Aus Der Geschichte Uplengens

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Aus Der Geschichte Uplengens Aus der Geschichte Uplengens Auf einer alten Landkarte, die sehr deutlich Höhen und Niederungen einer Landschaft aufzeigt, stellt sich das Gebiet von Uplengen als eine Insel im Moor dar. Tatsächlich ist Uplengen ein erhöhter Geestrücken, der von Süden nach Norden ins Moor hinaufragt. Dieser Geestrücken wird von zwei Wasserarmen, der Witten Bietze und der Swarten Bietze, umschlossen. Noch heute haben wir die Hollener Ehe und die Poghausener Ehe auf unserer Uplengener Karte. Diese beiden Wasserläufe waren in grauer Vorzeit große Flüsse, die das Wasser über die Jümme- Leda- Ems in die Nordsee brachten. Schauen wir uns heute um, so finden wir im Osten von Remels das Stapeler Moor, im Norden liegt das große Wiesmoor. In Ockenhausen und Neudorf war früher die Welt zu Ende. Keiner traute sich durch das gewaltige Moor. Westlich von Großoldendorf und Kleinoldendorf war eine große Niederung, die in der Vorzeit unter Wasser stand. Also Uplengen war ein Fleckchen Erde für sich. Und wenn wir das Wort „Uplengen“ betrachten, heißt es nicht „Up-lengen“= hinauf-langen. Vielleicht kann man es so deuten: ein Geestrücken, der von Südwesten in das Moor hinauflangt. Aus dieser Vorzeit gibt es nichts Geschriebenes. Man kann nur auf „Funde“ zurückgreifen. Und da haben wir tatsächlich echte Funde, die in die Zeit um 4000 bis 5000 v.Chr. zurückgreifen: In Hollesand hat man Asche aus steinzeitlichen Feuerstellen entdeckt. Ein Bauer aus Spols fand beim Pflügen eine gut erhaltene Speerspitze, die man in der Steinzeit zu Jagdzwecken benutzte. Bei Ockenhausen wurden Reste eines Bohlenweges im Moor gefunden. Um 1900 wurde im Stapeler Moor beim Torfgraben ein dicker Baumstamm gefunden. Man hackte darauf herum und stellte fest, dass der Stamm von innen hohl war. Beim näheren Betrachten sah man, dass der Stamm von innen Brandreste und behauene Stellen hatte: ein Einbaumboot, das kieloben im Moor gelegen hatte. Schade, es war nicht mehr zu rettten. Ein Lehrer fand mit seinen Schülern in Stapel mehrere Feuersteingeräte. Um 1930 wurden am alten Postweg in Remels ein Hügelgrab mit Urnen ausgegraben. Also schon um 5000 v.Chr. gab es Menschen in Uplengen, die uns ihre Spuren hinterlassen haben. Man muss sich vorstellen, dass es eine Großfamilie mit 25-30 Menschen war, die unter schwierigsten Bedingungen hier gelebt hat. Wir haben von ihnen ein Boot, eine Speerspitze, einen Bohlenweg und Urnen, in denen ihre Asche aufbewahrt wurde. Dann hüllt sich die Geschichte Uplengens mehrere tausend Jahre in Dunkelheit. Die älteste Urkunde, in der Uplengen erwähnt wird, datiert aus dem Jahre 1427. In ihr ist von einem „ toren van Lengen “ die Rede. Also muss um diese Zeit schon ein fester Turm, der Turm einer Wehrkirche vorhanden gewesen sein. Unsere Kirche in Remels trägt den Namen „ Martinskirche “. Martin von Tours war der Schutzpatron der Franken.