MAGAZIN FÜR HOLZBLÄSER Eine Vierteljahresschrift · Einzelheft € 6,50 Heft 4/2011 MOECK Seminare 2/2011 Termin: Samstag, 5. November 2011, 10.00–17.00 Uhr Ort: Kreistagssaal, Trift 26, 29221 Celle

Bart Spanhove Bart Spanhove wurde 1961 in Eeklo (Be lgi en) geboren. Er studierte Block flöte am Lem mensinstituut im belgischen Leuven und ist seit 1984 Professor und Leiter der Abteilung Blockflöte am selben Institut. Außerdem ist er Mitglied des Block flöten ensembles Flanders Recorder Quartet. Mit diesem Ensemble hat er bisher zwölf CDs eingespielt, über tausend Konzerte gegeben und zahlreiche Meisterkurse und Work shops in ganz Europa und Amerika, in Japan, Singapur und Süd- afrika geleitet.

Die sinfonische Blockflöte mit Happy hour for recorder maniacs Beim Moeck Seminar am 5. November 2011 erar- Vom-Blatt-Spiel-Fähigkeit ist erforderlich. Auch beitet Bart Spanhove Sätze aus Werken von Men- rhythmisch stellen die Stücke einige An for de- delssohn, Schumann, Tschai kowsky, Grieg u. a. in rungen. Die Werke im Original anzuhören kann genial-blockflötengerechten Bearbeitungen. Es dabei sehr hilfreich sein. Diejenigen, die gern ist ein ganz besonderes Ver gnü gen, die großen mitspielen möchten, aber nicht ganz sicher sind, Werke der Musikgeschichte auf Blockflöten zu ob ihr Können ausreicht, finden einen Teil der spielen, aber nicht jedes Stück eignet sich für die- Partituren in einer Ansichtsversion auf unserer se Instrumente. Die Bearbeitungen aber, die mit Website. Prüfen Sie selbst, ob Sie sich zutrauen, Bart Spanhove musiziert werden, sind sorgfältig beim Musizieren mitzuhalten. ausgewählt und vielfach erprobt. Fast könnte Für Spieler, die gern noch einen Schwierigkeits- man meinen, sie seien überhaupt für Blockflöten grad höher gehen, bietet Bart Spanhove von komponiert worden. Allerdings sind sie, ebenso 17.00–18.00 Uhr, also nach dem offiziellen Ver- wie die Originale selbst, nicht ganz einfach zu anstaltungsende, eine Happy hour for recorder spielen. Deshalb Vorsicht! Dieser Blockflöten- maniacs (zu Deutsch: Blaue Stunde für Blockflö- tag ist nichts für Anfänger, sondern eher für er- tenbesessene) an. Hier ist das Stück der Wahl das fahrenere Spieler. Auch für Spieler, die sich vor 3. Brandenburgische Konzert von Johann Sebas - kniffligen Solopartien nicht scheuen, sind einige tian Bach in einer Bearbeitung von Joris Van Heraus forderungen dabei. Goethem, die aber nur von sehr erfahrenen, si- Die Teilnehmer an diesem Seminar sollten min- cheren Spielern zu bewältigen ist. Dieses zusätz- destens zwei Blockflöten beherrschen. Gute liche Angebot ist kostenfrei.

Teilnahmegebühr: € 40,00

Weitere Informationen und Anmeldung: Moeck Musikinstrumente + Verlag e. K., Lückenweg 4, D-29227 Celle | Tel. 05141-8853-0 | [email protected] | www.moeck.com Veranstalter: Moeck Musikinstrumente + Verlag e. K. und Kreismusikschule Celle TIBIA · Magazin für Holzbläser 36. Jahrgang · Heft 4/2011

Inhalt Gunther Joppig: Die Okarina-Fertigung aus Porzellan in Meissen 562 Das Porträt: Norbert Hornig im Gespräch mit dem Quartet New Generation 569 David Lasocki: Ein Überblick über die Blockflötenforschung 2008, Teil 1 576 Michael Schneider: „… fast alle gebräuchlichen Instrumente“. Eine Übersicht über Telemanns Bläserkonzerte, Teil I 583 Summaries 587 Berichte Myriam Koch: Blockflötenprojekt in Bolivien 588 Annette Bock: Von Flötenkönigen und vielfältigen Unterrichts- möglichkeiten – ein Praxisbericht und ein Ausblick 591 Moments littéraires 593 Rezensionen Bücher 598 Noten 605 Tonträger und AV-Medien 624 Leserforum 630 Neues aus der Holzbläserwelt 631 Veranstaltungen 637 Impressum 640

Titelbild: von oben nach unten: Fiehn-Okarina aus Terracotta, Slg. Moeck/ Okarina mit Weinlaub-Dekor, wahrscheinlich aus der Werksatt Moritz Schulze, Slg. Edith Reiter /Okarina von Freyer, Slg. Moeck / Fiehn-Okarina mit Stimmzug und Klap- pen, Slg. Joppig Diese Ausgabe enthält folgende Beilagen: Carus-Verlag, Leinfelden-Echterdingen | Moeck Musikinstrumente + Verlag, Celle | TIBIA-In halts ver zeichnis 2010/2011 | TIBIA-Schuber 2010/2011 Gunther Joppig

Gunther Joppig Die Okarina-Fertigung aus Porzellan in Meissen

Giuseppe Donati (1835–1925) im italienischen schenkindlein schlummernden musikalischen Budrio war als Tonbrenner in einer Keramikfir- Triebes finden. Fiehn hat sich der Verbesserung ma tätig und entwickelte eine Gefäßflöte in der der Ocarina mit Geschick und Fleiss zugewen- Form eines Gänse-Eies, die er Okarina – Gäns- chen – nannte. 1863 machte er sich mit dem Bau der Okarina in verschiedenen Größen und Stim- mungen selbständig und gründete in Budrio ein Okarina-Ensemble.1 Außerhalb Italiens nahm Heinrich Fiehn (1847–1920) von 1877 an in Wien den Bau der Okarina auf. Der Zeitschrift für Instrumentenbau (ZfI) entnehmen wir einen Bericht über Die Musikinstrumente auf der Frankfurter Patent- und Musterschutz-Ausstel- lung 1881 durch einen ungenannten „Special- Referenten“:

„H. Fiehn in Wien hat eine reiche Collection Stempel „H. Fiehn Made in Austria“ Ocarina’s ausgestellt. Das aus terra cotta herge- stellte Tonwerkzeug repräsentirt gewissermas- det. Der Klang wird nicht gar zu verwöhnte Oh- sen ein Anfangs-Instrument. Als Nebenbeschäf- ren – und natürlich hübsch mässig geboten – tigung in freien Mußestunden gewährt es eine ergötzen. Bei öffentlichen Lustbarkeiten, Som- immerhin bessere Ausfüllung als ein – verzeihen merfesten und wie die Variationen der fidelen Sie das harte Wort – „Todtschlagen“ der Zeit mit Volkslustbarkeiten sonst noch heissen, werden gar mancher der sogenannten Unterhaltungs- Ocarina-Productionen in wohlgeschultem En- spielereien. Wem die Natur versagt hat in einem semble oder im virtuos angehauchtem Solovor- gemischten oder ungemischten Gesangverein trag ihr beifallklatschendes Publium finden. Da- die freie Zeit in froher Gesellschaft als lustiger mit ist ja für Manchen der Effekt erreicht. Basta! ‚Sangesbruder‘ hinzubringen und eine ‚Activi- – Um die Ocarina dem Begleitungsinstrumente tät‘ dem immer nicht vollgültigen Hospitiren zu accomodiren hat Fiehn einen Stimmzug an- und der nur zuhörenden Inactivität vorzieht, gebracht, der ganz präcis wirkt. Des Weiteren wird in einem Ocarinaclub schliesslich doch hat der rührige Wiener Fabrikant für Musiklite- noch eine Verwertung seines ja in jedem Men- ratur – eine wohl berechnete Hauptsache zur

Gunther Joppig studierte Musik- und Erziehungswissenschaft an der Universität Ham- burg. Die Berufliche Reifeprüfung im Hauptfach Oboe legte er 1973 am Konservatorium Bremen ab. 1977 schloß er sein musikwissenschaftliches Studium mit dem Magisterexamen ab und promovierte 1984 mit Beiträgen zur Geschichte von Oboe und Fagott. 1987 wurde er als Sammlungsleiter an das Musikinstrumentenmuseum im Münchner Stadtmuseum berufen, eine Position, die er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 2008 als Sammlungsdi- rektor innehatte. Als Musiker spezialisierte er sich auf selten gespielte Doppelrohrblattin- strumente, wie die Baritonoboe, das Heckelphon, das Kontrabassophon, die Sarrusophone und das Tritonikon.

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Fiehn-Okarina aus Terracotta, Slg. Moeck Fiehn-Okarina mit Stimmzug und Klappen, Slg. Joppig

Belebung des Ocarina-Cultus – in ausreichender trotz ihres höheren Preises doch schon gut ein- Weise Sorge getragen.“2 geführt.“4

Die wohl schönsten derartigen Instrumente In der allerersten Anzeige von Freyer & Co. in wurden in Meissen hergestellt, jedoch nicht von der ZfI vom 11. Dezember 1891 kurz nach der der dort ansässigen berühmten Staatlichen Por- Gründung ist eine Okarina aus Ton abgebildet, zellan-Manufaktur, sondern von der am 14. Ok- entsprechende Modelle aus Porzellan scheinen tober 1891 in das Handelsregister eingetragenen bereits in der Erprobung gewesen zu sein, wie Kommanditgesellschaft Max Freyer & Co.3 wir aus vorstehendem Zitat erfahren haben. Freyer & Co. verwendete als Dekor entweder Aber erst in der Nummer 22 vom 1. Mai 1893 das bekannte Zwiebel- oder das Streublumen- kündigt Freyer & Co. in der ZfI als „Sensatio- Muster, stellte aber auch schwarze Modelle her. nelle Neuheit! Patentirt! Ocarina aus echt Meiß- Die ZfI widmet auch dieser Firma 1892 eine kur- ner Porzellan, in Zwiebel- und Streublumen- ze Besprechung: „In neuerer Zeit hat man auch muster“ an, und bezeichnet sich als „Porzellan- in Deutschland mit der Herstellung von Ocari- Ocarinafabrik“. Von einem erteilten Patent ist nas den Anfang gemacht, und zwar hat der be- allerdings später nicht mehr die Rede. treffende Erzeuger, die Firma Freyer & Co. aus Meißen i. S., schon recht hübsche Erfolge erzielt, Die ZfI revanchierte sich bei ihrem Anzeigen- wenn man berücksichtigt, daß ihr nothwendi- kunden 1893 mit der folgenden wohlwollenden gerweise die reichen Erfahrungen, die älteren Besprechung: „Ocarinas aus Meissener Porzel- Firmen auf diesem Felde zur Verfügung stehen, lan sind eine Neuheit, welche die Firma Freyer noch abgingen. – Herr Freyer fertigt seine Oca- & Co. in Meissen seit kurzem in den Handel ge- rinas nicht aus Thon, sondern aus einer stabilen Porzellan-Masse, woran die Meißener Gegend bekanntlich sehr reich ist. Die Form seiner In- strumente ist eine mehr gestreckte und auch be- treffs des Fingersatzes hat Herr Freyer durch anderweitige Bohrung der Tonlöcher Aenderun- gen bez. Erleichterungen geschaffen. Zieht man einen Vergleich der thönernen mit den porzella- nernen Ocarinas, so ergiebt sich für die ersteren ein weicherer Ton, während die Instrumente aus Porzellanerde heller und stärker klingen. Wie wir hören, haben sich die neuartigen Ocarinas Okarina von Freyer, Slg. Moeck

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lung, die in einem Gebäude stattfand, in der „das Hallendach gegen einströmenden Regen nur un- genügenden Schutz gewährte“, einen „Original- bericht von unserem Spezialberichterstatter“, der allerdings nicht namentlich genannt wird, unter der Überschrift Die Musikinstrumente auf der Deutsch-Nordischen Handels- und Indus- trie-Ausstellung in Lübeck. Das von seinem Prä- sidenten Hermann Lang geleitete Ausstellungs- komitee „unter dem Protectorate eines Hohen Senates der freien und Hanse Stadt Lübeck“ wählte zu Preisrichtern der ausgestellten Klang- werkzeuge die Klavierfabrikanten Max Schied- mayer aus Stuttgart und Frederik Møller von der Firma Hornung & Møller in Kopenhagen (Ob- mann), den Orgelfabrikanten Carl Walcker aus Ludwigsburg und den Organisten Karl Licht- warck aus Lübeck. Freyer & Co. waren als ein- zige Firma mit Blasinstrumenten vertreten, die der Berichterstatter wie folgt beschreibt: „Oca- Anzeigenseite der Zeitschrift für Instrumentenbau, 12. rinas, einzeln und in Duetten und Quartetten Jahrgang 1891/92, S. 285 mit Okarina-Anzeigen der Fir- men Fiehn in Wien und Freyer & Co. in Meißen. zusammmengestellt, mit und ohne Stimmzug, einfach in Thon geformt bis zu künstlerischer Ausstattung in Meißner Porzellan, sind in Preis- bracht hat. Das unserer Redaction zur Ansicht lagen von 75 Pf bis 150 M durch die Firma Frey- übersandte Exemplar in elegantem Etui (mit er & Co. in Meißen zur Ausstellung gebracht.“7 Plüsch- und Seidefütterung) zeichnet sich durch seine gefällige äußere Form und einen schönen, Dem Heft 35 vom 11. September 1895 entneh- runden Ton aus. Das weltbekannte Meissner men wir die „Prämiirungen auf der Deutsch- blaue Zwiebelmuster bildet die reizende und ge- Nordischen Ausstellung zu Lübeck.“8 Danach diegende äußere Ausstattung des Instrumentes.“5 wurde die „goldene Ausstellungs–Medaille“ sie- benmal, die „silberne Ausstellungs–Medaille“ In der ZfI erschien in Heft 8 vom 11. Dezember neunmal und die „bronzene Medaille“ einmal 1894 die nachstehende Ankündigung, die wir vergeben. Den „Herren Freyer & Co. in Meissen auszugsweise wiedergeben: „Deutsch–Nordi- (Sachsen) wurde für recht gute Leistung die sil- sche Handels- und Industrie-Ausstellung zu berne Medaille zuerkannt.“ Vor- und Rückseite Lübeck 1895. In der Zeit vom 1. Juli bis 30. Sep- der Silbermedaille kamen in einer Anzeige im tember 1895 findet in Lübeck eine deutsch-nor- Weltadressbuch von 1900 auf Seite 107 zur Ab- dische Handels- und Industrie-Ausstellung bildung. Die Urkunde zu dieser Silbermedaille statt, die ein Bild des Aus- und Einfuhrhandels hat sich im Archiv des Verfassers erhalten. zwischen Deutschland und den nordischen Rei- chen Rußland, Finnland, Schweden, Norwegen Durch den Erfolg ermutigt, präsentierte Freyer und Dänemark entrollen soll. (…) Musikalische & Co. sich auch auf der Sächsisch-Thüringi- Instrumente werden nach dem Programm in schen Industrie- und Gewerbe-Ausstellung in Gruppe XX aufgenommen.“6 Leipzig 1897. Im zehnten Teil des Ausstellungs- berichtes vom 1. September 1897 lesen wir: „Die Bereits in Heft 32 vom 11. August 1895 druckte Firma Freyer & Co., Ocarina-Fabrik in Meißen die ZfI noch vor der Beendigung der Ausstel- fabrizirt als Spezialität patentirte Porzellan–

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Ocarinas aus echt Meißner Porzellan. Sie bringt eine ausgesuchte Collection ihrer schönen Mus- ter in recht wirksamer Weise auf einem mit Sam- met überzogenen Obelisken zur Geltung. Wir finden Ocarinas in Schwarz aus Terracotta-Mas- se, Porzellan-Ocarinas mit echt Meißner Zwie- belmuster, andere mit Streublumen-Muster, alles geschmackvolle Handarbeit von dortigen Por- zellan-Malern; ferner Porzellan-Ocarinas in Kö- nigsblau mit hochfeiner künstlerischer Dekora- tion. Die Instrumente, die auf Wunsch sofort jedem Besucher durch eine Dame vorgeführt werden, zeichnen sich, neben ihrer schönen, ge- schmackvollen Ausführung, durch reine Stim- mung und einen runden Ton aus.“9

Das Okarina-Spiel scheint nicht immer das Wohlgefallen der Ausstellungsbesucher gefun- den zu haben, wie dem folgenden Bericht in der ZfI vom 21. April 1898 zu entnehmen ist, gleich- zeitig ein Beleg für den Eingang der Okarina in Urkunde im Format 75 x 55 cm zur Verleihung der silber- die schöngeistige Literatur: „Der verstorbene nen Medaille an die Firma Freyer & Co. für die Präsen- Erzherzog Carl Ludwig und die Ocarina. Dem tation von Porzellan-Okarinas auf der Deutsch-Nor- vor Kurzem von Herrn von Lindheim heraus- dischen Handels- und Industrie-Ausstellung zu Lübeck 1895. (Kunstdruck Oscar Consée, München; Archiv Jop- gegebenen Werke über das Leben und Wirken pig) weiland Erzherzogs Karl Ludwig von Oester- reich entnehmen wir folgende heitere Episode: Im Jahre 1883 wurde in Amsterdam eine Inter- nationale Ausstellung veranstaltet. Für die öster- jetzt hält sie wahrscheinlich die wohlverdiente reichische Abtheilung war auch hier Erzherzog Mittagspause, und das ist gut. Die Ocarina ist Karl Ludwig der Protector. Der kaiserliche Rath kein sehr sympathisches Instrument.‘ Altmann Leopold Altmann war damals Mitglied der hatte die richtige Würdigung für die Aeußerung. österreichischen Commission und Präsident ei- Wie oft hatte ihn die Ocarina-Virtuosin zur Ver- ner Jury-Gruppe. Eines Tages, da Altmann, sei- zweiflung gebracht! Diesmal suchten seine Au- ne Jury-Arbeiten ordnend, allein im Commissi- gen nach einem Ausstellungsdiener, um das Un- onszimmer saß, erschien um die Mittagszeit – heil zu verhüten, aber es war zu spät. Die die Ausstellung war wenig besucht – unerwartet musikalische Wienerin hatte aus der Ferne den der Erzherzog-Protector. Er erschien im einfa- Erzherzog erkannt. Sie begann auf ihrem Instru- chen Reise-Anzuge und sprach den Wunsch aus, ment in unerbitterlicher Beharrlichkeit in fal- die österreichische Abtheilung gründlich zu be- schen Tönen die Volkshymne zu spielen. Alt- sichtigen, dabei aber unerkannt zu bleiben. Der mann wollte abwinken, aber der Erzherzog in kaiserliche Prinz sprach sich sehr befriedigend seiner Milde und Güte duldete das nicht, er im allgemeinen aus und lobte viele Details. ,Die winkte dem Mädchen vielmehr freundlich zu, Oesterreicher‘, bemerkte er huldvoll, ,haben, verließ aber dann eilig die Unglücksstätte.“10 Bei wie immer, Tüchtigkeit und Geschmack entwi- dieser Demonstration kann es sich nur um ein ckelt: aber da ist ein Etablissiment für musikali- Instrument der Firma Adolph Kren aus Wien sche Instrumente, das wird von einem Mädchen (gegr. 1876) gehandelt haben, denn sie war ein- behütet, welches unaufhörlich die Ocarina bläst; ziger Okarina-Aussteller auf dieser Messe in

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Das Layout dieser Anzeige wurde letztma- lig in der Ausgabe vom 1. Juni 1902 ge- druckt.“13

Das umfangreiche Fertigungsprogramm von Freyer & Co. ist aus dem Lieferpro- gramm der Firma Meinl & Herold in Klin- genthal in Sachsen ersichtlich. Das Grund- modell wurde in fünf Stimmungen in G, F, D, C und A gebaut. Außer der kleinsten G- Okarina konnten alle tiefer gestimmten Modelle mit einem Stimmzug geliefert wer- den und die C-Okarina wurde zusätzlich Musikinstrumente aus Porzellan im privaten Musikinstrumen- tenmuseum Erdmann in Goslar. Kleine Okarina links im Bild als Variante auch mit einer Klappe ausge- wohl von Moritz Schulze, alle anderen Objekte von Freyer & stattet. Neben der Unterglasurbemalung Co. in Meißen. im blauen Zwiebelmuster gab es die Mo- delle in F, D und C auch mit dem Streublumen- Amsterdam und erhielt eine „Ehrenvolle Er- muster und Luxusmodelle in königsblau mit rei- wähnung“ für ihre Modelle.11 cher Golddekoration und einem Blumenbukett auf weißem Grund im hocheleganten mit Seide 1899, nur wenige Jahre später als Max Freyer, ausgefütterten Etui. Alle Ausführungen wurden gründeten der Musiker Gustav Hässler und der als Duett in C- und F-Stimmung auch im Dop- Fabrikant Moritz Schulze in Meissen laut Paul pelkasten angeboten. de Wit’s Welt-Adreßbuch der Musikinstrumen- ten–Industrie von 1906 die Fabrik Moritz Schul- Zwischenzeitlich hatte die Firma auch mit der ze für „Okarinas und Mundharmonikas aus Por- Herstellung anderer Musikinstrumente begon- zellan etc.“ Gustav Hässler handelte derselben nen. Die ZfI berichtet in Heft 22, vom 1. Mai Quelle zufolge bereits seit 1880 neben seinem 1902: „Meißen (Vorführung von Freyer’s Por- Musikerberuf mit Musikalien, Instrumenten zellangeigen und der Orgel mit Porzellanpfei- und Saiten. Die Firma orientierte sich in der fen). In Meißen fand am Dienstag, den 15. April, Bauform mehr an den Modellen der Wiener Fir- im Sonnensaale ein großes Konzert der Stadtka- ma Fiehn und schaltete in der ZfI eine Anzeige pelle zum Besten ihrer Unterstützungskasse mit folgendem Wortlaut: „Beste Okarinas der statt, welches ungemein zahlreich besucht war. Welt a. echt Meissner Porzellan sowie Meissner Das Programm, welches von der auf 36 Mann Terrakotta in allen Farben fabriziert Moritz verstärkten Kapelle ausgeführt wurde, war gut Schulze, Okarina-Fabrik/Meissen i. S.“12 gewählt und bot einen wirklichen Kunstgenuß. Besonderen Erfolg erzielten die mit Verwen- In der genannten Ausgabe des Welt-Adreßbu- dung der Freyer’schen Porzellanorgel und der ches von 1906 sind als Inhaber von Freyer & Co. Porzellan–Violinen vorgetragenen Nummern. Max Freyer und Joh. G. Quenzel angegeben, in Es waren dies 1. Präludium von S. Bach und deren Fabrik nunmehr neben „Okarinas“ auch Arioso von G. Händel, sowie ‚Nachtgesang‘ von „Orgelpfeifen, Flöten, Geigen etc.“ hergestellt Chwatal. Der eigenartige angenehme Ton der werden. Freyer’schen Porzellan-Violinen gleicht schö- nem Gesang und wirkt entzückend. Großen Auf die neue Konkurrenz reagierte die Firma Beifall fanden auch das von Herrn Marzahn vor- Freyer & Co. mit einer neu gestalteten Anzeige getragene Adagio und Rondo aus dem Klari- in Heft 28 der ZfI vom 1. Juli 1899 mit dem Hin- netten-Konzert von C. M. von Weber, das weis auf den neuen Markennamen „Missnia“. Stahl’sche Tongemälde ‚Des Königs Grenadiere‘

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und ‚Solitude‘ von dem Mitgliede der Stadtka- pelle, Herrn May, welche Stücke höchst wir- kungsvoll auf der Porzellanorgel begleitet wur- den. Von allen Seiten dankte man dem Herrn Max Freyer (i. Fa. Freyer & Co.) sowohl, als auch dem Herrn Musikdirektor Stahl, daß sie den Konzertbesuchern diesen eigenartigen Kunstgenuß bereitet haben.“14

Georges Braque: Le Metronome (1908), Öl auf Leinen, 41 x 33 cm, Statens Museum for Kunst, Kopenhagen

Die Okarina-Modelle der Firma Moritz Schulze verfügen über ein Schnabelmundstück, das eher rechtwinklig zum Korpus angeformt ist, wäh- Okarina mit Weinlaub-Dekor, wahrscheinlich aus der rend diejenigen von Freyer fast im Winkel von Werkstatt Moritz Schulze, Slg. Edith Reiter 45° angesetzt sind. Von Moritz Schulze stammen wohl auch die Modelle mit dem von den Meiss- ner Geschirren her bekannten Weinlaub auf ei- Die Okarina-Modelle von Freyer & Co. und nem eher altweissen Scherben. Moritz Schulze unterscheiden sich kaum vonei- nander. Freyer signierte anscheinend seine bes- Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist die Okarina sere Qualität neben der Modellnummer noch ein sehr populäres Instrument. Gerhart Haupt- mit dem Schriftzug „Meissen“ entweder als mann (1862–1946) setzt ihr in seinem 1905 ent- Pressmarke oder in blauen Druckbuchstaben. standenen Schauspiel Und Pippa tanzt! zur Musik

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(*1926) brachte 2002 mit seinem gleichnamigen Roman die Okarina zu neuen Ehren.16

Inzwischen erfreut sich das Spiel der Okarina wieder großer Beliebtheit. Auf dem letzten Oka- rina-Festival in Budrio vom 28. April bis zum 1. Mai 2011 trafen sich Musiker und Okarina-Her- steller aus ganz Europa sowie aus Japan, Korea und Taiwan. Besonders die Musiker aus Fernost – unter ihnen der fabelhafte Okarina-Solist Sa- toshi Osawa – brillierten in Eigenkompositio- nen und Bearbeitungen mit ihrer hohen Virtuo- sität. Für 2012 ist ein Okarina-Festival in Süd-Korea vorgesehen.

______ANMERKUNGEN 1 Eine Okarina mit dem Stempel „Gius. Donati invent. e Fabr. Budrio“ befindet sich unter der Inventar-Nummer KGW 02.645b im Landesmuseum Johanneum, Abteilung für Kunstgewerbe in Graz. 2 ZfI, Nr. 22, Leipzig 1881, S. 301f 3 Vgl. Günter Dullat: Verzeichnis der Holz- und Metall- blasinstrumentenmacher auf deutschsprachigem Gebiet von 1500 bis Mitte des 20. Jahrhunderts, Tutzing 2010, S. 155. Max Heinrich Freyer wurde laut Dullat ca. 1849 im sächsischen Dittmannsdorf bei Freiberg geboren und hei- ratete 1896 Selma Antonia Mehnert (1861–1941). Nach dem Tode von Max Freyer am 30. November 1906 führte die Witwe mit ihren beiden Töchtern bis 1938 die Firma des kropfigen Okarinaspielers ein literarisches gemeinsam weiter. Nachfolgerin wurde die Keramikerin Denkmal. In der bildenden Kunst war es Ge - Elisabeth Freyer († 1974), die 1969 ihr Gewerbe abmel- orges Braque (1882–1963), der mit Pablo Picasso dete. Freyer & Co. verwendete als Dekor entweder das (1881–1973) maßgeblich die kubistische Stilrich- bekannte Zwiebel- oder das Streublumen-Muster, stellte tung entwickelte. Er bildet auf seinem Gemälde aber auch schwarze Modelle her und vertrieb seine Oka- rina-Modelle unter dem Markennamen „Missnia“. Le Métronome von 1909 eine Okarina ab, und 4 ZfI, Nr. 33, Leipzig 1892, S. 654 belegt damit auch die Verbreitung der Okarina 5 ZfI, Nr. 19, Leipzig 1893, S. 457 in Frankreich. Hier war es besonders die Firma 6 ZfI, Nr. 8, Leipzig 1894, S. 194 Charles Mathieu in Paris, die bereits 1891 in 7 ZfI, Nr. 32, Leipzig 1895, S. 818 Leipzig eine Okarina aus Metall ausstellte. 8 ZfI, Nr. 35, Leipzig 1895, S. 900 9 ZfI, Nr. 34, Leipzig 1897, S. 878 10 Spätere Generationen sahen in der Okarina aus ZfI, Nr. 21, Leipzig 1898, S. 559 11 ZfI, Nr. 2, Leipzig 1883, S. 19 Porzellan anscheinend nurmehr funktionslose 12 ZfI, Nr. 15, Leipzig 1908, S. 472 Sammelobjekte, die wegen der fehlenden 13 ZfI, Nr. 25, Leipzig 1902, S. 676 Schwertermarke nicht von der Staatlichen Por- 14 ZfI, Nr. 22, Leipzig 1902, S. 588 zellan-Manufaktur in Meissen gefertigt wurden, 15 Lutz Miedtank: Zwiebelmuster, Leipzig ²1995, S. 120 und deshalb in Sammlerkreisen unter dem Be- 16 Hermann Kant: Okarina, Berlin 2002. In Kants auto- griff „Stadt Meissen“ geführt werden. In der biographischem Roman kommt die Okarina, mit der Sta- diesbezüglichen Literatur unter dem Obertitel lin dem Ich-Erzähler ein Ständchen bringt, immer wieder als Leitmotiv ins Spiel.  „Zwiebelmuster“ findet sich eine Okarina unter den Küchengeräten wieder.15 Hermann Kant

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Foto: Astrid Neumann, Kiel/Germany

„Sich immer wieder neu definieren” Heide Schwarz (H. S.): Unsere Lehrer Walter van Hauwe und Paul Leenhouts in Amsterdam Norbert Hornig im Gespräch mit dem Quartet spielten dabei eine entscheidende Rolle. Sie hat- New Generation: ten sich gedacht, dass die neuen Studenten sich erst einmal konzertierend vorstellen sollten. Sie Wie erinnern Sie sich an die Gründung des En- haben uns zusammengebracht und gaben uns ein sembles, welches Konzept stand ganz am Anfang? modernes Werk, mit dem wir ein Jahr lang ge- kämpft haben. Aber wir fanden Freude daran, uns mit dieser Art von Musik zu beschäftigen. Norbert Hornig lebt als Und da lag der Gedanke nahe in dieser Art wei- freier Musikjournalist in ter zu machen. Einfach ein Ensemble für Neue Bonn. Er arbeitet für Fach - Musik zu sein, das war die Idee. zeitschriften, u. a. für Fono Forum und den „Classic Re- Susanne Fröhlich (S. F.): Wir wurden gewisser- cord Collector“ (Lon don), maßen gegründet, am Morgen nach dem Vor- den Deutschlandfunk und tragsabend. Da waren wir noch im ersten Block die Deutsche Welle. 1996 gab er bei Piper Al brecht unserer Ausbildung. Wir hatten alle etwa das glei- Roeselers Stan dard werk che Niveau, und wir waren vier deutschsprachi- „Große Geiger unseres Jahrhunderts“ als er weiterte ge Frauen. Die Loekis wurden interessanterwei- Neuausgabe heraus. Seit 1999 Jurymitglied beim se damals auch von Walter van Hauwe gegründet „Preis der deutschen Schallplattenkritik“. nach der Devise: Vier Männer auf ähnlichem

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Niveau, das könnte etwas werden. Und Andrea, ten. Dann gab es auch eine kleine Veränderung ich und Karolina Baethe, die ursprünglich vierte in der Besetzung, als Heide Schwarz dazukam. in der Originalbesetzung, hatten schon relativ viel Ensembleerfahrung, Hannah Pape eher we- Sie haben gleichzeitig studiert und auch schon niger. Dann hat es einfach sehr gut gepasst, die konzertiert. Gab es einen Punkt, an dem sich haben gemerkt, da ist wirklich Feuer dahinter! eine Karriere ganz realistisch abzeichnete? Und auch im Publikum war man der Meinung, dass wir zusammenbleiben müssten. S. F.: Bei unserem ersten Wettbewerb, dem Deutschen Musikwettbewerb 2002. Wir wollten Und es ging von Anfang an vor allem um Neue gezielt bei einem Wettbewerb mitmachen, der Musik, der Fokus sollte ganz darauf gerichtet sein? nicht nur Blockflötisten vergleicht, wie es ja üb- licherweise der Fall ist, etwa bei Jugend musi- S. F.: Ja. Denn zu der Zeit, als wir anfingen, in ziert oder den Wettbewerben in Engelskirchen. Amsterdam zu studieren, war Neue Musik „hip Wir wollten uns mit anderen Instrumenten mes- und in“, sie wurde überall gespielt. Das war 1998. sen und herausfinden: Wie weit kommen wir? Wie werden wir da beurteilt? Hat man ein gutes Andrea Guttmann (A. G.): Ich glaube schon, Repertoire? Hat man die Bühnenpräsenz? Und dass Walter und Paul eine Art Vision hatten. Sie da mussten wir dann auch Alte Musik spielen. sahen, dass wir auch menschlich zusammenpass- Heute kombinieren wir ja in den meisten Pro- ten. Denn das muss zuerst stimmen. Wenn man grammen Alte mit Neuer Musik. Oder eigent- sich von den Typen her ergänzt, kann man viel lich sollte ich sagen: Neue mit Alter Musik, weil erreichen. unser Schwerpunkt immer auf der Neuen Musik liegt. Wie haben Sie dann ihren Namen gefunden? H. S.: Wir haben in der Wertungsgruppe „Kam- A. G.: In einer Kneipe, da gab es uns schon ein mermusik“ teilgenommen, nicht in der Wer- paar Monate … tungsgruppe „Neue Musik“. Wir hatten also Streicher und Bläser als Konkurrenten. S. F.: Wir suchten nach einem Namen, den man gut abkürzen konnte. Quartet New Generation S. F.: Wir haben bei diesem Wettbewerb schon heißt „QNG“, das ist wie eine Art Stempel. gemerkt, dass wir beim Publikum ankommen. Aber wir haben dann noch nicht gewonnen, son- H. S.: Wir wollten uns schon abheben von den dern einen Förderpreis und ein Stipendium Vorbildern, die wir aber hatten: das Amsterdam bekommen. Da hatten wir auch schon unsere Loeki Stardust Quartet oder das Flanders Recor- ersten Outfits und achteten darauf, gleich aus- der Quartet. Wir wollten auch ganz klar sagen: zusehen. Wir fragten uns, wie wir uns präsentie- Wir sind die neue Generation, und wir beschäf- ren könnten. Ganz lustig hat das noch ausgese- tigen uns mit Neuer Musik. So hatten wir auch hen, ganz naiv, so uniformiert. Und natürlich hat sofort Kontakte zu jungen Komponisten. uns das vorangebracht, wir haben viele Konzerte bekommen. Das bedeutet natürlich Spielpraxis. A. G.: Wir waren damals Studenten im ersten Man gewöhnt sich aneinander und merkt immer Jahr und mussten in die neue Rolle erst einmal mehr, dass man wirklich die gleichen Ziele hat hin einwachsen. Man weiß in diesem Stadium und zusammen weitergehen will. Und dann nah- doch gar nicht, wohin es führt, wenn man so men wir an weiteren Wettbewerben teil, auch jung ein Ensemble gründet. international. Wir sind nach Krakau gefahren, nach Frankreich, nach Ilzach im Elsass, haben in S. F.: Wir haben konstant daran gearbeitet, und Holland beim Gaudeamus-Wettbewerb mitge- irgendwann wussten wir: Das wird länger hal- macht, da ging es nur um Neue Musik. Wir wa-

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ren in New York und dann 2006 noch einmal Manchmal dauert es einige Jahre, bis eine Idee beim Deutschen Musikwettbewerb, den wir wirklich umgesetzt werden kann. Wir haben vie- dann gewonnen haben. le Ideen und Kontakt zu zahlreichen Kompo- nisten und Komponistinnen, wo wir wissen, Gab es schon genügend Repertoire als Sie ange- dass sich irgendwann eine Zusammenarbeit er- fangen haben, und welche Rolle spielt die Zu- geben wird. sammenarbeit mit Komponisten? Welche Wege gibt es, die Finanzierung sicherzu- H. S.: Das erste Stück, das für QNG geschrieben stellen? wurde, entstand schon 2001: Wicked von Mi- chiel Mensingh. Wir haben es gleich auf unserer S. F.: Wir müssen aktiv suchen, aber auch die ersten CD verewigt. Es kamen immer mehr Komponisten müssen sich bemühen. Manchmal Komponisten auf uns zu. Und wenn wir Kom- gibt es Kompositionsstipendien, wie sie z. B. ponisten angesprochen haben, zeigten sie sich vom Berliner Senat oder vom Hauptstadtkultur- sehr interessiert und wollten unsere Instrumente fonds vergeben werden. Man muss immer wie- sehen. So haben wir uns schließlich das Ziel ge- der suchen, suchen, suchen. Manche Rundfunk- setzt, dass die modernen Stücke, die wir auffüh- anstalten vergeben Kompositionsaufträge und ren, nur für uns geschriebenes Repertoire sein Festivals natürlich. Hin und wieder bekommen sollten. wir auch ein Stück zugeschickt. Manchmal sind wir positiv überrascht, manchmal passt es auch Wieviele Kompositionen entstanden für das nicht in unser Repertoire. QNG? Dann ist da natürlich die Frage nach der Quali- S. F.: Bisher wurden über 40 Stücke für uns ge- tät. Haben Sie schon einmal Stücke zurückge- schrieben. Wir arbeiten mehr und mehr so, dass wiesen? wir zwei bis drei Programme mit bestimmten Themen anbieten, und Komponisten schreiben S. F.: Wir hatten einmal ein neues Stück auf den dann für diese Programme. So hatten wir etwa Notenpulten, das so ungünstig für die Instru- das Thema „Atem“. Dann haben sich einige mente geschrieben war, dass selbst der Kompo- Komponisten mit diesem Thema auseinander- nist staunte, wie es geklungen hat. Er war irrtüm- gesetzt, z. B. Wojtek Blecharz in Airlines. Das lich davon ausgegangen: je größer die Instru- Stück passt sehr gut in unser „Vogelprogramm“, mente, desto lauter der Klang. Und so ist es ein- weil es auch mit Imitationen anfängt. So basteln fach nicht. Dann mussten wir mit Verstärkung wir weiter, es ist wie ein kleines Mosaik, das man arbeiten, um alles ein wenig hörbarer zu machen. mehr und mehr zusammensetzt. Oder wir hat- Wir haben das Stück nur einmal gespielt, was ten das Thema „Memento Mori – von der Ver- natürlich schade ist. Normalerweise versuchen gänglichkeit“. Der amerikanische Komponist wir, die Komponisten zu uns in den Probenraum Gordon Beeferman hat dazu das Stück Passages einzuladen, wo alle Instrumente vorhanden sind. geschrieben, da geht es um die Passagen der Zeit. Wir können ihnen spezielle Stücke vorspielen, Inspiriert durch Kasimierz Serockis Arrange- ihnen die Möglichkeiten der einzelnen Instru- ments ist er dann speziell auf dieses Memento- mente demonstrieren und zeigen, wie alles no- Mori-Programm eingegangen. tiert ist und wie es andere Komponisten machen. Der unmittelbare persönliche Kontakt ist sehr A. G.: Es ist natürlich immer auch eine Frage des wichtig. Geldes, wann sich eine Zusammenarbeit mit ei- nem Komponisten bzw. eine Uraufführung rea- Wie wirkt sich dieser Prozess, neue Stücke auf lisieren lässt. Die Frage ist immer auch, ob ein den Weg bringen, auf die Spieltechnik aus. Er- Stück gerade in eines unserer Programme passt. weitert sich dabei, gewollt oder ungewollt, auch

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der Ausdrucksradius der Instrumente. Haben Sie Das Spannende war eben, dass sie mit ihren Ide- dabei Neues entdeckt, was die Blockflöte vorher en zu uns kam, und wir konnten dann als erfah- noch nicht konnte? rene Blockflötisten diese noch perfektionieren, weil wir genau wussten, welche Instrumente am H. S.: Bei der Blockflöte ist es ja so, dass sie jeder besten geeignet sind. irgendwie kennt, meist die Sopranflöte, viel- leicht auch noch die Altflöte. Aber fast niemand Gibt es nicht irgendwo auch Grenzen? Wann ist kennt sie wirklich richtig. Bei den Komponisten ein Stück zu weit weg vom Instrument? ist es etwa so: entweder sie sind völlig voreinge- nommen und haben gar keine Lust, für das In- H. S.: Also, ich glaube, wir denken nicht so … strument zu schreiben, oder sie sagen: Ich traue mich jetzt einfach und schaue einmal, was aus A. G.: Es geht weniger um das Instrument, son- dem Instrument herauszuholen ist. Die grie- dern um einen bestimmten Performance-Cha- chische Komponistin Marianthi Papalexandri- rakter, etwas zu kreieren aus dem Moment. Egal Alexandri etwa hatte sich schon bevor wir uns womit. Die Blockflöte ist dabei natürlich immer getroffen haben eine Plastikblockflöte gekauft. noch das zentrale Objekt. Es geht um einen Sie kannte die Blockflöte vorher überhaupt kreativen Akt. nicht, und ist auf eine ganz andere Art an das In- strument herangegangen. Das hat sogar uns S. F.: Wir werden nach unseren Konzerten oft überrascht, die wir auch immer wieder experi- angesprochen, dass man bei uns nicht nur auf mentieren. Sie hat z. B. Plastiksäcke daran ge- die Instrumente hört, sondern einfach nur auf bunden, Alufolie irgendwohin präpariert, die die Musik. Letztlich ist es für die Hörer egal, Teile auseinander genommen. Und dann hat sie was für ein Instrument wir spielen. Sie vergessen mit uns gearbeitet. So haben wir von ihr gelernt. komplett, dass es eigentlich eine ganz banale Sie hatte Klangideen, die man gar nicht mit dem Blockflöte ist. So etwas zu hören finden wir sehr Instrument assoziieren würde. Und dann haben schön: dass man endlich einmal wegkommt von wir es probiert, und man hört in ihrem Stück diesem Klischee, die Blockflöte sei ein „Kinder- Still Live, das wir aufgenommen haben, auch instrument“. Es muss wie Blockflöte klingen, nicht mehr, dass es sich um eine Blockflöte han- aber man kann auch darüber hinausgehen. delt. Man erkennt auch optisch kaum noch die Blockflöte, weil an den Kopfstücken riesige Dass der eigentliche Klang der Blockflöte auch ein - Plastikbeutel angebracht sind. mal verschwindet, gehört also zur Konzeption?

