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Service Ernst Steinicke

Raumwirksamkeit der Industrie. Das Beispiel

[email protected], Institut für Geographie, Universität Innsbruck, 6020 Innsbruck eingereicht am: 05.01.2013, akzeptiert am: 22.11.2013

Vorliegender Beitrag versucht, anhand eines integrativen Ansatzes ein möglichst vielperspektivisches Bild des Kartenaus- schnitts „Wattner Raum“ zu vermitteln. Die folgende Darstellung gliedert sich in eine regionalgeographische Problemskizze und eine darauf aufbauende Feinskizzierung, in der die Auswirkungen der Industrie auf Bevölkerung und Siedlung von einem markanten Aussichtspunkt im SW von Wattens erklärt werden. Im Mittelpunkt stehen die Raumbedeutsamkeit der traditionellen Papier- und Glaserzeugung. Einen besonderen Platz nimmt dabei die Siedlungstätigkeit von Swarovski ein.

Keywords: Inntal, Swarovski, Gartenheim, Kristallwelten

Spatial impact of industry. The case of Wattens

This paper aims at a multi-perspective presentation wanof the map sectionWattner Raum, using an integrative approach. It is divided into a regional-geographic overview of the problems and a closer analysis based on the overview, which explains the impact of the industry on the population and the settlement from a distinctive viewpoint south-west of Wattens. The presentation focuses on the spatial significance of the traditional paper and glass production there, in which the settlement activities of the Swarovski company take on a special role.

Keywords: valley, Swarovski, Gartenheim, Crystal Worlds

1 Grundkonzeption und Kartenausschnitt schnitt bietet dafür die topographische Orientierung.2 Wie schon mehrfach ausgeführt (z. B. Steinicke 2007), Wenn der bekannte Tiroler Marktort Wattens (2012: erscheint es sinnvoller zu sein, anstelle der antiquier- 7 689 Einwohner1) seit Jahrzehnten zu den finanz- ten, wenig sozial relevanten „echten“ Karteninterpre- stärksten Gemeinden Österreichs zählt, so hängt dies tation, die lediglich auf Inhalte der topographischen in erster Linie mit der ansässigen Industrie zusammen, Karte reduziert ist und für Studierende der Geogra- deren Anfänge weit zurückreichen. Der Aufschwung, phie einen Ausbildungssinn haben mag, ausgewählte den die beiden größten Wattner Unternehmen, die Gebiete in integrativer und problembezogener Weise Papierfabrik und die Glasschleiferei, nach dem Zwei- darzustellen. ten Weltkrieg nahmen, erzeugte die notwendigen Im- Anhand eines Aussichtspunktes im Südwesten des pulse für die moderne Industrialisierung der Region. Gemeindegebiets von Wattens soll die Themenstel- Mit dieser wirtschaftlichen Singularität verbinden lung „am Objekt“ bearbeitet werden. Diese eignet sich in der breiten Talgegend von Wattens – rund 17 sich insbesondere als Teil einer Tirol-Exkursion – etwa km östlich von Innsbruck – verschiedene natur- und bei einer Durchreise. Für einen längeren Aufenthalt kulturräumliche Besonderheiten. im Wattner Raum empfehlen sich die Beschreibungen Im Folgenden soll der Wattner Raum die Kulisse im Band 1 und 2 des Exkursionsführers der Europare- zur Fortsetzung der GW-Unterricht-Serie „Karten- gion Tirol-Südtirol-Trentino (Steinicke 2002a, 55ff., interpretationen“ bilden. Der beigelegte Kartenaus- 2002b). Da darin auch der Aussichtspunkt „Himmel-

1 Sämtliche in diesem Beitrag verwendeten Personen-bezoge- 2 Dankenswerter Weise wieder von der Firma Freytag & Berndt nen Bezeichnungen gelten auch in ihrer weiblichen Form zur Verfügung gestellt.

