirtschaftung ist Jungfischaufzucht benötigten Teiche mit einer nachweislich der Ursprung und der Garant für Einhausung (=Netzvoliere) zu überbauen und den Artenreichtum im Gebiet der Grambeker die fischfressenden Vögel somit auszusperren. Teiche. Ferner sind die für die Amphibien unverzicht- baren Karpfenlaich- und brutteiche in bewähr- Seltene Vögel wie z.B. Schwarzstorch, Kranich, ter Form weiter zu bewirtschaften, das heißt Fisch- und Seeadler sowie der Eisvogel sind regelmäßig zu bespannen und abzulassen so- Dauergäste an den Grambeker Teichen. Die ak- wie zu pflegen und unterhalten, dazu gehört tuelle, überdurchschnittliche Artenvielfalt und auch zum Beispiel die Zurücknahme der Vege- Populationsdichte von Gras-, Moor-, Teich- und tation, die Beseitigung von Verlandungszonen Laubfrosch, Rotbauchunke, Knoblauch-, Erd-, und die turnusmäßige vollständige Räumung Wechsel- und Kreuzkröte sowie Kamm- und und Entschlammung. Teichmolch ist bundesweit von besonderer Be- deutung, denn die ursprünglichen, natürlichen Das vereinbarte Artenschutzprojekt „Amphi- Lebensräume der Amphibien, wie vor allem dy- bien“ beinhaltet eine Vertragslaufzeit von sie- namische Gewässer mit nur zeitweilig geflute- ben Jahren und ist in dieser Form ein Modell ten Flächen sind bundesweit weitgehend ver- für intelligenten Naturschutz in Schleswig-Hol- schwunden. Die festgestellte Artenvielfalt ist stein. eindeutig direkt abhängig von der besonders schonenden Bewirtschaftung der künstlich auf- gestauten Grambeker Gewässer. Fischwirtschaftsmeister Leider ist die in Grambek praktizierte, bewährte Michael Bothstede und traditionelle Bewirtschaftungsweise in den Schlossstrasse 16a vergangenen Jahren aus betriebswirtschaftli- 23883 Grambek

24 2.4 Projekt „Saumbiotope und Vernetzungs- Monitoring streifen in Ackerlandschaften“ – Erste Er- gebnisse zur Bedeutung für den Arten- schutz Methoden Aus der Gesamtzahl der im Frühjahr 2008 an- gelegten Saumbiotope wurden für die Begleit- Einleitung untersuchungen 13 Blühstreifen/-flächen aus- Im Rahmen des Pilotprojektes „Saumbiotope gewählt. Da sich die Ausgestaltung der Saum- und Vernetzungsstreifen zur Förderung der biotope in den verschiedenen Projektregionen Biodiversität und des Artenschutzes in Acker- (Groß-Vollstedt, Langwedel, Schönbek/Loop) landschaften“ sollen durch die gezielte Anlage als sehr unterschiedlich erwies (Feldaufgang, von Blühstreifen und -flächen die Artenvielfalt Breite und Lage der Flächen), wurde bei der und die Lebensräume heimischer Tier- und Stichprobenauswahl darauf geachtet, dass Pflanzenarten erhalten und verbessert werden. durch die Untersuchungen das breite Spek- Das Projekt wird durch die Kreisjägerschaft trum unterschiedlicher Blühstreifen/-flächen er- Rendsburg-Ost umgesetzt und durch das Mi- fasst wird. Um abzuschätzen, welche Bedeu- nisterium für Landwirtschaft, Umwelt und tung den Saumbiotopen für den Artenschutz ländliche Räume sowie das Landesamt für Na- zukommt, wurde je Saumbiotop eine benach- tur und Umwelt finanziell gefördert bzw. fach- barte Kontrollfläche mituntersucht, auf der kein lich begleitet. Blühstreifen angelegt war, die jedoch eine ver- gleichbare Nutzung, Exposition sowie ggf. Nach intensiver Vorbereitung und zahlreichen Randstruktur (Hecken, Gehölze) aufwies (paar- lokalen Informationsveranstaltungen durch die weiser Vergleich). Bis auf drei Ausnahmen la- Kreisjägerschaft konnten vor Ort viele interes- gen alle untersuchten Saumbiotope entlang sierte Landwirte für die Teilnahme an dem Pro- von Hecken oder Gehölzen. Die Ansaat erfolg- jekt gewonnen werden, so dass im Frühjahr te in elf Fällen als Streifen (1 bis 3 Drillmaschi- 2008 rund 50 Saumbiotope angelegt werden nenbreiten); zwei Saumbiotope wurden flächig konnten. Für die Akzeptanz des Projektes so- angelegt (ca. 0,5 bzw. 1 ha). Die Mehrzahl der wie die Entwicklung einer vertrauensvollen Zu- Saumbiotope befand sich auf Maisäckern sammenarbeit waren das besondere Engage- (n = 10), zwei Blühstreifen wurden auf Brache- ment der örtlichen Hegeringleiter sowie ihr en- bzw. Stilllegungsflächen angelegt, und eine ger Kontakt zur Landwirtschaft entscheidend. Blühfläche lag am Rande eines Winterweizen- ackers. Um die kurz- und längerfristige Bedeutung der angelegten Saumbiotope für den Artenschutz Für die Ansaat der Saumbiotope wurde im zu dokumentieren, wurde im Sommer 2008 Rahmen des Projektes in Absprache mit dem mit Begleituntersuchungen zu Auswirkungen Landesamt für Natur und Umwelt eine speziel- auf die Vegetation sowie das Vorkommen aus- le Blühmischung aus Kultursaaten und heimi- gewählter Tiergruppen begonnen. Der folgen- schen Wildpflanzen zusammengestellt (Tab. 1). de Bericht enthält erste Ergebnisse des Moni- Von den Saumbiotopen, die für die Begleitun- torings. Weitergehende Informationen zu den tersuchungen ausgewählt wurden, waren Zielen und Hintergründen des Projektes finden zehn mit der Projektmischung und drei mit sich im Jagd und Artenschutzbericht 2007. handelsüblichen Blühmischungen angesät.

Tab. 1: Zusammensetzung (in % der Aussaatmenge) der speziell für das Projekt zusammengestellten Ansaatmischung.

Heimische Wildblumen % Kulturpflanzen % Centaurea cyanus Kornblume 6 Avena sativa Saat-Hafer 10 Daucus carota Wilde Möhre 6 Fagopyrum esculentum Echter Buchweizen 10 Malva sylvestris Wilde Malve 5 Helianthus annuus Gewöhnliche Sonnenblume 10 Pastinaca sativa Pastinak 5 Borago officinalis Borretsch 6 Leucanthemum vulgare Magerwiesen-Margerite 4 Foeniculum vulgare Garten-Fenchel 5 Papaver rhoeas Klatsch-Mohn 4 Linum perenne Ausdauernder Lein 5 Achillea millefolium Gew. Wiesen-Schafgarbe 3,5 Lepidium sativum Gartenkresse 4 Plantago lanceolata Spitz-Wegerich 3 Medicago sativa Luzerne 4 Silene latifolia ssp. alba Weiße Lichtnelke 2 Anethum graveolens Dill 3 Tanacetum vulgare Rainfarn 1 Calendula officinalis Garten-Ringelblume 3 Verbascum densiflorum Großblütige Königskerze 0,5 Gesamt 40 Gesamt 60

25 Um die Bedeutung der Saumbiotope für den Ergebnisse Artenschutz zu analysieren, wurden Kartierun- gen von Gefäßpflanzen, Tagfaltern und Heu- schrecken durchgeführt. Die Vegetationsauf- Vegetation nahmen wurden Mitte August 2008 nach dem Die untersuchten Saumbiotope zeigten hin- klassischen Verfahren der Artmächtigkeits- sichtlich der Entwicklung der angesäten Arten schätzung angefertigt. Alle Aufnahmen erfolg- ein recht heterogenes Bild (Abb. 1). Einige Ar- ten auf ca. 100 Qudratmeter großen Untersu- ten, wie Gartenkresse, Wilde Malve und Spitz- chungsflächen, die aus praktischen Gründen Wegerich, traten auf nahezu allen untersuch- einheitlich durch Streifen von 7 Meter ten Blühstreifen/-flächen mit einer hohen Indi- × 14 Meter realisiert wurden (7 Meter ent- viduenzahl bzw. Deckung auf. Andere Arten, spricht der Breite der schmalsten untersuch- z. B. Buchweizen und Luzerne, waren zwar ten Blühstreifen). Pro Saumbiotop und Kon- ebenfalls auf fast allen Aufnahmeflächen ver- trollfläche wurden jeweils zwei (d. h. insge- treten, dort aber stets weniger dominant. Bei samt 52) Aufnahmen angefertigt. Tagfalter und einer dritten Artengruppe, zu der beispielswei- Heuschrecken wurden durch je eine Transekt- se Borretsch, Ringelblume und Sonnenblume begehung Ende August bzw. Anfang Septem- zählen, schwankten sowohl Stetigkeit als auch ber erfasst (Transektlänge je nach Vergleichs- Dominanz sehr stark. Des Weiteren gibt es Ar- paar 70 Meter– 450 Meter). Die Artbestim- ten, die durchweg selten und wenig dominant mungen und Zählungen der Tagfalter erfolgten in den Saumbiotopen auftraten (z. B. Klatsch- durch Sichtbeobachtungen und Kescherfänge. Mohn und Weiße Lichtnelke). Heuschrecken wurden zusätzlich über die art- spezifischen Gesänge identifiziert. Teilweise zeigten sich recht deutliche Unter- schiede zwischen den beiden Vegetationsauf- nahmen innerhalb eines Saumbiotops, da eini- ge eingesäte Arten dazu neigten, lokal gehäuft aufzutreten, und damit in der einen Aufnahme über-, und in der anderen unterrepräsentiert waren.

Abb. 1: Vorkommen einge- säter Pflanzenarten in den untersuch- ten Saumbiotopen (B01 – B13). Das Auftreten bzw. die Größe eines Punk- tes gibt die Abun- danz (das Vorkom- men) bzw. Domi- nanz (die Mächtig- keit) der betreffen- den Art in der je- weiligen Aufnahme- fläche wieder (zwei Aufnahmeflächen (A1, A2) je Saum- biotop).

26 Obwohl in den Saumbiotopen in fast allen Fäl- tope waren somit nicht mit artenarmen, mono- len mehr spontan angesiedelte Pflanzenarten dominanten Kratzdistel-Hochstaudenfluren zu als Ansaatarten auftraten, wurde der Blühas- vergleichen, wie sie vielfach nach Nutzungs- pekt durchweg durch die Arten der Blühmi- aufgabe auf nährstoffreichen Ackerflächen ent- schung bestimmt. Ausnahmen hiervon bilde- stehen. ten lediglich drei Blühstreifen, die von Weißem Gänsefuß dominiert wurden. Diese Art trat Im Rahmen der Vegetationsuntersuchungen insgesamt in zehn Blühstreifen/-flächen auf wurden in den Saumbiotopen einige gefährde- und führt damit die Stetigkeitsliste der „Wild- te Pflanzenarten gefunden: Acker-Ziest (RL 2), pflanzenarten“ an (Tab. 2). Unter den zehn Moor-Labkraut (RL 3), Gewöhnlicher Hornklee häufigsten nicht angesäten Arten der Saum- (RL V), Roter Zahntrost (RL V) und Wiesen-Flo- biotope findet sich auch die Acker-Kratzdistel, ckenblume (RL V). Im Vergleich zu den Kon- die aus landwirtschaftlicher Sicht als „Proble- trollflächen wiesen die Saumbiotope zudem munkraut“ gilt. Die Art erreichte zwar eine ver- eine deutlich und signifikant höhere Anzahl an gleichsweise hohe Stetigkeit, kam jedoch in le- nicht angesäten Pflanzenarten auf (Einstichpro- diglich drei Vegetationsaufnahmen mit einer ben-t-Test der Paardifferenzen: t = 5,58; Deckung von fünf bis fünfzehn Prozent (Klasse p < 0,05; Abb. 2). Die Gesamtanzahl an Pflan- „wenig deckend“) und ansonsten mit einer zenarten war ebenfalls in den Blühstreifen/-flä- Deckung von < fünf Prozent bzw. nur in weni- chen höher (t = 10,08; p < 0,05). gen Individuen vor. Die untersuchten Saumbio-

Pflanzen

60 60

50 50

40 40

30 30

20 20 Pflanzenarten je 200 qm Pflanzenarten je 200 qm

10 10

0 0 Saumbiotope (S) Kontrollen (K) Differenz (S-K) Saumbiotope (S) Kontrollen (K) Differenz (S-K)

Pflanzenarten gesamt nicht angesäte Pflanzenarten

Abb. 2: Anzahl an Pflanzenarten in den untersuchten Saumbiotopen im Vergleich zu den Kontrollflächen (n = 13; Boxplotdarstellungen: Box: Bereich, in dem 50 % der Werte liegen, gestrichelte Linie: Mittelwert, durchgezogene Linie: Median, Punkte: Ausreißer).

Tab. 2: Liste der zehn in den Saumbiotopen (n = 13) am häufigsten nachgewiesenen nicht angesäten Pflanzenarten.

Stetigkeit* Art Saumbiotope Kontrollflächen Weißer Gänsefuß 10 6 Acker-Kratzdistel 9 4 Gewöhnliches Hirtentäschel 8 0 Gewöhnliche Vogelmiere 8 4 Wiesen-Klee 8 1 Gewöhnlicher Beifuß 7 3 Vogelknöterich 7 7 Gewöhnlicher Löwenzahn 7 3 Große Brennnessel 7 0 Weiß-Klee 6 4

* Anzahl Saumbiotope/Kontrollflächen, in denen die Art nachgewiesen wurde

27 Fauna Das Artenspektrum der nachgewiesenen Tag- Paardifferenzen: t = 4,68; p < 0,05; Abb. 3) Die falter und Heuschrecken ist in den Tab. 3 und Summe der insgesamt beobachteten Tagfalter 4 dokumentiert. Tagfalter- oder Heuschrecken- war ebenfalls in den Blühstreifen/-flächen grö- arten, die in Schleswig-Holstein als gefährdet ßer (t = 3,72; p < 0,05). Bei den Heuschrecken gelten, wurden im Rahmen der Vergleichsun- ließ sich ein derartiger Unterschied hingegen tersuchungen nicht gefunden. weder für die Artenzahl, noch für die Gesamt- Die Saumbiotope wiesen im Vergleich zu den zahl an Individuen statistisch absichern Kontrollflächen eine signifikant größere Vielfalt (t = 1,58; p > 0,05 bzw. t = 0,46; p > 0,05; an Tagfalterarten auf (Einstichproben-t-Test der Abb. 4).

Tab. 3: Liste der in den Saumbiotopen (n = 13) nachgewiesenen Tagfalterarten.

Stetigkeit * Art Saumbiotope Kontrollflächen Kleiner Kohlweißling 13 5 Grünader-Weißling 8 0 Großer Kohlweißling 7 7 Tagpfauenauge 7 1 Braunkolbiger Braun-Dickkopffalter 6 1 Zitronenfalter 6 1 Schornsteinfeger 6 1 Hauhechel-Bläuling 5 2 Schwarzkolbiger Braun-Dickkopffalter 5 1 Landkärtchen 5 0 Großes Ochsenauge 4 2 Faulbaum-Bläuling 4 0 Kleiner Fuchs 3 1 Kleines Wiesenvögelchen 3 0 Kleiner Perlmutterfalter 1 0 Admiral 1 0 Distelfalter 1 0

* Anzahl Saumbiotope/Kontrollflächen, in denen die Art nachgewiesen wurde

Tab. 4: Liste der in den Saumbiotopen (n = 13) nachgewiesenen Heuschreckenarten.

Art Stetigkeit * Saumbiotope Kontrollflächen Feldgrashüpfer 8 3 Gemeiner Grashüpfer 5 2 Weißrandiger Grashüpfer 4 3 Nachtigall-Grashüpfer 3 3 Roesels Beißschrecke 3 3 Großes Heupferd 2 1 Gewöhnliche Strauchschrecke 2 0 Punktierte Zartschrecke 1 0 Brauner Grashüpfer 0 1

* Anzahl Saumbiotope/Kontrollflächen, in denen die Art nachgewiesen wurde

28 Tagfalter 14

12

10

8

6

4

2

0

Anzahl Tagfalterarten je Transekt je Anzahl Tagfalterarten -2

-4 Saumbiotope (S) Kontroll en (K) Differenz (S-K)

Abb. 3: Anzahl an Tagfalterarten in den untersuchten Saumbiotopen im Vergleich zu den Kontrollflächen (n = 13; Er- klärungen zur Darstellung siehe Abb. 2).

Heuschrecken 6

4

2

0

-2 Anzahl Heuschreckenarten je Transekt je Anzahl Heuschreckenarten -4 Saumbiotope (S) Kontrolle n (K) Differenz (S-K)

Abb. 4: Anzahl an Heuschreckenarten in den untersuchten Saumbiotopen im Vergleich zu den Kontrollflächen (n = 13; Erklärungen zur Darstellung siehe Abb. 2).

29 Diskussion Die Ergebnisse der bisher einjährigen Begleit- ben. Eine Überjährigkeit der Saumbiotope ist untersuchungen deuten darauf hin, dass die auch für die Vermehrung von (Wild-) Pflanzen- Anlage von Saumbiotopen v. a. im Vergleich arten wichtig, sofern die Arten erst im Spät- zum herkömmlichen Maisanbau einen bedeut- herbst bzw. im Folgejahr zur Samenreife ge- samen Beitrag zum Erhalt der Vielfalt an wild langen. lebenden Pflanzen- und Tierarten leisten kann. Die Resultate der faunistischen Erfassungen weisen darauf hin, dass (erwartungsgemäß) Ausblick nicht alle Artengruppen gleichermaßen von der Das Projekt „Saumbiotope und Vernetzungs- Maßnahme profitieren können. Im Hinblick auf streifen zur Förderung der Biodiversität und die Lebensraumansprüche vieler Heuschre- des Artenschutzes in Ackerlandschaften“ wird ckenarten waren die Blühstreifen und -flächen aufbauend auf den bisherigen Erfahrungen im vermutlich überwiegend zu einheitlich hoch Jahr 2009 weitergeführt und ausgeweitet. Die und dicht bewachsen. In den Saumbiotopen wissenschaftlichen Begleituntersuchungen zur wurden im Rahmen der Vergleichsuntersu- Bedeutung für den Artenschutz werden eben- chungen zwar nur wenige gefährdete Pflan- falls fortgesetzt werden. Im Winter 2008/09 zen- und keine gefährdeten Tierarten gefun- soll zusätzlich untersucht werden, welche Be- den, angesichts der begrenzten Stichproben- deutung die Saumbiotope als Nahrungshabitat größe und der lediglich einmaligen Kontrolle für Vögel besitzen. Im Sommer 2008 wurde der Untersuchungsflächen ist jedoch davon mit einem Rebhuhnmonitoring begonnen, des- auszugehen, dass weitere seltene Arten von sen Ergebnisse jedoch noch nicht vorliegen. der Maßnahme profitieren. Für die Auswahl der Untersuchungsflächen erfolgte eine Vorex- kursion, auf der in zwei von insgesamt 27 be- Dr. Helge Neumann gangenen Blühstreifen/-flächen je eine Tagfal- Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung terart der Vorwarnliste beobachtet wurde (C- Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Falter, Brauner Bläuling). In einem dieser Hermann-Rodewald-Str. 9 Saumbiotope sowie in einem weiteren Blüh- 24118 Kiel streifen an einem dritten Standort wurde das Sechsfleck-Widderchen nachgewiesen (tagakti- Dr. Aiko Huckauf ve Nachtfalterart), das in Schleswig-Holstein Ökologie-Zentrum Kiel als „gefährdet“ eingestuft ist. Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Olshausenstr. 75 Da Saumbiotope wild lebenden Tierarten nicht 24118 Kiel nur als Nahrungs- und Rast- bzw. Rückzugsha- bitat, sondern auch als Fortpflanzungslebens- Heinz-Dieter Gröning raum dienen sollen, ist für zahlreiche Arten Projektkoordination Natur- und Artenschutz von entscheidender Bedeutung, dass die Blüh- Kreisjägerschaft Rendsburg-Ost flächen bzw. -streifen ungestört bis in den Nicoline-Hensler Str. 11a Sommer des Folgejahres hinein erhalten blei- 24582

30 2.5 Artenhilfsprogramm 2008 Die europäische Naturschutzpolitik und das da- gen an einen modernen Artenschutz haben raus abgeleitete Naturschutzrecht ist in den eine Überarbeitung des alten Artenschutzpro- vergangenen Jahren ein zunehmend wichtiger gramms notwendig gemacht. Motor für die Fortentwicklung der schleswig- holsteinischen Naturschutzpolitik geworden. Die europäischen Staats- und Regierungschefs haben in den so genannten Göteborg-Be- Das trifft vor allem auf die EG-Vogelschutzricht- schlüssen1 zusätzlich ausdrücklich beschlos- linie und die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie sen, dass bis 2010 der Artenschwund in der (FFH-Richtlinie) der Europäischen Gemein- Europäischen Union aufgehalten werden soll. schaft zu. Insbesondere deren europäische Ar- Diese Ziele sind der fachliche Anlass für das tenschutzvorschriften sind in den letzten Jah- neue Artenhilfsprogramm 2008 des Landes ren verstärkt in das Bewusstsein gerückt wor- Schleswig-Holstein. den. Dabei wird deutlich, dass es das oberste Ziel des europäischen und des schleswig-hol- Die so genannten „europäischen Arten“, also steinischen Naturschutzes ist, den weiteren diejenigen, die als Zielarten in der EG-Vogel- Verlust der Biodiversität in Europa zu stoppen schutzrichtlinie und der FFH-Richtlinie genannt und in einem weiteren Schritt den derzeitigen werden, finden im Artenhilfsprogramm 2008 negativen Trend umzukehren. besondere Beachtung: Um dabei sinnvolle Prioritäten zu bilden, wur- Das aus dem Jahr 1983 stammende „Arten- de bei der Ermittlung der vordringlich hilfsbe- schutzprogramm Schleswig-Holstein“ sah die dürftigen europäischen Arten zunächst geprüft, Durchführung von 18 Artenhilfsprogrammen in welchem Erhaltungszustand sie sich befin- vor. Alle Hauptlebensräume des Landes soll- den. Kriterium hierfür waren die unterschiedli- ten durch das Programm berücksichtigt wer- chen Roten Listen der vom Aussterben be- den. Hauptziel war die langfristige Sicherung drohten Tier- und Pflanzenarten. Für Arten in der Tier- und Pflanzenarten in ihrer naturgege- einem günstigen Erhaltungszustand sind der- benen Vielfalt. Die Arten sollten möglichst den zeit keine speziellen Maßnahmen erforderlich. Bedingungen der natürlichen Auslese unterlie- gen und die zu erhaltende Bestandsdichte soll- Bei den Arten, die sich nicht in einem günsti- te den Möglichkeiten der jeweiligen Lebens- gen Erhaltungszustand befinden, wurde weiter räume entsprechen. Neben der Wiederherstel- geprüft, ob eine Art mit mehr als 50 Prozent lung beeinträchtigter sowie der Wiedereinbür- ihres landesweiten Bestandes auf Flächen des gerung ausgestorbener Arten, sollten beste- Naturschutzes siedelt. Ist dies der Fall, so wird hende Gefährdungsursachen beseitigt wer- angenommen, dass zumindest der Status Quo den. Vorrangig waren selten und gefährdete („Ist-Zustand“) gesichert werden kann und Arten Schutzziele des Artenschutzprogramms. eine Entwicklung in Richtung eines günstigen Erhaltungszustandes durch gezielte Natur- 1983 war man bei der Auswahl der Zielar- schutzmaßnahmen mittelfristig möglich ist. ten(gruppen) freier als heute. Zwar war die EG-Vogelschutzrichtlinie bereits verabschiedet, Die Arten, die in einem ungünstigen Erhal- in nationales Recht umgesetzt wurde sie aber tungszustand sind und mit weniger als 50 Pro- erst im Jahr 1987. Die FFH-Richtlinie gab es zent in Flächen des Naturschutzes siedeln, er- noch nicht. Das Gros der heute zu beachten- halten im Rahmen des Artenhilfsprogramms den gesetzlich verbindlichen Vorgaben bei der 2008 besondere Priorität. Auswahl der zu berücksichtigenden Arten konnte seinerzeit vernachlässigt werden. Der Aber nicht nur für die geschützten europäi- 1983 eingeschlagene Weg hat sich rückbli- schen Arten hat das Land eine besondere Ver- ckend bewährt, wie die teils beeindruckenden antwortung. Es gibt eine Reihe von Arten, die Erfolge der durchgeführten Schutzmaßnahmen aufgrund nationaler oder auch landesspezifi- zum Beispiel bei Seeadler, Kranich, Fischotter scher Erwägungen einen effektiven Schutz ih- und vielen Amphibienarten zeigen. rer Bestände benötigt. Hierzu gehören zahlrei- che Laufkäfer, Wildbienen, und Libellen eben- Die in den europäischen Naturschutzrichtlinien so wie Großpilze, Flechten, Seggen und Orchi- verankerten Anforderungen auch an den Arten- deen. Als Lebensräume sind insbesondere schutz in den Mitgliedstaaten sowie die Recht- Röhrichte, Großseggenrieder, Quellflur- und sprechung insbesondere des europäischen Niedermoorstandorte oder nährstoffarme, tro- Gerichtshofes der vergangenen Jahre und ckene Biotope zu nennen. nicht zuletzt veränderte fachliche Anforderun-

1 EU-Gipfel vom 15. und 16. Juni 2001 in Göteborg: Gemeinschaftliche Strategie für eine nachhaltige Entwicklung.

31 Da diese hoch spezialisierten Arten häufig an flächen ebenso wie spezielle Hilfsmaßnah- flächenmäßig kleine, spezielle Lebensräume men für bedrohte Arten, wie zum Beispiel gebunden sind, und in der Regel nicht flächen- Fledermäuse. deckend im Land vorkommen, können sie nur über den unmittelbaren Schutz ihrer speziellen ț Die dem Artenschutz zur Verfügung ste- Lebensräume erhalten werden. Dieses Ziel henden personellen und finanziellen Res- soll vor allem über den gesetzlich verankerten sourcen werden nach Prioritäten und Biotopschutz erreicht werden. Schwerpunkten geordnet gezielt einge- setzt. Dabei steht die Erfüllung von Ver- Darüber hinaus ist es notwendig, zur Siche- pflichtungen, die sich aus den europäi- rung und Entwicklung ihrer Ansprüche zusätzli- schen Naturschutzrichtlinien und sonstigen che Pflegemaßnahmen für ihre Lebensräume internationalen Vereinbarungen ergeben, im durchzuführen. Dazu sollen spezielle Arten- Vordergrund. Der Erfolg wird evaluiert wer- schutzprojekte, zum Beispiel für die Borstgras- den. Die entsprechenden Aktivitäten wer- rasen oder bestimmte Einzelarten, dienen. den – einschließlich der finanziellen An- strengungen – nach erfolgreicher Beendi- Folgende Eckpunkte kennzeichnen das neue gung der Maßnahmen auf neue Ziele ge- Artenhilfsprogramm: richtet.

ț Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf dem ț Die bisher erfolgreiche Zusammenarbeit Schutz der europarechtlich geschützten Ar- zwischen staatlichem und ehrenamtlichem ten. Artenschutz über verschiedene Kooperati- onsvereinbarungen wird fortgesetzt und fi- ț Neben den europarechtlich geschützten Ar- nanziell untermauert. ten werden auch die streng geschützten nationalen Arten und die Arten, für die ț Die bestehenden oder im Aufbau befindli- Schleswig-Holstein bundesweit eine be- chen Lokalen Aktionen werden für ihren sondere Verantwortung trägt, integriert. Wirkungsbereich verstärkt auch als Träger für Artenschutzprojekte geworben. ț Der Vertragsnaturschutz wird inhaltlich, flä- chenmäßig und finanziell als wesentliches ț Maßnahmen aus den verschiedenen Öko- Umsetzungsinstrument des Artenschutzes konten sollen gezielt zur Umsetzung beitra- ausgebaut und erheblich an Gewicht ge- gen. winnen. ț Unverzichtbare Grundlage bei der Umset- ț Aktive Artenhilfsprogramme werden insbe- zung des neuen Artenhilfsprogramms ist sondere auf die Schwerpunkträume des das Bestandsmonitoring vor allem der eu- Naturschutzes konzentriert. Durch die ge- ropäischen Arten. Ein Teil der europäischen zielte Optimierung der Verhältnisse für die Vogelarten sowie die Arten des Anhangs IV unterschiedlichsten Arten und Artengrup- der FFH-Richtlinie werden zur Erfüllung der pen in diesen Schwerpunkträumen werden Berichtspflichten gemäß Artikel 11 und 17 gleichzeitig positive Effekte für die Flächen der FFH-Richtlinie in sechsjährigen Abstän- außerhalb dieser Räume eintreten. Auf die- den untersucht. Verbleibende Lücken wer- se Weise kommt der Artenschutz in den den durch das bundesweit koordinierte Schwerpunkträumen dem Artenbestand Monitoringprogramm „Vögel der Normal- auf der gesamten Landesfläche zugute. landschaft“ geschlossen. Eine Anzahl von Arten wird im Rahmen von Projektkoopera- ț Darüber hinaus werden auf ökologisch tionen durch ehrenamtlich tätige, wissen- wertvollen Flächen des Landes und insbe- schaftlich orientierte Vereine untersucht. sondere der Stiftung Naturschutz sowie Nicht zuletzt die zum großen Teil auf Exper- sonstiger Naturschutzstiftungen umfassen- tenwissen beruhenden Roten Listen liefern de Schutz- und Entwicklungsmaßnahmen wichtige Informationen. fortgesetzt beziehungsweise initiiert. Hier- zu sollen die notwendigen finanziellen Mit- tel zur Verfügung gestellt werden. Thomas Gall Ministerium für Landwirtschaft, ț Die schleswig-holsteinischen Landesfors- Umwelt und ländliche Räume ten leisten im Rahmen ihrer Gemeinwohl- Mercatorstraße 3 leistungen einen besonderen Beitrag für 24106 Kiel den Artenschutz. Hierzu zählen Naturwald-

32 2.6 Wiederansiedlung von 60 Wildpflanzenarten in Schleswig-Holstein: Das Jubiläumsprojekt des LandFrauenVerbandes

Das Projekt Angeregt durch die Wiederansiedlung von Ar- zwei Informationsveranstaltungen im Mai nica montana (siehe Jahresbericht LANU 2007 wurden offene Fragen geklärt. Die Pro- 2006) im mit dem dortigen Landfrau- jektleiterin übernahm in der Folgezeit die Be- enverein beschloss der Landesverband der treuung vor Ort und konnte gemeinsam mit Landfrauen Schleswig-Holsteins im November den findigen Landfrauen für mannigfaltige Kei- 2006 eine Wiederansiedlung von 60 Wildpflan- mungsprobleme individuelle Lösungen finden. zenarten als Jubiläumsprojekt zum 60-ig jähri- So wurde den harten Samen des Großen gen Bestehen des Vereins landesweit durchzu- Odermennig (Agrimonia procera) mit der führen. Die Finanzierung des Projektes erfolg- Kneifzange zu Leibe gerückt oder der fehlende te durch die Bingo – Umweltlotterie, so dass Winter durch sandbemäntelte Kältebehand- im April 2007 eine eigene Projektkraft, Frau lung im Kühlschrank nachgeholt. Pirko Arp, eingestellt werden konnte. 71 Land- frauenverbände aus allen Teilen des Landes Angesät wurde in speziellen Kästen auf der bewarben sich um die Teilnahme (siehe Abb. Fensterbank, im Gewächshaus oder im Beet XX ) und bekamen vom LANU unter Berück- des Landfrauengartens. In Einzelfällen erfolgte sichtigung der natürlichen Verbreitung der auch eine direkte Einsaat in vorhandene Flä- Pflanzenarten in Schleswig-Holstein, der Saat- chen, z.B. bei Einjährigen oder Halb(Hemi) herkunft, der Lebensraumanforderungen und parasiten wie dem Großen Klappertopf. Geeig- der zur Wiederbesiedlung zur Verfügung ste- nete Flächen wurden von den Landfrauen mit henden Flächen Saatgut gestellt. Unterstützung der Projektleiterin und der Ge- meinden selbst ausgewählt. Es handelt sich Bei der Beschaffung des Saatgutes haben vie- um Privat-, öffentliche - oder Ausgleichsflä- le Botanikerinnen und Botaniker tatkräftig mit- chen. geholfen. Ihnen sei an dieser Stelle noch ein- mal herzlich gedankt. Ohne Ihren beherzten Die offizielle Projektdauer beschränkt sich auf und zügigen Einsatz wäre die Projektumset- Mai 2007 bis Juni 2008, die Patenschaft, die zung in 2007 nicht möglich gewesen! die Landfrauen eingegangen sind und die in ei- ner Patenschaftsurkunde dokumentiert wurde, Alle teilnehmenden Vereine wurden im Mai ist zeitlich unbeschränkt. Die Landfrauen über- 2007 mit Saat von jeweils einer Projektpflanze nahmen sowohl die Flächenvorbereitung (Mä- und ggf. assoziierten Pflanzenarten ausgestat- hen, Fräsen, Wässern) in Eigenregie als auch tet. Informationen über die Ökologie, die die zukünftige Pflege. Bestehende Zugriffs- Keim- und Lebensraumanforderungen sowie möglichkeiten auf Landmaschinen in der eige- Pflegenotwendigkeiten bekamen die Vereine nen Familie oder im Freundeskreis wurden da- mit eigens für das Projekt hergestellten Steck- bei ausgiebig benutzt! briefen an die Hand gereicht. Im Rahmen von

Abbildung 1: Landfrau bei der Aussaat im eigenen Garten; Foto: Pirko Arp

33 Auswahl der 60 Pflanzenarten Landfrauenvereinen selbst nachgewiesen, häu- Grundlage der Auswahl war das Wissen über fig in Kooperation mit den Gemeinden. Die die Existenz noch vorhandener Samenressour- Überprüfung der Flächeneignung erfolgte durch cen im Land. Es wurden Pflanzenarten ausge- die Projektleiterin des LFV. wählt, bei denen aufgrund von dokumentierten Erfahrungen und Vorkenntnissen mit berechtig- ter Annahme davon ausgegangen werden Die Verteilung der Pflanzenarten in die regio- kann, dass bei sachgerechter Behandlung in nalen Landfrauenvereine erfolgte entsprechend den Gärten der Landfrauen Jungpflanzen vor- ihrer natürlichen Verbreitung in Schleswig-Hol- gezogen werden konnten. Auf standortsensible stein, nach der Saatherkunft und nach der Ver- Spezialisten wurde verzichtet. Arten, bei denen fügbarkeit dem Vorhandensein vorhandener ge- Zuchtformen existieren, wurden nur in Ausnah- eigneter Flächen zur Wiederansiedlung. men dann gewählt, wenn gesichert davon aus- gegangen werden konnte, dass das Saatgut Dabei wurden den Landfrauen Regeln an die von autochthonen Vorkommen stammte. Hand gegeben, die für ein Gelingen des Projek- tes als notwendig erachtet wurden. Die Einhal- Ferner wurden Pflanzen gewählt, die ästhe- tung dieser Regeln soll einer Florenverfäl- tisch ansprechend und großwüchsig sind oder schung, Arealverschiebungen und Hybridisie- als Heilpflanzen, Färberpflanzen oder mytholo- rungen mit Gartenformen verhindern. gisch bedeutsame Pflanzen („Hexenpflanzen“) von besonderem Interesse für Frauen sind 1. In den jeweiligen Regionen der teilnehmen- (z.B. Bilsenkraut, Stechapfel, Resede). den Landfrauenvereine wurden ausschließ- lich die vom LANU vorgeschlagenen Arten Maßgabe für die Entnahme von Samenmateri- angezogen. al war, dass dem Vorkommen am Wuchsort durch die Entnahme keinen Schaden zugefügt 2. Es durfte nur das vom LANU weitergegebe- wurde. ne Saatgut für die Wiederansiedlung von Jungpflanzen in der freien Natur verwendet Reproduktionsbiologische Kenntnisse flossen werden. daher bei der Auswahl ebenfalls ein. Die Arten stehen in der Mehrzahl auf der Roten Liste mit 3. Auch im Falle des Misslingens der Anzucht Gefährdungskategorien von 1-3 oder Vorwarn- mit regionalem Saatgut wurde ausdrücklich stufe. darauf hingewiesen, dass die Verwendung von Ersatzsaatgut z.B. aus dem Gartenhan- Das Sammeln des Saatgutes erfolgte durch del, nicht projektkonform ist. In solchen Fäl- das botanische Ehrenamt sowie durch das len gab es Ersatzsaat beim LANU. LANU. In Ausnahmefällen (z.B. bei Arten der Feuchtwiesen) sammelten die Landfrauenver- 4. Es wurde darauf hingewiesen, dass von eine auch selbst. den Projektarten keine Gartenformen in den Anzuchtgärten vorhanden sein sollten.

