Figurenanalyse Der Sitcom “30 Rock”
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Bakkalaureatsarbeit Matrikelnummer: 0820483 SE Kontextualisierte AV-Analyse am Beispiel der Entwicklung von Fernsehserien LV-Leitung: Dr. Sascha Trültzsch LV-Nummer: 641.055 15. Februar 2011 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung .............................................................................................................................. 3 2. Begriffsdefinitionen ............................................................................................................. 5 3. Theoretische Grundlagen ................................................................................................... 6 3.1. Analysemodell nach Jens Eder (2008) ....................................................................... 6 3.2. Stereotypgeleitete Figurenkonzeption ......................................................................... 8 3.3. Stereotypgeleitete Figurenrezeption ........................................................................... 9 4. Das Fallbeispiel 30 ROCK ................................................................................................. 11 5. Figurenanalyse anhand des Beispiels 30 ROCK .......................................................... 13 5.1. Hauptfiguren .............................................................................................................. 15 5.1.1. Liz Lemon – Die Karrierefrau ...................................................................... 15 5.1.2. Jack Donaghy – Der Boss .......................................................................... 21 5.1.3. Tracy Jordan – Der Star ............................................................................ 26 5.1.4. Jenna Maroney – Die Drama Queen ......................................................... 30 5.2. Nebenfiguren ............................................................................................................. 34 6. Fazit...................................................................................................................................... 37 7. Filmographie ....................................................................................................................... 39 8. Bibliographie ...................................................................................................................... 40 2 1. Einleitung I've got a lot of characters I'm ready to bust out. I got a character named "Biscuit", write that out. I got another character named "Rolando", who is a two-foot-tall Spanish hustler [...] I got another character named "Ching Chong", who loves to play ping pong. I just made that up right now, 'cause that's how I flow. Now, I'm up for anything (Tracy Jordan, S01E02, 04:39). Auch Kreativität kann wissenschaftlich untersucht werden. Diese spontanen Einfälle von Tracy Jordan aus der Serie 30 ROCK für neue Comedy-Figuren spielen ironisch auf den Entwicklungsprozess von TV-Show-Charakteren an. Figurenkonzeptionen haben einen sehr hohen Stellenwert in der Produktion und bilden das Basiskonstrukt einer Serie, auf die eine Handlung aufgebaut werden kann. Aus diesem Grund ist eine wissenschaftliche Untersu- chung eines solchen Charakterensembles notwendig, um die Hintergründe eines Serienkon- zepts erfassen zu können. Comedy ist oft von bestimmten Stilmitteln wie Übertreibung, Parodie und auch Stereotypisie- rung geprägt. Bewusste humoristische Attacken auf generalisierte Menschenbilder und An- sichtsweisen in der Gesellschaft, werden vom Publikum als komische Elemente wahrge- nommen und dementsprechend darauf reagiert. Ob man dem Zuseher/der Zuseherin einen Lacher entlocken konnte, hängt allerdings auch von subjektiven Kriterien ab. Ähnlich subjek- tiv verhält es sich mit der Wahrnehmung und Bewertung von Figuren in Comedy-Angeboten. Wie TV-Charaktere konzipiert und designt werden, um Teil einer Sitcom wie 30 ROCK zu werden, soll in dieser Arbeit geklärt werden. Allerdings würde eine vollständige Analyse aller Charakterdesigns der Figuren einer TV-Serie den Rahmen dieser Arbeit sprengen, weswe- gen der Fokus dieser Produktanalyse auf der Verwendung von Stereotypen als Basis einer Figurenkonzeption liegt. Ob das Einsetzen typisierter Charaktere die Produktion humoristi- scher Elemente bewirkt, soll sich anhand des Analysebeispiels 30 ROCK herauskristallisie- ren. Der Untersuchung liegt demnach die Annahme zugrunde, dass im TV-Format Comedy-Serie durch eine stereotypisierte Darstellung der Charaktere Humor erzeugt wird. Spinnt man die- sen Gedanken weiter, könnte man behaupten, dass mit dem Grad der Typisierung von Figu- ren der Erfolg des audiovisuellen Produkts als Comedy-Serie steigt – Ein Zusammenhang, der vor allem auf Seiten der Produktion interessant sein könnte. Aus