Feierabendmusik in der Kirche Katholische Stadtkirche St. Agatha, Dietikon; Freitag, 21. Dezember 2018, 18.40 Uhr Vorweiihnachttlliiche Panffllöttenkllänge

Panflötenchor Baden Leitung: Jörg Frei Orgel: Bernhard Hörler

Programm

Katharine Kennicott Davis The Little Drummer Boy (1941) (1892 – 1980)

Chris de Burgh When Winter Comes (2004) (* 1948)

Sytse Wagenmakers Tango Gracioso (* 19??)

Leonard Cohen Hallelujah (1984) (* 1934)

Zillertaler Schürzenjäger Christkind, i glaub no immer an dich (1992) (1973 – 2007)

Franz Peter Schubert Ave Maria (aus Fräulein am See, D 839; 1825) (1797 – 1828)

Peter Roth Üse Vater (aus der St. Johanner Messe, 1999) (* 1944)

Weihnachtslieder-Medley zum Mitsingen und Mitsummen

Friedrich Silcher Alle Jahre wieder (1789 – 1860)

Eduard Ebel Leise rieselt der Schnee (1895) (1839 – 1905)

Trad. Böhmen Kommet, ihr Hirten (um 1700)

Anonymus Lasst uns froh und munter sein (19. Jahrhundert)

James Lord Pierpont Jingle Bells (zwischen 1850 und 1857) (1822 – 1893) Zum Programm

Katherine Kennicott Davis wurde am 25. Juni 1892 geboren. Bereits als 15jährige komponierte sie ihr erstes Lied Shadow March. Nach dem Schulabschluss studierte sie Musik am Wellesley College in Massachusetts und gewann dort den Billings-Preis. Nach weiteren Studien am New England Conser- vatory of Music studierte sie bei der Organistin, Pianistin, Dirigentin und Komponistin Nadia Boulanger (1887–1979) in Paris. Katherine Kennicott Davis schrieb viele ihrer über 600 Kompositionen, darunter zahlreiche geistliche Werke, aber auch Arrangements, für die Chöre an den Schulen, an denen sie unterrichtete, nämlich der Concord Academy in Concord (Massachusetts) und an der Shady Hill School for Girls in Philadel- phia. Im Jahr 1941 wurde sie Mitglied der Amerikanischen Gesellschaft der Komponisten, Autoren und Verleger. Katherine Kennicott Davis starb am 20. April 1980. The Little Drummerboy hieß ursprünglich The Carol Of The Drum und erzählt die Geschichte eines kleinen Jungen, der zu arm ist, um dem neugeborenen Jesus ein Geschenk zu machen – außer ihm etwas auf seiner Trommel vorzuspielen, selbstverständlich mit Marias Einwilligung. Das Jesuskind dankte es dem kleinen Trommler mit einem Lächeln. Katherine Kennicott Davis komponierte und tex- tete dieses berührende Lied im Jahr 1941. Dies tat sie übrigens allein – die oft genannten Co-Autoren Henry Onorati und Harry Simeone haben für das Lied lediglich verschiedene Arrangements beige- steuert. Erstmals bekannt wurde das Lied in der Version der Trapp Family Singers um Maria Augusta Trapp (1905–1987) Mitte der 1950er-Jahre. Eine der bekanntesten Versionen ist aber jene von Bing Crosby (1903–1977) und David Bowie (1947–2016), die das Lied als Duett sangen, wobei für David Bowie extra eine Gegenstimme komponiert wurde, da er sich mit dem Lied nicht anfreunden konnte.

