Deutscher Bundestag Drucksache V/4527 5. Wahlperiode

Schriftlicher Bericht des 1. Untersuchungsausschusses zu dem Antrag der Fraktion der FDP auf Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungs ausschusses gemäß Artikel 44 des Grundgesetzes

— Drucksache V/1468 —

A. Bericht des Abgeordneten Moersch

Gliederung - Seite

Erstes Kapitel: Das Untersuchungsverfahren 6

A. Der Ausschuß und sein Auftrag 6

B. Der Gang des Verfahrens 7

Zweites Kapitel: Die Beschaffung des HS 30 (Überblick) 7

A. Beschaffungsplanung 7

B. Beschaffungsauftrag 8 I. Entscheidung der Bundestagsausschüsse 8 II. Beschaffungsverträge 8

C. Beschaffungsdurchführung 8 I. Mängel des HS 30 8 II. Vertragsreduzierung und Vergleiche 9

D. Gesamtkosten 9

E. Ausstattung der mit HS 30, Umrüstungen des Fahrzeugs und Verwendung im Ausland 9

Drittes Kapitel: Der Beschaffungsvorgang 10

A. Vorgeschichte zur Schützenpanzerbeschaffung 10

I. Deutscher Verteidigungsbeitrag und Aufbau der Bundeswehr 10

II. Rüstungswirtschaftliche Erwägungen bei der Vergabe des Schützen panzerauftrages 10 Zusammenfassende Beurteilung 12 Votum der Minderheit 12 Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

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B. Verletzung der Sorgfaltspflicht bei der Auswahl der Firma Hispano Suiza und des Fahrzeugs HS 30? 13

I. Der Konzern Hispano Suiza und seine Erfahrungen in Konstruktion und Bau von Panzerfahrzeugen 13 1. Der Konstrukteur des HS 30: Prinz Poniatowski 13 Zusammenfassende Beurteilung 14 Votum der Minderheit 14 2. Die Produktionsstätten des HS 30 15 Zusammenfassende Beurteilung 20 Votum der Minderheit 20

II. Der Repräsentant der Firma HS: Kraemer 23 Zusammenfassende Beurteilung 25 Votum der Minderheit 25

III. Alternativen zum HS 30 26 Zusammenfassende Beurteilung 35 Votum der Minderheit 35

C. Verletzung der Sorgfaltspflicht im Rahmen der Vertragsabschlüsse? 38

I. Entscheidung des Sechserausschusses 38

II. Entscheidung der Bundestagsausschüsse 40 Zusammenfassende Beurteilung zu I. und II. 41

III. Einführungsgenehmigung 41

IV. Allgemeine Vertragsgestaltung 41

V. Besondere Vertragsklauseln 43 Zusammenfassende Beurteilung zu III., IV., V. 47 Votum der Minderheit 47

D. Verletzung der Sorgfaltspflicht bei Vertragsabwicklung? 60

Zusammenfassende Beurteilung 63

Votum der Minderheit 63

E. Konstruktionsunterlagen 67

Zusammenfassende Beurteilung 69

Votum der Minderheit 69

F. Tauglichkeit des HS 30 heute 69

Zusammenfassende Beurteilung 72

Votum der Minderheit 72

G. Schaden 72 Zusammenfassende Beurteilung 73

Votum der Minderheit 73 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

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Viertes Kapitel: Zuwendungskomplex 75

A. 4 %-Angebot Czarnecki-Antonowitsch 75 Zusammenfassende Beurteilung 76 Votum der Minderheit 76

B. Bestechungslisten 78 Zusammenfassende Beurteilung 78 Votum der Minderheit 79

C. Vorwurf der Korruption 80

I. gegenüber Beamten 80 Zusammenfassende Beurteilung 80 Votum der Minderheit 80

II. gegenüber Politikern und politischen Parteien 81 Zusammenfassende Beurteilung 83

D. Scheckübergabe an Lenz 83

Zusammenfassende Beurteilung 86

Votum der Minderheit 86

Fünftes Kapitel: Die Bundesregierung und die Aufklärung der erhobenen Vorwürfe 93

A. Prüfungstätigkeit des Bundesrechnungshofes 93

Zusammenfassende Beurteilung 96

Votum der Minderheit 96

B. Ermittlungen der Bundesregierung über den Verdacht von Geldzuwen- dungen durch die Firma Hispano Suiza 99

I. Untersuchungsauftrag 99

II. Becker-Kommission 99

III. Ermittlungen durch das ES-Referat im BMVtdg 100

IV. Sonstige Bemühungen der Bundesregierung 103 Zusammenfassende Beurteilung zu II., III., IV. 103 Votum der Minderheit 103

C. Die Beantwortung der Anfragen zum HS 30-Komplex im Bundestag 110

I. Die Antwort der Bundesregierung vom 3. November 1958 (Druck- sache III/613) 110

II. Antwort der Bundesregierung vorn 18. November 1966 (Drucksache V/1135) 113 Zusammenfassende Beurteilung zu I. und II. 113 Votum der Minderheit 113 Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

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D. Weisungen der Bundesregierung an Botschafter Dr. Holzapfel 115

Zusammenfassende Beurteilung 115

Votum der Minderheit 115

Anlage 1: Zeugenliste 121

Anlage 2: Die vom 1. Untersuchungsausschuß beigezogenen Akten 128

Anlage 3: Veröffentlichungen zum Komplex HS 30 139

Anmerkung Beginn und je nach Umfang auch Ende sowie die entsprechenden Seiten der Minderheitsvoten sind durch ein kenntlich gemacht. Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

Verzeichnis wichtiger Abkürzungen

A K

ADrs Ausschußdrucksache KPz Kampfpanzer AG Amtsgericht L AGK Arbeitsgemeinschaft Kettenfahrzeuge AMX Typenbezeichnung eines franz. Panzers LG Landgericht ANF Les Ateliers de Construction du Nord de la France M MAD Militärischer Abschirmdienst B MAN Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg BfV Bundesamt für Verfassungsschutz MG 42 Maschinengewehr 42 BMF Bundesministerium der Finanzen MTW Mannschaftstransportwagen BMVtdg Bundesministerium der Verteidigung BMW Bayerische Motorenwerke - P BMWi Bundesministerium für Wirtschaft Prot. Protokoll BND Bundesnachrichtendienst Pz Panzer BRD Bundesrepublik Deutschland BRH Bundesrechnungshof R BW Bundeswehr RS Rundschreiben BWB Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung S

E SEAM Société d'Etudes et d'Applications Mécaniques ES Ermittlungsreferat in Sonderfällen im BMVtdg SIG Schweizer Industriegesellschaft SPW Schützenpanzerwagen F SPz Schützenpanzer FüH Führungsstab Heer StA Staatsanwaltschaft

H U

HS Hispano Suiza UA Untersuchungsausschuß

I W IPA Interparlamentarische Arbeitsgemein schaft WIG Westdeutsche Industriegesellschaft Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

ERSTES KAPITEL ob dem Bund durch die Erteilung oder Ab- wicklung des Auftrages ein Schaden entstan- Das Untersuchungsverfahren den ist; b) ob der Firma Hispano Suiza Konstruktions- A. Der Ausschuß und sein Auftrag unterlagen bezahlt worden sind, die — ob- wohl ihre Erstellung vereinbart war — tat- Der Deutsche Bundestag, der sich seit der 3. Wahl- sächlich nie geliefert wurden; periode aufgrund von Mündlichen Anfragen, Klei- nen Anfragen, Erörterungen im Haushaltsausschuß c) ob unentgeltliche Zuwendungen von der und Untersuchungen im Verteidigungsausschuß 1 ) Firma Hispano Suiza an im Bundestag ver- schon mehrmals mit dem Ankauf der Schützenpanzer tretene Parteien, ihr nahestehende Personen, FIS 30 befaßt hatte, stimmte am 16. März 1967 dem Firmen oder Organisationen direkt oder in- folgenden Antrag der Fraktion der FDP vom 22. Fe- direkt gezahlt wurden; bruar 1967 zu: d) ob und warum aufgrund der im Jahre 1958 Es wird ein Untersuchungsausschuß gemäß Ar- durch den Reichsminister a. D. Treviranus tikel 44 GG eingesetzt, bestehend aus 7 Mit- gegebenen Hinweise, nach denen die Mög- gliedern (3 der Fraktion der CDU/CSU, 3 der lichkeit von Zahlungen seitens der Firma Fraktion der SPD, 1 der Fraktion der FDP) zur Hispano-Suiza an im Bundestag vertretene Überprüfung, ob bei Vertragsschluß und Ab- Parteien bestand, keine eingehenden Ermitt- wicklung des Projektes Schützenpanzer HS 30 lungen durchgeführt und insbesondere nicht Unregelmäßigkeiten vorgekommen sind, insbe- die zuständigen Strafverfolgungsbehörden sondere eingeschaltet worden sind; a) ob der Auftrag und die Durchführung Firmen e) ob und ggf. inwieweit die Überprüfungs- übertragen wurden, die über keinerlei Er- tätigkeit des Bundesrechnungshofes behin- fahrungen im Bau von derartigen Fahrzeu- dert oder verzögert worden ist; gen verfügten, ggf. ob darauf Mängel kon- f) ob Widersprüche in den Auskünften der struktiver und technischer Art zurückzufüh- Bundesregierung gegenüber dem Bundestag ren sind, die die Einsatzbereitschaft des in dieser Angelegenheit vorliegen und Fahrzeuges in unüblicher Weise gemindert worauf diese ggf. zurückzuführen sind; hätten; g) ob die Aussage von Botschafter a. D. Dr. ob die Bundesregierung bei der Auswahl des Holzapfel bei seiner dienstlichen Anhörung Fahrzeugtyps oder ihrer Hersteller ihre im Auswärtigen Amt am 9. November 1966 Sorgfaltspflicht verletzt hat; richtig ist, er sei in den Jahren 1953/54 und ob der HS 30 seine Aufgabe erfüllt; später 1957 gedrängt worden, sich nicht mehr um die Waffengeschäfte zu kümmern.

1 ) Vgl. folgende Bundestagsdrucksachen: Der Ausschuß trat am 27. April 1967 zu seiner a) 3. Wahlperiode konstituierenden Sitzung zusammen. Von den Frak- 574; tionen wurden folgende Abgeordnete als Ausschuß- 613; mitglieder benannt: 2811 Ziffer VIII, 4.; Protokolle der Sitzungen des Haushaltsausschusses vom 18. 2. (S. 5 ff.), 27. 2. (S. 4 ff.) und 4. 3. 1959 Fraktion der CDU/CSU (S. 4 ff.) ; stellvertretende Bericht des Ausschusses für Verteidigung als Un- ordentliche Mitglieder Mitglieder tersuchungsausschuß gemäß Artikel 45 a Abs. 2 des Grundgesetzes über das Verfahren wegen der Prof. Dr. von Merkatz Damm gegen die Abgeordneten Berendsen, Dr. Blank Prof. Dr. Süsterhenn van Delden (Oberhausen) und von Manteuffel (Neuß) erhobe- Dr. Schulze-Vorberg Dr. Hauser (Sasbach) nen Vorwürfe auf Drucksache Nr. 5; Stenographisches Protokoll der 73. Sitzung des Fraktion der SPD Deutschen Bundestages vom 10. 6. 1959, S. 3937 B; Stenographisches Protokoll der 110. Sitzung des stellvertretende Deutschen Bundestages vom 8. 4. 1960, S. 6143 D; ordentliche Mitglieder Mitglieder Stenographisches Protokoll der 162. Sitzung des Hirsch Kaffka Deutschen Bundestages vom 14. 6. 1961, S. 9347 A. Schulte b) 4. Wahlperiode Kern IV/3799 Ziffer IX, 3. bis 12.; Herold Porzner Stenographisches Protokoll der 122. Sitzung des Deutschen Bundestages vom 15. 4. 1964, S. 5790 B. Fraktion der FDP c) 5. Wahlperiode ordentliches Mitglied stellvertretendes Mitglied V/1041; V/1135. Dr. Bucher Moersch Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

Da es sich um den 1. Untersuchungsausschuß setzungen verwickelt, weil es an einer eigenen und der laufenden Legislaturperiode handelte, stand der Zweifelsfragen auf ein Mindestmaß beschränkenden Vorsitz der Fraktion der CDU/CSU zu, auf deren gesetzlichen Regelung für das von Untersuchungs- Vorschlag der Abgeordnete Professor Dr. von Mer- ausschüssen einzuhaltende Verfahren fehlt. Auf- katz mit diesem Amte betraut wurde. Zum stellver- grund dieser Erfahrungen richtet der Ausschuß da- tretenden Vorsitzenden wurde Abgeordneter Hirsch her den dringenden Appell an alle Fraktionen, die bestimmt. Die Berichterstattung übernahm Abge- in Angriff genommene Reform des Rechts der Unter- ordneter Dr. Bucher. Im weiteren Verlauf des Ver- suchungsausschüsse zügig zu Ende zu führen. fahrens lösten die Abgeordneten Kern und Moersch die Abgeordneten Hirsch und Dr. Bucher als ordent- liche Mitglieder ab mit der weiteren Folge, daß das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden auf den Abgeordneten Kern und dasjenige des Berichterstat- ZWEITES KAPITEL ters auf den Abgeordneten Moersch überging. Die Beschaffung des HS 30 (Überblick)

B. Der Gang des Verfahrens A. Beschaffungsplanung

Von der konstituierenden Sitzung abgesehen, ist Die Beschaffung des Schützenpanzers HS 30 ist der Ausschuß insgesamt 90mal zusammengetreten. eng mit der Entwicklung des deutschen Verteidi- Von diesen 90 Sitzungen dienten 45 Sitzungen der gungsbeitrages nach dem 2. Weltkrieg verbunden. Vernehmung von Zeugen und 45 Sitzungen den Im Juni 1951 wurden die Petersberg-Verhandlungen Beratungen der Ausschußmitglieder. Was die Bera- mit den alliierten Hochkommissaren durch ein Proto- tungssitzungen betrifft, so hat die Bundesregierung koll abgeschlossen, das den militärischen deutschen anfänglich unter Berufung auf Artikel 43 Absatz 2 Verteidigungsbeitrag auf zwölf Divisionen (plus des Grundgesetzes auch dort auf einer Anwesenheit Marine und Luftwaffe) in einer Gesamtstärke von ihrer Beauftragten bestanden. Die sich daraus erge- 500 000 Mann festsetzte. Bei den anschließenden benden Meinungsverschiedenheiten mit dem Aus- Verhandlungen in Paris, die der Integration der schuß konnten in einem Briefwechsel zwischen dem deutschen Verbände in die geplante Europäische Ausschußvorsitzenden und dem Bundeskanzler in Verteidigungsgemeinschaft (EVG) galten, war Theo- der Form beigelegt werden, daß die Mitglieder der dor Blank als „Beauftragter des Bundeskanzlers für Bundesregierung sich ohne Aufgabe ihres Rechts- die mit der Vermehrung der alliierten Truppen zu- standpunktes dazu bereit erklärten, „ihren Beauf- sammenhängenden Fragen" Leiter der deutschen tragten anzuweisen, an vorbereitenden und sich an Delegation. Am 9. 5. 52 wurde der in Paris erarbei- die Verhandlungen anschließenden Beratungen des Untersuchungsausschusses nicht teilzunehmen, falls tete Vertrag paraphiert, am 27. 5. 52 — gleichfalls in Paris — unterzeichnet. Der Vertrag enthielt die von seiten des Ausschusses aus besonderen Grün- Verpflichtung der Bundesregierung, den militäri- den ein entsprechender Wunsch geäußert wird." Der Bundesminister der Verteidigung hat diesen schen deutschen Verteidigungsbeitrag innerhalb von Verzicht auf die Ausübung des Zutrittsrechts für drei Jahren zu erbringen. Das deutsche EVG-Kon- tingent sollte in der vorgesehenen Zeit, Stärke und seinen Bereich nachträglich noch dadurch erweitert, Ausstattung einsatzbereit zur Verfügung stehen. Als daß er seinen Beauftragten anwies, ohne ausdrück- lichen Wunsch des Ausschusses an solchen nicht- „Geheimanhang" war dem Vertrag ein „Accord öffentlichen Sitzungen nicht mehr teilzunehmen, die spécial" beigefügt, der die Forderung enthielt, daß der Kern des künftigen deutschen Heeres aus Pan- der Vorbereitung oder Beratung der Ausschußmit- glieder dienen. zer- und Panzergrenadierdivisionen bestehen müsse (Blank 35/9). Zu Beweiszwecken hat der Ausschuß insgesamt 130 Zeugen — teilweise mehrfach sowie unter Ge- Die deutsche militärische Forderung auf Aus- genüberstellung mit anderen Zeugen — gehört; vgl. stattung der Panzerverbände mit Schützenpanzer- Anlage 1 „Zeugenliste". Vereidigt wurde aufgrund wagen (SPW) beruhte auf Erkenntnissen der beweg- eines Mehrheitsbeschlusses allein die Zeugin Datten- lichen Kampfführung namentlich im Rußland-Feld- dorfer; die außerdem beantragte Vereidigung des zug des 2. Weltkrieges. Sie war in dieser Form im Zeugen Birkigt wurde mit Mehrheit abgelehnt. Es Rahmen der verbündeten Streitkräfte (EVG, NATO) sind ferner 506 Aktenbände beigezogen und ihr neu. Das Fahrzeug sollte Inhalt zum Gegenstand des Verfahrens gemacht voll geländegängig sein, worden; vgl. Anlage 2 „Aktenverzeichnis". Darüber die Geschwindigkeit der Panzer mindestens er- hinaus sind in einer Vielzahl von Fällen schriftliche reichen, Auskünfte zu Einzelfragen eingeholt worden. Schließlich hat der Ausschuß auf dem Truppen- Panzerschutz gewähren gegenüber Infanterie- übungsplatz Munsterlager einen mit HS 30 ausge- waffen rüsteten gemischten Panzerverband bei einer Ver- und so konstruiert sein, daß von ihm herab und bandsübung in Augenschein genommen. von ihm gelöst gekämpft werden könnte (Blank Im Laufe des Verfahrens sahen sich die Ausschuß- 35/9, 41; vgl. auch Strauß 64/272 f., 281; Laegeler mitglieder manchmal nur deshalb in Auseinander- 25/102; Schanze 47/7 ff.; Nähring 25/188, 256 ff.). Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode

Die Zahl der benötigten SPW wurde schon damals b) Vertrag vom 3.8.57 über 30 Aufbauten, die aufgrund der politisch-strategischen Lagebeurteilung mit den Fahrgestellen fest verbunden werden auf 10 000 berechnet (Blank 35/42; Rust 45/5; Hopf sollten; Lieferung ab Januar 1958; 33/126; Laegeler 25/137, 183; Nähring 25/216). c) am 21.5.59 vereinbarte und mit Wirkung vom 25.11.58 geltende Neufassung der unter a) und b) genannten Verträge über Verkauf B. Beschaffungsauftrag und Lieferung von 30 kompletten betriebs- fertigen HS 30, unter Einbeziehung von 24 zum Teil umzurüstenden Fahrzeugen aus den I. Die Entscheidung der Bundestagsausschüsse bisherigen Verträgen; Lieferzeit vom 22.1. bis 30.4.59; In einer Sitzung vom 25.10.55 beriet der Ver- teidigungsausschuß des Deutschen Bundestages das 3. Nullserienverträge BRD-British MARC (Tochter- Bedarfsprogramm gepanzerter Fahrzeuge. Bis zu firma von HS) diesem Zeitpunkt waren erste militärische sowie taktisch-technische Forderungen an einen SPW kon- a) Vertrag vom 3.8.57 über Lieferung von 30 kretisiert und erste Kontakte mit der Schweizer kompletten Fahrzeugen, Lieferzeit ab 3.3.58; Rüstungsfirma Hispano Suiza in Sachen HS 30 aufge- b) am 21.5.59 vereinbarte und mit Wirkung nommen worden. Am 24.4.56 übermittelte der vom 25.11.58 geltende Neufassung des Ver- Bundesverteidigungsminister dem Verteidigungs- trages a) unter Einbeziehung von 26 zum Teil ausschuß eine Übersicht über den Bedarf an gepan- umzurüstenden Fahrzeugen aus dem Vertrag zerten Kraftfahrzeugen für die Zeit vom 1.4.56 bis vom 3.8.57; Lieferzeit vom 29.8.58 bis 31.3.57 als Unterlage für die dem Verteidigungs- 20.3.59; ausschuß und dem Haushaltsausschuß des Bundes- tages obliegende Bewilligung der dafür erforder- 4. Serienverträge BRD-British MARC lichen Mittel (BRH zu 173). In dieser Übersicht war der Gesamtbedarf an „mittleren Schützenpanzer- a) Vertrag vom 25.2.57 über Lieferung von wagen" (später: „Schützenpanzer lang") mit 10 680 2800 Fahrgestellen, Lieferzeit: 25.2.58 bis Stück, der Bedarf bis zum 31. 3. 57 mit 882 Stück an- 25.6.60; gegeben. Der Geldmittelbedarf für diese Beschaffung b) Vertrag vom 13.12.57 über Lieferung von wurde mit rund 2,456 Mrd. DM angegeben (a. a. O. 2800 kompletten Fahrzeugen [Ergänzung und Anl. S. 3, 4). Im Bundestag befaßten sich mit der Neufassung des Vertrages a)]; neue Liefer- Vorlage des Bundesministers vom 24. 4. 56 zunächst zeit: 25.5.58 bis 25.9.60; der Unterausschuß Beschaffung des Verteidigungs- ausschusses, dann der Verteidigungsausschuß (am 5. Serienvertrag BRD-Rheinstahl Hanomag vom 3.7.56). In einer gemeinsamen Sitzung des Verteidi- 24.4.58, 806 komplette Fahrzeuge; Lieferzeit: gungs- und des Haushaltsausschusses (vom 5.7.56) 24.2.59 bis 24.7.60; wurde die Vorlage angenommen und die Bindungs- ermächtigung in der geforderten Höhe von 2,456 6. Serienvertrag BRD-Henschel vom 24.4.58, 806 Mrd. DM erteilt. Die Auffassung einer Ausschuß- komplette Fahrzeuge, Lieferzeit: wie unter 5.; minderheit, zunächst eine kleine Null-Serie zur technischen und Truppenerprobung fertigen zu las- 7. Vertrag BRD-Rolls-Royce vom 6.2.57, Lieferung sen, setzte sich nicht durch (vgl. Sitzungsprotokoll). von 8260 Motoren. Bei allen Verträgen mit dem HS-Konzern trat dieser als Generalunternehmer auf. Die 2800 bei II. Die Beschaffungsverträge British MARC bestellten SPW wurden von der Am 22.3.56 ist unter Blank die Einführungs- englischen Panzerfabrik Leyland, die auch den genehmigung für den HS 30 erteilt worden. Im Ok- -Panzer gebaut hat, hergestellt. tober 1956 übernahm Strauß die Leitung des BMVtdg. Zum Erwerb der Nachbaurechte für das Modell HS 30 schloß der Bundesminister am 7.12.56 C. Beschaffungsdurchführung einen Lizenzvertrag über 12 Millionen DM mit der Patentverwertungsgesellschaft (BAM) der Firma HS. Über die Fertigung und Lieferung der SPW hat das I. Mängel des HS 30 BMVtdg zahlreiche Verträge geschlossen (Zusam- menstellung in Nr. 4 Aktenpl. 1. UA). Die wichtig- Die in den genannten Verträgen vereinbarten sten Verträge waren: Liefertermine wurden in keinem Falle eingehalten. Auf seiten des BMVtdg hatten neue militärische 1. Modell- und Prototypenvertrag BRD-HS Bonn Forderungen zu einer veränderten Konzeption vom 16.5.56, mit Ergänzungsverträgen vom des SPW geführt. Auf seiten der Firma HS stellte 13.7.57 und 8.1.58; Lieferung des ersten sich dann u. a. heraus, daß das geplante Einheits- Prototyps bis 14.10.57. fahrgestell, auf das verschiedene Aufbauten je nach Verwendungszweck montiert werden sollten, sich 2. Nullserienverträge BRD-HS Bonn nicht realisieren ließ. Der Serienvertrag BRD-British a) Vertrag vom 27.8.56 über 30 Fahrgestelle; MARC vom 25.2.57 war noch darauf abgestellt. Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

Als Liefertermin für das erste Fahrzeug war der 517 548 248,79 DM. Kosten für Ersatzteile und für die 14.10.57 vereinbart worden. Die von der Firma ver- spätere Umrüstung der Fahrzeuge auf Allisonge- anstalteten Probefahrten konnten aber erst am triebe sind in dieser Summe nicht enthalten (RS 63 21.9.57 in Niederlahnstein (Erprobungsstelle) begin- Anl. 2; RS 57 Anl. 3). nen. Mängel des Fahrzeugs und Schäden u. a. an Kette, Lenkgetriebe, Federung und Schaltgetriebe bedingten, daß das Fahrzeug erst am 13.6.58 als E. „betriebsbereit" übergeben werden konnte (BRH Ausstattung der Bundeswehr mit HS 30, zu 185). Die weitere Erprobung führte nach einem Umrüstungen des Fahrzeugs und Verwendung Zwischenbericht der _Erprobungsstelle Niederlahn- im Ausland stein vom 15.7.58 zu der Feststellung, das Fahrzeug sei in seinem jetzigen Konstruktionszustand ent- Von den Firmen sind insgesamt 2176 SPW vom wicklungsfähig, aber noch nicht serienreif und Typ HS 30 ausgeliefert worden. Am 31.10.1967 truppenbrauchbar. Ein am 20.7.58 auf Veranlassung waren noch 2172 Stück vorhanden, die sich wie folgt von Minister Strauß erstattetes Gutachten kam zu verteilten (RS 42 Anl. 1). einem ähnlichen Ergebnis. bei der Truppe 1 823 Die aufgetretenen Schwierigkeiten und die ver- Schulen 85 zögerte Lieferung führten zu starken Differenzen zwischen dem BMVtdg und der Firma HS. Am Erprobungs-Stellen 26 19.5.58 ordnete Minister Strauß eine Gesamtüber- Umlaufreserve 238 prüfung des Beschaffungskomplexes durch die „Becker-Kommission" an. Das für die Firma HS Die wichtigsten Umrüstungen aufgrund technischer negative Ergebnis der Kommission wurde auch Mängel waren (RS 42 Anl. 1; Stellungnahme des durch zwei Gutachten der Rechtsanwälte Oskar BMVtdg zu den Zeugenaussagen in Munsterlager) : Möhring und Reuss bestätigt. - Getriebe: Anfälligkeit des Sidebi-Getriebes II. Vertragsreduzierung und Vergleiche Umrüstung Die Verminderung der Planzahlen der Bundes- von 200 HS 30 auf Wilson-Getriebe, wehr im November 1956 von 500 000 auf 350 000 von 1160 HS 30 auf Allison-Getriebe. Mann hatte eine Kürzung des SPW-Programmes von 10 680 auf 6 202 Fahrzeuge zur Folge. Zusätzliche Fahrwerk: Kürzungen führten im Frühjahr 1957 zu einer Min- derung auf insgesamt 4 412 Stück (BRH zu 179). Nach u. a. unzureichendes Laufwerk, unzureichende den Auseinandersetzungen mit der Firma HS er- Federung, zu schwache Stoßdämpfer folgte dann am 23.8.58 eine Kürzung des British Umrüstung MARC-Auftrages auf 1000 SPW und am 24.3.59 eine Kürzung der Aufträge an Henschel und Hano- durch Formänderungen u. a. an Stoßdämpfern, mag auf insgesamt 1027 Stück. Der Rolls-Royce- Laufrollen und Stützrollen. Motorenauftrag ist von ursprünglich 8260 zunächst Kühlung: auf 6880 (am 17.4.57) und schließlich auf 3562 Stück (am 10.7. 59) reduziert worden. erhöhte Öltemperatur im Motor und Getriebe In einem Vergleich vom 9.5.60 verpflichtete sich Umrüstung: die BRD zur Zahlung von maximal 40 Millionen Änderung des Wärmeaustauschs, Verbesserung DM für Restabgeltung und Änderungskosten an die der Kühlanlage. Firma British MARC. Am 26.11.65 wurde ein zwei- ter Vergleich über eine Summe von 3 850 000 DM Geräusche: geschlossen. Die endgültige Abrechnung zwischen den Firmen Henschel und Hanomag erfolgte in Ver- Heultöne, vom Lüfter ausgehend gleichen vom 29.4.64. Umrüstung: Austausch des Lüfters.

D. Gesamtkosten Kette: schwache Laufleistung Die Gesamtkosten für die Serienfertigung von Umrüstung 1089 Fahrzeugen aus Großbritannien (British MARC) und von 1027 Fahrzeugen aus der Bundesrepublik auf anderes Fabrikat. (517 SPW von Hanomag, 510 SPW von Henschel) Eine Reihe von Schwächen des Fahrzeugs ist kon- betrugen einschließlich der Kosten für die Lizenz struktionsbedingt und konnte nicht beseitigt werden gebühren, für die Entwicklung (Holzmodelle und (z. B. Notwendigkeit des Heckausfahrens, um an das Prototypen), für die Erprobung (Bau der Null-Serien Triebwerk heranzukommen; zu schwacher Motor, 60 Fahrzeuge) und für die Restabgeltung der ursprünglich für ein 9 t-Fahrzeug und nicht für wegen der Reduzierung der Aufträge insgesamt das heutige Gewicht von etwa 14,5 t gedacht war). Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

Nach Darstellung des BMVtdg aus dem Jahre 1958 saß, hat der 1. UA dahingestellt gelassen. Seine bestand seinerzeit das Interesse am HS 30 „noch Frage, ob die Frist von drei Jahren der Bundesregie- allgemein (Italien, Indien, USA, Frankreich usw.)" rung von den Alliierten auferlegt worden sei, beant- (Anlageband IV „gelb", Blatt 18, zum Gutachten wortete der Zeuge Blank klar mit den Worten: „Es Reuss). Nach Auskunft des BMVtdg vom 25.4.69 war weder eine Forderung der Alliierten, noch war sind bis heute weder von den deutschen Firmen es ein Angebot" (35/43). Dem entspricht es, wenn noch von den Firmen British MARC oder Leyland sein erster Staatssekretär, Dr. Rust, als Zeuge be- HS 30-Fahrzeuge in andere Länder verkauft worden kundete: (RS 63 Anl. 3). „Die politische Zielsetzung ging aus der dama- ligen politischen Situation dahin, sich dieses Soll selbst im NATO-Rahmen aufzuerlegen. Da- nach wurden nunmehr die Planungen ausge- DRITTES KAPITEL richtet. Wie gesagt, unter diesem Gebot stand die ganze Arbeit" (45/4). Der Beschaffungsvorgang Unmittelbar danach erklärte der Zeuge allerdings: „Das war eine ganz klare Verpflichtung, auf der A. Vorgeschichte zur SPW-Beschaffung Basis der Gegenseitigkeit eingegangen, durch Kabinettsbeschluß" (45/9; vgl. auch Hopf 33/124, 133, Krautwig 28/364). L Deutscher Verteidigungsbeitrag und Aufbau der Bundeswehr Darauf angesprochen, ob das Ziel nicht zu hoch gesteckt war, meinte der Zeuge Generalmajor a. D. Die Bundesregierung hatte sich im Rahmen der Laegeler, der vom- 1.12.55 bis zum 30.9.56 als Pariser Vereinbarungen von 1952 verpflichtet, den kommissarischer Leiter der Abt. IV im BMVtdg für militärischen deutschen Verteidigungsbeitrag inner- die Einführung des HS 30 mitverantwortlich war: halb von drei Jahren zu erbringen. Dazu äußerte „Die Dinge sehen heute natürlich völlig anders sich der Zeuge Blank vor dem 1. UA: aus als damals. Wir glaubten damals noch Die Frist von drei Jahren „ergab sich aus den etwas an Wunder, und zwar deshalb, weil wir gemeinsamen Überlegungen, aus den Verhand- ja sehr vieles im Kriege und auch vor dem lungen auf dem Petersberg, aus den ständigen Kriege in der Aufrüstung fertiggebracht haben" Verhandlungen in Paris, aus den koordinieren- (25/140; vgl. auch Drittes Kapitel, B. III.). den Besprechungen mit der NATO, die eben- falls ständig dabei im Spiel war. Es war aus Der Staatssekretär a. D. und jetzige Präsident des Sicherheitsgründen geboten, die sog. Durst- BRH, Hopf, betonte in diesem Zusammenhang als strecke — so war der Ausdruck — so kurz wie Zeuge, daß es sich um eine Forderung gehandelt möglich zu halten" (35/43 f.) ; sonst hätte der habe, die s. E. „von vornherein nicht möglich" war deutsche Verteidigungsbeitrag „keinen Sinn ge- (33/94). habt" (35/49). Der BRH hat hierzu ausgeführt, ihm sei nicht Blank, der „auch heute noch die damals angesetzte bekannt, worauf sich die Hoffnung stützte, die Aus- Zeit für durchaus realisierbar" halten zu können rüstung für eine moderne Armee von 500 000 Sol- meint, verließ sich dabei auf das Urteil seiner mili- daten könne in drei Jahren beschafft werden (BRH tärischen Sachverständigen (35/44). zu 198) . Sein Nachfolger Strauß bestätigte diese Darstel- lung: II. Rüstungswirtschaftliche Erwägungen bei der „Damals sind „die Generäle Heusinger und Vergabe des Schützenpanzerauftrages Speidel beauftragt worden, mit den militäri- schen Sachverständigen der drei Hochkommis- Nach der politischen Entscheidung, eine Bundes- sare . . . sachliche Probleme der Aufstellung wehr innerhalb von drei Jahren in 500 000 Mann deutscher Streitkräfte, Umfang, Organisation, Stärke aufzubauen sowie der militärischen Entschei- Eingliederung usw. zu besprechen . . . Das dung, die deutsche Panzerwaffe mit Schützenpanzern Ergebnis dieser Beratungen war . . . eine Pla- auszustatten, traten rüstungswirtschaftliche Fragen nung, die sehr stark von alliierten Forderungen in den Vordergrund der Überlegungen. Das Problem, beeinflußt war und die von den deutschen ob im In- oder Ausland produziert werden sollte, Experten — unter gewissen Voraussetzungen, ist vor dem 1. UA häufig als entscheidungserheblich muß ich sagen — als realisierbar erklärt worden für die Beschaffung des schweizerischen Schützen- war, nämlich einen Beitrag zur EVG in Stärke panzermodells HS 30 interpretiert worden. Neben von 500 000 Mann in drei Jahren zu leisten" der Behauptung, eine Alternative zum HS 30 habe (64/260) . es nicht gegeben (vgl. Drittes Kapitel, B. III.) wird Ob die Verpflichtung zur Leistung des deutschen die Vergabe dieses Auftrags mit Hinweis auf da- Verteidigungsbeitrages in drei Jahren den Charak- malige Bedenken gegen eine Rüstungsproduktion in ter einer völkervertragsrechtlichen Bindung oder der BRD zu rechtfertigen gesucht. Als Gründe für die nur die Qualität einer einseitigen Zusicherung be- Beschaffung im Ausland wurden genannt: Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

politische Bedenken und militärische Einwände men, „daß schon sehr bald nach Ausbruch von Feind- gegen den Aufbau einer neuen deutschen Rü- seligkeiten in Deutschland kein Rüstungsbetrieb stungsindustrie, mehr voll funktionsfähig sei, weshalb es zweck- mäßig wäre, möglichst viel nach dem Westen zu Gefahr der konjunkturellen Überhitzung im In- verlagern" (64/294). land, Diese Überlegung ist vor dem 1. UA nur von Möglichkeit zum Devisenausgleich, Strauß angestellt worden. Sie paßt nicht zu Be- Bedenken der deutschen Industrie gegen Wie- strebungen aus dem Jahre 1956, den Schützenpanzer deraufnahme der Rüstungsproduktion. „aus militärischen Gründen" in der BRD bauen zu lassen (vgl. v. Manteuffel a. a. O.). Auch der Zeuge Zu den politischen Bedenken gegen den Auf- Weniger, zwischen 1951 und 1956 Leiter des Referats bau einer neuen deutschen Rüstungsproduktion „Grundsatzfragen der industriellen Produktion" im meinte der Zeuge Hopf: BMWi, hatte als Mitglied des Sechserausschusses „Soweit ich mich entsinne, war man ... poli- in dessen 24. Sitzung am 19.6.56 auf den Wunsch tisch ... der Auffassung, daß man eine Rü- der Militärs, in der BRD zu produzieren, hingewie- stungsindustrie möglichst nicht entstehen lassen sen, jedoch hinzugefügt, „daß die militärische Seite wollte. Ich selbst vertrat diese Auffassung nach- eine Fertigung in Hannover als unerwünscht be- haltig, und zwar insbesondere damals — man zeichnet habe" (vgl. Sitzungsprotokoll). muß sich ja in die Zeit vor 13 Jahren zurück- Zu den konjunkturellen Auswirkungen einer versetzen — aus außenpolitischen Gründen, deutschen Produktion haben mehrere Zeugen vor weil ich mir sagte, wenn eine deutsche Rü- dem 1. UA Stellung genommen. Strauß z. B. verwies stungsindustrie entweder nicht oder jedenfalls auf den damaligen Bundeswirtschaftsminister nur für bestimmte Sparten entsteht, dann ist Erhard, der „im Zeichen einer unter zivilen Aufträ- das das beste Argument, um einem etwa auf- gen hochgehenden Konjunktur nicht zusätzlich Kon- kommenden Mißtrauen gegen die Bundesrepu- junkturanreize und Konjunkturerhitzung" durch blik entgegenzuarbeiten; denn es ist ja das eine Erteilung militärischer Großaufträge wünschte genaue Gegenteil des Gedankens der Autarkie" (64/267). Diese Erwägungen hatten im Jahre 1956 in (33/61). den Beratungen der zuständigen Bundestagsaus- Der Zeuge Rust zu diesem Thema : „... ein Glaubens- schüsse eine erhebliche Rolle gespielt. Der Sechser- bekenntnis: keine eigene Rüstung" ! (45/13). ausschuß traf dann am 3.7.56 eine Entscheidung, wonach 50 % der Fertigung an eine Arbeitsgemein- Diesen Äußerungen ist entgegenzuhalten, daß in schaft im Inland und 50 % an das Ausland vergeben den damaligen Beratungen der zuständigen Bundes- werden sollte. Der Zeuge Neef lobte vor dem 1. UA tagsausschüsse und auch des Ausschusses für wirt- den „volkswirtschaftlichen Gewinn dieser allmäh- schaftliche Fragen der Verteidigung — ein aus lei- lichen Annäherung und der Vermeidung des tenden Beamten des BMWi und des BMVtdg zusam- Schocks einer Überhitzung" (28/427; vgl. auch Baier mengesetzes Gremium (genannt Sechserausschuß) — 38/210). außenpolitische Bedenken gegen eine Rüstung im In- land nicht aufgekommen sind (vgl. Protokolle der Zum Punkt Devisenausgleich erklärte der Zeuge Ausschußsitzungen). In der 23. Sitzung des Sechser- Blank: ausschusses (vom 7. 6. 56) hatte der Zeuge Staats- sekretär Dr. Neef, der vor dem 1. UA über die da- „Es gab von Anfang an das Problem, ... wohin malige Koordinierung der rüstungswirtschaftlichen z. B. Auslandsaufträge gegeben würden, denn Probleme durch den Sechserausschuß berichtete, so- das hing ja zusammen mit einer Frage, die gar erklärt, daß „militärische und politische" (nicht heute noch so aktuell ist wie damals, nämlich aber wirtschaftspolitische) Gründe für eine Produk- Ausgleich der Devisenkosten für die hier sta- tionsaufnahme in Deutschland sprechen könnten. Dr. tionierten Truppen. Insofern gab es natürlich Holtz, seinerzeit Ministerialdirigent im BMVtdg, auch politische Überlegungen: soll man einen bezeichnete es auf der gemeinsamen Sitzung des Auftrag nach Amerika oder soll man ihn nach Verteidigungs- und des Haushaltsausschusses vom England oder soll man ihn nach Frankreich 5. 7. 56 für zweckmäßig, „daß bei den Schützenpan- geben?" (35/19). zerwagen so viele Aufträge nach Deutschland gelegt würden, wie es notwendig sei, um die Entwicklung Der Zeuge Hopf bekundete: vorwärtszutreiben". Der Abgeordnete v. Manteuffel „Ich war fast immer zugegen bei den Verhand- schließlich hatte in derselben Sitzung einen noch lungen zunächst mit Amerika, England, Frank- weitergehenden Gedanken. Er meinte, daß sich reich und weiteren Stationierungsstaaten. Dann nach Weiterentwicklung des Fahrzeugs „vielleicht reduzierte sich auf Amerika und England die doch in gewissem Sinn ein Exportartikel für die an- Frage, die zunächst hieß ,Besatzungskosten', deren NATO-Staaten" ergebe (vgl. Sitzungsproto- dann ,Stationierungskosten', dann ,gegenseitige koll) . Hilfe' und dann ,Devisenausgleich"' (33/126; Von militärischen Einwünden gegen den Aufbau vgl. auch Strauß 50/82). einer neuen deutschen Rüstungsindustrie hat der Der Zeuge Neef zu diesem Thema: Zeuge Strauß vor dem 1. UA berichtet. Im Ernstfall habe man nicht von Fertigungen in Deutschland ab- „Der Gedanke, einen Teil dieses Auftrags nach hängig sein wollen. Man habe damals angenom- England zu geben, war uns wirtschaftspolitisch Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

sehr sympathisch. Die Idee Frankreich ist nicht Hispano Suiza ein gepanzertes Vollkettenfahr- sehr lange am Leben geblieben" (28/402; vgl. zeug an ..." (64/53 f.) (vgl. dazu auch die Aus- auch Kraemer 58/25). sagen der Zeugen Pollex, 28/489, von Löffel- Über die Einstellung der deutschen Industrie zu holz 25/288 f., Nähring 25/197, Blank 35/10, 54). Panzeraufträgen hat der 1. UA ein klares Bild Positiv über die Bereitschaft eines im Panzerbau nicht gewinnen können. Die Skala der Aussagen erfahrenen Unternehmens äußerte sich auch der reicht von generellem Desinteresse der deutschen Zeuge Dr. Merker, einer der deutschen Panzerfach- Industrie an Rüstungsaufträgen (so z. B. Rust 45/12; leute, der damals als Generaldirektor bei Hanomag v. Manteuffel 33/30) bis zur generellen Bereitschaft tätig war. Er beantwortete vor dem 1. UA die Frage, der infrage kommenden Wirtschaftskreise. Zu letz- ob er damals (Mitte der 50er Jahre) imstande und terem hat sich der Zeuge Weniger mit folgendem willens gewesen wäre, bei Hanomag ein eigenes Hinweis eingelassen: Panzerfahrzeug zu entwickeln, mit einem klaren „Die deutsche Industrie, die damals von dem „Jawohl ... Wir hätten es gekonnt und haben Nürnberger Komplex einigermaßen entlastet es auch später getan... Aber wir hatten ja da- war, also willig war, Rüstungsaufträge entge- mals nichts. Wir standen ja vor dem Nichts. Wir gegenzunehmen, hätte zweifellos ein geeignetes hätten von vorne anfangen müssen". (28/191; Fahrzeug entwerfen können, allerdings in einer vgl. auch v. Schwerin 68/185; Kniepkamp 74/20). Kooperation verschiedener Firmen" (28/452). Zwischentöne waren aber auch von den Zeugen Der Zeuge Berendsen, MdB, der seinerzeit Mit- Strauß und Dr. Bergemann zu hören. Strauß sprach glied des Unterausschusses Beschaffung des Vertei- vor dem 1. UA von erheblichem Widerstand bei digungsausschusses war, führte aus, daß er damals einer Reihe von Firmen (64/266). MinDirig Dr. Ber- auf den Einwand, die deutsche Industrie wolle gar gemann, der für die Ausarbeitung der HS 30-Be- keinen Auftrag, festzustellen versucht habe, „ob die schaffungsverträge- im BMVtdg eingesetzt war, einen Auftrag will oder nicht. Und die Bereitschaft meinte, die deutschen Firmen hätten sich im Anfang war durchaus gegeben" (33/11). Dem entspricht auch nicht sehr gedrängt (38/157 f; ähnlich Hopf 33/61). — der in der 23. Sitzung des Sechserausschusses am Hinzuweisen ist auch auf einen persönlichen Brief 7. 6. 56 gemachte Vorschlag, die an der Fertigung Oscar R. Henschels an den Zeugen Reichsminister von SPW interessierten Firmen Henschel, Hanomag, a. D. Treviranus vom 16.8.68, in dem es heißt: Krupp und Büssing, die bei der Vergabe von Kraft- fahrzeugen nicht zum Zuge gekommen seien, zum „Es ist sonderbar, daß in Bonn immer wieder Ausgleich bei der Fertigung von SPW zu berücksich- behauptet wird, daß man sich schnell zum Kauf tigen. der HS 30 hätte entschließen müssen, da keine andere Firma in der Lage gewesen sei, inner- Zwischentöne in der Spanne derart kontroverser halb von einem Jahr einen neuen Panzer zu Aussagen waren dann von den Zeugen Philipps und konstruieren..." (68/183 f. und Anl. 7). Merker zu hören. Der ehemalige Panzergeneral Philipps, der zu jener Zeit als Mitarbeiter von Zusammenfassende Beurteilung Henschel im Bundesverband der Deutschen Industrie die Untergruppe „Gepanzerte Fahrzeuge" leitete Außenpolitische und militärische Bedenken ge- und in dieser Eigenschaft die Verbindung mit dem gen eine Rüstungsproduktion in der BRD spielten BMVtdg aufgenommen hatte, zog zunächst eine z. Z. der Vergabe des Schützenpanzerauftrags keine historische Parallele: ausschlaggebende Rolle. Aus diesen Gründen kann die Notwendigkeit der Auftragsvergabe an den HS „... darf ich einschalten, daß es diesen An- Konzern, ein ausländisches Unternehmen, nicht her- fang mit Firmen, die noch nie Panzer gebaut geleitet werden. Zumindest Teile der deutschen In- hatten, im Jahre 1933 — und da war ich maß- dustrie waren auch frühzeitig bereit, die Rüstungs- geblich beteiligt — genauso gegeben hat. Alle produktion wieder aufzunehmen. Aus devisenpoliti- Firmen, die seinerzeit die deutschen Panzer ent- schen und konjunkturellen Gründen war aber die wickelten, hatten davor noch nie etwas mit Pan- Beteiligung des Auslands an der Beschaffung des zern zu tun gehabt. Schützenpanzers erforderlich. Ein zwingender Grund Die Rückfragen bei ... fünf Konstruktionsfirmen für die Auftragsvergabe an die Firma HS kann je- ergaben, daß Krupp aus bekannten Gründen doch auch darin nicht gesehen werden. Wie das Mo- sich versagte, daß MAN es ablehnte, daß Daim- dell HS 30 hätte z. B. auch eine deutsche Konstruk- ler-Benz in Marienfelde dazu nicht in der Lage tion in England und Deutschland produziert werden war. Das gleiche galt für ... Hen- können. schel in Kassel war die einzige (Firma), die sich Die aus den Abgeordneten Professor Dr. v. Mer- dazu bereit erklärte. Auf dem Zugmaschinen- katz, Professor Dr. Süsterhenn und Dr. Schulze sektor sah es nicht anders aus. Die DEMAG Vorberg bestehende Minderheit stimmt der Fest- wollte nicht, Hanomag sagte ja, Kraus-Maffei stellung des Berichts insoweit zu, als devisen- sagte nein, Daimler-Benz in Marienfelde sagte politische und konjunkturelle Gründe die Beteili- nein und FAMO in Breslau sagte ebenfalls nein. gung des Auslandes an der Beschaffung des Schüt- Wir hatten also auf dem deutschen Sektor zenpanzers erforderlich machten. eigentlich keine Firma, die dazu in der Lage ge- wesen wäre, mit Ausnahme von Hanomag und Selbstverständlich hätte auch jedes andere Mo von Henschel. In diesem Zustand bot die Firma dell, falls es ebenso zeitgerecht zur Verfügung ge- Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

standen hätte, in den gleichen Produktionsstätten und ein Sechsradfahrzeug für den Truppentransport gefertigt werden können. Diese Voraussetzung entwickelt. Beide Projekte waren über den Prototyp war aber nicht gegeben. nicht hinausgekommen. 1947 hatte man verschiedene Prototypen eines kleinen Raupenfahrzeuges für Luft- landetruppen, das mit Fallschirmen zur Erde ge- bracht werden sollte, hergestellt (vgl. RS 45 Anl. 1). B. Verletzung der Sorgfaltspflicht bei der Aus — Zu seiner Person sagte Poniatowski vor der StA wahl der Firma Hispano Suiza und des Fahr Bonn aus, daß er zwar keine Technische Hochschule zeugs HS 30? besucht, aber an einer privaten Fachschule „Spezial- mathematik" studiert und außerdem eine Artillerie- Gemäß Punkt a) des Untersuchungsauftrages war schule besucht habe. Das Gesamtstudium habe sich Beweisthema des 1. UA, ob die Bundesregierung bei etwa über zwei Jahre erstreckt (XII/11). Über seine der Auswahl des Fahrzeugtyps oder ihrer Herstel- Arbeit für Hispano Suiza äußerte sich Poniatowski ler ihre Sorgfaltspflicht verletzt hat. Da dies z. B. vor dem Staatsanwalt wie folgt: dann der Fall sein könnte, wenn der Auftrag und die Durchführung Firmen übertragen wurden, die über „1950 habe ich auf Wunsch des (französischen) keinerlei Erfahrung im Bau von derartigen Fahr- Generalstabs — ohne Auftrag — an einem zeugen verfügten, hat der 1. UA diese Frage, die Mehrzweck-Kettenfahrzeug gearbeitet. 1952 trat ausdrücklich als Beweisthema formuliert ist, dem die Firma Hispano Suiza an mich heran. Sie Komplex „Sorgfaltspflicht bei der Auswahl der setzte sich mit mir in Verbindung zum Zwecke Firma und des Fahrzeugs" untergeordnet. Da Kon- der Unterbringung ihrer Drei-Zentimeter-Ka- struktion und Bau des HS 30 von verschiedenen Fir- nonen auf dem Mehrzweck-Kettenfahrzeug. Das men durchgeführt wurden, hat der 1. UA seine Er- Fahrzeug sollte mit einem bestimmten Turm mittlungen betr. „Auswahl der Fahrzeughersteller" versehen werden. Anfang 1953 erteilte Hispano Suiza einen präzisen Herstellungsauftrag auf die Konstruktionsfirma ausgedehnt. - ... Fortan arbeitete die SEAM im Auftrag des Hispano-Suiza-Konzerns. Der Inhaber des Kon- I. Der Konzern Hispano Suiza und seine Erfahrungen zerns, Herr Birkigt, hat damals meinen ältesten in Konstruktion und Bau von Panzerfahrzeugen Bruder, der Verwaltungsrat bei Hispano Suiza Paris war, gefragt, ob die SEAM das Projekt 1. Der Konstrukteur des HS 30: Prinz Poniatowski übernehmen könne. Wir haben das bejaht." Der Zeuge Louis Birkigt, Hauptinhaber des HS (VIII/74 f.) Konzerns, hatte sich nach eigener Aussage vor dem 1. UA im Jahre 1950 entschlossen, ein eigenes, leicht Die fachliche Beurteilung des Prinzen Poniatowski gepanzertes Kettenfahrzeug entwickeln zu lassen ist sehr unterschiedlich. Obwohl der Panzerfachmann (76/51). Er habe — so Birkigt — aufgrund der Er- Dr. Merker, Direktor bei Hanomag, den Namen fahrung des Rußland-Feldzuges das Kettenfahrzeug Poniatowski als Panzerkonstrukteur vor der ersten als das mögliche Fahrzeug der Zukunft angesehen. Begegnung 1954 noch nicht gekannt hatte, ver- Außerdem habe man Lafetten für die 20- und sicherte er dem 1. UA: 30-mm-Waffen seiner Firma gebraucht. „Ich halte ihn für einen sehr ordentlichen und HS beauftragte die Firma SEAM (Société d'Etudes anständigen Mann, der zweifellos auch etwas et d'Applications Mécaniques) in Paris, deren In- konnte. Inwieweit er nun als Konstrukteur, als haber der Prinz André Poniatowski, ein ehemaliger Ingenieur etwas konnte, inwieweit er nun französischer Offizier polnischer Herkunft, war, mit natürlich ein weitreichendes Maß von Erfah- der Entwicklung eines Kettenfahrzeugs. rung auf dem Panzergebiet hatte, daß weiß ich Auf die Frage, warum HS den SPW nicht in eig- nicht, das kann ich nicht beurteilen" (28/224). nen Büros habe entwickeln lassen, sagte Birkigt: Der Zeuge Philipps, Dipl.-Ing., der Poniatowski zu- „Das lag daran, daß wir uns in unseren Wer- vor ebenfalls nicht gekannt hatte, bezeichnete ken im wesentlichen mit Bewaffnung, mit Moto- ihn als ren und mit Getrieben und derartigen techni- einen „absolut seriösen Ingenieur" (64/66). Der schen Dingen befaßten und mit dem anderen Zeuge BrigGen. a. D. Schanze, der am 1.12.53 als Teil eines solchen Fahrzeugs, z. B. mit dem Panzerspezialist in das damalige Amt Blank einge- Kettenbau, keine Erfahrung hatten, denn die treten war, gab zwar zu, „eigentlich nichts" unter- Kette ist ja ein spezifischer Bestandteil eines nommen zu haben, um die Qualifikation des Kon- strukteurs nachzuprüfen (47/35). Schanze war aber Panzers" (76/52). nach seiner eigenen Aussage von Anfang an über- Dazu der Generaldirektor der Firma HS, Kraemer: zeugt, „unbedingt mit einem Fachmann" zu tun zu haben (47/37). In einer Befragung durch Minister „Wir waren nicht so vermessen trotz der vie- Strauß am 30.5.58 (s. Heft 5 Akte Becker-Kommis- len Konstrukteure, die wir besaßen — und wir sion S. 37-42, Nr. 29. 1. UA) hatte Schanze noch er- kamen aus dem Fahrzeugbau, das Fahrzeug sel- klärt, daß seiner Ansicht nach Poniatowski in der ber zu entwickeln " (58/ 13). Panzerkonstruktion unerfahren sei. An das von Die SEAM, eine von Poniatowski 1932 gegründete BrigGen. a. D. Becker — im Frühjahr 1958 Initiator Gesellschaft zur Entwicklung von Erfindungen, hatte der nach ihm benannten und von Minister Strauß vor dem Zweiten Weltkrieg einen 22-Tonnen-Panzer eingesetzten Kommission zur Überprüfung der HS Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

30-Beschaffung — unterzeichnete Protokoll konnte Erfahrungen des Konstrukteurs ... in den Bau einer sich Schanze indes nicht mehr erinnern (47/92 f.). Null-Serie von etwa 300 Stück unbedenklich einge- Der Zeuge Dr. Ing. Fischer, MinDir im einstweili- treten werden kann" (Anlageband II „rot", Blatt 21, gen Ruhestand und 1958 im BMVtdg mit der Ge- zum Gutachten Reuss). Obwohl Schanze nichts un- samtsache HS 30 befaßt, äußerte vor dem 1. UA: ternommen hatte, die Qualifikation Poniatowskis zu überprüfen (s. o.), hielt er sich also für berechtigt, „Ich habe Poniatowski in einigen Besprechun- dessen Erfahrungen als Konstrukteur hervorzuhe- gen in Hannover erlebt. Er verstand schon etwas, ben! er verstand aber nicht genug. Vor allen Dingen fehlte ihm die nötige Härte, um ein derartiges Das Urteil Schanzes konnte auch nicht auf Er- Team zu führen." (64/161) kundungen anderer Dienststellen der BMVtdg be- Indirekte Kritik an Poniatowski übte Fischer, als ruhen. Wie das Ministerium zugibt, sind lediglich er auf die Qualität der Nachbaufirmen angesprochen die DEFA (französische Panzer-Entwicklungs-Abtei- wurde: lung) „und Herren der französischen Botschaft" über Poniatowski befragt worden. Dabei sei „Nachteiliges „Die reine Bauausführung, die diese Firmen zu ... nicht mitgeteilt" worden (Anlageband IV „gelb", liefern hatten, war bestimmt eine einwandfreie Blatt 18, zum Gutachten Reuss; vgl.. auch BRH zu Arbeit. Die Firmen waren aber nicht für die 169). Ob und wo Poniatowski schon mit Erfolg ge- Konstruktion verantwortlich" (64/173). arbeitet hatte, ist seinerzeit nicht geprüft worden Von ungünstigen Urteilen über Poniatowski (Anlageband IV „gelb" a. a. O.). sprach auch der Zeuge Hansohm, der in den Jahren 1957 bis 1959 als Fachmann für Kosten und Preise Poniatowski selbst hat auch nicht den Anspruch beim BRH und im BMVtdg in der HS 30-Angelegen- erhoben, früher praktische Entwicklungsarbeit auf heit eingesetzt war (41/67). Die äußerst negative dem Gebiet der Panzerkonstruktion, die zu brauch- Beurteilung Poniatowskis seitens der Becker-Kom- baren Fertigungen geführt hätte, geleistet zu haben. mission in dem Vermerk des Kommissionsmitglieds Seine Entwicklungen waren über den Stand von Forndran vom 31.5.58 (Heft 5 Akte Becker-Korn- Prototypen nie hinausgekommen (vgl. auch Vermerk mission S. 18-23) war das Ergebnis verschiedener Forndran vom 31.5.58, Heft 5 Akte Becker-Kommis- Aussagen. RR Kraus von der Erprobungsstelle Nie- sion, S. 18-23). In einer Art Tätigkeitsnachweis derlahnstein z. B. hatte Poniatowski als unerfahre- kommt das deutlich zum Ausdruck (RS 45 Anl. 1). Ob nen Konstrukteur bezeichnet (vgl. Prot. vom 27.5. dieses Papier 1955 in die Hände des BMVtdg ge- 58, Heft 5, Akte Becker-Kommission, S. 4, 8-15). langt ist, wie der Zeuge Kraemer behauptet (58/14), Oberst a. D. Nähring, der von 1951 bis 1953 im Amt konnte der 1. UA nicht aufklären, war für die Beur- Blank die sog. „Militärische Forderung" an den teilung des Verhaltens des BMVtdg aber auch nicht SPW bearbeitet hatte, meinte der Becker-Kommis- notwendig. Im Vergleich zu den von der Firma HS sion gegenüber, Poniatowski sei „nach seinen eige- betonten langjährigen Erfahrungen Poniatowskis nen Angaben Neuling auf dem Gebiet der Panzer- hätte dessen eigene Darstellung nämlich zu beson- konstruktion" und habe „daher im Laufe der Zu- derer Skepsis führen müssen. sammenarbeit manche Unsicherheit" gezeigt (Prot. vom 27.5.58 a. a. O.). Vor dem 1. UA dagegen be- Zusammenfassende Beurteilung kundete Nähring, Poniatowski habe einen guten und sicheren Eindruck auf ihn gemacht (25/200, 205). Die Bundesregierung hat ihre Sorgfaltspflicht bei Nähring weiter: „Wie wir später festgestellt haben, der Auswahl der Firma HS verletzt, indem sie die war das sein erster Wurf. Das wußten wir aber alle von HS beauftragte Konstruktionsfirma SEAM und vorher nicht" und auf die Frage, ob jemand aus dem den von HS als besonders qualifiziert herausgestell- Hause über die Qualifikation des Prinzen etwas ge- ten verantwortlichen Konstrukteur des HS 30, sagt habe: „Nein, gar nichts" (25/206). Vor der Poniatowski, in völlig unzureichendem Maße auf Staatsanwaltschaft schließlich hat Dr. Wegener, des- deren tatsächliche Erfahrungen überprüfte. sen Industrieberatungsbüro in die Prüfung der Be- schaffungssache von seiten des BMVtdg und der Schon hier sei gesagt, daß sich zwar die Not- Firma Hispano Suiza eingeschaltet worden war, aus- wendigkeit konstruktiver Änderungen beim HS 30 gesagt, die Größenordnung des Poniatowski-Büros aufgrund neuer militärischer Forderungen des sei „weitaus zu klein angesichts des Riesenauftra- BMVtdg negativ auf die Beschaffungsdurchführung ges" gewesen (Bd. VII, 74; vgl. aber auch Schanze auswirkte, das Versagen des HS 30 aber größten- 47/37 ff.; Hellwig 74/88 ff. und Aders 74/Anl. 6). teils auf ursprünglichen Konstruktionsmängeln be- ruht. Dem BMVtdg ist Poniatowski nach eigener Dar- stellung bis 1955 unbekannt gewesen (vgl. Anlage- Eine aus den Abgeordneten Prof. Dr. von Mer- band IV „gelb", Blatt 18, zum Gutachten Reuss). katz, Prof. Dr. Süsterhenn und Dr. Schulze-Vorberg Hispano Suiza hatte ihn in einer „Zusammenstel- bestehende Minderheit ist zur Frage, ob die Bundes- lung über das Hispano Suiza Vollkettenfahrzeug republik Deutschland ihre Sorgfaltspflicht dadurch HS 30" vom 23.5.56, von dem damaligen Bonner verletzt hat, daß sie keine weiteren Prüfungen über HS-Vertreter von Puttkamer an Schanze gerichtet, die Qualitäten des Konstrukteurs Poniatowski vor- als Panzerkonstrukteur mit „jahrzehntelanger Er- nahm, folgender Meinung: fahrung" beschrieben (RS 31 Anl. 4). Der Inhaber der Firma HS, Birkigt, hatte den Schanze selbst hatte schon in einem Vermerk Gedanken, ein leichtes Vollkettenfahrzeug für vom 21.2.56 betont, daß u. a. „im Hinblick auf die verschiedene Zwecke konstruieren zu lassen. Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

Die Firma HS beauftragte die Firma SEAM, die- MARC), Holland, Frankreich, Italien und Spanien sen Gedanken konstruktiv auszuarbeiten und umfaßte u. a. die Herstellung von Kraftfahrzeugen, die entsprechenden Pläne zu erstellen. Diese Auto- und Flugzeugmotoren, Werkzeugmaschinen, Konstruktion enthielt schutzwürdige Rechte. Die Waffen und Munition. Firma HS hat die aus der Konstruktion sich er- Der Zeuge Bergemann hat vor dem 1. UA auf die gebenden Rechte für ihre Patent-Holdingsgesell- Frage, ob nicht die Prüfung der Leistungsfähigkeit schaft MECATEX schützen lassen. eines Unternehmens die Voraussetzung für einen Das BMVtdg hat nicht von sich aus die Kon- Vertragsschluß bilde, zwischen finanzieller und tech- struktionsfirma ausgewählt, sondern war an die nischer Kapazität der Firmen HS unterschieden. In von der Verkäuferin des Fahrzeuges HS 30 seinem (finanziellen) Bereich glaube er, das Beste beauftragte Konstruktionsfirma gebunden. Das getan zu haben. Man habe sich für die Vorauszah- „Leichte Raupenfahrzeug HS" entsprach jedoch lungen in Höhe von rund 193 Millionen DM an die nur in der Gesamtkonstruktion den deutschen Firma British MARC als Sicherheit eine Konzern- Vorstellungen. Um seine endgültige Brauchbar- bürgschaft geben lassen (38/130 f.). Dazu Kraemer: keit zu klären, waren Besprechungen mit den „Der Bund war hundertprozentig gedeckt" (58/64 f.). Konstrukteuren des Fahrzeuges nötig. In dieser Diese Aussage wurde allerdings durch den Zeugen Situation lag es auf der Hand, auch die Kon- MinDir Thomsen in Frage gestellt, der in der Abtei- struktion der Aufbauten und die Änderungen lung Haushalt des BMF für das Beschaffungswesen an den Antriebsteilen den Konstrukteuren des der Bundeswehr zuständig und 1958 Mitglied der „Leichten Raupenfahrzeuges HS" zu übertra- Becker-Kommission war. Thomsen vor dem 1. UA: gen. Nur bei schweren Zweifeln an dem Können Es „kam hinzu, daß die British MARC all ihr der Konstrukteure der SEAM hätte das BMVtdg Vermögen verpfändet hatte — ich beziehe mich versuchen können, diese von der weiteren Kon- auf die Feststellung von RA Möhring —, so struktionsarbeit auszuschließen. daß in der Tat das- einmal gezahlte Geld in Angesichts der positiven Äußerungen der Zeu- höchstem Maße gefährdet war" (53/33 f.; vgl. gen Schanze, Hellwig und Prof. Dr. Aders be- Akte BMF, 5. Hefter: WE 5029, reg. Nr. 17 standen zu derartigen Zweifeln keine Veranlas- 1. UA). sung. In einem Vermerk vom 15.11.58 hatte Thomsen Trotz der den technischen Offizieren bekannten als Ergebnis seiner damaligen Überprüfung festge- positiven Beurteilung des Konstrukteurs Ponia- stellt: „Auf jeden Fall wird . . . erneut unter Beweis towski wandte sich das BMVtdg an General gestellt, daß das Unternehmen Hispano keinesfalls Molinier von der Direction des Etudes et Fabri- würdig und geeignet ist, in Bundesaufträge einbe- cations d'Armement (REFA) und an Herren der zogen zu werden" (Akte BMF, a. a. O.). Diese Auf- französischen Botschaft. Nachteiliges wurde dem fassung Thomsens wurde auch später vom BMVtdg BMVtdg nicht mitgeteilt. Poniatowski war dort nicht geteilt. Das ergibt sich daraus, daß weitere als Konstrukteur bekannt, von dem man wußte, Aufträge an HS vergeben wurden. daß er sich etwa seit Kriegsende mit Panzerbau Die unsichere finanzielle Situation hatte sich auf beschäftigt hatte (Reuss-Gutachten/Anl. IV das spätere Vorgehen der Bundesregierung gegen S. 18). die Firma HS ausgewirkt. Zur Debatte stand, die Bei dieser Sachlage kann gegen die Bundes- Verträge mit HS und seinen Konzerngesellschaften regierung der Vorwurf nicht erhoben werden, zu lösen und Anspruch auf Schadenersatz bzw. ihre Sorgfaltspflicht dadurch verletzt zu haben, Rückgewähr der gezahlten Beträge zu verlangen daß sie die von HS beauftragte Konstruktions- oder, wie es dann auch geschah, den British MARC firma SEAM und den von FIS beauftragten Kon- Auftrag auf 1000 Stück zu kürzen, die in etwa dem strukteur Poniatowski in völlig unzureichendem Wert der geleisteten Anzahlung entsprachen. Der Maße auf deren tatsächliche Erfahrungen über Zeuge Hopf deutete das Problem nur an, als er prüft hat. meinte: „Die sehr hohe Vorauszahlung . . . hat selbst- verständlich bei den juristischen Erwägungen 2. Die Produktionsstätten des HS 30 eine Rolle gespielt. Es ist einfach eine andere Neben dem Konstrukteur des Schützenpanzer- Prozeßsituation, ob der andere etwas einkla modells hat sich der 1. UA insbesondere mit den gen muß oder ob man selbst zurückfordern muß. Produktionsstätten des HS 30 befaßt. Dabei ist der Es ist auch eine Frage des Bekommens, wenn Ausschuß davon ausgegangen, daß eine sorgfältige man gewinnt" (33/138; vgl. auch 143; Goetze Firmenauswahl seitens des BMVtdg die Prüfung der 38/29; Fischer 64/136 f.). Leistungsfähigkeit und Kapazität der in Betracht Dazu Strauß: „Hopf hatte ohne Zweifel juristisch kommenden Unternehmen umfaßt. begründete aber im Finanziellen materiell liegende Nach einer Aufstellung vom 23. 5. 56 befaßte sich Bedenken" (64/370). Becker schließlich drückte sich keine der zu dem Hispano Suiza-Konzern gehören- sehr deutlich aus: den Firmen mit dem Bau von Panzerkampfwagen „Damals standen wir vor der furchtbaren Tat (vgl. RS 31 Anl. 4). Das Fabrikationsprogramm der sache, wenn wir den Vertrag rückgängig ma- HS-Firmen in der Schweiz, England (British Manu- chen und auf Schadenersatz klagen, der Bund facture and Research Co. in Grantham = British jämmerlich hereinfallen würde, . . . weil die Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode

Firma nicht genug Geld besaß" (38/190; vgl. der Firma Hispano Suiza oder eine Gruppe eng- auch Troll 52/133). lischer Fabriken" um ein Angebot „von bis zu 5000 Schützenpanzerwagen" (RS 22 Anl. 1). In der Zu den Produktionsmöglichkeiten des HS-Kon- 106. Sitzung des Verteidigungsausschusses vom zerns sagte Kraemer vor dem 1. UA: 3. 7. 56 führte Holtz aus: „In Deutschland hatten wir einen Vertrag mit „ ... die Aufteilung (der Aufträge auf das der Firma Hanomag geschlossen, weil die Firma Inland und das Ausland) soll weniger wegen Hanomag schon früher Panzer gebaut hat. In der Möglichkeiten der Montage in den Firmen, England hatten wir einen Vertrag mit der die für die Aufträge in Frage kommen, erfolgen. Firma Leyland geschlossen, weil die Firma Ein Auftrag dieses Volumens wird jedoch unter Leyland Centurion-Panzer gebaut hat. Wir wa- dem Gesichtspunkt der Materialbestellung - ren uns also vollkommen dessen bewußt - und Stahl usw. - unter Umständen zu Schwierig- haben daraus auch keinen Hehl gemacht, son- keiten führen. Deshalb denken wir ... an eine dern haben es erklärt -, daß wir keine Pan- Aufteilung der Produktion ... bei Hispano- zerbauer sind . . ." (58/16). Suiza-Wagen etwa in der Aufteilung fifty-fifty, die Hälfte bei einer deutschen Firmengruppe, Dieser Darstellung ist von verschiedener Seite die andere Hälfte bei Hispano Suiza in England. widersprochen worden. Da sich das BMVtdg im ... Wir haben ... den Vorteil, daß wir in der Laufe des Untersuchungsverfahrens ganz besonders Produktion auf zwei Beinen stehen" (vgl. Sit- um den Nachweis bemühte, seine Bediensteten hät- zungsprotokoll). ten gewußt bzw. wissen müssen, daß Leyland der britische Alleinproduzent war, hat der Ausschuß Beide Zitate sprechen dafür, daß Holtz von einer hierzu besonders eingehende Untersuchungen vor- HS 30-Produktion bei British MARC ausging. Im genommen. Der Zeuge Laegeler, Abteilung V (Heer) letzten Zitat schloß Holtz auch die Montage bei Bri- antwortete auf die Frage, ob ihm bekannt gewesen tish MARC ein. In der 17. Sitzung des Sechseraus- sei, daß HS seinerzeit noch niemals Schützenpanzer schusses am 23. 2. 56 hatte Holtz noch gesagt, daß gebaut hatte: „Nein, das war mir nicht bekannt" „das Unternehmen doch im wesentlichen nur mon- (25/143). Der Zeuge von Löffelholz, ebenfalls Abt. V tiere" (vgl. Sitzungsprotokoll). Am 27.8.56 schließ- (Referat „Militärische Forderungen"), auf die Frage, lich schreibt die Firma HS an die Abteilung X wann ihm klar geworden sei, daß HS keine Erfah- (Abteilungsleiter Holtz) : „Die Fertigmontage soll rung im Bau von Kettenfahrzeugen hatte: „Das voraussichtlich bei der Firma Leyland erfolgen" wußte ich überhaupt nicht" (25/276, 304). (RS 22 Anl. 1). - Für die Vermutung, daß auch Holtz der Annahme war, British MARC sei am Bau Ähnliche Einlassungen waren von den Vertretern des HS 30 nicht nur formell beteiligt, sprechen seine der Abteilung X (Wirtschaft), Unterabteilung X A, Äußerungen in der 47. Sitzung des Sechserausschus- zu hören. Der Zeuge RegDir Dr. Breymeier, seiner- ses am 23.7.1958. Darin redet Holtz von der „Ent- zeit Leiter des Grundsatzreferats für alle Vertrags- wicklungs- und Baufirma Hispano Suiza" und an angelegenheiten, bekundete vor dem 1. UA, er anderer Stelle von den „drei Herstellerfirmen Bri- glaube, „daß zunächst immer von British MARC die tish MARC, Henschel und Hanomag" (vgl. Sitzungs- Rede war und hinterher erst Leyland auftauchte" protokoll). Für die Vermutung spricht ferner seine (30/296). Bei einem Gespräch mit Kraemer über Reaktion auf die Darstellung der Produktionsver- British MARC habe dieser die Firma als einen „lei- hältnisse, die Mitglieder seiner Abteilung nach einer stungsfähigen Betrieb" bezeichnet (30/295). - Auch Englandreise abgaben. In einem Schreiben an Bergemann ist „selbstverständlich davon ausgegan- Fischer vom 23.8.58 berichtet Holtz über Vorschläge gen, daß die Firma solche Fertigung machen kann" der Firma Leyland, „die die Fertigung des SPW lang (38/161). Sehr viel später erst habe er zu seiner HS 30 praktisch selbständig durchführt" (Akte Überraschung erfahren, daß nicht bei British MARC, BMVtdg, lfd. Nr. 43, 90-23-50-47, Blatt 350; Nr. 15 sondern bei Leyland gefertigt werden sollte. „Ob Aktenplan 1. UA). das vor Vertragsschluß war oder nach Vertrags- Auch MinRat a. D. Klare, ebenfalls Abt. X, konnte schluß, das kann ich nicht sagen" (38/159). Auf Vor- vor dem 1. UA nicht zur Aufklärung der damals halt einer Erklärung von Holtz in der 22. Sitzung widersprüchlichen Produktionssituation beitragen. des Sechserausschusses vom 17.5.56, von eng- lischer Seite „habe man offensichtlich die bisherigen „Uns ist zuerst immer gesagt worden, der eng- Fertigungsstätten des Centurion-Panzers im Auge lische Partner sei British MARC. Als dann gehabt" (vgl. Sitzungsprotokoll), meinte Bergemann einige Herren oben waren ... wurde gesagt, die allerdings: „Wenn Herr Holtz es erklärt hat, dann Fertigungsstätte ist Leyland, dort, wo der ,Cen- muß ich es wissen" (38/161). turion' gebaut worden ist" (30/296). Neben Holtz hatte auch Klare das Schreiben der Ob der Leiter der Abteilung X, Holtz, jedoch Firma HS vom 27.8.56 abgezeichnet. gewußt hat, daß British MARC gar keine Ferti- gungsmöglichkeiten hatte und die gesamte Ferti- Der Zeuge MinRat Dr. Goetze, in der Abt. X für gung über Leyland laufen sollte, konnte der 1. UA Preise und Finanzierungen zuständig, drückte seine nicht klären, da Holtz verstorben ist. Nach den damalige Überraschung, „daß im British MARC Akten kann auch Holtz die tatsächliche Situation auch nicht eine Krampe zum Ausstieg geschmiedet nicht gekannt haben. In einem Schreiben an British werden konnte", sehr deutlich aus (38/21). Goetze MARC vom 17. 7. 56, bittet er die „englische Fabrik hatte auf einer Dienstreise nach England vom 19. bis Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

22.8.58 (s. o.) die Feststellung gemacht, daß der Typen liefert, die Firma British MARC sich aber HS 30 ausschließlich von Leyland produziert wird. (betr. Lieferung der Serie) verpflichtet, „bis Ende In einem anschließenden Bericht an Holtz vom September 1958 150 SPW lang Panzer Gren. auszu- 15.10.58 führte er aus, daß der Vertrag über 2800 liefern" (Akte BMVtdg, lfd. Nr. 55, 90-23-50-47; reg. SPW mit der Firma British MARC abgeschlossen Nr. 15, 1. UA). Aus dieser Aktennotiz konnte Goetze wurde „ohne zu wissen, daß British MARC über- also nicht auf den Alleinproduzenten Leyland schlie- haupt nicht in der Lage ist, einen auch nur wesent- ßen. Ähnlich verhält es sich mit einem Reisebericht lichen Teil des SPW zu liefern. Es ist allerdings der Abteilung Technik vom 27. 3. 58. Darin wird zu davon die Rede gewesen, was auch im Vertrag einem Besuch bei der Firma Leyland zwar vermerkt, zweimal zum Ausdruck kommt, daß. die Firma ein daß das Werk „einen sehr guten Eindruck" mache ,Montagewerk' habe" (RS 50 Anl.) Ganz ähnlich ließ und „Lehren und Vorrichtungen für den Serienbau" sich Goetze auch vor dem 1. UA ein: Er habe ge- vorbereitet seien (Akte BMVtdg, lfd. Nr. 43, wußt, „daß ein Teil dieser Dinge in Leyland gebaut 90-23-50-47, Nr. 15 1. UA). Ein klärender Hinweis werden sollte" (38/24). In einer dienstlichen Erklä- oder auch nur eine Andeutung, daß nicht British rung vom 16. 10. 68 nahm Goetze zu diesem Kom- MARC sondern Leyland der eigentliche Produzent plex nochmals Stellung. Man habe ihm seinerzeit sei, fehlt aber auch hier. Einem Aktenvermerk erklärt - schreibt Goetze -, daß die Montage bei Goetzes vom 10.7.58 ist entgegen der Ansicht des der Firma Leyland erfolgen solle (RS 50 Anl.). Die- BMVtdg (RS 50 Anl.) ebenfalls die alleinige Pro- sen Ausführungen hält das BMVtdg einen Vermerk duktionsstätte Leyland nicht zu entnehmen. Die aus dem Referat Goetzes entgegen, der das Datum Ausführungen Goetzes über eine beabsichtigte des 11. bzw. 12.8.58 trägt - danach also vor der Leyland-Fahrt zweier Güteprüfer, die „dort an England-Reise Goetzes gefertigt sein müßte - und der Abnahme der aus der dortigen Produktion kom- aus dem sich ergebe, daß Goetze über die Produk- menden Fahrzeuge" mitwirken sollten, besagen tionsverhältnisse informiert gewesen sei. Goetze hat vielmehr, daß Goetze von einer auch anderweitigen - dazu ausgeführt, aus verschiedenen Passagen des Produktion in England ausging (Akte Becker-Kom- Vermerks gehe hervor, daß der Vermerk, der nicht mission, Hefter 8, Blatt 45 ff., Nr. 29 Aktenplan von ihm stamme, erst nach der Leylandreise ent 1. UA) . standen sein könne (Erklärung vom 16. 10. 68, a. a. O). Der seinerzeit mitreisende Rechtsanwalt Das BMVtdg hält Goetze weiterhin vor, daß aus Dr. Haneberg aus der Anwaltskanzlei Möhring er- dem Vertragsentwurf (British MARC) und Goetzes klärte mit Schreiben vom 20. 5. 69, der Bericht sei handschriftlichen Anmerkungen dazu die Stellung im wesentlichen von ihm und nach der Englandfahrt Leylands als Subunternehmer hervorgehe (RS 50 verfaßt worden. Er habe beide Exemplare - es Anl.). Goetze hatte auf dem Vertragskopf bei der handelt sich um Original und Durchschrift - mit sei- Firma British MARC handschriftlich nach Größe, nem Handzeichen „H" am Ende des Textes abge- Kapital und Anzahl der Arbeiter des Unternehmens zeichnet. „Das weitere unter dem Datum ange- gefragt. Goetze heute: „Das wäre nicht geschehen, brachte Handzeichen ,Dr. H./W' wie auch die auf wenn bei der Firma British MARC nicht hätte gefer- dem Original handschriftlich angebrachte Datierung tigt werden sollen (RS 50 Anl.). Zu seinem zusätz- ,11.8.58' stammen nicht von mir. Auch die Bleistift lichen Hinweis: „Band von Centurion" gibt Goetze Datierung ,11.8.58' bzw. ,12.8.58', jeweils auf die glaubhafte Darstellung, ihm sei im Zusammen- Blatt 1 oben angebracht, stammt nicht von mir" hang mit seinen Fragen nach British MARC erklärt bei der Firma Ley- (RS 63 Anl. 7). Da es nicht Aufgabe des 1. UA war, worden, „daß der Zusammenbau eventuelle Straftatbestände nachzuprüfen, ist der land erfolgen solle. Dort seien auch die Montage- Ausschuß dieser Sache nicht weiter nachgegangen. vorrichtungen der Centurion-Panzer vorhanden" - Unter Bezug auf seinen ihm in der Zwischenzeit (s. o.). Der Zeuge Hansohm bestätigte die Darstel- vorgelegten Reisebericht vom 26.8.58 meinte Hane- lung Goetzes. Sie seien stets übereinstimmend der berg dann am 16.6.69, er könne nicht ausschließen, Auffassung gewesen, „daß British MARC die we- daß der Aktenvermerk vor Antritt der England sentlichen Teile des Panzers herstellen würde, daß Reise diktiert wurde. Nach seiner Erinnerung ist der Motor von Rolls Royce kommen würde und daß aber auch er bei Antritt der England-Reise davon schließlich die Endmontage bei Leyland durchge- ausgegangen, „daß die HS 30-Fahrzeuge von der führt werde" (41/96). Firma British MARC hergestellt werden" und nicht, Auch dem Inhalt des Vertragsentwurfs kann die „daß ausschließlich die Firma Leyland ... produ- Alleinherstellung des HS 30 von der Firma Ley- ziert" (RS 65 Anl.). - Schließlich macht Goetze noch land nicht entnommen werden. So heißt es zu geltend, daß sich, wenn er vor der England-Reise § 1 I: von den tatsächlichen Gegebenheiten gewußt hätte, ein Besuch der Firma Britih MARC erübrigt hätte Die Herstellung der Liefergegenstände erfolgt (Erklärung vom 16. 10. 68, a. a. O.). unter Aufsicht der Auftragnehmerin (also Bri- tish MARC) auch soweit sie bei Dritten gefer- Das BMVtdg ist ferner der Ansicht, daß Goetze tigt werden. einer Aktennotiz der Abt. Technik vom 28. 4. 58 Ferner § 5 III: Erfüllungsort für Lieferung und über einen Besuch bei den Firmen Leyland und Bri- Kaufpreiszahlung ist stets das Werk der Auf tish MARC die tatsächliche Fertigungssituation hätte tragnehmerin in Grantham (also British MARC). entnehmen können (RS 50 Anl.). Dazu ist festzu- stellen, daß lt. Notiz (betr. Lieferung der Nullserie) Die endgültige Vertragsfassung läßt entgegen der das Werk Leyland 22 SPW lang verschiedener Ansicht des BMVtdg ebenfalls nicht auf den briti- Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode schen Alleinhersteller Leyland schließen. Im Serien- vom 8.5.57: „Firma Hispano Suiza hat in ihrem vertrag BRD-British MARC vom 25. 2. 57 heißt es Werk Grantham (England) eine Entwicklung auf unter § 6 Abs. III: eigene Kosten und auf eigenes Risiko anlaufen las- „Erfüllungsort für die Lieferung ist stets das sen, ... Eine frühzeitige Einschaltung deutscher Fir- ausliefernde Werk in Leyland (England)." (So men in die bei Grantham laufenden Arbeiten ist unbedingt notwendig, ..." (Anlageband III „rot", auch die Neufassung des Vertrages vom 13.12.57.) Blatt 11, 14, zum Gutachten Reuss). In einer Bespre- chung am 21. 7. 58 sprach Oberregierungsrat Stier Der Zeuge Thomsen hat vor dem 1. UA deutlich vom AWB - „Amt für Wehrtechnik und Beschaf- gemacht, daß es aufgrund der tatsächlichen Gege- fung", heute B (Bundesamt) WB - in Koblenz von benheiten nicht „in Leyland" (Ortsname) sondern Lieferungen an das BMVtdg „via Grantham und „von Leyland in Leyland" (Firmen- und Ortsname) Leyland" (Vermerk vom 22. 7. 58, Akte Becker hätte heißen müssen (53/69 f.). Der Zeuge Ministe- Kommission, Hefter 8, Blatt 79 ff., Nr. 29 Aktenplan rialrat Witte aus dem BMVtdg, der Ende 1960 die 1. UA) . Abwicklung der HS 30-Verträge übernommen hatte, Trotz dieser Widersprüche ist anzunehmen, daß gab denn auch zu, daß ein Nichtfachmann „natür- sich einige Techniker über die britischen Produk- lich" nicht wissen könne, daß Leyland eine Panzer- tionsverhältnisse im klaren waren. Fischer, der die fabrik ist (55/261). Damit wird die Aussage Thom Abteilung 1958 übernahm, konnte zwar nur bestä- sens verständlich, man habe „in Leyland" dahin auf- tigen, daß British MARC den Auftrag an Leyland gefaßt, daß British MARC in Leyland arbeiten werde weitergegeben hatte. In einem Vermerk der tech- (53/70). - Da der juristische Terminus Erfüllungs- nischen Abteilung (XI C II) vom 8.4.57 wird aber ort nicht mit dem Herstellungsort identisch zu sein deutlich, daß die „Fertigung in England bei Firma braucht, konnten auch insofern Mißverständnisse Leyland (Fertigungsfirma für Centurion-Panzer)" über den Produktionsort entstehen. Der 1. UA ist stattfinden sollte -(55/Anl. 5). Nach einer Bespre- im übrigen der Meinung, daß auch die geänderte chung bei der Firma Leyland und British MARC am Entwurfsfassung - zunächst sollte der Erfüllungsort 24.4. bzw. 25.4.58 vermittelte OTL Dipl.-Ing. Icken in Grantham sein - bestehende Unklarheiten über (Abteilung Technik) allerdings wieder die Version, die eigentliche Produktionsstätte verstärken mußte, daß die „Firma British MARC in Leyland" produziere zumal es - wie im Entwurf - auch in der end- (Vermerk vom 3.5.58, Akte BMVtdg, lfd. Nr. 55, gültigen Vertragsfassung heißt, daß „die Herstel- 90-23-50-47, Nr. 15 Aktenplan 1. UA). lung der Liefergegenstände, soweit sie bei Dritten gefertigt werden", unter Aufsicht der British MARC Wie sich im Laufe der Untersuchung herausstellte, erfolgt. Diese Vertragsklausel ist insofern irrefüh- war man auch im Sechserausschuß von verschiede- rend, als angenommen werden mußte, daß zumin- nen Voraussetzungen betr. Produktionsstätten des dest Teile des SPW von British MARC produziert HS 30 ausgegangen. Auf die Darstellungen von werden sollten. Betreffend Produktionsstätte ist dem Holtz kann verwiesen werden. Der Zeuge Weniger, BMVtdg schließlich auch ein Vermerk der Abtei- einer der Vertreter des Wirtschaftsministeriums im lung X vom 5. 10. 57 über ein Gespräch mit Krae- Sechserausschuß, antwortete auf die Frage, ob er mer - an dem u. a. auch Goetze beteiligt war zur schon bei den Ausschußberatungen gewußt habe, Frage der Aufbauten für den HS 30 entgegenzuhal- daß Leyland diesen Auftrag z. T. bekommen werde: ten, nach dem Kraemer lediglich von einer „Ferti- „Nein, das haben wir nicht gewußt. Das hat gung" bei British MARC gesprochen und Leyland sich später ergeben. Wo die Schwierigkeiten überhaupt nicht erwähnt hat (Unterlagen BRH, und die Streitigkeiten mit Hispano Suiza auf- Archiv Nr. 469, Band 1, Anlage 27, Nr. 13 Akten- kamen, ist nach meiner Ansicht auch der Unter- plan 1. UA). auftragnehmer von Hispano Suiza bekannt- Ob die Techniker von der ausschließlichen Pro- geworden" (28/455). duktion bei Leyland gewußt haben, konnte der 1. UA wegen widersprüchlicher Aussagen nicht ganz Der Zeuge Neef dagegen: aufklären. Schanze - seit dem 14.11.55 in Abtei- „Der Name Leyland ist mir bekannt und ist lung XI, dann in der am 28.3.56 neu gebildeten genannt worden. Wenn ich mich richtig erin- Abteilung XII, die am 10. 1.58 in Abteilung T nere, sind es die Engländer gewesen, die das (Wehrtechnik) umbenannt wurde, tätig - gab vor dann für die Hispano Suiza gemacht haben" dem 1. UA an, über den Nachbau bei Leyland im (28/430). Bilde gewesen zu sein (47/113). In einem schon Schließlich war der damalige Leiter der Unterabtei- zitierten, u. a. von Schanze gezeichneten Vermerk lung X B im BMVtdg, General a. D. Pollex, als Mit- vom 21.2.56 heißt es allerdings, Abt. V (Heer) glied des Sechserausschusses der Ansicht, daß es und XI (Technik) seien sich einig, daß u. a. aufgrund sich bei der Firma Leyland um eine Niederlassung der Potenz der Firma HS die Nullserie unbedenklich der HS in England handelte (28/511). gebaut werden könne (Anlageband II „rot", Blatt 21, zum Gutachten Reuss). In einem Aktenvermerk vom Daß man auch im Sechserausschuß die wirklichen 27.3.56 über eine interne Besprechung bei XI D Produktionsverhältnisse nicht gekannt haben dann aber wieder: „Hispano Suiza hat keine eige- konnte, entnimmt der 1. UA einem Vorschlag hin- nen Fertigungsstätten für Panzerwagen" (Anlage- sichtlich der Auftragsvergabe in der Sitzung vorn band II „rot", Blatt 25, zum Gutachten Reuss). Dage- 3.7.56. Danach sollte die Erteilung der Aufträge gen wiederum eine „Technische Stellungnahme" „für den im Ausland mutmaßlich in England - Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527 zu fertigenden Teil des Bedarfs unmittelbar an die montiert würde. Selbst wenn die Firma bei Ver- ausländische Firma" erfolgen (vgl. Sitzungsproto- tragsabschluß erklärt hätte, sie baue in eige- koll). Da der Konzern HS schon lange im Gespräch nen Hallen und es sich nachher herausgestellt war, konnte damit nur gemeint sein, daß man mit hätte, daß dies nicht zutreffe, wäre der Tatbe- der englischen Tochterfirma British MARC „unmit- stand der arglistigen Täuschung nicht erfüllt telbar" kontrahieren wollte, ohne allerdings zu wis- gewesen" (vgl. Sitzungsprotokoll, S. 33, 34). sen, daß diese Firma überhaupt nicht „fertigen" Vor dem 1. UA antwortete Hopf auf die Frage, konnte. ob er von dem Bau bei Leyland gewußt habe: Auch von anderen, mit dem Beschaffungskomplex „Das weiß ich heute. In welchem Stadium der HS 30 beschäftigten Personen liegen dem 1. UA Dar- Dinge ich es erfahren habe, weiß ich nicht. ... stellungen zur Weitergabe des Auftrags an die Firma Ich glaube, mit größter Wahrscheinlichkeit nicht Leyland vor. Der Zeuge Blank auf die Frage, ob vor Vertragsabschluß" (33/141). er gewußt habe, daß die Firma Hispano nie Pan- zer gebaut habe: „Aber sicher wußten wir das" Wenige Tage vor Abschluß des Ausschußberichts (35/55). Rust antwortete auf die Frage, ob er von hat das BMVtdg ohne Befragen und Mitwirkung des dem Auslieferungsort Leyland gewußt habe: 1. UA einige Bedienstete zu ihrer Kenntnis über die „ ... das kann ich beim besten Willen nicht wissen" damalige britische Produktionssituation „vernom- (45/55) ; „man" habe es aber wissen können und men". Die als „Erklärung" bzw. „Dienstliche Erklä- müssen, „das war ja nicht geheim" (45/54). Der rung" bezeichneten Protokolle — die übrigens von Zeuge Merker betonte, gefragt, ob ihm von Anfang den Befragten nicht abgezeichnet worden sind — an bekannt war, daß die Firma Leyland in England hatten für den 1. UA keinerlei Beweiswert. baut, nachdem ursprünglich British MARC genannt Der 1. UA hat geprüft, wie es dazu kommen worden ist: „Nicht von Anfang an". Man habe ihm das erst später gesagt (28/228). konnte, daß derart viele Personen aus verschiedenen Abteilungen des BMVtdg nicht oder nur schlecht Witte war „von Anfang an klar", daß British über die tatsächliche britische Produktionsstätte des MARC überhaupt nicht baue. „Denn ich habe den HS 30 informiert waren. Aufgrund der Vernehmun- Vertrag gelesen. Da steht drin: Unterauftragnehmer gen kann vorweg festgestellt werden, daß die mei- ist das Werk Leyland" (55/245). Nach der Fundstelle sten dieser Personen aus der Tatsache, daß Vertrags- dieser präzisen Klausel befragt, meinte Witte: „Es partner der BRD eine Firma des Waffenkonzerns sind, glaube ich, noch mehrere Stellen ... Man muß HS, nämlich British MARC, war, auch auf die Pro- die Verträge im Zusammenhang lesen" (55/263). duktion der SPW durch diese Firma geschlossen Eine derart klare Formulierung hat es in den Ver- haben. trägen BRD-British MARC aber gerade nicht gegeben HS selbst hat zur Aufklärung dieses Irrtums und und war auch dem „Zusammenhang" der Verträge zur realistischen Darstellung seines Leistungsver- nicht zu entnehmen. mögens wenig beigetragen. Die Firma hatte zwar Für den 1. UA besonders wichtig und aufschluß- in der schon zitierten Aufstellung vom 23.5.56 reich war schließlich die Einlassung von Hopf in der (RS 31 Anl. 4) das Fabrikationsprogramm des Kon- 50. Sitzung des Verteidigungsausschusses am 18. 3. zerns skizziert. Aktenkundig ist aber nur ein einziger 1959. Hopf, vom Sommer 1955 bis Herbst 1959 Leiter konkreter Hinweis, wonach die Firma „keine eige- der Finanz- und Haushaltsabteilung im BMVtdg, nen Fertigungsstätten für Panzerwagen" unterhielt wurde in dieser Sitzung von dem Abgeordneten (s. o. ; Anlageband II „rot", Blatt 25, zum Gutachten Helmut Schmidt (SPD) konkret befragt, ob das Reuss). Da nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme BMVtdg hinsichtlich der britischen HS 30-Produk- ganze Abteilungen im BMVtdg keine Kenntnis von tionsstätte arglistig getäuscht oder bei Vertrags- dem britischen Produktionsablauf hatten, ist der abschluß davon ausgegangen sei, daß nicht British Firma HS der Vorwurf zu machen, ihr mangelhaftes MARC, sondern die Firma Leyland die Schützenpan- Leistungsvermögen betr. Produktion des HS 30 ver- zer herstelle. Hopf antwortete, „er für seine Per- schleiert zu haben. Zum gleichen Ergebnis ist auch son sei nicht ,arglistig getäuscht' worden. Nie sei an schon Forndran im Rahmen seiner Tätigkeit bei der HS die exakte Frage gestellt worden: Seid Ihr Gene- Becker-Kommission gekommen (vgl. Vermerk vom ralunternehmer, oder produziert Ihr das in eigenen 31.5.58, a. a. O.). Betrieben?" Schmidt fragte sodann, ob Hopf bei Zur Überprüfung der Leistungsfähigkeit des Kon- Vertragsabschluß gewußt habe, daß nicht British zerns seitens der Bundesregierung hat der 1. UA MARC, sondern Leyland produzieren werde. Hopf wich auf die Darstellung allgemein bekannter Fak- folgendes feststellen können: Der Zeuge Berge- mann ist davon ausgegangen, daß die Technik die ten aus: „Er habe gewußt, daß der Motor nicht von Fertigungsmöglichkeiten der Firma HS „selbstver- der Firma komme; ferner sei die Frage des Getrie- ständlich" untersucht hat (38/161). Der Zeuge bes geklärt gewesen." Hopf dann weiter: Schanze, als Vertreter der technischen Abteilung „Ihm sei bekannt gewesen, daß British MARC auf Erkenntnisse über die Firma HS befragt: „Wir eine Anzahl von Baracken aus englischen Mili- hatten ja für die Überprüfung von Industriewerken tärbeständen in einer englischen Stadt habe — ... meines Wissens eine eigene Abteilung in Ko- ohne es genau wissen zu können — und daß blenz" (47/89). Ähnlich hatte auch schon das BMVtdg die Firma Leyland bei der Angelegenheit betei- im Zusammenhang mit dein Reuss-Gutachten rea- ligt sei. Es sei nicht entscheidend, wo die Ein- giert. Auf die Frage, wer Feststellungen über Ferti- zelteile des Panzers gebaut würden und wo gungsstätten von HS getroffen habe, äußerte das Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

