Offizielles Organ des Deutschen Fechter-Bundes e. V. Nr. 4 • 2013 • 32. Jahrgang • 5273

Goldenes EM-Tripel macht Mut

Zweites EM-Bronze EM-Gold für für Carolin Jörg Fiedler Golubytskyi SIE prÄZISIoN WETTKAmpF Emo KAmpFgEIST ENTH ErFoLg LEIDENSCHAFT Uhlmann Fechtsport GmbH & Co. KG · Uhlandstraße · KGCo. & GmbH Fechtsport Uhlmann www.uhlmann-fechtsport.com · 69081165 14513 53111 München Andreas Strohmaier, Fürstenrieder Straße 109 , Tel.089 58939274 , Fax 08958939273 Andreas Müller,Andreas Bonn Straße Breite Teltow 32429 ehsot idran Iserstraße Kindermann, Fechtsport Adam Robak,RoterWeg Adam Minden gESWILLE 93, Tel. · 695960 0228 Haus 8-10, TI 3,Tel. · [email protected] · 969779 (0)7392 +49 Fax · 9697-0 (0)7392 Telefon+49 · Laupheim/Germany D-88471 · 12 , Fax883700, 0571 uSIASmu e. Fax Tel. + 2, 63069 oN Offenbach/M. · 308173 03328 · 883710 0571 Hansjoachim Langenkamp,Hansjoachim Blumenstraße 50767 20255 Fechtsport H. Lieffertz,Eibenweg H. Fechtsport Köln Fechten im Norden, Friederike Janshen, Wiesenstraße Janshen, Friederike Norden, im Fechten Hamburg 120, Tel. 069 845566,Fax069 3,Tel. , Fax795254, 0221 · 83837278 069 0221 7904633 0221 S , Tel.47, 80686 040

06/13 | pyruswerbeagentur.de editorial inhalt

06/13 | pyruswerbeagentur.de 06/13 FECHTFORUM 4 LEIDENSCHAFT Die WM als Deutsche EM-Team im neuen Outfit 5 Standortbestimmung EM ZAGREB Gold, Gold, Gold – aber ErFoLg nicht nur Glanz 6 Die Weltmeisterschaften in Budapest Degen: Jörg Fiedler – sind der Saisonhöhepunkt im Jahr eins nach den Olympischen Spielen in London. stiller Perfektionist 8 Sportlich gesehen war die nun zu Ende ge- Florrett: Joppich besiegt Gegner ENTHuSIASmuS hende Saison mit Höhen und Tiefen verse- und Schmerz 10 hen. Dem erfolgreichen Abschneiden bei Säbel/Damenflorett: Limbach und den Europameisterschaften der Kadetten die Lehrlinge 12 und Junioren in Budapest folgte im Juni- KAmpFgEIST oren-Bereich eine ernüchternde Bilanz bei der WM in Porec. VORSCHAU Rückenwind durch goldenes Der positive Auftritt der deutschen Ath- Titel-Tripel bei EM 14 leten bei der U23 in Torun war erfreulich EmoTIoN und wurde durch die EM der Aktiven in Za- Dieter Lammer DFJ-Interview-Serie greb gekrönt. Gold für Jörg Fiedler, ­Peter Joppich und für die Herrenflorett-Mannschaft sowie Bronze für Carolin Golubyts- Degenfechter Nikolaus Bodoczi 16 kyi sorgten für das beste Ergebnis seit anderthalb Jahrzehnten bei einer EM. WETTKAmpF Eine Bilanz, die sich sehen lassen kann. Bei all dem Glanz gab es jedoch auch U23-EM in Torun Schattenseiten. Deutsche Fecht-Talente treffsicher 18

Bei genauer Betrachtung bleibt nicht verborgen, dass es insbesondere in Zagreb Historie wieder die Arrivierten waren, die den ersehnten Klang der Nationalhymne hören prÄZISIoN durften. Die Jüngeren scheinen offensichtlich noch nicht so weit zu sein, wenn- 150 Jahre FC Offenbach 20 gleich einige von ihnen im Laufe der Saison nicht nur einmal zeigten, dass sie das Ernstes Fechten – der Zweikampf 24 Potenzial haben, in der internationalen Spitzen mitzumischen. Selbstkritisch muss man vielleicht fragen: Haben wir zu große Erwartungen an sie? Setzen sie sich Deutschlandpokal selbst bei den Höhepunkten zu sehr unter Druck? SIEgESWILLE Faszination seit 30 Jahren 26 Die Mischung aus Jung und Alt oder wenig erfahren und routiniert ist vorhanden. Mit Blick auf die WM in Budapest und darüber hinaus gilt es, unsere neuen Hoff- FECHT-TIPPS 28 nungsträger zu stärken und sie mithilfe der Unterstützung und Erfahrung der bis- herigen Erfolgsgaranten in die Teams zu integrieren. Im Einzelwettbewerb trägt ROLLSTUHLFECHTEN jeder für sich die Verantwortung, in den Mannschaftswettbewerben ist jedoch Premiere in Berlin 29 Teamgeist gefragt. Ansonsten ist ein erfolgreiches Abschneiden auf internationa- lem Niveau nicht möglich. LANDESVERBÄNDE Wenn gemeinsam mit unseren Athleten und Trainern der Teamspirit noch verläss- Niedersachsen 30 lich durch die medizinische, physiotherapeutische Betreuung, Techniker, Mann- Nordbaden 30 schaftsführung und alle anderen Begleitpersonen gelebt wird, sollte die Basis für Südbaden 31 ein erfolgreiches Abschneiden geschaffen sein. Südwest 33

Unseren Athleten und Trainern viel Erfolg in Budapest! TERMINE 34 www.uhlmann-fechtsport.com Dieter Lammer

Uhlmann Fechtsport GmbH & Co. KG · Uhlandstraße 12 · D-88471 Laupheim/Germany · Telefon +49 (0)7392 9697-0 · Fax +49 (0)7392 969779 · [email protected] Vizepräsident Sport des DFB IMPRESSUM 34

14513 Teltow Fechtsport Kindermann, Iserstraße 8-10, Haus 2, Tel. + Fax 03328 308173 · 20255 Hamburg Fechten im Norden, Friederike Janshen, Wiesenstraße 47, Tel. 040 69081165 · 32429 Minden Adam Robak, Roter Weg 3, Tel. 0571 883700, Fax 0571 883710 · 50767 Köln Fechtsport H. Lieffertz, Eibenweg 3, Tel. 0221 795254, Fax 0221 7904633 53111 Bonn Andreas Müller, Breite Straße 93, Tel. 0228 695960 · 63069 Offenbach/M. Hansjoachim Langenkamp, Blumenstraße 120, Tel. 069 845566, Fax 069 83837278 · 80686 München Andreas Strohmaier, Fürstenrieder Straße 109, Tel. 089 58939274, Fax 089 58939273 fechtsport magazin 04/2013 3 FECHTFORUM

Wireless 2016

Der Fecht-Weltverband FIE hat einen inter- nationalen Wettbewerb zur Entwicklung eines neuen Wireless-Trefferanzeigesystems für alle drei Waffen ausgeschrieben. Es soll einen annehmbaren Preis haben, in der ers- ten Runde eines Turniers eingesetzt und zu einem Bestandteil der Fechtkleidung wer- den können. Lutz Schirrmacher und Claus Janka sind die deutschen Vertreter in einer Kommission, die die Wireless-Vorschläge prüfen soll. Dem Unternehmen, das den besten Vorschlag macht, winkt ein Vertrag mit der FIE. Zu den Anforderungen an das neue System gehören, dass es auf 24 Bah- nen parallel zum Einsatz kommen kann und 15 Stunden kontinuierlich funktioniert.

Tscheche Janda weiter EFC-Präsident „Fischer-Art-Bundespräsidial-Anleihe“ für Ricarda Multerer und Christoph Kneip

Der Tscheche Fran- tisek Janda ist als „Wertanlagen“ zur Deutschen Degen Meisterschaft der Aktiven Präsident des Euro- päischen Fecht-Ver- Die Sieger der deutschen Degen-Meisterschaft, Ricarda Multerer und Christoph Kneip, bandes (EFC) beim konnten sich über ein besonderes Siegergeschenk freuen. Der bekannte Leipziger Künstler Kongress in Zagreb Michael Fischer-Art überreichte beiden Sportlern eine „Fischer-Art-Bundespräsidial-Anlei- für vier Jahre wie- he“ – natürlich verbunden mit der Hoffnung, dass diese eine Wertsteigerung in den dergewählt worden. nächsten Jahren erfährt. Der Maler hat eine ganz besondere Beziehung zur „Fechtkunst“: Er setzte sich im Sein Sohn Artur ist selbst begeisterter Degenfechter und konnte in diesem Jahr mit seinem dritten Wahlgang Trainer Jörg Fiedler seinen ersten Meistertitel in der B-Jugend feiern. mit 23 Stimmen ge- Im europäischen gen seine Mitbewer- Präsidentenamt ber Marco-Antonio aufgrund meiner Erkrankung einen Sport, sie. Ihre Multiple-Sklerose-Erkrankung trat bestätigt: Frantisek Rioja (Spanien/16 der die Bauch- und Rückenmuskulatur stützt. bei der Geburt ihres Sohnes auf. Sie erlitt Janda Foto: Olaf Wolf Stimmen) und Em- Früher habe ich es mal mit Radfahren ver- unzählige epileptische Anfälle, zu deren manuel Katsiadakis sucht, aber das ist mir zu eintönig”, sagte Spätfolgen sowohl eine Einschränkung ihres (Griechenland/4) durch. Außerdem wurde Sichtfelds als auch eine Beeinträchtigung ih- das 16-köpfige Exekutivkomitee gewählt. res Kurzzeitgedächtnisses zählen. Umso be- Dabei wurde Max Geuter (Gröbenzell) mit eindruckender sind der enorme Wille und der 27 Stimmen und damit dem besten Wahl- Ehrgeiz von Briese-Baetke. Beim TuS Makkabi ergebnis als Mitglied bestätigt. Geuter wird Rostock wurde unter Leitung von Trainer Ale- zudem weiterhin die Aufgaben des EFC- xander Bondar der Grundstein für ihre Sport- Generalsekretärs und des Vorsitzenden der lerkarriere gelegt. Im Herbst 2007 schnup- Veteranen-Kommission fortführen. Nach perte Briese-Baetke erstmalig internationale Maribor vergab der Kongress die Ausrich- Wettkampfluft, damals noch im Mittelfeld. tung der Kadetten- und Junioren-Europa- Aber schon im Januar 2008 startete sie beim meisterschaften 2016. ersten Weltcup in Malchow (Müritzlandkreis) durch und gewann mit dem Degen die Silber- Simone Briese-Baetke ausgezeichnet medaille. Die Rollstuhlfechterin setzte alles auf eine Karte: „Zwei Monate später bin ich Für herausragende sportliche Leistungen dann nach Tauberbischofsheim gezogen.“ In ist Simone Briese-Baetke mit dem Sport- der Fechthochburg findet sie genügend Part- Ehrenpreis des Deutschen Rollstuhlsportver- ner – allesamt „Fußgänger”, wie sie ihre Trai- bands (DRS) 2012 ausgezeichnet worden. ningspartnerInnen nennt. Sportlich hat sich Seit März 2007 hat Briese-Baetke sich dem der Wechsel allemal gelohnt: Die Fechterin Rollstuhlfechten verschrieben. „Ich brauche Simone Briese-Baetke mit Ehrenpreis ist auf der ganzen Welt unterwegs und sam-

4 fechtsport magazin 04/2013 Deutsches EM-Team im neuen Outfit melt Medaillen und Top-Platzierungen. Ihre Lieblingswaffe ist der Degen, aber auch mit ie deutsche Fecht-National- dem Florett lässt sie keine Chance ungenutzt. mannschaft hat sich zum ers- Die nationale Serienmeisterin wurde 2009 D ten Mal geschlossen im neuen Europameisterin im Degeneinzel und mit der „Nike-Outfit” präsentiert. Athleten, Trai- Mannschaft. Bei den Weltmeisterschaften ner und Offizielle zeigten sich während 2010 und 2011 holte sie zudem insgesamt der Europameisterschaften in Zagreb im dreimal Bronze. Briese-Baetkes größter Erfolg einheitlichen rot-schwarzen Trainingsan- ist der Gewinn der Silbermedaille mit dem zug des neuen Ausrüsters, der die Akti- Degen bei den Paralympics in London 2012. ven zudem mit T-Shirts und Sweatshirts Und niemanden wundert es, dass die ehr- ausstattet. Erfolgreich verlief der Test geizige Fechterin mehr möchte! 2016 in Rio des „Nike Air Zoom Fechtschuhs“. Das würde sie gerne die Silbermedaille vergolden. einhellige Urteil der Athleten: „Prädikat „Freuen wir uns auf einen spannenden para- ausgezeichnet“. Die Partner Fechtsport „Prädikat ausgezeichnet“: Der „Nike Air lympischen Zyklus“, sagte Fachbereichsleite- Marketing (PFM) hatte Anfang des Zoom Fechtschuh“ hat sich bei der EM rin Ira Ziegler. Jahres mit der Firma APS, weltweiter in Zagreb schon bewährt Foto: Olaf Wolf Lizenznehmer von Nike, den neuen Aus- Vier Deutsche in der Hall of Fame stattervertrag unterzeichnet. Den „Nike Air Zoom Fechtschuh“ können alle im DFB organisierten Mitglieder ab sofort zum Sonderpreis von 140,00 € käuflich erwerben. In die Hall of Fame des Fecht-Weltverbandes Bestellt werden kann der Schuh per Mail unter: [email protected]. FIE sind bisher vier deutsche Fechter aufge- nommen worden: , Anja Fich- tel, Alexander Pusch und Thomas Bach – je- der von ihnen ist Olympiasieger geworden. Nicht vertreten sind in dieser Ruhmeshalle , einer der erfolgreichsten Trainer der Welt, die dreimalige Weltmeisterin Cor- nelia Hanisch oder der viermalige Weltmeis- ter Peter Joppich.