(Martin Luther lebte erst hundert Jahre später) Die Franken müssen also das Uplengener Gebiet christianisiert haben. Die übrige Geschichte lehrt uns, dass der Frankenkaiser Karl der Große im Jahr 785 n.Chr. den Friesenkönig Radbod bezwungen hat. Zu seinem friesischen Großreich gehörte damals Westfriesland ( Holland ) und Ostfriesland. Dreißig Jahre lang hatten die Friesen unter Herzog Widukind den Franken getrotzt. Im Jahre 772 erschlugen die Friesen den Apostel Bonifatius bei Dokkum, als er ihre Donar-Eiche fällte. König Redbad oder Radbod (= roter Bart) fragte bei seiner Taufe, wo seine verstorbenen, ungetauften Vorfahren seien, im Himmel oder in der Hölle. Als man ihm sagte, sie seien in der Hölle, zog er seinen Fuß aus dem Taufkessel und sagte:“ Dann bin ich lieber bei meinen Vorfahren in der Hölle, als bei euch Christen im Himmel.“ So berichtet eine Sage. Als man sich anschickte, die ersten Kirchen zu bauen, wurden sie meistens auf den heidnischen Opferstätten erbaut. Diese waren auf Anhöhen, um den Göttern näher zu sein. Tatsächlich liegt die Remelser Kirche auf einem erhöhten Platz. Der christliche Altar sollte die heidnische Opferstätte verdecken. Die Opferstätte war auch oft ein Thingplatz, an dem Gericht gehalten wurde. Diese Verbindung finden wir auch in Remels. An der Kirchenmauer in Remels befindet sich noch heute das Halseisen, das auf ein solches Gericht schließen lässt. Das stark befestigte „ Oosterpoortje “ hat sicher damals als Gefängnis gedient. Oft waren die Wehrkirche und der Gerichtsplatz noch mit einem festen Wall ( Schutzwall ) umgeben. Zu dieser Kirche gehörten damals schon zehn Bauernschaften, die wie ein Kranz um die Kirche herumlagen. 1. Poghausen 2. Spols 3. Bühren 4. Großsander 5. Kleinsander 6. Jübberde 7. Selverde 8. Kleinoldendorf 9. Großoldendorf 10. Remels Fangen wir im Norden im Uhrzeigersinn an: Poghausen-Spols-Bühren-Großsander- Kleinsander -Jübberde-Selverde-Kleinoldendorf-Großoldendorf und das Kirchdorf Remels. Alle Wege laufen sternförmig auf das Kirchdorf und sogar auf den Kirchturm zu. Der Reme lser Kirchturm ist von allen Seiten gut zu sehen. Neben der Kirche, der kirchlichen Macht, regierten damals die Häuptlinge. Wenn wir nun auf die Häuptlinge zu sprechen kommen, fällt uns gleich „ Hüntjenborg “ ein. Leider hat uns die Geschichte nichts von „ Hüntjenborg “ überliefert, auch nicht, dass dort eine Häuptlingsburg gewesen sei. Auch die Geschichte von Graf Hüntjen ist eine Sage. In Spols gibt es auch Flurnamen mit der Bezeichnung „ Borg “ und „ Oldeborg “. Wahrscheinlich sind das Fluchtburgen oder bessere Unterstände gewesen, die als Unterschlupf gedient haben, wenn nachts die Oldenburger über das Moor kamen, um die Uplengener zu berauben. In der Bagbander Kirche wurde noch lange eine Holztafel aufbewahrt, auf der ein Mönch festgehalten hatte, was Graf Gerd von Oldenburg den Uplengenern an Vieh gestohlen hatte. Ja, es waren rauhe Zeiten, damals im Mittelalter. Es war gut, wenn ein Häuptling da war, der mit seinen Männern die Bauern beschützte. So wird in einer Urkunde berichtet, dass die Häuptlingstochter Amke van Lengen das Lengenerland als Heiratsgut mit in die Ehe brachte. Sie heiratete (etwa um 1350) den Häuptling Uke Ukena von Neermoor. Dem Sohn der Amke van Lengen, Focko Ukena, wurde in der Urkunde von 1427 der „ Toren van Lengen “ als Unterschlupf angeboten, als er von seinen Feinden verfolgt wurde. Und zwar wurde ihm der Turm von den „ richteren der meene meente “, so die Urkunde angeboten. Wer sind nun die Richter der Meene Meente? Hier