Sonderdrucke aus der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Albert Raffelt

Zur französischen Pascal-Renaissance im 19. Jahrhundert im Blick auf Maurice Blondel

Originalbeitrag erschienen in: Dominik BURKARD ; Nicole PRIESCHING (Hrsg.): Katholiken im langen 19. Jahrhundert : Akteure – Kulturen – Mentalitäten. Festschrift für Otto Weiß. Regensburg : Pustet, 2014, S. 183-210 Albert Raffelt

Zur französischen Pascal-Renaissance inn 19. Jahrhundert im Blick auf Maurice BlondeP

1. Verdikt der Aufklärung und Begeisterung der Romantik

Die AuftLJärung war Pascal nicht gewogen. Condorcets Ausgabe der Pensees ehr• te zwar den Wissenschaftler, aber das Memorial wurde als „Amulett" quasi dis• qualifiziert, Pascal in den Autor mathematischer Leistungen und den Autor des „Amuletts" und verwandter Texte unterteilt.^ Und Voltaire gab der Ausgabe ein Resümee seiner Pascal-Kritiken bei.^ Ganz anders im 19. Jahrhundert. Mit Chateaubriands (1768-1848) Arbeit über den Geist des Christentums - so der deutsche Titel des Genie du Christianisme - liegt ein klassischer Text vor. Obwohl viel zitiert, lässt er sich nicht umgehen: „Es gab einen Menschen, welcher im zwölften Jahre mit Strichen und Kreisen mathematische Sätze erfand, welcher mit sechzehn die gelehrteste Abhandlung über die Kegelschnitte schrieb, die man seit dem Altertum gesehen hatte; welcher mit neunzehn die Maschine tur eine Wissenschaft, die gänzlich im Verstände ruht, ersann; welcher mit dreiundzwanzig das Phänomen des Luftdrucks bewies und

1 Pascal gehört zu den polarisierenden Geistern, bei denen auch noch die Rezeption aspekt• reich und bedenkenswert ist. Für den deutschen Sprachraum (vor allem) hat dies Otto WEISS, „Der erste aller Christen", Zur deutschen Pascal-Rezeption von Friedrich Nietzsche bis , Regensburg 2012, deutlich gemacht. Hier soll ein kleiner Aus• schnitt fiir Frankreich ergänzt werden. 2 , Pensees. Avec les Notes de M. de Voltaire, Bd. 1, London 1785, (29H32). Vgl. auch Albert RAFFF.LT, Rezension zu: Les Pensees de Pascal. Editees par Francis Kaplan, in: Theologie und Philosophie 60 (1985), 445^50. 3 Vgl. dieselben auf deutsch in: Blaise Pascal's Gedanken. Nebst den Anmerkungen Voltaire's. Übersetzt von Heinrich HESSE (Reclams Universalbibliothek 1621-1623), Leipzig 1881 U.Ö.; Neuausgabe: München 1984. - Dazu: Albert RAFFF.LT, „Ich wage es, die Partei der Menschheit zu ergreifen Das Oottesbild der AutTclärung. Voltaire kritisiert Pascal, in: Jürgen HoLRLN/Michael KLSSLER (Hg.), Gottesbilder. Die Rede von Gott zwischen Tradition und Moderne, Stuttgart 1988, 87-107. 184 Alberl Raffelt Die französische Pascal-Rezeption im 19. Jahrhundert 185 einen der großen Irrtümer der alten Naturkunde zerstörte; welcher in dem Alter, Interpreten des 19. Jahrhunderts sind ihm nicht gefolgt, mussten sich aber von wo die andern Menschen kaum zu leben beginnen, nach einem Laufe durch den ihm absetzen. Definitiv machte erst die Dissertation von Edouard Droz, Etüde ganzen Umkreis der menschlichen Wissenschaften das Nichts derselben durch• sur le scepticisme de Pascal considere dans le livre des „Pensees"'' dieser Inter• schaute, und seine Gedanken zu der Religion hinwandte; welcher immer krän• pretation ein Ende. Die Ausgabe von Prosper Faugere'' suchte nun - editorisch kelnd und leidend bis zu seinem Tode im neununddreißigsten Jahre des Lebens im Gefolge Cousins - der Authentizität, Vollständigkeit, wie der systematischen die Sprache Bossuets und Racine's festlegte, und das Muster vollkommensten Absicht Genüge zu tun. Witzes wie strengsten Nachdenkens gab; welcher endlich in den kurzen Zwi• Verfolgen wir zunächst den Faden der Editionsgeschichte. Neue Versuche wa• schenräumen seiner Leiden durch Forschung eine der schwierigsten Aufgaben der ren erstens ideologisch (oder ideell) motiviert, so mit der Absicht, Pascal kon• Geometrie löste, und auf das Papier Gedanken hinwarf, die eben so gut zu Gott fessionell festzulegen. Die protestantische Edition schuf Jean Frederic Astie;'" wie zum Menschen passen. Dieses außerordentliche [effrayant] Genie nannte sich katholische Ausgaben als Nachdrucke der Port-Royal-Edition gab es natürlich Blaise Pascal"." verschiedentlich, eine eigentliche bewusst katholische Edition auf neuem philolo• Chateaubriands bewundernder Text gilt dem Gesamtphänomen Pascal. Der gischem Stand erarbeiteten der Domkapitular Victor Rocher und der Generalvikar spezielle Blick auf die Pensees - sie sind für unsere Themenstellung entscheidend Aloise Guthlin," beide aus Orleans, also aus dem Umkreis des liberalen Bischofs - muss einerseits doch auf das 18. Jahrhundert zurückblicken, anderseits hat die Felix A. Ph. Dupanloup (1802-1878). Daneben blieb zweitens die Möglichkeit, entscheidende Wende etwas später anzusetzen.^ den systematischen Plan Pascals besser zu realisieren; das konnte sich mit dem

8 Edouard DROZ, Etüde sur le scepticisme de Pascal considere dans le livre des „Pensees", : Alcan, 1886, 388: „Si l'on pense ... que la foi difFere de la science, que Jesus-Christ 2. Probleme der Edition differe de Socrate, que le coeur difTere de l'intelligence, l'amour de l'argumentation, le peche originel de la liberte, l'histoire de l'observation, la tradition de la critique, on peut affirmer avec confiance que Pascal ne fut sceptique ni par methode ni par doctrine." Was Ersteres anbelangt, so ergänzen Ausgaben des 18. Jahrhunderts den Textbe• 9 Prosper FAUGERE (Hg.), Pensees, fragments et lettres de Blaise Pascal, publies pour la pre- stand. Der Abbe Charles Bossut steht mit seiner neugeordneten Pensees-Ediüon miere fois conformement aux manuscrits originaux en grande partie inedits, 2 Bde, Paris in seiner Gesamtausgabe des Pascalschen Werks dafür,^ der Oratorianer-Pater An• 1844. - Die Ausgabe enthält als Band 2 die „Fragments d'une apologie du christianisme, dre hat dies speziell für die Pensees in seiner alles zusätzlich bekannte Material in QU Pensees sur la religion". Sie ist zugleich einer der ersten Versuche einer Rekonstruktion der Pascalschen Apologie selbst. Sie beginnt selbstredend mit dem Thema der „Misere de einem Supplement unterbringenden und ansonsten die Ordnung von Port-Roya! l'homme sans Dieu". Der zweite Teil heißt „Felicite de l'homme avec Dieu, ou qu'il y a wahrenden Ausgabe geleistet.' un reparateur par l'Ecriture". Er ist bei weitem umfangreicher, enthält die „historischen" Eine neue Wirksamkeit schuf den Pensees aber Victor Cousins Weckruf hin• Teile und schließt mit den Kapiteln über Jesus Christus und das Christentum (darunter der Mystere de Jesus) und zum Schluss der „Ordre". Dt. übersetzt von C. F. SCHWARTZ, Pascal's sichtlich der Authentizität der vorliegenden Textfassungen mit der Forderung des Gedanken, Fragmente und Briefe, 2 Teile, Leipzig '1865. - Eine philologisch verbesserte Rückgriffs auf das Manuskript. Victor Cousins Bedeutung für die Pascal-Inter• Version auf der Basis Faugeres lieferte Auguste MOI.INIER, Les Pensees de Blaise Pascal, 2 pretation liegt nicht nur in der Editionsproblematik. Er hat durch seinen Blick aul Bde., Paris 1877. die Veränderungen der Ersteditoren gerade bei Fragmenten, die anscheinend den 10 Pensees de Pascal disposees suivant un plan nouveau ed. complete d'apres les demiers tra- vaux critiques avec des notes, un index et une preface par J[ean] F[rederic] ASTIE, 2 Bde., Skeptiker Pascal zeigen, eine falsche Interpretationsfährte gelegt. Die bedeutenden Paris/Lausanne 1857. - Die Ausgabe ist Alexandre Vinet gewidmet. Ihr Ziel: „il faut qu'elle restitue aux Pensees leur caractere de livre edifiant" (1, 10); theologisch: „on s'est tenu au plan qui est necessairement fourni par I'idee-mere de I'ouvrage de Pascal ... Pascal part de 4 Franijois Rene Auguste DE CHATEAUBRIAND, Der Geist des Christentums, Bd. 2, Freiburg l'homme pour arriver ä Dieu" (1,12). Ein umfangreiche Auseinandersetzung mit ihr liefert i.Br. M857, 60-61. Neuübersetzung: Franfois Rene Auguste DE CHATEAUBRIAND, Geist dt-;- Charles Augustin SAINTE-BEUVE, Port-Royal, Bd. 3, Paris "1878, 614-621. Wir zitieren das Christentums, bearb. und hg. von Jörg SCHENUIT, Berlin 2004, 425 f. siebenbändige Werk nach dieser Ausgabe. 5 Hilfreich ist Bemard AMOUDRU, La vie posthume des Pensees (Cahiers de La nouvelle joui- 11 Victor ROCHER (Hg.), Pensees de Pascal sur la religion: Puhl, d'apres le texte authentique nee 33), Paris 1936. et le plan de l'auteur, Tours 1873. - Aloise GUTHLIN (Hg.), Les Pensees de Pascal. Repr 6 Charles BOSSUT (Hg.), CEuvres de Blaise Pascal, Bd. 2, La Haye 1779. d'apres le texte autographe, disposes selon le plan primitif et suivies des Opuscules, Paris 7 Pensees de M. Pascal sur la religion, et sur quelques autres sujets, Paris: Nyon 1783. 1896. 186 Alben Raffelt Die französische Pascal-Rezeption im 19. Jahrhundert 187 eben genannten Ziel - wie bei den gerade genannten Editoren - verbinden. Drit• 3. Interpretationen tens gab es den Versuch der reinen Objektivität: Was braucht es editorische Vor• entscheidungen? Das Manuskript liegt schließlich vor! Gustave Michaut edierte Die editorische Seite ist das eine. Die Interpretation ist davon nicht unabhängig schlicht das Manuskript.'^ Die Grenze der Objektivität: Die Anordnung ist die bzw. die Edition ist schon ein Teil der Interpretation. Aber die Deutung der Ma• eines Buchbinders des 17./I8. Jahrhunderts. Schließlich zog - viertens - Leon krostrukturen setzt doch erst mit ihr ein. Und Pascal zog auch im 19. Jahrhundert Brunschvicg die Konsequenz, allein nach der Bequemlichkeit des Lesers vorzu• Denker an, die nicht vom Spott des 18. Jahrhunderts abgehalten wurden. Einige gehen - und war damit der erfolgreichste Editor. Seine Zusammenstellungen prä• seien exemplarisch hervorgehoben. gen auch noch spätere systematische Konstruktionen, wie Konkordanzen leicht Die Romantik - wir haben Chateaubriand schon zitiert - war neben dem Ge• zeigen. Das gilt bis hin zu der Ausgabe von Jacques Chevalier, die noch Hans Urs samtphänomen vor allem dem Denker einer Logik des Herzens gewogen, die von Balthasar übersetzte. dem Rationalismus des 17. Jahrhunderts und des Jahrhunderts der Aufklärung Aber damit sind wir ans Ende des Jahrhunderts vorausgesprungen. Das 19. gegenübergestellt werden konnte. (1766-1824) steht dafür. Sein Jahrhundert bestimmte - jedenfalls auf akademischer Ebene - eher die Ausga• Weg vom Sensualismus zum Spiritualismus ist von Pascal begleitet. Dabei ist Bi• be von Emest Havet (1813-1889). Ähnlich wie heute, wo manche Pascal-Exe- ran keine anima naturaliter pascaliana. Er kritisiert Pascals Ausfuhrungen zum geten den Fortschritt der Pascal-Philologie ignorier(t)en und bei der gewohnten divertissement,'^ schreibt „Pascal erhebt mit seinen ,Pensees' meine Seele, aber Brunschvicg-Ausgabe bleiben, war es im 19. Jahrhundert. Bei Anerkennung der wenn er von Religion spricht, versteht er nicht, sie liebenswert zu machen; sein textlichen Verbesserungen durch Cousin und Faugere blieb Ernest Havet bei Bos- melancholisches Temperament blickt überall durch";"' Fenelon ist vorzuziehen. suts gewohnter Anordnung.'^ Sinnvoll war dies aus Sicht des Editors wohl des• Die Pascalsche Dialektik zwischen Epiktet und Montaigne löst Maine in Richtung wegen, weil Havets eigentliches Interesse wesentlich inhaltlich war und bei der Epiktet auf" Die Bemerkungen im Tagebuch zeigen aber ein Ringen mit Pascal, Kommentierung lag. das schließlich in Birans religiöser Phase zu großer Übereinstimmung führt, etwa Insgesamt kann man über die Leistungen französischer Pascal-Philologie im in der Meditation über die Liebe."* Für die sog. spiritualistische Richtung der 19. Jahrhundert nur staunen - für die Fortsetzung im 20. Jahrhundert würde dies französischen Philosophie im 19. Jahrhundert war er von großer Bedeutung. auch gelten. Von den Philosophen dieser Richtung ist vor allem Felix Ravaisson (1813- 1900) zu nennen. Ravaisson setzt sich nicht nur ab von der Skeptizismus-Dis• kussion, sondern stellt Pascal - der immerhin gesagt hat, dass die Philosophie nicht eine Stunde Mühe wert sei (Laf 84)'*' und dass wahrhaft Philosophieren heiße, über die Philosophie spotten (Laf 513) - in eine Reihe mit Descartes, Spi• noza, Malebranche und Leibniz,^" in eine Reihe der großen Metaphysiken Ra- vaissons Metaphysik ist von Aristoteles bestimmt. Für ihn zeigt sich das Sein in