Erika Dienstl beim Bürgerfest

Erika Dienstl, Ehrenpräsidentin des Deut- schen Fechter-Bundes (DFB), ist von Bundes- präsident Joachim Gauck zu seinem Bürger- fest am 10. August eingeladen worden. Sie 19 B-Trainer bestanden die Prüfung ist Vorsitzende des Empfehlungsausschusses zur Vergabe der Sportplakette des Bundes- präsidenten. Der DFB hatte die Sportplakette Trainerprüfung bestanden zu seinem 100. Bestehen 2011 bekommen. 19 Trainer haben in Tauberbischofsheim erfolgreich ihre B-Trainer-Prüfung absolviert. 19 Kandidaten für FIE-Kommission Ausgebildet und geprüft wurden sie in Theorie und Praxis von Michael Hauptmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter am OSP Tauberbischofsheim, dem Fachbereichstrainer 19 Athleten haben ihre Kandidatur für die Degen, Walter Steegmüller, DFB-Sportdirektor Sven Ressel sowie den Trainern Joachim Athletenkommission des Fecht-Weltverban- Rieg, Klaus Kotzmann und Rorik Janssen (alle Ausschuss Lehrwesen). Die Trainerab- des FIE angemeldet. Zum Kreis der Bewerber solventen kamen aus alle nTeilen Deutschland. „Ob Bautzen, Berlin, Bodensee oder gehört auch die italienische Florettfechterin Bremen: Die zu Prüfenden haben alle vier erforderlichen Lehrgänge nun mit Bravour , die von 1996 bis 2008 bei abgeschlossen“, sagte Steegmüller. Zu den Besonderheiten gehört die Teilnahme von Olympischen Spielen stets Gold gewinnen Marina Pizzo. Die Italienerin arbeitet als Trainerin beim FC Grunewald. Ihr Bruder Paolo konnte. Ein deutscher Fechter hat sich nicht Pizzo, Weltmeister 2011, ist in der Degenszene kein Unbekannter. Nach der Bestätigung beworben. Gewählt werden die neuen Mit- des Wettkampfkalenders 2013/2014 durch den Sportausschuss werden die neuen Ter- glieder der FIE-Kommission bei der Weltmeis- mine für die B-Trainer-Ausbildung sowie für einen A-Trainer-Kurs rechtzeitig auf der DFB- terschaft vom 5. bis 12. August in Budapest. Homepage veröffentlicht.

fechtsport magazin 04/2013 5 Europameisterschaften in Zagreb Gold, Gold, Gold aber nicht nur Glanz

Von außen war sie schon beeindruckend, die „Arena Zagreb“. Mehr als 15000 Zuschauer fasst die riesige Mehrzweckhalle, in der sonst die kroatischen Handballer, Basketballer oder Pop-Star Robbie Williams für ausverkaufte Ränge sorgen. Die Fecht-EM schien jedoch in der kroatischen Hauptstadt an deren Bewohnern vorbeizugehen. Stimmung machten täglich vor allem die ver- schiedensten Auswahlteams selbst.

reimal Gold, einmal Bronze: Der Deutsche Fech- lich zum Titelgewinn bei. Aber auch Johann Gustinelli konnte ter-Bund (DFB) könnte im nacholympischen sich sehr gut in das neu formierte Team integrieren. Als ver- Jahr die Europameisterschaft eigentlich als die lässliche Kraft erwies sich erneut Degenfechter Jörg Fiedler. erfolgreichste seit 15 Jahren verbuchen. Macht Der Leipziger schaffte das Kunststück, zum dritten Mal in Dman aber nicht. „Die Bilanz ist ganz klar positiv, aber man Folge Edelmetall für sich zu vereinnahmen. Sein zweiter EM- muss auch feststellen, dass es wieder die renommierten Fech- Sieg nach 2011 war kein Zufallsprodukt, sondern das Ergeb- ter waren, die für die Erfolge sorgten”, sagte Vizepräsident nis einer präzisen Trainings- und Wettkampfplanung. Doch Leistungssport, Dieter Lammer. Und Sportdirektor Sven Ressel leider steht der Sachse augenblicklich national allein da. fügte hinzu: „Wir wissen die Ergebnisse einzuschätzen. Doch Seine deutschen Degen-Mitstreiter sind international noch die jungen Fechter haben nicht das gezeigt, was sie zu leisten nicht standfest genug. Mit Platz 10 des Teams war am Ende imstande sind.“ keiner zufrieden.

Im Mittelpunkt der EM stand aus deutscher Sicht vor allem Auch Carolin Golubytskyi ist zu den Arrivierten zu zählen. Die Peter Joppich. Trotz Verletzung lieferte der 30-Jährige in Za- Tauberbischofsheimerin deutete mehrfach in dieser Welt- greb gleich zweimal eine Weltklasseleistung ab, siegte nicht cup-Saison ihre gewachsene Stärke an, erkämpfte zu nur souverän im Einzel, sondern führte sein Florettteam zum Recht die Bronzemedaille. Die Damenflorett- EM-Gold. Wenn man einem der „Jungen“ das Prädikat „mit Equipe mit jungen und routinierten Kräften Erfolg bestanden“ verleihen würde, hätte es der Florettfech- erlebte dagegen im ersten Mannschafts- ter Marius Braun verdient. Der Bonner profitierte vom Kar- kampf gegen Frankreich eine herbe Ent- riereende Benjamin Kleibrinks, focht sich in der laufenden täuschung. Platz sieben am Ende ent- Wettkampfserie auf Position drei im Team und trug wesent- sprach nicht den gesteckten Zielen.

Doppel-Europameister Peter Joppich

6 fechtsport magazin 04/2013 Trotz großartiger Einzel- und Mannschaftsplatzierungen bei den Weltcupturnieren verpassten die Herrensäbelfech- ter eine Finalplatzierung im Einzel. „Das ist nicht schlimm, da das Team noch sehr jung ist und weitere Erfahrungen bei internationalen Meisterschaften sammeln muss“, meinte der Sportdirektor. Das Fehlen von Nicolas Limbach als erfahrener Fechter wirkte sich offensichtlich auf das Mannschaftsergebnis aus. Die große Chance, den späte- ren Vizeeuropameister Ungarn nach deutlicher Führung zu schlagen, wurde am Ende knapp verpasst.

Die Damendegenfechterinnen verfehlten sowohl im Einzel als auch mit der Mannschaft gute Platzierungen. Britta Hei- demann, spät in die Wettkampfsaison eingestiegen, schied knapp um den Einzug in das Finale aus. Die Mannschaft (ohne Britta Heidemann, dafür mit Anja Schünke) konnte im Viertelfinale eine deutliche Führung gegen Italien nicht über die Zeit bringen und belegte am Ende einen nicht zu- friedenstellenden achten Platz. Stefanie Kubissa erwischte im Damensäbel einen starken Tag. Sie musste sich erst im Viertelfinale knapp geschlagen geben und belegte in der Endabrechnung Platz acht. Im Teamwettbewerb konnten die Säbeldamen überzeugen. Einem Sieg folgte im Viertel- finale eine knappe 43:45-Niederlage gegen den späteren Europameister Russland. „Auf diese Leistung lässt sich auf- bauen“, meinte Bundestrainer Eero Lehmann.

Der DFB befindet sich nach den Olympischen Spielen 2012 in einer Phase des Neuaufbaus. Junge Athleten, wie Richard Hübers oder Anne Sauer, erlebten ihre Premiere bei einer EM. „Auch wenn wir in einigen Waffen keine Medaille geholt haben, kann man nicht von einer Enttäu- schung sprechen. Festzustellen war, dass unsere Sportler fast ausschließlich bis zum letzten Treffer gekämpft ha- ben“, resümierte Ressel. „Am Ende bleibt eine erfolgreiche nacholympische EM.“ Texte und Fotos: Olaf Wolf

fechtsport magazin 04/2013 77 EM ZAGREB/DEGEN

Jörg Fiedler stiller Perfektionist

Nur wenigen ist es vergönnt, dreimal in Folge bei einer internationalen Meisterschaft Edel- metall zu erringen. Man erinnere sich: Gold in Sheffield 2011, Bronze 2012 in Legnano und nun erneut der EM-Titel in Zagreb. Fast könn- te man beim sympathischen Sachsen Jörg Fiedler feststellen: je älter, desto besser.

Foto: © dpa Picture-Alliance GmbH

8 fechtsport magazin 04/2013 „Ich bin natürlich mit dem Ergebnis zufrieden, hatte damit nicht gerechnet.” Jörg Fiedler über seinen Titelgewinn

zu fechten, verlor dennoch am Ende 12:15 im Halbfinale. Weltklasse-Fechten dann im Degen-Finale: Daniel Jerent (Frankreich) sah gegen Jörg Fiedler kaum einen Stich und wurde von ihm mit 15:5 demontiert. „Jörg hat richtig gut gefochten“, urteilte Ollagnon. „Das hat er hier bravourös ge- löst.“ Und was meinte der wortkarge Fied- ler zu seinem Erfolg: „Ich bin natürlich mit dem Ergebnis zufrieden, hatte damit nicht gerechnet.“

Jörg Fiedler hat bei der EM gezeigt, dass er die hohe Kunst des Degenfechtens perfekt beherrscht. Sachlich bleibt aber auch fest- zustellen: Der Sachse ist als Zugpferd des deutschen Degenfechtens noch immer un- abkömmlich.

Degenteam nur Mittelmaß Der Franzose Daniel Jerent (r.) konnte im EM-Finale gegen Jörg Fiedler kaum ein Stich landen „Unzufrieden, aber nicht überrascht“, zeigte Ollagnon nach dem 10. Platz der deutschen Fechter im Mannschafts-Wettbewerb. „Wir or knapp einem Jahr verpasste Didier Ollagnon nach einem verkorksten haben talentierte Leute und hätten Estland der heute 35-Jährige mit Rang Weltcup fest. Doch der Franzose kennt sei- schlagen müssen.“ acht nur knapp einen Podest- nen Sportler, weiß, dass sich Fiedler auf den platz bei den Olympischen Punkt genau vorbereiten kann. Doch die Esten sahen das im Achtelfinale SpielenV in London. Mancher meinte später, wohl anders, siegten gegen Jörg Fiedler, es sei an der Zeit, dass er zurücktrete. Glück- Dass er bereits am Auftakttag ranmusste, Steffen Launer (beide Leipzig), Norman licherweise hat er es nicht getan. schien Jörg Fiedler kaum zu beeindrucken. Ackermann (Tauberbischofsheim) und Falk Mit deutlichen Siegen marschierte er ziel- Spautz (Leverkusen) deutlich mit 38:28. Während sich andere eine Auszeit nahmen, strebig in die Finalrunde, war präsent, do- „Wir machen einfach zu viele taktische, sah man den gebürtigen Leipziger emsig in minant und souverän. Und immer wieder technische und psychologische Fehler, die den Fechthallen des Fechtclubs Leipzig wu- strahlte er die ihm eigene Ruhe aus, die kur- dazu führen, dass wir verlieren“, analysierte seln. Seit Monaten gibt er dort sein Wissen ze Zeit später in Unruhe umschlagen kann. Ollagnon. an den sächsischen und mitteldeutschen Da schlenderte er schon mal in der Wett- Fechtnachwuchs weiter. Intensiv beob- kampfpause rund um den Zagreber Sport- Zumindest kann den vier Degenspezialisten achtend, mit ruhiger Stimme korrigierend, komplex, legt sich dabei seine Strategie für nicht mangelnder Kampfeswille vorgewor- eingreifend und erklärend, steht er an der den nächste Gegner zurecht. fen werden. Im ersten Platzierungskampf Fechtbahn. Und er scheint den eigenen schlug man Schweden mit 45:25, anschlie- Erfolg auf andere übertragen zu können. Die ihn auszeichnenden Tugenden behielt ßend Israel mit 22:19. Im abschließenden Einer seiner Schützlinge holte vor wenigen er bis zum letzten Gefecht bei. Benjamin Gefecht um Position neun unterlag das Wochen bei den deutschen B-Jugend-Meis- Steffen (Schweiz) war in der Runde der Quartett Russland 35:45. terschaften den Titel im Herrendegen. letzten Acht gegen „Fiedel“, wie alle ihn nennen, chancenlos und musste sich mit „Ich bleibe dabei“, meinte Ollagnon, „wir Manchmal falle es ihm schwer, sich vom 11:15 beugen. Der Pole Krzysztof Mikola- sind medaillenfähig, müssen uns aber er- Trainer zum Athleten umzustellen, stellt jczak war sicher unangenehm für Fiedler heblich steigern.“

fechtsport magazin 04/2013 99 EM ZAGREB/Florett

Joppich besiegt Gegner und Schmerz

Gäbe es einen Sonderpreis für außergewöhnlichen Einsatz, Peter Joppich hätte ihn in Zagreb ohne Zweifel verdient. Der 30-jährige Ausnahmefechter stellte die Konkurrenz nicht nur ein weiteres Mal in den Schatten, der Koblenzer überwand vor allem den eigenen Schmerz.

ährend der EM-Vorberei- tung war der vierfache Weltmeister im Training umgeknickt, hatte sich dabeiW eine schmerzhafte Sprunggelenkver- letzung zugezogen und konnte vor der Ab- reise nicht trainieren. „Ich musste mich in den letzten Wochen schon fast auf Krücken fortbewegen“, berichtete Peter Joppich. Neben Bundestrainer Uli Schreck gehörten daher Teamarzt Dr. Jürgen Hehn und die Physiotherapeuten Verena Meidl und Rene Schreiber zu den gefragtesten Akteuren im Hintergrund. Mit unzähligen Dosen Eisspray wurde die noch immer nicht ausgeheilte Verletzung behandelt.

Dennoch überstand der Koblenzer die Vor- runde fast fehlerlos. Was Joppich dann ab- Elegant – Sebastian Bachmann im EM-Finale gegen Polen lieferte, verdient das Prädikat Weltklasse. Ge- gen den Briten Marcus Mepstaed lag er im ropameister sei nach seinem Einzelsieg satt, Achtelfinale bereits 3:11 zurück, um dennoch irrte sich gewaltig. Nur zwei Tage Regene- mit 15:12 zu gewinnen. Auch das Gefecht ration blieben dem Koblenzer nach dem gegen den Franzosen Cadot gestaltete sich Einzeltitel. „Der Fuß war immer noch nicht zum Nervenspiel. Nach einem Rückstand von wirklich gut. Den Wettkampf auszulassen, 8:12 und 11:14 glich der deutsche Meister kam für mich nicht infrage“, sagte Joppich. zum 14:14 aus und gewann. „Das war sensa- tionell nervenstark“, befand Schreck. Vorab hatte Bundestrainer Schreck Zurück- haltung geübt. „Wir sind im Neuaufbau in Wer Peter Joppich kennt, weiß, dass der sich Richtung Rio 2016“, warnte er vor zu großer mit Bronze nicht zufriedengibt, egal, wer Erwartungshaltung. Aus dem bronzenen sein nächster Kontrahent ist. Für viele war Olympiateam des Jahres 2012 war neben das Halbfinale gegen den Italiener Andrea Joppich nur Sebastian Bachmann (Tauberbi- Marius Braun sorgt im EM-Finale für die Baldini der Kampf der „Giganten“, das Duell Wende schofsheim) übrig geblieben. Schreck holte zweier Weltmeister. Und Joppich entschied den Bonner Marius Braun und Johann Gusti- es mit 15:11 sicher für sich. Nun wollte er starkes Fechten. Meine erste Einzelmedail- nelli (Tauberbischofsheim) in die Mannschaft. Gold. Das Finale gegen Titelverteidiger Ale- le bei einer EM, dann Gold, das freut mich Das neue Quartett hatte zwar mit zwei zwei- xej Cheremisinow (Russland) war dann die unglaublich.“ ten Plätzen bei den Weltcup-Turnieren in Pa- Krönung eines äußerst erfolgreichen Wett- ris und Bonn Achtungszeichen gesetzt, doch kampftages. Peter Joppich bestimmte zu je- Starkes Team unbezwingbar über den Titel bei der EM zu sinnieren, davon der Zeit das Gefecht und siegte 15:11. war der Erfolgscoach weit entfernt. Zuletzt 2007 in Gent feierten die deutschen Joppich konnte es kaum fassen und brüll- Florettfechter mit Peter Joppich, Benja- Aber auf die deutschen Florett-Männer war te sein Glück nach Treffer Nummer 15 mit min Kleibrink, Dominik Behr und Christian in Zagreb Verlass. Halbfinalgegner Russland einem kräftigen „Jaaaaaaa“ durch die fast Schlechtweg einen EM-Titelgewinn mit der galt es nach Siegen gegen Irland (45:11) leere Halle. „Ein Wort: unfassbar“, sagte der Mannschaft. Von jenen vier Akteuren steht und Ungarn (45:37) zu überwinden. 45:39 Sieger freudestrahlend. „Anfangs ging es heute nur noch Joppich auf der Planche. siegten Joppich und Co. nach großem noch über den Kampf, danach lief alles über Doch wer in Zagreb glaubte, der neue Eu- Kampf gegen den Olympiafünften.