Chris de Burgh (bei seiner Geburt Christopher John Davison) wurde am 15. Oktober 1948 als Sohn eines britischen Diplomaten in Venado Tuerto in Argentinien geboren. Die Familie lebte einige Jahre in Argentinien, Nigeria und Zaire. Als Sechsjähriger kam Chris de Burgh auf das Familienschloss Bargy Castle im im Südosten von Irland. Dort erlernte er das Gitarrenspiel und be- suchte die Schule. Nachdem er das besucht hatte, studierte er am Trinity Col- lege in Romanistik und Anglistik. Er übte auch fleissig Klavier – so hängt heute an der Tür des Zimmers, in welchem er Klavier spielte, eine Plakette, welche darauf hinweist. Im Jahr 1972 erhielt er seinen ersten Plattenvertrag bei A&M Records in London, nachdem er einige Male solistisch und mit einer Band aufgetreten war. Zu dieser Zeit nahm er auch den Geburtsnamen seiner Mutter an und nannte sich seither Chris de Burgh. Die Wurzeln des irisch-normannischen Adel- geschlechts de Burgh reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück. Sein im Jahr 1974 auf seinem Debut- Album Far Beyond These Castle Walls erschienenen Lied Turning Round (später umbenannt in Fly- ing) belegte über mehrere Wochen den ersten Platz der brasilianischen Hitparade. Einen Welthit lan- dete Chris de Burgh im Jahr 1986 mit der wunderschönen Ballade Lady In Red, die acht Millionen Mal verkauft wurde und in über zwanzig Ländern auf Platz eins der Hitparade lag. In den 1990er-Jahren liess der kommerzielle Erfolg etwas nach, aber seine Lieder werden nach wie vor von den Radiostati- onen gespielt und seine Konzerte werden noch immer gut besucht. Bis Ende der 1980er-Jahre findet man auf Chris de Burghs Alben immer wieder Titel, die länger als zehn Minuten dauern. Die Songs erzählen meistens Geschichten, Sagen, Märchen und Fantasiege- schichten; einige Lieder sind auch autobiografisch. Heute lebt Chris de Burgh in südlich der irischen Hauptstadt Dublin. Er ist seit 1978 mit Diane Morley verheiratet und hat mit ihr drei Kin- der. Im Jahr 2003 gewann seine Tochter Rosanna die Titel Miss Ireland und Miss World. Sie meinte danach scherzhaft, sie wisse nicht, von wem sie ihre Schönheit habe – vom Vater bestimmt nicht... Chris de Burghs schönes Lied When Winter Comes wurde im Jahr 2004 veröffentlicht.

Über den friesländischen Akkordeonisten Sytse Wagenmakers, der den wunderschönen Tango Gracioso (ursprünglich für Violine und Klavier) komponiert hat, konnte ich lediglich in Erfahrung brin- gen, dass er der erste Dirigent des Leeuwarder Accordeon Orchestra war, das er im Jahr 1979 ge- gründet hatte, und das sich aus Akkordeonisten zusammensetzte, die zuvor in verschiedenen Orches- tern der Musikschule von Marten Brouwer (1915–1963) gespielt hatten. Sytse Wagenmakers arbeitet heute als Komponist und Herausgeber von Notenpublikationen.

Leonard Norman Cohen wurde am 21. September 1934 in Westmount, einem Vorort von Montreal (Kanada) in eine jüdische Mittelschichtfamilie geboren. Im Alter von 13 Jahren wollte er ein Mädchen beeindrucken und erlernte das Gitarrenspiel. Seine Begabung zeigte sich bald, denn schon wenig später hatte er kleinere Auftritte in Cafés. Mit 17 Jahren spielte er als Student an der McGill University in einer dreiköpfigen Country-Folk-Band namens Buckskin Boys. Mit der Zeit wandte sich Cohen immer mehr religiösen Themen zu. Diese Entwicklung erreichte in dem 1984 erschienenen Album Various Positions einen Höhepunkt. Es enthält neben dem Song If It Be Your Will, das Leonard Cohen selbst immer wieder als sein bestes Lied bezeichnet hat, das oft 2 gecoverte Lied Hallelujah. Eine deutlich von der Erstlingsversion abweichende Interpretation findet sich auf dem Album Cohen Live von 1994. Das Lied wurde über hundert Mal von zahlreichen Künst- lerinnen und Künstlern gecovert. Im Jahr 2007 wurde Hallelujah in der Version von Jeff Buckley von der britischen Zeitschrift Q in einer Rangliste gar als bestes Lied aller Zeiten gekürt. Im Jahr 2011 erhielt Cohen den Prinz-von-Asturien-Preis in der Kategorie Geisteswissenschaften und Literatur.