Die gewählten Lebensräume der 5. Die Erfolge und Misserfolge der Anzucht Projektpflanzen und die Ausbringung der Projektarten in die Umsetzbarkeit, Nachhaltigkeit und , Verhältnis- freie Natur wurden in schematisierte Proto- mäßigkeit und Raumbezug standen im Vorder- kollen aufgenommen, die in einer Daten- grund bei der Auswahl der Arten und geeigne- bank mit GIS-Anbindung erfasst werden, ter Lebensräume für eine Wiederansiedlung. um für spätere Auswertungen zur Verfü- Der Lebensraumschwerpunkt wurde deshalb gung zu stehen. Die Datenbank ist im auf die Entwicklung von Wegrändern ein- LANU einzusehen und soll zukünftig für alle schließlich Magerrasen, Ruderalfluren und Wiederansiedlungen im Land zur Verfügung Saumbiotope sowie auf die Entwicklung einer stehen. regionaltypischen Dorfflora gelegt. Mit nachran- giger Priorität wurden Arten der Feuchtwiesen Da mit dem Eingehen der Patenschaft auch aufgenommen. Für Sondervorhaben (z.B. „Mu- das Sorgetragen für die zukünftige Pflege ver- seumsäcker“, landwirtschaftliche Betriebe) sind bunden ist, wurde damit den anerkannten wis- auch die Ackerarten von Interesse gewesen, senschaftlichen nationalen und internationalen diese traten aber als Einjährige in den Hinter- Richtlinien für Wiederansiedlung Folge geleis- grund des Vorhabens. Die 60 Pflanzenarten tet, (z. B. den Bad Windesheimer Leitlinien zur wurden Lebensraumtypen zugeordnet und um Ausbringung heimischer Wildpflanzen von häufige Begleiterarten ergänzt, die mit hoher 1993, Richtlinien ders IUCN (IUCN Guidelines Gewährleistung wiederangesiedelt werden for Reintroduction 1998) und der Schweizer konnten und zum passenden Artenpotpourri Kommission zur Erhaltung für Wildpflanzen gehörten. Sämtliche Flächen wurden von den SKEW von 2006 (www.cps-skew.ch).

34 Projektziele Erste Ergebnisse Frauen haben sich bereits seit Urzeiten mit Die Landfrauenvereine haben ihre Saat be- Pflanzen und Ihrer Nutzung als Heil- und Kul- kommen, erste Erfolge, aber auch Misserfolge turpflanzen und Gewürzpflanzen beschäftigt. bei der Ansaat gehabt und mehr oder weniger Dies trifft im besonderen Maße für die Land- erfolgreiche Kämpfe gegen Schneckenfraß ge- frauen zu und wird noch heute trefflich durch führt. Je nach Pflanzenart sind Tausende von die vielgestaltigen Bauerngärten gespiegelt. Jungpflanzen (Silene flos-cuculi) oder gerade An diese Wurzeln knüpft das Landfrauenpro- mal ein Dutzend (zum Beispiel von Consolida jekt an. regalis) auf der vorbereiteten Fläche ausgesie- delt worden. Die Aussiedelung fand stets un- Durch die intensive Beschäftigung mit der ter Federführung der Projektleitung des Land- Saat, den Keimlingen, den Pflanzen und insbe- FrauenVerbandes statt und erfreute sich einer sondere durch die Ansiedelung im eigenen regen Medienbegleitung. Dabei gelangten Garten als Zwischenstation zum charakteristi- Spaten und Gießkannen ebenso zum Einsatz schen Lebensraum bauen die Frauen eine Be- wie der Wassertankwagen des Bürgermeis- ziehung zu „ihrer Pflanzenart“ auf. Diese Be- ters in der Gemeinde Kropp. Vor Ort wurden ziehung ist die beste Vorraussetzung für zu- die Flächen ausgeschildert und mit den nöti- künftige Schutzbemühungen. Äußerlich doku- gen Informationen versehen, so dass die Bür- mentiert dieser Prozess eine Artenpaten- gerinnen und Bürger der Gemeinden Gelegen- schaft, die zeitlich über das unmittelbare Wie- heit haben, sich über das Projekt zu orientie- deransiedeln hinausgeht und den Lebensraum ren. der Pflanzen bewusst einbezieht. Erste Ergebnisse haben der LandFrauenVer- Damit leisten die Frauen einen eigenverant- band und das LANU bei einem gemeinsamen wortlichen Beitrag zur Erhaltung der Kultur- Projektabschluss am 19. Juni im LANU vorge- landschaft Schleswig-Holsteins mit der dazu- stellt. Darüber hinaus hat der LandFrauenVer- gehörigen Artenvielfalt und wirken dabei band auch eine Broschüre zum Projekt ver- selbst aktiv an der Gestaltung des heimatli- fasst, die weitere Details zu den Projektprakti- chen Umfeldes mit. Das Projekt geht somit ken vorhält und zum Nachahmen anregt. Die- weit über die Ziele des klassischen Arten- se ist beim LandFrauenVerband erhältlich1. schutzes hinaus, indem neue lokale Bündnisse geschlossenen werden und ein neues Ver- Unabhängig von diesen „harten“ Kriterien zur ständnis für einen selbst gewollten, nicht von Effektivität des Artenschutzprojektes gibt es staatlicher Seite aufgestülpten Lebensraum- jedoch andere, deren Stellenwert nicht zu un- schutz erwächst, der damit die Chance erhält, terschätzen ist: Es hat vor Ort neue Bündnisse ein notwendiges Maß an Nachhaltigkeit zu er- gegeben. Das Projekt hat bereits jetzt Brücken langen. gebaut – auch das ist von großem Wert! Und: Es geht weiter! Die Erkenntnisse, die im Rah- Dies ist eine wichtige Vorraussetzung für die men des Projektes über die Anzucht von Wild- Umsetzung der nationalen Strategie zur Biodi- pflanzen gewonnen wurden, sollen weiterge- versitätskonvention, die dringend eine größere geben werden und in den Aufbau eines Arche- Breitenwirkung benötigt, um in der Fläche lan- parks in Eggebek an der Treene einfließen – desweit wirksam werden zu können. Das selbstverständlich wieder mit dem dortigen Landfrauenprojekt übernimmt dabei eine über Landfrauenverein. die Landesgrenzen hinaus beachtete Vorreiter- funktion. Dr. Silke Lütt Dezernat 31 -– Biodiversität Landesamt für Natur und Umwelt Hamburger Chaussee 25 24220 Tel. 04347/704-363 [email protected]

1 LandFrauenVerband Schleswig-Holstein e.V., Holstenstr. 106-108, 24103 Kiel. Tel. (0431) 9797-293 email: [email protected]

35 2.7 Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein In diesem Jahr feiert die Stiftung Naturschutz dern aus dem EU-Programm LIFE, kam der ihren runden Geburtstag: 30 Jahre Stiftungsland Großteil aus dem Programm „Europäischer – Natur schützen - Vielfalt erleben. Das Motto Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des macht deutlich: Flächen zu sichern ist die ländlichen Raumes“ (ELER). Grundlage für den dauerhaften Schutz der biolo- gischen Vielfalt des Landes. Derzeit zieht sich Aber selbstverständlich profitieren von den neu- ein Netz von 27.500 Hektar durch Schleswig- en Wasserlandschaften nicht nur die Amphi- Holstein. Aber das Stiftungsland ist nicht nur bien. Neben Vögeln sind es beispielsweise auch die Basis für die unterschiedlichsten Maßnah- Insekten. Exemplarisch hat die Stiftung das men zum Artenschutz, es ist auch ein Ort mit 2007 anhand der Libellen untersuchen lassen. vielfältigen Möglichkeiten zur Begegnung des Die Gutachter konnten rund 33 Libellenarten an Menschen mit der Natur. Ein weiterer Schwer- den Gewässerneuanlagen nachweisen, darun- punkt der Stiftung ist nach wie vor die Förde- ter 14 Arten der Roten Liste. Ein bemerkens- rung anderer Akteure im Naturschutz. Seit ihrer wertes Ergebnis der Kartierung: die Feuerlibelle Gründung hat sie dafür rund fünf Millionen Euro wurde erstmals für Schleswig-Holstein nachge- ausgegeben. wiesen.

Amphibieninitiative der Stiftung Blühendes Steinburg Seit 2003 tourt der Bagger durchs Stiftungs- Neue Wege im Vertragsnaturschutz ist die Stif- land, um für Molche, Kröten, Frösche und Un- tung zusammen mit dem Kreisbauernverband ken neue Lebensräume zu schaffen. Von den 15 Steinburg gegangen. In einem Pilotprojekt in Schleswig-Holstein heimischen Amphibienar- mussten, anders als in den klassischen Ver- ten gelten über die Hälfte als gefährdet und tragsarten mit garantierter Prämienhöhe, Land- stehen auf der Roten-Liste. Wechsel- und wirte im Rahmen eines Bieterverfahrens Ange- Kreuzkröte, Laubfrosch, Rotbauchunke und bote für ihre Naturschutzleistung „Artenreiches Kammmolch fehlt es vor allem an geeigneten Grünland“ abgeben. Auf Bewirtschaftungssauf - Laichgewässern. Nicht der einzelne Tümpel auf lagen wurde verzichtet, was zählte, war die kleiner Fläche, vielmehr eine großräumige ökologische Qualität der Fläche. Sie wurde an- Froschlandschaft mit einer Vielzahl unterschiedli- hand einer Wiesenpflanzen-Kennartenliste be- cher Gewässertypen zu schaffen, ist dabei das wertet. Rund 230 Hektar von 19 Landwirten Ziel der Stiftung. Sie ist eingebettet in die „Wil- wurden 2007 in Steinburg prämiert. den Weiden“ der Stiftung Naturschutz, denn der Einsatz weniger Robustrinder auf großer Fläche sorgt für eine hohe Strukturvielfalt, hält Im Artenschutz aktiv werden in gewünschten Bereichen die Vegetation kurz Artenschutz zum Mitmachen boten zwei Projek- und sorgt dafür, dass die flachen Tümpel nicht te der Stiftung. Das Gemeinschaftsprojekt mit zuwachsen und sich im Frühjahr rasch erwär- dem NABU „Fledermausfreundliches Haus“ men. verhalf Gebäude bewohnenden Fledermäusen zu zahlreichen neuen Quartieren. Nähere Infos Die Bilanz der Baggerarbeiten: rund 300 Laich- unter: www.fledermausfreundliches-haus.de. gewässer zwischen Flensburg und Lauenburg Mit der „Nussjagd in Schleswig-Holstein“ wur- entstanden neu oder wurden saniert. Immer den vor allem Kinder angesprochen, sich als wieder gelingt es der Stiftung auch andere Na- Forscherkollegen auf die Suche nach der ge- turschutz-Akteure oder gar Privateigentümer für fährdeten Haselmaus zu begeben. Gemeinsam den Amphibienschutz zu begeistern. Dann ver- mit dem Naturschutzring Segeberg, dem wirklicht sie mit ihrem Know-how auch außer- BUND, dem NABU und dem Landesjagdver- halb des Stiftungslandes Froschparks. Für die band war im ganzen Land ein Netz von ehren- Rotbauchunke ist sie sogar mit einem eigenen amtlichen Nussjägermeistern aktiv, die Schul- EU-Projekt aktiv. 14 Partner aus vier baltischen klassen bei ihrer Jagd nach angeknabberten Ha- Staaten kümmern sich mit „LIFE-Bombina“ selnüssen kostenlos zur Seite standen. 66 rund um die Ostsee um die vom Aussterben Schulen und 67 Kindergärten wurden mit dem bedrohte Unke. Nähere Infos unter: www.life- Nussjagdfieber infiziert und sorgten dafür, dass bombina.de. rund 23.000 Nüsse zur Nachbestimmung einge- sandt wurden. So entstand eine Verbreitungs- Die Mittel für die Maßnahmen stammen aus karte der Schläferart mit 125 Nachweisen für unterschiedlichen Finanzquellen. Neben Eigen- Schleswig-Holstein. Mehr unter: mitteln der Stiftung, Ausgleichsmitteln und Gel- www.nussjagd-sh.de.

36 EU-finanzierte Projekte Ausgleichsagentur Gemeinsam mit dänischen Partnern soll ein IN- Seit März 2007 hat die Ausgleichsagentur TERREG-Projekt den Moorlandschaften beider- Schleswig-Holstein GmbH, eine 100prozentige seits der Grenze unter die Arme greifen. Bei Tochter der Stiftung, ihre Arbeit aufgenommen. der Bestandsaufnahme wurden bereits seltene Mit rund 40 Ökokonten ging sie an den Start Arten, wie Rundblättriger Sonnentau, Kamm- und nimmt Eingreifern, von der Gemeinde bis molch oder Schlammpeitzger, gesichtet. zum Unternehmen, ihre rechtlichen Verpflich- Den Thranbruch zur Oase der Vielfalt zu ma- tungen zum Ausgleich ab. Die Stiftung bringt chen, hat sich ein Leader+-Projekt der Stiftung damit eine neue und vor allem nachhaltige Qua- mit der Kreisjägerschaft Eutin zum Ziel gesetzt. lität in die Ausgleichsplanung: Mit der Einrichtung einer rund 70 Hektar gro- www.ausgleichsagentur.de ßen “Wilden Weide“ und der Vernässung ent- wässerter Senken, sollen Wiesenvögel, Laub- frosch und charakteristische Feuchtwiesenpflan- „Wilde Weiden“ - Naturschutz mit zen zurückkehren. Besucher können diesen Pro- Geschmack zess vom neu errichteten Aussichtsturm miter- 20 Restaurants boten 2007 im Rahmen der Ak- leben. tion „Stiftungsland – Genießerland“ wieder ein Stiftungsland-Menü rund um das Naturschutz- Im EU-LIFE-Projekt „BaltCoast“ unter Leitung fleisch der Robustrinder aus den „Wilden Wei- der Stiftung Naturschutz fließen bis 2011 rund den“ an. Naturerlebnisse zum Fühlen, Schme- 5,7 Millionen Euro - 60 Prozent davon steuert cken und Genießen rundeten das Programm Brüssel bei - in den Schutz und Wiederaufbau wie jedes Jahr ab. Gleichzeitig hat die Stiftung von bedeutenden Küstenlebensräumen entlang damit begonnen, ihr hochwertiges Galloway- der Ostsee. Mit ihren 21 Partnern aus Däne- fleisch zu vermarkten. Langsam aber stetig mark, Schweden, Estland und Litauen wird sie wächst die Zahl der vierbeinigen Landschafts- auch ein Handbuch erarbeiten, das aus ihren Er- pfleger der Stiftung. Derzeit sind es rund 800 fahrungen Leitlinien für Naturschutzprojekte im Robustrinder, die ihr Leben dem Naturschutz Ostseeküstenraum ableitet. Nähere Infos unter: gewidmet haben. Der Erlös aus der Fleischver- www.life-baltcoast.de. marktung fließt vollständig zurück in die Natur- schutzarbeit der Stiftung. www.geniesserland- sh.de Grundlagen für den Artenschutz Jedes Jahr lässt die Stiftung einige ihrer Gebie- te von Experten genauer untersuchen. Rund 45 Naturerlebnis Stiftungsland Tausend Euro stellte sie dafür 2007 bereit. Die „Extratouren ins Stiftungsland“, sechs ge- Denn nur genaue Kenntnisse über den Bestand führte Wanderungen im Jahr, erfreuen sich von Tieren und Pflanzen machen ein effektives nach wie vor großer Beliebtheit, ebenso wie Habitat- und Artenschutzmanagement möglich. das Schleswig-Holstein Froschkonzertfestival. Im Riesewohld wurde beispielsweise die selte- Mit rund 100 Angeboten pro Jahr, viele von Ko- ne Winterlinde dendrometrisch erfasst und eini- operationspartnern ist der Veranstaltungskalen- ge Bäume als Samenspender ausgewählt. der der Stiftung gut gefüllt. Von der Fachexkur- Baumkletterer ernteten in rund 27 Meter Höhe sion bis zur Ferienpassaktion für Kinder, für je- die Samen direkt vom Baum. Im Forstbotani- den ist etwas dabei. Highlight in 2007 war si- schen Garten Tharandt der Technischen Univer- cher der 1. European Bombina Song Contest, sität Dresden werden zweijährige Sämlinge he- bei dem lettische, dänische und schwedische rangezogen, die dann wieder im Riesewohld Rotbauchunken gegen die Feuerbauchtenöre ausgepflanzt werden. aus dem Stiftungsland Kühren antraten. Der Clou war die Liveschaltung via Internet, bei der jeder per Mausklick mit abstimmen konnte.

Nicola Brockmüller Stiftung Naturschutz Eschenbrook 4 24113

37 2.8 Vertragsnaturschutz

Vertragsnaturschutz in der Landwirtschaft Über 4.500 Landwirte in Schleswig-Holstein Bewirtschaftungsbeschränkungen allein sind je- konnten in den vergangenen 22 Jahren Erfahrun- doch nicht für alle Zielarten und -Lebensgemein- gen mit dem Vertragsnaturschutz sammeln. Seit schaften ausreichend. Wichtig sind z. B auch zu- dieser Zeit schließt das Land Schleswig-Holstein sätzlich hohe Wasserstände in den Flächen, um Bewirtschaftungsverträge auf freiwilliger Basis es den Wiesenvögeln zu ermöglichen, den Bo- mit Landwirten ab, die ihre Flächen zugunsten den nach Nahrung zu durchstochern, oder neue des Naturschutzes weniger intensiv bewirtschaf- Knicks und Gehölze, um durch Bereicherung der ten und ökologische Leistungen erbringen wol- landschaftlichen Strukturvielfalt die Habitatan- len. Damit setzt dieses Programm konsequent sprüche zahlreicher wirbelloser Tierarten zu erfül- auf eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwi- len. Die Biotop gestaltenden Maßnahmen sind schen Naturschutz und Landwirtschaft vor Ort. daher für einige (Wiesenvogel relevante) Ver- tragsmuster obligatorischer Bestandteil der Ver- Nach wie vor ist die Situation vieler Tiere und träge; die fachliche Notwendigkeit wurde unter Pflanzen in der Agrarlandschaft prekär. Über 50 anderem durch die Begleituntersuchungen im Prozent der Tier- und Pflanzenarten, die in den Rahmen des 2005/06 vom Land finanzierten De- Roten Listen als bedroht und in ihrem Bestand monstrations- und Untersuchungsprojektes „Ex- gefährdet eingestuft wurden, sind auf Agrar-Le- tensive Weidewirtschaft Eiderstedt“ (EWE) be- bensräume angewiesen. Dies gilt insbesondere legt. Für andere Vertragsmuster können die auch für viele Arten und Lebensraumtypen der Landwirte auf freiwilliger Basis die Ausführung Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie und der EG-Vogel- Biotop gestaltender Maßnahmen vereinbaren. schutzrichtlinie. Damit erhält der Verragsnatur- schutz eine weiter wachsende Bedeutung für Der Vertragsnaturschutz ist seit 2006 gestärkt den gezielten Arten- und Biotopschutz im Agrar- und als freiwillige Form des Naturschutzes vor- bereich. rangig zur Umsetzung des Netzes Natura 2000 und EU-rechtlicher Artenschutz-Verpflichtungen Schleswig-Holstein war eines der ersten Bundes- weiterentwickelt worden. Die Vertragsmuster länder, das 1986 mit Landwirten Extensivierungs- werden insbesondere in den FFH- und EG-Vogel- verträge abschloss. Mit den Bewirtschaftungsver- schutzgebieten sowie den Naturschutzgebieten trägen, die die Landesregierung den Landwirten angeboten. Darüber hinaus ist ein Vertragsab- anbietet, ist es möglich, auf freiwilliger Basis na- schluss auch für Flächen mit Vorkommen von turnähere Lebensräume für Tier- und Pflanzenar- FFH-Lebensraumtypen bzw. Arten des Anhangs ten zu schaffen oder zu erhalten. IV FFH-Richtlinie (z.B. Amphibienarten) sowie Vo- gelarten, die auf landwirtschaftlichen Flächen Die Bewirtschaftungsverträge berücksichtigen die brüten (z. B. Kiebitz), möglich. Mit diesen räum- unterschiedlichen naturräumlichen Gegebenhei- lich-inhaltlichen Schwerpunktsetzungen soll das ten und orientieren sich an den Ansprüchen aus- europäische Naturerbe gemeinsam mit der Land- gewählter, für die jeweilige Lebensgemeinschaft wirtschaft nachhaltig entwickelt werden. charakteristischer Tier- und Pflanzenarten. An- hand von Musterverträgen werden Beschränkun- Inhaltlich ist die Zahl der Vertragsmuster gestrafft gen der landwirtschaftlichen Nutzung vereinbart und ein Schwerpunkt auf die Beweidung gelegt und durch Entschädigungszahlungen ausgegli- worden, da die „Maulschere“ des Viehs den Auf- chen. Die Landesregierung hat dazu in den letz- wuchs strukturiert und viele Arten- und Lebens- ten 22 Jahren rund 69,5 Millionen Euro bereitge- gemeinschaften des Dauergrünlands gerade hier- stellt (siehe Anhang Tabelle 10). von am stärksten profitieren.

Um Aussagen über die Effektivität der Verträge Für die EU-Förderperiode 2007 - 2013 sind im zu gewinnen, werden seit 1986 begleitende wis- Rahmen des „Zukunftsprogrammes ländlicher senschaftliche Untersuchungen durchgeführt. Die Raum“ (ZPLR) Vertragsnaturschutz-Maßnahmen Ergebnisse haben gezeigt, dass z. B. die redu- entwickelt worden, um die (EU-)„Verordnung zierte Beweidungsintensität im Frühjahr/Sommer, über die Förderung der Entwicklung des ländli- aber auch die ganzjährige (extensive) Beweidung, chen Raums durch den Europäischen Landwirt- spätere Mähtermine sowie der Verzicht auf Dün- schaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen gung und Pflanzenschutzmittel-Einsatz vielfach Raums“ (ELER) umzusetzen und eine EU-Kofi- notwendige Voraussetzungen sind, um beispiels- nanzierung für Maßnahmen des Naturschutzes weise die Lebensbedingungen von Amphibien zu und der ländlichen Entwicklung zu sichern. Der verbessern oder den Bruterfolg von Wiesenvö- Vertragsnaturschutz hat in der neuen Förderperi- geln zu erhöhen, um damit die Bestände zu si- ode folgende Ausprägung erhalten: chern.

38 a) Schutz der Grünland-Lebensgemeinschaf- moor-Gebieten (i.d.R. mit Wiesenvogel- ten der Geest und des Hügellandes Vorkommen); „Weide-Wirtschaft“ ț Vereinbarung von Biotopgestaltungs- ț Vertragsmuster für strukturreicheres maßnahmen auf freiwilliger Basis; Grünland (Einzelflächen) insbesondere ț spezifische Bewirtschaftungsauflagen zur nachhaltigen Sicherung der Flächen- (auch: Einschränkung der Düngung); Beweidung; Eignung für ausgewählte Flächen eines ț Vereinbarung von Biotopgestaltungs- landwirtschaftlichen Betriebes. maßnahmen auf freiwilliger Basis; ț nur wenige spezifische Bewirtschaf- d) Schutz ausgewählter Gastvogelarten: tungsauflagen (und damit Eignung für „Nahrungsgebiete für Gänse und ausgewählte Flächen eines landwirt- Schwäne“ (auf Grünland) u. „Rastplätze schaftlichen Betriebes). für wandernde Vogelarten“ (auf Acker) ț Vertragsmuster für ausgewählte Gebie- „Weide-Landschaft“ te mit traditionellen Rastvorkommen ț Vertragsmuster für strukturreichere, insbesondere von Nonnengans, Ringel- großflächige Grünlandkomplexe (> 10 gans, Sing- und Zwergschwan (nur auf ha zusammenhängend) insbesondere Grünland); zur Entwicklung „halboffener“ Weide- ț obligatorisch Vereinbarung von Biotop- Landschaften; gestaltungsmaßnahmen; ț Vereinbarung von Biotopgestaltungs- ț nur wenige gezielte Bewirtschaftungs- maßnahmen auf freiwilliger Basis; auflagen; Eignung für ausgewählte Flä- ț obligatorische ganzjährig sehr extensive chen eines landwirtschaftlichen Betrie- Beweidung (Eignung i.d.R. nur als be- bes. sonderer Betriebszweig in der Landwirt- schaft: z.B. Mutterkuhhaltung). Nähere Einzelheiten können der Tabelle ent- nommen werden. Die jährlichen Ausgleichs- b) Schutz der Grünland-Lebensgemeinschaf- zahlungen liegen landesweit bei rund 325 ten der Marsch: Euro/ha. „Weide-Wirtschaft Marsch“ ț Vertragsmuster für (tonige) Marschen Die Landgesellschaft Schleswig-Holstein ist mit Wiesenvogel-Vorkommen; auch weiterhin Ansprechpartnerin für die Land- ț obligatorisch Vereinbarung von Biotop- wirte und vollzieht den Vertragsnaturschutz or- gestaltungsmaßnahmen; ganisatorisch im Auftrag des Landes. Sie arbei- ț spezifische Bewirtschaftungsauflagen tet dabei eng mit dem Landesamt für Natur (auch: Einschränkung der Düngung); und Umwelt, den Staatlichen Umweltämtern, Eignung für ausgewählte Flächen eines den Unteren Naturschutzbehörden, den Unte- landwirtschaftlichen Betriebes. ren Wasserbehörden sowie weiteren Institutio- nen zusammen. „Weide-Landschaft Marsch“ ț Vertragsmuster für großflächige, offene Ergänzend wird auf das „Dauergrünland-Pro- Grünland-Marschen mit Wiesenvogel- gramm“ (DGP), eine einfacher gestaltete Form Vorkommen; des freiwilligen Naturschutzes mit der Land- ț obligatorisch Vereinbarung von Biotop- wirtschaft, hingewiesen. Das DGP ist auf den gestaltungsmaßnahmen; Schutz von Amphibien während der Zeit der ț Bündel an unterschiedlichen Bewirt- Wanderungen zu bzw. von den Laichgewäs- schaftungsauflagen, die den betriebli- sern sowie den Schutz früh brütender Wiesen- chen Erfordernissen entsprechend flä- brüter (v. a. Kiebitz) ausgerichtet. Dieses Pro- chenspezifisch gewichtet werden kön- gramm beinhaltet den Verzicht auf Bodenbear- nen; beitung und organische Düngung im Zeitraum ț die Einbeziehung des gesamten be- vom 1. April bis 15. Mai (bei Mahd ggf. bis spä- trieblichen Grünlandes und die Biotop- testens 31. Mai). Ende 2007 haben erstmals gestaltungsmaßnahmen stellen an die 32 Landwirte für ca. 800 ha DGP-Verträge ab- Rinder- und Schafhalter höhere Anforde- geschlossen. rungen hinsichtlich des betrieblichen Managements. Für die laufende ELER-Förderperiode 2007 - 2013 wurden im Rahmen des „Zukunftspro- c) Schutz der Grünland-Lebensgemeinschaf- grammes ländlicher Raum“ (ZPLR) folgende ten mooriger Niederungen: Vertragsnaturschutz-Maßnahmen entwickelt, „Weide-Wirtschaft Moor“ die in Höhe von 55 Prozent durch die EU kofi- ț Vertragsmuster für Grünland in Nieder- nanziert werden:

39 Umsetzungsinstrument Bewirtschaftungsauflagen Ausgleichszahlung* Bemerkungen Vertragsnaturschutz (i. d. R.) Verzicht auf Düngung u. Pflanzenschutz; (85,— bis 450,— €/ Verträge mit (VNS) verringerte Besatzdichte; spätere Mahd; ha u. Jahr) 5-jähriger Lauf freiwillige oder obligatorische Biotopgestaltungs- (nur bei freiwilligen BGM: zeit; Beantra- maßnahmen (BGM) 25,— € je 1% pro ha gung und Ver- Vertragsfläche) tragsabschluss über Landgesell- schaft (LGSH) a) Vertragsmuster für Geest und Hügelland Weide-Wirtschaft Standweide (max. 3 Tiere/ha); Mahd ab 330,—€/ha u. Jahr; freiwillige BGM 16.06. o. 16.07. 305,— / 350,— €/ha Weide-Landschaft ganzjährige Beweidung mit 0,3 bis max. 415,— €/ha u. Jahr Mindestfläche: 1,0 Tieren/ha 10 ha; freiwillige BGM b) Vertragsmuster für (tonige) Marschen Weide-Wirtschaft Standweide (max. 4 Tiere/ha); Mahd ab 21.06.; 425,— € / [340,— €]; obligat. BGM Marsch [wahlweise organ. Düngung zulässig] 415,— € / [340,— €] (Vernässungs- maßnahmen) Weide-Landschaft Grüne Flächen: ohne Vorgabe von Tierzahl o. 90,— € / [125,— €] Einbeziehung Marsch Mahdtermin, [wahlweise kein Schleppen etc. des gesamten 01.04.-15.05]; einzelbetriebl. Gelbe Flächen: Standweide (max. 4 Tiere/ha) o. 435,— €/ha u. Jahr Grünlandes; Mahd ab 21.06., organ. Düngung zulässig; mindest. 10 % Rote Flächen: Standweide (max. 4 Tiere/ha) 450,— €/ha u. Jahr Rote Flächen; obligat. BGM (Grabenanstau; auf Roten Flä- chen Vernäs- sungsmaßnah- men auf der Fläche) c) Vertragsmuster für Niedermoorgebiete Weide-Wirtschaft Moor Standweide (max. 4 Tiere/ha); Mahd ab 21.06.; 375,— € / [290,— €]; freiwillige BGM [wahlweise organ. Düngung zulässig] 360,— € / [290,— €] d) besondere Vertragsmuster für Rastvögel Nahrungsgebiete für ohne Vorgabe von Tierzahl o. Mahdtermin; 85,— €/ha u. Jahr; Mindestfläche: Gänse und Schwäne Standweide (max. 4 Tiere/ha); Mahd ab 16.06.; 120,— €/ ha u. Jahr; 2 ha; obligat. (Grünland in traditionellen [Düngung generell zulässig] 125,— €/ha u. Jahr BGM (Vernäs- Rastgebieten) sungsmaßnah- men); Duldung von Gänsen etc. Rastplätze für Einsaat von Winterraps (bis 15.09.) o. 325,— €/ha u. Jahr; keine BGM; ggf. wandernde Vogelarten Wintergetreide (bis 01.10.), keine mineralische bei Flächenrotation Flächenrotation; Düngung bis 31.03.; ab 01.04 Weiterbewirt- 275,— €/ha Mindestfläche: 5 (Acker in traditionellen schaftung zulässig ha; Duldung von Rastgebieten) Gänsen etc. im Winterhalbjahr

* Hinweis: ab 2009 teilweise Erhöhung der Ausgleichszahlungen geplant (vorbehaltlich Genehmigung der EU-Kommission)

Über die Durchführung des Vertragsnaturschut- Michael Kruse zes (und des Dauergrünland-Programmes) in- Ministerium für Landwirtschaft, formiert auch das Internet unter: Umwelt und ländliche Räume www.Umwelt.schleswig-holstein.de. Mercatorstraße 3 24106 Kiel

40 3 Bestandsentwicklungen

3.1 Marderhund

rung des Marderhundes zu tun haben könnte, schlug der Erstautor der Obersten Jagdbehör- de parasitologische Untersuchungen vor. So bewilligte das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein für die Jahre 2006 und 2007 die notwendigen Mittel aus der Jagdab- gabe, um jeweils 30 Tiere auf Trichinen und gleichzeitig auf Fuchsbandwürmer untersu- chen zu lassen.

Material und Methode Durch Aufrufe im Mitteilungsblatt des Landes- jagdverbandes wurde das Projekt bekannt ge- Parasitenbelastung schleswig- macht und um die Überlassung erlegter Mar- holsteinischer Marderhunde derhunde gebeten. Die Beteiligung der Jäger- Peter Borkenhagen & Anne Bodenthin (LVUA) schaft war eher verhalten. Trotz relativ hoher Strecken in den beiden Jahren wurden von Juli 2006 bis Januar 2008 nur insgesamt 59 Einführung Enoks – z.T. über Präparatoren – zur Verfügung Der ursprünglich in Ostasien beheimatete gestellt. In dieser Zahl waren vierzehn Welpen Marderhund, auch Enok genannt, wurde in mit einem Alter von weniger als einem halben den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhun- Jahr enthalten, bei denen eine Untersuchung derts in der westlichen Sowjetunion ausge- noch nicht sinnvoll erschien. Die Herkunft der setzt mit dem Ziel, einen weiteren Pelzträger Tiere kann der Karte entnommen werden. heimisch zu machen. Von dort aus breitete er Nach Erhebung der biologischen Daten und sich west- und nordwestwärts aus. Spätes- Entnahme des Magens durch den Zweitautor tens 1974 erreichten Marderhunde Schleswig- wurden die Kadaver zur weiteren Untersu- Holstein, in diesem Jahr wurde eine Fähe bei chung an das Landeslabor Schleswig-Holstein Welt auf Eiderstedt überfahren. Ab Mitte der (LVUA) in Neumünster weitergereicht. 1980er Jahre meldeten die Streckenberichte Die Hauptfragestellung bei der Untersuchung regelmäßig die Erlegung dieses Neubürgers. im Landeslabor konzentrierte sich auf den Erlegungen werden inzwischen aus allen Tei- Nachweis eines möglichen Befalls mit dem len des Landes gemeldet. Bis zum Ende des kleinen Fuchsbandwurm (Echinococcus multi- Jagdjahres 2007/2008 konnten 1.311 Tiere als locularis) und mit Trichinen (Trichinella spiralis). Jagdbeute oder Straßenopfer registriert wer- den. Aufgrund seines hohen Vermehrungspo- Nach Eingang der Marderhunde in die Patholo- tentials ist mit einer weiteren Zunahme zu gie wurden die Tierkörper zunächst für ca. rechnen. Unser Nachbarbundesland Mecklen- zwei Wochen bei -80°C tiefgefroren. Der klei- burg-Vorpommern meldete für das Jagdjahr ne Fuchsbandwurm wird dadurch abgetötet. 2006/2007 eine Strecke von 17.279 Marder- Dies dient dazu, der Ansteckungsgefahr für hunden! die Mitarbeiter entgegenzuwirken. Nach der Sektion der Tiere kamen für die parasitologi- Der Erstautor versuchte, möglichst viele Tiere schen Untersuchungen verschiedene Techni- von den Erlegern zu erhalten, um biologische ken zum Einsatz. Für den Nachweis von Echi- Daten zu erfassen und die Nahrungswahl zu nokokken wurden mehrere Schleimhautabstri- untersuchen. Ein erster Bericht über das Nah- che aus dem Magen-Darm-Kanal unter dem rungsspektrum des Enoks kann in der Bro- Mikroskop untersucht. Parallel dazu wurde der schüre “Jagd und Artenschutz” 2006 des Mi- Darminhalt der Tiere auf das Vorkommen von nisteriums für Landwirtschaft, Umwelt und Magen-Darmwurmeiern, den Entwicklungssta- ländliche Räume nachgelesen werden. dien der Parasiten, koproskopisch geprüft. Für Weil bei einer der Sammelfahrten ein Jäger die Diagnostik von Trichinella sp. wurden ver- den Verdacht äußerte, dass ein Trichinenfall bei schiedene Muskelproben mit Hilfe der Histolo- einem Stück Schwarzwild mit der Einwande- gie ausgewertet.

