Tafeljurareste zwischen und

Von Paul Menz, Arlesheim

Voraussetzungen

Die vorliegende Exkursion setzt voraus, dass Begriffe wie Landschaftsformen unseres Kantons (Tafeljura, Kettenjura, Täler, Flüsse usw.), Arbeit des Wassers, Bevölkerungs- und Siedlungsentwicklung verschiedener Ortschaften (nach Lage und Grösse), Ritter und Burgen im Heimatkundeunterricht erarbeitet und mit Hilfe entsprechender Mittel (Texte, Arbeitsblätter, Sandkasten, Lehrausgänge usw.) veranschaulicht worden sind.

1 Methodische und organisatorische Vorbereitungen:

Selbstverständlich muss die Lehrkraft auch hier, wie bei jedem Lehrausgang, Wanderstrecke und Rastplätze rekognoszieren, Kollektivbillette (SBB und Post) rechtzeitig bestellen und die Eltern über Abfahrts- und Ankunftszeit sowie über Ausrüstung und Ziel der Exkursion orientieren. Die Kinder stellen (gruppenweise oder in Partnerarbeit) den Fahrplan zusammen. Man kann auch (nach Möglichkeiten der Klasse) mit Hilfe der Skizze (siehe Anhang!) und der Karte (1:25'000, Blatt 1068) ein Profil des Gebiets Tafeljurareste zeichnen lassen (Lehrerhilfe!).

Ziel

1. Tafeljurareste nördlich der (Veranschaulichung). 2. Rothenfluh; Name, Lage, Entwicklung. (Siehe auch: www.rothenfluh.ch) 3. ; Lage, Hemmiker Steinhauergewerbe. 4. Farnsburg; Anlage, Begriffe, Geschichte.

2 Zeit: Frühling oder Herbst

Dauer: Ganzer Tag

Material und Ausrüstung:

a) Schülerkarte BL, Landeskarte 1:25'000 (Blatt 1068 ), Notizpapier, Schreibzeug, Fotoapparate (falls vorhanden), Feldstecher und Kompass. b) Wanderschuhe, Regenschutz, Znüni, Mittagsverpflegung, Zvieri, Apotheke.

Kosten und Fahrplan:

Je nach Anreiseweg (zu erfragen an den Bahnhöfen oder im Internet). www.sbb.ch und www.blt.ch und www.postauto.ch

Tafeljurareste nördlich der Ergolz: Profil: Tafel (Plateau) von , Rote Flue, Wischberg und Farnsberg. Die Tafel liegt im Süden ca. 600 m ü. M. und steigt gegen Norden bis zum Farnsberg auf 760 m an.

3 Durchführung

Wir fahren mit SBB und Postauto nach Rothenfluh. Ankunft ca. 08.30.

Das Dorf erhielt seinen Namen von der Roten Flue, die sich etwa 600 Meter nördlich des Dorfes (658m ü. M.) erhebt. Rötliche Färbung des Gesteins durch herabge- schwemmte eisenhaltige Tonerde.

Das Dorf liegt im obersten Teil des noch schmalen Ergolztales, dort, wo der Dübach von Nordosten in die junge Ergolz mündet. Durch die Entstehung der Siedlung an den beiden Gewässern ist eine Art Rundling entstanden.

Auf der Zeichnung von G.F. Meyer: Rothenfluh um 1680; rot: Ziegeldächer, gelb: Strohdächer ist diese Rundform sehr schön sichtbar.Die Skizze ist dem sehr schönen Buch: Heimatkunde Rothenfluh (2001) aus der Reihe Heimatkunden Baselland entnommen.

4 Die Luftaufnahme von 1979 und der Siedlungsplan von 2001 veranschaulichen sehr schön die runde Siedlungsform des Dorfes (aus: Heimatkunde Rothenfluh, 2001).

5 Bevor wir mit der Wanderung beginnen, schauen wir uns (vor allem an der Hirschen- gasse) noch ein paar schöne, typische Baselbieter Bauernhäuser an. Es sind Vielzweckbauten (früher Dreisässenhäuser genannt) mit Wohnteil, Tenne und Stall. Das Thema: Baselbieter Bauernhäuser wird im Rahmen einer anderen Exkursion ein- gehend behandelt werden. Die ev.-ref. Kirche, die zu Beginn des 17. Jahrhunderts einen Westturm erhielt, prägt noch immer das Bild des alten Dorfteils.

Emanuel Büchel: Ansicht von Südwesten, 1756 (aus: Heimatkunde Rothenfluh, 2001)

6 Ansicht von Südwesten: 1970 und 2008

Rothenfluh hat eine ähnliche Bevölkerungsentwicklung erlebt wie viele Oberbasel- bieter Dörfer (1798: 521, 1850: 844, 1900: 647, 1950: 575, 1980: 595, 2006: 727 E.) Die Einwohnerzahl ist zwar seit 1980 wieder gestiegen, hat aber die Spitze von 1850 noch nicht erreicht. Die beiden Bilder zeigen, dass einige neue Häuser gebaut worden sind.

