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Ausgabe 4 Jahrgang 8 Winter 2005/2006

„Ja, ich bin oft voreingenommen. Meine ganze Familie hat diesen Ruf.“

Erzählt über seine familiären Tugenden. Mehr dazu im großen Porträt auf Seite 9. Aktuelle News, Tourdaten und Neuerscheinungen jeden Freitag neu unter http://www.jazzecho.de world’s best-sounding newspaper

IIntrontro ClassicsClassics FeedbackFeedback DetailsDetails PorträtPorträt PlanetPlanet JazzJazz MixMix AdventskalenderAdventskalender Die besten Die interessantesten Es lebe Klein ist, wer Der - Das doppelte Verrücktes Türchen Neuerscheinungen Reissues das Klischee klein denkt Chef Schmidtchen Vorspiel klicken Neue Veröf- Bevor es illegale Downloads gab, Wir lesen alles, damit Sie es nicht Alle Künstler, alle Titel, alle Instru- Branford Mar- Harald Schmidt im JazzEcho? Kurz vor 24 virtuelle Türchen zieren zum fentlichungen gab es John Coltranes legendäres müssen. Und präsentieren Ihnen in mente aller Veröffentlichungen salis polari- Noch dazu auf der Seite, die sonst Schluss noch zweiten Mal die Rück seite des von Nils Pet- Konzert im „Half Note“, die viel- jedem JazzEcho die interessantes- aus diesem Heft, und noch einige siert weniger jenen Themen vorbehalten ist, die die Themen, Weihnachts-JazzEcho. Zusam- ter Molvær, leicht beliebteste Raubkopie des ten Rezensionen aus Deutschlands mehr, dazu Veröffentlichungs- als sein klei- gern pauschal als Weltmusik abge- die das Heft men mit der Website bilden sie Silje Nergaard Jazz. Jetzt ist das Konzert endlich Musikpresse, diesmal mit Texten daten und vieles mehr – das sind ner Bruder urteilt werden? Ob der „Adorno abrunden, den musikalischen Adventska- und Enrico legal zu haben. Mehr zur Entste- zu Mark Murphy, Jamie Cullum, die Details, auf knapp fünf Zeilen Wynton, aber der TV-Unterhaltung“ jetzt ange- dazu Tour- lender: Öffnen Sie jeden Tag Rava sowie der hungsgeschichte und vielen weite- Anna Maria Jopek. Zu welchem der komprimiert. Die ganze Wahrheit Kanten feh len fangen hat, zu scatten, lesen Sie daten, Silje ein Türchen und hören Sie gra- Start des ren klassischen Aufnahmen, die es Musiker die Headline oben gehört, füllt aber drei Seiten bis zum Bers- ihm trotzdem auf Seite 10. Außerdem: ein neues Nergaards Top tis den Track des Tages oder großen Jahres- nun endlich auf CD gibt (darunter erfahren Sie auf Seite 5. ten. Wenn Sie es also ganz genau nicht, beweist von Stefano Battaglia und Ten und vieles gewinnen Sie gleich die ganze rückblicks auf die besten Aufnahmen des legen- wissen wollen, sind Sie ab Seite 6 das Porträt auf brillantes Brasilianisches aus den mehr. Diesmal CD. Auf Seite 12. Seite 2. dären Impulse-Labels) ab Seite 3. an der richtigen Stelle. Seite 9. Archiven von Barclay. auf Seite 11. Molvær Marsalis Downing Sie weihnachtet sehr

Ein neues Album von ist immer ein Geschenk. „Christmas Songs“, das die kanadische Könnerin jetzt mit dem Clayton-Hamilton Jazz Orchestra aufgenommen hat, sorgt für Swingtanz und Augenglanz – nicht nur unterm Weihnachtsbaum.

er erste Schnee ist immer wie- Flugzeug auf der Landebahn auf Hawaii. Oscar Peterson zu hören war, singt und wünschen, als das Fest dieses Jahr end- der ein Erlebnis. Die blätter- Und hörte nur Weihnachtslieder, weil ich spielt Lady Diana die zwölf beschwingten lich mit dem Zuhörer zu verbringen. So losen Bäume und der kalte mich eben auf dieses Weihnachtsalbum Lieder ihrer neuen CD. Dass die beiden intim sind ihre Interpretationen, nicht Boden, gestern nur ungemüt- vorbereitet habe. Ich hörte Ella und die- mittelalten Altmeister, hier unter ande- nur bei den Balladen, sondern auch im D lich und unfreundlich, werden ganz lang- sen wunderbaren Chor der Dreieinig- rem unterstützt von Anthony Wilson an Fall der Swing-Sensationen „Jingle Bells“ sam und unaufhörlich immer weißer, keitskirche in Boston und musste nur der Gitarre, dem sagenhaften Spross oder „Sleigh Ride“, dass man sich sofort, je nach Glaubenslage wie von Geister- weinen, weil ich an meine Großmutter ihres Bigband-Vorbilds und -Idols Ger- direkt und ganz persönlich angespro- oder Gotteshand. Selbst Müllplätze und und lauter persönliche Dinge und die ald Wilson, ihr Ensemble bestens unter chen fühlt. Draußen wirbelt der Schnee- Autowracks bekommen durch diesen Menschen, die ich verloren habe, den- Swingkontrolle haben, beweisen sie seit sturm, vor uns knistert das Kaminfeuer dicken, weißen Puderzuckerschneeüber- ken musste … Ich bekomme einen Kloß zwanzig Jahren, auch als Hausband der und aus den Lautsprechern kuschelt sich zug etwas Ansehnliches, sogar Roman- im Hals, wenn ich nur darüber rede.“ „Hollywood Bowl“ und der Philharmonie Diana in unsere Ohrmuscheln. Wir lachen tisches und Schönes. Jedes Mal, wenn Wer über zwanzig ist und Weihnachten von Los Angeles. Das auch nicht ganz mit ihr, wenn sie „Jingle Bells“ mit dem es schneit, ist man aufs Neue überrascht regelmäßig im Kreis der Familie feiert, unwichtige Streicherarrangement über- Bonmot „I’m Just Crazy ’bout Horses“ und überwältigt. Man kann sich noch weiß, wovon sie spricht. Selten kommt nimmt zudem auf zwei der schönsten beschließt. Wir zücken das Taschen- so sehr daran erinnern wollen, noch so eine Familie so friedlich und glücklich Songs, nämlich „Have Yourself A Merry tuch, wenn sie die perfekte Idylle des viele Winterlandschaften studieren, die zusammen wie unter dem Weihnachts- Little Christmas“ und „Christmas Time „Christmas Song“ beschwört. Wir nicken Stimmung frischen Schneefalls lässt sich baum. Selten merkt man so deutlich, Is Here“, der Arrangeur Johnny Mandel. zustimmend, wenn sie Irving Berlins nur selbst erleben. Aber dafür immer wer einem fehlt. Diana Krall hat einige (Übrigens ausnahmsweise mit Russell selten gehörtes „Count Your Blessings wieder und immer neu. Mit Weihnachts- der dramatischen Ereignisse ihrer letzten Malone an der Gitarre.) Den alles ver- Instead Of Sheep“ singt (also in etwa liedern ist es anders. Eben weil man Lebensjahre, etwa den Tod ihrer Mutter einenden roten Faden auf diesem, wie „Zähle lieber auf, wofür du dankbar sein sich an Melodie und Text sofort erin- im Jahr 2002 oder die Hochzeit mit Elvis immer von Tommy LiPuma produzierten, kannst, statt Schafe zu zählen“). nert, wenn man nur „Jingle Bells“ liest, Costello im Jahr darauf, auf ihrem tief Album spinnt und spannt allerdings keine „Es war eines der glücklichsten Studio- schwingt die vorschnelle Erwartung empfundenen Album „The Girl In The andere als Diana Krall selbst. So herzlich erlebnisse meiner Karriere“, meint Diana feierlicher Langeweile unterm über- Other Room“ verarbeitet. Dasselbe him- und -ergreifend, einfallsreich und frisch Krall über die Aufnahmen zu „Christmas schmückten Christbaum mit. Es gibt melhoch jauchzende, zu Tode betrübte die auch sein mögen, Songs“. „Ja, es ist ein Weihnachtsalbum, schließlich nur wenige gute Weihnachts- Gleichgewicht, die gleiche emotionale etwa bei „I’ll Be Home For Christmas” aber eines im Stile der großen Sänger, lieder und die klingen immer wieder Bandbreite, reflektieren auch die „Christ- oder „What Are You Doing New Years die ich bewundere. Und nur weil jeder gleich. Oder etwa nicht? mas Songs“ ihres jetzt erscheinenden ers- Eve”, es sind doch immer dieser sanfte, von uns auch sentimentale Gefühle mit Dieser Artikel würde nicht heißen, wie ten kompletten Weihnachtsalbums. aber bestimmte Anschlagsfluss und vor Weihnachten verbindet, bin ich nicht er heißt, und neben einem festlichen „Wofür mein so genannter ‚Starsta- allem die nuancenreiche Stimme der mitt- nach jedem Take in Tränen ausgebro- Foto der Grammy-Gesegneten stehen, tus‘ gut ist“, meinte Diana Krall weiter lerweile populärsten Jazzsängerin ihrer chen. Wir haben das Album im letzten wenn nicht gerade „Christmas Songs“, im oben zitierten Interview, nachdem Generation, die sie so angenehm und Sommer in Hollywood aufgenommen, das neue Album eben jener kanadischen sie sich über den Ausdruck „Starstatus“ deutlich aus dem Allerlei herausblitzen aber trotzdem einen Weihnachtsbaum Könnerin, mit vielen weihnachtslieder- amüsiert hatte und dem Journalisten lassen wie Rudolphs Nase aus dem Ren- aufgebaut, mit Kerzen und komplettem lichen Vorurteilen aufräumen und der einen kurzen Überblick über ihren eher tierrudel. Manchmal phrasiert Diana fast Schmuck. Wie gesagt, wir hatten viel schönsten aller Jahreszeiten einen min- arbeits- als glorreichen Alltag gegeben wie Little Jimmy Scott, dann klingt sogar Spaß und es wurde viel gelacht. Ich habe destens ebenso schönen Tribut zollen hatte, „ist, dass er mir die Gelegen- Dinah Washington durch. Immer bleibt mich wie ein kleines Mädchen gefühlt, würde. Das ist, wie die Einleitung und heit gibt, wann immer ich will, mit Jeff sie sich und ihren Songs dabei hundert- für das man extra eine Party organisiert unser aller Kollektivgedächtnis betont, Hamilton und John Clayton zusammen prozentig treu. Da ist nichts geziert oder hat.“ Weihnachten darf wieder gefeiert kein leichtes Unterfangen. Aber leicht hat zu arbeiten, mit Leuten, die ich für die verzerrt, keine Kleinigkeit unstimmig, werden. Am besten mit Diana Krall. es sich Diana Krall noch nie gemacht. Mit Besten halte, die dafür sorgen, dass ich alles absolut authentisch. Sie haucht „I’m JazzLink: krall allem von ihr gewohnten Elan, Talent, selbst immer besser werde und von ihnen Dreaming Of A White Christmas“, wäh- Wissen, Mut und noch mehr Gefühl lerne.“ Mit der der beiden, rend im Hintergrund ein Vibraphon her- DIANA KRALL FEAT. meistert sie also auch diese Herzensan- also des Bassisten und Arrangeurs John umschneit und eine entspannte Gitarre THE CLAYTON- gelegenheit. „Es gibt Weihnachtslieder, Clayton, immer wieder gern bei Quincy den Bandschlitten zieht, und sofort wird HAMILTON JAZZ die mich zum Weinen bringen“, hat sie Jones, Henry Mancini oder der Basie Big- einem weiß vor Augen und warm ums ORCHESTRA einmal in einem Interview gesagt. „Neu- band gehört, und Drummers Jeff Hamil- Herz. Sie singt „I’ll Be Home For Christ- Christmas Songs lich saß ich fünf Stunden lang in einem ton, der gern und oft mit Ray Brown und mas“, als würde sie sich nichts sehnlicher 06024 988 2121

Lebenslinie DIANA KRALL

1964 1979 1985 1993 1998 2004 2005 Am 16. November kommt Mit 15 tritt das Klavier- Nach einem Stipen- „Stepping Out“, ihr Ihr viertes von Tom- „The Girl In The Other Nach einer EP und etlichen Diana Krall in Nanaimo talent, inspiriert von diumsstudium an der Debütalbum, erscheint my LiPuma für Verve Room“ ist das erste einzelnen Weihnachtslie- im kanadischen British ihrem Vater, einem Berklee School of Music in beim kanadischen produziertes Album Album der jetzt 40-jäh- dern ist „Christmas Songs“ Columbia, unweit von Stride - und beson- Boston zieht sie nach L.A. Label Justin Time. „When I Look In Your rigen Interpretin, das Diana Kralls erstes kom- Vancouver, zur Welt. ders Fats-Waller-Fan, zum und arbeitet dort unter Eyes“ bleibt 52 Wochen hauptsächlich eigene plettes Weihnachtsalbum. ersten Mal öffentlich auf. anderem mit John Clayton, auf Platz 1 der „Bill- oder gemeinsam mit und ihrem board“-Jazzcharts und ihrem Ehemann Elvis vielleicht wichtigsten gewinnt zwei Grammys. Costello geschriebe- Unterstützer Ray Brown. ne Songs enthält.

SSoundcheckoundcheck Meine erste Jazzplatte Neue Serie: JazzEcho-Leser der ersten Stunde berichten. Diesmal: Pit Baumgartner

Meine erste Jazzplatte? Himmel, was Mutter Angst … Aber Jazz? umgab mich mit ihr … Atmosphäre hieß Soft Machine die Band. Die einzelnen risiko meinerseits über den Ladentisch. war das noch? Hätte man mich nach Jazz – war das nicht die Musik ohne das Zauberwort. Jazz kam immer dann Titel hießen „The Floating World“, „The Bemerkenswerterweise besitze ich das Pop platten oder Rockbands gefragt, Namen? Waren das nicht die Platten, auf auf den Plattenteller, wenn es um wich- Man Who Waved At Trains” oder eben Album noch heute, obwohl ich wegen so wäre die Antwort schnell gefun- denen die Lieder mindestens 20 Minuten tige Dinge wie Briefe schreiben oder „Hazard Profile Part One“ (bis „… Five“) finanzieller Engpässe meine Platten- den. lang waren und „Part One“, „Part Two“ abendliche Gespräche ging. Jazz war … Na, wenn das nicht erwachsen war. sammlung einige Male schmerzlich aus- Es waren die frühen 70er, meine usw. hießen? Und waren es nicht Jazz- immer erwachsen. Das war 1975 und ich gestehe, dass dünnen musste. erklärte Lieblingsband war Creedence bands, von denen es keine Poster, Sticker Erwachsen fühlte ich mich auch, als ich die Platte nur gewählt hatte, um Das spricht für den sehr persönli- Clearwater Revival wohl auch, weil oder sonstigen Nippes gab? ich bei Mikes Musicbox, einer ange- den hippen Inhaber zu beeindrucken; chen Wert dieser Platte, die ihre atmos- ich stolz war, den Bandnamen feh- Jazz hatte ich nie so bewusst gehört sagten Plattenküche in Heidelbergs ich wollte keiner dieser aknebefallenen phärische Aufgabe übrigens bestens lerfrei schreiben zu können … Aber wie Jimi Hendrix’ Soli oder Franz Josef Altstadt, jenes Album mit dem naiven Bay-City-Roller-Fans sein – hier stand erfüllte. Jazz? Rory Gallagher war cool und das Degenhardts Texte (der sich irgendwie in Gemälde auf dem Cover erstand. Es zeigt ein echter aknebefallener Jazzexperte. ständige Abspielen von Led Zeppelins meine Sammlung geschmuddelt hatte), einen alten Mann, der eine Taube flie- Ein ZwanzigMark-Schein glitt mit einem Pit Baumgartner ist Produzent der Band „Whole Lotta Love“ machte meiner in Jazzmusik begab ich mich hinein, ich gen lässt. „Bundles“ hieß die Scheibe, nicht unerheblichen musikalischen Rest- De-Phazz. Seite 2 Ausgabe 4 • Jahrgang 8 IIntrontro

Weich geworden?

NILS PETTER MOLVÆRS neues Album „ER“ klingt weniger wütend als sein letztes, „NP3“ - warum?

ndere finden es zwar ziemlich düster, sisten etwas erklärte, der meine Musik zu von denen zwei gar nicht mehr aufs Album Würde er gern auch mal ein für ihn ganz aber für mich selbst ist es sanfter und einem Ballett aufführen sollte. Ich schmeiße kamen, und dann musste ich erst einmal untypisches Album machen? „Manchmal A ruhiger“, nickt Molvær auf die Frage nichts weg.“ Manchen Molvær-Fans mag die Musik zu diesem französischen Film auf- denke ich daran, alle meine nach seinem Gemütszustand. Am Tag zuvor sich mit „ER“ ein Kreis geschlossen haben, nehmen (die Komödie ‚Edy‘ von Stéphan Lieblingssongs mit einem hat er in Istanbul vor 2000 Leuten gespielt. knüpft es an NPMs bahnbrechendes Debüt Guérin-Tillié, Red.). Danach waren Ferien, Symphonieorchester und „Vielleicht werde ich einfach nur älter und „Khmer“ an. Für ihn selbst ist „ER“ mehr und mein Toningenieur, den ich unbedingt ein paar total schrägen NILS PETTER merke, ich bin entspannter, nicht mehr eine logische Weiterentwicklung von brauchte, war mit seiner Familie weg. Als er Unterwassergrooves auf- MOLVÆR so wütend. Und ich habe anderen Pro- „Khmer“. „Als ich ‚Solid Ether‘ produzierte, wiederkam, erlebten wir 14 sehr intensive zunehmen. Das will ich ER duzenten auf meinem Album mehr Raum ging es vor allem darum, kein ‚Khmer 2‘ Tage, manch einer wachte im Kranken- noch vor meinem 50. 06024 987 4157 gegeben, Track-Skelette angefertigt und sie zu machen, also konzentrierte ich mich auf haus auf“, grinst Molvær durch den Rauch Geburtstag erledigen, drum herumprogrammieren lassen“ (siehe Songformate. ‚NP3‘ orientierte sich stark an seiner Lucky Strike. Unlängst schrieb er mir bleiben also noch die Details auf Seite 6). Entsprechend flocki- neuer Technologie, auf ‚ER‘ habe ich mich „Mulholland-Drive-Musik“ zu einer neuen fünf Jahre Zeit.“ Zeit für ger fließen die Beats, mit rollenden Tablas wieder mehr akustischen Instrumenten Aufführung von Ibsens „Gespenstern“. uns und „ER“. säumt der Opener „Hover“ differenziert zugewandt, es ist wie ‚Khmer‘ offen und Der neueste Pop interessiert ihn genau so JazzLink: molvaer verwobene Soundschichten, die so inein- impulsiv, vielleicht konzeptuell, die Melo- wenig wie amerikanischer Retro-Jazz; Mol- ander übergehen, dass man sie kaum noch dien sind so fragmentarisch, auch wenn vær hasst und liebt Johnny einzeln wahrnimmt. „Ich archiviere alles“, ich ‚Khmer‘ überhaupt nicht wieder gehört Cash, zu seinen Lieblingsalben der letzten erklärt Molvær. „Die Basslinie zu ‚Water‘, habe.“ Der Aufnahmeprozess von „ER“ Zeit gehört Jamie Lidells „Multiply“. Zu auf dem Sidsel Endresen singt, hab ich wurde unterbrochen und war am Ende Hause läuft mehr Musik für Kinder, „rich- Flockig fließende Beats: NILS PETTER MOLVÆR zufällig aufgenommen, als ich einem Bas- ein Marathon. „Wir spielten vier Titel ein, tige“ Musik hört er höchstens mal im Auto.

