• 4634 m

»Kein anderer Berg liegt in einer solchen Höhe«, stellte schon der geniale Leonardo da Vinci fest, als er im ausklingenden 15. Jahrhun- dert am Hofe Ludovico Sforzas zu Mailand weil- te und den Monte Rosa bei der Besteigung des Monte­ Boso, oberhalb von Valsesia, kennenge- lernt hatte (den hatte er offensicht- lich nie gesehen). Wer einmal das Glück hat, die Poebene­ wolkenlos zu erleben, dem bietet sich im Norden ein unvergleichlicher Anblick: Wie eine weiße Wolke schweben die Gipfel des Monte Rosa über der flirrenden Hitze, einer Fata Morgana gleich – man kann kaum glauben, dass dies ein Berg ist. Gewaltigstes Massiv der Schweizer Alpen – neben dem Mont Blanc mächtigster Bergstock der Alpen. Diese Superlative charakterisieren den Monte Rosa im schweizerisch-italienischen sAuf dem Weg zur : frühmorgens auf der Grenzkamm, zwischen Lisjoch und Jägerjoch: s Cresta Signal. festlich drapiert in anschwellenden Eiswogen, ohne geometrische Strenge, unordentlich ge- gliedert, als habe die Schöpfung dem Zufall das te, im Osten eine Fassade unheimlicher Abstür- Formenelement überlassen. Aus den bis zum ze. Sie scheinen Menschenmaß zu sprengen! First reichenden Gletschern treten vereinzelte Etwa drei Viertel des Monte-Rosa-Gebietes Felsfluhen hervor, Andeutungen gezackter Gra- gehören zu Italien. Im Gegensatz zu den Ost-

ppGewaltig: das Massiv des Monte Rosa, fotografiert auf dem Stockhorn.

112 WALLISER ALPEN WALLISER ALPEN 113 ppNur der Berg am Horizont ist höher. An der Signal- kuppe, rechts am Bildrand der Liskamm, und ganz hinten, 80 Kilometer entfernt, der Mont Blanc.

und Südostflanken geben sich die Schweizer Hänge ausnehmend gefügig, sodass auf ihnen die meisten Besteigungen des höchsten Punktes, der , erfolgen. Prachtvoll die Aussicht vom Gipfel. Alles, was Rang und Namen besitzt in der Viertausender- szene, tritt ins Blickfeld, vom bis zum Gran Paradiso und Mont Blanc, Weisshorn, Zinalrothorn, Obergabelhorn, das im steilen Profil des Hörnligrates, die Liskamm- wand und so fort – als bestünde die Welt nur aus Bergen. Julius Kugy (1858 – 1944) schreibt, er habe von hier den » von Mailand aus dem Häusermeer ... aufleuchten sehen«.

Zehn Viertausenderspitzen Die Durchschnittshöhe der zehn Viertausender- spitzen des Monte Rosa beträgt 4389 Meter. Aber was heißt schon Durchschnitt – besteigen muss man sie alle einzeln. Man kann dies im Rahmen einer zweitägigen Überschreitung tun. Oder die Gipfel werden als Einzelziele ins Auge gefasst.

Alle Gipfel auf einen Schlag Die in der Regel zwei Tage dauernde Überschrei- tung des Monte Rosa hat es zu internationa- lem Ruf gebracht. Dabei spielt die dreistöckige s63 Kilometer liegen zwischen dem Gipfel des Gridone oberhalb des Lago Maggiore und dem Monte Rosa: die mächtigste Wand der Alpen. »Capanna osservatorio Regina Margherita alla s Punta Gnifetti«, so die offizielle Bezeichnung, eine wichtige Rolle. nicht alle zutrauen können, zumindest die an- Gliederung der Überschreitung: deren Gipfel in umgekehrter Reihenfolge. Auf- 1. Tag: Monte-Rosa-Hütte – – Du- bruch dann oft am Kleinen Matterhorn, mit fourspitze – – Signalkuppe der akklimatisationsfördernden Besteigung von (Übernachtung); 11 bis 13 Stunden; stellenwei- Breithorn, Castor und Pollux vorneweg – mit se III und II, überwiegend Eis und Firn. Übernachtungen auf der Ayas- und Quintino- 2. Tag: Signalkuppe – – Ludwigs- Sella-Hütte. höhe – Schwarzhorn – Balmenhorn – Vincent­ Erst nach diesen zwei Tagen geht es dann über pyramide – Punta Giordani – Gnifettihütte; 4 bis den Liskamm oder an ihm vorbei zur Gnifetti­ 5 Stunden. hütte, um dann letztlich mit vielen Möglichkei- Rückkehr zur Monte-Rosa-Hütte über das Lis- ten wieder an der Monte-Rosa-Hütte bzw. in joch in etwa 5 Stunden. zu enden. Bei Bergführern heißt diese Oder aber, weil sich den anspruchsvollen Teil Tour übrigens aufgrund des immer gleichen über Nordend, Dufour- und Zumsteinspitze ­ Abendessens »Spaghettirunde«.