7 08.50 Von der Postauto-Haltestelle an der Hirschengasse gehen wir ca. 100 m nord- wärts und steigen die Niederhofgasse hin- auf, um dann nach links in die Grendel- gasse einzubiegen.

Von dort wandern wir in nordwestlicher Richtung an der Flue vorbei, biegen nach einem Kilometer ab nach Norden und erreichen den Hof Chälen (oder Kählen). Auf diesem Weg haben wir eine prachtvolle Aussicht:

Rückwärts blickend (im Süden) sehen wir das Schafmattgebiet mit der Geissflue (Quellgebiet der Ergolz)

8 Im Südwesten und Westen sind die einzelnen Tafeln (zwischen den ins Ergolztal mündenden Tälern) gut zu erkennen, ebenso der Uebergang vom Tafel- zum Falten- jura im Hintergrund. Das Ergolztal beginnt sich in der Gegend von Gelterkinden zu weiten. Im Nordwesten erscheint uns der Tafeljurarest des Wischbergs als richtiger Berg.

Hof Chälen Asphof

Wischberg (Tafeljurarest)

9 09.50 Nach einer guten Stunde kommen wir zum Asphof. Er liegt an der Grenze zum Nachbarkanton Aargau, auf der Höhe des kleinen „Passüberganges“ zwischen und . Die kinderfreundliche Familie Eglin wird uns den Auf- enthalt auf dem Spielplatz hinter dem Restaurant für eine Znünirast sicher erlauben.

10.30 Am Nordfuss des Wischbergs vorbei ziehen wir zum Dorf Hemmiken.

Das kleine Dorf (2006: 276 Einwohner) liegt in einer Mulde am Nordende des unge- fähr 3 km langen Tälchens zwischen Ormalingen und Hemmiken. Es hat seinen bäu- erlichen Charakter bis heute zum grössten Teil erhalten.

Im 19. Jahrhundert erlangte das Dorf durch sein Steinhauergewerbe Berühmtheit. Das Gemeindewappen erinnert uns daran. Es enthält drei Steinhauerwerkzeuge: Zweispitz (Kreuzhacke), „Chrönli“ (zum Rohbehauen der Steine) und Scharriereisen (breiter Meissel).

Krönlein und Scharrier-Eisen (aus : Heimatkunde Hemmiken).

10 11.00 Im Gebiet des ehemaligen Schilfsandsteinbruchs (Steingraben, südlich Schlegel; Koord. 633350/260325) finden wir noch heute den grünlichblauen Sand- stein. Er wurde zur Herstellung von Herd- und Ofenplatten verwendet. Der etwas härtere, wetterfeste gelbliche Schilfsandstein wurde für Tür- und Fensterrahmen ver- wendet.

Wer Glück hat, findet noch heute kleine Einschlüsse von fossilen Schilfblättern, nach denen der Stein benannt worden ist. Nachdem wir unser Glück versucht haben, wandern wir weiter, am Hof Baregg vorbei zum Restaurant Farnsburg.

Die sehr schöne Webseite: www.farnsburg.ch gibt nähere Auskunft zum Landgasthof Farnsburg und dem dazugehörenden Hofgut mit Metzgerei und besonderen Tieren. Auf einem Link kommt man auf die Seite: www.burgen.ch mit Angaben und Bildern zur Ruine Farnsburg. 11 Nach dem Bewundern der grossen „Farnsburglinde“ (Stammumfang: 7,4 m, Durch- messer: 2 m, Alter: ca. 500 Jahre) steigen wir hinauf zur Ruine Farnsburg.

12.00 Ruine Farnsburg: Eine Wendeltreppe führt uns hinauf auf die mächtige Schildmauer. Bei klarem Wetter können wir im Süden einen grossen Teil des Ober- baselbiets überblicken. Auch die schöne Sicht nach Norden und Nordosten ermög- licht uns, Relief und Landschaft zu erklären.

Blick von der Ruine Farnsburg nach Norden mit den Baselbieter Dörfern (vorne) und . Hinter den auslaufenden Tafeljuraresten sehen wir das Rheintal mit Rheinfelden. Dahinter erkennen wir die Tafel des Dinkelbergs, der als Fortsetzung des Tafeljuras dem Schwarzwaldgebirge vorgelagert ist.

12 Blick nach Südwesten: Im Vordergrund Hemmiken. Im Hintergrund ist der Uebergang vom Tafel- zum Faltenjura sehr schön erkennbar. (Aufnahme: Mai, 2007).

