Veränderung Von Beteiligungsverhältnissen Bei Der Prosieben Sat.1 Media SE

Beschluss

Veränderung von Beteiligungsverhältnissen bei der ProSieben Sat.1 Media SE

Az.: KEK 983

In der Rundfunkangelegenheit der

1. ProSiebenSat.1 TV Deutschland GmbH, vertreten durch die Geschäftsführer Wolfgang Link (Vorsitzender), Katja Hofem, Eun- Kyung Park, Dennis Zentgraf und Martin Emele, Medienallee 7, 85774 Unterföhring,

2. Sat.1 SatellitenFernsehen GmbH, vertreten durch den Geschäftsführer Kaspar Pflüger, Medienallee 7, 85774 Unterföhring,

3. ProSiebenSat.1 Pay TV GmbH, vertreten durch die Geschäftsführer Nicole Agudo Berbel und Dennis Zentgraf, Medienallee 7, 85774 Unterföhring,

4. ProSiebenSat.1 Sports GmbH, vertreten durch die Geschäftsführer Zeljko Karajica, Stefan Zant und Markus Pieper, Medienallee 7, 85774 Unterföhring,

5. DOSB New Media GmbH, vertreten durch die Geschäftsführer Björn Patrick Beinhauer und Michael Gerhäußer, Im Klapperhof 7 - 23, 50670 Köln,

- Veranstalter –

diese insgesamt vertreten durch die ProSiebenSat.1 Media SE, Medienallee 7, 85774 Unterföhring, welche ihrerseits durch den Vorstand, bestehend aus Max Conze (Vorsitzender), Conrad Albert, Sabine Eckhardt, Jan David Frouman und Dr. Jan Kemper vertreten wird,

w e g e n

Veränderung von Beteiligungsverhältnissen

hat die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) auf Vorlage der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) vom 22.08.2018, die auch im Namen der Medienanstalt Berlin- Brandenburg (mabb), der Landeszentrale für Medien und Kommunikation (LMK), der Bremischen Landesmedienanstalt (brema), der Medienanstalt Hamburg / Schleswig-Holstein (MA HSH), der Thüringer Landesmedienanstalt (TLM), der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM) und der Landesanstalt für Medien NRW erfolgt ist, in der Sitzung am 06.11.2018 unter Mitwirkung ihrer Mitglieder

Prof. Dr. Gounalakis (Vorsitzender), Prof. Dr. Sjurts (stv. Vorsitzende), Prof. Dr. Althammer, Becker, Conradt, Fischer, Dr. Lübbert, Prof. Dr. Mailänder, Prof. Dr. Müller-Terpitz, Schneider und Dr. Zimmer entschieden:

Die von der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) mit Schreiben vom 22.08.2018 auch im Namen der Medienanstalt Berlin- Brandenburg (mabb), der Landeszentrale für Medien und Kommunikation (LMK), der Bremischen Landesmedienanstalt (brema), der Medienanstalt Hamburg / Schleswig-Holstein (MA HSH), der Thüringer Landesmedienanstalt (TLM), der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM) und der Landesanstalt für Medien NRW zur Beurteilung nach dem Rundfunkstaatsvertrag (RStV) vorgelegten Veränderungen von Beteiligungsverhältnissen bei der ProSiebenSat.1 TV Deutschland GmbH, der Sat.1 SatellitenFernsehen GmbH, der ProSiebenSat.1 Pay TV GmbH, ProSiebenSat.1 Sports GmbH und der DOSB New Media GmbH werden nach den Vorschriften des Rundfunkstaatsvertrages über die Sicherung der Meinungsvielfalt im Fernsehen als unbedenklich bestätigt.

Begründung

I Sachverhalt

1 Gegenstand der Anzeige Die ProSiebenSat.1 Media SE („ProSiebenSat.1“) hat im Namen und im Auftrag ihrer als Veranstalter im bundesweiten Fernsehen tätigen Tochtergesellschaften mit Schreiben vom 16.08.2018 gegenüber der BLM, der mabb, der LMK, der brema, der MA HSH, der TLM, der SLM und der Landesanstalt für Medien NRW eine Beteiligungsveränderung angezeigt. Die BLM hat diese Anzeige mit Schreiben vom 22.08.2018 auch im Namen der übrigen vorbenannten Medienanstalten der KEK zur medienkonzentrationsrechtlichen Prüfung vorgelegt.

