Bevor Hitler Kam

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Bevor Hitler Kam „Jede Kultur ist national... Der Sozialismus und der nationale Gedanke sind also nicht nur keine Widersprüche, sie gehören notwendig zusammen. Jeder Versuch, den nationalen Gedanken zu schwächen, muß, wenn er Erfolg hat, den Reichtum des Menschengeschlechtes vermindern... Der Nationalismus muß also doch etwas anderes sein als etwa eine atavistische Erscheinung, als ein verwerflicher Chauvinismus; seine Wurzeln müssen tief ins menschliche Erdreich gehen. Die Geschichte ist nichts anderes als die Geschichte von Völkern und von Staaten, in denen sie sich ausleben. Das Volk ist die Grund- und Ur-tatsache alles menschlichen Geschehens. Wer diese Tat-sache übersehen oder theoretisch 'überwinden' will, wird immer Schiffbruch leiden ..." ENGELBERT PERNERSTORFER Vorstandsmitglied der Sozialdemokratischen Partei Österreichs (gest. 1918) D I E T R I C H BRONDER BEVOR HITLER KAM Eine historische Studie 2. erweiterte Auflage 1975 VORWORT ZUR I. AUFLAGE Das vorliegende Buch verdankt seine Entstehung einer Vor- lesungsreihe über den Nationalsozialismus. Als dabei der erste Abschnitt über die Ideologie und geistige Entwicklung des Dritten Reiches überraschende und interessante Ergebnisse zeitigte, wie sie bisher in dieser geschlossenen Form der Öffentlichkeit wohl nicht bekannt waren, entschloß sich der Verfasser, sie in Druck zu geben. Es wird dabei angenommen, daß sich ein großer Kreis von Lesern für unser Thema findet. Einmal unter den an der neueren Geschichte durchaus interessierten Menschen, welche die schwere jüngere Vergangenheit des deutschen Volkes leidend oder handelnd miterlebt haben und in gemessenem Abstand von den Dingen zu den Quellen herabsteigen möchten. Dabei werden besonders wohl Eltern und Erzieher gerne auf eine Darstellung des Hintergrundes der nationalsozialistischen Bewegung zurückgreifen, die ihnen zu deren Verständnis eine große Stoffülle bietet. Zum anderen aber sollen vor allem die nach 1945 herangewachsenen Generationen an dem Entstehen einer politischen Bewegung lernen, wie wenig damit getan ist, politische und historische Vorgänge in Schwarz- Weiß zu malen oder plump zu vereinfachen. Ein Beispiel dafür bot jener junge Oberschüler in Hannover, der in einer Diskussion vor dem Stadtjugendring über den Nationalsozialismus sagte: „Entweder waren unsere Eltern alle Verbrecher oder politische Trottel. Wie aber soll man solche Menschen noch erziehen?" Eine geschichtliche Unterrichtung, die zu derartigen Ergebnissen kommt, ist wohl das Letzte, was man sich in der Ausbildung unserer Jugend erlauben darf. Auch derartigen Fehlurteilen soll die vorliegende Arbeit auf den Leib gehen. VORWORT ZUR II.AUFLAGE Elf Jahre nach Erscheinen meines damals großes Aufsehen er- regenden Buches „Bevor Hitler kam", das längst vergriffen ist, nach dem aber immer wieder gefragt wird, findet sich ein mutiger Verlag in der Schweiz zu einer Neuauflage bereit. Das Buch fand seinerzeit große Zustimmung, aber auch empörte Ablehnung, die so weit ging, daß man es verbieten oder verbrennen wollte. Es wurde als eine „Gefahr in der Hand des Lehrers und schon gar des Schülers" angesehen, und der Autor hatte mancherlei Nachteile zu erleiden. Man warf ihn aus Kuratorium und Dozentenschaft der Volkshochschule Hannover hinaus, weil er es gewagt hatte, eigene Meinungen in dem Buch und in den vorausgegangenen Vorlesungen zu äußern. Das ist längst vorbei. Und dennoch fand sich in der Bundesrepublik Deutschland, nachdem der Pfeiffer-Verlag Hannover nicht mehr bestand, der den ersten Druck vornehmen ließ, trotz Anzeige im Börsenblatt des Deutschen Buchhandels und trotz gegenwärtigem „Hitler-Boom" kein Verlag bereit, eine Neuauflage zu unternehmen. Um so dankbarer ist der Autor, daß seine mühevolle Arbeit nicht untergeht und Marva in Genf zu einem Neudruck bereit war. Denn bis heute gibt es immer noch nicht eine solche Zusammen- stellung von Fakten über die geistigen Wegbereiter des National- sozialismus, wie sie in „Bevor Hitler kam" zu finden sind. Man hat den Vorwurf erhoben, das Buch sei ein „umgestülpter Zettelkasten" — aber gerade das soll es ja auch sein, da alle Betrachter unserer jüngeren Vergangenheit beträchtliche Wissenslücken aufweisen und sie hier auffüllen können. Bekannte Autoren über Hitler und seine Zeit wie Fest und Maser (u. a.) haben das vorliegende Werk auch mit herangezogen. Natürlich mußten sich in einem Buch mit solcher Fülle von Fakten auch etliche Fehler einschleichen. Es ist in dieser Neuauflage versucht worden, sie weitgehend auszumerzen. Außerdem wurden sowohl im Text wie in den Anmerkungen so viele Nachträge eingearbeitet, daß man wohl mit Recht von einer „erweiterten Neuauflage" sprechen kann. Der Autor dankt dem Verlag für seine Bereitschaft zur Neuauflage und seiner Frau Winnie für Mithilfe bei der Textdurchsicht. Hannover, Sommer 1975 Dietrich Bronder KURZE INHALTSÜBERSICHT 1. Kapitel Politisches Philosophieren: Nietzsche und sein Kreis, Baeumler, Spengler, Gebrüder Jünger, Klages, H.Schwarz, Krannhals, Carlyle, Levy-Bruhl und Bergson ... 