MAGAZIN FÜR HOLZBLÄSER Eine Vierteljahresschrift · Einzelheft € 6,50 Heft 1/2010 Termin: Samstag, 27. Februar 2010, 10.00–17.00 Uhr Ort: Kreistagssaal, Trift 26, 29221 Celle

Seminar 1 mit Catrin Anne Wiechern und Andrea Kraska

Die Courante ist die süße Hoffnung – ein Tag mit Blockflötenmusik und barockem Tanz

Catrin Anne Wiechern ne ben Ihrer Tätigkeit als Andrea Kraska ist seit 1996 in der Kreativen Leiterin der Kreismusikschule Celle ist sie als Ballettschule in Celle tätig und unterrichtet seit Dozentin für verschiedene Workshops tätig, Januar 2004 eine eigene Klasse Klassik für Er- außerdem ist sie die künstlerische Leiterin des wachsene. Jugendblockflötenorchesters NORD.

Ein guter Teil der Ensemble- oder Consortmusik aus Renaissance und Barock wurden originär als Tanzmusik komponiert. Pavane, Galliarde oder Gavotte – diese Tänze sind jedem Blockflötenspieler ein Begriff, man hat sie schon oft gespielt, aber wer hat sie schon einmal getanzt? Und wie musste die Musik damals gespielt werden, damit sie die Tänzer auch optimal unterstützt und nicht stolpern lässt? In diesem Seminar sollen verschiedene Tänze aus Renaissance und Barock musiziert und getanzt werden. Alle Teilnehmer sind herzlich eingeladen, die verschiedenen Tänze selbst auszuprobieren oder zu erfahren, wie ein Musiker spielen musste, damit die Musik auch wirklich „tanzbar“ ist. Neben dem Musizieren und dem Erlernen einfacher Tanzschritte soll auch ein kleiner Überblick über die entsprechende Gattungsgeschichte vermittelt werden. Teilnahmegebühr e 40,00

Weitere Informationen und Anmeldung: Moeck Musikinstrumente + Verlag e. K., Lückenweg 4, D-29227 Celle | Tel. 05141-8853-0 | [email protected] | www.moeck.com Veranstalter: Moeck Musikinstrumente + Verlag e. K. und Kreismusikschule Celle TIBIA · Magazin für Holzbläser 35. Jahrgang · Heft 1/2010

Inhalt Peter Thalheimer: Eng oder weit, kurz oder lang? Blockflöten- mensuren und ihre Auswirkungen auf Tonumfang und Griffsystem 3 Das Porträt: Der Blockflötist Pierre Hamon – ein Interview von Kerstin Fahr 13 Klaus Hofmann: Des Rätsels Lösung. Zweiter Nachtrag zu meinem Aufsatz Unter falscher Flagge? in Tibia 1/2009 17 David Lasocki: Ein Überblick über die Blockflötenforschung 2005, Teil 4 20 Summaries 25 Berichte Peter Thalheimer: Erinnerungen an Ernst Stieber (1907–1990) 26 Ludolf Baucke: Musik der Heideklöster 31 Moments littéraires 37 Rezensionen Bücher 45 Noten 47 Tonträger und AV-Medien 60 Leserforum 69 Neues aus der Holzbläserwelt 70 Veranstaltungen 73 Impressum 80

Titelbild: Abbildung aus einem Andachtsbuch des 15./16. Jh. aus dem Kloster Me - dingen; Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Nie der sächsische Lan des bib li - othek Hannover, Ms I, 74, Bl. 45r (siehe S. 31) Diese Ausgabe enthält folgende Beilage: Moeck Verlag, Celle Edition Moeck Nr. 3312 | ISMN M-2006-3312-2 | € 19,00

Irmhild Beutler a Gondoletta basiert auf der Melodie Ldes venezianischen Volksliedes La La Gondoletta Biondina in Gondoletta. Das Lied erzählt for recorders Venetian Folksong von einer blon den Frau, die in einer Arrangement: I. Beutler lauen Som mer nacht in einer Gondel so sanft durch die vene zianischen Kanäle ge - schaukelt wird, dass sie sofort einschläft. Der Text der ersten Liedstrophe lautet: La biondina in gondoletta L’altra sera go menada Dal piaser la poveretta la s’ha in bota indormenzá La dormiva su sto brazo Ogni tanto la se svegliava E la barca che ninava la tornava a in dormensar. Das Arrangement des Liedes zeichnet den Klang und die Spielweise einer Drehorgel nach. Die Melodie des Liedes liegt in der So - pran stimme; die erste Altstimme wird parallel dazu geführt. Im Kontrast zu diesen beiden cantablen Stimmen stehen die eher spiele risch-mechanisch anmu- tenden Be gleit fi gu ren von Alt 2, Tenor, Bass und Subbass. Um beide Stimm grup - pen klanglich von ein ander abzuheben, können Alt 2 und Tenor ihren Tönen – außer an den con-voce-Stellen der Te nor - stimme – Luftgeräusch beimischen. Die Sopranino- sowie alle Stimmen der dritten Strophe sind solistisch zu besetzen.

MOECK MUSIKINSTRUMENTE + VERLAG e.K. Tel. +49-(0)5141-8853-0 | [email protected] 29231 Celle | Postfach 143 Fax: +49-(0)5141-8853 42 | www.moeck.com Eng oder weit, kurz oder lang?

Peter Thalheimer Eng oder weit, kurz oder lang? Blockflötenmensuren und ihre Auswirkungen auf Tonumfang und Griffsystem

Der Begriff „Mensur“ wird im Mu sik in stru - An ga ben, wie weite, enge und mittlere Mensur men tenbau meist von seiner Bedeutung im irri tieren, welche ich in der Liste anführe. Die Orgelbau her erklärt: Man versteht darunter weiteren Mensuren sind für Leute bestimmt, das Verhältnis der Länge zur Weite einer zylin- welche Musik des 16. Jahrhunderts und frühere drischen Orgelpfeife. Viel näher an der ur - in den Mittelpunkt ihrer Arbeit gestellt haben, sprünglichen Bedeutung von lat. mensura im die ganz engen für diejenigen, welche die Sinne von Maß, Größe, Länge wird der Begriff Barockzeit bevorzugen, wer aber nicht speziali- Mensur bei Streich- und Zupfinstrumenten ver- sieren will, dem ist am meisten mit meinen mitt- wendet. Hier ist einfach die schwingende leren Mensuren gedient, welche ich auch ohne Saitenlänge gemeint, also keine Verhältniszahl besondere Aufforderung versende. Wenige wie im Orgelbau. Seiten später schreibt Harlan dann zu seiner Kinderflöte g'': Mensur nur 11 Zentimeter lang. Für den auf Holzblasinstrumente übertragenen Damit ist Harlans Mensurbegriff umrissen: Begriff nennt Herbert Heyde1 drei verschiede- Enge, weite und mittlere Mensur beziehen sich ne Bedeutungen: offensichtlich auf die relative Weite der In nen - bohrung, das Längenmaß bei der Kinderflöte 1. Länge und Durchmesser des Ko pu lators2 und auf den Abstand vom ersten bis zum siebten deren Verhältnis zueinander (Konusgefälle usw.) Griffloch. Dieser mehrdeutige Mensurbegriff 2. die Grifflochweiten (Durchmesser) wird bei Blockflöten bis heute verwendet, 3. die Maßverhältnisse von Aufschnitt (…) und obwohl er die Gefahr von Missverständnissen Mundloch. in sich birgt. Eine Zweideutigkeit ist nur da - durch zu verhindern, dass die Adjektive „eng“ Auf die Blockflöte wird der Mensurbegriff seit und „weit“ auf die Maße der Innenbohrung be - ihrer Wiederentdeckung zu Beginn des 20. schränkt bleiben. Der relative Griff lochabstand Jahrhunderts angewendet. Die Übertragung der sollte mit „enge“ bzw. „weite Grifflochlage“ Definition aus dem Orgelbau kommt dabei be zeichnet werden. wegen der meist konischen Bohrung nicht ohne Modifikation in Frage. Peter Harlan benützt Ein weiteres Begriffspaar sorgt in diesem Zu - die erste Bedeutung Heydes, wenn er um das sammenhang gelegentlich für Verwirrung, näm- Jahr 1933 schreibt:3 Lassen Sie sich nicht durch lich die „lange“ oder „kurze Mensur“,4 auch

Peter Thalheimer, geboren 1946 in Stuttgart, studierte Querflöte, Block flöte, Schul - musik und Musikwissenschaft in Stuttgart und Tübingen. Seit 1978 lehrt er in Nürnberg, zuerst als Dozent für Blockflöte, Traversflöte, Querflöte, Methodik, Aufführungspraxis und Kammermusik am damaligen Meistersinger-Konservatorium, jetzt als Professor für Historische Aufführungs praxis und Blockflöte/Traversflöte an der Hochschule für Musik Nürnberg. Konzerte, Rundfunk- und Tonträgerproduktionen, Kurse und Vorträge führten ihn in viele Länder Europas und die USA. Darüber hinaus sind aus seiner Tätigkeit zahlreiche Noteneditionen sowie Publikationen zur Aufführungspraxis und zur Instrumenten - kunde hervorgegangen.

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„langes“ oder „kurzes Modell“5 bzw. „lange“ oder „kurze Form“6 ge nannt. Diese Begriffe sind wahr- scheinlich um 1930 bei den Block - flötenbauern im Vogtland entstan- den.7 Mit langer Mensur ist eine Bau weise bei Blockflöten gemeint, bei der die konische Innenbohrung – insbesondere bei der unteren Griff lochtriade – so flach gehalten ist, dass die Flöte gegenüber einer Flöte kurzer Mensur trotz gleicher Grundstimmung äußerlich deutlich länger ist (s. Abb. 1). Dieser Boh - rungs un ter schied wirkt sich auf die Grifflochlage, vor allem aber auf die Obertonstruktur und das Überblas- verhalten8 aus. In der Literatur wer - den die Begriffe „lange Men sur“ und „kurze Mensur“ mindestens seit 1966 verwendet.9 Leider wurde der Sinn unterschiedlich langer Fußstücke bei Barockflöten in der Zeit nach 1945 meist nicht er kannt und nicht in den Zu sam men hang mit dem Überblasverhalten ge - bracht.10

* * *

Seit genaue Bohrungsvermessungen als Standard einer In stru men ten be - schreibung üblich geworden sind,11 scheinen „eng“ und „weit“ so wie „lang“ und „kurz“ zu pauschale Ka - te go risierungen zu sein. Auf fällig ist aber, dass trotz der Existenz genauester Vermessungen histori- scher Originale das Wissen um die musikalisch-praktischen Folgen be - stimmter Bo hrungs verläufe noch immer nicht zum All ge mein wissen der Blockflötenspieler gehört. Die wichtigsten Tendenzen sind so

1 zusammenzufassen: Eine zylindri- Abb. 1: Drei f -Altblockflöten im gleichen Stimmton: sche oder schwach invertiert-ko nische Bohrung Ehlert-Alto von Moeck (rein überblasend), Joachim Paetzold (lange Mensur) und Friedrich von Huene, (Renaissance-Flöte) begünstigt die tiefen Teil - Modell Rippert (kurze Mensur) töne des Klangspektrums, folglich klingen sol-

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che Instrumente in der Tiefe relativ kräftig. Die erklingenden Ober töne können dann mit Eine stark konische Bohrung in Mit tel stück dem „Soll“ der Ober ton reihe verglichen wer - und Fuß (Barock-Flöte) begünstigt die hohen den. Dazu eignet sich am besten ein Stimm - Teiltöne, folglich klingen entsprechend gebaute gerät, das neben der gleichstufigen Tem pe ratur Flöten in der Tiefe relativ leise, in der Höhe auch die reine Skala der Obertonreihe gespei- kräftig und strahlend. Damit ist zugleich auch chert hat.12 Die Ka librierung des Ge rä tes muss der Klangfarbenunterschied erklärt: Re na i s - an der real klingenden Tonhöhe des Grund - sanceflöten klingen dunkler, „grundtöniger“, tones orientiert werden. Eine weitgehende Barockflöten heller, „obertöniger“. Übereinstimmung der Überblastöne mit der reinen Partialtonreihe wird sich nur bei soge- Das Klangbild ist jedoch nicht nur von der Ge - nannten „rein überblasenden“ Blockflöten er - stalt der Innenbohrung, sondern auch von vie- geben. Dazu gehören außer einigen neu kon- len anderen Faktoren abhängig, so z. B. von den struierten Modellen wie z. B. der Helder- Proportionen des Aufschnitts und der Form Blockflöte, der Modernen Blockflöte von Paet - des Windkanals. Trotzdem kommt dem Boh - zold-Tarasov-Mollenhauer und der Ehlert- rungsverlauf für die Klangfarbe, die Lautstärke Moeck-Blockflöte vor allem deutsche Flöten und die Ansprache tiefer bzw. hoher Töne aus der Zeit um 1930 und gute sogenannte Ga - größte Bedeutung zu. Ein weiterer wichtiger nassi-Flöten13. Bei allen anderen Block flö ten, Aspekt wird heute in seiner Bedeutung meist insbesondere denen, die nach hochbarocken zu gering eingeschätzt oder völlig übersehen, Vorbildern gebaut sind, erklingen die Überbla- nämlich das Überblasverhalten des Grund - stöne zu hoch, je nach Bauweise um bis zu 150 tones. Deshalb soll hier zunächst ein einfaches Cent.14 Diese Abweichungen haben Aus wir - Verfahren beschrieben werden, um das Über- kungen auf die Verwendbarkeit bestimmter blasverhalten des Grundtons bei Blockflöten Griffe und auf die Spielbarkeit der Töne in der unterschiedlicher Bauweise und Stimmung zu 3. Oktave. testen. Die Tonhöhenangaben beziehen sich dabei auf eine Tenorblockflöte in c1. Der Tonhöhe des 2. Partialtons, also der Oktave über dem Grundton, kommt in der Nach dem Anblasen des Grundtones wird der Praxis keine große Bedeutung zu. Wir verwen- Griff des Grundtons so modifiziert, dass ohne den ihn hauptsächlich in einer durch Öffnen wesentliche Verstärkung des Atemdrucks statt des Daumenloches erhöhten Version als Be - des Grundtons die Partialtöne 2 bis 5 anspre- standteil des Trillers e2/d2: chen (s. Abb. 2).

Abb. 2 1. 2. 3. 4. 5. Partialton Grundton Oktave Duo- Doppel- Terz dezime oktave

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Überbläst der Grundton beim 3. Partialton (Duodezime) um nicht mehr als einen Halbtonschritt (100 Cent) zu hoch, so ist er mit einer kleinen grifftechnischen Modifikation als gis2 zu verwenden:

Für die Einordnung und Bewertung des Über- blasverhaltens sind in erster Linie die Ab - weichungen beim 4. Partialton signifikant, also der Unterschied zwischen der reinen Dop pel - Wir kennen diesen Griff von Instrumenten mit oktave über dem Grundton und dem erklingen- der sogenannten deutschen Griffweise, aber den 4. Partialton. auch von Tenor- und Bassflöten, bei denen gis2 mit dem Barock-Griff zu tief ist oder schlecht Untersucht man Blockflöten-Modelle aus anspricht. unterschiedlichen Epochen bzw. in verschiede- ner Bauweise, so lassen sich die Instrumente Beim 4. Partialton (Doppeloktav) haben die anhand der Ergebnisse für den 4. Partialton Abweichungen der Überblastöne vom „Soll“ (Doppeloktave) in drei Kategorien einordnen: der reinen Partialtöne einen sehr entscheiden- den Einfluss auf die spieltechnischen Mög lich - 1. rein überblasende Instrumente, keiten: Ist der Überblaston um nicht mehr als 2. bis zu 100 Cent zu hoch überblasende In stru - 100 Cent zu hoch, so wird er verwendbar als mente, cis3: 3. mehr als 100 Cent zu hoch überblasende In - strumente.

Diese drei Kategorien des Überblasverhaltens kommen bei allen blockflötenspezifischen Bohrungs-Konzeptionen vor, also bei zylindri- scher Bohrung mit oder ohne konischem Schallbecher, und bei invertiert konischer Boh - Überbläst der Grundton in den 4. Partialton rung mit oder ohne zylindrischen Boh rungs - um mehr als 100 Cent zu hoch, so ist der Ton abschnitten. Sie sind folglich „epochenüber- cis3 auf diesem Weg nicht erreichbar. Bei sol- greifend“ und unabhängig von der musikhisto- chen Instrumenten bleiben dafür nur die be - rischen Einordnung eines Instrumententypus. kannten Griffe mit abgedecktem Schallloch, Es gibt heute z. B. „Renaissance-Flöten“ auf dem Markt, die rein überblasen, aber auch sol- che, die in die Kategorien 2 oder 3 einzuordnen sind (s. Abb. 3).

Die drei Überblaskonzepte korrespondieren mit durchaus unterschiedlichen klanglichen und spieltechnischen Möglichkeiten:

1. Rein überblasende Instrumente haben eine ggf. mit Modifikationen, oder der nur im Le - kräftige, grundtönige Tiefe. Ihr Umfang reicht gato von h2 oder c3 aus erreichbare Griff: meist bis zur Quinte der 3. Oktave (V'''), dabei

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ist auch #I''' problemlos möglich. Bei zylindrischer Bohrung mit oder ohne konischem Schall becher funktionieren im Prinzip Ganassis Grifftabellen. Aller dings müssen dafür die Griff - löcher ziemlich groß sein. Invertiert konische Flöten, die rein überblasen, haben einen relativ gleichmäßigen, fla- chen Konus, der sich im Bereich der beiden untersten Grifflöcher nicht ver- stärkt oder aber in einen zylindrischen Abschnitt mündet. Die Grifflöcher der rechten Hand liegen deshalb relativ weit auseinander, die schwingende Länge ist relativ groß.

2. Instrumente, die beim 4. Partialton um nicht mehr als 100 Cent zu hoch überblasen, sind in der Lautstärke von Tiefe und Höhe relativ ausgeglichen. In der 3. Oktave ist die #I''' problem- los zu erreichen. Bei invertiert koni- scher Boh rung ist der Konus etwas stärker als bei rein über blasenden Flöten, aber weniger stark als bei Instrumenten der 3. Kategorie. Im Un - ter schied zu den Instrumenten der 3. Kategorie wird diese Baukonzeption „lange Men sur“15 ge nannt, weil die schwingende Länge trotz gleicher Tonhöhe deutlich länger ist als bei der 3. Ka te gorie, der kurzen Mensur.

3. Instrumente der 3. Kategorie, die beim 4. Partialton um mehr als 100 Cent zu hoch überblasen, haben eine schwache Tiefe, eine klangvolle Mit - tellage und eine labile Höhe, speziell bei I'''. Die #I''' ist konstruktionsbe- dingt nicht spielbar, dafür funktioniert die III''' (als überblasene VI'') oft rela- tiv gut. Bei umgekehrt konischer Bo h - rung nimmt die Verengung nach unten zu, oft durch eine Stufe oder eine „Einschnürung“ in der Bohrung in der Abb. 3: Drei g1-Renaissance-Altblockflöten im gleichen Nähe des zweiten Griffloches von unten. Die Stimmton: Fred Morgan (rein überblasend), Herbert Ton löcher können wegen der zunehmenden Paetzold (lange Mensur) und Klaus Scheele (kurze Ver engung im Fußstück relativ klein und gut Mensur)

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greifbar positioniert werden. Wegen der relativ zusammen, so wird deutlich, dass die drei Ka - kleinen schwingenden Länge wird dieses Mo - tegorien des Überblasverhaltens mit bestimm- dell auch „kurze Mensur“ genannt. ten Griffsystemen korrespondieren, insbeson- dere zwischen VI'' und IV'''. Sollen bestimmte * * * spieltechnische Eigenschaften erreicht werden, so muss die Innenbohrung so konzipiert sein, Fasst man die Ergebnisse der Beobachtungen dass das Überblasverhalten dafür die nötigen an Blockflöten der beschriebenen Kategorien Voraussetzungen schafft.

Spezifische Griffe für c'-Instrumente der Kategorie 1-3 1a: rein überblasend, zylindrische oder weite, konische Bohrung a2 h2 c3 cis3 d3 e3

1b: rein überblasend, konische Bohrung

2: lange Mensur

3: kurze Mensur

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Einige andere grifftechnische Eigenschaften von Merk malen und oft zu falschen Deu - einer Blockflöte sind dagegen von der Griff - tungen. Zu sam men ge hö rige Grif fe machen lochbohrung, nicht aber vom Überblasverhal- dagegen die Ein ordnung historischer Griff - ten abhängig, z. B. der Griff für IV'. Dieser Ton tabellen bzw. der zugehörigen In stru mente in muss je nach Größe und Position der Löcher 1- die drei Kategorien möglich. So zeigt z. B. Syl - 3 mit der sogenannten barocken (englischen), vestro Ganassi (1535)17 mit den Griffen der der historischen oder der sogenannten deut- höchsten Töne für In stru mente von Schnitzer schen (besser: Harlan-)Griff weise gegriffen und Hans Rauch aus Schrattenbach, dass diese werden: in die Dop pe loktave und die Terz darüber rein f1 f1 f1 überblasen haben (s. Abb. 4). Dagegen belegen

„barock“, historisch, „deutsch“, englisch Hotteterre Harlan

Um einem weit verbreiteten Irr - tum wieder einmal entgegenzu- treten, sei festgestellt, dass die Aus stattung einer Flöte mit Dop - pellöchern auf den beiden unter- sten Stufen unabhängig von der Griffweise für IV' möglich ist.

Anhand der dargelegten Zu sam - men hänge zwischen dem Über- blasverhalten und den Griffen bestimmter Töne ist es auch mög- lich, aus historischen Griff ta bel - len In for ma tionen über den zu - grundeliegenden Flötentyp zu entnehmen. Allerdings ist eine Griff tabelle nur durch die Ge - samtheit aller Griffe aussagekräf- tig. Das ge le gent lich praktizierte Verfahren, Griffe aus un ter - schied lichen Tabellen oder Quel- len16 zu sammenzufassen, führt da gegen zu einer Ver mischung

Abb. 4: Die höchsten Töne für In stru - mente von Schnitzer und Hans Rauch bei Silvestro Ganassi: Intitulata Fon te gara; Venedig 1535

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J. F. B. C. Majers18 Griffe für fis3 und g3 (Alt - tieren zu lassen, so hat es ein heutiger Spie ler, block flöte) aus dem Jahr 1732, dass seiner Ta - der sich eine neue Flöte kaufen will, un gleich belle ein In strument der 2. Ka te gorie zug runde schwerer. Der Käufer ist meist darauf angewie- liegt (s. Abb. 5). Einen sehr ähnlichen Block flö - sen, die akustischen Ei genschaften durch Aus - ten ty pus doku men tie ren die Grif fe bei Pablo probieren selbst herauszufinden. Nur so kön- nen die Er war tun - gen, die der Käu fer an sein neues In stru - ment richtet, von diesem auch er füllt werden. Häufig wer - den z. B. hochwerti- ge Alt block flöten in kur zer Mensur ge - kauft, und später wird dann enttäuscht fest gestellt, dass das fis3 nicht spielbar ist. Das Wissen um diese konstruktionsbe- dingte Ei ge nart einer Flöte in kurzer Men - sur könnte schon vor dem Kauf Klar - heit bringen. Ebenso häufig geschieht es, dass weitmensurierte Flö ten („Re nais - sance-Flö ten“) ange- schafft und diese dann mit der Griff - weise barocker Mo - delle gespielt wer- den. Das funktio- niert meist nur bis Abb. 5: Die höchsten Töne für Altblockflöten bei Joseph Friedrich Bernhard Caspar Majer: Museum Musicum Theoretico Practicum; Schwäbisch Hall 1732 V'' oder VI'' (auf der c1-Flöte g2, a2). Von den höheren Tönen Min guet e Yrol (1754)19 (s. Abb. 6). Hot te terres wird dann behauptet, sie seien „nicht drauf“, in Griff (1707) für g3 und seine Be mer kung „Il n’y Wahrheit fehlt es aber nur an der Kenntnis der a point de Fa Diézis en haut“20 be le gen ein In - angemessenen Griffe. strument der Ka te go rie 3 (s. Abb. 7).

–––––––––––––– * * * ANMERKUNGEN 1 Herbert Heyde: Flöten. Musikinstrumenten-Museum Konnte Peter Harlan 1933 seine Kunden noch der Karl-Marx-Universität Leipzig, Katalog, Band 1, freundlich auffordern, sich nicht durch die Un - Leipzig 1978, S. 11. 2 terschiede in den Block flö ten mo dellen irri - Instrumentenkorpus

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Abb. 6: Pablo Minguet e Yrol: Reglas, y advertencias generales para tañer la flauta traversera, la flauta dulce, y la flau- tilla; Madrid 1754

Abb. 7: Jacques Martin Hotteterre le Romain: Prin ci pes de la Flûte traversière; Paris 1707

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3 Werbeschrift „Peter Harlan Werkstätten“, Mark neu - kirchen o. J. [ca. 1933], S. 2. Wiener Urtext Edition 4 Prospekt Moeck-Flöten, Celle 1968, o. S. 5 Preislisten Joachim Paetzold, Tübingen ab 1961 6 Preisliste Ernst Stieber, Tübingen 1958 Carl Reinecke 7 Joachim Paetzold hat ihn in den 50er Jahren von Ernst Undine-Sonate Stieber übernommen, der ihn wohl aus Markneukirchen für Klarinette und Klavier kannte (telefonische Information von Joachim Paetzold, Herausgeberin: Irmlind Capelle 30.09.2005). Interpretationshinweise: Elisabeth Eichenberg 8 Vgl. Peter Thalheimer: Beobachtungen zum Überblas- UT 50263 verhalten von Blockflöten – alte Bauprinzipien als Aus -  14,95 (D) gangs punkt für neue Instrumente? Tibia 1/1995, S. 362- 368. 9 Vgl. Peter Thalheimer: Der Flauto piccolo bei Johann Sebastian Bach; in: Bach-Jahrbuch 52 (1966), S. 138-146. 10 z. B. bei Jan Bouterse: Alternative Fingerings for long-foot Baroque Recorders; in: FoMRHI Quarterly Bulletin 90 (1998), S. 26-29. 11 Vgl. z. B. The Recorder Collection of Frans Brüggen. Drawings by Fred Morgan, Tokyo 1981; Thomas Lerch: Vergleichende Untersuchung von Bohrungsprofilen historischer Blockflöten des Barock, Berlin 1996. 12 Bei Verwendung eines Stimmgeräts in gleichstufiger (gleichschwebender) Temperatur muss insbesondere be - • Zuverlässiger Notentext rücksichtigt werden, dass der 5. Partialton (Dop pel - durch kritische Prüfung aller oktav+Terz) um ca. 14 Cent tiefer ist als der entspre- verfügbaren Quellen chende Ton in der gleichstufigen Stimmung. 13 • Erläuterung des zugrunde- Vgl. Adian Brown: Die „Ganassiflöte“ – Tatsachen liegenden Undine-Stoffs und Legenden; in: Tibia 4/2005, S. 571-584. 14 100 Cent = ein gleichschwebend temperierter Halb - • Interpretationshinweise auf der ton schritt. Spur von Textüberlieferung und 15 Weil die Bedeutung der Instrumentenlänge für das außermusikalischem Programm problemlose Erreichen des fis3 auf der Altblockflöte nicht er kannt wurde, kam es gelegentlich zu Miss ver - ständ nissen, z. B. bei Guido Klemisch: Blockflöte; in: Siegbert Rampe und Dominik Sackmann: Bachs Orchestermusik, Kassel usw. 2000, S. 278f. 16 z. B. Jean-Claude Veilhan: La Flûte à bec Baroque, Paris 1980, S. 60f; Hildemarie Peter: Die Blockflöte und ihre Spielweise in Vergangenheit und Gegenwart, Berlin- Lichterfelde 1953, Tabelle II, S. Ganassi. 17 Silvestro Ganassi: Opera Intitulata Fontegara; Ve ne - dig 1535, Faksimile Bologna 1980. 18 Joseph Friedrich Bernhard Caspar Majer: Museum Carl Reinecke Musicum Theoretico Practicum; Schwäbisch Hall 1732, Undine-Sonate Faksimile Kassel und Basel 1954, S. 30-31. 19 für Flöte und Klavier Pablo Minguet e Yrol: Reglas, y advertencias genera- Herausgeberin: Irmlind Capelle les para tañer la flauta traversera, la flauta dulce, y la flau- Interpretationshinweise: Susanne Schrage tilla; Madrid 1754; Faksimile Genève 1981. UT 50242 20 Ein hohes fis gibt es nicht. Jacques Martin Hot te terre  14,95 (D) le Romain: Principes de la Flute traversière; Paris 1707, S. 39; Faksimile in: Méthodes & Traités, Série III Europe, Flûte à Bec, Volume III, Courlay 2001. o Wiener Urtext Edition www.wiener-urtext.com

12 TIBIA 1/2010 Pierre Hamon

Der Blockflötist Pierre Hamon Ein Interview von Kerstin Fahr

Während meines Studiums in Freiburg habe ich Pierre Hamon bei einem Kurs kennengelernt, den er an unserer Hochschule gegeben hat. Dort kam mir der Gedanke, bei ihm in Lyon zu studieren. Den Winter 2009 habe ich dann im Rahmen des Erasmusprogramms in Lyon verbracht. Mit diesem Interview möchte ich Pierre Hamon als Musiker und begeisternden Lehrer vorstellen und seinen besonderen Weg beschreiben, wie er zur Musik und zur Blockflöte gekommen ist. Neben seiner Lehrtätigkeit am Conservatoire National Supérieur de Musique et de Danse in Lyon gibt er Konzerte mit seinem Ensemble Alla Francesca und Jordi Savall u.a.

Kerstin Fahr: Wie sind Sie zur Musik und zur Block flöte gekommen? Warum haben Sie nach einem anfänglichen naturwissenschaftlichen Stu dium Ihren Weg geändert?

Pierre Hamon: Ich war schon immer von der Block flöte auf einer musikalischen Ferien frei - Musik fasziniert. Als Kind habe ich viel gesun- zeit entdeckt, zu der ich mit einer Gitarre ange- gen. Aber da ich in einer ländlichen Region auf- reist war. Ich war im Stimmbruch und war trau- gewachsen bin, die kulturell eher wenig entwik- rig, nicht mehr Singen zu können – aber ich war kelt war, – z. B. gab es dort keine Musikschule auf der Stelle begeistert davon, in eine Flöte zu – musste ich mir selbst zu helfen wissen: Ich blasen. habe besonders viel Radio gehört, sowie Schallplatten, die ich mir selbst beschaffen Sobald ich von der Freizeit wieder zu Hause konnte. Im Alter von 14 Jahren habe ich die war, habe ich mit meinem Bruder und zwei

Kerstin Fahr wurde in Schwäbisch Hall geboren. Sie studierte von Oktober 2003 bis 2007 an der Musikhochschule Freiburg Blockflöte bei Prof. Agnes Dorwarth, Michael Form und Isabel Lehmann, sowie Barockvioline bei Prof. Petra Müllejans und bei Prof. Gottfried von der Goltz. Seit Oktober 2007 studiert sie Blockflöte im Aufbaustudiengang Künstlerische Ausbildung bei Prof. Michael Schneider in Frankfurt, sowie Barockvioline bei Swantje Hoffmann. Im Rahmen des Erasmusprogramms verbrachte sie den Winter 2009 in Lyon, um ihre Studien bei Prof. Pierre Hamon und Prof. Odile Edouard am Conservatoire National Supérieur Musique et Danse in Lyon zu vertiefen. Sie ist Mitglied des Ensembles Voyage en BLOCK, mit dem sie 2006 den Sonderpreis Alte Musik des saarlän- dischen Rundfunks und der Fritz-Neumeyer-Akademie für Alte Musik im Saarland erhielt. Mit Voyage en BLOCK war sie Finalistin des Wettbewerbes Musikpreis Schloss Waldthausen und gewann 2008 den Jury- und den Publikumspreis der International Young Artists’ Presentation in Antwerpen. Außerdem spielt sie im Duo mit der Cembalistin Katarzyna Drogosz und ist in weiteren Ensembles aktiv. Konzerte führten Kerstin Fahr nach Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Spanien, Polen und Syrien. Sie kon- zertierte u. a. beim Endenicher Herbst, beim Festival de Música Antiga de Barcelona (Fringe) sowie bei den Syrisch-deutschen Kulturtagen in Aleppo/Syrien. Zusätzlich belegte sie Meisterkurse bei Han Tol, Gerd Lünenbürger und Pierre Hamon.