Die Band Zillertaler Schürzenjäger (ab 1996 nur noch Schürzenjäger) wurde im Jahr 1973 gegrün- det und löste sich im Jahr 2007 auf. Die Band gehörte zu den kommerziell erfolgreichsten Musikgrup- pen Österreichs. Anfänglich spielten die Zillertaler Schürzenjäger noch rein volkstümliche Musik, die sie im Laufe der Jahre und besonders seit dem Eintritt von Patrick Cox (geboren am 13. Dezember 1960) um 1990 zunehmend mit Rock-Elementen vermischten. Die Band lancierte zahlreiche Hits, wie Sierra Madre, Zillertaler Hochzeitsmarsch und eben das heute gespielte Weihnachtslied Christkind, i glaub no immer an dich aus dem Jahr 1992, das im Jahr 1993 auf dem Album A Weihnacht wie’s früher war erschien. Zwischen 1996 und 2007 erhielt die Gruppe insgesamt zehn Auszeichnungen für ihr Werk.

Franz Peter Schubert wurde am 31. Januar 1797 als dreizehntes von insgesamt siebzehn Kindern geboren. Sein Vater, ein Lehrer an einer Pfarrschule, brachte ihm das Geigenspiel bei, der Kapell- meister der Lichtentaler Pfarrkirche, Michael Holzer, erteilte ihm Orgelunterricht, als er gerade mal sie- ben Jahre alt war. Im Oktober 1808 kam er wegen seiner schönen Stimme an die Wiener Hofkapelle und in das Kaiserliche Konvikt. Unter seinen Lehrern war auch Antonio Salieri, der angebliche Mörder Mozarts. War Schubert anfänglich ein guter Schüler, ließen seine Leistungen besonders in Mathematik und Latein plötzlich nach. Darum kehrte er im Oktober 1813 zu seinen Eltern zurück. Er komponierte zu diesem Zeitpunkt bereits seit sicher drei Jahren. Ende 1814 wurde er für zwei Jahre Schulgehilfe sei- nes Vaters, 1817/1818 noch einmal kurz. Doch der Lehrerberuf vertrug sich nicht mit dem Komponie- ren, weshalb er die Stelle bald aufgab. Das Problem war nun, dass die Verlagshäuser sich nicht für seine Kompositionen interessierten. Um 1820 nahm die Anzahl der komponierten Werke etwas ab, dafür war Schuberts Stil nun ausgereifter. Er schrieb insgesamt etwa 600 Lieder. Schubert hatte zeitlebens nie wirkliches Liebesglück erleben dürfen, dagegen war er schon früh häufig krank, wobei die Krankheiten sich auch auf seine Psyche niederschlugen. Inzwischen konnte er seine Kompositionen zwar verkaufen, wurde aber nicht reich damit, denn er neigte zu Kneipenbesuchen, bei denen er das Geld wieder ausgab. Auch zeichnete sich eine Alkoholkrankheit ab. Am 19. November 1828 starb Schubert laut Totenschein an Nervenfieber, oft galt jedoch die Syphilis als Todesursache. Das berühmte und immer wieder gern gehörte Ave Maria (Originaltitel: Ellens dritter Gesang) von 1825 stammt aus dem Liederzyklus Fräulein vom See nach Sir Walter Scotts Novelle The Lady Of The Lake. Der Liedtext hat mit dem lateinischen Hymnus Ave Maria allerdings überhaupt nichts zu tun, das Lied beginnt nur zufällig mit diesen Worten.

Peter Roth wurde im Jahr 1944 in St. Gallen geboren. Von 1962 bis 1966 absolvierte er das Lehrer- seminar in Rorschach SG und studierte von 1968 bis 1974 Schulmusik am Konservatorium in Zürich. Seit 1973 arbeitet er als freischaffender Musiker und Komponist, hatte aber von 1973 bis 1979 auch Anstellungen als Musiklehrer an der Sekundarschule Wattwil und bei der Jugendmusik Toggenburg. Zudem leitete er von 1973 bis 2012 den evangelischen Kirchenchor Alt St. Johann SG. Für diesen Chor entstanden die meisten seiner Werke. Für sein Schaffen wurde er mehrfach ausgezeichnet und erhielt im Jahr 1993 den Förderpreis der St. Gallischen Kulturstiftung, im Jahr 2006 den Jahrespreis der St. Gallischen Kulturstiftung, im Jahr 2011 den Goldenen Violinschlüssel und im Jahr 2012 den Kulturpreis der Doron-Stiftung in Zug. Das ganz wunderbare Lied Üse Vater ist der zentrale Gesang in der St. Johanner Messe. Diese volkstümliche Messe wurde von Peter Roth im Jahr 1999 anlässlich der Wiedereinweihung der restau- rierten katholischen Pfarrkirche in Alt St. Johann SG komponiert. Er war nur um ein Lied als Beitrag gebeten worden, aber beim Komponieren entwickelte sich schließlich eine ganze Messvertonung.

