Zwischen Lieps Und Havelquelle Nr

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Zwischen Lieps Und Havelquelle Nr 1 Dorfzeitung Zwischen Lieps und Havelquelle Nr. 11 (2020) Heimatkundliches Jahrbuch des Klein Vielen e. V. 2 Zwischen Lieps und Havelquelle – Dorfzeitung Nr. 11 (2020) Wir danken herzlich: allen Spendern und Spenderinnen und allen Sponsorinnen und Sponsoren, die seit Er- scheinen der letzten Ausgabe die Arbeit des Klein Vielen e. V. und die Finanzierung der Druckkosten für die „Dorfzeitung“ unterstützt haben. In eigener Sache: Die „Dorfzeitung“ wird kostenlos an alle Haushalte der Gemeinde Klein Vielen verteilt. Die „Dorfzeitung“ ist keine Veröffentlichung der Gemeinde Klein Vielen, sondern ein freiwilliges Gemeinschaftswerk der Mitglieder des Vereins Klein Vielen e. V. Jedes Heft verursacht Kosten. Die Kosten für jedes Heft der „Dorfzeitung“ betragen ca. 1,50 Euro. Spenden zur Deckung der Herstellungskosten der „Dorfzeitung“ sind herzlich willkommen! Spenden können eingezahlt werden auf das Konto des „Klein Vielen e. V.“ IBAN: DE73130700240502246200 BIC: DEUTDEDBROS Deutsche Bank Neustrelitz Verwendungszweck „Dorfzeitung“ Impressum Herausgeber: Klein Vielen e. V. – Leben zwischen Lieps und Havelquelle verantwort- lich im Sinne des Pressegesetzes: Hermann Behrens, Peckatel 38, 17237 Klein Vielen Druck: Steffen Media, Friedland Auflage: 400 Erscheinungsweise: Einmal im Jahr Der Herausgeber lädt zur Mitarbeit ein. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müs- sen nicht die Meinung des Herausgebers wiedergeben. Besuchen Sie uns im Internet: Internetadresse: www.kleinvielen-ev.de E-Mail: [email protected] Titelbild: Die ehemalige Bockwindmühle in Klein Vielen nach einem Gemälde von Ludwig Streitenfeld, 1921. Foto: H. Behrens. Zwischen Lieps und Havelquelle – Dorfzeitung Nr. 11 (2020) 3 850 Jahre Klein Vielen – ein historischer Abriss Hermann Behrens Klein Vielen wurde als „Vilim Carstici“ im Jahr 1170 erstmals urkundlich erwähnt (Meckl. Urkundenbuch I: Urk. Nr. 95, S. 8992), feiert also im Jahr 2020 sein 850-jähri- ges Jubiläum. Der Ort war bis 1661 zunächst eng mit der Geschichte des Geschlechts von Peccatel verbunden. Der Ortsname leitet sich aus „Vyla“ (Göttin der Unterwelt) ab. 1248 erhielt das Dorf den Namen Colhazen Vilem, vermutlich von dem damaligen Besitzer, dem Vogt Bertoldus Kohlhaze. Die Adelsfamilie von Peccatel war zu der Zeit die mächtigste im Land Stargard. Sie wurde bereits in der Mitte des 13. Jahrhunderts, nachdem das Kloster Broda bei Neubran- denburg sein Gut verloren hatte, mit dem Besitz ihrer Hauptburg in dem damals so ge- nannten „Städtchen“ Prillwitz und den angrenzenden Gütern Hohen-Zieritz, Weisdin und vielen anderen Dörfern belehnt. Nach Lisch entstammte das Ge- schlecht wohl ur- sprünglich aus der Grafschaft Schwerin und erschien urkund- lich 1218 mit Berend Abbildung 1: Ortsnamen von Klein Vielen im 12. und 13. Jahrhundert. Ausschnitt aus Kühnel 1881: 150. (Bernt) Piccatel, Ritter und Rat der Herren von Werle, in der mecklen- burgischen Geschichte. Mit Berend Piccatel begann auch die durchgängige Stammreihe. 