Von Mr. Gershwin zu M. Hulot Das Köln-Konzert Auf seinem neuen Album spielt ENRICO RAVA Gershwin und Motian. Gewidmet hat er es einem Franzosen mit Hütchen.

in Klassiker in Zeiten, in denen man glaubt, Rava als auch Motian dokumentieren mit Die preisgekrönte, platinbelohnte und herzbewegende Sängerin SILJE NERGAARD E Jazzalben wären ein Ding der Vergan- dem Titel ihre Wurzeln. Bollanis Herange- begeisterte im Mai bei einem exklusiven Konzert im „Gloria“ in Köln. genheit“, schwärmte die Presse letztes Jahr hensweise nicht nur auf „The Man I Love“ über Enrico Ravas Comeback-Album „Easy spiegelt dagegen seinen „erfrischend una- Jetzt erscheint es – mit herrlichstem Bonusmaterial – als „Live in Köln“-DVD. Living“. Prägend im neuen Spiel des italie- merikanischen Touch wider“, so Eicher. Gut nischen Trompeters ist seine Interaktion mit zu hören auch auf Ravas Bearbeitung einer dem jungen italienischen Pianisten Stefano Opernarie, vielleicht eine patriotische Spe- ilje Nergaard ist „a star of interna- schauen. Die Norwegerin ist, da sind sich unterstrichen wird. Bollani, der mit Anfang dreißig bereits auf zialität, Puccinis „E lucevan le stelle“ aus tional standing“ („Billboard“), „a alle einig und die vorliegende Live-DVD Im schönen „Gloria“-Theater in Köln über 70 Alben als Sideman agierte, so auch „Tosca“. Durch das gesamte Album hin- S great, vibrant ball of fun („NME“), bestätigt es, im Konzert sogar noch besser mit viel stimmungsvollem Licht und auf- auf Ravas neuem Album „Tati“. ECM-Chef durch kulminiert die Künstler-Konfiguration dazu „magisch“ („Die Welt“) sowie „intim zu bewundern als auf ihren Studioalben. wändiger, aber nie aufdringlicher Kamera- Manfred Eicher visionierte irgendwann in die in Ravas sanft und konzentriert dahinbren- und schön“ („FAZ“), und bei 3sat hieß Die Intimität und Herzenswärme, die sie arbeit produziert, vermittelt „Live in Köln“ stark lineare Spielweise des Duos Rava-Bol- nendem Ton. Der über 60-jährige Trompe- es: „Heute wird Norwegens populärste als Interpretin ausstrahlt, der natürliche einen gelungenen Gesamteindruck des lani den Schlagzeug-Titanen Paul Motian – ter und Protagonist im italienischen Jazz, der Jazzsängerin in einem Atemzug mit den Charme und ihre mädchenhafte Art, die Nergaard‘schen Schaffens. Begleitet von ein ungewöhnliches Line-up. „Ich dachte, in den 60er Jahren in New Yorks Jazzszene Diven des Jazzgesangs genannt.“ Wenn sich irgendwie auch auf ihre Band über- ihren Leib- und Magenmusikern, auch Motian könnte ihrer Interaktion eine horizon- an der Seite von Steve Lacy und eigentlich alles gesagt ist, wenn jeder tragen, dazu die immer den perfekten bekannt als „Tord Gustavsen Trio“, singt tale Dimension hinzufügen“, kommentiert bekannt wurde, hat sein neues melodisches weiß, wie schön und gut und einzigar- Ton treffenden Songtexte, zeugen von Silje dreizehn der schönsten Lieder ihrer Eicher. „Motian ist ein Spieler von Wellen, und balladenlastiges Album einem franzö- tig Silje Nergaard ihre beseelten Lieder einer künstlerischen Größe, die durch die drei letzten Alben. Die Ballade „Be Still My ein Erschaffer musikalischer Tiefe, er öffnet sischen Filmemacher mit Vornamen Jacques singt, darf man endlich zuhören – und hin- Bescheidenheit der Künstlerin nur noch Heart“ ist ebenso dabei wie das Schlaf- Raum“, beschreibt Eicher den Weggefährten gewidmet. lied „Lullaby To Erle“, das traumtänzeri- von Monk, Evans und Jarrett, der auch auf sche „Dance Me Love“, der schüchterne „Tati“ selbst komponiert, das Album enthält Themesong „Keep On Backing Losers“, drei seiner charakteristisch elliptischen Stü- ENRICO RAVA, der Funk-Rausschmeißer „Take A Long, cke. Aufgenommen in New York, beginnt STEFANO BOLLANI Long Walk“ und ihre grandiose Version das Album mit Gershwins „The Man I Love“, & PAUL MOTIAN des Metheny/Bowie-Hits „This Is Not vielen Jazzfans ist es in der 1954er- Version Tati Brennende Trompete: ENRICO RAVA America“. von Miles und Monk bekannt, und sowohl 06024 987 0174 Als Bonus gibt es unter anderem ein exklusives Duett mit einem ihrer großen Gesangsidole. „We Should Be Happier By Now“, ein nagelneuer Nergaard-Song, ist hier zum ersten Mal überhaupt zu hören. Und dann gleich im stimmlichen We won’t forget you Verbund mit Al Jarreau. „Ich habe mit 14 angefangen, Al Jarreau zu hören“, gesteht Silje. „Seitdem sind er und seine Kunst Shirley Horn ist tot. Nach langer, quä- zwelt. „Ein Song kann von Glück sagen, immer wichtige Inspirationen für mich lender Krankheit starb die Pianistin und Sän- wenn Shirley Horn ihn auswählt“, schrieb gewesen. Seine spielerische Art und sein gerin am 20.10. in Maryland. Uns bleibt nur die „New York Times“. Elf Alben, eines davon Sinn für Melodie hat mir manche Tür ihre Musik. Nur? „Wenn Shirley einen Text sogar mit dem Grammy belohnt, veröffent- geöffnet, sowohl als Sängerin als auch flüstert, spricht sie Bände“, hat ausgerechnet lichte sie seitdem bei Verve. Jedes für sich als Komponistin. Ich war überglücklich, Barbara Streisand einmal gesagt. Das, und herzergreifend und zutiefst beseelt, gleich- ihm jetzt mit einem selbst geschriebe- ihr seit dem 10. Lebensjahr geübtes Klavier- zeitig unschuldig und aufs schmerzlichste nen Song meine Dankbarkeit erweisen zu spiel, überzeugte schon auf ihrem Debüt melancholisch. Neun dieser weit über hun- können.“ Dass sie dem Altmeister kurz vor „Embers And Ashes“. Auch , der dert Stücke sowie je eines aus den Quincy- dem gemeinsamen Durchgang und vor der Legende nach 1960 nur im Village Van- Produktionen der frühen 60er und dazu laufenden Kameras noch schnell erzählt, guard auftreten wollte, wenn Shirley das drei Live-Tracks, im Januar 2005 in der „Au dass er für ihre Jüngste nur „Ascharo“ Vorprogramm bestreiten würde. Quincy Bar“ in New York aufgenommen, finden heißt, beseelt ihn zu hörbaren Höhen- Jones, ebenso ein Fan wie Andy Bey und sich auf „But Beautiful: The Best Of Shir- flügen. Das herzhafte i-Tüpfelchen einer Tony Bennett sowie später natürlich Diana ley Horn On Verve“. Auf dieser, jetzt leider gelungenen Glanznummer. Krall und , holte sie gleich dar- postum erscheinenden Compilation finden JazzLink: nergaard auf zu Mercury. Doch 1965 entschied sie sich auch die programmatischen Titelstücke sich, ihre einzige Tochter großzuziehen, statt zweier ihrer schönsten Verve-Alben. „Here’s durch die weite Jazzwelt zu touren. Sie spielte To Life“, von ihrem Johnny-Mandel-Projekt gelegentlich im Raum Washington, nahm von 1992, und „You Won’t Forget Me“ aus SILJE NERGAARD ab und an ein Album auf oder spielte auf dem Jahr davor, eine über siebenminütige Live in Köln einem Festival. Als sie 1987 einen neuen Seelenwanderung und eine der letzten Stu- Güldenes Haar, platinerne Aufnahmen: SILJE NERGAARD Starb 71-jährig: SHIRLEY HORN 06024 987 4767 Plattenvertrag unterschrieb, jubelte die Jaz- dioaufnahmen von Miles Davis.

Januar In Frankreich bejubeln Kritik und Publikum DEE DEE JAHRESRÜCKBLICK BRIDGEWATERs erstes französischsprachiges Album.

Anders als in ihrer zeitweiligen Wahl- dards. Aber auch in Deutschland erkannte heimat Frankreich mischten sich in der man durchaus die Qualität dieser außerge- 05 deutschen Presse unter viele euphori- wöhnlichen Aufnahmen: „Spannend und 2005 alles mitbekommen? sche Stimmen zu „J‘ai deux amours“ von zauberhaftem Charme ist das Projekt, 2005 --> auch ein paar etwas seltsam krittelnde, weil die sattsam bekannten Songs in ihren die mal etwas versnobt die französi- neuen, überraschenden Arrangements sche Aussprache der amerikanischen mit Jazz-Improvisationen und Weltmusik- Chanteuse bemängelten, mal Dee Dee Anklängen kaum noch mit den Originalen Schnell ist ein Jahr vergangen, und wieder Archiv gegangen und haben Monat schlicht die Kompetenz absprachen, verglichen werden können“, hieß es in fragen wir uns: Was war?, und vor allem: für Monat die Musikpresse gefragt, sich an den „ultimativen Klassikern des „ver.di PUBLIK“, „Madame Bridgewaters Wie war’s? Viel ist passiert, nicht nur in der was die wichtigsten Veröffentlichun- französischen Chansons“ versuchen zu stimmliche Fähigkeiten sind enorm, und Musik, und jetzt, wo die Abende länger gen des vergangenen Jahres waren. dürfen. Nun, das Album war zum einen ein weiterer Trumpf heißt Marc Bert- werden, haben wir die Muße, uns zurück- Allein der Dezember lag bei Redak- nicht als Sprachkurs gedacht, zum ande- houmieux. Der Akkordeonist – er zulehnen und 2005 noch einmal Revue tionsschluss noch in der Zukunft. Ihn, ren sind die von Dee Dee interpretierten zählt zu den besten – verleiht dem passieren zu lassen. bitten wir Sie, selbst zu erleben. Chansons durchaus Pendants zu den Ganzen wiederum viel französisches Jeden Abend sind wir etwas länger ins ansonsten von ihr gesungenen Jazzstan- Kolorit.“ DEE DEE BRIDGEWATER Ausgabe 4 • Jahrgang 8 Seite 3 Classics

Nur das Original ist legal

Nachdem eines der größten Jazzkonzerte aller Zeiten 40 Jahre lang nur Raubkopierern zugänglich war, hat JOHN COLTRANEs Sohn Ravi jetzt die Originalbänder von „One Down, One Up“ veröffentlicht.

s war, als säße er auf einem Vul- mit einem umfangreichen Booklet zu Lage sind, einen Drink zu bestellen“, in das, was im Jazz kommen sollte. Vor kan von Ideen und sie pulverten veröffentlichen. Von Coltrane-Insidern kommentiert Cecil Taylor diese Situation. allem der fast halbstündige Titeltrack ist E alle paar Sekunden aus ihm her- als seine beste nicht-konzeptuelle Auf- Canterino ist das alles egal, und gerade dabei absolut einzigartig, er unterscheidet aus“, erinnerte sich Schlagzeuger Elvin nahme und gleichzeitig als Schnittstelle deshalb wird die Coltrane-Residenz in sich stark von der späteren Studioversion, Jones 2001 an die Zeit mit John Coltra- zwischen seiner „vertikalen“ und sei- seinem Club zum Wallfahrtsort der New die Coltrane mit Roy Haynes aufnahm, nes Kult-Quartett der 60er. Die Jazzsen- ner „kosmischen“ Periode angesehen, Yorker Jazz-Crowd. Zuerst kommen die und auch von Coltranes Performance im sation dieses Jahres ist die erste offizielle können „One Down, One Up“ und drei Bebop-Beatniks mit den kleinen Bärtchen Juli 1965 auf dem Newport Jazz Festi- Veröffentlichung von „One Down, One weitere extensive Coltrane-Tracks nun und Hüten; ihnen folgen die Black Pan- val. „Die Newport-Aufnahme hat nicht Up – Live At The Half Note“. Sie ist der endlich in der Qualität gehört werden, thers, die Coltrane als Gottheit schwar- die Magie seines Half-Note-Gigs“, stellt Mitschnitt zweier Konzerte, die Coltrane die sie verdienen. zen Stolzes verehren. Pat LaBarbara fest. „Er stand dort bereits auf seinem künstlerischen Zenit, im Früh- Das Half Note, 1965: ein kleiner 2- Jazzradio-DJ Alan Grant sendete damals mit einem Bein in der Zukunft“, betont jahr 1965, dem letzten Jahr mit jenem Raum-Club in der Spring Street, ein paar Ausschnitte zweier solcher Konzerte live Ravi Coltrane. Anfang der 90er Jahre fand unerreichten Quartett aus McCoy Tyner, Autolängen entfernt vom Holland Tun- im New Yorker Radio, und die immer wie- John Coltranes Sohn eine Stereo-Mas- Jimmy Garrison und , im New nel. Drum herum gibt es nur die Docks der kopierten Kopien dieser Mitschnitte, terband-Kopie der Radioübertragungen Yorker Jazzclub Half Note gab und die und Industriegebiet. Das Half Note vor allem des ersten Konzerts am 26. in einem Schrank. Abgesehen von der damals live vom New Yorker Nachtra- gehört der italienischstämmigen Can- März 1965, wurden später den Saxo- Einzigartigkeit der Musik beeindruckte dio übertragen wurden. Nachdem sie terino-Familie und hieß, bevor jene es phonisten , Steve Gross- ihn die Tonqualität des Viertelzollbands. einen abgelegenen unscheinbaren New 1942 übernahm, Zombie Bar. Was John man und zu Reliquien. Sie zeigt in voller Klarheit, „wie diese Yorker Club zum Tempel des Jazz trans- Coltrane am Half Note jedoch besonders „Viele hatten diese Aufnahme“, erinnert Band von größter Schönheit zu so hoher formiert hatten, wurden diese legendä- schätzt, ist die Freiheit, die Clubbesit- sich auch Saxophonist Pat LaBarbara. Intensität gehen konnte, dass es selbst ren Aufnahmen, vor allem die des fast zer Mike Canterino dem Experimentator „Man hörte es an ihrem Spiel.“ „,One heute noch eine Menge Leute verstört halbstündigen Titeltracks, vierzig Jahre auf seinen Konzerten lässt. 1964 haben Down, One Up‘ enthält eines der größ- und begeistert“. lang innerhalb der Coltrane-Gemeinde sich diese nämlich auf eine Länge aus- ten Saxophonsoli aller Zeiten“, ergänzt JazzLink: coltrane als Bootlegs mit schlechter Tonqualität gedehnt, die den meisten Clubbesitzern Liebman, „ein Meilenstein wie ‚Chasin’ teuer gehandelt. Nach jahrelanger Über- Harlems und Manhattans das Geschäft The Trane‘.“ 1965 war das intensivste legung entschloss sich John Coltranes verdirbt. „Wenn Clubbesitzer eines has- Jahr in der Entwicklung jenes Quartetts. Sohn Ravi, die persönlichen Stereo-Mas- sen, dann sind das Jazzfans, die stun- Die Musik auf „One Down, One Up“ ist One Down, One Up terband-Kopien seines Vaters remastern denlang derart von der Musik paralysiert eine Tour de Force, eine Zusammenfas- – Live At The Half Note Voller Einsatz im Half Note: JOHN COLTRANE zu lassen und als Doppel-CD im Digipak werden, dass sie nicht mal mehr in der sung und ein augenzwinkernder Ausblick 06024 986 2143

Am Impulse der Zeit

Das New Yorker Label Impulse war über Jahrzehnte die Keimzelle neuer Ideen im Jazz. Jetzt erscheinen in der Serie VERVE ORIGINALS acht Klassiker erstmals auf CD.

mpulse – zu Deutsch: Anstöße, Antriebe, anzuhören so viele der alten Impulse-LPs Jazz kultiviert, den er mit Bassist Ron Car- rit And Light“ verbindet elegante Impro- An- und innere Regungen – hat es im sind, was nun noch mehr die Wiederveröf- ter und Perkussionist Willie Bobo aufnahm. visationen und unwiderstehliche I Jazz natürlich immer wieder gegeben. fentlichung von acht Impulse-Klassikern gehörte durch die gesamten Grooves unter Mitwirkung Aber keine Jazz-Schallplattenfirma als sol- belegt. Weitere wundervolle Facetten der 60er Jahre hindurch zu den angesehensten des legendären Prince che konnte sich den Begriff verdienter auf New Yorker New Wave leuchten dort in Filmkomponisten Hollywoods, der Großteil Lasha an der Flöte. Gato die Fahne schreiben als das 1960 von Creed allen möglichen Farben des Jazz in unseren seiner Arbeit entstand im Studio. Einen Barbieri verband 1975 Taylor in New York gegründete Impulse- Ohren auf: hatte 1970 mit Kontrast setzte 1967 Nelsons „Live From die Gaucho-Romantik Label. In seiner Glanzzeit zwischen 1960 „Band Of Gold“ einen Pop-Hit. Zuvor war Los Angeles“-Album, auf dem er eine Big- seiner Heimat Argen- und 1974 erfüllte es sein Motto „The New sie jedoch eine großartige Jazzsängerin, band leitet und Sopransaxophon spielt. tinien mit dem Soul Wave In Jazz“ schon allein mit seinem soge- nachzuhören auf ihrem 1963 aufgenom- Albert Aylers freigeistiger, emotionaler des besten Jazz auf nannten „Artist Roster“: Charles Mingus, menen Album „After The Lights Go Down“, Stil schockierte 1968 selbst seine eigenen seinem Live-Album Pharoah Sanders, Yuseef Lateef und Albert auf dem sie einerseits eine Bigband unter Fans, als er mit einem 11-köpfigen Kollektiv „Chapter Four: Alive Ayler gaben in dieser Zeit dem Jazz neue Leitung von Manny Albam und anderer- antrat und sein Album „New Grass“ vor- In New York“. Die Impulse-Platten. Außerdem waren die Pro- seits ein Quintett mit Phil Woods, Hank legte, auf dem er außerirdisches Saxophon Impulse waren da duktionen von Taylor und später Bob Thiele Jones und Jim Hall begleitet. Ätherische mit (auch eigenem) Gesang und (teilweise) und sie sind es wie- an der Seite des großen Tontechnikers Rudy Flötenmeditationen charakterisieren Yusef elektrischen Instrumenten anreicherte. der. Durch die Jazz- Van Gelder das Innovativste und Coolste, Lateefs unaussprechliche „Psychicemotus“- „Elevation“ war 1973 Pharoah Sanders welt muss ein Ruck das die Jazzwelt damals zu bieten hatte. LP von 1965, genauso wie hart treibende letztes Album bei Impulse und beendete gehen! Mit seiner gerade erschienenen Remix-CD Saxophon-Workouts. So mysteriös wie seine lange Anwesenheit auf diesem Label „Impulsive!“ (siehe auch Seite 11) ist das hypnotisch wie zwingend zum Marathon- mit fünf dramatischen Höhepunkten voller Label auf seinem langen Marsch durch die hören. „Spellbinder“ war erst das zweite Intensität und Spiritualität. Der Jazz-Gei- Innovationen im 21. Jahrhundert ange- Soloalbum des Gitarristen Gabor Szabo, ger Michael White stand mit einem Bein kommen. „Impulsive!“ beleuchtet, wie zeit- und doch hatte er schon hier seinen ein- in der Avantgarde und dem anderen im los, einmalig und immer wieder fantastisch zigartigen Stil aus Gypsymusik, Latin und Vorfeld von Jazzfusion. Sein „Land Of Spi-

GATO BARBIERI PHAROAH SANDERS ALBERT AYLER Chapter Four: Alive In Elevation New Grass New York Höhepunkte voller Intensität und Spiritualität: PHAROAH SANDERS 06024 988 4226 06024 988 4219 06024 988 4224

Februar März Für den Richtungswechsel auf ihrem neuen Album Trotz aller Erfolge haben einzelne Journalisten immer noch „Natural Fake“ kassierten DE-PHAZZ viel Lob. Schwierigkeiten, BEADY BELLE zu enträtseln.

