Zu Lebensweise, Verbreitung Und Gefährdung Von Osmoderma Eremita (Scopoli, 1763) (Coleoptera; Scarabaeoidea, Cetoniidae, Trichi
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ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Philippia. Abhandlungen und Berichte aus dem Naturkundemuseum im Ottoneum zu Kassel Jahr/Year: 2001-2003 Band/Volume: 10 Autor(en)/Author(s): Schaffrath Ulrich Artikel/Article: Zu Lebensweise, Verbreitung und Gefährdung von Osmoderma eremita (Scopoli, 1763) (Coleoptera; Scarabaeoidea, Cetoniidae, Trichiinae), Teil 2 (gekürzte Fassung einer Dissertation an der Universität Kassel) 249-336 PHILIPPIA 10/4 S. 249-336 40 Abb./ 1 Tab. Kassel 2003 Ulrich Schaffrath Zu Lebensweise, Verbreitung und Gefährdung von Osmoderma eremita (Scopoli, 1763) (Coleoptera; Scarabaeoidea, Cetoniidae, Trichiinae)* Teil 2 Inhalt Zur Zoozönose; Begleitarten und Prädatoren ....... 250 Zur Umsetzung der FFH-Richtlinie .................... 283 Wirbeltiere ........................................................... 250 Zur „Wegesicherungspflicht“ .............................. 285 Arthropoden u. a. ................................................ 250 Zum Schutzbedarf des Eremiten ....................... 286 Parasitismus, Symbiosen, Phoresie .................. 256 Zum Stellenwert des Eremiten im Zur Populationsbiologie .......................................... 257 Bewußtsein der Bevölkerung ......................... 288 Zur Populationsgröße im Einzelbaum ............... 257 Konfliktfeld urbaner Raum .................................. 290 Zur Populationsgröße im Bestand ..................... 261 Fallbeispiel Bad Arolsen ................................. 290 Zu Populationsdynamik und Mindestgröße ....... 263 Fallbeispiel Kassel .......................................... 294 Zur Bodenständigkeit .......................................... 268 Zu den Überlebenschancen in Schutzgebieten 298 Zur Entwicklung isolierter Populationen ............ 270 Zur Praxis ................................................................ 298 Die Situation des Eremiten in Deutschland ........... 271 Naturschutzmonitoring ........................................ 298 Historische und aktuelle Verbreitung Nachweismöglichkeiten für in Deutschland ................................................ 271 Osmoderma eremita ....................................... 299 Unterschiede zwischen den neuen und Ermittlung der Populationsgröße / alten Bundesländern ....................................... 273 Koloniegröße ................................................... 304 Zum ursprünglichen Habitat von Bisherige Maßnahmen zur Erhaltung Osmoderma eremita (SCOP.) ......................... 275 verwaister Populationen ................................. 304 Habitat Kopfweiden ............................................. 278 Zu Umsiedlung bzw. Wiederansiedlung ............ 305 Zum Einfluß des Menschen; Gefährdung Hinweise zur Haltung von Larven und und Schutz .......................................................... 278 Imagines .......................................................... 306 Abundanz ............................................................ 278 Rettung für Larven aus zerstörten Kokons ........ 309 Nationale und internationale Zu Schutzmaßnahmen und Entwicklungs- Schutzbemühungen ........................................ 280 möglichkeiten .................................................. 310 Rote Listen .......................................................... 280 Diskussion der Ergebnisse ..................................... 314 Europäischer Schutz des Eremiten ................... 281 Schlußzusammenfassung ...................................... 319 Berner Konvention .............................................. 281 Dank ........................................................................ 319 FFH-Richtlinie ..................................................... 281 Literatur ................................................................... 321 Prioritäre Art ........................................................ 282 Fotonachweis .......................................................... 