TIBIA 1/2010 13 Porträt

Freunden ein Blockflötenquartett gegründet. Love. Diese Musik von Machaut, Dufay und Wir haben uns autodidaktisch weitergebildet, Binchois schlug bei mir wie ein Blitz ein. Die indem wir ohne Scheu in kleinen Konzerten ersten Ensembles, die meine musikalische Fan - spielten, die wir bereits nach wenigen Monaten tasie zum Träumen brachten, waren die von unserer Existenz gegeben haben. Wir träumten Munrow und Binkley. Nur einige Jahre später ganz naiv davon, ein richtiges Ensemble für begeisterte ich mich dann auch für die Musik Alte Musik zu werden. Da ich keinerlei Kon - des Barocks. Aber dennoch schien es mir ser vatoriumsabschluss hatte und aus einem immer, dass die Suiten und Sonaten für die familiär eher provinziellen und künstlerischen Block flöte an musikalischer Qualität mit einer Berufen abgeneigten Umfeld kam, habe ich als Ballade von Machaut oder einem Rondeau von guter Mathe-Schüler zunächst einen klassischen Dufay nicht mithalten konnten. Für mich bleibt Weg befolgt. die Musik ein Mysterium, wie das Leben und der Tod. Die Musik des Mittelalters scheint mir Als Student der Naturwissenschaften in Paris, ein ideales Feld zu sein, dieses Mysterium zu profitierte ich vom sprudelnden Beginn der erfragen und zu erforschen. Wir befinden uns Alten Musik in Frankreich und folgte Meis ter - an der Quelle unserer Kultur, an einem Mo - kursen von Frans Brüggen, und vor allem habe ment, wo Monodie (hier: Einstimmigkeit) und ich mich an das Ensemble Gilles Binchois kurz Modalität grundlegend sind, wie in allen ande- nach seiner Gründung angeschlossen. Mein ren Zivilisationen, aber auch im Moment der Ingenieursdiplom in der Tasche, habe ich be - Geburt von Polyphonie und Kontrapunkt. Das gonnen, von der Musik (Unterricht, Konzerte) ist absolut spannend. Diese Leidenschaft für die zu leben und bildete mich beim Arbeiten wei- Musik des Mittelalters hat mich natürlicherwei- ter, in dem ich viel gelesen habe und von Kur - se auch dazu gebracht, mich für die (mittelalter- sen über Semiologie und Kontrapunkt profi- lichen) Blasinstrumente dieser Epoche wie die tierte, die hier und da gegeben wurden. Ich war „Cornemuse“ (historischer Dudelsack), die fasziniert von der Musik der Welt und von den dreilöchrige Einhand-Flöte mit Trommel und traditionellen Musikern, die ich zu treffen such- die Doppelflöten etc. zu interessieren. te. Und vor allem arbeitete ich damals viel allein an meiner Spielpraxis. Auf Ihrer neuen CD „Hypnos“ mischen Sie Musik des Mittelalters und traditionelle Musik Damals bin ich für die Blockflöte zu Walter van mit zeitgenössischen Werken – welchen beson- Hauwe gegangen, um bei ihm privat zu studie- deren Reiz macht für Sie diese Kombination ren. Er ist derjenige, dem ich wirklich alle aus? meine spieltechnischen Fertigkeiten zu verdan- ken habe. Die Musik des Mittelalters aber war In einer früheren Aufnahme von 1995, Lucente mein geheimer Garten, den ich lieber auf meine Stella, habe ich schon einmal mit dieser Mi - Art und Weise entdecken wollte, weder mit schung von mittelalterlicher und zeitgenössi- Lehrer noch in einer Gruppe. scher Musik, oder genauer gesagt Monodie (Ein stimmigkeit) des Mittelalters und zeitge- Zusätzlich zur Blockflöte spielen Sie auch viele nössischer „Monodie“, experimentiert. Ich war traditionelle Instrumente wie die Cornemuse. überzeugt, dass eine solche Spiegelung von Woher kommt dies breitgefächerte Interesse? In teresse sei. Ich hatte Lust, dies mit einem Und warum beschäftigen Sie sich so intensiv mit Pro gramm aus Stücken zu wiederholen, die der Musik des Mittelalters? die Fähigkeit haben, mich selbst in eine Art Trance, eine musikalische Hypnose zu verset- Die Musik des Mittelalters entdeckte ich im zen. Wahr scheinlich eine Verlängerung der Alter von 14 Jahren dank David Munrow und Arbeit, die ich mit dem Sänger Marc Mauillon seiner Schallplatten-Edition The Art of Courtly über die Lais und das Remède de Fortune von

14 TIBIA 1/2010 Pierre Hamon

Guil lau me de Machaut (CDs L’amoureus tour- Das ist einfach ein Missbrauch der Macht der ment und Le Remède de Fortune bei Elo - Pädagogen über die Musiker und deutet für die quentia) führe und die uns beide von der Macht Zukunft in eine beunruhigende Richtung. und der magischen Kraft des Eintauchens in die Denn man hindert immer häufiger sehr gute In - langen Formen überzeugt hat: Das Complainte strumentalisten, ihre Kunst weitervermitteln zu (Kla gelied) von Machaut dauert z. B. 50 können und nimmt somit den jungen Schülern Minuten mit seinen 36 Strophen über dieselbe die Möglichkeit, bei Persönlichkeiten in die Melodie. Lehre zu gehen, die zuweilen sehr originell sind und nicht immer „in eine Schablone passen“. Neben Ihrer künstlerischen Tätigkeit unterrich- ten Sie Blockflöte am CNSMD Lyon. Wie hal- Worin sehen Sie die zentralen Aufgaben Ihrer ten Sie die Balance zwischen Ihrer pädagogi- pädagogischen Tätigkeit? schen Tätigkeit und Ihren zahlreichen künstle- rischen Projekten? Dass die Studenten ihre eigenen Lehrer werden, indem sie die Fähigkeit des sich Zuhörens, der Tempus fugit! Das Unterrichten und der Kon - Betrachtung, der Sensibilität und des Öffnens takt mit den jungen Menschen ist immer eine entwickeln. Die musikalische Geste soll eine Möglichkeit, neue Energie zu tanken. Ich lerne echte Inkarnation des musikalischen Ge dan - viel mit meinen Studenten, beim Unterrichten kens in der Welt des Klanges sein. Für mich ist versuche ich, dem Mysterium der Musik auf diese Arbeit wahrhaft essentiell, sie wird aber den Grund zu gehen. Aber ich betrachte mich leider viel zu oft vernachlässigt. vor allem als ein Musiker, der teilen möchte, und nicht als ein Pädagoge. Im Übrigen, mit Einen ersten oder zweiten rhythmischen Mo - dem Risiko politisch inkorrekt zu erscheinen, dus (Viertel-Achtel oder Achtel-Viertel) wirk- denke ich, dass die „Pädagogik“ in Frankreich lich zum Leben zu erwecken, und damit Freude bei der Vielfalt der Einstellung der Lehrenden hervorzurufen, ist nicht jedermann gegeben, eine gefährliche Kraft hat. Ich bin überzeugt und es bedarf zuweilen der Bescheidenheit, da von, dass es – wie der große Ethno mu sik - Stun den darauf zu verwenden, die magische wissenschaftler Alain Daniélou in den 70er Kraft dieser Rhythmen zu fühlen, sogar wenn Jahren forderte – essentiell ist, als Lehrer gute sie zuweilen lächerlich einfach sind. Sich davon Musiker zu haben. Und dass ein guter Musiker, zu überzeugen, dass das langsame Auf- und wenn er von gesundem Menschenverstand und Ab steigen einer Tonleiter in dem einen oder an - ehrlich ist (ich habe nicht gesagt: „Virtuose“), de ren Modus eine echte musikalische Her aus - jederzeit einem mittelmäßigen Musiker mit forderung ist, über die man immer wieder in einem pädagogischen Diplom in der Tasche Verzückung gerät, mag absurd erscheinen und vorzuziehen sei … dennoch … Voilà: Dies ist es, wofür ich meine Studenten sensibilisieren möchte. Das Musikmachen ist seit Urzeiten bis vor etwa 20 Jahren von Generation zu Generation wei- Wie sehen Sie die Zukunft der Blockflöte und tergegeben worden, ohne dass es einer pädago- inwieweit denken Sie, ist es notwendig, ein wei- gischen Ausbildung bedurft hätte, mit zwar teres Instrument zusätzlich zur Blockflöte spie- auch Auswüchsen und Irrwegen, aber heute len zu lernen, um seine berufliche Zukunft scheint man ins andere Extrem abzugleiten und abzusichern? davon auszugehen, dass niemand ein Mu sik in - stru ment unterrichten kann, bevor er nicht Wenn ich beobachte, was sich seit etwa 10 zwei oder drei Jahre zahlreiche Abhandlungen Jahren für meine ehemaligen Studenten ereignet über Pädagogik und seine Geschichte verfasst hat, kann ich ohne Zögern feststellen, dass das hat, um einen Pädagogik-Master zu erhalten. Erlernen eines weiteren Instruments wie Oboe,

TIBIA 1/2010 15 Porträt

Traverso, Zink oder Fagott häufig die Ein tritts - ideales Instrument für Amateure und die „ver- karte ist, in Barockorchestern zu spielen und liebten Bläser“ (denen ich mich zugehörig nicht ein frustrierter Flötist zu werden. Das fühle). Momentan befindet sie sich in einer mag man bedauern, aber es ist so – und übri- Phase der Wiederentdeckung, mit aller Tiefe gens entspricht das historischer Praxis. Falls und Reife, die das voraussetzt, aber sie hat defi- ihre Vorliebe jedoch der mittelalterlichen Mu - nitiv die Frische verloren, die sie in den 70er sik gilt, würde ich natürlich empfehlen, sich so - Jahren noch haben konnte. wohl für andere Blasinstrumente, als auch für ein Begleitinstrument wie die Fidel oder die Aber das, was vor allem für mich zählt, ist die Harfe zu interessieren. Die Zeiten werden Musik. Und mit 53 Jahren bewahre ich mir die- schwie riger, insbesondere im kulturellen Be - selbe Fähigkeit der Bewunderung, die ich als reich, der immer weniger von der Gesellschaft Kind hatte und mit der ich ohne zu Ermüden insgesamt getragen wird. In unserer neolibera- einen Mollakkord auf meiner Gitarre geschla- len Gesellschaft wird die Kultur immer stärker gen habe … auf ihre Aufgabe zur Unterhaltung reduziert und an deren Marktwert gemessen. Unsere Welche künftigen Projekte sind mit Ihren En - Auf gabe ist es, sich dem zu widersetzen und da - sembles in Planung? gegen zu kämpfen. Zunächst einmal die Fertigstellung und die Wie würden Sie die heutige Situation der Block - Veröffentlichung von Guillaume de Machauts flötenwelt in Frankreich beschreiben? Le Remède de Fortune bei Eloquentia mit Marc Mauillon, Angélique Mauillon und Viva bi an ca - In den letzten 30 Jahren haben wir in Frank - luna Biffi. Dann die Erarbeitung eines neuen reich, was die Alte Musik anbetrifft, in einem Programms in kleiner Besetzung zum Thema goldenen Zeitalter gelebt, obwohl wir in den Troubadoure mit Alla Francesca, bei dem der 70er Jahren in der „barocken“ Bewegung noch Improvisationsanteil der Instrumentalisten im Rückstand waren, verglichen mit anderen (Flö ten, Fidel, Perkussion) überwiegen wird, Ländern wie England oder Holland. Es war ein als spielerische Entsprechung zu den vollstän- echter Tsunami, mit dem fast an allen Kon ser - dig entwickelten Chansons (die Flöte verlässt vatorien und Musikschulen Klassen für Block - hier endlich ihre Rolle als Farbgeber, die sie nur flöte eingerichtet wurden, was bisher in der allzu häufig in diesem Repertoire spielt). Ich akademischen Ausbildung überhaupt nicht werde auch meine Zusammenarbeit mit dem vor kam. hervorragenden französischen Komponisten Philippe Schoeller an einem elektroakustischen Anfang der 80er Jahre eine Stelle für Blockflöte Projekt mit dem Namen Chaman fortsetzen, zu finden war leicht. Ich erinnere mich, mehre- das einen Aufenthalt und ein Treffen mit indi- re Male solche Angebote abgelehnt zu haben. genen Musikern in Mexiko beinhaltet. Und Die Blockflöte selbst ist mittlerweile das Ein - ganz besonders möchte ich lernen, besser zu stiegsinstrument im praktischen Musizieren in leben, indem ich so viel Zeit wie möglich für der nationalen Ausbildung geworden, was ihr mich selbst habe, um mehr meinen Gedanken letztendlich geschadet hat und sie entwertet hat. nachgehen zu können, immer nach den Worten Heute ist sie nicht mehr das neue und „junge“ von Machaut:„Musique est une science qui veut Instrument, dessen Charme man entdecken qu’on rie et chante et danse …“ (Musik ist eine kann, wie zu der Zeit, als ich zu spielen anfing. Wissenschaft, die will, dass gelacht und gesun- Sie bleibt aber, davon bin ich überzeugt, ein gen und getanzt wird …) o

16 TIBIA 1/2010 Des Rätsels Lösung

Klaus Hofmann Des Rätsels Lösung Zweiter Nachtrag zu meinem Aufsatz Unter falscher Flagge? in Tibia 1/2009

I Ich hatte in meinem Aufsatz in Tibia 1/2009 die und in zahlreichen Einzellesarten. Vor dem These vertreten, dass die Triosonate d-Moll für abschließenden Presto (in Schwerin: Allegro) Blockflöte, Violine und Generalbass TWV steht ein kurzes Adagio, das in der Brüsseler 42:d10, die in einer Brüsseler Handschrift Te le - Handschrift fehlt (s. Abb.). mann zugeschrieben ist, zumindest in der über- lieferten Form nicht von diesem stamme. Es Bei den Abweichungen in den übrigen Sätzen ging mir dabei in erster Linie um die Be schrei - handelt es sich meist um Details. Sie betreffen bung des Echtheitsproblems, nicht aber bereits allerdings so gut wie nirgends die in meinem um die Lösung des Rätsels. In einem Nachtrag Aufsatz angesprochenen Stimm füh rungs män - zu meinem Aufsatz in Tibia 2/2009 konnte ich gel oder andere von mir kritisch beleuchtete dann erstmals eine konkrete Vermutung aus- Eigentümlichkeiten.5 Eine auffällige substan- sprechen und auf den Altonaer Organisten zielle Abweichung findet sich im 1. Satz im Pierre Prowo (1697–1757) hinweisen: Ich war Flötenpart: Hier steht in T. 2–4, 7, 8 und 25 in seiner Triosonate g-Moll für Blockflöte, jeweils statt der ersten Note eine Sech zehn tel - Gambe und Ge ne ralbass1 auf Entsprechungen pause. Wie diese Lesarten und wie insgesamt zum 1. Satz unseres Trios ge stoßen. die Varianten der beiden Quellen zu bewerten sind, ist einstweilen eine offene Frage. Mög - Inzwischen hat sich meine Ver mutung bestätigt: licherweise haben wir es mit zwei authenti- Die Lan des bibliothek Mecklenburg-Vor pom - schen Fassungen zu tun. mern in Schwerin be wahrt als Teil eines größe- ren Be standes von Werken Pierre Prowos unter II der Signatur Mus 4323/2 handschriftliche Stim - An der Autorschaft Prowos ist angesichts der men unserer Sonate auf.2 Das Titelblatt nennt Überlieferungszusammenhänge nicht zu zwei- den wahren Autor; die Aufschrift lautet: So na ta. feln. Zudem fügt sich die Triosonate ganz in das Secundo | Flaut: abec. [Nachtrag: et Vio lon cello]3| Bild, das sich aus den erhaltenen Werken Violino | et | Basso. Continuo | dy | P: Prowo. Prowos ergibt. Das gilt zunächst für die Form seiner Sonaten: Wie Eduard Mutschelknauss in In der rechten unteren Ecke des Titelblatts steht dem Artikel Prowo in MGG2, Personenteil, Bd. der Be sitzername „Fick“. Er führt zurück in 13 (2005), Sp. 1006, darlegt, ist hier die Ge - den Wirkungskreis Prowos: Es handelt sich um samtform noch nicht gefestigt; ein Teil der den Namenszug des Altonaer Stadtmusikers Werke habe sogar noch „ausgeprägten Suiten - Hans Adolph Fick (1702–1735). Er ist mögli- charakter“. Diese Feststellung bestätigt sich cherweise auch der Schreiber der Stimmen. anhand der in Neuausgabe vorliegenden Trios6: Nach Schwerin gelangt ist die Handschrift Eine reine Tanzfolge verkörpert etwa die So - zusammen mit vielen anderen offenbar über nate I in F-Dur der von Anne Marlene Gurgel seinen jüngeren Bruder Peter Joachim Fick 1974 bei Peters in Leipzig herausgegebenen (1708–1743), der von 1730 an am Schweriner Drei Sonaten für zwei Altblockflöten und Basso Hof als Organist und Notenkopist wirkte.4 continuo mit den drei traditionellen Suiten- Stammsätzen Allemande, Courante, Sarabande Die Schweriner Handschrift unterscheidet sich und einer abschließenden Bourrée. Die Sonaten von der Brüsseler Quelle in der Zahl der Sätze II in d-Moll und III in C-Dur verbinden Tänze

TIBIA 1/2010 17 Klaus Hofmann

(Gigue, Gavotte, Menuet, Sarabande) und freie wie unser Trio. Der lautet, auf eine einfache Sätze, ähnlich auch die beiden von Wilhelm Formel gebracht: lebendiger Oberstimmensatz Friedrich 1940 bei Moeck herausgegebenen bei auffallenden satztechnischen Schwächen, Triosonaten gleicher Besetzung in B-Dur und namentlich in der Bassführung. Ungewöhnlich g-Moll7. Dabei schwankt die Zahl der Sätze häufig finden sich regelwidrige Einklangs-, zwischen vier und sechs. Nur das insgesamt sti- Quint- und Oktavparallelen, die letzteren listisch avanciertere g-Moll-Trio für Blockflöte, besonders oft zwischen Bass und Mittelstimme. Gambe und Generalbass entspricht mit der Hinzu kommen Unregelmäßigkeiten in der Satz folge Adagio–Allegro–Adagio–Allegro der Dissonanzbehandlung und Un ge schick lich - Gattungstypik der Kirchensonate. keiten in der Harmonik.8 Streng kontrapunkti- sche Sätze, etwa Fugen, gibt es nicht. In den Die genannten Triosonaten Prowos zeigen in Trios für zwei Blockflöten ist die zweite mancherlei Hinsicht einen ähnlichen Stilbefund Stimme vielfach überhaupt nur harmoniefül-

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lend eingesetzt. Der Bass ist am thematischen unserer Triosonate zu Telemann ist also kein Geschehen so gut wie nie beteiligt. Gelegentlich Wunder – und selbst in der Brüsseler Fehl zu - zeigen die Oberstimmen Imitationen einfach- schreibung steckt noch ein Körnchen Wahrheit. ster Art in Form von Motivwiederholungen auf –––––––––––––– ANMERKUNGEN gleicher Tonhöhe, meist eingebettet in stereo - 1 Ausgabe: Pierre Prowo, Sonata für Blockflöte (oder type Harmoniewechsel (so etwa zu Beginn des Traversflöte), Viola da gamba (oder Viola da braccio) & 1. und des 3. Satzes des Blockflötentrios g- B. c., hrsg. von Andreas Kohn, Magdeburg (Edition Moll). Wal hall) 2006. 2 Mein besonderer Dank gilt Frau Christa Hennigs von der Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern für Entwickelter zeigt sich das Trio g-Moll für die Übermittlung von Kopien der Handschrift und die Block flöte, Gambe und Generalbass. Im 1. Satz Erlaubnis zum Abdruck des in der Schweriner Hand - ist das Thema kontrapunktisch geprägt, ver- schrift zusätzlich enthaltenen Adagio-Satzes. schiedentlich finden sich freiere Imitationen 3 Der Nachtrag stammt von anderer Hand und kehrt, (vgl. Tibia 2/2009, S. 437, Notenbeispiel 2), und ebenfalls als Zusatz, im Besetzungstitel der Block flö - tenstimme wieder. Er ist ein interessanter Beleg für die deutlich nähert sich Prowos Triosatz dem Te le - gelegentliche Literaturgemeinschaft von Altblockflöte mann’schen Standard der Gleich be hand lung und Violoncello. Die Blockflöte ist, wie damals üblich, der Oberstimmen. Unser d-Moll-Trio steht im französischen Violinschlüssel (mit g1 auf der unter- dieser Sonate stilistisch und wohl auch zeitlich sten Linie) notiert. Der Spieler des Violoncellos stellte näher als den Blockflötentrios. Die in Schwerin sich statt dessen einen Bassschlüssel vor und spielte den Part zwei Oktaven tiefer. überlieferte fünfsätzige Form lässt allerdings 4 Zu den Mitgliedern der Altonaer Musikerfamilie Fick vermuten, dass es vor dem g-Moll-Trio entstan- siehe Jürgen Neubacher, „Zur Musikgeschichte Altonas den ist. Auch das in Schwerin zusätzlich vor- während der Zeit von Telemanns Wirken in Hamburg“, handene Adagio selbst deutet mit seinen unglei- in: Beiträge zur Musikgeschichte Hamburgs vom Mit tel - alter bis zur Neuzeit, hrsg. von Hans Joachim Marx, chen Oberstimmen und der Oktavführung von Frankfurt am Main 2001 (Hamburger Jahrbuch für Violine und Bass zu Beginn auf eine frühere Musikwissenschaft, Bd. 18), S. 267–311, bes. S. 307f. Entstehung. Vielleicht ist es auch kein Zufall, 5 Erwähnt seien zwei Abweichungen in T. 8 und T. 15 dass gerade dieser Satz in der Brüsseler Hand - des 1. Satzes: In der zweiten Hälfte von T. 8 hat der Bass schrift fehlt. – wie in Brüssel – vier Achtel fis und die Violine dazu passend acht Sechzehntel d2 a1 fis1 a1 d1 fis1 e1 d1 (und in T. 9 anschließend ein Viertel g1). In der zweiten Hälfte Prowo mag ein tüchtiger Kirchenorganist ge - von T. 15 hat die Flöte acht Sechzehntel g2 d2 b1 d2 g1 b1 wesen sein; als Komponist aber war er offenbar a1 gis1. Dilettant, vielleicht Autodidakt. Freilich wissen 6 Außer Betracht bleibt hier die sowohl unter dem wir nicht, aus welcher Lebensphase die hier Namen Pierre Prowos als auch unter dem eines „Sigr: Schultze“ überlieferte Triosonate c-Moll für Blockflöte, betrachteten Kompositionen stammen; mögli- Querflöte und Generalbass. Ausgaben: (1) Pierre Prowo, cherweise haben wir es bei den Trios für zwei Triosonate c-Moll für Altblockflöte, Querflöte und Basso Blockflöten mit Frühwerken zu tun. Man continuo, hrsg. von Hans Oskar Koch, Boppard (Fi - möchte annehmen, dass Prowo später noch dula), 1972; (2) Signor Schultze, Drei Sätze für Alt block - einiges dazugelernt hat; denn anders ist kaum flöte, Querflöte und Cembalo, hrsg. von Klaus Hof - mann, Neuhausen-Stuttgart (Hänssler) 1972; (3) Johann vorstellbar, dass er, wie Mutschelknauss angibt, Christoph Schultze, Sonate für Blockflöte, Querflöte in den 1730er Jahren mit eigenen Vokalwerken und B.c., hrsg. von Frank Nagel, Wolfenbüttel (Möseler) hervortreten konnte und 1738 auch an einer 1973. Produktion der Hamburger Oper als Kom po - 7 P. Prowo, Sonata Nr. 5 à 3 (B-Dur) und Sonata Nr. 6 à nist beteiligt war. Wenn Mutschelknauss des 3 (g-Moll), Moeck’s Kammermusik Nr. 16 und Nr. 17. 8 Das Auseinanderklaffen von geschickter Ober stim - weiteren vermerkt, dass sich Prowo „überlie- men behandlung und ungeschickter Bassführung hatte ferten Abschriften zufolge … besonders für die mich veranlasst, eine nachträgliche Unterlegung des Bas - Instrumentalmusik von Telemann“ interessiert ses von fremder Hand in Betracht zu ziehen – zu Un - habe, benennt er damit offenbar das Vorbild des recht, wie sich nun zeigt. o Altonaer Komponisten. Die stilistische Nähe

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David Lasocki Ein Überblick über die Blockflötenforschung 2005, Teil IV

Aufführungspraxis und Technik

Am Anfang des Eintrags „Blockflöte“ im Wör - Beide Varianten unterscheiden sich sicherlich ter buch der Aufführungspraxis von Roland von dem modernen Verständnis eines Consorts, Jackson las ich mit Erstaunen: „ein frühes latei- womit ein Satz gleichartiger Instrumente ver- nisches Gedicht (ca. 1160), das fistulae in har- schiedener Größen gemeint ist. (Eine solche moniae erwähnt, scheint auf den Gebrauch An ordnung geht auf das 15. Jahrhundert zu - [von Blockflöten] in Consorts hinzuweisen.“ rück, obwohl der Begriff „Consort“ in diesem Das wäre doch mal was Neues: ein Block flö ten - Sinne nicht vor dem späten 16. Jahrhundert be - consort im 12. Jahrhundert, wenn man bedenkt, nutzt wird.) Leider wird auch der Rest von dass alle bisher bekannten Quellen für die Ent - Jack sons Beitrag von einer Reihe anderer zwei - wicklung des Instrumentes zwei Jahrhunderte fel hafter oder unvollständiger Angaben be ein - später sprechen. Ich schrieb Professor Jackson trächtigt. (Roland Jackson: Recorder, in: Per for - an, um ihn nach der Fundstelle des Zitats zu mance Practice: A Dictionary-Guide for Musi - fra gen, und er verwies mich auf Horace Fitz pat - cians (New York 2005, Routledge, S. 333-335) ricks Artikel The Medieval Recorder (1975). Hier wird die Phrase, eigentlich fistulae in Annette Ziegenmeyer schreibt über die accord harmoniae, „einem anonymen engli- Verwendung elektronischer Echogeräte mit der schen Gedicht in lateinischer Sprache“ zugeord- Blockflöte. In den frühen 70er Jahren hörte ich net, das Gedicht jedoch nicht näher be zeich net, den Jazztrompeter Don Ellis so etwas sehr so dass Nachforschungen noch ausstehen. effektvoll einsetzen. Ziegenmeyer nennt eines ihrer Stücke The Delayed Flute. Warum also die Jedenfalls war fistulae eine allgemeine Be zeich - Verspätung? (Annette Ziegenmeyer: The nung für Pfeifen. Thomas J. Mathiesen, Leiter Delayed Flute – Das Spiel mit dem eigenen der Abteilung für Geschichte der Musiktheorie Echo oder: Einfache Technik macht Spaß, in: und -literatur an der Indiana University, sagt Tibia, Jg. 30, Heft 1/2005, S. 356-359) mir, dass das Zitat in der vorliegenden Form in grammatisch falschem Latein verfasst ist. Er hält eine mittelenglische Quelle für mög- Instrumente lich. Mathie sen merkt wei terhin an, dass in David Lasocki, Musikbiblio- Weil Adrian Browns lateinischen Ab hand - thekar an der Indiana Uni- Artikel über die Ga - lun gen jener Zeit versity (USA), schreibt über nas siflöte so gründ- zahl reiche Pas sagen Holzblasinstrumente, ihre lich, sachlich begrün- vor kommen, in de - Geschichte, ihr Repertoire det und unvoreinge- nen fis tulae zusam- und ihre Aufführungspraxis. nommen und das The - men klin gend, ent- Die zweite Ausgabe seiner ma so über aus wich tig weder in der Art kommentierten Bibliogra- ist, seien seine Er - eines Or ga nums oder phie der Veröffentlichungen kennt nisse hier noch- über die Blockflöte, nun mit einfach „harmonisch mals auf geführt: Die dem Titel The Recorder: A Research and Informa - auf einander ab ge - tion Guide (mit Richard Griscom) erschien 2003 bei populäre Mei nung, es stimmt“, beschrieben Routledge, New York. Eine vollständige Liste sei ner habe einen besonde- werden. Publikationen: http://php.indiana.edu/~lasocki. ren Typus von Renais -

20 TIBIA 1/2010 Ein Überblick über die Blockflötenforschung 2005

sance block flöten gegeben, eigens gebaut, um Brown vermutet, dass viele weitere Re nais - das obere Register zu erweitern, scheint wenig sance blockflöten ebenfalls auf Ganassis Griffe beweisfähig zu sein. Dass es Spieler (wie Ga - ansprechen würden, doch liegen ihm zur Zeit nassi) gegeben hat, die daran interessiert waren, entweder keine zuverlässigen Daten vor, oder zusätzliche Töne zu finden, ist verständlich, der derzeitige Zustand eines Instruments er - aber jegliche Annahme einer direkten Ver - laubt kein aussagekräftiges Ausprobieren (Wien bindung zwischen Ganassi und der Blockflöte KHM SAM 147 und SAM 152 fielen wohl in SAM 135 in Wien muss reine Spekulation blei- diese zweite Kategorie). (Adrian Brown: Die ben. Die SAM 135 war wahrscheinlich Teil eines Ganassiflöte – Tatsachen und Le gen den, in: vierteiligen Consorts und wurde für eine der Tibia, Jg. 30, Heft 4/2005, S. 571-584) Mittelstimmen benutzt. Es gibt noch viel mehr Blockflöten mit ähnlichen Merkmalen, auf Der französische Blockflötenbauer Philippe denen man mit Ganassis Griffen hohe Töne Bolton vergleicht Blockflöten-Griffweisen des spielen kann. Auch sie gehörten ursprünglich zu 16. und 17. Jahrhunderts miteinander und größeren Consorts. kommt bezüglich der Nichteignung der „Ganassiflöte“ für Musik des 17. Jahrhunderts Die Ganassiflöte, wie wir sie heute kennen, zu den gleichen Schlussfolgerungen wie Brown, wurde in den 1970er Jahren „erfunden“, und was Griffe und Akustik angeht. (Als „Ga nas si - zwar im Gefolge bahnbrechender Forschungen flöte“ bezeichnet Bolton ein Instrument mit einiger Blockflötenbauer. Das Morgan-Modell zylindrischer Bohrung und sich erweiterndem wurde das berühmteste, zum einen wegen der Schallstück, das auf Ganassis Griffe für die Ein spielungen und Konzerte gefeierter Spieler hohen Töne anspricht.) Zunächst legt Bolton mit dem Instrument, zum anderen wegen der klar die Grundprinzipien der Block flö ten - großzügigen Verteilung der Baupläne durch akustik dar: das Instrument hat bis zu vier Morgan. Seit damals hat sich die Ganassiflöte Register oder Modi, die unter Verwendung zum Lieblingsinstrument der modernen Block - geeigneter Fingersätze die Hervorbringung der flö tenspieler entwickelt, und über 40 Kom po - Töne von über zwei Oktaven erlauben. sitionen sind eigens für sie geschrieben worden. Leider legt Bolton zu Vergleichszwecken durch - Weiter vorn im Artikel schreibt er: „Tatsächlich weg C-Griffweisen zugrunde, ohne jedoch dar- spielen etwa 12% aller erhaltenen Renaissance- auf hinzuweisen. Diese Praxis sowie seine Blockflöten Ganassis hohe Töne.“ Freund li - Bildunterschrift „Sopran-Ganassiflöte“ mögen cher weise hat er mir nun eine Liste aller von versehentlich den Eindruck erwecken, als habe ihm selbst getesteten Instrumente dieser Art Ganassi über einen Sopran in C geschrieben – zukommen lassen. Außer der Wiener KHM während er tatsächlich basso (Bassett) in F, 135 sind dies: Bologna AF 594, Brüssel M1032 tenore (Tenor) in C und sopran (Diskant) in G und M1034, Braunschweig 81, Hamburg erwähnt. Der Sopran in C (wie wir das 1924.206, Merano 6851, 6854 und 6858, Paris Instrument heute nennen) scheint ein Produkt E.1935, Rome 717, Wien KHM SAM 138, SAM des frühen 17. Jahrhunderts gewesen zu sein, 146 und SAM 363. Es handelt sich um eine nicht aber der Renaissance. Bolton wäre besser Altblockflöte, fünf Tenor- und sechs Bas sett - der üblichen Konvention gefolgt, römische blockflöten sowie eine Bassblockflöte – eine Großbuchstaben für relative Ton höhen auf Zusammenstellung, die seine Annahme stützt, Blockflöten zu verwenden (I ist der Grundton, dass sie als Consortinstrumente hergestellt VIII die Oktave, XV die Dop pel oktave usw.). wurden. Die Herstellerzeichen sind ÂÂ, wel- Im folgenden wollen wir hier so verfahren. ches zur Familie Schnitzer gehörte, und ver- schiedene Varianten des !!-Zeichens, die ich der In Ganassis drei Grifftabellen, die „sieben Töne Familie Bassano zugeordnet habe. mehr als gewöhnlich“ zeigen (sieben Tonhöhen