GW-Unterricht 130, 2013, 49–58 49 E. Steinicke reich“ aufgesucht wird, bietet es sich für den vorlie- 2 Regionalgeographische Skizze genden Beitrag an, einen Teil der Ausführungen in aktualisierter Form zu übernehmen. Aussichtspunkt: Wattner „Himmelreich“ / Räter- Grundlage für das zu entwerfende Raumbild ist siedlung die f&b-Wanderkarte 1 : 50 000, Nr. 151: „Zillertal- Die Ausführungen lassen sich am besten an der Ober- Tuxer Voralpen-Jenbach-Schwaz“. Der abgebildete kante des alten Steinbruchs am Wattner „Himmelreich“ Ausschnitt zeigt die West-Ost orientierte Inntalfur- verfolgen, ein 75 m über dem Talboden gelegener Aus- che zwischen Baumkirchen und Vomp, in welcher sichtspunkt (mit Aussichtsplattform im Westen von Wat- u. a. das Watten- und Voldertal von Süden münden. tens), den man vom Ortsgebiet nach kurzer Wanderung Das Kartenblatt Nr. 151 selbst deckt darüber hinaus erreicht. Der Zugang ist im Bereich des westlichen Orts- den Übergangsbereich des mittleren zum unteren Ti- eingangs von Wattens am Parkplatz neben der Bundes- roler Inntal bis Rattenberg sowie das Zillertal ab. Im straße angeschrieben (Hinweisschild: Rätersiedlung). Norden wird erkennbar, dass die Achenseefurche die Funde und Ausgrabungen in Wattens, Volders und Nördlichen Kalkalpen durchbricht und dadurch das oberhalb von , die mit naturwissenschaftli- Karwendel- vom Rofangebirge trennt. Südlich des chen Datierungsmethoden untersucht wurden, bele- Inntals schiebt sich ab Pill zwischen den Nördlichen gen, dass das mittlere Inntal ein uralter Siedlungsraum Kalk- und den Zentralalpen die ostwärts rasch breiter ist, der auf der Südabdachung des Inntals zumindest werdende Grauwackenzone. bis in das 6. vorchristl. Jahrtausend zurückreicht. Der aufgesuchte Aussichtspunkt liegt unmittelbar am

Abb. 1: Orientierungskarte Wattens (Seehöhe 567 m); Kartographie: Kölbersberger (2012)

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„Himmelreich“, das zweifellos eine der ergiebigsten randstufen besetzte Terrassenabdachung, wo die Orte Fundstätten aus Nordtirols vorrömischer Zeit dar- Baumkirchen, Fritzens und Terfens liegen. stellt. Auf der gegenüberliegenden Talseite, im Norden Im Brennpunkt der nachfolgenden Ausführungen der Himmelreichkuppe, fand der Wattner Spren- sollen aber die räumlichen Auswirkungen der Wattner gelarzt Dr. K. Stainer im Jahr 1932 die sogenannte Industrie stehen. Wie angesprochen, verdankt ihr die „Terrassensiedlung“, deren Funde zwar nicht so alt Marktgemeinde die günstige wirtschaftliche Situati- sind wie jene im Fritzner Raum, immerhin aber doch on. Nach wie vor gilt die im Jahr 2002 vorgenom- bis ins 5. vorchristl. Jahrhundert reichen (Sinnhuber mene Bemerkung, dass Wattens seit Jahrzehnten in 1949; Zemmer-Plank 1990, 16f.). Im Zuge der Er- der Rangliste der wohlhabendsten Gemeinden Öster- weiterung des Steinbruchs, dessen harte, im Quarz- reichs im Spitzenfeld liegt (Steinicke 2002b, 36). Im phyllit eingelagerte paläozoische Kalk- und Dolomit- Unterschied zur Industrialisierung im mittleren Inn- felsen bis zum Zweiten Weltkrieg für den Straßenbau tal, die hauptsächlich in den 1960er Jahren einsetzte, und die Innverbauung Verwendung fanden, wurden geht die Glasindustrie auf das Ende des 19. Jahrhun- die Ruinen ohne nähere archäologische Kartierung in derts zurück, die Papierherstellung reicht sogar bis in die Tiefe gesprengt. das 16. Jahrhundert und damit in die präindustrielle Vom Aussichtspunkt kann man das vom Karten- Periode. Ein weiterer Schwerpunkt der Betrachtun- ausschnitt abgedeckte Gebiet gut überblicken: Unter gen liegt in der Siedlungstätigkeit der Fa. Swarovski. dem Standort breitet sich die Marktgemeinde Wattens Obwohl diese spätestens mit der Jahrtausendwende aus, deren Siedlungsgebiet weit über den Schwemm- zum Stillstand gekommen ist, offenbart sich hier der fächer des Wattenbachs hinaus in die Innauen reicht. Einfluss industrieller Akteure auf die Wohnraumbe- Nördlich davon, am Hang, liegt der mit Wattens in schaffung, v. a. aber die vom Firmengründer ausge- funktionaler Hinsicht eng verflochtene Ort Fritzens, hende Geisteshaltung sichtbar im Raum (Swarovski- und im Nordwesten sieht man noch den Ortsrand Siedlungswesen). von Baumkirchen. Wie die an der Aussichtsplattform Bezeichnend für das mittlere Inntal ist eine Tala- angebrachte historische Photographie zeigt, waren im symmetrie, die auch im f&b-Kartenbild nachvollzieh- Jahr 1922 nur die hochgelegenen Teile des Schwemm- bar ist. Sie hängt in erster Linie mit dem unterschied- kegels, der Raum um die alte Pfarrkirche (Laurentius- lichen Gesteinsaufbau der beiden Talflanken – im kirche) sowie entlang der Durchzugsstraße besiedelt. Norden dem triassischen Kalkstapel, im Süden dem Inzwischen liegt die Wattner Papierfabrik inmitten paläozoischen Innsbrucker Quarzphyllit – zusammen. der Ortschaft; hingegen bildet das Werk 1 von Swa- Beide berühren sich erst tief unter der aufgeschotter- rovski nach wie vor den östlichen Ortsrand. Als drit- ten Talsohle, wo eine seismisch aktive Linie („Inntal- ter Industriekomplex ist linker Hand – am Fuße des Linie“) verläuft. Bei einer in den Jahren 1986 / 87 Gnadenwalds – das Fritzner Tonwerk zu erwähnen. durchgeführten Bohrung in der Volderer Au westlich des Wattner Schwimmbades konnte das Anstehende in einer Tiefe von 350 m unter dem Meeresspiegel nicht Zigarettenpapier aus Wattens erreicht werden. Im kalkalpinen Bereich überwiegen steile und schroffe Formen, die in den unteren Lagen Mit einer Belegschaft von rund 450 Mitar- nur von einem schütteren Fichten- und Föhrenwald beitern ist die Papierfabrik der zweitgrößte bedeckt sind, denen nach oben hin ein Latschengürtel Arbeitgeber im Raum Wattens. Laut Angaben der Geschäftsführung sei sie die Nummer zwei folgt. Der Kontrast zur südlichen Talseite wird jedoch auf dem Weltmarkt und in technologischer durch die bis zu 1,5 km breite Gnadenwaldterrasse Hinsicht sogar die Nummer eins, wobei hier abgeschwächt, die rund 300 m über dem Talgrund die Innovation des selbstverlöschenden Watt- dem Bettelwurf-Walderkamm-Massiv vorgelagert ist. ner Zigarettenpapiers angeführt wird (Tiroler Dabei handelt es sich um einen aus Schotter, Lehm Wirtschaft v. 13.3.2013; Tiroler Tageszeitung v. und Sanden aufgebauten alten Talbodenrest. Diese 7.3.2013). Verebnungszone hat eine wachsende Bedeutung als Durch die im Zusammenhang mit dem Schwa- Naherholungsgebiet für die Einwohner der Stadtregi- zer Silberbergbau zu sehende aufstrebende on Innsbruck (Steinicke 2002b, 37f.). Den Zentral- Entwicklung des Wirtschaftslebens stieg auch raum von Siedlung und Wirtschaft bilden die erhöh- in Tirol der Bedarf an Schreibpapier im 16. ten Bereiche in der Talbodengegend. Südlich des Inns Jahrhundert sprunghaft an. Mit der von Lud- sind hier die Lagen auf dem hochwassergeschützten wig Laßl im Jahr 1559 gegründeten Wattner Papiermühle konnte man sich von der Notwen- Wattenbach-Schwemmkegel zu verstehen. Im Nor- digkeit der Einfuhr aus dem Allgäu und dem den zählt zum Altsiedlungsraum (Tomedi 1996) auch venezianischen Raum lösen (Dörrer 1958). Der die teilweise steile, in den unteren Bereichen von Eis-

