Geschichte Des Alsergrundes Mit Vorstädten

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Geschichte Des Alsergrundes Mit Vorstädten Beiträge zu Geschichte und Gegenwart des IX. Bezirks Kurze Geschichte des Alsergrundes mit Vorstädten Luftaufnahme Votivkirchen-Viertel mit unfertiger Nationalbank 41.Jahrgang DAS HEIMATMUSEUM ALSERGRUND 159 Mitteilungsblatt des Bezirksmuseums Alsergrund Mai 2000 ISSN oo17-9809 Sehr geehrte Damen und Herren des Museumsvereines! Dieses erste Heft des Museumsvereines im heurigen Jahr hat etwas länger mit seiner Veröffentlichung zugewartet, als Sie es gewohnt sind. Das hängt mit der immensen Aufgabe zusammen, die sich das Museumsteam im Jahr 1999 gestellt hatte. Alle Häuser des Alsergrundes wurden im alten Jahrtausend fotografisch erfasst und ihren Adressen nach zugeordnet. Die zugehörige CD-ROM mit dem gesamten Fotoarchiv wird im Juni 2000 erscheinen. Dieses Datum ist umso passender, als in diesem Jahr der Alsergrund seit 150 Jahren zu Wien gehört. Einen besseren Moment für die Herausgabe unserer Jubiläums-CD kann es wohl kaum geben. Auf der CD-ROM, die Ihnen als Vereinsmitglied auf Wunsch unentgeltlich und kostenlos zugeschickt wird, finden Sie auch noch die Geschichte der Verkehrswege und ihrer Namen, einen aktuellen Kulturführer, ein Alsergrund- Lexikon und ausgewählte Spaziergänge durch den Bezirk zu Schubert, Doderer und dem Judentum. Selbstverständlich erhalten Sie diese Informationen - bis auf die Fotos - auch in gewohnter Form in Gestalt der Museumshefte. Ich danke Ihnen für Ihre Geduld und hoffe, dass Sie dafür ausgiebig entgolten werden. Ihr Hans Benke, Bezirksvorsteher Inhalt Worte des Präsidenten 2 Impressum 2 Impressum Namensgebung (Mag. B. Trieb) 3 Römerzeit 3 Mittelalter 3 Museumsverein Alsergrund Neuzeit 4 1090, Währingerstraße 43 Bezirkswappen 11 Jahrhundertwende 14 Präsident: Bezirksvorsteher Hans Benke Redaktion: Museumsleiter Vorstädte (Hans Mück) 15 Dr. Wilhelm Urbanek Alservorstadt 15 Althan 15 Text: Mag. Barbara Trieb, Kustodin Himmelpfortgrund 16 Hans Mück, ehemaliger Kustos Lichtental 17 des Bezirksmuseums Michelbeuern 17 Roßau 18 Layout und Satz: Sabine Artes Siechenals - Thury 18 Druck: Universitätsverlag, Nordthury 19 1090 Berggasse 2 KLEINE GESCHICHTE 1. NAMENSGEBUNG - DIE ALS DES ALSERGRUNDES Der Bezirksname Alsergrund leitet sich von der Als (kelt. alt = kühler Bach; slaw. „Diese Gegend hier lieb‘ ich über olsa = Erle) ab. Sie entspringt im Wiener- alles ... wald westlich von Dornbach und weist Diese Gegend ist für mich immer et- eine Länge von ca. 10 km auf, wovon 2,2 was besonderes gewesen ... km im 9. Bezirk fließen. Nach anderer und Hier mach‘ ich‘s gut, hier seh‘ ich Mög- wahrscheinlicherer Version stammt der lichkeiten, hier ist das Leben, hier möcht‘ Name Als von der volkstümlichen Aus- ich wohnen.