TIBIA 1/2010 21 David Lasocki

über der üblichen Grenze XIII), werden vier in: The Recorder Magazine, Jg. 25, Nr. 1, Spring unterschiedliche Griffe für XIVb angegeben 2005, S. 7-12) (0|13567, 0|13567|, 0|1256|, 0|1356) zwei für XIV (0|16, 0|156) und zwei für XV (0|12| 34567, 0|15). Jan Bouterses aus einer Tagungsschrift entstan- (Bolton lässt zwei Griffe für XIVb aus und dener Artikel in From Renaissance to Baroque nennt einen dritten für XIV, den ich in den besteht aus Material, das er später in seiner in Tabellen nicht finde; Brown erwähnt den zwei- holländischer Sprache verfassten Doktorarbeit ten für XV, „den man heute fast als ‚barocke’ verwendete (s. „Überblick“ 2002). Die Dis ser - Standardgriffweise für diesen Ton ansehen ta tion ist nun in einer gelungenen englischen würde.“) Der kritische Ton ist XV, der im Übersetzung unter dem Titel Dutch Woodwind ersten Beispiel als vierter Teilton von I gegriffen Instruments and their Makers, 1660–1760 wird. Bereits 1556 stellte Philibert Jambe de Fer erschienen (Koninklijke Vereniging voor Ne - die „Barock“-Griffe für XIV (0|12456) und XV der landse Muziekgeschiedenis, Utrecht 2005). (0|1456) vor, die auf dem dritten Teilton von III Das 79seitige Buch enthält nur eine Ein füh - basieren. rung, eine Liste erhaltener Instrumente, Zu - sam menfassung und Fazit sowie ein In halts - Bolton merkt zutreffend an, dass „Ganassi oder verzeichnis. Der Großteil des Textes befindet sein Griff für das Äquivalent des hohen C ab sich auf einer beigefügten CD-ROM, was dem der Mitte des 16. Jahrhunderts keine Er - Autor ermöglicht, neben seinem ausführlichen wähnung mehr finden.“ (Girolamo Cardano (und durchsuchbaren) Text eine Vielzahl von zitiert Ganassi um 1546 bezüglich der „sieben Strichzeichnungen, Diagrammen und nicht zusätzlichen Töne“. XIVb gibt er korrekt mit weniger als 2500 Farb- und Schwarzweißfotos 0|13567 und 0|13567|wieder, nennt dann aber unterzubringen. einen neuen Griff, 0| 1236| . Auch gibt er beide Griffe Ganassis für XIV sowie dessen Der Inhalt umfasst komplette Biographien aller berühmten ersten Griff für XV, 0| 12| 34 5 6 7, bekannten holländischen Hersteller der frag - wieder. lichen Zeit sowie einzelne Kapitel zu jedem In - stru mententyp. Das Kapitel über Blockflöten Hilfreich an Boltons Artikel ist eine Reihe von und Flageoletts enthält: 1. Frühe Blockflöten: ihm erstellter Grafiken, die die Ober ton spek - vom Mittelalter bis ins 17. Jahrhundert, 2. tren eines „Ganassi-Soprans“ (ja, in entspre- Frühe Barockblockflöten, 3. Barock block flö - chender Skalierung) und eines Haka-Soprans ten, 4. Materialgebrauch, Schäden, An pas sun - aus dem 17. Jahrhundert zeigen und klar erken- gen und Reparaturen, 5. Charakteristika der nen lassen, dass „die Intensität, und manchmal Drechs elarbeiten und andere äußerliche Merk - die Anzahl, signifikanter Teiltöne auf der male, 6. Windkanäle, Blöcke, Stufenhöhen, [Haka] größer ist, … was zu einem volleren Fenster und Labien, 7. Bohrungsprofile, 8. Klang spektrum führt.“ Als Fußnote gibt Bol - Spiel eigenschaften, 9. Sopranini, 10. Sixth ton Virgilianos Grifftabelle (ca. 1600) wieder Flutes, Soprani und Third Flutes, 11. Alti, 12. und merkt an, dass dort „Ganassi-Griffe für die Voice Flutes und Tenöre, 13. Bässe, 14. Spa zier - höchsten Töne“ verwendet werden. Tatsächlich stockflöten, 15. Doppelflöten, 16. französische geht Virgiliano aber nur bis XIVb nach oben, Flageoletts, 17. Ein umfassender Überblick gegriffen 0|156, was Ganassis zweitem Griff für über existierende Blockflöten nach Herstellern XIV entspricht. sowie 18. Abschließende Anmerkungen. Eine solch ausführliche Abhandlung einer In stru - Eine verwirrende Angelegenheit? Sicherlich, mentenfamilie und ihrer Hersteller ist mir noch doch ich hoffe, hier einiges klargestellt zu nie untergekommen – und Bouterse beschäftigt haben. (Philippe Bolton: XVIIth Century Re - sich auch mit Flöten, Oboen und deutschen cor der Fingerings (Ganassi or Pre-Baroque?), Schalmeien, Dulzianen, Fagotten, Racketten,

22 TIBIA 1/2010 Ein Überblick über die Blockflötenforschung 2005

Chalumeaux und Klarinetten mit gleicher und Johann Ziegler & Sohn (Wien), zwei kleine Gründlichkeit. Ein überaus wichtiges Buch. Löcher seitlich in den Block gebohrt, die das (Jan Bouterse: The Woodwind Instruments of Kondenswasser in darunter liegende Kanäle Richard Haka (1645/6–1705), in: From Renais - ableiten. sance to Baroque, S. 63-72) Drittens sammelt sich bei der komplexesten Peter Thalheimer bringt ein interessantes Lösung, die vermutlich von Stephan Koch in Kapitel in der Geschichte der Blockflöte in jün- Wien entwickelt wurde, die Feuchtigkeit im gerer Zeit ans Licht: die Nutzung von Hand - ausgehöhlten Block, von wo aus sie in eine klei- wer kern aus dem Vogtland im östlichen ne Röhre geleitet wird, während sich die Deutsch land nahe der tschechischen Grenze „getrocknete“ Luft durch „Unterdruck und durch sogenannte „Fortschicker“ (im Sinne des Reibung“ in den normal geformten Windkanal Wortes: Leute, die Dinge verschicken), unter weiterbewegt. Viertens benutzen sowohl engli- ihnen der bekannte Händler Peter Harlan. sche als auch französische Flageoletttypen eine „Fortschicker“ kauften Instrumente bei den einfache Standardmethode: eine Windkammer vogtländischen Handwerkern und stempelten mit eingelegtem Naturschwamm, der die sie dann mit ihren eigenen Namen. Feuch tigkeit aufnimmt. Tarasov schlussfolgert: „Sämtliche Systeme der Feuch tig keits prä ven - Thalheimer hat den Stammbaum und die tion bei Blockflöteninstrumenten des 19. Jahr - Berufslaufbahnen einer Familie bisher anonym hundert waren nach den Wirren beider Welt - gebliebener Holzblasinstrumentenmacher aus kriege der Vergessenheit anheimgefallen und Oberzwota und Zwota über fünf Generationen bleiben es gewissermaßen bis heute.“ (Nikolaj verfolgt: die Schlossers. Der Gründer Johann Tarasov: Bahn frei! Kreative Block kon struk tio - Gabriel sen. war im frühen 19. Jahrhundert nen im 19. Jahrhundert, in: Windkanal 4/2005, tätig, der wohl letzte Aktive, Rüdiger, starb S. 14-17) 2005. Heinrich Oskar (1875–1947), bekannt als „Oskar, der schwarze“, um ihn von seinem Rainer Weber schreibt über „eine barocke hellhaarigen Cousin gleichen Namens zu unter- Kostbarkeit“, eine Sopraninoblockflöte aus scheiden, war das wichtigste Mitglied der Fa - Elfenbein im Besitz des Richard Wagner Mu - milie. Er stellte Instrumente für die Firma Moeck seums in Luzern, Schweiz (Inv. No. 114). Das in Celle her, darunter auch die Tuju-Block flö - Instrument trug einst einen Herstellerstempel, ten. (Peter Thalheimer: Block flö ten bau in der der möglicherweise mit D begann, aber mit der Anonymität: Die Familie Schlosser aus Zwota, Zeit verblasste. Es wurde vermutlich in der in: Tibia, Jg. 30, Heft 2/2005, S. 427-432) zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Nürn - berg gefertigt, möglicherweise von einem Mit - Oben habe ich bereits Nikolaj Tarasovs Über- glied der Familie Denner. Leider fehlt das Fuß - blick über Kernspaltflöten im 19. Jahrhundert stück. Weber beschreibt die Schwierigkeiten, besprochen. In einem weiteren Artikel zeigt die sich bei der Rekonstruktion stellen, und un - Tarasov, dass Hersteller des 19. Jahrhunderts ter nimmt einen diesbezüglichen Versuch. wegweisend daran arbeiteten, das ewige (Rainer Weber in Zusammenarbeit mit Eck - Problem von Kernspaltflöten in den Griff zu hard Bohringer: Eine barocke Kostbarkeit, in: bekommen: Kondensation im Windkanal, die Windkanal 3/2005, S. 26-28) zum Verstopfen führt. Er führt vier verschiede- ne Lösungen an. Erstens wird, wie bei Czakans Computertomographie oder CT, früher be - von Carl Doke (Linz) oder Martin Schemmel kannt als CAT (computed axial tomography), (Wien) zu sehen, ein dünner Holzkeil in den ist in der Medizin ein geläufiger Begriff (CT- Windkanal eingesetzt. Zweitens werden, wie Scan). Wenn ein Objekt zwischen einer Quelle bei Czakans von Franz Schöllnast (Pressburg) und einem Sensor hindurchgeschoben wird,

TIBIA 1/2010 23 David Lasocki

entstehen Röntgenaufnahmen in „Scheiben“, exakt wiedergeben. (Dies trifft auf alle Mess - welche dann unter Verwendung einer mathe- methoden zu.) Eine andere Methode, alte In - matischen Methode („tomographische Re kon - strumente zu untersuchen, ist das Fotografieren struk tion“) zusammengefasst werden. Die mithilfe eines Endoskops (eines medizinischen neuesten Helix- oder Spiral-CT-Geräte können Gerätes mit Beleuchtung). Sie macht Spuren fortlaufende Darstellungen produzieren sowie sichtbar, die der Arbeitsprozess auf deren inne- unter Verwendung aller Daten ein dreidimen- rer Oberfläche hinterlassen hat. Diese Ober - sionales Bild („3D-CT-Scan“) erstellen, das aus flächen stellen eine wichtige Komponente des unterschiedlichsten Perspektiven und in verschie - Instrumentenklanges dar, über den man durch denen Auflösungen betrachtet werden kann. ein Kunstharzmodell rein gar nichts erfahren kann. (Rainer Weber: 3D-Com puter to mo - Einige Museen verwenden jetzt die 3D-CT- graphie: Ergänzungen und Anmerkungen zum Methode, um archäologische Objekte zu scan- Artikel in Windkanal 2005-3, in: Windkanal nen. Klaus Martius und Markus Raquet 4/2005, S. 12-13) schreiben über die Anwendung bei Mu sik in - stru menten, die komplett gescannt werden Zufällig – oder ist es Teil des Zeitgeistes? – können, ohne dass man sie auseinandernehmen schrieb Ronald Haase, Geschäftsführer von oder auch nur berühren muss. Verborgene Moeck Musikinstrumente + Verlag, seinen eige- Details einschließlich der inneren Struktur (und nen Artikel über Computertomographie, der Beschädigungen) werden sichtbar, und alle etwa zeitgleich mit dem Artikel Webers er - Maße können präzise erfasst werden. schien. Nachdem man bei Moeck von Martius über dessen 3D-CT-Arbeit an der Kynseker- Die Autoren beschreiben, wie mit Hilfe dieser Blockflöte informiert worden war, wurden Methode Bilder einer Diskantblockflöte ange- eigene Untersuchungen an zwei Instrumenten fertigt wurden, die zu dem berühmten sieben- aus der Moeck-Sammlung (Barock-Alt block - teiligen Consort gehört, das im 17. Jahrhundert flöten von Anciuti und Rippert) vorgenommen. von Hieronimus Kinsecker (Germanisches Verwendet wurde ein medizinischer To mo graph Nationalmuseum Nürnberg, Inventar-Nr. MI mit zugegebenermaßen „vergleichsweise schlech - 99) gebaut wurde. In einer Fußnote wird terer Auflösung“. Leider stellte sich heraus, erwähnt, dass die Daten auf ein anderes Gerät dass die Rippert-Blockflöte einen zweiten, bis- übertragen werden können, das aus Kunstharz her unentdeckten Riss im Schnabel aufweist. eine exakte Kopie des Originalobjektes, ein so genanntes stereolithographisches Modell, her- Allgemein ist es für Haase „von größter stellt. Ob ein solches Modell von praktischer Bedeutung …, dass in jeder Schnittebene mit Qualität wäre, bleibt abzuwarten. Ab schlie - einem speziellen Computerprogramm beliebige ßend bitten die Autoren um Fin an zier ungs - Abstände, Durchmesser, Radien oder Winkel partner – die Methode ist natürlich fürchterlich exakt vermessen werden können“ – in der Tat teuer. (Klaus Martius und Markus Raquet: mit größerer Genauigkeit als mit herkömmli- 3D-Computertomographie: Modernste Do ku - chen Vermessungsmethoden, die das In stru - men tation von Holzblasinstrumenten, in: ment zudem beschädigen können. Wind kanal 3/2005, S. 6-12) 3D-CT könnte sich auch beim computerge- In einem Folgeartikel äußert Rainer Weber, stützten Gestalten (computer-aided design, dass er diese neue Technologie befürworte, CAD) als nützlich erweisen. Dennoch, so jedoch auch ihre Grenzen sehe. Durch den schließt er, werden die mit D3-CT verbunde- Schrumpfungsprozess des Holzes über die nen Kosten sowie die Sicherheitsprobleme, die Jahrhunderte könnten Vermessungen niemals Röntgenstrahlen mit sich bringen, dem Einsatz die ursprünglichen Maße eines Instrumentes im modernen Blockflötenbau Grenzen setzen.

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(Ronald Haase: Computertomographie – eine Nikolaj Tarasov und der Conrad Mollenhauer GmbH, moderne Methode zur exakten Vermessung von Jan Bouterse, Jeremy Burbidge, Adrian Brown, Bernard Gordillo, Roland Jackson, Thomas J. Mathiesen, Patricia Blockflöten, in: Tibia, Jg. 30, Heft 4/2005, S. M. Ranum, Anthony Rowland-Jones, Thiemo Wind und 606-613) Übersetzung: D. Presse-Requardt den Kollegen in der William and Gayle Cook Mu sik - bibliothek an der Universität Indiana, besonders bei Dieser Artikel erschien in englischer Sprache in der Zeit - Michael Fling und Philip Ponella. schrift American Recorder, May 2007 Er bittet die Leser, ihn über die Tibia-Anschrift auf Danksagung: Für das Einsenden von Quellen sowie son- wichtige Publikationen hinzuweisen, die er möglicher- stige Unterstützung bei der Vorbereitung dieser Be - weise übersehen hat. Die meisten Artikel sind dem Leser sprechung möchte der Autor sich bedanken bei Sabine über Bibliotheken zugänglich – sie sind entweder direkt Haase-Moeck und der Firma Moeck Musikinstrumente in großen Musikbibliotheken oder bei örtlichen Bibli o - und Verlag, Hans Maria Kneihs und ERTA Österreich, theken über Fernleihe erhältlich. o

Summaries for our English Readers

Peter Thalheimer In his essay in Tibia 1/2009 the author evolved Narrow or wide, short or long? the thesis that Telemann cannot be the compos- The scaling of recorders and its effect on the er of the Triosonata in d-minor for recorder, range and fingering system violin and basso continuo TWV 42:d10, which is ascribed to him in a Brussels manuscript. In After defining the term “scaling” of the re cor - an update in Tibia 2/2009 he made the conjec- der, the author gives a description of how it ture, that Pierre Prowo (1697–1757) might be determines the overblowing effect on recorders. the composer. In his second update he delin- Using the deviations from the target of the har- eates how right he was in this conjecture: In the monic row in relation to the double octave Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern above the fundamental tone, the recorders are in Schwerin he found the manuscript of the then divided into three categories: three single parts of the sonata, the title page of – the pure overblowing instruments which shows Prowo as the composer. – the too high overblowing instruments at up Translation: Sabine Haase-Moeck to 100 cent – the too high overblowing instruments at over 100 cent David Lasocki Each of these categories is characterised by its The Recorder in Print: 2005 individual possibilities of playing technique and fingering. In particular, it is verified that on This is the seventeenth of a series of reviews of recorders in the third category, it is impossible significant new research on the recorder. By “re- to play the semi-tone above the double octave search” Lasocki means anything written about due to the way they are constructed. According the recorder that advances our knowledge of the to historic fingering tables, it has been estab- instrument, its depiction in works of art, makers, lished that these three variations already existed making, players, playing technique, perfor- th th in 16 _18 centuries. Translation: Angela Meyke mance practice and repertory, in the past or pre- sent. He has surveyed as many period icals and Klaus Hofmann books in English, Dutch, French, Spanish, Ger- The Answer to the Riddle – Second Update of man and Italian published during 2005 as he My Essay “Under False Colours?” in Tibia 1/2009 could readily obtain (in addition, a few earlier items have reached him).

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Peter Thalheimer Erinnerungen an Ernst Stieber (1907–1990)

er am 01.03.1931 als Firma Ernst Stie ber, Musikinstrumente, Saiten und Zu be hör teile nach Leipzig verlegt hat. Sein Bruder hat das Mannheimer Geschäft weitergeführt.6 Um 1939 befand sich Stiebers Werk statt in Leip zig in der Querstrasse 12.7

In seiner Leipziger Zeit hat Stieber auch Block flöten vertrieben. Erhalten ist in Pri - vat besitz eine e1-Flöte, signiert „E. A. STIE- BER“, auf der Fußplatte „17 12 34 103“. Das Instrument ist bau gleich dem Mo dell Herwiga 1 der Han dels firma Wilhelm Her - wig, Markneukirchen. Her wig hat, wie wohl auch Stieber, seine Block flö ten in der Vor - kriegszeit von Max König & Söhnen in Zwota bezogen.

Nach dem Krieg hat sich Stieber 1947 in Tü - Abb. 1: Ernst Stieber in seiner Tübinger Werkstatt bin gen niedergelassen. In der Pfleghofstrasse 7 re pa rierte und baute er Streich- und Zupf - in stru mente und betrieb eine Musi ka lien - In den letzten Jahren tauchen auf dem Internet- handlung. Zusammen mit einem Drechsler aus Gebrauchtwarenmarkt immer wieder Block flö - Waldenbuch (in der Nähe von Tübingen) ver- ten mit der Signatur „ERNST STIEBER / suchte er den Einstieg in den Blockflötenbau, TÜBINGEN“ auf. Wer war Ernst Stieber? allerdings ohne Erfolg.8 Zwan zig Jahre nach seinem Tod ist es an der Zeit, zurückzublicken. Im Jahr 1949 engagierte Stieber Joachim Paet - zold (*19.01.1921) als Blockflötenbauer.9 Paet - Ernst A. Stieber wurde am 15.07.1907 in Kön - zold, der auf diesem Gebiet selbst Autodidakt nern/Saale geboren und ist am 04.05.1990 in war, entwickelte einen kompletten Satz Block - Tübingen verstorben.1 Sein Vater war Blech - flöten inklusive der damals sehr gefragten f0- blas instrumenten-Macher, sein Onkel Sai ten - und c0-Bässe.10 Die Instrumente wurden sig - macher. 1922 begann er seine Ausbildung zum niert mit „ERNST STIEBER / TÜBINGEN“. Geigenbauer in Markneukirchen bei Max Allerdings hatte Stieber am Bau der Flöten kei- Theo dor Schuster (04.11.1881–23.05.1957) und nen Anteil, er sorgte nur für deren Verkauf. Ge - Paul Richard Seckendorf (29.10.1887– baut wurden die Stieber-Flöten allein von Joa - 25.02.1964).2 Danach arbeitete er als Geselle chim Paetzold. Daneben vertrieb Stieber Block - bei Albin Paul Knorr in Markneukirchen.3 flöten von Alexander Heinrich, Mark neu kir - Später bezeichnet er sich als chen, also wieder Instrumente aus der Werk - „Geigenbaumeister“,4 ein Meister brief ist statt Max König & Söhne. In einer Preisliste aus jedoch nicht erhalten.5 Wohl noch vor 1930 den Jahren zwischen 1951 und 1958 bot er hat er zusammen mit seinem Bruder in Mann - unter anderen Sopranflöten ein „König-Mo dell“ heim eine Musikalienhandlung ge grün det, die an. Zu dieser Zeit hatte Stieber dem Pia no -

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Abb. 2: Preisliste 1958

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haus Klein & Wanner in Stuttgart die Allein ver - tre tung übergeben.11

Zum Herstellungsprogramm von Joachim Paet zold in der Stieber-Werkstatt gehörten neben Blockflöten noch Barock-Traversflöten und Barock-Oboen. Als Vorlagen dienten eine Traversflöte von Kirst und eine Oboe von Gren ser aus dem Besitz von Ernst Stieber. Damit gehörte die Werkstatt zu den ersten, die nach dem Krieg historische Querflöten und Oboen liefern konnten.

Im Oktober 1961 machte sich Joachim Paetzold selbstständig;12 Stieber versuchte, den Block - flöt enbau in reduziertem Umfang weiterzufüh- ren. Insbesondere gegenüber den ausländischen Kunden unterstützte er die verbreitete Mei - nung, er selbst habe diese Modelle entwickelt und gebaut. So kamen Publikationen in Eng - land und den USA zustande, in denen Ernst Stieber als Blockflötenbauer dargestellt wurde.13 Eine Parallele zu Peter Harlan ist nicht zu übersehen, der ja auch immer wieder den Eindruck erweckt hat, er selbst baue Block- flöten.

„Stieber-Blockflöten“ gehörten zu ihrer Zeit zu den Spitzeninstrumenten. Insbesondere die f0- und die c0-Bässe waren damals unerreicht in Klang und Ansprache. Viele wurden nach Übersee geliefert. Paetzold hatte 1961 vor, das gesamte Programm in eigener Regie weiter zu bauen. Dazu kam es aber nicht. Er begann mit Altflöten in langer Mensur, 1962/63 kamen Sopranflöten und 1964 dreiteilige Sopraninos dazu. Damit hatte er mehr als genug zu tun. Trotzdem hat Paetzold seine Modelle laufend weiterentwickelt und verbessert. Seine Werk - statt gab er erst im Jahr 2007, also mit 86 Jahren, auf.14

Ernst Stiebers Leitspruch war: Nicht nachlassen zwingt Alles. Aber er war ein schwieriger Mensch. Nicht nur seine Kunden, auch seine Familie und seine Mitarbeiter hatten es nicht Abb. 4: Zwei Alt-Meisterflöten, signiert ERNST STIE- BER / TÜBINGEN, gebaut von Joachim Paetzold um immer leicht mit ihm. Aus seinem nächsten 1955 Um feld stammen Charakterisierungen wie

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Abb. 3: Alt-, Tenor-, Bass- und Groß - bass block flöte, sig niert ERNST STIE- BER/TÜBINGEN, ge baut von Jo a - chim Paet zold 1959–1961

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„humorlos“ und „geldgierig“. Immerhin: Wir 7 Persönl. Mitteilung von Dorothee Stieber, 18.09.2003. verdanken ihm, dass in seiner Werkstatt Block - 8 Persönl. Mitteilung von Joachim Paetzold, 12.11.2009. flö ten gebaut werden konnten, die für Jahr - 9 Zu weiteren biographischen Details zu Joachim zehnte Maßstäbe gesetzt haben. Paetzold siehe Peter Thalheimer: Zwei Flötenbauer wer- den 75: Werner Ludwig und Joachim Paetzold; Tibia 21 (1996), S. 38-40. –––––––––––––– 10 Hausmusik 15 (1951), Heft 1: Anzeige Ernst Stiebers ANMERKUNGEN mit Preisen für Blockflöten in c2 f1 c1 f0; Ernst Stieber: 1 Persönl. Mitteilung von Ernst Stiebers zweiter Ehefrau Preisliste 1958. Dorothee Stieber (*24.12.1922), 18.09.2003. 11 Ernst Stieber: Ernst Stieber-Blockflöten, Grifftabelle 2 Lebensdaten nach Bernhard Zoebisch: Vogtländischer (…), Preisliste meiner Blockflöten deutscher Griffweise, Geigenbau. Biographien und Erklärungen ab 1850; [Tübingen, zwischen 1951 und 1958] Horb am Neckar: Geiger-Verlag 2002, S. 54-55. 12 Joachim Paetzold: Preisliste für die Joachim Paetzold 3 Persönl. Mitteilung von Dorothee Stieber, 18.09.2003; Blockflöten, [Tübingen] 01.10.1961; Margaret E. Cawley: Ernst Stieber: Tuebingen. 50 Years Susanne Schmidt: „Primitives Instrument voller Rätsel“ an Instrument Maker; in: American Recorder 12 No. 4 – Ein Gespräch mit dem Tübinger Flötenbaumeister (November 1971), S. 113-122; Edgar Hunt: Ernst Stieber Joachim Paetzold; in: Tibia 12 (1987), S. 518-519; Nik – Recorder Maker; in: Recorder & Music Magazine 3 Tarasov: Dazumal und heute noch … Nik Tarasov gra- (1969), S. 130. tuliert Joachim Paetzold zum 40-jährigen Werk statt - 4 Ernst Stieber: Preisliste meiner Blockflöten originaler jubiläum; in: Windkanal 4/2001, S. 10-11. (barocker, englischer) Griffweise, Tübingen, Frühjahr 13 Von Margaret E. Cawley und Edgar Hunt, siehe 1958 Fußnote 3. 5 Persönl. Mitteilung von Dorothee Stieber, 18.09.2003. 14 [Nik Tarasov:] Joachim Paetzold löst seine Werkstatt 6 Zeitschrift für Instrumentenbau 51 (1930/31), S. 336. auf; in: Windkanal 3/2007, S. 7. o

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Ludolf Baucke Musik der Heideklöster

Als der später in Hannover lehrende Mu sik wis senschaftler Heinrich Sie - vers 1934 im Archiv des Klosters Wien hausen ein kleinformatiges Büch lein des Formats 14 mal 10 cm mit 49 beidseitig beschriebenen Blät - tern und drei Ein le ge zetteln endeck- te, kam das einer Sensation gleich. Die als Wien häuser Liederbuch in die Geschichte eingegangene Hand - schrift erwies sich als außerordent - liche Quelle für die Mu si zier praxis in dem versteckten, bis dah in musi- kalisch nicht aufgefallenen Kloster. Seiner zeit aber wurde weder geahnt, dass das aufgespürte Lie der buch nicht die einzige Wienhäuser Mu - sikalie bleiben noch dass spätere Forschungen viel Licht in die mittel- alterliche Mu siktradition sogar aller Lü ne burger Frauenklöster bringen würde. Diese auch Heideklöster ge - nannten, zwischen dem 10. und dem 13. Jahr hundert ge grün deten und nach der Reformation als Da men - stifte fortgeführten Klöster liegen zumeist abgelegen in kleinen Orten. Außer Wien hausen bei Celle sind das Ebstorf, Isen hagen, Lüne, Me - din gen und Wals rode. Die akribische Sichtung der örtli- chen Kloster archive und ihrer weit ge streuten, im Fall des Klosters Me - din gen sogar in Boston aufgespürten Hand schriften brachte die musikali- Foto: Abbildung aus einem Andachtsbuch des 15./16. Jh. aus dem schen Schätze ans Tageslicht. Tat - Kloster Medingen; Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Nie der - sächsische Lan des bibliothek Hannover, Ms I, 74, Bl. 45r säch lich fanden sich viele Doku - mente als Palimpseste – das seiner- zeit kostbare Pergament wurde abgeschabt und alterliche Hand schriften gingen verloren, doch neu beschrieben – oder als Makulatur in Ein - sammelte sich bis 2008 ein Konvolut von etwa bänden etwa von Kassenbüchern. Die penible 120 Handschriften an, bestehend aus 80 Frag - und heute noch nicht abgeschlossene Suche men ten und 40 Büchern. Insgesamt tauchten hatte einen un geahnten Erfolg. Viele mittel - mehr als 3000 Melodien auf.