Demnach hat sich der der Capital Group Companies, Inc. insgesamt zuzurechnende Stimmrechtsanteil gegenüber dem zuletzt genehmigten Stand (vgl. Beschluss der KEK vom 11.04.2017 i. S. ProSiebenSat.1, Az.: 904) von 15,87 % auf 9,98 % reduziert. Darin enthalten sind Stimmrechtsanteile des Capital World Growth and Income Fund in Höhe von 4,997 % (zuvor 5,57 %) und des The Income Fund of America in Höhe von 2,85 % (zuvor 4,87 %).

2 Veranstalterinnen und Beteiligte Veranstalter

Die ProSiebenSat.1 TV Deutschland GmbH, eine 100%ige Tochtergesellschaft von ProSiebenSat.1., veranstaltet die frei empfangbaren Programme ProSieben, kabel eins, sixx, SAT.1 Gold, ProSieben MAXX und kabel eins Doku; sie hat darüber hinaus eine Lizenz für ein weiteres Spartenprogramm beantragt (vgl. Beschluss der KEK vom 11.09.2018, Az.: KEK 976). Sie hält ferner sämtliche Anteile an der Sat.1 SatellitenFernsehen GmbH, der Veranstalterin des Programms SAT.1, und der ProSiebenSat.1 Pay TV GmbH, die die Pay-TV-Programme ProSieben FUN, kabel eins CLASSICS und SAT.1 emotions veranstaltet. Die ProSieben Sat.1 Sports GmbH, eine weitere 100%ige Tochtergesellschaft von ProSiebenSat.1, veranstaltet das Pay-TV- Programm ran FIGHTING und hält mittelbar 57,5 % der Anteile der DOSB New Media GmbH, der Veranstalterin des Sportspartenprogramms Sportdeutschland.TV. ProSiebenSat.1 hält darüber hinaus mittelbar sämtliche Anteile der wetter.com GmbH, der Veranstalterin des Fernsehspartenprogramms wetter.com TV, sowie 33 % der Anteile der adspree media GmbH, die Online-Gaming-Portale betreibt und eine Rundfunklizenz für das Livestream-Angebot ProSieben Games hält.

Das Programm SAT.1 wird gegenwärtig von der Sat.1 SatellitenFernsehen GmbH auf Grundlage einer Lizenz der LMK vom

26.08.2008 veranstaltet. Für die Zeit ab dem 01.06.2013 hat die MA HSH der ProSiebenSat.1 TV Deutschland GmbH die Lizenz für SAT.1 erteilt; diese ist jedoch nicht bestandskräftig.

ProSiebenSat.1

2.2.1 Das Grundkapital von ProSiebenSat.1 beträgt 233.000.000 EUR, eingeteilt in ebenso viele auf den Namen lautende Stammaktien als Stückaktien (§ 4 Abs. 1 und 2 der Satzung, abrufbar unter www.prosiebensat1.com). Beschlüsse der Hauptversammlung bedürfen grundsätzlich als Stimmenmehrheit der einfachen Mehrheit der abgegebenen Stimmen und, sofern das Gesetz eine Kapitalmehrheit vorschreibt, der einfachen Mehrheit des bei der Beschlussfassung vertretenen Grundkapitals; jede Stückaktie gewährt eine Stimme (§ 18 Abs. 2 und 3). Der Aufsichtsrat von ProSiebenSat.1 besteht aus neun Mitgliedern (§ 10 Abs. 1). Sie stehen nicht mit den Aktionären Capital Group Companies, Inc. oder BlackRock, Inc. in Verbindung (vgl. Angaben unter www.prosiebensat1.com). Die ProSiebenSat.1-Aktie ist im MDAX notiert und wird an der Frankfurter Wertpapierbörse und der Luxemburger Börse gehandelt.