Geht diese Art Manipulation des Instruementes S. F.: Ja, aber in der Alten Musik finden wir die nicht eigentlich zu weit? Was ist da überhaupt Blockflöte ja wieder. noch „instrumentengemäß“? A. G.: Es ist ja auch nicht jedes Stück derart ex- S. F.: Mit Plastikflöten geht eigentlich alles, perimentell. Dies war ein Extrembeispiel. möchte ich sagen. Wir haben immer dann Schwierigkeiten, wenn es sich um besondere Was sind ihre Kriterien bei der Konzeption von Flöten handelt, etwa Flöten in 415 oder 392 Hz Programmen? Stimmtonhöhe. Das würden wir nie machen. Bei Flöten in 440 Hz muss man abwägen. Wir haben A. G.: Wir machen nie ein Programm nur mit derart experimentelle Dinge bisher nur mit Plas- Alter Musik, aber Programme nur mit Neuer tikflöten gemacht, hier funktioniert es auch am Musik dagegen schon. Wenn uns jemand z. B. in besten. Präparationen, etwa mit Alufolie, Plas- einer Reihe für Alte Musik engagieren möchte, tikfolien, mit einem Stock an den Löchern scha- muss mindestens in jeder Hälfte ein neues Stück ben – all das klingt mit Plastikflöten am besten. dabei sein, sonst machen wir es nicht. Es gibt na-

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türlich gewisse Probleme im Hintergrund – dass etwa ein Veranstalter sagt, er könne nicht so viel GEMA zahlen oder er habe ein bestimmtes Pu- blikum, das ihm wegliefe, wenn wir nur moder- ne Musik anbieten würden. Er wünscht sich dann vielleicht, dass wir darauf etwas Rücksicht nehmen. Und wir haben ja ein sehr vielfältiges Repertoire mit ganz unterschiedlichen moder- nen Stücken, so dass wir auch zugänglichere Programme spielen können. Die Alte Musik, die wir machen, ist übrigens auch nicht immer ganz leicht zugänglich, ein Bach-Concerto ist da schon eher eine Ausnahme. Wir richten uns nicht primär nach den Wünschen der Veranstal- ter, weil wir uns natürlich selbst treu bleiben wollen. Wenn wir Neue Musik und Alte Musik kombinieren, tun wir das nicht, um die Dinge zu vereinfachen, sondern weil man die beiden Rich- tungen, sowohl die ganz alte wie auch die neues- te Musik, ganz anders hört, wenn man dem Ver- trauten etwas ganz Neues gegenüberstellt. The Schop, Salts Mill, Victoria Road, Saltaire, West Yorkshire BD18 3LA Email: [email protected] www.earlymusicshop.com S. F.: Wir stellen uns oft auch ein Thema, das Tel.: +44 (0)1274 288100 Fax: +44 (0)1274 596226 kann „Liebe“ sein oder „Frauen“. Eines unserer neuesten Programme gilt Komponistinnen.

A. G.: Wir haben es erst vor kurzem zusammen- gestellt, und es besteht aus Werken von Kompo- nistinnen der Gegenwart. Auch Sofia Gubaidu- Wir haben ein Programm nur mit Neuer Musik. lina ist dabei mit einem Stück für 4 Alt- Aber auch das ist wandelbar, wenn z. B. Musik- Querflöten, das sich ohne Probleme auf Block- festivals anfragen, wo es ja oft bestimmte The- flöten spielen lässt. Nicht für uns geschrieben, menschwerpunkte gibt. Man muss da sehr flexi- aber wir haben es ausprobiert und fanden es äu- bel sein. ßerst spannend. Bevor wir es spielen, werden wir sie sicher fragen … Wo tritt das QNG auf?

S. F.: Und es gibt ein paar Stellen, wo wir noch A. G.: Natürlich spielen wir viel in Europa. Wir Fragen haben. Da müssen wir mit Vorschlägen waren in Holland, Italien, Frankreich, in Spa- kommen. Das existiert alles schon in der Theo- nien, der Schweiz, Polen, in Tschechien. Dann rie, aber mit der Umsetzung wird es wohl bis haben wir 2004 in New York den Wettbewerb zum nächsten Jahr dauern. der Concert Artists Guild gewonnen und sind seitdem etwa zweimal im Jahr in Amerika und Wie viele Programme bieten Sie an pro Saison? hoffen, dass es so bleibt. Wir haben auch schon in der Carnegie Hall gespielt. Wir waren übers S. F.: Grundsätzlich haben wir zwei Programme, Goethe-Institut in Asien, in Japan und Singapur. die wir wirklich oft spielen. Und dann gibt es Es gab Konzerte in Chile und in Panama. Ge- noch zusätzliche „i-Tüpfelchen“. Es hängt na- plant sind Korea und Taiwan, auch Aserbei- türlich auch von den Anfragen ab, die kommen. dschan, Georgien und Armenien …

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Und in welchen Reihen, auf welchen Podien? seren Blockflöten. Maurice Steger hat die Block- flöte als Solist vertreten, und wir waren das H. S. und A. G. und S. F.: Es sind meistens nor- Quartett vor Ort. male Abonnement-Konzerte oder gemischte Se- rien, in denen es auch einmal Tango-Musik gibt H. S.: Es gab dort auch eine Puppe, die rappte, oder ein Vokal-Ensemble auftritt, seltener sind und wir haben dazu improvisiert! es Festivals mit Neuer Musik. Aber auch da er- geben sich mehr und mehr Möglichkeiten. Wir Sie bringen in ihren Konzerten gern noch andere waren etwa in Ojai, Kalifornien (Ojai Music Elemente mit ins Spiel, die einen ganz eigenen Festival 2009) und beim Bang of the Can Performance-Charkter besitzen und mit dem Marathon in New York (2010). In Amerika spie- Blockflötenspiel direkt nichts zu tun haben. Und len wir oft auch an Universitäten, arbeiten mit das sehr erfolgreich … Studenten vorwiegend auch an Neuer Musik. Sie finden es immer sehr spannend, dass wir mit S. F.: Gerade bei unseren neuen Musikprogram- Komponisten zusammenarbeiten. Wir haben men arbeiten wir gern mit Lichteffekten. Wir auch viel in Kirchen gespielt, in Museen für mo- haben vor Ort eine Licht- und eine Tonanlage, derne Kunst, was sehr gut passt. Das Schleswig- d. h. wir können auch Stücke aufführen, die mit Holstein-Musikfestival hat extra für uns ein neu Zuspielband gespielt werden. Wir hatten ein errichtetes Kunstmuseum gebucht, weil sie das Stück im Programm, Cyber Girls Go Extreme Konzert in diesem Ambiente veranstalten woll- [von Chiel Meijering], wo wir auf der Bühne ten. Wir haben auch Hauskonzerte gegeben, im auch getanzt haben. Das ist ein 10-minütiges, als Wohnzimmer. Hauskonzerte sind vor allem in Rockoper konzipiertes Stück, in dem wir uns Amerika üblich, nicht zuletzt um auf diesem mehr und mehr in eine Art Girl-Band verwan- Wege Sponsoren zu finden. deln. Wir sind da die vier Mädels, die sich auf der Bühne treffen, versteckt Blockflöten dabeihaben Es sind also viele Orte dabei, an denen eine und schließlich darauf spielen. Wir gehen jetzt Blockflöte normalerweise gar nicht auftaucht … aber wieder in eine ernstere Richtung von Per- formance, dass auch Stücke in sich visuell wer- H. S.: Ja. Wir lieben auch Aufführungsorte wie den, eine Geste auch als theatralische Geste zu kleine Kabarettbühnen, wo man mit Licht ar- sehen ist. Wenn wir etwa zu viert die Blockflöte beiten kann und vielleicht mit Verstärkung. aufheben. Das funktioniert umso besser, wenn Dann kann man auch einmal ein Stück mit Zu- eine Lichtanlage vorhanden ist. Auf einer Kaba- spielband aufführen oder eine tiefe Flöte etwas rett-Bühne ist dies gut möglich oder in einem dominanter werden lassen. Theater. Black Box nennt man das, ein schwarzer Theatersaal … Sie spielen ja immer wieder für ganz unterschied- liche Hörerkreise … Also, es gibt auch die Dinge, die irgendwann nicht mehr gehen, die nicht mehr zum Ensemble S. F.: Als wir in Berlin in einem Club, der ARTE passen, die nicht mehr stimmig sind … Lounge, gespielt haben, trafen wir auf sehr viel junges Publikum. Das war eine einzigartige Er- S. F.: 2003 etwa wurde für uns ein Stück für den fahrung! Klassische Musik wurde mit Club-Mu- Gaudeamus-Wettbewerb geschrieben. Da fand sik kombiniert. Es gab einen DJ, der peppigere es der Komponist unglaublich lustig, wenn wir Musik auflegte, aber auch klassische Musik ein- beim Wettbewerb erst einmal fünf Minuten gar gemischt hat. Es waren ganz unterschiedliche nichts spielten. Welches Ensemble würde sich so Künstler vor Ort, Sänger, Songwriter oder auch etwas überhaupt trauen? Wir waren auf der Büh- ein Geiger. Anushka Shanker war da, Gentleman ne, mussten uns schminken und stylen. Und hat gesungen. Und dabei waren auch wir mit un- dann spielten wir plötzlich diese peppige,

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rockige Musik, super. Dann haben wir auch der Ideen, etwas mit Sprache oder theatralischen noch Perücken aufgesetzt. Wir waren ja das neue Elementen zu machen. Wir probieren es dann Quartet New Generation und fanden das auch aus und merken schnell, wenn es beim Publikum toll damals. Aber irgendwann wächst man da nicht ankommt, weil wir entweder noch nicht heraus, wir konnten dieses Stück nicht zehn Jah- so weit sind oder weil es einfach nicht zu uns re lang weiter spielen. Damals hat es wunderbar passt. Ein gewisses Risiko ist immer dabei, und gepasst, später aber einfach nicht mehr. Letztlich manchmal funktioniert es auch nicht. ist es auch eine Frage des Alters. S. F.: Sie treffen uns in einem guten Moment, A. G.: Man muss sich immer wieder auch neu weil wir das gerade selber herausfinden möch- definieren. Irgendwann kommt dieser Punkt, ten. Wir sind dabei, uns noch einmal neu zu de- wo etwas nicht mehr geht. Wir haben das Stück finieren, welches Image wir haben und wie wir dann nicht mehr aufgeführt, obwohl das Publi- es verändern wollen, wo unsere Grenzen sind, kum und die Veranstalter es wollten. Aber es wie weit wir gehen können. Weil wir immer wie- gibt schon viele Junge, die es jetzt spielen, das der auch hören, dass wir uns schwieriger ver- haben wir mit Vergnügen gehört. kaufen als andere Ensembles, weil wir so speziell sind. Viele denken vielleicht, gerade weil wir so Wie wollen Sie als Ensemble nach außen hin wir- speziell sind, müsste sich unser Konzept doch ken? Gibt es da nicht eine gewisse Versuchung, gut verkaufen. Aber es ist leider doch so, dass sich anzupassen an Trends und immer nach neu- wir gerade deshalb einen Markt für uns kreieren en Sensationen zu suchen? müssen. Die Zeit ist reif für neue Überlegungen. Wir werden uns mit einem Imageberater treffen S. F.: Da gibt es natürlich Grenzen … und sind dabei, mit einer Marketingagentur zu- sammenzuarbeiten und Strategien zu entwi- H. S.: Wir haben auch schon einmal ein Stück ckeln. Auch im Musikmarkt geht heute nichts abgelehnt, weil es einfach zu sehr in die sexisti- mehr ohne Marketing, das ist leider so. Aber un- sche Richtung ging. Wir haben auch immer wie- sere Musik wollen wir nicht verändern … 

QNG Quartet New Generation Diskographie

Ethereal In vain – von der Vergänglichkeit Michiel Mensingh: Wicked, Kazi mierz Se- Dorothée Hahne: Dance macabre, Samuel rocki: Arrangements, Thomas Tom kins: Scheidt: Fantasia super lo son ferito lasso, Upon Ut Re Mi Fa So La, Alfonso Ferra - Gordon Beeferman: Passages, Paul Moravec: bosco II: Hexachord Fantasia, Arvo Pärt: Mortal Flesh, Anton Bruckner: Vexilla Regis, Pari Intervallo, Marianthi Papalexandri- David Kosviner: in a world of agitated air, Alexandri: Still Life, Alfonso Ferrabosco II: Johann Sebastian Bach: Fuga a tre soggetti, Fantasia, Giovanni Mancuso: Non Ti À Pia- GENUIN Musikproduktion, Leipzig 2009, ciato?, John Bull: Hexachord Fantasia, edi- 1 CD, GEN 8914 tion zeitklang Musikproduktion, Adenbüttel 2006, 1 CD, Best.-Nr. ez-24026, Vertrtieb Klassik Center, Kassel

Internet: www.quartetnewgeneration.de

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David Lasocki Ein Überblick über die Blockflötenforschung 2008, Teil I

Geschichte und Allgemeines die jeweils eine gewisse Anzahl an Blasinstru- menten, sowohl Violen als auch Violinen und Im Jahr 2000 stellte Michael Fleming die Be- mehr als eine Art von Zupfinstrument spielen hauptung auf, John Gerrard, Stadtmusiker in konnten. Diese Fähigkeiten dürften sie in die Oxford im 17. Jahrhundert, habe mit Musikin- Lage versetzt haben, eine sehr große Bandbreite strumenten gehandelt. Als Beweis führte er an, an Aufgaben im städtischen wie im privaten Be- dass „die Zahl und die Sortierung der Instru- reich wahrzunehmen.“ Bestimmt beherrschten mente im Nachlass das von einem Musiker zur andere Stadtmusiker jener Zeit wie auch Londo- Ausübung seines Berufes Benötigte bei weitem ner Theatermusiker Instrumente aller Art. übertraf“. (Michael Fleming: Some Points Arising from a Survey of Wills and Inventories, in: Galpin Soci- Nun hat er jedoch parallel dazu Belege bezüglich ety Journal 53, 2000, S. 302-303; Fleming: eines anderen Oxforder Stadtmusikers namens Phillippe Golledge: Another Oxford Musical In- Phillippe Golledge vorgelegt, der 1628 von der strument Dealer? in: GSJ 61, 2008, S. 332-335; Stadt seiner Pflichten enthoben wurde. Als er David Lasocki, Professional Recorder Players in zwei Jahre darauf starb, enthielt die Inventarliste London, 1540–1740, doc. diss., The University seiner Besitztümer „eine erhebliche Anzahl an of Iowa, 1983). Musikinstrumenten: 2 Barockposaunen, 4 Zin- ken, 2 Blockflöten, 3 Oboen [Schalmeien], 7 In einem Artikel, der auf einem anlässlich eines Violen, 2 Violinen, eine Cister und eine Bandu- Blockflötenkongresses in Michaelstein im Ok- ra“ – eine ähnliche Zusammensetzung wie bei tober 2006 verteilten Tagungsbeitrag beruht, be- Gerrard und ihm vielleicht von Golledge ver- trachtet Kurt Birsak den Gebrauch des „Pifero“ macht. Fleming schlussfolgert, dass „wir viel- bei Michael Haydn und des „Flauto piccolo“ leicht weder Phillippe Golledge noch John Ger- durch Wolfgang Amadeus Mozart. Er kommt rard für Instrumentenhändler halten sollten, zu dem Schluss, dass es sich beim pifero um eine sondern vielmehr für vielseitige Berufsmusiker, Pfeife in fünf Größen handelte. Überraschender ist, dass er Mozarts Stimmen für flauto piccolo oder flautino der Piccolo in C zuschreibt, einem Instrument, das im 18. Jahrhundert nicht exis- David Lasocki, Musikbib - tiert zu haben scheint; sogar die Piccolo in D liothekar an der Indiana war eine Seltenheit. Die Möglichkeit, dass es sich University (USA), schreibt um ein Flageolett gehandelt haben könnte, weist über Holzblasinstrumente, er zurück, und die Blockflöte zieht er nie ernst- ihre Geschichte, ihr Reper- haft in Erwägung. Der Leser mag sich erinnern, toire und ihre Aufführungs- dass in den im vergangenen Jahr besprochenen praxis. Die zweite Ausgabe Artikeln über Mozart von Nik Tarasov relevan- seiner kommentierten Bi- te Belege dafür angeführt wurden, dass diese bliographie der Veröffentli- Stimmen für Sopran- oder Sopraninoblockflöte chungen über die Blockflö- te, nun mit dem Titel The Recorder: A Research and gedacht waren. (Kurt Birsak: Von Michael Informa tion Guide (mit Richard Griscom) erschien Haydns „Pifero“ zu Wolfgang Amadeus Mozarts 2003 bei Routledge, New York. Eine vollständige „Flauto piccolo“, in: Geschichte, Bauweise und Liste sei ner Publikationen: http://php.indiana.edu/ Spieltechnik der Querflöte: 27. Musikinstru- ~lasocki. mentenbau-Symposium Michaelstein, 6. bis 8.

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Oktober 2006, ed. Boje E. Hans Schmuhl mit Faszinierenderweise fanden einige Blockflöten Monika Lustig, Michaelsteiner Konferenzbe- mit und ohne Schlosser-Stempel den Weg von richte, Bd. 74, Augsburg: Wissner; Michaelstein: Mark neukirchen nach Norwegen, wo sie unter Stiftung Kloster Michaelstein, 2008, S. 193-220; den Bezeichnungen Sjøfløyte oderTussefløyte Nikolaj Tarasov: Mozart & Blockflöte – Teil 1: (Seeflöte bzw. Landflöte) zu beliebten Volksmu- Untersuchungen in Sachen Flauto piccolo oder sik-Instrumenten wurden. (Peter Thalheimer: Flautino, in: Windkanal 2007/1, S. 8-15; Teil 2: Fleitl – Flûte douce – Flötuse: Drei Blockflöten- Das Flauto piccolo in der „Entführung aus dem typen des 19. Jahrhunderts, in: Tibia 33, 3/2008, Serail“, 2007/2, S. 14-20). S. 176-183).

Erfreut stelle ich fest, dass die Blockflöte im 19. Jahrhundert zunehmend auf das Interesse der Repertoire Wissenschaft stößt. Ungeachtet meiner diesbe- züglichen kritischen Anmerkungen in meinem In einem Artikel über die Traversflöte in deut- letzten Überblick sollte ich erwähnen, dass schen Kirchenkonzerten des 17. Jahrhunderts er- Douglas McMillans Dissertation (2006) nun in wähnt Boaz Berney verschiedene Stücke mit Buchform erschienen ist: (Douglas MacMillan: Stimmen, die für die Blockflöte gedacht sind The Recorder in the Nineteenth Century, My- oder für die sie vorgeschlagen wird: Michael tholmroyd, Hebden Bridge, West Yorkshire: Praetorius: Kommet her zu mir (1613), Jesus Ruxbury Publications, 2008). Christus unser Heiland (1613), Als der gütige Gott (1619), Herr Christ, der einig Gottes Sohn Ein Wissenschaftler mit größerem Überblick in (1619), In dich hab ich gehoffet, Herr (1619), diesem Bereich ist Peter Thalheimer, der einen Lob sei dem allmächtigen Gott (1619), Wenn wir anregenden Artikel über drei Erscheinungsfor- in höchsten Nöten sein (1619) und Wie schön men der Blockflöte im 19. Jahrhundert vorgelegt leuchtet der Morgenstern (1621); Tobias Michael: hat: das in Berchtesgaden hergestellte Fleitl, die Wo der Herr nicht das Haus bauet (1637). Die ähnliche, in Frankreich produzierte Flûte douce Bezeichnung flauto piccolo in Johann Hermann sowie die Flötuse, bei der es sich, wie der einge- Scheins Mach dich auf, werde Licht, Zion (1626) deutschte Name vermuten lässt, um ebendieses lässt ebenfalls an die Blockflöte denken. Dieses ins Vogtland zurückgekehrte Instrument zu Repertoire verdient eindeutig weitere Erkun- handeln scheint. Die Bezeichnung „Stempel dung. (Boaz Berney: Musicalischer Seelen-Lust: Schlosser“ unter dem Eintrag für Flötusen im The Use of the Traverso in German Seventeenth Katalog (nach 1893, wohl um 1905) der Mark - Century Sacred Concerti, in: Geschichte, Bau- neukirchener Firma Paul Stark verweist ver- weise und Spieltechnik der Querflöte, S. 263- mutlich auf die Familie Schlosser aus Zwota. 284).

TIBIA 4/2011 577 David Lasocki

Nach der Flucht aus England 1688 lebten James II. und die königliche Familie der Stuarts im Exil als Gäste Ludwigs XIV. im Château de St. Ger- main-en-Laye in der Nähe von Paris. James starb 1701, ihm folgte sein Sohn James Francis Edward (genannt „The Old Pretender“, auf dt. der „alte Thronanwärter“), aber in jüngsten Pu- blikationen über die Jakobiten als James III. be- zeichnet). Ihr Exilhof bestand über 20 Jahre, bis James III. auf Verlangen der britischen Regie- Musik ist ... rung aus Frankreich ausgewiesen wurde. Einige seiner Londoner Musiker folgten James ... eine Oase in der Wüste des Lärms II. nach Frankreich, insbesondere der gefeierte Blockflötist und Komponist James Paisible so- wie der frühere Musikmeister der römisch-ka- tholischen Kapelle in London, der römische Komponist Innocenzo Fede (1660–1732?), er- nannt 1686. 1689 erhielt Fede Lohn von der Kö- nigin, wurde dann 1699 offiziell zum privaten HUBER königlichen Musikmeister sowie zum Musik- swiss musical instruments meister der Kapelle ernannt. Fedes Rolle in der Geschichte der Blockflöte er- schloss sich erst in den 1990er Jahren, als Musik- Die englische Übersetzung von Thiemo Winds manuskripte mit Bezug zu St. Germain-en-Laye Dissertation über den blinden niederländischen untersucht wurden. Einer der bedeutenden Höf- Blockflötenvirtuosen Jacob van Eyck und seinen linge, David Nairne, konnte öffentlich auf Bass- Kreis (2006) erscheint mit Verspätung, aber wohl viole, Violine und Blockflöte musizieren. Von noch in diesem Jahr. Nach Abschluss der Dis- Fede weiß man auch, dass er der Musiklehrer sertation verfasste Wind im Januar 2008 den letz- der beiden jungen Prinzen war. Eines der Manu- ten Artikel für seine Online-Publikation Jacob skripte enthält leichte, für den Unterricht geeig- van Eyck Quarterly. Er betrifft die Bedeutung nete Stücke. Eine weitere Reihe von sieben der Psalmenvariationen in Van Eycks Der Fluy- Manuskripten beinhaltet vorwiegend Stücke ten Lust-hof (Amsterdam 1646–1648). Wenn sie für den höfisch-kammermusikalischen Ge- nicht zum Standardrepertoire des Komponisten brauch. gehörten, warum nahm er sie dann in seine Ver- öffentlichung auf? Wind schlägt mehrere mögli- Pierre Boragno hat eine Ausgabe von Fedes che Gründe vor: Pietät, gesellschaftliche Ver- Suite pour trois flûtes herausgegeben, eine Suite pflichtung im rigide calvinistischen Utrecht und für drei Altblockflöten ohne Basso continuo. auch die Erwartungen seines Publikums. Aus- Boragno schreibt: „Es ist bedeutsam, dass die züge aus dem Tagebuch von David Beck, Schul- Suite … in diesen beiden [Manuskript-] Quellen meister in Den Haag (1624), belegen, dass er al- enthalten ist. Obwohl sie leicht zu spielen ist, lein und mit Freunden Psalmen auf Violine und erlaubte ihr musikalischer Anspruch die kam- Blockflöte spielte. (Thiemo Wind: Psalm-play- mermusikalische Aufführung.“ Sie ist in einem ing on the Recorder in Jacob van Eyck’s Time, I, französischen Stil geschrieben, der an die einfa- in: Jacob van Eyck Quarterly, January 2008; cheren Stücke von Paisible erinnert. Anthony www.jacobvaneyck.info/main.htm). Rowland-Jones bemerkt: „Oft bewegen sich

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zwei Stimmen gemeinsam … dennoch imitieren sich die Stimmen auch oft genug, um die Musik interessant zu erhalten.“ Heutigen Amateurspie- lern gibt er hilfreiche Ratschläge zur Gestaltung des Trios. (Anthony Rowland-Jones: Advocat- ing Innocenzo, in: Recorder Magazine 29, Nr. 4, winter 2008, S. 116-117; Innocenzo Fede: Suite en ut majeur pour trois flûtes à bec, ed. Pierre Boragno, Paris: Delrieu, 2004).

Gabriele Hilsheimer beklagt, dass „jenseits der einschlägigen Lexika“ wenig über das Leben von Jacques Hotteterre „le Romain“ (1674–1763) bekannt sei. In den zugehörigen Fußnoten ver- weist sie auf Ernest Thoinans wichtige Mono - graphie (1894) sowie eine amerikanische Disser- tation von Delpha LeAnn House (1991), er- wähnt jedoch nicht die wichtigen Artikel von Bowers (1984) oder Giannini (1993). Auch wäre sie gut beraten gewesen, den Artikel von Gian- nini in The New Grove (2. Ausgabe, 2001) zu konsultieren, der sicherlich relevant ist. An die- sem Punkt fehlte Hilsheimer auch die Kenntnis jüngster italienischer Forschungsergebnisse, die zeigen, dass Hotteterre zwei Jahre in Rom ver- brachte – obwohl diese Resultate in meinem „Rückblick“ des Jahres 2004 Erwähnung fan- den. Hilsheimer betrachtet die Bedeutung von Hotteterres Rom-Aufenthalt in einem zweiten Artikel. Die Relevanz ihres ersten Artikels liegt in ihrer Untersuchung der Herkunft der Titel, die Hotteterre den Stücken seines ersten Buches gab. (Gabriele Hilsheimer: Jacques Hotteterre „le Romain“ (1674–1763): Anmerkungen zum „Premier livre de pièces pour la flûte-traversière, et autres instruments, avec la basse, œuvre se- cond“ mit kurzem Überblick zu Leben und Werk, in: Tibia 33, 1/2008, S. 15-24; Leserbrief von Barthold Kuijken in Tibia 33, 2/2008, S. 151; Jane Bowers: The Hotteterre Family of Woodwind Instrument Makers, in Concerning the Flute: Ten Articles Dedicated to Frans Ves- ter, Amsterdam: Broekmans en Van Poppel, 1984, S. 33-54; Tula Giannini: Jacques Hotte- terre le Romain and His Father, Martin: A Re- Examination Based on Recently Found Do cu- ments, in: Early Music 21, Nr. 3 (August 1993), S. 377-395; Hilsheimer: Jacques Hotteterre le

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Romains Aufenthalt in Rom 1698–1700, in: Tibia (1719), und La verità in cimento, RV 739 (1720), 33, 2/2008, S. 106-112). außerdem eine Arie mit Flasolet I und II, Di due rai, RV 749 (1717–1721?). Blockflöte und Flöte Jean Cassignol gibt einen Überblick über die in Vivaldis Vokalmusik bildet ein Kapitel von Werke Antonio Vivaldis für Blockflöte und Flö- Sardellis Buch. (Peter Ryom: Antonio Vivaldi: te. Obwohl er das neue Buch des italienischen Thematisch-systematisches Verzeichnis seiner Autors Sardelli zum Thema heranzieht (s. letzter Werke (RV), Wiesbaden, Breitkopf & Härtel, Überblick), lässt er dessen Werkdatierungen un- 2007; Federico Maria Sardelli: Vivaldi’s Music berücksichtigt. Natürlich erwähnt Cassignol das for Flute and Recorder, Übersetzung: Michael Konzert RV 312, das Vivaldi anfänglich für flau- Talbot, Aldershot & Burlington, VT, Ashgate, tino (Sopranino-Blockflöte) schrieb und dann 2007). für Violine beendete, denn er selbst gehörte zu den Verfechtern einer Wiederherstellung dieses In den frühen 1990er Jahren veröffentlichte Ingo Werkes. Merkwürdigerweise versäumt er zu er- Gronefeld einen vierbändigen thematischen Ka- wähnen, dass Vivaldi zwei der übrigen flautino- talog der Flötenkonzerte bis 1850. Nun hat er Konzerte mit dem Hinweis versah, sie könnten einen ähnlichen Katalog von Triosonaten des 18. oder sollten eine Quarte abwärts transponiert Jahrhunderts zusammengestellt, in denen die werden („alla 4a Bassa“), wodurch sie für die So- Flöte und die Blockflöte auftraten. Die ersten pranblockflöte spielbar wurden. (Jean Cassig- beiden Bände sind bereits erschienen. nol: Vivaldis Blockflötenwerke: Der aktuelle Forschungsstand, in: Windkanal 3/2008, S. 14- Jeder Eintrag beinhaltet Titel und Tonart des 15). Werkes, Instrumentation, KatGro-Nummer, In- cipits, Bibliotheksstandorte von Manuskripten Endlich ist die Langfassung von Peter Ryoms und Drucken, einige (aber keineswegs alle) mo- Verzeichnis sämtlicher Werke Vivaldis erschie- dernen Ausgaben sowie die RISM-Nummer, so- nen, mit der er fast 30 Jahre lang schwanger ging. fern eine zugeteilt wurde. Die Instrumentation Die Instrumentaleinträge sind im Vergleich zum wurde zumeist modernisiert zu „flauti traversi“, langen Verzeichnis der Instrumentalwerke (RV: „flauti dolci“ sowie gelegentlich „flauti“ – vom Répertoire Vivaldi: Les compositions instrumen- Standpunkt des Blockflötisten aus gesehen muss tales, 1986) stark gekürzt, die Vokalwerke wie- man sagen, leider, denn die Originalbezeichnun- derum in Relation zum kleinen Gesamtverzeich- gen wären sehr viel hilfreicher gewesen. Dem nis, (Verzeichnis der Werke Antonio Vivaldis Trio in F von Antonio Lotti beispielsweise wird, (RV), Kleine Ausgabe 1974) deutlich erweitert. nach Manuskripten aus Berlin und Brüssel, die Besetzung „Flauto traverso, Viola da gamba, Allen Einzelabschnitten der großen Vokalwerke Bc.“ zugeschrieben, obwohl Datierung, Tonart werden eigene Incipits und Instrumentationsan- und Tonumfang der Oberstimme für die Block- gaben beigegeben, deswegen können wir erst- flöte sprechen. mals aus den Verzeichnissen direkt ersehen, in welchen Werken Stimmen für die Blockflöte Einer der Vorzüge eines solchen Verzeichnisses enthalten waren: Salve Regina, RV 616 liegt darin, dass es bisher unbekannte Musik zu- (1720–1735), Juditha Triumphans, RV 644 tage fördern kann. Von den Werken, die „flauti“ (1716), La sena festeggiante, RV693 (1726), Ar- oder „flauti dolci“ zugeschrieben wurden, wa- silda regina di Ponto, RV 700 (1716), L’Atenaide, ren mir die folgenden neu: J. V. Burckart: Over- RV 702 (1729), La candace or siano li veri amici, ture in F, 2 flauti, B. c. (Ms. Uppsala); Jacob Gre- RV 704 (1720), Dorilla in tempe, RV 709 (1726), ber: Trio in c, 2 flauti, B. c. (Ms. Münster); La fede tradità e vendicata, RV 712 (1726), La Kuntzen: Partia in E, flauto pastorelle a becco, fida ninfa, RV 714 (1732), Ottone in villa, RV violino, B. c. (Ms. Schwerin); Johann Georg Li- 729 (1713), Tito Manlio, 1. Fassung, RV 738 nike: Trio in c, 2 flauti, B. c. (Ms. Schwerin):

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Suite in g, ditto; Trio in g, flute d’allemagne/flute à bec, Oboe/Violine, B. c. (Ms. Arnsberg-Herd- ringen); Trio in G, 2 flauti, B. c. (Ms. Schwerin). (Ingo Gronefeld: Flötenkonzerte bis 1850: Ein thematisches Verzeichnis, 4 Bände, Tutzing: Hans Schneider, 1992–1995; Flauto traverso und Flauto dolce in den Triosonaten des 18. Jahrhun- derts: Ein thematisches Verzeichnis. Bd. 1, Abel – Eyre. Bd. 2, Fasch – Millingre, Tutzing: Hans Schneider, 2007).

