Station 1 Dorflinde Und Nürnberger Straße
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Die Nürnberger Straße mit Dorflinde Ende der 1950er Jahre Station 1 Dorflinde und Nürnberger Straße Diese Linde wurde im Jahre 1906 von dem damaligen Bürger- meister Heinrich Arend gepflanzt. Zu der Zeit endete am „Gasthaus zum Bahnhof“ (heute: Pizzeria La Perla) die Ortsbe- bauung. Zwischen dem Gasthaus und der Körler Mühle stand kein weiteres Gebäude. Dennoch wagte der Bürgermeister die Prog- nose: „Diese Linde wird einmal der Mittelpunkt unseres Dorfes sein“. Die Nürnberger Landstraße, zeitweise auch Poststraße genannt, ist eine alte Handelsstraße. Sie verlief in Körle früher durch die Gemarkung zwischen dem Baugebiet „Auf dem Hollunder“ und der Schnellbahnstrecke. Noch heute erinnert die Gemarkungsbezeichnung „Auf der alten Straße“ an den Verlauf der Höhenstraße, die zunächst die „Trockene Milmsche“ überquerte und dann über den Körler Berg nach Norden führte. Die ehemalige Bezeichnung Poststraße stammt von der Postverbindung Kassel-Regensburg, die es schon vor 1600 gege- ben haben soll. Aus dem Jahr 1705 wird von einem Nürnberger Postkurs berichtet, die Route verlief von Nürnberg über Coburg, Meiningen, Vacha, Melsungen nach Kassel. Abfahrt war in Nürnberg am Mittwoch um 8 Uhr, vier Tage später, am Sonntag um 8 Uhr, kam die Postkutsche in Melsungen an und erreichte mittags um 12 Uhr Kassel. Diese Post fuhr einmal wöchentlich bis Amsterdam. Allerdings waren für die Strecke Kassel-Amsterdam nochmals sechs Tage nötig, denn erst am folgenden Sonnabend um 18 Uhr erreichte die Kutsche die niederländische Hafenstadt. Den Postkutschen war trotz des zu jener Zeit überschaubaren Verkehrs ein Vorrang eingeräumt. Ertönte das Posthorn, hatten die Bauernwagen anzuhalten und der Post freie Bahn zu schaf- fen. Nächste Station: Das Körler Adelsgeschlecht, gegenüber Fleischerei Wilke Station 2 Körler Adelsgeschlecht In diesem Bereich des Dorfes wird der ehemalige Wohnsitz eines Adelsgeschlechts vermutet, das sich über mehrere Jahrhunderte nachweisen lässt. Die bekanntesten Vertreter sind Gerlach von Körle, der 1172 bis 1182 ein Amt am Hofe der Thüringer Landgrafen ver- waltete und Ludwig von Körle, der 1142 bis 1172 Mitglied des Ordenskapi- tels am Kollegiatstift St. Peter in Fritzlar war. Das hier im Bild gezeigte Bauernhaus ist im Jahre 1649 errichtet worden. Es stand auf einem noch älteren Fundament. Im Jahre 1970 wurde das Haus im Rahmen der Sanierung der Nürnberger Straße abgerissen. Nächste Station: Raiffeisengenossenschaft, Eingang VR-Bank Einweihung des Raiffeisengebäude im Jahr 1969 Station 3 Raiffeisengenossenschaft Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818-1888) war der Gründungsvater von Selbsthilfever- einen in Form von Genossenschaften. Er lebte in einer Zeit der Not und Armut der Landbevölkerung. Er ersann im harten Not- winter 1845/46 Notstandsmaßnahmen, um den Armen Brot, Arbeit und damit Geld zu verschaffen. Als Instrument dazu schuf er 1847 einen Hilfsverein, den „Weyersbuscher Brotverein“, und in 1850 den „Flammersfelder Hülfsverein zur Unterstützung unbemit- telter Landwirte“, bei dem die Bauern Geld ansparen, aber auch zum Ankauf von Vieh und Gerät günstig leihen konnten. So half er der Landwirtschaft und verringerte die Verarmung der bäuerlichen Bevölkerung. Diesem Beispiel folgten im Jahr 1882 der Körler Bauer Heinrich Arend und der Lehrer Wilhelm Müller mit der Gründung des Körler Darlehnskassenvereins. Alle Geschäfte wurden anfangs nebenamtlich geführt, so auch in geringem Umfang der Handel mit landwirtschaftlichen Waren. Im Jahr 1902 hatte der Darlehnsverein bereits 622 Darlehn in Höhe von 250.765 Goldmark gegeben. 