12 Gustave MICHAUT (Hg.), Les Pensees de Pascal disposees suivant l'ordre du cahier autogra• phe. Texte critique (Collectanea Friburgensia 6), Fribourg 1896. '4 Vgl. AMOUDRU, La vie posthume (wie Anm. 5) 91-95. 13 Pensees de Pascal, publ. dans leur texte authentique avec une introd., des notes et des re• 15 Maine DE BIRAN, Tagebuch (PhB 296), Hamburg 1977, 7. marques par Emest HAVET, 2 Bde., Paris: Delagrave 1852; "1887, und von seinem Sohn 16 DE BIRAN, Tagebuch (wie Anm. 15) 26. Louis Havet nochmals 1894 in einem Bd. ediert und noch 1928 nachgedmckt. Die Aus• Ebd. 38-40. Später sieht er es anders, vgl. 129. gabe brilliert aber durch Beigaben: Table analytique et lexique, table de noms pn>pn">' Ebd. 180-182 zu Laf 564. - Vgl. Emest NAVII.I.E, Maine de Biran: Sa vie es ses pensees, Weniger sachlichen, aber dafür hohen zeittypischen Wert haben dagegen die austuhrliclK'n Paris 1857, 91: „il commence par le [Pascal] combattre, mais, en le combattant, il apprend Kommentare, die zwar viel dokumentarisches Material enthalten, vor allem in der theo o- ä le connaitre, et finit par se rapprocher de lui". Der von Naville herausgegebene Band ist gischen Wertung aber ohne eindringendere Analyse der Motivationen und des historisc itii wohl hinsichtlich Biran/Pascal im 19. Jahrhundert die verbreitetste Quelle. Kontextes auf selbstverständliche Errungenschaften des modernen Geistes rekurrieren, Zählung der Pensees nach den Ausgaben von Louis Lafuma, z.B. Blaise PASCAL, (Euvres rhetorisch vorausgesetzt werden, etwa: „Mais surtout quel etrange besoin de condamner-^^ completes, Paris: Seuil, 1963, oder dt.: Blaise PASCAL, Gedanken über die Religion und (Bd. 2, 132), oder zur Friere pour le bon usages des maladies: „Dansce morceau ... on sa • einige andere Themen, hg. von Jean R. ARMociATHK. Aus dem Franz. übers, von Ulrich comme ... sa source la passion ardente, disons le mot, le fanatisme, dont Pascal a vecu • • • KUNZMANN, Stuttgart 2004. (Bd. 2, 232) u. a. m. Havet hält sich damit in der Auslegungslinie von Condorcet-Voltaire-• Felix RAVAISSON, La Philosophie de Pascal [1887], Paris 2007, 23. 188 Albert Raffelt Die französische Pascal-Rezeption im 19. Jahrhundert 189 der Reflexion über das Tun.^' Pascal wird zum einen in einem biographischen möglich wäre.^'' Das ganze dritte Buch ist ihm dann direkt gewidmet." Seine Dar• Schema dargestellt, das zugleich ein inhaltliches ist: von der Geometrie über die stellung ist zum einen literarisch bestechend. Er beginnt den Pascal-Teil mit dem Physik (Realität!), die Erkundung der mondänen Welt zur Religion; dem parallel Gespräch über Epiktet und Montaigne, dabei weit ausgreifend in die zeitgenössi• sind die Ausführungen vom esprit geometrique zum esprit de finesse. Moral und sche Geistesgeschichte und die Bedeutung der Thematik für Port-Royal und sei• Ästhetik sind die Anwendungsgebiete. Der ordre du coeur steht im Zentrum. Das ne herausragenden Gestalten darstellend - bis zur fiktiven Beurteilung der Sache Ravaissonsche Thema der Gewohnheit^^ findet in diesem Kontext selbstverständ• durch Le Maistre de Sacy'** und zu Gegenüberstellungen mit Nicole, Malebranche lich auch Beachtung. Vielleicht ist der Aufsatz letztlich aufschlussreicher zu Ra• u.a. Die Darstellung ist außerordentlich materialreich. Bei den Pensees wird auch vaisson als über Pascal. Bergson beschrieb sein Ziel so: „Hier ist das Bestreben ausfuhrlich die Konstellation bei der Herausgabe des Werkes gewürdigt und wer• ganz offenbar, das Christentum mit der antiken Philosophie und Kunst zu ver• den die Möglichkeiten der Beteiligten fair beurteilt.^' Bemerkenswert ist bei der binden, ohne dabei übrigens zu verkennen, was das Christentum an Neuem der Darstellung der Pascalschen Apologie, dass auch die biblischen Themen gewür• Welt gebracht hat. Dieses Streben erfüllt den ganzen letzten Teil des Lebens von digt werden - und ihre Bedeutung bis zu Bossuets Histoire universelle gesehen Ravaisson"." Jedenfalls stellt der Aufsatz Ravaissons auch eine Verbindung zur wird; im späteren 19. Jahrhundert und darüber hinaus, spielt das immer weniger Fachphilosophie her. eine Rolle.^" Der Literaturhistoriker legt natürlich besonderen Wert auf die literari• Schmal aber bedeutsam ist hier der Beitrag von Jules Lachelier (1832-1918), sche Seite. Abschließendes Fazit: „Pascal, admirable ecrivain quand il acheve, est der als Lehrer an der Ecole normale superieure großen Einfluss hatte. Auch peut-etre encore superieur lä oü il fut interrompu".^' Die monumentale Darstellung Blondel gehörte zu seinen Schülern.^'* Auch Emile Boutroux, vor allem als Wis• kann hier nicht ausführlicher gewürdigt werden. Sie steht im übrigen zwischen senschaftstheoretiker bedeutsam und ein weiterer Lehrer Blondels, wäre hier zu den Fronten, wie der Autor selbst bemerkt." Von heute aus sicher ein Vorzug. nennen.^' Auch wenn diese Arbeiten schon dem 20. Jahrhundert angehören, sind Pascal ist - ohne seine Absicht - ein ökumenisches Phänomen." Eine be• sie gedanklich sicher auch in der vorangehenden Lehre präsent. Am Ausgang des deutende Rolle in der Pascal-Interpretation spielt der reformierte Literaturwis• Jahrhunderts liegen auch schon die Pascal-Studien von Leon Brunschvicg, die senschaftler und Theologe Alexandre Vinet (1797-1847). Sainte-Beuve hat es dann fiir das 20. Jahrhundert große Bedeutung haben. bestätigt. Schon in seiner frühen Zeit als Literaturprofessor in Basel findet sich in Dass der große Historiker Port-Royals Charles Augustin Sainte-Beuve (1804- seiner Chrestomathie frangaise eine knappe Charakterisierung Pascals, die man 1869) nicht um Pascal herumkam, ist selbstverständlich. Pascal ist in seiner Ge• dem Charakterbild von Chateaubriand als substantiellere, aber weniger rhetori• schichte Port-Royals ständig gegenwärtig, so dass hier ein ganz eigenes Thema sche oder als klassische gegenüber der romantischen Version gegenüberstellen könnte. Hier nur der Abschnitt über die Pensees: „Dieser bedeutende Mann, für