10 fechtsport magazin 04/2013 Nächster Kontrahent war Polen, das im Viertelfinale Ti- telverteidiger Italien mit 45:40 aus dem Weg geräumt hatte und danach die Briten mit 45:43 bezwang. Die Deutschen waren dadurch gewarnt, aber zunächst nicht gewappnet: 18:24 hieß der Zwischenstand. Marius Braun war es dann, der die Wende im finalen Kampf herbeiführte und sein Team mit 25:24 in Führung brachte. Dies war wie ein Signal zum Angriff: Am Ende gewannen Joppich und Co., klar mit 45:34.

„Das war eine perfekte Europameisterschaft. Besser geht es nicht“, freute sich Joppich nach dem Doppelerfolg. Für die WM lässt dieser Siegeszug hoffen. „Das Ergebnis ist Zeichen für das große Selbstbewusstsein der Truppe“, meinte Schreck und fügte mit Blick auf die WM in Budapest an: „Das bringt uns nicht in die Favoritenrolle.“

„Eine starke Leistung von Peter. Er ist ein Gewinnertyp. Wenn er Gold riecht, macht er keine halben Sachen.” Coach Uli Schreck war voll des Lobes über seinen Schützling. EM ZAGREB/Säbel und Damenflorett

Stolperstein für Carolin Golubytskyi: die Russin Diana Jakowlewa Foto: © dpa Picture-Alliance GmbH

Limbach und die Lehrlinge

Der frühere Säbel-Weltmeister Nicolas Limbach hat dem jungen deutschen Team in Zagreb gefehlt. Immerhin ist der Älteste aus der EM-Truppe gerade 23 Jahre alt. Dennoch war es auch eine große Chance für Limbachs Vereinskameraden Benedikt Wagner, Max Hartung, Matyas Szabo und Richard Hübers, ohne dessen Präsenz um einige Erfahrungen reicher zu werden.

eduld ist gefragt, um einer 32 nicht hinauskam, kommentierte das ten mit 45:42. In den Platzierungsgefechten neuen Generation die Chance Abschneiden jedoch mit Augenmaß: „Von behielten die Schützlinge von Szabo wieder zu geben, an die Weltspitze den jungen Säbelfechtern kannst du noch die Oberhand: sie gewannen gegen Russ- heranzukommen und kontinu- kein Topergebnis erwarten. Eine solche EM land und Frankreich mit 45:38 beziehungs- Gierlich oben zu fechten. Auch im auf Erfolg sollte man auch nicht mit einem Weltcup weise 45:40 und sicherten sich Rang fünf in abonnierten deutschen Säbel hat im nach­ vergleichen.“ der Endabrechnung. „Wir haben eigentlich olympischen Jahr eine Zeit des Übergangs gut angefangen, aber dann an die Ungarn begonnen, in der Bundestrainer Vilmos Diese Feststellung galt auch für die Mann- einige Geschenke verteilt. Die Gefechte um ­Szabo eine neue Spitzengruppe formen muss schaftsentscheidung. Denn Viertelfinal- Rang fünf waren wieder in Ordnung“, ur- und auch Rückschläge hinnehmen muss. gegner Ungarn mit Olympiasieger Aaron teilte Szabo. „Wir brauchen noch ein wenig Szilagyi erwies sich für die Deutschen als Geduld mit den jungen Leuten.“ Deshalb ärgerte er sich zwar nach dem diesmal unüberwindbares Hindernis. Einen Ende der EM-Einzelkämpfe, weil das deut- zwischenzeitlichen Vorsprung von Hartung Stefanie Kubissa fehlten am Ende gerade sche Quartett über das Tableau der letzten und Co. egalisierten die Magyaren und sieg- fünf Treffer zum Medaillenglück. Irene Vec-

12 fechtsport magazin 04/2013 Jung und lernfähig: das deutsche Herrensäbelteam

Medaillenspiegel der EM in Zagreb

Platz Nation Gold Silber Bronze Summe

1. Italien 3 1 4 8

2. Deutschland 3 0 1 4

3. Rumänien 2 1 0 3

4. Russland 1 3 1 5

5. Ukraine 1 1 2 4

6. Estland 1 0 0 1

Schweiz 1 0 0 1

8. Ungarn 0 2 3 5

9. Frankreich 0 2 2 4

10. Polen 0 1 3 4

Am Mediallenglück vorbeige- 11. Griechenland 0 1 0 1 schrammt: Stefanie Kubissa 12. Großbritannien 0 0 2 2

chi (Italien) verhinderte mit ihrem 15:10- land gegen das deutsche Team, das zuvor Rang drei 2008 in Kiew wurde es nun in Za- Sieg gegen die Dormagenerin den Einzug in im Achtelfinale Spanien mit 45:40 hinter greb erneut Bronze. die Runde der letzten Vier. Zuvor wusste die sich gelassen hatte. deutsche Meisterin zu überzeugen, bezwang Souverän war die Weltranglisten-Siebente in die Französin Saoussen Boudiaf im 32er Im ersten Platzierungsgefecht mussten sie das Turnier gestartet, bewies, dass sie inzwi- Tableau 15:9 und anschließend die starke sich Frankreich mit nur einem Treffer Unter- schen nicht umsonst dort zu finden ist. Der Russin Dina Galiakbarowa mit 15:14. Rang schied beugen, verloren 44:45. Im Kampf Einzug in die Finalrunde war mehr als ver- acht stand für sie am Ende auf dem Ergeb- um Position sieben gewannen die Vier ge- dient und überzeugend erarbeitet. Selbstbe- nisprotokoll. „Nach einem holprigen Start gen die Vertretung Ungarns mit 45:41. wusst agierend, sah man ihr an, dass sie die- war es schon ein gutes Turnier, insgesamt se Medaille wollte. Carolina Erba (Italien) sogar mein bestes in der laufenden Saison“, „Gegen Russland, die immerhin Europa- hielt im Viertelfinale lange dagegen, verlor sagte Stefanie Kubissa. „Das stimmt ein meister wurden, haben wir gut mithalten dennoch am Ende mit 11:15 gegen die Tau- wenig versöhnlich, auch wenn ich gern die können“, bilanzierte Eero Lehmann. „Frank- berbischofsheimerin. Medaille mitgenommen hätte.“ reich hätten wir schlagen müssen. Insge- samt lässt sich aber feststellen, dass wir Erst die Russin Diana Jakowlewa wurde im Den Team-Wettbewerb beendeten Stefanie näher an die Weltspitze heranrücken. Nun Halbfinale zum Stolperstein, setzte im Sud- Kubissa, Anna Limbach, Sibylle Klemm (alle muss es uns gelingen, eine von denen da den Death den entscheidenden Treffer zum Dormagen) und Alexandra Bujdoso (Kob- vorn zu schlagen.“ 13:12. „Ich habe mein Fechten hier verän- lenz) mit Rang sieben. Unverkennbar zeigte dert, nicht wieder zurückgefunden. Klar hät- sich das Team von Bundestrainer Eero Leh- Zum zweiten Mal EM-Bronze te ich mich über Gold gefreut“, meinte die mann deutlich formverbessert. Im Viertelfi- Tauberbischofsheimerin selbstkritisch imd nale fehlten gegen die Olympia-Zweiten aus Zum zweiten Mal konnte sich Florettfech- fügte selbstbewusst hinzu: „Die WM kann Russland ganze vier Treffer. 45:41 gewan- terin Carolin Golubytskyi über Edelmetall kommen. Bronze ist für den Augenblick ganz nen die späteren Europameister aus Russ- bei einer Europameisterschaft freuen. Nach in Ordnung.“

fechtsport magazin 04/2013 13 VORSCHAU

Er ist wieder da: Nikolas Limbach ficht bei der WM Fotos: © Olaf Wolf Rückenwind durch goldenes Titel-Tripel bei EM

Das Abschneiden bei den Europameisterschaften in Zagreb stärkt die Läuft es wie bei der EM, können die Flo- Zuversicht für die WM in Budapest. Im Jahr eins nach den Olympischen rettherren allein das Ziel erfüllen. Peter Joppich präsentierte sich in Hochform, Spielen in London werden die Karten aber neu gemischt. National wie gewann erst den Titel im Alleingang und international gibt es im WM-Jahr einen personellen Umbruch. Junge danach in Gemeinschaft mit den Team- Fechter können sich für Rio de Janeiro 2016 empfehlen. kameraden Sebastian Bachmann, Marius Braun und Johan Gustinelli. „Sie sind na- s ist nicht alles Gold, was glänzt. wie die 25:45-Blamage der deutschen Flo- türlich unsere großen Hoffnungsträger“, Doch auf die drei Titelgewinne rettdamen gegen Frankreich oder das Ach- sagte Ressel über die nach dem Rücktritt und einmal Bronze bei der EM telfinalaus der Degenherren gegen Estland von Benjamin Kleibrink neu formierte Nati- kann der Deutsche Fechter-Bund (28:38) deutlich zeigten. onalmannschaft. Ob dies schon das Quar- E(DFB) stolz sein. Schließlich ist es das bes- tett von Rio ist? Abwarten! Schließlich gibt te Gesamtergebnis bei einer europäischen Trotz des goldenen Tripels von Zagreb sind es noch Talente wie Moritz Kröplin oder Meisterschaft seit 15 Jahren. „Das gibt Rü- die Erwartungen an die WM in der Buda- André Sanita, die in den kommenden Jah- ckenwind für die WM und ist ein guter Start- pester Syma Hall nicht zu hoch geschraubt. ren noch angreifen können. schuss für den neuen olympischen Zyklus „Unser kleines Medaillenziel sind zwei Me- gewesen“, meinte DFB-Sportdirektor Sven daillen. Natürlich kann es gern erfolgreicher Für die deutschen Florettherren und den Ressel. Allerdings ist noch Luft nach oben, werden“, meinte Ressel. DFB insgesamt ist Budapest im Übrigen ein

14 fechtsport magazin 04/2013 „Er gewinnt immer mehr an Routine.“ Fiedler DFB-Sportdirektor Sven Ressel über Jörg

gutes wie historisches Pflaster. Bei der WM mit“, sagte Ressel. Bei der WM steht „Nico“ Dies gilt auch für den Damendegen. Die 1991 in Budapest traten erstmals nach dem wieder zur Verfügung. Richard Hübers muss- Olympia-Zweite Britta Heidemann will zwar Mauerfall Fechter aus Ost und West in einer te für ihn weichen. ihre Karriere fortsetzen, lässt aber offen, ob gesamtdeutschen Mannschaft an – mit gro- sie bis 2016 noch fechten will. Mit gerade ßem Erfolg. Geschichte schrieben dabei der Gut schlugen sich die deutschen Säbelda- mal 30 Jahren ist die Leverkusenerin im bes- ehemalige DDR-Fechter Ingo Weißenborn men Stefanie Kubissa, Anna Limbach und ten Fechteralter, aber ihre Interessen sind und Thorsten Weidner aus Tauberbischofs- Alexandra Bujdoso bei der EM. Sie brachten vielfältig und nicht auf ewig auf den aktiven heim, die das Florett-Finale bestritten. Sieger Russland im Viertelfinale (41:45) an den Sport fixiert. Heidemann ist etwas später in wurde Weißenborn, der danach mit Weidner Rand einer Niederlage und wurden Siebte. die Saison eingestiegen, zeigte aber ausge- noch Team-Silber gewann. Überhaupt gab „Sie haben positiv überrascht“, meinte Res- rechnet beim Weltcupturnier in Rio mit Platz es für das vereinte Deutschland, das in al- sel. Dies galt vor allem für Stefanie Kubissa, zwei, was auch ohne optimale Vorbereitung len Disziplinen – Damensäbel gehörte noch die nur knapp an Bronze vorbeischrammte. in ihr steckt. Dass sie nicht zum alten Eisen nicht zum WM-Programm – Medaillen holen gehört, zeigte Imke Duplitzer beim Weltcup konnte, viel zu feiern. Insgesamt standen die in Barcelona, wo sie ebenfalls Zweite wurde. DFB-Asse neunmal auf dem Siegerpodest – Trotz ihrer 37 Lebensjahre ist mit ihr immer dazu gehörte auch , die im Da- zu rechnen – vielleicht sogar noch unter menflorett-Einzel und mit der Mannschaft dem Zuckerhut? Bronze gewann. Heidemann und Duplitzer werden die Eck- Vielleicht können die aktuellen, in den ver- pfeiler der Nationalmannschaft bleiben, gangenen Jahren nicht vom Erfolg verwöhn- doch in absehbarer Zeit werden Nachfolge- ten Florettdamen daran anknüpfen. Hoff- rinnen gebraucht. Monika Sozanska, Beate nung machte zumindest der dritte Platz von Christmann, Marijana Markovic und Ricarda Carolin Golubytskyi bei der EM, der der Dis- Muterer sind die profiliertesten Fechterin- ziplin insgesamt guttut. „Das ist definitiv ein nen hinter dem Erfolgsduo. Hoffnungen Zeichen“, meinte Ressel. Allerdings erwartet wecken auch junge Kräfte wie Alexandra er, dass sich ein Auftritt wie bei der EM im Ndolo, Sina Dostert oder Anja Schünke. Mannschafts-Wettbewerb gegen Frankreich nicht wiederholt. Nicht für ausgeschlossen „Wie lange Britta Heidemann noch aktiv hält Ressel, dass Carolin Golubytskyi auch bei bleibt, wissen wir nicht“, berichtete Res- der WM vorne mitmischen kann. Gezeigt hat sel. Eventuell sogar noch bis 2016? „Nicht die 27-jährige Tauberbischofsheimerin dies Peter Joppich und die Florett-Mannschaft ausgeschlossen.“ Im Damendegen wie in auch schon im Weltcup mit dem zweiten Platz sind die großen Hoffnungsträger den anderen Waffen kann man weiter auf in Marseille und Rang drei in St. Petersburg. die Stars und Routiniers bauen, man müsse Erstaunlich ist, mit welcher Lockerheit sich aber in den kommenden Jahren die jungen Limbach kehrt zurück der „alte Hase“ Jörg Fiedler über die Plan- Fechter und Talente „immer mehr ins Spiel chen der Welt bewegt. „Jörg greift auf eine bringen“. Wie viel Erfahrung zählt und wie schwer große Erfahrung zurück. Sein Fechtstil ist es ist, als jüngerer Fechter sich konstant deutlich verbessert“, lobte Sportdirektor Res- Bei der WM in Budapest sind Joppich, Hei- in der Weltspitze zu bewähren, wurde bei sel ihn nach seinem zweiten EM-Sieg im Ein- demann und Co. sicher noch die Eckpfeiler. der EM auch im Herrensäbel sichtbar. Die zel nach 2011. „Jörg ist enorm stabil gewor- Vor zwei Jahren brachten die deutschen junge Dormagener Truppe Richard Hübers, den und gewinnt immer mehr an Routine.“ Fechter von der WM in Catania vier Medail- Benedikt Wagner, Matyas Szabo und Max Doch was kommt hinter Fiedler, der seine len mit nach Hause. Und bei Olympia 2012 Hartung kam über die Trostrunde um die Fechtleidenschaft gern bis 2016 in Rio de holten Britta Heidemann und das Herren- Ränge fünf bis acht nicht hinaus. Im Vier- Janeiro ausleben möchte? Norman Acker- florett-Team Silber und Bronze. Im Jahr eins telfinale hatte das Quartett gegen Ungarn mann hat sich mit Platz drei beim Weltcup nach London ist vieles im Umbruch, nicht verloren. „Die Leitfigur hat gefehlt“, mein- in Buenos Aires erstmals nach sechs Jahren nur in den DFB-Kadern, sondern auch in Ita- te Ressel. Ex-Weltmeister Nicolas Limbach wieder eine Top-Drei-Platzierung erkämpft. lien, Frankreich, Russland oder in den USA. hatte wegen seines Studiums auf eine EM- Inzwischen ist er 29 Jahre alt und gereift. Deshalb wird die WM in Budapest eine erste Teilnahme verzichtet. Es fehlt den jungen Bis zu den nächsten Olympischen Spielen Standortbestimmung sein und Hinweise ge- Fechtern nicht an Können, wie die Erfolge in gibt es im Degen noch viel zu tun für die ben, wie beschwerlich der Weg nach Rio de der Weltcupsaison zeigten, sondern noch an junge Garde um Falk Spautz, Steffen Launer, Janeiro werden wird. Profil. „Wenn Nicolas dabei ist, zieht er sie Stephan Reim oder Nikolaus Bodóczi. Andreas Schirmer

fechtsport magazin 04/2013 15 DAS INTERVIEW

Die Deutsche Fechterjugend auf Tour „Ich fahre nicht auf ein Turnier, um Zweiter zu werden“