„Eine Band frisiert ihr Image“, meinte „hifi & Co. lassen die Muskeln spielen und „Closer“ ist nun schon das dritte Album Eingehender auf die musikalischen Sei- 05 & records“. „Mondäne Loungeklänge wer- jonglieren mit Power und Profil. Natür- des norwegischen Duos Beady Belle, ten ging das „JazzPodium“ ein und fand, 05 den härter geklopft, Ambient-Grooves lich wildern die Soundfreaks weiterhin und noch immer glauben einige Jour- die Musik sei „konzentrierter, prägnanter schärfer gebügelt und traumhafte Trip- in allen möglichen Schubladen der zeit- nalisten, der Name sei das Pseudonym und vor allem klangvoller und ausgebuff- Hop-Melodien kantiger gebogen. Die genössischen Musik und modellieren der Sängerin. Ein „Stern“-Reporter, ter geworden. Die durchgehend einfalls- einst klinisch saubere Soundmaschine aus ihren abgeklärten Popsound mittels der offenbar zu viel im Beate-Uhse- und abwechslungsreichen, überwiegend Heidelberg hinterlässt anno 2005 mehr einer Synthese aus historischer Stilgüte Katalog geblättert hat, kommt beim balladesken Stücke überzeugen vor allem Schmutz und Staub als auf den letzten drei und moderner Technik. Die ergrauten Bandnamen auf Assoziationen, über durch ihre Kombination von unmittelbar Alben. Alles ist etwas griffiger und schrof- Geister von Motown, Swing, Chanson die wir aus Gründen des Jugend- ansprechender emotionaler Ausstrahlung fer bei De-Phazz. Eine Chansonmelodie und Jazz flattern majestätisch über die schutzes und Höflichkeit gegenüber und hoher künstlerischer Qualität, Kreati- wird leicht gegen den Strich gebürstet, das Szenerie, halten aber nicht das Zepter Beady-Belle-Sängerin Beate S. Lech bes- vität und Intensität. Und in Bezug auf die Saxophon klingt nicht mehr perlend rein, beim Geschehen in der Hand. Baum- ser den Mantel des Schweigens brei- Modernität des musikalischen Konzepts sondern quäkt unter einer erfreulichen gartner brutzelt mit seiner Band einen ten. Immerhin erkannte der anonyme sehen die meisten der zahlreichen in etwa Verstopfung. Oder ein ansonsten federnder eleganten bis feurigen Soundcocktail, Schreiber auch die „ebenso spannende gleichaltrigen jungen Jazzkolleginnen ganz Delta-Funk protzt plötzlich mit einer leicht der uns am besten ab der Happy Hour wie coole Mischung aus Jazz, Pop und schön alt aus. ‚Closer‘ ist einfach Klasse und schlammigen Robustheit. Pit Baumgartner in Schwung bringt.“ Clubmusik“ des Duos. Beady Belle ist hier wirklich belissima.“ DE-PHAZZ BEATE LECH Seite 4 Ausgabe 4 • Jahrgang 8 CClassicslassics Zarter Schmerz Die „Complete Verve Studio Master Takes“ von sind nicht nur wichtig. Sondern vor allem eine Wohltat.

illie Holiday. Armes Mädchen, tolle Frau, und warum sie manchmal bei einer Publicity zu bieten haben. Als lebenslange Reisende B die größte aller Jazzsängerinnen, Junkie, mitspielte, die ihre Schwächen herausstellte, durch die Kreise des Jazz, von denen einige Hure, Protestlerin, Naturgewalt, Schicksals- und sie sich so eher als Spektakel denn als zugegebenermaßen gefährlich waren, wesen, Idol. Vor fast genau neunzig Jahren Künstlerin vermarktet fand. Tatsächlich stellt bekam sie eine Ausbildung, die sie zu einer in Baltimore auf den Namen Eleanora Fagan O‘Meally einige sehr treffende und unan- der führenden Figuren des Jazz machte, eine getauft, schuf die später als Billie Holiday genehme Fragen und hat dazu auch die wirklich innovative Stimme, gleichermaßen berühmt gewordene Lady Day nicht nur entsprechend einleuchtenden und unbarm- einflussreich für Sänger und Instrumentalis- den Prototyp der Jazzsängerin, sondern auch herzigen Antworten, so dass man selbst ten, beschließt O‘Meally seine Liner Notes. alle damit zusammenhängenden Klischees. vielleicht seinen Umgang mit dem Mythos Es ist kein Wunder, dass der Pianist und Man muss also leiden, je mehr, desto bes- dieser faszinierenden Frau hinterfragt. Komponist Thelonious Monk zu dieser Zeit ser, einen Hang zum Selbstzerstörerischen Die Musik der letzten sieben Jahre ihres zu – wie Billie ein Freund des American Song- haben, Musik eher fühlen als studieren und kurzen Lebens, alle neu bearbeiteten Mas- book und ein Meister des untertriebenen vor allem schwarz, unbändig und rebellisch tertakes ihrer vielen Verve-Aufnahmen der und experimentellen Auslotens von Raum, sein, um Jazz singen zu können. Alles richtig, Jahre 1952 bis 1959, klingt tatsächlich noch Zeit und Melodie – ein Bild von Billie Holi- alles Quatsch. Robert G. O‘Meally, Director besser, wenn man sie ohne die alten Kli- day direkt an der Decke über seinem Piano der Jazz Studies an der New Yorker Columbia schees, vielleicht sogar im Unterbewusstsein hängen hatte. Denn sie repräsentierte nicht University und Grammy-gepriesener Liner- neuer Erkenntnisse hört. Fantastisch, uner- nur die Wurzeln und die Wege des Jazz; Note-Schreiber, fragt in seinem fabelhaf- reicht und bahnbrechend sind und bleiben diese schöne Reisende war auch der Him- ten Essay zu dieser limitierten CD-Ausgabe diese Songs allemal. Wie Lady Day hier mit mel selbst. der „Complete“ Verve Studio Master Takes Oscar Peterson und seinem Trio mit Johnny Erscheint am 10.01.2006 unter anderem: Was sagt uns das alles (ihre Hodges, Dan Brown und Alvin Stoller sowie schlimme Jugend, die Drogenabhängigkeit, mit Solisten wie Ben Webster, Joe Newman, ihre Männerprobleme und der Umgang mit , Harry Sweets Edison, Jimmy dem alltäglichen Rassismus) über ihre Kunst? Rowles und Hank Jones (aber leider nur Vice- BILLIE HOLIDAY Vielleicht nichts, außer dass es erklärt, warum Pres Paul Quinichette) musiziert, gehört zum The Complete Verve sie sich manchmal nicht gut genug fühlte, Bewegendsten, Schönsten und Besten, was Studio Master Takes Klingt ohne Klischees noch besser: BILLIE HOLIDAY um auf ihrem besten Level zu performen, diese oder irgendwelche anderen Musiken 06024 988 0302

Der Ärger geht, Dionysische Jahre der Blues kommt In nur zwei Jahren nahm KKEITHEITH JARRETTJARRETT mit seinem transatlantischen Quartett auf Die legendären Aufnahmen von Impulse vier legendäre Alben auf. Jetzt sind sie endlich wieder als Box zu haben. TTHEHE SSONETONET BBLUESLUES SSTORYTORY

enn Keith Jarrett bei all seinem zusammen: den frechen Free-Bop Ornette Island“). Jarrett spielte nicht nur Piano, sind ein kompakter Rundumschlag in W Genie manchmal das Stigma des Colemans (auf „Misfits“ und „Angles“), sondern auch Flöte und Sopransaxo- Sachen Blues. radikalen Einzelgängers anhaften mag, die romantische Lyrik von Bill Evans („Still phon, allesamt bedienten sie alle mög- beweist diese nun endlich wiederveröf- Life, Still Life“, „Prayer“), den grooven- lichen Perkussionsinstrumente – und fentlichte Box genau das Gegenteil. den Soul-Jazz von Bobby Timmons („De versetzten vor allem live ihr Publikum „The Impulse Years 1973–1974“ zeigt Drums“), asiatische und afrikanische Musik damit in Ekstase. „The Impulse Years einen demokratischen Bandleader und („Kuum“), zeitgenössische Klassik und 1973–1974“ zeigt in voller Bandbreite Jarrett als absoluten Genussmusiker. sogar Anflüge von Rock’n’Roll („Treasure diesen dionysischen Jarrett. Sowohl seine fantastischen Komposi- tionen als auch die kreative Reibung an den starken Egos von Saxophonist Dewey Redman, Bassist Charlie Haden und Drummer Paul Motian gaben Jar- Einer von Claptons Gitarren-Kings: EARL KING retts amerikanischem Quartett den etwas aufregenderen Sound. Viel zu früh löste es sich auf. „The Impulse Years 1973–1974“ ft sind wir besorgt und unzufrieden“, kanischer Teenies die Zwölftakter aufwärm- City eigenhändig trockenzulegen. Auch enthält alle vier Ensemblealben des O sagt J.D. Short im Interview auf sei- ten, feierte man in Schweden die Originale. die Aufnahmen, die auf der Durchreise in trans atlantischen Jarrett-Quartetts für ner CD „Sonet Blues Story“. „Aber wenn Tatsächlich machte sich Charters, dessen Stockholm entstanden, zeigen den Blues das Impulse-Label: „Fort Yawuh“, „Tre- wir eine Zeit lang den Blues spielen, wer- ausführliche, anekdotische Texte die lie- und seine musikalischen Geschichtener- asure Island“, „Death And The Flower“ den wir irgendwie friedlich. Das nimmt bevoll aufgemachten Reissues der neuen zähler von ihrer besten Seite. Chicago- und „Backhand“. Angereichert wird die einem die Sorgen.“ Der große, finster Serie begleiten, in den 70er Jahren auch Legende Sunnyland Slim grummelt und Box mit unveröffentlichten Takes und dreinblickende Berg von Mann spielt, wie immer wieder in die alte Heimat auf, um grunzt zu seinem Saloon-stridenden Piano, Extended-Edits der originalen LP-Titel er spricht. Aus vollem Herzen und vol- zwischen und Houston einige Otis Rush groovt seine „Troubles, Trou- – allesamt in 20-bit-Qualität remastert. ler Kehle, ruhig und intensiv, voll allego- der Blues-Heroen zu finden. 1974 flog er zu bles“ mit der eigenen Band, der damals Es soll sehr schwer gewesen sein, für rischer und ganz direkter Geschichten Lightnin’ Hopkins nach Houston, Texas, um in Finnland lebende Eddie Boyd gibt ein das amerikanische Quartett zu schrei- über Frauen, Hunde, Züge, die Zeit und dessen bittere Boogies und Balladen auf- paar gelehrigen Schweden und Drummer ben, bemerkte Jarrett einmal, weil den Tod. Seine Aufnahmen, auf denen er zunehmen. So altersweise und streetsmart Pfeffer. „Manchmal haben die seine individualistischen Gruppenmit- sich selbst an Gitarre und Mundharmo- klingen „Please Help Poor Me“ oder der Leute, die uns zuhören, ähnliche Sachen glieder sich weigerten, Jarretts Ideen nika begleitet, wurden 1962, nur wenige grandiose Bonustrack „Born By The Devil“, erlebt“, meint J.D. Short auch. „Und das genau zu reproduzieren. Dafür brach- Monate vor dem Tod des Meisters aus Mis- dass man darin sogar moderne Hip-Hop- lässt sie automatisch aufmerksam werden ten sie scheinbar inkompatible Stile sissippi, abgeschlossen. Samuel Charters, Minimalisten wie Common erahnt. Drei und ganz genau zuhören.“ Richtig gehört, der Anfang der 70er Jahre nach Schweden Jahre später zog es Charters nach New können einem diese ewig jungen Lieder die zog, um den drei Blues- und Jazzfans von Orleans, wo er sich den Groove-Gumbo Sorgen nehmen. „Sonet Records“ ein paar hübsche Blues- der singenden Gitarristen Earl King (einem KEITH JARRETT platten zu produzieren, war sie damals in von Claptons Gitarren-Kings, nebenbei) The Impulse Years den USA nicht losgeworden. In Europa und Snooks‘ Eaglin (unter anderem mit 1973–1974 fand er neue und neugierige Begeisterung Ellis Marsalis!) einverleibte. Kings „Trick 00111 050 2372 für die rootsigen Klänge der alten, schwar- Bag“ und Snooks „Mustang Sally“ zei- zen Helden. Während britische Bluesfans gen dabei auch, woher der Rock seinen EARL KING von Eric Clapton, über John Mayall bis zu Roll hatte. Ein paar Takte, und man meint Sonet Blues Story den Rolling Stones in Stadien voller ameri- genug Energie zu haben, um die Crescent 06024 986 9260

April Mai WAYNE SHORTER bleibt gern im Hintergrund – umso Das schlagzeilenträchtigste Debütalbum der mehr fällt er auf, wenn er dann in den Vordergrund tritt. deutschen Jazzszene gelang PHILIPP WEISS.

Der Saxophonist Wayne Shorter, der dieses war, nun wiederum ein Live-Album. „Philipp Weiss ist ein Typ, wie es ihn bei telten ewigen Verlierers hat, ist der am 05 Jahr seinen 72. Geburtstag feierte, hatte nie Was bei anderen nach Verlegenheits- uns noch nicht gegeben hat“, meinte Konservatorium ausgebildete Philipp Weiss 05 das Gefühl, er müsse seine Präsenz jedes lösung aussähe, darf man bei Wayne Ulrich Ohlshausen in der „FAZ“ zu „You ein strahlender, lockerer Techniker, der die Jahr mit einem neuen Album dokumentie- Shorters famosem Quartett durchaus Must Believe In Spring“, „ein Balla- meistens bedeckt nachdenklichen Texte ren. So ist das Œuvre der Soloalben, die er als Gottesgeschenk betrachten. Und densänger aus dem Mainstream der spielen kann und nicht gelebt haben muss seit 1959 aufnahm, immer noch erstaun- richtig: Shorters Viererbande ist nicht amerikanischen Evergreen-Klassiker, […] Mit großer Beharrlichkeit hat sich Weiss lich überblickbar. Umso mehr Aufsehen nur in Hochform, sondern präsentiert die seit mindestens zwei Jahrzehnten der Dienste des prominenten amerikani- erregen freilich auch die Alben, mit denen auch fast ausschließlich neues Material ihrem sowieso schon stabilen Dasein schen Pianisten Steve Kuhn und seines Trios er sich der Öffentlichkeit dann präsen- […] Über allem schwebt Shorter mit noch einmal eine lodernde Aktualität versichert, dem er in Liebe auf den ersten tiert. Sein letztes Meisterwerk war das Live- seinem Sopran, dessen Faible für ver- geben konnten. Der Münchner Sänger Ton verfallen war. Dazu kommen drei blen- Album „Beyond The Sound Barrier“. Das borgene Melodien hier glänzend mit ist kein ‚Crooner‘ im Kielwasser von dende Bläser, die überall runde, schöne Soli Musikmagazin „Rondo“ kürte das Album ungehemmter Improvisationslust ein- Frank Sinatra oder Tony Bennett, auch in den Gang der Dinge fädeln. Tim Boldens zur Jazz-CD des Monats. In einer „Jazz- hergeht. Dass er sich permanent her- wenn er letzteren sehr mag. Assoziati- Flügelhorn und, für ihn völlig untypisch, thing“-Rezension schrieb Rolf Thomas: ausgefordert und inspiriert fühlt, hört onen zu liegen näher. Wo Lew Soloffs Trompete erinnern dabei „Nach der epochalen Einspielung ‚Ale- man – und das macht ‚Beyond The dessen Sanftheit (als Sänger) aber den passenderweise auch an Chet gría‘, der ein Live-Album vorausgegangen Sound Barrier‘ wieder zum Ereignis.“ Anschein des vom Schickal gebeu- Baker (als Trompeter).“ WAYNE SHORTER PHILIPP WEISS Ausgabe 4 • Jahrgang 8 Seite 5 FFeedbackeedback

Grün ist die Hoffnung

Der 73-jährige MARK MURPHY zählt zu den besten Jazz-Vokalisten der Welt. Mit seiner neuen Platte schafft er vielleicht auch beim großen Publikum den Durchbruch.

lte Freunde der Sesamstraße kennen Lachen, das sich durch die Register schraubt das Stück, es wurde einst von Kermit wie seine unorthodoxen Scat-Einlagen. A gesungen. Mutterseelenallein saß der Über Nacht war sein Stil nicht mehr Frosch auf einem Seerosenblatt und haderte gefragt. Es verschlug ihn nach Europa, wo mit seinem Schicksal: Bein’ Green – es ist er sich als Schauspieler ausprobierte und nicht einfach, grün zu sein. nebenher eine Reihe beachtlicher Aufnah- Mark Murphy singt Kermits Lied auf men für kleine Labels einspielte. Großen erschütternde Weise. Da wehrt sich jemand Erfolg hatten sie nicht. „Wenn mich jemand dagegen, ein Ausgestoßener zu sein. Mit nach meinem Beruf fragte, sagte ich: Ich bin Zischlauten, die über die Schönheit der Klempner. Aber ehrlich gesagt: Es ist okay, anderen klagen. Mit rebellischen Kieksern wenn man versagt. Weil man wieder hoch im Falsett. Mit Bässen, die ganz tief durch- kommt. Man wacht am nächsten Morgen hängen. Doch am Ende, nachdem Till Brön- wieder auf – und findet etwas anderes, mit ner aus seinem Flügelhorn Balsam auf die dem man versagen kann.“ Wunden gegeben hat, klingen versöhnliche Erst in den vergangenen Jahren konnte Töne an. Eigentlich ist es doch ganz gut, Murphy ein Comeback bei jugendlichen etwas Besonderes zu sein. Zuhörern feiern, als geschichtsbewusste Ein Stück, das Mark Murphy auf den Leib Acid-Jazz-Nostalgiker wie Gilles Peterson geschrieben scheint. Unter Kennern gilt der oder U.F.O. die eigentümliche Stimme des 1932 in Fulton/New York geborene Bariton Amerikaners in ihre Stücke einspeisten. als einer der wichtigsten Sänger des Jazz. Murphys Gesang liefert sich bedin- Sechsmal wurde er für den Grammy nomi- gungslos aus. An die Melodie, den Text, niert, bei den jährlichen Jazz Polls im ameri- den Augenblick. So ist es jetzt auch auf kanischen Fachblatt Down Beat taucht sein „Once to Every Heart“ zu hören, seiner ers- Die Beatles haben ihm die Karriere vermasselt: MARK MURPHY Name immer wieder auf. Sogar Ella Fitzger- ten Platte bei einem großen Label seit vie- ald ließ sich von ihm begeistern. […] len Jahren. Dem deutschen Trompeter Till Alles Lob hat Mark Murphy über weite Brönner hat er sie zu verdanken. In dessen Strecken seiner Karriere indes nicht viel Berliner Studio nahmen die beiden mit dem eingebracht. 1963 hatte er, der von seiner Pianisten Frank Chastenier eine Reihe von Plattenfirma als neuer Dean Martin aufge- Balladen auf. baut werden sollte, mit einer markanten Standards mag man sie kaum nennen. Interpretation von „Fly Me to the Moon“ So schonungslos hat lange keiner mehr die einen Hit in Amerika. Doch schwappte zur alten Liebeslieder des Jazz gesungen gleichen Zeit die Musik der Beatles über den Josef Engels, Die Zeit 40/05 Atlantik – Pech für ihn. „Man kann sich gar nicht vorstellen, was der Sechziger-Jahre- Pop angerichtet hat. Er zerstörte achtzig Prozent dessen, was das Musikgeschäft in MARK MURPHY den sechzig Jahren zuvor hervorgebracht Once To Every Heart hatte“, sagt Murphy mit einem bitteren 06024 987 2410

Es lebe das Sehr poppig, aber kraftvoll swingend: JAMIE CULLUM Klischee! Der Beckham des Jazz

Beim Jazz Festival in Bath wurde dem verdankt er der Lage auf dem Plattenmarkt. Jungrocker plötzlich klar: Gute Musik kann Nachdem die singenden Pianistinnen Diana langweilig sein. Keine Bewegung, keine Show. Krall und Norah Jones mit Jazzpop Millionen Das war nichts für seine Generation. Was die umsetzen, suchte die Industrie nach männ- liebt, wusste Jamie Cullum. Seit seinem 16. lichen Pendants. Universal nahm den jun- ANNA MARIA JOPEK Lebensjahr verdiente er Geld in Pubs, auf gen Engländer unter Vertrag. Cullums Album Secret Betriebsfesten und Hochzeiten – als Schlag- „Twentysomething“ verkaufte sich mehr als 06024 987 0158 4 zeuger, Gitarrist, Keyboarder und Sänger. zwei Millionen Mal. Nun ist das zweite auf Meistens spielte er in Rockbands, aber auch dem Markt – sehr poppig, aber kraftvoll swin- mit Jazzern, die seine Väter und Großväter gend. Vielleicht ist dies der Weg, auf dem hätten sein können. Cullum gefielen die har- Cullums gleichaltrige Fans zu Coltrane finden. monisch schönen Jazzstandards – und die Ihn selbst würde das jedenfalls freuen. Töchter und Enkel der Jazzfans, die kamen, Hans Hielscher, KulturSpiegel 10/05 um den Außenseiter zu erleben. Denn der zierliche Jamie gleicht eher Kurt Cobain oder dem Fußballstar David Beckham als einem Jazzmusiker; zudem bearbeitet er die Kla- JAMIE CULLUM viertasten schon mal mit den Fäusten oder Catching Tales Ambitionierte Klischeebrecherin: ANNA MARIA JOPEK springt auf den Flügel. [… Den Durchbruch] 06024 987 3771