26 Vgl. SAINTE-BEUVE, Port-Royal (wie Anm. 10) Bd. 7, das Register 271-286. Ein kurzes 21 „... que dans l'action se fait voir ä l'esprit qui reflechit sur soi i'etre meme" (RAVAISSON. Porträt findet sich auch dt. in: Charles Augustin SAINTE-BEUVE, Literarische Portraits, Bd. 1, Philosophie de Pascal [wie Anm. 20] 28). Für unsere Darstellung im Blick auf Blondel Frankfurt a.M. 1923, 92-101. Es handelt sich dabei um den Text: Pensees de Pascal. Edi• nicht uninteressant. Am Schluss seines Berichts über La philosophie en France aux XIX tion nouvelle avec notes et commentaires, par M. E. HAVET, in: Charles Augustin SAINTE- e siede [1867] hatte Ravaisson schon die action als das Thema künftiger Philosophie be• BEUVE, Causeries du lundi, Bd. 5, Paris 1853, 413-426. zeichnet. Der Bericht ist enthalten in der Ausgabe Felix RAVAISSON, De l'habitude (Corpus 27 SAINTE-BEUVE, Port-Royal (wie Anm. 10) Bd. 2, 377-510 und Bd. 3, 5-464. des ceuvres de philosophie en langue franpaise), Paris 1984, 53-320, hier 313 ff. 28 Ebd. Bd. 2,416. 22 Vgl. RAVAISSON, De l'habitude (wie Anm. 21) 9^9, sowie Felix RAVAISSON, De l'habitude. 29 Ebd. Bd. 3, 388. Metaphysique et morale (Quadrige), Paris 1999, 105-159. 30 Renans Kritik (vgl. AMOUDRU, La vie posthume [wie Anm. 5] 101) wäre zu nennen. Einen 23 Henri BERGSON, Das Leben und das Werk von Ravaisson, in: OERS., Denken und schöpfe• Versuch, Pascals Exegese - jedenfalls hinsichtlich der prophetischen Aussagen - positiv risches Werden, Meisenheim 1948, 246-279, hier 270. Vgl. Henri BERGSON, CEuvres, Paris zu würdigen, stellt dar: Marie-Joseph LAGRANGE, Pascal et les propheties messianiques, in: M963, 1472. Revue biblique n.s. 3 [15] (1906), 534-560. 24 Näheres in Albert RAFFELT, Spiritualität und Philosophie (Freiburger theologische Studien 31 SAINTE-BEUVE, Port-Royal (wie Anm. 10) Bd. 3, 464. 110), Freiburg i.Br. 1978, Abschnitt 3. Von LACHELIER, Notes sur le pari de Pascal [1901 !• 32 Ebd. Bd. 2, 513f. in: Jules LACHELIER, (Euvres. Bd. 2, Paris 1933, 39-63. 33 Dazu, dass dies schon Ende des 17. Jahrhunderts gilt, vgl. AMOUDRU, La vie posthume (wie Anm. 5) 40 ff. 25 Emile BOUTROUX, Pascal, Paris 1900. 190 Albert Raffelt Die französische Pascal-Rezeption im 19. Jahrhundert 191 den die hohen Spekulationen der Wissenschaft nur eine Zerstreuung in seinen zur Charakterisierung ausreichend, der den Kommentar als „admirable traite de Krankheiten waren, widmete alles, was ihm an Kraft blieb, dem Ausbau (com- polemique" bezeichnete und fiir den Pascal die „deformation de l'homme" be• position) einer Apologie der Religion, die er nicht mehr vollenden konnte. Die zeichnete, der aber später doch mehr Verständnis gewonnen hat - jedenfalls ein Fragmente dieses Werks, unter dem Titel Pensees publiziert, würden ftir den Beispiel für interessierte Gegnerschaft.''' Ruhm Pascals genügen. Angesichts dieser zerstreuten Materialien vollendet die 1^ Einbildungskraft das Gebäude, fiir das sie vorbereitet waren, und erstaunt über Die Beispiele - eigene Ausführungen über die Dichter von SuUy Prud'homme bis seine Größe. Vielleicht vergrößert sogar seine Unvollendetheit den Respekt, in• Maurice Barres wären möglich - konnten nur kurz anreißen, wie weit gestreut und dem sie das Bedauern vergrößert. Der Stil Pascals ist äußerst charakterisiert durch vielseitig fundiert das Interesse an Pascal im 19. Jahrhundert in Frankreich war. die Wahrheit, vor allem in den Pensees. Sein Stil ist sein Denken selbst."^"* Ein Gleichzeitig ist eindrucksvoll - und das ließe sich bis in die Gegenwart weiter wichtige Weichenstellung Vinets ist die Konzentration auf die anthropologische belegen - wie respektvoll man in Frankreich mit dem kulturellen Erbe umgeht."". Seite der Apologie und die völlige Vernachlässigung der biblischen Argumentati• Im Folgenden soll an einem anderen Beispiel eine genauere Analyse vorgenom• men werden. on. Sainte-Beuve hat die Einseitigkeit bemerkt.^- Betont wird bei Vinet die „schö• ne Lehre der Erkenntnis und des Verständnisses der göttlichen Wahrheiten durch das Herz, welche die herrschende Idee und der Schlüssel seiner Apologetik ist",'" wobei es sich um das durch den Heiligen Geist geneigt gemachte Herz handelt (inclina cor meum: Ps 118,36 Vg.). Hier ist gleichzeitig der Ansatzpunkt fiir die 4. Das Beispiel Blondel protestantische Interpretation, indem das testimonium Spiritus Sancti der sekun• dären Autorität der Kirche gegenübergestellt wird. Vinets Texte sind weitgehend Das Verhältnis Maurice Blondels (1861-1949) zu Pascal ist kein neues Thema. Vorlesungsausschnitte. Auffällig für denjenigen, der aus der Sicht des beginnen• Schon in einer der ersten Rezensionen der Action Blondels von 1893"' hat Vic• den 21. Jahrhunderts auf seine Text blickt, ist die geringe historische Fundierung tor Delbos auf die Verwandtschaft des Gedankens mit Pascal hingewiesen,"^ und seiner Arbeiten, so etwa, wenn er Pascal als vir unius libri (Montaigne)" bezeich• Maurice Nedoncelle"' schließlich hat die Fragestellung Blondel/Pascal anhand net, einen Autor der von dem gut tausendseitigen Augustinus-Quch des Jansenius schreibt, dass „es ja weder so rar noch so dick [wäre], daß ist es nicht ganz lesen 39 Zitate nach AMOUDRU, La vie posthume (wie Anm. 5) 99. 40 Dass ein Soziologie wie Pierre Bourdieu 1997 Meditations pa.scaliennes vorlegt (der könnte",^'* ganz abgesehen davon, was wir heute über seine Augustinus-Kenntnis Suhrkamp-Verlag macht daraus bloße Meditationen) zeigt das selbstverständliche Anspie• u. a. m. wissen. Das zeigt, wie erst die Kärrnerarbeit der späteren Editoren - von lungspotential, und dass auch im 21. Jahrhundert laufend Pascal-Ausgaben fiir Lehrzwecke Havet angefangen - und natürlich auch der Historiker das historische Bild erwei• - u. a. für die Concours zu den Grandes ecoles - erscheinen, während man im Südwesten Deutschlands einen Bildungsplan diskutiert, bei dem man den Sachbereich Kultur eigens tert hat. (erfolgreich?) einfordern muss, zeigt einen bedenklichen Unterschied im Umgang mit dem Von Interesse ist, dass das Interesse an Pascal nicht unbedingt mit einer posi• Erbe. tiven Sicht des religiösen Menschen und seiner apologetischen Absichten einher• 41 Maurice BLONDEL, L'Action. Essai d'une critique de la vie et d'une science de la pratique, gehen muss. Dafür soll wenigstens noch einmal Emest Havet erwähnt werden. Paris 1893, jetzt auch in Maurice BLONDEL, (Euvres completes, Bd. I, Paris 1995. Die hier verwendete Originalpaginierung ist dort angegeben. Seine Ausgaben sind die akademischen Standardausgaben des 19. Jahrhunderts. 42 Nachgedruckt in: Etudes blondeliennes 1 (1951), 104-111. hier 109 [Erstveröffentlichung Vielleicht ist ein Äußerung des Kulturphilosophen Hippolyte Taine (1828-1893) in der Revue philosophique 1894]. - Vgl. auch die Rezension von F. PILLON, zusammen- gefasst in Rene ViRCiouLAv/Claude TROISFONTAINES, Maurice Blondel. Bibliographie analy• 34 Zitiert in der Einleitung von Pierre KOHLER in: Alexandre VINET, Etudes sur Pascal (Vinci- tique et critique, Bd. 2, Louvain 1976, 39f (Euvres 1,2), Lausanne u.a. 1936, XXXVI f 43 Maurice NEDONCELLE, Textes inedits de Blondel sur Pascal. Etüde documentaire, in: Revue 35 Charles Augustin SAINTE-BEUVE, Etudes sur Blaise Pascal par M. A. Vinet, in: OERS., Por• des Sciences religieuses 37 (1963), 150-163. - Vgl. femer Jacques CHEVALIER, Pascal et la traits litteraires, Bd. 3, Paris =1864, 504-510, hier 506. methode d'immanence, in: Les Lettres (1. 5. 1927), 24-46 und in: DERS., Trois Conferences 36 VINET, Etudes (wie Anm. 34) 229 (De la theologie du livre des Pensees). d'Oxford. Aristote - Pascal - Newman, Paris 1928, M933. - Dorothy Margret EASIWOOD, 37 VINET, Etudes (wie Anm. 34) 310 (Pascal, non l 'ecrivain, mais l 'homme). Schön zu diesem The revival of Pascal. A study of his relation to modern french thought, Oxford 1936, 88- 117. - Alme FOREST, Pascal et Maurice Blondel, in: Paul ARCHAMBAULT u.a. (Hg.), Pour un Klischee auch SAINTE-BEUVE, Port-Royal (wie Anm. 10) Bd. 2, 384. cinquantenaire: Hommage ä MauriceBlondel (La nouvelle joumee 12), Paris 1945, 27^8. 38 Blaise PASCAL, Briefe in die Provinz, Heidelberg 1990, 6. 192 Albert Raffelt Die französische Pascal-Rezeption im 19. Jahrhundert 193 der Inedita abgehandelt."" Trotzdem ist wohl noch nicht alles über dieses Verhält• aber hier für die letzte Phase seines Denkens stehen -,"' so findet sich Pascal auch nis gesagt. hier häufig genannt (19 mal laut dem Register von Jacques Flamand, wozu noch die Anspielungen ohne Namensnennung kommen),"* und zwar von den ersten bis zur letzten Seite. Diese lebenslange Beziehung ließe sich durch fast alle Schriften 4.1. Die Faszination durch Pascal Blondels dokumentieren. Die zitierten Stellen und die übrigen Werke zeigen, dass von Pascal eine ganz Im Folgenden soll gefragt werden, worin die Faszination Pascals für Blondel liegt eigene Faszination auf Blondel ausgegangen ist. Sie hat durchaus auch eine litera• (1.), es soll dann gefragt werden, ob es eine Gesamtinterpretation Pascals durch rische Komponente und gilt dem Stilisten. Viel tiefer geht aber die Vorstellung ei• Blondel gibt, die einzelnen Zitaten zugrunde liegt (2.). Wir fragen dann nach den ner gemeinsamen geistigen - spirituellen, theologischen und wie sich zeigen wird Pascal-Anspielungen, -Zitaten und -Modifikationen in der Action selbst (3.) und auch philosophischen - Haltung, die Blondel bei Pascal findet und die manchmal suchen sodann den systematischen Gedanken herauszupräparieren, für den Pascal für Blondel zu einer frappierenden Gemeinsamkeit führt. in der Action Katalysator ist (4.). Mit der Formulierung ist schon angedeutet, dass es nicht ohne weiteres und nur um einen Gedanken Pascals geht, sondern um dessen assimilierte Form. Damit lässt sich differenzierter zeigen, wie die Kritik 4.2. Blondels Pascal-Interpretation Blondels an Pascal im Spätwerk einzuordnen ist (5.). Doch dazu zunächst einige Texte zur Pascal-Faszination: Im Folgenden vertreten wir die These, dass es eine einigermaßen konstante Pascal- In seinem Tagebuch notiert Blondel am 20.12.1985: „Wenn ich Pascal lese, Interpretation Blondels von den 80" Jahren des vorletzten Jahrhunderts zumindest gehe ich nicht über ihn hinaus oder nur selten. Beim Lesen jedes anderen denke bis zum Spätwerk gibt, das wir hier nicht mehr heranziehen. Äußerlich ließe sich ich nebenher oder darüber hinaus. Um anders zu denken als Pascal müsste man dies durch die Untersuchungen Maurice Nedoncelles erhärten, der Blondels un• alles von vorne beginnen, alles ändern"."^ In dem gedruckten Auswahltext der veröffentlichte Pascal-Texte von 1883'" - ein Referat an der Ecole normale - bis Tagebücher findet sich gleich am Anfang eine noch frühere Stelle, die auf andere zu seinen Vorlesungen in Aix 1918/19 untersucht hat. Heranziehen könnte man Weise die Nähe zum Gestus Pascals ausdrückt: „Ich hatte eben ein paar Seiten in natürlich auch Blondels einzigen großen Pascal-Text, den Aufsatz Jansenisme et Pascals Pensees gelesen, war entzückt und gleichzeitig unwillig, mich hin und antijansenisme de PascaP" von 1921, der freilich durch den ständigen Bezug auf wieder mit ihm zu treffen. Gesteh ich's: mich stach der Ehrgeiz, es ihm gleichzu• eine unzulängliche Jansenismus-Folie beeinträchtigt wird. Ich möchte hier aber tun, und in meiner Einfalt griff ich so emsthaft zur Feder, als hingen die Blicke vielmehr ergänzend zu diesen Texten zunächst mit Aussagen argumentieren, die der gesamten Nachwelt an mir ..."."" aus einer Kontroverse mit Henri Bremond (1865-1933) - genauer: aus einer Kri• Schlägt man den Bogen zu den posthum veröffentlichten Exigences philoso- tik an Bremond - stammen, dessen (geplante) Pascal-Deutung in seiner Histoire phiques du Christianisme Blondels - sie sind zwar nicht sein letzter Text, mögen

