MAGAZIN FÜR HOLZBLÄSER Eine Vierteljahresschrift · Einzelheft € 6,50 Heft 4/2006 SSppiieellrrääuummee –– MOECK Seminare 2006 Seminar 4 Termin: Samstag, 18. November 2006, von 10.00 – 17.00 Uhr Ort: Kreismusikschule Celle, Kanonenstr. 4, D-29221 Celle

Der große Blockflötentag: Ein Fest für die Blockflöte

In Zusammenarbeit mit der Blockflöten- klasse der Hochschule der Künste Bremen, der Kreismusikschule Celle und der Fa. Moeck Musikinstrumente + Verlag, Celle Han Tol Dörte Nienstedt

Angesprochen sind alle Spieler, die Spaß haben am gemeinsamen Musizieren und neue Literatur kennen- lernen möchten. Der Blockflötentag ermöglicht ein Musizieren auf sehr unterschiedlichen Niveaus: fort- geschrittenere Anfänger, Wiedereinsteiger, Laien, Musikschüler, Lehrer und alle Ensemblespieler (oder die es noch werden möchten) können am Blockflötentag gleichermaßen teilnehmen und werden dort weder über- noch unterfordert. Unterrichtet werden die Teilnehmer von Han Tol, Dörte Nienstedt und Block - flöten-Studenten der Bremer Hochschule für Künste. Im Zentrum des Tages steht das Musizieren im Blockflötenorchester oder in Ensembles. Das Abschlusskonzert bestreiten Teilnehmer, Studenten und Dozenten gemeinsam. Mitzubringen sind natürlich die eige- nen Block flöten (alle Größen, gern auch tiefe Instrumente), Noten (Blok- kflötenorchester- bzw. Ensembleno- ten), Notenständer und Neugier auf ein Programm mit vielen Überraschungen. Die Dozenten und Studenten der Hochschule für Künste Bremen freuen sich auf viele Teilnehmer. Mindestalter: 9 Jahre Nur aktive Teilnahme möglich. Teilnahmegebühr 15,00 €

Han Tol mit einem Blockflötenchor Foto: privat

Weitere Informationen und Anmeldung: Moeck Musikinstrumente + Verlag, · Lückenweg 4, D-29227 Celle · Tel. 05141-8853-0 TIBIA · Magazin für Holzbläser 31. Jahrgang · Heft 4/2006

Inhalt Heddo Heide: Werke für Flöte und andere Holzblasinstrumente in der Musikbibliothek des Grafen d’Oultremont 242 Peter Thalheimer: Helmut Bornefeld: Melodram (1970/71) für Querflöte (mit Piccolo) solo. Eine Edition zum 100. Geburtstag des Komponisten 253 Rainer Weber: Das Rackett-Fagott des Barock 259 Peter Holtslag: Streifzüge durch acht Jahrhunderte Blockflöten- geschichte – Teil 2 264 Benjamin Thorn: Komponieren für Blockflöte im 21. Jahrhundert. Überlegungen eines Komponisten 269 Summaries 275 Berichte Daniela Goebel: „XXXVIII Corso Internazionale di Musica Antica“ (Urbino Italien) 276 Isolde Rüther: Fumiharu Yoshimine. „A Bridge Between the West and the East“ 278 Moments littéraires 280 Rezensionen Bücher 283 Noten 287 Tonträger und AV-Medien 306 Neues aus der Holzbläserwelt 316 Veranstaltungen 317 Impressum 320

Titelbild: Ausschnitt aus Melodram für Querflöte (+Piccolo) solo von Helmut Bornefeld (1906– 1990), Carus 29.141, s. Artikel von Peter Thalheimer in diesem Heft

Diese Ausgabe enthält folgende Beilagen: Flyer Zauberflöte, U. Volkhardt, Essen; Spielräume 2007, Moeck Verlag, Celle Heddo Heide Werke für Flöte und andere Holzblasinstrumente in der Musik - bibliothek des Grafen d’Oultremont

Die kürzlich wiederentdeckte Musikbibliothek Der von mir erstellte Bibliotheks-Katalog ent- des Grafen d’Oultremont in Schloss Warfusée hält 235 A4 Seiten Musik. Die Werke für Flöte bei Lüttich ist eine der bedeutendsten ihrer Art füllen darin knapp 36 Seiten, d.h. etwa 15 Pro- in Belgien.1 Die Sammlung von größtenteils aus zent. Das Musizieren auf der Flöte war weit ver- dem 18. Jahrhundert stammenden Manuskript- breitet im 18. und im beginnenden 19. Jahrhun- kopien und alten Drucken umfasst einen Zeit - dert. Zahlreiche Partituren für Flöte wurden von raum von annähernd zweihundert Jahren Graf Théodore d’Oultremont (1815–1878) er- Musik geschichte. Ein großer Teil der Biblio- worben, dem ältesten Sohn des Grafen Emile, theksbestände geht auf Initiativen des Grafen der selbst Flöte spielte. Ein beträchtlicher Teil Emile d’Oultremont (1787–1851) zurück. Die- der Noten geht jedoch auf frühere Generationen ser war der erste belgische Botschafter beim zurück, vor allem die aus dem 18. Jahrhundert Heiligen Stuhl in Rom und an den italienischen stammend en Manuskriptkopien. Fürstenhöfen von Neapel (Königreich beider Si- zilien) und Florenz (Großherzogtum Toscana) Die nachstehende Gruppierung dieser Noten - von 1839 bis 1844. bestände scheint uns angebracht für die weitere Erörterung: Dessen Großvater, Graf Jean d’Oultremont (1715–1782) war Premierminister und Bruder I–Barockmusik mit Flöte (Tabelle 1) des Fürstbischofs von Lüttich von 1765 bis 1771. II – Weitere Originalwerke des 18. Jahrhun- Ihm widmete der berühmte belgische Kompo- derts für 1 oder 2 Flöten (Tabelle 2) nist André Ernest Modeste Grétry seine Oper III – Arrangements von Gesangswerken für 1 Lucile op. 2 im Jahre 1769. Das Widmungs- oder 2 Flöten mit anderen Instrumenten exemplar befindet sich auch heute noch in (Tabelle 3) Warfusée, zusammen mit den Erstdrucken von IV – Gedruckte Originalausgaben des 19. vier weiteren Opernpartituren des Lütticher Jahrhunderts (Flöte mit oder ohne Kla- Meisters. vierbegleitung), (Tabelle 4) a) konzertante Musik Ein beachtlicher Teil der über 1.500 Einzel- und b) Opernmusik Sammelausgaben umfassenden Musik biblio - V–Musik für andere Holzblasinstrumente thek2 – die Anzahl der darin enthaltenen Werke (Oboe, Fagott) (Tabelle 5) ist erheblich höher – entfällt auf Flötenmusik. VI – Lehrmethoden für Flöte, Fagott (Tabelle 6)

Heddo Heide, Musikograph, organisierte in den Jahren 2003/2004 die aus vier großen Sammlungen bestehende Musikbibliothek des Königsschlosses (Palais Royal) Brüssel und verfasste deren Gesamtkatalog (Januar 2004). Von 2001 bis 2005 arbeitete er an der Auf- findung, Inventarisierung und Katalogerstellung der im Schloss Warfusée bei Lüttich be- findlichen privaten Musikbibliothek, einer der bedeutendsten ihrer Art in Belgien. Sein Ge- samtkatalog erschien im Mai 2005. Über diese musikwissenschaftlich bedeutende Entdeckung berichtete er eingehend in der im Herbst 2005 veröffentlichten Revue Belge de Musicologie, Band LVIII (2004), ss. 67-79 [Treasures of 18th and early 19th century ma- nuscripts and printed scores in a privately owned Belgian library].

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I – Barockmusik mit Flöte

Lediglich Giovanni Chinzers Alletamenti Ar- monici op. 4 für 2 Querflöten sind in einer voll- ständigen Version vorhanden. Die anderen Par- tituren existieren lediglich in einer Stimme. Dennoch verdienen diese Stimmen großes Inter- esse: Die zehn Triosonaten für 2 Querflöten und Basso continuo op. 7 des Händel-Zeitgenossen und -Kollegen Willem de Fesch liegen in einer von Prof. Robert L. Tusler besorgten Gesamt- ausgabe der Werke de Feschs vor.3 Willem de Fesch war in seiner Kindheit und später als Ka- thedral-Kapellmeister in Antwerpen von 1725 bis 1730 mit Belgien verbunden.

Prof. Tusler äußert sich über diese Triosonaten wie folgt: With … Opus VII DeFesch meets Bo- noncini, Corelli and Handel by his skill in their domain and presents a challenge through his ori- ginality to move forward.4

Die in Warfusée befindliche Ausgabe von de Feschs op. 7 verdient besondere Beachtung wegen des Hinweises auf der nur in Warfusée be- findlichen Titelseite der Londoner Ausgabe die- Abb. 1: Titelblatt der Flauto I°-Stimme der 10 Sonaten für ser Sonaten (Abb. 1) auf William Huggins, den 2 Querflöten von Willem de Fesch, op. 7. Musikbiblio- englischen Mäzen des Komponisten. thek Schloss Warfusée, Belgien

Tabelle 1 – Barockmusik für Flöte, Musikbibliothek Schloss Warfusée / Belgien

Kat.-Nr. Komponist Werk Verlag Ed.Nr. Jahr *) 0542 Chinzer, Giovanni Alletamenti Armonici a due Flauti Manuskript- 1759 (1695–ca. 1750) Traversieri kopie 0584(2) Fesch, Willem de X. (Zehn) Sonatas for two German Flutes Benj.a Cooke, – 1733/1736 (1687–1757) … with a Thorough Bass, op. 7 London (Stimme Flauto 1°, die beiden anderen Stimmen fehlen) 0585 L’Oeillet de Gant VI (Sechs) Sonates à une Flute Michel Charles 427 1728 Jean Baptiste Traversière, un Haubois ou Violon & Le Cène, (1688–nach 1720) Basse Continue, op. 5, 1. Heft (lediglich Generalbass-Stimme, die beiden Oberstimmen fehlen) 0586 Lavaux, Nicolas Six Sonates à Deux Flûtes Traversières, Mlle. Castagnery, 1739 (ca. 1720–nach 1767) op. 1 (Stimme Flauto secondo, Paris Stimme Flauto primo fehlt) 0584(1) Autor noch nicht 6 Triosonaten für 2 Flöten und Bass gedruckt in London? – ca. 1740 identifiziert (Stimme Flauto 1°, die beiden anderen (siehe Kommentar) Stimmen fehlen) – N° 1 D, N° 2 F, N° 3 A, N° 4 F, N° 5 A, N° 6 G *) Veröffentlichungsjahr

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Die Frage des Komponisten der sechs Triosona- Gent (französisch: Gand) hinter seinen Namen, ten (Stimme Flauto Primo, siehe Abb. 2), die im um Verwechslungen mit seinem gleichnamigen, selben Heft zusammengebunden sind mit de in London tätigen Vetter zu vermeiden, der sich Feschs op. 7, ist einstweilen ungeklärt. Verglei- dann John Loeillet nannte. Der Komponist ver- che mit Sechsergruppen von Triosonaten zahl- brachte einen großen Teil seines Lebens in reicher anderer Komponisten derselben Zeit ha- Frankreich. Das in Warfusée befindliche Exem- ben bisher keine Zuweisung ermöglicht.5 Prof. plar der Generalbass-Stimme der 6 Sonaten op. Tusler schrieb dem Verfasser dieses Artikels: 5, Heft 1 (Abb. 3) nennt in der Widmung den There are many reasons (musical) why these 6 so- Comte de Toulouse. Bei dieser Ausgabe handelt natas are not by De Fesch but consider the follo- es sich um den 1728 von dem Verleger Charles wing: The beautifully printed part is typical of Le Cène in Amsterdam veröffentlichten Nach- English publications, especially of the 2nd.half of druck dieser Sonaten. the 18th century. Such an edition would have been annonced in the newspapers … These sona- Die Musik von Jean Baptiste L’Oeillet de Gant tas would definitely have had publicity just as wird wegen ihres anspruchsvollen Kontra- W.d.F.’s did.6 punkts und ansprechender melodischer Schreib- weise geschätzt. Als Beispiel kann der Poco Lar- Jean Baptiste L’Oeillet de Gant ist ein prominen- go überschriebene Eingangssatz der Sonate op. tes Mitglied der berühmten belgischen Musiker- 5, 2 in h-Moll gelten. Loeillets Sonaten sind in ei- familie Loeillet. Er setzte seinen Geburtsort ner modernen, von R. P. Block edierten Version

Abb. 2: 6 Triosonaten eines noch nicht identifizierten Autors, Druck: vermutlich London, ca. 1750. Musikbibliothek Schloss Warfusée, Belgien

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Abb. 3: Titelblatt und Widmung der Continuo-Stimme der 6 Sonaten für Querflöte op. 5, Heft 1, von Jean Baptiste L’Oeillet de Gant (1728). Musikbibliothek Schloss Warfusée, Belgien

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bei Musica Rara in London 1980 erschienen. Sie sind in Deutschland erhältlich über Breitkopf & Härtel, Wiesbaden.7

In Warfusée befindet sich außerdem die Stimme der 2. Flöte der 6 Sonaten für 2 Querflöten op. 1 des außerhalb Frankreichs wenig bekannten Musikers Nicolas Lavaux. (Titelseite, siehe Abb. 4). In seiner Widmung dieser Sonaten weist er auf seine noch unzureichenden französischen Sprachkenntnisse hin. Über die Herkunft des Komponisten ist nichts bekannt. Es könnte sich um einen Niederländer oder Belgier handeln. Als Flötist und Oboist ist Lavaux seit etwa 1739 in Paris nachweisbar, wo er in den 40er Jahren des 18. Jahrhunderts mehrfach öffentlich aufge- treten ist. Eine vollständige Version der Erstver- öffentlichung dieser Sonaten befindet sich in der Bibliothèque Nationale, Paris.8 In seinen sonates en duo hat Lavaux Konzeption und Stil Vivaldis nachgeahmt.9

II – Weitere Originalwerke des 18. Jahrhun- derts für 1 oder 2 Flöten

Tabelle 2 enthält weitere Originalwerke des 18. Abb. 4: Titelblatt der Flauto 2°-Stimme der 6 Sonaten für Jahrhunderts für 1 oder 2 Flöten, größtenteils 2 Querflöten op. 1 von Nicolas Lavaux. Musikbibliothek italienischen Ursprungs. Zu einigen wenig be- Schloss Warfusée, Belgien

Tabelle 2– Weitere Originalwerke des 18. Jahrhunderts für eine oder zwei Flöten, Musikbibliothek Schloss Warfusée / Belgien, Manuskriptkopien

Kat.-Nr. Komponist Werk 0550(14) Bianchi, Francesco 6 Ariettes pour 2 Flûtes et une Basse (Notturno, N° 1 bis 6) 0559(1) Cauciello, Prospero Duetto per 2 Flauti Traversieri (17..–18.. ?) 0414 Jomelli, Niccoló Sonata à tre, D-Dur (2 Flöten/Bass) (1714–1774) (3 Stimmen) 0550(15) Mancinelli, Domenico Sonate à Flûte seule et une Basse (17..–1802) G-Dur 0750 Paisiello, Giovanni Divertimento à Sette (1740–1816) (2 Flöten, 2 Klarinetten, Fagott, 2 Hörner, 2. Hornstimme fehlt) 0552 Anonym 8 Menuetti & Trios für 2 Flöten und Bass coll. 0748(3) Anonym Quartett D-Dur (2 Flöten, Viola, Bass) 0748(5) Anonym Thema con Variazioni (2 Flöten, Fagott) 0545 Anonym Tema con Variazioni (Flöte, 2 Violinen, Bass)

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kannten Musikern folgen hier kurz einige bio- IV – Gedruckte Originalausgaben des 19. graphische Angaben: Jahrhunderts von Flötenliteratur Francesco Bianchi war ein Schüler Jomellis. Er wirkte als Kapellmeister in Mailand und in Eng- In Tabelle 4a geben wir eine Auswahl von kon- land. zertanter Musik für Flöte bzw. für zwei Flöten, zumeist mit Klavierbegleitung, oder aber unbe- Prospero Cauciello ist bekannt als Autor von gleitet. In dieser Abteilung erscheinen die Na- drei konzertanten Symphonien, einer Gattung, men berühmter Flötenvirtuosen und -lehrer wie die ihre Blütezeit in den 1770er und 1780er Jah- Berbiguier, Cottignies, Tulou, Walckiers sowie ren hauptsächlich in Paris und London erlebte.10 vor allem Anton Bernhard Fürstenau, den seit 1815 eine enge Freundschaft mit Carl Maria von Domenico Mancinelli kam 1775 über Paris nach Weber verband. Die Musikbibliothek von War- London. Er war ein gesuchter Flötenlehrer.11 fusée besitzt eine stattliche Anzahl von Fürste - naus teilweise Weber nahestehenden Werken (op. 90, 91, 98, 101), sowie seine Romanzen für III – Arrangements von Gesangswerken für Gesang, Flöte und Klavier op. 93 und 117 (Kat. 1 oder 2 Flöten mit anderen Instrumenten Nr. 0463, 1 bis 3).

Tabelle 3 enthält Arrangements hauptsächlich Besonders hinweisen möchten wir auch auf die von Opern für eine oder zwei Flöten mit ande- bei Imbault, Paris, vor 1814 erschienene Bearbei- ren Streich- und Blasinstrumenten in verschie- tung von 12 Deutschen Tänzen Mozarts für 2 Flö- denen Besetzungen aus dem späten 18. und frü- ten, ein Kuriosum der Musikbibliothek Warfusée. hen 19. Jahrhundert. Die zweite Unterabteilung dieses Abschnitts Die Transkription von Opern und Opernaus- (Tabelle 4b) enthält Opernmusik, d. h. eine Men- schnitten für kleine Instrumental-Ensembles ge Fantasien, Variations-Reihen, Potpourris, Ar- war sehr verbreitet in jener Zeit. Abgesehen von rangements von Opern und Opernmotiven für Tasten- und Zupfinstrumenten bot sich hier Flöte, in der Regel mit Klavierbegleitung. Hier eine willkommene Möglichkeit, abseits vom findet man praktisch alle populären Opern aus Thea tergeschehen Opern und Oratorien einem der Blütezeit der Romantik in Form von Bear- größeren Publikum zugänglich zu machen. Die beitungen oder neuen Eigenkompositionen. große Anzahl derartiger Partituren in Form von Manuskriptkopien für bis zu acht Stimmen in Das Repertoire aller großen Instrumentalisten Warfusée deutet darauf hin, dass sich diese Auf- der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bestand führungsform dort großer Beliebtheit erfreute zum großen Teil aus Paraphrasen über volks- und Anlass zu Hauskonzerten gab. tümliche Themen, in erster Linie Opernmotive. Dies gilt für die Klaviervirtuosen (Liszt, Thal- Für den heutigen Musikliebhaber vermittelt die- berg) ebenso wie für die Violinisten (Bériot) und ser Teil der Bibliothek einen Einblick in die zwi- Flötisten (Tulou). schen etwa 1770 und 1830 besonders geschätzte Musik. Gleichzeitig bietet diese Sammlung Ge- Unter diesen, von der Oper inspirierten Werken legenheit, dankbare Werke der damaligen Opern - befinden sich zahlreiche, auch heute noch wir- literatur in kleinem Kreise zu Gehör zu bringen. kungsvolle, dankbare Vortragsstücke, z. B. drei Stücke aus Bellinis Norma (arrangiert von L. Neben Haydn und Mozart standen Cimarosa Truzzi), Jean Remusats Fantasie über Ah non und Paisiello auf der Höhe ihres Ruhms, wel- giunge aus Bellinis Sonnambula, und über die chem der glänzende Aufstieg des Belcanto mit Polonaisen aus dessen I Puritani in Scozia. Ande - Rossini und Bellini folgte. re gute Beispiele sind das von Jean Louis Tulou

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Tabelle 3 – Arrangements von Gesangswerken für 1 oder 2 Flöten mit anderen Instru- menten in verschiedenen Besetzungen, Musikbibliothek Schloss Warfusée / Belgien, (Auswahl) Manuskriptkopien Kat.-Nr. Komponist Werk Besetzung* Erstaufführungsjahr (Oper/Orat.) 0537(2) Bellini, Vincenzo Norma, Duetto In mia man Fl, Vn, Fg 1831 (1801–1835) 0537(1) Bellini, Vincenzo La Sonnambula: Cavatina Tutto è gioja Fl, Vn, Fg 1831 0534 Caruso, Luigi 3 Arien, 2 Duette, Quartett 2Fl, 2Vn, 2Va, 2Fg (8-10, 16, 17) (1754–1822) 0297 Cimarosa, Domenico 8 Duetti per Camera 2Fl, Fg 1803 (1749–1801) 0266(16) Cimarosa, Domenico Aria Sacra con Arpa Fl oder Vn, Vn2°, Va, Fg 0748(5) Cimarosa, Domenico Artemisia, Marsch aus der Oper … 2Fl, Fg 1801 0261 Cimarosa, Domenico La Ballerina Amante, 20 Nummern Fl, Vn, Va, Vc, Fg. Hn 1782 0336(2) Cimarosa, Domenico Il Credulo, Oper arr. als Quartett Fl, Vn, Va, Bs 1786 0263 Cimarosa, Domenico L’Impegno Superato, Oper arr. Fl, Vn, Va, Bs 1795 als Quartett 0551(3) Cimarosa, Domenico L’Impresario in Angustie, Ouvertüre und 2Fl, 2Cl, 2Fg, 2Hn 1786 11 weitere Nummern 0267 Cimarosa, Domenico L’Italiana in Londra, 15 Nummern Fl, Vn, Va, Vc, Fg 1778 0534(22) Cimarosa, Domenico Il Matrimonio Segreto, Aria Pria che spunti Fl, Vn, Va, Fg 1792 0266(11) Cimarosa, Domenico Gli Orazi e i Curiazi, Aria Quelle pupille Fl od. Vn, Vn2°, Va, Fg 1796 tenere 0269 Cimarosa, Domenico Il Pittore Parigino, Oper als Quartett Fl, Vn, Va, Vc 1781 0535(8) Cimarosa, Domenico Il Sacrificio D’Abramo, Aria aus dem Fl, Vn, Va, Vc, Fg 1786 Oratorium … 0336(1) Cimarosa, Domenico I Traci Amanti, Oper arr. als Quartett Fl, Vn, Va, Bs 1793 0271 Cimarosa, Domenico Le Trame Deluse, Oper arr. als Sextett Fl, 2Vn, Va, Vc, Fg 1786 0535(17-21) Haydn, Joseph Die Jahreszeiten, 5 Ausschnitte Fl, Vn, Va, Vc, Fg 1801 (1732–1809) aus dem Oratorium arr. als Quintett 0535(22-24) Haydn, Joseph Die Schöpfung, 6 Ausschnitte Fl, Vn, Va, Vc. Fg 1798 0536(10-12) aus dem Oratorium arr. als Quintett 0535(16) Mozart, Wolfgang Così fan Tutte, Arie arr. als Quintett Fl, Vn, Va, Vc, Fg 1790 Amadeus (1756–1791) 0535(9-11) Mozart, Wolfgang Don Giovanni, 3 Ausschnitte Fl, Vn, Va, Vc, Fg 1787 Amadeus arr. als Quintett 0535(12) Mozart, Wolfgang Die Zauberflöte, „Ein Mädchen oder Fl, Vn, Va, Vc, Fg 1791 Amadeus Weibchen“, arr. als Quintett 0282 Mozart, Wolfgang Die Zauberflöte, arr. für Quartett 2Fl, Va, Vc 1791 Amadeus 0551 Paisiello, Giovanni Ouverturen und Ausschnitte aus seinen 2Fl, 2Cl, 2Fg, 2Hn 1786 coll. (1740–1816) Opern: Le Gare Generose, 12 Nummern I Filosofi Immaginari, 11 Nummern 2Fl, 2Cl, 2Fg, 2Hn 1780 La Molinara, 10 Nummern 2Fl, 2Cl, 2Fg, 2Hn 1798 Il re Teodoro a Venezia, 9 Nummern 2Fl, 2Cl, 2Fg, 2Hn 1784 diverse Rossini, Gioacchino Arrangements seiner nachstehenden Opern verschiedene Besetzungen (1792–1868) und von Ausschnitten daraus für Flöte mit anderen Instrumenten: Il Barbiere di Siviglia 1816 La Cenerentola 1817 La Donna del Lago 1819 Elisabetta D’Inghilterra 1815 La Gazza Ladra 1817 L’Italiana in Algeri 1813 Semiramide 1823 Tancredi 1813 Il Turco in Italia 1814

*) Abkürzungen: Bs = Bass (instrumental), Cl = Klarinette, Fl = Flöte, Fg = Fagott, Hn = Horn, Pf = Pianoforte/Klavier, Va = Viola/Bratsche, Vc = Violoncello, Vn = Violine Werke für Flöte und andere Holzblasinstrumente

Tabelle 4 – Gedruckte Originalausgaben des 19. Jahrhunderts von Flötenliteratur a) Konzertante Musik für Flöte mit Klavierbegleitung, falls nicht anders angegeben (Auswahl), Musikbibliothek Schloss Warfusée / Belgien

Kat.-Nr. Komponist Werk Verlag Ed.-Nr. Veröff. Jahr 0573(7) Benedict, Julius Duo Brillant sur des motifs favoris Schott, Mainz 4528 1835 (1804–1885) des Soirées Musicales de Rossini op. 22 Cottignies, Charles (1805–nach 1835) 0568(5d) Berbiguier, Tranquile Variations sur un motif de Breitkopf & Härtel, 5884 vor 1850 (1782–1838) und Henri Herz Leipzig Miné, Adolphe (1796–1854) 0565 Fürstenau, Anton Fantasie op. 90 (2 Fl/Pf) H. Helmuth, Halle 36 ca. 1830 Bernhard (1792-1852) 0298 Hummel, Johann Adagio, Variations et Rondo sur un Société pour la MS 181 1819 Nepomuk Thème Russe favori op. 78 (Pf, Fl, Vc) Publications de Musique (1778–1837) Classique et Moderne 0560(2) Jírovec, Wojteˇch Duos für 2 Flöten, Walzer und Sieber, Paris 1503 ca. 1800 (Gyrowetz, Adalbert) Allemandes (2 Flöten mit hinzu- (1763–1850) gefügtem Fagott, die beiden ersten Seiten Fl. I° fehlen) 0572(9) Küffner, Joseph II 2 Duos Concertans pour 2 Flûtes op. 84 Schott, Mainz 1304 ca. 1829 (1777–1856) 0564 (7) Kummer, Kaspar Introduction et Variations sur un Johann, André 6018 ca. 1830 (1795–1870) Air Tirolien op. 80 Offenbach 0301 Leduc, Alphonse Premier Trio Concertant op. 66, G-Dur Ade Catelin, Paris AL 66 ca. 1850 (1804–1868) (Pf, Fl, Fg oder Vc) 0558(3) Martini, Jacques 12 Walzes pour 2 Flûtes Martinn, Paris ca. 1810 Joseph Balthazar (1775–1836) 0570(7) Mayseder, Josef Rondo Brillant tiré de l’opus 36 A. Meissonnier T 28 vor 1842 (1789–1863) und de Mayseder Tulou, Jean Jouis (1786–1865) 0560(1) Mozart, Wolfgang 12 Walzes pour 2 Flûtes Imbault, Paris 725 vor 1814 Amadeus (1756–1791) (= Deutsche Tänze, KV Anh.B 600, 1 bis 6 Anh.B 602, 1 bis 4 Anh.B 605, 1 bis 3) diverse Tulou, Jean Louis 3 Duos pour 2 Flûtes op. 14 Schott, Mainz (1786–1865) 3 Grand Duos Concertans pour Simrock, Bonn/Köln 2 Flûtes op. 19 Meissonnier, Paris 3 Duos Concertans pour 2 Flûtes op. 34 u.a. Fantasie Voilà le Plaisier Mesdames op. 30 Fantaisie Bonheur de se revoir op. 60 Air Varié op. 62 Introduction et Variations Dernière Pensée de Weber op. 64 Recréations Musicales op. 65 - 6 Suites 3 Grands Duos pour 2 Flûtes op. 72 0561 Walckiers, Eugène 6 Duos Brillants pour 2 Flûtes Aulagnier, Paris A 312 ca. 1820 coll. (1793–1866) op. 57 et 58 315, 315-bis

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Tabelle 4 – Gedruckte Originalausgaben des 19. Jahrhunderts von Flötenliteratur b) Opernmusik für Flöte mit Klavierbegleitung, falls nicht anders angegeben (Auswahl), Musikbibliothek Schloss Warfusée / Belgien

Große Anzahl von Fantasien, Variationen, Potpourris, Arrangements von Opern-Ausschnitten für 1 oder 2 Flöten mit oder ohne Klavierbegleitung, bearbeitet oder komponiert von bedeutenden Flötisten, wie z. B. A. Becquier (19. Jh.), Schüler von Tulou, Benoît Tranquille Berbiguier (1782–1833), Paul Hippolyte Camus (1796–18..), 1. Flötist am Théâtre Italien in Paris, Charles Cottignies (1805– nach 1835), Anton Bernhard Fürstenau (1792–1852), Jean Remusat (1815–1880), Tulou-Schüler, Jean Louis Tulou (1786–1865), Eugène Walckiers (1793–1866), sowie von andern Musikern, wie Giulio Alary, dem Hofpianisten Napoléons III., dem Geiger Joseph Küffner (1777–1856) und anderen. Originalwerke und deren Komponisten wie folgt:

Komponist Werk Adam, Adolphe Le Brasseur de Preston, Le Postillon de Lonjumeau (Fl und 2 Fl) Auber, Daniel François Esprit Actéon, L’Ambassadrice, Les Chaperons Blancs, Le Cheval de Bronze, Les Diamantes de la Couronne, L’Estocq, Emma, Gustave III ou le bal masqué, La Muette de Portici Bellini, Vincenzo Beatrice di Tenda, Norma, Il Pirata, I Puritani in Scozia, La Sonnambula, La straniera Boieldieu, François Adrien La Dame Blanche Cherubini, Luigi Les deux Journées (Der Wasserträger) (2Fl, Fg) Donizetti, Gaetano Anna Bolena, L’Elisir d’Amore, La Favorite, Lucia di Lammermoor, Lucrezia Borgia, Roberto d’Evereux Grétry, André Ernest Modeste Les deux Avares (Fl, Bs und 2Fl, Bs), Le Huron (Fl, Bs und 2Fl, Bs), Les Evénéments Imprévus (2Fl, Oboe) Grisar, Albert Sarah, Les Laveuses du Couvent Halévy, Jacques Fromental L’Eclair, La Juive Isouard, Niccolò Joconde, Rendez-voux Bourgeois (2Fl), Léonce (2Fl), Cendrillon (2Fl) Lobe, Johann Christian Die Fürstin von Grenada Marschner, Heinrich Templer und Jüdin Mercadante, Saverio I Briganti, Donna Caritea, Elisa e Claudio (2Fl, Pf), Il Giuramento Meyerbeer, Giacomo Les Huguenots, Robert le Diable (2Fl) Mozart, Wolfgang Amadeus XIV Duettines aus der Zauberflöte (Verlag: N. Simrock, Bonn, Ed.-Nr. 14), arr. von Bernhard Romberg (1767–1841), Heft III (Stimme Fl2° unvollständig), Katalog Nr. 0532 Pacini, Giovanni Niobe Prévost, Eugène Cosimo Rossini, Gioacchino Armida, Aureliano in Palmira, Il Barbiere di Siviglia, Le Comte Ory (2Fl), La Gazza Ladra (Die diebische Elster), Guillaume Tell (2Fl, Pf und 2Fl), Moïse, Otello, Semiramide, Tancredi, Zelmira Vaccai, Nicola Giulietta e Romeo

Qualifizierte Musikseminare Violine, Traversflöte, Cembalo/Pianoforte, Oboe, Fagott, Ensemble, Blockflöte, Cello, Historische Blasinstrumente u.a.

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250 TIBIA 4/2006 Werke für Flöte und andere Holzblasinstrumente

arrangierte Duo brillant des Violinvirtuosen Von den genannten Komponisten ist vermutlich Charles Bériot über ein Motiv aus Donizettis der Mozart nahestehende Tscheche Myslivec˘ek L’Elisir d’amore und Fürstenaus Introduction et der am besten bekannte. Francesco Pitticchio Variations sur le Chœr tirolien aus Rossinis folgte in der Tradition von Paisiello und Cima- Guillaume Tell op. 101 für 2 Flöten und Klavier. rosa. 1798 war er als Kapellmeister in Neapel tä- tig. Josef Schubert war ein bekannter Geiger.

V – Werke für andere Holzblasinstrumente BLM_ Tabelle 5 zeigt eine Übersicht von Musik für an- Jetzt bestellen: dere Holzblasinstrumente in Warfusée. Beach- tung verdienen hier das B-Dur Bläser-Quintett Das neue BLM-WORKBOOK von Salieri und die Konzerte für 2 Oboen, Fa- von BeLaMusic • BLM Ursula Schmidt-Laukamp gott, Streicher und Hörner von Myslivec˘ek, Pitti cchio und G. J. Sieber. Außer der Flöten- Woodcock, Händel, Marcello, version von Cimarosas Kammerduetten (siehe Giamberti, Morley, Telemann Tabelle 3) gibt es in Warfusée auch eine Version dieses Werkes für Fagott-Duo. Hinweisen Alle Infos unter: möchten wir auch auf die vier Konzerte für Fa- www.belamusic.de gott und Kammerorchester von Josef Schubert.

Tabelle 5 – Werke für andere Holzblasinstrumente, Musikbibliothek Schloss Warfusée / Belgien

Kat.-Nr. Komponist Werk Verlag Ed.-Nr. Besetzung*) a) Oboe 0295 Salieri, Antonio Quintetto con Oboè, Corni, Fagotto Manuskript- Ob, 2Hn, Fg (1750–1825) kopie 0257 Myslivecˇek, Josef Concerto à 2 Oboi e Fagotto con più Manuskript- 2Ob, Fg, 2Vn, Va, 2Bs, 2Hn (1737–1781) Stromenti, F-Dur (12 Stimmen) kopie 0258 Pitticchio, Francesco Concerto à 2 Oboi e Fagotto, C-Dur Manuskript- 2Ob, Fg, 2Vn, Va, Bs, 2Hn, (ca. 1750–nach 1799) (12 Stimmen) kopie Begleitstimmen 0259 Sieber, Georges Julien Concerto à 2 Oboi e Fagotto con più Manuskript- 2Ob, Fg, 2Vn, Va, Bs, 2Hn, (1775–1834) Stromenti, F-Dur kopie Begleitstimmen

b) Fagott 0592(1) Cimarosa, Domenico 8 Duetti per Camera, tradotti per Manuskript- 2Fg (1749–1801) 2 Fagotti kopie 0593(12) Gebauer, François René Douze (12) Airs Variés, Heft I Sieber père, 1931 2Fg (1773–1845) Paris 0593(13) Pleyel, Ignaz Sonatines pour le Basson Manuskript- Fg (1751–1831) kopie 0592(5) Rossini, Gioacchino Le Barbiere di Siviglia: Cavatine J. Meissonnier, JM 479 Fg, Pf (1792–1868) arr. für Fg/Pf von F. Beer Paris 0308 Schneider, Georg Quartetto per il Fagotto Obligato F-Dur Manuskript- Fg, Vn, Va, Vc Abraham (1770–1839) kopie 0591 Schubert, Josef 4 Concerti per Fagotto concertante Manuskript- Fg, 2Vn, Va, 2Bs, Ob, 2Hn coll. (1757–1837) N° 1 F, N° 2 C, N° 3 B, N° 4 F kopie

*) Abkürzungen: Bs = Bass (instrumental), Fg = Fagott, Hn = Horn, Ob = Oboe, Va = Viola, Vc = Violoncello, Vn = Violine

TIBIA 4/2006 251 Heddo Heide

VI – Lehrmethoden für Holzblasinstrumente schen Fagott-Schule. Mit seinem Streben nach einer „konzertanten“ Rolle des Fagotts trug er Schließlich möchten wir auf die in Warfusée vor- zur Befreiung des Instruments von untergeord- handenen Studienwerke hinweisen: Die Flöten- neten Aufgaben wie Verdoppelung der Bässe schulen von Walckiers und Camus, sowie die bei.12 Fagott-Methode von Etienne Ozi in der über- arbeiteten Ausgabe von 1803 (siehe Tabelle 6). Zusammenfassend darf man sagen, dass die jetzt Theobald Boehms Flötentyp passte sich den erschlossene Musikbibliothek im Schloss War- klanglichen Anforderungen des modernen Or- fusée einen wertvollen Beitrag zur Flötenlitera- chesterstils an und erzielte auf der Pariser Welt- tur des 18. und frühen 19. Jahrhunderts liefert, ausstellung 1855 einen durchschlagenden Erfolg. dem Musikliebhaber und Spezialisten ihre Be- Ozi war der eigentliche Gründer der französi- achtung nicht verweigern werden.