Eine Berliner Künstlerin hat Menschen nach den Stereotypen von europäischen Frauen gefragt und das Juni Ergebnis mit 17 typischen Europäe- Was GÖTZ ALSMANN anfasst, macht er zu Gold, rinnnen bebildert. Für die Polinnen so auch die Songs seines neuen „Kuss“. war die Befragung nicht besonders schmeichelhaft ausgefallen: „Blond, billig aussehend und Wodka trinkend.“ „Jazzfans begegnen ihm mit Skepsis, weil ‚Küssen‘ näher, verpackt in Party-Polka Jemand wie Anna Maria Jopek passt 05 der Swing zur leichten Unterhaltung degra- und einfühlsame Ballade. Zu erleben zunächst auch vortrefflich in dieses diert wird“, weiß Reiner Kobe in der Zei- ist eine ‚Nacht voller Seligkeit‘ oder Raster: Sie ist blond. Aber sie sieht tung „Der Sonntag“. „Tatsächlich bewegt ‚Hallo, schöne Frau’ neben Kleinoden nicht billig aus und sie trinkt auch sich der Sänger, Pianist und TV-Moderator wie ‚Ninon‘ oder ‚Roter Mohn’. Begei- keinen Alkohol. Dafür kann sie sehr Götz Alsmann an der Schnittstelle von Jazz stern können auch die beiden Als- gut singen. Mit ihrem ambitionier- und Easy Listening – in Tabuzonen also. mann-Originale ‚Ganz leicht‘ und das ten Folk-Pop-Jazz ist die Sängerin ‚Jazzähnliche Musik mit deutschen Texten‘ orientalische Instrumental ‚Couscous‘. ein echter Star in unserem östlichen nennt er seine Lieder in deutscher Sprache. Der Gitta-Lind-Schmachtfetzen ‚Blu- Nachbarland. Das wird sie in Deutsch- 17 davon hat er auf seinem neuen Album men für die Dame‘ erfährt im Strudel land auch bald sein, denn ihr neues versammelt. Es sind swingende Schlager von Geigen und Holzbläsern eine ganz Album „Secret“ mit englischsprachi- der 30er bis 60er Jahre, teils vorgetragen andere Wirkung, und die Übersetzung gem Repertoire, auf dem sie mit ihrer von überschaubarer Combo, teils von gro- von Aznavours ‚Oh, Sarah‘ hat sozial- dunklen und poetischen Stimme der ßem Orchester, vom Sänger selbst arran- kritischen Touch. Wer Alsmanns Musik Jazztradition neues Leben einhaucht, giert. Mit inspiriertem Klavierspiel und bisher als allzu seichte Unterhaltung ist eine der schönsten Platten des Jah- sonorer Singstimme bringt er das Thema abtat, wird eines Besseren belehrt.“ res. Pawel Sprawka, GÖTZ ALSMANN Szene Hamburg 10/05 Seite 6 Ausgabe 4 • Jahrgang 8 DDetailsetails

Jazz-Neuheiten Mehr zum Label auf Seite 9.

WILL DOWNING VARIOUS ARTISTS DIANA KRALL FEATURING THE SHIRLEY HORN MIGUEL ZENÓN BRANFORD MARSALIS Soul Symphony Impulsive! / Revolutionary Jazz CLAYTON-HAMILTON JAZZ But Beautiful - The Best Of Shirley Jíbaro Eternal GRP 06024 988 4075 Reworked ORCHESTRA Horn On Verve Marsalis Music 00116 613 3122 Marsalis Music 00116 613 3092 Impulse! 06024 988 3157 Christmas Songs Verve 00750 210 3801 MUSIKER: Will Downing: lead & backing MUSIKER: Miguel Zenón: alto sax, Luis Per- MUSIKER: Branford Marsalis: tenor & Verve 06024 988 2121 vocals, Chris „Big Dog” Davis & Rex Ride- MUSIKER/SONGS/REMIXER: George Rus- MUSIKER: Shirley Horn: piano, Hammond domo: piano, Hans Glawischnig: bass, Anto- soprano saxes, : piano, out: keyboards, Phil Hamilton, Eric D. nio Sánchez: drums : bass, Jeff „Tain” Watts: drums sell: Helluva-Town (SA-RA „GO” Remix) MUSIKER: Diana Krall: vocals, piano & B-3 organ (3) & vocals, Charles Ables: Jackson, Chuck Loeb, Dwight Sills, Rick SONGS: Seis cinco / Fajardeño / Punto SONGS: The Ruby And The Pearl / Reika’s / Charles Mingus: 2 BS (RZA’s Remix) arrangements, Clayton-Hamilton Jazz bass & guitar, Steve Williams: drums, Watford & Wah Wah Watson: guitars, Cubano / Aguinaldo / Chorreao / Enramada / Loss / Gloomy Sunday / The Lonely Swan / Chico Hamilton: El Toro (Remixed by Orchestra: Jeff Clayton: lead alto sax & Special Guests: Miles Davis: (2), Alex Al, Sekou Bunch, Melvin Davis, Ron- Villarán / Llanera / Mariandá / Jíbaro / Dinner For One Please, James / Mark de Clive-Lowe) / : flute, Keith Fiddmont: alto sax & clarinet, Wynton Marsalis: trumpet (7), nie Garrett & Mark Walker: basses, Mike Muldoon / Eternal Swing Low, Sweet Cadillac (Gerardo Rickey Woodard: tenor sax (solos) & clari- Orchestra arranged by Johnny White: drums, Bashiri Johnson: percus- Aufnahmedatum: 2004 Frisina Remix) / Chico O’Farrill: Spanish net, Charles Owens: tenor sax & clarinet, Mandel (6, 7 & 11), Alan Broadbent: sion, Audrey Wheeler Downing, Keith Aufnahmedatum: 2003/04 Rice (DJ Dolores Remix) / Gabor Szabo: Adam Schroeder: baritone sax & bass piano (11), Chuck Domanico: bass (11), Fluitt, John Stoddart: backing vocals, Mizrab (Prefuse 73 Remix) / Yusef Lateef: clarinet, Rick Baptist, Sal Cracchiolo, Clay Harvey Mason: percussion (11), Richard Armen Anassian, Darius Campo, Bruce Bamboo Flute Blues (Kid Koala Remix) / Jenkins, Gilbert Castellanos & William Todd: French horn (11), Ed Howard: bass Dukov, Michael Ferril, Lily Ho-Chen, Tif- : Attica Blues (Chief Xcel of Barnhart: , Ira Nepus, George (12-14), Roy Hargrove: trumpet (12 & fany Hu, Ana Landauer, Natalie Leggett, Ebenso erschienen: Blackalicious Remix) / Pharoah Sanders: Bohanan & Ryan Porter: trombones, 14), Buck Hill: tenor sax (14), George Marina Manukian, Michael Markman, MARSALIS FAMILY Astral Travel ing (Boozoo Bajou Remix) / Tommy Johnson: tuba, Rick Todd, David Mesterhazy: guitar (14) Horia Moroaica, Sara Parkins, Katia Oliver Nelson: Stolen Moments (Telefon Duke, Joe Meyer & Brad Warnaar: French A Jazz Celebration Popov, Rafael Rishik, Susan Rishik, Gil Tel-Aviv Remix) / Ravi Coltrane with Julie horns, Gerald Clayton: piano (7) / Tamir SONGS: I Just Found Out About Love / Marsalis Music 00116 613 3022 Romero, Amy Wickman & Roger Wilkie: Patton: At Night (Poem by John Coltrane, Hendelman: Fender Rhodes (10) & piano You Won‘t Forget Me / You Don‘t Know violins, Stephen Erdody, Dennis Karma- Composer/Producer Ravi Coltrane) (11), Alan Broadbent: piano (12), Randy Me / The Great City / Fever / If You Love MIGUEL ZENÓN zyn, David Low, Andrew Shulman & Ceci- Mehr zu dieser CD auf Seite 11. Waldman: keyboards, (12) Anthony Wil- Me (Really Love Me) / A Time For Love Ceremonial lia Tsan: cellos, David Blumberg: string son: guitars, : guitars (6 & / Come Dance With Me / Nice ‚N‘ Easy arrangements & conduction Marsalis Music 00116 613 3082 8), Stefon Harris: vibes (9), John Clayton: / But Beautiful / Here‘s To Life / Bonus SONGS: Put Me On / Crazy Love / What’s bass & arrangements, & Tracks: Jelly, Jelly / Loads Of Love / I HARRY CONNICK, JR. It Gonna Be? / A Promise / Make Time Ben Wolfe: basses, Jeff Hamilton: drums, Didn‘t Know What Time It Was Other Hours – Connick On Piano, Vol. 1 For Love / Soul Steppin’ / Will Still Loves Joe Porcaro: percussion, Emil Richards: Marsalis Music 00116 613 3042 You / Superstar / Heart Of Mine percussion (12), Johnny Mandel: arrange- Aufnahmedatum: 1963 bis 2005 ments & strings conduction (6, 8 & 12) Mehr zu dieser CD auf Seite 2. JOEY CALDERAZZO Bluestate Mehr zu dieser CD auf Seite 11. SONGS: Jingle Bells / Let It Snow / The Haiku Marsalis Music 00116 613 3112 Christmas Song / Winter Wonderland / Marsalis Music 00116 613 3052 I’ll Be Home For Christmas / Christmas Ebenso MUSIKER: Doug Wamble: guitar & Time Is Here / Santa Claus Is Coming BRANFORD MARSALIS vocals, Roy Dunlap: piano, Jeff Hanley: To Town / Have Yourself A Merry Little erschienen: Revealed bass, Peter Miles: drums Christmas / White Christmas / What Are Marsalis Music 00116 613 3062 SPECIAL GUEST: Branford Marsalis: You Doing New Year’s Eve? / Sleigh Ride NORMAN BROWN tenor sax (5) DOUG WAMBLE SONGS: If I Live To See The Day / / Count Your Blessings Instead Of Sheep The Very Best Of Norman Brown Country Libations Washing Of The Water / GRP 06024 988 6761 Mehr zu dieser CD auf Seite 1. Marsalis Music 00116 613 3032 The Homewrecker Hump / Antoine’s Pillow Rock / Rockin’ Jerusalem / Mehr zu dieser CD auf BRANFORD MARSALIS One-Ninin’ / No More Shrubs In WWW.JAZZECHO.DE HARALD SCHMIDT NILS PETTER MOLVÆR Casablanca / Have A Talk With God / Marsalis Music 00116 613 3012 Gone Away / The Bear And The Toad LiveMitSchmidt ER Deutsche Grammophon EmArcy 06024 987 4157 Mehr zu diesen CDs auf Aufnahmedatum: 2004 06024 987 4296 WWW.JAZZECHO.DE MUSIKER: Nils Petter Molvær: trumpet, PROGRAMM: Back In Tschechien / Es keyboards, basses, soundscapes, samples & werde Comedy / Hansi und Hegel / drum programming, Sidsel Endresen: voice (3 Zweistimmige Invention / Herr Andrack & 4), Elin Rosseland: voice (2), Eivind Aarset: Reissues kommt / Franz, Nervöse Ticks, Ratten / guitars, Erik Honoré: keyboards, Magne Furu- Fototermin im Saal / Papi spielt Orgel / holmen: piano (4), Ingebrigt Flaten: acoustic Kafka, volkstümlich / Henry und Joopi / bass, Rune Arnesen: drums & percussion, I Cried For You / Love Me Or Leave Me / Zabels Brille / Volkstheater und Hoch- Helge Norbakken: percussion (4 & 8), Pål P.S. I Love You / Too Marvelous For Words zeitsfotos / Htobias / Ticks plus Didi in „Strangefruit” Nyhus: programming, mixing, / Softly / I Thought About You / Willow Dresden / Fanfare / Willkommen im Stau vinyl channeling, drum programming, bass Weep For Me / Stormy Blues / Say It Ain’t / Jägerchor „Freischütz“ / Plötzlich in & production, Knut Sævik: programming, So / I’ve Got My Love To Keep Me Warm Harvard / Fanfare / Selbstkritik am frühen editing, mixing, drum programming, wah- / I Wished On The Moon / Always / Eve- Schmidt / Bejour, Claudette / Der ver- wah bass & production, Jan Bang: samples & rything Happens To Me / Do Nothing Till rauchte Musikmoderator / Hammerkla- drum programming, Reidar Skår: mixing & You Hear From Me /Ain’t Misbehavin’ / vier-Sonate, 2. Satz / Migräne im Intercity production I Don’t Want To Cry Anymore / Prelude / Tschuldigung, liebe Senioren / Unter SONGS: Hover / Softer / Water / Only These To A Kiss / (I Don’t Stand A) Ghost Of Things Count / Sober / Darker / Feeder / A Chance / When Your Lover Has Gone Donner und Blitz / Spielregeln Memory KEITH JARRETT JIMMY SMITH BILLIE HOLIDAY / Fanfare / Für Elvira Waninger / Fanfare Dancer / Gone With The Wind / Please Don’t The Impulse Years 1973–1974 Christmas ’64 The Complete Verve Studio Master Takes / Ich und Beckett und tschüss / Jupiter- Talk About Me When I’m Gone / It Had Symphonie, 1. Satz / Frohe Pfingsten / Mehr zu dieser CD auf Seite 2. Impulse! 00111 050 2372 (5 CDs) Verve 06024 986 2776 Verve 06024 988 0302 / (6 CDs, Limited Edi- To Be You / Nice Work If You Can Get Die Internationale (Für Hans R. Beierlein) tion, Auflage: 400 Exemplare) It / Come Rain Or Come Shine / I Got A MUSIKER: Keith Jarrett: piano, soprano MUSIKER: Ernie Royal, Danny Stiles & Right To Sing The Blues / What’s New? sax, tambourine, Indian flutes, Osi drum Joe Wilder: trumpets, Joe Newman: flu- MUSIKER: Billie Holiday: vocals, Harry / A Fine Romance / I Hadn’t Anyone Till & percussion, Dewey Redman: tenor sax, gelhorn, Jimmy Cleveland, Paul Faulise, „Sweets” Edison, Joe Newman, Charlie Sha- You / I Get A Kick Out Of You / Every- clarinet, Chinese musette, maracas & Chauncey Welsh: trombones, Harvey vers & Joe Wilder: trumpets, Bill Byers & thing I Have Is Yours / Isn’t This A Lovely tambourine, Sam Brown: guitar, Char- Phillips: tuba, James Buffington, Earl Jimmy Cleveland: trombones, , Budd Day? / Travelin’Light / I Must Have That lie Haden: bass, Paul Motian: drums & Chapin, Donald Corrado & Morris Secon: Johnson, Flip Phillips, Paul Quinichette & Ben Man! / / Lady Sings percussion, Guilherme Franco & Danny French‘s, Jimmy Smith: organs & arran- Webster: tenor saxes, Benny Carter, Gene The Blues / Strange Fruit / God Bless The Johnson: percussion gements, Kenny Burrell, Quentin War- Quill & Willie Smith: alto saxes, Romeo Pen- Child / Good Morning, Heartache / No SONGS: (If The) Misfits (Wear It) / Fort ren: guitars, Art Davis: bass, & que: alto & tenor saxes, bass clarinet, Danny Good Man / Do Nothing Till You Hear Yawuh / De Drums / Still Life, Still Life / Grady Tate: drums, George Devens: per- Bank: baritone sax, Tony Scott: clarinet, Oscar From Me / Cheek To Cheek / Ill Wind / (If The) Misfits (Wear It) [Alternate Take] cussion, Margaret Ross: harp, Billy Byers: Peterson: piano & organ, Hank Jones & Jimmy Speak Low / We’ll Be Together Again / All / Whistle Tune / Spoken Introduction / arrangements & conduction, Al Cohn: Rowles: piano & celeste, Wynton Kelly, Billy Or Nothing At All / Sophisticated Lady / Angles (Without Edges) [Unissued Take] / arrangements Taylor & Bobby Tucker: , Billy Bauer, April In Paris / I Wished On The Moon / VARIOUS ARTISTS JOHN COLTRANE Roads Traveled, Roads Veiled / De Drums SONGS: Songs: God Rest Ye, Merry Gen- Kenny Burrell, Herb Ellis, Barry Galbraith, Moonlight In Vermont / A Foggy Day / I Impulsive! Unmixed One Down, One Up – Live At The [Alternate Take] / Melting The Ice / The tlemen / Jingle Bells / We Three Kings / Freddie Green & : guitars, Aaron Didn’t Know What Time It Was / Just One Impulse! 06024 988 4317 Half Note Rich (And The Poor) / Blue Streak / Full- The Christmas Song / White Christmas / Bell, Joe Benjamin, Ray Brown, Red Callender, Of Those Things / Comes Love / Day In, suvollivus (Fools Of All Of Us) / Treasure Santa Claus Is Coming To Town / Silent Impulse! 06024 986 2143 (2 CDs) Leonard Gaskin, Milt Hinton, , Day Out / Darn That Dream / But Not MUSIKER/SONGS: George Russell: A Island / Introduction And Yaqui Indian Night / God Rest Ye, Merry Gentlemen Joe Mondragon & John Simmons: basses, For Me / Body And Soul / Stars Fell On Helluva Town / Charles Mingus: II B.S. / MUSIKER: John Coltrane: tenor & Folk Song / Le Mistral / Angles (Wit- Larry Bunker, Cozy Cole, Chris Hamilton, Gus Alabama / Say It Isn’t So / Our Love Is Chico Hamilton: El Toro / Gabor Szabo: soprano saxes, McCoy Tyner: piano, hout Edges) / Sister Fortune / Death And Aufnahmedatum: 1964 Johnson, Osie Johnson, Lennie McBrowne, Here To Stay / One For My Baby / They Mizrab / Dizzy Gillespie: Swing Low, Jimmy Garrison: bass, Elvin Jones: drums The Flower [Unissued Take] / Death And Ed Shaughnessy & Alvin Stoller: drums, Janet Can’t Take That Away From Me / Embrace- Sweet Cadillac / Clark Terry & Chico SONGS: Introduction And Announce- The Flower / Prayer / Great Bird / Prayer Putnam: harp, Ray Ellis: arrangements & con- able You / Let’s Call The Whole Thing Off O’Farrill: Spanish Rice / Archie Shepp: ment (by Alan Grant) / One Down, One [Alternate Take] / Inflight / Kuum / Vapal- Ebenso erschienen: duction, Leroy Lovett: musical direction / Gee, Baby, Ain’t I Good To You? / All The Attica Blues / Pharoah Sanders: Astral Up / Announcements / Afro Blue / Intro- lia / Backhand / Victoria SONGS: East Of The Sun / Blue Moon / You Way / It’s Not For Me To Say / I’ll Never Traveling / Yusef Lateef: Bamboo Flute duction And Announcement / Song Of VARIOUS ARTISTS Go To My Head / You Turned The Tables On Smile Again / Just One More Chance / Blues / Oliver Nelson: Stolen Moments Praise / Announcements / My Favorite Aufnahmedatum: 1973/74 New York For Lovers Me / Easy To Love / These Foolish Things / I When It’s Sleepy Time Down South / Mehr zu dieser CD auf Seite 4. Things Verve 06024 988 6436 Only Have Eyes For You / Solitude / Eve- Don’t Worry ’Bout Me / Sometimes I’m Mehr zu dieser CD auf Seite 11. rything I Have Is Yours / Love For Sale / Happy / You Took Advantage Of Me / Aufnahmedatum: 1965 VARIOUS ARTISTS Moonglow / Tenderly / If The Moon Turns There’ll Be Some Changes Made / ’Deed Mehr zu dieser CD auf Seite 3. Paris For Lovers Green / Remember / Autumn In New York / I Do / All Of You / Baby, Won’t You Please Verve 06024 983 4323 My Man / Lover, Come Back to Me / Stormy Come Home? Weather / Yesterdays / He’s Funny That Way Aufnahmedatum: 1952 bis 1959 Mehr zu diesen CDs auf / I Can’t Face The Music / How Deep Is the Mehr zu dieser CD auf Seite 4. WWW.JAZZECHO.DE Ocean? / What A Little Moonlight Can Do / Erscheint am 10.01.2006

Juli August LIZZ WRIGHT verführt mit „Dreaming Wide Awake“ Ausgerechnet mit einem Tribute- die Kritiker zu geradezu poetischen Beschreibungen. Album? Ein letzter Gruß an den großen Ray Charles.