Maurice BLONDEL, Exigences philosophiques du Christianisme, Paris 1950; dt.: Philoso• phische Ansprüche des Christentums, Wien 1954. 44 Zur philologischen Seite: Blondel benutzt Prosper Faugeres Edition (vgl. Anm. 9) etwa in Jacques FLAMAND. L'idee de mediation chez Maurice Blondel, Louvain/Paris 1969, 540. der Lettre (vgl. Les premiers ecrits de Maurice Blondel, Paris 1956, 95). Es ist davon aus• Bei Nedoncelle nicht berücksichtigt ist das Werkchen von Henri RK AUD. De la part du libre zugehen, dass sie ihm auch vorher bekannt war. Die wissenschaftliche ScW-Ausgabe zur arbitre dans la certitude, Chätillon-sur-Seine 1882, das weitgehend auf Blondel zurückgeht Zeit seiner Studien, die demzufolge auch in der Action (395) benutzt wird, war diejenige und einen Text über die Wette enthält. Vgl. dazu Albert RAFFELT, Spiritualität (wie Anm. 24) von Emest Havet (vgl. Anm. 13). 243-246. 45 Maurice BLONDEL, Gamets intimes, Bd. 1, Paris 1961, 62. Dt.: Maurice BLONDEL, Tage• Hier zitiert nach Maurice BLONDEL, Dialogues avec les philosophes, Paris 1966, 91-128. buch vor Gott, Einsiedeln 1964, 79. Die Seitenzahlen der dt. Ausgabe - im Folgenden nach Originalveröffentlichung Revue de metaphysique et de morale 30 (1921), 131-163. Vgl. Schrägstrich - sollen nur der Auffindung des Kontextes dienen. Die Übersetzung Hans Urs dazu Peter REIEENBERO, „Et - et?": Extrinsisch Jansenist - instrinsisch Antijansenist. Das von Balthasars ist nicht durchweg wörtlich übernommen. Pascal-Bild von Maurice Blondel, in: DERs./Albert RAFFELT, Universalgenie Blaise Pascal. Eine Einfuhrung in sein Denken, Würzburg 2011, 133-166. Af, n,-,M,.n, ramPts intimes rwie Anm. 45) 1, 11/27 (19.4.1981). 194 Albert Raffelt Die französische Pascal-Rezeption im 19. Jahrhundert 195

litteraire du sentiment religieux en France depuis lafin des guerres de religion Auch historisch gesehen ist für Blondel die Jansenismus-Deutung, in die Pas• jusqu a nos jours" Blondel 1919 zu einer scharfen Abgrenzung trieb. cal hier eingeordnet wird, falsch. Der Jansenismus glaubt vielmehr, eine Konzep• Die Kontroverse bahnt sich im Briefwechsel langsam an. Verstreute freund• tion der Güte Gottes zu sein. Was er übertreibt, ist die Fähigkeit des ersten Adam, liche Tadel" sind Wegsteine zu einem eclat bei Lektüre der Druckfahnen von die destruktive Kraft der Schuld, die Solidarität in Adam, so dass die Errettung Bremonds Pascal-Darstellung in der Histoire litteraire. Zunächst vorsichtig in der Einzelner quasi eine Überforderung Gottes wird (Henri de Lubacs Interpretation Form, aber dann doch in immer radikalerer Deutlichkeit benennt Blondel hier sei• des Jansenismus ist hier vorgezeichnet.) ne wesentlichen Konkordanzpunkte mit Pascal'^ und seine Kritik an dem Freund Hier knüpft der zweite Punkt an, die Kritik Bremonds an der Pascalschen Bremond. Übergeht man bloß plakative Zurückweisungen,'" so liegt eine Diffe• Christozentrik und Blondels Gegenkritik. Für ersteren verstellt Pascal die groß• renz zugrunde, die schon die Deutung des Umfeldes, genauer: des Jansenismus artige Theozentrik der französischen Schule der Spiritualität, die in der Anbetung durchdringt. Bremond verlegt in das Selbstverständnis seines Jansenismus die ihr Ziel findet und nicht die Selbstbezüglichkeit des Pascalschen Heilsegoismus Konzeption eines schrecklichen Gottes, um die von ihm positiv dargestellte ecole kennt. Die Vorwürfe zielen auf zentrale Texte Pascals wie den Mystere de Jesus. franc^aise einschließlich der Jesuiten mit ihrem humanisme devot umso heller strah• Für Blondel wird in dieser Kritik aber nicht nur Pascal falsch verstanden, sondern len zu lassen. Blondel seinerseits zieht diese Linie einmal gegen Bremond weiter implizit das Christentum selbst entleert: Evacuatis Christum ..." Denn zum einen aus, indem er auf die Gefahr eines Humanismus hinweist, der sich eine bruchlo• ist gerade die Vitalität der persönlichen Christusbeziehung Pascals für Blondel se Selbstvollendung der Natur aus ihrer eigenen Schöpfungskraft vorstellt: „Ihr anziehend,'* zum andern ist Bremonds Kritik so gefasst, dass sie nicht nur die humanisme devot führt Sie zu einem schlichten und einfachen Naturalismus".'- Grundlage für Blondels Panchristismus zerstört, wonach im Gefolge der soge• Pascal hätte recht, wenn er dem humanisme devot den „täuschenden Optimismus" nannten franziskanischen Christologie die Schöpfung um der Inkarnation willen vorgehalten hätte, „der die innerliche Bösartigkeit des Übels und die Bedingun• geschieht, sondern auch die thomistische Trinitätstheologie von der Selbsteröff• gen der Vergöttlichung verkennt; es gibt in der Tat eine äußerste Gefahr, sich nung Gottes im fleischgewordenen Wort." einzubilden, de piano von der Natur zur übernatürlichen Ordnung übergehen zu Es mag von der Aufgahenverteilung her verwundem, dass dem Theologen können ohne eine unendlich beschwerliche, weil unendlich liebende und umwan• oder jedenfalls Priester Bremond gegenüber der Philosoph und Laie Blondel gera• delnde Ausweitung (dilatation). - Zu sagen, daß die Schöpfung als Schöpfung für de die theologischen Grundlagen reklamiert. Die Fragen haben aber einen engen Pascal das Übel ist, ist ein Widersinn; aber es ist ein grundlegender Irrtum, wenn Zusammenhang mit Blondels Sicht der Philosophie hinsichtlich der religiösen man zu implizieren scheint, daß sie ,das Gute' sei und daß sie sich nur in ihrem Frage. Bremonds Konzeption des humanisme devot ist für Blondel in Gefahr einer Sinn zu entwickeln habe, um das göttlich festgelegte Ziel ihrer Bestimmung zu Art von Beweisdenken der natürlichen Vernunft in religiösen Dingen, das wiede• erreichen".'*" rum zur Selbstgenügsamkeit der natürlichen Ordnung führt. Er macht Bremond auf seine inkorrekte Benutzung der Definition des I. Vaticanum aufmerksam, nach