Rennfahrer Sebastian Vettel und Degenfechter Nikolaus „Miki“ Bodoczi haben einiges gemeinsam: Beide sind nach eigenen Angaben „siegesgeil“, haben einen enormen Kampfgeist und waren schon mal Weltmeister. Im etwas anderen Interview plaudert Bodoczi mit der Deutschen Fechterjugend (dfj) über seinen Vornamen, Niederlagen gegen Mädchen und den Traum vom olympischen Gold. Philipp Gorray und Vassili Golod haben dem 19-jährigen Spitzenfechter des FC Offenbach exklusiv für Euch einen Besuch abgestattet.

Fechterjugend: Wie ist das so, als „Niko- Bodoczi: „Mein Vater hat selbst Degen ge- ten-Weltmeister geworden. Was ist das laus“ aufzuwachsen? fochten und meinte, dass meine Vorausset- für ein Gefühl, zu wissen, dass man der Bodoczi: (lacht) „Ja, schwierig. Vor allem in zungen für das Degenfechten wohl noch Beste ist? der Jugend, wenn die Kollegen da ein biss- besser wären, als für das Florettfechten. Ich Bodoczi: „Ehrlicherweise muss ich gestehen, chen Spaß drüber machen, aber man lernt, habe mein erstes A-Jugend-Jahr schon als dass ich das schon häufig in frühen Jahren darüber hinwegzusehen.“ Fünfter der deutschen Rangliste angefan- meiner Kindheit von mir behauptet habe. gen und mich da persönlich auch dafür ent- Das hat sich jetzt geändert. Aber Weltmeis- Familie und Freunde nennen Dich nicht schieden, Degen zu fechten. Ich denke, dass ter zu sein, das ist ein Gefühl, das man nicht „Nikolaus“, sondern „Miki“. Warum? das der richtige Weg war.“ beschreiben kann. Es hat auch zwei, drei Bodoczi: „Das ist ganz einfach: Nikolaus Wochen gedauert, bis ich wirklich realisie- heißt auf Ungarisch Miklós. Die Kurzform Hand aufs Herz: Trauerst Du dem Flo- ren konnte, was mir da gelungen ist. Dafür davon ist Miki und daher nennen mich die rettfechten eigentlich manchmal noch arbeite ich schon jahrelang, dass war ein Leute, seitdem ich klein war, eben Miki.“ hinterher? Etappenziel von mir. Mein primäres Ziel ist, Bodoczi: „Natürlich möchte man auch mal bei den Olympischen Spielen oder bei der Kaum ein Nachwuchsfechter in Deutsch- gerne Florett fechten. Wenn man die Kolle- Aktiven-WM die Goldmedaille zu holen.“ land hat so viel erreicht wie Du. Fangen gen bei einer Europa- oder Weltmeisterschaft wir mal auf nationaler Ebene an: In zwei wieder trifft, mit denen man noch selbst ge- Selbstbewusst bist Du, das merkt man. Jahren B-Jugend bist Du im Einzel viermal fochten hat, wird man schon ein bisschen Braucht man das auch? deutscher Meister geworden. Wie geht das? sentimental, aber das ist gut zu verkraften.“ Bodoczi: „Ich denke ja. Aber nicht nur im Bodoczi: „Das geht, wenn man im Florett Fechten: Wenn wir uns zum Beispiel Sebasti- und im Degen teilnimmt. Ich habe in den Was sind aus Deiner Sicht die Vorteile an Vettel bei der Formel 1 anschauen, dann ersten fünf Jahren meiner Fechterkarriere beim Degenfechten? sagt er von sich selbst auch, dass er ,sieges- angefangen, Florett zu fechten, habe da Bodoczi: „Ich weiß gar nicht, ob es so viele geil‘ ist. Das ist jetzt ein bisschen krass for- eine sehr gute Grundausbildung genossen Vorteile gibt oder nicht. Es ist einfach so, muliert, aber so muss es im Endeffekt sein. und war taktisch meiner Meinung nach dass beim Degenfechten jeder Fehler be- Ich selbst fahre auch nicht auf ein Turnier, schon sehr früh reif. Diese Reife konnte ich straft wird. Der Reiz besteht für mich darin, um Zweiter zu werden. Mein primäres Ziel ist mit zum Degenfechten nehmen. So hat es dass ich mein Gefecht von Anfang an abso- es, immer zu gewinnen. Das soll der Lohn für eben glücklicherweise für die jeweils zwei lut fehlerfrei aufbauen muss. Im Fechtsport meine Arbeit sein, die ich investiere.“ B-Jugend-Titel in den zwei Jahren gereicht. ist kein Gegner so wie der andere. Gerade Das habe ich damals schon ganz gut ge- diese ,Skrupellosigkeit‘ macht den größten Nach Deinem WM-Sieg bist Du zu den macht.“ Reiz am Degenfechten für mich aus.“ Olympischen Jugendspielen nach Singa- pur gereist. Dein Ziel war der Sieg. Und Irgendwann musstest Du Dich auf eine 2010 war international gesehen bis jetzt es lief auch ziemlich perfekt: Souveräner Waffe festlegen und bist beim Degen ge- das erfolgreichste Jahr Deiner Karriere. Finaleinzug und im letzten Gefecht 14:9 blieben. Warum? Du bist in Baku mit dem Degen Kadet- geführt. Was ist dann passiert?

16 fechtsport magazin 04/2013 ich sehr ärgerlich. Aber letztendlich habe ich doch das Turnier gewonnen. Deswegen bleibt es mir so gut in Erinnerung.“

Deine Hobbys sind unter anderem Fußball und Billard. Was begeistert Dich denn am Fechten? Bodoczi: „Am Fechten ist einfach das Be- geisternde, dass kein Gefecht so ist wie das andere. Gegen jeden Gegner muss man unterschiedlich fechten und jeder Gegner kann etwas anderes machen als in dem Gefecht davor. Man kann also nicht sagen, dass Fechten irgendwann langweilig wird. Die Abwechslung besteht wirklich jedes Mal aufs Neue. Und: Es ist noch dazu ein Kampfsport, bei dem man sich auch mal ordentlich fetzen kann. Dieser Sport deckt einfach viele Bereiche ab – und das gefällt Der Offenbacher Nikolaus Bodóczi (l.) im Gespräch mit dfj-Reporter Vassili Golod: „Ich mir sehr.“ gebe keine Gefechte auf – gleichgültig, bei welchem Trefferstand.“ Foto: Philipp Gorray Wenn man so erfolgreich ist, hat man ge- Bodoczi: Das ist einer der Momente, an den Erinnert sich jemand, der so viel erreicht wisse Stärken. Was sind Deine? man sich nicht gerne erinnert. Man muss sa- hat wie Du, eigentlich noch an sein erstes Bodoczi: Meine Stärken sind meine takti- gen, dass es in dem Gefecht von der psycho- Turnier? sche Grundausbildung, die ich von meinem logischen Seite aus nicht wirklich prickelnd Bodoczi: „Absolut! Mein erstes Turnier war Vater mit in die Wiege gelegt bekommen gelaufen ist. Mir ist so etwas vorher noch nie in Mosbach im Florett. Da haben wir sogar habe. Ich denke, dass mich außerdem mein passiert und ich konnte mit dieser Situation noch mit Mädchen gefochten, weil wir so Kampfgeist ausmacht. Ich bin nicht derje- nicht umgehen. Darüber habe ich mit mei- wenige Starter waren. Ich habe auch gegen nige, der irgendwie das Gefecht aufgibt – nem psychologischen Betreuer gesprochen, zwei Mädchen in der Vorrunde verloren. Das gleichgültig bei welchem Trefferstand. Da mit dem ich seit Anfang des Jahres zusam- habe ich nicht verkraften können, das fand kommen ein paar Sachen zusammen, die menarbeite. Es ist schwierig gewesen, diese mich letztendlich so erfolgreich machen.“ Niederlage zu verkraften. 14:9 – ich glaube, da denkt jeder: Double und fertig, aber so In welchem Bereich siehst Du denn noch einfach ist das in Wahrheit gar nicht, da Schwächen? mein Gegner auch nicht gerade der Schlech- Bodoczi: „Vielleicht, dass ich ein bisschen teste war. So ist das gelaufen, aber mein Ziel an meinem Temperament arbeite. Oft will ist es, wenn ich im olympischen Finale 14:9 ich zu viel und bin zu hitzig. Das sollte ich führe, es nicht mehr herzugeben.“ noch in den Griff kriegen.“

Nach dieser bitteren Niederlage hast Du Mittlerweile gehört es bei uns zum Ritual, gesagt: „Das passiert mir nie wieder.“ In dass wir am Ende unseres Interviews ein diesem Jahr hast Du Bronze bei der Juni- paar Sätze beginnen, die unser Gesprächs- oren-EM in Budapest geholt. Wollen wir partner beenden darf: Nikolausmützen über das Halbfinale reden? Die Interview- finde ich ... Bodoczi: „Es ist doch wieder passiert. Trau- serie der dfj Bodoczi: „... natürlich sehr schön zur Weih- rig, aber wahr. Dieses Mal war es aus meiner nachtszeit.“ Sicht ein anderes Gefecht als in Singapur. Ich Für die nächste Ausgabe des fechtsport- habe einen Plan gehabt, auf den ich mich Magazins reisen Philipp Gorray und Vassili Wenn ich das nächste Mal 14:9 führe ... zu sehr versteift habe. Deswegen konnte ich Golod in die Fechthochburg Tauberbischofs- Bodoczi: „... lasse ich es krachen und drücke andere Faktoren nicht mehr so gut wahrneh- heim. Der Gesprächspartner wird diesmal aus- dem Gegner noch einen rein.“ men. So hat es am Ende leider nicht mehr nahmsweise noch nicht vorab verraten – Ihr gereicht. Gut war, dass ich es nicht mehr so dürft also gespannt sein. Alle dfj-Interviews 2016 ... und noch vieles mehr findet Ihr gemacht habe wie in Singapur – das nehme Bodoczi: „... ist das Ziel natürlich die Teil- im Youtube-Channel und auf ich jetzt mal als positiven Aspekt raus. Ich der Facebook-Seite der Deut- nahme an den Olympischen Spielen und die denke, dass das diesmal vielleicht wirklich schen Fechterjugend. Goldmedaille. Ob das dann hinhaut, werden das letzte Mal war, dass mir das passiert ist.“ wir sehen, aber so soll es sein.“

fechtsport magazin 04/2013 17 U23-EM in Torun

Hat allen Grund zum Lachen: Der EM-Dritte Constantin Böhm mit Junioren-Bundestrainer Mario Böttcher

Deutsche Fecht-Talente treffsicher

Das Fazit des Deutschen Fechter-Bundes (DFB) zur U23-Europameisterschaft im polnischen Torun fällt positiv aus. „Vier Einzelmedaillen, dazu zwei in den Mannschaftsentscheidungen. Wir sind zufrieden aus Torun zurückgekommen”, erklärte DFB-Delegationsleiter Manfred Kaspar.

ei der U23-EM gab es einige Ge- „Eine prima Leistung der Jungs“, beschei- die entscheidenden Treffer gesetzt. Ich bin winner unter den DFB-Startern. nigt Junioren-Bundestrainer Dan Costache dennoch insgesamt sehr zufrieden“, meinte Die deutschen Säbelfechter Ma- seinem Säbel-Team. „Sie hatten ohne Zwei- Costache. ximilian Kindler (Eislingen), Fre- fel den schwereren Lauf, haben gleich zwei Bderik Koch, Sebastian und Robin Schrödter Titelaspiranten aus dem Rennen geworfen. Selbstbewusst präsentierte sich in Torun (alle Dormagen) wurden ihrer Favoritenrolle Sie wollten Gold und haben Gold erkämpft.“ auch die Bonnerin Franziska Schmitz. Gleich mehr als gerecht, sicherten sich im Team- reihenweise eliminierte sie auf dem Weg in Finale verdient Gold vor Russland. Im Einzel Im Einzel schlug sich Sebastian Schrödter bis das Finale die Topfavoritinnen und wurde hatte der Dormagener Sebastian Schrödter zum Gold-Duell bravourös. „Er hat bis zum erst im letzten Gefecht des Tages von Marta zuvor Silber hinter Gabriele Foschini (Italien) Finale souverän agiert. Nur der Italiener hat Lyczbinska (Polen) gestoppt. Zu Recht durf- erkämpft. sich schnell auf ihn einstellen können, damit te sich sie sich über Silber im Damenflorett

18 fechtsport magazin 04/2013 Sie wollten „Eine prima Leistung der Jungs. Gold und haben Gold erkämpft.“ Säbel-Team Junioren-Bundestrainer Dan Costache über sein

EM-Dritter im Gesamtklassement. Der Ita- liener Fabrizio Citro, der sich anschließend den Titel holte, verhinderte durch seinen 15:10-Sieg gegen den Heidenheimer dessen Einzug in das Finale. „Er hat mit viel Mut, Konzentration und Selbstbewusstsein sei- ne Gefechte gewonnen. Auf Bronze kann er stolz sein“, lobte Junioren-Bundestrainer Mario Böttcher.

Im Damendegen konnte Maria Hugas Mal- lorqui (Heidelberg/Rohrbach) mit Rang drei in der Endabrechnung ein weiteres Mal in dieser Saison überzeugen. Die Heidelber- gerin unterlag erst im Halbfinale der Estin Nelli Paju 13:15 und lieferte bis dahin ein fehlerfreies Turnier ab. „Die Medaille war hochverdient. Nicht umsonst kam sie bereits in der A-Mannschaft zum Einsatz“, meinte Manfred Kaspar.