41 Fuchsbandwurm und Trichinen Echinokokken sind Parasiten, die nur drei bis Trichinen sind kleine Fadenwürmer fünf Milimeter lang sind und im Dünndarm ih- (1,5 – 4 mm), die als adulte Tiere im Dünn- res Wirtstieres leben. Wichtigste Endwirte darm ihres Wirtes leben. Sie sind lebendgebä- sind in der Regel Füchse, Hunde, Marder und rend. Die Larven wandern in die Lymphgefäße Katzen, aber auch Marderhunde. Die vom der Darmwand und über den Lymphstrom in Wirtstier mit dem Kot ausgeschiedenen Eier die quergestreifte Muskulatur, kapseln sich ein werden zunächst von einem Zwischenwirt und “warten” dort auf den Verzehr durch einen (meist Nager, aber auch Schalenwild) aufge- Endwirt, in der Regel Raubtiere oder Allesfres- nommen und gelangen so über das Beutetier ser. wieder zum Endwirt. Fuchsbandwürmer sind für den natürlichen Endwirt kaum schädlich. Verzehrt der Mensch trichinöses Fleisch, das Der Mensch stellt im Entwicklungszyklus des nicht hinreichend gegart wurde, so tritt zu- Fuchsbandwurmes einen Fehlzwischenwirt nächst ein typhusartiges Krankheitsbild auf. In dar, eine Infektion durch aufgenommene Eier der zweiten Woche setzen dann starke rheu- kann schwere Folgen nach sich ziehen, wenn matische Schmerzen ein, wenn die Larven in in den Organen (Gehirn, Leber) eine Finnen - die Muskeln wandern. Bis zu 30 Prozent der entwicklung stattfindet. Das Krankheitsbild ist Erkrankungsfälle enden tödlich. unter der Bezeichnung “alveoläre Echinokokko- se” bekannt.

42 Ergebnisse Es konnte festgestellt werden, dass die unter- würmern der Gattung Echinococcus sp. bei suchten Marderhunde am häufigstem mit zwei Marderhunden nachgewiesen. Spulwürmern (u.a. Toxacara sp.) befallen wa- ren. Bei einigen Tieren konnten vereinzelt im Bei einem der Tiere handelte es sich um den Darminhalt Wurmeier von Magen-Darmnema- Erreger Echinococcus granulosus, dem Drei- toden beziehungsweise -trematoden nachge- gliedrigen Hundebandwurm, ein Parasit aus wiesen werden, die nicht weiter differenziert der gleichen Familie und Gattung wie der werden konnten. Zweimal wurde der Saug- Fuchsbandwurm. Seine Finne ist für den Men- wurm Mesostephanus sp. nachgewiesen. In- schen ebenso gefährlich wie die des Fuchs- teressanterweise waren auch zwei Tiere mit bandwurmes. dem Großen Grubenkopf-/Fischfinnenband- wurm (Diphyllobothrium latum.) infiziert. Die- Das andere Tier, ein Marderhund aus dem ser ist in erster Linie ein Parasit des Men- Landkreis Plön, enthielt in der Darmschleim- schen, der sich aber auch in Hunden, Schwei- haut dagegen mehrere adulte Stadien vom nen usw. entwickeln kann. Das Vorkommen „echten“ Kleinen Fuchsbandwurm, Echinococ- dieses Bandwurmes liegt vornehmlich in den cus multilocularis. Küstengebieten der Nord- und Ostsee und im Bereich von Seen und großen Flussläufen. Als Außenparasiten wurden bei den Marder- Trichinen konnten bei keinem der untersuch- hunden Holzböcke (Ixodes sp.) und Fuchsflöhe ten Tiere gefunden werden. Im Gegensatz festgestellt. Ein Tier war räudig. dazu wurde aber ein Befall mit adulten Band-

Fazit Danksagung Aus dieser Studie lässt sich schließen, dass Allen Jägern, die sich an dem Projekt beteilig- der Marderhund mittlerweile eine wichtige ten, sei herzlich gedankt, ebenso der Obers- Rolle in der Verbreitung von Parasiten spielt. In ten Jagdbehörde, die die Untersuchungen mit wie weit er in Schleswig-Holstein als Wirt von Mittel aus der Jagdabgabe gefördert hat. Parasiten die Rolle des Fuchses übernommen hat, müssen umfangreichere Untersuchungen ergeben. Auf jeden Fall ist den Erlegern von Dr. Peter Borkenhagen Marderhunden und Präparatoren zur Vorsicht Faunistisch-Ökologische Arbeitsgemeinschaft zu raten. Sie sollten bei der Handhabung der Schleswig-Holstein Tiere die nötigen hygienischen Vorsichtsmaß- Schrevendorf 42 nahmen treffen. 24253 Probsteierhagen

Dr. Anne Bodenthin Landeslabor Schleswig-Holstein Max-Eyth-Straße 5 24537 Neumünster

43 3.2 Feldhase

Die beobachtete Stabilität der Feldhasenpopu- lation ist nicht gleichbedeutend mit Konstanz, was bereits durch die Schwankungen der Frühjahrsdichten verdeutlicht wird. Populatio- nen von r-Strategen, also Tierarten, die wie der Feldhase durch eine hohe Reproduktionsleis- tung und kurze Generationenfolge auf eine hohe Verlustrate eingestellt sind und diese durch hohe Nachkommenzahl kompensieren, zeigen, solange sie sich in einem guten Erhal- tungszustand befinden natürlicherweise sol- che Schwankungen. Tritt bei solchen Wildtierar- Die Feldhasenzählung mit Scheinwerfern auf ten eine kontinuierliche Entwicklung auf, die festgelegten Fahrtrouten wird im Rahmen des als linear stabil oder leicht sinkend zu beschrei- WildTierKatasters bereits seit 1995 durchge- ben ist, kann dies bereits auf bestehende ne- führt. Im Mittel der bisher 14 Jahre beteiligen gative Wirkungsfaktoren hindeuten. sich 56 Zählgebiete regelmäßig. Die Methode erfordert je zwei Zählungen im Frühjahr und im Noch deutlicher als die Frühjahrsdichten der Herbst. Feldhasen verändern sich die Herbstdichten und damit auch die jährlich erzielte Nettorepro- Die Zeitreihe der Frühjahrszählungen seit Mitte duktionsleistung von Jahr zu Jahr. In Schles- der Neunziger Jahre zeigt für Schleswig-Hol- wig-Holstein ist eine deutliche Abhängigkeit stein eine stabile Populationsentwicklung. Die der Nettoreproduktion von klimatischen Bedin- höchsten Frühjahrsdichten wurden in den Jah- gungen abzulesen. Während im Jahr 1997 bei ren 2004 bis 2006 festgestellt, was evtl. auf nasskalten Frühjahrs- und Frühsommerbedin- das sehr trockene Jahr 2003 zurückzuführen gungen nur ein minimaler Zuwachs realisiert ist, in dem aufgrund der klimatisch sehr güns- werden konnte, ergaben die Zählungen im Re- tigen Bedingungen eine überdurchschnittlich kordsommer 2003 mittlere landesweite Zu- hohe Reproduktionsrate erreicht werden konn- wachsraten von annähernd 40 Prozent (Abb.2). te (Abb.1). Die vergangenen beiden Reproduktionsperi- oden 2006 und 2007 liegen mit durchschnitt- Werden die Frühjahrsdichten differenziert nach lich 25 Prozent Zuwachs knapp über dem Mit- den Hauptnaturräumen, denen die Referenz- telwert der Jahre 1995 bis 2007 (20,8 Pro- gebiete zugeordnet sind, betrachtet, ist die zent). deutlich höhere durchschnittliche Feldhasen- dichte in den Marschgebieten zu erkennen Die Herbstdichten sowie die Zuwachsraten (Abb.3). Des Weiteren ist anzumerken, dass korrelieren in Schleswig-Holstein seit Beginn die Dichteschwankungen zwischen den Jahren der Feldhasentaxationen durch das WildTierKa- in der Marsch relativ höher ausfallen. In der taster sehr gut mit der landesweiten Jagdstre- Marsch sind Dichteunterschiede von einem cke, so dass die Zählergebnisse durchaus als Frühjahr zum nächsten von bis über 35 Pro- repräsentativ angesehen werden können. zent beobachtet worden, während die Auch wenn die Jagdstrecken die allgemeine Schwankungen auf der Geest im Hügelland Feldhasenentwicklung mit der Eichgröße der mit etwa 20 Prozent Differenz moderater aus- Herbstzählungen relativ wiederspiegeln kön- fallen (Abb1.). nen, ist es für die Populationsbeschreibung unerlässlich Frühjahr- und Herbstdichten aus Nach den langjährigen Zählergebnissen aus festen Untersuchungsgebieten zu dokumentie- Schleswig-Holstein und der flächendeckenden ren. Nur so lässt sich die Nettoreproduktions- Verbreitung der Art im nördlichsten Bundes- rate analysieren, die ein wichtiges Indiz für die land gilt der Feldhase in Schleswig-Holstein als Vitalität der Population ist und der Stammbe- nicht gefährdet. Dennoch ist es erforderlich, satz der Feldhasen im Frühjahr kann nur durch die Art unter ständiger Beobachtung zu halten, entsprechende Zählungen erfasst werden. um künftig zeitnah reagieren zu können, falls An dieser Stelle gilt der ausdrückliche Dank sich Veränderungen im Populationsstatus zei- des WildTierKatasters sowie des Landesjagd- gen. verbandes allen Betreuern der Referenzgebie- te, ohne deren Mitarbeit diese Ergebnisse nicht erzielt werden könnten.

44 Abb. 1: Entwicklung der Frühjahrsdichten des Feldhasen in Referenzgebieten

Abb. 2: Entwicklung der Nettoreproduktions- rate in schleswig- holsteinischen Re- ferenzgebieten

Abb. 3: Frühjahrsdichte des Feldhasen in Refe- renzgebieten im Frühjahr 2008

45 Abb. 4: Veränderungen der Frühjahrsdichten des Feldhasen von 2007 zu 2008

Dr. Daniel Hoffmann & Heiko Schmüser WildTierKataster Schleswig-Holstein Böhnhusener Weg 6 24220 Flintbek Tel.: 04347-710729 [email protected] [email protected]

46 3.3 Zwergschwan Zwergschwäne nutzen Schleswig-Holstein vor- ner Au-Niederung/PI, im Kudenseegebiet/HEI, wiegend als Rastgebiet auf der Wanderung rund um den Haasberger und den Gotteskoog- von den Überwinterungsgebieten (Niederlan- see/NF, im Einzugsbereich der Speicherköge de, Südengland, Irland) zu den arktischen Brut- an der Westküste sowie im Unterelberaum plätzen. Der Zugablauf hierzulande ist stets vor. Letzterer hat allerdings seit den 1980er- ähnlich mit einem recht unauffälligen Wegzug Jahren stark an Bedeutung verloren. Östlich im Oktober/November und einem Jahresmaxi- der Autobahn A7 tritt die Art nur sporadisch mum auf dem Heimzug im März. Die Anzahl auf. Traditionelle Rastgebiete sind hier Gebiete der im Land rastenden Vögel schwankt dabei um den Warder See/SE und das Schlamers- in Abhängigkeit von der Witterung. In Kälte- dorfer Moor/SE, der Bereich um die Bokelhol- wintern fehlt die Art in Schleswig-Holstein mer Teiche/RD, die Nordküste Fehmarns/OH weitgehend. sowie Feuchtgebiete an der Hohwachter Bucht und der Kieler Förde. Das Vorkommen des Zwergschwans wird von der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft für Bis Anfang der 1990er Jahre umfasste der lan- Schleswig-Holstein und Hamburg (OAG) all- desweite Rastbestand des Zwergschwans jährlich im März zur Zeit des höchsten Rastbe- maximal 2.000 Individuen. Mit dem Anstieg standes gut dokumentiert. Auf der Suche nach der nordwest-europäischen Population nah- beringten Individuen protokollieren Ornitholo- men auch die Vorkommen in Schleswig-Hol- gen das Auftreten regelmäßig in weiten Gebie- stein zu. In den letzten Jahren stabilisierte sich ten. der Rastbestand hierzulande auf einem Niveau von etwa 5.000 Individuen (Abb. 2). Im März 2007 umfasste er 5.084 gemeldete Individu- Bestandsentwicklung und Verbreitung en. 4.747 Vögel traten westlich und 337 östlich Der Zwergschwan bevorzugt in Schleswig-Hol- der Autobahn A7 auf. Während das Vorkom- stein offene und wenig gestörte Niederungen men in der Eider-Treene-Sorge-Niederung mit in der Nähe größerer Rast- und Schlafgewäs- 2.936 Individuen einen relativ hohen Wert er- ser. Die Nahrungsaufnahme erfolgt in erster reichte, blieb der Großraum am Nord-Ostsee- Linie auf Grünland. In den Randgebieten der Kanal südwestlich Rendsburgs mit 1.334 ver- Verbreitung in Schleswig-Holstein wird auch gleichsweise gering besetzt. Zusammen stell- Raps und Wintergetreide angenommen. ten die beiden Gebiete 84 Prozent des Lan- Die Hauptrastgebiete in Schleswig-Holstein desbestandes. sind die Eider-Treene-Sorge-Niederung sowie die angrenzenden Gebiete am Nord-Ostsee- Kanal südwestlich Rendsburgs (Abb. 1). In der Gefährdung und Schutz Eider-Treene-Sorge-Niederung werden vor al- Die vom Zwergschwan genutzten Niederun- lem der Meggerkoog/SL, der Börmer Koog/SL, gen müssen vor einem großflächigen Grün- Flächen bei /RD und Hamdorfer Wei- landumbruch geschützt werden. Besonders in de/RD sowie die Treenemarsch bei Nordersta- den beiden Hauptrastgebieten der Art in pel/SL und Wohlde/SL genutzt und am Nord- Schleswig-Holstein, der Eider-Treene-Sorge- Ostsee-Kanal Bereiche bei Hörsten/RD, Haa- Niederung und dem Großraum am Nord-Ost- le/RD, /RD, Holstentor/RD, Altenfäh- see-Kanal südwestlich Rendsburgs, ist der re/RD, Sandknöll/RD sowie Flächen an der Gie- Ausweitung des Anbaus von Energiemais für selau und am Großen Moor bei Todenbüt- Biogasanlagen zu Lasten des Grünlandes ent- tel/RD. gegenzuwirken. Während der Anwesenheit der Zwergschwäne ist die Ungestörtheit der Verhältnismäßig regelmäßig kommt die Art im Nahrungsflächen und insbesondere der Schlaf- Westen des Landes des Weiteren in der Hör- plätze sicher zu stellen.

47 Abb. 1: Rastvorkommen des Zwergschwans in Schleswig-Hol- stein im März 2007.

Abb. 2: Maximale März- Rastvorkommen des Zwergschwans in Schleswig-Hol- stein in den Jahren 2002-2007.

Dr. Knut Jeromin Ornithologische Arbeitsgemeinschaft für Schleswig-Holstein und Hamburg e.V. (OAG) Dörpstroot 21b 24861 Bergenhusen

48 3.4 Kormoran

Seit der Wiederbesiedlung Schleswig-Hol- steins durch den Kormoran werden unter Fe- derführung des Landesamtes für Natur und Umwelt - Staatliche Vogelschutzwarte - im Auf- trag des Ministeriums für Landwirtschaft, Um- welt und ländliche Räume im Rahmen eines Bestandsmonitorings alljährlich Daten zum Vor- kommen des Kormorans gesammelt.

Bestandsentwicklung und Verbreitung Im Jahr 2008 gab es in Schleswig-Holstein 13 Brutplätze, an denen 2.322 Kormoranpaare ge- nistet haben; hinzu kommen zwei Plätze, an denen Brutversuche stattfanden (eins und sechs Paare) (Abbildung 1, 2). Im vergangenen Jahr brüteten noch 2.524 Kormoranpaare, so dass der Gesamtbestand um rund acht Pro- zent zurückgegangen ist. 44 Prozent des Lan- desbestandes nistete an der Nordseeküste/ Unterelbe, 37 Prozent an der Ostseeküste und 20 Prozent im Binnenland (Rundungsunschär- fen!).

Abb. 1: Brutbestandsent- wicklung des Kor- morans in Schles- wig-Holstein.

49 Abb. 2: Brutverbreitung des Kormorans in Schleswig-Holstein 2008.

Die Brutplätze im Westen von Schleswig-Hol- See (Kreis Plön) gab es nur einen Brutversuch stein haben in den letzten Jahren stetig an Be- von sechs Paaren, der vermutlich aufgrund ille- deutung für den Kormoranbrutbestand gewon- galer Störungen frühzeitig abgebrochen wur- nen. Auch in diesem Jahr wurden hier in den de. Die Bestandsrückgänge und Umsiedlun- einzelnen Kolonien Zunahmen oder gleich blei- gen in der Plöner Seenplatte sind offensichtlich bende Bestände beobachtet: Auf der Dünenin- auf Vergrämungsmaßnahmen im Rahmen der sel Trischen (Kreis Dithmarschen) brüteten seit 2006 geltenden Kormoranverordnung zu- 340, an den Klei-Entnahmeteichen bei Wyk auf rückzuführen. Im März 2007 hatten Erwerbsfi- Föhr (Kreis Nordfriesland) 277 und auf einer scher zu Beginn der Brutzeit (bis 31. März) die kleinen Betonplattform auf dem Buttersand Wiederbesetzung der Kolonie am Heidensee (Kreis Nordfriesland) nördlich des Hindenburg- massiv gestört, so dass in dieser ehemals dammes 41 Paare. Eine Einzelbrut gab es erst- größten Binnenlandkolonie 2007 nur noch 20 mals auf Hallig Südfall (Kreis Nordfriesland). In Kormorane nisteten. Viele Vögel vom Heiden- der Haseldorfer Marsch (Kreis Pinneberg) an see waren offensichtlich in die nähere Umge- der Unterelbe lag der Brutbestand bei 353 bung ins NSG Suhrer See und zum Güsdorfer Paaren. Teich umgesiedelt, doch nur am Güsdorfer Teich konnten die Kormorane bislang unge- Dagegen nahm in den Kolonien im Binnenland stört brüten. Auch in der zweiten größeren der Brutbestand landesweit um über 20 Pro- Binnenlandkolonie im NSG Stoffsee (Kreis zent ab. Der größte Brutplatz befand sich am Rendsburg-Eckernförde) nahm der Bestand Güsdorfer Teich (Kreis Plön) mit 340 Paaren, auf 110 Paare ab, während an den beiden während die ehemals größte Binnenlandkolo- Kleinbrutplätzen am Kuhlsee (Kreis Osthol- nie am Heidensee (Kreis Plön) in diesem Jahr stein) und im Tierpark Neumünster wie in den nicht wieder besetzt wurde. Auch am 2007 vergangenen Jahren nur wenige Paare niste- neu gegründeten Brutplatz im NSG Suhrer ten.

50 Auch an den beiden großen Ostseebrutplätzen Die Ergebnisse der Brutbestandserfassung am Westerwerker See (Flensburger Förde, 2008 belegen, dass die Entwicklung des Kor- Kreis Schleswig-Flensburg, 385 Paare) und am moranbrutbestandes in den verschiedenen Hemmelmarker See (Eckernförder Bucht, Kreis Landesteilen Schleswig-Holsteins unterschied- Rendsburg-Eckernförde, 340 Paare) nahm der lich verläuft. Die Beobachtungen in der Plöner Brutbestand im Vergleich zum Vorjahr deutlich Seenplatte zeigen, dass es als Folge von Ver- ab, obwohl hier keine Störungen festgestellt grämungsmaßnahmen zu Beginn der Brutzeit wurden. Ein weiterer Ostseebrutplatz mit 120 im Rahmen der Kormoranverordnung zu Um- Brutpaaren lag auf Fehmarn im Wasservogel- siedlungen und Kolonie-Neugründungsversu- reservat Wallnau (Kreis Ostholstein). Auf der chen kommt. Daher soll auch in den kommen- Geltinger Birk (Kreis Schleswig-Flensburg) an den Jahren die Brutbestandsentwicklung wei- der Flensburger Außenförde wurde nur ein er- ter beobachtet werden. Hinweise auf neu ge- folgloser Einzelbrutversuch festgestellt. Einen gründete Brutkolonien oder Schlafplätze neh- neuen Brutplatz an der Ostseeküste gab es im men wir gerne entgegen. leer stehenden Marinehafen von Olpenitz (Kreis Schleswig-Flensburg), wo drei Paare auf Pollern im Hafenbecken ihre Nester gebaut Bernd Koop & Dr. Jan Jacob Kieckbusch hatten. Insgesamt nahm der Ostseebrutbe- c/o Staatliche Vogelschutzwarte Schleswig-Hol- stand in Schleswig-Holstein um über zehn Pro- stein zent ab. Am Botanischen Garten 1-9 24118 Kiel

51 3.5 Graureiher

meinschaft landesweite Zählungen organisiert, so dass die Brutbestandsentwicklung dieser Großvogelart in Schleswig-Holstein lückenlos über einen Zeitraum von mehr als 35 Jahren dokumentiert ist.

Bestandsentwicklung und Verbreitung Im Jahr 2008 wurden 2084 Brutpaare in 71 Kolonien oder Einzelbrutvorkommen gezählt. Vor allem im Zuge der Kartierungen zum Atlas deutscher Brutvogelarten (Adebar) sind einige weitere Kleinkolonien in Nadelholzbeständen entdeckt worden. Dadurch hat sich die Anzahl der Kolonien gegenüber dem Vorjahr nochmals leicht erhöht, obwohl eine traditionelle Kolonie aus unbekannten Gründen aufgegeben wor- Seit 1979 wird der Brutbestand des Graurei- den ist. Nach dem sehr milden Winter hat er- hers in Schleswig-Holstein von der Staatlichen wartungsgemäß auch die Zahl der Brutpaare Vogelschutzwarte erfasst. In den Jahren davor um 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr hatte schon die Ornithologische Arbeitsge- (1803 Paare) zugenommen (Abbildung 1, 2).

Abb. 1: Brutverbreitung des Graureihers in Schleswig-Holstein 2008.

52 Brutpaare Kolonien 3000 80 Abb. 2: K Brutbestandsent- K 70 wicklung des Grau- 2500 K reihers in Schles- K 60 wig-Holstein. Säulen = Brutpaare; 2000 K Punkte = Kolonien; K 50 K = Kältewinter. K K K 1500 40

30 1000

20

500 10

0 0 1970 75 80 85 90 95 2000 5 2010

Gleichwohl scheint die Lebensraumkapazität wirtschaftliche Arbeiten und Entwässerungs- regional deutlich abgenommen zu haben. Trotz maßnahmen gekommen oder es waren vor mehrerer Mildwinter in Folge werden zum Bei- Beginn der Brutzeit Bäume im unmittelbaren spiel im Verbreitungsschwerpunkt auf Eider- Koloniebereich oder Horstbäume gefällt wor- stedt die hohen Bestände früherer Jahrzehnte den. In einigen schwerwiegenden Fällen ist heute nicht mehr erreicht. Zunehmende Ent- Anzeige erstattet worden und es wurden wässerung und Grünlandumbruch dürften ver- Geldbußen verhängt. Deshalb sei hier noch antwortlich dafür sein, dass der Bestand von einmal auf die Allgemeinen Vorschriften für 777 Paaren, die dort 1973 gebrütet haben, auf den Artenschutz des neuen Landesnatur- 431 Paare (55 Prozent) im Jahr 2008 zurückge- schutzgesetzes hingewiesen. Gemäß § 34 Ab- gangen ist. satz 6 Satz 2 ist es verboten, „die Nistplätze Weiter zugenommen hat die Besiedlung von von Schwarzspechten, Schwarzstörchen, Grau- Nadelbäumen. 1973 befanden sich 20 Prozent reihern, Seeadlern, Rotmilanen und Kranichen der Kolonien in Nadelholzbeständen, 2008 wa- durch Aufsuchen, Fotografieren, Filmen, Ab- ren es fast 70 Prozent. Bei den Horsten stieg holzungen oder andere Handlungen in einem der Anteil von zehn Prozent auf nahezu 50 Pro- Umkreis von 100 Metern zu gefährden.“ zent. Obwohl die Nester in Nadelbäumen in der Regel schlechter anzubringen sind, wer- Nach der „Landesverordnung über die Festset- den sie offensichtlich wegen des besseren zung einer Jagdzeit für Graureiher” vom Sichtschutzes, den sie von Beginn der Brutzeit 1.9.1978 können vom 1. August bis 31. Okto- an bieten, zunehmend bevorzugt. ber im Umkreis von 200 Metern um Fischtei- che einer anerkannten Fischzuchtanlage bis zu 8 Reiher abgeschossen werden. Die Anerken- Gefährdung/Schutz nung erfolgt durch die oberste Jagdbehörde. In mehreren Kolonien ist es leider wieder zu Im letzten Jahr sind ihr 226 Vögel als erlegt teilweise erheblichen Störungen durch forst- gemeldet worden (Abbildung 3).

53 Ex Abb. 3: 300 Anzahl der nach der Landesverordnung über die Festset- 250 zung einer Jagdzeit für Graureiher als erlegt gemeldeten 200 Vögel.

150

100

50

0 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 2000 2 4 6 8 10

Dr. Wilfried Knief Landesamt für Natur und Umwelt - Staatliche Vogelschutzwarte - Am Botanischen Garten 1-9 24118 Kiel

54 3.6 Schwarzstorch

Paare ließ sich ein erfolgreiches Brutgesche- hen nachweisen.

Insgesamt wurden lediglich acht Junge (2 x 3, 2 x 1) flügge. Damit wurde ein vergleichswei- se nur sehr geringer Reproduktionserfolg er- zielt. In dem Zeitraum seit 1985, als zum ers- ten Mal fünf Revierpaare erfasst wurden, wur- de lediglich einmal ein gleich schlechter und einmal ein schlechterer Wert erreicht. Der An- teil der erfolgreichen Paare an der Gesamtzahl der Revierpaare lag mit 66,67 Prozent zwar nur geringfügig unter dem langjährigen Mittel (1974 – 1995) von 70,5 Prozent. Die Reproduk- Der Bestand des Schwarzstorchs wird in tionsrate fiel mit 2 Jungen/erfolgreichem Brut- Schleswig-Holstein seit 1974 jährlich durch eh- paar allerdings weit schlechter aus als im lang- renamtlich tätige Mitarbeiter der Arbeitsgrup- jährigen Mittel von 3,06 Jungen/erfolgreichem pe Schwarzstorchschutz Schleswig-Holstein Brutpaar und erreichte damit ihren zweitnied- unter Mithilfe von Forstleuten, Waldeigentü- rigsten Wert seit Beginn der Aufzeichnungen. mern, Jägern und Avifaunisten erfasst. So ist Fünf der sechs Revierpaare wurden in einem die Brutbestandsentwicklung dieser seltenen zusammenhängenden Areal mit Kern auf der Großvogelart in Schleswig-Holstein nunmehr Holsteinischen Geest festgestellt. Hinzu kam über einen Zeitraum von 35 Jahren lückenlos ein erfolgreiches Brutpaar im Kreis Herzogtum dokumentiert. Das Ministerium für Landwirt- Lauenburg. schaft, Umwelt und ländliche Räume trägt die anfallenden Kosten für Erfassungsfahrten und Erwähnenswert ist die Beobachtung eines den Bau von Kunsthorsten. diesjährigen Jungvogels auf der Nordseeinsel Amrum (H. Hilf briefl. mit Fotodokument vom 29.07.2008). Der Vogel hielt sich Ende Juli eini- Bestandsentwicklung, Bruterfolg, ge Tage im Gebiet der sogenannten Odde im Verbreitung Norden der Insel auf und konnte dort beim Fi- Nachdem der Schwarzstorchbestand im Jahre schen in einem Graben binnendeichs beobach- 2000 erstmals seit Beginn der Wiederbesied- tet werden. Ob diese Beobachtung einen Hin- lung auf zehn Revierpaare angewachsen war, weis auf mögliche Zugwege gibt oder als Bei- bleibt das Ergebnis mit sechs Paaren im Be- spiel für die Größe der von Juvenilen nach richtsjahr wie schon in den Vorjahren hinter dem Ausfliegen genutzten Aktionsräume zu diesem Wert zurück. Nur für vier dieser sechs werten ist, muss offen bleiben.

Abb.1: Bestand und Brut- erfolg des Schwarz- storchs in Schles- wig-Holstein

55 Gefährdung und Schutz Der extrem geringe Bruterfolg im Berichtsjahr folgreiche Reproduktion auf wenig genutzte ist insofern besorgniserregend, als die Ergeb- und in der Zeit vom 1. März bis 15. September nisse in den benachbarten Bundesländern Nie- ungestörte Altholzbestände angewiesen. Eine dersachsen und Mecklenburg-Vorpommern Intensivierung der forstlichen und jagdlichen deutlich besser waren. Während der Bruterfolg Nutzung muss in bekannten und potentiellen in Niedersachsen mit knapp drei Jun- Brutrevieren daher auch in Zukunft vermieden gen/erfolgreichem Brutpaar dem langjährigen werden. Das Aufsuchen der Horstplätze ist Mittel entsprach (A. Nottorf mdl.), wurde in auch aus sonstigen Gründen zu unterlassen. Mecklenburg-Vorpommern sogar ein Spit- zenergebnis erzielt (C. Rohde briefl.). Hier wur- den 19 Revierpaare festgestellt, von denen elf Literatur: erfolgreich brüteten und 39 Junge aufzogen. JANSSEN, G. (2007): Forelle, Schwarzstorch, Das entspricht einer Reproduktionsrate von Flatterulme – Indikatoren lebendiger Bäche 3,55 Jungen/erfolgreichem Brutpaar und ist und Flüsse. Kleine Schriften aus drei Jahrzehn- der höchste in diesem Bundesland überhaupt ten Fließgewässerschutz. – Books on De- ermittelte Wert. Das schlechte Ergebnis in mand, . 180 S. Schleswig-Holstein lässt sich also nicht mit un- günstigen Witterungsbedingungen erklären. JANSSEN, G., M. HORMANN & C. ROHDE (2004): Gleichfalls besorgniserregend ist die Fortset- Der Schwarzstorch (Ciconia nigra). Westarp zung des bereits im Vorjahr wahrgenommenen Wissenschaften, Hohenwarsleben (Die Neue Trends der Aufgabe von „Traditionsrevieren“. Brehm-Bücherei 468). Ein Paar verließ ein solches nach dortigem Brutbeginn, baute in einem anderen Wald ei- nen neuen Horst und zog dort mit einem Gerd Janssen Nachgelege allerdings nur noch einen Jungvo- Kirchenstraße 8 gel auf. Somit war in diesem Jahr in Traditions- 25355 Barmstedt revieren kein einziger Bruterfolg mehr nachzu- weisen. Von den vier erfolgreichen Paaren brü- Joachim Kock teten zwei auf einem erstmalig bezogenen Friedrich-Ebert-Straße 29 Horst, eines zum dritten und nur eines schon 25524 Itzehoe zum achten Mal. Offenbar ist der Schwarz- storch an manchen Brutplätzen nach wie vor Arbeitsgruppe Schwarzstorchschutz Störungen ausgesetzt. Er ist aber für eine er- Schleswig-Holstein

56 3.7 Weißstorch

zu vier Tierparks bzw. Pflegestationen, die ge- sondert erfasst werden.

Die Rückkehr der ersten Weißstörche erfolgte wie in den Vorjahren bereits Anfang bis Mitte März. Bei diesen Vögeln handelt es sich um so genannte Westzieher, die in Spanien überwin- tern. Auch die Rückkehr der Ostzieher war 2007 ungewöhnlich früh. Sie kehrten bereits ab Ende März auf ihre Nester zurück. Mitte April waren bereits die meisten Nester be- Seit 1973 wird in Schleswig-Holstein der setzt. Das Frühjahr 2007 war ungewöhnlich Weißstorchbestand jährlich durch ehrenamtli- trocken, so dass die erste Phase der Jungen- che Mitarbeiter der NABU AG Storchenschutz aufzucht durch Nahrungsmangel geprägt war. erfasst. Das Ministerium für Landwirtschaft, Die gerade geschlüpften Jungen benötigen in Umwelt und ländliche Räume trägt die anfal- dieser Zeit vor allem Regenwürmer und Kaul- lenden Fahrt- und Sachkosten für die Erfas- quappen, die aufgrund der Trockenheit knapp sungsfahrten. Im Michael-Otto-Institut im waren. Dennoch hielten sich die Verluste in NABU in Bergenhusen werden die Daten in Grenzen und der Reproduktionserfolg lag über eine Datenbank eingegeben und automatisch dem langjährigen Durchschnitt. eine Verbreitungskarte erstellt. Insgesamt 146 Paare brachten 367 Jungvögel zum Ausfliegen, was einem Gesamtbruterfolg Brutsaison 2007 (JZa) von 1,8 Jungen pro Paar und einem Teil- Die Bestandserholung beim Weißstorch seit bruterfolg (JZm) von 2,5 Jungen pro erfolgrei- dem Tiefpunkt im Jahr 2005 setzte sich auch chem Brutpaar entspricht. Somit lag der Brut- 2006 im geringeren Umfang fort. So brüteten erfolg 2007 erheblich über dem langfristigen 2007 insgesamt 209 Paare, was einer Zunah- Durchschnitt des Landes (JZa 1,6/JZm 2,4). me um 4,5 Prozent entsprach. Damit sind die Die Brutpaare in Tierparks und Pflegestationen Auswirkungen des „Störungsjahres“ 2005 je- brachten 62 Junge zum Ausfliegen (JZa 1,6 doch noch nicht ausgeglichen. Darüber hinaus Juv/Paar, JZm 2,7 Juv/erfasstes Paar) brüteten noch 39 Storchenpaare in Anbindung

Tab. 1: Vergleich der brutbiologischen Daten des Weißstorchs im Jahr 2007 mit den Vorjahren und dem langfristi- gen Durchschnitt in Schleswig-Holstein.

2007 2006 2005 2004 2003 Ø 1973-2006 HPa 209 200 170 238 215 HPm 146 146 98 196 153 % HPo 30,1 27,0 42,4 17,6 28,8 33,2 JZa 1,8 1,9 1,2 2,1 1,5 1,6 JZm 2,5 2,5 2,1 2,5 2,2 2,4 HPa Zahl aller nestbesetzenden Paare, die in der ersten Hälfe der Brutzeit das Nest mind. 4 Wochen lang nutzten. HPm Zahl der Nestpaare mit ausfliegenden Jungen. %HPo prozentualer Anteil der Nestpaare ohne ausfliegende Jungen an der Zahl aller nestbe- setzenden Paare (HPa) JZa Gesamtbruterfolg JZG/HPa JZm Teilbruterfolg JZG/HPm

57 Abb. 1: Entwicklung des Weißstorchbrutbe- standes (Säulen) und des Gesamt- bruterfolges (Jun- ge/Paar) (Punkte) in Schleswig-Holstein 1973 - 2007.

Abb. 2: Brutverbreitung des Weißstorchs in Schleswig-Holstein 2007.

Kai-Michael Thomsen Weitere interessante Informationen über den Michael-Otto-Institut im NABU Weißstorch in Schleswig-Holstein finden sich Goosstroot 1 24861 Bergenhusen im Internet unter: http://schleswig-holstein. e-Mail: [email protected] nabu.de/m06/m06_04/ Und http://stoercheimnorden.jimdo.com/index.php

58 3.8 Seeadler

der Unterelbe ist das Paar bei Seestermühe offenbar verschwunden.

Im Vergleich zum Vorjahr waren somit 57 See- adlerreviere besetzt (53 Brutpaare in 2007). Nur 53 Paare begannen mit einer Brut und da- von brüteten 44 Paare erfolgreich (34 Paare in 2007). Dies entspricht einer Bruterfolgsrate von 83 % Prozent und ist im langjährigen Ver- gleich ein überdurchschnittlich gutes Ergebnis. Die Anzahl der ausgeflogenen Jungadler er- reichte mit 76 Vögeln einen bislang einmaligen Wert (Abb. 1).

Insgesamt haben vier Paare nicht mit einer Brut begonnen und weitere neun Paare brüte- ten erfolglos. Die Ursachen für das Ausbleiben einer Brut oder den erfolglosen Verlauf einer Die landesweite Erhebung wird alljährlich von begonnenen Brut sind unterschiedlich und wa- der Projektgruppe Seeadlerschutz durchgeführt. ren in diesem Jahr in vier Fällen nachweislich auf massive menschliche Störungen in Horst- nähe zurückzuführen. In zwei Revieren verur- Bestandsentwicklung sachten starke Stürme im März den Absturz Im Jahr 2008 haben sich in Schleswig-Holstein der Horstanlage und führten somit zur Aufga- fünf neue Seeadlerpaare angesiedelt und an be der Brut.

