Leibniz-Universum Im 21
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
VISION ALS AUFGABE Das Leibniz-Universum im 21. Jahrhundert Herausgegeben von Martin Grötschel Eberhard Knobloch Juliane Schiffers Mimmi Woisnitza Günter M. Ziegler Wie steht es um die Verantwortung der Wissenschaften für die Gesellschaft? Welche Erkenntnisse können aus dem historischen Erbe eigener und fremder Kulturen gewonnen werden? Wie können theoretische Überlegungen zu kon- kretem Anwendungsnutzen führen? Wie kann Wissenschaft helfen, die Lebens- qualität der Menschen zu verbessern? Dies sind große Fragen, die schon Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716), den Vordenker eines aufgeklärten Menschenbildes und eines modernen Wissens - diskurses, beschäftigten und die sein Werk über die Jahrzehnte hinweg prägten. Drei Jahrhunderte später ist es angesichts der rasanten Globalisierung und des enormen technologischen Fortschritts, der wachsenden wirtschaftlichen, medi- alen sowie kulturellen Vernetzung unserer Welt und der zunehmenden politi- schen und sozialen Unsicherheiten an der Zeit, sich diese Fragen mit Leibniz neu zu stellen und sie auf ihre Aktualität hin zu überprüfen. Der vorliegende Band enthält eine Auswahl der Beiträge zum Jahresthema 2015/16 Leibniz: Vision als Aufgabe, mit dem die Akademie anlässlich des doppelten Leibniz-Jubiläums im Jahre 2016 (370. Geburtstag am 1. Juli und 300. Todestag am 14. November) ihren Gründer und ersten Präsidenten ehrt. Die Aufsätze gehen den Spuren des Leibniz’schen Denkens in Philosophie, Ma- thematik, Astronomie und Sprachwissenschaft bis in die Gegenwart nach und suchen zugleich nach zukunftsweisenden Impulsen. LEIBNIZ: VISION ALS AUFGABE Herausgegeben von Martin Grötschel, Eberhard Knobloch, Juliane Schiffers, Mimmi Woisnitza und Günter M. Ziegler Martin Grötschel, Eberhard Knobloch, Juliane Schifers, Mimmi Woisnitza und Günter M. Ziegler (Hg.) Vision als Aufgabe Das Leibniz-Universum im 21. Jahrhundert Der Band dokumentiert ausgewählte Vorträge im Rahmen des Jahresthemas 2015/16 Leibniz: Vision als Aufgabe der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Mit Nennung der männlichen Funktionsbezeichnung ist in diesem Buch, sofern nicht anders gekennzeichnet, immer auch die weibliche Form mitgemeint. Redaktion: Mimmi Woisnitza, Christoph Eyrich, Simone Pfeil, Can Tunc Diese Publikation erscheint mit Unterstützung der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung des Landes Berlin und des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg sowie der Robert Bosch Stiftung. Bibliographische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliograe; detaillierte bibliograsche Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abru ar. ISBN 978-3-939818-67-0 © Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, 2016 Jägerstraße 22/23, 10117 Berlin, www.bbaw.de Die Publikation steht auf dem edoc-Server der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften zur Verfügung. Die Texte stehen unter der Lizenz CC-BY-SA 3.0 de. Die Rechte an den Abbildungen liegen beim jeweiligen Urheber. Für die Einbandgestaltung wurden die folgenden Handschriften verwendet: Oben: GWLB Hannover, LH xxxv 3B Bl 1r Mitte links: Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, I-I-2, Bl. 19 Mitte rechts: GWLB Hannover, LH xl Bl 140r Unten: GWLB Hannover, LH xxxvii iv Bl 3v Gestaltung, Satz, Einband: Christoph Eyrich, Berlin Druck und Bindung: DBM Druckhaus Berlin-Mitte GmbH Das eingesetzte Papier ist alterungsbeständig. Printed in Germany Inhalt Vorwort der Herausgeber ix I Theorie mit Praxis Eberhard Knobloch Einleitung 3 Jürgen Mittelstraß Enzyklopädische Wissensordnungen 5 Hans Poser Leibniz und die theoretische, methodische und sprachliche Einheit der Wissenschaften 17 Carl Friedrich Gethmann Theoria cum praxi – die exoterischen Aufgaben der wissenschaftlichen Akademien 33 Sybille Krämer Leibniz ein Vordenker der Idee des Netzes und des Netzwerkes? 47 Horst Bredekamp Kein Geist ohne Körper, kein Körper ohne Geist: Leibniz’ begreifendes Sehen und die Sinnlichkeit der Appetition 61 II Mathematik Günter M. Ziegler Einleitung 83 Eberhard Knobloch Originalität, Priorität und Reputation: Leibniz und Newton 85 vi Inhalt Eberhard Knobloch Finanz- und Versicherungswesen im Zeichen Leibniz’scher Aufassung von Gerechtigkeit 97 Günter Schmidt Versicherungstechnik, Solidarität und Gerechtigkeit 107 Horst Zuse Der lange Weg zum Computer: Von Leibniz’ Dyadik zu Zuses Z3 111 Thomas Lengauer Macht, Suggestivität, Grenzen und Risiken der Datenanalyse in den Zeiten von Big Data 125 Johannes Buchmann und Nina Bindel Verschlüsselung und die Grenzen der Geheimhaltung 147 III Der Blick in die Sterne Martin Grötschel Einleitung 163 Klaus-Dieter Herbst Astronomische Forschung im 17. und beginnenden 18. Jahrhundert: Johannes Hevelius und Gottfried Kirch 165 Roland Wielen Das Kalender-Edikt des Brandenburgischen Kurfürsten Friedrich III. vom 10. Mai 1700 185 Matthias Steinmetz Die Vermessung des Universums 197 Günther Hasinger Leibniz und die Planetenforschung 211 Inhalt vii IV Sprache: Einheit und Vielfalt der Vernunft Jürgen Trabant Einleitung 229 Jürgen Trabant In die Rappuse gegangen: Leibniz und das Deutsche 231 Wenchao Li Universalschrift und natürliche Sprachen 243 Toon van Hal Leibniz, das Vaterunser und die Sprachvielfalt 255 Paul Feigelfeld Chinese Whispers – die epistolarische Epistemologie des Gottfried Wilhelm Leibniz 265 Andrea Bréard Logik und Universalsprache – Leibniz’ Ideen 200 Jahre später 277 Autorinnen und Autoren 299 Das „Jahresthema“ der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften 303 Vorwort der Herausgeber Im Jahre 1695 schreibt Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) auf Lateinisch an den Philosophen und Juristen Vincent Placcius: Ich habe [...] soviel Neues in der Mathematik, so viele Gedanken in der Philosophie und so viele andere literarische Beobachtungen [...] dass ich oft nicht weiß, was ich zuerst tun soll. (Leibniz 1768, VI, 59, deutsch von Eberhard Knobloch) Diese Selbstdiagnose steht sinnbildlich für den Ideenreichtum des großen Universalgelehrten der Frühaufklärung, der wie kaum ein anderer die Entfaltung der modernen Wissenschaften vorangetrieben hat. Tatsächlich ist die Vielfalt von Leibniz’ Beschäftigungsfeldern nach heutigen Maßstäben kaum mehr nachzuvollziehen: Er war Philosoph, Historiker, Mathematiker, Physiker, Ingenieur, Diplomat, Archivar und Bibliothekar, und als Gründer der damals noch Kurfürstlich- Brandenburgischen Sozietät der Wissenschaften auch einer der ersten Wissenschaftsmanager. So verwundert es wenig, dass sich die Spuren seines Wirkens in einer Vielzahl von Disziplinen und Wissensfeldern der Gegenwart nden lassen. Wer sich mit der Geschichte der Astronomie, der modernen Mathematik und des Versicherungswesens, der Sprachwissenschaften, der Moral- philosophie, der modernen Ästhetik oder, heute vielleicht an vorderster Front, der Digitalität befasst, kommt an Leibniz nicht vorbei. Leibniz’ Monadenlehre und die damit verbundene Vorstellung einer zwar von Gott geschaf- fenen, sich aber selbst regulierenden Weltbereiteten den Wegfür die Philosophie der Aufklärung; seine Konzeption der kleinen Perzeptionen legte den Grundstein für die moderne Ästhetik. Seine Entwicklung der Innitesimalrechnung hat die Mathematik revolutioniert und ein tieferes Verständnisder Natur- und Ingenieurwissenschaften ermöglicht, seine Überlegungen zum Binär- code und sein Bau einer mechanischen Vier-Spezies-Rechenmaschine sind bedeutende Bausteine der heutigen Computertechnik. Leibniz unterstützte zudem die Umsetzung der Kalenderreform und trieb damit die Etablierung der Astronomie als wissenschaftliche Disziplin entscheidend vor- an. Seine Idee einer die Kommunikation aller Menschen erleichternden Universalsprache wurde über die Jahrhunderte hinweg immer wieder aufgegrifen und ist mit Blick auf die derzeitige lingua franca „Englisch“ heute aktueller denn je. Dieser staunenswerten Vielfalt und weiterhin hohen Aktualität des Leibniz’schen Den- kens nachzuspüren, hat sich die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften mit ihrem Jahresthema 2015/16 „Leibniz: Vision als Aufgabe“ zum Thema gemacht. Anlässlich des doppelten Leibniz-Jubiläums 2016 (370. Geburtstag am 1. Juli und 300. Todestag am 14. No- vember) setzten sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Künstlerinnen und Künstler sowie Schülerinnen und Schüler mit Leibniz auseinander. In Vorträgen, auf Symposien und Workshops, in einer Kunstausstellung, in einem Online-Projekt zu Leibniz-Handschriften und einer Film-Dokumentation über die Arbeit am Leibniz-Nachlass wurde ein Kaleidoskop von Fragen aufgeworfen. Dabei wurden ungeahnte und überraschende Wechselwirkungen zwischen Geschichte und Gegenwart aufgedeckt. x Martin Grötschel et al. Wie seit 2007 mit anderen Schwerpunkten – etwa „Zukunftsort: Europa“ oder „Artefakte: Wissen ist Kunst“ – hat sich auch dieses Jahresthema zum Ziel gesetzt, den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft voranzutreiben. Jeweils auf zwei Jahre angelegte Themenschwer- punkte informieren die Öfentlichkeit über die Forschungsprojekte der Akademie. Darüber hinaus wird durch Kooperationen mit wissenschaftlichen und kulturellen Institutionen in Berlin und Brandenburg die interinstitutionelle Vernetzung in der Region gefördert. Begleitet werden die jeweiligen Jahresthemenaktivitäten von einem wissenschaftlichen Beirat, der sich aus Akademiemitgliedern sowie externen interdisziplinären Experten zusammensetzt. Leibniz’ visionärer Geist bietet nicht nur reichlich Stof für