51 Henri BREMOND, Histoire litteraire du sentiment religieux en France depuis la fin des guerres der eben kein Beweis der Existenz Gottes definiert ist, sondern das demonstrari de religion jusqu'ä nos jours, Bd. 4: La conquete mystique, [Teil 2:] L'Ecole de Port-Royal. durch certo cognosi potest ersetzt wurde.*" Auch hier wird der Kritik Bremonds Paris 1923; Nachdruck Paris 1967. Blondel bezieht sich auf den Schluss des Kapitels 8 über eine positive Aufnahme Pascals entgegengesetzt: „Wenn es wahr bleibt, daß die Le jansenisme et le sentiment religieux ... (305-317) und vor allem auf das 9. Kapitel: La natürliche, steigemde Erkenntnis des Gottes der Philosophen unwirksam und ge• priere de Pascal, 318-417. 52 Vgl. Henri BREMOND/Maurice BLONDEL, Correspondance, Bd. 2, Paris 1971, 306: „vous fährlich ist (ist das nicht auch am Grunde der orthodoxen Lehre von einem ge• avez des mots trop durs pour Pascal!", 345: „Sur Pascal j'aurais bien d'autres distinctions a wissen Blickpunkt aus so?), so bleibt es nicht weniger wahr, daß sich Pascal einer faire: il me semble que vous etes porte ä l'agression contre lui..."; vgl. 392 „J'attends avec tremblement votre Pascal ...". 53 Vgl. die Remarques de Blondel sur le „ Pascal" de Bremond, in: BREMOND/BLONDEL, Corre• 57 Ebd. 404. spondance (wie Anm. 52)398^09; Blondel nennt sie in seinem Begleitbrief (30. 11.191 . 58 Die Kontroverse ließe sich gut aus dem Jansenismus-Aufsatz (vgl. Anm. 50) kommentie• 396-398) „mes 'douloureuses' remarques": 396. ren, hier etwa 119: „Ce qu'il aime ... c'est le coeur ä creur de l'amour le plus concret, le plus 54 BLONDEL, Remarques (wie Anm. 53) parteilich und exklusiv: 396; banale Vorurteile: 396. intime, le plus personnel. 'J'ai verse teile goutte de sang pour toi!'" 55 Ebd. 404. 59 BLONDEL, Remarques (wie Anm. 53) 404. 56 Ebd. 405. 60 Ebd. 408. 196 Alben Raffelt Die französische Pascal-Rezeption im 19. Jahrhundert 197 natürlichen, vernünftigen, willentlichen, aszetischen Methode bedient, um uns sondern nur in einer Eröffnung geschehen kann, die ein Sich-sebst-Absterben, zum Problem der Religion zu fuhren. Und gerade darin möchte ich ihn unbedingt mortification ist.''" verteidigen, sein Werk vor Ihren ... ,Beschimpfungen' retten: Er hat Recht, von Die Diskussion mit Bremonds Pascal-Interpretation führt zu steilen theologi• Grund auf die vorgebliche Selbstgenügsamkeit einer jeden Apologetik zu kritisie• schen Thesen. Wo Pascaltexte im Hintergrund standen, waren es mehr die erbau• ren, die uns etwas Ganzes und Positives zu liefern glaubt. Die wahre Apologetik lich-religiösen. Wenn wir nun zurückgehen zur Action, so ist zu fragen, wie denn ist jene, die uns die Leere eröffnet, die uns von unseren Idolen wegbringt, die in diesem bewusst philosophischen Werk der Bezug zu Pascal greifbar wird und nicht zu einer Entmutigung fuhrt, die in dieser Leere und durch diese Leere selbst ob der Umweg etwas Erhellendes dazu beigetragen hat. das aufzudecken weiß, was sie nicht erfüllt, was sehnsüchtig macht, was uns zum Eingeständnis des angeborenen Unvermögens führt, zum Bedürfnis nach einem Erlöser, zu armen und undeutlichen Suchbewegungen sicherlich, aber doch zu 4.3. Pascals Gegenwart in„L'Action" solchen, die uns hindern, uns zufriedenzugeben mit illusorischen Befriedigungen und unvollständigen Lösungen"."' Wir beginnen mit einer Textanalyse und suchen einfach Anspielungen auf Pascal Die umfangreichen Detail-Bemerkungen Blondels und der Verlauf der Diskus• im endgültigen Text Aex Action. Seine Präsenz beschränkt sich nicht auf die sechs sion in den Korrespondenzen und folgenden Artikeln sind hier nicht nachzuzeich• namentlichen Nennungen in diesem Werk.*"' nen. Auch nicht das Geflecht an brieflichen Diskussionen, die sich anschließen bis Die Einleitung, in der das Problem der menschlichen Bestimmung situiert nach Erscheinen des Buches und in dem sich Bremond sogar noch von Maritain und der Plan für seine wissenschaftliche Behandlung abgesteckt wird, nennt Pas• sagen lassen muss: „votre heresie, c'est Blondel (credo in Blondellum)"," was cal unter den grundlegenden neuzeitlichen Philosophen (neben Descartes und zweifellos zuviel der Ehre ist. Es ist aber wohl deutlich genug geworden, dass die Kant), die einen zu voreiligen Ansatz wagten. Bei Pascal wird an dieser Stelle Darstellung Bremonds einen Nerv Blondels getroffen hat, dass es nicht oder nicht das Wett-Fragment genannt: „Man heiße mich nicht, mit Pascal Bild oder Zahl nur um eine Verteidigung Pascals geht, sondern um das eigene Werk. In gewisser auf das Nichts oder die Ewigkeit zu spielen; wetten hieße bereits die Alternative Weise gilt auch in dieser Kontroverse der frühe Tagebucheintrag: „Wenn ich Pas• ratifizieren".''*' cal lese, gehe ich nicht über ihn hinaus oder nur selten. Beim Lesen jedes anderen denke ich nebenher oder darüber hinaus. Um anders zu denken als Pascal müßte 64 Dazu auch James LEGRYS, Blondel's idea of assimilation of God through mortification of seif in: Gregorianum 77 (1996), 309-331. man alles von vorne beginnen, alles ändern"." 65 Obwohl auch dies statistisch interessant ist. Im Namensregister von FLAMAND, Idee (wie In Pascal findet Blondel eine Denkbewegung, die eine Selbstverschließung Anm. 48) 519, führt „Kant (kantien, kantisme)" (11) vor Aristoteles (9), Leibniz (9), Des• des Menschen in seine Endlichkeit verunmöglicht, indem sie seine innere Unruhe cartes (8). Es folgt Pascal. Die Tatsache, dass Augustinus nur zweimal namentlich genannt von verschiedenen Seiten thematisiert. Es ist der gemeinsame Augustinismus, der ist, zeigt aber die Relativität dieser Zahlen. 66 BLONDEL, Action (wie Anm. 41) XXI. - Da dieses Fragment zentral für Blondels Pascal- beide umtreibt. Es werden die Selbstversicherungsmechanismen zerstört, die von Deutung ist, sei kurz rekapituliert, dass das Fragment „infini rien" (Laf 418) ein von Pascal dieser Unruhe ablenken können. Es wird - theologisch gesprochen - einem Ex- nicht endgültig durchredigierter mehrseitiger Text ist, der a) einige Gedanken zur Frage trinsezismus entgegengedacht, der einen Naturzustand konstruiert, der von Gnade nach der Erkenntnis des Unendlichen enthält und einen Gottesbeweis von hier aus kritisiert, b) unter der Voraussetzung der Unmöglichkeit einer stringenten theoretischen Argumenta• gar nicht mehr betreffbar zu sein scheint. Existentiell wie spekulativ ist hier der tion und gleichzeitig des faktischen Zwangs zur Entscheidung in dieser Frage („Sie sind Punkt, wo theologisch anders gedacht werden muss, wo für Pascal wie Blon• im Boot.") die notwendige Wahl mit einer Wette vergleicht, bei der Vernunft und Wille, del der Mittler und Erlöser die zentrale Stelle einnehmen, an der die Selbsteröff• Erkenntnis und Seligkeit in einen Ausgleich zu bringen sind; c) ein Einsprengsel erinnert an die aszetischen Voraussetzungen; d) der Gedanke einer Wette wird angesichts der unend• nung Gottes in Gnade geschieht, die nicht selbst aus eigenem erarbeitet werden. lichen Seligkeit als potentiellem Gewinn nun in mathematischer Form wiederholt; e) die Fortführung zeigt auch den „diesseitigen" Vorteil einer Lebensform, die auf vordergrün• dige Genüsse verzichtet; f) sodann wird die Schwierigkeit des faktischen Schritts in diese Lebensform reflektiert: „Die Schrift und das Übrige" sind das Mittel, hinter die Kulissen lbd.402. zu schauen, der Weg zum Vollzug wird am stärksten durch die Leidenschaften behindert, ()2 BREMOND/BLONDEL, Correspondance (wie Anm. 52) Bd. 3, 73 (Brief vom 31. 7. 19-3). es braucht also eine Aszetik des Willens; die konkrete Einübung führt über ein Teilen der f.1 a, nxinci Pampte intimes (wie Anm. 45^ 62. Lebensform, über den Vollzug, das Handeln („Weihwasser nehmen ..."). Dieser Punkt ist 198 Albert Raffelt Die französische Pascal-Rezeption im 19. Jahrhundert 199

Der Boden ist radikaler zu bereiten als in Pascals Wette. Dies wird im ersten ... Der Wille tut nie den kleinsten Schritt, es sei denn auf dieses Ziel hin ..."™ Der Teil der Action ausgehend von der Haltung angegangen, die überhaupt jedes Pro• Zusammenhang ist an dieser Stelle nicht untypisch mit Augustinus-Anspielungen blem des Existenzsinns leugnet, des dilettantisme. Das Bild des Spiels wird hier durchsetzt und wird nochmals mit der Umformulierung eines augustinischen Sat• wieder aufgenommen bei diesem „Dilettantismus des künftigen Lebens", der sich zes aus dem Mystere de Jesus formuliert: „Du würdest mich nicht fliehen, wenn der Alternative nicht stellt, aber den spielerischen Reiz der religiösen Sinngestal• du mir nicht begegnetest".'" ten und der „Wette" nachvollzieht.*' Die bisherigen Stellen zeigen eine Verwobenheit der Pascal-Anspielungen in Dass diese Pascal-Anspielung nicht in den Text Blondels hineingelesen ist, die grundlegenden Gedanken der Action in den ersten beiden Teilen. Der Neuein• zeigt sich etwas später, wenn anhand des Problems der Intoleranz dem Dilettan• satz im nächsten Schritt bei der Sinneswahmehmung als dem geringsten Etwas, ten nachgewiesen wird, dass er seine Gleichgewichtigkeit der Alternativen exis• das man annehmen kann oder vielmehr annehmen muss, lässt weniger Pascal- tentiell nicht durchhalten kann. Die Scheidemarke ist das Dogma. Und wie im Nähe erwarten. Gerade dort wird dieser aber als anekdotisches Beispiel aus der Wettfragment wird argumentiert, dass die Frage gerade ist, ob die umfassendsten Lebensbeschreibung seiner Schwester dafür zitiert, wie hinter der Sinneswahr• Synthesen der genießerischen Existenz nicht unendlich klein an Wert sind ange• nehmung gerade im dichtesten Moment des Verwobenseins in sie etwas anderes sichts dessen, was sie verlieren lassen.*'* Die Parallele wird sogar weitergezogen, gesucht wird." indem auch die Forderung des „Dogmas" an den Willen, die „machine entiere" Mit diesem Kapitel beginnt der dritte und quantitativ umfassendste Teil der und die faktische Entscheidung, die der ästhetische Dilettantismus gegen seinen Action, der von der Sinneswahmehmung bis zur Metaphysik und Religion als Willen trifft, genannt wird. Nebenbei: Die Gegner Blondels und Pascals - dilet- Formen der Selbstvollendungsbewegung des Wollens führt. Die Analyse kann tante und libertin - sind an diesem Punkte auch historisch gesehen nicht völlig nun nicht so weitergeführt werden, dass jeweils an den entscheidenden Stellen unähnlich! Pascal als Kronzeuge mitgelesen wird. Für das folgende große Kapitel etwa, dass Der nächste große Argumentationsschritt Blondels im zweiten Teil geht da• die Wissenschaft hypothetisch als die Lösung des Lebensproblems untersucht und hin, dass diese ununterdrückbare Willensbewegung nicht auf das Nichts gerichtet die Disparatheit des methodischen Zugriffs durch exakte und experimentelle Wis• sein kann. Und wieder ist Pascal einer der Kronzeugen - diesmal namentlich -, senschaften aufweist, dessen praktischer Erfolg den tiefen Riss verbirgt, der in die herangezogen werden, weil sie die geheimnisvolle Affirmation (mysterieiise diesem methodischen Vorgehen enthalten ist, das immer auf die konstituierende afßrmation) ausgesagt haben, die am Grunde jeder Willensbewegung liegt, die Praxis angewiesen ist und die Subjektivität voraussetzt, die sie in ihre Synthesen ewige Sehnsucht nach dem Sein (desir eternelde I'etre)!''^ Blondel zitiert dazu im nicht wiederum vollständig einfangen kann, - für dieses Kapitel ist - neben Leh• Folgenden explizit die Pensee: „Alle Menschen streben danach glücklich zu sein; rern Blondels wie J. Lachelier und E. Boutroux - sicher Leibniz der Hauptpartner. Immerhin kommt Pascalsches Sprachgut vor, etwa wenn gesagt wird, dass der „Roman der Natur", der in den beschreibenden Naturwissenschaften ersonnen wird, auf den esprit de finesse angewiesen ist'^ und die ganze Konstmktion in der äußerst provokant formuliert („das wird sie verdummen ..."). Eine Reihe kleinerer Texte Finalität von aufeinander irreduktiblen Ordnungen gesehen wird.''' Rechtzeitig, schließt die Fragmentenblätter ab, darunter der Text über die „Vernunft des Herzens". Als Zusammenfassung vgl. RAFKHI.T, Spiritualität und Philosophie (wie Anm. 24) 230-237. In wenn man bei der Durchsicht schon meint, es bliebe nur bei Anspielungen, wird Faugeres Edition findet sich das Fragment unter den „Moyens d'arriver ä la foi" (FAUGERI;. Pascal im folgenden Kapitel über die Genese des subjektiven Bewusstseins dann Pensees [wie Anm. 9] II, 163 tf.) in einer guten Textfassung von der Überschrift bis zu den Einsprengseln. Weniger gut ist der Zusammenhang in Havets Ausgabe beibehalten. Es han• delt sich dort um den Artikel 10(wieAnm. 13,^1887)1, 148 tf., der noch andere Texte zur 70 Laf 148. Frage der Gotteserkenntnis umfassl, aber Teile des Zusammenhangs anderswohin verteil 71 BLONDEL, Action (wie Anm. 41)40. - Vgl. Laf 919: „Console-toi. Tu ne me chercherais pas (z.B. die „raisons du coeur" in den Artikel 24 [II, 88]). si tu ne m'avis trouve". 67 BLONDEL, Action (wie Anm. 41) 4f - Zu diesem auch literarisch schönen Teil der Action 72 BLONDEL, Action (wie Anm. 41) 46. - „Pascal enfant veut saisir le son qu'il a per9u comme vgl. vor allem die Interpretation von Hansjürgen VERWEYEN, M. Blondels Kritik des „Dilet• si le son etait ä la fois autre et tel qu'il le per9oit". Der Satz interpretiert etwas frei eine An• tantismus" und das „postmodeme" Denken, in: Das Tun, der Glaube, die Vemunt\ hg. von ekdote aus Gilberte PERIERS La vie de monsieur Pascal, vgl. dazu Blaise PASCAL, Pensöes, Albert RAEFELx/Peter REiEENHERo/Gotthard FUCHS, Würzburg 1995, 16-32. hg. von Louis LAFUMA, Bd. 3, Paris 1951, 20. 68 BLONDEL, Action (wie Anm. 41) 14. 73 BLONDEL, Action (wie Anm. 41) 66. 74 Ebd. 78, 82. 200 Albert Raffelt Die französische Pascal-Rezeption im 19. Jahrhundert 201 wieder explizit mit dem Fragment zitiert, dass der Mensch „toute nature" sei." Teil der Action wird die Kritik positiv aufgefangen, indem Blondel argumentativ Doch verlassen wir hier diese Methode des Durchgangs. Sie wäre allerdings durch• aufzuweisen versucht, dass das im Boot sein nicht nur äußerer Zwang ist, bloße aus weiterzuführen und könnte zeigen, wie der Sprach- und Bildschatz Blondels Positivität, sondern der inneren Bewegung des Wollens entspricht. Die Unzer• viel indirekt Pascalsches enthält."' „Konstruktiv" sind diese Anspielungen aber in störbarkeit und gleichzeitige Widersprüchlichkeit des Tuns'* ist ein Indiz der zwei vielen Fällen nicht so wichtig, sondern eher „Dekoration". feindlichen Willen,''' die erstere Kennzeichen einer „verite dejä vivante en nous" Wir setzen wieder mit dem vierten Teil an, der gewissermaßen spiegelbildlich („Du würdest mich nicht suchen könnte man wieder interpretieren),*" gewis• wieder den zweiten aufnimmt und in dem nicht untypisch die Pascal-Präsenz wie• sermaßen ein ontologischer Beweis für das Wollen des Wollens.**' der sehr dicht ist. Er setzt mit dem Ergebnis ein, dass nach dem Durchgang durch Die unumgehbare Transzendenz des menschlichen Tuns führt zur Frage nach alle „Phänomene" das Tun {action) nicht als Faktum, sondern als Notwendigkeit dem einzig Notwendigen, vor dem eine Alternative entsteht, die eine Wahl (option) übrigbleibt: „Das notwendige Sein des Tuns" - oder auch das „Notwendigsein", erfordert. Es ist eine Wahl, deren eine Alternative das Unendliche ist: Blondel wie P Henrici einmal übersetzt hat, um die „Phänomenisierung" auch dieses Teils bringt die mathematische Variante der Pascalschen Wette bei der negativen Opti• anzuzeigen. Der Wille kann sich nicht entgehen, aber er kann auch nicht auf das on ein*- und wiederholt sie bei der positiven: „alle gegenwärtigen Vergnügungen beschränkt werden, was in seinem Vermögen steht. Daraus entsteht eine Antibolie, und alles gegenwärtige Haben sind gleicherweise Null im Vergleich mit dem Gut, wie Blondel sagt: Was auf der statischen Ebene des Verstandes eine Antinomie ist, das wir ersehnen"." Man fühh sich zurückerinnert an die Carnets intimes: „Pascal ist auf der dynamischen des Willens und Tuns die Antibolie; nur hier gibt es wirk• und die Wette: Theorie der Tat. Die Tat birgt geheimnisvoll das Unendliche, und liche Widersprüchlichkeit; die Antinomien werden dagegen faktisch gelöst Diese man hat durch die Freude, durch die sittliche Genugtuung das unerklärliche Ge• Situation liegt der Wahl voraus. Sie scheint der äußerste Widerspruch zum Wollen fühl, daß sie gelingt. Die bangen Ängste des Christen sind süßer als die Wollüste zu sein: „pourquoi suis-je embarque?" (326), - eben das habe ich nicht gewollt. des Fleisches und des Geistes"."'' Hier ist nun deutlich angesprochen, was die frühen Rezensionen schon bemerkt Kurz darauf wird der Gedanke formuliert, dass angesichts der menschli• haben, nämlich dass die Action in diesem Schlüsselteil eine Transposition Pascal• chen Bestimmung die einzige Aufgabe ist, nach dem Licht und der Kraft, die scher Gedanken des Wett-Fragments ist. Sie zitiert einen Gedankensplitter Pas• jeder hat, zu handeln. „Pflicht ist es, zu suchen ohne Unterlass, denn man wür• cals in der Frageform („pourquoi"), die gleichzeitig die schon in der Einleitung de nicht suchen, wenn man nicht schon das gefunden hätte, was man in seinem vorformulierte Kritik an Pascal enthält, die Blondel auch in anderen Schriften Grund niemals erreicht, was man verliert, sobald man beansprucht, sich daran wieder und wieder anspricht, sehr klar etwa im Itineraire: „... bei meinem lieben festzuhalten",*' wieder klingt der Mystere de Jesus durch. Der Abschnitt endet mit Pascal, dem ich nicht verzeihen werde, daß er nicht danach forscht, warum wir dem bekannten Satz von der gleichzeitigen Unmöglichkeit und Notwendigkeit ,mit im Boot sitzen' und daß er das, was wie süße Wahrheiten in die harmonische• des Übernatürlichen für den Menschen. „Absolument impossible et absolument ren Erfindungen der Nächstenliebe eintritt, als harte Fakten erträgt"." In diesem