Die Variations brillantes pour le csakan ou flûte douce avec accompagnement de piano-forte von Ernest Krähmer (Wien 1829) waren dem Grafen István Széchenyi (1791–1860) gewidmet, einem bedeutenden ungarischen Reformer. Lajos und Siri Rovatkay berichten, dass die Tagebücher des Grafen ihn als Bewunderer Rossinis auswei- sen. Auch spielte er den Csakan schon in jungen Jahren in der Öffentlichkeit. (Aus späteren Jah- ren existiert sogar ein Photo von ihm mit dem Instrument.) Der Artikel der Rovatkays ver- knüpft diese beiden Fäden nun miteinander. Der Blockflötist Michael Hell ließ sie wissen, dass das Thema von Krähmers „brillanten“ Variatio- nen identisch ist mit Rossinis Cavatine Ah! Der englische Komponist und Musikwissen- Come vascondere aus der Oper La donna del schaftler Wilfrid Mellers ist 2008 verstorben. lago (1820), geschrieben für den Startenor Gio- John Turner, ein großer Verwalter moderner vanni Battista Rubini anlässlich der ersten Auf- englischer Blockflötenmusik, erzählt, wie Mel- führung der Oper in Paris im Jahre 1825. lers zwischen 1999 und 2003 verschiedene Stü- 1827/28 wurde eine Fassung der Oper mit Rubi- cke für ihn schrieb. Mellers war ein unorthodo- ni in Wien aufgeführt und dort vermutlich von xer Wissenschaftler und ein Original. Turner dem Grafen besucht, der fließend italienisch beschreibt ihr erstes Treffen, als Mellers „enthu- sprach. Dieser hatte eine geradezu pathologische siastisch auf mich zu stürmte, gekleidet wie ein Sehnsucht nach der Gräfin Crescentia Seilern Sheriff aus dem Wilden Westen, mit seiner un- entwickelt, in die er sich 1824 verliebt hatte (und verwechselbaren Schnürsenkelkrawatte. (Ame- die er erst 1836 ehelichen konnte, als sie verwit- rika und amerikanische Musik gehörten natür- wet war). Der Text der Cavatine spiegelte seine lich zu Wilfrids besonderen Vorlieben.)“ „Seelenlage“ wider. Für Turner rearrangierte Mellers einen Teil eines Darüber hinaus stellten Krähmers Variationen Oratoriums zu drei Vertonungen von Texten ein „musikalisches Psychogramm des Grafen“ William Blakes, später The Ecchoing Green be- dar. Folglich können wir das Stück als ein be- titelt, für Sopran und Blockflöte; Mellers sprach sonderes Geschenk des Komponisten an eine davon, dass der Stimme „nur die untadelige ihm wohlbekannte Person interpretieren. (Lajos Blockflöte zur Seite“ stehe. und Siri Rovatkay: Neues vom Csakan: Kräh- mer, Szèchenyi, Wien, Rossini und eine kürzliche Zu Mellers 90. Geburtstag im Jahre 2004 organi- Entdeckung“, in: Tibia 33, 3/2008, S. 184-191). sierte Turner Festkonzerte, deren Stücke, stets

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unter Einbezug der Blockflöte, von Philip Grange, schen Bandbreite und Artikulation sowie der David Matthews, Ian Parrott, John Paynter, Ned Diskrepanz in Bezug auf den Tonhöhenstandard Rorem, Peter Sculthorpe und Robin Walker (zumindest in Europa). Der deutsche Blockflö- komponiert wurden. (John Turner: The En- tist Daniel Koschitzki, früher Mitglied des dearing and Unforgettable Wilfrid Mellers Amsterdam Loeki Stardust Quartet, sah durch- (1914–2008): A Postscript, in: Recorder Maga- aus einen Reiz in der Unausgewogenheit der zine 28, Nr. 3, Herbst 2008, S. 76-77). Kombination und gab 2007 bei dem holländi- schen Komponisten Chiel Meijering eine Folge Turner betrachtet auch die Blockflötenmusik ei- von drei Stücken in Auftrag (jetzt bei Moeck er- nes weiteren Engländers, Sir John Manduell schienen). Er schreibt, dass Meijering „in seinen (geb. 1928), besser bekannt als Verwalter musi- Werken Einflüsse aus Minimal Music, Pop, Jazz kalischer Nachlässe denn als Komponist. Turner und Avantgarde in einer völlig eigenen Tonspra- merkt an, zwar sei „seine [Manduells] frühere che“ zusammenführe. Die Stücke tragen die Ti- Musik ausgesprochen tonal“ gewesen und habe tel A Straw in the Wind (Tenorblockflöte), „tatsächlich oft französische Einflüsse“ aufge- Game of Love (Altblockflöte) und Please tell me wiesen. „Einige seiner Werke der mittleren more (Sopranblockflöte). Koschitzki beschreibt Schaffenszeit verwendeten mit Gespür und jedes Stück und gibt sowohl dem Blockflötisten Phantasie serielle und andere streng organisato- als auch dem Pianisten Hinweise zur Umset- rische Techniken dieser Art, die zu dieser Zeit zung. Er schließt mit der unvermeidlichen Re- sehr en vogue waren … Bei der Musik, die er seit aktion auf den Titel des dritten Stücks: „As soon seiner Pensionierung geschrieben hat, scheute er as possible!“ (Daniel Koschitzki: Drei Werke solche Hilfsmittel und verließ sich lieber auf die für Blockflöte und Klavier von Chiel Meijering, Verarbeitung und Entwicklung prägnanter me- in: Tibia 33, 4/2008, S. 263-268). lodischer und harmonischer Zellen, um subtile und häufig intensive Effekte zu erzielen.“ Man- Peter Thalheimer beklagt die ständig abneh- duell selbst wird mit der Aussage zitiert, dass ein mende Literaturbandbreite heutzutage, insbe- Werkauftrag von Turner (Variations on a Trio sondere beim deutschen Jugendwettbewerb Ju- Tune für Blockflöte solo) „mich verspätet ent- gend musiziert, und schlägt (mehr oder weniger) decken ließ, welch reichen Lohn die Blockflöte originale Werke vor, die selten gespielt werden, einem Komponisten bieten kann, was wiederum sich aber gut für Wettbewerbe eignen. Die Wer- … in den letzten zehn bis zwölf Jahren … indi- ke, die aus der Zeit vom ausgehenden 17. Jahr- rekt zu einigen weiteren Werken führte, in denen hundert bis ins späte 20. Jahrhundert stammen, die Blockflöte eine tragende Rolle spielt.“ (John sind von Riccio, Marini, Bollius, Jarzębski, Turner: The Recorder Music of Sir John Mandu- Spongia detto Usper, Vierdanck, Gletle, Hotte- ell, in: Recorder Magazine 28, Nr. 1, Frühling terre, Albinoni, Telemann, Tartini, Janitsch, Ge- 2008, S. 6-11). linek, Carnaud aîné (tatsächlich ein Arrange- ment, wie Thalheimer später feststellte), Die Kombination von Blockflöte und Klavier Martinů, Jolivet, Bozza, Françaix, Schnebel und gibt viele Probleme auf, darunter das der Ausge- Halffter. Wenn einige der Werke neu für Sie sind wogenheit, der Unterschiede in der dynami- (mir ging es ebenso), schauen Sie sich mal seinen Artikel an. (Peter Thalheimer: Selten gespielte Originalliteratur für Blockflöte, in: Tibia 33, ,IEBE,ESERIN LIEBER,ESER 4/2008, S. 242-252; Thalheimer: Devienne statt 3IESINDEINGELADENUNSEREN-USIKVERLAGNËHER Carnaud: Neue Erkenntnisse zu den Drei Soli KENNENZULERNEN"ITTEBESUCHEN3IEUNSERE aus der Flageolettschule von Carnaud, in: Tibia NEUE (OMEPAGE-IT(ÚRBEISPIELEN 34, 1/2009, S. 347-349). 

WWWMUSIKVERLAG TIDHARDE Teil II folgt in TIBIA 1/2012

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Michael Schneider „… fast alle gebräuchlichen Instrumente”. Eine Übersicht über Telemanns Bläserkonzerte, Teil I

Georg Philipp Telemanns Schaffen wirkt aufgrund seiner gewaltigen Fülle auf den ersten Blick völlig unübersichtlich. Das gilt für seine Concerto-Kompositionen, von denen ca. 100 Werke erhalten sind, zwar in geringerem Maße als etwa für sein Kanta- tenwerk, aber dennoch gibt es auch hier bis- lang nur wenig Veröffentlichungen, die Klarheit und Übersicht schaffen könnten. Durch Aufnahmen und Konzerte bekannt ist zudem auch nur eine relativ begrenzte Auswahl von teilweise sehr populären Wer- ken.

Telemanns eigene Dikta aus der Autobio- grafie von 1718, dass ihm „Concerti nie so recht von Herzen gegangen“ seien und dass die meisten „nach Frankreich riechen“, ste- hen einer unbefangenen Betrachtung auch immer wieder im Wege. Was immer Tele- mann mit diesen Bemerkungen gemeint ha- Georg Philipp Telemann (1681–1767), Stich vonValentin ben kann: es ändert nichts an der Tatsache, Daniel Preisler, 1750, nach einem Gemälde von Ludwig dass er einerseits seit seiner Eise nacher und Michael Schneider Frankfurter Zeit bis in die 1735er Jahre in Ham- burg einer der wichtigsten Concerto-Kompo- nisten des Hochbarock und der Galanten Epo- mochte.“) Also eine Absage an das virtuose Con- che war – und dass andererseits der französische certo Vivaldischer Prägung! Stil nur einer der jeweils mehr oder weniger stark ausgeprägten Einflüsse für seine eigene Mit meinem Orchester La Stagione Frankfurt Tonsprache war. und ausgewählten Solisten konnte ich nach eini- gen Jahren Aufnahmetätigkeit im Januar 2011 Als gesichert können wir auch annehmen, dass eine Serie mit insgesamt 8 CDs abschließen, die er einem großen Teil der zeitgenössischen Con- sämtliche Bläserkonzerte Telemanns enthält; certo-Produktion kritisch gegenüber stand, weil d. h. in diesem Falle Konzerte für ein oder zwei sie „zwar viele Schwürigkeiten und krumme solistische Bläser mit Orchester bzw. Instru- Sprünge/aber wenig Harmonie und noch mentalensemble. schlechtere Melodie“ aufwiesen. („wovon ich die ersten hassete/weil sie meiner Hand und Bo- Dieses Projekt, das musikwissenschaftlich von gen unbequem waren/ und/wegen Ermangelung Prof. Dr. Hirschmann (Uni Halle/Wittenberg) der letzeren Eigenschafften/als worzu mein Ohr begleitet wurde, erlaubt es nunmehr, zumindest durch die Frantzösischen Musiquen gewöhnet für einen wesentlichen Teil von Telemanns Kon- war/sie nicht lieben konnte noch imitieren zertschaffen einen umfassenden Überblick zu

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erhalten sowie den Stellenwert einzelner Werke mung seiner Erkenntnisse untersucht Hirsch- in größerem Zusammenhang zu erfassen. mann vor allem -, Oboen und einige Dop- pelkonzerte. Es handelt sich also nicht um eine Zu den nun eingespielten Concerti wären noch umfassende Untersuchung aller erhaltenen Con- die Konzerte für ein und zwei Violinen sowie certi, sondern um das Herausarbeiten gruppen- Gruppenkonzerte mit gemischten Streicher- spezifischer Merkmale anhand ausgewählter und Bläserbesetzungen (ca. 20) sowie einige in Kompositionen. Außerdem geht es Hirschmann der Art einer Sinfonia angelegte Werke und ge- um den Versuch einer Datierung. Hier entwi- wisse Hybridformen zu zählen, um das gesamte ckelt er deutliche Kriterien, anhand derer sich orchestrale Werk Telemanns außerhalb des rie- die meisten erhaltenen Werke zumindest grob sigen Vorrats an Orchestersuiten zu über - einordnen lassen: Es schälen sich heraus eine blicken. Terminologische Grenzfälle gibt es in Gruppe von Concerti, die einer frühen Phase Hülle und Fülle: die Frage lautet immer, wo hört angehören (Eisenach und frühe Frankfurter Jah- solistisch besetzte Kammermusik auf und wo re) und solche, die Telemann in veränderten beginnt kon zertante Orchestermusik? Konzeptionen ab ca. 1716 geschrieben hat bis hin zu einer Phase Hamburger Concerti, die in Die Verwendung des Terminus’ „Concerto“ in den 20er und 30er Jahren entstanden sein müs- den Originalquellen ist hier auch extrem un- sen. Offenbar hat Telemann danach das Interesse scharf und führt nicht zu klaren Zuweisungen. an dem Genre verloren. Von Hirschmann Einerseits finden sich auch im Telemann-Werk- stammt auch noch ein weiterer wichtiger Beitrag verzeichnis „Concerti“ gelistet, die kein Soloin- über Telemanns Frankfurter Konzertschaffen im strument hervortreten lassen, sondern eher als Band Telemann in Frankfurt (Schott 2000), in konzertante Kammermusiken oder reine Or- dem er auch einige Aussagen seiner früheren chesterwerke zu bezeichnen sind, andererseits Veröffentlichung revidiert. hat Telemann den konzertanten Gedanken mit solistisch hervortretenden Instrumenten auch in 1999 erschien der dritte Band des Telemann- der Kammermusik gepflegt nach Art der „Sona- Werk-Verzeichnisses (TWV) von Martin Ruhn- te auf Concerten-Art“ oder z. B. in seinen grö- ke, der zum ersten Mal eine Übersicht über die ßer besetzen Kammermusiken mit 2 Flöten, 2 erhaltenen Orchesterwerke Telemanns gab. Die- Violinen und 2 Oboen. ses Werkverzeichnis teilt sein Schicksal mit allen anderen seiner Art: Es ist zum Zeitpunkt seines Für Tibia-Leser mag es sinnvoll sein, nach Ab- Erscheinens bereits veraltet; d. h. im Falle Tele- schluss dieser Aufnahmeserie aus der Sicht des mann, dass neue Werke auftauchen, während an- praktischen Musikers einen Überblick über die dere als nicht authentisch ausgeschieden werden gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse mit müssen bzw. Zuordnungen zu den einzelnen Telemanns Bläser-Concerti zu geben, zumal es Werkgruppen sich als unzutreffend herausstel- sich neben einer Handvoll Concerti für 2 Hör- len. Eine Neuauflage könnte und sollte manche ner und jeweils einem Horn- und Trompeten- dieser Erkenntnisse umsetzen. Ich erinnere konzert ausschließlich um Werke für Holzbläser mich, dass schon in einer Rezension nach Er- handelt. scheinen dieses Bandes Reinhard Goebel bedau- erte, dass man nicht auch Praktiker bei der Ka- Wolfgang Hirschmann unternahm in der auf sei- talogisierung hinzugezogen habe, wodurch so ner Dissertation beruhenden Veröffentlichung mancher Fehleintrag hätte vermieden werden Studien zum Konzertschaffen von Georg Philipp können. Telemann (Bärenreiter) 1986 zum ersten Mal wichtige grundlegende Untersuchungen zu Tele- 2008 veröffentlichte Oxford University Press manns Konzertschaffen und präsentierte erste Steven Zohns Buch Music for a Mixed Taste. Sty- zusammenfassende Ergebnisse. Zur Bestim- le, Genre and Meaning in Telemann’s Instrumen-

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tal Works, eine der wenigen bis heute erschiene- im Verlag Walhall von Reinhard Goebel noch nen repräsentativen Buch ver öf fent lichungen zu ein dreisätziges Concerto in g-Moll aus den wie- Telemann überhaupt außerhalb von Konferenz- dergefundenen Beständen des Grafen Harrach berichten. Auch Zohn geht es nicht um eine um- veröffentlicht, das Telemann zugeschrieben wird fassende Übersicht, sondern um die Bestim- (s. meine Rezension in Tibia 3/2010, S. 213). Die mung charakteristischer Merkmale in Telemanns Telemannforschung ist sich aber sicher, dass es Schaffen, wie im Titel bereits genannt, hier vor sich hier nicht um ein originales Werk handelt, allem um Aspekte seines „gemischten Stils“. weshalb es bei dieser Betrachtung unberücksich- tigt bleibt. Als „Concerto da camera“ ist TWV Im Folgenden beschränke ich mich auf die Stü- 43: g3 (Blockflöte, 2 Violinen, B. c.) ediert, das cke, in denen ein oder zwei Blasinstumente deut- hierher gezählt werden kann, auch wenn es deut- lich solistisch hervortreten, und in denen eine lich kammermusikalisch konzipiert ist. klare Concerto-Struktur mit Tutti- und Soloab- schnitten zu erkennen ist. Als Ergebnis sei hier Das C-Dur Concerto ist nicht nur eines der aus- schon vorweggenommen, dass es doch erheblich gedehntesten Concerti des Komponisten Tele- klarere Strukturen im Bestand der erhaltenen mann überhaupt, sondern auch eines der Schlüs- Concerti gibt, als es das TWV suggerieren mag. selwerke der hochbarocken Konzertmusik für Jedenfalls handelt es sich keineswegs nur um ver- Blockflöte. An diesem Werk wird deutlich, wel- sprengte Einzelwerke in den verschiedensten che virtuosen Aufgaben, aber auch welche aus- Besetzungen. Es sind vielmehr durchaus einheit- drucksmäßige Spannweite Telemann der Block- liche Werkgruppen erkennbar (wie z. B. bei den flöte zutraut, die er offenbar von Jugend auf Oboenkonzerten) und sogar de facto ein Zyklus kannte und auch selbst gespielt hat. von 6 Concerti für 2 Flöten, der im TWV nicht ersichtlich ist, da die einzelnen Stücke unter ver- Auch wenn Telemann im Gegensatz zu Bach schiedenen Werkkategorien eingeordnet wurden. und Händel sich selbst äußert selten parodiert hat, gibt es bei ihm doch „Lieblingsmelodien“, Zu den sog. „Bläserkonzerten“ zähle ich in die- die immer wieder vorkommen. Hierzu gehört sem Falle der besonders elaborierte dritte Satz in a-Moll, Concerti für – ein und zwei Blockflöten der ein harmonisch-melodisches Modell verar- – ein und zwei Traversflöten beitet, das wir schon spätestens seit der „Kleinen – ein und zwei Oboen Kammermusik“ (Partita B-Dur) und dann auch – ein und zwei Oboi d’amore aus mehreren Arien kennen. Wegen seiner for- – zwei Chalumeaux malen Reife und des Reichtums an musikalischen – ein und zwei Hörner Ideen und Binnenkontrasten datiert Hirsch- – eine Trompete mann das Werk in Telemanns Hamburger Jahre – gemischte Besetzungen: (etwa 1725–1730). Blockflöte/Traversflöte, Blockflöte/Fagott Das F-Dur Concerto ist zwar etwas kürzer, steht seinem Schwesterwerk aber in nichts nach und Auf diese Gruppen möchte ich im Folgenden weist den gleichen musikalischen Reichtum auf, einzeln eingehen: wenngleich bezogen auf andere Affektbereiche. (Es existiert von diesem Stück auch eine Quelle Concerti für ein und zwei Blockflöten mit einer Version in D-Dur für Querflöte, die aber als sekundär eingestuft werden kann.) Das Für eine solistische Blockflöte sind zwei gesi- F-Dur-Concerto ist in lupenreinem italieni- cherte Werke erhalten, TWV 51: C1 sowie TWV schem Stil geschrieben, der deutlich an typisierte 51: F1, beide – wie bei Telemann mit nur weni- Opernarien denken lässt. Erster Satz eine Af- gen Ausnahmen üblich – viersätzig. 2010 wurde fettuoso-Arie, zweiter Satz eine dramatische Epi-

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leben nicht so populär sind, wie andere Werke ZU VERKAUFEN Telemanns, etwa die a-Moll-Ouvertüre oder das e-Moll-Doppelkonzert. Wir können aber wohl Adrian Brown: Alt 392, davon ausgehen, dass diese beiden Concerti Bezey, Buchsbaum Schwesterwerke sind und für denselben Virtuo- Top-Zustand: gut einge- sen geschrieben wurden. spielt, aber wenig gespielt Das Concerto da camera in g-Moll gehört deut- VB: € 2.000 lich zu einem anderen Typus. Es ist ein typisches Beispiel für eine Komposition im „gemischten“ Ulrike Volkhardt Stil und „riecht teilweise sehr nach Frankreich“, 0171/5267827 – [email protected] etwa nach den italianisierenden Concerti fran- zösischer Komponisten wie Naudot, Corette, Boismortier, Blavet u. a. Auch die Grenze zwi- sode, in der sich ein „Held“ dem durch den Bass schen Concerto, Sonate und Suite ist fließend: symbolisierten „Schicksal“ widersetzen will. Das fünfsätzige Stück setzt sich zusammen aus einem ritornellartig angelegten Concertosatz, ei- Beide Concerti werden beschlossen von Sätzen nem Siciliano im kammermusikalischen Qua- in Menuett-Struktur mit virtuosen Sechzehntel- dro-Stil und zwei französischen Tanzsätzen Figurationen der Solostimme, im C-Dur-Con- (Bourrée und Menuett), durchsetzt mit den für certo integriert in den ausgedehnten Gesamtsatz, Telemann typischen virtuosen Passagen für die im F-Dur–Concerto als ein Double der ersten Blockflöte. Violin-Stimme des Menuett II. Nach Quantz werden solche Menuette im Tempo Viertel = 160 Für zwei Blockflöten und Streicher sind uns gespielt. Das ergibt innerhalb dieses Tempos zwei Werke überliefert: TWV 52: a2 (in der dann einen solistischen Anteil im Presto-Tempo. Dresdner Quelle als „Grand Concert“ bezeich- Nichtsdestoweniger „liegen“ die Solostimmen net) und TWV 52: B1, die, ebenso wie die beiden für die Spieler gut in der Hand. Die Solostimme großen „italienischen“ Solokonzerte für Block- wird auch nie vom Orchestersatz zugedeckt. flöte, eine gemeinsame Sprache sprechen, näm- Beide Werke sind ein Beweise für Telemanns lich „französisch mit leicht italienischem Ak- Diktum „gib jedem Instrument, was es leyden zent“. Die Blockflöten bilden mit dem Basso kann“. Die virtuose Blockflötenschreibweise Te- continuo ein typisches Holzbläsertrio nach fran- lemanns ist denn auch absolut idiomatisch und zösischem Muster mit häufigen Terzenführun- weist Spielfiguren auf, wie z. B. die vielen repe- gen in den Oberstimmen. Virtuosität steht dabei tiert gestoßenen Sechzehntel, die sich in seiner deutlich im Hintergrund, kammermusikalische Musik für Traverso und Oboe niemals finden, Trio-Faktur ist die Regel. Die Blockflöten spie- jedoch auch in seinen Sonaten und Kammermu- len alle Tuttipassagen der Streicher mit und ver- sikwerken für Blockflöte. schaffen somit beiden Werken ein ganz eigenes Kolorit. Die durchgehend französischen Satz- Eine Besonderheit der beiden Concerti ist nicht überschriften sind das eine, die Verwendung von nur ihre hohe Tessitura für die Blockflöte, son- französischen Tanzformen in den jeweils dritten dern auch die Verwendung von fis3, a3 und c4, und vierten Sätzen das andere stilistische Merk- was auf einen Instrumententyp mit weiter Men- mal dieser Werke, für die sicher auch eine Aus- sur hinweist. Heutzutage lassen sich die Con- führung „à la francaise“ mit entsprechenden certi auf einer klappenlosen Altblockflöte nur „Agréments“ und Ausdrucksmitteln, wie „Flat- mit gelegentlichem Schließen des Ausgangslo- tements“, angebracht sein dürfte.  ches durch Aufstützen spielen. Nur dieser Um- stand kann der Grund sein, dass sie im Konzert- Teil II folgt in TIBIA 1/2012

586 TIBIA 4/2011 Summaries for our English Readers

Summaries for our English Readers

Günther Joppig Okarinas of Porcelain, Made in Meissen the recorder that advances our knowledge of the Okarinas made of terracotta or ceramic are on instrument, its depiction in works of art, makers, offer at very reasonable prices in music shops. making, players, playing technique, perfor- These vessel recorders, also made of porcelain mance practice and repertory, in the past or pre- with the painted or stamped signature “Meis- sent. He has surveyed as many period icals and sen” can be found in antique shops or at auctions books in English, Dutch, French, Spanish, Ger- at exorbitant prices, as many dealers consider man and Italian published during 2007 as he these small works of art with the classic designs could readily obtain (in addition, a few earlier of onions and flowers of the field to have been items have reached him). manufactured by Meissen State Porcelain. For the past ten years or more, the author has inves- Michael Schneider tigated in public and private collections and … nearly all common instruments. An overview archives, the history of these instruments made of Telemann’s concertos for wind instruments of porcelain and thus identified the manufactur- Georg Philipp Telemann’s work appears initially ers of porcelain okarinas as two companies in to be utterly confusing due to the sheer quantity Meissen in Saxony, Max Freyer and Moritz involved. This does not apply to his concerto Schulze. Further important sources were the is- compositions to quite the same extent as his can- sues of Zeitschrift für Instrumentenbau (Maga- tatas, however, there are up till now only few zine for instrument making) and Paul de Wit’s publications which throw some light and clarity Weltadressbuch also the catalogues of whole on the subject. With his orchestra La stagione salers for musical instruments. Frankfurt and selected soloists, the author has Translation: Angela Meyke made eight CDs of the Telemann concertos for David Lasocki one or two solo wind players with orchestra or The Recorder in Print: 2008, Part I instrumental ensembles. In his article, he gives an overview of the practical experience and This is the twentieth of a series of reviews of knowledge he acquired musically in relation to significant new research on the recorder. By “re- Telemann’s concertos for wind instruments. search” Lasocki means anything written about Translation: Angela Meyke Flötenhof Kurse 25 Jahre 1984-2009 Schwabenstrasse 14 Konzerte 87640 Ebenhofen Tel.: 08342-899 111 Musikunterricht www.alte-musik.info

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Myriam Koch Blockflötenprojekt in Bolivien Projektbericht

Am 4. Januar und Aufbau eines Anfängerunterrichtes. In der 2011 war es Musik der Einheimischen werden verschiedene endlich so- Flöten gespielt, die Bauform der Blockflöte ist weit: Das Flug- aber eher unbekannt. Aus diesem Grund wollte zeug Richtung ich gerne Flöten für den Unterricht von Bolivien hob ab. Deutschland aus mitnehmen. Von der Firma Bevor dies end- Moeck Musikinstrumente erhielt ich zehn Holz- lich wahr werden flöten. Darüber hinaus warb ich in meiner Hei- konnte, mussten matgemeinder für das Projekt und erhielt weite- in den vergange- re 16 gut erhaltene, gebrauchte nen Wochen aber Blockflöten. noch viele Dinge erledigt werden. Die ersten Wochen in Bolivien nutzte ich für die Erweiterung Nach Ende meines Studiums meiner Spanischkenntnisse. Da- und vor Eintritt ins Berufsle- neben war ich auch auf der Suche ben wollte ich gerne nach nach Literatur, um die gebräuch- Südamerika. Um die Men- lichen Bezeichnungen für Ton- schen vor Ort mit ihrer Kul- höhen und Tondauer sowie die tur und ihrer Sprache ken- Namen der einzelnen Finger zu nen zu lernen, entschied ich lernen. Anders als in Europa wer- mich für eine Freiwilligen- den in Bolivien für die Tonhöhen die arbeit in einer Kirchenge- in Europa eher für die Solmisation meinde im Osten Boliviens. Gemeinsam geläufigen Namen verwen- mit dem Priester der Gemeinde überlegte ich, det. was ich während meines viermonatigen Aufenthaltes tun könnte. Mit Beginn des neuen Wir fassten ein Schuljahres, Anfang Feb- Blockflötenprojekt ruar, startete ich die ers- ins Auge. ten Gruppen. Angespro- chen waren vor allem Neben den üblichen Kinder und Jugendliche Reisevorbereitungen zwischen sechs und 14 wie Flug buchen, Vi- Jahren. Das Interesse sum beantragen und war groß, und so füllte Auffrischen der Impfun- sich die Liste inner- gen stöberte ich in mei- halb weniger Tage. nen Flötennoten zu Hau- se, was davon brauchbar Neben den Kin- wäre und informierte mich dern interessierten sich bei meinem ehemaligen auch junge Erwachsene für das Musiklehrer, über Methodik Blockflötenspiel. Mit Hinblick auf mögliche

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„Nachwuchslehrer“ unterrichtete ich daher eine ohne die Annehmlichkeiten von Wasch- und weitere Gruppe am Abend nach der Abendmes- Spülmaschine ist das Alltagsleben in Bolivien se und hoffte, dass sich vielleicht der eine oder nicht immer einfach und oft jede helfende Hand andere vorstellen könnte, den Flötenunterricht notwendig. Für mich hieß dies dann in vielen nach meiner Rückkehr nach Deutschland wei- Gruppen Kinder auf etwas un- terzuführen. terschiedlichen Niveaus zu ha- ben und koordinieren zu Da die Gemeinde müssen. bisher nicht auf Musikun- Mit Beginn des Monats terricht ausge- März begann ich zusätzlich richtet ist, war in einer kleinen Dorfge- ein bisschen meinschaft, die zu unserer Improvisation Gemeinde gehörte, mit gefordert. Eine Flötengruppen. Die Ge- kleine Tafel war meinschaft liegt etwa sehr hilfreich für 3 km außerhalb des die ersten Schritte, Hauptdorfes und ver- und danach dienten fügt weder über fließen- Tische und Stühle des Wasser noch über Strom. Die als Notenständer. Begeisterung war riesig, und so startete ich drei Gruppen mit jeweils 10 Kindern. Der Unterricht selbst Ich unterrichtete im Klassen- ist etwas an ders or- raum der ersten und zweiten ganisiert als in Eu- Klasse der Schule der Gemein- ropa üblich. Mit je- schaft. Bei jeder Stunde war der Gruppe traf gefühlt die Hälfte der Dorfbe- ich mich montags wohner anwesend und scharrte bis freitags täg- sich an Fenstern und Türen, um lich eine Stunde. möglichst viel mitzubekommen. Die Kinder wa- Sehr beeindruckend war, mit wel- ren mit Feuer- chem Eifer die Kinder lernten und eifer dabei und sich versuchten gegenseitig zu über- wären auch gerne noch am tönen. Mit der Zeit haben sie aber Wochenende zum Unterricht gekom- auch ein Ohr dafür bekommen, zu- men.

Durch den täglichen Unterricht lernten die Kinder und Jugendlichen sehr schnell. Al- lerdings stellte sich schon bald nach Beginn des Schuljahres eine ähnliche Herausfor- derung wie in Deutschland: manche der Kinder erschienen nur sehr unregelmäßig zur Flötenstunde. Gründe waren neben den Hausaufgaben vor allem, dass sie zu Hause bei der Erledigung der Aufgaben mithelfen mussten. Bei durchschnittlich sechs bis acht Kindern pro Familie und

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sammen zu spielen statt einen Wettkampf aus- Deutschland für ein Jahr in der Gemeinde arbei- zutragen, wer als erstes am Ziel ist oder am Lau- ten und das Blockflötenprojekt weiterführen. testen spielen kann. Bolivien ist ein sehr faszinierendes Land, gerade Schließlich konnten wir am Ende sogar mit einer auch, was die Musik betrifft. In dem Dorf, in Gruppe von Kindern aus der Dorfgemeinschaft dem ich arbeiten durfte, hat sich schon vor eini- am Ostersonntag die Abendmesse gestalten. gen hundert Jahren die traditionelle Musik mit Nach einer Zeit von nur etwas mehr als sieben der Barockmusik Europas gemischt, die die Je- Wochen hatten sie so viel gelernt, dass wir einige suiten mitbrachten. Daraus entstand eine sehr Stücke im Fünftonraum (g1 – d2) in unserer lebendige Mischung. Musik gehört in Bolivien Hauptkirche zur Aufführung bringen konnten. untrennbar mit den Menschen zusammen, und so wird häufig gesungen, musiziert und getanzt. Aus der Gruppe der Jugendlichen hat sich tat- sächlich ein junger Mann gefunden, der mich be- Die Arbeit mit den Kindern faszinierte mich je- reits beim Unterricht in der Dorfgemeinschaft den Tag aufs Neue. Ich freue mich, dass ich den tatkräftig unterstützte. Dadurch konnten wir die jungen Menschen, besonders denjenigen der doch recht großen Gruppen dort aufteilen und Dorfgemeinschaft, eine Möglichkeit bieten den Unterricht so deutlich effektiver gestalten. konnte, sich zu beschäftigen und ihre musikali- Darüber hinaus war er so begeistert vom Flö- sche Ader herauszufordern. Außerdem stellen tenspielen, dass er nun auch den Unterricht in sie als neue Gruppe innerhalb der Pfarrgemeinde der Gemeinde fortsetzt. Außerdem wird ab Au- eine Bereicherung der Gottesdienstgestaltung gust dieses Jahres eine weitere Freiwillige aus dar. 

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Annette Bock Von Flötenkönigen und vielfältigen Unterrichtsmöglichkeiten – ein Praxisbericht und ein Ausblick

Das Heft Der Flötenkönig umfasst mehrere Stü- anderen Kindern beim Zuhören langweilig wer- cke mit sehr bildhaften Namen und kam gerade den würde. Ich regte die Kinder dazu an, das Recht, als ich für eine Gruppe Schüler an einer Konzert selbst zu moderieren. Daraufhin hatte Grundschule etwas zum Einstudieren suchte. eine Schülerin die Idee, dass man doch eine Ge- Nach einer etwas längeren Übephase kam die schichte schreiben könnte. Die Kinder fanden Frage auf, ob man die Stücke nicht den anderen die Idee sehr gut und kamen darüber ins Nach- Schülern aus dem Offenen Ganztag vorführen denken über die Musik: „Was sagt denn die sollte. Eine ältere Schülerin erklärte sich bereit, Musik über den Flötenkönig aus? Ist er traurig den Altflötenpart zu übernehmen, der schwieri- oder fröhlich, gelangweilt oder im Stress?“ Die ger ist als die Sopranflötenstimme und wesent- Kinder hörten sich daraufhin beim gegenseitigen lich dazu beiträgt, den unterschiedlichen Stücken Vorspielen und Üben noch einmal genauer zu, ihren jeweiligen Charakter zu verleihen. und so nahm eine Geschichte langsam Gestalt an:

Allerdings wurde es für zu langweilig erachtet, „Ein König saß in seinem Königreich und ihm die einzelnen Stücke einfach nur vorzuflöten. war den ganzen Tag langweilig. Als aber eine Gemeinsam wurde überlegt, wie man die Stücke gute Fee erschien und im sagte, dass er einen miteinander verbinden könnte, ohne dass den Wunsch frei hätte, so wünschte er sich ein In-

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Inhalt: 1. Der Flötenkönig, 2. Die Königin, 3. Der Prinz, 4. Die verliebte Prinzessin, 5. Der müde Schlosshund, 6. Der Hofnarr, 7. Das königliche Pferd, 8. Der königliche Gärtner, 9. Die Schatzkammer, 10. Das Schlossgespenst, 11. Der königliche Leibarzt, 12. Der Kammerdiener, 13. Der königliche Bote, 14. Der königliche Berater, 15. Die Köchin, 16. Die Schlossmäuse. Die ersten sechs Stücke bewegen sich 1 2 q 15. Die Köchin im Tonraum zwischen g und d (notiert, nicht klingend), Allegro ( . = 104) j j 6 j j œ œ œ j œ œ œ œ œ œ œ œ j œ œ œ 1 1 1 1 † 8 œ œ œ œ œ œ œ œ J J œ J œ œ œ œ dann kommen e und d hinzu und zum Schluss f und fis . œ k œ k œ k œ k œ k œ k œ k œ k & 68 œ k œ k œ k œ k 1. Der Flötenkönig h Theodor Köhler (*1974) Allegro ( = 120) 7 # ...... 1. 2. 4 œ œ œ œ œ œ œ œ œ œ œ œ ˙ œ œ œ j . j œ œ k œ k j j S † 4 œ. œ. . . œ. † œ œ œ œ k œ k . œ œœœ œ œ œ œ œ k œ œ . . œ. . . œ œ œ œœ œ œ œœ # . œ. œ œ. . œ. œ œ. . œ. œ œ. œ. ˙ . œ. œ œ. & 4 œ œ œ œ œ k œ œ k œ k . œ k œ œ k œ k œ k œ k œ œ œ œ k œ k œ k A & œ J . œ J 6 # 12 j œ. œ. œ. œ œ. œ œ œ. œ. œ. œ. œ. œ. ˙ j j j œ k k j j œ œ œ † . œ. . . ˙ ˙ † œ œ œ k œ œœœ œ œ œ œ œ k #œ œœœ œ œ œ œ œ œ œ œ . œ. . . . œ. . ˙ k k # œ. œ œ . œ. œ œ. œ. œ œ . œ. œ œ k k k œ k œ œœœ#œ œ œ k k œ k & œ ˙ ˙ œ & J œ œ œ œ œ œ J œ k œ œ

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Berichte

strument. So geschah es. Ehe er sich versah, hatte Entweder spielen die Flötenkinder im Wechsel er eine kleine Flöte in der Hand, auf der er bald auch die nach Möglichkeit selbst ausgedachte fröhliche Melodien spielen konnte … Bald Geschichte als Theaterstück, oder man bittet die wurde er landauf, landab nur noch „Der Flöten- Theater-AG, diesen Part zu übernehmen. Für könig“ genannt …“ das Musizieren in der Klasse kann man natürlich alle Aufgaben auf verschiedene Kinder verteilen. Auch die übrigen Stücke wurden, soweit sie Sollten Kinder noch nicht in der Lage sein, ein- schon vorspieltauglich eingeübt waren, in die zelne Stücke auf der Flöte mitzuspielen, so kann Geschichte eingebunden. Den größten Spaß hat- ein Vorspiel auf Boomwhackern, Trommeln ten die Kinder daran, sich gegenseitig zu über- oder sonstigem zur Verfügung stehendem In- treffen, wie sehr doch die Schlossmäuse die arme strumentarium improvisiert werden, entweder Köchin geärgert haben. Und da das in der Ge- als Untermalung der vorgetragenen Geschichte schichte unbedingt vorkommen musste, gaben oder tatsächlich als Vorspiel zum eigentlichen sich die Kinder besonders viel Mühe beim Üben Stück. des schwierigsten Stückes des Heftes. Die Auf- führung vor den anderen Kindern wurde für Zum Vortragen der Instrumentalstücke: meine Schüler zum großen Erfolg. Die Schüler können die Werke je nach Könnens- stand und Selbstvertrauen in der großen Gruppe Weitere Einsatzmöglichkeiten der Stücke: spielen. Vielleicht gibt es auch Kinder, die gerne Sollte man viel Zeit zur Verfügung haben, so alleine bzw. mit einem Duettpartner vorspielen kann der Lehrer seine Schüler auch bitten, Bilder möchten: Ihnen kann man einen Solopart über- zu den Instrumentalstücken oder der entstande- tragen. nen Geschichte zu malen. Ggf. ist auch eine Kunst-AG im Offenen Ganztag gern dazu be- Beim Klassenunterricht könnte man die Stücke reit. Die Bilder könnten in einer kleinen Austel- ggf. auch mit Texten passend zur Geschichte un- lung bewundert werden oder sogar als Kulisse terlegen und einen Teil der Kinder singen lassen … für ein kleines Theaterstück dienen. Natürlich können auch die im Heft befindlichen Ausmal- Der eigenen Fantasie sind keine Grenzen ge- bilder ausgestellt werden. setzt. Lang regiere der Flötenkönig! 