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Glücklicherweise werden alle Funde der Öf - ern vorbereiten sollten. Neben Dokumenten der fent lichkeit nun gleich doppelt zugänglich: zu - offiziellen Liturgien stehen private An dachts- nächst als Katalog Verborgene Klänge. In dem und Gebetbücher. anschaulich bebilderten Buch listet Ulrike Beide Sphären, die rituelle Aura der großen Hascher-Burger die bisherigen Funde ein- liturgischen Feiern ebenso wie der intime Cha - schließlich aller Textanfänge gewissenhaft auf. rakter der privaten Versenkung, spiegeln sich Für die Wissenschaft ist das eine Fundgrube, sprachlich wider. Dem Latein als kirchlicher aber auch Laien können das Buch mit Gewinn Amtssprache steht das mundartlich je nach Her- durchblättern, letzteres vor allem, weil Ulrike Volkhardt in einem ausführlichen Anhang alle kunft differenzierte, nicht einmal orthogra- in den Handschriften enthaltenen Abbildungen phisch vereinheitlichte Niederdeutsche gegen- hinsichtlich ihrer musikbezogenen In for ma - über. Gelegentlich kreuzen sich die beiden tionen gesichtet hat. Dank der musik-ikonogra- Sprachebenen. In der aus Ebstorf überlieferten phischen Erkenntnisse konnte der Öffentlich- Osterhymne Resurrexit dominus wird jede der keit ein zweiter, noch unmittelbarerer Weg zu insgesamt fünf Strophen lateinisch angestimmt den Quellen geöffnet werden. Auf insgesamt und mit dem niederdeutschen Refrain „Wy sechs Compact Discs nämlich wird jedes Kloster wullen alle vrolick syn tho diesser osterliken nach neuestem Kenntnisstand klingend porträ- tyd“ beschlossen. Die klösterlichen Funde sind tiert. nicht nur eine Fund gru be für Sprach wis sen - schaftler, sondern auch für Heimatkundler. Alle Handschriften spiegeln das klösterliche Selbst plattdeutsch Sprechende dürf ten ihr Le ben wieder. Sie beziehen sich überwiegend Vergnügen daran ha ben, wie die schriftlich auf die rund um die Uhr, also tagsüber und über lieferte, im Rahmen der Aufnahmen klin- noch ausführlicher zur Nachtzeit, stattfinden- gende Sprache mit dem individuellen Sprechen den liturgischen Feiern. Dazu gehören die täg- über einstimmt oder diesem zumindest sehr lichen Stun dengebete, die besonders zu Fei - nahe kommt. ertagen ausführlicher zelebrierten Messen, aber auch Er eignisse, wie die im Klosterarchiv Lüne Die im mittelalterlichen Europa zu vor re for ma - einzigartig dokumentierte „Nonnenkrönung“. torischen Zeiten weit ver breitete Mehr stim mig - Letz tere stand am Ende einer langen Auf nah - keit ist im Mu sikleben der Heideklöster äußerst me prozedur, die jede künftige Nonne zu absol- selten – diese abgeschiedenen Orte waren eben vieren hatte, und hatte einen so hohen Stel len - keine Zentren der kompositorischen Finessen. wert, dass sie nur vom Bischof vorgenommen Ein stim mig keit aber ist nicht Ein tönigkeit. Alle werden durfte. Individueller wurden Hand - Einspielungen des von Ulrike Volk hardt gelei- schriften gefertigt, die auf die kollektiven Fei - teten Ensembles devotio moderna bestechen

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durch lebendigen Vortrag und sorgfältigste Ko - lo rierungen der geschmeidig gesungenen Melodien. Der schon erwähnten musik-ikono- graphischen Forschung ist zu danken, dass die auf Bildern und illustrierten Initialen abgebil- deten Instrumente rekonstruiert und zur Un - ter stützung der Singstimmen herangezogen werden konnten. Be sonders bei Glocken wurde Ulrike Volkhardt fündig. Außer den vielerorts üblichen, paarweise abgebildeten kleinen Glocken oder Schellen wurden längliche große Glocken gefunden, die paarweise vor dem Körper hängen und mit ihrem Läuten zum Gebet rufen. Sogar ein „Glocken baum“ nebst Hämmern oder gebogenen Stöcken zum Schla - gen der unterschiedlich ge stimmten Glocken wurde entdeckt und rekonstruiert. Versteht sich, dass die Harfe als alttestamenta- risch bekundetes Instrument des Königs David mehrfach abgebildet und bei den Aufnahmen eingesetzt wird. Weitere Saiteninstrumente sind das Psalterium, die Laute und die am Kinn gespielte Fidel. Die beiden letztgenannten In - stru mente wurden häufig zusammen mit einem Portativ dokumentiert. Die in den klösterlichen Handschriften abgebildeten Blasinstrumente der Heideklöster ganz hervorragend und über- sind vielfach „fabulös“. Das ist wörtlich zu neh- führen diese in die Gegenwart. men, wenn ein Fabelwesen mit einem längs Postscriptum: Wie nach Abschluss des Textes geblasenen langen Metallinstrument gemalt zu erfahren war, hat die „Musik der Hei de - wor den ist, das an eine „tuba“ erinnert. Wäh - klöster“ ein Tor aufgestoßen. In anderen Klos ter - rend nirgendwo eine quer geblasene Flöte ent- archiven aufgespürte Handschriften werden deckt wurde, finden sich verschiedene Indizien gesichtet und für weitere Mu sik auf nahmen aus- für den Gebrauch von Blockflöten, wobei eine gewertet. Abbildung sogar unverwechselbar die Haltung eines Blockflötenspielers zeigt. God sy gelovet, Musik aus dem Kloster Lüne, Cantate C Die vorstehenden Hinweise mögen genügen, 58032 – Loff unde ere, Musik aus dem Kloster Me din - um die qualitative Sorgfalt aller Einspielungen gen, Cantate C 58033 – Wy wullen alle vrolick syn, zu unterfüttern. Diese entstanden im Herbst Musik aus dem Kloster Ebstorf, Cantate C 58034 – 2008 unter denkbar günstigsten akustischen Vorlehn uns freden gnediglich, Musik aus dem Kloster Walsrode, Cantate C 58035 – Herre, unser Herrscher, Bedingungen in der Kirche des Klosters Isen - Musik aus dem Kloster Isenhagen, Cantate C 58036 – hagen und ragen in ihrer Anschaulichkeit weit Danck unde Loff, Musik aus dem Kloster Wienhausen, über bloß museale musikhistorische Dar stel - Cantate C 58037; Schola und Ensemble devotio moder- lungen hinaus. Bereits die dem Klangporträt na (Leitung: Ulrike Volkhardt) jedes Klosters beigefügten Überschriften wir- Hascher-Burger, Ulrike: Verborgene Klänge, Inventar der handschriftlich überlieferten Musik aus den Lü ne - ken impulsiv. Alle sechs Compact Discs vermit- bur ger Frauenklöstern bis ca. 1550. Mit einer Dar stel - teln ein plastisches Abbild mittelalterlicher Mu - lung der Musik-Ikonographie von Ulrike Volk hardt. sik praxis. Sie dokumentieren die Spiritualität Hil desheim 2008, ISBN 978-3-487-13698-1 o

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Christina Paetzold Festakt-Highlights zum 25-jährigen Flötenhof-Jubiläum

Der Kammermusikveranstalter Flötenhof e.V. mit Sitz in Ebenhofen beging in diesem Jahr seinen 25sten Geburtstag Nicht immer kann ein Jubilar so viele Gäste zu sei - Vereins! Diese Ent ste hungs ge schichte des „Flö ten - ner Party sehen, wie dies am Samstag den hof e.V.“ wurde nach Michael Schneiders beein- 12.09.2009 zum abendlichen Festakt der Fall war. druckendem Block flötensolo in eindrucksvoller Art Schon tagsüber ging es im Haus „Flö ten hof“ ein und Weise vom 1. Vor sit zen den des Vereins und und aus und viele Besucher nahmen an den ver- Blockflötenbauers in Eben hofen, Herbert Paet zold, schiedenen Aktivitäten, nebst reichhaltiger Be wir - geschildert, wobei dieser im besonderen auf seine tung, die zu Ehren des Flötenhof und zur In for - eigene und die Zeit des noch in der Grün dungs - mation der Gäste veranstaltet wurden, teil. phase begriffenen Vereins in Mün chen einging! Einen besonderen Gruß mit Spende durfte der Über 80 geladene Gäste versammelten sich dann Flötenhof e.V. von der eigenen Gemeinde Bies sen - um 19.30 Uhr im Haus „Flötenhof“ in Eben hofen hofen mit Gruß worten des 2. Bür ger meisters, zum Sekt empfang und anschließendem feierli- Erwin Trinkwalder, entgegennehmen – herzlichen chem Fest akt im hauseigenen Kon zertsaal, in dem Dank dafür. Das 3. Highlight dieses Abends, das nun auch ein Highlight das andere jagte! Der sich im Haus „Flötenhof“ mit der Geige einfand, ist argentinische Cembalo- und Ham mer flü gel spe zi a - ebenso ein Musiker von Weltruf, ein Ba rock geiger list aus Buenos Aires, Oscar Milani, heutzutage der 1. Stunde dieser Alte-Musik-Be we gung – John tätig an der Mu sik hochschule Nürnberg und der Holloway. Wir durf ten ihn vor ca. 2 Jahren ganz Kir chen mu sik hoch schule Bayreuth, eröffnete den privat kennen lernen und freuten uns sehr, dass High light-Rei gen am von Herbert Paetzold selbst- auch er diesen festlichen Abend mit seinem be - gebauten flämischen Delin-Cembalo. Im An - kannt bravourösen Gei genspiel (1 Te le mann- und 1 schluss daran konnte der extra aus seinem Urlaub Bachsolo) bereichert hatte. Nach solch hervorra- in Schweden angereiste, ein internationaler Block - gender konzertanter Musik und aufmerksamem flö ten- und Dirigier star und Hoch schul pro fessor an Zuhören und Verfolgen der Reden hatten die Gäste der Mu sik hoch schule in Frank furt für Kam mer - dann doch Hunger und Durst und wurden nicht musik und Block flöte, Mi chael Schnei der, von der enttäuscht! Aus dem Landgasthof „Hu ber tus“ in begeisterten Zu hörerschaft begrüßt werden! Beide Apfeltrang, Ost allgäu, gab es ein hervorragendes Musiker standen schon vor der eigentlichen Ge - kaltes und warmes Buffet, das diesen tollen Fest - burtsstunde des „Flötenhof e.V.“ Pate und sind bis abend zu einem würdigen Abschluss und echtem heute Mitträger und Aktive in der Geschichte des Er leb nis für alle werden ließ!

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Neues von den Telemann-Fest - tagen 2010

„spielräume. HofMusikStadt“ steht. Telemanns Wirken im Spannungsfeld zwischen höfischer Musikkultur und städtischem Musikleben wird vom 12. bis zum 21. März im Mittelpunkt des ebenso reichhaltigen wie internationalen Festi - valprogramms stehen, das sich im Ju bi läums - jahr erstmals über zwei Wochenenden er - streckt. In einer Koproduktion der Opera Fuoco Paris mit dem Theater Magdeburg in Zu sam men - arbeit mit den Magdeburger Telemann-Fest - tagen erlebt die dreisprachige Telemann-Oper Orpheus ihre Premiere in Magdeburg und wird Der britische Violinist Simon Standage erhält über die Grenzen Deutschlands hinaus nach den Georg-Philipp-Telemann-Preis der Lan - Frankreich weiterreisen. International renom- des hauptstadt Magdeburg 2010. Dies gaben die mierte Interpreten werden die Konzerte gestal- Veranstalter anlässlich einer Pressekonferenz ten u.a. La Stagione Frankfurt (Ltg.: Michael heute in Magdeburg bekannt. Die Übergabe der Schneider), Rheinische Kantorei (Ltg.: Her - mit 2.500 Euro dotierten Auszeichnung wird mann Max), Thomanerchor Leipzig (Ltg.: Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper am 12. Georg Christoph Biller), Collegium Musicum März 2010 im Eröffnungskonzert der 20. 90 (Solist: Simon Standage), Musica Fiorita Magdeburger Telemann-Festtage im Theater (Basel), Pratum Integrum (Moskau), Hille Perl, Magdeburg (Opernhaus) vornehmen. Maurice Steger, Ludger Rémy und Reinhard Mit der Auszeichnung will die Lan des haupt - Goebel. stadt Magdeburg das umfangreiche Wirken des Darüber hinaus ist es den Veranstaltern gelun- Interpreten und Hochschullehrers für die gen, den Schauspieler August Zirner für die Verbreitung der Werke Telemanns würdigen. Ver anstaltung LesART zu engagieren. Simon Standage hat auf substantielle Weise Im - Neben den hochkarätigen Konzerten wird sich pulse zur Auseinandersetzung mit der Mu sik im kommenden Jahr die Internationale Wis sen - Georg Philipp Telemanns im Musikleben und schaftliche Konferenz ebenfalls dem Fest tags - in der Ausbildung gegeben. Von Simon motto widmen. Auch das ausgezeichnete Ju - Standage angeregt und durch ihn maßgeblich gend projekt „Telemann für Schüler“ findet begleitet, haben sich renommierte britische wieder statt. o Klang körper mit repräsentativen Vokalwerken Telemanns auseinander gesetzt und sie in den Kontext der großen englischen Traditionen auf dem Gebiet der historischen Auf füh rungs - Ahorn natur praxis gestellt. Buchsbaum Weiterhin stellten die Veranstalter das umfang- Palisander reiche Programm der 20. Magdeburger Te le - Olive www. .com mann-Festtage vor, das 2010 unter dem Motto Rosenholz

TIBIA 1/2010 35 Edition Moeck Nr. 818/819 | ISMN M-2006-0818-2 | € 6,00

Nicola Termöhlen (*1979) Samovila – 2009 – für drei Blockflöten (TBB)

ine Samovila (auch: Vila oder ESamodiva) ist nach der slawi- schen Mythologie ein wunderschö- ner weiblicher Natur geist mit lan- gem Haar und durchsichtigem Kör - per. Sa mo vilen leben tief in den Wäldern und be schützen dort Pflan - zen und Tiere. Häufig treten sie in Gestalt eines Falken, Wolfes oder Schwanes auf, oder sie streifen als Wol ke oder Nebel um her. Samovilen sind Wie der gän ger in nen: Bräute, die vor der Hoch zeit gestor- ben sind und im Grab keine Ruhe fin- den können. Sie tanzen gerne auf Wald lich tun gen. Nie der getretenes Gras, so wie im Kreis wachsende Pilze und Erd beeren, kennzeichnen diese Tanz plätze. Für einen Men schen ist es gefährlich, sie zu betreten. Verfällt ein junger Mann der Schön heit einer Vila und tanzt mit ihr, so wird ihn dies das Leben kosten. In der Komposition Samovila ver - führt eine schillernde Vila einen jungen Mann zum wilden, kreisför- migen Tanz mit ihr. Die musikalischen Abschnitte wechseln zwischen rhythmischer Be harr- lichkeit (Kreis för mig keit), überspielt von einer wirbelnd-umgarnenden Melodie (mit osteuropäischen Ele menten), und choralartigen Passagen, die den Trancezustand widerspiegeln. Ein Ab schnitt im Tangostil (T. 58) stellt den Höhe punkt der Verführungskünste der Samovila dar, und am Schluss (T. 121) bleibt offen, ob der junge Mann ihr ganz verfällt und sterben muss oder aus ihren Fängen noch zu ent kom men vermag …

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36 TIBIA 1/2010 Moments littéraires

Moments littéraires Serie von Ulrich Scheinhammer-Schmid

Die Psychodramen einer Flötengruppe unsere Kurzgeschichte, wobei Updike selbst John Updike analysiert das Block flö ten spiel der Meinung war, er habe sein Bestes „im Sprint über zehn Seiten gegeben“, in knappen, aber Nicht nur Blockflöten haben ein tönendes äußerst präzisen Momentaufnahmen, die ganze Innen leben – auch ihre Spielerinnen und Spieler, Lebensschicksale auf knappstem Raum zusam- meist in Gruppen auftretend, haben ein seeli- menfassen. sches Innen, das nicht nur im musikalischen „Der Mann, der ins Sopranfach wechselte“ um - Spiel nach draußen drängt. Darüber hinaus fasst zwar etwas mehr als die eben genannten haben Blockflötengruppen als Ganzes ihre ganz zehn Seiten, aber dafür werden hier gleich meh- eigene Psychodynamik – sie locken Men schen rere Leben konzentriert und gebündelt. Vor - an, stoßen sie unter Umständen aber auch nach der gründig wird das Entstehen wie die (nur kürzerer oder längerer Zeit wieder ab und erle- angedeutete) Auflösung einer Gruppe von ben immer wieder Entwicklungen und Wand - Men schen geschildert, die sich zusammenge- lungen. Sie bergen in ihrem Inneren Kräfte, die funden haben, um mit Blockflöten zu musizie- zur Explosion, aber auch zur Im plo sion oder – ren. Aber tiefer betrachtet, ist es auch eine sub- im günstigsten Fall – zur jahre- und jahrzehnte- til gezeichnete Tragödie der Instrumente, in langen Stabilität und Harmonie führen können. deren Eigenarten, ja Macken sich ihre Spieler/ Diese Dynamik und die ihr zugrundeliegenden innen widerspiegeln und ihre wechselseitigen Kräfte analysiert der amerikanische Schrift - Beziehungen definieren. steller John Updike in seiner Kurzgeschichte Ausgangspunkt ist, wie unsere Textauswahl „Der Mann, der ins Sopranfach wechselte“ schil dert (sie umfasst die ersten vier und die („The Man Who Became a Soprano“), die 1994 letzten zwei Seiten der Erzählung), ein Block - in dem Erzählband „The Afterlife and Other flötenquartett, das aus den beiden Ehepaaren 1 Stories“ erschien (deutsch 1997). John Updike, Andrea und Fritz Weiss sowie Jessie und Terry 1932 in Shillington/ Pennsylvania in der ameri- Bridgeton besteht. Zu diesen vier stoßen dann, kanischen Provinz geboren und vor einem Jahr, im Lauf mehrerer Monate, wie Tautropfen auf am 27. Januar 2009, gestorben, ist einer der ganz einem Spinnennetz3 weitere Mitglieder: Caro - großen amerikanischen Erzähler der zweiten lyn Homer, Autodidaktin auf der Blockflöte, Hälfte des 20. Jahrhunderts, dessen Wand lun - und ihr gut eingespieltes Altinstrument, das am gen und Tiefenstrukturen er ab den 50er Jahren Mundstück und an den Grifflöchern alle Farbe getreulich und mit intensiver Ge nau ig keit eingebüßt hatte; Dirk McHoagland, Leiter des nachzeichnete. High-School-Orchesters und Lehrer für Ma - Updike hatte, so der Literaturkritiker Patrick schineschreiben mit einem Tenor; schließlich die Bahners in seinem Nachruf, „etwas Mo zar te - (von einem sportlichen Feuerwehrmann) ge - isches. Die Geläufigkeit, mit der er produzierte, schie dene Alice Marsenault sowie Maury war legendär; das Volumen seiner Produktivität Sutherland, ein gebeugt gehender, sexuell un - und sein eisernes Beharren auf dem Ideal der ent schiedener Herr vom Lande, dessen Altflöte Leichtigkeit haben dazu geführt, dass die Kritik seine Großtante Esther […] vor dem Ersten ihn immer wieder unterschätzt hat.“2 Dieses Weltkrieg während einer Reise durch Öster- (scheinbar) Beiläufige und Leichte zeigt auch reich und Norditalien erworben hatte (100).

TIBIA 1/2010 37 Moments littéraires

Damit waren drei Altflöten beisammen, und die bracht hatten oder sogar, wenn wichtige Base - Sopranflöten werden schließlich durch eine ball spiele anstanden, über deren Verlauf die intensive Dame komplettiert (100), Toula Jack - Männer sich in regelmäßigen Abständen mittels son, in Kleidung und Auftreten ein Muster bei - eines Fernsehers informierten, der in der Küche spiel für Kontrastreichtum (101). Das drückt vor sich hin plapperte (105). sich auch in ihrem Flötenspiel aus: sie spielte ihr Der dritte Winter kam, und die Gruppe wird Instrument so, wie sie aussah – laut und zu mittlerweile von Miss Eleanor Hart dirigiert, expressiv. Dem entspricht auch ihr Instrument, einer fassförmigen alten Jungfer, die Carolyn ein elegantes Gerät aus Kunststoff mit hoher von der Kongregationalkirche kannte (106). Dichte, made in Japan: es schillerte über dem Noch ein weiterer Wechsel hat sich vollzogen: tönenden Miteinander der anderen Instrumente wegen der Unstimmigkeiten in der sehr inho- wie Öl, das auf Wasser seine Regenbogen malt mogenen Soprangruppe hat sich Toula eine (101). Bass flöte angeschafft, ein exzentrisches In stru - Der ebenfalls geschiedene Steuerberater Jim ment aus gebleichtem Mahagoni mit Alu mi ni - Keel ergänzt die Tenorflöten zur Dreiergruppe, um klappen (107), und ist zu Fritz Weiss in die so dass der Erzähler mit seinen Figuren vor Bassgruppe gewandert. dem Umschlag zur Katastrophe erklären kann: Als Folge dieser Veränderungen löst sich die welch ein Glück war diese Blockflötengruppe! alte heilige Sitzordnung auf, Terry Bridgeton (103) wechselt vom Tenor zu den Sopranen und seine Sie spielen reihum bei den einzelnen Mit glie - Frau Jessie in den Tenor: er kauft sich allerdings dern, auch im tiefen Winter, auch dann, wenn keine Moeck, sondern, etwas preiswerter, eine die Nachrichten Katastrophenmeldungen ge - Adler, ein griffiges kleines Instrument, das sich in seinen Händen anfühlte wie seine in ein zier- licheres Maß überführte Tenorflöte (110). Meisterhaft und detailliert beschreibt Updike nun, wie Terry in der Soprangruppe der Spezialist für hohe Töne wird (110), dabei eine scharfe Leidenschaft in sich entdeckt, die bei den hohen Tönen zum Ausdruck kam (111). Im Sommer werden Andrea Weiss, die neben ihm die Sopranflöte bläst, und er ein Liebespaar (111). Doch das, was mit ihnen geschah, war nicht die einzige Verwindung in der Gruppe (112) – das, was nun folgt, und viele andere eindrucks- und liebevoll erzählte Details der Geschichte muss man freilich im Original nachlesen, sonst müss- ten wir die ganze Geschichte hier in der Tibia wiedergeben! Jedenfalls wird Miss Hart, die Leiterin, von den Golden Agers (!) ihrer Kirche eingeladen, zu Weihnachten ein Konzert zu geben (113), und trotz der Auflösungserscheinungen der Gruppe kommen sie alle bei heimlichen Tele fon ge sprä - chen überein, dass das Konzert stattfinden muss (113): Miss Hart war immer so nett gewesen.

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Und hier setzt der zweite Teil unseres Text aus - –––––––––––––– ANMERKUNGEN schnitts ein, dessen Quintessenz der Autor 1 John Updike: Der Mann, der ins Sopranfach wechsel- John Updike in anderem Zusammenhang mit te. Erzählungen. Deutsch von Maria Carlsson. Reinbek ironischer Ernsthaftigkeit zusammengefasst bei Hamburg: Rowohlt 1997 (auch als Rowohlt Tb hat: Zusammengedrängt in menschlichen In sti - 22441) 2 Patrick Bahners: Das Gleichnis vom Talent. In: FAZ, tu tionen – Kirchen, Banken, Madrigalgruppen –, 28.01.2009 fühlen wir uns sicher, aber in den elementaren 3 Die Seitenzahlen in Klammern bei den folgenden Augenblicken zergehen diese Gebilde. Aufgabe Zitaten beziehen sich auf die deutsche Taschen buch - des Selbst ist es dann, sich in Übereinstimmung, ausgabe (wie Anm. 1). – Die Tautropfen auf einem ja in jubelnden Einklang mit dem ungeheuren Spinnennetz sind ein wunderbares, für Updikes kosmischen Anderen zu bringen: sagen wir, sich Präzision bezeichnendes Bild. 4 John Updike: Selbst-Bewußtsein. Erinnerungen. des Wegs vom Briefkasten zurück zum Haus zu Deutsch von Maria Carlsson. Reinbek bei Hamburg: freuen.4 Rowohlt 1990, S. 332

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40 TIBIA 1/2010 Moments littéraires

TIBIA 1/2010 41 Moments littéraires

[…] [Das Weihnachtskonzert]

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John Updike: Der Mann, der ins Sopranfach wechselte, erschienen in: John Updike: Der Mann, der ins Sopranfach wechselte, deutsche Übersetzung von Maria Carlsson, © 1997 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg (rororo-Taschenbuch 978-3-499-22441-6) o

TIBIA 1/2010 43 Edition Moeck Nr. 3313 | ISMN M-2006-3313-9 | € 15,00 Georg Friedrich Händel Sarabande for recorder orchestra adapted by Sylvia Corinna Rosin

ie Sarabande von Georg DFriedrich Händel (1685– 1759) entstammt seiner Cem ba - lo suite Nr. 4 in d-Moll (HWV 437). Die vorliegende Ein rich - tung für Block flö ten or chester kann auch in der kleineren Be set- zung (Sino) S ATB musiziert werden, falls keine Großbässe und Subbässe zur Ver fü gung stehen. Die So pra ni noblockflöte sollte als klangliche Stei ge rung nur bei den Wie der holungen spielen und solistisch besetzt werden. Entsprechend der ba - rocken Spiel praxis kann sie die Stimme verzieren und dabei die musikalischen Phra sen auch über die Pausen hinweg ver - binden.

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Knut Andreas: Zwischen Musik und Politik. seine unklare Herkunft zum einen (die auch Der Komponist Paul Graener (1872–1944) Andreas nicht restlos aufklären kann, im übri- mit Werk- und Quellenverzeichnis, Berlin 2008 (Frank gen ein Problem, das Graener mit seinem Füh - & Thimme), mehrere Abb. und 70 Notenbeispiele, 446 S., Pb., rer gemeinsam hatte). Sie weckte nach 1933 € 29,80 mehrfach den Vorwurf, er sei Jude, was skurri- lerweise auch mit seinem verschwenderischen Die Flöte von Sanssouci, op. 88, 1930 „im finanziellen Gebaren begründet wurde (sonst Rahmen des neunten Mozartfestes der Stadt war ja eher der umgekehrte Vorwurf des ty - Würzburg“ uraufgeführt, war und ist wohl sein pisch jüdischen Reichtums üblich). Der andere bekanntestes Werk. Dass der Komponist dieser Fleck auf seiner nationalen Weste war die (von preußentreuen Solo-Suite mit Orchester in sei- den Nazis offenbar nicht weiter bemerkte) nem Leben und Werk allerdings extreme Kon - Tatsache, dass er und seine Frau Marie seit 1909 traste vereinigte, liest man in dieser neuen britische Staatsbürger waren (was Marie Grae - Monographie mit einerseits wachsender Span - ner nach 1945 die Übersiedlung nach Eng land nung und andererseits wachsender Abneigung ermöglichte)! gegen den Menschen Graener (dessen schwieri- ges Lebensschicksal freilich auch ermöglicht, Außer einer ganzen Reihe von Opern (darunter manche Züge seiner Existenz mit Nachsicht zu 1931 Friedemann Bach) und sinfonischen Wer - betrachten). ken (hervorzuheben die Suite für großes Orchester, Aus dem Reiche des Pan, op. 22, von Knut Andreas ist mit unendlicher Mühe den 1920) schrieb er überwiegend Lieder und weitgespannten Lebenswegen Graeners nach- Werke für Streicher; umso auffallender sind gegangen, die diesen von seinem Geburtsort deshalb in seinem Œuvre mehrere Kom po si - Berlin über London, Wien und München wie- tionen für Flöte, wobei seine Suite für Flöte und der zurück nach Berlin führten. Von dort aus Klavier, op. 63, ebenso zu nennen ist wie sein musste er 1942, im Jahr seines siebzigsten Ge - im Todesjahr 1944 entstandenes Flö ten konzert, burts tags, zu einer Irrfahrt aufbrechen, die ihn op. 116 (das überraschenderweise mit einem über Bad Kissingen, Wiesbaden, Kressbronn Rondo über das Lied Freut euch des Lebens am Bodensee und Wien schließlich nach Metz schließt!). und Salzburg führte. In dieser Stadt, in der er Diese Monographie ist aus mehreren Gründen 1911–1914 Direktor des Mozarteums gewesen zu rühmen: einmal wegen ihrer quellengesättig- war, starb er dann Mitte November 1944. ten und gut lesbaren Darstellung, die die Nach 1930 hatte er sich, von Haus aus national- Brüche und schwerwiegenden Problemfelder in konservativ, dem Kampfbund für deutsche der Existenz des Porträtierten keineswegs aus- Kultur und im Januar 1933 der NSDAP ange- klammert. Aber auch wegen ihrer gründlichen schlossen; trotz beträchtlicher Geldsummen musikalischen Werkanalysen und Œuvre-Ver - von dieser Seite (nicht zuletzt von Hitler selbst) zeichnisse, die zur Beschäftigung mit einem in den folgenden Jahren gelang es ihm aber Komponisten anregen können, der mit dem nicht, seine großen Schulden abzutragen. Dabei bloßen Etikett „Nazi“ nur unzureichend erfasst hat seine Existenz als Nationalsozialist (vom wird (immerhin liegen sechzig seiner siebzig Geldpunkt abgesehen) eine doppelte Pointe: Jahre vor 1933) und in seinen weitgehend auto-

TIBIA 1/2010 45 Bücher Flötenhof Kurse 25 Jahre 1984-2009 Schwabenstrasse 14 Konzerte 87640 Ebenhofen Tel.: 08342-899 111 Musikunterricht www.alte-musik.info

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Chiel Meijering: A Straw in the Wind gen, was die Blockflöte für Tenorblockflöte und Klavier; Klavierpartitur und Stimme, als Klangfarbe in die mit beiliegende CD mit Daniel Koschitzki (Block flöte) und Timea dem Pedal gehaltenen Djerdj (Klavier); Moeck Verlag, Celle 2008, Moeck 1612, € Akkorde der Kla vier stimme eintauchen lässt. 10,90 Sie verliert damit selbstverständlich ihren Ober - stim men cha rak ter. Das ansprechende, klare In den letzten Jahren sind nicht viele Ori gi nal - Layout von A Straw in the Wind hat als einzi- werke für Blockflöte und Klavier entstanden. ges Minus eine mit links schwer zu bewältigen- Der Holländer Chiel Meijering (Jahrgang 1954) de Wendestelle in der Partitur. Bei einem vier- beweist ein gutes Gespür für diese Besetzung seitigen Kla vier part hätte man das sicher auch und hat drei Charakterstücke geschrieben, die anders lösen können. im Moeck Verlag in Einzelausgaben erschienen sind. Ein gelungenes Stück in einer seltenen Kom bi - nation. Eine Bereicherung des Repertoires, die Der Titel ist Programm. Schon nach wenigen sicher gerne gespielt und gehört werden wird. Takten fällt es leicht, sich einen sanft im Wind Inés Zimmmermann bewegenden Strohhalm vorzustellen. A Straw in the Wind ist ein impressionistisches Stück, Nicola Fiorenza: Concerto a-Moll das wirkungsvoll eine melancholische Atmo - für Altblockflöte, 2 Violinen und Basso continuo (Hg. sphäre verbreitet. Der Klavierpart ist einfach, Valentina Bellanova/Ulrich Thieme) (Klavierauszug: Müller- die Oberstimme hat einen höheren Schwierig - Busch), Reihe 12: Kammermusik und Stu dien literatur, Celle keitsgrad, ist aber der Tenorblockflöte auf den 2009, Girolamo Musikverlag, Leib geschrieben und leicht zu üben. – Kla vier auszug, G 12.023, € 16,00 Die Aufnahme des 3-minütigen Stückes ist – Par ti tur und Stimmen, G 12.024, € 24,00 klangschön und macht dem Spieler als Hörer In neapolitanischen Bibliotheken befinden sich eine Interpretationsvariante zugänglich, die zahlreiche Concerti für Blockflöte, 2 Violinen sicherlich vom Komponisten autorisiert ist. Die und B. c. Die bekannteste Quelle ist die in der im ersten Takt angegebene Spielanweisung Bi bli oteca del Conservatorio di Musica aufbe- legato bezieht sich demnach auch auf alle 32tel wahrte umfangreiche Handschrift mit 24 Con - Läufe. Offen bleibt, wie die drei - certi von Alessandro Scarlatti, Francesco Man - Stellen in Takt 52, 54 und 61 zu spielen sind. cini, Roberto Valentini u. a., auf die schon vor Während bei der Aufnahme das erste Glissando mehr als dreißig Jahren Reinhard Goebel und unter den Tisch fällt und die anderen beiden in Gudrun Heyens mit einer Einspielung bei DG- Einzeltöne aufgelöst werden, wäre es passend Archiv hingewiesen hatten. Es handelt sich um gewesen, dem Vorwort einen Griffvorschlag für Werke, in denen die Flöte zumeist als gleichbe- das über den ersten Registerbruch führende rechtigter kammermusikalischer Partner auf- Glissando hinzuzufügen. Nicht jeder kennt den tritt und weniger in einer dominierenden So - Trick, beim langsamen Abziehen der Finger listenrolle. von unten nach oben ab dem Griff 012 die Dass es auch außerhalb dieser Handschrift in Finger 6 und 7 nach und nach wieder zu schlie- Neapel noch weitere Beispiele dieser Con cer to - ßen, um durch den Flageolettgriff 23456 den form gibt, belegen Valentina Bellanova und Registerwechsel ohne Knick zu überwinden. Ulrich Thieme mit der vorliegenden Ver - Im Vorwort wird ein Großbass statt der Te nor - öffentlichung eines Concertos von Nicola Fio - blockflöte als Besetzungsvariante vorgeschla- renza, laut Vorwort eines von insgesamt vier