pensöe contemporaine en matiere d'apologetique et sur la methode de la philosophie dans 75 Laf 630. Ein Standard-Z/ra/ Blondels, vgl. auch BLONDEL, Action (wie Anm. 41) 224. Dass l'etude du probleme religieux" von 1896, vgl. Les premiers ecrits ... (wie Anm. 44) 19 f, diese Formulierungen Blondel auch später ganz gängig sind zeigt etwa Jansenisme et anti• dt.: Maurice BLONDEL, Zur Methode der Religionsphilosophie (Theologia Romanica. 5), jansenisme (BLONDEL, Dialogues (wie Anm. 50), 114). Einsiedeln 1974, 120. 76 Vgl. etwa BLONDEL, Action (wie Anm. 41) 145: „misere de grand seigneur manque" mit 78 . BLONDEL, Action (wie Anm. 41) 330. Laf 114: „Ce sont miseres de grand seigneur. Miseres d'un roi depossede"; 159: „ployer la 79 Ebd. 331. machine" mit Laf 25: „toutes les choses qui ploient la machine ..."; oder 273, Z. 6: Hier 80 Ebd. 333. scheint das Bild Laf 48 von der störenden Fliege weiterzuwirken. Auf 167 finden sich die 81 Ebd. 334 f „orgues" aus Laf 55 frei verwendet. Ständig kommt die „machine" vor (165, 187, 191, 204 82 Ebd. 362 f u. ö. oder das Tier (bete; 190 u. ö.); das sind zwar nur Sprachanleihen, aber der Hintergrund 83 Ebd. 382. ist trotzdem gegeben. 84 „Pascal et le pari: theorie de l'action. L'action enveloppe mysterieusement l'infini, et on a, 77 Maurice BLONDEL, Itineraire philosophique [1928]. Paris 1966, 22; dt.: Maurice BLONDI i • par le plaisir, par la satisfaction morale, l'inexplicable sentiment qu'elle reussit. Plus douces

Der philosophische Weg, hg. von Frederic LEFF.VRE, Freiburg i. Br. 2010, 33. Vgl. BL()NI)I i • sont les angoisses du chretien que les voluptes de la chair et de l'esprit" BLONDEL, Gamets Action (wie Anm. 41) XXI. Dies ist gewissermaßen Blondels Liehlingskritik an diesem intimes (wie Anm. 45) 78/94 (25.2.1886,). n- „„i c „;i,, o,,^v, anHprp Niinnrieninsen. etwa in der „Lettre sur les exigences de la 85 BLONDEL, Action (wie Anm. 41) 386. 202 Albert Raffelt Die französische Pascal-Rezeption im 19. Jahrhundert 203 necessaire ä rhomme, c'est lä proprement la notion du sumaturel: l'action de und - sehr schnell - eines Mittlers. Was hier nur kurz angedeutet wird, ist bei rhomme passe l'homme" - „Das Tun des Menschen reicht über den Menschen Pascal gewissermaßen häufig dogmatisch formuliert. hinaus","" - „l'homme passe l'homme" heißt es dreimal in den Pensees - „infini- Wir haben den Umweg über die Bremond-Kontroverse auch gewählt, weil ment" steht zweimal dahinter."' sich hier zeigt, dass die in L Action nicht explizit mit Pascal durchgeführten Der folgende fünfte und abschließende Teil der Action formuliert gewisserma• theologischen bzw. christologischen Themen sehr wohl auch zentral in Blondels ßen die Vollendungsbedingungen des Tuns und ist aus dieser Sicht gleichzeitig umfassenderer Pascal-Interpretation sind. In der Action selbst ist aber der direkt eine Theorie der positiven Religion. Die laizistischen Zeitgenossen hat an diesem auf Pascal bezogene Argumentationsgang derjenige der nicht abbrechbaren Wil• Kapitel das gleiche aufgeregt, was Pascal in seinem Wett-Fragment bewusst pro• lensdynamik, deren Unertülltheit (misere de l'homme) und Leere von ihr selbst vokant formuliert hat: „Naturellement meme cela vous fera croire et vous abetira". nicht zu füllen sind. Die Unmöglichkeit und Notwendigkeit des Übernatürlichen Bei Blondel findet sich solches nicht, er zitiert aber immerhin mit Pascal stultitia haben pascalschen Klang. Aber auch der nächste Schritt, dass die Offenbarung, et scandalum,^^ auf 1 Kor anspielend.*'' Im Gegensatz zu Pascal provoziert er aber die übernatürliche Gabe, ihre Glaubenwürdigkeitsgarantien aus sich selbst mit• nicht - auch wenn diese Teile praktisch so gewirkt und ihm den Vorwurf des bringen muss,'" verdankt Wesentliches Pascal. Denn gerade an diesem Punkt zeigt Pharisäismus eingetragen haben'"' (der im übrigen - historisch korrekt gelesen sich die vermittelnde Kraft des Tuns. Der Mensch kann von der Unfähigkeit zur -ja gar nicht so negativ wäre, wie ein leichtfertiges Etikettieren voraussetzt). Es Selbsterfüllung überzeugt sein, er kann sogar von der „excellence du dogme",'" geht um mehr. Es geht um die dem Handeln eigentümliche Fähigkeit, Fremdes zu der Sinnhaftigkeit der christlichen Lehre überzeugt sein, sogar die Möglichkeit assimilieren und das Denken seinerseits erfahrener zu machen, einen logos mela eines Übernatürlichen zugestehen, ohne sich deswegen zu bekehren, ohne den praxeos"' zu bewirken. Blondel beginnt - wieder explizit mit Pascal und seinem Glauben zu haben. Er muss den entscheidenden Schritt selbst tun: „le genereux in- Fragment über das Maß von Dunkelheit und Klarheit, das dem Menschen ange• croyant doit franchir le pas decisif de l'action".'^ Wenn der gedoppelte Wille zum messen ist"^ - bei der Genese des Begriffs Offenbarung, der Dogmen und geoffen• Ausgleich kommen soll, wenn der Mensch eine Erfüllung seines Lebensvollzugs barten Gebote, kommt so zum Gedanken der Notwendigkeit einer Vermittlung erlangen will, wenn es diese gott-menschliche Synthese geben soll, muss er Akte setzen, die keine Legitimation im Selbstbezug haben, sondern eine Entäußerung sind „Taten, die der Mensch rein als Mensch nie für sich allein vollziehen würde.