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3 Rohstofforientierung und Eiszeitfor- Standort war gut gewählt: Einerseits lieferte der schung Wattenbach die Antriebskraft der Wasserräder und viel klares Wasser für die Papierherstellung, zum anderen profitierte man von der Lage Mindestens zweieinhalbtausend Jahre bevor das Fritz- zwischen Schwaz und Hall bzw. Innsbruck. Alle ner Tonwerk im Jahr 1899 mit der Ziegelherstellung übrigen etwas später entstandenen Papiermüh- begann, hatte der im Raum Baumkirchen-Fritzens len im deutschsprachigen Tirol vermochten sich auftretende Bänderton als Rohstoff Verwendung ge- nicht zu behaupten und verschwanden spätes- funden. Es ist anzunehmen, dass viele Keramiken der tens Ende des 19. Jahrhunderts. Der Holzreich- Fritzens-Sanzeno-Kultur, einer alpinen archäologische tum hatte dagegen als Standortfaktor für die Kulturgruppe der Eisen- bzw. La-Tène-Zeit (Noth- Papierherstellung in Wattens keine Bedeutung. durfter 1979), aus diesen Seeablagerungen hergestellt Man verwendete als Rohstoff in den ersten wurden. Von der Aussichtsplattform lassen sich links Jahrhunderten Hadern, Lumpen und Leim- oberhalb des Tonwerks die ehemals genutzten Gruben blätter, später Altpapiere, Flachs und Zellstoff erkennen, von denen man das Material zur Ziegelher- (Steinicke 2002b, 53f.). stellung bezog. Die Ziegelproduktion wurde jedoch Der Wattner Betrieb, heute eine Tochter der oberösterreichischen Delfortgroup, beliefert ge- allmählich eingestellt, seit dem Jahr 2000 baut man genwärtig (2013) hauptsächlich die Zigaretten- lediglich Schotter für die Herstellung von Betonfer- industrie mit Zigaretten-, Filterumwickel- und tigteilen ab. Mundstückpapieren. Die massive Erhöhung der Mit den Baumkirchner Bändertonen hängen auch Produktion im letzten Jahrzehnt hat sich auch höchst wertvolle Erkenntnisse im Bereich der Klima- auf die Beschäftigtenzahl günstig ausgewirkt: forschung zusammen: Besonders von Prof. Fliri (1973, Seit 2002 stieg sie um über 100 an. Der Umsatz 1975, 1985, 10ff.), der sich mit der Tongrube intensiv kletterte dabei zwischen 2008 und 2013 von befasste, gingen entscheidende Impulse für die Wie- 120 auf 230 Mio. Euro, und 99 % der rd. 300 derbelebung der Eiszeitforschung im Tiroler Inntal verschiedenen Zigarettenpapiersorten werden aus. Seine Forschungen führten schließlich dazu, dass exportiert. Das günstige Wasserangebot ver- das Profil von Baumkirchen von der „Subkommission bunden mit eigenen Kraftwerken für diesen für Europäische Quartärstratigraphie“ im Jahr 1983 energieintensiven Industriezweig sind nach wie vor wichtige Faktoren, welche bisher eine als Typusprofil für das obere Würm gewürdigt wurde Standortspaltung verhindert haben. (Patzelt & Resch 1986, 59). Papier wird in Wattens daher seit über 450 Die Obergrenze des Vorkommens liegt bei 725 m, Jahren an gleicher Stelle produziert. So erklärt wo es unter blockreichen Schottern als Quellhori- sich, warum die Papierfabrik heute inmitten des zont wirkt, die Untergrenze ist nicht bekannt. In Wohngebiets steht. Damit ist aber auch jede den Mittelpunkt des glaziologischen Interesses kam Erweiterung des Betriebsgeländes problembela- die Baumkirchner Tongrube durch wiederholte Fun- den. de von Pflanzen- bzw. Holzresten aus verschiedenen