2.2.2 ProSiebenSat.1 ist neben der RTL Group die größte private TV- Sendergruppe in Deutschland. Kerngeschäftsfeld ist das werbefinanzierte Fernsehen. Neben dem Bereich der Fernsehveranstaltung ist ProSiebenSat.1 u. a. in den Bereichen TV- Produktion (Red Arrow Entertainment Group), Online (Senderauftritte, Video-on-Demand-Portal Maxdome, Sender-Apps und senderübergreifende 7TV-App, Multi-Channel-Network Studio71, Foren, Communities, Spiele etc.), Vermarktung (SevenOne Media), Musiklabel (Starwatch Entertainment) sowie Venture & Commerce (über die 74,9%ige Beteiligung an der NuCom Group) tätig. Hinsichtlich der weiteren Medienaktivitäten wird auf den Beschluss der KEK i. S. ProSiebenSat.1 vom 05.12.2017, Az.: KEK 937, I 2.2.1 und 2.2.2, verwiesen.

2.2.3 Aktionäre von ProSiebenSat.1 mit Anteilen von 5 % oder mehr sind die Capital Group Companies, Inc. mit nunmehr 9,98 % und die BlackRock, Inc. mit 5,72 % (zuvor 6,3 %) der Anteile. 1,7 % (zuvor 1,8 %) der Anteile hält ProSiebenSat.1 in Eigenbesitz. Der Streubesitz hat sich von 76,03 % auf 82,6 % erhöht.

Capital Group Companies, Inc.

Größter Anteilseigner von ProSiebenSat.1 ist weiterhin die Capital Group Companies, Inc., Los Angeles/USA, die zu den weltweit größten Investmentgesellschaften zählt und ein Vermögen von ca. 1,6 Billionen US-Dollar verwaltet (Stand: 30.06.2017; vgl. Angaben unter www.thecapitalgroup.com). Zu den Tochtergesellschaften des 4

partnergeführten Unternehmens zählen u. a. die Capital Research and Management Company, The American Funds Group, Capital World Growth and Income Fund, Inc. und Capital Group International, Inc. Die Capital Research and Management Company verwaltet die Fonds der The American Funds Group, die die Beteiligung an ProSiebenSat.1 halten. Über die Capital Research Global Investors LLP ist das Unternehmen auch in Höhe von 10,34 % an der Netflix, Inc. (vgl. Proxy Statement der Netflix, Inc. vom 23.04.2018, SEC-Filing Form 14A, S. 34) und in Höhe von 5,6 % an der Discovery, Inc. beteiligt (die Stimmrechte liegen bei 3,9 %; Stand: 01.03.2018; vgl. Proxy Statement der Discovery, Inc. vom 28.03.2018, SEC-Filing Form 14A, S. 103).

BlackRock, Inc.

Die BlackRock, Inc., New York/USA, ist mit verwalteten Vermögenswerten in Höhe von 6,3 Bio. US-Dollar der weltweit größte Vermögensverwalter (Stand 30.06.2018; vgl. Angaben unter www.blackrock.com). Größter Anteilseigner ist das US-amerikanische Finanzdienstleistungsunternehmen PNC Financial Services Group, Inc. mit Anteilen von 21,48 % (vgl. Proxy Statement der BlackRock, Inc. vom 13.04.2018, SEC-Filing Form 14A, S. 36). Zur BlackRock, Inc. gehörige Unternehmen halten u. a. Beteiligungen an der AT&T, Inc. (6,10 %; vgl. Proxy Statement der AT&T, Inc. vom 10.03.2018, SEC-Filing Form 14A, S. 45), die jüngst den Medienkonzern Time Warner, Inc. übernommen hat. Die BlackRock, Inc. hält im Medienbereich ferner Anteile an der Comcast Corporation (6,8 %; vgl. Proxy Statement der Comcast Corporation vom 30.04.2018, SEC-Filing Form 14A, S. 6), der Netflix, Inc. (5,94 %; vgl. Proxy Statement der Netflix, Inc. vom 23.04.2018, SEC-Filing Form 14A, S. 34) und der Discovery, Inc. (die Anteile an einigen der Aktienkategorien liegen bei über 6 %, die Stimmrechte bei insgesamt 4,5 %; Stand: 01.03.2018; vgl. Proxy Statement der Discovery, Inc. vom 28.03.2018, SEC-Filing Form 14A, S. 103).