Tabelle 6 – Lehrmethoden für Holzblasinstrumente, Musikbibliothek Schloss Warfusée / Belgien

Kat.-Nr. Komponist Werk Verlag Ed.-Nr. Veröff. Jahr 0563 Camus, Paul Hippolyte Méthode pour la Nouvelle Flûte Boehm J. Meissonnier, JM 1012 nach 1847 (1796–18..) Paris 0567 Walckiers, Eugène Méthode de Flûte op. 30 Eigenverlag 5 ca. 1820 (1793–1866) 0589 Ozi, Etienne Nouvelle Méthode de Basson (Fagott) Imprimerie du 9 An XI (1803) (1754–1813) Conservatoire de Musique, Paris

–––––––––––––– owned Belgian Library, in: Revue Belge de Musicologie, ANMERKUNGEN Vol. LVIII (2004), ss. 67-79, Brüssel, Belgien 1 Siegel B-SG: Château de Warfusée, Saint-Georges-sur- 3 Willem de Fesch: Vol. 9 – Ten Trio Sonatas for two flu- Meuse, Belgien tes/violins and continuo op. VII, edited by Robert L. Tus- 2 siehe meinen Artikel: Treasures of 18th and early 19th ler, Verlag Donemus, Amsterdam 1995 century manuscripts and printed scores in a privately 4 op. cit., Introduction 5 Brief von Prof. Nikolaus Delius an den Verfasser vom 7. Oktober 2005 6 Brief von Prof. Robert L. Tusler an den Verfasser vom 23. Januar 2003 7 Jean Baptiste Loeillet de Gant: Six Sonatas op. 5, Book 1, Vol. 1 und 2, in Band V der von Brian Priestman klas- sifizierten Ausgabe der Werke Loeillets, Musica Rara, M.R.2016 u.a. 8 Referenz F-Pn Vm.7 6624, als Faksimile erschienen: Ar- chivum Musicum, L’Art de la Flûte Traversiere 25, Studio per Editioni Scelte, Frienze 1983 9 Roger Cotte: in: MGG, Band 8, S. 385, Bärenreiter, Kas- sel 1960 10 Barry S. Brook: in: MGG, Band 12, S. 1904, Bärenrei- ter, Kassel 1965 11 Walter Bergmann: in: MGG, Band 8, S. 1564, Bären- reiter, Kassel 1960 12 Marie Briquet: in: MGG, Band 10, S. 536, Bärenreiter, Kassel 1962 o

252 TIBIA 4/2006 Peter Thalheimer Helmut Bornefeld: Melodram (1970/71) für Querflöte (mit Piccolo) solo Eine Edition zum 100. Geburtstag des Komponisten

Über die Flötenmusik von Helmut Bornefeld begonnen, 1955 weitergeführt und erst 1968 (*14.12.1906, †11.02.1990) hat Gerhard Braun in vollendet wurde. der Tibia schon 1987 zusammenfassend berich- tet.1 Inzwischen hat der Carus-Verlag begonnen, In dieser Zeit begann Bornefeld, sich für er- eine Gesamtausgabe der Werke Bornefelds her- weiterte Spieltechniken bei Blasinstrumenten zu auszugeben. Ein Großteil der damals noch un- interessieren. Den Anfang machte er, wie schon gedruckten Werke wurde seither veröffentlicht in der ersten Schaffensperiode, mit der Block - (siehe Tabelle). Bornefelds bedeutendstes Stück flöte. Das Trivium für Blockflöte (Sopranino bis für Querflöte solo, das Melodram von 1970/ Bass im Wechsel), Viola da Gamba und Orgel5 1971, ist jedoch erst jetzt erschienen. enthält Glissandi, Hochtöne und Geräuschhaf- tes. Vollendet wurde es am 13.12.1969. Wenig Neben seinem Choralwerk2 und der Musik für später, im August 1970, begann Bornefeld sich und mit Orgel hat sich Bornefeld seit seiner Stu- intensiver mit der Querflöte zu beschäftigen. dienzeit mit Blasinstrumenten beschäftigt. 1930 Dies geschah in Zusammenarbeit mit Gerhard schrieb er als einer der ersten Neue Musik für Braun, für den er auch das Trivium geschrieben Blockflöte.3 Seine wichtigsten Stücke sind je- hatte. Braun lieh Bornefeld sein Exemplar der doch erst nach 1965 entstanden. Über eine Zeit New Sounds for Woodwind von Bruno Barto- der schöpferischen Pause schrieb Bornefeld lozzi6, das 1967 herausgekommen war und für selbst: Wenn ich seit 1960 fast nichts mehr Furore in der Holzbläserwelt gesorgt hatte. geschrieben habe, so lag das nicht NUR an der Die Zusammenarbeit Peter Thalheimer, geboren orgelbaulichen Über - 1946 in Stuttgart, studierte zwischen Bornefeld lastung, sondern auch Querflöte, Block flöte, Schul - und Braun ist durch ih- 7 an der Eiswand, auf die musik und Musikwissen- ren Briefwechsel do- ich in der deutschen schaft in Stuttgart und Tü- kumentiert. Bornefeld Kirchenmusiker-Land - bingen. Seit 1978 lehrt er in schrieb: Ich schreibe schaft mit meinem Nürnberg, zuerst als Do- Ihnen gerne ein Stück, „Choralwerk“ stieß.4 zent für Blockflöte, Tra- und zwar werde ich es Der neue, sehr persön - versflöte, Querflöte, Me- wahrscheinlich „Melo- liche Stil Bornefelds ist thodik, Aufführungspraxis dram“ heißen. Nur erstmals ausgeprägt im und Kammermusik am damaligen Meistersinger- schlage ich den umge- Psalm der Nacht von Konservatorium, jetzt als Professor für Historische kehrten Weg vor: ich 1965 und in der Orgel- Aufführungs praxis und Blockflöte/Traversflöte an schreibe es deutlich mit der Hochschule für Musik Nürnberg-Augsburg. sonate von 1965/66. Bleistift, und dann kön- Konzerte, Rundfunk- und Tonträgerproduktionen, Symp tomatisch für die- Kurse und Vorträge führten ihn in viele Länder Eu- nen wir beim Auspro- se Zeit ist im Werk Bor- ropas und die USA. Darüber hinaus sind aus seiner bieren alles, was mir an nefelds die Choralkan- Tätigkeit zahlreiche Noteneditionen sowie Publika- ausgefallenen Klängen tate Wie schön leuchtet tionen zur Aufführungspraxis und zur Instrumen- vorschwebt, am Instru- der Morgenstern für 2 tenkunde hervorgegangen. Zur Zeit arbeitet er an ei- ment festlegen. Die No- hohe Soprane, Querflö- ner Dokumentation zum Blockflötenbau und zur tierung solcher Doppel- te und Orgel, die 1953 Spielpraxis in Deutschland vor dem 2. Weltkrieg. griffe, Akkorde usw.

TIBIA 4/2006 253 Peter Thalheimer

kann doch nur der Spieler bestimmen. Wir kom- zwischen 1971 und 1975 noch einmal verändert men dann schneller zu einem endgültigen No- wurde.8 tenbild. Wahrscheinlich werde ich morgen früh gleich damit anfangen [12.07.1970]. Ich habe Ihr Die zweite und die dritte Fassung enthält den Stück angefangen, weiß aber nicht, ob ich vor Schlüssel zum Titel Melodram. Bornefeld no- unserem Ferienbeginn (nächsten Mittwoch) noch tierte nämlich unter der Flötenstimme eine Text- ganz fertig werde [16.07.1970]). Mit gleicher Post collage, zu der er in der 2. Fassung bemerkte: erhalten Sie einmal die ersten 4 Seiten Die der Musik da und dort beigegebene Textcol- [26.08.1970], nun der Rest des Manuskripts. Im lage hat literarisch keinerlei Eigenwert. Sie dient letzten Teil habe ich manches in der Notierung ausschließlich dazu, dem Spieler durch gewisse von Bartolozzi Assoziationen die Stimmung der Musik zu ver- übernommen; deutlichen und damit die technische Wiedergabe manches dran zu erleichtern. Es wäre nicht nur unnütz, son- wird ja nicht dern geradezu irritierend, diesen Text dem Hö- ganz richtig sein, rer bekanntzugeben: er könnte ihn nicht nur aber das müssen nicht mitverfolgen, sondern würde bei notwen- wir dann eben digerweise nicht-synchroner Lektüre durchweg durchackern, bis auf falsche Fährten verwiesen und damit von den wir den richti- in der Musik realisierten Erscheinungen abge- gen Klang und lenkt. die entsprechen- de Notierung Nach Fertigstellung der 3. Fassung und vermut- haben. (Für den lich auch nach der Uraufführung hat Bornefeld Nicht-Bläser – den Text aus den Transparentseiten entfernt. Die und Nicht-Eng- jetzt vorliegende Edition basiert auf der berei- länder! – ist das nigten Fassung. Buch praktisch nicht ohne wei- Die Textcollage bezieht sich inhaltlich auf die teres zu erschlie- Stellen der Flötenstimme, denen sie unterlegt ist. ßen. Die Plat- Eine kurze Passage daraus soll hier zitiert wer- tenbeispiele sind den: Helmut Bornefeld gute Demon- Das ist vielleicht das Schwerste, was von uns ver- Foto: Lübke und Wiedemann, Stuttgart stration, zeigen langt ist: … über der Bestie Mensch nicht am aber zugleich, daß dieses Material eben auch tot Menschen zu verzweifeln … Nur der Schmerz bleibt, wenn der Geist nicht weht.) [02.09.1970]. kann in dieser Wüste der Absurdität unsere Hoff- nung noch nähren, … … und in solcher Einsam- Vor der Herstellung der Reinschrift haben sich keit erst bleiben wir den Leiden der Vergessenen Bornefeld und Braun dann noch getroffen und und Ausgebeuteten verbunden. Alles, was zu sa- viele Details abgestimmt. Der gesamte Entste- gen ist, muß gesagt sein im Zeichen der Hoffnung hungsprozess ist im Falle des Melodrams für und im Namen der Trauer … Bornefelds Verhältnisse besonders gut doku- mentiert. Erhalten sind vier Entstehungsstadien: Im Einführungstext zur Uraufführung, ge- Eine Skizze des Anfangs, eine Fotokopie der schrieben wohl von Friedrich Fröschle und Hel- ersten vollständigen Fassung, datiert mit 2. Sep- mut Bornefeld, werden die Ansatzpunkte zum tember 1970, eine Lichtpause der Transparent- Umgang mit dem musikalischen Material und Reinschrift mit der Datierung „August 1970 und der Sinn zusammengefasst: Januar 1971“ und das Transparent-Autograph, In der avantgardistischen Produktion des letzten das allerdings gegenüber der vorletzten Fassung Jahrzehnts haben viele Instrumente eine be-

254 TIBIA 4/2006 Helmut Bornefeld: Melodram

trächtliche Ausweitung ihrer Spieltechnik erfah- zugleich als Ermutigung, den zerstörerischen Lü- ren: Flageoletts, Luft- und Klappengeräusche, gen von Ideologie und Konsum nicht sich zu Klopf- und Summtöne, Glissandi, Vierteltöne beugen. usw. werden benützt, um die Grenzregion zwi- schen Klang und Geräusch ins kompositorische Über die Stellung des Melodram in Bornefelds Geschehen einbeziehen zu können. So anregend Musik und in der Flötenmusik dieser Zeit infor- diese Versuche sind, bergen sie doch auch die Ge- miert das Vorwort des Komponisten: fahr, ins Artistisch-Unverbindliche sich zu ver- Da Musik in unserer Zeit als „schönes Spiel“ lieren. In seinem „Melodram“ und „Epitaph“ überflüssig geworden ist, bedarf sie neuer gesell- versucht Bornefeld, solche Klangelemente mit schaftlicher und politischer Bezüge. Wenn diese herkömmlicher Technik zu jenem Ausdruck von allerdings – wie heute leider so oft – in einer „Freiheit“ zu verschmelzen, der ihm in seinem „Flucht vor sich selbst“ gesucht werden, wird die Schaffen so wichtig ist. Es ist Musik der Trauer Musik in doppelter Weise zum Verlierer: sie ver- (über die Schändung des Menschen durch den armt zu Manifest und Ideologie, – um die Ge- Menschen), aber gerade damit versteht sie sich sellschaft und Politik keinen Deut sich küm-

Melodram für Querflöte (+ Piccolo) solo, Carus 29.141

TIBIA 4/2006 255 Peter Thalheimer

–––––––––––––– mern! Wenn Musik aber „Freiheit“ nicht postu- ANMERKUNGEN liert, sondern in sich selbst konkret realisiert, 1 Gerhard Braun: Das andere Arkadien. Gedanken zur dann wird sie gerade dadurch „politisch“: sie Flötenmusik von Helmut Bornefeld, in: Tibia 2/1987, macht resistent gegen Gesinnungs- und Kon- S. 401-405 2 sumterror jeglicher Färbung und intendiert da- Vgl. Joachim Sarwas: Helmut Bornefeld. Studien zu seinem „Choralwerk“. Mit einem Verzeichnis seiner mit eine Freiheit, die die Freiheit aller ist! (Da- Werke, Frankfurt am Main 1991 her der Hass aller Tyranneien gegen das „freie“ 3 Vgl. Peter Thalheimer: Fünf kleine Suiten für eine Kunstwerk!) – Das „Melodram“ ist in diesem Blockflöte von Helmut Bornefeld (1906–1990). Entste- Sinne ein zwar kleines, aber „freies“ Werk. Wer hung und Rezeption, in: Cari amici. Festschrift 25 Jahre mit ihm sich beschäftigt, wird bemerken, daß Carus-Verlag, Stuttgart 1997; Tibia 4/1998, S. 268-273 4 Helmut Bornefeld: Erinnerungen, in: Württembergi- Freiheit gleichbedeutend ist mit Disziplin: Sinn sche Blätter für Kirchenmusik 48 (1981), S. 203-204 und Wert erschließen sich nur in eindringlichster 5 Carus 29.116 Arbeit. 6 Oxford University Press 1967, reprinted 1969 7 Gehard Braun wird für die leihweise Überlassung der In diesem Sinn kann dem Melodram jetzt, 35 Originalbriefe herzlich gedankt. 8 Jahre nach seiner Entstehung, eine große Auf- Ausführliches dazu in der „Anmerkung“ in: Helmut Bornefeld: Melodram für Querflöte (und Piccolo) solo, merksamkeit und eine weite Verbreitung ge- Carus CV 29.141. wünscht werden.

256 TIBIA 4/2006 Helmut Bornefeld: Melodram

Helmut Bornefeld (1906–1990)

Die wichtigsten Werke mit Querflöte 1930 in chronologischer Ordnung Fünf Suiten für Blockflöte solo, früher Hänssler 11.101, 11.126, jetzt Ausgabe für f1-Blockflöte, Carus 29.133, 2 1957 für c -Blockflöte, Carus 29.134 Choralsonate Auf meinen lieben Gott für Querflöte und 1938 Orgel, Carus 29.072 Alte Weisen für 2-3 Blockflöten, früher Schott 2727, 1953/1955/1968 Neufassung mit Klavier (1984), Carus 29.218 Choralkantate Wie schön leuchtet der Morgenstern für 1949 2 Soprane, Querflöte, Orgel, Carus 29.061 Choralkantate Der Herr ist mein getreuer Hirt für So- 1 1970/1971 pran solo, Chor SATB ad lib., Blockflöte f , Orgel, frü- Melodram für Querflöte (+ Piccolo) solo, Carus 29.141 her Bärenreiter 2229, jetzt Carus 29.054 1971/1972 1958 1 Souvenirs für Querflöte (+ Piccolo), Oboe (+ Englisch- Drei Stücke für Blockflöte f solo, in: Carus 11.302 horn), Klarinette (+ Bassklarinette), Horn und Fagott, 1958/1959 Carus 29.142 Weihnachtssonate für 4 Blockflöten c2, f1, c1, f0 oder 1973 Streichquartett und Schlagzeug ad lib., früher Bärenrei- Psalmen ohne Worte für Querflöte (+ Piccolo), Klari- ter 3482, jetzt Carus 29.073 nette (+ Bassklarinette), Fagott, Cembalo und kleines 1963 Schlagzeug, Carus 29.143 Vier leichte Stücke für Blockflöte c2 und Klavier, in: Ca- 1978 rus 11.112 Tractus über Ach wie flüchtig, ach wie nichtig für Quer- 1969 flöte solo, in: Carus 13.069 Trivium für Blockflöte (f2, c2, f1, c1, f0 im Wechsel), Vio- 1981 la da Gamba und Orgel (oder Klavier), Carus 29.116 Todesblumen für Mezzosopran, Querflöte, Violoncello, 1977 Ms. Florilegium für Blockflöte (f2,c2,f1,c1,f0 im Wechsel) 1982 und Orgel (oder Klavier), UE 17461 Im Dutzend billiger, 12 harmlose Stücke für Querflöte 1978 und Klavier, UE 17 292 Sonatine für Blockflöte c2 und Klavier, früher Hänssler 1983 11.127, jetzt Carus 29.157 Tibiludium für Blockflöte (c2, f2 im Wechsel) und Quer- 1979 flöte (mit Piccolo im Wechsel), Carus 29.165 Arkadische Suite für Blockflöte f1 solo mit Glocke, frü- 1984/1985 her Hänssler 11.405, jetzt Carus 29.157 Orpheum, Quintett für 4 Querflöten (Fl+Picc, Fl, Afl, 1980 Bfl) und Zither (oder Klavier), Carus 29.167 Concentus für 3 Blockflöten-Spieler, Moeck 2522 1985/1986 1980 Ros und Lilie morgentaulich, Fantasie für Blockflöte Vigilien für einen Spieler mit verschiedenen Renaissan- 2 c , Querflöte und Tasteninstrument, Carus 29.130 ce-Instrumenten (u.a. Blockflöten c3, f2, c2, f1) und Or- gel, Manuskript 1983 Tibiludium für Blockflöte (c2, f2 im Wechsel) und Quer- flöte (mit Piccolo im Wechsel), Carus 29.165 1984 Die wichtigsten Werke mit Blockflöte 2 in chronologischer Ordnung Die Tanzlaube für Blockflöte c , Querflöte und Tasten- instrument, Carus CV 29.219 1930 1985/86 Kleine Stücke für 1-3 Blockflöten, früher Bärenreiter Ros und Lilie morgentaulich. Fantasie für Blockflöte c2, 471, jetzt Manuskript (1980) Querflöte und Tasteninstrument, CV 29.130 o

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258 TIBIA 4/2006 Rainer Weber Das Rackett-Fagott des Barock

Bei den barocken Racketten handelt es sich um stalt neu belebte. Bereits 1700 erwähnt das Flo- konische Holzblasinstrumente mit doppeltem renzer Inventar vom Hof der Medici unter No. Rohrblatt, also um Fagotte. Während beim Fa- 1117 eines dieser Instrumente. Am Ende stehen gott die Luftsäule im Stiefel nur einmal abge- dann um 1800 die Instrumente von Tölcke aus knickt ist, in erster Linie wohl zur besseren Braunschweig und Wilhelmus Wyne aus Nijme- Handlichkeit, ist sie hier gleich zehnmal abge- gen.1 knickt, und man hat die ganzen Bohrungen in ei- nen walzenförmigen Holzblock eingebohrt. Wie Als Material für den Korpus wurde gern Buchs- beim Fagott wird vor diesen hölzernen Korpus baum verwendet, obwohl dieses Holz sicher ein längeres, konisches S-Rohr aus Metall ge- auch damals recht schwer in den dafür erforder- setzt, und dieses S-Rohr gehört, wie beim Fa- lichen Stärken zu bekommen war, und es ten- gott, zur ganzen „Röhre“, es ist also Bestandteil diert zur Riss bildung. Vielfach findet man daher der klingenden Luftsäule. An dieses S-Rohr auch Ahorn und Obsthölzer, manchmal mit Le- schließen sich zehn bis zum Schallstück immer der bezogen und mit vergoldeten Stempeln ver- weiter werdende, senkrecht in den Korpus ge- ziert. Dieser Bezug mag aber auch teilweise ge- bohrte, konische Windkanäle an. Sie sind von wählt worden sein, um eben Risse im Holz zu oben gesehen im Uhrzeigersinn angeordnet, verhindern oder auch korrigierte Grifflöcher zu bis die Luftsäule in der Mitte endet, oft in ei- kaschieren. Besonders am Ausgang des Schall- nem extra aufgesetzten Schallstück. stückes sind, wie auch bei manchen Fagotten dieser Zeit, Zierkränze Die Instrumente hatten aus Messing zu finden. ihre Vorläufer in den Rainer Weber, geb. 1927 in Die Haltung des dicken Pirouette-Racketten Leipzig, Restaurierung und und kurzen Instru- des 16. Jh., mit zylin- Nachbau historischer Holz- ments ist für den Spie- drischer Bohrung, die blasinstrumente für das Mün- ler sicher immer etwas als ganzes „Stimm- chener Musikinstrumenten- problematisch gewe- werk“ in mehreren museum und die Kunst samm- sen, man musste es lungen in Augsburg, Accade- Größen gebaut wur- irgendwie aufstützen. mia Filarmonica in Verona, den. Sie klangen eine Bayerisches Nationalmuseum Außerdem hatte der Oktave tiefer als nor- und Deutsches Museum in Spieler bei den meisten mal notiert, und es München, Stadtmuseum in Ingolstadt, Reichtsstadt- Instrumenten mit sei- waren ausgesprochen museum in Rothenburg, Historisches Museum in nen 10 Fingern 11 Griff - „stille“, leise Instru- Frankfurt, Musikhistorisches Museum in Kopenha- löcher abzudecken, bis mente, die sich auch gen, Museé Instrumental in Brüssel, Musei Civici in er zum tiefsten Ton nicht oktavierend Modena, Museo Civico in Bologna, Sammlung kam, dem Fagott ent- überblasen ließen. Zimmermann im Beethoven-Archiv in Bonn und sprechend. Aber auch das Württem bergische Landesmuseum in Stuttgart. Instrumente mit einer Restaurierungen auch für private Sammler und Anfer- Es war wohl der be- auf drei Töne verkürz- tigung von Kopien für verschiedene Ensembles. rühmte Nürnberger Zahlreiche Veröffentlichungen in Fachzeitschriften im ten Extension wurden Holzblasinstrumen- In- und Ausland, Vorträge, Mitarbeit an Katalogen gebaut, und schon tenbauer Jacob Den- und Fortbildungskurse für Restauratoren im GNM Denner versuchte sich ner, der diese Grund - Nürnberg und im Kunstgewerbemuseum in Berlin- beim Bau in verschie- idee in barocker Ge - Köpenick. denen Stimmlagen, si-

TIBIA 4/2006 259 Rainer Weber

cher auch noch vom Ensemble-Gedanken der Renaissance beeinflusst. Schon mit Länge + Konizität des S-Bogens hatte der Instrumenten- bauer die Möglichkeit, bei fast gleicher äußerer Korpusgröße, stark unterschiedliche Stimmton- höhen zu erreichen.

Die höheren Instrumente hatten kürzere und fast fagottförmige S-Bögen, z. B. das Instrument von Jacob Denner, welches in Nürnberg im GNM (MI 528) erhal- Abb. 2: Signatur „Bizey“ im Holz des Korpus ten ist.2 Es ist nicht an- links und rechts vom Eingang spielbar, aber vermut- lich stand es etwa in Tenor-Lage und hatte auch original kein Schallstück. Der erhal- tene S-Bogen ist nur ca. 31 cm lang. Als Instru- mente in normaler Bass-Lage, den Fagot- ten entsprechend, sind z. B. zwei Instrumente von Charles Bizey er- halten, in München Mu 3 Abb. 3: dieses Instrument bei einer Restaurierung 126 (s. Abb. 1, Abb. 2 1971 geöffnet, von oben Signatur) und in Paris Nr. 497. Hier sind die Abb. 1: Rackett von Char- zugehörigen S-Bögen les Bizey, Paris 1716–1752, Bayerisches Nationalmu- ca. 51 cm lang und ein- seum Nr. Mu 126, Korpus mal gewunden. Ein Ahorn bezogen mit ge- größeres Instrument, schwärztem Leder und mit ein „Großbass“ in C, ist Goldprägungen in Lilien- form verziert. als besonderes Pracht- stück aus Buchs baum - holz in Berlin (Nr. 64)4 erhalten. Hier ist der S-Bogen ca. 71 cm lang. Schon diese un ter- schied lichen Längen der S-Bögen zeigen, dass es sich um Instrumente verschiedener Tonlagen ge- handelt hat, die sich aber natürlich nicht nur in Abb. 4: Instrument von unten diesem einen Punkt unterscheiden konnten. dieser Zeit. Das Instrument von Wyne, Berlin Bei dem Instrument von Bizey im Bayerischen Nr. 64, bildet Curt Sachs bereits in seinem Real- Nationalmuseum München, Nr. Mu 126 ließ lexikon mit der Unterschrift „Großbass- sich im Zuge einer Restaurierung sehr gut die Rackett“ ab5. Helmut Seidel gibt in seiner Dis- Stimmtonhöhe ermitteln: Das Instrument steht sertation (s. u.) als tiefsten Ton „53 Hz“ an, das in F mit einer Extension bis zum B1 bei a1 = 395 entspricht etwa einem Gis nach heutigem Kam- Hz, ganz normal für französische Instrumente merton, also einem G bei a1 ca. 465 Hz, es ist ein

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„Großbass in C bei hoher Stimmung“. (Beide Damit sich die dafür nö- Angaben stammen noch aus einer Zeit, in der es tige fortlaufende Länge für einen Instrumentenkundler selbstverständ- der Luftsäule ergibt, sind lich war, sich bei einem Musikinstrument auch die Zwischenwände zwi- für die „musikalische Seite“ zu interessieren.) schen den Kanälen ein- Ein von mir 1999 ausgeführter Nachbau brach- mal unten, einmal oben te das gleiche Ergebnis. durchstochen, und die so entstehenden Knie mit Ein weiterer Unterschied ist der Umfang der Ex- einem Holz- oder Kork- tension in der tiefen Lage. Bei Fagotten dieser pfropfen verschlossen. Zeit finden sich normalerweise 4 Tonschritte, Um diesen Durchstich also z. B. unter dem Grundton F beim Bass das für den Instrumenten- E, D, C und das B1. Aber wie bei der Vorform bauer zu erleichtern und des Fagottes, dem Dulcian, und manchen frühen auch den Übergang Fagotten das B1 fehlt, so ist es auch bei manchen akustisch gesehen zu ver- Racketten. Das führte zu unterschiedlichen Lö- bessern, neigte man un- sungen. Man konnte einfach das Schallstück ten den 1. Kanal leicht weglassen und den 10. Kanal bereits im Instru- dem 2. zu, den 2. dann ment zum Schallstück ausformen, wie wir es oben dem 3. usw. So hat schon beim Nürnberger Rackett von Denner man die Stärke der Abb. 5: Rackett von Jo- und, etwas später, aber auch aus dem süddeut- Zwischenwände im Be- hann Michael Stingel- schen Raum, bei einem Rackett von Stingelwag- reich der Knie verringert, wagner, Triftern, 2. Hälf- ner finden6. (s. Abb. 5) bis das Knie vom 9. zum te 18. Jh. 10. Kanal unten in die Vom Aufbau her gesehen handelt es sich aber Mitte hineinführt. Dabei müssen die Durchstiche stets um richtige Fagotte, mit großen dynami- so tief sein, dass unter dem jeweiligen Verschluss schen Möglichkeiten, und die meisten Töne las- der an dieser Stelle zu messende Bohrungs- sen sich ganz normal in die Oktave überblasen. durchmesser frei bleibt. So entsteht eine fortlau- fende konische Luftsäule (s. Abb. 3 + 4). Die ein- fache Knickung der Luftsäule durch ein Knie ist vom Fagott her bekannt, hier wiederholt sich die- ser Gedanke zehnmal.

Die drei oberen Grifflöcher führen meistens in den 1. Kanal und liegen in der für den Bläser rich- tigen Reihenfolge. Der 2. Kanal verläuft dann leer von unten nach oben. Die Grifflöcher 4, 5, 6 lie- gen dann wieder in der richtigen Reihenfolge im 3., das 6. führt manchmal auch schon in den 4. Kanal. Dieser 4. Kanal verläuft danach wieder leer von unten nach oben. Das 7. Griffloch, für Verlauf der Bohrung in einem barocken Rackett. Schließt den kleinen Finger der rechten Hand, führt in man die ersten sieben Grifflöcher, erklingt der eigentliche den unteren Teil des 5. Kanals. Dabei wird die Grundton des Instrumentes, beim normalen Bass in F, wie Deckung durch einen kleinen Rohrstutzen aus bei einem Fagott. Die anschließende Bohrungslänge be- Messing oder Horn, oder auch durch eine einflü- zeichnet man als „Extension“. Durch sie wird der Ton- gelige, offene Klappe erleichtert. Besonders pro- umfang zur Tiefe hin erweitert. Durch schrittweises Schließen der Tonlöcher 8-11 erklingen z. B. beim Bass blematisch ist das 8. Griffloch. Dafür ist kein Fin- das E, D, C und B1 unter dem F. ger frei. Es führt in den von unten nach oben

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verlaufenden 6. Kanal und lässt sich nur mit dem lange und gewundene S-Bogen eine Rolle, aber Wurzelballen des Zeigefingers über einem länge- besonders die vielfache Kröpfung der Röhre mit ren Rohrstutzen oder einer offenen Klappe ihren dicht in einem Körper zusammengepres- schließen. Das 9. Griffloch führt dann in für den sten Kanälen ergibt fast einen 16-füßigen Klang, rechten Daumen bequemer Lage in den 7. Kanal, also auch wieder an den zylindrischen Vorläufer das 10. für den linken Daumen in den 8. Manch- erinnernd, wenn auch bedeutend kräftiger. Die- mal wird dies auch durch eine längere, offene ser Eindruck wird noch erheblich dadurch ver- Klappe erleichtert. Das 11. Griffloch für den bis- stärkt, dass wegen der engeren Bohrung und der her freien kleinen Finger der linken Hand führt vielen akustischen „Störstellen“ in den Knien wieder nach unten, praktisch in das Knie vom 9. durchweg etwas größere Rohrblätter verwendet zum 10. Kanal. Hier wurde dann wieder ein kur- werden müssen. zer Rohrstutzen aufgesetzt. Die Schallstücke sind, soweit überhaupt vor- Der akustisch gesehen stets besonders proble- handen, recht unterschiedlich geformt, wie man matische Abstand zwischen den beiden Dreier- das ja von den Fagotten her kennt. Meistens ver- gruppen der Grifflöcher 1-3 und 4-6 scheint hier jüngt sich die Bohrung zum Ausgang hin, man oft durch einen engeren und auch weniger ko- wollte den Klang wohl im Instrument sammeln nisch ausgeprägten Bohrungsverlauf im 2. Kanal und etwas grundtöniger haben (s. o.), teilweise gemildert worden zu sein. Aber es gibt noch zu finden sich aber auch im Innern birnenförmig wenige aussagekräftige Vermessungen, um das ausgedrehte Formen, schon an die Schallstücke als Regel aufzustellen. einer Oboe da caccia erinnernd. Auch das lässt sich bei einigen Fagotten dieser Zeit nachweisen. Auch in Frankreich erlebten diese Instrumente Wenn man genauer hinsieht, gab es eine Vielfalt eine gewisse Blüte. Ihr dort geläufiger Name der Formen und der technischen Lösungen. Wir „Cervelat“ (Wurstfagott) weist auch in eine hu- fassen das heute unter dem Begriff „Das Ra- morvolle Richtung und mag ein Grund dafür ckett-Fagott“ zusammen. gewesen sein, dass man lieber nur kurze Rohr- stutzen aus Messing oder Horn als Tonlochka- Aufstellung mir bekannter Rackett-Fagotte auf mine bei einigen Löchern aufgesetzt hat, um die der Basis der Inauguraldissertation von Helmut Greifbarkeit zu ermöglichen. Aber wie es von Seidel: Das Rackett, ein Beitrag zur Musikin- den Fagotten her bekannt ist, ließen sich natür- strumentenkunde, Leipzig 1959. Die mit *) mar- lich auch hier Klappen zur Erleichterung für die kierten Angaben sind aus dieser Dissertation Hände und auch zur Verbesserung einiger Halb- übernommen und durch weitere Angaben (kur- töne aufbauen. Auf dem sonst so handlichen, siv mit Quelle) ergänzt. Vgl. auch Anmerkungen schlichten Instrument sind Klappen eigentlich am Ende. ein Fremdkörper und auch durch Ihr Vorstehen besonders gefährdet. Sicher haben sie auch man- 1. Nürnberg: Nr. MI 528, Signatur I.C. Denner, chem Instrumentenbauer nicht so recht ins eben um 1700, Instrumententyp von Denner aus dem doch etwas burleske Bild gepasst. Die meisten Renaissance-Rackett entwickelt (nach Doppel - Halbtöne lassen sich normal mit Gabelgriffen mayr). Korpus Buchsbaum H 180, d 88,5, LS 304 erreichen, aber besonders für das Gis findet man mm, Summe der Röhren 1800 mm. Verschlüsse Klappen, wie es eben der Bläser vom Fagott her Linde, kein Schallstück vorgesehen, 10 Grifflö- gewöhnt war. cher. Griff löcher 1-3 im I. Kanal (K.), 4-5 im III. K., 6 im IV., 7 im V., 8 im VII., 9 VIII., 10 im IX. Der Klang der Instrumente unterscheidet sich Während die Konizität der Kanäle vom I. bis doch recht deutlich vom Klang gleichzeitiger Fa- zum IV. K. pro Länge um nur ca. 0.5 mm Durch- gotte. Zum einen ist die Bohrung im Ganzen ge- messer und beim V. K. sogar nur um 0,2 mm an- sehen doch etwas enger. Dann spielt sicher der steigt, nimmt sie dann rasch zu, bis sie schließ-

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lich 2 mm und mehr beträgt. Damit gewinnt die 8.*) München: BNM Mu 126. Stempel Bizey, Tiefe bedeutend an Volumen, und der gesamte Holzart Ahorn mit Leder bezogen, Goldprä- Klangcharakter wird dunkler, grundtöniger. gung mit Lilie, 9 Grifflöcher + 3 Klappen, 2 Klap- 2.*) Wien: Nr. 173, Signatur I.C. Denner, Ge- pen offen, eine geschlossen. H Korpus 203 mm, d sellschaft der Musikfreunde in Sammlung alter 90 mm, H Schallstück 107,5 mm, Schallstück Musik instrumente, Besitzervermerk Bischhöfl. nach Paris ergänzt 2001. LS 510 (eine Windung), Wappen (Inful mit 2 Störchen) und „M.A.Z.I. d1 4,5, d2 10,7 mm, Instrument in F bei a1 ca. 395 1709“ (wurde hier von den Söhnen der alte Fir- Hz, Grifflöcher 1-3 im I. K., 4-6 im III. K., (Gis menstempel verwendet??), Korpus Holz H 190 geschl. K. IV), 7 (offene Kl.) im V. K., 8 im VI. K., d 87, Schallstück Elfenbein, teilgedeckt, H 60. 9 (l. Daumen) im VII. K., 10 (r. Daumen für of- 3.*) Den Haag: Ea 65 – x – 1965. Ohne Signatur, fene Klappe) im VIII. K., 11 (offene Klappe) im (v.d.M. vermutet Haka als Erbauer.) H 207, d IX. K. 104, H Schallstück 151, LS 630 mm (Angabe aus 9.*) Paris Nr. 497 Stempel Bizey über Rozet! „Niederländische Doppelrohrblattinstrumente“ Rozet war um 1700 Hofblasinstrumentenma- Sammlung Collection Haags Gemeentemuseum, cher in Paris (Zunftbuch 1692 „Roset, rue Neu- S. 245, Laaber-Verlag 1997). Grifflöcher 1-3 im ve St-Eustache“), Charles Bizey, 1716 Meisterti- I. K., 4-6 im III. K., 7 im VI. K., 8 im VI. K., 9 tel, 1769 fehlt der Name in den Verzeichnissen.7 im VII. K., 10 im VIII. K., 11 im IX. K. H Korpus 205, d 95, Schallst. 110, S einmal ge- 4.*) Berlin: Nr. 64, W. Wyne, Nymegen um wunden, L ? 9 Griff löcher + 3 Klappenlöcher, 2 1730-1816. H 190, d 103, Schallst. H 155, LS 710 Klappen offen, eine geschlossen. mm (eigene Vermessung). „Großbass“ (vgl. Curt 10. Aus Privatbesitz. Auch hier handelt es sich Sachs, „Reallexikon“) in C mit tiefstem Ton G1 um ein Instrument von Charles Bizey mit einem bei a1 = 465 Hz. Grifflöcher 1-3 im I. K., 4-6 im kreisförmig gewundenem S-Bogen (vgl. Abb.1) III. K., 7 im V. K., 8 im VI. K., 9 im VII. K., 10 und einem vermutlich veränderten Schallstück. im VIII. K., 11 im IX. K. Während die Konizität Obwohl das Instrument stärkere Schäden auf- der Bohrungen vom I. bis etwa zum VIII. Kanal wies, war es wegen der extremen Rarität mit pro Länge fast gleichmäßig um 1 mm im Durch- einem Richtpreis von 25.000-35.000 £ von der messer ansteigt, wächst sie dann bis auf 3 mm im Firma Sotheby’s im Dezember 1997 zur Verstei- X. K. an. (vgl. Nr. 1.) gerung ausgeschrieben. Über den Verbleib des 5.*) Berlin: Nr. 1598, Schallstück fehlt seit 1922, Instruments ist allerdings nichts bekannt.8 Heinrich Carl Tölcke, 1720-1798, H 215, d 100, LS 500 mm, Instrument offensichtlich ohne Schallstück konzipiert (vgl. Denner in Nürnberg –––––––––––––– und Stingelwagner in München7). ANMERKUNGEN 1 6.*) Berlin: Nr. 579, Kriegsverlust, war Buchs- Freundliche Mitteilung von William Waterhouse 2 baum mit Leder bezogen. H 175, d 85 H Schallst. Martin Kirnbauer: Verzeichnis der Europäischen Musik - (halbgedeckt!) 80, LS 350. Unsigniert, Alt-Lage? instrumente im Germanischen Nationalmuseum Nürn- Kopie des Instruments in Leipzig Nr. 1415. berg, Band 2, S. 171 3 Rackett von Charles Bizey, Paris 1716–1752, BNM Mu 7.*) München: BNM Mu 125, Johann Michael 126 oder Josef Stingelwagner, 2. Hälfte 18. Jh., H 4 1 2 Rackett von W. Wyne, Nymegen ca. 1730–1816, Berlin 190, d 90, Länge S-Bogen 447 mm, d 4,4 mm, d Nr. 64 9,2 mm, hoch und weitgehend gerade (vgl. Ber- 5 Curt Sachs: Real-Lexikon der Musikinstrumente, Re- lin 579). Extension nur um 3 Töne, ohne Schall- print Olms, Hildesheim 1964, S. 314 stück konzipiert, (vgl. Denner in Nürnberg), In- 6 Rackett von Johann Michael Stingelwagner, Triftern, 2. 1 strument in F bei a ca. 395 Hz, Grifflöcher 1+2 Hälfte 18. Jh., BNM Mu 125 im I. K., 3 im II. K., 4+5 im III. K., 6 im IV. K., 7 Freundliche Mitteilung von Dr. Bettina Wackernagel 7 im V. K., 8. im VII. K., 9 im VIII. K., 10 im IX. 8 Freundliche Mitteilung von Peter Thalheimer und Wil- K., 10 in K. IX.8) liam Waterhouse o

TIBIA 4/2006 263 Peter Holtslag Streifzüge durch acht Jahrhunderte Blockflötengeschichte – Teil 2

4. Die Blockflöte im 18. Jahrhundert Intonation, da eine Veränderung des Blasdrucks nicht sofort die Tonhöhe beeinflusst. Als die Blockflöte in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, die man wohl als ihre Blütezeit Der Umfang einer barocken Altblockflöte ist bezeichnen darf, als Solo-Instrument zu Bedeu- meist f1 – g3/as3, was durch komplizierte Verläu- tung kam, waren besonders die Sopran- und Alt- fe der Innenbohrung und komplexe Griffsyste- blockflöten beliebt. Es ist daher verständlich, me erreicht wird. Der Windkanal ist gebogen dass sich von diesen beiden Typen weit mehr und verläuft konisch, wobei auch der Abstand Exemplare erhalten haben, als von den Tenor- von Windkanalausgang und Labiumkante von und Bassblockflöten. großer Bedeutung ist. Die heutigen Anfänger- Sopranflöten haben erheblich einfachere Boh- Die wichtigsten Kennzeichen der barocken rungen und Windkanäle; der Klang ist einheit- Blockflöte liegen in der Mensur, d. h. dem Ver- licher, dafür weniger ausdrucksvoll. Bei einem hältnis der Länge zur Weite auf die „alte“ Art gebauten Instrument hat jeder der Innenbohrung, sowie Ton und Halbton seine eigene Farbe (ein Phä- der Gestaltung des Wind- nomen, das z. B. bei modernen Blasinstrumen- kanals. Das Instrument ist ten verschwunden ist). meist dreiteilig und dazu üppig ornamental gedrech- Als bevorzugte Holzart verwendete der Flöten- selt; zur ästhetischen Ge- bauer im 18. Jahrhundert europäischen Buchs- staltung sind Mundstück baum. Für kapitalkräftige Kunden wurden Flöten und Ringe nicht selten mit aus reinem Elfenbein oder mit Elfenbeinverzie- Elfenbein verse- rungen (oder sogar mit Schildpatt-Überzug) ge- hen. Das Äuße- baut. Als Amateure spielte diese Klientel ihre re der Tonlö- zudem auch kostbaren Flöten wesentlich selte- cher ist kleiner ner als die professionellen Spieler, die sich wahr- als das Innere, scheinlich nur die üblichen Holzflöten leisten man nennt dies konnten. So ist möglicherweise zu erklären, wa- „unterschnitten“ rum außergewöhnlich viele Blockflöten mit oder (Abb. 1). Dies aus Elfenbein aus dem 18. Jahrhundert erhalten verbessert die geblieben sind. Abb.1: Röntgenaufnahme einer Sopran- blockflöte von Abraham van Aardenberg

Peter Holtslag studierte Blockflöte am Konservatorium seiner Heimatstadt Amsterdam, wo er 1957 geboren wurde. Auf der Traversflöte ist er Autodidakt. Als Orchestermitglied verschiedenster Barockorchester, als Solist und als Mitglied von La Fontegara Amsterdam sammelte er breite Repertoire-Kenntnisse. Von dieser Tätigkeit liegen zahlreiche CD-Auf- nahmen vor auf Labels wie Hyperion, DGG/Archiv, Chandos u. a. Seit einigen Jahren spielt er im Trio Noname zusammen mit Rainer Zipperling (Cello) und Ketil Haugsand (Cembalo). Eine erste CD mit diesem Ensemble (Blavet: Flötensonaten op. 2) ist beim La- bel erschienen. Holtslag war Gastdozent an den Hochschulen in Amsterdam, Berlin, Budapest, Hongkong, Krakau und Prag. Er unterrichtet heute an der Musikhoch- schule Hamburg und an der Royal Academy of Music in London.