114 WALLISER ALPEN WALLISER ALPEN 115 ssViertausender an Viertausender reiht sich am Horizont, wenn man über den Grenzgletscher absteigt.

Die Gipfel als Einzelziele Teils sind dies, zeitlich betrachtet, Mittelgebirgs- Signalkuppe 6–7 Stunden, Nordend 6–7 Stun- Eine Woche Urlaub auf der Mantua- oder der verhältnisse, auch für Skitouren in einem weitge- den, um nur die üblicherweise auf Schweizer Gnifettihütte und jeden Tag gutes Wetter ge- hend lawinenungefährlichen Terrain. Das einzige Seite angepeilten Ziele zu nennen. nügen, um sich den Großteil der Monte-Rosa-­ Problem ist die dünne Luft. Nur eine Nacht auf Bei aller Sammelwut am Monte Rosa werden Viertausender einzuverleiben. Von der Gnifetti­ der Hütte reicht für eine wirksame Akklimatisie- die lohnenden Anstiege abseits der Normalwege hütte ergeben sich folgende Gehzeiten: Punta rung nicht aus! In der Regel werden immer eini- gerne übersehen, weil sie oft einen wesentlich Giordani 2 Stunden, Vincentpyramide 2 Stun- ge Gipfel zusammengefasst, denn sonst müsste höheren Aufwand bedeuten. Sei es die Cresta den, Schwarzhorn 2½ Stunden, Ludwigshöhe man, außer bei der Punta Giordani, für jede ein- Signal auf die Signalkuppe, die Via Brioschi zum 2½–3 Stunden, Parrotspitze 3 Stunden, Signal- zelne Tour erneut auf 4000 Meter ansteigen. Nordend oder die Cresta Rey zur Dufourspitze, kuppe 4–5 Stunden, Zumsteinspitze 4–5 Stun- Erheblich länger sind die Gipfelwege ab der hier erst erlebt man die Dimensionen dieses ge- den, Dufourspitze 7 Stunden. Monte-Rosa-Hütte: Dufourspitze 6–7 Stunden, waltigen Berges.