Abb. 2: Wattens – in Blickrichtung Norden (eigene Aufnahme, Nov. 2012). Rechts im Bild das Werk 1 von Swarovski, in der Mitte die Papierfabrik und nördlich von Inn und Bahn das Fritzner Tonwerk. Das „Swarovski-Siedlungswesen“ lässt sich beson- ders gut im nördlichen Nachbarort Fritzens beobachten.

52 GW-Unterricht 130, 2013, 49–58 Raumwirksamkeit der Industrie. Das Beispiel Wattens stratigraphischen Niveaus, die sich anhand von Ra- 4 Siedlungsentwicklung und Industrie diokohlenstoffdatierungen zeitlich einordnen ließen. Demnach weisen sie ein Alter zwischen 35 000 und Mit ihrem Bevölkerungs- und Siedlungswachstum 30 000 Kalenderjahren auf, wobei die Werte in guter hat die Marktgemeinde Wattens sowohl im Westen Relation zur Höhenlage stehen (vgl. Patzelt & Resch als auch im Norden und Süden die Gemeindegrenzen 1986, 57f.; Fliri 1975, 86). Spaltet man die Tone nach bzw. den Bergfuß erreicht, und auch in der Verdich- Schichtflächen, so werden häufig durch Flossenbewe- tung nach innen ist der unverbaute Boden beinahe gung entstandene Lebensspuren von Fischen sichtbar. erschöpft – selbst die in Abbildung 2 nördlich der Da dieser Spurentyp nahezu in allen Höhenlagen des weißen Marienkirche noch sichtbare Freifläche ver- Vorkommens auftritt, schließt Fliri daraus auf eine schwindet in der Gegenwart durch Bauaktivitäten zu- annähernd konstante und nicht sehr große Wasser- nehmend. Lediglich im Osten, wo sich das Betriebs- tiefe im Bändertonsee, der wahrscheinlich durch die gelände des Werks 1 der Firma Swarovski mit den fortschreitende Verschüttung des Unterinntals von landwirtschaftlich genutzten Flächen verzahnt, stehen den südlichen Seitentälern her entstand (vgl. Abb. 6 theoretisch noch verbaubare Gründe zur Verfügung, in Steinicke 2002b, 57). eine Wohnnutzung ist in der kommunalen Flächen- Die große Bedeutung dieser Tongrube liegt im Be- widmung jedoch keinesfalls vorgesehen. weis, dass die Wattner Talgegend zwischen ca. 35 000 Das Diagramm in Abbildung 3 veranschaulicht die und 30 000 Kalenderjahren vor heute eisfrei war, wo- markante demographische Veränderung, die Wattens raus fundierte Aussagen über Dauer und Ende der um 1900 erfasst hat. Bis zum Ende des 19. Jahrhun- letzten großen Vereisung und damit über die damali- derts unterschied sich Wattens nicht sehr von den gen Klimaverhältnisse möglich sind: Da es aufgrund benachbarten Talsiedlungen. Auf den Gang der Be- mehrerer pollenanalytischer Untersuchungen gesi- völkerungszahl wirkte sich die Papierfabrik in der Ver- chert scheint, dass die Talgegend des mittleren Inntals gangenheit kaum aus. Ihre Belegschaft war klein und vor 17 000 Jahren bereits eisfrei war und vor 15 000 dürfte Ende des 19. Jahrhunderts höchstens 30 Arbei- Jahren die Wiederbewaldung einsetzte, kann der letz- ter betragen haben (vgl. Papierfabrik Wattens 1984). te große, bis in das Alpenvorland reichende Vorstoß Die Bevölkerungsentwicklung wurde jedoch entschei- des Inngletschers, der im Raum von Innsbruck eine dend verändert, nachdem sich Daniel Swarovski aus Eismächtigkeit von 1 600 m hatte, und sein Rück- Böhmen hier im Jahr 1895 mit Familienmitgliedern schmelzen insgesamt nicht viel länger als 10 000 Jahre und einem Geldgeber niedergelassen und einen Glas- gedauert haben. Wenn der bisherige Forschungsstand schleifereibetrieb errichtet hatte. Als Standort dafür zu den Baumkirchner Bändertonen auch zahlreiche wählte er den Eingangsbereich zum Wattental. Diese Fragen offen lässt, so zwang die Auswertung der Fun- Industrieansiedlung (heute Werk 2) ist vom Aussichts- de dennoch, Vorstellungen über die Größenordnun- punkt nur randlich zu sehen (siehe dazu Abb. 1). Der gen im zeitlichen Ablauf von Klimaveränderungen im Aufschwung war rasant: Um 1900 arbeiteten bereits Alpengebiet grundlegend zu revidieren. 200 Personen im Betrieb und kurz vor dem Ersten Weltkrieg rund 600. Dies spiegelte sich in der Ein- wohnerentwicklung scharf wider: Binnen 20 Jahren erhöhte sich die Bevölkerungszahl um weit mehr als das Doppelte: von 744 im Jahr 1890 auf 1 851 im Jahr 1910. Abgesehen von den Kriegsjahren bleiben

Abb. 3: Die Bevölkerungsentwick- lung in Wattens seit dem 18. Jh. und die Entwicklung der Beschäf- tigtenziffern bei Swarovski Wattens (Der Anstieg der Beschäftigtenzahl zwischen 2003 und 2007 bis auf über 7 000 kommt allerdings in dieser Darstellung nicht heraus.) Quelle: Troger (1958, 167); Leuprecht (1987); Erhebungen im Personalbüro der Fa. Swarovski und im Meldeamt der Marktge- meinde Wattens; Grafik: Kölbers- berger (2012)