Abb. 1: Brutbestandsent- wicklung des See- adlers in Schleswig- Holstein.

Verbreitung Als Nisthabitate werden vorzugsweise stö- stattung liegt der Schwerpunkt der Verbreitung rungsarme Laub- und Mischwälder in Gewäs- in den gewässerreichen Kreisen Plön und Ost- sernähe besiedelt. Die meisten Niststandorte holstein (Abb. 2). Durch die oben genannten befinden sich in 100-180-jährigen Rotbuchen- Neuansiedlungen verdichtete sich der Brutbe- beständen. Aufgrund der naturräumlichen Aus- stand in diesen Landkreisen weiter.

59 Abb. 2: Brutverbreitung des Seeadlers in Schleswig-Holstein 2008.

1999 brütete der Seeadler in Schleswig-Holstein Gefährdung und Schutz auf einer 2.000 km2 großen Untersuchungsflä- Die Eignung der Wälder als störungsarmer che mit einer Dichte von 0,7 Paaren auf 100 Qua- Brutlebensraum wird durch die Ausweisung dratkilometer km2 schwerpunktmäßig an den von Horstschutzzonen nach § 20 Landeswald- Binnengewässern des Östlichen Hügellandes mit gesetz und § 34 Landesnaturschutzgesetz be- über 200 zumeist eutrophen Binnenseen (20.000 günstigt. Als positiv ist die neue seit 1997 gül- haHektar) sowie über 500 Fischteichen (1.000 tige Rechtgrundlage im Landesnaturschutzge- haHektar) und zahlreichen Strandseen (2.500 ha- setz von 1997 zur Sicherung der Horstschutz- Hektar). Die aktuelle Siedlungsdichte liegt hier zonen von Großvögeln zu nennen. Der gesetz- heute bei 1,4 Brutpaaren/100 Quadratkilometer liche Schutz muss allerdings auch zukünftig km2 und die Kapazitätsgrenze für diese Jungmo- durch die Absprachen von Einzelanordnungen ränen-Landschaft scheint vorerst nur kleinräumig in den Revieren abgesichert werden, was eine erreicht zu sein. Ursächlich hierfür sind sicherlich gute Zusammenarbeit mit Grundeigentümern, das ganzjährig günstige Nahrungsangebot an Revierförstern und Jägern voraussetzt. Weißfischen und Wasservögeln sowie der Be- stand an ausreichend störungsarmen Laub- und Mischwäldern, die in Schleswig-Holstein im Ver- Bernd Struwe-Juhl & Volker Latendorf gleich zu anderen Bundesländern mit 30 bis 300 Projektgruppe Seeadlerschutz ha Hektar eher klein sind. Biologiezentrum Olshausenstr. 40 Tab. 1: Vorkommen des Seeadlers in den verschiede- 24118 Kiel nen Kreisen. www.ProjektgruppeSeeadlerschutz.de

Kreis Paare Kreis Paare PLÖ 16 NF 3 OH 10 IZ 2 RD 18PI1 RZ 16OD1 SE 15HEI1 SL 14

60 3.9 Wiesenweihe

zum Ausfliegen der Jungen unterbleibt, kann ein hoher Bruterfolg erreicht werden. Teilneh- mende Landwirte erhalten Entschädigungszah- lungen, es ergeben sich keine weitergehen- den Schutzverpflichtungen. Die Horstbetreuer dokumentieren im Verlaufe der Brutsaison un- ter anderem verschiedene Parameter zur Chro- nologie und Biologie der Bruten in ihrem Zu- ständigkeitsbereich.

Ergebnisse 2007 Die Ergebnisse des Jahres 2007 liegen im Rahmen der langjährigen Beobachtungen (Abb. 1).

Es konnten 49 Brut- bzw. Revierpaare der Wie- senweihe nachgewiesen werden. Davon wur- den 36 Paare als sicher brütend eingestuft, bei weiteren 13 Paaren besteht Brutverdacht. Hin- Einleitung zu kommen noch 15 Paare oder Einzelvögel, Seit 1995 wird das „Artenschutzprojekt Wie- die nicht in Verbindung mit einer Brut gebracht senweihe des Landes Schleswig-Holstein“ werden konnten, aber während der Aufzucht- durch das WildTierKataster koordiniert. Das zeit mehrfach gesichtet wurden. Durch den Projekt wird vom Ministerium für Landwirt- Wegfall einiger langjähriger Betreuer gab es in schaft, Umwelt und ländliche Räume aus Mit- 2007 Gebiete, die nicht in gewohnter Form er- teln der Jagdabgabe finanziell unterstützt. fasst wurden. Auf Basis der aus diesen Gebie- Für den Schutz gilt es, die Horste möglichst ten in den letzten Jahren kontinuierlich erho- frühzeitig zu finden, um deren Zerstörung benen Daten ist hier von mindestens acht wei- durch landwirtschaftliche Bearbeitung zu ver- teren Brutpaaren auszugehen. Landesweit hindern. Durch Einrichten von sogenannten kann also mit wenigstens 57 Brut- und Revier- Bannflächen, in denen die Bearbeitung bis paaren gerechnet werden.

Abb.1: Wiesenweihe 1995 – 2007. Populations- entwicklung an- hand von Brut- und Revierpaaren

61 In 2007 stellt sich die Verteilung wie folgt dar: turnahes Bruthabitat war „Brache und Stillle- Die Marschbereiche Nordfrieslands, besonders gung“, hier brüteten vier Paare, außerdem fand die Köge mit Anschluss an die Vorländer, die auch eine Brut in Schilf/Röhricht statt. Wiedingharde und der Raum Südtondern bil- In 2007 konnte bei 23 Paaren der Aufzuchter- den das Hauptbrutgebiet in Schleswig-Hol- folg ermittelt werden, bei diesen flogen insge- stein. Weitere wichtige Vorkommen 2007 sind samt 39 Junge aus. Der Teilbruterfolg, die in Dithmarschen und in der Eider-Treene-Sor- durchschnittliche Zahl der ausgeflogenen Jun- ge-Niederung. In Eiderstedt wird die Wiesen- gen pro erfolgreiches Paar, betrug in Schles- weihe ebenfalls regelmäßig nachgewiesen. Im wig-Holstein in der vergangenen Brutsaison übrigen Binnenland, wo in den letzten zehn 2,2 Junge pro Paar. Bezieht man auch die Paa- Jahren Brutpaare sehr selten waren, sind re mit ein, die nachweislich Verluste erlitten, 2007 ähnlich wie 2006 mehrere Einzelvorkom- erhält man den Gesamtbruterfolg, die durch- men gemeldet worden (Abb. 2). schnittliche Zahl ausgeflogener Jungen pro Brutversuch. Dieser betrug 1,7 Junge pro Paar. Bei 32 Brut- oder Revierpaaren konnte der ge- Für die 17 in Getreide brütenden Paare ergibt naue Horststandort und damit die Wahl des sich ein Teilbruterfolg von 2,1 Jungen, der Ge- Bruthabitats festgestellt werden. Der überwie- samtbruterfolg beträgt nur 1,5 Junge. Dieser gende Teil der Bruten, 26 Paare, fand in Getrei- Gesamtbruterfolg im Getreide weist den de statt, immerhin fünf Paare nutzten naturna- zweitniedrigsten Wert seit Beginn der Doku- he Bruthabitate. Ein Paar wurde auf bewirt- mentation 1995 auf. schaftetem Grünland gefunden (Abb. 3). Das Ursache ist vermutlich, dass die Verluste durch von 17 Paaren mit Abstand am häufigsten ge- Witterungseinflüsse besonders die Bruten im nutzte Getreide war Gerste, gefolgt von Wei- Getreide betroffen haben. Die Gesamtzahl der zen mit sieben Bruten und Roggen mit einer Verluste stellt im Hinblick auf die langjährigen Brut. In einem weiteren Fall konnte die Getrei- Ergebnisse keinen ungewöhnlich hohen Wert deart nicht ermittelt werden. Bemerkenswert dar. Die hohe Anzahl witterungsbedingter Ver- ist, dass im Jahr 2007 keine Brut in Raps luste allerdings wurde außer 2007 nur 2002 nachgewiesen werden konnte. Wichtigstes na- erreicht.

Abb.2: Wiesenweihe 2007. Fundorte und Beobachtungsstatus. Aufgrund des Maßstabes können einige Fundorte übereinander liegen. Ein weiteres Brutpaar konnte nicht verortet werden.

62 Abb.3: Wiesenweihe 1995 – 2007. Verteilung der Brut- und Re- vierpaare auf Habi- tate.

Christian Gahrau & Heiko Schmüser WildTierKataster Schleswig-Holstein Artenschutzprojekt Wiesenweihe Böhnhusener Weg 6 24220 Flintbek Tel.: 04347 710729 FAX: 04347 710 731

63 3.10 Rebhuhn

Flächen anzutreffen. Dabei bevorzugt das Reb- huhn kleinflächig gegliederte Feld- und Acker- landschaften mit Knicks, Hecken und Büschen. Winterkälte und selbst eine für längere Zeit liegen bleibende Schneedecke sind kein Hin- dernis, solange nicht tiefer Weichschnee oder eine undurchdringliche Harsch- oder Eisdecke den Hühnern den Zugang zu ihrer winterlichen Grünnahrung verwehrt. Das Rebhuhn meidet Waldgebiete.

Vorkommen In Schleswig-Holstein hat das Rebhuhn seinen Habitat und Lebensweise Schwerpunkt auf der Geest nördlich der Eider Die tag- und dämmerungsaktiven Rebhühner und in Angeln, kommt aber auch auf den süd- leben in engem Paar- oder Familienverband lich der Eider gelegenen Geestbereichen und (,,Kette“). Ab Januar lösen sich die Ketten auf im Lauenburgischen vor. Weite Teile des Land- und es bilden sich einzelne Paare. kreises Plön sowie Teile des Landkreises Pin- neberg westlich von Hamburg sind weitge- Rebhühner siedeln als Kulturfolger auf Acker- hend rebhuhnfrei. (Abb. 1). Die Verteilung der land und trockenen Heiden. Nasse und kalte Rebhuhnketten im Herbst zeigt die gleichen Böden werden gemieden. Nicht auf dauernde Verbreitungsschwerpunkte wie bei der Brut- Deckung angewiesen, sind sie oft auf offenen paarkartierung.

Abb.1: Verbreitung der Rebhühner in Schleswig-Holstein

64 Größe der Ketten im Herbst Neben den Brutpaarerfassungen werden (Abb. 2). Dabei zeigen sich bisher keine beson- durch das WildTierKataster turnusmäßig auch deren räumlichen Unterschiede. Die Ketten die Herbstvölker erfasst. schließen sich im Winter oft zu Völkern zusam- men, so dass die Meldungen mit sehr hohen Werden die Größen der Rebhuhnketten näher Individuenzahlen oft schon einen Zusammen- analysiert, ergibt sich eine durchschnittliche schluss von mehreren Familienverbänden wi- Kettengröße von sieben bis acht Individuen derspiegeln.

Durchschnittliche Größe der Rebhuhnketten zu Beginn des Herbstes Abb.2: Durchschnittliche 250 Anzahl der Individu- en in den Rebhuhn- ketten in den Jagd- 200 bezirken

150

100 Anzahl der Jagdbezirke 50

0 2 4 6 8 10 12 14 >14 Durchschnittliche Größe der Ketten

Populationsentwicklung Für Schleswig-Holstein ist, wie für nahezu alle gen. Während in den Geestgebieten nördlich mitteleuropäischen Verbreitungsgebiete, anzu- einer Linie von Husum nach Schleswig über- nehmen, dass es bis in die frühen 1980er Jah- wiegend deutliche Abnahmen zu verzeichnen re zu einem massiven Rückgang der Brutpopu- sind, finden sich in direkter Nachbarschaft zu lationen gekommen ist. Die Jagdstreckenent- diesen Regionen Gebiete mit deutlicher Zu- wicklung spiegelt dies sehr deutlich wider, wo- nahme. Ob diese Verschiebungen auf die ge- bei zu berücksichtigen ist, dass der tatsächli- änderte landwirtschaftliche Flächennutzung che Rückgang weniger stark ausgeprägt war, insbesondere auf vermehrten Maisanbau und als es nach der Streckenstatistik abzuleiten das Verschwinden von Stilllegungsflächen, zu- wäre. Jagdstrecken sind stets abhängig von rückzuführen sind, muss in den folgenden Jah- der Bejagungsintensität, und während die Jä- ren genau beobachtet werden (Abb. 4). ger seit dem Zusammenbruch der Populatio- 0,8 nen in den Schneewintern Ende der 1970er Abb.3:

Jahre auf eine Bejagung freiwillig verzichteten, 0,7 Entwicklung der hatte die Rebhuhnjagd bis dahin eine hohe Be- Rebhuhndichte in deutung. 0,6 Schleswig-Holstein

Auswilderungen hat es nach den Erhebungen 2 0,5 des WildTierKatasters in weniger als 0,5 Pro- 0,4 zent der beteiligten Jagdbezirke in den letzten vier Jahren gegeben. Sie spielen somit für die 0,3 Beurteilung der Populationsentwicklung keine Paarhühner je km Rolle. 0,2

Der landesweite Bestand an Rebhühnern wur- 0,1 de 2003 auf ca. 9000 Revierpaare geschätzt 0 und ist seit einigen Jahren stabil (Abb. 3). Die 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 Kartierungen zeigen jedoch lokale Verschiebun-

65 Abb.4: Veränderungen im Bestand an Paar- hühnern zwischen 2004 und 2007

Dipl. Geogr. Heiko Schmüser & Dr. Daniel Hoffmann Universität Kiel Ökologiezentrum Fachabteilung Landschafts- ökologie Projekt Wildtierkataster Schleswig-Holstein [email protected]

66 3.11 Kampfläufer

so dass kaum zwei gleich gefärbte Vögel bei- sammen sind. Sie sammeln sich an bestimm- ten, alljährlich wieder benutzten Plätzen und führen dort ihre unblutigen Scheinkämpfe aus, in dem sie mit abgestelltem Federkragen und vorgestrecktem Schnabel aufeinander lossprin- gen, um sich auf diese Weise in Balzstimmung zu versetzen. Die paarungslustigen Weibchen wählen sich aus diesen Gesellschaften selbst das ihnen zusagende Männchen aus.“

Bestandsentwicklung und Verbreitung „Ich sah sie in großer Menge auf den salzigen Wiesen in der Nähe des südlichen Strandes der Insel Sylt, weniger häufig auf Pellworm und anderen kleineren Inseln dieser Gegend, in enormer Anzahl aber im Eiderstedt, einer großen grünen Halbinsel zwischen dem Aus- flusse der Eider und der Bucht von Husum. Sie waren dort kaum weniger zahlreich als die Aussehen und Verhalten gemeinen Kiebitze, die ich noch an keinem an- Bei keiner anderen Watvogelart unterscheiden deren Orte so unsäglich häufig sah als dort. sich Männchen und Weibchen so auffällig wie Sie sind überhaupt in allen Marschen von Hol- beim Kampfläufer. Die Männchen sind deutlich stein, Hannover, Oldenburg, Ostfriesland usw. größer und tragen zur Brutzeit ein buntes allgemein bekannte und häufige Vögel, haupt- Hochzeitskleid. Es besteht aus einer Perücke sächlich auf den ungeheuren Niederungen, in und einer Halskrause aus schwarzen, braunen, welchen bloß Wiesen und Sumpf miteinander gelben oder weißen Federn. Bei der Balz, zu abwechseln und fast gar kein Ackerbau statt- der die Männchen sich auf festen, oft jahre- finden kann.“ So beschreibt der Nestor der lang benutzten Plätzen einfinden, spielt die deutschen Vogelkunde Johann Friedrich Nau- Färbung eine wichtige Rolle. Nur Männchen mann, der im Jahre 1819 die Westküste mit dunklen Schmuckfedern besetzen und ver- Schleswig-Holsteins bereist hatte, die weite teidigen in heftigen Kämpfen ein Revier im Verbreitung und die für uns heute unvorstell- Zentrum des Balzplatzes. Die hellen Männ- bare Häufigkeit des Kampfläufers vor ca. 200 chen balzen als so genannte Satellitenmänn- Jahren. Zugleich wird deutlich, dass Wasser chen am Rande der Arena. Die eigentliche das prägende Element in weiten Bereichen Partnerwahl treffen wie bei anderen Arten mit der norddeutschen Tiefebene war und allen- Gruppenbalz und fehlender Paarbindung die falls eine sehr extensive landwirtschaftliche unscheinbar gefärbten Weibchen. Nutzung als Grünland erlaubte. Eindrucksvoll schildert Emeis 1939 die Balz des Kampfläufers: „Die seltsamste Vogelge- In Mitteleuropa besiedelt der Kampfläufer stalt der Wiesenniederungen des Westens feuchte, mit flachen Tümpeln und Gräben mit (von Schleswig-Holstein) aber ist der Kampf- seichten Ufern durchsetzte Marsch- und Nie- läufer, plattdeutsch „Bruushahn“. Die Männ- derungswiesen mit extensiver Beweidung. chen sind während der Paarungszeit durch den Aus den Berichten von Naumann und anderen Besitz auffälliger Federohren am Kopf und ei- Ornithologen seiner Zeit wie aus dem groß- nes breiten Federkragens um den Hals ausge- räumigen Vorkommen geeigneter Lebensräu- zeichnet. Die Farbe des Kragens kann von me kann geschlossen werden, dass seinerzeit blendendem Weiß über Gelb und Rotbraun bis in Schleswig-Holstein Tausende von Kampfläu- zu glänzendem Schwarz wechseln und auch fern gebrütet haben. noch in verschiedener Weise gemustert sein,

67 Seit Mitte des 19. Jahrhunderts mehren sich Letzte Refugien hat der Kampfläufer in den so die Berichte über einen Rückgang der großen genannten Naturschutzkögen an der Westküs- Bestände als Folge der Entwässerung der ehe- te gefunden. Sie sind jedoch nur vorüberge- mals ausgedehnten Feuchtgebiete in den Mar- hend geeignet, denn die anfänglich hohen Be- schen und Niederungen. Im Unterschied zu stände gehen in Folge der einsetzenden Suk- Bekassine und Rotschenkel reichen dem zession nach einigen Jahren wieder zurück Kampfläufer feuchte Kleinbiotope nicht aus. So (Abbildung 1). verschwand das Vorkommen in der gesamten Eider-Treene-Sorge-Niederung nach der Eider- Obwohl in Einzelfällen unbeweidete Salzwie- abdämmung bei Nordfeld im Jahr 1938 bis auf sen an der schleswig-holsteinischen Nordsee- wenige Einzelpaare. Neben der Entwässerung küste neu besiedelt wurden, ist das baldige selbst hat die durch sie ermöglichte Vorverle- Erlöschen des Brutvorkommens nicht auszu- gung der Grünlandnutzung zum raschen Ver- schließen. Da Schleswig-Holstein mehr als die schwinden des spät brütenden Kampfläufers Hälfte des deutschen Bestandes beherbergt, beigetragen, da die Vögel ihre Brut nicht mehr besteht damit zugleich die Gefahr, dass der erfolgreich abschließen konnten. Kampfläufer als Brutvogel in Deutschland ver- schwindet.

Abb.1: 90 Brutbestandsent- wicklung des 80 Kampfläufers in drei „Naturschutz- 70 kögen“.

60 Hauke-Haien-Koog Beltringharder Koog 50 Meldorfer Speicherkoog

40

30

Anzahl brutverdächtiger Weibchen 20

10

0 1975 80 85 90 95 2000 5

Dr. Wilfried Knief Landesamt für Natur und Umwelt - Staatliche Vogelschutzwarte - Am Botanischen Garten 1-9 24118 Kiel

68 3.12 Untersuchungen zu Dachbruten bei Mö- wen in Kiel und Westerland

Folgende Fragestellungen wurden untersucht:

1. Erstellung eines aktuellen Überblicks über Verbreitung und Bestand dachbrütender Mö- wen in Kiel.

2. Erhebung von Grundlagendaten zu den Dach- brutbeständen in der Stadt Westerland auf Sylt.

Seit Mitte der 1990er Jahre nimmt die Zahl an 3. Analyse der aktuellen Situation in Kiel und dachbrütenden Möwen in Kiel kontinuierlich zu. Westerland und Einordnung in den überregio- Konnten zunächst nur kleinere Ansammlungen nalen Kontext. von Sturm- und Silbermöwen auf einzelnen Dä- chern beobachtet werden, stiegen die Zahlen 4. Erarbeitung von Aufklärungsmaterial für die Jahr für Jahr an und es kamen weitere Brutplät- Bürger zur Konfliktvermeidung bei Möwen- ze hinzu. Diese verteilen sich inzwischen weitläu- Dachbruten. fig im Kieler Stadtgebiet. Aber auch in verschie- denen Orten entlang der schleswig-holsteini- Die verschiedenen Stadtteile Kiels sowie die schen Ostseeküste sowie in Westerland auf Sylt Stadt Westerland wurden im Verlauf der Brutsai- konnten bereits Möwenbrutplätze auf Gebäude- son 2007 aufgesucht, um das Vorkommen von dächern nachgewiesen werden. Brutvögeln, die vorhandenen Dachtypen und die entsprechende Wahrscheinlichkeit von Dachbrut- Das Phänomen der Dachbruten ist aus anderen plätzen zu untersuchen. Die Zählungen erfolgten Ländern, wie den Niederlanden, Dänemark, Finn- per Fernglas und Spektiv vom Boden, von erhöh- land, Norwegen, aber vor allem Großbritannien ten Standplätzen oder erhöhten Nachbargebäu- und Irland schon seit vielen Jahren bekannt. Bei den aus, in einigen Fällen waren direkte Dachbe- letztgenannten wurden erstmals in den 1940er gehungen notwendig. Jahren Silber- und Heringsmöwen als Dachbrüter Mitte der 1990er Jahre bevorzugten die ersten beobachtet; als nationales Phänomen etablierte Dachbrüter im Kieler Stadtbereich Flachdächer, sich das Brüten auf Dächern in den späten die mit Kies oder auch Teerpappe bedeckt und 1960er und frühen 1970er Jahren, seitdem ist meist gut einsehbar bzw. begehbar waren. Nach dort die Zahl der Dachbrüter exponentiell ange- den ersten Zählfahrten durch den Kieler Stadtbe- stiegen. Als Gründe vermutet man das üppige reich zeigte sich im Rahmen dieser Studie, dass Nahrungsangebot im Stadtgebiet und die schein- sich inzwischen auch auf verwinkelten Spitzdä- bar unlimitierten Brutplätze, die vor Bodenfein- chern, z.B. hinter Schornsteinen oder sonstigen, den wie Fuchs und Marder meist besser ge- schwer einsehbaren und oftmals unbegehbaren schützt sind, als in den natürlichen Bruthabitaten. Gebäude-Arealen, Möwen zur Brut angesiedelt Die guten Rahmenbedingungen können daher zu hatten. Zur Vermeidung einer hohen Dunkelziffer hohem Bruterfolg führen, der die Zunahme an wandte sich die Bearbeiterin an die Tageszeitung Dachbruten verstärkt. „Kieler Nachrichten“, um einen Aufruf an die Le- ser zu starten, Dachbruten in ihrem Wohn- Die Entwicklung der letzten zehn Jahre lässt ver- und/oder Arbeitsumfeld zu melden. muten, dass auch in Norddeutschland mit einem weiteren Anstieg an Dachbruten zu rechnen ist. Zusätzliche Daten wurden nach einem Aufruf im Da sich sowohl in Kiel als auch in Westerland, Newsletter der Ornithologischen-Arbeitsgemein- Sylt, während der Brutzeit Bürger über Ver- schaft Schleswig-Holstein und Hamburg, schmutzungen an Wohneigentum durch Vogelkot, OAG_SH-Net, gewonnen. Lärmbelästigungen und Angriffe auf Nahrung ver- zehrende Touristen durch Möwen bei den zustän- digen Behörden beklagten sowie nach Rat für 1) Ergebnisse Kiel: den richtigen Umgang mit brutverteidigenden Der geschätzte Gesamtbestand liegt für das Jahr Möwen fragten, hat das Ministerium für Land- 2007 bei ca. 350-500 Paaren Sturmmöwen, 300- wirtschaft, Umwelt und ländliche Räume in Kiel 350 Paaren Silbermöwen und 15 Paaren Herings- (MLUR) diese Studie beim Forschungs- und Tech- möwen, die im Stadtgebiet von Kiel auf Dächern nologiezentrum in Auftrag gegeben und durch brüteten. Gegenüber früheren Jahren ist ein Mittel der Jagdabgaben finanziert. deutlicher Anstieg an Dachbruten im Kieler Stadt- gebiet erkennbar (Kubetzki & Garthe 2007).

69 Die Dachbrut-Bestände verteilten sich sehr unter- Sturmmöwe: maximal zehn Brutpaare schiedlich auf die verschiedenen Bereiche der Heringsmöwe: maximal zwei Brutpaare. Stadt. Die Art der Dachtypen im jeweiligen Stadt- gebiet spielt dabei eine große Rolle. Brütende Im Strandbereich, wo über die Angriffe von Mö- Silber- und Sturmmöwen konnten zwar auf Spitz- wen gegenüber essenden Gästen geklagt wur- dächern, Simsen, Dachrinnen und Kaminen be- de, konnten in einem Beobachtungszeitraum von obachtet werden, aber nur in geringer Anzahl. zwei Stunden insgesamt sechs Fütterungen von Als Koloniebrüter bevorzugen Möwen hauptsäch- Möwen durch Touristen, z.T., um gute Fotomoti- lich Flachdächer, die in ihrer Anlage am ehesten ve zu erhalten, dokumentiert werden. Somit natürlichen Brutplätzen entsprechen. Folglich empfanden offensichtlich auch Gäste die Anflüge konzentrierten sich die größeren Ansammlungen der Möwen als Attraktion, ohne sich belästigt zu an Dachbrütern in Regionen mit Flachdächern, fühlen. Bei mehreren Möwen zeigte sich eine die möglichst nah an potenziellen Nahrungsge- auffallend geringe Fluchtdistanz zu Menschen, bieten wie der Kieler Förde oder Grünflächen lo- sowie ein ausgeprägtes, arttypisches Kleptopara- kalisiert sind. Frühere Untersuchungen haben er- sitismusverhalten (unter Kleptoparasitismus ver- geben, dass Sturmmöwen beide Habitate nut- steht man das Aneignen von Dingen wie z.B. zen, um z.B. kleine Fische, Muscheln, Krebse Nahrung oder Material für den Nestbau, die von bzw. Regenwürmer, Insekten, Kleinsäuger zu einer anderen Art gesammelt wurden). Es konn- fangen. ten mehrere Anflüge auf Gäste, die Nahrungs- mittel wie Eis und Butterbrote in der Hand hiel- Kolonien von Dachbrütern konnten z.B. auf Fir- ten, dokumentiert sowie ein Trupp von ca. zehn mengeländen von MAK/Caterpillar in Friedrich- Möwen beobachtet werden, die zwei Gäste so sort, im Industriegebiet Wik (Herthastraße, Arko- lange bedrängten, bis sie einen Teil ihrer Lebens- nastraße), auf dem HDW-Werftgelände in Gaar- mittel verfütterten, um die Möwen abzulenken. den, auf dem Dach des Möbelhauses IKEA am Es fanden im Strandbereich sowohl Anflüge Westring oder auch in ostseenahen Stadtteilen durch Möwentrupps als auch durch einzelne Indi- mit vielen Flachdächern wie Schilksee dokumen- viduen statt. Eine Silbermöwe konnte zudem tiert werden. Aber es gab auch rückläufige Ent- beim gezielten Inspizieren des Rucksackes eines wicklungen in ehemaligen Dachbrutkolonien, z.B. Badegastes beobachtet werden. Die Möwen am durch bauliche Veränderungen oder Vergrämungs- Westerländer Strandbereich zeigten also arttypi- maßen. Durch die vollständige Abdeckung des sches Verhalten, welches durch den ausgepräg- Daches mit Drahtnetz hatte sich die ehemalige ten Erfolg dieser Strategie bestätigt wurde. Kolonie auf der Mensa 2, Leibnizstraße, aufge- löst. sieben brütende Sturmmöwen-Paare konn- Aufgrund der großen Aktionsradien der Möwen ten noch auf den kiesbedeckten Flachdächern müssen unter den attackierenden Individuen am Bioturm nachgewiesen werden. nicht zwangsläufig Brutvögel von Westerland ge- wesen sein. Der Flugradius zur Nahrungssuche Dem Aufruf in den „Kieler Nachrichten“ waren während der Brutzeit kann bei Silbermöwen bis etwa 80 Leser gefolgt. Trotz der unsicheren Ar- zu 55 km, bei Heringsmöwen sogar bis zu 135 tenkenntnisse der meisten Kieler Nachrichten-Le- Kilometer betragen (Glutz von Blotzheim & Bauer ser konnten wertvolle Hinweise auf vereinzelte, 1982) und ist folglich groß genug, um auch auf bislang unentdeckte Dachbruten sowie ein gro- benachbarten Inseln oder in anderen Gebieten bes Stimmungsbild der Bevölkerung zum Thema Sylts brüten zu können und Westerland zur Nah- Dachbruten gewonnen werden. Nur zwei Leser rungsaufnahme aufzusuchen. hatten sich über die brütenden Möwen und da- mit verbundene Unannehmlichkeiten beklagt. Zur Einschränkung der Anflüge von Möwen auf Alle anderen Leser berichteten interessiert von nahrungsverzehrende Gäste wurde ein konse- ihren Beobachtungen. Das Erlebnis, einen Wild- quentes Fütterungsverbot empfohlen. vogel aus nächster Nähe bei der Kükenaufzucht beobachten zu können, beschrieben sie als Be- Glutz von Blotzheim, U.N. & Bauer, K.M. (1982): reicherung. Das Stimmungsbild innerhalb der Be- Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Band 8. Cha- völkerung stellte sich somit positiver dar als zu- radriiformes (3. Teil). Akademische Verlagsgesell- nächst eingeschätzt. schaft, Wiesbaden.

Kubetzki, U. & Garthe, S. (2007): Nests with a 2) Ergebnisse Sylt: view: Distribution, nest habitats and diets of roof- Die Erfassung der Dachbrutbestände ergab fol- breeding Common Gulls (Larus canus) in northern gende Gesamtzahlen für die Stadt Westerland: . Waterbirds 30: 602-608.

Silbermöwe: 60-80 Brutpaare, maximal 100 Brutpaare Dr. Ulrike Kubetzki

70 3.13 Schleiereule

Mitarbeitern des Landesverbands Eulenschutz mit ideeller und materieller Unterstützung des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume erfolgreich durchgeführt.

Die bisherige Bilanz zeigt, dass mit einem gro- ßen ehrenamtlichen Engagement in Zusam- menarbeit mit den zuständigen Verwaltungen und einer breiten Unterstützung in der ländli- chen Bevölkerung und der Presse gute Erfolge im Artenschutz erzielt werden können.

Bestandsentwicklung und Verbreitung Im Berichtsjahr 2007 konnten die zuständigen GebietsbetreuerInnen von insgesamt ca. 2300 zumeist in landwirtschaftlichen Gebäuden in- stallierten Nistkästen 2093 kontrollieren. Dabei wurden 2629 Jungeulen aus insgesamt 569 nachgewiesenen Erst- und Zweitbruten gemel- det. Dies ergab im Durchschnitt 4,5 Jungeulen Einleitung pro Gelege. Das Artenschutzprogramm Schleiereule wird Festgestellt wurden im Vergleich zum letzten landesweit in Schleswig-Holstein seit 1981 Latenzjahr wesentlich mehr Spät- und Zweit- von ehrenamtlich tätigen Mitarbeiterinnen und bruten.

Abb.1: Schleiereule Entwicklung der Schleiereulenpopu- Bruten und Jungvögel von 1990 - 2007 lation in Schleswig- Holstein 4500 4000 3500 3000 2500 Bruten 2000 Jungvögel 1500 1000 500 0

9 0 1 2 3 4 5 6 7 91 92 93 94 95 96 97 98 9 0 0 0 0 0 0 0 0 9 9 9 9 9 9 9 9 9 0 19901 1 1 1 1 1 1 1 1 2 20 20 20 20 20 20 20 Jahre

71 Besondere Aspekte im Berichtsjahr Das Berichtsjahr 2007 war ein Feldmausgrada- Der Waldkauz belegte die Nistkästen wie im tionsjahr mit lokalen Massenvermehrungen Vorjahr mit 33 Brutpaaren. des Hauptbeutetieres der Schleiereule. Diese Massenvermehrungen traten vor allem in den Im Dithmarscher Geestbereich sowie im Flussniederungen der Marschen mit Dauer- Raum Börm ist eine langsame Zunahme von grünland sowie den Grünlandweiden der Ge- Dohlenbruten erkennbar. estbereiche auf. Erfreulich sind Mitteilungen von Schleiereulen- Bereits im Winter 2006/2007 zeichneten sich vorkommen auf den Nordseeinseln Sylt, Föhr, lokale Massenvermehrungen sowohl bei den Langeneß und Nordstrand. Leider fehlte es in Feld- und Erdmäusen als auch bei einigen diesem Jahr an eindeutigen Brutnachweisen. Langschwanzmäusen ab. Ein milder Winter und ein trockenes Frühjahr förderten die Re- produktion der Kleinsäuger. Zusammenfassung und Ausblick Trotz des guten Bruterfolges in 2007 bleibt für Durch diese starke Zunahme konnte die die Zukunft doch ein bitterer Beigeschmack. Schleiereulenpopulation weitgehend gestärkt Die Schleiereule ist für die Jagd auf Flächen in die Brutsaison 2007 gehen. Hohe Ei- und mit relativ kurzer Vegetation angewiesen, also Jungenzahlen brachten in den meisten Lan- vor allem auf Grünland und Stilllegungsflä- desteilen eine deutliche Zunahme von ausge- chen. Der vermehrte Anbau von Energiepflan- flogenen Jungeulen. Obwohl gerade im Som- zen, wie Mais und Raps, die damit einherge- mer während der Brut und Jungenaufzucht hende Inanspruchnahme von bisherigen Stillle- teilweise schlechte Witterungsbedingungen gungsflächen sowie der Grünlandumbruch ent- mit längeren Regenperioden herrschten, hiel- ziehen der Schleiereule Flächen, die sie zum ten sich regional größtenteils bis zum Ende Nahrungserwerb braucht. des Jahres kontinuierlich starke Feldmausbe- stände. In einer strukturarmen Kulturlandschaft, in der Mais- und Rapsanbau dominieren, verdichten Der häufigste Nutzer neben der Schleiereule sich die Kleinsäugerbestände häufig in Stra- ist der im Vorraum der Nistkästen brütende ßengräben und Rainen. Dadurch kann sich die Turmfalke mit diesjährig 399 Brutnachweisen Nahrungssuche vermehrt auf Flächen entlang gegenüber 211 im Vorjahr. von Straßen konzentrieren, wo viele Schleie- reulen zu Verkehrsopfern werden. An einigen Orten brüteten zuerst Turmfalken im angebotenen Nistkasten, obwohl Schleie- Die Zukunft wird zeigen, wie sich der Schleie- reulen schon anwesend waren. Nach dem reulenbestand aufgrund der insbesondere für Ausflug der Jungfalken tätigte dann die sie „nahrungsfeindlichen“ Auswirkungen beim Schleiereule ihre Spätbrut. Energiepflanzenanbau in Schleswig-Holstein weiter entwickeln wird.