116 WALLISER ALPEN WALLISER ALPEN 117 bracht. Der Silbersattel (4515 m) wurde schon Dufourspitze • 4634 m 1847 von den Franzosen M. Victor Puiseux und Dr. Edouard Ordinaire mit den Führern Johann Brantschen, Johannes und Matthäus Zumtaug- Die Dufourspitze, exakt 4633,9 m, ist der und markiert lediglich punktuelle Graterhebun- bestehenden topografischen Atlas der Schweiz wald und Joseph Moser erreicht. Ein Jahr später höchste Gipfel der Monte-Rosa-Gruppe – und gen zwischen Silbersattel und Grenzsattel. (»Dufourkarte«) heraus. Bergtaufe war am beobachtete Professor Melchior Ulrich aus Zü- der Schweiz. Sie befindet sich 180 Meter west- Guillaume Henri Dufour (1787–1875), Gene- 28. Januar 1863. rich vom Silbersattel aus, wie seine Führer Jo- lich der italienischen Grenze, also einwandfrei ral und Oberbefehlshaber des Schweizer Heeres, Die erste Besteigung rechnet man üblicherwei- hann Madutz und Matthäus Zumtaugwald ein auf eidgenössischem Boden. Dach des »Ländli«! hob im Krieg 1847 den Sonderbund der sieben se der Großunternehmung zu, die am 1. August Couloir in der Nordwand durchstiegen, um von Der Rest an Viertausendererhebungen im Gip- ultramontanen Kantone auf, und außerdem 1855 die Dufourspitze erreichte, aber beträcht- dort aus den Gipfelgrat zwischen Hauptgipfel felbereich ist von nebensächlicher Bedeutung gab er den ersten, aus 25 Blättern (1:100.000) liche Vorleistungen hatten frühere Pioniere er- und Ostspitze zu erreichen. Viele betrachten diesen Anstieg – auch wegen der überwunde- qqVom Gipfel der Zumsteinspitze blickt man auf die Dufourspitze links und das Nordend rechts dahinter. nen Schwierigkeiten (III) – als eigentliche Erst- besteigung. Vier weitere Besteigungen der Ostspitze vom Silbersattel aus folgten: 1851 durch die Brüder Adolf und Hermann von Schlagintweit, mit Pe- ter Taugwalder, Johannes Zumtaugwald und Peter Inderbinen; 1854 durch die drei Smyth- Brüder mit ihren Führern Ulrich Lauener und Johannes und Matthäus Zumtaugwald sowie durch mit den vorer- wähnten Zumtaugwalds und Benedict Leir, und von Edward Levi Ames mit Matthäus und Ste- phan Zumtaugwald. sPrachtaussicht vom Gornergrat: die Schweizer Seite des Monte Rosa. Keine dieser Seilschaften versuchte auf die s Dufourspitze weiterzuklettern; damals war noch nicht klar, welcher Gipfel der höchste war. Länger über den Grenzsattel 1855 war die Dufourspitze das Ziel einer Die Route Grenzgletscher – Grenzsattel – Süd- Allgemeine Infos Großexpedition: angeführt von dem 27-jähri- ostgrat stellt einen Umweg von fast 2 Stun- Lage gen Reverend , von dem es hieß, den dar. Ihre Begehung, zum ersten Mal 1874 Dufourspitze, 4634 m, 45°56'14'' N / 7°52'02'' O er sei die unangefochtene Autorität im Alpine von F. B. Barlow und G. W. Prothero mit Jean Talorte Zermatt, 1616 m Club (ein Jahrzehnt später brachte ihm der Mat- Antoine­ Carrel und Peter Taugwalder durchge- , 1307 m terhornsieg den Tod), waren die Brüder James führt, lohnt sich nur, wenn die Zumsteinspitze Erstbesteigung Grenville und Christopher Smyth, John Birbeck (¾ Stunden aus dem Grenzsattel) »mitgenom- John Birbeck, Charles Hudson, James G. Smyth, Christopher Smyth, und Edward John Stevenson mit von der Partie, men« wird. Davon abgesehen kommt der Süd- Edward J. W. Stevenson, Ulrich Lauener, Johannes und Matthäus Zum- begleitet vom 34-jährigen Lauterbrunner Führer ostgrat bei Überschreitungen von der Gnifetti- taugwald am 1. August 1855 Ulrich Lauener und von Johannes und Matthäus hütte, besser vom Rifugio Margherita in Frage. Karten Zumtaugwald (obwohl ihr Führerbuch in die- Landeskarte der Schweiz 1:25.000, Blatt 1348 Zermatt, Zusammen- sem Punkt unklar ist). Heute ist der Anstieg über Cresta Rey setzung 2515 Zermatt Gornergrat Landeskarte der Schweiz 1:50.000, Blätter 284 Mischabel und 294 Sattel und Westgrat der normale Sommer- und Das vielseitige Angebot – ganz abgesehen von Gressoney, Zusammensetzung 5006 Matterhorn Mischabel Winterweg. der Ostwand – wird durch den Südwestgrat er- Führer Bemerkenswert für diese frühe Phase ist auch weitert, durch die sogenannte »Direttissima alla Hochtouren Westalpen, Band I, Bergverlag Rother die erste Solobesteigung durch den irischen Dufour«, geläufiger als »Cresta Rey« in memo- M. Bauer / M. Waeber, Gebietsführer Walliser Alpen, Bergverlag Rother Gletscherforscher John Tyndall (dem späteren riam Guido Rey (1861–1935), Turiner Alpinist SAC-Führer Walliser Alpen, Band 4 Erstbesteiger des Weisshorns) im Jahre 1858, und Schriftsteller (»Poet der Alpen«), dem ne- nur einen Tag, nachdem er von Ulrich Lauener ben zahlreichen Neufahrten die dritte Überklet- Übersichtskarte siehe Monte Rosa S. 114 auf den Gipfel geführt worden war. terung des Grates gelang. Erstbegeher war der