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Stücken in dieser Besetzung. Stilistisch weist Brian Bonsor: A Suite for SAMA das viersätzige Stück deutlich modernere Züge für Blockflötenquartett (SATB), Partitur und Ein zel stimmen, auf als die des anfangs genannten Sam mel - 2008, BONSORprints Nr. 403 manuskripts: Der harmonische Rhythmus bei Fiorenza verläuft halb- bzw. im letzten Satz Brian Bonsor ist ein aus Schottland stammen- ganztaktig und bedingt dadurch eine frühklas- der Komponist und Pädagoge, der durch seine sisch anmutende Bewegung. Polyphones Fu - Kompositionen und Blockflötenschulen auch gen werk, für die gleich besetzten Stücke Scar - in Deutschland sehr bekannt ist. 2002 wurde er lattis und Mancinis geradezu ein Haupt merk - – 76jährig – von der britischen Königin mit mal, bleibt gänzlich außen vor. einem Orden für seine musikalischen Verdienste ausgezeichnet, unter besonderer Berück sich ti - Sämtliche Soli der Flöte werden von den beiden gung seiner Arbeit für die Blockflöte. Mit sei- Violinen begleitet. Während die Flöte in den nen einprägsamen Melodien, die von Schülern beiden schnellen Sätzen kein eigenes themati- sches Material einführt, vielmehr eine anapästi- immer wieder als Ohrwürmer bezeichnet wer- sche Figur (vielleicht etwas zu oft!) repetiert, den, hat er sich einen guten Platz in den Top zeichnen sich die beiden langsamen Sätze durch Ten Evergreens gesichert und seine Kom po si - eine kantable Oberstimme aus, die sicher noch tionen gelten bei Lehrerkollegen als Garantie der ornamentativen Ausgestaltung bedarf. Der für gute Qualität mit hohem Spaßfaktor. dritte Satz nutzt eine Setzart, wie wir sie von Im Vereinigten Königreich gibt es neben einer Tele mann im Quartett 43:d3 (früher mal Hän - professionellen Blockflötenszene auch eine del zugeschrieben) kennen: Die beiden Violinen nicht geringe Schar enthusiastischer Amateure, erzeugen ein Klanggewebe aus sich komple- für die diese Bezeichnung keine Beleidigung mentierenden punktierten Figuren, worüber darstellt. A Suite for SAMA schrieb Brian als die Flöte unabhängig davon eine ausgreifende Auf tragswerk für das Jubiläum der Block flö - Arie singt. ten sektion der Scottish Amateur Music Asso - Die Ausgabe des Girolamo-Verlags ist hervor- ciation. Sie erscheint hier in einer einfachen, ragend gemacht! Es gibt alles, was das Herz be - aber stimmigen Ausgabe mit klarem Notenbild gehrt: Partitur, Stimmen und Klavierauszug, und gutem Layout in seinem eigenen Verlag. dazu ausführliche Informationen mit Re vi - Als Einheimischer verwendet er einige der be - sions bericht. Fazit: ein schönes kammermusi- kanntesten Folksongs der Region und hat die kalisches Concerto ohne virtuose, dafür aber vier Teile des Quartettes nach diesen benannt. durch aus gestalterische Anforderungen an die Mit ihren Anfangsbuchstaben ergeben diese Solo stimme im spätestbarocken Stilgewand. Lieder das Akronym SAMA: Scots Wha Ha’e, Michael Schneider Afton Water, Maggie Lauder und als Potpourri A Burns Miscellany, was Bezug auf den schotti- schen Dichter Robert Burns (1759–1796) nimmt, der für die 6 im Potpourri zitierten Lieder die Texte schrieb, der Verfasser von Auld Lang Syne ist und in Schottland noch heute Kult status genießt. Alle Stimmen haben einen begrenzten Umfang und einfache Rhythmik und sind daher schon für Anfänger spielbar. Die schwierig umzuset- Der Radiosender für Freunde der Blockflöte zende Dynamik, Brian nennt es „impossible [email protected] dynamics“, rät er durch eine wechselnde An - Am Berg 7, D-36041 Fulda, Tel: +49 (661) 53 8 52 zahl der Spieler zu erreichen. Ein leicht zu rea- lisierendes Quartett, bei dessen Melodien die

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Gedanken abschweifen und man sich im ver- einten Europa auf eine schottische Hoch land - wiese träumt. Eine willkommene Be rei che rung des Quartettrepertoires und als solche zu emp- fehlen. Inés Zimmermann

David Lyon: Concertino for treble recorder and piano, GB-Manchester 2008, Forsyth Brothers Ltd., Partitur und Stimme, ISMN 979-0-57050-349- 0 Peter Crossley-Holland: Ode to Mananan tone-poem for recorder and piano, GB-Manchester 2008, Forsyth Brothers Ltd., Partitur und Stimme, ISMN 979-0- 57050-350-6

Das Concertino für Altblockflöte und Or ches - ter entstand 1999 als Auftragsarbeit und ist dem englischen Blockflötisten John Turner ge wid - Klangerlebnis met. Die hier vorliegende Version mit Kla vier - auszug wurde erst später, wahrscheinlich mit mit Tiefenwirkung! Hin blick auf den Verkauf, erstellt. Das 10- minü tige Werk teilt sich in drei gleichwertige Sätze. In der Titelwahl Badinage, Reverie und www.kueng-blockfloeten.ch Promenade spiegelt sich auch der Charakter der drei Sätze wieder: spielerisch, träumerisch und wissenschaftlers und Komponisten Peter freudig ausschreitend. Cross ley-Hollands (1916–2001) als Auf trags - Mit einem Umfang von f1 bis as3 und dem häu- werk für das 26. Internationale Musik- und figen Gebrauch des oberen Registers sowie der Kunstfestival auf der Isle of Man. Im Gegensatz Verwendung von Chromatik und ziemlich zum Concertino wurde die orchestrale Voll- schwierigen Rhythmen, Tempo- und Takt - Version der Ode erst nach der Duo-Vorlage wechseln werden hier an die Oberstimme hohe realisiert. Anders ist auch das Verhältnis zwi- technische Anforderungen gestellt. Die einfa- schen den beiden Stimmen: Hier ist die Kla - chere Klavierstimme ist Begleitung, Im puls - vierstimme wesentlich anspruchsvoller als der geber und Stimmungsmacher in einem. Ohne mittelschwere Blockflötenpart, der sich so wohl respektlos wirken zu wollen, könnte man Da - auf der Alt- als auch auf der Bass block flöte auf vid Lyons Stil als typisch englisch elgar-britten- zwei Oktaven Umfang beschränkt. Peter bonsoresk umschreiben. Es klingt stellenweise Cross ley-Holland ließ sich von der Folk mu sik - wie Filmmusik. Ein Soundtrack für einen tradition der Umgebung um Mananan inspirie- freund lichen Familienfilm etwas älteren Da - ren. Zentral ist eine hymnenhafte irische Me - tums im Nachmittagsprogramm des Kinos um lodie, die zunächst auf der Altblockflöte und die Ecke. Oder, um mit den Worten des Her aus - später dann auf der Bassblockflöte zu hören ist. gebers zu sprechen: die drei Sätze sind einfach Umrahmt wird diese von kurzen lebhafteren strukturiert und betonen vor allem das aus- Teilen. schmückende Element, das die Blockflöte so In der Notation unterscheiden sich die No ten - hervorragend repräsentiert. ausgaben aus Großbritannien von denen des Die siebenminütige Ode to Mananan entstand Kon tinents. Oft erscheint traditionell notierte ein Jahr vor dem Tod des bekannten Mu sik - zeitgenössische Musik viel komplexer, weil das

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Notenbild mit häufigem Takt- und Vor zei chen - Telemanns Triosonaten sind meist viersätzig wechsel unruhig wirkt. Teile, die z. B. auf dem und trotz ihrer erstaunlichen Kürze dicht Festland ohne Taktzwänge frei notiert würden, gepackt mit intensiven Klangmomenten und sind hier so genau wie möglich aufgeschrieben, sich abwechselnden Motiven der beiden Ober - was die Interpretation am Anfang behindern stimmen. Während die 1. Oberstimme von kann. Vorzeichen, die bei uns lose hinzugefügt einem einzigen e3 abgesehen nicht über d3 hinaus- werden würden, sind hier im modalen Zu sam - geht, liegt die 2. Oberstimme höher und geht men hang plaziert. Für ungeschulte Spieler muss bis zum f3 hinauf. Für Telemann ein sehr mode- beim ersten Anschauen und Durchspielen zu - rater Gebrauch des hohen Registers, weswegen nächst eine Hemmschwelle überwunden wer- der technische Schwierigkeitsgrad auch in der den, bis man gelernt hat, die Notation für uns unteren Mittelstufe anzusetzen ist. Eine gelun- verständlich zu übersetzen. Wenn man sich da - gene Transkription. Inés Zimmermann rauf einlässt, kann man zwei interessante Kom - ponisten kennen lernen, die eine weitere Be - schäf tigung mit ihrem Werk verdienen. Hans Joachim Teschner: Pops und Drops Inés Zimmermann für Blockflötenquartett (SATB), Celle 2008, Moeck Ver lag, Partitur und 4 Stimmen, EM 2142, € 14,70

Georg Philipp Telemann: Triosonate d-Moll Stephen Watkins: Quartet for Recorders für zwei Altblockflöten (Traversflöte/Altblockflöte) und B. c., für Blockflötenquartett (SATB), Celle 2008, Moeck Ver lag, T WV 42:96; herausgegeben von Martin Nitz; Edition Partitur und 4 Stimmen, EM 1614, € 15,70 Offenburg 2008, TL 3085, Partitur mit zwei Ober stim men und Basslinie sowie Einzelstimmen; TL 3085-A mit einer Zweimal Norddeutschland als Her kunfts re gi on, Basso-Continuo-Aussetzung von Martin Nitz zweimal witzig-spritzig, wenn auch in unter- schiedlichem Schwierigkeitsgrad, zweimal „Und wie wäre es möglich, mich all dessen zu rhyth mische Finessen und zweimal ausgefalle- erinnern, was ich zum Geigen und Blasen ne Satzbezeichnungen: Fizzy Lemonades bei erfunden? Aufs Triomachen legte ich mich hier Teschner oder Scherzo-Democracy bei Watkins. insbesondere und richtete es so ein, dass die Aber: im einen Fall (Teschner) tatsächlich amü- zweite Partie die erste zu sein schien, und dass sant-leichte (nicht: seichte!) Kost im mittleren der Bass in natürlicher Melodie und in einer zu Schwierigkeitsgrad, im anderen Fall, bei Wat - jenen nahetretenden Harmonie, deren jeder kins, fünf Sätze, an denen man arbeiten muss, Ton also und nicht anders sein konnte, einher- um dann allerdings zu sehr interessanten Er - ging. Man wollte mir auch schmeicheln, dass ich geb nissen zu kommen. hierin meine beste Kraft gezeigt hätte.“ Georg Hans Joachim Teschner, den Gitarristen wohl- Philipp Telemanns Selbstbiographie in: Johann vertraut, ist ein vielseitiger und ein vielsaitiger Mattheson, Grundlage einer Ehren-Pforte, Mensch, wie der Kurzbiographie zu entnehmen Hamburg 1740, S. 362, von der Ver fas se rin die- ist. Dass er Satiren schreibt, glaubt man gerne, ser Rezension sprachlich modernisiert). wenn man bei seinem skurrilen Tanz der Was - Die im Original eine Quinte tiefer für Diskant- ser trinker aufpassen muss, vor Lachen nicht die Gambe, Oboe und B. c. geschriebene Trio so - Flöte aus dem Mund fallen zu lassen – woher nate legt Martin Nitz hier in einer Trans po si - die Wassertrinker ihren Antrieb beziehen, er - tion für zwei Altblockflöten, bzw. Traversflöte klärt sich zwei Stücke vorher, wo uns der Kom - und Altblockflöte vor. Außerdem hat er die in po nist in alter Schelmenweise nirgends verrät, der Vorlage unbezifferte Bassstimme mit Be zif - dass sein irisches Zauberwort über dem dritten ferungen versehen und ausgesetzt. Her aus ge - Satz, Uisce Beatha (sprich: ischke baha) nicht kommen ist eine spielbare Begleitstimme, die irgendeine irische Heilige benennt, sondern die den Oberstimmen eine gute Klangbasis liefert. Frühform des Whiskeys repräsentiert (Aqua

50 TIBIA 1/2010 Noten vitae = Wasser des Lebens). Die fünf Sätze sind, Seit übe nach der alten Renaissance-Anweisung, „guet zum Spielen“, aber auch „guet zum Hören“, nicht Alles f zuletzt durch ihre jazzigen Elemente in Sät zen r 25 Jah wie Pops und Drops sowie Summer Flavours. ür Blockflötisten Der Humor von Stephen Watkins ist hintersin- niger und komplizierter, was schon beim Spielen ren : des ersten Satzes zu aufgeregten Diskussionen führen kann: wie ist das mit dem Wechsel vom Dreiviertel- über den Sechsachtel- und den Flöten Viervierteltakt zu Takten mit sieben oder acht Achteln (diktatorische Entscheidung: „Achtel Noten ist Achtel!“)? Erfährt man dann zu dieser In - trada nervosa, es handle sich um das Porträt Zubehör eines Möchtegern-Wichtigtuers, dem aber immer wieder die Knie ins Schlottern geraten, gewinnt das Stück Farbe und Interesse. Ähnlich interessant das raffiniert-chromatische Lament Notenschlüssel (das „Porträt des Fährmanns über den Styx“, Musikalienhandlung S.Beck & CoKG den Fluss in die Unterwelt der Toten), das Metzgergasse 8 D-72070 Tübingen Wiegenlied im Fünfachtel-Takt (der Sopran darf hier, teils im Wechsel mit dem Tenor, jam- RUF 0 70 71- 2 60 81 FAX 2 63 95 mern „Mir wird schwarz vor Augen!“) und das Internet: www.notenschluessel.net wilde Rodeo-artige Scherzo – Democracy, das angeblich ausmalt, wie man in den Frühzeiten Die hervorragend gestaltete Ausgabe (mit der (amerikanischen?) Demokratie die Ab stim - Violen- und Blockflötenstimmen) gibt auch mungsberechtigten mit dem Lasso einsammel- Hinweise zur Aussprache des elisabethanischen te. Keine Stücke zum Kurz-mal-Durchspielen, Englisch und bietet ein wunderbar frei schwin- aber es lohnt sich, sie intensiv zu erarbeiten. gendes, hymnisches Stück für tiefe Instrumente Ulrich Scheinhammer-Schmid (in Originallage), das auch rein instrumental eine ausdrucksstarke Wirkung entfaltet. William Byrd: O God Give Eare Ulrich Scheinhammer-Schmid (ATTTB) aus: Songs, Sonets & Songs of Sadnes and Pitie (1588), edited for voices, viols or recorders by Vince Kelly; Cheap, Choice; 2006; Brave and New Music Editions CCBN Carl Reinecke: Undine 16003; Part. u. St. Sonate für Flöte und Klavier op. 167 (Hg. Irmlind Capelle), Wien 2009, Wiener Urtext Edition (Schott/ Dieser Komposition des großen William Byrd Universal Edition), Urtext, Partitur und Stimme, UT 50242, liegt eine freie Paraphrase über die ersten Zeilen € 14,95 des Psalms 55 zugrunde („Vernimm, o Gott, mein Flehen“). Dies könnte nach Meinung des Das autobiographisch gefärbte Kunstmärchen Herausgebers einen persönlichen Hintergrund Undine des Friedrich Baron de La Motte haben: Als Katholik, der nicht an den Riten der Fouqué (1777–1843) gab nicht nur den Titel für Kirche von England teilnahm, aber im Hof - die Sonate Undine op. 167 von Carl Reinecke, dienst Elizabeths II. stand, von der er auch ge - sondern bestimmt auch in ganz spezifischer för dert wurde, pendelte Byrd zwischen den Weise Thematik und Charakter der Musik. Kon fessionen und war nicht sicher vor religiös Inspiriert durch die poetische Vorlage ist dem motivierten Angriffen. Komponisten ein überzeugendes musikalisches

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Artikulation, Dynamik, Pedalisierung und eini- ger Details des Notentextes Unterschiede auf- weisen, macht sie nicht weniger wertvoll. Die deutsche Erstausgabe, die möglicherweise vom Komponisten selbst durchgesehen wurde, war bis vor einiger Zeit noch bei Forberg erhältlich, inzwischen wurde sie dort durch eine nicht sach dienlich revidierte Ausgabe ersetzt. Die englische Erstausgabe, bei der es eher unwahr- scheinlich ist, dass Reinecke sie eingesehen hat, stand dagegen nie so bequem zur Verfügung, auch die auf sie referierende Ausgabe bei Boosey & Hawkes (1991), die Rudall, Carte & Co. übernommen haben, folgt ihr nicht konse- quent; notfalls gibt es aber die Möglichkeit, eine Kopie der englischen Erstausgabe in London (British Library) zu bestellen. Um dem vom Komponisten intendierten Text möglichst nahe zu kommen, hat sich das He - r aus geber-Team der Mühe eines Ausgaben-Ver - gleichs unterzogen. Einen Schwerpunkt bilde- ten dabei Reineckes differenzierte Vor trags an - gaben, durch die sich z. T. die Unterschiede der beiden Erstausgaben erklären. Auch die zwi- schen separater Solostimme und der Stimme in Psychogramm der wechselnden Ge fühls zu - der Partitur bestehenden Unterschiede wurden stände Undinens gelungen, die als Ele men tar - sorgfältig untersucht und im Kritischen Bericht wesen des Wassers durch die Heirat mit einem nachvollziehbar dokumentiert. Dabei ging man Menschen die menschliche Seele erhält, die sie grundsätzlich von der deutschen Erstausgabe sich so sehr gewünscht hat, ein Lebensentwurf, aus, die englische Erstausgabe wurde aber über- der aber an der Untreue des Erwählten schei- all dort berücksichtigt, wo sie relevant abwei- tert. Die elementare Übereinstimmung von In - chende Informationen enthält. Als Beispiel halt und Form, die Reinecke hier gelungen ist, genannt sei T. 122 des Intermezzos, wo in der hat dieses Stück zum Inbegriff (spät)romanti- englischen Ausgabe sempre pp il possibile zu scher Flötenmusik werden lassen. Obwohl es finden ist, und mf in der deutschen. Solche Un - vom Komponisten auch eine Violin- und eine terschiede, wie die in der englischen Aus gabe Kla rinettenversion gibt, vermag doch die Flöte häufigeren Crescendo- und De cres cendo- am besten Lebendigkeit und Intensität seeli- Gabeln bei auf- bzw. absteigenden Me lo die - scher Vorgänge zu vermitteln, so dass die Musik linien, blieben aber, da redundant, meist unbe- in dieser Besetzung ihre vollständigste Wirkung rücksichtigt. So ist durch die gründliche hat. Vergleichs-Arbeit der Herausgeber und ein lie- Die Sonate ist 1882 bei Robert Forberg in Leip - bevoll und ausführlich über Werkkontext und zig und praktisch gleichzeitig auch in London literarischen Bezug informierendes Vorwort bei Rudall, Carte & Co erschienen. Da kein eine empfehlenswerte Neuausgabe zustande Au tograph mehr existiert, sind diese beiden gekommen, die beste Voraussetzungen für eine Erstausgaben die einzigen verfügbaren Quel - intensive Beschäftigung mit dieser wunderba- len. Dass sie nicht fehlerfrei sind und bezüglich ren Musik zur Verfügung stellt. Ursula Pesek ˇ

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Wilhelm Popp: Russisches Zigeunerlied enfassung zusammen (NMA V/14,3). Zwei Ver- für Flöte und Klavier op. 462/2 (Hg. Wein zierl/ sionen, kein Autograph, für die Praxis der Flöti- Wächter), Mainz 2009, Schott Musik, FTR 205, €6,95 sten hat das immer wieder zum Vergleichen an- geregt. Allein an der Opuszahl ist es schon abzulesen: Der vorliegenden Neuausgabe von Henrik Wie- Fleißig war dieser Komponist. Vor allem schrieb se als „Breitkopf Urtext“ ging dessen Ver - Wilhelm Popp Unterrichtsliteratur und über 500 öffentlichung Zur Entstehungsgeschichte der Werke für Flöte und Klavier. Dies so brillant zu Flötenkonzerte (Mozart-Jahrbuch 1997) voraus, lösen, sollte man ob der Menge nicht belächeln einer alle Seiten ausleuchtenden, gründlichen und als minder abtun. Wieviel Dis ziplin und Untersuchung, deren Ergebnisse sich natürlich Können gehört schließlich dazu, inspiriert und auch hier wiederfinden. Vorwort und Kommen- leicht spielbar für alle Beteiligten zu komponie- tar (mit Filiation aller zugänglichen Quellen) ren. Das Russische Zigeunerlied ist ein wunder- sollten studiert und nicht – wie oft – übergangen bares Beispiel dafür. Dieses relativ kurze Stück werden. Wiese hält sich an den „Urtext“, ver- ist mit seinen vielen charakteristischen Tempo- wirft wie die NMA also auch die Korrektur in wechseln, Beschleunigungen, seiner Melancho- I,67 N.16 d2 in h1 (Brahms) und alle durch die lie und andererseits seiner lebenslustigen Oboenfassung nicht gedeckten „Schleifer“ im Schlussbrillanz ein ideales Stück für den Unter- Adagio, abgesehen von T. 51. Nun, da könnte richt und „Jugend musiziert“. Und es klingt man stellenweise wohl auch anderer Meinung schwerer als es ist. Was will man mehr. Beim sein, zumal ja autographe Be lege fehlen, die An- Schluss Presto possibile lässt sich gut die Doppel- wendung solcher Schleifer aber z. B. in T. 19 zunge im Unterricht einführen. Ein instruktives oder 21 zeitgemäßen Emp fehlungen folgte (Hil- Vorwort über Leben und Werk von Wilhelm ler 1780: Vom guten Vor trag IV,17: ... markiert Popp ergänzt diese schön gedruckte, von Elisa- die erste Note eines melodischen Einschnitts). beth Weinzierl und Edmund Wächter betreute Welche Wonne, welche Lust! Ausgabe. Frank Michael In das Lob für die Ausgabe soll auch der „wohl- eingerichtete“ Notensatz eingeschlossen sein Wolfgang Amadeus Mozart: Konzert für (Kontrapunkt Bautzen)! Flöte und Orchester D-Dur Nikolaus Delius KV 314 (285d), Hg. Henrik Wiese, Reihe: Breitkopf Urtext, Wiesbaden 2009, Breitkopf & Härtel, Partitur, PB 5308, €20,00 Francesco Santucci: Serenata e tango per Kein Flötist, ob Profi oder Laie, der nicht spie- flauto e pianoforte lend oder hörend stets von neuem die Be geg - Rom 2004, Riverberi Sonori, RS 1047, €14,00 nung mit diesem Konzert suchte, oft sicher wohlwissend, dass er sich auf fremdem Terrain Aus dem Pianississimo erhebt sich die zwölf- bewegt. Die Erkenntnis, dass es sich bei dem taktige, frei improvisierende Einleitung des schönen Werk eigentlich um Leih-Material han- Kla viers, auf die ein Adagio folgt, in dem die delt, ist ja auch noch kein Jahrhundert alt. Im KV Flöte über einem in Sextolen vibrierenden steht noch 1964 unter 285d=314: „Konzert für Klavier ihre vom Tango inspirierten Me lo dien - Flöte (Oboe?)“, Scheck (1974) be spricht es schon linien zieht. Als Abschluss ein schmissiges als das „Oboen/Flöten kon zert“, von Mozart für Tango-Alle gro, wirkungsvoll und mit mittle- die Flöte nach D transponiert, sein „Trick“, um rem Schwierigkeitsgrad für die beiden Be tei lig - Zeit zu sparen. Giegling fasst dann im Band der ten. Das Internet weiß noch etwas zusätzlich: Holzbläserkonzerte (1981) entscheidende Vor- Film komponist sei Francesco Santucci, tätig arbeiten und Überlegungen (Paumgartner, Go- offenbar in mehreren europäischen Län dern. ritzki) unter dem Aspekt des Primats der Obo- Ulrich Scheinhammer-Schmid

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JOHN HANCHET Joseph Haydn: 6 Trios Der Spezialist für Schalmeien, für Flöte, Violine und Violoncello, Trios IV-VI, Hob XI: 82, und Frühe Blockflöten XI: 103, XI: 110, Heidelberg 2009, Edition Gün ters berg, Partitur und Stimmen, G147, €17,50

Diese Trios wurden etwa um 1804 vom Simrock-Verlag veröffentlicht, d. h. zu Haydns Lebzeiten. Sie wurden etwa 30 Jahre früher von Haydn für seinen Dienstherrn, den Fürsten Nikolaus Esterhazy, komponiert, ursprünglich www.hanchet-woodwind.co.uk e-mail: [email protected] für Baryton, Viola und Basso. Haydn schrieb 1, Roxley Close, Norwich NR7 0QH England ( (0044) 1603 437324 insgesamt 126 Trios für diese Besetzung, die unter dem Namen „Barytontrios“ bekannt sind. In diesem Fall war wohl die Bearbeitung der Barytonstimme für Flöte relativ leicht und Rainer Bischof: Sello de Luisa dabei sehr überzeugend zu bewerkstelligen. Tema e 23 variazioni per flauto alto solo, Wien 2007, Auf jeden Fall handelt es sich hier um kleine Doblinger Musikverlag, Nr. 35031 Meisterwerke, die obendrein für alle Beteiligten Dies ist ein anspruchsvolles Werk für die Alt - gut zu spielen sind und somit auch vielen Laien flöte in G, sowohl vom kompositorischen Zu - Freude machen können. Alle drei vorliegenden griff her wie von den spielerischen An for de - Trios sind dreisätzig mit einem Menuett am r ungen. Strukturell in der Dodekaphonie sehr Ende oder in der Mitte und reizvollen Minore- dicht komponiert, ist das Thema mit seinen 23 Teilen. Die Ausgabe ist vorbildlich mit Partitur Variationen von großer wechselnder Aus - und Stimmen und einem instruktiven Vorwort drucks tiefe. Mit seinen genau notierten, an die der Herausgeber Günter und Leonore von 2. Wiener Schule gemahnenden Rhythmen und Zadow. Frank Michael Sprüngen ist dieses Werk auf jeden Fall eine spielerische Herausforderung unter Ein be - Ignaz Joseph Pleyel: Klaviertrio ziehung besonderer Spieltechniken wie „pizzi- G-Dur [Benton 432] (Dohr), für Klavier, Flöte (Violine) und cato“, „jet whistle“ und reinen Lufttönen. Bei Violoncello, Köln 2007, Edition Dohr, Partitur und Stimmen, den mit „Sebtr.“ bezeichneten Trillern nach E.D. 27492, €29,80 Karl Bernhard Sebon werden die Ausführenden in sofern allein gelassen, als sie sich die Aus - Das Titelblatt mag etwas verwirren: Der Titel führung dieser Triller selber zusammensuchen heißt hier Klaviertrio, abgedruckt ist dann ein müssen, es sei denn sie haben Karl-Bernhard kurzes Faksimile der Sonata I in C-Dur, über Sebon, der 1994 starb, noch persönlich auf den Noten steht Sonata in G-Dur, nach der einem Kurs damit erlebt. Er hatte für diese Editionsnummer ist es die Sonata II. Auf den Intervalltriller oft spezielle Griffe, ob das für Stimmen der Flöte und des Cellos ist dann der alle in diesem Werk angegebenen gilt, entzieht „richtige“ Faksimile-Abdruck der Nr. II. Laut sich unserer Kenntnis. Auf jeden Fall sind klei- Originaltitel sind es 3 Sonaten für Klavier oder ne Nonen- oder große Septimentriller eigent- Cembalo mit Begleitung einer Flöte oder Vio - lich nur „statistisch“ auszuführen, z. B. durch line und eines Violoncellos. Wenn man das Vor - sehr schnellen Wechsel der Oktavlagen, aber wort liest, wird einem doch vieles klarer. Ab - durchaus nicht im Tempo eines echten Trillers. gesehen von diesen editorischen Un stim mig - Erfreulicherweise ist im Gegensatz zu früheren keiten handelt es sich bei diesem G-Dur Werk Ausgaben ein ausführlicher und durchaus um ein für alle Beteiligten lohnendes, schönes beeindruckender Lebenslauf dieses 1947 gebo- Werk. So wird das 1. Thema des 1. So na ten - renen Komponisten beigefügt. Frank Michael haupt satzes mit den Hornquinten in der

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Reprise bei der Wiederholung durch Flöte und Cello in Moll getaucht. Analoges wiederholt sich im Schlussrondo. Dieses mit einem an Haydn gemahnenden Thema, einschließlich Alternativimitationen à la Haydn (Symphonie Nr. 88), hat viel Witz und kann auch mit einem überraschenden Trugschluss auf der To ni ka pa - rallele Es-Dur aufwarten. Der langsame 2. Satz in g-Moll mit einem schönen Seufzerthema und Blockflöten, die ansprechen! pizzicato-Achteln im Cello, dessen Drei klangs - figuren später in Gegenbewegung in der Flöte nachklappen, bietet ein gutes Beispiel eines auf- gebrochenen Satzes. Insofern ist dies eine reiz- volle Neuerscheinung, die allen Beteiligten viel Freude machen wird. Der offensichtliche Druck fehler eines Auflösungszeichens in Takt 90 des 2. Satzes in der Flötenstimme fällt da über haupt nicht ins Gewicht. Frank Michael MARSYAS Blockflöten GmbH CH-8200 Schaffhausen www.marsyas-blockfloeten.ch Angelica Celeghin (Hg.): Italienische Musik des 19. Jahrhunderts für Flöte und Klavier fünf Meisterwerke italienischer Flötenmusik, geeignet für den Ein Kriterium für die Auswahl der Stücke ist Flötenunterricht wie auch für öffentliche Auf führungen, Kassel 2009, Bärenreiter-Verlag, Partitur und Stimme, mir nicht deutlich geworden, doch wird jeder BA 8174, €15,95 Spieler auch heute noch (wieder) Spaß daran haben. Das Vorwort der Herausgeberin bietet Der Band versammelt Kompositionen von Biographisches und Interpretatorisches, dazu Emanuele Krakamp (Elegia op. 257), Giulio eine problematische Bewertung der Stücke Bric cialdi (3. Fantasia Lucrezia Borgia op. 108), nach Schwierigkeitsgraden. Gariboldis Haydn- Raffaele Galli (Una follia di Roma di F. Ricci op. Variationen sind elementare (deutsch: einfach). 260) und Giuseppe Gariboldi (Hymne di Für wen? Haydn und Preghiera). Die deutsche Übersetzung des Vorworts verste- Alle vier komponierenden Flötenvirtuosen, he ich am wenigsten. Was ist eine schon zahlrei- außer Gariboldi fast gleichaltrig, gelten als Pro - che Allgemeinheit?? Nikolaus Delius ta gonisten der wichtigsten regionalen Flö ten - schulen Italiens wie Neapel (Krakamp) oder Florenz (Briccialdi), die sich zuerst auch noch Claude Debussy: Pour invoquer Pan, dieu im Gebrauch des Instrumentariums unterschie- du vent d’été den (Boehm – Briccialdi). Die hier empfohlenen für Flöte und Klavier (Brison), Mainz 2008, Schott Musik, Kompositionen, den Opuszahlen nach vermut- Partitur und Stimme, ED 09823, €3,95 lich eher dem letzten Drittel oder Viertel des Claude Debussy: La fille aux cheveux de lin Jahr hunderts zuzurechnen, sind aber kein Bei - für Flöte und Klavier (Brison), Mainz 2008, Schott Musik, spiel mehr für solche Differenzen, allerdings Partitur und Stimme, ED 09824, €3,95 auch nicht für regionale Sprach- oder Aus - drucks gewohnheiten, eher für zeitgemäßen Beide Werke sind für Flöte und Klavier bear- Übungs- und Unterhaltungsstoff der Kenner beitet von Roger Brison. Der Frage, in welchem und Liebhaber exemplarisch. Gesamtwerk die Stücke im Original zu finden