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Nationale Stile: auch Oboen und Fagotte. Die von ihm erhalte- nen Blockflöten sind gekennzeichnet durch eine Niederlande besondere Anordnung von Block und Labium, sowie durch eine eigentümliche Bohrung, was Als der Engländer Richard Haka um 1650 von den Flöten einen etwas derben, aber runden und London nach Amsterdam zog, wies noch nichts tragfähigen Ton gibt. In diesen Eigenschaften darauf hin, dass er später Gründer und Groß- gibt es eine Parallele zu den meisten Flöten der meister des Amsterdamer Blasinstrumentenbaus Van-Heerde-Familie. Jan Jurriansz Van Heerde sein würde. Richard Haka hat in den 1670er Jah- (1638–1691) kam aus Groenlo und lebte ab 1663 ren angefangen, Musikinstrumente zu bauen. in Amsterdam. Sein Sohn Albertus und sein Eine Anzeige von 1691 weist ihn als Hersteller Enkel Jan folgten ihm im Beruf. Von der Van- von „Flöten, Oboen, Fagotten und Feldschal- Heerde-Familie sind insgesamt sieben Blockflö- meien“ aus. Amsterdam erlebte um diese Zeit ten erhalten geblieben. eine Periode wirtschaftlicher Blüte und besaß ein reges kaufmännisches Privatmusikleben. Auch Willem Beukers (sen. & jun.) und Engel- Von Richard Haka sind zwei Sopranblockflöten bert Terton waren in Amsterdam tätig. Von Va- aus Grenadill mit Elfenbeinringen erhalten (eine ter und Sohn Beukers sind acht Blockflöten er- hiervon in der Brüggen-Sammlung). Die Instru- halten. Die Sopranblockflöten, ähnlich dem mente sind, in altmodischer Manier, zweiteilig Instrument von Terton, sind zweiteilig mit ei- mit einem doppelten unteren Loch gebaut. Sie nem doppelt gebohrten Loch. haben einen relativ obertonreichen, feinen, lieb- lichen Klang. Engelbert Terton (1676–1752), aus Rijssen, be- kam 1710 das Amsterdamer Bürgerrecht als Holz- Ein bemerkenswerter Aspekt des holländischen blasinstrumentenmacher. Seine Blockflöten, Musikinstrumentenbaus im 18. Jahrhundert ist Traversflöten und Oboen waren international die hohe Produktivität im Bau von Holzblasin- gefragt. Das wahrscheinlich bemerkenswerteste strumenten. Der Beruf Fluyttemaker stand in ho- Instrument von ihm ist eine Sopranblockflöte hem Ansehen und wurde gut bezahlt. So war der aus Buchsbaum. Sie ist mit silbernen, gravierten Oboenbauer Hendrik Richters gegen Ende seines Ringen verziert. Abgesehen von ihrer ausgefal- Lebens einer der reichsten Bürger Amsterdams. lenen Ästhetik hat die Flöte einen Klang von großer Klarheit und Fülle. Sie erreicht einen Als Richard Haka 1705 in Amsterdam starb, Umfang von c2-d4. (Abb. 2) hinterließ er eine Schar von (Ex-)Gesellen, unter denen Jan Steenbergen, Abraham van Aarden- Wichtige, außerhalb Amsterdams tätige Block - berg und Coenraad Rijkel die wichtigsten wa- flötenhersteller waren Robert Wijne und Johan- ren. Jan Steenbergen (1676–ca. 1730) war ab 1692 nes Hyacinthus Rottenburgh. Die von Wijne als Holzblasinstrumentenbauer in Amsterdam (1698–1774) erhaltenen Blockflöten (1 Sopran, 2 aktiv. Von seinen Blockflöten ist eine Altflöte zu Alt) haben nur begrenzte Ausdrucksmöglich- erwähnen, die heute zur Sammlung Brüggen ge- keiten in Ansatz und Dynamik, demgegenüber hört. Das Instrument aus Buchsbaum mit Elfen- aber einen außergewöhnlich zarten und süßen beinverzierungen ist besonders gut erhalten und Klang. hat einen vollen Ton. Wie bei barocken Blasin- strumenten aus dieser Region und Zeit üblich, Einige Verwirrung gibt es bezüglich der Familie liegt der Stimmton einen Halbton unter dem Rottenburgh. Die Rottenburghs, ursprünglich heute verwendeten Stimmton. wahrscheinlich aus Salzburg, waren in Brüssel als Komponisten, Streicher und Hersteller von Abraham van Aardenberg, geborener Amster- Holzblas- und Streichinstrumenten tätig. Johan- damer (1672–1717), baute außer Blockflöten nes Hyacinthus Rottenburgh (1672–1765) war

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und schärft sie, wodurch sich der günstigste Wir- kungsbereich aus der Tiefe in die Höhe verlagert. Denner führte die Blockflöten hinsichtlich ihrer Klang- und Intonationsreinheit auf eine bis da- hin unerreichte qualitative Höhe.

Er wurde 1655 in Leipzig geboren und machte hier bei seinem Paten, dem Orgelbauer Chri- stoph Donat, die erste Bekanntschaft mit dem Abb. 2: E. Terton: Sopranblockflöte Buchsbaum (Den Haag, Gemeentemuseum) Musikinstrumentenbau. Um 1666 nach Nürn- berg umgezogen, erlernte er bei seinem Vater das Handwerk des Wildruf- und Horndrehers. 1694 Vater und Onkel späterer Instrumentenbauer- lieferte Denner dem Rat zwei „frantzesiche Flet- Generationen. Er war Geiger in der Hofkapelle. ten“ beziehungsweise „-Flöten“-Instru- Sein Sohn Godfridus Adrianus war Organist mente nach französischem Vorbild wie sie bis und baute Traversflöten, Oboen, Klarinetten dato in Nürnberg unbekannt waren. Denner und Fagotte. Die erhaltenen Blockflöten (6 Alt, selbst weist auf seine intensive Beschäftigung mit 2 Tenor, 2 Bass) stammen wahrscheinlich vom dem französischen Instrumentenbau hin. Wo- Vater. her allerdings seine Beziehungen nach Paris stammten, ist rätselhaft. Im Februar 1697 wurde ihm das Meisterrecht verliehen. Dass er der be- Deutschland deutendste Holzblasinstrumentenbauer Nürn- bergs und schon zu Lebzeiten hochberühmt Die wichtigsten Zentren für Blasinstrumenten- war, steht zweifelsohne fest. Noch 1784 schreibt bau im 17. und 18. Jahrhundert waren die Ge- Schubart, dass „die Denner Flöten weltweit be - biete um Frankfurt, München, Leipzig und rühmt sind. Sie haben Nürnberg. Insbesondere Nürnberg war von Konstantinopel und Is - großer Bedeutung. Eine ganze Reihe von Bele- phahan erreicht, und so- gen gibt Kunde von einem regen Handel zwi- gar – über Missionare – schen Nürnberg und Städten im In- und Aus- China.“ land. Im Holzblasinstrumentenbau hatte es einen harten Wettbewerbskampf mit Venedig Von Denner ist eine un- auszufechten. Trotz nur weniger überkommener gewöhnlich reiche Viel- Aufzeichnungen kann auch im 18. Jahrhundert falt von über 80 Blasin- ein reger Handel mit Holzblasinstrumenten an- strumenten erhalten genommen werden. geblieben. Unter ihnen sind 48 Blockflöten; 33 In diesem Bereich scheint vor allem die Familie davon sind Bassblockflö- Denner aktiv gewesen zu sein; die Berichte be- ten (Abb. 3). Unter den ziehen sich nahezu ausschließlich auf sie. Noch vier Tenorblockflöten zu Lebzeiten Hieronimus Kynsekers begann Jo- gibt es zwei Flöten in d1: hann Christoph Denner (1655–1707) mit seiner Dies sind entweder deut- Tätigkeit. Durch ihn fand eine radikale Ände- sche voice flutes (ein in rung auf dem Gebiet des deutschen Holzblasin- Abb. 3: strumentenbaus statt. Denner übernahm die von J. C. Denner: Bassblockflöte den Hotteterres entwickelten Konstruktions- Elfenbein (Musikinstrumen- prinzipien und vervollkommnete sie. Die enge- tenmuseum im Münchner re Mensur seiner Flöten hellt die Klangfarbe auf Stadtmuseum)

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England entwickelter Tenortypus in d1), oder – holz und Elfenbein. Viele der Flöten sind reich wahrscheinlicher – es handelt sich hier um einen geschnitzt. hohen Tenortypus in c1, im so genannten Chor- ton (ein auch in Deutschland zu jener Zeit ge- Der Blasinstrumentenbauer Johann Heinrich bräuchlicher besonders hoher Stimmton). Eichentopf (ca. 1686–1769) war zur Zeit Johann Sebastian Bachs in Leipzig aktiv. 1710 heiratete Bei den Altblockflöten gibt es eine Art Zu- er in der Thomaskirche. Er wird bei dieser Ge- sammenarbeit von Denner und Hotteterre: Eine legenheit als „Instrumentalischer Pfeiffenma- in München aufbewahrte Altblockflöte hat ein cher“ bezeichnet. Von Eichentopf sind nur zwei Kopfstück von Denner, die beiden anderen Tei- Blockflöten überliefert, eine Alt- und eine Te- le sind von L. Hotteterre. Die Elfenbein-Sopra- norflöte, beide aus Buchsbaum. Sie zeigen eine ninoblockflöte im Historischen Museum Basel deutliche Verwandtschaft mit der deutschen ist zwar nur mit „D“ gekennzeichnet, stammt Bauweise (enge Mensur mit einem klaren höhe- aber höchstwahrscheinlich von Denner. ren Bereich).

Andere Blasinstrumentenbauer der Denner-Fa- Wenn wir das deutsche barocke Repertoire für milie waren Johann Christophs Bruder Johann Blockflöten betrachten, fällt ins Auge, dass die Carl (1660–1702) und sein Sohn Jakob (1681– höheren Register generell bevorzugt werden. 1735). Von Jakob sind 12 Alt- und 6 Tenorblock - Sowohl in den späteren Bach-Kantaten als auch flöten bekannt. Sie sind denen seines Vaters in in den Telemann-Sonaten und -Konzerten wird der Konstruktion sehr ähnlich. Besonders gut das Instrument bis ins höchste Register ausge- erhalten sind eine Altflöte aus Buchsbaum (Ko- nutzt. Auf den Flöten von Denner, Eichentopf penhagen, Musikhistorisk Museum) (Abb. 4) und Oberlender ist dies keine große Schwierig- und eine geschnitzte Elfenbein-Altflöte (Lon- keit. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Flöten don, Royal College of Music). aus Nürnberg im 18. Jahrhundert ihren Weg nach Venedig gefunden haben. Dort schrieb Der über drei Generationen wirkenden Flöten- Vivaldi seine äußerst virtuosen, das höhere Re- bauerfamilie Oberlender kommt nach der Fami- gister bevorzugenden Blockflötenkompositio- lie Denner die größte Bedeutung als Nürnberger nen. Seine Blockflötenkonzerte sind sehr gut auf Blasinstrumentenbauer des 18. Jahrhunderts zu. Flöten von Denner und anderen deutschen In- Von Vater (1681–1763) und Sohn (1712–1779) strumentenbauern spielbar. Johann Wilhelm Oberlender ha- ben sich fast 60 Instrumente erhal- ten – zum größten Teil Alt-, aber England auch Sopranino-, Tenor-, und Bassblock flöten, Traversflöten, ei- Nachdem in England bereits im 16. Jahrhundert ne Flûte d’amour, Oboen und viele ausländische Blockflötenbauer aktiv gewe- mehrere Klarinetten. Wie bei Den- sen waren, tauchen in der zweiten Hälfte des 17. ner zeichnen sich die Blockflöten Jahrhunderts die Namen der ersten einheimi- durch ihre klare Klangfarbe (spe- schen Blasinstrumentenbauer auf. ziell im höheren Bereich) aus, zurück zuführen auf eine relativ Thomas Garrett erhielt 1676 die Freedom of the enge Mensur. Materialien sind Turners’ Company (d. h. die Erlaubnis, als Buchsbaum, Ahorn, Pflaumen- Drechsler tätig zu sein). Vermutlich waren so- wohl Bradbury als auch Stanesby seine Gesellen. Abb. 4: J. Denner: Altblockflöte Buchs- Thomas Stanesby Senior (ca. 1668–1734) kam in baum (Kopenhagen, Musikhistorisk Mu- den 1680er Jahren von Derbyshire nach London seum) und erhielt 1691 die Freedom of the Turners’

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Company. Von ihm sind ungefähr 20 Blasinstru- besonderer Bedeutung ist die sixth flute in der mente erhalten, davon 11 Blockflöten: ein So- Brüggen-Sammlung, ein sehr gut erhaltenes und pran in d2 (sixth flute), 8 Altblockflöten, ein Te- spielbares Instrument aus Elfenbein mit Wein- nor in d1 (voice flute) und eine Tenorblockflöte ranken- und Cupido-Schnitzereien (Abb. 5). in c1. Seine Blockflöten zeigen eine Verwandt- schaft mit französischen Instrumenten wie etwa Peter Bressan wurde 1663 als Pierre Jaillard in denen Hotteterres: robust gedrechselt mit einer Bourg-en-Bresse geboren. Zwischen 1678 und langen Mensur und dementsprechend ausge- 1680 war er Geselle des Drechslers Jean Boissier prägt tiefem Register. Diese Merkmale wurden in Bourg. Von 1688 bis 1730 lebte sowohl von Stanesby Junior als auch von Bres- und arbeitete er unter dem Na- san übernommen. men Bressan in London. Es ist anzunehmen, dass er den Instru- Thomas Stanesby Junior (1692–1754) war sehr mentenbau in Paris (wahrschein- wahrscheinlich schon mehr als zehn Jahre Blas- lich in der Hotteterre-Werkstatt) instrumentenbauer, bevor er 1728 Freeman of lernte, da seine Instrumente gro- the Turners’ Company wurde. 1706 war er als ße Ähnlichkeit zu französischen Geselle in die Werkstatt seines Vaters eingetre- Block flöten von Hotteterre auf- ten, der ihm 1734 testamentarisch sein Werkzeug weisen. Nach Jahren des Wohl- hinterließ. 1739 erhielt er den sehr ehrenvollen standes führten ihn private und Titel Master of the Turners’ Compa- finanzielle Schwierigkeiten dazu, ny, der ihm 1740 noch einmal zukam. wieder nach Frankreich zurück - Im Gegensatz zu seinem Vater war er zukehren. Er starb in Tounai im wirtschaftlich sehr erfolgreich. Nach Mai 1731. seinem Tod 1754 wurde er in The Evening Post vom 2. März als „be- Im Gegensatz zu Stanesby jr. sonders berühmt für seine Travers- scheint Bressan sich auf Block - flöten“ gewürdigt. Stanesby Jr. stat- flöten konzentriert zu haben: tete seine Instrumente häufig sehr von ihm sind ca. 55 Blockflöten, luxuriös aus, so wie er selbst 1728 in- aber nur 3 Traversflöten erhalten. serierte: „… alle Arten von Blasin- Von besonderer Bedeutung sind strumenten in Elfenbein oder auser- eine erhaltene fourth flute und ei- lesenen Hölzern, in tadelloser Arbeit nige der Altflöten und voice flu- und wunderbar verziert mit Gold, tes (Abb. 6). Die meisten Flöten Silber, Elfenbein, etc.“ sind mit kostbaren Materialien wie Elfenbein versehen. Nach der Anzahl der erhaltenen In- strumente zu urteilen, muss seine Stanesbys und Bressans Flöten Produktivität sehr groß gewesen gelten als die besten und kost - sein: fast 70 Blasinstrumente haben barsten Blockflöten des 18. Jahr- die Jahrhunderte überlebt. Insgesamt hunderts. Heutzutage dürfen wir sind ca. 15 Blockflöten bekannt: eini- sie „als die Amatis und Stradiva- ge Sopranflöten (eine sixth flute in d2, ris der Blockflöten“ ansehen. eine in c2 und eine fourth flute in b1), acht Alt- und vier Tenorflöten (in c1 und eine tiefe fourth flute in b). Von Abb. 6: P. Bressan: Voice flute in d1, Abb. 5: Th. Stanesby Jr.: Sixth Flute in d2, El- Ahorn mit Elfenbein (Sammlung Frans fenbein (Sammlung Frans Brüggen) Brüggen) o

268 TIBIA 4/2006 Benjamin Thorn Komponieren für Blockflöte im 21. Jahrhundert. Überlegungen eines Komponisten

Grundsätzliche Behauptungen über die Kunst sionen einsetzen, und die Mikrotonalität, d. h. abzugeben ist immer gefährlich. In der Musik- die Verwendung von Int ervallen, die kleiner sind geschichte gibt es viele Beispiele dafür, dass Mu- als ein Halbton, und auch hier gibt es bereits sikstücke in Bausch und Bogen verdammt wur- Grundlagen und Techniken. den, die heute als Meisterstücke gelten, dass Werke gepriesen wurden, die heute in der Be- Für den Komponisten kann dieser Zustand ge- deutungslosigkeit verschwunden sind, und dass radezu befreiend sein. Wenn sowieso alles „ein man davon überzeugt war, auf dem Höhepunkt alter Hut“ ist, braucht er nicht lange darüber menschlichen Schaffens angekommen zu sein, nachzugrübeln, wie er eine neue Tonsprache er- jenseits dessen eine Weiterentwicklung oder gar finden kann, sondern kann gleich mit dem Kom- Verbesserung nicht mehr möglich sei. ponieren beginnen. Da niemand an der Spitze der musikalischen Entwicklung steht, ist es Dies wohl bedenkend, begebe ich mich nun in wichtiger, Musik zu schreiben, die verstanden die Gefahrenzone und stelle fest, dass es zu Be- wird, als in radikalen Eifer zu verfallen. Das ginn des 21. Jahrhunderts nur wenige musikali- klingt vielleicht wie eine Rechtfertigung des sche Möglichkeiten gibt, die im 20. Jahrhundert Konservatismus, so ist es aber nicht gemeint. In- noch nicht (wenigstens kursorisch) erforscht dividualität beim Komponieren ist schwer zu er- worden sind, und dass Komponieren heute eher reichen, wenn man in einem konservativen bedeutet, die umfangreichen Ausdrucksmöglich- Idiom schreibt: Was wie mittelmäßiger Mozart keiten anzuwenden als sie zu erweitern. Damit klingt, ist missglückt, auch wenn es leicht zu ver- will ich nicht sagen, dass die Musik der Zukunft stehen (und ebenso leicht zu vergessen) ist. Auf genauso sein wird wie die der Vergangenheit jeden Fall bin ich fest davon überzeugt, dass die (obwohl das sicher häufig zutrifft), sondern eher, im 20. Jahrhundert erprobten musikalischen dass die grundlegenden Ideen und Konzepte, die Mittel, richtig eingesetzt, von praktisch jedem dieser Musik zugrundeliegen, bereits bekannt Publikum verstanden werden. Anfang der sind. Die gute Nachricht ist aber, dass es trotz- 1960er Jahre z. B. ließ Luciano Berios Gesti dem noch viel aufregende neue Musik geben praktisch alles vermissen, was Musik angenehm wird. Es ist nur so, dass macht (Melodie, Me- die heutige Musik so Benjamin Thorn ist als trum, schöne Klangfar- komplex und mannig- Komponist und Blockflö- ben), und doch wurde faltig ist, dass alles Neue tenspieler über seine Heimat es durch seine Energie, sich immer schon in den Australien hinaus bekannt. seine Zielstrebig- bereits bestehenden Er hat eine Reihe von Arti- keit (und vielleicht Rahmen der Möglich- keln über Musik und Thea- durch den wahnsinnigen keiten einfügt. Die ein- ter in australischen Zeit- Gesichtsausdruck des zigen Kompositions- schriften veröffentlicht, und Spielers) stimmig. ist auch als Herausgeber Al- techniken, die noch ter Musik und Blockflöten- nicht an ihre Grenzen lehrer tätig. Außerdem schreibt er Theatermusik und Auch das Umfeld ist gestoßen sind, sind die- hat auch Theaterstücke verfasst, z. B. Roger und Ju- wichtig: Ich habe Kon- jenigen, die den Raum lie (eine geriatrische Fassung von Romeo und Julia). zerte erlebt, in denen einbeziehen, das heißt, Seine Arbeiten zeichnen sich durch Lebendigkeit ausschließlich langsame Klänge in drei Dimen- und einen gewissen Witz aus. Solostücke gespielt

TIBIA 4/2006 269 Benjamin Thorn

wurden, bei denen Klangfarben die Hauptrolle kann es allerdings auch zum Wahnsinn treiben. spielten. Jedes hätte ein Erfolg sein können, Beide Wirkungen habe ich in ein und demselben wenn es nur etwas Abwechslung im Programm Konzert wahrnehmen können. gegeben hätte. Aber ein ganzer Abend mit nur diesen Stücken war einfach des Guten zuviel. Die stilistische Freiheit eines Komponisten zu Ein anderes (ähnliches) Problem liegt in der Beginn des 21. Jahrhunderts kann aber auch von Dauer von Stücken, nämlich dann, wenn Ideen, der Zielgruppe seiner Bemühungen beeinflusst die in kleinen Dosen interessant sein mögen, werden. Ich persönlich sehe keine Notwendig- über ihr musikalisches Verfallsdatum hinaus ge- keit, immer im gleichen Stil zu schreiben, son- streckt werden. Ein Greuel sind mir ebenso lan- dern schreibe virtuose Musik für Solisten (oder ge wie langsame Einleitungen ohne großen mu- Ensembles) ebenso gern wie einfache Stücke für sikalischen Ehrgeiz, die immer irgendwie gleich Anfänger. Ich versuche nur, dabei ich selbst zu klingen und genau die Indi vidu alität vermissen bleiben. lassen, nach der ein Komponist streben sollte, die aber die Gesamtdauer des Stückes enorm Eine Zeitlang habe ich Volkslieder arrangiert, die aufbauschen und den Komponisten zu der Illu- alle Blockflötenspieler in meinem Wohnort Ar- sion verleiten, ein bedeutendes Werk geschrie- midale (Australien) spielen können sollten. Das ben zu haben. bedeutete, dass eine Stimme nur 5 Noten haben durfte (und ich habe diese immer zur Melodie- Die totale Sinnlosigkeit dieser Herangehens- stimme gemacht, denn warum sollen Anfänger weise wird deutlich, wenn man merkt, wie ef- die Begleitung spielen müssen?), und es schränk- fektiv dagegen sehr kurze und musikalisch kom- te die harmonischen Möglichkeiten deutlich ein, plexe Stücke sein können. Man denke nur an denn Volksmusik hat für mich eine gewisse Un- Nigel Butterleys The White-Throated Warbler antastbarkeit, und ich halte nichts von Obstruk- (ein serielles 12-Ton-Stück), Louis Andriessens tion um ihrer selbst willen. Trotzdem kann man Ende (anhaltende Disharmonien bei eindring- im Rahmen dieser Einschränkungen wirkungs- lich vorantreibendem Rhythmus) oder Ian voll und originell komponieren. Ich war nie be- Shanahans Helical Ribbon (durchgehende Mul- geistert von Stücken, die van Eyck oder mittel- tiphonics bei hoher rhythmischer Dynamik) – alterliche Melodien zerlegen und dann mit Hilfe drei Stücke von weniger als fünf Minuten Dau- moderner Technik wieder zusammenschustern. er, die überall ankommen. Man sollte auch nicht Dies Verfahren mag einen historischen Kontext vergessen, dass , einer der maßge- herstellen (warum das nötig ist, sei dahinge- benden Komponisten des letzten Jahrhunderts, stellt), es beweist aber lediglich, wie viel besser im wesentlichen ein Miniaturist war. die Originalmusik war.

Bei einigen Stücken ist die lange Dauer natürlich Sich nach den Bedürfnissen von „Kunden“ rich- im Konzept begründet, wie z. B. bei minimalisti- ten zu müssen hat schon immer zum Kompo- scher Musik, die auf einem langsamen Verlauf nierhandwerk gehört, und es ist eine Herausfor- subtiler Harmonie- und Rhythmusverschiebun- derung, die eigene Tonsprache innerhalb strikt gen beruht. Ein solches Stück kann nicht kurz vorgegebener Parameter zu entwickeln. Wenn und schnell sein. Gute Beispiele minimalistischer man sich darauf einlässt, wird man eher in der Musik sind eher solche für vielfältige Instru- Lage sein, seinen Lebensunterhalt mit dem mente, die eine komplexe Klangstruktur erzeu- Komponieren zu verdienen. Je virtuoser die gen, wie Terry Rileys In C, das sich gut für Kundschaft ist, desto weniger Einschränkungen Block flöten eignet. Es dauert bis zu mehr als 20 wird sich der Komponist natürlich auferlegen Minuten und kann für die Hörer eine transzen- müssen. Das erklärt vielleicht das Missverhältnis dentale Erfahrung sein. Hörer, die die Grund- zwischen dem Bestand an komplexer und dem voraussetzung des Stückes nicht akzeptieren, an technisch einfacher zeitgenössischer Musik.

270 TIBIA 4/2006 Komponieren für Blockflöte im 21. Jahrhundert

Ein anderes interessantes Missverhältnis besteht kommen atonales Stück zu schreiben, es sei denn, zwischen der Anzahl von Solo- und Ensemble- man wendet, wenigstens zeitweise, ein System, stücken: das ist verständlich, denn es ist viel wie z. B. die Serialität, an. Sogenannte atonale leichter, ein Solokonzert zu organisieren, aber Stücke neigen dazu, um tonale Zentren zu krei- paradox, wenn man bedenkt, dass die erfolg- sen (was nichts Schlechtes ist, schließlich erge- reichsten und bekanntesten Blockflötenspieler ben sich daraus Momente der Ruhe in der Mu- der letzten 20 Jahre Ensemblespieler waren. sik). Atonalität vereinfacht die Musik, indem sie ihr einen Großteil an harmonischer Leitfunk- Im folgenden möchte ich einige musikalische tion und Wirkung nimmt, was dazu führt, dass Trends des letzten Jahrhunderts untersuchen rhythmische und strukturelle Elemente an Be- und Überlegungen darüber anstellen, wie sie deutung gewinnen. Das hat beträchtliche Aus- sich in diesem Jahrhundert wohl weiterent - wirkungen auf die Struktur und Ausgewogen- wickeln werden. heit musikalischer Elemente.

Mikrotonalität. Verschiedene Komponisten Tonalität und Spieler haben mit Intervallen experimen- tiert, die kleiner als ein Halbton sind (auf Block - Veränderte Tonalität und tonale Zentren flöten geht das ganz gut). Donald Bousted und Obwohl Tonalität in einigen Komponistenkrei- Peter Bowman gehören dazu. Ich glaube aber, sen Mitte des letzten Jahrhunderts ein Schimpf- dass ich bisher noch kein rundum überzeugen- wort war, ist sie nie ganz verschwunden. Strikte des Stück gehört habe, das dieser Technik brei- Tonalität, in der jeder Ton eine harmonische Be- ten Raum gibt. Es ist ein Trend mit Potential, der deutung hat, wie noch zu Ende des 19. Jahrhun- – hat man erst einmal seine Möglichkeiten voll derts, ist heute selten, aber tonale Leitlinien un- erprobt – zu ganz anders klingender Musik füh- bestimmterer Art und Musik, die sich um ein ren kann. Bisher ist der (meiner Ansicht nach) tonales Zentrum herum entwickelt, sind üblich. erfolgreichste Einsatz von Mikrotönen darauf Die Harmonie ist oft einfacher als vor hundert beschränkt, Musik vage orientalisch-osteuropä- Jahren, aber es gibt noch viele Möglichkeiten für isch klingen zu lassen, indem man ein bis zwei interessante Akkorde, und oft sind es Anleihen Töne geringfügig erhöht oder erniedrigt und da- aus Popmusik und Jazz, die für reizvolle harmo- mit nicht-diatonische Tonordnungen erzeugt. nische Irritationen sorgen. Wenn die Harmonie Wenn man das auf einem Klavier machen will, zu einfach ist, wird sie vorhersehbar und lang- braucht man am Anfang und am Ende des Kon- weilig, aber viele Komponisten (leider nicht alle) zerts einen Stimmer (Das habe ich selbst schon wissen dies zu vermeiden, und das wird auch erlebt!). weiterhin so sein. Ein Vorteil der Musik mit to- nalen Grundlagen ist, dass sie leichter zugänglich ist, und, wenn für Singstimmen geschrieben, Klangfarben sangbar. Subtile Klangfarben und Dynamik. Dies ist Polytonalität. In ihr werden mehrere, oft ent- eine interessante Grauzone, weil es viele Techni- fernte Tonarten nebeneinander verwendet. Sie ken gibt, die unterschiedliche Klangfarben her- bietet zusätzlich zu den Vorteilen der Tonalität vorrufen: Verschiedene Artikulationssilben, einen viel breiteren Spielraum harmonischer Alternativgriffe, Griffloch-Halbdeckungen und Möglichkeiten. Diesen gut zu nutzen kann sogar Atemtechniken, wie z. B. das Schräg-An- schwierig sein, was vielleicht der Grund dafür blasen, sind von Spielern schon seit Jahrzehnten, ist, dass diese Art zu komponieren nicht wirk- wenn nicht gar Jahrhunderten, angewendet wor- lich häufig anzutreffen ist. den. Neu im 20. Jahrhundert war, dass Kompo- Atonalität. Es ist alles andere als leicht, ein voll- nisten begannen, diese Techniken festzulegen,

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statt sie dem guten (oder weniger guten) Ge- deren Intervallen) oder ergänzen. Diese Technik schmack des Spielers zu überlassen. Spieler ver- ist seit den 1950er Jahren von Komponisten, wie fügen heute mehr als jemals zuvor über Techni- z. B. Hans-Martin Linde, für kurze Passagen ken zur Erzielung von Effekten, wie z. B. echte eingesetzt worden. Soweit ich weiß, ist aber The Dynamik (Piano- und Forte-Griffe u. ä.), so dass voice of the crocodile (Benjamin Thorn, 1988) die komplizierten Spielanweisungen zu ver- das erste Stück, das sich dieser Technik als schiedenen Werken die Chance haben, zumin- Klangfarbe für einen ganzen Satz bedient. Seit- dest von einigen wenigen Spielern realisiert zu dem haben auch andere Komponisten, wie z. B. werden. Es wird immer Komponisten geben, die Pete Rose, sich diese Technik ausgiebig zunutze (vergebens) bemüht sind, jede Kleinigkeit der gemacht, während Zana Clarke deren kontra- Aufführung zu kontrollieren, und jene, die eine punktische Möglichkeiten am ätherischen Ende ganze Menge (manchmal zu viel) dem Spieler des Spektrums erforscht hat. Doch es gibt noch überlassen. einiges zu entdecken. Zum Beispiel muss das Geschlecht des Spielers bedacht werden, denn Mehrklänge (). Die Fähigkeit, die Wirkung einer hohen Stimme kann sich von mehr als eine Tonhöhe zugleich zu spielen, hat der einer tiefen beträchtlich unterscheiden. Eine sich als Segen für die Sololiteratur erwiesen, da Lösung kann im Wechsel der Instrumente liegen: es die Klangfarbenpalette beträchtlich erweitert. Ich habe Zana Clarkes Musik für eine Altblock - Multiphonics können rauh oder ätherisch klin- flöte (mit ihrer Erlaubnis) auf einem Bass ge- gen (oder irgendwie dazwischen). In Ensemble- spielt, wäre aber nicht glücklich, wenn The voice stücken sind sie womöglich noch wirkungsvol- of the crocodile auf der Altblockflöte gespielt ler, da sie akustisch aufeinander einwirken. würde. Übrigens hörte ich einmal, dies sei das Oftmals sind sie so charakteristisch auf be- maskulinste Stück überhaupt und von einer Frau stimmte Instrumente hin gewählt, dass schon praktisch nicht zu spielen. Das dürfte den Frau- zwei andere Blockflöten, sogar desselben Her- en neu sein, die es weltweit mit großem Erfolg stellers, ein etwas anderes Ergebnis erzielen (und aufführen. Blockflöten verschiedener Hersteller gänzlich davon abweichen). Zwei Blockflöten, die gleich- zeitig dieselben Mehrklänge spielen, gewinnen Rhythmus viel mehr als eine Verstärkung des Klangs. Das ist übrigens der Grund, warum die totale Kon- Man kann auch heute noch im 4/4-Takt kompo- trolle des Komponisten unmöglich ist, denn oft nieren, auch wenn das wohl kaum modern ge- müssen Spieler auch noch z. B. mit verschiede- nannt werden darf. Manchmal wird der 4/4-Takt nen Griffen experimentieren, um für eine be- natürlich auch nur als eine Art neutraler Rahmen stimmte Stelle den optimalen Klang zu verwirk- benutzt, in dem man gegensätzliche Taktarten lichen. Sie bedienen sich der Standard-Palette unterbringen kann, ohne eine zu bevorzugen. der Möglichkeiten und erzielen beides, die zu- fällige Klangfarbe, die das Instrument hergibt, Es gibt zwei Arten des modernen Gebrauchs und die grundlegende Klangstruktur eines von Taktarten: zum einen die Anwendung regel- Stückes. mäßiger, aber asymmetrischer Taktarten, wie z. B. des 5/8-Takts – was allerdings nicht gerade Vokalisation. Gleichzeitiges Blasen und Singen neu ist: in osteuropäischer Folklore ist dies Zeit- ist eine andere Art, die Klangfarben der Block - maß weit verbreitet. Ich arbeite viel mit asym- flöte zu erweitern. Es kann auch mit normalem metrischen Taktarten, und Ian Shanahan hat mir Singen abwechseln. Die Bandbreite der Mög- empfohlen, mich den „Anonymen 7/8-Takt- lichkeiten ist groß und reicht von kräftigen bis lern“ anzuschließen, um von dieser Sucht loszu- zu ätherischen Tönen, die die Blockflötenmelo- kommen. Zum anderen werden unregelmäßig die verdoppeln (unisono, oktaviert oder in an- wechselnde Taktarten mit einem (ziemlich) be-

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ständigen Puls verwendet. Andriessens Ende ist Handfluit van Eyck (Jan Hermans), ein einfaches Beispiel dafür. 440 Hz, Ahorn, € 510,-- Moeck-Steenbergen-Sopran, Eine andere moderne Vorstellung von Rhyth- 442 Hz, Indisch-Buchs, € 310,-- mus ist der ametrische Ansatz, der in den 1950er 069-30089780 oder 0178-6609294 und 1960er Jahren verbreitet war und von Kom- ponisten wie z. B. Rob du Bois in Muziek voor Altblokfluit verfolgt wurde. Der Komponist be- nutzt (z. T. komplexe) rhythmische Elemente, schen Möglichkeiten zufriedengibt. Wer sich verzichtet dabei aber bewusst auf jede metrische ernsthaft mit elektronischer Musik befassen will, Regelmäßigkeit. Etienne Rolin ist ein zeitgenös- sollte deshalb zuallererst die serienmäßigen sischer Vertreter dieser Technik in Stücken wie Standardeinstellungen ausschalten. Flashback Bird. Die Grundidee ist, das Publi- kum (und den Spieler) niemals in ein vorherseh- Ein Stück mit Delay-Effekten hat z. B. die bares Muster abgleiten zu lassen (und Spieler Schwäche, dass der Hörer von vornherein weiß, müssen sich sehr davor hüten, das Stück unbe- dass er das, was er einmal hört, (wahrscheinlich) wusst doch mit einem Metrum zu überziehen), immer wieder hören wird. In Pipistrelli gialli, so dass die Musik durchgehend beunruhigend das zu Zeiten des Tonband-Delays geschrieben und nervös daherkommt. Da die Wirkungen die- wurde (heute allerdings verwendet es digitales ser rhythmischen Konzepte sehr unterschiedlich Delay), wählte ich zwei unregelmäßige Delay- sind, werden alle auch in der Zukunft weiter Zeiten, die, periodisch eingesetzt, die Klänge an Verwendung finden. unterschiedlichen Stellen des „Regelkreises“ manipulierten. Die Vorhersehbarkeit war so auf ein Minimum gesenkt. Satztechnik

Die einzige Entwicklung, die die Satztechnik im Raum 20. Jahrhundert gemacht hat, war die Einfüh- rung der Klangfarbenmelodie, und diese ist ei- Klänge können sowohl live (indem man Musiker gentlich auch nur eine Weiterentwicklung des an unterschiedlichen Orten im Raum aufstellt) Hoketus. Eine mögliche Weiterentwicklung als auch elektronisch im Raum verteilt werden. liegt darin, dass durch Elektronik sehr dichte Ros Bandt bedient sich beider Möglichkeiten in Stimmführungen auch für kurze Zeitabschnitte ihrem Stück Loops. Der Vorteil der Elektronik zu realisieren sind. Braucht man z. B. 100 Sing- ist, dass die Klänge sich überallhin bewegen kön- stimmen für 5 Sekunden in einem ansonsten nen und sich für den Zuhörer eine ganz neue spärlich besetzten Stück, so scheitert man heute Struktur entwickelt. Diese Technik steckt prak- nicht mehr schon an der Logistik. Die Elektro- tisch noch in den Kinderschuhen. nik macht auch das Experimentieren mit Live- Klängen, z. B. mit Mischpult, Filter- und Delay- Mein Stück Is there enough room? ist ein Live- Effekten, möglich, oder erlaubt den Einsatz Stück mit elektronischer Anmutung. Ich wollte (synthetisch oder live aufgenommener) Zu- im Raum zirkulierende Klänge herstellen, des- spielbänder. Ich selbst mag die Live-Musik-Va- halb sind die 10 Spieler in einer Reihe auf der riante lieber, weil man dadurch die Interaktion Bühne aufgestellt, und die musikalischen Mo - während eines Konzerts nicht verliert. Bei der tive, wenn nicht gar Melodien, bewegen sich Anwendung beider Techniken muss sich der räumlich unter den Spielern fort, manchmal mit Komponist gleichermaßen davor hüten, in Ba- unterschiedlicher Gestalt in unterschiedliche nalität und Vorhersehbarkeit abzurutschen, da- Richtungen. durch dass er sich mit den einfachsten techni- Wie schon gesagt, ist der Einsatz von räumlichen

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Abständen eine der Techniken, die die Musik der Zukunft grundlegend verändern kann. Die Komponisten haben jedenfalls die Bedeutung erkannt und experimentieren mit den Effekten.