GW-Unterricht 130, 2013, 49–58 53 E. Steinicke seitdem Wanderungs- und Geburtensaldo in Wattens positiv, und die Marktgemeinde ist bis zur Gegenwart im Grünen mit einer Gartenbewirtschaf- auf knapp 7 700 Einwohner angewachsen. tung, die in Krisenzeiten eine Versorgung mit Nahrungsmitteln sichert. Heftig wendet sich Die Firma Swarovski, die sich zum größten Tiroler D. Swarovski gegen den Bau von Mietswoh- Industriebetrieb entwickelt hat (2013: knapp 5 000 nungen, Hochhäusern und generell gegen die Beschäftigte), und seit dem Zweiten Weltkrieg auch verdichtete Bauweise: Das Zusammenpferchen die Papierfabrik, erzeugten die Impulse für die Attrak- der Menschen auf engem Raum bringe keine tivität von Wattens als Wirtschaftsstandort (Steinicke Verbesserung der Lebensqualität und sei auslö- 2002b). Neben den zwei genannten Großbetrieben sender Faktor für viele Missstände auf der Erde. tragen heute über 300 andere gewerbliche Unterneh- Im Gegensatz zur offiziellen Raumordnung men zur günstigen Finanzlage der Gemeinde bei, was steht er ferner mit der Ansicht, dass eine lan- sich in den für die Öffentlichkeit bestimmten bauli- desweit aufgelockerte Siedlungsweise nur einen chen Großinvestitionen – vor allem seit den 1950er geringen Teil des vorhandenen besiedelbaren Jahren – sichtbar in der Kulturlandschaft nieder- Tiroler Raumes in Anspruch nehmen würde. schlägt (Sozialwohnbauten, Schwimmbad, Marien- Der Flächenentzug bilde für die Landwirt- schaft kein existentielles Problem, da ohnehin kirche, Sportstättenbau u. a.). Überproduktion bestehe und es als erwiesen Der Siedlungsausbau im Wattner Raum hängt un- gelte, dass ein Gartenheimbesitzer bei intensi- mittelbar mit der bereits angesprochenen Wohnbau- ver Nutzung seines Gartens ein Mehrfaches an tätigkeit der Firma Swarovski (Swarovski-Siedlungs- Ertrag erwirtschaften kann als ein Landwirt auf wesen) zusammen. Schon sehr früh wurde Wattens gleich großer Fläche. Außerdem profitiere das eine Einpendler-Gemeinde, und viele Auswärtige Landschaftsbild vom parkähnlichen Charakter, ließen sich in der Folge an diesem Arbeitsort nieder. der sich mit den naturnah genutzten Flächen in Die Betriebsleitung wollte jedoch keinesfalls eine den Gartensiedlungen einstelle. Rückblickend Konzentration der Arbeitnehmer in Mietskasernen. begründet D. Swarovski sein Engagement im Ungleich zur Papierfabrik, deren Führung bemüht Wohnungswesen nicht nur im sozialen Gewis- war, ihre Beschäftigten in unmittelbarer Werksnähe sen gegenüber den Arbeitnehmern, sondern in Betriebswohnungen unterzubringen, unterstützte auch in wirtschaftlicher Hinsicht: ‚Der Erfolg des Unternehmens Swarovski ist zu einem der Firmengründer Daniel Swarovski (1862–1956), erheblichen Teil auf die idealen Wohnverhält- hauptsächlich aber sein gleichnamiger Enkel (1914– nisse vieler seiner Mitarbeiter zurückzuführen‘ 1992) die Anlage aufgelockerter Siedlungen (Einfa- (Swarovski 1988, 35). milienhäuser) am Ortsrand sowie in der Umgebung Mit der Gartenheimidee steht Swarovski von Wattens – vom Aussichtspunkt deutlich sichtbar allerdings nicht allein in Österreich da: Im Jahr im Nachbarort Fritzens. Dadurch entstand ein eigener 1932 gab das Bundeswohn- und Siedlungsamt Wohntyp, die so genannten „Arbeiter-Gartenheim- in Wien ‚Richtlinien für die Krisenfestmachung siedlungen“ (Steinicke 2002b, 41). des Arbeiters‘ heraus: Demnach sollen aus dem Besitz des Bundes, der Länder oder der Gemeinden Grundstücke mit einer Größe von 2 Swarovski-Gartenheimsiedlungen – Wohnen mindestens 600 m den ‚Kolonisten‘ (Arbeitern) im Grünen übergeben werden, die mit Darlehenshilfe (3 % Annuität) ihre Siedlungen errichten. Durch „Die soziale Einstellung der Firma Swarovski Obst-, Gemüseanbau und durch Kleintierhal- hat sich in den vergangenen Jahrzehnten am tung soll in Notzeiten eine Unabhängigkeit deutlichsten im firmeneigenen ‚Siedlungs- vom Lebensmittelmarkt möglich sein (vgl. wesen‘ ausgedrückt. D. Swarovski d. J. fasste Schweitzer 1972, 186f.). Einiges spricht sogar seine Gedanken zum Arbeiter-Wohnbau öfters dafür, dass die ideologische Komponente der zusammen, zuletzt in der Publikation ‚Wohnen Swarovski-Wohnbautätigkeit in Zusammen- im Grünen‘ im Jahr 1988. Als Anhänger der hang mit diesen Richtlinien zu sehen ist, zumal Gralslehre (…) beeinflussten religiöse Mo- in Wattens der Zwischenkriegszeit durchaus mente seine Ideen gewiss nicht unwesentlich. firmeneigene Wohnungen in sogenannten Gemeinsam mit seinem Großvater sei er zur Mietskasernen entstanden, und die Swarovski- Erkenntnis gekommen, dass jedem bauwilli- Gartenheime erst nach dem Zweiten Weltkrieg gen Arbeitenden (…) die Möglichkeit gegeben in Planung gingen.“ (Steinicke 2002b, 41f.) werden soll, durch günstige Darlehen auf einem Wie Leitl (1995) feststellte, lassen sich die ca. 1 000 m2 großen Grundstück ein Eigenheim Wurzeln der vorgestellten Wohnphilosophie zu errichten. So entstünden Wohnsiedlungen auf die deutsche und englische Gartenstadtidee zurückführen.