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Albertus Groneman: Sechs Sonaten op. 1, für 2 Flöten oder 2 Violinen (Hg. Gerhard Braun), Reihe: L’arte del flauto, Wilhelmshaven 2008, Hein richs hofen Verlag, N 2679, €12,50

Johann Albert Groneman (1711–1778) gehörte einer Sippe zahlreicher, in Holland sesshaft gewordener Musiker an, deren Leben und Wir - ken offenbar noch einiger Klärung bedarf. Von Albertus (Johann Albert) berichtet Ger hard Braun immerhin erstmals, dass er in Hamm getauft wurde. Er gehört zu den bekannteren Musikern seines Namens, geschätzt als Geiger, Glockenspieler, Organist und, wie die Ver brei - tung seiner Werke belegt, auch als Komponist. Sein Opus I, zuerst zwischen 1732 und 1735 in Leiden erschienen, erlebte mehrere Nach - drucke in Paris und London sowie (aufgrund falscher Zuschreibung des zeitgenössischen Ko pisten) einen weiteren, späten in den Drei - ßigern des vorigen Jahrhunderts als Werk Lo - catellis. Auch das spricht für Qualität. Gronemans Opus gehört in die Jahrzehnte einer Hochzeit des Flötenspiels und damit auch des zweistimmigen Miteinanders der Kunst - freunde, die Qualität der musikalischen Er fin - sind, welches die Originalbesetzung ist etc. dung in Verbindung mit musikalischer Un ter - bleiben die Ausgaben mangels eines Vorwortes haltung und instrumentaler Un ter weisung zu oder sonstigen Kommentars schuldig. Schade, schätzen wussten, siehe Quantz: … Er nehme besonders deshalb, weil die Originale in ver- also … wohl ausgearbeitete, und von gründli- schiedenen Werken zu finden sind. chen Meistern verfertigte Duetten … und halte Pour invoquer Pan aus Six epigraphes antiques sich eine geraume Zeit dabey auf (Versuch X, gibt es schon seit längerer Zeit in einer Be ar bei - 14). Dazu gehört auch Groneman. tung von Karl Lenski bei der Universal Edition Es bleibt also dabei, dass Duette, zur Erlernung in einem Band unter dem Namen Bilitis. In die- der Musik die bequemsten und nützlichsten sem Band gibt es auch ein ausführliches Vor - Stücke sind (Quantz, Vorwort zu Op. 2). wort! Die beiden Bearbeitungen un terscheiden Nikolaus Delius sich in der Aufteilung der Stimmen untereinan- der, wobei Lenski Debussy-charakteristische Ok taven beibehält, was aber die gesamte Be ar - beitung für den Klavierpart schwerer macht. Der Flötenpart ist in beiden Fällen sehr schön zu spielen. Beide Be ar bei tun gen von Roger Brison eignen sich gut für den Unterricht, sind gut auszuführen und, was die Flötenstimme betrifft, eine gute Vor be rei tung zur Erarbeitung der doch wesentlich differenzierteren Ori gi nal - komposition Syrinx. Frank Michael www. .com

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Pierre Boulez: Deux extraits du „Marteau wäre. Das ist der einzige Wermutstropfen die- sans maître” ser sonst schönen Ausgabe. Frank Michael études pour flûte alto, 1954/1957, Wien, Universal Edition, UE 33404, €12,95

Pierre Boulez’ Le marteau sans maître gehört Johann Matthias Sperger: Duetto nach wie vor zu einem der bedeutendsten für 2 Flöten (Hg. Frank Nagel), Reihe: L’arte del flauto, Werke aus der Mitte des vergangenen Jahr - Wilhelmshaven 2008, Heinrichshofen Verlag, N 2678, €7,50 hunderts. Die Besetzung des Werkes besteht Johannes Sperger, dem das Kontrabass-Spiel aus Altstimme, Altflöte in G, Viola, Gitarre, seiner Zeit wesentliche Impulse verdankt, Xylophon, Vibraphon und Schlagzeug. Mit die- wurde 1750 in Feldsberg, Niederösterreich sem exorbitanten Werk findet Boulez aus der (heute Valtice, Tschechien) geboren. Er war in reinen seriellen Konstruktion seiner Structures verschiedenen Kapellen tätig, zuletzt von 1789 heraus zu einer expressiven neuen und auch bis zu seinem Tod im Jahre 1812 in der Schwe - sinnlichen Tonsprache. Für die Lucerne Festival riner Kapelle in Ludwigslust. Dort fand er aus- Academy 2007 hatte Boulez zwei Ausschnitte gezeichnete Arbeitsbedingungen vor und als Pflichtstück freigegeben und diese jetzt als konnte viele seiner eigenen Kompositionen zur Etuden bezeichneten Teile bei der Universal Aufführung bringen. Die Wertschätzung Sper - Edition veröffentlicht. Es handelt sich um die gers beruhte damals aber insgesamt mehr auf Abschnitte, in denen sich zu der Altflöte jeweils seinem virtuosen Kontrabass-Spiel als auf sei- nur eine weitere Partie hinzugesellt. Der erste nen Kompositionen, die zu einem großen Teil dieser Teile steht relativ am Anfang von Le nur in Manuskriptform überliefert sind. marteau sans maître, der zweite besteht aus Frag menten des 9. Teils einschließlich des Außer 45 Sinfonien und 18 Kontrabass-Kon - Schlus ses des gesamten Werkes. Einmal handelt zer ten schrieb er noch mindestens acht Kon - es sich um ein „Duo” mit der Altstimme, von zerte für verschiedene andere Instrumente, da- Boulez dem 7. Teil aus Arnold Schönbergs runter ein Flötenkonzert in G-Dur und eine Pierrot lunaire nachgebildet, zum anderen um Konzertante Sinfonie mit Flöte, ungewöhnli- ein Duo mit dem Schlagzeug. Beide zweite cherweise kombiniert mit Viola und Kon tra - Stimmen sind der Altflötenstimme im Klein - bass. Auch an Kammermusik ist einiges zu ver- druck unterlegt. Zu Studienzwecken für Alt - zeichnen, vom Nonett bis zum Trio, vieles flöte eignen sich diese Etuden ganz hervorra- davon ist mit Bläsern besetzt, man weiss, dass gend. Der gesamte Umfang der Flöte wird oft Sperger als Fagottist in der Harmoniemusik in großen Sprüngen ausgelotet, ebenso der spielte, außerdem Orgel und Cembalo. gesamte dynamische Bereich. Das Werk ist sehr Das handschriftliche Manuskript des hier ver- anspruchsvoll, nicht zuletzt durch seine regel- öffentlichten Duetts für zwei Flöten in D-Dur mäßig wechselnden Metronomvorschriften liegt in Schwerin, komponiert wurde es ver- gepaart mit rhythmischen Raffinessen wie z. B. mutlich schon um 1786. Stilistisch in Haydn- 5:4 und 5:6. Es entsteht dadurch ein, wie Boulez Nähe angesiedelt ist es eine formal konzentrier- selber einmal sagte, „bewegliches” Tempo. So - te und melodisch ansprechende zweisätzige mit entsprechen sie auch den dem Marteau Sonate mit Allegro-Kopfsatz und anschließen- zugrunde liegenden surrealistischen Gedichten dem Allegretto in Rondoform. Originale und von René Char. Inwieweit die Etuden ähnlich wirklich gehaltvolle Duett-Literatur aus dieser denen von Isang Yun auch als Solostücke auf- Zeit ist rar, und so dürfte diese Komposition führbar sind, eine Aufführung also von Boulez Spergers, von Frank Nagel vorbildlich heraus- erlaubt ist, geht aus dem Vorwort zu der Aus - gegeben, mehr als willkommen sein, ihren tech- gabe nicht klar hervor. Ebenso wenig ob eine nischen Anspruch sollte man indes nicht unter- etwaige Duoaufführung der Teile gestattet schätzen. Ursula Pesek ˇ

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Gérard Billaudot Éditeur, Paris Ciardi, Cesare: Duetto sur Maria Padilla, Mé - lo drame de Gaetano Donizetti, pour flûte pic- colo, flûte et piano, Reihe: The French Flutists Propose, Collection Jean-Louis Beaumadier, 2009, Partitur und Stimmen, G 8621 B Coinel, Robert: Safran, pour flûte piccolo et piano, Reihe: The French Flutists Propose, Col lection Jean-Louis Beaumadier, 2009, 2 Spielpartituren, G 8623 B Hugues, Luigi: Fantaisie sur Mefistofelès, opus 104, opéra d’Arrigo Boïto, pour flûte piccolo et piano, Reihe: The French Flutists Propose, Collection Jean-Louis Beaumadier, 2009, Par ti - tur und Stimme, G 8625 B Rabboni, Giuseppe: Variations sur Rigoletto, opus 55, opéra de Giuseppe Verdi, pour pic- colo, flûte et piano, Reihe: The French Flutists Propose, Collection Jean-Louis Beaumadier, 2009, Partitur und Stimmen, G 8624 B Vivaldi, Antonio: L’été, extrait des Quatre The Early Music Schop, Salts Mill, Victoria Road, Saltaire, West Yorkshire BD18 3LA Saisons pour orchestre, pour ensemble de flûtes Email: [email protected] www.earlymusicshop.com Tel.: +44 (0)1274 288100 Fax: +44 (0)1274 596226 (Grognet), Reihe: The French Flutists Propose, Collection Philippe Bernold, 2009, Partitur und Stimmen, G 8238 B NEUEINGÄNGE Edition Dohr, Köln Acanthus Music, Rüttenen (Schweiz) Dudas, Lajos: Masterpiece for recorder, für Hellbach, Daniel u. Jeannette: Block flö ten Box, Block flöte solo, 2009, E.D. 26378, € 5,80 Band 1, Lehrgang für Sopranblockflöte, 2007, Laufer, Norbert: Mobile, fünf Lieder für inkl. 2 CDs, ACM 254 Oboe, Violine und Viola, 2009, Partitur und Hellbach, Daniel u. Jeannette: Block flöten Box, Stimmen, E.D. 28806, € 24,80 Band 2, Lehrgang für Sopranblockflöte, 2008, Laufer, Norbert: Zehn Anfänge und (k)ein inkl. 2 CDs, ACM 255 Ende, Skizzen und Fragmente für Piccolo-, Hellbach, Daniel u. Jeannette: Block flöten Box, große und Altflöte, 2009, Spielpartitur, E.D. Band 3, Lehrgang für Sopranblockflöte, 2008, 28807, € 14,80 inkl. 3 CDs, ACM 256 Tripp, Hartmut: Voyage, für Blockflötenchor (SATTB), 2009, Partitur und Stimmen, E.D. Amadeus Verlag, Winterthur 28875, € 14,80 Blavet, Michel: Sechs Sonaten für Flöte und Basso continuo, op. 3/1-3 (Hg. und Continuo- Emerson Edition Ltd., York (England) Aussetzung: Winfried Michel), Reihe: Camera Warren, Norman: Song of the Avon, for flute Flauto Amadeus, 2009, Partitur und Stimmen, and piano, 2008, Partitur und Stimme, E563 BP 305, € 18,00 Girolamo Musikverlag, Celle Blavet, Michel: Sechs Sonaten für Flöte und Telemann, Georg Philipp: Vier Fantasien, für Basso continuo, op. 3/4-6 (Hg. und Continuo- Altblockflöte solo, bearbeitet nach den Fan ta - Aussetzung: Winfried Michel), Reihe: Camera sien für Violine solo (Müller-Busch), Reihe 12: Flauto Amadeus, 2009, Partitur und Stimmen, Kammermusik und Studienliteratur, 2009, G BP 306, € 18,00 12.027, € 13,00

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Goldbach Verlag, Wiesbaden Musik für Blockflöten-Ensembles: Repertoire des Lachener Wochenendes für alte Musik Januar 2010, Sätze von Anonymus, Purcell, Händel, Clérambault, Grieg, C. Franck, usw. (Singer), Reihe: Neustädter Hefte, 2009, Best.- Nr. S 13 J. Hamelle & Cie Éditeurs (Vertrieb: Éditions Musicales Alphonse Leduc, Paris) Arnal, Éric: Mélodies D’Intervalles, pour Flûte (ou Hautbois) et Piano, 2007, Partitur und Stimme, HA 9 721 Éditions Musicales Alphonse Leduc, Paris Uebayashi, Yuko: Suite, pour Flûte et Vio lon - celle, 2009, 2 Partituren, AL 30 467 Mieroprint Musikverlag (Elly van Mierlo), Münster Krähmer, Ernest: 100 Solostücke für Block flöte, op. 31 (Hg. Michael Tegethoff), Band I (1-61), 2009, EM 2118, € 19,00 Krähmer, Ernest: 100 Solostücke für Block - flöte, op. 31 (Hg. Michael Tegethoff), Band II (62-100), 2009, EM 2119, € 19,00 Tomesini, G. P.: Sinfonia Reale, c-moll, Fugen, Canons und andere contrapunktische Sätze über Glen Shannon Music, El Cerrito (USA) das Königliche Thema („Thema Regium“, Pots - Shannon, Glen: The Bloomberg Codex, for dam 1747) für Clavier solo, Streicher, Traversflöte SATB Recorders, 2009, Partitur und Stimmen, und Gesang op. 31, 2009, EM 2190, € 15,00 GSM1002 Moeck Verlag, Celle Edition Tre Fontane, Münster Beutler, Irmhild: La Gondoletta, Venetian Dorwarth, Agnes: Articulator VI, für 2 Alt - Folk song, for recorders SinoSAATB(+Sb), Reihe: block flöten, 2008, ETF 2046, € 12,00 The Recorder Orchestra, 2009, Partitur und 6 Dorwarth, Agnes: Articulator VIII, für Alt - Stimmen, EM 3312, € 19,00 block flöte solo, 2008, ETF 2048, € 8,00 Händel, Georg Friedrich: Sarabande, from Fortin, Viktor: Komödianten-Quartett, für 4 Suite No. 4 in D minor for Cembalo (HWV Block flöten (SATB), 2009, Partitur und Stim - 437), for recorder orchestra (Sino)SATB(Gb) men, ETF 2151, € 16,00 (Sb), adapted by Sylvia Corinna Rosin, Reihe: Meijering, Chiel: The house with paper walls, The Recorder Orchestra, 2009, Partitur und 7 für Tenorblockflöte und Klavier, 2008, Partitur Stimmen, EM 3313, € 15,00 und Stimme, ETF 2085, € 13,00 Termöhlen, Nicola: Samovila, für drei Block - van Nieuwkerk, Willem Wander: Over the flöten (TBB), 2009, Partitur und Stimmen, ZfS water, für Tenorblockflöte und Klavier, 2009, 818/819, € 6,00 Partitur und Stimme, ETF 2087, € 8,00 Schott Music, Mainz Tre Media Musikverlage, Karlsruhe Hindemith, Paul: 3 American Folksongs, für 3 Furrer-Münch, Franz: „Entfalten – Ver wei - Blockflöten (SSA oder SAT) (Hg. Luitgard len“, Konzert für Blockflöte in F und Kam mer - Schader), 2009, Partitur und Stimmen, OFB ensemble (2007/08), 2009, Partitur, TM 878 E, 211, € 7,95 € 32,00

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sowohl mit Veränderungsprozessen und dem In-Bewegung-Bleiben als auch mit Reisen zu tun hat. Trotz unterschiedlichster Elemente ver bindet sein 14-minütiges Werk Abschnitte, In Vain – Von der Vergänglichkeit die sich langsam zu allerhöchster Spannung Quartet New Generation: Susanne Fröhlich, Andrea aufbauen, mit wohltuenden Ruhephasen von Guttman, Hannah Pape, Heide Schwarz (Blockflöten); Werke schwereloser Leichtigkeit, ohne das Gefühl von von D. Hahne, S. Scheidt. G. Beeferman, P. Moravec, A. Stückwerk oder déjà vu aufkommen zu lassen. Bruckner, D. Kosviner and J. S. Bach; Booklet auf Englisch Sein organisches Konzept ist der Musik gewor- und Deutsch, Co-Produktion des Deutschen Musikrates & dene Satz: Beständigkeit liegt nur im Wandel. Deutsch landfunks; Genuin Musikproduktion Leipzig, 2009, 1 CD, GEN 89143 Schwebezustände vertont der Amerikaner Paul Moravec und bedient sich des englisch-franzö- In einer Epoche, in der man direkt nach Ablauf sischen Chorals Let all mortal flesh keep silence, eines Konzertes eine Aufnahme kaufen kann, der aus dem 17. Jahrhundert stammt. Die Dra - muss man in der Kunst nicht lange auf eine ma turgie von Mortal Flesh ist eindeutig. Der Reaktion und Verarbeitung von credit crunch Weg führt aus der irdischen Dunkelheit die und globaler Rezession warten. Oder handelt es Himmelsleiter hinauf, dem strahlenden Licht sich bei In vain – Von der Vergänglichkeit gar des ewigen Lebens entgegen. Selten war das um sibyllinische Vorahnungen? Während die Sterben lustvoller und freudiger. Auch die sich Wochenzeitschrift Der Spiegel die stetig stei- anschließende 1892 entstandene kleine Kir - gende Anzahl von Partys à la „Wilde Zwan - chen komposition Anton Bruckners, der Pas - ziger“ des letzten Jahrhunderts dokumentiert, sions-Hymnus Vexilla regis prodeunt, strahlt kommt das Leiden auf hohem Niveau als eine vor allem Hoffnung und heilende Ruhe aus. Art ästhetisches Vergnügen in Anlehnung an David Kosviners In a world of agitated air die englische Melancholie der Dowland-Ära of - scheint sich als Gegengewicht zur Glo ri fi - fen bar wieder in Mode. Wobei das hohe Niveau zierung des ewigen Lebens dem Er lö sungs - bei QNGs Vanitas-Projekt eindeutig musika- gedanken zu verweigern. Aber auch das Drehen lisch zu verstehen ist. Die Aufnahme ist gut, um sich selbst führt schließlich zu einer Art richtig gut. Zwischen 2006 und 2008 entstanden Erkenntnis und Erleichterung. Samuel Scheidt vier Auftragswerke für das Quartet New und Johann Sebastian Bach vervollständigen Generation, die auf dieser Aufnahme mit Wer - den Reigen der Kompositionen und die Reihen ken von Samuel Scheidt, Anton Bruckner und der außergewöhnlichen Komponisten, wobei Johann Sebastian Bach kombiniert werden. Bachs abrupt endender Fuge eine den geduldig Dorothée Hahnes Dance macabre von 2007 Wartenden belohnende abschließende Kom po - lässt das QNG auf vier Sopranblockflöten in sition folgt, die ein versöhnliches Ende, wenn Interaktion mit einem elektrisierenden Zu spiel - auch ohne überirdische Überhöhung, verspricht. band treten. Impulse aussendend, verbindet es Hervorragend gespielt, klangschön aufgenom- die beiden Welten des Diesseits und Jenseits mit men und überzeugend in Konzeption und so sirenenartig verführerischen Klängen, dass Interpretation ist diese Produktion not in vain – man vor dem Übergang von der einen in die nicht vergebens – und somit eine ungeteilte andere Welt jegliche Angst verlieren könnte. Freude für alle zukünftigen Hörer und der Ein Jahr früher entstand Passages, dessen Titel bereits überzeugten Rezensentin. für den Komponisten Gordon Beeferman Inés Zimmermann

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Abbie de Quant/Elizabeth van Malde: music in motion from Russia, Georgia and The Netherlands, for flute and ROHMER piano, Abbie de Quant (Flöte), Elizabeth van Malde Celle Tel: 05141 / 217298 (Klavier), FineLine Classical, A& R Challenge Records International, Hilversum (Niederlande) 2009, 1 CD, FL72413

Ein hochinteressantes Programm und fabelhaf- te Interpretinnen machen aus dieser CD ein rei- nes Hörvergnügen. Der Titel music in motion erschließt sich beim Hören wie von selbst, und der mit knappen, aber treffenden Bemerkungen auf die ausgewählte Musik eingehende Booklet- Text fügt sich nahtlos in die künstlerische Ge - samtkonzeption ein. Als leuchtendes Beispiel schlacken- und mühelosen Flötenspiels bei voll endetem Zusammenspiel wird diese Ein - spie lung auch alle der Musik des 20. Jahr hun - derts bisher nicht so Zugeneigten überzeugen. Den Anfang macht die Sonate von Sergej Pro - kofjev, die der Rezensent schon glaubte, in kei- ner Aufnahme mehr hören zu können, wird sie [email protected] doch meist zu sportlich angegangen und damit www.rohmer-recorders.de verfehlt. So überwältigend natürlich und mit atemberaubender Nuancierungsfähigkeit wie hier von Abbie de Quandt und Elisabeth van Malde gespielt, hat sie nun wieder all die Poesie, Anmut und Bildhaftigkeit, die ihr sonst nicht am Ende des ersten Satzes stehenden pp zu spie- zugestanden wird. So eingestimmt nimmt man lenden c4-Anstöße, 38 sind es insgesamt, ver - das folgende Stück mit ganz anderen Ohren mutlich nie wieder hören! Wie bei Prokofjev wahr, lässt sich gern auf die Aus ein an der - kommt auch hier die hohe Kunst der Phra - setzung mit den 1961, also kaum zwanzig Jahre sierung beider Spielerinnen voll zur Geltung, nach der Prokofjev-Sonate komponierten Be - unzählige wunderbare Details in den heiter aus- wegingen von Rob du Bois (1934) ein, deren gelassenen Ecksätzen und dem zum Träumen zunächst schwierig und spröde erscheinenden schönen Mittelsatz hinterlassen eine beglücken- Zwölfton-Strukturen beim wiederholten Hö - de Erinnerung. Robert Zuidam (1964), der ren immer einleuchtender und vertrauter er - jüngste Komponist der CD, hat die Four scheinen, auch wenn man die Noten nicht zur Mouve ments 2007 für Abbie de Quant und Ver fügung hat. Elisabeth van Malde komponiert. Un prob le ma - tisch zu hören, ein besseres Beispiel für die Geradezu der Inbegriff von Bewegung ist dann Klang schönheit zeitgenössischer Musik kann die temperamentvolle Sonata von Otar Tak ta ki - man sich kaum vorstellen, und eine Gelegenheit shvili, einem georgischen Komponisten (1924– für die Flötistin, ihre Virtuosität zu zeigen. 1989), gründend auf kaukasischer Volksmusik, Sehr unterschiedlich dann die beiden Stücke der die er in seine musikalische Sprache assimiliert russischen Komponisten Sofija Gubaidulina hat. In Deutschland ist sie wenig zu hören, in (1931), die seit 1992 ständig in Deutschland lebt Amerika dagegen um so mehr. So makellos in und mittlerweile ruhmreich der ganzen Welt Intonation und Präzision wie hier wird man die

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gehört. Ihre Klänge des Waldes von 1978 sind Die begleitenden Musiker halten sich im Hin - musikalisch unmittelbar einleuchtend und las- ter grund und überlassen Pierre das Podium, das sen vielfältigste Assoziationen zu, das 1963 ent- er wie ein Wanderer zwischen den Welten, zwi- standene Allegro rustico stammt aus einer Zeit, schen Komposition und Improvisation, sicher als man Gubaidulinas Musik als „pflichtverges- beschreitet und ausfüllt. sen“ bezeichnete – gut, dass Schostakowitsch Der Schwerpunkt liegt auf europäischer Volks- sie ermutigte, ihren „falschen“ Weg fortzuset- und Kunstmusik der Mittelmeerländer, die ara- zen. Das offiziell sechs Minuten lange Stück bischen Einflüssen seit jeher offenstand. Die dauert hier gerade mal fünf, und alles, was rusti- Musik der Sepharden verbindet sich mit breto- co bedeuten kann, zart und verspielt oder derb nischer Musik, mittelalterlichen Istanpitte, und wütend stampfend, das enthält dieser Musik von Guillaume de Machaut und moder- umwerfende Tanz, bei dem man unweigerlich neren Kompositionen von Philippe Schæller, an die Herkunft der Komponistin aus der die eigens für dieses Projekt komponiert wur- Republik Tatarstan denken muss. Nach diesem den. Ganz im Stil der alten Komponist– exzessiven Höhepunkt endet das Programm Interpret-Tradition tritt Pierre Hamon auch als mit der Vokalise op. 34/Nr. 14 von Sergej Rach - Spieler seiner eigenen Werke in Erscheinung. maninov. Hier hört man diese berühmte Me lo - die, die seit beinahe 100 Jahren in allen er denk - Zum einen ist es sanft betörende Musik. Es sind lichen Besetzungen und Tonarten er klingt, einfache Melodien, die auf den Zuhörer hypno- selbst verständlich im originalen cis-Moll und tisch wirken und ihn mit einer Portion ebenso selbstverständlich ohne falsches Pathos Melancholie an einsame Orte entführen. Dann in natürlich fließender Bewegung als music in wieder öffnet sich eine ganz andere Tür, durch motion. Eine wunderbare CD, ich kann sie die man Einlass auf Gauklermärkte und orien- nicht genug empfehlen. Zˇeljko Peˇsek talische Bazare erhält. Den Abschluss bildet Mario Lavistas Ofrenda, das seit seiner Ent - stehung vor über 20 Jahren von Spielern und Zuhörern gleichermaßen geschätzt wird. Der mexikanische Komponist wollte mit sei- nem Werk ein intimes Gespräch zwischen In - strument und Interpret schaffen: „einen Raum, Pierre Hamon: Hypnos von dem ein magischer Sinn ausgeht.“ In Pierre Hamon (Flöten), Vivabiancaluna Biffi (Gambe), Ofrenda lässt er Instrument und Spieler immer Michael Grébil (Laute), Carlo Rizzo (Tambourin), John mehr eins werden. Ein Stück, das Pierre Wright (Guimbarde); Kompositionen von Pierre Hamon, Hamons ausdruckstarkem Spiel und seinem Mario Lavista, Guillaume de Machaut und Philippe Schæller; Wunsch, Geschichten ohne Worte zu erzählen, booklet auf Französisch und Englisch, Nr. ZZT090101; 2009; sehr entgegenkommt. Zig-zag-territoires.com Pierre Hamon (Jahrgang 1956) ist immer noch Obwohl ihm vier Musiker zur Seite stehen, ist ein Geheimtip. Er hat Dutzende von CDs ein- Hypnos ein Solo-Album des Flötisten Pierre gespielt und ist ein geschätzter Mitspieler in Hamon. Seit vielen Jahren ist er auf den inter- vielen Ensembles und gern gesehener Gast u.a. nationalen Konzerbühnen zuhause und hat auf bei Jordi Savall. Aber vor allem ist er ein reifer dieser CD seine Lieblingsmelodien und Stücke Musiker, der sich intensiv mit Alter Musik aus- zusammengetragen. Ursprünglich als Block flö - einandersetzt und auf der Suche nach neuen tist ausgebildet, hat er sich nach und nach mit Klängen und neuen Herausforderungen bleibt. verschiedensten Längs- und Querflöten be - Eine in sich stimmige CD, die aufnahmetech- schäf tigt und präsentiert einige auf dieser Auf - nisch von Zig-Zag gut betreut wurde. nahme. Inés Zimmermann

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Blockflötenbau Herbert Paetzold - Blockflöten in handwerklicher Einzelfertigung - Nachbauten historischer Blockflöten - Viereckige Bassblockflöten von Basset bis Subkontrabass

Schwabenstraße 14 – D-87640 Ebenhofen – Tel. 08342-899111 – Fax: 08342-899122 [email protected] · www.alte-musik.info

Jorge Isaac: Marionette Selten habe ich eine CD gehört, bei der die Works by Roderik de Man, Mauricio Kagel, Arnoud Noor - Block flöte so selbstverständlich mit der Elek - degraaf, Jorge Isaac (blockflutes and electronics), Marko tro nik zusammengeht. Es ist ein ungleiches Ciciliani, 1 CD, VR2811, 2008 Visisonor Records Paar, bei dem sich jedoch die Gegensätze anzie- hen und das sich gut ergänzt. Eine Aufnahme Die Neugier ist eine starke Triebfeder. Als Jorge mit berückend schönen Effekten, die so subjek- Isaac 2006 Nachfolger Walter van Hauwes am tiv sind, dass Jorge damit ein neues Instrument prestigereichen Conservatorium van Amster - kreiert: Eine Über-Blockflöte, die sich von allen dam wurde und ich von dem 35jährigen Vene - Abhängigkeiten und Unzulänglichkeiten be - zo laner noch nie gehört hatte, weckte das mein freit hat und durch die Elektronik einen neuen, Interesse. nahezu unverwundbaren virtuellen Klang kör - Zusammen mit Paul Leenhouts unterrichtet der per bekommen hat. Gaudeamus-Preisträger Blockflöte in Meister - Ein Wiederhören mit Mauricio Kagels Atem klassen, die Blok genannt werden und jeweils zusammen mit der Partitur erweist sich als eine Woche pro Monat stattfinden. Un ter - Aha-Erlebnis. In den ausführlichen Er läu te run - richts orte sind inzwischen nicht mehr barocke gen schreibt Kagel 1969 als Warnung: „Elek tro - Grachtenhäuser und pittoreske, wenn auch akustische Manipulationen des In stru men tal - kalte Kirchen, wie es den Niederlanden als klanges während der Live-Aufführung sind Hort der Alte-Musik-Bewegung in den 70er möglich, sie können jedoch die durchwegs ge - und 80er Jahren angemessen war, sondern ein dämpfte Stimmung dieses Stücks unvorteilhaft Neubau an der Oosterdokskade direkt neben beeinflussen.“ Doch eine volle Generation spä- dem Amsterdamer Hauptbahnhof, denn Jorges ter, in einer interaktiven, digitalisierten Welt, in Spezialgebiet ist Neue Musik mit besonderer der es kein Entrinnen vor elektronischen Me - Berücksichtigung von live electronics. dien mehr gibt, ist Jorges Version aktuell. Sie Eines seiner neuesten Projekte, das Multi - zeigt, dass Elektronik mehr ist als das Piepen, media-Konzert Marionette verlieh seiner ersten Klicken und die Warngeräusche von Maschinen, Solo-CD den Titel. Zwei Werke von Roderik die uns vor unserer eigenen Unzulänglichkeit de Man, je eines von Marko Ciciliani, Arnoud be wahren wollen: Anschnallen, Abstand hal- Noordegraaf, als einziges „altes“ neues Werk ten, Akku leer. Es ist mehr als ein Audio-Smog, Kagels Atem, zehn Jahre älter als der Interpret der uns unbewusst belastet: Elektronik hat ihre selbst, und schließlich eine eigene Komposition eigene Ästhetik und ist in den richtigen Händen von Jorge Isaac: Hendrix. ein musikalisches Ausdrucksmittel von nahezu