Bleiben noch die Florettherren: Während sie im Einzel eine Medaille verpassten, lie- ßen sie sich diese mit der Mannschaft nicht nehmen. André Sanita, Matthias Maxem, Frederik Fark (alle Bonn) und Markus Hart- mann (Tauberbischofsheim) hatten sich nach den verpassten Chancen im Einzel ei- niges vorgenommen. Im Halbfinale konnten die Schützlinge von Artur Wojtyczka endlich einmal unter Beweis stellen, dass auch ein Topfavorit zu schlagen ist. Mit 45:41 setzte sich das Quartett gegen die Titelaspiranten aus Italien durch. Zwar siegten die an Num- mer eins gesetzten Russen im Gold-Duell ge- gen das junge Team, dennoch freute sich die deutsche Mannschaft ungemein über Silber. „Taktisch klug und mannschaftlich geschlos- Silber für Sebastian Schrödter mit dem Säbel und Bronze für das Damendegen-Talent sen, das waren die wichtigen und entschei- Maria Hugas Mallorqui denden Tugenden für diese Silbermedaille“, resümierte Artur Wojtyczka. freuen. „Eine klasse Leistung von Franzis- in die Finalrunde. Erst im Viertelfinale wur- „Ohne diese U23-EM überzubewerten, tat ka“, befand Junioren-Bundestrainer Lajos de sie von der Ungarin Fruzsina Golya mit der Erfolg sicher den Fechtern gut. Alle Somodi. „Mit diesem Medaillengewinn hat 15:11 geschlagen. „Ein fast sensationelles Disziplinen waren am Medaillenerfolg be- sie gezeigt, dass sie vorne mitfechten kann. Ergebnis. Sie hat ihrer starken Saison ein teiligt und alle Teams haben die Halbfinals Das kann gerne so weitergehen.“ Zu den weiteres Mosaiksteinchen hinzugefügt. In erreicht“, zog Delegationschef Kaspar eine Gewinnern der U23-EM zählte ebenso Kim der Zukunft werden wir sicher einiges von positive Bilanz. „Fechten braucht einen lan- Kirschen, obwohl sie keine Medaille gewin- ihr erwarten dürfen“, prophezeite Somodi. gen Atem. Torun bestätigte, wie sinnvoll nen konnte. Die kesse Berlinerin zeigte ge- und notwendig ein kontinuierliches Weiter- gen die bis zu sechs Jahre ältere Konkurrenz Auch die deutschen Degenfechter durften arbeiten ist.“ keinen Respekt, marschierte zielgerichtet bis Edelmetall feiern. Constantin Böhm wurde Olaf Wolf

fechtsport magazin 04/2013 19 HISTORIE

150 Jahre FC Offenbach Die Modernisierer vom Main

Der FC Offenbach hat wie kaum ein anderer Verein in Deutschland die Entwicklung des Fechtens zu einem modernen, organisierten Sport mitgeprägt. Am 25. August feiert der 1863 gegründete Club sein 150-jähriges Bestehen mit einer Akademischen Feier.

ndere Vereine mögen sportlich erfolgreicher gewesen sein, doch kein anderer hat den Wandel des Fechtens hierzu- landeA von dem zweckgebundenen Kampf der Ritter, Soldaten oder der Studenten zu einem modernen Sport so stark mitgestaltet wie der FC Offenbach. Schon bei der Grün- dung vor 150 Jahren spielte er eine Vorrei- terrolle. Nach dem ein Jahr zuvor entstande- nen Fechtclub Hannover von 1862 genießt der FCO das Privileg, der zweitälteste Fecht- verein in Deutschland zu sein.

Groß ist der Anteil, den führende Mitglie- der des FC Offenbach beim Aufbau des or- ganisierten Sportfechtens in Deutschland hatten. So haben der Gründungsvorsitzen- de Carl Stroh und der legendäre Fechtmeis- ter Karl Adam Trub bei der Bildung des Gauverbandes mittelrheinischer Fechtclubs im Jahr 1880 mitgewirkt. Der Zusammen- schluss der Vereine aus Offenbach, Frank- furt, Mainz und Wiesbaden ist der Vorläu- fer des Deutschen Fechter-Bundes (DFB), Jakob Erckrath de Bary (Dritter von rechts) mit Fechtern des FC Offenbach dessen Entstehung und Etablierung ohne Foto: Archiv Lichtenfels Jakob Erckrath de Bary nicht denkbar ge- wesen wäre. wig Haß die ersten deutschen Meisterinnen Arturo Gazzera hat die romanische Schule vom FC Offenbach kamen, sagt auch viel praktisch eingeführt. Die Reform ist aber Der große Reformer brachte den DFB als aus über den Reformgeist, der im Club zu das Werk von Jakob Erckrath de Bary, der erster Präsident auf den Weg zu einem Hause ist. 1892 bis 1896 und von 1909 bis 1921 an stabilen Bund und gehörte zu den Mit- der Spitze des FC Offenbach stand. Als er begründern des Fecht-Weltverbandes FIE. Die Italiener kommen 1890 von einem zweijährigen Aufenthalt in Nicht nur das: Der langjährige Vorsitzen- Italien zurückkehrt, hat er eine neue Idee de des FC Offenbach hat der italienischen Als der große Fechtmeister Trub 1896 stirbt vom Fechten im Gepäck mitgebracht, die er Fechtschule und ihren Maestri Tür und Tor und nach einer nur zweijährigen Amtszeit erst in seiner Stadt und dann in Deutsch- in Deutschland geöffnet und mit dieser Re- sein Nachfolger Andreas Henkel einer heim- land durchsetzen will. volution das sportliche Fundament für den tückischen Krankheit erliegt, schlägt Jakob Aufstieg zu einer der weltbesten Fecht-Na- Erckrath die Verpflichtung des italienischen Der Wandel des deutschen Fechtens voll- tionen geschaffen. Fechtmeisters Arturo Gazzera vor. Sein En- zieht sich vor der Jahrhundertwende nicht gagement Gazzeras zahlt sich schnell aus. ohne Widerstände, Vorurteile und Ressenti- Dass Arturo Gazzera, der erste italienische Dank seines Wirkens tritt die italienische ments. Da brauchte es schon eines Mannes Fecht-Meister in einem deutschen Club, dem Schule ihren Siegeszug in Deutschland an, wie Jakob Erckrath, der seine Vorstellung Damenfechten zum Durchbruch verhalf und gehört das starre Mensurfechten bald der von einem modernen Fechten und einer in Stefanie Stern, Helene Mayer und Hed- Vergangenheit an. organisatorischen Einheit dieses Sports in

20 fechtsport magazin 04/2013 Deutschland mit Tat- und Überzeugungs- 1923 gewinnt Stefanie Stern bei der Pre- kraft sowie Weitsicht verwirklicht. „Jakob miere der deutschen Meisterschaft im Da- Erckrath gehört zu denjenigen hervorra- menflorett in Dresden und kann den Erfolg genden Fechtern, die eine große Liebe zur ein Jahr später wiederholen. In Mannheim Fechtkunst mit einer nachahmenswerten dokumentiert sich die Überlegenheit der Of- Energie und einem unermüdlichen Streben fenbacher Damen deutlich: Auf Platz zwei, nach Vervollkommnung verbinden“, schreibt drei und vier folgen Helene Mayer, Liesel sein Weggefährte Matthias Keil. und Madeleine Hartmann. Stefanie Stern kann 1925 bei den nationalen Titelkämp- 1911 initiiert er die Gründung des Deut- fen in Köln noch einmal Zweite werden. In schen Fechter-Bundes, wird dessen erster Philadelphia gewinnt sie 1927 die amerika- Präsident und bleibt bis 1925 im Amt. Am nische Meisterschaft, während in der Hei- 29. November 1913 gehört er im Automo- mat nun Helene Mayer endgültig die neue bile Club am Place de la Concorde in Paris Florett-Regentin ist. ebenfalls zu den Gründervätern der Fédéra- tion Internationale d’Escrime (FIE). Auch bei den ersten Versuchen der Frauen mit dem Degen gehen die Fechterinnen vom Erckrath ist aber auch ein exzellenter Fechter. Main voran. 1926 gibt es im Rahmen der Bei den Olympischen Zwischenspielen 1906 deutschen Meisterschaften in Erfurt auch in Athen gehören er und sein Vereinskame- eine Damendegen-Konkurrenz: Als Siegerin rad August Petri zur deutschen Säbelmann- geht Liesel Hartmann. schaft, die Gold gewinnt. Es ist der erste gro- ße internationale Erfolg des FC Offenbach, Die blonde Hee dem in den folgenden Jahren eine große Zahl Maestro Arturo Gazzera führt die italieni- von weiteren auf nationaler und internatio- sche Fechtschule beim FC Offenbach ein Mitte der 1920er-Jahre beginnt die Ära von naler Ebene folgen. So gewinnt Julius Lich- Foto: Archiv FC Offenbach Helene Mayer, die von 1925 bis 1930 unun- tenfels bei den Bundesmeisterschaften 1913 terbrochen deutsche Meisterin wird. Den in- mit dem Florett und 1914 im Säbel die Titel. Anna Klauer vorführte, war das noch ein ternationalen Durchbruch schafft die „blon- Dann jedoch legt der Erste Weltkrieg auch Kuriosum. Doch dabei beließ er es nicht. Im de Hee“ beim Hutton-Memorial-Cup1927 in das Fechtgeschehen für fünf Jahre lahm. privaten Zirkel bildete er auch später aufge- London, wo die 16-jährige Florettfechterin schlossene junge Offenbacherinnen in der alle Konkurrentinnen besiegt. Zum Weltstar Die Damen kommen Kunst des Fechtens aus. wird die Halbjüdin ein Jahr später durch ih- ren Olympiasieg in . Der Triumph Der Neubeginn ist mühsam, es fehlt zu- Als die Damenabteilung schließlich aufge- ist eine Sensation, versetzt Deutschland in nächst an geeigneten Räumlichkeiten für baut wird, zahlt sich Gazzeras Pionierarbeit Begeisterung und macht Helene Mayer zu das Training. Außerdem ist die finanzielle mit seinen Privatschülerinnen schnell aus. einer der populärsten Sportlerinnen des Situation angesichts der galoppierenden In- Landes. 1929 und 1931 wird sie Europa- flation prekär. 1923 beträgt der monatliche meisterin, eilt von Sieg zu Sieg – bis zu den Mitgliedsbeitrag 50.000 Mark. Olympischen Spielen 1932 in Los Angeles. Dort wird sie nur Fünfte und Zielscheibe von Ungeachtet des Zahlenwahnsinns treten die Kritik und Häme. Fechter des Clubs auch wieder auf die inter- nationale Bühne. Die erste Begegnung mit Das Leben im Scheinwerferlicht und die Zu- Ausländern gibt es mit den Niederländern, neigung der deutschen Öffentlichkeit enden die einer Einladung zu einem Turnier folgen. mit der Weimarer Republik. Die Machtüber- Die Offenbacher schicken Stefanie Stern, nahme Adolf Hitlers 1933 wird für die Halb- Erckrath de Bary, Hans Halberstadt, Julius jüdin Helene Mayer zu einer schicksalhaften Lichtenfels, Georg Stöhr und Hans Thomson Wende. Nur auf Druck der Weltöffentlichkeit in die Gefechte. erhält sie eine Einladung zum Start bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin und ge- Irritiert müssen Männer zur Kenntnis neh- winnt Silber. Ein Jahr später wird sie noch men, dass nun auch Frauen die Fechtwaffen mal Weltmeisterin in Paris, was in Deutsch- in die Hand nehmen, und das mit Erfolg. land fast totgeschwiegen wird. Helene May- Krieg, Revolution, gewandelte Mode und ein er kehrt in die USA zurück, wo es sie einst als neuer Zeitgeist haben alte gesellschaftliche Studentin hinzog, bis Anfang der 1950er- Normen ins Wanken gebracht. Als Gazzera Eine der großen deutschen Fechterinnen: Jahre bleibt. Am 15. Oktober 1953 stirbt sie 1901 den Schaukampf mit seiner Schülerin Helen Mayer Foto: Archiv FC Offenbach in Heidelberg im Alter von nur 42 Jahren.

fechtsport magazin 04/2013 21 HISTORIE

nelia Hanisch 1979, 1981 und 1985 zu drei Weltmeistertiteln sowie zum olympi- schen Silbergewinn 1984 im Einzel und zu Gold mit der Mannschaft. In Los Angeles gehört auch Christiane Weber zum Team, eine weitere Fechterin vom FC Offenbach.

Das Ende der Ära / Horst-Christian Tell ist der Anfang einer neuen Zeitrechnung für den FC Offen- bach. In der Offenbacher Paradedisziplin Damenflorett ist die Perspektive nicht rosig, da an der Tauber eine außerge- wöhnliche Generation um Hans Hubert, Präsident des FC Offenbach Waldemar Krug folgt Hubert im Präsi- auf den Planchen der Welt von Erfolg zu von 1987 bis 2005 dentenamt des FCO Erfolg eilt. Aber wie so oft am Main gibt es einen vorausschauenden Menschen wie einst Jakob Erkrath de Bary, der nicht an der Tradition auf Biegen und Brechen festhält, sondern etwas Neues wagt: Ste- fan Haukler. Der Rumäne wird als Chef- trainer der Nachfolger von Tell.

Schnell erkennt Haukler die Aufstiegs- chance, die sich im Damendegen eröffnet und leistet Überzeugungsarbeit, sich auf das Abenteuer und die sportliche Reise ins Ungewisse einzulassen. Der Wagemut zahlt sich aus – bis heute. Eva-Maria Itt- ner und Katja Nass leisten Pionierarbeit und sind auf nationaler wie internationa- ler Ebene mit Medaillengewinnen erfolg- reich. Ittner wird 1991 und Nass 1994 Vizeweltmeisterin.