Ich hoffe, dass ich mit meinem Überblick deut- lich machen konnte, dass der Komponist zu Be- ginn des 21. Jahrhunderts in einer historisch ein- maligen Lage ist. Alles ist möglich, doch das meiste davon ist bereits bekannt. Die Aufgabe des Komponisten ist es, die vielfältigen musika- lischen Ideen zu nutzen und Musik zu schreiben, die auch wirklich Musik ist. Dazu braucht er die Musik nicht neu zu definieren. Alles bleibt wie schon immer: manche Musik gelingt und andere scheitert, da kann man machen, was man will.

Im Text erwähnte Stücke: : Ende, Ascolta, Houten 1988 Ros Bandt: Loops, 1983 (erhältlich bei der Kom- ponistin oder beim Australian Music Centre) : Gesti, Universal Edition, UE 15627 Nigel Butterley: The White-Throated Warbler, Orpheus Music, OMP 059 Rob Du Bois: Muziek voor Altblokfluit, Schott, London 1971 Terry Riley: In C, 1964 (Partitur über www.ter- ryriley.com/sheetmusic.htm) Etienne Rolin: Flashback Bird, Questions de Temperaments: Merignac (temperaments@ multi mania.com) Ian Shanahan: Helical Ribbon, in: Benjamin Thorn (Hg.): Recorders at Large 2, Currency Press, Sydney 1995 Benjamin Thorn: The Voice of the Crocodile …, Edition Moeck 2561 Benjamin Thorn: Pipistrelli Gialli, Orpheus Mu sic, OMP 054 Benjamin Thorn: Is There Enough Room? Or- pheus Music, OMP 122 o

274 TIBIA 4/2006 Summaries for our English Readers

Heddo Heide Benjamin Thorn Works for flute and other woodwind instruments Being a Composer in the Twenty-first Century in a private music library in Belgium At the beginning of the twenty-first century The Music Library of Count d’Oultremont at there are few musical possibilities that have not Warfusée/Belgium contains a significant number been explored (at least cursorily) in the last of 18th/early 19th century manuscript copies century. The author is not suggesting that the and prints of music for one and two flutes and music of the future will be like that of the past, for other woodwind instruments. The Flauto I° but rather that in almost all the parameters of part of a still unidentified group of six Trio So- music the level of complexity or diversity is such natas probably printed in London around 1750 that anything “new” can be placed within the deserves particular interest. The collection in- existing range of possibility. In this article he cludes original works by Jomelli, Paisiello, takes a close look at some of the musical trends Salieri and contemporaries, a large amount of of the last century and discusses how they may wood wind/strings arrangements of by develop in this one. Cimarosa, Paisiello, Rossini, original editions of early 19th century concert and operatic works mainly for 1 or 2 flutes/piano, oboe and bas soon concertos, flute (Camus, Walckiers) and bas soon (Ozi) teaching methods.

Peter Thalheimer Helmut Bornefeld, Melodram (1970/71) for flute (with piccolo) solo Carus Verlag has startet a complete edition of Helmut Bornefeld’s works. The editor of the piece Melodram for flute solo, Peter Thalheimer, describes the piece and its genesis and gives information on Bornefeld’s intentions of com- posing.

Rainer Weber Rackett bassoons of the baroque Rainer Weber describes the construction and the history of Racketts and draws up a list of origi- nal racketts in museums and in private owner- ship.

Peter Holtslag A journey through eight centuries of recorder history, part 2 – The recorder in the 18. century In this series of articles Peter Holtslag highlights the key features of recorder history.

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Daniela Goebel „XXXVIII Corso Internazionale di Musica Antica“ (Urbino, Italien)

Seit nunmehr 38 Jahren findet in Urbino (Italien) früh- und hochbarocke Literatur widmete. der „Corso Internazionale di Musica Antica“ Trotz der insgesamt spärlichen Werbemaßnah- statt, der in einem zehntägigen Kursprogramm men von Seiten des Veranstalters kam dieser die gesamte Bandbreite des typischen „Alte Mu- Kurs mit seinen sieben Teilnehmern aus Brasi- sik“-Instrumentariums anbietet: Gesang, Ba- lien, Italien, Japan, Kalifornien und Österreich doch zustande und verlief mit sowohl professionellen Musikern als auch mit Amateuren auf hohem Niveau. Das Spiel einer Ja- panerin aus Osaka, die Hotteterres 4ième Suite er- arbeitete und vorstellte, fand nicht nur großes Ge- fallen bei ihren Zuhörern, sondern auch bei ihrem Dozenten, der ihr auch durch den musikalischen Charakter verdeutlichende Tanzschritte zu einem tie- feren Verständnis der Ästhetik französischer Ba- rockmusik und damit zu einer Verbesserung der musikalischen Interpreta- tion verhalf.

Ein weiterer Kurs, der sich Gerd Lünenbürger Foto: Dr. Franz P. Alt dagegen auf die zeitgenös- sische Blockflötenmusik rockvioline und -violoncello, Traversflöte, konzentrierte, wurde von Prof. Gerd Lünen- Gambe, Laute, Cembalo, Generalbass, Kam- bürger aus Berlin geleitet. Diese im Turnus zwei- mermusik, Tanz u. a. werden vor allem von ita- jährig angelegte „Masterclass für Neue Musik“ lienischen, aber auch von Lehrkräften anderer ist nun seit über zehn Jahren fester Bestandteil Nationen unterrichtet. Auch die Blockflöte des allgemeinen Kursprogrammes. Angespro- nimmt hier einen wichtigen Stellenwert ein: chen sind hier jene Studenten und Studentinnen, Wurden anfangs diese Kurse von Han Tol und aber auch fortgeschrittene Spieler, die noch kei- Pedro Memelsdorff geleitet, so kam vor gut 20 ne oder nur geringe Erfahrungen im Umgang Jahren Gerd Lünenbürger in das Team, das sich mit Neuer Musik gesammelt haben und eine er- damals vor allem auf das barocke Repertoire ste Annäherung an die Realisierung moderner konzentrierte. In diesem Jahr (19.–28.07.2006) Blockflötenkompositionen suchen oder bereits übernahm Prof. Robert Ehrlich (Leipzig) die über Erfahrungen mit zeitgenössischer Musik Leitung jener Blockflötenklasse, die sich der verfügen und ihre Kenntnisse erweitern wollen.

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Mit dreizehn Teilnehmern aus Deutschland, Danksagmüller in Mercatello sul Metauro, etwa England, Frankreich, Österreich, der Schweiz 40 km von Urbino entfernt, gab. Neben Werken und den Niederlanden – darunter auch einem von Isang Yun und Hans Jürg Meier standen vor jungen Ensemble aus Linz – war die Teilnehm- allem Originalkompositionen für Duduk und ergrenze in diesem Jahr sogar leicht überschrit- Bearbeitungen für Duduk und Blockflöte im ten. Die meisten Kurs teilnehmer waren Studen- Mittelpunkt des Konzertes. Der Duduk, ein ten, die sich technisch und musikalisch auf sehr altes, aus Armenien stammendes Doppelrohr- hohem Niveau bewegten. Sie hatten u. a. die blattinstrument, wurde ausdrucksvoll von Werke Gesti (Berio), Black Intention (Ishii), Raphaela Danksagmüller gespielt. Vier verteilte Atoll of the wind (Tomotani), Weißer Flugver- Intermezzi von Georges Aperghis (*1945) aus such für Tenor (Nussbaumer), In Freundschaft seinen im Jahre 1997 komponierten Commen- (Stockhausen), Ofrenda (Lavista), Pastorale VII taires sorgten für kurzweilige und geistreiche (du Bois), Salse … (de Rossi Re), Encounter szenische Abwechslungen. (Hekster), Fragmente (Shinohara) sowie das En- semble-Stück Klangsplitter (Braun) vorbereitet, Summa summarum bleibt zu hoffen, dass Gerd an denen in den täglichen viereinhalb Unter- Lünenbürger wiederum in zwei Jahren einen richtsstunden gearbeitet wurde. Die Kursspra- Kurs für zeitgenössische Blockflötenmusik in che war neben Deutsch, Italienisch und Franzö- Urbino leiten wird und sich seinem Wunsch ent- sisch vorzugsweise Englisch. Die Teilnehmer sprechend dann auch mehr Blockflötenstuden- erhielten Einzel-, das Ensemble Gruppenunter- ten aus Italien anmelden werden. o richt, wobei sich die tägliche Klassenstunde auf die verschiedensten zeitgenössischen Spieltechni- Anmerkung der Redaktion: Gerd Lünenbürger wird am 12. Mai 2007 einen Kurs in der Kreismusikschule Celle geben mit dem ken, wie beispielsweise die Erarbeitung von Thema: Neue Musik lesen – üben – interpretieren – unterrichten. Glissandi, Mehr-, Rausch-, und Flageolettklän- Anmeldung: Moeck Musikinstrumente + Verlag, Postfach 3131, gen, konzentrierte. Lünenbürger – seit 1991 29231 Celle oder über www.moeck.com Professor an der Universität der Künste Berlin – ist ein international anerkannter Experte und Lehrer der zeitgenössischen Blockflötenmusik. Er weiß seine Kenntnisse und sein Können an die Schüler und Schülerinnen gezielt weiterzu- geben und findet stets Antworten auf kompli- zierte Fragen zur zeitgenössischen Spieltechnik, Lesart und Umsetzung des Notentextes. Lünen- bürger schreibt nicht vor, wie ein Werk zu sein hat, sondern er gibt Anregungen und Impulse, die die Schüler zum eigenen Reflektieren über das Werk anregen sollen. Er stellt sich auf das Spielniveau seiner Schüler ein und führt sie so weiter, dass die Ergebnisse sofort hörbar wer- den. Dass alle Teilnehmer in dieser Zeit viel ge- lernt haben und sich ihre In terpretation der Wer- ke in nur kurzer Zeit wei terentwickelt hat, wurde im abschließenden Klas senkonzert am letzten %ORFNIIOO|WHQGLH DQVSUHFKHQ  Kurstag überdeutlich. 'DVKRKH I LVW IIU QLHPDQGHQ PHKU HLQ3UREOHP Großes Interesse fand ein Konzert mit zeitge- 3URELHUHQ6LH HV HLQIDFK DXV  nössischer Musik, das der Dozent gemeinsam mit der österreichischen Blockflötistin Rapha ela ZZZZZZZZPDUV\DVĦEORFNÁRHWHQFK

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Isolde Rüther Fumiharu Yoshimine „A Bridge between the West and the East“

Am 5. März 2006 war es soweit: Fumiharu Nach diesem Sprung ins kühle Wasser kam die Yoshimine (* 1962), Blockflötist und Komponist nächste Probe: Vier Spielerinnen, die sich mehr aus Japan, unterrichtete in der Musikhoch schule oder weniger prima vista an Yoake versuchten. Münster eigene Solo- und Rein äußerlich passte das Rot Kam mermusikwerke. der Aula schon ganz gut zur Morgendämmerung. Yoake Ein motivierter Teilnehmer- wurde am 6.10.2000 vom Flan- kreis, vor allem Studenten und ders Recorder Quartet, dessen Dozenten deutscher Musik- Mitglied Fumiharu Yoshimine hochschulen, aber auch Gäste von 1995–1999 war, in Japan aus den Niederlanden (König - uraufgeführt. liche Hochschule Den Haag), hatte sich eingefunden. Gespielt Zunächst versuchten wir uns wurden von den aktiven Teil- über die ersten Takte durch die nehmerinnen Mudai, Kai und Triolen-, Quintolen-, Sexto len-, Solo für Bassblockflöte. Gerade Septolen anordnungen hindurch - rechtzeitig zum Kurs erschien im Mieroprint zuspielen mittels eines Grundmetrums: keine Musikverlag noch fast druckwarm Yoake (Mor- Kleinigkeit. Was ist dem Kompo nis ten wesent- gendämmerung) für Block flö ten quar tett. lich? Er vertraut dem Können und Wissen der Spieler, mit Rhythmen, ähnlich wie im Barock - Nach einer kurzen Begrüßung und Einführung stil (Inégalitéformen, Überpunktierungen, Im- durch Winfried Michel, den Mitveranstalter dieses provisationsfreude am Verzieren …), differen- Workshops, ging es dann recht schnell zur Sache: ziert und frei umgehen zu können.

Notenblätter mit der frischesten Komposition, Durch vielfältige, komplizierte Klangverbin- eigentlich eher Übungsseiten für Ensemble, aus dungen leuchten in den jeweiligen Stimmen, wie der Feder des Künstlers (Avantgarde Morning in Sonnenstrahlen, immer wieder stille, lange Töne Leuven) wurden verteilt. hindurch, die durch das eher improvisatorische Gestalten und den „freien“, fließenden Umgang „Misterioso“ heißt es auf dem ersten Blatt des mit rhythmischen Figuren ein farbenprächtiges, mehrteiligen 8-stimmigen Blockflötenwerkes fein gewirktes Klanggewebe ergeben: eine span- (2S, 2A, 2T, 2B). Das war ein Sprung in verviel- nende und lohnende Aufgabe für versierte Block - fältigte Faksimile-Notenfluten, doch acht Spie- flötenspieler, die japanische Variante der Mor - lerinnen fanden sich schnell, die versuchten, dem gendämmerung zu gestalten. Misterioso mit Fumiharu Yoshimines Hilfe auf die Spur zu kommen. Starke Kontraste in der Nach diesen ersten musikalischen Tastversuchen Dynamik (fff/pppp) auf kürzestem Spielraum, erfolgte ein anregender Austausch über die von sprich: von Note zu Note, schnelle Tempi, Re- Teilnehmerinnen vorgetragenen Stücke Solo, aktionsgeschwindigkeit und Anweisungen in Mudai und Kai. Englisch waren zu ergreifen. Geistesgegenwart war angesagt, eine Eigenschaft, die alle Kompo- Später, beim Mittagessen, berichtete Fumiharu sitionen Yoshimines verlangen. Yoshimine über den Rückgang des Interesses an

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Blockflötenmusik in Japan. Für ihn als Kompo- Das Stück Kai (2000) für 2 Tenorflötenspieler ist nisten und Spieler stellt sich die Frage nach ge- quasi eine Improvisation über einer freien, eigneten Klängen und ihrer Darstellung in Kon- rhythmischen Struktur. Es könnte auch „varia- zerten um so dringlicher. tion of re“ (Fumiharu Yoshimine) genannt wer- den. Solo (1999) sollte das erste Stück sein. Spannend zu erleben, wie Fumiharu Yoshimine versuchte, „Play the tunes in disguising ways“, so lautete den Kern des anderen Spielers mit seinen Mög- seine Spielanweisung. Alle Intervalle sollen zum lichkeiten blitzschnell zu erfassen. Ende hin hohe Spannung haben ohne irgend- welche Akzente. Der Schluss des Stückes, ob- Interessant auch, dass er sehr dezidierte Vorstel- wohl 2-stimmig notiert, soll klingen wie eine lungen über die Gestaltung seiner Stücke hegt. Er Stimme – morendo al niente. ließ sich durchaus anregen, teilte aber immer wie- der sehr klar seine Ideen mit, auch wenn die Legen - Die Frage einer Teilnehmerin, wie die Zeichen de zu den Stücken mehr Spielfreiheit versprach. shh… zu spielen seien, bewegte ihn zutiefst, weil sie das spirituelle Gefühl des Komponisten er- Solo spielte er persönlich sehr schnell. Alle reichte. rhythmisch-tänzerischen Möglichkeiten (Jazz, Folk, Gregorianik, balinesischen Stil) in ihrem Diese Frage war für ihn existentiell, philoso- Charakter ausspielen! „Spice“ in die Musik! phisch. Es geht nicht einfach darum, shh… auf Tonhöhe auszuatmen. Die hörbare Ausatmung Es folgten beeindruckende Interpretationen des soll ein ganz konkretes, inneres Bild haben, wel- 2. und 3. Satzes von Mudai (1999). Immer wie- ches sie zum Ausdruck bringt, ähnlich wie in der der verstand Fumiharu Yoshimine es, die Fanta- Tradition der japanischen Shakuhachimusik, in sie der Spielerinnen anzuregen durch sein Vor- der die unmittelbare Äußerung des Atems zum spiel. Nach und nach entstand ein klares, „geistigen Atem“ wird. freilassendes Bild des 2. Satzes von Mudai. Jeder Teil wurde genauestens auf seine Energie hin So denkt Fumiharu Yoshimine bei Kai an eine ausgelotet. Langeweile darf nie aufkommen. Öffnung, einen Durchlass für Menschen, Alle Teile des 2. Satzes sind in ständiger Verän- Gegenstände, Luft, Inspirationen, … an einen derung wiederzugeben, z. B. durch das Spiel in Austausch geistiger Qualitäten – eine Brücke verschiedenen Registern (Kopf, Brust, Bauch) zwischen West und Ost. auf dynamische und Tempo-Höhepunkte hin. Das gesamte Stück will der Komponist ohne Diese letzte Qualität der Musik machte Fumiha- Nebengriffe gespielt wissen. Die Hauptgriffe, ru Yoshimine am Abend in seinem Solopro- sauber intoniert, sind das Mittel seiner Wahl, gramm hörbar. Wohl niemand der Anwesenden klanglich zu differenzieren. konnte sich diesem geistigen Atem verschließen bei der Wiedergabe des Stückes Hymn von R. Den Höhepunkt bildete der 3. Satz von Mudai. Hirose, seinem großen Vorbild. Der Tänzer Fumiharu Yoshimine war in seinem Element. Im Tanzschritt, zusammen mit 2 Spie- A Bridge between the West and the East! Danke lerinnen musizierte er das Stück in rasender Ge- an Fumiharu Yoshimine, an Winfried Michel, schwindigkeit. Jetzt erst löste sich der scheinbar Elly van Mierlo und alle Anwesenden, ohne die etwas steife Charakter des Satzes auf und bekam diese Brücke nicht gebaut und begangen hätte die nötige Leichtigkeit, den nötigen „Drive“. werden können. o Wunderbar, welche Atmosphäre sich im Raum ausbreitete, verbunden mit einer unbändigen Spielfreude, Heiterkeit und Wachheit.

TIBIA 4/2006 279 Moments littéraires Serie von Ulrich Scheinhammer-Schmid

Gedichtete Trio Sextolen wendung und Bestätigung ebenso erhoffte wie Josef Weinheber: (Böhmische) Klarinette Übereinstimmung der ästhetischen Konzepte; er wurde Parteigenosse und Landesfachberater für Der Dichter Josef Weinheber (1892–1945), heu- Schrifttum im nationalsozialistisch gelenkten te außerhalb seines Geburtslandes Österreich zu Kampfbund für deutsche Kultur. Diese von Unrecht wenig beachtet, gehört zu der gar nicht Spannungen nicht freie Beziehung setzte offen- so kleinen Schar an Schriftstellern, deren heim- bar aus, nachdem die NSDAP in Österreich liches Lebensmotto mit „Verkenne dich selbst!“ 1934 verboten worden war, intensivierte sich umschrieben werden könnte. Die von ihm selbst aber nach dem „Anschluss“ Österreichs an das am höchsten geschätzten seiner Werke, Dich- Deutsche Reich 1938 rasch wieder, wobei Wein- tungen in antiken Formen und Versmaßen, wir- heber von der NS-Propaganda umworben wur- ken auf uns heute meist nur noch epigonal, hohl de und sich umwerben ließ. In den letzten und bedeutungsarm1, während die von ihm als Kriegs jahren, die auch durch persönliche „Nebenwerke“ weniger geschätzten Wiener Ge- Schwierigkeiten gekennzeichnet waren, wuchs dichte und viele seiner raffiniert schlichten lied- sein Bewusstsein eigener Schuld; der Literatur- haften Strophen heute noch ebenso anrühren wissenschaftler Walter Muschg zitiert in seinem wie zur Zeit ihrer Entstehung. Zu diesem Be- Buch Die Zerstörung der deutschen Literatur aus reich gehört auch das Gedicht Klarinette, ein einem Vortrag von 1944: höchst originelles und zugleich witziges Ge- Ich habe aus der neuen Lage heraus Handlungen dicht, dessen Artistik Weinheber in seinen Brie- gesetzt, die zu verantworten mir, wenigstens vor fen mit durchaus berechtigtem Stolz hervorhob. dem eigenen Gewissen, schwer möglich ist. Ich betone dies, um den Ehrgeizigen, die es nicht er- 1892 in Wien geboren, verbrachte Josef Weinhe- warten können, einigermaßen die teuflische ber den Großteil seiner harten Kindheit unter Kehrseite des Ruhms wenigstens anzudeuten.5 schwierigen familiären Verhältnissen und in Waisenhäusern.2 Dem tief verwurzelten Gefühl Im Jahr des Kriegsbeginns, 1939, erschien sein sozialer Minderwertigkeit stand infolgedessen letzter eigenständiger Gedichtband unter dem ein starkes Bedürfnis nach Zuwendung, Aner- Titel Kammermusik; eine von ihm noch geplan- kennung und Liebe gegenüber. Nach harten Jah- te und zusammengestellte Sammlung, Hier ist ren in den verschiedensten Berufen, unter ande- das Wort, konnte erst 1947 posthum erscheinen.6 rem in der Pferdemetzgerei der Tante (Los der Armut, Waisenlos, dachte er und seine Fäuste Der Titel Kammermusik spiegelt sich in der ballten sich, schreibt er in seinem autobiogra- Sammlung von 1939 in einer ganzen Reihe von phisch getönten Roman Das Waisenhaus von Musikgedichten, unter denen eine Streichquar- 1924)3, fand er schließlich einen beruflichen tettvariation (unter dem Bandtitel Kammermu- Unterschlupf im Postdienst, wo er bis 1932 tätig sik) ebenso enthalten ist wie eine Sinfonia dome- war. Nachdem er das Gymnasium vorzeitig hat- stica, ein Lob der Orgel oder der Ziehharmonika te abbrechen müssen, bildete er sich in den fol- sowie schließlich auch Gedichte unter musikali- genden Jahren intensiv autodidaktisch weiter schen Tempobezeichnungen wie Andante, Ada- und begann schon früh, ab 1912, zu schreiben4. gio oder Presto.7 Auch die Holzbläser werden in Noch vor 1933 näherte er sich den Nationalso- diesem Band bedacht (Schlanke Flöte); am origi- zialisten an, von denen er sich menschliche Zu- nellsten aber ist zweifellos das Gedicht Klari-

280 TIBIA 4/2006 Moments littéraires

Josef Weinheber Klarinette Gicks und Gacks, Spiel ich bei Gacks und Gicks, Blech oder Streich, ohne Holz holn s’ mich zu ise nix. Tauf und Leich; Klapperl auf, spiel ich für Löchel zu, scheene Braut, Gluh, glululu. aber schon laut! Eins, zwei, drei, František vier, fünf, sechs, auf Hradschin Röhrl meins sagt, daß ich is was Keck’s, Luder bin. Schusterpapp, Weil ich Tri- Fensterschwitz olen blas, bringt mich in Hitz. auswendig, was? Haut mich der Blas schon seit Böhm ins G’nack, Waisenhaus, trag ich mein’ Smetana, Frnak – prack! – Nedbal, Strauß. alleweil Eins, zwei, drei, hoch in Höh, vier, fünf, sechs: Ce oder Be. Ob und wo – schmecks! nette, das in der ersten Fassung noch den deut- Holm bereits eine Abschrift schicken, die sich licheren Titel Böhmische Klarinette trug. Wein- allerdings in einigen Details noch vom endgülti- heber selbst hat sich in seinen Briefen mehrfach gen Text unterscheidet: Ich kann es mir nicht über dieses Gedicht geäußert. Am 10. Juli 1939 versagen, Dir das Gedicht ‚Böhmische Klarinet- nannte er Korfiz Holm, dem Geschäftsführer te’, das nun schlankweg ‚Klarinette’ heißt, zu des Verlags Georg Langen/Albert Müller, den schicken, obwohl ich die richtige Schreibweise Titel Böhmische Klarinette mit der Anmerkung: der Vokabel Ratifak (Nase) noch nicht habe er- Sehr interessant! Versuch, Triolen und Sextolen uieren können. […] Lies, bitte, die ‚Klarinette’ mit der Sprache nachzumachen!8 Gleichzeitig mit einem böhmischen Akzent Deiner Frau vor, wies er darauf hin, der Band Kammermusik sol- vielleicht verschafft ihr das Poem eine heitere le ein musisches Bekenntnisbuch werden, mit viel Minute.11 Im Lauf der folgenden Monate verän- Kunst=fertigkeit.9 Am 12. Juli erkundigte er sich derte sich der Wortlaut der Klarinette noch in ei- dann bei dem Freund Adalbert Schmidt: Heute nigen Details: statt des Wortes rativak für Nase komme ich mit einer Bitte. Ich weiß, daß Du viel wählte Weinheber das auch im Österreichischen in Böhmen warst, Du wirst mir sicher erfragen verbreitete Wort frnak für (große) Nase und können, wie man das Wort „rativak“ (Nase) mahnte am 5. Oktober in einem Brief an Korfiz schreibt. Ich schreibe es Dir so vor, wie wir es in Holm: Gib mir bei ‚Klarinette’ auf das Wort Wien immer gehört haben. Ich brauche das Wort Frnak acht! Mit en, nicht mit uh! Als der Band dringend.10 Und am 14. Juli kann er Korfiz dann in den folgenden Wochen erschien, mußte

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Weinheber freilich ausgerechnet bei der Klari- –––––––––––––– nette feststellen, der Band sei ein Engel mit klei- ANMERKUNGEN 1 Das ist Gips konstatiert der Literaturwissenschaftler nen Fehlern geworden: bei ‚Klarinette’ auf Seite Walter Muschg trocken zu Weinhebers Heroischer Tri- 47 ist ein Setzfehler: Spiel ich bei Blech und logie, hebt aber seine Qualitäten als volkstümlicher Streich – soll richtig heißen: Doppelgänger Hofmannsthals in seinem immer noch le- Spiel ich bei senswerten Essay Josef Weinhebers Glück und Ende Blech oder Streich12 treffend hervor, in: Walter Muschg: Die Zerstörung der deutschen Literatur, München, List o. J., dritte, erw. was ich in der Korrektur auch ausgezeichnet ha- Auflage, Bern und München, Francke 1958, List Ta- be.13 schenbuch 156, S. 130, 132. 2 Die Spannungen seiner Biographie und seines Werks In einem Brief an den Naumburger Studienrat stellte zuletzt Albert Berger mustergültig dar: Josef Weinheber (1892–1945): Leben und Werk, Salzburg Martin Sturm lieferte er noch am 22. Januar 1999, Otto Müller. 1945, wenige Monate vor seinem (Frei-)Tod, 3 Das Waisenhaus. Roman, in: Sämtliche Werke, hrsg. auch Erklärungen zu Klarinette: von Friedrich Jenaczek, Bd. I, 2. Salzburg o. J., Otto Hier ist der böhmische Musikant gestaltet, wie er Müller, S. 137-377 (Zitat S. 238) in Wien vor dem ersten Weltkrieg eine stehende 4 Seine frühen Texte sind gesammelt in den Sämtlichen Figur war. Das Tschechentum war hier sehr stark Werken (wie Anm. 3), Band I, 1. Salzburg 1980, Otto Müller. vertreten. Die Schuster und Schneider waren fast 5 Walter Muschg (wie Anm. 1), S. 138 durchweg Tschechen, die die deutsche Sprache 6 Zur Druckgeschichte dieser Sammlung: Hier ist das nie richtig sprechen lernten und eben ihr ganzes Wort, vgl. Sämtliche Werke (wie Anm. 3), II. Band: Leben lang ›böhmakelten‹, wie das in der ›Klari- Hauptwerke, 3. durchgesehene und veränderte Auflage. nette‹, dem Lieblingsinstrument der böhmischen Salzburg 1972, Otto Müller, S. 778 ff. 7 Zur Entstehungs- und Druckgeschichte von Kammer- Musikanten, geschieht. ›Schusterpapp‹ ist der musik vgl. Sämtliche Werke II (wie Anm. 6), S. 758 ff. Kleister, mit dem die Schuhmacher das Sohlenle- 8 Josef Weinheber: Sämtliche Werke, hrsg. von Josef der binden, ›Fensterschwitz‹ hat man früher das Nadler und Hedwig Weinheber, V. Band: Briefe, Salz- billige Abzugbier genannt, ›Frnak‹ ist eine tsche- burg 1956, Otto Müller, S. 344 9 chische Vokabel für ›Nase‹. ›Halt’ ich mein Ebd., S. 343 10 Frnak, prack, alleweil hoch in Höh‹ zeichnet die Ebd., S. 218; das tschechische Wort, das Weinheber hier sucht, heißt rat’afák und ist wie frnˇák ein Nasenbildung vieler Tschechen, von der die Wie- umgangs sprachliches Synonym für das Wort nos (= ner gesagt haben, es regne ihnen bei der Nase Nase ), entsprechend etwa dem deutschen „Zinken“. Für herein. Das Gedicht ist eigentlich nur für einen freund liche Auskünfte dazu danke ich ganz herzlich Altösterreicher in seiner Schlagkraft und Ironie Frau Zdenka Ryklová aus Jihlava (dem früheren Iglau). 11 Ebd., S. 345, ebd., S. 346 die frühe Fassung des Ge- ganz verständlich. Sprachlich ist es ein Meister- dichts 14 werk (Triolen). 12 In den Sämtlichen Werken (wie Anm. 5), II, S. 466 f., denen unser Abdruck folgt, wurde diese Stelle korri- Dem ist höchstens noch hinzuzufügen, dass giert. Oskar Nedbal (1874–1930) einer der großen 13 Sämtliche Werke V (wie Anm. 7), S. 370 14 (Operetten-)Komponisten der ausgehenden Sämtliche Werke V (wie Anm. 8); die Titelverkürzung ist vielleicht auf die bei den Nationalsozialisten im Jahr Habsburgermonarchie und des neuen tsche- 1939 wenig erwünschten tschechischen (eben nicht choslowakischen Staats war, dessen Eigenart deutschböhmischen) Bezüge zurückzuführen. Karl Maria Pisarowitz in der alten MGG15 un- 15 Karl Maria Pisarowitz: Oskar Nedbal, in: Die Musik nachahmlich charakterisiert: Böhmisches Urmu- in Geschichte und Gegenwart, Bd. 9, Kassel, Basel, Lon- sikantentum in kindlichem Märchengemüt wird don 1961, Bärenreiter, Sp. 1344 f. (Nachdruck dtv/ Bä- renreiter 1989) ihm da attestiert, aber auch der politische Utra- 16 Utraquisten waren die böhmischen Hussiten, die auf quismus seiner altösterreichischen Persönlichkeit der Kommunion unter beiderlei Gestalten, als Brot und tschechischer Nationalität angekreidet – er saß Wein, bestanden. o also offenbar, wie Weinhebers böhmischer Mu- sikant, zwischen allen Stühlen.16

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Christoph Wagner: Hand und Instrument Blechbläser und Gitarri- Musikphysiologische Grundlagen, Praktische Konsequenzen. sten. Überlastungen, die Ein Handbuch für Musiker, Instrumentalpädagogen, Instru- immer wieder zu mentenhersteller, Ärzte und Physiotherapeuten im Bereich schmerzhaften Erfahrungen führen, werden er- Musikermedizin, unter Mitarbeit von Ulrike Wohlwender, klärt und können frühzeitig erkannt oder im be- Wiesbaden 2005, Breitkopf & Härtel, ISBN 3-7651-0376-4, sten Fall vermieden werden. Die dem Buch bei- 372 S., mit 120 Abb., zahlreichen Tabellen, Graphiken und 5 gefügten Vorlagen zur Vermessung der Hand Arbeitsblättern zur Handmessung, Broschur, € 36,00 können zwar nicht zu einem detaillierten Hand- Für das Gebiet der Musikphysiologie ist Chri- profil führen, sind aber nützliche Hilfen zur gro- stoph Wagner die Zusammenführung der ben Einschätzung in Bezug auf Normwerte. scheinbaren Gegensätze von Kunst und Wissen- Nicht zuletzt tragen auch die übersichtlichen schaft beispielhaft gelungen. In der Zusammen- Abbildungen dazu bei, den Blick für die kom- fassung seines Lebenswerkes dokumentiert der plexen Aufgaben der Hand zu schulen und Be- Autor auf 368 Seiten in einzigartiger Weise seine wegungsabläufe immer wieder neu zu optimie- umfangreichen Untersuchungen über die Hand ren. Im Sinne einer modernen Ausbildung und des Musikers. beschwerdefreien Berufsausübung sollte das Buch jedem Musiker zur nützlichen Pflicht - Von den verständlich aufbereiteten anatomi- lektüre werden. Andreas Schultze-Florey schen Grundlagen bis hin zur differenzierten Analyse besonderer Beanspruchungen durch das instrumentale Nebenfach finden sich Ant- worten auf nahezu jede Fragestellung. Dass sich Bart Spanhove: Das Einmaleins des Ensem- die Erkenntnisse des Buches auch dem Musiker blespiels und Musikpädagogen erschließen, ist sicherlich Ein Leitfaden des Flanders Recorder Quartet für Block - maßgeblich der Mitarbeit von Ulrike Wohlwen- flötenspieler und -lehrer, mit einem historischen Kapitel von der zu verdanken, die sich aus dem Blickwinkel David Lasocki, Celle 2002, Moeck Verlag, Ed.-Nr. 4065, 85 S., der praktischen Klaviermethodik für verständ - kart., € 22,00 liche Darstellungen und Formulierungen einge- setzt hat. Anhand konkreter Fälle aus der Unter- Der erste Teil des schmalen, aber inhaltsreichen richtspraxis wird beispielsweise aufgezeigt, wie Bandes ist von der Thematik her nicht (ganz) sich Missverständnisse zwischen Lehrer und neu, aber interessant, der zweite dürfte Pionier- Schüler, zumindest in Bezug auf die Beweglich- arbeit beim Erschließen von Neuland leisten, keit der Hand, leicht klären lassen, wenn dass und der dritte und vierte sind nützlich und Wissen um die individuelle Konstitution der ma- äußerst brauchbar. nuellen Gegebenheiten zugrunde gelegt wird. Dass auch routinierte Spieler/innen bei aller Dabei wird die Hand stets als Teil des gesamten Kunstfertigkeit im Einzelnen noch lange kein Bewegungsapparates verstanden und insbeson- Ensemble sind, ist wohl bei jeder Probe solange dere Bezüge zu Arm und Schulter aufgezeigt. schmerzlich spürbar, bis sich der Einklang her- Die über viele Jahre hindurch erhobenen statisti - stellt und die musikalische Harmonie entwickelt schen Daten, die in übersichtlichen Tabellen dar- (ablesbar meist daran, dass das Nachstimmen gestellt und erläutert werden, bieten wertvolle plötzlich weitgehend entfällt, weil jede/r auto- Grundlagen für die Entwicklung und Diffe - matisch richtig intoniert und man wie ein Kör- renzierung methodischer Konzepte. Anregun- per spielt). Folgerichtig beginnt der lehrende gen dafür finden sich besonders für Tastenin- und aktiv interpretierende Blockflötist Bart strumente, aber auch für Streicher, Holz- und Spanhove seinen Ensemblekurs mit sehr praxis-

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nahen und klugen Hinweisen und Tricks zur In- drei Leerseiten, die den Band beschließen) in tonation. Es folgen, unter dem Motto Gleich, künftigen Auflagen noch ausgebaut werden: so gleichberechtigt und gemeinsam Überlegungen gibt es nicht nur ein fünfstimmiges modernes zur Gruppendynamik eines Ensembles, von der Stück! Auf Anhieb finde ich dazu in meinem Sitzordnung bis zu Übungen, die dem präzisen Notenschrank das Chorische Quintett sowie die Zusammenspiel zuträglich sind. Eher stich - (sehr hübschen) Rondelli von Hans Ulrich punkt artig und etwas knapp ist das Kapitel Mu- Staeps (UE 13990 bzw. ZfS 280), Ballads, Blues sizieren geraten, aber zum Thema Musik als and Riffs von Andrew Challinger (Oriel Library Sprache oder zur Besetzung findet man auch an- 138) oder die mitreißende Latin American Suite derswo nützliche und ausführliche Hinweise von David Thompson (Oriel 162). (wobei die Literaturtipps insgesamt etwas aus- Ulrich Scheinhammer-Schmid führlicher sein dürften). Einzigartig in dieser Form ist aber wohl der zwei- Bernhard Morbach: Die Musikwelt der Re- te Teil dieses Bands, Unterrichten von Block - naissance flötenensembles. Auch hier sehr konkret-prakti- Neu erlebt in Texten, Klängen und Bildern, mit über 80 sche Tipps, von der Vorbereitung über den Werken auf Audio und Daten-CD, Kassel 2006, Bären- Beginn der Stunde bis zu pädagogischen Hin- reiter-Verlag, ISBN 3-7618-1715-0, 257 S., 170 x 240 mm, brosch., € 24,95 weise(n) und Bonmots, die von äußerst nützlichen Hinweisen zur Repertoiresuche gefolgt werden. Als Rundfunkredakteur hat sich Bernhard Mor- David Lasocki schließlich, Tibia-Lesern wohl- bach intensiv mit Musik und Musikgeschichte bekannt, gibt einen knapp-gedrängten Über - auseinandergesetzt. Aus der Beschäftigung mit blick Zur Geschichte des Blockflöten-Ensembles dem Spezialgebiet „Alte Musik“ ist eine Musik- samt (leider weitgehend englischsprachigen und geschichte für Musikhörer entstanden, der erste den deutschen Sprachraum zu wenig berück - Band Die Musikwelt des Mittelalters ist jetzt sichtigenden) Literaturempfehlungen. Den Ab- schon in 2. Auflage erschienen, ein dritter, Die schluss bilden mehr als 12 Seiten mit Werken für Musikwelt des Barock ist in Vorbereitung. Man Blockflötenensemble, vom Mittelalter bis zur merkt, dass sich hier ein wirklicher Musiklieb- Moderne, und mit dem Repertoire des Flanders haber, kein Musikwissenschaftler an solche Le- Recorder Quartet (hier wären Besetzungsanga- ser wendet, die sich das Verständnis von Musik ben hilfreich!). Dieser Teil sollte freilich (auf den in erster Linie hörend erschließen wollen.