Ministerium lakonisch: „Sache AWB (früher XI D)" Zusammenfassende Beurteilung (vgl. Anlageband IV „gelb", Blatt 20, zum Gutach- Die Bundesregierung hat ihre Sorgfaltspflicht bei ten Reuss). Auf Anfrage an das BMVtdg, ob denn der Auswahl der Firma HS insofern verletzt, als sie auch die Leistungsfähigkeit der Firma HS geprüft die Leistungsfähigkeit der Firma nicht überprüfte. worden ist, war zu erfahren, daß die „Potenz" der Dies betrifft die finanziellen Voraussetzungen für Firma durch die Sachverständigen überprüft wor- eine Auftragsvergabe an British MARC sowie die den sei (Anlageband IV „gelb", Blatt 19, zum Gut- produktiven Möglichkeiten des gesamten HS-Kon- achten Reuss). In dem am 23. 4. 56 erstellten Gut- zerns. Für den seinerzeit bei maßgeblichen Stellen achten der Sachverständigenkommission (über den des BMVtdg verbreiteten Irrtum, British MARC sei HS 30), die sich aus Angehörigen der Firmen Hano- Produzent des HS 30, ist die Bundesregierung ver- mag und Henschel unter der Leitung von Philipps antwortlich. Das gilt auch, soweit Kenntnisse einer zusammensetzte — auf das Problem der Objektivi- Abteilung nicht weitergegeben worden sind. Der tät dieser Kommission wird an anderer Stelle ein- 1. UA verkennt nicht, daß der Konzern wegen unzu- zugehen sein —, wird die Leistungsfähigkeit der reichender Aufklärung über seine Produktionsmög- Firma HS und speziell der englischen Tochterfirma lichkeiten mitverantwortlich ist. British MARC jedoch mit keinem Wort angespro- chen (Anlage BRH zu 176). Das BMVtdg räumt Gegen die tatsächliche Produktion durch die im schließlich auch ein, es sei „vor dem Vertragsab- Panzerbau erfahrene Firma Leyland und durch die schluß mit der Firma British MARC kein Informa- deutschen Firmen Henschel und Hanomag waren tionsbesuch von Herren des BMVtdg mit dem Einwände nicht zu erheben. Ziel, sich über die Fertigungskapazität in dieser Die Frage, ob die BRD eine SPW-Produktion in Firma zu unterrichten, erfolgt" (Stellungnahme zum Großbritannien auch ohne Einschaltung der Firma BRH-Bericht, s. o.). British MARC durch einen direkten Vertrag mit der Wie es sich mit der Überprüfung der Leistungs- Firma Leyland hätte erreichen können, vermochte fähigkeit der Firma British MARC seitens des der Ausschuß nicht abschließend zu klären. BMVtdg wirklich verhielt, ist der Aussage Wegeners Eine aus den Abgeordneten Prof. Dr. von Merkatz, vor der StA zu entnehmen. Mitte 1958, den Zeit- Prof. Dr. Süsterhenn und Dr. Schulze-Vorberg be- punkt könne er nicht genau bestimmen, habe sein stehende Minderheit ist zur Auftragsvergabe an Büro vom Ministerium den Auftrag bekommen, „die British Marc und der Kenntnis der Bundesregierung, Firma British MARC in England dahin zu überprüfen, daß die wesentliche Produktion des HS 30 tatsächlich ob sie überhaupt in der Lage sei, Panzer herzustel- bei Leyland stattfand, folgender Meinung: len" (VII/70). Damit ist auch die vom BMVtdg auf- gestellte Behauptung, seine Bediensteten hätten Die Auftragsvergabe an British MARC frühzeitig von den tatsächlichen Fertigungsverhält- Der 1. UA hat aufgrund der Behauptungen ver- nissen in England gewußt, hinreichend charakteri- schiedener Journalisten, die nur durch die Aus- siert. sage des Zeugen Goetze gedeckt wurden, geprüft, Der 1. UA hat im Rahmen dieses Kapitels auch ob die Auftragsweitergabe an die Firma Leyland überprüft, ob die Einschaltung der Firma British im BMVtdg bekannt war. MARC erforderlich war, bzw. ob man nicht mit der Der HS-Konzern hat nie einen Hehl daraus ge- Firma Leyland direkt hätte abschließen können. Auf- macht, daß er über keine eigenen Panzerferti- grund verschiedener Darstellungen der Einstellung gungsstätten verfügte. Im Gegenteil hat die Firma Leylands zu dem HS 30-Auftrag hat der Ausschuß HS dem BMVtdg eine Aufstellung der Produk- diesen Punkt nicht ganz klären können. tions-Programme der HS-Firmen vom 25. 5. 1956 vorgelegt, in der das Programm jeder einzelnen Auf zusätzliche Kosten des auch insgesamt um- Firma angegeben wird. Für British Marc enthält ständlicheren Verfahrens über die Firma British die Aufstellung insoweit folgende Angaben: MARC hat der Zeuge Thomsen verwiesen (53/32; 86/ Anl. 6). Die Zeugen Birkigt (76/57 f.), Kraemer (58/ „Fabrikationsprogramm 25 ff.; 59/10; IV/30, 87 ff.; V/112) und Witte (55/ Maschinenkanonen 243 ff.) haben bekundet, Leyland habe seinerzeit nicht auf der Basis der deutschen Lieferungsbedin- Munition gungen abschließen wollen. Kraemer berichtete da- Feldlafetten zu, Holtz habe ihm daraufhin erklärt: „Herr Krae- Marinelafetten" mer, das ist doch Ihr Fahrzeug ... nehmen Sie doch den Auftrag nach England als Generalunternehmer! Von Panzerproduktion ist bei keiner HS-Firma mit Und dann geben Sie den Teil, den Sie nicht erzeu- einem Wort die Rede (RS 31 Anl. 4). Daß dieser gen können, an Leyland weiter!" (58/26). Dazu im Umstand dem BMVtdg auch bekannt war, ergibt Widerspruch steht ein handschriftlicher Vermerk sich aus einem Vermerk vom 29. 3. 1956. In ihm aus den Akten des BMVtdg, in dem es heißt: heißt es: „Die Firma Hispano Suiza hat keine Fertigungs- „Leyland hat Auftragsübernahme abgelehnt, stätten und ist an einer Lizenz in Deutschland weil sie nicht die Verantwortung für eine ihr interessiert" (BRH zu 171). noch nicht genügend bekannte Konstruktion übernehmen, sondern sie der konstruierenden Es gibt auch keinen Anhaltspunkt dafür, daß eine Firma überlassen wollte" (55/Anl. 6). Panzerfertigung nach Fertigstellung des ersten Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

telbaren VertragsabschlußPrototyps des „Leichten mit Raupenfahrzeùges der BRD zu bewe- HS" aufgezogen werden sollte. Die Zeugen Kraemer gen, scheiterten, weil die Firma Leyland keine und Birkigt haben vielmehr übereinstimmend er- Verträge nach deutschem Recht schließen wollte. klärt, man habe beabsichtigt, auch mit der Serien- Der Zeuge Kraemer schilderte anschaulich, wie ihn fertigung Fabriken zu betrauen, die über Erfah- daraufhin Dr. Holtz gebeten habe: „Herr Krae- rungen im Panzerbau verfügten (Kraemer 58/16, mer, das ist doch Ihr Fahrzeug . . . Sie bauen es 25; Birkigt 76/57). Bereits der Prototyp war bei der ja . . . Nehmen Sie den Auftrag nach England als nicht zum Konzern gehörenden französischen Pan- Generalunternehmer! Und dann geben Sie eben zerbaufirma ANF gebaut worden. Dies war auch den Teil, den Sie nicht erzeugen können, an Ley- dem BMVtdg bekannt (Schreiben Merker vom land weiter!" Darauf wurden zwischen British 4.11.1954 an Schanze, BRH zu 168). Marc und dem Bund dann die Verträge nach deut- schem und zwischen British Marc und Leyland ein Aus diesem Grunde liefen bereits zu Beginn des Vertrag nach englischem Recht geschlossen Jahres 1956 Verhandlungen zwischen dem (58/25 ff. ähnlich 59/6 ff.). BMVtdg und der Firma HS über die Weitergabe der Nachbaulizenz an die BRD (BRH zu 180). Auch Den leitenden Herren des BMVtdg und des im Sechserausschuß standen von vornherein die BMWi war dieser Sachverhalt bekannt. So sind Fragen der Nachbaumöglichkeit zur Diskussion die Erklärungen der Zeugen Rust und Schanze, (BRH zu 170, S. 36 ff.), und zwar nicht nur für eine nach denen die Fertigung bei der Firma Leyland deutsche sondern auch später für die englische bekannt war, durchaus glaubwürdig und decken Fertigung. Dieser Verhandlungen hätte es nicht sich mit den vorhandenen Akten (z. B. RS 31 bedurft, wenn die Firma HS eine Fertigung in Anl. 4; BRH zu 168). Daran ändert auch die Aus- eigenen Werkstätten behauptet und vorgeschla- sage des Zeugen Goetze, der angeblich erst 1958 gen hätte. Dies galt auch für den Vertragspartner von der Fertigung durch die Firma Leyland er- der BRD, die britische Tochterfirma des HS-Kon- fahren haben will, -nichts. zerns British Marc. Vor dem 1. UA hat der Zeuge zwar sehr plastisch Es war, wie auch die Auskunft der britischen Bot- seine Überraschung geschildert, als er im August schaft vom 17.169 (RS 79 Anl. 3) bestätigt, stets 1958 auf einer Dienstreise in England festgestellt beabsichtigt, die Herstellungsarbeiten einem über haben will, daß der HS 30 nicht beim Vertrags- die erforderlichen Erfahrungen und Einrichtungen partner der BRD, der Firma British Marc, sondern verfügenden Unternehmen zu übertragen, wäh- bei der Firma Leyland gefertigt wurde (38/21 ff.). rend sich die British Marc in erster Linie mit den Den Unterlagen des BMVtdg ist jedoch verschie- Planungsarbeiten befaßt hat. dentlich zu entnehmen, daß auch er von der Ein- schaltung der Firma Leyland gewußt hat und seine Ein solches Verfahren ist auch sonst üblich. Bei Überraschung nicht glaubwürdig ist: der Herstellung von Großgütern der Rüstungs- industrie, insbesondere von Panzern, kommt es Auf einem Entwurf des ersten Vertrages mit der niemals zur Alleinfertigung durch eine Firma. Firma British Marc hat der Zeuge beispielsweise Wegen der verschiedenartigen und zahlreichen handschriftlich am 12.12.56 vermerkt: „600 Ar- Einzelteile und Baugruppen ist vielmehr eine be- beiter / Band von Centurion" (RS 50, Anl. Bl. 6). trächtliche Anzahl von Firmen am Produktions- Dem Zeugen war also damals schon bekannt, daß prozeß beteiligt. In der Regel wird daher einer das Band von Centurion, d. h. der Firma Leyland, der beteiligten Firmen die Funktion eines Koordi- für die Serienherstellung des HS 30 genutzt wer- nators übertragen, der, von wenigen Fällen ab- den sollte. gesehen, der alleinige Vertragspartner des Auf- Am 29.3.1958 zeichnete Goetze als Vertreter des traggebers ist. Dies hat den Vorteil, daß der Auf- Unterabteilungsleiters W I einen Reisebericht des traggeber sich bei Gewährleistungsansprüchen Technischen Regierungsamtmannes Georg vom ausschließlich an diesen halten kann. Bei der Be- 27. 3. 58 (BMVtdg 43/89) ab und verfügte die trauung der Firma British Marc mit den Koordi- Weiterleitung an das — zuständige — Referat nierungsaufgaben ging das BMVtdg davon aus, W I 2. In diesem Bericht heißt es unter Nr. 1 über daß diese Firma als britische Tochter des HS-Kon- die Firma Leyland: zerns wegen ihrer Verbindung zur Entwicklungs- „Das Werk macht einen sehr guten Eindruck. firma die beste Gewähr für die ordnungsgemäße Lehren und Vorrichtungen für den Serienbau Durchführung des Liefervertrages biete (BMVtdg, sind vorbereitet. Ein HS 30 ist fertiggestellt und 1964 an BRH S. 31 ff.). wurde im Fahrversuch vorgestellt". Abgesehen davon war eine direkte Auftragsver- Gerade aus dem Vorhandensein der Lehren und gabe an die Firma Leyland auch nicht möglich. Fertigungsvorrichtungen ging hervor, daß eine Die Firma Leyland war zwar bereit, den HS 30 zu eigentliche Fertigung bei der Firma Leyland er- bauen, lehnte es aber ab, für ein nicht in England folgte. konstruiertes und auch noch nicht eingeführtes Dr. Goetze wurde im August 1958 beauftragt, mit Fahrzeug die Verantwortung zu übernehmen einer Kommission, bestehend aus den Herren Dr. (Kraemer 58/25 ff.; Witte 55/185, 243, 244; 55 Haneberg (Büro Rechtsanwalt Dr. Möhring, Mün- Anl. 6). Auch die Bemühungen des Zeugen Krae- chen), Ass. Dr. Schneider (BMVtdg) und ORR Stier mer, die Firma Leyland trotzdem zu einem unmit (BWB, Koblenz) nach England zu fahren. Zur Vor- Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

bereitung der Dienstreise wurde u. a. der Ver- (BMVtdg 43/364 ff.) keinen Hinweis auf eine sol- merk vom 11:8.1958 (BMVtdg 43./269) geschrie- che Überraschung. Es wäre als eine Dienstpflicht- ben, in dem es wörtlich heißt: verletzung zu werten, wenn für Dr. Goetze die Feststellung der Fertigung bei der Firma Leyland „British Marc hat die tatsächliche Fertigung der eine den Verdacht einer arglistigen Täuschung Fahrzeuge der Firma Leyland's Motors über- durch HS rechtfertigende Überraschung gewesen tragen". wäre und er seiner Behörde darüber keine Mittei- Dr. Goetze hat auf diesen Vermerk handschrift- lung gemacht hätte. lich „Haneberg — Schneider" geschrieben. Im übrigen war der Zeuge Dr. Goetze als Preis- Die gleiche Formulierung findet sich in dem „Ent- referent in der Abteilung Verteidigungswirtschaft wurf II" vom 12.8.58 (BMVtdg 43/273 ff.). In des BMVtdg maßgeblich an der Abfassung der diesem Vermerk werden Überlegungen zur Auf- Verträge beteiligt (38/5 ff., RS 50 Anl., Bl. 6). In tragsreduzierung gegenüber British Marc und zum diesen Verträgen heißt es u. a.: unmittelbaren Vertragsabschluß mit Firma Ley- land (im Hinblick auf die Tatsache, daß Fa. Ley- § 1 des Vertrages vom 25.2.57 land fertigt) angestellt. Ergebnis der Überlegun- „Die Herstellung der Liefergegenstände, soweit gen ist das — von Dr. Goetze am 13.8.56 abge- sie von Dritten gefertigt werden, erfolgt unter zeichnete — Schreiben an die Firma British Marc, Aufsicht der British Manufacture u. Research in dem insbesondere darüber um Auskunft ge- Comp. Ltd. (Auftragnehmerin)". beten wird, für wieviel Fahrzeuge bindende Ab- schlüsse mit Dritten getroffen worden sind In § 6 der Serienverträge heißt es zudem: (BMVtdg 43/279, 280). „Erfüllungsort für die Lieferung ist stets das Das Schreiben des BMVtdg vom 23.8.56 an die ausliefernde Werk in Leyland (England)". Firma British Marc (BMVtdg 25/50), mit dein der Auftrag auf 1000 HS 30 reduziert wurde, wurde Zusammenfassend ist festzustellen, daß Dr. Goetze von Goetze am 14.8.56 abgezeichnet. Am glei- vor seiner Englandreise mindestens chen Tage verfügte sein Abteilungsleiter Dr. Holtz - einmal selbst auf einen Vertrag einen Hin- handschriftlich, daß das Schreiben erst nach der weis auf die Fertigung bei der Firma Leyland Rückkehr der Kommission (Dr. Goetzes) aus Eng- angebracht, land abzusenden sei. — zwei Vermerke abgezeichnet hat, aus denen Es ist unverständlich, wie Dr. Goetze bei diesem die Fertigung durch die Firma Leyland ein- Sachverhalt vor dem 1. UA behaupten konnte, er deutig hervorgeht und habe „den Auftrag gehabt, sich die Panzerferti- - von ORR Stier über die Fertigung durch die gung anzusehen" (38/22 ff.), sonst „wäre er nicht Firma Leyland eingehend unterrichtet worden nach Grantham gefahren" (38/24, 28) und „keiner war. von uns (gemeint sind die Kommissionsmitglieder) ist vorher in England bei British Marc gewesen" Dem steht auch der spätere Vermerk des Dr. (38/28). Goetze vom 15.10.58 (RS 50 Anl.) nicht entge- gen. Dieser Vermerk hat nichts mit der Dienst- Der Auftrag der Kommission ergibt sich aus dem reise nach England zu tun. Er diente, wie schon Vermerk vom 12.8.58 dahin gehend, daß in der erste Absatz ergibt, vielmehr der Abwehr von Grantham bei British Marc über die Auftrags- - erwarteten - Angriffen auf sein Referat W I 5. reduzierung oder die Gesamtkündigung des Auf- Es kann außerdem nicht unberücksichtigt bleiben, trages und in Leyland darüber verhandelt werden daß der Vermerk in den Akten des BMVtdg nicht sollte, ob man nicht unmittelbar mit dieser Firma. enthalten war, sondern von Dr. Goetze während abschließen könne. seiner Vernehmung durch den 1. UA mit dem Be- merken aus der Tasche gezogen wurde, er habe Über die tatsächlichen Verhältnisse der Fertigung ihn im Nachlaß seiner Frau gefunden (38/23). war innerhalb der Kommission besonders ORR Stier unterrichtet. Stier war einige Wochen Unterstellt man jedoch, Dr. Goetze habe von der vorher bereits allein bei der Firma Leyland ge- Fertigung in Leyland vor seiner Englandreise wesen, um sich über den Stand der Fertigung zu nichts gewußt, so läßt sich daraus noch nicht eine unterrichten (BMVtdg 43/364, 368). Über das Er- Sorgfaltspflichtverletzung des BMVtdg konstru- gebnis seiner ersten Reise hatte Stier unter ande- ieren. Denn Dr. Goetze war Preisreferent des rem Dr. Holtz, Dr. Goetze und Dr. Schneider am BMVtdg. Im Rahmen seines Aufgabengebietes 21. 7. 1958 eingehend unterrichtet (BMVtdg hatten er und der Zeuge Thomsen als Vertreter Becker-Akte 8/280 f.). Stier, jetzt Leit. RegDir. im des BMF vor Vertragsabschluß wenn auch nach BWB, und Dr. Schneider, RegDir. im BMVtdg, ha- Bedenken bei der englischen Fertigung einem ben erst kürzlich bestätigt, ihnen sei vor Antritt Festpreis zugestimmt (BMVtdg 43/377 ff., 324). der Englandreise im August 1958 bekannt gewe- sen, daß die Firma Leyland den HS 30-Auftrag von. Die Frage, wo ein zum Festpreis erworbenes British MARC übernommen habe (RS 65 Anl. 3). Fahrzeug gebaut wird, ist. für den Preisreferenten von allenfalls untergeordneter Bedeutung. Sie ist Endlich enthält der von Dr. Goetze abgezeichnete von erheblicher Bedeutung für die Techniker, die Bericht über die Dienstreise vorn 24.8.1958 jedoch unterrichtet waren (Schanze 47/113). Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

II. Der Repräsentant der Firma HS: Kraemer nicht vollständig klären. Der Zeuge BrigGen. Oster, der damals im Bonner Bundeskanzleramt tätig und Eine Verletzung der Sorgfaltspflicht bei der Aus- mit dem Octogon Trust in Verbindung gebracht wor- wahl der Firma HS ist der Bundesregierung auch in- den war, ist nach eigener Bekundung nicht Mitglied sofern vorgeworfen worden, als Sicherheitsbeden- des Octogon Trusts gewesen (74/9, 10) und nach der ken gegen den Generalbevollmächtigten Kraemer Aussage des Zeugen Blank (35/21, 62, 81 ff.) nur zur nicht, bzw. nicht ausreichend geprüft worden seien. Beschaffung nachrichtendienstlichen Materials in die Aufgrund der Vorwürfe gegen Kraemer kam der Schweiz gereist (vgl. auch 60/8). Ruscheweyh, ein 1. UA nicht umhin, die Ermittlungen auf persönliche Freund seines Vaters, habe er, Oster, lediglich pri- Daten und geschäftliche Beziehungen Kraemers aus- vat besucht. zudehnen. Über seinen Lebenslauf machte Kraemer Die Gründung des Octogon Trusts wird bis heute folgende Angaben: mit den persönlichen Beziehungen Ruscheweyhs aus Der Zeuge ist 1902 als Sohn österreichischer El- der Zeit seiner nachrichtendienstlichen Tätigkeit in tern in Beirut geboren (58/7). Wenige Jahre Verbindung gebracht. Auch die Behauptung finan- später wurde er spanischer Staatsangehöriger zieller Transaktionen im Zusammenhang mit dieser (58/271). Bei Kriegsausbruch kontrollierte er in Tätigkeit ist nie verstummt. Der 1. UA hat dazu Prag eine Reihe von Betrieben der Kraftfahr- zahlreiche Zeugen gehört; eine Aufklärung war aber zeugbranche, die von der deutschen Besatzung nicht zuletzt auch deshalb nicht möglich, weil wich- zu W-Betrieben erklärt und für Reparaturzwek- tige Personen in der Zwischenzeit verstorben sind. ke benutzt wurden (58/272). Nach dem Kriege Ruscheweyh selbst starb 1954. Der nach Angaben wurde er vom damaligen tschechoslowakischen des Zeugen Dr. Plappert angeblich am Octogon Trust „Volksgerichtshof" in einem „Ermittlungsver beteiligte nationalchinesische Generalkonsul Klein, fahren" freigesprochen (58/270). Da zu den Auto der — so Plappert ehemals reichsdeutsche Gelder vor der Einbeziehung--mobilfirmen, die Kraemer in der CSSR vertrat, in die deutschen Schuldenab- auch HS gehörte, fiel ihm nach Kriegsende die kommen der Nachkriegszeit gerettet haben soll, ist Aufgabe zu, die Lizenzverträge abzuwickeln, die ebenfalls gestorben. Der Bankier Pferdmenges, dem HS mit Skoda geschlossen hatte. Schon 1945 der Schriftsteller Engelmann in seinem Buch „Schüt- konnte Kraemer „mit Bewilligung der Alliier- zenpanzer HS 30 Starfighter F 104 G" die Verbin- ten" einen Wohnsitz in Paris und einen weite- dung zwischen Ruscheweyh und Bundeskanzler ren am Attersee begründen. Zwei Jahre später, Adenauer nachsagt, konnte ebenfalls nicht mehr ge- kurz vor dem kommunistischen Umsturz in der hört werden. CSSR siedelte Kraemer endgültig nach Genf über (60/91), wo er sich geschäftlich mit dem ihm So blieben neben dem Zeugen Oster, der eine Be- seit langem persönlich bekannten HS-Inhaber ziehung zum Octogon Trust verneinte (s. o.), nur Birkigt verband (58/274). Personen, die von unsauberen Machenschaften ge- hört haben wollen. So hatte Plappert, der in den Kraemer war zunächst als Finanzberater für die ersten Nachkriegsjahren Oberbürgermeister und Firma HS tätig. Über den deutschen Oberst a. D. Präsident der IHK in Heidenheim (Brenz) war, im Geist lernte er Rudolf Ruscheweyh, der als Wirt- Jahre 1953 ein Exposé ausgearbeitet, in dem er u. a. schaftsexperte in der deutschen Abwehr unter Cana- von einer Verbindung des Büros Blank über Octo- ris tätig gewesen war, kennen (58/44). gon mit FIS sprach. Wie Plappert hatte auch der Ruscheweyh, von verschiedenen Personen unter- damalige deutsche Gesandte in Bern, Dr. Holz- schiedlich charakterisiert (vgl. z. B. Kraemer 58/44 apfel, in Berichten an das Auswärtige Amt auf an- und Holzapfel 7/203 ff. 228), hatte sich bis zum geblich in die Schweiz verbrachte deutsche Abwehr- Kriegsende auch als Vermittler umfangreicher Waf- oder Fluchtgelder hingewiesen. Als Zeugen vor dem fenlieferungen der schweizer Firma Oerlikon-Bührle 1. UA konnten beide aber nur auf Informationen an die deutsche Wehrmacht betätigt. Infolge eines verweisen, die vornehmlich von Bührle und dem Rechtsstreites um Provisionsansprüche aus diesen früheren schweizer Abwehroffizier Schaufelberger Geschäften mit Bührle, dem Inhaber der Firma Oerli- stammten (vgl. Prot. 7 und 22). Schaufelberger selbst kon-Bührle, überworfen, suchte Ruscheweyh nach betonte als Zeuge vor dem 1. UA, daß ihm seiner- dem Kriege mit der Firma HS in Verbindung zu zeit Gerüchte zu Ohren gekommen seien, die er kommen. In seinem Auftrag gründete der Zeuge nicht habe nachkontrollieren können (60/18). Ähnlich Seeger — Rechtsanwalt in Schaan/Liechtenstein — ließen sich auch die Journalisten Miska und Engel- am 24.1.52 die Firma Octogon Trust (58/172), eine mann in ihren ausführlichen Reportagen zum HS 30- „Basisgesellschaft", mit deren Hilfe Ruscheweyh Komplex und als Zeugen vor dem 1. UA ein (vgl. sich — nach Worten Seegers — lediglich in den zi- Prot. 7 und 10 sowie Ebelseder Prot. 8). Auch der vilen Wiederaufbau Deutschlands einzuschalten ge- Zeuge Graf von Schwerin, Vorgänger Blanks im dachte (58/172). Seeger will zunächst einziges Mit- Bundeskanzleramt, hatte seinerzeit zwar davon ge- glied des Verwaltungsrats und einziger Geldgeber hört, daß Ruscheweyh erhebliche Geldmittel des der Firma gewesen sein. Erst später soll u. a. Direk- deutschen Nachrichtendienstes in die Firma HS ein- tor Jaggi von der Hispano Suiza in den Verwal- gebracht haben soll (68/151). Von seinem Informan- tungsrat eingetreten sein. Ob deutsche Offiziere und ten Oster, im Bundeskanzleramt Angehöriger seiner Beamte Verwaltungsratsmitglieder oder Gesellschaf- Dienststelle, rückte er aber bei einer Gegenüber- ter dieser Firma gewesen sind — die Behauptung ist stellung mit dein Bemerken ab, daß Oster, wenn er wiederholt aufgestellt worden — konnte der 1. UA das bestreite, es vielleicht besser wisse als er (74/4). Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode

Nach einer amtlichen Auskunft aus der Schweiz Sicherheitsbedenken gegen Kraemer). „Allenfalls für hatte sich 1953 in einem gerichtspolizeilichen Ermitt- Herrn Klein könnte in einer etwas kühnen Folgerung lungsverfahren der Verdacht verbotener nachrichten- auf solche Beziehungen geschlossen werden. Herr dienstlicher Tätigkeit gegen Ruscheweyh erhoben. Klein war jedoch an dem Schützenpanzergeschäft Ruscheweyh habe aber wegen seiner schweren Er- der Firma HS mit der Bundeswehr nicht beteiligt" krankung nicht mehr zur Sache vernommen werden (S. 11). Diesen Erklärungen müssen verschiedene können. Da Ruscheweyh bald darauf verstorben sei, andere Darstellungen gegenübergestellt werden. In sei eine völlige Klärung in wesentlichen Punkten einem Vermerk des für die Beantwortung der SPD- des Sachverhalts nicht mehr möglich gewesen. Die- Anfrage zuständigen Antikorruptionsreferates des sen Umstand hätten sich die in dieses, gegen den BMVtdg vom 13.9.66 (Akte BMVtdg ES 322/66, Octogon Trust gerichtete Verfahren einbezogenen Blatt 87) heißt es ausdrücklich, daß „gewisse nach- Personen weitgehend zunutze gemacht. Auch bei richtendienstliche Beziehungen von Personen, die den anderen Beschuldigten - Namen werden nicht mit dieser Beschaffung zu tun hatten", der Bundes- genannt - hätten Anhaltspunkte für verbotene regierung bekannt waren und sind. Die gleiche nachrichtendienstliche Handlungen bestanden. Wendung findet sich denn auch in einem Schreiben des damaligen Bundesministers der Verteidigung, Zu Bedenken gegen die Person Kraemers hat u. a. v. Hassel, an Holzapfel vom 19.9.66 (71/Anl. 4). Der seine Verbindung zu Ruscheweyh geführt. Kraemer Zeuge Graf von Schwerin hat auf die Frage, ob ihm sagte vor dem 1. UA, er sei Ruscheweyh „irgend- mitgeteilt worden sei, daß Herr Kraemer ein Sicher- wie ... persönlich näher gekommen" (58/45). Graf v. heitsrisiko sei, mit „genau das, ja" geantwortet Schwerin sprach von einer sowohl finanziellen (68/162). Nach einem Vermerk des Antikorruptions- (s. o.) als auch persönlichen (freundschaftlichen) Ver- referates vom 8.8.1966 (Akte BMVtdg ES 322/66, bindung der beiden (Akte BMVtdg ES 322/66, Blatt 31) hatte Strauß auf Anfrage des zuständigen Blatt 289 = 68/Anl. 6). Zum Octogon Trust soll Referenten, MinRat Schnell, gesagt, „er erinnere sich Kraemer nach Aussage Seegers keine Verbindung zwar an Unterlagen- über Kraemers angebliche Ost- gehabt haben (58/194 f., 219). kontakte, diese stammten aber nicht von der Berner Botschaft". Nach einem weiteren Vermerk des Refe- Vor dem 1. UA hat Kraemer die Person Rusche- rates vom 24.10.66 (Akte BMVtdg ES 322/66, weyhs offensichtlich aufzuwerten versucht. So Blatt 104) hat Strauß Kraemer für einen „Gauner" meinte er, Ruscheweyh habe mit der Rüstung nichts gehalten. „Sein Zorn auf Kraemer rühre nicht von mehr zu tun haben wollen (58/45). Dem steht aber dessen Ostblockreisen, die er angeblich gemacht entgegen, daß Ruscheweyh gleich zu Beginn der 50er haben soll ...; Ostblockreisen seien nicht in jedem Jahre kleinkalibrige Schnellfeuerkanonen für den Fall eine Sicherheitsgefährdung. Weder das BfV Bundesgrenzschutz an das BMI „vermittelt" hat, ob- noch der BND hätten sich dazu geäußert." Vor dem wohl ihm bei seiner Einbürgerung in Liechtenstein 1. UA nach den „Unterlagen über Kraemers angeb- jeder Waffen- und Rüstungshandel verboten worden liche Ostkontakte" befragt, meinte der Zeuge Strauß war. Dann soll Ruscheweyh an dem Kanonengeschäft dann, er glaube, das Wort „Unterlagen" müsse hier - Vertragspartner des BMI war die Firma Hispano durch „Informationen" ersetzt werden (64/361). Da Suiza - finanziell nicht beteiligt gewesen sein auch eine andere Firma in der Schweiz dauernd mit (Kraemer und Seeger IV/117, 137). Dem wiederum dem gleichen Vorwurf diskriminiert worden sei, muß der Inhalt einer dienstlichen Erklärung des scheine das „zum untergründigen Geschäftsverkehr" Zeugen Oster vom 3.9.53 entgegengehalten wer- zu gehören. den, wonach über Ruscheweyh die Ausstattung des Bundesgrenzschutzes mit Schnellfeuerwaffen vermit- Kraemer selbst hat den Vorwurf unerlaubter Be- telt und abgewickelt worden ist. ziehungen zum Osten stets zurückgewiesen (eben- falls Birkigt 76/44). Vor der StA Bonn hat er die Ver- Im Zusammenhang Octogon-Trust/Ruscheweyh ist mutung geäußert, daß es wohl Bührle gewesen sei, verständlich, daß sich in der Öffentlichkeit frühzei- der Schaufelberger auf seine, Kraemers, „guten Kon- tig Bedenken gegenüber dem Repräsentanten der takte" zum Osten aufmerksam gemacht habe (V/131). Firma HS, Kraemer, breit machten. Kraemer soll Vor dem Untersuchungsrichter in Genf allerdings überdies im Stab Marwede in Prag sowohl für den sagte Schaufelberger am 22.1.1968, er könne nicht Sicherheitsdienst wie für die Abwehr gearbeitet ha- sagen, „ob Kraemer solche Kontakte gehabt hat oder ben. Der 1. UA hat aufzuklären versucht, ob tat- nicht" (VII/181). sächlich Sicherheitsbedenken gegen Kraemer bestan- den und wie sich das BMVtdg zu den Vorwürfen Nachforschungen deutscher Sicherheitsbehörden gegenüber Kraemer, mit dem es jahrelang in Sachen haben zu einem zwiespältigen Ergebnis geführt. Das HS 30 verhandelte, verhalten hat. BfV konnte von einer schweizerischen Behörde er- fahren, daß gegen Kraemer keine Erkenntnisse über In ihrer Antwort auf die Kleine Anfrage der SPD nachrichtendienstliche Verbindungen vorlägen. Zeit- Fraktion vom 18.11.66 (Drucksache V/1135) hat die lich vor dem MAD (s. o.) hatte sich das Amt für Bundesregierung das Ergebnis von Ermittlungen des Sicherheit der Bundeswehr im Jahre 1958 auf An- MAD im Zusammenhang mit einem anderen Sicher- frage des BMVtdg mit der Person Kraemer be- heitsfall aus dem Jahre 1963 zitiert, wonach „kon- schäftigt. In zwei Berichten wurden vom ASBw krete Anhaltspunkte für eine ND-Tätigkeit des in zwar Bedenken allgemeiner Art gegen Kraemer er- der Schweiz wohnhaften Kraemer" nicht vorlägen hoben, einen Verdacht der nachrichtendienstlichen (S. 13; vgl. auch BMVtdg in RS 38 Anl. 3, S. 4: keine Tätigkeit hat das BMVtdg daraus jedoch nicht schlie- Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

ßen können (RS 16 Anl. 3). Eine zuständige deutsche Warum Hebeler trotz der geschilderten Zusam- Stelle hat Kraemer allerdings aufgrund von Rand- menhänge gegen Kraemer nicht ermittelte, konnte erkenntnissen als „security risk" bezeichnet, was der 1. UA nicht aufklären. niemand diskreditiere, aber zu einer gewissen Vor- sicht mahne (51/50). — Das BMVtdg will erste Be- denken gegen Kraemer erst im Mai 1956 erfahren Zusammenfassende Beurteilung haben (RS 16 Anl. 3). Der Name Kraemer habe früher noch nicht zur Diskussion gestanden. Der Da Kraemer als Generalbevollmächtigter der Sicherheitsreferent des damaligen Amtes Blank, Firma HS wichtigster Verhandlungspartner der Bun- ORR Hebeler, habe zwar aufgrund verschiedener desregierung in Sachen HS 30 war, wäre eine früh- Berichte Holzapfels aus der Schweiz umfangreiche zeitige und genaue Überprüfung der Gerüchte und Ermittlungen durchgeführt, der Name Kraemer sei Hinweise zur Person Kraemer erforderlich gewesen. in dem Schreiben Holzapfels aber nicht vorgekom- Aus Sicherheitsbedenken gegen leitende Herren men, ebenso seien gegen die Firma HS keine Beden- eines Auftragnehmers bei einem „offenen" Groß- ken erhoben worden. Hebelers Untersuchung soll auftrag will das BMVtdg zwar „nicht ohne weiteres sich lediglich auf den Octogon Trust, auf Rusche- Hinderungsgründe gegen die weitere Durchführung weyh, Klein und Plappert bezogen haben. Von HS des ,offenen' Auftrages" entnehmen (RS 38 Anl. 3, und Kraemer „war überhaupt nicht die Rede", S. 3). Das BMVtdg hat mit dieser Formulierung aber meinte Hebeler vor dem 1. UA (35/135). Konsequenzen gegenüber dem Auftragnehmer nicht ausgeschlossen. Der 1. UA hält es weitergehend für Diese Aussage und der Stellungnahme des notwendig, daß leitende, als Sicherheitsrisiko er- BMVtdg (s. o.) ist jedoch entgegenzuhalten, daß die kannte Personen einer Firma nicht als Kontaktper- mit Schreiben vom 18.3.1954 vom Auswärtigen sonen zu den Ministerien fungieren. Ob sich die Amt in Bonn der Dienststelle Blank zugeleiteten Be- Tätigkeit des als „Sicherheitsrisiko" bezeichneten richte Holzapfels (18/125) sehr wohl die Firma HS Kraemer auf dem HS 30-Beschaffungsauftrag nega- und Kraemer miteinbezogen. In seinem dienstlichen tiv ausgewirkt hat, konnte der 1. UA nicht fest- Schreiben an StS Hallstein vom 20. 2. 1954 verweist stellen. Holzapfel auf einen beigefügten Vermerk vom Eine aus den Abgeordneten Prof. Dr. von Merkatz, 30.11.1953 (vgl. 7/201), in dem die Firma HS an Prof. Dr. Süsterhenn und Dr. Schulze-Vorberg beste- zwei Stellen erwähnt wird. Seite 3 des Vermerks: hende Minderheit ist folgender Meinung: „Da Ruscheweyh sich mit Bührle überworfen Das Bundeskanzleramt hatte, als die ersten Ge- hatte, mußte er eine andere Waffenfabrik su- rüchte über angebliche Machenschaften von chen und es gelang ihm, die Hispano Suiza in schweizer Waffenhändlern auftauchten, im Genf zur Mitarbeit zu gewinnen. Sie ist heute Jahre 1954 bei der zuständigen deutschen Gesellschafterin des Octogon-Trustes.... Tat- Sicherheitsbehörde angefragt. Bedenken gegen sache ist, daß Ruscheweyh in Bonn gewesen ist, Kraemer und HS wurden seitens dieser Stelle daß er mit verschiedenen Stellen verhandelt hat nicht geäußert, obwohl ihre Namen in der Ant- und daß auch der Waffenauftrag des BMI an wort erwähnt werden (24/67 ff.). die Hispano Suiza von ihm in Bonn vorbereitet ist." Das BMVtdg hatte sich bereits vor Erscheinen des Miska-Artikels am 10. 12.58 über das Amt In einem demselben Schreiben beigefügten aus- für Sicherheit der Bundeswehr über Kraemer zugsweisen Bericht „von einem maßgebenden Schwei- informiert. Von dort wurden Sicherheitsbeden- zer Offizier" wird auch Kraemer an zahlreichen Stel- ken nicht erhoben. Darüber hinaus hat der MAD len in Verbindung mit Ruscheweyh und dem 1963 in einem anderen Sicherheitsfall festge- Octogon Trust gebracht. So heißt es u. a.: stellt, konkrete Anhaltspunkte für eine nach- richtendienstliche Tätigkeit des Zeugen Krae- „Bis zur Freigabe dieser Gelder" (gemeint sind mer lägen nicht vor. Diese Beurteilung wurde die Gelder der deutschen Abwehr) „scheint Herr 1967 durch die Mitteilung des BMI bestätigt, Ruscheweyh durch die der Hispano Suiza nahe- wonach auch schweizerischen Behörden keine stehenden Herren Kraemer und Barbour bevor- Erkenntnisse über nachrichtendienstliche Bezie- schußt worden zu sein. Mit diesen Herren war hungen Kraemers vorliegen (RS 16 Anl. 3). Ruscheweyh in der ominösen OCTOGON SA. ... Kraemer wurde meines Wissens mit Rusche- Zu einer besonderen Sicherheitsprüfung Krae- weyh durch Vermittlung von Dipl. Ing. DINNER, mers bestand für das BMVtdg auch kein Anlaß, Erich, zusammengebracht. ... wurde auch der weil der HS 30-Auftrag keiner Geheimhaltung Plan geboren, die Octogon ins Leben zu rufen unterlag. Wie das BMVtdg mitteilte, waren die und über sie alle zukünftigen Geschäfte mit militärischen Forderungen für einen SPW, die Deutschland abzuwickeln. Ob Klein noch in die- Vorlage an den Verteidigungsausschuß über den ser Kombination war, möchte ich bezweifeln. Bedarf an gepanzerten Fahrzeugen, alle Ver- Ruscheweyh, Kraemer und Barbour fühlten sich träge und die Konstruktionsunterlagen nie ge- sicher allein stark genug. ... Ruscheweyh war heimhaltungsbedürftig. Soweit sich bei den Ak- mehr oder weniger eine Art Vermittler ... Dazu ten Verschlußsachen befänden, handele es sich und als ,Vertreter' der Herren Kraemer/Barbour vorwiegend um Überprüfungs- und Erprobungs- schienen ihm seine ,vorzüglichen Beziehungen' unterlagen, die nicht zur Einsicht durch die in Deutschland sehr nützlich." Firma HS bestimmt gewesen seien (RS 22 Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode

Anl. 22). Da die dem Zeugen Kraemer unter- Fahrzeug mit 9 t Gewicht als Waffenträger auf 12 t stellten Ostkontakte zu keiner Zeit über Ge- Gesamtgewicht gebracht werden müsse, was kon- rüchte hinausgingen und es sich noch dazu um struktive Änderungen erfordere. Der AMX 13 sei einen offenen Auftrag handelte, liegt insoweit dagegen ausgereift, besser geeignet und stehe früher keine Sorgfaltspflichtverletzung vor. zur Verfügung (Anl. BRH zu 172). - Später stellte sich dann heraus, daß der HS 30 in der Abwandlung als Fla-Waffenträger tatsächlich zu schwer und so- III. Alternativen zum HS 30 mit für diesen Zweck ungeignet war (vgl. Anl. Bd. II „rot", Bl. 25, zum Gutachten Reuss; BRH zu 172). Da sich der Untersuchungsauftrag auch auf die Auswahl des Fahrzeugtyps seitens der Bundesregie- Ob noch andere Gründe die Haltung der deutschen rung erstreckte, hatte der 1. UA zu prüfen, ob und Seite gegenüber dem AMX 13 beeinflußt haben, in welchem Umfang Alternativen zum Typ HS 30 konnte der 1. UA. im einzelnen nicht feststellen. bestanden und die Entscheidung für den HS 30 gege- Auf die Frage, ob seinerzeit Bedenken aufgetaucht benenfalls nicht mit der gebotenen Sorgfalt getrof- seien, wegen politischer Unsicherheitsfaktoren über- fen wurde. Dabei war sich der Ausschuß darüber im haupt in Frankreich zu bauen, meinte der Zeuge klaren, daß eine strenge Trennung zwischen der Philipps, „das ist möglich . . . ich hatte damit nichts Auswahl des Fahrzeugtyps und der Hersteller nicht zu tun" (64/87). Ausgangspunkt für diese Überlegun- möglich ist. gen im Ausschuß war die Äußerung Kraemers in einer Besprechung mit Vertretern der Abt. X am Nach amtlicher Aussage ist die Prüfung ausländi- 29.6.56, in der er vor einer auch nur teilweisen scher Panzerfahrzeuge auf ihre Verwendbarkeit als Auftragsvergebung (betr. HS 30) nach Frankreich SPW im Sinne der deutschen Vorstellungen damals glaubte warnen zu müssen, „einmal im Hinblick auf ergebnislos geblieben (vgl. Drucksache V/1135). Die die Unzuverlässigkeit der französischen Arbeiter- Beweisaufnahme vor dem 1. UA. hat die Richtigkeit schaft, sodann aber- auch unter Hinweis auf die Ge- dieser Feststellung bezüglich der bereits in Dienst fahr einer evtl. Behinderung der Auslieferung" (Anl. gestellten SPW ergeben. Eine Ausnahmestellung BRH zu 180). In einem von Schanze unterzeichneten nahm seinerzeit allerdings das französische Modell Schreiben vom 15.8.57 heißt es dann - ganz ähn- AMX 13 ein, „von vielen NATO-Ländern und vielen lich -: „Eine, an sich mögliche, Fertigung von Sachverständigen gelobt . . . und durchaus im Ge- Prototypen (HS 30) in Frankreich erschien XII C spräch oder in der Konkurrenz zu Hispano Suiza" nicht wünschenswert (zu weite Entfernung, Unsicher- (Klare 30/303; ähnlich Pollex 28/490). Selbst Kraemer heit der politischen und Arbeitsverhältnisse usw.)" bezeichnete den AMX 13 als „unseren direkten (Akte BMVtdg ES 322/66, Bl. 63). Die Äußerung Gegenspieler, der ja vielleicht dem HS 30 am näch- Kraemers steht allerdings im Widerspruch zu seinem sten kam" (58/68, vgl. auch 84). Philipps verwies auf kurz zuvor, am 9. 4. 56, gemachten Vorschlag, u. U. ein Buch des Generals a. D. von Senger und Etterlin, „die komplette Fertigung (des HS 30) bei dem fran- der den AMX 13 „als wohl den besten Schützen- zösischen Lizenznehmer, der ANF, durchzufüh- panzer der damaligen Zeit" bezeichnet hat (64/76). ren . . ." (Akte BMWi 453/5494/1 Bundesarchiv/ Obwohl Philipps den Panzer nie gesehen hatte Zwischenarchiv B 102/15214, RegNr. 10, 1. UA.). (64/77), meinte auch er, der AMX 13 habe den Einem Bemerken des MinDirig a. D. Dr. Baier militärischen Wünschen nicht entsprochen (64/53; (BMWi) in der 18. Sitzung des Sechserausschusses vgl. auch Blank 35/56; Strauß 64/278; Laegeler am 13.3.56 zufolge, widerspricht der letzte Vor- 25/101; Schanze 47/14; Nähring 25/198; Pollex 28/490; schlag Kraemers wiederum „vor einigen Monaten" Littmann 15/211; v. Löffelholz 25/302). „Es war eben gemachten Angaben, wonach Kraemer „das Vorhan- kein Kampffahrzeug, sondern . . . ein Transport- densein einer Fertigungskapazität in Frankreich ver- fahrzeug", führte Kraemer zur Begründung an neint habe" (vgl. Sitzungsprotokoll). (58/68; ebenso Laegeler 25/125). - Erheblich enger dagegen faßte der Leiter der Abt. XII im BMVtdg, Auch finanzielle Überlegungen sollen zu einer Ab- General Vorwald, seine ablehnende Haltung gegen- lehnung des AMX 13 geführt haben. Nach einer Auf- über dem AMX 13 in einem Vermerk vom 21.4.56: stellung des Ingenieurbüros Warneke in Düsseldorf - eines Tochterunternehmens der Ruhrstahl AG - „Man habe zusammen mit den Technikern in vom 29.3.56 hatte das BKA festgestellt, „daß es in ganz Europa nach einem Fahrgestell für all Europa noch kein Fahrzeug in der gewünschten Aus- diese Verwendungszwecke gesucht, angefangen führung gibt. AMX 13 zu teuer" (74 / Anl. 1). vom kleinen Fouga bis zum AMX 13. Man habe Philipps äußerte vor dem 1. UA.: nur ein Fahrgestell als für alle vorgenannten Zwecke geeignet gefunden (einschließlich des „Wenn ich mich recht entsinne, wurde mir ge- Fla-Trägers) und das sei der Hispano. Der sagt, daß die finanziellen Forderungen der AMX 13 decke zwar die Verwendungszwecke Firma AMX für eine Lizenzgabe so sagenhaft Grenadiergruppe, Funk- und Führungsfahrzeuge hoch gewesen seien, daß man darauf verzichtet sowie Transportfahrzeug gut, sei aber vor allein habe" (64/63, vgl. auch S. 77). nicht geeignet als Fla-Selbstfahrlafette" (Anl. Obwohl auf die Lizenzgebühren für das Fahrzeug BRH zu 172). HS 30 an anderer Stelle einzugehen ist, sei hier Der französische General Lavaud hatte dem in schon ein Vermerk über eine Besprechung bei Abt. einer Besprechung am 20.4.56, die zum obigen Ver- XI D vom 27.3.56 zitiert, in dem auf „unsinnig merk führte, entgegengehalten, daß das Hispano hohe Lizenzgebühren" der Firma HS für eine Serien- Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

fertigung in Deutschland hingewiesen wird (Anl. verkürzte Länge (später SP kurz) - als besondere

Bd. II „rot", Blatt 25, zum Gutachten Reuss). SPW-Klasse vorgesehen, dessen Gefechtsgewicht

„nicht über 10 t" liegen sollte. Trotz negativer Beurteilungen des AMX 13 von deutscher Seite war das Interesse an diesem Fahr- Es dauerte dann fast genau 1 1/2 Jahre, bis das zeug verschiedentlich recht deutlich. Am 22. 4. 56 Ingenieurbüro Warneke, bei dem Kniepkamp be- war in einer Besprechung zwischen den Abteilungen schäftigt war, die briefliche Aufforderung Schanzes V, XI und XII des BMVtdg vereinbart aber nicht vom 29.4.1955 erhielt, das nach ihm benannte Pro- ausgeführt worden, durch Abt. XI ein Lieferangebot jekt „mit Macht" aufzunehmen (74 / Anl. 1). Aus der französischen Verbindungskommission in Ko- einem von der Fa. Warneke am 29.3. und 15.6.56 blenz für die Abwandlung des AMX 13 als Truppen- zusammengestellten „Lebenslauf des Projekts Schüt- transportfahrzeug, bezogen auf eine Bestellung bis zenpanzerkonstruktion Kniepkamp" (74/Anl. 1) geht zu 1000 Stück, einzuholen (Anl. BRH zu 174). In der hervor, daß Kniepkamp am 1.10.55 einen Konstruk- Besprechung mit General Lavaud (am 20. 4. 56, s. o.) tionsvertrag mit Ruhrstahl geschlossen hat und am hatte v. Löffelholz bemerkt, daß auch deutscherseits 20.10.55 von Philipps aufgefordert wurde, die Aus- der AMX 13 in gewissen Stückzahlen für die Erpro- führung des SP 15 „recht bald" mit dem zuständigen bung bei den Lehrbataillonen vorgesehen sei. Als Referenten des BMVtdg zu besprechen. (Philipps vor Kampffahrzeug sei er indes nicht geeignet, wohl als dem 1. UA: „Was der" (Kniepkamp) „entwickelte, lag leichtes Panzerfahrzeug (Anl. BRH zu 172). Schanze nicht auf dieser" (SPW) „Ebene. Der hat schwere war 1956 gar der Auffassung, den „AMX 13 oder Panzer entwickelt!" (64/63). Diese Besprechung fand einen US-Schützenpanzer als vorläufigen Typ zu be- am 3. 11.55 statt; ihr Ergebnis: Philipps und Schanze schaffen und dann erst die Entwicklung (des HS 30) „werden den Bau des SP 15 befürworten" ; da jedoch durchzuführen". Dies habe er stets propagiert die „Lage bezüglich Schützenpanzern . . . brennend (47/100 f.). In der 17. Sitzung des Sechserausschusses geworden" sei, müßten „für einen Sofortbedarf am 23. 2. 56 hatte Schanze aber noch auf Bedenken, einige 100 HS bestellt" werden, „obwohl diese Type einen nicht erprobten Prototyp einzuführen, er- in keiner Weise genüge". Am 9.1.56 überreichte widert, „daß der Prototyp technisch nicht versagen Warneke dem Technischen Amt des Ministeriums werde" (vgl. Sitzungsprotokoll; 47/110). Auf den (Schanze) zwei Entwurfszeichnungen und teilte mit, AMX 13 angesprochen, sagte Schanze ferner: daß die Werkstattzeichnungen in sechs und ein

„Die Soldaten wollten vom Techniker, nämlich Prototyp in sechs bis acht Monaten fertig sein

von mir, na, sagen wir ein Spielzeug. Denn sie könnte ; eine Beschreibung mit Zeichnungen folgte

stellten 56 ihre Einheiten auf und hatten nun am 23.1.56. Schanze erwiderte am 24.1.56, er habe

das größte Interesse daran, eine Panzergrena- nun das Militärische Amt um Entscheidung ersucht.

dierkompanie im Manöver einzusetzen . . . Der Im Laufe des März informierte Warneke nicht nur

HS 30 war mit Sicherheit bis zum Manöver nicht das Ministerium, sondern auch Merker-Hanomag

zu bekommen. Und ich sagte denen natürlich ..., über die Fortschritte der Kniepkamp-Konstruktion.

da bleibt ja gar nichts anderes übrig, um ein Merker, der bei einer Besprechung im Büro War-

ähnliches Fahrzeug zu haben, beschafft in Gottes neke am 8.6.55 Interesse an der Kniepkamp-Kon-

Namen 100 AMX . . . und 100 Amerikaner und struktion gezeigt hatte, schrieb dann am 11.4.56

laßt die mal fahren und dann seht Ihr ja, was an Warneke, er habe sich nun der Auffassung

dabei herauskommt . . . So ist das zu verstehen: Schanzes angeschlossen, daß ein Verzicht auf das

Also als Lückenbüßer, nicht in der Ausstattung, HS-Fahrzeug deshalb nicht in Frage komme, weil

aber um möglichst rasch zu Versuchen zu kom- die Entwicklung des SP 15 bis zur Serienreife drei

men in der Truppe" (47/103, vgl. auch S. 105 ff.). Jahre (mithin zu lange) dauere; doch könnte „das

Kniepkamp-Fahrzeug . . . in einigen Jahren einmal Warum diese jeweils etwa 100 Stück damals nicht das HS-Fahrzeug ablösen". Merker hatte in der gekauft worden sind, konnte Schanze nicht sagen. Zwischenzeit, nämlich am 20.3.56, mit HS einen - Er „vermutet, daß es am Geld scheiterte" (47/104). später stornierten - Lizenzvertrag über den Nach- Bei der Erkundung und Überprüfung möglicher bau des HS 30 in der BRD geschlossen. - Trotzdem Alternativen zum HS 30 stand eine seinerzeit in ist Warneke/Ruhrstahl noch am 27.4.56 von der der Entwicklung befindliche deutsche Schützenpan- Dienststelle Koblenz des BMVtdg veranlaßt worden, zerkonstruktion, der SP 15, im Mittelpunkt der Be- Termine und Preise für Prototyp und Serienfahr- weisaufnahme. Der Urheber dieser Konstruktion, zeuge bis zu 5000 Stück mitzuteilen. Diese Anfrage der ehemalige Chefkonstrukteur der Gleisketten- war das Ergebnis einer Besprechung im BMVtdg fahrzeuge im Heereswaffenamt, MinRat a. D. Kniep- vom 24.4.56 über Fertigungs- und Lieferungspro- kamp, bekundete vor dem 1. UA., er habe im Jahre bleme beim HS 30 (Anl. BRH zu 174). Warneke gab 1953 Kontakt mit dem Amt Blank aufgenommen und am 4. 5.56 an, die Herstellung der zwei Prototypen dort die „taktisch-technischen" (später „militäri- einschließlich der Konstruktionszeit (von sechs Mo- schen") Forderungen für einen SPW vom 12. 10. 53 naten) und Werkserprobung erfordere 15 Monate erarbeitet (74/20). Schon in diesen Forderungen war (Anl. BRH zu 167). Am 30.11.56 ist das Projekt das Gefechtsgewicht für den Schützenpanzer - nor- SP 15 dann „auf Eis" gelegt worden. male Länge (später SP lang) - mit „nicht über 15 t" angegeben, was für Kniepkamp ein Gesamtgewicht Zur weiteren Entwicklung des SP 15 sagte Kniep- von 15 t bedeutete und auch zur Bezeichnung seiner kamp vor dem 1. UA., die Fa. Ruhrstahl habe im

Konstruktion als „SP 15" führte (ADrs. 40 Anl. 18). Frühjahr 1957 den Bau von zwei Prototypen „end-

In diesen Forderungen war weiterhin ein SPW - lich" anbieten können (74/20, 38). Als Grund für die Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode

Verzögerung - Kniepkamp sollte die Konstruktion Jahr Konstruktion" (15/201). Die Entwicklung des laut Brief Schanzes vom 29.4.55 „mit Macht" auf- neuen Kampfpanzers Leopard vom Prototyp bis zur nehmen (s. o.) - meinte der Zeuge: „Die haben sich ersten Serie habe von 1958 bis 1965 gedauert; ihm sehr viel Zeit gelassen. Es war immer kein Geld da sei nicht bekannt, daß die Serienlieferung des usw." (74/39). Auch seien die militärischen Forde- Leopard aus politischen Gründen gestoppt worden rungen des BMVtdg dreimal abgeändert worden und sei (15/200 f.). ihm erst am 19.5.56 in endgültiger Form überreicht Eine Erklärung für die insbesondere zuletzt ge- worden (74/46, 48, Anl. 2; die als Anl. BRH zu 169 nannte Zeitspanne kann einer Äußerung Hellwigs aufgeführten „militärischen Forderungen" vom vor dem 1. UA entnommen werden. Zu den Ent- 24.7.56 weichen nur geringfügig von denen unter wicklungsphasen sagt er: obigem Datum ab). - Nach der Aussage Schwerins „Es müssen Prototypen gebaut werden. Ohne - gegenüber dem ES-Referat - haben „die damals bei der Bundeswehr zuständigen Leute . . . keine Prototypen kann man keinen Serienauftrag ge- Vorstellung über die Entwicklung dieses Panzers ben. Wir sind ja bei den letzten Vergaben, bei gehabt" (Akte BMVtdg ES 322/66, B1 289 f. ; vgl. den Panzerwagen, noch viel weiter gegangen, auch 68/168). und zwar war das im wesentlichen auch eine Forderung, die ich damals an die Abt. W gestellt Auf das Angebot vom Frühjahr 1957 habe er dann habe: Keine Verträge mehr zu schließen, wenn erst im Oktober 1957 eine abschlägige Antwort er- nicht die Firma, die das Objekt liefert, die Ver- halten, führte Kniepkamp vor dem 1. UA aus. pflichtung gleichzeitig übernimmt, daß das Ge- Schanze habe ihm eröffnet, daß dieser Bau nicht rät als Ganzes truppenbrauchbar ist, . . . zuzüg- durchgeführt werden könne, obwohl das Geld be- lich aller Teile . . ." (74/90) . reitstehe, und daß - wie er sich ausdrückte - eine politische Entscheidung getroffen sei, daß von der Auf die kritischen Beurteilungen der späteren Kniepkamp-Konstruktionen durch den Zeugen Litt- HS ein Fahrgestell bestellt werden solle" (74/20, 34). mann (15/211) und das BMVtdg (RS 57 Anl. 3) Danach „haben wir ein Jahr lang gebraucht, um brauchte der 1. UA nicht einzugehen, da sie keinen die Herren zu bearbeiten" (74/46). Am 6.8.58 nahm Beweis dafür erbringen, daß die SP 15-Konstruktion Kniepkamp an einer Besprechung mit Holtz teil, aus nicht in der von Kniepkamp dargestellten Weise der er für Ruhrstahl den Auftrag mitnahm, zwei hätte realisiert werden können. Im übrigen waren Prototypen seiner Konstruktion SP 15 bzw. SP 12 zu die Entwicklungsvorgänge der späteren Konstruk- bauen. Die beiden Stücke konnten am 26.6.59 die tionen weder bekannt noch Gegenstand der Unter- erste Probefahrt unternehmen und wurden später suchung. zum sog. Kanonenjagdpanzer entwickelt (74/26, 49; RS 40 Anl. 11-19). Zur Klärung der Frage, ob die Konstruktion Kniep- kamp seinerzeit als Alternative zum HS 30 in Be- Die Bau- und Entwicklungszeit für eine neue tracht kam, hat der 1. UA die Beschaffung des HS- Panzerkonstruktion veranschlagt Kniepkamp mit Fahrzeugs in zeitlicher Parallele zur SP 15-Konstruk- drei Jahren: tion geprüft. „Man muß ein Jahr konstruieren, ein Jahr Am 4.11.54 hatte Merker in einem Brief an bauen normalerweise und dann ein Jahr erpro- Schanze auf ein neuentwickeltes Raupenfahrzeug der ben unter normalen Bedingungen. Das sind drei Fa. HS hingewiesen (Anl. BRH zu 168). Später erhielt Jahre. Aber dann ist die Sache serienreif" die Dienststelle Blank Beschreibungen des Fahr- (74/47, auch 34). „Einen HS 30 zu bauen, wäre zeugs. Sein Einheitsfahrgestell sollte durch ent- für uns überhaupt ein Kinderspiel gewesen" sprechende Aufbauten als Kampffahrzeug, für Flak- (74/35) . und Erdeinsatz mit 30-mm-Kanonen (Zwilling) im Turm oder als leichter SPW für den Transport von Der Zeuge Hellwig meinte in einem Schreiben 10-12 Mann oder als Waffenträger und Transport- an den 1. UA vom 15.12.68 einschränkend, Kniep- fahrzeug verwendbar sein. Das Gewicht war „kampf- kamp überschätze „die Bedeutung der Konstruktion bereit" mit 10 bzw. 10,5 t angegeben (Anl. BRH der Einzelelemente für das Gesamtobjekt" gegen- a. a. O.). Am 14.5.55 überreichte die Bonner Ver- über der des praktischen Zusammenspiels (74 / tretung der Fa. HS (damals: Westmetall GmbH) Anl. 11). ergänzende Unterlagen, deren Durchsicht ergab, „daß Nach Aussage anderer Fachleute nimmt die Ent- das Fahrzeug unbedingt sehenswert ist" (Schreiben wicklung gepanzerter Vollkettenfahrzeuge sechs Schanze vom 17.5.55, Anl. BRH a. a. O.). Die Vor- und mehr Jahre in Anspruch. Nähring sprach von führung des Fahrzeugs war nach Angabe der Firma sechs Jahren (25/215). Der Zeuge Schanze hält sieben zunächst nicht möglich, weil „das vorhandene Ver- Jahre „von der Festlegung des Konzepts bis zum suchsfahrzeug . . . nach Absolvierung von 3000 km Einsetzen der Serienlieferung" für notwendig (47/18). Probefahrten" zu Prüfzwecken zerlegt worden war. Wie sich aus dem Schreiben Merkers an Warneke Statt dessen hielt der Konstrukteur, Prinz Andre vom 11.4.56 ergibt (a. a. O.), hatte Schanze aller- Poniatowski, am 30.6.55 einen Vortrag in Bonn, in dings die „Entwicklung bis zur Serienreife" der dem er anhand von Zeichnungen, eines Modells und SP 15-Konstruktion auf drei Jahre angesetzt. Der eines Farbfilms Einzelheiten des Fahrzeugs er- Panzerfachmann Merker hatte diesen Standpunkt läuterte. geteilt (vgl. auch BMVtdg, RS 57 Ani. 3). Sachver- Am 7. und 8.11.55 fand in Paris eine Vorführung ständiger Zeuge Dipl.-Ing. Littmann, Direktor beim verschiedener Panzerfahrzeuge statt. An dieser Ver- BWB in Koblenz: „Man rechnet allgemein . . . ein anstaltung nahmen u. a. v. Löffelholz, Nähring, Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

Schanze und Philipps teil. Neben dem HS 30 wurde Entwicklungsmann nichts Neues, daß wir etwa im

u. a. auch ein Hotchkiss-Modell vorgeführt, das in Mittel um 20 % über dem ursprünglichen Gewicht dem Gemeinschaftsbericht der Teilnehmer „als ge- landen. Das hat vielerlei Gründe, daß wir diese eigneter Grundtyp für den sog. SPW kurz" bezeich- 20 % von vornherein normalerweise einkalkulieren net wurde (Anl. BRH zu 169). Zur HS-Konstruktion bei unseren Entwicklungen" (15/318). In dem Schrei- heißt es, das Fahrzeug sei „erstmals im Prototyp ben Schanzes vom 17.5.55 (a. a. O.) kam denn auch betriebsfähig gezeigt" worden. Motor, Getriebe und zum Ausdruck, daß das Fahrzeug das zusätzliche

Lenkgetriebe lägen noch nicht fest, auch müsse die Gewicht einer verstärkten Bug- und Seitenpanzerung

Panzerung verstärkt werden. Das Fahrzeug komme noch tragen könne. Auch in dem Bericht über die

„in seiner Gesamtkonstruktion den deutschen mili- Panzervorführung in Paris (a. a. O.) hieß es, daß die tärischen Forderungen an ein Kampffahrzeug dieser Mehrgewichte einer verstärkten Panzerung kon-

Größenordnung nahe" und könne „als brauchbarer struktiv überlegt seien; „die Erprobung des Proto-

Prototyp für den SPW lang und dessen Abwand- typs bei der Firma fand mit einem Gesamtgewicht lungen vorgesehen werden" (Ani. BRH a. a. O.). statt, das die zusätzliche Panzerstärke bereits be-

Einem Schreiben Schanzes vom 14.11.55 ist zu ent- rücksichtigt hat". nehmen, daß das Fahrzeug einen „sehr guten Ein- Die Firma HS hat in ihrer Selbstdarstellung 1958 druck" gemacht habe. Der Motor sei zwar noch darauf verwiesen, daß der HS 30 dem SPW kurz etwas schwach und das amerikanische Getriebe, das entsprochen habe und „auch in dieser Größenord- in Europa überhaupt nicht gefertigt werde, uner- nung und Gewichtsklasse angeboten" worden sei. wünscht. „Die Frage einer Lieferung von Proto- Weiter heißt es dann: typen bis etwa 1.7.56 und anschließend einer „Da von den damals in Auswahl stehenden größeren, ich möchte sagen Nullserie bis 1. 7. 57" Schützenpanzerwagen der HS 30 der größte war sei bereits angeschnitten worden (Ani. BRH a. a. O.). und da für den SPW kurz noch ein leichter Einem Vermerk Schanzes vom 24.11.55 zufolge waren Minister und Staatssekretär mit dem Frank- Wagen (Hotchkiss)- zur Verfügung stand, über-

reichbericht über Vorführung Hispano Suiza und nahm der HS 30 die Rolle des SPW lang. . . .

Hotchkiss einverstanden (Anl. BRH a. a. O.). Die Auswirkung dieser Sachlage zeigte sich

bald: Das nach den Abmessungen des Pariser Am 14.12.55 fand die vorgesehene technische Prototypen in Bonn erstellte Holzmodell einer Besprechung mit den Firmenkonstrukteuren statt, Wanne mit SPW-Aufbau wurde auf Wunsch des die später als „Modellauswahl", bezeichnet und in der vereinbart wurde, die taktisch-technischen For- BMVtdg für die Unterbringung einer Panzer- grenadier-Vollgruppe nachträglich in verschie- derungen (TTF) für Schützenpanzerwagen für die weitere Tätigkeit der Firmen noch einmal zu über- dener Hinsicht geändert, hauptsächlich aber er- heblich verlängert. Entsprechend der Verlänge- arbeiten (BRH zu 169). In einem Schreiben vom rung des Wagens mußte auch das Laufwerk 1.2.56 an die Fa. HS Bonn übersandte Schanze den noch nicht vollständigen „Entwurf einer Neuaus- verlängert und umkonstruiert werden. Daneben war es die erhebliche Gewichtszunahme, die den gabe", die Laegeler in der Fassung vom 24.7.56 Wagen grundlegend beeinflußte. Vor allem die unter der Bezeichnung „militärische Forderungen" Forderung auf eine 30 mm Front- und 20 mm genehmigte (Anl. BRH a. a. O.). Trotz der Fixierung zahlreicher Änderungswünsche und zusätzlicher Ein- Seitenpanzerung sowie die Gewichtserhöhung der Bewaffnung von ursprünglich 200 bis 250 kg bauten seitens der Truppe ist das Gefechtsgewicht auf 800 bis 850 kg erzwangen für das nunmehr wie in den TTF des Jahres 1953 mit „nicht über 15 t" auf 12 t zu veranschlagende Fahrzeug weitere für den SPW lang und mit „nicht über 10 t" für den entscheidende Umkonstruktionen. Mit diesen SPW kurz festgesetzt (Anl. BRH a. a. O.). — Auf einschneidenden Veränderungen bot sich für das Anfrage Schanzes im Juni 1956 gab die Firma HS Fahrzeug eine konstruktiv tiefgreifende Ände- am 19. 7. 56 neben anderen technischen Daten das rung seiner Gesamtgestaltung an: Da ein Lei- Gefechtsgewicht „für den SPW lang Hispano Suiza" stungsgewicht von 20 PS pro Tonne deutscher- mit 11,5 t an (Anl. BRH zu 177), das tatsächliche seits gefordert war, hätte, wie zunächst vorge- Gewicht betrug später knapp 15 t. sehen, der um etwa 200 PS verstärkte HS Die Gewichtsdifferenz zwischen der ursprünglich Motor für das 10-t-Fahrzeug genügt. . . . fiel von HS vorgestellten Panzerkonstruktion und dem die Wahl in Absprache mit dem BMVtdg auf späteren Serienmodell HS 30 hat sich als Ausgangs- den 235 PS . . . Rolls Royce-Motor. . . . Ein punkt für Fehlberechnung und -konstruktion zahl- stärkeres, der nunmehrigen Motorleistung ent- reicher Einzelteile und dadurch bedingte zeitrau- sprechendes Schaltgetriebe mußte ausgewählt bende Umrüstungen herausgestellt. Der HS 30 wog und konstruktiv angebracht werden. Das gleiche nach einer Selbstdarstellung der Firma HS vom gilt für Zwischengetriebe und Seitenvorgelege. 27.11.58 in der in Paris vorgestellten Fla-Panzer- Die bisherige Federung mußte dem erhöhten ausführung ohne Turm etwa 7,5 t, einschließlich des Gewicht des Wagens angepaßt werden. Diese später aufgesetzten 30-mm-Zwillingsturmes etwa 10 t Vorgänge spielten sich im wesentlichen nach (Akte BMVtdg, ES 322/66, Bl. 42). Schanzes Ein- Abschluß der Prototypenverträge bis zur Frei- lassung vor dem 1. UA: „Das Gefechtsgewicht des gabe der Holzmodelle ab. . . ." (Akte BMVtdg Fahrzeugs sollte etwa 10 plus einer Toleranz von a. a. O., Blatt 42 ff.). 10%, also etwa 11 t sein" (47/19). Littmann bezeich nete zusätzliche Wünsche des Bedarfsträgers als Ähnlich ließen sich auch die Zeugen Lierow und einen „ganz natürlichen Vorgang". Es sei „für den Kraemer vor dem 1. UA ein. Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

Lierow: „Die Schwierigkeiten, die mit dem Fahr- Darin hieß es, daß das vorgeführte Raupenfahr- zeug dann in der umkonstruierten Form entstan- zeug statt des vorgesehenen Lenkgetriebes mit den sind, liegen ja dann später, 1957. Ich darf ... sechs Gängen ein Getriebe gleichen Fabrikates darauf hinweisen, daß m. E. die späteren Schwie- mit fünf Gängen in noch nicht endgültiger Aus- rigkeiten zurückzuführen sind auf die Gewichts- führung hatte. Wegen des Motors und der Küh- steigerungen, auf die vielen militärischen Ände- lungsprobleme glaubte die Kommission, sich rungen, auf die Änderung der Abmessungen auf die Erfahrungen der Motorenbaufirma ver- und natürlich auch auf den Zeitdruck der soge- lassen zu können. Das vorhandene Lenkge- nannten Anpassungsentwicklung" (41/44 f.). triebe fand sie fahrtechnisch bestechend. Wegen des vorgesehenen Sechsganggetriebes gab sie Kraemer: „Mängel, die sich nachher gezeigt sich mit der Firmenauskunft zufrieden, daß es haben, sind keinesfalls darauf zurückzuführen, auch in entsprechenden Fahrzeugen der ame- daß Leute damit befaßt waren, die ihr Metier rikanischen Armee verwendet werde. Das Lenk- nicht verstanden, sondern sind darauf zurück- getriebe — führte sie aus — sei bekannt und zuführen, daß nicht das Fahrzeug, das wir vor- bewährt, die Gummifederung weich und in ihren gestellt hatten und das Gegenstand der Prüfung Schwingungen gedämpft. Es sei beachtlich, daß der Sachverständigen war, dann gebaut wurde" die Kette des Musters bisher Fahrten von fast (58/17). 6000 km ausgehalten habe. Allerdings lägen über eine Erprobung in lehmigem Boden noch Mit diesen Ausführungen hat die Firma HS sich keine Erfahrungen vor (vgl. BRH zu 176). zu entlasten versucht. Der Firma ist aber ihre eigene Darstellung (1958, a. a. O.) entgegenzuhal- Die Kommission faßte ihr Urteil dahin zusam- ten, in der sie darauf hinweist, daß das BMVtdg zwei men, „daß die Berechnungsgrundlagen, die kon- Arten von Schützenpanzerwagen vorgesehen hatte, struktive Durchführung und der dem künftigen einen SPW kurz von etwa 10 t und einen SPW lang Fahrzeug allerdings noch nicht entsprechende von etwa 15 t, und der HS 30 die Rolle des SPW lang Prototyp erwarten lassen, daß bei Aufnahme habe übernehmen müssen. Diese Gewichtsklassen einer Serienfertigung Überraschungen größeren waren — wie dargestellt — schon in den militäri- Formates nicht auftreten werden, sofern die mit schen Forderungen 1953 festgelegt worden. Die For- der Serienfertigung beauftragten Firmen in der derung an den SPW lang hinsichtlich des Gefechts- Qualität des zu beschaffenden Materials und gewichts hatte sich bis 1956 und auch später nicht der Sorgfalt der Fertigung keine Fehler geändert. Ebenfalls 1953 festgelegt und dann unver- machen". ändert blieb die Forderung hinsichtlich des Fas- Zusatz von Philipps: „Räumlich, in seiner Be- sungsvermögens des SPW lang mit „einer Gruppe" weglichkeit und in sonstigen Fahreigenschaften (vgl. Anl. BRH zu 166 und 169). Der Zeuge Nähring sowie unter Berücksichtigung der erreichten bestätigte, daß „die Grundforderung von 1953 . . . Panzerstärken erfüllt nach meiner Auffassung in der Grundkonzeption immer erhalten geblieben" das Fahrzeug in seiner Größenklasse die für die ist (25/256). Mit der Besprechung vom 14.12.1955, Verwendung als SPW- und Mehrzweckfahrzeug die als „Modellauswahl" bezeichnet wurde (s. o.) gestellten militärischen Anforderungen." war HS über die angestrebte Funktion des HS 30 Den letzten Ausführungen ist zu entnehmen, daß als SPW lang (15-t-Klasse) unterrichtet. Nähring sich das Gutachten, wenn auch in Schlußfolgerun- betonte, daß die sog. taktisch-technischen Forderun- gen, ausdrücklich auf den „dem künftigen Fahrzeug gen von der Firma akzeptiert worden seien (25/249). ... noch nicht entsprechenden Prototyp" bezog (und Das tatsächliche Endgewicht des HS 30 von fast 15 t nur beziehen konnte), und das Fahrzeug „in seiner konnte also nicht überraschen und hätte entgegen Größenklasse" den militärischen Anforderungen der Darstellung der Firma in seinen Auswirkungen genüge. Philipps betonte vor dem 1. UA, das Gut- unter anderem auf Motor und Getriebe schon vor achten basiere auf dem, was er gesehen habe Abschluß der Prototypenverträge vom 16.5.1956, (64/98) ; er habe „ein 8-t-Fahrzeug ... , das ist die 15.7.57 und 8.1.58 erkannt werden müssen. Auf- 10-t-Klasse", begutachtet (64/92). grund der unbestritten zahlreichen Konstruktions- Änderungswünsche des BMVtdg lag es seinerzeit Philipps hatte zuvor schon in einem Schreiben an sogar näher, daß das für die Klasse des SPW lang Schanze (vom 17.2.56) ausgeführt, es bestehe "ja angegebene Gewicht von maximal 15 t überschritten kein Zweifel, daß man technisch noch am Anfang werden würde. ist bezüglich des Hispano Suiza" (Anlageband II „rot", Blatt 39, zum Gutachten Reuss). Kraemer Obwohl der Firma Hispano Suiza klar war, daß meinte, daß das HS-Modell „durch die bedeutenden der HS 30 zwar dem SPW kurz gewichtsmäßig ent- Änderungen ... ein Entwicklungsfahrzeug" gewor- sprach, aber die Rolle der 15-t-Klasse, nämlich des den sei (58/63). Dorn, als Mitglied des BRH mit der SPW lang, übernehmen sollte (Selbstdarstellung der Prüfung der HS 30-Beschaffung befaßt, sagte, daß Firma, a. a. O.), stellte sie in einem Vermerk ihrer HS „das Fahrzeug, das jetzt gefordert war, durch Bonner Vertretung vom 24.4.56 ihre ursprüngliche Umkonstruktion des vorhandenen erst finden" Konstruktion als ausgereift und für die Serienfabri- mußte (28/68). Panzerfachmann Merker hat vor dem kation geeignet heraus (Anlageband II „rot", Blatt 1. UA erklärt, daß es sich bei dem HS 30 als SPW 32-36, zum Gutachten Reuss). Dabei nahm sie auf lang um eine Neuentwicklung gegenüber dem ur- das Gutachten der Philipps-Kommission vom sprünglich vorgeführten Fahrzeug handelte (28/186). 23.4.56 (a. a. O.) Bezug. Selbst das BMVtdg bezeichnete das vorgestellte Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

Fahrzeug im Jahre 1958 als „Studienobjekt" und englischerseits die Realisierung dieses Vorhabens erstmalig als „HS 10" (Anlageband IV „gelb', (HS 30) nur mit außerordentlicher Verzögerung für Blatt 17, zum Gutachten Reuss). Reuss entnahm möglich hält, er sprach von sechs Jahren" (46/Anl. 4). den Einlassungen der Abteilung T III im Rahmen Auf Anfrage hieß es dann allerdings in einer Note der Erstellung seines Gutachtens, „daß der offenbar der Britischen Botschaft, Mr. McFarlane „glaube" zunächst lediglich vorhandene Typ HS 10 etwas (im Januar 1969), General Becker (im Mai 1956) wesentlich anderes war als der dann gewünschte gesagt zu haben, „im Vereinigten Königreich könne und bestellte Typ HS 30" (Gutachten Blatt 107, Anl. von dem Zeitpunkt, in dem ein neues Fahrzeug BRH zu 192). Der Zeuge Witte erklärte, „daß man ... dieser Art ins Auge gefaßt werde, bis zum Beginn von Hispano-Seite etwas verkauft hatte, was in die- der Serienauslieferung ein Zeitraum von sechs ser Art gar nicht existent war. Das ist ja nun un- Jahren verstreichen" (79/Anl. 3). streitig, daß man erst etwas entwickeln oder weiter- Zeitliche Bedenken zum Verlauf der HS 30-Be- entwickeln mußte, was bei Abschluß der Kaufver- schaffung wurden schließlich auch in der Abtei- träge gar nicht da war" (28/165). Forndran schließ- lung XI des BMVtdg laut. In einer Besprechung mit lich betonte in seiner den HS 30 betreffenden „Zu- Vertretern der militärischen und der technischen sammenfassung und Wertung" vom 31.5.58 Abteilung (V und XII) vom 24.4.56 wurde von den (a. a. O.), „daß praktisch noch 1956 bis Anfang 1957 Vertretern der Abteilung XI „für die formale Ab- nur von dem ersten Anlaufen einer völlig neuen wicklung einer ersten größeren Bestellung dieses Entwicklung - noch dazu durch eine hierin unerfah- Modells (HS 30) eine ungefähre Zeitberechnung auf- rene Firma - gesprochen werden kann". gestellt, wonach diese tatsächlich frühestens zum Auch General Lavaud hatte in der Besprechung Beginn des Jahres 1957, vermutlich erst im April vom 20.4.56 auf konstruktive Änderungen des 1957, erfolgen kann. Auslieferung der ersten Serie Hispano-Fahrzeugs aufgrund notwendiger Gewichts- 15 Monate später" (Anl. BRH zu 174). Die Bespre- chungsteilnehmer beschlossen unter anderem, von erhöhung hingewiesen (a. a. O.). General Lavaud - machte im übrigen grundsätzliche Bedenken gegen der Firma Ruhrstahl AG eine eingehende Ferti- die HS-Konstruktion geltend. Der SPW Hispano gungsprognose für das Kniepkamp-Projekt anzufor- sei auch in Frankreich erprobt worden, die Ergeb- dern, und ein Angebot über die Lieferung bis zu 1000 französischen Schützenpanzern (AMX 13) einzu- nisse seien nicht zufriedenstellend. In einem Akten- holen. Holtz, dessen Abteilung X an dieser Bespre- vermerk des BMVtdg vom 21.2.56 hatte es dagegen chung nicht beteiligt war, verwahrte sich schriftlich geheißen, die französische Armee habe das Bau- gegen den Beschluß. Er führte aus: Über die Frage muster zwei Monate „mit gutem Erfolg" erprobt der Programmaufstellung sei ausschließlich seine (Anlageband II „rot", Blatt 21, zum Gutachten Reuss). Ein Erprobungsbericht, auf den das BMVtdg Abteilung in Verbindung mit dem BMWi (Sechser- bei seiner Beurteilung sich hätte stützen können, ausschuß) zuständig. Die Abteilung V habe schon liegt nach Auskunft des Ministeriums nicht vor vor längerer Zeit das Modell Hispano Suiza aus- (Anlageband IV „gelb", Blatt 19, zum Gutachten gewählt. Die entsprechende Vorlage an die parla- mentarischen Ausschüsse sei bereits hinausgegan- Reuss). Auch nach der völlig abweichenden Dar- stellung seitens der Franzosen hat das BMVtdg gen. Er müsse bitten, von allen weiteren Schritten, einen Erprobungsbericht offensichtlich nicht ange- die am 24.4.56 „vereinbart" worden seien, abzu- sehen (Anl. BRH zu 175). Am 14.5.56 hat dann Ab- fordert. Es ist auch einem Widerspruch gegenüber der Darstellung Kraemers - von Schanze unter teilung XI zugesagt, die „vergleichenden Unter- dem 19.1.56 festgehalten - nicht nachgegangen, suchungen nicht fortzusetzen. Nach einer Notiz Kla- res vom 15.5.56 hat Schanze sich überdies Unter- wonach das französische Verteidigungsministerium „neuerdings ein besonderes Interesse an der HS- lagen machen lassen für eine Besprechung bei Holtz, „um zu beweisen, daß keine andere Wahl als Neuentwicklung HS 30" bekundete und „der Firma Hispano Suiza bleibt. Andere „Untersuchungen" schon in kurzer Zeit einen Regierungsauftrag für vorgesehen" (Anl. BRH zu 174). die Fertigung dieser Fahrzeuge" zu geben beabsich- seien nicht tigte. „Um dem Zugriff des französischen Verteidi- Der 1. UA hat eingehend geprüft, ob tatsächlich gungsministeriums zuvorzukommen, bat HS seiner- „keine andere Wahl als Hispano Suiza" bestand. zeit, „eine möglicherweise geplante Bestellung die- Der Ausschuß hat festgestellt, daß sich der HS 30 ses Baumusters sobald wie möglich vorzunehmen" in seiner ursprünglichen Form als ein Fahrzeug (64/II/8). Dazu Kraemer vor dem 1. UA: „Ich hatte der 10-t-Klasse darstellte. Ob es zu dem HS 30 ... das Gefühl, daß das kein echtes Interesse (der dieser Größenklasse eine Alternative gab, brauchte Franzosen) ist" (58/83); Strauß: „Ich kann mir der Ausschuß nicht zu untersuchen. Hier kann auf schwer vorstellen, daß die Franzosen dieses Inter- die Beschaffung des Hotchkiss als SPW kurz ver- esse hatten. Eines weiß ich: daß die französischen wiesen werden. Da der HS 30 als SPW lang seiner- Truppen die Erfahrungen der Deutschen damals zeit nicht existierte, kann es begrifflich keine Alter- sehr ernst genommen haben" (64/305). native zu dieser Größenklasse gegeben haben. Als SPW lang kam der HS 30 einer Neuentwicklung Zeitliche Bedenken zum Verlauf der HS 30 gleich. Insofern kann die Kniepkamp-Konstruktion Beschaffung wurden laut Aktenvermerk Beckers SP 15 als Alternative angesehen werden. vom 25. 5. 56 von dem Vertreter des englischen Versorgungsministeriums bei der Englischen Bot- In Konsequenz dieser Feststellungen hat der 1. UA schaft in Bonn, Mr. McFarlane, geltend gemacht. untersucht, ob die Bundesregierung die Entscheidung McFarlane habe am 25. 5. 56 erklärt, „daß man für den HS 30 als Typ SPW lang sorgfältig geprüft Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode hatte und die Ablehnung der Alternativ-Konstruk- usw. Vorsehen konnte man damals natürlich tion SP 15 gerechtfertigt war. nicht, daß der endgültige Typ dann um sound soviel schwerer wäre und einen anderen Motor Die Bedeutung der Techniker bei der Auswahl ... und ein anderes Getriebe hätte usw." des HS 30 wurde durch die Aussagen des Zeugen (47/111) vgl. auch S. 90). „Es kam so langsam Laegeler herausgestellt. Auf die Frage, ob er seine immer eines zum anderen, und zwar unabweis Entscheidung für den HS 30 aufgrund des am bar auf einen zu. Das Fahrzeug war also mit 28. 5. 56 in Hangelar bei Bonn vorgeführten Holz- 11 t ausgelegt und dann kam wieder eine neue modells getroffen habe, antwortete Laegeler vor Munitionsausstattung, und dann kam wieder dem 1. UA.: eine neue A-B-C-Einrichtung, und dann kam „Nicht aufgrund des Holzmodells (das er nicht eine Vergrößerung des ... und plötzlich in Hangelar gesehen habe), sondern aufgrund war das Unglück geschehen und man näherte der Zusicherung, daß diese Fertigung technisch sich den 15 Tonnen. Aber vorauszusehen war in Ordnung sein wird" (25/126). An anderer das natürlich nicht" (47/76). Stelle: „Es ist uns zu dieser Zeit (1956) gesagt Der 1. UA ist der Ansicht, daß Schanze die Ent- worden, daß ... eine einwandfreie Fertigung wicklung des HS 30 zu einem fast 15-t-Panzer hätte von der technischen Seite her garantiert ist" erkennen müssen. Schon nach den taktisch-tech- (25/121). Er habe sich voll auf das Urteil der nischen Forderungen aus dem Jahre 1953 galt der Techniker verlassen (25/126). SPW lang und damit der spätere HS 30 - (da- Besonders widersprüchlich in der Beurteilung der mals „normale Länge") als Typ der 15-t-Klasse. HS-Konstruktion war das Verhalten des Zeugen Dementsprechend hatte Kniepkamp seine Konstruk- Schanze, der als seinerzeit maßgeblicher Vertreter tion als SP 15 geführt. Schanze stand wegen dieses der Abteilung Technik im BMVtdg für die SPW- Projektes seit April 1955 in Kontakt mit Kniep- Beschaffung bezeichnet werden kann. Am 3.11.55 kamp (vgl. Aufstellung- Warneke, a. a. O.). In der hatte Schanze von der Bestellung „einiger hundert 17. Sitzung des Sechserausschusses am 23.2.56 HS" für den Sofortbedarf gesprochen, „obwohl diese hatte er denn auch die gravierenden Unterschiede Type in keiner Weise genüge" (Aufstellung War- zwischen den SPW-Typen lang und kurz erklärt neke, 74/Anl. 1). Dieses Verdikt ist besonders auf- und darauf hingewiesen, daß „ein Ersatz des SPW fallend, weil das in Paris stationierte HS-Modell lang durch den SPW kurz nicht möglich" sei. (vgl. erst vier Tage später erstmals besichtigt wurde Sitzungsprotokoll). Schanze konnte also kaum über- (a. a. O.). Obwohl es sich dann bei diesem Modell rascht gewesen sein, als sich das HS 30-Fahrzeug um ein Fahrzeug der 10-t-Klasse handelte, hieß es dem Gewicht seiner Klasse (SPW lang) näherte und in dem auch von Schanze zu vertretenden Gemein- eine Schwere erreichte, die für Kniepkamp Aus- schaftsbericht über die Besichtigung, das Fahrzeug gangspunkt seiner Konstruktion war. könne „als brauchbarer Prototyp für den SPW lang" Schanze betonte vor dem 1. UA, das Ministerium - also den schon 1953 festgelegten Typ der habe sich nicht allein auf sein „Urteil" und seine 15-t-Klasse - vorgesehen werden (a. a. O.). Die „Empfehlungen" verlassen. Man habe auch durch positive Einschätzung des Hispanowagens kommt „Aufstellung von Sachverständigenausschüssen sich auch in dem Schreiben Schanzes vom 14.11.55 ein Zukunftsbild über dieses Fahrzeug zu machen" zum Ausdruck, wonach das Fahrzeug „einen sehr versucht (47/17). In diesem Zusammenhang sprach guten Eindruck" gemacht hatte und schon die „Liefe- Schanze das Gutachten der Philipps-Kommission rung von Prototypen bis etwa 1.7.56" erörtert wor- vom 23.4.56 an, das nach den Worten des Zeugen den war (a. a. O.). Vor dem 1. UA sagte Schanze Dorn auch für die Stellungnahme der Abteilung aber: „Um die Wende 55 auf 56 ... war klar, daß Technik von wesentlicher Bedeutung war (28/72). man den Hispano nicht so rasch bekommen würde" (47/100). An anderer Stelle: „Die Lieferung der Er- Dieses Gutachten konnte für die Bundesregierung probungsfahrzeuge zog sich dann natürlich hin" aber nur von beschränktem Wert sein. Hatte (47/18). Im Sechserausschuß meinte Schanze am Philipps schon in seinem Schreiben an Schanze vom 23.2.56, der Prototyp werde technisch nicht ver- 17.2.56 die HS-Konstruktion als „technisch noch sagen. In der Befragung durch Minister Strauß am am Anfang" charakterisiert (a. a. O.), begutachtete 30.5.58 äußerte Schanze dann laut Vermerk die Kommission nach eigenen Worten „einen dem Beckers, daß an dem vorgestellten Fahrzeug „sehr künftigen Fahrzeug ... noch nicht entsprechenden viel" gefehlt habe. Er „gebe zu, daß das angebotene Prototyp" (a. a. O.). Der Zeuge Ministerialrat Troll, Fahrzeug mit dem jetzt gekauften nicht identisch" 1958 Mitglied der Becker-Kommission, bezeichnete sei. Hispano habe behauptet, „wir kaufen ein Fahr- diese Formulierung als eine „salvatorische Klausel". zeug mit einem Entwicklungsstand von 0+5 Jahren, Er habe es für ein „wagnisreiches Unterfangen" während wir heute wissen, daß wir tatsächlich einen gehalten, „sich auf diese Erklärung abzustützen" Fertigungsstand von 0+2 Jahren gekauft haben". (53/134). Im übrigen ist die Philipps-Kommission bezüg- Auf die Diskrepanzen in der Beurteilung ange- lich der Objektivität ihrer ansonsten doch positiven sprochen, sagte Schanze vor dem 1. UA: Beurteilung des seinerzeit vorgestellten Fahrzeugs „Am 23.2.56 ... hatten wir die Wanne gesehen zu Recht in Frage gestellt worden. Nachdem sich in Paris und hatten auch das Flak-Fahrzeug insbesondere der Sechserausschuß, das BMWi und gesehen und hatten uns überzeugt, daß das Ding die Techniker im BMVtdg für eine Begutachtung des gut funktioniert und daß es geländegängig ist HS 30-Modells ausgesprochen hatten, wurde die Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