1949 wurde das kleine Lagerhaus am Güterbahnhof erweitert, es nahm auch die Büros der Bank auf. Nach 1950 entwickelte sich der Geschäftsbetrieb über den An- und Verkauf von landwirtschaftli- chen Artikeln (Dünge- und Futtermittel, Saatgut, Sämereien, Kohle, Baustoffe und Handel mit Getreide). In den 1960-er Jahren florierte das Geschäft mit landwirtschaftlichen Waren, was zum Neubau eines Warenlagers in der Ladestraße führte (heute Landhandel der Fa. Dippel-Transporte). Das Geschäftsgebiet ging über die Grenzen von Körle hinaus, viele Kunden kamen auch aus den Nachbarorten. So wurde beispielsweise in Röhrenfurth 1959 eine Zweigstelle eröffnet. In der Blütezeit bot die Raiffeisenbank Körle im Bank- und Handelsbereich ca. zehn Personen einen Arbeitsplatz und war einer der wichtigsten Gewerbesteuerzahler in der Gemeinde. 1969 wurde ein modernes Gebäude in der Nürnberger Straße 20 errichtet, nachdem der Hof der Familie Döberitz (Baujahr 1649) nach deren Aussiedlung abgerissen worden war. Die Raiffeisenbank Körle verlor ihre Eigenständigkeit im Jahr 1998 durch Fusion mit der VR-Bank Melsungen-Gensungen, heute VR-Bank Schwalm-Eder. Nächste Station: Gefrieranlage und Waschmaschine, Hofeingang Tegut Johann Schröder, genannt Wäsche-Hans, in der fahrbaren Waschanlage. Station 4 Gefrieranlage und Waschmaschine Bis in die Jahre nach dem 2. Weltkrieg gab es in den Haushalten keine Gefrierschränke und auch keine Waschmaschinen. Die damals noch selbständige Körler Raiffeisengenossenschaft ließ deshalb hier in einem Wirtschaftsgebäude des ehemaligen Bauernhofes eine Gemeinschaftsgefrieranlage einbauen. Die Anlage bestand aus zwei Karussells, die jeweils mit einer Anzahl verschließbarer Fächer ausgestattet waren. Diese Fächer konnten gemietet werden. Da in jener Zeit die Hausschlachtungen sehr verbreitet waren, und auch in den Gärten noch viele Produkte wie Beeren und Gemüse zur Selbstversorgung angebaut wurden, hatte fast jeder Körler Haushalt ein Gefrierfach gemietet. Die Raiffeisenkasse beschaffte auch eine fahrbare Waschanlage. Diese wurde in einem festen Turnus in den Dörfern, die der Körler Genossenschaft angeschlossen waren, aufgestellt. Die Wäsche wurde allerdings nur gewaschen, trocknen und bügeln musste man sie zuhause. Dennoch war die Anlage eine große Hilfe. Als gegen Ende der 60er Jahre Gefrierschränke bzw. Gefriertruhen und auch Waschmaschinen in viele Haushalte Einzug hielten, konnten sowohl die Gefrieranlage als auch die Waschanlage nicht mehr kostendeckend betrieben werden. Nächste Station: Krämerladen, Eingang Tegut Nürnberger Straße Lebensmittelgeschäft Kurt Metz im Gebäude Nürnberger Str. 30 Station 5 Krämerladen Aus dem Jahr 1830 stammt die erste urkundliche Erwähnung eines Krämers , des in Kassel geborenen Heinrich Starkloff . In 