19 2. Kapitel Theorie des Staates: Fichte, Hegel und sein Kreis, F. J. Stahl und sein Kreis (Kreuzzeitung), Lassalle, Hofmanns thal, das Preußen tum, A. H. Müller, v. Haller und die Gerlachs.......................................................................................... 33 3. Kapitel Staats- und Wirtschaftsreform: List, wirtschaftlicher Historismus (Roscher, Wagner u. a.), Ruhland, Feder, M. Weber, Tönnies, Spann, Gertrud Bäumer, E. Krieck, C. Schmitt und die Reichsreform ....................................................... 47 4.Kapitel Der Traum vom Dritten Reich: Görres, Frantz, Moeller v. d. Bruck, die Jungkonservativen, George und sein Kreis und Edgar Jung ..............................................................60 5.Kapitel Großdeutsches Bemühen: Paulskirche und Alldeutscher Verband, Deutschland, Österreich und Deutsch-Österreich bis 1933...........................................................................................74 6. Kapitel Der Beitrag der Künstler: u. a. v. Molo, Brehm, Kol- benheyer, Binding, Carossa, W. Schäfer, G. v. Le Fort, Blunck, Th. Mann, Benn, Beumelburg, Burte, R. A. Schrö der, Stammler, Vesper, Wehner, P. Ernst, Johst, Löns, Winnig, Flex und andere Kriegsdichter......................................... 85 7. Kapitel Deutscher Nationalismus: E. M. Arndt, F. L. Jahn, Körner, Schenkendorff, Fallersieben, Lagarde, F. Naumann und sein Kreiß (Heuß), Bismarck, Wilhelm IL, Tir-pitz, Ludendorff; und der Nationalbolschewismus . .102 8.Kapitel Der Alldeutsche Verband: E. Geibel, Hugenberg, Claß u. a., der AV, Imperialismus und Kriegspropaganda, Rathenau und Stresemann.............................................................. 123 9. Kapitel Deutschtums-Arbeit: v. Schönerer, Erste Wurzeln der NSDAP, der VDA, andere und Wehrverbände, Studen tenschaft, Vorgeschichte .................................................... 143 10. Kapitel Quellen der Gewalt: kriegerische Nationen, die Eng- länder, Repressalien, Konzentrationslager, Militarismus und Clausewitz ............................................................................... 157 11. Kapitel Militärische Elemente: Militärstaat und Militärkirche, Otto Dibelius, Bombenkrieg, Dolchstoßlegende, Kriegervereine, Freikorps und Schützenvereine . .172 12. Kapitel Die Heimat-Bewegung: Heimatkunst mit u. a. Ham- sun, Bartels, G. Fock, Griese, Bronnen, die Geopolitik (Haushofer), H. Grimm und Volk ohne Raum, Artama- nen und Arbeitsdienst (C. Hierl).................................................... 192 13. Kapitel Völkisches Denken: Allgemeines, Langbehn, D.Eckart, Rechtswissenschaftl. Jungdeutscher Orden, Wandervogel, die religiösen Völkischen .............................................................. 209 14. Kapitel Okkulte Wurzeln: Nazis und Hakenkreuz, die Ok- kulten, List, Lanz v. Liebenfels und der NT., v. Sebotten- dorf, Geheimgesellschaften (u. a. Thule), Haushofer und I. Trebitsch-Lincoln ........................................................................226 15. Kapitel Katholisches Christentum: Intoleranz, Index, Jesuiten- orden, Katholizismus und NS, der fromme Hitler und sein Rom-Bündnis.......................................................................... 252 16. Kapitel Die Evangelischen: Luther, die protestantische Theo- logie, Deutsche Christen, Neuland, die Geistlichkeit, Di- belius, NSDAP und Kirche.............................................................273 17. Kapitel Rassetheorien: Sozialdarwinismus, Gobineau, Lapouge, H. St. Chamberlain, Rosenberg, Arier und Nordische Rasse, R.Wagner, die NS-Rassetheoretiker und Rathenau . 291 18. Kapitel Rassenhygiene: Erbgesetze, Eugenik, Forel, Carrel, Eugenik in Deutschland und in aller Welt, die Euthanasie 312 19. Kapitel Die jüdischen Probleme: Judentum in Deutschland und sein Einfluß, Zionismus, das nationale deutsche Juden tum, jüdisdie Soldaten ....................................................................324 20. Kapitel Christlich-europäischer Antisemitismus: evangelischer (Dibelius-Halfmann) und katholischer Antisemitismus, in Europa und Rußland .......................................................................347 21. Kapitel Deutscher Antisemitismus bis 1900: Entwicklung und Personen, R. Wagner, Marr, Treitschke, Dühring, jüdische Antisemitismus, Stoecker u. v. a ....................................................368 22. Kapitel Deutscher Antisemitismus ab 1900: Lueger, Claß, v. Lenard, Sombart u. a., das Haus Ludendorff, Hitler und die Nationalsozialisten als Antisemiten, die Protokolle der Weisen von
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