Beteiligungsübersicht Veranstalterbeteiligungen und zuzurechnende Programme der ProSiebenSat.1 Media SE im bundesweiten Fernsehen

Capital Group Companies, Inc. Streubesitz 100 82,60 von der Capital Research 9,98 and Management Company ProSiebenSat.1 Media SE 100 ProSiebenSat.1 Digital & verwaltete Fonds 1,70 % in Eigenbesitz Adjacent GmbH wetter.com GmbH 100 ProSieben Travel 100 BlackRock, Inc. 5,72 GmbH wetter.com TV

100 100 100 ProSiebenSat.1 Digital ProSiebenSat.1 GmbH Pay TV GmbH ProSiebenSat.1 TV ProSiebenSat.1 Sports 33,0 ProSieben FUN Deutschland GmbH GmbH gamigo AG Samarion SE ProSieben ran FIGHTING kabel eins CLASSICS 100 51,26 100 kabel eins SAT.1 emotions 57,5 ElbSpree Media Holding GmbH sixx DOSB New Media 100 GmbH SAT.1 Gold adspree media GmbH Sportdeutschland.TV Sat.1 Satelliten ProSieben MAXX Fernsehen GmbH ProSieben Games kabel eins Doku SAT.1 100 Deutscher Olympischer 27,5 weiteres Sportbund e.V. (DOSB) Spartenprogramm 15,0 GIP Media Productions GmbH

Programm, das der ProSiebenSat.1 Media SE zuzurechnen ist

II Verfahren

Die Vollständigkeitserklärungen der Veranstalterinnen liegen vor. Den zuständigen Landesmedienanstalten BLM, mabb, LMK, brema, MA HSH, TLM, SLM und Landesanstalt für Medien NRW wurde Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben.

III Medienkonzentrationsrechtliche Beurteilung

1 Bestätigungsvorbehalt der KEK

Beteiligungsveränderungen bei Veranstaltern und an ihnen im Sinne von § 28 RStV beteiligten Unternehmen sind gemäß § 29 Satz 1, 4 RStV vor ihrem Vollzug anzumelden und bedürfen der Unbedenklichkeitsbestäti- gung. Ausgenommen von der Anmeldepflicht sind Beteiligungsverän- derungen dann, wenn diese gemäß der Richtlinie der KEK nach § 29 Satz 5 RStV durch Erwerb, Veräußerung oder in sonstiger Weise von weniger als 5 % des Kapitals oder der Stimmrechte einer börsennotierten Aktiengesellschaft bewirkt werden und nicht die Schwellen von 25 %, 50 % oder 75 % über- oder unterschritten werden. Die Reduzierung des Stimmrechtsanteils der Capital Group Companies, Inc. um mehr als 5 % war demnach anzeigepflichtig. Die Beteiligungsveränderung ist bereits vollzogen; sie wurde von ProSiebenSat.1 jedoch nach Kenntniserlangung umgehend angezeigt. Für den Fall, dass eine bereits vollzogene 6

Beteiligungsveränderung nicht als unbedenklich bestätigt werden kann, ist zwingend der Widerruf der Zulassung des betroffenen Programmveranstalters vorgesehen, § 29 Satz 4 RStV.

2 Zurechnung von Programmen Den folgenden Veranstalterinnen werden die jeweils von ihnen veranstalteten Programme zugerechnet (§ 28 Abs. 1 Satz 1, 1. Alt. RStV): Der ProSiebenSat.1 TV Deutschland GmbH werden die Programme ProSieben, kabel eins, sixx, SAT.1 Gold, ProSieben MAXX und kabel eins Doku (sowie ein weiteres beantragtes Spartenprogramm, vgl. Beschluss der KEK vom 11.09.2018, Az.: KEK 976), der ProSiebenSat.1 Pay TV GmbH die Programme ProSieben FUN, kabel eins CLASSICS und SAT.1 emotions, der Sat.1 SatellitenFernsehen GmbH das Programm SAT.1, der ProSiebenSat.1 Sports GmbH ran FIGHTING, der DOSB New Media GmbH das Programm Sportdeutschland.TV zugerechnet.