86 Ebd. 388. Und darin liegt ein neuer Grund zum Handeln: die Natur und der Mensch genügen 87 Laf 131, das Fragment über „Les principales forces des pyrrhoniens ...": „Certainement ihm nicht; er handelt also für das, was weder der Natur noch des Menschen ist"."*" cela passe le dogmatisme et pyrrhonisme, et toute la philosophie humaine. L'homme passe Er vollzieht gewissermaßen Akte eines adventlichen Glaubens. l'homme. ... Apprenons donc de la verite increee et incamee notre veritable nature" - „Connaissez donc, süperbe, quel paradoxe vous etes ä vous-meme. Humiliez-vous, raison Pascal hatte solche Akte ziemlich krude mit der Empfehlung des „Weihwas• impuissante! Taisez-vous nature imbecile, apprenez que l'homme passe infiniment l'homme semehmens" angesprochen, es allerdings nicht ganz bei der Provokation belas• ..." - „Concevons donc que l'homme passe infiniment l'homme, et qu'il etait inconcevable sen, sondern noch auf den Hintergmnd verwiesen: material auf „die Schrift und ä soi-meme sans le secours de la foi". Vgl. zur Verwendung des Zitats bei Blondel auch Jansenisme et antijansenisme ... (wie Anm. 50) 114. das Übrige", existentiell auf die aszetischen Vorbedingungen der Bekehmng auf 88 BLONDEL, Action (wie Anm. 41) 390. Seiten des Angeredeten („... par la diminution de vos passions") und des Zeugen 89 1 Kor 1,23: „nos autem praedicamus Christum crucifixum ludaeis quidem scandalum genti- (.,Si ce discours vous plait et vous semble fort, sachez qu'il est fait par un homme bus autem stultitiam". Vgl. Laf 418: „Qui blämera donc les chretiens de ne pouvoir rendre raison de leur creance, eux qui professent une religion dont ils ne peuvent rendre raison: ils qui s'est mis ä genoux auparavant et apres, pour prier cet infini..."). (Laf 418) declarent en l'exposant au monde que c'est une soUise, stultitiam, et puis vous vous plaig- In der Action geht die aszetische Bewegung der Selbstentäußerung breit voran nez de ce qu'ils ne la prouvent pas ... C'est en manquant de preuve qu'ils ne manquent pas und wird gleichzeitig vom Willensdynamismus her erfordert und legitimiert. Die de sens". 90 Vgl. bei der Soutenance seiner These den Einwand von Gabriel Seailles, jetzt in: Maurice BLONDEL, (Euvres completes, Bd. 1, Paris 1996, 742 ff.: „Vous me laisserez, en terminant. BLONDEL, Action (wie Anm. 41) 400: „Mais l'essentiel c'est de comprendre de quelle fa9on vous dire oü je crois ressaisir le veritable esprit de l'Evangile. Voyez le Christ en face des eile agit et se donne ä elle-meme les propres garanties de son credit". pharisiens ..." 94 Ebd. 401. 91 BLONDEL, Action (wie Anm. 41) 476. '^S Ebd. 402. 01 PhH IQS = I af 976 nie folgende Seite könnte man ebenfalls mit Pascal-Zitaten belegen- % Ebd. 402. 204 Albert Raffelt Die französische Pascal-Rezeption im 19. Jahrhundert 205 jetzt geforderten Taten stehen im Zusammenhang der vorgeschriebenen, geoffen• Sieht man die zitierten Stellen jeweils im Kontext der Pascalschen Materi• barten Gebote. Die Rolle der Philosophie reicht für Blondel dahin, aufzuwei• alsammlung für eine Apologie und der Blondelschen Dialektik des Tuns, so ist sen, dass der Dynamismus des innersten Wollens bis zu einer „pratique litterale" natürlich unverkennbar, wie sehr die Gedanken Pascals in einen systematischen führt.'*' Hier gilt: „kein Glaube ohne Praxis; keine natürlicherweise dem Glauben Denkvollzug eingearbeitet werden, der durchaus andere Voraussetzungen hat, der adäquate Praxis; keine geoffenbarte Wahrheit, wenn es nicht vorgeschriebene Ta• philosophisch viel weiter geht als Pascal erkennen lässt und von dem Gesamtent• ten gäbe".*"* Denn „die Praxis allein ist imstande, zwei Ordnungen zu verbinden, wurf der Pascalschen Apologetik auch einen großen Teil weglässt, nämlich die die in sich inkommunikabel erscheinen",'''' - womit wir wieder nahe an einem für positive Theologie. Die spirituelle und spekulative - wenn man bei Pascal davon Blondel zentralen Pascalschen Gedanken sind, bei der Ordnung der Liebe, der reden kann - wird hingegen voll aufgenommen. Dies zu zeigen war der Hinweis „unendlich erhabeneren" Ordnung gegenüber der der Körper und des Geistes: auf die Bremond-Kontroverse u.E. nicht unwichtig, denn in der Action ist dies nur „Aus allen Körpern und Geistern ließe sich keine Regung wahrer Liebe ziehen; indirekt erspürbar.'"' das ist unmöglich und gehört einer andern Ordnung an, einer übernatürlichen",'"" Der am eindeutigsten Pascalianisch imprägnierte Zug der Action ist aber dies ist vielleicht das Pascalsche Fragment, das neben der viel .spektakuläreren der Gedanke des tuenden Sich-eröffnens für die Ordnung des Übernatürlichen und auch daher so häufig zitierten Wette systematisch am bedeutsamsten für im Vollzug der vorgeschriebenen, geoffenbarten Taten. Hier hat Blondel einen Blondels Philosophie isf Anknüpfungspunkt gefunden, der mitten ins Zentrum seiner eigenen Philosophie Damit schließt sich für uns auch der dokumentarische Teil, der Durchgang führt. Es ist kein Wunder, dass schon die erste Pseudonyme Äußerung Blondels durch die Pascal-Zitate und -Anspielungen in den entscheidenden Abschnitten in dieser Sache von 1882'"^ hier angeknüpft hatte. Der Zwanzigjährige schreibt: der Action. „Pascal verkündet diese große, heute endlich wiederaufgenommene und bewie• sene Wahrheit, daß man um zu glauben handeln muß, daß man um zu erkennen nochmals handeln muß und daß die Gewißheit der moralischen Dinge dem ent• geht, der sie nicht lebt und nicht leben will, daß sie - in einem Wort - nachträg• 4.4. Blondels systematische Verwendung Pascals lich zur Praxis ist. So hat das Kind nur ein lebhaftes Empfinden des moralischen Das Aufspüren von Zitaten und Anspielungen allein würde nicht genügen, um Gesetzes durch die moralischen Handlungen, die es tun konnte, und durch das Pascals Gegenwart in der Action richtig zu sehen. Wenn die Beispiele korrekt Tun (l'action) gelangt es zur klaren Unterscheidung von gut und böse ... Um das gewählt sind, zeigen sie aber, dass Pascal nicht nur als Verzierung benutzt wird, Gute zu erkennen, muß man es praktizieren; um im Bewußtsein ein Licht zu fin• sondern an Schlüsselstellen vorkommt. Das ist hier noch einmal zusammenzu• den, muß man es nähren; in dem Maß, wie man in den Schatten geht, verliert man fassen. Das Wett-Fragment ist in der Action eine Art Metapher für den ganzen das lebendige Empfinden der Lichter, die uns überstrahlen, und der moralische Vorgang des seine Vollendung suchenden Lebensvollzugs. Es wird kritisiert, weil Bereich verengt sich mehr und mehr." Oder etwas später: „Was soll man sagen, es zu unmittelbar angesetzt wird. „Vous etes embarques" (Laf 418) ist zwar als wenn nicht: , Versuchen Sie'; was muß man ihnen immer wiederholen, wenn nicht Beschreibung richtig, aber der Philosoph muss zeigen „pourquoi". Daher wird es wie Pascal: ,Wetten Sie für die Freiheit, und handeln Sie als ob Sie frei wären, zuerst beiseite gesetzt, um „voraussetzungslos" nach der Methode der geringsten bald werden Sie es sein und Sie werden sehen: Sie haben um etwas Sicheres, Un• Annahme und des verbleibenden Rests die Phänomenwelt zu durchwandern. endliches gewettet, für das Sie nichts gegeben haben'". Das augustinische Prinzip des seine Vollendung suchenden Willens, das die Dieser ganze frühe und an dieser Stelle auch ganz sicher blondelianische Text ganze Dialektik der Action trägt, hatte Blondel ebenfalls explizit mit Pascal be• - er ist ja unter fremdem Namen erschienen und von der Fakultät in preisge• nannt. Auch wenn man Pascal nicht als die einzige Quelle ansieht, so ist die Ex• krönt worden - setzt noch einen Punkt tiefer an als die bisher zitierten expliziten plizitheit der Nennung an dieser Stelle für uns doch wichtig. Pascal-Anspielungen in der Action, indem hier der Gedanke der Erkenntnis durch

97 Ebd. 407. 'Ol Vgl. etwa XavierTii.M ETTE, Der Christus der Philosophen und das Problem einer philoso• 98 Ebd. 416. phischen Christologie, in: Internationale katholische Zeilschrift 8 (1979), 40-50, hier 42. 99 Ebd. 410. 02 Vgl. Ri( AUD, Libre arbitre (wie Anm. 49) 56-58; die Zitate bei RAFFELT, Spiritualität (wie Inn I ff Tna Anm. 24) 244 f Die französische Pascal-Rezeption im 19. Jahrhundert 206 Albert Raffelt 207

Tun nicht beim Übernatürlichen sondern bei jedem moralischen Handeln ange• ren und zum Übernatürlichen herzustellen; anderseits wird die Erfahrung ihrer sprochen wird. Auch in der Action sollte man im Blick halten, dass diese Thema• Sinnhaftigkeit im Vollzug herausgestellt. Was die frühen liberalen Zensoren und tik ja vorher entwickelt worden ist, ja nochmals gründlicher als in dem Frühtext Kritiker störte, der Pharisäismus dieser Ausführungen, ist wohl nur zu vermeiden, bis in ihre organisch-physiologischen Voraussetzungen hinein aufgenommen wird wenn man sich von der Pascalschen Provokation etwas weiter entfernt und die und zwar in der zweiten Etappe des dritten Teils. Die Aufmerksamkeit Blondels ganze Breite dieser Praxis im Sinn hat, deren Kern eben Taten der Liebe sind, gilt dort zum einen den vorbewussten Komponenten des Tuns, die die Vorausset• die äußerste Selbstlosigkeit und Selbstaufgabe wie innerste Sinnerfahrung phä• zungen der Genese der Vernunft und der Reflexion sind und die der erwachenden nomenal vermittelbar und einsehbar aufscheinen lassen. Hier liegen die eigent• Reflexion Material bieten, dass nicht erspekuliert werden kann,'"^ zum anderen lichen actes prescrites'"^ („Was ihr dem Geringsten meiner Brüder ..."), und es die Bewegung des sich entäußernden Tuns, die ja die ganze Phänomenologie des ist ja kein Zufall, dass Blondel dieses Thema - wie nach ihm - auch Wollens im dritten Teil ausmacht, hier aber sehr konkret von ihren Ursprung her unter dem Blickwinkel der Anonymität der Gnade durchdacht hat.'"* Vielleicht bedacht wird. Es sind dies sehr französische Teile der Action, die eine Tradition könnte man aber mit diesem Blondelschen Ansatz noch viel konkreter bis in den aufnehmen, die etwa von Cabanis bis Maine de Biran eine vom Sensualismus aus• sakramentalen Vollzug weiterdenken. Auch hier geht es ja nicht um die Form• gehende empirisch fundierte Erkenntnis physiologisch-psychologischer Vollzüge vorschriften, sondern um den Vollzug von Grundsituationen der individuellen, erarbeitet hat, die den ursprünglichen sensualistischen Ausgangspunkt umstülpt intersubjektiven und ekklesialen Existenz, wofür man bei Pascal mehr in seinen zu einer viel reicheren und auch geistigeren Interpretation der Sinnlichkeit.'"^ ekklesiologischen Gedankensplittern finden könnte, als in der kruden Bemerkung über das Weihwassemehmen. In diesen Abschnitten wird bei Blondel auch das Prinzip entwickelt, dass diese willentliche Übernahme von Strukturen, die zwanghaft erscheinen, gleichzeitig Man kann zusammenfassend sagen, dass die Lektüre der Action vor dem Hin• der innersten Bewegung des Wollens entspricht. Die Darstellung der Genese der tergrund Pascals durchaus an die zentralen Fragestellungen dieses Werkes rührt. Freiheit fuhrt dazu, dass „die Freiheit, dieser Skandal der Wissenschaft durch die Es wäre nun verfehlt, diesen Zugang zu isolieren: Der hintergründige Augustinis• Wissenschaft selbst bejaht wird",'"' wie Blondel triumphierend schreibt. mus ist umfassender, die Kombinationen mit anderen Konstruktionsprinzipien - Die Action treibt den Gedanken hinsichtlich der Fragestellung nach der Öff• etwa dem Leibnitianismus der Action - geben dem Werk erst seine Eigenheit. nung für das Übernatürliche erheblich weiter. Angelegt ist er 1882 durchaus Es soll auch nicht verkannt werden, dass Pascal in sehr origineller Weise ge• schon, und eine Pascalsche Spur findet sich hier auch. In den Schlussteilen der lesen wird und dass die fiir Pascal wesentliche biblisch-historische Konstmktion Action ist vor allen Dingen die Weiterführung des Tuns bis zu den vorgeschrie• keine Rolle spieh. Es ist nicht der philologische Sinn, um den es hier geht, man benen Geboten und zur pratique litterale problematisch wie kennzeichnend für kann aber auch nicht sagen, dass willkürlich mit den Texten umgegangen würde. Blondel. Pascal wie Blondel haben hier Kritik erfahren, wobei - wie schon gesagt Blondel sieht sie vielfach in ihrer Latenz, was sicher ein Kriterium großer Inter• - Pascal diese bewusst provoziert hat.'"" Die Zweideutigkeit besteht bei Blondel pretationen ist. darin, dass einerseits die krude Äußerlichkeit, die Heteronomie des Vorgeschrie• Wir wollten hier nur aufdecken, wie gewichtig dieser Einfluss ist und wie benen die Garantie zu sein scheint für deren Fähigkeit, den Bezug zum Ande- sehr Blondel auch affektiv damit verwoben ist, so dass er sogar die Trübung einer Freundschaft riskiert um an diesem Punkt keine Unklarheit zu lassen.