Kommission laut Gutachten vom 23.4.56 (a. a. O.) schel ins Geschäft kam" (64/89). Keine Entlastung „auf Veranlassung der Firma HS und in Überein- ist insofern die Äußerung Kraemers, Aders und stimmung mit dem BMVtdg" gebildet. Sie bestand Philipps sei damals nicht bekannt gewesen, „daß aus je zwei Vertretern der Firmen Hanomag und einmal ihr Unternehmen Henschel von der Regie- Henschel: Direktor Pollich, Oberingenieur Lehr rung als Mitproduzent für das Fahrzeug ausgewählt (Hanomag) und dem Panzerexperten Dr. Ing. Aders werden könnte" (58/21). und Generalleutnant a. D. Dipl.-Ing. Philipps (Hen- schel). Aders äußerte sich auch in einem eigenen Der Zeuge Fischer hat das Verhalten der Bundes- Vermerk (vom 15. 4. 56) zu der HS-Konstruktion; regierung in dieser Sache scharf gerügt. Er sagte vor der Schlußsatz seiner Stellungnahme lautet: dem 1. UA: „Wenn eine Bundesregierung sich ein Urteil „Ich kann nicht umhin, Bewunderung und An- durch ein Gutachtergremium bilden will, dann erkennung auszusprechen für die wohlüber- muß dieses Gutachtergremium unabhängig legte, sorgfältige und geistreiche Konstruk- sein. Eine Firma kann sich ... selbstverständ- tionsarbeit" (64/Anl. 8). lich ein Gutachtergremium bilden ... Aber wenn Die Besetzung dieser Kommission hatte schon die Bundesregierung aufgrund dieses Gut- in der gemeinsamen Sitzung des Verteidigungs- achtens nachher zu Entschlüssen kommt, muß und des Haushaltsausschusses vom 5.7.56 - in sie dieses Gutachten durch Leute durchsehen der die Bindungsermächtigung in Höhe von und beurteilen lassen, die absolut unabhängig 2,456 Milliarden DM erteilt wurde - zur Kritik sind" (64/151). seitens des SPD-Abgeordneten Schmidt (Hamburg) An anderer Stelle meinte Fischer, daß das BMVtdg geführt. Die Gutachterkommission habe, so Schmidt, bei einem so wesentlichen Auftrag ein eigenes „aus Experten bestanden, die Angestellte der deut- Gutachtergremium hätte bilden müssen (64/170). schen Firmen seien, die diese Fahrzeuge in Lizenz bauen sollten". Er könne diese Experten nicht als Wie das Gutachten der Philipps-Kommission völlig unbefangene Gutachter ansehen (vgl. Sit- seinerzeit gewertet worden ist, ergibt sich aus den zungsprotokoll). Diesen Vorwurf hielt der Abgeord- Bekundungen verschiedener Zeugen. Klare: „Aus- nete Berendsen (CDU/CSU) für nicht gerechtfertigt. schlaggebend für mich war letzten Endes ein Gut- Er meinte, das Gutachten (vom 23.4.56) sei „immer- achten" (Philipps-Kommission), wonach „keinerlei hin eine ganze Reihe von Monaten oder Jahren alt" Bedenken gegen die Durchführung der Fertigung (vgl. Sitzungsprotokoll). - Die Becker-Kommission dieses HS 30" bestanden (30/197). Weniger: „Das schloß sich in ihrem „vorläufigen Kurzbericht über (Gutachten) war das erste Positive, was in dieser SPW HS 30" vom 28.5.58 der Kritik bezüglich der Sache für meine Begriffe auf den Tisch kam" Neutralität der Gutachter an (Anl. BRH zu 186). (28/453). Schanze: „Dieses Gutachten war nach mei- Am 27.5.58 hatte Nähring auf Befragen der Becker- ner Erinnerung absolut positiv" (47/17 f.). Kommission geäußert, daß die Philipps-Kommission Neben der Entscheidung für den HS 30 hat der nach Meinung des Heeres „nicht nur als unabhän- 1. UA schließlich die Entscheidung der Bundes- giger Gutachter des Verteidigungsressorts" tätig regierung gegen den SP 15 geprüft. Kniepkamp war (Anlage BRH zu 186). sollte diese Konstruktion - wie oben dargelegt - Philipps hat nach eigener Aussage ein Honorar auf Anraten Schanzes vom 29.4.55 „mit Macht" für dieses Gutachten nicht erhalten (64/61). Nach aufnehmen. Obwohl das Ingenieurbüro Warneke seinem Wissen ist auch an die anderen Sachver- in der Folge ständigen Kontakt mit dem BMVtdg ständigen nichts gezahlt worden. (64/65). Die Spesen hatte und eigenen Angaben zufolge am 9.1.56 zwei für eine Reise der Kommission nach England (am Entwurfzeichnungen und am 23.1. sowie am 5./6.4.56) zur Besichtigung des zuvor in Paris 24.3.56 eine Beschreibung mit Zeichnungen der vorgeführten Musters seien von der Firma HS Kniepkamp-Konstruktion SP 15 übersandte (a. a. O.; ersetzt worden (64/61). vgl. auch 74/20; BRH zu 175), hat dieses Projekt offenbar wenig Beachtung gefunden. Dem Zeugen Das BMVtdg sieht in dem Umstand, daß die Gut- Baier z. B. war die Konstruktion „nicht bekannt" achter auf Veranlassung von HS tätig wurden und (38/206; an anderer Stelle: nicht mehr bekannt"). von der Firma die Auslagen erstattet bekamen, Holtz begründete in einem Schreiben vom 9.5.56 keinen Anlaß, an ihrer Objektivität zu zweifeln seine ablehnende Haltung gegenüber dem von den (RS 42 Anl. 3). Das BMVtdg berücksichtigt dabei Abteilungen V, XI und XII am 24.4.56 gefaßten aber nicht, daß die Gutachter damals gerade im Beschluß, eine eingehende Fertigungsprognose für Dienste derjenigen Unternehmen gestanden haben, das Kniepkamp-Projekt anzufordern, u. a. mit dem die am Nachbau der SPW interessiert waren, was Hinweis, es sei „bisher nie davon die Rede gewesen, Rust vor dem 1. UA als „sehr gefährlich und sehr daß eine völlig neue deutsche Eigenentwicklung problematisch" bezeichnet hat (45/11). Hanomag betrieben werden und daß hierzu die Firma Ruhr- hatte schon am 20.3.56 einen Nachbauvertrag mit stahl herangezogen werden soll" (Anl. BRH zu 175). der Firma HS (BAM) geschlossen. In dem Begleit- schreiben vom 24.4.56 zur Übersendung des Gut- Da HS nach Auskunft des BMVtdg im April achtens an Sch anze wies HS offen auf unseren 1956 auch „nur in Aussicht stellen" konnte, „daß deutschen Lizenznehmer, die Hanomag", hin (An- ein ... verbessertes Baumuster nun tatsächlich einen lageband II „rot", Blatt 28, zum Gutachten Reuss). erheblichen Vorsprung gegen alle übrigen tak- Philipps war nach eigener Einlassung „daran inter- tischen Konstruktionen aufweisen werde" (Anlage- essiert als Vertreter der Firma Henschel, daß Hen- band IV „gelb", Blatt 23, zum Gutachten Reuss), Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode hätte das SP 15-Projekt schon sehr früh als mögliche 14.8.58 angesprochen (45/Anl. 3), meinte Kraemer, Alternative in Betracht gezogen werden müssen. unter Prototyp verstehe er „das endgültige Modell, Der Vorhalt des BMVtdg, die Entwicklung SP 15 das dann in die Serienproduktion" gehe (58/235). hätte zum Zeitpunkt der Vorführung des „HS 30- Die von HS vorgestellten Prototypen seien „keine Fahrgestells" am 7.11.55 in Paris noch nicht be- Modellfahrzeuge für die endgültige Serie" gewesen gonnen (RS 57 Anl. 3), steht im Widerspruch zu (58/263). „Es waren Musterfahrzeuge (an anderer der Aufstellung Warnekes (a. a. O.), wonach Kniep- Stelle „Versuchsfahrzeuge" 58/236, 265) zur Er- kamp am 3.11.55 mit Philipps und Schanze „Ent- probung; das war allen bekannt... (58/263 vgl. auch würfe vom SP 15" besprochen hat. In derselben 265). Kraemer gab zu, daß es sich um eine „falsche Besprechung ist übrigens der HS-Typ laut Warneke Begriffsverwendung" handele, „ und das kann viele als „in keiner Weise" genügend bezeichnet worden. Leute in Irrtum führen" (58/266). Entgegen Kraemer Dem weiteren Vorhalt des BMVtdg, mehr als Zeich- meinte die Firma HS Bonn in einem Schreiben vom nungen und Konstruktionsunterlagen für den SP 15 21.8.58 aber noch, der am 13.6.58 ausgelieferte habe es nie gegeben (a. a. O.), ist die Ankündigung „Prototyp" könne nicht den Anforderungen für den Warnekes vom 9.1.56 (a. a. O.), „innerhalb sechs Übergang zur Serienfertigung entsprechen, „da es Monaten können die Werkstattzeichnungen fertig der Zweck eines Prototyps ist, mit ihm notwendige sein; Prototyp in sechs bis acht Monaten", entgegen- Erfahrungen zu sammeln und neue Bauteile zu er- zuhalten. Kniepkamp hat sich ständig (erfolglos) proben" (Anl. BRH zu 191). um einen Entwicklungsauftrag bemüht, so daß nicht ihm angelastet werden kann, nicht mehr als Zeich- Wie die zeitliche Entwicklung des HS 30 verlaufen nungen und Konstruktionsunterlagen geliefert zu würde, dürfte spätestens seit der gemeinsamen Sit- haben. zung der Abteilungen V, XI und XII am 24.4.56 Den seinerzeit tatsächlichen Entwicklungsstand des (a. a. O.) bekannt gewesen sein. Zuvor schon hatte HS 30 hat das BMVtdg 1958 wohl korrekt mit dem die Abteilung XI in Vermerken vom 3.3. und Begriff „Studienobjekt" belegt (a. a. O.), das nach 20.6.56 (Anlageband II „rot", Blatt 41 ff., zum wohl ebenfalls korrekter Darstellung der Firma dem Gutachten Reuss; ADrs. 40 Anl. 2) auf die voraus- SPW kurz - also der 10-t-Klasse - entsprach sichtliche Verzögerung des Baues des HS-Fahrzeuges (a. a. O.), somit noch auf die Größenklasse SPW lang aufmerksam gemacht. Da im Rahmen des Entwick- - 15 t- gebracht werden mußte. Wie wenig aus- lungsauftrages mindestens sechs Monate „für den gereift das HS-Modell war, ergibt sich schließlich Bau und die Erprobung der Prototypen" benötigt auch aus der Tatsache, daß HS um den Abschluß würden, werde sich die Bestellung und damit auch eines Entwicklungsauftrages bemüht war, der laut die Lieferung der Fahrzeuge entsprechend hinaus- Schreiben der Firma HS Bonn vom 29.2.56 „Liefe- ziehen. Eine ungefähre Zeitberechnung für die for- rung von zwei Vollkettenfahrzeugen HS 30 aus male Abwicklung bei der ersten größeren Bestellung Flußstahl, eine komplette Panzerwanne und zwei wurde dann am 24.4.56 von den Vertretern der Holzmodelle des HS 30" umfassen sollte (Anlage- Abteilung XI aufgestellt (a. a. O.). Ausgangsmonat band II „rot", Blatt 24, zum Gutachten Reuss). Ein für eine Auftragserteilung an die Firma Hanomag Entwicklungsauftrag zum Bau eines Holzmodells war hierbei der April 1957. Die Auslieferung der war aber auch für die Kniepkamp-Konstruktion seit ersten Serie wurde auf 15 Monate später angesetzt, Januar 1956 im Gespräch (vgl. Aufstellung Warneke, ein Zeitpunkt, der von der Firma Hanomag kurz a. a. O.). Das BMVtdg hat allerdings trotz der da- darauf bestätigt wurde (Anlage BRH zu 174). Damit maligen Verhandlungen mit HS über einen „Ent- war deutlich, daß die Serienlieferung vor Sommer wicklungsauftrag" im Jahre 1958 den Standpunkt 1958 nicht einsetzen konnte. In Wirklichkeit wurde vertreten, daß „ein eigentlicher Entwicklungsver- auch dieser Zeitpunkt weit überschritten: Die Aus- trag" nicht abgeschlossen wurde, „sondern ein lieferung der Serie von British Marc begann im Vertrag zur Lieferung von Prototypen mit Ver- September 1959, von Hanomag/Henschel im März besserungen und Abwandlungen nach den militä- 1960 (RS 64/Anl. 3) . rischen Forderungen..." (Anlageband IV „gelb", Damit war ferner deutlich, daß - wie es die Blatt 19, zum Gutachten Reuss). Der am 16.5.56 Abteilung XI in ihrem Vermerk vom 3.3.56 zwischen der BRD und HS Bonn geschlossene Ver- (a. a. O.) ausdrückte - „der bisher für die Auswahl trag erfaßt in der Tat unter 4.: „Bau und Lieferung des Hispano Suiza-Fahrzeugs maßgebliche Grund - von zwei Flußstahlprototypen des ,HS 30', betriebs- kürzere Termine - nicht in vollem Umfang zutref- fertig", das aber „nach den Zeichnungen der end- fen dürfte". Auf den Zeitdruck im Rahmen der gültigen Holzmodelle". Der Vertrag erfaßt dann aber Wiederaufrüstung und damit auch der SPW-Beschaf- auch unter 1. die „Anfertigung und Lieferung von fung war vor dem 1. UA immer wieder hingewiesen Zeichnungen für zwei Holzmodelle des HS 30" und worden. Gerade dieses Argument erschien der Ab- - wie im Rahmen des Entwicklungsauftrages dis- teilung XI aber nun nicht mehr stichhaltig. Da „dem kutiert - „die Anfertigung und Lieferung von zwei Vernehmen nach ... bereits seit November 1955 Holzmodellen... nach diesen Zeichnungen" (Ver- eine mindestens gleichwertige Konstruktion der trag Nr. 1 der Zusammenstellung in Nr. 4 Akten- Firma Ruhrstahl" vorliege (Vermerk vom 3.3.56, plan, 1. UA). a. a. O.), sei sie nicht davon überzeugt, daß nicht Wie der Begriff „Prototyp" zu werten war, hat dieses Modell in annähernd der gleichen Zeit (wie schließlich Kraemer vor dem 1. UA erkennen lassen. der HS 30) oder in einer etwas längeren, aber von Auf eine Stellungnahme der Firma HS Bonn zur der militärischen Seite noch akzeptablen Zeit be- Beanstandung des „zweiten Prototyps HS 30" vom schafft werden könne (Vermerk vom 20.3.56, Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527 a. a. O.). Um zu erfahren, ob das Ruhrstahl-Modell botenen Sorgfalt vorbereitet worden. Voraussehbare in annähernd der gleichen Zeit wie das HS-Modell Schwierigkeiten bei der Durchführung der Be- zur Serienfertigung gebracht werden könne, trafen schaffung sind entweder nicht erkannt oder nicht dann die an der Besprechung vom 24.4.56 be- mit der ihnen angemessenen Bedeutung berück- teiligten Abteilungen V, XI und XII die Verein- sichtigt worden. Auch der auf der SPW-Beschaffung barung, von der Firma Ruhrstahl/Warneke eine lastende Zeitdruck rechtfertigt nicht die Art und Kalkulation über den Zeitbedarf ihrer Kniepkamp- Weise der HS 30-Auswahl. Dies um so weniger, Konstruktion anzufordern (a. a. O.). Am 4.5.56 gab als sich in der SP 15-Konstruktion eine Alternative Warneke an, die Herstellung der zwei Prototypen zum HS 30 anbot. Die Ablehnung der SP 15-Kon- einschließlich der Konstruktionszeit (von sechs struktion ist nur aus dem Verhalten der Bundesre- Monaten) und Werkserprobung erfordere 15 Monate gierung gegenüber dem gesamten HS 30-Komplex (a. a. O.). Die gesamte Anlaufzeit einschließlich der verständlich. Serienvorbereitung war auf drei Jahre berechnet (RS 40 Anl. 10). — Auch Panzerfachmann Merker, Eine aus den Abgeordneten Prof. Dr. von Merkatz, der sich mit der Kniepkamp-Konstruktion intensiv Prof. Dr. Süsterhenn und Dr. Schulze-Vorberg be- beschäftigt hatte, gab am 11.4.56 den Zeitraum stehende Minderheit ist folgender Meinung: ebenso wie Schanze (vgl. Aufstellung Warneke, Auf der Suche nach einem der militärischen Forde- a. a. O.) mit drei Jahren an (vgl. auch Kniepkamp rung entsprechenden Schützenpanzer zog das Amt 74/47). Nach dem Warneke-Zeitplan hätte als im Blank amerikanische, englische, schwedische, Frühjahr 1959 mit der Serienproduktion des SP 15 schweizerische und französische Kampfwagen in begonnen werden können. Erwägung. Keine der geprüften Lösungen ent- Ein Vergleich mit der HS-Entwicklung ergibt, daß sprach der deutschen militärischen Forderung. das Kniepkamp-Projekt SP 15 auch im Hinblick auf (BTDrs V/1135). Da die Richtigkeit dieser Behaup- die Anlaufzeit durchaus als Alternative zum HS 30 tung der Bundesregierung in der Öffentlichkeit zu gelten hatte. Der plötzliche Abbruch der ver- auf Zweifel gestoßen ist, hat ihr der 1. UA be- gleichenden Untersuchungen am 14.5.56 (a. a. O) sondere Aufmerksamkeit gewidmet. Die Zeugen- ist daher nicht verständlich. Dies um so weniger, aussagen ergaben folgendes Bild: als die Vergleichsermittlungen einer günstigeren Zeuge Blank: „Diesen SPW gab es nicht" Verhandlungsbasis der Abteilung XI gegenüber (35/13). der Firma HS im Hinblick auf deren „unbillig hohe" Lizenzgebühren (seinerzeit 25 Millionen) dienen Zeuge Strauß: „Als ich vorschlug, den ameri- sollten (Anl. BRH zu 174). Die von Holtz mit kanischen SPW zu kaufen, ... habe ich außer Schreiben vom 9.5.56 zitierten Gründe (a. a. O.) mir selber niemanden gehabt, der der gleichen können nicht überzeugen. Dem Hinweis auf die Meinung war, ... denn es ist für einen Minister Entscheidung der Abteilung V zugunsten des HS 30 unmöglich, gegen die Meinung der militärischen ist ein Vermerk Laegelers (Abteilung V) vom Fachleute und gegen ihren erbitterten Wider- 7.3.56 entgegenzuhalten (Anl. BRH zu 170). Darin stand ihnen eine Doktrin aufzwingen zu wollen, begründet Laegeler seine Entscheidung gerade mit die sie aufgrund ihrer eigenen und immerhin dem in Frage gestellten Argument der Einsparung in einem sehr harten Krieg erprobten Erfahrun- mehrjähriger technischer Entwicklungsarbeit gegen- gen nicht für richtig halten. Ich wäre buchstäb- über einer deutschen Entwicklung. Dem weiteren lich allein gestanden, und ich glaube sicher, daß Hinweis auf die schon erfolgte Absendung einer die öffentliche Meinung in dem Falle sich auf Vorlage über das gesamte SPW-Programm an die die Seite der militärischen Experten und nicht parlamentarischen Ausschüsse (a. a. O.) ist entgegen- auf die Seite des Einzelgängers gestellt hätte" zuhalten, daß gerade die von Holtz abgelehnten (64/277). Und weiter: "Diese Doktrin führt ja zur Vereinbarungen der Besprechung vom 24.4.56 zu Entscheidung für den HS 30. Sonst hätte man einer Korrektur der am selben Tag abgegangenen entweder den AMX 13 nehmen können oder Vorlage hätten führen müssen. Ausgangspunkt der den britischen ,Saladin' (richtig: ,Saracen', s. Besprechung war nämlich eine von der Abteilung XI auch Schreiben der brit. Botschaft 79/Anl. 3), vorgetragene Zeitberechnung (a. a. O.), wonach mit der aber von der Truppe ... rundweg abgelehnt dem Beginn der Serienlieferung erst im Sommer wurde, oder auch den amerikanischen SPW, 1958 gerechnet werden konnte (s. o.). Die Vorlage der genauso abgelehnt wurde. Dabei muß ich dagegen ging von einem Serienbeginn 1957 aus sagen, daß nach meiner Erfahrung der AMX 13 und bildete in dieser Form noch am 5.7.56 die und der ,Saladin' noch teurer gewesen wären Grundlage der Entscheidung des Haushaltsaus- als der HS, nach meiner allerdings nicht mehr schusses und des Verteidigungsausschusses für die ganz zuverlässigen Erinnerung etwa in der Bindungsermächtigung in Höhe von 2,456 Mrd. DM Größenordnung von 300 000 je Stück. Aber der (vgl. Sitzungsprotokoll; BRH zu 199). ,Saladin' schied als Radpanzer von vornherein aus." (64/278) Zeuge Philipps: „Als ich hörte, daß die Bundes- Zusammenfassende Beurteilung wehr interessiert sei an einem gepanzerten Schützenwagen, Schützenpanzerwagen, so wie Die Bundesregierung hat ihre Sorgfaltspflicht wir ihn ähnlich im Kriege gehabt hatten, habe auch bei Auswahl des Fahrzeugstyps verletzt. Die ich des öfteren mit dem Bundesverteidigungs- Entscheidung für den HS 30 ist nicht mit der ge- ministerium gesprochen und habe es am Rande Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

erlebt, daß die Verbindungen mit Frankreich heutigen Abteilung Wehrtechnik, General Vor- — AMX - und mit Landskrona in Schweden wald, unterzeichneter Vermerk vom 21.4.56. aufgenommen wurden, um zu sehen, ob da Dort heißt es: etwas Geeignetes wäre. Es fand sich aber „Man habe zusammen mit den Technikern in nirgendwo etwas, was unseren oder den mili- ganz Europa nach einem Fahrgestell für alle tärischen Wünschen entsprach" (64/53). diese Verwendungszwecke gesucht, angefangen Zeuge Nähring: „Dann haben die also gesucht: vom kleinen Fuga bis zum AMX 13. Man habe ... Die Amerikaner konnten nichts bieten" die nur ein Fahrgestell als für alle vorgenannten hatten einen Halftreck. Das war also genau ein Zwecke geeignet gefunden ... und das sei der Typ, wie wir ihn im letzten Krieg hatten, 1939 Hispano. Der AMX decke zwar die Verwen- gebaut. Die Franzosen hatten auch nur Half- dungszwecke Grenadiergruppe, Funk- und treck, später den AMX 13.... Die Italiener Führungsfahrzeug sowie Transportfahrzeuge hatten nichts, die anderen hatten auch nichts. gut, sei aber vor allem nicht geeignet als FLA- Also war nichts da.... Die Schweiz hatte auch Selbstfahrlafette" (35/106). nur Halftrecks, also Halbkettenfahrzeuge. Ein Vollkettenfahrzeug, wie wir es brauchten, hatte Anläßlich eines Besuches des französischen Divi- die Schweiz seinerzeit auch nicht anzubieten" sionsgenerals Lavaud als Sonderbeauftragter (25/198). Er bestätigte ferner seine an anderer des französischen Verteidigungsministeriums im Stelle gemachte Äußerung zum Schützenpanzer BMVtdg am 20.4.56 bedauerte Lavaud die Mowag Pirat. „Der Pirat war keine Konkurrenz deutsche Entscheidung für den HS 30. Zur Be- für den HS 30, da die Serienanlaufvorbereitun- gründung führte er u. a. an, das Fahrzeug mit gen für HS 30 aufgrund der 1957 abgeschlos- neun Tonnen Gewicht eigne sich nur für sechs senen Verträge schon liefen. Die Neuentwick- Mann; als Waffenträger werde es aber bestimmt lung Pirat kam zeitlich zu spät. Sie hat jedoch auf zwölf Tonnen Gesamtgewicht kommen und positive Einwirkung auf den Nachfolgetyp des dann konstruktive- Änderungen besonders an HS 30, den Schützenpanzer neu, gehabt" Kette und Aufhängung benötigen. Lavaud er- (25/217) . klärte schließlich, seine Regierung könne für die erprobten Modelle Hotchkiss und AMX 13 eine Wie verbreitet das negative Urteil namentlich Garantie übernehmen, dagegen sei das HS-Modell über den französischen AMX 13 war, geht auch nach französischer Ansicht ungeeignet. Die aus den Bekundungen der Zeugen Blank (35/56), deutsche Seite, in der Aussprache namentlich Littmann (15/211) und v. Löffelholz hervor. Dieser durch den Zeugen v. Löffelholz vertreten, legte sagte wörtlich: ihren abweichenden Standpunkt dar und verwies „Der AMX war ein bereits lange eingeführtes, im übrigen auf die Entscheidung der Experten. Die abgeschlossenes Fahrzeug — ein leichter Panzer dazu in der BRH-Denkschrift (172 Abs. 2, S. 2) mit einem vorn liegenden Motor, was wir gemachte Bemerkung, später habe sich herausge- überhaupt nicht brauchen konnten —, das die stellt, daß der HS 30 ebensowenig wie der Franzosen lediglich, als sie merkten, ein Pan- AMX 13 als Fla-Träger verwendet werden konnte, zer wurde gesucht, ganz schnell mal umfrisiert wird in einer von Rechtsanwalt Aretz am 30.9.68 hatten zu einem Truppenfahrzeug. Das haben dem 1. UA übermittelten „Stellungnahme" als wir gemerkt. Solche Dinge sind von allen Seiten irreführend bezeichnet; erst die zusätzlichen Aus- auf uns zugekommen. Sowie irgendein Land stattungswünsche des BMVtdg hätten ein schwere- merkte, da ist ein Interesse, hat es versucht, res Fahrgestell des zuerst als „komplettes Fla irgendetwas schnell ... uns so vorzustellen, wie Waffensystem" am 28.5.56 vorgestellten Fahr- wir es uns vielleicht gedacht haben" (25/302 f.). zeugs erforderlich gemacht (RS 47 Anl. 1). In den deutsch-französischen Verhandlungen (BRH zu Und an anderer Stelle: „Wir haben auch noch 172) war das Thema Schützenpanzer allerdings andere Fahrzeuge später gesehen, die aber alle nur einer von mehreren Tagesordnungspunkten. in keiner Weise, nicht im entferntesten, mit dem harmonisierten, was wir uns unter einem Als Zeuge sagte Blank, die Franzosen wären in zukünftigen deutschen Schützenpanzer vor- erster Linie wohl als „Konkurrenten" aufgetreten; stellten" (25/271). „aber wir konnten uns nicht für das erwärmen, was diese Leute von uns wollten" (35/94 ff.). Ähnlich der Zeuge Kraemer: „Der AMX war ja ganz nahe, nur in der Konzeption anders, In einem ausführlichen Artikel in der franzö- er war ein 13-Tonnen-Panzerjäger, hatte auch sischen Zeitschrift „L'Armée" (Nr. 55 vom Februar verschiedene Ausführungen ... Aber es gab 1966) werden die von Lavaud vorgebrachten Ein- keinen Schützenpanzer, also keinen Kampf- wände gegen den HS 30 widerlegt (RS 45 Anl. 1). wagen in dem Sinne, daß sie mehrere Soldaten hineintun können und daß sie vom Wagen aus Die Feststellung, daß „nichts da war", was der kämpfen können; eine solche Variante gab deutschen militärischen Forderung entsprach, und es nicht." (57/84) zwar weder bei den Amerikanern noch bei den europäischen Verbündeten, geht schließlich auch Ein im Ergebnis gleichfalls negatives, in der aus den Aussagen der Zeugen Laegeler (25/101, Begründung freilich abweichend akzentuiertes 121), Pollex (28/489) und Schanze (VIII/7 ff.) her- Urteil über die Brauchbarkeit des französischen vor. Wenn demgegenüber der Zeuge Fischer vor AMX enthält ein vom damaligen Leiter der dem 1. UA versichert hat, in England habe es Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

„ein ähnliches Fahrzeug" gegeben (wie den Vor dem 1. UA bestätigte Kniepkamp seine dama-

HS 30), das man hätte erproben können (64/146 ff., ligen Angaben:

163), o ergibt sich aus der Aussage des Zeugen s „Man muß ein Jahr konstruieren, ein Jahr Philipps, daß es sich bei diesem „englischen" Pan- bauen normalerweise und dann ein Jahr erpro- zerwagen mit Flakturm um einen HS 30-Prototyp ben unter normalen Bedingungen. Das sind drei gehandelt hat, der von deutschen Sachverständi- ahre. Aber dann ist die Sache serienreif" J gen zur Probe gefahren worden ist (64/98 f. ; im (74/47, auch 34). selben Sinne Strauß 64/251, vgl. auch S. 193). Die zweijährige Vorbereitungszeit für den Anlauf Wegen der negativ verlaufenen Suche nach einem der Serienfertigung, über die er sich mit Schanze den deutschen Forderungen entsprechenden Schüt- unterhalten hatte, erwähnte er bei seiner Aus- zenpanzer äußerte im April 1955 der damalige sage vor dem 1. UA jedoch nicht. Daß es sich bei Oberst und spätere Unterabteilungsleiter „Wehr- der Aussage Kniepkamp um ein betont opti- technik Land" Schanze in einem Brief an das mistisches Urteil des Zeugen handelte, beweist Ingenieurbüro Warneke die Bitte, Kniepkamp, der freilich auch seine Versicherung: „Einen HS 30 bei Warneke beschäftigt war, solle anhand der zu bauen, wäre für uns überhaupt ein Kinderspiel erhaltenen taktisch-technischen Forderungen das gewesen" (74/34). Schützenpanzerprojekt mit Macht aufnehmen.

Warneke schloß daraufhin im Oktober 1955 mit Über den Fortgang der Konstruktionsarbeit am

Kniepkamp einen Vertrag über die Konstruktion SP 15 informierte Warneke im März 1956 neben

des SP 15. Am 3.11.55 fand in Frankfurt eine dem BMVtdg auch Generaldirektor Merker von der

Besprechung zwischen Kniepkamp, Philipps und Firma Hanomag. Merker zeigte sich zwar sehr in- Schanze statt, in der Entwürfe des SP 15 be- teressiert, schrieb aber am 11.4.1956 an Warneke, sprochen wurden, Schanze behielt sich die Zu- er habe sich nun der Auffassung Schanzes ange-

stimmung vor, sagte aber zu, den Bau des SP 15 schlossen, daß ein Verzicht auf das HS-Fahrzeug - zu befürworten. Er wies jedoch darauf hin, daß deshalb nicht in Frage komme, weil die Entwick-

der Sofortbedarf an Schützenpanzern so brennend lung des SP 15 bis zur Serienreife drei Jahre geworden sei, daß einige 100 HS 30 bestellt wür- (mithin zu lange) dauere; doch könnte „das Kniep-

den. Die ersten beiden Entwurfszeichnungen des kamp-Fahrzeug ... in einigen Jahren einmal das

SP 15 wurden am 9.1.56 zwei Monate nach HS-Fahrzeug ablösen" (BRH zu 167). Merker hatte Vorführung eines Prototypen des leichten Rau- deshalb bereits am 16. 3. 56 mit HS einen privaten

penfahrzeuges HS dem BMVtdg mit dem Hinweis Lizenzvertrag über den Nachbau des HS 30 in

zugeleitet, die Werkstattzeichnungen könnten der BRD geschlossen.

innerhalb von 6 Monaten und der Prototyp in Von den optimistischen Angaben des Zeugen 6-8 Monaten fertig sein. (Lebenslauf des Pro- Kniepkamp über die Entwicklungszeit eines SPW jektes SPW-Konstruktion Kniepkamp, BRH zu weichen die Aussagen anderer Fachleute erheb- 167). lich ab. Ausnahmslos stimmten diese in der

Trotz der Bestrebungen der Techniker des Meinung überein, daß die Entwicklung gepanzer- BMVtdg, eine deutsche Schützenpanzerentwick- ter Vollkettenfahrzeuge normalerweise durch- lung zu fördern, wurde die Kniepkamp-Konstruk- schnittlich fünf und mehr Jahre in Anspruch

tion von diesen nie als echte Alternative des nehme. HS 30 betrachtet. In einem Schreiben an den Leiter Sachverständiger Zeuge Littmann: Die Entwick- der Unterabteilung XI C vom 21.3.1956 führte lung des neuen Kampfpanzers Leopard hat Schanze aus: „von 1958 bis 1965", also sieben Jahre gedauert

„Das von Dr. v. Boehmer immer wieder auf- (15/200).

geführte Ruhrstahl-Projekt (SPW 10 u. 15 t) Sachverständiger Zeuge Willikens: „Der Schüt- kann als Wettbewerb sowohl für den Hotchkiss zenpanzer ist unter allen gepanzerten Kampf- wie für den Hispano SPW nicht angeführt wer- fahrzeugen in seinem taktischen und tech- den. Von diesem Vorschlag bestehen lediglich nischen Konzept das schwierigste und das kri- Zusammenstellungs-Zeichnungen. Nach der sehr tischste Fahrzeug" (15/288: so auch Littmann optimistischen Angabe von MinRat a. D. Dipl.- 15/200). Und: In der Phase der Systemdefinition Ing. Kniepkamp soll es möglich sein, die Zeich- „würden wir heute ... sehr viel Zeit aufwen- nungen für das erste Baumuster in etwa 12 Mo- den, um vor allen Dingen die kritischen Bau- naten zu fertigen. Für die Fertigung der ersten steine so weit in der technischen Reife voranzu- Baumuster selbst werden mindestens 12 Mo- bringen, daß sie uns im Gesamtkonzept und in nate benötigt, für die Erprobung mindestens der Gesamtkonstruktion nicht nachher als Sor- weitere 12 Monate, so daß die Einrichtung für genkinder die gesamte Entwicklung hemmen. die Serienlieferung nach rund 3 Jahren mit Ich hoffe, daß wir beim SPZ neu mit diesem

einer Einrichtungszeit von etwa 2 Jahren mög- Weg Erfolg gehabt haben" (15/292). lich wäre. Selbst wenn die Entscheidung des Schanze: „Sieben Jahre" (47/18); Nähring: Herrn Ministers zur Aufnahme dieses deutschen " (25/215). e hr a J s h „Sec Projektes bereits gefallen wäre, kann nach meiner Ansicht vor etwa 5 Jahren mit dem Be- Ergänzend hat das BMVtdg dein 1. UA mit Schrei ginn des Serienausstoßes überhaupt nicht ge- ben vom 23. 12. 68 mitgeteilt, daß „das Gruppen rechnet werden (Akte BMVtdg 2542/212). fahrzeug des Schützenpanzers (neu), an dem auch Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

Herr Kniepkamp als Berater der Baufirma mit- Die Schanze unterstellte Mitteilung, die Kniep- gewirkt hat, ... heute noch nicht serienreif" sei. kamp-Konstruktion sei aufgrund einer politischen „Wenn die Entwicklung eines Schützenpanzers Entscheidung zugunsten des HS 30 zurückgestellt so einfach wäre wie der Zeuge Kniepkamp es worden, ist durch keine andere Aussage bestätigt. dargestellt hat, hätte man nach Vorlage seiner Außerdem stand das BMVtdg im Oktober 1957 SP 12-Konstruktion nicht für die Varianten nicht vor der Bestellung eines HS-Fahrgestells, „Gruppe" und „Führung und Funk" allein 24 Pro- sondern es hatte bereits am 25.2.57 einen Serien- totypen für rund 51,5 Mio DM bauen müssen, auftrag über 2800 Fahrgestellte an die Firma um sich erst im Jahre 1968 zur Auftragserteilung British Marc erteilt und die Umstellung des Ver- für zehn Null-Serien-Fahrzeuge entschließen zu trages auf 2800 komplette Fahrzeuge stand kurz können" (RS 57 Anl. 3 unter II; so auch Willikens bevor (s. o.). Die Entscheidung zugunsten des 15/288). HS 30 war außerdem nicht 1957, sondern mit der Haushaltsmittelbewilligung durch den Bundes- Die Behauptung Kniepkamps, die Konstruktion tag im Juli 1956 gefallen. des SP 15 sei restlos fertig gewesen, ist nicht nur durch die vorstehende Mitteilung des BMVtdg Das BMVtdg hatte die Kniepkamp-Konstruktion widerlegt. Die Nachfolge-Entwicklung des SP 15, nie als echte Alternative des HS 30 erachtet, da der SP 12, war erstens nicht so weit fortgeschrit- sie nach dem damals bestehenden Zeitplan nicht ten wie der HS 30 und zweitens war sie wie Er- rechtzeitig serienreif geworden wäre. probungen ergeben haben, auch nicht besser als Schon im April 1956 war Schanze der Meinung, der HS 30. Der Sachverständigen Zeuge Dipl.-Ing. daß das Projekt SP 15 als eine Art Vorläufer der Littmann, Direktor beim BWB in Koblenz, sagte Schützenpanzerfamilie (neu) weiter verfolgt wer- auf die Frage, welche anderen Schützenpanzer den sollte. Zu einer für diese Entwicklung ent- als Prototypen noch in die Diskussion um den scheidenden Besprechung zwischen MinDir. Dr. HS 30 hätten mit einbezogen werden können: Holtz vom BMVtdg und Vertretern der Ruhr- „ ... wir haben während dieser Zeit — ich stahl-AG kam es am 6.8.1958. In ihr erklärte glaube 1958, 1959 ... den SP 12 gehabt, den wir sich Ruhrstahl bereit, unentgeltlich und auf eige- auch erprobt haben, der aber die gleichen Män- nes Risiko einen Schützenpanzer erprobungsreif gel" (wie der HS 30) „hatte, z. B. hinsichtlich zu entwickeln und zwar Prototypen der Konstruk- des Kampfraumes und des Nicht-Ausbooten- tion SP 15 bzw. SP 12 zu bauen (ADrs 16 Anl. 1). Könnens nach hinten" (15/211). Die beiden Stücke konnten bereits am 26.6.1959 die erste Probefahrt unternehmen (74/26, 49), Auch der Zeuge Hellwig machte Vorbehalte gegen aber auch sie hatten noch die gleichen Mängel Kniepkamp geltend. In seinem Schreiben an den wie der HS 30 (15/211). 1. UA vom 15. 12. 68 heißt es: „Nachträglich bedaure ich, daß es nicht zu einer Zusammenfassende Beurteilung der Minderheit: Gegenüberstellung mit Herrn Kniepkamp ge- In der Entscheidung der Bundesregierung für den kommen ist. Ich schätze Herrn Kniepkamp als HS 30 kann eine Verletzung der Sorgfaltspflicht ideenreichen Konstrukteur sehr. Andererseits nicht erblickt werden. Es wurde festgestellt, daß weiß ich aber, wie sehr er für die Bedeutung es im Ausland keine Alternative zum HS 30 gab. der Konstruktion der Einzelelemente für das Weiterhin befand sich die Konstruktionsidee des Gesamtobjekt überschätzt, weil er die Bedeu- Herrn Kniepkamp noch im Stadium der Planung. tung des praktischen Zusammenspiels der Ele- Nach den mit der Entwicklung des Leopard-Pan- mente und die dadurch immer wieder auftre- zer gemachten Erfahrungen und aufgrund der tenden Probleme nicht richtig bewertet" Aussagen aller sachverständigen Zeugen, daß die (74/Anl. 11) . Entwicklung eines Panzerfahrzeugs 5 bis 7 Jahre Aus dem von der Firma Warneke verfaßten dauert, kam auch der SP 15 nicht als Alternative „Lebenslauf" des SP 15 ergibt sich unter dem in Betracht. 11. 4. 56 die von Merker übermittelte Auffassung Schanzes, daß ein Verzicht auf das HS-Fahrzeug nicht in Frage komme und die Kniepkamp-Kon- C. Verletzung der Sorgfaltspflicht im Rahmen struktion den HS 30 in einigen Jahren einmal der Vertragsabschlüsse? ablösen könne. Kniepkamp hat auch nach dieser Mitteilung an seiner Konstruktion weitergearbei- tet. Nach seiner Aussage hat die Firma Ruhrstahl I. Entscheidung des Sechserausschusses dem Ministerium im Frühjahr 1957 den Bau von Bei der Untersuchung des Beschaffungsvorgangs zwei Prototypen angeboten und im Oktober 1957 hatte sich der 1. UA auch mit den die Verträge wiederum eine abschlägige Antwort erhalten. vorbereitenden Vorgängen zu beschäftigen. Dazu Kniepkamp: „Im Oktober 1957 eröffnete mir gehörten die Verhandlungen des Sechserausschus- persönlich Oberst Schanze, daß dieser Bau nicht ses, in denen nicht nur die Entscheidung über die durchgeführt werden könne, obwohl das Geld HS 30-Fertigung im Inland und im Ausland ge- bereitstehe, und daß — wie er sich ausdrückte — troffen wurde, sondern auch Diskussionen über eine politische Entscheidung getroffen sei, daß die Modellwahl und den Fertigungsablauf stattfan- von der Hispano-Suiza ein Fahrgestell bestellt den. In diesem aus Vertretern des Verteidigungs- werden solle" (74/20, 34). und des Wirtschaftsressorts zusammengesetzten Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

Ausschuß wurden zunächst erhebliche Bedenken wir seien Pessimisten." Es gebe eben Sachen, gegen die HS 30-Beschaffung laut. Pollex, BMVtdg, bei denen man auch auf Zeichnungen und auf bemerkte in der 15. Sitzung (am 10.2.56), daß das Vertrauen auf die Fähigkeit von Ingenieur- bisher ein Prototyp des SPW lang noch nicht vor- stäben hin zustimmen müsse (28/396). liege. „Es bestehe die Gefahr, daß man nach Ab- Nach der Erinnerung Neefs war es Blank, der schluß der Entwicklungsarbeiten im Jahre 1957 seinerzeit im Ausschuß erklärt habe, „daß es beim feststelle, daß der Prototyp ungeeignet sei, Mängel Aufbau der Streitkräfte ein Stadium gebe, in dem aufweise oder in der vorgesehenen Weise nicht es nur darauf ankomme, den Soldaten Fahrzeuge gefertigt werden könne." Schanze räumte diese Be- zur Verfügung zu stellen ohne Rücksicht darauf, denken in der 17. Sitzung am 23.2.56 aus. Er ob eine Erprobung erfolgt sei" (vgl. Prot. der berichtete, „daß - entgegen der früheren Annahme 47. Sitzung des Sechserausschusses vom 23.7.58). des Ausschusses - drei Prototypen des Schützen- Blank, der die Beschaffung aufgrund der „völker- panzers lang ... vorlägen". Dem hat Holtz nicht rechtlich zugesagten Aufstellungstermine" unter die widersprochen (vgl. die Sitzungsprotokolle). Devise „Schnelligkeit geht vor Genauigkeit" gestellt Der Stellungnahme Schanzes ging aber folgender hatte (26 Anl.; dazu Blank 35/45) und vor dem 1. UA Vorgang voraus: Philipps hatte in einem Schreiben nahezu alles zu verantworten bereit war, hatte in an Schanze vom 17.2.56 über ein Gespräch mit der 16. Sitzung des Sechserausschusses am 17.2.56 Holtz berichtet, in dem dieser gefragt hatte, „ob es auf den Wunsch der Militärs verwiesen, zunächst zutreffend sei, daß ein Prototyp des HS noch nicht einmal Musterstücke zu erhalten (vgl. auch Neef existiere" (a. a. O.). Er, Philipps, habe erwidert, „daß 28/373), diesen Wunsch aber als nicht realisierbar wir ja bei der Vorführung in Paris das erste Fahr- bezeichnet. Sein Hinweis auf die Abteilung Heer gestell gesehen hätten" und daß nach seinen Orien- (V) des BMVtdg beruhte auf einer Forderung tierungen von seiten des Herrn v. Puttkamer in- dieser Abteilung, Kraftfahrzeuge grundsätzlich erst zwischen „drei Fahrgestelle" fertiggestellt seien. dann zu beschaffen, „wenn ein Prototyp vorgelegt Diese „Fahrgestelle" - Schanze sprach im Sechser- und von der Truppe erprobt worden sei" (vgl. Proto- ausschuß von drei „Prototypen SPW lang" -, nach koll der 17. Sitzung des Sechserausschusses vom Angaben der Firma aus Rahmen, Federung und 23.2.56). Auf Vorschlag von Holtz, für den „unter Motorgruppe (ohne Aufbauten) bestehend (RS 31 dieser Voraussetzung eine fristgerechte Deckung des Anl. 4), können seinerzeit aber nur der Gewichts- Bedarfs nicht möglich" erschien (17. Sitzung), wurde klasse SPW kurz entsprochen haben (vgl. Akte dann der Abteilung V der Verzicht auf ihre Forde- BMVtdg, ES 322/66, Blatt 35 ff.). rung nahegelegt (Schreiben vom 24.2.56, Anl. BRH Auf die „Zweckmäßigkeit des Modells" HS ist zu 170). Mit Schreiben vom 7.3.76 (a. a. O.) er- von Holtz in der Sitzung vom 23.2.56 hinge- klärte sich Laegeler (Abteilung V) auch bereit, die wiesen worden (vgl. Sitzungsprotokoll). Der Zeuge Verantwortung für den Hispano-Panzer zu überneh- Baier meinte vor dem 1. UA, ihm habe sich zu men. Laegeler: „Alle damit verbundenen Risiken jener Zeit „der Gedanke ... aufgedrängt, warum werden bewußt in Kauf genommen." gerade die Firma HS über das Idealmodell eines Vom 1. UA auf sein Schreiben angesprochen, Panzerkampfwagens verfügen soll. Aber es wurde betonte Laegeler, er könne „mit Sicherheit" sagen, dann uns gegenüber gesagt, es gebe im Augenblick daß ihm die Techniker eine „einwandfreie Ferti- nichts Moderneres" (38/211). Der Zeuge Weniger gung" garantiert hätten (25/122, 121; vgl. auch - wie Baier aus dem BMWi - erklärte, Holtz habe 126). Der Wagen sei in Ordnung, habe man ihm seinerzeit dargelegt, daß das HS-Modell die einzige bedeutet, dem könne die militärische Seite beden- Möglichkeit sei (28/457). Man habe es als ein „- kenlos ihre Zustimmung geben. „Sonst hätten wir wie man so sagt - gängiges, eingespieltes Modell" nicht auf den Truppenversuch verzichtet" (25/122). bezeichnet (28/458). Aufgrund dieser Zusicherungen von seiten der Die Absicht, den Beschaffungsvorgang durch eine Technik habe für ihn ein Risiko, auf den Truppen- möglichst weitgehende Zusammenlegung der Phasen versuch zu verzichten, nicht bestanden. Unter diesen Entwicklung, Erprobung und Serienfertigung abzu- Umständen habe sich das Risiko „doch nur noch auf kürzen, stieß auf besonderen Widerstand. Pollex die Ausstattung des Wagens ..." beziehen können wandte sich seinerseits - wie er auch vor dem (25/123). - Pollex bestätigte die Äußerungen 1. UA bekundete - gegen die Abweichung von dem Laegelers über die Einstellung der Technik: „Ritus ..., daß man nichts an die Truppe gibt, was „Nach meiner Erinnerung ist Herr Schanze der- nicht erprobt ist" (28/481). Baier sagte vor dem jenige gewesen, der in einer Ausschußsitzung 1. UA: zu meiner persönlichen und höchstwahrschein- „Wir hatten vom Wirtschaftsministerium aus lich der anderen Leute Überraschung der Mei- die Meinung vertreten, man sollte erst, ehe man nung war und garantierte: „Dieses Fahrzeug in die Beschaffung, die Bestellung einer größe- fährt unter allen Umständen!' Wie er zu dieser ren Stückzahl hineingeht, mit kelineren Stück- Auffassung kommen konnte, weiß ich nicht; zahlen seine Erfahrungen machen, wie es ja denn es ist gegen jede Kleiderordnung" (28/484). an sich auch immer üblich gewesen ist, also MinDir. Dr. Krautwig, Vorsitzender im Sechser- Prototyp, Nullserie usw... Das ist aber abge- ausschuß von seiten des BMWi, verlangte denn auch lehnt worden als nicht tragbar" (38/207). mit Billigung des Ausschusses in dessen 17. Sitzung Dazu der Zeuge Neef (BMWi) : „... so haben eine als Konsequenz der damaligen, vor dem 1. UA wir von dem technischen Amt ... häufig gehört, bestätigten Situation gedachte Erklärung, wonach

Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

„die Techniker des BMVtdg ... das Risiko für die zeuge bei den Truppen des Westens" bezeichnet technische Eignung des Modells HS übernehmen" hätten (30/157). müßten (vgl. Sitzungsprotokoll). Der damalige Koalitionsabgeordnete von Man- teuffel meinte, es sei ihm „nicht wohl gewesen bei II. Entscheidung der Bundestagsausschüsse der Angelegenheit", ... die „allen Leitsätzen und Grundsätzen" widersprochen habe (33/28). Hopf Hatte im Sechserausschuß nach Angaben Neefs sagte, auf seine Formel vom zweiprozentigen häufig ein wahres „Duell" zwischen Schanze und Risiko angesprochen, er habe dem Ausschuß seiner- Baier um die Einschätzung des mit einer anomal zeit das vorgetragen, „was das Ergebnis der Be- schnellen Beschaffung verbundenen Risikos statt- sprechungen aller Fachleute war und beim Minister gefunden (28/392) - Neef selbst sprach von einem zur Entscheidung geführt hatte". Er habe keine „schrecklichen Risiko ..., 5000 Stück oder 3000 eigenen Kenntnisse über Risiko vorgetragen (33/ Stück einer Sache zu bestellen, wenn man noch 112). Hopf bezeichnete den Entschluß, „gleich eine nicht ein einziges hat" (28/398) —, spielte dieses große Serie in Auftrag zu geben", als den „ent- Problem in den Sitzungen der Bundestagsausschüsse scheidenden Fehler, objektiv gesehen" (33/96). Rust nicht mehr eine so große Rolle. Zwar vertrat, wie gab dieses Vorgehen als „ein sicher kühnes und aus den Sitzungsprotokollen hervorgeht, eine Min- mutiges Unterfangen, mit all den Eigenrisiken be- derheit des zunächst mit der Sache befaßten Unter- lastet", aus (45/5). Während der Abgeordnete Mende ausschusses Beschaffung auch die Auffassung, daß zu- vor dem 1. UA die starken Bedenken der im Februar nächst eine kleine Nullserie gefertigt werden müsse, 1956 in die Opposition gegangenen FDP „sowohl die sodann im technischen Versuch wie im Truppen- gegen das Verfahren wie gegen die Methoden der versuch erprobt werden müsse. Aber in der Eile" unterstrich (30/129), bekundete Helmut Schmidt, 106. Sitzung des Verteidigungsausschusses am daß nach seiner damaligen Überzeugung, die in- 3.7.56 und der anschließenden gemeinsamen Sit- zwischen zu ändern er keinen Grund gehabt habe, zung des Verteidigungs- und des Haushaltsaus- die Prüfung nicht ausreichend gewesen sei. Er habe schusses am 5.7.56, in denen insbesondere von den ganzen Vorgang als „leichtfertig" empfunden dem Abgeordneten Helmut Schmidt (SPD) auf das (30/5). Der Zeuge Fischer schließlich sagte aus, daß Fehlen einer technischen Erprobung hingewiesen durch das risikoreiche Vorgehen keine Zeit erspart, und die Bestellung von zunächst 100 Fahrzeugen sondern mehr Zeit gebraucht worden sei (64/185). empfohlen wurde, setzten sich die vom BMVtdg vorgetragenen Argumente durch. Holtz meinte Als Motiv für die Billigung der Vorlage des in der Sitzung vom 3.7.56, das BMVtdg habe BMVtdg vom 24. 4. 56 (a. a. O.) und die Erteilung sich mit der Frage, ob die Entwicklung HS aus- der Bindungsermächtigung in der gewünschten Höhe gereift sei, „sehr eingehend" beschäftigt und sei von 2,456 Mrd. DM durch die den Koalitions- sich „natürlich darüber klar, daß wir hier keine fraktionen angehörende Mehrheit der Mitglieder Aufträge geben können, wenn wirklich ein erheb- beider Ausschüsse ist vor dem 1. UA — wie obigen liches Risiko darin liegt". Hopf stufte dieses Risiko Aussagen zu entnehmen ist — durchweg das Votum in derselben Sitzung mit 2% ein. Er wollte damit der Techniker genannt worden. Aus den Protokollen „zum Ausdruck bringen, daß das Risiko relativ der damaligen Ausschußsitzungen ergibt sich indes, gering ist". In der Sitzung vom 5.7.56 äußerte daß mit dem Hinweis auf die Techniker nicht zuletzt Holtz gar, daß „Risiken ... nach Auffassung des das Gutachten der Philipps-Kommission gemeint BMVtdg nicht mehr vorhanden" seien. Dieses Gerät war. Die zusammenfassende Beurteilung dieser sei „als narrensicher" anzusehen (BRH zu 199). Der Kommission wurde z. B. wörtlich in den Bericht des Abgeordnete v. Manteuffel (FVP) führte in der Unterausschusses Beschaffung übernommen. Auf die Sitzung vom 5.7.56 als Berichterstatter aus, die schon seinerzeit geäußerte Kritik an der Besetzung Beschaffung (des HS 30) „könne für die Bundeswehr der Kommission durch den Abgeordneten Helmut empfohlen werden"; das Fahrzeug könne „als reif Schmidt sowie die Beurteilung des Gutachtens durch für die Truppe" gelten. Holtz, Hopf und der Ab- den 1. UA kann an dieser Stelle verwiesen werden. geordnete Berendsen (CDU/CSU), der sich der Be- Aus den Protokollen der damaligen Ausschuß- gründung des BMVtdg anschloß, suchten noch be- sitzungen ergibt sich des weiteren, daß auch Zu- stehende Bedenken mit dem Hinweis zu beseitigen., sicherungen und Anpreisungen der Firma HS als daß die Möglichkeit des Rücktritts vom Vertrage Argument für eine rasche Durchführung der Be- vereinbart werde (vgl. die Sitzungsprotokolle). schaffung gebraucht worden sind (vgl. v. Manteuffel Vor dem 1. UA führte Berendsen als Zeuge an, 33/51). In der Sitzung des Unterausschusses Be- „eine Auswahl, eine andere Wahl" habe damals schaffung wird auf „eingehende technische Beschrei- nicht bestanden. Denn „soweit mir bekannt ist, bungen eines Vollkettenfahrzeuges HS 30" Bezug stand gar kein anderes Fahrzeug zur Debatte. Das genommen, der Konstrukteur Poniatowski als ein Risiko mußten wir tragen" (33/17 f.). Der Abgeord- ,,in der Technik anerkannter Fachmann" hingestellt. nete Josten (CDU/CSU), der dem Unterausschuß Diese Qualifizierung Poniatowskis hatte der Ab- Beschaffung angehörte und nach eigener Aussage geordnete von Manteuffel vor dem Verteidigungs- „zu denen" gehörte, „die mit der Mehrheit gestimmt ausschuß wiederholt. In der Sitzung vom 5.7.56 haben für das Grundsatzprogramm vom Verteidi- werden von ihm dann „wesentliche Bauelemente gungsministerium" (30/154), nannte die Techniker, des Fahrzeuges" erwähnt, die „seit vielen, vielen die den HS 30 im Ausschuß als „Weiterentwicklung Jahren erprobt" seien. Holtz sprach in dieser Sitzung praktisch der bekanntesten und der besten Fahr- von einem „nach jahrelanger Untersuchung" fest- Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

gelegten Gerät. Derartige Formulierungen sind von derlichen Änderungen und die Aufbauten festzu- HS insbesondere in dein Prospekt vom 23.5.56 legen, ferner eine kleine Versuchsserie von jeweils (a. a. O.) verwandt worden, den der Zeuge Lierow mehreren Fahrzeugen der verschiedenen Ausfüh- (HS Bonn) als inhaltlich „nicht falsch", aber „etwas rungen fertigen und die Fahrzeuge in den Lehr- optimistisch" klassifizierte (41/43), den Schanze als bataillonen erproben zu lassen und anschließend „stilistisch ausgefeilt", als eine „Anpreisung" ein- die Einführungsgenehmigungen durch den Minister stufte (47/22) und den Becker als „ungerechtfertigte zu erwirken (vgl. auch BRH zu 169). Diese Reihen- Werbung" ansah (38/191). Ähnliche Formulierungen folge ist nicht eingehalten worden. Zurzeit der Ertei- sind von HS aber auch zuvor schon in der Stellung- lung der Einführungsgenehmigung lag auch das nahme zum Gutachten der Philipps-Kommission vom Gutachten der Philipps-Kommission noch nicht vor, 24.4.56 (a. a. O.) verwandt worden. Nach Ansicht das zwar nach Auffassung des 1. UA nur bedingt des BMVtdg hat es sich dabei allerdings nur um und mit Vorbehalten verwertbar war (siehe oben), „firmenübliche Lobsprüche", „firmenübliche Bemer- das Rust aber als letztlich entscheidend für die Be- kungen" und „unerhebliche Angaben" gehandelt schaffung des HS 30 ausgab (45/11). Die Ver- (Anlageband IV „gelb", Blatt 22, 23 ,zum Gutachten sicherung Rusts, am Zustandekommen der Einfüh- Reuss). Mit dieser Wertung weist das BMVtdg zum rungsgenehmigung seien alle zuständigen Abteilun- einen darauf hin, daß ihm der tatsächliche Entwick- gen des BMVtdg beteiligt gewesen (45/71), konnte lungsstand des zu jener Zeit bekannten Modells der 1. UA nicht als Rechtfertigung für die wenig mit allen Konsequenzen für den weiteren Ablauf planvolle Erarbeitung der Einführungsgenehmigung der Beschaffung nicht ganz unbekannt war; zum anerkennen. anderen wird das Vorgehen des BMVtdg wegen Gebrauchs dieser als firmenüblich bezeichneten Reklame in den für die Beschaffung entscheidenden IV. Allgemeine Vertragsgestaltung Sitzungen der Bundestagsausschüsse besonders an- greifbar. Der Bundesregierung ist vielfach der Vorwurf gemacht worden, im- Zusammenhang mit der Be- schaffung des HS 30 mangelhafte Verträge abge- Zusammenfassende Beurteilung (zu I. und II. ) schlossen zu haben. Der Zeuge Hellwig meinte vor dem 1. UA, er habe für die dem üblichen Beschaf- Der Sechserausschuß und die Mehrheit in den fungsschema nicht entsprechenden Verträge „kein Bundestagsausschüssen gingen bei ihren Entschei- Verständnis" (74/91; vgl., auch Anl. 7). Den Inhalt dungen betreffend Beschaffung des HS 30 von den der Verträge hatte Rechtsanwalt Reuss in seinem durch die Bundesregierung — nach Auffassung der Gutachten (a. a. O.) schon 1958 kritisiert. Er wies Mehrheit des 1. UA — unter Verletzung der Sorg- darauf hin, daß die vertraglichen Formulierungen faltspflicht getroffenen und vor den Ausschüssen eine hinreichende Konkretisierung des Vertrags- folgerichtig vertretenen Entscheidungen aus. gegenstandes im Streitfalle nicht erlaubten. „Hier- durch können sich schwerwiegende Nachteile für III. Einführungsgenehmigung die BRD ergeben, weil unter Umständen Mängel- rügen schwer nachweisbar sind" (S. 91). Der Zeuge Der 1. UA hat sich ferner mit der von Rust am Dorn äußerte, das BMVtdg habe „an den Verträgen 22.3.56 unterzeichneten Einführungsgenehmigung gelernt, wie Verträge zu schließen sind" (28/94) ; betreffend HS 30 befaßt, zu der der BRH feststellte, Breymeier bezeichnete den HS 30-Auftrag als ein daß sie nicht mit der gebotenen Gründlichkeit erar- „Lehrstück" (30/293). beitet worden sei (zu 198; vgl. auch Dorn 28/70). Strauß hat zwar am 8.8.66 gegenüber dem ES Über diese Einführungsgenehmigung — von Rust Referat behauptet, „es sei falsch, daß entscheidende als das „grüne Licht für den Finanzierungs-, Be- Verträge unter seiner Zeit abgeschlossen worden schaffungs- und sonstigen Vorgang" bezeichnet seien" (Akte BMVtdg, ES 322/66, Blatt 31). Der Auf- (45/70) — findet sich in den Akten lediglich eine stellung im zweiten Kapitel B. II. läßt sich aber ent- Verfügung, mit der „die grundsätzliche Genehmi- nehmen, daß die wichtigsten Verträge unter Strauß, gung (für Schützenpanzer kurz und lang) zur Ver- der die Leitung des BMVtdg im Oktober 1956 wendung in den Streitkräften" erteilt wird (Anl. übernommen hatte, zustande gekommen sind. Seine BRH zu 171). Auf die Frage, warum in den Akten Feststellung vom 24.10.66, „seiner Erinnerung über einen so wichtigen Vorgang nur eine so dürf- nach sei der erste Vertrag etwa einviertel Jahr, tige Erklärung vorhanden sei, meinte Rust: bevor er Verteidigungsminister geworden sei, „Wahrscheinlich mit Rücksicht auf die langen geschlossen worden" (Akte BMVtdg, a. a. O., Vorverhandlungen, die ja in den Akten alle Blatt 101), entspricht dagegen in etwa den Tat- ihren Niederschlag gefunden haben" (45/120). sachen. Zu den Verträgen und zur Situation in sei- nem Ministerium schlechthin machte Strauß vor dem Diese Vorverhandlungen können sich jedoch allen- 1. UA folgende Ausführungen: falls auf den Zeitraum zwischen erstmaliger Vor- führung des Fahrzeugmusters am 7./8.11.55 in „Ich habe meinen Herren schwere Vorwürfe ge- Paris und der Einführungsgenehmigung, also über macht, daß sie bei der Vorgeschichte, bei der viereinhalb Monate, erstreckt haben. Im übrigen Auswahl, bei der Vertragsgestaltung Fehler be- lautete das Ergebnis der erstmaligen Vorführung gangen hätten. Ich habe ... eine Erklärung, laut Gemeinschaftsbericht der Teilnehmer (a. a. O.), warum diese Fehler begangen worden sind. Das mit Konstrukteuren der Firma zunächst die erfor lag in der Struktur des Ministeriums, das lag Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

an dem schnellen Aufbau dieses Ministeriums, zu dieser Zeit wurde vor allem von den Zeugen das lag auch an der mangelnden Eignung von Rust (45/49), Forndran (55/81), Fischer (64/166), Mitarbeitern dieses Ministeriums" (50/147; vgl. Nähring (25/233), von Löffelholz (25/303 f.) und Dorn auch Schnell 55/71) . (28/32 f.) als Grund für fehlerhaftes Arbeiten ge- nannt. Thomsen war allerdings der Meinung, „daß Die Qualität des Personals wurde auch von Thom- es dem Verteidigungsministerium nie an ausreichen- sen nicht sehr hoch eingeschätzt. Bei der Darstel- dem Personal gefehlt hat, höchstens an qualifizier- lung des Komplexes Preisrecht erhob er den Vor- tem" (53/22). Zur Zusammenarbeit mit der Firma HS wurf, „daß Beamte des Verteidigungsministeriums sagte Troll schließlich aus, daß man nach seiner über Selbstkostenerstattungsverträge verhandelten, Auffassung daran geglaubt habe, HS sei „uns ... die noch nie eine Buchführung gesehen hatten, also mehr Partner ... Aber eigentlich sind wir doch sich gar kein Bild machen konnten, wie sich denn Vertragsgegner gewesen" (53/156). Selbstkostenerstattungspreise nachher zusammen- rechnen und addieren" (47/23 f.). Nicht nur innerhalb des BMVtdg, auch zwischen dem BMVtdg und dem BMF ist die Zusammenarbeit Die von Strauß erwähnten Unzulänglichkeiten bezüglich des Beschaffungsvorganges HS 30 nicht in der Struktur des BMVtdg sind von zahlreichen reibungslos verlaufen (vgl. Strauß 64/368). Nach Zeugen bestätigt worden. Für Schanze „bestand einer Äußerung des Vertreters des BMF in der natürlich auch eine gewisse Rivalität ... zwischen gemeinsamen Sitzung des Haushalts- und des Ver- Koblenz und Bonn" (47/70). Nähring betonte, „es teidigungsausschuses am 5. 7. 56 hatte zwar „der ist auch wie heute im Ministerium: die Aufgaben- Bundesminister für Verteidigung ... dem Bundes- gebiete sind hübsch getrennt und koordiniert wird finanzminister die Zusage gegeben, ihn bei allen nur manchmal" (25/201). Von der Abteilung Tech- wesentlichen Lieferungsverträgen zu beteiligen, so nik habe man keine genauen Auskünfte bekommen. daß die Gestaltung der Verträge dauernd überwacht „Wenn man nach Zeichnungen oder konstruktiven werde" (vgl. Sitzungsprotokoll). Thomsen aber be- Einzelheiten fragte — man erfuhr nichts" (25/232; tonte, zwischen dem BMVtdg und dem BMF habe vgl. auch 233). Laegeler konnte „nur immer wieder es einen „langatmigen und nervenzerreibenden Pro- sagen: wo die Technik anfängt, war unsere Verant- zeß" um den § 45 b RHO gegeben (53/22), der die wortung zu Ende (25/151). Goetze meinte, das Zu- Zustimmung des Finanzministers vor Abschluß sol- sammenspiel „zwischen T und W und den Soldaten" cher Verträge vorsieht, die über ein Haushaltsjahr sei „keineswegs das beste" gewesen (38/33; vgl. hinaus Auswirkungen finanzieller Art zeitigen. auch S. 79, 104; Lierow 41/47) ; v. Loeffelholz sprach Neben dem Lizenzvertrag vom 7. 12. 56, dem das von dem „eifersüchtigen Wachen und Kämpfen um BMF am 16. 12. 56, „unter Zurückstellung ernster die Kompetenz" (25/291; vgl. auch Dorn 28/14). Bedenken" zustimmte (Anl. BRH zu 180; vgl. auch Philipps sah die Schwierigkeiten in der gegenüber 33/101 f.), waren es der Modell- und Prototypenver- der Vorkriegszeit neu gelagerten Verantwortung. trag vom 16. 5. 56 sowie der Ergänzungsvertrag Damals „mußte nicht immer ganz oben nachgefragt dazu vom 13. 7. 57, ferner die beiden Nullserien- werden, wenn man was Neues machen wollte. ... verträge BRD/HS Bonn bzw. British Marc vom Bei diesem Verfahren hier entstehen aber ... Schalt- 3.8.57, die dem BMF überhaupt nicht vorgelegen pausen von einem halben Jahr oder noch mehr" haben (Vorlage BMF vom 19.6.67, S. 6, Nr. 31 (64/101). Aktenplan 1. UA; vgl. auch Thomsen 53/4 f.; ferner Reisch StA VI, Bl. 163 f., der von einer „gelegent- Vor dem 1. UA gab Staatssekretär Rust die Be- lichen Umgehung" des BMF sprach). Das BMF er- schaffungssache HS 30, „auf den Arbeitsanfall pro- klärte, daß es aufgrund eines Schreibens des dama- jiziert", als „Mikroteil der Arbeit, die über den ligen Bundesfinanzministers Etzel vom 29.1.59 Schreibtisch des Amtschefs ging", an (45/63, 61). Der seine Mitwirkung den Wünschen des BMVtdg ent- von der StA vernommene Zeuge Dr. Friedrich sprechend nur noch auf die formelle haushalts- Beyer, der seit März 1956 im BMVtdg beschäftigt mäßige Zustimmung zur Vorbelastung künftiger war, nannte die HS 30-Beschaffung ein „abschrecken- Rechnungsjahre haben erstrecken können, aber auch des Beispiel", sei sie doch „bis zum höchsten Dienst- für den Inhalt der Verträge vor diesem Zeitpunkt grad" mit „Ignoranz und Leichtfertigkeit" behandelt die Mitverantwortung ablehne, „weil uns vom worden. Beyer erklärte sich das mit dem Zusam- BMVtdg inzwischen kein Einblick in die Beschaf- mentreffen einer „politischen Notwendigkeit" und fungsvorgänge mehr gewährt wurde" (Vorlage dem Fehlen eines geordneten und erprobten mili- BMF, a. a. O., S. 2). Auch am Vergleich zwischen tärischen Beschaffungswesens (VII/116). der BRD und der HS-Gruppe vom 9.5.60, in dem die BRD die Zahlung eines Betrages von maximal Mangelnde Erfahrung wurde denn auch von dem 40 Millionen DM übernahm, war das BMF nicht Zeugen Becker zur Erklärung der unzulänglichen beteiligt. „Weil der Vergleich vor Zuleitung einer Beschaffung angeführt (38/189, 192). „In derartiger Ausfertigung bereits rechtswirksam abgeschlossen Zeit einen derartigen Apparat auf die Beine stellen war und Einwendungen deshalb nicht mehr berück- wollen" , mußte nach Ansicht von Dorn zu Schwierig- sichtigt werden konnten", wurden die ablehnenden keiten führen (28/13). Auf Unzulänglichkeiten einer Vorstellungen des BMF in der Vergleichsverein- Aufbauzeit verwiesen auch die Zeugen Troll barung nach Darstellung des Ministeriums dem (53/141), Fischer (64/143, 166) und H. Schmidt BMVtdg nicht mehr bekanntgegeben (Vorlage BMF, (30/124). Die unzureichende personelle Besetzung a. a. O., S. 15 f.). Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

V. Besondere Vertragsklauseln Dr. Kraske „jedenfalls in den letzten Jahren" ein Konto unterhielt (13/35), warum ferner das Bankkonto Während Kraemer die von der BRD in Sachen vertraglich und als Sperrkonto vereinbart wurde, hat HS 30 geschlossenen Verträge als die aus seiner der 1. UA nicht ganz klären können. Den Akten ist Optik „besten, die der Bund je abgeschlossen hat", zu entnehmen, daß die Firma HS die Einzahlung des bezeichnete (58/23; vgl. auch S. 24 f.), zeigte sich die Betrages auf ein Sperrkonto der Privatbank Oppen- tatsächliche Qualität der Verträge schon bei deren heim und nicht — wie wohl ursprünglich vorge- Abwicklung und an den Beanstandungen durch den sehen — auf ein Konto der Schweizerischen Kredit- BRH, die zur Überprüfung verschiedener Verträge anstalt in Genf wünschte, weil „bei einer Hinter- und Vertragsklauseln auch durch den 1. UA führ- legung bei einem Schweizerischen Bankinstitut zu- ten. sätzliche Kosten entstehen" (Vermerk BMVtdg vom Der 1. UA hat sich in seinem Bericht auf die 24.9.56, Anl. BRH zu 180; vgl. auch RS 31 Anl. 1) Darstellung der ihm im Rahmen des gesamten Dazu der Zeuge Breymeier: Untersuchungsauftrages wesentlich erscheinenden Vertragspunkte beschränkt. In seinen auf den Li- „Wir brauchten ja keine Bedenken zu haben, zenzvertrag vom 7.12.56 bezogenen Ermittlungen hatten keinen Grund, dieser Bank zu wider- hat sich der Ausschuß u. a. mit dem seinerzeit sprechen, wenn der Partner diese Bank vereinbarten Betrag von 12 Millionen DM, mit der wünschte" (30/284). Art und Weise der Zahlung und mit der Frage Die Frage nach dem Sperrkonto konnte Brey- der Verzinsung des Betrages beschäftigt. meier „heute nicht mehr beantworten" (30/284). Der Nachdem die Firma HS zunächst eine Lizenzfor- Zeuge Dorn äußerte, auf seine Prüfungserfahrungen derung von 46 Millionen DM geltend gemacht hatte beim BRH angesprochen, es sei sonst „nicht vorge- — Thomsen sprach von „unverschämten" Lizenz- kommen", daß ein Bankkonto im Vertrag genannt forderungen (53/31; vgl. auch Goetze 38/114) —, ging und auf ein Sperrkonto gezahlt wird (28/101). sie später laut Vermerk des BMVtdg vom 29.3.56 „Völlig ungewöhnlich meinte auch der Zeuge Dilger, aus „nicht durchsichtigen Gründen" zunächst auf der im BRH ebenfalls die HS 30-Beschaffung zu 25 Millionen DM herunter (Anl. BRH zu 180). In prüfen hatte (28/102). anschließenden Verhandlungen machte die Firma Der BRH hatte schon in seinen Mitteilungen aus dann den auch im Lizenzvertrag realisierten Vor- dem Jahre 1962 (a. a. O. zu 47) beanstandet, daß schlag, 12 Millionen DM für die ersten 6000 Stück durch die Vereinbarung, die Lizenzgebühr auf Sperr- HS 30 sowie dreiviertel Prozent vom Netto-Fak- konto zu zahlen, vorzeitig Bundesmittel in Anspruch turenbetrag für jedes weitere Fahrzeug, insgesamt genommen worden seien. Der Lizenzgeber habe jedoch nicht mehr als 16 Millionen DM festzulegen. nicht daran zweifeln können, daß die Bundesrepu- Der BRH hatte in seiner zusammenfassenden Beur- blik bei Fälligkeit die geschuldeten Beträge zahlen teilung vom 25.6.62 die Summe von 12 Millio- werde (vgl. auch Dilger 28/126). Das BMVtdg hat nen DM beanstandet (Nr. 1, Aktenplan 1. UA, 1. Hef- darauf 1964 erwidert (a. a. O. zu 47), die Firma habe ter, zu 46), seine Bedenken nach der Stellungnahme zunächst verlangt, daß die Lizenzgebühr sofort be- des BMVtdg vom 24.2.64 (a. a. O., 2. Hefter, zu 46) zahlt werde. Das BMVtdg habe dies abgelehnt, jedoch nicht aufrechterhalten (vgl. BRH zu 180; worauf die Firma auf einer Festlegung des Geldes Dorn 28/129). Der Zeuge Klare sagte vor dem bestanden habe, um auch dann in den Genuß der 1. UA zu diesem Komplex, er habe damals den vereinbarten Lizenzgebühr zu gelangen, wenn die Eindruck gehabt, „noch um weitere zwei Millionen Konstruktion später geringer bewertet würde. Über- herunterkommen" zu können, wenn man ihm „noch dies habe das BMVtdg „zum damaligen Zeitpunkt etwa gut vier Wochen" Zeit gelassen hätte. Der noch keinerlei Mißtrauen gegen die Leistungsfähig- Minister habe aber wegen Zeitdrucks entschieden, keit des HS-Konzerns und die Konstruktion des „nunmehr auf der erreichten Basis von 12 Millio- HS 30" gehabt. Nach Ansicht des BRH rechtfertigt nen DM" abzuschließen (30/278). dieses Vorbringen nicht die vorzeitige Zahlung des Betrages (Denkschrift 1966, zu 180). Eine vielfach kritisierte Besonderheit des Lizenz- vertrages war die in § 2 niedergelegte Verpflich- Der BRH hatte 1962 darauf hingewiesen, daß das tung des Bundes, die Lizenzgebühr von 12 Mil- BMVtdg zumindest von vornherein eine Verzin- lionen DM unverzüglich auf ein Sperrkonto der sung hätte sicherstellen müssen (a. a. O.). Der Zeuge BAM beim Bankhaus Sal. Oppenheim jun. & Cie Rust bezeichnete das Verhalten des BMVtdg in in Köln einzuzahlen. Nach Umwandlung des gesam- dieser Sache als „sicher nicht normal ... nach den ten Betrages in freie Schweizer Franken sollte das Anlagevorschriften" (45/92). Das BMVtdg antwortete Bankhaus unverzüglich ein Drittel der Summe auf dem BRH 1964, es habe erreicht, daß ein Zinsverlust das Konto der BAM bei der Schweizerischen Kredit- in Höhe von 400 000 DM wegen vorzeitiger Frei- anstalt in Genf und die restlichen zwei Drittel gabe (Berechnungsmodus: 5 % Zinsen auf 8 Millio- nach Anweisung des Bundes aufgrund einer Be- nen DM Vorauszahlung) im Vergleich vom 9. 5. 60 stätigung der deutschen Nachbaufirmen über den ausgeglichen worden sei (a. a. O. zu 64; vgl. auch Empfang der für den Nachbau des HS 30 benötigten Witte 2R/122 f.). Obwohl der BRH in seiner Denk- Konstruktionsunterlagen, die in mehreren Etappen schrift 1966 ausführte, der durch den Vergleich er- zu liefern waren, überweisen. Warum der Betrag zielte Betrag dürfe erheblich hinter einer ange- von 12 Millionen DM über eine Bank lief, bei der messenen Verzinsung zurückgeblieben sein, er die CDU nach Aussage ihres Bundesgeschäftsführers halte deshalb seine Beanstandung aufrecht (zu 180), Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode sagte der Sachbearbeiter Dilger vor dem 1. UA, hat, daß der britische Staat eine ihm gehörende er sei „heute der Meinung", daß durch die Vergleichs- Panzerfertigungsstätte an die Firma Leyland ver- regelung „dem Bund kein Schaden mehr durch die kaufte, um dieser Firma die Durchführung des vorzeitige Zahlung entstanden sei oder kein HS 30-Auftrages zu erleichtern (Stellungnahme 1964, Schaden verblieben sein" dürfte (28/102). a. a. O., zu 49). Der Zeuge Witte bestätigte das vor dem 1. UA und betonte, daß die Firma British Marc Welche Vorstellungen sich die Bearbeiter wegen einen sehr großen Betrag (der Vorauszahlung) habe der Verzinsung gemacht haben, ist nach Aussagen aufwenden und an Leyland bezahlen müssen, um des BMVtdg gegenüber dem BRH nicht mehr fest- Leyland den Kauf des Panzerwerkes zu ermög- zustellen (vgl. BRH - 1966 - zu 180). Aus den lichen (55/249). Nach seiner Kenntnis habe Leyland Akten ergibt sich indes, daß nach einem Vermerk das Werk seinerzeit für 120 Millionen gekauft vom 24.9.56 dem seinerzeit zuständigen Hilfsrefe- (55/249; vgl dazu Kraemer 58/64). Strauß meinte renten Zschucke, der zuvor beim Deutschen Patent- vor dem 1. UA, die Zahlung sei „an sich größer" amt in München und dann als Spezialist für alle gewesen, „als sonst Anzahlungen sind". Die Grö- Fragen des Urheber- und Lizenzrechts im BMVtdg ßenordnung sei aber „kein Zufall" gewesen: Man tätig war, bekannt gewesen ist, daß der Betrag habe „den massiven britischen Druck auf Zahlung nicht verzinst werden konnte (Anl. BRH zu 180; vgl. von Stationierungskosten durch Auftragserteilung auch ADrs, 9 Anl.). Grund für die Nichtverzinsung in Großbritannien etwas zu vermindern, sozusagen waren devisenrechtliche Vorschriften, nach denen zu unterlaufen" versucht (50/82 f.; vgl. auch S. 112; Guthaben auf Fremdwährungskonten für Ausländer ferner Schreiben HS vom 21.8.58, Anl. BRH zu 191). unverzinslich waren. In § 2 (Abs. IV, e) des Lizenz- vertrages vom 7.12.56 heißt es dann trotzdem, daß Der BRH hat in seiner Denkschrift 1966 zu diesem die „Vergütung der etwaigen Zinsen des hinter- Komplex ausgeführt, daß hohe Vorauszahlungen legten Betrages an die BRD zu leisten sei. In „zum weit überwiegenden Teil früher geleistet wor- einem Schreiben des BMVtdg an das Bankhaus den sind, als es nach dem Fertigungsablauf gerecht- Oppenheim vom 5.1.57 (betr. Anweisung von fertigt gewesen wäre" (zu 198). Goetze bekundete 12 Millionen DM) behält sich auch das Ministerium als Zeuge, er habe im Frühjahr 1957 Holtz um einen wegen der Verzinsung des Betrages weiteres vor Besuch bei British Marc gebeten, um die Firma, mit (Anl. BRH zu 180), um dann durch ein Schreiben der man große finanzielle Transaktionen eingehe, der Landeszentralbank in Rheinland-Pfalz vom kennenzulernen. Holtz habe das u. a. mit dem Be- 14.9.57 die Bestätigung der Nichtverzinsung zu merken abgelehnt, daß „sicherlich andere Leute" erfahren (Anl. BRH zu 180), auf die im übrigen auch - er denke an die Soldaten - „schon längst" in die Bank Oppenheim schon mit Schreiben vom England gewesen seien, Nach Goetze hätte sich die 7.1.57 hingewiesen hatte (Anl. BRH zu 180). bei einem Besuch schon 1957 gemachte Feststellung, daß British Marc keinerlei HS 30-Fertigung betrieb, Neben dem Lizensvertrag hat der 1. UA ins- auch auf die Vorauszahlungen an diese Firma aus- besondere die zwischen der BRD und der Firma gewirkt (38/89 ff.; vgl. auch 7, 124). - Auf die Fol- British Marc geschlossenen Serienverträge vom gen der hohen Vorauszahlung bei der Vertrags- 25.2.57 und 13.12.57 überprüft. Aufgrund der abwicklung hat u. a. Hopf hingewiesen (33/138). in § 4 beider Verträge getroffenen Vereinbarung erhielt British Marc Vorauszahlungen in Höhe von Der 1. UA hat sich ferner mit der Frage beschäf- rund 193 Millionen DM (ein Drittel des Vertrags- tigt, ob die Durchführung der obengenannten Ver- wertes). Es wurden ferner rund 47 Millionen DM träge BRD-British Marc im Hinblick auf die Weiter- in Form von unwiderruflichen Dokumentenakkredi- gabe des gesamten Auftrages an die Firma Leyland tiven zur Verfügung gestellt (vgl. Forndran, „Zu- mit der Verdingungsordnung für Leistungen Teil B sammenfassung und Wertung" vom 31.5.58, (VOL/B) zu vereinbaren ist. Die Vorschriften der a. a. O.). Für die ersten 1400 Fahrzeuge sollte der VOL/B sind nach § 11 der Verträge anwendbar, volle Kaufpreis, für die restlichen 1400 Fahrzeuge soweit die Verträge nichts Gegenteiliges bestim- dagegen nur jeweils ein Drittel des Kaufpreises men. § 5, Ziffer 6 VOL/B lautet: gezahlt, die restlichen zwei Drittel gegen die Vor- „Der Auftraggeber soll die Leistungen im eige- auszahlung aufgerechnet werden (§ 4). Auf die nen Betrieb durchführen. Die Übertragung an Vorauszahlung wurden Zinsen nicht berechnet. (Bei andere ist nur mit Zustimmung des Auftrag- der etwa gleichzeitig laufenden Hotchkiss-Beschaf- gebers zulässig." fung betrug der Zinssatz für Vorauszahlungen Das BMVtdg führte aus, daß diese Vorschrift ebenso 6,5 %; vgl. Prüfungsakten BRH - 9301/56/II - wie die übrigen Bedingungen der VOL/B abdingbar Blatt 7, Nr. 13 Aktenplan 1. UA). Von den rund seien. Es meinte, daß sich aus § 6 Abs. 3 der Ver- 193 Millionen DM wurden etwa 133,5 Millionen DM träge, wonach Erfüllungsort für die Lieferung stets am 29.3.57 und der Rest von knapp 60 Millionen das ausliefernde Werk in Leyland (England) ist, „in DM am 27.1.58 gezahlt (ADrs. 15 Anl. 2). Verbindung mit der Kenntnis der Leitung des Hauses In seiner Stellungnahme 1964 hält das BMVtdg über die Durchführung des Baues bei der Firma Vorauszahlungen von einem Drittel des Vertrags- Leyland", ergebe, daß die Bestimmungen in § 5 wertes bei Rüstungskäufen dieses Umfanges, die Ziffer 6 VOL/B vertraglich abbedungen worden mit größeren Investitionen und der Vergabe zahl- seien (ADrs. 9 Anl.). Dem ist entgegenzuhalten: reicher Unteraufträge verbunden seien, für durch- Da nach dem. Ergebnis des 1. UA die für das Ver- aus üblich (a. a. O., zu 51). Das BMVtdg mußte tragswesen zuständige Abteilung X des BMVtdg allerdings zugeben, daß es erst „später" erfahren keine Kenntnis von der Absicht der Firma British Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

Marc, den gesamten Auftrag an die Firma Leyland sen Darstellung bei einem Gespräch mit Holtz - bei weiterzugeben, hatte (s. o.), kann mit der den Erfül- dem er, Goetze, beteiligt gewesen sei - wieder, lungsort betreffenden Klausel die Vorschrift des wonach Kraemer Preisprüfungen in Grantham (Bri- § 5 Ziffer 6 VOL/B im Hinblick auf die gesamte tish Marc) wegen anderer geheim zu haltender Fer- Produktion bei Leyland nicht abbedungen worden tigung als nicht möglich erklärt hatte (Schreiben sein. Die von British Marc praktizierte Weiter- vom 16.10.68, a. a. O.; 38/81). In seinem Schreiben gabe verstößt somit gegen die VOL/B (vgl. auch an Holtz vom 15.10.58 (a. a. O.) hatte Goetze - auf- Thomsen 53/73 f; Goetze, Bericht vom 15.10.58, grund seiner Besichtigungen in Grantham und Ley- RS 50 Anl.). land - diese Behauptung Kraemers „als absolut un- wahr" zurückgewiesen. Auf besondere Kritik stieß die in § 3 der zwischen der BRD und British Marc geschlossenen Verträge Vor dem 1. UA betonte Goetze, ihm sei bei seiner vereinbarte Festpreisregelung (vgl. auch Präambel Reise zu British Marc und Leyland klar geworden, zum Vertrag vom 13.12.57). „warum man sich ... mit aller Leidenschaft darum Der 1. UA hat festgestellt, daß bei der Beschaffung bemüht hatte, einen Festpreisvertrag zu haben". Bei nicht marktgängiger Gegenstände grundsätzlich einer Selbstkostenvereinbarung hätte man nämlich „sehr schnell festgestellt, daß British Marc über- Selbstkostenerstattungspreise vereinbart werden haupt nicht produziere" (38/27; 41/102; Schreiben (dazu Thomsen 53/42). Als Grund gab Goetze an, daß vom 16.10.68, a. a. O.). Zur Preisprüfung führte Selbstkostenpreisverträge nachprüfbar und wegen Goetze aus: des Preisaufbaues leichter zu durchleuchten seien; bei einem Festpreis sei die Gefahr einer Schädigung „Das BMVtdg habe das Büro Wegener mit der des Auftraggebers größer (Schreiben vom 16.10.68, Erstellung eines Gutachtens über die Festpreis- RS 50 Anl.). Dementsprechend hatte Goetze in den bildung bei der Firma British Marc beauftragt." Vertragsverhandlungen mit British Marc auf einem Dieses Gutachten war aber nicht möglich, weil Selbstkostenerstattungspreis bestanden, sich gegen- die Firma British- Marc nach den Unterlagen, die über HS aber nicht durchsetzen können. Goetze zum seinerzeit Herr Wegener eingereicht hatte, 1. UA: immer wieder erklärte, sie könne keine Unter- lagen beibringen. Sie zögerte die Dinge hinaus, „Ich war gegen Festpreise, weil der Vertrag so daß schließlich die Firma Wegener dazu über- erstens in England abgeschlossen werden sollte ging, einen Vergleichspreis zu bilden aufgrund und wir ja zweitens gar keine Vorstellungen der Fertigungsmethoden und der Lohnverhält- von den englischen Fertigungsverhältnissen und nisse bei der Firma Hanomag in Hannover" der gesamten Situation in England hatten" (38/80 a; vgl. auch S. 5). (38/7; vgl. auch Hansohm 41/63; Klare 30/234). In seinem Vermerk vom 16. 10. 68 (a. a. O.) führte Ein weiteres Vertragsproblem bildete die Gewähr- Goetze, auf einen Vermerk des BMF vom 20.9.57 leistung für die HS 30-Ketten, die mit 1000 km ver- angesprochen, ergänzend aus, er habe sich seiner- einbart worden war (§ 7 der Serienverträge BRD zeit, wie Thomsen, für Selbstkostenpreise ausge- British Marc). Ausgangspunkt für die Kritik an die- sprochen, „allerdings nicht im Sinne von Selbst- ser Klausel war die Darstellung der Firma Hispano kostenrichtpreisen, sondern im Sinne von Selbst- Suiza in ihrem Prospekt vom 23. 5. 56 (a. a. O.), wo kostenfestpreisen". Die Vereinbarung eines solchen es heißt: Selbstkostenpreises hätte eine Vorkalkulation der „Die Ketten des vorgestellten Prototyps HS 30 Kostenelemente des Preises zur Voraussetzung ge- sind über 7000 km gefahren worden und die Ab- habt, die von der Firma British Marc zu erhalten er nutzung ist unbedeutend. Die Lebensdauer wird angestrebt habe. - Der Versuch Goetzes und Thom mit 12000 km angenommen ... Tausende von sens, im Vertrage vom Dezember 1957 den Festpreis Kilometern wurden unter allen Bedingungen für die Fahrgestelle der Fahrzeuge nachträglich in und mit voller Belastung auf Haupt- und Neben- einen Selbstkostenerstattungspreis umzuwandeln, straßen jeglicher Art zurückgelegt. Ausge- war ebenfalls gescheitert (vgl. Aretz 63/47). dehnte Versuchsfahrten wurden im Gelände Nach Aussage Bergemanns ist die Vereinbarung unter allen Bodenverhältnissen durchgeführt, so von Selbstkostenerstattungspreisen nicht zustande durch Wiesen, auf Ackerboden, Lehm, Sand, gekommen, weil - so meinte er sich zu entsinnen - Schlamm und Sumpfland, auf Steigungen, Hän- „eine deutsche Behörde auf englischem Boden mit gen und Abhängen, Überschreitung von Gräben hoheitlichen Rechten nicht tätig werden konnte" mit und ohne Wasser usw." (38/155). Aus einer Stellungnahme des BMVtdg zur In dem Gutachten der Philipps-Kommission vom Preisprüfung in England vom 27.3.68 geht aber her- 23. 4. 56 (a. a. O.) heißt es - sehr optimistisch, doch vor, daß das Tätigwerden ausländischer Preisprü- mit einigen Abweichungen gegenüber dem Firmen- fungsbehörden aufgrund von entsprechenden Ver- prospekt -: einbarungen mit britischen Firmen in Großbritan- nien nicht untersagt ist (vgl. auch Goetze 41/102). Es „Die an dem Prototyp erzielte Haltbarkeit der sei dem BMVtdg jedoch „weder im Jahre 1957 noch Kette von bisher fast 6000 km ist beachtenswert in den Jahren danach gelungen, Prüfrechte mit bri- und läßt auf beste Materialwahl bezüglich der tischen Firmen vertraglich zu vereinbaren" (ADrs. 11 Kettenbolzen und Kettenaugen schließen. Über Anl. 1). - Goetze gab zur Weigerung Kraemers, die Erprobung der Kette in lehmigem Boden Selbstkostenerstattungspreise zu akzeptieren, des- liegen noch keine Erfahrungen vor". Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode

Nach dem von Becker abgezeichneten Protokoll vom truppenbrauchbaren HS 30 in nächster Zeit nicht zu 9.6.58 (a. a. O.) über eine von Strauß durchgeführte rechnen sei (vgl. Vermerk Forndran vom 28.5.58, Befragung am 30. 5. 58 hat Schanze die Lebens- Becker-Kommission, a. a. O.; BRH zu 185), wurde die dauer der Hispano-Kette mit „etwa 4000 bis 5000 Truppentauglichkeit des SPW zum „Angelpunkt" km" um einiges niedriger eingestuft. Diese Angaben der im Mai 1958 gebildeten Becker-Kommission wären ihm von HS „ausdrücklich" gemacht worden (Thomsen 53/9, 24). Das BMVtdg stellte sich auf den (vgl. auch Nähring 25/200, 205). Nach Thomsen Standpunkt, daß die Firma „laut Vertrag ein trup- entsprach die Lebensdauer der Kette der verein- penbrauchbares Fahrzeug" zu liefern habe (Anlage- barten Gewährleistung von 1000 km. Die Firma habe band IV „gelb", Blatt 76, zum Gutachten Reuss; bei den Verhandlungen, an denen er, Thomsen, teil- vgl. auch Thomsen, a. a. O.; Schanze 47/88). Obwohl genommen habe, gesagt: „Nach der Belastung die- es dem Zeugen Littmann „widersinnig" erschien, ser Gegenstände können wir mit dem allerbesten einen Unterschied zwischen truppentauglich und Willen nicht höher garantieren, denn dann sind sie kriegsbrauchbar (feldverwendungsfähig) zu machen in großem Teil tatsächlich reparaturfähig" (53/68). (15/196; vgl. auch Thomsen 53/10; Schanze 47/88), Schließlich wies Kraus von der Erprobungsstelle weigerte sich die Firma HS, eine ausdrückliche Ver- Niederlahnstein laut Protokoll vom 27.5.58 (Becker- pflichtung, kriegsbrauchbare Schützenpanzer zu lie- Komission, a. a. O.) auf die „zu kurze Lebens- fern, zu übernehmen. Was die „Truppenverwendbar- dauer" der Laufkette hin: keit" bzw. „Kriegsbrauchbarkeit" anbelange, sei sie „selbstverständlich verpflichtet, Fahrzeuge zu lie- „Sie ist m. E. konstruktiv überaltert und ent- fern, die für die vorgesehenen Zwecke voll verwen- spricht etwa dem Stand des Ersten Weltkrieges. dungsfähig sind" (Schreiben vom 21.8.58, Anl. BRH Die Kette längt sich sehr schnell, so daß z. B. zu 191; vgl. Kraemer 58/244). Aufgrund mangelnder schon nach einigen hundert Kilometern ein Glied herausgenommen werden muß ... Die laufend definitorischer Klarheit des Begriffes „Kriegs- brauchbarkeit" würde dessen Vereinbarung zu Ver- notwendige Verkürzung der Kette bedeutet, daß pflichtungen für die- Firma führen, deren Art und sie die garantierten 1000 km - die an sich schon völlig unzureichend sind - nicht durchfahren Umfang nicht übersehbar seien (Schreiben vom 29.7.58, Anl. BRH zu 190; vgl. auch Kraemer 58/244). kann, ohne mehrfache Kontrolle und Nacharbeit vorzunehmen." Strauß selbst hatte in einem Schreiben an Birkigt Nähring hatte laut Protokoll vom 27.5.58 (Becker vom 6.8.58 sein Erstaunen darüber ausgedrückt, daß Kommission, a. a. O.) auf die ausdrückliche Erklä- die Firma glaube bestreiten zu können, zur Abliefe- rung Paniatowskis verwiesen, „für seine Kette eine rung eines auf Firmenkosten truppenverwendungs- Garantie von 6000 km" zu geben. Schanze äußerte fähig gemachten Fahrzeugs verpflichtet zu sein. Es vor dem 1. UA, wenn er sich recht erinnere, sei die sei „kein Unterschied zwischen truppen- und kriegs- „ursprüngliche Garantiezahl für die Laufzeit der verwendungsfähig zu machen" (ADrs. 42 Anl. 12; Kette auch nicht 1000 sondern ... sehr viel höher" widersprüchlich Strauß 64/347). In seinem Schreiben gewesen. „Die war, ich kann es nicht sagen, 5000 an die Firma British Marc vom 23.8.58 - in dem oder 6000 ... und ... wurde dann heruntergehan- Strauß seinen Entschluß mitteilte, „auf die Lieferung delt, ich nehme an, von der Firma" (47/26 f.). Das von 1800 Schützenpanzerwagen des Typs HS 30 zu BMVtdg stellte dann im Jahre 1958 zu der Diskre- verzichten und die vertragliche Liefermenge auf 1000 panz zwischen der im Philipps-Gutachten hervorge- Stück zurückzuführen" - betonte Strauß, daß er die hobenen Haltbarkeit der Kette über 6000 km und Lieferung von „betriebsfertigen und truppenbrauch- der vertraglichen Fixierung bei der Gewährleistung baren" Kettenfahrzeugen voraussetze. Seine „bis- von 1000 km fest, normalerweise werde „ein Zehn- herigen Erfahrungen" bestätigten ihm, „daß der Ver- tel der Lebensdauer einer Kette als Garantie" trag vom 13. Dezember 1957 inhaltlich geändert und gefordert (Anlageband IV „gelb", Blatt 21, zum Gut- der neuen Lage angepaßt werden muß" (ADrs. 42 achten Reuss). Unter diesem Gesichtspunkt ist die Anl. 13). Eine Änderung des Vertrages erfolgte Gewährleistungsklausel nach Aussage Thomsens indes nicht. Auch wurde die Neufassung der Null- aber nicht zustande gekommen. Sonst nämlich hätte serienverträge zwischen der BRD und HS Bonn bzw. man, wie Thomsen vor dem 1. UA betonte, eine Ga- British Marc über die Lieferung von 30 kompletten rantie von etwa 3000 km gefordert, um sich „auf der Fahrzeugen HS 30 - beide Verträge abgeschlossen Hälfte" zu treffen (53/68). Für Goetze endlich wäre am 21.5.59 - wiederum auf „betriebsfertige" SPW eine Gewährleistung von 1000 km nicht infrage ge- abgestellt (§ 1). Die Tatsache und die Erkenntnis, kommen, wenn er den Hispano-Prospekt vom 23. 5. daß mit dieser Formulierung in den Serienverträgen 56 (a. a. O.) gekannt hätte (38/104). nach den Worten Beckers „nicht so genau" klarge- stellt worden war, daß es für einen Krieg zu gebrau- Die in § 1 der Serienverträge zwischen der BRD chende Fahrzeuge sein sollten (38/191), fand also und British Marc gewählte Formulierung, British nicht die entsprechende vertragliche Berücksichti- Marc verkaufe und liefere 2800 gepanzerte Voll- gung. kettenfahrzeuge Typ HS 30 betriebsfertig, hat in den Auseinandersetzungen zwischen den Vertrags- Laut Vermerk des ES-Referates vom 24.10.66 partnern im Rahmen der Vertragsabwicklung eine (a. a. O.) hat Strauß dann später geäußert, „der erhebliche Rolle gespielt. Dabei ging es um die (Serien-) Vertrag habe weder ein truppenbrauch- Frage, ob der Begriff „betriebsfertig" die Kriterien bares noch ein kriegsbrauchbares Fahrzeug ver- „truppentauglich" und „kriegsbrauchbar" umfasse. langt, sondern nur die Stahlversion des Holz- Nachdem sich Ende 1957 abzeichnete, daß mit einem modelles" . Vor dem 1. UA auf den Widerspruch zu Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527 seiner früheren Einstellung angesprochen, meinte Unterlagen das oben angeführte Fahrzeug Strauß, man habe „bei den Vertragsverhandlungen betreffend. Wir würden es außerordentlich mit der Firma eine Fassung gewählt, die angesichts begrüßen, Ihren daran interessierten Herren der Einschätzung der Techniker und der Soldaten einen Prototyp dieses Fahrzeuges in Paris des Ministeriums für dieses Fahrzeug als ausrei- vorführen zu können. chend erschien, weil die Firma sich angeblich nicht Das vorhandene Versuchsfahrzeug ist nach verpflichtet habe, von Anfang an schon ein allen Absolvierung von 3000 km Probefahrten zer- militärischen Forderungen gewachsenes, truppen- legt worden, um die Abnutzung der einzel- brauchbares Fahrzeug zu erstellen" (64/345). nen, dem Verschleiß unterworfenen Teile zu prüfen, und wird im Monat Juli zu weiteren Zusammenfassende Beurteilung (zu III, IV, V) Versuchsfahrten und also auch zu Vorfüh- rungszwecken wieder zur Verfügung stehen. Einführungsgenehmigung und Verträge zum Be- Um Ihnen aber schon heute weitgehendste schaffungskomplex HS 30 sind von der Bundes- Auskünfte über dieses Fahrzeug geben zu regierung nicht mit der erforderlichen Sorgfalt können, ist der Chefkonstrukteur, Prinz erarbeitet worden. Die im Aufbau befindliche Orga- André Poniatowski, gerne bereit, Sie in Bonn nisation des BMVtdg, die zunächst unzureichende oder Koblenz aufzusuchen, um Ihnen anhand personelle Besetzung und fehlende Erfahrung in eines Modells, Zeichnungen und eines Farb- Rüstungsgeschäften sind Faktoren, die der 1. UA filmes alles Wesentliche, besonders die Sie bei der Beurteilung des Beschaffungsvorgangs interessierenden technischen Einzelheiten zu ebenso berücksichtigt hat wie das Verhalten des vermitteln. HS-Konzerns gegenüber dem BMVtdg. Die Mängel Wir möchten schon heute vorsorglich die der Beschaffung sind jedoch derart schwerwiegend, Einladung zur Vorführung des Fahrzeuges in daß sie mit dem Genannten nicht zu erklären und Paris aussprechen und Sie gleichzeitig bit- zu entschuldigen sind. Die nicht sorgfältige Aus- ten, uns freundlicherweise mitzuteilen, ob wahl des Fahrzeugherstellers und -typs, die unge- Sie an dem Besuch des Konstrukteurs in- nügende Qualifikation verantwortlicher Bedienste- teressiert sind und wann Ihnen dieser ge- ter und die schlechte Zusammenarbeit innerhalb des nehm sein würde." Ministeriums sind als Gründe für die fehlerhaften Verträge hervorzuheben und von der Bundesregie- Der Filmvortrag des Prinzen André Ponia- rung zu vertreten. towski fand am 30. 6. 1955 in der Ermekeil- Kaserne in Bonn statt, die Vorführung in Paris Eine aus den Abgeordneten Prof. Dr. von Mer- am 7. und 8.11.55. katz, Prof. Dr. Süsterhenn und Dr. Schulze-Vorberg bestehende Minderheit ist folgender Meinung: Bei dieser Veranstaltung, an der acht Ange- hörige des BMVtdg, darunter die Zeugen 1. Vorverhandlungen mit der Firma HS v. Löffelholz, Nähring und Schanze sowie der Am 14.5.55 überreichte HS Bonn (Westmetall) Zeuge Philipps teilnahmen, wurden neben dem zur Ergänzung der bereits vorliegenden Bro- Leichten Raupenfahrzeug HS die Modelle Pan- schüre weitere Unterlagen, deren Durchsicht zerjäger Even und Hotchkiss Chanillette — ergab, „daß das Fahrzeug unbedingt sehens- diese nochmals - vorgeführt. Der „Gemein- wert ist" (Vermerk Schanze vom 17.5.55, BRH schaftsbericht aller Teilnehmer" wurde am zu 168). Weiter heißt es in dieser hausinternen 17.11.55 vorgelegt und verteilt. Er besagt fol- Mitteilung des Amtes Blank: gendes: „Die zunächst noch zu schwache Bug- und „Das Leichte Raupenfahrzeug HS, das bisher Seitenpanzerung kann verstärkt werden, da nur aus Zeichnungen und einer kurzen Licht- das Fahrzeug in der Lage ist, das zusätzliche bildervorführung in Bonn bekannt war, Gewicht noch zu tragen. Die Firma hat erneut wurde erstmals im Prototyp betriebsfähig in Aussicht gestellt, eine schriftliche Einla- gezeigt. Das Fahrzeug macht durch seine ge- dung zur Besichtigung an die Dienststelle zu ringe Höhe und seine in wechselndem Ge- richten. Sie bittet, die Verzögerung der Ein- lände und auf der Straße gezeigten Leistun- ladung zu entschuldigen. Bedingt durch in- gen einen guten Eindruck. Es ist vorerst als zwischen vorgenommene Verbesserungen Panzerwanne gebaut, um die verschiedenen und eine Generalüberholung wäre das Fahr- Panzeraufbauten je nach Belieben aufzubrin- zeug bisher nicht vorführungsbereit gewe- gen. Über das Fahrzeug, das sich im Gelände sen. Es ist damit zu rechnen, daß das Fahr- als wendig und auch ausreichend schnell zeug Ende Juni, Anfang Juli besichtigt und zeigte, wurde ein Heft mit den technischen vorgeführt werden kann." Daten und auch den für die Waffenreferen- zen erforderlichen Erläuterungen übergeben. Bestätigt wird diese Mitteilung durch einen Motor, Getriebe und Lenkgetriebe dieses von dem Bruder des Prinzen Poniatowski un- ersten Prototyps liegen noch nicht fest. Das terschriebenen Brief der HS Paris vom 20.5.55 Fahrzeug war mit einem HS-Motor, einem mit folgendem Wortlaut: amerikanischen halbautomatischen Getriebe „Wir nehmen Bezug auf die verschiedenen und einem hydraulischen Drehmomenten- Besprechungen und die Ihnen überreichten wandler, sowie dem Lenkgetriebe vom Typ Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

Cleveland ausgestattet. Untersuchungen bataillonen erprobt werden sollen. Eine über den Einbau deutscher Triebwerkteile Zusammenstellung der benötigten Proto- laufen bereits, insbesondere über die Ver- typen ist in Anlage beigefügt. wendung des neuentwickelten Borgward c) Anschließend müßte so rasch als möglich Motors und vom ZF-Lenk- und Schaltge- die Einführungsgenehmigung durch den triebe. Die Panzerung des vorgeführten Mo- Herrn Minister für diese Modelle erwirkt dells war nach deutschen Ansichten unzurei- werden. chend, Die Mehrgewichte einer stärkeren Panzerung sind jedoch konstruktiv überlegt; Es wird abschließend noch einmal darauf die Erprobung des Prototyps bei der Firma hingewiesen, daß es sich hierbei nicht nur fand mit einem Gesamtgewicht statt, da sie um eine brauchbare, sondern auch um die die zusätzliche Panzerstärke bereits berück- z. Z. einzige greifbare Lösung auf dem Ge- sichtigt hat" (BRH zu 169). biet der gepanzerten Vollkette handelt, die für die Aufstellung der deutschen Streit- Die „militärische Beurteilung" bezeichnet das kräfte von entscheidender und weittragen- Modell Hotchkiss als geeigneten Grundtyp für der Bedeutung ist." (BRH zu 169) den sog. Schützenpanzer kurz und dessen ver- schiedene Abwandlungen. Für das „leichte Mit den Vorschlägen a) und b) hatte sich StS Raupenfahrzeug Hispano Suiza" lautet sie u. a.: Rust sofort einverstanden erklärt. Die unter b) erwähnte „Zusammenstellung der benötigten „Entwicklung noch nicht so weit forgeschrit- Prototypen" sah für die verschiedenen Versio- ten, wie die Hotchkiss Chanillette. Ände- nen des HS 30 insgesamt 26 Stück vor, mit rungswünsche insbesondere hinsichtlich der deren Lieferung innerhalb von sechs Monaten Spezialaufbauten lassen sich daher noch ohne nach Auftragserteilung gerechnet wurde. Die Schwierigkeiten verwirklichen. Das Fahrzeug weitere Planung- lautete: Bestellung von je 200 kommt in seiner Gesamtkonstruktion den bis 300 Fahrzeugen innerhalb eines weiteren deutschen militärischen Forderungen an ein Jahres, anschließend „deutscher Nachbau" Kampffahrzeug dieser Größenordnung nahe (Vermerk Schanze vom 24.11.55, BRH zu 169). und kann als brauchbarer Prototyp für den Über die Vorführung in Paris und die daran SPW lang und dessen Abwandlungen vor- anknüpfenden Überlegungen im Ministerium gesehen werden. Voraussetzung ist aller- unterrichtete der Zeuge Schanze den Zeugen dings, daß die Motorleistung erheblich ver- Schneider durch folgenden Brief vom 15.11.55: bessert wird. Das Fahrzeug kann folgenden Verwendungszwecken dienen:. . ." „Sehr geehrter Herr General! „Fahrzeuge der Firmen Hotchkiss und His- Besten Dank für Ihre freundlichen Zeilen pano Suiza: Es wird daran erinnert, daß we- vom 4.11. Die Vorführung in Paris war aus- der aus der US-Außenhilfe Kampffahrzeuge gezeichnet, ich glaube sagen zu können, daß dieser Art zur Verfügung stehen, noch eine das Fahrzeug einen sehr guten Eindruck ge- eigene deutsche Neuentwicklung rechtzeitig macht hat. Auch der Bruch einer Schwinge zum Tragen kommt . . . Inzwischen ist am linken Laufwerk ist nicht tragisch zu wertvolle Zeit ungenützt verstrichen. Die nehmen. Es ist ein Stahlgußteil, von dem mir beiden hier zur Diskussion stehenden Ent- Prinz Poniatowski versicherte, daß die Serie wicklungen sind soweit vorangetrieben und selbstverständlich mit Schmiedeteilen vorge- entsprechen so weit den deutschen militäri- sehen ist. Sicher ist der Motor noch etwas schen Forderungen, daß sie eine brauchbare schwach und das amerikanische Getriebe, das Grundlage für die Ausrüstung der deutschen in Europa überhaupt nicht gefertigt wird, un- Streitkräfte bzw. ihren ersten Bedarf bilden erwünscht. Aber diese beiden Konstruktions- können, wenn es gelingt, ohne weitere Ver- teile können durch deutsche Motoren oder zögerung daran anzuknüpfen. Dazu wird Getriebe ersetzt werden. Entsprechende Ver- vorgeschlagen: bindungsaufnahmen, z. B. mit Borgward und ZF sind bereits erfolgt. Zunächst wurde ver- a) Heranziehung der Konstrukteure beider einbart, daß wir die technischen Herren von Firmen zu einer eingehenden Bespre- Hispano Suiza, wenn irgend möglich, noch chung, in der die deutschen Wünsche auf im November zu einer technischen Bespre- erforderliche Abänderungen und auf die chung nach hier bitten, um gewünschte Ab- verschiedenen Spezialaufbauten, ein- wandlungen usw. zu besprechen. Auch die schließlich deren Bewaffnung, genau fest- Frage einer Lieferung von Prototypen bis gelegt werden. etwa 1.7.56 und anschließend einer größe- b) Gleichzeitig müßte über die Abteilung ren, ich möchte sagen 0-Serie bis 1.7.57, Material im Einvernehmen mit dem Wirt- wurde bereits angeschnitten. schaftsministerium und der deutschen In- Ich hoffe, Herrn General damit wenigstens in dustrie die Frage des beschleunigten An- großen Zügen über das Ergebnis der Vor- laufens einer französischen oder deutsch- führung in Paris orientiert zu haben." französischen Fertigung von kleinen Ver- suchsserien der verschiedenen Grund- Das Schreiben läßt deutlich erkennen, daß typen geprüft werden, die in den Lehr Schanze und Schneider schon vorher über das Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

HS 30-Projekt gesprochen hatten. Schneiders lang bis Ende des Jahres 30 Prototypen fertig Interesse an dieser Sache wird auch durch sein könnten; „man glaube sich hinsichtlich der einen von ihm gezeichneten Artikel dokumen- Zweckmäßigkeit des Modells sicher zu sein"; tiert, der bald darauf (Februar 1956) in der von die Produktion könnte Anfang 1957 bei Hano- ihm herausgegebenen Zeitschrift „Wehrtech- mag aufgenommen werden (S. 23). Der Zeuge nische Monatshefte" erschienen ist. Dort heißt Weniger setzte sich in der Sechserausschuß- es am Ende einer scherzhaft illustrierten Dar- Sitzung am 23.2.56 dafür ein, den SP lang stellung der für Panzerkonstruktionen charak- „nach der Konstrunktion von HS" in Deutsch- teristischen Schwierigkeiten: „Ein ausgegli- land zu fertigen (S. 27). Der Hinweis auf die chenes Waffensystem - wie es von Hispano Forderung der Abteilung V (Heer) des Suiza verwirklicht ist". Im übrigen bestätigten BMVtdg vom 16.2.56, daß Kraftfahrzeuge auch die Zeugen Nähring und v. Löffelholz vor grundsätzlich erst dann beschafft werden könn- dem 1. UA den positiven Eindruck, den sie ten, „wenn ein Prototyp vorgelegt und von durch die Vorführung in Paris von der HS-Kon- der Truppe erprobt worden sei" (S. 27), führte struktion gewonnen hatten. zu der Feststellung, daß dann eine fristge- rechte Bedarfsdeckung nicht möglich sein Nähring: „Die Leistungsmerkmale . ., die werde. In diesem Zusammenhang betonte auch das Fahrzeug zeigte, haben mich damals voll der Zeuge StS Dr. Krautwig, BMWi, „daß das befriedigt. Da habe ich gesagt: Das kann in an sich richtige Prinzip nicht auf die Spitze ge- Ordnung gehen" (25/204). trieben werden dürfe" (S. 28). Gleichzeitig er- v. Löffelholz: „Ein glücklicher und geeigneter fuhr der Ausschuß, daß es vom HS 30 bereits Ansatzpunkt für eine Weiterentwicklung im drei Prototypen gebe ; auch sei die Firma zur Sinne des von uns benötigten Schützenpan- Lizenzhergabe bereit, so daß Hanomag bei zers" (25/271). einem Bezug der Motoren aus England, des Getriebes aus den USA, der Kette und der 2. Das Ringen um die Entscheidung Wanne aus Deutschland die Montage überneh- men könne (S. 28). Der Ausschuß einigte sich Am 14.12.1955 fand in Abteilung XI des schließlich auf folgende Empfehlungen: BMVtdg, dem jetzigen BWB, in Koblenz eine Besprechung mit den Konstrukteuren und Tech- 1. Die Techniker des BMVtdg müßten das nikern von HS statt, in der die sog. Modellaus- Risiko für die technische Eignung des Mo- wahl des HS 30 erfolgte. Zu ihren Ergebnissen dells HS übernehmen; gehörte auch der Vorschlag, die taktisch-tech- 2. die militärischen Abteilungen des BMVtdg nischen Forderungen (ttF) für SPW nochmals müßten auf die in dem Schreiben der Ab- zu überarbeiten. Die Neuausgabe der „ttF" teilung V vom 16. 2. erhobene Forderung wurde der Firma HS Bonn am 1. 2.56 als Ent- auf Erprobung vor Aufnahme der Fertigung wurf zugeleitet (BRH zu 169). Die endgültige verzichten. Fassung der „ttF", von da an „Militärische For- derungen" genannt, wurde am 24.7.56 im Die Anregung des MinRats Baier vom BMWi, BMVtdg unterzeichnet (BRH zu 172). kurzfristig ein Sachverständigen-Gutachten von Prof. Aders anzufordern, wurde gleichfalls gut- In einer Besprechung der Bundesminister Blank geheißen (S. 30 f.). und Erhard am 17. 2. 56 vertrat der Zeuge We- Im Sechserausschuß fanden damals harte niger die Auffassung, daß das dreijährige Auf- stellungsprogramm und der darauf beruhende Kämpfe um die politisch-militärische Forderung nach möglichst schneller Beschaffung von Bedarfsdeckungsplan des BMVtdg „eine Reihe Schützenpanzerwagen statt, für die nach der von Hypothesen in sich schließe, denen nach Überzeugung der Militärs und der Techniker dem bisherigen Ablauf der Dinge keine Reali- tät zukomme"; „insbesondere sei an die im allein der Typ HS 30 in Betracht kam. Nament- lich zwischen den Zeugen Schanze und Baier Sechserausschuß zu Tage getretene Unsicherheit der Dispositionen bei den bedeutenden Posten fand, wie der Zeuge Neef sagte (28/392), häufig Schützenpanzer und Flak zu denken" (BRH zu ein wahres „Duell" um die Einschätzung des 170, S. 22; vor dem 1. UA bezeichnete der mit einer anomal schnellen Einführung verbun- Zeuge diese Planung sogar als „offenbaren denen Risikos statt, das Minister Blank im Hinblick auf die besondere Verpflichtung der Nonsens", 28/451). Bundesregierung zur Leistung eines einsatz- Minister Blank widersprach jedoch nachdrück- fähigen deutschen Verteidigungsbeitrages lich. Nach der Erinnerung des Zeugen Neef er- nahezu unter allen Umständen zu verantwor- klärte er kategorisch, „daß es beim Aufbau der ten bereit war (35/50). Als Zeuge vor dem Streitkräfte ein Stadium gebe, in dem es nur 1. UA betonte Blank allerdings, daß er trotz darauf ankomme, den Soldaten Fahrzeuge zur allem Drängen nach Einhaltung der Termin- Verfügung zu stellen ohne Rücksicht darauf, planungen die damals in seinem Hause um- ob eine Erprobung erfolgt sei (S. 68). Blank gehende Parole „improvisieren, nicht perfek- ging es also darum, die mit Fachleuten aller tionieren" keineswegs als Aufforderung ver- Ministerien aufgestellte Planung unter allen standen wissen wollte, „dabei das Recht und Umständen aufrecht zu erhalten (S. 23). Am die Vorschriften außer Acht zu lassen" 23.2.1956 erklärte MinDir Holtz, daß vom SP (35/45 f.). Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

Im Zusammenhang mit der Beschaffung des gen Teilnehmer an dieser Besprechung stimm- HS 30 gebrauchte Blank Wendungen wie „das ten jedoch offenbar mit dem Zeugen v. Löffel- erfolgversprechendste Objekt" (35/56) oder holz darin überein, daß das Projekt HS 30 „die einzig mögliche Entscheidung" (35/58), für schon deshalb energisch vorangetrieben wer- die er die rechtliche und politische Verantwor- den müsse, weil eine deutsche Neuentwicklung tung übernehme (35/107). „frühestens nach fünf oder sechs Jahren zum Zuge kommen" könne (ebenso Schanze im Der Zeuge Rust stellte klar, daß die angeb- Schreiben vom 21. 3. 56 an Leiter XI C zu 3.) liche politische Forderung auf schnelle Beschaf- ADrs. 40, Anl. 3) und weil der französische fung des HS 30 nicht auf diese konkrete Kon- AMX 13 ein „alter Ladenhüter" sei. Immerhin struktion zielte (vgl. Löffelholz 25/291, Laege- sollten weitere Verhandlungen mit HS erst ler 25/123, 140, 166; Bergemann 37/132) sondern nach Eingang der gewünschten Fertigungs- mit der Verpflichtung zur Aufstellung eines prognosen aufgenommen werden (Vermerk deutschen Verteidigungsbeitrages in drei Jah- vom 25. 4. 56, BRH zu 174). ren identisch war. Die Entscheidung des BMVtdg für den HS 30 In dem Begleitschreiben, mit dem er eine Notiz gründete sich allein auf die militärische Forde- über die Besprechung vom 24. 4. 56 dem zu- rung (45/24) und auf die technische Begutach- ständigen Abteilungsleiter zukommen ließ, be- tung (45/38, 65; so im Ergebnis auch Neef merkte General Laegeler, Leiter der Abtei- 28/421, Weniger 28/459, Baier 38/206 f. und lung V, Laegeler 25/123, 166 f.). Wie stark damals der „die Tatsache, daß vom Zeitpunkt der Mo- Primat der militärischen Forderung selbst ge- dellentscheidung . . . bis zur Abgabe der Be- genüber wirtschaftlichen Erwägungen als not- stellung an den Produzenten rund 12 Monate wendig empfunden wurde, haben besonders Zeit benötigt wurden, . . . ist von grund- die Zeugen Krautwig (28/305) und Neef sätzlicher und weittragender- Bedeutung für (28/393 ff.), beide Mitglieder des Sechseraus- die gesamte Aufstellungsplanung ; insbeson- schusses, bekundet. dere erscheint es nicht tragbar, daß nach er- folgter Zustimmung des Verteidigungs- und Nachdem die Entscheidung zugunsten des HS 30 Haushaltsausschusses des Bundestages noch einmal grundsätzlich gefallen war, sollte sie weitere drei bis sechs Monate zum Abschluß unter dem „ungeheuren Zeitdruck" auch unver- der Lieferverträge benötigt werden". züglich in die Wirklichkeit umgesetzt werden. Im BMVtdg wuchsen daher Unruhe und Be- Im übrigen wies Laegeler darauf hin, daß „als sorgnis, als sich immer deutlicher herausstellte, Unterlage für eine erneute Überprüfung der daß die noch im Sechserausschuß genannten Modellentscheidung seitens der Abteilung V ... Beschaffungstermine schwerlich eingehalten um eine vergleichende Kalkulation von Ent- werden könnten. So ergab sich aus einer von wicklungszeit, Liefertermin und Preis für die Laegeler auf den 24.4.56 anberaumten Be- Modelle Hispano Suiza, AMX 13 und deutsche sprechung (an der u. a. die Zeugen Schanze Eigenentwicklung . . ." gebeten worden sei und v. Löffelholz teilnahmen) „eine völlig neue (BRH zu 174). Lage", nachdem eine neue Zeitberechnung alle Das Schreiben hatte einen geharnischten Pro- bisherigen Annahmen über den Haufen gewor- test des Leiters der für die Programmaufstel- fen hatte. Vor allem erwiesen sich die Voraus- lung federführenden, hier jedoch übergegan- setzungen als trügerisch, von denen die Firma genen Abteilung X zur Folge. In einem Schrei- Hanomag hei ihren Terminangaben ausgegan- ben an Laegeler wies Holtz u. a. darauf hin, gen war. Hier spielten besonders die Schwie- daß sich das Militär schon vor längerer Zeit rigkeiten bei der Bereitstellung der Mittel und für das HS-Modell entschieden habe und daß bei der Lieferung der für die Serienfertigung das gesamte SPW-Programm an den Vertei- erforderlichen Unterlagen und Werkzeugma- digungsausschuß übersandt worden sei, der schinen eine Rolle. Man vereinbarte daher so- sich in Kürze damit befassen werde. Das BMWi wohl die umgehende Erteilung eines Entwick- stehe bereits mit der Firma Hanomag in Ver- lungsauftrags für den HS 30 als auch die Ein- bindung. Holtz fuhr fort: holung von zeitlich genau kalkulierten Liefer- angeboten a) bei Hanomag für den HS 30, „Ich halte es für völlig ausgeschlossen, daß h) hei Ruhrstahl für den SP 15, c) bei der fran- bei diesem Stand der Dinge Maßnahmen zösischen Verbindungskommission in Koblenz getroffen werden, die in einer von allen für eine Abwandlung des AMX 13 als Behelfs- bisherigen Überlegungen abweichenden Rich- modell. Auf diese Weise hoffte man, „eine sehr tung gehen. Es ist bisher nie davon die Rede viel günstigere Verhandlungsbasis gegenüber gewesen, daß eine völlig neue deutsche der Firma HS" zu erreichen, deren Lizenzge- Eigenentwicklung betrieben werden und daß bührenforderungen in Höhe von 25 Millionen hierzu die Firma Ruhrstahl herangezogen DM „unbillig hoch" erschienen war. Zeitlicher werden soll. Es ist bisher auch nie davon die Ausgangspunkt für die Auftragserteilung war Rede dewesen, daß das französische Fahr- der April 1957; die Auslieferung der ersten zeug AMX 13 in Stückzahlen bis zu 1000 Serie sollte danach etwa 15 Monate später, Stück beschafft werden könne. Es kann sich also im Sommer 1958, möglich sein. Die übri vielmehr lediglich darum handeln, ob der Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

ausgewählte Typ Hispano Suiza in Deutsch- chen anstelle, ob da politisch etwas nicht in land von der Firma Hanomag oder ganz oder Ordnung ist" (45/58). teilweise in Frankreich oder . . . auch teil- weise in England gefertigt wird" (BRH zu 3. Das Votum der Technik 175) . Im Sechserausschuß und im BMVtdg aufge- Laegeler erklärte daraufhin mit Fernschreiben kommene Bedenken gegen eine schnelle Be- vom 9. 5. 56, seine Abteilung halte nach wie schaffung des HS 30 richteten sich im Laufe vor an der Lösung Hispano Suiza „als der z. Z. der Verhandlungen weniger gegen den HS 30 einzig möglichen und richtigen" fest (BRH als Konstruktion, sondern gegen das unter dem a. a. O.). Als Zeuge konnte er sich an diesen Zeitdruck wachsende Verlangen, den Beschaf- Vorgang freilich nicht mehr erinnern, räumte fungsvorgang dadurch abzukürzen, daß die jedoch ein: Phasen der Entwicklung, der Erprobung und der Serienfertigung so weit wie möglich zu- „Es wird schon so gewesen sein, daß von sammengezogen würden. An diesem Punkt unserer Seite ein gewisses Versäumnis vor- zögerten sogar einige der sonst so stürmisch lag. Wenn der Ministerialdirektor Holtz mir auf Beschaffung dringenden Militärs. So be- sagt, daß wir ihn an etwas nicht beteiligt kundete der Zeuge Pollex, damals Leiter der haben, das ist x-mal vorgekommen in dieser Unterabteilung Beschaffung im BMVtdg, er schwierigen Zeit. Also das kann durchaus habe zwar keine Bedenken hinsichtlich der sein. Aber das hat, glaube ich, nichts mit der Firma HS gehabt (deren Verbindung zu einem eigentlichen Frage zu tun" (25/136). führenden englischen Unternehmen der Panzer- fertigung er kannte), wohl aber gegen die Im Anschluß daran versicherte Laegeler dem erwähnte Abweichung vom gewohnten „Ritus" 1. UA nochmals, er habe damals keineswegs der Beschaffung (28/481, 484). Immerhin hatten „einsame Entschlüsse" gefaßt sondern seine die Militärs zunächst- neben der „pünktlichen Entscheidungen auf das Urteil sämtlicher mit Anschaffung dieser Schützenpanzerwagen" der Sache befaßten Referenten des BMVtdg auch noch deren vorherige Erprobung verlangt gestützt (25/137). (Neef 28/373), diese Forderung aber schließlich Der hier von Laegeler und seinen Mitarbeitern fallen gelassen. So heißt es in einem — vom geltend gemachte Grundsatz der Kongruenz Zeugen Löffelholz entworfenen (25/323) — von Zuständigkeits- und Verantwortungsbe- Schreiben des Zeugen Laegeler an die Abtei- reich ist damals wie heute für die gesamte lung X vom 7. 3. 56: Behördenhierarchie charakteristisch. Ergänzt „Es wird ausdrücklich festgestellt, daß für wird er durch die Pflicht zur Zusammenarbeit, das leichte und mittlere gepanzerte Ketten- die auf höherer Ebene die Pflicht zur sachlich fahrzeug mit allen sich daraus ergebenden gebotenen Koordinierung umfaßt. An beiden Abwandlungen die Modelle Hotchkiss und scheint es in jenen schwierigen Aufbaujahren Hispano Suiza ausgewählt worden sind, ohne im BMVtdg hier und da gefehlt zu haben. daß eine Erprobung der Prototypen in ihrer endgültigen Form in der Truppe durchge- Der 1. UA sah sich der Schwierigkeit gegen- führt werden kann. Dennoch wird sowohl über, daß im Bereich der Technik gesagt wurde, auf die beschleunigte Erteilung der vorge- die Taktiker hätten bestimmte Forderungen sehenen Entwicklungsaufträge, als auch auf gestellt, und „wir Techniker" hatten uns dem die beschleunigte Vorbereitung der Serien- zu fügen, und die Taktiker sagten, die Tech- fertigung, sei es in Frankreich (Hotchkiss), niker hätten die Entscheidung gefällt, damit sei es in Deutschland (Hispano Suiza), ent- war „für uns" ein Präjudiz geschaffen. Dadurch scheidender Wert gelegt. Die Vervollkomm- entstand freilich wiederholt ein Gegeneinander nung der bisherigen Prototypen und die von Aussagen, die eine Ermittlung des tatsäch- Weiterentwicklung der sich daraus ergeben- lichen Geschehensablaufes erschwerten. Aber den Abwandlungen für die verschiedenen wenn das auch stimmt, so wäre es doch welt- taktischen Verwendungszwecke wird sich bis fremd, von der die Gesamtverantwortung in das Anlaufen der Serienfertigung hinein- tragenden Instanz eine selbständige Nachprü- ziehen. fung sämtlicher Unterlagen zu verlangen, auf die sich ihre Entscheidung stützt. Es bestand Alle damit verbundenen Risiken werden be- daher kein Anlaß zur Beanstandung der Erklä- wußt in Kauf genommen, da durch den rung des Zeugen Rust: gegenwärtigen Stand der Entwicklung der beiden Prototypen mehrere Jahre technischer „Eine solche Entscheidung" (wie die für den Entwicklungsarbeit eingespart werden und HS 30) „ist eine Synthese aus militärischen eine völlig neue, eigene, deutsche Entwick- Überlegungen, aus technischen Überlegun- lung um dieselbe Anzahl von Jahren später gen, aus wirtschaftlichen Überlegungen. Zu zum Tragen kommen würde und sich daher den wirtschaftlichen gehört die Zuverlässig- in der vorgesehenen Aufstellungszeit über- keit der Produktionsstätte, der Entwickler haupt nicht mehr realisieren läßt. usw. Das wird aufbereitet. Ich wäre doch nie auf die Idee gekommen, daß ich in diesem Es wird ferner noch einmal festgestellt, daß Falle oder in jenem Falle selbst . . . Recher es in der westlichen Welt keine anderen Mo- Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

delle an Kettenfahrzeugen gibt, die den be- Auf die Erstattung eines solchen Gutachtens stehenden militärischen Forderungen auch war schon im Sechserausschuß gedrungen wor- nur annähernd so entsprechen, wie die bei- den (BRH zu 170 S. 31, Klare 30/197). Die Kom- den Modelle Hotchkiss und Hispano Suiza. mission wurde „auf Veranlassung der Firma HS Die Abteilung Heer ist daher darauf ange- und in Übereinstimmung mit dem BMVtdg" wiesen, an diese bereits weit fortgeschrit- gebildet. Sie bestand aus je zwei Vertretern tenen Entwicklungen anzuknüpfen." der Firmen Hanomag und Henschel: Direktor Pollich, Oberingenieur Lehr (Hanomag) und Vom 1. UA nach Einzelheiten dieses Schrei- Dr. Ing. Aders und Generalleutnant a. D. bens befragt, versicherte Laegeler: „Die Tech- Dipl.-Ing. Philipps (Henschel). Aders hatte niker haben uns das erklärt; sonst hätten wir sich im Krieg als Konstrukteur des Kampf- nicht auf den Truppenversuch verzichtet" panzers „Tiger" einen guten Ruf erworben. (25/122, 180). Im Unterschied zu anderen Zeu- Die Kommission erörterte mit dem Prinzen gen sah Laegeler in diesem Verzicht noch nicht Poniatowski im Büro der Firma HS Bonn Zeich- einmal ein besonderes Risiko: nungen und Berechnungsunterlagen (Gutach- „Wenn mir gesagt wird, der Wagen ist tech- ten, BRH zu 170) und besichtigte anschließend nisch in Ordnung, dann bezieht sich dieses am 5. und 6. 4. 56 den in England befindlichen Risiko doch nur noch auf die Ausstattung ..." Prototyp des HS 30, der bereits mit Aufbauten überdies „waren wir durchaus in der Lage, versehen war, im Betrieb (Philipps 64/54). In diesen Truppenversuch ... noch nachzuho- dem am 23. 4. 56 erstatteten Gutachten heißt len" (123). es u. a.: In diesem Zusammenhang stellte der Zeuge „Der z. Z. im Versuchsbetrieb befindliche klar, daß die „Erprobung" eine „Sache der Prototyp des HS 30 hat noch nicht den vor- gesehenen Rolls Royce-Motor von etwa Technik" ist, die dem „Truppenversuch" vor- - auszugehen pflegt (25/138). 230 PS, sondern einen HS-Motor von 170 PS. Anstelle des vorgesehenen Clark-Getriebes Für die in der Abteilung Heer unter Laegeler von 6 Gängen ist ein solches von 5 Gängen herangereifte Entscheidung zugunsten des eingebaut. Auch für das Lenkgetriebe ist HS 30 hatte das Votum der Technik ausschlag- noch eine geringfügige Vergrößerung des gebende Bedeutung erlangt. Der Zeuge v. Löf- Wendekreises vorgesehen ... felholz erinnerte sich genau an gemeinsame Besprechungen mit der Abteilung Technik, in In das Fahrzeug wird der Rolls Royce-Motor die sich der Zeuge Philipps als fachkundiger eingebaut, der als 8-Zylinder ein Hubvolu- Berater des Ministeriums „sehr stark einge- men von 6516 ccm und bei n = 4000 eine schaltet" hatte (25/271). Nach der Versicherung Leistung von 230 PS hat. Die Verdichtung der Abteilung Technik und der deutschen Fir- 6,9 : 1 verlangt eine Oktanzahl von 80. Die- menvertreter, die mit der Fertigung und der ser Motor mit etwas geringerer Leistung Entwicklung beauftragt waren, hegten er und (200 PS) wird als Type B 81 schon seit län- seine Mitarbeiter damals die feste Überzeu- gerer Zeit serienmäßig in Fahrzeuge der eng- gung, „daß das ein funktionierendes, unseren lischen Wehrmacht eingebaut, z. B. in den Wünschen einmal voll entsprechendes Kampf- 10-t-LKW von Leyland. In der verstärkten fahrzeug werden würde" (272). Leitmotiv war Ausführung, wie er für den HS 30 vorge- dabei der Satz: „Wo die Technik anfängt, war sehen ist, läuft er in einer Stückzahl von 200 unsere Verantwortung zu Ende" (Laegeler bei der britischen Luftwaffe. 25/151; im selben Sinne u. a.: Nähring 25/189, 201; Löffelholz 25/277; Klare 30/197, 211; Die Firma Rolls Royce ist Lieferantin der Schanze 47/17). Erst recht war die Leitung des Motoren für eine große Zahl von Fahrzeugen Ministeriums gerade in einer so komplizierten der britischen Armee, insbesondere auch für Angelegenheit wie der Ausrüstung der Bun- gepanzerte Fahrzeuge. Der Firma sind daher deswehr mit schwerem Gerät und insbesondere alle Kühlungsprobleme, die bei Motoren mit Panzern auf das Urteil der Sachverstän- unter Panzerschutz auftreten, sowie alle digen, in erster Linie also der Techniker an- Fragen der Luftfilterung durchaus bekannt. gewiesen (Blank 35/15, 58 ff., 106; Rust 45/11, Es ist daher zu erwarten, daß bezüglich des 46, 58; Hopf 33/111 ff.). Motors für das HS-Fahrzeug HS 30 Schwie- rigkeiten nicht auftreten werden. Freilich stützte sich dieses für den HS 30 posi- tive Votum der Techniker mangels eigener Das eingebaute Schaltgetriebe von Clark Erprobung vornehmlich auf das Urteil führen- USA mit 5 Gängen ist fahrtechnisch beste- der Panzerexperten. Hier hat neben dem Gene- chend. Die Automatic im Wechsel der Gänge ral a. D. Schneider namentlich der Zeuge Phi- ergibt optimale Durchschnittsgeschwindig- lipps geradezu entscheidenden Einfluß aus- keiten im Gelände und einen geringen Aus- geübt (Rust 45/11). Wörtlich erklärte hierzu bildungsaufwand für die Fahrschule. Das der Zeuge Dorn: vorgesehene 6-Gang-Getriebe ist erst ab „Die Stellungnahme der Technik stützte sich August lieferbar und soll auch in entspre- im wesentlichen auf das bekannte Gutachten chenden Fahrzeugen der amerikanischen Ar- der Philipps-Kommission" (28/72). mee verwendet werden ... Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

Die Gummi-Federung ist zugleich weich und als auch für das BMVtdg maßgebend war, als in ihren Schwingungen gedämpft. Sie ist dar- zu optimitisch angesehen werden. über hinaus schußunempfindlich. Die Ausbildung der Triebräder und der Kette 4. Einführungsgenehmigung trägt den Forderungen der Selbstreinigung Die Einführungsgenehmigung für die Schützen- einerseits und der Vermeidung einer Ver- panzer FIS 30 und Hotchkiss wurde am 22.3.56 eisung andererseits Rechnung. Die an dem vom damaligen Staatssekretär Dr. Rust erteilt. Prototyp erzielte Haltbarkeit der Kette von Minister Blank bezeichnete es vor dem 1. UA bisher fast 6000 km ist beachtenswert und als sicher", dazu seine Einwiligung gegeben läßt auf beste Materialwahl bezüglich der zu haben (35/15): Kettenbolzen und Kettenaugen schließen. Rust „hätte niemals ohne mein ausdrück- Über die Erprobung der Kette in lehmigem liches Einverständnis eine so weitgehende Boden liegen noch keine Erfahrungen vor ... Entscheidung getroffen" (35/93). Rust (auf Die Firma Rolls Royce legt Wert auf die die Frage, ob er die Einführungsgenehmi- unmittelbare Verbindungsaufnahme mit den gung mit Zustimmung des Ministers unter- technischen Stellen des Bundesverteidi- zeichnet habe): „Selbstverständlich!" (45/70). gungsministeriums, um mit diesen Fragen des Kundendienstes und etwaiger Lizenzen Rust sagte weiter, am Zustandekommen der zu klären. Vorlage seien alle zuständigen Abteilungen des Hauses beteiligt gewesen; keine von ihnen Zusammenfassend ist zu sagen, daß die Be- habe negativ votiert (45/23, 70 f.). rechnungsgrundlagen, die konstruktive Durchführung und der dem künftigen Fahr- Der BRH hat in seiner Denkschrift beanstandet, zeug allerdings noch nicht entsprechende die Einführungsgenehmigung für den HS 30 Prototyp erwarten lassen, daß bei Auf- sei ohne gründlich- erarbeitete Unterlagen und nahme einer Serienfertigung Überraschun- bereits einen Monat vor der Erstattung des gen größeren Formates nicht auftreten wer- Philipps-Gutachtens erteilt worden (BRH 198; den, sofern die mit der Serienfertigung be- Dorn 28/69 ff.). Diese Beanstandung ist, soweit auftragten Firmen in der Qualität des zu es sich um die Vorlage des schriftlichen Gut- beschaffenden Materials und der Sorgfalt achtens der Philipps-Kommission handelt, for- der Fertigung keine Fehler machen." mal zutreffend. Tatsächlich lagen die Dinge aber anders. Der BRH hat nämlich nicht be- Philipps hatte hinzugefügt: rücksichtigt, daß vor der Einführungsgenehmi- „Räumlich, in seiner Beweglichkeit und den gung in einer ganzen Reihe eingehender Be- sonstigen Fahreigenschaften, sowie unter sprechungen und anläßlich der Vorführung der Berücksichtigung der erreichten Panzerstär- HS-Konstruktion im Herbst 1955 in Paris die ken erfüllt nach meiner Auffassung das Fahr- anstehenden Probleme eingehend geprüft wor- zeug in seiner Größenklasse die für die Ver- den waren. Der Gutachter Philipps hatte ge- wendung als SPW- und Mehrzweckfahrzeug meinsam mit den Sachverständigen des gestellten militärischen Forderungen" (vgl. BMVtdg an der Vorführung in Paris teilge- 64/75 f.). nommen. Der über diese Besichtigung verfaßte Gemeinschaftsbericht (BRH zu 169) wurde Aders hat sich seinerzeit in einem Vermerk durch das Gutachten der Philipps-Kommission vom 15. 4. 1956 zu einzelnen Punkten des Gut- im Ergebnis noch einmal bestätigt. Auf diesen achtens noch ausführlicher geäußert; der Gemeinschaftsbericht und die zusätzlich ge- Schlußsatz seiner Stellungnahme lautet: wonnenen Erkenntnisse stützte sich die Ein- führungsgenehmigung. „Ich kann nicht umhin, Bewunderung und Anerkennung auszusprechen für die wohl Rust hat das BMVtdg gegen diese Kritik des überlegte, sorgfältige und geistreiche Kon- BRH in Schutz genommen, indem er auf den struktionsarbeit (64/Anl. 8). Unterschied zwischen der nachträglich „über- schauenden Betrachtung" und dem „blutvollen, Dieses außerordentlich günstige Urteil hat sich hastigen Leben" hinwies (45/71), der damals der Zeuge Philipps „durchaus" zu eigen ge- noch dadurch vergrößert wurde, daß das im macht (64/68). Ein Honorar hat Philipps für Aufbau begriffene Ministerium und namentlich dieses Gutachten nach eigener Aussage nicht die von Schanze geleitete Dienststelle perso- erhalten, obwohl er von der Bonner HS-Ver- nell nur unzulänglich ausgestattet war (Dorn tretung beauftragt worden war (64/65); ledig- 28/73, Rust 45/72). Rust hat schließlich aus- lich die Reisespesen wurden ihm von Hispano drücklich verneint, daß die von seinem Hause Suiza ersetzt (64/61 f., 65). Das gleiche soll für getroffene Entscheidung für den HS 30 irgend- die drei anderen Gutachter gegolten haben wie vom Bundeskanzleramt beeinflußt gewe- (64/65). sen sein könnte (45/66). Angesichts der später beim HS 30 aufgetre- tenen Schwierigkeiten muß aus heutiger Sicht 5. Die Vorlage an den Deutschen Bundestag das Gutachten der Sachverständigen, das so- Mit Schreiben vom 24. 4. 56 übermittelte der wohl für die Entscheidung der BT-Ausschüsse BMVtdg dem Verteidigungsausschuß des Deut-

Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

schen Bundestages eine Ubersicht über den Be- vielen Jahren bei anderen Typen ausrei- darf an gepanzerten Kraftfahrzeugen für die chend erprobt, und der Konstrukteur dieses Zeit vom 1.4.56 bis 31.3.57 als Unterlage SPW ist ein in der Technik anerkannter Fach- für die dem Verteidigungsausschuß und dem mann.... Haushaltsausschuß obliegende Bewilligung der Die Mehrheit des Unterausschusses schloß dafür erforderlichen Mittel (BRH zu 173). In sich nach Anhören eines der anwesenden dieser Ubersicht war der Gesamtbedarf an Gutachter dem Urteil einer Gutachter-Kom- „mittleren Schützenpanzerwagen" mit 10 680 mission an. . . . Vom militärischen Stand- Stück, der Bedarf bis zum 31.3.57 mit 882 punkt ist dem hinzuzufügen, daß der SPW Stück angegeben (a. a. O. Anlage S. 3). In der HS 30 räumlich, in seiner Beweglichkeit und Begründung hieß es wörtlich: den sonstigen Fahreigenschaften sowie unter „Die militärische Auswahl für den mittleren Berücksichtigung der erreichten Panzerstär- Schützenpanzerwagen fiel auf das schwei- ken in seiner Größenklasse die für die Ver- zerische Fabrikat Hispano Suiza. Es ist ein wendung als SPW und auch als Mehrzweck- Fahrzeug der Neuentwicklung (z. Z. nur fahrzeug gestellten militärischen Forde- Prototyp vorhanden). Die Fertigung in der rungen voll erfüllt. Bundesrepublik ist von wirtschaftlichem Der Unterausschuß empfiehlt daher mit Interesse und soll bei einer deutschen Firma Mehrheit dem Ausschuß für Verteidigung im Nachbau erfolgen. Außerdem wird z. Z. die Annahme des mit Schreiben des BMVtdg geprüft, ob sich eine Fertigung in Frank- vom 24.4. vorgelegten Grundsatz-Program- reich wirtschaftlicher ausnehmen würde. mes . . . , jedoch mit der Auflage, daß ver- Nach den bisherigen Ermittlungen ist es je- traglich sichergestellt werden muß, daß die doch erforderlich, um den Stückpreis wirt- Beschaffung nach einer noch zu vereinbaren- schaftlich zu halten, einen ersten Mindest- den Stückzahl angehalten werden kann, auftrag von 5000 Stück zu vergeben. Das wenn sich dies aufgrund neuer technischer erste Fahrzeug aus der Serienfertigung kann oder militärischer Erkenntnisse als erforder- frühestens zwölf Monate nach Auftragsver- lich erweist oder wenn sich herausstellt, daß gabe geliefert werden. Es ist beabsichtigt, die mit dem Nachbau (= Zusammensetzung) 30 Fahrzeuge für eine Einzelfertigung in in der Bundesrepublik beauftragte Firma Auftrag zu geben, da diese bereits im achten oder die Firmen den Anforderungen nicht Monat nach Auftragsvergabe ausgeliefert nachkommen können. werden können" (a. a. O. S. 4) . Eine Minderheit vertrat die Auffassung, daß Diesem Lieferplan lag ein Angebot der fran- zunächst eine kleine Null-Serie im Lizenzbau zösischen Panzerfabrik ANF vom 6.4.56 zu- gefertigt werden müsse, die sodann im tech- grunde (RS 41, Anl. 11), das allerdings wegen nischen Versuch wie im Truppenversuch er- verschiedener Vorbehalte schon am 17.4. im probt werden müsse. Die Herstellung weni- Sechserausschuß als „nicht seriös" bezeichnet ger Prototypen sei — insbesondere wegen worden war (BRH zu 170, S. 38). Aus devisen- möglicher Nachbauschwierigkeiten — keine politischen Gründen (Kraemer 58/25 f.), aber ausreichende Grundlage für eine 2,5 Mrd. DM auch im Hinblick auf die damals instabil er- umfassende Beschaffung. Eine Bindungser- scheinende Lage in Frankreich (59/6) hat darum mächtigung könne daher nicht empfohlen das BMVtdg mit Schreiben vom 15.8.1957 ge- werden" (BRH zu 178). beten, davon Abstand zu nehmen. Der Verteidigungsausschuß beriet diesen Be- 6. Die Entscheidung der Bundestagsausschüsse richt am 3.7.1956. Der Vorsitzende des Unter- ausschusses, der SPD-Abgeordnete Helmut Mit der Vorlage des BMVtdg befaßten sich der Schmidt, setzte sich dabei für ausreichende Er- Unterausschuß Beschaffung, der Verteidigungs- probungen und Truppenversuche mit den bei- ausschuß und in einer gemeinsamen Sitzung den Schützenpanzermodellen Hotchkiss und der Verteidigungs- und Haushaltsausschuß. HS 30 ein (BRH zu 178) Sten.Prot. S. 53 ff.) und In einem Bericht des Abg. v. Manteuffel befür- verhehlte auch nicht seine Bedenken gegen die wortete die den Koalitionsparteien angehö- Beauftragung von Experten der Firmen mit der rende Mehrheit der Mitglieder des Unteraus- Erstellung eines Gutachtens, auch wenn diese schusses Beschaffung die Annahme der Vor- als Persönlichkeit über jeden Zweifel erhaben lage des BMVtdg, und zwar unter ausdrück- seien (a. a. O. S. 56). Die Einwände Helmut licher Berufung auf das Philipps-Gutachten vom Schmidts suchte der CDU-Abgeordnete Berend- 23.4.56. Der Berichterstatter führte dazu aus: sen vor allem mit dem Hinweis darauf auszu- „Im Gegensatz zum Schützenpanzerwagen räumen, daß die Bundesregierung jederzeit von Hotchkiss sind vom HS 30 erst einige Proto- den Verträgen zurücktreten könne, wenn sich typen vorhanden, die von der Kommission Schmidts Befürchtungen bewahrheiten sollten; in England besichtigt und begutachtet wur- das nach MinDir Hopf nur zwei Prozent betra- den. Jedoch sind die entscheidenden Bau- gende Risiko aus dem Verzicht auf eine Null- elemente eines derartigen SPW wie Motor, serie sei daher vertretbar (a. a. O. S. 57 f.). Getriebe, Lenkung, hydraulische Brems- Die gemeinsame Sitzung des Verteidigungs- steuerung sowie Laufwerk und Ketten seit und des Haushaltsausschusses am 5. 7. 56 ver- Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527 lief ähnlich. Hier setzte sich namentlich MinDir sprechung der zuständigen Stellen von der Holtz, Leiter der Abteilung X im BMVtdg, für das Ministerium verantwortlichen Stelle für die von seinem Hause gewünschte schnelle festgelegt wurde" (33/112). Und er fügte hin- Erteilung des Großauftrages auf mittlere SPW zu: „Das Ergebnis von einer ganzen Reihe ein. Nach dem Sitzungsprotokoll sagte er unter wirklich hart mit den Dingen ringender, trotz- anderem, der SPW lang gehöre zu dem Rü- dem objektiv fehlerhafter Besprechungen war stungsgerät, das nach Auffassung der Sachver- eben, das Risiko sei . . . gering, der Zeit- ständigen keine erkennbaren Risiken mehr druck liege vor, die Bundeswehr müsse auf- habe und daher als „narrensicher" anzusehen sei. gestellt werden, die Soldaten seien in den und den Zeitabständen zur Einberufung vor- Man könne die Produktion nicht anlaufen las- gesehen" (33/113). sen, wenn nur kleine Mengen bestellt würden. Mit den in Frage kommenden Firmengruppen 7. Die Verträge müsse ein langfristiges Programm abgeschlos- sen werden. Wenn nur 100 Stück bestellt wür- Die Firma HS drängte das BMVtdg auf Ertei- lung des Entwicklungsauftrages. Sie wurde den, stehe man praktisch nicht viel anders, als wenn man selbst Entwicklung betreibe, Das aber darauf aufmerksam gemacht, „daß der Entwicklungsauftrag auf Lieferung der Proto- würde um Jahre zurückwerfen. typen im Wert von rund 1 Million DM nur er- Die den Koalitionsfraktionen angehörende teilt werden könne, wenn über die Lizenz- Mehrheit der Mitglieder beider Ausschüsse regelung und die sonstigen Bedingungen der billigte schließlich die Vorlage des BMVtdg späteren Beschaffungsverträge in groben Zü- und erteilte die Bindungsermächtigung in der gen Klarheit bestehe" (Vermerk XI DC 2 vom gewünschten Höhe von 2,456 Mrd. DM. 20. 3. 56, ADrs. 40, Anl. 2). In dieser Einstellung konnte freilich der Zeuge Schanze „nur eine Als Zeuge bestätigte Helmut Schmidt dem - 1. UA, er sei damals fest davon überzeugt ge- völlige Umkehrung der Begriffe und des Sinnes wesen, daß hier „aus anerkennenswerten poli- eines Entwicklungsauftrags sehen" ; auch fürch- tischen Motiven heraus fachliche Fehler ge- tete er, daß durch die Hinauszögerung des Ent- macht wurden" (30/5), schon weil es eine wicklungsvertrags die seit Oktober 1955 gege- „Schnapsidee" gewesen sei, in drei Jahren eine bene und von den Militärs dringend ge- moderne 500 000-Mann-Armee aufbauen zu wünschte „bescheidene Erprobungsmöglichkeit können (30/7). Schmidt hatte daher auf einer untragbar verhindert" werde (Schreiben vom kleinen Probeserie von 100 Stück bestanden, 21. 3. 56, ADrs. 40, Anl. 3). Das Gewicht dieser auch wenn dadurch infolge fehlender Alternati- und weiterer Argumente reichte jedoch nicht ven ein bis zwei Jahre verloren gegangen wä- aus, um Schanzes Standpunkt zum Siege zu ren (30/8). Schmidt versicherte, er könne sich verhelfen: Eine auf den 22. 3. 56 anberaumte nicht erinnern, daß im Zeitpunkt der Ausschuß- Besprechung führte zu dem Ergebnis, daß der beratungen irgend jemand den Verdacht auf Entwicklungsauftrag auf Lieferung von zwei Bestechung gehabt habe; dieses Gerücht sei Flußstahlmodellen erst dann erteilt werden erst später aufgekommen (30/38). solle, wenn es bis Ende April noch nicht gelun- gen sei, die Lizenzforderung der Firma HS von Während der Abg. Mende die Bedenken der im 25 Millionen auf etwa 5 Millionen herunter- Februar 1956 in die Opposition gegangenen zuhandeln (Vermerk XI DC 2 vom 23. 3. 56, FDP gegen das Schützenpanzer-Programm un- ADrs. 40,Anl. 4). Abgeschlossen wurde der Ent- terstrich (30/129 ff.), bestätigten die damaligen wicklungsvertrag zwischen dem BMVtdg und Koalitionsabgeordneten Josten, Berendsen und HS Bonn dann am 16. 5. 56. Vorausgegangen v. Manteuffel als Zeugen, daß für ihre zustim- war ihm am 20. 3. 56 ein „privater Vorvertrag" mende Entscheidung die bekannten Argumente (Witte 28/97; Merker 28/213 ff.), durch den die ausschlaggebend gewesen seien, die sich auch Firma BAM der Landmaschinenfabrik Han- im BMVtdg durchgesetzt hätten, vor allem die nover (Hanomag) „auf Wunsch des BMVtdg „politische Forderung" (30/157; 33/28 ff., 55) und im Einvernehmen mit dem BMWi" das und das Votum der Techniker (30/155) ; 33/23 ff., nicht ausschließliche Recht zum Nachbau des 30 ff., 52 ff.). Der Zeuge Hopf erläuterte dem HS 30 unter näher bestimmten Einzelregelun- 1. UA seine oben wiedergebene Stellungnahme gung übertrug; an der Erfüllung der Zahlungs- im Verteidigungsausschuß des Bundestages verpflichtungen konnte sich das BMVtdg be- folgendermaßen: teiligen (§ 5 des Lizenzvertrages). „Ich habe in dem Ausschuß das vorgetragen, Dem Zeugen Breymeier war es in intensiven was das Ergebnis der Besprechung aller Verhandlungen mit den Vertretern von HS Fachleute war und beim Minister zur Ent- gelungen, die Lizenzforderung von ursprüng- scheidung geführt hatte. Ich habe also in ge- lich 25 Millionen DM für beliebig viele, auf drängter Form das vorgetragen, was in den 12 Millionen DM für die ersten 6000 Vollket- Schlußbesprechungen, bevor die interne tenfahrzeuge herunterzudrücken. Der Zeuge Entscheidung fiel, die allgemeine Ansicht Dorn hat dem Ausschuß mitgeteilt, der Prü- war . . . Ein Vertreter des Ministeriums fungsbeamte des BRH habe die Lizenzgebühr trägt nicht eigene Meinungen vor, sondern von 12 Millionen DM für sachlich gerechtfertigt die Meinung, die im Ministerium nach Be erklärt (28/129). Den Lizenzvertrag selbst ar- Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode

beitete Breymeier zusammen mit seinem dama- sollte. Dieser Paragraph kam zum Zuge, nach- ligen Hilfsreferenten Zschucke aus, der bis da- dem die Verwirklichung des Nachbauvertrages hin beim Deutschen Patentamt in München an den damaligen finanziellen Schwierigkeiten tätig gewesen und als „ausgesprochener Spe- bei Henschel gescheitert war. Der Bund wurde zialist für alle Fragen des Urheber- und Li- auf diese Weise unmittelbarer Nachbauberech- zenzrechts" ins BMVtdg hinübergewechselt tigter, gab sein Benutzungsrecht aber mit Ver- war. Beide hatten festgestellt, daß „schutz- trag vom 22./24.4.58 an Rheinstahl-Hanomag würdige Rechte" vorlagen (30/278). Diese Fest- und mit Vertrag vom 22./24.4.58 an Henschel stellung enthob den 1. UA einer besonderen weiter (vgl. die Darstellung Zschuckes vom Würdigung eines zurückhaltenden Urteils der 15.10.58, BRH zu 180) . Abteilung DQ 2 der Beschaffungsabteilung Das BMF hat seinerzeit weiter beanstandet, Koblenz vom 3. 3. 56 (BRH zu 192), zumal der daß seine nach § 45 b RHO erforderliche Zu- Gutachter RA Dr. Möhring hierzu ausgeführt stimmung zu dem Vertrag zu spät und auch hatte: ohne die in § 23 der Reichswirtschaftsbestim- „Ferner ist die Wahrscheinlichkeit einzu- mungen (RWB) vorgeschriebene Mitzeichnung schätzen, daß die HS-Gesellschaften gewisse der Haushaltsabteilung des BMVtdg beantragt Schutzrechte besitzen und auch während der worden ist. Die Zustimmung konnte daher erst gemeinsamen Entwicklungszeit erwarben, neun Tage nach Vertragsschluß erteilt wer- auch wenn es sich hierbei nur um sogenannte den (53/60; 33/102). Der Zeuge Hopf neigte Kombinationserfindungen handelt. So er- dazu, dieses Versäumnis für ein bloßes Ver- weist sich der Abschluß eines gesonderten sehen zu halten (33/101). Aus den Unterlagen Nachbauvertrages für die BRD als das zweck- des BRH (zu 180) geht hervor, daß der Zeuge mäßigste Mittel, allen darartigen Auseinan- Breymeier am 27.11.56 die Haushaltsabtei- dersetzungen vorzubeugen (BRH zu 192, 2. lung des BMVtdg um Prüfung des im Entwurf Gutachten Möhring S. 15)." beigefügten Lizenzvertrages gebeten und dabei zum Ausdruck gebracht hat, die Zustimmung Der Lizenzvertrag wurde am 7.12.56 von Dr. des BMF nach § 45 b RHO sei nicht erforderlich, Holtz unterzeichnet. Er verschaffte dem BMVtdg weil der Vertrag keine Verpflichtung über das die rechtliche Möglichkeit, im Rahmen des am laufende Haushaltsjahr hinaus begründe. selben Tag unterzeichneten Nachbauvertrags Gleichwohl übersandte Breymeier tags darauf der BAM mit der inzwischen aus Hanomag und den Entwurf auch dem BMF zur Kenntnis- Henschel gebildeten „Arbeitsgemeinschaft nahme; dabei wies er darauf hin, daß die Kettenfahrzeuge" (AGK) Schützenpanzerwa- Unterzeichnung für den 4.12.56 vorgesehen gen vom Typ HS 30 für sich bauen zu lassen; sei. Am 14.12.56 leitete Breymeier den in- Fahrzeuge, die bei British Marc, der englischen zwischen unterzeichneten Vertrag wiederum Tochtergesellschaft von Hispano Suiza, bestellt, der Haushaltsabteilung zu, und zwar „mit der würden, sollten gleichfalls unter den Vertrag Bitte, die Zustimmung gemäß § 23 RWB nun- fallen (§ 4). mehr zu erteilen". Kurz danach stimmte der BMF mit Schreiben vom 16.12.56 dem Vertrag Das BMF hatte ernste Bedenken gegen den „unter Zurückstellung ernster Bedenken" zu, Lizenzvertrag geltend gemacht. Nach seiner bat aber zugleich darum, Nachbaulizenzen Ansicht wäre es möglich gewesen, die Lizenz durch den Bund unmittelbar zu erwerben. Es künftig für den Bund selbst zu erwerben, um eine Monopolstellung einzelner Firmen als hat die Genehmigung trotzdem erteilt, weil die Eilbedürftigkeit zu einer schnellen Entschei- Lizenzhalter zu vermeiden. Auch die Haus- dung drängte und die Rechte des Bundes ge- haltsabteilung kritisierte mit Vermerk vom 22.1.57, daß sie den endgültig formulierten wahrt wurden (BRH zu 180). Die im Lizenzver- Vertragstext erst nach der Unterzeichnung er- trag getroffene Regelung beruhte auch auf halten habe. Der 1. UA hat sich jedoch davon einer - offenbar auch von StS Dr. Westrick überzeugt, daß Breymeier ein vor Vertrags- gebilligten (58/122) - Empfehlung, die der unterzeichnung geführtes Telefongespräch mit Sechserausschuß am 20.7.56 ausgesprochen der Haushaltsabteilung offenbar als die nach hatte. Nach einem Bericht über die positive § 23 RWB erforderliche Zustimmung verstan- Entwicklung der Verhandlungen zwischen den hat (33/151). Hanomag und Henschel hinsichtlich der Bil- dung der erwähnten AGK war der Ausschuß Eine zweite Besonderheit des zwischen dem übereingekommen, „daß die Lizenz von den an Bund und BAM abgeschlossenen Lizenzvertra- der Fertigung beteiligten Firmen erworben ges vom 7. 12. 56 war die in § 2 niedergelegte werden soll; doch soll im Lizenzvertrag der Verpflichtung des Bundes, die Lizenzgebühr jederzeitige Erwerb durch den Bund vorbe- von 12 Millionen DM „in beschränkt konver- halten bleiben" (BRH zu 170, Auszug aus den tierbarer D-Mark" unverzüglich auf ein Sperr- Sitzungsprotokollen S. 63). Diesem Wunsch konto der BAM beim Bankhaus Sal. Oppen- entsprach § 9 des Lizenzvertrages der BAM mit heim jun. & Cie. in Köln einzuzahlen; nach der AGK. Danach konnte der Bund unmittel- Umwandlung des gesamten Betrages in freie bar anstelle von AGK in den Vertrag eintreten, schweizer Franken sollte das Bankhaus unver- falls ein Liefervertrag zwischen beiden nicht züglich ein Drittel der Summe auf das Konto zustande kommen oder gekündigt werden der BAM bei der Schweizerischen Kreditanstalt Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527 in Genf und die restlichen zwei Drittel nach ausgabe von Konstruktionsunterlagen für nicht Anweisung des Bundes aufgrund einer Bestä- patentierte Gegenstände in der Praxis üblich tigung der AGK über den Empfang der für den sei; da aber der Bundesrepublik eine solche Nachbau des HS 30 benötigten Konstruktions- Zahlung ohne Prüfung der Konstruktionszeich- unterlagen gleichfalls dorthin überweisen. nungen nicht zugemutet werden konnte, sei der im Vertrag vereinbarte Weg beschritten wor- Der BRH hat beanstandet, daß entgegen § 28 den (a. a. O.). Schließlich erklärte Aretz sogar, Abs. 1 RHO durch die Vereinbarung, die Li- der von HS in den späteren Vergleichen dem zenzgebühr auf Sperrkonto zu zahlen, vorzeitig Bund zugestandene Zinsverlustausgleich von Bundesmittel in Anspruch genommen worden 400 000 DM sei „zu Unrecht und nur mit der seien; der Lizenzgeber habe nicht daran zwei- Drohung erlangt (worden), andernfalls HS feln können, daß die Bundesrepublik bei Fäl- keine Aufträge mehr erteilen zu wollen" ligkeit die geschuldeten Beträge zahlen werde; (a. a. O.). Der Zeuge Witte, der diese Ver- zumindest hätte der Bundesminister von vorn- gleichsverhandlungen geführt hatte, begrün- herein eine Verzinsung sicherstellen müssen. dete demgegenüber die Forderung folgender- Der BRH blieb auch dann bei seiner Kritik, maßen: nachdem das BMVtdg u. a. eingewandt hatte, „daß ein Zinsverlust in Höhe von 400 000 DM „Die Zeichnungen waren nicht in dem Zu- in einem späteren Vergleich verrechnet und stand, wie wir glaubten, daß sie geliefert ausgeglichen worden sei" (a. a. O.). Der dem werden mußten. Wir haben also das Geld BRH angehörende sachverständige Zeuge Dil- zu früh freigegeben. Dadurch haben wir ger ist zwar „heute der Meinung", daß die einen Zinsverlust erlitten, den wir mit Zahlung von 400 000 DM den Bund vor einem 400 000 DM wieder hereingeholt haben" Schaden aus dem behaupteten Zinsverlust be- (28/123). wahrt habe, doch hielt auch er ebenso wie der Das Bankhaus Oppenheim hat mit Schreiben Zeuge Dorn die Überweisung der Lizenzgebühr vom 6. 11. 63 an- das BMVtdg begründet ver- auf ein vertraglich vereinbartes Sperrkonto für sichert, daß es unter keinem Gesichtspunkt zur „völlig ungewöhnlich" (28/102, 127). Allerdings Zinszahlung verpflichtet gewesen sei (BRH zu hatte das BMF mit Schreiben vom 16.12.56 150) . dem Lizenzvertrag und damit der Errichtung Die Frage nach Vollständigkeit und Brauchbar- des Sperrkontos zugestimmt (RS 20, Anl. 1; keit der gemäß § 2 des Lizenzvertrages vom BRH zu 180). 7.12.1956 zu liefernden Konstruktionsunter- Ungewöhnlich war ferner die unverzügliche lagen hat der 1. UA eingehend untersucht. Im Überweisung als solche, von deren Beanstan- BMVtdg selbst wurden die Konstruktionsunter- dung als „vorzeitige Inanspruchnahme von lagen weder auf Vollständigkeit noch auf Haushaltsmitteln" auch der Zeuge Dorn nicht Brauchbarkeit geprüft. Eine Überprüfung der abgegangen ist (28/101). Der Zeuge Breymeier Zeichnungen auf ihre „Nachbaufähigkeit" glaubte sie allerdings mit dem damaligen Be- hätte praktisch nicht durchgeführt werden kön- streben nach Abbau des von Bundesfinanz- nen. Die wäre auch aus personellen Gründen minister Schäffer errichteten finanziellen „Ju- nicht möglich gewesen. liusturmes" erklären und sich dabei auf Min Die insgesamt etwa 7000 Einzelzeichnungen Dir Hopf berufen zu können (30/281 ff.), der wurden den deutschen Nachbaufirmen in Raten sich jedoch nicht mehr zu erinnern vermochte übergeben. Daher war völlig ausgeschlossen, (33/108). aus einem Teil der gesamten Zeichnungen Zur Frage der Verzinsung des Sperrkontobe- Schlüsse auf Mängel in der Gesamtkonzeption trages hat der 1. UA festgestellt, daß in der des Fahrzeuges zu ziehen. Eine theoretische Tat die damaligen devisenrechtlichen Vor- Prüfung aller Zeichnungen auf Mängel der schriften eine Berechnung von Zinsen für Funktionstüchtigkeit des Fahrzeuges war schon Fremdwährungskonten für Ausländer nicht zu- deshalb nicht möglich, weil sich die Mängel erst bei der Fertigung und in der Erprobung ließen; diese Rechtslage war übrigens dem zu- herausstellen. Schließlich hätte eine derartige ständigen Sachbearbeiter im BMVtdg bekannt Überprüfung einen Aufwand erfordert, der (ADrs. 9, Anl. S. 5; 28/122). Im übrigen hat der nicht vertretbar erschien (BMVtdg 64 an BRH, Zeuge RA Aretz, am 30. 9. 68 dem 1. UA in Nr. 1 des Aktenplanes des 1. UA). Trotzdem einer Stellungnahme zu Nr. 180 der Denk- hat das BMVtdg den Angaben der Firma HS schrift des BRH darauf hingewiesen, daß nach nicht blindlings vertraut. Vor Abschluß der zwei lizenzrechtlichen Standardwerken „Pau- Verträge hatte es sich durch das Aders- schallizenzen . . . in einer oder mehreren Raten Philipps-Gutachten über die Qualität der Kon- entrichtet zu werden pflegen, deren erste stets struktion und der Zeichnungen unterrichten bei Vertragsschluß fällig" ist; Bundesmittel lassen. Das BMVtdg glaubte, dem Urteil der seien daher durch die Art der damaligen Gutachter umsomehr folgen zu können, da es Lizenzzahlung keineswegs vorzeitig in An- sich bei ihnen um die bekanntesten deutschen spruch genommen worden. Aretz bezeichnete Panzerexperten handelte (Rust 45/11). sogar die zunächst von HS erhobene Forderung nach voller Zahlung des gesamten Pauschal- Bei den Nachbaufirmen wurden die Konstruk betrages als gerechtfertigt, weil dies bei Her tionsunterlagen dagegen geprüft, soweit das Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

theoretisch möglich war (Merker 28/218). Die gen. Wenn ein Maßpfeil falsch sitzt oder Empfangsbescheinigungen wurden unterschrie- wenn unter den -zig Maßangaben, die auf ben, nachdem sich die Nachbaufirmen von der einer Zeichnung sind, eine falsch ist und ge- Vollzähligkeit überzeugt hatten (Hofbauer ändert werden muß, so ist das eine Ände- 64/208). rung. Also mit der Zahl 1000 oder 2000 ist Aufgrund des Nachbauvertrages vorn 7. 12. 56 noch gar nichts über die Güte gesagt. Man war die Firma BAM zur Lieferung werkstatt- muß nur die echten technischen Änderungen erfassen" (15/182 f.). reifer Übersichts-, Gruppen- und Einzelzeich- nungen verpflichtet. Im Vertrag war zusätzlich Durch die Übernahme der Kosten für die Um- vereinbart, daß die Kosten für die Anpassung arbeitung der Konstruktionsunterlagen in an die Fertigungsmethoden von den deutschen Höhe von 1 Million DM hat die Firma HS Herstellern zu tragen seien, während auf die indirekt anerkannt, daß die Unterlagen nicht BAM nach der gleichen Vertragsbestimmung fehlerfrei waren (vgl. auch Dilger 28/92). die für die Überarbeitung unvollständiger Über die Fertigung und Lieferung der SPW Zeichnungen entstehenden Kosten entfallen HS 30 hat das BMVtdg von Mai 1956 bis Mai sollten. Eine Überarbeitung von Zeichnungen 1959 insgesamt neun Beschaffungsverträge auf die werksinternen Eigenheiten ist üblich geschlossen (Zusammenstellung in Nr. 4 Akten- und notwendig (Merker 28/191). Als die deut- verzeichnis des 1. UA). Die Höhe dieser Zahl schen Nachbaufirmen später eine Entschädi- erklärt sich vor allem aus der Notwendigkeit, gung für die Überarbeitung der Konstruktions- die rechtlichen Grundlagen der Beschaffung des zeichnungen in Höhe von 1,6 Millionen DM mit HS 30 einem ungewöhnlich schnellen und star- der Behauptung verlangten, dieser Betrag sei ken Wandel der die Beschaffung bedingenden entstanden, um die Zeichnungen werkstattreif Verhältnisse anzupassen. Nach kundigem Ur- zu machen, zahlte die Firma HS 1 Million DM teil waren aber auch unabhängig davon die im Vergleichswege, weil über die Auslegung - Verträge selbst zumindest teilweise unzu- des Begriffs „werkstattreif" zwischen den Ver- länglich, was mit den Aufbauschwierigkeiten tragspartnern BAM und Hanomag/Henschel im Ministerium zusammengehangen haben keine Einigung erzielt werden konnte. Insbe- dürfte (vgl. z. B. Gutachten Rechtsanwalt Dr. sondere hat sich keine Usance feststellen las- Reuss vom 25.7.58, S. 90 ff., BRH zu 192; sen, nach der der Lizenzgeber verpflichtet ist, Hellwig 74/91). Der Zeuge Dorn vertrat in die- die zu liefernden Werkzeichnungen in Bemes- sem Zusammenhang die Auffassung: „Das Ver- sung und Beschriftung den im Lande des Lizenz- teidigungsministerium hat an den Verträgen nehmers bestehenden Gegebenheiten anzupas- gelernt, wie Verträge zu schließen sind" sen (BMVtdg an BRH vom 24. 2. 58 S. 27 f.). (28/94; ähnlich Breymeier, der den HS 30-Auftrag als Weitere Schwierigkeiten bei der Lieferung der ein „Lehrstück" bezeichnet hat: 30/293). Wenn Konstruktionszeichnungen entstanden aller- der Zeuge Kraemer vor dem 1. UA meinte: dings dadurch, daß die Abteilung Heer des „Die besten Verträge, die der Bund je abge- BMVtdg laufend neue Forderungen stellte, die schlossen hat" (58/23 ff.), so dürfte es sich hier schließlich zu einer erheblichen Gewichtsver- wohl um einen Ausdruck der Enttäuschung mehrung des SPz führte und negative Auswir- über den nach Kraemers Mitteilung entstan- kungen mannigfaltiger Art nach sich zog denen Verlust der Firma HS durch das HS (Strauß 64/345 f.; Kraemer 58/64; Georgen Geschäft handeln. 47/140). Die schriftlichen Bestätigungen der deutschen Der Mangel an Vertragsfachleuten war übri- Nachbaufirmen, die Konstruktionsunterlagen gens auch der Grund, weshalb StS Rust ver- seien vollzählig geliefert worden, dürfen je- fügt hatte, daß die ersten Großverträge nicht doch nicht darüber hinwegtäuschen, daß die von der an sich zuständigen, aber zu schwach Unterlagen Mängel enthielten. Angeblich sol- besetzten Beschaffungsabteilung (XI), dem len allein durch die Firma Ruhrstahl bis späteren BWB, sondern von der damaligen Ab- Januar 1958 an den Zeichnungen 1024 Ände- teilung X (Verteidigungswirtschaft) bearbeitet rungen vorgenommen worden sein (Hansohm werden sollten (Breymeier 30/292; Pollex 41/67). Über das Zustandekommen so hoher 29/514 f.; Thomsen 53/49, deren Aussagen den Änderungszahlen sagte der sachverständige von Miska 7/142 und Engelmann, „Schützen- Zeuge Littmann: panzer HS 30", S. 63, geäußerten Verdacht der Manipulation widerlegen). „Die Zahl 1000 beeindruckt mich nicht. Wenn wir eine normale Entwicklung betrachten, so Die Beschaffung der Motoren für die Schützen stellen wir fest, daß es auch in der Serie panzerwagen hatte sich die Bundesregierung Veränderungen gibt. Es wird nämlich vor aus devisenpolitischen Gründen selber vorbe Beginn der Serie ein Konstruktionsstand fest- halten. Das BMVtdg schloß daher am 6.2.57 gelegt, und jede kleinste Änderung, die ich mit der bekannten englischen Firma Rolls machen muß, wird als Zahl aufgenommen. Royce einen Vertrag über die Lieferung von Deshalb sind Zahlen von 2300 Änderungen 8260 Motoren nebst Ersatzteilen. Bei Inan nichts Ungewöhnliches. Nehmen wir einmal spruchnahme des am selben Tage vereinbarten den ,Leopard'. Dafür gibt es 9600 Zeichnun Rechtes der Bundesregierung zu einer Kürzung Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

auf 6880 Motoren sollte jedoch der Berechnung montage soll voraussichtlich bei der Firma der Restabgeltung der Auftragswert von 8260 Leyland erfolgen, die den englischen Cen- Motoren zugrunde gelegt werden. Das turion-Panzer baut" (RS 22 Anl. 1). BMVtdg hat das ursprüngliche Auftragsvolu- men bis zum 10.7.59 sogar auf 3562 Stück redu- Schließlich kam es am 25.2.1957 zwischen der BRD und British Marc zu einem Vertrag über ziert, wofür es 8,9 Millionen DM als Restab- geltung zahlen mußte. Einen trotzdem noch die Lieferung von 2800 Fahrgestellen des Typs vorhandenen Überschuß von 400 Motoren gab HS 30 und am 13.12.1957 zu einem Vertrag es schließlich für die Zerlegung und Verwen- über die Lieferung von 2800 kompletten Fahr- dung als Ersatzteile frei. zeugen. Den ersten Vertrag unterzeichnete für die BRD der damalige Staatssekretär im Die Gründe für diese Regelung konnten nicht BMVtdg, Dr. Rust, den zweiten MinDir Dr. völlig aufgehellt werden. Der Zeuge Rust, der Holtz. damals die entsprechende Anordnung getroffen In § 6 Abs. III der beiden Verträge heißt es: haben soll, konnte sich daran nicht mehr er- „Erfüllungsort für die Lieferung ist stets das innern (45/94), während der Zeuge Witte ausliefernde Werk in Leyland (England)." meinte, die Firma habe ihren zunächst auf einer hohen Abnahmezahl basierenden relativ Die Tatsache der Fertigung bei Leyland war niedrigen Preis bei der Verringerung des Auf- den leitenden Beamten und Offizieren des tragsvolumens aus kalkulatorischen Gründen BMVtdg bekannt. Als Zeuge sagte dazu Dr. erhöhen müssen (28/133 ff.). Der ursprünglich Rust: „Selbstverständlich, das war ja nicht ge- angenommene Verlust von 10 % des Einkaufs- heim (45/54) ". Auch die für die technische Ent- wertes (BRH Nr. 181 Abs. 4 und 7) ist nach wicklung zuständige Abteilung Technik war Feststellung des BMVtdg nicht eingetreten. über den Nachbau bei Leyland informiert. Der Nach einer Berechnung des BWB liegen die Er- verantwortliche Unterabteilungsleiter, General satzteilkosten für einen Rolls Royce-Motor Schanze, hatte sogar- bereits 1957 die Produk- höher als die Kosten für die Neubeschaffung tionsstätten der Firma Leyland besichtigt (47/ eines Motors plus Zerlegungskosten (RS 47, 113). Dem in den Sechserausschuß delegierten Anl. 3 Nr. III 5). Unterabteilungsleiter in der Abt. W, General Pollex (28/482), der bereits 1952 die Leyland 8. British Marc und Leyland Werke besichtigt hatte und aus dieser Zeit das Die Verträge für die Fahrzeuge der englischen Unternehmen kannte, war die Tatsache der Fer- Fertigung wurden mit British Marc geschlos- tigung durch die Firma Leyland ebenfalls be- sen. Gefertigt wurde der HS 30 jedoch bei der kannt. Der für die Vertrags- und Preisgestal- bekannten britischen Panzer- und Kfz-Firma tung zuständige Unterabteilungsleiter, Dr. Ber- Leyland, die über Erfahrungen im Panzerbau gemann, konnte zwar über den Zeitpunkt, zu verfügte. Die Firma baute bis Mitte 1956 für dem er von der Fertigung durch die Firma die britischen Streitkräfte den Cemturion-Pan- Leyland Kenntnis erhielt, keine konkreten An- zer (RS Nr. 29 Anl. 1). gaben machen, erklärte aber, wenn Dr. Holtz es damals schon gewußt habe, habe er es auch Am 17.5.56 teilte Dr. Holtz im Sechseraus- gewußt (38/161). schuß mit, bei technischen Besprechungen sei von englischer Seite eine Fertigungsmöglich- Dem in der Unterabteilung des Dr. Bergemann keit in Aussicht gestellt worden, nämlich die für die Beschaffungsprogramme zuständig ge- bisherigen Fertigungsstätten des Centurion wesenen MinR Klare war spätestens ab Panzers (BMVtdg zu BRH-Denkschrift zu Nr. 27.8.56 bekannt, daß die Montage der HS 30 170, S. 36 ff). bei der „Firma Leyland erfolgen" soll. An die- sem Tag hat er ein Schreiben der Firma HS, Mit Schreiben vom 25.5.56 legte die Firma HS aus dem sich dieser Sachverhalt ergibt, abge- dem BMVtdg eine Aufstellung der Produk- zeichnet (RS 22 Anl. 1 Nr. 8). tionsprogramme der HS-Firmen vor. Hieraus Auch der vom BMWi in den Sechserausschuß ergibt sich, daß keine der HS-Firmen, insbeson- entsandte damalige MinDirig und heutige StS dere nicht British Marc, für eine Panzerproduk- Neef wußte, daß Leyland den Schützenpanzer tion in Frage kam. für British Marc fertigte (28/430). Am 17.7.56 bat Dr. Holtz die englische Firma Nach der Auskunft der britischen Botschaft British Marc in Grantham „zu veranlassen, daß vom 17.1.69 (RS 79 Anl. 3) war stets beab- die englische Fabrik der Firma HS oder eine sichtigt, die Herstellungsarbeiten einem über Gruppe englischer Fabriken" ein Angebot über die erforderlichen Erfahrungen und Einrichtun- die Lieferung von bis zu 5000 SPz übersende gen verfügenden Unternehmen zu übertragen, (RS 22 Anl. 1). Nach einem Zwischenbescheid während sich die British Marc in erster Linie der British Marc antwortete die Firma HS mit den Planungsarbeiten befaßt hat. Bonn am 27.8.1956, „daß die Kalkulationser- mittlungen in England in vollem Gange sind, Die gegenteiligen Bekundungen des Zeugen nachdem unter Beteiligung des Ministry of Dr. Goetze, auf die bei der Würdigung des Supply eine Arbeitsgruppe von der British Sachverhalts näher eingegangen wird, ändern Marc zusammengestellt worden ist. Die Fertig nichts an der Tatsache, daß die verantwort- Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode

lichen Herren, insbesondere Rust, Holtz, Pollex äußerte vor dem 1. UA, zu einem Truppenversuch und Schanze über die Fertigung bei Leyland sei es praktisch nicht gekommen, weil die technische informiert waren und sie billigten. Erprobung immer von neuem angesetzt werden mußte. „Es blieb ... pausenlos die Phase der tech- nischen Erprobung" (25/213). Kraemer bemängelte, Zusammenfassende Beurteilung der Minderheit daß „diese Vorkommisse ... in der Optik der Be- richterstatter für das Ministerium eine Katastrophe Bei der Vorbereitung der Verträge und bei Ver- waren oder als Katastrophe dargestellt wurden. Das tragsabschluß sind sicher nicht alle Möglichkeiten war der tragische Irrtum. Das waren einfach nor- genutzt worden, die unter normalen Umständen male Vorgänge" (58/241). bei geordnetem Ablauf des Geschehens hätten genutzt werden können. In Anbetracht der tat- Die zahlreichen Beanstandungen veranlaßten technisches Gutachten einzu- sächlichen Verhältnisse und unter Berücksichti- Minister Strauß, ein gung des mangelnden Personals wie der fehlenden holen. In einer vorläufigen Zusammenfassung vom Erfahrung und des Zeitdrucks kann von einer 20.7.58 äußerten die Sachverständigen, daß zur schuldhaften Verletzung der Sorgfaltspflicht kaum Aufnahme oder Fortführung der Serienfertigung die Rede sein. von Kühlsystem, Schaltgetriebe, Lenkgetriebe und Laufrollenabfederung nicht geraten werden könne. Es solle möglichst bald eine größere Zahl von Er- probungsfahrzeugen hergestellt werden. Ziel der D. Verletzung der Sorgfaltspflicht Arbeit solle sein, eine für Ausbildungszwecke aus- bei Vertragsabwicklung? reichende Zahl befriedigend zuverlässiger Fahr- zeuge verfügbar zu machen. Eine Aussage darüber, Der 1. UA hat seine Ermittlungen im Rahmen der ob eine weitere Entwicklung des Fahrzeugs mit Überprüfung des gesamten Beschaffungsvorganges Sicherheit zu einem voll truppenbrauchbaren Fahr- auch auf die Vertragsabwicklung erstreckt. Die zeug führen werde, sei noch nicht möglich. Die Gut- wesentlichen Ergebnisse sollen im Folgenden kurz achter stellten in einem weiteren Bericht vom skizziert werden. 9.11.58 fest, daß bis dahin keiner der von ihnen erwähnten Mängel an dem Muster behoben worden Das erste der in Auftrag gegebenen HS 30-Fahr- war (BRH zu 188) . zeuge, das bis zum 14.10.57 geliefert werden sollte, Am 19.5.58 hatte Strauß auf Initiative Beckers konnte erst am 21.9.57 seine Probefahrten auf- eine Gesamtüberprüfung der Beschaffung angeord- nehmen. Dabei traten zahlreiche Mängel auf, die net. Ministerialrat Schroers, der seinerzeit die haus- eine Fülle von Änderungen und Verbesserungen haltsmäßige Bearbeitung des Komplexes in der nach zur Folge hatten, so daß die Übergabe an die Er- Becker benannten Kommission übernahm, gab vor probungsstelle für Kraftfahrzeuge und Panzer dem 1. UA eine Stichwortnotiz über die erste Be- (E-Stelle) in Niederlahnstein erst am 13.6.58 statt- sprechung bei Strauß am 20.5.58 wieder: finden konnte. Die E-Stelle hatte die Arbeit an dem Fahrzeug verfolgt und dem BMVtdg schon seit Ok- Aufgabe der Kommission sollte „eine sachliche tober 1957 über Mängel und Schäden an Kette, Überprüfung der Tatbestände, keine Unter- Lenkgetriebe, Federung und Schaltgetriebe berich- suchungsführung" sein. Es sollte u. a. festge- tet (BRH zu 185). Nach einer Aktennotiz der E-Stelle stellt werden, worauf die zahlreichen Mängel vom 10.2.58 handelte es sich um „eine völlig un- zurückzuführen und ob gegebenenfalls Ände- ausgereifte Konstruktion" (Anl. BRH zu 185). Nach rungen der Beschaffung notwendig sind. "Zu der Übergabe wurde das als „betriebsbereit" be- überprüfen sei auch die Gestaltung des Ab- zeichnete Fahrzeug von der E-Stelle einen Monat nahmeverfahrens, ferner Überprüfung der Ver- lang erprobt, wobei zwanzig Tage auf Reparaturen dienstspannen bei Einzelteilen des SPW, so und nur elf Tage auf Fahrten entfielen. Es zeigten Motor, Getriebe und Wanne. Auch die Höhe sich abermals erhebliche Mängel. Ein Zwischen- der Lizenzgebühren müsse überprüft werden, zu- bericht vom 15.7.58 (Anl. BRH zu 185) enthielt u. a. mal große Teile des SPW von anderen Firmen folgende Feststellungen: Tankraum zu klein; Küh- beigestellt wurden und von dem ursprünglich lungssystem nicht ausreichend; Schalt- und Lenk- angebotenen Fahrzeug nicht mehr viel übrig getriebe sowie Lüfter „truppenunbrauchbar" ; Lauf- geblieben wäre" (53/92 f). werk vervollkommnungsbedürftig; Kette technisch Am 31.5.58 erstattete die Kommission eine „Zu- überholt und zu laut; Wendekreis zu klein, insge- sammenfassung und Wertung der .bis zum 30.5.58 samt: „Das Fahrzeug in seinen jetzigen Konstruk- in der Angelegenheit HS 30 festgestellten Tatbe- tionszustand wird als entwicklungsfähig, aber noch stände" mit für HS negativen Resultaten (vgl. auch nicht serienreif und truppenbrauchbar angesehen." Thomsen 53/9). Strauß hat nach eigener Aussage auf Im gleichen Sinne haben sich vor dem 1. UA u. a. die Anfertigung eines Schlußberichtes gar keinen Thomsen (53/10 f), Fischer (64/142) und Hopf (33/63) Wert mehr gelegt und auch nicht in der Richtung eingelassen. Strauß sprach in seinem Schreiben an gedrängt, weil ihm für die Verhandlungsaufnahme Birkigt vom 6.8.58 (a. a. 0.) von „echten und mit Hispano der „vorläufige Bericht ... völlig aus- schwerwiegenden konstruktiven Mängeln" und in reichte" (64/338; vgl. auch BMVtdg, ADrs. 15 Anl. 1). einem Schreiben an den Generaldirektor der Hen- Goetze sagte aus, Holtz habe ihm nach etwa ein- schel-Werke, Dr. Goergen, vom 13.7.59 von einem monatiger Arbeit der Kommission eröffnet, „die „völlig unzureichenden technischen Stand in wesent- Kommission habe ihre Tätigkeit eingestellt" lichen Baugruppen" (ADrs 16 Anl. 1). Nähring (38/177). Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