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Moments littéraires Serie von Ulrich Scheinhammer-Schmid

Tod im Orchestergraben – Arthur Schnitzler schildert einen Vorfall am Flötenpult

Nein, es handelt sich bei dieser Folge nicht um Tod der Armen charakterisiert: „Ihr Tod ist na- einen Krimi im Opernmilieu! Es geht um einen türlich banal, ohne alle Umstände.“ 2 Zur an- kleinen, unscheinbaren Tod und um den Ab- schaulich-knappen Schilderung der Ereignisse stand zwischen denen da oben, in der Fürstenlo- tritt am Ende die tragische Ironie, wenn der ge, und denen (buchstäblich) da unten, im Or- Fürst lächelnd „seinem getreuen Volke“ signali- chestergraben. Und es geht um Musikerträume siert, „daß sich der Flötenspieler Florian Wen- und Musikerfrustrationen – ein Holzbläser-Ge- delmayer vollkommen wohl befinde“. genstück zu Patrick Süskinds Ein-Personen- Stück Der Kontrabass. Das Thema „Flöte“ hat Schnitzler übrigens noch einmal aufgegriffen. 1911 erschien seine (1909 Arthur Schnitzler, 1862 in Wien geboren und entstandene) Erzählung Die Hirtenflöte – eine 1931 in Wien gestorben, ist berühmt geworden der Traumsphäre angenäherte Geschichte von durch seine subtilen Seelengemälde, die als Dra- Irrungen und Wirrungen einer Ehe. In ihr folgt ma wie als Prosaerzählung viele begeisterte Be- die junge Frau mit dem sprechenden, von Dio- wunderer fanden, wobei insbesondere die Ver- nysos, dem Gott der Begeisterung und des treter der Psychoanalyse früh auf das Werk des rauschhaften Außer-sich-Seins abgeleiteten Na- von Skandalen umwitterten Autors aufmerksam men ›Dionysia‹ dem Lockruf der Flöte eines wurden. Der Fürst ist im Hause ist zwar eine fremden Hirten, weil sie ihr Gatte, weit älter als frühe, 1888 entstandene und überraschender- sie, ausdrücklich aufgefordert hat: „Ja, ich ver- weise erst 1932 aus dem Nachlass erschienene lange vielmehr, daß du jeder Neugier, die sich in Erzählung Schnitzlers,1 sie zeigt aber schon seine dir regt, jeder Sehnsucht, die dich lockt, ohne Zö - diffizil abschattierte Kunst der Schilderung in- gern Folge leistest, wohin sie dich auch führe.“ nerer Vorgänge und ihrer Beziehungen zur Au- ßenwelt der Figuren. So schickt er sie zu dem Hirten in den Wald und beobachtet sie aus seinem Forscher-Turmge- So wechselt mehrfach die Perspektive: der Leser mach: „Noch nicht lange stand er oben an der blickt anfangs als Zuschauer auf den mit dem kleinen Fensterluke, die Augen talwärts ge- vollen Namen eingeführten Musiker, aber schon wandt, als er sah, wie seine Gattin in einem selt- während der ersten Sätze taucht er ein in die Ge- sam schwebenden Gang, den er nie an ihr ge- danken und Erinnerungen des Flötisten. Sie wer- kannt hatte, über die Wiese eilte, dem nahen den durch die Pause von „zweiundvierzig Tak- Walde zu, aus dessen Schatten das Flötenlied ihr te[n]“ unterbrochen, in der der Fürst die Hof- entgegenklang. Bald verschwand sie unter den loge betritt. Während dieser wenigen Takte er- Bäumen, und in der nächsten Minute hörte Eras- öffnet Schnitzler in knappen Sätzen die tragische mus die Flöte verstummen.“ Dionysias Auf- Bilanz eines Musikerlebens, von den begeiste- bruch ist der Anfang einer langen Kette von rungsvollen Anfängen bis zum zutiefst desillu- Abenteuern, die damit beginnen, dass sie die sionierten Ende. Und nun wird das deutlich, was Flöte des Hirten zerbricht: Sie „nahm dem Stau- Rainer Maria Rilke in seinem Roman Die Auf- nenden die Flöte aus der Hand, brach sie entzwei zeichnungen des Malte Laurids Brigge als den und schleuderte ihm die Stücke vor die Füße

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______hin“. Mit wachsender „Intensität und Exzessivi- ANMERKUNGEN tät“ gibt sich Dionysia immer neuen Männern 1 Reinhard Urbach: Schnitzler-Kommentar zu den erzäh- und Schicksalen hin, bis sie schließlich zu ihrem lenden und dramatischen Werken; München 1974 (Verlag Mann Erasmus zurückkehrt. Dort muss sie aber Winkler), S. 82 2 erkennen, dass sie für ihn „nur Versuchsobjekt Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Lau- 3 rids Brigge, in: Rilke: Werke in drei Bänden, Band 3, Pro- war“, und verlässt ihn. sa; Frankfurt am Main 1991 (Insel Verlag), S. 114 3 Michaela L. Perlman: Arthur Schnitzler; Stuttgart 1987 Ist hier die zerbrochene Flöte Symbol für das (Sammlung Metzler 239), S. 114. – Der Text der Erzäh- Zerbrechen der bisherigen Existenz, so erinnert lung in: Arthur Schnitzler: Gesammelte Werke. Die erzählenden Schriften, 2 Bände, Band 2; Frankfurt am die Flöte Florian Wendelmayers eher an „des Main 1961 (S. Fischer Verlag), S. 11-41 (auch unter Todes Schlummerflöten“, die Conrad Ferdinand www.zeno.org) Meyer in seinem Gedicht Das Ende des Festes 4 Conrad Ferdinand Meyer: Gedichte. Mit einem Nach- besingt: wort und einer Bibliographie von Walter Flemmer; Mün- „Um die welken Kränze zieht ein Singen … chen o. J. (Goldmanns Gelbe Taschenbücher 1414), S. 96 Still! Des Todes Schlummerflöten klingen!“4

Arthur Schnitzler Der Fürst ist im Hause Florian Wendelmayer saß auf seinem Platze im und Florian guckte über die Orchesterrampe Orchester, die Flöte an den Lippen, und sah hinüber in das schöne, helle gefüllte Haus. Die aufmerksam auf den Kapellmeister hin, der meisten Leute kannte er. Die Stadt war nicht eben zweimal mit dem Taktstocke auf sein Pult groß, und es waren immer dieselben, die ins geklopft hatte. Im ganzen Hause war es still Theater kamen. Jetzt ging eine leichte Bewe- geworden. Die Ouvertüre begann. Florian gung durch das Haus, und man wandte die Au- Wendelmayer blies die Flöte, wie alle Tage seit gen zur Hofloge, wo eben der Fürst an der Seite siebzehn Jahren. Er sah nicht mehr auf das No- seines Adjutanten erschienen war. Der Fürst tenblatt; hundertmal hatten sie ja schon dassel- rückte den Sessel zurecht, und zwar ganz leise, be Stück gespielt, er kannte es auswendig. Ganz fast unhörbar, er war immer sehr rücksichts- mechanisch blies er seinen Part. Er hörte ei- voll. gentlich nicht einmal zu. Seit siebzehn Jahren saß er da, auf demselben Stuhle, vor demselben Die zweiundvierzig Takte waren um, und die Pulte. Drei Kollegen hatten schon neben ihm Flöten setzten wieder ein. Es kam der Schluß gesessen und geblasen. Einer war gestorben, der Ouvertüre. Sehr laut, lärmend, alle Instru- zwei hatten an andern Theatern Stellungen er- mente spielten mit. Endlich drei breite, von halten. Jetzt saß ein junger Mann neben ihm, Trommelschlägen begleitete Akkorde, und der der nebenbei auch Privatstunden gab. Florian Vorhang ging in die Höhe. Ein altes Lustspiel hatte die seinen verloren, daran dachte er wäh- wurde aufgeführt, dessen erste Aufführung rend der Ouvertüre, und er überlegte, ob er Florian vor zehn Jahren mit angesehen hatte. wieder ein Inserat ins Wochenblatt geben soll- Die meisten Musiker eilten ins Freie. Es war te, um vielleicht eine neue Lektion zu bekom- ein warmer Frühlingsabend, und da pflegten men. sie hinter dem Theater hin und her zu spazieren oder sich auf die grün angestrichene Bank zu Und jetzt kam eine große Pause für die Flöte. setzen, die draußen stand. Sie plauderten und Zweiundvierzig Takte mußte sie schweigen, rauchten Zigaretten.

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Florian blieb aber im Theater auf seinem Platz nen Hauptes seinem Platze zuschritt. Auch der sitzen. Was sollte er draußen tun? Wegen der Kapellmeister trat ein, setzte sich auf seinen er- paar Minuten! Es war langweilig und überflüs- höhten Stuhl und nahm den Taktstock zur sig. Er legte die Flöte vor sich hin auf das Pult Hand, um sofort beim Fallen des Vorhangs das und sah auf die Bühne. Ach ja, das alte Stück! Zeichen zum Beginn der Musik zu geben. Der Es kam ihm sonderbar vor, wenn die Leute Vorhang senkte sich unter lebhaftem Applaus. lachten. Immer wieder dieselben Späße, und Und schon fiel das Orchester ein; das Lachen immer wieder klatschte man Beifall, lachte, un- und Plaudern im Zuschauerraum mischte sich terhielt sich. Florian wollte, es wäre schon aus. drein. Es war ganz seltsam lärmend heute, so Dann könnte er hinüber ins Wirtshaus gehen, schien es wenigstens dem Florian Wendelmay- sein Glas Bier trinken und dann nach Hause ins er. Es war auch heißer als sonst, und als er einen Bett. Er war so abgespannt, er fühlte sich alt. Ton auf der Flöte ziemlich lang aushalten muß- te, schwindelte ihm ein wenig. Er setzte wieder Wie lange, wie viele Jahre saß er nun schon da; ein ... wie merkwürdig, die Hände wurden ihm er erinnerte sich kaum, daß es je anders war. so schwer. Er blies weiter. Wieder überkam ihn Und doch, was war er einmal für ein Mensch ein Schwindel. Es wurde dunkler im Hause ... gewesen. Er hatte komponiert, Lieder, Sym- es schwankte ... die Lichter verlöschten. Die phonien; seine Lieder waren sogar in manchem Flöte entfiel Florians Händen. Welch ein Lärm. Konzert gesungen worden vor fünfzehn, Das Haus stürzt ein! Und Florian wollte auf- zwanzig Jahren. Nun gab es für ihn keine Me- stehen, sich retten, – er sah nichts mehr. Die lodien mehr! Seine Liebe für die Musik war Füße waren ihm schwer. Er konnte sich nicht nach und nach erstorben. Es war ihm alles nur rühren. Und da stürzte er vom Sessel herunter Geräusch und Lärm, unausstehlich all das Gei- vor das Pult hin, und der Sessel fiel nach rück- gen- und Flötenspiel, das die Leute entzückte. wärts. Es klang dumpf. Die Musikanten wand- Aber es mußte weiter geflötet werden, er lebte ten sich hin. Der Nachbar Florians sprang er- davon. Ach, wie liebte er früher seine Kunst! schrocken auf. Im Publikum merkte man die Er hatte seine Schulen nicht beendet, hatte Unruhe, erhob sich von den Sitzen. Der Fürst nichts studiert. Stundenlang war er durch den in seiner Loge beugte sich über die Logenbrüs- Wald gewandert, Melodien rauschten in ihm, tung, aber der Kapellmeister, dem der Schweiß er hörte nur zu. Nur wenig schrieb er auf. Es auf der Stirne stand, hob und senkte den Takt- war nicht möglich, all diesen Überfluß festzu- stock und sagte ziemlich vernehmlich: »Wei- halten. Das Wehen der Luft, das Säuseln der terspielen!« – »Was ist’s, was ist’s?« fragten die Bäume, seine knisternden Schritte wurden zu Leute, und die Direktorin stürzte von der Büh- Musik. ne zur Türe des Orchesters heraus. Man wußte es schon. Einem Flötisten war unwohl gewor- All das war lange vorüber, auch der Schmerz, den. Der Kapellmeister schlug noch immer daß es entschwunden war, lang vorüber. Nun Takt, aber man spielte nicht mehr. Aller Augen spielte er seine Flöte und tat seine Pflicht, ruhig richteten sich nach der Türe des Orchesters. und dürftig floß sein Leben hin. Zwei Theaterdiener waren dort zu sehen, und zwischen Trommler und Posaunisten schritten Das ganze Haus lachte. Auch Florian lächelte sie zu dem Platze hin, wo Florian Wendelmay- – er lächelte zum hundertsten Mal über diesel- er lag. Sie hoben ihn auf, er hatte die Augen ben dummen Späße. Der Aktschluß war nahe. halb offen, seine Unterlippe hing schlaff herab. Die niedere Orchestertür öffnete sich, und die Sie nahmen ihn bei den Armen, legten ihn auf Musiker erschienen wieder. Alle bückten sich, ihre Schultern, faßten ihn um den Rücken und nicht an den Türpfosten anzustoßen, außer schleppten ihn so hinaus. Man konnte im Zu- dem kleinen Kontrabassisten, der hocherhobe- schauerraum glauben, er ginge selbst. »Was

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ist’s, was gibt’s?« flüsterte man im Publikum. in dem Raum, und vom Zuschauerraum drang »Es ist nichts, nein, nein, wirklich nichts, ein ein dumpfes Gemurmel her. Musikant ist unwohl, er kann ja selbst gehen.« Und kaum hatte sich die Orchestertüre ge- »Ich bitte um Licht«, sagte der Doktor, »ich schlossen, so tat der Kapellmeister zwei Schlä- sehe nichts.« ge auf das Pult, und die Musik begann zu spie- len. Der andere Flötist hob Florians Stuhl auf Ein Herr nahm das Öllämpchen von der Wand. und legte die Flöte des Kollegen darauf. Die Ein schwacher Schein fiel auf das Antlitz Flo- Zuschauer aber wollten sich noch nicht beru- rian Wendelmayers. Der Doktor betrachtete es higen. Hinter der Orchestertüre stand die Di- aufmerksam, indem er noch immer den Puls rektorin. »Gerade heute«, rief sie aus, »gerade hielt. »Der Mann ist ja tot«, rief er aus. Wäh- heute der Lärm, wenn Seine Durchlaucht zu- rend alle erschrocken dastanden, trat ein Lakai gegen ist! Hat er denn nicht selber gehen kön- ein. »Seine Durchlaucht geruhen sich zu er- nen?« kundigen«, sagte er, »wie sich der erkrankte Musikant befindet.« Die zwei Männer legten den Flötenspieler in dem schmalen Gange, der zur Straße führte, »Bitte sehr, Seiner Durchlaucht ehrfurchtsvol- auf den Boden und blieben ruhig stehen. »Der len Dank zu melden«, entgegnete die Direkto- Schlag hat ihn getroffen«, sagte der eine. Die rin mit etwas gepreßter Stimme, »dem Musi- Frau Direktorin betrachtete den Sterbenden. kanten geht es schon besser.« Der Lakai ging Bis hierher hörte man das Murmeln des Publi- ab. Und nun dankte sie für die freundliche Teil- kums. Jetzt kamen auch einige Herren herzu, nahme und bat höflichst, sich aus dem engen fragten, erkundigten sich sehr besorgt. »Ach«, Gang, wo es ja ohnehin so unbequem sei, zu meinte die Frau Direktorin, »es ist nichts, ich entfernen. Die Herren aus dem Publikum wa- bitte recht sehr, sich nicht weiter zu bemühen, ren bewegt. Es war so seltsam, daß sie nun wie- es ist wirklich nichts. Er schlägt schon die Au- der ins Theater zurück sollten zu einem lusti- gen auf. Das Nötige ist schon veranlaßt. Ist der gen Stück, und sie fanden darin wieder einmal Doktor verständigt?« einen Beweis dafür, was das Leben für ein selt- sames und widerspruchsvolles Ding wäre. Und »Der Müller ist um ihn gegangen«, erwiderte langsam gingen sie. Die Türe gegen die Straße ein Arbeiter. zu war weit offen. Spaziergänger, die die Un- ruhe und Bewegung in dem Gange bemerkt Nun kamen auch Leute von der Straße herein. hatten, blieben davor stehen. Die weiche Luft Die Direktorin war verzweifelt. »Ich bitte des Frühlingsabends zog herein. Die Direkto- recht sehr, kein Aufsehen zu machen, es ist ja rin wandte sich an die Umstehenden aus dem nichts geschehen. Ich bitte die Herrschaften, Publikum. »Man braucht es im Hause nicht zu sich zu entfernen. Wo nur der Doktor bleibt?« erfahren, nicht wahr?« meinte sie.

Eben kam er. Man machte ihm Platz. »Aber Nein, nein, sie würden nichts sagen. was ist denn das«, sagte er, »man legt doch ei- nen Kranken nicht auf den Fußboden, das ist ja »Hat er Familie?« fragte der Doktor. unglaublich. Trage holen, rasch.« »Nein«, erwiderte die Direktorin, »es ist ja der »Trage holen«, wiederholte die Direktorin. Wendelmayer.«

Der Doktor beugte sich zu dem Flötisten nie- »Ach, richtig, der Wendelmayer«, sagte der der und fühlte ihm den Puls. Es war ganz still Doktor mit einem ganz beruhigten Ausdrucke,

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als wenn er hätte sagen wollen, »die Wendel- ruhigend. Eben ging der Vorhang auf, als die mayers mögen nur ruhig sterben, das tut Türe der fürstlichen Loge geöffnet wurde und nichts«. Und er stand auf und hing die Öllampe man einen Lakaien eintreten sah. Der Fürst wieder an die Wand. Zwei Arbeiter waren ge- wandte sich zu ihm um. »Der Musikant befin- kommen, draußen stand die Bahre bereit, und det sich wohl, Hoheit«, sagte der Bediente. sie hoben den Toten auf, um ihn darauf zu legen. Der Fürst sah wieder hinunter ins Publikum, Im Theater war es ruhiger geworden. Die Mu- aus dem einige Köpfe sich zu ihm wandten. Er sik spielte. Man erwartete den Anfang des glaubte eine Frage darin zu lesen und nickte zweiten Aktes. Die Herren, welche den Toten freundlich Antwort. Er teilte seinem getreuen gesehen hatten, waren gefaßt und würdig, und Volke durch ein beruhigendes Lächeln mit, daß wenn man sie nach dem Befinden des Musi- sich der Flötenspieler Florian Wendelmayer kanten fragte, so antworteten sie ernst und be- vollkommen wohl befinde.

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Statt einer Rezension Reihe von – teils sachlichen, teils redaktionel- len – Mängeln und Schwächen auf, die geeignet sind, die fachliche Seriosität des Planes und den Verband deutscher Musik - vom VdM angestrebten Nutzen für die prakti- schulen e. V. (Hg.): Lehr- sche Arbeit an Musikschulen in Zweifel zu zie- plan Querflöte hen. 1. Auflage 2011, Kassel 2011, Gus- Beispielhaft will ich einige Kritikpunkte benen- tav Bosse Verlag, Bestell-Nr. BE nen: 3721, 68. S., 17 x 24 cm, € 11,95 • Laut Impressum handelt es sich bei dem Plan um die „1. Auflage 2011“. Tatsächlich aber hat er vier Vorläufer. Aus der 1979 veröffentlich- Offener Brief zum Lehrplan Querflöte des VdM ten 2. Fassung, die mit geringen (1991) oder keinen Änderungen (2005) zwei weitere Auf- Verband deutscher Musikschulen lagen erlebte und bis 2011 im Handel erhält- Bundesvorstand lich war, sind neun von 19 mit eigenen Über- Plittersdorfer Str. 93 schriften versehene Kapitel oder Abschnitte 53173 Bonn in den aktuellen Plan übernommen worden. Dies ist jedoch nicht kenntlich gemacht. An- Sehr geehrte Damen und Herren, dererseits sind – sonst unüblich bei Autoren- verehrte Kolleginnen und Kollegen, kollektiven – im „Speziellen Teil“ zwei einzel- ne Abschnitte namentlich gekennzeichnet. in diesem Frühjahr ist unter Ihrer Herausgeber- schaft ein neuer „Lehrplan Querflöte“ veröf- • Das Inhaltsverzeichnis ist unvollständig: Ver- fentlicht worden. Das Impressum nennt mich schiedene Kapitel oder mit eigenen Über- als eines von sieben Mitgliedern der „Lehrplan- schriften versehene Abschnitte sind nicht auf- kommission der Überarbeitung 2010“. Ich habe geführt. jedoch meine Mitarbeit vor Abschluss des Pro- • Gleich im ersten, aus dem Vorgängerplan jekts beendet. Meine Vorstellungen vom fachli- übernommenen Abschnitt „Die Querflöte chen Anspruch an einen Lehrplan für Flöte und und die Flötenfamilie“ ist in der Neufassung von der Arbeitsweise in einem Autoren-Team ein fachlich unsinniger Zusatz eingefügt wor- waren mit denjenigen mehrerer Kommissions- den. Die hinter „… Flöten in Es“ in Klammern mitglieder nicht vereinbar. Alle nach meinem hinzugefügte Erläuterung Flûte d’amour ist Ausscheiden als Mitautor entstandenen Beiträge sachlich falsch. habe ich vor der Veröffentlichung des Lehrpla- • Einige der neuen Textteile sind geprägt von nes nicht gesehen. unklaren Begriffen, ungenauen oder missver- Neben einigen positiven Aspekten, z. B. Format, ständlichen Formulierungen und unlogischen Druckbild, Heftung und die Neufassung des Verknüpfungen. Was unter einer „allgemei- „Allgemeinen Teils“, weist der nun vorliegende ne(n) geistige(n) Entwicklung und Reife“ als Lehrplan in seinem „Speziellen Teil“ leider eine Voraussetzung für einen frühen Anfang auf

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dem Instrument verstanden wird, sollte schon sammenhängenden Kurztexten sprachlich je- etwas konkreter erläutert werden. Gleiches doch nicht bewältigt. Es ist bezeichnend für gilt für einen – welchem anderen gegenüber? – diesen Plan, dass die „Lernziele“ gegenüber „veränderten Bildungsbegriff“, der als „Hin- „Lerninhalten“ und „Methodik“ den mit Ab- tergrund“ dafür dienen soll, dass Einzel- und stand geringsten Raum einnehmen, die „Me- Gruppenunterricht eine vergleichbare Wert- thodik“ jedoch den breitesten. Dass dabei schätzung als Unterrichtsform erfahren sollen. Lerninhalte und methodische Ansätze nicht Weitere Beispiele: Die „durchschnittliche mu- selten auch noch durcheinander geraten, steht sikalische Erfahrung“, die für den Unterricht auf einem anderen Blatt. Insgesamt umfasst mit Erwachsenen als wünschenswerte Voraus- der Unterrichtsplan für die vier Teilstufen U 1 setzung erachtet wird – wonach bemisst sie bis M 2 zehneinhalb Seiten. Der Plan für die sich und wer legt sie fest? Ein Instrumental- gesamte Oberstufe kommt dagegen mit gut lehrer wird meistens erwarten, in einem Lehr- einer halben Seite aus. Er ist fast vollständig plan Anregung oder Bestätigung für seine Ar- aus dem alten Lehrplan übernommen. Dieser beit zu finden. Was soll er denken, wenn er benötigte im übrigen für U 1 bis M 2 kaum unter „Anforderungen an den Lehrer“ (wa- mehr als zwei Seiten – und niemand hat in rum nicht auch „an die Lehrerin“, nachdem in mehr als 30 Jahren etwas vermisst. Die Frage den Texten sonst doch auf die „SchülerInnen“ ist also: Wer soll den neuen Unterrichtsplan so viel Wert gelegt wird?), lesen muss: „Musi- überhaupt lesen? Welche Zielgruppe soll mit kalische Erfahrungen, wie z. B. Chorsingen, dieser Anhäufung von Selbstverständlichkei- sind hilfreich bei der Entwicklung der Atem- ten und manch banaler oder fragwürdiger führung. Bekanntes Liedgut oder ein Reper- Feststellung erreicht werden? toire von Lieblingsmelodien können die mu- • Ein Ärgernis ist die den neuen Lehrplan be- sikalischen Vorstellungen zur Bildung eines schließende Literaturliste. Ein Entwurf, der ausdrucksvollen Flötentons unterstützen.“? den aktuellen Stand der wesentlichen Literatur • Mehr noch als manche langatmigenTexte des über die Flöte und die mit ihr unmittelbar zu- „Speziellen Teils“ steht der „Unterrichtsplan“ sammenhängenden Themengebiete, wie Ge- des Flötenlehrplans im Widerspruch zu den schichte, Aufführungspraxis, Spiel- und Lehr- vom VdM im „Allgemeinen Teil“ aufgestellten weise sowie Repertoireverzeichnisse und Anforderungen an die einzelnen Fachlehrplä- bedeutende Repräsentanten des Instruments, ne. Ausdrücklich sollen diese als Rahmen- in systematischer Gliederung enthielt, war lehrpläne konzipiert sein, die „Ziele und In- mein eigener letzter Beitrag in der Lehrplan- halte der Ausbildung formulieren“. Sie sollen kommission. Es spricht nichts dagegen, dass „den Lehrkräften eine Orientierung geben, diese Liste ergänzt wurde, z. B. um einige Ru- ohne die Freiheit der Methode einzuschrän- briken mit allgemeinen Themenbereichen, wie ken“. Angesichts der in jedem Einzelfall „Psychologische und physiologische Grund- unterschiedlichen „beim Schüler vorgefunde- lagen“ oder „Üben“. Ob dabei der in keinem nen individuellen musikalischen Erfahrung“, Titel instrumentenspezifische Themenbereich seines „Lernprofils“ und „seines sozialen Um- „Körper und Instrument/Atem“ in einem feldes“ betont der VdM die „zentrale Bedeu- Rahmenlehrplan für Flöte 22 Titel umfassen tung“ der „Vielfalt verschiedener Unterrichts- muss, darunter u. a. „Konstitution und Bipo- methoden“. In seinem Bemühen, auf mög- larität“ oder „Die Heilung der Atmung“, ist lichst viele Einzelfragen möglichst eindeutige sicherlich diskussionswürdig. Die mit „Schrif- Antworten zu geben, spiegelt der Unterrichts- ten/Fachliteratur/Medien“ betitelte Literatur- plan im neuen Lehrplan das genaue Gegenteil. liste ist „nach Themen geordnet“. Die Zuord- Seine Darstellung in Tabellenform ist mit dem nung der einzelnen Titel zu den – nicht immer willkürlichen Wechsel von einzelnen Schlag- treffend gewählten – Themenüberschriften er- worten, Rumpfsätzen oder Satzgefügen in zu- scheint teilweise willkürlich und in sich nicht

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schlüssig. Zudem wurden wesentliche, z. T. Kurz, meine Empfehlung: unterziehen Sie die ein ander ergänzende Repertoireverzeichnisse „1. Auflage 2011“ des Lehrplans Querflöte mög- aus der Vorlage nicht übernommen, dafür aber lichst bald einer gründlichen Revision. Und meine allgemeine (Kammermusik-)Konzertführer nachdrückliche Bitte: Tilgen Sie meinen Namen oder der dtv-Atlas zur Musik eingefügt. Es so rasch es geht aus der Liste der zuständigen finden sich unvollständige oder unrichtige Kommission. Ich möchte mit d i e s e m Lehrplan Verlagsangaben zuhauf, teils mit, teils ohne für Flöte nicht in Verbindung gebracht werden. Erscheinungsjahr; Verwechslung von Verlags- name und Verlagsort; doppelte Nennung des Freundliche Grüße gleichen Titels in mindestens acht Fällen, teils gez. mit Schreibfehlern beim Autorennamen; Auf- Hartmut Gerhold nahme von Notenbänden mit Konzert- oder ____ Übungsstücken unter „Werkeinführungen/ Prof. Hartmut Gerhold Analysen“ bzw. „Auftritts-/Vorspieltraining“. German School of Music Weimar at Gewiss darf Flötenlehrern ein breites allge- Kangnam University Yongin/Rep. Korea meines musikalisches Interesse unterstellt Carsonweg 37 | 64289 Darmstadt werden. Aber gehört deswegen eine Publika- tion über „Die Sängerstimme“ in die Litera- turliste eines Flöten-Lehrplanes? Und muss diese ausgerechnet mit einer historischen Kla- Der „Lehrplan Querflöte“ des Verbandes vierschule eröffnet werden, obwohl die Flöte deutscher Musikschulen (VdM) – Anmerkun- doch über einen eigenen reichen Fundus an gen zur Neufassung 2011 originalen historischen Quellen zu Instru- ment, Aufführungspraxis und Unterrichts- Wenn ein ehemaliges Mitglied des Autorenteams weise verfügt wie kaum ein anderes Instru- so profund Kritik äußert, wie es Hartmut Ger- ment? Wenn aber C. P. E. Bachs „Versuch über hold getan hat, verbietet es sich, zu dieser Neu- die wahre Art das Clavier zu spielen“ für un- erscheinung eine Rezension im üblichen Sinn zu verzichtbar gehalten wird – müssten dann schreiben. Die Qualitäten und die Schwachstel- nicht auch andere, für die Aufführungspraxis len des neuen Lehrplans wurden bereits deutlich und Ästhetik des 18. Jahrhunderts bedeutsame gemacht. Eher ist es angebracht, über die Ursa- „Versuche“ oder „Anleitungen“ genannt wer- chen nachzudenken, die zu den problematischen den, wie jene von L. Mozart (Violine), Tosi/ Abschnitten und Formulierungen geführt ha- Agricola und J. A. Hiller (Gesang), M. J. Ad- ben. Weil der Querflöten-Lehrplan zu den ers- lung („Musikalische Gelahrtheit“), J. E. Alten - ten neu überarbeiten Heften des Lehrplanwerks burg (Trompete) oder D. G. Türk („Clavier“), gehört und weitere folgen sollen, mögen diese der immerhin ausdrücklich auf Quantz Bezug Anmerkungen als konstruktive Kritik aufgefasst nimmt? werden. • Letzter Punkt: die niedliche Titelseite des Zielgruppe des Lehrplanwerks des VdM sind die Lehrplanes. Zwei sympathisch lächelnde Ju- Lehrer, die an den Musikschulen unterrichten. gendliche, offensichtlich „aus gutem Hause“, Wenn man davon ausgeht, dass sie eine entspre- lehnen bzw. klettern an einem überdimensio- chende Ausbildung hinter sich haben, die auch nierten, aufrecht im Nirgendwo schwebenden ein didaktisch-methodisches Seminar, eine fach- C-Fuß einer Böhmflöte. Was soll die Bot- spezifische Literatur- und Instrumentenkunde schaft sein? Wofür kann das putzige Bild sonst sowie Lehrpraxis mit Supervision umfasst hat, stehen, denn als ein Beispiel dafür, was man dann sollte in einem Lehrplan die Formulierung nach einem Volkshochschulkurs in „Bildbear- von Zielen und Inhalten genügen. Die Vermitt- beitung am Computer“ aus Fotovorlagen „so lung von Methoden oder gar inhaltliche Details alles machen“ kann? sind nicht nötig. Im neuen Lehrplan wird das

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allerdings anders gehandhabt: Zu ausgewählten – ändern daran nichts. Wenn weiterhin Instru- Themen werden inhaltliche Details vermittelt, mentalisten ohne musikpädagogische Ausbil- z. B. zur Jazz-Artikulation – wohl deshalb, weil dung an Musikschulen unterrichten sollen, dann die Autoren davon ausgehen, dass die Zielgruppe sind hier spezielle musikpädagogische Ausbil- Nachhilfe in den Bereichen Jazz, Rock und Pop dungsmaßnahmen nötig – Fortbildung reicht nötig hat. Die Problematik wurde jedoch nicht meist nicht aus. etwa durch die Berufung von Fachleuten in die 2. Die übrigen Musikschullehrer haben zwar Kommission gelöst, sondern durch die Einfü- eine Fachausbildung absolviert, diese könnte je- gung eines Textes, der ursprünglich für die Be- doch aus aktueller Sicht lückenhaft sein. Dies nutzer eines Lexikons, also eine völlig andere wäre nichts Ungewöhnliches: Wie in anderen Zielgruppe, gedacht war. Eine wirkliche Integra- pädagogischen Berufen schreiten die Entwick- tion dieser Bereiche in den Lehrplan und in die lungen in der Musikpädagogik so schnell voran, Literaturliste hat nicht stattgefunden. dass die Hochschulabsolventen direkt nach ih- Die Mehrheit der Lehrplan-Kommission hielt rem Studium beginnen müssten, ihre eigene Wei- es offensichtlich auch für notwendig, für den terbildung zu organisieren. Für diese Zielgruppe Lehrplan einen tabellarischen „Unterrichtsplan“ werden erfreulicherweise von vielen Organisa- mit genauen Angaben zur den Lerninhalten und tionen und Verbänden Fortbildungskurse und zur Methodik in Unter- und Mittelstufe zu er- Wochenendseminare angeboten. Ein Lehrplan stellen. Ausgebildete Lehrer haben sich mit die- kann dafür keinen Ersatz bieten – selbst bei dem sen Fragen während ihres Studiums beschäftigt. hier überproportional vertretenen Thema „Die Sie benötigen keine methodischen „Hilfen“ wie Flöte in Jazz-, Rock- und Popmusik“ musste die „Ansatzentwicklung nur mit Flötenkopf“ oder Darstellung so knapp ausfallen, dass sie als Fort- „Fingerübungen für Triller (mit Nachschlag)“. bildung nicht ausreicht. Die Kommission geht also von erheblichen fach- Die hier praktizierte Idee, mit einem Lehrplan lichen Defiziten bei den Musikschullehrern aus eine didaktisch-methodische Fortbildung zu – anders kann man die Anlage dieses neuen verbinden, greift also zu kurz. Ansatzpunkte zur Lehrplans nicht deuten. Wenn man sich dieser Verbesserung der Situation können nur bei der Einschätzung anschließen will, muss man weiter Ausbildung und der Fortbildung von Musik- fragen: Wie kann es zu solchen Defiziten kom- schullehrern liegen. Die breite fachliche Ausbil- men? Zwei Möglichkeiten sind zu unterscheiden: dung der zukünftigen Musikschullehrer soll – 1. Manche Musikschullehrer haben zwar ihr zusätzlich zur allgemeinen Musikpädagogik – Instrument studiert, jedoch nie eine musikpäda- von den Lehrkräften für Fachdidaktik/Metho- gogische und fachmethodische Ausbildung ge- dik an den Ausbildungsinstituten vermittelt nossen. Oft konnten sie eine künstlerische Aus- werden. Betrachtet man die Stundentafeln der bildung auf beachtlich hohem Niveau ab- Hochschulen und vergleicht sie mit den Vorga- schließen, sind aber dann nicht „Künstler“, ben, die der Lehrplan an die Absolventen stellt, sonvdern – meist unfreiwillig – Lehrer gewor- dann wird klar, dass vielerorts schon aufgrund den. Sie wurden als Musikschullehrer engagiert, fehlender Unterrichtszeiten eine umfassende weil es keine geeigneteren Bewerber gab oder Vermittlung von Kenntnissen und Fähigkeiten weil die Ansicht, „wer spielen kann, kann auch in den vom Lehrplan umrissenen Bereichen unterrichten“, nicht auszurotten ist. Die Tatsa- nicht möglich ist. Im Rahmen einer künstle- che, dass sie einen Beruf ausüben, für den sie risch-pädagogischen Berufsausbildung sollten nicht ausgebildet wurden, wird manchen spät, die künstlerischen und die pädagogischen Inhalte manchen nie bewusst. Diese „Lehrer“ sind der die gleiche Gewichtung bekommen.1 Leider war sinnvollen Umsetzung der Ziele und Inhalte ei- dafür der Umstieg vom Diplom- zum Bachelor- nes Lehrplans oft nicht gewachsen. Kurze in- Studiengang und die Orientierung an fiktiven haltliche Erläuterungen – wie im neuen Lehrplan Arbeitszeiten wenig hilfreich. Dazu kommt