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Die Ideologie der Gartenheimsiedlungen trat in Als Vorläuferin der Swarovski-Gartenheimsiedlun- der Zeit zwischen 1947 und 2001 zutage, in der die gen gilt die Ende der 1930er Jahre entstandene Dr.- Firma Swarovski insgesamt 2 274 Bauwilligen bei der Karl-Stainer-Siedlung, die zwischen dem Kreuzbichl Wohnraumbeschaffung in Wattens, in den benach- (unter dem Aussichtspunkt) und der Papierfabrik barten Gemeinden und in übrigen Teilen des mittle- liegt. Sie ist in Abbildung 1 nördlich der vorhin er- ren Inntals unterstützte. „Da das Unternehmen in der wähnten Freifläche bei der Marienkirche sichtbar. Die Nachkriegszeit preisgünstig Grundstücke erworben nach sozialen Kriterien ausgewählten Siedler hatten hat, war der finanzielle Beitrag für das firmeneigene sich zu verpflichten, in ihrem Garten Kleintiere zu ‚Siedlungswesen‘ gering. Er bestand in erster Linie in halten und den Boden zu bearbeiten. einem Zinsverlust für die gewährten Darlehen, die an- Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte D. Swarovski fangs nur zu 1 % verzinst wurden; in den 1980er Jah- d. J. die Idee der Gartenheimsiedlung am Kreuzbichl ren lag der Zinssatz ca. 2 % unter der banküblichen (vgl. Abb. 1) erstmals um. Der landwirtschaftlich ex- Rate – bei einer Tilgungszeit von 7–12 Jahren. Bei ei- tensiv genutzte Härtlingsrücken, der aus dem west- nem eventuellen Ausscheiden des Kreditnehmers aus lichen Bereich des Wattner Schwemmkegels aufragt, dem Betrieb war der Rest des Darlehens mit dem übli- lag damals noch weit außerhalb des verbauten Orts- chen Bankzinssatz zurückzuzahlen. An der Bereitstel- gebietes. Der Firmengründer besaß im Nordwesten lung von Baugrund mangelte es nicht: Zwischen 1947 des Hügels ein 8 000 m2 großes Grundstück, das und 1986 beschaffte die Firma Swarovski 666 573 m² die Keimzelle des „Swarovski-Siedlungswesens“ bil- Grundstücke3, von denen knapp 70 % für das „Sied- den sollte (vgl. Abb. 4). Zwischen 1947 und 1956 lungswesen“ verwendet wurden. Es entsprach dem entstanden 65 Einzelhäuser, deren jeweilige Grund- patriarchalischen Führungsstil, dass, zumindest bis stücksfläche im Schnitt knapp 1 000 m2 betrug. Somit 1970, die Darlehensgewährung und grundbücherli- war ausreichend Fläche vorhanden, um – der Ideo- che Eigentumseintragung nur dem männlichen Teil logie der Selbstversorgung in Krisenzeiten folgend – der Familie zustand“ (Steinicke 2002b, 43). Gartenbau und Kleintierzucht zu ermöglichen. Die architektonischen Merkmale der verschiedenen Bau- 3 Seit dem Jahr 1986 hat sich – wie weiter unten erklärt – nur stufen sind aufgrund der starken Überprägung heu- mehr wenig verändert. te kaum mehr erkennbar. Die ältesten Häuser hatten

Abb. 4: Das „Swarovski-Siedlungswesen“ am Wattner Kreuzbichl. Seit 1956 hat sich hier eine bauliche Verdichtung eingestellt, welche der ursprünglichen Idee der Gartenheimsiedlung widerspricht. Quelle: Swarovski (1988, 26 f.); Bauamt d. Marktgemeinde Wattens. Kartographie: Kölbersberger (2002, modifiziert 2012)