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unbegrenzten Möglichkeiten, gleichzusetzen Seconda (1543) erschienen, macht deutlich, dass mit jedem Musikinstrument oder der menschli- er damit einem Bedürfnis nachkam und die chen Stimme. Nachfrage groß war. Heutzutage ist seine Ein großes Kompliment gebührt Elik Alvarez Block flötenschule La Fontegara jedem Block - and Freddy Sheinfeld, den kreativen Köpfen flö tisten ein Begriff, obwohl sie das Schicksal von Dual Perception, die für die Auf nahme - vielzitierter und wenig tatsächlich gelesener technik verantwortlich zeichnen. Der Ge samt - Bücher teilt. klang ist ausnehmend gut, die Qualität der Das Ensemble lebt vor allem durch die Gam - Elektronik überzeugend und das Konzept bistin Marianne Muller und den Blockflötisten stimmig. Pierre Boragno, die diese Musik durch Vir tuo - Dual Perception und Jorge Isaac haben ver- sität auf ihren Instrumenten, gekonnte Um - ständlicherweise einen Hang zu dramatischen setzung und Verfolgung der langen Me lo die - Effekten, die sorgsam vorbereitet werden. linien und durch differenzierte dynamische Jorges eigenes Stück Hendrix lebt von Welt - Schattierungen mit Liebe zum Detail wieder- raum klängen, Wassergeräuschen und Rück - auferstehen lassen. Selbst an einem strahlenden kopp lungen, die zusammen mit Stimme und Sommertag bei weit geöffneten Terrassentüren Blockflöte an die experimentelle und innovati- verliert diese Musik ihre Melancholie und ve Spielweise von Jimi Hendrix erinnern, ohne Soli tude nicht und bleibt bei aller Schönheit imitieren zu wollen. Neugierig geworden? Es distanziert. lohnt sich. Weitere Informationen über den Pierre Boragno entlockt seinen Instrumenten Blok: . offene Klänge und benutzt gezielt Luft- und Inés Zimmermann Nebengeräusche, um seine Klangvorstellung genau umzusetzen. Seine flexible, weiche aber dennoch präzise Artikulation und seine Frei - heit im Umgang mit Vibrato fangen die Kon - Sylvestro Ganassi: Io amai sempre – Venise zentration des Hörers und lassen die Be gleit - 1540 instrumente in den Hintergrund treten. Es ist Musik von Sylvestro Ganassi, Nicolas Gombert, Adrian nicht überraschend, dass sich in seiner In stru - Willaert u.a., Pierre Boragno (flûtes à bec), Marianne Muller men tensammlung Blockflöten von Fred Mor - (violes), Massimo Mascardo (luth), François Saint-Yves (orgue & clavecin), Zig-Zag Territoires, Paris 2008, 1 CD, gan, Ernst Mayer und Francesco Li Virghi be - ZZT081002 finden. Willaerts fantastische Madrigalmelodien wie z. B. Die nach Adrian Willaerts vierstimmigem Ma - Lasso ch’i ardo oder Vecchie letrose bieten ihm drigal Io amai sempre benannte CD schafft eine das ideale Material für seine Aus drucks mög - intime Kammermusikatmosphäre und präsen- lich keiten. Hier kann er ungestört fabulieren. tiert franko-flämische Renaissancemusik aus Die ihm ebenbürtige Marianne Muller spielt die der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts von von Sylvestro Ganassi komponierten Ricercari Nicolas Gombert (1495 –1560), Sylvestro mit singendem, vollem Gambenklang abwechs- Ganassi (1492–1557), Cavazzoni, Arcadelt und lungsreich und verführerisch. Man wünscht Fogliano und – wie bereits erwähnt – Adrian sich, mehr von Ganassi zu hören als die nur Willaert (1490–1562). Sylvestro Ganassi schrieb knapp eine Minute dauernden Probestücke. drei Traktakte für eine nicht geringe Anzahl hoch gebildeter adliger Musikliebhaber und Auch das Zusammenspiel der beiden in Jacob brachte ihnen darin die Kunst des Im pro - Arcadelts Quand’io penso al martire ist sehr visierens und des Diminuierens näher: Die hörenswert und lässt die beiden reifen Musiker dichte Folge, in der La Fontegara (1535), durch die Musik und mit ihren Instrumenten in Regola Rubertina (1542), und La Lettione harmonische Zwiesprache treten, so dass man

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auf die menschliche Stimme und den Text ohne weiteres verzichten kann. Eine mit viel Engagement produzierte Ein spie - lung mit guten Einzelleistungen. Inés Zimmermann Musik ist ... Ausgezeichnet mit dem 2009

Ensemble Caprice: Gloria! Vivaldi’s Angels Matthias Maute (conductor, recorders), Monika Mauch (soprano), Shannon Mercer (soprano), Josée Lalonde (alto), ... der Atem der Seele Sophie Larivière (recorders), Analekta, Montréal (Kanada) 2008, 1 CD, AN 2 9917

Wie so manche seiner männlichen Block flö ten - kollegen zieht es Matthias Maute neben seinen blockflötistischen Aktivitäten zunehmend auch ins Dirigierfach. Auf der Bühne hat er sich im 20-jährigen Jubiläum des Ensembles Caprice, HUBER dessen künstlerische Leitung er innehat, bereits swiss musical instruments bis in die Romantik vorgetastet. So dirigierte er im Januar 2009 in Montréal mit großem Erfolg das Deutsche Requiem von Johannes Brahms. statt, in der die begabtesten Schülerinnen ihr Im Bereich der Tonträger bleibt er bei seinem Können unter Beweis stellten. Die Auslese war Debut als Dirigent zunächst seinen barocken hart. So sollen im Chor des Ospedale beispiels- Wurzeln treu und widmet sich der geistlichen weise nur fünfzig der etwa tausend Wai sen mäd - Musik Antonio Vivaldis. Ein großer Wurf ist es chen zugelassen worden sein. Ent spre chend geworden, von der stilsicheren Interpretation einzigartig muss die Qualität der musikalischen seines durchweg hervorragend besetzten En - Darbietungen gewesen sein, die Italienreisende sembles bis zur konzeptionell überzeugenden aus nah und fern anlockte. Eine fast mystische Anordnung der Werke. So verwundert es auch Komponente erhielten jene Konzerte durch die kaum, dass das Ensemble Caprice für diese Tatsache, dass die jungen Musikerinnen stets Einspielung mit dem renommierten Juno hinter einem Gitter musizierten und somit für Award 2009, dem wichtigsten kanadischen den Zuhörer unsichtbar blieben. Medienpreis, in der Kategorie „Bestes klassi- Maute zeichnet auf der CD „Gloria! Vivaldi’s sches Album (Chor- und Vokalmusik)“ ausge- Angels“ ein solches Konzert nach, wie es sei- zeichnet wurde. nerzeit in Venedig stattgefunden haben könnte. Der Titel der Platte ist Programm: Vivaldi’s Es erscheint im pragmatischen Sinne daher völ- Engel – so werden hier die Waisenmädchen des lig logisch und konsequent, dass er den Chor, Ospedale della Pietà bezeichnet. Vivaldi, der der bei Vivaldi auch Tenor- und Bassstimmen fast die gesamte Zeit seines kompositorischen aufweist, ausschließlich mit Frauen besetzt. Mit Schaffens am Ospedale angestellt war, hat viele diesem interessanten Konzept kommt er der seiner Werke diesen talentierten Mädchen auf In terpretation des Werks im Sinne einer den Leib geschrieben. Wöchentlich fanden authentischen Aufführungspraxis mit Sicher - Kon zerte in der Kirche Santa Maria della Pietà heit am nächsten. Zu Gehör kommen neben

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Manfredo Zimmermann Die Altblockfl öte Band 1 Die beliebte Schule für Altblockfl öte jetzt neu mit CD!

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Koloraturen in beeindruckender Genauigkeit Als Geheimtipp in diesem Trio erweist sich zu ausgeführt werden. guter Letzt der aufstrebende kanadische Jung - Herausragende Leistungen liefern auch die drei star Shannon Mercer. Mit ihrem glockenklaren, Solistinnen, Monika Mauch, Shannon Mercer knabenhaft leichten Sopran verwandelt sie vor und Josée Lalonde, ab. Monika Mauch, die hier allem das Domine Deus, rex coelestis im Gloria zum wiederholten Male mit Maute zusammen- zu einem der ganz großen Höhepunkte der arbeitet, weiß besonders in der Motette In furo- Platte. Ihre Stimme verschmilzt richtiggehend re iustissimae irae zu glänzen. Vor allem in der mit der Solooboe (ebenfalls großartig gespielt von Christopher Palameta) und schafft so virtuosen Eingangsarie, die den Zorn Gottes Momente von höchster Innigkeit. In der Mo - über die sündige Menschheit thematisiert, tette Ostro picta langt sie dann etwas kräftiger schöpft sie das dramatische, fast opernhafte zu und lässt ihren hellen Sopran in voller Potential des Werks in vollen Zügen aus. Dabei Strahl kraft aufblitzen. verzichtet sie jedoch auf jegliche Effekt hasche - rei und setzt mehr auf einen kammermusika- So verschieden die Stimmen der drei So lis tin nen lisch angelegten Gestus. Dies wird von Maute sind, so überraschend ist es, mit welcher Wen - auf das Beste unterstützt, der den Or ches ter - dig keit sie in den Ensemblearien gemeinsam klang stets elastisch und locker federnd hält. agieren. Vor allem die Stimmen von Mauch und Große Ausdruckskunst, rhetorisches Fin ger - Mercer ergänzen sich ganz hervorragend. Und spitzengefühl und einen ausgesprochenen Ge - stets lässt Maute das Orchester dazu mit viel schmack beim Verzieren zeigt Mauch im Rezi - Sprezzatura und sinnlicher Klangeslust aufspie- tativ und der zweiten, getragenen Arie Tunc len. Es macht Spaß, diesen Instrumentalisten meus fletus evadet laetus. Vom verhaltenen zuzuhören. Nie wirkt eine Passage angestrengt Hauchen bis zu inbrünstigen Seufzern weiß sie oder bemüht akzentuiert. Es geht Maute wohl hier das gesamte Spektrum auszuloten. Das ist vielmehr um einen ganz natürlich agierenden lebendig und wahrhaftig – im besten Sinne des Klangapparat. Wie von selbst scheint die Musik Wortes. bisweilen zu fließen, und genau darin liegt die große Kunst von Mautes Führung. Die Altistin Josée Lalonde setzt vor allem in den beiden Soloarien des Gloria markante Bleibt zum Schluss zu erwähnen, dass Maute Akzente. Selten hört man ein so gefühlvolles und Larivière im Concerto in d-moll, RV 642 und dabei doch ganz natürlich wirkendes sehr souverän und mit vielen ausgefallenen Messa di voce. Aus dem Nichts taucht Lalondes Gestaltungsideen agieren. Es sind die absolute Stimme im Domine Deus, Agnus Dei auf, um Übereinstimmung, die große intonatorische sich dann ganz plötzlich mit beachtlicher Masse Sorgfalt und ein beständiges Interesse an einer in den Continuoklang zu graben. Auch hier immensen Klangpalette, die dieses Duo ausma- versteht es Maute, genau diese Stärke der Sän - chen und seine Zuhörer seit nunmehr zwanzig gerin zu unterstreichen, indem er die Ein würfe Jahren immer wieder in Staunen versetzen. des Chors mit großer dynamischer Flexibilität Auf die künftigen Dirigierprojekte von Maute anlegt – erstaunlich sind hier vor allem die stets darf man mit Sicherheit gespannt sein – diese flirrend-vibrierenden Decrescendi, die selbst im Aufnahme ist jedenfalls ein mehr als gelungener Pianissimo nichts an Energie verlieren. Mit Auftakt. Dem Blockflötenliebhaber bleibt zu enormer Kraft und sonorer Klangschönheit wünschen, dass Maute beim Dirigieren nicht weiß sich Lalonde kurz darauf im Qui sedes ad gar so viel Blut leckt wie dereinst Frans Brüg - dexteram patris gegen ein voll aufspielendes gen. Schließlich freuen wir uns auch auf die Orchester durchzusetzen. Beeindruckend ist nächsten Aufnahmen mit einem blockflötisti- dabei, wie gestochen scharf sie die Koloraturen schen Schwerpunkt, die dieses vielseitige En - zu setzen weiß, ohne stimmlich an Substanz zu semble hoffentlich bald folgen lässt. verlieren. Daniel Koschitzki

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NEUEINGÄNGE ler (Mezzosopran), Dietrich Haböck (Viola da Consort of Five: Voices, Renaissancemusik für gamba), Verena Kronseder (Fidel), Münchner fünf Blockflöten, Antony Holborne: In fer - Fideltrio, Flautando Records, Karlsruhe 2009, num, Galliard; Nicolas Gombert: Quant je suis 1 CD, flautando records 006 au prez de mamye, Trop endurer; Cristobal de La Simphonie du Marais: Viennoiseries musicales Morales: Circumdederunt me, Andreas Christi 1806–1826, musique pour csakan (flûte-canne), famulus; Johann Hermann Schein: Suite Nr. 6 Anton Heberle: Sonate brillante, Andante con (Padouana, Gagliarda, Courante, Allemande); variazioni, Concertino; Josef Gebauer: Sonate Tarquinio Merula: Canzon La Lusignuola; An - opus 17; Karl Scholl: Quartetto; Wilhem tony Holborne: The Image of Melancholly, Klingenbrunner: 12 Walzer opus 47; Ernest Ecce quam bonum; Christopher Tye: In No - Krähmer: 2e Concert Polonaise, opus 13; Anton mine „Crye“, In Nomine „Weepe no more, Ra - Cser mák: Romance hongroise no 4; Hugo chell“; William Mundy: In Nomine; anonym: Reyne (direction et flûte/csakan), Philippe Pavan desparada; Samuel Scheidt: Galliarde, Couvert (violon I), Frank Pichon (violon II), Courante, Galliarde; John Dowland: Lach - Serge Raban (alto), Dominique Du jar din (vio- rimae antiquae, Lachrimae gementes, Sir John loncelle), Marcia Hadjimarkos (pianoforte), Souch his Gaillard; Andrea Vinçon, Eva Su - Musiques à la Chabotterie, Conseil Général de sanna Kuen, Claudia Heinisch, Nina-Eike la Vendée 2009, 1 CD, Best.-Nr. 605007, Info Riegler, Sonja Kemnitzer (Blockflöten), arpeg- unter: Conseil Général de la Vendée, 40, rue du gio brioso, Lichtenfels 2009, 1 CD, arp0922 Maréchal Foch, 85923 La Roche sur Yon Cedex Ensemble La Capriola: Pierre Philidor – Musique de 9, Frankreich Chambre, Sixième Suitte B-Dur für 2 Alt block - Dorothee Oberlinger und Ensemble 1700: Block flö - flöten und B.c., Septième Suitte d-Moll für 2 tenkonzerte, Telemann – Graupner – Schultze, Alt blockflöten, Dixième Suitte g-Moll für So - Georg Philipp Telemann: Concerto in G Mi - pran blockflöte und B.c., Quatrième Suitte a- nor, Concerto in C Major; Christoph Graup - Moll für 2 Voice-Flutes und B.c., Neufième ner: Suite (Ouverture) in F Major; Johann Suitte g-Moll für Altblockflöte und B.c., Christoph Schultze: Concerto in G Major; Huitième Suitte c-Moll für 2 Alt block flö ten, Dorothee Oberlinger (Blockflöte), Reinhard Deuxième Suitte e-Moll für 2 Voice-Flutes und Goebel (Leitung), Deutsche Harmonia Mundi B.c., Angela Hug (Blockflöte), Joachim Arndt (Sony Music), Berlin 2009, 1 CD, 88697509662 (Blockflöte), Anne Sabin (Viola da Gamba), Johann Christoph Pepusch: Tenor Cantatas & Claudia Schweitzer (Cembalo), Mie ro print, Recorder Sonatas, Cantata no 1 “Love frowns in Münster 2009, 1 CD, EM 6010 beauteous Myra’s eyes”, Sonata no 1 en do Konrad Lechner: Traum und Tag, Musik für Block - mayor para flauto dulce y continuo, Cantata no flöte von 1935–1988, Flöten- und Gam ben - 5 “Corydon”, Sonata no 4 en fa mayor para musik (1939), Volksliedsätze mit Im pro vi sa tio - flauto dulce y continuo, Voluntary no 14, Vo - nen und Spielstücken (1937–1962), Alte Musik lun tary no 9, Cantata no 2 “Cleora”, Voluntary in einer Aufnahme von 1936, Traum und Tag no 11, Voluntary no 1, Sonata no 5 en si bemol (1975), Spuren im Sand (1976), Ziehende Wol - mayor para flauto dulce y continuo, Cantata no ken (1979), Vom andern Stern (1987), Echo des 3 “When loves soft passion”, Voluntary no 12, Schweigens (1988), Lumen in Tenebris (1980), Félix Rienth (tenor), La Tempesta Basel: Konrad Lechner (Blockflöte u. Stimme), Peter Philippe Miqueu (fagot barroco), Romina Thalheimer, Eva Praetorius, Claudia Lange, Lischka (viola da gamba), Norberto Broggini Daniela Holweg, Gudrun Köhler, Martin Hei - (clave/órgano), Muriel Rochat Rienth (direc- decker, Dorothee Oberlinger, Nikolaj Tarasov, ción y flautas dulces), Enchiriadis, Madrid Johannes Fischer, Annette Struck, Gerhard 2008, 1 CD, EN 2024 (Vertrieb: Codaex) Braun, Ulrike Block (Blockflöten), Ute Kreid -

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Leserforum

Leserbrief zu Michael Schneiders Rezension in Duetten aus dem 18. Jahr - Tibia 4/2009 der Sei Sonate o Duetti per due Flauti hundert. Die Duette W. F. o Violini, op. 5 von Quantz, die beim Verlag Bachs stehen ja auf einsamer Höhe. Auch Te le - Riverberi Sonori unter meiner Redaktion erschie- mann, laut Quantz ein Meister im Schreiben nen sind von Duetten, erreicht deren inventives Niveau nicht. Es ist bemerkenswert, dass es ein Mu sik - Im Vorwort nenne ich die zweifelhafte Authen - wissenschaftler wie Edward Reilly, der sich ti zität dieser Duette. Horst Augsbach z. B. no - sehr lange mit Quantz’ Werken beschäftigte, tiert in seinem Quantz-Verzeichnis: „die Zu - nicht aufgefallen ist, dass die Duette „qualitativ wei sung an Quantz ist nicht gesichert.“ Der meilenweit entfernt [sind] von den Duetten bekannte Quantzologe Edward Reilly schreibt Telemanns oder den autorisierten Quantzschen aber: „Nothing is known about the origin of op. 2 von 1759“, wie Schneider schreibt. (Übri- these works … It is true that the compositions gens teilte Kirnberger im 18. Jahrhundert differ considerably from the duets in Quantz’s Schneiders Meinung hinsichtlich der Qualität Op. II, which are unquestionably genuine. des op. II von Quantz nicht. Er fand sie „ganz These differences, however, may equally well unausstehlich“.) suggest that the compositions are very early „Das Fehlen einer Partitur“ ist überdies ein ones that were published long after they were „schmerzliches Defizit“, da es „ein spontanes written ... it is possible that the duets are the Zu sammenspiel erheblich erschweren [wird]“, same as those issued by Boivin in Paris about laut Michael Schneider. Natürlich sind wir einer 1729 under Quantz’s name; but confirmation of Meinung darüber, dass eine Partitur manchmal this point must wait until a copy of the Boivin nicht nur aus musikwissenschaftlichen Grün - publication is discovered …“. den von Nutzen ist. Für die Praxis kann eine Michael Schneider zitiert in seiner Kritik Partitur aber auch Probleme verursachen: blät- Quantz’s Selbstbiographie: „Im Jahre 1734 tern während des Spielens oder, wenn man, um machte ich sechs Solo, für die Flötetraversiere, von meiner Arbeit, durch den Stichel bekannt. Zu der Ausgabe anderer Sonaten die, unter mei- nem Namen schon lange vorher in Holland Musiklädle’s herausgekommen, bekenne ich mich nicht.“ Blockflöten- und Notenhandel Diese Bemerkung könnte laut Schneider „sehr Der kompetente Partner an Ihrer Seite gut auf die sog. Duette op. V gemünzt sein“. Im Neureuter Hauptstraße 316 Vorwort hätte er aber lesen können, dass die D-76149 Karlsruhe-Neureut Duette nicht in , sondern in Lon - Tel. 0721/707291, Fax 0721/78 2357 don herausgegeben worden sind. Über dies e-mail: [email protected] Notensuch- und Bestellservice unter spricht Quantz von „Solos“, nicht von Duetten. www.musiklaedle.eu . Diese Be mer kung ist also völlig sinnlos. Umfangreiches Blockflötennotenlager, weltweiter Notenversand, großes Blockflötenlager namhafter Etwas zur Qualität dieser Duette: Es sind in der Hersteller, Versand von Auswahlen, Reparatur- Tat „anspruchslose Stücke“, wie Michael service für alle Blockflötenmarken. Schnei der schreibt. Anspruchslos, wie Duette Kennen Sie unser Handbuch? Über 35.000 Informationen. Jetzt im Internet auf für Dilettanten nun eben sind. Nicht besser, unserer homepage. aber auch nicht schlechter als Hunderte von

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mismus und so wenig praktischen Sinn lässt sich nichts sagen. Dass das Spielen aus einer separaten Stimme bei solch „anspruchslosen“ Stücken „ein spontanes Zusammenspiel er - schweren“ könnte, kommt mir wirklich un - mög lich vor. Im 18. und 19. Jahrhundert erschienen Tausende Duette in Stimmen und ohne Partitur. Man hatte sich ja darauf einge- stellt, die Ohren zu benutzen. Bei solch un - schuldigen Duetten, wie den besprochenen, be - stimmt weniger anstrengend für die Ohren als bei zahllosen späteren Duetten. Lieber Ohren- als Augenmusiker!! dies zu vermeiden, Stimmen und Partitur lie- Der amerikanischen National Flute Association fert, höhere Kosten. Über die Bemerkung, dass war die Ausgabe immerhin ein „honorable men - das Fehlen einer Partitur „ein spontanes Zu - tion“ wert im Rahmen ihrer Newly Pub lis hed sammenspiel erheblich erschwert“ kann man Music Competition, . Rien de Reede

Neues aus der Holzbläserwelt

Tabea Debus beim Wochenende der Sonderpreise (WESPE) in Freiburg erfolgreich

Tabea Debus, Blockflötenschülerin aus der Klasse von Gudula Rosa an der Westfälischen Schule für Musik in Münster, erhielt den Son - der preis des Bundesministeriums für Fa mi lie, Senioren, Frauen und Jugend in Höhe von 1.250 €. Mit diesem Preis wurde ihre herausra- gende Darbietung des Werkes Com men tari III von Dorothée Hahne in der Kategorie „zeitge- nössisches Werk einer Komponistin“ beim Wo - chenende der Sonderpreise (WESPE) ge ehrt. 160 zuvor ausgewählte Bun des preis trä ger des Wettbewerbs Jugend musiziert traten vom 25.09.–27.09. in Freiburg erneut an, um sich in sechs Kategorien rund um die Neue Musik, ver femte Musik und Musik von Kom po - nistinnen den Fachjuroren zu stellen. Insgesamt wurden Preisgelder von 15 Stiftungen in Höhe von 25.000 € vergeben. Tabea Debus war die einzige Blockflötistin, die mit einem Preis be - dacht wurde.

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Block-Pflöten und Blocklföten Das Internet entwickelt mehr und mehr eine Blockflöte. Die kleinen Flöten haben einen eigene Sprache. Dazu gehören auch eine sehr schwierigen Namen, deshalb werden sie hohe Tippfehler-Rate und andere orthographi- auch Soprino oder Soparanino ge nannt. sche Fehlleistungen. Man könnte darüber Begriffe aus der Historie mussten immer lamentieren und den Niedergang der Sprach - schon herhalten, wenn Blockflöten verkauft kultur bedauern – oder man kann einfach dar- wur den. Aber muss es denn deshalb unbe- über lachen. dingt eine Renaiseuce-Flöte oder eine Altflöte Eine erste Reihe von Internet-Highlights war in im Barockstiel sein, womöglich ganz orininal der TIBIA 1/2006, S. 52, zu lesen, z. B. Rot ten - aus Bucksbaum? Eine Besonderheit ist heute, gurg und Ganossi. Die Namen der Flö ten - wenn die Flöte nicht verkorkt, sondern mit bauer sind weiterhin Gegenstand von Irr tü - Faden gewickelt wurde. Wohl in erster Linie mern, z. B. bei Rössle-Flöten, Barren rei ter, King für Querflötenspieler gibt es Trockene Blumen oder Kung, Mollenahuer, Mollhauer oder Mol - – frachtfrei, für Anfänger ein Spiel buch für tenhauer. Für besonders verkaufsfördernd Sopranblockflöte mit eingelegtem Klavier. werden wohl folgende Formu lie rungen ge - Haben Sie jetzt schon genug von der Block - halten: Wun der schöne Blockflöte, kein Billigs - flöte? Dann ersteigern Sie bei Ebay doch ein- dorfer, Flöte für Lingshänder oder Hei tech- fach eine alte Posause mit Wohnung. P. Th.

20. Magdeburger Telemann-Festtage 12.–21. März 2010 Unter dem Motto „spielräume. HofMusikStadt“ finden im Frühjahr 2010 die 20. Magdeburger Telemann-Festtage statt. Das Jubiläumsfestival widmet sich Georg Philipp Telemanns Wirken im Spannungsfeld zwischen höfischer Musikkultur und städtischem Musik leben. Als Interpreten werden Stars der Alten Musik in Magdeburg zu Gast sein. Das beginnende 18. Jahrhundert war durch neue, der Aufklärung verpflichtete Denk mo delle von großen Veränderungen gezeichnet, die sich auch unmittelbar auf das Musik- und Geistesleben auswirkten. Telemann hatte hierbei führenden Einfluss. Ihm zu Ehren wird das Proramm ausge- richtet. Erwartet wer den Mu si ker wie Georg Christoph Biller, Reinhard Goe bel, Hermann Max, Klaus Mer tens, Hille Perl, Ludger Rémy, Michael Schnei der, Gott hold Schwarz, Maurice Steger und David Stern.

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Mit sechs Monaten schon Straßenmusiker

Von Christina Fleischmann BAYREUTH. Noch immer ertönt Musik in der Bayreuther Fuß gän ger - zone. Jeden Tag geben verschiedene Straßenmusiker ihr Repertoire zum Besten und bieten ein wenig Ab wechs - lung zum dröhnenden Baustellenlärm. Von klassisch bis modern: Immer wie- der tauchen neue Musiker auf und sor- gen für Abwechslung und Un ter - haltung.

Die „Amsterdam Buskers“ spielen in der Bay reuther Fuß gän ger - zone Musik aus dem 17. Jahr hundert. Foto: Fleischmann „Wir gehen nicht hin“, meint Susanna Borsch. Für die 34-Jährige sind die Festspiele eher uninteressant. Stattdessen macht sie lieber selbst Musik – zusammen mit ihrem Partner Adrian Brown und ihrem halbjährigen Nicht immer begeisterte Zuhörer Sohn Rufus. Aus Amsterdam kommt das Trio und ist gerade mit dem Fahrrad unterwegs Doch manchmal fällt das Feedback nicht ganz durch Deutsch land. Entlang des Main- so positiv aus: „Wir sind ein paar Mal angebrüllt Radwegs sind sie für einen Tag zufällig nach worden, dass wir mit dem Lärm aufhören sol- Bayreuth gekommen. Seit ungefähr einer len. Es gibt eben auch solche Reaktionen“, Woche spielen die „Ams ter dam Buskers“, wie erzählen die Musiker. Die Bayreuther hingegen sie sich selbst nennen, in ver schiedenen Städten, haben sich an musikalische Klänge in der in denen sie Halt machen. Nur so zum Spaß. Fußgängerzone schon langsam gewöhnt und sind da etwas lockerer. „Es sind noch nicht so Das Abendbrot ist gesichert viele stehen geblieben, aber bis jetzt sind die Leute ganz nett. In kleineren Städten ist es Im Repertoire haben sie vor allem populäre manchmal besser, weil man beim Spielen die Lieder von englischen Straßenmusikern aus ganze Stadt vor sich hat“, fügt Adrian hinzu. dem 17. Jahrhundert. Und das ist nicht verwun- Am Dienstagnachmittag traten die drei nach derlich, denn Adrian kommt gebürtig aus insgesamt zwei Wochen Deutschland wieder England. Der 50-jährige Blockflötenbauer die Heimfahrt an und werden voraussichtlich spielt eine Anglo-Concertina aus dem 19. in ungefähr einer Woche in Amsterdam an- Jahrhundert. Susanna spielt Blockflöte und der kommen. Und auch auf dem Rückweg werden kleine Rufus, mit einem Tuch an ihrem Bauch sie bestimmt nicht auf das Musizieren verzich- gebunden, genießt die Musikständchen und ten. macht sich bemerkbar, wenn er genug davon Adrian Brown und Susanna Borsch stellen hat. „Wir spielen immer nur eine Stunde am schon ein Programm für ihre nächste Ur laubs - Tag“, so Susanna, die ursprünglich aus Ham - tour zusammen. Sie spielen dann unter dem burg stammt. 40 Euro nehmen die „Amsterdam Namen „Mr. Playford’s Broadside“. Buskers“ mit ihrer Musik im Durchschnitt täg- lich ein. „Unser Abendbrot bekommen wir Nordbayerischer Kurier vom 11.08.2009. Wir danken der schon zusammen“, lacht die 34-Jährige. Redaktion für die Abdruckgenehmigung.