72 Abb.2: Brutverbreitung der Schleiereule in 2007 in Schleswig- Holstein

Landesverband Eulenschutz in Schleswig-Hol- stein e.V. Arbeitskreis Schleiereule Dirk-Peter Meckel Holstenstraße 10 25560 Schenefeld Tel.: 04892/ 859406 [email protected]

73 3.14 Uhu

Bestandsentwicklung und Verbreitung Nach bisher vorliegendem Zahlenmaterial er- gaben sich keine nennenswerten Änderungen im Brutbestand. Bei 178 eingegangenen Mel- dungen wurden 137 Brut- und 41 Revierpaare gemeldet (Abb. 1). Bei letzteren wurde keine Brut festgestellt bzw. nicht weiter nachge- sucht. Nicht erfolgreich waren 38 Paare, die durch Forstarbeiten, illegale Verfolgungen, Prä- datoren etc. die Brut vorzeitig beendeten bzw. aufgaben. Drei Nachgelege führten dann doch noch zum Erfolg. Die erfolgreichen Bruten hat- ten 205 Jungvögel. Auffällig ist, dass Gebäu- de- und Kiesgrubenbruten seltener werden. neun Uhus wurden im Laufe des Jahres als tot gemeldet. Stacheldrahtzäune und Verkehr waren hier die hauptsächlichen Ursachen.

Wie die Verbreitungskarte (Abb. 2) zeigt, gibt Einleitung es deutliche Konzentrationen, wo Mitarbeiter Auch 2008 konnte das Monitoring des Uhus systematisch nach dem Uhu gesucht haben, wieder mit Erfolg durchgeführt werden dank und weite Bereiche, aus denen Meldungen der Unterstützung des Ministeriums für Land- fehlen, weil keine qualifizierte Suche stattge- wirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des funden hat. Es wurden eine ganze Reihe neu- Landes Schleswig-Holstein sowie der Forstbe- er Nistplätze festgestellt, jedoch waren auch hörden, der Jägerschaft, der Naturschutzbe- viele der jahrelang besetzten Plätze in diesem hörden und vieler ehrenamtlicher Helfer. Ihnen Jahr verwaist. Wir gehen weiterhin davon aus, allen sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Zu- dass der Brutbestand bei 300 - 350 Paaren gleich wird um weitere Mitarbeit und Unter- liegt. stützung für die kommenden Jahre gebeten.

Abb. 1: Anzahl Erfasster Uhu-Be- Brutpaare erfolglos 250 stand in Schleswig- Holstein. Brutpaare erfolgreich 200 Jungvögel ausgewilderte Jungvögel 150

100

50

0 1980 1985 1990 1995 2000 2005

74 Besondere Aspekte im Berichtsjahr Witterungsmäßig war das Jahr für den Uhu te zum Ausdruck, dass er eine illegale Verfol- normal. Es gab im Winter und während der gung einer geschützten Art in Schleswig-Hol- Brutzeit viele Mäuse und Ratten, so dass zahl- stein nicht zulassen wird. reiche Gewölle nur Kleinsäugerreste enthielten und bei der Beringung wieder auffallend viele Reste von Ratten in den Nestern zu finden wa- Zusammenfassung und Ausblick ren. Ein Ergebnis dieser Nahrungslage sind Mit festgestellten 178 Paaren und 205 Jungvö- vier Bruten mit je vier Nestlingen sowie im geln entspricht das Ergebnis in etwa dem des Median zwei Junge pro Brut. Vorjahres. Für die nächsten Jahre wollen wir versuchen, die Zusammenarbeit mit der Jäger- Bei der Gesamtzahl der gemeldeten Jungvö- schaft, den Forstbehörden und den vielen Na- gel ist zu berücksichtigen, dass häufig nach turschützern noch weiter zu intensivieren, um Verlassen des Nistplatzes nicht alle Jungen ge- einen besseren Einblick in die regionalen Un- funden werden und so in der Regel weniger terschiede im Lande zu erhalten. Junge gemeldet werden als tatsächlich vor- handen sind. Die heftige Reaktion auf das Ausschießen ei- ner Uhubrut zeigt, dass die Eulen unverändert Ein besonders bedauerlicher Vorfall war das Sympathieträger in unserem Lande sind und Ausschießen einer Uhubrut in Dithmarschen. sich eine Ausrottung wie im 19. Jahrhundert Sowohl die Presse als auch Minister von Boet- heute nicht mehr wiederholen wird. ticher haben umgehend reagiert. Dieser brach-

Abb. 2: Erfasste Uhu-Bru- ten in Schleswig- Holstein (Stand: 4. August 2008) Für Dithmarschen ist die Gesamtsum- me nachgewiese- ner Brutpaare als Ergebnis der inten- siven Suche durch Uwe Robitzky, Rei- mer Detlefs, Horst Rand und Dieter Steingräber ange- geben.

Landesverband Eulen-Schutz in Schleswig-Hol- stein e.V. Arbeitskreis Uhu Karl-Heinz Reiser Ruhwinkel 8 24994 Medelby Tel.: 04605-564 E-Mail: [email protected]

75 3.15 Sumpfohreule

Wenngleich Eulen schwer vollständig zu erfas- sen sind, liegen der Ornithologischen Arbeits- gemeinschaft für Schleswig-Holstein und Hamburg (OAG) für die Sumpfohreule wegen der Konzentration der Vorkommen auf wenige Gebiete recht aussagekräftige Daten aus vie- len Jahren vor.

Bestandsentwicklung und Verbreitung Die Sumpfohreule benötigt weiträumig offene Landschaften. An der Küste werden vor allem ältere Dünen, unbeweidete Vorlandsalzwiesen sowie Heiden besiedelt, im Binnenland Moo- re, extensiv genutztes Feuchtgrünland und Hochstaudenfluren.

Die größten Vorkommen der Art in Schleswig- Holstein liegen im Westen des Landes (Abb. Mitteleuropa liegt am südwestlichen Rand des 1). Der Schwerpunkt der Verbreitung hat sich eurasischen Verbreitungsgebietes der Sumpf- dabei innerhalb der letzten 30 Jahre von der ohreule. Deutliche Bestandsfluktuationen sind Eider-Treene-Sorge-Niederung an die Nordsee- in Abhängigkeit von einem schwankenden küste mit den nordfriesischen Inseln Amrum, Nahrungsangebot (Mäuse) typisch für die Art Föhr und Sylt, den Vorländern sowie den küs- in Europa, wobei die Brutbestände zwischen tennahen Feuchtgebieten verlagert. 1970 und 1990 stark zurückgingen. Danach blieben die Bestände in vielen Ländern stabil. Nach dem invasionsartigen Auftreten der In Norddeutschland gehört die Sumpfohreule Sumpfohreule 2003, als 53 Brutzeitvorkom- zu den Arten, die ein invasionsartiges Auftre- men bekannt wurden, blieben in den Jahren ten aus den nordischen, wahrscheinlich über- 2004-2007 größere Sumpfohreulen-Einflüge wiegend skandinavischen Brutgebieten zeigen. aus (Abb. 2). Die Zahl der beobachteten Vor- Ein verstärktes Brutvorkommen ist hierzulande kommen schwankte in diesen Brutzeiten ledig- an Mäusegradationen gebunden. lich zwischen elf und sechzehn.

Abb. 1. Brutzeitvorkommen der Sumpfohreule in Schleswig-Hol- stein im Jahr 2007.

76 80 Abb. 2: Brutzeitvorkommen 70 der Sumpfohreule 60 in Schleswig-Hol- stein von 1989- 50 2007.

40

30

20 Anzahl Brutzeitvorkommen 10

0 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Jahr

Insgesamt hat sich der Brutbestand der Sump- den. Dabei müssen die große Mobilität der fohreule in Schleswig-Holstein seit Anfang der jungen, noch nicht flugfähigen Sumpfohreulen 1990er Jahre nur unwesentlich verändert. Die und die langgestreckte Brutzeit bis in den Au- etwas höheren Vorkommen in den letzten Jah- gust berücksichtigt werden. Nicht mehr benö- ren lassen sich wahrscheinlich auf eine ver- tigte Stacheldrahtzäune sollten entfernt wer- mehrte Aufmerksamkeit der Beobachter nach den, da es sonst zu Verlusten durch Anflüge Aufrufen durch die OAG zurückführen. Bei Ein- kommen kann. flügen kann weiterhin mit 80-100 Brutpaaren gerechnet werden, während in durchschnittli- Von Sukzessions- und (selbstbegrünten) Bra- chen Jahren nur etwa zehn bis zwanzig Revie- cheflächen wie von der Einstellung der Bewei- re besetzt sein dürften. dung in großen Teilen des Nordseevorlandes innerhalb des Nationalparks Schleswig-Holstei- nisches Wattenmeer hat die Sumpfohreule Gefährdung und Schutz profitiert. Eine weiträumige, sehr extensive Im Binnenland verliert die Sumpfohreule durch Beweidung, wie sie auf einigen Flächen der die Verbuschung und Bewaldung der Moore Stiftung Naturschutz durchgeführt wird, dürfte zunehmend an Lebensraum. Das Feuchtgrün- die Art ebenfalls fördern. land wird vielerorts landwirtschaftlich zu inten- siv genutzt, als dass erfolgreiche Bruten statt- finden könnten. Zum Schutz von Bruten im be- Dr. Knut Jeromin wirtschafteten Grünland sollten entdeckte Ornithologische Arbeitsgemeinschaft für Nester daher wie im „Artenschutzprojekt Wie- Schleswig-Holstein und Hamburg e.V. (OAG) senweihe“ von der Mahd verschont und den Dörpstroot 21b Landwirten Entschädigungen ausgezahlt wer- 24861 Bergenhusen

77 3.16 Der Sperlingskauz, neuer Brutvogel in Schleswig-Holstein

Bestandsentwicklung und Verbreitung Während der laufenden Brutzeit der Raufuß- käuze wurde in den vergangenen Jahren im- mer wieder mit unterschiedlichen Methoden sowohl in den Segeberger Forsten als auch im Sachsenwald nach dem Sperlingskauz ge- sucht.

Der erste Brutnachweis gelang im Juni 2007 im Segeberger Forst, wenn auch die Brut durch den Tod des Weibchens keine natürliche Entwicklung nahm und ein Pflegefall wurde. Im Herbst 2007 konnte dann jedoch systema- tisch im Rahmen des erstellten Programmes nach dem Sperlingskauz gesucht werden, und es zeichnete sich ein Bild ab, dass sowohl den Sachsenwald als auch die Segeberger Forste als Sperlingskauz-Land erscheinen ließ.

Bereits im Februar dieses Jahres konnte dann durch gezielte Nachsuche sowohl im Sachsen- wald als auch in den Forsten Rickling und Trap- penkamp in denselben Abteilungen, in denen die Sperlingskäuze im Herbst 2007 gebalzt hat- Einleitung ten, auch Frühlingsbalz festgestellt werden. Im Nachdem im Jahre 2006 erstmals ein Sper- Laufe der nächsten Monate kamen dann noch lingskauz in Schleswig-Holstein beobachtet die Segeberger Heide und der Bergholzer Forst wurde, hat der Landesverband Eulen-Schutz in hinzu, so dass wir an insgesamt fünf Forstor- Schleswig-Holstein e.V. mit Unterstützung des ten von der Mecklenburger Grenze bis Mittel- Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und holstein rufende Sperlingskäuze nachweisen ländliche Räume ein Programm erstellt, um konnten. Der krönende Abschluss war dann den Brutstatus dieser Art in Schleswig-Hol- das Auffinden erfolgreicher Bruten mit sieben stein festzustellen und notwendige Schutz- flüggen Jungen im Forst und fünf maßnahmen rechtzeitig einzuleiten. flüggen Jungen im Sachsenwald (Abb. 1).

Abb.1: Sperlingskauz-Vor- kommen 2008 in Schleswig-Holstein

78 Besondere Aspekte im Berichtsjahr Zusammenfassung und Ausblick Nachdem bereits im Herbst 2007 mit neuer Wie die zehn festgestellten Sperlingskauz-Re- Taktik in den potentiellen Sperlingskauz-Brut- viere – davon zwei Reviere mit Nachweis von biotopen nach balzenden Käuzen erfolgreich flüggen Jungen – zeigen, hat der Sperlings- gesucht worden war, konnte auf dieser Basis kauz Schleswig-Holstein erobert und sich als im Winter die weitere Suche fortgesetzt wer- neuer Brutvogel und achte Eulenart in unse- den. Es zeigte sich eine deutliche Revierbin- rem Lande in die Vogelfauna integriert. dung von rufenden Sperlingskäuzen vom Wir werden in den kommenden Jahren unsere Herbst über den Winter bis in den Frühling hi- Nachweismethoden verfeinern und mit weite- nein. ren Mitarbeitern die Suche nach dem Sper- lingskauz intensivieren, um so mehr über die- Allerdings wurden auch einige Reviere durch se kleine Eule zu erfahren. Forstarbeiten im Spätwinter und Frühling so nachhaltig gestört, dass die Sperlingskäuze ab- Nach unseren Feststellungen befinden sich wanderten und nicht wieder gefunden wur- aufgrund der vorhandenen Waldstrukturen in den. den größeren geschlossenen Waldgebieten Schleswig-Holsteins ausreichend Bruthabitate Die hohe Jungenzahl bei den beiden Bruten für den Sperlingskauz, so dass bei einer ge- mit flüggen Jungen zeigt, dass die Nahrungsla- zielten Förderung mit einer weiteren Ausbrei- ge sehr gut war, der milde Winter brachte die tung zu rechnen ist. Käuze offensichtlich in guter Kondition in die Brutzeit, so dass viele Eier gelegt werden konnten. Landesverband Eulen-Schutz in Schleswig-Hol- stein e.V. Leider haben wir zu Beginn der Brutzeit keine Arbeitsgruppe Sperlingskauz besetzten Höhlen mit Gelege gesucht, so Hans Dieter Martens dass uns dieser Einblick noch fehlt. Gettorfer Weg 13 24214 Tel.: 04346/7594 E-mail: [email protected]

79 3.17 Steinkauz

Bestandsentwicklung und Verbreitung Nachgewiesen wurden insgesamt 130 Bruten; davon gab es 16 Brutaufgaben. Bruten in Na- turhöhlen sind wiederum nicht gemeldet wor- den. Insgesamt sind 371 Jungkäuze erfasst worden. Davon wurden 225 Jungkäuze be- ringt.

Die Verbreitungsschwerpunkte liegen in den weiträumigen Flussniederungsbereichen der Eider/Sorge/Treene, der Dithmarscher Geest, im Bereich von Hanerau- Hademarschen sowie der Störniederung.

Brutvorkommen in anderen ehemaligen Traditi- onsgebieten, wie z.B. im Kreis Stormarn, im Oldenburger Graben oder auf der Insel Feh- marn gelten seit geraumer Zeit als erloschen. Ein kleiner Restbestand von drei Brutpaaren wurde wiederum im mittleren Angeln regis- triert. Einleitung Der Landesverband Eulenschutz in Schleswig- Die Marschen hatten nachweislich in Trenne- Holstein e.V. führt seit 1981 das von ehren- wurth und Neuenkirchen jeweils eine Brut. Im amtlichen Gebietsbetreuerinnen oder Gebiets- Kreis Nordfriesland gab es eine Brutaufgabe in betreuern erfolgreich durchgeführte Arten- Stadum. Im Bereich der Krückau- und Pinnau- schutzprogramm mit Unterstützung des Minis- niederung gibt es jährlich zwar immer wieder teriums für Landwirtschaft, Umwelt und ländli- Sicht- und Rufbeobachtungen; jedoch ist im che Räume durch. Berichtsjahr nur ein Brutvorkommen in Hem- dingen bekannt geworden. Die Gebietsbetreuerinnen oder Gebietsbetreu- er konnten im Jahr 2007 von insgesamt 813 Die Alsterniederung ist momentan als stein- Standorten 796 mit mindestens einem Nist- kauzfrei anzusehen. In den ehemals besetzten kasten auf Anwesenheit und Bruterfolg kon- Habitaten hat sich der Waldkauz ausgebreitet. trollieren.

Abb. 1: Steinkauz Entwicklung der Bruten und Jungvögel von 1990 - 2007 Steinkauz-Populati- on in Schleswig- 400 Holstein 350

300

250 Bruten 200 Jungvögel 150

100

50

0

9 0 1 97 98 993 994 995 996 006 007 1990 1991 1992 1 1 1 1 19 19 199 200 200 2002 2003 2004 2005 2 2 Jahre

80 Abb. 2: Brutverbreitung des Steinkauzes in 2007 in Schleswig- Holstein

Besondere Aspekte im Berichtsjahr lichen Geestbereichs Nordfrieslands sowie Das Berichtsjahr ist seit Bestehen des Landes- auch in den Kreisen Pinneberg und Steinburg verbandes mit 130 nachgewiesenen Brutpaa- gab. ren das erfolgreichste Jahr im Steinkauz- schutz. Günstige Witterungsbedingungen und In diesen Bereichen sowie in den Kreisen lokale Feldmausgradationen während der Brut- Schleswig-Flensburg und Rendsburg-Eckern- und Aufzuchtzeit sowie ein erhöhter Kontroll- förde sollen künftig Arbeitsschwerpunkte lie- einsatz der GebietsbetreuerInnen in den Tradi- gen. tionsgebieten erbrachten dieses schöne Er- gebnis. Zur Minderung der Verluste gerade unter Jung- käuzen werden weiterhin neben den Freiland- Vor allem in den Kreisen Schleswig-Flensburg nistkästen vermehrt Hausnisthilfen installiert und Rendsburg-Eckernförde gelangen Ruf- und sowie, falls erforderlich, Marderschutz an den Sichtbeobachtungen an neuen Standorten. Brutplätzen. Hier wurden Nistkästen angebracht. Dies lässt für die Zukunft hoffen. Landesverband Eulenschutz in Schleswig-Hol- stein e.V. Zusammenfassung und Ausblick Arbeitskreis Steinkauz Es zeigt sich mittlerweile an den Peripherien Dirk-Peter Meckel der Verbreitungsschwerpunkte eine zuneh- Holstenstraße 10 mende Neuansiedlung von Steinkauzpaaren, 25560 Schenefeld so dass es einige Sicht- und Rufbeobachtun- Tel.: 04892/ 859406 gen im Bereich Süderdithmarschens, des süd- [email protected]

81 3.18 Raufußkauz

Bestandsentwicklung und Verbreitung Im Winter konnten in allen bekannten Brutre- vieren balzende Raufußkäuze festgestellt wer- den, die jedoch nur zum Teil ab Monatswende März/April den ersten aufgefundenen Bruten zugeordnet werden konnten. So zeichnete sich im April/Mai noch ein recht lückiges Bild der Verbreitung ab.

Nachdem im Vorjahr im Forst Lohe zwei Brut- paare in unseren Nistkästen festgestellt wur- den, balzten im Winter und dem beginnenden Frühjahr drei Raufußkäuze im Loher und Teten- husener Gehege, ebenso wurde ein balzender Raufußkauz an mehreren Tagen im Aukrug ver- hört. Allerdings blieb die Suche nach besetzten Bruthöhlen ohne Erfolg.

Im Süden konnten im Bergholzer Forst erst- mals sechs Bruten nachgewiesen werden, wo- bei alle drei Nistkästen besetzt waren. Im Sachsenwald wurde nur eine Nistkastenbrut festgestellt, aber an weiteren Orten anhalten- Einleitung de Balz. Im Segeberger Forst wurde nur im Seit 1994 führt die Arbeitsgruppe Raufußkauz Südteil Balz und erstmals seit Jahren keine im Landesverband Eulen-Schutz in Schleswig- Brut gefunden. In den Forsten Rickling und Holstein e.V. mit Unterstützung des Ministeri- Trappenkamp wurden insgesamt sieben Bru- ums für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche ten nachgewiesen, so dass insgesamt 14 Bru- Räume ein Monitoring durch. Die Ergebnisse ten und mindestens sieben Reviere mit bal- wurden letztmalig im Jagd- und Artenschutz- zenden Raufußkäuzen festgestellt wurden bericht 2007 vorgestellt. (Abb. 1).

Abb.1: Karte Raufußkauz - Vorkommen 2008 in Schleswig-Hol- stein.

82 Besondere Aspekte im Berichtsjahr Die Anzahl der Raufußkauz-Reviere entspricht Brutbeginn war gegenüber 2007 um 14 Tage im Wesentlichen den Zahlen des Vorjahres verspätet. Während in 2007 in elf Bruten 55 (Abb. 2). Die Verteilung der Bruten zeigt jedoch Nestlinge beringt wurden, konnten in 2008 in eine deutliche Veränderung. Es gibt zwei Häu- sieben Bruten nur 28 Nestlinge beringt wer- fungen mit sechs Bruten im Bergholzer Forst den. und sieben Bruten im Ricklinger-Trappenkam- per Forst (Abb. 1). Wir haben hierfür keine konkrete Erklärung, es ist jedenfalls kein Be- Zusammenfassung und Ausblick weis für eine verstärkte Aktivität in diesen Die Brutsaison 2008 hat die bisherige Schutz- Forsten, denn dann müssten der Sachsen- arbeit für den Raufußkauz in Schleswig-Hol- wald, das Loher Gehege und die Wälder um stein bestätigt. Auch in weniger guten Mäuse- Tetenhusen und Kropp ähnliche Ergebnisse jahren kann der Raufußkauz in unseren Wäl- aufweisen. In letzteren ist uns aber trotz inten- dern überleben und erfolgreich reproduzieren. siver Suche nicht einmal der Nachweis nur ei- Es muss nur sichergestellt werden, dass die ner Brut gelungen. verbleibende Population sich dem Feinddruck widersetzen kann. Offensichtlich fehlten bei schlechterer Nah- rungslage in diesem Jahre in einigen Berei- Die Schutzbemühungen und das Monitoring chen die Weibchen. Auch der Bruterfolg und durch den Landesverband Eulen-Schutz in die durchschnittliche Jungenzahl waren in die- Schleswig-Holstein werden unverändert fort- sem Jahr deutlich geringer und der mittlere gesetzt.

Anzahl Abb.2: Entwicklung Rau- 25 fußkauz-Bestand in Balz Schleswig-Holstein Bruten 20

15

10

5

0 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008

Landesverband Eulen-Schutz in Schleswig-Hol- stein e.V. Arbeitsgruppe Rauhfußkauz Hans Dieter Martens, Gettorfer Weg 13, 24214 Neuwittenbek Tel.: 04346/7594 E-mail: [email protected]

83 3.19 Sperbergrasmücke

südöstliche Lauenburg besiedelt, das Vorkom- men ist ein Ausläufer des mecklenburgischen Brutvorkommens. Noch in den 1950er Jahren reichte die Verbreitung bis auf die Süderdith- marscher und Schleswiger Geest.

In ihrem Verbreitungsgebiet besiedelt die Sperbergrasmücke dichte, reich strukturierte Gebüsche, gerne buschreiche, halboffene und sonnenexponierte Weidelandschaften und dies zumeist in Nachbarschaft zum Neuntöter. Ein- zelne Vorkommen bestehen in dichten Ginster- gebüschen.

In den 1990er Jahren lag der Bestand bei ca. 30 Brutpaaren in einem dem aktuellen Bild etwa ähnlichen Verbreitungsgebiet.

Nur wenige Naturbeobachter im Lande kennen Seit den 1990er Jahren ist der Bestand auf diese seltene und zugleich größte Grasmücke. etwa die Hälfte gesunken. Die wichtigsten Der Gesang ähnelt dem einer Gartengrasmü- Brutgebiete sind die Grönauer Heide südlich cke, doch zeigt die Sperbergrasmücke dabei von Lübeck und die Schaalseeregion. Hier war häufig einen Singflug wie die Dorngrasmücke, vor allem das Gebiet der ehemaligen inner- den Gartengrasmücken nie ausführen. Optisch deutschen Grenze dicht besiedelt, nachdem fällt neben der Größe das leuchtend gelbe sich dort Hundsrosen, Schlehen und Weißdorn Auge und die Querbänderung – „Sperberung“ angesiedelt hatten. Inzwischen ist dieses - der Unterseite auf. „Grüne Band“ für die Sperbergrasmücke nur noch vereinzelt besiedelbar, weil die Strauch- und Bodenvegetation zu hoch und zu dicht ge- Bestand und Verbreitung worden ist. Nicht mehr regelmäßige Einzelvor- Die Sperbergrasmücke gehört zu den Wärme kommen befinden sich auf dem Büchener liebenden Arten mit kontinentaler Verbreitung. Sander und an der Untertrave am Dummers- In Schleswig-Holstein ist daher aktuell nur das dorfer Ufer.

Abb.1: Verbreitung der Sperbergrasmücke 2002-2007.

84 Schutz Die Sperbergrasmücke ist im Anhang 1 der sind in der landwirtschaftlich intensiv genutz- EU-Vogelschutzrichtlinie aufgeführt, ihre wich- ten Landschaft nicht mehr vorhanden. tigsten Brutgebiete sind daher als EU-Vogel- schutzgebiete sichergestellt worden. Daher ist Einige gut geeignete Lebensräume in Osthol- es jetzt besonders wichtig, die notwendigen stein sind bislang unbesiedelt – ein Hinweis Lebensraumstrukturen zu erhalten oder, wo darauf, dass neben dem Lebensraumschwund erforderlich, wieder herzustellen. Halboffene auch klimatische Faktoren das Vorkommen be- Weidelandschaften entstehen vor allem durch grenzen. extensive Beweidung. Hier breiten sich ver- bissfeste, da dornenreiche Gehölze aus, wo- durch auch der Neuntöter gefördert wird. Sol- Bernd Koop che Flächen entwickelt vielerorts die Stiftung Ornithologische Arbeitsgemeinschaft für Naturschutz. Die „normale“ Knicklandschaft Schleswig-Holstein und Hamburg e.V. reicht inzwischen als Lebensraum für die Sper- Dörpstraat 9 bergrasmücke nicht mehr aus. Sie benötigt 24306 Lebrade Knicks oder Hecken von mindestens acht Me- [email protected] ter Breite – und solche prachtvollen Knicks

85 3.20 Aaskrähe

richtlinie vereinbar ist, sollte geklärt werden, über welchen Zeitraum sich die Brutperiode erstreckt. An der Erfassung haben sich Jäger aus über 100 Gebieten beteiligt, von denen nach Prüfung die Daten aus 92 Gebieten in die folgende Auswertung einbezogen wurden.

Der Beginn der Brutperiode wurde definiert als „Beginn des Nestbaus“, wie bei der Mehr- zahl der europäischen Länder. Mit dem Verlas- sen des Nestes endet die Brutperiode. Der Beginn der Brutperiode ist für Schleswig- Holstein Mitte März und endet Ende Juli Im Jahr 2006 hat das Wildtierkataster umfang- (Abb. 1). Da zu Ende der Beobachtungen Ende reiche Erfassungsarbeiten über die Aaskrähe Juni nicht sämtliche Jungvögel selbständig geleitet. werden konnten, wurde die volle Flugfähigkeit mit Hilfe von Literaturangaben auf spätestens Neben der allgemeinen Erfassung der Brutpaa- 40 Tage nach Schlupf angenommen. Dadurch re wurde eine Sondererfassung zur Brutperi- wird das Ende der Brutperiode Ende Juli sein. ode in besonderen Untersuchungsgebieten durchgeführt. Im Rahmen dieser Sondererfassung wurde ebenfalls der Bruterfolg erfasst. Von 195 beob- achteten Nestern konnte eine sichere Brut bei Brutperiode der Aaskrähe in Schleswig- 160 Paaren nachgewiesen werden. Von diesen Holstein. sind bei 84 (52,5 Prozent) Brutpaaren die Jun- Um zu klären, ob die Jagdzeitenverordnung in gen flügge geworden. Schleswig-Holstein mit der EU-Vogelschutz-

Abb 1: Brutperiode der 120 Bebrütung Versorgen Aaskrähe in Schles- 100 Flügge werden wig-Holstein an- Nestbau hand des Jahres 2006. Beobach- 80 tungsende war Mit- te Juni 60

40

Anzahl der Beobachtungen 20

0 2. Feb. 22. Feb. 14. Mrz. 3. Apr. 23. Apr. 13. Mai. 2. Jun. 22. Jun. Datum

86 Verbreitung der Aaskrähe in Schleswig- Holstein An der Erfassung haben sich mehr als 1000 ben gibt es in der Dichte lokal sehr unter- Jagdbezirke aus Schleswig-Holstein beteiligt. schiedliche Gebiete, wobei generell die Dichte Angaben zur Anzahl der Brutpaare wurden für nach Osten und Süd-Osten abnimmt (Abb. 2). 800 Jagdbezirke dokumentiert. Schwerpunkte Lokal sehr hohe Werte können erreicht wer- der Verbreitung sind die Geest nördlich der Ei- den, falls besondere Umweltfaktoren dies be- der und die Landkreise Pinneberg und Stein- günstigen, wie z.B. Freilandhaltung von Hüh- burg, dort werden regional Dichten über drei nern und Schweinen oder Mülldeponien. Brutpaare je Quadratkilometer erreicht. Dane-

Abb.2: Brutpaardichte der Aaskrähe 2006 in Schleswig-Holstein nach TK25 Qua- dranten.

Dr. Daniel Hoffmann & Heiko Schmüser Wildtierkataster Schleswig-Holstein Böhnhusener Weg 6 24220 Flintbek Tel.: 04347-710729 [email protected] [email protected]

87 3.21 Schlingnatter

Zeitraum nach 1990. In den Jahren 2007 und 2008 wurden im Auftrag des Landesamtes für Natur und Umwelt (LANU) und im Rahmen ei- ner Diplomarbeit die neun Gebiete, aus denen die letzten gesicherten Beobachtungen der Schlingnatter stammten, auf aktuelle Vorkom- men hin überprüft. Dabei konnte die Art in vier dieser Gebiete bestätigt werden (vgl. Karte). Die aktuellen Fundorte verteilen sich auf sechs TK-25-Quadranten. Sie liegen in den Räumen Verbreitung Österrönfeld (Kreis Rendsburg-Eckernförde), Das Verbreitungsgebiet der im Anhang IV der Bimöhlen (Kreis Segeberg), Quickborn (Kreis Fauna Flora Habitat-Richtlinie geführten Pinneberg) und St. Michaelisdonn (Kreis Dith- Schlingnatter Coronella austriaca LAURENTI, marschen). Alle diese Fundorte befinden sich 1768 umfasst weite Teile Europas sowie an- im Bereich der Geest. Ihre relativ weite Streu- grenzende Bereiche in Westsibirien und im ung lässt vermuten, dass in diesem Natur- Mittleren Osten. In Schleswig-Holstein erreicht raum nach wie vor weitere Vorkommen exis- sie ihren nordwestlichen Arealrand. Bis 2005 tieren. Zudem ist nicht auszuschließen, dass waren landesweit 44 Fundorte aus 38 TK-25- die Art auch noch in Teilen des Östlichen Hü- Quadranten (Rasterfrequenz 5,9 Prozent) be- gellands auftritt, so vor allem in Endmoränenla- kannt, davon sechs sichere Fundorte aus dem gen und an der Ostseeküste.

Lebensraum Die Schlingnatter besiedelt in Schleswig-Hol- Für diesen auf Reptilien spezialisierten Jäger stein in erster Linie frische bis trockene Berei- dürfte gerade in Schleswig-Holstein die Nah- che in abgetorften Hochmooren sowie trocke- rungsverfügbarkeit ein limitierender Faktor ne Sandheiden. Dort wird sie häufig an süd- sein. So wurde die Schlingnatter aktuell auch oder westexponierten Dämmen oder Hängen nur in Gebieten angetroffen, in denen mindes- beobachtet. Meist handelt es sich um größere tens drei weitere Reptilienarten in z.T. großen Biotopkomplexe, die ein Mosaik aus Offenbo- Beständen auftreten. In den Mooren dürfte da- denstellen (z. B. offener Torf- oder Sandboden), bei Blindschleiche, Waldeidechse und ggf. dichter Krautschicht (z. B. Pfeifengras, Besen- Kreuzotter und in den Sandheiden zusätzlich heide) und einzelnen Bäumen oder Sträuchern der Zauneidechse eine hohe Bedeutung als (z. B. Birken, Eichen) aufweisen. Nahrungsgrundlage zukommen.

88 Entgegen verschiedener Literaturangaben ten 100 Jahren zu einer Vernichtung zahlrei- kann die Art zumindest am schleswig-holstei- cher Schlingnatterhabitate gekommen sein. nischen Arealrand nicht als ausgesprochen Besonders gravierend werden sich dabei die wärmeliebend angesehen werden. Dies deckt großflächigen Entwässerungs- und Auffors- sich auch mit Laboruntersuchungen aus Groß- tungsmaßnahmen in Moor- und Heidegebieten britannien, wonach selbst die Kreuzotter eine ausgewirkt haben. Heute ist mit einer direkten höhere Vorzugstemperatur besitzt als die Vernichtung von Habitaten vor allem durch Schlingnatter. Möglicherweise tritt die Schling- Pflege-, Bau- und Instandsetzungsmaßnahmen natter im Norden ihres Verbreitungsgebietes in Hochmooren (z. B. großflächige Überstau- häufig in wärmebegünstigten Gebieten auf, ung von Abtorfungsflächen, Wegeausbau auf weil diese in der Regel besonders reich an Torfdämmen), auf ehemaligen militärischen Reptilien sind. Übungsplätzen (z. B. Bebauung von § 25-Flä- chen) und an Bahnanlagen (z. B. Zerstörung von Überwinterungsquartieren durch Ausbes- Bestandsgrößen und Bestandsentwicklung serung des Gleiskörpers) zu rechnen. In Die Schlingnatter ist nur relativ schwer zu er- Schleswig-Holstein spielt zudem die qualitati- fassen. Von daher sind fundierte Aussagen zu ve Verschlechterung von Schlingnatter-Habita- Bestandsgrößen mit hohem methodischem ten eine große Rolle. Dies ist auf die freie Aufwand verbunden. Bei den o.g. Untersu- Sukzession zurückzuführen, die zu einer Nivel- chungen wurden in neun Gebieten jeweils lierung der Vegetationsstruktur und damit zur mindestens zwanzig künstliche Verstecke Vernichtung des habitattypischen Strukturmo- (Wellpappen von 90 x 70 cm Kantenlänge) saiks führt. Eine weitere Gefährdung geht si- ausgelegt und diese zwischen Ende April und cherlich vom zunehmenden Straßenverkehr Ende Oktober mindestens zehnmal kontrol- und dem Ausbau des Straßen- und Wegenet- liert. Die aufgefundenen Schlingnattern wur- zes aus. den anhand ihrer Kopfzeichnung individuell er- fasst. Dabei wurden in zwei Gebieten bislang Um einen günstigen Erhaltungszustand der 15-40 Individuen und in den übrigen zwei Ge- FFH-Anhang-IV-Art Schlingnatter in Schleswig- bieten 10 bis 15 Individuen beobachtet. Die Holstein zu erreichen, sollten alle bekannten höchste Schlingnatter-Dichte wurde in dem Vorkommen auf erforderliche Pflegemaßnah- Gebiet mit der größten Anzahl und Dichte an men hin überprüft werden. Geeignete, das Reptilienarten festgestellt. Strukturmosaik erhaltende Maßnahmen sind dabei im Einzelfall festzulegen. Darüber hinaus In den letzten 100 Jahren ist landesweit von sollte eine verbesserte Vernetzung der Schling- einem rapiden Bestandsrückgang der Schling- natterhabitate angestrebt werden. natter auszugehen. Dies zeigt sich in der deut- lich abnehmenden Zahl von Fundorten. Ver- Auch bei Bauvorhaben sind zukünftig die Be- gleicht man die Anzahl der TK-25-Quadranten, lange des Schlingnatterschutzes verstärkt zu aus denen bislang Nachweise der Art vorlie- beachten. Dies ergibt sich aus den arten- gen, mit der Anzahl an Quadranten, aus denen schutzrechtlichen Vorgaben der FFH-Richtlinie aktuelle Nachweise seit 1991 existieren, so er- und des novellierten Bundesnaturschutzgeset- gibt sich daraus rechnerisch ein Rückgang um zes. Bei Eingriffen in potenzielle Schlingnatter- ca. 85 Prozent. Ein derart negativer Bestand- Habitate sollte in jedem Fall eine gezielte Er- strend lässt sich auch aus dem Rückgang der fassung der Art vorgesehen werden (am bes- häufig besiedelten Biotoptypen Hochmoore ten mit Hilfe geeigneter künstlicher Verstecke und Sandheiden ableiten. Zu berücksichtigen und fünf bis zehn Kontrollen in den Monaten ist auch, dass die Schlingnatter in Schleswig- Juli bis Oktober), um bei einer Beeinträchti- Holstein offenbar kaum jüngere Sekundärle- gung der ökologischen Funktion des Habitats bensräume besiedelt. vorgezogene artspezifische Ausgleichsmaß- nahmen vornehmen zu können.