GW-Unterricht 130, 2013, 49–58 55 E. Steinicke einen kleinen Grundriss (6 m x 7 m) und wurden im rungsorganisation der Firma Swarovski unterlag ei- Obergeschoss, wo sich an der Vorderseite auch der nem tiefgreifenden Wandel. Der patriarchalische ist Balkon befindet, aus Holz erbaut. In den letzten Jah- einem technokratischem Führungsstil gewichen, wel- ren erfuhren diese Gebäude eine starke Veränderung: cher sich hauptsächlich am Erfüllen gewisser Planziele Die meisten wurden abgebrochen und in rustikalem orientiert. Das Firmenmanagement unterstützt inzwi- Stil neu aufgebaut, andere umgebaut und vergrößert. schen die Wohnbedürfnisse der Mitarbeiter nüchtern Die ursprüngliche Form findet sich nur mehr bei und ohne große soziale Ideologien (Steinicke 2002b, einem Haus (Bauplatz 3 in Abb. 4). Zu Beginn der 46). 1950er Jahre trat die Innovation der Gartenheime in Die größten Baumaßnahmen der Firma Swarovski ihre Diffusionsphase: 1951 / 52 wurde das Swarovski betreffen heute nicht mehr Siedlungswesen und Be- Siedlungsmodell in Volders und Fritzens fortgesetzt, triebsumgestaltung, sondern die „Kristallwelten“, eine in den 1960er Jahren in der Milser Heide und darauf Touristenattraktion, welche die Firma Swarovski 1995 in zahlreichen anderen Gemeinden. Der viel größere im Osten der Gemeinde geschaffen hat. Schon in den Teil der Swarovski-Gartenheime entstand aber nicht Jahren 2003 und 2007 vergrößert, wird diese erfolg- in eigenen ausgewiesenen Siedlungsgebieten, sondern reiche Sehenswürdigkeit seit 2013 weiter ausgebaut: verstreut auf Privatgrundstücken in den meisten Ort- Laut Pressemitteilungen soll dabei die Fläche von bis- schaften des mittleren Inntals (Steinicke 2002a, 54ff., her 3,5 ha bis 2015 um mehr als das Doppelte auf 2002b, 43ff.). 7,5 ha ausgedehnt werden. Der unter dem Aussichtspunkt liegende Wattner Kreuzbichl erlebte in den letzten sechs Jahrzehnten eine Funktionsänderung von der extensiven Schafwei- Swarovski Kristallwelten – eine Besucherat- de zum vornehmen Wattner Wohngebiet, welches den traktion in Österreich Charakter einer Arbeiterwohnsiedlung schon längst abgelegt hat. Damit verschwand auch die agrarische Die „Kristallwelten“, die im 100. Swarovski- Bewirtschaftung der Gartenfläche, welche noch bei Jubiläumsjahr 1995 nördlich des Werks 1 der Siedlungserrichtung absolute Voraussetzung war, für den allgemeinen Besuch eröffnet wurden, und selbst der gewöhnliche Gartenbau mit Obstbäu- haben sich binnen kurzer Zeit zu einer öster- men macht immer mehr Neubauten auf den großzü- reichweiten Attraktion entwickelt. Mit jährlich gig bemessenen Parzellen Platz. „Damit ist eine Ver- rund 600 000 und bis 2013 insgesamt 11 Mio. dichtung eingetreten, die der Gartenheim-Ideologie Besuchern zählen sie zu den beliebtesten touris- tischen Zielpunkten Österreichs. Ursprünglich widerspricht“ (Steinicke 2002b, 45). wollte man hier eine Art Museum errichten, in Die zu Beginn der 1980er Jahre postulierten neu- dem die verschiedenen in Wattens erzeugten en raumordnerischen Grundsätze in Tirol veränder- Kristallprodukte ausgestellt sind. Der von der ten das firmeneigene „Siedlungswesen“ grundsätzlich. Familie Swarovski zur Gestaltung beauftragte Zwar sprach sich der Enkel des Unternehmensgrün- Künstler André Heller ging jedoch darüber ders deutlich gegen den „verdichteten Wohnbau“ hinaus und schuf einen Komplex, in der aus (Swarovski 1988), doch errichtete Swarovski für Landschaftsarchitektur, Wirtschaft, Kunst und jene Mitarbeiter, die nicht in Gartenheimen leben Unterhaltung bemerkenswert zusammenwirken. wollten oder sich solche Einzelhäuser nicht leisten In seinem unterirdischen Teil beinhaltet das konnten, bereits in den 1950er und 1960er Jahren et- Gesamtkunstwerk u. a. den größten und den liche Reihenhäuser und Mietwohnungen. Seit 1980 kleinsten Kristall der Welt sowie eine elf Meter unterstützt das Unternehmen – gemäß den amtlichen hohe und 42 m lange, mit zwölf Tonnen Kris- tallgesteinen gefüllte Glaswand. Ständig bringen Auflagen zur Wohnbauförderung – ausschließlich das Autobusse neue Gruppen von Besuchern, wobei Wohnen in verdichteter Form. Damit ist die Errich- Gäste aus Übersee (Japan, Amerika), die in tung von Gartenheimsiedlungen praktisch zum Still- Tirol Urlaub machen, besonders häufig sind. In stand gekommen. Die zwei großen Wohnblöcke, die der Wattner Übernachtungsziffer hat sich die hinter dem Lebensmittelgroßmarkt am Südwestfuß Attraktion allerdings nicht niedergeschlagen, da des Kreuzbichls stehen, sowie die sich in der Gegen- sie lediglich in Form eines mehrstündigen Aus- wart abzeichnende markante Siedlungserweiterung flugs besucht wird. Dies wird sich auch nach im äußersten Südosten von Wattens bilden typische dem 120. Jubiläumsjahr der Gründung der Fa. Vertreter dieser vorläufig letzten Phase des „Swarov- Swarovski, in dem man die markante Erwei- ski-Siedlungswesens“. Es wäre unrichtig, das Ver- terung des Außenbereichs fertigstellen will, schwinden der Ideologie der Gartenheimsiedlungen nicht ändern. Begleitende tourismusorientierte allein mit den geänderten Konzepten einer modernen Strategien, die Besucher in Wattens zu längeren alpinen Raumordnung zu verbinden. Auch die Füh-

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