118 WALLISER ALPEN WALLISER ALPEN 119 Brite Eustace Hulton am Seil von Peter Rubi und Von der Monte-Rosa-Hütte dankte die SAC-Sektion Monte Rosa (Martigny)­ gen 3 Uhr. Gewimmel wie in einem Ameisen- Joseph Moser am 20. August 1874. Ihre Rou- Die Monte-Rosa-Hütte auf dem Plattje – einer eine großzügige Spende für die Erstellung der haufen. Draußen erfrischende Kälte. te ist unbestritten direkt: vom Grenzgletscher Felsinsel im Eismeer von Gornergletscher, Grenz- ersten Unterkunft. Hier trifft man sich auf der Der Marsch ist lang, und nicht alle, die an den über die markante Rippe der Südwand zum gletscher und Monte-Rosa-Gletscher – ist mög- , von der Schönbielhütte kommend, Gipfel denken, erreichen ihn. Manch einer hockt Gipfel. Zuverlässiger Fels sowie im Allgemeinen licherweise das meistbesuchte Alpenclubhaus um anderntags zur Britanniahütte weiterzuge- apathisch in der Firnmulde des »Sattels«, kann annehmbare Verhältnisse infolge der Südlage im Wallis, Schau-Platz und wichtiger Stützpunkt hen. Ermöglicht es die Zeiteinteilung, lohnt sich einfach nicht mehr, wird »blau« – wegen der sind die in den Westalpen nicht gerade selbst- zur Sommer- und Winterzeit, ursprünglich 1895 ein zusätzlicher Tag für den Monte Rosa. Signal- sauerstoffärmeren Luft. Diese Kreuzwegstation verständlichen Attribute der »Cresta Rey«. Seine errichtet, 1940 neu erbaut, 1983 umgebaut kuppe oder Dufourspitze! des Monte Rosa wird denn auch an Höhe nur Schlüsselstelle, ein mehrere Meter hoher Steil­ und schließlich der futuristische Neubau von Die Dufourspitze erfreut sich auch als Einzel- noch von einer Handvoll Viertausender-Haupt- aufschwung in der Gratmitte, erfordert »Steig- 2010. Früher hieß sie Bétempshütte zu Ehren ziel per Ski wie zu Fuß jahrein und jahraus regen berge übertroffen. baumtechnik« oder Linksumgehung. des Westschweizers François Bétemps. Ihm ver- Zuspruchs. Wecken in aller Herrgottsfrüh – ge- Man sollte es langsam angehen lassen im Blockwerk nach der Hütte! Im Licht der Stirn- qqAuf dem Gornergletscher, Monte Rosa und Liskamm im Blick. lampen werden die Steinmänner gesucht. Ein nächtlicher »Verhauer« im Blockgewirr würde Zeit kosten. In knapp einer Stunde kommt man auf den Monte-Rosa-Gletscher. Die Spur weicht den Spalten aus. Bald färbt das erste Licht des Tages rotglühend die Spitzen von Matterhorn und Weisshorn, Breithorn und . Bei der »Satteldohle«, ca. 4200 m, liegt weit mehr als die Hälfte hinter uns. Der Weg teilt sich: östlich Nordend, rechts haltend Dufour- spitze. Als nächstes visiert man über einen Steil- hang den »Sattel« an: 4359 Meter. Spätestens jetzt heißt es im Frühjahr: Ski abschnallen! Nun beginnt der Westgrat, immerhin noch 300 Höhenmeter und länger, als es der Anschein verhieß. Zunächst ein steiler Firngrat, mitunter blank, dann ein Stück horizontal im Fels. Hinter einem Schärtchen abermals Firn. Zum Schluss hin plattiges Blockwerk, ein meist vereister Ka- min. Neuschnee erschwert natürlich den Gipfel- gang zusätzlich, Ausgesetztheit hält die Nerven in Schwingung. Seit der Installation des Fixseils in der Ostflan- ke der Dufourspitze hinab zum Silbersattel hält sich wenigstens der Gegenverkehr in Grenzen, die Dufourspitze ist zur praktischen Einbahn- straße geworden. So folgt man dem Grat nach Erreichen des Gipfels weiter nach Osten, um mit Hilfe des Fixseils einigermaßen bequem den Sil- bersattel zu erreichen – was eine anschließen- de Besteigung des Nordend ermöglicht, sofern denn Kondition und Motivation noch reichen.

rrKombinierte Kletterei an der Cresta Rey zum Gipfel der Dufourspitze.