Gefährdung und Schutz Die Schlingnatter wird in Schleswig-Holstein Christian Winkler als vom Aussterben bedroht eingestuft. Im Bahnhofstraße 25 Zuge der Ausweitung und Intensivierung der 24582 Bordesholm Land- und Forstwirtschaft wird es in den letz- [email protected]

89 3.22 Stängellose Schlüsselblume

bekannte Fundorte und potenziell geeignete Wuchsorte von P. vulgaris aufgesucht.

Wie unsere Ergebnisse zeigen, konzentrieren sich aktuelle Funde der Stängellosen Schlüs- selblume auf wenige Landstriche (Abb. 1). In der Jungmoränenlandschaft im nordöstlichen Schleswig-Holstein gibt es Bestände im östli- chen Angeln (insbesondere im Bereich der Geltinger Birk), entlang der Schlei von Rabel- sund bis Missunde und auf beiden Seiten der Eckernförder Bucht. Nur noch Einzelfunde mit Verbreitung, Habitat und Gefährdung der wenigen Individuen liegen am Ostufer der Kie- Stängellosen Schlüsselblume (Primula ler Förde. Entlang der Schwentine sind aktuel- vulgaris Huds.) in Schleswig-Holstein le Vorkommen vor allem im Bereich südlich Schlüsselblumen (Primeln) gehören zu den be- von Preetz sowie vom Trammer See bekannt. liebtesten und bekanntesten Frühjahrsblumen. Ein isoliertes, aber größeres Vorkommen liegt In Schleswig-Holstein kommen aktuell drei zwischen und Ahrensee. In Dith- gelb blühende Primelarten als Wildpflanzen marschen gibt es aktuelle Funde aus dem Rie- vor: die Stängellose Schlüsselblume Primula sewohld und einigen benachbarten Wäldern. vulgaris, die Hohe Schlüsselblume P. elatior Im Nordteil des Kreises Steinburg konnten und die Echte Schlüsselblume P. veris. Wäh- zwei Standorte in alten Tonkuhlen bestätigt rend P. elatior und P. veris in Deutschland eine werden. Aus dem Raum Oldenburg ist die Art weite Verbreitung haben, sind größere Bestän- aktuell nur vom Staberhuk auf Fehmarn be- de der atlantisch-mediterran verbreiteten P. kannt, wo sie im Staberholz und in benachbar- vulgaris deutschlandweit nur in Schleswig-Hol- ten Knicks vorkommt. stein zu finden. Daher trägt Schleswig-Hol- stein für die Erhaltung dieser Art eine große Eine grobe Aufsummierung der bekannten Vor- nationale Verantwortung. Über die Bestands- kommen unter Berücksichtigung einer nicht er- entwicklung in Schleswig-Holstein ist in den fassten Dunkelziffer ergibt, dass es aktuell in letzten Jahren allerdings kaum etwas bekannt Schleswig-Holstein rund 12.000 Pflanzen von geworden. Daher haben Mitglieder der AG Primula vulgaris geben dürfte. Geobotanik ab dem Frühjahr 2007 gezielt alt-

Abb. 1: Verbreitung von Pri- mula vulgaris in Schleswig-Holstein nach Raabe (1987) und anhand aktuel- ler Erfassungen. Die Raabe-Fund- punkte wurden an- hand der Angaben auf den alten Kar- teikarten der ehe- maligen Landes- stelle für Vegetati- onskunde zeitlich differenziert. Die aktuellen Funde be- treffen ganz über- wiegend die Jahre ab 2000, insbeson- dere 2007 und 2008.

90 Habitatspektrum Bestandsentwicklung Viele vitale Populationen von Primula vulgaris Ein Vergleich von alten Fundmeldungen der ehe- finden sich an den direkt zum Wasser abfallen- maligen Landesstelle für Vegetationskunde aus den Steilküsten an der Eckernförder Bucht und dem Zeitraum 1945 bis 1985 (Karte in Raabe an der Schlei. Besiedelt werden allerdings 1987) und der aktuellen Kartierung zeigt, dass die nicht die aufgrund von Wellenschlag stark ero- alten Verbreitungszentren auch weiterhin besie- dierenden Bereiche, sondern die mit Gebü- delt sind, dass aber die Fundpunktdichte und die schen oder Bäumen bewachsenen, weitge- flächige Ausdehnung der Siedlungsbereiche hend inaktiven Abschnitte. Die Nähe zum Was- deutlich abgenommen haben. Insbesondere im ser wirkt Temperatur ausgleichend und garan- Binnenland musste die Art große Verluste hin- tiert eine gleichmäßige Feuchtigkeitszufuhr, nehmen und hat einige Gebiete vermutlich sogar was der atlantisch-mediterranen Art zu Gute vollständig geräumt (z. B. Flensburger Innenför- kommt. Die Pflanzen wachsen meist im Schut- de, Bereich zwischen Schlei und Wittensee). Da- ze von Schlehen-Gebüschen, wo sie gut ge- gegen konnten sich einige größere und zusam- gen Wind und Kälte geschützt sind. Die all- menhängende Primelvorkommen im östlichen mähliche und regelmäßige Erosion an den be- Angeln, an den Küsten der Eckernförder Bucht wachsenen Steilhängen schafft geeignete und der Schlei, sowie im Bereich Riesewohld bis Keimbetten und sichert eine regelmäßige Zu- in die heutige Zeit erhalten, so dass heute in die- fuhr an Basen. Altbekannte größere Primel- sen Gebieten der Hauptteil der schleswig-holstei- Vorkommen finden sich auch an und unterhalb nischen Population von P. vulgaris zu finden ist. ruhender Kliffs, die heute durch Strandwälle Neben dem Arealverlust ist auch ein Rückgang in und Strandseen vom direkten Ostsee-Einfluss einzelnen Beständen festzustellen. Insbesondere abgeschnitten sind. In der Regel wachsen die im Binnenland sind Restpopulationen oft sehr Populationen an diesen Standorten unter älte- klein und liegen isoliert. ren Buchen-, Eschen- oder Bergahorn-Bestän- den. Gefährdungsfaktoren Insbesondere in Angeln wurden Vorkommen Die attraktive Stängellose Schlüsselblume war an oft tief in die Landschaft eingeschnittenen und ist durch Ausgraben stark gefährdet. Wel- Bachschluchten gefunden, deren Hänge meist ches Ausmaß das Ausgraben in früheren Jahr- eine Gebüschvegetation (Schlehe, Hasel, zehnten gehabt haben muss, lässt sich an den Weißdorn) aufweisen. Primula vulgaris wächst regelmäßigen und teilweise üppigen Vorkommen hier in Begleitung oft nur weniger anderer Ar- in Gärten und Kirchhöfen innerhalb der alten ten in Hanglagen. Zudem sind in Angeln und Hauptverbreitungsgebiete ermessen. Auch Cam- Schwansen einige Primel-Vorkommen in klei- pingplätze sind oft reich bestückt mit Stängello- nen, oft quelligen Erlen-Eschen-Wäldchen in- sen Schlüsselblumen, wobei die Primeln auf den nerhalb der Agrarlandschaft zu finden. Gele- Strandwällen vermutlich wegen ungünstiger gentlich findet man in beiden Landschaftsräu- Standortsverhältnisse nach kurzer Zeit wieder ab- men Primelvorkommen auch an Graben- und sterben und durch frisches „Material“ ersetzt Waldrändern oder sogar in Knicks. werden. Das Ausgraben von Primeln durch Cam- per hat mittlerweile offensichtlich „Tradition“ und In Dithmarschen kommt die Stängellose Pri- wird bereits vom Heimatkundler Max Kranz aus mel fast ausschließlich in nassen bis feuchten Angeln im Jahre 1979 als problematisch be- Eschen-Stieleichenwäldern vor. Diese sind im schrieben. Leider gehören solche Vorfälle heute Riesewohld, dem mit 600 Hektar größten nicht der Vergangenheit an: In einem Wald bei Dithmarscher Wald, weit verbreitet und groß- Waabshof/Rendsburg-Eckernförde konnte im flächig vorhanden. Durch seine Lage am April 2007 eine Dame im letzten Moment davon Westabhang der Altmoräne gehört der Riese- abgehalten werden, sich zwei große Trageta- wohld – bedingt durch Steigungsregen – zu schen mit Primeln zu füllen. Daher ist es leicht den regenreichsten Gebieten Schleswig-Hol- erklärlich, dass größere Primel-Populationen prak- steins. tisch nur noch in abgelegenen Wäldern und an schwer zugänglichen Bereichen von Steilküsten Innerhalb von trockeneren Buchenwäldern zu finden sind. wachsen Primeln bevorzugt an Sonderstandor- ten wie Bach- und Grabenrändern, an Rändern Die aktuellen und ehemaligen Primel-Standorte von alten, eingetieften Rückewegen, an Wild- im Binnenland finden sich meist in kleinen Wald- wechseln, an alten Wällen oder am Rande von parzellen, in Bachschluchten oder an Waldrän- Ton- und Mergelkuhlen. An diesen Standorten dern inmitten der intensiv genutzten Agrarland- sind aufgrund der besonderen Bodenverhält- schaft, wo Eutrophierung und Schadstoffeintrag nisse die Wasser- und Basenversorgung sowie problematisch sind. Diese Standorte sind heute die Keimungsmöglichkeiten besser als in den besonders stark atmosphärischen Nährstoffein- ebenen, meist versauerten und mit Rohhumus trägen ausgesetzt, so dass Stickstoff liebende bedeckten Waldböden. Pflanzen wie bestimmte Brombeerarten dichte

91 Bestände ausbilden. In ganz Schleswig-Holstein gen Standorten noch gehäuft und in größeren ist in Wäldern eine enorme eutrophierungsbe- Beständen vorkommt, suggeriert dies dem Laien dingte Ausbreitung von Brombeeren auf Kosten eine „Häufigkeit“, woraus fälschlicherweise das der ursprünglichen Waldbodenflora zu beobach- Recht zur Entnahme der Pflanzen abgeleitet ten; eine Entwicklung die wir mit großer Sorge wird. Zudem herrscht eine Einstellung vor, nach beobachten. Zudem sind krautige Pflanzen in welcher wilde Pflanzen als Verfügungsmasse und Kleinstwäldern stark der Drift von Herbiziden nicht als einzigartiges Werk der Evolution und als ausgesetzt, was sich in einer erhöhten Kei- lebende Wesen gesehen werden. Daher möch- mungssterblichkeit bemerkbar machen kann. ten wir uns um Aufklärung bemühen in Form von Artikeln in regionalen Zeitungen und von Aushän- Ein weiteres Problem ist die Entwässerung. Viele gen insbesondere an Campingplätzen in der Wälder sind von einem effektiven Grabensystem Nähe der besiedelten Gebiete. Entschieden ord- durchzogen, wodurch den Wäldern viel Wasser nungsrechtlich vorgegangen werden sollte gegen entzogen wird. So verändert sich das Waldklima, die Vermüllung von Primelstandorten. und viele Waldbäche führen heute schon früh im Jahr kein Wasser mehr, wodurch der Feuchtigkeit Gegen die Verinselung, Eutrophierung und Ent- liebenden Primula vulgaris Lebensraum verloren wässerung der Standorte anzugehen ist ungleich geht. schwieriger, aber essentiell für die langfristige Er- haltung vieler gefährdeter Arten. Nachdem sich Feldgehölze, Bachschluchten und Steilhänge an die negativen Auswirkungen der Landwirtschaft der Ostsee und der Schlei werden gerne als vor einigen Jahren etwas verringert hatten, ist „Müllschlucker“ für Gehölzschnitt und in Sied- heute wieder eine zunehmende Intensivierung lungsnähe für Gartenabfälle und Rasenschnitt zu beobachten. Allgemein gilt daher, dass um verwendet. Bei unseren Untersuchungen haben Bestände stark gefährdeter Arten entlastende wir regelmäßig an in der Literatur erwähnten Schutz- und Pufferstreifen eingerichtet werden oder potenziell geeigneten Primel-Standorten sollten, um die negativen Einflüsse der Landwirt- wilde Grünabfallkippen oder gar Schrottablage- schaft abzumildern. Dies gilt in besonderem rungen gefunden. Maße für solche Arten, für die das Land Schles- wig-Holstein eine besondere Verantwortung Isolierte, kleine Populationen sind unter anderem trägt. Ansonsten ist in den nächsten Jahren mit aufgrund reduzierter genetischer Vielfalt stärker dem endgültigen Verschwinden besonders der vom Aussterben bedroht als größere Populatio- binnenländischen Restpopulationen der Stängel- nen. Wissenschaftler warnen daher davor, aus losen Schlüsselblume zu rechnen. aktuellen Verbreitungskarten ein zu optimisti- sches Bild der langfristigen Überlebenswahr- scheinlichkeit von Primula vulgaris-Populationen Literatur abzuleiten, da viele Populationen klein und stark Raabe, E.-W. (1987): Atlas der Flora Schleswig- überaltert sind. Da Primula vulgaris Formen mit Holsteins und Hamburgs. – Hrsg. Dierßen, K., kurzen und mit langen Griffeln innerhalb der Po- Mierwald, U., 654 S., Wachholtz Verlag, Neu- pulationen ausbildet (Heterostylie) und eine ef- münster. fektive Befruchtung nur zwischen den beiden Formen stattfinden kann, sind kleine Populatio- Romahn, K., J. Kieckbusch, V. Arnold, W. Kempe, nen besonders gefährdet. In sehr kleinen Popula- H.-J. Meints & F. Stürmann (2007): Verbreitung, Ha- tionen finden sich gelegentlich nur noch Exem- bitat und Gefährdung der Stängellosen Schlüssel- plare mit langen oder nur mit kurzen Griffeln, blume (Primula vulgaris Huds.) in Schleswig-Hol- oder das Verhältnis der Formen ist so unausge- stein. Kieler Notizen zur Pflanzenkunde 35: 21-43. wogen, dass eine erfolgreiche Befruchtung er- schwert oder verhindert wird. Interesse an der heimischen Pflanzenwelt? Über Fragen und Anregungen sowie über Mel- Schutz dungen von Pflanzenfunden freuen wir uns. Bitte Alle drei in Schleswig-Holstein vorkommenden rufen Sie an, schreiben oder mailen Sie uns. Be- Primelarten gehören zu den besonders geschütz- suchen Sie uns auch im Internet unter www.ag- ten Arten nach der Bundesartenschutzverord- geobotanik.de nung. Für sie besteht daher ein Schädigungs-, Besitz- und Vermarktungsverbot nach § 20 f Bun- desnaturschutzgesetz. Viele Menschen, die Pri- Dr. Katrin Romahn mula vulgaris ausgraben, wissen nicht um die AG Geobotanik in Schleswig-Holstein und starke bundesweite Gefährdung und den gesetz- Hamburg e. V. lichen Schutzstatus der Art. Ein wichtiger Bau- Lange Reihe 14 d stein einer Schutzstrategie für die Stängellose 24244 Schlüsselblume ist daher eine ausführliche Öf- Tel.: 04346/602504 fentlichkeitsarbeit. Da die Primel an einigen weni- Email: [email protected]

92 4 Naturräumliche Gliederung und Flächennutzung in Schleswig-Holstein

4.1 Nutzung der Bodenflächen in den Kreisen und kreisfreien Städten und in Naturräumen in ha (Stand 2005)

Gebäude- Land- darunter Betriebs- Erholungs- Verkehrs- Wald- Wasser- Gesamt- Gebiet und Wirtschafts- Moor, fläche fläche fläche fläche fläche fläche Freifläche fläche Heide

Flensburg 1.853 76 109 731 1.578 1.853 342 812 5.638

Kiel 4.005 30 589 1.598 3.810 4.005 490 1.094 11.840

Lübeck 4.546 192 1.043 1.819 6.981 4.546 2.999 3.092 21.413

Neumünster 2.377 32 190 714 3.225 2.377 305 190 7.163

Dithmarschen 8.142 530 572 5.403 110.747 8.142 4.915 6.729 142.814

Herzogtum Lauenburg 7.150 489 851 4.986 75.424 7.150 31.304 5.412 126.302

Nordfriesland 10.207 521 727 8.460 158.977 10.207 8.455 7.444 204.861

Ostholstein 8.519 485 1.683 4.678 101.236 8.519 13.653 6.137 139.150

Pinneberg 8.517 588 1.151 3.494 42.365 8.517 4.897 3.938 66.421

Plön 5.404 289 1.014 3.185 74.131 5.404 12.098 11.380 108.311

Rendsburg-Eckernförde 12.168 1.049 1.316 8.119 161.475 12.168 22.654 9.326 218.590

Schles wig-Flensburg 10.120 929 807 8.193 160.671 10.120 12.735 11.420 207.163

Segeberg 9.317 1.130 1.421 5.659 90.141 9.317 22.735 2.549 134.438

Steinburg 6.468 795 518 3.978 77.109 6.468 8.976 6.299 105.600

Stormarn 7.355 494 993 3.893 51.728 7.355 10.328 1.205 76.625

Schleswig-Holstein 106.149 7.629 12.985 64.910 1.119.599 106.149 157.025 77.025 1.576.329

Marsch 9.946 432 734 6.836 169.892 9.946 1.625 16.745 215.130

Hohe Geest 35.936 2.691 3.971 20.886 304.898 35.936 49.046 10.526 439.614

Vorgeest 16.066 1.864 1.611 11.859 185.819 16.066 33.906 4.382 258.536

Hügelland 44.201 2.642 6.668 25.329 458.989 44.201 72.448 45.373 663.049

• Grundlage für diese Flächenerhebung ist das Belegenheitsprinzip nach dem Liegenschaftskataster. Die Erhebung wird alle vier Jahre durch- geführt (zuletzt 2005 mit Stand 31. 12. 2004). • Gebäude- und Freifläche: Flächen mit Gebäuden (Gebäudeflächen) und unbebaute Flächen (Freiflächen), die Zwecken der Gebäude unter- geordnet sind. Zu den unbebauten Flächen zählen Vor- und Hausgärten, Spiel- und Stellplätze und andere Flächen; es sei denn, sie sind we- gen eigenständiger Verwendung nach ihrer tatsächlichen Nutzung auszuweisen. • Betriebsfläche: Unbebaute Flächen, die vorherrschend gewerblich, industriell oder für Zwecke der Ver- und Entsorgung genutzt werden. • Erholungsfläche: Unbebaute Flächen, die vorherrschend dem Sport und der Erholung dienen. • Verkehrsfläche: Unbebaute Flächen, die dem Straßen-, Schienen- oder Luftverkehr sowie Landflächen, die dem Verkehr auf den Wasserstra- ßen dienen. • Landwirtschaftsfläche: Unbebaute Flächen, die dem Ackerbau, der Wiesen- und Waldwirtschaft, dem Gartenbau, dem Obstbau oder den Baumschulen dienen. Einbezogen werden neben dem Ackerland, Grünland und Gartenland auch Moor, Heide, Brachland sowie unbebaute Flächen (Landwirtschaftliche Betriebsflächen), die vorherrschend dem landwirtschaftlichen Betrieb dienen. Nicht hierzu gehören Parks. Diese Flächen sind n i c h t identisch mit den landwirtschaftlich genutzten Flächen. Quelle: Statistikamt Nord

93 4.2 Struk tur der Jagd flä che

An zahl und Grö ße der Jagdbe zirke darf jedoch nur in Re vie ren mit einer Mindest - (Erhe bung von 2006) größe von 75 Hek tar als Ei genjagd bezirk (EJB) oder 250 Hek tar in ge mein schaftli chen Jagd - Das Jagd recht ist untrenn bar mit dem Eigen - bezir ken (GJB) aus geübt wer den. tum an Grund und Bo den verbun den. Die Jagd

gemeinschaftl. Anteil an der Kreise bzw. private Größe kommunale Größe Größe insgesamt Jagdbezirke Gesamtjagd- kreisfreie Städte EJB ha EJB ha ha ha GJB fläche S-H

Flensburg 1 105 1 220 4 1.285 1.610 0,1 %

Kiel 2 461 5 1.090 5 2.175 3.726 0,3 %

Lübeck 5 820 22 4.221 13 4.967 10.008 0,7 %

Neumünster 1 78 7 4.091 4.169 0,3 %

Dithmarschen 42 4.627 4 946 165 119.254 124.827 8,8 %

Herzogtum 82 25.076 65 16.169 149 69.659 110.904 7,8 % Lauenburg Nordfriesland 47 8.685 3 1.025 206 174.052 183.762 13,0 %

Ostholstein 194 37.418 7 767 186 78.320 116.505 8,2 %

Pinneberg 15 2.316 53 46.646 48.962 3,5 %

Plön 115 43.980 112 53.344 97.324 6,9 %

Rendsburg- 192 42.214 4 679 212 147.754 190.647 13,4 % Eckernförde Schleswig- 78 11.705 2 180 225 172.723 184.608 13,0 % Flensburg Segeberg 91 19.810 5 1.275 142 91.436 112.521 7,9 %

Steinburg 39 7.112 4 942 108 82.088 90.142 6,4 %

Stormarn 67 11.571 5 2.042 97 46.016 59.629 4,2 %

insgesamt 971 215.978 127 29.556 1.684 1.093.810 1.339.344 94,5 %

Landesforsten 167 44.313 44.313 3,1 % EJB sonst. landeseigene 48 17.090 17.090 1,2 % EJB Stiftung Naturschutz 23 3.782 3.782 0,3 % EJB bundeseigene EJB 43 12.687 12.687 0,9 %

Land Schleswig- 1.252 293.850 127 29.556 1.684 1.093.810 1.417.216 100,0 % Holstein

94 4.3 Struktur der landwirtschaftlich genutzten Fläche

Entwicklung der Acker- und Im Vergleich zum Jahr 2000 hat sich die Fläche Dauergrünlandanteile des Dauergrünlandes um rund 54.221 Hektar (Daten dem Agrarbericht Schleswig-Holstein verringert. Der Anteil der Ackerfläche stieg im entnommen.) gleichen Zeitraum um etwa 41.522 Hektar.

Der in Abbildung 1 dargestellte Rückgang der Die negativen Auswirkungen der Dauergrün- landwirtschaftlich genutzten Fläche hat sich in landflächenentwicklung treffen vor allem das 2007 nicht fortgesetzt. Es sind nun 15 Prozent Niederwild. Sie werden verstärkt durch die im Vergleich zu 1960, dieses entspricht einem qualitativen Veränderungen des Grünlandes Zuwachs von 1,1 Prozent (siehe hierzu auch durch Trockenlegung, starke Düngung, frühe Anhang, Tabelle 1). Mahd und Einsaat hochproduktiver Grassor- ten.

Abb. 1: Entwicklung des Acker- und Grünlandanteils in Schleswig-Holstein.

95 4.4 Kreise Schleswig-Holsteins

96 4.5 Naturräumliche Gliederung Die naturräumliche Gliederung hat einen we- Vielfalt und damit auch auf die Lebensbedin- sentlichen Einfluss auf die Art und die Mög- gungen für Pflanzen und Tiere einschließlich lichkeiten der Flächennutzung, die strukturelle des Wildes.

Schleswig-Holsteinische Marsch Schleswig-Holsteinisches Hügelland 681 Nordfriesische Marschinseln und Halligen 700 Angeln 682 Nordfriesische Marsch 701 Schwansen, Dänischer Wohld 683 Eiderstedter Marsch 702a Ostholsteinisches Hügel- u. Seenland 684 Dithmarscher Marsch (NW) 702b Ostholsteinisches Hügel- u. Seenland Unterelbe-Niederung (SO) 671 Holsteinische Elbmarschen 703 Nordoldenburg und Fehmarn

Schleswig-Holsteinische Geest Mecklenburgische Seenplatte 680 Nordfriesische Geestinseln 750 Westmecklenburgisches Seen- Hügelland 690 Lecker Geest 691 Bredstedt-Husumer Geest Südwestliches Vorland der 692 Eider-Treene-Niederung Mecklenburgischen Seenplatte 693 Heide-Itzehoer Geest 760 Südmecklenburgische Niederungen (mit 694 Barmstedt-Kisdorfer Geest Sandflächen und Lehmplatten) 695 Hamburger Ring 696 Lauenburger Geest Quelle: Statistisches Landesamt Schleswig-Hol- 697 Schleswiger Vorgeest stein 698 Holsteinische Vorgeest

97 5 Jagdwesen

5.1 Jägerprüfungen und Jagdscheine Die Ergebnisse der 2008 in den Kreisen und Um einen Jagdschein zu erhalten, müssen die kreisfreien Städten abgehaltenen Jägerprü - Bewerberinnen und Bewerber eine Jägerprü - fungen sind in der nachfolgenden Tabelle dar- fung bestehen. gestellt. 2 22 B** Davon Davon 3 2 42 A* 36 bestandenen Prüfungsabschnitt Erteilung eines Zeugnisses über den 8% 2 10% 3 26% 4 6 16% 2 2 3 5 8 22% Anzahl Anteil Anteil Anzahl 2 26 26% 11 8 4 11 83 20% Davon 1 1 3 12% 3 3 3 1 12% 1 4 8 23 im Prüfungsabschnitt Wiederholungsprüfung 92% 2 71% 2 29% 88% Bestandene Prüfungen Nicht bestandene Prüfungen erteilt 5 7 22 88% 31 84% 19 68% 1 9 32% 3 19 86% 3 14% Abschließendes Prüfungszeugnis Anzahl Anteil Anteil Anzahl A* B** 4 1 32 94% 1 2 6% 1 4 2 23 88% 1 1 3 12% 2 1 45 338 80% eines Davon lediglich schnittes Prüfungsab- Wiederholung 7 83 8 6 75% 2 25% 2 37 25 2 28 34 25 23 17 7 12 71% 3 1 5 29% 22 99 12 73 74% 29 26 90% 37 10 29 78% 26 19 14 74% der Anzahl gesamt Prüflinge Kiel Plön Städte Kreise, Lübeck Gesamt 421 kreisfreie Stormarn Segeberg Steinburg Flensburg Flensburg Pinneberg Lauenburg Herzogtum Schleswig- Ostholstein Rendsburg- Neumünster Eckernförde Nordfriesland Dithmarschen (siehe auch: Die Entwicklung der Jägerprüfungen seit 1973 im Anhang, Tabelle 7) A* Schießprüfung B** Schriftlicher und mündlich-praktischer Teil

98 73 814 515 514 172 979 563 504 756 205 753 751 8.870 8.562 8.387 1.976 1.058 1.297 Jagd- 10.930 10.131 10.189 10.930 Anzahl scheine 68 65 41 4 559 lichen Forstdienst 52 39 Gebührenfreie Jagdscheine für Forstbeamte pp. im öffent- 2005 25 1 und Berufsjäger Privatforstangestellte Jahresjagdscheine für 948342 12 35 53 2 14 ordnung über die Jagdabgabe vom 22. Dezember vom die Jagdabgabe ordnung über Ermäßigungen entfallen mit der neuen Landesver- mit der neuen entfallen Ermäßigungen 1-jährig 2-jährig 3-jährig 1-jährig 2-jährig 3-jährig

€ 1 62 63 98 73 62 10 13 ausfer- Doppel- tigungen 20,00

€ € 1 77 5 44 14 20,00 15,00 scheine für Jahresjagd- Jugendliche

€ 1 2 3 366 24 12 11 12 16 4 jagd- scheine Falkner- 15,00

€ € 2 13 2222 6 15 7 20 32 445 länder Tagesjagd- scheine für In- und Aus- 15,00 10,00 € € 63 634 939 für 55,00 90,00 3-jährig

€ € 9 7 301 9 4 36 1.238 17 760 26 69020 19 368 7 12 7 149 6.115 470 50 79 133 4.125 168 6.238177 1.112 6.365 54 1.558 52 87 119 193 4.755 525 39 101 58 14 1 26 2-jährig 45,00 60,00 € € In- und Ausländer Jahresjagdscheine 7 78 12 391 10 5 15 3 69 16 54966 108 1 8 44 9 118 63 5 114 17 5 112 12 363 7 4 4 221 6 557 247 183 17 482181 39 698 218 125 283 17 3.354 2.5032.323 175 4.4742.595 672 36 82 73 13 1 22 31 1 62 8.147 3.039 2.747 2.3592.529 182 207 4.783 4.463 1.429 1.491 44 33 97 84 72 7 23 31 1 59 9.087 35,00 1-jährig 30,00

€ Zum Vergleich: Gebühr Jagdabgabe Neumünster Dithmarschen Schlesw.-Flensb. Stormarn 2000 Kreis/ kreisfreie Stadt Flensburg Kiel Nordfriesland Pinneberg Plön Rendsb.-Eckernf. 2003 2004 2007 Lübeck Hzgt. Lauenburg Ostholstein Segeberg Steinburg Gesamt 2.595 1772001 6.3652002 1.5582005 2006 52 119 62 Zusammenstellung der 2007 in Schleswig-Holstein erteilten Jagdscheine

99 5.2 Jagd ab gabe Ab dem Jahr 2006 wird bei der Erteilung eines • Erfassung von Wildbeständen und Untersu- Jahresjagdscheines neben der Verwaltungs-ge- chungen zu Wildbestandsveränderungen bühr von mindestens 35 Euro eine Jagdabga- (Monitoring); be erhoben, die in der Regel 30 Euro beträgt. Gemäß § 16 Landesjagdgesetz steht die Jagd- • Die Errichtung und der Betrieb von Muster- abgabe, nach Abzug des Verwaltungsaufwan- und Lehrrevieren sowie sonstige Maßnah- des, dem Land zur Förderung des Jagdwe- men und Einrichtungen zur Aus- und Fort- sens zu. bildung der nach o.a. Gesetz am Jagdwe- sen beteiligten Personen ; Aus der Jagdabgabe sind insbesondere zu för- dern: • Öffentlichkeitsarbeit.

• Maßnahmen zur Erhaltung und Verbesse- Aus der Jagdabgabe standen 2007 rund rung der Lebensgrundlagen des Wildes; 703.000 Euro zur Verfügung. Mit den Mitteln, die vom Land vergeben wurden, wurden fol- • Untersuchungen der Lebens- und Umwelt- gende Maßnahmen finanziert oder unter- bedingungen der Wildarten sowie Möglich- stützt: keiten zur Verhütung und Verminderung von Wildschäden;

In Tausend EUR Maßnahmen zur Erhaltung und Verbesserung der Lebensgrundlagen des Wildes: 68 Seeadler: 18 Wiesenweihe: 10 Birkwild: 5 PRONATUR des LJV: 5 Schutzprojekte jagdbarer Arten des LJV: 30 Jagdwesen: 257 Hegelehrrevier des LJV: 50 Förderung des jagdlichen Schießens; Umbau von Schießständen: 192 Förderung des Jagdhundewesens: 15 Erfassung und Untersuchung von Wildbeständen (Monitoring): 128 Seehund: 32 Managementplan Rotwild: 19 Fortführung Säugetieratlas: 2 Wildtierkataster des LJV: 40 Fischotter: 15 Verhalten von Gänsen: 5 Dachbruten von Möwen: 15 Aus- und Fortbildung / Öffentlichkeitsarbeit: 102 Aus- und Fortbildung der Jägerinnen und Jäger: 15 Anteilige Kosten des Mitteilungsblattes „Jäger und Fischer“: 15 Informationsbroschüren und Lehrmaterial: 11 Ehrenpreise, Jagd- und Artenschutzbericht, Sachkosten: 11 Personal u. Sachkosten MLUR 20 Sonstige Öffentlichkeitsarbeit 30 Kreisjägerschaften 103 103 Ausgaberest 2007: 45 45 Gesamt: 703

100 5.3 Jagd- und Schonzeiten in Schleswig- Holstein Zusammenfassung der Jagd- und Schonzeiten § 1 Abs. 3 Bundesjagdzeitenverordnung: Die des Bundes und des Landes festgesetzten Jagdzeiten umfassen nur solche (Schleswig-Holstein in fetter Schrift) Zeiträume einschließlich Tageszeiten, in denen nach den örtlich gegebenen äußeren Umstän- den für einen Jäger die Gefahr der Verwechs- lung von Tierarten nicht besteht.

5.3.1 Haarwild

Rotwild Käl ber 01.08.-28.02. Schmal spie ßer 01.06.-28.02. Schmal tiere 01.06.-31.01. Hirsche und Alt tiere 01.08.-31.01. Dam- und Si ka wild Käl ber 01.09.-28.02. Schmal spie ßer 01.07.-28.02. Schmal tiere 01.07.-31.01. Hirsche und Alt tiere 01.09.-31.01. Rehwild Kit ze 01.09.-28.02. Schmal re he 01.05.-31.01. Ri cken 01.09.-31.01. Bö cke 01.05.-15.10. Muffel wild 01.08.-31.01. Schwarz wild 16.06.-31.01.; vor behalt lich der Be stimmun gen des § 22 Abs. 4 des Bun des jagd geset zes darf die Jagd das gan ze Jahr auf Frischlin ge und Über läu fer aus geübt wer den Feld ha sen 01.10.-15.01. Wild kanin chen * ganz jäh rig vor behalt lich der Be stimmun gen des § 22 Abs. 4 des Bun des jagd geset zes Nut rias 01.08.-28.02. Füch se * ganz jäh rig vor behalt lich der Be stimmun gen des § 22 Abs. 4 des Bun des jagd geset zes Mar der hun de ganzjäh rig vor be halt lich der Bestim mun gen des § 22 Abs. 4 des Bun desjagd geset zes Wasch bä ren ganz jäh rig vor be halt lich der Bestim mun gen des § 22 Abs. 4 des Bun desjagd geset zes Stein- und Baum mar der 16.10.-28.02. Il tisse 01.08.-28.02. Herme li ne 01.08.-28.02. Mauswie sel 01.08.-28.02. Dach se 01.08.-31.10. Min ke ganzjäh rig vor be halt lich der Bestim mun gen des § 22 Abs. 4 des Bun desjagd geset zes * Im Be reich der Deich kör per nach § 64 und § 65 des Lan deswas ser geset zes darf die Jagd auf Füch se und Wild kanin chen zur Ge währleis tung der Deich sicher heit auch in der Setz - zeit aus geübt werden.

101 5.3.2 Federwild

Rebhüh ner 01.10.-15.12. Fa sa ne 01.10.-15.01. Rin gel-** und Rin geltau ben vom 20.08.-30.04. mit der Maßga be, dass die Jagd in der Zeit Türken tauben vom 20.08.-31.10. sowie vom 21.02.-30.04. nur zur Schadens ab wehr aus ge- übt wer den darf, wenn sie in Trupps auf ge fähr de ten Acker- und Grün land kul - tu ren so wie Baumschul flä chen ein fallen; Türken tauben: Schon zeit Hö ckerschwä ne 01.11.-20.02. nur mit Ku gelschuss Grau gän se 01.08.-15.01. mit der Maßga be, dass die Jagd in der Zeit vom 01.09. bis 31.10. nur zur Scha densab wehr auf ge fähr de ten Acker- und Grün land kul tu ren aus - geübt wer den darf Bläss-, Saat-, Ringel- Blässgän se: 01.11.-15.01. und Ka na da gän se Ka na da gän se: 01.08.-15.01. mit der Maßga be, dass die Jagd in der Zeit vom 01.08. bis 31.10. nur zur Scha densab wehr auf ge fähr de ten Acker- und Grün - land kul tu ren aus geübt wer den darf Saatgän se: 01.11.-15.01. Rin gelgän se: Schon zeit Non neng än se ** 01.10.-15.01. nur außer halb von Eu ro pä ischen Vo gelschutz gebie ten und nur zur Scha densab wehr auf ge fähr de ten Acker- und Grün land kul tu ren in den Krei sen Nord friesland, Dith marschen, Pin ne berg und Stein burg. Die Not wen - dig keit zur Ab wehr er heb li cher Schä den auf Grün land kul tu ren muss zu vor durch ei nen an erkann ten Sach ver stän di gen fest gestellt wor den sein. Nil gän se 01.08.-15.01. Sto cken ten 01.09.-15.01. Pfeif-***, Krick-, Spieß-, 01.10.-15.01. nur Pfeif-, Krick- und Rei her en ten (alle an de ren En ten ha ben Berg-, Rei her-, Ta fel-, Schon zeit) Samt- und Trau eren ten Waldschnep fen 16.10.-15.01. Bläss hüh ner 11.09.-20.02. Lach-, Sturm-, Silber-, 01.10.-10.02. Man tel- und Herings mö wen Aas krähen **** 01.08.-20.02. Elstern **** 01.08.-28.02. ** Die außerhalb der Jagdzeit vom 01.11.-20.02. erlegten Ringeltauben sowie die erlegten Nonnengänse sind in der Wildnachweisung gesondert zu erfassen. *** In den Kreisen Nordfriesland, Dithmarschen, Steinburg und Pinneberg und auf der Insel Fehmarn darf die Jagd auf Pfeifenten zur Abwehr erheblicher landwirtschaftlicher Schäden auf gefährdeten Ackerkulturen auch zur Nachtzeit ausgeübt werden. **** Zur Abwehr erheblicher landwirtschaftlicher Schäden und zum Schutze der heimischer Tierwelt ist der Fang von Aaskrähen und Elstern mit selektiv fangenden Einzelfangfallen während der Jagdzeit gestattet. Über die getätigten Fänge ist ein gesondertes Fangbuch zu führen, in welchem die verantwortlichen Jagdausübungsberechtigten die getätigten Fänge nach Arten und Anzahl aufzuschlüsseln und die Kontrollen der Fallen nachzuweisen haben.