1274 verlieh Fürst Nicolaus von Werle den Rittern Bernhard und Heinrich von Peccatel zur gesamten Hand ihre in der Vogtei Penzlin (Pencelin) gelegenen Güter Lübkow (Lu- pogloue), Zippelow (Cippelow), Hohen-Zieritz (Ciriz), Stribbow (Stribbow), Peccatel (Peccatle), Groß Vielen (Vilem), Klein Vielen (Colhazen Uilem), Brustorf (Brus- mezdorpe) und Langhagen (Lancauel), sowie den genannten Rittern von Peccatel und dem Ritter Raven zur gesamten Hand die Güter Lübbechow, Vilen und Zahren, „mit aller Gerichtsbarkeit, allen Beden und Diensten, allen Freiheiten, Gerechtigkeiten und Kir- chenlehen“.1 Das Lehnsgebiet der Ritter von Peccatel umfasste die Gemarkungen von neun Dörfern. Weitere drei mussten sie sich mit dem Ritter Raven teilen. Peccatel (heute Peckatel) scheint schon vor 1274 bestanden zu haben; von Weltzien (1995: 408) vermutet, dass das Geschlecht schon um 1200 dort vielleicht eine kleine Turmburg mit Wall und Graben anlegen ließ, was allerdings weder von ihm noch anderen nachgewiesen werden konnte. 1 Verein für Meklenburgische Geschichte und Altertumskunde (Hg.) 1864: Mecklenburgisches Urkundenbuch, Band 2. Schwerin: 478. Urkunde 1317. 4 Zwischen Lieps und Havelquelle – Dorfzeitung Nr. 11 (2020) Der erste namentlich genannte Ritter im Dorf Peccatel war ein Berend Peccatel (1318). „Er hieß also mit Vornamen wie sein Urahn Berend, der Erste in der Ahnenreihe dieses Geschlechts.“2 Von Weltzien (1995: 402) meinte, dass es für nahezu alle Lehen der Peccatel keine na- mentlichen Vorbesitzer gab. Die von Peccatel hätten – so mutmaßt er – bereits vor 1170 nahezu 17.000 Hektar Fläche einer Besiedlung und Nutzung zugeführt, Ortschaften und Kirchen errichten lassen und möglicherweise ansässige slawische Bewohner in den Sied- lungsprozess einbezogen. Von Weltzien listete auch die einst umfangreichen Besitzungen des Geschlechts von Peccatel auf und nannte zugleich die ungefähren Flächengrößen (Tabelle 1). Um das Jahr 1400 verlegten die Ritter v. Peccatel ihren Hauptsitz von Peccatel in das benachbarte Dorf Klein Vielen. „Welche Ursachen diesem Umzug zugrunde liegen, ist nicht bekannt. Bei Berücksichtigung der sozialen Verhältnisse kann nicht ausgeschlossen werden, dass Spannungen zwischen den Bauern in Peccatel und der Grundherrschaft die- sen Entschluss herbeiführten oder begünstigten. In Klein Vielen, einer slawischen Ort- schaft, war der Widerstand gegen Anmaßungen der Adelsherrschaft vermutlich geringer als in Peccatel, wo deutsche Siedler und Holzfäller eine stabile Gemeinschaft bildeten. In den folgenden Jahrhunderten verloren allerdings auch sie ihre Privilegien und unterlagen der Macht des Adels. Tabelle 1: Einstiger Besitz des Geschlechts von 1433 kam es zu einer Tei- Größe in ha Peccatel lung der Güter zwischen Peckatel mit Kirchdorf, Adamsdorf, Brustorf 1250 Hans und Joachim v. Prillwitz mit Kirche und Burg 500 Peccatel. Hans erhielt das Zippelow 350 halbe Haus Prillwitz und Groß Vielen 2722 die wüsten Feldmarken Klein Vielen 2950 Zierke sowie Weisdin, Lübkow 350 Usadel und Liepen, Zahren 724 Joachim bekam Blumen- Liepen 1800 holz, die wüste Feldmark Weisdin 600 Kostall (heute Adamsdorf), Blumenhagen 1500 die Höfe in Liepen, Hohen- Blumenholz 400 zieritz und Usadel und das Wendland, eine Absiedlung 300 halbe Dorf Lütken (Klein) Usadel 381 Vielen. Die andere Hälfte Hohenzieritz 900 Klein Vielens [war in der] Zierke 1200 Hand einer Familie von Lauenburg. 