“ sprache Alsterbach. Das Wort Alster be- Heimito von Doderer zeichnet aber auch die Elster, weshalb die- ser Vogel auch ins Ortswappen der Alser Vorstadt aufgenommen wurde. Die Geschichte des 9. Bezirks, der sich heute aus den Vorstädten Lichtental, Die Als wird 1044 das erste Mal ur- Roßau, Alservorstadt, Thurygrund, Mi- kundlich erwähnt. chelbeuerngrund, Himmelpfortgrund und Althangrund zusammensetzt, ist bewegt Lauf der Als: Neuwaldegger Str. - Als- und vielschichtig. Im Folgenden soll ein zeile - Richthausenstr. - Rötzerstr. - Jör- kleiner, natürlich nicht vollständiger Über- gerstr. - U-Bahn-Station Alser Str. - La- blick - denn der würde den Rahmen die- zarettstr. - Nebenarm durch Pelikangasse ses Projekts bei Weitem sprengen - gebo- - Spitalg. (Pleychwiesen, Arne-Carlsson- ten werden. Park = St. Johann mit dem Siechenhaus) - Nußdorfer Str. bei Markthalle (Zusam- menfluss mit Währinger Bach) - Donauka- nal bei Friedensbrücke (=Brigittabrücke) - ab 1902: in Hauptsammelkanal geleitet. 2. RÖMERZEIT Über diese Zeit gibt es nur sehr wenige Aufzeichnungen. Man weiß, dass auf dem Boden des Bezirks alte Siedlungen lagen, worauf auch das Wegnetz hinweist. Es gibt auch nur wenig Funde (z.B. Münzen oder Ringe in römischen Gräbern beim heuti- gen Votivpark). 3. MITTELALTER Die Elster Das Wappentier des Alsergrundes wird bis Die Besiedelung im Mittelalter be- zu 45 cm groß gann zaghaft, der größte Teil des Bezirkes war unverbautes Acker- oder Grünland. 3 Beispielsweise wurde die „Schottenpoint“ die Belagerer aufgrund schlechter Witte- (Donauuferhang östlich der Währinger rungsverhältnisse, Seuche und wegen des Straße) als Weinbaugebiet genutzt, was hartnäckigen Widerstandes der Verteidi- zum Haupterwerb der Bürger zählte. ger von Wien ab. Zwischen der Stadtmauer und der Berg- Obwohl der Alsergrund nur ein Ne- gasse lag ein Fischerdörfchen am Do- benkriegsschauplatz war, bewahrt er heu- naukanal, wo regelmäßig Fischmärkte te eine wesentliche Erinnerung an die ers- veranstaltet wurden, da für die vielen Fast- te Türkenbelagerung: das Hochgrab des tage Fische oder Krebse benötigt wurden. Grafen Niclas Salm in der Votivkirche. Fischmeister und Krebsenrichter waren für die Kontrolle zuständig. Der Botaniker Karl Clusius, der vor dem Schottentor ein Haus mit angeschlos- Im Jahr 1211 wurde unter Leopold VI., senem Botanischen Garten bewohnte, be- dem Glorreichen, die „Alsaer Strazze“ schäftigte sich intensiv mit in- und aus- (Gegend vor dem Schottentor) als Sied- ländischen Pflanzen. Als erster in Wien lungsgebiet erwähnt. pflanzte er 1588 den Erdapfel an. Ihm ver- danken die Wiener die Rosskastanie, die Das Maria-Magdalena-Kloster (Zister- er kultivierte. zienserinnen), eines der ältesten Nonnen- kloster Wiens, findet erstmals schriftliche Seit 1547 existierte eine Schießstätte, Erwähnung im Jahr 1239. „bürgerliche zillstatt“, vor dem Schotten- tor (Roßau), die bis zur zweiten Türken- Seit dem 11. Jahrhundert verbreitete sich belagerung Wiens eine bleibende Einrich- der durch die Kreuzzüge eingeschleppte tung war. Aussatz. Die Erkrankten verlegte man in Siechenhäuser an den Ausfallsstraßen der 1629 wurde der „Juden-Freythoff“ in Stadt (z.B. St. Johann an der Siechenals). der Seegasse 9-11 erstmals anlässlich sei- Man glaubte, dem Aussatz durch Hygie- ner Vergrößerung urkundlich erwähnt. ne entgehen zu können - somit entwickelte sich das Badewesen. 1292 wird erstmals Auf kaiserlichen Erlass wurde 1632 das ein Bad vor dem Schottentor „Auf dem Glacis wegen dringlicher Verteidigungs- Mist“ erwähnt. maßnahmen erweitert. Wasser war auch für viele Handwerks- Zur Zeit der Gegenreformation und des betriebe unerläßlich, z.B. für die Färber. 