120 WALLISER ALPEN WALLISER ALPEN 121 ppBeim Übergang von der Dufourspitze zum Grenzgip- Abenteuer Ski fel, kurz bevor ein Fixseil den Abstieg nach links zum Silbersattel erleichtert. 7. Oktober 1969. Ein Mann starrt vom Silber- sattel in die Ostwand. Er heißt Sylvain Saudan, stammt aus Genf. Und dieser Mann löst sich aus Bereits 1787 (!) war der italienische Graf Mo- dem Sattel, fährt mit Ski in das tollkühne Aben- rozzo abgeblitzt. 1883, im Jahre der Erstbestei- teuer Monte-Rosa-Ostwand. gung besichtigten die meisten der großen Füh- »Am Silbersattel konnte ich das Marinellicou- rer ihrer Zeit diese Wand, aber alle hielten sie für loir nicht einmal sehen, sein Anfang war durch zu gefährlich. Nur der 27 Jahre alte Ferdinand die Wechte des Grates verdeckt. Ich sah mich Imseng, Jäger aus Saas, hielt sie für machbar, deshalb gezwungen, diese Wechte durchzu- und überredete Richard Pendlebury, ihn als Füh- rer für einen Versuch zu verpflichten. Es kam eine ›Europäische Seilschaft‹ zustande, beste- Anstiege hend aus Richard und William Pendlebury, dem Westgrat (Normalweg) AD-, III (Stellen am Gipfelgrat) Rev. Charles Taylor und den Führern Imseng  Zermatt, 1616 m –  Rotenboden, 2815 m –  Monte-Rosa-Hüt- te, 2883 m (Schweiz), Gabriel Spechtenhauser (Österreich) Von der Monte-Rosa-Hütte 6–7 Std., 1750 Hm. Sehr lange Gletscher- und Giovanni Oberto (Italien). tour in den »Sattel« am Westgrat, ab hier wechselnd in Fels und Firn. Inzwischen gibt es das gemauerte Biwak Mari- Sehr interessanter und eindrucksvoller, aber wegen seiner Länge auch nelli als hoch gelegenen Ausgangsort. Die Flanke gerne unterschätzter Anstieg – die schwierigen Stellen liegen alle über sah schon Frauen, Alleingänger, Seilschaften im 4500 Meter Meereshöhe! Abstieg heute als »Einbahnstraße« über den Ostgrat bis knapp vor den , ab hier Fixseil hinab zum Silber- Winter, was aber nichts an der Tatsache ändert, sattel und aus diesem zurück zur Monte-Rosa-Hütte (oder vorher auf dass heute noch Eislawinen durch das Marinelli­ das Nordend). Als Skitour: Wie beim Normalweg in die Mulde unter couloir donnern und man nur an wenigen Stel- dem »Sattel« oder bis in den »Sattel«, spätestens dort Skidepot. len in der Wand vor Lawinen geschützt ist. Hin- Südostgrat (Überschreitung v. d. Zumsteinspitze) AD, III (Stellen) ter diesen Gefahren treten die rein technischen Vom  Rif. Regina Margherita, 4554 m, oder, viel seltener,  Zermatt, Anforderungen zurück. 1616 m –  Rotenboden, 2815 m –  Monte-Rosa-Hütte, 2883 m Damiano Marinelli, ein Florentiner, wagte Von der Zumsteinspitze 2½ Std., 185 Hm. Von der Monte-Rosa-Hütte etwa 7½ Std., 1850 Hm. Vom Rifugio Margherita 3 Std. Siehe auch sich 1881 mit dem Erstdurchsteiger Imseng an Zumsteinspitze. die dritte Begehung seiner Führe. Beide über- Südrippe (Cresta Rey) AD+, III+ (Stelle), sonst II, bis 50° raschte auf 3400 Meter eine Lawine und fegte Vom  Rif. Regina Margherita, 4554 m, oder  Zermatt, 1616 m – sie in den Abgrund – 1200 Meter tief. Dem-  Rotenboden, 2815 m –  Monte-Rosa-Hütte, 2883 m Die Macugnagawand nach sind Marinellibiwak ­und -couloir Gedenk- Vom Einstieg 3 Std., vom Rifugio Margherita zum Einstieg 2 Std./ Mehr als 2000 Meter ist er hoch, der Ostab- stätten, ebenso der Imsengrücken als südliche 250 Hm, von der Monte-Rosa-Hütte 4 ½ Std. / 1340 Hm. Wandhöhe sturz des Monte Rosa: die größte Wandflucht Begrenzung des Marinellicouloirs. Zwischen 6 440 m. Sehr schöne, direkte Kletterei in festem Fels, durch