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284 TIBIA 4/2006 Bücher

Durch die Fülle des Dargebotenen ist das Buch tiert. Trotz der Einwände: Die Musikwelt der sehr anregend, zuweilen auch ermüdend sprung- Renaissance ist ein vielseitiges und empfehlens- haft und weitschweifig; gelegentliche Wieder - wertes Lern- und Arbeitsbuch. Zˇeljko Peˇsek holungen sind angesichts der Größe und Schwierigkeit des Vorhabens verzeihlich. Uni- Pan & Syrinx versalgeschichte, Musikphilosophie, gesell- Eine erotische Jagd. Peter Paul Rubens, Jan Brue ghel schaftliche Bedingungen oder die Musikge- und ihre Zeitgenossen. Ausstellungskatalog mit Text- schichte selbst, wie viel wovon will man als Leser beiträgen von Justus Lange, Christine van Mulders, wissen? Mir persönlich ist es von manchem zu Bernhard Schnackenburg und Joost Vander Auwera, viel und von vielem zu wenig. So werden z. B. Kassel 2004, Staatliche Museen Kassel, Gemäldegale- weltliche Musik und Instrumentalmusik stark rie Alte Meister, 192 S., 44 Abb. farbig, 47 Abb. s/w, bevorzugt gegenüber der geistlichen Vokalpoly- € 20,00 (www.kassel-museum.de) phonie. Dazu kommt: wenn man das Mittelalter- Zwar sind die Bilder dieser kleinen, aber sehr fei- Buch nicht gelesen hat, ist man mit dem Renais- nen Ausstellung sowohl in Kassel wie im Frank- sance-Buch allein nicht gut bedient. Da der Stoff furter Städel’schen Kunstinstitut längst wieder beider Bücher eng zusammenhängt, ist es sinn- abgehängt, aber der opulent ausgestattete (und voll, beide zu lesen. preislich günstige) Katalog ermöglicht es auch Morbach lässt die verschiedensten Autoren aus im Nachhinein, der erotisch aufgeladenen Ge- alter und neuer Zeit zu Wort kommen, an sich ei- schichte von Pan und Syrinx in ihren barocken ne gute Idee. Leider sind die oft längeren Text- Bildgestaltungen nachzuspüren. passagen nicht vom eigenen Text des Autors ab- Anlass für die Ausstellung wie für den Katalog gesetzt, nicht immer sind sie ausreichend war die Rückerwerbung des Gemäldes Pan und kommentiert. Auch sein Schreibstil hat so seine Syrinx im Jahr 2000, das gleich von zwei Malern Eigenheiten: viele Füllwörter, viele Ausrufezei- stammt: Peter Paul Rubens und Jan Brueghel chen, bestimmte Ausdrücke kommen zu oft vor, d. Ä. Diese für die Gemäldegalerie Alte Meister z. B. substanziell, schlicht, schlechthin, geradezu, bedeutendste Erwerbung seit Ende des 19. Jahr- nichts anderes als, eben nun, äußerst, zwangsläu- hunderts hat ihre eigene Jagd-Geschichte: seit 1747 fig – als Sprache geht das, nicht als „Schreibe“. nachweislich in den Kasseler Sammlungen, ver- Einen Vorteil hat seine etwas ungelenke und ge- schwand es 1813 im Fluchtgepäck von Napoleons legentlich irritierende Art sich auszudrücken Bruder Jérôme, der in Kassel als König von West- aber doch: man hakt sich fest, denkt nach. phalen regiert hatte. Anschließend in Privatbesitz, Das Buch ist wie das vorausgehende mit einer tauchte es nach 1960 mehrfach bei Auktionen auf, CD ausgestattet, die Texte, Audio-Dateien in konnte aber erst 2002 mit vielen Spendengeldern Form von computergenerierten Klangskizzen wieder für Kassel rückerworben werden. und Notenbeispiele als PDF zum Ansehen oder Der Katalog stellt nun nicht nur die Geschichte Ausdrucken enthält. Schade, es sind viel zu we- dieses außergewöhnlichen Bilds eingehend und nig Klangbeispiele, nur ein Viertel der Noten- mit zahlreichen Dokumenten dar (Bernhard beispiele ist „vertont“, im Mittelalter-Buch Schnackenburg), sondern ordnet es auch ein in konnte man sie alle hören. Wertvoll ist die die Motivgeschichte von Pans Jagd auf die Nym- Disko graphie, vieles davon ist zwar nicht mehr phe Syrinx zwischen Mythos, Moral und Kunst im Handel, Musikbüchereien haben es aber. (so der Titel des Aufsatzes von Justus Lange). Während im Mittelalter-Buch vierzig CDs ge- Christine van Mulders widmet sich der Zu- nannt und kommentiert werden, sind im Re- sammenarbeit von Peter Paul Rubens und Jan naissance-Buch die empfohlenen Aufnahmen Brueg hel d. Ä., während Joost Vander Auwera unkommentiert nur auf der CD aufgelistet, Bei- Erotik und Antikenstudium in Konkurrenz bei spiele für Messe und Motette fehlen völlig, diese verschiedenen barocken Gestaltern des Sujets sind auch bei den Klangskizzen unterrepräsen- genauer untersucht.

TIBIA 4/2006 285 Bücher

Darüber geschrieben hat ein anderer Mann der KlariSax Musikalienfachhandel Blockflöten von ADLER-HEINRICH, Meinel, ersten Stunde, Hans Rudolf Mentasti, Fachbe- Moeck, Mollenhauer, reichsleiter für Schulen, Jugend, Sport und Kul- Gebr. Schneider, Ralf Schneider und ZEN-ON tur. Von ihm erfährt man in diesem 133 Seiten Mundharmonikas von C. A. Seydel Söhne Tel.: 09161 / 88 34 67, Fax: 09161 / 88 34 66 starken und mit vielen Schwarzweiss-Fotos be- Email: [email protected] bilderten Büchlein, wie die Idee im Jahr 1970 er- folgreich umgesetzt wurde, und wie daraus in 35 Jahren eine international etablierte und doch Faszinierend ist dabei zum einen die Analyse der ganz besondere Veranstaltung entstehen konnte. „high-level“-Kategorie der Kooperation der In seiner kleinen „Chronik“, die zuweilen in beiden Meister Rubens und Brueghel: Rubens ihrer Detailtreue etwas anstrengend zu lesen und malte die Figuren und Brueghel die Landschaft nicht unbedingt zum Nachschlagen geeignet ist, mit den restlichen Details. Zahlreiche Schlag- gewährt Mentasti allen Flöten- und Kuhlau-En- lichter erhellen dabei andere Zeugnisse dieser thusiasten so manchen Blick hinter die Wettbe- Zusammenarbeit ebenso wie die Geschichte des werbskulissen. Motivs selbst. Diesem Wandel des Themas, vom Der erste Wettbewerb blieb aus verwaltungstech - römischen Dichter Ovid über den christlichen nischen Gründen – nicht aus musikali schen – für Blick auf den Mythos bis zu Rubens’ Pan-Auf- die nächsten zehn Jahre ein einmaliges Ereignis. fassung, widmet Bernhard Schnackenburg zahl- Ab 1980 fanden die Wettbewerbe alle drei Jahre reiche Text- und Bildbelege. Der letzte Beitrag und ab 2001 in zweijährigem Abstand statt. schließlich zeigt die Darstellungen des Sujets im europäischen Kontext, den der gründliche Kata- Es gab, wie könnte es anders sein, immer wieder log der 29 ausgestellten Graphiken und Gemäl- Änderungen in den Inhalten und Formalien der de weiter beleuchtet. Ausschreibungen oder in der Jury-Zusammen- setzung, auch der Name des Wettbewerbs wurde Das erotische Begehren als Grundquell des Flö- geändert. Konstant blieb der Brauch, die Teil- tenspiels, in barocken (Körper-)Formen illu- nehmer privat unterzubringen, was dem Wett- striert – für jeden Holzbläser, der den mytholo- bewerbsgeschehen den nötigen Rückhalt in der gischen Wurzeln des eigenen Musizierens Bevölkerung verschaffte. Von den mehr oder nachspüren will, ist dieser Katalog empfehlens- weniger erfolgreichen Teilnehmern findet man wert! Ulrich Scheinhammer-Schmid heute viele an prominenten Stellen im Musik - leben, manche wurden ihrerseits selbst wieder zu Juroren. Schade nur, dass die wirklich gute Hans Rudolf Mentasti: Internationaler Flö- Idee des ersten Wettbewerbs, Kuhlau nicht nur tenwettbewerb „Friedrich Kuhlau“ in Uelzen ausschließlich als Komponisten von Flötenmu- Eine Chronik, Detmold 2005, Syrinx Verlag, ISBN 3-00- sik zu sehen, sondern auch seine sonstige Kam- 017333-1, 133 S., 147 x 209 mm, brosch., €14,00 mermusik zu berücksichtigen, aus verschiede- Um den 1786 in Uelzen geborenen Kompo - nen Gründen nicht weiterverfolgt werden nisten Friedrich Kuhlau seiner Bedeutung ent- konnte. sprechend einem größeren Personenkreis be- Das durch die Wettbewerbe gewachsene Inter- kannt zu machen, hatte der Studienrat für Musik esse an Kuhlau ermöglichte dann auch Publika- und Mathematik Hugo Heusmann angelegent- tionen wie etwa Friedrich Kuhlau im Spiegel lich der 700-Jahre-Feier des Stadtrechts die Idee, seiner Flötenwerke von Arndt Mehring, Der einen Wettbewerb durchzuführen. Der glückli- deutsch-dänische Komponist Friedrich Kuhlau che Zufall, dass Heusmann Dan Fog kannte, den von Richard Müller-Dombois und schließlich dänischen Verleger, der gerade an einem Werk- die von diesem angeregte und begonnene Uelze- verzeichnis Kuhlaus arbeitete, und dass die Stadt ner Kuhlau-Edition, angesichts fehlender Auto- Uelzen mitzog, ermöglichte dann das weitere. graphe ein wichtiges Vorhaben. Zˇeljko Peˇsek

286 TIBIA 4/2006 Noten

Karin Groß: Der große Kinderlieder-Bau - Das Ziel dieses Kinder- kasten 1 lieder-Baukastens ist es, Ein Klavier- und Blockflöten-Kombinierbuch für ein bis bereits kleine Musikanten zum gemeinsamen zwei Sopranblock flöten und Klavier, Band 1 mit CD, Tun zu bewegen. Hierzu bedient sich Karin Manching 2005, Musikverlag Holzschuh, V HR 3622, Groß eines ebenso einfachen wie guten Systems. € 17,50 Die Instrumente Blockflöte und Klavier verste- Kammermusik von Anfang an ist das Motto die- hen sich als gleichberechtigte Partner, die jeweils ser Kinderlieder-Sammlung für Schüler ab dem eine eigene Begleitstimme vom anderen Instru- zweiten Unterrichtsjahr. Die Lieder erscheinen ment erhalten. Einmal hat das Klavier begleiten- in mehreren kammermusikalischen Versionen: de Funktion, das andere mal die erste Block flöte. Klavier mit Blockflöte als Begleitung, eine/zwei Die dritte Fassung schließlich ist für zwei So- Blockflöten mit Klavierbegleitung oder Block - pranblockflöten mit Klavierbegleitung. Die Ein- flötenduo. Alle Stimmen sind grundsätzlich spielung auf CD ermöglicht das „gemeinsame gleichberechtigt und reichen vom Schwierig- Musizieren“ mit sich alleine. keitsgrad „sehr leicht“ bis „mittelschwer“, so Die Ausgabe ist mit farbigen Illustrationen auf- dass gleichaltrige Kinder gut miteinander musi- wendig gestaltet. Der Notendruck ist sehr groß, zieren können. wie er vielleicht für Vorschulkinder nötig ist. Da Auf der beigefügten Mitspiel-CD sind zunächst Tonumfang und Rhythmik der Stücke aber alle Lieder in ihren unterschiedlichen Instru- schon einige Kenntnisse auf den Instrumenten mentierungen enthalten – zum Zuhören, Mit- verlangen, macht dieser Großdruck keinen Sinn. singen oder als vereinfachte Mitspielversion ge- Und … warum nicht einfach mal NEUE Lieder dacht. In den folgenden Tracks erklingen die für gute Ideen? Heida Vissing Lieder noch einmal – unvollständig besetzt, so dass die CD hier die fehlenden Kammermusik- partner ersetzt. Katja Reiser

Christian Hollander (um 1510 – um 1568) und Paul Luetkeman (um 1555 – nach 1611): O Welt, ich muß dich lassen Karin Groß: Der große Kinderlieder-Bau - für Violinen, Viole da gamba, Blockflöten, Fagotte, Cor- kasten 2 netti, Posaunen, Reihe: Laudate Dominum in Chordis et Ein Klavier- und Blockflöten-Kombinierbuch für ein bis Organo, Geistliche Instrumentalmusik, hrsg. von Kon- zwei Sopranblock flöten und Klavier, Band 2 mit CD, rad Ruhland, Magdeburg 2004, Edition Walhall, Manching 2005, Musikverlag Holzschuh, V HR 3623, EW 454, €15,00 € 17,50 Mit den zwei Instrumentalfantasien über O Altbekannte Kinderlieder erscheinen hier in ei- Welt, ich muß dich lassen (Innsbruck, ich muß nem neuen Gewand. So finden sich Klassiker dich lassen) für zwei Violinen (Blockflöten/Zin- wie z. B. Auf einem Baum ein Kuckuck saß, Bel- ken), zwei Violen (Fagotte/Posaunen) und Bas- la Bimba, Die Vogelhochzeit, um nur einige der so continuo legt Konrad Ruhland ein ebenso Lieder zu nennen. Doch stellt sich die Frage, wa- beliebtes wie bekanntes Madrigal vor. Kein deut- rum muss noch eine Neuausgabe von Musik- sches Volkslied fand um 1500 in den deutsch- stücken für Kinder erscheinen, die es schon in sprachigen Ländern so viel Verbreitung wie das ähnlicher Weise tausendfach gibt? legendäre Innsbruck, ich muß dich lassen von

TIBIA 4/2006 287 Noten

Luetkeman. Er wurde um 1555 in Kolberg/ Pommern geboren, studierte in Frankfurt an der Oder und wurde Stadtmusiker in Stettin. Ab 1606 lebte er in gleicher Funktion in Frank- furt/Oder bis zu seinem Tode nach 1611. Luet- kemans Komposition ist im Gegensatz zu Hol- landers Liedmotette eine echte instrumentale Kirchenliedfantasie, die ebenso auff allerley In- strumenten zu gebrauchen ist. Mit der vorliegenden sehr umfassend und sorg- fältig gearbeiteten Ausgabe liegt nicht nur Gedankenvolle Momente ... wunderschöne Musik vor, sondern auch Stim- menmaterial, das die Ausführung in allen er- ... für beschauliche Musik denklichen instrumentalen Besetzungen und zu jeder Art von Trauerfeier, zur Totenliturgie

Unser Knickbass-Modell aus handwerklicher Fertigung: sowie zu allen Andachten der Trauerzeiten zu- Kirschbaum, € 1‘279.– lässt. Heida Vissing Verkauf durch den Fachhandel – www.huber-music.ch

HUBER Eugen Iburg: Nun sag ade swiss musical instruments für 2 Altblockflöten, Mieroprint, Münster 2006, EM 1204, € 7,50

Für alle, die interessante und vor allem spielbare Neue Musik für ihre Schüler suchen: Der enga- Heinrich Isaak (1450 – 1517), dem Hofkapell- gierte Blockflötenlehrer und Komponist Eugen meister Kaiser Maximilians I. An die 50 mehr- Iburg hat ein sehr phantasievolles Stück über das stimmige Bearbeitungen dieser Melodie, sowohl alte Lied Nun sag ade bei Mieroprint veröffent- im einfachen Satz Note gegen Note als auch im licht, mit dem seine Schüler u. a. im Rahmen von kunstvoll polyphonen motettischen Satz, sind „Jugend musiziert“ bei Publikum und Jury viel bis heute bekannt. Beachtung fanden. Iburg, der Komposition im Christian Hollander, ein franko-flämischer Studiengang „Polyästhetische Erziehung“ bei Komponist, vermutlich um 1510 in Dordrecht dem späteren Mozarteumsdirektor Wolfgang geboren, war zunächst Kapellmeister an der Kir- Roscher studierte, nutzt geschickt die Möglich- che St. Walburga in Oudenaarde und dann im keiten quasi szenischer Darstellung und Kom- Dienst von Kaiser Ferdinand I. In der Folge ge- munikation der Spieler untereinander, was die hörte er der Kapelle von Erzherzog Ferdinand in Schüler begeistert umsetzten. Auch die Stimme Innsbruck an. Hier starb er im Jahre 1568 oder wird (logischerweise bei einem Lied als Vorlage) 1569. einbezogen. Andere moderne Spieltechniken werden nicht gefordert, jedoch rhythmische Die vorliegende Liedmotette stammt aus dem Sicherheit, die Nun sag ade in ein neues Licht Druck Newe Außerlesene Teutsche Lieder mit rückt. Für Iburg ist Musik „Suche nach etwas vier, fünff und mehr Stimmen … gantz lieblich Verlorenem, … das uns ganz machen würde“. zu singen und auff allerley Instrumenten zu ge- Dass auch junge Schüler gerne mit ihrem Lehrer brauchen, München 1570. auf diese Suche gehen, zeigt die Arbeit von Eu- Die Fassung Hollanders wurde hier kombiniert gen Iburg. Ein Teil hiervon steht nun allen Inter- mit einem weiteren fünfstimmigen Satz von Paul essierten zur Verfügung. Ulrike Volkhardt

288 TIBIA 4/2006 Noten

Matthias Maute: Blockflöte & Improvisation Methodisch gut aufgebaut und systematisch Formen und Stile durch die Jahrhunderte, Wiesbaden sowie allgemeinverständlich erklärend führt 2005, Breitkopf & Härtel Matthias Maute den interessierten Leser durch – Notenheft mit CD: Spielen – Improvisieren, EB 8750, die Formen und Stile der Jahrhunderte. € 19,00 Im zweiten Band gibt es eine fundierte Anlei- – Textband: Modelle, Methodik, T heorie, BV 375, tung zur praktischen Improvisation in verschie- € 23,00 denen Stilen, Tonarten und Tempi, die neben der – Textband und Notenheft komplett, EB 8750a, Übung – übrigens auch für Ungeübte – zur ei- € 36,00 genen kreativen Arbeit anregen soll. Auf spiele- rische Art lernt der Übende viel über das Hören Endlich! und erhält wichtige Tipps und Tricks zur Um- Endlich eine umfassende Anleitung zur Impro- setzung eigener Ideen. visation auf der Blockflöte! Zusammenfassend gilt: Dieses Buch ist eine lang Und damit schon mal vorweg: Diese Ausgabe ersehnte neue Errungenschaft, eine Fundgrube gehört in das Repertoire eines jeden Blockflö - an Informationen für Lernende und eine Schatz- tisten, der für sich neugierig ist, einen großen kiste für Suchende, die ihren Unterricht – ins- Schritt weiter in die Richtung der Improvisation besondere die Arbeit mit Gruppen – auf erfri- zu gehen. Der schon immer wissen wollte: wie schende Art und Weise bereichern möchten. fange ich das an? Oder: Wie kann ich es meinen Vielen Dank dafür! Heida Vissing Schülern vermitteln? Matthias Maute legt mit Blockflöte & Improvi- sation ein sehr komplexes Werk vor. Uwe Heger: Straßenmusik à 2 Klezmer, Blues, Ragtime, Latin, Folk, für 2 Querflöten Der erste Band gibt in XVII Kapiteln eine allge- (2 Altblockflöten oder Alt- und Tenorblockflöte), Heft 1, meine Einführung zur Improvisation, Rhythmi- Wilhelmshaven 2005, Noetzel Edition, N 4470, € 8,00 sche Vorübungen, Übungen zur melodischen Improvisation und der tonalen Melodie-Impro- Hier handelt es sich um einen bunten Reigen visation. Stilkunde der Improvisation im Mittel- von Musik, die gern auf Straßen oder auch in Lo- alter, der Renaissance, des Barock und des Jazz, kalen gespielt wird. Die 22 kleinen Stücke haben der Popmusik sowie graphische Notations- launige Titel wie z. B. Shopping Blues, Cappuc- grundlagen, Improvisation mit Zeit, Bewegung, cino Rag, Melanies Melancholie, Samba Rio, nach Text, mit Formen und zur Begleitung von Tango Latino oder Lächle doch ein wenig. Melodien schließen sich an. Keine Bearbeitung, aber nachempfundene Klez- mer-, Blues-, Ragtime-, Latin- und Folkmusik.

TIBIA 4/2006 289 Noten

Einerseits charakteristisch, z. B. die übermäßi- Matthias Maute: Sechs Fantasien „im alten gen Schritte in den meist melancholischen Klez- Stil“ merstücken oder die Synkopierung beim Tango für Sopranblockflöte oder Tenorblockflöte solo, Stutt- (ganz besonders hübsch die Blue-Notes und der gart 2003, Carus Verlag, CV 11.609, € 8,30 Swing in Ich liebe Bratkartoffeln), andererseits entsteht durch das Fehlen aller sonstiger charak- Der 1963 geborene deutsch-kanadische Block - teristischer Farben auch ein etwas eindimen - flötist Matthias Maute ist Musiker, Komponist sionales, eingeebnetes Klangbild. Deshalb ist es und Pädagoge und in jedem dieser drei Aggre- sicher nicht sehr sinnvoll, alle Stücke als Zyklus gatzustände eine markante Erscheinung in der zu spielen. Aber einen Unterricht mit Abste- Blockflötenszene. Seine neue Heimat Kanada chern in die „leichte Muse“ werden diese kleinen hindert ihn glücklicherweise nicht daran, regel- Sätze ungeheuer bereichern. Sie sind weitgehend mäßig nach Europa zurückzukehren, um Kurse leicht zu spielen, und bei häufiger rhythmischer zu geben und Konzerte zu spielen. Parallelführung besonders in den ersten Stücken Die sechs Fantasien sind ganz im Telemannschen werden auch Synkopen sozusagen spielend ge- Stile (um 1730) gehalten und orientieren sich an lernt. Eine schöne Neuerscheinung! seinen Solofantasien für Traversflöte. Die An- Frank Michael ordnung der Tonartenfolge (C, d, e, F, G, a) im aufsteigenden Hexachord und die Einbeziehung barocker Tanzsatz- und Sonatenformen sind ty- pische Merkmale dieses Stils. King William’s Rambles Meine Lieblingsstücke sind die viersätzigen Fantasien (Nr. 1, Nr. 2 und Nr. 6). Sie sind stil- für Blockflöten quin tett (SAT T B) (Leenhouts), Reihe: Zeitschrift für Spielmusik, Celle 2006, Moeck Verlag, rein, abwechslungsreich und stimmig kom - EM 805, € 4,00 poniert und erlauben, die vier in der Barockzeit beliebten menschlichen Grundcharaktere (Ar- Eine irische Jig-Melodie, je nach Konfession un- chetypen) auf die Sätze anzuwenden. ter dem von Leenhouts verwendeten Titel oder Als Beispiel könnte die zweite Fantasie in d- als Paddy goes walking bekannt, bildet den Moll dienen, bei der der erste Satz (Preludio) Grundstock für diese einfallsreiche und im melancholisch, der zweite (A tempo giusto) san- wahrsten Sinn des Wortes pfiffige Bearbeitung guinisch, der dritte (Adagio) phlegmatisch und für SATTB. Ursprünglich entworfen als Zugabe - der vierte (Allegro) cholerisch interpretiert wer- stück für das Renaissance-Blockflöten-Consort den könnte, um nur eine der vielen Möglichkei- The Royal Wind Music und inspiriert von der iri- ten zu nennen. schen Bar „Tigh Barra“ in Amsterdam und de- ren Barkeeper „Erzengel Gabriel“, bietet es für Einen großen Wiedererkennungswert haben eingespielte Ensembles die Chance, die Vorlage auch die typisch Telemannschen Satzbezeich- und ihre Dreiklangsbrechungen kreativ auszu- nungen: der dritte Satz der 3. Fantasie heißt bauen – der Erfolg bei den Zuhörern dürfte ga - Commodo und der erste Satz der 6. Fantasie rantiert sein! Ulrich Scheinhammer-Schmid Cunando. Manchmal schießt Matthias Maute in seinem Ei- fer, mindestens so gut wie sein Vorbild Telemann zu sein, über sein Ziel hinaus. Dann erhalten Verkaufe kleine Zitate von Johann Sebastian Bach oder Johannes Hammig Nr. 1584, Bj. 1981 auch originäre Mautesche Modulationen Ein- Ringklappen (inline), C-Fuß gang in die Telemannsche Melodie- und Har- Tel. 0731-79931 moniesprache. Die daraus entstehenden „Ver- wicklungen“ wirken in einer stilechten Kopie

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nicht glaubwürdig und driften manchmal in har- Continuo-Bassstimme eine Subbassblockflöte monische Untiefen ab. Eigentlich nimmt man zu verwenden. das – wenn überhaupt – nur übel, weil alles an- Im Original befinden sich an einigen korrespon- dere um diesen „Ausrutscher“ herum so glaub- dierenden Stellen unterschiedliche Artikula- würdig, so authentisch und spannend gemacht tionszeichen in den Melodiestimmen. Diese ist. wurden in der Blockflötenfassung bläserisch Darum ist diese Kritik nicht wirklich ein Grund, vereinheitlicht. Die Bezifferung der Continuo- die betreffenden Fantasien nicht zu spielen, aber Bassstimme entspricht der Hamburger Ausgabe vielleicht ein Denkanstoß für den Leser und von 1730. Spieler, wie es an der betreffenden Stelle wohl bei Telemann wurde von Johann Mattheson als Telemann weitergegangen wäre. „Meister im Französischen“ bezeichnet. Viele Das größte Kompliment, das ich Matthias Mau- seiner Vokal- und Instrumentalwerke sowie die tes Fantasien machen kann, ist, dass ich das letz- Opern und seine Matthäuspassion sind vom te Mal, als ich sein Heft in meinem Notenregal französischen Stil geprägt. Von seinen Concerti, suchte, es nicht unter M wie Maute sondern T welche er als Kantor und Konzertmeister am wie Telemann Fantasien wiederfand. Für mein Hof des Herzogs Johann Wilhelm in Eisenach Unterbewusstsein sind diese Imitationen bereits schrieb, berichtet er selbst, dass sie „mehren - zu Originalen geworden. theils nach Frankreich riechen“. Als städtischer Musikdirektor der Barfüßer- und der Kathari- Die 8,30 Euro haben sich für mich und viele mei- nenkirche in Frankfurt am Main schrieb er einen ner Schüler als eine wirklich gute Ausgabe er- seiner ersten Kantatenjahrgänge im französi- wiesen. Ein gelungenes Heft, das das kleine ba- schen Stil. Darüber hinaus galt er als exzellenter rocke Solorepertoire für Blockflöte bereichert. Kenner der französischen Sprache. Ines Müller-Busch Während viele seiner Zeitgenossen zu Studien- zwecken nach Italien reisten, trat Telemann 1737 Georg Philipp Telemann eine Reise nach Paris an. Er folgte einer Ein - „6 Pariser Quar tette“ Première Suite ladung der vier Virtuosen Blavet, Guignon, Forqueroy und Edouard, für welche er 1736 die für Blockflöten-Quartett (AATB), B. c. ad lib., Schönaich 2006, Pariser Quartette noch einmal neu herausgab. Er Musikverlag Bornmann, MVB 82, € 19,00 passte sie dem französischen Stil an, indem er die „6 Pariser Quar tette“ Deuxième Suite, Bezifferung des Basses mit zusätzlichen Disso- für Blockflöten-Quartett (AATB), B. c. ad lib., Schönaich 2006, nanzen, Akkordumkehrungen und Vorhalten Musikverlag Bornmann, MVB 83, € 19,00 versah. Die Sammlung wurde um weitere sechs Quartette – den Nouveaux Quatuors – erwei - Die beiden Ausgaben enthalten die erste und tert, und bei allen Suiten erhielt die dritte Stimme zweite Suite der ersten sechs Pariser Quartette. eine alternative Gambenfassung. 1739 berichtet Es handelt sich jeweils um eine Sammlung von Telemann in seiner Autobiographie: Die bewun- Tanzsätzen gehobeneren Schwierigkeitsgrades, derungswürdige Art, mit welcher die Quatuors in der Besetzung Alt-, Alt-, Tenor- und Bass - von den Herren Blavet, Traversisten; Guignon, blockflöte. Das Original ist 1730 in Hamburg Violinisten; Forqueroy der Sohn, Gambisten; und für die Besetzung Violine, Flöte, Viola da Gam- Edouard, Violoncellisten, gespielt wurden, ver- ba/Violoncello und Continuo erschienen und diente, wenn Worte zulänglich wären, hier eine dient der Ausgabe für Blockflötenquartett als Beschreibung. ... (Die Quartette) machten die Vorlage. Diese ist eine kleine Terz höher als die Ohren des Hofes und der Stadt ungewöhnlich Originalfassung und sowohl mit als auch ohne aufmercksam und erwarben mir, in kurtzer Zeit, Continuo-Cembalo spielbar. Bei einer Interpre- eine fast allgemeine Ehre, welche mit gehäuffter tation ohne Cembalo empfiehlt es sich, für die Höflichkeit begleitet war. Katja Reiser

TIBIA 4/2006 291 Noten

Johann Sigismund Weiss: Sonaten Sonate übernommen habe. Dem widersprachen Sonata XXVIII del Sr. Weisse, Sonata XXX del Sigr. Weisse, für David Lasocki und Terence Best 1981 in Early Alt block flöte und Basso continuo (Jacobi), Bremen 2005, edi- Music 9 (A new flute sonata by Handel, S. 307– tion baroque, eba 1152, €13,90 311) mit überzeugenden Argumenten dafür, dass die Sonate ein Werk Händels sei und die Zu- Johann Sigismund Weiss (um 1690 bis 1737), schreibung an Weiss in dem Brüsseler Manu- Lautenist wie sein europaweit berühmter älterer skript auf Irrtum beruhe. Seither scheint dies in Bruder Silvius Leopold, stand in Diensten des der Händel-Forschung Konsens zu sein. Band 3 kurpfälzischen Hofes in Düsseldorf und war zu- des Händel-Handbuchs (1986) führt die Sonate gleich Gamben- und Violinvirtuose. Wie sein unter der HWV-Nummer 378 als Werk Händels Bruder komponierte er für die Laute, daneben für Querflöte und Basso continuo. Nach Ein- aber auch für andere Instrumente. Die Quelle schätzung der Händel-Forscher handelt es sich der beiden hier vorgelegten Sonaten ist die schon um ein frühes Werk etwa aus den Jahren 1707– verschiedentlich für Neuausgaben herangezoge- 1710. Eine Abschrift der Sonate könnte bei ne Sammelhandschrift Litt. XY.15.115 des Con- einem Aufenthalt Händels 1710/11 am Düssel- servatoire Royal Musique in Brüssel. Beide So- dorfer Hof in Weiss’ Besitz gelangt und später naten sind dort der Querflöte zugewiesen. Der unter dessen eigene Werke geraten sein. Eine Herausgeber Jörg Jacobi hat sie für die Altblock - Frage an die Händel-Experten wäre: Hat Hän- flöte eine kleine Terz aufwärts transponiert (den del so früh schon für die Querflöte komponiert, Bass allerdings – was das Vorwort verschweigt – oder haben wir damit zu rechnen, dass das Brüs- stellenweise auch eine Sexte abwärts, um eine seler Manuskript eine Querflötentranskription allzu hohe Lage zu vermeiden). Aus der Sicht des überliefert und die Sonate ursprünglich für frühen 18. Jahrhunderts ist eine solche Umwid- Blockflöte bestimmt war? Sollte das der Fall mung im Prinzip unproblematisch; der 1. Satz sein, käme Jacobi das Verdienst zu, die Sonate der ersten Sonate gerät durch die Transposition mit der Transposition von D- nach F-Dur ihrer freilich schon in den ersten Takten in eine sehr ursprünglichen Bestimmung zurückgewonnen hohe Lage. Das Werk selbst steht mit der Satz- zu haben. folge Adagio –Le Badinage–Menuet–Alleman- Was den Notenteil der Ausgabe betrifft, so wird de–Gigue formal der Suite näher als der Sonate. Jacobis Generalbassaussetzung nicht viele Besonderes Interesse zieht die zweite Sonate auf Freunde finden: Sie ist schwer zu spielen, vor sich: Nicht nur der 1. und der 4., wie der Her- allem auch schwer zu lesen (oft sind im oberen ausgeber im Vorwort angibt, sondern auch der 2. Klaviersystem drei gesondert behalste Stimmen Satz des viersätzigen Werkes beruhen auf The- notiert), nicht selten ist sie harmonisch überla- men, die sämtlich mehrfach an verschiedenen den (u. a. sehr oft mit überflüssigen Nonen- und Stellen in Händels Schaffen begegnen: das The- Septimenvorhalten), manchmal falsch oder ver- ma des 1. Satzes beispielsweise in der Violinso- wirrend (2. Sonate, 1. Satz, T. 10, letztes Viertel; nate D-Dur HWV 371, das Thema des 2. und das 3. Satz, T. 9), bisweilen ignoriert sie Grundregeln des 4. Satzes unter anderem in der Triosonate F- der Satztechnik (Parallelenverbot). Wie eine Ge- Dur für zwei Blockflöten und Basso continuo neralbassaussetzung auszusehen hätte, die dem HWV 405. Jacobi geht in seinem Vorwort davon versierten Begleiter Raum lässt zu variieren, aber aus, dass Weiß die Themen von Händel über- zugleich dem weniger versierten Spieler gerecht nommen habe, versäumt es aber, auf die wissen- wird, zeigt vorbildlich für die erste Sonate Rein- schaftliche Diskussion einzugehen: Diese be- hold Kubiks Ausgabe: Johann Sigismund Weiss, gann 1980 mit einem Beitrag von Reinhold 2 Sonaten für Querflöte und Generalbaß Kubik zum Händel-Jahrbuch 26 (Zu Händels (Hänss ler-Verlag Neuhausen-Stuttgart 1982; Solosonaten, S. 115–119), in dem Kubik erstmals jetzt im Carus-Verlag Stuttgart) oder ähnlich für auf die Sonate hinwies und die These vertrat, die zweite Sonate Terence Bests Aussetzung in dass Händel die fraglichen Themen aus Weiss’ dem 1982 von ihm herausgegebenen Band IV/18