336 * gekürzte Fassung einer Dissertation an der Universität Kassel 250 Ulrich Schaffrath Zur Zoozönose; Begleitarten und bewohnenden) Baumfalken (Falco subbuteo) Prädatoren Wirbeltiere gehören, der wiederholt als „Maikäferjäger“ In den Bruthöhlen des Käfers leben regel- (Melolontha sp.) und „Hirschkäferjäger“ (Kel- mäßig auch Wirbeltiere: Waldkauz (Strix sterbacher Forst; Beobachtungen des Autors) aluco), Dohle (Corvus monedula) werden häu- in Erscheinung getreten ist. fig genannt (z.B. VÖLLGER mdl. 1997; auch Beobachtungen des Autors), sicher kommen Nicht auszuschließen ist, daß einige Wirbeltie- aber viele weitere höhlenbrütende Vogelarten re, die sich die Höhle mit dem Eremiten teilen, in Frage, darüber hinaus auch Schlafmäuse als förderlich für die Entwicklung der Käfer- (Gliridae), Marder (Mustelidae) oder der kolonie zu betrachten sind, da sie zusätzliche Waschbär (Procyon lotor). Einträge in die Baumhöhle vornehmen, die die Käferlarven verbrauchen können. Die Res- Obwohl viele Säuger und Vogelarten als Prä- source Mulm kann dadurch geschont werden. datoren der Larven in Frage kommen, ist die Außerdem könnten Hinterlassenschaften aller Gefahr für Osmoderma eher gering, da das Art die Entwicklung der Larven fördern (vgl. versteckte Leben im Mulm der Baumhöhle in Kap.: Ernährung der Larven). der Regel ausreichenden Schutz bietet. Als Feinde kommen vielleicht Waschbären in Fra- Nach TOCHTERMANN (mdl. 1995) fressen ge, die den Mulmkörper durchsuchen, doch Spitzmäuse (Soricidae) die Eremitenlarven, liegen hierüber keinerlei Beobachtungen vor. nachdem der besiedelte Stamm gefällt ist. Auch andere Insektenfresser (z. B. Igel / Eri- In Eulengewöllen werden häufiger Reste von nacus europaeus), ja alle Carnivoren und Imagines gefunden (z.B. Rostock-Großmohr- Omnivoren sowohl unter den Säugern als dorf, RÖSSNER brfl. 1995). Unter einem auch unter den Vogelarten, kommen in sol- „Eulenbaum“ in der Kasseler Karlsaue wurde chem Falle leicht zum Zuge. Der Käferduft ein toter Käfer mit halbseitig durchtrenntem könnte theoretisch eine abschreckende Rolle Kopf gefunden, wahrscheinlich durch einen auf „Nasentiere“ spielen, jedoch kommen Biß des Waldkauzes, der sich dort die Höhle Bodenbewohner unter normalen Umständen mit einer Eremitenpopulation teilte (der Baum nur selten in Kontakt mit dem Baumbewohner wurde 2002 gefällt). Auch MÜLLER (in AVES et Eremit, so daß Evolutions-Prozesse hier al. 1998) berichtet von Käferresten in Wald- kaum angeführt werden können. kauzgewöllen und konstatierte daraufhin ein größeres und stabiles Vorkommen des Käfers in der Uckermark. BUSSLER (mdl. 2002) fand Arthropoden u. a. im Naturwaldreservat „Eichhall“ / Spessart in Oft lebt in derselben Baumhöhle zusammen einer Waldkauzhöhle, die nicht vom Eremiten mit den Larven von Osmoderma auch die besetzt war, unter anderen Beuteresten auch des Rosenkäfers Protaetia lugubris (HBST.), Chitinteile des Käfers. der jedoch etwas kontinentaler verbreitet ist und im Nordwesten Deutschlands fehlt. In Turmfalken (Falco tinnunculus; Kassel / Karls- der Lindenallee von Ichstedt / Thüringen fand aue, Beobachtung des Autors 1995) und Doh- der Autor Larven beider Arten im Fuß einer len (Zerbst, VÖLLGER mdl. 1997; früher auch abgebrochenen Linde (Tilia); die Aufzucht zur Bad Arolsen, N.N. mdl. 1997), die ebenfalls Imago bestätigte jeweils die Larvendetermina- Insekten fressen, sind bisweilen Brutvögel in tion. Zusammen mit zahlreichen Larven aller Eremitenbäumen. NAEF (1949) nennt als Ver- Stadien und einigen Kokons von Osmoderma folger des Käfers direkt die Dohle, außerdem traf der Autor drei L3-Larven von Protaetia den Star (Sturnus vulgaris). Da als Beuterest lugubris (HBST.) in der Mulmhöhle einer des Turmfalken Hirschkäfer (Lucanus cervus) Buche in der Karlsaue in Kassel an. Alle bekannt geworden sind (vgl. SCHAFFRATH Rosenkäferlarven waren vital, wiesen jedoch 1994), dürfte auch der Eremit ins Beutespek- „verschorfte“ Bißwunden am Körper auf, auch trum des Turmfalken, sicher auch des (wald- fehlten ihnen verschiedene Körperanhänge Zu Lebensweise, Verbreitung und Gefährdung von Osmoderma eremita (Scop.), Teil 2 251 Abb. 76: Protaetia lugubris (HBST.) entwickelt sich zuweilen gemeinsam mit dem Eremiten in derselben Mulmhöhle. In diesem Falle (Staatspark Karlsaue / Kassel) lebten drei Larven des Rosenkäfers zusammen mit 49 Osmoderma- Entwicklungsstadien. wie Taster und Beine oder Teile davon. Ähn- und so die Höhle für Eremitenlarven tauglich liche Mängel waren bei den sieben L3-Larven mache (s. a. KLAUSNITZER 1994; MÖLLER & des Eremiten nicht auszumachen. Zwei der SCHNEIDER 1991; MÖLLER 1993). Doch kann Larven des Marmorierten Rosenkäfers ent- diese Verbindung nicht obligatorisch sein, da wickelten sich zu Imagines und erschienen im beide Arten nicht in allen Fällen zusammen August, lange nach den Eremiten aus der vorkommen, und auch Osmoderma-Larven selben Höhle (vgl. Abb. 76). erweitern durch Fraß an der morschen Wand ihre Höhle selbständig. Bemerkenswert mag Ebenfalls in Linde konnte KÜHBANDNER in in diesem Zusammenhang die Tatsache sein, München beide Arten nachweisen (GEISER daß Protaetia lugubris- und Osmoderma 1979). In Raußlitz / Sachsen lebten beide eremita-Larven dieselbe winterliche Kältetole- gemeinsam in einem Apfelbaum (Malus; LAN- ranzschwelle aufweisen (bis -12°C) (VERNON GER, brfl. 1997). In Rothenförde / Sachsen- et al. 1996) und gleichzeitig übereinstimmend Anhalt fand GRUSCHWITZ (brfl. 1997) beide ein Temperaturoptimum von 23°C anstreben Arten zusammen in Kopfweiden (Salix),