Becker wies laut Vermerk des ES-Referates vom sogar offen lassen, ob der HS 30 jemals zu einem 2.11.66 darauf hin, daß das Schlußergebnis nur volltruppenbrauchbaren Fahrzeug zu entwickeln mündlich vorgetragen worden sei (Akte BMVtdg, sein werde (vgl. auch BRH 1962 zu 43). ES 322/66, Blatt 172). Nach Darstellung verschiede- ner Zeugen hat es bei der Beurteilung der gegen- Am 17.7.58, also ebenfalls vor Eingang der Gut- über HS zu ziehenden Konsequenzen eine einheit- achten, fand eine Besprechung zwischen Strauß und liche Meinung nicht gegeben (Strauß 64/338). Thom- Birkigt statt, der eine schriftlich geführte Auseinan- sen hat „mit der Kommission" den Standpunkt ver- dersetzung vorausgegangen war. Strauß legte Wert treten, daß die Verträge mit HS „wegen arglistiger auf den Abschluß einer Grundsatzvereinbarung, die Täuschung" anfechtbar seien und daß der Bund von — am 22.7.58, also auch vor Eingang der Gutachten, ihnen zurücktreten und Schadenersatz verlangen formuliert — wie folgt aussehen sollte (vgl. BRH zu 190) : könne (53/12, vgl. 9 f, 44). Troll, Mitglied der Korn- mission, deutete allerdings Vollstreckungsschwierig- „Weiterentwicklung der Muster zu fahrbereiten keiten an (53/146 f; vgl. auch Thomsen 53/28; Forn- und kriegsbrauchbaren Fahrzeugen bei einer dran 53/82). „Sehr scharf" gegen entsprechende Maß- der deutschen Nachbaufirmen auf Kosten des nahmen der Bundesregierung hat sich — wie Thom- Auftragnehmers; sen vor dem 1. UA betonte — Hopf ausgesprochen Verzicht des Bundesministers auf Einhaltung (53/12; vgl. auch 49 f). Ihm sei das Ergebnis der der Lieferfristen; Becker-Kommission „sehr zweifelhaft" und „nicht richtig" erschienen. „Offenbar derselben Meinung" Übernahme aller Mehrkosten — einschließlich sei auch Rust gewesen (53/13; vgl. auch Forndran des Schadensentgelts für bereits bestellte, nicht 53/86) . kriegsbrauchbare Teile — durch den Auftrag- nehmer; „Da die Rechtsauffassung von Herrn Hopf und Feststellung, daß das Getriebe nicht kriegs- von Herrn Rust nicht identisch war mit der Rechts- brauchbar sei." auffassung Becker", habe man sich — wie Thomsen bekundete — entschlossen, Rechtsanwälte gutacht- Vor dem 1. UA befragt, ob es nicht vernünftiger lich heranzuziehen (53/26). Die im Juni 1958 bei den gewesen wäre, Verhandlungen mit der Firma auf Anwälten Reuss und Möhring in Auftrag gegebenen einen Zeitpunkt nach Eingang der Gutachten zu ver- und unter dem 25.7. bzw. 6.8.1958 erstellten legen, meinte Strauß: Rechtsgutachten deckten sich weitgehend mit den „Da bin ich anderer Meinung. Ich wollte zum Ergebnissen der Becker-Kommission. Beide Gut- schnellstmöglichen Termin ... Herrn Birkigt auf achter kamen zu dem Schluß, daß die BRD — ge- den Ernst der Situation und auf die Not- gebenenfalls nach Setzung einer Nachfrist — zum wendigkeit der Vertragsänderung, Auftrags- Rücktritt vom Vertrag oder zur Forderung von bestandskürzung usw. aufmerksam machen" Schadenersatz wegen Nichterfüllung berechtigt sei. (64/349) . Auch stünden ihr Ansprüche wegen Verschuldens bei Vertragsschluß und positiver Vertragsverletzung Am 29.7.58 lehnte HS den Abschluß der von zu (BRH zu 192). Strauß angestrebten Vereinbarungen ab (BRH zu 190) . Obwohl die Rechtsgutachten und das technische Gutachten (a. a. O.) noch nicht vorlagen, gab Holtz Nach weiteren Auseinandersetzungen mit HS laut Aktenvermerk vom 7.7.58 die Anweisung, be- teilte Strauß der Firma British Marc mit Schreiben vorstehende Verhandlungen mit HS unter folgen- vom 23.8.58 mit, daß er sich entschlossen habe, den Gesichtspunkten zu führen: „bei der gegebenen Sachlage und im Hinblick auf „Eine Totalstornierung des Programmes ist den Stand der Ausrüstung des deutschen Bundes- nicht möglich, weil ein endloser Rechtsstreit in heeres und die technische Entwicklung von Ketten- absehbarer Zeit zu keinem Ergebnis führen fahrzeugen ... auf die Lieferung von 1800 Schützen- würde und eine Rückzahlung der eingezahlten panzerwagen zu verzichten und die vertragliche Beträge praktisch nicht erreichbar ist. Liefermenge auf 1000 Stück zurückzuführen" (a. a. O.). Wenn er es statt der in Erwägung gezogenen völli- Eine Totalstornierung der Verträge ist auch gen Aufhebung des Vertragsverhältnisses bei der nicht erforderlich, weil man schon mit an- Kürzung der Stückzahl belasse, geschehe das, weil nähernder Sicherheit davon ausgehen kann, daß die geleisteten Anzahlungen von 193 Millionen DM ein brauchbares Fahrzeug zustande kommt; die etwa dem Wert von 1000 Fahrzeugen entsprächen Meinungsverschiedenheiten der Sachverständi- (BRH zu 193). — Damit hat Strauß deutlich gemacht, gen drehen sich um die Frage, ob dieser Zeit- daß wegen der hohen Vorauszahlung und der punkt schon in einigen Monaten oder erst in Schwierigkeit, das Geld zurückzubekommen (s. o.), einem Jahr oder noch später eintreten wird" eine weitere Auftragsreduzierung nicht opportun (Anlage BRH zu 189). schien. Eine ganz andere Begründung gab Strauß allerdings dem ES-Referat laut Vermerk vom Dem 1. UA ist nicht erklärlich, wie Holtz das Vor- 8.8.1966 (a. a. O.) : gehen gegenüber HS entgegen wesentlichen Ergeb- nissen der Becker-Kommission und vor Erstellung „Die Juristen hätten festgestellt, die Verträge der Gutachten, die die Ergebnisse der Kommission seien 1956 so schlecht abgefaßt worden, daß bestätigten, derart bestimmt umreißen konnte. Das das BMVtdg im Falle der Annulierung vor Ge- technische Gutachten vom 20.7.58 (a. a. O.) mußte richt unterliegen würde und Schadensersatz Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

zahlen müßte" (vgl. auch Vermerk ES-Referat als objektive Feststellung der konstruktiven Män vom 24.10.66, ES 322/66, Blatt 101). gel des HS 30 eine wertvolle Stütze bilden können. Dazu ergänzend vor dem 1. UA: „Ich darf ganz Das Ergebnis des Beweissicherungsverfahrens offen sagen, ich hatte ja Bedenken, daß wir den hätte insbesondere aber in den späteren Vergleichs- Prozeß verlieren und eine Entschädigungs- verhandlungen genutzt werden können. Im Okto- summe, die mir damals in der Größenordnung ber 1959 legte HS eine Berechnung vor, in der für von 200 bis 300 Millionen etwa als möglich ge- Restabgeltung, Änderungskosten und eine Reihe nannt worden ist, als politischer Skandal am weiterer kleinerer Positionen eine Schlußzahlung Halse hängen bleibt" (64/343). von noch rund 80 Millionen DM gefordert wurde. Eine wieder andere Begründung gab Strauß Nach langen Verhandlungen wurde diese Forderung schließlich in einer Erklärung in der CSU-Corres- in der Vereinbarung vom 9.5.60 auf 40 Millio- pondenz vom 21. 10. 66 ab. Dort heißt es: nen DM ermäßigt. Sie sollte aufgrund noch zu füh- render Verhandlungen zwischen den Firmen British „Eine Annullierung der Verträge über die Ge- Marc und Leyland weiter verringert werden. Bei samtzahl (1000) war wegen der inzwischen ver- Durchführung der Vereinbarung ergaben sich aber anlaßten Verbesserungen nicht mehr nötig." erneut Schwierigkeiten. Die Firma machte weitere Neben der Einholung von Rechtsgutachten hatte Forderungen geltend. Das BMVtdg erhob Gegen- die Becker-Kommission nach Angaben Thomsens forderungen aus Gewährleistungsansprüchen. Eine auch die Durchführung eines Beweissicherungsver- endgültige Bereinigung erfolgte durch Vergleich fahrens über den Zustand des Fahrzeugs, das in vom 26.11.1965, in dem sich die BRD zur Zahlung Niederlahnstein übergeben worden war, empfohlen. von 3 850 000 DM verpflichtete (BRH zu 194; vgl. Thomsen bekundete, man habe es für „zwingend auch Witte 55/264, 267 f.; Kraemer 58/82 f.; BMVtdg, notwendig" gehalten, den damals mangelhaften 74/Anl. 4; BMVtdg, Stellungnahme 1964 zum BRH Bericht 1962, zu Nr. 62, 63, 64). — In zwei außer- Stand des Panzers in den Einzelmängeln festzuhal- - ten, „weil das die Voraussetzung überhaupt war für gerichtlichen Vergleichen zwischen der BRD und eine Auseinandersetzung mit dieser Firma ... Das den deutschen Nachbaufirmen Henschel und Hano- ganze Verteidigungsministerium in allen seinen In- mag vom 29.4.64 wurden die gegenseitigen For- stanzen" habe sich seinerzeit diesem Standpunkt an- derungen zum Zwecke der Schlußabrechnung aus- geschlossen (53/24 ff., 28, 44; vgl. auch Hopf 33/64). geglichen (Anl. BRH zu 194). Auch Möhring empfahl in seinem Gutachten, durch Unter Einbeziehung aller Kosten, Lizenzen und ein Beweissicherungsverfahren „die Brauchbarkeit Aufwendungen für die Entwicklung, für Modelle, oder Unbrauchbarkeit" des HS 30 zu prüfen und Nullserien, Restabgeltung und Preisanpassung er- untersuchen zu lassen (Anl. BRH zu 192). Ein ent- rechnet sich für insgesamt 2116 Serienfahrzeuge mit sprechender Antrag beim Amtsgericht Niederlahn- Motor, jedoch ohne Bewaffnung und Ausrüstung, stein vom 28.8.58 führte am 15.9.58 zu einem Ver- ein durchschnittlicher Preis je Fahrzeug: gleich, nach dem die beiden Fahrzeuge — inzwi- aus englischer Fertigung von rund ... 235 000 DM, schen war noch ein zweites Fahrzeug angeboten, aus deutscher Fertigung von rund .... 255 000 DM. aber nicht übernommen worden — zunächst in Niederlahnstein sichergestellt und Fachleute von Im englischen Serienauftrag vom Dezember 1957 jeder Partei benannt werden sollten. Diese sollten war für 2800 Panzer ein Durchschnittspreis von dann gemeinsam Sachverständige benennen, die 169 000 DM ohne Motor und ohne Entwicklungs- die von den Vertretern der Parteien zu formulieren- kosten, Lizenzen und Nullserienkosten vereinbart. den Fragen beantworten sollten. Das BMVtdg hat Der Motor ist mit rund 14 200 DM, die Lizenzen sind seine Fachleute für die Benennung von Sachverstän- mit 5 400 DM je Fahrzeug anzusetzen. Für Muster, digen dem Gericht namentlich genannt, diese haben Modelle, Entwicklung, Erprobung und Nullserie aber keinen Sachverständigen vorgeschlagen (AG sind etwa 20 000 DM je Fahrzeug zuzuschlagen. Das Niederlahnstein — 2 H 16/58 —; Nr. 54 Aktenplan ergibt einen Vergleichspreis von etwa 208 700 DM. 1. UA; vgl. auch BRH 1962, zu 32). Die restliche Preiserhöhung von rund 25 300 DM je Warum das Beweissicherungsverfahren nicht Fahrzeug erklärt sich im wesentlichen aus der Rest- weitergeführt worden ist, hat der 1. UA nicht klären abgeltung in Höhe von rund 11 Millionen DM für können. Das BMVtdg meinte in seiner Stellung- die Kürzung des Auftrages und aus Preisanpassun- nahme 1964 zum Bericht des BRH aus dem Jahre gen in Höhe von rund 9 Millionen DM für Lohn- 1962, „gegen Ende des Jahres 1959" seien die Ver- erhöhungen während der Fertigung. Die Umrüstung gleichsverhandlungen bereits so weit fortgeschritten von 1 160 Fahrzeugen auf Allison-Getriebe mit gewesen, „daß eine Weiterführung des Beweis- einem Stückpreis von rund 4000 DM kostete ein- sicherungsverfahrens nicht mehr erforderlich schien" schließlich der Umrüstsätze etwa 5,46 Millionen DM (zu 44) . (BRH zu 194) . Der 1. UA ist der Ansicht, daß das Verfahren Das BMF ist — wie schon an anderer Stelle er- hätte durchgeführt werden müssen. In der mit Un- wähnt — an der Ausarbeitung des Vergleichs vom terbrechungen bis zum Oktober 1959 schriftlich und Mai 1960 nicht beteiligt worden. Zwar hatte nach mündlich geführten Auseinandersetzung mit British Darstellung des BMF in einem Vermerk vom Marc über die Teilkündigung des Vertrages (Redu- 10.5.67 das BMVtdg in einer Besprechung vom zierung auf 1000 Fahrzeuge — vgl. BRH zu 194) 2.4.60 „den Entwurf eines beabsichtigten Ver- hätte das Ergebnis des Beweissicherungsverfahrens gleichs ..." in der Absicht, in dieser Besprechung die Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

Billigung des BMF zu erreichen, übergeben und als Immer wieder wurde das Fahrzeug auseinander- Begründung angegeben, „der Vergleich sei von genommen und die dem Verschleiß unterliegen- großer Tragweite und gefährlich und das BMVtdg den Teile nachgeprüft und nachgemessen, not- möchte nicht allein dastehen, wenn die Dinge nicht wendige Verbesserungen und erprobte technische gut gingen" (RS 65 Anl. 8). Das BMF hatte aber Neuheiten wurden eingebaut und im Zuge der eine Stellungnahme zum Vergleichsinhalt „ohne Kontrollen laufend überprüft" (BRH zu 177). eingehende Unterrichtung über die bisherigen Ver- Schanze versicherte allerdings dem 1. UA, diesem handlungen mit HS" abgelehnt (a. a. O.). Darauf Schreiben „keinerlei Bedeutung zugemessen" zu schloß nach Angaben des BMF das BMVtdg den haben (47/23). Selbst der Gutachter Dr. Reuss Vergleich ohne weitere Beteiligung des BMF am bezeichnete die Prospektangaben als „firmen- 9.5.60 ab. Das BMF betont in dem Vermerk vom üblich" und daher nicht maßgebend für die Ent- 10.5.1967 (a. a. O.), daß die Zustimmung zu dem scheidung des Ministeriums (a. a. O. S. 109). Vergleich seitens des BMF „ohne angemessene Än- derungen nicht möglich gewesen" wäre, „da er nach Natürlich bestritten auch die Vertreter von HS als Zeugen nicht, daß der damalige Prospekt in Auffassung des BMF wirtschaftlich nicht verständ- der Tat „etwas optimistisch" bzw. „übertrieben" liche und untragbare Regelungen enthält". Auf Ein- gewesen sei (VI/112, 116, 120; 41/43). zelheiten ist das BMF in seiner Vorlage vom 19.6.67 (a. a. O.) eingegangen. 1. Technische Schwierigkeiten Die technischen Schwierigkeiten begannen Zusammenfassende Beurteilung damit, daß ein Muster des in dem Prospekt vom 23.5.1956 beschriebenen Typs HS 30 erst Eine Verletzung ihrer Sorgfaltspflicht — in be- gebaut werden mußte. Von Anfang an stand schränktem Umfang — ist der Bundesregierung nämlich fest, daß der in Paris erprobte und im auch bei der Abwicklung der HS 30-Verträge vor- November 1955 besichtigte Prototyp in seinen zuwerfen. Ausmaßen nicht ausreichte, um die Verwirk- Eine aus den Abgeordneten Prof. Dr. von Mer- lichung der bereits vorliegenden militärischen katz, Prof. Dr. Süsterhenn und Dr. Schulze-Vorberg Forderungen zu gestatten (dazu Fischer bestehende Minderheit ist folgender Meinung: 64/164). Da er jedoch einen besseren Eindruck von der deutschen Schützenpanzerkonzeption Die Abwicklung der Verträge vermitteln konnte als jedes Holzmodell, wurde er noch am 28.5.1956 in Hangelar bei Bonn Nur den bis Frühjahr 1957 vom BMVtdg verfüg- den Mitgliedern des Verteidigungsausschusses ten Kürzungen an den für die HS 30-Produktion des Bundestages vorgeführt. Das geplante vorgesehenen Stückzahlen lagen rein militärische Erwägungen zugrunde. Zu den späteren Kürzun- neue Baumuster wich in den folgenden Daten von dem alten gen trugen die erheblichen Schwierigkeiten bei, ab: die bei der Erprobung und Fertigung der Motor: 235 PS statt 170 PS; Schützenpanzerwagen auftraten. Für das BMVtdg Getriebe: halbautomatisches Getriebe mit bedeuteten sie eine desto unangenehmere Über- 6 Vorwärts- und 1 Rückwärtsgang statt raschung, als die Firma HS die Erwartungen der Hydramatikgetriebe; zuständigen Beamten und Mitarbeiter des Mini- steriums durch dezidiert positive Äußerungen Gewicht: Leergewicht 9 t statt 8 t; über ihren SPW ziemlich hoch geschraubt hatte. Gesamthöhe: 1,55 statt 1,70 m; Gesamtbreite: So hieß es z. B. in einem Brief des Zeugen RA 2,49 statt 2,54 m; Gesamtlänge: 5,10 m statt Aretz vom 24.2.56, seine Mandantin (HS) er- 4,98 m; kläre, „daß die konstruktive Entwicklung des Fahr- Frontpanzerung: 30 mm statt 10 mm. zeuges HS 30 abgeschlossen ist. Soweit etwaige Änderungen vom BMVtdg gewünscht werden, Die in dem Entwicklungsvertrag vom 16.5. werden diese höchstens auf 10% des bisherigen 1956 in Auftrag gegebenen beiden Prototypen technischen Aufwandes geschätzt" (38/187). der Neukonstruktion wurden auf Wunsch des Ein mit Schreiben vom 23.5.56 dem Zeugen BMVtdg von HS auf dem Gelände der Er- Schanze zugeleiteter Prospekt besagt u. a.: „So probungsstelle für Kraftfahrzeuge und Panzer (E-Stelle) in Niederlahnstein montiert (irrig entstand das erste Versuchsfahrzeug, das im No- vember 1954 fertiggestellt war und nun bis Ja- BRH Nr. 185; dazu Aretz a. a. O. S. 12). Das nuar 1956 allen erdenklichen Versuchen und Be- erste Fahrzeug, das am 14. 10.57 gebrauchs- lastungen unterzogen wurde. Tausende von fertig übergeben werden sollte, konnte jedoch Kilometern wurden unter allen Bedingungen und erst am 21.9.57 seine Probefahrten auf- mit voller Belastung auf Haupt- und Neben- nehmen. Dabei traten zahlreiche Schwierig- straßen jeglicher Art zurückgelegt. Ausgedehnte keiten auf, die eine Fülle von Änderungen und Versuchsfahrten wurden im Gelände unter allen Verbesserungen zur Folge hatten, so daß die Bodenverhältnissen durchgeführt, so durch Wie- Übergabe an die E-Stelle erst am 13.6.58 sen, auf Ackerboden, Lehm, Sand, Schlamm- und stattfinden konnte. Auch danach hörten die Sumpfland, auf Steigungen, Hängen und Abhän- Schwierigkeiten noch nicht auf. gen, Überschreitung von Gräben mit und ohne Welche Art diese technische Schwierigkeiten Wasser, usw. waren, geht schon aus Berichten der E-Stelle Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode

hervor, die bereits im Herbst 1957 der Abtei- empfahl aber schließlich doch die „planmäßige lung XII C des BMVtdg zugeleitet worden wa- Weiterentwicklung zu einem hochwertigen ren, um durch rechtzeitige Beanstandungen zu Gerät" (alles BRH zu 188). verhindern, „daß die anlaufende Produktion In einer „Stellungnahme" zu diesem Gutachten dauernd durch neue Formänderungen gestört vom 27.11.58 setzte sich HS gegen die er- würde" (Bericht vom 10.10.57, BRH zu 185). hobenen Vorwürfe und Beanstandungen zur Diese Beanstandungen galten zunächst der Wehr. Die Firma bemängelte vor allem, daß französischen Laufkette, die als „veralterte die Gutachter die mittlerweile „erzielten Er- Konstruktion" bezeichnet wurde. Sie erstreck- gebnisse zum großen Teil unberücksichtigt" ten sich sodann auf das Schalt- und auf das gelassen hätten und daher zu „nicht aus- Lenkgetriebe, deren Unzulänglichkeit die E reichend begründeten Werturteilen" gelangt Stelle zu dem Urteil veranlaßte, es handele sich seien, „ohne Berücksichtigung der Frage, um „eine völlig unausgereifte Konstruktion" welche der aufgetretenen Unzulänglichkeiten (Bericht vom 10.2.58, S. 3). Selbst die über das auf militärische Forderungen, auf lückenhafte BMVtdg bezogenen Rolls Royce-Motoren Forderungen in der VTL, auf nachträglich er- ließen anfangs zu wünschen übrig (Bericht hobene Forderungen oder auf etwa ungenü- vom 6.6.58). gende bzw. fehlerhafte Konstruktion des Der am 13. 6. 58 übergebene Prototyp I wurde HS 30 zurückzuführen sind". In einer Anlage von der E-Stelle einen Monat lang erprobt, zu dieser Stellungnahme heißt es u. a.: wobei 20 Tage auf Reparaturen und nur 11 Tage „Die Behauptung, daß HS nicht über aus- auf Fahrten entfielen. Die zusammengefaßte reichende technische Erfahrungs- und Meß- Beurteilung vom 15.7.58 enthielt u. a. fol- werte auf dem Sondergebiet Gleisketten- gende Feststellungen: Tankraum zu klein; fahrzeuge verfüge, ist unzutreffend: neben Kühlungssystem nicht ausreichend; Schalt- und den eigenen Erfahrungen- und den zur Ver- Lenkgetriebe sowie Lüfter „truppenunbrauch- fügung- stehenden Erfahrungen sowie Meß bar"; Laufwerk vervollkommnungsbedürftig; und Erprobungseinrichtungen der deutschen Gleiskette mit „guten Laufeigenschaften", aber Nachbaufirmen liegen die Erfahrungen und technisch überholt und zu laut; Fahreigen- die meß- und erprobungstechnischen Vor- schaften gut, aber Wendekreis zu klein; Brem- aussetzungen der mit HS verbundenen Fir- sen nicht genügend verschleißfest; insgesamt: men Leyland vor, welche eine intensive Er- „Das Fahrzeug in seinem jetzigen Konstruk- probung des HS 30 durchgeführt und - tionszustand wird als entwicklungsfähig, aber ganz abgesehen von den vorbildlichen Pro- noch nicht serienreif und truppenbrauchbar an- duktionseinrichtungen - zur Beschleuni- gegeben" (Zwischenbericht vom 15.7.58). Be- gung für die Serienreife des HS 30 entschei- sonders das negative Urteil über das Schalt- dend beigetragen hat. Zudem verfügen die getriebe war für HS enttäuschend, hatte die englischen Fachleute im Gegensatz zu den Firma doch kurzerhand ein elektromagneti- deutschen Verhältnissen über mehr als zehn sches Getriebe, das sog. Sidebi-Getriebe, er- Jahre Nachkriegserfahrung im Panzerbau worben, um den dringenden deutschen Wunsch und arbeiten seit Jahren ausschließlich für nach höchster „Kraftschlüssigkeit" zu erfüllen das HS 30-Programm" (RS 47 Anl. 1). (58/48; Vermerk D I 2 vom 13.2.58, S. 8, mit Ausführungen des Prinzen Poniatowski: In seinen Bemerkungen zur Denkschrift des Anl. 34 zum Schreiben HS Bonn an den 1. UA BRH erklärte Aretz ergänzend: „Es wird vom 18.7.1968, RS Nr. 43). Dieses Sidebi- nicht bestritten, daß Mängel auftraten; dies Getriebe war zwar eine „elegante Konstruk- war - da absolut üblich - im Vertrag vor- tion", den Strapazen des Panzerfahrens aber gesehen. Bestritten wird dagegen, daß sie nicht gewachsen und wegen seiner Störan- ein Ausmaß besaßen, das auf irgendeine fälligkeit für militärische Zwecke praktisch un- Unkorrektheit des Lieferanten schließen brauchbar (Philipps 64/91; Fischer 64/166; ließ" (a. a. O. S. 13). Essers-Gutachten vom 20.7.58; BRH zu 188). 2. Überwindung der Schwierigkeiten, Tätigkeit Ein am 20.7.58 auf Veranlassung von Minister der Becker-Kommission Strauß erstattetes vorläufiges Sachverstän- digengutachten enthielt ähnliche Beanstandun- Die Schwierigkeiten, die in der Verwirklichung gen und schloß mit der Empfehlung, die Bau- des Schützenpanzerprogramms aufgetreten gruppen Kühlsystem, Schaltgetriebe, Lenk- waren, hatten im Mai 1958 Minister Strauß zu getriebe und Laufrollenabfederung noch nicht einer grundsätzlichen Überprüfung der Lage für die Serienfertigung freizugeben. Da über- veranlaßt. Auf dringendes Anraten des Zeu- dies Änderungen der drei erstgenannten Bau- gen BrigGen Becker ordnete er am 19.5.1958 gruppen Änderungen in Form und Ausmaßen die sofortige Abgabe sämtlicher Akten und der Panzerwanne nach sich ziehen könnten, Unterlagen für die Beschaffung der Schützen- wurde auch von deren Fertigung in größerer panzer Hotchkiss und HS 30 sowie bestimmter Zahl abgeraten. Ein weiteres Gutachten der- Munitionssorten an das Ministerbüro an. selben Sachverständigen vom 9.11.58 be- Einen Tag später beauftragte er vier Ange- klagte, daß noch keiner der am 20.7. erwähn- hörige des Verteidigungsressorts mit der „Ge- ten Mängel zufriedenstellend behoben sei, samtüberprüfung" und gewährte ihnen das Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

Recht, ,unmittelbar von jedem Angehörigen stritt zudem nicht ein gewisses Mitverschulden des Verteidigungsministeriums ... volle Aus- des BMVtdg an den aufgetretenen Schwierig- künfte ... zu verlangen. Ergebnisse und Ver- keiten (S. 96 ff.) und warnte ebenfalls vor besserungsvorschläge seien ihm „laufend" den vertraglich vereinbarten internationalen vorzulegen' (Unterlagen bei BRH zu 186). Schiedsverfahren (S. 134). Welche Vorsicht für das weitere Verfahren angezeigt erschien, be- Bereits am 28.5.58 erstattete die nach ihrem kundet der folgende Passus eines am 26.7.58 Initiator so genannte „Becker-Kommission" geschriebenen Briefes von Möhring an Strauß: einen „vorläufigen Kurzbericht" mit einem für HS überwiegend negativen Resultat, das der „Wenn Sie allerdings der Meinung sind, daß Zeuge Forndran als technischer Sachverständi- es gelingen wird, die Auftragnehmer auch ger am 31.5.58 in einer „Wertung der in der sonst zu Verhandlungen an einen Tisch Angelegenheit HS 30 festgestellten Tatbe- heranzubringen, was ich durchaus für mög- stände" noch einmal besonders bestätigte. In lich halte, und was man auch versuchen die Befragungen hatte sich am 30.5.58 auch sollte, so wären die Verhandlungen allein der Minister selber eingeschaltet. Auf Empfeh- mit dem Ziel zu führen, die bisherigen ver- lung der Kommission erstatteten die Münch- traglichen Abmachungen durch eine Verein- ner Rechtsanwälte Dr. Oskar Möhring und Dr. barung zu ersetzen, die es den Auftrag- Karl-Ferdinand Reuss die bereits erwähnten nehmern möglich macht, weiterhin zu ver- Gutachten über die Rechtslage, aufgrund deren suchen, ein brauchbares Kettenfahrzeug des sich der Minister schließlich zu einer Reduzie- veränderten Typs HS 30 zu liefern, die aber rung des HS 30-Auftrages entschloß (s. o. S.). vor allem dem BMVtdg die Befugnis gibt, Ihren Schlußbericht hat die Kommission nur ohne weitere als die bisherigen Aufwendun- mündlich vorgetragen (64/Anl. 12). Daran gen noch eine kürzere Zeit abzuwarten, ob wurde später der Verdacht geknüpft, die zu- den Auftragnehmern- dieser Versuch ge- nächst mit erheblicher Vehemenz eingeleitete, lingt und wenn es nicht der Fall ist, die Ver- noch dazu unübliche Aktion (Thomsen 53/6; träge sämtlich zur Aufhebung zu bringen. dazu Strauß 64/361) sei wohl auf einen Wink Meines Erachtens kann man nur auf diese von oben „im Sande verlaufen" (Kern 45/48). Weise die Folgen aus der Welt schaffen, die Dem Zeugen StS Rust war davon freilich dadurch entstanden sind, daß alle Serien- „nichts bekannt" (45/47, 127). Strauß erklärte aufträge erteilt wurden, bevor man einen jedoch, ihm habe bereits der vorläufige Be- truppenbrauchbaren Prototypen des HS 30 richt für seine weiteren Maßnahmen und Ver- erhalten hat" (BRH zu 186). handlungen mit Hispano Suiza genügt (64/ 337 f.; vgl. auch die Aussagen der als Zeugen Der BMVtdg hat diesen Rat schließlich befolgt. vom 1. UA gehörten vier Mitglieder dieser Seinem Entschluß gingen allerdings lebhafte Kommission und des ihnen als Gutachter in interne Diskussionen über die Zweckmäßigkeit Finanzfragen beigegebenen Zeugen Thomsen: des Schrittes (53/12 f., 26, 49 ff.; 64/370) und hef- 38/88; 53/27, 86, 94, 99, 151). Das BMVtdg be- tige, teils mündliche teils schriftlich geführte stätigte in der Sache diese Aussagen in einem Auseinandersetzungen, mit dem Hispano-Chef Schreiben an den 1. UA vom 24.4.1968 Birkigt und dem interimistischen Hispano (ADrs. 15). Vertreter in Bonn, Dr. Winsemius, voraus (vgl. Unterlagen bei BRH zu 190 und 191). Schon die Becker-Kommission hatte die Über- zeugung gewonnen, daß die Verträge mit HS In dieser Kontroverse spielten nicht zuletzt die wegen „arglistiger Täuschung" anfechtbar Begriffe der „Truppentauglichkeit" und seien und daß der Bund von ihnen zurücktreten „Kriegstauglichkeit" der zu liefernden Schüt- und Schadensersatz verlangen könne (Thomsen zenpanzer eine Rolle, gegen deren Einbezie- 53/12). Allerdings hatte der Zeuge Troll als hung in die vertraglichen Abmachungen sich Mitglied dieser Kommission gleichzeitig auf Winsemius zunächst mit der Begründung ge- Vollstreckungsschwierigkeiten hingewiesen wehrt hatte, die „mangelnde definitorische Klar- und damit zu einer skeptischen Beurteilung der heit" der Begriffe enthalte ein für HS unkalku- praktischen Erfolgsaussichten eines Vorgehens lierbares und daher unzumutbares Risiko (Brief unter ausschließlich materiell-rechtlichen Ge- an Becker vom 29.7.58, a. a. O. zu 190). Einige sichtspunkten beigetragen (53/150 ff.; so auch Wochen später räumte die Firma jedoch ein, Thomsen 53/28). sie halte sich selbstverständlich zur Lieferung von „betriebsfertigen", „truppenverwendba- 3. Prüfung der Frage des Rücktritts von den Ver- ren" und „kriegsbrauchbaren" Fahrzeugen für trägen verpflichtet (so auch Kraemer 58/244), bitte Die beiden Rechtsgutachter waren in ihren aber um Präzisierung der damit verbundenen Gutachten im wesentlichen zu dem gleichen konkreten Vorstellungen (Brief vom 21.8. Ergebnis wie die Becker-Kommission gelangt, 1958, a. a. O. zu 191; dazu Strauß: „Mein Auf- freilich mit der wichtigen Einschränkung, daß trag ... später war, ein truppenbrauchbares Ansprüche aus arglistiger Täuschung „schwer Fahrzeug durch Nachentwicklung zu erstellen" ; beweisbar" seien, obwohl HS sicherlich zu 64/345). In demselben Schreiben machte sie fer- hohe Erwartungen geweckt habe (Möhring ner darauf aufmerksam, daß ein Prototyp S. 24 ff., 40; Reuss S. 115 ff., 122 ff.) Reuss be schon begrifflich den Anforderungen einer Se- Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

rienfertigung noch nicht entsprechen könne, die man nicht der Firma allein in die da er ja gerade der Erprobung und Verbesse- Schuhe schieben kann" (64/345 f.; in der- rung diene (vgl. dazu auch die mit Schreiben selben Richtung äußerten sich die Zeugen vom 24.6.68 dem 1. UA übermittelten „Gedan- Rust 45 8; Schanze 47/19, 40, 76; Thomsen ken zum Begriff Prototyp", RS 41 Anl. 11). 53/20; Dorn 28/68; Schnell 71/23, 46; Goergen Im übrigen blieb HS dabei, die Konsequenzen 47/131). der entstandenen Schwierigkeiten nicht allein Aber nicht nur die Vertreter der Lieferfirma tragen zu müssen, für die das BMVtdg infolge haben die deutschen Forderungen für die auf- seiner ständigen Änderungswünsche und Nach- getretenen Schwierigkeiten zumindest mitver- forderungen grundsätzlich mitverantwortlich antwortlich gemacht. Auch die technischen sei. Sachverständigen teilten diese Auffassung Der 1. UA ist dieser Frage mit besonderer Auf- (Merker 28/186; Philipps 64/63). So wies merksamkeit nachgegangen, schon um die in Merker darauf hin (a. a. O.), daß infolge der der Natur der Sache liegenden Unklarheiten Wünsche und Forderungen seitens der Bundes- aufzuhellen, die später zu einer kaum ver- wehr das Fahrzeug schließlich fast doppelt siegenden Quelle für Vermutungen und Ver- so viel gewogen habe wie der Urprototyp; dächtigungen geworden sind. Seine Beweis- praktisch habe es sich also um eine Neukon- erhebungen haben ergeben, daß bei der Er- struktion gehandelt (Goergen 47/176; ebenso teilung der ersten Aufträge sowohl das Kraemer 58/20, 41, 47, 63; Lierow 41/44 ff.; BMVtdg als auch HS den Entwicklungsstand Klare 30 / 196; Löffelholz 25/292; sowie Forn- des HS 30 offenbar überschätzt, den schließ dran 53/Anlage 3; vgl. auch die mit Schreiben lichen Umfang der deutschen militärischen vom 18.7.1968 dem 1. UA von HS zur Ver- Forderungen und Änderungswünsche aber bei fügung gestellte Dokumentation, RS 43). weitem unterschätzt haben. Zu diesem Sach- Aus den Aussagen- des Zeugen Kraemer geht verhalt hat der Zeuge Strauß folgendes aus- hervor, daß HS vor allem im Vertrauen auf gesagt: die Erfahrungen der für die Fertigung des „Ich muß hier allerdings auch noch eines be- HS 30 in Betracht kommenden Firmen (ANF, merken, was sich bei allen Entwicklungs- Leyland, Hanomag und Henschel: 58/16) das und Produktionsaufträgen eingestellt hat; in der Verpflichtung zur Erfüllung der mili- und hier hat die Firma nicht ganz unrecht, tärischen Forderungen liegende Risiko über- man kann auch nicht einfach alles auf die nehmen zu können geglaubt hatte (58/23). Firma abwälzen: Hier hat sich herausge- Kraemer gestand jedoch offen: „Hätte ich den stellt, daß zwischen den ersten Forderungen Umfang der Änderungen zu der Zeit erkennen und Berechnungen der Militärs und den spä- können, hätte es keinen Vertragsabschluß in teren, durch zusätzliche militärische Forde- der Form gegeben; dann hätte ich darauf rungen abschließenden Kriterien ein weiter bestanden, daß wir einen Entwicklungsauftrag" Weg ist. Es gehört zu der Eigenart dieser (in echter Partnerschaft mit dem BMVtdg) Beschaffungsvorgänge moderner Waffen- „bekommen" (58/72). systeme oder komplizierter Geräte ..., daß die militärischen Forderungen laufend ge- 4. Reduzierung der Stückzahl der zu liefernden ändert werden. Diese Änderung der militäri- HS 30 schen Forderung bringt meistens eine Ge- wichtsvermehrung mit sich, die nicht vor- Während die Vertragspartner bei Abschluß hergesehen war. Die Gewichtsvermehrung des Lizenzvertrages noch von einer Stückzahl bringt dann das Erfordernis eines stärkeren in Höhe von 6000 SPW — bei einer Lizenz- Motors mit sich, eines stärkeren Getriebes, gebühr von 12 Millionen DM — ausgingen, und hier wurde auch die Firma zum Teil von lag den Serienverträgen mit British MARC und den Militärs überfordert. Es lag also nicht den deutschen Nachbaufirmen eine Stückzahl nur an der Firma. Wenn die Militärs sich mit von 4412 zugrunde. Nach den Auseinander- dem Holzmodell in Stahlversion hätten zu- setzungen mit HS erfolgte dann am 23.8.1958 friedengeben können und auf zusätzliche eine Kürzung des Auftrages mit der Firma Forderungen verzichtet hätten, dann hätte British MARC auf 1000 SPW. Die Aufträge mit diese Entwicklung wahrscheinlich ohne den Firmen Hanomag und Henschel wurden am großes Risiko nach den üblichen Übergangs- 24.3.1959 auf insgesamt 1027 SPW gekürzt. störungen, die bei jedem Gerät zu verzeich- Geliefert wurden schließlich aus englischer Fer- nen sind, durchaus oder einigermaßen be- tigung 1089 und deutscher Fertigung 1027 Fahr- friedigend in der Produktion enden können. zeuge. Da hatten auch unsere Leute gegenüber der Firma ein schlechtes Gewissen, weil im Falle 5. Auslieferung der Fahrzeuge eines Prozesses sich bei der Beweisaufnahme Die im Serienvertrag mit British MARC verein- ergeben hätte, daß zusätzliche Forderungen barten Lieferfristen konnten von der Firma und der Versuch sie zu erfüllen, zu einer nicht eingehalten werden. Der Auslieferungs- Überlastung des Gesamtsystems — Motor, beginn sollte ursprünglich 15 Monate nach dem Getriebe, Lenkgetriebe, Stoßdämpfer, Fede- 25.2.1957 erfolgen. Die Gründe für die Verzö rung — geführt hat, zu einer Überlastung, gerung waren die technischen Schwierigkeiten Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

- vorwiegend mit den Prototypen - und die der sich jedoch aufgrund einer späteren Forde- Änderungswünsche des BMVtdg, der schließ- rung des Heeres um 300 auf 3162 erhöhte. Die lich auf Einhaltung der Lieferfristen verzichtet restlichen (BMVtdg 1964 an BRH S. 49) 400 hatte (Schreiben vom 23.8.1958 an British Motore wurden in Ersatzteile zerlegt. MARC, BRH zu 193 und BMVtdg 1964 an BRH Die Restabgeltung für die entfallenen Motore S. 39, Nr. 1 Aktenverz. 1. UA). Die Serien- wurde auf rd 8,5 Millionen DM festgesetzt. fahrzeuge der englischen Produktion wurden Von der Restabgeltung waren bis zu einem schließlich in der Zeit von September 1959 bis Höchstbetrag von 40 % des Gesamtbetrages Dezember 1961 ausgeliefert. Die Serienver- von zukünftigen Aufträgen 5 % gutzuschrei- träge mit der Firma Hanomag und Henschel ben, soweit diese his zum 30.6.64 erteilt sahen vor, daß die jeweils ersten 54 SPW bis wurden. Auf diese Weise sind mindestens Ende des 10. Monats nach Vertragsschluß, 242 300 DM der BRD wieder zugeflossen dem 22.4.1958, und das letzte Fahrzeug bis (BMVtdg 64/59 ff.; Denkschrift BRH S. 211). Ende des 27. Monats nach Vertragsschluß ausgeliefert werden sollte. Der sachverständige Zeuge Dilger erklärte vor dem 1. UA, er habe die Vergleichsunterlagen Auch diese Fristen konnten aus den gleichen überprüft und sei zu dem Ergebnis gekommen, Gründen nicht eingehalten werden. Die tat- daß gegen die Vergleiche keine Bedenken erhoben sächliche Auslieferung erfolgte in der Zeit von werden könnten (28/102 f.). Dilger stützt mit März 1960 bis Februar 1962. dieser Aussage indirekt die Behauptung des BMVtdg, es sei der BRD durch die HS 30-Beschaf- 6. Vergleichsverhandlungen und Restabgeltungen fung kein Schaden entstanden. Bei Unterstellung Zur Abgeltung der beiderseitigen Ansprüche eines Schadens durch den BRH hätten dann die aus der Durchführung des HS-Programms hat Vergleichsforderungen der BRD an die HS-Dach- die Firma Mecatex Holding AG, Zürich, als gesellschaft als zu gering beanstandet werden Dachgesellschaft aller mit der HS 30-Beschaf- müssen. - fung befaßten HS-Gesellschaften, mit der BRD zwei Vergleiche vom 9.5.60 und 26.11.65 ge- Zusammenfassende Beurteilung der Minderheit schlossen (BRH zu 195). In dem Vergleich vom 9.5.60 wurde u. a. ver- Die unstreitig entstandenen erheblichen Schwie- einbart: rigkeiten mit dem HS 30 sind durch den tatkräftigen Einsatz des Ministers Strauß, der Beamten und die Restabgeltungsforderungen wurden auf Offiziere des BMVtdg und der Truppe in Zusammen- 40 Millionen DM begrenzt, arbeit mit den beteiligten Firmen behoben worden. - von den bei den deutschen Herstellerfir- men entstandenen Zeichnungskosten von Von einer Verletzung der Sorgfaltspflicht bei der ingesamt 1,6 Millionen DM übernimmt HS Vertragsabwicklung kann daher nicht die Rede 1 Million DM, sein. - statt des bisher verwandten Sidebi-Getrie bes soll ein anderes, erprobtes Getriebe eingebaut werden ; soweit die Fahrzeuge E. Konstruktionsunterlagen bereits mit Sidebi-Getrieben ausgestattet sind, sollen die Mängel durch Nachbesse- Der 1. UA hatte laut Untersuchungsauftrag (b) zu rung behoben werden; darüber hinaus ist überprüfen, „ob der Firma Hispano-Suiza Konstruk- die Firma verpflichtet, die erste Grundüber- tionsunterlagen bezahlt worden sind, die - obwohl holung der Sidebi-Getriebe, die nach etwa ihre Erstellung vereinbart war - tatsächlich nie ge- 3000 km fällig ist, kostenlos durchzuführen. liefert wurden". Da sich im Laufe des Verfahrens Weiter erstattete HS der BRD 400 000 DM als Anhaltspunkte für eine Nichtlieferung nicht erga- Zinsverlust für die vorzeitige Zahlung der ben, wohl aber für eine nicht rechtzeitige und nicht Lizenzgebühr (Witte 28/122, 123; Dilger werkstattreife Lieferung, hat der 1. UA seine Ermitt- 28/102). Im übrigen blieben die Minderungs- lungen auf das insofern gegenüber den formulierten ansprüche der BRD unberührt (Nr. 12 des Ver- Beweisfragen erweiterte Beweisthema ausgedehnt. gleiches vom 9.5.60). Der Vergleich vom Der Ausschuß hatte die rechtliche Möglichkeit zur 26.11.65 beendete die außerdem noch offenen Untersuchung der genannten Punkte, weil sich der Streitfragen endgültig. Untersuchungsauftrag auf die generelle Überprü- fung, „ob bei Vertragsschluß und Abwicklung des Wegen der erheblichen Vertragsänderungen zwischen der BRD und HS mußte auch der mit Projektes HS 30 Unregelmäßigkeiten vorgekommen der Firma Rolls Royce abgeschlossene Vertrag sind", erstreckte. geändert werden. Mit dieser Firma wurde da- In diesem Zusammenhang ist der 1. UA der Frage her am 10.7.59 folgende Vereinbarung getrof- nachgegangen, ob bei Konzeption und Konstruktion fen: des HS 30 Unterlagen der ehemaligen deutschen Der Gesamtumfang der zu liefernden Motore Wehrmacht verwendet worden sind. Verschiedene wurde auf 3 562 Stück begrenzt, zwar bestand Zeugen deuteten an, daß es in der letzten Kriegszeit zunächst nur ein Bedarf von 2862 Motoren, Konstruktionszeichnungen für einen Vollketten-SPW Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode

gegeben habe (vgl. v. Schwerin 68/180). Der Zeuge alle Zeichnungen vor" (53/41). Fischer dagegen Nähring sagte vor dem 1. UA, die im Kriege ent- führte aus, „daß die Zeichnungen, die wir brauchten, wickelten Konstruktionen seien „alle nicht zum Zuge um die Fertigung durchzuführen, jederzeit auch gekommen" (25/196). Er habe von den „letzten rechtzeitig angefertigt wurden" (64/144). Die damali- Entwicklungen" aber nur gehört (25/200, 211). Kniep- gen Vertreter der anfänglich in der Arbeitsgemein- kamp berichtete, im Januar 1945 technische Unter- schaft für Kettenfahrzeuge (AGK) zusammen- lagen für Panzerkonstruktionen in Kisten, die er geschlossenen deutschen Nachbaufirmen Henschel später nicht mehr habe auffinden können, verpackt und Hanomag, die Direktoren Hofbauer und Merker, zu haben (74/51, 100). „Vom Hörensagen" sei ihm konnten sich die Behauptungen, die vollständigen bekannt, daß ein Konstrukteur, mit dem er im Kriege Konstruktionsunterlagen seien erst im Laufe des zusammengearbeitet habe, eine Kiste mit Konstruk- Jahres 1958 eingegangen, „nicht erklären" (64/208; tionszeichnungen in die Schweiz verkauft haben soll 28/218 f.). (74/55). Merker (28/212), Philipps (64/72, 83) und Der 1. UA hat schließlich geprüft, ob die geliefer- Pollex (28/489) wußten nicht, ob schon gegen Ende ten Konstruktionszeichnungen auch des Krieges ein Vollkettenfahrzeug als SPW in der werkstattreif ge- wesen sind. Der Zeuge Dilger vom BRH sagte vor Entwicklung gewesen ist (vgl. auch General a. D. Dipl.-Ing. Schneider 78/32). Schanze bekundete, daß dem 1. UA, „der Streit" zwischen dem BMVtdg und der BAM um diese Frage sei „nie endgültig" ent- es seines Wissens einen Vollketten-SPW zu jener schieden worden. Zeit weder als Konstruktion noch als Entwicklung gegeben habe (47/10, 13). „Die Frage kam nach meiner Erinnerung über- haupt erst deshalb auf, weil die deutschen Nach- Der 1. UA hat eine Beziehung von seinerzeit even- baufirmen Ansprüche im Rahmen der Bezahlung tuell vorhandenen Konstruktionsunterlagen zur Ent- ihrer Leistungen hinsichtlich Aufwendungen gel- wicklung des HS 30 nicht feststellen können. Krae- tend gemacht haben, die sie erbracht haben für mer versicherte dem 1. UA, dem Prinzen Poniatow- die Umarbeitung und Werkstattreifmachung der ski sei der Konstruktionsauftrag „nicht aufgrund von ihnen von der -Firma BAM übergebenen Unter- Konstruktionszeichnungen (erteilt worden), die wir lagen". In den Verträgen stehe „kein Wort dar- von irgendeiner Seite erhalten haben" (58/13). Nach über, daß diese Unterlagen in deutscher Sprache Birkigt hat HS auch von Ruscheweyh keine Zeich- zu liefern seien; so steht auch nichts darüber nungen oder auch nur Anregungen bekommen darin, daß das deutsche metrische System zu- (76/36). Diese Möglichkeit war aufgrund einer Be- grunde gelegt werden müsse". Insofern könne hauptung Plapperts gegeben, wonach bei Rusche- man „nicht ausschließen, daß die Firma die Un- weyh „die gesamten deutschen Entwicklungen kon- terlagen auch geliefert hat" (28/92). zentriert waren, um sie im Rahmen der deutschen Wiederaufrüstung zu Geld zu machen" (vgl. 22/286, Ein Vergleich der entsprechenden Verträge zeigt 313). Seeger zufolge waren bei der Nachlaßregelung in der Tat, daß zunächst nur von „werkstattreifen" des 1954 verstorbenen Ruscheweyh Zeichnungen der Zeichnungen die Rede war (§ 1 des Vertrages zwi- den 1. UA interessierenden Art nicht vorgefunden schen BAM und AGK vom 7.12.56) . Erst in den worden (58/181). Oster meinte allerdings, er habe Verträgen zwischen der BRD und Hanomag bzw. im Ruscheweyhschen Archiv auch Rollen gesehen, Henschel vom 24.4.58 wurde neben der Werkstatt- die Konstruktionszeichnungen enthalten haben reife auch die Lieferung „in deutscher Sprache und könnten (72/44 ff.). im metrischen System" ausdrücklich festgelegt. Die zunächst wenig präzise Formulierung „werkstatt- Ob die HS 30-Baufirmen die von der BAM zu lie- reif" hatte nämlich zu der Einstellung geführt - wie fernden Konstruktionszeichnungen rechtzeitig er- BAM im Schreiben an das BMVtdg vom 21.3.60 halten haben, konnte der 1. UA nicht aufklären. ausführte —, die Zeichnungen und Stücklisten seien Hierzu sind einander widersprechende Aussagen ge- „in französischer Textsprache und französischen macht worden. Hansohm betonte vor dem 1. UA, er Normen" zu fertigen (BRH, Arbeitsunterlagen, Bd. 1, habe seinerzeit in einem Vermerk darauf hingewie- Anl. 46 c, Reg. Nr. 13, 1. UA). Das BMVtdg vertrat sen, „daß für 12 Untergruppen, und zwar von ins- einem Schreiben an die BAM vom 29.4.60 zufolge gesamt 47, die Zeichnungen fehlten" (41/65). Esser in allerdings die Ansicht, da es sich bei der AGK um seinem „Vorläufigen Gutachten über den SP HS 30" eine deutsche Firmengemeinschaft handele, müsse vom 20.7.58 (a. a. O.) : „Einsichtnahme in Zeichnun- als vereinbart angesehen werden, „daß die Zeich- gen in Niederlahnstein kein vollständiger Satz nungen in einem technischen Zustand ausgeliefert vorhanden." Wegener bekundete vor der Staatsan- werden, daß sie auch in Sprache und Bemaßung von waltschaft, daß sein Ingenieurbüro auf Auftrag der dem letzten Facharbeiter des Vertragsbetriebes ge- Firma HS bei der E-Stelle Niederlahnstein feststellen lesen werden können. Andere Zeichnungen sind für sollte, „ob ,richtig und zügig gebaut werde, ob Bean- eine deutsche Firma nicht ,werkstattreif'" (BRH, standungen vorzubringen seien ... Wir stellten fest, Arbeitsunterlagen, Bd. 1, Anl. 46 b, a. a. O). In daß es dort (in Niederlahnstein) ,ziemlich durch- seiner Stellungnahme aus dem Jahre 1964 zum BRH einander ging'. Zum Teil hatte ... Poniatowski ... Bericht 1962 (a. a. O.) führte das BMVtdg dann aber Konstruktionsunterlagen ... nicht rechtzeitig her- zur „Werkstattreife" aus, über den technischen und gestellt" (Bd. VII, Bl. 71, vgl. auch Bl. 73). Ähnlich rechtlichen Inhalt des Begriffes sei eine einheitliche ließ sich auch Thomsen vor dem 1. UA ein: „Zum Auffassung nicht feststellbar. „Insbesondere hat sich Zeitpunkt der Becker-Kommission - das ist auch keine Usance feststellen lassen, nach der der Lizenz- ausgeführt worden damals lagen noch nicht mal geber verpflichtet ist, die zu liefernden Werkzeich- Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527 nungen in Bemessung und Beschriftung den im In der anschließenden Sitzung des 1. UA wurden Lande des Lizenznehmers bestehenden Gegeben- sechs Offiziere vernommen; vier meldeten sich nach heiten anzupassen. Daher dürfte HS insoweit seine Aufforderung durch den 1. UA freiwillig zur Aus- Verpflichtung zur Lieferung ,werkstattreifer' Zeich- sage, zwei wurden während der Übung ausgewählt. nungen erfüllt haben" (zu 47). Hauptmann Liebig, 29 .Jahre, technischer Offizier: Über den Zustand der gelieferten Zeichnungen äußerten sich mehrere Zeugen. Hopf meinte auf „Der allgemeine technische Zustand des Wagens Vorhalt einer früheren Bemerkung zu diesem Kom- umfaßt folgende Merkmale: Sein Laufwerk ist plex, er sei „auch heute noch" der Ansicht, daß die völlig unzureichend. Die Auflagefläche der Ket- Konstruktionszeichnungen nicht in Ordnung gewe- ten ist im Gelände viel zu kurz, so daß er jede sen seien (33/155). Der Zeuge Witte: „Die Zeich- Bodenwelle, jede Bodenerhebung vollzieht. Das nungen waren nicht in dem Zustand, wie wir glaub- hat zur Folge, daß das ganze Fahrzeug in un- ten, daß sie geliefert werden mußten" (28/122). erträglichem Maß hin und herschaukelt ..., Haneberg schließlich legte nach einem Besuch der verstärkt durch die unzureichende Federung ... Firmen British MARC und Leyland in seinem Reise- Die vorn angebrachten Stoßdämpfer sind nicht bericht vom 26.8.58 Erklärungen der „Herren von ausreichend, sind zu schwach, so daß das Fahr- Leyland" fest, wonach „die Leute von HS keine Er- zeug dann in eine nachfolgende Bodenwelle fahrung in der Panzerfertigung besäßen und daher hineinschlägt, die ersten beiden Laufrollen bzw. keine fertigungsreife Konstruktion ausarbeiten die Federpakete oder die Stoßdämpfer vom konnten" (Akte BMVtdg, lfd. Nr. 43, 90-23-50-47, Wagen abspringen. Diese ... Umstände führen Reg. Nr. 15, 1. UA). dazu, daß das Fahrzeug im Gelände nicht schnel- ler fahren kann als 15-20 km/h. ... Auch im Vergleich zum M 47 oder M 48 ist er zu lang- Zusammenfassende Beurteilung sam. - Der 1. UA hat eine Auswertung firmenfremder Ein zweites Merkmal ist die Instandsetzung die- Konstruktionszeichnungen seitens des HS-Konzerns ses Fahrzeuges... Bei vielen Arbeiten im Mo- im Rahmen der Entwicklung des SPW HS 30 nicht torraum ... oder an den Getrieben muß das feststellen können. Zur Frage, ob Konstruktions- Heck häufig ausgefahren werden... Das Heck zeichnungen nicht rechtzeitig abgeliefert worden ausfahren heißt, daß beide Ketten abgeschlagen sind, liegen sich widersprechende Aussagen vor. werden müssen, daß 64 Schrauben um den Das in den Verträgen festgelegte Kriterium Werk- Wagen herum gelöst werden müssen, daß sämt- stattreife ist vom BMVtdg widersprüchlich beurteilt liche elektrischen Leitungen, Benzinleitungen worden. gelöst werden müssen, daß das Fahrzeug ganz auseinandergezogen wird, um an diese Aggre- Eine aus den Abgeordneten Prof. Dr. von Merkatz, gate überhaupt ... heranzukommen." (12/7) Prof. Dr. Süsterhenn und Dr. Schulze-Vorberg beste- hende Minderheit ist folgender Meinung: Zusammenfassend sagte Liebig: Die Konstruktionsunterlagen wurden nach den „Die Hauptmängel des HS 30 liegen erstens in dem BMVtdg vorgelegten schriftlichen Bestätigun- seinen Fahreigenschaften, seinem Fahrwerk und gen (BRH zu Nr. 180) und nach den übereinstim- seinem Laufwerk, das den Belastungen in einem menden Bekundungen der Direktoren der deut- normalen Gelände nicht standhält, insbeson- schen Nachbaufirmen Merker (Hanomag) und Hof- dere im Hinblick auf die Fahrgeschwindigkeit bauer (Henschel) vollständig geliefert und in Ord- des Leopard und im Hinblick darauf, daß Schüt- nung befunden (28/218; 64/208). Bei der Fertigung zenpanzer zusammen mit Panzern kämpfen sol- nach den Konstruktionsunterlagen sind allerdings len. Der zweite Mangel liegt in der Instandset- Schwierigkeiten aufgetreten (Merker 28/189, 190, zung, in den hohen Instandsetzungszeiten, die 218; Schnell 55/81). Diese Schwierigkeiten, die erforderlich sind, um die anfallenden Schäden auch in der zivilen Fertigung auftreten, haben zu beheben." (12/13, 14) aber das übliche Maß nicht überschritten (Merker 28/190 f.; Littmann 15/182 f.). Nach Liebig meldete sich Otl Pein, Gruppenleiter Deshalb ist die Frage b) des Untersuchungsauf- Panzergrenadiere bei der Kampftruppenschule II in trages mit Nein zu beantworten. Munsterlager: „Ich glaube, der eben vernommene Zeuge hat manches falsch gesehen. Es spricht vielleicht die mangelnde Erfahrung daraus. Man muß in dem F. Tauglichkeit des HS 30 heute ganzen Problem die Zeit sehen, in der der HS 30 ausgelegt wurde ... Uns allen sind die tech- Zur Prüfung der Frage, ob der HS 30 seine Auf- nischen Mängel am HS 30 bekannt ... Jeden- gabe erfüllt, hat der 1. UA anläßlich der Bundes- falls hat es sich herausgestellt, daß die laufen- wehrübung Hermelin II am 10.11.67 in Munster den Formveränderungen den Schützenpanzer lager eine Inaugenscheinnahme durchgeführt. Die sehr einsatzfähig ... gemacht haben. Ich selbst Ausschußmitglieder fuhren die Übung bei dem habe im Bataillon durchschnittlich eine Einsatz- PzGrenBtl 23 mit und befragten während der Übung quote gehabt zwischen 90 und 100 % ... Die die teilnehmenden Soldaten. entsprechende Ausbildung der Kraftfahrer trägt Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

sehr dazu bei Der Beweis ist angetreten wissen und kennen sicher auch die Wünsche .. . heute bereits bei dieser Übung, ... sonst müß- der Panzergrenadiere, um mit Panzern eng zu- ten ja alle Fahrzeuge hier auf dem Bauch ge- sammenzuarbeiten, sollte man mindestens legen haben; die sind ja alle gerollt ... Ich ebenso schnell ... sein wie die Panzerbataillone, kann nicht sagen, daß wir hiermit das Ideal- die heute mit dem Leopard ausgerüstet sind. fahrzeug haben, aber so, wie es hingestellt Daß wir auf der Strecke mit unserem HS 30 wird, ist es nicht." (12/26 ff.) hängen bleiben, das ist allgemein bekannt und der große Kummer der Panzergrenadiere. Aber Hauptmann Held, 34 Jahre, Hörsaalleiter, Kampf- ich kann mich erinnern an Zeiten, wo andere truppenschule III, gab ebenfalls freiwillig ein nega- Truppenteile, mit dem M 41 oder 47 ausgerü- tives Urteil über den HS 30 ab. Nach Aufzählung stet, uns um die HS 30 beneideten." (12/63 f.) vieler Mängel bejahte er die Frage, ob er damit sagen wolle, der HS 30 sei nicht einsatzfähig, nicht Das BMVtdg hat in seiner vom Untersuchungsaus- kampfverwendungsfähig (12/38). schuß geforderten Stellungnahme zu den Aussagen der Offiziere in Munsterlager abschließend aus- Oberstleutnant Henschel, Kommandeur des Panzer- geführt: grenadierlehrbataillons in Munster, der sich gleich- „ 1 . Der HS 30 hatte zu Beginn eine Reihe falls als Zeuge zur Verfügung stellte, erklärte, der von größeren und kleineren Mängeln, die HS 30 sei kampffähig 12/43). insbesondere wegen des schadanfälligen Si- „Die Schäden, die auftreten, sind natürlich ge- debigetriebes dazu führten, daß im Herbst geben ... Federpackungen, die wegfliegen, oder 1965 der Grad der bei der Truppe einsatz- Stoßdämpfer, die beschädigt werden. Das hängt bereiten Fahrzeuge nur bei 65 % lag. Eine aber ab von der Erfahrung des Fahrers. Norma- weitere Ursache hierfür war die in den lerweise ist jeder Fahrer ... in der Lage, den ersten Jahren sehr schleppend anlaufende HS 30 nach einer gewissen Fahrzeit zu beherr- Ersatzteilversorgung. schen ... Ich darf dazu sagen, daß ich Schützen- 2. Im Laufe der beiden letzten Jahre konnte panzer in meinem Bataillon habe, die innerhalb die Einsatzbereitschaft des HS 30 durch eine eines Jahres 3000 km gefahren sind ... Der Reihe von langfristig sich auswirkenden Klarstand meines Bataillons bei einer relativ Maßnahmen erheblich verbessert werden. hohen Beanspruchung liegt zwischen 75 und Im Oktober 1968 verfügte die Truppe im 85 % ... Natürlich gibt es diesen und jenen Durchschnitt über 85 % einsatzbereiter Fahr- kleinen Schaden ... Ich glaube aber, wenn Sie zeuge (bezogen auf den Buchbestand der hier einen der anwesenden Kommandeure der Truppe). Damit hat der HS 30 mit dem Panzer-Bataillone fragen, dann ist es bei denen Kampfpanzer wieder gleichgezogen. genau so. Das ist ja auch keine Beeinträchti- gung der Kampffähigkeit des Fahrzeuges ..." 3. Das Fahrzeug ist in seiner Konstruktion (12/40) . schon alt und damit technisch zu einem gro- ßen Teil überholt. Es paßt in seiner Konzep- Von den Offizieren, die der 1. UA während der tion (Beweglichkeit, Geländegängigkeit) Übung als Zeugen ausgewählt hatte, sagte der tech- noch zum M 48, zu dem schnelleren Leopard nische Offizier Hauptmann Bressel, 53 Jahre: jedoch nur bedingt. „Mit 56 HS 30 sind wir rausgefahren und fünf Der HS 30 erfüllt nach der Umrüstung seinen Ausfälle haben wir gehabt, von diesen ... ein Zweck insoweit, als vom technischen Konstruk- Getriebeschaden, ein Wilson-Getriebe. Vorher, tionsstand Ende der 50er Jahre ein Fahrzeug als wir das Sidebi-Getriebe noch hatten, war 10 Jahre später ihn noch erfüllen kann." die Ausfallquote wesentlich höher, und da wir jetzt zu 55 % auf ... Allison-Getriebe umgerü- Zu der Frage, ob der HS 30 seine Aufgabe erfüllt, stet sind, ist diese Ausfallquote gleich Null. Im hat der 1. UA ferner als sachverständige Zeugen letzten Jahr, als die Umrüstung bei mir war, vernommen: habe ich einen einzigen Getriebeschaden ge- den Direktor beim BWB, Leiter der Abteilung habt." (12/54 f.) Kraftfahrzeuge, Dipl.-Ing. Littmann,

Oberstleutnant Jepsen, Kommandeur des während den General der Technischen Truppen des der Übung besichtigten HS 30-Bataillons, trug vor, Heeres, Generalmajor Freyer, Truppenamt, die Einsatzbereitschaft seiner Einheit habe während den stellvertretenden Leiter der Abteilung der Übung über 90 % gelegen, das spreche für die Wehrtechnik des BMVtdg, Brigadegeneral Dipl.- Leistungsfähigkeit des HS 30. Er erklärte, vieles sei Ing. Willikens. abhängig von der Leistungsfähigkeit des T-Offiziers und vom Ausbildungsstand der Kommandanten und Littmann wurde ein Auszug aus einem Bericht des Kraftfahrer. Besonders durch die Umrüstung auf das Truppenamtes vom 16. 2. 61 vorgehalten, in dem es Allison-Getriebe habe sich die Kfz-Lage verbessert. heißt: Die Schwierigkeiten mit dem Laufwerk seien zu- „Nach Auffassung der Truppe ist der Schützen- rückgegangen. panzer wegen seiner Formgebung und niedri- „Ich glaube, man könnte davon ausgehen, daß gen Bauhöhe ein gutes Ausbildungsfahrzeug. es 59 keinen besseren Schützenpanzer gab. Sie Für ein Kampffahrzeug sind Motorleistung, Be- Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

schleunigungsvermögen und Fahrbereich zu ge- Der 1. UA hat auch die verantwortlichen Generäle ring, die Raumverhältnisse im Innern des Fahr- des Führungsstabes des Heeres zu einer Stellung- zeuges zu eng, das Schluckvermögen der Fede- nahme aufgefordert. rung zu klein." Der Inspekteur des Heeres, GenLt Moll, führte in seiner zusammenfassenden Stellungnahme aus: Hierzu erklärte der Zeuge: „Durch laufende Verbesserungen hat der HS 30 „Ich weiß nicht, ob diese Kritik heute noch auf- einen technischen Stand der Einsatzbereitschaft rechtzuerhalten ist ..., weil der HS 30 konzi- von 85 % erreicht, der allen übrigen in der Bun- piert und gebaut worden ist in einer anderen deswehr eingeführten Kettenfahrzeugen gleich- Generation. Gewiß sind ... die Mängel, die dort zusetzen ist ... In Feuerkraft und Panzerschutz festgestellt werden, zum Teil auch Tatsache... . ist er allen eingeführten Schützenpanzern oder Es wird die zu geringe Motorleistung beanstan- gepanzerten Mannschaftstransportwagen des det. Es wird der Federweg als zu gering an- Ostens überlegen. In Beweglichkeit und Gelän- gegeben. Ich nehme einmal nur diese beiden degängigkeit ist der HS 30 in der Lage, mit dem Beispiele. Für die Motorleistung haben wir Kampfpanzer M 48 zusammenzuwirken. In sei- einen Maßstab: PS pro Tonne. Dieses Verhält- nen Varianten als Führungs- und Feuerleitfahr- nis liegt beim HS 30 absolut im Rahmen der zeug, als Mörser- und Panzerabwehrraketenträ- Zahlen bei den vergleichbaren Objekten, beim ger ist er voll verwendungsfähig. Damit ist der Kampfpanzer M 47 und M 48, vor allen Dingen HS 30 nicht nur zur Ausbildung, sondern auch beim M 47, der ja zur gleichen Zeit wie der für den Kampf geeignet und erfüllt seine Auf- HS 30 entstand. Auch die Federwege, die ein gaben." (RS 42, Anl. 6). Maß für die Geländegängigkeit sind, sind beim HS 30 besser als die der beiden Kampfpanzer." Der damalige Unterabteilungsleiter „Führung" im Führungsstab des Heeres, GenMaj. Reischle, schreibt Nach der Auffassung von Littmann kann man in seiner Zusammenfassung:- heute manches kritisieren, jedoch habe der Panzer „Durch die laufenden Verbesserungen seit 1958 damals der technischen Entwicklung entsprochen. hat der Schützenpanzer HS 30 einen technischen Die zahlreichen Umrüstungen freilich gehen auf „die Stand der Einsatzbereitschaft erreicht, der allen Art der Einführung des Fahrzeuges" zurück (15/199). übrigen in der Bundeswehr eingeführten Ket- Er teile nicht die Auffassung, daß es sich bei dem tenfahrzeugen gleichzusetzen ist. An Beweglich- HS 30 nur um ein gutes Ausbildungsfahrzeug, aber keit und Geländegängigkeit ist der HS 30 in der nicht um ein Kampffahrzeug handele: Lage, mit den Kampfpanzern, mit denen er zur „Ich bitte doch einmal die Soldaten heute da- Zeit seiner Einführung eingesetzt werden sollte nach zu fragen, wie sie mit dem Fahrzeug zu- (M 47 und M 48 A 1), zusammenzuwirken. In frieden sind. Es gibt irreparable Mängel in die- seinen Varianten als Führungs- und Feuerleit- sem Fahrzeug.- Da ist z. B. das Nach-hinten fahrzeug und als Mörser- und Panzerabwehr Ausbooten. Heute ist es für uns eine Selbstver- jäger ist er ebenfalls voll verwendungsfähig ... ständlichkeit, daß wir die Besatzung nicht über Der HS 30 ist für den Kampf geeignet und er- die Seite ausbooten, sondern nach hinten aus- füllt seine Aufgabe." (RS 42, Anl. 13). booten. Aber gerade diese Konzeption ... ist das, was uns die allermeisten Schwierigkeiten GenMaj Dr. Schnell, ehemaliger Unterabteilungs- überhaupt gemacht hat. Denn der Gruppen- leiter „Logistik", schreibt: wagen an sich ist das schwierigste Fahrzeug „Wesentlich zur Erhöhung bzw. Wiederherstel- und wird es immer bleiben." (15/200). Daher lung der Einsatzbereitschaft haben folgende haben sich bei der Erprobung des SPW in den Maßnahmen beigetragen: Jahren 58/59 „die gleichen Mängel" gezeigt wie - die Abstellung der wichtigsten Mängel, ins beim HS 30 (15/211). besondere der Ersatz von Sidebi-Getrieben durch Allison-Getriebe in den Jahren Freyer erwiderte auf die Frage, ob der HS 30 1965/66, heute als ein voll ausgereiftes Fahrzeug anzuspre- chen sei: - die Verbesserung der Ersatzteilbereitstel- lung, „Ich antworte mit Ja. Es ist voll technisch ein- - die Arbeit der Materialprüfkommandos, satzfähig, aber ein Konstruktionsstand, der um zehn Jahre und länger zurückliegt" (15/242). - die Einführung der vorgeplanten, lauf leistungsbedingten Depotinstandsetzung. Willikens führte aus: Eine Reihe von Schwächen des Fahrzeugs ist „Das Ziel war sehr hoch gesetzt ... Ich möchte konstruktionsbedingt (z. B. Notwendigkeit des heute sagen, nachdem an dem Fahrzeug eine Heckausfahrens, um an das Triebwerk heran- Reihe von Änderungen vorgenommen worden zukommen) und kann nicht beseitigt werden." sind, um die konstruktiven Mängel und Schä- (RS 42, Anl. 1) den zu beseitigen, ist dieses Ziel im Hinblick auf die Generation, in die dieses Fahrzeug hin- Als Zeuge vor dem 1. UA bestätigte Schnell seine eingehört, insoweit erreicht, daß man sagen schriftliche Stellungnahme (71/12 ff.). Zur Einsatz- kann: Es ist ein brauchbares Fahrzeug gewor- bereitschaft des EIS 30 sagte der Zeuge aus seiner den." (15/289) . jetzigen Stellung als Divisionskommandeur: Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

„Wenn Sie jetzt gerade in diesem Schlamm und wirken mit modernen Kampfpanzern wie dem Dreck in Munsterlager und in Bergen-Hohne „Leopard" nur bedingt geeignet. mitgefahren wären . . . Wenn Sie diese hohen Zusammenfassung: Der HS 30 erfüllt heute seine Anforderungen an das Gerät sehen, die bei sol- Aufgabe. Er ist ein für die Truppenverwendung chen Übungen und Manövern kommen, dann ist und den Kriegseinsatz brauchbares Fahrzeug. In die Zahl 80 % der Einsatzbereitschaft unserer Beweglichkeit und Geländegängigkeit ist der Fahrzeuge als außerordentlich hoch und zufrie- HS 30 in der Lage, mit dem Kampfpanzer M 48, denstellend zu werten." (71/43) der etwa in der gleichen Zeit entwickelt wurde, Der Zeuge Hellwig äußerte auf die Frage, ob er zusammenzuwirken. der Meinung sei, „daß dem HS 30 auch heute noch recht schwerwiegende konstruktive Mängel anhaf- ten, die das Fahrzeug als nicht tauglichen Schützen- panzer erscheinen lassen": „Der Schützenpanzer ist G. Schaden bedingt brauchbar" (74/78). Bei der Prüfung der Frage,

Zusammenfassende Beurteilung der Minderheit „ob dem Bund durch die Erteilung oder Ab- wicklung des Auftrages ein Schaden entstanden Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme ist der ist?" 1. UA zu der Auffassung gelangt, daß der Schützen- panzer HS 30 in den ersten Jahren nach seiner Aus- (Beweisthema a), 5. Halbsatz) lieferung wegen technischer Mängel nicht den Er- ging der 1. UA davon aus, daß es nicht seine Auf- wartungen entsprach. Ein Tiefstand war im Jahre gabe sein konnte, mit den Methoden der Betriebs- 1965 mit einer Einsatzbereitschaft von 65 % der wirtschaft exakt zu berechnen, welcher wirtschaft- Fahrzeuge zu verzeichnen (71 / Anl. 6). Im Jahre liche Schaden unter genauer- Prüfung und Abwägung 1968 betrug die Einsatzbereitschaft 85 %. aller dafür in Betracht kommenden Faktoren dem Der 1. UA ist weiter der Auffassung, daß der Bund bei dem Projekt HS 30 enstanden ist. Dies FIS 30 nach erheblichen Umrüstungen seine Auf- hätte die Einschaltung zahlreicher Sachverständiger gabe bedingt erfüllt. und zeitraubender Untersuchungen erfordert. Die Sachverständigen hätten kostspielige Gutachten über Eine aus den Abgeordneten Prof. Dr. von Merkatz, den hypothetischen Verlauf der technischen Ent- Prof. Dr. Süsterhenn und Dr. Schulze-Vorberg be- wicklung und Erprobung des Fahrzeuges und deren stehende Minderheit ist folgender Meinung: wirtschaftliche und finanzielle Auswirkungen erstel- Der HS 30 entsprach in den Jahren nach seiner len müssen. Das Ergebnis einer solchen Unter- Auslieferung wegen technischer Mängel nicht den suchung hätte deshalb weitgehend auch nur auf Erwartungen. Die bei der Besichtigung in Munster- Schätzungen und Wertungen beruhen können. lager gehörten Zeugen sowie die sachverständigen Andererseits hält es der 1. UA nicht für aus- Zeugen bestätigten technische Mängel am HS 30 reichend, die Frage des Schadens nur unter dem bis zum heutigen Tag. Diese technischen Mängel Gesichtspunkt zu werten, was der Bund endgültig liegen teils im Bereich der Instandsetzung für diese Beschaffung bezahlt, also aus den einzel- (Schwierigkeiten beim Zugang zum Motorraum nen für die reine Beschaffung des Fahrzeugs in Be- und zu den Getrieben), teils in der Fahrleistung tracht kommenden Haushaltstiteln effektiv ausgege- (Liebig 12/7, Littmann 15/200). ben hat. Bei diesem Verfahren würden der personelle Diese Schwierigkeiten sind es auch, die die täglich und technische Aufwand, den der Bund einsetzen mit dem HS 30 umgehenden technischen Offiziere mußte, um durch Verbesserungen und Umrüstungen (z. B. die Zeugen Liebig und Held) zu ihren ein- zu einem brauchbaren Fahrzeug zu kommen, sowie deutig negativen Urteilen über den HS 30 kom- die Verzögerungskosten unberücksichtigt bleiben. men lassen. Aus diesen Erwägungen heraus hat der 1. UA Wie jedoch die klaren und eindeutigen Aussagen seinen Auftrag darin gesehen, einige wesentliche der Bataillonskommandeure (Oberstleutnant Jep- Faktoren aufzuzeigen, die für die Bewertung des sen, S. 119/120, Oberstleutnant Henschel, S. 119, Schadens in Betracht kommen. Andererseits hat sich sowie Oberstleutnant Pein, S. 117/118) ergeben, der Ausschuß aber auch auf diese allgemeinen Fest- beeinträchtigen diese technischen Schwierigkeiten stellungen beschränkt und auf die mögliche ziffern- die Einsatzfähigkeit des HS 30 um ein für den mäßige Erfassung einzelner Schadenspositionen ver- Kriegseinsatz voll brauchbares Fahrzeug nicht. zichtet, weil diese nur im Gesamtzusammenhang zu- Diese Erklärungen werden auch vom BMVtdg be- treffend bewertet werden könnten. stätigt (RS 28 Anl. 28). Ein wichtiges Indiz ist wei- Der Zeuge Fischer, der mit der Abwicklung der ter die Feststellung, daß die materielle Einsatz- HS 30-Verträge betraut war und die Schwierigkeiten bereitschaft des HS 30 mit durchschnittlich 85 °/o der Produktionsdurchführung besonders gut kannte, auf der gleichen Höhe liegt wie die der anderen erklärte vor dem 1. UA, die Schadensfrage müsse er gepanzerten Fahrzeuge (RS 28 Anl.). „leider Gottes mit Ja" beantworten (64/144). Bei der Beurteilung ist allerdings zu berücksich „Wenn die Serienfertigung reibungslos über die tigen, daß die Konstruktion des HS 30 jetzt 10 Bühne gegangen wäre, wären diese Panzer billi Jahre zurückliegt. Deshalb ist er im Zusammen ger gebaut worden, sie wären schneller gekom- Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

men und sie hätten auch wahrscheinlich später Die Auseinandersetzung mit den HS-Firmen über in der Instandhaltung und im Wiederheraus- mangelhafte Vertragserfüllung, die Möglichkeit der ziehen aus der Front, weil man nur ein anderes Reduzierung und die Höhe der Restabgeltungs- Getriebe einbauen mußte, eine andere Kette kosten hatten es dem BMVtdg notwendig erschei- anbringen mußte, usw. —, diese Gelder hätten nen lassen, juristische und technische Gutachten ein- sicherlich gespart werden müssen" (64/181; vgl. zuholen und sich für die Preisprüfung Sachverstän- auch 64/183). diger zu bedienen. Hierdurch sind ebenfalls Kosten in Höhe von einigen Hunderttausend DM entstan- Die Konstruktion und die technischen Mängel des den. Fahrzeugs machten es auch erforderlich, daß das BMVtdg und die Nachbaufirmen mit einem erheb- Der BRH hat zusammenfassend zu diesem Kom- lichen personellen Einsatz von Technikern selbst an plex festgestellt, „daß die Beschaffung in einer dem Projekt mitarbeiteten, um den HS 30 zu einem Weise betrieben wurde, die mit den Grundsätzen vertragsgemäßen und tauglichen Fahrzeug zu ent- der Wirtschaftlichkeit nicht im Einklang steht" wickeln. Damit verbunden sind Sachkosten für die- (Denkschrift zu 198). ses Personal und zusätzliche Verwaltungskosten. Es sollte auch nicht übersehen werden, was Fischer wie folgt formulierte: Die hohe Reparaturanfälligkeit in den ersten Jah- ren und die zahlreichen Umrüstungen der Fahr- „Es ist natürlich ein geldlicher, ein wirtschaft- zeuge bedingten nicht nur zusätzliche Kosten für licher Schaden entstanden — was ist an Ver- Ersatzteile und Reparaturen. Zu berücksichtigen sind trauen verwirtschaftet worden seinerzeit auch auch zusätzliche Transportkosten zur Reparatur- der Truppe gegenüber, die nun ein Fahrzeug werkstätte, zusätzliche Kosten für den Ein- und Aus- kriegte, auf das sie jahrelang gewartet und sich bau sowie die Erprobung auszutauschender Einzel- gefreut hatte, und das lief dann immer wieder teile wie Getriebe usw. (vgl. Fischer 64/186). Auch nicht." (64/186) - der Zeitfaktor spielt hier eine Rolle, denn während der Umrüstung der Reparatur sind die Fahrzeuge Zusammenfassende Beurteilung der Truppe entzogen. Der Bundesrepublik ist durch die Erteilung und Die BRD hat an die auftragnehmenden Firmen des Abwicklung des HS 30-Auftrages ein — zwar im ein- HS-Konzerns erhebliche Vorauszahlungen geleistet. zelnen nicht meßbarer — Schaden entstanden. Dieser Diese Vorauszahlungen haben zu einer Schädigung beruht z. T. auf ungenügender technischer, wirt- des Bundes geführt: An die Fa. British MARC waren schaftlicher und vertragsmäßiger Vorbereitung des Vorauszahlungen von 193 Mio DM geleistet und Schützenpanzer-Projekts, z. T. auf mangelnder Sorg- darüber hinaus unwiderrufliche Akkreditive über falt bei der Auswahl des Modells und beim Abschluß weitere rd. 47 Mio DM zur Verfügung gestellt wor- und der Abwicklung der Verträge durch das BMVtdg, den, obwohl ausreichende Sicherheiten auf seiten andererseits aber auch auf mangelhafter Vertrags- der Fa. British MARC nicht vorhanden waren. Dies ausführung durch die dem HS-Konzern angehören- hatte zur Folge, daß das BMVtdg im Jahre 1958, als den auftragnehmenden Firmen. sich herausgestellt hatte, daß HS weder frist- noch vertragsgemäße Leistungen erbrachte, die geschlos- Die aus den Abgeordneten Professor Dr. v. Mer- senen Verträge nicht in voller Höhe kündigen katz, Professor Dr. Süsterhenn und Dr. Schulze-Vor- konnte, obwohl eine solche Klausel in den Ver- berg bestehende Minderheit nimmt zu der Frage, ob trägen enthalten war. Der Bund mußte nämlich da- dem Bund durch die Erteilung oder Abwicklung des mit rechnen, dann wegen mangelnder Liquidität der Auftrages ein Schaden entstanden ist, wie folgt Stel- Fa. British MARC seine Vorauszahlungen nicht zu- lung: rück- und auch keinen Gegenwert dafür zu erhalten. Der Zeuge Fischer hat behauptet, der BRD sei bei Die Reduzierung auf 1000 Stück entsprach dem Be- der Beschaffung des HS 30 ein Schaden entstan- trag der Vorauszahlung in Höhe von 193 Mio DM. den (64/144). Auf den Hinweis, den Schaden zu Aufgrund dieser Reduzierung mußte die BRD auf beziffern, konnte er nur einige Kostenfaktoren das Einzelfahrzeug berechnet höhere Restabgel- nennen (64/183). Als wesentlichste Faktoren be- tungskosten für die Investitionen, Materialeinkäufe nannte er dabei die im Zusammenhang mit der usw. leisten, als dies der Fall gewesen wäre, wenn Umrüstung von dem Sibedi- auf das Allison das Fahrzeug in der ursprünglich vorgesehenen Getriebe stehenden Kosten. Diese Behauptung ist Stückzahl produziert worden wäre. jedoch nicht überzeugend. Da — wie auch der BRH in seiner Denkschrift 1966 Der Zeuge Fischer, der Techniker ist, hat bei sei- (zu 198) ausführt — die Vorauszahlungen „zum ner Erklärung lediglich die technischen Gesichts- weitüberwiegenden Teil früher geleistet worden punkte und dabei insbesondere nur die geringe sind als es nach dem Fertigungsablauf gerechtfertigt Lebensdauer gesehen. Zum Ausgleich hierfür hat gewesen wäre", sind auch Zinsverluste in beträcht- HS aber licher Höhe entstanden. — die kostenlose Grundüberholung nach 3000 km Ferner darf nicht außer acht gelassen werden — übernommen und was auch der BRH (a. a. O. zu 194) erwähnt —, daß — die Minderung von 4,73 Millionen DM während der verzögerten Fertigung Lohnerhöhun- gen von rd. 9 Mio DM eingetreten und somit in bezahlt. Damit ist die geringere Lebensdauer des gewissem Umfang als Schaden anzusehen sind. Sidebi-Getriebes finanziell ausgeglichen. Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

Dietet. sonstigen, vom Zeugen FischerMil (64/183) ge- . deren Hilfe wurden die Mängel später nannten Kostenfaktoren, wie Änderungen an der weitgehend beseitigt. Der HS 30 kann heute ins- Kupplung, an den Ketten und an der Federung, gesamt gesehen als ein brauchbares Fahrzeug an- können theoretisch zwar zu Mehrkosten geführt gesehen werden (Willikens 15/316, Hellwig 74/78; haben. Ob sie auch tatsächlich Mehrkosten ver- siehe im einzelnen dazu Abschnitt C, in dem zur ursachten, läßt sich aufgrund der Zeugenaussage Frage, „ob der HS 30 seine Aufgabe erfüllt", ein- nicht feststellen. gehend Stellung genommen wird). Der BMVdtg, der durch den Beschluß des 1. UA Auch die vom BMVtdg nach der Feststellung der vom 27.6.1968 (64/1) aufgefordert worden war, Mängel gezogenen rechtlichen Konsequenzen sind unter Berücksichtigung der Aussage des Zeugen nicht zu beanstanden. So hätte die — theoretisch Fischer zur Schadensfrage Stellung zu nehmen, wohl mögliche — Kündigung der Verträge der begründete eingehend, daß dem Bund kein Scha- BRD keine Vorteile gebracht. Abgesehen von den den entstanden sei. Er sah sich jedoch außer- politischen Folgen einer Kündigung des gesamten stande, die hypothetischen Kosten einer her- Vertragsverhältnisses, insbesondere in England kömmlichen Beschaffungsweise zu errechnen, um (vgl. BMVtdg [64] S. 30), hätte die Kündigung für einen Vergleich mit den tatsächlichen Beschaf- die BRD zur Folge gehabt, daß dann überhaupt fungskosten ziehen zu können. Eine solche Be- keine militärischen Forderungen ungefähr ent- rechnung hätte zu viele Unwägbarkeiten enthal- sprechenden Fahrzeuge zur Verfügung gestanden ten (RS 47/Anl. 3). hätten. Trotz der günstigen Rechtslage bestanden aber, Bei Wertung der Frage, ob durch Änderungen ein worauf insbesondere auch die beiden vom Schaden entstanden sei, ist zu unterscheiden BMVtdg bestellten Gutachter Dr. Möhring und zwischen den Änderungen, die wegen der aufge- Dr. Reuss hinwiesen, erhebliche, insbesondere tretenen Mängel erforderlich wurden und denen, prozessuale Schwierigkeiten. Möhring empfahl die auf die nachträglich gestellten militärischen - sogar in seinem Anschreiben vom 26. 7. 58 Forderungen zurückzuführen sind. Nur soweit den (BMVtdg — Unterlagen zur BRH-Denkschrift zu Änderungen Mängel zugrunde liegen, könnte Nr. 192, S. 2) im Hinblick auf mögliche Scha- von einem Schaden der BRD gesprochen werden, densersatzforderungen von HS: wenn nicht gleichzeitig durch die praktizierte Be- schaffungsweise erhebliche Summen eingespart „Wenn Sie allerdings der Meinung sind, daß worden wären. So wurden z. B. für die HS 30-Ent- es gelingen wird, die Auftragnehmer auch wicklung nur zwei Prototypen gebaut, während sonst zu Verhandlungen an einen Tisch heran allein für die Varianten „Gruppe" und „Führung zubringen, was ich durchaus für möglich halte, und Funk" des Schützenpanzers (neu) 24 Proto- und was man auch versuchen sollte, so wären typen mit einem Kostenaufwand von 51,5 Mil- die Verhandlungen allein mit dem Ziel zu füh- lionen DM gebaut wurden (RS 57/Anl. 3). ren, die bisherigen vertraglichen Abmachungen durch eine Vereinbarung zu ersetzen, die es den Auch aus der Gegenüberstellung der Entwick- Auftragnehmern möglich macht, weiterhin zu lungskosten für den HS 30 in Höhe von rd. versuchen, ein brauchbares Kettenfahrzeug des 25 Mio DM und den Schützenpanzer (neu) in Höhe veränderten Typs HS 30 zu liefern." von 139 Mio DM ergibt sich, daß der BRD kein Schaden entstanden ist. Zu b) Es ist auch nicht richtig, die Lohnerhöhungen als Durch die Anzahlung ist dem Bund kein Schaden Schaden anzusehen. Wenn der Serienbau erst entstanden. Anleihen wurden zur Erfüllung der nach eingehender Erprobung durchgeführt wor- Anzahlung nicht aufgenommen. Vielmehr wurde den wäre, wären die Lohnerhöhungen in gleicher diese Anzahlung aus den damals vorhandenen Höhe angefallen. Kassenreserven des Bundes („Juliusturm") genom- men. Ein Zinsverlust konnte nicht entstehen, weil Unrichtig sind weiter die Behauptungen dahin die Einlagen des Bundes bei der Bundesbank nicht gehend, daß verzinst werden, vgl. § 19 Abs. I Nr. 4 i. V. m. a) die Vorauszahlung ursächlich für das Festhal- § 20 Abs. 1 Nr. 3 des Bundesbankgesetzes. ten an den Verträgen war, Zu c) b) Zinsverluste entstanden sind, c) die zusätzlichen Gutachten vermeidbare Ko- Die Schwierigkeiten, welche ein Vorhaben dieser sten verursachten. Art und dieses Umfanges wie die Beschaffung des HS 30 einer erst im Aufbau befindlichen Verwal- Zu a) tung bot, ließen es im Interesse des Bundes ange- zeigt erscheinen, unabhängige Anwälte mit einer So wurde bereits, als sich eine längere Verzöge- sorgfältigen Prüfung der möglichen Folgerungen rung in der Auslieferung der Prototypen um rd. zu betrauen. Die hierfür entstandenen Kosten 6 Monate feststellen ließ, vorn BMVtdg persönlich können deshalb nicht einseitig der Firma HS an- die sogenannte Becker-Kommission eingesetzt. gelastet werden. (BMVtdg — v. 4. 6. 1969 S. 5 i) Als sich nach der Ablieferung des 1. Prototyps im Juni 1958 erhebliche Mängel herausstellten (BRH Zusammenfassung: Danach ist dem Bund weder Denkschrift Ziff. 187), wurde eine weitere unab- durch die Erteilung noch durch die Abwicklung hängige Kommission eingeschaltet und das Son- des Auftrages über die Schützenpanzer HS 30 ein derreferat unter dem Zeugen Hellwig eingerich Schaden entstanden. Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

