Dokumentation Neuer Vogel-Taxa 3 – Bericht Für 2007
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Vogelwarte 47, 2009: 97 – 117 © DO-G, IfV, MPG 2009 Dokumentation neuer Vogel-Taxa 3 – Bericht für 2007 Jochen Martens & Norbert Bahr Martens J & Bahr N 2009: Documentation of new bird taxa, part 3. Report for 2007. Vogelwarte 47: 97-117. This report is the third of a series and presents the results of a comprehensive literature screening in search for new bird taxa described in 2007, namely new genera, species and subspecies worldwide. We tracked three new genera, seven new species, 135 subspecies new to science, which according to the International Code of Zoological Nomenclature were correctly described. New genera were erected for species or species groups of the frogmouths (Podargidae), ovenbirds (Furnariidae) and buntings/ new world sparrows (Emberizidae). Six of the new species belong to the Passeriformes and only one, a hummingbird, to the Non-Passeriformes. In a zoogeographic context one new genus, six new species and one new subspecies originate from South and Central America, again including a tapaculo (Scytalopus) species. The remainder of the taxa were described from North America and the Caribbean (1/0/133), Asia (0/0/1) and Oceania (1/1/0). A monograph published in 2006 presenting 26 new subspecies of a single North American goose species came to our attention too late to be discussed in the last report; the details are provided here. A number of splits — namely those of known species into allospecies, which in most cases result in geo- graphic representatives of a superspecies — are also addressed. But we restrict the treatment of these splits to the Palearctic and Indomalayan Regions. We suggest possible flaws in new descriptions and certain splits, regardless of the species concept addressed. However, in general this report should be taken as a documentation of new taxa, not as a critical review of recent changes in bird taxonomy and bird descriptions. JM Institut für Zoologie, Saarstr. 21, D-55099 Mainz, E-Mail: [email protected] NB Norbert Bahr, Zur Fähre 10, D-29693 Ahlden, E-Mail: [email protected] 1. Vorbemerkungen Mit dieser Übersicht setzen wir die Erfassung neuer hauptsächlich den Befunden der Molekulargenetik. Ihr Vogeltaxa in einer dritten Arbeit fort. Im Berichtszeit- verdanken wir die Einsicht, dass oftmals die Populati- raum 2007 wurden drei neue Gattungen, sieben neue onen, die wir normalerweise als „Art“ zusammenfassen, Arten und 135 neue Unterarten den Nomenklaturregeln in Wirklichkeit Aggregate von nahe verwandten Popu- entsprechend benannt. Diese neuen Taxa stellen wir hier lationen sind, die unterschiedliches evolutionsbiolo- in kritischen Würdigungen vor und beleuchten das ta- gisches Schicksal hatten. Nach Merkmalen der äußeren xonomische und systematische Umfeld. In diesem Jahr Morphologie ist das meist nicht zu erkennen, und erst müssen wir als nomenklatorisch fast tragisches Kurio- die genetische Analyse offenbart solche historischen sum das Lebenswerk von Hanson (2006, 2007) bespre- Hintergründe und Unterschiede. Oft treten akustische chen, der in zwei umfangreichen Monografien neben und bisher übersehene morphologische Unterschiede anderen Aspekten die Systematik und Taxonomie der hinzu, die es schließlich berechtigen, solchen Teilpopu- nordamerikanischen Kanadagans (Branta canadensis) lationen Artrang zuzuerkennen. Andererseits wird in bearbeitet und dazu ein riesiges Balgmaterial von etwa der taxonomischen und evolutionsbiologisch-systema- 1800 Exemplaren zusammengetragen hat. Hanson hat tischen Literatur vermehrt die Tendenz deutlich, bereits insgesamt 158 neue Formen der Kanadagans nach den nach gut erkennbaren morphologischen Unterschieden akutellen Nomenklaturregeln korrekt beschrieben. So- Teilpopulationen in Artrang zu erheben. Stimmliche mit sind diese Namen verfügbar und können verwendet und genetische Unterschiede spielen dann oftmals gar werden. Allerdings werden wahrscheinlich nur wenige keine Rolle mehr. Auch solche Beispiele hatten wir in dieser Taxa einer kritischen Prüfung standhalten, um diesem Bericht zu behandeln. Nach wie vor verändern schließlich als valide Namen gebraucht werden zu kön- diese „splits“ das Bild der Vogel-Diversität weltweit be- nen. Hier eventuelles Korn von der Spreu zu trennen, sonders nachhaltig und mit zunehmender Dynamik, wird viel Arbeit erfordern; sie ist aber unabwendbar. und jeder dieser Vorschläge bedarf genauer und kri- Die „splits“, die Aufspaltungen bereits bekannter Ar- tischer Dokumentation. ten in Tochterarten, zumeist Allospezies, haben wir Inzwischen artikulierte sich Unbehagen, soweit die erneut erfasst und bearbeitet, aber nur für die Paläark- Aufspaltungen vorschnell, hastig und nur nach äußeren tis und die Indomalayische Region. Die Argumente für Merkmalen, vor