102 5.4 Anerkannte Nachsuchengespanne in Schleswig-Holstein 1. Bayerischer Gebirgsschweißhund Azildas 10. Deutsch-Drahthaar Edda vom Boke-Loh, Kim, Rüde, ZB-Nr.: 7789/00 mit dem Füh- Hündin, ZB-Nr.: 178670 mit dem Führer rer Günter Fischer, Bolande 42, 23858 Uwe Kemmerich, Hauptstr. 82, 23845 Reinfeld, Tel.:04533 - 791264 oder 0175 - Seth, Tel.: 04194 - 7026 oder 0172 - 2211817 8799137

2. Hannoverscher Schweißhund Kora vom 11. Westfälische Dachsbracke Anton vom Iloo Neuhaus, Hündin, ZB-Nr.: 2550 mit dem - Forst, Rüde, ZB-Nr.: 55 - 02 mit dem Füh- Führer Uwe Müller, Neue Straße 37, 23847 rer Egon Halupka, Bargstedterstr. 23. Westerau, Tel.: 04539 - 355 oder 0171 - 24589 , Tel.: 0162 - 5337501 7006744 12. Hannoverscher Schweißhund Adrina Bor- 3. Hannoverscher Schweißhund Alf vom drup Klitplantage, Hündin, ZB-Nr.: 2600 Jungfernholz, Rüde, ZB-Nr.: 2385 mit dem mit dem Führer Jann Sruck, Bahnhofsweg Führer Marcel Zickermann, Waldarbeiter- 5, 24790 Haßmoor, Tel.: 04331 - 949502 gehöft 1, 23812 Glashütte - Post , oder 0170 – 3819740 Tel.: 04320 - 581550 oder 0172 - 9431128 13. Kleiner Münsterländer Dingo vom Wind- 4. Deutsch-Kurzhaar Kuno Rothenuffeln, berg, Rüde, ZB-Nr. 01-0837, mit dem Führer Rüde, ZB-Nr.: 0251 / 01 mit dem Führer Jörg Meinecke, Am Raupahl 3, 23730 Dirk Hinz, Glückstädter Str. 49, 24576 Neustadt, Tel.: 04561 – 8823 Mönkloh, Tel.: 0172 - 7206811 und 04192 - 6491 14. Hannoverscher Schweißhund Dago von Schnabbel’s Müritzmeute, Rüde, ZB-Nr.- 5. Kleiner Münsterländer Falk von Müggen- DRV-238134 mit dem Führer Bernd Kos- berg, Rüde, ZB-Nr.: 97-0988 und Bayeri- hyk, Birkenweg 7, 24644 Timmaspe, Tel.: scher Gebirgsschweißhund Wolo vom 04392 - 1808 oder 0160 – 5759111 Wiesacker, Rüde, ZB-Nr.: 02-27 mit dem Führer Ernst-Otto Sick, Kieler Straße 17, 15. Hannoverscher Schweißhund Barth vom 24649 , Tel.: 0174 - 7290025 Saupark Springe, Rüde, ZB-Nr.: 2494 mit dem Führer Henning Rohwer, Ilooweg 6. Hannoverscher Schweißhund Drall vom 11a, 24644 Timmaspe, Tel.:04392 – 1623 Vorstenberg -VH, Rüde, ZB-Nr.: 2512 mit oder 0171 – 4102363 dem Führer Klaus Dettmann, Filzhut 5, 24211 Wahlstorf, Tel..: 04342-308700 oder 16. Hannoverscher Schweißhund Botha vom 0175 - 1821227 Jungfernholz, Hündin, ZB-Nr.:2690 mit dem Führer Reimer Mohr, Lindenstraße 32, 7. Deutsch-Drahthaar Ilko vom Oechtringer 24327 Rathlau, Tel.: 04382 – 266 Forst, Rüde, ZB-Nr.: 175540 mit dem Füh- rer Wolfgang Wohlers, Elsbarg 2a, 24594 17. Rauhaarteckel Astrid vom Eikenbrook, , Tel.: 04873 - 602 Hündin, ZB-Nr.: 970345R, Rauhaarteckel Omme vom Eikenbrook, Hündin, ZB-Nr.: 8. Bayerischer Gebirgsschweißhund Dunja 0502574R mit dem Führer Rainer Holste, von der Blockhütte, Hündin, ZB-Nr.: 9710 Ahornring 16, 25551 Hohenlockstedt, Tel.: und Bayerischer Gebirgsschweißhund Perry 04826 – 850686 oder 0173 – 2994512 aus Lopeniks Hügeln, Rüde, ZB-Nr. 4444 CZ, mit dem Führer Horst Müller, Rohr- 18. Rauhaarteckel Marder von der Kloster- storf Nr. 14, 29584 Himbergen, Tel.: 05828 - gruft, Rüde, ZB-Nr.: 60DC40 mit dem Füh- 657 oder 0171 - 4501890 rer Cai von , Siedlung 3, 24306 Wittmoor, Tel.: 04522 – 508778 9. Schwarzwildbracke Hera von Kiekinde- mark, Hündin, ZB-Nr.: VDH/SBV 99029 und 19. Alpenländische Dachsbracke Wenda z Ka- Schwarzwildbracke Alpha vom Hellbach- kamilu, Hündin, ZB-Nr.: 2404/08 mit dem tal, Hündin, ZB-Nr.:/03/0960397 mit dem Führer Friedrich Fielscher, Dorfstr. 100, Führer Helbert Ernst, Lerchenweg 21, 24242 , Tel.: 04340 – 403047 oder 23881 Breitenfelde, Tel.: 0172 - 2733204 0178 - 2065076

10. Hannoverscher Schweißhund Pius vom Falkenberg, Rüde, ZB-Nr.: 2486 mit dem Führer Chris Balke, Johann-Heitmann-Weg 13, 23883 Kogel, Tel.: 04545 - 791359

103 Anhang

Tabellen

Tabelle 1: Nutzung des landwirtschaftlichen Bodens in Schleswig-Holstein / Flächen in ha

Veränd. 2007 zu Nutzung 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2006 in % landwirtschaftlich 1.021.552 1.014.037 1.017.987 1.010.192 1.007.366 997.626 1.008.173 1,1 genutzte Fläche darunter: 395.596 3381.901 381.993 367.325 356.360 345.897 349.043 0,9 Dauergrünland

Ackerland 616.836 622.546 627.194 634.777 643.121 643.979 651.470 1,2

darunter: 331.545 323.252 327.833 319.002 331.028 316.804 304.019 -4,0 Getreide

Winterweizen 193.016 213.345 213.641 205.080 211.060 193.045 190.573 -1,3

Sommerweizen 1.740 5.988 2.997 2.525 4.616 2.032 1.440 -29,1

Roggen 33.532 23.727 16.140 17.059 17.661 18.627 22.551 21,1

Wintergerste 63.596 34.231 56.005 54.794 54.049 74.348 60.871 -18,1

Sommergerste 12.774 15.483 12.875 14.028 14.999 9.605 10.402 8,3

Hafer 9.049 10.371 9.661 8.872 9.965 7.643 7.901 3,4

Tricitale 16.886 18.829 16.061 15.094 17.239 10.154 8.889 -12,5

Körnermais inkl. 450 505 452 738 665 421 789 87,4 Corn-Cob-Mix

Hackfrüchte 20.343 20.517 18.949 19.337 18.609 16.062 17.352 8,0

darunter: 662 498 306 329 318 329 368 11,9 Frühkartoffeln

Kartoffeln 6.069 5.788 5.502 6.335 5.579 5.462 5.949 8,9

Zuckerrüben 13.275 13.937 12.557 12.409 12.624 10.123 10.981 8,5

Runkelrüben 471 340 270 208 347 438 392 59,3

Raps und Rübsen 89.251 104.646 102.744 114.391 105.001 113.155 121.080 7,0

Ackerfutterpflanzen 124.700 121.851 121.012 133.819 146.840 155.734 170.853 9,7

darunter: 81.867 82.399 86.392 96.954 102.408 107.717 124.485 15,6 Grünmais

Hülsenfrüchte 2.957 2.657 2.480 2.944 2.470 2.123

Flächenstilllegung 38.503 40.581 45.050 35.461 37.923 30.566 27.076 -11,4

Anmerkungen zur Tabelle: • Getreide: einschl. Körnermais • Sommerweizen: einschl. Durum • Hafer: einschl. Sommermenggetreide • Körnermais: einschl. Corn-Cob-Mix • Kartoffeln: mittelfrühe und späte zusammen einschl. Industrie-, Futter- und Pflanzkartoffeln • Flächenstilllegung: Brache einschl. stillgelegter Flächen mit Beihilferegelung

Quelle: Agrarreport / Statistikamt Nord

104 Tabelle 2: Schalenwildstrecken im Jahresvergleich

Jagdjahr Rotwild Damwild Sikawild Schwarzwild Rehwild Muffelwild 1955 259 1.915 1 778 17.013 1960 299 1.961 22 826 24.084 1961 345 2.317 37 1.311 24.305 1962 352 2.160 28 1.163 22.051 1963 326 2.583 39 1.164 24.277 1964 385 2.440 27 1.048 24.103 1965 391 2.571 46 1.581 23.523 1966 391 2.654 43 1.184 22.689 1967 383 2.573 46 1.415 20.915 1968 334 2.771 34 1.479 22.836 2 1969 331 2.637 22 1.194 13.622 3 1970 359 2.770 48 1.259 17.304 1971 408 2.443 29 1.199 17.228 1972 355 2.748 44 1.963 12.883 1973 508 3.050 34 1.884 15.692 1974 481 3.016 32 1.803 17.614 1975 553 3.852 56 1.797 28.917 1976 572 3.308 63 1.966 31.124 1 1977 591 4.140 49 3.018 32.628 3 1978 640 3.639 58 1.299 34.725 2 1979 597 4.129 65 1.298 22.197 1 1980 552 4.148 74 1.569 25.710 7 1981 620 3.985 67 1.697 30.092 4 1982 632 3.966 79 2.045 30.623 1 1983 724 4.285 89 2.469 33.425 5 1984 674 4.330 99 3.428 33.361 5 1985 613 4.240 68 3.259 34.132 21 1986 625 4.325 92 2.717 34.111 21 1987 576 4.545 89 3.197 33.882 51 1988 651 5.091 77 4.170 36.964 54 1989 623 4.914 67 3.437 38.349 35 1990 542 5.293 70 4.870 41.088 64 1991 545 5.460 61 5.232 41.405 68 1992 669 5.196 51 3.805 43.067 52 1993 625 6.177 71 7.199 44.771 56 1994 509 5.812 67 6.296 43.810 54 1995 537 5.930 69 4.071 44.912 51 1996 641 6.462 105 7.046 48.713 41 1997 588 6.550 113 5.145 48.608 34 1998 620 6.684 140 5.318 47.923 35 1999 613 6.419 127 7.669 47.917 34 2000 676 6.901 152 5.756 48.509 47 2001 673 7.029 163 9.185 49.238 33 2002 801 7.334 110 7.802 50.097 42 2003 678 7.660 116 11.338 53.719 49 2004 714 7.373 144 8.388 51.324 46 2005 681 7.229 120 8.205 51.136 58 2006 718 7.312 103 8.170 49.614 22 2007 671 7.503 145 11.576 48.681 21

105 Tabelle 3: Anteil von männlichen und weiblichen Stücken an der Schalenwildstrecke 2007 (einschließlich Fallwild)

6 5 9 3 9 5 1 4 1 9 7 8 . 1 2 2 9 0 2 8 1 7 2 9 1 9 9 . . 1 1 Keiler Bachen 6 7 9 5 9 6 2 7 0 8 7 9 9 3 6 2 0 9 8 8 8 8 . . . . . 2 1 2 2 2 Stücke 3 1 4 0 0 4 8 6 3 7 8 5 8 41 70 5 1 6 7 5 7 3 299 384 166 141 7 3 . . . . . 1 1.503 1.801 10 7 1 2.647 2.751 636 663 2 2 2 4 3 4 3 3 7 2 4 0 3 7 0 8 6 8 4 1 5 1 7 1 . 1 7 3 1 5 1 0 8 3 1 8 6 5 7 0 5 . 1

1

2 8 8 1 Kahlwild Hirsche Kahlwild Hirsche Kahlwild Kahlwild Hirsche Widder Schafe Böcke weibl. 671 7.503 145 21 48.681 11.576 145 671 7.503 48.681 21 2 2 3 75 92 398 672 27 25 44 52 1 4 5 12 1.332 1.574 217 227 59 49 691 985 24 40 3.692 3.974 508 473 11 6 76 93 1.555 1.811 483 390 3 Rotwild Damwild Sikawild Mufflon Rehwild Schwarzwild SikawildRotwild Damwild Mufflon Rehwild 1 309 362 3.008 4.495 58 87 9 12 22.725 25.956 6.133 5.443

Hirsche Plön Flensburg Lübeck Dithmarschen Herzogtum Lauenburg Rendsburg- Eckernförde Segeberg Insgesamt Kiel Neumünster Nordfriesland Pinneberg Schleswig- Flensburg Steinburg Ostholstein Stormarn

106 Tabelle 4: Fallwildverluste beim Schalenwild

Wildart JahrJahresstrecken davon Fallwild Anteil Fallwild überwiegend durch an Verkehr Jahresstrecke Rotwild 1980 552 39 7,1% 1985 613 42 6,9% 1990 542 36 6,6% 1995 537 54 10,1% 2000 676 49 7,3% 2005 681 55 8,8% 2007 671 67 10,0% Damwild 1980 4.148 576 13,9% 1985 4.240 559 13,2% 1990 5.293 623 11,8% 1995 5.930 809 13,6% 2000 6.901 931 13,5% 2005 7.229 967 13,4% 2007 7.503 1.038 13,8% Sikawild 1980 74 16 21,6% 1985 68 5 7,4% 1990 70 15 21,4% 1995 69 16 23,2% 2000 152 39 25,7% 2005 120 32 26,7% 2007 145 21 14,5 Schwarzwild 1980 1.569 69 4,4% 1985 3.259 162 5,0% 1990 4.870 241 4,9% 1995 4.071 228 5,6% 2000 5.756 316 5,5% 2005 8.205 441 5,4% 2007 11.576 671 5,8% Rehwild 1980 25.710 8.114 31,6% 1985 34.132 10.813 31,7% 1990 41.088 13.423 32,7% 1995 44.912 12.622 28,1% 2000 48.509 12.325 25,4% 2005 51.136 14.346 28,1% 2007 48.681 14.138 29,0% Muffelwild 1990 64 2 3,1% 1995 51 2 3,9% 2000 47 0 0,0% 2005 58 0 0,0% 2007 21 0 0,0%

107 Tabelle 5: Niederwildstrecken im Jahresvergleich (ohne Rehwild)

Jagdjahr Hasen Kaninchen Fasane Rebhühner Ringel- u. Türken- Wildgänse Wildenten Wald- tauben1) schnepfen 1955 91.921 182.560 10.008 30.969 14.061 1.460 58.903 1.894 1965 94.941 50.700 55.889 21.321 24.802 662 63.168 2.013 1966 79.755 47.641 69.469 19.630 22.696 808 78.038 1.787 1967 96.053 83.365 99.609 31.558 26.511 1.111 98.783 2.603 1968 74.374 79.492 84.189 24.077 23.718 634 82.621 2.061 1969 99.473 70.335 79.429 25.571 31.624 942 83.775 4.372 1970 100.709 79.915 115.283 21.635 30.288 791 72.090 3.159 1971 107.653 114.936 115.930 25.432 34.788 522 80.681 2.633 1972 84.506 106.073 78.400 15.116 39.991 703 85.681 2.494 1973 93.826 128.211 102.217 14.333 50.868 1.056 87.731 3.063 1974 95.573 185.826 115.429 18.718 53.420 895 74.784 2.657 1975 69.523 190.484 70.923 18.565 63.503 1.538 96.659 3.114 1976 77.807 208.884 67.035 15.990 62.772 1.302 81.772 2.570 1977 77.498 234.758 67.491 16.578 65.206 1.100 86.020 6.144 1978 51.672 134.204 34.464 6.905 59.479 1.830 84.834 2.793 1979 17.040 29.306 15.826 649 39.438 1.305 82.752 1.998 1980 48.278 53.690 25.048 362 39.612 1.223 95.444 1.636 1981 60.944 63.349 24.644 450 39.953 1.823 125.084 1.986 1982 39.612 66.386 24.567 413 38.738 2.360 114.868 1.189 1983 55.421 103.863 29.057 469 48.532 2.744 140.235 1.624 1984 60.647 122.653 25.089 245 47.051 2.317 101.103 1.428 1985 67.742 112.942 31.139 402 43.781 2.487 98.653 1.674 1986 57.687 105.628 32.714 774 45.285 2.704 109.435 1.884 1987 45.299 77.025 24.734 315 48.429 2.206 99.179 1.792 1988 53.891 97.579 29.701 617 44.227 3.648 121.259 1.973 1989 34.794 117.504 30.399 1.472 48.719 2.626 108.850 1.831 1990 36.683 119.153 23.866 807 49.807 2.639 95.457 1.443 1991 31.718 90.660 15.517 548 47.813 3.725 88.422 1.348 1992 43.731 95.213 19.903 786 44.955 2.958 80.212 1.586 1993 50.664 99.249 18.151 658 41.980 3.956 73.714 1.316 1994 40.438 53.285 12.103 664 40.426 4.489 80.116 1.134 1995 45.851 52.755 10.940 527 39.039 5.916 84.578 1.191 1996 44.799 45.066 8.549 386 33.303 4.893 66.248 1.366 1997 32.021 35.970 8.580 794 34.804 4.461 65.517 716 1998 31.782 27.568 9.633 445 27.378 4.701 61.049 1.469 1999 38.928 20.456 9.885 366 35.671 4.792 72.302 1.627

2000 37.804 18.596 10.879 355 35.846 5.603 62.535 1.880

2001 47.042 18.505 12.091 662 34.772 5.758 70.911 2.781

2002 47.097 17.746 12.559 406 22.536 6.395 68.869 1.769

2003 56.524 20.844 16.574 523 16.357 5.983 72.128 1.000

2004 56.954 16.767 16.724 369 16.631 5.898 68.413 1.575

2005 50.891 13.134 16.177 367 15.382 7.261 58.050 2.012

2006 50.576 13.576 18.582 414 14.572 8.496 60.642 2.196

2007 50.270 11.649 20.133 402 15.712 8.878 61.111 2.293

1)ab 2002 nur Ringeltauben Fortsetzung nächste Seite

108 Fortsetzung Tabelle 5

Jagdjahr Füchse Dachse Baummarder Steinmarder Iltisse Wiesel Waschbären Marderhunde Minke

1955 5.908 325 148 117 2.177 2.439 1960 8.144 167 166 184 3.493 7.047 1965 6.372 154 365 612 5.279 21.416 1966 7.746 149 315 627 4.489 13.209 1967 7.701 194 276 715 4.893 20.990 1968 8.992 235 236 738 5.039 32.938 1969 4.831 148 208 695 4.170 14.557 1970 5.406 104 202 817 4.277 15.679 1971 6.065 73 216 910 4.468 35.150 1972 6.851 81 180 903 4.413 37.814 1973 7.942 86 184 1.064 3.668 21.919 1974 9.573 84 168 1.056 3.452 27.199 1975 11.942 95 225 1.359 3.552 27.777 1976 9.802 92 204 1.559 3.207 16.325 1977 10.056 112 262 2.280 3.667 15.438 1978 8.462 106 234 2.214 3.021 15.615 1979 8.793 106 324 3.072 2.910 8.222 1980 8.288 185 380 4.037 2.514 9.394 1981 8.154 202 328 4.277 2.738 14.164 1982 8.520 282 316 5.142 2.879 17.358 1 1 1983 8.577 342 296 5.215 2.541 16.898 2 1984 9.430 328 333 4.551 2.477 15.305 5 1985 9.315 382 283 4.664 2.427 12.603 1986 10.195 462 279 4.734 2.686 11.943 1987 8.993 514 220 4.712 3.036 9.988 2 1988 11.031 645 284 4.541 3.014 12.256 1 1989 13.674 704 275 4.237 3.415 18.370 1 4 1990 14.471 575 257 4.162 3.252 24.729 6 4 1991 13.744 665 257 3.631 2.975 9.850 2 1992 15.382 843 220 3.724 2.688 10.329 1 4 1993 19.451 831 260 3.676 2.654 13.368 1 1994 14.786 883 289 3.875 2.895 6.418 1995 18.746 964 295 3.832 2.534 5.795 2 1996 16.804 821 278 3.570 2.701 5.641 1 1 1997 14.355 1.040 283 4.160 2.524 4.194 6 1998 15.327 935 341 3.913 2.172 3.839 1 6 1999 14.520 1.126 366 4.294 2.285 3.994 3 10

2000 14.071 942 289 3.640 1.724 2.311 3 9

2001 14.772 1.492 345 4.688 2.093 2.253 3 26

2002 13.577 1.423 280 4.336 1.895 0 5 39

2003 13.593 1.666 371 4.250 2.362 0 14 67

2004 13.763 1.605 462 4.833 2.273 549 7 96

2005 13.653 1.829 480 4.647 2.621 697 16 203 8

2006 12.338 2.004 508 4.383 2.211 749 16 276 23

2007 14.803 1.866 524 4.450 1.869 1.127 29 538 27

109 Tabelle 6: Streckenergebnisse ausgewählter Arten je 100 ha Jagdfläche in den Kreisen und kreisfreien Städten im Durchschnitt der Jagdjahre (Jj) seit 1985/1986

Kreise und Jagdfläche Hasen: Durchschnitt der Jj Jagdjahr Kaninchen: Durchschnitt der Jj Jagdjahr kreisfreie Stand 85/86 90/91 95/96 00/01 85/86 90/91 95/96 00/01 Städte 2006 bis bis bis bis bis bis bis bis ha 89/90 94/95 99/00 04/05 07/08 89/90 94/95 99/00 04/05 07/08 Flensburg 1.610 3,1 3,1 3,2 2,3 4,6 34,2 28,2 15,6 0,8 0,2

Kiel 3.726 1,6 1,4 1,6 2,2 3,1 12,1 15,1 9,9 2,8 1,7

Lübeck 10.008 1,9 1,7 1,3 1,1 0,98 11,5 10,9 5,8 3,3 1,5

Neumünster 4.169 2,8 2,1 1,8 2,5 2,2 8,6 5,3 1,5 0,2 3,2

Dithmarschen 124.827 8,6 6,8 7,0 9,6 9,7 6,7 3,5 1,3 1,0 1,4

Herzogtum 110.904 1,1 0,5 0,7 0,6 0,7 1,0 0,8 0,5 0,1 0,2 Lauenburg Nordfriesland 183.762 6,7 6,3 5,8 6,4 6,1 6,6 5,9 4,2 1,6 1,3

Ostholstein 116.505 2,4 1,7 2,1 2,6 4,4 11,5 19,4 10,3 7,0 4,1

Pinneberg 48.962 7,2 4,0 3,4 4,6 3,5 17,4 9,1 1,9 2,2 0,1

Plön 97.324 1,3 1,0 0,8 1,1 1,3 1,8 2,0 1,2 0,4 0,2

Rendsburg- 190.647 2,3 1,6 1,7 2,3 2,4 5,3 3,9 1,6 0,8 0,4 Eckernförde Schleswig- 184.608 3,1 2,3 2,2 2,5 2,5 6,2 3,9 1,6 1,3 0,4 Flensburg Segeberg 112.521 2,0 1,2 1,4 1,7 1,8 7,0 6,9 1,0 0,1 0,2

Steinburg 90.142 4,3 3,3 3,2 4,5 6,1 1,8 1,5 0,3 0,2 0,1

Stormarn 59.629 2,6 1,4 1,5 1,9 1,9 14,7 16,6 4,2 0,4 0,3

insgesamt 1.339.344 3,7 2,9 2,8 3,6 3,8 6,6 6,5 2,6 1,7 0,7

Kreise und Jagdfläche Fasane: Durchschnitt der Jj Jagdjahr Wildenten: Durchschnitt der Jj Jagdjahr kreisfreie Stand 85/86 90/91 95/96 00/01 85/86 90/91 95/96 00/01 Städte 2006 bis bis bis bis bis bis bis bis ha 89/90 94/95 99/00 04/05 07/08 89/90 94/95 99/00 04/05 07/08 Flensburg 1.610 0,4 0,4 0,1 0,8 1,5 7,6 5,4 4,5 3,2 3,6

Kiel 3.726 1,9 1,3 0,7 0,9 1,7 7,3 4,1 5,0 5,5 6,3

Lübeck 10.008 1,3 1,0 0,6 0,8 0,8 11,1 8,4 5,4 5,1 4,0

Neumünster 4.169 0,5 0,3 0,1 0,4 0,4 5,3 4,3 2,3 1,7 1,1

Dithmarschen 124.827 4,4 3,8 2,3 4,2 6,9 8,8 7,9 6,9 7,6 6,8

Herzogtum 110.904 0,3 0,5 0,2 0,2 0,4 3,9 3,3 2,5 2,3 2,7 Lauenburg Nordfriesland 183.762 1,3 0,8 0,5 0,7 0,8 9,3 8,3 7,7 7,6 5,8

Ostholstein 116.505 4,4 2,6 1,7 1,1 1,3 9,9 8,5 8,2 6,8 7,3

Pinneberg 48.962 4,8 2,6 1,2 1,2 1,6 4,6 4,2 4,2 2,5 2,7

Plön 97.324 5,8 1,5 0,2 0,2 0,3 9,0 5,7 4,6 4,6 3,3

Rendsburg- 190.647 0,8 0,7 0,4 0,7 1,1 6,2 5,3 4,2 4,1 3,9 Eckernförde Schleswig 184.608 1,0 0,8 0,3 0,8 1,1 4,9 4,4 3,4 3,7 3,4 Flensburg Segeberg 112.521 0,4 0,3 0,1 0,3 0,5 4,5 3,9 3,3 4,0 3,3

Steinburg 90.142 2,1 1,2 0,9 1,3 1,9 7,0 6,0 5,8 5,8 5,7

Stormarn 59.629 2,1 1,3 0,3 0,5 0,5 8,4 5,9 4,7 4,9 4,5

insgesamt 1.339.344 2,1 1,3 0,7 1,0 1,5 7,0 5,9 5,1 5,0 4,6

110 Tabelle 7: Entwicklung der Jägerprüfungen seit 1973

Jahr Anzahl der bestandene nicht Anteil der nicht bestanden Anteil nicht Prüflinge Prüfungen bestandene nicht best. im jagdlichen bestanden im Prüfungen Prüfungen Schießen jagdl. Schießen v. Anz. Prüflinge

1973 1.022 696 326 32% 1974 1.076 754 322 30% 105 10% 1975 1.038 730 308 30% 95 9% 1976 1.131 792 339 30% 104 9% 1977 1.038 725 313 30% 99 10% 1978 872 623 249 29% 83 10% 1979 747 537 210 28% 51 7% 1980 676 496 180 27% 51 8% 1981 664 474 190 29% 36 5% 1982 745 550 195 26% 55 7% 1983 746 570 176 24% 24 3% 1984 760 551 209 28% 33 4% 1985 791 594 197 25% 43 5% 1986 668 465 203 30% 34 5% 1987 645 486 159 25% 40 6% 1988 648 463 185 29% 46 7% 1989 636 462 174 27% 38 6% 1990 635 487 148 23% 28 4% 1991 660 531 129 20% 31 5% 1992 676 491 185 27% 39 6% 1993 702 540 162 23% 41 6% 1994 702 532 170 24% 43 6% 1995 703 521 182 26% 50 7% 1996 598 457 141 24% 40 7% 1997 595 456 139 23% 37 6% 1998 560 432 128 23% 29 5% 1999 463 363 100 22% 26 6% 2000 593 404 99 20% 23 5% 2001 473 393 79 17% 17 4%

2002 491 403 88 18% 19 4%

2003 455 374 81 18% 25 5%

2004 443 394 49 11% 18 4%

2005 376 315 61 16% 16 4%

Ab 2006 sind nach Neufassung der Jägerprüfungsordnung Wiederholungsprüfungen möglich. Es können sowohl nicht bestandene Prüfungsabschnitte innerhalb eines Jahres als auch die gesamte Prüfung beliebig oft wiederholt werden.

Jahr An- Davon Bestandene Prüfungen Nicht bestandene Prüfungen zahl lediglich Abschließendes Davon An- An- Davon der Wiederholung Prüfungszeugnis Wiederholungsprüfung zahl teil Erteilung eines Zeugnisses über Prüf- eines erteilt im Prüfungsabschnitt den bestandenen linge Prüfungs- Prüfungsabschnitt ge- abschnittes Anzahl Anteil A* B** A* B** samt 2006 429 45 346 81% 16 23 83 19% 54 14

2007 407 59 322 79% 17 30 85 21% 36 24

2008 421 45 338 80% 23 11 83 20% 36 22

* Schießprüfung ** Schriftlicher und mündlich-praktischer Teil

111 Tabelle 8: Fallzahlen über Jagdwilderei in Schleswig-Holstein

Jahr Zahl der Fälle Aufgeklärte Fälle Aufklärungsquote (%) 1987 39 15 38,5 1988 41 7 17,1 1989 54 19 35,2 1990 59 22 37,3 1991 32 18 56,3 1992 36 14 38,9 1993 48 17 35,4 1994 65 17 26,2 1995 28 9 32,1 1996 39 11 28,2 1997 40 15 37,5 1998 46 2 4,3 1999 47 14 29,8 2000 39 5 12,8 2001 42 9 21,4 2002 33 8 24,3 2003 39 13 33,3 2004 47 19 40,4 2005 54 15 27,8 2006 42 6 14,3 2007 33 4 12,1

Tabelle 9: Tatverdächtigenangaben über Jagdwilderei in Schleswig-Holstein

Jahr Tatverdächtige davon TV unter TV ab Schusswaffe (TV) insgesamt männlich weiblich 21 Jahre 21 Jahre mitgeführt 1987 18 18 0 2 16 7 1988 10 10 0 4 6 2 1989 21 19 2 1 20 9 1990 27 27 0 2 25 5 1991 28 26 2 7 21 6 1992 15 14 1 3 12 7 1993 21 21 0 2 19 7 1994 21 19 2 3 18 2 1995 10 10 0 2 8 2 1996 11 11 0 0 11 3 1997 26 26 0 4 22 12 1998 2 2 0 0 2 1 1999 17 13 4 1 16 7 2000 5 5 0 0 5 2 2001 11 11 0 0 11 2 2002 11 10 1 0 11 2 2003 14 12 2 2 12 0 2004 20 18 2 2 18 4 2005 20 19 1 6 14 4 2006 7 6 1 0 7 3 2007 6 6 0 3 3 0

Quelle: Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS)

112 Tabelle 10: Extensivierungsförderung in Schleswig-Holstein aus Gründen des Naturschutzes (1986 - 1989 Extensivierungsförderung der Landbewirtschaftung, 1990 - 1998 Biotop-Programme im Agrarbereich, ab 1999 Vertragsnaturschutz)

Anzahl der Entschädigung Verträge ha insgesamt (€) 1986 Grünland 977 6.461 Acker 41 70 INSGESAMT 1.018 6.531 1,2 Mio 1987 Grünland 2.768 20.932 Acker 341 1.124 INSGESAMT 3.109 22.056 4,4 Mio 1988 Grünland 3.112 22.493 Acker 635 2.509 INSGESAMT 3.747 25.002 5,5 Mio 1989 Grünland 3.434 24.328 Acker 537 2.236 INSGESAMT 3.971 26.564 5,6 Mio 1990 Grünland 3.051 22.153 Acker 333 1.501 INSGESAMT 3.384 23.654 4,9 Mio 1991 Grünland 3.097 21.238 Acker 179 926 INSGESAMT 3.276 22.164 4,2 Mio 1992 Grünland 3.057 21.119 Acker 224 1.118 INSGESAMT 3.281 22.237 4,6 Mio 1993 Grünland 985 6.538 Acker 243 1.255 INSGESAMT 1.228 7.793 2,5 Mio 1994 Grünland 881 6.338 Acker 172 859 INSGESAMT 1.053 7.197 2,2 Mio 1995 Grünland 1.033 7.383 Acker 175 901 INSGESAMT 1.208 8.284 2,7 Mio 1996 Grünland 1.105 7.991 Acker 191 887 INSGESAMT 1.296 8.878 2,9 Mio 1997 Grünland 1.105 8.071 Acker 133 700 INSGESAMT 1.238 8.771 2,8 Mio 1998 Grünland 760 5.844 Acker 101 530 INSGESAMT 861 6.374 2,1 Mio 1999 Grünland 804 6.020 Acker 49 196 INSGESAMT 853 6.216 1,7 Mio 2000 Grünland 858 6.348 Acker 38 134 INSGESAMT 896 6.482 1,7 Mio 2001 Grünland 876 7.155 Acker 19 61 INSGESAMT 895 7.216 1,7 Mio 2002 Grünland 914 7.678 Acker 8 27 INSGESAMT 922 7.705 1,8 Mio 2003 Grünland 1.067 8.920 Acker 9 30 INSGESAMT 1.076 8.950 2,2 Mio 2004 Grünland 1.088 9.561 Acker 9 30 INSGESAMT 1.097 9.591 2,7 Mio 2005 Grünland 1.141 10.370 Acker 29 344 INSGESAMT 1.170 10.714 3,3 Mio 2006 Grünland 1.135 9.940 Acker 35 398 INSGESAMT 1.170 10.338 3,3 Mio 2007 Grünland 1.183 13.112 Acker 38 496 INSGESAMT 1.221 13.608 4,4 Mio

113 Jagd- und Naturschutzbehörden

Jagdbehörden Landrat des Kreises Plön Oberste Jagdbehörde und Jagdbehörde für lan- Hamburger Straße 17 - 18 deseigene Jagdbezirke ist das 24306 Plön Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Tel.: 04522 / 74999-0 ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein Mercatorstraße 3 Landrat des Kreises Rendsburg-Eckernförde 24106 Kiel Kaiserstraße 8 Tel.: 0431/988-0 24768 Rendsburg (oder Durchwahl -7002) Tel.: 04331 / 202236

Landrat des Kreises Schleswig-Flensburg Untere Jagdbehörden Flensburger Straße 7 sind die Landrätinnen und Landräte der Kreise 24837 Schleswig und die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister Tel.: 04621 / 87247 der kreisfreien Städte: Landrätin des Kreises Segeberg Oberbürgermeister der Stadt Flensburg Hamburger Straße 30 Rathausplatz 1 23795 24937 Flensburg Tel.: 04551 / 951447 Tel.: 0461 / 852694 Landrat des Kreises Steinburg Oberbürgermeisterin der Landeshauptstadt Kiel Viktoriastraße 16 - 18 Fabrikstraße 8 25524 Itzehoe 24103 Kiel Tel.: 04821 / 69-0 Tel.: 0431 / 9012192 Landrat des Kreises Stormarn Bürgermeister der Hansestadt Lübeck Mommsenstraße 11 Kronforder Allee 2 - 6 23843 Bad Oldesloe 23560 Lübeck Tel.: 04531 / 160371 Tel.: 0451 / 1221516 Bei der unteren Jagdbehörde wird gemäß § 34 Oberbürgermeister der Stadt Neumünster (1) Landesjagdgesetz (LJagdG) eine Kreisjäger- Großflecken 63 meisterin oder ein Kreisjägermeister bestellt. 24534 Neumünster Diese beraten die Jagdbehörde in allen jagdli- Tel.: 04321 / 9422483 chen Fragen.