Von der Redaktion der Zeitschrift „Audio“ populär gemacht) oder der Elvis- Das Album war eine Überraschung, die tatsächlich nur auf der gitarristischen Ebene 05 zur „audiophilen Pop-CD des Monats“ Costello/Diana-Krall-Bonustrack ‚Nar- Qualität dagegen kaum: „That’s What I statt: Sco hat den vollen Blues, zerrt die 05 gekürt, ist das Album schon Wrights zwei- row Daylight‘ (Folk pur). Jedes einzelne Say“ ist eines der besten, spannendsten Saiten, läßt die Höhen krachen. Er läßt die ter Poesiemotor: „Das scheinbar totge- der 13 Stücke strahlt, natürlich auch Tribute-Alben, fand im „JazzPodium“ Ibanez jammern und klagen, heulen und sungene, einst federleichte ‚A Taste Of ihre Kompositionen […] Wie im Debüt auch Alexander Schmitz: „Das ist, auch seufzen, aber er tut das – meistens jeden- Honey‘ ist bei der 25-Jährigen aus Geor- ‚Salt‘ mäandert Lizz Wright souverän wenn dieses Prädikat dem Anlass nicht falls – mit einer Härte des Ausdrucks, die gia durchdrungen von tiefem Empfinden, durch Jazz, Gospel, Folk, funky Groove unbedingt entspricht, eine ganz wit- jedem Anflug von (falscher) Sentimentalität umflort von einer Gospel-Aura – und es und Pop. Die vielfältigen Arrangements zige, vor allem aber deshalb hochin- von vornherein den Garaus macht. Wo es ist ihre ureigene Interpretation“, bemerkt sind delikat, Instrumente nuanciert teressante Angelegenheit geworden, bei Ray Charles immer noch abgerun- Claus Böhm in „Audio“. „Dieses Kunst- abgebildet, der Klang ist atmosphä- weil man ja nicht alle Tage einen Sco- dete Ecken in den Songs gab, sägt Sco stück gelingt ihr mit anderen Originalen, risch fein austariert. Die Essenz aber field hört, wie er fest im Ohr hängende wieder eckige Winkel hinein, läßt die welche die Messlatte hoch legen, ebenso: ist und bleibt diese wunderbar sonore Songs eines Helden mehrerer Genera- Ränder splittern oder kappt sie gleich Neil Youngs ‚Old Man‘ (bei ihr atmos- Stimme: Warm, echt, empfindsam und tionen auf gitarristisch unverkennbare ganz. Er darf das, Sco darf das. […] phärischer Intensiv-Folk mit Pop-Tönen), ausdrucksstark, bringt sie in jedem – Weise sagen wir: vereinnahmt. Aber Noch nie hat John Scofield so ‚schwarz‘ die Sixties-Hymne ‚Get Together‘ (von von Eisklötzen abgesehen – eine Saite diese Vereinnahmung, wenn man sie geklungen. Und noch nie hat er so gran- Jefferson Airplane und den Youngbloods zum Klingen.“ denn wirklich so nennen darf, findet dios mit einem Risiko gespielt…” LIZZ WRIGHT JOHN SCOFIELD Ausgabe 4 • Jahrgang 8 Seite 7 DDetailsetails

Verve Originals Mehr zur Serie auf Seite 3. Bossa auf Barclay Mehr zu diesen CDs auf Seite 10. ECM

OLIVER NELSON ALBERT AYLER LENY EVERSONG LUIZ BONFÁ TÂNIA MARIA ENRICO RAVA, STEFANO Live From Los Angeles New Grass Leny Eversong Le Roi De La Bossa Nova Brazil With My Soul BOLLANI & PAUL MOTIAN Impulse! 06024 988 4225 Impulse! 06024 988 4219 EmArcy 06024 983 2478 EmArcy 06024 983 2476 EmArcy 06024 983 3073 Tati

ECM 06024 987 0174 MUSIKER: Oliver Nelson: soprano sax, MUSIKER: Albert Ayler: tenor sax, vocals, reci- MUSIKER: Leny Eversong: vocals, MUSIKER: Luiz Bonfá: guitars & vocals, u.a. MUSIKER: Tânia Maria: piano & vocals, Alfred arrangements & conduction, Bobby tation & whistling, Burt Collins & Joe New- Paulinho: orchestra conduction SONGS: Bonfá nova / Cantiga da vida / Amor Houssepian: trumpet, flugelhorn, trombone, MUSIKER: Enrico Rava: trumpet, Stefano Bryant, Conte Candoli, man: trumpets, Garnett Brown: trombone, SONGS: Meu protesto / Jangada / Cabe- por amor / Dor que faz doer / Samba de duas Alain Hatot: saxes, José „Passarinho” Ruiz: Bollani: piano, Paul Motian: drums & Freddy Hill: trumpets, Lou Blackburn, Seldon Powell: tenor sax & flute, Buddy cinha no ombro / Pensando em ti / Na notas / Teu olhar triste / Lila / Você chegou / drums, Clovis Lobão: percussion, Jean-Fran- SONGS: The Man I Love / Birdsong / Tati Billy Byers, Pete Myers & Ernie Tack: Lucas: baritone sax, Call Cobbs: piano, organ Baixa do Sapateiro / Porque vivemos Santeleco / Balaio / Sorrindo / Bossa em ré / çois Jenny-Clark: bass, Aldo Romano: drums, / Casa di bambola / E lucevan le stelle trombones, & Frank Stro- & electric harpsichord, Bill Folwell: electric assim / Meu quarto vazio / Canta, Brasil Você chegou (Intro) / Saudade vem correndo Hubert Varron: cello, u.a. zier: alto saxes, Bill Perkins & : / Mirrors / Jessica Too / Golden Eyes / bass, Bernard Purdie: drums, Rose Marie / E nada mais / Águas de Saquarema / / Mania de Maria / Sincopado triste SONGS: Tatiana / Passarela / Pecados meus / tenor saxes, : baritone sax, Fantasm / Cornettology / Overboard / McCoy & Mary Maria Parks (aka the Soul Sin- Amei bastante Rua 17 B / Zé / Eu fui à Europa / Retrato em Frank Strazzeri: piano, : guitar Gang Of 5 (4 & 5), Monte Budwig: bass, Ed Thig- gers): vocals, Bert DeCoteaux: arrangements Aufnahmedatum: 1962 branco e preto / Para Chick / Idéias e ideais pen: drums & conduction Aufnahmedatum: 1958 Mehr zu dieser CD auf Seite 2. SONGS: Miss Fine / Milestones / I SONGS: New Grass – Message From Albert / Aufnahmedatum: 1978 Remember Bird / Night Train / Guitar New Generation / Sun Watcher / New Ghosts Blues / Down By The Riverside / Ja-Da / Heart Love / Everybody’s Movin’ / Free At Last! Aufnahmedatum: 1967 Aufnahmedatum: 1968

SIVUCA BADEN POWELL Samba Nouvelle Vague Le Monde Musical De Baden Powell EmArcy 06024 983 3078 EmArcy 06024 983 2801 TÂNIA MARIA STEFANO BATTAGLIA Via Brasil, Volume 1 Raccolto MUSIKER: Sivuca: accordion, Claude MUSIKER: Baden Powell: guitar, Alphonse GABOR SZABO Civelli: saxes & flutes, Marcel Hrasko: Masselier: bass, Arthur Motta: drums, Sil- EmArcy 06024 983 3098 ECM 06024 987 0670 (2 CDs) Spellbinder baritone sax, Bill Tamper: trombone, Guy vio Silveira: percussion, Françoise Waleh: MUSIKER: Tânia Maria: acoustic piano, MUSIKER: Stefano Battaglia: piano, Gio- Pedersen & Alphonse Masselier: bass, vocals (5), orchestra conducted by Paul Impulse! 06024 988 4223 MICHAEL WHITE Fender Rhodes & vocals, Hélio: bass, vanni Maier: double-bass (CD 1), Domi- Dimas Sedicas: drums & percussion, Silvio Mauriat nique Pifarély: violin (CD 2), Michele The Land Of Spirit And Light Boto: drums & percussion MUSIKER: Gabor Szabo: guitar & vocals Silveira & Ney de Castro: percussion, u.a. SONGS: Deve ser amor / Choro para Rabbia: percussion Impulse! 06024 988 4227 metrônomo / Adágio / Berimbau / Samba SONGS: Samba de Orly / Pot-pourri de (5 & 8), Ron Carter: bass, Chico Hamil- SONGS: Samba de uma nota só / Fala, SONGS CD 1: Raccolto / Triangolazioni / em prelúdio / Chanson d’hiver / Samba Jorge Ben / Até quem sabe / Abre alas / ton: drums, Willie Bobo & Victor Pantoja: amor / Maria Ninguém / Rosinha / Sempre Trisonic I / All Is Language / Our Circular MUSIKER: Michael White: violin, Prince triste / Berceuse a Jussara / Prelúdio / Fio maravilha / A cruz / Águas de março Song / Coro / Trisonic II / In Front Of The percussion / Rapaz de bem / Não me digas adeus / Lasha: piccolo, flute, alto flute & clarinet, Ed (Valsa de) Eurídice / Bachiana / Garota de / Bedeu / Não tem perdão / Pot-pourri Fourth Door / L’osservanza SONGS: Spellbinder / Witchcraft / It Ho-ba la-la / Recado / Deixa o breque pra Kelly: piano, Bob King: classical guitar, Cecil Ipanema Via Brasil SONGS CD 2: Lys / Canto I (Dell’agonia Was A Very Good Year / Gypsy Queen / McBee: bass, Kenneth Nash: percussion, mim / Desafinado / Rancho fundo / Flor de della terra) / Riconoscenza / Remi- Bang Bang (My Baby Shot Me Down) / Kenny Jenkins, Stanley Nash & unidentified abacate / É luxo só / Tico-tico (no fuba) / Aufnahmedatum: 1964 Aufnahmedatum: 1975 niscence pour violin et piano / Pourquoi? Cheetah / My Foolish Heart / Yearning / others: vocals Bahia / Feitiço da vila / Fita amarela / Apan- Ebenso erschienen: / Il circo ungherese / Veritas / Velario de Autumn Leaves – Speak To Me Of Love SONGS: The Land Of Spirit And Light (Part 1) marzo / Recitativo in memoria de Luci- hei-te, cavaquinho / Copacabana / Home- BADEN POWELL Ebenso erschienen: / The Land Of Spirit And Light (Part 2) / The nagem à Velha Guarda nao Berio / Canto II (Dell’agonia dei cieli) Canta Vinícius de Moraes e Paulo TÂNIA MARIA / Trois brouillons / ... Dulci declinant Aufnahmedatum: 1966 Land Of Spirit And Light (Part 3) / Fatima’s César Pinheiro Garden / Fiesta Dominical / O Ancient One / Via Brasil, Volume 2 lumina somno... Aufnahmedatum: 1963 EmArcy 06024 983 2799 Lament (Mankind) EmArcy 06024 983 2665 Mehr zu dieser CD auf Seite 10. Mehr zu dieser CD auf Aufnahmedatum: 1973 Mehr zu dieser CD auf www.jazzecho.de www.jazzecho.de

Sonet Blues Stories Mehr zur Serie auf Seite 4.

YUSEF LATEEF Psychicemotus Impulse! 06024 9884220

MUSIKER: Yusef Lateef: flute, bamboo flute, Chinese wind flute, tenor sax & tambourine, George Arvanitas: piano, Reggie Workman: bass, James Black: drums, Indian bell & percussion FREDA PAYNE OTIS RUSH EARL KING EDDIE BOYD LIGHTNIN’ HOPKINS SONGS: Psychicemotus / Bamboo Flute After The Lights Go Down Low And Sonet Blues Story Sonet Blues Story Sonet Blues Story Sonet Blues Story Blues / Semiocto / Why Do I Love You? / First Gymnopedie / Medula Sonata / I’ll Much More! Sonet 06024 986 9259 Sonet 06024 986 9260 Sonet 06024 986 9256 Sonet 06024 986 9258 Always Be In Love With You / Ain’t Mis- Impulse! 06024 988 4221 MUSIKER: Otis Rush: guitar & vocals, Bob MUSIKER: Earl King: guitar & vocals, Clarence MUSIKER: Eddie Boyd: piano & vocals, Chris- MUSIKER: Lightnin’ Hopkins: guitar & behavin’ MUSIKER: Freda Payne: vocals, Al DeRisi, Strokes: bass, Jessie Lawis: drums & vocals Ford: tenor & baritone saxes, Dave Lastie: ter Eklund: tenor sax, Peps Persson: guitar, vocals, Ira James: harmonica, Rusty Myers SONGS: Baby, What You Want Me To tenor sax, Maurice Richard: piano, George harmonica & backing vocals, Rolf Alm: bass, Jimmy Nottingham, Ernie Royal & Nick Tra- or Ozell Roberts: bass, Larry „Bones” Aufnahmedatum: 1965 vis: trumpets, Quentin Jackson & Alan Raph: Do? / Little Red Rooster / Whole Lotta French: bass, Bob French: drums Ed Thigpen: drums, Per „Stockholm Slim” Lovin’ / Got To Be Some Changes Made SONGS: Let’s Make A Better World / Trick Notini: backing vocals McCall: drums trombones, : valve trom- SONGS: Please Help Poor Me / Way Out bone, Phil Woods: alto sax, Seldon Powell / You Been An Angel / You Don’t Have To Bag / Do Re Mi / One And One / Time For SONGS: Lovesick Soul / I’m A Fool / Kindness In Abilene / Don’t You Call That Boogie & : tenor saxes, Sol Schlinger: Go / Trouble, Trouble, Trouble / Miss You The Sun To Rise / Always A First Time / Baby For Weakness / Tell The Truth / The Cannon- baritone sax, Hank Jones: piano, Jim Hall: So / Hold Your Train / You Been An Angel Sittin’ / Mama And Papa / The Panic’s On / ball / Black, Brown And White / It’s A Mellow / Swing In The Backyard / The Hearse Is guitar, Art Davis: bass, Gus Johnson & Walter BONUSTRACKS: You Been An Angel Come Let The Good Times Roll Day / Do Yourself A Favor / Dedication To My Backed Up To The Door / That Meat’s A Perkins: drums, Manny Albam: arrangements (Alternate Take) / You Been An Angel Baby / Zip Code / Bonus-Tracks: Do Yourself Little Too High / Let Them Little Things & conduction (Alternate Take) Aufnahmedatum: 1977 A Favor (Alternate Take) / Dedication To My Be True / I Been Burning Bad Gasoline / Aufnahmedatum: 1978 Baby (Alternate Take) SONGS: After The Lights Go Down Low / Don’t You Mess With My Woman / Water Sweet Pumpkin / Blue Piano / The Things We Aufnahmedatum: 1974 Fallin’ Boogie # Love To Do / Awaken My Lonely One / Sweet BONUSTRACKS: Born By The Devil / September / I Cried For You / ’Round Mid- Doin’ My Boogie night / Out Of This World / Lonely Woman / I GATO BARBIERI Wish I Knew / It’s Time Chapter Four: Alive In New York Aufnahmedatum: 1974 Aufnahmedatum: 1963 Impulse! 06024 988 4224

MUSIKER: Gato Barbieri: tenor sax & guiro, Howard Johnson: flugelhorn, tuba, bass clarinet & tambourine, Eddie Mar- tinez: Fender Rhodes electric piano, Paul J.D. SHORT SUNNYLAND SLIM Metzke: guitar, Ron Carter: bass, Ray Ebenso Sonet Blues Story Sonet Blues Story Armando: congas & percussion, Port- Sonet 06024 986 9254 Sonet 06024 986 9257 SNOOKS EAGLIN WITH HIS NEW inho: drums erschienen: SONGS: Milonga Triste / La china leoncia MUSIKER: J.D. Short: vocals, acoustic gui- MUSIKER: Sunnyland Slim: piano & vocals ORLEANS FRIENDS arreo la correntinada trajo entre la much- PHAROAH SANDERS Sonet Blues Story tar & harmonica SONGS: Couldn’t Find A Mule / Gonna Be / Talk To Your Daughter / Going To The achada la flor de la juvuntud (Part 1) / La SONGS: Starry Crown Blues / My Rare My Baby / Woman, I Ain’t Gonna Drink No Elevation Sonet 06024 987 1407 River / Oh! Red / Yours Truly / Travelling china leoncia (Part 2) / La china leoncia Dog / By The Spoonful / You’re Tempt- More Whiskey / Days Of Old / She’s Got A Impulse! 06024 988 4226 Mood / St. Pete, Florida Blues / A Teeny (Part 3) / La china leoncia (Part 4) / Bai- ing Me / Slidin’ Delta / I’m Just Wasting Thing Goin’ On / She’s So Mellow / Get Hip MUSIKER: Snooks Eaglin: vocals & guitar, My Time / The Red River Run / Help Me To Yourself / Bessie Mae / I Had It Hard / She Bit Of Your Love / Mustang Sally / Let The hia / Lluvia Azul Clarence Ford: tenor sax, Ellis Marsalis: piano, Mehr zu dieser CD auf Some /East St. Louis / Make Me Down Used To Love Me Four Winds Blow / San José A Pallet George French: electric bass, Bob French: Aufnahmedatum: 1975 WWW.JAZZECHO.DE Aufnahmedatum: 1973 Aufnahmedatum: 1974 drums Aufnahmedatum: 1978 SONGS: Down Yonder / No More Doggin’

September Oktober Mit „Goldene Zeiten“ schafft JOHNNY LIEBLING den Auf ihrem zweiten Album gingen NYLON auf Sprung aus dem Hamburger Szene-Underground. die Suche nach dem eigenen Profil.

Vom lokalen Szenetipp zur „audiophilen hat in ‚Angel Heart‘ für ein bisschen Sicher hatten Bands wie Element Of sionen alter Klassiker nur gebraucht, um 05 Pop-CD des Monats“ in „Audio“? Das sind Erfolg seine Seele dem Teufel vermacht. Crime Nylon den Weg geebnet, das den ganz eigenen Stil zu finden, den sie 05 wahrlich goldene Zeiten – und das Blatt So etwas gefällt Kris Kiel, dem Sänger musikalische Konzept der Berliner – alte nun auf ‚Eine kleine Sehnsucht‘ perfektio- stand alles andere als allein da mit seiner der Hamburger Band. Seine Combo UFA-Schlager in modernen Arrange- nieren“, sinnierte der „Stern“. „Der Sound Meinung: „Stellen Sie sich vor, Tom Waits besteht aus fünf Herren weit jenseits ments – war dennoch neu. Auf ihrem vereinigt Chanson, Schlager und tanzbare würde sich mit Element Of Crime auf eine der 30, allesamt erfahrene Musiker und zweiten Album „Eine kleine Sehnsucht“ Clubmusik, klingt gleichzeitig retro und kleine Jam-Session treffen, zufällig schneit lebenserprobt. Und das merkt man den ging Nylon (ein All-Star-Projekt mit ultramodern. [Sängerin Lisa] Bassenge dann noch Willy DeVille rein und singt Songs an: Sie sind reif, ihre Geschich- Musikern von Micatone, Atomhockey und Nylon haben sich getraut, die coole auf Deutsch Texte, die Charles Bukowski ten mit Weisheit und Erfahrung erzählt und dem Lisa Bassenge Trio) nun kon- Schwüle ihrer Musik mit eigenen Komposi- geschrieben hat“, skizzierte etwa „Brigitte“ – zum Beispiel ‚Karl‘, der Brief einer Frau sequent und mutig einen Schritt weiter, tionen weiterzuentwickeln. Das Ergebnis ist das musikalische Szenario treffend. „So in an ihren Ex. ‚Goldene Zeiten‘ heißt das reduzierte die Anzahl der Coverversion klasse. London mag popmusikalisch noch etwa klingt das bei Johnny Liebling. Der späte Debüt der Herren. Ich freue mich beträchtlich und zeigte vermehrt eige- immer das Zentrum Europas sein. Aber Ber- Sound ist eine Mischung aus Jazz, Polka schon jetzt darauf, mehr von ihnen zu nes Profil. „Vielleicht hat Nylon das lin holt auf.“ und Südstaaten-Blues, der Name von einer hören.“ erste Album mit den vielen Coverver- Filmfigur geklaut – jener Johnny Liebling

JOHNNY LIEBLING NYLON Seite 8 Ausgabe 4 • Jahrgang 8 DDetailsetails

DVDs

MARSALIS FAMILY BRANFORD MARSALIS SILJE NERGAARD A Jazz Celebration – Live In Amsterdam Live in Köln Marsalis Music 00116 613 3029 Marsalis Music 08749 460 0000 Universal Music 06024 987 4767

MUSIKER: Ellis Marsalis: piano (1 – 3, 5, MUSIKER: Branford Marsalis: tenor & soprano MUSIKER: Silje Nergaard: vocals, Tord Gus- 8 –12), Branford Marsalis: tenor & sop- saxes, Joey Calderazzo: piano, Eric Revis: tavsen: Steinway grand piano & Fender rano saxes (4, 8 – 11), : bass, Jeff „Tain” Watts: drums Rhodes electric piano, Björn Charles Dreyer: trombone (3, 8 – 11), : SONGS: A Love Supreme, Part 1: acoustic, electric & pedal steel guitars, drums (1 – 4, 8 – 11), Wynton Marsalis: Ac knowledgement / A Love Supreme, Part Harald Johnsen: double-bass, Jarle Ves- trumpet (4, 8 – 11), Harry Connick, Jr.: 2: Resolution / A Love Supreme, Part 3: Pur- pestad: drums piano (5, 6, 7 & 11), Roland Guerin: bass suance / A Love Supreme, Part 4: Psalm SONGS: Borrowing Moons / How Am I Sup- (1 – 4, 8 – 11), Ned Goold: saxophone posed To See The Stars / If You Love Some- (7), Lucien Barbarin: trombone (6 & 7), Aufnahmedatum: 2003 body (Set Them Free) / This Is Not America Arthur Latin: drums (7) Mehr zu dieser DVD auf Seite 9. / Keep On Backing Losers / The Waltz / Tell SONGS: The Surrey With The Fringe Me Where You’re Going / Dance Me Love / On Top / After / Sultry Serenade / Cain Be Still My Heart / Take A Long, Long Walk And Abel / Caravan / St. James Infirmary / Lullaby To Erle / Japanese Blue / En og en / Limehouse Blues / Swinging At The (On And On) Haven / Nostalgic Impressions / Struttin’ BONUSVIDEOS: I Don’t Wanna See You Cry With Some Barbecue / Twelve’s It / The / We Should Be Happier By Now / Be Still Party’s Over My Heart

Aufnahmedatum: 2001 Mehr zu dieser DVD auf Seite 2.