Viertes Kapitel dann kann ich noch ein paar Prozente heraus- holen ... und die teilen wir dann. Und das ist Zuwendungskomplex ein sehr, sehr geschickter Schachzug von einem Waffenhändler. Denn auf diese Weise ist er assoziiert mit dem Bedarfsträger und ist sicher, A. 4 %-Angebot Czarnecki-Antonowitsch das Geschäft zu machen, und nimmt dann die Am 5.12.56 besuchte der in Paris lebende Waffen- Provision zweimal. Was er abgehandelt hat, teilt händler Czarnecki mit seinem Dolmetscher, dem er mit der Regierung und dann versucht er na- Lufthansa-Angestellten Schöneborn, den Zeugen türlich noch, von den Lieferanten zusätzlich was Bergemann. Er machte dabei dem BMVtdg das An- zu bekommen." In das HS 30-Geschäft habe gebot zur Lieferung von Munition diverser Kaliber, Czarnecki sich „zu unserem großen Mißvergnü- leichten Panzern und der dazugehörenden Munition gen eingeschaltet", in der Annahme, er werde sowie verschiedenem anderen Material. Dieses An- „schon jemanden finden, der die Fahrzeuge gebot umfaßte auch eine „Ermäßigung von 4 % auf baut ...; denn die Lizenz lag ja beim Bund." die bereits ... akzeptierten oder auf die Preise, die Kraemer bestätigte, daß Czarnecki in keinem Rechts- ... von den westlichen Ländern gezahlt werden" verhältnis zu HS stehe oder gestanden habe (58/ (45/Anl. 2). Czarnecki hatte zuvor dieses Angebot 127 ff.); „Bestimmt unrichtig" ist nach Kraemers in einem an Minister Strauß gerichteten Brief vom Meinung die in einem Vermerk des Zeugen Goetze 24.11.56 unterbreitet. Am Tage des Gesprächs im vom 1.8.58 (38 I/Anl. 1) enthaltene Behauptung, BMVtdg sollen Czarnecki und sein angeblicher Mit- Czarnecki habe 1928 dem Vater des Zeugen Birkigt arbeiter Antonowitsch den Zeugen v. Manteuffel aus einer finanziellen Verlegenheit geholfen und da- im Bundeshaus um die Vermittlung einer Unterre- für auf alle durch ihn vermittelten Hispano-Ge- dung mit Minister Strauß gebeten haben. Manteuffel schäfte einen Rabatt von 7 % zugesagt bekommen hat diesen Besuch in der Sitzung des Verteidigungs- (58/128; ebenso Birkigt- im Schreiben vom 27.8.68 ausschusses am 29.8.57 geschildert (vgl. Sitzungs- und Aretz im Schreiben vom 30.9.68, RS 46 Anl. 4). protokoll), doch vermochte er sich vor dem 1. UA der Angelegenheit nicht mehr zu erinnern (33/45 ff.). Vor dem 1. UA hat der Zeuge Bergemann mit Be- stimmtheit wiederholt, Czarnecki habe in der Un- Über die Unterredung mit Czarnecki informierte terredung vom 5.12.56 auch über die HS-Aufträge Bergemann seinen Abteilungsleiter, Dr. Holtz, am gesprochen (38/145; vgl. auch den oben II, 3 zitierten 6.12.56 (38/II Anl. 2). Am 25. 3. 57 erläuterte Berge- Vermerk). mann diese Vorgänge in einer Dienstlichen Äuße- „Herr Czarnecki ist ja nicht gekommen und hat rung, in der es u. a. heißt: gesagt: Ich bin Czarnecki und vertrete irgend „Herr Schöneborn erklärte im Auftrag von jemand. Sondern er ist gekommen und hat ge- Herrn Czarnecki, der nicht Deutsch sprach, der sagt: Ich bin Mitinhaber von Hispano Suiza und Herr Minister habe entschieden, daß alle Auf- ich bin deshalb in der Lage, diese Ermäßigungen träge an die Firma Hispano-Suiza über Herrn zu gewähren." (38/140) Czarnecki zu laufen hätten, und daß Herr Czarnecki dafür der Bundesrepublik einen Diese Aussage steht in Widerspruch zu der eides- stattlichen Erklärung, die Czarnecki am 27.8.57 Rabatt von 4 % einräumen würde. Ich habe abgegeben hat. Bergemann hat sie dennoch mit diese Mitteilung zur Kenntnis genommen Nachdruck aufrechterhalten. Gegenüber dem Vor- und über meine Meinung, daß es sich hier wohl wurf, sachlich falsch gehandelt zu haben, als er wäh- kaum um ein seriöses Angebot handeln könne, rend des Gesprächs mit Czarnecki den Zeugen Klare keine Zweifel gelassen ... Während des Ge- beauftragte, sich ausgerechnet bei dem in Bonn wei- sprächs habe ich Regierungsdirektor Klare ge- lenden Zeugen Kraemer nach den Qualifikationen beten, mit ... Generaldirektor Kraemer Verbin- Czarneckis und der Legitimation für dessen 4 %- dung aufzunehmen und Näheres über das Ange- Offerte zu erkundigen (38/139 ff.), blieb er bei der bot Czarnecki zu erfahren. Hierbei stellte sich Behauptung, daß nicht nur er, sondern auch sein heraus, ... Herr Czarnecki ist nicht Mitinhaber Haus die Seriosität jenes Angebotes bezweifelt und der Firma Hispano Suiza; er hat lediglich ein deshalb die Sache nicht weiter verfolgt habe einziges Mal einen Verkauf an die Firma His- (38/150 ff., 163). Die mit HS vereinbarten Selbstko- pano Suiza vermittelt. Er hat niemals einen stenpreise hätten keinen Raum dafür gelassen, „nun Verkauf von der Firma Hispano Suiza an eine noch irgendeinen Vertreter dazwischenzuschieben" andere Stelle vermittelt." (38/135 f) (38/151). Der Zeuge Kraemer berichtete, er habe von Czar- Unter Bezugnahme auf seine privaten Aktenver- necki den Eindruck eines „an sich seriösen" und merke vom 21.2. und 12.3.57 - die er am „sehr geschickten" Waffenhändlers gewonnen, der 22.11.65 (vgl. Akte BMVtdg ES 54/65 Blatt 59) dem aber nur einmal ein Geschäft für HS vermittelt und zuständigen ES-Referat übergeben hatte - (ADrs. im übrigen keinerlei Vertragsverhältnisse zu HS 12) hat der Zeuge Helmut Schmidt vor dem 1. UA habe. Czarnecki arbeite auf eigene Rechnung und bekundet, an den gena nn ten Tagen Waf- Initiative, und zwar so, fenhändler Antonowitsch aufgesucht worden zu „daß er etwas anbieten geht und dann die Re sein. Antonowitsch habe ihm über das Angebot gierung bittet, der er es anbietet: Gebt mir doch einer Rüstungsfinanzierungsgruppe (Czarnecki) be- ein Mandat, daß ich für dich verhandeln kann; richtet, „auf jeden Preis, den das BMVtdg mit His- Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode pano Suiza vereinbaren würde, mindestens 5 % Ergebnisse der Beweisaufnahme über diese bei- Spezialrabatt gewähren zu können, und zwar so, den Angebote zu stellen. daß 4 % an die Bundesregierung und je ein halbes 1. Der Waffenhändler Czarnecki erschien am Prozent an „die Regierungspartei" bzw. an solche 22.11.56 im BMVtdg bei ORR z. Wv. Löhner, Personen gelangen sollten, die an der Sache betei- bei dem er sich vorher durch einen Herrn ligt seien. Antonowitsch sei überzeugt gewesen, daß Bräunlein hatte anmelden lassen. Czarnecki HS Bonn lediglich 2 % Rabatt konzediert habe und erklärte, daß er in der Lage sei, eine Ermäßi- diese obendrein „mehr oder minder ausschließlich" gung von 4 % auf alle von der Firma HS gefor- zugunsten der CSU zu verwenden gedenke. Ziel der derten Preise zu gewähren, wenn die Aufträge Initiative des Antonowitsch sei offenbar gewesen, über ihn geleitet würden (BMVtdg — ES 54/65 die SPD an dem Geschäft zu beteiligen und dadurch S. 5). Am 24.11.56 bestätigte er sein Angebot ihre Unterstützung bei der Ausbootung der Bonner mit einem Brief (45 Anl. 2), dessen Überset- HS-Vertreter Kraemer und v. Puttkamer und bei der zung lautet: Einschaltung der Gruppe Antonowitsch-Czarnecki in das Rüstungsgeschäft mit HS zu erlangen. Antono- „Hochverehrter Herr Minister! witsch habe sich bereit erklärt, die einschlägigen Ich beehre mich Ihnen meine Unterredung Dokumente zu hinterlegen, falls Schmidt den His- vom 22. November mit Ihrem sehr geehrten pano-Chef Birkigt entsprechend informieren werde. Herrn Löhner zu bestätigen, mit dem ich das Schmidt erklärte, er habe von Anfang an unter große Vergnügen hatte, Einzelheiten über dem Eindruck gestanden, „es mit Gaunern zu tun zu meinen Vorschlag bezüglich Lieferungen von haben", wobei er freilich nicht ausschloß, „daß nicht Munition diverser Kaliber, leichter Panzer vielleicht ein oder zwei oder fünfzig Prozent von und der dazugehörenden Munition sowie dem, was diese Gauner berichteten, doch irgendwo verschiedenen anderen Materials zu bespre- auch wahr sein konnte" (30/61). chen. - Da Schmidt die „Räuberpistole" des Antonowitsch Im Laufe der Unterhaltung habe ich Herrn nicht für beweisbar hielt, und der im Sommer 1957 Löhner gegenüber zum Ausdruck gebracht, als Untersuchungsausschuß tätige Verteidigungsaus- daß, falls Sie mir Ihren Auftrag übertragen, schuß des Bundestages den Komplex unter Beteili- ich eine Ermäßigung von 4 %auf die be- gung von Schmidt bereits untersuchte, hat er nur reits von Ihren Dienststellen akzeptierten seinen damaligen Fraktionsvorsitzenden Erler über oder auf die Preise, die augenblicklich von das Zwischenspiel Antonowitsch informiert (30/91 den westlichen Ländern gezahlt werden, bis 100). gewähre. Herr Löhner sagte mir zu, daß, falls meine Vorschläge, die eine erhebliche Einsparung Zusammenfassende Beurteilung für das von Ihren Dienststellen bereits ge- wählte Material ergeben, interessant erschei- Der 1. UA ist zu dem Ergebnis gekommen, daß es der Gruppe Czarnecki bei ihren Angeboten in erster nen — und endgültige Entscheidungen ge- Linie auf die Einschaltung in das anfänglich milliar- troffen sind — ich nach Bonn gerufen wer- denschwere HS 30-Geschäft angekommen sein muß. den soll, um mit Ihren zuständigen Dienst- stellen die notwendigen Lieferungsverein- Die aus den Abgeordneten Prof. Dr. v. Merkatz, barungen zu besprechen. Prof. Dr. Süsterhenn und Dr. Schulze-Vorberg be- Im Falle, daß Sie im Prinzip mit dem von stehende Minderheit stimmt der vorstehenden zu- mir oben Gesagten einverstanden sind, sammenfassenden Beurteilung der übrigen Aus- möchte ich Sie bitten, mir die Kenntnis- schußmitglieder zu. Sie hält es jedoch für notwen- nahme vom Inhalt meines heutigen Briefes dig, noch auf folgende Zusammenhänge hinzu- bestätigen zu wollen." weisen: Am 5. 12. 56 fand eine Besprechung zwischen Die ersten Behauptungen über Zuwendungen an Ministerialdirigent Bergemann, der von ORR politische Parteien oder ihnen nahestehenden Löhner unterrichtet worden war, und Czar- Personen gehen bereits auf das Jahr 1956 zurück. necki statt, in dessen Verlauf Czarnecki be- Sie haben ihre Ursache erkennbar darin, daß hauptete: — ein Waffenhändler namens Czarnecki dem — er sei Mitinhaber der Firma HS, BMVtdg einen 4%igen Nachlaß anbot, wenn die Aufträge mit der Firma HS über ihn gelei- — der Herr Minister habe entschieden, alle tet würden, und Aufträge an die Firma HS hätten über Czarnecki zu laufen — ein weiterer Waffenhändler namens Antono- wicz dem sozialdemokratischen Bundestags- und abgeordneten Helmut Schmidt Anfang 1957 — er, Czarnecki, sei in der Lage, auf alle Auf- eine prozentuale Beteiligung der SPD vor- träge einen Rabatt von 4 % einzuräumen schlug, falls die Aufträge an die Firma HS über (BMVtdg — ES — 54/65 S. 10, Bergemann ihn laufen würden. 38/140, 143). Aus diesem Grunde sind an den Beginn der Unter Die Behauptungen Czarneckis, er sei Mitinha- suchungen über den Zuwendungs-Komplex die ber der Firma HS und der Minister habe be- Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode Drucksache V/4527 reits entschieden, alle Aufträge hätten über ranus und dem Bankier Holland in der Firma Czarnecki zu laufen, stellten sich als falsch Tellus AG in Frankfurt zusammen. Wegen kri- heraus. Aus diesem Grunde wurde auch das mineller Handlungen setzte er sich 1964 nach weitere Angebot, dem Bundesverteidigungs- Südamerika ab (XI, 24). Von Richter-Rettershof ministerium zu einem 4%igen Preisnachlaß zu war von dem Waffenhändler Antonowicz in- verhelfen, nicht weiter für ernst genommen, formiert worden (Schreiben vom 28.7.57). zumal der Null-Serien-Vertrag in Höhe von Der Zeuge Rust wies Rechtsanwalt von Schlab- 30 Stück und die deutsche Fertigung zu einem rendorff bereits in seinem Antwortschreiben Selbstkostenerstattungspreis abgeschlossen vom 29.3.57 (BMVtdg - ES 54/65 S. 17) auf werden sollten. Hinsichtlich der britischen den Widerspruch in den beiden Darstellungen Serienfertigung waren die Verhandlungen hin. Er gab den Brief „offenbar in die normale über die endgültige Preisgestaltung noch nicht Behandlung des Hauses". Aus der „globalen abgeschlossen. Erinnerung" hielt er die Behauptung für einen Czarnecki hat zwar in einer „Eidesstattlichen „großen Schwindel" (45/88). Erklärung" vom 27.8.57, also ein dreiviertel Jahr später, behauptet, er habe niemals Er- Bei der darauffolgenden Nachprüfung stellten zeugnisse des HS-Konzerns angeboten, weil er sich die Vorwürfe auch als haltlos heraus zu dieser Firma keine vertraglichen Beziehun- (BMVtdg - ES 54/65 S. 18/19, Bergemann gen habe (38 II Anl. 3). 38/138 ff., 163). Diese Erklärung ist jedoch im Hinblick auf die Rechtsanwalt von Schlabrendorff, der zu die- unmittelbar nach der Besprechung gefertigten sem Komplex vor dem 1957 als Untersuchungs- Vermerke im BMVtdg und die Aussage des ausschuß tagenden Verteidigungsausschuß als Zeugen Dr. Bergemann widerlegt. Zeuge gehört wurde, verweigerte die Aussage mit dem Hinweis,- daß sein Mandant Dr. Dieter Am 22.3.57 besuchte der Rechtsanwalt Dr. Bührle, ihm die Aussagegenehmigung nicht er- Frh. von Schlabrendorff, Rechtsvertreter der teilt habe (Prot. der 165. Sitzung des Vert. Schweizer Waffenfabrik Bührle (Prot. d. Ausschusses vom 24.9.57, S. 37 ff.). 165. Sitzung des Verteidigungsausschusses vom 24.9.57, S. 38), der Konkurrentin der 2. Am 21.2.57 und am 12.3.57 suchte der Waf- Firma HS, den Leiter der Abt. IV des Bundes- fenhändler Antonowicz, der Informant des v. verteidigungsministeriums, Heusinger. Nach Richter-Rettershof, den sozialdemokratischen dessen Aktenvermerk vom 23.3.1957 teilte Bundestagsabgeordneten Helmut Schmidt auf er ihm mit (BMVtdg - ES 54/65 S. 2) : und erklärte ihm, er habe dem BMVtdg einen „An die Hispano-Suiza (Herrn Birkigt) seien Spezialrabatt von 5 % auf alle HS-Aufträge im Januar 1957 500 Millionen DM als Zah- angeboten, falls diese über ihn liefen. Der Ra- lung für zu lieferndes Material gezahlt. Es batt sollte so gewährt werden, daß 4 % der sollten ferner Ende März d. J. weitere Bundesregierung und je 1/2 % an die „Regie- 600 Millionen DM gezahlt werden. Als Ver- rungspartei" und an solche Personen gelangen mittler dieser Verträge sei ein Herr Ste- sollten, die an der Sache beteiligt seien (vgl. phan Czarnecki, ... , tätig gewesen. Ihm Vermerk Schmidt vom 21.2.57, Ausschuß- (Herrn v. Schlabrendorff) sei nunmehr aus drucksache Nr. 12, S. 2). zuverlässiger Quelle mitgeteilt worden, daß Dieses Geschäft sei auch zunächst gut vorange- dieser Herr Czarnecki zugesichert habe, kommen. Mit dem Vertragsabschluß sei er aber 4 % der angegebenen Summen zurückzuzah- immer wieder vertröstet worden. Anfang Ja- len an das Verteidigungsministerium. Es nuar (1957) sei nun der Vertrag unmittelbar bestehe die ernste Sorge, daß diese 4 %, zwischen der Firma HS und dem Bundesvertei- wenn sie wirklich zurückgezahlt würden, digungsministerium abgeschlossen worden. nicht wieder in die Kasse des Bundes flös- Deswegen sei er, Antonowicz, davon über- sen." zeugt, daß die Firma HS „nur die Möglichkeit In seinem Schreiben vom 28. 3. 57 an Staats- von etwa 2 % sogen. Spezialrabatts einge- sekretär Dr. Rust (BMVtdg - ES 54/65 S. 12 ff.) räumt hätte" (S. 3 des Vermerks). Dieses Geld stellte Rechtsanwalt von Schlabrendorff diesen solle „mehr oder minder ausschließlich" in Sachverhalt allerdings anders dar. Hier be- CSU-Kreise gelangen (S. 3 des Vermerks). hauptet er lediglich, das BMVtdg habe für die Anschließend machte Antonowicz „... im wei- Waffen, die es bei der Firma HS gekauft habe, teren Verlauf des Gesprächs das Angebot, wir 4 % zuviel bezahlt und es bestehe die Mög- sollten erreichen, daß die Nebenabsprachen lichkeit, diese Ermäßigung noch jetzt zu erhal- für die weiteren Zahlungsraten an Hispano- ten. Der Inhaber der Firma HS, Herr Birkigt, sei - so sei er informiert worden - noch Suiza auf seine Vorschläge umgeändert wür- den; er sei nach wie vor in der Lage, insgesamt jetzt zu einem Preisnachlaß in der genannten 5 % Spezialrabatt anzubieten. Nach seiner Vor- Höhe bereit (BMVtdg - ES 54/65 S. 13). stellung sollte nicht alles Geld, das aus diesen Als Informant benennt Rechtsanwalt von Geschäften zu machen sei, in die Hände nur Schlabrendorff den früheren Rechtsanwalt von einer Partei gelangen. Er schlug in sehr offener Richter-Rettershof. Dieser arbeitete mit Trevi Weise vor, die Sozialdemokratie solle sich ent- Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode

sprechend an dem Geschäft beteiligen." (Ak- an die Person nicht mehr genau erinnern. John tenvermerk S. 4) Renny, den er u. a. als möglichen Überbringer ge- Als Zeuge versicherte Schmidt, er habe von nannt hat, sagte vor dem 1. UA aus, er habe über Anfang an den Eindruck gehabt, „es mit Gau- eine Zuwendungsliste im Zusammenhang mit der nern zu tun zu haben". Da er glaubte, nicht HS 30-Beschaffung nicht das geringste gehört (57/3). ausschließen zu können, „daß nicht vielleicht Der ehemalige deutsche Botschafter in Bern, Dr. ein, zwei oder fünfzig Prozent von dem, was Holzapfel, will früheren Angaben zufolge 1959 eine diese Gauner berichteten doch irgendwo wahr Zuwendungsliste in der Hand gehabt haben. Vor sei" (30/61), ging Schmidt zunächst zum Schein dem 1. UA konnte sich Holzapfel nicht mehr genau auf das Angebot ein. Dabei verlangte er den erinnern, wann und von wem er diese Liste erhalten Nachweis, daß der Verteidigungsminister hatte. Sie soll aus zwei Blättern bestanden und zwi- Kenntnis von den Machenschaften hatte, bzw. schen 15 und 20 Namen sowie den Wohnort und je- den Nachweis darüber, daß er persönlich in weils einen Geldbetrag enthalten haben (7/236 f.). diese Affäre verwickelt sei (Ausschußdruck- „Als erster oben stand Otto Lenz, Bonn, darauf" sache 12, Aktenvermerk vom 12.3.1957, S. 4). (7/236). Zunächst habe er gemeint, die Liste stamme Diese Beweise brachte Antonowicz nicht, so von Treviranus. Nachdem ihm jedoch Schnell bei daß Schmidt weitere Gespräche mit Antono- einer dienstlichen Anhörung in Bern 1966 gesagt wicz ablehnte. Da er im übrigen diese „Räu- habe, daß die Liste, die Treviranus gehabt haben berpistole" des Antonowicz nicht für beweis- will, anders ausgesehen und ihn gefragt habe, ob sie bar hielt, unterrichtete er auch nur seinen Frak- nicht von einem Engländer übergeben worden sei, tionsvorsitzenden Erler über diesen Vorfall, meinte er sich zu erinnern, daß er sie von einem nicht aber dem 1957 in dieser Sache als Unter- Oberst Fryer erhalten habe (7/235 f.). Zuerst habe suchungsausschuß tagenden Verteidigungs er an einen anderen Engländer gedacht, dann habe er aber in einem Kalender von 1957 einen Zettel ausschuß (30/91-100). - mit dem Namen Fryer gefunden, den er im Hause seiner Kinder in Bern getroffen habe. Holzapfel meinte vor dem 1. UA, daß Fryer der einzige ge- B. Bestechungslisten wesen sein könnte, von dem er die Liste bekommen habe. Mit Sicherheit konnte er dies aber nicht sagen Im Zusammenhang mit der Beschaffung des HS 30 (7/236). ist die Vermutung entstanden, daß über mögliche Zuwendungsempfänger eine Liste existiere. Der Der 1. UA hat auch Dr. Plappert über die Liste Zeuge Treviranus bekundete vor dem 1. UA, er habe befragt, die dieser in der Fernsehsendung „Report" bei einem Besuch bei dem damaligen Verteidigungs am 27.10.67 erwähnt hat. HS habe am Ende der minister Strauß am 8.10.1958 diesem eine derartige 50er Jahre, als ein Regreßanspruch des BMVtdg Liste übergeben. Die Liste habe mehrere Namen und drohte, „eine Zuwendungsliste bei der Landesbank Beträge enthalten; er könne sich aber nur noch an in Liechtenstein deponiert" (vgl. 22/275). Diese Liste den Namen von Otto Lenz mit einem Betrag von 3 habe die inzwischen verstorbene Sekretärin des oder 3,2 Millionen erinnern. Die Gesamtsumme Rechtsanwalts Seeger, der die Vertretung der HS in habe 16 oder 18 Millionen DM betragen (50/18). Liechtenstein gehabt habe, gesehen und Dr. Langen Über das Aussehen dieser Liste, die darauf verzeich- stein darüber berichtet (22/275). Demgegenüber hat neten Beträge und ihre Herkunft hat Treviranus zu Langenstein vor dem 1. UA erklärt, Plappert selbst verschiedenen Zeiten einander widersprechende habe von der Existenz einer solchen Liste gespro- Aussagen gemacht. Strauß bestreitet, eine solche chen (35/178). Vor der StA wies Plappert darauf hin, Liste von Treviranus erhalten zu haben; wohl habe daß er eine Bestechungsliste nicht in Händen gehabt Treviranus ihm gesagt, „daß - ob über Otto Lenz habe (II/77). oder über jemand anderen, ob mittelbar oder unmit- Auch Dr. Goergen, der einmal eine Bestechungs- telbar, das kann ich (Strauß) nicht sagen - die CDU liste gehabt haben soll, hat die entsprechende Be- aus dem bei diesem angefallenen Gewinn Zuwen- hauptung vor dem 1. UA zurückgewiesen (47/122, dungen bekommen habe" (50/92). Treviranus da- 126, 129). Der 1. UA hat festgestellt, daß Informatio- gegen betonte bei seiner Gegenüberstellung mit nen der Journalisten, die die Existenz einer Be- Strauß vor dem 1. UA, er könne sich nicht erinnern, stechungsliste in verschiedenen Presseveröffent- „daß das Wort ,CDU' als Partei in diesem lichungen behauptet hatten, auf die zuvor genann- menhang gefallen isst" Es könnte möglichs sein,d ß ten, vom 1. UA als Zeugen vernommenen Personen er gesagt habe, „Otto Lenz ist doch CDU-Mann; viel- zurückgehen. leicht, wenn er das Geld nicht für sich bekommen hat, hat er das für die CDU gebraucht. Aber daß die CDU Zuweisungen bekommen hat", das könne nicht Zusammenfassende Beurteilung stimmen (50/95). Im Verlauf der Vernehmung hielt Treviranus es nicht für ausgeschlossen, daß er die Der 1. UA ist zu der Überzeugung gekommen, daß Liste Strauß nicht in die Hand gegeben, sondern auf die von ihm gehörten Zeugen Treviranus, Holzapfel, den Tisch gelegt habe (50/57, 106). Strauß hingegen Plappert und Goergen eine Liste weder besessen blieb dabei: „Treviranus hat mir weder eine Liste noch gesehen haben, auf der Bestechungszahlungen gezeigt, noch eine Liste übergeben, noch eine Liste der Firma HS im Rahmen der HS 30-Beschaffung ver- liegenlassen" (50/68). Treviranus will die Liste von zeichnet waren. Im übrigen ist der 1. UA der Auf- einem Engländer bekommen haben, kann sich aber fassung, daß eine derartige Liste lediglich Hinweise Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527 auf Verdachtspersonen gibt, der Beweis für die Zah- dem 1. UA berichtete er später, von dem Hispano lungen selbst aber dadurch nicht erbracht wird. Konkurrenten Bührle (-Oerlikon) über die 5 %- Klausel unterrichtet worden zu sein (22/226, 243, Die aus den Abgeordneten Professor Dr. v. Mer- 271). Abgesehen von dieser Erklärung Plapperts katz, Professor Dr. Süsterhenn und Dr. Schulze-Vor- hat sich nicht der geringste Anhaltspunkt dafür berg bestehende Minderheit hat zu der Frage, ob gefunden, daß eine solche Provision vereinbart der frühere Botschafter Dr. Holzapfel im Besitz einer oder gar gezahlt worden ist. Bestechungsliste gewesen ist, folgendes festgestellt: Bührle hatte 1953 Plappert einen Betrag von Während Dr. Holzapfel in seiner dienstlichen Ver- 10 000 SFr zugewendet. Plappert schrieb hierzu nehmung sagte, er habe „für einige Minuten" die am 2.10.66 an das Finanzministerium Baden- Liste der Leute in der Hand gehabt, „die im Zu- Württemberg (ADrs. Nr. 1 S. 44) : sammenhang mit dem HS 30 Geld bekommen ha- „... Anfang 1953 war ich auch für die Waffen- ben", erklärte er vor dem Staatsanwalt, er habe fabrik Bührle in Oerlikon bei der Beschaffung die Liste „höchstens eine Minute in Händen ge- von Rüstungsaufträgen gegen die Umtriebe der habt und sofort mit dem Bemerken zurückgege- Hispano Suiza/Ruscheweyh-Gruppe behilflich ben", er wolle „mit der Sache nichts zu tun haben". und erhielt einen Pauschbetrag von frs. 10 000." Ihm sei vom Besitzer der Liste „angedeutet" wor- den, es handele sich um Bestechungsgelder im Zu- Zu der in seinem Report-Interview erwähnten sammenhang mit dem HS 30-Geschäft (VII/16). „Zuwendungsliste", dem nach seiner Meinung Daß er, trotz seiner jahrelangen Bemühungen, Be- einzigen „konkreten Beweis" für die angeblichen weismaterial gegen die „Waffenschieber" zu fin- Unregelmäßigkeiten bei der HS 30-Beschaffung, den, die Bedeutung des Schriftstückes damals bemerkte Plappert vor dem 1. UA, daß die gleich- „nicht voll erkannt" haben will, bleibt daher so falls inzwischen verstorbene Sekretärin des Zeu- unverständlich, daß sich allein darauf erhebliche gen Seeger in Schaan/Liechtenstein- sie gesehen Zweifel an seiner Glaubwürdigkeit begründen und darüber dem Zeugen Langenstein berichtet lassen. Im übrigen bemerkte Holzapfel auch zu habe (22/275). Demgegenüber hat Langenstein der angeblichen Bestechungsliste, daß jeder x-be- dem 1. UA erklärt, von einer derartigen Liste kei- liebige Dritte sie geschrieben haben könnte; mit nerlei Kenntnis zu haben, sondern nur Plappert der Liste allein wäre daher wohl nicht viel anzu- selber habe das Vorhandensein einer solchen Zu- fangen gewesen (VII/17). wendungsliste behauptet, und nur darüber habe Abweichend von dieser Darstellung hat der Zeuge er, Langenstein, mit Engelmann gesprochen Koch bei seiner staatsanwaltschaftlichen Verneh- (23/178; vgl. Seeger 58/210). mung bekundet, er sei mit Holzapfel seit Mitte der fünfziger Jahre mehrmals in Berner Hotels Gegen Plappert liefen ab 1950 mehrere Steuer- und bei Empfängen in der Deutschen Botschaft zu- strafverfahren wegen Steuerhinterziehung und sammengetroffen. Holzapfel, der „in der Regel Devisenvergehen, die zum Teil noch auf den Zeit- bekneipt" gewesen sei, habe bei einer solchen punkt der Währungsumstellung zurückgehen. Gelegenheit eine Liste „zwanglos an der Bartheke Mitte 1952 entzog sich Plappert einer Verneh- oder am Tisch herumgereicht" und dabei sinn- mung durch den Zollfahndungsdienst durch Flucht gemäß erklärt, dies seien die Namen derjenigen, in die Schweiz, wo er — zeitweise auch in Liech- die bei dem HS 30-Geschäft bestochen worden tenstein — bis Ende 1955 blieb (RS 32 Anl. 1 b). seien. Da ihm die Namen unbekannt waren, habe Ende 1963 betrugen seine öffentlichen Schulden er (Koch) gemeint, es könne sich genauso gut um (Wertersatzstrafen, Geldstrafen und Steuern) rund eine „Einladung für einen Kegelklub" handeln (XII/121 ff.). 1,5 Mio DM. Die StA hat festgestellt, „daß sowohl die Bekun- In den folgenden Jahren versuchte Plappert durch dungen des Zeugen Dr. Holzapfel selbst als auch Einschaltung namhafter Politiker, wie Prof. Er- die Aussagen des Zeugen Koch keine weiteren hard (CDU), MdB Neuburger (CDU), Bundeswis- Ermittlungsmöglichkeiten zur sogenannten Holz- senschaftsminister Lenz (FDP) und Dr. Thomas apfel-Liste bieten" (XII/152). Dehler (FDP), von seiner Steuerschuld befreit zu werden. Das BMF ist Plappert im Rahmen der Eine der wesentlichsten Informanten Holzapfels gesetzlichen Möglichkeiten weitgehend entgegen- (7/212) sowie der Journalisten Ebelseder (8/36 ff.) gekommen. und Engelmann (10/158 ff.) war der Zeuge Dr. Plappert. Vor dem 1. UA behauptete er, er sei von Mit seiner an den Bundeskanzler gerichteten Bitte dem Inhaber einer Gesellschaft in Liechtenstein verband Plappert immer eindeutiger die Drohung, sich „andernfalls Geld durch den Verkauf ... über die Existenz der sog. Bestechungsliste infor- (seines) umfangreichen Materials über die illegale miert worden, was von diesem jedoch entschieden Finanzierung der CDU aus Rüstungskäufen in der bestritten wird, Die Summe von 50 Millionen DM, Zeit von 1952 bis 1957 ... an die deutsche und die der CDU im Z usammenhang mit HS 30 zugute internationale Presse (zu) verschaffen". Dieses gekommen sein soll, habe er aufgrund der ihm Schreiben vom 22.4.66 trägt den handschrift- bekannten 5%igen Provisionszusage beim Kauf lichen Vermerk Erhards: „Ich will mit diesem der Bundesgrenzschutzkanonen errechnet. Vor Schmutzfinken nichts zu tun haben." (22/292). Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

C. Vorwurf der Korruption sohms keine rechte Erklärung (VI/175). Hansohm selber hatte übrigens schon am 9.4.59 seinem Ab- teilungsleiter geschrieben, er bedaure seine Äuße- I. gegenüber Beamten rungen über den Beamten, da sie „die Wiedergabe Die amtlich mit dem HS 30-Komplex befaßten unkontrollierbarer Gerüchte" gewesen seien, für Zeugen haben vor dem 1. UA versichert, daß ihnen deren Richtigkeit er „keine Beweise" besitze im Zusammenhang mit der HS 30-Beschaffung keine (XII/210) . konkreten Anhaltspunkte für Vorgänge, die einen Hansohm will von dem verstorbenen RR Weigel strafrechtlichen Tatbestand, namentlich den der Be- erfahren haben, gegen X. müsse im Zusammenhang stechung, erfüllt hätten, bekanntgeworden sind. mit dem HS-30-Komplex „die Staatsanwaltschaft in Bewegung" gesetzt werden (II/14; 41/80 ff.). Kal- Der Zeuge Strauß hat zwar zugegeben, er könne drack hat zwar bestätigt, Weigel habe die HS 30- im Sommer 1958, als die Becker-Kommission ihre Sache für „nicht ganz sauber" gehalten, doch sei Arbeit aufnahm, dem Sinn nach geäußert haben, er weder zu erkennen gewesen, ob damit der Verdacht wisse nicht, wo in seinem Hause die Unfähigkeit strafbarer Handlungen gemeint war, noch könne er aufhöre und die Korruption beginne (64/336 f.). Auch (Kaldrack) sich daran erinnern, daß Weigel den hat er nicht geleugnet, daß unter dem Stichwort Namen X. genannt habe (IX/3 ff. ; vgl. 41/24 ff.). „Bestechung" „alle möglichen Gerüchte" umgelaufen Weigel hat in einem vertraulichen Schreiben an den seien. Dennoch ist er dabei geblieben, „trotz seiner Präsidenten des BRH vom 5.8.59 mitgeteilt, daß eindeutigen Interessenlage keine Anhaltspunkte" er von Mitgliedern der Becker-Kommission gehört für einen Bestechungstatbestand erhalten zu haben habe, daß HS Geld an einen an der Beschaffung (IX/181). Im selben Sinn haben sich die Zeugen des HS 30 maßgeblich beteiligten Beamten gegeben Rust (X/34; 45/77 ff.) und Hopf (33/84, 153) geäußert. habe. (ES 468/66 S. 5 ff.). Thomsen hat hierzu ausge- Mit dieser Bekundung deckt sich die Aussage des sagt, daß ihm davon nichts bekannt sei (53/54). Initiators der Becker-Kommission, des Zeugen Auch andere an dem HS 30-Komplex beteiligten Becker: Der damals naheliegende Verdacht der Be- Zeugen haben versichert, daß sie im Zusammenhang stechung sei „sehr dünn" geworden, als man ge- mit dem Beschaffungsvorgang nichts von strafbaren sehen habe, „mit welcher Unerfahrenheit die Leute Handlungen erfahren hätten. gearbeitet" hätten; in keinem Fall habe sich „irgend- ein bestimmter Bestechungsverdacht gegen eine be- Kraemer betonte, die Firma HS habe „noch nie stimmte Person ergeben" (VII/129 f.; 38/193). Auch jemanden bestochen" (58/133) und im HS 30-Fall die Zeugen Thomsen und Troll, die als Gutachter wegen ihrer Monopolstellung überdies auch nicht für die Becker-Kommission tätig gewesen waren, den geringsten Grund dafür gehabt (V/111; vgl. haben nach eigener Bekundung keine Tatsachen er- Birkigt RS 46, Anl. 3; sowie Jaggi VIII/193, Brugger fahren, die auf einen Bestechungstatbestand hinge- VIII/144, Hofbauer VIII/155; 64/202, Magirius VI/116, wiesen hätten (53/54 ff.; VII/7; 53/156 ff.; vgl. auch Lierow VI/109, Hupbach VI/121 und Aretz 63/33 ff.). Kaldrack IX/31, Witte VII/87 und Schnell III/148, 156) . In einer Erklärung der Allgemeinen Treuhand-AG Diesen Aussagen stehen Bekundungen der Zeugen in Bern vom 6. 2. 68, die seit 1943 Buchhaltung und MR Dr. Beyer und RR a. D. Hansohm sowie des 1964 Jahresabschlüsse der Firma HS prüft, heißt es, an- verstorbenen RR Weigel gegenüber. Nach Beyer ist läßlich der Ausübung dieser Kontrolltätigkeit habe das „plötzliche Verschwinden" des damaligen Bon- man keine Feststellungen dahin getroffen, daß die ner HS-Geschäftsführers Jesko von Puttkamer, der Gesellschaft ein unrechtmäßiges Verhalten in irgend- nach Kanada ausgewandert ist, ein wichtiges Indiz welcher Form honoriert habe. (XII/79). für das Vorliegen von Bestechungshandlungen ge- wesen (VII/117). Konkrete Anhaltspunkte vermochte aber auch dieser Zeuge nicht zu geben. Zusammenfassende Beurteilung

Hansohm hat eine Reihe von Begebenheiten ge- Der 1. UA hat nicht feststellen können, daß an schildert, die nach seiner Meinung den Verdacht Beamte Geldzuwendungen im Rahmen der HS 30- Beschaffung erfolgt sind. strafbarer Handlungen im Zusammenhang mit der HS 30-Beschaffung begründen könnten. Die aus den Abgeordneten Prof. Dr. v. Merkatz, Der damalige Persönliche Referent des Bundes- Prof. Dr. Süsterhenn und Dr. Schulze-Vorberg be- verteidigungsministers, Oberst Dr. Acker, konnte stehende Minderheit hat zu der Frage der Zuwen- sich jedoch nicht erinnern, von Hansohm jemals dungen an Beamte wie folgt Stellung genommen: über Bestechungen orientiert worden zu sein oder Zu der Frage, ob Beamte und Offiziere im Zusam- solche Mitteilungen ihm gegenüber gar bestätigt zu menhang mit der Beschaffung des HS 30 besto- haben (II/11, 60; VII/40 ff.; XII/208, 212). Dem Zeu- chen wurden, hat die StA in Bonn unter dem gen Becker war „nichts davon bekannt" (X/170), daß Aktenzeichen 8 Js 362/66 ein umfangreiches Er- er 1958 dem Zeugen Hansohm unter vier Augen er- mittlungsverfahren durchgeführt. Die Unterlagen zählt haben soll, ein Ministerialbeamter sei von HS haben dem 1. UA vorgelegen. Das Ermittlungs- bestochen worden (41/77; II/11, 61). Als Zeuge sagte ergebnis faßt die Staatsanwaltschaft wie folgt zu- dieser Beamte, er habe für die Vorwürfe Han- sammen: Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

„Es konnte nicht festgestellt werden, daß im Mitarbeiter ,herzog', selbst über Herrn Goetze, Rahmen der Beschaffung des HS 30-Schützen- den er an sich für seine Beförderung brauchte". panzers für die Bundeswehr vom Hispano-Kon- Aussage Becker (X/170, XII/214) : Davon, daß er zern an deutsche Angehörige des öffentlichen zu Hansohm gesagt habe, ein Ministerialbeamter Dienstes Millionenbeträge als Bestechungs- sei von HS bestochen worden, wisse er, Becker, gelder gezahlt worden sind" (XII/246). nichts. Hansohm sei ein „zweifelhafter Knabe", Auch die vom 1. UA darüber hinaus angestellten der versucht habe, „den einen gegen den anderen Ermittlungen hatten kein anderes Ergebnis. Die auszuspielen". mit dem HS 30-Komplex befaßten Persönlichkeiten Aussage Jeck (V III/198 f., XII/215) : „Da ich auf- „vorwiegend aus dem BMVtdg", haben überein- grund meiner Zusammenarbeit mit ihm und auf- stimmend bekundet, daß von Geldzahlungen an grund meiner Erfahrung Herrn Hansohm über- Beamte oder Angestellte des öffentlichen Dienstes haupt wenig glauben konnte, er neigte stark zur nicht die Rede sein könne. Übertreibung, habe ich auch den eben geschilder- ten Erzählungen (ein Ministerialbeamter sei be- Strauß hat bekundet, er habe trotz „seiner ein- stochen worden und werde gedeckt) keinen Glau- deutigen Interessenlage keine Anhaltspunkte" für ben geschenkt, zumal Herr Hansohm nichts Kon- einen Bestechungstatbestand erhalten (IX/181, kretes behauptet hatte . . . Andererseits zog Herr XII/82). Rust hat ebenfalls keine tatsächlichen An- Hansohm auch über manchen anderen Beamten haltspunkte für die Begehung von Straftaten ge- her . . . Auch über Mitarbeiter unseres Referats wonnen (X/34, XII/83). äußerte er sich geringschätzig. Dies lag alles im Hebeler sind Vorteilsgewährungen von Angehö- Zuge seines skrupellosen Ehrgeizes." „Abschlie- rigen der Firma HS an deutsche Beamte oder Offi- ßend kann ich nur noch einmal wiederholen, daß ziere nicht bekannt geworden (IV/64, XII/84). Herr Hansohm überall rumschnüffelte und rum- Becker, der den gesamten Komplex eingehend machte, um seine -Karriere voranzutreiben." überprüft hat, bekundete, daß sich in keinem Aussage Milewski (VIII/188, XII/216) : „Ich halte Fall ein Bestechungsverdacht gegen eine be- Herrn Hansohm für einen ausgesprochenen Intri- stimmte Person ergeben habe (VII/130, XII/88). ganten, der das HS 30-Verfahren rücksichtslos Selbst Thomsen mußte zugeben, daß er nie Tat- benutzt, um seine Person in den Vordergrund zu sachen erfahren habe, die auf einen Bestechungs- spielen. Falls es notwendig ist, bin ich bereit, tatbestand hingewiesen hätten (VII/7, XII/89). noch weitere Personen als Zeugen für die Per- sönlichkeit des Herrn Hansohm zu benennen". Auch Witte hat keine Anhaltspunkte für Beste- chungen gehabt. Bei ihm ist nicht einmal ein sol- Aussage Zarenbowicz (VIII/192, XII/217) : „Herr cher Verdacht aufgekommen (VII/87, XII/90). Hansohm war ein Mann, der viel erzählte. Ich Schließlich mußte auch Kaldrack, der als Prüfungs- meine, er habe einen Ehrgeiz, der schon einen leiter im BRH mit dem HS 30-Geschäft befaßt war, verderblichen Charakter mit sich bringt." die Frage nach tatsächlichen Anhaltspunkten für Aussage Rimarski (IX/50, XII/216) : Zur Persön- Bestechungen verneinen (IX/3, XII/90). lichkeit des Herrn Hansohm wolle er „nach Ab- wägung aller in Betracht kommenden Umstände Als einziger hat der Zeuge Hansohm immer wie- keine Aussage machen". der von Bestechungen geredet. Abgesehen davon, Aussage Klare (VI/175, XII/218): Er glaube, daß daß er wegen dauernder Dienstunfähigkeit infolge Hansohm unter Minderwertigkeitskomplexen seines physischen und psychischen (!) Zustandes leide, weil er „Nichtakademiker" und nicht von (Gutachten des Chefarztes der Dr. von Ehren- allen Bediensteten des Ministeriums anerkannt wall'schen Kuranstalt in Ahrweiler vom 29. Juni worden sei. 1962) vorzeitig in den Ruhestand versetzt wurde (Hansohm zu Hofbauer: Er, Hansohm, sei wegen Zusammenfassende Beurteilung der Minderheit: attestierter Geisteskrankheit aus dem BMVtdg entlassen worden — 64/225) ist seine Aussage Für die insbesondere von Hansohm verbreiteten zu unsubstantiiert, um Grundlage weiterer Nach- Gerüchte, nach denen Angehörige des BMVtdg im forschungen zu sein. Abgesehen davon bestehen Zusammenhang mit der Beschaffung des HS 30 aber auch Zweifel an der Glaubwürdigkeit des bestochen worden seien, gibt es nicht den gering Zeugen (zum Inhalt der Aussage vgl. II/2 — 64 sten Anhaltspunkt eines Beweises. und XII/206 ff.).

Das ergibt sich aus den folgenden Zeugenaus- II. gegenüber Politikern und politischen Parteien sagen: Zu der Frage, ob von HS Gelder an deutsche Aussage Acker (VII/42) : Ein Gespräch zwischen Politiker oder politische Parteien gezahlt worden ihm und Hansohm, bei dem Acker die Frage sind, hat der 1. UA zahlreiche Zeugen vernommen. Hansohms, ob „Geld geflossen" sei, durch eine Kopfbewegung bejaht habe, habe nicht stattgefun- Birkigt hat in einer eidesstattlichen Versicherung den. „Nach der Persönlichkeit von Herrn Han- vom 23.9.68 erklärt: sohm halte ich es aber auch für möglich, daß bei Ich kann „darüber hinaus feststellen, daß weder seiner Vernehmung durch die Staatsanwaltschaft von mir noch auf meine Veranlassung Gelder seine Phantasie durchgegangen ist. Überhaupt der behaupteten Art weder in der behaupteten kann ich sagen, daß Herr Hansohm über jeden noch in einer anderen Höhe weder zum angege- Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

benen Zeitpunkt noch zu einem anderen an ihre Partei in Verbindung mit der HS 30-Beschaffung politische Parteien oder Politiker in Deutschland nichts bekannt (vgl. Prot. 13). direkt oder indirekt gezahlt worden sind" (RS 46 Anl. 3). Die zuständigen Mitarbeiter der anderen im Bun- destag vertretenen Parteien bekundeten gleichfalls Der Zeuge Aretz hat bestritten, daß HS im Zusam- übereinstimmend, daß ihre Parteien im Zusammen- menhang mit dem deutschen Schützenpanzerauftrag hang mit der HS 30-Beschaffung keinerlei Geld- jemals politische Gelder gezahlt habe. Er berichtete, zuwendungen seitens der Firma HS erhalten hätten daß vor der Bundestagswahl 1957 sein verstorbener (13/4, 138, 139, 151, 152 und 167; 15/61, 65; 18/3, Sozius Lenz, der damalige Wahlkampfleiter der 18). CDU, ein von Aretz angeregtes Spendengesuch an HS ausdrücklich mit der Begründung abgelehnt Bei der Prüfung der Frage, ob unerlaubte Zuwen- habe, Hispano sei erstens eine ausländische Firma, dungen im Zusammenhang mit der HS 30-Beschaf- zweitens eine Rüstungsfirma und drittens ein neuer fung vorgenommen worden sind, kam im ersten Klient der Sozietät (63/15). UA auch ein Brief zur Sprache, den der frühere Bundestagsabgeordnete Vizeadmiral Heye am 29.1. Die vom 1. UA vernommenen Zeugen aus den 1960 aus Straßburg an den schweizerischen Oberst- Reihen der Unionsparteien haben erklärt, daß ihnen leutnant a. D. Paul R. Schaufelberger geschrieben von direkten oder indirekten politischen Geldzuwen- hat. Dieser Brief (64/II Anlage Nr. 31) lautet u. a.: dungen im Zusammenhang mit der HS 30-Beschaf- fung nichts bekanntgeworden sei. „Ich habe versucht, durch vielseitige Erkundi- gungen nach allen Richtungen hin, die Angele- Zeuge Bundesminister Dr. Heck (Bundesgeschäfts- genheit zu klären, und kann heute sozusagen führer der CDU vom 15.3.52 bis 1.4.58) : halb offiziell mit Einverständnis von maßgeben- den politischen- Stellen Ihnen eine Antwort zu- „Mir ist darüber nichts bekannt ... Ich halte es kommen lassen. Zunächst liegt mir aber beson- für völlig ausgeschlossen, daß Gelder in ders daran, daß sie im Sinne der Christlich dieser Größenordnung für die CDU zur Ver- Demokratischen Union, die ja auch die Inter- fügung gestanden haben und verwendet worden essen der Regierung vertritt, dem Bundesanwalt sind; denn wenn sie verwendet worden wären, Dr. Walther Fürst und dem Chef der Schweize- hätte sich das eigentlich meiner Beobachtung rischen Bundespolizei, Dr. Dick, den besonderen nicht entziehen können" (22/1 f.). Dank für ihre Bereitschaft, uns ihre wertvolle Zeuge Dr. Globke: Hilfe zuteil werden zu lassen, aussprechen. Wir — und ich betrachte mich in diesem Falle nur „Es ist ja ... behauptet worden ..., daß die als Übermittler dieser Nachricht — sind den CDU von HS eine große Summe ... bekommen beiden Herren aufrichtig für dieses große Ent- hätte. Ich halte das gerade aufgrund dieser Tä- gegenkommen dankbar und werden dieses Ent- tigkeit, die ich gehabt habe, für völlig ausge- gegenkommen nicht vergessen. Ich wäre Ihnen, schlossen. Denn daß eine solche Summe der lieber Herr Schaufelberger, sehr verbunden, CDU zur Verfügung gestanden hätte, plötzlich, wenn Sie den beiden Herren außer dem durch ohne daß ich aus irgendeiner Äußerung der mich übermittelten Dank auch noch folgendes Beteiligten etwas davon erfahren hätte, das zum Ausdruck bringen wollen: Die mit der gan- scheint mir unmöglich zu sein. Es ist auch ... in zen Materie befaßten politischen Persönlichkei- dem Zusammenhang gesagt worden, daß mein ten sind der Auffassung, daß es aus innen- Vorgänger ... Lenz evtl. solche Gelder von HS politischen deutschen Gründen im Augenblick beschafft hätte. Auch das halte ich für völlig nicht zweckmäßig ist, diese Dinge wieder aufzu- ausgeschlossen. Gerade nach dem, was Herr rühren. Ich möchte in diesem Briefe die näheren Lenz an Plänen entwickelt hat für den Wahl- Zusammenhänge nicht erläutern, sondern nur kampf, da würde er sich doch nicht für diese folgendes andeuten: Die damaligen Geschäfte Dinge wegen Geld an mich gewandt haben, ob mit dem Vertreter der Genfer Firma haben na- ich nicht irgendetwas fand, wenn er selber diese türlich sehr viel weitere Kreise gezogen, wie Summe zur Verfügung gehabt hätte" (18/212 f.). normalerweise bekanntgeworden ist, und es liegt nicht im Interesse der vor uns liegenden Zeuge Dr. Kraske (stellv. Bundesgeschäftsführer Zeit — auch in Berücksichtigung der Wahlen der CDU seit 1953, Bundesgeschäftsführer der CDU im nächsten Jahr — daß anhand dieser Dinge seit 1958) : irgendwelche Sachen aufgerührt werden, die „Ich weiß davon gar nichts" (13/6). innenpolitisch unangenehm sind".

Zeuge Dr. Scheufelen (kommissaricher Schatzmei- Der Ausschuß hat versucht, vom Zeugen Heye ster der CDU von 1959 bis 1960) : nähere Erläuterungen zu erhalten (64/I/109 ff.) — „Mir ist darüber nichts bekannt" (15/4; vgl. eine Klärung war jedoch nicht möglich. Der Zeuge auch Blank 35/129; Burgbacher 18/171). Heye bekundete in einer allgemeinen Bemerkung „es läge nichts vor, weder ein Bestechungsversuch Auch den ersten und zweiten Schatzmeistern der noch eine derartige Tat, die damit in Zusammen- CSU, den Zeugen Geiger, Müller, Mayr, Frauendor- hang steht, die man als Bestechung oder Beeinflus- fer und Zimmermann ist von Geldzuwendungen an sung bezeichnen kann". Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

Zusammenfassende Beurteilung dem 1. UA gegenüber nur eine Person aufgetreten, nämlich die Zeugin Dattendorfer. Der 1. UA hat nicht feststellen können, daß an Politiker oder politische Parteien Geldzuwendungen Da sie ihre früheren, den Zeugen vom Hörensagen im Rahmen der HS 30-Beschaffung erfolgt sind. (Zu gegenüber gemachten belastenden Angaben vor dem den Vorwürfen gegenüber Otto Lenz vgl. den fol- 1. UA im wesentlichen aufrechterhalten hat, (vgl. genden Abschnitt.) 68/9-20), hingen Feststellungen über die Begrün- detheit oder Nichtbegründetheit des hier zu unter- suchenden Vorwurfs davon ab, ob der Ausschuß diese Zeugin für glaubwürdig hält. D. Scheckübergabe an Lenz Die Zeugin hatte bei ihrer Vernehmung in der Hauptsache über Vorgänge auszusagen, die sich in Der 1. UA hat in umfangreichen und gründlichen der Zeit von 1954 und bis 1957 ereignet haben sol- Beweiserhebungen nachgeprüft, ob die Behauptung len. Im Bewußtsein der Tatsache, daß das mensch- der Wahrheit entspricht, liche Erinnerungsvermögen Zeiträume von zehn bis die Firma HS habe durch Übergabe von zwei fünfzehn .Jahre nicht mehr voll zu umfassen vermag, Schecks an den ehemaligen Staatssekretär Dr. hat die Zeugin in ihrer Gesamtaussage diejenigen Otto Lenz — der auch Mitglied des Parteivor- Angaben, für deren Richtigkeit sie sich noch auf ihr standes und Wahlkampfleiter der CDU sowie Gedächtnis verlassen könne, von solchen Bekundun- als Bundestagsabgeordneter u. a. Mitglied des gen getrennt, bei denen diese Garantie nicht mehr Verteidigungsausschusses war — für diesen gegeben sei. selbst sowie für die CDU unentgeltliche Zah- Folgende, mit der Scheckübergabe im näheren lungen in Millionenhöhe geleistet. Zusammenhang stehende Ereignisse hat die Zeugin Der Verdacht unentgeltlicher Zuwendungen ist seit als fest in ihrem Gedächtnis haftend geschildert und 1957 immer wieder ausgesprochen worden und in beeidet: Veröffentlichungen (vgl. Anl. 3 zum Ausschuß- bericht) aufgetaucht, die sich kritisch mit der Be- Am Abend des 5. oder 6.12.1956 habe sie sich schaffung des Schützenpanzers HS 30 auseinder- mit Dr. Lenz in dessen Büro aufgehalten, das ihm als gesetzt haben. Die Version, daß die Zuwendungen Mitglied der Bonner Anwaltssozietät Lenz/Schnei- durch Übergabe von zwei Schecks an Lenz erfolgt der/Aretz — die vom HS-Konzern zur Wahrneh- sein soll, ist erstmals im „Spiegel" vom 24.10.66 mung der rechtlichen Interessen in der BRD beauf- publiziert worden. tragt war — zur Verfügung gestanden habe. Dr. Lenz sei mit einem Besucher für eine halbe bis Um festzustellen, was an dem Vorwurf der Scheck- dreiviertel Stunde in ein Nebenzimmer gegangen. zahlung wahr ist, hat sich der 1. UA aller erreich- Danach sei Dr. Lenz wieder zu ihr zurückgekommen, baren Beweismittel bedient, die geeignet schienen, habe zwei Schecks in der Hand gehalten, mit diesen zur Klärung des Sachverhaltes beizutragen. Bei der gewedelt und dazu sinngemäß gesagt: „So, also das Beurteilung der Erreichbarkeit und der Geeignetheit große Geschäft ist nun wirklich über die Bühne der Beweismittel ist der Ausschuß zugunsten einer gegangen. Es hat geklappt. Dieser Scheck hier ist Bejahung dieser beiden Voraussetzungen weit über für den Wahlfonds, und der hier ist für mich." das bei den Gerichten übliche Maß hinausgegangen, Sodann habe er ihr die beiden Schecks gezeigt. wodurch es in einigen Fällen überhaupt erst gelun- Der eine Scheck habe von einer Bank gestammt, gen ist, ausländische Zeugen zu einer Einreise in die die in ihrer Firmenbezeichnung den Begriff „Schweiz" Bundesrepublik und zu einer Aussage vor dem Aus- oder „schweizerisch" geführt habe. Er sei für Dr. schuß zu bewegen. Otto Lenz persönlich ausgestellt gewesen, habe auf Zu einer zusammenfassenden Würdigung eignen 3 750 000 oder 3 150 000 Schweizer Franken gelautet sich zunächst die Aussagen derjenigen Zeugen, die und sei mit dem Namen „Birkigt" unterzeichnet ge- als Verfasser der den Vorwurf enthaltenden Ver- wesen. öffentlichungen vernommen worden sind. Keiner Der andere Scheck sei von einem Kölner Bank- von ihnen konnte aus eigenem Wissen etwas über haus gewesen, habe auf 35 Millionen DM gelautet, die für den Vorwurf unmittelbar erhebliche Tatsache einen maschinengeschriebenen Vermerk getragen: der Scheckübergabe bekunden; aber auch ihre Aus- „giriert" oder „auf Veranlassung" oder „im Namen" führungen über die diesen speziellen Vorwurf stüt- oder „im Auftrage" — „von Birkigt, Genf" und zenden Indiztatsachen beruhten nicht auf eigener als Unterschrift einen Stempel und eine nicht zu ent- Wahrnehmung. Sie sind also nur Zeugen vom Hö- ziffernde Querschrift gehabt, die vollkommen ver- rensagen. Demzufolge hängt die Beweiskraft ihrer schieden von der Unterschrift auf dem für Dr. Lenz Aussage für die Beurteilung der Frage, ob sich das, bestimmten Scheck gewesen sei. was ihnen erzählt wurde, auch tatsächlich ereignet hat — hier also die Scheckübergabe —, in erster Als ihr bewußt geworden sei, daß auf beiden Linie von der Glaubwürdigkeit derjenigen Aus- Schecks der Name „Birkigt" erwähnt war und daß kunftspersonen ab, die ihnen gegenüber als Tat- dieser Name den weiblichen Vornamen „Brigitte" zeugen aufgetreten sind. oder „Birgit" ähnelte, habe sie Dr. Lenz gefragt, ob das ein Mädchenname sei. Dr. Lenz habe ihr Als ein solcher Tatzeuge ist aber sowohl den Ver- daraufhin erklärt: „Von wegen Mädchen! Das ist fassern der fraglichen Veröffentlichungen als auch der Chef von Hispano Suiza!" Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

Die Zeugin hat sich im Hinblick auf die inzwischen wickelt worden wären, hätte die Firma HS nur mit verstrichene Zeit außerstande erklärt, diesen Teil einem zwischen 15 und 25 Millionen DM liegenden der Beweisaufnahme durch weitere Einzelheiten zu Gewinn rechnen dürfen (V/124). ergänzen, an die sie sich mit derselben Gewißheit Zeuge Direktor Jaggi (HS Genf) : Er sei der für die erinnern könne. Das Vorhandensein von Widersprü- Finanzen des Konzerns zuständige Direktor und chen zwischen ihrer Aussage vor dem Ausschuß und aufgrund seines gesamtwirtschaftlichen Überblicks dem Inhalt früherer Erklärungen, die als von ihr bereit zu beschwören, daß weder die Dach- noch stammend veröffentlicht oder auf andere Art dem irgendeine Tochtergesellschaft die von der Zeugin Ausschuß bekanntwurden, hat sie darauf zurückge- Dattendorfer behaupteten Zahlung geleistet hätte. führt, daß die fraglichen Erklärungen zu verkürzt, Außerdem halte er es für ausgeschlossen, daß im aus dem Zusammenhang gerissen oder unter Weg- Konzern überhaupt jemals zu derartigen Geschäfts- lassung ihres Vorbehalts „meiner Erinnerung nach" methoden Zuflucht genommen worden sei oder ge- weiterverbreitet worden seien. nommen werde (VII/139 f.). Setzt man von den übrigen verwerteten Beweis- Zeuge Direktor Brugger (HS Genf) : Er habe zwar mitteln diejenigen der Aussage der Zeugin Datten- mangels Zuständigkeit keine eigenen Entscheidun- dorfer gegenüber, die als Bekundungen und Aus- gen bei Vorbereitung und Abwicklung der Schützen- künfte von solchen Personen oder Stellen anzusehen panzerverträge gefällt, jedoch den gesamten Ge- sind, die von der Zuwendung durch Schecküber- schäftsablauf verfolgt und dabei nicht den gering- gabe Kenntnis haben müßten, weil sie sten Anhaltspunkt dafür gewonnen, daß irgendwel- als aus den beiden Schecks Verpflichtete in che Bestechungsgelder gezahlt worden seien; solche Frage kommen könnten, Praktiken seien im Konzern gänzlich ausgeschlos- sen (VIII/145). als aus den beiden Schecks Begünstigte zu be- trachten wären oder Die Aussagen der Zeugen Birkigt, Kraemer, Jaggi und Brugger werden ergänzt durch die folgende Er- aus banktechnischen Gründen sich mit den klärung der Allgemeinen Treuhand AG, Bern, vom Schecks hätten befassen müssen, 6. Februar 68: so läßt sich zusammenfassend sagen, daß dieses „Wir prüfen seit dem Jahre 1943 als unabhän- Teilergebnis der Beweisaufnahme nicht geeignet ist, gige Büchersachverständige im Sinne vom die Aussage der Zeugin Dattendorfer zu stützen. So Art. 723 OR jährlich die Buchhaltung und den haben u. a. bekundet: Jahresabschluß (Bilanz sowie Gewinn- und Ver- Als möglicherweise aus den Schecks Verpflichtete: lustrechnung) der HISPANO SUIZA (Suisse) S. A., Genf, und erstatten darüber jeweiligen Zeuge Birkigt: Die Angaben der Zeugin Datten- ausführlichen Bericht. dorfer entsprächen nicht der Wahrheit, denn Gelder der behaupteten Art seien weder von ihm noch auf Anläßlich der Ausübung unserer Kontrolltätig- seine Veranlassung hin weder in der betreffenden keit haben wir keine Feststellungen gemacht, Höhe noch in einer anderen Höhe weder zum ange- welche die Annahme rechtfertigen würden, daß gebenen Zeitpunkt noch zu einem anderen Zeitpunkt diese Gesellschaft ein unrechtmäßiges Verhal- an politische Parteien oder Politiker in der Bundes- ten in irgendwelcher Form honoriert hätte. republik direkt oder indirekt gezahlt worden. Rich- Aufgrund unserer Prüfung sind wir namentlich tig sei lediglich, daß Dr. Lenz Anwaltshonorare er- in der Lage zu bestätigen, daß sich alle von uns halten habe, die an die von der Zeugin Dattendorfer eingesehenen Zahlungsbelege auf einen recht- behaupteten Zahlen nicht herangereicht hätten, son- mäßigen Zahlungsgrund stützen. Insbesondere dern — wie ihm von anderen Anwälten versichert haben wir keine Anhaltspunkte dafür, daß die worden wäre — noch erheblich unter den gesetzlich Gesellschaft irgendwelche geldwerte Leistun- zulässigen Anwaltsgebühren gelegen hätten (76/7, gen an jene politischen Parteien oder an jene 23). diesen nahestehende Personen erbracht hätte, Zeuge Kraemer: Es seien weder in Schecks noch die in den Presseberichten über die in der Bun- in sonstiger Form irgendwelche Zuwendungen an desrepublik Deutschland durchgeführten Unter- Dr. Lenz oder politische Parteien gemacht worden. suchungen erwähnt worden sind. Was die gezahlten Anwaltshonorare angehe, so sei Im übrigen können wir bestätigen, daß wir im bis zum Tode von Dr. Lenz der gesamten Sozietät Verlaufe unserer Prüfungen keine Zahlungen lediglich 25 000 DM à Konto der Spesen überwiesen an Beamte festgestellt haben." (VII/188) worden. Die endgültige Abrechnung mit der Sozietät sei erst nach Abschluß der Vergleiche zwischen dem Diese Erklärung wird iherseits ergänzt durch eine BMVtdg und der Firma HS erfolgt und aufgrund Bescheinigung des Direktors der Steuerverwaltung dieser Abrechnung habe die gesamte Sozietät für des Kantons Genf vom 9. Februar 1968, in der es ihre mehr als zehnjährige Tätigkeit einen Betrag u. a. heißt, daß die von der Société de Vente Hispano erhalten, der noch unter der 500 000 DM-Grenze ge- Suiza S. A. und Hispano Suiza (Suisse) S. A. in den legen habe (58/124, 132 ff.). Im übrigen wäre es Jahren 1954 bis 1960 eingereichten Steuererklärun- auch vom kaufmännischen Standpunkt aus widersin- gen von der dortigen Steuerverwaltung ohne Ände- sinnig gewesen, rund 39 Millionen DM für Zuwen- rungen zugelassen worden sind. dungen an deutsche Parteien oder Politiker aufzu- Als möglicherweise aus den Schecks Begünstigte bringen; denn selbst wenn alle Verträge voll abge- hat der 1. UA ferner wegen ihrer einschlägigen Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

Parteiämter in CDU und CSU die im Vierten Kapitel „und dann erzählte er (Lenz) mir eines C II genannten Zeugen gehört. Keiner von ihnen hat Tages, daß das Angebot, in seine Praxis zu die Anschuldigungen der Zeugin Dattendorfer bestä- kommen, sich ja weniger darauf konzentriere, tigt; diejenigen unter ihnen, die aufgrund ihrer Stel- als Anwalt mit ihm tätig zu sein, sondern als lung einen Überblick über die gesamten Parteifinan- sein Mitarbeiter bei der Beschaffung — zunächst zen hatten, haben darüber hinaus versichert, daß sagte er wieder: bei der Wiedererrichtung der die Anschuldigungen nicht zutreffend sein könnten. Wehrmacht. Ich frug ihn dann, was er damit zu tun habe, und wie er dazu komme. Darauf habe Der 1. UA hat in diesem Zusammenhang auch die ich eigentlich keine klare Antwort erhalten, Er Rechtsanwälte Aretz und Dr. Schneider als Sozien sagte mir nur: Ja also, es wird jetzt wieder eine von Dr. Lenz befragt. Aretz hat ausgesagt, es gebe Wehrmacht aufgebaut, und ich mache das eben keine Anhaltspunkte dafür, daß die Firma HS die mit" (80/4). von der Zeugin Dattendorfer behaupteten oder ir- — „Sowohl als Folge eines permanenten Ange- gendwelche anderen Zuwendungen an deutsche Par- teien oder Politiker gemacht hätte (63/15 f.; botes als auch deshalb, weil mich der Vorgang VI 45 f.). Schneider hält die Behauptung der Zeugin allmählich zu interessieren begann, erkundigte Dattendorfer für erfunden und hat für ihre Verhal- ich mich nach Einzelheiten und erfuhr, daß eine tensweise nur die Erklärung, daß sie damit einen Panzerlieferung vor dem Abschluß stände, bei für sie finanziell ergiebigen Zeitungsskandal habe welcher ,stark 30 Millionen in die Parteikasse entfachen wollen (61/112; VI/21). flössen und 10 0/0 als Provision für ihn abfielen' " (80/10).

Als möglicherweise mit den beiden Schecks aus Den Widerspruch zwischen den Bekundungen der banktechnischen Gründen befaßte Stellen hat der Zeugin Dattendorfer einerseits und den Angaben 1. UA sämtliche in Köln ansässigen Geldinstitute sowie Auskünften der übrigen erwähnten Personen sowie alle Geldinstitute, die in Zürich eine Ge- bzw. Stellen andererseits- aufzuklären, ist dem 1. UA schäftsstelle haben und in ihrem Firmennamen — nicht gelungen, weil es sich entweder um solche Be- gleichgültig in welcher Sprache — die Bezeichnung hauptungen handelte, die ebenfalls zehn bis zwölf „Schweizer", „Schweizerische" oder „Schweizeri- Jahre zurückliegende Ereignisse betrafen und schon scher" führen, um Auskunft zu der Frage gebeten, deshalb nicht mehr genau überprüfbar waren, oder ob Herr Louis Birkigt, Genf, die Société de Vente weil sich erneut die Situation ergab, daß eine Be- Hispano Suiza S. A., Genf, oder die Mecatex Hol- kundung der Zeugin Dattendorfer im Gegensatz zu ding AG., Zürich, jemals, insbesondere in den Jah- der Aussage anderer — und zwar sich in vertragli- ren 1954 bis 1958, zugunsten eines Deutschen, eines chen Beziehungen zu dem HS-Konzern befindlichen in Deutschland Ansässigen, einer deutschen politi- — Zeugen stand, oder weil eine tatsächlich gemachte schen Partei oder deren Organisation oder zugun- und als objektiv falsch nachweisbare Aussage an- sten eines Nummernkontos Schecks im Werte zwi- schließend mit einer Entschuldigung berichtigt wur- schen einer und vierzig Millionen Schweizer Fran- de, die nur als zutreffend hingenommen werden ken oder D-Mark ausgestellt und auf ihr Geldinsti- konnte. tut gezogen haben oder über ihr Geldinstitut haben auszahlen oder in irgendeiner Form haben verrech- Unter diesen Umständen hatte der Ausschuß von nen lassen. der Glaubwürdigkeit der Zeugin Dattendorfer her die Entscheidung über die Stichhaltigkeit der Vor- Diese Frage ist von den 32 Kölner und 15 der würfe zu fällen. Bei der Prüfung dieser Fragen haben insgesamt 16 angeschriebenen Schweizer Banken, die die Ausschußmitglieder die Überzeugung gewonnen, insoweit von der Wahrung des Bankgeheimnisses daß die Bekundungen der Zeugin Dattendorfer nicht durch den HS-Konzern befreit worden waren, ver- ausreichen, um die gegenüber Dr. Lenz und der CDU neint worden. Das 16. Schweizer Geldinstitut, näm- erhobenen Beschuldigungen zu beweisen. lich die „Bank der Italienischen Schweiz", hat die Beantwortung der gestellten Fragen sowohl ge- Gegen die Glaubwürdigkeit der Zeugin Datten- genüber dem 1. UA als auch gegenüber dem HS dorfer sprechen verschiedene gegen sie durchge- Konzern trotz dessen mehrfachen Bittens mit der führte Strafverfahren. Dennoch vermochte sich der Begründung abgelehnt, daß Schweizer Banken aus- 1. UA nicht der von dem Leitenden Oberstaats- ländischen Behörden nur bei Vorliegen eines ord- anwalt bei dem Landgericht Bonn in seiner Einstel- nungsgemäßen Rechtshilfeersuchens zur Auskunft lungsverfügung Bl. 102 zu dem Verfahren verpflichtet seien. 8 Js 362/66 niedergelegten Auffassung anzuschlie- ßen, wonach die Bedenken gegen die Glaubwürdig- Bei der Bewertung dieser Bankauskünfte ist zu keit der Zeugin Dattendorfer u. a. aufgrund dieser beachten, daß sie keine Antwort auf die ebenfalls Verfahren so groß seien, daß auf ihre Vernehmung im Laufe des Untersuchungsverfahrens bekannt- verzichtet werden dürfe, da ihren Bekundungen — gewordenen Verdächtigung (Akte ES 322/66 Bl. 514 gleich welchen Inhalts sie sein würden — kein u. 530 ff.) enthalten, die von HS für die CDU und ihr entscheidender Beweiswert beigemessen werden nahestehende Personen bestimmten Gelder seien könne. Der Ausschuß hat deshalb, angefangen von über Dritte oder eine Kette von Dritten (Treuhand- Aufenthaltsermittlungen über langwierige Verhand- gesellschaften) geleitet worden. Einziger Hinweis lungen mit der Zeugin sowie deren Ehemann, eine auf Zuwendungen im Sinne der Aussage Dattendor- Reise an die österreichische Grenze bis hin zur zwei- fer ist die Aussage des Zeugen Dr. Winkelhog: maligen Erwirkung eines Gerichtsbeschlusses, durch Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode den der Zeugin Sicheres Geleit gewährt wurde, alles Jedoch halten sie es angesichts der Tatsache, daß getan, um sie vernehmen zu können. Frau Dattendorfer die einzige Tatzeugin gewesen Die Aussage der Zeugin steht in einem inhaltli- sein will, für angebracht, die Frage der Glaubwür- chen Mißverhältnis zu ihren „eidesstattlichen Erklä- digkeit dieser Zeugin noch näher zu untersuchen. rungen", die in „Spiegel"- und „Stern"-Artikeln auszugsweise zitiert worden sind und von denen Die Behauptungen der Frau Dattendorfer sie noch eine am 12. Mai 1968 abgegeben hat 1. In ihrer Vernehmung vor dem 1. UA erklärte (61/20). Das Mißverhältnis besteht darin, daß die die Zeugin über das Aussehen der beiden Zeugin bei ihrer Vernehmung wichtige, weil eine Schecks (68/9, 10) : Der eine Scheck über einen bessere Nachprüfung ermöglichende Einzelheiten, Betrag von 3,75 Millionen sfrs sei auf ein die in den fraglichen „eidesstattlichen Versicherun- schweizer Bankinsitut ausgestellt gewesen, zu gen" noch enthalten sind, nicht mehr als unbedingt dessen Namen das Wort „schweizerisch" ge- zutreffend bestätigt hat. Die Zeugin selbst hat diese hörte. Ihrer Erinnerung nach habe es sich um Diskrepanz zugegeben und ihr Entstehen damit er- den Schweizerischen Bankverein gehandelt. klärt, daß sie ihre „eidesstattlichen Erklärungen" Dieser Scheck sei von Herrn Birkigt, dem Inha- seinerzeit unter dem Vorbehalt „meiner Erinnerung ber des HS-Konzerns, ausgestellt gewesen. Sie nach" abgegeben habe, während sie als unter Eides- habe den Namen allerdings erst richtig lesen zwang stehende Zeugin vor dem Ausschuß nur das können, nachdem er ihr von Dr. Lenz erklärt bekunden könne, was sie auch jetzt noch sicher worden sei. Der zweite Scheck über 35 Millio- wisse (68/43). nen DM sei auf ein Kölner Bankinstitut ausge- Falsch ist jedoch die Behauptung der Zeugin, sie stellt gewesen; ihrer Erinnerung nach vom habe ihre „eidesstattlichen Erklärungen" unter dem Bankhaus Oppenheim. Die Unterschrift des Vorbehalt „meiner Erinnerung nach" gesetzt: Ihre Ausstellers habe sie nicht lesen können. Es ha- im „Spiegel" vom 24.10.1966 auf S. 22 bis 24 ver- be aber — in Maschinenschrift — dem Sinne öffentlichte eidesstattliche Erklärung vom 17.10. nach darauf gestanden: „Im Auftrag Birkigt, 1966 enthält nur am Ende die Einschränkung, daß sie Genf". nicht mehr genau wisse, ob die Scheckaushändigung 2. Die vor dem 1. UA gemachte Aussage steht im Ende 1956 oder Anfang 1957 stattgefunden habe. gewissen Widerspruch zu früheren Erklärun- Ihre für den „Stern" abgegebene „eidesstattliche gen, insbesondere zu der sog. „Eidesstattlichen Erklärung" vom 12.5.1968, deren Wortlaut dem Versicherung" vom 12.5.1968. Diese war Ausschuß vom Zeugen Ebelseder mitgeteilt wurde, Grundlage des Artikels „Rüstungsmillionen, enthält zwei Erinnerungsvorbehalte, die sich gleich- Panzer, Schecks und Ehrenmänner" im „Stern" falls nur auf Zeitpunkte für, nicht aber auf den (Nr. 22 vom 2.6.68). Hier erklärt die Zeugin Ablauf von Geschehnissen beziehen (61/15 ff.). uneingeschränkt, bei dem schweizer Bankinsti- Was den Gehalt der Aussage der Zeugin Datten- tut habe es sich um den „Schweizerischen dorfer noch vermindert, ist der Umstand, daß man Bankverein, Zürich" und bei dem deutschen ihr in einem entscheidenden Punkt nur dann Glau- Bankinstitut habe es sich um das „Bankhaus ben schenken kann, wenn man gleichzeitig den füh- Oppenheim" gehandelt. Diesen Widerspruch renden Männern des HS-Konzerns, Dr. Lenz sowie versuchte die Zeugin bei ihrer Vernehmung den Parteifinanzexperten der CDU nicht die Vor- abzuschwächen. Sie behauptete nun, bei den sichtsmaßnahmen zutraut, große Summen „heißen sog. eidesstattlichen Versicherungen stets Geldes" unauffälliger zu transferieren, als durch „meiner Erinnerung nach" hinzugefügt zu ha- Hingabe von zudem noch ungestückelten und zumin- ben (68/9, 15). dest im Falle Dr. Lenz sogar den Namen des Nutz- Dies ist jedoch mindestens für die sog. „Eides- nießers unverhüllt als Empfänger tragenden Schecks. stattliche Versicherung" vom 12.5.68 unrich- tig. Die Zeugin, die diese Erklärung selbst dik- Zusammenfassende Beurteilung tiert hat (Ebelseder (61/21,22), hat hier keiner- lei Einschränkung gemacht (61/15-20). Der 1. UA vermochte keine Feststellungen zu tref- fen, durch die die Bedenken gegen die Glaubwürdig- Die Abgeordneten Moersch und Kern haben die keit der Zeugin Dattendorfer soweit ausgeräumt Zeugin Dattendorfer am 11.8.68 in Innsbruck oder ihre Aussage in einer Form ergänzt oder bestä- ebenfalls über die Bankinstitute befragt, von tigt worden wäre, daß ein Beweis für die von der denen die Schecks gekommen seien. Die vom Zeugin behauptete Scheckzuwendung an Lenz und Abgeordneten Moersch erstellte Aufzeichnung die CDU als erbracht angesehen werden könnte. vom 15.8.68 (S. 4) besagt darüber: „Frau v. H. bestätigte ausdrücklich den Be- Die aus den Abgeordneten Professor Dr. v. Mer- richt des ,Stern': 35 Millionen für die CDU, katz, Professor Dr. Süsterhenn und Dr. Schulze-Vor- dieser Scheck war aus Köln, für Otto berg bestehende Minderheit ist mit dem Ergebnis, 3 750 000 sfrs vom ,Schweizerischen Bankver- zu dem die übrigen Ausschußmitglieder hinsichtlich ein'." der Behauptungen der Zeugin Dattendorfer über die angebliche Schecküberreichung an Dr. Lenz ge- Wenn es sich bei diesem Protokoll auch nur um langt sind, grundsätzlich einverstanden. Dasselbe ein Gedächtnisprotokoll handelt, so ergibt sich Einverständnis besteht auch weitgehend hinsichtlich aus ihm jedoch, daß die beiden Abgeordneten der Begründung, die zu diesem Ergebnis geführt hat. den Eindruck gewonnen hatten, die Zeugin Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

könne sich an den „Schweizerischen Bankver- schen 10 000 und 12 000 DM gekostet und ein" genau erinnern. nicht nur 8500 DM (68/51). 3. Auch sonst enthält die Aussage der Zeugin Bei ihrer sog. „Eidesstattlichen Versiche- Dattendorfer vor dem 1. UA einige Widersprü- rung" vom 12.5.68 wußte die Zeugin noch che: genau, daß sie die Brosche aus München zu einem Wert von 12 000 DM erhalten hatte a) Vor dem 1. UA hat die Zeugin behauptet, (61/17). als angenehme Folge der Schecks von Dr. Otto Lenz eine Brosche im Werte von 10 000 b) Über die Bekanntschaft mit Kraemer er- bis 12 000 DM geschenkt erhalten zu haben. klärte die Zeugin Dattendorfer (68/86): Eine ähnliche Brosche habe sie schon vorher „Am 3.5.54 haben wir in Lausanne einen bei einem Münchner Juwelier in der Brien- Monsieur Birlic getroffen. — Also fragen nerstraße bewundert. Ob es dieselbe Bro- Sie mich bitte nicht, wer das war, das sche gewesen sei, könne sie nicht sagen weiß ich nicht mehr, Birlic mit c am En- (68/51). de. Das Entnehme ich meinem Tagebuch. Auffällig ist dabei, daß die Zeugin nicht in Am 4. und 5. haben wir mit Monsieur der Lage war, die Brosche detailliert zu be- Birlic und einem Kerrn K. gegessen; es schreiben. ist wahrscheinlich, daß das Herr Kraemer war." Alles spricht dafür, daß es diese Brosche tatsächlich nie gegeben hat. Das ergibt sich Etwas weiter behauptete sie (68/87), den aus folgendem: Zeugen Kraemer am 31.1.55 bei einem gro- ßen Dinner gesehen zu haben, wobei sie Bei der Zeugin Wedertz, ihrer Tochter, hat Kraemer als „Bekannten" bezeichnete. die Zeugin Dattendorfer das Weihnachtsfest - 1956 verlebt. Der Zeugin Wedertz hat sie Wieder etwas später (68/88) behauptete die diese Brosche nicht gezeigt, obwohl sie Zeugin Dattendorfer, nachdem ihr die Aus- sonst selbst kleine Geschenke im Familien- sage des Zeugen Kraemer, er kenne die kreis zu zeigen pflegte (80/88). Zeugin Dattendorfer nicht, vorgehalten wor- den war. Kraemer nur einmal im „Atelier" Die Zeugin Dattendorfer hält die „wichtig- in Köln im Rahmen einer größeren Gesell- sten oder auch die unwichtigen Ereignisse" schaft gesehen zu haben. Für ihn sei sie in „Tagebüchern" (Notizbüchern) fest wohl „nur die Begleiterin von Dr. Lenz ge- (68/55). So hält sie fest, wenn sie einmal wesen" (68/89), weswegen er sich nicht an „etwas besonders Hübsches" bekommen sie erinnern zu können glaube. hat, „ein Armband oder dergleichen" (68/55). In dem Tagebuch von 1956, das Ob und wann die Zeugin Dattendorfer den dem 1. UA zur Einsicht vorgelegen hat, ist Zeugen Kraemer überhaupt schon einmal die Brosche jedoch nicht erwähnt, genau so gesehen hat, bleibt bei dieser unklaren Aus- wenig, wie die beiden Schecks, obwohl die- sage völlig offen. Vermutlich hat sie den se doch einen so großen Eindruck auf sie Zeugen aber niemals gesehen. gemacht hatten (68/11). Auf diesen Wider- c) In der Befragung der Frau Dattendorfer spruch hingewiesen, vermochte die Zeugin durch die Abg. Kern und Moersch in Oster- lediglich zu antworten: reich schilderte sie eingehend ihr letztes Zu- sammensein mit Dr. Lenz in Ischia: „Vielleicht fand ich es gar nicht so wich- tig — für mich! für mich!" (68/56). „Lenz habe ihr in Ischia die Existenz des zweiten Nummernkontos mit den 3 Mil- Widersprüchlich wie die Beschreibung der lionen mitgeteilt. Kurz vor seinem Tode. ihr angeblich geschenkten Brosche sind auch In Ischia habe sie mit Lenz im Hause die Angaben über deren Wert. Zunächst be- einer Freundin gewohnt, übrigens nicht hauptete die Zeugin Dattendorfer, die Bro- zum erstenmal. Dort seien sie, wie schon sche habe zwischen 10 000 und 12 000 DM öfter, mit einem Dottore S. — sie erinne- gekostet (68/52). Auf die Frage des Vorsit- re sich nicht mehr an den Namen, aber er zenden, woher sie denn den Wert wisse, müsse mit S. begonnen haben — zusam- antwortete die Zeugin (68/43) : mengetroffen. ,Dieser Dottore sprach per- „Die Brosche in der Briennerstraße, die fekt deutsch, war mies und klein und mir besonders gut gefiel, kostete etwa hatte eine zauberhafte Frau mit roten 8500 DM, und diese war noch wesentlich Haaren'. Die CDU habe Geld in die DC größer, und Otto sagte: ,Na, siehst Du, hineingepumpt, Lenz habe in ihrem Bei- die ist noch etwas größer und schöner als sein solche Gelder überbracht, Dottore die andere.' Daraus habe ich auf den S. sei ein Mittelsmann zwischen CDU und Preis geschlossen." DC gewesen. In dieser Erklärung findet sich wieder ein Lenz sei es in Ischia nicht gut gegangen. Widerspruch. Denn kurz zuvor hatte die Er habe sie aus Marokko herbeigeholt .. . Brosche in der Briennerstraße nach der Er- Lenz sei in ihrer Abwesenheit auf der klärung der Zeugin Dattendorfer noch zwi Straße zusammengebrochen. Man habe Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

ihn in ein mieses Hotel gebracht. Sein Vor dem 1. UA zu dieser Vorstrafe befragt, Gesicht sei ,graugrün gewesen, ein biß- behauptete sie: chen wie Erde'. Der Arzt habe sie gefragt, „Das ist natürlich völlig unwahr ... das ob sie nach Neapel mitkommen wolle. Sie kann nicht stimmen, das bin ich nicht ge- habe abgelehnt, wegen der Diskretion. wesen. — Nein, das stimmt nicht, tut mir Herr Kern machte auf die anderslautende leid" (68/82, 84). Aussagen der G. aufmerksam. Als Ant- Diese falsche Aussage hat die Zeugin Dat- wort schüttelte Frau v. H. verwundert tendorfer ohne zu zögern beeidigt. Mit und halb amüsiert den Kopf. Sie deutete Schreiben vom 25.10.1968 berichtigte Frau an, daß sie mit gutem Grund der Meinung Dattendorfer zwar diesen Punkt ihrer Aus- sein müsse, sie sei in diesen fraglichen sage. Es ist aber bemerkenswert, daß selbst Tagen auf Ischia die einzige Geliebte ihr Anwalt — wie aus seinem Begleitschrei- von Otto Lenz gewesen" (Moersch-Prot. ben vom 25.10.1968 an den 1. UA durch S. 5). Bezugnahme auf § 158 StGB hervorgeht — Die Angaben der Frau Dattendorfer über zumindest eine objektive Eidesverletzung den Aufenthalt auf Ischia stehen in kras- seiner Mandantin als gegeben ansieht sem Widerspruch zu den Aussagen ihrer (68/Anl. 21) . Tochter, der Zeugin Wedertz. Dieser hat sie e) In ihrer dem „Stern" gegenüber am 12.5.68 erzählt, sie sei mit Dr. Lenz verabredet ge- abgegebenen sog. „Eidesstattlichen Ver- wesen, als sie durch das Radio oder die Zei- sicherung" behauptet die Zeugin Dattendor- tung die Nachricht vom Tode Dr. Lenz be- fer u. a.: kommen habe. Später habe sie mehrmals „Im Herbst oder Winter 1956 — Otto gesagt: „Also, jetzt stell dir bloß mal vor, Lenz kam kurz vorher aus Indien zurück was passiert wäre, wenn ich Otto nochmals — hörte ich in seinem Büro in Bonn, An getroffen hätte, und der wäre mir praktisch der evangelischen Kirche Nr. 2, ein Tele- unter den Händen gestorben" (80/92 f.). fongespräch mit, das Otto Lenz mit dem Frau Wedertz erklärte, sie wisse hundert- damaligen Bundeskanzler Konrad Aden- prozentig, daß ihre Mutter Dr. Lenz nicht auer geführt hat. Otto Lenz winkte mich mehr vor seinem Tode auf Ischia getroffen heran und drückte mir einen kleinen habe (80/97). schwarzen Zweithörer in die Hand. Otto In ähnlicher Weise äußerte sich Frau Dat- sagte: ,Herr Bundeskanzler, ich möchte tendorfer auch dem Zeugen Rechenberg ge- Sie nochmals darauf aufmerksam machen, genüber: Dr. Lenz habe telegrafisch oder daß überhaupt kein Mensch diesen Pan- brieflich den Wunsch ausgesprochen, sie zer gesehen hat. Bis jetzt liegen uns nur möchte zu ihm kommen. Sie habe das im Pläne vor'. Adenauer: ,Ach Jott, dat sind Hinblick auf ihr jung geschlossene Ehe aber doch erfahrene Leute, dat Ding wird nicht getan. Nach seinem Tode bedauere sie schon funktionieren. Die Hauptsache ist das (83/18). im Augenblick, dat wir das Geld bekom- men'." Als Frau Dattendorfer vor dem 1. UA nach dem Aufenthalt in Ischia gefragt wurde, Vor dem 1. UA hielt sie diese Schilderung weigerte sie sich, darüber auszusagen über den Verlauf des Telefongesprächs auf- (68/50-51). Es ist anzunehmen, daß der recht (68/95). Sie schränkte ihre Aussage Vorhalt Kern, Frau G. habe anderslautende jedoch dahin ein — nachdem vor ihrer Ver- Angaben gemacht, Frau Dattendorfer bewo- nehmung bekanntgeworden war, daß in der gen hat, vor dem Ausschuß zu dem Kern Kanzlei des Dr. Lenz ein „kleiner schwarzer und Moersch gegenüber behaupteten Auf- Zweithörer" nicht existiere — es sei mög- enthalt auf Ischia nichts auszusagen, zumal lich, sie wußte, daß diese Angabe einwandfrei „... daß ich mich mit diesem Zweithörer, widerlegt werden konnte. mit dieser Hörmuschel, irre. Darum kann sein, daß das — — Ich weiß das einfach d) Die Zeugin Dattendorfer ist unter dem Az.: nicht mehr. Darum habe ich auch dem 102 EVr 1450/40 vom Landgericht Wien ,Stern' gegenüber ausgesagt, ,meiner Er- wegen Erpressung zu 6 Monaten schweren innerung nach' ... (68/97)." Kerkers verurteilt worden. Noch im Jahre 1964 schrieb sie dem Oberamtsrichter Dr. Die Antwort auf die Frage, ob der „Stern" von Eck in Bonn dazu folgendes (AG Bonn die Einschränkung hinsichtlich ihres Erinne- Az.: 3 Ms 45/62 Bl. 93) : rungsvermögens gestrichen habe, blieb sie schuldig und resümierte: „Es stimmt, daß ich im Jahre 1941 in „Es kann auch sein, daß der Hörer da war. Wien wegen Erpressung zu 6 Monaten Ich weiß es einfach nicht mehr genau. Ich Kerker verurteilt wurde ... Obwohl ich weiß es nicht mehr" (68/97). nicht vorbestraft war, mußte ich die gan- zen 6 Monate absitzen bis zum letzten Die Einschränkung, die die Zeugin mit der Tag." Behauptung macht, sie habe dem „Stern" Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

gegenüber gesagt „meiner Erinnerung großen Zweifeln zu begegnen ist. Ihren Be- nach" ist nachweislich unrichtig. Nach der kundungen könnte — gleich welchen Inhalts Aussage des Zeugen Ebelseder hat die Zeu- die Aussagen wären — kein entscheidender gin Dattendorfer ihre sog. Eidesstattliche Beweiswert beigemessen werden." Versicherung in dem Büro des öffentlichen Und in einem weiteren gegen die Zeugin Dat- Notars Dr. Hammala, Kufstein, der ihre Un- tendorfer anhängigen Strafverfahren wegen terschrift nbeglaubigte, selbst diktiert. Diebstahls u. a. hat ein anderer Staatsanwalt in (61/18-21). In dieser sog. Eidesstaatlichen seinem Plädoyer zum Persönlichkeitsbild der Versicherung befindet sich kein Erinne- Zeugin festgestellt: „Geltungssüchtige, phan- rungsvorbehalt bezüglich eines „kleinen tastische Bohème-Natur ... absolut unglaub- schwarzen Zweithörers". würdig" (Westfalenblatt Bielefeld vom 26.10. Ein solcher Zweithörer, Hörmuschel hat 68; ähnlich Generalanzeiger Bonn vom aber im Büro Dr. Lenz/Dr. Schneider/Aretz 26./27.10.68). nicht existiert. Nach den Auskünften der a) Zur Vertiefung des Eindrucks vom Persön- Firma Telefonbau und Normalzeit vom 3.3. lichkeitsbild der Zeugin Dattendorfer hat 69, vom 7. und 13.5.69 waren in der Kanz- der 1. UA die Zeugen Rechenberg und lei der Sozietät Dr. Lenz/Dr. Schneider/ Rauchwetter gehört. Beide Zeugen sind seit Aretz im fraglichen Zeitpunkt drei Mithör- langen Jahren mit der Zeugin Dattendorfer apparate installiert. Durch Drücken einer befreundet. Der Zeuge Rechenberg hat dar- Mithörtaste konnte sich jeder Sozius von über hinaus von 1954 bis zum Jahre 1958 seinem Büro aus auf ein bestehendes Amts- die Miete für die Frankfurter Wohnung der gespräch aufschalten oder eine Dreierver- Zeugin Dattendorfer gezahlt und sich be- bindung herstellen. „Ein zweiter Hörer (Mu- müht, Ordnung in die stets ungeordneten schelhörer) war an keinem Apparat ange- Vermögensverhältnisse- der Zeugin zu brin- schlossen" (RS 62 Anl. 1; RS 63 Ani. 6). gen (83/8, 10, 13, 14). Die Zeugin Dattendorfer hat also in ihrer Der Zeuge Rechenberg hat zur Frage der sog. Eidesstattlichen Versicherung offen- Glaubwürdigkeit vor dem 1. UA erklärt: sichtlich die Unwahrheit gesagt, als sie von „Ich habe aus persönlicher Erfahrung einer am Apparat befestigten Hörmuschel — ich will hier keine Wertung vorneh- gesprochen hat. Um den Nachweis der Un- men — festgestellt, daß sie zwischen der richtigkeit ihrer Aussage zu erschweren, subjektiven und der objektiven Wahrheit hat sie — als feststand, daß die Hörmuschel keinen Unterschied kennt, daß sie das, nicht existierte — ihre Aussage einge- was sie für ihre Wahrheit hält, als Wahr- schränkt. heit, und zwar ernst, aus Überzeugung, in Daraus kann geschlossen werden, daß sie Tausenden kleinen Prozessen, wo es sich auch das angebliche Telefongespräch selbst nur um 50 oder 100 Mark oder was han- erfunden hat. Im übrigen erscheint das Ge- delt — — daß sie also das, was sie sich spräch auch aus folgendem Grunde un- einbildete, für wahr nahm. Und das habe glaubhaft: Dr. Lenz hat gewußt, daß ein ich meiner Meinung nach dem Staatsan- Prototyp des leichten Raupenfahrzeuges HS walt erklärt und wollte es ihm verständ- existierte und im Mai 1956 in Gegenwart Dr. lich machen. Daß dann aus einer andert- Adenauers in Hangelar zusammen mit dem halbstündigen Vernehmung ein sehr zu- Holzmodell des HS 30 vorgeführt wurde. sammengedrängtes Protokoll genommen Der anläßlich dieses Telefongesprächs an- ist, in dem sehr viele Schärfen sind, die geblich „nochmals" erfolgte Hinweis des ich vielleicht vorher abgemildert hat- Dr. Lenz gegenüber Dr. Adenauer, niemand te —." habe bisher den Panzer gesehen, es lägen Frage: „Ihre Aussage jetzt, wenn ich nur Pläne vor und die von der Zeugin Dat- Sie richtig verstanden habe, lautet: Sie tendorfer geschilderte Reaktion Dr. Aden- sind überzeugt davon, daß sie von einem auers sind daher mit den damaligen Kennt- subjektiven Wahrheitsbegriff ausgehend nissen von Dr. Lenz und Dr. Adenauer über die Wahrheit sagt?" die tatsächlichen Gegebenheiten nicht in Einklang zu bringen. Rechenberg: „Der aber objektiv nicht stimmt. Wenn sie mir sagen würde: drau- 4. Schon aufgrund dieser Falschaussagen und der ßen scheint die Sonne, würde ich rausge- zahlreichen Widersprüche in den verschiede- hen, um festzustellen, ob es nicht regnet, nen Bekundungen verdienen die Angaben der — um das ganz klar zu sagen" (83/40 c). Zeugin Dattendorfer keinen Glauben. Zu dem- Diese Aussage stimmt voll mit derjenigen selben Ergebnis kam auch die StA in Bonn, die überein, die der Zeuge vor der StA in Bonn bei der Beurteilung der Glaubwürdigkeit die- gemacht hat: ser Zeugin feststellt (XII/94 und 102) : „Sie gehört zu den Menschen, die ihre „Bei Frau Dattendorfer handelt es sich aller Vorstellungswelt und Wünsche für wahr dings um eine Persönlichkeit, der — was die ansehen ... Sie lebt in Filmen, Theatern Frage der Glaubwürdigkeit anlangt — mit und Kriminalromanen ..." (VI/60 ff.). Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