1848 eröffnete der Krämer und Leineweber Justus Jacob in seinem Haus einen Krämerladen. Im Laufe der Jahrzehnte wurde der Laden vergrößert und das Angebot erweitert. Um 1925 bietet der Laden Lebensmittel, Kurzwaren und Eisenwaren, ausgerich- tet auf den dörflichen Bedarf. Der Zeit entsprechend nannte man solche Geschäfte „Colonialwaren- Handlung“. Kaufmann Jacob hatte auch die erste Tankstelle im Dorf. Im Jahr 1935 gab es im Ort vier Lebensmittelgeschäfte, betrieben von den Familien Jacob, von Zech und Metz. Weiterhin gab es einen Konsumladen in der Kuhgasse. Wegen der starken Konkurrenz der Großmärkte wurde um 1980 den Geschäften die wirtschaftliche Grundlage entzo- gen. Nur der Laden der Familie Jacob, Kaufmann Christoph Jacob vor dem Haus bzw. ihrer Erben Nürnberger Str. 16 blieb an dieser Stelle erhalten. Nächste Station: Handwerksleute, Wilhelm-Pfeiffer-Weg Die DKW-Vertretung und Werkstatt von Konrad Knaust im Neuen Weg. Station 6 Handwerksleute Auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand viele Jahrzehnte eine Schmiede, die über mehrere Generationen der Familie Arend gehörte. Im Jahre 2002 wurde der Betrieb eingestellt. Schmiede waren in den Bauerndörfern oft die einzigen Handwerker. Vor dem Jahre 1800 lebten die meisten Körler von der Landwirtschaft. Nur wenige Einwohner übten einen Handwerks- beruf aus. 1776 Nach einer amtli- chen Zählung gab es Schmied Alfred Ubl beschlägt das Pferd damals in Körle: 1 Schmied, von Opfermanns . 1 Nagelschmied, 1 Wagner (Stellmacher), 2 Schneider, 8 Leinewe- ber, 2 Branntweinbrenner, 2 Müller. 1830 Nach der Verkündung der Gewerbefreiheit erlernten jetzt mehr Dorfbewohner einen Handwerksberuf. In Körle gab es zu der Zeit: 31 Leineweber, 12 Schmiede und Nagel- schmiede,11 Schneider, 10 Maurer, 5 Schreiner, 4 Wagner, 2 Schuh- macher und je 1 Küfer, Zimmermann, Dachdecker, Müller, Krämer; dazu gaben 6 Männer als Beruf Musikus an. 1930 Der Wandel vom Bauerndorf zur Wohnge- meinde für Arbeiter spiegelte sich auch im Handwerk und Gewerbe wider. In dem relativ klei- nen Dorf gab es viele Handwerksbetriebe: drei Elektroinstallateure, drei Schreiner, drei Maler, drei Schuhmacher, zwei Schneider, zwei Polster- und Sattlergeschäfte, zwei Schmieden, zwei Stellmacher, eine KFZ- Reparaturwerkstatt, einen Frisör, eine Druckerei, eine Zimmerei und zwei Bauunternehmen. Neben den Lebensmittelgeschäften gab es drei Metzgerläden und drei Gasthäuser. Bedeutende Arbeitgeber waren das Basaltwerk und das Sägewerk. Nächste Station: Luftschutzbunker, Hirtenberg/In der Ecke Blick in die zerbombte Kasseler Innenstadt Station 7 Luftschutzbunker Hinter der Holztür liegt der Zugang zu einem Luftschutz- bunker aus dem 2 Weltkrieg. Während des 2. Weltkrieges baute sich die Zivilbevölkerung in Eigeninitiative sogenannte Luftschutzbunker. Auch in Körle gab es mehrere dieser „Bunker“. Das waren nach Art des Bergbaus in den Berg getriebene Stollen, in denen die Bevölkerung bei Fliegeralarm Schutz suchte. Diese Stollen wurden lediglich mit roh gezimmerten Sitzbänken ausgestattet. Besonders während der letzten Kriegsjahre saßen die Schutzsuchenden stundenlang in diesen Erdhöhlen und lauschten bei Kerzenlicht ängstlich auf die Geräusche, die von draußen zu hören waren.