BOBBY MCFERRIN TERRY CALLIER DEE DEE BRIDGEWATER Live In Montréal Live In Berlin Live In Antibes & Juan-les-Pins EmArcy 06024 987 1763 EmArcy 06024 987 3402 EmArcy 06024 987 5228 (DVD)

MUSIKER: Bobby McFerrin: vocals & body MUSIKER: Terry Callier: vocals, Jim Mullen: MUSIKER: Dee Dee Bridgewater: vocals, u.a. percussion, Richard Bona: electric bass & guitar, Chris Kibble: keyboards, Gary Plumley: vocals, Jorane: cello, Tamango (from Urban flute & sax, Bosco de Oliveira: percussion, SONGS: Intro: Joe In A Blues / J’ai deux Tap): tap dancing, Évelyne Lamontagne Andy Kremer: bass, Alix Éwandé: drums amours (Two Loves Have I) / La mer (Beyond (from Cirque Éloize): acrobatics, Le Grand SONGS: Ordinary Joe / C’est la vie / Lazarus The Sea) / Ne me quitte pas (If You Go Away) Chœur de Montréal (conducted by Martin Man / I Don’t Want To See Myself (Without / Mon homme (My Man) / Et maintenant Dagenais): vocals You) / What Colour Is Love? / Fix The Blame (What Now, My Love?) / Que reste-t-il de SONGS: Improvisation style „Little Red / Blues For Billie Holiday / 4 Miles / Spartacus notres amours (I Wish You Love) / Dansez sur Book” / Improvisation With People On / What About Me? / Nobody But Yourself To moi (Girl Talk) / La belle vie (The Good Life) / Stage / Improvisation with Évelyne Lamon- Blame Avec le temps (With Time) / Les feuilles mor- tagne On The Trapeze (Extracts from the BONUSMATERIAL: Terry Backstage / Jim Mul- tes (Autumn Leaves) / La vie en rose (You’re opera „Carmen”) / Improvisation with the len (Interview) / Tower Records / Paul Weller Too Dangerous, Cherie) audience / Improvisation With Jorane: „Rio- (Interview) / Writing „Brother To Brother“ / pel” / Improvisation: „Gonna Move” / The Bob Jones (Interview) / Terry Callier (Inter- Konzertmitschnitte wie „Live In Montreux“ Jump / Drive / Ave Maria / Richard Bona: view) (1990) und „Live At Yoshi’s“ (1998) zähl- „Dina Lam” / Improvisation with Richard ten immer schon zu den Highlights in der Bona / Improvisation: „Country Stuff” Im Spätherbst letzten Jahres gab der jazzige Diskographie der ebenso dynamischen wie / Baby / Improvisation with Tamango: Folksinger und Songwriter Terry Callier sechs charismatischen Sängerin Dee Dee Bridgewa- „Well You Needn’t” / Bwee Do / Le Grand Konzerte in Deutschland, bei denen er sein ter. Mit der DVD „Live In Antibes & Juan-les- Chœur de Montréal: „It’s A Wonderful damals frisch erschienenes Album „Lookin’ Pins“, die gleich die Höhepunkte von zwei World / Circlesong One / Somewhere Over Out“ der Öffentlichkeit vorstellte. Während Festivalauftritten dokumentiert, legt sie nun The Rainbow / Medley from „The Wizard Callier mit seinen Platten in den ersten rund ein neues Meisterwerk mit Songs von ihrem Of Oz” / Melody from „Sun Concert 5” / zwanzig Karrierejahren nie den erhofften letzten Album „J’ai deux amours“ vor. Dem Sings walking off stage (aber eigentlich hochverdienten) Erfolg hatte französischen Publikum war das Repertoire, und 17 Jahre lang sogar überhaupt kein Stu- das Dee Dee bei diesen beiden Konzerten Bobby McFerrin ist dafür bekannt, dass er dioalbum aufnahm, war er als Live-Künstler bot, bestens bekannt, handelte es sich dabei sich – insbesondere bei Solo-Performances stets aktiver und vor allem auch erfolgreicher. doch um so großartige Chanson-Klassiker wie – nicht einfach auf eine Bühne stellt und „Live In Berlin“ wurde in der intimen Atmos- „Ne me quitte pas“, „Et maintenant“ und „La ein vorher bis ins Detail ausgeklügeltes Pro- phäre des Berliner Jazzclubs Quasimodo vie en rose“, die durch die Interpretationen gramm herunterspult. Bei dem Stimmakro- aufgezeichnet. Zu sehen und hören ist Terry von Jacques Brel, Gilbert Becaud und Edith baten spielen die freie Improvisation und Callier hier mit seiner „UK-Band“, wie er sie Piaf für immer im musikalischen Gedächtnis die spontane Interaktion mit dem Publikum nennt, einer auch bei uns bestens bekannten der Grand Nation verankert sein werden. Die eine ganz zentrale Rolle. Deswegen sind Live- und Album-Besetzung. Das Repertoire mutig neu arrangierten sowie mit Drive und seine „Konzerte“ eigentlich auch eher als umfasste neben Songs des damals aktuellen Herz vorgetragenen Interpretationen Dee Happenings zu bezeichnen, an die sich Albums „Lookin’ Out“ auch Callier-Klassiker Dee Bridgewaters rissen das Publikum – das die Zuhörer (und manchmal unversehens wie „Ordinary Joe“, „Spartacus“, „Lazarus nonchalant über kleine Diktionsschwächen Mitwirkenden) noch lange mit glänzenden Man“ und „I Don’t Want To See Myself (Wit- der Amerikanerin hinwegsah – zu wahren Augen zurückerinnern. Auf dieser DVD, die hout You)“. Außer dem Konzertmitschnitt Begeisterungsstürmen hin. 2003 beim Jazzfestival in Montreal aufge- gibt es auf dieser DVD noch Interviews mit zeichnet wurde, erschließt sich einem das Paul Weller, Jim Mullen, Bob Jones und natür- ganze Charisma Bobby McFerrins und sei- lich Terry Callier selbst sowie weiteres Bonus- ner Darbietungen. McFerrin ist hier sowohl Material zu sehen. solo als auch mit unterschiedlichsten Gäs- ten zu erleben: dem Kameruner Bassisten und Sänger Richard Bona, der kanadischen Sängerin und Cellistin Jorane, dem Grand Chœur de Montréal, der Trapezkünstlerin Évelyne Lamontagne und dem aus Franzö- sisch-Guayana stammenden Tap-Dancer Tamango. Und natürlich kommt auch das Publikum nicht ungeschoren davon und wird von Bobby McFerrin zum Mitwir- ken animiert. Die DVD „Live In Montréal“ bietet einem 105 Minuten kurzweiligster Unterhaltung von einem Künstler, der mit seinem Witz ebenso besticht wie mit sei- nen stimmlichen Fähigkeiten.

November MANU KATCHÉ hat schon für jeden gespielt, der Rang und Namen hat. Jetzt setzt er sich selbst ins rechte Licht.

Ohne die ungeheuer einfühlsamen, aber eine musikalische Situation geschaf- 05 stets groovenden Schlagzeugkünste Manu fen, die zunächst einmal ratlos macht“, Katchés wäre die moderne Musikwelt deut- schrieb „Jazzthetik“: „Da ist eine Tiefe, lich ärmer. Seit er 1986 Peter Gabriel auf die man nicht allein mit hörbaren „So“ begleitete, hat Katché mit etlichen Dimensionen erklären kann. Es mag der besten Pop-, Welt- und Jazzmusiker simpel klingen, Manu Katché Magie des ganzen Globus zusammengearbeitet. zu bescheinigen. Denn so inflationär Nun hat der französische Schlagzeuger dieser Begriff auch gebraucht wird, mit den europäischen Jazzlegenden Jan ist doch in unserer Zeit nicht wirk- Garbarek und Tomasz Stanko sowie den lich Platz für ihn. Doch scheint auch Stanko-Zöglingen Marcin Wasilewski und keine andere Vokabel zur Hand, um Slawomir Kurkiewicz sein ECM-Debütal- die Transzendenz der von Manu Kat- bum „Neighbourhood“ herausgebracht, ché initiierten Klänge hinreichend zu das das „JazzPodium“ als „Top-Anwärter treffen. Vielleicht sollte man über diese auf nationale und internationale Auszeich- CD weniger reflektieren, sondern sie nungen“ bezeichnete. „Manu Katché [hat] einfach immer wieder hören.” MANU KATCHÉ Ausgabe 4 • Jahrgang 8 Seite 9 PPorträtorträt

Seine ersten Signings kamen aus dem engeren Freundeskreis: Plattenboss BRANFORD MARSALIS

BBRANFORDRANFORD MMARSALISARSALIS

1960 Branford Marsalis kommt am 26.08. in Breaux Bridge, zur Welt. Der Jazz-Chef 1980 Nach seinem Studium an der Berklee BRANFORD MARSALIS polarisiert weniger als sein Bruder Wynton, aber der älteste Spross der „Royal Family des heutigen Jazz“ hat sich Widersprüche, School of Music spielt Branford in der Art Blakey Big Band, später Wortausbrüche und Achterbahnfahrten gegönnt, ohne je inkonsequent oder berechnend zu werden. Sein neuester Coup: ein eigenes Label. auch bei Blakeys Jazz Messengers.

1982–84 eipzig an einem letzten sonni- kurzem wird das Label außerhalb der sagte, das, was er macht, ist eigentlich ist total gut, wer ist das?‘ Also rief ich ihn Wenn du die Beatles nicht magst, bist du Branford wird im Quintett seines gen Herbsttag 2005. Branford USA von Universal Jazz vertrieben. „Als kein Jazz. Er kann so was nicht kontrol- an. Der Altsaxophonist Miguel Zenón gegen mich, gehörst nicht zu mir, fuck Bruders Wynton von den Medien zum Marsalis schlendert in grauer ich noch A&R-Manager bei Columbia lieren, und ich bin überhaupt nicht sauer spielte auf einer David-Sánchez-CD, die you! Das zieht immer weitere Kreise und „Jungen Löwen“ getauft, tourt dann Jogginghose und schwarzem T- war“, erinnert sich Marsalis, „schickte auf Jamie Cullum. Wenn du allerdings ich produzierte, so lernte ich ihn kennen. alles wird darin aufgesogen: Der Krieg mit Herbie Hancocks V.S.O.P. II und LShirt in die Hotelbar, vorbei an japani- mir ein Bekannter aus Philadelphia mal wissen möchtest, was meiner Meinung Man merkte, dass er viel im Irak. Hurrikan Katrina …“ spielt auf Miles Davis „Decoy“-Album. schen Touristen. Er bereue nichts, sagt ein Tape von einem schrecklichen Sän- nach Jazz ist, hör dir die CDs von mei- gehört hatte, aber während Steve Cole- Marsalis wuchs in New Orleans auf, er und bestellt Tee. Natürlich bereue er ger, schlimme Musik, schlimmer Gesang, nem Label an.“ mans Herangehensweise sehr mathema- im August 2005 gründete er den Hurri- 1983 nicht seine Reifeprüfung in der Band und dann stylte sich der Mann noch Was da so elitär klingt, bezeugt am tisch ist, brachte Miguel diesen Sound in cane Katrina Musicians Relief Fund, eine Branfords Solo-Debüt „Scenes In von Art Blakey an der Seite seines Bru- wie ein Zuhälter aus ‚Shaft‘, unglaub- Ende Marsalis’ Hingabe an den Jazz als ein melodischeres Format, das ist echt Hilfsorganisation für Musiker aus New The City“ erscheint bei Columbia. ders. Nicht die Arbeit mit und den lich! Dieser Bekannte rief mich dann an Weg. „Ich suche für mein Label nach schwer und beeindruckte mich.“ Gedan- Orleans, deren Wohnungen zerstört wur- Grateful Dead. Nicht die 18 Jahre bei und wollte ein Meeting. Ich sagte ihm: Musikern, die als Künstler wachsen wol- ken über ein Labelkonzept macht sich den. „Wenn du dich in Amerika um einen 1985 , vier davon als A&R- Hey, lass mal, vergiss es. Eher friert die len, ständig, von Jahr zu Jahr“, erklärt Marsalis überhaupt nicht. „Große Musi- Job bewirbst, sind die Standardfragen: Sein Eintritt in die Band von Sting Manager. Nicht einmal den Posten des Hölle zu, als dass dieser Typ gesignt er. „Mich interessieren keine Musiker, ker haben ihr eigenes Konzept. Wenn sie Wo kommst du her? Wo bist du gebo- schafft Kontroverse und großarti- Musical Directors in Jay Lenos „Tonight- wird. Dann rief er einen Vorgesetzten die jedem Album ein anderes Thema dich dazu brauchen, sind sie nicht gut“, ren? Wo warst du auf der Highschool? gen Pop auf den Alben „Dream Of Show“ zwischen 1992 und 1995. „Ich von mir an, und mein Chef meldete sich geben: ungarische Folkmusik, dann ein sagt er klipp und klar. Bist du in einer Organisation? Keiner The Blue Turtles“, „Nothing Like brauchte diese ganzen Umwege. Alles und fragte mich: ‚Stimmt es, dass du mit Frank-Sinatra-Tribute … Mich interes- fragt: Kannst du diesen Job machen? The Sun“ und „“. in allem kann ich mich sehr, sehr glück- XY kein Meeting willst? Das ist nicht die sieren Musiker, die auf der Suche nach Fuck the tradition! Deswegen schicken mir diese ganzen Kurz darauf gründet er seine eigene lich schätzen, kein Opfer der Popkultur Art, wie wir Geschäfte machen.‘ Obwohl ihren Fehlern, ihren Schwächen sind und Musiker auch ihre Lebensläufe und Visi- Band mit Pianist geworden zu sein“, fasst Marsalis zusam- wir keine Absicht hatten, den Typ unter an sich arbeiten wollen. Nimm Doug Nichts hat sich an seiner Treue zur Tra- tenkarten. Wir sind so aufgewachsen, und Drummer Jeff „Tain“ Watts, men. Der älteste der Marsalis-Brüder hat Vertrag zu nehmen, sollte ich also mit Wamble, du würdest seine Musik an sich dition geändert und an seinem Unmut und das ist der Hauptgrund, warum ich mit dem er heute noch spielt. es stets vermieden, auf einen Musikstil ihm essen gehen, lächeln und ihm auf vielleicht nicht Jazz nennen, aber der gegenüber moderner Schlampigkeit. Musik mit Sport gleichsetze. Im Sport ist oder eine Ära festgenagelt zu werden. die Schulter klopfen.“ Prozess, durch den er geht, um seine „Heutzutage ist die Einschätzung, was egal, auf welche Schule einer gegangen 1992 „Dadurch kann ich immer weiter wach- In seiner Heimat verschiebe sich die Band zu verbessern, ist der Jazz-Prozess. große Kunst ist, so selbstverliebt: ‚Fuck ist, im Sport wird gefragt: Kannst du ren- Nach Mitwirkung in Filmen wie sen, weiter lernen und immer wieder Kultur immer mehr von der Kunst zum Sie sind Jazzmusiker, und die Art, mit der the tradition‘, sagen sie, ‚die Tradition nen, kannst du springen, kannst du fan- „School Daze“ und „Throw Mama meine Meinung ändern“, kommentiert Entertainment, hat Marsalis bereits in sie an Songs herangehen, ist Jazz, den ist jetzt.‘ Diesen Egotrip findest du im gen? Und ich frage: Kannst du spielen? From The Train“ wird Marsa- Marsalis. „Ich muss nichts krampfhaft einigen Interviews betont. „In Amerika Sound von ‚Rockin’ Jerusalem’ auf Dougs Jazz, du findest ihn überall: ‚Was ist mit Das ist darwinistisch, es geht hier nicht lis als Bandleader von Jay Lenos verteidigen. Und das ist gut so, weil, werden immer zunächst die Massen, der neuem Album würde ein Nicht-Jazzmu- mir? Hier geht es jetzt um mich!‘, ‚John nur um Enthusiasmus.“ Steht Marsalis „Tonight-Show“ omnipräsent. ja, ich bin oft voreingenommen. Meine kleinste gemeinsame Nenner bedient“, siker nie hinbekommen. Doug legt es Coltranes Musik ist zu schwer, also spie- selbst nicht auch unter Existenzdruck, ganze Familie hat diesen Ruf.“ zieht er Bilanz. „Fang beim Fernse- nicht darauf an, einen Hit zu landen, um len wir sie nicht‘“, zitiert Branford seine mit seinem Label Platten zu verkaufen? 1994 hen an: Autounfälle, dann denselben Song Antagonisten. „Als wir unsere ‚Love Sup- „Das Label kostet viel Geld“, räumt Bran- Sein „Buckshot LeFonque“- Die Art, wie wir Geschäfte Wrestling-Shows, Jerry immer wieder zu spie- reme‘-Platte (‚Footsteps Of Our Fathers‘, ford ein, „das wusste ich, als ich anfing. Album gehört zu den High- machen Springer.“ Wie sieht’s len. Du findest heute 2002) veröffentlichten, haben sich Ich habe Glück. In meiner Familie ging lights des Dancefloor Jazz. mit dem kleinsten „Große Musiker nicht mehr viele sol- viele Leute aufgeregt: ‚Wie kann er das es nie um Geld. Mir ist Geld egal. Ich Marsalis erzählt gern, viel und interes- gemeinsamen Nen- che Musiker.“ Darum wagen?!‘ Aber von den Leuten, die diese kümmere mich sehr wenig um die Busi- 1997 sant. Sein eigenes unabhängiges Label, ner im Jazz aus? „Jazz haben ihr eige- nimmt Marsalis keine Musik wirklich spielen können, regte sich ness-Seite von Marsalis Music, das macht Marsalis ist A&R-Manager bei Colum- Marsalis Music, gründete er vor drei Jah- ist auch nur ein Wort“, Künstler unter Ver- keiner auf, nicht Alice Coltrane, auch meine Partnerin. Ich vertraue ihr, finde bias Jazzabteilung und bringt Künst- ren aus der Überzeugung heraus, dass stellt Marsalis fest. nes Konzept.“ trag, die nicht bereit nicht McCoy Tyner. Sie wussten, warum Musiker und mache Platten. Meine Frau ler wie David S. Ware zum Label. junge Jazzmusiker angesichts der Gleich- „Wenn der Begriff Jazz Branford Marsalis...... sind, ständig auf Tour wir dieses Album machen wollten. Wir verzweifelt, aber das ändert nichts. Als gültigkeit und des Pragmatismus in der heute populär ist, hab zu gehen. Die ersten wollen besser werden. Bevor ich letz- ich 35 wurde, rief meine Mutter an und 2000 Musikindustrie eine Chance verdienen. ich da keinen Einfluss Signings ergaben sich tes Jahr ‚Eternal‘ mit meinem Quartett fragte: Branford, wie fühlst du dich mit Mit dem Album „Contemporary „Die zwei Fragen, die Majorlabels immer drauf. Sie wissen nicht, wie Sie die Musik so ziemlich von selbst: „Harry Connick aufnahm, hab ich fünfzehn Jahre daran 35? Ich sagte ihr: Mom, es kann sein, Jazz“ gewinnt Marsalis seinen stellen, sind: Wie alt sind Sie und wie von Norah Jones sonst nennen sollen, Jr. kenne ich schon mein ganzes Leben gearbeitet, eine Ballade spielen zu kön- dass mein Leben halb zu Ende ist. Wenn dritten Grammy. sehen Sie aus? Es ist ihnen egal, wie sie Pop ist sie nicht.“ War nicht Jazz auch lang“, zählt Marsalis auf, „Doug ist ein nen. Die Leute, vor allem in Amerika, ich am Ende nur sagen kann, dass ich klingen, selbst im Jazz immer mehr. Des- mal Pop? „Als Tanzmusik, in den 30er Freund meines Bruders Jason, er kam verwischen aber lieber alle Spuren.“ Kohle gemacht habe, dann werde ich 2002 wegen schicken mir Künstler, die sich bei Jahren.“ „Und in den 50ern?“ „Nein, immer vorbei, wenn Jason zu Hause war. Amerikaner seien besessen von Geld und mir wie ein Versager vorkommen. Ich Marsalis gründet sein eigenes Label mir bewerben, auch Lebensläufe und vom Sound her nicht“, mäkelt er. „Nur Doug beeindruckte mich mit seinem wei- Status, redet sich Branford nun in Rage. gebe sie lieber aus, Marsalis Music ist Marsalis Music, auf dem im selben Bilder, ganze Mappen. Sie wissen nicht, weil da ein ‚straight ahead‘-Beat läuft, ist ten musikalischen Wissen. Er kennt einen „So viele Musiker sind lieber berühmt großartig, und dann sterbe ich eben Jahr das Tribute-Album „Footsteps was sie sonst tun sollen. Ich sage jungen irgendwas noch lange kein Jazz. Es gibt Haufen Jazzstücke, aber auch Country und mittelmäßig als wirklich gut und pleite.“ Of Our Fathers“ seines Quartetts Musikern immer wieder: Wenn ihr wirk- einen Unterschied zwischen Louis Arm- & Western, Bluegrass, Mississippi Delta unbekannt. Was du für Klamotten trägst, erscheint. Zusätzlich doziert er an lich gute Musik macht, dann braucht strongs ‚I Got A Right To Sing The Blues‘ Blues. Er hatte eine Band, von der noch was für ein Auto du fährst, was für Pro- Lesen Sie zum Jahreswechsel das der San Francisco State University. ihr keine Visitenkarten oder Bilder oder aus dem Jahr 1939 und seinem ‚Hello niemand je etwas gehört hatte, und die dukte du kaufst, was du für Musik hörst, ungekürzte Exklusivinterview Lebensläufe. Ich will eure Presseclippings Dolly‘ von 1960, wenn Louis heute noch wollte er auf dem Album. Keinen Sticker wo du lebst, werden zu Metaphern, die mit Branford Marsalis auf 2005 nicht lesen.“ Marsalis ist kein Theoretiker, am Leben wäre, würde er dir das gern à la: ‚Joe Lovano, Brian Blade, Branford dich als Person definieren. Es geht nicht www.jazzecho.de Neue Alben von Gitarrist Doug Wamble mit 45 hat er so ziemlich alle Seiten des selbst sagen: Kein Jazz, es hat Spuren Marsalis und viele andere Stars spielen mehr um diese Dinge an sich, sondern und Altsaxophonist Miguel Zenón Musikbusiness durchlebt, als Sideman, von Jazz, weil er ein Jazzmusiker war; mit auf dieser CD!‘ Das gefiel mir schon um sie als Symbole, Metaphern. Wenn erscheinen bei Marsalis Music. Bandleader, Score-Writer, Produzent ‚Fever‘ von Peggy Lee ist kein Jazz. Das mal. Seine erste CD bestand aus Versio- einer sagt: Ich mag die Beatles, und der BRANFORD und A&R-Manager. Auf Marsalis Music sind schöne Songs, ich liebe sie, aber nen von Popsongs, sehr cool umarran- andere sagt: Ich nicht! Dann geht es MARSALIS erscheinen auch die aktuellen Alben von sie sind kein Jazz. Ich las neulich ein giert. Meine Frau, sie ist kein wirklich nicht mehr um die Beatles als Band, son- Eternal ihm selbst und seinem Quartett, seit Interview mit Jamie Cullum, in dem er großer Musikfan, rief durch die Tür: ‚Das dern darum, auf welcher Seite du stehst. 00116 613 3092 Seite 10 Ausgabe 4 • Jahrgang 8 PPlanetlanet JJazzazz