die südsei- tige Lage oft gute Verhältnisse. der Alpen. Wäre diese Mauer nicht 10 Kilometer und 16 Stunden, enger gefasst zwischen 8 und breit, würde sie unendlich gewaltig wirken. Die 10 Stunden bewegen sich die Durchstiegszeiten, Südwestgrat-Westgrat D-, IV und III  Zermatt, 1616 m –  Rotenboden, 2815 m –  Monte-Rosa-Hüt- ssAm Gipfelgrat der Dufourspitze blickt man selbst auf den Liskamm und das Matterhorn hinunter. prächtigste Loge zum Betrachten der Wand ist abhängig von den jeweils vorherrschenden Ver- te, 2883 m der Monte-Moro-Pass im Nordosten, wohin von hältnissen. Ostwandanwärter brechen um Mit- Vom Einstieg 5–6 Std., 700 Hm. Von der Monte-Rosa-Hütte zum Ein- Macugnaga eine Seilbahn verkehrt. Von dort er- ternacht im Marinellihüttchen auf. In der Que- stieg 2½–3 Std. Die Route mündet beim »Sattel« in den Normalweg. hauen. Ich musste durch diese so geschaffene mich auch nur zu bücken, um die Sicherheitsbin- perfekt synchronisiert sein, natürlich auch, und fasst man die Dimensionen richtig. rung des gefürchteten Marinellicouloirs ist Eile Selten begangen, jedoch großer kombinierter Anstieg. Bresche hindurch und, fürs Erste ohne Sicht, die dung festzumachen. Ja, welch beklemmendes vor allem, was den Stockeinsatz betrifft, der prä- sagte einmal zu der Duis- geboten, eine Devise, die generell für die ge- Ostwand (Marinellicouloir) günstigste Stelle dieses Couloirs finden, wo ich Gefühl, da oben zu stehen, ohne Seil ...« zise kalkuliert sein muss, denn ein zu weit ent- burgerin Eleonore Noll-Hasenclever (sie stand samte Wand gilt. Voraussetzung für die Durch- D, bis 55°, III+ (Stellen) am direkten Ausstieg die Abfahrt beginnen konnte. Ich musste dazu »Fehler sind ausgeschlossen«, bemerkt Saudan fernter Stockeinsatz bringt alle Bewegungen aus Macugnaga,1307 m – Belvedere, 1904 m – Biv. Marinelli, einhundertfünfzigmal auf Viertausendern; 1925 steigung ist eine kalte Nacht, unter 10 Grad mi-    am unteren Rand der Felsen entlang, unterhalb vielsagend. »Hier fährt man Ski ohne übertrie- dem Gleichgewicht.« 3036 m verunglückte sie als 45-Jährige durch ein Schnee- nus, sowie eine bindende Firnauflage. Wärme Vom Marinellibiwak 8–10 Std., 1600 Hm. Leichtester Anstieg durch die der Dufourspitze, wobei ich eine ganz kitzlige bene Bewegungen. Die Dynamik geht von den Skibefahrungen der Ostwand gibt es heute brett am Weisshorn): »Wenn Sie alles in den macht die Ostwand todbringend lebendig! höchste Wand der Alpen, jedoch objektiv gefährlich: Der Anstieg sollte Traversierung über einem 2500 Meter tiefen Ab- Füßen aus, der ganze Körper macht die Bewe- regelmäßig; das Material, die Technik, die Trai- Alpen gemacht hätten und kennten die Monte- Objektiv sicherer ist die Via Brioschi, aber auch nachts erfolgen, bei einer Nullgradgrenze unter 3000 Metern. Die grund zu überwinden hatte. Alles auf Ski; da ich gung mit. Wenn zusätzlich Kraft nötig wird, ningsmöglichkeiten: Alles hat sich weiterentwi- Rosa-Ostwand nicht, so würden Sie unsere Ber- eine Stufe schwieriger. Sie endet am Gipfel des Brioschi-­Route auf das Nordend ist weniger gefährlich, jedoch etwas nämlich ungesichert war, wäre es mir im Couloir kann man die Hüften zu Hilfe nehmen, jedoch ckelt. Dennoch bleibt es ein tollkühnes Unter- schwieriger (siehe Nordend). ge nicht kennen.« Nordend (siehe S. 126). unmöglich gewesen, die Ski anzuschnallen oder lediglich als Reservebewegung. Das Ganze muss nehmen.

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