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noch die Personalsituation, die von den Vorle- Betrachtet man manche Passagen im neuen sungsverzeichnissen der Hochschulen doku- Lehrplan und insbesondere das Literaturver- mentiert wird: Für den künstlerischen Teil der zeichnis, so gewinnt man den Eindruck, dass Ausbildung gibt es Professoren, für die haupt- auch das Autorenteam des Lehrplans nicht ganz fachbezogene Didaktik/Methodik fast allerorts frei ist von den angedeuteten Ausbildungs- oder Lehrbeauftragte. Das heißt: Obwohl die didak- Fortbildungsdefiziten. Einige Titel der Litera- tisch-methodischen Fächer viel mehr Vorberei- turliste im Lehrplan sind anscheinend keinem tungszeit erfordern, gibt es dafür weniger Geld der Teammitglieder bekannt. Sicher wären sonst – eine eindeutige Wertung. viele Irrtümer im Literaturverzeichnis verbes- sert worden und manche Formulierung im Text Die meisten der Lehrbeauftragten für Methodik/ wäre wohl anders ausgefallen. Didaktik arbeiten trotzdem mit großem Enga- gement und guten Erfolgen. Aber woher neh- Wann wird eine gründlich überarbeitete Version men sie ihr Können und ihr Wissen? Meistens des Lehrplans erscheinen? haben sie auf der Basis ihrer eigenen Ausbildung ein selbst organisiertes und finanziertes Privat- ______studium hinter sich. Sie haben Bücher gelesen, ANMERKUNGEN 1 Flötenschulen studiert und Kurse besucht. Ver- Vgl. dazu Peter Thalheimer: Studienbegleitende Metho- dikseminare für Blockflöte und Querflöte – ein Modell- suche, geeignete Interessenten im Rahmen einer versuch am Meistersinger-Konservatorium Nürnberg; in: Weiterbildung auf die komplexen Aufgaben eines Tibia 4/1995, S. 616. Das Konzept wird am Nachfolgein- Didaktik-Methodik-Lehrers an musikalischen stitut, der Hochschule für Musik Nürnberg, in verbesser- Ausbildungsinstituten vorzubereiten, sind sel- ter Form weitergeführt. ten und erfahren von den Institutionen noch we- Peter Thalheimer nig Unterstützung. Erfreulicherweise gibt es seit Jahren einen fachlichen Austausch unter Kolle- gen: das Würzburger Forum für Flötenpädagogik. Peter Reidemeister (Hg.): Die Situation kann also langfristig nur durch 2gae 24 entsprechende Schwerpunktsetzung der Hoch- Konrad Lechner – In statu schulen und eine systematische Fortbildung der ReiteP demei tsdemeier (H(Ht )er )g.rser viatoris

Musikschullehrer verbessert werden – nicht Leben, Werk, Erinnerungen, Do- durch eine schriftliche Kurz-Nachhilfe im Lehr- kumente – eine Gedenkschrift, plan. Neben dem Jazz-Rock-Pop-Bereich wäre Bad Schwalbach 2011, Edition hier z. B. auch an Stilfragen älterer Musik, an die Gamma, EGA 242, 237 S., 16,0 x

Leben, Werk, 22,5 cm, brosch., € 24,00 Improvisation in unterschiedlichen Stilen und Erinnerungen, Dokumente an die Arbeit mit kleinen und großen Flötenen- Eine Gedenkschrift Konrad Lechner wäre am sembles zu denken. Warum kommen in den 24. Februar diesen Jahres 100 Jahre alt gewor- Hochschulen keine konkreten inhaltlichen Er- wartungen des VdM an? Sicher würde das die den. Schüler und Weggefährten haben ihm zu Aktualisierung der Studieninhalte beschleuni- diesem Anlass mit der hier zu besprechenden gen. Aber auch im Bereich der Fortbildung ist Gedenkschrift ein Denkmal gesetzt. Regelmä- der VdM gefordert: Hier genügt es erfahrungs- ßige TIBIA-Leser werden seinen Namen schon gemäß nicht, ein entsprechendes Angebot bereit- häufiger entdeckt haben. Er sah sich in erster zustellen. Interessierte Lehrer müssten verstärkt Linie als Lehrer, dann erst als Interpret und Di- organisatorische und finanzielle Unterstützung rigent und ganz am Ende als Komponist. Schade erfahren, wenn sie sich weiterbilden wollen. Au- eigentlich, da sich sein Werk im Kreise der Mu- ßerdem müssten Anreize geschaffen werden, sikschaffenden seiner Zeit durchaus behaupten auch „Fortbildungs-Verweigerer“ einzubezie- kann. Leider war die geschickte Vermarktung hen. seines kompositorischen Oeuvres seine Sache

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nicht, und so obliegt es der Nachwelt, diesem Mangel abzuhelfen. Der Verleger dieses Buches, Lechners Schüler Rudolf Lück, hat in seiner Edi- tion Gamma einige Werke Konrad Lechners auf- genommen, teils in Wiederauflagen früher bei anderen Verlagen erschienener Ausgaben, teils als posthume Erstausgaben. Die von Peter Reidemeister liebevoll editorisch gestaltete Schrift gliedert sich in die Abschnitte Chronik (eingeschlossen ein komplettes und mit bibliographischen Angaben versehenes Werk- verzeichnis), Erinnerungen, Kommentare und Berichte, Analysen und Dokumente. Den Block - flötisten werden vor allem Gerhard Brauns Ana- lyse zu Lechners Traumbildern und Peter Thal - heimers Beschreibung der Lechnerschen Block - flöten interessieren. Das Buch ist liebevoll zu- sammengetragen und mit Faksimiles von Noten und Dokumenten, Fotos und Kunstwerken aus- gestattet. Natürlich ist es in erster Linie eine durchgehende Laudatio auf einen vielfältig wir- kenden Musiker und interessanten Menschen, gibt aber auch erhellende Einblicke in das Mu- sikleben der 30er und 40er Jahre, auch der schwierigen Zeiträume. Das Buch ist ein schöner literarischer Tupfer im Programm der noch recht Kalender sowie eine CD mit 12 von Hufeisen jungen Edition Gamma und hoffentlich auch ein selbst eingespielten, passend zur jeweiligen Jah- Ansporn, den Komponisten Konrad Lechner reszeit komponierten Stücken mit Titeln wie nicht zu vergessen. Peter Gnoss Winterschlaf, Osterstille, Kornblume, Herbstne- bel, Göttliches Kind. Zu jedem Monat gibt es neben dem Stück auf der CD ein Kalenderbild, einen lyrischen Text zum jeweiligen Musikstück, sowie die Noten für Hans-Jürgen Hufeisen: dieses Stück zum Selberspielen und einen klei- Himmelsklang nen Erläuterungstext zu dem Musikstück. Bil- Der Flötenkalender 2012; 12 der, Musik und Texte sind, von sehr wenigen Kalenderblätter, 30 x 42 cm Ausnahmen abgesehen, von Hufeisen selbst für (Din à 3 hoch), durchgehend diesen Kalender verfasst bzw. fotografiert und farbig, Spiralbindung, inkl. CD, Spielzeit 42 Min.; St. Benno Ver- zusammengestellt worden. Auf allen Fotos wer- lag, ISBN 978-3-7462-3090-0, € den ein oder mehrere seiner Blockflöten abge- 19,95 bildet, zumeist in Verbindung mit Motiven aus der Natur (Steine, Blüten, Sand, Laub, Sonne, Nach Himmelsklang 2011 Mond). Auch Informationen zu den abgebilde- gibt es nun mit Himmelsklang 2012 wieder einen ten Flöten sind vorhanden, allerdings etwas Block flötenkalender von Hans-Jürgen Hufei- mühsam durch (nicht immer zielführende) Ver- sen. Zum Lieferumfang gehören der eigentliche weise auf andere Kalenderseiten zu „erblättern“.

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Die kleinen Monatskompositionen sind von un- H.-J. Hufeisen hat sich ein Publikum außerhalb terschiedlichem Schwierigkeitsgrad (2-3) und der traditionellen Konzertsäle erworben. Pro- nicht immer leicht zu spielen, das tiefe cis oder gramme mit Titeln, wie z. B. Weihnachtsengel- dis auf der Sopranblockflöte beispielsweise lie- Konzert, Raum für meine Seele, Marienkonzert, gen nicht angenehm. Doch gespielt von ihm weisen auf kirchlich-esoterische Anhänger hin. selbst erklingt „unverwechselbarer Hufeisen“, Von dem Kalender Himmelsklang 2012 dürften eine wohlklingende Mixtur aus Alter Musik, sich Menschen angesprochen fühlen, die eine Folklore und gemäßigten Elementen moderner Sehnsucht nach etwas haben, das sie in ihrem Musik. Gleichmäßig, mit viel Vibrato angerei- Leben vielleicht nicht finden können, „… Glanz chert, fließt die Melodie, und im Zusammenspiel über dein Geschick und Freude für einen unend- mit der elektronischen Klavierbegleitung ergibt lichen Augenblick“ (Kalenderblatt Mai). sich eine Art Wohlfühl-Musik für den, der dafür Miranda Voss empfänglich ist. Die „spirituellen Impulse und Gedichte aus Hufeisens Feder“ (Presse-Information) wider- NEUEINGÄNGE setzen sich vielfach den Bemühungen des Ver- Kissenbeck, Andreas: Arrangieren, ein Praxis-Kurs standes um Sinnverstehen, sie wollen erfühlt für Einsteiger und Fortgeschrittene, mit über 50 werden: „Wir schauen nach Norden, wo die Übungen, Mainz 2011, Schott Music, ISBN 978- Nacht tief ist …“, „Beim Blick in den Untergang 3-7957-0736-1, 168 S., 17,0 x 24,0 cm, brosch., der Sonne ahnen wir die Kostbarkeit allen Le- € 19,99 bens …“, „Du schöner Abendstern, du Bote des Waigel, Simone: Klarinettenspiel und Klangästhetik, Himmels, Heilkraft von fern …“. Der Schritt Stimmideale des 18., 19. und beginnenden 20. vom Erhabenen zum Banalen ist bekanntlich Jahrhunderts und ihr Bezug zum Klarinetten- kurz, aber der Autor erhebt auch keinen An- klang in deutschsprachigen Gebieten, Reihe: spruch auf künstlerische Qualität im engeren Collectanea Musicologica – Band 13, begründet Sinn. „… das ‚Wunderkind‘ ging nicht den vor- und herausgegeben von Franz Krautwurst, Augs - gegebenen, stilsicheren Weg, sondern verschrieb burg 2011, Wißner-Verlag, ISBN 978-3-89639- sich seiner individuellen Kreativität. Er brach 762-1, 198 S., 17,0 x 24,0 cm, brosch., € 29,80 mit verschiedenen Traditionen und führte seine Blockflötenmusik in ganz neue, in der traditio- Werr, Sebastian: Geschichte des Fagotts. Dieses nellen Blockflöten-Szene nicht immer gern ge- Buch dokumentiert die allmähliche Ausformung sehene Klang- und Melodie-Welten.“ So steht es des modernen deutschen und französischen Fa- in seiner Biografie auf seiner Website (www.huf- gotts von der Erfindung bis heute, wobei der eisen.de), und diese Feststellung lässt sich ent- Schwerpunkt auf der Zeit vom ausgehenden 18. sprechend auch auf sein literarisches Wirken an- Jahrhundert bis um den Zweiten Weltkrieg liegt, wenden. Augsburg 2011, Wißner-Verlag, ISBN 978-3- 89639-774-4, 269 S., 17,5 x 28,5 cm, geb., € 44,80

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Noten

Barbara Ertl: Jede Menge Flötentöne! Die Schule für Sopranblockflöte Endete der erste Band im bildlichen Vergleich mit Pfiff, Band 2, Manching 2011, von Noten- bzw. Pausenlängen mit Tortenstü- Musikverlag Holzschuh, inkl. 2 cken, so findet sich dieses zu Beginn des zweiten CDs, VHR 3618-CD, € 21,80 Bandes auf Taktarten bezogen wieder. Von die- sen sind die gängigen vertreten, werden aller- „Ruft der Markt noch nach dings in Charakter oder Ausdruck nicht „ver- neuen Sopranflötenschu- tieft“, sind einfach „nur da“. Schade! len?“ war die Eingangsfrage bei der Beleuchtung des neu überarbeiteten ers- Zwei-und mehrstimmiges Spiel, sei es im Kanon ten Bandes des oben genannten Lehrwerkes (vgl. mit einem zweiten Melodieinstrument oder in TIBIA 2/2011, S. 457). Schimmerte hier viel- Form eines begleitenden Akkordinstrumentes leicht noch ein Hauch von Zweifel durch, so (Akkordsymbole sind neu hinzugekommen), ist kann dieser spätestens mit dem Kennenlernen im vorliegenden Band vorherrschend. Hier des zweiten, überarbeiteten Bandes ganz aus empfinde ich einen Bruch zum Schwierigkeits- dem Weg geräumt werden! grad des ersten Bandes. Auch die Fortsetzung dieser Flötenschule bietet Abgesehen von den eben genannten Kritikpunk- so viel Kreativität beim Erlernen des Instrumen- ten, kann ich nun nur lobend fortfahren. Beson- tes, vermittelt so viel Liebe zum Detail in der ders gut gefallen hat mir die Art, wie die punk- Gesamtgestaltung, dass man sich auf die Umset- tierte Viertelnote eingeführt wird: Der Punkt, zung im Unterricht nur freuen kann! anfangs noch als eigenständige Achtelnote no- tiert, verliert an Größe und Eigenleben, Das dreibändige Werk richtet sich an Kinder schrumpft auch im Bild zum Anhängsel. Be- etwa bis zum Ende der Grundschulzeit. Auch kannte Idee, aber nett umgesetzt! Hübsch ist diesen zweiten Band ergänzen nun jeweils eine auch, dass Ertl offenbar Wert darauf legt, textlich Hör- und eine Mitspiel-CD. verwandtes Liedgut beieinander zu halten. So Mit spürbar kleiner gewordenen Noten, etwas gibt es Doppelseiten mit mehreren Liedern, die weniger Bildern und dezenterer Farbgebung sich ganz einem Thema widmen, z. B. „Frosch- wird das steigende Alter der Lernenden berück- gesänge“ oder Abendlieder. Seitenübergreifende sichtigt. Auch in diesem Band lockern nette Bilder verstärken die inhaltliche Verbindung. Notenpuzzles zu bereits geübten Liedern, Ganz besonders liebevoll ist die den Band been- Noten diktate und -rätsel, sowie diverse Schreib- dende Mäusegeschichte: Farbig unterlegt mit übungen das Erlernen des Instrumentes auf. Tra- knittrig angebranntem Papier, schildert sie die ditionelles, eigene Stücke der Herausgeberin und Geschichte von „Linchen“, einer Maus, die mit Melodien, die u. a. aus Fernsehsendungen be- ihrer Großfamilie den Dachboden eines alten, kannt sind, motivieren durch ihre Vielfalt, das verlassen Hauses bewohnt. Vorab eingeführte Können am Instrument „hoch hinaus zu trei- moderne Spieltechniken werden wieder aufge- ben“: Der Tonumfang wird bis zum g2 erweitert, griffen, blockflötistische Ausdrucksmöglichkei- alterierte Noten werden hinzugenommen. ten durch Flatterzunge, Glissandi und anderes

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erweitert. Erst- und einmalig auftauchende 7/4- Sopran-, Altblockflöte und Klavier konzipierte und 8/4-Takte lassen die Spannung auf den mu- Stück liegt nun in einer erweiterten Version vor: sikalischen Inhalt im dritten Band des Lehrwer- Von der Sopranino bis zum Subbass kommen kes steigen. Methodische Erläuterungen und alle Blockflötengrößen zum Einsatz. Nach ei- eine Grifftabelle runden das Werk ab. nem kurzen Vorspiel geben die in drei Stimmen Sehr gelungen sind auch in diesem zweiten Band aufgeteilten Sopranflöten mit den beiden Alt- die beiden CD-Einspielungen. Die Playalong- stimmen die fröhliche Melodie in G-Dur wie- CD bietet ein gut umsetzbares Tempo mit vielen der: Leichte, absolut gleichmäßig zu spielende verschiedenen Begleitungen für die jeweiligen Viertelnoten kündigen das „Befeuchten der Er- Lieder und Stücke. Die Hör-CD ist wieder un- de“ an – Raindrops halt, nicht mehr und nicht glaublich vielseitig in Stil und Geräuschkulisse, weniger. sie bietet Anregung pur! Jedes Lied fährt auf mit Die Komposition folgt dem A-B-A-Schema, eigener Instrumentierung, dem Text angepasster wobei jeder Teil mehrmals kleine Abänderun- Stimmlage, nie geht es nur um die reine Wieder- gen erfährt. Im Terzabstand geben Sopran und gabe einer Melodie. Wort und Musik werden zu Alt in drei A-Teilen die Melodie. Den unteren gleichen Teilen „inszeniert“. Toll! Stimmen kommt in langen Notenwerten eine Manche Lieder, sowohl der Hör-CD des ersten rein begleitende Bedeutung zu. Allein der Tenor Bandes, als auch des zweiten Bandes sind so ge- treibt das lose Gewebe im zweiten Teil des The- lungen in Text und musikalischer Umsetzung, mas durch Achtelketten voran. In zwei B-Teilen dass der Wunsch nach einem „Mehr“ oder „Wei- fließen Tenor 2, Alt 2 und Sopran 3 triolisch ter“ aufkommt. Vielleicht kann dieses Sehnen als hintereinander gesetzt in die zeitgleichen Ach- Anregung für den dritten Band genommen wer- tel-Akkordbrechungen des ersten Basses. Die den: Das ein oder andere Lied könnte mit Text „Ton-Tropfen“ fallen etwas dichter, kein Was- und Melodie mehrmals erscheinen und mit serfall, aber: angenehm. Bei Tempo 70 für Halbe wachsendem Können des Schülers in Melodie sind Achteltriolen und Achtelfiguren gut zu rea- und Text erweitert und fortgeführt werden! Wir lisieren. Da auch der Tonumfang in allen Stim - dürfen gespannt sein … men das Extreme vermeidet, ist der Schwie - rigkeitsgrad bei 1-2 anzusetzen. Sommerlich Bis hierhin: ein sehr gelungenes Lehrwerk! leicht, ohne Gefahr. Ganz sicher! Radelint Blühdorn Radelint Blühdorn

Sino3S2A2TBGbSb Edition Moeck 3323 Sylvia Corinna Rosin: Raindrops Sergio Balestracci: for recorder orchestra (Sino3S Pygmalion

Sylvia Corinna Rosin 2A2TBGbSb), Celle 2011, Moeck (*1965) für 2 Altblockflöten, 2 Violinen, Raindrops Verlag, score and 7 parts, EM for recorder orchestra 3323, € 20,00 Viola, Cello und Kontrabass, Münster 2010, Edition Tre Fon- In der Reihe „The Recorder tane, Partitur und Stimmen, ETF Orchestra“ ist das neue 2069, € 16,00

Werk von Sylvia Rosin er- Diese Komposition ent- schienen. Schier unermüdlich fördert sie die stand 2003 bei der Vorberei- neue Form des Blockflöten-Groß-Ensembles. tung zu einer Veranstaltung „Pygmalion“ mit Grundlage zu ihrer neuen Bearbeitung lieferte Musik von Rameau und Rousseau. Der Bildhau- eine eigene Komposition: Das ursprünglich für er Pygmalion verliebt sich in eine von ihm her-

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gestellte wunderschöne weibliche Elfenbeinsta- Komponisten, das ist leider noch nicht überall tue und fleht Venus an, ihm eine solch wohlge- selbstverständlich. Frank Michael staltete Frau zur Gattin zu geben. Venus erhört ihn und als er die Statue später berührt, erweckt Pygmalion sie nach und nach mit seinen Berüh- rungen zu einer Frau aus Fleisch und Blut. Ovid erzählt in seinen Metamorphosen diese Sage aus- führlicher und viel schöner. Sie ist in der Noten- William Babell: Concerto I ausgabe abgedruckt. Seit dem Barock, begin- nend mit dem Komponistenduo Antonio WILLIAM für Sopranblockflöte, 4 Violinen BABELL und B. c. (Hg. Almut Werner), Draghi und Leopold I. 1689, haben zahlreiche Concerto I Münster 2008, Mieroprint Mu- Komponisten und Theaterdichter diesen Stoff sikverlag, Partitur mit Stimmen als Oper, Ballett oder Theaterstück auf die Büh- für Blockflöte, und Faksimile, EM 2110, € 19,00 ne gebracht, u. a. Johann Christoph Friedrich Streicher und B.c.

Bach, Johann Nepomuk Hummel, Gaetano Do- MIEROPRINT Um 1720 haben in England EM 2110 nizetti, Arthur Honegger, Frederick Loewe (My mehrere Komponisten Kon - Fair Lady). Der Komponist des vorliegenden zerte for one small Flute, Werkes ist 1944 geboren, seit 1976 lehrt er Streicher und Generalbass geschrieben. Zu Blockflöte und Kammermusik am Konservato- ihnen gehört neben Giuseppe Sammartini, Dieu- rium Padua, seit 1996 ist er Künstlerischer Leiter part, John Baston und Robert Woodcock auch und Dirigent von La Stagione Armonica. So William Babell (ca. 1690–1723). Unter Small kennt er sich gut in vom Pygmalionstoff inspi- Flutes verstand man damals insbesondere die rierten Kompositionen des Barock aus, dessen Sixth Flute in d2 und die Fifth Flute in c2. Im Un- berühmtestes Werk sicher Rameaus Pygmalion terschied zur gebräuchlicheren f1-Consort-Flute darstellt. Sergio Balestraccis Pygmalion ohne wurden die kleinen Flöten in England so trans- Gesang und Ballett ist eine reine und knappge- ponierend notiert, dass sie mit F-Flötengriffen fasste Kammermusik für zwei Altblockflöten gespielt werden konnten. und Streichquintett. Diese freitonale Musik ist nach ganz eigenen Gesetzen komponiert. Ohne William Babell war zu seiner Zeit als Organist wirklich zitiert zu werden, scheinen barocke und Cembalist weit über seine Heimatstadt Satztechniken in den einzelnen Teilen durch, London hinaus bekannt. Seine Blockflötenkon- chromatisierte Abschnitte wechseln mit rein dia- zerte wurden 1726 posthum von dem Londoner tonischen ab. Den einzelnen Abschnitten sind Verleger John Walsh veröffentlicht. Möglicher- jeweils Ovid-Zitate vorangestellt, Zitate, durch weise hat er Babells Vorlage für den Druck er- die ganz offensichtlich die Musik inspiriert wur- weitert: Neben Violino I und Violino II enthält de. Alle Dissonanzen lösen sich in einem schön der Stimmensatz nämlich weitere Partien für instrumentierten C-Dur-Akkord auf, mit der Violino I Ripieno und Violino II Ripieno, ob- Terz e3 in der 2. Blockflöte als Spitzenton. Das wohl die Zweistimmigkeit in den Violinen nir- Werk ist in einer mittleren Schwierigkeit gehal- gends überschritten wird. Das Konzert ist also ten. Die Ausgabe ist, wie der Edition Tre Fonta- auch mit Blockflöte, 2 Violinen und Bass ohne ne oft schon attestiert, vorbildlich, von ganz Ripieno-Stimmen aufführbar – vielleicht ent- kleinen Schönheitsfehlern im Computersatz ab- spricht diese Version in der Art eines italieni- gesehen. (Viola T. 25/26 Hals und b ineinander- schen „Concerto da camera“ sogar Babells ur- gerutscht; Takt 49, Bratschenstimme: verrutsch- sprünglicher Idee. te Zäsur. Leicht zu überlesen eventuell auch die Die dreisätzige Anlage und der Stil des Konzer- unscheinbaren t-s für Triller.) Aber das Vorhan- tes sind an den italienischen Vorbildern orien- densein eines Vorworts, hier weiterhin der zu- tiert. Ähnlich wie bei Vivaldi wird die hohe Flöte grundeliegende Ovidtext und ein Lebenslauf des im Solo meist von einem Bassettchen der Violi-

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nen begleitet. Der Schwierigkeitsgrad der Solo- nen als op. 1 und 2 in der ersten Dezennie des 18. stimme entspricht etwa dem in den bekannten Jh.). Nicht nur deswegen verdienen sie unsere Baston-Konzerten, er erreicht also nicht den Aufmerksamkeit. Anspruch des berühmten Sammartini-Konzer- In den Hortus-Musicus-Bänden Sonaten alter tes. englischer Meister waren schon zwei einzelne Das vorliegende Werk steht original in D-Dur Sonaten enthalten. Die jetzt im Girolamo-Verlag und ist für Sixth Flute bestimmt. Weil dieses In- herausgekommene Ausgabe mit drei m. W. bis- strument heute selten zur Verfügung steht, wur- her unveröffentlichten Sonaten aus op. 2 bestä- de das Konzert nach C-Dur transponiert und so tigen durchgehend die typischen Charakteristi- 2 für c -Sopranblockflöte eingerichtet. Partitur ka der Sonaten Tophams, die man wie folgt und Stimmen bieten einen gut lesbaren Noten- zusammenfassen könnte: text, sorgfältig hergestellt im Computer-Noten- Die Stücke sind trotz ihrer durchgängigen Vier- satz. Gewöhnungsbedürftig sind allerdings die sätzigkeit sehr kurz: kaum eine dürfte mehr als über die ganze Akkolade durchgezogenen Takt- 5 Minuten dauern. Nichtsdestoweniger sind die striche. Die Generalbassaussetzung von Win- (wiederholungslosen) Sätzchen vollgepackt mit fried Michel geht gelegentlich mit zusätzlichen Dissonanzen über die originale Bezifferung hi- Kontrapunkt und extrem kurzphasigen, meist naus. irregulären Phrasenabschnitten. Verminderte Intervalle und plötzlich einbrechende chromati- Mit der Transposition schließt sich die Heraus- sche Fortschreitungen gehören dabei zum Per- geberin einer Praxis an, die seit Jahrzehnten für sonalstil. Der Bass ist durchweg gleichwertiger 2 die englischen d -Blockflöten-Konzerte üblich und imitierender Partner der Oberstimme. Die- ist. Neu ist allerdings, dass die Ausgabe auch ein se liegt in der Regel sehr tief und vermittelt für komplettes Faksimile des Erstdrucks enthält. sich genommen keinerlei Sinnzusammenhänge, Damit ist sie auch für Aufführungen in D-Dur vor allem wegen der permanenten Überbindun- zu verwenden. Die Besitzer einer Sixth Flute gen auf betonte Taktteile (zumeist Septimenvor- werden dafür dankbar sein. Peter Thalheimer halte zum Bass – daher die extrem dichte Bezif- ferung). Lediglich in den langsamen Sätzchen entsteht zuweilen so etwas wie Kantabilität. Fa- zit: mit diesen Stücken wird man im Konzert William Topham: kaum ein Publikum auf die Stühle treiben kön- Drei Sonaten nen, eher ein wenig Verwunderung und Ratlo- für Altblockflöte und Basso con- sigkeit ernten. tinuo (Hg. und Generalbassaus- Den in England in diesen Jahren aufkommenden setzung Martin Nitz), Reihe 12: Corelli-Boom muss man sich natürlich auch vor per flauto dolce, Celle 2011, Girolamo Musikverlag, Partitur dem Hintergrund dieser genuin englischen Lite- und Stimmen, G 12.028, € 20,00 ratur vorstellen, der noch so gar nichts von der Großzügigkeit, Virtuosität und edlen Melodik Wenn es eines Beweises be- des Italieners eigen ist. Nichtsdestoweniger sind durft hätte, dass Engländer es überaus originelle, kunstvoll gesetzte und in auch schon lange vor Monty Python eine Vorlie- ihren darstellerischen Anforderungen absolut be für Skurriles gehabt haben, könnten ihn auch anspruchsvolle Miniaturen, denen man sich als die Sonaten von William Topham liefern, die ge- Blockflötist zumindest studienhalber stellen radezu aus dem Recorder-Department des „Mi- sollte. nistry for silly walks“ stammen könnten. Die moderne Ausgabe von Martin Nitz ist un- Es sind originale Blockflötensonaten, von denen tadelig und enthält alles, was man sich nach heu- es immerhin zwölf Stück gibt (im Druck erschie- tigen Ansprüchen wünschen mag, darunter

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einen Revisionsbericht und eine separate Bass- Die Messe kann vokal oder nur mit Instrumen- stimme mit Bezifferung. Michael Schneider ten aufgeführt werden. Natürlich ist auch eine gemischte Variante denkbar. Für Blockflötenen- sembles, die nicht über -8-Fuß-In- strumente verfügen, empfiehlt es sich, die beiden Sopranstimmen mit zwei oktavierenden Alt - blockflöten zu besetzen, um damit dem homo- genen Klangcharakter, der der Komposition in- Antonio Scandello: Missa super Epitaphium newohnt, nahezukommen. Mauricii Electoris Saxoniae Die Ausgabe ist mit einer Partitur und Einzel- Messe für sechs Stimmen, he- rausgegeben von Helmut Brook, stimmen sehr übersichtlich gedruckt, und neben Berlin 2009, ortus musikverlag der ausführlichen Einleitung gibt es einen sehr umfangreichen kritischen Bericht. – Partitur, ISMN M-700296-26- 1, € 15,50 Übrigens stehen die Engelsfiguren mit den in- zwischen berühmt gewordenen Musikinstru- – Stimmen, ISMN M-700296- menten aus dem späten 16. Jahrhundert, die im 37-7, € 12,00 Sächsischen gebaut wurden, in der Begräbnis - kapelle für Moritz von Sachsen, im Freiberger Mit der Mauritius-Messe Dom. Susanne Ehrhardt von Antonio Scandello auf den Tod des sächsischen Kurfürsten Moritz von Sachsen (1521–1553) hat der ortus-Verlag ein be- deutendes Werk der Renaissance herausgegeben, das für Blockflötenensembles eine große Berei- Leonardo Vinci: cherung ihres Repertoires sein kann. Die Messe besteht aus Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus-Ho- Sonata in A minor sanna-Benedictus und Agnus Dei. Das Werk ist SONATASONAATTTAA IN A MINOR for and basso ForFFoor AltoAlto RecorderRecorder andand BassoBasso ContinuoContinuo überwiegend sechsstimmig gearbeitet. Credo by Leonardo Vinci continuo und Sanctus haben kürzere drei- und vierstim- Edited bybyEdited DavidDaavid b LaLasocki SONATASONAATTTAA INealized C b yealizedMINOR b ForFor AltoBasso RecorderContinuo realizedr and Basso by Continuo Sonata in C mige Abschnitte. Der zweite Teil des Agnus Dei BernardBernard Gordillo by Leonardo Vinci erklingt siebenstimmig. Die gesamte Auffüh- minor CONCERTO y Edited bbyy DaDavidvidv LasockiIN A MINOR for alto recorder rungsdauer beträgt ca. 30 Minuten. For AltoBasso Recorder, Continuo , rrealizedealized and bbyyealized Basso Continuo BerBernardnard Gordillo Music By Leonardo Vinci and basso conti- Die Ausgabe von Helmut Brook basiert auf ei- nuo ner Abschrift aus dem Jahre 1562 und hält sich

Edited by David Lasocki Basso Continuo Realized by Bernard Gordillo in der Notation an die historische Vorlage. Die Music Concerto in A

meisten Teile sind mit dem Alla-Breve-Symbol minor

bezeichnet, bis auf den im Tripeltakt stehenden

for alto recorder,

Hossana-Teil, und die Notenwerte werden in violins and basso der Mensuralnotation wiedergegeben. continuo, Der Stimmumfang entspricht dem einer Sing- edited by David Lasocki, basso continuo realization by stimme und beträgt maximal eineinhalb Okta- Bernard Gordillo, Bloomington (USA) 2011, Instant ven. Die Komposition bezeugt, dass Scandello Harmony Music, www.instantharmony.net ein Meister des Kontrapunktes war. Alle Stim- men werden gleichwertig behandelt und poly- Und wieder sind originale Blockflötenwerke des phon geführt. Seine Motive beginnen immer mit 18. Jh. aufgetaucht, und wieder führt der Fund einer Mollterz aufwärts und danach in Sekund- nach Neapel. Nachdem kürzlich Steffen Voss schritten abwärts. und Johannes Pausch über 20 Sonaten aus dem

TIBIA 4/2011 609 Noten Blockflöten Meisterwerkstatt der Renaissance und des Hochbarock für Blockfl ötenbau Gartenkamp 6 D-29229 Celle Tel.: (0 5141) 93 01 81 www.ehlert-blockfl oeten.de

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Nachlass von Raimund Harrach (von 1728– dass „Flauto“ in diesem Falle wirklich „Block- 1733 Vizekönig von Neapel) veröffentlicht hat- flöte“ bedeutet. Die seit Jahren bekannte be- ten, darunter Stücke von J. A. Hasse und L. Leo, rühmte Quelle aus der Bibliothek San Pietro a und nachdem bei den Verlagen Ut Orpheus und Majella mit den Concerti von A. Scarlatti, Man- Girolamo mehrere Blockflöten-Concerti von cini, Mele, Valentine u. a. steht also keineswegs Nicola Fiorenza erschienen sind, hat jetzt David alleine da, zeugt vielmehr von einer ausgespro- Lasocki in seinem Verlag Instant Harmony drei chenen Hochblüte des kammermusikalischen Kompositionen für Blockflöte von Leonardo Blockflötenspiels in Neapel in den ersten De- Vinci (1696?–1730) ediert. Vinci, Leo und Hasse, zennien des 18. Jahrhunderts. allesamt Vertreter der neapolitanischen Opern- Von Vinci sind in einer Ausgabe von 1949 (Jo- schule, kann man getrost als die stilistisch „mo- seph Bopp, Edition Reinhardt) zwei Querflö- dernsten“ Komponisten ihrer Zeit ansehen. Die tensonaten im Umlauf (G-Dur und D-Dur), die Merkmale des Galanten Stils sind in ihren Kom- einem 1746 posthum bei Walsh erschienenen positionen jedenfalls deutlich ausgeprägt. Kaum Druck entnommen sind. Deren Stil ist jedoch zu glauben, dass Vinci bereits 1730 gestorben ist: ein völlig anderer als der, der jetzt neu von David ein ähnlich kurzes, aber intensives Komponis- Lasocki herausgegebenen Blockflötenwerke. tenleben wie das seines Landsmanns Pergolesi. Die beiden Sonaten in a-Moll und c-Moll wirken Auch dieses Manuskript liegt wie der Harrach- gegenüber den Querflötenstücken erheblich Fund in den USA: Bei RISM sind die Quellen konservativer (den neu gefundenen Sonaten von aus der University of North Carolina at Chapel L. Leo sind sie dagegen sehr ähnlich). Die spiel- Hill zwar gelistet, es wurde aber nicht bedacht, technischen Anforderungen sind eher beschei-

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den. U. a. wegen der gut liegenden Block flö ten - George Bingham: tonarten a-Moll und c-Moll klingen sie aber sehr 40 Airs Anglois reizvoll und absolut idiomatisch. Man merkt for Treble Recorder and Conti- ihnen deutlich den Opernkomponisten als nuo (Hg. Nicola Sansone), Bo- Autor an. Vor allem die langsamen Sätze sind logna 2010, Ut Orpheus Edi- wiederholt von rhetorischen Pausen durchsetzt. zioni S.r.l., Urtext, Partitur und Stimme, FL11, € 24,95 Das kurze a-Moll-Concerto pflegt einen ganz eigenen Stil. Die eine Violinstimme ist ganz of- In einer früheren Rezensi- fensichtlich als Violino-grosso-Stimme konzi- on hatte ich bereits Gele- piert, also von mehreren Spielern auszuführen. genheit, auf Band 1 der Trotzdem gibt es nur ansatzweise klare Ritor- vorliegenden Editionsreihe hinzuweisen, einen nellstrukturen. Nach der Vorstellung eines Neudruck der 170 Airs Anglois („choisis et mis mehrgliedrigen Eingangsritornells durchdringen en ordre ou composé par George Bingham“). sich Soli- und Tuttiabschnitte permanent, wie Die Sammlung, eine Veröffentlichung des Ver-

man dies auch aus frühen Concerti Telemanns lagshauses Roger/Le Cène von 1702 und 1706, kennt. Der zweite Satz wirkt eher wie aus einer wird in der Bibliothek des Königlichen Konser- Triosonate. Der letzte beginnt mit einer 20-tak- vatoriums Brüssel in vier getrennten Stimmbü- tigen Soloflöten-Exposition eines Ritornells, das chern aufbewahrt. Der belgische Verlag Alamire

dann im weiteren Verlauf vom „Tutti“ insgesamt hatte bereits Anfang der 90er Jahre die Stimm- dreimal, verkürzt auf jeweils nur noch 3 Takte hefte als Faksimile ediert. zur tonartlichen Gliederung, wieder aufgegrif- fen wird. Harmonisch geht es dabei in den Solo- Bingham war Mitglied der „Private Musick“ am passagen zuweilen ausgesprochen kühn zu. englischen Hof zwischen 1689 und 1696. Er

wirkte als Musiker, sicher auch als Blockflötist, Fazit: absolut originelle Werke, die unsere Kennt - Lehrer, Komponist und Herausgeber. Der jetzt nis des originalen Blockflötenrepertoires berei- zur Rezension vorliegende Band 3 enthält aus- chern. Die Ausgaben sind mit kritischem Bericht schließlich Stücke für Altblockflöte und Gene-

inhaltlich bestens ausgestattet, wirken aber be- ralbass, diese wiederum komponiert etwa je zur züglich des Noten-Layouts etwas dilettantisch. Hälfte von Bingham und seinem engen Mitar-

Da hätte man sich eine praxisfreund lichere Auf- beiter Gottfried Finger. Auffallend ist, dass teilungen des Druckbilds gewünscht, z. B. um Band 3 nicht nur etliche kurze, aber äußerst cha- nicht so oft umblättern zu müssen. Die sehr rakteristische Stücke im englischen Stil enthält

simple Generalbassaussetzung von Bernard Gor - wie Sybell, , Farewel, Jig, Scotch Air, dillo wäre auch in einem kleineren Notenstich sondern auch ausgedehntere Kompositionen

optisch ausreichend präsent. wie die einleitende Ouverture , einen Ground

Michael Schneider und eine Chaconne von Finger. Zumeist liegen

die Stücke sehr gut auf der Altblockflöte, einige Nummern verlangen aber auch etwas Mühe mit

Tonarten wie D-Dur und e-Moll.