Musik aus dem Quartier Brésilien Überflieger-Panorama: STEFANO BATTAGLIA BARCLAY RECORDS war eines der ersten europäischen Labels, das brasilianische Panorama am Piano Musik veröffentlichte. Nun öffnet es seine Tonarchive. Die Doppel-CD „Raccolto“ bietet einen Überblick auf

Zuletzt lacht LENY EVERSONG das erstaunlich breite Spektrum des italienischen Pianisten STEFANO BATTAGLIA.

rüher und nachhaltiger als in anderen ard Ruault in Paris das Licht der Welt erblickt gehende Musik geliefert hatten. Bonfá, der und brasilianischen Kollegen bestehenden ch finde es symbolisch bedeutsam“, Bassist Giovanni Maier und Schlagzeu- europäischen Ländern entdeckte man hatte. im Titel eines nun neu aufgelegten Albums Ensemble spielte er 1963 für „Samba Nou- I erklärt der Mailänder Pianist Stefano ger Michele Rabbia eröffnet Battaglia F in Frankreich den Charme der brasilia- Auf seinem Label Barclay Records brachte vielleicht ein wenig übertrieben zum „roi de velle Vague“ allerdings nicht nur Sambas Battaglia, „dass mein erstes ECM-Album Horizonte von spirituellem Lyrizismus. nischen Musik. Verantwortlich dafür waren der oftmals visionäre Produzent noch in den la bossa nova“ gekrönt wurde, spielte 1962 ein. Die Pianistin und Sängerin Tânia Maria eine Improvisation ist, frei und rigoros Maier kennt man als gefragten Bassisten der Filmregisseur Marcel Camus und seine 50er Jahren die ersten Alben brasilianischer eine Reihe von Sambas und Bossas ein, die verdankte ihrem Umzug nach Frankreich zugleich.“ Der 40-Jährige begann seine Italiens, er hat ein immenses Spektrum 1958 gedrehte Leinwand-Adaption des von Künstlerinnen und Künstler heraus. Acht man seltener zu Gehör bekommt, die sich wiederum gar ihre internationale Karriere. Karriere mit Klassik, als Teenager ent- in seiner Arbeit mit Cecil Tylor und Tony Vinícius de Moraes geschriebenen Büh- größtenteils seit langem nicht mehr erhält- aber hinter manch bekanntem großen Klas- Während man sie in ihrer Heimat weitestge- deckte Battaglia den Jazz. Scott, Richard Galliano und Butch Mor- nenstücks „Orfeu de Conceição“, zu der liche Aufnahmen aus dem Barclay-Katalog siker nicht zu verstecken brauchen. Die CD- hend ignoriert hatte, erregte sie mit ihren in Zum Ende der 80er Jahre hatte er sich ris abgedeckt. Mit dem französischen Vinícius mit Tom Jobim und Luiz Bonfá auch werden nun auf CD wiederveröffentlicht Wiederveröffentlichung enthält außerdem den 70er Jahren für Barclay aufgenommenen eine solide Reputation als Jazzpianist auf- Violinisten Dominique Pifarély anstelle die Musik schrieb. Der traditionellen Samba und lohnen es, (wieder)entdeckt zu werden. vier Stücke der EP „En direct du Brésil”. Vor Alben wie „Via Brazil“ und „Brazil With My gebaut und mit internationalen Stars wie Maiers konzentriert sich Battaglia auf CD und der noch jungen Bossa Nova half Camus Etwa das Album der fast völlig vergessenen, allem brasilianischen Künstlern, die sich in Soul“ in der restlichen Welt schnell Aufmerk- Dewey Redman und Steve Swallow gear- 2 mehr auf kollektives Zusammenspiel, damit international ebenso auf die Beine, 1984 verstorbenen Leny Eversong (bürger- Paris niederließen, bot Barclay eine Heimat. samkeit. Bleibt nur zu hoffen, dass diesen beitet. Dabei entwickelte Battaglia eine Timbre-Expeditionen und freie, aufge- wie dies wenig später auch amerikanische licher Name: Hilda Campos), einer schwer- Baden Powell unterschrieb schon wenige acht historischen Brazil-Raritäten noch viele starke Affinität zu Drums und Perkus- löste Rhythmen. Die Doppel-CD bietet Jazzmusiker wie und Charlie Byrd gewichtigen Diva, die in den 40er und Monate nach seiner Ankunft im November weitere aus dem Fundus der Barclay-Archive sion in Duos mit Tony Oxley, Michele so einen freien Blick über das große Pan- taten. Inspiriert von Camus’ Film widmeten 50er Jahren in ganz Lateinamerika ähnliche 1963 einen Plattenvertrag bei dem Label, folgen werden. Rabbia und Roberto Dani. Mittlerweile orama dieses Überfliegers. sich bald auch französische Produzenten den Erfolge gefeiert hatte wie die Peruanerin Yma für das er bis 1972 Aufnahmen machte. „Le umfasst seine Diskographie als Sideman brasilianischen Klängen: der frühere Platten- Sumac, um in den 60ern die USA zu erobern monde musical de Baden Powell“ entstand an die 60 Alben. Auf seinem ECM-Solo- und Buchhändler Pierre Barouh etwa, dem und mit Neal Hefti ins Studio zu gehen. Mit 1964, „Canta Vinícius de Moraes e Paulo Debüt möchte Battaglia das Piano „wie Universal Music unlängst mit der wunder- dem exzellenten Gitarristen (und Sänger) César Pinheiro“ 1977 für das Label Festival. LUIZ BONFÁ eine Leinwand benutzen“, es hier und da STEFANO baren Compilation „Samba Français Bossa Luiz Bonfá nahm für Barclay Records auch Auch den Akkordeonisten Sivuca hatte es Le Roi De von alten Mustern befreien. „Raccolto“ BATTAGLIA Nova“ huldigte, oder der legendäre Eddie einer der drei Protagonisten auf, die Camus’ Anfang der 60er Jahre nach Paris geführt. La Bossa Nova (zu Deutsch: Ernte) ist eine Doppel-CD, Raccolto Barclay, der 1921 unter dem Namen Edou- erfolgreichem Film einst die leicht ins Ohr Mit einem aus europäischen Jazzmusikern 06024 983 2476 die zwei verschiedene Trios featuret: Mit 06024 987 0670 Das doppelte Schmidtchen „LiveMitSchmidt“ ist ein Live-Mitschnitt, der den einmaligen HARALD SCHMIDT als die sprudelnde Improvisations-Fontäne von Kabarett-Kunst beleuchtet, die er – und nur er – ist.

r könne gar nicht anders, gestand Bühne weitermachen, wie Schmidt dem Abenden von „LiveMitSchmidt“ persönlich schonungslose Selbstkritik seines urzeitli- E Harald Schmidt kürzlich der „Zeit“. Journalisten André Müller in der Schweizer zugegen waren und überhaupt allen wird chen Solo-Programms „Schmidtgift“ mit Während seines einjährigen „Sabbaticals“ „Weltwoche“ erklärte: „Das ist eigentlich Harald Schmidts erste Audio-Veröffentli- ergreifenden Hörbeispielen. „Da ist viel vom deutschen TV habe er jeden Tag eine das tollste Gefühl, zu wissen, dass sich die chung in zehn Jahren ein wunderschönes Liebe drin“, schreibt Schmidt, Ex-„Dirty Sendung im Kopf gemacht. „Ich bin so. Leute lange vorher eine Karte kaufen, sich Pflaster aufs verweinte Lachauge sein. CD Harry“, allerliebster Kleinbildungsbürger Die Sendung ist quasi das Abfallprodukt.“ von zu Hause aufmachen und sich in eine 1 der Doppel-CD – ein vor Highlights nur und Multi-Preisträger, bekennender Hypo- Schmidts Abgang bei Sat.1 vor zwei Jah- ungemütliche Halle setzen, um mich zu so strotzendes Paket (siehe Details Seite 6.) chonder und zerstreuter Professor, der nach ren wurde zum medialen Großereignis sehen.“ Wenn das mal so einfach wäre, sich – enthält den Mitschnitt zweier Auftritte im 20 Karrierejahren als Solo-Entertainer zur erklärt, man nannte ihn „Gott“. Nach ein- nur in eine ungemütliche Halle setzen zu Gewandhaus Leipzig und in der Dresdner „intellektuellen Lichtgestalt“ der deutschen jähriger Kreativpause kehrte der „Confé- müssen, um den neben Thomas Gottschalk Messehalle. Aufgezeichnet wurden sie im Medienlandschaft avanciert ist. rencier“ (Schmidt über Schmidt) triumphal und Günther Jauch höchstbezahlten deut- Mai und Juni 2005. Mit von der Partie ist mit zwei wöchentlichen Shows in der ARD schen Fernsehstar live zu erleben. dort auch Schmidts treuer Vasall Manuel zurück. Die von ihm angestrebte „Unsterb- Besonders denjenigen, die ihn auf sei- Andrack. Auf der zweiten CD präsentiert lichkeit in der Größenordnung des öffent- ner letzten Tournee nicht sehen konnten Harald eine 60-minütige Kultursendung lich-rechtlichen Fernsehens“ hat er längst und auf der gerade andauernden Gastspiel- „im Stau und zu Hause“, liest dort Aus- erreicht. Selbst wenn ihn der letzte Sen- reise (siehe Tourdaten Seite 11) auch keine züge seiner Sensationsbiografie „Mulatten HARALD SCHMIDT der rausschmeißt, kann der „Adorno der Chance bekommen werden, natürlich in gelben Sesseln“ und liefert – essenzi- LiveMitSchmidt Nach Jahren endlich wieder auf CD: HARALD SCHMIDT TV-Unterhaltung“ als Kabarettist auf der den Souvenirjägern, die an jenen bunten ell für langjährige Schmidt-Fans – eine 06024 987 4296

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Die Diaspora macht Wellen

„The New Wave In Jazz“ ist seit jeher das Motto von Impulse. Für den Remix-Sampler KID KOALA, DJ DOLORES und GERARDO FRISINA „IMPULSIVE!“ hat das New Yorker Label Remixer aus aller Welt ans Mischpult gebeten.

st New York die schnellste Stadt der räuchert heute Teile des Originalmate- rechtfertigt den Kauf des ganzen Albums. Welt? Auf jeden Fall klingt es so in rials umso mehr. „Mein Gefühl, als ich Pharoah Sanders’ kosmisches Bewusst- I George Russells 1958er Hit „Helluva- meine erste E-Mail von Impulse bekam, sein erscheint in der Neuauflage seines Town“, dessen Scat von Jon Hendricks ist nicht zu beschreiben“, erzählt Gerardo magischen „Astral Traveling“ durch den heute noch jede Rap-Battle gewinnen Frisina, der auf „Impulsive!“ Dizzy Gille- Filter von Boozoo Bajous verdubbten und würde. In dem futuristischen Arrange- spies „Swing Low Sweet Cadillac“ remixte sanft säuselnden Klangbotschaften. Tele- ment hört man die ameisenhaften U-Bah- und bislang mit Veröffentlichungen auf fon Tel Aviv vergrößern Oliver Nelsons nen, Busse, Autos und Menschenmassen dem italienischen Neo-Jazzlabel Schema- ohnehin cineastisches „Stolen Moments“ förmlich auf einen zurasen. Das urbane Records bestach. zum Breitband-Epos, bevor sie es dann Tempo hat etwas zugelegt, und die Beats Diese neuen elektronischen Impulse mit den für sie typischen elektronischen sind noch ein bisschen größer gewor- der DJ-Diaspora auf „Impulsive!“ sind so Schleif- und Zirpgeräuschen zersetzen. den, wenn die Big-Beat-Version der New unglaublich, dass man gar nicht weiß, Das ungekrönte Highlight von „Impul- Yorker Sa-Ra Creative Partners den Big- wo anfangen: RZA machte sich an Char- sive!“ mag der untypischste Track des Apple-Song Russells heute im Zeitraf- les Mingus’ „IIBS“ zu schaffen, einem Albums, nämlich gar kein Remix, sein: fer übers Tanzparkett rollt. Lindy Hop? Song, der auf dem Album „Mingus Min- „Night“, Ravi Coltranes Tribut an seinen Breakdance? Ist doch eins! Stellen Sie gus Mingus Mingus Mingus“ erschien Vater, den Paten des Impulse-Mythos. sich eine Mischung aus den Neptunes und seitdem in vielen DJ-Playlists. DJ Ravi, längst selbst ein gefeierter Saxo- und Funkadelic vor, oder das Bindeglied Dolores alias Aragão de Melo aus dem phonist, vertont ein von John geschrie- JOHN COLTRANE, OLIVER NELSON und SA-RA CREATIVE PARTNERS zwischen Jay Dee und Andre 3000. Nicht Nordosten Brasiliens vermischt mit sei- benes Gebet, gesprochen wird es von nur Dr. Dre hält große Stücke auf Sa-Ra, nem Orquestra Santa Massa normaler- der in der New Yorker Downtown-Szene sie arbeiteten auch bereits mit Jurassic weise traditionelle Clubsounds mit dem bekannten Dichterin und Performance- 5, Bilal, Erykah Badu, Common, N.E.R.D „rural Maracatu“, dem Rap Brasiliens. Ein Künstlerin Julie Patton. „Night“ erinnert und . ganz anderes Rezept probiert er in seinem an Ursula Rucker, Cassandra Wilson und Mit der Remix-CD „Impulsive!“ hat das Remix von Chico O’Farrells und Clark Ter- Steve Coleman, spannt ganz analog den innovative New Yorker Impulse-Label eine rys „Spanish Rice“. Prefuse 73 alias Scott Bogen zurück bis in die 60er von John neue Richtung eingeschlagen, um sei- Herren taucht Gabor Szabos „Mizrab“ Coltrane, und klingt dabei so unpräten- nem Motto „The New Wave In Jazz“ treu in psychedelisches Soundgewaber, und tiös, wie jener es selbst auch war. bleiben zu können. Die oft instrumen- Kid Koala aus Vancouver/Kanada, der JazzLink: impulsive talen und noch öfter experimentellen erste nordamerikanische Künstler auf Originale lieferten den Remixern ganz Londons Legendenlabel Ninja Tune, andere Herausforderungen als etwa die macht ein kubistisches Cubase-Kunst- VARIOUS ARTISTS vokalen Jazzsongs der „Verve Remixed“- werk aus Yusef Lateefs „Bamboo Flute Impulsive! / Revolu- Reihe. Verve-Künstler wie Ella Fitzgerald Blues“. Der große Hip-Hop-Häuptling tionary Jazz Reworked und Astrud Gilberto wurden von ihren Chief Xcel von Blackalicious, seit den 06024 988 3157 Fans geliebt, den Impulse-Ikonen errich- frühen 90ern innerhalb der Solesides- teten ihre Anhänger Altare. Die politi- Crew einer der wichtigsten Impulsatoren sche und afrozentristische Überhöhung, des Genres, widmete sich Archie Shepps die Impulse in den 60er Jahren genoss – „Attica Blues“ aus der späten milderen, Black Panthers, die auf Konzerten von funkdominierten Schaffensphase des VARIOUS ARTISTS John Coltrane und Albert Ayler ihre Fäuste Saxophonisten. Allein Xcels Bearbeitung Impulsive! Unmixed TELEFON TEL-AVIV, YUSEF LATEEF und BOOZOO BAJOU reckten (siehe auch Seite 3) - beweih- der Basslinie dieses Shepp-Meilensteins 06024 988 4317

Der JazzEcho-Konzertführer Verrücktes Vorspiel Alle Angaben ohne Gewähr. Aktuelle Tournews Auf seinem zwölften Album beweist WILL DOWNING freitags unter www.jazzecho.de wieder einmal: Der Sitz der Seele ist die Kehle.