Der Zeuge Rauchwetter, der der Zeugin Dat- trages ihre vielfach wiederholten Behaup- tendorfer hin und wieder aus ihren ständi- tungen, die sie teilweise sogar als „Eides- gen Geldschwierigkeiten geholfen hat stattliche Versicherungen" bezeichnet hat, (84/9, 10, 14) hat dem 1. UA mehrere Origi- von der Firma HS sei Geld gezahlt worden, nalbriefe zur Beurteilung der Persönlichkeit zu widerrufen und für die Zukunft zu und Glaubwürdigkeit vorgelegt. Außerdem schweigen. teilte er seine Eindrücke von der Zeugin spontan mit, nachdem er von ihrer Verneh- Am 1.3.68 richtete die Zeugin Dattendorfer mung gehört hatte: an den Bundesgeschäftsführer der CDU, Dr. Kraske, einen Brief. Nach einem notariell „Daraus ergab sich immer deutlicher der beglaubigten Auszug vom 24.10.68 aus Eindruck, daß diese Frau keine Tren- diesem Erpressungsbrief hat die Zeugin nungslinie zwischen der Wirklichkeit, der Dattendorfer an Herrn Kraske u. a. folgen- Einbildung und ihrem Wunschdenken des geschrieben: kennt ... „Herr Dr. Kraske, sofort nach Erscheinen Ihre Lebens- und Verhaltensweise, ihre des SPIEGEL-Titel-Artikels HS 30 bekam ständig übertreibende, ausufernde Phan- ich mehrere Presse-Angebote ... Im tasie lassen es als möglich erscheinen, Augenblick liegen die Angebote bei ca. daß Geldtrauma und Wunschdenken ihr DM 25 000, dazu kam dieser Tage ein das Bild von den Millionenschecks in den Illus-Angebot von DM 50 000 ... Leider Händen des einstigen mächtigen Freun- kann ich mir die große Geste — schwei- des und Gönners vorgaukelten und der- gend zu schweigen — einfach nicht lei- art verdichteten, daß sie heute vermutlich sten! ! ! Ich stehe dichtest vor dem Nichts. fest daran glaubt ... Was ich Ihnen vorschlage möchte und Sie hatte nichts dagegen, in der ihr gemä- muß und- vorschlagen, sehr geehrter Herr ßen Mischung von Ironie und Scherz als Dr. Kraske, ist einfach: Zahlen Sie mir die ,Märchentante des 20. Jahrhunderts' be- entgehenden Honorare plus DM 10 000 zeichnet zu werden. SPIEGEL-Rest. Und ich öffne niemals mehr den Mund ..." (68/61). ... erscheint es dringend erforderlich, auf den Ursprung einer krankhaft veranlag- Als ihr der Inhalt dieses Briefes bei ihrer ten, hemmungslosen und überdimensio- eidlichen Zeugenvernehmung im 1. UA vor- nierten Phantasie gebührend hinzuwei- gehalten wurde, erklärte sie: sen. In der weiteren Behandlung ihrer „Ich fand es angemessen und nett von Aussage sollte vor dem Staatsanwalt der mir, der CDU die Möglichkeit zu geben, Psychiater eingeschaltet werden" (RS 51 auf diese Weise die Veröffentlichungen Anl. 2). zu unterbinden, die ganz gewiß nicht in In seiner Vernehmung bezeichnete der Zeu- ihrem Sinne gewesen wären. Das Honorar ge die „Scheckgeschichte" als reines Phan- ergibt sich einfach aus den Angeboten, die tasiegebilde (84/11-13). Der Zeuge wurde mir vorgelegen haben" (68/62). gebeten, die Tatsachen mitzuteilen, aus de- Zu der Herkunft der Angebote befragt, sagt nen er zu seiner Ansicht gelangt ist. Er er- sie (68/64) : klärte: „Also einmal von ,Oggi', von Montadori „Trennung von Lenz aus eigenen Stük- in Mailand, und einmal von einer ost- ken ... Wenn die Scheckgeschichte da- deutschen Zeitung, die ich nicht mehr be- mals wahr gewesen wäre, hätte sie sich antwortet habe, und von verschiedenen ganz bestimmt nach meiner Auffassung deutschen " anders verhalten ... Sie hätte sich nicht von Lenz getrennt in dieser Weise, und Ihre wirklichen Absichten werden jedoch sie hätte vor allen Dingen ihre materiel- durch die weitere Erklärung deutlich: len Interessen wahrgenommen ... Sie „Meine Situation war keineswegs erfreu- hätte den Wagen doch nicht auf langfri- lich. Die der Bundesregierung und der stige Wechsel gekauft z. B." (84/23). CDU aber auch nicht. Wenn ich widerru- Die weitere Frage, ob er auch in den Mona- fen hätte und einfach gesagt hätte — ich ten, in denen Dr. Lenz angeblich Millionen brauchte gar nicht zu widerrufen —: besaß, den Eindruck hatte, daß die Zeugin ,Diese beiden Schecks sind, was weiß ich, Dattendorfer in Geldschwierigkeiten war, von wem gekommen, und ich bin nur beantwortete der Zeuge mit „Ja" (84/24). falsch interpretiert worden', dann wäre himmlischer Friede allüberall eingetre- b) Bezeichnend für den problematischen Cha- ten" (68/127). rakter und damit auch für die mangelnde Glaubwürdigkeit der Zeugin sind noch zwei Dieser Brief wurde nicht beantwortet, ins weitere Vorgänge: der Versuch, die CDU besondere wurden an die Zeugin keinerlei zu erpressen und das Angebot an die Firma Zahlungen geleistet, wie sie selbst ausge HS, gegen Zahlung eines größeren Geldbe sagt hat (68/62, 63). Die CDU hat vielmehr Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527 gegen die Zeugin Strafanzeige wegen ver- mehr tragbar (65/11; Kraemer 58/135; See- suchter Erpressung gestellt. ger 65/39). Die Zeugin Dattendorfer ist mit Vertretern Für die Richtigkeit dieser Aussagen spricht der Firma HS auf ihren Wunsch hin Anfang auch der weitere Ablauf des Geschehens. 1968 zusammengetroffen. In diesem Ge- Denn Frau Dattendorfer wandte sich, nach- spräch bot sie ebenfalls einen Widerruf an, dem sie aus der Schweiz abgeschoben wor- wenn die Firma HS ihr Schweigen erkaufe. den war, von sich aus wiederum an die Fir- Die Zeugin Dattendorfer stellt zwar selbst ma und bat um Fortsetzung der Verhand- das Zustandekommen des Treffens anders lungen. Das zweite Gespräch mit ihr fand dar. Nach ihren Angaben bat die Firma HS mit den Rechtsanwälten Dr. Seeger und Dr. um das Treffen. Sie macht aber schon über Oehry in Feldkirch statt. Dr. Oehry wurde das Zusammentreffen mit Vertretern der von Dr. Seeger als Zeuge mitgenommen. Er Firma HS derart widersprechende Angaben, vertritt weder die Firma HS, noch deren In- daß sie sich auch in diesem Punkt selbst der haber oder den Generalbevollmächtigten Unglaubwürdigkeit überführt. Kraemer (65/67, 71). Dr. Oehry hat die An- So erklärt sie dem „Stern": „... fand ich in gaben der Frau Dattendorfer mitstenogra- meiner schweizerischen Wohnung einen phiert und ein Protokoll verfaßt (65 Anl. 3). Brief in meiner Post ..." (61/17). Vor dem Nach dem Protokoll des Dr. Oehry hat Frau 1. UA sagte sie, sie sei nach Zürich gefahren Dattendorfer erklärt, es stimme zwar, daß und habe den Brief dort abgeholt (68/124). Dr. Lenz mit den Schecks gewinkt habe. Die In der „Eidesstattlichen Versicherung" heißt Schecks seien aber nicht von Hispano Suiza es, sie sei gebeten worden, einen Herrn von gekommen. Der „Spiegel" habe das Ge- Allwiel oder so ähnlich anzurufen (61/17,) spräch unrichtig wiedergegeben, er habe Be- während sie den Abg. Kern und Moersch merkungen aus dem Zusammenhang ge- bei der Befragung in Österreich mitteilte, nommen. Sie brauche nicht zu sagen, wo- Herrn von Hallwyl habe sie bestimmt nicht her die Schecks gekommen seien (65 Anl. 3). verlangt, weil sie ihn nicht gekannt habe Vor dem 1. UA erklärte Dr. Oehry, er habe (Moersch-Prot. S. 2-3). Vor dem 1. UA den Eindruck gehabt, daß Frau Dattendor- führt sie aus, in dem Brief sei sie aufgefor- fer das Gespräch darauf anlegte, ein mate- dert worden, auch in ihrem Interesse eine rielles Ergebnis zu erreichen (65/71), „etwas bestimmte Nummer in Genf anzurufen zu verkaufen" (65/72), einen Eindruck, den (68/124); es habe sich Hispano Suiza ge- Dr. Seeger in seiner Aussage bestätigte meldet und dann habe sie von Hallwyl am (65/45-45 a). Frau Dattendorfer habe zwar Apparat gehabt (68/125). nicht direkt eine Forderung erhoben, sie Tatsächlich traf Frau Dattendorfer sich dann habe jedoch die Erwartung ausgesprochen, in Zürich im „Baur au Lac" mit Graf von daß sie etwas eine Hilfe — bekommen Hallwyl und Dr. Seeger. Hier habe Dr. See- würde (65/42). Deswegen habe sie wohl ger sie aufgefordert, den SPIEGEL-Artikel auch in Zürich und in Feldkirch behauptet, zu widerrufen, sie habe das als technisch die Schecks seien nicht von HS (65/46). möglich bezeichnet. Als sie dann mit Graf Die Aussage der Frau Dattendorfer entbehrt von Hallwyl allein gewesen sei, habe die- jeglicher Logik. Nach ihrer Darstellung hat ser gesagt: „... wenn Sie wirklich Hispano Hispano Suiza durch einen anonymen Brief Suiza da herausreißen würden, ... was ha- Kontakt mit ihr aufgenommen. Da das erste ben Sie sich denn als Äquivalent gedacht?" Gespräch in Zürich nicht zu Ende geführt Sie habe erwidert: „... bei der Größenord- werden konnte, hätte es doch nahegelegen, nung, um die es hier geht, was halten Sie daß die Firma HS sich um ein zweites Ge- von einer Million?" Hallwyl habe lachend spräch bemüht hätte, zumindest aber die gesagt: „... sagen wir zunächst die Hälfte; beiden Anwälte ihr in Feldkirch ein Ange- mit einer sechsstelligen Zahl haben wir bot der Firma HS unterbreitet hätten. Das schon gerechnet" (68/126). ist auch nach ihrer Aussage zu ihrem gro- Graf von Hallwyl, Dr. Seeger und Kraemer ßen Bedauern nicht der Fall gewesen bestritten als Zeugen entschieden die Dar- (68/137). stellung der Zeugin Dattendorfer, wonach Für die Richtigkeit der Aussagen der Zeu- die Firma sich an Frau Dattendorfer ge- gen Kraemer, Hallwyl und Seeger spricht wandt und auf einen Widerruf gedrängt auch die Tatsache, daß Rechtsanwalt Aretz habe. Im Gegenteil. Frau Dattendorfer habe am 10.1.68 die StA Bonn darüber infor- sich mit der Bitte an HS gewandt, an der mierte, Frau Dattendorfer habe der Firma Pressekonferenz, die seine Firma in der HS „Material" zum Kauf angeboten; ein HS 30-Angelegenheit veranstaltete, teilneh- „neutraler" Bevollmächtigter werde sich men zu können. Sie habe so interessante mit ihr am 12.1.68, 12.00 Uhr im Hotel Sachen zu melden, das sei Dynamit. Selbst- „Baur au Lac" in Zürich treffen (StA HS 30 verständlich müsse ein Weg gefunden wer- Bd. 6 Bl. 123). Wenn die Firma HS die Ab- den, sie zu honorieren. Wenn sie aussage, sicht gehabt hätte, Frau Dattendorfer zu sei sie in Deutschland und Europa nicht einer bezahlten Widerrufserklärung zu be- Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

stimmen, hätte nichts ferner gelegen, als die dem Finanzvolumen des Wahlkampfes 1957 Staatsanwaltschaft, die über einen Haftbe- in Höhe von knapp 6 Millionen DM bemerkbar fehl gegen Frau Dattendorfer verfügte, vor- machen müssen. Aber die Zeugen Kraske, Na- her von dem beabsichtigten Treffen zu un- than, Heck, Scheufelen, Burgbacher, Blank und terrichten, zumal HS nicht wissen konnte, Globke haben genau das Gegenteil aus eige- welche Maßnahmen die Staatsanwaltschaft nem Wissen bekundet, daß ein derartiger einleiten würde. „warmer Regen" in Höhe von 30 Millionen 5. Die erheblichen Widersprüche in den Aussa- oder gar mehr nicht auf die CDU oder CSU gen und Erklärungen, die teilweise bewußt Parteikasse niedergegangen ist. Zwar hat die falsch sind, das Angebot des Widerrufs ihrer Zeugin Dattendorfer allgemein gehaltene Be- Behauptung gegen Geld und der Erpressungs- hauptungen in dieser Richtung aufgestellt. Daß versuch bei der CDU kennzeichnen hinreichend die Zeugin Dattendorfer absolut unglaubwür- die völlige Unglaubwürdigkeit der Zeugin dig ist, ist bereits vorstehend einwandfrei dar- Dattendorfer. Sie paßt ihre Aussagen dem je- getan worden. weiligen Zweck des Gesprächs an, um das für Die Aussage Dr. Winkelhog sie Günstigste dabei herauszuholen. So hat sie ihre „Eidesstattlichen Versicherungen" für den Als beweiskräftiger Zeuge für Zuwendungen „Stern" und für den „Spiegel" gegen erhebli- in Höhe von 30 oder mehr Millionen an die che Honorare abgegeben (Anl. 61/8). Sie ist CDU kann auch der Zeuge Dr. Winkelhog nicht aber auch bereit, für Geld genau das Gegenteil angeführt werden. Vor dem 1. UA hat Dr. Win- von dem zu sagen oder zu tun, was sie vorher kelhog erklärt, aufgrund seines guten per- erklärt oder getan hat. Sie hält dies auch für sönlichen Verhältnisses mit Dr. Lenz habe ihm durchaus normal. Eine „halbe Million Schwei- dieser angeboten, in seine Anwaltskanzlei ein- zer Franken" wäre eine Versuchung gewesen, zutreten (80/4, 5, 11, 12). Den genauen Zeit- der sie nicht widerstanden hätte (68/127) und punkt vermochte- der Zeuge nicht anzugeben ihren Erpressungsversuch bei der CDU findet — wußte auch nicht, ob das in den Jahren sie „angemessen und nett", weil die CDU da- war, in denen Dr. Lenz Staatssekretär war oder mit die Möglichkeit gehabt hätte, „auf diese vorher oder später (80/12). Genau wußte der Weise Veröffentlichungen zu unterbinden, die Zeuge aber noch die Situation zu schildern, in ganz gewiß nicht in ihrem Sinne gewesen wä- der Dr. Lenz ihm angeblich zum letzten Mal ren" (68/62) . dieses Angebot gemacht habe. Der Zeuge hat diese Begebenheit dem 1. UA zunächst schrift- Eine solche Zeugin ist, wie auch schon die lich mitgeteilt und in seiner Vernehmung aus- Staatsanwaltschaft festgestellt hat, absolut un- drücklich für richtig erklärt: glaubwürdig (XII/94 und 102). „Bald darauf trafen wir uns wieder. Un- 6. Sämtliche 32 Kölner Banken haben die Frage, erwartet war Dr. Lenz nach Treis gekommen. ob jemals, insbesondere in den Jahren 1954 Wir hatten eine gemeinsame Einladung bei bis 1958 zugunsten eines Deutschen, eines in Herlet in Karden, mit dem ich ebenfalls gut Deutschland ansässigen, einer deutschen politi- befreundet war und politisch zusammen- schen Partei und deren Organisation oder zu- arbeitete. Nachdem wir bei ihm einige Fla- gunsten eines Nummernkontos Schecks im schen Wein getrunken hatten, gingen wir Werte zwischen 1 bis 40 Millionen Schweizer nach Treis zurück, d. h. ich brachte Dr. Lenz Franken oder DM ausgestellt und von Louis in seine etwas außerhalb Treis gelegene Birkigt, Genf, bzw. der Société de Vente His- Wohnung. Auf diesem Wege — wir standen pano Suiza oder der Mecatex Holding AG, Zü- noch lange vor seiner Wohnung — machte er rich, vorliegen und auf ihr Geldinstitut gezo- mir zum letzten Mal das Angebot mit etwa gen haben oder über ihr Geldinstitut haben folgenden Worten: Ich fahre morgen in die ausstellen lassen oder in irgendeiner Form Schweiz, wo es um ein Panzergeschäft geht. haben verrechnen lassen, uneingeschränkt ver- Dabei springt wieder einiges heraus. Wenn neint. Damit ist jedenfalls klar erwiesen, daß Du willst, kannst Du mitfahren und Dir das die Aussage der Zeugin Dattendorfer über den ansehen. angeblichen Scheck von 30 Millionen DM zu- Sowohl als Folge seines permanenten Ange- gunsten der CDU falsch ist. botes als auch deshalb, weil mich der Vor- Theoretisch ist es natürlich durchaus richtig, gang allmählich zu interessieren begann, er- daß die erteilten Bankauskünfte prinzipiell die kundigte ich mich nach Einzelheiten und Möglichkeit nicht ausschließen, daß die angeb- erfuhr, daß eine Panzerlieferung vor dem lichen Zuwendungen an Dr. Lenz und an die Abschluß stände, bei welcher „stark dreißig CDU auf anderem Wege, etwa unter Einschal- Millionen in die Parteikasse flößen und tung Dritter oder einer Kette von Dritten er- 10 % als Provision für ihn abfielen'. Ich ent- folgt sein können. Aber für eine solche theo- gegnete, daß dieses Geschäft ja allein ge- retisch mögliche indirekte Zuleitung hat sich nügen würde, um ihm ein sorgenloses Da- nicht der geringste Anhaltspunkt ergeben. So sein bis an sein Lebensende zu garantieren. hätte z. B. der Zufluß von 30 Millionen in die Hierauf entgegnete er, er habe, wenn die CDU-Parteikasse — gleichgültig ob dieser di- Mediziner recht hätten, so lange nicht mehr rekt oder indirekt erfolgt wäre — sich bei zu leben, und zeigte mir sein neuestes EKG, Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

das tatsächlich wie ein Stacheldrahtverhau (80/16, 17, 44), ist niemals die Sekretärin von aussah. Daß er herzleidend war, hatte er mir Dr. Lenz gewesen, und hat niemals im Bundes- früher wiederholt erzählt und dabei betont, kanzleramt gearbeitet. Die offensichtlich fal- daß ihn die Nazis kaputtgemacht hätten. schen Bekundungen des Dr. Winkelhog kön- Diese Unterredung verlief zwar wieder er- nen daher nicht als Indiz dafür betrachtet wer- gebnislos, doch stellte ich in Aussicht, mir den, daß trotz der entgegenstehenden Bankaus- die Sache zu überlegen" (80/10 f.). künfte der CDU seitens der HS Millionen Diese Erklärung ist jedoch unglaubwürdig. Zuwendungen gemacht worden sind. Erstens muß in diesem Zusammenhang aus- drücklich darauf hingewiesen werden, daß der Zeuge Winkelhog bekundet hat, daß dieses Gespräch über die Verdienstmöglichkeiten an FÜNFTES KAPITEL Panzerbeschaffungen im Anschluß an einen Weinabend bei dem am 24.2.51 verstorbenen Die Bundesregierung Herlet stattgefunden habe. Die ersten Gesprä- che mit HS waren aber erst 1955. Dr. Lenz und die Aufklärung kann also 51 den Zeugen Winkelhog nicht der erhobenen Vorwürfe auf ein Panzergeschäft hingewiesen haben. Dr. Winkelhog mußte überdies vor dem 1. UA Bereits 1957, schon bald nach dem Abschluß der zugeben, daß er sich von 1950-1955 in alles ersten Lieferverträge zwischen der BRD und dem andere als guten wirtschaftlichen Verhältnis- HS-Konzern wurde in der Öffentlichkeit der Ver- sen befand. Es ist kaum zu glauben, daß er in dacht geäußert, daß es bei der Auswahl dieser Firma einer solchen Situation ein Angebot abgelehnt und dem Abschluß der Verträge nicht korrekt zuge- hätte, in eine gutgehende Anwaltssozietät in gangen sei. Dieser Vorwurf- ist bis in die jüngste Bonn einzusteigen, zumal er nach den Erklä- Zeit nicht verstummt. Gemäß dem Beschluß des rungen von Dr. Lenz überhaupt nicht in Bonn Deutschen Bundestages vom 16.3.67 hatte der 1. UA anwesend zu sein brauchte (80/10). auch zu prüfen, was die Bundesregierung zur Auf- klärung dieser Vorwürfe unternommen, ob sie diese Schließlich ist es völlig unglaubhaft, daß Dr. Aufklärung behindert oder verzögert und dem Deut- Lenz den Zeugen Dr. Winkelhog, gegen den schen Bundestag unzutreffende Auskünfte erteilt nicht weniger als 14 Ehrengerichtsverfahren hat (Drs. V/1468, Buchstaben d bis g). gelaufen sind, aufgefordert hat, in die Anwalts- sozietät Aretz, Schneider, Lenz einzutreten. (Vgl. RS 59 Anl. 3). Seinem Ausschluß aus der A. Prüfungstätigkeit des Bundesrechnungshofes Anwaltschaft ist Winkelhog nur durch einen Antrag auf Löschung in der Liste der zugelas- Zu der Frage, ob und ggf. inwieweit die Über- senen Anwälte zuvorgekommen. prüfungstätigkeit des BRH behindert oder verzögert worden ist (Buchstabe e des Untersuchungsauftra- Die Unglaubwürdigkeit des Dr. Winkelhog er- ges) hat der 1. UA Bedienstete und ehemalige Be- gibt sich u. a. auch noch aus folgendem: dienstete des BMVtdg und des BMF, insbesondere Dr. Winkelhog hat erklärt, er habe Dr. Lenz, aber die mit der Prüfung beauftragten Mitglieder als dieser Staatssekretär war, verschiedentlich des BRH, die MinRäte Dorn und Dilger (28. Sitzung) in seinem Büro im Bundeskanzleramt besucht. als Zeugen gehört und die insbesondere anläßlich Dort habe er auch die Zeugin Dattendorfer, der Erstellung der Prüfungsmitteilungen und -be- damals Frau van Horn, seine Sekretärin, ken- merkungen und ihrer Beantwortung beim BRH und nengelernt (80/13). Außerdem erwähnte er BMVtdg erwachsenen Akten geprüft. verschiedentlich im Zusammenhang mit den Der BRH hat sich 1958 anläßlich der Prüfung der angeblich so einträglichen Geschäften mit Rü- Rechnung der Amtskasse des BMVtdg — Amt für stungsgütern, daß sich Dr. Lenz mit Flick in Wehrtechnik und Beschaffung — für das Rechnungs- der Schweiz getroffen habe (80/14) und daß jahr 1956 erstmals mit der Beschaffung des Schützen- eine Verabredung zwischen Dr. Lenz und ihm panzers HS 30 befaßt und dem BMVtdg am 3. No- verlegt werden mußte, weil dieser mit Flick vember 1958 Prüfungsmitteilungen (Gesch. Z.: Vert E verabredet gewesen sei (80/44). — 9301/56 II Tz 1-7) zur Stellungnahme zugeleitet. Dr. Lenz war von 1951 bis 1953 Staatssekretär Der BRH beanstandete darin die gleichzeitige Ver- im Bundeskanzleramt. Die Beschaffung der gabe der Aufträge für Prototypen, Null-Serie und Ausrüstung für die Bundeswehr begann aber Serie des HS 30, obwohl eine hinreichende Erpro- erst mit deren Aufstellung 1955, zu einer Zeit bung vorher nicht stattgefunden hatte, den Lizenz- also, als Dr. Lenz bereits nicht mehr Staats- vertrag und die zinslosen Vorauszahlungen von sekretär war. Er kann während seiner Zeit als über 200 Millionen DM sowie die Bereitstellung Staatssekretär daher nicht mit Herrn Flick über weiterer Dokumenten-Akkreditive in Höhe von Waffenkäufe verhandelt haben. über 47 Millionen DM an die auf tragnehmenden Die Zeugin Dattendorfer, damals Frau van Firmen. Horn, mit der der Zeuge Winkelhog ja ver- Diese Prüfungsmitteilungen beantwortete der da- schiedentlich im Vorzimmer von Dr. Lenz im malige Leiter der Haushaltsabteilung im BMVtdg, Bundeskanzleramt gesprochen haben will MinDir Hopf, am 18. März 1959 (H I 3 Az. 28-20-02 Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode

Tgb. Nr. 1341 II/58) im wesentlichen mit pauschalen BMVtdg Einsicht in die Akte. Auf Frage, ob diese Erklärungen. Er verwies auf politische Gründe, für vollständig war, erklärte er: diese Beschaffung, wie die Devisenfrage und beste- „Ich konnte bei der Einsichtnahme nicht feststel- hende internationale Verträge, sowie darauf, daß len, daß irgendetwas entnommen war oder daß der Deutsche Bundestag die Beschaffung des HS 30 diese Akte unvollständig war. Sie hatte ja kein genehmigt habe. Im übrigen aber habe die Bundes- Inhaltsverzeichnis ... Ich habe angenommen, regierung die mit diesem Beschaffungsauftrag ver- daß es sich um die Akte handelt, die Herr Wei- bundenen Risiken bewußt auf sich genommen. gel einsehen wollte. Als mir die Akte vorgelegt wurde, habe ich sie durchgeblättert und stellte Der BRH hielt diese Antwort nicht für ausreichend fest: Der sachliche Inhalt dieser Akte ergab und teilte dem BMVtdg am 6. Mai 1959 (Gesch. Z. nichts Neues und keine neuen Gesichtspunkte, VertE - 1322/5.59) mit, daß er weitere Prüfungen die nicht bereits in den Prüfungsfeststellungen für erforderlich halte. MinR Kaldrack und Amtsrat bearbeitet und verarbeitet waren." (28/42) Weigel haben am 11.5.1959 ihre Prüfungstätigkeit beim BMVtdg aufgenommen. Dabei zeigte sich, daß Das BMVtdg hat die Prüfungsmitteilungen des es im Bereich des BMVtdg keine Stelle gab, die BRH aus dem Jahre 1959 nicht beantwortet, sondern einen Gesamtüberblick über das umfangreiche zurückgestellt, um in der Zwischenzeit durch die Vertragswerk und den Verlauf der Beschaffungs- technische Verbesserung des Fahrzeugs und Ver- maßnahmen hatte (vgl. BRH 1. Entwurf des Prü- handlungen mit den beteiligten Firmen die tatsäch- fungsbeamten, Vermerk vom 21.9.61 S. 2). Die Prü- liche Lage für das Ministerium auch gegenüber dem fungstätigkeit des BRH wurde besonders dadurch BRH zu verbessern. erschwert, daß die umfangreichen Akten zum HS Hinzu kam, daß BMVtdg-Minister Dr. Strauß die 30-Komplex im BMVtdg nicht mit der bei Behörden Prüfungstätigkeit des BRH offenbar als Eingriff in üblichen Sorgfalt geführt wurden. Die Prüfungs- die Führung der Verwaltungsgeschäfte seines Hau- beamten mußten die Akten in den Abteilungen ses empfand und es darüber zu Differenzen zwi- W und T des BMVtdg erst ordnen. (vgl. BRH 1. Ent- schen dem BMVtdg und dem BRH gekommen war. wurf des Prüfungsbeamten, Vermerk vom 21.9.61, Am 19.7.60 fand ein Gespräch zwischen Bundes- S. 2). Sie beklagten insbesondere die Unordnung der minister Dr. Strauß und dem Präsidenten des BRH Akten in dem für Preisfragen zuständigen Referat Dr. Hertel statt, in dem versucht wurde, diese Diffe- des Dr. Goetze (MR Dorn, 28/12 f.). renzen beizulegen (vgl. BMVtdg. W I 5, Bd. 5 Anl. 1, Vermerk vom 20.7.59). Am 7.7.59 (Gesch. Z. VertE - 9301/56 II - 138/59 VS - Vertr.) und am 20.7.1959 (Gesch. Z. Der BRH führte seine Prüfungstätigkeit fort und VertE - 9301/56 II - 168/59 VS-Vertr.) leitete legte dem BMVtdg am 25.6.62 neue Prüfungsmit- der BRH dem BMVtdg weitere Prüfungsmitteilungen teilungen (Gesch. Z. VertE 9301/56 II - 140/62 zu und verlangte, ihm die anläßlich der durch Mini- VS-Vertr.) zur Stellungnahme vor. Diese enthielten ster Strauß am 20.5.58 angeordneten Gesamtüber- die unerledigten Beanstandungen früherer Prüfungs- prüfung durch die sog. Becker-Kommission zusam- mitteilungen sowie eine zusammenfassende Beurtei- mengezogenen Akten und die bei dieser Überprü- lung der Beschaffung des HS 30. Gleichzeitig stellte fung erwachsenen Vorgänge, die gesondert im Mini- der BRH fest, daß die Beschaffung des HS 30 nicht sterbüro aufbewahrt wurden, zur Verfügung zu stel- mit der erforderlichen Sorgfalt und Gründlichkeit len. Dem BRH wurde die Einsicht in diese Akten vorgenommen wurde und verlangte vom BMVtdg jedoch auf Weisung des Ministers Dr. Strauß ver- Mitteilung darüber, welche zivil- und strafrechtli- weigert (BRH, Prüfungsmitteilungen vom 25.6.62; chen Maßnahmen gegen die dafür verantwortlichen (Gesch. Z. VertE - 9301/56 II - 140/62 VS-Vertr. Bediensteten eingeleitet worden sind. Ziff. 2; BRH Beschaffungsdenkschrift Heft 1, Blatt Die Bearbeitung dieser Prüfungsmitteilungen des 150, VS-Vertr.). BRH wurde im BMVtdg erst am 11.1.63 in Angriff genommen (vgl. Verfügung vom 28.1.63 - Der Versuch des Prüfungsbeamten des BRH, die Gesch. Z. W I 1 - Az. 28-20-02 [HS 30]). Sie wurde Mitglieder der Kommission zu den Vorgängen zu u. a. dadurch erheblich erschwert und verzögert, daß befragen, schlug ebenfalls fehl. Diese haben unter den Sachbearbeitern die notwendigen Unterlagen Berufung auf die besondere Verschwiegenheit, zu vorenthalten wurden. So teilte das Referat FÜ H II 5 der sie bei der Bildung der Kommission verpflichtet am 4.3.63 der federführenden Abteilung W mit: worden waren, jede wesentliche Auskunft über die Ergebnisse der Untersuchung verweigert (1. Ent- „Bekanntlich haben Prüfungskommissionen wurf, Schreiben des AR Weigel an den Präsidenten während der Beschaffung des HS 30 mehrmals des BRH vom 5 8.59, BRH-Beschaffungsdenkschrift, Akten von den beteiligten Abteilungen einge- Heft 1, B1. 149, VS-Vertr.). Der BRH hat seine Bitte zogen. Dabei hat FÜ H auch die Akten abgeben müssen, auf welche sich der BRH bezieht. Bei um Einsicht in diese Akten der Becker-Kommission in seinen Prüfungsmitteilungen vom 25. 6. 62 wie- der Registratur W I sowie beim zuständigen derholt. Das BMVtdg hat diese Akten schließlich Sachbearbeiter FÜ B IV/3 sind diese oder gleichwertige Unterlagen bisher nicht aufzufin- am 24. Februar 1964, also nach 4 1 /2 Jahren - inzwi- schen stand das Haus unter anderer Leitung - zur den." Einsichtnahme freigegeben (Gesch. Z. H I 3 - Nicht einmal der eigens für die Bearbeitung und Az. 28-20-02 TgbNr. 412/64 VS-Vertr.). Der Zeuge Abwicklung des HS 30-Komplexes vom Bundes- Dilger, Mitglied des BRH, nahm im Juli 1964 im wehrbeschaffungsamt in Koblenz zum BMVtdg nach Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

Bonn versetzte RD Witte, der von 1960 bis 1965 Das mit der Prüfung beauftragte Mitglied des die Vergleichsverhandlungen mit dem HS-Konzern BRH, Dorn, beurteilte das Verhalten des BMVtdg führte, hatte Zugang zu allen Akten. Gerade die in einem Vermerk vom 21.8.62 (BRH - VertE) Akten der sog. Becker-Kommission, deren Tätigkeit wie folgt: zu der Reduzierung der Verträge gegenüber der „Das BMVtdg — Abt. L. W - hatte Anfang Fa. Hispano-Suiza geführt hatte, bekam er jahrelang des Jahres noch geglaubt, unsere Prüfungsmit- nicht zu Gesicht, obwohl er mit der Fa. HS die sich teilungen ,global' durch ein allgemeines Zuge- aus dieser Reduzierung ergebende Restabgeltung ben der von uns festgestellten Mängel beant- und die Ansprüche des Bundes aus mangelhafter worten und damit den ,Fall Hispano' erledigen Vertragserfüllung auszuhandeln hatte. RD Witte zu können. Die im einzelnen begründeten Vor- mußte mehrfach über seinen Abteilungsleiter MD würfe, die wir erheben mußten, haben, wie das Dr. Knieper um die Akten der Becker-Kommission Schreiben zeigt, diese Hoffnungen zerstört. Die bitten (vgl. Schreiben MR Witte an AbtL. W vom nunmehr zwangsläufigen Folgen, die das 7.2.63 Az. 28-20-02 [HS 30] Tgb. Nr. 316/63 VS-NfD). BMVtdg in seinem Schreiben aufzeigt, werden Er erhielt sie erst 1965, als Brigadegeneral Becker alle Beteiligten - einschließlich BRH noch aus dem BMVtdg ausschied (8/153 ff., 162, 166). viel Zeit und Mühe kosten. Mit einer vollstän- digen Beantwortung unserer Prüfungsmitteilun- Becker, der das persönliche Vertrauen des damali- gen dürfte kaum vor Mitte nächsten Jahres gen Bundesverteidigungsminister Strauß genossen zu rechnen sein." (UA Nr. 12 BRH - HS 30 und auf dessen Initiative im Mai 1958 die Gesamt- - Beschaffungsdenkschrift, 7. Hefter, Vermerk überprüfung des HS 30-Komplexes vorgenommen vom 21.8.62). worden war, wurde als Zeuge nach den Gründen für die Zurückhaltung dieser Akten befragt. Es ist dem Mit dieser Verzögerungstaktik des BMVtdg in 1. UA nicht gelungen, diese Frage aufzuklären, da der Erledigung der Prüfungsbemerkungen des BRH Becker erhebliche Erinnerungslücken bei seiner Ver- wurde auch der Deutsche Bundestag in seinen Kon- nehmung zeigte. trollbefugnissen gegenüber der Regierung behin- dert. Dem BMVtdg war bekannt, daß der zustän- Die Prüfungsmitteilungen des BRH vom 25.6.62 dige Berichterstatter des Haushaltsausschusses, der wurden durch das BMVtdg erst am 24. Februar 1964 Abg. Dr. Schäfer (SPD), seit Februar 1959 mit Un- (GeschZ. H I 3 - Az. 28-20-02 TgbNr. 412/64 terstützung seiner Fraktion auf die Prüfung der An- VS-Vertr.) beantwortet. Seit den ersten Beanstan- gelegenheit durch den BRH und die Vorlage des dungen des BRH in den Prüfungsmitteilungen vom Prüfungsberichtes drängte, um „jeden Verdacht zu 3. November 1958 waren also mehr als fünf Jahre zerstreuen, daß ein unkorrekter Vorgang auch vom verstrichen, bis das BMVtdg sich detailliert und Parlament begünstigt werde" (Haushaltsausschuß verbindlich in schriftlicher Form zu den sachlichen Prot. der 59. Sitzung vom 18.2.59). Obwohl der Beanstandungen äußerte. In der Vorbemerkung zu Haushaltsausschuß am 18.2.59 den SPD-Antrag, dieser Antwort versucht sich das BMVtdg damit den Präsidenten des BRH als Beauftragten für die zu entschuldigen, daß die Vorgänge, auf die sich Wirtschaftlichkeit der Verwaltung ein Gutachten er- die Prüfungsmitteilungen beziehen, fünf bis acht stellen zu lassen, im Grundsatz gebilligt hatte, Jahre zurückliegen und die früher mit der Bearbei- lehnte die CDU/CSU-Mehrheit im Haushaltsaus- tung des HS-Komplexes befaßten Herren zum größ- schuß am 4.3.59 diesen Vorschlag mit 11 : 9 Stim- ten Teil nicht mehr in ihren früheren Dienststellun- men ab (vgl. Protokoll der 65. Sitzung des Haus- gen, z. T. auf Dienstposten bei internationalen Or- haltsausschusses) und verhinderte so eine rechtzei- ganisationen oder in der Privatwirtschaft tätig, zwi- tige Klärung dieses Beschaffungsvorganges durch schenzeitlich pensioniert oder z. T. auch schwer er- den BRH. Die SPD-Fraktion wandte sich daraufhin krankt seien. Erinnerungslücken und gerade für die am 5.3.59 in einer Presseerklärung (Nr. 117/59) beanstandeten Sachfragen unergiebiges Aktenmate- an die Öffentlichkeit und wies auf den hohen Scha- rial hätten die Beantwortung erschwert. den hin, der dem Bund durch die Fehlentscheidung des BMVtdg drohe. Diese Entschuldigung ist nicht stichhaltig. Der größte Teil dieser Schwierigkeiten wäre vermeidbar Am 14.6.1961 verlangte der Abg. Schultz (FDP) gewesen, wenn die betreffenden Akten des BMVtdg von der Bundesregierung Auskunft, bis wann der mit der sonst bet Behörden üblichen Sorgfalt und BRH seinen Prüfungsbericht vorlege (Sten.Prot. der Ordnung geführt worden wären und sich die politi- 162. Sitzung des Deutschen Bundestages, S. 9347 A) sche Leitung und die verantwortlichen Beamten des und am 13.3.63 wiederholte der Abg. Dr. Schäfer BMVtdg die rechtzeitige sowie sachgemäße Beant- (SPD) im Haushaltsausschuß seinen Antrag vom wortung der Prüfungsmitteilungen des BRH und die Februar 1959 auf Vorlage eines Berichtes durch den Unterstützung des BRH bei dessen Prüfungstätig- Präsidenten des BRH (Prot. d. 64. Sitzung). Die keit hätten angelegen sein lassen. Vertreter der CDU/CSU sprachen sich gegen diesen Antrag aus mit dem Hinweis, daß der Bericht des Das BMVtdg hielt es jedoch für richtig, die Prü- BRH bis Ende 1963 auf dem normalen Weg dem fungsbemühungen nicht einzeln zu beantworten, Bundestag ohnehin zugeleitet werde. Der BRH teilte sondern die Antwort zurückzustellen und die Ver- dem BMVtdg diese Auffassung des Haushaltsaus- handlungen und den Vergleich mit HS abzuwarten schusses eigens mit und bat um die Beantwortung (Schreiben W I 1 an AL W; Az. 28-20-02 [HS 30] der Prüfungsmitteilungen bis 30.6.63, um seiner- Tgb. Nr. 316/63 VS-NfD). seits dem Parlament bis Ende des Jahres 1963 be- Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode

richten zu können. Das BMVtdg hat diesen Termin durch nicht fristgerechte und sachlich ausreichende nicht eingehalten und die Prüfungsmitteilungen erst Beantwortung der Prüfungsmitteilungen des BRH am 24. Februar 1964 beantwortet. verzögert. Die Aufbauschwierigkeiten der Bundes- Obwohl das zuständige Mitglied des BRH seinen wehr in den 50iger Jahren rechtfertigen es nicht, die Berichtsentwurf im Laufe des Sommers 1964 fertig- durch politische Fehlentscheidungen und Fehlpla- gestellt hatte, dauerte es noch über zwei Jahre, nungen, durch unzureichende Koordination und eine bis der Große Senat des BRH im Dezember 1966 mangelhafte Verwaltung verursachten Verstöße ge- nach verschiedenen Abstimmungen mit Änderungs- gen die Wirtschafts- und Haushaltsgrundsätze ge- wünschen des BMVtdg und Umarbeitungen dem genüber dem BRH als der verfassungsmäßigen Kon- Bericht zustimmte. trollinstitution zu verheimlichen oder abzuschwä- chen. Dies um so weniger, als die rechtzeitige und Der Zeuge Hopf, früher als Leiter der Haushalts- vollständige Aufklärung von Fehlern, Unregel- abteilung bzw. als Staatssekretär im BMVtdg mit mäßigkeiten und des Korruptionsverdachts Scha- der Beschaffung des HS 30 befaßt, war im Juli 1964 den vom Bund abgewendet und entsprechende Maß- Präsident des BRH geworden. Am 6.2.68 hatte er nahmen für die Verbesserung der Verwaltung er- vor dem 1. UA erklärt: möglicht hätte. „Ich habe ja seit dem Tage meines Ausscheidens vor annähernd vier Jahren nichts mehr mit der Die aus den Abgeordneten Professor Dr. von Angelegenheit zu tun; denn ich habe - so ist Merkatz, Professor Dr. Süsterhenn und Dr. Schulze Vorberg bestehende es im Gesetz vorgesehen - an dem Tage, als Minderheit hat zur Frage, ich in den Rechnungshof ging, dem Vizepräsi- ob die Überprüfungstätigkeit des Bundesrechnungs- denten Verteidigung und noch zwei Gebiete hofes behindert oder verzögert worden ist, wie folgt Stellung genommen: übertragen, weil ich mit denen früher zu tun hatte. Und dann ist es wie bei einem Gericht - obwohl wir kein Gericht sind -: ich sehe I. Die Beteiligung- des Bundesrechnungshofes an nicht Eingänge, ich sehe nicht Ausgänge und der Beschaffung des HS 30 habe keinen Einfluß ..." (33/144). 1. Einschaltung des BRH Dennoch stellte der 1. UA in den Akten des BRH fest, daß Hopf sich der Befassung mit der Be- Auf Veranlassung des BMVtdg wurde der schaffungsdenkschrift nicht ganz enthalten hatte BRH erstmalig Anfang des Jahres 1956 in die (BRH, Beschaffungsdenkschrift Bd. 10-12 Bl. 46 - Verhandlungen mit der Firma HS eingeschaltet Vermerk vom 28.9.66 Bl. 46 sowie Vermerk vom (BMVtdg Ordner Anlagen zur BRH-Denkschrift 21.8.64 (Bl. 115) und Vermerk vom 23.8.64 (Bl. zu Ziff. 180, Dorn 18/64). Vertreter des BRH 116 ff.). Der 1. UA konnte den Akten allerdings nicht nahmen bereits an den Vertragsverhandlungen entnehmen, welche Tragweite den dort erwähnten teil und wirkten bei der Vertragsgestaltung Randvermerken beizumessen ist. Hopf ist dazu nicht (Kaldrack 41/5, 6) mit. Die Verhandlungen gehört worden. fanden sowohl in Bonn als auch in Frankfurt statt. Als der Bundesminister der Finanzen dem Bundes- tag am 21. März 1967 schließlich den in der Denk- Als Ende 1957 das Industrieberatungsbüro Dr. schrift des BRH unter Ziff. 165-199 enthaltenen Ing. Wegener mit Preisermittlungen bei den Bericht zuleitete (BTDrs. V/1603) war die Bundes- Firmen Hanomag und Henschel beauftragt regierung bereits durch seine Kleine Anfrage der wurde, ordnete der BRH auf Antrag des SPD vom 25. Oktober 1966 (BTDrs. V/1041) zu BMVtdg für die Zeit vom 9.12.57 bis 15.2.58 einer Stellungnahme zu den Umständen dieser Be- den Zeugen Hansohm dorthin ab (Kaldrack schaffung (BTDrs. V/1135 vom 18. Nov. 1966) ge- 41/6; Hansohm 41/6, 64), um bei der Prüfung zwungen und vom Deutschen Bundestag auf Antrag und bei den mit diesen Firmen abzuschließen- der FDP vom 22.2.1967 (BTDrs. V/1468) am 16. 3. den Verträgen mitzuwirken. Daher wurde der 1967 (Sten. Prot. der 99. Sitzung) ein Untersuchungs- Zeuge dem Referat des Zeugen Dr. Goetze zu- ausschuß eingesetzt worden. geteilt. Auch nach Beendigung der Abordnung Zu erwähnen ist, daß der BRH bereits Ende der blieb der Zeuge im BRH mit der Beschaffung 50er Jahre Prüfungsbeamte an das BMVtdg zeit- des HS 30 befaßt. weilig abordnete, damit diese dort in schwierigen Die Tätigkeit des BRH führte am 3. 11. 58 zu Angelegenheiten gutachtlich tätig wurden. So waren ersten Prüfungsmitteilungen. In diesen wur- Kaldrack, Hansohm und Weigel zeitweilig zur Be- den Bedenken gegen die Art und Weise der ratung sogar bei den Vertragsverhandlungen und Beschaffung des HS 30 erhoben. Die dazu er- Preisprüfungen in der HS 30-Beschaffung beteiligt. gangene Stellungnahme des BMVtdg vom Alle drei haben sich später zum BMVtdg versetzen 18.3.59 räumte nach Ansicht des BRH diese lassen (41/63). Bedenken nicht aus (BRH Aktenverz. Nr. 12, Hefter 6, S. 537 ff.). Daher wurden der Zeuge Zusammenfassende Beurteilung Kaldrack und der Amtsrat Weigel - der Zeuge Hansohm war in der Zwischenzeit beim BRH Das BMVtdg hat die Prüfungstätigkeit des BRH ausgeschieden - am 6. 5. 59 mit weiteren durch mangelhafte Aktenführung, Vorenthaltung Feststellungen beauftragt (BMVtdg 105, Hef von Akten, durch Auskunftsverweigerung sowie ter 1/61). Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

2. Prüfung durch den Bundesrechnungshof (BMVtdg Ordner 27, I, Bl. 94-98). Als der Prü- fungsbeamte des BRH, AR Weigel, nach Frank- Von Mai 1959 bis Ende Februar 1960 wurde dann der Komplex HS 30 durch den AR Wei- furt zurückkehrte, um seinen Bericht zu schrei bei, nahm er - entgegen von Gepflogenheiten gel vom BRH beim BMVtdg geprüft. Diese des BRH - viele Originalakten des BMVtdg Prüfungstätigkeit führte im Juli/August 1959 zu der Forderung nach verschiedenen Maßnah- mit (Dorn 28/61).

men (BMVtdg 27 - I/36-44). Erst in den Prüfungsmitteilungen des BRH vom 25.6.62 wurde - S. 2 - erneut um Aktenein- Aufgrund der besonderen Sachkenntnis, die sich der AR Weigel in der Zwischenzeit erwor- sicht mit der Begründung gebeten, die Zustim- mung sei nicht zu „erlangen" gewesen. Die Zu- ben hatte, beschränkte sich seine Tätigkeit stimmung zur Akteneinsicht wurde in der Stel- nicht nur auf reine Prüfungsaufgaben. Er wurde lungnahme zu den Prüfungsmitteilungen vom vielmehr auch zu den Verhandlungen mit den 24.2.64 - S. 2 - erteilt. Darauf wurden die Firmen zugezogen (Dorn 28/6). Welchen Wert Akten noch 1964 vom Zeugen Dilger (Dorn der BMVtdg auf die Mitwirkung des BRH legte, ergibt sich auch aus einem Schreiben des Ab- 28/37, Dilger 28/42, 43) eingesehen. Der Zeuge Dilger hat dazu erklärt, die Akten hätten nichts teilungsleiters W des BMVtdg vom 23.12.59 enthalten, was dem BRH nicht schon vorher be- (BRH Hefter 6, S. 539). In diesem Schreiben wurde der BRH ausdrücklich gebeten, den Prü- kannt gewesen sei. fungsbeamten noch weiterhin in seiner Tätig-

keit zu belassen. 4. Die Beantwortung der Prüfungsmitteilungen durch den Bundesminister der Verteidigung 3. Die Akten des Bundesministers der Ver- Der BRH bat in seinen Prüfungsmitteilungen teidigung (S. 1), diese innerhalb von 4 Monaten zu be- - Bereits mit Schreiben vom 20.7.59 hat der antworten. Der BMVtdg antwortete darauf am

BRH (BMVtdg 27-I/36-44), ihm auch die Vor- 16.8.62 (BRH, Hefter 7, Bl, 676, 677), er könne

gänge zugänglich zu machen, die bei den be- diese Frist u. a. deswegen nicht einhalten, weil sonderen Untersuchungen der HS-Angelegen- hierzu die früheren Bearbeiter, die zum gro-

heit durch Angehörige des BMVtdg entstanden ßen Teil bereits ausgeschieden seien, gehört

waren. Auf Veranlassung des Zeugen Witte werden müßten. Auf dieses Schreiben hin ver-

(Witte 8/151) wandte sich der damalige Ab- faßte der Zeuge Dorn am 21.8.62 folgenden

teilungsleiter W, MinDir Dr. Knieper, daher Aktenvermerk (BRH, Hefter 7, Bl. 675) :

am 3.9.59 schriftlich an den Zeugen Oberst „BMVtdg, Abteilungsleiter W, hatte Anfang Becker. Er bat ihn, über diesen Antrag eine dieses Jahres noch geglaubt, unsere Prü- Ministerentscheidung herbeizuführen (BMVtdg fungsmitteilungen „global" durch ein allge- Ordner 29, Bl. 128). meines Zugeben der von uns festgestellten

Am gleichen Tage vermerkte der Zeuge Witte Mängel beantworten und damit den „Fall auf einem von der Abteilung H an die Abtei- Hispano" erledigen zu können. Die im ein-

lung W gesandten Schreiben vom 14.8.59 zelnen begründeten Vorwürfe, die wir er-

(BMVtdg, Ordner 27, I, Bl. 64), in dem angeregt heben mußten, haben ... diese Hoffnung zer-

wurde, dem BRH einen Zwischenbescheid zu stört. Die nunmehr zwangsläufigen Folgen, erteilen: die der BMVtdg in seinem Schreiben auf- „AR Weigel vom BRH hält z. Z. einen Zwi- zeigt, werden alle Beteiligten - einschließ-

schenbescheid nicht für erforderlich. Es soll lich BRH - noch viel Zeit und Mühe kosten.

abgewartet werden, bis sich eine endgültige Mit einer vollständigen Beantwortung un-

Lösung abzeichnet. Wi. 3.9." serer Prüfungsmitteilungen dürfte nach un- seren Erfahrungen mit den wesentlich ge- Die vom Abteilungsleiter W empfohlene Mini- ringeren Beanstandungen bei der ... (Es folgt sterentscheidung wurde dann jedoch offensicht- der Name einer Gesellschaft) kaum vor Mitte lich nicht herbeigeführt. nächsten Jahres zu rechnen sein."

Die Entscheidung über die Akteneinsicht wurde lm BRH wurde daher zunächst nichts weiter auch nicht angemahnt, obwohl dazu verschie- veranlaßt. Erst am 25.3.63 wurde, nachdem dentlich Gelegenheit bestanden hätte. So er- der HS-Komplex kurz vorher im Haushaltsaus- klärte der Präsident des BRH ohne auf den An- schuß des Deutschen Bundestages angespro- trag einzugehen fernmündlich am 20.1.60 chen worden war, eine Frist zur Erledigung der gegenüber dem Abteilungsleiter W, die Beant- Prüfungsmitteilungen bis zum 30.6.63 gesetzt. wortung der im Jahre 1959 herausgegebenen Der BMVtdg erwiderte darauf am 6.7.63, er Prüfungsmitteilungen könnte bis zum Ab- habe die Frist zwar nicht einhalten können, schlußbericht zurückgestellt werden (BMVtdg bleibe aber um eine baldige Erledigung be- Ordner 105, Heft 3, Bl. 18 R). müht (BRH, Hefter 7, Bl. 683). Der BRH erkun-

Der Antrag auf Akteneinsicht war auch nie digte sich im Laufe des Jahres 1963 dann noch Gegenstand der Besprechung zwischen dem verschiedentlich nach dem Stand der Bearbei-

Präsidenten des BRH und Bundesminister Strauß tung. Am 24.2.64 wurde die sehr ausführ-

am 19. 7. 60, obwohl in dieser Besprechung der liche Stellungnahme des BMVtdg dem BRH zu

HS-Komplex ausführlich erörtert wurde geleitet (Nr. 1 Aktenplan 1. UA). Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

II. Die Prüfungstätigkeit des BRH nichts sagen. Er bezieht sich in seiner Aus- sage auf angebliche Erklärungen des Prü- 1. Behinderung der Prüfungstätigkeit: fungsbeamten Weigel. Entsprechend vor- a) Der BRH konnte nach den getroffenen Fest- sichtig ist die in den vom Zeugen Dorn ver- stellungen seine Prüfungstätigkeit im Be- anlaßten Prüfungsmitteilungen vom 25.6. reich des BMVtdg ungehindert durchführen. 62 wiederholte Bitte auf Akteneinsicht ge- Dabei wurden dem BRH auch keine Unter- faßt. lagen vorenthalten. Diese Feststellung hat Weder die Akten des BRH noch die des bereits anläßlich einer Pressekonferenz der BMVtdg enthalten eine schriftliche Ableh- Vizepräsident des BRH, Bretschneider, ge- nung des mit Schreiben vom 20.7.59 ge- troffen (vgl. Süddeutsche Zeitung v. 28. 4. stellten Antrages auf Akteneinsicht oder 67). einen Vermerk, aus dem auf eine Ableh- Der BRH wurde bereits 1956, als die ersten nung geschlossen werden kann. Dagegen Verträge abgeschlossen wurden, durch den hat der BRH diese Entscheidung niemals BMVtdg in die Beschaffung des HS 30 ein- angemahnt. Auch in dem am 19.7.60 zwi- geschaltet. Die Prüfungsbeamten waren schen dem Präsidenten des BRH und Bun- schon damals nicht nur prüfend tätig. Sie desminister Strauß geführten Gespräch wurden vielmehr bereits zu den laufenden wurde dieser Antrag nicht erörtert. Das Verhandlungen hinzugezogen. Der Zeuge hätte aber nahe gelegen, wenn ihm vom Hansohm wurde sogar ausdrücklich von BRH besondere Bedeutung beigemessen Dezember 1957 bis Februar 1958 auf An- worden wäre. forderung zum BMVtdg abgeordnet. Er Durch die Entscheidung des Präsidenten sollte dort zusammen mit dem Industrie- des BRH vom 20.1.60 wurde dem BMVtdg beratungsbüro Dr.-Ing Wegener bei den eingeräumt, die Beantwortung der im Jahre deutschen Herstellerfirmen Preisermittlun- 1959 gezogenen Prüfungsmitteilungen bis gen durchführen. Dabei hatte er eine außer- zum Abschlußbericht zurückzustellen. ordentlich freie Position, die es ihm sogar ermöglichte, ohne Beteiligung von Ange- Obwohl das BMVtdg sich mit der Geneh- hörigen des BMVtdg mit den Firmen zu migung der Einsicht in die Unterlagen der verhandeln (Hansohm 41/67). Becker-Kommission reichlich lange Zeit ge- lassen hat, hat dies zu keiner Behinderung Auch AR Weigel beriet die Angehörigen des der Tätigkeit des BRH und damit zu einer BMVtdg, denen aufgrund ihrer begrenzten Verzögerung der Herausgabe der Prüfungs- Aufgabengebiete nur die Einzelfragen be- mitteilungen geführt. Diese verzögerte sich kannt waren, neben seiner Prüfungstätig- nämlich, weil der BRH das Ergebnis der an- keit. Weigel hatte demgegenüber aus seiner gelaufenen Vergleichsverhandlungen ab- Prüftätigkeit einen Gesamtüberblick über warten wollte. Daher wurden auch nach die technischen und die Beschaffungsfragen. Abschluß der eigentlichen Prüfung noch in- Seine Kenntnisse waren für den BMVtdg formatorische Besprechungen und kurze so wertvoll, daß dieser ihn über die eigent- örtliche Erhebungen durchgeführt. Dabei liche Prüfzeit hinaus anforderte, wie das wurden dem BRH auch die Vergleiche, die Schreiben des Abteilungsleiters W vom der BMVtdg abschließen wollte, vorgelegt 23.12.59 an den BRH zeigt. (Dilger 28/103, 120). Erst als die Verträge Zu Beginn der Tätigkeit traten allerdings weitgehend abgewickelt waren, hielt es der für den Prüfungsbeamten einige Schwierig- BRH für angebracht, die abschließenden keiten auf. Diese lagen aber nicht an dem Prüfungsmitteilungen am 26.6.62 heraus- mangelnden Willen zur Zusammenarbeit. zugeben (BRH Bd. Hefter 6 S. 539). Vielmehr war ein Teil der zu prüfenden Akten nicht ausreichend geordnet und un- Die Akten der Becker-Kommission hatten vollständig. Daher bestand die erste Tätig- für die Prüfungstätigkeit des BRH auch keit des Prüfungsbeamten im Ordnen und keine besondere Bedeutung. Sie enthielten, Vervollständigen dieser Akten (Dorn 28/12). wovon sich der Zeuge Dilger überzeugt hat (28/42, 43), keine Tatsachen, die dem Prü- b) Der BRH hatte am 20.7.59 gebeten, ihm fungsbeamten des BRH unbekannt waren. Einblick in die Akten der Becker-Kommis- Das gilt auch, entgegen den Erklärungen sion zu geben. Das dazu erforderliche Ein- des Zeugen Dorn (28/97), für den zwischen verständnis des BMVtdg wurde mit der Be- der BAM und der Firma Hanomag abge- antwortung der Prüfungsmitteilungen am schlossenen Lizenzvertrag vom 20.3.56. 24.2.64 gegeben. So konnte der Zeuge Denn dieser Vertrag war kein „Geheimver- Dilger erst 1964 diese Akten einsehen. trag". Er wurde vielmehr auf Anregung des Der Zeuge Dorn (28/37) schließt hieraus, BMWi und des BMVtdg geschlossen, um die erbetene Einsicht in die Akten der den deutschen Nachbau des HS 30 nicht Becker-Kommission sei vorher verweigert in Frage zu stellen. Dieser schien gefährdet, worden. Für die Richtigkeit dieser Behaup- nachdem die Firma HS dem BMVtdg am tung finden sich keinerlei Unterlagen. Der 19.1.56 mitgeteilt hatte, sie erwarte einen Zeuge kann aus eigener Anschauung dazu Auftrag der französischen Regierung, der Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

möglicherweise eine Lizenzweitergabe an die Beantwortung von Prüfungsmitteilungen die Bundesrepublik ausschließen werde bis zu einem Jahr. (vgl. BMVtdg vom 12. 2. 68, Anl. 1 2. Rund- Für den BMVtdg war die Beantwortung der schr. Nr. 31). Der Schriftwechsel hierüber Prüfungsmitteilungen besonders schwierig. So befindet sich in dem Ordner des BMVtdg lagen die zu beurteilenden Vorgänge bis zu Nr. 104 Bl. 14 ff. Diese Tatsachen waren 7 Jahren zurück. Ein großer Teil der damals dem BRH auch bekannt. Denn unter der lfd. mit den Vorgängen betrauten Bearbeiter war Nr. 30 (S. 64) des Weigelschen Entwurfs der in der Zwischenzeit auf anderen Arbeitsge- Prüfungsmitteilungen (BRH, Aktenverz. bieten tätig. Ein großer Teil war aber auch Nr. 13) ist dieser Vertrag ausführlich be- wegen Erreichens der Altersgrenze ausgeschie- handelt. Auch sind Prüfungsbemerkungen den. Auch ergeben weder die Akten des Bun- vorgeschlagen. So ist es zu erklären, daß desministers der Verteidigung noch die Zeu- dieser Vertrag unter der Nr. 19 der offenen genaussagen einen Hinweis auf eine Ver- Anlage zu den Prüfungsmitteilungen des schleppungsabsicht des BMVtdg. BRH vom 25.6.62 enthalten ist. In den Prü- fungsmitteilungen selbst ist der BRH auf diesen Vertrag allerdings nicht mehr einge- Zusammenfassende Beurteilung der Minderheit gangen, wahrscheinlich, weil dieser Vertrag keine rechtlichen Folgen hatte und durch Die Überprüfungstätigkeit des BRH wurde durch die Lizenzverträge vom 7.12.56 abgelöst das BMVtdg weder behindert noch absichtlich ver wurde. zögert.

2. Verzögerung der Prüfungstätigkeit des BRH durch den BMVtdg B. Ermittlungen der- Bundesregierung über den Für eine Verzögerung der Prüfungstätigkeit des BRH bis zur Herausgabe der Prüfungsmit- Verdacht von Geldzuwendungen durch die Fa. teilungen vom 25. 6. 62 haben weder die Zeu- Hispano-Suiza genaussagen einen Anhalt ergeben, noch er- gibt sich dies aus den Unterlagen. AR Weigel I. Untersuchungsauftrag als Prüfungsbeamten standen — bis auf die Akten der Becker-Kommission — sämtliche Der Deutsche Bundestag hat den 1. UA beauftragt Unterlagen des BMVtdg zur Verfügung. Die zu prüfen: Akten der Becker-Kommission waren aber für die abschließenden Prüfungsmitteilungen uner- „ob und warum aufgrund der im Jahre 1958 heblich (vgl. 1 b). AR Weigel erhielt sogar, durch den Reichsminister a. D. Treviranus gege- was an sich nicht üblich ist, Originalakten des benen Hinweise, nach denen die Möglichkeit BMVtdg zur Erstellung seines Prüfberichts von Zahlungen seitens der Fa. Hispano-Suiza ausgehändigt (Dorn 28/61). an im Bundestag vertretene Parteien bestand, keine eingehenden Ermittlungen durchgeführt 3. Verzögerung bei der Beantwortung der Prü- und insbesondere nicht die zuständigen Straf- fungsmitteilungen des BRH verfolgungsbehörden eingeschaltet worden sind" (Ziff. d). Auch die Bearbeitung der Prüfungsmitteilun- gen vom 25.6.62 läßt keine Verzögerung durch Im Laufe der Untersuchungen stellte sich heraus, den BMVtdg erkennen, Die Prüfungsmitteilun- daß auch von anderer Seite derartige Hinweise ge- gen sehen zwar für die Beantwortung eine Frist geben worden sind. Deshalb war allgemein zu prü- von 4 Monaten vor. Diese Frist war aber vom fen, was seitens der Bundesregierung zur Auf- BRH in der Erwartung gestellt, der BMVtdg klärung dieser Vorwürfe unternommen worden ist. würde „global die festgestellten Mängel zu- Zur Frage, inwieweit Reichsminister a. D. Trevira- geben" (AV vom 21.8.62, BRH, Hefter 7, nus sachdienliche Hinweise gegeben hat, wird ver- Bl. 675). Das Schreiben des BMVtdg vom 16.8. wiesen auf das 4. Kapitel, B. 62 zeigte jedoch, daß an ein solches allge- meines Anerkenntnis bei der Beantwortung nicht mehr gedacht war, nachdem die Prüfungs- II. Becker-Kommission bemerkungen ins einzelne gehende Behaup- Die durch Erlaß des damaligen Bundesverteidi- tungen enthielten. In seinem Aktenvermerk gungsministers Strauß vom 20. Mai 1958 (Gesch.Z. vom 21.8.62 meint der Zeuge Dorn daher auch, MG — 381 I1/58 VS-Vertr.) zur Gesamtüberprüfung nunmehr sei kaum vor Mitte 1963 mit einer der Beschaffung Schützenpanzer (Hotchkiss und His- Beantwortung der Prüfungsmitteilungen zu pano eingesetzte Kommission (sog. Becker-Kommis- rechnen. Die Frist zur Beantwortung der Prü- sion) war nur mit der Klärung wirtschaftlicher, tech- fungsmitteilungen wurde dementsprechend nischer und organisatorischer Fragen beauftragt. stillschweigend verlängert. Zweck der Überprüfung war, die sachliche Grund- Diese Fristverlängerung auf ein Jahr war auch lage für die weitere Durchführung des Projekts und nicht unüblich. Der Zeuge Dorn hat in seiner ggf. für eine Änderung in der Beschaffung zu er- Aussage erklärt (28/41), auch bei anderen Mini- arbeiten (vgl. MR Schroers 53/92). Strauß hatte nach sterien verzögere sich in schwierigen Fällen seiner eigenen Bekundung zwar ein brennendes Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

Interesse daran, festzustellen, ob Beamte und Offi- Auswahl und Beschaffung des HS 30 ausgeübt ziere des BMVtdg im Zusammenhang mit dieser haben. Die Untersuchung erbrachte keinen Beweis Beschaffung Zuwendungen erhalten hätten (50/72), für die Wahrheit dieser Behauptungen (vgl. Bericht er hat jedoch diese Untersuchung der Becker-Kom- des Ausschusses für Verteidigung, BTDrs. 3. Wahl- mission nicht übertragen. Diese Kommission war periode, Nr. 5 vom 17.10.57). also schon ihrer Aufgabenstellung nach weder zu- Der Verdacht unzulässiger Geldzahlungen der ständig noch beauftragt zur Klärung der Frage, ob Fa. HS ist seit 1958 zuerst von Außenstehenden an Geldzuwendungen an politische Parteien oder Ein- das BMVtdg herangetragen worden. Am 30.7.58 zelpersonen seitens der HS erfolgt sind. Mit einer deutete eine heute nicht mehr feststellbare Person einzigen Ausnahme (Vermerk Goetze vom 1.8.58, dem MR Dr. Goetze an, daß im Zusammenhang mit s. dazu weiter unten III.) enthielten die dem 1. UA der HS 30-Beschaffung, nicht aus ehrenrührigen, vorliegenden Akten der Becker-Kommission auch aber aus politischen Gründen Gelder von HS an keine Vorgänge, die ggf. anläßlich der allgemeinen Bonner politische Persönlichkeiten gegeben worden Überprüfung angefallen sind und aus denen sich seien. MR Dr. Goetze legte diesen Hinweis in einem Hinweise für eine Untersuchung des Korruptions- Vermerk nieder und gab ihn an seinen Abteilungs- verdachts hätten entnehmen lassen. Zwar hat der leiter (38/42; 64/308 ff. und Anl. 9). Dieser Vermerk mit der HS 30-Angelegenheit befaßte Prüfungs- befand sich auch bei den Akten der Becker-Kommis- beamte des BRH, AR Weigel, in einem vertraulichen sion. Goetze ist jedoch erst 1966 — im Zusammen- Schreiben an seinen Präsidenten vom 12.6.62, des- hang mit der Beantwortung der Kleinen Anfrage sen 1. Entwurf vom 5.8.59 stammte, (BRH-Denk- der SPD — nach seinem Gewährsmann befragt wor- schrift, Heft 1-5, Bl. 149 ff., 457 ff.) mitgeteilt, daß den. Nachforschungen sind vom BMVtdg in dieser er von Mitgliedern der Becker-Kommission gehört Sache vor 1966 nicht angestellt worden. habe, daß HS Geld an einen mit der Sache befaßten Beamten, den er mit Namen bezeichnete, gegeben Am 8.10.58 äußerte Reichsminister a. D. Trevira- habe. Die Vernehmung des Kommissionsmitgliedes nus, wie BMin. Strauß bekundete, in einem persön- Thomsen hat aber ergeben, daß ihm dieser Vorgang lichen Gespräch mit Strauß, HS habe Dr. Lenz und nicht bekanntgeworden sei (53/54). Da AR Weigel, der CDU Geld zugewendet (50/72 ff.). Der Hinweis der am 1.8.62 zum BMVtdg übertrat und dort im war damals von Strauß an seinen Sts Dr. Rust und ES-Referat eingesetzt wurde, 1964 gestorben ist, an den Bundeskanzler Dr. Adenauer weitergeleitet konnte diese Frage nicht mehr geklärt werden. worden. Sts Dr. Globke habe dann nach einiger Zeit mitgeteilt, die Sache sei geprüft, es liege nichts vor III. Ermittlungen durch das ES-Referat im BMVtdg (vgl. 50/78; Akte ES 322/66, Bl. 103). Globke hat vor dem 1. UA hierzu ausgesagt: Für die Aufklärung von Pflichtverletzungen von Bediensteten, Bestechungs- und bestechungsähnlichen „Ich kenne Dr. Lenz aus dieser Zeit gut. Er hat, Fällen sowie der Übervorteilung des Bundesfiskus wie alle Menschen, Fehler und Schwächen ge- im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Betäti- habt. Aber ich würde meine Hand dafür ins Feuer legen, daß er niemals einen Pfennig ge- gung der Bundeswehr besteht seit 1957 ein Referat für Ermittlungen in Sonderfällen (55/4 ff.), das seit nommen hat, der ihm rechtlich nicht zustand. Ende 1959 von MR Schnell geleitet wird. Dieses Ich habe den Bundeskanzler damals darauf auf- merksam gemacht, daß eine Bestechung schon Referat war zuständig und geeignet, den Hinweisen aus dem Grunde nicht in Frage käme, weil zu nachzugehen, in denen Geldzuwendungen im Zu- sammenhang mit der Beschaffung des HS 30 be- der Zeit des Schützenpanzergeschäfts Herr Lenz nicht mehr Beamter war. Ich habe ihm aber auch hauptet wurden. Dies gilt nicht nur für den Verdacht gesagt; ich bin fest davon überzeugt, daß Herr der unmittelbaren Beamtenbestechung. Denn erfah- Lenz niemals aus irgendwelchen finanziellen rungsgemäß schlagen sich Schmiergelder in über- Gründen als Bundestagsabgeordneter eine Ent- höhten Preisen oder in minderwertigen, nicht ver- scheidung für die Beschaffung eines bestimmten tragsgemäßen Lieferungen oder betrügerischen Panzers hätte herbeiführen wollen, wenn ein Manipulationen nieder. anderer, besserer Panzer zur Verfügung stünde. Der 1. UA hat durch Vernehmung von Zeugen, Dieser Auffassung bin ich auch heute. Ich bin insbesondere des Referatsleiters MR Schnell, sowie der Auffassung, daß alle diese Behauptungen anhand der ihm vom ES-Referat vorgelegten Ermitt- darüber, daß Herr Dr. Lenz irgendwelche un- lungsakten und anderer Akten aus dem Bereich der rechtmäßigen Mittel angenommen hätte, sei es Bundesregierung, des BRH und der Akten 8 Js 362/ für sich persönlich, sei es für die Partei, frei 66 der StA Bonn überprüft, ob und inwieweit Er- erfunden sind." (18/241 f.). mittlungen zur Aufklärung des Korruptionsver- dachts angestellt worden sind. Aus dieser Aussage Globkes ergibt sich nicht, ob der Verdacht damals im BMVtdg konkret ge- Hinweise auf mögliche Geldzuwendungen an An- prüft worden ist. Das ES-Referat im BMVtdg hat gehörige der Bundeswehr, politische Parteien und jedenfalls erst anläßlich der Kleinen Anfrage der Persönlichkeiten sind dem BMVtdg von 1958 an zu- SPD vom 18.11.66 einen Vorgang über die Behaup- gegangen. Bereits 1957 hatte der Verteidigungsaus- tung von Treviranus angelegt und Befragungen auf- schuß des Deutschen Bundestages als Untersuchungs- genommen (Akte ES 452/66). ausschuß geprüft, ob die Bundestagsabgeordneten Berendsen, Dr. Blank (Oberhausen) und v. Man- 1959 unterrichtete Goetze MinDir Hopf, der da- teuffel (Neuß) einen unzulässigen Einfluß auf die mals die Abteilung Wirtschaft im BMVtdg vertre- Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527 tungsweise leitete, über ein Gespräch mit einem von für vorlägen, das Angehörige der Bundeswehr von Treviranus bei ihm eingeführten Engländer, der in HS bestochen worden seien. Er stellte aber eine der Schweiz lebte. Dieser hatte ihm erklärt, an den Unterrichtung über ein demnächst stattfindendes Ge- damaligen Abg. Dr. Lenz seien für irgendwelche Be- spräch mit dem Journalisten Miska in Aussicht. Auf mühungen im Zusammenhang mit Waffengeschäften eine Erinnerung vom 6.9.1962 teilte MR Schnell über einen Mann aus Vaduz Gelder gegeben wor- der StA am 12.9.1962 mit, daß seine Ermittlungen den (38/57, 61). Auch hierauf ist nichts unternom- keine weiteren Anhaltspunkte für einen Be- men worden. stechungsverdacht ergeben hätten. Miska sei der Bitte, die ihm angeblich bekannten Einzelheiten dem Der Verdacht von Geldzuwendungen ist aber auch ES-Referat bekanntzugeben, nicht nachgekommen. von Personen geäußert worden, die bei der Firma Es ist aus den Akten des ES-Referates nicht ersicht- HS tätig waren oder gewesen waren. Im Zusammen- lich, welche Ermittlungen dort überhaupt in dieser hang mit den aufgrund der Ergebnisse der Becker- Sache von 1959 bis 1962 geführt worden sind, die zu Kommission im Sommer 1958 unmittelbar von Strauß dieser Auskunft an die StA berechtigten. Die StA geführten Verhandlungen mit der Firmenleitung von hat auf diese amtliche Mitteilung des BMVtdg am HS, äußerte der damalige Geschäftsführer der Bon- 27.9.1962 das Verfahren eingestellt (Abschlußver- ner HS-Niederlassung v. Puttkamer im Vorzimmer fügung der StA Bonn — 8 Js 362/66 S. 54 ff.). Bei des Ministers, es sei doch Geld geflossen. Strauß der Wiederaufnahme der Ermittlungen zum HS 30- ließ daraufhin Herrn v. Puttkamer aus dem Hause Komplex 1966 waren die ggf. in Betracht kommen- weisen (Akte ES 322/66 Bl. 103) und setzte bei der den Straftaten verjährt und die StA an einer Straf- Genfer Konzernleitung durch, daß v. Puttkamer als verfolgung gehindert (ebd. S. 246 ff.). Bonner Geschäftsführer von HS abgelöst wurde (Schreiben Birkigt v. 10.7.1958 an Strauß; Denk- Der BRH hat in seinen Prüfungsmitteilungen vom schrift BRH zu Ziff. 190, Bl. 21.). — Die Akten des 20.7.1959 — Vert E 168/59 VS vertr. und vom ES-Referates enthalten keine Anhaltspunkte dar- 25. Juni 1962 Vert E 9301/56 II — 140/62 VS vertr. — über, daß diese Behauptung damals überprüft wor- festgestellt, daß einzelne- Vorgänge im Zusammen- den ist. hang mit der HS 30-Beschaffung eine Überprüfung unter strafrechtlichen Gesichtspunkten nahelegten Im Zusammenhang mit 1963 geführten Nachfor- und um Mitteilung gebeten, was das BMVtdg in die- schungen des ES-Referates in einer anderen Sache ser Richtung unternommen habe. wurden auch ehemalige Angestellte der Bonner HS Niederlassung gehört. Dabei sprachen diese eben- Das für die Bearbeitung dieser Anfrage des BRH falls den Verdacht von Unkorrektheiten und Geld- zuständige ES-Referat (damals W I 6), und zwar MR zuwendungen im Zusammenhang mit dem HS 30- Schnell, gab am 4. bzw. 17. Juli 1963 eine gutacht- Komplex aus (Akte ES 64/63) . Die Ermittlungen in liche Äußerung zu den Akten, wonach bei dem in dieser Sache wurden jedoch wegen der Arbeitsüber- Betracht kommenden Personenkreis ein strafrecht- lastung des Bearbeiters längere Zeit unterbrochen liches Verhalten kaum nachweisbar sei. Der in Frage und schließlich nicht mehr zu Ende geführt. stehende Sachverhalt — unverzinsliche Lizenzzah- lungen auf ein Sperrkonto, obwohl zum Zahlungs- Nachforschungen des ES-Referates im Zusammen- zeitpunkt brauchbare Konstruktionszeichnungen hang mit dem HS 30-Komplex sind teilweise 1965, nicht vorlagen — war darin nur unter dem Gesichts- insbesondere aber 1966, durchgeführt worden, nach- punkt des Betrugs (§ 263 StGB), nicht aber auch der dem die Angelegenheit von der Presse aufgegriffen Untreue (§ 266 StGB) geprüft worden. Ermittlungen und zum Gegenstand von Anfragen im Bundestag wurden nicht aufgenommen und auch die StA nicht gemacht worden war. (ES-Akten 54/65, 322/66; eingeschaltet (ES 125/63, S. 5 ff.). 452/66; 463/66). Nunmehr wurden auch Jahre zurück- liegende Vorgänge, wie das 4%-Angebot Czar- Nicht aktenmäßig feststellbar war auch ein an- neckis aus 1957, und die Äußerungen des Reichsmini- derer mit dem HS 30-Komplex zusammenhängender sters a. D. Treviranus aus dem Jahre 1958 Gegen- Vorgang, der allerdings nicht den Verdacht unzuläs- stand von Ermittlungen. siger Geldzuwendungen, sondern die Frage des Ver- bleibs der anläßlich der Untersuchungen der Becker Auf die Artikel-Serie „Das Geschäft seines Kommission erwachsenen Akten, die ursprünglich Lebens" des Journalisten Peter Miska in der „Frank- im Ministerbüro aufbewahrt worden waren, betraf. furter Rundschau" im Dezember 1958 (vgl. Anlage 3 Bei seiner Vernehmung vor dem 1. UA hat MR des Berichts) hin, war beim ES-Referat ein Vorgang Schnell zu der Frage, wo sich die Becker-Akten, auf angelegt worden. Die Nachforschungen des ES deren Vorlage der Prüfungsbeamte des BRH seit Referates beschränkten sich darauf, Miska um ein 1959 bestanden hatte, bis 1964 befunden hätten, er- Gespräch zu bitten, welches dann nicht zustande klärt, daß diese Akten bei einem Bediensteten bei kam (Akte ES 97/59). Zur gleichen Zeit hat auch die einer Durchsuchung aufgefunden worden seien StA Bonn Miskas Veröffentlichung zum Anlaß ge- (55/81-83). Über diesen Vorgang ist in den ES nommen, einen AR-Vorgang betr. Bestechungsver- Akten nichts enthalten. Er ist auch bei der StA Bonn dacht anzulegen (18 AR 5/59). nicht bekanntgeworden. im Frühjahr 1962 bat die StA Bonn im Wege der Unb ea rbeitet blieb auch die Tatsache, wie der Amtshilfe das ES-Referat des BMVtdg um Feststel- Rechtsbevollmächtigte des HS-Konzerns, Rechtsan- lung, ob der Bestechungsverdacht begründet sei. Mit walt Aretz, in den Besitz von Auszügen der Prü- Schreiben vom 11.7.62 teilte der Leiter des ES fungsmitteilungen des BRH vom 20.7.59 — Vert E Referates mit, daß bisher keine Anhaltspunkte da- 9301/56 II Nr. 168/59 VS-Vertr. — gelangen konnte, Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

die als Verschluß-Sache eingestuft und nur in 6 „Protokoll" einer Aussage handelte, in dossierhafter numerierten Ausfertigungen dem BMVtdg zuge- Form Bruchstücke von Äußerungen wiedergegeben, leitet worden waren. Aretz legte anläßlich der Ver- die ein des Betrugs zum Nachteil der Bundeswehr handlungen vom 12. bis 14.10.59 in München dem Beschuldigter über Dritte geäußert hat, bzw. selbst Rechtsvertreter der Bundesregierung, RA Möhring, gerüchteweise gehört haben will. Dabei ist in den diese Auszüge vor (vgl. Vertraulicher Vermerk des Akten im einzelnen nicht einmal mehr feststellbar, AR Weigel, BRH-Beschaffungsdenkschrift Band 1 bei welchem Anlaß, wann und wem gegenüber der- bis 5, Blatt 160). artiges behauptet wurde. Für die Feststellung, inwieweit das ES-Referat MR Schnell hat dies mit der Arbeitsüberlastung Nachforschungen zur Aufklärung des Korruptions- seines Referates erklärt, das mit Nachrichten über verdachtes geführt hat, war der 1. UA weitgehend irgendwelche Betrugs- und Bestechungsfälle über- auf die Überprüfung der dabei erwachsenen Akten- schüttet würde und dann sehen müsse, wie es eini- vorgänge angewiesen, in denen sich die hier ent- germaßen damit fertig würde und die Fälle voran- faltete Tätigkeit niederschlagen mußte. Obwohl der treibe, die erfolgversprechend aufgeklärt werden 1. UA das BMVtdg um die vollständige Vorlage könnten. Alles andere werde bei jeder möglichen sämtlicher Akten, die den HS 30-Komplex berühren, Gelegenheit nebenher mitgemacht, aber nicht so, ersucht hatte, sind zwei Akten (ES 125/63 und daß exakt aufgeschrieben werde, wann mit wem 468/66) erst auf besondere Anforderung am worüber gesprochen wurde. Dazu habe er keine 23. Juni 1969 vorgelegt worden, nachdem die Be- Zeit (8/351). richterstatter durch in anderen Vorgängen erwähnte Aktenzeichen deren Existenz festgestellt hatten. Der Bei derartigen Gedächtnisprotokollen ist die kor- eine Vorgang enthielt das zur Vorbereitung der Be- rekte Wiedergabe einer Aussage nicht hinreichend antwortung der Prüfungsmitteilungen des BRH vom gewährleistet. MR Schnell äußert selbst in einem Fall in einer Randglosse Zweifel darüber, ob sein 25.6.62 erstattete strafrechtliche Gutachten (s. oben Mitarbeiter einen Vorgang in einem Vermerk rich- S. 101), der andere die aufgrund des von Amtsrat - Weigel bzw. nach dessen Tod von MR Dorn (BRH) tig wiedergegeben hat (ES 54/65 Blatt 176). mitgeteilten Verdachts der Bestechung eines Beam- Selbst in dem Falle ES 468/66 wurden keine or- ten veranlaßten Maßnahmen des ES-Referates. dentlichen Protokolle gefertigt, obwohl die ,gehörten Nicht alle ES-Akten sind — wie sonst bei Gerich- Zeugen sämtlich dem BMVtdg angehörten und sich ten und Behörden üblich — fortlaufend paginiert zu einem dienstlichen Vorgang äußerten. Der Prü- und mit Abschlußverfügungen versehen, aus denen fungsbeamte des BRH, AR Weigel, hatte am 5.8. sich ihre Vollständigkeit überprüfen läßt. 1959 in einem Schreiben an den Präsidenten des BRH den Verdacht der Bestechung eines nicht un- Die einzelnen Ermittlungsvorgänge enthalten — maßgeblich an den HS 30-Beschaffungsverträgen mit einer Ausnahme (Nebenvorgang zu ES 322/ beteiligten Beamten mitgeteilt, wobei er sich z. T. 66) — fast nur Gedächtnisprotokolle, die teilweise auf die Äußerungen von Mitgliedern der Becker- erst einige Zeit nach einer Anhörung diktiert sind. Kommission stützte. Obwohl die zuständigen Mit- Selbst dort, wo Auskunftspersonen offiziell zu Be- glieder des BRH nach dem Tode Weigels das ES-Re- weiszwecken gehört wurden und sich dafür zur Ver- ferat ausdrücklich um Überprüfung und Abgabe an fügung stellten, wurden nur Gedächtnisprotokolle die StA ersucht hatten (Vermerk MR Dorn vom gefertigt, die von den Angehörten nicht unter- 21.3.67; BRH Beschaffungsdenkschrift Heft 9-12, zeichnet und genehmigt sind (z. B. Anhörung Trevi- Bl. 146 ff.), hat sich dieses damit begnügt, dem Zeu- ranus ES 452/66; Schaufelberger ES 463/66; ES 64/ gen BrigGen Becker die Frage vorzulegen, ob ihm 63). Meist tragen diese Protokolle nur die Unter- gegenüber etwas über diese Geldzuwendungen ge- schrift eines Sachbearbeiters, obwohl z. T. zwei äußert wurde. Der zwei Tage danach über die ver- Sachbearbeiter zugegen waren. MR Schnell erklärt neinende Antwort des BrigGen. Becker gefertigte dies damit, daß über „normale Aufklärungsaktio- Vermerk ist weder von diesem noch von Schnell nen" Gedächtnisprotokolle angefertigt werden. So- abgezeichnet, sondern von zwei weiteren Mitarbei- bald das Verfahren jedoch in ein förmlich geord- tern des ES-Referates, denen Schnell dies mitgeteilt netes, z. B. ein Ermittlungsverfahren nach der Bun- hat. Aus diesem Vermerk geht nicht hervor, ob desdisziplinarordnung oder in ein Regreßverfahren diese beiden Sachbearbeiter an dem den Gegen- übergehe, werde von der förmlichen Vernehmung stand des Vermerks bildenden Gespräch teilgenom- Gebrauch gemacht (8/286). Seine Mitarbeiter seien men haben (ES 468/66, Bl. 9). In derselben Weise oft längere Zeit auf Reisen, so daß es nicht immer wurden Vermerke über die telefonische Befragung möglich sei, daß diese einen Aktenvermerk mit zweier weiterer als Zeugen von AR Weigel be- zeichneten (55, 41, 42). Teils enthalten die ES-Akten nannten Beamten vorgenommen (ebd. Bl. 10 ff.). stichwortartige, handschriftliche und kaum entziffer- Auch diese wollen von der von Weigel behaupteten bare Aufzeichnungen, die nicht ausgewertet wurden Geldzuwendung nichts gehört haben. Der Vermerk und so bruchstückhaft und vielseitig auslegungs- auf Bl. 10 f. gibt das in salopper Form geführte Ge- fähig sind, daß ihnen nicht nur jeder Beweiswert spräch zwischen MR Schnell und einem der Zeugen abgeht, sondern auch die Gefahr besteht, daß sie wieder. Hierbei wurde auf offenbar im BMVtdg be- später zu Mißverständnissen und u. U. zu rechts- kannte häufige Besuche zweier anderer Beamter, staatlich nicht vertretbaren Vermutungen und Ver- wovon einer der Verdächtigte war, in der Privat- dächtigungen führen (ES 54/65 Blatt 42 ff.). In der wohnung des Direktors der Bonner HS-Niederlas- Akte ES 54/65 sind — ohne daß es sich um ein sung v. Puttkamer Bezug genommen. Diese beiden Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

Beamten sind nicht namentlich, sondern mit einem schlag des damaligen Außenministers Dr. Schröder nur eingeweihten Kreise bekannten Spitznamen be- vom 28.10.66 im Kabinett darüber, einen unabhän- zeichnet, für den objektiven Beobachter also nicht gigen Untersuchungsführer einzusetzen. ohne weiteres zu identifizieren. Im Hinblick auf den Stand der Beantwortung der Der 1. UA kann diesen „Ermittlungen" keine Be- Kleinen Anfrage der SPD durch die Bundesregie- weiswert beimessen, da weder die gehörten Zeu- rung und dem bei der StA Bonn eingeleiteten Er- gen, die sämtlich Soldaten oder Beamte desselben mittlungsverfahren sah das Kabinett dann aber von Dienstgrades wie der „Vernehmende" waren, noch der Bestellung einer unabhängigen Persönlichkeit dieser selbst die über die Befragung gefertigten als Untersuchungsführer ab (Vermerk von Sts Gum- Vermerke unterschrieben oder abgezeichnet und bel vom 9.11.66, Akte ES 322/66 Bl. 357 f.). damit die Verantwortung für deren Inhalt übernom- men, sondern die Aufzeichnung und Unterzeich- nung nicht unmittelbar an der „Vernehmung" betei- Zusammenfassende Beurteilung zu II, III, IV tigten Dritten überlassen haben. Der 1. UA hält auf diese Weise geführte Tatsachenfeststellungen Die Bundesregierung hat sich zwar mit den ihr nicht für ausreichend, einen strafrechtlichen Tatver- zugegangenen Hinweisen, nach denen die Möglich- dacht soweit vorzuklären, daß über die Frage der keit von Zahlungen seitens der Fa. HS an im Bun- Nichterstattung einer Strafanzeige oder der Abgabe destag vertretene Parteien, an Persönlichkeiten des an die Strafverfolgungsbehörden entschieden wer- politischen Lebens und an Angehörige der Bundes- den kann. wehr bestand, befaßt, das hierfür im BMVtdg zu- ständige ES-Referat hat jedoch keine eingehenden Der 1. UA verkennt nicht die Schwierigkeiten, und sachlich ausreichenden Nachforschungen ange- Verdächtigungen aufzuklären, die nicht hinreichend stellt. Strafanzeige ist seitens der Bundesregierung substantiiert sind oder bei denen die Informanten in keinem Fall erstattet worden. Die Strafverfol- ungenannt bleiben wollen. Nicht alle bereits in gungsbehörden sind- auch nicht um die Mithilfe bei einem früheren Stadium gegebenen Hinweise auf Ermittlungen oder die Übernahme noch nicht vor strafrechtliches oder die Bundeswehr wirtschaftlich geklärter Sachverhalte angegangen worden, mit benachteiligendes Verhalten waren jedoch ihrem Ausnahme des in II. B 1. der BT-Drucksache V/1135 sachlichen Gehalt nach und die die Information genannten Falles. übermittelnden Personen so wenig greifbar, daß sie nicht durch alsbald durchgeführte sachgerechte Er- Die aus den Abgeordneten Prof. Dr. v. Merkatz, mittlungen hätten aufgeklärt werden können, sei es Prof. Dr. Süsterhenn und Dr. Schulze-Vorberg be- daß der Verdacht nachgewiesen, sei es daß er aus- stehende Minderheit hat zur Frage des Treviranus- geräumt worden wäre. Die Bedeutung der Schützen- Besuchs bei Strauß und zu der Tätigkeit des ES panzer-Beschaffung als Gesamtvorgang und die Referats wie folgt Stellung genommen: Schwere der Vorwürfe legten eine sorgfältige Be- arbeitung durch die davon betroffene Bundesregie- A. Komplex Treviranus rung und die möglichst frühzeitige Einschaltung und nachhaltige Unterstützung der Strafverfolgungsbe- hörden nahe. Das ist nicht geschehen. Das ES-Refe- Am 8.10 1958 meldete sich der Zeuge Treviranus rat hat die Ermittlungen in der Zeit von 1958 bis bei dem Zeugen Strauß, dem damaligen Bundes- 1965 nur sehr dilatorisch geführt. Erst 1965, als dem verteidigungsminister, zu einem Besuch an. Dabei BMVtdg bekannt wurde, daß sich einige Pressere- gab er keine nähere Begründung über den Zweck porter mit der Frage befaßten, und 1966, nachdem des Besuches bekannt. Strauß nahm daher zu- die HS 30-Angelegenheit durch Veröffentlichungen nächst an, es handele sich um ein politisches zur Affäre geworden und die SPD-Fraktion sowie ein- Orientierungsgespräch (50/71), das der ehemalige zelne Abgeordnete im Bundestag Auskunft von der Reichsminister mit ihm führen wolle. Tatsächlich Regierung verlangt hatten und die StA ein neues kam Treviranus aber auf die Beschaffung des Ermittlungs-Verfahren eingeleitet hatte, entfaltete HS 30 und die damit verbundenen Gerüchte über das ES-Referat eine unter dem nun aufgetretenen Zuwendungen zu sprechen. Zeitdruck geradezu hektische Aufklärungstätigkeit. In diesem Zusammenhang behauptete er, die Im übrigen war die Art und Weise, wie die Nach- Firma HS haben Zuwendungen an Rechtsanwalt forschungen angestellt wurden, wie sich aus dem Dr. Otto Lenz und an die CDU geleistet (Strauß oben Gesagten ergibt, mit Mängeln behaftet, die die 50/71). Der Behauptung, Lenz sei Geld gezahlt Überzeugungskraft der dabei festgestellten Ergeb- worden, schenkte Strauß keine besondere Beach- nisse beeinträchtigen. tung. Ihm war bekannt, daß die Anwaltssozietät, der Lenz angehörte, für die Firma HS die Ver- tragsverhandlungen geführt hatte. Dafür hatte sie IV. Sonstige Bemühungen der Bundesregierung einen Honoraranspruch gegen HS; eine Zahlung an Lenz war deswegen nicht ungewöhnlich Nachdem die Beschaffung des HS 30 durch Presse- (Str a u ß 50/90, 91, 97, XII/120). veröffentlichungen erneut beträchtliches Aufsehen in der Öffentlichkeit erregt hatte und von der SPD Die Behauptung, an die CDU seien Zahlungen ge- am 25. Oktober 1966 zum Gegenstand einer Kleinen leistet worden, hielt Strauß für eine „politisch Anfrage im Bundestag gemacht worden war, beriet aufklärungsbedürftige Angelegenheit" (IX/183). die Bundesregierung am 9. November 1966 auf Vor- Deswegen gab er Treviranus zu verstehen, er Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

wolle den Parteivorsitzenden der CDU, Bundes- ler fordern sollte (Treviranus 50/13, 14-15, 18, kanzler Dr. Adenauer, ansprechen und ihn auf 33, 57, 95-96) . diese Behauptung hinweisen (50/98). Zur Erläuterung, warum er sich auf den Namen Auf die Frage des Zeugen Strauß nach Unterlagen „Lenz" besinnen könne, verwies der Zeuge auf oder Zeugen für seine Behauptungen vermochte seine Bekanntschaft mit Dr. Otto Lenz. Diesen Treviranus keine konkreten Angaben zu machen. kenne er aus Zeiten, „wo er als junger Zentrums- Er erwähnte lediglich den britischen Geheim- mann meinem Freunde Brüning Schwierigkeiten dienst, der im Besitz von Bestechungslisten sein zu machen versuchte" (Treviranus 50/13). Der solle und von dem er die Informationen bekom- Zeuge bestritt nachdrücklich, in seinem Gespräch men habe (Strauß 50/76, IX/183). mit Minister Strauß von Zuwendungen an die Auch die Frage, ob Bestechungsgelder an Angehö- CDU gesprochen zu haben (50/33, 95, 100). rige des BMVtdg gezahlt wären, bzw. ob die Un- terlagen des britischen Geheimdienstes solche III. Bestechungen erkennen ließen, wurde von Trevi- Dritte waren bei dem Gespräch zwischen den Zeu- ranus negativ beantwortet. Trotz der wiederhol- gen Strauß und Treviranus nicht anwesend. Auch ten bohrenden Fragen nach Namen von Beamten hat keiner der Zeugen einen Vermerk über die oder Soldaten, erinnerte sich Treviranus nur an Besprechung gemacht. Wenn trotzdem bei der den Namen „Lenz" (Strauß 50/78, 79, 99, 108, 128; Feststellung des Inhalts des Gesprächs der von XII/120), Die anderen deutschsprachigen Namen Strauß gegebenen Darstellung gefolgt wird, so waren ihm unbekannt. Irgendwelche Unterlagen, geschieht das, insbesondere eine Liste mit den Namen derjeni- gen Personen, die Zuwendungen erhalten haben — im Hinblick auf das durch sein Alter nachweis- sollten, konnte Treviranus nicht vorlegen (Strauß bar gelittene Erinnerungsvermögen des Zeu- gen Treviranus, 50/94). - Nach dem Gespräch mit Treviranus unterrichtete — weil der Zeuge Treviranus seine zunächst ge- Strauß den Bundeskanzler als Parteivorsitzenden machte Aussage bei der Gegenüberstellung der CDU über den Inhalt der von Treviranus auf- mit dem Zeugen Dr. h. c. Strauß erheblich ein- gestellten Behauptung, die CDU habe Geld von schränken mußte und HS erhalten. Dr. Adenauer beauftragte den Zeu- — weil die Aussage des Zeugen Dr. h. c. Strauß gen Dr. Globke mit der Nachprüfung dieser Be- durch andere Zeugenaussagen mittelbar bestä- hauptung. Globke stellte darauf eingehende Er- tigt wird. mittlungen an. Diese ergaben, daß die Behaup- tung, von der Firma HS seien Gelder an die CDU 1. Das Erinnerungsvermögen des Zeugen Trevi- geflossen, unrichtig war (Strauß 50/78, Globke 18/ ranus: 212, 213, 227, XII/124, 125). Über das Erinnerungsvermögen des Zeugen Treviranus wurde bereits 1951 in einem Straf- verfahren, in dem er ebenfalls als Zeuge ver- II. nommen wurde, durch das damalige Gericht ein Sachverständiger gehört, nachdem er im Der Zeuge Treviranus behauptet demgegenüber Laufe dieses Strafverfahrens verschiedene, in wesentlichen Punkten einen anderen Verlauf einander widersprechende Aussagen gemacht des Gesprächs. Danach hat er Strauß zunächst dar- hatte. auf hingewiesen, daß „interessierte britische Kreise" mit Sorge die Vergabe des großen deut- In seinem Urteil führt das Gericht dazu aus schen Auftrages über die Schützenpanzer an HS (XII/131 ff. [1421): betrachteten. Die Sorge bestünde, weil das bri- „Das Gericht traut dem Zeugen Treviranus tische Werk, die British Marc, noch niemals Pan- nun keineswegs zu, daß er bewußt etwas zer gefertigt habe. Weiter habe HS erhebliche Falsches aussagt und beschwört. Es glaubt Summen an Provisionen gezahlt. Insgesamt lägen ihm vielmehr, daß er sich wirklich zu erin- diese Beträge bei 16 oder 18 Mio DM. Die Auf- nern glaubt. Es besteht aber eine hohe teilung ergäbe sich aus einer Liste. In dieser seien Wahrscheinlichkeit, daß der Zeuge insoweit die verschiedenen Empfänger — keine politischen Erinnerungslücken erliegt. Parteien — verzeichnet. Er kenne von all den Na- men nur den des Otto Lenz, der mit rd. 3 Mio Nach dem überzeugenden Gutachten des DM die Liste anführe. Die übrigen Namen könn- Sachverständigen ... verschiebt sich das ten Decknamen sein. Er habe aber keine Informa- menschliche Erinnerungsbild so, daß bei dem tion dahin bekommen, daß es sich bei den übrigen Zusammentreffen besonders ungünstiger Geldempfängern um Beamte oder Soldaten des Umstände ... eine regelrechte Umkehrung Verteidigungsministeriums handele. Am Ende des Erinnerungsbildes in das Gegenteil des dieses Gesprächs habe er „das informelle Papier" wirklich Erlebten eintreten kann." auf dem Tisch liegen lassen. Im Weggehen habe Das Gericht begründete bereits damals die sich er noch gebeten, keine weiteren Zahlungen an die erheblich widersprechenden Angaben mit dem British Marc zu leisten, auch wenn dies der eng- fortgeschrittenen Alter und der dadurch be lischen Premierminister bei seinem für einige dingten Umkehrung des Erinnerungsbildes. Tage später geplanten Besuch beim Bundeskanz Auch im vorliegenden Fall sind die erheb- Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

lichen Widersprüche in den Aussagen des Zeu- Aussehen der Liste mehr hat. Nach seinen gen nicht anders zu erklären. Erklärungen vor der Staatsanwaltschaft An dem Beispiel der Erklärungen des Zeugen war die Liste nicht größer als ein achtel über Hersteller, Überbringer und Größe der Bogen (I/31). Dabei blieb offen, ob der Liste soll gezeigt werden, wie der Zeuge auch Zeuge von einem Bogen DIN A 4 oder von im vorliegenden Fall seine Erinnerungslücken dem üblichen Papierformat ausgeht. In dem zu überspielen versucht und dabei dann die einen Fall wäre die Liste 7,5 x 10,5 cm, in verschiedensten widersprechenden Darstellun- dem anderen 29,5 x 42 cm gewesen. gen gibt. Vor dem 1. UA hat der Zeuge behauptet, a) Hersteller der Liste ist nach den Erklärun- die Namen seien auf ein Halbfolioblatt ge- gen des Zeugen wahlweise der britische schrieben worden (50/11). Danach hätte die Geheimdienst oder der Bekannte, der ihm Liste eine Größe von 21 x 16,5 cm gehabt. die Information überbringt. Nach seiner Vernehmung durch den Staatsanwalt (I, 26, 2. Bei der Gegenüberstellung mit dem Zeugen 28) wurde die Liste vom britischen Ge- Strauß schränkte Treviranus seine Behauptun- heimdienst hergestellt und dem Zeugen gen über die Übergabe der Liste erheblich ein. von einem Bekannten, der seinerseits nicht Auf die Erklärung des Zeugen Strauß, ihm sei Angehöriger des Geheimdienstes war, keine Liste gegeben oder gezeigt worden (50/ überbracht. 80), meinte Treviranus zwar, er könne von der In der Vernehmung vor dem 1. UA war der Erklärung, die Liste gehabt zu haben, nicht britische Geheimdienst nicht mehr Herstel- abgehen (50/99). Denn bei seiner Abfahrt im ler der Liste. Der Geheimdienst hat nun „Sternhotel", wo er übernachtet habe, sei er dem Bekannten nur die Information gege- noch im Besitz der Liste gewesen (50/99, 109). ben. Dieser hat dann auf Bitten des Zeugen Nach dem Besuch habe er die Liste nicht wie- der „gehabt". die Liste mit der Hand aufgeschrieben, da- mit der Zeuge „präzise Anregungen" vor- Auch habe er seinem Freunde Gotthard Sach- bringen könne. Im übrigen sei die Liste in senberg, mit dem er am Abend zusammen „englischer Rundschrift" geschrieben (50/21). gewesen sei, erzählt, er habe Strauß die Liste Trotzdem wußte der Zeuge genau, daß es „dagelassen" (50/116, 120). Seine ursprüng- sich bei den Namen nur um Decknamen liche Behauptung, die Liste dem Zeugen Strauß handelte (50/14-15), eine Behauptung, die übergeben — oder auf den Tisch gelegt — zu er später dahin präzisierte, es seien zwar haben, hält er jedoch nicht aufrecht. Er schließt richtige Namen gewesen, aber es habe sich vielmehr nur aus den von ihm aufgezählten dabei nur um Mittelsmänner gehandelt (50/ Tatsachen, daß er die Liste bei Strauß gelassen 22). Der Zeuge schloß dies anläßlich seiner haben müsse. Vernehmung vor dem 1. UA aus der Tat- sache, daß alle Gelder an das Bankhaus 3. Der Aussage des Zeugen Treviranus stehen Oppenheim gegangen seien (50/22). Nach aber auch verschiedene andere, unabhängige den vor der Staatsanwaltschaft abgegebe- und glaubwürdige Zeugenerklärungen ent- nen Erklärungen war dem Zeugen dagegen gegen. bei der Übergabe der Liste erklärt worden, a) Der Zeuge Staatssekretär a. D. Dr. Rust es handele sich um „in-betweens", also erinnert sich noch daran, daß Strauß ihn Mittelsmänner (XII, 29). über den Besuch des Zeugen Treviranus b) Auch hinsichtlich des Überbringers der unterrichtet habe. Von einer Liste sei je- Liste läßt der Zeuge jede Möglichkeit of- doch nicht gesprochen worden. Der Zeuge fen. In seiner Vernehmung vor dem 1. UA meint, wenn Strauß eine Liste mit den Na- erklärte der Zeuge zunächst, die Liste sei men von angeblich oder tatsächlich Besto- ihm von „dem Vertreter (einer) militä- chenen gehabt hätte, hätte er diese Liste rischen Abwehrstelle ... überreicht" wor- auch mit ihm durchgesprochen und „aus- den (50/12). Damit behauptete der Zeuge geschlachtet" (XII/123 f.). gleichzeitig eine unmittelbare Verbindung zum britischen Geheimdienst. Diese hatte b) Der Zeuge Staatssekretär a. D. Dr. Globke er aber bei seiner Vernehmung vor der konnte sich an das Gespräch zwischen Bun- Staatsanwaltschaft ausdrücklich bestritten deskanzler Dr. Adenauer und dem Zeugen (I/28) . Strauß erinnern. Strauß habe in diesem Gespräch den Bundeskanzler von den Ge- Etwas später rückte der Zeuge von dieser rüchten unterrichtet, nach denen die CDU Erklärung wieder ab und behauptete, die im Zusammenhang mit der Beschaffung des Liste von John Renny oder Tom Barra- HS 30 Gelder in Höhe von mehreren Mil- clough — beide nach seinen Angaben lionen DM erhalten habe. Dabei sei zwar keine Mitglieder des britischen Geheim- auch von einer Liste die Rede gewesen. dienstes — erhalten zu haben (50/21). Strauß habe jedoch weder gesagt, ihm sei c) Die Aussagen über die Größe der Liste die Liste gezeigt, noch ihm sei sie gegeben zeigen deutlich, daß der Zeuge nicht ein- worden. Er habe den Auftrag bekommen, mal eine ungefähre Vorstellung über das dies nachzuprüfen. Die Behauptung habe Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

sich jedoch als unrichtig erwiesen (18/241, gewesen wäre. Treviranus nannten sie XII/124 f.). einen „Romantiker mit großer Einbildungs- kraft" (XII/128 ff.; vgl. auch das Schreiben c) Der Zeuge Regierungsdirektor Brennecke, des BMVtdg, RS 37 Anl. 2). ein Neffe des Zeugen Treviranus, hat mit seinem Onkel im Herbst 1958 über die Presseveröffentlichungen zum HS 30 ge- Zusammenfassende Beurteilung der Minderheit sprochen. Dabei habe ihm sein Onkel weder eine Liste gezeigt, noch ihm gegenüber er- Auf die von Reichsminister a. D. Treviranus gege- klärt, er werde Strauß eine solche Liste benen Hinweise ist Minister Dr. h. c. Strauß ein- geben. Er habe ihm lediglich erzählt, in der gegangen. Dabei kann dahingestellt bleiben, ob Schweiz gebe es Leute, die eine Quittung Treviranus überhaupt je im Besitz der von ihm besäßen. Damit habe er offensichtlich einen behaupteten Liste gewesen ist. Er hat Strauß Beleg über Geldzahlungen im Zusammen- jedenfalls weder eine Liste übergeben, noch auf hang mit der Beschaffung des Schützenpan- dem Tisch liegenlassen. Er hat ihn vielmehr ohne zers gemeint (XII/126, 55/224). Übergabe irgendwelcher Unterlagen und ohne Be- c) Der gleichfalls als Zeuge vernommene Eng- nennung von Zeugen darüber unterrichtet, es länder John Renny, von dem Treviranus würde behauptet, an die CDU und an Rechts- möglicherweise die Zuwendungsliste erhal- anwalt Dr. Otto Lenz sei von HS Geld gezahlt ten haben will, versicherte sowohl dem worden. Er hat jedoch keine Bestechungen be- 1. UA als auch dem Staatsanwalt, daß er, hauptet und selbst die Möglichkeit von Bestechun- abgesehen von Presseveröffentlichungen, gen immer ausgeschlossen. weder über Bestechungen noch über eine Im Hinblick auf die dürftigen Informationen wa- Zuwendungsliste im Zusammenhang mit ren die vom Zeugen Dr. h. c. Strauß veranlaßten der HS 30-Beschaffung je das Geringste Maßnahmen angemessen und ausreichend. Ins- gehört habe (57/3; X/96). Die Listenge- besondere bestand keine Veranlassung, die schichte des Zeugen Treviranus bezeichnete Staatsanwaltschaft einzuschalten. Renny als „totales Hirngespinst" (X/98). Er nannte Treviranus eine „name-dropper", Aufgrund des Hinweises, an die CDU sei Geld einen Angeber (57/4) oder Wichtigtuer gezahlt worden, hat sich der Zeuge Dr. h. c. Strauß (X/101), der sich mit seinen Aufschneide- mit dem Bundeskanzler als Parteivorsitzenden in reien bloß „interessant" machen wolle Verbindung gesetzt. Auf Veranlassung des Bun- (X/98). Die Mitteilung, daß Treviranus den deskanzlers wurden vom Zeugen Dr. Globke Zeugeneid geleistet habe, kommentierte innerhalb der CDU Ermittlungen angestellt (StA Renny nur mit dem Wort „um Gottes wil- HS 30, XII, S. 124). Diese Ermittlungen waren in len" (X/97). In beiden Vernehmungen de- Anbetracht der allgemein gehaltenen und durch mentierte er schließlich mit Nachdruck die keinen Beweis gestützten Behauptung auch aus- Behauptung des Zeugen Goetze, im Januar reichend. Sie führten zu keinem Ergebnis. Die 1959 bei einer Begegnung mit Goetze und Möglichkeit, daß Dr. Lenz trotzdem Geld von HS Treviranus in Basel oder Lyon über die für die Parteiarbeit der CDU erhalten hat, schließt HS 30-Angelegenheit, geschweige denn der Zeuge, der sich selbst im Auftrage des Partei- über damit zusammenhängende Zuwendun- vorsitzenden intensiv um die Finanzierung des gen gesprochen zu haben (X/99 ff; 57/3 ff.). Wahlkampfes gekümmert hat, überzeugend mit der Begründung aus, Dr. Lenz würde sich kaum e) Auch das BMVtdg hat sich um die Aufklä- wegen Geld für die Finanzierung des Wahlkamp- rung der Angaben des Zeugen Treviranus fes an ihn gewandt haben, wenn er selbst über bemüht. Aus einem Aktenvermerk des im Millionenbeträge für disesen Zweck verfügte Referat ES tätigen Regierungsdirektors (Globke 18/213). Fumi vom 17. 1. 1967 geht hervor, daß Fumi tags zuvor in England Nachforschun- Über die Mitteilung an den Bundeskanzler hinaus gen über die angebliche Rolle des inzwi- die StA einzuschalten, bestand für Strauß keine schen verstorbenen John Barraclough als Veranlassung. Den Vorwurf einer strafbaren angeblicher Überbringer der „Treviranus- Handlung hatte selbst Treviranus nicht erhoben. Liste" angestellt hat. Der Schwiegervater Dieser erklärte hierzu, in einem solchen Falle hätte des Barraclough, ein Mr. Griffith, und zwei er sich nicht an den Minister als den politischen weitere Herren hätten ihm (Fumi) nach Repräsentanten des Ministeriums, sondern an den eingehender Schilderung der Beziehungen für die administrativen Angelegenheiten zuständi- ihrer Firma zu Treviranus versichert, sie gen Staatssekretär gewandt (BMVtdg ES 452/66 hätten von dem HS 30-Geschäft und einer S. 3, 37). damit zusammenhängenden Liste nie etwas gehört und hielten die Erzählung des Zeu- Der dem Zeugen Strauß zur Kenntnis gebrachte gen Treviranus für „absolut unwahr". Bar- Sachverhalt enthielt damit allein den Vorwurf raclough habe nie dem englischen Nach- eines politisch nicht einwandfreien Verhaltens. richtendienst angehört und würde sie mit Diesen Vorwurf hat Strauß an den Bundeskanzler Sicherheit darüber informiert haben, wenn und Parteivorsitzenden der CDU als die dafür er tatsächlich im Besitz einer solchen Liste allein zuständige Stelle weitergegeben. Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

Der Zeuge Dr. h. c. Strauß ist dem weiteren Vor- aufgestellt hat, war die von den Zuwendungen wurf, an Dr. Lenz persönlich sei von HS Geld an politische Parteien. Zur Aufklärung eines sol- gezahlt worden, nicht nachgegangen, weil ihm chen Tatbestandes war das Antikorruptionsreferat bekannt war, daß die Anwaltskanzlei, zu der Dr. des Verteidigungsministeriums nicht zuständig Lenz gehörte, die Firma HS bei den Vertragsver- (50/79), weil es nicht Aufgabe der Bundesregierung handlungen mit dem BMVtdg über den Kauf der sein kann, gegen Abgeordnete oder politische Par- Schützenpanzer vertrat. Für diese Tätigkeit stand teien zu ermitteln (Grundgesetz Artikel 46 Abs. 3). den Anwälten ein Honorar zu, das sowohl nach Der Zeuge Schnell hat die Aussage des Zeugen der Gebührenordnung berechnet, als auch frei ver- Dr. Strauß bestätigt. Er hat erst anläßlich des einbart werden konnte. Deswegen war auch die Treviranus-Besuchs bei ihm im Jahre 1964 zu sei- Höhe des angeblich an Dr. Lenz gezahlten Betra- ner Überraschung erfahren, daß Treviranus 1958 ges in keiner Weise auffällig. angeblich eine Liste über Zuwendungen bei Mini- ster Strauß abgegeben haben will (55/88). Un- Das tatsächlich gezahlte Anwaltshonorar ist über- mittelbar danach stellte der Zeuge Schnell noch dies wesentlich niedriger als von Treviranus be- im Jahre 1964 Befragungen an (55/89), was die hauptet. Nach übereinstimmenden Aussagen der Zeugen Brennecke und Strauß in ihren Aussagen Zeugen Kraemer, Aretz und Dr. Schneider sind vor dem 1. UA bestätigt haben (55/225 ff., 50/79). für die Abwicklung der gesamten, etwa 10 Jahre Der Zeuge Schnell trug das Ergebnis seiner Be- dauernden HS 30-Angelegenheiten insgesamt fragungen, daß die Behauptung des Zeugen Tre- nicht ganz 500 000 DM gezahlt worden (Aretz viranus unglaubwürdig sei, was sich im übrigen VI/49, Kraemer V/127, Schneider VI/26 f.). Die mit der Beurteilung des 1. UA deckt, seinen erste Zahlung erfolgte zudem erst nach dem Tode Vorgesetzten vor (55/91). Es bestand kein Anlaß, von Dr. Lenz (Aretz VI/49, Dr. Schneider VI 26 f.). weitere Ermittlungen anzustellen. Demnach ist festzustellen: Dr. h. c. Strauß hat aufgrund der ihm durch Treviranus im Jahre 1958 Erst als 1966 dem Zeugen Schnell mitgeteilt wor- gegebenen Hinweise durch die Information und den war, Treviranus habe ihn 1964 angelogen, die Unterrichtung des Bundeskanzlers das Not- tatsächlich besitze Treviranus die Liste noch, ist wendige veranlaßt. Für eine Einschaltung der der Zeuge Schnell diesen Behauptungen umgehend Strafverfolgungsbehörden war kein Raum, weil nachgegangen. Es stellte sich jedoch heraus, daß keinerlei Anhaltspunkte für den Verdacht einer auch diese Behauptungen nicht haltbar waren strafbaren Handlung vorlagen. (ES 452/66, S. 19, 27 ff.).