Landrat des Kreises Dithmarschen Gemäß § 35 LJagdG wird bei der unteren Jagd- Stettiner Straße 30 behörde ein Jagdbeirat gebildet. Er setzt sich 25746 Heide zusammen aus der Kreisjägermeisterin oder dem Tel.: 0481 / 971246 Kreisjägermeister, zwei Jägerinnen oder Jägern und je einer Vertreterin oder einem Vertreter der Landrat des Kreises Herzogtum Lauenburg Landwirtschaft, der Forstwirtschaft und der Jagd- Barlachstrasse 2 genossenschaften sowie als Vertreterinnen oder 23909 Ratzeburg Vertreter des Naturschutzes die oder den jeweili- Tel.: 04541 / 888274 gen Kreisbeauftragten für Naturschutz sowie eine vom Beirat für Naturschutz benannte Per- Landrat des Kreises Nordfriesland son, die Mitglied eines nach § 29 des Bundesna- Marktsraße 4 turschutzgesetzes anerkannten Naturschutzver- 25813 Husum bandes ist. Tel.: 04841 / 67268 Der Jagdbeirat berät und unterstützt die untere Landrat des Kreises Ostholstein Jagdbehörde in allen wichtigen Fragen der Jagd- Lübecker Straße 41 verwaltung. Insbesondere wirkt er bei der Bestäti- 23701 Eutin gung oder Festsetzung der Abschusspläne gemäß Tel.: 04521 / 788216 § 21 Abs.2 Satz 1 Bundesjagdgesetz (BJG) mit.

Landrat des Kreises Pinneberg Zu den Sitzungen des Jagdbeirates werden Ver- Lindenstraße 13 treterinnen oder Vertreter der unteren Jagdbe- 25421 Pinneberg hörde, der unteren Forstbehörde und der unte- Tel.: 04101 / 212482 ren Naturschutzbehörde eingeladen.

114 Jagdbehörde für bundeseigene Flächen, auf nen Beauftragten für Naturschutz und ökologi- denen dem Bund die Jagdausübung zusteht, schen Sachverständigen zusammen. ist für Schleswig-Holstein die Bei den unteren Naturschutzbehörden werden Bundesanstalt für Immobilienaufgaben Beiräte für den Naturschutz gebildet. Der Bei- Bundesforsthauptstelle Plön rat hat die unteren Naturschutzbehörden in Steinberg 1 wichtigen Angelegenheiten des Naturschutzes 24306 Plön zu unterstützen und fachlich zu beraten. Die Tel.: 04522 / 74999-0 aus der Mitte des Beirats gewählte Vorsitzen- de oder den Vorsitzenden bestellt die untere Naturschutzbehörde als Kreisbeauftragte Naturschutzbehörden oder Kreisbeauftragten für Naturschutz. Sie kann für bestimmte Sachbereiche oder Teilbe- zirke auch mehrere Kreisbeauftragte aus der Oberste Naturschutzbehörde Mitte des Beirats bestellen. ist das Ministerium für Landwirtschaft, Um- welt und ländliche Räume des Landes Schles- wig-Holstein Anerkannte Vereine Mercatorstraße 3 Bei bestimmten Vorhaben, die Auswirkungen 24106 Kiel auf Natur und Landschaft haben, müssen Tel.: 0431 / 988-0 rechtsfähige Vereine, die nach § 58 des Lan- desnaturschutzgesetzes anerkannt sind, am Verwaltungsverfahren beteiligt werden. Obere Naturschutzbehörden sind das Landesamt für Natur und Umwelt Die Anerkennung als Naturschutzverein wird des Landes Schleswig-Holstein auf Antrag von der obersten Naturschutzbe- Hamburger Chaussee 25 hörde erteilt und gilt für den Bereich des Lan- 24220 Flintbek des. Sie muss erteilt werden, wenn der Verein Tel.: 04347 / 704-0 und 1. nach seiner Satzung ideell und nicht nur vo- für den Bereich des Nationalparks Schleswig- rübergehend vorwiegend die Ziele des Na- Holsteinisches Wattenmeer turschutzes und der Landschaftspflege för- der Landesbetrieb für Küstenschutz, National- dert, park und Meeresschutz Schleswig-Holstein – Betriebsstätte Tönning, Nationalparkverwal- 2. einen Tätigkeitsbereich hat, der sich auf das tung – Gebiet des Landes erstreckt, Schloßgarten 1 25832 Tönning 3. im Zeitpunkt der Anerkennung mindestens Tel.: 04861 / 616-0 drei Jahre besteht und in diesem Zeitraum im Sinne der Nummer 1 tätig gewesen ist,

Untere Naturschutzbehörden 4. die Gewähr für eine sachgerechte Aufgaben- sind die Landrätinnen und Landräte der Kreise erfüllung bietet; dabei sind Art und Umfang und die Bürgermeisterinnen und Bürgermeis- seiner bisherigen Tätigkeit, der Mitglieder- ter der kreisfreien Städte (Anschriften: siehe kreis sowie die Leistungsfähigkeit des Verei- Jagdbehörden) und nes zu berücksichtigen, für den Bereich des Nationalparks Schleswig- 5. wegen Verfolgung gemeinnütziger Zwecke Holsteinisches Wattenmeer das Landesamt für nach § 5 Abs. 1 Nr. 9 des Körperschaftssteu- den Nationalpark. ergesetzes in der Fassung der Bekanntma- chung vom15. Oktober 2002 (BGBl. I S. Die Ministerin oder der Minister für Landwirt- 4144), zuletzt geändert durch Artikel 4 des schaft, Umwelt und ländliche Räume beruft Gesetz vom 15. Dezember 2004 (BGBl. I S. eine Landesbeauftragte oder einen Landes- 3416), von der Körperschaftssteuer befreit ist beauftragten für Naturschutz. und

Landesbeauftragte unterstützen und beraten 6. den Eintritt als Mitglied, das in der Mitglie- die oberste und obere Naturschutzbehörde derversammlung volles Stimmrecht hat, je- und vermitteln zwischen ihnen und den Bürge- dermann ermöglicht, der die Ziele des Ver- rinnen und Bürgern. Die oder der Landesbe- eins unterstützt; bei Vereinen, deren Mitglie- auftragte wird durch einen Beirat unterstützt. der ausschließlich juristische Personen sind, Die Anzahl der Mitglieder des Beirats soll 12 kann von dieser Voraussetzung abgesehen nicht überschreiten. Der Beirat setzt sich aus werden, sofern die Mehrzahl dieser juristi- von der unteren Naturschutzbehörde berufe- schen Personen diese Voraussetzung erfüllt. 115 Die anerkannten Vereine sind zu beteiligen, Bund für Umwelt und Naturschutz, Landesver- wenn sie durch das Vorhaben in ihrem satzungs- band Schleswig-Holstein e.V. gemäßen Aufgabenbereich berührt sind. Die Be- Lerchenstraße 22 teiligung besteht darin, dass diesen Vereinen Ge- 24103 Kiel legenheit zur Stellungnahme sowie zur Einsicht Tel.: 0431 / 66060-0 in die einschlägigen Sachverständigengutachten zu geben ist. Sie ist zwingend vorgeschrieben Landesjagdverband Schleswig-Holstein e.V. Böhnhusener Weg 6 1. bei der Vorbereitung von Verordnungen und 24220 Flintbek anderen im Range unter dem Gesetz stehen- Tel.: 04347 / 9087-0 den Rechtsvorschriften der für Naturschutz und Landschaftspflege zuständigen Behör- Landessportfischerverband Schleswig-Holstein den, e.V. Papenkamp 52 2. bei der Vorbereitung von Programmen und 24114 Kiel Plänen (Landschaftsprogramme und Land- Tel.: 0431 / 676818 schaftspläne), im Sinne der §§ 8 und 9 des Landesnaturschutzgesetzes, Naturschutzbund Deutschland, Landesverband Schleswig-Holstein e.V. 3. bei der Vorbereitung von Plänen im Sinne des Färberstraße 51 § 35 Satz 1 Nr. 2 des Bundesnaturschutzge- 24534 Neumünster setzes, Tel.: 04321 / 53734

4. bei der Vorbereitung von Programmen staatli- Schleswig-Holsteinischer Heimatbund e.V. cher und sonstiger öffentlicher Stellen zur Hamburger Landstraße 101 Wiederansiedlung von Tieren und Pflanzen 24113 Molfsee verdrängter wild lebender Arten in der freien Tel.: 0431 / 98384-0 Natur, Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Landes- 5. vor Befreiungen von Verboten und Geboten verband Schleswig-Holstein e.V. zum Schutz von Naturschutzgebieten, Natio- Rendsburger Straße 23 nalparken, Biosphärenreservaten und sonsti- 24361 Groß Wittensee gen Schutzgebieten im Rahmen des § 28 Tel.: 04356 / 986612 Abs. 1 und des § 29 des Landesnaturschutz- gesetzes, Verein Jordsand zum Schutze der Seevögel und der Natur e.V. 6. vor der Zulassung von Projekten oder Plänen Haus der Natur nach § 30 Abs. 4 und 5 des Landesnatur- Wulfsdorf schutzgesetzes, bei denen die Prüfung der 22926 Ahrensburg Verträglichkeit ergeben hat, dass sie zu er- Tel.: 04102 / 32656 heblichen Beeinträchtigungen eine Gebietes von gemeinschaftlicher Bedeutung oder eines Naturschutzgesellschaft SCHUTZSTATION Europäischen Vogelschutzgebietes führen, WATTENMEER e.V. Grafenstraße 23 7. in Planfeststellungsverfahren, die von Lan- 24768 Rendsburg desbehörden oder sonstigen Behörden im Tel.: 04331 / 23622 Auftrag zur Erfüllung nach Weisung durchge- führt werden, soweit es sich um Vorhaben Dem Landesnaturschutzverband Schles- handelt, die mit Eingriffen in Natur und Land- wig-Holstein sind gem. § 60 Abs. 4 des Lan- schaft verbunden sind. desnaturschutzgesetzes die Mitwirkungs- rechte nach § 58 des Bundesnaturschutzge- setzes sowie nach § 59 des Landesnatur- In Schleswig-Holstein sind nachstehende Ver- schutzgesetz eingeräumt. Der Landesnatur- bände nach § 58 des Landesnaturschutzge- schutzverband kann nach Maßgabe des § setzes anerkannt (Stand: Juli 2007): 61 Abs. 1 bis 4 des Bundesnaturschutzge- setzes Rechtsbehelfe einlegen, ohne in sei- Arbeitsgemeinschaft Geobotanik in Schleswig- nen eigenen Rechte verletzt zu sein. Holstein und Hamburg e.V. Christian-Albrechts-Universität Landesnaturschutzverband Schleswig-Holstein - Ökologie - Zentrum - e.V. Olshausenstraße 75 Burgstraße 4 24118 Kiel 24103 Kiel Tel.: 0431 / 880-4030 Tel.: 0431 / 93027

116 Rechts- und Verwaltungsvorschriften

Jagd Bundesjagdgesetz in der Fassung der Be- Richtlinie für die Gewährung von Zuwendun- kanntmachung vom 29. September 1976 gen aus den Mitteln der Jagdabgabe durch (BGBl. I S. 2849), zuletzt geändert durch Arti- das Land Schleswig-Holstein vom 1. Februar kel 5 des Gesetzes vom 26. März 2008 (BGBl. 2006 (Amtsbl. Schl.-H. S. 115). I S. 426). Bekanntmachung der Neufassung des allge- Gesetz zur Neufassung des Jagdgesetzes des meinen Gebührentarifs der Landesverordnung Landes Schleswig-Holstein (Landesjagdge- über Verwaltungsgebühren vom 15. Dezember setz - LJagdG) vom 13. Oktober 1999 (GVOBl. 2005 (GVOBl. Schl.-H. S. 568), zuletzt geän- Schl.-H. S.300), zuletzt geändert durch Artikel dert durch Verordnung vom 13. März 2006 10 des Gesetzes vom 13. Dezember 2007 (GVOBl. Schl.-H. S. 42). (GVOBl. Schl.-H. S. 499, ber. 2008 S.135). Verordnung über Verfahren in Wild- und Jagd- Verordnung über den Schutz von Wild (Bun- schadenssachen vom 22. Juni 1954 (GVOBl. deswildschutzverordnung - BWildSchV) vom Schl.-H. S. 105), geändert durch Gesetz vom 3. 25. Oktober 1985 (BGBl. I S. 2040), zuletzt ge- Januar 2005 (GVOBl. Schl.-H. S. 21). ändert durch Artikel 3 der Verordnung vom 16. Februar 2005 (BGBl. I S. 258, 263). Gesetz zur Vorbeugung und Abwehr der von Hunden ausgehenden Gefahren (Gefahrhunde- Landesverordnung über die zuständigen Be- gesetz - GefHG) vom 28. Januar 2005 (GVOBl. hörden für die Durchführung der Bundeswild- Schl.-H. S. 51). schutzverordnung (Wildschutzzuständigkeits- verordnung - WildSch-ZustVO) vom 24. Juni Landesverordnung über die Fütterung und Kir- 1986 (GVOBl. Schl.-H. S. 150). rung von Wild vom 1. Dezember 2000 (GVOBl. Schl.-H. S. 607). Landesverordnung über die Prüfung zum Er- werb des ersten Jagdscheines (Jägerprüfungs- Landesverordnung über die Fangjagd (Fang- verordnung) vom 6. Februar 2006 (GVOBl. jagdverordnung) vom 30. April 2002 (GVOBl. Schl.-H. S. 19). Schl.-H. S. 76).

Landesverordnung über die Falknerprüfung Grundsätze des Ministeriums für Umwelt, Na- (Falknerprüfungsordnung) vom 13. Juni 1979 tur und Forsten über Naturschutzgebiete und (GVOBl. Schl.-H. S. 406). Jagd in Schleswig-Holstein vom 06. Januar 1997. Verordnung über die Jagdzeiten vom 2. April 1977 (BGBl. I S. 531), zuletzt geändert durch Richtlinie für die Hege und Bejagung des Rot- Artikel 1 der Verordnung vom 25. April 2002 wildes in Schleswig-Holstein - Erlass vom (BGBl. I S.1487). 30. Juni 1997.

Landesverordnung über jagdbare Tierarten und Richtlinie für die Hege und Bejagung des über die Jagdzeiten vom 18. Oktober 2005 Damwildes in Schleswig-Holstein - Erlass vom (GVOBl. Schl.-H. S. 508). 30. Juni 1997.

Landesverordnung über die Festsetzung einer Richtlinie für die Hege und Bejagung des Reh- Jagdzeit für Graureiher vom 1. September wildes in Schleswig-Holstein - Erlass vom 1978 (GVOBl. Schl.-H. S. 299), zuletzt geändert 15. August 1996. durch Verordnung vom 20. März 1991 (GVOBl. Schl.-H. S. 241). Rot- und Sikawild in Schleswig-Holstein; Vor- kommen, Begrenzung und Freigabe - Erlasse Landesverordnung über den Betrieb der Vogel- vom 21. April 1980 und 24. November 2005. kojen auf Föhr vom 23. Dezember 1994 (GVOBl. Schl.-H. 1994, S. 20), geändert durch Damwild in Schleswig-Holstein; Vorkommen, Artikel 7 der Landesverordnung vom 21. De- Begrenzung und Freigabe - Erlasse vom zember 2007 (GVOBl. Schl.-H. S. 633). 30. Oktober 1980 und 2. März 1981.

Landesverordnung über die Jagdabgabe vom 8. Dezember 2005 (GVOBl. Schl.-H. S. 559).

117 Artenschutz Gesetz über Naturschutz und Landschaftspfle- ändert durch Richtlinie 2006/105/EG des Rates ge (Bundesnaturschutzgesetz - BNatSchG) vom 20. November 2006 zur Anpassung der vom 25. März 2002 (BGBl. I S. 1193), zuletzt Richtlinien 73/239/EWG, 74/557/EWG und geändert durch Artikel 2 des Gesetzes vom 8. 2002/83/EG im Bereich Umwelt anlässlich des April 2008 (BGBl. I S. 686, 688). Beitritts Bulgariens uns Rumäniens (ABl. EG Nr. L 363 vom 20. Dezember 2006, S. 368). Verordnung zum Schutz wild lebender Tier- und Pflanzenarten (Bundesartenschutzverordnung - Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai BArtSchV) vom 16. Februar 2005 (BGBl. I S. 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräu- 258, ber. S. 896), zuletzt geändert durch Arti- me sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen kel 2 des Gesetzes vom 12. Dezember 2007 (ABL. EG Nr. L 206, Seite 7), zuletzt geändert (BGBl. I S. 2873). durch Richtlinie 2006/105/EG des Rates vom 20. November 2006 zur Anpassung der Richtli- Verordnung über die wissenschaftliche Vogel- nien 73/239/EWG, 74/557/EWG und beringung (Vogelberingungsverordnung) vom 2002/83/EG im Bereich Umwelt anlässlich des 17. März 1937 (RGBl. I S. 331). Beitritts Bulgariens uns Rumäniens (ABl. EG Nr. L 363 vom 20. Dezember 2006, S. 368). Gesetz zum Schutz der Natur (Landesnatur- schutzgesetz - LNatSchG) vom 6. März 2007 Beschluss 94/157/EG des Rates vom 21. Fe- (GVOBl. Schl.-H. S. 136, ber. S. 250), zuletzt bruar 1994 über den Abschluss des Überein- geändert durch Artikel 3 des Gesetzes vom kommens über den Schutz der Meeresumwelt 13. Dezember 2007 (GVOBl. Schl.-H. S. 499). des Ostseegebietes im Namen der Gemein- schaft (Helsinki-Übereinkommen in seiner Fas- Gesetz zur Neufassung des Gesetzes zum sung von 1992) (ABl. EG Nr. L 73, S. 19). Schutze des schleswig-holsteinischen Watten- meeres (Nationalparkgesetz - NPG) vom 17. Verordnung (EG) Nr. 338/97 des Rates vom Dezember 1999 (GVOBl. Schl.-H. S. 518), ge- 09. Dezember 1996 über den Schutz von ändert durch Artikel 4 des Gesetzes vom 13. Exemplaren wildlebender Tier- und Pflanzenar- Dezember 2007 (GVOBl. Schl.-H. S. 499). ten durch Überwachung des Handels (ABL. EG Nr. L 61, S. 1 vom 3. 3. 1997), zuletzt ge- Landesverordnung über gesetzlich geschützte ändert durch Verordnung (EG) Nr. 318/2008 Biotope (Biotopverordnung) vom 13. Januar vom 31. März 2008 (ABl. EG Nr. L 95, S. 3). 1998 (GVOBl. Schl.-H. S. 72). Verordnung (EG) Nr. 865/2006 der Kommission Landesverordnung über die zuständigen Be- vom 4. Mai 2006 mit Durchführungsbestim- hörden nach dem Bundesnaturschutzgesetz mungen zur Verordnung (EG) Nr. 338/97 des und der Bundesartenschutzverordnung (Arten- Rates über den Schutz von Exemplaren wild schutz-Zuständigkeitsverordnung - ArtSchZu- lebender Tier- und Pflanzenarten durch Über- stVO) vom 29. Mai 2001 (GVOBl. Schl.-H. S. wachung des Handels (ABL. EG Nr. L 166, 87), geändert durch Verordnung vom 29. April S. 1), geändert durch Verordnung (EG) Nr. 2003 (GVOBl. Schl.-H. S. 240). 100/2008 der Kommission vom 4. Februar 2008 ABl. EU Nr. L 31, S.3). Landesverordnung über die Zuständigkeit der Naturschutzbehörden (Naturschutzzuständig- Übereinkommen vom 2. Februar 1971 über keitsverordnung - NatSchZVO) vom 1. April Feuchtgebiete, insbesondere als Lebensraum 2007 (GVOBl. Schl.-H. S. 227), geändert durch für Wasser- und Watvögel, von internationaler Verordnung vom 21. August 2007 (GVOBl. Bedeutung (Ramsar-konvention) vom 2. Febru- Schl.-H. S. 422). ar 1971 (BGBl. II S. 1266), geändert durch das Pariser Protokoll vom 3. 12. 1982 (BGBl. 1990 Landesverordnung zur Abwendung von Schä- II S. 1670) und vom 28. 5. 1987 (BGBl. 1995 II den durch Kormorane vom 11. März 2006 S. 218). (GVOBl. Schl.-H. S. 40). Übereinkommen vom 19. September 1979 Landesverordnung über die Genehmigung und über die Erhaltung der europäischen wildle- Überwachung von Tiergehegen und Zoos vom benden Pflanzen und Tiere und ihrer natürli- 16. März 2008 (GVOBl. Schl.-H. S. 144) chen Lebensräume (Berner Konvention) - Ge- setz vom 17. Juli 1984 (BGBl. II S. 618), zuletzt Richtlinie 79/409/EWG des Rates vom 2. April geändert durch Gesetz vom 9. November 1979 über die Erhaltung der wild lebenden Vo- 2001 (BGBl. I S. 2331). gelarten (ABL. EG Nr. L 103, S. 1), zuletzt ge-

118 Übereinkommen vom 23. Juni 1979 zur Erhal- Fachbegriffe tung der wandernden wildlebenden Tierarten Abiotische Faktoren Nicht durch Lebewesen (Bonner Konvention) - Gesetz vom 29. Juni 1984 verursachte Einflüsse (Boden, Wasser, Luft, (BGBl. II, S. 569), zuletzt geändert durch Gesetz Temperatur, Strahlung usw.). vom 9. November 2001 (BGBl. I S. 2331). Abschussplanung Nach dem Bundesjagdge- Abkommen vom 16. Oktober 1990 zum Schutz setz darf Schalenwild, mit Ausnahme von der Seehunde im Wattenmeer vom 16 Okto- Schwarzwild (Wildschweine), nur aufgrund und ber 1990 (BGBl. 1991 II S. 1307). im Rahmen eines jährlich von den Jagdbehör- den festgesetzten Abschussplanes erlegt wer- Abkommen vom 31. März 1992 zur Erhaltung den. der Kleinwale in der Nord- und Ostsee vom 31. März 1992 (BGBl. 1993 II S. 1114), in der in Anthropogen Vom Menschen beeinflusst Esbjerg am 23. August 2003 angenommenen oder geschaffen. Fassung (BGBl. 2006 II S. 267). Artenschutz Aufgabenbereich des Naturschut- Abkommen zur Erhaltung der europäischen zes mit dem Ziel, den Gesamtbestand wild le- Fledermauspopulationen vom 4. Dezember bender Tier- und Pflanzenarten innerhalb ihres 1991 (BGBl.1993 II, S. 1106), in der Fassung natürlichen Areals in ihrer gegebenen Vielfalt der Änderung vom 11. September 2002 (BGBl. so zu erhalten und zu fördern, dass die Evolu- II S. 2466). tion der Arten gesichert bleibt.

Abkommen zur Erhaltung der afrikanisch-eura- Artenvielfalt Quantität der Artenzusammen- sischen wandernden Wasservögel vom 16. setzung einer Lebensgemeinschaft. Juni 1995 (BGBL. 1998 II S. 2500) in der Fas- sung der Änderung vom 10. Mai 2004 (BGBL. Autochthone Arten Arten, die in einem Ge- II S. 600) biet als ”Ureinwohner” beheimatet sind, im Unterschied zu später eingewanderten und Richtlinien vom 16. November 2005 für die eingebürgerten Arten. Gewährung von Zuwendungen für verschiede- ne Maßnahmen des Artenschutzes (Amtsbl. Bewegungsjagd Gemeinschaftsjagd, bei der Schl.-H. S. 1092). nur wenige Treiber einzeln und vorsichtig das Wild rege machen, so dass es sicher erkannt Richtlinien vom 20. Juni 2006 für die Zulassung und erlegt werden kann. von Ausnahmen im Einzelfall gemäß § 43 Ab- satz 8 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) Bioindikatoren Pflanzen oder Tiere, die auf bei Saatkrähen, (Amtsbl. Schl.-H. S. 495). bestimmte Veränderungen der Umweltbedin- gungen sensibel reagieren und diese damit Richtlinie vom 14. Oktober 1997 zur Behand- anzeigen können. lung von erkrankt, geschwächt oder verlassen aufgefundenen Robben (Amtsbl. Schl.-H. S. Biomasse Die Menge lebender Organismen 500). in Masse pro Flächeneinheit.

Richtlinie 1999/22/EG des Rates vom 29. März Biosphäre Der von Organismen bewohnbare 1999 über die Haltung von Wildtieren in Zoos Raum der Erde und Atmosphäre: ”So tief wie (ABl. EG L 94 S. 24). ein Fisch tauchen und so hoch wie ein Vogel fliegen kann”. Richtlinien vom 1. Februar 2001 für die Geneh- migung und den Betrieb von Tiergehegen ge- Biotop Durch abiotische Standortmerkmale mäß § 27 Landesnaturschutzgesetz für die geprägte Lebensstätte einer Biozönose. Haltung von: Biozönose Gemeinschaft der in einem Biotop - heimischen Huftieren, regelmäßig vorkommenden Lebewesen ver- - Seehunden und Kegelrobben, schiedener Arten, die untereinander in Wech- - Greifvögeln und Eulen, selbeziehungen stehen. - Papageien, - Straußenvögeln (n.v.).

Richtlinien für die Genehmigung von Tiergehe- gen zur Rehabilitation verölter Seevögel ge- mäß § 27 Landesnaturschutzgesetz vom 1. Fe- bruar 2001 (n.v.).

119 Dauerwald Sich immer wieder erneuernder, Hegegemeinschaften Privatrechtliche Zusam- dauerhafter Wald aus Bäumen aller Altersstu- menschlüsse von Jagdausübungsberechtigten fen und verschiedener Arten, dessen Gefüge mehrerer zusammenhängender Jagdbezirke nicht durch Kahlschläge zerstört wird. Dauer- zur großräumigen Bewirtschaftung von Hoch- wälder bieten einen optimalen Schutz für Bo- wildbeständen, vornehmlich der Lenkung von den, Wasser und Klima, da ihr Stoffkreislauf Bestandsdichten, des Altersaufbaus und des weitgehend geschlossen bleibt. Dauerwälder Geschlechterverhältnisses. bieten der Pflanzen- und Tierwelt nischenrei- che Ökosysteme, der Bevölkerung anspre- Heimische Art Nach Begriffsbestimmung in § chende Erholungsräume und den Waldbesitze- 10 Bundesnaturschutzgesetz: ”... eine wild le- rinnen und Waldbesitzern mehr Sicherheit und bende Tier- oder Pflanzenart, die ihr Verbrei- Ertrag bei geringeren Kosten als gleichaltrige, tungsgebiet oder regelmäßiges Wanderungs- schlagweise bewirtschaftete Wälder. gebiet ganz oder teilweise a) im Inland hat oder in geschichtlicher Zeit hatte oder b) auf Diversität Bezeichnung für die Vielfalt in Orga- natürliche Weise in das Inland ausdehnt; als nismengemeinschaften, beurteilt nach Arten- heimisch gilt eine wildlebende Tier- oder Pflan- dichten und Einheitlichkeit der Individuendich- zenart auch, wenn sich verwilderte oder durch te. menschlichen Einfluss eingebürgerte Tiere oder Pflanzen der betreffenden Art im Inland Dominanz Vorherrschen von bestimmten Ar- in freier Natur und ohne menschliche Hilfe ten innerhalb einer Lebensgemeinschaft. über mehrere Generationen als Population er- halten.” Emission Ausstoß von Schadstoffen durch ei- nen Verursacher. Herbivor Sich ausschließlich von Pflanzen er- nährend. Endemisch Bezeichnung für Pflanzen- und Tierarten, die nur in einem mehr oder weniger Hochwild Hierzu gehört Schalenwild, außer natürlich abgegrenzten Gebiet und sonst nir- Rehwild, ferner Auerwild, Steinadler und See- gends vorkommen. adler.

Eutrophierung Anreicherung von Nährstoffen Immissionen Luftverunreinigungen, Geräu- in einem Ökosystem. sche, Erschütterungen, Strahlen und Wärme die in die Umwelt eingetragen werden. Fegeschaden Rindenverletzungen an jungen Bäumen und an Sträuchern durch das Fegen Interspezifische Konkurrenz Konkurrenz zwi- und Schlagen mit dem Geweih der Hirsche schen Arten ( z.B. um Lebensraum ). und Rehböcke. Intraspezifische Konkurrenz Konkurrenz zwi- Fennoskandien Gebiet: Norwegen, Schwe- schen den Individuen einer Art ( z.B. um Nah- den und Finnland mit der Kola-Halbinsel, dem rung ). Onega-Gebiet und Russisch-Karelien. Jagdbezirk Für das Jagdausübungsrecht wird Gebietsfremde Art Nach Begriffsbestimmung nach unserer Jagdgesetzgebung grundsätzlich in § 10 Bundesnaturschutzgesetz: „… eine ein Jagdbezirk gefordert. Er besteht aus wild lebende Tier- oder Pflanzenart, wenn sie Grundflächen, die im Zusammenhang eine be- in dem betreffenden Gebiet in freier Natur stimmte Größe aufweisen. Zu unterscheiden nicht oder seit mehr als 100 Jahren nicht mehr sind Eigenjagdbezirke, die sich im Eigentum vorkommt.“ einer Person befinden oder gemeinschaftliche Gesamtbruterfolg Bruterfolg aller Brutpaare, Jagdbezirke, die einer Vielzahl von Eigentü- also auch der erfolglosen. mern gehören.

Habitat Der Lebensraum einer Art. Jagdgenossenschaft Die Eigentümer der Grundflächen, die zu einem gemeinschaftli- Hege Ziel der Hege ist es, landschaftsökolo- chen Jagdbezirk gehören, bilden eine Jagdge- gisch und landeskulturell angepasste Wildbe- nossenschaft. Die Jagdgenossenschaft ist eine stände in günstigem Erhaltungszustand zu si- Körperschaft des öffentlichen Rechts. chern und zu fördern sowie die natürlichen Le- bensgrundlagen zu erhalten und zu verbes- Jagdschutz Umfasst den Schutz des Wildes sern. insbesondere vor Wildseuchen, Futternot und Wilderei.

120 Karnivor Fleischfressend, sich räuberisch er- Naturverjüngung Verjüngung des Waldes nährend. durch Samenfall von Mutterbäumen und nicht durch Pflanzung. Kirrung Das gelegentliche Anlocken mit gerin- gen Futtermengen zum Zweck der Bejagung Naturwald Waldflächen, die sich selbst über- von Schwarzwild. Dabei muss das Futter so lassen bleiben und in denen keine forstliche dargeboten werden, dass es anderem Scha- Nutzung mehr stattfindet. lenwild nicht zugänglich ist. Niederwild Alles Wild, das nicht zum Hoch- Landschaftsökologie Lehre von der Struktur, wild zählt. Funktion und Entwicklung der Landschaft. Schwerpunkt ist dabei, Abhängigkeitsverhält- Ökologie Wissenschaft vom Stoff- und Ener- nisse der Organismen und Lebewesen von ih- giehaushalt der Biosphäre bzw. ihrer Unterglie- ren als Umwelt bezeichneten Standortfaktoren derungen ( z.B. Ökosysteme ) sowie von den zu analysieren. Wechselwirkungen ihrer Bewohner unterei- nander und mit ihrer abiotischen Umwelt. Landschaftsplanung Raumbezogenes Pla- nungsinstrument auf gesetzlicher Grundlage, Ökosystem Funktionelle natürliche Einheit der zur Verwirklichung der Ziele von Naturschutz Biosphäre als Wirkungsgefüge aus Lebewe- und Landschaftspflege in besiedelter und un- sen, unbelebten natürlichen und vom Men- besiedelter Landschaft, gegliedert in Land- schen geschaffenen Bestandteilen, die unterei- schaftsprogramm auf Landesebene, Land- nander und mit ihrer Umwelt in energetischen, schaftsrahmenplan auf regionaler Ebene und stofflichen und informatorischen Wechselwir- Landschaftsplan auf Ortsebene. kungen stehen.

Monitoring Dauerhafte Beobachtung und Auf- Population Gesamtheit der Individuen einer zeichnung verschiedener Parameter. Art mit gemeinsamen genetischen Gruppen- merkmalen innerhalb eines bestimmten Rau- Nachhaltige Nutzung Die Nutzung von Be- mes. standteilen der biologischen Vielfalt in einer Weise und in einem Ausmaß, die nicht zum Prädator Fressfeind, Beutegreifer. langfristigen Rückgang der biologischen Vielfalt führen, wodurch ihr Potential erhalten bleibt, Raubwild Alle dem Jagdrecht unterliegenden die Bedürfnisse und Wünsche heutiger und zu- Beutegreifer. künftiger Generationen zu erfüllen (Rio- Über- einkommen 1992). Reviersystem Jagdrechtliche Ordnung, wo- nach die Jagd nur in Jagdbezirken ausgeübt Naturnah Ohne direkten Einfluss des Men- werden darf, d.h. auf zusammenhängenden schen entstanden, durch menschliche Einflüs- Grundflächen, die eine bestimmte Mindestgrö- se nicht wesentlich verändert; bei Enden des ße aufweisen. Vorteil des Reviersystems ist Einflusses kaum Änderungen, selbstrege- die örtliche Zuständigkeit und Verantwortung lungsfähig. der Jagdausübungsberechtigten für ihr Revier, die beim Lizensjagdsystem (z.B. in USA) nicht Naturnahe Jagd Die Verwirklichung einer gegeben ist. Jagd, die das Wild schützt, die Lebensräume erhält und verbessert sowie das Wild nachhal- Rote Liste Offizielle Bilanz des Artenschwun- tig und unter größtmöglicher Förderung der des in der Bundesrepublik, von Fachwissen- biologischen Vielfalt nutzt. schaftlern ständig überarbeitet. In den Roten Listen werden alle heimischen Tier- und Pflan- Naturraum Physisch-geographische Raumein- zenspezies aufgeführt, die im Bestand gefähr- heit mit typischen Landschaften, Bio- und Öko- det oder vom Aussterben bedroht sind. typen. Schalenwild Umfasst die dem Jagdrecht un- Naturschutz Gesamtheit der Maßnahmen zur terliegenden wild lebenden Paarhufer. Erhaltung und Förderung von Pflanzen und Tie- ren wildlebender Arten, ihrer Lebensgemein- Sukzession Vom Menschen unbeeinflusste schaften und natürlichen Lebensgrundlagen Abfolge von Vegetationsstadien, die einem dy- sowie zur Sicherung von Landschaften und namischen Prozess unterliegen. Sukzession Landschaftsteilen unter natürlichen Bedingun- führt in Schleswig-Holstein auf nahezu allen gen. Standorten langfristig zu Wald.

121 Teilbruterfolg Bruterfolg aller erfolgreichen Weidgerechtigkeit Ein historisch entwickelter Brutpaare, die also mindestens einen Jungvo- Sammelbegriff für alle Bestimmungen zur Si- gel aufgezogen haben. cherung einer ordnungsgemäßen und tier- schutzgerechten Jagd und für alle Regeln, die Tümpel Flaches dauerhaftes, aber einer zeit- das einwandfreie Beherrschen des Jagdhand- weiligen Austrocknung unterworfenes Stillge- werks und die ethische Einstellung des Jägers wässer ohne Tiefenzone bis 1 Hektar Größe. zum Mitmenschen und zum Tier betreffen. Mindestgröße 25m2. Weiher Nicht austrocknendes flaches Stillge- Verbissgehölze Sammelbezeichnung für alle wässer, auch schwach durchflossen, ohne Tie- Strauch- und Baumarten, deren Knospen und fenzone mit der Verlandungsvegetation eines Triebe mit Vorliebe von Schalenwild, Hase und stehenden Gewässers. Mindestgröße 25 m2. Wildkaninchen geäst oder geschält werden und die aufgrund ihres hohen Wiederaus- Wildtierkataster Ermittlung und Dokumentati- schlagvermögens alljährlich wieder rasch und on der Verbreitung und der Populationsgrößen reichlich ausschlagen. von frei lebenden Wildtieren und deren Le- bensräumen.

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