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der Halleschen Händel-Ausgabe: Georg Fried - Thomas Lupo: Fantasia for 3 bass viols rich Händel, Neun Sonaten für ein Soloinstru- edited for 3 bass instruments, 3 recorders (3S, 3A, 3T or 3B) or ment und Basso continuo (Deutscher Verlag für treble instruments (Kelly), 2005, CCBN 17002, € 12,00 Musik, Leipzig; jetzt im Bärenreiter-Verlag, Kassel). Klaus Hofmann Josquin des Prez: Absalon fili mi Motet a 4, edited for voices, viols or recorders (Kelly), 2005, CCBN 16002, €12,00 Jan Pieterszoon Sweelinck: Psalm 105 a 7 Jan Van der Roost: I Continenti edited for voices, viols or recorders (Kelly), 2005, CCBN 17003, für Block flöten quartett (SATB in wechselnden Besetzungen), € 12,00 Vol. 6, Wilhelmshaven 2005, Heinrichshofen’s Verlag, N 2595, € 19,95 Cheap Choice Brave and New Music Editions, Ed- monton/Kanada (Vertrieb: Edition Walhall, Magde- Der belgische Posaunist, Musikwissenschaftler, burg) Komponist und Dirigent Jan Van der Roost Zwei Titel für Liebhaber der Tiefe und einer mit (1956) ist in der Musikszene der Blockflötisten einer interessanten Besetzungszahl: die drei Hefte sicher eine noch unbekannte Persönlichkeit, des- sind sehr zu empfehlen, wenn auch die Art ihrer sen Werke jedoch eine große Bandbreite an Edition einige Fragen aufwirft. Genres und Stilarten aufweisen. Es finden sich in seiner Werkliste Oratorien, Sinfonien, Solokon- Bei Lupo sollten Blockflötisten tunlichst bei der zerte sowie zahlreiche Kompositionen für Blas - Originalfassung und -besetzung (Violenstim- orchester, Chor, Instrumentalsoli und vieles men) bleiben und die sich in schwindelerre gende mehr. Höhen schraubenden Transpositionen für Alt-, Tenor- und Bassflöten ungenutzt lassen. Dann Seine musikalischen Aktivitäten führten ihn bis- entdecken sie (mit wenigen Höherlegungen in her in 35 Länder, seine Kompositionen werden Viol II und III) ein interessantes, in typisch eng- weltweit aufgeführt. Zahlreiche CD-Einspielun- lischer Manier sich aus langsamen Anfängen gen und Kompositionsaufträge aus aller Welt be- steigerndes Stück with an exquisite sense of dra- legen seine hohe musikalische Kompetenz. matic timing (so hebt das Nachwort Lupos erle- Das Quartett I Continenti entstand als Auftrags - senen Sinn für dramatische Entwick lungen her- werk für das Flanders Recorder Quartet und vor). Natürlich rechnet das Stück mit dem führt die Musiker durch Afrika, Asien, Europa, Violen-Umfang, aber es spielt sich und klingt Nord- und Südamerika sowie durch Ozeanien. auf drei Bassblockflöten hervorragend! Dabei versteht es Jan Van der Roost, durch vari- Auch die dem König David in den Mund ge legte able Instrumentierung von Sopran bis Subbass, Klage um seinen Sohn Absalon, nicht ganz den Einsatz avantgardistischer Spieltechniken, sicher Josquin zuschreibbar, weist in der hier Sprache, Gesang und Bodypercussion, die musi- vorliegenden Fassung für ATBGb eine tiefe Lage kalischen Charakteristika eines jeden Landes auf, wobei allerdings die Transpositionen des ausgesprochen treffend darzustellen. Versetzt er Herausgebers nicht recht nachvollziehbar sind, doch mit jedem Stück dieser kontrastreichen ebensowenig wie der doppelte Abdruck des Suite den Spieler und Zuhörer in eine andere Texts in ganzen und in halben Noten. Wer ein Klangwelt. derart komplexes Stück zu spielen vermag, Dieses Heft erscheint als Band 6 in der Reihe der dürfte sich auch durch ganze Noten als Grund- Ausgaben des Flanders Recorder Quartets zum schlag nicht abschrecken lassen, ist aber wohl 15-jährigen Bestehen. Hochwertige Qualität in auch imstande, die Originalfassung passend zu Partitur und Stimmenmaterial runden das Ge- besetzen und notfalls kleinere Oktavversetzun- samtbild dieser hervorragenden Ausgabe ab. gen selbst vorzunehmen, ohne dass der Heraus- Heida Vissing geber die originale Tonhöhe seiner Quelle

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V e r k a u f e Einfluss einer „starken Naturbezogenheit tradi- Tenor-Blockflöte (Fehr), sehr schön, Buchsbaum tioneller japanischer Musik, die immer Atmo - Bass-Blockflöte (Küng), Birne sphärisches abbildet“ wie aber auch einer jeweils Kornamusen-Quartett (Moeck) verschieden gearteten Auseinandersetzung mit 50% vom Neupreis VB westlicher Musik. Auch bei Hirose geistern im- Tel. 0721-9339459 mer wieder postimpressionistische Fetzen wie Zitate durch die musikalischen Texte. (Debussys Syrinx und Prélude à l’Après-midi d’un Faun ha- (SAAT bzw. TBBGb) eine ganze Sept tiefer setzt ben doch bis heute ihre prägende Wirkung als (trotzdem muss im Bassus oktaviert werden absolut idiomatische Flötenmusik nicht verlo- oder ein Großbass besetzt werden). Hier wäre es ren!) sinnvoller gewesen, z. B. Original und Transpo- sition nebeneinander zu stellen. Das Stück selbst Hirose komponiert mit langen, vielfältig gefärb- gehört wegen seiner expressiven Wortausdeu- ten und sich meist glissandoartig verändernden tungen des Sterbens und des tränenvollen Ab- Tonhöhen wie auch mit typischen geräuschhaf- stiegs in die Unterwelt (descendam in infernum ten Effekten Neuer Blockflötenmusik. Rhyth- plorans) immer schon zu den von der Wissen- mische Verfestigungen und metrisch strenge Tei- schaft besonders beachteten und gerühmten Re- le gibt es nur ansatzweise. Ein durchgehender naissancekompositionen; es zu erarbeiten, ist „Improvvisando“-Ansatz bestimmt in der Regel mit Sicherheit lohnende Mühe. den Fortgang des Geschehens. Verglichen mit dem auch bei Meditation er- Makellos gelungen ist dagegen die Edition von kennbaren Grundmuster der meisten japani- Sweelincks wunderbarem Psalm 105 zu 7 Stim- schen Blockflötenstücke, deren Spannungsver- men (SSAATBB) – ein sehr ausbalanciertes und läufe zumeist aus anfänglicher Harmonie durch volltöniges Stück in einer nicht gerade häufigen zunehmende Irritationen und Störungen in einer Besetzung. Ulrich Scheinhammer-Schmid geräuschhaften „Katastrophe“ münden, ist Illu- sion of the Crescent beschaulicher in seiner An- lage: Die Klänge und Bilder kreisen eher um sich selbst, als dass sie in eine vorwärtstreibende Ent- Ryohei Hirose: Illusion of the Crescent wicklung eingebunden wären. Deshalb fehlt für Tenorblockflöte solo, Celle 2006, Moeck Verlag, EM 1604, auch der übliche „Katastrophen“-Höhepunkt. Spielpartitur und CD, € 18,00 Das Stück ist eingeteilt in 5 nummerierte Ab- schnitte, darunter auch wieder einer mit den be- Japanische Komponisten haben bekanntlich für rühmten austauschbaren Improvisations-„Käst- das Repertoire Neuer Blockflötenmusik ent- chen“. Offenbar liegt auch ein Programm um scheidende Beiträge geliefert, sicher nicht zu- den japanischen Krieger Yamanaka Shikanosuke letzt eine Frucht der starken Präsenz Frans (16. Jh.) zugrunde (das sich jedoch nicht klin- Brüggens und seiner Mitstreiter in Japan seit den gend erschließt). 70er Jahren des 20. Jahrhunderts. Böse Zungen mögen behaupten, das neue Stück Neben Maki Ishii, Kikuko Mizumoto oder Ma- sei nur ein Neuaufguss von Meditation (wie auch koto Shinohara ist es vor allem Ryohei Hirose, sein Hymn). Das Notenbild mutet jedenfalls er- der mit seiner Meditation für Altblockflöte solo staunlich vertraut an, und auch die Auswahl der und der Lamentation für Blockflötenquartett Motive ist z. T. identisch. Standardwerke geschrieben hat, an denen kein Wirklich Neues, noch nie Gesagtes vermag die- Blockflötist vorbeikommt. ses Stück auch wirklich nicht zu vermitteln. Ich Fast all diese japanischen Stücke haben einiges halte es aber als spieltechnisch eher bescheidene- gemeinsam, wie auch Ulrike Volkhardt im re Alternative oder Vorstufe zu Meditation nicht Nachwort dieser Ausgabe schreibt: darunter der für reizlos.

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Der Druckausgabe liegt eine CD mit einer Auf- nahme durch die Widmungsträgerin Ulrike Volk hardt bei, selbstredend „authentisch“ ge- spielt. Michael Schneider

Gerhard Müller-Hornbach: Sisyphos für Altblockflöte solo, Celle 2006, Moeck Verlag, EM 1602, € 7,00

Sisyphos: Der Titel des Solostücks für Blockflö- te von Gerhard Müller-Hornbach (geb. 1951) weckt die Vermutung, dass dessen Erarbeitung keine ganz leichte und mühelose Aufgabe sein könnte. Sisyphos stellt wirklich hohe, aber durchaus realistisch zu bewältigende technische Ansprüche: schnelle Vorschlagsgruppen inner- halb von accelerierenden Passagen (dabei zu- meist im Diminuendo) erfordern große Locker- heit, um die immer wieder neu ansetzenden Aufschwünge ohne Verkrampfung zu bewälti- gen. Auch dynamisch verlangt Müller-Horn- bach ständige Flexibilität: Aus der gestalteri- schen Aufgabe, dynamische Verläufe zu denken und auch hörbar zu machen, wird man keinen Moment lang entlassen – ebenso wenig aus dem (aufgrund von „Kräften, die die Direktheit der in stetem und niemals in gesicherte Bahnen ge- Bewegung verhindern“) abzustürzen und um langenden agogischen Fluss. dann „die bereits zurückgelegte Wegstrecke er- Aber es lohnt sich, die Arbeit anzugehen! Sisy- neut zu gehen“ (aus dem Kommentar des Kom- phos ist ein außerordentlich spannungsvolles ponisten). und konzeptionell geglücktes Stück von ca. 8 Ich halte Sisyphos, der Blockflötistin Sabine Am- Minuten Länge – außerdem sehr idiomatisch bos gewidmet, für eine ausgesprochene Berei- geschrieben, was bei einem Komponisten, der cherung des Repertoires und könnte mir den- nur gelegentlich für Blockflöte schreibt, ja kei- ken, dass es irgendwann in die Riege der neswegs selbstverständlich ist. Müller-Horn- „Klassiker“ Neuer Blockflötenmusik gehören bachs kompositorische Sprache vermeidet dabei könnte. Michael Schneider jegliche abgenutzten Stereotypen zeitgenössi- scher Blockflötenmusik. Gerhard Braun: Sternblumen Das Stück basiert auf einer strengen und klaren für 3 Block flöten in wechselnder Besetzung, Bad Schwal bach Grundstruktur: eine Überlagerung von ostina- 2006, Edition Gravis, EG 959, € 12,00 ten asynchronen Verläufen auf vier Ebenen. Hierdurch entsteht etwas wie ein unbestechli- Brauns blumige Blockflötentrios beginnen mit ches Gesetz, dem das musikalische Geschehen der Nachtkerze. Sie blüht dunkelblau und bietet ausgeliefert ist: drei Bassflöten Inspiration. Es entsteht ein Beginnend mit dem f1 schrauben sich bis zum Klangstück voller recht unheimlicher Geräu- fes3 aus sich überkreuzenden Intervallmodellen sche, nächtlich geheimnisvoll und schattenhaft. bestehende und zunehmend an Komplexität ge- Die folgende hellgelb-orange Sternblume wird winnende Phrasen nach oben, um immer wieder zum Stück für drei Tenorflöten. Hier wird auch

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die Darstellung von gesprochenen Texten in raf- Benoît Tranquille Berbiguier: 10 petits Duos finierten Überlagerungen verlangt. Die verwen- faciles deten Alltagstexte erfahren auf diese Weise selt- op. 142, für 2 Flöten (Haupt), Leipzig 2005, Friedrich Hofmei- same Verwischungen. Die Schattenlilie sodann ster Verlag, FH 2943, € 14,80 präsentiert sich in Violett. Hier bewegen sich drei Altflöten in rhythmisch intrikaten Model- Berbiguier ist durch die 18 Etüden aus seiner len mit- und gegeneinander. Bleibt noch die dun- Flötenschule jedem Flötisten ein Begriff. Einen kelrote Mondnelke für drei Sopranflöten. Diese großen, wenn nicht gar den größten Teil seines Blume erhält ihr irisierendes, lunares (oder gar kompositorischen Schaffens bilden seine Duette lunatisches) Klangbild durch mehrfach sich für zwei Flöten. Es gibt einmal die mehr kon- überlagernde Doppelflöten-Effekte. Das alles ist zertanten (dann als brillant und grand betitelt) nicht gerade leicht beschreibbar. Also bleibt und die mehr pädagogischen (petit, facile), deren letztlich nur das Ausprobieren – es dürfte sich Bedeutung für den Unterricht keiner so gut er- lohnen. Hans-Martin Linde kannt und zielstrebig auf allen Schwierigkeits- stufen verfolgt hat wie eben Berbiguier. Das hier zu besprechende Opus 142, augen- Franz Schubert: Deutsche Tänze und Ländler scheinlich die höchste Opuszahl unter den bearbeitet für Flöte (Violine) und Gitarre (Schäfer), Leip zig Duetten , gab es schon seit 1993 bei C. F. Schmidt 2006, Friedrich Hofmeister Musikverlag, FH 3221, zu kaufen, auch einem der Erstverleger. Laut €15,80 zweisprachigem Vorwort liegt der Hofmeister- Ausgabe ein früher Druck des Verlags zugrunde, Über 400 Tänze für Klavier hat Schubert ge- der geprägt ist „von recht vielfältigen Einzeich- schrieben – Miniaturen voller Charme, die in die nungen, speziell zur Dynamik“, und tatsächlich Welt des Wiener Biedermeier hineinpassten. Es fehlen viele dieser Angaben in der C.F.S.-Ausga- handelt sich um echte Preziosen, eine eleganter be. Das macht die Neuausgabe interessant im (manchmal auch melancholischer …) als die an- Hinblick auf Berbiguiers pädagogische Absich- dere. Dass Schubert durch solche „Zuckerl“ sei- ten. Leider wurden diese Spielanweisungen bei nen Zeitgenossen bekannter war, als durch seine der Herausgabe „korrigiert oder präzisiert“. gewichtigeren Werke, kann man sich gut vor- Hätte man sie nicht besser belassen und gegebe- stellen. Noch zu Lebzeiten des Komponisten er- nenfalls kommentieren sollen? Statt dessen sind schienen denn auch mehrere Bearbeitungen für leider drei neue Druckfehler hinzugekommen. Flöte oder Violine und Gitarre. Aus den dynamischen Anweisungen Rück - Für die vorliegende Einrichtung wurden die schlüsse auf ein „sanftes“ Tonideal des Kompo- Deutschen Tänze und Ländler gruppenweise ge- nisten zu ziehen, wie es in Frankreich üblich war, ordnet. Nach Möglichkeit hat man sich dabei an scheint mir aber nicht angebracht, schrieb er die originale Reihung gehalten, wodurch hüb- doch in einem Brief und in seiner Méthode gegen sche Tonartwechsel entstehen können. Natür- die Joueurs de flageolet an. Berbiguiers Flöten- lich wird sich ein einfallsreiches Duo seine eigene konzerte machen jedenfalls einen kraftvollen Anordnung erarbeiten. Und dynamische sowie Eindruck, wenn man die Incipits bei Gronefeld artikulatorische Ergänzungen liegen durchaus (Die Flötenkonzerte bis 1850: Ein thematisches im Bereich einer lebendigen Aufführungspraxis. Verzeichnis. Schneider, Tutzing 1992) Revue Übrigens können auch noch nicht sehr fortge- passieren lässt, leider ist keines der Konzerte neu schrittene Spieler diese Köstlichkeiten meistern. verlegt. Berbiguier spielt wie Tulou und De- Jedoch auch podiumsreife Könner könnten mersseman noch auf der konischen Klappenflö- ohne weiteres ihre Programme damit bereichern. te. In wieweit er die Anfänge der Böhmflöte in Die vorliegende tadellose Ausgabe bietet gute Paris noch mitbekam, ist wohl nicht mehr fest- Voraussetzungen dazu. Hans-Martin Linde zustellen.

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Die vorliegenden 10 Duette sind sehr verschie- denartig, leicht fasslich, pädagogisch wertvoll, weil sie an das Instrument und seine Spielweise ROHMER heranführen in einer Art und Weise, wie sie et- Celle Tel: 05141 / 217298 was später von Altés als französische Schule fortgesetzt wird. Es gibt viel Abwechslung in Tonart, Form und Charakter, die Stücke haben Zug und Schwung. Technisch sind sie im Rah- men der unteren Mittelstufe an deutschen Mu- sikschulen, aber sie verlangen einiges an Überle- gung, auch und gerade im Zusammenspiel der beiden Stimmen, und „leicht“ meint wohl auch eher das Genre , denn gut gespielt sind sie unter- haltsam zu hörende Musik. Es sind zwei Spiel- partituren vorhanden, jeweils eine der Stimmen ist in kleinerer Schrift gesetzt, was zwar keinen Platz spart (es sind immer sechs bzw. sieben Akkoladen auf einer Seite), aber die Seite luftiger wirken lässt und eine Hilfe sein kann für den noch nicht so geübten (jungen) Partitur-Leser.

Was man über Berbiguiers Leben weiss, ist [email protected] schnell berichtet: geboren 1782 in Caderousse www.rohmer-recorders.de im Rhone-Tal, galt sein Interesse von früh an der Musik, er lernte autodidaktisch Flöte, Violine und Violoncello. Das ihm zugedachte Studium Anton Bernhard Fürstenau: Liebesruf der Rechtswissenschaft verschmähte er und ging op. 141, für Sopran, Flöte und Klavier (Eppel), Frankfurt 2005, 1805 nach Paris, um bei Wunderlich Flöte und Musikverlag Zimmermann, ZM 35050, € 17,95 bei Henri Berton Harmonielehre bzw. Kompo- sition zu studieren. 1813 verließ er Paris, weil er Die reizvolle Besetzung Singstimme mit obliga- als Royalist nicht für Napoleon kämpfen wollte, ter Flöte und Klavier (oder Gitarre) ist heute im Konzert selten zu hören. Dabei hat die Verbin- diente dann aber als Anhänger Ludwig des XVIII. dung von Stimme und Flöte eine uralte Tradi- vier Jahre lang in dessen Garde. 1819 ließ er sich tion, nicht nur in der europäischen Kultur- und wieder in Paris nieder und erfreute sich einer Musikgeschichte. Im 18. Jahrhundert zeigten wachsenden Reputation als Komponist und z. B. Telemann, Händel oder Bach in vielen Lehrer, war aber offenbar nie in einer festen Or- Arien oder ganzen Kantaten (mit Basso conti- chesteranstellung. Nach der Juli-Revo lution nuo), welche Ausdruckskraft, welcher Klang- 1830 ging er aufs Land nach Pont Levoy (bei reichtum und Symbolgehalt in der Besetzung Blois), wo er sich seiner musikpädagogischen Singstimme mit Soloflöte und Akkordinstru- Arbeit widmete, und hier starb er 1838. Er war ment steckt. Auch in der Klassik (Devienne, vielleicht nicht so genialisch wie Tulou, sein Mit- Diabelli, Winter) und Romantik wird diese En- schüler bei Wunderlich, der in Paris als Virtuose sembleform, teilweise mit Gitarre an Stelle des allen den Rang ablief, dafür beherrschte Berbi- Klaviers, gepflegt. Neben Vater (Kaspar) und guier das kompositorische Handwerk ernsthaf- Sohn (Anton Bernhard) Fürstenau steuerten u. a. ter und es ist dringend zu wünschen, dass noch Theobald Böhm oder Franz Abt, später auch et- mehr von ihm zugänglich gemacht wird, z. B. liche französische Komponisten, Werke zu die- seine sehr gehaltvollen Flötentrios op. 62. ser Gattung bei. Ein besonders wirkungsvolles Zˇeljko Peˇsek und für alle Beteiligten dankbares Beispiel macht

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dem Aspekt von Aufführungsstil und -praxis im frühen 19. Jahrhundert interessant erscheinen. Die schöne Ausgabe mit einem informativen Vorwort des Herausgebers lässt keine Wünsche offen und macht neugierig auf die anderen sieben Kompositionen Fürstenaus für die gleiche Be- setzung. Hartmut Gerhold

Johann Sebastian Bach: Sämtliche Arien aus den Kantaten, Messen, Oratorien, für Solo stimme, zwei Flöten und Klavier (Basso continuo) (Knipschild), Wiesbaden RUF ASW 2005 , Breitkopf & Härtel – Band 3 (Alt), BWV 197a, 201, 243, Musica Rara, MR 2243, € 14,75 – Band 4 (Tenor), BWV 107, 110, 173, Musica Rara, MR 2244, € 16,25

Nun liegen auch Band 3 und 4 einer insgesamt 10 Ausgaben umfassenden Serie von „Musica Rara“ mit Arien aus Bachschen Kantaten, Oratorien www.kueng-blockfloeten.ch und Messen für ein oder zwei Singstimmen mit Bläsern vor. Band 3 enthält in der Besetzung für Alt, 2 Flöten und Klavier drei Arien: O, du ange- nehmer Schatz aus BWV 197a (ein Fragment, bei dem zu Beginn ca. 52 Takte und außerdem noch 10 Takte der Continuostimme), die Aufgeblasne Henner Eppel mit der Neuausgabe von A. B. Hitze aus Phoebus und Pan BWV 201 und das Fürstenaus Liebesruf wieder zugänglich. Es Esurientes aus dem Magnificat D-Dur BWV 243. zeigt Fürstenau als einen Meister der Instru- Die erstgenannte Arie kommt, so schön die er- mentation und als einen erfindungsreichen haltenen Takte auch sind, für Aufführungen Komponisten, der nicht nur für die Flöte an- nicht wirklich in Frage. Peter Thalheimer wies spruchsvoll zu schreiben weiß, sondern der – als mich darauf hin, dass bei Carus (Nr 10.204) in ei- langjähriges Mitglied von Opernorchestern, u. a. ner Ausgabe von Diethard Hellmann aus dem als Soloflötist unter C. M. v. Weber in Dresden – Jahr 1964 eine Rekonstruktion der vollständigen sich auch vorzüglich auf die Behandlung der Arie erhältlich ist, die man in dieser Form dann Singstimme versteht. natürlich auch aufführen kann. Der vom Dresdner Schauspieler Hans-Georg Bleiben die beiden anderen recht bekannten Kriete stammende Text des Liebesrufs mag uns Arien. Besonders die Aufgeblasne Hitze ist ja heute etwas naiv anmuten (Wie lebten wir einst ein sehr dankbares und ausgedehntes Stück, das wonnig / beglückt auf stiller Flur, / dieTage hell man gerne auch mal außerhalb des „Dramma per und sonnig, / uns glühte Liebe nur.). Für Fürste- musica“ aufführen mag (auch wenn sich ihr Sinn nau bot er den Anlass zu einem Kabinettstück und Humor nicht ohne Kenntnis des gesamten hinreißender Ensemblemusik von variantenrei- Werks erschließen). cher Strophengestaltung und gefühlvoll-noblem Melodiegestus, dem auch das virtuose Element Band 4 enthält 3 Arien für Tenor, zwei Flöten und nicht fehlt. Drei Kadenzen, zwei für die Flöte Klavier aus BWV 107, 110 und 173. Die erste Arie allein und eine mit der Singstimme gemeinsam, ist mit zwei Flöten und Violine sordino im Uni- lassen die Romanze auch ganz allgemein unter sono besetzt. Gespielt auf zwei Flöten macht sie

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nur Sinn auf Traversflöten mit eben dieser Violi- übergestellt sind. Nach wie vor wird ja deren ne zur Erzielung eines spezifischen klangfarb- beider Verhältnis zueinander und die Authenti- lichen Effekts. Ähnlich verhält es sich mit der zität z. B. der Artikulationsbezeichnungen und Arie Ein geheiligtes Gemüte aus 173: die Flöten der Bearbeitungsvorgänge der Oboenversion auf- laufen im Unisono mit einem Streicherapparat, grund der unbefriedigenden Quellenlage unter den hier der Klavierauszug übernimmt. Es bleibt Musikwissenschaftlern, Flötisten und Oboisten also nur eine Arie: Ihr Gedanken und ihr Sinnen heftig diskutiert. aus BWV 110 mit zwei unabhängig voneinander (War das „Cheval de bataille“ des Oboisten geführten Flöten und B. c., die dem Titel dieser Ramm, von dem Mozart in Mannheim spricht, Ausgabe entsprechen könnte. wirklich die C-Dur-Fassung dieses Stücks- oder In meiner Rezension der ersten beiden Bände war es ein anderes? – eine ähnliche Frage, wie sie hatte ich schon auf den Charakter und die edito- uns auch bei der Bläser-Concertante aus der rischen Bedingungen der Ausgaben hingewie- Mannheimer Zeit beschäftigt.) sen. Dem ist hier nichts Neues hinzuzufügen: Wie beim G-Dur-Konzert unterscheidet die Als Sammelausgaben für Studium und Unter- Flötenstimme der neuen Ausgabe sich von her- richt sind sie von Sängern und Flötisten für Vor- kömmlichen Ausgaben auch dadurch, dass die spiele, Wettbewerbe etc. durchaus sinnvoll zu Stimme der 1. Violine in den großen Ritornellen benützen. An der editorischen Qualität und am mit abgedruckt ist (was immer man davon dann Druckbild sind keine Tadel angebracht. auch spielen mag). Rechtfertigt aber der Aufwand (und der Preis) Aber leider gibt es bei dieser Ausgabe mehr als solche Ausgaben angesichts des nur teilweise nur einen Wermutstropfen: ausgerechnet die praktisch verwertbaren Inhalts? Ich bin mir da Flauto-principale-Stimme enthält entsetzliche nicht sicher! Michael Schneider Druckfehler: Satz I, Takte 24/139/145, Satz II, T 21, Satz III, Takte 79/81/83. Diese Ausgabe will laut Werbeaufkleber „the authoritative perfor- Wolfgang Amadeus Mozart: Konzert in D ming edition“ sein. Der Verlag sollte diese Feh- für Flöte und Orchester KV 314 (285d), Klavier auszug (Schel- ler schnellstmöglich korrigieren, um dem for- haas), Kassel 2005, Bärenreiter-Verlag, BA 4855a, € 14,95 mulierten Anspruch auch gerecht zu werden. Nach dem G-Dur Konzert ist jetzt auch das D- Die vielen Kadenzvorschläge der beiden Autoren Dur-Flötenkonzert von Mozart in einer prakti- sind eine Fundgrube! Man kann sie so spielen schen Ausgabe mit Klavierauszug analog zur oder für die Erstellung eigener Versionen ver- Neuen Mozart Ausgabe erschienen, auch dies wenden. Genau dazu sind sie auch gedacht: als eine längst überfällige Ausgabe! Anregung zu stilistisch angemessener und indivi- dueller Ausführung dieses vielgespielten Werks. Wie auch beim G-Dur Konzert, dessen Neuedi- tion ich vor einiger Zeit bereits in Tibia rezen- Wenn die Fehler korrigiert sind, kann dies hof- siert habe, enthält die neue Ausgabe des Bären- fentlich die Standardedition dieses Flötenkon- reiter-Verlags einen Klavierauszug von Martin zerts werden Michael Schneider Schelhaas („new easy to play keyboard reduc- tion“) und ein Heft mit zahlreichen Vorschlägen für Kadenzen und Eingänge von Rachel Brown und Konrad Hünteler mitsamt einer ausführ- Michael Haydn: Quartetto in D lichen „Einführung zu den Kadenzen und Ein- (Perger 117), für Flöte, Violine, Viola und Violoncello (Rainer), gängen“ von Rachel Brown. Wien - München 2003, Doblinger, Partitur und Stimmen, DM 1329, € 15,50 Außerdem gibt es noch als „Bonbon“ eine sy - noptische Stimme, in der die Solostimmen der Nach der von Hans-Dieter Sonntag 1959 bei Flöten- und der Oboenversion einander gegen- Lienau besorgten Erstveröffentlichung liegt das

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Seit über 25 Jahren : Zusätze kenntlich. Dennoch: mit der Auffüh- rungspraxis des späten 18. Jahrhunderts vertrau- Alles für Blockflötisten te Ensembles werden sich ohnehin „ihre“ Fas- sung des Werkes für eine Aufführung erarbeiten, deshalb auch an der Neuausgabe ihre Freude ha- ben und den in Takt 29 des Rondo offensichtlich um ein Viertel verrutschten Triller an der richti- gen Stelle schlagen. Hartmut Gerhold

Flöten Vincenzo de Michelis: „Scottisch” op. 39 für Piccoloflöte und Klavier, Paris 2005, Gérard Billau- Noten dot Editeur, € 11,10

Zubehör Der Römer Vincenzo de Michelis gehört neben Briccialdi, Gariboldi und einigen anderen zu den bedeutendsten italienischen Flötenvirtuosen Notenschlüssel des 19. Jahrhunderts. Unter seinen zahlreichen Kom positionen, so einem bei Broekmans & Van Musikalienhandlung S.Beck & CoKG Poppel erschienenen serenadenhaften, sehr hüb- Metzgergasse 8 D-72070 Tübingen schen Notturnino op. 37, findet sich auch dieses RUF 0 70 71- 2 60 81 FAX 2 63 95 hier vorliegende Werk für Piccoloflöte und Kla- vier op. 39 mit dem Titel Scottisch. Leider ohne Internet: www.notenschluessel.net Vorwort, ohne jeden Kommentar. Nichts desto weniger ist dieses locker gefügte Rondo mit sei- nen Coupletteilen in Dur und Moll, seinen mit schöne leicht und leichtfüßig im Serenadenstil der Trillern und Vorschlägen gefällig und virtuos an- Zeit daherkommende Quartett des jüngeren der mutenden Themen, seinen Läufen und Arabes - Haydn-Brüder nun in einer Neuausgabe vor. Das ken ein lohnendes und wirkungsvolles Stück für klare Druckbild von Partitur und Stimmen des die Piccoloflöte. Brillant gespielt ist der Flöten- zweisätzigen Werkes – dem Eingangs-Allegro part recht anspruchsvoll, der Klavierpart ist im folgt ein Rondo – trägt den Anforderungen und typischen Salonstil der leichteren Art gehalten, Erwartungen des praktischen (auch Lieb haber-) jedoch auch mit thematischen Abschnitten Musikers Rechnung. Leider fehlen ein kritischer durchsetzt, so dass man den Eindruck gewinnen Bericht und jeglicher Hinweis zu den Editions- kann, es handelt sich hier möglicherweise um die kriterien, so dass etwaige Zusätze oder Verände- Reduktion einer Orchester- oder Ensemble - rungen des Herausgebers gegenüber der Textvor- begleitung, vielleicht sogar mit Harfe. Darauf lage nicht ohne weiteres erkennbar sind. Ein könnte man durch die zahlreichen Arpeggien auf Vergleich der Lienau-Ausgabe mit der Dob linger- den unbetonten Zählzeiten schließen. Leider Edition, die sich beide auf ein Stimmenmanu - lässt einen auch in diesem Punkt die Ausgabe im skript der Fürstlich Thurn- und Taxischen Hof- Unklaren. Frank Michael bibliothek in Regensburg beziehen, ergibt nicht unwesentliche Unterschiede. Sie betreffen Takt- art, Dynamik und Artikulation.C So ist das erste John Van Buren: Incandescence Allegro bei Sonntag mit und bei Rainer mit C für Flöte solo, Frankfurt/M. 2006, Musikverlag Zimmermann, bezeichnet. Auch bei den übrigen Abweichungen ZM 35190, € 7,95 erscheint die Sonntag-Ausgabe meist plausibler. Sie stützt sich ausdrücklich, wie das Vorwort ver- Das wirkungsvolle Solostück entwickelt sich merkt, auf den „Urtext“ und macht Herausgeber- vom Klappengeräusch im Pianissimo über die

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vorwiegend sanft klingende tiefe Lage der Flöte Babells Sonaten sind nicht nur über den Durch- hin zu ihrer lyrisch-cantablen Mittellage. In dra- schnitt herausragende gehaltvolle Stücke, son dern maturgisch geschickter Fortführung erreicht das auch aufführungspraktisch hoch interessant als Stück schließlich eine brillante Höhe mit virtuo - Beispiele ausgeschriebener Improvisationskunst sen (nicht einfachen!) Trillereffekten. Eine Coda im italienischen Stil à la Corelli, wie er Anfang des beendet das gut aufgebaute Werk im „morendo“ 18. Jh. in England hoch in Mode stand: Die mit und einer Reminiszenz an den Anfang. Adagio bezeichneten Sätze sind sämtlich mit aus- Laut Lexikon bedeutet Incandescence „Weiss - notierten, rhythmisch frei zu disponierenden aus- glühen“. Im Vorwort möchte Van Buren das hier schweifenden Girlanden durchzogen, die einen als „hohen Grad von Emotionalität, Intensität, „simplen Gesang“ umspielen. brillante Leuchtkraft“ verstanden wissen. Diese Der Herausgeber hat es unternommen, in der Tugenden benötigt der Spieler freilich in diesem Partitur seine Version dieses „simplen Gesangs“ spieltechnisch und gestalterisch höchst an- nach dem Vorbild der Telemannschen Methodi- spruchsvollen Stück. Die Verwendung einiger schen Sonaten in Synopse unter die Melodie- neuer Spieltechniken wird dankenswerter Weise stimme zu schreiben. nicht zum Selbstzweck, sondern alles sitzt am Ich halte dies, obwohl es zunächst in einer wis- rechten Ort. Der Komponist hat einen persön- senschaftlich-kritischen Edition verwundern lichen Zugang gefunden zu einer neuen Flöten- mag, für eine höchst wertvolle Interpretations- sprache, die fasziniert. Hans-Martin Linde hilfe, da sie es dem Spieler ermöglicht, die einfa- che Struktur zu „denken“ und, den Eindruck spontanen Improvisierens erweckend, die ausge- arbeitete Stimme zu spielen. (Allerdings hätte der William Babell: Twelve Solos Abdruck des „simplen Gesangs“ dann eher in for a Violin or Oboe with Basso Continuo, Book 1 (Go- der Solostimme als in der Partitur Sinn gemacht!) wer Price), Reihe: Recent Researches in the Music of the Baroque Era, USA-Middleton, Wi 53562-3567 2005, A-R Ich könnte mir denken, dass dem Herausgeber Editions, Inc., B140, $ 61,00 diese etwas pädagogisch anmutende Maßnahme als eine Möglichkeit erschien, einen im Faksimi- – Instrumental Parts, Book 1, B140P, $ 13,00 le zu erkennenden großen Vorteil der Quelle gegenüber dem Neudruck auszugleichen: in der Die amerikanische A-R Edition legt in der Rei- ersteren sind die Verzierungen in kleinerem he „Recent Researches of the Baroque Era“ eine Druck wiedergegeben und bieten auch optisch von Charles Gower Price betreute Ausgabe der den Eindruck von ornamentierenden, also ein- 12 Sonaten für Violine oder Oboe und B. c. von zeln für sich genommen nicht so „wichtigen“ William Babell vor. Noten. Die „Schwünge“, die das originale No- Wer diese Reihe kennt (eine Edition von Trios tenbild vor Augen führt, animieren geradezu zu J. J. Quantz‘ war eine der letzten für Bläser hoch- gestisch freier, rubatoreicher Darstellung, wäh- interessanten Nummern), weiß, dass sie einen rend das moderne Druckbild den kleinen Noten schwer zu überbietenden editorischen Quali- zu viel optisches Gewicht verleiht. (Aber das ist tätsmaßstab aufstellt! ja ein Problem, dass man vor allem aus Ausgaben Das gilt auch für diese „Nummer 140“: Bachscher Werke zur Genüge kennt.) Sie enthält ein ausführliches, alle denkbaren histo- Interessanterweise enthalten die 12 Sonaten auch rischen und analytischen Aspekte behandelndes unverzierte langsame Sätze; diese sind unschwer Vorwort, einen detaillierten Kritischen Bericht, als Sarabanden zu erkennen. einen vollständigen faksimilierten Abdruck der Diese Ausgabe ist zumindest für Oboisten, aber Quelle und für den praktischen Gebrauch auch auch Geiger und grundsätzlich alle, die sich für noch eine eingelegte Solostimme. aufführungspraktische Fragen bzgl. Ornamen-

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tik und Rezeption des italienischen Stils interes- bass oder eine schlank gespielte Posaune wo- siert, ein Muss! möglich noch besser geeignet zu sein. Das Werk (Ich erinnere mich übrigens, vor einigen Jahren zeigt Mendelssohns Vertrautheit mit C. M. v. für Tibia auch eine für Blockflöte transponierte Webers Kompositionen für Bläser, aber auch mit Ausgabe zweier dieser Sonaten aus der engli- der Tradition der Bläserserenade des 18. Jahr- schen Dolce-Edition rezensiert zu haben.) hunderts. Das einleitende Andante gibt den Michael Schneider Holzbläsern Gelegenheit zu melodischer Ent- faltung, während das nachfolgende Allegro vivace eher divertimentohaft-rhythmisch be- stimmt ist und im Durchführungsteil Anklänge Felix Mendelssohn Bartholdy: Nocturno an des Komponisten eigene frühe Streichersym- für Bläser; Flauto, Oboe I, II, Clarinetto I, II, Fagotto I, II, Cor- phonien erkennen lässt. In summa: eine Be rei - no I, II, Tromba I, II, Corno Inglese di Basso (Hogwood), Kas- che rung des Repertoires für große Bläser en - sel 2005, Bärenreiter-Verlag – Partitur, BA 9064, € 19,95 sembles in einer mustergültigen Ausgabe. – Stimmen, BA 9065, € 29,95 Hartmut Gerhold

Der 15-jährige Mendelssohn schrieb das zwei- Hugo Reinhart: Quintette en Sol mineur sätzige Nocturno für 11 Bläser für Mitglieder des pour quintette à vent, Collection Quintette Moraguès, Paris Ensembles des großherzoglichen Mecklenburg- 2003, Gérard Billaudot Éditeur, G 7516 B, Partitur und Stim- Schweriner Hofes, die er bei einem Aufenthalt in men, € 36,40 Bad Doberan an der Ostsee 1824 kennengelernt haben mochte. Der klassischen Oktettbesetzung Wer zeitgenössische Klänge in dem neu erschie- mit paarig besetzten Oboen, Klarinetten, Hör- nenen Quintett erwartet, wird überrascht sein. nern und Fagotten fügte Mendelssohn eine Flöte Gänzlich im Stil klassischer Kompositionstech- und eine Trompete hinzu sowie ein „Englisches nik fühlt sich der Zuhörer schon nach den ersten Baßhorn“ („Corno Inglese di Basso“). Letzteres, Takten an Mozart und Beethoven erinnert. Mit ein dem Serpent verwandtes, konisches Blasin- seinen drei Sätzen, Adagio, Scherzo mit Trio und strument mit Kesselmundstück sowie Griff - Rondo, bietet das Quintett in g-Moll Gelegen- löchern und Klappen, beschrieb Mendelssohn in heit, 12 Minuten entspannt zu musizieren, ohne einem Brief an seine Schwester als ein großes In- gewohnte Klänge und harmonische Wendungen strument von Blech, hat einen schönen tiefen auch nur für einen Augenblick in Frage zu stel- Ton, und sieht so aus wie eine Giesskanne oder len. Neugierig versucht man natürlich Näheres Spritze. Obwohl die Bass horn-Stimme für die über den Komponisten und das Werk in Erfah- Komposition eine eigene strukturelle und gele- rung zu bringen. Leider findet sich in der an- gentlich auch harmonische Bedeutung hat, sonsten übersichtlich gestalteten Ausgabe darauf scheint Mendelssohn sie als eher fakultativ an- kein Hinweis. Stutzig macht allerdings der noch gesehen zu haben. Denn er gibt die Besetzung nicht einmal auf der Titelseite enthaltene kleine einmal selbst mit „10 Blaseinstrumente“ an. Wie Zusatz, dass eine Transkription aus einer nicht der aufschlussreichen Einführung des Herausge- näher bezeichneten Originalbesetzung von Da- bers zur Partitur zu entnehmen ist, hat Mendels- vid Walter vorgenommen wurde. Walter gilt als sohn das Basshorn auch in anderen Kompositio- erfahrener Arrangeur, lehrt am Pariser Konser- nen verwendet, u. a. im Sommernachtstraum. Als vatorium Oboe und Kammermusik und ist Ersatz scheint er die Ophikleide bevorzugt zu Gründungsmitglied des Quintette Moraguès. haben, während heute für eine Aufführung des Diese Spur führt nach ausführlicher Recherche Nocturno eher ein weiteres Fagott, eine Bass - zu der Erkenntnis, dass sich hinter dem Namen tuba oder ein Kontrafagott herangezogen wird. Hugo Reinhart offenbar der 1958 in Paris gebo- Dem Rezensenten scheinen aus Gründen der rene David Walter verbirgt. Die stilistische Imi- Klangfarbe und der Klangbalance ein Kontra- tation ist aber so täuschend echt, dass es sich