Friedrich Silcher wurde am 27. Juni 1789 in Schnait im Remstal als Sohn eines Lehrers geboren. Er war eine zentrale Person in der Volksliedbewegung des 19. Jahrhunderts, rettete viele bekannte Volkslieder vor dem Vergessen und schrieb selbst viele neue Melodien. Bekannte Lieder sind Näher mein Gott zu dir und das schöne und innige Weihnachtslied Alle Jahre wieder. Ab 1817 wirkte er als Musikdirektor an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und gründete 1829 die Tübinger Akademi- sche Liedertafel, die er selbst 30 Jahre lang leitete. Im Jahr 1852 erteilte ihm die Universität Tübingen den Dr. phil. und fünf Jahre später wurde er zum Ehrenmitglied des Schwäbischen Sängerbundes ernannt. Er starb er am 26. August 1860 in Tübingen.

Eduard Ebel wurde am 7. August 1839 in der Stadt Stargard geboren, die heute in Polen im Verwal- tungsbezirk Pommern liegt. Er absolvierte sein Theologiestudium in der Stadt Königsberg. Die Theo- logische Fakultät der dortigen Albertus-Universität war eine Hochburg des Luthertums. Die bedeuten- 3 de Universität wurde bei den Bombardierungen Königsbergs in zwei Nächten zwischen dem 26. und 30. August 1944 komplett zerstört, zusammen mit dem Dom, der seit dem Jahr 1523 gleichzeitig die Universitätskirche war. In Königsberg wurde Eduard Ebel im Sommersemester 1857 auch Mitglied der erst im Jahr 1843 gegründeten Burschengemeinschaft Germania. In den Jahren 1863 und 1864 war Eduard Ebel Pfarramtskandidat am Rauhen Haus in Hamburg, ei- ner im Jahr 1833 begründeten Stiftung der Diakonie, die sich insbesondere straffällig gewordener oder sozial gefährdeter Kinder und Jugendlicher annahm. Das Rauhe Haus, das auf Wikipedia ausführlich und lesenswert beschrieben wird, bestand aus einem Rettungsdorf mit Gärten, einem großen Teich und eigenem Betsaal und war eine überaus vorbildliche soziale Einrichtung, wie sie selbst im 21. Jahrhundert nicht besser sein könnte! Sie existiert in etwas erweiterter Form noch heute. In den Jahren 1866 bis 1869 war Eduard Ebel Pastor an der französisch-deutschen evangelischen Kirche in Beirut, der Hauptstadt des Libanon. Nachher kam er wieder nach Königsberg, wo er Predi- ger und Seelsorger am Diakonissenhaus wurde. Im Jahr 1872 wurde er Pfarrer der evangelischen Gemeinde in Graudenz im heutigen Polen (Verwaltungsbezirk Pommern) und anschließend evangeli- scher Superintendent (vergleichbar mit einem Dekan) in Halle an der Saale, der Geburtsstadt von Georg Friedrich Händel (1885–1759). Eduard Ebel, der mit Anna Roethe verheiratet war, starb am 30. Januar 1905 in Halle. Eduard Ebel betätigte sich auch als Schriftsteller und Dichter. Im Jahr 1895 dichtete er in Graudenz das bekannte Winterlied Leise rieselt der Schnee und veröffentlichte es unter dem Titel Weihnachts- gruß in seinem Band Gesammelte Gedichte. Ob die Melodie auch von ihm stammt, ist dagegen zwei- felhaft, denn das Gedicht ist ohne die Melodie abgedruckt. Einige Vermutungen gehen in die Rich- tung, dass es sich um eine damals bekannte Volksweise gehandelt hat, die Eduard Ebel möglicher- weise selbst für die Vertonung seines Gedichts übernahm. Der Dichter bezeichnete sein Werk ur- sprünglich einfach als Kinderlied. So gehört das Lied auch nicht zu den Verkündigungs- oder Glau- bensliedern, auch nicht zu den liturgisch verwendbaren Adventsliedern, aber es bewahrt die Ehrfurcht vor der Heiligen Nacht und die Vorfreude auf das Kommen des Christkindes. Dieses wunderbare Lied weckt in jedem Fall Erinnerungen und Sehnsüchte. Eduard Ebels Tochter erhielt für dieses Lied bis ins Jahr 1955 jährlich knapp 10000 DM jährliche Tan- tiemen, weil damals die Regelschutzfrist noch fünfzig Jahre ab dem Tod des Urhebers betrug.