1454 belehnte Herzog Heinrich der Ältere von Mecklenburg Henning Peccatel zu Blu- menhagen, Hans Peccatel zu Prillwitz und Joachim Peccatel zu Vielen sowie deren Erben zu „sammender hant“ mit den Peccatelschen Lehngütern. 2 Krull, K. (o. J.): Ritter und Adel im Kirchspiel Peccatel. Karbe-Wagner-Archiv Neustrelitz (KWA Neustre- litz), Nachlass Karlfried Krull, Sign. Ha 506. Zwischen Lieps und Havelquelle – Dorfzeitung Nr. 11 (2020) 5 Nach der ältesten überlieferten Liste, dem Bederegister von 1496, werden als steuer- pflichtige Bauern in Klein Vielen genannt: Michel Kaluwe, Carsten Usatel, Mathias We- deghe, Mathias Haveman, Claus Swarthe, Dynikes Caluwe, Claus Crogher, Drewes Lyn- dow, Jachim Radke, Hans Usatel, Herman Voeß, Herman Galenbeke, Jachim Unghe- makh, Heyne Caluwe und Hinrik Balsmither. Ihren Lebensunterhalt erwarben die von Peccatel aus den Erträgen ihres Ackerlandes (den Ritterhufen) und aus Pachtzahlungen der in ihrem Lehngebiet ansässigen Bauern. Den- noch gerieten sie infolge ihrer aufwändigen Lebensweise oft in finanzielle Schwierigkei- ten. Die zahlreiche Nachkommenschaft musste standesgemäß mit Ländereien und Bauern ausgestattet werden. So kam es, dass bald mehrere Ritterfamilien in einem Dorf ansässig waren oder in mehreren Dörfern Anteile besaßen. Wurde das Geld knapp, verpfändeten oder verkauften sie Teile ihres Grundbesitzes.“3 Die von Peccatel zu Klein Vielen verlo- ren z. B. 1408 das halbe Dorf Klein Vielen an die genannte Familie von Lauenburg und erhielten es erst 1450 durch Neubelehnung zurück, nachdem das Geschlecht Lauenburg ausgestorben war. Über 200 weitere Jahre blieb der Name dieses Adelsgeschlechts mit Klein Vielen verbun- den. 1661 starb mit Jürgen von Peccatel der letzte Lehnherr dieses Familiennamens; mit ihm starb das Geschlecht in Klein Vielen also aus. Und auch auf einigen Gütern in der Nachbarschaft endeten im 17. Jahrhundert Dorfgeschichten, die jahrhundertelang mit dem Namen von Peccatel verbunden waren, in anderen ging sie bis ins 18. Jahrhundert weiter. In männlicher Linie erlosch das Geschlecht von Peccatel 1773 oder 1775 mit dem Tod des Gotthard Carl Friedrich auf Prillwitz, Weisdin und Blumenhagen und in weiblicher 1824 mit dem Tod der Catharina Friederike von Peccatel (Lisch 1858: 44). Klein Vielen nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges bis Mitte des 18. Jahrhunderts Nachdem 1661 der letzte Peccatel in Klein Vielen verstorben war, zog der damalige Lan- desherr, Herzog Gustav Adolf „Fürst von Wenden, Schwerin und Ratzeburg, auch Graf zu Schwerin, der Lande Rostock und Stargard Herr“, das Gut an sich, zu dem Klein Vie- len, Langhagen, die Meierei „Alte Hütte“ (Hartwigshof), Liepen, die Meierei Kuhstall (Adamsdorf), Peccatel und die Meierei Peccatel gehörten. Von Klein Vielen war nach dem Dreißigjährigen Krieg laut Inventur von 1662 nur wenig übriggeblieben. Mit der Einquartierung der kaiserlichen Armee unter dem General Er- nesto Montecuccoli waren Brandschatzung des Dorfes und Ermordung seiner Bewohner verbunden. Im Dorf lebten vor der Brandschatzung sechs Bauern, sieben Kossäten und acht Einlieger mit ihren Familien. Im Inventarium von 1662 werden dann nur noch zwei Bewohner namentlich
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