103 BLONDEL, Action (wie Anm. 41) 108. 104 Vgl. zu Cabanis etwa RAFFELT: Pierre-Jean-Georges Cabanis, in: Kindlers neues Literatur- Lexikon, Bd. 3, München 1989, 464^66, zu Maine de Biran vgl. DERs./Christian BARTH. Marie Fran9ois Pierre Maine de Biran, in: Ebd. Bd. 10, 1990, 903-906. Zur Frage bei Blondel , Die Strukturen der „Action" im Licht der französischen Philoso• phie, in: RAFFELT (et. al.). Das Tun, der Glaube, die Vernunft (wie Anm. 67) 33-50, ein• 07 BLONDEL, Action (wie Anm. 41) 416. gegangen in; Peter HENRICI, Struktur und Anliegen der Action, in: DERS., Philosophie aus Auch der Jansenismus-Aufsatz spricht dieses Thema an („il n'est possible de participer ... Glaubenserfahrung, Freiburg i.Br. 2012, 216-248, bes. 230ff. l'äme de l'Eglise que parce qu'il y a un Corps, parce que la gräce a coule du Christ ...", 105 BLONDEL, Action (wie Anm. 41) 121: „La liberte, ce scandale de la science, la voici dont vgl. BLONDEL, Dialogues avec les philosophes [wie Anm. 50] 120). Die Hauptdiskussion findet sich im Briefwechsel mit Joannes Wehrle, ein Teil davon auch ediert in Rene MARLE affirmee par la science meme". (Hg.), Au coeur de la crise modemiste, Paris 1960, 255 ft". 1 HA Wenn man einmal davon absieht, dass er seine Gedanken ja nicht publiziert hat. 208 Albert Raffelt Die französische Pascal-Rezeption im 19. Jahrhundert 209

4.5. Die Pascal-Kritik im Spätwerk ja auch möglich gemacht, widersprechende Doktrinen in den Gedankengang po• sitiv einzubauen, etwa den Utilitarismus.'" Daher denke ich doch, dass hier ein Verblüffend für den Leser des Blondeischen Werks ist, dass es im Spätwerk auch ungenügend redigierter und abgewägter Text stehengeblieben ist. scharfe Wendungen gegen Pascal gibt. „Hat nicht Pascal das Argument der Wette Etwas weiter unten im selben Text kommt Blondel der Intention seiner frü• vorgelegt? Dieses Argument lässt sich indes in keiner Weise vertreten (und man heren Aufnahme von Elementen des Wett-Fragments wesentlich näher, wenn er kann darüber erstaunt sein, dass man seine Inkorrektheit aus christlicher Sicht gegen eine obskure Ausweitung der Limbus-Theorie auf die nicht zur Kenntnis nicht aufgedeckt hat), in dem Maß, als es Interessen zur Geltung bringt, Wahr• der Offenbarung Gelangten darauf verweist, dass diese - völlig untraditionelie - scheinlichkeiten erweist und einige noch so geringe Ungewissheit bestehen lässt, Auffassung „den Wert von Entscheidungen verkennt, die Alternativen betreffen, ist ein solches Beweisverfahren, das vom Logischen und Mathematischen her der nicht begrifflich etikettiert werden müssen, um die Geheimnisse der Herzen und Kritik unterworfen wurde, auch vom katholischen Standpunkt aus zu verurteilen, Willen in Spiel zu bringen"."*" Es gibt im übrigen auch im Spätwerk Stellen, die so sehr es vom psychologischen und moralischen Standpunkt aus scheinbar über• in der Interpretationslinie der frühen Schriften liegen und den Komplex Wette zeugen mag'""'* - die Stelle ist umso verblüffender, als man zweifellos dauernd im Zusammenhang mit der existentiellen Öffnung durch die mortification sehen, auf dieses Ungenügen der Wette hingewiesen hat, von den ersten Kritiken - dem etwa in La Pensee: „Und diese Abtötung, welche die sinnliche Natur nicht tötet, Abbe Villars"" - an, über Voltaire bis über Blondel hinaus, etwa bei Ch. Joumet."' sondern läutert, bekehrt und zur Teilhabe am geistigen Leben erhebt, bietet in Ja man hat sogar Pascal vorgeworfen, dass er hier ,Jesuitisch" argumentiere, ge• der Tat den Beweis, dessen überzeugende Kraft Pascal rühmte, da er sagte, durch gen seine eigene Theologie also."'^ Die Kritik wird übrigens in La philosophie et sie offenbare sich das, was erst als Nichts und Täuschung erschiene, durch die l'esprit chretien wiederholt, doch nicht so scharf formuliert: „Wir müssen uns vorläufigen Opfer und Demütigungen hindurch als die Wirklichkeit selber, als die ohne jedes Kalkül weggeben, selbst wenn man uns mit Pascal sagt, daß wir letzt• Wirklichkeit nämlich, für die wir in unserer kühnen Wette alles gewagt zu haben lich erkennen werden, alles gewonnen, ohne etwas verloren oder geopfert zu ha• glaubten, bei der wir jedoch nichts verloren, weil wir alles, d.h. das Unendliche, ben von den eigentlichen wahren Gütern".'" gewonnen haben"."' Trotz der Irritation wird man also doch auch im Spätwerk Die Exklusivität der ersteren Aussage bleibt rätselhaft. Man wird ihr wohl nur die Konstanz des Denkens feststellen dürfen. gerecht, wenn man die Kritik auf einen ganz engen Punkt begrenzt, die Frage In• teresse/Selbstlosigkeit. Für diese Einschränkung spricht, dass Blondel eine „para- bole mercantile, analogue au pari de Pascal" auch dem Vers 8,18 des Römerbriefs 4.6. Eloge de Pascal unterstellt: „existimo enim quod non sunt condignae passiones huius temporis ad futuram gloriam"."^ Blondel interpretiert hier das Beweisziel des Fragments auf Blondels Werk ist eine Eloge für Pascal. Zu seiner Zeit war das nicht ganz selbst• eine andere Weise als in seinen sonstigen Schriften und trennt die logische Kennt• verständlich, wie wir gesehen haben. Auch die Bremond-Kontroverse zeigt nis, die hier theoretisiert wird, völlig von der praktischen, auf die der Gedanke ab• das; Ausgaben wie Les Pensees catholiques de Pascal waren auch später noch zielt und die Blonde! so fruchtbar ausgebeutet hatte. Gerade dies hatte es Blondel

115 BLONDEL, Action (wie Anm. 41) 201: „c'est la verite qu'enferme la doctrine utilitaire: une 109 BLONDEL, Exigences (wie Anm. 47) 172, dt. Ausgabe 179 f. vue clairvoyante de son interet veritable, un sens exact de l'infinie et universelle coUabo- 110 Vgl. Per L0NNING, Cet effrayant pari, Paris 1980, 138 f Bei Lenning ist die gesamte Aus• ration empeche l'homme d'etre etroitement ego'iste et l'amene ä se deprende de soi"; vgl. legungsgeschichte dargestellt (allerdings nicht die Blondelsche Interpretation). 280 f. 111 Vgl. RAFFFXT, Spiritualität (wie Anm. 24) 317. 116 BLONDEL, Exigences (wie Anm. 47) 173; dt. 180 f. 112 Leon BLANC HET, Les attitudes religieuses des Jesuites et les sources du pari de Pascal, in: 117 „Et cette mortification, qui ne tue pas la nature sensible, mais qui l'epure, la convertit, Revue de metaphysique et morale 26 (1919), 477-516, 617-647. l'eleve ä la participation de la vie spirituelle, ne foumit-elle pas en effet cette preuve dont 113 „II faut que nous donnions sans calcul, meme quand on nous dit, avec Pascal, qu'en der- Pascal celebrait la force demonstrative en disant que, par eile, ce qui d'abord paraissait niere analyse nous reconnaitrons avoir tout gagne, sans avoir rien perdu, rien sacrifie, des neant ou duperie se revele, ä travers les sacrifices et les humilations provisoires, comme seuls vrais biens". Maurice BLONDEL, La philosophie et l'esprit chretien, Bd. 1, Paris "'1950, la realite meme, la realite pour laquelle, apres avoir cru tout risquer dans notre audacieux 74. pari, nous n'avons rien perdu, en gagnant tout, c'est-ä-dire l'infini?" Maurice BLONDEL, La 114 BLONDEL, Exigences (wie Anm. 47) 123, dt. 134 f. pensee, Bd. 2, Nouv. ed. Paris 1954, 184 f. 210 Albert Raffelt bemüht, Pascal zweifelsfrei zu katholisieren."" Blondel ist umfassender und leis• tet eine Gesamtinterpretation, wenn auch pointiert und in klarer Ausrichtung auf die philosophie de l'action: In der Vermeidung einer Romantisierung wie einer Moralisierung der Pensees, in der tiefsinnigen theologischen Deutung, die sich nicht durch Jansenismen beirren lässt, in der warmen Beziehung zum spirituellen Pascal und schließlich all dem voraus in der Fruchtbarmachung von Gedanken• splittern für sein Projekt eines Weges zur Offenheit gegenüber dem Geschenk der Gnade im sich selbst treuen Tun. Trotz auch kritischer Bemerkungen zeitlebens Pascal ist nur ein Zeuge - und vielleicht einer leichten Irritation im Spätwerk gilt wohl die Begeisterung des jungen Blondel cum grano salis für das ganze Werk: „Die Leidenschaft Pascals verbinden mit dem Verstand Bossuets und der Liebe des hl. Franz (dies hieße der hl. Paulus sein) So wird man Blondels Philosophie doch als ein wesentliches - meines Erach• tens als das systematisch wichtigste - Beispiel der französischen Pascal-Renais• sance im 19. Jahrhundert ansehen können.

118 Maurice SOURIAU (Hg.), Les Pensees catholiques de Pascal, Paris 1935. 119 BLONDEL, Gamets intimes (wie Anm. 41) 114/130: „Avoir la passion de Pascal avec la j„ r,„„.,„„, 1, ,.haritpHp Francois tce serait etre Paul) 3.12.1887.