muss ein Blick auf das übrige Ostfriesland geworfen werden. Um 1000 n.Chr. wurden in Ostfriesland die ersten Deiche gebaut. Das war nicht das Werk einiger, sonder das erforderte die Kraft aller Friesen. Die Menschen waren in der Zwischenzeit immer mehr geworden. Man brauchte neues Siedlungsland. Stellen wir uns Ostfriesland ohne Deiche vor. Zweimal am Tage versanken alle Niederungen in den Fluten der Nordsee bis an die Grenzen der Geest, fast 2/3 unseres heutigen Ostfrieslands. Der erhöhte Geestrücken reichte von Oldenburg über Westerstede-Jever-Wittmund-Aurich-Esens bis Norden. Im Süden ragten noch Remels-Detern und Hesel aus dem Wasser. Der Feind der Friesen war das Meer, der „Blanke Hans“. Gemeinsam nahmen sie den Kampf auf, um ihm fruchtbares Marschland abzutrotzen. In dieser Zeit wurde eine demokratische Regierungsform, die „Meene Meente“= allgemeine Gemeinde, gegründet. In jedem Kirchspiel war ein Schüddemeister, dem aus jeder Bauernschaft zwei Burrichter beigeordnet waren. Das Recht und die Pflicht auf diesen Ämtern hatten die Bauern. Jedes Jahr wurde am 22. Februar das Burrecht umgesetzt. Jeder Hof hatte der Reihe nach im Uhrzeigersinn diesen Burrichter zu stellen. Aus ganz Ostfriesland kamen sie alle am Dienstag nach Pfingsten beim Upstallsboom bei Aurich zusammen. Hier wurden die Upstallsboomsgestze 1323 festgelegt, an die sich alle Friesen zu halten hatten. Um den Deichbau zu sichern, erlangten die Friesen vom Kaiser sogar die Kriegsdienstbefreiung. Sie konnten nicht dem Kaiser Kriegsdienst leisten und die Deiche den Sturmfluten überlassen. Das oberste Gebot der Friesen war: „De nich will dieken, mutt wieken!“ Das erfordert sehr harte Gesetze. Auch die Uplengener im Binnenland waren gefordert. Der andere Friesenruf: „Eala freya Fresena“= Heil dir, du freier Friese, besagte, dass der Friese frei von König und Kaiser war. Nur, das Meer war sein Feind. Das bedeutete aber nicht, dass die Friesen sich nicht untereinander bekriegten. Die Häuptlinge Focko Ukena und Ocko tom Brook kämpften um die Macht in Ostfriesland. Anfangs war Focko Ukena, der Sohn der Amke van Lengen, der Stärkere. Ocko tom Brook holte sich die Hilfe des Häuptlings Circsena von Greetsiel. Er verbündete sich auch mit dem Erzbischof von Bremen. So kam es 1426 zur Schlacht bei Detern, in der Ocko tom Brook unterlag. In der nachfolgenden Schlacht auf den wilden Äckern bei Norden wurden die Normannen besiegt, die immer wieder die Küsten von Ostfriesland heimgesucht hatten. Focko Ukena nutzte seine Siege zu sehr aus und fiel bei seinen Freunden in Ungnade. Er wurde auf seiner Fockenburg bei Leer belagert. Eine kleine Geschichte berichtet, dass Focko Ukena nachts in einer Biertonne versteckt über den Burggraben geschleust wurde und unerkannt nach Groningen entkommen konnte. An diese Zeit erinnert uns das Sprichwort: „Eenmal sitt Focko boven, datt annermal Ocko!“ Aus dieser Zeit datiert auch die Urkunde von 1427, in der Richter der Meene Meente von Lengen dem Focko Ukena den Turm von Lengen als Unterschlupf anbieten ließ. Es können hier nicht alle Streitigkeiten aufgeführt werden. Auch das Seeräuber- Unwesen des Störtebekers spielt in diese Zeit hinein. Am Ende verträgt man sich.
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