30-jährigen Krieges wurden neue Orden nach Wien geholt und viele Klöster ge- 4. NEUZEIT gründet wie z.B. die Jesuiten (in der Ge- gend der heutigen Liechtensteinstraße), die Im Jahr 1529 rückten die Türken unter Serviten (aus Italien) oder die Schwarz- Sultan Suleiman II., dem GRossen, über- spanier (Benediktiner aus Spanien, seit raschend schnell nach Wien vor. Viele Ge- 1639 in Wien). bäude des heutigen 9. Bezirks gingen in Flammen auf, z.B. das Maria-Magdale- 1633 wurde der Grundstein zum Bau ei- na-Kloster oder das Dorf Siechenals. Die ner Kirche der Schwarzspanier am Schot- Vorstädte wurden geplündert und zerstört. tentor gelegt. Im Oktober des gleichen Jahres zogen 4 Die Schwarzspanierkirche vor dem Schottentor Foto um 1875, Bezirksmuseum Alsergrund Die Bemühungen der Serviten um ein eigenes Gotteshaus dauerten bis ins Jahr 1670, in dem nach Bauabschluss die Kirchenweihung stattfand. 1646 siedelte sich Johann Thury, ein Ziegeleibesitzer, in der Liechtensteinstraße Die Thurykapelle, 1713 nach einer Pestepidemie errichtet, fiel 1880 dem Verkehr zum Opfer 5 Am Sobieskiplatz befand sich auch ein Auslaufbrunnen der Kaiser-Ferdinands- Wasserleitung 79 an. Nach ihm ist die Alsergrunder Vor- am Rande des Geschehens. Außerdem wa- stadt „Thurygrund“ benannt. ren hier christliche Truppen stationiert. Ein Jahr lang wütete die Pest in Wien, Dem Entsatzheer unter der Führung die 1678 wieder aufgetreten ist. Im heuti- des Polenkönigs Jan III. Sobieski (eine gen Arne-Carlsson-Park befand sich das Straße und ein Platz im 9. Bezirk sind ihm alte Lazarett (ehem. Siechenhaus). Als gewidmet) gelang es endgültig, die Tür- Wohnung für den Infektionsarzt diente das ken zu besiegen und Richtung Osten zu „Bäckerhäusel“ gegenüber, an der Ecke vertreiben. zur Boltzmanngasse. Der „Kontumazhof“ zwischen Josephinum und Spitalgasse an 1688 wurde die Landschaftsakademie der Währingerstraße diente zu Seuchen- der niederösterreichischen Stände zur Bil- zeiten ebenfalls als Krankenstätte. Die dung der adeligen Söhne eröffnet (heute: Quarantänestation, von Soldaten strengs- Alser Straße 2). tens bewacht, lag 2 km entfernt. 1693 begann unter Leopold I. der Als im Dezember 1679 die Pest erlosch, Bau des „GRossarmenhauses“, wo ab 1697 waren im heutigen Bezirk Alsergrund un- Kriegsversehrte bzw. Arme untergebracht gefähr 60.000 Tote zu beklagen. wurden. Drei Jahre nach der gRossen Pestepi- Ab 1750 diente das „Kleinarmenhaus“ demie kam die nächste harte Probe auf am unteren Alseck (Lazarettg. 2-4) der Un- den Alsergrund zu. 1683 belagerten die terbringung von armen alten Menschen. Türken nach 154 Jahren zum zweiten Mal Wien, wovon auch der Straßenname „Tür- Innerhalb von nur 3 Monaten wurde kenstraße“ noch heute zeugt. Das Servi- zum Schutz vor Ungarn und Türken unter tenkloster ist ausgebrannt, ansonsten be- Kaiser Leopold I. 1704 der Linienwall um fand sich der Alsergrund aber wieder eher die Vorstädte herum erbaut. Die Vorstädte 6 Naive Darstellung des Bräuhauses im Lichtental konnten erblühen, z.B. entstand 1694 das öffentlicht waren. Sie befanden sich über Bräuhaus bei der heutigen Reznicekgas- der Haustür bzw. an einer Hausecke. Kei- se, wo wöchentlich ca. 30.000 Liter bay- nes der Zeichen kam doppelt vor.
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