Laut dem Musikwissenschaftler Konrad Ameln (1899–1994) stammt die Melodie des böhmischen Weihnachtsliedes Kommet, ihr Hirten aus stilistischen Gründen aus der Zeit um 1700. Der Kompo- nist ist unbekannt. Die Weise ist eine so genannte Bordun-Melodie, was heißt, dass – wie beim Du- delsack – der Melodie ein gehaltener Basston unterlegt wird. Die Harmonisation, wie wir sie zum Bei- spiel in der heutigen Feierabendmusik verwenden, ist jünger. Der heute gebräuchliche Text wurde vom Leipziger Kapellmeister Carl Riedel (1827–1888) vor 1868 frei nach dem Original gedichtet.

Das Lied Lasst uns froh und munter sein stammt aus dem 19. Jahrhundert. Manchmal wird Josef Annegarn (1794–1843) als Verfasser genannt, was aber zweifelhaft sein dürfte. Da es sich um ein Nikolauslied handelt, dieses Fest aber vorbei ist, singt der Badener Panflötenchor heute Abend: Bald ist Weihnachtsabend da!

Das Lied Jingle Bells wurde zwischen 1850 und 1857 von James Lord Pierpont komponiert und im August 1857 unter dem Titel One Horse Open Sleigh veröffentlicht. (Die Melodie des Refrains war im Original übrigens eine ganz andere und kunstvollere als die heute übliche Version.) Dieses schöne Lied hat mit Weihnachten allerdings rein gar nichts zu tun: Nicht einmal der Christbaum oder meinet- wegen noch der Weihnachtsmann und schon gar nicht das Weihnachtsfest als solches sind darin erwähnt, dafür Pferde, Schlitten und Mädchen. Es ist nicht mehr und nicht weniger als ein Winterlied, in dem Pferdeschlittenrennen von Jugendlichen besungen werden. Es ist mir ein Rätsel, wie ein Lied, in dem es ausschliesslich um eine regionale sportliche Betätigung geht, zu einem weltweiten Weihnachtslied werden konnte, und als solches meistens noch mit dem Originaltext gesungen wird. Eine Verbindung zur Kirche kann man dennoch konstruieren: James Lord Pierpont, der am 25. April 1822 geboren worden war, war ab 1853 Organist der unitarischen Kirche in Savannah (Georgia) und unterrichtete dort auch Orgel- und Gesangsschüler. Offenbar schrieb er das Lied, um es mit den Kindern der Sonntagsschule im Gottesdienst am Thanksgiving-Tag aufzuführen. (Das sind deutliche Parallelen zur unseligen Tradition des 19. Jahrhunderts, profane Musik in die Kir- che zu nehmen – so wurden zum Beispiel in Italien Opernmelodien während der Gottesdienste geor- gelt!) Ab 1869 war Pierpont Organist der presbyterianischen Kirche in Quitman (Georgia). Er starb am 5. August 1893. In Savannah befindet sich eine Jingle-Bells-Gedenktafel.

Bernhard Hörler

In der nächsten Feierabendmusik am Freitag, 4. Januar 2019 feiere ich mit einem einstündigen weihnachtlichen Programm mein 25jähriges Organistenjubiläum hier an der St. Agathakirche. 4