gesellschaftlicher Sicht ist dieses Thema insofern zentral als, dass das TV-Format Co- medy-Serie eines der erfolgreichsten am Fernsehmarkt ist und in ihren Inhalten immer wie- der auf Begebenheiten in der Gesellschaft zurückgreift. So bezieht sich die Serie 30 ROCK 3 oft auf aktuelle politische und gesellschaftliche Geschehnisse, sowie auf reale Personen, die zwar als fiktive Charaktere in der Serie auftreten, jedoch immer einen Bezug zur Realität verkörpern. Diese Beziehung von Fiktion und Realität weist gleichzeitig auf die kommunikations- wissenschaftliche Bedeutung der Thematik hin. Auf diese Art und Weise wird eine parasozia- le Beziehung mit dem Publikum eingegangen, die eventuell auch einen Art Wiedererken- nungseffekt erzielt (vgl. Vorderer 1996). Übertriebenes Einsetzen von Klischees sorgt einer- seits dafür, dass sich der Rezipient/die Rezipientin unterhält und andererseits nicht direkt mit den Individuen am Bildschirm identifiziert. Trotzdem besteht eine indirekte Verbindung mit den ProtagonistInnen, nicht zuletzt aufgrund verschiedener, behandelter Themen innerhalb der Serie, die viele US-AmerikanerInnen tagtäglich beschäftigen und betreffen. Die Analyse von Figurenkonstellationen hat erhebliche Relevanz für eine kritische Ausei- nandersetzung mit der Filmproduktion und ihren gesellschaftlichen Kontexten (Stereoty- pen-, Rassismusforschung) (Eder 2008, 511). Besonders in der Erforschung von Geschlechterinszenierungen werden Figuren oft auf ihre Klischeehaftigkeit geprüft, wobei davon ausgegangen wird, dass Stereotype Einfluss auf die Darstellung, sowie auf den Inhalt der Sendung haben (vgl. Trültzsch 2009, 145). Diese An- nahme liegt der nachfolgenden Arbeit zugrunde und war bereits Ausgangspunkt ähnlicher Untersuchungen von Comedy-Serien wie GOLDEN GIRLS oder SEINFELD (vgl. Allmer 2000/Füleki 2008/Knop 2007/Wildanger 2004). Aufbauend auf die Hypothese wurde nach einer geeigneten Methode gesucht, die Charakte- re schlüssig, möglichst vollständig und effektiv zu analysieren. Eine Erforschung komplexer Figurensysteme verlangt nach einem strukturierten Analysemodell, nach dem Schritt für Schritt vorgegangen werden kann und eine Einteilung der gewonnenen Informationen in Ka- tegorien ermöglicht. Dafür boten sich einerseits Literaturrecherche zu den Grundlagen der Figurenanalyse (vgl. Eder 2008 und Frensham 1996) und andererseits die Gewinnung empi- rischer Daten aus der TV-Serie selbst an. Um alle relevanten Figuren in ihrer Vollständigkeit, Klischeehaftigkeit und Individualität erfassen zu können, wurden als grundlegendes Daten- material alle vier, bisher auf DVD erschienenen, Staffeln der Serie 30 ROCK, sowie eine Folge aus der letzten, fünften Staffel zur Untersuchung herangezogen. Um den theoretischen Rahmen dieser Arbeit abzugrenzen, sollen zentrale Begriffe wie Ste- reotyp und Humor im folgenden Absatz eine Definition erhalten. 4 2. Begriffsdefinitionen Der zentrale Begriff dieser Arbeit ist zweifelsfrei der der Serienfigur. Die Kombination unter- schiedlicher Figurentheorien in der Film- und Fernsehanalyse ergibt unter Berücksichtigung der, für diese Arbeit relevanten Aspekte, folgende Definition: „Eine Figur ist ein wiederer- kennbares, fiktives Wesen mit einem Innenleben – genauer: mit der Fähigkeit zu mentaler Intentionalität“ (Eder 2008, 64). Intention meint in diesem Fall allerdings nicht eine bestimmte Absicht, sondern wirkt objektbezogen. Das heißt, Figuren müssen sich mit ihrem Bewusst- sein auf Gegenstände beziehen können (vgl. Eder 2008, 63). Der Begriff Stereotyp lässt sich aus vielen verschiedenen, wissenschaftlichen Richtungen, herausfiltern und wurde bereits von einer großen Zahl namhafter AutorInnen definiert. In die- ser Arbeit trifft hauptsächlich die Definition von Stroebe/Inko (1998, 4) zu: „stereotypes [are, S.T.] a relatively rigid and oversimplified and biased perception or conception of an aspect of reality, especially of persons and social groups” (zit. in Trültzsch 2009, 146). Durch die Pro- jektion bestimmter, individueller Erlebnisse auf größere, gesellschaftliche Gruppen lösen Stereotype bestimmte Erwartungen gegenüber dieser aus. So kann die Wirklichkeitswahr- nehmung vereinfacht und organisiert werden. Verwirklicht werden diese Konzeptionen im Handeln und Denken der Menschen, da besagte Erwartungshaltungen nur dort ihren Nieder- schlag finden und zur Anwendung kommen. Stereotype „werden von den Sozialisationsin- stanzen [Anm. d. A.: hier gemeint: das Fernsehen] vermittelt und von den Individuen interna- lisiert“ (Trültzsch 2009, 146). Unter einer Sitcom verstehen Neale und Krutnik (1990) eine narrative Komödienserie, die ca. 25 Minuten lang dauert und klar bestimmte Charaktere und Spielorte beinhaltet. Aus diesem Grund ist es dem Publikum möglich, selbige schnell wieder zu erkennen und charakterbezo- gene Situationskomik