Die Ausgabe von Ut Orpheus lässt wie üblich

keine Wünsche offen. Wer nicht allzu schwieri-

ge, aber originelle und qualitätsvolle Original- musik für Blockflöte mit Basso continuo, z. B.

für den Unterricht sucht, ist mit dieser Ausgabe

bestens bedient! Michael Schneider

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c c c c c a

Noten

Georg Philipp Telemann: Die Telemann-Renaissance des 20. Jahrhunderts         Musique de Table hat die Bedeutung der Musique de Table früh er-       kannt. 1927 gab Max Seiffert das Werk in Band    partagée en trois productions,     !     " # $  # für verschiedene Besetzungen 61/62 der Denkmäler Deutscher Tonkunst he- (Block flöte, Traversflöte, Oboe, raus, in der Folgezeit erschien einiges daraus in     Fagott, Trompete, Horn, Strei- praktischen Einzelausgaben. 1956 folgte in der    cher und Basso continuo) (Hg.     Edition Eulenburg eine Taschenpartitur der 3.       Reinhard Goebel), Reihe: Mag- Production, herausgegeben von Walter Berg-     deburger Telemann Edition,  mann. Und in den Jahren 1959–1963 erschien Magdeburg 2010, Edition Wal- eine Neuausgabe von Johann Philipp Hinnen- hall, Faksimile der Originalaus-            thal in den Bänden 12–14 der Telemann-Aus-          gabe  Hamburg  1733, Textband und 7 Stimmbücher im   Schuber,  EW 726, € 118,00 wahlausgabe des Bärenreiter-Verlags.                   Reinhard Goebel und die Edition Walhall haben              Mit seiner Musique de Table hat Telemann sich sich mit der längst überfälligen Faksimile-Aus-                   in  die Musikgeschichte     eingeschrieben. Unter gabe der Musique de Table ein großes Verdienst         den mehr als fünfzig Druckwerken, die er in dem erworben. Die Ausgabe wird allen Musikern    halben  Jahrhundert von 1715 bis 1765 der Öf- und Musikliebhabern Freude bereiten, die es lie-                 fentlichkeit   übergeben  hat, ist seine „Tafelmusik“ ben und verstehen, nach historischen Notentex-   eines  der  repräsentativsten,  unter den instru-              ten zu spielen. Telemanns Originaldruck bietet    mentalen   Sammelwerken das bedeutendste. Die  das Bild einer mustergültigen Notenausgabe sei-   Sammlung,   die 1733 in drei als Productions be-        ner Zeit. Der mit großer Sorgfalt in einem Stem-     zeichneten  Teilen erschien, bietet einen Quer- pelverfahren ausgeführte Notenstich stammt aus schnitt durch die aktuellen Gattungen der Or- Telemanns eigener Werkstatt; für die Textteile chester- und Kammermusik. Jede Production wurde offenbar ein professioneller Kupferste- enthält eine Ouvertürensuite für Orchester und cher hinzugezogen. Das Notenbild ist über- ein Konzert sowie ein Quatuor, ein Trio und ein sichtlich und gut lesbar, und bis hin zu den Wen- Solo mit Generalbass. Die Orchestersuite bildet destellen ist alles wohlbedacht. Ein Dokument jeweils den Rahmen einer Production: Die Ou- besonderer Art ist die von Telemann mitabge- vertüre und ihre Folgesätze stehen am Anfang, druckte Liste der Subskribenten der gut 200 auf ein Conclusion genannter Finalsatz gleicher Be- diese Weise abgesetzten Exemplare. Sie ist ein setzung bildet den Beschluss. Ungefähr in der Spiegel des internationalen Ansehens, das Tele- Mitte der Werkfolge steht das Konzert, umgeben mann damals genoss. Neben Adel und Bürger- vom Quatuor auf der einen, von Trio und Solo tum im In- und Ausland findet man auch aller- auf der anderen Seite. Es handelt sich um regel- hand musikalische Prominenz wie Johann rechte Konzertprogramme. Inhaltlich steht der Georg Pisendel und Johann Joachim Quantz in Systematik der Anlage eine denkbar große mu- Dresden oder Michel Blavet in Paris, und in sikalische Vielfalt gegenüber. In den Orchester- London Telemanns Freund Georg Friedrich suiten sind zusätzlich zu den Streichern jeweils Händel (der sich übrigens nachmals einiges an zwei Blasinstrumente konzertierend eingesetzt, einmal zwei Querflöten, einmal Trompete und Themen und Motiven aus der Musique de Table Oboe, einmal zwei Oboen; die drei Konzerte „borgte“). rechnen mit Flöte und Violine, mit drei Violinen Das Textbuch enthält neben einer Übersicht und mit zwei Hörnern als Soloinstrumenten. über die Werke und ihre Besetzungen eine in- Die Kammermusik bietet Streichern und Holz- haltsreiche Einführung von Reinhard Goebel, in bläsern ein reiches Betätigungsfeld. Zum Reich- der sich breite historische Kennerschaft und rei- tum der Formen und Farben aber tritt die ganze che künstlerische Erfahrung in der Bewunde- Fülle Telemann’scher Originalität in Erfindung rung für Telemann verbinden. Der Verlag hat die und Ausarbeitung. Ausgabe schön und geschmackvoll ausgestattet.

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Als Vorlage für das Faksimile diente ein Exem- Giuseppe Sammartini ist der Sammartini, der plar des Originaldrucks aus dem Musikalienbe- der Blockflötenwelt das Solokonzert in F-Dur sitz des Hauses Rheda-Wiedenbrück, das heute für Sopranblockflöte geschenkt hat. Nebenbei in der Universitätsbibliothek Münster aufbe- bemerkt war sein jüngerer Bruder, Giovanni wahrt wird. Als Wermutstropfen bleibt zu ver- Battista, der sein ganzes Leben in seiner Ge- merken, dass dieses Exemplar – hauptsächlich in burtsstadt Milano blieb, der berühmtere von der Ouvertüre der 3. Production – Spuren prak- beiden, galt er doch als Wegbereiter des klassi- tischer Benutzung aus der Mitte des 20. Jahr- schen Stils. Er war auch der produktivere, denn hunderts in Form von Einzeichnungen mit ro- es sind eine größere Anzahl von Kompositionen tem und blauem Kugelschreiber trägt, die, von ihm erhalten geblieben. Doch auch unser wenngleich durch die Schwarzweißwiedergabe Giuseppe machte seinen Weg, wurde wie sein gemildert, auch in die Faksimileausgabe einge- Vater Oboist und wie sein Bruder Komponist. gangen sind. Hier wäre es wohl angebracht ge- Über Brüssel kam er schließlich nach London, wesen, für die Reproduktion auf eines der übri- nicht im Jahr 1723 wie Charles Burney irrtüm- gen vier erhaltenen Originaldruckexemplare lich angibt, sondern erst 1729. Ab diesem Zeit- auszuweichen. Als Historiker freilich kann man punkt taucht sein Name regelmäßig in Annon- es auch noch anders sehen: Es sind Spuren der cen für Konzerte auf. Giuseppe wird von allen Telemann-Renaissance des 20. Jahrhunderts und Zeitzeugen einhellig als der beste Oboist seiner der – in diesem Falle freilich nicht sonderlich Zeit bezeichnet. behutsamen – Auferweckung Telemann’scher Kunst aus einem überlangen Dornröschen- In der Kritik über eine Aufführung, in der Fari- schlaf. Klaus Hofmann nelli auftrat, wird er ausdrücklich hervorgeho- ben, was Bände spricht, wenn man weiß, wie leicht Orchestermusiker neben Sängern verges- sen werden. Viele Kollegen, darunter auch Giuseppe St. Martini: Georg Friedrich Händel, schrieben ihm die vir- Sonata a-Moll tuose Oboenstimme in ihren Opern auf den Leib. op. II No 6, für Sopranblock- flöte und Basso continuo (Hg. 1736 wurde er zum Kapellmeister von Augusta, Johannes Bornmann), Schö- der deutschstämmigen Princess of Wales, er- naich 2011, Musikverlag Born- nannt und unterrichtete ihre Kinder. Seine mann, Partitur und Stimmen, Kompositionen erfreuten sich immer größerer MVB 98, € 12,00 Beliebtheit, so dass es zwischen 1730 und 1750 Giuseppe St. Martini: kaum einen beliebteren Komponisten für Sona- Sonata G-Dur ten und Konzerte in England und darüber hi- naus gab. op. XIII No 4, für Sopranblock- flöte und Basso continuo (Hg. Die Bornmann-Ausgabe gibt sein Todesjahr mit Johannes Bornmann), Schö- 1770 an. Da nach 1750 kaum neue Ausgaben naich 2011, Musikverlag Born- von Giuseppe Sammartini erschienen sind, und mann, Partitur und Stimmen, im Alter von 55 Jahren der Wunsch, auf dem MVB 99, € 12,00 Höhepunkt seiner Laufbahn aufzuhören, wenig wahrscheinlich ist, scheint mir die nun folgende Wehe dem, der als Franzo- Quelle glaubwürdig, weil plausibel. Ich beziehe se nach Italien auswandert. Er muss damit rechnen, mich auf die Ausgabe der Whitehall Evening dass sein Name italienisiert Post vom 24.11.1750: wird. Dann wird aus Saint Martin das umgangs- „Last week died at his Royal Highness, the sprachliche Sam martini oder St. Martini. Prince of Wales, Signior S. Martini. Musick Mas-

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ter to her Royal Highness and thought to be the beeindruckender satztechnischer Findigkeit finest performer on the hautboy in Europe …“ (Fuga). Es ist das Ganze ein Stück, das waches Von den beiden hier vorliegenden Sonaten ist Hinhören der Spieler voraussetzt (und zudem die G-Dur Sonate die musikalisch interessante- auch recht geschickte Finger verlangt). re, weil sie dem Solokonzert ähnlicher ist. Der Hans Martin Linde erste Satz ist ein Andante/Siciliano, der zweite ein sanguinisches Allegro, das darauffolgende Adagio lässt die Oberstimme seufzen und das abschließende Menuett hinterlässt den Spieler/ Peter-Lukas Graf: Hörer in heiterer, aufgeräumter Stimung. Study with Style Die a-Moll Sonate hat ebenfalls vier Sätze, wo- 30 ausgewählte Etüden für Flöte, mit Tipps zum Üben und bei Sammartini in den letzten beiden etwas die historisch-stilistischen Anmer- Inspiration verlassen hat. Trotz dieser Ein- kungen, hrsg. unter Mitarbeit schränkung ist sie absolut spielbar und die ein- von Susanne Gärtner und Clau- geschränkte Sopranblockflötenliteratur braucht dia Weissbarth, Mainz 2011, jeden Neuzugang, der von einer derartigen Schott Music, ED 20945, € 18,99 Qualität ist. Peter-Lukas Graf hat wäh- Die Ausgabe ist – wie immer im Musikverlag rend seiner Zeit als Dozent an der Musikakade- Bornmann – gut lesbar und sorgfältig erstellt. mie Basel ein Arbeitsprogramm für seine Stu- Sehr empfehlenswert. Inés Zimmermann dentinnen und Studenten zusammengestellt. Es besteht aus Etüden und Capricen von Theobald Böhm, Joachim Andersen, Paul Jeanjean, Sigfrid Karg-Elert und Heiner Reitz. Es umfasst also Frank Michael: Studienliteratur in den Stilen des späten 19. und Gingko op. 23 Nr. 1 frühen 20. Jahrhunderts, beschränkt sich aber Parabel für zwei Flöten, Helm- auf Stücke ohne erweiterte Spieltechniken. Aus stadt 2010, H.H.-Musikverlag, diesem Studienprogramm hat Graf nun zusam- Spielpartitur, FM 006, € 9,90 men mit Susanne Gärtner und Claudia Weiss- barth eine repräsentative Auswahl herausgege- Das dreisätzige Stück (Fan- ben. Jeder der Komponisten wird mit einer tasia-Fuga-Sinfonia) ent- Kurzbiographie vorgestellt. Zu jedem Stück gibt stand bereits 1968 während es kurze Hinweise, die meist hilfreich sind, eines Flötenkurses, an dem manchmal aber auch nur Selbstverständlichkei- der Flötist Frank Michael damals teilnahm. Der ten enthalten. So wird z. B. bei Karg-Elerts op. Komposition nachgestellt findet sich eine faksi- 107/21 erklärt: Spiele mit charakteristischem, milierte Materialskizze. Ihr folgt eine kurze tänzerischem Walzer-Rhyth mus. Die originale Werkeinführung durch den Autor. Darin wird Überschrift Karg-Elerts lautet: In Tempo di unter anderem die dem Werk zugrunde liegende Walzer. (Im Walzerzeitmaß, kokett.) Den Klam- Intervallik dargelegt. mer-Text hat Graf nicht in seine Ausgabe über- Die Tonschritte kleine Sekunde, große Terz und nommen. Tritonus bilden den Brennpunkt, aus dem sich – Die Zuverlässigkeit des Notentextes wurde an- gleichsam parabolisch – ein duettierendes Lini- hand der Erstdrucke dreier Stücke überprüft, enspiel entwickelt. Dieses wiederum bezieht sich der Caprice op. 26/19 von Böhm, der Etude No. auf die „Zweihäusigkeit“ des Gingkoblattes 5 von Jeanjean und der Caprice op. 107/23 von („Zwei und doch Eins“). Solche Widerspiege- Karg-Elert. In der Böhm-Caprice wurde in Takt lung geschieht in vielerlei Gestalt und auch bei 19 die 8. Note sinnigerweise von h1 zu cis2 ver-

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bessert, in Takt 38 lautet die 5. Note allerdings Schluss des 1. Satzes wirkt durch das Cluster h- fälschlich cis3 statt cis2. Bemerkenswert sind c-cis noch verstärkt, hat dadurch aber auch et- zahlreiche Abweichungen von der Artikulation was von den im Original benutzten Stopftönen des Erstdrucks, für die es in der Ausgabe keine des Horns. Dass in Takt 41, 43, 44 und dann Erklärung gibt. nochmals Takt 65, 67 Töne abgeändert erschei- Bei Jeanjean wurden einige Zweifelsfälle im No- nen, kann eigentlich nur ein Übertragungsfehler tentext durch ergänzte Akzidenzien geklärt. sein, einsichtig ist es nicht. In Takt 41 und 43 Ohne Not – und wohl auch ohne Absicht – wur- müssten die ersten 5 Töne in der Flöte den mehrere originale Balkungen geändert. jeweils h-cis-h-cis-h heißen, der 1. Ton in Takt 44 c. (Übrigens: in Takt 49 und 51 erscheint die Die Caprice von Karg-Elert erscheint mit kor- gleiche Stelle eine Oktave tiefer richtig notiert). rektem Notentext. Abweichungen gibt es jedoch In Takt 65 und 67 müssten die Töne lauten c-d- bei der Platzierung der originalen Agogik-An- c-d-c-as-b-c. Warum im 2. Satz Takt 26 und 28 weisungen, mit denen Karg-Elert z. B. Accele- der Flöte nicht der vollständige Lauf zugemutet rando- und Ritardando-Passagen bezeichnet wird, ist nicht nachvollziehbar, zumal analoge hat. Darüber hinaus verwendet der Komponist Stellen durchaus schnelle Läufe verlangen. Der im Erstdruck noch die Abkürzung „t“, ohne die- Schlussteil ist sehr verkürzt: Ziffer 56-77 fehlt se in der Legende zu erklären. Aus anderen Wer- ganz, leider auch der so pfiffige Abschnitt Ziffer ken Karg-Elerts ist zu erschließen, dass damit „a 63 ff. Die letzten Takte sind zur Abrundung vom tempo“ gemeint ist. In der vorliegenden Ausga- Arrangeur selber gestaltet, durchaus auch wir- be wurden alle „t“-Stellen zu Accelerando-Pas- kungsvoll. Und die Proportionen in dieser Be- sagen erklärt. setzung sollten wohl auch stimmig bleiben. Als Die grafische Qualität der Ausgabe ist hervorra- Ganzes ist diese Bearbeitung sicher ein Gewinn gend und meist besser als die der Erstdrucke. und wird jedem Bläserquintett großen Spaß ma- Alle Flötistinnen und Flötisten, die sich an den chen – und dem Publikum ebenso. Abweichungen von den Vorlagen nicht stören, Frank Michael werden diese Sammlung mit Gewinn benutzen. Peter Thalheimer

    Johann Sebastian Bach:  15 zweistimmige Inven-

tionen George Gershwin:     

      An American in Paris  für Flöte, Oboe, Klarinette in B 

        und Fagott (Sulyok), Heft 3 (Nr.b

for Flute, Oboe, Clarinet, Horn

8, 9, 10, 12, 13, 14), Lilienthal & Bassoon (Kalke), Magdeburg 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15

2011, Eres Edition Musikverlag, 2009, Edition Walhall, Partitur

Partitur und Stimmen, eres und Stimmen, EW 808, € 19,80 Heft 3

Eres Edition 2983 2983, € 16,80 Vier Themen aus Gerswhins wunderbarem Amerikaner Zunächst einmal wundert in Paris wurden hier für man sich: wieso zweistimmige Inventionen für Bläserquintett bearbeitet. vier Stimmen? Dabei ist der Arrangeur Ernst-Thilo Kalke sehr Doch es geht, und es ist sogar sinnvoll, diese geschickt vorgegangen. Er hat das Werk ver- Kleinodien in dieser Weise zu instrumentieren, kürzt und in 4 Sätze unterteilt. Die Stimmen- vor allem wenn es strukturell so einsichtig ge- aufteilung des eigentlich für großes Orchester schieht wie bei Tamás Sulyok. Sicher spielen fast komponierten Werkes ist sehr überzeugend ge- immer nur zwei Instrumente, aber die wechseln- lungen. Eine hinzugefügte Autohupenstelle als den Klangfarben erhellen die an sich schon klare

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Kompositionsweise zusätzlich. Es erscheint uns fis3. Der Schwierigkeitsgrad ist einfach bis mittel, legitim, auch wenn Bach es selbst nie so bearbei- denn im richtigen Tempo sind einige Noten zu tet hätte – auch nicht an der Orgel, wo es ja prin- bewältigen. Die Ausgewogenheit ist mit vier zipiell so möglich wäre. Phrasierung und Arti- schnellen und zwei melancholischen Stücken ge- kulation fehlen im Original, auch die Dynamik. geben. Spaß machen Hier soll ich dich denn Die Vorschläge zur Artikulation wären entbehr- sehen, Konstanze; Vivat Bacchus! Bacchus lebe! lich gewesen, zumal sie noch auf einer eher ro- und O Engländer, seid ihr nicht Toren. mantisierenden Vorstellung dieser Musik beru- Das Layout ist gut, abgesehen von zwei un- hen, z. B. die oft zu langen Bindebögen. Der glücklichen Blattwendungen in den beiden drei- Titel 15 zweistimmige Inventionen ist etwas seitigen Stücken. irreführend, da in dieser Besetzung und in die- sem Heft 3 „nur“ die Inventionen 8-10 und 12- Empfehlenswert und in der Hinsicht, dass sich 14 bearbeitet sind. Die restlichen Inventionen die Spieler – angeregt durch die Auszüge – für gibt es teils für 2 Oboen und 2 Fagotte oder das Originalwerk interessieren könnten, eine Er- Oboe, Fagott, Violine und Violoncello. weiterung des Horizonts. Inés Zimmermann Frank Michael

Wolfgang Amadeus Mo- Eugène Walckiers: 5 Sonaten für Klavier und zart: Die Entführung aus Flöte dem Serail Nr. 1 op. 89, Nr. 2 op. 92, Nr. 3

ausgewählte Stücke für 2 Flö- (XJqQH:DOFNLHUV op. 98, Nr. 4 op. 109, Nr. 5 (o. ten (Violinen) KV 384 (Hg. Eli- 6RQDWH(XJqQH:DOFNLHUV op.), (Hg. Ursula und IU.ODYLHUXQG)O|WHRS sabeth Weinzierl und Edmund 6RQDWH(XJqQH:DOFNLHUV Željko Pešek), München IU.ODYLHUXQG)O|WH RS Wächter), Schott Music, Mainz 6RQDWH(XJqQH:DOFNLHUV 2010, G. Ricordi & IU.ODYLHUXQG)O|WH RS 2010, Spielpartitur, ED 9961, 6RQDWH(XJqQH:DOFNLHUV Co., jeweils Parti- IU.ODYLHUXQG)O|WH RS € 10,95 ODXQGäHOMNR3HãHN  tur und Stimme, KHUDXVJHJHEHQYRQ8UVX 6RQDWH IU.ODYLHUXQG)O|WH (UVWYHU|IIHQWOLFKXQJ Sy. 2731 bis 2735, KHUDXVJHJHEHQYRQ8UVXODXQGäHOMNR3HãHN

Ein namenloser Bearbeiter KHUDXVJHJHEHQYRQ8UVXODXQGäHOMNR3HãHN je € 14,80, als Ge-

RICORDI 

6\ des frühen 19. Jh. hat aus Wolfgang Amadeus KHUDXVJHJHEHQYRQ8UVXODXQGäHOMN samtpaket € 65,00 R3HãHN  RICORDI 6\  KHUDXVJHJHEHQ Mozarts Oper Die Entführung aus dem Serail YRQ8UVXODXQGäHOMNR3HãHN  6\ RICORDI Nur vier der ins- sechs bekannte Arien und Chöre für zwei Quer-   6\ RICORDI

 gesamt zwischen flöten bearbeitet. 6\ RICORDI   1855 und 1865 ent-

Das 1782 im Wiener Burgtheater aufgeführte  standenen fünf So- deutsche Singspiel gilt als erste deutsche Oper naten pour Piano et Flûte wurden zu Walckiers und entstand ein Jahr nach Mozarts Idomeneo, Lebzeiten veröffentlicht. Die fünfte blieb unge- dem noch ein italienisches Libretto zu Grunde druckt und ohne Opuszahl. Dem Spürsinn und lag. Dem Geschmack der Zeit folgend enthielt Engagement der Herausgeber, die dem Manu- sie sogenannte türkische Musik und benutzte skript des Komponisten auf die Spur gekommen dafür das Instrumentarium der Janitscharenmu- sind, ist es zu danken, dass nun der komplette sik. Ohne jedoch wirklich echten außereuropäi- Sonatenzyklus zum ersten Mal vollständig vor- schen Einflüssen Eingang zu gewähren, gleicht liegt, nachdem auch die verlegten Sonaten seit diese „türkische Musik“ eher einer freundlichen Jahren vergriffen und heute kaum noch bekannt Karikatur. sind. Der Flötist und Komponist Eugène Wal- Der Ambitus der unteren Stimme mit Begleit- ckiers, geboren 1793 in Avesnes-sur-Helpe im funktion übersteigt nur wenig die erste Oktave, französischen Flandern und gestorben 1866 in ganz selten kommt ein d3 vor. Die erste Stimme Paris, erhielt seine Ausbildung bei Tulou und bewegt sich höher und steigt bis e3, einmal bis A. Reicha in Paris. Zunächst als Militärmusiker

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tätig, widmete er sich ab 1816 dem Unterrichten Ausgabe vorliegt. Der Autor richtet darin sein und Komponieren. Eine herausragende Orches- besonderes Augenmerk auf die Klarheit und eine terstelle bekleidete er so wenig, wie er in öffent- große Vielfalt der Artikulation auf der Flöte. In lichen Konzerten solistisch auftrat. Dies mag ein dem betreffenden Kapitel findet sich auch eine Grund dafür sein, dass Walckiers’ vielseitiges Antwort auf die Frage, die sich die Herausgeber und umfangreiches Œuvre außer dem Concerti- der Sonaten offenbar stellen hinsichtlich der Be- no op. 28 kein Flötenkonzert und kaum Orches- deutung von Punkt (Piqué oder Détaché adouci, terwerke aufweist. Die Flöte steht im Zentrum mit de zu artikulieren), Keil (Détaché, Artikula- seines Schaffens. Davon zeugt auch die zweibän- tion te) oder Punkte mit Bogen kombiniert dige Méthode de Flûte (Paris 1829). Während die (Louré, Artikulation le mit leichter Markierung Flötensonaten der etwas älteren Zeitgenossen des Beginns und gleichsam nahtlosem Anfügen Hummel, Kuhlau oder Ferdinand Ries noch der folgenden Töne). Die vorliegende Ausgabe dreisätzig angelegt sind, überträgt Walckiers, wie der fünf Sonaten von Eugène Walckiers ist unter einige Jahre vor ihm schon Friedrich Schneider, editorischen und praktischen Gesichtspunkten die viersätzige Form von Symphonie und vorbildlich. Das Repertoire für die Duo-Beset- Streichquartett auf seine Flötensonaten. Dabei zung Flöte und Klavier hat mit ihnen unverhofft folgt, mit Ausnahme der 3. Sonate, das Scherzo eine große Bereicherung erfahren an musikalisch an zweiter Stelle, ähnlich wie in C. M. von We- und spieltechnisch gleichermaßen anspruchsvol- bers Trio op. 63. Die Wahl der Tonarten für die len Beispielen schönster frühromantischer Kam- Sonaten bietet keine Überraschung: D-Dur, mermusik aus Frankreich. Hartmut Gerhold a-Moll, F-Dur, Es-Dur und e-Moll. Die langsa- men Sätze bewegen sich jeweils im Bereich von Dominante oder Subdominante bzw. von deren Parallele bei den Sonaten in einer Molltonart. Conrad Beck: Sonatine Diesen auf den ersten Blick eher konventionel- len Rahmen nutzt Walckiers jedoch dazu, sein für Flöte und Klavier, Reihe: Il Flauto traverso, 1961/1989, kompositorisches Talent, seine Meisterschaft in Schott Music, FTR 100, € 12,95 der Instrumentation wie sein Geschick in der Behandlung der beiden Instrumente überzeu- Gesegnet sei das Internet, gend unter Beweis zu stellen. Souverän be- denn dort erfährt man das, herrscht er Form und Ausdruck der Musikspra- was einem der Schott-Ver- che seiner Zeit. Man meint, gelegentlich in den lag in seiner vom Drucktext Sonaten Anklänge an Mendelssohn, Louise Far- her eigentlich schönen renc oder Kalliwoda zu entdecken. Durch eine Ausgabe vorenthält – näm- äußerst vielfältige und mannigfache Dynamik, lich die Antwort auf die Frage: Wer war oder ist Artikulation und Agogik gelingt es Walckiers, Conrad Beck? (Oder weiß man das einfach?) jeder seiner Sonaten ein charakteristisches eige- nes Ausdrucksprofil zu geben im für die Flöte Die zwölftönig angehauchte, dabei aber durch- so typischen Spannungsfeld zwischen zartester weg durchsichtige und elegante Faktur des vier- Gesanglichkeit, Melancholie und kraftvoller sätzigen Werks lässt auf einen Komponisten des Virtuosität. Für eine Interpretation ist es nicht 20. Jahrhunderts schließen, aber weder die Le- nur lohnend, sondern unerlässlich, jede einzelne bensdaten (1901–1989) noch die Le bens räume der zahlreichen, teilweise sehr persönlich for- (geboren im Kanton Schaffhausen, 1924–1933 in mulierten Spielanweisungen und Vortrags- Paris, gestorben in Basel) noch die Tätigkeit bezeichnungen des Komponisten genau zu be- (1936–1966 Leiter der Mu sik ab teilung von Radio achten. Besonders zum Thema Artikulation Basel) werden neugierigen Spielern verraten. empfiehlt sich ein Blick in Walckiers Méthode, Beschränken diese sich freilich auf den Noten- deren erster Teil bei Fuzeau in einer Faksimile- text, ohne ihrer biographischen Fragelust zu frö-

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nen, so erwartet sie ein vor allem im vorzei- pointiertes Fundament. Spieltechnisch entstehen chenreichen Klavierpart nicht ganz einfaches keine sonderlichen Probleme. Das Linienspiel Stück, das aber eine Erarbeitung mit fließender der Bläser jedoch erfordert eine sorgfältige und Melodik und abwechslungsreicher Gestaltung fantasievolle Gestaltung des Klanglichen. Ein belohnt, in dem die französische Klarheit als nobles Stück wird dann seinen eigenen Zauber Ideal durchaus gegenwärtig ist (besonders schön entfalten. Hans-Martin Linde der dritte Satz, ein „Allegretto“ im – überwie- gend – Neunachteltakt). Ulrich Scheinhammer-Schmid Krzysztof Zgraja: Partita nova 12 Rockstücke nach den Stern- Michael Tippett: Prelude, zeichen, für Flöte (Violine) und Recitative and Aria Klavier, Mainz 2010, Schott Music, ED 20802, € 13,95 an arrangement of Hermes’ Aria O Divine Music from King Der Verlag lässt wissen, er Priam, for Flute, Oboe and sei „für aktuelle Strömun- or Piano, Mainz 2010, Schott Music, Partitur gen und Trends der musi- und Stimmen, ED 13395, kalischen Entwicklung of- € 17,95 fen“. Das stimmt, aber nicht nur in diesem Sinne darf man die Veröffentlichung der Partita nova Die Zeit rückt fort und ent- des aus Polen stammenden, mittlerweile in rückt uns leider so manchen Komponisten, des- Deutschland lebenden Flötisten, begrüßen. sen man sich erinnern dürfte. Michael Tippet Seine „12 Rockstücke“ sind eine überraschende (1905–1998) stand stets ein wenig im Schatten Bereicherung des Repertoires und sowohl im seines sicher bedeutenderen Zeitgenossen Ben- Unterricht als auch fürs Konzert hochwillkom- jamin Britten. Tippetts umfangreiches Œuvre men. Selber ein virtuoser Spieler, weiß Zgraja ge- aber birgt eine Vielfalt aufführenswerter und nau, was vom Flötistischen her „sitzt“. Ein fet- immer noch überzeugender Musik. ziger Klaviersatz erhöht das Spielvergnügen. Die Das gilt auch für die fünfminütige Satzfolge, die Stücke folgen dem „Tierkreis“, dürften aber auch hier vorgelegt wird. Tippetts tonal verankerter als Einzelsoli lohnend sein. Stil, seine Neigung zu echter Polyphonie wie So gibt es – ganz willkürlich den einen oder an- auch zur Harmonik der sogenannten klassischen dern Satz herausgreifend – schmeichelnde Me- Moderne sind alles andere als heutige Avant- lodien über träumerischen Akkord-Improvisa- garde. Sein instrumentales Arien-Arrangement tionen (Virgo). Capricornus zeigt sich natürlich (Oper King Priam) kommt denn auch nicht ge- bockig rhythmisiert und ein wenig „gegen den rade „neuartig“ daher, klingt aber immer noch Strich“ angehend. Die Gemini zeigen sich (zwil- neu und heutig. Wichtig ist wie stets: das Ergeb- lingshaft) im Thema und dessen variierter Wie- nis zählt. Und damit darf man sich durchaus derholung als ein eben nicht ganz gleich gewan- hören lassen. Es wäre dieses kleine Werk übri- detes Paar. Und in der spieltechnisch an spruchs- gens auch eine charmante Zugabe. vollen Nr. 12 („fuoco“) treiben große und kleine Die beiden Melodieinstrumente entfalten, vor- „Pisces“ ihr keineswegs langweiliges und schon wiegend im Bereich von „tranquillo“ und „sotto gar nicht stummes Wesen in flimmernd beweg- voce“, ein wohlbalanciertes Miteinander und ten Wassern. Diese Partita spricht eine durchaus Gegeneinander. Cembalo oder Klavier bilden heutige Sprache und findet hoffentlich viele dazu ein teils ruhig fließendes, teils rhythmisch Freunde! Hans-Martin Linde

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NEUEINGÄNGE artist ahead Musikverlag, Walldorf ROHMER Klein, Volker: Meine Querflötenschule, ein sys- tematischer und gut strukturierter Einstieg in Celle Tel: 05141 / 217298 das Querflötenspiel von Anfang an, 2011, inkl. 2 CDs, Best.-Nr. 50150 182, € 22,95 Bärenreiter-Verlag, Kassel Novák, Jan: Sonata super „Hoson zes …“, für Violine oder Flöte und Klavier (Čižmář), 2011, Partitur und Stimmen, H 7855, € 24,95 Telemann, Georg Philipp: Zwei Sonaten, für Oboe und Basso continuo, aus „Essercizii musi- ci“ (Hofmann), 2011, Urtext, Partitur und Stim- men, BA 5889, € 19,95 Telemann, Georg Philipp: Zwei Sonaten, für Querflöte und Basso continuo, aus „Essercizii musici“ (Hofmann), 2011, Urtext, Partitur und Stimmen, BA 5890, € 19,95 edition baroque, Bremen de Rosier, Carl: Fairy Queen Sonatas, für Alt- [email protected] blockflöte und Basso continuo (Jacobi), 2010, www.rohmer-recorders.de Partitur und Stimme, eba1165, € 14,50 Williams, William: Sonata Seconda, Sonata Quarta, aus „Six Sonatas“ London 1700, für 2 Blockflöten und B. c. (Tetampel), 2011, Partitur und Stimmen, eba1224, € 13,50 Cheap Choice Brave and New Music Editions (Aus- lieferung über Edition Walhall, Verlag Franz Bier- Gérard Billaudot Éditeur, Paris sack, Magdeburg) Damase, Jean-Michel: For piccolo, pour flûte de Boismortier, Joseph Bodin: Concerto Op. piccolo et piano, 2011, Partitur und Stimmen, XV No. 1, for 5 alto recorders or voice flutes or G 9036 B transverse flutes (violins) without B. c. (or for 4/5 instruments with B. c.), (Kelly), 2010, Parti- Editions Bim, CH-Vuarmarens tur und Stimmen, CCBN VF 015, € 21,80 Charrière, Caroline: Petite Suite, for flute and de Boismortier, Joseph Bodin: Concerto Op. piano, 2010, Partitur und Stimme, BIM FL42 XV No. 1, for 5 oboes (or recorders in C or vio- Plog, Anthony: Concerto, for flute and wind lins) without B. c. (or for 4/5 instruments with ensemble (1986), flute and piano reduction B. c.), (Kelly), 2010, Partitur und Stimmen, (Luce), 2009, Partitur und Stimme, BIM FL2a CCBN SH 002, € 16,80 Ravel, Maurice: pour une infante dé- de Boismortier, Joseph Bodin: Concerto Op. funte, for English Horn and piano (Hove), 2011, XV No. 1, for 5 bassoons or cellos or violas da Partitur und Stimme, BIM OB11 gamba without B. c. (or for 4/5 instruments with Szentpali, Roland: Latino Carmen, for flute and B. c.), (Kelly), 2010, Partitur und Stimmen, piano, 2010, Partitur und Stimme, BIM FL41a CCBN PB 005, € 16,80 Boosey & Hawkes Music Publishers Ltd., London Delius, Frederick: Sonata (1916), for alto re cor - Redel, Martin Christoph: Feuertanz, für 2 Flö- der (or flute) and piano (originally for cello), ten und Klavier, 2011, Partitur und 2 Stimmen, (Kelly), 2010, Partitur und Stimme, CCBN RR BB 3237, € 26,99 001, € 14,50

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Edition Dohr, Köln Altflöte in G und Bassflöte, 2010, Partitur und Hesse, Adolph Friedrich: Fuge nebst Einleitung, Stimmen, Sy. 2796, € 26,00 op. 39 Nr. 1, für Bläserquintett (Flöte, Oboe, Weinzierl, Elisabeth/Wächter, Edmund (Be- Klarinette in B, Horn in F, Fagott), (Vitalis), arb.): Weihnachtliche Sätze alter Meister, für 2 2011, Partitur und Stimmen, E.D. 11379, € 12,80 (- 4) Flöten, Altflöte in G und Bassflöte, 2010, Surges, Franz: Rheinische Fermaten, für So- Partitur und Stimmen, Sy. 2797, € 19,50 pran- und Altblockflöte, 2011, Spielpartitur, Weinzierl, Elisabeth/Wächter, Edmund (Be- E.D. 11279, € 6,80 arb.): Weihnachtslieder verschiedener Länder, Green Man Press (Auslieferung über Edition Wal- für Flötenensemble (2-4 Flöten, 1-2 Altflöten in hall, Verlag Franz Biersack, Magdeburg) G, Bassflöte), 2010, Partitur und Stimmen, Sy. Lotti, Antonio: Ti sento, O Dio bendato, cantata 2798, € 23,50 for soprano, oboe and continuo (Lee), 2011, Par- titur und Stimmen, Lot 1, € 12,80 Schott Music, Mainz Butz, Rainer (Arr.): Let’s dance, 14 leichte Tän- Edition Güntersberg, Heidelberg ze von Walzer bis Samba, für 3 Sopran-Block- Credius, Johann Christian: Sonata E-Dur, für flöten, Reihe: Leichte Blockflötentrios, Band 4, Flauto traverso, Viola da gamba und B. c., 2011, 2011, Partitur, ED 20789, € 10,99 Erstausgabe, Partitur und Stimmen, G203, € 15,50 Diaz, José Fernández: Guantanamera, für Flöte Moeck Verlag, Celle und Klavier (Korn), 2011, Partitur und Stimme, Zimmermann, Inés: Fröhliche Weihnachten, ED 09881, € 3,95 Jacob van Eyck!, Weihnachtsliedvariationen nach Easy Charts Play-Along 1, für Soloinstrumente einer Idee von J. van Eyck, für Sopranblockflöte in B , E und C (Saxophon, Trompete, Klarinette, solo, 2011, ZFS 822/823, € 6,00 Flöte,b Violine),b leicht spielbar, 2011, inkl. 1 CD, Éditions Musicales Alphonse Leduc, Paris MF 3601, € 16,99 Ghidoni, Armando: Lirico Jazzy Duo, pour Elgar, Edward: Pomp and Circumstance, Mili- Flûte et Clarinette, 2011, Partitur und Stimmen, tary March No. 1 for Flute and Piano (Birtel), AL 30529 2011, Partitur und Stimme, ED 09889, € 4,95 Ledeuil, Éric: 3 Expéditions pour Flûte aventu- Flöten-Hits für coole Kids: Megastarke Pop- e reuse, pour flûte seule, Cycle 1, 4 année, 2010, songs 9, für 1-2 Sopran-Blockflöten, 2011, inkl. AL 30498 1 CD, ED 20967, € 14,99 Ledeuil, Éric: 25 Études spécifiques, pour la flûte Gebauer, François René: 60 Leçons métho- e traversière, Cycle 1, 3 année, 2010, AL 30497 diques, opus 31, für 2 Flöten (Delius), 2010, Ur- Ledeuil, Éric: Les Méandres de Viviane, pour text, ED 20803, € 13,99 Flûte et Harpe (ou Piano), Niveau: Premier Graf, Peter Lukas: Study with Style, 30 ausge- e cycle, 2 année, 2010, Partitur und Stimme, AL wählte Etüden für Flöte, mit Tipps zum Üben 30495 und historisch-stilistischen Anmerkungen, 2011, Rota, Nino: Elegia, pour Hautbois et Piano, ED 20945, € 18,99 1956/2011, Partitur und Stimme, AL 21646 Heller, Barbara: Stimmungen, 5 Miniaturen für Edition Molinari, Regensburg Oboe (Flöte, Altblockflöte) oder andere Blas- Vivaldi, Antonio: Concerto in D-Dur, RV 93, in strumente solo (Singer), 2011, ED 21054, € 9,99 für Flöte oder Violine und Gitarre (Romic), Hindemith, Paul: Pantomime, aus der Oper 2011, Partitur und Stimmen, ISMN M-50062- „Cardillac“, für 2 Flöten und Klavier (Wein- 121-8, € 11,80 zierl/Wächter), 2010, Partitur und Stimmen, G. Ricordi & Co., München FTR 211, € 14,99 Weinzierl, Elisabeth/Wächter, Edmund (Be- Hughes, Rob/Harvey, Paul: Free to Solo, for arb.): Weihnachtskonzerte, Giuseppe Torelli: Flute/Violin, an easy approach to improvising Concerto a quattro op. 8/6, Francesco O. Man- in Funk, Soul, Latin, Folk and Jazz Styles, 2011, fredini: Concerto grosso op. 3/12, für 2 Flöten, inkl. 1 CD, ED 13373, € 14,99