72 TIBIA 1/2010 920 [email protected], www.blockfloetenladen.de 990290, (0)2336 +49 Tel.: Schwelm, 58332 43, helmstr. schitzki, Info: early music im Ibach-Haus, Wil- unter: [email protected] kamp Leitung: rende, ßes Blockflötenensemble, Leitung: Blockflötenensemble, ßes „Good vibrations“, Gute-Laune-Musik für gro- TIBIA 1/2010 TIBIA klein, und groß für Meisterkurs 06.02.2010 30.01.2010 Spieltag im Ibach-Haus, Blockflöten-Orchester-Tag,30.01.2010 25.01.–29.01.2010 Meisterkurs Oboe, Trommel, und Einhandflöte für Workshop 23.01.–24.01.2010 23.01.2010 Blockflöte auf neuen Wegen, Veranstaltungen tung: tung: neue Spieltechniken erarbeitet und vertieft, Lei - für Musik Blockflöte und Blockflötenensemble, es werden moderne Karlsruhe, tur zentrum schunder.de, www.musiklaedle.eu info@ 788102, (0)721 +49 Fax: 707291, (0)721 +49 Tel.: Karlsruhe, 76149 3, poldshafenerstr. 402584, www.petra-menzl.de Menzl, Tel. +49 (0)9129 26004, Fax: +49 (0)9129 Leitung: blockflöte, Beherrschung von mindestens Tenor- oder Bass- schiedensten Besetzungen, Voraussetzung ist die feld, Literatur verschiedener Stilepochen in ver- sikschüler, musikbegeisterte Laien und Studie- und Laien musikbegeisterte sikschüler, Mu- für Ibach-Haus, im Music Schwelm/Early 440958, [email protected] sen Tech und Repertoire erarbeitet, Leitung: nik aufbauend wird Spielern erfahrenen grundlegende Spieltechniken vermittelt, mit den Februar www.forum-artium.de Fax: 34160, +49 (0)5401 34223, [email protected], (0)5401 +49 Tel.: Georgsmarienhütte, Pro Info: be Forum Artium, Am - Kasinopark 1-3, 49114 Interpretation, Leitung: und spieltraining, Technik richt, Ein zel und un ter Meisterklasse - marienhütte, Januar If: ik Jcbe, e. +9 (0)511 +49 Tel.: Jacobsen, Silke Info: , , Info unter: 0179 5194477, An An 5194477, mel 0179 dung unter: Info , ui Mense Lucia r: anvr Afnen werden Anfängern Hannover, Ort: rf Usl Schmidt-Lau- Ursula Prof. , Info: Flautando, Leo Leo - Flautando, Info: , er Menzl Petra Prof. Christian Wetzel, Christian Prof. Ort: Schwelm, Ort: Ge orgs - If: Petra Info: , Silke Jacob- Daniel Ko- Daniel Ort: Uehl Ort: - Ort: Kul - Ort: ou – o fr Flötisten für Ton – Tonus 07.02.2010 Höhenflüge mit Bodenhaftung / Atem – Flötisten für Ton – Tonus 06.02.2010 Höhenflüge mit Bodenhaftung / Atem – cwrebc, e. +1 05 2463615, www.regula schwarzenbach.ch (0)55 +41 [email protected], Tel.: Schwarzenbach, Leitung: aufbauend, Prof. Regula Schwarzenbach, Info: Prof. Re Middendorf gula Ilse Prof. von Atem“ „Erfahrbaren dem auf Zangenfeind Höller- Maria von Methode die Regensburg, schwarzenbach.ch schwarzenbach.ch, info@regula- 2463615, (0)55 Tel.:+41 zenbach, gula Schwarzenbach, Info: Prof. Re gula Schwar- Re- Prof. Leitung: aufbauend, Middendorf Ilse genfeind auf dem „Erfahrbaren Atem“ von Prof. Höller-Zan gens Maria von Methode die - burg, Faszination Perfektion Spielfreude (Grundkurs), Ort: Re Ort: (Grundkurs), - Veranstaltungen Fax: +49(661)2427879 ZZZEORFNÀRHWHQVKRSGH Tel: +49(661)24278 (Aufbaukurs), Ort: Ort: (Aufbaukurs), D -ACHBNL Generalimport für www.regula D-36041 Fulda Am Berg7 73 Veranstaltungen

-USIKVERLAG4IDHAR.EU Grenzwertiges mit Adriana Breukink, Geri 6IER,IEDER Bollinger, Georg Göbel, Ronald Moelker, )NDREIJàDISCHEN3PRACHEN 16.30 Uhr Konzert: The Royal Wind (EBRËISCH *IDDISCH ,ADINO Music/Paul Leenhouts: magic sound, Info: ear- FàR-EZZO 3OPRANUND'ITARRE ly music im Ibach-Haus, Wil helm str. 43, 58332 -64 ARRFàR'ITARREVON9EHUDA3CHRYER Schwelm, Tel.: +49 (0)2336 990290, info@block floetenladen.de, www.blockfloetenladen.de 07.02.2010 Tag der Pommerspieler, Ort: Rem - 22.02.–26.02.2010 Meisterkurs für Flöte, Ort: scheid, Renaissance-Musik auf Pommern, An- Rheinsberg, der Kurs richtet sich an Flötisten, meldeschluss: 24.01.2010, Leitung: Dr. Ulrich die das Standardrepertoire und die Orches ter - Bartels und Andrea Schmiedeberg-Bartels, In- stellen beherrschen, sowie an interessierte Päd- fo: Ursula Göbel, Am Handweiser 37, 42111 agogen und Laien, Leitung: Prof. Anne-Cathé- Wuppertal, Tel./Fax: +49 (0)202 77852 rine Heinzmann, Info: Anne-Cathérine 13.02.2010 Blockflötenunterricht in großen Grup - Heinzmann, Bräuhausstr. 10, 80331 München, pen, Ort: Freiburg im Breisgau, neben der Ver - Tel.: +49 (0)179 6749497, Fax: +49 (0)69- mitt lung von methodischen Fertigkeiten erhal- 96206947, meisterkurs@annecatherineheinz ten die Teilnehmer in diesem Kurs auch mann.de, www.annecatherineheinzmann.de Ein blicke in die in einer großen Gruppe mögli- 22.02.–27.02.2010 Auf dem Weg zum Flauto dolce – cherweise auftretenden Disziplinschwierigkei- die Blockflöte als Ensembleinstrument, Ort: In zig - ten und in gruppendynamische Prozesse, die in kofen, in der morgendlichen Basisarbeit stehen einer Zweiergruppe so nicht vorkommen, Lei - Tonbildung, Rhythmus, Artikulation und neue tung: Ursula Oberle, Info: Musikschule Frei - Spieltechniken im Vordergrund, nach mittags burg, Uhlandstr. 4, 79102 Freiburg im Breisgau, und abends wird in kleinen Grup pen und im Tel.: +49 (0)761 88851280, Fax: +49 (0)761 großen Ensemble musiziert, Lei tung: Clara De- 888512820, [email protected] derke und Karin Schmid, Info: Volks hoch - 17.02.–23.02.2010 Interpretationskurs für Flöte, schule Inzigkofen, Parkweg 3, 72514 Inzig - Ort: Thomashof bei Karlsruhe, Leitung: Re na - kofen, Tel. +49 (0)7571 73980, Fax: +49 (0)7571 te Greiss-Armin und Mathias Allin, Kor re pe - 739833, [email protected], www.vhs-heim.de tition: Eriko Takezawa, Info: Sekretariat „In- 25.02.–28.02.2010 Alte Musik auf neuen Wegen, terpretationskurs“, Westmarkstr. 103a, 76227 Ort: Georgsmarienhütte, Leitung: Klaus Hol - Karlsruhe, [email protected] sten (Flöte/Traversflöte) und Beata Seemann 18.02.–21.02.2010 Flute Vision – Im pro vi sa tions - (Cembalo), Info: Forum Artium, Am Kasino - werk statt Querflöte, Ort: München, Leitung: park 1-3, 49114 Georgsmarienhütte, Tel.: +49 Klaus Holsten, Info: Freies Musikzentrum (0)5401 34160, Fax: +49 (0)5401 34223, info@ München, Ismaninger Str. 29, 81675 München, forum-artium.de, www.forum-artium.de Tel.: +49 (0)89 414247-0, info@freies-musik 27.02.2010 Die Courante ist die süße Hoffnung – ein zentrum.de Tag mit Blockflötenmusik und barockem Tanz, Ort: 20.02.2010 4. Blockflötentag im Ibach-Haus, Ort: Celle, in diesem Seminar sollen verschiedene Schwelm, 11.00–16.00 Uhr Blockflöten- und Tänze aus Renaissance und Barock musiziert Notenausstellung mit: Stephan Blezinger, Geri und getanzt werden, alle Teilnehmer sind herz- Bollinger, Adriana Breukink, Tim Cran more, lich eingeladen, die Tänze selbst auszuprobieren Bodil Diesen, Ralf Ehlert, Doris Ku lossa, Be- oder zu erfahren, wie ein Musiker spielen muss- LaMusic, Bornmann Musikverlag, Edition Tre te, damit die Musik auch wirklich „tanzbar“ ist, Fontane, Mieroprint, Ursula Kurz-Lange neben dem Musizieren und dem Erlernen einfa- (Musikinstrumententaschen), 15.30 Uhr Let the cher Tanzschritte soll auch ein kleiner Überblick eagles fly – Spontanes, Im pro visiertes und über die entsprechende Gat tungs geschichte ver-

74 TIBIA 1/2010 no Fatno Loodhfnrt. , 76149 3, Leopoldshafenerstr. Flautando, Info: TIBIA 1/2010 TIBIA Leitung: Zeit, heutiger und Früh aus –orchester und flötenensemble barock schen, mit originaler Literatur für großes Block - beherr- Blockflöten verschiedene 3 mindestens die Spieler für Karlsruhe, Kulturzentrum Ort: Blockflötenorchester, im Musizieren 06.03.2010 27.02.2010 Spieltag im Ibach-Haus, chern Leitung: werden, mittelt flötenorchester, Leitung: Music Band Big laden.de www.blockfloeten [email protected], in- 990290, (0)2336 +49 43, Tel.: Schwelm, Wilhelmstr. 58332 Ibach-Haus, im music early März moeck.com www. [email protected], 8853-0, (0)5141 Tel.: +49 Celle, 29227 4, Lückenweg e.K., Verlag Mu + sik Moeck instrumente Info: rocktanz), Wilhelmstr. 43·58332Schwelm ·[email protected] early musicim Ibach-Haus ‚ "^0 ~ Q‚ ʨ~~€ …und samstagsinSchwelm:Konzerte, Workshops, (Blockflöte) und und (Blockflöte)

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teren Referenten, Info: Burg Fürsteneck, Tel.: +49 (0)6672 9202-0, Fax: +49 (0)6672 920230, [email protected], www.burg-fuer steneck.de 13.03.2010 Musik aus Venedig von 1500–1750, Ort: Kulturzentrum Karlsruhe, mit Werken aus dem 16. bis Anfang des 17. Jahrhunderts, Lei tung: Han Tol, Info: Flautando, Leo polds hafenerstr. 3, 76149 Karlsruhe, Tel.: +49 (0)721 707291, Fax: +49 (0)721 788102, [email protected], www.musiklaedle.eu 13.03.2010 A groovy kind of flute, Ort: Wer dohl/ Sauerland, Themen: Die Flöte als Rhyth mus in - strument, neue Spieltechniken – wie wende ich sie musikalisch an, Improvisation, En semble - spiel, Bodypercussion, Groove und Timing mit Perkussionsinstrumenten, Leitung: VerQuer (Max Zelzner, Britta Roscher, Katrin Ger - hard, Daniel Agi), Info: Irmhild Haastert, Tel.: +49 (0)2394 245653, [email protected] 13.03.–14.03.2010 „Freiheit für die Blockflöte – Ea- sy Jazzy Recorder Playing“, Ort: Bremen, mitma- chen kann jeder, der die C-Dur-Tonleiter auf der Blockflöte beherrscht, Leitung: Tobias Reisige + Wildes Holz, Info: Block flö ten zen trum Bre- men, Tel.: +49 (0)421 702852, Fax: +49 (0)421 702337, [email protected], www. loebnerblockfloeten.de 13.03.–14.03.2010 „Jazz it up!“, Ort: Mössingen, Pop- und Jazzworkshop für Block flö ten en - sembles und Einzelspieler, Leitung: Daniel Ko- schitzki und Andrea Ritter, Info: Ju gend - musikschule Steinlach, Freiherr-vom-Stein-Str. 18, 72116 Mössingen, Tel.: +49 (0)7473 370239, Fax: +49 (0)7473 370244, [email protected] 15.03.–27.03.2010 Deutscher Musikwettbewerb 2010, Ort: Bonn; für professionelle Musi ke rin - nen und Musiker. Dieser Wettbewerb wird u. a. in der Kategorie Duo Flöte/Klavier ausgetragen, Info: Deutscher Musikrat Projekt GmbH, Deut- scher Musikwettbewerb, Weberstr. 59, 53113 Bonn, Tel.: +49 (0)228 2091160, Fax: +49 (0) 228 2091250, [email protected], www.musikrat.de 19.03.–20.03.2010 1. Wettbewerb für Flö ten or - chester, Ort: Hochschule für Musik und Theater

76 TIBIA 1/2010 April , 77 Ort: Ort: Paul Prof. Bar- Prof. , Leitung: Prof. Ingo Prof. Ort: Eben - Ort: Ge orgs - orgs Ge Ort: Ort: Ge orgs - orgs Ort: Ge Eileen Sil cocks Sil Eileen Prof. Wally Prof. Hase, Wally und und 17.04.2010 Veranstaltungen Ort: Inzigkofen, Fort - Dietrich Schnabel Dietrich Georgsmarienhütte, Kursinhalt: - spiel das sam im men Blockflötenensemble, Zu für fortge- Studenten Laienmusiker, und Schüler schrittene www.forum-artium.de [email protected], Bremen, Thema: mehrstimmige polyphone Mu- polyphone mehrstimmige Thema: Bremen, Leitung: Niveau, hohem auf Jh. 16. des sik Leenhouts, Info: Blockflötenzentrum Bremen, 702337, (0)421 +49 Fax: 702852, (0)421 +49 Tel.: [email protected], www.loebner- blockfloeten.de bildungswoche für Leiter - ensembles und ten von Blockflötenspieler, die gerne flö in Block mittleren und größeren Ensembles musizieren, Leitung: 23.04.–25.04.2010 Ensemblekurs Blockflöte, 23.04.–25.04.2010 Kurs für Blockflöte, 16.04.–18.04.2010 „Deutsche Consortmusik“, 06.04. 11.04.2010 Meisterkurs 11.04.2010 Oboe, Meisterkurs 06.04. - 06.04.–11.04.2010 Das – Blockflötenensemble mu zieren, leiten, dirigieren, si 402584, [email protected], www.petra- menzl.de Flöte, Meisterkurs 29.03.–03.04.2010 marienhütte, Meisterklasse, Einzelunterricht,Leitung: Interpretation, und Technik , Info: Forum Artium, Am Kasinopark Am Artium, Forum Info: Goritzki, (0)5401 +49 Tel.: Georgsmarienhütte, 49114 1-3, 34160, Fax: +49 (0)5401 34223, [email protected] artium.de, marienhütte, Meisterklasse, Ein zel un ter richt,marienhütte, ter un Meisterklasse, zel Ein Probespieltraining, Leitung: 49114 1-3, park Kasino Am Artium, Forum Info: Georgsmarienhütte, Tel.: +49 (0)5401 [email protected], 34223, (0)5401 +49 34160,Fax: www.forum-artium.de hofen, Anmeldeschluss: sowie insbesondere Lehrer Leitung: anSchulen, allgemeinen an und Musikschulen Ka- Am Artium, Forum Info: Husenbeth, bara sinopark 1-3, 49114 Georgsmarienhütte, Tel.: +49 (0)5401 34160, Fax: +49 (0)5401 34223, Info: weg Volkshochschule 3, Inzigkofen, Park 72514 Inzigkofen, +49 Tel. (0)7571 73980, Fax: +49 (0)7571 www.vhs-heim.de 739833, [email protected], Ort: Heida Vis- Heida Ort: Uehl - , Info: Petra www.erta.at Ort: Schwelm, Ort: Petra Petra Menzl Konzerte Workshops Musik schulen Musik 30. April – 2. Mai 2010 zum Blockflötenorchester“ SchülerInnen oberösterreichischer Anton Bruckner Privatuniversität, Beate Heutjer, Paul T. Leen houts houts u. a. Leen Paul Beate T. Heutjer, , Info: early music im Ibach-Haus, Wil- Nähere Infos und Anmeldung auf Quartet New Generation, Stu die rende der die Quartet New Generation, Stu „Flauto dolce – Consort non bis solo: Vom Schloss Weinberg, A-4292 Kefermarkt (OÖ) Kefermarkt A-4292 Weinberg, Schloss 14. Österreichischer ERTA Kongress ERTA Österreichischer 14. sing helmstr. helmstr. 43, 58332 Schwelm, Tel.: +49 (0)2336 www.block [email protected], 990290, floetenladen.de Boismortiers Konzerte für 4 Altblockflöten mit Altblockflöten 4 für Konzerte Boismortiers Leitung: Instrumenten, mehr und 16 feld, Literatur verschiedener Stilepochen in ver- in Stilepochen verschiedener Literatur feld, TIBIA 1/2010 27.03.2010 Blockflöten-Orchester-Tag, 20.03.2010 Spieltag im Ibach-Haus, im Spieltag 20.03.2010 19.03.–21.03.2010 Flöten Festival München, München. Dieser Wettbewerb findet im Rah- men des Flötenfestivals München statt, teilneh- Beset- einer in Flötenensembles alle können men am sich stellen Preisträger die Flöten, 7 ab zung beim trägerkonzert Preis einem in 2010 März 21. Flötenfestival vor, Info: Deutsche Gesellschaft für Flötebergstr. 80, e.V., Strub 60489 Frank- furt/Main, Tel.: +49 (0)69 www.floete.net floete.net, 5962443, floete@ Hochschule für Musik und Theater München, Konzerte – Workshops – große Instrumenten- und Notenausstellung, Info: 80, sellschaft 60489 Strubbergstr. für Flöte e.V., Deutsche - Ge +49 (0)69-5962443, floete Frankfurt/Main, Tel.: www.floete.net @floete.net, Menzl, Tel. +49 (0)9129 26004, Fax: +49 (0)9129 +49 Fax: 26004, (0)9129 +49 Tel. Menzl, schiedensten Besetzungen, Voraussetzung ist die ist Voraussetzung Besetzungen, schiedensten Bass- oder Tenor- mindestens von Beherrschung blockflöte, Leitung: 077 790 Fx +9 077 739833, (0)7571 +49 Fax: [email protected], www.vhs-heim.de +49 73980, Tel. Inzigkofen, (0)7571 72514 3, Parkweg fen, Karin Schmid, Info: Volkshochschule Inzigko- tung: Flöten in barocker Griffweise beherrschen, Lei- letcompetition.cn, www.nicoletcompetition.cn sammeln wollen, Leitung: En im Erfahrungen Leitung nischer sem ble spiel wach sene Querflötenspieler, die unter fachmän- 03 Fakut Tl: 4 ()9 54804710, (0)69 +49 [email protected], Tel.: www.stefanie-bieber.de 9b, Frankfurt, 60437 Rudolf-Breitscheid-Str. Bieber, Stefanie fanie Bieber, Anmeldeschluss: 03.05.–08.05.2010 „Die beste Zeit im Jahr ist Mai’n“ 29.04.–02.05.2010 Meisterkurs Blockflöte, Competition, Flute 24.04.–03.05.2010 2nd Beijing Nicolet International Ibach-Haus, im Blockflötentag 5. 24.04.2010 endworkshop, Querflötenensemble-Wochen - 23.04.–25.04.2010 floetenhof.info, www.alte-musik.info alte-musik@ 899122, (0)8342 +49 Fax: 899111, (0)8342 +49 Tel.: Ebenhofen, 87640 14, benstr. Spanhove Bart Veranstaltungen 78 m nebe uiirn n mnetn drei mindestens und musizieren Ensemble im für fortgeschrittene Blockflötenspieler, die gerne Schwelm, 11.00–13.30 Uhr 11.00–13.30 Schwelm, 023 909, [email protected], www.blockfloetenladen.de 990290, (0)2336 Haus, Wilhelmstr. 43, 58332 Schwelm, Tel.: +49 Eyck im Perspektiv, Info: early music im Ibach- wollten, Konzert: wissen Uhr 16.30 Küng Firma die oder flöten Bollinger richt, Technik Ein und Interpretation, Leitung:zel un Meisterklasse, ter - orgsmarienhütte, – Ensemblespiel für Blockflöten, für Ensemblespiel – Küng mit Austausch Infos, Beratung, bau: van Eyck, 15.30 Uhr 15.30 Eyck, van Workshopmit Mai artium.de, www.forum-artium.de info@forum- 34223, (0)5401 +49 Fax: 34160, 1-3, 49114 Georgsmarienhütte, Tel.: +49 (0)5401 Han Tol, Info: Forum Artium, Am Kasinopark äbl Kuhn Bärbel oder oder : Was Sie schon immer über Block Block über - immer schon Sie Was : ei Bollinger Geri Ort: Vollmerz/Spessart, für er er für - Vollmerz/Spessart, Ort: : Rund um Jacob um Rund Bosgraaf: Erik , Info: Flötenhof e.V., Schwa Schwa e.V., - Flötenhof Info: , Ort: Peking, Info: info@nico Info: Peking, Ort: , , Jcb van Jacob Bosgraaf: Erik Thomas Küng Thomas hit Schmetzer Christa Gabi Fellner Küng 1.01.0 Uhr 12.00–15.00 , 22.01.2010, Info: Ort: Inzigkofen, Ort: Block flöt en - oder Ort: Ge- Thomas und Prof. Geri Ort: Ste- und Str. 4, 95192 Lichtenberg, www.haus-marteau.de Lobensteiner Marteau, Haus begegnungsstätte tung: Klavier, für Flöte solo und Or ches mit Flöte für Literatur ter wird gearbeitet tenberg, stel len, Lei- berknecht idn Tosne, e. +9 072 94930, www.bundesakademie-trossingen.de Ju (0)7425 gend +49 Tel.:- Trossingen, musikalische bildung für Bundesakademie Partzsch, zenten: Do- haben, Dirigierens des Bereich im rungen für Blockflötenpädagogen, die nur wenig Erfah- idt uh ie nentoa bshct Aus beschickte - international eine auch findet fen, Stau Flötentage Internationale - 13.05.–16.05.2010 sem Block bles & Blockflötenorchestern,flö von ten Dirigieren en - 13.05.–16.05.2010 Blockflöten-Orchester-Tag,08.05.2010 08.05.2010 Spieltag im Ibach-Haus, Musik, Tage– Antiqua Musica Pro 21.05.–24.05.2010 Alter 17.05.–21.05.2010 Meisterkurs für Flöte, blockflöte, Leitung: Leitung: blockflöte, Beherrschung von mindestens Tenor- oder Bass- schiedensten Besetzungen, Voraussetzung ist die feld, Literatur verschiedener Stilepochen in ver- menzl.de www.petra- [email protected], 402584, Menzl, Tel. +49 (0)9129 26004, Fax: +49 (0)9129 mie.de, www.floetentage.de info@bdb-musikakade Staufen, Alois-Schnorr- 79219 Str.10, BDB-Musikakademie, Info: Pot, zenten und Teilnehmer, Leitung: Leitung: Boucly, Teilnehmer, und zenten Do- Flötenorchester,der ausstellung, Konzerte In und Musikalien- stru eine sowie men ga, ten - Meisterkurse, „Tag für junge Flötisten“, Lampenfieber, Justierworkshop, Yo- und Ausdruck laden.de www.blockfloeten [email protected], in- 990290, (0)2336 +49 Tel.: Schwelm, 58332 Wilhelmstr.Ibach-Haus, 43, im music early fo: Leitung: Frühbarock, und Spätrenaissance aus Doppelchöriges – Consort r: tue, okhp z Spiel zu Workshopstech Staufen, nik, Ort: Monika Höfling-Grote Anette Maiburg Anette r: eesug nbn 4 Konzerten 14 neben Regensburg, Ort: Aldo Baerten, ail Schüler Daniela Christina Hollmann , Info: Internationale Mu Mu sik - Internationale Info: , er Menzl Petra Rudolf Döbler, und , , , In- Dolainski, Katja eé Schuh René Prof. An Prof. Lie- drea und Ort: Tros sin gen, (Leitung), Info: Ort: Schwelm, Harry Gosse, If: Petra Info: , Ort: Uehl - Ort: Ort: Lich- TIBIA 1/2010 TIBIA Philippe Robert , , Jörg Juli 79 Ort: Irm- , Lei - Ort: Uehl - , Info: Petra Ort: Schwelm, Ort: 26.06.2010 Veranstaltungen Angelika Stock mann, Angelika Stock Katja Beisch, Info: early Petra Petra Menzl und , Info: Block flö ten zentrum Bremen, zentrum ten flö Block Info: , im Instrumentalunterricht für Holz blä - im blä Instrumentalunterricht für Holz Michael Schneider, Info: Flötenhof e.V., Regine Held Liedvariationen und -bearbeitungen aus dem 17. dem aus -bearbeitungen und Liedvariationen Jahrhundert, Leitung: music im Ibach-Haus, Wilhelmstr. 43, +49 (0)2336 990290, info@block Schwelm, 58332Tel.: www.blockfloetenladen.de floetenladen.de, Schwabenstr. 14, 87640 Ebenhofen, Tel.: +49 (0)8342 899111, Fax: +49 (0)8342 899122, alte- www.alte-musik.info [email protected], tung: Ebenhofen, Anmeldeschluss: feld, Literatur verschiedener Stilepochen in ver- in Stilepochen verschiedener Literatur feld, 10.07.2010 Blockflöten-Orchester-Tag, 02.07.–04.07.2010 Meisterkurs für Blockflöte, Ibach-Haus, im Spieltag 10.07.2010 19.06.–20.06.2010 Gefühlter Klang und klingendes Gefühl 19.06.–20.06.2010 19.06.–20.06.2010 „Hiev den letzten Anker, Jim!“, wohl- mit Reise musikalische eine Bremen, Ort: anmutenden heimatlich gar mitunter bekannten, tung: Klängen und Neuentdeckungen, Lei hild Beutler hild 702337, (0)421 +49 Fax: 702852, (0)421 +49 Tel.: [email protected], blockfloeten.de www.loebner ser, Ort: Lauchheim, dieser Lehrgang möchte di- möchte Lehrgang dieser Lauchheim, Ort: ser, daktisch-methodische Anregungen - zur Schu lung - ver von kalischem drucks Empfinden und si Aus Körperbewusstsein,mu Klanggefühl, mögen im Instrumentalunterricht mit - bläsern Holzam Beispiel der Oboe vermitteln, Lei- tung: demie Kul- aka schul Info: Internationale Musik turzentrum Schloss Kapfenburg, 73466 Lauch- +49 (0)7363 96180, heim, Fax: Tel.: +49 (0)7363 [email protected] 961820, Menzl, Tel. +49 (0)9129 26004, Fax: +49 (0)9129 +49 Fax: 26004, (0)9129 +49 Tel. Menzl, 402584, [email protected], www.petra- schiedensten Besetzungen, Voraussetzung ist die ist Voraussetzung Besetzungen, schiedensten Bass- oder Tenor- mindestens von Beherrschung blockflöte, Leitung: menzl.de , , Info: , , Info: , P. P. Caldara Ort: Ge orgs - Ge Ort: Ort: Schwelm, Ort: und Ralf Bienioschek Ralf Prof. Robert Aitken Robert Prof.

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Stephan Schrader , Info: Forum Arti- Forum Info: Renggli, Felix Prof. Juni unterricht, „pop on the block“ – PeppigeLeitung: Ensemble, Arrangementsfür’s [email protected], www.blockfloetenladen.de TIBIA 1/2010 12.06.2010 Erweiterte Basistechnik im Quer flö ten - ten flö 12.06.2010 Erweiterte Basistechnik im Quer Info: musica viva musikferien, Fabian Payr, Kir- Payr, Fabian musikferien, viva musica Info: chenpfad 6, 65388 (0)6129 Schlangenbad, 502560, Tel. Fax: www.musica-viva.de [email protected], +49 +49 (0)6129 502561, 12.06.2010 Spieltag im Ibach-Haus, im Spieltag 12.06.2010 (Solo- bis Ensemblespiel) – Level C, Ort: Schloss Ort: C, Level – Ensemblespiel) bis (Solo- spiel Hochhausen, in ten Thema: flö Das Block ergän- mit Formationen unterschiedlichsten den zender Klavierbegleitung, für deutlich fortges- fähigkeiten, se le chrittene Spieler mit guten Blatt Leitung: 29.05.–05.06.2010 Blockflöte und Kla vier be glei tung glei be vier Kla und Blockflöte 29.05.–05.06.2010 25.05.–30.05.2010 Meisterkurs Flöte, Meisterkurs 25.05.–30.05.2010 stel lung von Nachbauten historischer Mu sik in - in sik lung von Nachbauten historischer Mu stel hi- im CDs und Büchern Noten, von mente, stru storischen Salzstadel an der Steinernen Brücke Post- burg, gens Re Musik Alter Tage Info: statt, (0)941 +49 Tel.: Regensburg, 93009 03, 09 10 fach tagealtermu- 8979836, (0)941 +49 Fax: 8979786, [email protected], www.tagealtermusik-regens burg.de marienhütte, Meisterklasse, Einzelunterricht, Probespieltraining, Interpretation, und Technik Leitung: um, Am Kasinoparkmarienhütte, +49 Tel.: (0)5401 34160, Fax: +49 1-3, (0)5401 49114 - 34223, orgs [email protected], Ge www. forum-artium.de Hilfestellungen geben, wie man neben der Ver - Hilfestellungen geben, wie man neben der Ver early music im Ibach-Haus, 58332 Wilhelmstr. Schwelm, Tel.: 43,+49 (0)2336 990290, in- mitt lung der ersten Grundlagen moderne Spiel - Spiel moderne Grundlagen ersten der lung mitt ein- Querflötenunterricht den in früh niken tech Städtische Musikschule Esslingen, Blarerplatz 1, Blarerplatz Esslingen, Musikschule Städtische Fax: 35122638, (0)711 +49 Tel.: Esslingen, 73728 +49 (0)711 3512552678, gen.de musikschule@esslin bauen kann, Leitung: Leitung: kann, bauen Impressum

INÉS ZIMMERMANN

Forget Me Knot –Der Knoten im Taschentuck

Just So Duets – Duette für jeden Tag Contents: / Inhalt: Forget Me Knot / Der Knoten im Taschentuch – Traffic / Verkehr – Where Are My Keys? / Wo sind meine Schlüssel? – Hang On a Sec / Moment mal – Easy Baby Girl / Kein Problem – Upstairs Downstairs / Treppauf treppab – Put Your PJs On / Gute-Nacht-Geschichte

Edition Moeck 816/817 · ISMN M-2006-0816-8

MUSIKINSTRUMENTE + VERLAG D-29231 Celle · Postfach 143 [email protected] · www.moeck.com Tel.: +49 5141/88530 · Fax: +49 5141/885342

Impressum TIBIA · Magazin für Holzbläser Erscheinungsweise: viermal jährlich – Januar, April, 35. Jahrgang · Heft 1/2010 Juli, Oktober. Redaktionsschluss: 15. November, 15. Februar, 15. Mai und 15. August Herausgeber: Sabine Haase-Moeck, Michael Schneider, Peter Thalheimer Bezugskosten: Jahresabonnement im Inland € 20,00, Ein zelheft € 6,50; Jahresabonnement im Ausland Schriftleitung: Sabine Haase-Moeck € 22,50; zuzüglich Versand kosten E-Mail: [email protected] Anzeigenverwaltung: Ulrich Gottwald, Anschrift der Redaktion: Moeck Musikinstrumente + Verlag e. K. Moeck Musikinstrumente +Verlag e. K., Postfach 31 31, D-29231 Celle Postfach 31 31, D-29231 Celle Telefon : 05141/88 53 67, Fax: 05141/88 53 42 Telefon: 05141/88 53 0, Fax: 05141/88 53 42 E-Mail: [email protected] E-Mail für redaktionelle Beiträge: 1 Zur Zeit gilt Preisliste Nr. 20, € 34,00 ( /16 Seite,) bis [email protected] 1 € 470,00 ( /1 Seite) zuzüglich Mehrwertsteuer; an - Gezeichnete Beiträge stellen nicht unbedingt die Mei- fallende Satz- und Bearbeitungs kosten werden geson- nung der Herausgeber, der Schriftleitung oder des dert in Rechnung gestellt. Verlages dar. Sämtliche Rechte für alle Länder blei- Anzeigenschluss: 1. Dezember, 1. März, 1. Juni, ben vorbehalten. Nachdruck – auch teil weise – nur 1. September mit vorheriger Genehmigung des Verlages. Für Satz: Moeck Musikinstrumente + Verlag e. K., Celle unver langt eingesandte Manuskripte und Fotos übernehmen Verlag und Redaktion keine Haftung. Druck: müllerDITZEN, Bremerhaven Die Redak tion behält sich vor, Leserbriefe gekürzt zu © 2010 by Moeck Musikinstrumente + Verlag e. K., Celle, ver öf fentlichen. Printed in Germany, ISSN 0176-6511

80 TIBIA 1/2010 Termin: Samstag, 6. November 2010, 10.00–17.00 Uhr Ort: Kreistagssaal, Trift 26, 29221 Celle

Seminar 2

mit Nadja Schubert und Catrin Anne Wiechern

In the Mood – ein swingender Blockflötentag mit Nadja Schubert (Köln) und Catrin Anne Wiechern (Celle). Nadja Schubert hat sich als Jazz-Flötis tin einen Catrin Anne Wiechern ne ben Ihrer Tätigkeit als Namen gemacht. Mit ihrer aktuellen fünfköpfi- Leiterin der Kreismusikschule Celle ist sie als gen Electric-Band präsentiert sie ihr Instrument Dozentin für verschiedene Workshops tätig, neben E-Gitarre, E-Bass, Keyboard und Schlag- außerdem ist sie die künstlerische Leiterin des zeug in elektronischem Kontext und erforscht Jugendblockflötenorchesters NORD. neue Klangwelten. In Köln betreibt sie ihre eigene Musikschule.

Im Mittelpunkt des Seminars steht die Einstudierung des Big Band Klassikers In the Mood (Joe Garland/Andy Razaf) nach einem Arrangement von Paul Leenhouts für Blockflöten-Big-Band. Erarbeitet werden soll – in Anlehnung an das legendäre Glenn- Miller-Orchester – ein eigener Block flöten-Big-Band-Sound, der am Ende des Tages durch eine Rhythmusgruppe, bestehend aus Bass, Klavier und Schlagzeug komplettiert wird. Neben In the Mood, das mit allen Teilnehmern des Seminars musiziert wird, stehen weitere swingende und peppige Stücke in unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen auf dem Programm. Sie werden in zwei Gruppen unter der Leitung von Nadja Schubert und Catrin Anne Wiechern erarbeitet. Gespickt ist der Kurs mit Informationen und Anekdoten aus dem Bereich der U- Musik, so dass für jeden etwas dabei ist, egal ob professioneller Spieler, Blockflöten- lehrer oder fortgeschrittener Anfänger. Teilnahmegebühr e 40,00

Weitere Informationen und Anmeldung: Moeck Musikinstrumente + Verlag e. K., Lückenweg 4, D-29227 Celle | Tel. 05141-8853-0 | [email protected] | www.moeck.com Veranstalter: Moeck Musikinstrumente + Verlag e. K. und Kreismusikschule Celle VON SOPRANINO BIS SUBBASS EIN ABGESTIMMTES INSTRUMENTARIUM

www.moeck.com