Nach dem Rückzug von Haukler im Jahr 2003 wird Miklos Bodóczi neuer Cheftrai- Die FCO-Fechterinnen der Zukunft: Nadine Stahlberg, Abigail Stech, Florina Plachta und ner und ein Garant für Kontinuität und Er- Benita Marx (v. l. n. r.) Foto: Georg folg. Dank exzellenter Nachwuchsarbeit! 2010 wird Nikolaus Bodóczi Kadetten- Weltmeister und 2013 gewann Nadine Auch nach dem Zweiten Weltkrieg sind es vor immer größer. Um den Anschluss nicht zu Stahlberg den Titel bei der Kadetten-EM. allem die Florettdamen des FC Offenbach, verlieren, beschließen der FC Offenbach, Und im Jubiläumsjahr sorgte die Damen- die das Ansehen des Vereins mehren: Hed- der TV Offenbach und der TSG Bürgel, sich degen-Mannschaft des FCO für einen wig Haß, Trude Jacob und Helmi Höhle seien vom 1. Januar 1972 an zur „Offenbacher weiteren Grund, ordentlich zu feiern: Sie genannt. Dass es mit dem FCO schnell wie- Fechterschaft“ zu vereinen. Der Zusammen- schafften den ersten Gewinn der deut- der aufwärts geht, dafür sorgt auch Meister schluss hat 15 Jahre Bestand, bis 1987 der scher Meisterschaft seit 2000. August Heim, nach dem die vereinseigene Traditionsname FC Offenbach wieder Gül- Fechthalle an der Senefelder Straße in Offen- tigkeit hat. Präsident wird Hans Hubert, Von Helene Mayer über Helmi Höhle, Cor- bach benannt wurde. Das Fechtzentrum wur- der bis 2005 dieses Amt innehat. Ihm folgt nelia Hanisch, oder Eva-Maria Ittner kann de am 17. Dezember 1983 eingeweiht und ist Waldemar Krug ins Spitzenamt. der FC Offenbach auf viele erfolgreiche bis heute Zentrum und Herz des Clublebens. Fechter und viele Erfolge in der 150-jäh- Mit dem Anfang der Fechterschaft ging rigen Geschichte zurückblicken. „Darauf Offenbacher Fechterschaft auch die Zeit von August Heim zu Ende. ist dieser bis heute lebendig gebliebene Als Nachfolger wird der Pole Horst-Chris- Verein sehr stolz“, sagt Präsident Walde- Der nationale und internationale Kon- tian Tell geholt, der in Personalunion zum mar Krug. kurrenzkampf wird in den 1970er-Jahren Bundestrainer bestellt wird. Er führt Cor- Andreas Schirmer

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060613_ETHEN_13002_Fechtsportmagazin_210x297.indd 1 06.06.13 14:39 HISTORIE

Gerichtliche Zweikämpfe gab es auch zwischen Mann und Frau. Um den Kraftunterschied zwischen den Geschlechtern auszuglei- chen, stand der Mann bis zur Hüfte in einer Grube (Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel) Ernstes Fechten – der Zweikampf Von Ulrich Schülke

In der Handschrift 3227a des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg hat der Pfaffe Hanko Döbringer im Jahr 1389 die Fechtlehre des Meisters Johann Liechtenauer zusammengefasst. In der Vorrede wird zwischen Schulvechten und ernstem fechten unterschieden.

as Schulfechten ist den Fecht- Zweikämpfe, etwa bei Ehrenhändeln. Bei Die Herausforderung zum Zweikampf schulen zuzuordnen, die schon Freien und Edlen blieb – wie Jacob Grimm heißt der „kämpfliche Gruß“, der darin damals bekannt waren und in seinen „Deutschen Rechtsaltertümern“ besteht, dass der Herausforderer den Geg- die in den folgenden zweiein- sagt – der Kampf überall in Gebrauch, und ner vorn am Halsausschnitt seines Rockes halbD Jahrhunderten vor allem in Reichs- und sie taten gut daran, sich auf derartige Her- fasst ... Der Kämpfer kann Lederzeug und Residenzstädten zur Blüte kamen; man kann ausforderungen vorzubereiten. Leinzeug anziehen, soviel er will. Haupt sie durchaus mit den heutigen Sportveran- und Füße sind vorne entblößt. An den staltungen vergleichen. Doch was ist ernstes Im „Sachsenspiegel“, einer deutschsprachi- Händen darf er nur dünne Handschuhe fechten? gen Rechtssammlung aus dem ersten Drittel anhaben. Über das Kleid muss er einen des 13. Jahrhunderts, sind die Rituale des Rock ohne Ärmel ziehen. An Waffen sind Bis ins 16. Jahrhundert hinein galt im Reich gerichtlichen Zweikampfs genau beschrie- ihm erlaubt: ein bloßes Schwert in der der Zweikampf mit blanken Waffen – im ben. Das Insel-Taschenbuch 218 („Der Sach- Hand, ein oder zwei weitere am Gürtel sogenannten Gottesgericht – als Mittel der senspiegel“ von Walter Koschorrek, 1976) und ein runder Schild aus Holz oder Leder, Rechtsfindung, sei es als Zeugnis, sei es als erläutert und kommentiert den „Sachsen- nach Belieben auch mit einem eisernen Urteil. Daneben gab es außergerichtliche spiegel”, und dort steht: Buckel versehen.

24 fechtsport magazin 04/2013 deutsch Kempfen) als Stellvertreter kämp- Ein Zweikampf zwischen einem Ostgo- fen dürfen, mit dem bezeichnenden Zusatz: ten und einem Westgoten wird im „Hilde- si eum invenire potuerit – sofern man einen brandslied” geschildert, einer frühen alt- findet. Der tödliche Ausgang eines solchen hochdeutschen Dichtung, in der auch das Zweikampfs ist nicht zwingend, wird aber Wort fechten (in der damaligen Form fehta) in Kauf genommen. Kulturgeschichtlich be- erstmals erscheint. sonders interessant ist, dass schon in der „Lex Frisionum“ der Griff nach dem Kragen Das „Hildebrandslied” geht auf Ereignisse des Gegners (tenens eum per oram sagi sui, des ausgehenden fünften Jahrhunderts zu- wie es im Vulgärlatein der damaligen Zeit rück und schildert einen Zweikampf zwischen heißt), der sogenannte kämpfliche Gruß, das Vater und Sohn. Der Sohn hat in den Wirren Geschehen einleitet. Es kann kein Zweifel be- der Völkerwanderungszeit seinen Vater nie stehen, dass unsere Redensart Es geht ihm gesehen, weil die Familie auseinandergeris- an den Kragen auf dieses Ritual zurückgeht. sen worden ist, aber der Vater weiß, dass sein Sohn sein Gegner ist. Er versucht, den Kampf Die Rechtshistoriker – eine gute Übersicht zu vermeiden, aber die Beleidigung, als alter bietet das Stichwort Zweikampf im „Hand- Hun bezeichnet zu werden, kann er nicht auf wörterbuch zur deutschen Rechtsgeschich- sich sitzen lassen – der tragische Konflikt hat te“ – sind sich einig, dass die Ursprünge schon die Zeitgenossen beschäftigt. Hilde- dieses Zweikampfrituals in einer sehr fernen brand lebt in den späteren Heldenliedern Vergangenheit liegen. Das Ganze beruht auf fort: als Waffenmeister Dietrichs von Bern er- dem Glauben, dass der Unschuldige oder scheint er zum Beispiel in dem um das Jahr Gerechte in der Probe, die er zu bestehen 1200 entstandenen „Nibelungenlied”. hatte, von Gott als dem Hüter des Rechts geschützt werde. Es ist eine Vorstellung, die Von einem Stellvertreterkampf wird im „Ro- weltweit beobachtet wird, auch den Germa- landslied des Pfaffen Konrad“ berichtet, ei- nen bekannt war und von den dann chris- ner frühmittelhochdeutschen Dichtung des tianisierten Stämmen einfach übernommen 12. Jahrhunderts nach französischen Vorla- Der runde Schild: Das erinnert an die „ars di- wurde, bis sie von Kaiser Maximilian (1493– gen: Das Geschehen spielt im ausgehenden micatoria“, die um 1300 im Raum Würzburg 1519) als unchristlich verboten wurde: der achten Jahrhundert zur Zeit Karls des Gro- entstanden ist und sich heute in England letzte gerichtliche Zweikampf wurde im Jahr ßen. Ein ungetreuer Gefolgsmann, Genelun, befindet. Die Illustrationen sind in fecht- 1523 ausgefochten. fordert den Kaiser zum Zweikampf. Sein sport 1/2009 vorgestellt worden, ihre Stellvertreter ist Binabel (Vers 8785), und Technik – mit dem Rundschild – in fecht- Das früheste Zeugnis unseres Kulturkreises gegen ihn will niemand als Stellvertreter des sport 1/2013: offensichtlich die Vorberei- bietet Velleius Paterculus, ein römischer Kaisers antreten: tung auf einen gerichtlichen Zweikampf. Historiker des ersten nachchristlichen Jahr- Di fursten geswicten lange. hunderts (II, 118). Er berichtet zur Vorge- Von Manne zu manne Auch in den germanischen Volksrechten schichte zur Schlacht im Teutoburger Wald sach der kaiser hin und her des ersten nachchristlichen Jahrtausends (im Jahr 9 n. Chr.), dass Quintilius Varus (Vers 8807 – 8809), lässt sich diese Art des Gottesurteils nach- als Gerichtsherr – und nicht als Feldherr – bis sich ein junger Mann, Tierrich, meldet weisen. Der Zweikampf konnte zum Bei- ins Gebiet der Cherusker zog, weil Arminius (Vers 8821). In über 70 Verszeilen (8909– spiel bei Verfahren um Tötungsdelikte, ihm vorgegaukelt hatte, die germanischen 8983) wird der Zweikampf beschrieben, den Vergewaltigung oder Brandstiftung eine Stämme seien unter sich zerstritten und Tierrich, entgegen aller Erwartung, siegreich Rolle spielen: erstmals erscheint er in den sehnten sich nach dem Schutzmantel des besteht: wie beim Gottesurteil zu erwarten, „leges Burgundiorum“ (Tit. VIII, 2; Ende des römischen Rechts. Dann könne auch ihre natürlich nur mit Gottes Beistand. 5. Jahrhunderts), danach in den langobar- Gewohnheit, im Rechtsstreit die Waffen dischen „leges Rothari“ (um 643) und in entscheiden zu lassen (solita armis discer- Auch Spätere haben das dramatische Ge- den „leges Bajuvariorum“ (um 700), und in ni), begrenzt werden. schehen der Zweikämpfe literarisch gestal- all diesen Texten ausdrücklich unter dem tet. Es sei nur erinnert an Heinrich von Kleist Begriff dei iudicium – das heißt nichts an- Es ist erwähnt, dass es auch außergerichtli- (1777–1811) und seine „Geschichte eines deres als: Gottes Urteil. che Zweikämpfe gab. Jacob Grimm berichtet merkwürdigen Zweikampfs“ in den Berliner in seinen „Deutschen Rechtsaltertümern“, Abendblättern und seine viel umfangrei- In der in der Regierungszeit Karls des Großen dass durch solche Zweikämpfe sogar Feldzü- chere Novelle „Der Zweikampf“. Beide Male – um das Jahr 800 – niedergeschriebenen ge entschieden worden sind, beispielsweise geht es um die Verteidigung der Ehre einer „Lex Frisionum“ erscheint es als certamen zwischen Vandalen und Alemannen, zwi- Frau, und die Verwicklungen in der längeren (Wettkampf, XIIII, §§ 5ff.), und dort steht schen Sachsen und Slawen, zwischen Dänen Novelle gäben ein gutes Drehbuch für einen auch, dass Berufsfechter (campiones, zu und Slawen. „Tatort“ im Fernsehen her.

fechtsport magazin 04/2013 25 Deutschlandpokal-Finale HANAU

Der Deutschlandpokal fasziniert seit drei Jahrzehnten – auch mit packenden Zweikämpfen Fotos: Steffen Eigler

F aszination seit 30 Jahren

Der Deutschlandpokal ist zum Evergreen des Deutschen Fechter-Bundes (DFB) geworden und aus dem Terminkalender nicht mehr wegzudenken. Seit 30 Jahren besteht dieser große Breitensport-Wettbewerb. Das Finale 2013 wurde in Hanau ausgetragen.

ubiläen sind ein Grund zum Feiern. bedeutet. Aber ein Leistungssport für jeder- Und am 15. Juni gab es zwei Grün- mann, für jedes Alter, für ein ganzes Leben“, de dafür: Die 30. Austragung des relativierte Güse damals. Deutschlandpokal-Finales und das 100-jährige Bestehen der Fechtabteilung Was er meinte: Im Zweikampf auf der Jder Turngemeinschaft Hanau. Der Deutsch- Planche, im Duell Frau gegen Frau und landpokal war 1983 auf Initiative des da- Mann gegen Mann, geht um Sieg und maligen DFB-Präsidenten Klaus Dieter Güse Niederlage. Da gilt das Leistungsprinzip, aus der Taufe gehoben worden und traf da kommt man ohne das Zählen von Tref- zunächst auf viel Skepsis. Kann es in einer fern nicht aus. Doch mit der Schaffung des Individualsportart wie Fechten einen Brei- Mannschafts-Wettbewerbs Deutschlandpo- tensport-Wettbewerb geben? „Nein, Fechten kal stärkt man die Gemeinschaft in den Ver- ist wohl kein Breitensport, was immer das einen und ein gutes Miteinander unter den

Überschwängliche Freude 26 fechtsport magazin 04/2013 „Der Deutschlandpokal will Freude und d ist aus dem Spaß am Fechtsport fördern un terminkalender nicht mehr wegzudenken.

Impressionen von einem spannenden Deutschlandpokal-Finale Fotos: Steffen Eigler

Clubs in der Region und darüber hinaus. Spannend wurde es nach den Platzierungsge- und gewann den Damendegen-Endkampf. Nach drei Jahrzehnten kann man deshalb fechten, als zeitgleich in allen Waffen die Fi- Im Herrendegen ging der Sieg an die Fechter feststellen: Der Deutschlandpokal ist eine nalbegegnungen begannen. Dabei konnten der TSF Ditzingen und im Herrensäbel setzte anerkannte Institution im nationalen Fecht- sowohl im Damenflorett der PSV Stuttgart sich der FR Nürnberg durch. Erfreulich aus sport geworden – und die 30. Austragung als auch im Herrenflorett der TB Burgstein- hessischer Sicht war, dass sich die Säbelfech- mit dem Höhepunkt des Finales in Hanau furt den Vorjahreserfolg wiederholen. Auch terinnen des TV Alsfeld Platz eins erfochten. stellte dies einmal mehr unter Beweis. der FC Leipzig hatte erneut die Nase vorn Nora Erler

Ein Jahr nach dem 175-jährigen Jubiläum des Gesamtvereins mit zahlreichen Veranstaltun- gen konnte die Fechtabteilung der TG Hanau En Garde! mit dem Deutschlandpokal-Finale ein sport- liches Highlight in der Goldschmiedestadt Der Deutschlandpokal präsentieren. Das Organisationsteam um Abteilungsleiterin Sieglinde Kobberger und die stellvertretende Vizepräsidentin Sport der er Deutschlandpokal ist die größte fechtsportliche Veranstaltung in Deutsch- Turngemeinde, Nadine Rüth, arbeitete wo- land mit jährlich über 400 teilnehmenden Mannschaften und mehr als 1500 chenlang intensiv an der Vorbereitung des D Fechtern auf den Planchen quer durch Deutschland. Erstmals ausgefochten Turniers, um einen reibungslosen Ablauf zu wurde der Pokal 1983/84. Die Finalbegegnungen – damals nur im Florett – fanden in ermöglichen. Für den DFB eröffnete Joachim Bonn statt. Inzwischen wird in allen sechs Disziplinen gekämpft. Es gibt keine Alters- Rieg die Veranstaltung und konnte unter klassen, allerdings dürfen die Fechter nicht jünger als 13 Jahre alt sein. Rollstuhlfech- anderen den Oberbürgermeister der Stadt, ter sind ebenfalls als Teilnehmer willkommen. Claus Kaminsky, und den Präsidenten der Turngemeinde, Rüdiger Arlt, begrüßen. Der Deutschlandpokal will die Freude und den Spaß am Fechtsport fördern und betont durch das gemeinsame Erfolgserlebnis die Gemeinschaft der Sportler und Vereine. Auch in der Saison 2012/13 war die Teil- Fechter, die den deutschen A-/B-/C- und CÜ-Kadern angehören oder in den letzten nehmerresonanz enorm. Rund 350 Teams drei Jahren angehört haben, dürfen ebenso wenig teilnehmen wie die Vereine, deren gingen beim Deutschlandpokal an den jeweiligen Aktiven-Mannschaften in den letzten drei Jahren bei den offiziellen deut- Start. Und die besten 48 Mannschaften schen Mannschaftsmeisterschaften die Plätze eins bis drei belegt haben. Da ein Club kämpfen in Hanau mit Degen, Florett und nicht nur aus Leistungsfechtern besteht, wäre diese Regelung zu überdenken. Säbel, um die Jubiläumssieger zu küren.

fechtsport magazin 04/2013 27 Fecht-Tipps (Teil 8) Jeder C-Trainer kennt das: Beim Training mit Kindern und Erwachsenen trifft er immer wieder auf Probleme und Fragen, die er alleine nicht lösen kann. Und die wenigsten haben einen erfahrenen Fecht-Meister in der Halle an ihrer Seite, der schnell helfen könnte. Die Fecht-Tipps-Serie möchte diese Lücke schließen und Fragen des Trainingsalltags beantworten.