ProSiebenSat.1 sind die vorgenannten Programme gemäß § 28 Abs. 1 Satz 1, 2. Alt. RStV und § 28 Abs. 1 Satz 2 RStV i. V. m. §§ 15, 16 AktG zuzurechnen. Sämtliche ProSiebenSat.1 zuzurechnende Programme sind im Umkehrschluss zu § 28 Abs. 1 Satz 3 und § 29 Satz 2 RStV insgesamt wiederum auch jeder einzelnen Veranstalterin zuzurechnen. Aktionären von ProSiebenSat.1 sind die Programme nicht nach § 28 RStV zuzurechnen.

Das Programm ProSieben Games wird der adspree media GmbH und der Elbspree Media Holding gemäß § 28 Abs. 1 Satz 1 RStV zugerechnet. Das Programm wird ferner der gamigo AG und ihrer Mehrheitsgesellschafterin Samarion SE zugerechnet (§ 28 Abs. 1 Satz 2 RStV i. V. m. §§ 15, 16 AktG). ProSiebenSat.1 ist das Programm dagegen nicht zuzurechnen (vgl. Beschluss der KEK vom 19.09.2017 i. S. ProSieben Games, Az.: KEK 929, III 2.2).

3 Vorherrschende Meinungsmacht

Ein Unternehmen darf eine unbegrenzte Anzahl von bundesweiten Fernsehprogrammen veranstalten, sofern es dadurch keine vorherrschende Meinungsmacht erlangt (§ 26 Abs. 1 RStV).

Zuschaueranteile

Bei der Bestimmung des Zuschaueranteils des jeweiligen Programms sind gemäß § 27 RStV alle deutschsprachigen Programme des öffentlich- rechtlichen Rundfunks und des bundesweit empfangbaren privaten Rundfunks zu berücksichtigen. Die KEK legt bei der Ermittlung der Zuschaueranteile gemäß der Übergangsvorschrift des § 34 RStV vor allem die Daten der AGF Videoforschung zugrunde.

3.1.1 Die ProSiebenSat.1 zuzurechnenden Programme erreichten in der maßgeblichen Referenzperiode von August 2017 bis Juli 2018 einen Zuschaueranteil in Höhe von insgesamt 17,6 %.

Programme Zuschaueranteile in % August 2017 bis Juli 2018 SAT.1 6,3 SAT.1 Gold 1,6 ProSieben 4,3 ProSieben MAXX 0,7 sixx 0,8 kabel eins 3,4 kabel eins Doku 0,4 kabel eins CLASSICS 0,0 ProSieben FUN 0,0 SAT.1 emotions 0,0 wetter.com TV 0,0  ProSiebenSat.1 Media SE 17,6

Quelle: AGF in Zusammenarbeit mit GfK, TV Scope, Zuschauer gesamt, Werte gerundet

Der Abruf von linear sowie zeitversetzt angebotenen Programminhalten im Internet findet noch keine Berücksichtigung in den ausgewiesenen Zuschaueranteilen. In dem Verfahren i. S. ProSiebenSat.1, Beschluss der KEK vom 05.12.2017, Az.: KEK 937, hat ProSiebenSat.1 mitgeteilt, dass die Anzahl der Livestream-Aufrufe (Views) für die Sender SAT.1, ProSieben, kabel eins, kabel eins Doku, sixx, ProSieben MAXX, SAT.1 Gold und Sportdeutschland.TV im Durchschnitt bei 470.000 Views pro Monat (9/2016 – 8/2017) lag. Im aktuellen Referenzzeitraum (8/2017 – 7/2018) lag nach Angaben von ProSiebenSat.1 die Anzahl der monatlichen Videoviews bei Sportdeutschland.TV zwischen 427.904 und 4.348.132 sowie bei ranFIGHTING zwischen 1.514 und 4.347.