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ebenso gut um eine lang verschollene Partitur aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts handeln könnte, die sich in die Literatur für Bläserquin- tett nahtlos einreihen lässt. Mag jedes Ensemble für sich entscheiden, ob es dem Publikum mit der Aufführung dieses Stückes auch ohne den großen Komponistennamen einfach nur eine Freude bereiten möchte. Andreas Schultze-Florey

Scott Joplin: Solace, Sérénade Méxicaine für 3 Klarinetten und Bassklarinette (quatuor de clarinettes) (Héau), Paris 2005, Gérard Billaudot Editeur, GB7866, € 8,82

Mal keine Bearbeitung des sattsam bekannten Entertainers oder einer der üblichen Ragtimes, letztlich ist aber auch dieses Stück ein Ragtime, ursprünglich für Klavier komponiert. Die Bear- beitung ist geschickt gemacht. Die 4. Stimme muss mit einer Bassklarinette besetzt werden, alle anderen mit B-Klarinette. Die erste Stimme kann auch mit einer Es-Klarinette gespielt wer- den, die 3. Stimme auch mit einem Bassetthorn. Die entsprechenden Stimmen liegen der Partitur bei. Der Schwierigkeitsgrad ist mit mittelschwer angegeben, was zutrifft. Dieses schöne Stück Galli, Raphaël: Naples de carnaval op. 336, origi - klingt in dieser Fassung sicher um einiges sinn- nal pour flûte et piano, pour flûte piccolo et piano licher als das Klavieroriginal. Und macht be- (Beaumadier), 2006, GB8005, € 11,89 stimmt Spaß zu spielen. Frank Michael Taffanel, Paul: Fantaisie sur Jean de Nivelle, Opéra de Léo Delibes, pour flûte et piano (Ber- nold), 2006, GB6604, € 13,37 NEUEINGÄNGE Breitkopf & Härtel, Wiesbaden ABRSM Publishing, London (Vertrieb: C. F. Peters, Mozart, Wolfgang Amadeus: Konzert für Fa- Frankfurt/Main) gott und Orchester B-Dur (KV 191), (Herttrich), Taylor, Eric: Musiktheorie in der Praxis, Stufe 1, 2006, Partitur, PB 15103, € 17,00 The Associated Board of the Royal Schools of Carus Verlag, Stuttgart Music, 2006, ABRSM 5652, € 7,80 Cowley, Neil: Vier Stücke für Blockflöte und Gérard Billaudot Editeur, Paris Klavier, Eine Menge himmlicher Heerscharen, Arzoumanov, Valéry: Sur le chemin du retour, 2006, CV 97.101, € 9,90 op. 163, 9 pièces pour clarinette en sib et piano Raines, Neil: Subway Solitary, für Flöte und (Verdier), 2006, GB6763, € 15,32 Klavier, 2005, CV 17.300, € 6,80 Bach, Jean-Sébastien: Sonate en mib majeur, Thalheimer, Peter (Hg.): Canti con flauto I. Sie- BWV 1033, pour flûte à bec alto et basse con tinue ben Lieder des 19. Jh. für hohe Stimme, Quer- (Sanvoisin), 2006, GB8051, € 8,64 flöte und Klavier, Originalkompositionen von Donjon, Johannes: Pipeaux, pour flûte et piano, F. A. Kummer, A. Liste, T. Boehm, A. B. Fürste- Révision de la partie de flûte piccolo (Beauma- nau, W. B. Molique, C. Ciardi, R. D’Oyly Carte, dier), 2006, GB8004, € 8,32 2006, Partitur, CV 17.201, € 18,00

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Chester Music, London (Vertrieb: mmp, 86551 Hug & Co. Musikverlage, Zürich Aichach) Roth, Iwan (Hg.): Classic Standards for Sax, für Poulenc, Francis: Sonata for clarinet and piano Alt- und Tenorsaxophon (Sopransaxophon) und (Sachania), 1963/2006, CH 70972 Klavier, 2006, G.H. 11639, inkl. CD, € 25,00 Verlag Christoph Dohr, Köln Nota Bene, Ilshofen Dimov, Bojidar: Reflexe I, für Flöte und Klavier, André, Johann Anton: Trio G-Dur op. 29 2006, SpP, E.D. 98505, € 9,80 (1805), für 3 Querflöten (Thalheimer), 2005, NB Dimov, Bojidar: Reflexe II, für Flöte und Kla- 1.002, € 24,00 vier, 2006, SpP, E.D. 26355, € 8,80 Minasi, Antonio: Quartett A-Dur (ca. 1860), für 4 Querflöten (Thalheimer), 2005, NB 1.004, edition baroque, Bremen € 26,00 Händel, Georg Friedrich: Rinaldo for a flute, Richter, Giuseppe: Quintett Nr. 3 Es-Dur (ca. Ouverture und Arien aus der Bearbeitung Lon- 1820), für 3 Querflöten und 2 Altquerflöten oder don 1711, für Altblockflöte und Basso continuo Alt- und Bassquerflöte (Thalheimer), 2005, NB (Jacobi), 2006, eba 1156, € 13,50 1.001, € 28,00 Corbett, William: Sonata III & IV, aus opera seconda, Sonaten für 2 Altblockflöten und Bas- Novello Publishing Ltd., London (Vertrieb mmp, so continuo (Tetampel/Jacobi), 2006, eba 1221, 86551 Aichach) € 14,90 Wye, Trevor: Practice Books for the flute, Omni - Corbett, William: Sonata V & VI, aus opera se- bus Edition Books 1-5, book 1 - Tune, book 2 - conda, Sonaten für 2 Altblockflöten und Basso Technique, book 3 - Articulation, book 4 - Into- continuo (Tetampel/Jacobi), 2006, eba 1222, nation & Vibrato, book 5 - Breathing & Scales, € 14,90 1980, inkl. CD, Nov 120851 Edition Güntersberg, Heidelberg Orpheus Music, Armidale/Australia de Caix d’Hervelois, Louis: Suite A-Dur op. 6,1, Cogan, Rachel: Syrta, for three recorders (Tr, T, für Traversflöte oder Pardessus de Viole und B), 2004, OMP 134, $ 18,00 Basso continuo (Annand/Beecher), 2006, G098, Eccles, Lance: Avarice, for Recorder Quartet € 16,00 (D, Tr, T, B), 2004, OMP 130, $ 18,00 Edition Tre Fontane, Münster Eccles, Lance: Ruins, for Recorder Quartet (D, Barabasch, Jens & Øye, Helge: The Whistling Tr, T, B), 2004, OMP 129, $ 20,00 Flautist, für Blockflötenquartett SATB, 2006, Eccles, Lance: Some Repented, for Recorder ETF 2039, € 13,00 Trio (Tr, T, B), 2006, OMP 151, $ 18,00 Danilevski, Alexander: Dolce Suono, für zwei Eccles, Lance: Vampires, for Recorder Quartet Blockflöten, Alt- und Tenor-/Bassblockflöte in (D, Tr, T, B), 2004, OMP 131, $ 18,00 C, 2006, ETF 2038, € 13,00 Ng, Nicholas: Bathing the Buddha, for Recor- Dorwarth, Agnes: Articulator I + II, für Alt- der Quintet, (Ds, Tr, T, Bs, CB), Winner of the blockflöte solo, 2006, ETF 2042, € 9,00 Orpheus Music Composition Competition Sammartini, Giuseppe: Concerto in F, a più 2005, 2006, OPM 150, $ 20,00 Istromenti & la Fluta, für Blockflöten eingerich- Edition Peters, Frankfurt tet von Jean Cassignol, 1. Allegro SATTB, 2. Si- Nastasi, Mirijam (Hg.): Die Soloflöte. Eine ciliano STTB, 3. Allegro assai SATBB, 2006, Sammlung repräsentativer Werke für Querflöte ETF 2036, € 16,00 allein vom Barock bis zur Gegenwart, Band IV: Emerson Edition, York Das 20. Jahrhundert (bis 1960), 2006, EP 8641d, Moore, Philip: Toccata, Adagio & Fugue, for € 16,80 three flutes, 2005, E469, £ 7,50 Schubert, Franz: Variationen über „Trockne Warren, Constance: Two Miniatures, for flute Blumen“, für Flöte und Klavier, D 802, (Bur- & piano, 2005, E 456, £ 6,00 meister), 2005, EP 10994, € 9,00

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Tcherepnin, Ivan: Pensamiento, für Flöte und Klavier, 2005, Bel. 680, € 9,80 Telemann, Georg Philipp: Suite a-Moll, for Flu- te and Piano (Salter), 1954, EP 7787, € 12,80 Riverberi Sonori, Rom Briccialdi, Giulio: 24 studi, per flauto solo (Per- sichilli), 2003, RS1051, € 12,50 Fahrbach, Joseph: Prima fantasia, su motivi del- l’Aida di G. Verdi, per tre flauti, op. 78, (Bignar- delli), 2005, RS 1062, € 16,00 Guiot, Raymond: Do it duet, per due flauti, 2005, RS 1060, € 14,00 Santucci, Francesco: Habanera e tango, per flauto e chitarra, 2004, RS 1059, € 14,00 Santucci, Francesco: Serenata e tango, per flau- to e pianoforte, 2004, RS 1047, € 14,00 Screaming Mary Music, USA-El Cerrito, CA 94530 Shannon, Glen: „La Follia“, Variations for Re- corder Quintet (Si/S, S/A, A/T, T/B, B) (Fi- scher), 2006, SMM 140 Schott Musik, Mainz Barlow, Jeremy: English Airs & Dances, 16 Easy to Intermediate Pieces from 18th-century Eng- land for Violin (Flute or Oboe) and Key board and optional Cello (Bassoon), Reihe: Baroque Around the World, 2006, ED 12861, inkl. CD, Kember, John/Ramsden, Catherine: Flute € 17,95 Sight–Reading 1. Vom-Blatt-Spiel auf der Flöte 1, Beck, Conrad: Sonatine, für Flöte und Klavier, eine erfrischend neue Methode, 2006, ED 12817, Reihe: Il flauto traverso, 1961/1989, FTR 100, € 11,95 € 12,95 Megastarke Popsongs 4, für Sopranblockflöte, Davies, Maxwell: Tecum Principium, for Flute Allein oder zu zweit spielen – mit 2. Stimme, and Marimba, 2005, ED 12856, € 6,95 Reihe: Spiel mit! Flöten-Hits für coole Kids, Die schönsten Popsongs für Altblockflöte 2, 2006, ED 9954, inkl. CD, € 13,95 12 Pop-Hits zusätzlich mit 2. Stimme, 2006, ED Quantz, Johann Joachim: Fantasien und Ca- 9955, inkl. CD, € 14,95 pricen, 6 Sonaten, für Altblockflöte solo (Hey- Durán, Elena (Hg.): Mexican Folk Tunes, 14 ens), 2005, OFB 204, € 12,95 Dances for Flute Duet, 2006, ED 12767, inkl. CD, € 17,95 Wise Publication, UK - London Durán, Elena (Hg.): Little Gems, for flute & Film Themes, Recorder Solo Début, Ten popu- piano, Volume I, Grades 1-2, Reihe: The Elena lar themes from the movies in easy melody ar- Durán Collection 2, Original pieces by John rangements for recorder, complete with backing Lenehan, 2006, ED 12768, inkl. CD, € 17,95 tracks on CD and free internet downloads, 2006, Heller, Barbara: Hundertmelodienbuch, für AM 985028, inkl. CD Blockflöte solo (Altblockflöte oder Sopran-, Musikverlag Zimmermann, Frankfurt/M. Tenor-, Bassblockflöte) oder andere Melodie– Hoffmeister, Franz Anton: Sechs Duos, op. 16, Instrumente (Querflöte, Oboe, Klarinette) (Sin- für 2 Flöten (Eppel), Reihe: Flöte zwischen Ro- ger), 2002, ED 9484, inkl. CD, € 16,95 koko und Romantik, 2006, ZM 35020, € 30,95

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weil sie mit viel Verständnis und Wissen um das Flanders Recorder Quartet: Bach Original zustande gekommen ist. Concerto in a, BWV 596, after Vivaldi op. 3 Nr. 11; Und das FRQ folgt auch bei den Bearbeitungen Vater unser im Himmelreich, BWV 737 und BWV 636; den Fußspuren des Meisters, denn Johann Seba- Fuga in a, BWV 543; Contrapunctus I from „Die Kunst stian Bach hat Zeit seines Lebens immer wieder der Fuge“, BWV 1080; Christ lag in Todesbanden, BWV von Kollegen – und sich selbst – geborgt und 625; Contrapunctus III from „Die Kunst der Fuge“, bearbeitet. BWV 1080; Passacaglia in g, BWV 582; Herr Christ, der ein’ge Gottessohn, BWV 601; Fantasia in C, BWV 570; Auf der CD sind in dieser Tradition auch zwei Fuga in C, BWV 545; Concerto in d, BWV 593, after Vi- Adaptionen von Vivaldis Opus 3 L’estro armo- valdi op. 3 Nr 8; Herzlich tut mich verlangen, BWV 727; nico aus dem Jahre 1711 zu finden: BWV 596 Fuga in g, BWV 578; Jesu meine Freude, from BWV 227, nach Vivaldis op. 3 Nr. 11 und BWV 593 nach BWV 610; Bart Spanhove, Han Tol, Joris Van Goethem, Vivaldis op. 3 Nr. 8. Paul Van Loey, Aeolus-Tonträger, Korschenbroich 2005, 1 CD, Best.-Nr. AE-10136 Alle Stücke sind ursprünglich für Orgel ge- schrieben, die vielleicht zu Recht als Königin der Bach ist der prägnante Titel, der schon in die Instrumente bezeichnet wird und die dies für Richtung weist, in die diese jüngste Produktion Bach sicherlich auch war. des FRQ geht. Sie ist eine Hommage à Bach, die Auch wenn ein Blockflötenconsort in gewisser sich vor Johann Sebastian, „dem größten Mu- Hinsicht an die Klangfarbe der Orgel erinnert, sikgenie der abendländischen Kultur“ verneigt. ist die Bearbeitung für 4 Blockflöten transpa- Sehr sympathisch und bescheiden wird im renter und lässt den vier Musikerpersönlichkei- booklet die lange Vorbereitungszeit zu dieser ten genug Raum. Bei dieser Orgel sind die ein- Produktion beschrieben. 18 Jahre lang hat das zelnen Pfeifen unabhängig und zu Emotionen FRQ Werke gesammelt und immer wieder bear- fähig. Vor dem Hörer wird ein intensiver Klang- beitet, bevor sich die vier Mitglieder Bart Span- teppich ausgebreitet, der trägt und berührt wie hove, Han Tol, Joris Van Goethem und Paul van z. B. in Christ lag in Todesbanden. der Loey zu den Aufnahmen in der Alt-Katho- Manchmal fühlt man sich – wie in den beiden lischen Kirche in Delft zusammenfanden. Vivaldikonzerten – auf eine rasante Berg- und Die Sorgfalt, mit der die Stücke zusammenge- Talfahrt mitgenommen, bei der die Tempi tragen wurden, macht die Adaption so gelungen, schnell, aber nicht zu schnell gewählt sind.

Blockflötenbau Herbert Paetzold - Blockflöten in handwerklicher Einzelfertigung - Nachbauten historischer Blockflöten - Viereckige Bassblockflöten von Basset bis Subkontrabass

Schwabenstraße 14 – D-87640 Ebenhofen – Tel. 08342-899111 – Fax: 08342-899122 [email protected] ·www.alte-musik.info

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Diese Aufnahme hat viele schöne Momente und wirkt nie schwer. Die Spielfreude und die Kunst Blockflöte der vier Solisten, die auch im Ensemble ihre Indivi - dualität nicht verlieren, lässt in durchdachten Inter- aktuell pretationen sogar Schweres leicht erscheinen. Neuerscheinungen Eine beeindruckende Sammlung von Blockflö- ten von Instrumentenbauern wie Friedrich von Huene, Adrian Brown, Adriana Breukink, Peter van de Poel und Hans Schimmel steht dem FRQ zur Seite.

Eine sehr zu empfehlende Einspielung und viel- Jetzt auch mit CD! leicht auch Anregung, mit der Bearbeitung be- Rainer Butz / Hans Magolt rühmter Werke fortzufahren und die Musik in I Flötenzirkus Die Blockflötenschule für Kinder ab fünf Jahren verschiedenen Besetzungen zu genießen. Band 1 – mit CD Ines Müller-Busch ED 9491-50 · € 13,95

G. F. Handel: Sonatas for the Recorder Die neue Trio Sonata in c-Moll, HWV 386a op. 2/I, Sonata in d- Liedersammlung Moll, HWV 367a, Sonata in F-Dur, HWV 369, Sonata auch als Trioheft in B-Dur, HWV 377, Sonata in a-Moll, HWV 362, So- Hans und Marianne nata in C-Dur, HWV 365, Sonata in g-Moll, HWV 360, Trio Magolt Sonata in F-Dur, HWV 389 op. 2/4, Ensemble 1700, Do- I Die schönsten rothee Oberlinger (Blockflöte), Anton Steck (Violine), Herbst- Katherina Brahe (Fagott), Karsten Erik Ose (Bass-Blok- und Winterlieder kflöte), Hille Perl (Viola da Gamba), T homas Boysen 27 Lieder für Herbst und Winter (Laute, Gitarre und T heorbe), Alexander Puliaev (Cem- ausgewählt nach den Themenkreisen Herbst – balo), C+P 2004 Marc Aurel Edition, 1 CD, Best.-Nr. St. Martin – Nikolaus – Advent – Weihnachtszeit MA 20024 (Auslieferung: Harmonia Mundi) • für 2 Sopran-Blockflöten – Ausgabe mit CD Bei dieser in Zusammenarbeit mit Deutschland- ED 20001-50 · € 13,95 – Ausgabe ohne CD Radio entstandenen Aufnahme umrahmen die ED 20001 · € 7,95 beiden Triosonaten c-Moll (HWV 386a) und F- • Trioheft für 2 Sopran-Blockflöten Dur (HWV 389) für (Block-)Flöte und Violine und 1 Alt-Blockflöte die sechs eigentlichen Blockflötensonaten. Do- Spielpartitur rothee Oberlinger und dem Ensemble 1700 ist ED 20002 · € 9,95 eine vitale, ausdrucksstarke und farbenreiche Neu: Einspielung gelungen. Klangschön, das Vibrato jetzt auch als Trioheft Hans und nicht meidend und in Dynamik und Artikula- Marianne Magolt tion vielfach abgestuft, gestaltet die Flötistin I Die schönsten ihren Part. Von wenigen leicht absinkenden Weihnachtslieder 20 beliebte und bekannte Schlusstönen abgesehen ist die Intonation per- Weihnachtslieder fekt. Oberlingers Verzierungen klingen spontan Trioheft für 2 Sopran- und „unabgenutzt“, dadurch oftmals überra- Blockflöten und 1 Alt-Blockflöte schend, aber immer überzeugend. Spielpartitur Eine ganz besondere Qualität dieser Einspielung ED 20003 · € 9,95 ergibt sich aus dem üppig besetzten Continuo- MA 0017-02 · 08/06 Instrumentarium mit Cembalo, Bassblockflöte,

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Fagott, Gambe, Laute, Gitarre und Theorbe. Durch die jeweils abwechselnde Besetzung der Bassgruppe erhält jede Sonate ihr eigenes Kolo- H. C. FEHR rit, und gelegentlich wird die Instrumentation Blockflötenbau · Schweiz auch für Einzelsätze neu konfiguriert – im Dien- ste quasi orchestrierter, klangdramaturgischer Abläufe. Bei bewegten, instrumental mehrfach Alleinvertrieb für Deutschland: verstärkten Basslinien und einer eher tief liegen- den Flötenstimme verschiebt sich die Balance Flute Village zuweilen sehr in Richtung Bassgruppe, zumal Inhaber Friedemann Koge deren ganz ausgezeichnet mitgestaltende Spieler eher „zupacken“ als die Flötistin nur dezent zu www.musikhaus-da-capo.de D-35216 Biedenkopf begleiten. Mir gefällt das! Schulstraße 12 Das dreisprachige Booklet listet penibel die stets Tel. o 64 61 wechselnden Besetzungen auf. Außerdem wird 69 62 der lesende Hörer mit einem Beitrag von Ger- hard Braun in Sachen „Händel und die Block - flöte“ philologisch auf die Höhe der Zeit ge- bracht. Und schließlich erklärt ein Blick auf das Verzeichnis des verwendeten Instrumentariums das eher dunkel timbrierte Klangbild der Auf- nahme: Die Stimmtonhöhe liegt bei 403 Hz, also in etwa bei der von originalen Blockflöten in Händels Umfeld. Ralf Ehlert baute die Kopien nach Instrumenten von Bressan und Stanesby junior – blitzsauber, mit klangvoller Tiefe und recht leichtgängiger Höhe. Die Bassblockflöte, die in der F-Dur-Sonate (die Basslinie verstär- kend und verzierend) auf sich aufmerksam macht, stammt von Moeck (Sonderausführung eines Instruments nach Rottenburgh). Ulrich Thieme

Recorderist Pete Rose P. Rose: Snsi, Medley: Signals/Limits; Right Hand Pen- tachord Variations, Cartoons; R. Hirose: Meditation; L. Berio: Gesti; M. Lavista: Ofrenda; J. Coltrane: Bessie’s Blues; B. T horn: Voice of the Crocodile; American Festival of Microtonal Music Inc., New York 2005, Best.- .musikhaus-da-capo.de Nr. P-200204, www.cdbaby. com

Mit dieser CD präsentiert das American Festival of Microtonal Music den Komponisten und

www Blockflötisten Pete Rose. Eigene Werke impro- visatorischen Charakters, ein Jazz-Stück von Coltrane und Klassiker der Blockflötenmusik NEUES erfahren Sie immer NEUES unter: erfahren des 20. Jahrhunderts (Hiroses Meditation, Be- rios Gesti, Lavistas Ofrenda und Thorns Voice of

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the Crocodile) werden von Rose auf dieser CD das damals noch viel kleiner war, als es die spä- verknüpft. teren, napoleonisch bedingten Zuwächse heute Die Tatsache, dass die ausgewählten Werke aus erkennen lassen? unterschiedlichen Kontinenten stammen, erwähnt Matthias Maute und seine sechs Mitmusiker (die Pete Rose im Booklet ausdrücklich. Außer die- „sieben Sprünge“ alias „Les Sept Sauts“) haben ser Information und einleitenden Worten über gute Gründe für diese ungewöhnliche Beset- die Geschichte der Blockflötenmusik des 20. zung, sehen doch die Partituren der barocken Jahrhunderts enthält das knapp gehaltene Book - Stuttgarter Hofmusik in einigen Orchester- let leider kaum Wissenswertes über die einge- Suiten die Mitwirkung von „türkischem“ spielte Musik. Schlagwerk ausdrücklich vor! Auch der Hinweis auf die internationalen Verflechtungen der Die Interpretation der Werke ist äußerst gelun- schwäbischen Residenz, nach Paris ebenso wie gen. Totale Ruhe und Exaltiertheit finden bei nach Venedig, legen ein großes Spektrum an Roses Spiel gleichermaßen Raum. Klangliche Klangfarben und eine differenzierte Besetzung Differenziertheit, persönlicher Witz und be- nahe. kannte Zitate (in den Improvisationen) unter- streichen das Nationalkolorit der Werke und ge- So bieten Matthias Maute und sein Ensemble ben ihnen einen Touch von Weltmusik. mitreißende Folklore in ihren acht Contredanses parisiennes aus dem 18. Jahrhundert (einer davon Die Aufnahmen entstammen Live-Mitschnitten schon mit dem Titel Mississippi, einem Fluss, den der Festivalkonzerte der Jahre 1988 bis 2000, die Franzosen bekanntlich von New Orleans bis welche an unterschiedlichen Veranstaltungs - nach Saint Louis hinaufsiedelten!) und in acht orten New Yorks statt fanden. Das Festival wur- Balletti di Venezia aus der gleichen Zeit. Diese de 1981 von Festival-Chef Johnny Reinhard ge- farbenfrohen und in die Beine gehenden Tänze gründet, um dem Publikum die Mikrotonale haben nichts, aber auch gar nichts von der Steif- Musik näherzubringen. Reinhard vertritt die heit und Langeweile, die man den Schwaben gerne These, dass sämtliche Musik mikrotonal ist, und nachsagt. schlägt damit gekonnt Brücken zwischen unter- schiedlichen Musikrichtungen des 20. und 21. Dabei geht das Angebot an Spitzenwerken und Jahrhunderts. Diese Idee ist in der Werkauswahl an Spitzenmusikern in Stuttgart weit über das der CD und der unabhängigen und weitblicken- auf der CD Aufgenommene hinaus: bedauernd den Interpretation von Pete Rose bestens wie - stellt Matthias Maute fest, dass aus Platzgründen der zufinden. Katja Reiser kein Stück des Hofkapellmeisters Pez aufge- nommen werden konnte, der in einem Gutach- ten Anfang des 18. Jahrhunderts immerhin drei Sieben Sprünge seiner vier Blockflötisten als ausgezeichnet ein- Les Sept Sauts: Barocke Kammermusik am Stuttgarter stufte. Fünf Stücke von Theodor Schwartzkopff Hof mit Werken von T h. Schwartzkopff, Anonyme, S. (1659–1732), Sebastian Bodinus (1700–1760) Bodino, Sig. Detri; Ensemble Caprice: Matthias Maute und Signor Detri (18. Jh.) belegen diese Ein- (Blockflöte, Traversflöte, Barockvioline), Sophie Lari - schätzung mit Solo- und Triosonaten sowie ei- vière (Blockflöte, Traversflöte), Lukas Friedrich (Ba- nem Quartett für Violine, zwei Querflöten und rockvioline), Michael Spengler (Viola da gamba), Maria B.c. Matthias Maute und sein Ensemble zeigen Grossmann (Cembalo, Orgel), Hubert Hoffmann sich hier durchaus auf der Höhe ihrer Vorgänger (Barocklaute), Rafik Samman (Perkus sion), 2004, im 18. Jahrhundert und liefern eine elegante und AT MA classique, 1 CD, Best.-Nr. ACD2 2344 (Ausliefe- rung: Musikwelt Tonträger, Sprakeler Str. 370, 48159 hochmusikalische Interpretation, die sehr dicht Münster) und virtuos dargeboten wird. Eine echte Berei- cherung unserer Kenntnis der wenig bekannten Ein orientalischer Perkussionist im biederen barocken Klangwelten in Süddeutschland! Württemberg der Barockzeit? In einem Land, Ulrich Scheinhammer-Schmid

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hin die richtigen Töne am richtigen Platz. Also Graham Waterhouse doch nicht so einfach? Zudem gibt es bereits ei- Phantom Castle nige Aufnahmen, man muss sich also dem direk- für 2 Blockflöten ten Vergleich stellen, was den Druck erhöhen (1. Sopran, 2. Sopran und Alt) könnte, eine Neuaufnahme besonders originell zu gestalten, um aufzufallen. ZM 35500 EUR 9,95 Dorothee Oberlinger hat die Möglichkeit, eine Ein großes, dunkles Schloss in stiller, sternenklarer Nacht. Vivaldi-CD zu machen, wahrgenommen und Von den Türmen steigen die ihre Eigenständigkeit dadurch deutlich gemacht, Gespenster herab, zunächst dass sie in ihre Auswahl von sieben Konzerten, langsam schwebend, dann die alle für flauto oder flautino komponiert wur- sich immer schneller dre- den, nur zwei der vier bekannten Konzerte hend, um sich schließlich in gespenstischer, nächtlicher hinein genommen hat. Für das kleine C-Dur Ekstase gegenseitig über den Konzert RV 444, verwendet sie eine Sopranino- Schlosshof zu jagen. blockflöte und transponiert das große C-Dur Zeitgenössische Spieltechni- Konzert RV 443, welches durch den von Fran - ken kommen zum Einsatz, um das Gespenstertreiben hörbar zu machen, die Vor- çois Truffaut als Filmmusik verwendeten zweiten gaben sind aber als Anregungen zu verstehen und sollen Satz den Bekanntheitsgrad der vier Jahreszeiten die Musiker ermutigen, ihr eigenes geisterhaftes Trei- erreichte, nach G-Dur. So erhält der Hörer auch ben zu ersinnen. die Möglichkeit, im großen C-Dur Konzert den More than passion! flexibleren Klang der Sopranblock flöte gegenü- www.zimmermann-frankfurt.de ber der Sopraninoblockflöte zu genießen . Darüber hinaus hat sie weniger bekanntere, sel- ten gespielte und sehr kammermusikalische : Concerti per Flauto & Flau- Konzerte ausgewählt. So erklingen zwei Con- tino certi della natura, durchaus typisch für Vivaldi, RV 95, RV 101, RV 108, RV 444, RV 443, RV 442, RV der eine ausgesprochene Vorliebe für pro- 163; Dorothee Oberlinger (Blockflöte), Sonatori de la grammatische Musik hatte. In RV 95 (D-Dur) Gioiosa Marca, Leitung: Giorgio Fava (Violine), booklet La pastorella wird der ländliche Reiz durch das in Französisch, Italienisch, Deutsch und Englisch, Co- Hinzutreten einer Drehleier unterstrichen. In produktion Arcana/Westdeutscher Rundfunk Köln, Ar- RV 163 (B-Dur) Conca, nach der gleichnamigen cana Charlotte & Michel Bernstein Éditeurs, F-Nantes großen Muschel benannt, die in der Schifffahrt 2005, 1 CD, Best.-Nr. Arcana A 330 für akustische Signale gebraucht wurde, wird der Die Entscheidung, eine Aufnahme mit Konzer- Muschelton, ebenso wie ein aufbrausender ten von Antonio Vivaldi zu machen, steht für je- Sturm effektvoll in Szene gesetzt. Das Kammer- de professionelle Blockflötistin irgendwann an. konzert RV 101 (G-Dur) und das Blockflöten- Eigentlich ist es einfach, denn barocke Konzer- konzert RV 442 waren u. a. das Ausgangsmate- te sind technisch nicht so anspruchsvoll wie ro- rial der populären Sammlung op. 10 für Quer- mantische Solokonzerte, bei denen die bloße flöte, die 1728 in Amsterdam gedruckt wurde. Aufnahme schon eine kopfnickende Bewunde- Das weihnachtliche Concerto RV 442 in F-Dur rung auslöst, im Sinne von: „Alle Achtung, ich con tutti gl’istromenti sordini ist ein weiteres Bei- könnte das nicht spielen!“ Leider sind die Vival- spiel für Vivaldis Praxis der Wiederverwertung dischen Konzerte für Blockflöte bereits in Al- musikalischer Ideen: Jeden Satz des Konzerts, tersstufe III (manchmal auch II) zu Kanonen- das in der späteren Querflötenfassung des op. 10 futter des Wettbewerbs „Jugend musiziert“ die Katalognummer RV 434 trägt, hat Vivaldi in degradiert worden. Natürlich auf einem anderen einem seiner Vokalwerke verarbeitet. Die Turiner Niveau gespielt als von einem Profi, aber immer- Partitur, ein Autograph, enthält neben verschie-

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denen Anweisungen auch eine durchgestrichene, Franz Krommer: Böhmische Flötenquintette aber lesbare frühere Version des langsamen Sat- op. 23 und op. 46, Bruno Meier (Flöte), Stamitz Quar- zes, die Dorothee Oberlinger der späteren Ver- tett, VMS/Zappel Music, Prag 2003, 1 CD, Best.-Nr. sion als Track 17 voranstellt. Das Concerto RV V MS 102 108 in a-Moll erinnert durch seine Besetzung mit zwei Violinen, Blockflöte und B. c. an die 24 Insgesamt 9 Quintette in der Besetzung Flöte, Concerti di flauto di diversi autori von 1725. Es Violine, 2 Violen und Violoncello hat der Böh- nimmt unter den Konzerten Vivaldis eine Aus- me Franz Krommer alias Franticek Kramár nahmestellung ein. Violinen und Flöte spielen zwischen 1804 und 1822 veröffentlicht. Die sich im ersten Satz ein Motiv zu, der Schlusssatz Opere 66, 92 und 104 sind hier in einer inspi- erinnert an eine Tarantella. Durch die im ersten rierten, makellosen und überragenden Interpre- und dritten Satz ausgeschriebenen Varianten lässt tation von Bruno Meier und dem Stamitz Quar- Vivaldi auch die Möglichkeit offen, das Konzert tett Prag eingespielt. Diese Einspielung zeigt auf der Oboe zu spielen. einmal mehr, dass auch die sogenannten Klein- meister Musik schreiben konnten, die vieler Als Stimmton wurde ganz bewusst 440 Hz ge- Werke der Großen ebenbürtig genannt werden wählt, da die Stimmung zur Zeit Vivaldis in Ve- darf, und die, da die Großen ja nur wenig für nedig höher war als in den angrenzenden Mu- Flöte komponiert haben, die Herzen der Flö - sikzentren. Dass in Italien die Stimmung höher tisten höher schlagen lässt. Die Mozartsche Quin- ist als in Resteuropa hat sich übrigens bis zum tettbesetzung 2 Violinen, 2 Violen und Violon- heutigen Tage gehalten. Die verwendeten Block - cello wurde von diesen (z. B. auch von Romberg flöten stammen von Ralf Ehlert (Celle), Fumit- und Molique) übernommen, statt der 1. Violine aka Saito (Amsterdam) und Tim Cranmore „darf“ nun eine Flöte ihrer Kantilenen und vir- (Malvern/UK). tuosen Kapriolen frönen, aber auch weit über Dorothee Oberlinger ist eine ausgezeichnete das rein Divertimentohafte hinaus tiefere Spielerin, die mit Frische, Natürlichkeit und Schichten ihrer Hörer anrühren. Gleich das 1. Charme eine klare Interpretation ohne Manie- Quintett der CD, das d-Moll-Quintett op. 92 rismen präsentiert und auch nicht immer schön springt den Hörer mit seinem ins Dramatische spielen muss, sondern dem Hörer durchaus gewandten Barockgestus des Quintbeginns kratzige Töne präsentiert. In Giorgio Fava und förmlich an und hält dieses unerbittliche d-Moll, seinem achtköpfigen Ensemble, den Sonatori de vergleichbar dem in Mozarts Streichquartett d- la Gioiosa Marca, hat sie ebenbürtige Partner ge- Moll KV 421, fast immer strikt durch. Gerade funden, die mit Spielwitz und Klangschönheit dieses Werk lotet ungewohnte Tiefen aus. Alle begleiten. Ines Müller-Busch Quintette zeigen aber auch die Erfahrung

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MUSIKVERLAG TIDHAR präsentiert: Tidhar’s Kammermusik für Blockflöten MUSIK FÜR BLOCKFLÖTEN in diversen Besetzungen Solo – Duette – Trios – Quartette – Quintett – Sextett. Werke mit Klavier Die Neue Sopranflöten Schule “Der Kleine Europäer” von M. Kinle www.musikverlag-tidhar.de

Krommers im Umgang mit der Musik seiner Kräht ja doch (k)ein Hahn danach … Zeit und davor, eine Erfahrung, die er mit Sicher - Musik von Komponistinnen aus vier Jahrhunderten, mit heit auch durch sein eigenes Quartett- und Kam- Werken von: C. Arrieu, F. Aubin, C. Schumann, G. Tail- mermusikspielen – er war ein exzellenter Geiger leferre, G. von Zieritz, I. Leonarda, F. Hensel-Mendels- – gewonnen haben mag. Und ähnliche Themen- sohn, L. Boulanger, H. Beckmann; Susanne Schrage anlagen bei Kollegen, eben Mozart, im Es-Dur- (Flöte), Ina Otte (Klavier), Dabringhaus und Grimm, Quintettbeginn op. 104 (Mozart Es-Dur-Quar- Detmold 2004, 1 CD, Best.-Nr. Audiomax 703 1326-2 tett KV 428) oder Carl Philipp Emanuel Bach im Mit dem Klangkonzept des „lebendigen Raum- Beginn des Es-Dur-Quintetts op. 66 (Sympho- klanges“ der Detmolder Firma kann ich mich nie in Es Wtqu.183, 2) bedeuten nicht, dass irgendwie nicht anfreunden, die hier als Auf- Franz Krommer nicht ein hoch origineller und nahmeort gewählte Fürstliche Reithalle in Bad eigenständiger Komponist war. Auch in der Arolsen ist kein guter Konzertsaal. Die ange- Klassik – ja bis heute – bedeutet eine ähnliche strebte „Lifehaftigkeit“ (so die Homepage) er- Tonfolge erst einmal nur den Ausgangspunkt ei- weist sich als „Hallhaftigkeit“, die das Zuhören ner Komposition, das Entscheidende ist, wie der erschwert. Da die beiden Interpretinnen zu ei- Komponist damit umgeht, was ihm dazu einfällt, nem flächigen Spiel im oberen dynamischen wie er eigenes damit gestaltet. In der Barockzeit Bereich mit wenig Piano-Abstufungen neigen – wurde ein Themenbeginn wie im d-Moll-Quin- was zum Glück nicht für alle eingespielten tett von Krommer a-d-b-cis fast inflationär von Stücke gilt – ist die Hörfreude nicht ganz unge- allen Komponisten zur Definition von Moll be- trübt. nutzt, von Mozart noch z. B. in der „kleinen“ g- Moll-Sinfonie (g2-d2-es2-fis1), aber das Erstaun- Das vorgestellte Programm enthält einige Origi- liche ist doch, welch unterschiedliche Werke so nalwerke für Flöte und Klavier: die Sonatine von zustande kamen. Und bei Krommer eben ein Claude Arrieu (1903–1990), die Forlane von Werk der Dramatik – mit Flöte. Germaine Tailleferre (1892–1983), die Bilder vom Jahrmarkt von Grete von Zieritz (1899– Diese CD ist in jedem Punkt ein Gewinn, auch 2001) sowie die für das Ensemble komponierten in der Aufmachung – ein informatives Booklet drei Stücke von Heike Beckmann (Jahrgang über Krommer, die Quintette, die Interpreten. 1959). Violinbearbeitungen sind die Werke von Sehr empfehlenswert. Frank Michael Isabella Leonarda (1620–1704), Lili Boulanger Zur Information: Beim Booklet sind die Angaben irreführend: (1893–1918) und Clara Schumann (1819–1896), Auf dem Deckblatt sind die Quintette opera 23 und 46 angegeben, von Fanny Hensel (1805–1847) wurde ein reines im Innenteil und auf der CD befinden sich jedoch die besproche- nen Quintette. Ob unter diesen Umständen die Verlagsnummer Klavierstück wegen des namengebenden Zitats stimmt, wissen wir nicht. mit dem Hahn hereingenommen. Ob die drei