Warum hüpfen einige Fechter immer, und ich soll richtige Schritte machen? Richtige Schritte sind beim Fechten schnell und kraftvoll. Mit diesen Schritten kann ein Fechter die Mensur besser halten und sich dem Gegner überraschend nähern. Wenn du diese richtigen Schritte schon beherrschst, kannst du anfangen, das Hüpfen oder Tänzeln zu üben, da es als Vorbereitungsaktion nicht schlecht ist. Aber erst, wenn man bereits eine gute Beinarbeit hat.

Wie kann ich trainieren, dass mein Ausfall so lange dauert, dass die Waffe erst trifft und dann der Fuß auf dem Boden aufkommt? 1) Du musst deine Bewegung mit der Waffe beginnen, 2) Dazu einen weichen, aber energischen Abstoß üben, sodass du zum Beispiel während der Flugphase bis drei zählen kannst. Dr. Boris Touretski ist Diplom-Trainer 3) Und sehr wichtig ist, dass deine Ausfallbewegung nicht nach oben, sondern nach vorne und Sportpsychologe und seit über 50 Jahren beim Fechten. Seit mehr geht. als 10 Jahren führt er die C-Trainer- Ausbildung in Niedersachsen durch. Katharina Kroggel ist 1. Vorsitzende Was mache ich mit Kindern, die einfach nicht fechten können? des Fechtklubs Hannover von 1862, Wenn es daran liegt, dass das Kind nicht will, dann einfach in Ruhe lassen oder ihm vorschla- dem ältesten Fechtklub Deutsch- lands mit mehr als 200 Mitgliedern, gen, sich einen anderen Sport zu suchen, bei dem es mehr Spaß hat. und C-Trainerin. Gemeinsam haben sie das Buch Wenn es motorisch nicht kann (z. B. Koordinationsschwierigkeiten), dann geduldig bleiben und „Fechten – Der Weg zur Meister- diesem Kind kleinere, einfachere Aufgaben geben und ihm Zeit lassen, sich zu entwickeln. Es schaft“ geschrieben, das inzwischen gibt Kinder, die entwickeln sich langsamer als andere. Aber wenn sie fleißig sind, können sie in zweiter Auflage erschienen ist und später aufholen. über Amazon bestellt werden kann.

Wie lange soll eine Lektion mit einem Kind (etwa neun Jahre, Anfänger) dauern? 10-15 Minuten. Alle hier veröffentlichten Fragen wurden bei Trainer- und Kader-Lehrgängen von Ist es besser, eine lange oder eine kurze Lektion zu geben? den Teilnehmern aufgenom- Wenn man mit 9-10-jährigen Anfängern übt, sind kurze Lektionen (10 min) besser. Eventuell men – aber wir freuen uns nach einer Pause nochmals 10 Minuten Lektion, da junge Kinder sich noch nicht lange genug sehr über Fragen von Euch, auf eine Lektion konzentrieren können. den fechtsport-Lesern! Die Fecht-Tipps-Serie wird umso spannender und loh- Wie merke ich, ob Kinder bei der Lektion erschöpft sind? nender, wenn Ihr uns neue Man kann oft an der Statur erkennen, wie ausdauernd und kräftig das Kind ist. Ansonsten vor Fragen schickt an die E-Mail der Lektion darauf hinweisen, dass sich das Kind jederzeit selbst ohne Aufforderung entspan- [email protected]. Ihr nen (Aufstehen, Ausschütteln, …) kann. Wenn sich ein Kind zu oft entspannt, dann kann man bekommt unverzüglich eine dem Kind eine bestimmte Zeit vorgeben, bis es sich wieder entspannen darf. Antwort per E-Mail. Die Fragen werden im Aber generell muss man wissen, dass Kinder meistens vor Langeweile erschöpft sind. Tech- nische Übungen sind für Kinder meistens langweilig und deshalb anstrengender als andere fechtsport-Magazin Übungen. anonym veröffentlicht und natürlich beantwortet. Dr. Boris Touretski und Katharina Kroggel

28 fechtsport magazin 04/2013 ROLLSTUHLFECHTEN

Kampfszene bei den Rollstuhlfecht-Meisterschaften

Premiere in Berlin – Gewinn für das Rollstuhlfechten

ie Organisatoren der Fechtabteilung des „Es macht mich besonders stolz, in meinem Wahl- großem Interesse mitverfolgt haben. Im Vorfeld ha- PSV Berlin waren wohl doch ein wenig kreis eine solch hochkarätige Veranstaltung beglei- ben wir dafür gewaltig die Werbetrommel gerührt“, D nervös, da sie mit den deutschen Meister- ten zu dürfen“, sagte Schirmherrin Petra Pau. Sie meinte Blumowski. Er ist schon längst auch in inter- schaften der Rollstuhlfechter Neuland in der Haupt- fand es bemerkenswert, wie schnell die Treffer auch nationalen Rollstuhl-Fechterkreisen kein Unbekann- stadt betraten. Man wollte neue Maßstäbe setzen, bei den Rolli-Fechtern fallen und was für eine hohe ter mehr und war bei den Paralympics in London als zeigen, dass „Rollifechten“ genauso attraktiv ist wie Kunst sich dahinter verbirgt. Kampfrichter im Einsatz. die Titelkämpfe der „Fußfechter“. Katja Lüke (FC Kassel), Balwinder Singh (Tus Mak- Die zahlreichen Gäste, unter ihnen die Bundestags- kabi Rostock) und Maurice Schmidt (Böblingen) Vizepräsidentin Petra Pau, Sportler und Betreuer, be- durften sich neben Steffen Nordmann und Simone scheinigten den Berliner Ausrichtern jedenfalls, dass Briese- Baetke als deutsche Meister in ihren Katego- sie das Projekt mit Bravour gemeistert haben. „Und rien feiern lassen. Beachtlich zudem, dass erneut im was kann uns Besseres passieren, dann noch einen Jugendbereich ein deutscher Meister gekürt wurde: deutschen Meister aus dem eigenen Verein feiern zu Der Böblinger Maurice Schmidt entschied im Florett können?“, sagte Organisator Dirk Röders, der von In- jenen Titelkampf vor Birhan Ugur (SV Pallas Breda/ golf Blumowski unterstützt wurde. NED) zu seinen Gunsten. Noch vor drei Jahren war jenes Projekt gescheitert. Steffen Nordmann, der für TuS Makkabi Rostock und den PSV Berlin startete, heimste gleich sechs- „Insgesamt können wir sehr zufrieden sein. Wir mal Gold ein. In allen drei Waffen der Kategorie A haben die Öffentlichkeit für uns interessieren kön- hatte der „Neu-Berliner“ am Ende die Nase vorn, nen, eine deutlich gewachsene Meisterschaft mit entschied zudem die Gesamtwertung im Degen, Gelungene Premiere bei der Rollstuhlfecht- vielen guten Gefechten und verdienten Siegern im Säbel und im Florett zu seinen Gunsten. Neben DM in Berlin gesehen“, resümierte Blumowski. Am Ende aber ihm glänzte zudem erwartungsgemäß die Para- war der Rolli-Fechtsport als solcher selbst der gro- lympics-Silbermedaillengewinnerin von London, Sichtlich stolz waren Ingolf Blumowski und seine ße Gewinner. Simone Briese-Baetke (Tauberbischofsheim), mit Mitstreiter zudem, dass die deutsche Meisterschaf- dem Gewinn der Damendegen- und Damenflorett- ten viel öffentliches Interesse fand. „Es macht uns Weiterführende Informationen finden Sie im Netz Entscheidung. schon stolz, dass über 100 Zuschauer das Finale mit unter: rolli.psvberlin-fechten.de.

fechtsport magazin 04/2013 29 aus den landesverbänden

Niedersachsen

Ganzes Wochenende im Zeichen des Fechtsports

Ein ganzes Wochenende stand in Munster im Zeichen des Fechtsports. Die Örtzestadt war nach einjähri- ger Pause wieder Schauplatz der niedersächsischen Landesmeisterschaften der Schüler im Damen- und Herrendegen. Mit nur 11 Startern, darunter sechs vom Ausrichter SV Munster, war diese Meisterschaft allerdings so schwach besetzt wie nie zuvor.

Über jeweils zwei Runden gingen die Jungen und Mädchen auf die Planche und lieferten sich da- bei spannende Duelle. Finja Schlender (Jahrgang 2001/Osnabrücker SC) holte ebenso wie ihre Ver- einskameradin Femke Bücker (Jg. 2002) jeweils den Titel. Für den MTV Soltau ging Enno Busch an den Start und gewann im Jahrgang 2001. Der Stadtrivale Valentin Rafalzyk (Jg. 2002/FC Soltau) siegte in seinem Jahrgang. Auch die Gastgeber gingen nicht leer aus. Mit zweimal Silber, zweimal Bronze sowie mit Thorge Schildt als Landesmeister im Jahrgang 2003 ließ sich die Erfolgsbilanz durch- aus sehen. Die erfolgreichen Fechter aus Munster Foto: Thomas Wittmann

Am zweiten Tag trafen sich beim 5. Munsteraner kämpfte sich auf den zweiten Platz. Mit 10 Siegen ist.“ Die Zahlen der vergangenen Jahre waren alar- Drachenturnier für Schüler, Jugend A und B im Da- und keiner Niederlage war der Quernheimer nicht mierend. Trotz Einsparungsmaßnahmen im Haushalt men- und Herrenflorett 86 Fechter aus 18 Vereinen zu schlagen. klafft eine Lücke von über 7500 Euro, die durch die und drei Bundesländern in Munster. In diesem Re- Erhöhung der Mitgliederbeiträge – sie waren zuletzt kordteilnehmerfeld der Jahrgänge 1996 bis 2005 Bei den Jüngsten (Jg. 2004/2005) tat es Clarissa im Jahr 2005 angehoben worden – abgefangen konnten die Gastgeber insgesamt neun Medaillen Rafalzyk (FC Soltau) ihrem älteren Bruder gleich und werden muss. Dabei setzt sich die Erhöhung von erkämpfen und von Alfred Mangold, dem 1. Vorsit- holte den Turniersieg. Bei den Jungen freuten sich 4,50 Euro aus einer Beitragserhöhung von 1,50 Euro zender der SV Munster, entgegennehmen. die Gastgeber mit Jonas Böttger über den Munste- sowie einer Umlage von 3 Euro zusammen. raner Erfolg. Den Auftakt machte die Jugend A mit Turniersiegen Die Gründe für diese Maßnahme sind vor allem in von Charlotte Boldt (TSV Hitzacker) und Lorenz Bah- Das 6. Munsteraner Drachenturnier wird voraus- der stark sinkenden Mitgliederzahl zu suchen. Die ner (TSV Hitzacker). In der Jugend B gingen gleich sichtlich erstmals als Qualifikationsturnier des Fecht- Zahl reduzierte sich vom Jahr 2005 von 2084 auf drei von vier ersten Plätzen an den MTV Minden. Mi- Verbandes Niedersachsen am 26. und 27. April nur noch 1707 Mitglieder 2013. Dies bedeutete riam Thoma (Jg. 1999), Phillip Koester (Jg. 1999) so- 2014 stattfinden. Der Termin ist gleichzeitig das einen Einnahmerückgang von über 6600 Euro. wie Lorenz Koester (Jg. 2000) standen ganz oben auf Gründungsdatum der Fechtabteilung vor 33 Jah- „Überall haben sich die Ausgaben seit 2005 erhöht. dem Podest. Bei den Mädchen im Jahrgang 2000 ge- ren. Deshalb können sich die Teilnehmer auf einige Das ist auch beim NFB so. Dieses Defizit müssen wir wann Caroline von Finckenstein (WSC Frisia). Überraschungen schon jetzt freuen. ausgleichen. Wenn dieser Antrag nicht durchgeht, Kai-Uwe Hickl werden wir große Schwierigkeiten bekommen“, wies Der Schülerbereich hatte bei diesem Turnier am NFB-Präsident Lothar Blase vor der Abstimmung meisten zu tun. Die Runden wurden über mindes- nochmals auf den Ernst der Lage hin. tens zwei Durchgänge auf mehreren Fechtbahnen gleichzeitig gefochten. Hierbei mussten die jungen Nordbaden Lob für die Veranstalter Nachwuchsfechter stets bei der Sache sein und konnten sich keine Fehler erlauben. Für eine kleine Überraschung sorgte Blase im Laufe Fechttag in Pforzheim: „Müssen des Abends auch noch. Direkt nach der einstimmi- Im Jahrgang 2001 gingen die Siege an Jana Cons- jetzt die Notbremse ziehen“ gen Wiederwahl in sein Amt kündigte er schon sei- tabel (FC Soltau) und Justus Klinger (FK Hannover). nen Abschied an. „Ich danke allen für das Vertrauen. Auch im Jahrgang 2002 mischte der FC Soltau weit Die Situation ist ernst. Nach dem der Nordbadische Es wird aber das letzte Mal sein. In vier Jahren stehe vorne mit und feierte mit Gesa Günkel und Valentin Fechter-Bund im vergangenen Jahr aufgrund sinken- ich nicht mehr zur Verfügung. Auch Vizepräsident Rafalzyk zwei weitere Erfolge. der Mitgliederzahlen und herrschender Inflation ein Reinhard Berger, Vizepräsident Sport, Jürgen Pörsch- Defizit von 13.000 Euro aufweisen musste, beschloss ke, Vizepräsident Finanzen, Michael Frost, und Vize- Bei den Startern im Jahrgang 2003 waren Lea- der Sportverband auf seiner Sitzung in Pforzheim präsident Lehramt, Joachim Braun, wurden in ihren Sophie Heenemann (FC Soltau) und Ben Bijan Mor- umfassende finanzielle Maßnahmen. Ämtern bestätigt. Neu ins Vorstandsgremium rückt mann (Quernheimer FC) siegreich. Thorge Schildt Lars Rosenau (FC Ravenstein) auf. Nachdem Dr. Julia (SV Munster) und der Quernheimer Fechter mach- Dabei gab es rauchende Köpfe und große Diskus- Ehlermann nicht mehr kandidiert hatte, wurde die ten den ersten Rang im Jahrgang 2003 weitest- sionen. Die beschlossene Erhöhung der Beiträge Stelle des Vizepräsidenten Jugendsport frei. Auch gehend unter sich aus. Thorge Schildt zeigte eine vom 1. Januar 2014 an von 18,50 auf 23 Euro im Sportauschuss wurden zahlreiche Positionen beeindruckende Performance und marschierte mit sorgte bei den Vertretern der Vereine für einigen neu besetzt. So wird Brigitte Beck-Tiefenthaler neue acht Siegen nach Belieben durch das Teilnehmer- Gesprächsbedarf. Entsprechend klar brachte es der Gleichstellungsbeauftragte und Peter Behne wurde feld. An den Quernheimer Spitzenfechter kam der NFB-Vizepräsident Michael Frost auf den Punkt: „Wir als neuer Beauftragter für den Bereich des Kampf- Örtzestädter aber nicht ganz ran. Thorge Schildt müssen jetzt die Notbremse ziehen, bevor es zu spät richterwesens gewählt.