GÖTZ ALSMANN ENRICO RAVA – DUO MIT DADO MORONI 21.11.05 Essen, Colosseum 16.01.06 CH-Zürich, Tonhalle ill Downing, der samtstimmige On“ und geht dann „Soul Steppin’“. Dass 23.11.05 Wuppertal, Rex-Theater W Soulsänger aus New York, dessen auch „My Favorite Things“, ein auch von 25.11.05 Wesel, Städtisches Bühnenhaus HARALD SCHMIDT Discoversion von John Coltranes „A Love Coltrane verehrter Musical-Schlager, zitiert 02.12.05 Borken, Vennehof 21.11.05 Kassel, Stadthalle 06.12.05 Paderborn, Paderhalle 02.12.05 Ulm, Congress-Centrum Supreme“ schon Ende der 80er ein Hit wird, im prototypischen „Make Time For 07.12.05 Bad Arolsen, Stadthalle 16.12.05 Trier, Europahalle war, hat mittlerweile die Kunst des gesun- Love“, passt gut ins Selbstverständnis des Mengeringhausen 19.12.05 Mainz, Phoenix-Halle genen Nahkontakts perfektioniert. Als Fan jazzbegeisterten Smoothmeisters. „Dieses 08.12.05 Düsseldorf, Savoy Theater 09.12.05 Düsseldorf, Savoy Theater BOBO STENSON von Johnny Hartmann und Luther Vand- Stück definiert meinen Stil“, sagt er, „und 10.12.05 Rees, Bürgerhaus 21.01.06 Wittlich, Hotel Lindenhof ross umgarnt und umschmeichelt der der geht weit über die Fusion von Jazz und 11.12.05 Geldern, Aula Lise-Meitner-Gymnasium 22.01.06 Esslingen, Dieselstraße einstige Backgroundstar der New Yor- Soul hinaus.“ Seine „Soul Symphony“ zielt 15.12.05 Saarbrücken, Congresshalle 24.01.06 München, Unterfahrt 16.12.05 Mannheim, Capitol 31.01.06 CH-Zürich, Moods ker Studioszene seine Zuhörer auf „Soul auf weiche Kissen, sanfte Spitze (wenn man 17.12.05 Heilbronn, Harmonie Symphony“, seinem zwölften Album, das „Heart Of Mine“ glauben darf, macht seine 18.12.05 CH-Arosa, Humor Festival PHILIPP WEISS jetzt bei GRP/Universal erscheint, sogar Ehefrau Audrey Wheeler auch in Reizwä- 19.12.05 Nürtingen, Stadthalle K3N 15.12.05 Potsdam, Foyer Nikolaisaal noch mehr und noch enger als zuvor. sche eine gute Figur) und einsame Her- CARLA BLEY MIT SAVINA YANNATOU Zu eleganten Harmonien und elegischen zen. Nur wer tanzen will, muss andernorts STEVE SWALLOW, MÁRCIO DOCTOR, 24.01.06 A-Wien, Radio Kulturhaus Rhythmen wird da geschmust, gechillt, suchen. ENSEMBLE CONTRASTS KÖLN 25.01.06 Lörrach, Burghof 10.12.05 Essen, Philharmonie geknutscht, geherzt, gesprochen – und sich jede Menge geliebt. Alles im Dienst FRANK CHASTENIER & WDR BIG BAND der großen Herzenssache, versteht sich. 26.11.05 Köln, Philharmonie Gemeinsam mit seinen gewohnt guten Kol- 08.12.05 Lüdenscheid, tba. 09.12.05 Köln, Philharmonie TTopop TTenen legen Rex Rideout, Chris Davis und Ronnie 10.12.05 Dortmund, tba. Garrett sorgt Will für „Crazy Love“, beteu- ert „Will Still Loves You“, das er selbst als WILL DOWNING JAMIE CULLUM / SUPPORT: BEADY BELLE Wir haben Silje Nergaard um ihre „meine Version von Tupac Shakurs ‚Keep Soul Symphony 22.11.05 Hamburg, Große Freiheit Top Ten der besten Alben aller Die Kunst des gesungenen Nahkontakts: WILL DOWNING 23.11.05 Berlin, Passionskirche Zeiten gebeten. Sie muss sie neben Your Head Up‘“ bezeichnet, bittet „Put Me 06024 988 4075 24.11.05 München, Elserzusatzhalle dem Computer liegen gehabt ha- 25.11.05 Köln, Theater am Tanzbrunnen ben, denn die Antwort kam prak- TORUN ERIKSEN tisch postwendend: 02.12.05 Köln, Cologne Jazz Night

JAN GARBAREK & THE HILLIARD ENSEMBLE 1. RUFUS WAINWRIGHT Nach Redaktionsschluss 23.11.05 Chemnitz, Kreuzkirche IMPRESSUM Want 1 Fotos Nils Petter Molvaer hat seine Musik für endlosen Improvisationen und abstrak- ANNA MARIA JOPEK 2. JAMES TAYLOR Herausgeber Myriam Santos-Kayda, Lourdes Delgado, Sven 04.02.06 Halle/Saale, Opernhaus JT einen Remix-Wettbewerb zur Verfügung ten Harmonien, der braucht alle CDs der UNIVERSAL JAZZ, Berlin Fobbe, Bill Phelps, Kwaku Alston, Sebastian Schmidt u.a. 3. JONI MITCHELL gestellt und ermittelt den Gewinner aus „Verve For Lovers“-Reihe mit den bes- Konzept und Gestaltung JOACHIM KÜHN (solo) 55 international eingereichten Molvaer- ten Jazzballaden der namhaftesten Stars. TEQUILA\ GmbH, Hamburg Druck 10.12.05 Frankfurt, Alte Oper Blue Litho Axel Springer AG, Ahrensburg 4. BILL EVANS Bearbeitungen. Deren Spektrum reicht Die beiden neuesten Compilations sind RAWA Print & Neue Medien, Hamburg JOACHIM KÜHN & RABIH ABOU KHALIL You Must Believe In Spring von chillig-clubbig, über Drum & Bass zwei Städten gewidmet, in denen der Jazz Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit vorheriger schriftlicher Zustimmung des Herausgebers: 09.12.05 Braunschweig, Nord LB 5. DONNY HATHAWAY bis hin zu Nujazz- und House-Versionen. traditionell eine wichtige Rolle spielte: Fax: (030) 52007-2597, E-Mail: [email protected]. Anzeigen: Runze & Casper Verlagsservice OHG, Linienstraße 214, 10119 Berlin, Tel.: (030) 28018-0, Fax: (030) 28018-400, E-Mail: [email protected] In performance Die Gewinner werden nach Redaktions- New York und Paris +++ Die kanadische JOHNNY LIEBLING Ihre Adresse hat sich geändert? 12.01.06 Hamburg, Knust 6. JOÃO GILBERTO schluss auf www.jazzecho.de bekannt Trompetenlegende Kenny Wheeler Dann schicken Sie bitte eine Postkarte mit alter und neuer Adresse und unter der Angabe Ihrer Kundennummer 13.01.06 Bremen, Lila Eule (die Sie im Anschreiben über Ihrem Namen finden) an: JazzEcho, A-Nr. 5285, Postfach 90 06 41, 06058 Halle. Amoroso/Brasil gegeben, in Kürze auch der Gewinner- erhält die German Jazz Trophy 2005, 20.01.06 Wuppertal, LCB UNIVERSAL JAZZ, STRALAUER ALLEE 1, 10245 BERLIN 26.01.06 Aschaffenburg, Colos-Saal 7. AL JARREAU Titel über iTunes anzuhören sein +++ Wheeler wird für sein musikalisches Le- We Got By Der WDR sendet am 27.12.05, um benswerk geehrt. Die Übergabe und das SILJE NERGAARD 8. PAT METHENY 24.00 Uhr die sehenswerte Dokumenta- Preisträgerkonzert finden am 17. Dezem- 27.11.05 Bremen, Glocke 28.11.05 Hamburg, Musikhalle Travels tion „Peter Herbolzheimer - Ein Por- ber in Stuttgart statt +++ Nostradamus 29.11.05 Frankfurt, Alte Oper 9. STEELY DAN trät zum 70. Geburtstag“. Seit Jahren hatte Unrecht, immer noch dreht sich 30.11.05 Halle/Saale, Opernhaus Aja überfällig, hat sich die Sendung beispiellos unsere Erde und das noch ein bisschen 01.12.05 Kaiserslautern, Kammgarn 03.12.05 Berlin, Kammermusiksaal 10. RICKY LEE JONES an Leben und Werk des herausragenden beswingter, wenn nächstes Jahr neue Al- 04.12.05 München, Herkulessaal Ricky Lee Jones europäischen Posaunisten, Bandleaders & ben von Harry Connick Jr. und Anouar 05.12.05 Stuttgart, Liederhalle Arrangeurs abgearbeitet +++ Wer immer Brahem, aus den Staaten und der Sahara Komplette Händlerliste unter http://www.jazzecho.de 07.12.05 Düsseldorf, Tonhalle wieder bemängelt, Jazz bestehe einzig aus erscheinen +++ Seite 12 Ausgabe 4 • Jahrgang 8 Adventskalender

24 Tracks bis zur stillen Nacht Auch dieses Jahr möchten wir vom JazzEcho uns bei allen gewinnen. Das Los entscheidet, der Rechtsweg ist ausge- Fans bedanken und haben wie gewohnt den JazzEcho- schlossen, die Gewinner werden innerhalb von drei Tagen Adventskalender voll mit Leckereien gepackt. Jeden Tag vom per E-Mail benachrichtigt und erhalten ihre CD mit der Post. 1. bis 24. Dezember wartet unter www.jazzecho.de/advents- Aber das ist noch nicht alles: Einen Song aus jedem Album kalender ein hörenswertes Album darauf, entdeckt zu werden können Sie jeden Tag als Real-Audio-Stream genießen – in – oder gewonnen, denn jeder, der seine Adresse hinterlässt, voller Länge und natürlich gratis. hat jeden Tag die Chance, eine von drei CDs des Tages zu

Die Redaktion wünscht allen Lesern eine geruhsame Weihnachtszeit und ein rhythmisches 2006.

5 21 JOHNNY LIEBLING BEADY BELLE Goldene Zeiten Closer Track: Track: Closer Goldene Zeiten Die norwegische Jazzland-Lady Beate Damit es dieses Jahr unterm Tannen- 1 Lech und ihr Partner Marius Reksjø 18 baum nicht gar zu heimelig wird, 7 kommen auf ihrem aktuellen Beady- gehört dort unbedingt ein Exemp- DIANA KRALL Belle-Album nicht nur ihrem eigenen GÖTZ ALSMANN lar von „Goldene Zeiten“ hin. Die aus ELLA FITZGERALD Christmas Songs musikalischen Ideal „closer“. Auch die Kuss dem prallen Leben gegriffenen Songs Hello, Dolly Seelen und Beine ihrer begeisterten Track: der Hamburger Band Johnny Liebling Track: Track: Hörer bewegt ihr intimes Soulreggae- werden dem Fest eine Portion rauen Jingle Bells jazzbluessongwriting. Sonntags-Melodie Charme verleihen. Hello, Dolly Die Titelfrau schenkt uns noch ein Advent, Advent, ein Alsmann brennt. „‚Was kann man über Ella sagen? Nur, herrliches Weihnachtsalbum mit den Und zwar für glühend heiße Jazzschla- dass sie die Größte ist!‘ lässt außer swingendsten „Jingle Bells“ seit Glo- ger wie diesen hier, einst eine beliebte Acht, dass es immer Neues über sie zu ckengedenken. Zwölf Jubilierungen mit Greetje-Kauffeld-Nummer, jetzt die sagen gibt“, schreibt Leonard Feather der Clayton-Hamilton Big Band und perfekte Bossa Nova zu Kaffee, Kuchen zu „Hello, Dolly!“. Auf diesem Verve- zwei Arrangements von Johnny Mandel. und Kuss. Album von 1964 erneuert Ella auch 10 12 einen Beatles-Song, den B.B.-Blues „The Thrill Is Gone“ und „Volare“. Ein Fest! NYLON NILS PETTER MOLVÆR Eine kleine Sehnsucht ER Track: Track: Only These Wannsee ahoi Things Count Eingängige Lieder mit anspruchsvol- „Only These Things Count“ klingt, als len deutschen Texten und modernen hätte Nils Petter Molvær seine watti- 14 Beats? Für manche klingt das nach einer gen Trompetenklänge und die heisere 15 PHILIPP WEISS DAVID SANBORN Quadratur des Kreises. Für andere nach Stimme Sidsel Endresens in einer der You Must Believe In Closer Nylons neuem Album „Eine kleine Sehn- verschneiten Weiten Norwegens aufge- Spring sucht“. Vorsicht! Diese „kleine Sehn- nommen. Wohlig-frostige Schauer lau- Track: sucht“ kann schnell größere Sehnsüchte fen einem auch bei den anderen Songs Track: She Enchantment nach mehr wecken. seines neuen Albums „ER“ den Rücken Brought Me Back hinab. Bezaubernd ist nicht nur David San- Wer Philipp Weiss’ fantastisches Debüt- borns Interpretation des Horace-Silvers- album „You Must Believe In Spring“ Klassikers „Enchantment“, sondern jeder 24 gehört hat, der glaubt nicht nur an den einzelne Song seines letzten Albums VARIOUS ARTISTS Frühling, sondern auch fest daran, dass „Closer“. Selten ist dem Saxophonis- Spiegel Jazz History in Deutschland immer mehr Jazztalente ten der Balanceakt zwischen Kreativi- Box Set von internationalem Format heran- tät und Kommerz, zwischen Jazz und 6 8 reifen. Den Pianisten Steve Kuhn, der Rhythm’n’Blues so brillant gelungen. Track: John Coltrane VARIOUS ARTISTS Philipp mit seinem Trio Starthilfe gab, JAMIE CULLUM Impulsive! Revolutionary begeisterte der Münchener nachhaltig. Catching Tales Quartet: Soul Eyes Jazz Reworked Mit den swingenden Highlights aus Track: Get acht Jahrzehnten Jazzgeschichte, die in Track: Pharoah Sanders: Your Way der „Spiegel Jazz History“-Box stecken, Astral Traveling kann man mühelos die gesamten Weih- Wo Jamie ist, ist auch ein Weg: Mit nachtstage überstehen, ohne sich über Nicht zu einer winterlichen Schlitten- „Get Your Way“, der ersten Single von das musikalische Festtagsmenü noch fahrt, sondern zu einer klanglichen 19 3 MARK MURPHY „Catching Tales“, zieht der großartige weitere Gedanken machen zu müssen. Sternenreise lädt uns Pharoah Sanders MARK MURPHY Energiezwerg alle Register. Und seinen im Titel „Astral Traveling“ ein. Boozoo Once To Every Heart Midnight Mood Hut: Vor Thad Jones und Mel Lewis, Joe Bajous elektronische Bearbeitung für Williams, Allen Toussaint und Ex-Gorilla das fabelhafte „Impulse!“-Remix-Album Track: Do Nothing Track: Dan „The Automator“. Wie? Anhören! macht das meditative Original fast noch Till You Hear Jump For Joy transzendenter. From Me „Midnight Mood“ ist das Murphy-Meis- Altmeister Mark Murphy klingt auf terwerk der 60er überhaupt! Ein MPS- seinem neuen Album wie ein junger Klassiker mit Ronnie Scott, Sahib Shihab, Gott. Vielleicht auch, weil ihn die Mit- Francy Boland und Kenny Clarke, dessen arbeit seines Fans Till Brönner zu neuen Ellington‘sche Eröffnungsnummer jeden Gefühlshöhenflügen inspiriert hat. Ein Jazzfan zu Freudensprüngen inspiriert. schönes Spätwerk und seit Jahrzehnten 13 JIMMY SMITH 22 das beste Album des grammynominier- Christmas ‘64 ANNA MARIA JOPEK ten Genies. Track: Santa Secret Claus Is Coming Track: To Town Don’t Speak Seit Anfang des Jahres haut und tritt Don’t speak, just listen! Wer die musi- 17 Jimmy Smith seine Hammond B3 in der 16 kalischen Geheimnisse der polnischen 11 leider immer besser besetzten „heav- CHARLIE HADEN LIBERATION Sängerin Anna Maria Jopek entdecken SAMMY DAVIS JR. & enly“ Big Band. Wenn er auf „Christmas möchte, sollte dieser Empfehlung Folge GEORGE BENSON MUSIC ORCHESTRA CARMEN MCRAE ‚64“ die rote Mütze aufsetzt, läuten Not In Our Name leisten. Belohnt wird er mit elf glänzen- Boy Meets Girl Best Of George irdischen Orgelfans immer noch die den Songs aus den Federn von Sting, Benson Live Glücksglocken. Track: Van Morrison, Gwen Stefani und Anna Track: Baby, It’s Track: Breezin’ This Is Not America Maria Jopek. Cold Outside Mit „Breezin’“ sorgt George Benson in Der einst von Pat Metheny und David Dieses denkwürdige Duett bringt Car- der winterlich überheizten Wohnung für Bowie geschriebene Song „This Is Not men und Sammy vom Schnee in die eine willkommene, frische Brise. „Best America“ ist nur eines der neuen Pro- Kiste. Eines der coolsten Exempel ihrer Of George Benson Live“ ist die CD-Ver- testlieder, mit denen Charlie Haden und großartigen gemeinsamen Decca- sion der 2000 aufgenommenen DVD sein Liberation Music Orchestra der Aufnahmen, inklusive des kompletten „George Benson Absolutely Live“, auf Bush-Regierung auf „Not In Our Name“ Albums „Boy Meets Girl“, einiger Sing- der sich ein Hit an den anderen reiht. 4 den Marsch blasen. Für die ironischen 20 les und ihres „Porgy & Bess“. Spitzen sorgte Arrangeurin Carla Bley. REBEKKA BAKKEN OSCAR PETERSON Is That You? Motions & Emotions Track: Track: Sunny Is That You? Bobby Hebbs sonniger Ohrwurm Kristallklar und zerbrechlich wie eine von einem der sagenhaften MPS- Christbaumkugel wirkt Rebekka Bak- 9 Alben des kanadischen Pianogottes 23 kens Stimme gelegentlich in „Is That FRIEDRICH GULDA 2 VAROUS ARTISTS Oscar Peterson. Arrangiert von Claus You?“, dem countryangehauchten LIZZ WRIGHT Midlife Harvest Mojo Club 12 – Ogerman, der auch das Orchester leitet, Titelsong ihres neuen Albums. Auf dem Dreaming Wide Awake Feeling Good bringt diese Version die hochmütigsten Track: Finale aus beweist sie aber in rockigen und funki- Track: Herzen und den tiefsten Schnee zum „Suite for Piano, gen Songs, dass sie spielend auch ganz Track: Lainie Kazan: andere Töne anschlagen kann. I’m Confessin’ Schmelzen. E-Piano and Drums“ Feeling Good Wir gestehen, dass wir sie lieben. Mit Das Enfant terrible Friedrich Gulda hat mit Lainie, Tochter der Theater- und Film- „I’m Confessin’“ von „Dreaming Wide seinen nie kalkulierbaren, exzentrischen legende Elia Kazan, kommt mit diesem Awake“, ihrem von Craig Street produ- Auftritten sicherlich manchem Veranstal- Titelstück des zwölften Mojo-Samp- zierten Fünf-Sterne-Album, erwidert ter eine schöne Bescherung bereitet – und lers zu späten Ehren. „Feeling Good“, Lizz Wright unsere Gefühle. Ein Song- dies nicht nur zur Weihnachtszeit. Im mit seinen 24 Traumtiteln, lässt sich traum, nicht nur unterm Weihnachts- Finale seiner „Suite For Piano, E-Piano And nebenbei auch bestens als akustischer baum. Drums“ besinnt er sich auf seine Tugen- Adventskalender einsetzen. den und sein pianistisches Genie.