B. Prüfung der Hinweise auf mögliche Zuwen- II. Sonstige Hinweise auf Zuwendungen wendungen durch den Bundesverteidigungs- minister (Referat ES) 1. Durch den Artikel „Das Geschäft mit der Rü- stung" des Journalisten Miska in der Frank- Neben der Frage, welche Informationen Trevira- furter Rundschau im Jahre 1957 wurde durch nus bei seiner Besprechung 1958 Minister Strauß den Verteidigungsausschuß des Deutschen gegeben und was die Bundesregierung im An- Bundestages als Untersuchungsausschuß ge- schluß daran unternommen hatte, traten im Laufe prüft, oh verschiedene Abgeordnete einen un- der Untersuchung auch andere Probleme auf. So zulässigen Einfluß auf die Auswahl und Be- ergab sich die Frage, inwieweit das Referat ES, schaffung des HS 30 ausgeübt haben. Die Un- das für die Aufklärung von Pflichtverletzungen tersuchung erbrachte keinen Beweis für die von Bediensteten, Bestechungs- und bestechungs- Richtigkeit dieser Behauptungen (vgl. Bericht ähnlichen Fällen 1959 eingerichtet worden ist, in des Ausschusses für Verteidigung Bundestags- die Treviranus-Angelegenheit eingeschaltet war drucksache 5, Wahlperiode 3, vom 14. 10. 57). und was dieses Referat auf andere Hinweise, die Der Artikel des Journalisten Miska löste auch sich mit Zuwendungen beschäftigten, unternom- im Bundesverteidigungsministerium eine Prü- men hat. Dabei kann dahingestellt bleiben, ob fung auf strafrechtlich oder disziplinarrechtlich diese Fragen noch durch das Untersuchungs- relevante Behauptungen aus (55/63). Im Zuge thema d) gedeckt sind. Die Fragen erhoben sich der durch das Verteidigungsministerium (da- jedoch im Zuge der Beweisaufnahme. Aus diesem mals noch Strafrechtsreferat) angestellten Er- Grunde wird dazu folgendes ausgeführt: mittlungen fanden z. B. Besprechungen zwi- schen dem Bundesverteidigungsministerium I. Treviranus und dem Bonner Oberstaatsanwalt Dr. Kirsch- Vor dem 1. UA hat Minister Strauß ausgesagt, baum statt (55/63). Darüber hinaus wurde er habe das Strafrechtsreferat seines Ministe- durch die Staatsanwaltschaft in Koblenz, Ober- riums, das vor der Einrichtung des Referats ES staatsanwalt Manteuffel, ein Ermittlungsver- mit der Aufklärung von Korruptionsangelegenhei- fahren gegen den Urheber der Gerüchte, Anto- ten betraut war, nicht von den Behauptungen des nowicz, eingeleitet und mit Unterstützung des Zeugen Treviranus unterrichtet (50/78, 79). Tre- BMVtdg durchgeführt. Originalunterlagen des viranus konnte nämlich trotz eingehender Fragen damaligen Strafrechtsreferats des Bundesver- durch Minister Strauß nichts über Bestechungen teidigungsministeriums wurden in diesem Ver- an Offiziere und Beamte vorweisen. Die einzige fahren sogar Teil der staatsanwaltschaftlichen Behauptung, die er Minister Strauß gegenüber Ermittlungsakten (16 Js 782/57 B1. 4 ff., 55/63). Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

2. Am 30.7.58 wurde dem MinRat Dr. Goetze — MinRat Schnell zunächst seine erfahrensten gegenüber durch eine heute nicht mehr fest- Mitarbeiter eingesetzt und ihnen aufgetra- stellbare Person angedeutet, daß es im Zusam- gen hat, alle verwertbaren Erkenntnisse menhang mit der HS 30-Beschaffung aus politi- zusammenzutragen, um festzustellen, in- schen Gründen zu Zuwendungen an Bonner wieweit die Gerüchte und Vermutungen zu- politische Persönlichkeiten gekommen sei. Dr. treffen, Goetze hielt diese Behauptungen in einem — MinRat Schnell schriftlich angeordnet hat, Vermerk fest. In seiner Vernehmung vor dem eine aufgrund des Vertrages mögliche Prü- 1. UA behauptet Dr. Goetze, er habe diesen fung so vorzunehmen, daß das bundes- Vermerk Minister Strauß zugeleitet (38/49). Dr. eigene Lager bei der Firma völlig auf den Strauß hat dagegen ausgesagt, von diesem Kopf gestellt würde und jeder Unstimmig- Vermerk keine Kenntnis gehabt zu haben. Er keit nachzugehen sei, führt dazu überzeugend aus, er hätte auf einen so allgemein gehaltenen Vermerk Dr. Goetze — MinRat Schnell gegenüber den für die zu sich bestellt, um von ihm konkretere An- Firma positiven Prüfungsergebnissen per- gaben über die in dem Vermerk niedergelegten sönlich neue Ermittlungen angeordnet hat, Vorwürfe zu erhalten (64 II/314 ff.). — MinRat Schnell 1963 schriftlich angeordnet hatte, der Vorgang sei nach der noch not- Fest steht, daß der Vermerk Dr. Goetze dem wendigen Vorklärung der Staatsanwalt- Referat ES erstmalig bekannt wurde, als dieses schaft anzuzeigen, Referat die Vorarbeiten zur Antwort auf die Kleine Anfrage der SPD aufnahm. MinRat — MinRat Schnell erst die spätere Sachklä- Schnell hat den Zeugen Dr. Goetze sofort nach rung zu Gunsten der Firma verhindert hat, Bekanntwerden dieses Vermerks um nähere — die bei diesen Ermittlungen des Referates Einzelheiten gebeten, insbesondere um Be- ES aufgetretenen Verzögerungen sachlich kanntgabe des Informanten. Dr. Goetze war begründet waren, jedoch nicht in der Lage, über den Inhalt des — die Staatsanwaltschaft Bonn schließlich zum Vermerks hinausgehende Angaben zu machen gleichen Ergebnis kam wie das Referat ES. (Schnell 55/147, 148/149, Dr. Goetze 38/42, 5. Bereits unmittelbar nachdem das BMVtdg von 43, 47, 49). den Angeboten Czarneckis Kenntnis erhalten 3. Im Sommer 1958 äußerte der damalige Ge- hat, wurden hierüber die Vorgänge angelegt schäftsführer der Bonner HS-Niederlassung, und Ermittlungen durchgeführt. Diese führten v. Puttkamer, im Vorzimmer der Firma HS Zu- jedoch offensichtlich zu keinem Ergebnis. Erst wendungen gemacht worden. (Akte ES — im Jahre 1965 wurde auch diese Behauptung 322/66 Bl. 104 — Vermerk vom 24. 10. 1966) Gegenstand eines neuen Ermittlungsverfah- Minister Dr. Strauß ließ daraufhin Herrn rens aufgrund neuer Erkenntnisse. In diesem v. Puttkamer aus dem Hause weisen. v. Putt- Vorgang (ES — 54/65) wurden Teile des alten kamer wurde im Anschluß daran als Bonner Vorgangs (Bl. 23-33) eingeheftet. Geschäftsführer der Firma HS abgelöst (Akte 6. Aufgrund des Artikels „Böses und Gutes" des ES — 322/66 Bl. 101 — Schreiben Birkigt vom Journalisten Miska wurde beim Referat ES der 10.7.58 an Minister Strauß). Aus dem Ver- 97/59 angelegt. Die Behauptungen Miskas wur- merk vom 24.10.66 ergibt sich aber auch ein- den durch das Referat ES geprüft (Bl. 7 in ES deutig, daß der Zeuge Schnell erst Ende 1966 97/59). Die Ermittlungen des Referats ES führ- von dieser Behauptung erfahren hat, zu einem ten u. a. Zeitpunkt also, als Ermittlungen über diese Behauptung schon deswegen fast unmöglich — zu einer Einschaltung des Disziplinarrefe- waren, weil v. Puttkamer zu diesem Zeitpunkt rats wegen angeblicher Verfehlungen eines bereits in Kanada tätig war. Generals (Bl. 7 und 8) und — zur Nachforschung hinsichtlich der Behaup- 4. Aus dem Vorgang ES — 64/63, der sich auf tungen Ostverbindungen Kraemers beim Unregelmäßigkeiten bei der Ersatzteilversor- Amt für Sicherheit der Bundeswehr. gung für das Sidebi-Getriebe bezieht, hat das Das von dem Referat ES darüber hinaus in Bundesverteidigungsministerium dem 1. UA dieser Sache von dem Journalisten Miska er- diejenigen Teile vorgelegt, in denen bei An- betene Gespräch kam allerdings nicht zustande. hörungen über den eigentlichen Komplex hin- Die Staatsanwaltschaft in Bonn wurde von aus von Zeugen auch Erklärungen über die dem Verteidigungsministerium regelmäßig Beschaffung des HS 30, insbesondere über an- über diesen Vorgang unterrichtet (Bl. 17 in ES geblich geleistete Zuwendungen seitens der 97/59). Fa. HS, gemacht wurden (Aktenplanl. UA Nr. 7). Um ein vollständiges Bild über diese Auch die Staatsanwaltschaft in Bonn hatte auf- Vorgänge zu erhalten, wurde der Zeuge grund der Miska-Artikel ein Verfahren unter Schnell vor dem 1. UA zu diesem Punkt ein- dem Az. 18 AR 5/59 angelegt. Obwohl in den gehend gehört (55/85 bis 87). Aus diesen Er- Ausführungen Miskas Zuwendungen an Fa- klärungen und den Feststellungen der Staats- milienangehörige eines Beamten des BMWi anwaltschaft (III/156-168) ergibt sich, daß und einem früheren Offizier des Bundesgrenz- Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

schutzes näher bezeichnet waren, hat die Es gibt keinen Anhaltspunkt dafür, daß das Staatsanwaltschaft von 1958 bis zum 15.3.62 Referat ES im Verteidigungsministerium je- lediglich Zeitungsausschnitte und Drucksachen mals Kenntnis von diesem Vorgang erhalten gesammelt. Dieses Vorgehen der Staatsanwalt- hat. Auch aus der Tatsache, daß Amtsrat Wei- schaft Bonn überrascht, weil sie ja nach § 152 gel später als Hilfsreferent bei MinRat Schnell StPO gesetzlich verpflichtet ist, von sich aus tätig war, kann nicht geschlossen werden, daß Ermittlungen anzustellen. dieser über den Aktenvermerk Kenntnis er- Im Frühjahr 1962 gab die Staatsanwaltschaft hielt. Daß RR Weigel sein im BRH erworbenes in Bonn die Akten kurzerhand an das BMVtdg. Wissen auch sonst vertraulich behandelte, er- Dieses teilte der Staatsanwalt mit, seine „Er- gibt sich auch aus Nachstehendem: mittlungen hätten keine Anhaltspunkte dafür Amtsrat Weigel hat den Zeugen Schnell näm- ergeben, daß die Fa. HS die Bundeswehr im lich auch nicht über seinen vertraulichen Ak- Hinblick auf Beschaffungsvorhaben bestochen tenvermerk, der Hinweise auf einen Beste- hat" (18 AR 5/59 Bl. 20 und BMVtdg ES 97/59 chungsverdacht gegen einen mit der Beschaf- Bl. 22). Das BMVtdg kündigte an, es werde fung des HS 30 befaßten Referenten des die Staatsanwaltschaft von sich aus vom Er- BMVtdg enthielt, informiert. Von diesem Ver- gebnis unterrichten, falls die Unterredung mit merk, der unbearbeitet von 1959 bis 1966 beim Miska noch zustande komme. BRH lag, hat der Zeuge Schnell erst durch Die Mitteilung des BMVtdg an die Staatsan- einen Besuch des MinRat Dorn vom BRH im waltschaft entsprach den Tatsachen. Spätherbst 1966 erfahren (55/123 ff., BRH-VS- Akte 12 Bl. 146 ff.). Dies führt dann zu dem Nachdem Miska auch in der Folgezeit nicht Vorgang ES — 468/66, in dem der Zeuge beim Referat ES erschien, wurde das Verfah- Schnell versucht hat, die aus dem Jahre 1959 ren am 31.12.63 bei der Staatsanwaltschaft in stammenden Vorwürfe zu klären. Bonn als erledigt abgelegt. Einen eigenen Ver- - such, Miska zu hören, hat die Staatsanwalt- 10. Dem 1. UA wurden die Akten ES — 125/63 und schaft ausweislich ihrer Akte nicht unternom- 468/66 erst auf besondere Anforderung am men. 23.6.69 zur Verfügung gestellt. Hieraus kann dem Referat ES jedoch kein Vorwurf gemacht 7. In seinen Prüfungsmitteilungen vom 20.7.59 werden, weil beide Vorgänge — was dem — VertE 168/59 VS-Vertr. und vom 25.6.62 — 1. UA bekannt war — der Staatsanwaltschaft VertE 9301/56 II — 140/62 VS-Vertr. — bat der vorgelegen hatten und außerdem Gegenstand BRH das BMVtdg zu prüfen, ob die Vorgänge der Vernehmung des Zeugen Schnell waren um die Beschaffung des HS 30 strafrechtlich (55/81 ff., 123 ff.). Hierauf weist der Bundesver- zu würdigen seien. Das Referat ES prüfte in teidigungsminister in seinem Schreiben vom diesem Zusammenhang, ob der Vorwurf, nach 25. 6. 69 mit Recht hin. dem unverzinsliche Lizenzzahlungen auf ein Sperrkonto geleistet wurden, obwohl zum 11. In seiner Aussage vor der Staatsanwaltschaft Zahlungszeitpunkt keine brauchbaren Kon (III/128, 129) hat der Zeuge Schnell zu Fragen struktionsunterlagen vorlagen, beweisbar und der Durchführung von Ermittlungen Stellung strafrechtlich relevant war (ES 125/63 S. 5 ff.). genommen. Diese werden einmal durch allge- Das Referat ES kam dabei zu der Feststellung, gemeine Aufklärungsmaßnahmen vorgenom- daß bei dem in Betracht kommenden Personen- men. Bei diesen finden Gespräche und An- kreis ein strafrechtliches Verhalten kaum fest- hörungen statt, über die im Anschluß — wie stellbar sei. auch bei anderen Behörden oder im Geschäfts- leben — Vermerke gefertigt werden. Diese Der 1. UA ist aufgrund der eingehenden Be- Vermerke werden nur von demjenigen Mit- weisaufnahme ebenfalls zu dem Ergebnis ge- glied des Referats ES unterschrieben, das das langt, daß der Vorwurf, es seien unbrauchbare Gespräch oder die Anhörung durchgeführt hat. Konstruktionszeichnungen geliefert worden, Im Gegensatz dazu stehen die Vernehmungen nicht beweisbar ist. im Zuge von Disziplinarverfahren. Hier wer- 8. Die Akten der Becker-Kommission aus dem den Vernehmungsprotokolle gefertigt, die von Jahre 1958 sind dem Referat ES erstmals zu den Vernommenen unterschrieben werden. Gesicht gekommen, als Anfang der 60er Jahre In den dem 1. UA vorliegenden Vorgängen in einem Ermittlungsverfahren der Staatsan- des Referats ES wurden überwiegend Ge- waltschaft Koblenz eine Durchsuchung durch- spräche und Anhörungen geführt. Diese sind geführt wurde. (III/153) im wesentlichen auch in Vermerken festgehal- 9. Der BRH stellte im Jahre 1959 bei Verhandlun- ten. Dies Verfahren entspricht der vom Zeugen gen fest, daß Auszüge aus den Prüfungsmittei- Schnell geschilderten Handhabung und ist auch lungen des BRH vom 20.7.59, die unter VS sonst allgemeine Verwaltungsübung. Sogar die Vertraulich eingestuft waren, sich in den Hän- Staatsanwaltschaften kommen ohne ein solches den des Rechtsvertreters der Fa. HS, Rechtsan- Verfahren nicht aus, wie das Ermittlungsver- walt Aretz, befanden. Hierüber hat Amtsrat fahren 8 Js 362/66 zeigt. So hat der verneh- Weigel einen vertraulichen Aktenvermerk ge- mende Staatsanwalt insbesondere bei der Ver- fertigt (vertraulicher Vermerk BRH-Beschaf- nehmung des Zeugen Schnell verschiedene fungsdenkschrift Band 1 bis 5 Bl. 160). Aktenvermerke gefertigt, die von ihm allein

Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

Die überraschende Ausführung dieser Anord- 3. Die Fragen 19 und 20 lauteten: nung ging damals wie ein Lauffeuer durch das 19. Ist die Behauptung eines Nachrichtenmaga- BMVtdg und hat dort beträchtliches Aufsehen er- zins richtig, wonach die Prototypen entgegen regt und auch Kritik herausgefordert (Thomsen, der ursprünglichen Absicht der entwickeln- 53/53, 63). den Firma später mit Gleisketten einer be- BMin Strauß hat vor dem 1. UA selbst zugege- stimmten deutschen Firma ausgestattet wur- ben, daß es sich um eine „unkonventionelle den? Methode" gehandelt habe. Staatssekretär Rust 20. Läuft gegen diese deutsche Firma wegen habe ihm damals „Vorhaltungen gemacht ..., anderweitiger Kettenlieferungen ein Ermitt- weil er „das Haus bis zum Auseinanderbrechen lungsverfahren? strapaziert hätte" (64/370). Mitarbeiter des Hauses suchten damals bei Sts Die Bundesregierung antwortete: Rust „vertrauensvoll ihre Zuflucht" und baten Zu 19: Nein ihn um Vermittlung, auch dem Minister gegen- Zu 20: Entfällt. über. Diese Antwort der Bundesregierung enthält nur MR a. D. Klare sagte vor dem 1. UA aus, daß die halbe Wahrheit. damals nicht nur sämtliche Akten, die mit dem Komplex zu tun hatten, eingezogen, sondern Richtig ist, daß im Mai 1958 auf dem Gelände auch alle Bearbeiter von diesen Arbeiten vor- der Erprobungsstelle Niederlahnstein drei HS 30 läufig suspendiert worden waren, und zwar auto- erprobt wurden: zwei Prototypen, davon je einer matisch (30/245). mit und ohne Turm, und ein erstes Fahrzeug aus der englischen Null-Serie. Die beiden Prototypen MR a. D. Klare hatte damals über seinen Abtei- waren zu diesem Zeitpunkt vom BMVtdg noch lungsleiter und den Staatssekretär interveniert nicht abgenommen- und noch nicht in das Eigen und sogar eine offizielle Dienstbeschwerde des- tum des Bundes übergegangen. Sie wurden von wegen eingereicht. Über seine damalige Empö- der Fa. HS erprobt und geändert. Das erste Fahr- rung sagte er vor dem 1. UA: zeug aus der englischen Null-Serie hingegen wurde von dem Personal der Erprobungsstelle er- „... wenn Sie ein Schreiben kriegen: probt, und zwar mit der aufgezogenen Glieder- Hiermit geben Sie Ihre Akten alle ab — das kette der deutschen Firma Backhaus. (Vgl. Nie- haben alle Leute gekriegt — und vorläufig derschrift über die Befragung des RR Karl Kraus sind Sie damit nicht weiter beschäftigt, und im Erprobungsstelle Niederlahnstein — durch übrigen besteht durchaus zumindest der Ver- Oberst Becker, ORBR Forndran, ORR Troll vom dacht, daß ihr alle bestochen seid, daß ist doch 27. 5. 1958 bei den Akten der Becker-Kommis- für einen Beamten ein verdammt starkes Stück. sion; Anlagen zur BRH-Denkschrift zu 186.) Wenn mir so etwas seinerzeit in Berlin oder Von den Technikern war bereits damals die His- während des Kriegs passiert wäre, dann wäre pano-Kette als unzureichend und veraltet abge- ich auch zum obersten Chef gelaufen. Das geht lehnt worden (ebd.). doch nicht so." (30/247). Auch Oberst a. D. Nähring bezeichnete die His- Der Einzug sämtlicher Akten hatte zur Folge, pano-Kette in seiner Anhörung durch Oberst daß die damit befaßten Bediensteten keine Un- Becker am 27. Mai 1958 als unzureichend und terlagen mehr hatten und deshalb an dieser Sa- erklärte: che nicht mehr arbeiten konnten. Eine Zeitlang hatte MR Troll die Verfügungsgewalt über diese „Die Backhaus-Kette ist von Hispano und Akten. Wenn ein Bearbeiter einen Vorgang für Hotchkiss abgelehnt worden, vermutlich aus eine dringende Bearbeitung benötigte, mußte er reinen Profitgründen. Seitens des Heeres wird sich bei MR Troll die Akten erbitten. Dieser die Backhaus-Kette bevorzugt." (Vgl. Nieder- mußte dann seinerseits mit dem Ministerbüro schrift über die Anhörung vom 27. Mai 1958 verhandeln, wo die Akten zusammengezogen bei den Akten der Becker-Kommission; Anla- waren (Troll, 53/152). gen zur BRH-Denkschrift zu 186.) Auch dies ist ein Beweis dafür, in wie hohem Tatsächlich wurde die von Hispano-Suiza ur- Maße außergewöhnlich diese Maßnahmen des sprünglich vorgesehene Gleiskette, die nur eine Min. Strauß damals war. Diese Tatsachen recht- Lebensdauer von 2000 km hatte, später ausge- fertigen es nicht, dem Parlament gegenüber diese tauscht und die Fahrzeuge auf die Backhaus Aktion als Routineangelegenheit darzustellen Kette umgerüstet (vgl. Schreiben BG Dr. Schnell, und damit zu verharmlosen. Um so weniger als FÜ H an den 1. UA vom 25.6.1968; RS 42 Anl. 1). die Antwort der Bundesregierung auf den Zweck Die Antwort der Bundesregierung ist zwar inso- dieses Akteneinzuges abgestellt war, ohne die weit richtig, als die beiden oben genannten Pro- Ursache dieser Maßnahme, die in der Frage mit totypen nicht mit der Backhaus-Kette erprobt enthalten war, auch anzusprechen. wurden. Das vom BMVtdg damals allein er- probte Fahrzeug, welches das erste aus der eng- Auch diese Frage ist somit nicht zutreffend von lischen Null-Serie war, hingegen, wurde mit der der Bundesregierung beantwortet worden. deutschen Backhaus-Kette ausgestattet. Das Heer Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

neigte bereits damals der Verwendung der Back- Im Laufe des Untersuchungsverfahrens ist aber haus-Kette auf den zu liefernden Fahrzeugen zu. gegen Minister Strauß der Vorwurf erhoben wor- Gegen die Firma Backhaus aber liefen z. Z. der den, er habe dem Bundestag eine unwahre Aus- Beantwortung der Anfrage bereits Ermittlungen kunft erteilt wegen des Verdachts strafbarer Handlungen. 1. zum Tätigwerden des Dr. Lenz Der Deutsche Bundestag hätte erwarten können, daß die Bundesregierung nicht nur eine dem 2. zur Aktenzusammenziehung für die Becker Buchstaben, sondern der Sache nach richtige und Kommission. vollständige Antwort erteilt und ihn nicht durch Zu 1. Zum Tätigwerden des Dr. Lenz soll Minister halbwahre Auskünfte irreführt. Dr. Strauß die 1958 gestellte Frage „Entspricht die Behauptung den Tatsachen, wo- II. Antwort der Bundesregierung nach ein damaliges Mitglied des Vorstandes der CDU-Bundestagsfraktion für die Lieferfirma vom 18. November 1966 (Drucksache V/1135) bei ihren Vertragsvorbereitungen gegenüber Der Gegenstand der Kleinen Anfrage der SPD dem BMVtdg beteiligt war?" vom 25. Oktober 1966 deckt sich weitgehend mit wahrheitswidrig mit „Nein" beantwortet haben. dem Untersuchungsgegenstand des 1. UA. Es wird daher auf die Darstellung des Beschaffungsvorgan- Die Frage 15 lief klar darauf hinaus festzustellen, ges im Bericht verwiesen. Der 1. UA beurteilt den ob Rechtsanwalt Dr. Lenz sich für die Fa. Hispano Beschaffungsvorgang und die Aufklärungstätigkeit Suiza „bei ihren Vertragsvorbereitungen gegen- über dem BMVtdg beteiligt" habe. der Bundesregierung zu dem Korruptionsvorwurf anders als dies in der Antwort auf die Kleine An- Daß die Sozietät Dr. Lenz/Dr. Schneider/Aretz die frage geschehen ist. Daraus ergeben sich auch andere Interessen der Fa. Hispano Suiza wahrnahm, war - Schwerpunkte der Sachdarstellung. Hinzuweisen ist zur Zeit der Fragestellung allgemein und auch dem jedoch auf die Tatsache, daß im Teil II der Antwort Deutschen Bundestag bekannt (Protokoll der der Bundesregierung zwar ausführlich über den 165. Sitzung des Verteidigungs-Untersuchungsaus- Komplex der Bestechungslisten, die unter beweis- schusses vom 24. September 1957 S. 10). So war rechtlichen Gesichtspunkten nur von beschränktem z. B. in der Frankfurter Rundschau vom 27.8.1957 Interesse sind, berichtet wird, die von anderer Seite („Das Geschäft mit der Rüstung" VII) schon fol- erfolgten Hinweise auf die Möglichkeit von Be- gendes erörtert worden: stechungen hingegen unerwähnt geblieben sind. „Ein kluger Gedanke der Hispano-Leute war Dies gilt insbesondere für den Vorgang ES 468/66, es auch, sich für die Rechtsangelegenheiten ihrer der dem 1. UA entgegen dem Beschluß des 1. UA deutschen Filiale das Anwaltsbüro des am erst auf besondere Anforderung am 23. Juni 1969 zugeleitet worden ist. 2. Mai 1957 plötzlich in Neapel verstorbenen einflußreichen CDU-Politikers Dr. Otto Lenz auszuwählen. ,Herr Lenz ist bei uns nie in Zusammenfassende Beurteilung zu I, II Erscheinung getreten', versicherte der Leiter der Abteilung X, Ministerialdirigent Dr. Holz. ,Wir Die Bundesregierung hat in der Antwort auf die haben immer nur mit Herrn Aretz verhandelt'. Kleine Anfrage der SPD vom 17. Oktober 1958 die Fritz Aretz ist zu Otto Lenz' Lebenszeiten des- Fragen 15 und 27 falsch, die Fragen 19 und 20 un- sen Kompagnon gewesen und heute noch in dem vollständig beantwortet und damit die Fragesteller Anwaltsbüro tätig." getäuscht. Gefragt war also nach einem persönlichen Tätig- Wegen der abweichenden Feststellungen des werden des Dr. Lenz „bei ... Vertragsvorbereitun- 1. UA zum Beschaffungsvorgang und seiner Auf- gen". Minister Strauß hat die Frage ebenfalls so klärung gegenüber der Antwort der Bundesregie- verstanden und dazu Nachforschungen angestellt. rung vom 18.11.66 wird auf die zusammenfassen- Entsprechende Fragen sind ihm von den Beamten den Beurteilungen bei den einzelnen Abschnitten und Offizieren, die mit der Firma verhandelten, verwiesen. mit „Nein" beantwortet worden (50/91). Die aus den Abgeordneten Professor Dr. v. Mer- Dieser vom Minister getroffenen Feststellung ent- katz, Professor Dr. Süsterhenn und Dr. Schulze- sprach auch die auf die Frage 15 erteilte Antwort. Vorberg bestehende Minderheit nimmt zu der Frage, Zu den gleichen Ergebnissen wie die Nachfor- „ob Widersprüche in den Auskünften der Bundes- schungen des Ministers kamen auch die Beweis- regierung gegenüber dem Bundestag in dieser Ange- erhebungen des 1. UA: legenheit vorliegen und worauf diese ggf. zurückzu- Die Vertragsverhandlungen über die Beschaffung führen sind", wie folgt Stellung: des HS 30 wurden allein vom Zeugen Aretz ge- Widersprüche in den Auskünften der Bundes- führt, der zu diesem Punkt in seiner Vernehmung regierung liegen nicht vor. erklärt hat (63/39) : Die Untersuchung, ob der BMVtdg dem Bundestag „Ich darf dazu sagen: Herr Dr. Lenz ist in dieser wahrheitswidrig geantwortet hat, überschreitet Sache nicht ein einziges Mal im Verteidigungs den dem Ausschuß erteilten Untersuchungsauf- ministerium gewesen. Er hat nicht ein einziges trag. Mal mit einem einzigen Referenten im Vertei-

Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

Bundeskanzler Dr. Adenauer einen persönli- vorzutragen, eine Dienstpflichtverletzung. Dr. chen Brief, in dem er auf die ihm von Dritten Holzapfel wurde deshalb für den 5.5.54 nach mitgeteilten Machenschaften angeblicher Waf- Bonn bestellt. In der Unterredung wies Prof. fenschieber hinweist und einen im Spiegel vom Hallstein Dr. Holzapfel auf die Pflichtwidrig- 23.9.53 erschienenen als verleumderisch emp- keit seines Verhaltens hin. Dr. Holzapfel erwi- fundenen Artikel u. a. auf seine Bemühung zur derte, daß er auf derartige Erwägungen keine Abwicklung des Waffengeschäftes für den BGS Rücksicht nehmen könne, wenn es um die zurückführt. Tatsächlich war Dr. Holzapfel in Grundfesten der Demokratie gehe (Inhaltspro- dem Spiegel-Artikel „Von welcher Sorte" tokoll vom 5.5.54, Akte AA). scharf kritisiert und seine Qualifikation als Da Prof. Hallstein kurzfristig abgerufen wurde, Gesandter in Zweifel gezogen worden. führte der Leiter der Personalabteilung des Als Dr. Holzapfel auf sein Schreiben an den AA, MinDirig Dr. Löns, anschließend ein priva- Bundeskanzler keine Antwort erhielt, richtete tes Gespräch mit Dr. Holzapfel. Dabei machte er am 20. Februar 1954 ein Schreiben an den er Dr. Holzapfel auf den Ernst seiner Situation damaligen Staatssekretär des AA, Prof. Hall- aufmerksam. Dem von Dr. Holzapfel bereits im stein, dem er die Anlage seines Schreibens an Gespräch mit Prof. Hallstein gemachten Ein- den Bundeskanzler, einen Bericht eines na- wand, er könne keine Rücksichten nehmen, mentlich nicht bekannten Informanten „Edu- wenn es um die Grundfesten der Demokratie ard" und den Auszug eines Briefes des ehem. gehe, hielt Dr. Löns entgegen, daß Bundeskanz- schweizerischen Oberstleutnants Schaufelber- ler Adenauer und Staatssekretär Prof. Hall- ger an den Major a. D. Pabst beifügte. stein ebenso unverdächtige Demokraten seien Der Bericht „Eduard" befaßt sich u. a. mit Klein wie er und daß die Verantwortung letzten En- und dem Octogon Trust, dem neben Rusche- des nicht von dem Gesandten in Bern getragen weyh, Barbour und Wight angeblich auch werde. Jeder Beamte müsse sich in seiner „Cremer" und Klein angehören sollen. „Edu- Dienstzeit häufig der abweichenden Meinung ard" stellte in dem Bericht die hypothetische seines Vorgesetzten unterordnen. Im übrigen Überlegung an, daß Klein den beim Amt Blank ginge es bei dem Gespräch um die personelle tätigen Oberst a. D. Geist für den sowjetischen Situation von Dr. Holzapfel, von dem das AA ND ködern könne. In dem Brief Schaufelber- erwartete, daß er wegen der Kritik an seiner gers an Pabst waren ebenfalls Überlegungen Amtsführung einen Antrag auf Versetzung in über die Tätigkeit des verstorbenen Rusche- den einstweiligen Ruhestand stellte (Vermerk weyh und den Octogon Trust angestellt. vom 7.5.54, Akte AA). Als Holzapfel auch auf diesen Bericht keine ihn 4. Ermittlungen des ORR Hebeler vom Amt Blank befriedigende Nachricht erhielt, ließ er dem a) Das AA hat ausweislich der dem 1. UA vor- Chef des Bundespräsidialamtes, Staatssekre- liegenden Akten erstmals am 14.9.53 dem tär Dr. Klaiber, durch den Generalkonsul Kauf- Amt Blank drei Artikel aus schweizer Zei- mann, Basel, die Bitte um eine Unterredung tungen über angebliche deutsche Waffenge- übermitteln, da er wichtige Unterlagen über schäfte in der Schweiz übersandt. Das Amt persönliche und politische Angelegenheiten in Blank hat die Veröffentlichungen geprüft der Schweiz dem Herrn Bundespräsidenten mit- und dem AA mitgeteilt, die Meldungen gin- zuteilen habe. Am 25.3.54 rief Dr. Klaiber gen vermutlich auf Machenschaften eines Dr. Holzapfel an. Dieser teilte mit, er möchte Deutschen zurück, der sich beim Amt Blank dem Bundespräsidenten über eine Angelegen- als Vertreter schweizer Firmen und bei die- heit berichten, die sich zum Skandal auszu- sen als Vertreter des Amtes Blank einzu- wachsen drohe. Obwohl ihm bekannt sei, daß führen versuche, aber abgewiesen worden die Schweizer Polizei alle Telefongespräche ab- sei (Akte Schweiz AA). höre, wolle er die Sache kurz andeuten. Es han- dele sich um fragwürdige Waffenschieber, die b) Am 18.3.54 hat das AA dem Amt Blank in der Schweiz ihr Unwesen trieben und im vier Berichte des Gesandten in Bern, Hinblick auf die deutsche Wiederaufrüstung Dr. Holzapfel, zugeleitet, die sich mit den große Geschäfte witterten. Die Gefahr der unter Abschnitt I a behandelten Waffenlie- Spionage sei bei den Waffenschiebern nicht ferungen für den BGS befaßten und in de- von der Hand zu weisen (Akte Holzapfel des nen darauf hingewiesen wurde, die Ertei- AA). lung der Ausfuhrgenehmigung werde da- durch hinausgezögert, daß Oster und Geist 3. Gespräche mit Staatssekretär Prof. Hallstein vom Amt Blank Verbindungen zu Rusche- und Dr. Löns weyh, Klein und dem Octogon Trust unter- Dr. Klaiber leitete seinen Vermerk über das hielten. Bei dem Octogon Trust handele es Gespräch mit Dr. Holzapfel an Prof. Hallstein sich um ein Übel beleumundetes Unterneh- weiter. Das AA erblickte im Verhalten des Ge- men, dem durch den Gesandten Waffen- sandten Dr. Holzapfel, sich unter Umgehung schiebungen unterstellt wurden (Akte des Dienstweges an den Bundespräsidenten zu FÜ S II 7 des BMVtdg). wenden und diesem nicht nachgeprüfte Vor- Der Sicherheitsreferent des Amtes Blank, würfe gegen 2 Ressorts der Bundesregierung ORR Hebeler, führte umfangreiche Ermitt- Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

lungen durch, in deren Verlauf er mehrmals Dr. Holzapfel erlag, wie von dem Zeugen Dr. Löns mit Dr. Holzapfel sprach (35/159). Die Nach- zum Ausdruck gebracht wurde, offensichtlich einer forschungen erstreckten sich auf den Octo- fixen Idee (18/286). Er war in dem ,,Spiegel"-Arti- gon Trust, auf Ruscheweyh, Klein, Plappert, kel vom 23.9.1953 scharf angegriffen worden. An- Geist und Oster. „Von der Firma Hispano fänglich führte er die Angriffe auf ehemalige Suiza und von Herrn Kraemer war über- aktive Nationalsozialisten (Vermerk vom 30.11. haupt nicht die Rede" (35/135). 53, Akte AA), dann auf die „Antipathie der alten Karrierebeamten des AA", die er als stellvertre- Schriftliche Kontakte zwischen Dr. Holz- tender Generalsekretär des Zentralamtes für Wirt- apfel und Hcbeler bestanden auch noch schaft in Minden als nicht mehr tragbar für eine nach dem am 5. Mai 1954 mit Prof. Hall- Auslandsverwendung bezeichnet habe (7/243), auf stein geführten Gespräch. So befinden sich bestimmte Kreise im AA und schließlich auf die in den Unterlagen des BMVtdg drei Briefe Verärgerung einiger Personen zurück, weil die des Dr. Holzapfel, und zwar vom 8. Juli, Ausfuhrgenehmigung für die BGS-Kanonen vom 19. August, 1. September 1954 (BMVtdg — schweizerischen Bundesrat abgelehnt worden war ES 464/66 Bl. 42 ff.), aus denen sich ergibt, (Vermerk vom 30.11.53). daß sich Dr. Holzapfel nach wie vor mit Oc- togon, Ruscheweyh und vor allem Dr. Plap- Später dominieren in seiner Vorstellung die sog. pert befaßte. Waffenschieber. So schreibt Dr. Holzapfel am 27.10.1959 an den damaligen Bundesminister der 5. Gespräch Dr. Holzapfel mit Bundesaußenmini- Verteidigung Strauß: „Bald nach der Übernahme ster Dr. v. Brentano im Jahre 1957 meines Amtes in Bern im Jahre 1952 kam ich auf Über das Gespräch zwischen Dr. Holzapfel und die Spur dieser Waffenschieber und sah zu mei- Dr. v. Brentano befinden sich in den Akten des nem Erstaunen ihre Bemühungen, in Bonn Kon- AA keine Unterlagen. Es läßt sich deshalb takt zu bekommen. Ich habe im Bundesinnenmini- nicht feststellen, ob das Gespräch den von sterium, das mit dem Bundesgrenzschutz scheinbar Dr. Holzapfel geschilderten Inhalt hatte. der erste Ansatzpunkt sein sollte, sofort auf die Dr. Holzapfel behauptet, er habe Dr. v. Bren- Vergangenheit der Herren Klein und Ruscheweyh tano in einem Gespräch im September 1957 und später auch Kraemer hingewiesen. Als die Ge- „auf die drei Figuren hingewiesen, Rusche- genseite merkte, daß ich Material über ihre Ma- weyh, Klein und Kraemer". Er habe darauf auf- chenschaften in Händen hatte, versuchte sie, mich merksam gemacht, daß Hispano Suiza noch nie- abzuschießen" (7/242). mals Schützenpanzer gebaut hätte und daß es merkwürdig sei, einer solchen Firma den Auf- Gerade die letzte Darstellung entbehrt jeglicher trag zu erteilen. In früheren Berichten sei die Grundlage. Abgesehen von Klein, der nach dem Frage der Schützenpanzer nicht erwähnt wor- Ergebnis der Beweisaufnahme weder etwas mit den, da sie nicht akut gewesen sei. Dr. v. Bren- dem Octogon-Trust noch mit der Waffenlieferung tano habe erwidert, „daß es sich um ein ganz für den BGS zu tun hatte (24/47), auch nicht im Besitz des sogenannten Nibelungenhorts war heißes Eisen handele und daß sowohl der Bun- (51/31), hatten Ruscheweyh und Kraemer eher deskanzler, Herr Dr. Adenauer, als auch beson- Grund, Dr. Holzapfel dankbar zu sein, denn gerade ders Herr Dr. Lenz in dieser Sache, ich glaube, er hat sich als Vertreter der Bundesregierung er gebrauchte den Ausdruck ,engagiert' seien. mit Nachdruck dafür eingesetzt, daß die Firma HS, Er könne mich nur warnen, ich möchte die Fin- für die beide tätig waren, die BGS-Waffen ausfüh- ger davon lassen, denn er müsse sonst gegen ren konnte. Wenn deshalb jemand ein Interesse mich vorgehen und er würde das im Hinblick an Angriffen gegen Dr. Holzapfel hätte haben kön- auf unsere langjährige gemeinsame politische nen, wäre dies eher bei dem Holzapfel-Informan- Arbeit außerordentlich bedauern. Ich habe ten und Hispano-Konkurrenten Bührle der Fall ge- nochmals darauf hingewiesen, daß es für mich wesen. Nachgewiesen ist in diesem Zusammen- unverständlich sei, daß er als Mitschöpfer des hang, daß Bührle an Plappert, der als Urheber Grundgesetzes von mir in dieser Angelegen- einer Darstellung gegen den Octogon Trust ermit- heit eine Schweigepflicht verlange. Er betonte telt wurde (24/47), nach seiner eigenen Erklärung nochmals, daß er bedauere, dazu gezwungen zu gegenüber dem Finanzminister des Landes Baden- sein, er selbst sei nicht derjenige, von dem die Württemberg für seine Tätigkeit „gegen die Um- Initiative ausginge, sondern er handle im Auf- triebe der Hispano-Suiza-Ruscheweyh-Gruppe" trag des Bundeskanzlers" (Vernehmung Dr. 10 000 schweizer Franken gezahlt hat (ADrs. 1, Holzapfel durch MD Raab, Akte AA). S. 44).

II. Weil Dr. Holzapfel in den angeblichen Waffen- schiebern seine Hauptgegner erblickte, hat er al- Dr. Holzapfel wurde weder 1953/54 noch 1957 ge- lem Anschein nach jeden Hinweis in den Gesprä- drängt, sich nicht mehr um Waffengeschäfte zu chen mit Prof. Hallstein, Dr. Löns und Dr. v. Bren- kümmern. Seinen zu diesem Punkt im AA, vor der tano, den Dienstweg einzuhalten, und als Beamter StA und dem 1. Untersuchungsausschuß gemach- nicht mit Außenstehenden über dienstliche Ange- ten entgegenstehenden Aussagen kann nicht ge- legenheiten zu sprechen, als Verbot aufgefaßt, sich folgt werden. weiter um die Waffengeschäfte zu kümmern.

Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

B. Antrag des Ausschusses

Der Bundestag wolle beschließen: Der vom 1. Untersuchungsausschuß vorgelegte Be- richt wird a) zur Kenntnis genommen und b) dem Haushaltsausschuß als Grundlage für die in Ziffer 3 Satz 2 des Antrages auf Drucksache V/2578 zurückgestellte Beschlußfassung zu den Textziffern 165 bis 199 der Denkschrift des Präsidenten des Bundesrechnungshofes — Be- schaffung von Schützenpanzern HS 30 — über- wiesen.

Bonn, den 26. Juni 1969

Der 1. Untersuchungsausschuß

Dr. von Merkatz Moersch Vorsitzender Berichterstatter Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

Anlage 1

Zeugenliste

Lfd. Nr. Name Stellung Frühere Tätigkeit

1. Ahlers Stellv. Leiter des Presse- und RedakteurIn- beim „Spiegel" formationsdienstes der BReg

2. Aretz Rechtsanwalt Anwaltssozietät Dr. Lenz/Aretz/ Dr. Schneider

3. Baier MinDirig a. D. BMWi

4. Becker Brigadegeneral a. D. BMVtdg sog. „Becker-Kommission"

5. Berendsen MdB, General a. D. Mitglied des Unterausschusses Beschaffung des Verteidigungs- ausschusses

6. Bergemann, Dr. MinDirig (beurlaubt), Geschäfts BMVtdg,- Sechserausschuß führer einer Bundesgesellschaft

7. Birkigt Ingenieur, Inhaber der Firma Hispano Suiza

8. Blank MdB, Bundesminister a. D. Amt Blank, BMVtdg

9. Bode Ass., Dozent an der Akademie für 1951-1957 Leiter der Finanzver- Führungskräfte der Wirtschaft waltung der FDP

10. Brennecke RegDir im BMVtdg

11. Bressel Hauptmann, techn. Offizier PzGrenBtl SPz 23

12. Breymeier, Dr. Ltd. RegDir, Deutscher Bevollmäch-1956 BMVtdg tigter Afnorth, Kiel

13. Burgbacher, Prof. MdB, Vorstand einer 1960-1967 Bundesschatzmeister Aktiengesellschaft der CDU

14. Burgemeister *) MdB Stellv. Mitglied des Unter- ausschusses Beschaffung des Verteidigungsausschusses

15. Caternberg, Else Sekretärin 1951-1967 Sekretärin in der Anwaltskanzlei Dr. Lenz/Aretz/ Dr. Schneider

16. Dattendorfer, Journalistin Journalistin geschiedene van Horn, Maria

17. Dilger MinRat, Mitglied des BRH

18. Dorn MinRat, Mitglied des BRH

19. Ebelseder Journalist, Leiter des „Stern"-Büros in Berlin

*) Schriftlich vernommener Zeuge

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Lfd. Nr. Name Stellung Frühere Tätigkeit

65. Langenstein, Dr. Wirtschaftsberater

66. Liebich Hauptmann vom PzGrenBtl 82

67. Lierow, Dipl.-Ing. Geschäftsführer der Firma Hispano Suiza in Bonn

68. Littmann, Dipl.-Ing. Direktor beim BWB in Koblenz

69. Löffelholz Oberst i. G., z. Z. Studiengruppe 1952 Dienststelle Blank von Kohlberg, Frhr. Heer an der Führungsakademie Hamburg

70. Löns, Dr. Botschafter Leiter der Personalabteilung im AA

71. Manteuffel von General a. D. MdB, Mitglied des Unteraus- schusses „Beschaffung" des Ver teidigungsausschusses - 72. Mayr MdL, Wirtschaftsprüfer 1955-1957. 2. Schatzmeister und Steuerberater der CSU

73. Mende, Dr. MdB, Bundesminister a. D. Mitglied des Unterausschusses „Beschaffung" des Verteidigungs ausschusses

74. Merker, Dr. Fabrikdirektor, Ingenieur Direktor bei Hanomag

75. Miska Journalist bei der „Frankfurter Rundschau"

76. Moll *) Generalleutnant Inspekteur des Heeres

77. Müller, Werner MdL, Prokurist 1957-1959 2. Schatzmeister, 1959-1967. 1. Schatzmeister der CSU

78. Nähring Oberst a. D., Angestellter im 1951-1953 Dienststelle Blank BMVtdg

79. Nathan Leiter der Verwaltung bei der Bundesgeschäftsstelle der CDU seit 1951

80. Nau Schatzmeister der SPD

81. Neef, Dr. Staatssekretär im BML BMWi, Sechserausschuß

82. Niedermair, Auguste Angestellte bei der 1952-1963 Leiterin der CSU-Landesleitung Buchhaltung

83. Oehry, Dr. Rechtsanwalt, Leiter der Rechtsabteilung der Hild-AG in Schaan

84. Oster Brigadegeneral, z. Z. stellv. 1950 Bundeskanzleramt Kommandant des NATO-Defence- College in Rom

*) Schriftlich vernommener Zeuge Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

Lfd. Nr. Name Stellung Frühere Tätigkeit

85. Pein Oberstleutnant, GrpLtr PzGren bei SpezStab ATV/KTS in Munsterlager

86. Philipps, Dipl.-Ing. Generalleutnant a. D. Bundesverband der Deutschen Industrie

87. Plappert, Dr. Direktor a. D. Fabrikant, Präsident der Industrie- und Handelskammer, Oberbürger- meister von Heidenheim, Mitglied des Vorstandes des Bundesverban- des der Industrie, der Arbeitgeber- verbände und des Deutschen In- dustrie- und Handelstages

88. Pöpperl, Edeltraud Angestellte bei der Seit 1963 Leiterin der Buchhaltung, CSU-Landesleitung CSU-Landesleitung

89. Pollak MinRat a. D., Leiter der Treuhand- BMWi stelle für den Interzonenhandel

90. Pollex Brigadegeneral a. D. BMVtdg, Sechserausschuß

91. Rauchwetter Redakteur

92. Rechenberg ORR a. D., Wirtschaftsberater in Algier

93. Reinhard, Dr. Verlagsleiter und freier 1957-1959 Leiter der Buchhaltung Schriftsteller der FDP

94. Reischle *) Generalmajor, Leiter der BMVtdg, Führungsstab des Heeres Operations-Abtlg. im Obersten Alliierten Hauptquartier in Europa (SHAPE) in Belgien

95. Renny Waffenkaufmann

96. Rheinbaben, Dr. Oberst i. G. BMVtdg Frhr. von

97. Rodde, Frhr. von Oberstleutnant, SpezStab ATV der KpftrS II

98. Rubin Vorsitzer des Vorstandes und Seit 1952 Bundesschatzmeister stellv. Landesvorsitzender von der FDP NRW der FDP

99. Rust, Dr. Staatssekretär a. D., Vorsitzender Staatssekretär im BMVtdg des Vorstandes der Winterhall AG

100. Seeger, Dr. Rechtsanwalt

101. Six, Dr. Journalist, Wissenschaftlicher Persönlicher Referent von Berater bei der CDU/CSU-Fraktion Dr. Otto Lenz im BKA

102. Schaffarczyk, D. Botschafter a. D. 1950 Angestellter im AA

*) Schriftlich vernommener Zeuge Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

Lfd. Nr. Name Stellung Frühere Tätigkeit

103. Schanze Brigadegeneral a. D. 1953-1959 Dienststelle Blank und BMVtdg

104. Schaufelberger Oberstleutnant a. D.

105. Scheufelen, Dr. Papierfabrikant 1959/60 k. Schatzmeister der CDU

106. Schmidt (Hamburg) MdB, Senator a. D. Vorsitzender des Unterausschusses Beschaffung des Verteidigungs- ausschusses

107. Schmitz, Dr. Erster Staatsanwalt beim General-Erster Staatsanwalt in Bonn staatsanwalt in Köln

108. Schneider, Erich General a. D., frei beratender Ingenieur und Schriftleiter einer Fachzeitschrift

109. Schneider, Dr. Ulrich RegDir im BMVtdg Stellv. Mitglied in der sog. „Becker-Kommission", BMVtdg

110. Schneider, Dr. Rechtsanwalt Anwaltssozietät Dr. Lenz/Aretz/ Wolfgang Dr. Schneider

111. Schnell, Karl Helmut MinRat im BMVtdg

112. Schnell, Dr. Karl Generalmajor, Führung der BMVtdg 6. Division

113. Schroers MinRat im BMVtdg

114. Schwerin, Graf von General a. D. BKA

115. Stähle Redakteur des „Stern" und Korrespondent in Bonn

116. Stephan MinRat a. D. 1955-1959 Bundesgeschäftsführer der FDP

117. Strauß, Dr. h. c. Bundesminister der Finanzen Bundesminister der Verteidigung

118. Stücklen Bundesminister a. D. Vorstandsmitglied der CSU

119. Thomsen MinDir im BMI 1956 BMF

120. Treviranus Reichsminister a. D.

121. Troll MinRat im BMVtdg Mitglied der sog. „Becker- Kommission"

122. Wedertz, Gitta Tochter der Frau Dattendorfer

123. Wenger Landgerichtsrat a. D., Redakteur beim „Rheinischen Merkur"

124. Weniger BMWi, Sechserausschuß

125. Werfeld Polizeibeamter a. D.

126. Wietfeld Oberstleutnant, SpezStab ATV bei der KpfTrS III

Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

Lfd. Nr. Name Stellung Frühere Tätigkeit

127. Willikens Brigadegeneral BMVtdg

128. Winkelhog, Dr. Industrie-Berater Rechtsanwalt

129. Witte MinRat im BMVtdg

130. Zimmermann, Dr. MdB, Rechtsanwalt 1955-1963 Hauptgeschäftsführer und Generalsekretär, anschließend bis 1967 2. Schatzmeister der CSU Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode

Anlage 2

Die vom 1. Untersuchungsausschuß beigezogenen Akten

Lfd. Datum u. Az. d. Absender Aktenanzahl Nr. Übersendungsschreibens Bezeichnung

1 9. 5. 67 BMVtdg 6 Hefter Prüfungsmitteilungen des BRH KabRef 01-02-03 (Fotokopien) TgbNr. 1000/67 1. Hefter: VS-Vertr. Untersuchungsausschuß HS 30 Zusammengefaßte Mitteilungen BRH v. 25. 6. 62 TgbNr. 1000/67 VS-Vertr. 2. Hefter: Untersuchungsausschuß HS 30 Schrb. BMVtdg an BRH v. 24. 2. 64 TgbNr. 1000/67 VS-Vertr. 3. Hefter: wie 1. Hefter 4. Hefter: wie 2. Hefter 5. Hefter: wie- 1. Hefter 6. Hefter: wie 2. Hefter

2 9. 6. 67 AA 3 Hefter 1. Hefter: ZA 2-80.SV 94. Band I (blau) 25/0 Hispano-Suiza: Hier: Dr. Holzapfel 2. Hefter: Band II (blau) dto. 3. Hefter: Band III (grün) Holzapfel

3 22. 5. 67 BMVtdg 2 Ordner Untersuchungsausschuß HS 30 KabRef 01-02-03 BRH-Denkschrift mit Anlagen TgbNr. 1096/67 Bd. 1 Nr. 166 bis 185 VS-Vertr. Bd. 2 Nr. 186 bis 197

4 22. 5. 67 BMVtdg 1 Band Verträge Schützenpanzerwagen lang HS 30 KabRef. 01-02-03 - Anlage zu BRH-Vert. E-9301/56 II - TgbNr. 1096/67 VS-Vertr. 5 28. 6. 67 BMVtdg 1 Band Versorgungsartikel - Kraftfahrzeuge pp. KabRef. 01-02-03 mit - Panzer u. selbstfahrende Waffen - Ver TgbNr. 1423/67 6 Heftern träge Truppenversuche mit Schützenpanzer VS-Vertr. HS 30 v. 21. 9. 1959 - 90-23-50-47 - Bericht über den Truppenversuch mit Schüt- zenpanzer HS 30 Gruppe lang d. Panzer- truppenschule Munsterlager v. 21. 9. 59 Hefter 1 bis 5 (grün) : Anlagen zum Versuchsbericht SP-HS 30 Hefter 6: Ausbildung der Panzergrenadiergruppe am SP-HS 30 1 Fotokopie Bericht d. Panzertruppenschule Munster lager v. 21. 9. 59 Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

Lfd. Datum u. Az. d. Absender Aktenanzahl Bezeichnung Nr. Übersendungsschreibens

6 7. 7. 67 BMVtdg 117 Bände Vertrags- u. Beschaffungsunterlagen des KabRef. 01-02-03 BWB BWB-Kontroll-Nrn. 4725 bis 4841

7 15. 6. 67 BMVtdg 1 Ordner Untersuchungsausschuß HS 30 KabRef. 01-02-03 mit Akten Ref. ES 8 Heftern 1. Hefter: Hispano Suiza (HS 30) - Verfahren gegen Unbekannt wegen Verdachts der Beste- chung Auszüge aus ES-64/63 2. Hefter: dto. - Duplikatakte - Nebenvorgang zu ES-322/66 3. Hefter: Duplikat „Unbekannt HS 30/4 %" v. 23. 3. 57 bis 12. 3. 65 - 54/65 NfD 76-02-03 4. Hefter: BMVtdg Dr. Holzapfel 5. Hefter: Unbekannt (Frankf. Rundschau) - Verdacht d. unkorrekten Beschaffung - v. 30. 7. 59 - 39-72-06 - - Duplikatakte - ES-97/59 6. Hefter: OTL a. D. Schaufelberger v. 24. 10. 66 - ES-463/66 - 39-72-06 7. Hefter: Treviranus v. 14. 11. 66 - 39-72-06 - Duplikatordner - ES-452/66 - 8. Hefter: BMVtdg SPz HS 30 hier: a) Zeittafeln b) Aktenverzeichnisse

8 6. 7.67 BMWi 1 Hefter Niederschriften der Sitzungen des Aussch. IV A 1 - f. wirtschaftliche Fragen der Verteidigung 26 39 37 - Anlage 1, 190 Blatt TgbNr. 117/67 Geheim

9 6. 7. 67 BMWi 1 Hefter Sonstige beim Ref. IV A 1 des BMWi dto. - wirtschaftliche Fragen der Verteidigung - entstandene Vorgänge Anlage 2, 61 Blatt

10 6. 7. 67 BMWi 1 Ordner Beschaffungsanweisungen, insbesondere dto. Motoren BMWi 453-5494-1 v. 12. 10. 56 Bundesarchiv - Zwischenarchiv B 102/15214

11 21. 7. 67 AA 1 Hefter Schweiz - Nr. 214/4 - Bd. 7 v. 1. 1. 50 bis 31. 12. 54 Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

Datum u. Az. d. Lfd. Absender Aktenanzahl Bezeichnung Nr. Übersendungsschreibens

12 19. 7. 67 BRH 12 Hefter 1. Hefter: IV 6-21/64 VI „HS 30" Beschaffungsdenkschrift, Vorberei- (VS) tung des Entwurfs Blatt 1 bis 169 2. Hefter: dto. Blatt 170 bis 261 3. Hefter: dto. Blatt 262 bis 386 4. Hefter: dto. Blatt 387 bis 435 5. Hefter: dto. Blatt 436 bis 535 6. Hefter: dto. Blatt 536 bis 652 7. Hefter: dto. Blatt 653 bis 811 8. Hefter: Rechnungen der AK BWB Rj. 1956 hier: Beschaffung von Rolls Royce-Motoren 9. Hefter: wie vor — hier: Anlageheft 10. Hefter: Beschaffungsdenkschrift HS 30 Vorbereitung des Entwurfs 11. Hefter: Beschaffungsdenkschrift HS 30 Stand II. 1965 — Entwurf zur Beratung Großer Senat BRH 12. Hefter: Beschaffungsdenkschrift HS 30 hier: Sammelheft u. endgültige Fassung

13 19. 7. 67 BRH 7 Ordner Arbeitsunterlagen — „HS 30" dto. Archiv-Nr. 469 — Bd. 1 bis 7 1 Ordner „HS 30" 1. Entwurf des Prüfungsbeamten 1 Hefter Prüfungsakten BRH Epl. 14 Rj. 1956, 2. Halbjahr AK des BWB Koblenz — 9301 /56 II — 1 Band Anlage 2 zu o. a. Prüf. Akten (Verträge HS 30) — 9301/56 II — 11 Hefter Gutachten für BMVtdg usw. HS 30 mit (blau) Anlagen Herausgeber: Dr.-Ing. Wegener, Industrie- beratung Frankfurt/M.

14 19. 9. 67 BMVtdg 61 Bände Beschaffungsakten d. Abteilung KabRef. 01-02-03 Wehrtechnik (BWB-Kontroll-Nrn. 2522 bis 2582)

15 19. 9. 67 BMVtdg 94 Ordner Beschaffungsakten d. Abteilung dto. Wehrwirtschaft (Akten-Nrn. 11, 11 a, 11 b bis 102) Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

Lfd. Datum u. Az. d. Absender Aktenanzahl Bezeichnung Nr. Übersendungsschreibens

15 20. 10. 67 16 Ordner dto. KabRef. 01-02-03 (Akten-Nrn. 103, 105 bis 122) TgbNr. 2433/67 VS-Vertr. 20. 10. 67 BMVtdg 3 Ordner Akten-Nrn. 27, 104, 105 KabRef. 01-02-03 Ordner 27: TgbNr. 2433/67 Anlagen 1 bis 4 VS-Vertr. Kassen- u. Prüfungswesen — Rechnungsprüfung durch BRH — Bemerkungen des BRH — 28-20-02 — Anlage 1: Kassen-, Rechnungs- u. Prüfungswesen Rechnungsprüfung durch BRH Bemerkungen des BRH hier: Schützenpanzerwagen HS 30 Beschaffung von Rolls Royce-Motoren durch British Marc Anlage 2: - dto. — Stellungnahme zu den Prüfungsmit teilungen des BRH wegen der Beschaffung von Schützenpanzerwagen HS 30 Anlage 3: dto. — Bemerkungen Beschaffung v. Schützenpanzerwagen HS 30 — Prüfungsmitteilungen u. Schriftwechsel Anlage 4: Versorgungsartikel — Kraftfahrzeuge — Panzer — selbstfahrende Waffen (Bd. I) — 90-23-50-47 — Ordner 104: Anl. 5 bis 8 — WI/90-23-50-47 — Versorgungsartikel — Kraftfahrzeuge — Panzer u. selbstfahrende Waffen — hier: Schützenpanzer HS 30 — Verträge v. 1. 3. 58 bis 31. 7. 58 Anlage 5: Bezeichnung wie Ordner 104 Anlage 6: dto. Schriftwechsel v. 1. 8. 58 bis 30. 11. 58 Anlage 7: dto. Schriftwechsel v. 1. 1. 59 bis 30. 9. 59 Anlage 8: dto. Schriftwechsel v. 1. 5. 61 bis 31. 12. 63 Ordner 105: (mit 9 Heftern) Abt. H, HS 30, Bd. 7 1. Hefter (74 Blatt): H I 3 — Aka BWB — Prüfungsmitteilungen BRH-Verb E 9301/56 II vom 3. 11. 58 betr. Beschaffung von Schützenpanzerwagen 2. Hefter (19 Blatt) : Amtskasse BWB — Prüfungsmitteilungen BRH vom 20. 7. 59 Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode

Lfd. Datum u. Az. d. Aktenanzahl Nr. Übersendungsschreibens Absender Bezeichnung

Vertr. E 9301/56 II hier: SpW Forts. zu Prüfungsmitteilungen vom 3. 11. 58 BMVtdg 3. Hefter (120 Blatt): Prüfungsmitteilungen BRH dto. - 138/59 VS-Vertr. (Forts.) 4. Hefter (216 Blatt): Prüfungsmitteilungen BRH v. 25. 6. 62 VS-Vertr. E 9301/56 II Zusammenfassung einschl. der früheren SpW u. Rolls Royce-Motoren 5. Hefter (39 Blatt) : Prüfung HS 30 v. 25. 6. 62 6. Hefter (57 Blatt) : Offene Vorgänge zu HS 30 7. Hefter (43 Blatt) : Denkschriftentwurf HS 30 v. 28. 11. 66 8. Hefter (66 Blatt) : Denkschriftbeitrag HS 30 Anl. zu Vertr. E 21/64 VS V v. 14. 9. 64 9. Hefter (160 Blatt): Denkschriftenentwurf HS 30 v. 9. 6. 64

16 19. 9. 67 BMVtdg 1 Ordner Organisationspläne des BMVtdg v. 9. 7. 52 KabRef. 01-02-03 bis 10. 2. 66 in Registerform

17 13. 10. 67 BMF 6 Hefter 1. Hefter: II A/7 - (rot) WE 5051 - BAM, Genf WE 5059-21/67 Lizenzvertrag SP lang HS 30 Kanonen HS 30, HS 831 2. Hefter: WE 5034 - Hispano-Suiza 30 SP lang HS 30 - Nullserie 3. Hefter: WE 5034 - Brit. Manufacture 2800 SP lang HS 30 - Heft 1 - 4. Hefter: wie 3. Hefter, jedoch Heft 2 5. Hefter: WE 5029 - Überprüfung u. Bereinigung des Hispano-Suiza-Komplexes Heft 1 6. Hefter: wie 5. Hefter, jedoch Heft 2

18 13. 10. 67 BMF 1 Hefter Vermögensabgabe Dr. Plappert II A/7 - - Teil I - IV C/4 - LA 2099 - P 983 WE 5059-21/67

20. 10. 67 BMVtdg 2 Hefter 1. Hefter: KabRef. 01-02-03 (grün) Bk. Gesch. Fischer & Co. - Michelis Bank TgbNr. 2433/67 - Dr. Plappert u. a. VS-Vertr. VA/D 1533 - Bd. 1 2. Hefter: dto. Bd. 2 Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

Lfd. Datum u. Az. d. Absender Aktenanzahl Bezeichnung Nr. Übersendungsschreibens

24. 11. 67 BMF 4 Hefter 1. Hefter: IV C/4 - Dr. Plappert, Überlingen, Vermögensab LA 2099 - gabe, Teil II P 983 IV CA-LA 2099-P 983 2. Hefter: dto. - Presseausschnitte 3. Hefter: dto. Einzeleingaben Außenstehender, die sich auf den Fall Dr. Plappert beziehen 4. Hefter: Gnadensache (Tabaksteuer) Dr. Plappert - III C/3-V 1592 -

19 20. 10. 67 BMVtdg 1 Hefter Fü S II 7 (VS) - 144 Blatt - betr. 1. Oster, 2. Geist, 3. Ruschewey, 4. Dr. Plappert, 5. Dr. Holzapfel, 6. Fa. Octogon, 7. Hispano Suiza - 20 6. 12. 67 BMVtdg 48 Ordner Akten der Abteilungen Technik u. Wehr - HS 30 - wirtschaft sowie des Bundesamtes für Wehrtechnik und Beschaffung (Akten-Nrn. 124 bis 171)

21 20. 12. 67 BKA 1 Hefter Dr. Plappert (persönlich übergeben (Fotokopie - K 41682/66 - v. StA Dr. Potthoff, in 3facher LG Bonn) Ausfertig.)

22 30. 1.68 Bundes 1 Hefter Auseinandersetzung Buprä. mit Dr. Plap- 2-001-2216/68 präsidial- pert amt - 001-2216/68 -

23 14. 2. 68 BMVtdg 1 Ordner Hispano Suiza HS 30 (536 Blatt) - HS 30 - 39-72-06 ES 322/66

24 15. 2.68 BMVtdg 1 Ordner RR a. D. Hansohm Bd. 23-1/310 - HS 30 - Personalakten vom BMVtdg

1 Hefter dto. Personalakten vom BRH

25 8. 2. 68 Oberstaats- 1 Hefter Ermittlungssache Antonowitsch wegen 16 Js 782/57 anwalt §§ 263, 74 über Justizmin. Koblenz - 16 Js 782/57 - Rheinld.-Pfalz 1 AR - III. 1368

26 22. 2. 68 BMVtdg 1 Ordner Personalakte Dr. Rentrop - HS 30 - MinDir a. D.

27 5.3.68 Oberstaats- 1 Hefter Ermittlungsverfahren anwalt Ffm. Richter-Rettershof

28 17. 4. 68 Oberstaats- 11 Bände Strafakten des Bauern Meyer in Jerxen 1 KLs 54/50 anwalt LG Detmold Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

Lfd. Datum u. Az. d. Absender Aktenanzahl Nr. Übersendungsschreibens Bezeichnung

29 24. 4. 68 BMVtdg 2 Ordner Fragen d. Ausschusses an den BMVtdg i. d. RdL TgbNr. 10 Hefter Sitz. v. 13. 3. 68 betr. Arbeit d. sog. Becker- 1060/68 Kommission VS-Vertr.

30 24. 4. 68 BMVtdg 1 Hefter Anklageschrift v. 11. 3. 68 in dem Verfah HS 30 ren gegen Sachsenberg u. a. 9/23 Js 3963 d. Oberstaatsanwaltschaft Koblenz

31 30.5.68 BMF 1 Hefter Überprüfung d. Hispano-Suiza-Komplexes; II D/1 — WE 5029 — Mitwirkung des BMF an Verträgen u. Ver 9/68 handlungen des BMVtdg mit der Fa. HS

32 25. 6. 68 Hispano 1 Film Vorführung des Modells eines SPW Suiza Bonn Rechtsanwalt Aretz

33 25. 6. 68 BMVtdg 1 Hefter Schriftwechsel- zw. BM Strauß u. OTL a. D. HS 30 Schaufelberger

34 28. 6. 68 Gen. a. D. 1 Taschen- Taschenb. der Panzer 1960 v. Dr. F. M. v. Dipl.-Ing. buch Senger u. Etterlin Philipps

35 11. 7. 68 Amtsgericht 3 Bände 1. Hefter: Bl. 1-194 42/44 Ds Bonn (Hefter) Az. 42/44 Ds 83/63 — 3 Js 1761/62 83/63 Strafsache gegen Dattendorfer, Maria we gen Diebstahls (Anzeige vom 10. Okt. 62 der Malerin Ursula Pusch-Wennrich, Bad Godesberg) 2. Hefter: Bl. 1-134 Az. 42/44 Ds 95/63 — 3 Js 463/63 Strafsache gegen Dattendorfer, Maria we gen Betrugs (Anzeige vom 30. Okt. 62 der Frau Ursula Fleischhacker, Salzburg) 3. Hefter: Bl. 1-63 Az. 42 Ds 94/65 — 3 Js 308/64 Strafsache gegen Dattendorfer, Maria we gen Betrugs (Anzeige vom 5. Dez. 63 des Dr. G. Schelauske, Bonn)

36 11. 7. 68 Ltd. Ober 11 Bände I. Band — Bl. 1-200 u. a. Vernehmungen: 8 Js 362/66 staatsanwalt (Hefter) Treviranus, S. 25-46 Landgericht Bonn Miska, S. 59-86 a Hansohm, S. 187-198 — s. Bd. II

II. Band — Bl. 1-209 R u. a. Vernehmungen: Hansohm, S. 22-35 — s. Bd. I Aretz, S. 46-49 — s. Bd. VI — „Ausführungen" — Hansohm, S. 54-64 — s. Bd. I Dr. Plappert, S. 68-104 Hoffmann, Volkmar, S. 112-113 *)

*) ohne förmliche Zeugenvernehmung Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

Lfd. Datum u. Az. d. Absender Aktenanzahl Bezeichnung Nr. Übersendungsschreibens

36 11. 7. 68 Ltd. Ober 11 Bände Dittberner, S. 127-135 8 Js 362/66 staatsanwalt (Fortsetzung) Dr. Goetze, S. 148-164 Landgericht III. Band — Bl. 1-243 Bonn I Dr. Holland, S. 1-8 Engelmann, S. 11-22 Schnell, S. 117-243 IV. Band — Bl. 1-217 u. a. Vernehmungen: Brennecke, S. 40-58 Hebeler, S. 59-64 Ebelseder, S. 66-79 Kraemer, S. 96-110 Auszug aus der Akte 8 Js 58/67 = Ermitt- lungsverfahren gegen den Dipl.-Kfm. Karl- heinz Walter wegen Untreue u. a. Kraemer, S. 111-125 Dr. Seeger, S. 126-141 Dr. Müller, Josef S. 142-160- Dr. Langenstein, S. 173-194 V. Band — Bl. 1-204 von Rheinbaben, S. 8-21

Kraemer, S. 75-141 - s. Bd. IV Krzyzanowski, S. 158-172 geb. Greulich Heye, S. 173-189 — s. Bd. VIII VI. Band — Bl. 1-199 Dr. Schneider, S. 15-29 Aretz, S. 30-51 — s. Bd. II Rechenberg, S. 57-61 Lierow, S. 105-113 Dr. Magirius, S. 114-118 Hupbach, S. 119-122 Dr. Schaffarczyk, S. 126-129 Reisch, S. 162-168 Klare, S. 171-177 Korff, S. 182-186 Rath, S. 187-199 VII. Band — Bl. 1-199 Thomsen, S. 1-8 Dr. Holzapfel, S. 9-28 Bodenschatz-Teucher, S. 30 *) Blauhorn, S. 31 — ohne förmliche Zeugen -vernehmung Dr. Acker, S. 37-42 Mans, S. 46-50 Frh. Löffelholz v. Colberg, S. 51-59 Dr. Wegener, S. 68-81 Witte, S. 82-93 Büscher, S. 100-112 Dr. Beyer, S. 113-119 Becker, S. 125-131 Stücklen, S. 134-137 Dr. Zimmermann, S. 138-142 Müller, Kfm., Friedrich Wilhelm, S. 149-153 Goergen, S. 173-175 — Rechtshilfeersuchen

*) schriftliche Äußerung, ohne förmliche Zeugenvernehmung Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

Lfd. Datum u. Az. d. Absender Aktenanzahl Bezeichnung Nr. Übersendungsschreibens

36 11. 7. 68 Ltd. Ober 11 Bände Schaufelberger, S. 176-186 dto. 8 Js 362/66 staatsanwalt (Fortsetzung) Jaggi, S. 191-195 Bonn Freiin Löffelholz v. Colberg, S. 196-199 VIII. Band — Bl. 1-199 Dr. Czapski, S. 1-6 Schanze, S. 7-16 Holzapfel, Ernst Joachim, S. 25-26 Poniatowski, S. 69-86 Koch, S. 121-126 Brugger, S. 143-151 Hofbauer, S. 152-163 Heye, S. 164-166 — s. Bd. V Dr. Milewski, S. 185-189 Zarembowicz, S. 190-193 Dr. Jeck, S. 196-199 IX. Band — Bl. 1-206 Kaldrack, S. 2-6 Wessel, S. 13-14 *) Koehler, S. 18-22 - Rimarski, S. 50-53 Wagner, S. 146-152 Dr. Globke, S. 167-171 Dr. h. c. Strauß, S. 177-206 X. Band — Bl. 1-197 Dr. Rust, S. 32-37 Humbert, S. 68-71 Daugs, S. 72-77 Renny, S. 88-102 Daugs, S. 174-180 XI. Band — Bl. 1-103 Vermerk vom 5. 4. 68, wonach die Staats anwaltschaft auf die Vernehmung der auf Bl. 63-91 genannten Personen als Zeugen verzichtet

36 19. 9. 68 Ltd. OStA 1 Band: Abschlußverfügung in dem Ermittlungsver - 8 Js Bonn (XII) fahren gegen Unbekannt wegen schwerer 362/66 — außerdem Bestechlichkeit (Komplex HS 30-Schützen- 9 Fotokopien panzer) Bd. XII — 8 Js 362/66 StA Bonn —

37 5. 8. 68 Archiv 1 Band Ehescheidungsakten Wagert / Wagert 14 R verwaltung — 63 Blatt — geb. Hocke 634/50 d. Land- u. d. Amtsgerichts Hamburg

38 19. 9. 68 Ltd. OStA 1 Band Beiakte I zu 8 Js 362/66 StA Bonn — 8 Js Bonn 362/66 —

39 30. 9. 68 RA. Aretz, 1 Band Handakte Czarnecki — T/1 — Bonn

*) schriftliche Äußerung, ohne förmliche Zeugenvernehmung Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

Lfd. Datum u. Az. d. Absender Aktenanzahl Nr. Übersendungsschreibens Bezeichnung

40 1. 10.68 BMVtdg 1 Band Verfahren StA-Bonn wegen Verdachts der HS 30 - 81 Blatt - schweren Bestechung; Schriftwechsel ES StA Bonn u. Justizministerium NRW - 39 72-06; ES-25/67 -

41 14. 10. 68 Ltd. OStA 1 Akte Ermittlungssache van Horn, Maria 46 Pls Landgericht - 46 Pls 3791/61 - 3791 /61 Köln

42 16. 10. 68 Amtsgericht 1 Akte Strafsache gegen Clerc, Maria 10 Cs Duisburg - 10 Cs 1476/61 - 1476/61

43 11. 10. 68 StA beim LG 2 Akten Ermittlungssache van Horn, Maria 3 Js 429/61 Traunstein wegen Unterschlagung - 10 Js 60/60 - - 10 Js 60/60 - dto. wegen Betrugs - 3 Js 429/61 -

44 11. 10. 68 Amtsgericht 1 Akte Strafsache gegen Clerc, Maria wegen Ver - Ds 16/63 München dachts des Scheckbetrugs - 108 Js 202/62 = 1 Ds 16/63 -

45 11. 10.68 Amtsanwalt 1 Akte Verfahren gegen van Horn, Maria, Bonn, 2 Pls schaft wegen Betrugs 1119/62 Landau/Pf. - 2 Pls 1119/62 - (früher 2 Pls 809/61, S. 58)

46 18.10.68 Staats 1 Akte Strafsache gegen Maria Clerc wegen 3 Ms 45/62 anwaltschaft § 170 b StGB Bonn 3 Ms 45/62

47 23.10.68 Staats 1 Akte Ermittlungssache - Voruntersuchung ge- - Durch Boten! - anwaltschaft gen Karl Helmut Schnell wegen Begun Bonn stigung - 8 Js 268/67 -

48 24. 10.68 Ausschuß 1 Akte Kurt Hamsohn: Eingabe betreffend Wehr- - 22/4 - für rüstungsindustrie 557/14911 Petitionen - 557/14911 -

49 21. 10. 68 Paul R. 1 Akte Stellungnahme und Ergänzung von OTL Schaufel a. D. Schaufelberger zu seiner Vernehmung berger, in der 60. nichtöffentlichen Sitzung am Luzern 19. 6. 68

50 31. 10. 68 Staats 1 Akte Ermittlungsverfahren gegen MR Dr. Goetze - Durch Boten! - anwaltschaft - 18 Js 285/68 - Bonn

51 9. 1. 69 Graf von 2 Hefter 1. Schützenpanzer Schwerin 2. MG 42/45

52 24. 1. 69 Ausschuß 2 Hefter Eingaben des Herrn W. Wienkoop, Mül- 22/5-0301 für heim (Ruhr) (13) Petitionen a) vom 12. 10. 65 - Handel - b) vom 31. 3. 63 - Verwaltungsgerichts- barkeit Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

Datum u. Az. Lfd. d. Absender Aktenanzahl Bezeichung Nr. Übersendungsschreibens

53 12. 2. 69 Staats 14 Hefter Ehrengerichtsverfahren gegen Rechtsanwalt anwaltschaft Dr. Winkelhog, Cochem Koblenz 1. Az. EV 11/51 2. Az. EV 10/55 u. Beiakten 3. Az. EV 1/58 4. Az. EV 2/58 5. Az. EV 3/58 6. Az. EV 4/58 7. Az. EV 6/58 8. Az. EV 8/56 9. Az. EV 10/59 10. Az. EV 15/60 11. Az. EV 16/61 12. Az. EV 17/58 13. Az. EV 20/56 14. Az. EV 31/61

54 22. 4. 69 AG Nieder 1 Hefter Beweissicherungsverfahren BRD gegen His lahnstein pano Suiza

— 2 H 16/58- —

55 23. 6. 1969 BMVtdg 1 Hefter W 16 Unbekannt HS 30 durch Boten - 125/63 -

56 23. 6. 1969 BMVtdg 1 Hefter 39 72 — 06 durch Boten Klare, Ltd. RDir ES 468/66 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode Drucksache V/4527

Anlage 3

Folgende Veröffentlichungen befassen sich mit dem HS 30-Komplex:

a) „Der Spiegel" vom 9. 9. 53, S. 6, 7: dto., August 1966, S. 53-66:

„Waffenhandel, Kanonen für Lehr" „Stapellauf einer Staatsaffäre" dto., September 1966, S. 4-7: b) „Frankfurter Rundschau" , Artikel-Serie vom 13. 2. 57 bis 2. 1. 58: „Die Staatsaffäre HS 30: Der erste Zeuge"

„Das Geschäft mit der Rüstung" von Peter f) „Der Spiegel" vom 24. 10. 1966, S. 8-24: Miska „HS 30 — Oder wie man einen Staat ruiniert" (Registriert beim Deutschen Bundestag — Pressedokumentation — Nr. 102-15/30) g) Broschüre Bernt Engelmann, Verlag Kurt Desch, Mit dem HS 30-Komplex befassen sich: Februar 1967:

Fortsetzung VI vom 26. 8. 57 „Schützenpanzer HS 30 — Starfighter F-104 G Von einem Herrn aus Paris, der Waffen — Oder wie man unseren Staat zugrunde rich- billiger verkaufen wollte, als ein Herr vom tet" Petersberg;

Fortsetzung VII vom 27. 8. 57 h) „Deutsches Panorama" vom 30. 3. 1967, S. 9, 10, 12, 14-17: Von einem Brief aus Genf und Kontakten, die Otto Lenz herstellte; „So blind kann kein Minister sein ..."

Fortsetzung XI vom 12. 9. 57 i) „Deutsches Panorama" vom 13. 4. 1967, S. 34-36: Eine Gegendarstellung der Firma Hispano Suiza und eine Antwort der „Frankfurter „HS 30: Das Katastrophen-Gefährt der Bundes- Rundschau"; wehr"

sowie die Artikel j) vom 23. 11. 57 „Der Spiegel" vom 13. 11. 1967, S. 60-82: ... folglich werden wir Sie nicht empfan- „Affären — HS 30 — Die Unvollendete" gen, Rüstungsherren lehnten es ab, mit der „FR" zu reden. k) „Der Spiegel" vom 19. 2. 1968, S. 26 Nun fragen wir offen; „Affären — HS 30-Ausschuß — Durchaus mög- und vom 2. 1. 58 lich" Ich versichere an Eides Statt — Immer noch ungeklärte Geschäfte mit der Rü- 1) „Der Spiegel" vom 26. 2. 1968, S. 32 stung und eine eidesstattliche Versiche- rung. „Parlament — HS 30-Ausschuß — Immer blanko" c) „Der Spiegel" vom 20. 8. 1958, S. 13, 14: dto., S. 32-36: „Panzerkauf — Die Null-Serie" „Recht — Untersuchungsausschüsse — Nur Donner" d) Sonderdruck der „Frankfurter Rundschau":

„Das Geschäft seines Lebens" m) „Der Spiegel" vom 8. 4. 1968, S. 17: (Die Artikel-Serie ist vom 6. bis 16. 12. 1958 in „Nie gesehen" der „Frankfurter Rundschau" erschienen.) dto., S. 32: e) „Deutsches Panorama", Juni 1966, S. 26-34: „Affären — HS 30-Ausschuß — Besuch beim Minister" „Die Leiche im Keller der CDU"

dto., Juli 1966, S. 40-46: n) „Der Spiegel" vom 20. 5. 1968, S. 64, 66: „Als der Herr in Grau in Bonn kassierte ..." „Affären — HS 30 — Die Vögel" Drucksache V/4527 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode

o) „Stern" vom 26. 5. 1968, S. 78-88:

„500 Millionen für die Katz"

p) „Stern" vom 2. 6. 1968, S. 107-115:

„Panzer, Schecks und Ehrenmänner"

q) „Der Spiegel" vom 7. 10. 1968, S. 67-69:

„Affären — HS 30 — Hat geklappt"

r) „Der Spiegel" vom 28. 10. 1968, S. 78-82:

„Rüstung — HS 30-Ausschuß — Zum Heulen"

s) „Der Spiegel" vom 26. 5. 1969, S. 66-70:

„Affären — HS 30 — Nicht ausgeräumt"