Grenzgänger Zwischen Himmel Und Erde – Kometen in Der Frühen Neuzeit Grenzgänger Zwischen Himmel Und Erde – Kometen in Der Frühen
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Am Beginn der Neuzeit steht der Zusammenbruch vertrauter Ordnungen im religiösen, politischen und wissenschaftlichen Bereich. Vor dem Hintergrund Grenzgänger zwischen dieser Krisenerfahrung suchte man auch im Studium der Natur und des Himmel und Erde Himmels nach Orientierung. So wurde die Kosmologie zur Leitwissenschaft für ein neues Weltbild. Nur die Kometen wollten sich der regelmäßigen Kometen in der Frühen Neuzeit Ordnung des Himmels nicht einfügen. Sie dienten eher als Projektionsfläche kollektiver Hoffnungen und Ängste. Die große Kometendebatte der Frühen Neuzeit war keineswegs auf die Astronomen beschränkt. Als Medienereignis verband oder trennte sie Eliten- kultur und ‚Gemeinen Mann‘, Katholiken und Protestanten, Astronomie und Astrologie, Texttradition und Bildpropaganda, semiotische und analytische Weltsicht. In der Auseinandersetzung um die Kometen spiegeln sich Aspekte der Wissenschafts-, Kultur-, Mentalitäts- und Frömmigkeitsgeschichte, wie hier an Beispielen aus den Beständen der Staatlichen Bibliothek Regensburg gezeigt wird. Grenzgänger zwischen Himmel und Erde – Kometen in der Frühen Neuzeit Grenzgänger zwischen Himmel und Erde – Kometen in der Frühen ISBN 978-3-86845-039-2 Staatliche Bibliothek Regensburg GRENZGÄNGER ZWISCHEN HIMMEL UND ERDE Kometen in der Frühen Neuzeit Kataloge und Schriften der Staatlichen Bibliothek Regensburg Herausgegeben von Bernhard Lübbers Band 1 GRENZGÄNGER ZWISCHEN HIMMEL UND ERDE Kometen in der Frühen Neuzeit Herausgegeben von Christoph Meinel Zuwendungen folgender Firmen, denen hiermit ausdrücklich gedankt sei, haben die Drucklegung dieses Bandes unterstützt: Gebäudereinigung Franz Glas, Regensburg; Heindl Bürotechnik, Barbing; Objekteinrichtun- gen Bernadette Hascher, München; Schlossbrauerei Eichhofen, Eichhofen. Bibliografische Informationen der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. 1. Auflage 2009 © 2009 Universitätsverlag, Regensburg Leibnizstraße 13, 93055 Regensburg Umschlagentwurf: Franz Himpsl Layout: Christoph Meinel Druck: Docupoint, Magdeburg ISBN 978-3-86845-037-8 Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlags ist es nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf fototechnischem oder elektronischem Weg zu vervielfältigen. Weitere Informationen zum Verlagsprogramm erhalten Sie unter: www.universitaetsverlag-regensburg.de GELEITWORT Das Interesse an astronomischen Themen hat in Regensburg seit vielen Jahrhunderten Tradition. Neben der heute im Museum der Stadt zu bewundernden steinernen Sphaera, die im 11. Jahrhundert im Benediktinerkloster St. Emmeram aufgestellt wurde, beher- bergt die Donaumetropole u. a. auch die älteste Volkssternwarte Süddeutschlands; die Stadtverwaltung betreibt zudem ein Johannes Kepler gewidmetes Museum. Dieser gro- ße Astronom, der in Regensburg sein Leben beschloss, hatte 1609 sein epochales Werk Astronomia nova vollendet, im selben Jahr, als Galileo Galilei als erster Mensch ein Fernrohr gen Himmel richtete. Diese beiden für die Geschichte der Astronomie so wich- tigen Jubiläen waren der UNESCO Anlass, das Jahr 2009 zum internationalen Jahr der Astronomie auszurufen. Als im Frühjahr dieses Jahres die Idee geboren wurde, aus den in großer Zahl vorhan- denen Kometenschriften der Staatlichen Bibliothek Regensburg eine eigene Ausstellung zu zeigen, war noch nicht abzusehen, dass hieraus auch ein Begleitbuch erwachsen würde; zu wenig war zu diesem Zeitpunkt noch über die einschlägigen Bestände be- kannt. Es ist dem Engagement von Herrn Prof. Dr. Christoph Meinel und seinen hoch motivierten Studierenden zu verdanken, dass wir nun in vielerlei Hinsicht klarer sehen. Klarer, was die Qualität des Bestandes anbelangt, der nun im Gefüge anderer Sammlun- gen verortet werden kann, klarer aber auch, was die Provenienz dieser kulturgeschicht- lich bedeutenden Materie anbelangt und wiederum eng mit der allgemeinen Bestandsgeschichte der Bibliothek zusammenhängt. Die Staatliche Bibliothek Regensburg kann auf eine bald 200jährige Geschichte zurück- blicken. 