Die KEK geht davon aus, dass sich der Zuschaueranteil der ProSiebenSat.1 zuzurechnenden Programme auch bei Einbeziehung der linear und zeitversetzt angebotenen Inhalte im Internet nicht maßgeblich verändern würde, da sich der Gesamtmarkt dann um die Onlineangebote aller Sender, insbesondere der RTL-Gruppe und der öffentlich-rechtlichen Programme, sowie der reinen Web-TV-Sender vergrößern würde.

Berücksichtigung der Regional- und Drittfenster

3.2.1 Nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom 29.01.2014, Az.: 6 C 2.13, sind bei der Prüfung nach § 26 RStV Bonuspunkte für Regional- und Drittfenster vorab von dem zurechenbaren Zuschaueranteil abzuziehen. Nach Feststellungen der KEK genügen die im Programm SAT.1 veranstalteten Regionalfensterprogramme in Hamburg und

Schleswig-Holstein (Beschluss der KEK i. S. SAT.1 Norddeutschland vom 09.12.2014 und 14.04.2015, Az.: KEK 803-1 und -2), Bremen und Niedersachsen (Beschluss der KEK i. S. SAT.1 Norddeutschland vom 13.02.2018, Az.: KEK 952_954), Hessen (Beschluss der KEK i. S. TVIIIa vom 10.07.2018, Az.: KEK 966), Rheinland-Pfalz (Beschluss der KEK i. S. TVIIIa vom 08.04.2014, Az.: KEK 774) und Nordrhein-Westfalen (Beschluss der KEK i. S. WestCom vom 09.12.2014, Az.: KEK 799) gegenwärtig den Anforderungen des RStV. Hinsichtlich der Erfüllung der jeweiligen rundfunkstaatsvertraglichen Voraussetzungen wird auf die genannten Beschlüsse verwiesen. Bezüglich des Regionalfensters der Privatfernsehen in Bayern GmbH & Co. KG in Bayern konnte die KEK keine Prüfung vornehmen. Deren ursprünglich bis zum 31.12.2017 befristete Lizenz gilt mit Änderungsgesetz zum Bayerischen Mediengesetzes vom 20.12.2016 als unbefristet (Art. 26 Abs. 2 Satz 1 und 2 BayMG). Die BLM hat daher nur eine Zuweisungsentscheidung zu Gunsten der Veranstalterin für weitere acht Jahre getroffen. Eine Benehmensherstellung mit der KEK ist in diesem Zusammenhang nicht erfolgt.

3.2.2 Ob Bonuspunkte für die Regionalfenster anzurechnen sind, kann jedoch angesichts des in diesem Verfahren zugrunde zu legenden Zuschaueranteils von 17,6 % dahinstehen: Eine Prüfung der Vermutungstatbestände des § 26 Abs. 2 Satz 2 RStV entfällt, weil der dafür erforderliche Schwellenwert von 25 % Zuschaueranteil nicht erreicht wird. Da der Zuschaueranteil deutlich unter 20 % liegt, muss nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts auch eine Prüfung des Grundtatbestands des § 26 Abs. 1 RStV unterbleiben. Demnach ist auch die Frage, ob (weitere) Bonuspunkte für die Einräumung von Sendezeit für unabhängige Dritte im Sinne des § 26 Abs. 2 Satz 3 RStV auf den Zuschaueranteil anzurechnen sind, nicht entscheidungsrelevant.

Abschließende Feststellung

Nach dem dargelegten Sachverhalt liegen keine Anhaltspunkte für die Entstehung vorherrschender Meinungsmacht vor. Der angezeigten Beteiligungsveränderung stehen Gründe der Sicherung der Meinungsvielfalt nicht entgegen.

Gounalakis Sjurts Althammer Becker Conradt Fischer Lübbert Mailänder Müller-Terpitz Schneider Zimmer