30 fechtsport magazin 04/2013 Der neue NFB-Vorstand (v. l. n. r): Michael Frost, Joe Braun, Lothar Blase, Reinhard Berger, Berndt Peltzer und Lars Rosenau Fotos: von Ahnsen

wurde seit längerer Zeit wieder ein Lehrgang an- geboten. Jetzt absolvierten im südbadischen Stütz- punkt 13 Prüflinge erfolgreich einen von der ARGE Baden-Württemberg angebotenen Lehrgang. Der Südbadische Fechter-Bund will auf die Ausbildung der Kampfrichter ein verstärktes Augenmerk rich- ten, wie beim Fechtertag im Frühjahr ausgiebig dis- kutiert wurde.

Im November erfolgte die theoretische Einweisung und Unterrichtung. Die Wochen und Monate darauf hatten die jungen Fechter die Möglichkeit, an den Fechtbahnen ihr theoretisches Wissen in der Praxis zu vertiefen, um als Kampfrichter, als Obmann be- stehen zu können. NFB-Präsident Lothar Blase bei den Ehrungen von Michael Frost (l.) und Hartmut Ellwanger Nun folgte der praktische Teil. Dafür ist extra aus Trotz der schwierigen Gespräche vor Ort erhielten weitergeben. „Der Dank geht auch an alle Athleten, Heidenheim Matthias Henkelmann in den südba- vor allem die Ausrichter ein großes Lob. Besonders Trainer und Eltern, ohne die es nicht geht.“ dischen Fechtstützpunkt nach Waldkirch angereist. Präsident Lothar Blase beglückwünschte den Fecht- Christian von Ahnsen Das erfahrene Mitglied des Kampfrichterbeirats des club Pforzheim für die perfekte Ausrichtung der Deutschen Fechter-Bundes nahm in der Kastelberg- Veranstaltung. Auch bei vielen Vereinen aus der halle seine Schützlinge unter strenge Beobachtung, Region war die Begeisterung über die Entwicklung als sie ihre Gefechte jurieren mussten. Seinem stren- des Fechtclubs und deren Nutzung der Räumlich- Südbaden gen Blick entging nichts, aber dennoch hatte er auch keiten groß. mal ein aufmunterndes Wort oder Ratschlag parat. Nach dieser ersten, erfolgreich zu durchlaufenden Matthias Henkelmann nahm Ein besonderes Lob ganz anderer Art erhielten Vi- Hürde folgte nun Teil zwei des Tages, die theoreti- zepräsident Michael Frost und Hartmut Ellwanger Obmannprüfung ab sche Prüfung mit vielen Fragen zum Fechtsport, zu (TSG Weinheim). Beide wurden für ihre langjähri- den Waffenarten und wie ein Gefecht zu leiten ist. ge Arbeit rund ums Fechten geehrt. Während Frost Ohne Kampfrichter ist ein Fechtkampf nicht möglich. Dabei ist das Beherrschen des Regelwerks natür- vollkommen über die Entscheidung überrascht war, Deshalb ist wichtig, dass für die Turniere genügend lich Voraussetzung, aber auch die Persönlichkeit, wollte Abteilungsleiter Ellwanger den Dank gleich Obleute zur Verfügung stehen. Um dies zu fördern, die Ausstrahlung des Kampfrichterobmanns an der

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fechtsport magazin 04/2013 31 landesverbände

Planche spiele eine nicht unerhebliche Rolle, so Mat- thias Henkelmann, der im Auftrag der Arbeitsge- meinschaften (ARGE) Fechten Baden-Württemberg die Prüfung vornahm. Die Prüflinge verteilten sich, suchten eine ruhige Ecke aus, um ihren Fragebogen auszufüllen.

Dann der spannende und entscheidende Moment, als der DFB-Kampfrichterbeirat aus Heidenheim die Prüflinge nach getaner Arbeit um sich scharte. Er machte es tatsächlich spannend und ging zuerst noch einmal einige wesentliche und auch knifflige Fragen ein, besprach diese eingehend mit den Fech- tern. Auch der Waldkircher SVW-Abteilungsleiter An- dreas Haasis-Berner nahm an der Abschlussbespre- chung teil, schließlich hatte er die Prüfung über den Südbadischen Fechter-Bund angestoßen, um endlich wieder genügend Kampfrichter in den eigenen Rei- hen zu haben. Dann der große Augenblick, Matthias Henkelmann vom DFB konnte allen zur erfolgrei- chen Prüfung gratulieren, was nicht unbedingt zu erwarten war.

Einen weiteren Vorteil neben der D-Lizenz werden die neuen Obleute künftig haben, so der Vertreter des DFB. Denn auch als Fechter sei es ein großer Obmann-Lehrgang in der Fechthalle Foto: Hubert Bleyer Vorteil, auf der Bahn das Regelwerk gut zu kennen.

auvillé (Frankreich) in Waldkirch im Frühjahr zu Gast waren und ihn dann mit nach Hause über den Rhein nehmen durften. ,Madame Marie- Laure Le Nestour, die dortige Abteilungsleiterin lud zum Gegenbesuch, zum ersten französisch- deutschen Freundschaftsturnier in das hübsche Städtchen Ribeauvillé ins Elsass ein. Das Beson- dere dabei, nur Fechter dieser beiden Vereine standen auf der Planche und ermittelten so die Sieger von verschiedenen Jahrgängen, wo- bei beide Vereine in einem Jahrgang standen. Besonders hat dem gastgebenden Fechttrainer Jean-Louis Le Meur der Mannschaftskampf ge- fallen, in dem die Fechter aus Ribeauvillé und Waldkirch gemeinsam in einem Team standen und gegen die andere gemischt besetzte Mann- schaft antraten.

Die beiden Abteilungsleiter, Marie-Laure Le Nes- tour (Ribeauvillé) und Andreas Haasis-Berner (Waldkirch), zeigten sich mehr als zufrieden. Der Gedanke einer freundschaftlichen Begegnung über den Rhein wurde in einem hervorragend vorbereiteten und organisierten Turnier umge- setzt. Deswegen war es für Marie-Laure Le Nes- Deutsch-französischer Freundschaftspokal Foto: Hubert Bleyer tour trotz Abgabe des Pokals eine Freude, den Wanderpokal, die „Trophée d’amitié franco-alle- mand“, wieder nach Waldkirch zurückzugeben. Deutsch-französische Freundschaft gefestigt Als weiteres Zeichen der neuen Verbundenheit und Freude überreichte sie der Waldkircher Im April ging der deutsch-französische Freund- es dann sogar der erste Auslandswettkampf, Fechtabteilung unter großem Applaus noch schaftspokal erstmals auf Reisen. Um die eine besonders schöne Erfahrung. Ein herrlich ein überaus großes Lebkuchenherz. Der Anfang freundschaftlichen Banden gleich zu intensivie- blau-grün leuchtender Edelstein, ein Labradorit, ist gemacht, sodass der deutsch-französische ren, lud die Fechtabteilung Ribeauvillé (Elsass) stand im Mittelpunkt des Geschehens, passend Freundschaftspokal, gestiftet von der Fechtabtei- die Waldkircher Fechter noch im Juni zu einem zu einer über 500 Jahre alten Handwerkstradi- lung Waldkirch und dem Landratsamt Emmen- Gegenbesuch ein, natürlich verbunden mit ei- tion in Waldkirch. Dieser wurde zur erstmaligen dingen, auch weiterhin auf Reisen gehen kann. nem Fechtturnier. Für manche Waldkircher war Vergabe geschaffen, als die Fechter aus Ribe- Hubert Bleyer

32 fechtsport magazin 04/2013 Die „Sonnenkönige“ der TG Frankenthal vor dem Versailler Schloss Foto: Dirk Babbert

So haben die neuen Obmänner von dem Kurs und Sportive Colombienne weiter intensiviert werden. konnten sich die Frankenthaler Gäste bei einem aus- der Prüfung gleich zweimal profitiert. Auch der Auf dem Programm stand ein Trainingslager mit giebigen Rundgang durch die Räume des Schlosses Fechtertag des Südbadischen Fechter-Bunds hat Rahmenprogramm in der Stadt an der Seine. Ers- vom Prunk am Hofe des Sonnenkönigs sowie den die vor ihm liegende Aufgabe erkannt und zuletzt te Kontakte zwischen den Vereinen wurden nach architektonischen und künstlerischen Glanzlichtern ausgiebig diskutiert. So wird sich die neu gewählte längerer Funkstille 2010 durch eine Einladung an überzeugen. Am Abend stand ein Ausflug nach Paris Lehrwartin Janina Anderson (Villingen) verstärkt die französischen Fechter zu einem Trainingsla- auf dem Programm. dieser Herausforderung widmen. Denn ohne Ob- ger in der Pfalz geknüpft. Die entstandenen, sehr leute, so Matthias Henkelmann vom DFB, gibt es freundschaftlichen Beziehungen führten bereits Der letzte Tag begann auf der Île Marante, ein Co- auch kein Fechten. zum vierten, jährlich organisierten, Treffen, zu dem lomber Freizeitgebiet direkt an der Seine, mit einer die Frankenthaler Delegation die Einladung nach ausgedehnten Laufeinheit. Beim anschließenden Colombes gerne annahm. Mannschaftsturnier in der Fechthalle konnte Ale- xander Bappert mit seinem französischen Partner Südwest Nach einem Begrüßungsbuffet für die Franken­thaler Nicolas Le Bozec Narcel den Turniersieg holen. Ein Gäste erfolgte die Verteilung der Jugendlichen und tolles Barbecue rundete das gelungene Wochenende Tolles Fechtwochenende mit Betreuer auf die französischen Gastgeberfamilien. in Colombes ab. französischem Flair Der erste Tag nach der Ankunft stand zunächst ganz im Zeichen des Fechtsports. Die Gastgeber vom Die Frankenthaler Teilnehmer waren begeistert von Acht jugendliche Fechter der TG Frankenthal reis- E.S.C. Colombes organisierten ein sehr abwechs- der Freundlichkeit, mit der die französischen Gastge- ten am verlängerten Fronleichnam-Wochenende lungsreiches Aufwärmprogramm, das in ein Mann- ber das diesjährige Treffen zwischen den Vereinen zusammen mit der Abteilungsleitung, dem Fecht- schaftsturnier mit gemischten Teams überging. und Jugendlichen wieder zu einem vollen Erfolg meister sowie dem Übungsleiter in die französische werden ließen. Selbstverständlich wurde eine Ge- Partnerstadt Frankenthals, nach Colombes. Bei der Der Nachmittag war geprägt vom kulturellen High- geneinladung an die französischen Fechter für das Begegnung sollten die seit 2010 wieder aufgenom- light des Wochenendes, dem Besuch des Schlosses kommende Jahr nach Frankenthal ausgesprochen. menen Kontakte zum Colomber Fechtclub Etoile von Versailles. Nach einem Picknick im Parkbereich Dirk Bappert

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17. Gahlkow GER Int. Strandfecht-Meisterschaften mehrere Altersklassen alle Waffen Redaktion: Andreas Schirmer (verantwortlich) 17. Berlin GER Offene Seniorenmeisterschaften Senioren alle Waffen Hans-Sachs-Str. 55, 40237 Düsseldorf 18.-25. Bocholt GER 4th International Fencing Tel.: (02 11) 23 96 170 Fax: (02 11) 23 96 171 Camp Bocholt E-Mail: [email protected] 18.-25. Bocholt GER 4tes International Fencing Camp mehrere Altersklassen Degen, Florett Fachredaktion: Sven Ressel, Am Neuen Lindenhof 2 24. Bocholt GER Inflight Challenge Aktive Degen, Florett 53117 Bonn 24.-25. Ratzeburg GER Fechtturnier Alte Salzstraße Aktive Degen, Damen- Tel.: (02 28) 98 90 50, (0 93 41) 8 09 51 E-Mail: [email protected] florett Druck: Druckpunkt Medien GmbH, Bedburg 26.-30. Leverkusen GER Sommerferien-Fecht-Lehrgang Verlag: 31.-01.09. Schwerin GER Landesmeisterschaft mehrere Altersklassen alle Waffen Meyer & Meyer Verlag GmbH Mecklenburg-Vorpommern Von-Coels-Straße 390, 52080 Aachen Tel.: (02 41) 95 81 00 September Fax: (02 41) 9 58 10 10 www.dersportverlag.de 06.-07. Wissel GER Wisseler See Trophy Aktive Degen Member of the World Sport 07.-08. Tallinn EST Nordic Championships Epee Degen Publishers’ Association (WSPA) 07.-08. Hoffnungsthal GER Int. Jugendturnier mehrere Altersklassen Degen Schlussredaktion, Satz & Gestaltung: 07.-08. Hamburg-Volksdorf GER Internationales mehrere Altersklassen Degen, Florett Andreas Mann Tel.: (02 41) 9 58 10 19, Fax: (02 41) 9 58 10 10 Jugendfechtturnier E-Mail: [email protected] 07.-08. Münster GER Internationales Turnier Aktive alle Waffen Titelfoto: © dpa Picture-Alliance GmbH 07.-08. Maintal GER Hessische Meisterschaft mehrere Altersklassen Degen, Florett Kleine Fotos: © dpa Picture-Alliance GmbH

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15. Greifswald GER Baltic-Cup - Kadetten-Marathon A-Jugend Florett Die Verwendung ohne Zustimmung des Verlages ist strafbar – insbesondere Vervielfältigung, Übersetzung, Verfilmung 21.-22. Krefeld GER Lajos-Csire-Gedächtnisturnier mehrere Altersklassen Degen und Einspeicherung in Datensysteme. Gekennzeichnete Be- 21.-22. Zweibrücken GER Heinrich-Petri-Gedächtnisturnier mehrere Altersklassen Florett richte geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Herausgebers wieder. Wir behalten uns vor, Manu- 21. Jena GER Internationales Juniorinnen- Junioren Damenflorett JQB skripte und Leserbriefe zu kürzen. Die in dieser Zeitschrift erwähnten Übungen und Trainingsprogramme wurden nach Turnier bestem Wissen und Gewissen entwickelt und zusammenge- stellt, jedoch können wir keine Haftung für durch während 21.-22. Frankfurt GER FTV-Jugendpokal mehrere Altersklassen Degen, Florett und/oder nach der Ausübung auftretende Beeinträchtigun- 22. Jena GER Internationales Juniorenturnier Junioren Herrenflorett JQB gen jeder Art nehmen.

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