„Take the long way home“

Supertramp-Cover-Band „Cannonball“ spielte am Freitagabend im Universum

Von Nicolas Bröggelwirth

Bünde. Den halben Kontinent haben sie schon begeistert. Die belgischen und französischen Musiker um den Keyboarder Walter Prevoo hinterließen in den Benelux-Staaten und Frankreich schon häufig ein begeistertes Publikum. Jetzt führt der Weg der - Tribute-Band, die als sehr originalgetreu gepriesen wird, weiter durch Europa. Am Freitagabend waren „Cannonball“ im Universum zu Gast.

Universums-Chef Dirk Kaiser hatte an jenem Abend eine neue Idee: Teilbestuhlung. Vor der Bühne konnte man nah an der Band stehen, doch im hinteren Bereich des Saales gab es noch genügend Möglichkeiten, sich auch hinzusetzen. So verteilten sich die Gäste auch zu Beginn ganz unterschiedlich. Die Bühne war vollgerammelt mit Instrumenten und Technik. „Cannonball“ bestand an diesem Abend aus Schlagzeug, Gitarre, Baß, Saxophon, zwei Keyboards und einem Sänger. Supertramp hat so viele Hits produziert, dass Klassiker wie „Logical song“ und „School“ schon sehr früh präsentiert wurden. Die Musiker hatten dabei sichtlich Spaß an ihrem Auftritt, lachten stets einander an, und das mag nicht zuletzt der Grund dafür gewesen sein, dass sie Swing, Groove, Mood und Feeling von der ersten Minute an ins Publikum transportieren konnten. Auch die sitzenden Gäste wippten mit den Füßen, Klatschten und Schnippten mit den Fingern, bisweilen sangen sie mit. Und mit dem größten Erfolg von Supertramp auf dem deutschen Markt „It’s raining again“ ging es nach kurzweiliger Zeit in die Pause. Manche mögen die Melodieverläufe einiger Supertramp-Songs als ziemlich infantil bezeichnen. Gerade bei ihren größten Hits lässt sich das schwer bestreiten, und ein einziger Sprung in eine parallele Tonart rettet die Kompositionen nicht wirklich. Was also macht die Faszination ihres Klangs aus? Es sind die Synkopen, die Loops mit Siebzigerjahre-Charme, der Falsettgesang, die Instrumentierung, kurz gesagt: das ganze Arrangement. Und das muss man als Cover-Band auch so auf die Bühne bringen. „Cannonball“ kann das. Bis in die Details wurde von den Musikern fein hingehört. Dass man beim Augenschließen tatsächlich eine akustische Illusion von hätte, bleibt allerdings eine Behauptung. Nach der Pause standen bereits mehr Leute als saßen, auch wenn sich die Massen nicht so recht ganz nah an die Bühne trauten. „Take the long way home“ und „“ animierten jedoch viele dazu, lebhaft mitzutanzen. „Fool’s Overture“, „Dreamer“, „“, „Cannonball“ und „Crime of the century“ rundeten das Programm mit bekannten Klängen ab. Die Bemühungen, das Bünder Publikum zum Mitsingen zu bewegen, versandeten leider ein wenig. Musikalisch gesehen war die Show auf der Bühne aber dennoch vom Allerfeinsten. Bei einem so gelungenen Abend gilt es aber, nicht allein die Musiker zu würdigen. Auf der Bühne drängten sich so viele Instrumente und Menschen, die alle von der PA abgenommen und ausgeleuchtet werden wollten. Alles das hat Marcel Müller, Veranstaltungstechniker des Universums, in Personalunion außergewöhnlich gut gesorgt. In differenziertem Klang legte er die Instrumente und Stimmen übereinander, ohne dass sie zu einem Einheitsbrei verkocht worden wären. Und die Gefahr war bei diesem Event besonders groß. Das Konzert war mit gut einhundert Besuchern leider nicht ausverkauft. Die, die dabei waren, waren begeistert, und die, die nicht dort waren, haben definitiv etwas verpasst, was man ihnen so bald möglicherweise nicht mehr vor die Haustür liefern wird. „Cannonball“ hingegen nehmen den langen Weg nach Hause, weiter durch Europa.

*Info-Box* Supertramp - wurde 1969 in Großbritannien gegründet. Die bekanntesten Mitglieder sind Roger Hodgson und Rick Davies. - von 1974 bis 1983 erlebte die Band unter dem Produzenten Ken Scott (David Bowie, Elton John) ihre erfolgreichste Phase. - Gründungsmitglied, Texter und Sänger Richard Palmer-James lebt seit 1976 in München und schrieb unter anderem Songs für Haddaway und Mireille Mathieu, „Samurai“ für Michael Cretu und „Maria Magdalena“ für Sandra. - nur eine einzige Single schaffte es in Deutschland in die Top Ten („It’s raining again“, 1982, Platz 3), aber sieben Alben waren unter den Top Five, zwei davon auf Platz 1 (u.a. „Breakfast in America“, 1979) - mit Rick Davies war „Supertramp“ bis Mitte letzten Jahres auf Welttournee, die sie ein Jahr zuvor in Halle begonnen hatten. Die Gründungsmitglieder sind mittlerweile zerstritten.