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Aquarelles von Francine Aubin (Jahrgang 1938, Romance geborene Tremblot de la Croix) original für Flö- Französische Liebeslieder und Instrumentalstücke: F. te komponiert wurden, geht aus dem Booklet- Devienne: Romances d’Estelle, J. B. Krumpholtz: Sona- Text leider nicht hervor, es liegt aber durch ihre ta I B-Dur, Je Voulois Sylvie, C. Saint-Saëns: Une flûte Dix Inventions für zwei Flöten nahe. invisible, Romance, M. Tournier: La lettre du jardinier, J. Massenet: Elégie, B. Godard: Une flûte invisible, L. Wenn man sich mit dem halligen Klang abge- Delibes: Morceau, Le Rossignol, M. Bonis: Invocation, funden hat, wird die Arrieu-Sonatine zum Chanson d’amour, Songe, Une flûte soupire, R. Laparra: Wiederhören verführen, auch die mehr der E- Bien loin d’ici, J. Ibert: Deux Stèles Orientées, A. Caplet: Musik zuneigenden Miniaturen der Francine Deux Sonnets, Ecoute, mon cœur …, Viens! Une flûte in- Aubin. Starken Eindruck hinterlassen die Bilder visible soupire …; Trio con voce: Heidrun Luchterhandt vom Jahrmarkt der Grete von Zieritz, als Kom- (Sopran), Hans-Joerg Wegner (Flöte), Ellen Wegner position und als großartige interpretatorische (Harfe), Göttingen 2005, Charisma-Musikproduktion, 1 Leistung des Duos. Dagegen lässt die Interpre- CD, Best.-Nr. gutingi 236 tation der beiden genialen Stücke der Lili Bou- Ein CD-Programm mit vielen Komponisten langer Wünsche hinsichtlich Leichtigkeit und (11), anspruchsvollen Texten und zahlreichen Durchsichtigkeit offen. Stücken (21) in einer nicht alltäglichen Beset- Wenig überzeugt mich die Flöten-Bearbeitung zung, insgesamt ein spannendes Angebot also. der Drei Romanzen op. 22 von Clara Schumann. Es geht immer um Liebe, aufkeimende, schwär- Die Solostimme ist nicht unmittelbar flötenge- merisch-sehnsüchtige, unerwiderte, unglücklich mäß, die klangliche Spannung einer auf der A- verlaufende oder vergangene, schon nicht mehr Saite gespielten hohen Melodie ist mehr als ein so schmerzliche, und dazu gehört „eine Musik Klangfarbenwechsel auf der Flöte, und durch die der stilleren, introvertierten, zum Teil besinn- häufig notwendigen Oktavierungen verschiebt lichen Momente, nicht der überbordenden äu- sich die Balance zum Klavier. ßerlichen Intensität“, wie es im CD-Booklet Gerade für die Besetzung Flöte-Klavier gibt es heißt. Dieses gibt übrigens nur wenig sachliche genügend originale Kompositionen von Frauen, Informationen; schade, gerade bei unbekannten es lassen sich inhaltlich sinnvolle Programme zu- Komponisten und Stücken wie hier wünscht sammenstellen, ohne auf Violinliteratur oder man sich nicht nur Hörhilfen, sondern doch Sonstiges zurückgreifen zu müssen. Das betrifft auch konkrete Daten, zu den Stücken, etwa zu auch die Violinsonate der Isabella Leonarda, ihrer Herkunft oder ihrer Entstehungszeit oder ganz abgesehen von stilistischen Bedenken bei zur originalen Besetzung (Klavier oder Harfe). einer Aufführung mit moderner Flöte und Kla- Das Programm beginnt mit klassischen Stücken vier. Für diese Instrumente ideal ist die Musik von Devienne und Krumpholtz, dann folgen – von Heike Beckmann, die mit unterhaltsam mo- mit einem Zeitsprung von etwa 70 Jahren – ro- dernen Klängen, geschickt gemischt aus ver- mantische Kompositionen der Belle Epoque von schiedenen „Schubladen“ der Musikgeschichte, Saint-Saëns, Delibes, Massenet und Godard, und zum Zuhören lockt, vielleicht ein bisschen zu schließlich aus dem frühen 20. Jahrhundert mehr lang. oder weniger impressionistische Musik von Mel Sollte immer noch jemand an der musikalisch- Bonis, Laparra, Caplet, Tournier und Ibert, wo- schöpferischen Kraft des weiblichen Ge- bei die Reihenfolge keine streng chronologische schlechts Zweifel haben, so kann ihn diese CD ist. Der Gefahr, dass der Zuhörer ob der häufig eines Besseren belehren – was aber nicht heißen mehr reflektierenden als erlebenden Stimmun- soll, dass für die Wiedergutmachung der Ver- gen ermüdet, versucht das Ensemble durch den säumnisse der Vergangenheit und für Chancen- Wechsel der Besetzungsmöglichkeiten zu begeg- gleichheit heute nichts mehr zu tun wäre. nen. Auch die Hereinnahme der leichten, heite- Zˇeljko Peˇsek ren Stücke von Devienne und Krumpholtz dient

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wohl diesem Zweck. Deviennes entzückende eine gewisse Schwäche des Ensemble-Konzep- Romances d’Estelle kennenzulernen ist unbe- tes: durch das zu sehr gesteuerte kunstvolle Zu- dingt ein Gewinn, nur scheint mir hier die sammenspiel will sich hier das so nötige berau- Stimmführung der Sopranistin nicht leicht ge- schende und humorvolle Ineinander von Stimme nug, das gilt auch für das Lied von Krumpholtz und Flöte nicht recht einstellen. Trotzdem eine Je voulois Sylvie, welches in die flötenbegleitete CD, die Interessantes und Nicht-Alltäg liches Sonate desselben Komponisten als Einfügung bringt, wenn sie auch ein wenig anstrengend ist, nach dem zweiten Satz (Romance) gespielt wird. weil im Bestreben um nuancenreiche und klang- schöne Interpretation gelegentlich des Guten zu Unter den romantischen Stücken ganz ent - viel getan wird, es fehlt ein wenig an Unbeküm- zückend ist das effektvoll die Nachtigall nach- mertheit und Frische. Lässt man sich immer wie- ahmende Le Rossignol von Delibes. Die wohl- der neu auf einzelne Stücke und Komponisten bekannte Romanze op. 37 von Saint-Saëns wird ein, kann die hohe Spielkultur des Ensembles im Tempo zu sehr zerdehnt, so dass der extati- ihre Vorzüge geltend machen und Interesse an sche Schwung nicht recht zur Geltung kommen dieser Besetzung wecken. Zˇeljko Peˇsek kann. Interessant ist auch der Vergleich von drei Kompositionen auf den Text Une flûte invisible von Victor Hugo. Saint-Saëns komponiert ein einfaches Strophenlied, Godards Version ist NEUEINGÄNGE schon stärker deutend durchkomponiert, und Caplet schließlich verleiht mit seiner expressio- Anno 1756, Johann Schobert: Sonate in F-Dur, nistischen Farbpalette Wind, Wasser, Vögeln und op. 16/4 für Cembalo, Flauto Traverso & Vio- der unsichtbaren Flöte beredtesten Ausdruck. loncello, Anton Fils: Sonate in D-Dur für Flau- Caplet ist für mich auch, neben der neu zu ent- to Traverso, Violoncello obligato & Basso con- deckenden Komponistin Mel Bonis, die mit sehr tinuo, Franz Xaver Richter: Sonate in g-Moll für persönlichen Duo-Stücken vorgestellt wird, ei- Flauto Traverso, Cembalo & Violoncello, Jo- ner der wichtigsten Komponisten auf der CD. hann Christian Bach: Sonate in A-Dur, op. 2/5 Mel Bonis ist – der zunehmend erkannten Qua- für Cembalo, Flauto Traverso & Violoncello, lität ihrer Musik angemessen – durch vier Stücke Wolfgang Amadeus Mozart: Sonate in B-Dur, vertreten. Ihre Flötensonate cis-Moll, für Louis KV 15, für Cembalo, Flauto Traverso & Violon- Fleury komponiert, wird auch sonst wieder öf- cello; Petit Trianon: Florian Birsak (Cembalo), ter gespielt, hier hört man drei Lieder für Sopran Isolde Hayer (Violoncello), Dorothea Seel (Tra- und Harfe und ein Flöte-Harfe-Stück. Die Rein- versflöte), Laska-records, Bergkamen 2006, 1 CD, heit und mystische Gestimmtheit in Invocation Best.-Nr. LAS 780088 und Songe hinterlassen bleibenden Eindruck, Johann Sebastian Bach: Six Flute Sonatas, Sonata in man hört das sensible Spiel der Harfe in seiner A Major (BWV 1032), Sonata in E Minor (BWV vollen Schönheit, während sie sonst – zusam- 1034), Partita in A Minor (BWV 1013), Sonata in men mit der Flöte – aufnahmetechnisch zu sehr E Major (BWV 1035), Sonata in B Minor (BWV im Hintergrund steht. Laparras Komposition 1030), Peter-Lukas Graf (flute), Aglaia Graf (pi- auf einen Text von Baudelaire aus seinen Nou- ano), Claves Records, CH- 3600 Thun 2005, 1 velles fleurs du mal besteht aus modal getönten CD, Best.-Nr. 50-2511 Arabesken. Sein sehr reichhaltiges Liedschaffen, Johann Sebastian Bach: a due per Flauto e Cemba- das auf spanischer, baskischer Folk lore beruht, lo, Sonate G-Dur (BWV 525), für Voiceflute und ist mit diesem Stück zwar kurz, aber gut reprä- obligates Cembalo, Sonate c-Moll (BWV 1017), sentiert. für Altblockflöte in Es und obligates Cembalo, An den beiden Stücken von Ibert, den Stèles Partita C-Moll (BWV 1013), für Altblockflöte orientées auf Texte von Victor Segalen, offenbart solo, Sonate E-Dur (BWV 1035), für Altblock flö - sich meiner Meinung nach auch am deutlichsten te und B.c., Präludium, Fuge und Allegro Es-Dur

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(BWV 998), für Cembalo solo, Sonate h-Moll, Händel: Allegro, Bach: Herzlich thut mich ver- (BWV 1030), für Altblockflöte und obligates langen, Bach: Menuet und Badinerie, Loeilloet Cembalo; Dorothee Oberlinger (Flauto), Chri- de Gant: Adagio und Giga (Allegro), Donizetti: stian Rieger (Cembalo), Raumklang, Schloß Sonate, Brahms: Ungarischer Tanz Nr. 5, Rhein- Goseck 2006, Marc Aurel Edition, MA 20035 berger: Elegie, Schlubeck: Deep Colours, Ibert: Entr’ Acte, Debussy: Le petit nègre, Elgar: Salut Blue Train, Sylvia C. Rosin: Blue Train, Bud d’ amour, Schäffer/Schlubeck: Le Pianoteur, Green/Les Brown/Ben Homer/Arr. S. C. Rosin: Zamfir: Pastel Roumain, Bartók: 2 rumänische Sentimental Journey, W. A. Mozart: Alla turca, Tänze, Trad. Rumänien: Invîrtita + Ciocîrlia; Richard Adler/ Jerry Ross/Arr. S. C. Rosin: Matthias Schlubeck (Panflöte), Konzertbüro Hernando’s Hideaway, Edvard Grieg: Elfen- Matthias Schlubeck, Wuppertal 2004, 1 CD, tanz, Aram Iljitsch Chatschaturjan: Märchen am ohne Best.-Nr. Abend, Richard M. and Robert B. Sherman: I wanna be like you, Claude Debussy: The Little piccolo tunes, Gary Schocker: Sonate, Mike Negro, Trad./Arr. I. Beutler: Un poquito canto, Mower: Sonate, Georges Auric: Scherzo, Darius Sefton Cottom: aus Various Trouts II: Einfache Milhaud: Exercice Musical, Francis Poulenc: Vi- Forelle oder Forelle Müllerin, Eine kleine Zau- lanelle, Jan Huylebroeck: Kay El’lem, Raymond berforelle, Bolero-Forelle, Wiegenlied-Forelle, Guiot: Onivatto, Marc Matthys: Echoes; Perter Forelle Blau, Engel-Terzett, Terry Gilkyson: Verhoyen (Piccolo), Stefan De Schepper (Pia- The Bare Necessities, Trad./Arr. I. Beutler: Go no), Et’Cetera Productions, B-Sint-Michiels Down, Moses, Dimitrij B. Kabalewski: Clowns, 2006, 1 CD, Best.-Nr. KTC 1296 (Auslieferung: Irmhild Beutler: Tea for Three, Frank R. Gillis: Peter Verhoyen, ‘t Kloosterhof 67, B-8200 Sint- Coon Hollow Capers, James Horner: My Heart Michiels Will Go On, Mikis Theodorakis: Margarita Viktor Fortin, Top Fourteen, Vortragsetüden für Margaro, Trad./Arr. I. Beutler: Joshua fit the Blockflöte, Jolly Joker für Altblockflöte und Battle of Jericho, W. A. Mozart: Das Butterbrot, Klavier, Appalachische Sonate für Altblockflöte Zequinta Abreu/Aloysio Oliveira: Tico, tico, und Klavier, Serenata quasi facile für Sopran- Kingsley/Michaele/Gordanne/Arr. S. C. Rosin: blockflöte und Klavier, Taiwanesische Sonatine Amazing Grace; Ensemble Dreiklang Berlin: für Altblockflöte und Klavier; Dorothea Senf Irmhild Beutler/Martin Ripper/Sylvia C. Rosin (Blockflöte) Franns Wilfried Promnitz von (Blockflöten), Profil Edition Günter Hänssler, Promnitzau (Klavier), Dresdner Piano Salon, Neuhausen 2006, 1 CD, Best.-Nr. PH 06017 Dresden 2005, 1 CD, ohne Nr. Die Zauberpanflöte, W. A. Mozart: Konzert für Virtuose Panflöte – Panflöte und Klavier, Gaetano Flöte und Orchester in D-Dur (KV 314)/aus der Donizetti: Sonate in F-Dur, Gabriel Fauré: Sici- Oper „Die Zauberflöte“: Der Vogelhändler bin lienne aus Pelléas et Mélisande op. 78, Petr Eben: ich ja …, Dies Bildnis ist bezaubernd schön, Pa - Sonatine semplice, Niels Wilhelm Gade: Ballade Pa - Pa …, Der Hölle Rache kocht in meinem aus Phantasiestücke op. 43, Claude Debussy: 1er Herzen/aus der Oper „Don Giovanni“: La ci- Arabesque, Andantino con moto aus Deux Ara- darem la mano/Konzert für Flöte und Orchester besques, L 66, Ferenc Farcas: Allegro moderato, in G-Dur (KV 313); Matthias Schlubeck (Pan- aus: Bihari Román Táncok – Rumänische Tänze flöte), Dorina Mangra (Violine), Sandu Moldo- aus Bihar, Thorsten Schäffer/Matthias Schlu- van (Fagott), Rumänische Staatsphilharmonie beck: Prédiction et Danse de Syrinx, für Panflöte Transsylvanien, Leitung: Horst-Hans Bäcker, und Klavier, Rumänische Folklore: Kleine ru- Panofon, Wuppertal 2006, 1 CD, Best.-Nr. MS mänische Suite (Geampara, Hora, Sirba, Ciocîr- 0610CD lia); Matthias Schlubeck (Panflöte), Thorsten Impressionen - Impressions, Bach: Allegro, Down - Schäffer (Klavier), Panofon, Wuppertal 2005, land: Flow my tears, Vivaldi: Allegro, Bach: Air, 1 CD, Best.-Nr. MS 0509CD

TIBIA 4/2006 315 Neues aus der Holzbläserwelt

Prof. Robert Ehrlich neuer Rektor der Hochschule für Musik und Theater Leipzig

Prof. Robert Ehrlich Prof. Robert Ehrlich ist wurde am 20. Juni 2006 Preisträger verschiede- als neuer Rektor der ner Wettbewerbe: 1988 Hochschule für Musik gewann er den 2. Preis und Theater „Felix im Internationalen Mendelssohn Barthol- ARD-Musikwettbe- dy“ Leipzig gewählt. werb München und da- Seine Amtszeit begann mit die höchste Aus- am 1. Oktober 2006. zeichnung für einen Das Konzil wählte ihn Blockflötisten seit für eine dreijährige Wettbewerbs-Grün- Amtsperiode bis zum dung. 1989 errang er 30.9.2009. Der bisheri- den 1. Preis im ge Rektor, Prof. Kon- Moeck/SRP-Wettbe- rad Körner, stand für werb in London. Eine das Amt nicht mehr ausgedehnte Konzert- zur Verfügung. Pro- tätigkeit als Solist und rektor für Lehre und Amtsvorgänger Prof. Konrad Körner (rechts) beglück - mit verschiedenen En- Studium wird der Pia- wünscht Prof. Robert Ehrlich, der sein Amt als Rektor am 1.10.2006 angetreten hat sembles und Orche- nist Prof. Hanns-Mar- stern führte Robert tin Schreiber. Als Pro- Ehrlich in fast alle eu- rektor für künstlerische Praxis kann Schau- ropäischen Länder und nach Übersee. So wird er spieler Prof. Dirk Vondran seine Amtszeit um 2007 Konzerte in Deutschland, England, Frank- weitere drei Jahre verlängern. Die Prorektoren reich, Italien, Spanien, Korea, Malaysia und Tai- wurden von Prof. Robert Ehrlich vorgeschlagen wan geben. Radio-Liveübertragungen erfolgten und gleichfalls vom Konzil gewählt. aus Berlin, London, Frankfurt, Halle und zahl- Robert Ehrlich wurde 1965 in Belfast (Nordir- reichen anderen Konzertsälen im In- und Aus- land) geboren. Er studierte am King’s College land. Seine CD-Einspielungen von Schlüssel- Cambridge (England) Musik und Musikethno- werken des Blockflötenrepertoires bei Globe logie sowie am Sweelinck-Konservatorium Am- Records, Arte Nova und Raumklang wurden sterdam (Niederlande) Blockflöte. Von 1990 bis mit Begeisterung von der internationalen Mu- 1993 hatte er einen Lehrauftrag an der Karlsru- sikpresse begrüßt. Prof. Robert Ehrlich ist als her Musikhochschule inne und unterrichtete als Gastdozent für Meisterkurse international ge- Gastdozent an der Southampton University. fragt wie bei der Internationalen Händel-Aka- 1993 wurde er als Professor für das Fach Block - demie in Karlsruhe, bei der Internationalen flöte an die Hochschule für Musik und Theater Bach-Akademie Stuttgart, beim Internationalen „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig beru- Sommerkurs in Urbino (Italien) und an der fen, wo er 2003–2006 als Studiendekan der Fach- Guildhall School of Music and Drama London, richtung Alte Musik und Prodekan des Fachbe- wo er seit 1998 regelmäßig Interpretationskurse reiches II in der akademischen Selbstverwaltung für Blockflöte und Bläserkammermusik hält. tätig war.

316 TIBIA 4/2006 Veranstaltungen

24.10.–29.10.2006, Wittenberger Renaissancemusik- 37 a, Karlsruhe, Info: info@ schun der.de oder festival, Thema: Musik am Hofe Friedrich des Tel.: +49 (0)721 707291

Weisen. Mit dem Festival wird die Wittenberger Februar 02.02.–04.02.2007, Ensemblekurs Blockflöte, Lei- Musiklandschaft beginnend mit der spätmittel- tung: Barbara Husenbeth, Trossingen, Info: alterlichen Musik der Wittenberger Hofkapelle Forum artium, Am Kasinopark 1-3, 49124 Ge- bis zur Blüte reformatorischen Musikschaffens orgsmarienhütte, Tel.: +49 (0)5401 34160, Fax: wiederbelebt. So werden Kompositionen aus +49 (0)5401 34223 oder [email protected], den Jenaer Chorbüchern der Hofkapelle, aus www.forum-artium.de Oktober den Sammelwerken Georg Rhaus, sowie zahl- reichen anderen mit Wittenberg in Verbindung stehenden Musikdrucken im Mittelpunkt der DEUTSCHER MUSIKWETTBEWERB 2007 musikalischen Aufführung stehen. Konzerte, Ausstellung, Workshops für historische Blasin- 27. Februar bis 10. März strumente (einschließlich Blockflöten), Viola da Universität der Künste Berlin Gamba und Laute. Info: Wittenberger Hofka- pelle, Thomas Höhne, Eillenburger Str. 28, Konzerthaus Berlin 06905 Bad Schmiedeberg, Tel.: +49 (0)34925 Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, 70810, Mobil: 0172 3237365 oder wittenberger- Leitung: Golo Berg [email protected], www.wittenberger-hofka pelle.de Für Holzbläser interessante Kategorien: 11.11.2006, Keine Angst vor hohen Tönen, Leitung: – Duo Flöte-Klavier Ines Müller-Busch, Ort: Kulturzentrum in der – Ensemble für Neue Musik Hardtstr. 37 a, Karlsruhe, Info: info@ schun Anmeldeschluss: 15. November 2006 der.de oder Tel.: +49 (0)721 707291 18.11.2006, 10.00 Uhr – 18.00 Uhr, Der große Block - Ausschreibung und Wettbewerbsrepertoire ab 01. Juni 2006: flötentag: Einladung zum gemeinsamen Musizie- ren mit Han Tol, Dörte Nienstedt und Studen- Infos: Deutscher Musikrat, gemeinnützige Projekt GmbH, Projektbüro DMW, Weberstr. 59, ten der Hochschule für Künste Bremen, Ort: Haus der Kultur, 53113 Bonn, Tel: +49 (0)228 Kreismusikschule Celle. Teilnehmen können 2091160, Fax: +49 (0)228 2091250, Blockflöte spielende Kinder ab 9 Jahren sowie [email protected] November Jugendliche und Erwachsene, die an Musikschu- len, bei kirchlichen Trägern, in Spielkreisen oder März im Privatmusikbereich Blockflöte spielen. Be- 02.03.– 04.03.2007, Meisterkurs Blockflöte, Lei- stehende Ensembles, die neue Impulse für ihr tung: Han Tol, Rotterdam/Bremen, Info: Fo- Spiel bekommen möchten, sind ebenso herzlich rum artium, Am Kasinopark 1-3, 49124 Georgs- eingeladen. Themen: Blockflötenorchester, En- marienhütte, Tel.: +49 (0)5401 34160, Fax: +49 semblespiel, Klangexperimente, Instrumenten- (0)5401 34223 oder [email protected], demonstration, Konzert mit Teilnehmern, www.forum-artium.de Studenten und Dozenten. Info: Moeck Musik- 03.03.2007, 10.00–17.00 Uhr, Sfere Armoniche, Do- instrumente + Verlag, Lückenweg 4, 29227 Celle, zent: Paul Leenhouts, Ort: Kreismusikschule Tel.: +49 (0)5141 8853-0, [email protected], Celle, Themen: englische und deutsche Con sort - www.moeck.com musik, italienische Canzonen und diminuierte 20.01.2007, Music for a while, Leitung: Carin van Chansons (Literaturübersicht), Ensemble-Tech-

Januar Heerden, Ort: Kulturzentrum in der Hardtstr. nik, reine Stimmung in der Praxis, Instrumen-

TIBIA 4/2006 317 Veranstaltungen

Kasinopark 1-3, 49124 Georgsmarienhütte, Tel.: +49 (0)5401 34160, Fax: +49 (0)5401 34223 oder [email protected], www.forum-artium.de 13.04.–15.04.2007, Haltung, Bewegung, Ausdruck April www.martin-praetorius.de am Instrument, Kurs für alle Instrumentalisten, angewandte Musikphysiologie auf der Grund - tierung und Besetzung u. a. Der Kurs richtet sich lage der Dispokinese und der Arbeit nach Hein- an Spieler, die bereits Erfahrung im Ensemble- rich Jakoby und Elsa Gindler, Leitung: Alexan - spiel haben oder Kenntnisse darüber gewinnen dra Müller, Berlin, Info: Forum artium, Am wollen. Es ist sowohl eine aktive als auch eine Kasinopark 1-3, 49124 Georgsmarienhütte, Tel.: passive Teilnahme möglich. Bestehende Ensem- +49 (0)5401 34160, Fax: +49 (0)5401 34223 oder bles können Paul Leenhouts ein einstudiertes [email protected], www.forum-artium.de

Stück vorstellen und mit ihm weiter erarbeiten. Mai Info: Moeck Musikinstrumente + Verlag, Lücken - 12.05.2007, Neue Musik lesen – üben – interpretie- weg 4, 29227 Celle, Tel.: +49 (0)5141 8853-0, ren – unterrichten, Dozent: Gerd Lünenbürger, [email protected], www.moeck.com Ort: Kreismusikschule Celle. Das Seminar rich- tet sich gleichermaßen an fortgeschrittene Mu- 17.03.2007, Vibrato- Technik in Alter und Neuer Mu- sikschüler und Amateure wie auch an Studenten sik, Leitung: Karel van Steenhoven, Ort: Kultur - und Musikschullehrer. In Gruppen- und Einzel- zentrum in der Hardtstr. 37 a, Karlsruhe, Info: stunden sollen verschiedene Fragen behandelt info@ schun der.de oder Tel.: +49 (0)721 707291 werden, die sich bei der Beschäftigung mit neuer 26.03.–31.03.2007, Meisterkurs Oboe, Leitung: In- Blockflötenmusik stellen. Spieler, die eine erste go Goritzki, Stuttgart, Info: Forum artium, Am Annäherung an Neue Musik suchen, sind also ebenso eingeladen wie diejenigen, die sich schon mehrfach mit zeitgenössischen Werken beschäf- tigt haben. Info: Moeck Musikinstrumente + Verlag, Lückenweg 4, 29227 Celle, Tel.: +49 (0)5141 8853-0, [email protected], www.moeck.com 16.05.–20.05.2007, Meisterkurs Flöte, Leitung: Mi- chael Faust, Düsseldorf, Info: Forum artium, Am Kasinopark 1-3, 49124 Georgsmarienhütte, Tel.: +49 (0)5401 34160, Fax: +49 (0)5401 34223 oder [email protected], www.forum- artium.de 23.07.–27.07.2007, Meisterkurs Flöte, Leitung: An- Juli drea Lieberknecht, Hannover, Info: Forum ar- tium, Am Kasinopark 1-3, 49124 Georgsma- rienhütte, Tel.: +49 (0)5401 34160, Fax: +49 (0)5401 34223 oder [email protected], www.forum-artium.de September 2007, „Meisterkurs Traversflöte“, Kurs 33, Leitung: Barthold Kuijken, Brüssel, Info: Forum artium, Am Kasinopark 1-3, 49124 Ge- orgsmarienhütte, Tel.: +49 (0)5401 34160, Fax: +49 (0)5401 34223 oder [email protected], www.forum-artium.de

318 TIBIA 4/2006 ERT A -Veranstaltungen

Informationen: ERTA e.V. Leopoldshafener Str. 3 76149 Karlsruhe Tel.: 0721-707291 Fax: 0721-788102 [email protected], www.erta.de

14./15.10.2006 Fulda: Grundlagen des Blockflö- Gruppe Flöte spielen möchten, Literatur: be- tenbaus, Leitung: Jo Kunath, Vera Morche, Info: kannte Weihnachtsliteratur und andere leichte Mollenhauer Blockflötenbau, Weichselstraße 27, 3–6-stimmige Sätze. Tenor- und Bassflöten kön- 36043 Fulda, Tel.: +49 (0)661 9467-0, Fax: +49 nen im Kurs zum probieren geliehen werden. (0)661 9467-36, www.mollenhauer.com, info@ Info: Tel.: +49 (0)421 702852, www.loebnerblock mollenhauer.com floeten.de 21.10.2006 in Köln-Holweide, Musikschule: 11.–12.11.2006 Fulda: Get together – 4. Fuldaer ERTA -Blockflötenlehrertreffen – auch für Nicht- Ensemblekurs mit Konzert; Leitung: Amsterdam Mitglieder! Thema: Vermittlung von modernen Loeki Stardust Quartet, Info: Mollenhauer Block - Spieltechniken mit entspr. Literatur; Info: barbara. flötenbau, Weichselstraße 27, 36043 Fulda, Tel.: [email protected] +49 (0)661 9467-0, Fax: +49 (0)661 9467-36, 27.10.–1.11.2006 Ebenhofen, Flötenhof e.V.: www.mollenhauer.com, [email protected] Bau einer Renaissance-Blockflöte mit Herbert 11.11.2006 Essen, Kammermusiksaal der Paetzold, Info: Tel.: +49 (0)8342 899111, Fax: Folkwang Hochschule: Folkwang lädt ein! „Mei- +49 (0)8342 899122, www.alte-musik.info, alte- sterklasse für den Nachwuchs“ – ein Unterrichts- [email protected] angebot für Blockflötenschüler und zukünftige 1.–5.11.2006 Feldkirch, Österreich: European Blockflötenstudierende. Dozenten: Prof. Gudrun Recorder Festival 2006, International Competition Heyens, Wolfgang Kostujak (Cembalo-Korrepe- for recorder solo, European ERTA Conference. tition), Info und Anmeldung: Tel.: +49 (0)203 3460876, [email protected] 3.–5.11.2006 Ebenhofen, Flötenhof e.V.: Kurs für Barockoboe mit Wolfgang Kube, Info: Tel.: 24.–26.11.2006 Ebenhofen, Flötenhof e.V.: +49 (0)8342 899111, Fax: +49 (0)8342 899122, Kurs für Blockflöte mit Han Tol, Info: Tel.: +49 www.alte-musik.info, [email protected] (0)8342 899111, Fax: +49 (0)8342 899122, www.alte-musik.info, [email protected] 4.11.2006 Fulda: Kinder bauen sich ihre Block - flöte. Modell Adri’s Traumflöte Sopran, Leitung: 25.11.2006 Fulda: Ausbildung zum Workshop - Gunter Rose u. a., Info: Mollenhauer Blockflöten- leiter „Kinder bauen sich ihre Blockflöte“, Leitung: bau, Weichselstraße 27, 36043 Fulda, Tel.: +49 Jo Kunath, Info: Mollenhauer Blockflötenbau, (0)661 9467-0, Fax: +49 (0)661 9467-36, Weichselstraße 27, 36043 Fulda, Tel.: +49 (0)661 www.mollenhauer.com, [email protected] 94670, Fax: +49 (0)661/946736, www.mollen hauer.com, [email protected] 10.–12.11.2006 Blockflötenzentrum Bremen – Kurs V mit Dörte Nienstedt: „Ensemblespiel für 25.–26.11.2006 Fulda: Harmonische Blockflöten Einsteiger“ für alle, die gerne einmal in größerer – Grundbegriffe und Funktionsweisen, Leitung:

TIBIA 4/2006 319 ERTA-Veranstaltungen

Nik Tarasov, Info: Mollenhauer Blockflötenbau, 13.4.–15.4.2007 Blockflötenzentrum Bremen – Weichselstraße 27, 36043 Fulda, Tel.: +49 (0)661 Ensemblekurse: Kurs II mit Peter Thalheimer: 94670, Fax: +49 (0)661 946736, www.mollen „5–7 stimmiges Ensemblespiel“ von Hollander, hauer.com, [email protected] Brade, Simpson, Zipp, Linde und Pärt. Intonation, 1.–3.12.2006 Ebenhofen, Flötenhof e.V.: Kurs ausgewogener Klang, Artikulation speziell im gro- für Blockflöte mit Paul Leenhouts, Info: Tel.: +49 ßen Ensemble. Info: Tel.: +49 (0)421 702852, (0)8342 899111, Fax: +49 (0)8342 899122, www.loebnerblockfloeten.de www.alte-musik.info, [email protected] 22.6.–24.6.2007 Blockflötenzentrum Bremen – 16.2.–18.2.2007 Blockflötenzentrum Bremen – Ensemblekurse: Kurs III mit Stefan Schrader: Ensemblekurse: Kurs I mit Paul Leenhouts: „Doppelchöriges Musizieren“ im großen Ensem- „Einführung in den Jazz“ – Improvisation und En- ble. Auch geeignet für Spieler, die „nur“ 2 Flöten- semble-Spiel mit jazzigen Arrangements. Jazz- größen beherrschen! Info: Tel.: +49 (0)421 musik im großen Ensemble. Info: Tel.: +49 (0)421 702852, www.loebnerblockfloeten.de 702852, www.loebnerblockfloeten.de ERT A -Veranstaltungen

Zu verkaufen! MOECK-Krummhornsatz (SATB) Tel.: 05086 / 29 01 45

Impressum TIBIA · Magazin für Holzbläser Erscheinungsweise: viermal jährlich – Januar, April, 31. Jahrgang · Heft 4/2006 Juli, Oktober. Redaktionsschluss: 15. November, 15. Februar, 15. Mai und 15. August Herausgeber: Sabine Haase-Moeck, Michael Schneider, Peter Thalheimer Bezugskosten: Jahresabonnement im Inland € 20,00, Ein zelheft € 6,50; Jahresabonnement im Ausland Schriftleitung: Sabine Haase-Moeck € 22,50; zuzüglich Versand kosten E-Mail: [email protected] Anzeigenverwaltung: Ulrich Gottwald, Anschrift der Redaktion: Moeck Musikinstrumente + Verlag Moeck Musikinstrumente +Verlag, Postfach 31 31, D-29231 Celle Postfach 31 31, D-29231 Celle Telefon : 05141/88 53 67, Fax: 05141/88 53 42 Telefon: 05141/88 53 0, Fax: 05141/88 53 42 E-Mail: [email protected] E-Mail für redaktionelle Beiträge: 1 Zur Zeit gilt Preisliste Nr. 19, € 30,00 ( /16 Seite, s/w) [email protected] 1 bis € 525,00 ( /1 Seite, 4c) zuzüglich Mehrwertsteuer; Gezeichnete Beiträge stellen nicht unbedingt die Mei- anfallende Satz- und Bearbeitungs kosten werden ge- nung der Herausgeber, der Schriftleitung oder des sondert in Rechnung gestellt. Verlages dar. Sämtliche Rechte für alle Länder blei- Anzeigenschluss: 1. Dezember, 1. März, 1. Juni, ben vorbehalten. Nachdruck – auch teil weise – nur 1. September mit vorheriger Genehmigung des Verlages. Für Satz: Moeck Musikinstrumente + Verlag, Celle unver langt eingesandte Manuskripte und Fotos übernehmen Verlag und Redaktion keine Haftung. Druck: Druck & Werbung, Celle Die Redak tion behält sich vor, Leserbriefe gekürzt zu © 2006 by Moeck Musikinstrumente + Verlag, Celle, ver öf fentlichen. Printed in Germany, ISSN 0176-6511

320 TIBIA 4/2006 Termin: jeweils Samstags von 10.00 – 17.00 Uhr Ort: Kreismusikschule Celle, Kanonenstr. 4, 29221 Celle

Paul Leenhouts Gerd Lünenbürger „Sfere Armoniche“ Neue Musik lesen – üben – Englische und deutsche Consortmusik, italienische interpretieren – unterrichten Canzonen oder diminuierte Chansons Seminar 2: 12. Mai 2007 Seminar 1: 3. März 2007 Das Seminar richtet sich gleichermaßen an fortge- Paul Leenhouts hat sich in den letzten Jahren auf schrittene Musikschüler und Amateure wie auch an die Consortmusik des 16. und 17. Jahrhunderts Studenten und Musikschullehrer. Verschiedene spezialisiert und mit dem von ihm gegründeten En- Fragen sollen behandelt werden, die sich bei der semble The Royal Wind Music große Erfahrung auf Beschäftigung mit neuer Blockflötenmusik stellen, diesem Gebiet erworben. In diesem Seminar gibt er z. B.: sein Wissen weiter und nimmt zu folgenden The- – Wie gehe ich an eine unbekannte Partitur? men Stellung: – Welche musikalischen oder technischen Bau- – Englische und deutsche Consortmusik – eine steine stehen im Zentrum? Literaturübersicht – Wie kann ich eine eigene Übestrategie ent - – Ensemble-Technik wickeln? – Reine Stimmung in der Praxis – Wie verläuft die Kommunikation mit evtl. Mit- – Instrumentierung und Besetzung spielern? – Diminutionen – Wie entwickele ich eine Hörvorstellung und eine – Musica Ficta eigene Interpretation? Der Kurs richtet sich an Spieler, die bereits Erfah- – In welchem ästhetischen Rahmen bewegt sich rung im Ensemblespiel haben oder Kenntnisse dar- das Stück? über gewinnen wollen. Es ist sowohl eine aktive – Und nicht zuletzt: Welche Möglichkeiten er- wie eine passive Teilnahme möglich. schließen sich für die Unterrichtsarbeit? Spieler, die eine erste Annäherung an Neue Musik Teilnahmegebühr 40,00 € (aktive Teilnahme), suchen, sind also ebenso eingeladen wie diejenigen, 25,00 € (passive Teilnahme) die sich schon mehrfach mit zeitgenössischen Wer- ken beschäftigt haben. Teilnahmegebühr 40,00 € (aktive Teilnahme), 25,00 € (passive Teilnahme)

Weitere Informationen und Anmeldung: Moeck Musikinstrumente + Verlag, · Lückenweg 4, D-29227 Celle · Tel. 05141-8853-0 www.moeck.com ... aus unserer Website:

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Schwierigkeitsgrade

1 2 3 4 5 sehr leicht leicht mittel schwer sehr schwer