1816 als königliche Kreisbibliothek ins Leben gerufen, fanden die in der ehe- maligen Reichsstadt verbliebenen reichhaltigen Sammlungen verschiedenster Institutionen Eingang in die neu errichtete Büchersammlung. Neben der reichsstädti- schen Stadtbibliothek, die in ihren Anfängen bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts zu- rückgeführt werden kann, und welche gegen Ende des 18. Jahrhunderts als eine der bemerkenswertesten kommunalen Bibliotheken im gesamten deutschen Sprachraum bezeichnet wurde, kamen auch große Teile der Bestände des berühmten ehemaligen Reichsstiftes St. Emmeram, der Franziskaner (Minoriten), Augustinereremiten, Domi- nikaner, der Bischöflichen Bibliothek sowie der Bischöflichen Kammer in die neu er- richtete Bibliothek. Hinzu kamen verschiedene, bereits in den Vorgängerinstitutionen aufgegangene Bestände, etwa Teile der Jesuitenbibliothek, die Sammlung des Gymna- sium Poeticum oder auch der evangelischen Geistlichkeit. Ursprünglich im Neuen Waaggebäude am Haidplatz beheimatet, bezog die Bibliothek 1875 einen Trakt des ehemaligen reichsstädtischen Gymnasium Poeticum in der Gesandtenstraße, wo sie noch heute zu finden ist. Die hier nur in aller Kürze skizzierte Bestandsgenese erklärt, warum die Bibliothek zu unterschiedlichsten Themenstellungen reiche Bestände zu bieten hat. Die wissenschaft- lichen Interessen in den verschiedenen Institutionen, kirchlichen wie weltlichen, die stets ihre Spur auch im jeweiligen Bibliotheksbestand hinterließen, bündelten sich 1816 in der neu errichteten Institution; trotz aller Verluste in der Folge der Ereignisse von 1810. Hier, in der Staatlichen Bibliothek Regensburg, stehen die seltenen, teils unikalen Werke seitdem der Forschung zur Verfügung. 6 GELEITWORT Eine im Juli 2008 zwischen dem Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek und dem Rektor der Universität Regensburg unterzeichnete Kooperationsvereinbarung trug dieser Tatsache Rechnung und fasste eine Intensivierung der bereits guten Zusammen- arbeit zwischen Bibliothek und Universität ins Auge. Gleichzeitig war und ist es Ziel der Vereinbarung, das Profil der Bibliothek als regionale Forschungsbibliothek zu schärfen. Die Ausstellung vermag daher nicht nur einen Teil der Raritäten dieser Institu- tion einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren und so auch auf die Möglichkeiten hinzuweisen, welche diese Bestände der Forschung bieten, sie ist viel mehr noch Aus- druck einer lebendigen und für beide Seiten fruchtbringenden Zusammenarbeit. Mit dem vorliegenden Band tritt nun auch eine neue Reihe an das Licht der Öffentlich- keit, welche unter dem Titel Kataloge und Schriften der Staatlichen Bibliothek Regens- burg firmiert. Die unter diesem Dach in loser Folge erscheinenden Bände sollen die thematisch sehr unterschiedlichen und vielfältigen Aktivitäten der Bibliothek dokumen- tieren und bündeln. Zugleich soll die Reihe aber auch für Publikationen rund um die Bestände und Sammelschwerpunkte der Bibliothek offen stehen. Herr Dr. Albrecht Weiland, Leiter des Universitätsverlages hat in gewohnt professioneller Weise den Bo- den für diese Publikationsreihe geebnet. Ihm sei hierfür vielmals gedankt. Wenn mit Grenzgänger zwischen Himmel und Erde nun der erste Band dieser neuen Schriftenreihe vorliegt, so ist dies ein Auftakt, wie man ihn sich nicht besser hätte wün- schen können. Es ist mir daher vornehme Pflicht und tiefes Anliegen, Herrn Prof. Dr. Christoph Meinel und den Studierenden der Wissenschaftsgeschichte an der Universität Regensburg Dank zu sagen: Ihrem Einsatz und ihrer Arbeitskraft ist es geschuldet, dass die kulturell und geistesgeschichtlich wertvollen Kometenschriften der Bibliothek nicht nur in der Ausstellung ansprechend präsentiert und damit gleichsam zum Sprechen ge- bracht werden können, sondern mit Hilfe des Begleitbuches sind sie nun auch dauerhaft und nachhaltig dokumentiert. Dr. Bernhard Lübbers Leiter der Staatlichen Bibliothek Regensburg INHALT Vorwort ............................................................................................................................ 9 1. Einleitung: Grenzgänger zwischen den Welten ............................................................ 10 2. Anfänge der wissenschaftlichen Kometenforschung .................................................... 15 2.1. Der neue Blick auf die Kometen ......................................................................... 16 2.1.1. Schöner, Coniectur (1531) 2.1.2. Apian, Practica (1531) / Ein kurtzer Bericht (1532) 2.2. Instrumente in der frühen Kometenforschung ..................................................... 22 2.2.1. Koebel, Jacobs-Stab (1531) 2.2.2. Apian, Instrumentum sinuum (1541) 2.2.3. Gemma, De astrolabo (1583) 3. Kometen- und Prodigienliteratur der Frühen Neuzeit .................................................. 28 3.0.1. Trübel, Eckhart der trew (1534) 3.0.2. May, ZornRuthe (1619) 3.0.3. Wunderbare Wieder-Erscheinung (1665) 4. Das große Kometenjahr 1618 ....................................................................................... 38 4.1. Die Kometen in der Diskussion .......................................................................... 38 4.1.1. Rockenbach, De cometis (1602) 4.1.2. Müller, Hypotyposis cometae (1619) 4.1.3. Schön, Kurtzer Bericht (1619) 4.1.4. Herlitz, Kurtzer Discurs (1619) 4.1.5. Cysat, Mathemata astronomica (1619) 4.1.6. Kepler, De cometis (1619) 4.2. Der astrologische