allem Größe, Gefiederfarben und Ge- solche Aufspaltungen sind vielfältig und entspringen fiedermuster, vorgenommen werden (Peterson & Mo- 98 J. Martens & N. Bahr: Dokumentation neuer Vogeltaxa 3 - Bericht für 2007 yle 2008). In den allermeisten Fällen ist gar nicht be- Acronyme der zitierten Museumssammlungen kannt, unter welchen selektiven Einflüssen und welchen zeitlichen Dimensionen Populationen die Merkmale AMNH American Museum of Natural History, New York, verändern, die für die nomenklatorische Trennung he- USA rangezogen werden. Und noch weniger wissen wir da- ASEC Arquivo Sonoro Prof. Elias P. Coelho, Departa- rüber, welche dieser „neuen“ Merkmale tatsächlich mento de Zoologia, Universidade Federal do Rio de Janeiro, Brasilien Artgrenzen zu signalisieren vermögen – ganz gleich FMNH Field Museum of Natural History, Chicago, unter welchem Spezieskonzept. Für Singvögel scheint USA sich herauszuschälen, dass auf splits basierender Ar- ICN Instituto de Ciencias Naturales, Universidad Na- trang nur dann verliehen werden sollte, wenn zusätzlich cional, Bogotá, Kolumbien zu genetischen Verschiedenheiten auch die Lautäuße- MACN Museo Argentino de Ciencias Naturales “Ber- rungen der fraglichen Taxa eindeutig unterscheidbar nardino Rivadavia”, Buenos Aires, Argentinien sind. Dokumentation ist somit nicht nur im Freiland MCP Museu de Ciências e Tecnologia, Pontificia Uni- zu leisten, auch gleichermaßen im akustischen und ge- versidade Católica do Rio Grande do Sul, Porto netischen Labor. Ein schneller Vergleich von Färbung Alegre, Brasilien und Farbmuster ist zumeist leichter zu haben, die Ent- MCSJ Museo del Colegio San José, Universidad de la Salle, Medellín, Kolumbien scheidung allerdings weitaus weniger gut dauerhaft MLS Museo de la Universidad de la Salle, Bogotá, Ko- begründbar. lumbien MNHNCu Museo Nacional de Historia Natural de Cuba, La 2. Methodik Habana, Kuba MNRJ Museu Nacional, Rio de Janeiro, Brasilien Termini: Wir verwenden „Art“ gleichbedeutend mit „Spezi- MPEG Museu Paraense Emilio Goeldi, Belém, Brasilien es“, „species“ im Englischen, desgleichen „Unterart“ gleich- MUSAA Museo de Universidad San Antonio Abad, Cuzco, bedeutend mit „Subspezies“, „subspecies“ im Englischen. Der Peru „Inhalt“, d. h. der jeweilige theoretische Hintergrund und der MUSM Museo de Historia Natural de La Universidad biologische Rahmen einer „Art“ und folglich des aus Gat- Nacional Mayor de San Marcos, Lima, Peru tungs- und Artnamen zusammengesetzten wissenschaftlichen MZB Museum Zoologicum Bogoriense, Cibinong, Doppelnamens (des Binomens) kann je nach angewandtem Indonesien Artkonzept deutlich verschieden sein. Auf die Implikationen MZUSP Museu de Zoologia, Universidade de São Paulo, der Artbegriffe in der gegenwärtigen systematischen Orni- Brasilien thologie haben wir bereits hingewiesen, ebenso auf immer NHM Natural History Museum, Tring, UK wieder verwendete Termini, wie Holotypus und Paratypus NHMK Natural History Museum, Kathmandu, Nepal (Martens & Bahr 2007). ‚Syntypen’ bezeichnet alle Individuen, UFRJ Ornithological collection, Instituto de Biologia, die ursprünglich zur Beschreibung einer Art zugrunde lagen, Universidade Federal do Rio de Janeiro, Bra- aber nur dann, wenn aus diesem Material heraus kein Holo- silien typus benannt wurde. Ein ‚Lectotypus’ wird dann bestimmt, USNM National Museum of Natural History, Smithso- wenn aus dem Typenmaterial ursprünglich kein Holotypus nian Institution, Washington, D.C., USA benannt wurde und somit nur Syntypen vorlagen. In kri- ZFMK Zoologisches Forschungsinstitut und Museum tischen Fällen, etwa wenn das Typenmaterial sich aus mehr Alexander Koenig, Bonn, Deutschland als einer Art zusammensetzt, ist die Aufstellung eines Lecto- typus erforderlich. Er wird aus der Serie der Syntypen heraus benannt. Dank. Die Wagner-Stiftung und die Feldbausch-Stiftung, beide am Fachbereich Biologie der Universität Mainz, stellten Abkürzungen: N, S, W, und O stehen für die Himmelsrich- erneut Mittel für die Bearbeitung taxonomischer und syste- tungen, ad. adult, Adultus. - Zur Charakterisierung von Arten matischer Studien an asiatischen Vögeln zur Verfügung. Prof. und Unterarten immer wieder herangezogene Gene des mi- W. Bock, New York und R. C. Banks, Washington DC disku- tochondrialen Genoms: Cytb Cytochrom b, KR Kontrollregi- tierten mit uns die aktuelle Situation der Taxonomie norda- on, ND2 Na-Dehydrogenase 2. - HT Holotypus, PT Paratypus, merikanischer Kanadagänse und machten auf Literatur auf- Paratypen, Ssp., ssp. Subspezies (= Unterart) jeweils substan- merksam. James Lowen verwies uns auf bisher nicht publi- tivisch bzw. adjektivisch gebraucht; subad. subadult, Subadul- zierte Merkmale von Serpophaga griseicapilla. Mehrere Kol- tus, ferner: „s. l.“ für sensu lato (im weiteren Sinne) bei Arten legen stellten uns Bilder und Fotos