620 TIBIA 4/2011 Noten

Joplin, Scott: 4 Ragtimes, für Blockflötenquar- de Mattos, Fernando Lewis: Cataventos, I-VII, tett (Birtel), Reihe: Easy Recorder Quartets, für 2-4 Blockflöten (SATB) (Carpena), Reihe: Band 8, 2011, Partitur und Stimmen, ED 20924, Brasiliana, 2009, Partitur, ETF 2102, € 15,00 € 14,99 Meijering, Chiel: Spring will be great …, für 4 Mallus, Fine: Querflöte, Band 1, hrsg. von der Blockflöten, 2010, Partitur und Stimmen, ETF Stiftung Jedem Kind ein Instrument, 2010, ED 2139, € 17,00 20728, € 9,95 da Palestrina, Giovanni Pierluigi: Laetus Hy- Schönherr, Christoph: Orchester-Werkstatt, 15 perboream (Nr. 1) und Exsultate Deo (Nr. 19), 2 Arrangements für das Klassenmusizieren mit Motetten für fünfstimmigen Chor (SAATB) heterogenen Gruppen, 2010, Partitur, inkl. 1 oder 5 Blockflöten (ATTBB) sowie andere Me- CD, ED 20960, € 29,95 lodieinstrumente (Brook), aus „Motettorum Schumann, Robert: Träumerei, aus den „Kin- quinque vocibus liber quintus“, Reihe: Musi- derszenen“, für Flöte und Klavier (Birtel), 2011, calische Bibliothek, No. 29, 2010, Partitur und Partitur und Stimme, ED 09894, € 3,95 Stimmen, ETF 029, € 14,00 Shchedrin, Rodion: Oboe Concerto, Klavier- Playford, John: The bonny Broome + Pall Mall, auszug, 2010, Partitur und Stimme, OBB 49, aus „The Dancing Master 1651–1728“, für 4 € 32,95 Blockflöten arrangiert von Flautando Köln, Steinbach, Patrick (Hg.): Irish Folk Tunes for 2011, Partitur und Stimmen, ETF 2146, € 13,00 Flute, 71 Traditional Pieces, 2011, inkl. 1 CD, Steger, Maurice (Hg.): Ground Upon the Sara- ED 13360, € 14,99 banda Theme of the 7th Sonata by Mr. Corelli, für Altblockflöte, obligates Cembalo und Basso Vasks, Pēteris: Aria e danza, per flauto e piano- forte, 2011, Partitur und Stimme, FTR 215, ostinato (Steger/Kitaya), 2010, Partitur und € 19,99 Stimme, ETF 2140, € 19,50 Vasks, P teris: Konzert, für Flöte und Orches- Steger, Maurice (Hg.): The Favorite Gigg in ē th rs ter, Klavierauszug, 2011, Partitur und Stimme, Corelli’s 5 Solo, with divisions by Sig Cateni FTR 216, € 27,99 & Valentini, für Sopranblockflöte und B. c. (Ste- Weis, Simone: Blockflöte, Band 1, hrsg. von der ger/Kitaya), 2010, Partitur und Stimmen, ETF Stiftung Jedem Kind ein Instrument, 2010, ED 2141, € 15,00 20723, € 9,95 Sydow, Bernhard: Jogos, für 7 Tenorblockflöten (Carpena), Reihe: Brasiliana, 2010, Partitur und Edition Svitzer, Kopenhagen Stimmen, ETF 2104, € 15,00 Nielsen, Carl: Flute Concerto, für Flöte und Klavier (Adorján), 2011, Partitur und 2 Stim- men, Info: www.editionsvitzer.com Edition Tre Fontane, Münster Musiklädle’s Dorwarth, Agnes: … talk …, nach einem Ge- Blockflöten- und Notenhandel dicht von Ernst Jandl, für 4 Blockflöten (SATB), Der kompetente Partner an Ihrer Seite 2011, Partitur, ETF 2134, € 7,00 Neureuter Hauptstraße 316 Dresens, Guus: Poème Lyrique, für Altblock- D-76149 Karlsruhe-Neureut Tel. 0721/707291, Fax 0721/78 2357 flöte und Gitarre (van Steenhoven), 2011, Parti- e-mail: [email protected] tur und Stimme, ETF 2149, € 10,00 Selbst (kostenlos) recherchieren und bestellen Fortin, Viktor: Remember Holidays, für 2 Block - auf unserer Homepage: www.schunder.de Umfangreiches Blockflötennotenlager, weltweiter flöten (SA) und Gitarre, 2010, Partitur und 2 Notenversand, großes Blockflötenlager namhafter Hersteller, Versand von Auswahlen, Reparatur- Stimmen, ETF 2135, € 17,00 service für alle Blockflötenmarken. Malvezzi, Cristofano: Lieti solcando il mare Kennen Sie unser Handbuch? verdana, für 7 Blockflöten (SSATBBB) (Hanks), Über 40.500 aktuelle Informationen im Bereich Blockflötenliteratur & Faksimile. Als Download Reihe: Musicalische Bibliothek, No. 27, 2010, auf unserer Homepage. Partitur und Stimmen, ETF 027, € 12,00

TIBIA 4/2011 621 Noten

Edition Walhall, Verlag Franz Biersack, Magdeburg Cousser (Kusser), Jean Sigismond: La cicala della cetra D’Eunomio - Suite Nr. 2, sechs Con- sortsuiten für 2 Oboen, Fagott, Streicher & B. c. Zwei Kurse mit (Robertson), in sechs Bänden (EW 746, 747, 748, Prof. Myriam Eichberger, 791, 794, 798), Reihe: Collegium Musicum – Hochschule für Musik Kölner Reihe Alter Musik, 2010, Partitur und Franz Liszt Weimar Stimmen, EW 747, € 29,80 Gershwin, George: Porgy and Bess, arranged for flute, oboe, clarinet, horn & bassoon (Kalke), 2010, Partitur und Stimmen, EW 830, € 17,50 Sa. 26.11.2011 in Bamberg, „Spielen im Hertel, Johann Wilhelm: Konzert G-Dur, für Block flötenorchester – neue Heraus for de - Flöte, 2 Violinen, Violetta und Basso (Rettel- rungen für BlockflötistInnen“ bach), Reihe: Collegium Musicum – Kölner Reihe Alter Musik, 2011, Erstausgabe, Partitur, EW So. 27.11.2011 in Kronach, „Vorbereitung für 722, € 18,50 den Solowett be werb Block flöte bei Jugend Mozart, Wolfgang Amadeus: Die Zauberflöte, musiziert und auf Vorspielsituationen“ für Flöte, Violine, Viola und Violoncello (Gene- wein und Hochreiter), 2011, Partitur, EW 806, € 29,80 Weitere Auskünfte und Informationen erhalten Sie gerne unter Riccio, Giovan Battista: Canzoni a due voci, [email protected] (09261/91314) für 2 Violinen (oder Zinken/Blockflöten), Basso oder [email protected] (0881/2058) und B. c. (Scarpa), aus Il Terzo Libro Delle Di- vine Lodi Musicali, Venedig 1620, Gesamtaus- gabe (Terzo Libro) in neun Bänden – Band VIII, Universal Edition, Wien 2010, Partitur und Stimmen, EW 705, € 19,80 Classic Études for Flute, selected, introduced Riccio, Giovan Battista: Canzon a una (voce)/ and performed by Mary Karen Clardy, with op- Canzon La Rubina, für Blockflöte (oder Zink) tional 2nd Flute accompaniment, 2011, inkl. 1 und B. c./für 2 Violinen (oder Zinken/Blockflö- CD, UE 70363, € 23,95 ten), Posaune und B. c. (Scarpa), aus Il Terzo Li- Gisler-Haase, Barbara: Die neue Magic Flute, bro Delle Divine Lodi Musicali, Venedig 1620, die Flötenschule von Anfang an, Band 2, 2011, Gesamtausgabe (Terzo Libro) in neun Bänden – inkl. 1 CD, UE 35302, € 24,50 Band VII, 2010, Partitur und Stimmen, EW 707, Igudesman, Aleksey: Bilder einer Einstellung, € 13,80 Quartett für Flöte, Violine, Viola, Violoncello Riccio, Giovan Battista: Canzoni a quattro oder Kontrabass (2008), 2010, Partitur und Stim- voci, für 2 Violinen (oder Zinken/Blockflöten), men, UE 34749, € 39,95 2 Posaunen (oder Gamben/Dulziane) und B. c. Rae, James: Flute Debut, 12 leichte Stücke für (Scarpa), aus Il Terzo Libro Delle Divine Lodi Anfänger, für Einzel-, Gruppen- und Klassen- Musicali, Venedig 1620, Gesamtausgabe (Terzo unterricht, 2011, inkl. 1CD, UE 21528, € 12,95 Libro) in neun Bänden – Band IX, 2010, Partitur Rae, James: Flute Debut, 12 leichte Stücke für und Stimmen, EW 709, € 24,80 Anfänger, 2011, Klavierbegleitung, UE 21529, Schneider, Michael (Hg.): Durham Ground – € 14,95 Variationen über ein Thema von Corelli op. 5/7 Ursus-Verlag (Vertrieb: Musiklädle, Karlsruhe) (Anonymus 18. Jh.), für Violine (oder Sopran- Rosenheck, Allan: Gesucht!, Ein Blockflöten- blockflöte), obligates Cembalo und Bass, Reihe: Krimi, für Blockflötenensemble (SATB) und Collegium Musicum – Kölner Reihe Alter Mu- Sprecher, 2011, Partitur, Ursus-Verlag 31148, sik, 2011, Erstausgabe in Originaltonart, Partitur € 11,00 und Stimmen, EW 838, € 15,50

622 TIBIA 4/2011 Edition Moeck Nr. 822/823 | ISMN M-2006-0822-9 | € 6,00

Inés Zimmermann (*1965) Fröhliche Weihnachten, Jacob van Eyck! für Sopranblockflöte solo

Sololiteratur kann es nie genug geben. Jacob van Eycks Dimi - nu tionen über Gassen hauer und Kir chenlieder gehören zu den am meisten gespielten Solo stücken. Und selten gibt es mehr Ge le genheit, Musik zu machen, als in der Vor weih - nachtszeit. Indem man aus dem Fundus der be kann ten Weih - nachtslieder schöpft und sie mit kleinen – zum Teil virtuo- sen – Vari a tio nen versieht, ver- hilft man den be kannten Melodien zu neuem Reiz. Diese kleine Sammlung ist als Anregung ge dacht, selber auf die Suche nach geeigneten Me - lo dien zu gehen und diese mit der von Jacob van Eyck im Fluyten-Lusthof so an schau - lich dargestellten Dimi nu - tions tech nik zu variieren. Meine bescheidenen An sätze mögen dabei hilf reich sein.

Inés Zimmermann

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TIBIA 4/2011 623 Tonträger

Tonträger

Immer wieder verschwimmen die Grenzen zwi- schen Bekanntem wie Vertrautem und Neuem. Alle Epochen und Stilrichtungen wirbeln bunt durcheinander, und das macht den einzigartigen Mit ihrer Debüt-CD Downtown Illu - Sound von Spark aus. Nicht nur der scheinbar sions hat die extravagante klassische unerschöpfliche Ideenreichtum zeichnet das En- Band Spark den ECHO-Klassik 2011 semble aus, auch künstlerisch bewegt sich Spark in der Sparte „Klas sik ohne Grenzen“ auf einem sehr hohen Niveau. Der immer wieder gewonnen. überraschende Reichtum an Klangfarben in den unterschiedlichsten Besetzungsmöglichkeiten dieser Formation, der insbesondere auch durch Spark – Die klassische den Einsatz verschiedenster Blockflötentypen Band: Downtown Illusi- hörbar wird, scheint grenzenlos zu sein. So wird ons jedes Werk zu einem einzigartigen klanglichen Andrea Ritter (Blockflöte, Lo- Universum. tusflöte), Daniel Koschitzki (Blockflöte, Melodica, Gesang), Mit ihrer CD Downtown Illusions nimmt Spark Stefan Glaus (Violine, Viola), die Hörer mit auf eine Reise durch den Metro- Victor Plumettaz (Violoncello), polen-Dschungel von New York, den Groß- Jutta Rieping (Klavier), als Gast Robeat (Bodypercus- stadt-Sound von London, die hippen Beats aus sion), Ars Production, 2010, 1 CD, ARS 38 084 Amsterdam und die pulsierenden Klänge des neuen Berlin. Emotionen und Sehnsüchte wer- Fünf sympathische und begeisterte Musiker aus den geweckt von einer romantischen Welt und Deutschland, Ungarn, der Schweiz und der Slo- die Lust, diese CD wieder und wieder zu hören. wakei verbinden sich zu einem ungewöhnlichen Es gibt unglaublich viel zu entdecken auf dieser Ensemble mit noch ungewöhnlicherer Beset- ersten CD von Spark, viele zündende Ideen, zung und beinahe unerhörten musikalischen Vi- kreativ umgesetzt und auf hohem künstlerischen sionen, mit einem leichten Augenzwinkern ver- Niveau eingespielt. Ein Wunsch: Bitte noch sehen und dem Mut zu Grenzgängen. Steht mehr davon! Heida Vissing Spark für den Aufbruch in eine andere Moderne als die der klassischen Avantgarde? Grenzen zwischen den klassischen Genres werden aufge- brochen und neu interpretiert. Die Musik von J. S. Bach: French & Eng- Spark passt in kein Repertoire-Raster, die Lust lish Suites auf Provokation verbindet sich mit einer ausge- Stefan Temmingh (recorder & lassenen Musizierfreude und so vermischen sich direction), Domen Marin i č č Jazzrhythmen, Balkan Beats, Filmmusik und (viola da gamba), Axel Wolf Art Pop mit den Klängen der Herren Antonio (), Oehms Classics, Mün- Vivaldi und Michael Nyman. Von Johann Sebas- chen 2011, 1 CD, OC 795 tian Bach zum Amsterdamer „enfant terrible“ Chiel Meijering über den amerikanischen Film- Wortreich erklärt der Block flötist Stefan Tem- komponisten Kenji Bench weiter zu dem jungen mingh im Booklet, was wahrscheinlich mittler- deutschen Komponisten Johannes Motsch - weile keinerlei Rechtfertigung mehr bedarf: mann. Nämlich warum er es sich erlaubt, Werke von

624 TIBIA 4/2011 Tonträger

Blockflötenbau Herbert Paetzold - Blockflöten in handwerklicher Einzelfertigung - Nachbauten historischer Blockflöten - Viereckige Bassblockflöten von Basset bis Subkontrabass

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Johann Sebastian Bach zu bearbeiten. Dass sol- des Lautenisten bei den beiden einzigen auf der che Bearbeitungen durchaus historisch begründ- CD vertretenen Originalwerken bewundern. und belegbar sind sowie darüber hinaus für heu- Regina Himmelbauer tige Ohren die Möglichkeit bieten, Bekanntes in neuem Lichte erscheinen zu lassen, sollte eigent- lich keiner weiteren Erläuterung mehr bedürfen. La luth enchantée: Neben den Bearbeitungen von Solo-Tastenwer- Suites & Correspondan- ken (einer Englischen und zweier Französischer ces Suiten, BWV 807, BWV 814, BWV 816) sind auch „Hits“ wie das Siciliano aus der Violin- Bach, Dieupart, Couperin, de sonate in c-Moll (BWV 1017) sowie das vielstim- Visee; Marion Fermé (recor- der), Anna Kowalska (lute/ba- mig konzipierte und daher für Bearbeitungen roque guitar), Anton Birula prädestinierte Wachet auf, ruft uns die Stimme (lute/), ambitus Musik- zu hören. Mit Laute (Axel Wolf) und Gambe produktion, Hamburg 2010, 1 CD, amb 96927 (Domen Marinčič) sind diejenigen Sätze aus den Klaviersuiten am überzeugendsten, die eher als Musik für Tasteninstrumente und Generalbass- Solosonate mit Continuo-Begleitung konzipiert begleitung einmal anders zu erleben als eigent- sind. Die Suite kann durchaus als eine lose An- lich vorgesehen, kann sehr reizvoll sein. Johann sammlung von Tanzsätzen angesehen werden – Sebastian Bach hat die Tasteninstrumente seiner ob dies auch für die artifiziellen Englischen und Zeit alle sehr geschätzt und war an Weiterent- Französischen Suiten gilt, kann diskutiert wer- wicklungen und klanglichen Verbesserungen den. Je nachdem wie man für sich diese Frage immer interessiert. Die Tatsache, dass er den fei- beantwortet, mag man es als mehr oder aber we- neren Klang der Zupfinstrumente ebenfalls niger störend empfinden, wenn Stefan Tem- mochte, wird durch einige Werke, die er aus- mingh unterschiedliche Blockflöten für die ein- drücklich für die Laute bestimmte, untermauert. zelnen Sätze verwendet – vor allem der Wechsel Da er auch gerne Werke seiner Zeitgenossen auf auf die Sopranblockflöte sticht dabei hervor. die Orgel übertrug, mag auch eine Übertragung Auch von der Aufnahmetechnik wird die Block- seiner Werke und Begleitung auf die Zupfinstru- flöte in den Vordergrund gerückt, was satztech- mente seiner Zeit gerechtfertigt sein. Das En- nisch streckenweise problematisch ist. Vermag semble La luth enchantée trägt dem Rechnung man all diese grundsätzlichen Bedenken zur und vereinigt auf dieser CD Originalwerke Seite zu schieben, kann man das ausdrucksvolle Bachs mit Zupfcontinuo, Transkriptionen von Spiel des Blockflötisten, den Arbeitseifer des Cembalowerken und Kompositionen französi- Gambisten bei der Transkription des „Pedal- scher Zeitgenossen. Bach schätzte den französi- Exercitiums“ sowie den Klangfarbenreichtum schen Stil zeit seines Lebens.

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Den Zuhörer erwartet aber jetzt keine leise da- nom in Nr. 5, Hör zu …, nach Gottfried Benn). hinschwebende Musik, sondern durchaus voller Als „musikalischer Grenzgänger“ er weist sich Klang. Die Musiker des Ensembles nutzen die Michel in den Nummern 6 und 8, wenn er das Möglichkeiten, die eine Kombination von eine Mal einen flämischen Text ohne Instrumen- Blockflöte und Barocklaute bzw. Barockgitarre talbegleitung rezitieren lässt und also dem ge- bieten, auf ihrer Erstlings-CD geschickt aus. Das sprochenen Wort allein musikalische Qualität Ergebnis ist für den Musikfreund, der sich als zubilligt (’t Er viel ’ne keer … von Guido Ge- offen für Experimente zeigt, sehr zufriedenstel- zelle), das andere Mal aber Georg Trakls Gedicht lend und sollte dem Ausführenden die Angst da- Rondel rein instrumental um setzt und dessen vor nehmen, dem „Urtext“ ab und an mal ein Interpretation der Querflöte überträgt. In ein wenig Freiheit zu gönnen. Das dreisprachige modernes Gewand gehüllt tauchen sodann ältere Booklet rundet das gelungene Projekt durch Kompositionsverfahren und Satztypen auf – vielfältige Informationen ab. Ideal für gemüt - etwa die Hoquetus-Technik in ’s fiel einmal …, liche Sommerabende. Peter Gnoss der deutschen Übersetzung von Gezelles er- wähntem Gedicht, welche eine Viola-Spielerin neben ihrem Instrumentalpart vorträgt, oder Winfried Michel: Nachhut eine Chaconne im bereits ge nannten fünften Satz. Mehrfach kommt die Kon stellation von Lieder und Melodramen für Stimme (singend oder rezitierend) mit Viola und Stimme, Violine, Viola, Flöte, Klavier vor (bei den Sätzen 2 bis 4 und 9), drei Klavier, Spieluhr und Metro- nom auf Gedichte von Benn, Mal verwendete Michel unterschiedliche Flöten- Catull, Eich, Gezelle, Keim, typen. Ent stan den ist so ein gleichsam vielgestal- Lasker-Schüler und Trakl; Su- tiges Ganzes, bei welchem der Hörer immer sanne Lohmiller (Mezzosopran), Peter Kennel (Coun- wieder überrascht wird und doch regelmäßig auf tertenor), Oswald Maes (Rezitation), Almut Nikolayczik vertraute Klänge stößt. Schade, dass das Booklet (Violine, Viola, Stimme), Jens Josef (Querflöte), Silvia erstaunlich uninformativ ist: Die vollständigen Backhaus (Altblockflöte), Wolf Meyer (Tenorblockflöte), Texte sind zwar wiedergegeben, und ein In halts - Hellmut Vivell (Klavier); Mieroprint, Münster 2010, ver zeichnis enthält einige Hinweise zur Kom po - 1 CD, EM 7001, € 18,50 sitionstechnik der Sätze. Über Michel (Jahrgang 1948) kann man hingegen ebenso wenig etwas Die Stücke der vorliegenden Einspielung sind in erfahren (da bleibt lediglich dessen veraltete einem längeren Zeitraum entstanden (1991 bis Homepage), wie über das Konzept der CD oder 2008), und Winfried Michel hat dabei wohl kei- die Interpreten. Die Einspielung ist gleichwohl nen Gesamtplan verfolgt. Und doch vermitteln überzeugend und stellt eine lohnende Be - die zehn Nummern der CD trotz völlig ver- reicherung jeder Tonträgersammlung dar. schiedener Kompositionstechniken und ihrer Georg Günther stilistischen Vielfalt einen durchaus zyklischen Höreindruck. Dies liegt nicht zuletzt an dem Miriam Terragni/Cathe- kleinen Instrumentarium, das zwar häufig wech- rine Sarasin: Paraphra- selt, aber immer wieder verwandte, mitunter ses Brillantes sogar gleiche Klangkombinationen aufweist. Unbekümmert bewegt sich der Komponist von virtuoso operatic music for flute and piano; Miriam Ter- geradezu spätromantischer Klangfülle (ausge- ragni (flute), Catherine Sarasin rechnet bei der Vertonung von Günter Eichs (piano), Guild GmbH, Ramsen wenig sentimentalem Gedicht Latrine), über (Schweiz) 2010, 1 CD, GMCD herbe Zwölftontechnik (in Nachhut, ebenfalls 7345 nach Eich) bis zu spröden Mikrointervallen (Nachts, Text vom selben Dichter) und die Ein- Den geneigten Hörer erwarten 65 Minuten beziehung dezenter Geräusche (etwa das Metro- sprudelndes Virtuosentum des Flöten-Re per -

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toires aus dem 19. Jahrhundert. Zu hören sind forderungen zugunsten der dramatischen Musik Paraphrasen von Opernarien aus Giuseppe Ver- in den Hintergrund treten. Scheinbar mühelos dis Rigoletto und La Traviata, Charles Gounots fliegt die Musik am Fenster des Betrachters vor- Faust, Gioachino Rossinis La Cene ren tola und bei und erfreut das Ohr, ohne dabei zu überan- Georges Bizets Carmen. Die Arrangeure dieser strengen. Eine Tatsache, zu der die moderaten Opernhits waren seinerzeit bekannte Flötisten Tempi beitragen. wie z. B. Wilhelm Popp, Emanuele Krakamp In der Ersteinspielung von Joseph Joachim Raffs oder François Borne, die sich ihr eigenes Reper- Deux Paraphrases de Salon d’après Verdi, op. 70 toire schrieben und dabei alles einbauten, was zeigt sich Catherine Sarasin als vorzügliche So- gut und schwer war, um ihre eigene Virtuosität listin. Der Schweizer Komponist und Pianist unter Beweis zu stellen und das zahlende Publi- Raff (1822–1882) war ein glühender Verehrer kum vom eigenen künst lerischen Rang zu über- Franz Liszts, der sich in dieser Kom position der zeugen. Popularität der beiden Melodien aus Il Trova- Die Flötistin Miriam Terragni und die Pianistin tore und La Traviata bediente, um sie in sein ei- Catherine Sarasin haben beide eine sehr natür - genes Werk einzubauen. liche sympathische Ausstrahlung und agieren Nie wirken die bekannten Motive platt oder in selbstverständlicher Eintracht miteinander. billig, ganz egal wie oft man sie auf Reisen als Ohne Energieverlust übertragen sie die hohe Klingelton gehört hat. Diese Aufnahme stellt die Kunst des Belcanto auf ihre Instrumente. Wun- Unschuld und unpathetische Schönheit in aller derschönes Legato und Messa di voce, elegante Jungfräulichkeit wieder her, und man möchte Portamenti und Vibrati, spritzige Läufe und gerne mehr von diesem Duo hören. spannende Dynamik lassen die technischen An- Inés Zimmermann

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NEUEINGÄNGE mei, Saitentambourin), Talanton Records, Go- bFive: Geld Macht Musik, Musik für die Familie seck 2011, 1 CD, TAL 90004 Fugger, Petrus Alamire: Tanndernac; Ludwig Sabine Kaselow: Bassoboe, Duos, Johann Sebas- Senfl: Die prünlein die da fliessen; Benedictus tian Bach: Sonate für Viola da gamba und Cem- Appenzeller: Je my levay ung matin; Anony- balo G-Dur [BWV 1027]; Eberhard Eyser: Pas- mous: Doise espoier; On a mal dit de mon amy; torelles für Bassoboe und Harfe (Oben wandelt Pro chasser fait; Qui vult aymere, il faut estre der Mond; Am Teiche; Wasser, wo gehst du hin?); joieux; Tanz – Nachtanz (Nr. 122); Tanz (Nr. Robert Rønnes: 3 Nocturnes für Bassoboe und 93); Hans Neusidler: Gassenhauer; Anony- Klavier; Stefan Heucke: Lamentatio für Bass- mous: Douleur me bat super O vos omnes; Noel oboe und Bassklarinette; Sabine Kaselow (Bass- Bauldeweyn: Ach got wem sol ichs clagen; An- oboe), Christian Skobowsky (Orgel), Andrea toine Brumel: Lamentatio: Languentis miseris/ Thiele (Harfe), Jens Hoffmann (Klavier), Sylvia clamor meus ad te veniat; Josquin Desprez: Schmückle-Wagner (Bassklarinette), Ortus Mu- Douleur me bat; Anonymous: Tanz - Nachtanz sikverlag, Beeskow 2011, 1 CD, om44 (Nr. 137, Nr. 94, Nr. 153); Jean Richafort: Lucia Mense: electronic counterpoint, Marc Sabat: D’amour je suis; : Tandernac; Erbsen; Manfred Stahnke: Impansion Expan - Anonymous: La sol mi fa mi; Paul von Hofhai- sion; Sascha Lino Lemke: [Re: re Record a :re]; mer: Fro bin ich dein; Heinrich Finck: Greiner Ulrich Krieger: Black Smoker; Georg Hajdu: zanner; Paul von Hofhaimer: Greyner zanner; Tsunami; Lucia Mense (recorders), Georg Anonymous: Gagliarda/Saltarello (Nr. 76); Hajdu, Marc Sabat, Sascha Lemke (live-electro- Tanz (Nr. 86); Pavane (Nr. 132); Gaillarde 1 – nics), satelita Musikverlag, Köln 2011, 1 CD, Gaillarde 2 (Nr. 132); Johannes Weiss (Tenor), satelita 004, info: www.satelita.de bFive: Markus Bartholomé, Katelijne Lanneau, Thomas List, Silja-Maaria Schütt, Mina Voet More Hispano: Glosas, Embellished Renaissance (Blockflöten), Coviello Classics, Darmstadt Music, Roelkin/Hayne van Ghizeghem: De 2011, 1 CD, COV 21105 tous biens playne; Marchetto Cara: Chi me dara piu pace; Bartolomeo Tromboncino: Per dolor Ensemble Alta Musica: Amours me fait desirer, An- me bagno il viso; Luys de Narváez: Mille re- onymus: Alleluya; Francesco Landini: Non aurà gretz. Canción del Emperador; : ma’ pietà; Guillaume de Machaut: Je ne cesse de Mille regretz; : Igno soave, prier; Jacob de Senleches: La harpe de mélodie; Madonna per voi ardo; : An- Jehan Robert: Hé, tres douce rossignol jolie; chor che col partire; Anon.: Une jeune fillette; Guillaume de Machaut: De toutes flours; Os- Pierre Regnault dit Sandrin: Doulce Memoire; wald von Wolkenstein: Frew dich, du weltlich creatur; Guillaume de Machaut: Je vivroie lie- Vincente Parrilla: Contrapunto sobre Ave Maris ment; Anonymus: Hé, mi enfant; Guillaume de Stella; Diego Ortiz: Contrapunto sobre La Spag- Machaut: Amours me fait desirer; Nicholas Py- na; Antonio de Cabezón: Diferencias sobre La kini: Plasanche or tost; Oswald von Wolken- Dama le demanda, Passacaglia; Raquel Andueza stein: Es leucht durch graw; Anonymus: Istam - (soprano), Vicente Parrilla (recorders), Miguel pitta Ghaetta; Francesco Landini: Che pena è Rincón (lute, theorbo), Fahmi Alqhai, Rami quest’al cor; Baude Cordier: Se cuer d’amant; Alqhai, Johanna Rose (viola da gamba), Jesús Francesco Landini: Muort’ oramai; Maria Köp- Fernández (lute), Javier Núñez (harpsichord), cke (Sopran), Juliane Sprengel (Sopran), Anja Álvaro Garrido (percussion), Carpe Diem Re- Schumacher (Alt), Caroline Schneider (Schal- cords, Bremen 2011, 1 CD, CD-16285 mei, Alt), Dagmar Jaenicke (Blockflöte, Pom- Quadriga Consort: Ships Ahoy!, Songs of Wind, mer), Hans-Jürgen Burggaller (Fidel, Pommer), Water & Tide, Trad. Scotland/Trad. England/ Petra Prieß (Fidel), Michael Metzler (Percussi- Trad. Ireland: Òran na Maighdinn Mhara (The on), Rainer Böhm (Leitung, Blockflöte, Schal- Mermaid’s Song)/The Ship in Distress/Ships are

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FÜR KENNER UND LIEBHABER: BÜCHER VON KARL STANGENBERG

Ein Lied das einmal ist erklungen, in Räume Zeiten eingedrungen bewahrt den Schall im Hall.

Von Cherub‘ Seraphim gesungen, schön wie nur mit Engelszungen klingt fort es immer überall. Wörtlich genommen Gedanken unterwegs Gedichte über Gestern Heute Quintessenzen und Morgen • 12 x 19 cm von Karl Stangenberg 124 Seiten • Preis € 19,50 12 x 19 cm • 120 Seiten ISBN 978-3-936237-24-5 (Aus "Wörtlich genommen”) Preis 19,50 Euro ISBN 978-3936237-26-9

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Sailing; Trad. England: The Coasts of High Bar- Andrea Ritter: Echoing Voices, Olafur Arnalds: bary; Trad. England/Trad. Ireland: Boyne Wa- Intro; Chiel Meijering: Please tell me more; ter/Morrison’s Jig; Trad. Hebrides: Pulling the Überhappy; Thoma Simaku: Sea Images; Fulvio Sea-Dulse; Trad. Scotland: Twa Bonnie Maidens; Caldini: Novelletta; Disco Rondo; Johannes Trad. Ireland: The Banks of Ireland/The Forfeit Motschmann: Echoing Voices; Graham Fitkin: of the Ship/ Sailor’s Jacket/Fishing for Eels; Trad. Gate; Hans Ulrich Staeps: Immortelle; Lev Ljova Scotland: The Fish of the Sea; Trad. England: Zhurbin: Sicilienne; Johannes Motschmann: Captain James; Trad. England: Fair Susan; Resonance; Meredith Monk: Window in 7’s; Planxty, Ireland/Tune by Turlough O’Carolan: Michael Nyman: If; Olafur Arnalds: Eulogy for Captain Magan; Trad. Scotland: The Sailor Lad- Evolution; Andrea Ritter (Blockflöte), Daniel die; Trad. Scotland: Ailein duinn (Brown-haired Koschitzki (Klavier), Ars Produktion, Ratingen Allen); Trad. Ireland: Dinny Delaney; Planxty, 2011, 1 CD, ARS 38 098 Ireland/Tune by Turlough O’Carolan: Kitty Manuel Zurria: loops4ever, Giacinto Scelsi: Casa - Magennis; Trad. Ireland: An t-Oilean Úr; Trad. dis celsi; Pauline Oliveiros: Portrait; Alvin Lu - England: The Greenland Whale Fishery, The cier: Almost New York; Alvin Curran: Madon- Saucy Sailor; Trad. Ireland: Cutting the Kelp, na and child; John Duncan: The carnival; Jacob The Cliffs of Doneen; Elisabeth Kaplan (chant), TV: The garden of love; Eve Beglarian: I will Angelika Huemer (flûtes à bec, viole de gambe), not be sad in this world; Jacob TV: Lipstick; Karin Silldorff (flûtes à bec), Dominika Teufel Clarence Barlow: … until …; William Basinski: (ténor de viole, hautbois baroque), Peter Tref- A movement in chrome primitive; Frederic flinger (violoncelle baroque), Laurenz Schiffer- Rzewski: Last judgement; Terry Riley: Dorian müller (percussions), Nikolaus Newerkla Reeds; Manuel Zurria (flutes & electronics), (clavecin, arrangements, direction), Alpha 2011, mazagran records 2011, 2 CDs, mz001, info: 1 CD, Alpha 529 [email protected]

TIBIA 4/2011 629 Leserforum

Leserforum

Leserbrief zur Rezension der Blockflötenschule Meine Blockflöte und ich, Band 1, in Tibia 3/2011, S. 523 f von Inés Zimmermann

Vielleicht ist Frau Inés Zimmermann an diesem Gehör und das Empfinden konzentrieren kön- Tag einfach nur mit dem falschen Fuß aufgestan- nen. Der erste Teil bis Seite 45 ist für vier Unter- den? Wir wissen es nicht. Was wir sicher wissen: richtsstunden vorgesehen. Ab Seite 45 lernen die Es sind leider jede Menge Fehler in dieser Re- Kinder diejenigen Noten lesen, die sie vorher zension. gespielt haben – also gleichzeitig drei Noten. 1. Während der Schüler g2 und h2 in ganzen No- Man darf also nicht die Anzahl der Seiten mit ten spielt … Tatsächlich wird in dem erwähnten der Unterrichtszeit verwechseln. Stück (S. 46) ausschließlich g2 gespielt. 6. Zudem stellt das hohe a3 eine technische Schwierigkeit auf den meisten Anfängerflöten 2. … ist die Oberstimme für Altblockflöte no- dar … Hand aufs Herz, bei welchen Flöten tiert. Wenn es für Altblockflöte notiert wäre, funktioniert das a3 nicht? Wollen wir diese Qua- stünde ein „A“ statt einem „L“ vor der Noten- lität wirklich unseren Schülern zumuten? zeile. Auf Seite 7 steht ein Glossar diesbezüglich zur Verfügung. Überhaupt mutet Inés Zimmermann den Kolle- ginnen und Kollegen viel zu, wenn Sie schreibt: 3. … aber statt Jakob van Eycks „wat zal man Aber Vorsicht: Eine gute Lehrerin kann mit op den avond doen“ seiner beiden fs zu berauben ihrem Konzept große Erfolge verbuchen, was und umzuschreiben … Das Stück ist nicht um- nicht heißt, dass diese Methode auch bei der geschrieben oder verändert worden. „wat zal- Mehrzahl der Kolleginnen und Kollegen funk- men op den avond doen“ gibt es in zwei Origi- tioniert. Wir möchten weder Lehrer/innen noch nalversionen von van Eyck. In Band 2 des die Kinder unterfordern. Wir betrachten die Lehrwerks ist die von Frau Zimmermann ange- Blockflöte nicht als ein Einsteigerinstrument. sprochene Version auch zu finden. Unser Lehrwerk entspringt der Praxis und war 4. … und wenn sie (die Kinder) in einer Ruh- deshalb bereits vor der Veröffentlichung mit eposition verharren müssen. Ganz im Gegenteil: rund 300 Schülern erprobt worden. Übrigens, Es gibt von Anfang an zahlreiche Bewegungs- wurde dabei auch niemand überfordert … Übungen, bei denen die Kinder sich bewegen. Unser Fazit: Es bleibt unerwähnt, dass das Lehr- Zum Beispiel: „Deine Flöte empfangen“ (S. 16), werk aus 3 Bänden besteht. Im verborgenen „Mit der Flöte tanzen“ (S. 16), „Wie ein Bär tap- bleibt auch, dass das Buch durch eine Webseite sen“ (S. 18), einen Königsmarsch spielen (S. 25) flankiert wird, auf der weiteres Lehrmaterial und dabei selbst marschieren u.v.m. zum Herunterladen hinterlegt ist. Dort finden 5. Die erste Note erscheint auf Seite 45 fast auf Sie z. B. Lehrerkommentare, Arbeitsblätter, der Hälfte des Bandes … Hier wird der Ein- Filmmaterial. Vom neuartigen Konzept erfahren druck erweckt, erst in der Mitte des Buches gin- die Leser so gut wie nichts. Unter anderem ge- ge der eigentliche Unterricht los. Richtig jedoch hört es ja gerade zum Konzept, dass die Kinder ist: Ab der zweiten Lektion (S. 26) – also der ohne Noten aber mit Flötenspiel ihr Instrument zweiten Unterrichtsstunde – werden die ersten kennenlernen. Diesem Beginn stehen zahlreiche drei Töne eingeführt und von den Kindern ge- Veranschaulichungen und Übungen zur Verfü- spielt. Jedoch aus bewusst didaktischen Grün- gung. Die Autorin hat diesem Bereich viel Platz den nicht gelesen – damit sich die Kinder auf das gewidmet, damit die kindliche Neugier gerade

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in den so wichtigen ersten Begegnungen mit dem Wir sehen durchaus weitere zweifelhafte Argu- Instrument geweckt wird. Unerwähnt bleibt mente in der Rezension, jedoch glauben wir, dass auch, dass die Kinder in weniger als einem Jahr die Liste bis hierher genügt, um sich ein eigenes die ganze Lage (tiefe, mittlere und hohe) der Urteil zu bilden. Deshalb: Wer Augen hat, wird Blockflöte erforschen. Kein Wort über die neu- sehen. Wer Ohren hat, wird hören. artige Methode, hohe Töne beizubringen, u.v.m. N. Dordevic, Edition Delor, München

Neues aus der Holzbläserwelt Neues aus der Holzbläserwelt

Wettbewerb für Interpreten zeitgenössischer Blockflötenmusik

Im Rahmen ihrer Tage für Neue Musik veranstaltet die Akademie für Tonkunst Darmstadt im März 2012 einen internationalen Wett- bewerb für Interpreten zeitgenössischer Blockflötenmusik. Anlass ist der 80. Geburtstag ihres langjährigen Flötendozenten Prof. Ger- hard Braun. Es geht um die Interpretation zeitgenössischer Solo- werke.

