Wirtschaft

in die Korruptionsaffäre Hart im Nehmen verstrickt sind, weiterhin gute Karrierechancen. -Aktie, in Euro Nur über Namen und 110 Details wollte lange nie- mand reden. Dabei war 105 Die Staatsanwalt- schnell klar, dass in der schaft durchsucht Medizintechnik wohl alles 100 im Zusammenhang beim Alten bleiben und mit der Schmier- Erich Reinhardt seinen 95 geldaffäre Job behalten würde. Siemens-Büros. 90 Prompt wurde vermutet, dass Löscher zumindest 85 für die Topjobs in der Energie- und Industrie- 80 Quelle: einheit enge Vertraute ver- Thomson Financial pflichten würde, um sei- 75 Datastream ne Hausmacht zu stärken. Doch der Neue, dem 70 selbst kritische Arbeit- 2006 2007 nehmervertreter bislang Nov. Jan. Nov. großes diplomatisches Ge-

TIM BRAKEMEIER / DPA TIM BRAKEMEIER schick attestieren, sah sich Siemens-Aufsichtsratschef Cromme, -Vorstandsvorsitzender Löscher: Neue Chancen für hauseigene Talente erst einmal um im gro- ßen Siemens-Reich – und bekommt Hiesinger doch noch die Chance wurde prompt fündig. Mit Hiesinger be- KONZERNE zu seinem großen Auftritt. Der gelernte fördert Löscher nun einen Mann, der wie Elektroingenieur und Hobby-Motorrad- er selbst aus bäuerlichen Verhältnissen Abgang der fahrer soll künftig eine zentrale Rolle bei stammt und in den vergangenen Jahren der geplanten Neuordnung des korrup- bei der Sanierung der Energieverteilungs- tionsgeplagten Münchner Multis spielen. und Gebäudetechniksparte ähnlich sensi- alten Recken Ab Januar wird er den wichtigen Indu- bel und effizient agierte wie sein heutiger striebereich leiten, der mit knapp 40 Mil- Chef. Den nicht ganz einfachen Job als In der Siemens-Spitze wird liarden Euro rund die Hälfte des gesamten Personalchef, für den Hiesinger zunächst Konzernumsatzes beisteuert. Ein neuer vorgesehen war, soll nun der bislang eher diese Woche der spektakulärste Gigant im Siemens-Reich. Dort wollen unbekannte Medizintechnikmanager Sieg- Personalumbau der Firmen- Löscher und sein Chefaufseher Cromme fried Russwurm übernehmen. geschichte erwartet. Gleich fünf unter anderem die Automatisierungs- ,Ver- Auch beim neuen Energieableger, der Topmanager sollen gehen. kehrs- und Gebäudetechnik sowie den künftig das Kraftwerks- und das Energie- Lampenhersteller zusammenfassen. verteilungsgeschäft umfasst, griffen Lö- er 20. Mai 2007 hätte für Heinrich Hiesingers Beförderung ist zentraler Be- scher und Cromme auf ein hauseigenes Hiesinger ein großartiger Tag wer- standteil eines großangelegten Personal- Talent zurück. Den ehemals besonders Dden können – und der schönste in umbaus, wie ihn die Spitze des krisen- korruptionsanfälligen Konzernableger soll seiner langjährigen Karriere als Siemens- geschüttelten Konzerns in seiner 160-jäh- künftig ein Mann im Zentralvorstand Manager. Erst kurz zuvor war der um- rigen Geschichte noch nicht erlebt hat. verantworten, der nach dem Verkauf des gängliche und zupackende Schwabe über- Stimmt der Aufsichtsrat den Plänen von Autozulieferers VDO an Continental zum raschend ins oberste Führungsgremium des Löscher und Cromme am Mittwoch zu, Jahresende ohnehin ausgeschieden wäre: Siemens-Konzerns berufen worden, den scheiden im kommenden Jahr gleich fünf der bisherige Siemens-VDO-Chef Wolf- Zentralvorstand. Das hatte vor ihm noch der bislang elf obersten Führungskräfte gang Dehen. kein Leiter der Gebäudetechniksparte aus aus, darunter langgediente Siemens- Noch am Freitagabend vergangener dem Stand heraus geschafft. Recken wie der Industrieexperte Klaus Woche wollte die Namen bei Siemens nie- Doch als Siemens-Aufsichtsratschef Ger- Wucherer, sein Kommunikationskollege mand bestätigen – dabei sickerten sie da hard Cromme am frühen Nachmittag den Rudi Lamprecht und Uriel Sharef, der bis- schon durch. Aufsteiger aus dem schwäbischen Bopfin- lang die Kraftwerkssparte überwachte. Zittern müssen in den kommenden gen vor der ehrwürdigen Firmenzentrale Auch für den Spanier Eduardo Montes Wochen bis Weihnachten dagegen noch am Wittelsbacherplatz in München vor- ist offenbar kein Platz mehr im Vorstand. die rund 40 Siemens-Bereichsvorstände. stellte, stahl ein anderer Topmanager die- Den polyglotten Manager hatte noch Lö- Sie verlieren durch die geplante Umorga- sem die Schau: sein künftiger Chef, der schers Vorgänger in das nisation deutlich an Status und Macht. Österreicher Peter Löscher. Topgremium geholt, um die kränkelnde Doch auch sie sollen eine faire Chance be- Den in Deutschland weithin unbekann- Kommunikationssparte zu sanieren. Doch kommen. Liegt kein Schmiergeldverdacht ten Pharmamanager Löscher hatte Crom- die wurde schon kurze Zeit später in eine gegen sie vor, sollen sie die ebenfalls neu- me aus dem Hut gezaubert, um nach dem Kooperation mit Nokia eingebracht. geschaffenen Divisionen oder Geschäfts- abrupt angekündigten Abgang von Sie- Mit dem spektakulären Revirement an einheiten unterhalb des Vorstands leiten. mens-Vorstandschef Klaus Kleinfeld ein der Siemens-Spitze und Hiesingers Be- Er wolle eine Evolution, keine Revolu- Führungsvakuum bei Europas größtem stellung signalisieren die neuen Konzern- tion bei Siemens anzetteln, hatte Löscher Technologiekonzern zu vermeiden. herrscher der verunsicherten Belegschaft noch kurz nach seiner Bestellung beteuert. Am Donnerstag dieser Woche stellen zweierlei: Bei Siemens brechen, auch per- Wie es aussieht, hat er Wort gehalten – sich die beiden Hoffnungsträger erneut sonell, neue Zeiten an. Trotzdem haben zumindest bei der Auswahl seines Spit- gemeinsam der Öffentlichkeit. Und dann integre und erfolgreiche Manager, die nicht zenpersonals. Dinah Deckstein

96 der spiegel 48/2007