Aufnahme: Januar 2008

13 Die Burganlage und ihre Geschichte:

In „Basel und seine Nachbarlandschaften“ (1975) schreibt Hans Annaheim:

Die Farnsburg erhob sich als stolze Feste auf einem Vorsprung des Farnsberges, von dem sie den Namen erhielt. Da der Farnsberg etwas höher aufragt als der Fels- sporn, auf dem man die Burg erbaute, wurde das Schloss gegen den Farnsberg durch einen tiefen, künstlichen Graben geschützt. Ueber ihm erhob sich eine starke, hohe Mauer, die heute noch erhalten ist und bestiegen werden kann. An sie lehnt sich das Haupthaus, das zusammen mit weiteren Gebäuden den obern Hof umgab. Von diesem führte eine lange Treppe in den ausgedehnten untern Burghof. Von hier gelangte man durch die mächtige Toranlage und über die Zugbrücke in eine Vorburg und durch ein weiteres Tor ins Freie.

Die Burg wurde um das Jahr 1320 von den Grafen von Thierstein erbaut. Die letzten adeligen Besitzer, die Freienherren von Falkenstein, verkauften das Schloss im Jah- re 1461 an die Stadt Basel. Fortan wohnten, wie auf den Schlössern Waldenburg und Homburg, baslerische Landvögte auf der Burg; alle drei Schlösser wurden im Jahre 1798 von den aufständischen Bauern zerstört. Lange diente dann die Ruine den Leuten der Nachbarschaft als Steinbruch. 1929 bis 1932 wurde die Ruine aus ihrem Schutt ausgegraben; dabei wurden die erhaltenen Mauern durch Zement befestigt und teilweise aufgebaut. So vermag sich der Besucher heute ein Bild von der ehemaligen Burg zu machen. Von der hohen Mauer geniesst er den weiten Rundblick vom Schwarzwald über die Tafelberge und Täler des Ergolzgebietes bis in den Kettenjura. Bei klarem Wetter grüssen zwischen den Waldbergen des Juras im Süden sogar die leuchtenden Schneegipfel der Alpen.

14 Farnsburg: Ehemalige Schlossanlage und Grundriss (aus: H. Annaheim: Basel und seine Nachbarlandschaften, 1975)

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Blick von der Schildmauer in den Oberen Hof (Aufnahme links: September; rechts: Januar)

Auf der Schildmauer: Blick nach Norden

13.00 Mittagsrast auf der Obern Weid. Dieser einmalige Rast- und Spielplatz gibt uns einen guten Eindruck vom Tafeljurarest des Farnsbergs.

16 15.00 Auf abwechslungsreichem Wanderweg spazieren wir gemütlich, an den Homberg-Höfen vorbei, zum Bahnhof Gelterkinden, Ankunft ca. 17 Uhr.

Gelterkinden ist mit 5400 Einwohnern eine stattliche Gemeinde am Beginn des mittleren Ergolztales. Näheres über den Ort wird in einer anderen Exkursion behandelt. Wer jetzt schon mehr wissen möchte, besuche die Webseite: www.gelterkinden.ch

Auswertung

1. Falls dies nicht vor der Exkursion geschehen ist, kann man mit Hilfe des Arbeitsblattes: TAFELJURARESTE nördlich der Ergolz(1) ein Profil zeichnen lassen (Anleitung und Hilfe durch die Lehrkraft).

2. Die Kinder vervollständigen das Arbeitsblatt „Farnsburg“ (herausgegeben von der Kant. Schulmaterialverwaltung Baselland).

Literatur:

H. Annaheim: Basel und seine Nachbarlandschaften, 1975. G. Burckhardt: Basler Heimatkunde; Band III, 1933. P. Suter: Die Gemeindewappen des Kantons Baselland, 1966. Baselbieter Heimatschutz: Das schöne Baselbiet; Heft 3, 1956. E. Grauwiller: Heimatkundl. Beiträge in den BL Schulnachrichten, 1953. C.A.Müller: Burgen des Kantons Basel-Landschaft, 1966. Basellandschaftl. Kantonalbank: Baselland in Zahlen, 2007. Eidg. Landestopografie: Landeskarte der Schweiz; 1:25000, Blatt 1068 Sissach. Bildungsdirektion Baselland: Schülerkarte Baselland, 1:50000. Heimatkunde Hemmiken, 1989. Heimatkunde Rothenfluh, 2001. Unser Kanton: Heimatkundliches Arbeitsbuch für Schüler BL

Hilfreiche Webseiten: www.baselland.ch www.burgen.ch www.google.ch www.wikipedia.org

Fotos: Wenn nichts anderes bemerkt, stammen alle Fotos von Paul Menz.

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18 19 Landeskarte 1:25'000, Blatt 1068, Sissach

20 Ev.-ref. Kirche Gelterkinden (Aufnahme: Januar 2008)

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