Preisgeld: 1. Preis: 5.000 € • 2. Preis: 3.000 € • 3. Preis: 1.000 €

1. Durchgang: Einsendung einer CD oder MP3-Datei bis zum 31.12.2011. Pflichtstück: Gerhard Braun, Drei Epi- gramme, für Tenorblockflöte (Edition Gamma 192) 2. Durchgang: 02.03.2012 im Großen Saal der Akademie für Tonkunst Darmstadt. Pflicht- stück: Pete Rose, Bass Burner (Carus 11.601); dazu ein Werk eigener Wahl. 3. Durchgang: 03.03.2012 am selben Ort. Pflichtstück: Gerhard Braun, Wegmarken (Edi- tion Gamma 160); dazu zwei Werke eigener Wahl.

Die Preisträger verpflichten sich, unentgeltlich beim Preisträgerkonzert am Samstag, 03.03.2012 • 20.00 Uhr mitzuwirken. Keine Altersbegrenzung • Anmeldegebühr: 50,00 € Schriftliche Anmeldung bis zum 10.12.2011 an: Akademie für Tonkunst Darmstadt, z. H. von Johannes Fischer, Ludwigshöhstraße 120, 64285 Darmstadt.

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Ursula Grawe Nachwuchs in bestechender Form – Australischer Blockflötenwett- bewerb in Melbourne/Victoria, 16. Juni 2011

Die Victorian Recorder Guild in Melbourne, de- tion entwickelt, die ihren Mitgliedern ein breit- ren Schutzpatron der viel zu früh verstorbene, gefächertes Jahresprogramm anbietet und zur weltweit berühmte Blockflötenbauer Fred Mor- Förderung des Blockflötenspiels auf Schul- und gan war und aus deren Reihen die international Unversitätsebene ermutigt. bekannte Blockflötensolistin Genevieve Lacey hervorgegangen ist, hat sich in diesem Jahr einen Zum Jahresprogramm gehören monatliche so- Luxus erlaubt. Sie hat einen Blockflötenwettbe- genannte Blow-ins unter der Leitung versierter werb veranstaltet, bei dem Preise im Wert von Blockflötenlehrer; halbjährliche Soiréen, bei de- 11.000,- Dollar vergeben wurden! nen die zahlreichen privaten Gruppen in den verschiedenen Stadtteilen und im Umland vor Tatsächlich ist die Victorian Recorder Guild eine Publikum aus ihrem Repertoire vorspielen; ein der aktivsten Blockflöten-Gesellschaften Aus- Blockflötenorchester, das sich wöchendlich un- traliens. Seit sie von einer Handvoll Blockflö- ter professioneller Leitung trifft und für ein ho- tenenthusiasten 1974, also vor fast vierzig Jahren hes allgemeines Spielniveau in der Guild sorgt; gegründet wurde, hat sie sich zu einer Organisa- Workshops zu speziellen musikalischen oder

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Heinrichshofen‘s Verlag & Noetzel Edition

heinrichshofen Preisträger des ERTA- Kinderlieder Kompositionswettbewerbs in leichten Sätzen ERTA-Kompositionswettbewerb 2011 BLOCKFLÖTE N 2740 € 14,90 für Blockfl ötenquartett, HEINRICHSHOFEN · SonderpreisS für ERTA-Mitglieder bis Eva Barath: bearbeitet von Thilo Dinos flöten anders 31.5.20123 (nur über den Verlag oder died ERTA) 8,90 Jaques (Ä. Köhn) Silke Huber: € Drei Miniaturen N 2754 € 9,90 Pèter Köszeghy: yellow jackets Christian Ernst

N 2740 HEINRICHSHOFEN Aus Daphnis’ HHirtenweisen fürf Sopranblockfl öte solo JanJ Van Landeghem N 2697 € 5,90 AliA Baba und ddie 40 Räuber fürf 2 Blockfl ötenchöre UlrichU Deppe (SAATB/SATB)( und Percussion InI Wald und Feld PartiturP N 2722 € 7,50 fürf Sopranblockfl öte (Flöte) StimmenS (10) N 2723 je € 1,50 undu Klavier N 2664 € 13,90 Gute Noten. Seit 1797. Liebigstr. 16 · 26389 Wilhelmshaven · Tel. (0)4421 - 92 67-0 · Fax: (0)4421 - 92 67-99 · www.heinrichshofen.de · [email protected] blockflötentechnischen Themen; und zum Jah- die Stiftung aus ihrem eher bescheidenen Etat resabschluss das traditionelle Spring Festival, das die Sieger unter den Gruppen und Solisten mit Guildmitglieder an einem reizvollen Ort in der dem Don-Cowell-Preis auszeichnete. Umgebung von Melbourne zu einem intensiven verlängerten Wochenende, immer auch unter der Eine unerwartet großzügige testamentarische Mitwirkung von Künstlern aus Sydney, Adelai- Schenkung von Dr. James Smibert, einem lang- de, Neuseeland und gelegentlich sogar von jährigen Guildmitglied und enthusiastischen Über see zusammenbringt. Förderer der Jugendschulmusik, hat es dem Don Cowell Memorial Trust im letzten Jahr erlaubt, Dass sich die Recorder Guild für die Förderung seine Ziele entschieden höher zu stecken. Um des Nachwuchses in der Jugendschulmusik ein- talentierte und motivierte Musikstudenten in setzte, stand von Anfang an auf ihrem Pro- ihrer Weiterbildung zu fördern, wurde beschlos- gramm. Der frühe Tod von Don Cowell, einem sen, für 2011 einen Nationalen Australischen engagierten Blockflötenlehrer und bekannten Blockflötenwettbewerb in Melbourne auszu- Solisten, war der Anlass, dass die Guild gemein- schreiben, und zwar jeweils für Schüler unter 18 sam mit dem Melbourner Mandolinenorchester und für Studierende über 18, mit einem Preis eine Stiftung gründete, aus deren Mitteln jähr- von 1.000,- beziehungsweise 5.000,- Dollar und lich der sogenannte Don Cowell Memorial Prize einem Konzert mit dem Melbourner Mandoli- an vielversprechende Musikschüler an Grund- nenorchester. und Oberschulen in Victoria vergeben werden konnte. So war die Guild aktiv an der Organisa- Interessenten mussten eine CD-Einspielung von tion der jährlich an den Schulen stattfindenden zwei Pflichtstücken vorlegen – eins aus dem ba- Eisteddfods (Wettbewerbe) beteiligt, während rocken, eins aus dem zeitgenössischen Reper-

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ditation für Altblockflöte von Ryohei Hirose, Seit übe und Sheba Hans-Martin Lindes Komposition Alles für Block Music for a Bird.

r 25 Jahren Alle drei bewiesen souveräne Präsenz auf dem Podium, spielten couragiert und selbstbewusst, verrieten musikalisches Bewusstsein für die je- flötisten : weilige historische Epoche und verstanden es, der Komposition ihrer Wahl ihre persönliche Note zu geben. Wenn die Jury Brittany Baker Flöten dennoch den Vorzug gab und ihr den Preis von 1000,- Dollar verlieh, so deswegen, weil ihre Noten überzeugende Präsenz echte Freude am Spiel be- wies und ihre Darbietung im Hinblick auf tech- Zubehör nische Beherrschung aus einem Guss war.

Erwartungsgemäß zog der Wettbewerb der über Notenschlüssel 18jährigen am Nachmittag ein größeres Publi- Musikalienhandlung S.Beck & CoKG kum an. Auf dem für alle verbindlichen Pro- gramm standen die Sonate g-Moll für Altblock- Metzgergasse 8 D-72070 Tübingen flöte und Basso Continuo von Georg Philipp RUF 0 70 71- 2 60 81 FAX 2 63 95 Telemann (Flötensonate e-Moll aus dem Brüs- Internet: www.notenschluessel.net seler Manuskript, TWV 41) und Offrenda für Tenorblockflöte von Mario La Vista. Die fünf Kandidaten waren Emily Bell (21) aus Adelaide, toire. Dazu kam ein Stück eigener Wahl. Die Jury die als Komposition eigener Wahl die Sonata wählte dann drei Kandidaten aus der ersten und Quarta von G. B. Fontana spielte. Ryan Wil- fünf aus der zweiten Sektion für die Endrunde liams (23) aus Melbourne mit einer eigenen, in aus, die am 16. Juli in Form eines öffentlichen Zusammenarbeit mit Diego Villata entstandenen Konzerts vor Juroren und Publikum stattfand. Komposition Light Rabbits für Altblockflöte und Delay Pedal. Alicia Crossley (25) aus Syd- Zwei international anerkannte Dozentinnen und ney mit Studio 2a für Bassflöte und Elektronik Solistinnen des Blockflötenspiels bildeten die von Emanuele Casale, Alana Blackburn (28) aus Jury: Kamala Bain (Neuseeland) und Natasha Sydney mit Gesti von Luciano Berio und Joanne Anderson (Australien). Die Begleiter auf Cem- Arnott (28) aus Sydney mit Chinese Pictures – balo und Klavier waren Peter Hagen (Austra- The Actor with the Monkey von Isang Yun. lien) und Donald Nicolson (Neuseeland). Auf das hohe künstlerische Niveau dieser fünf Die drei Kandidatinnen der ersten Sektion Elena Blockflötenspieler war niemand im Publikum Leske (14), Brittany Baker (16) und Sheba Boyd vorbereitet. Alle hörten gebannt zu, wie fünf (16), alle aus New South Wales, mussten im vor- Mal die gleiche Telemann-Sonate mit immer geschriebenen Programm die Sonate Nr. 1 in d- neuen Differenzierungen gespielt wurde. Alle Moll, für Altblockflöte und Basso continuo von verfolgten atemlos, wie La Vistas Offrenda fünf Francesco Barsanti, sowie Chiel Meijerings Mal eine immer wieder andere, individuelle In- Game of Love, für Altblockflöte und Piano spie- terpretation erlebte. Bevor die Jury ihr Urteil len. Elena hatte als Stück eigener Wahl die Sona- abgab, entstand im Publikum eine äußerst leb- ta Prima von Dario Castello, arrangiert von hafte Diskussion, bei der jeder seinen Favoriten, Hans-Martin Linde, gewählt, Brittany die Me- jeder sein bevorzugtes Stück, sein bevorzugtes

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Instrument verteidigte. Wenn man schon im Pu- Festivals statt (1984, 1987, 1995), an denen neben blikum nicht auf einen Nenner kommen konnte, australischen Blockflötenspezialisten auch nam- wie schwer würde es erst die Jury haben, sich auf hafte ausländische Künstler aus Europa und einen einzigen Kandidaten zu einigen. Amerika beteiligt waren.

Tatsächlich brauchten die beiden Jurorinnen fast Wie in früheren Jahren sind im Programm vor- eine Stunde, ehe sie zu einer Entscheidung gesehen: Kleine Ensembles, Meisterklassen, Kon - kamen. Der erste Preis mit je 5000,- Dollar ging zerte ausländischer und australischer Solisten, zu gleichen Teilen an Alicia Crossley und an Workshops mit speziellem Fokus (frühe Musik; Alana Blackburn. Beide Solistinnen spielten auf Schulmusik; Blockflötentechnik; Komposition), höchstem Niveau und vermittelten ihre indivi- eine Auftragskomposition für Blockflötenor- duellen musikalischen Einsichten mit Überzeu- chester. Instrumentenbauer und Musikverlage gung und technischer Brillianz. Beide zeigten werden Gelegenheit haben, Verkaufsstände auf- auf verschiedenen Gebieten ausgeprägte Stär- zustellen. ken, was die Entscheidung noch erschwerte. Die Jurorinnen waren außerdem beeindruckt von Das Festival soll im Ormond College auf dem dem hohen Darbietungsstandard der anspruchs- Campus der Universität Melbourne in Parkville vollen selbst gewählten Stücke: Casales Studio 2a stattfinden, in unmittelbarer Nähe zum Stadt- und Berios Gesti. zentrum. Unterkunft für 200 Teilnehmer steht auf dem Campus zur Verfügung; darüberhinaus Bemerkenswerterweise haben sowohl Alicia gibt es zahlreiche Hotels und Backpacker Hos- Crossley als auch Alana Blackburn am Konser- tels in der Nähe. vatorium in Sydney unter dem deutschen Block- und Traversflötisten Hans-Dieter Michatz stu- Im Moment werden Ideen gesammelt mithilfe diert, dem die australische Blockflötenmusik einer Online-Umfrage, die über die Website der außerordentlich viel zu verdanken hat. Alana Victorian Recorder Guild: www.vrg.org.au zu Blackburn kam unmittelbar nach ihrem weiter- erreichen ist. Interessenten werden gebeten, die führenden Studium bei Paul Leenhouts in Ams- Umfrage auszufüllen und sich in die Email- terdam zum Wettbewerb. Infoliste für Recorders 2015 einzuschreiben. Weitere Informationen sind erhältlich über die Im Juli 2015 will die Victorian Recorder Guild Email Adresse: [email protected] an eine Tradition anknüpfen, die sie in den acht- ziger und neunziger Jahren des vorigen Jahrhun- Die Informationen sind auf Englisch, jedoch derts begonnen hat. Damals fanden in Mel- können Anfragen auch auf Deutsch beantwortet bourne drei große Internationale Blockflöten- werden.

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Bruce Haynes 14.4.1942–17.5.2011

Bruce Haynes gab uns die Werkzeuge an die Hand, um die historischen Hautboys wieder- zuentdecken (Oboe Bibliography, The elo- quent Oboe und viele Artikel), genauere Kenntnisse über historische Stimmungen zu erwerben, eine veränderte und umfassendere Perspektive für unsere Sicht historisch orien- tierter Interpretationen zu gewinnen (The End of Early Music) und auch über vieles andere bessere Kenntnisse zu bekommen. Zuvor hat Bruce uns durch seine hervorra- gende und einzigartige Musikalität beein- Alfredo Bernardini (links) und Bruce Haynes druckt. Er entdeckte einen Klang und entfaltete (rechts) 1991 in Utrecht Foto: Christian Schneider einen musikalischen Ausdruck, der für Gene- rationen von Oboisten sensationell und eine enorme Inspiration war. Für diejenigen wie mich, die das Glück hatten, Bruce persönlich zu kennen, seine Schüler und Freunde zu sein, ging seine Botschaft weit darüber hinaus. Unterhaltungen mit Bruce waren für mich immer äußerst bereichernde Erlebnisse. In seinen Überzeugungen war er radikal, absolut nicht interessiert an Kompromissen, aber beim Zuhören der Ideen seines Gegenübers legte er bewundernswerten Respekt und große Freundlichkeit an den Tag. Dieser Charakterzug mischte sich hervorragend mit Eigenschaften wie bedingungsloser Leidenschaft, unermüdlicher Entschlossenheit, gelehrter Genauigkeit und einem guten Sinn für Humor. Lieber Bruce, wie großzügig war es von Dir, dass Du mir und vielen, vielen anderen einen solchen Schatz hinterlassen hast. Wir werden ihn immer in Ehren halten und unser Bestes tun, ihn gut zu nutzen. Ich bin traurig, dass wir nicht mehr bei Tag oder Nacht zusam- mensitzen und reden können, wie wir es so oft taten. Zum Glück weiß ich aber, wo ich Dich finden kann: in der kostbaren Botschaft, die Du mit Deinen Einspielungen und Deinen Schriften hinterlassen hast. Durch sie werde ich immer in Deiner Nähe sein und die wunderbare Zeit, die wir zusammen verbrachten, wird dabei wiederaufleben. Mein lieber Meister und Freund, ich danke Dir. Alfredo Bernardini Übersetzung: Christian Schneider

636 TIBIA 4/2011 Schöni, [email protected], www.editionparnass.de editionpar 879966, (0)7825 +49 Tel.: Kurz, nes Barock, Dozenten: Barock, ma Musik in Frankreich vom Mittelalter bis zum und weitere Angebote (u. a. Vorträge) zum The- orchester,Einzelunterricht Blockflötenconsort, tung: tung: Lei- erarbeitet, Khachaturian A. und Carey D. J. Ferrabosco, A. Bach, WerkeS. werden J. von es Moderne, – Barock – Renaissance oberdorf, info www.alte-musik. [email protected], 899122, (0)8342 +49 Fax: 899111, (0)8342 +49 Tel.: Ebenhofen, 87640 14, Schwabenstr. e.V., Anmeldeschluss: TIBIA 4/2011 01.11.–06.11.2011 Meisterkurs Flöte, France, en – Musique Feldberg Blockflötenwoche 30.10.–04.11.2011 te, 28.10.–01.11.2011 Bau einer Renaissance-Blockflö- 22.10.–23.10.2011 Blockflöten-Seminar, Rohrbaukurs, 2. 22.10.–23.10.2011 Veranstaltungen „Amateure“, engagierte Leitung: sowie Jugendliche spielende Flöte kurz nach dem Studium, oder willkommen sind auch während vor, Flötisten für marienhütte, [email protected] 93234, (0)5145 +49 Tel.: Beedenbostel, 29355 Anmeldung: Martin Praetorius, Am Amtshof 4, zustellen, Leitung: Dr. Wilhelm Strauß, Info und her- Rohre normal-geschabte Fähigkeit, die ist Voraussetzung für die Teilnahme an diesem Kurs besondere Klang- und Spieleigenschaften haben. sind als die normal geschabten Rohre, dafür aber gestellt werden, die in der her- Rohre Herstellung„innen-geschabte“ sollen es schwiebostel, riger (0)8342 899173, [email protected] +49 Fax: + Tel. Ebenhofen, 87640 10, hofweg schluss: Reiss Klaus orgsmarienhütte, Tel.: +49 (0)5401 34160, Fax: 34160, (0)5401 +49 NovemberTel.: orgsmarienhütte, Forum Artium, Am Kasinopark 1-3, 49114 Ge- Oktober Ort: Ebenhofen, Leitung: hoo Tidhar Shlomo 31.07.2011, Info: Shlomo Tidhar, Bahn- Johannes Kurz (Cembalo und Klavier), Anmelde- Klavier), und (Cembalo 16.10.2011 Ort: Feldberg, Blockflöten- Feldberg, Ort: Marianne Lüthi, Marianne Prof. Michael Faust (Leitung), Info: Johan- (Blockflöte) und und (Blockflöte) Herbert Paetzold , If: Flötenhof Info: , r: Beeden- Ort: Ort: Georgs- Ort: Markt - Andreas , Info: Dr. Tre Fontane, Ronald Brox, Eckenerstr. 12, 48147 10 Jahren, Leitung: es auszuprobieren vorhanden sein, für Spieler ab floetenladen.de, www.blockfloetenladen.de Tel.:Schwelm, info@block 58332 990290, (0)2336 +49 43, Wilhelmstr. 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Blockflötentag im Ibach-Haus, im Blockflötentag 1. 05.11.2011 Blockflöte, sinfonische Die 05.11.2011 1454, Fasanenbankett Das – telalters Mit- des Musik der Resonanzen 04.11.–06.11.2011 05.11.–06.11.2011 Tatort 05.11.–06.11.2011 Eisenach, 885342, [email protected], www.moeck.com Tel.:Celle, (0)5141 +49 Fax: 88530, (0)5141 +49 29227 4, Lückenweg e.K., Verlag + strumente Leitung: Bearbeitungen, genial-blockflötengerechten in Tschaikowsky,Schumann, delssohn, a. u. 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Helmut marienhütte, Meisterklasse, Einzelunterricht, Probespieltraining, Interpretation, und Technik das Kursrepertoire ist frei wählbar, Prof. Felix Renggli, Info: Leitung: Forum Artium, Am Tel.: Georgsmarienhütte, 49114 1-3, Kasinopark +49 (0)5401 34160, Fax: www.forum-artium.de [email protected], +49 (0)5401 34223, Info: early music im Ibach-Haus, Wilhelmstr. 43, 58332 Schwelm, Tel.: +49 (0)2336 990290, [email protected], www.blockfloeten laden.de „Was ich schon immer mal spielen wollte“ – Or- – wollte“ spielen mal immer schon ich „Was im Telemann und Bach Händel, von chestersätze Blockflötenensemble, Leitung: Menzl, Tel.: +49 (0)9129 26004, Fax: +49 (0)9129 +49 Fax: 26004, (0)9129 +49 Tel.: Menzl, 402584, [email protected], www.petra- menzl.de feld, Literatur verschiedener Stilepochen in ver- in Stilepochen verschiedener Literatur feld, die ist Voraussetzung Besetzungen, schiedensten Bass- oder Tenor- mindestens von Beherrschung blockflöte, Leitung: 27.11.–02.12.2011 Meisterkurs Flöte, Meisterkurs 27.11.–02.12.2011 02.12.2011 Workshop Blockflötenorchester, 25.11.–27.11.2011 Kammermusik – Neue Musik – Improvisation, 19.11.2011 2. Würzburger hohem auf Quartette und Blockflötenworkshop,Trios Würzburg, Ort: Niveau, vorbereitet und vom Blatt, Ellen Leitung: Svoboda Haafstr. 3, 97082 Würzburg, Tel.: +49 (0)931- www.vielfalt.biz 9916269, Ibach-Haus, im Spieltag 19.11.2011 19.11.2011 19.11.2011 Blockflöten-Orchester-Tag, Würzburg, Leitung: Würzburg, schluss: [email protected] 72603, (0)931 +49 ses Musicales Niedersachsen, An der Münze 7, 21335 Lüneburg, Tel. und Fax:309390, helmut.w.erdmann@neue-musik-luene +49 (0)4131 www.neue-musik-lueneburg.de burg.de, strumentalisten (Blockflötisten, Gitarristen u. Streicher, a.), die Blechbläser, vor Holzbläser, allem in unterschiedlichen Ensembleformatio- nen gemeinsames Musizieren von Werken un- terschiedlicher Epochen erleben möchten, Lei- tung: Ort: Bernd Dörte , , Dietrich Jürgen Bruns Jürgen Ort: Karlsruhe, es wird Li- Thomas Hofereiter, Info: Bun- , Info: Volkshoch- Info: Silcocks, Eileen Ort: Kloster Börstel, Ensemblemusik Börstel, Kloster Ort: und und Beate Heutjer, Info: Flautando, Leo- Ort: Inzigkofen, die Literatur reicht von der von reicht Literatur die Inzigkofen, Ort: hunderten, , Info: musica viva musikferien, Fabi- musikferien, viva musica Info: Nienstedt, an Payr, Kirchenpfad 6, 65388 Schlangenbad, verschiedener Epochen und Stile in vielfältigen Ensemblegrößen und Besetzungen, für Block- flötisten mit guten Grundkenntnissen im Um- Spieltechnik, gang Basisrhyth- mit Tonumfang, men und Vom-Blatt-Spiel, Leitung: 638 17.11.–20.11.2011 Ensemblemusik aus fünf Jahr- 12.11.2011 Intonation und Präzision Blockflötenorchester, im großen 07.11.–12.11.2011 Musizieren im Blockflötenorches - Blockflötenorches im Musizieren 07.11.–12.11.2011 ter, 05.11.–13.11.2011 Bundesmusikwoche 50plus, 50plus, Bundesmusikwoche 05.11.–13.11.2011 Münster, Tel. + Fax: +49 (0)251 2301483, service 2301483, (0)251 +49 Fax: + Tel. Münster, @edition-tre-fontane.de, www.edition-tre-fon tane.de Veranstaltungen teratur verschiedener Epochen und Stilrichtun- gen erarbeitet, die sollten Teilnehmer alle 4 In- strumente eines QuartettsLeitung: spielen können, poldshafenerstr. 3, 76149 Karlsruhe, Tel.: +49 Schnabel Renaissance bis heute, ein Schwerpunkt wird auf wird Schwerpunkt ein heute, bis Renaissance neuen, meist groß angelegten Kompositionen liegen, die speziell für vielstimmiges Blockflö- wur- eingerichtet oder geschrieben tenorchester Block- 3 mindestens sollten Teilnehmer die den, flöten (SAT) beherrschen, Leitung: Fröhlich desverband Deutscher Liebhaberorchester e.V., Berggartenstr. 11, 01227 Dresden,(0)351 Tel.: 8104238, +49 Fax: www.bdlo.de [email protected], +49 (0)351 8023023, Marktoberdorf, für Musikfreunde über 50 Jahre, 50 über Musikfreunde für Marktoberdorf, Or- klassisches ein haben, Singen am Freude die - Kurs spielen, Blockflöte oder chesterinstrument inhalt: Sinfonieorchester, Blockflötenchor und a. u. Leitung: Kammerchor, Tel.: Tel.: +49 (0)6129 502560, 502561, Fax: +49 [email protected], (0)6129 viva.de www.musica- (0)721 707291, Fax +49 (0)721 788102, info@ schule Inzigkofen, Parkweg 3, 72514 Inzigko- fen, Tel.: +49 (0)7571 73980, Fax: +49 (0)7571 www.vhs-heim.de [email protected], 739833, schunder.de, www.musiklaedle.eu schunder.de, Januar Februar März 639 Ort: Kat- : „Von : Prof. Ingo Prof. Ort: Georgs- Ort: Ort: Schwelm, Ort: Ort: Schwelm, Ort: Ort: Karlsruhe, , Info: Flautando, , Info: Flautando, Leo- Veranstaltungen Ort: Karlsruhe, Ratschlä- Karlsruhe, Ort: Stephan Blezinger Stephan Kerstin Kerstin de : Witt Einstieg : Einstieg in mehrstimmige Musik mehrstimmige in Einstieg : : „Vil lieber grüsse süsse“ – süsse“ grüsse lieber „Vil : Trigon Conrad Steinmann Bart Spanhove Schwerpunkt des Kurses ist die Ensemblemusik die ist Kurses des Schwerpunkt Scheidt, Samuel von Jahrhunderts 17. frühen des J. Schein, u. a. (5stimmige Consortmusik), Lei- tung: Leopoldshafenerstr. 3, 76149 Karlsruhe, Tel.: +49 (0)721 707291, Fax www.musiklaedle.eu [email protected], +49 (0)721 788102, ge und praktische Tipps zu Themen wie Zusam- wie Themen zu Tipps praktische und ge Lei- Intonation, und Instrumentation menspiel, tung: , Info: Forum Artium, Am Kasinopark Am Artium, Forum Info: Goritzki, (0)5401 +49 Tel.: Georgsmarienhütte, 49114 1-3, 34160, Fax: +49 (0)5401 34223, [email protected] artium.de, marienhütte, Meisterklasse, Einzelunterricht,Leitung: Interpretation, und Technik 05.03.–10.03.2012 Meisterkurs Oboe, Meisterkurs 05.03.–10.03.2012 Internationa- – summit recorder 09.03.–11.03.2012 Traversflöte, und Block- für Forum les 04.02.2012 Spieltag im Ibach-Haus, im Spieltag 04.02.2012 03.03.2012 Unbekannte Perlen für Blockflötenchor Blockflötenensemble, + 21.01.2012 2. Blockflötentag im Ibach-Haus, 14.01.2012 Schein-Polyphonie, Austellung, Konzerte, Reparaturen, Workshops Reparaturen, Konzerte, Austellung, und Meisterkurse, Info: early music im Ibach- doppelchörige Werke des frühen 17. Jahrhun- Leitung: Deutschland, und Italien aus derts , Info: early music im Ibach-Haus, Wil- Ibach-Haus, im music early Info: Beisch, ja helmstr. 43, 58332 Schwelm, Tel.: +49 (0)2336 www.block [email protected], 990290, floetenladen.de Eine musikalische Zeitreise, Info: early music im music early Info: Zeitreise, musikalische Eine Ibach-Haus, Wilhelmstr. 43, 58332 Schwelm, Tel.: +49 (0)2336 990290, www.blockfloetenladen.de laden.de, info@blockfloeten Schwelm, 10.30-13.30 Uhr Doppelworkshop: Krauß Katrin des Spätmittelalters / Modelle, erprobter anhand Improvisation die in Bildvortrag Uhr 14.30 der Knochenflöte zur Denner-Kopie“, Konzert Uhr 16.30 poldshafenerstr. 3, 76149 Karlsruhe, Tel.: +49 (0)721 707291, Fax +49 (0)721 788102, info@ schunder.de, www.musiklaedle.eu schunder.de, , Info: Ort: Eben- Ort: , - Info: Jeu Ort: Georgs- Ort: Ort: Schwelm, Ort: Anmeldeschluss: Eileen Silcocks und Prof. Andrea Lieberknecht, Karl Kaiser, Ort: Osterode, für jugendliche Ort: Inzigkofen, besinnliche Tage , Info: Flötenhof e.V., Schwabenstr. Prof. Helmut W. Erdmann marienhütte, Meisterklasse, Einzelunterricht, Probespieltraining, das Kursrepertoire ist frei Leitung: wählbar, 49114 1-3, Kasinopark Am Artium, Forum Info: TIBIA 4/2011 09.12.–11.12.2011 Kammermusik – Neue Musik – Improvisation, 05.12.–09.12.2011 Meisterkurs Flöte, Meisterkurs 05.12.–09.12.2011 05.12.–09.12.2011 Musizieren im AdventBlockflöten, – mit 03.12.2011 Spieltag im Ibach-Haus, im Spieltag 03.12.2011 02.12.–04.12.2011 Kurs für Traversflöte, für Kurs 02.12.–04.12.2011 hofen, Leitung: 12.11.2011 14, +49 87640 (0)8342 Ebenhofen, 899111, Tel.: Fax: +49 (0)8342 899122, alte-musik@floeten www.alte-musik.info hof.info, „pop on the block“ – Peppige Arrangements für’s Ensemble zur Weihnachtszeit, Leitung:Ralf , Bienioschek Info: early music im Ibach- +49 Tel.: Schwelm, 58332 43, Wilhelmstr. Haus, (0)2336 990290, www.blockfloetenladen.de [email protected], nes ses Musicales Niedersachsen, An der Münze der An Niedersachsen, Musicales ses nes 7, 21335 Lüneburg, Tel. und Fax: +49 (0)4131 309390, helmut.w.erdmann@neue-musik-luene nen gemeinsames Musizieren von Werken un- terschiedlicher Epochen erleben möchten, Lei- tung: Instrumentalisten (Blockflötisten, Holzbläser, gemeinsamen Musizierens zur Einstimmung auf Einstimmung zur Musizierens gemeinsamen von der die Re- festliche Zeit, es werden Werke gro- und Quartett für Moderne zur bis naissance ßes Ensemble gespielt, die Teilnehmer sollten Okta- das und spielen Blockflöten 2 mindestens vieren auf der Altflöte beherrschen, Leitung:Dietrich Schnabel Inzigkofen, Parkweg 3, 72514 Volkshochschule Inzigkofen, Tel.: +49 (0)7571 73980, Fax: +49 (0)7571 739833, [email protected], www.vhs- heim.de Georgsmarienhütte, Tel.: +49 (0)5401 [email protected], 34223, (0)5401 +49 34160,Fax: www.forum-artium.de Blechbläser, Streicher, Gitarristen u. Streicher, a.), die Blechbläser, vor allem in unterschiedlichen Ensembleformatio- burg.de, www.neue-musik-lueneburg.de burg.de, Veranstaltungen

Haus, Wilhelmstr. 43, 58332 Schwelm, Tel.: +49 rienhütte, Tel.: +49 (0)5401 34160, Fax: +49 (0)2336 990290, [email protected], (0)5401 34223, [email protected], www. www.blockfloetenladen.de, www.recordersum forum-artium.de mit.com 23.03.–25.03.2012 Ensemblekurs für Blockflöte, 11.03.–16.03.2012 Meisterkurs Oboe, Ort: Georgs- Ort: Ebenhofen, Leitung: Bart Spanhove, An- marienhütte, Meisterklasse, Einzelunterricht, meldeschluss: 03.03.2012, Info: Flötenhof e.V., Technik und Interpretation, Probespieltraining, Schwabenstr. 14, 87640 Ebenhofen, Tel.: +49 Leitung: Prof. Christian Wetzel, Info: Forum (0)8342 899111, Fax: +49 (0)8342 899122, alte- Artium, Am Kasinopark 1-3, 49114 Georgsma- [email protected], www.alte-musik.info

Impressum TIBIA · Magazin für Holzbläser Erscheinungsweise: viermal jährlich – Januar, April, 36. Jahrgang · Heft 4/2011 Juli, Oktober. Redaktionsschluss: 15. November, 15. Februar, 15. Mai und 15. August Herausgeber: Sabine Haase-Moeck, Michael Schneider, Peter Thalheimer Bezugskosten: Jahresabonnement im Inland € 20,00, Ein zelheft € 6,50; Jahresabonnement im Ausland Schriftleitung: Sabine Haase-Moeck € 22,50; zuzüglich Versand kosten E-Mail: [email protected] Anzeigenverwaltung: Ulrich Gottwald, Anschrift der Redaktion: Moeck Musikinstrumente + Verlag e. K. Moeck Musikinstrumente +Verlag e. K., Postfach 31 31, D-29231 Celle Postfach 31 31, D-29231 Celle Telefon : 05141/88 53 67, Fax: 05141/88 53 42 Telefon: 05141/88 53 0, Fax: 05141/88 53 42 E-Mail: [email protected] E-Mail für redaktionelle Beiträge: 1 Zur Zeit gilt Preisliste Nr. 21, € 34,00 ( /16 Seite,) bis [email protected] 1 € 470,00 ( /1 Seite) zuzüglich Mehrwertsteuer; an - Gezeichnete Beiträge stellen nicht unbedingt die Mei- fallende Satz- und Bearbeitungs kosten werden geson- nung der Herausgeber, der Schriftleitung oder des dert in Rechnung gestellt. Verlages dar. Sämtliche Rechte für alle Länder blei- Anzeigenschluss: 1. Dezember, 1. März, 1. Juni, ben vorbehalten. Nachdruck – auch teil weise – nur 1. September mit vorheriger Genehmigung des Verlages. Für Satz: Moeck Musikinstrumente + Verlag e. K., Celle unver langt eingesandte Manuskripte und Fotos über- nehmen Verlag und Redaktion keine Haftung. Die Druck: müllerDITZEN, Bremerhaven Redak tion behält sich vor, Leserbriefe gekürzt zu © 2011 by Moeck Musikinstrumente + Verlag e. K., Celle, ver öf fentlichen. Printed in Germany, ISSN 0176-6511

640 TIBIA 4/2011 Sino3S2A2TBGbSb Edition 3323

SYLVIA CORINNA ROSIN Raindrops – 2011 – for recorder orchestra

Syivia Corinna Rosin (*1965) Raindrops schrieb ich 2008 für Sopran-, Altblockflöte und Klavier, die Fassung für Blockflötenorchester ent- stand 2011. Die Staccato-Viertel werden leicht und absolut gleichmä- ßig – wie das Ticken einer Uhr – gespielt. Der B-Teil kontrastiert durch schwelge- rische Klangfülle, hier sollten alle Stimmen sehr dicht arti- kulieren. Die Sopranino er- klingt solistisch, Sopran 3, Alt 2 und Tenor 2 sind mög- lichst zahlreich zu besetzen, damit die Triolen in den Tei- len B1 und B2 gut zu hören sind. In diesen Teilen können zusätzlich ein oder mehrere Rainsticks eingesetzt wer- den. (S. C. Rosin)

Edition Moeck Nr. 3323 | ISMN M-2006-3323-8 | € 20,00

MOECK MUSIKINSTRUMENTE + VERLAG e.K. Tel. +49-(0)5141-8853-0 | [email protected] 29231 Celle | Postfach 143 Fax: +49-(0)5141-8853-42 | www.moeck.com